HESSEN SCHIENE Nr. 105 Oktober - Dezember 2016

• Erste Bilanz für Korbach - Frankenberg • Lumdatal: Reaktivierung bis Londorf teuer • Wiederinbetriebnahme im Aartal stockt 4:lqZKZ 04032 D: 2,80 Euro Seite 2

Karikatur: Jürgen Janson

Impressum

Herausgeber Pro Bahn & Bus e.V. Erhältlich bei den Bahnhofsbuchhandlungen , Bad Nauheim, Darmstadt Hbf, Redaktionell Friedrich Lang (M) Hbf, Frankfurt (M) Süd, Frankfurt (M) Höchst, verantwortlich [email protected] Friedberg (Hessen), , Gießen, Göttingen, Hanau Layout Jürgen Lerch Hbf, Kassel Hbf, Kassel-Wilhelmshöhe, Limburg, Hbf, Hbf, Marburg, Offenbach (M) Hbf, Kontakt Bahnhofstraße 102 Rüsselsheim, Wiesbaden Hbf 36341 Lauterbach Tel. & Fax (06641) 6 27 27 Abonnement: Acht Ausgaben 18,00 Euro [email protected] (Deutschland); 26,00 Euro (Ausland / Luftpost). www.probahn-bus.org Der Bezug ist für Mitglieder von Pro Bahn & Bus AG Gießen VR 3732 kostenfrei. Druck Druckhaus Gratzfeld, Butzbach Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1. Dez. 2010 Auflage 1400 Exemplare Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmi- Mitarbeiter dieser Ausgabe: Hermann Hoffmann, gung des Herausgebers. Der Herausgeber ist Friedrich Lang, Jürgen Lerch, Hans-Peter Günther, berechtigt, veröffentlichte Beiträge in eigenen Jürgen Schmied, Achim Heinz, Mikael Labib, Christa gedruckten und elektronischen Produkten zu Becker, Andreas Christopher verwenden und eine Nutzung Dritten zu gestatten. Eine Verwertung urheberrechtlich geschützter Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 20.11.2016 Beiträge, Abbildungen etc. ist unzulässig, soweit sich Erscheinungsweise: vierteljährlich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.

2 HS Nr. 105 Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, in unserem Verband Pro Bahn & Bus und damit auch in der Hessenschiene liegt stets ein Themenschwerpunkt auf dem Verkehr im ländlichen Raum unseres Bundeslandes. Das täuscht uns aber nicht darüber hinweg, dass es auch in den Ballungsräumen, und da insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, nicht überall rund läuft. Betrachten wir die Verbindung zwischen Frankfurt und Wiesbaden, also zwischen der größten und der zweitgrößten hessischen Stadt. Die direkte, gut 41 Kilometer lange nordmainische Eisenbahnlinie wird ganz überwiegend stündlich (!) von Regional- expresszügen (VIAS) befahren. Dazwischen verkehren halbstündlich S-Bahnen, die mit 42 Minuten Fahrzeit und 11 Zwischenhalten zwischen den Hauptbahnhöfen der Städte keine attraktive Verbindung herstellen. Die weiteren städteverbindenden S- Bahnlinien S8 und S9 liegen mit 53 bzw. 46 Minuten Fahrzeit noch darüber. Auf der nordmainischen, historisch als „Taunuseisenbahn“ bezeichneten Strecke könnte ohne weitere Ausbauten ein besserer Fahrplan mit mehr direkten Zugverbin- dungen eingeführt werden. Hattersheim (ca. 27.000 Einwohner) und Hochheim (ca. 17.000 Einwohner) stünde auch eine Regionalexpress-Verbindung zu. Aber auch südmainisch sieht es nicht viel besser aus: Von Mainz (rund 210.000 Einwohner) nach Frankfurt verkehrt über den Tag pro Stunde ein Regionalexpress, entweder von Saarbrücken (vlexx) oder Koblenz (Süwex). Immerhin fahren hier stündlich IC- oder ICE-Züge nach Frankfurt, die aber mit Verbundfahrausweisen nicht benutzbar sind. In der Hauptverkehrszeit gibt es zusätzliche Fahrten, z.B. von nach Frankfurt. Das Angebot ist aber vollkommen ungenügend, und so finden sich viele Pendler im täglichen Stau auf den Autobahnen A60 und A66 Richtung Frankfurt wieder. Die Bahninfrastruktur ist auf dem Korridor Mainz – Flughafen – Stadion – Frankfurt Hauptbahnhof überlastet. Man fragt sich, wie die Züge der geplanten Regionaltangente West noch in den Flughafentunnel eingefädelt werden sollen, da es schon heute oft zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommt. Ausbaupläne zwischen Mainz und Flughafen sind außer der Wallauer Spange, welche aber Mainz nichts bringt, nicht bekannt. Es wäre erforderlich, wenn die Hessische Landesregierung in nächster Zeit nicht nur ein Augenmerk auf die Neubaustrecken nach Mannheim und Fulda legt, sondern auch den Nahverkehr im Rhein-Main-Gebiet einer kritischen Bestandsaufnahme unterzieht. Sie muss sich dafür einsetzen, dass die neuralgischen Punkte systematisch ausgebaut werden. Ein „Weiter so“ im Straßenverkehr bringt das Rhein-Main-Gebiet sonst an den Verkehrskollaps.

Wolfgang Klapdor, Vorsitzender Pro Bahn & Bus e.V.

HS Nr. 105 3 Buchfahrplan

Pinwand ...... 4 Tipps und Infos ...... 6

Bilanz nach einem Jahr Frankenberg - Korbach ...... 7 KVG verlängert Bahnsteige ...... 9 Herkulesbahn: Vor 50 Jahren stillgelegt - seit 14 Jahren Kampf um Wiederaufbau .. 11

Lumdatalbahn: NKU stellt Reaktivierung bis Allendorf in Aussicht ...... 13 Nach Streckensperrung: Schlechte Fahrgastinformation im Bahnhof Marburg ...... 17 Familien aus dem Lumdatal erleben die Wetterauer Museumseisenbahn...... 18 Aartalbahn: „Alles liegt auf Eis“ ...... 20 Westerwaldkreis tritt dem VRM-Gemeinschaftstarif bei ...... 22 Stadt Karben führt subventionierte Einzelfahrscheine ein ...... 24

Frankfurts U5 bleibt kurios ...... 25 Lückenschluss bei der U-Stadtbahn Frankfurt ...... 27 Überarbeitetes Betriebskonzept auf der Dreieichbahn erfolgreich gestartet...... 29 Rückblick: Mit dem Zug zum Sunset-Boulevard ...... 30 Modernisierung des Bahnhofs Bruchköbel ...... 31

Überwaldbahn: Überleben als Draisinenstrecke ...... 32

Spielen „Zweisystem“-Lösungen noch eine Rolle bei der Verkehrsplanung? ...... 33 Untersuchung über mögliche Streckenreaktivierungen in Hessen ...... 37

Dienst auf dem Lehrstellwerk ...... 43

Streckentelegramm ...... 45 Schlusslicht ...... 50

Titelbild: Letzter Herbst für die Triebwagen der Baureihe 628 auf der Vogelsbergbahn. Am 28.10.2011 fährt ein Triebwagen in den Bahnhof Ehringshausen (Oberhess) ein.

Rückseite: In den frühen Morgenstunden des 9. Oktober 2016 endete endgültig die Ära des Ptb-Wagens im Linieneinsatz bei der VGF in Frankfurt. Kurz vorher konnten noch einmal beide Lackierungen und der Werbe-Ptb in Eckenheim nebeneinandergestellt werden. Foto: Yannick Steinle

Alle Fotos ohne Namensnennung: Jürgen Lerch

4 HS Nr. 105 Pinwand

Pro Bahn & Bus e.V. ist Mitglied Unsere Treffen vor Ort: im Deutschen Bahnkunden-Verband e.V.

Regionalverband Mittelhessen Unsere Aktiven vor Ort: Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3, 35510 Butzbach Telefon (0 60 33) 1 60 47 Regionalverband Nordhessen [email protected] Regionalleiter Hermann Hoffmann Postfach 10 29 40, 34029 Kassel Regionalverband Rhein-Main Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9 Regionalleiter Gernot Hornik Feldgasse 5, 65510 Hünstetten Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Schienenverkehrs im Raum Marburg e.V. (AFS) [email protected] 1. Vorsitzender Michael Marinc Stadtgasse 27, 35216 Biedenkopf Bereich Südhessen und Rheinhessen Telefon: ( 0 64 61) 51 01, Fax: (0 64 61) - 92 39 71 Ansprechpartner: Wolfgang Klapdor [email protected] Zeppelinstraße 16, 67578 Gimbsheim Telefon 0177 788 118 2 Regionalverband Osthessen e.V. [email protected] Regionalleiter Stefan Sitzmann Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach Zentrale, Geschäftsstelle Lauterbach Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach [email protected] Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 [email protected]

HS Nr.105 5 Tipps und Infos

Deutsche Bahn erhöht Ausweitung Fahrpreise von interna- (jl) Zum Fahrplanwechsel im Dezember tionalen erhöht die Deutsche Bahn (DB) ihre Prei- Verbindungen se für Reisen in der 1. und 2. Klasse im Fernverkehr, erstmals nach drei Jahren. (hpg) Ab Frankfurt Die Preise steigen um durchschnittlich 1,3 wird das Angebot Prozent; die Preise für die privaten der ICE-Linie Frankfurt/Main – Köln – BahnCards 25 und 50, die Sparpreise und Aachen –Brüssel auf sechs bzw. sieben ICE- die Reservierungen bleiben stabil. Fahrten pro Tag und Richtung ausgeweitet. Dadurch können nahezu zweistündliche Die sogenannten Flexpreise (die frühe- ICE-Direktverbindungen nach Brüssel an- ren Normalpreisw) steigen um 1,9 Prozent, geboten werden. die Preise für Streckenzeitkarten um 3,9 Prozent und die Preise für die Bahn- card 100 um 2,5 Prozent – jeweils durch- schnittlich. Das Stornoentgelt für Um- tausch und Erstattung wird um 1,50 Euro auf 19 Euro erhöht.

Übel spielt die Deutsche Bahn im Fern- verkehr allerdings ihren Stammfahrgästen am Wochenende mit: Die Bahn weitet zunächst für ein Jahr ihren Test zum diffe- renzierten Flexpreis deutschlandweit aus. Die ICE- und TGV-Verkehre vom Frankfurter Seit August testet die DB auf den Strecken Hauptbahnhof nach Frankreich, Belgien und Frankfurt/Main–Köln und München– den Niederlanden werden ausgebaut Nürnberg Flexpreise, die sich tageweise in der Höhe leicht unterscheiden. Zu Spitzen- Auch zwischen Frankfurt/Main, Köln zeiten am Freitag und Sonntag wird der und Amsterdam erhöht sich die Zahl der normale Flexpreis nochmal um 2,9% hö- ICE-Direktverbindungen auf sieben bzw. her ausfallen. acht ICE pro Tag und Richtung. Hier gibt es unter anderem eine neue schnelle Früh- Die Preise für Streckenzeitkarten im verbindung nach Amsterdam. Fernverkehr werden nach vier Jahren Sta- bilität um durchschnittlich 3,9 Prozent an- Eine schnellere Verbindung gibt es ab gehoben. Im Zuge der Preisanpassung gibt Fahrplanwechsel auch nach Paris. Zwei es aber auch eine Verbesserung des Ange- neue Sprinter über Strasbourg verkürzen bots: Alle rund 40.000 Inhaber einer die Reisezeit von derzeit noch 4:35 Stun- Streckenzeitkarte erhalten eine kostenlo- den auf 3:40 Stunden ab Frankfurt. se BahnCard 25 für die 1. Klasse.

6 HS Nr. 105 Nordhessen aktuell

Neues von der Edertalbahn Bilanz nach einem Jahr Frankenberg – Korbach (js) Im September 2015 wurde die Edertalbahn Frankenberg – Korbach in Be- trieb genommen. Aus diesem Anlass zog der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) eine positive Bilanz nach Ablauf eines Jahres. Nach Auskunft des NVV liegen noch nicht alle Schlussrechnungen vor, jedoch könne man schon jetzt davon ausgehen, dass der Kostenrahmen von 22,9 Millionen Euro für die Reak- tivierung eingehalten wurde. An den Herstellungskosten waren das Frankenberg, sieht Land mit 16,7 Mio., der Kreis mit 4,6 Mio., das Potential, die die Kurhessenbahn mit 1,5 Mio. und der Fahrgastzahlen noch- NVV mit 0,1 Mio. Euro beteiligt. Das De- mals zu verdoppeln. fizit aus dem Betrieb soll auf 200.000 Euro Derzeit wird die Stre- pro Jahr begrenzt werden. Kurhessenbahn cke an Wochenenden und NVV gehen davon aus, dass die Stre- stärker frequentiert cke seit der Eröffnung von rund 150.000 als an Werktagen, was Fahrgästen genutzt wurde, das entspricht auf eine intensive Nutzung im Tourismus 440 Fahrgästen am Tag. Zu Spitzenzeiten schließen lässt. Um die Strecke für den nutzten sogar bis zu 700 Fahrgäste am Tag Freizeitverkehr attraktiver zu gestalten, soll die neue Zugverbindung. Dr. Reinhard ab Dezember diesen Jahres eine zusätzli- Kubat, Landrat des Landkreises Waldeck- che Fahrt um 20 Uhr ab Korbach nach An Spitzentagen fahren bis zu 700 Fahrgäste auf der reaktivierten Strecke Korbach - Frankenberg. Das Fahrgastaufkommen hat im Bahnhof Korbach nicht zuletzt dank guter Anschlüsse stark zugenommen.

