Vorwärtsniedersachsen DEZEMBER 2009/JANUAR 2010 |
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vorwärtsNIEDERSACHSEN DEZEMBER 2009/JANUAR 2010 | WWW.SPD-NIEDERSACHSEN.DE EDITORIAL DIE ÖFFENTLICHE HAND WIRD AUSGEBLUTET Mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz legt die schwarz-gelbe Bundesregierung die Axt an die Handlungsfähgkeit der Kommunen und Kreise. Über die Konsequenzen sprach der Niedersachsen-vorwärts mit Hauke Jagau, dem Präsidenten der Region Hannover. vorwärts: Die schwarz-gelbe Bundesre- gierung hat mit ihrer Mehrheit das so genannte Wachstumsbeschleuni- gungsgesetz beschlossen ganz zum Ärger der meisten Kommunen und Kreise im Lande. Wo liegt das Ärgernis? Hauke Jagau: Die Bundesregierung ver- LIEBE GENOSSINNEN, teilt Steuergeschenke an die Wohlhaben- LIEBE GENOSSEN, den, wie zum Beispiel die Erstattung von Kosten für den Steuerberater, und uns in neulich auf unserem Kommunalkon- den Kommunen fehlt dadurch noch mehr gress habe ich das Wort Heimat benutzt: Geld, um unsere Aufgaben zu erledigen. »Wir wollen lebendige Kommunen, Ein anderes Beispiel: Indem der Steuerfrei- denn Kommunen sind Heimat.« Darauf betrag für Kinder erhöht wird, gewinnen bin ich angesprochen worden. Ich diejenigen, die ein hohes Einkommen meine, wir sollten Heimat nicht den haben, weil ihr zu versteuerndes Einkom- Konservativen überlassen, sondern mit men sinkt. Je mehr jemand verdient, desto ihnen um die Deutungshoheit fechten. höher ist die Entlastung. Wer kein Einkom- Heimat – für mich nicht ein schönes men hat, bekommt die 20 Euro Kindergel- Wort für Zurückgebliebenheit. Auch derhöhung im Monat, der Spitzenverdie- keine Idylle, schon gar nicht rückwärts- ner hingegen 400 Euro Steuerentlastung gewandt. Heimat bedeutet dauernde zusätzlich im Jahr. Das führt dazu, dass die Entwicklung. Heimat als gesellschaftli- Steuereinnahmen sinken – also kommt cher Prozess, meinetwegen auch als bei den Kommunen weniger an. Utopie einer menschen- und naturge- vorwärts: Nun sagt die Bundesregie- rechten Gesellschaft. Ernst Bloch rung ja, dass mit diesem Paket das Wirt- philosophiert darüber als »Utopie vom schaftswachstum und damit auch ein Umbau der Welt in Heimat«. Das ist Wachstum an Arbeitsplätzen einher- doch eine Aufgabe. Für Bloch steht die geht ... Schöpfungsgeschichte, das Vollkomme- Hauke Jagau: ... was Unfug ist. Für die Trübe Aussichten für ne, nicht am Anfang, sondern am Ende. Hotels zum Beispiel ist die Senkung des Hauke Jagau: ... na klar. Wir haben für Niedersachsens Rathäuser. Mittelpunkt ist der »arbeitende, schaf- Mehrwertsteuersatzes erst einmal ein unsere gesamten sozialen Systeme zu Foto: Lopo fende, die Gegebenheiten umbildende reines Geschenk. Solange sie nicht inve- wenig Geld. Zu wenig Geld für die Schu- und überholende Mensch«. Schließlich stieren, merkt die Wirtschaft nichts len, zum Erhalt und Ausbau des öffentli- »entsteht in der Welt etwas, das allen in davon. Die Gewinnspanne steigt und die chen Nahverkehrs, zu wenig Geld für die Kindheit scheint und worin noch Steuereinnahmen sinken. Schon jetzt Straßenunterhaltung. Die öffentliche niemand war: Heimat.