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Das Wiener Vormärz-Slavica-Projekt hat sich die Auswertung von Materialien aus Unterhaltungsblättern und gelehrten Zeitschriften, welche in Wien in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen sind, zur Aufgabe gestellt. Dies erfolgt in Form einer nach Themenbereichen gegliederten kritischen Bestands aufnahme. Der fünfte Band der Reihe (IV Teile + Registerband) erfasst das Material zu den böhmischen Ländern und deren kulturelle Verbindung mit Wien. Der vorlie- gende Teil IV erschließt die Themenbereiche „Religion“, „Recht“ „Landeskunde“, „Politische Ökonomie“, „Naturwissenschaften und Mathematik“. „Die Gesamtstaatsidee war freilich nicht nur ein imaginärer ‚habsburgischer Mythos‘ (Claudio Magris), sondern gleichermaßen auch ein wohldurchdachtes realpoliti- sches Instrumentarium gegenüber den Phänomenen von akzellerierten zentrifugalen subregionalen, d. h. nationalen Ausdifferenzierungstendenzen, Phänomenen also, die für das ‚lange neunzehnte Jahrhundert‘ kennzeichnend waren und bis in das 20. Jahrhundert andauern sollten.“ „Kultur insgesamt kann als eine von ‚Grenzen‘ durchzogene ‚Semiosphäre‘ (Jurij Lotman) begriffen werden. Solche Grenzen wurden im Vormärz auch in Böhmen wahrgenommen, jedoch nicht als unüberbrückbar empfunden.“ Aus: Moritz Csáky, Vorwort zu BÖHMEN III (2014) „Es ist ein bedeutender Erkenntnisgewinn dieser Edition, wie trotz kultureller Überlappungen und Verschränkungen im Königreich Böhmen (…) Differenzen ver- festigt wurden. Dennoch gilt es auch festzuhalten und zu betonen – und auch das ver- mittelt die vorliegende Textsammlung –, dass die sprachlich differenten Literaturen trotz allem auch ein gemeinsames historisches und kulturelles Gedächtnis thematisie- ren konnten, das heißt, sich einer gemeinsamen Lebenswelt verdankten.“ Aus: Moritz Csáky, Vorwort zu BÖHMEN I (2011) GERTRAUD MARINELLI-KÖNIG ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien. x!7ID7A0-bhihbc! ISBN 978-3-7001-7871-2 867 Gertraud Marinelli-König DIE BÖHMISCHEN LÄNDER IN DEN WIENER ZEITSCHRIFTEN UND ALMANACHEN DES VORMÄRZ (1805–1848) Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur- und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien Teil IV RELIGION – RECHT – LANDESKUNDE – POLITISCHE ÖKONOMIE – NATURWISSENSCHAFTEN UND MATHEMATIK ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE SITZUNGSBERICHTE, 867. BAND Veröffentlichungen zur Literaturwissenschaft des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte unter der Leitung von Michael Rössner Nr. 32 GERTRAUD MARINELLI-KÖNIG Die böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz (1805–1848) Tschechische nationale Wiedergeburt – Kultur- und Landeskunde von Böhmen, Mähren und Schlesien – Kulturelle Beziehungen zu Wien Teil IV: RELIGION – RECHT – LANDESKUNDE – POLITISCHE ÖKONOMIE – NATURWISSENSCHAFTEN UND MATHEMATIK Vorgelegt von w. M. MORITZ CSÁKY in der Sitzung vom 21. März 2014 Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF): PUB 208-V18 Open Access: Wo nicht anders festgehalten, ist diese Publikation lizenziert unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung 4.0 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. This publication has undergone the process of anonymous, international peer review. Umschlaggestaltung: Veronika Wandl Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig. Bestimmte Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-7001-7871-2 Copyright © 2016 by Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien Satz: Crossdesign GmbH, 8042 Graz Druck: Prime Rate kft., Budapest http://epub.oeaw.ac.at/7871-2 http://verlag.oeaw.ac.at INHALTSVERZEICHNIS Vorwort . VII EINLEITUNG . XIII Ausgangslage . XV Methodik . XXV Quellenlage . XXIX Verzeichnis der ausgewerteten Zeitschriften . XXXIII Ergebnisse . XLI Abkürzungen / Siglen . LXIII RELIGION . 1 Katholizismus . 3 Religiöses Schrifttum . 3 Kirchengeschichte und -statistik . 29 Katholischer Klerus . 33 Protestantismus . 51 Religiöses Schrifttum . 51 Kirchengeschichte und -statistik . 53 Protestantischer Klerus . 57 Judentum . 61 Religiöses Schrifttum . 61 Verordnungen / Geschichte / Statistik . 67 Personalnachrichten . 69 RECHT . 73 Rechtslehre . 75 Historische Rechtsordnung und Rechtsfälle . 101 LANDESKUNDE . 107 Geographie und Statistik . 109 Allgemeine Geographie und Statistik . 109 Allgemeine Statistik und spezielle Statistik der böhmischen Länder . 117 Landkarten . 141 VI INHALTSVERZEICHNIS Spezielle Geographie und Ortsgeschichte der böhmischen Länder . 151 Prag und Umgebung . 183 Bäder und Gesundbrunnen . 