HS Nr. 105 7 Nordhessen aktuell

In Viermünden ist der Bau eines Kreuzungs- bahnhofs geplant. Das Bild entstand vor der Reaktivierung der Strecke im Jahr 2014

furt sicherstellen zu kön- nen, ist der Bau des Kreuzungsbahnhofes er- forderlich. Viermünden markiert auch die Mitte zwischen Marburg und Frankenberg angeboten werden. Diese Ver- Brilon/Wald. bindung besteht derzeit nur am Wochen- Die Kosten für den Umbau werden mit ende. Weiterhin soll die Tarifkooperation 3,5 Millionen Euro angegeben. In Vier- mit den Verkehrsverbünden in Rhein-Main münden müssen dafür eine Halle abgeris- und Westfalen verbessert werden. sen, ein zweiten Gleis verlegt, zwei Wei- Kreuzungsbahnhof in Viermünden chen eingebaut und weitere Signalanlagen installiert werden. Zwischen den beiden Am Abend des 2. September stellten Gleisen soll ein Mittelbahnsteig entstehen, Hans-Martin König von der Kurhessen- der einen barrierefreien Zugang erhalten bahn und Anette Blumberg vom Nordhes- wird. Ein regensicherer Unterstand und sischen Verkehrsverbund (NVV) vor etwa Park-and-Ride-Parkplätze werden ebenfalls 60 Zuhörern in Frankenberg-Viermünden gebaut. Ein gelegener Bahnübergang die Pläne für den geplanten Umbau des soll mit Lichtzeichenanlagen und Halb- dortigen Bahnhofes vor. Wie bereits berich- schranken technisch gesichert werden. Für tet, plant die Kurhessenbahn dort den Bau die notwendige Verbreiterung der Straße eines zweigleisigen Kreuzungsbahnhofes. müsse aber noch ein 75 Quadratmeter gro- Der Baubeginn ist für Februar 2017 geplant, ßes Grundstück gekauft werden. Nach der die Fertigstellung für Dezember 2017. technischen Sicherung des Bahnübergangs Allerdings wurden die Baupläne in den letz- entfallen auch die Pfeifsignale der Züge. ten zwei Jahren nochmals modifiziert. Der Bau des Kreuzungsbahnhofes wird erfor- Die heiße Phase der Bauarbeiten soll im derlich, weil das Fahrplangefüge auf der Juli 2017 mit den Sommerferien beginnen. Oberen Ruhrtalbahn ab Dezember 2017 Die Maßnahmen werden mit anderen Ar- verändert wird. Um dann noch die An- beiten an der Strecke kombiniert. So soll schlüsse in Brilon-Wald in Richtung Dort- zeitgleich ein Gleisumbau zwischen mund und in Marburg in Richtung Frank- Münchhausen und Frankenberg sowie der

8 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell

Bau von drei Brücken zwischen Korbach onen Zugkilometer zurück und befördert und Brilon/Wald durchgeführt werden. täglich bis zu 6.000 Fahrgäste in ihren 27 Während der Bauarbeiten soll der Verkehr Triebwagen. Bisher werden diese Triebwa- mit Bussen abgewickelt werden. gen in Baunatal oder in Limburg gewartet und müssen dazu immer dorthin überführt Trotz des Kreuzungsbahnhofes wird werden. Nun soll in Korbach für elf Millio- Viermünden Bedarfshalt bleiben. Das be- nen Euro eine neue Triebwagenwerkstatt deutet, dass der zuerst ankommende Zug gebaut werden, um diese Wartungs- und logischerweise halten muss, der zweite kleinere Reparaturarbeiten durchführen zu allerdings nur bei Bedarf. Steht kein Fahr- können. So können beispielsweise verstopf- gast auf dem Bahnsteig und hat niemand te Toiletten, defekte Klimaanlagen oder seinen Ausstiegswunsch beim Lokführer klemmende Türen dort auch über Nacht angezeigt, fährt der Zug ohne Halt durch. repariert werden. Zusätzlich soll auch eine Auch ein Fahrscheinautomat soll dort nicht Waschanlage gebaut werden, um die Trieb- aufgestellt werden. Die Fahrscheine kön- wagen von außen zu reinigen. Die Werk- nen nach Auskunft des NVV ab Dezem- statt wird gegenüber dem Containerbahn- ber 2017 beim Zugbegleiter gekauft werden. hof und der Lagerhalle der Spedition Brass Triebwagenwerkstatt in Korbach im Industriegebiet in Bahnhofsnähe gebaut werden. Der Baubeginn ist für Februar 2017 Wie bereits in der Hessenschiene berich- terminiert. Die Werkstatt soll im Dezem- tet, plant die Kurhessenbahn den Bau ei- ber 2017 in Betrieb genommen werden, die ner Triebwagenwerkstatt in Korbach. Hans- Fahrzeugwaschanlage ab März/April 2018. Martin König von der Kurhessenbahn stell- In der Triebwagenwerkstatt und den an- te die Pläne in Korbach vor. Die Kurhessen- grenzenden Büros werden rund 20 neue bahn legt auf ihrem Netz jährlich 2,4 Milli- Arbeitsplätze entstehen.

KVG verlängert Bahnsteige: Land gibt 1,2 Mio. Euro für Kasseler Tram (jl) Mit 1,2 Mio. Euro unterstützt das Land Hessen die Stadt Kassel bei der Anpas- sung ihrer Straßenbahn-Haltestellen an die Entwicklung der Fahrgastzahlen. Den Bescheid übergab Verkehrs-Staatssekretär Mathias Samson Ende Septem- ber an Dr. Thorsten Ebert, Vorstand der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG). Das Land trägt damit über die Hälfte der Gesamtkosten von 1,93 Mio. Euro. Das Geld dient der Verlängerung der Mitte). Die KVG will dort künftig in Stoß- Bahnsteige an den Haltestellen der Strecke zeiten Straßenbahnen mit Beiwagen ver- von der Stadtgrenze zu Baunatal über die kehren lassen, „um die in den vergangenen Frankfurter Straße bis zur Ihringshäuser Jahren kontinuierlich gewachsenen Fahr- Straße sowie auf der Helleböhnstrecke gastzahlen zu bewältigen. 2011 hatten wir (Walther-Schücking-Platz bis Oberzwehren jährlich 39,5 Millionen Fahrgäste, 2014

HS Nr. 105 9 Nordhessen aktuell

Verkehrs-Staatssekretär Mathias Samson (r.) übergibt an Dr. Thorsten Ebert, Vorstand der Kasseler Verkehrs-Gesell- schaft (KVG) den Bescheid. Foto: KVG

Umstieg auf den ÖPNV“, sagte der Staatssekretär. Neben längeren Bahnstei- gen benötigen die mit Beiwagen ausge- statteten Trams auch eine stärkere Strom- versorgung. Auch an diesen Investitionen beteiligt sich das Land.

Bei der Verlängerung werden die Bahnsteige auch barrierefrei ausgebaut. waren es schon knapp 46 Millionen. Da wir Künftig ermöglichen sie den stufenlosen davon ausgehen, dass wir auch in Zukunft Ein- und Ausstieg und bieten taktile mehr Menschen für den ÖPNV gewinnen Leitstreifen für Sehbehinderte. Der Ausbau können, verschaffen uns die Beiwagen die soll im Herbst 2016 beginnen. notwendigen Kapazitäten“, erläutert KVG-Vorstand Ebert.

Für Fahrgäste wird die Fahrt damit komfortabler und entspannter. Sie fin- den nicht nur mehr Sitzplätze, sondern auch mehr Türen zum Ein- und Aus- stieg, so dass die Wagen auch bei ho- hem Passagieraufkommen nicht so lan- ge an den Haltestellen warten müssen und den Fahrplan besser einhalten kön- nen. „Dies ist ein weiterer Anreiz zum In der Werkstatt der KVG in Kassel-Wilhelmshöhe stehen zahlreiche Beiwagen zum Umbau bereit

Anlässlich einer Testfahrt kam am 30.9.2016 ein Beiwagen auch auf die Lossetalbahn, hier an der Haltestelle Bürgerhaus in Hessisch- Lichtenau 2 Fotos: Dr. Heribert Menzel

10 HS Nr. 105 Nordhessen aktuell

Kassels Herkulesbahn Vor 50 Jahren stillgelegt – seit 14 Jahren Kampf um den Wiederaufbau (hh, fl) In Hessen kämpfen etwa ein halbes Dutzend Initiativen um die Wieder- inbetriebnahme von Bahnstrecken als Eisenbahn und teilweise auch als Stra- ßenbahn. Herausragend sind die Bemühungen um die Strecke Darmstadt Ost – Groß Zimmern, die Aartalbahn Wiesbaden – Bad Schwalbach, die Horlofftalbahn sowie die Lumdatalbahn in Mittelhessen und die Herkulesbahn in Kassel. Vor gut 50 Jahren, am 11. April 1966, 1920er und 1930er Jahren aber auch Per- fuhr Kassels legendäre Herkulesbahn zum sonenverkehr statt. Die stadtseitige End- letzten Mal. Der anfangs als Kleinbahn und stelle befand sich ab 1909 im Kirchweg später als Straßenbahn konzessionierte nahe der Wilhelmshöher Allee, wo auch Schmalspurbetrieb hatte von 1903 an nicht Anschluss an die regelspurige Kasseler Stra- nur zahllose Ausflügler und Anwohner ßenbahn bestand. Zuvor endete die Stre- transportiert, sondern diente vom Beginn cke weiter stadtauswärts am „Palmenbad“, im Jahr 1902 an auch der Abfuhr von Bo- wo aber ebenfalls ein Umstieg zur städti- denschätzen aus verschiedenen Gruben des schen Straßenbahn möglich war. Habichtswaldes. Zweiglinien erschlossen ab 1911 den Stadtteil Brasselsberg und ab 1917 Dass die anfangs private Herkulesbahn bzw. 1918 das Bergbaugebiet Hohes Gras. die Meterspur gewählt hatte, dürfte ihren Die Strecke zum Hohen Gras diente pri- Niedergang in den 1960er Jahren beschleu- mär dem Güterverkehr, es fand in den nigt haben. Denn sie hatte nach der Über- nahme durch die Kasseler Verkehrsgesellschaft KVG einen Sonderstatus im Netz mit eigenem Fahrzeugpark und eigener Werkstatt. Zwar war die Umspurung tech- nisch machbar und auch stellenweise bereits schon vorbereitet, aber die Zeichen der Zeit standen in den 1960er Jahren eindeutig ge-

Tw 14 passiert mit Bw 73 am 13. März 1965 die Bedarfs- haltestelle Krähhahnstraße zwischen Herkules und Neu- Holland. Foto: Dr. Heribert Menzel

HS Nr. 105 11 Nordhessen aktuell

Tw 15 hat mit Bw 75 die Endstation Herkules verlassen und ist auf der Gefällstrecke nach Neu-Holland. Foto (13.3.1965): Dr. Heribert Menzel gen den Nahverkehr auf der Schie- ne. So blieb die Übernahme ge- brauchter, aber technisch noch zeit- gemäßer Straßenbahnwagen aus Solingen im Jahr 1960 der letzte Ver- such einer Modernisierung. Seit 14 Jahren kämpft der För- derverein Neue Herkulesbahn e.V. darum, schonenden und sozialverträglichen Ver- das Kernstück der Herkulesbahn in zeitge- kehrserschließung bedarf. Die Besucher- mäßer Form wieder aufzubauen. Entstehen zahlen des Bergparks steigen stetig und der soll die Teilstrecke Druseltal – Herkules auf Druck durch parkplatzsuchende Gäste der alten Trasse, aber selbstverständlich in nimmt in gleichem Maße zu. Hierüber hat Regelspur und damit kompatibel zur Kas- die Hessen-Schiene wiederholt berichtet. seler Straßenbahn. Da das Druseltal gemäß Der Förderverein Neue Herkulesbahn der Kasseler Liniennetzreform künftig von hat kontinuierlich daran gearbeitet, dass aus der Tramlinie 4 befahren wird, entstünde einem anfangs vielfach als „spinnerte Idee“ eine touristisch vermarktungsfähige West- belächelten Plan ein ernst genommenes Ost-Verbindung vom Herkules quer durch und viel diskutiertes Verkehrskonzept für Kassels Innenstadt bis ins Lossetal. Die das UNESCO-Welterbe geworden ist. Trasse der alten Herkulesbahn ist zwischen Beispielsweise hat sich der Ortsbeirat des dem Siedlungsgebiet Neu Holland und der bedeutenden Stadtteils Wilhelmshöhe hin- alten Endstelle Herkules noch vorhanden ter die Pläne gestellt. Dieser Stadtteil wür- und wird heute als Wanderweg genutzt. de in besonderem Maße profitieren, durch Zwischen Neu Holland und dem talseitigen die entlastende Wirkung beim PKW-Ver- Anschluss an die Straßenbahn im Druseltal kehr ebenso wie durch die vernetzende ist die Trasse in der verbreiterten Drusel- Wirkung der erweiterten Straßenbahnlinie talstraße aufgegangen. Ein eingleisiger Neu- für die Gastronomie und den Einzelhan- bau ist aber problemlos umsetzbar. del. Der Förderverein sucht neue und vor An sich weist das Stadtgebiet nordwest- allem aktive Mitglieder, um seine Präsenz lich der Straßenbahn-Endstelle Druseltal und sein hohes fachliches Niveau langfris- keine straßenbahnwürdige Besiedlungs- tig aufrecht erhalten zu können. Interes- dichte auf. Mit dem Bergpark Wilhelms- senten erhalten Informationen unter höhe ist aber ein starker Fahrgast-Frequenz- www.neue-herkulesbahn.de oder beim bringer vorhanden, der zudem als UNES- Förderverein Neue Herkulesbahn Kassel CO-Welterbe einer besonders umwelt- e.V., Postfach 101 222, 34012 Kassel.

12 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell

Lumdatalbahn: Nutzen-Kosten-Untersuchung stellt Reaktivierung bis Allendorf in Aussicht (fl) Die am 9. September in Gießen vorgestellte Nutzen-Kosten-Untersuchung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes RMV bescheinigt der Lumdatalbahn prinzi- piell Chancen, erteilt dem Abschnitt Allendorf/Lumda – Rabenau-Londorf der Lumdatalbahn jedoch eine Absage. Zu hoch seien die Kosten, verursacht vor allem durch die Häufung von Brückenbauwerken auf dieser Teilstrecke. Zudem lägen die Fahrgastzahlen auf diesem hintersten Stück der Lumdatalbahn am niedrigsten. Argumente, die der Verein Lumdatalbahn e.V. (LB e.V.) nicht unwi- dersprochen lässt.

Die Studie des Büros Rhein-Main-Ver- Somit bescheinigt die kehrsverbund Servicegesellschaft mbH NKU nur dem Ab- (rms) nennt Investitionskosten von 13,7 Mil- schnitt bis Allendorf/ lionen für die Wiederinbetriebnahme der Lda prinzipielle Lumdatalbahn. Diese Summe liegt deutlich Chancen. Wie das unter der Prognose der Vorstufenunter- Verhältnis von Nutzen suchung, die einen Betrag von 16,5 Millio- und Kosten auf dieser nen genannt hatte. Allerdings differenziert Teilstrecke genau aussieht, wird eine An- die aktuelle Nutzen-Kosten-Untersuchung schlussuntersuchung beleuchten, die bereits (NKU) zwischen den Investitionsbeträgen beauftragt wurde. Die Teilstrecke bis Allen- für die Teilstrecken (Gießen-) Lollar – Allen- dorf/Lda sollen 1580 Reisende pro Werk- dorf/Lda und Allendorf/Lda – Rabenau- tag nutzen. Londorf. Demnach würden auf den letz- ten Abschnitt alleine 6,6 Millionen Euro Für den Verein Lumdatalbahn e.V. ist entfallen – für 320 Reisende pro Werktag. es in Ordnung, dass die letzte Teilstrecke vor dem Endbahnhof über eher niedrige Fahrgastzahlen verfügt. Das ist bei der aner- kannt erfolgreichen „Taunus- bahn“ nicht anders. Deren hin- terster Abschnitt von Gräven- wiesbach nach Brandobern- dorf wurde für prognostizierte 300 Fahrgäste pro Tag sogar

Ein erheblicher Kostenfaktor bei der Reaktivierung der Lumdatal- bahn sind die Brücken auf dem letzten Streckenabschnitt, hier die Lumdabrücke bei Londorf

HS Nr. 105 13 Mittelhessen aktuell

Auch die Brücke über die L3146 müsste saniert werden

komplett wiederaufgebaut. Diese Strecke verfügt außer- dem über einen Tunnel, der den Unterhaltungsaufwand der Lumdatalbahn-Brücken noch übertrifft und zurzeit für 10 Mio Euro saniert wird. Eine Einzelbetrachtung von Teilstrecken ist nach LB e.V. – Überzeugung nicht ziel- führend, zumindest dann nicht, wenn man einem Umsteigeknoten profitiert auch der die Inbetriebnahme der Bahn auch als örtliche Einzelhandel, denn viele Fahrgäs- Strukturförderung begreift. te, die mit dem PKW den Bahnhof aufsu- chen, kaufen nach der Arbeit oder dem Außerdem sprechen auch Infrastruktur- Studientag noch ein. gründe dafür, die Bahn nicht in Allendorf/ Lumda enden zu lassen. Rabenau-Londorf Besser gewürdigt werden muss nach ist der am besten geeignete Ort für die Ansicht des LB e.V. die positive Wirkung Anlage von P+R-Plätzen, und auch die Zu- der Lumdatalbahn auf die Stadt Gießen. bringerbusse lassen sich dort gut an die Denn im Rahmen der NKU wird auch ein Schiene heranführen. Die dafür benötigten neuer Haltepunkt im Norden der Univer- Flächen fehlen in Allendorf/Lumda. Von sitätsstadt betrachtet, der sich positiv auf die innerstädtische Erschließung Gießens auswirkt. Der LB e.V. erhofft sich deswegen eine deut- lichere Unterstützung aus Gie- ßen.

