Quellen Und Forschungen Aus Italienischen Archiven Und Bibliotheken
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Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut in Rom Bd. 85 2005 Copyright Das Digitalisat wird Ihnen von perspectivia.net, der Online-Publi- kationsplattform der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA), zur Verfügung gestellt. Bitte beachten Sie, dass das Digitalisat urheberrechtlich geschützt ist. Erlaubt ist aber das Lesen, das Ausdrucken des Textes, das Herunterladen, das Speichern der Daten auf einem eigenen Datenträger soweit die vorgenannten Handlungen ausschließlich zu privaten und nicht- kommerziellen Zwecken erfolgen. Eine darüber hinausgehende unerlaubte Verwendung, Reproduktion oder Weitergabe einzelner Inhalte oder Bilder können sowohl zivil- als auch strafrechtlich ver- folgt werden. ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN Übersicht 1. Allgemeines ................................. 570 2. Festschriften Ð Gesammelte Aufsätze Ð Kongreßakten ........ 576 3. Historische Hilfswissenschaften ..................... 642 4. Rechtsgeschichte .............................. 648 5. Mittelalter (chronologisch) ........................ 649 6. Frühe Neuzeit (chronologisch) ...................... 684 7. 19. Jahrhundert (chronologisch) ..................... 703 8. 20. Jahrhundert (chronologisch) ..................... 713 9. Italienische Landesgeschichte (Nord-, Mittel-, Süditalien) ...... 740 Olivier Poncet, Les entreprises e´ditoriales lie´es aux archives du Saint- Sie`ge. Histoire et bibliographie (1880Ð2000), Collection de l’E´ cole Franc¸aise de Rome 318, Rome (E´ cole Franc¸aise de Rome) 2003, 431 S., ISBN 2-7283- 0667-2, € 42. Ð Das vorliegende Werk, das in seiner Initiative aus der Diskus- sion am Ende einer vorhergehenden Tagung des französischen Instituts über das Supplikenwesen im Spätmittelalter (Collection de l’E´ cole Franc¸aise de Rome 310) hervorgeht, ist nicht nur eine Bibliographie, sondern auch ein Stück internationaler Wissenschaftsgeschichte der ausländischen Institute am Standort Rom. Anders als in den zahlreichen Veröffentlichungen anlässlich der in den letzten Jahrzehnten anstehenden Anniversarien des vatikanischen Archivs bzw. der ausländischen Institute, geht hier der Blickwinkel über natio- nale oder quellengattungsspezifische Grenzen hinweg auf die fruchtbare Kon- kurrenz, die vor allem zwischen den französischen, preußisch-deutschen und österreichischen Historikern und ihren jeweiligen institutionellen Anbindun- gen seit der Eröffnung der vatikanischen Archive um 1880 herrschte. Der Vf. zeichnet in einer längeren Einführung chronologisch die Etappen dieser Ent- wicklung anhand der Quelleneditionen der Institute aus den vatikanischen Beständen nach. Er unterteilt den Untersuchungszeitraum in vier große Zeit- abschnitte, die von der Öffnung des Archivs bis zur Entstehung der ersten großen Editionsunternehmungen (1880-ca.1890), den Pionieren und ihren QFIAB 85 (2005) ALLGEMEINES 571 „Goldenen Jahren“ (1890Ð1914) über die unruhigen Zeiten (1915Ð1945) hin bis zur Nachkriegszeit (1945ff.), genauer vom Wiederaufbau über die Hochzeit der fünfziger bis siebziger Jahre bis hin zum EDV-Zeitalter, reichen. Poncet liefert also eine wertende Gesamtschau der 120 untersuchten Jahre, auch wenn er im Vorwort Wert darauf legt, die einzelnen Editionsvorhaben nicht wertend kommentieren oder qualitativ einordnen zu wollen. Der Beginn einer historischen Erforschung der vatikanischen Archive ist von ersten, sehr limi- tierten und eher auf Bekanntschaften beruhenden Zugriffsmöglichkeiten ein- zelner Forscher auf das noch nicht allgemein zugängliche Quellenmaterial gekennzeichnet, deren Früchte jedoch Ð ausgenommen die Veröffentlichun- gen der Archivleiter selbst (erst Theiner, dann Hergenröther) Ð kaum publi- ziert werden konnten. Erst mit der Eröffnung des Archivs und damit zusam- menhängend der historischen Institute Frankreichs (1873), Österreichs (1874) und Preußens sowie der Görresgesellschaft (1888), die in einem Zusammen- hang mit der anderer großer Archive in Europa zu sehen sind, kam Bewegung in die Veröffentlichung der Ergebnisse und es entstanden die ersten großen Serien über die päpstlichen Register. Die Zeit der Pioniere begann. Die älteste Editionsreihe (Registres et lettres des papes) wurde geradezu zu einer Da- seinsberechtigung für das französische Institut, die (nach Poncet) wegen ihres globalen Anspruchs originellste und ambitionierteste blieb dem preußischen Institut (Repertorium Germanicum) vorbehalten. Nur jeweils wenige Jahre später kamen noch die entsprechenden Zeitschriftenreihen der Institute (im Falle Österreichs allerdings als Teil der Mitteilungen des Instituts für Österrei- chische Geschichtsforschung) hinzu, so dass nun für eine breit angelegte Öf- fentlichkeit