223 Naturschönheiten / Naturwunder / Funde . 271 Burgen, Schlösser und Ruinen . 281 Kirchen, Stifte, Klöster . 299 Kunstbesitz / Monumente / Sammlungen / Stadtwappen / Baukunst . 309 Reiseberichte . 315 Sozial- und Volkskunde . 333 Ethnographie . 333 Das Riesengebirge | Krkonoše . 343 Volksfeste, Volksglauben, Trachten, Sitten und Gebräuche . 353 „Slavische Reunionen“ in Wien . 365 POLITISCHE ÖKONOMIE . 373 Armee und Militär . 375 Kommunikationsmittel und Verkehrsverbindungen . 379 Schifffahrt und Nautik . 379 Straßen- und Verkehrsverbindungen . 383 Eisenbahnwesen . 391 Bodenschätze und Bergbau . 403 Gewerbe, Handel und Industrie . 411 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Jagd . 445 Armut und Bedürftigkeit . 467 Wirtschaftliche Not, Epidemien, Katastrophen, Spendenaktionen . 467 Wohltätigkeit und Fürsorge . .. 481 NATURWISSENSCHAFTEN UND MATHEMATIK . 495 Naturwissenschaften allgemein . 497 Astronomie . 501 Mineralogie . 509 Chemie und Physik . 511 Botanik / Zoologie . 517 Medizin / Tierheilkunde . 529 Mathematik . 545 VORWORT Der vierte, abschließende Band der Böhmischen Länder in den Wiener Zeitschriften und Almanachen des Vormärz dokumentiert aber- mals das große Interesse, das Gegebenheiten, Persönlichkeiten, hier vor allem religiösen, wissenschaftlichen, sozialen und ökonomischen Zuständen und der Geschichte oder der Landeskunde von Böhmen und Mähren entgegengebracht wurde. Es sind dies überwiegend kei- ne wertenden Darstellungen oder belehrende Analysen aus dem ko- lonialen Blickwinkel der Metropole auf die Provinz, sondern nüch- terne, vorurteilsfreie Berichte, die über die neuesten Entwicklungen und gleichermaßen über die deutschen und vor allem „böhmischen“, d. h. tschechischen literarischen Produktionen in den Ländern der Wenzelskrone zu informieren versuchen. Eine Feststellung wie: „Die böhmische Literatur ist wieder durch mehrere Werke bereichert worden“ (S. 316) ist symptomatisch für eine solche neutrale Berichterstat- tung. Diese wertfreie Sichtweise mag zunächst insofern erstaunen, als diesen zeitgenössischen Berichten anscheinend etwas entgangen zu sein scheint, was freilich erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahr- hunderts als die beherrschende Tendenz dieser Periode hervorgeho- ben wird: Der Beginn des tschechischen nationalen Erwachens (na- tionale Wiedergeburt), das sich in das kollektive historische Gedächt- nis der nachfolgenden Generationen als die dominante Perspektive dieser Periode eingeschrieben hat, in welcher es um die zunehmende erfolgreiche Rückbesinnung auf die tschechischen Wurzeln des sprachlich und kulturell heterogenen Landes ging. Wenn nun diesen Umständen hier kaum Beachtung geschenkt wird, thematisiert der von Wien auf die Provinz gerichtete Blick viel mehr eine sprachlich und kulturell utraquistische Realität der böhmischen Länder im Vormärz,1 die freilich nie krisen- und kon- fliktfrei war, eine Einsicht, die vor allem den Bewohnern der hete- 1 Dazu u. a Jaroslav Střítecký, Tschechen in der alten Monarchie / in Böh- men, Mähren und Schlesien, in: Andrei Corbea-Hoisie, Jacques Le Rider (Hrsg.), Metropole und Provinz in Altösterreich (1880–1918), Iasy und Wien-Köln-Weimar: Polirom und Böhlau 1996, S. 123–142, bes. S. 125–127. VIII Vorwort rogenen, hybriden Haupt- und Residenzstadt nicht fremd sein konnte. Zugleich war man sich jedoch auch der Bereicherung be- wusst, die durch die Begegnung mit „Fremdheiten“, d. h. mit ei- nem neu erwachten Selbstbewusstsein der slavischen Völker der Monarchie selbst im Zentrum des Reiches entstehen konnte, durch die nun immer deutlicher wahrnehmbare Präsenz der „Provinz“ in der Metropole. Eine besondere Verdichtung erfuhren solche Begeg- nungen beispielweise in den späten vierziger Jahren anlässlich der „slavischen Reunionen“, der Besedy bzw. der Slawenbälle (S. 365– 372), an denen sich neben „alle[n] Stämme[n] des polyglotten [sla- vischen] Volkes“ (S. 372) auch die Angehörigen unterschiedlicher Nationalitäten und Stände Wiens trafen. Die musikalische Gestal- tung dieser Reunionen erfolgte nicht nur durch Komponisten sla- vischer Herkunft, auch Johann Strauß Vater und Sohn waren da- bei vertreten, wobei ein „Quodlibet aus slavischen Motiven“ von Johann Strauß Sohn besonders lobend hervorgehoben wird, „ein aus vielen ähnlichen Volksgesängen komponirtes Potpourri, das so lebhaft wirkte, daß ein großer Theil der Gesellschaft es singend beglei- tete“ (S. 370).2 Es mag dies ein konkreter Anhaltspunkt für den von Theodor W. Adorno mehrfach beschriebenen Wiener musikalischen „Dialekt“ sein, der zur „Weltsprache