Nach Beobachtung des LB e.V. werden Gutachten zu Strecken- reaktivierungen oder zur Moder-

Die abgebildete Brücke zwischen Allendorf und Londorf wurde bei einem Hochwasser wegen Überflutungsgefahr entfernt und müsste neu gebaut werden

14 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell nisierung von Bahnstrecken für den gastzahlen im Regionalverkehr auf der Regionalverkehr häufig sehr kritisch ange- Schiene steigen deutschlandweit Jahr für legt. Der Erfolg der erneuerten Strecken Jahr, zwischen 1996 und 2013 beispiels- überrascht dann die Verantwortlichen, so weise von 1,5 Milliarden auf 2,5 Milliar- dass schon vielfach mit Nachbesserungen den. auf die hohe Fahrgastnachfrage reagiert werden musste. Ein aktuelles Beispiel in Sollte es für die Lumdatalbahn einen Hessen ist die Odenwaldbahn, für die Beschluss zur Wiederinbetriebnahme ge- mehrmals weitere Fahrzeuge beschafft wer- ben, dann geht der RMV vom Fahrplan- den mussten, um den Anstieg der Fahrgast- jahr 2027/2028 als Starttermin aus. Diese zahlen nach der Modernisierung bewälti- Festlegung ist nicht nachvollziehbar, denn gen zu können. Auch die Edertalbahn wird die Lumdatalbahn ist zumindest bis Allen- über die Erwartungen hinaus gut angenom- dorf/Lda relativ intakt und die Neuaus- men, obwohl sie sich erst seit gut einem Jahr schreibung des mittel- und osthessischen wieder in Betrieb befindet. Dieselstreckenbündels „Lahn-Vogelsberg- Rhön“ erfolgt zum Jahr 2023. Käme der Wenn die Lumdatalbahn fährt, werden Betrieb auf der Lumdatalbahn zum Stre- die Nutzerzahlen deutlich über der sehr ckenbündel Wetterau, dann wäre sogar verhaltenen RMV-Prognose von 1900 schon früher eine Ausschreibung der Fahr- Fahrgästen pro Tag bis Londorf liegen, ist leistungen zu erwarten. sich der Verein sicher. Das bescheinigt im Übrigen auch die Vorstufenuntersuchung, Delegation aus dem Lumdatal zu die an diesem Punkt in bemerkenswerter Gast beim RMV Weise dem Hauptgutachten widerspricht. Eine Delegation aus dem Lumdatal be- Ältere Untersuchungen hatten für die suchte im September 2016 die Spitzen- Lumdatalbahn sogar bis zu 4.000 Fahrgäs- vertreter des Rhein-Main-Verkehrsverbun- te pro Tag prognostiziert, es wurden aber des RMV. Unterstützt von Allendorfs Bür- damals keine politischen Beschlüsse für die germeisterin Annette Bergen-Krause mach- Wiederinbetriebnahme gefasst. Die Fahr- ten sich vier Mitglieder des LB e.V. (Ver- ein Lumdatalbahn) auf den Weg zum Sitz des Verbundes in Hofheim. Empfangen wurden die Gäste von Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Ge- schäftsführung sowie von Thomas Busch, Leiter der Verkehrs- und Mobilitäts- planung.

Ob in Lollar an der Lumdatalbahn in Zukunft wieder Personenzüge halten, wie hier bei einer Probefahrt 1996, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden

HS Nr. 105 15 Mittelhessen aktuell

Die Delegation aus dem Lumdatalbahn beim Besuch des RMV . Von links nach rechts: Professor Knut Ringat (Geschäftsführer RMV), Annette Bergen Krause (Bürger- meisterin Allendorf/ Lumda, Kerstin Lotz (LB e.V.), Friedrich Lang (LB e.V.), Michael Laux (LB e.V.) und Thomas Busch (Leiter Verkehrs- und Mobilitätsplanung RMV)

Ein aktuelles Thema war die Frage, wie, Professor Ringat vom RMV riet, im Fall die formale Stilllegung des Lumdatalbahn- einer möglicherweise positiv ausfallenden Abschnittes Lollar – Staufenberg-Mainzlar Nutzen- Kostenuntersuchung schnell poli- nach Ende des regelmäßigen Güterver- tische Entschlüsse zu fassen und in die Tat kehrs verhindert werden kann. Zwar kann umzusetzen. Die Baukosten stiegen regel- auch eine dem Gesetz nach stillgelegte mäßig und der Bevölkerungsrückgang im Bahnstrecke wieder in Betrieb genommen ländlichen Raum beschleunige sich, so dass werden, die Kosten steigen dann aber das Projekt schnell realisiert werden sollte. zumeist. Der RMV sagte der Delegation im Rahmen seiner Möglichkeiten seine Michael Laux vom LB e.V. freut sich Unterstützung zu, ein Veto gegen die Still- besonders, dass mit Allendorfs Bürgermeis- legung einlegen, um den Bestand der Stre- terin Annette Bergen-Krause auch eine cke wenigstens bis zu einem Beschluss über Vertreterin der Lumdatal-Städte und -Ge- deren Zukunft zu sichern. meinden mit nach Hofheim gekommen war. „Frau Bergen-Krause kämpft für den An dieser Stelle der Gespräche beton- Anschluss ihrer Stadt an das moderne ten die Vereinsvertreter ihre Bereitschaft, Schienennetz. Der Dialog vor Ort ist viel weiter ehrenamtlich für den Erhalt der Stre- besser, als vom heimischen Schreibtisch aus cke zu arbeiten. Der LB e.V. und die frühe- die angebliche Untätigkeit des RMV zu re LB AG kümmern sich seit gut zwei Jahr- beklagen. Wir hatten jedenfalls den Ein- zehnten um die Schienen-Infrastruktur im druck, dass dem RMV durchaus an einer Lumdatal. Im November 2016 soll es im guten ÖPNV-Anbindung des Lumdatales Rahmen des laufenden Stilllegungsver- gelegen ist“ fasst LB e.V. Vorsitzender fahrens einen Anhörungstermin geben. Michael Laux zusammen.

16 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell

Obere Lahntalbahn / Burgwaldbahn Nach Streckensperrung: Schlechte Fahrgastinformation im Bahnhof Marburg (js) Am Donnerstag, dem 11. August 2016 wurde bei Rodungsarbeiten zwischen Cölbe und Göttingen eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entdeckt. Der Kampfmittelräumdienst versuchte am Donnerstagabend zwei Mal vergeb- lich, die Zehn-Zentner-Bombe zu entschärfen. Die Entschärfung gelang erst bei einem dritten Versuch am Freitagmittag, dann aber ohne besondere Vorkomm- nisse. Während der Entschärfungsversuche das ab, er sei dafür nicht zuständig. Der musste die nahe gelegene Bahnstrecke zwi- Ersatzbus trat dann seine Fahrt mit nur ei- schen Cölbe und Sarnau-Betriebsbahnhof ner handvoll Fahrgästen an und ließ viele gesperrt werden. Davon waren die Züge wartende Reisende am Bahnsteig zurück… der Oberen Lahntalbahn sowie der Burg- waldbahn betroffen. Am Donnerstag wur- Verständlicherweise führte das zu gro- de die Strecke zwischen 17:40 Uhr und ßem Unmut unter den uninformierten 20:40 Uhr gesperrt, am Freitag von 12:12 Fahrgästen. Bahnmitarbeiter, die sich in ei- Uhr bis 13:04 Uhr. Dadurch kam es zu ner solchen Ausnahmesituation weigern, Zugausfällen und –verspätungen bei 15 Informationen für die Fahrgäste zu erfra- Zügen. gen oder weiterzugeben, sind schlicht falsch an ihrem Arbeitsplatz und sollten dort Während der Streckensperrungen wur- schnellstens entfernt werden. Glücklicher- de ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. weise sind solche „sturen Bundesbahn- Leider waren die Informationen für die beamten“ in der heutigen Zeit selten ge- Fahrgäste im Bahnhof Marburg nicht gut worden, aber leider noch nicht ganz aus- organisiert. Einige Fahrgäste klagten gestorben, wie das aktuelle Beispiel aus darüber, dass zwar die Zugausfälle ange- Marburg/Lahn zeigt. zeigt wurden, leider aber Hinweise auf den Schienenersatzverkehr fehl- ten. Nachfragen am Fahrkartenschal- ter blieben ergebnislos. Nachdem einige Fahrgäste dann den Ersatzbus auf dem Bahnhofsvorplatz entdeck- ten, baten diese einen Mitarbeiter des Fahrkartenschalters darum, eine entsprechende Durchsage am Bahn- steig zu veranlassen. Dieser lehnte Schlechte Fahrgastinformationen im Bahnhof Marburg verärgern die Fahrgäste

HS Nr. 105 17 Mittelhessen aktuell

Begeisterung für die Bahn geweckt Familien aus dem Lumdatal erleben die Wetterauer Museumseisenbahn (fl) „Raus aus dem Haus“ war das Motto der jüngsten Sonderfahrt des Vereins Lumdatalbahn e.V. Das Angebot richtete sich speziell an Familien mit Kindern, die im ländlichen Raum abseits der Schülerbeförderung ansonsten nicht unbe- dingt zu den Stammkunden des öffentlichen Nahverkehrs gehören. Ermöglicht wurde der Bahn-Erlebnistag durch einen Zuschuss der Spardabank aus dem Sponsoringprogramm „Vereint für Deinen Verein“. Die Teilnahme für Familien mit ihren Kindern war kostenlos. Christa Becker, Vorstandsmitglied des Auf freien Plätzen, Podesten und Treppen- Vereins Lumdatalbahn e.V. und leiden- stufen krabbelten und wuselten kleine Kin- schaftliche Mit-Initiatorin des Bahn- der, insgesamt hatten wir 82 Kinder an Erlebnistages, berichtet von der Sonder- Bord, rundherum saßen die fröhlichen El- fahrt am 9. Oktober 2016: tern, Großeltern und Tanten (112 Erwach- „Ja, das war wirklich eine schöne Fahrt, sene). Einige der größeren Kinder haben diese Familienfahrt nach Bad Nauheim und unsere LB-Luftballons aufgeblasen und Griedel. Der Zug war voll, voller Men- verteilt und auf der Hin- und Rückfahrt schen, voller Kinder, voller guter Laune. noch mehr Bewegung in den Zug gebracht.

Aus dem Lumdatal ging es zunächst mit zwei Triebwagen der Hessischen Landesbahn von Mainzlar nach Bad Nauheim Foto: Gregor Atzbach

18 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell

ben sich sogar noch persönlich, inzwischen auch schriftlich für die Reise bedankt. Das wurde auch deutlich an der Bereitschaft, etwas in die herumgereichte Spendenbox zu stecken, es kamen 430 Euro zusammen.

Diese schöne Fahrt konnte nur stattfin- den durch die Zusammenarbeit vieler. Da bedanke ich mich zuerst bei den Wetterauer Eisenbahnfreunden, die im Zug und spä- ter auf dem Gelände viele, viele Fragen freundlich beantwortet, viel gezeigt und erklärt haben bis hin zum Dienstabteil und dem Gepäckwagen, wo auch die ganzen Kinderwagen Unterschlupf fanden. Und Die Mitfahrt auf den Wagenübergängen war auch aus dem Verein Lumdatalbahn e.V. für viele Kinder neu. 2 Fotos: Karl Wagner haben erfreulich viele Menschen mitgehol- fen, damit der Aktionstag zu einem echten Der Museumszug war für viele Kinder Erlebnistag für Klein und Groß werden etwas überraschend, weil sie noch nicht an konnte.“ den Charme der alten Züge gewöhnt wa- ren, aber bald übertrug sich die Begeiste- Vorstandsmitglied Christa Becker und ein rung der Erwachsenen auch auf die Kin- junger Eisenbahnfan begutachten die der und sie genossen es, durch die Wagen Dampflok der Eisenbahnfreunde und über die Verbindungsplattformen zu laufen. In Griedel standen dann alle Fahr- gäste an den offenen Fenstern und auf den Plattformen und bewunderten und fotogra- fierten die vorbeifahrende Dampflokomo- tive.

Zurück auf dem Eisenbahngelände wur- de die Draisine eifrig genutzt, der Lok- schuppen stand allen Interessierten offen und unsere Vereinsmitglieder saßen im Buffetwagen und philosophierten über die Lumdatalbahn, während unsere Fahrgäste sich zum Kinderspielplatz oder zu Stadt- rundgängen aufmachten.

Als Fazit kann ich sagen: es war eine sehr gelungene Fahrt, Klagen sind uns nicht zu Ohren gekommen, viele Fahrgäste ha-

HS Nr. 105 19 Mittelhessen aktuell

Aartalbahn: „Alles liegt auf Eis“ (hpg) Die inzwischen 4. Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) mit einem positi- ven Ergebnis für eine Reaktivierung der Aartalbahn war bereits im Sommer die Grundlage für eine Entscheidung des für den Schienen-Personen-Nahverkehr im nördlichen Rheinland-Pfalz zuständigen Zweckverbands. Dieser hatte ein- stimmig entschieden, dass eine Reaktivierung des SPNV zwischen Diez und Hahnstätten erfolgen soll. Verzichtet wurde auf die Reaktivierung Abteilung, die nach der letzten Landtags- des rund 1,7 Kilometer längeren Abschnitts wahl aus dem Innen- und Infrastruktur-Mi- bis nach Zollhaus, da man nicht auf den nisterium wieder in das Wirtschafts- Haltepunkt in Freiendiez verzichten und ministerium rückgegliedert wurde, dem einen stabilen Stundentakt ermöglichen Landesrechnungshof (LRH) mit Sitz in wollte. Für den Endpunkt in Hahnstätten Speyer übergeben. Ein dort erstellter sprach auch der höhere Nutzen-Kosten- mehrseitiger Fragenkatalog zur NKU wird Faktor von 1,79 gegenüber 1,39 bei Zoll- derzeit von den jeweils zuständigen Stel- haus. Doch bis heute konnte das beauftrag- len beantwortet und soll bis Ende Novem- te Planungsbüro PTV die nach einem stan- ber dem Ministerium zur anschließenden dardisierten Verfahren erstellte Untersu- Weitergabe an den LRH vorgelegt werden. chung nicht der Öffentlichkeit vorstellen Noch ist unklar, ob dieser ergänzende und Fragen von Bürgern und der regiona- Überprüfungen durch zusätzliche Pla- len Politik beantworten. nungsbüros vornehmen lässt und zu wel- Stattdessen wurden die NKU und die chem Zeitpunkt eine abschließende Beur- dafür erhobenen Daten von der Eisenbahn- teilung vorliegt.