der Arbeit gesorgt war. Das Interesse fokussierte sich jedoch trotz der Fülle der zugänglichen Bestände im Bereich des Mittelalters auf die päpst- lichen Register und im Bereich der Frühen Neuzeit auf das Staatssekretariat mit seinen Nuntiaturberichten, so dass sogar vertraglich vereinbarte Abspra- chen über die jeweiligen Interessensgebiete nach kolonialistischer Manier vorgenommen werden mussten. Erst später wurden auch andere Quellengrup- pen systematisch ins Visier genommen (so z.B. die der päpstlichen Finanzver- waltung oder die des Konzils von Trient durch die Görresgesellschaft). Wäh- rend andere Nationen (Großbritannien, Niederlande, Belgien und Spanien) mit eigenen Institutsgründungen und Publikationsreihen zu Anfang des 20. Jh. folgten, hielt sich die italienische Forschung bei der Auswertung der vatikani- schen Quellen auffallend zurück. Poncet verweist auf das Argument der Natio- nalstaatsbildung Italiens, die sich ja ausdrücklich gegen den Widerstand des Papstes vollzog und zu einer Distanzierung der nationalstaatlich engagierten Intellektuellen führte, aber auch auf den Quellenreichtum der ebenfalls in diesem Zeitraum eröffneten Staats- und Kommunalarchive in Italien, die den QFIAB 85 (2005) 572 ANZEIGEN UND BESPRECHUNGEN traditionell der eigenen Region verpflichteten Forschern nicht nur räumlich näher lagen. Der Erste Weltkrieg änderte die Rahmenbedingungen für die For- schung am Vatikan. Die neu entstandenen osteuropäischen Staaten konnten nun eigene Institutsgründungen verwirklichen (Rumänien 1922, Tschechoslo- wakei 1924 und Ungarn 1927) und eigene Editionen vorantreiben. Einige äl- tere Editionsreihen mussten dagegen vorerst eingestellt werden. Einerseits standen in Folge des Krieges und der allgemeinen Verteuerung des alltägli- chen Lebens viele Forscher oder gar die Institute selbst nicht mehr zur Verfü- gung, andererseits war wegen der Erhöhung der Druckkosten an einen Fort- gang der Editionen wie bisher nicht zu denken. Die Kosten und die in den zwanziger Jahren um sich greifende Bewegung internationaler Zusammenar- beit führten auch unter Forschern in Rom zu dem Wunsch, über die nationa- len Grenzen hinweg gemeinsame Publikationen voranzutreiben. Als Organ dieser Bemühungen sollte die 1929 gegründete Zeitschrift Annales Instituto- rum dienen, die vor allem von Historikern aus den kleineren Nationen unter- stützt und genutzt wurde. Die etablierten Forscher standen dagegen diesem Einsatz skeptisch gegenüber und ließen damit die weitere Entwicklung ver- sanden, zumal Ende der zwanziger Jahre viele Institute wieder ihren regulären Einsatz aufnahmen und auch z.T. methodisch neue Wege für ihre Editionsvor- haben fanden. Auch das Vatikanische Archiv selbst unter seinem neuen Leiter Angelo Mercati wie auch viele italienische Historiker trugen nun zu einem Aufschwung der Veröffentlichungen bei. Der Zweite Weltkrieg brachte dage- gen zunächst nur wenige entscheidende Änderungen wie die Schließung des österreichischen Instituts 1938 und die Verlagerung des französischen Insti- tuts nach Lyon 1940. Wichtiger war das Kriegsende, dass dem Einsatz der deutschen und österreichischen Forscher wiederum die Grundlagen entzog, den Franzosen, Spaniern und nun auch den Polen einen Neustart ermöglichte und die nicht verwirklichten Pläne der Vorkriegszeit mit der Gründung der Unione degli istituti di archeologia, storia e storia dell’arte 1949 vollendete. Diese Entwicklung führte zu einer Aufbruchstimmung, die in der erstmaligen Aufarbeitung des päpstlichen Register- und Kanzleiwesens und in der metho- dischen Reflexion vor allem der Edition der Nuntiaturberichte mündete. Die Publikationsserien der Belgier, Franzosen und Spanier machten erhebliche Fortschritte und auch die neuzeitlichen Bestände fanden jetzt gerade bei den Forschern aus bisher weniger vertretenen Ländern am Rande des christlichen Abendlandes, wie Irland, Ukraine, Weißrussland, Russland, oder gar aus dem Mittleren Orient oder Nordamerika ein breiteres Publikum. Während des Pon- tifikates Pauls VI. wurden die Aktenbestände weiterer Pontifikate bzw. Kon- gregationen zur Einsicht freigegeben und z.T. auch ausgewertet sowie eigene Publikationsreihen des Archivs begründet (Bibliografia dell’Archivio Vati- QFIAB 85 (2005) ALLGEMEINES 573 cano, Collectanea Archivi Vaticani, Archivum Historiae Pontificae). Die gleiche Tendenz setzte sich unter Johannes Paul II. z.T. noch verstärkt fort, so dass eine bis dahin nicht gekannte Öffnung in den letzten Jahrzehnten zu konstatieren ist. Der Einzug der Informatik in den siebziger und achtziger Jahren erbrachte eine Flut neuer Bände, aber auch neuer Reihen insbeson- dere zur neuzeitlichen Geschichte. Seit dem Fall der Mauer kommen auch weitere Forscher aus Tschechien, Ungarn oder Kroatien hinzu und bereichern das Spektrum der Veröffentlichungen.