« Eine schöne haben wir in den Kommunen eine kata- Hand wird konsequent ausgeblutet mit Botschaft für uns Sozialdemokratinnen strophale Finanzlage und unsere Sozial- der Folge, dass die Qualität der Dienstlei- und Sozialdemokraten zu Weihachten kosten steigen durch die Finanzkrise täg- stungen »vor Ort« einfach schlechter und fürs neue Jahr. lich. Das wird sich weiter verschärfen. wird. Die Idee, über Wachstum diese Krise vorwärts: Welche Folgen hat das Euer bewältigen zu wollen, ist deshalb irrsin- »vor Ort«? nig, weil man ca. 20 Prozent Wachstum Hauke Jagau: Eigentlich dürfen die Kom- bräuchte, um die Finanzprobleme zu munen nicht mehr Geld ausgeben, als sie Im Niedersachsen-vorwärts: lösen. einnehmen. Praktisch tun es viele schon »TiL – Themen im Landtag« Garrelt Duin vorwärts: Ausbaden müssen das die (Mittelteil Seiten 1–4) Landesvorsitzender meisten Bürgerinnen und Bürger ... Fortsetzung auf Seite 2 II NIEDERSACHSEN 12/2009 | 01/2010 vorwärts Fortsetzung von Seite 1 vorwärts: Was heißt das konkret für die sind Pflichtaufgaben, die wir nicht Region Hannover? gegenfinanziert bekommen. Diese Sum- seit Jahren, obwohl wir unsere Haushal- Hauke Jagau: 2009 haben wir es das me ist ausschließlich eine Folge der te von der Kommunalaufsicht im Gegen- erste Mal seit 7 Jahren geschafft, nicht Finanzkrise. Das so genannte Wachs- satz zu Bund und Ländern genehmigen mehr Geld für die laufenden Kosten aus- tumsbeschleunigungsgesetz ist da noch lassen müssen. Deshalb wird es in den zugeben, als wir einnehmen. 2010 fehlen nicht eingerechnet. kommenden Jahren immer weniger uns hierfür 170 Millionen Euro. Um diese vorwärts: Gibt es bei dieser Sachlage Investitionen geben und alles was nicht Summe einzusparen, müsste ich das für die Kommunen überhaupt Möglich- Pflichtaufgabe ist, droht gestrichen zu gesamte Personal der Region streichen keiten, sich zur Wehr zu setzen? werden. Das sind die so genannten frei- und den öffentlichen Nahverkehr völlig Hauke Jagau: Es ist ein Riesenproblem. willigen Leistungen, also die Kultur, die einstellen. Und in dieser Situation macht Das ist die politische Zielvorgabe der Hauke Jagau, Unterstützung von Vereinen und Ver- Schwarz-Gelb Steuergeschenke an Wohl- Bundesregierung und die ist legitimiert, Präsident der Region bänden und die Förderung ehrenamtli- habende. das muss man deutlich sagen. Wir wer- Hannover cher Arbeit. Schwarz-Gelb will weniger vorwärts: Gibt es denn in Nieders- den diejenigen sein, die das auszubaden Staat und das hat Konsequenzen für die achsen überhaupt noch Kommunen haben. Was wir machen müssen, ist klar: Kommunen. Die haben bald keine Chan- oder Kreise, die mit dieser Krise fertig Die Zusammenhänge müssen deutlich » ce mehr, auf Krisen angemessen zu rea- werden können? gemacht werden – in zwei Jahren wer- Die Bundes- gieren. Es gibt direkte Zusammenhänge Hauke Jagau: Ganz ganz wenige. Die den die Einnahmen wegbrechen. Mehr regierung verteilt zwischen der Stärke einer Kommune und Dimensionen sind allerdings überall können wir nicht tun. Wir können und Steuergeschenke dem Schutz, den sie ihren Bürgerinnen gleich. Unser Anteil bei den Sozialkosten werden protestieren, mit allen Spitzen- an die Wohlhaben- und Bürgern bieten kann. Nach wie vor steigt im nächsten Jahr um 64 Millionen verbänden, und hoffen auf Einsicht. Aber den.