In kürzester Zeit lässt sich die Lücke zwischen Lahn- und Aartalbahn schließen, viel gravierender sind jedoch die Lücken in der Infor- mationspolitik zur Reaktivierung. Foto: Hans-Peter Günther

20 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell

Reaktivierung in Trier Mit deutlich weniger Proble- men geht ein anderes Reakti- vierungsprojekt voran. Für die beabsichtigte Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der derzeit nur von Güterzügen ge- nutzten Weststrecke in Trier fand Mitte September im Rah- men der „Frühen Öffentlich- keitsbeteiligung“ eine ausführ- liche Bürger-Information statt. Auf der rund 14 Kilometer lan- gen, 1983 für den Personenver- kehr stillgelegten zweigleisigen Strecke sollen fünf Stationen, zwei Eisenbahn-Überführun- gen und rund 2,1 Kilometer Gleise neu entstehen. Die Kos- ten für die Maßnahme werden auf rund 45 Millionen Euro ge- schätzt.

Wenn Ende dieses Jahres die Entwurfsplanung abgeschlos- sen wird, soll das Planfeststel- lungsverfahren bis Ende 2018 erfolgen. Bei einem Baubeginn Anfang Dr. Thomas Geyer, dass es ein mit Trier 2019 wird mit der Inbetriebnahme Ende vergleichbares Prozedere auch für die Re- 2020 gerechnet und damit zwei Jahre spä- aktivierung der Aartalbahn geben wird und ter als ursprünglich geplant. Zukünftig sol- zwar „zeitnahe vor der offiziellen Einlei- len zwei Regionallinien die Strecke bedie- tung des Planfeststellungsverfahrens“. Ein nen: Die RB 83 täglich außer an Sonn- und Termin kann jedoch noch nicht festgelegt Feiertagen zwischen Wittlich und Luxem- werden, so Geyer, da aktuell „vor dem burg sowie die RB 84 von Trier-Hafen- Hintergrund der Prüfung der NKU durch straße nach Konz bzw. Saarbrücken an al- den Landesrechnungshof alle Vorbereitun- len Tagen. gen auf Eis liegen“. Stillstand im Aartal Für den Bereich der Aartalbahn bedeu- tet dies weitere Verzögerungen, denn Auf Nachfrage erläuterte der Verbands- zunächst müsste einem Eisenbahn-Infra- direktor des Zweckverbands SPNV-Nord, struktur-Unternehmen (EIU) der Zuschlag

HS Nr. 105 21 Mittelhessen aktuell erteilt werden. In einem europaweit vom nommen wird, können nach Auffassung Zweckverband SPNV-Nord durchgeführ- des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel auch ten Verfahren hatten sich mehrere EIU die damit einhergehenden Verbesserungen beworben, eine Vergabe ist bis heute nicht im Busverkehr nicht umgesetzt werden. erfolgt. Das im Auftrag der Verbands- Anlässlich der am 12. Mai 2016 in Bad Ems gemeinden Diez und Hahnstätten für die erfolgten 2. Regionalkonferenz zur Fort- Herrichtung und den Betrieb der kommu- schreibung des Nahverkehrsplans für den nalen Aartalbahn-Infrastruktur verantwort- Rhein-Lahn-Kreis wurden einem großen liche Unternehmen muss die Entwurfs- Teilnehmerkreis in detaillierter Form auch planungen für das nachfolgende Plan- die neuen Buslinien erläutert. Im Bereich feststellungsverfahren vorbereiten und ein- des Aartals sollen die Linien 565 und 566 reichen. Während das Land Rheinland- eine regelmäßige Anbindung der abseits Pfalz für die Trierer Weststrecke die erfor- der Aartalbahn liegenden Gemeinden an derlichen Planungsvereinbarungen mit der die Züge herstellen (siehe Grafik auf vor- DB Netz und der DB Station & Service hergehender Seite). unterzeichnet hat und daher die Unterla- Dabei stellt die Verkürzung der Strecke gen in Kürze eingereicht werden können, bis zum neuen Endpunkt in Hahnstätten fehlen diese Vereinbarungen für den An- für die Planer kein Problem dar. Wie bereits schluss der Aartalbahn an den Bahnhof für Zollhaus geplant, soll die bislang in Diez noch immer. Rückershausen endende Buslinie 245 Busanbindung verzögert (Wiesbaden Hbf – Taunusstein – Aar- bergen) bis nach Hahnstätten verlängert Solange der Zugverkehr auf der Aartal- werden. Trotz des Umstiegs zwischen Bus bahn – mit einem geplanten Stundentakt und Bahn wird sich die Fahrzeit, vor allem an allen Tagen der Woche zwischen zwischen Limburg und dem ebenfalls Limburg und Hahnstätten – nicht aufge- hessischen Aarbergen, deutlich reduzieren.

Westerwaldkreis tritt dem VRM-Gemeinschaftstarif bei (hpg) Der Westerwaldkreis ist zwar seit 20 Jahren Mitgesellschafter im Verkehrs- verbund Rhein-Mosel (VRM), allerdings kamen dessen Tarife nach entsprechen- den Beschlüssen der Kreisgremien bislang nicht zur Anwendung. Nach jahrelan- gen Diskussionen hat der Kreistag im Sommer 2016 die „Integration des Wester- waldkreises in das Tarifgebiet des VRM“ und den Beitritt zum Gemeinschafts- tarif zum 1. Januar 2017 einstimmig beschlossen. Die von der VRM-Geschäftsstelle vor- 2015 von der Unternehmensberatung gelegte Tarifkonzeption und Kalkulation mobilité, Köln, inhaltlich und methodisch wurden im Auftrag des Westerwaldkreises begleitet, präzisiert und im Detail abge- und der VRM-Geschäftsstelle seit Sommer stimmt. Die Ergebnisse der Kalkulation

22 HS Nr. 105 Mittelhessen aktuell sowie der Plausibilitätsprüfung stellte Jörg VRM-Tarif in Hessen Sarnes, geschäftsführender Gesellschafter Mit dem Beitritt des Westerwaldkreises von mobilité, dem Kreistag vor. Das neue können Fahrgäste im hessischen Bereich Tarifsystem beinhaltet Übergangs- bzw. der Ober- und Unterwesterwaldbahn, die Kragentarife zum benachbarten Rhein- nach Rheinland-Pfalz fahren möchten, Main-Verkehrsverbund (RMV) und dem auch Fahrausweise zum VRM-Tarif erhal- Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Für ten. Nach Aussage von RMV und HLB 90% der bisherigen Nutzer bleiben die sollen ab dem 1. Januar 2017 die VRM- Fahrpreise nach Angaben des VRM kon- Tarifangebote an den stationären Fahraus- stant oder sinken, 10% der Fahrpreise wer- weis-Automaten in Limburg, Diez Ost, Staf- den teurer. fel, Elz, Niederhadamar, Hadamar, Nieder- Zur Einführung soll eine „Startkam- zeuzheim, Frickhofen, Wilsenroth und Elz pagne“ den Bürgerinnen und Bürgern das Süd sowie den Automaten in den Zügen neue Tarifsystem, das geänderte Fahr- der Dreiländerbahn erhältlich sein. scheinangebot und die erweiterten Aus- kunftsmöglichkeiten näher bringen. Für Bei Redaktionsschluss war offen, ob sich diesen wichtigen Vorbereitungsschritt stellt der Preis für die Einzelkarte von Limburg der Westerwaldkreis 195.000 Euro zur Ver- nach Diez von bislang 1,50 Euro auf 2,95 fügung. Weitere 80.000 Euro werden für Euro fast verdoppeln wird und auch Wo- die notwendige Umstellung der elektroni- chen- und Monatskarten deutlich teurer schen Fahrscheinsysteme bei den Unter- werden. Allerdings bieten die zahlreichen nehmen bereitgestellt. Freizeittarife deutlich günstigere Preise. So wird eine Gruppen-Tageskarte für 5 Perso- nen, die gemeinsam von Hadamar nach Koblenz fahren möchten, ab dem Jahres- beginn 2017 für 22,20 Euro erhältlich sein.

Ab 2017 kann man auch im Westerwald- kreis, wie hier in Langenhahn, mit VRM-Tickets fahren

Foto: Hans-Peter Günther

HS Nr. 105 23 Mittelhessen aktuell

Stadt Karben führt subventionierte Einzelfahrscheine ein (lk) Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Karben hat am 9. September 2016 die Einführung eines subventionierten Einzelfahrscheins beschlossen. Die- sen gibt es ab Fahrplanwechsel im Dezember 2016 zum Preis von 1,00 Euro. Die dadurch Mehrkosten von geschätzt 18.000 – 22.000 Euro sind entsprechend im Haushalt 2017 zu berücksichtigen. Die Einführung des subventionierten • Mit der Fahrzeitenanpassung der Schnell- Einzelfahrscheins wird probeweise auf ein buslinie 260 (Richtung Bad Homburg) an Jahr begrenzt. Dieser Einzelfahrschein gilt die S 6 zwischen dem Stadtteil Petterweil nur innerhalb des Karbener Stadtgebiets. und Bahnhof kann die Linie 73 (ebenso Gemäß RMV-Tarifreglement kann eine Richtung Stadtteil Petterweil) alternie- zeitliche oder auf einzelne Verkehrsträger rend zur Schnellbuslinie verkehren. Da- begrenzte Subventionierung (z.B. nur Stadt- mit wird Busumlauf eingespart. bus im Zeitraum 9.00-17.00 Uhr) nicht er- folgen. Der subventionierte Fahrpreis gilt • Insgesamt reduzieren sich damit die Zu- daher auf allen Verkehrsträgern und zu al- schusskosten der Stadt Karben für die be- len Verkehrszeiten, also auch in der S-Bahn stellten Mehrleistungen um rund 78.000 Linie 6 (zwischen Okarben und Groß-Kar- Euro. Somit besteht noch die Möglichkeit ben!), im Regionalbus 260 und im AST weitere Verbesserungen durchzuführen: (zzgl. Komfortzuschlag). Zeitkarten sind von der Regelung ausgenommen. • Die Linie 7 (ab Dezember 72) Richtung Friedberg verkehrt bereits vom Bahnhof Im letzten Fahrplanjahr wurden im über die Haltestelle „Kino“ nach Groß- Stadtgebiet Karben (nur Stadtbus) Einzel- Karben. Sie erhält am City-Center eine fahrscheine in Summe von 18.000 Euro ver- Haltestelle „Kino“ auch in Gegen- kauft. Hinzu kommen die Einzelfahr- richtung. Vor dort können die Fahrgäste scheine in der S-Bahn zwischen Groß-Kar- über kurze Fußwege verschiedene Ein- ben und Okarben. Die Mehrkosten möch- kaufsmärkte erreichen. Mit der VGO te man durch Einsparungen bzw. Opti- wurde vereinbart, in der Zeit werktags mierungen im jetzigen Bussystem auffan- von 10.00 – 16.30 Uhr die Busse der Li- gen: nien 72 und 74 (zum Stadtteil Rendel) • Die VGO (Verkehrsgesellschaft Ober- über diese Haltestellen verkehren zu las- hessen) hat den Abschnitt Bahnhof – sen. Die Mehrkosten hierfür betragen Groß-Karben in die Kategorie 1 des 13.600 Euro. Nahverkehrsplans (NVP) aufgenommen. Damit gilt auch dort – wie bereits in • Auch die Mehrkosten für die Verlänge- Klein-Karben - werktags ein 30-Minuten- rung der letzten Nachtbusfahrt der n33 Takt, der vollständig von der VGO finan- bis zum Stadtteil Rendel können hier- ziert wird. durch finanziert werden.

24 HS Nr. 105 Rhein-Main aktuell

Frankfurts U5 bleibt kurios (fl) „Was soll das Gezeter wegen 15 Zentimeter“ dichtete einst die österreichische Kultband Erste Allgemeine Verunsicherung. Dort ging es freilich um das Zusam- menleben von Mann und Frau im Allgemeinen und um medikamentöse Hilfs- mittel zur „Höhengewinnung“ im Besonderen. In Frankfurt trifft das Motto in leicht abgewandelter Form auf die Frage der Bahnsteighöhen entlang der U5- Stationen „Glauburgstraße“ und „Musterschule“ zu. Immerhin geht es in der Mainmetropole um einen Unterschied von 20 Zentimetern. Ende Oktober 2016 wird die Frankfur- Teil der Bahnsteiglänge ter U-Stadtbahnlinie U5 wieder komplett wurde nur auf eine Höhe in Betrieb sein. Dann endet eine viele Jah- von 60 Zentimetern ge- re anhaltende Diskussions- Planungs- und bracht. Zudem wurden Bauphase, die auch immer wieder Thema die Bahnsteige versetzt in der „Hessenschiene“ war. Zuletzt sorgte im Straßenraum ange- eine mehrwöchige Verzögerung der Bau- ordnet. arbeiten für Zündstoff, denn die Anwoh- Die VGF steht nun vor der Aufgabe, ner und insbesondere die Gewerbetreiben- ihren Kunden entlang der gesamten U5 das den in den betroffenen Straßen des Frank- Einsteigen in den „richtigen“ Wagen bei- furter Nordends sehnten den Abschluss der zubringen, wenn sie auf einen barriere- Arbeiten herbei. Die Verkehrsgesellschaft freien Ausstieg an der Glauburgstraße oder Frankfurt VGF und der zuständige Dezer- an der Musterschule angewiesen sind. Das nent standen deswegen auch in der politi- Unternehmen betreibt dazu einen nicht schen „Schusslinie“. unerheblichen Aufwand, der von der Mit dem Grundsatzbeschluss, die U5 Kennzeichnung der Wagen und Einstiege langfristig dem U-Stadtbahnnetz zuzuord- an den Stationen bis hin zur gezielten An- nen und nicht mit dem niederflurigen sprache von Stammkunden beispielsweise Straßenbahnnetz zu verbinden, zeichneten in Arztpraxen des Nordends reicht. Lohnt sich Probleme beim Stationsausbau im sich der Aufwand? Darüber lässt sich strei- dicht besiedelten Nordend ab. Anwohner ten, denn ob 60 Zentimeter hohe Bahnstei- und der Ortsbeirat wendeten sich gegen 80 ge weniger wuchtig wirken als 80 Zentime- Zentimeter hohe Hochbahnsteige. Heraus- ter hohe lässt sich objektiv nicht bewerten. gekommen an den beiden im Straßenraum Frankfurt: Baureihe P - ade der engen Eckenheimer Landstraße ver- bleibenden Stationen „Glauburgstraße“ An Frankfurts U5 werden sich also auch und „Musterschule“ ist eine Kompromiss- künftig Kuriositäten der U-Stadtbahn- lösung, welche die Barrierefreiheit auf ei- planung ablesen lassen. Dazu gehört der nem Drittel der Bahnsteiglänge sicherstellt, abrupte Übergang von der unterirdischen gleichzeitig aber weniger massiv wirken soll Streckenführung in eine straßenbündige als ein durchgängig 80 Zentimeter hoher und somit eigentlich tramtypische Trassie- Hochbahnsteig. Denn der überwiegende rung. Seit Oktober 2016 Geschichte sind

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Der P-Triebwagen und das Wasserhäuschen. Beides typisch Frankfurt, beides vom Aussterben bedroht. Den Triebwagen gibt es nur noch im Museum oder als exportierter Gebrauchtwagen, beispielsweise im türkischen Gaziantep. Auch mancher Kiosk überlebt dank türkischstämmiger Pächter. Foto: Friedrich Lang dagegen die „Ptb-Triebwagen“, die als Zwit- bei den für den Tunnelbetrieb zugelasse- ter von U-Stadtbahn- und Straßenbahn- nen Pt-TW 651 bis 680 bereits eingebaut.“ wagen konzipiert waren und diese Funkti- on auch bis zur vollständigen Trennung von Der Ersteinsatz erfolgte allerdings im Hoch- und Niederflurnetz erfüllten. Pt und Jahr 1972 und nicht im Jahr 1971. Die Fahr- der Ptb (das t steht für tunnelgängig, das b zeuge verkörperten viel von dem, was in für breit) waren Mitglieder der Straßen- ihrer Entstehungszeit modern war! Kantig bahnwagen-Familie „P“. musste das Äußere damals sein, dem „P“ haben die Konstrukteure der legendären Günter H. Köhler schrieb im Hessen- DÜWAG-Wagenschmiede in Düsseldorf Band der Buchreihe „Straßen- und Stadt- dafür sogar ein paar extra-Kanten spen- bahnen in Deutschland“: „Die ab 1971 diert. Auch das „Leuchtband“ im Inneren gelieferten P-TW sind für den U-Bahn-Vor- war ein Kind seiner Zeit, ebenso wie die laufbetrieb im B-Tunnel tunnelgängig kon- weinroten Kunstledersitzbezüge. struiert: Länge 28m, Breite 2,35m, Stirn- wand aus glasfaserverstärkter Kunststoff- Von Automobilherstellern weiß man, verkleidung, Fassungsvermögen 242 Per- dass sie heute spezielle Abteilungen unter- sonen, Sollwertgeber (Simatic), Zugver- halten, die sich mit einem „sound-layout“ band bis zu 3 Tw möglich, Schwenkstufen beschäftigen, also beispielsweise mit der

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Frage, ob eine zufallende Tür solide klingt oder doch eher billig. Sollte die DÜWAG eine solche Abteilung gehabt haben, dann war sie ihr Geld wert. Wenn sich die Tür eines „P“ mit einem satt-schmatzenden Ge- räusch schloss, dann war man sich sicher: „Hier fällt keiner raus, diese Tür hält, die zwei D-Mark für das FVV-Ticket sind gut investiertes Geld“.

Der Großteil der Fahrer dürfte die ab- geschlossenen Fahrerkabinen geschätzt ha- ben, auch sie waren bei Straßenbahnwagen neu in der Entstehungszeit des „P“. Das Treppensteigen war man damals gewohnt und man freute sich als Fahrgast schon über ausreichend breite Türen. Und schließlich sollte das Treppensteigen mit den Jahren ja auch weniger werden, denn die „Schwenkstufen“ kamen nur an den aus zeitgenössischer Sicht noch nicht moderni- sierten Haltestellen zum Einsatz. Denn So waren die 70er. Kunstledersitze und das Niederflur war noch kein Thema, Bequem- Leuchtband in der Mitte. Es fehlt nur die lichkeit versprach alleine der Bau von Jägermeister-Werbung. Foto: Friedrich Lang Hochbahnsteigen. Lückenschluss bei der U-Stadtbahn Frankfurt Die „Gin-Bock-Linie“ wird östlich verlaufen (fl) Die in Hessenschiene 103 angekündigte Trassenfestlegung für den Lücken- schluss zwischen den Frankfurter U-Stadtbahnlinien U4 (Bockenheimer Warte) und U1/U9 (Ginnheim) zeichnet sich ab. Ein Ergebnisbericht aus dem Gutach- ten des Planungsbüros Intraplan Consult GmbH empfiehlt der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung eine der beiden östlich verlaufenden Varianten. Entweder diejenige der „Initiative ret- verlaufenden und damit eher der Straßen- tet die U5“ mit den Halten Platensiedlung, bahnlinie 16 folgenden U-Stadtbahntrassen Bundesbank und Campus Westend oder wird erwartungsgemäß eine Absage erteilt. die Variante „Europaturm“ mit den Hal- ten Platensiedlung, Europaturm und Bota- Somit kann die Straßenbahnlinie 16 nischer Garten. Die Variante der „Initiati- langfristig erhalten bleiben, denn die U- ve rettet die U5“ wird auch als „Ginnheimer Stadtbahn nimmt andere, neue Erschlie- Kurve“ bezeichnet. Den weiter westlich ßungsaufgaben wahr. Intraplan hält Kos-

HS Nr. 105 27 Rhein-Main aktuell

Die Ginnheimner Kurve würde die heutige U1/U9 und die U4 miteinander verbinden Grafik: Wikipedia, User NordNordWest

Für das A-Streckenbün- del ist die Entlastung überaus gewünscht. Auch der S-Bahn-Haltepunkt Ginnheim rechnet sich mit Sicherheit, selbst wenn ihm nicht alle irgendwie er- schließbaren Fahrgastpo- tenziale zugeführt werden. Die Strecke der Tram 16 könnte künftig eine stärke- re Rolle als Tangential- verbindung im Rahmen der Pläne für eine Frankfurter Ring- oder Teilringstraßen- bahn finden. Eine Machbar- ten von 193 Millionen Euro für die keitsstudie des Magistrates hat im Jahr 2015 „Ginnheimer Kurve“ und von 174 Millio- der Ringstraßenbahn einen grundsätzli- nen Euro für die etwas kürzere Variante chen Nutzen bescheinigt. „Europaturm“ für gerechtfertigt, beschei- nigt der „Ginnheimer Kurve“ also auch den Hintergrund höchsten Nutzen. Beide Versionen der öst- lichen Linienführung sollen die Nachfrage Warum „Gin-Bock-Linie“ ? London im ÖPNV um gut 12.000 Fahrten pro hat seine „Bakerloo-line“, ursprünglich Werktag steigern. Allerdings verlagern sich war sie eine Verbindung der Stationen auch die Fahrgastströme innerhalb des be- Bakerstreet und Waterloo. Hamburg stehenden Schienennetzes. Etwa 15.000 orientierte sich an dem Wortspiel und Fahrten pro Werktage würden vom A- setzte ab 1929 die „Kelljung-Linie“ auf´s Streckenbündel abgezogen, also von den Gleis, eine geographische und sprach- Linien U1 – U3 und U8 auf ihrem ohnehin liche Verbindung von Kellinghusen- überlasteten Weg in die Innenstadt. Die straße und Jungfernstieg. Frankfurt soll- Tram 16 verlöre je nach U-Stadtbahn-Vari- te den beiden Städten nicht nachstehen. ante zwischen 3000 und 5000 Fahrten.

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Überarbeitetes Betriebskonzept auf der Dreieichbahn erfolgreich gestartet (rmv/lk) Am Samstag, den 16. Juli 2016, startete auf der Dreieichbahn zwischen Dreieich-Buchschlag, Rödermark Ober-Roden und Dieburg ein neues Fahrplan- konzept. Statt wie bislang nur in der Hauptverkehrszeit werden montags bis freitags nun stündlich direkte Verbindungen von und zum Frankfurter Haupt- bahnhof angeboten. Doch nicht nur beim Fahrplan bedeutet der neue Verkehrs- vertrag Verbesserungen, sondern auch bei Fahrtkomfort und Services. Entsprechend der RMV-Vorgaben ist sieht insgesamt ein erweitertes Fahrtenan- künftig bei jeder Fahrt auf der Dreieichbahn gebot vor: Montags bis freitags fahren ein Zugbegleiter dabei, der für Fragen und stündlich Züge von Dieburg über Röder- Services zur Verfügung steht. Zudem wer- mark Ober-Roden und Dreieich-Buch- den nun ausschließlich moderne Triebwa- schlag nach Frankfurt. Ergänzt werden die- gen eingesetzt. Diese verfügen über eine se Fahrten ebenfalls stündlich zwischen Klimatisierung des Innenraums, Fahrgast- Rödermark Ober-Roden und Dreieich- informationsanzeiger am und im Fahrzeug, Buchschlag, so dass in diesem Streckenab- eine Toilette, die auch für Rollstuhlfahrer schnitt etwa jede halbe Stunde Fahrten an- zugänglich ist, einen Mehrzweckbereich für geboten werden. Wegen geänderter Gleis- Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder belegungen infolge der neuen durchgehen- und über eine mobile Rampe, die Men- den Fahrten nach Frankfurt erreichten schen mit Mobilitätseinschränkungen den bisher einige Züge Dreieich-Buchschlag Ein- und Ausstieg ermöglicht. Ursprünglich montags bis freitags eine Minute später als war bereits in diesem Jahr der Einsatz neu bislang, wodurch fahrplanmäßig eine län- produzierter Fahrzeuge vom Typ PESA gere Aufenthaltsdauer bis zur nächsten S- Link geplant. Aufgrund von Verzögerun- Bahn nach Frankfurt entstanden ist. gen bei der Zulassung für den Einsatz der Fahrzeuge in Deutschland vereinbarten RMV und DB den ersatzwei- sen Einsatz der Triebwagen vom Typ Desiro und GTW.

Das neue Fahrplankonzept

Mit GTW- und Desiro- Triebwagen ist die Dreieichbahn jetzt stündlich an den Frankfurter Hauptbahnhof angebunden

HS Nr. 105 29 Rhein-Main aktuell

Ab 12.9. kann nun wieder schneller de Lösung zu finden: Durch die Verlänge- umgestiegen werden: Zwölf Züge der Drei- rung der Dreieichbahn-Züge von/nach eichbahn in Dreieich-Buchschlag erhalten Neu-Isenburg ist es betrieblich möglich, die wieder eine direkte Umsteigemöglichkeit Fahrzeiten der bislang in Dreieich-Buch- zur S-Bahn. Möglich ist dies durch eine schlag beginnenden/endenden Zugfahrten Überarbeitung des Fahrplans, durch die um die erwähnte Minute zu verlegen. In sich die Umsteigezeit zur S-Bahn von drei den Abendstunden und am Wochenende auf vier Minuten verlängert und damit die besteht bei allen Fahrten wie gewohnt in- entsprechenden Verbindungen wieder zu nerhalb weniger Minuten eine Anschluss- fahrplanmäßigen Umsteigeverbindungen möglichkeit. werden. Fahrgäste warten dann nur noch Der Beginn der zwölf Fahrten in Neu- vier statt 18 Minuten. In Abstimmung zwi- Isenburg hat einen weiteren Vorteil: Die schen dem Rhein-Main-Verkehrsverbund, Buslinie OF-67 vom Flughafen hat in Neu- der Eigentümerin der Gleise, der DB Netz Isenburg passgenauen Anschluss an die AG, und der Betreiberin der Dreieichbahn, Dreieichbahn. Die Fahrzeit reduziert sich der DB Regio AG, ist es gelungen, folgen- damit um rund 15 Minuten.

Vor 20 Jahren aktuell: Mit dem Zug zum „Sunset-Boulevard“ (ac) Wir erinnern uns: Vor 20 Jahren, am 15. November 1996, wurde bei Niedernhausen der Haltepunkt „Rhein-Main-Theater“ in Betrieb genommen. Das Theater entstand 1995 aus der Bauruine eines geplanten Erlebnisbades. Sir Andrew Lloyd Webber, bekannter und erfolgreicher Musical-Komponist (Cats, Phantom der Oper), brachte im Rhein-Main-Theater sein Werk „Sunset Boule- vard“ ab dem 7. Dezember 1995 zur Aufführung. Das Publikumsinteresse war zunächst ter, aber es gab auch Sonderzüge, z.B. der sehr groß, so dass man in unmittelbarer blau-gelb bemalte Touristik-Zug, der den Nähe zwischen Auringen-Medenbach und Haltepunkt von Frankfurt über Niedern- Niedernhausen an der Ländchesbahn für hausen oder von Mainz über Wiesbaden etwa zwei Millionen DM den Haltepunkt ansteuerte. Rhein-Main-Theater errichtete. Die Feria Bau KG beteiligte sich mit einem sieben- Doch die Freude währte nicht lange: Der stelligen Betrag an den Baukosten. Es war Musicalbetrieb fand im August 1997 ein das erste Mal, dass die DB beim Bau eines baldiges Ende. Danach hielten noch einige Bahnsteiges mit einem touristischen Part- Monate lang einzelne Regionalbahnen, ner zusammenarbeitete. dann wurde der Haltepunkt stillgelegt und der Bahnsteig demontiert. Seitdem wird das In der Folge hielten die Züge der Theater nur noch als Tournee-Theater und Ländchesbahn Wiesbaden – Niedern- für andere Veranstaltungen genutzt. hausen planmäßig am Rhein-Main-Thea-

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Modernisierung des Bahnhofs Bruchköbel (ah) Nachdem der Bahnhofsvorplatz und der Parkplatz bereits modernisiert wurden, informierte der Main-Kinzig-Kreis nun, dass der Bruchköbeler Bahn- hof als Vorschlag in die Förderliste „Barrierefreiheit kleiner Verkehrsstationen“ des Bundesverkehrsministeriums aufgenommen wurde. Damit ist der Weg für eine barrierefreie Umgestaltung des Bahnhofs an der Bahnstrecke Friedberg- Nidderau-Hanau geebnet. Insgesamt sind knapp 1,2 Millionen den weiteren vom Kreis ins Rennen ge- Euro aus Bundesfördermitteln veran- schickten Stationen war, dass der Bahnhof schlagt, um eine für Mobilitätseingeschrän- täglich von maximal 1000 Personen genutzt kte, Radfahrer und Reisende mit Kinder- wird und dass eine entsprechende Infra- wagen komfortablere Nutzung zu ermögli- struktur mit Altenpflegeeinrichtungen, Kin- chen. Hessen profitiert vom Bundesförder- dergärten u.ä. vor Ort vorhanden ist, die programm mit 15 Millionen Euro (bundes- auf einen besonderen Bedarf schließen weit 80 Millionen Euro) überproportional, lässt. Ausgestattet werden soll der Bahnhof was wiederum zeigt, wie groß der Moder- mit einer Unterführung, deren Ebenen nisierungsstau im Land ist. Landrat Erich durch zwei Aufzüge miteinander verbun- Pipa bestätigte diese Einschätzung in sei- den werden. An der Errichtung will sich nem Zuständigkeitsbereich und sprach von wohl auch die Stadt Bruchköbel finanziell „verheerenden Zuständen“ an den Bahn- beteiligen. Weiterhin werden die Bahnstei- höfen im Kreis. Immerhin stockt die Lan- ge inklusive der Beleuchtung und einem desregierung die Fördersumme um einen Wetterschutz erneuert, wofür die Deutsche gleichhohen Betrag auf. Bahn weitere 3,2 Millionen Euro zur Ver- fügung stellt. Nach jetzigem Stand soll der Entscheidend für den Zuschlag unter Umbau bis 2018 abgeschlossen sein.

Der neue Bahnhofsvorplatz in Bruchköbel. Foto: Achim Heinz

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Überwaldbahn: Überleben als Draisinenstrecke (fl) Der Solar-Draisinenbetrieb auf der noch knapp 11km langen Überwaldbahn zwischen Mörlenbach und Wald Michelbach im Odenwald ist überregional be- kannt. Viele kennen ihn wegen der innovativen Antriebstechnik, manche auch wegen der Rüge des Landesrechnungshofes.