« gilt der alte Satz: »Einen schwachen Staat Euro. Davon entfallen allein 42 Millionen ob das etwas bringt, können wir zur Zeit Hauke Jagau können sich nur Reiche leisten«. Euro auf die Kosten der Unterkunft. Das nicht sagen. ■ AUSGEZEICHNETE BASISARBEIT Zwei Wilhelm-Dröscher-Preise gingen beim SPD-Bundesparteitag nach Niedersachsen Von Hans-Rainer Strang Auf dem SPD-Bundesparteitag vom 13.– GewerkschaftlerInnen und AWO-Mit- chen Mitteln große Wirkung erzielt wer- 15. November in Dresden erhielten die glieder dabei; Schirmherr war der Bun- den kann, sagte SPD-Landesvorsitzender Arbeitsgemeinschaft 60plus im Ortsver- destagsabgeordnete Sebastian Edathy. Garrelt Duin nach der Wilhelm-Drös- ein Northeim und die Jusos im Unterbe- Die in Dresden vertretenen SPD-Glie- cher-Preisverleihung und gratulierte den zirk Schaumburg/AG Bad Nenndorf derungen haben gezeigt, wie mit einfa- Preisträgern. ■ jeweils einen Dritten Preis. Mit dem Wil- helm-Dröscher-Preis würdigt die SPD auf ihren Bundesparteitagen herausragende und beispielhafte Leistungen von Par- teigliederungen. Der SPD-Kreisverband Osnabrück erhielt eine lobende Erwäh- nung für sein Zeitungsprojekt. Seit 1995 geht die AG 60plus in Nort- heim mit außergewöhnlichen Projekten und Ideen auf die Straße. In diesem Wahl- jahr wurde insbesondere der SPD-Würfel in verschiedenen Varianten eingesetzt. Mit ihrer Präsentation der Straßenaktio- nen aus den vergangenen 15 Jahren woll- te die Arbeitsgemeinschaft in Dresden zeigen, wie sie seit Jahren um den Erhalt TERMINE 2010 unserer Demokratie und das Erreichen Ausgezeichnete Basis-Aktvisten: Die Schaumburger Jusos erhalten von Heidemarie Wieczorek-Zeul echter sozialer Marktwirtschaft kämpft. den Wilhelm-Dröscher-Preis. Foto: Sascha Pickel Fr., Sa. 29. /30. 01.,16.30 Uhr Die Jusos im Unterbezirk Schaum- Klausur des burg und die Arbeitsgemeinschaft Bad Landesvorstandes in Achim Nenndorf haben unter dem Motto »Krea- vorwärts tiv gegen Rechts« eine Straßenmalerei Sa., 13.03., 11.00 Uhr durchgeführt. Am Vorabend der Naziauf- Landesparteirat PERSONALABTEILUNG märsche 2007 und 2008 in Bad Nenndorf Sa., 29.05., 10.00 Uhr wurde die Demonstrationsstrecke der Zum 5. Mal seit 1993 ist Polizeihauptkommissar Diet- Landesparteitag Stade Neonazis mit Slogans und Sprüchen mar Schilff als stellvertretender GdP-Landesvorsit- gegen Rechtsextremismus, Rassismus zender wiedergewählt worden. Der stellvertretende Sa., 04.09., 11.00 Uhr und Intoleranz versehen. Zusätzlich wur- Vorsitzende des SPD-Landesparteirates ist Vorsit- Landesparteirat den Plakate und große Transparente ent- zender des OV Rautheim, Mitglied des UBV Sa., 27.11., 11.00 Uhr lang der Strecke aufgehängt. Neben Braunschweig sowie Vorstandsmitglied der AfA im Landesparteirat Jusos und SPD-Mitgliedern aus den UB Braunschweig. ■ umliegenden Ortsvereinen waren auch 12/2009 | 01/2010 vorwärts NIEDERSACHSEN III WIR GESTALTEN DIE ZUKUNFT DIESER GESELLSCHAFT Münchens Oberbürgermeister Christian Ude begeisterte am 21. November gut 700 Besucher des Kommunalkongresses der niedersächsischen SPD in Hannover. Von Lothar Pollähne Christian Ude, drei Mal in Folge mit über 60 Prozent zum Oberbürgermeister von München gewählt, hält Steuersenkun- gen schlicht für unsozial . »Wir sind für eine sozial