Denn die Investitionssumme betrug stol- Das stolze Gewicht ze 5,2 Mio Euro. Mit den Nutzerzahlen zei- kann die stetige Steigung gen sich viele Verantwortliche vor Ort zu- der Überwaldbahn hinauf frieden, in den ersten Jahren wurden bis jedoch nur zu einem gerin- zu 40.000 Fahrten pro Saison gebucht. gen Teil mit vor Ort ge- Mittlerweile stehen 26 der rund 1,4 t schwe- wonnener Solarenergie ren, von der Firma Mühlhäuser hergestell- bewegt werden. An den Endpunkten gibt ten Draisinen zur Verfügung. es daher Ladestationen und auch die Mus- kelkraft der Nutzer trägt zur Energie- gewinnung bei. Die Überwaldbahn wurde 1983 für den Personenverkehr eingestellt und verlor 1994 auch den verbliebenen Gü- terverkehr. Eine Reaktivierung als Eisen- bahn-Museumsstrecke scheiterte.

Anders als bei anderen Draisinenbahnen genießen die Solardraisinen Vorrang an den Bahnübergängen. Sogar zwei neue Sicherungsanlagen wurden eingerichtet. 3 Fotos: Friedrich Lang

Einer der Höhepunkt neben den Viadukten sind die beiden Tunnel, hier der 679 Meter lange Waldmichelbacher Tunnel. Für Wartungsarbeiten ist ein Zweiwege- Unimog vorhanden. Am Tag der Aufnahme (17.10.2016) hatte er die Aufgabe, die Strecke vom herbstlichen Schmierfilm zu befreien.

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Spielen „Zweisystem“-Lösungen noch eine Rolle bei der Verkehrsplanung in Hessen? (fl) Vor 10 bis 15 Jahren hat man der Zweisystem-Technik, also der Verknüpfung von Straßenbahn- und Eisenbahnstrecken, einen Boom vorausgesagt. Allzu viel ist davon nicht mehr geblieben. In Hessen wurde bislang ein System aufgebaut und ein weiteres befindet sich in der konkreten Planung. In zwei Städten wur- den die Planungen offiziell beendet. Und von den Ideen, die von den Verkehrs- und Umweltverbänden eingebracht wurden, hat es keine in eine erweiterte po- litische Diskussion oder gar in die Phase der Realisierung geschafft. Aus einem Guss geplant und stringent blieren, sind nicht bekannt geworden. Die verfolgt wurde das Konzept der Kasseler Lossetalbahn und die Tram nach Baunatal Regiotram. Drei Linien verkehren, da- folgen ebenfalls der Idee Zweisystem-Stadt- runter auch eine Variante Gleichstrom/ bahn, werden aber offiziell nicht als solche Diesel als technische Besonderheit, die es bezeichnet. Sie sind vielmehr Teil der Kas- zuvor nur in Nordhausen im Harz gab. Als seler Straßenbahn und können mit Gleich- vierte Linie existierte zeitweise die RT9 strom betrieben werden, da ansonsten auf nach Treysa, sie war allerdings von Anfang den Strecken – wenn überhaupt – nur an befristet und diente nur dazu, einen Eisenbahnverkehr mit Dieselfahrzeugen Fahrzeugüberhang sinnvoll einzusetzen. stattfindet. Deutliche Rufe, die RT9 dauerhaft zu eta- In das Kasseler Regiotram-Konzept ist auch die Dieselstrecke Richtung Korbach eingebunden. Regiotrams fahren dort bis nach Wolfhagen (unser Bild)

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Eine elektrische Regiotram bei der Einfahrt in den Kasseler Hauptbahnhof

Mehr oder weniger weit gediehen sind die Planungen für die Regionaltangente West in und um Frankfurt. Es sind längere Neubauabschnitte er- forderlich, die sich im dicht besiedelten Rhein-Main-Ge- biet nicht ohne weiteres um- setzen lassen. Verwirklicht werden soll(te) eine Strecken- führung vom Nordwestzentrum in Frank- Sicht sicher auch die potenzielle Reakti- furt über Bad Homburg, Höchst und den vierungsstrecke zum Konversionsgebiet Flughafen Frankfurt nach Neu Isenburg. Fliegerhorst Erlensee. Die Pläne wurden ad Nach neueren Planungen können sich die acta gelegt. Immerhin betrieb der Verkehrs- Endpunkte aber verschieben, denn das betrieb HSB (Hanauer Straßenbahn) dann Nordwestzentrum ist aufgrund von Kon- aber noch versuchsweise einen als „Main- flikten mit der Bebauung nicht mehr pro- Linie“ vermarkteten Verkehr ausschließlich blemlos erreichbar. Und im Süden ist von auf Eisenbahngleisen von Hanau über den Buchschlag als weiterem Endpunkt die Frankfurter Südbahnhof sowie den Flugha- Rede. Dort gibt es auch durchaus Begehr- fen nach Rüsselsheim. Zum Einsatz kamen lichkeiten, die RTW auf den Gleisen der gemietete Fahrzeuge der Karlsruher AVG. Dreieichbahn weiter bis Dreieich zu ver- Das Experiment währte leider nur kurz. längern. Weit gediehen war auch das Projekt für Im näheren Einzugsbereich von Frank- eine Verbindung von Aartalbahn und ei- furt gibt es etwas konkretere Konzepte für ner neu zu bauenden Stadtstrecke in Wies- eine „Regionaltangente Ost“ und bislang baden. Die Stadtstrecke hätte dem inner- wenig ausgestaltete Ideen für die Ver- städtischen Verkehr sehr gut getan, denn knüpfung der U-Stadtbahn ins Umland, Wiesbadens Hauptbahnhof liegt fern des beispielsweise für eine Verlängerung der Zentrums und der Umstieg in die häufig U5 von Preungesheim über die Gleise der überfüllt ankommenden Busse ist be- S6 ins Niddertal. schwerlich. Auch am nördlichen Ende des Weitreichende Überlegungen gab es Aartalbahn-Teilabschnitts in Bad Schwal- Anfang der 2000er Jahre in Hanau. Eine bach wäre eine Verlängerungsstrecke in die Innenstadtstrecke sollte den Hauptbahnhof Innenstadt denkbar gewesen. Bad Wildbad mit dem Nordbahnhof verbinden. Als Ei- und auch Hessisch Lichtenau dienen als senbahn-Anteil wäre die Strecke nach Vorbild. Die Politik der Kur- und Landes- Nidderau hinzugekommen, aus heutiger hauptstadt hat anders entschieden, die

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Ein Karlsruher Zweisystemwagen am 11. Mai 2002 im Bahnhof Hanau Nord Foto: Andreas Christopher Regionalstadtbahn dürfte für alle Zeiten die Innenstadt erreichen, ließe sich mit der vom Tisch sein. Die Verkehrsprobleme Straßenbahn aufgrund der unterschiedli- werden dadurch jedoch nicht weniger. chen Spurweiten aber nicht verknüpfen. Chancen hat am ehesten noch eine getrenn- Die örtliche CDU schlägt einen Dieselbe- te Entwicklung des Stadtverkehrs und der trieb vor, das System würde damit ziem- Eisenbahn. Ausgehend vom dynamisch lich genau der Regionalstadtbahn-Anwen- wachsenden Mainzer Straßenbahnnetz dung im sächsischen Zwickau entsprechen. könnten Meterspurstrecken das Wiesbade- In eine breitere politische Diskussion hat ner Stadtgebiet erreichen, erzielbare Syner- es die „CDU-Kombilösung“ bislang nicht gieeffekte wie die gemeinsame Nutzung geschafft. von Werkstätten und gemeinsame Fahr- Die „CDU-Kombilösung“ wurde von zeugbeschaffungen sprechen für diesen ihrem Ideengeber präzise und engagiert Weg. ausformuliert, was sie von anderen, auf In Darmstadt gibt es die Idee, die Stre- Ebene von politischen Parteien, Verkehrs- cke vom Ostbahnhof nach Groß Zimmern und Umweltverbänden vorgetragenen als dieselbetriebene Regelspurbahn wieder Ideen für Regionalstadtbahn-Lösungen si- aufzubauen und eine ebenfalls regelspurige cher unterscheidet. Zu den eher locker Innenstadtstrecke auf der noch existieren- umrissenen Ideen (und damit noch chan- den Trasse der ehemaligen Straßenbahn, cenloseren…) gehört beispielsweise eine welche die Innenstadt als Linie 4 mit dem Regionalstadtbahn für die mittelhessischen Ostbahnhof verbunden hat, anzulegen. Die Universitätsstädte Gießen und Marburg. regelspurige Strecke Groß Zimmern – Als Argument gegen Zweisystemlö- Darmstadt würde, gemeinsam mit einem sungen werden häufig die höheren Fahr- Linienast von der Odenwaldbahn her, zwar zeugkosten angeführt. Stimmt das? In

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Karlsruhe wird aktuell das Modell ET 2010 mittlere Fahrgastmengen tauglich sind. Die des Herstellers Bombardier beschafft. Zur Betriebsordnung Straßenbahn (BoStrab) bestehenden Flotte wurde kürzlich eine setzt der Zuglänge eine Grenze von 75 weitere Lieferung beauftragt, welche 12 Metern. Das entspricht etwa der Länge ei- Fahrzeuge mit jeweils 93 Sitzplätzen zu ei- nes vierteiligen Flirt 3. Um die maximale nem Gesamtpreis von 59,5 Millionen Euro Länge zu erzielen, wird bei Regionalstadt- umfasst. Der Verkehrsbetrieb AVG zahlt bahnen auf Mehrfachtraktionen zurück somit 53.315 Euro pro Sitzplatz. Die Fahr- gegriffen, durch die Führerstände und zeuge können unter Gleich- und Wechsel- Kupplungsabstände verringert sich jedoch strom fahren und entsprechen damit dem der zur Verfügung stehende Raum. Um bei „klassischen“ Karlsruher Modell, also der den Beispielen ET 2010 und Flirt 3 zu blei- Verknüpfung von Straßenbahn und wech- ben: Zwei Zweisystemwagen haben 186 selstromelektrifizierter Eisenbahn. Plätze, der Flirt 3 kommt bei gleicher Län- Zum Vergleich: Ein volumenmäßig an- ge auf 217 Plätze. Bei einer erfolgreichen nähernd vergleichbarer Auftrag der Ver- Regionalstadtbahn kann es dann schon eng kehrsunternehmen Syntus BV und Keolis werden, besonders wenn zusätzlich noch für einen Einsatz in den Niederlanden innerstädtische Verkehrsaufgaben zu be- umfasst aktuell 16 Stadler-Flirt 3 in drei- und wältigen sind. vierteiliger Ausführung, insgesamt werden Überhaupt wird im Stadtbereich ein rund 3000 Sitzplätze beschafft. Der Schwei- anderes Fahrzeugkonzept benötigt als im zer Lieferant berechnet dafür insgesamt Überlandverkehr, weshalb die bisherigen 125 Millionen Euro, also ca. 41.600 Euro Regionalstadtbahn-Fahrzeugtypen immer pro Sitzplatz. Zweisystemfahrzeuge sind einen Kompromiss finden müssen zwi- also teurer, das Verhältnis zum erhöhten schen der Optimierung auf schnellen Nutzen einer zusätzlichen Straßenbahnaus- Fahrgastwechsel einerseits und hohen rüstung (Bostrab-Ausrüstung) rechtfertigt Reisekomfort andererseits. Kassels „Regio- aber den Preis. Citadis“ des Herstellers Alstom verfügt Bundesweit wächst derzeit nur die beispielsweise über ein völlig türloses Regionalstadtbahn im sächsischen Chem- Mittelteil als „Reiseabteil“, gleichzeitig aber nitz. Die Stadt führt einen kombinierten auch über großzügige Auffangbereiche in Gleichstrom-/Dieselbetrieb analog der den beiden Endwagenteilen. Regiotram RT4 (Kassel-Wolfhagen) ein. Außer bei der Regionaltangente West Schon 2002 wurde in Sachsen eine Pilot- und einer in sehr ferner Zukunft vielleicht strecke nach Stollberg auf gleichstrom- folgenden Regionaltangente Ost dürfte die elektrifizierter Eisenbahn in Betrieb genom- Regionalstadtbahn in Hessen keine weite- men. Die Stadt Chemnitz verfügt über ein re Verbreitung finden. Wiesbaden hätte mit regelspuriges Straßenbahnsystem als hilf- der Aartalbahn eine hervorragend geeig- reiche Grundvoraussetzung. nete Anwendungsstrecke gehabt, man den- Das Für- und Wider von Regional- ke nur an das touristische Potenzial des stadtbahnen wurde in den letzten 10 bis 15 Taunus und an die dringend verbesserungs- Jahren leidenschaftlich diskutiert. Klar ist, würdige Verbindung Innenstadt-Bahnhof. dass sie nur für kürzere Reichweiten und Die Chance ist vertan- schade!

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Untersuchung über mögliche Streckenreaktivierungen in Hessen (ac) Nachdem es in anderen Bundesländern (z.B. Niedersachsen) bereits Unter- suchungen darüber gab, welche ehemaligen Eisenbahnstrecken reaktiviert wer- den können, und auch schon entsprechende Ergebnisse vorliegen, gibt es eine entsprechende Analyse jetzt auch für Hessen. Anlass dazu gab vermutlich die sehr erfreuliche Fahrgastentwickung auf der Strecke Frankenberg – Korbach, die 2015 im Reisezugverkehr wieder in Betrieb genommen wurde. Das hessische Verkehrsministerium hat Die Autoren der Analyse, Dietmar Boss- Hessen-Mobil, hervorgegangen aus dem erhoff und Wolfgang Schwanzer, haben hessischen Landesamt für Straßen- und insgesamt 80 bis 90 Eisenbahnstrecken Verkehrswesen, mit der „Bestandsaufnah- oder größere Streckenabschnitte in Hessen me stillgelegte Eisenbahnstrecke für den ermittelt, auf denen der Eisenbahnverkehr Personenverkehr in Hessen, Ermittlung eingestellt wurde. Von diesen Strecken wur- prüfungswürdiger Strecken“ beauftragt. den 45 Strecken der Kategorie „keine nä- Der Arbeitsschwerpunkt von Hessen-Mo- here Betrachtung“ zugeordnet, da sie voll- bil ist zwar der Straßenverkehr, aber auch ständig abgebaut sind, ihre Trasse überbaut der Schienenverkehr gehört zu dessen Auf- wurde oder diese aus anderen Gründen für gaben. eine Reaktivierung nicht in Frage kommen. Die Reaktivierung der Aartalbahn hält das Gutachten im Zusammenhang mit dem Stadtbahnprojekt in Wiesbaden für sinnvoll. Hier eine Zugkreuzung in Hahn-Wehen Foto (18.08.1983): Andreas Christopher

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Übrig blieben 21 Strecken, die näher Politik. Als Ergebnis der Studie wurden die untersucht wurden und in folgende Kate- untersuchten Strecken folgendermaßen gorien fallen: Mögliche Eignung für SPNV, klassifiziert: mögliche Eignung für Freizeitverkehr und erhebliche Hindernisse für eine Reaktivie- Stufe 1: höheres Potential rung. 2. Darmstadt – Roßdorf – Groß Zim- mern Folgende Strecken wurden näher unter- sucht: 6. Wiesbaden – Kettenbach (– Zoll- haus) 1. Mörlenbach – Waldmichelbach 6.a. Stadtbahn Wiesbaden mit Aartal- 2. Darmstadt – Roßdorf – Groß Zim- bahn mern 9. Wölfersheim-Södel – Hungen 2.a. Groß Zimmern – Dieburg 10. Lollar – Londorf 3. Griesheim – Wolfskehlen 15. Kassel Herkulesbahn (Freizeit- 4. Neu Isenburg Bhf – Neu Isenburg verkehr) Stadt 5. Hanau – Erlensee Stufe 2: mittleres Potential 6. Wiesbaden – Kettenbach (– Zoll- 4. Neu Isenburg Bhf – Neu Isenburg haus) Stadt 6.a. Stadtbahn Wiesbaden mit Aartal- 5. Hanau – Erlensee bahn 8. Brandoberndorf – Albshausen 7. Grävenwiesbach – Weilburg 11. Dillenburg – Ewersbach 8. Brandoberndorf – Albshausen 12. Jossa – Altengronau (– Wildflecken) 9. Wölfersheim-Södel – Hungen (Freizeitverkehr) 9.a. Hungen – Laubach 14. Baunatal – Schauenburg 10. Lollar – Londorf Der Strecke Dillenburg – Ewersbach wird ein 11. Dillenburg – Ewersbach mittleres Potential bescheinigt, ebenso für den 12. Jossa – Altengronau (– Wildflecken) Güterverkehr .„Klassischer“ Nahverkehrszug 13. Homberg (Efze) – Malsfeld beim Halt in Frohnhausen (Dillkr),11.04.1986 14. Baunatal – Schauenburg Foto: Andreas Christopher 15. Kassel Herkulesbahn 16. Wega – Hemfurt- 17. Herborn – Niederwalgern 18. Wächtersbach – Bad Orb Für einige dieser Strecken gibt es schon seit vielen Jahren Bestrebungen für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs, entweder durch Fahrgastverbände und Ver- kehrsinitiativen, oder durch die örtliche

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Stufe 3: geringes Potential 1. Mörlenbach – Wald-Michelbach 2.a. Groß Zimmern – Dieburg 3. Griesheim – Wolfskehlen 7. Grävenwiesbach – Weilburg 16. Wega – Hemfurt-Edersee (Freizeit verkehr) 18. Wächtersbach – Bad Orb Ob es jemals wieder im öffentlichen Personennahverkehr nach Bad Orb gehen wird, steht derzeit in den Sternen. Die Studie sieht hierfür nur geringes Potential. Wendezuggarnitur der Bad Orber Kleinbahn bei Bad Orb, 22.08.1987

Strecken sind Nutzen-Kosten-Untersuchun- gen bereits abgeschlossen (z.B. Lollar – Londorf, siehe Seite 13 in dieser Ausgabe Die Strecke von Mörlenbach nach Wald- der Hessenschiene) oder in Arbeit (z.B. Michelbach wurde zwar untersucht, gelangte Wölfersheim-Södel – Hungen). aber nur in die Gruppe der Strecken mit niedrigem Potential und dürfte daher Allerdings fällt auf, dass einige hessische wahrscheinlich nicht reaktiviert werden. Hier Strecken überhaupt nicht betrachtet wur- ein Schienenbus auf einem von mehreren den, obwohl noch Gleise liegen und noch Viadukten zwischen Mörlenbach und Kreidach Güter- oder Museumszugverkehr stattfin- am 16.08.1983 Für die Strecke Herborn – Niederwalgern 2 Fotos: Andreas Christopher wird keine Chance für eine Reaktivierung gesehen, da mit erheblichen Hindernissen bei Als Strecken mit erheblichen Hindernis- der Wiederinbetriebnahme gerechnet wird. sen für die Reaktivierung wurden identifi- Ein Schienenbus beim Halt im ehemaligen ziert: Bahnhof Eisemroth, 19.06.1987 9.a. Hungen – Laubach 13. Homberg (Efze) – Malsfeld 17. Herborn – Niederwalgern

Das Ergebnis der Studie scheint schlüs- sig. Voraussichtlich werden die Strecken mit dem höheren Potential in naher Zukunft nä- her untersucht, z.B. im Rahmen von Nut- zen-Kosten-Untersuchungen. Für einige

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Für die Strecke von Jossa nach Altengronau und weiter nach Bad Brückenau und Wildflecken errechnet die Analyse ein mittleres Potential im Freizeitverkehr. Tatsächlich betreiben hier Politiker zur Zeit die Umwandlung der Bahnstrecke in einen Fahrradweg. Am 30.07.1984 wartet ein Schienenbus auf die Abfahrt aus Jossa Foto: Andreas Christopher det und die Strecken auch Mittelzentren Eine Nachfrage des Redakteurs bei anbinden, so dass zumindest ein gewisses Herrn Dr. Bosserhoff speziell zur Wetter- Fahrgastpotential erwartet werden kann. talbahn Bad Nauheim – Griedel ergab, dass Warum solche Strecken nicht untersucht die Strecke nicht aufgenommen wurde, weil wurden, geht aus dem Text des Gutachtens bereits ein touristischer Verkehr existiert nicht unmittelbar hervor. Es handelt sich und damit die Trasse gesichert ist, weil eine um folgende Strecken: Durchbindung der Züge bis Friedberg derzeit nicht möglich ist, weil es keine ak- · Frankenberg () – Allendorf – tuellen Initiativen vor Ort zur Reaktivie- Battenberg rung von SPNV gibt und weil bei Hessen- · Bad Hersfeld – Niederaula (– Breiden- Mobil nicht bekannt war, dass es zu dieser bach am Herzberg) Strecke bereits eine NKU gab. · Bad Nauheim – Griedel (– Münzenberg) … und einige weitere Streckenab- schnitte, die aber kaum ein größeres Fahr- gastpotential aufweisen.

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Kommentar: Initiative vor Ort lohnt sich! Das Papier von „Hessen-Mobil“ ist ein Einstieg in die Diskussion um Bahnstre- cken, die künftig wieder eine Rolle bei der Entwicklung unseres Bundeslandes spielen dürften, nicht mehr und nicht weniger. Eingehendere Untersuchungen sind von einem Zwei-Mann-Team innerhalb einer Verwaltungsbehörde nicht zu leisten. Insofern muss man dem Papier die eine oder andere Ungenauigkeit sicher nachsehen.

Die Trendwende im Regionalverkehr auf der Schiene ist da, keine der bislang in Hessen reaktivierten Strecken hat sich als „Rohrkrepierer“ erwiesen. Diese Erkenntnis dürfte fast alle politischen Parteien erreicht haben, auch diejenigen, die bis vor kurzem noch eher auf Regionalflughäfen gesetzt haben.

Interessant ist die Tatsache, dass in der Untersu- chung abgefragt wurde, welche lokalen Initiativen es vor Ort gibt, die sich pro Bahn engagieren. Das zeigt: Ehrenamtliche Überzeugungsarbeit wird nicht nur wahrgenommen. Sie ist auch ein wichtiger Baustein in der schärfer werdenden öffentlichen Diskussion um den Sinn des Verkehrswegeausbaus, den Umweltschutz und den Ressourcenverbrauch. Die Politik ist auf diese Unterstützung vor Ort angewiesen.

Der Verein vor Ort oder die lokale Gliederung der Verkehrsverbände ist besser vernetzt und manchmal auch sachkundiger als der politische Vertreter aus dem fernen Wies- baden. Beispielsweise bei Kassels Herkulesbahn, bei den mittel-hessischen Zweigstrecken, bei der Aartalbahn oder bei der Linie Darmstadt Ost – Roßdorf - Großzimmern sind die Initiativen seit vielen Jahren aktiv, sie haben Lernpro- zesse durchgemacht und wissen recht gut, was in ihrer Region funktionieren wird und was nicht.

Es ist wünschenswert, dass die Hessen-Mobil-Untersuchung vertieft wird und dass eine breitere (fach-) öffentliche Diskussion stattfindet, so wie dies auch in Niedersachsen geschehen ist. Das Meinungsbild über die Reaktivierungschancen der einzelnen Strecken wird dadurch präziser und facettenreicher.

Friedrich Lang

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Streckenreaktivierungen in Hessen

Volkmarsen – Korbach, 29,0 km + 30.05.1987 (PV), * 04.10.1998 GV blieb stets bestehen

Frankenberg – Korbach, 31,2 km + 30.05.1987 (PV + GV), * 29.09.1999 Korbach Süd – Korbach, 13.09.2015 Rest bis 1991 noch GV Frankenberg – Ederbringhausen 1997 Sonderzüge anlässlich Hessentag auf der Gesamtstrecke 2006/07 und 2011-13 Ausflugsverkehr Frankenberg - Herzhausen

Eschwege West – Eschwege Stadt, 3,4 km + 01.06.1985 (PV), 15.12.2002 (GV), * 12.12.2009

Eberstadt – Pfungstadt, 1,9 km + 30.04.1955 (PV), 31.05.1997 (GV), * 11.12.2011

Kaufungen Papierfabrik – Helsa – Hessisch Lichtenau, ca. 16 km + 31.05.1985 (PV), 31.12.2002 (GV), * 08.06.2001 Kassel – Helsa, 29.01.2006 Rest PV als Straßenbahn

Baunatal-Altenbauna – Baunatal–Großenritte, 3,3 km + 04.09.1977 (PV), 31.05.1991 (GV), * 28.05.1995 PV als Straßenbahn

Grävenwiesbach – Brandoberndorf, 8,1 km + 31.05.1985 (PV), 28.05.1988 (GV), * 15.11.1999

Offenbach-Bieber – Dietzenbach, 9,6 km + 18.06.1982 (PV), * 14.12.2003 (PV als S-Bahn) 2001 Sonderzüge anlässlich Hessentag auf der Gesamtstrecke

Erläuterungen:

PV: Personenverkehr GV: Güterverkehr

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Dienst auf dem Lehrstellwerk (ml) Wollten Sie immer schon einmal wissen, wie ein Stellwerk „funktioniert“? Mal selbst Hand anlegen und Züge steuern? Im Betrieb ist so etwas natürlich nicht zulässig, aber auch angehende Fahrdienstleiter – also die Personen, die auf einem Stellwerk Dienst tun – müssen es schließlich lernen. Dafür gibt es Lehrstell- werke. Die DB AG hat sich bald nach ihrer 40 Lernende auf ansteigenden Bänken Gründung vieler dieser Ausbildungsstätten Platz. Im Wesentlichen sind die Weichen-, entledigt und einige davon sind durch pri- Fahrstraßen- und Signalhebel nachgebildet vate Initiative erhalten. Das Lehrstellwerk und die Blockapparate, die die Fahrten im Kornwestheim ist eines davon. Das Beson- Bahnhof und auf der Strecke absichern. Die dere: Sie können dort einmal im Jahr ei- Kommunikation mit den anderen Stellwer- nen Kurs zum Hobby-Fahrdienstleiter be- ken erfolgt über Fernsprecher (mit Kurbel) suchen – das nächste Mal vom 25. – 28. nach festgelegten Sprachregelungen. Ge- Mai 2017. fahren wird nach Fahrplan, es gibt an je- Das Lehrstellwerk besteht aus einem dem Arbeitsplatz eine Uhr, die zentral ge- großen Raum, in dem am Rand mehrere steuert wird, so dass man von der realen mechanische Fahrdienstleiter-, Weichen- Zeit unabhängig ist. Im älteren Teil des wärter- und ein elektromechanisches Stell- Lehrstellwerks – gebaut 1934 – wird eine werk aufgebaut sind. In der Mitte haben Zugfahrt durch eine von Hand bewegte

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Lok symbolisiert, im neueren Teil – gebaut zise Notieren der Zugfahrten und die fest- 1962 – durch eine Ausleuchtung ähnlich gelegten Zugmeldungen stellen vielfältige einem Drucktastenstellwerk. Anforderungen. Gerade für junge Leute Dazu gibt es eine Außenanlage mit eini- eine Möglichkeit, sich auszuprobieren. gen Weichen und Signalen, anhand derer Bislang war auch immer eine Frau unter die genaue Funktion einer Weiche demons- den Teilnehmern – vielleicht werden es triert wird. Eine Weiche und ein Signal künftig mehr? werden von einem Stellwerk von Hand Der Unterricht wird von einem ehema- über Seilzüge bewegt – danach versteht ligen Lehrer des Lehrstellwerks, aktiven man, was für eine anstrengende körperli- und ehemaligen Fahrdienstleitern und che Arbeit die Bedienung eines mechani- Hobby-Fahrdienstleitern erteilt. Beim prak- schen Stellwerks ist. Im regelmäßigen tischen Üben steht an jedem Stellwerk eine Übungsbetrieb werden diese beiden Hebel Unterstützung bereit, wenn der Neuling aber nur sehr selten benutzt – ein Mangel nicht mehr weiter weiß. Im Grundsatz an Körperkraft soll niemand von einer braucht man als Teilnehmer einer Schulung Ausbildung abhalten. keine speziellen Vorkenntnisse. Alle erfor- Jedes Stellwerk ist ein wenig anders auf- derlichen Details werden erklärt – das heißt gebaut, so dass die Lernenden möglichst aber auch, dass die Teilnehmer vier Tage unterschiedliche Bauformen kennenlernen. wirklich gefordert werden und sich anstren- Das älteste Stellwerk stammt aus dem Jahr gen müssen, das Kursprogramm zu bewäl- 1896 und ist voll funktionsfähig. Man be- tigen. Es ist ein bisschen wie beim Führer- dient quasi Museumseinrichtungen und schein, bei dem der Prüfer sagte: „Sie ha- merkt schnell, dass hier ein wenig Finger- ben nun die Erlaubnis, auf öffentlichen Stra- spitzengefühl gefragt ist. ßen das Autofahren zu lernen.“

An einem Kurs nehmen maximal 15 Alle heutigen modernen Bauformen Lernende teil. Die Bedienung eines Stell- nehmen die Grundprinzipien mechani- werks lernt man – natürlich ohne die Be- scher Stellwerke auf und haben sie erheb- handlung von Ausnahmen und Störungen lich weiter entwickelt. Auch die moderns- – in dem viertägigen Kurs. Niemand wird ten elektronischen Stellwerke gehorchen annehmen, dass man anschließend den der gleichen grundlegenden Funktionslogik realen Zugbetrieb steuern kann oder darf. – aber natürlich kann hier ein Mensch sehr Die erfolgreiche Teilnahme verleiht aber viel mehr Zugbewegungen bewältigen, die die Fähigkeit, an den etwa vier Fahrtagen Automatiken nehmen ihm viel Arbeit ab pro Jahr das Lehrstellwerk zu besuchen und und auch Rangierfahrten sind signal- das Gelernte wieder anzuwenden. Und: Es technisch gesichert. ist eine Art Arbeit, die am Aussterben ist. Wer sich über das Lehrstellwerk Einerseits ist volle Konzentration und Kornwestheim informieren will, findet auf schnelles Arbeiten gefragt, andererseits gibt der Internetseite www.lehrstellwerk- es auch Momente, in denen nichts zu tun kornwestheim.de alles Weitere. ist. Die mechanische Bedienung, das prä-

44 HS Nr. 105 ++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+++Str

Korbach - Kassel verkehr zwischen Kassel Hbf und Wabern eingerichtet. Davon betroffen sind die Züge NVV-Linie R4 der Hauptstrecke Kassel – Treysa, sowie die Schienenerneuerung zwischen Züge der Strecke Kassel – Wabern – Bad Bad Arolsen und Korbach Wildungen. (js) Zwischen dem 16. Juli und dem 28. Der Oberleitungsumbau im Bahnhof August 2016 wurden zwischen Bad Arolsen Wabern erfordert vom 17. bis 20. Oktober und Korbach auf einer Streckenlänge von eine weitere Streckensperrung mit Schie- 4,2 km die Gleise erneuert. Parallel dazu nenersatzverkehr zwischen Wabern und wurden zwischen Volkmarsen und Kor- Bad Wildungen. bach diverse Kabelarbeiten durchgeführt. Während des genannten Zeitraums war ein Burgwaldbahn / Edertalbahn Schienenersatzverkehr zwischen Volk- marsen und Korbach eingerichtet. Marburg - Frankenberg - Korbach Die Kurhessenbahn informiert ebenfalls darüber, dass vom 15. bis zum 30. Okto- RMV-/NVV-Linie 42 / R42 ber 2016 die Gleise zwischen Volkmarsen Streckensperrungen wegen und Wolfhagen auf einer Länge von 1.100 Brückenbauarbeiten Metern erneuert werden. Weitere Instand- haltungsarbeiten werden zeitgleich zwi- (js) Zwischen dem 17. und 28. Oktober 2016 schen Wolfhagen und Zierenberg durchge- wird die Kurhessenbahn zwei Brücken in führt. Auch hier wird ein Schienenersatz- Wetter-Todenhausen und eine weitere Brü- verkehr zwischen Volkmarsen und Zieren- cke, sowie einen Durchlass in Münch- berg durchgeführt. hausen erneuern. Bei den Brücken handelt es sich um Blechträgerbrücken über das Main--Bahn Flüsschen Wetschaft bzw. einen Mühlgra- ben bei Todenhausen. Während dieser Zeit Kassel – Treysa und wird es zu einem Schienenersatzverkehr Wabern – Bad Wildungen mit Bussen zwischen Münchhausen und NVV-Linien R38/R39 Wetter kommen. Oberleitungsarbeiten im Bahnhof Wabern (js) Die Kurhessenbahn teilt mit, dass vom 1. bis 16. Oktober 2016 während des Um- baus des Bahnhofs Wabern einige Fahr- leitungsmasten versetzt werden müssen. Zeitgleich findet im Bereich Felsberg auch noch eine Gleiserneuerung statt. Im ge- nannten Zeitraum wird ein Schienenersatz-

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Main-Weser-Bahn Stadtallendorf als größter Industriestandort im Landkreis Marburg-Biedenkopf hatte Kassel - Gießen - Frankfurt sich intensiv um die IC-Halte bemüht. RMV/NVV-Linie 30 Außerdem unterhält die Bundeswehr in der Stadtallendorf wird IC-Halt Stadt einen Divisionsstandort, welcher zu- sätzliches Fahrgastaufkommen generiert. (hh, jl) Zum Fahrplanwechsel im Dezem- Die Bahn will die jetzigen Änderungen in ber werden im Bahnhof Stadtallendorf zwei Jahren auf ihren Erfolg hin überprü- deutlich mehr Intercityzüge halten. Bisher fen. hält in Stadtallendorf nur morgens ein In- tercity Richtung Frankfurt, zukünftig sollen Intercities verlieren Bord-Bistro es 12 Halte pro Tag sein, wie eine Bahn- (jl) Die auf der Main-Weser-Bahn verkeh- sprecherin gegenüber der Oberhessischen rende Intercitylinie 26 (Hamburg - Kassel Presse in Marburg mitteilte. - Gießen - Frankfurt - Karlsruhe) wird ab Die neuen Halte gehen außer in Tagesrand- dem Fahrplanwechsel im Dezember ohne lagen zu Lasten des IC-Halts in Wabern. Wagen mit Bord-Bistro verkehren. Wer Dort entfallen zahlreiche Stopps des Fern- online in der DB-Fahrplanauskunft eine verkehrs, um die Fahrzeiten und Anschlüs- Fahrt mit einem Intercity der Linie 26 ab- se in Kassel, Gießen und Frankfurt einhal- fragt, erhält in den Fußnoten die Auskunft: ten zu können. Mit der Fahrplanumstellung „Snacks und Getränke am Platz“. Eine im letzten Jahr ist dies zu verschmerzen, Nachfrage eines Users des Internetforums fahren doch die Züge nach Bad Wildungen „Drehscheibe-Online“ beim Facebook- jetzt zum großen Teil direkt von Kassel aus team der Deutschen Bahn ergab folgende in die Kurstadt. IC-Halte in Treysa werden Antwort: „Hintergrund ist, dass die heute nicht reduziert. auf dieser Linie eingesetzten Bistro-Wagen

In Zukunft halten in Stadtallendorf nicht nur Regionalexpresszüge, sondern auch vermehrt Intercities

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Ab Fahrplanwechsel ohne Bord-Bistro: Intercity auf der Main-Weser-Bahn

aus Altersgründen ausgemustert werden Obere Lahntalbahn müssen. Die Wagen hatten zuletzt immer häufiger Störungen wie beispielsweise Aus- Marburg - Erndtebrück fall der Klimaanlage oder der Küchen- RMV-Linie 94 technik. Teilweise sind die Wagen in letz- Bauarbeiten und Sperrungen in den ter Zeit sogar vollständig ausgefallen. Gleichzeitig sind die Instandhaltungskosten Sommerferien auf ein nicht mehr tragbares Niveau gestie- (js) Die Kurhessenbahn erneuerte auf der gen." Oberen Lahntalbahn zwischen Biedenkopf und Erndtebrück Gleise und Bahnübergän- Für Pro Bahn & Bus ist diese Strategie nicht ge. Dabei kam es auch zu Strecken- nachvollziehbar, da einige Züge über sperrungen mit Schienenersatzverkehr Hamburg hinaus zu touristischen Zielen zwischen Biedenkopf und Erndtebrück wie Westerland (Sylt) oder Stralsund geführt vom 30. Juli bis zum 7. August sowie im werden und die Reisezeiten entsprechend Anschluss zwischen Bad Laasphe und lang sind. Technische Defekte gehören bei Erndtebrück vom 8. bis 24. August 2016. den Bistrowagen, aber auch den Speisewa- In der ersten Woche der Bauarbeiten wur- gen der ICE 1-Flotte mittlerweile zum All- den 1.200 Meter Gleis, 1.900 Beton- tag. schwellen und 2.500 Tonnen Schotter ver- Aber anstatt die Fahrzeuge ordentlich zu baut. Der Gleisumbau erfolgte konventio- warten, tritt man mit der Abschaffung von nell mit Zweiwegebaggern, anschließend Bistro- und Speisewagen in Intercityzügen kamen noch Bettungsreinigungs- und Stopf- nun den Rückzug von einem eigentlich zu maschinen zum Einsatz. Die Investitions- erwartenden gastronomischen Angebot an. kosten für die Baumaßnahme gab die Kur- hessenbahn mit 1,2 Millionen Euro an.

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Ein Verein aus Menzingen im Kraichgau hat zum wiederholten Male eine Sonderfahrt mit einem der Bistro-Stadtbahn- wagen der Karlsruher AVG angeboten. In diesem Jahr war Limburg das Ziel.

Foto: Holger Schäfer

Während der anschließenden zweiten Limburg: Gelebte Streckensperrung wurden bei Feudingen drei Bahnübergänge erneuert. Dabei han- Elektromobilität delte es sich um die Übergänge an der Umweltfreundliche Tagesfahrt aus Landesstraße 632 bei Streckenkilometer dem Kraichgau an die Lahn 42.2, der Landesstraße 719 (km 43,0) und der Straße „Am Hornberg“ (km 42,9). (hpg) Limburg kann alljährlich viele tau- send Besucher begrüßen, die mit Omnibus- Die jeweiligen Straßen mussten wäh- sen anreisen. Deutlich geringer ist die Zahl rend der Bauarbeiten ebenfalls gesperrt der Gäste, die ihren Tagesausflug per Bahn werden. Die Investitionskosten betrugen unternehmen, trotz guter Tarif- und Zu- hier 1,8 Millionen Euro. Die Finanzierung gangebote. Zu Zeiten der Deutschen Bun- erfolgte gemäß des Eisenbahnkreuzungs- desbahn waren oft lange Sonderzüge in der gesetz durch Bund, Land, Kommune und Domstadt an der Lahn zu Gast, doch mit der Kurhessenbahn. der 1994 erfolgten Bahnreform ließ das In- teresse der DB AG an solchen Zügen deut- Parallel zu dieser Baustelle erfolgten lich nach. Allerdings gibt es auch heute noch Umbauarbeiten im Bahnhof Erndte- noch Gemeinden oder Vereine, die bei brück durch DB Netz. Eine weitere Bau- Tagesfahrten auf die Bahn setzen und stelle mit Straßensperrung auf der Bundes- Verkehrsunternehmen, die komfortable straße B62 im Bereich Bad Laasphe führte Fahrzeuge zur Verfügung stellen und bei dazu, dass der Schienenersatzverkehr über der DB Netz die erforderlichen Trassen und unterschiedliche Linien geführt werden Fahrpläne für Sonderfahrten bestellen. musste. So besitzt die Karlsruher Albtal-Ver- kehrs-Gesellschaft drei Stadtbahnwagen mit einem Bistroabteil, die vor Jahren im

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Regelverkehr an Sonntagen auf der Murg- Mainz - Wiesbaden talbahn zwischen Karlsruhe und Freuden- Erste Schritte für die stadt bewirtschaftet wurden. Obwohl die- ser Service aktuell nicht mehr besteht, ste- „Citybahn Wiesbaden“ hen die Zweisystem-Fahrzeuge und ihre (fl) Ein neuer Anlauf für einen zeitge- Einrichtungen für den Sonderzugverkehr mäßen Stadtverkehr auf der Schiene in auch auf DB-Strecken weiterhin zur Verfü- Wiesbaden. Oberbürgermeister Sven gung. Der Akkordeon-Spielring aus Men- Gerich hat beim hessischen Verkehrs- zingen im Kraichgau hatte zum wiederhol- minister Tarek Al Wazir um einen Pla- ten Mal eine Sonderfahrt ausgeschrieben, nungskostenzuschuss für eine Straßenbahn- in diesem Jahr mit Ziel Limburg an der strecke zwischen Wiesbaden und Mainz ge- Lahn. beten. Entstehen soll eine Verbindung der beiden Hauptbahnhöfe entlang der Main- Ausgebucht mit 78 Teilnehmern begann zer Straße und über die Theodor Heuss – die Fahrt um 8.01 Uhr im Bahnhof Men- Brücke. Die Strecke würde als Meterspur- zingen und führte über Bruchsal, Heidel- bahn Teil des Mainzer Straßenbahnnetzes. berg, Darmstadt und Frankfurt-Höchst Grob geschätzt wird die Bahn 200 Millio- nach Limburg. Unterwegs sorgten Vereins- nen Euro kosten. 25.000 zusätzliche Fahr- mitglieder im Bistro und im Service für gäste pro Werktag sollen gewonnen wer- optimale Versorgung mit Speisen und Ge- den. Ausdrücklich begrüßt wird der Vor- tränken. Nach der pünktlichen Ankunft um stoß vom Geschäftsführer des Wiesbade- 11.23 Uhr erlebten die Gäste in drei Grup- ner ESWE-Verkehrsbetriebs, Hermann pen eine Führung durch die Limburger Zemlin. Altstadt und zum Dom. Nach Mittagspau- se und Freizeit erfolgte ab 18.10 Uhr die ESWE Verkehr kämpft mit Kapa- Rückfahrt mit Ankunft in Menzingen um zitätsproblemen im Busbetrieb und ist au- 21.58 Uhr. ßerdem an vor Ort emissionsfreien Ver- kehrsmitteln interessiert. Auch beim hessischen Verkehrsminis- ter dürfte der Antrag wohlwol- lend geprüft werden, schließlich hat Minister Al Wazir die Ein- führung der „Citybahn“ öffent- lich als eines seiner persönlichen Ziele bezeichnet. Aus Mainz kam allerdings das Signal, dass keine finanzielle Beteiligung an der Strecke zu erwarten ist.

Der Wiesbadener Hauptbahnhof wäre der Startpunkt einer Straßenbahnlinie nach Mainz

HS Nr. 105 49 Schlusslicht

Kasseler Bahnhofsgespräche (fl) Manchmal können Steine sprechen. Hören wir heute rein, was sich Preußen- adler und Hessenlöwe auf dem Kasseler Hauptbahnhof so zu sagen haben: Hessenlöwe: „Guten Morgen, König der Lüfte.“ Preußenadler: „König der Lüfte, das ist lan- ge her. Schau doch, was sie unter mir ein- fährt mancher Zug überfüllt. Und abends gerichtet haben. König der Düfte passt jetzt und am Wochenende fahren manchmal besser.“ viel zu wenige davon. Hier in Nordhessen Hessenlöwe: „Du guckst immer weg von übrigens auch.“ mir. Stoffel sagen die bei uns in Hessen zu Preußenadler: „Dafür gibt´s doch die so einem“ Regionalisierungsmittel. Ich fliege heute Preußenadler: „Und du zeigst mir immer Nacht mal nach Berlin und sehe nach, wer die Zunge. Aber nichts für ungut. Ich schau dafür zuständig ist.“ mich nur um, im Hessenland. Ob es überall Hessenlöwe: „Lass es, ärgerst dich nur. Die so ruhig ist wie hier auf dem Kasseler nehmen heute immer so einen Bayern- Hauptbahnhof?“ lümmel als Verkehrsminister. Außerdem Hessenlöwe: „Im Süden ist mehr los. Da kommt das Geld ja in Hessen an. Bloß wurd es auch für anderes Zeuch ausgegebe als wie für Züch zu bestelle.“ Preußenadler: „Dann rück deinen Uren- keln im feinen Wiesbaden mal ordentlich auf die Pelle. Die Regionalisierungsmittel werden nicht verfrühstückt, damit werden Züge bestellt. Die sind nicht zum aasen da“ Hessenlöwe: „Die Urenkel hawwe das hoffentlich begriffe. Der grüne Verkehrs- minister hat Besserung gelobt. Und nach Wiesbaden fahr ich erst widder, wenn die Citybahn fährt.“ Preußenadler: „Ich bleibe auch lieber hier. Dann komme ich dem Bundes-Adler nicht zu nahe.“ Hessenlöwe: „Und dem Eintracht-Adler auch net…“

50 HS Nr. 105 Broschüren und Schriften

Omnibusse und Straßenbahnen der Stadt Frankfurt am Main Euro 35,00 (Peter F. Linhart) Über 100 Jahre ereignisreiche Straßenbahn– und Omnibusgeschichte mit ausgesuchtem historischen Bildmaterial. 144 Seiten, ca. 29 x 21 cm, gebunden. Eisenbahn- Kurier. 2016. (verlagsneues Buch) Bei uns noch erhältlich: Mit Dampf durch Deutschland je Euro 16,00 (Georg Wagner) Bildband mit sehr vielen großformatigen Farbabbildungen. Deutsche Bundesbahn 192 Seiten, oder Deutsche Reichsbahn 160 Seiten, sehr viele Farbfotos, ca. 27 x 22 cm, gebunden. Franckh-Kosmos Verlag, 1993/94. (jeweils gebrauchtes Buch aus Sammlungsauflösung) Akkublitz und Zigarre Euro 19,80 (Thomas Feldmann) Die Baureihen 515 und 517. Eisenbahn-Bildarchiv – Band 48. 96 Seiten, sehr viele Farbaufnahmen, ca. 23 x 16 cm, gebunden. EK-Verlag, 2010. (verlagsneues Buch) Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Folgende Listen können gegen Einsendung von 1,45 Euro Rückporto angefordert werden: Hauptliste mit Eisenbahnliteratur, Veröffentlichungen von Pro Bahn & Bus, Streckenlisten und La’s, sonstige Dienstvorschriften, Kursbücher, Fahrplanhefte (In- und Ausland) Pro Bahn & Bus Schriftenversand, Feldgasse 5, 65510 Hünstetten

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