HESSEN SCHIENE Nr. 101 Oktober -Dezember 2015

• Streckeneröffnung Frankenberg - Korbach • Lauterbacher Stadtbus vor dem Aus • Einigung über Regionalisierungsmittel 4:lmZKZ 04032 D: 2,80 Euro Seite 2

Karikatur: Jürgen Janson

Impressum

Herausgeber Pro Bahn & Bus e.V. Erhältlich bei den Bahnhofsbuchhandlungen Bad Redaktionell Friedrich Lang Kreuznach, Bad Nauheim, Darmstadt Hbf, Frankfurt verantwortlich [email protected] (M) Hbf, Frankfurt (M) Süd, Frankfurt (M) Höchst, Friedberg (Hessen), , Gießen, Göttin-gen, Layout Jürgen Lerch Hanau Hbf, Kassel Hbf, Kassel-Wilhelmshöhe, Kontakt Bahnhofstraße 102 Limburg, Koblenz Hbf, Mainz Hbf, Marburg, Offenbach 36341 Lauterbach (M) Hbf, Rüsselsheim, Wiesbaden Hbf Tel. & Fax (06641) 6 27 27 Abonnement: Acht Ausgaben 18,00 Euro [email protected] (Deutschland); 26,00 Euro (Ausland / Luftpost). www.probahn-bus.org Der Bezug ist für Mitglieder von Pro Bahn & Bus AG Gießen VR 3732 kostenfrei. Druck Druckhaus Gratzfeld, Butzbach Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8 vom 1. Dez. 2010 Auflage 1400 Exemplare Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmi- Mitarbeiter dieser Ausgabe: Hermann Hoffmann, gung des Herausgebers. Der Herausgeber ist Friedrich Lang, Jürgen Lerch, Hans-Peter Günther, berechtigt, veröffentlichte Beiträge in eigenen Oliver Günther, Stefan Kannwischer, Michael Kolb, gedruckten und elektronischen Produkten zu Michael Marinc, Jürgen Schmied, Stefan Sitzmann, verwenden und eine Nutzung Dritten zu gestatten. Walter Söhnlein, Lars Kühnemund, Franz Grolig Eine Verwertung urheberrechtlich geschützter Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 25.11.2015 Beiträge, Abbildungen etc. ist unzulässig, soweit sich Erscheinungsweise: vierteljährlich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.

2 HS Nr. 101 Vorwort

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Edertalbahn zwischen Frankenberg und Korbach fährt wieder. In der touristisch geprägten Region hat die Bahnlinie beste Chancen, zum Erfolgsmodell zu werden. Die Tourismusregion hat mit dem Produkt „Meine Card Plus“ ein attraktives Angebot geschaffen, welches Hotelbetriebe, Freizeiteinrichtungen und den öffentlichen Nahver- kehr miteinander vernetzt. „Einsteigen und Losfahren“ ohne lange Auseinanderset- zung mit den Tarifen ist eine ganz wichtige Voraussetzung, um Gäste für den Nahver- kehr zu gewinnen. Davon profitieren alle. Für die Gäste werden die Urlaubskosten mit den Inklusiv-Gästekarten besser planbar, manche Rad- und Wandertour wird mit Bus und Bahn erst möglich, die Hotelangebote gewinnen an Profil und die Straßen bleiben zum Wohle aller ein stückweit freier. Noch scheint bei vielen Hoteliers leider eine gewisse Skepsis zu überwiegen. „Meine Card Plus“ findet in den Gastronomiebetrieben die beste Akzeptanz bislang im Wal- decker Upland mit dem Tourismuszentrum Willingen. Der Blick in andere deutsche Ferienregionen zeigt aber, dass solche Angebote durchaus großflächig funktionieren und von den Gästen liebend gerne angenommen werden. An den Eröffnungstagen war das Interesse an der Edertalbahn jedenfalls riesig. Einheimische und Gäste haben die zahlreichen Züge gleichermaßen gestürmt. Und wer die Kurhessenbahn als Infrastrukturbetreiber kennt, weiß, dass weitere Verbesse- rungen mit dem Ziel einer Reisezeitverkürzung und einer noch besseren Fahrplan- stabilität nicht lange auf sich warten lassen. Das Land Hessen hat mit der Edertalbahn-Reaktivierung eine Basis für die weitere touristische Entwicklung dieser an sonstigen Arbeitsplätzen eher armen Region geschaffen. Und die Bundesregierung kommt mit der Einigung über die Regionali- sierungsmittel ihrer Aufgabe nach, durch die Finanzierung von Regionalzugleistungen für eine annähernde Chancengleichheit zwischen Ballungszentren und ländlich geprägten Räumen zu sorgen. Das ist gut so, zumal die Summe der Regionalisierungs- mittel besser ausfällt als nach dem unendlichen Poker darüber zu erwarten war. Die Rahmenbedingungen der Einigung stimmen dennoch nachdenklich. Wer die Verantwortlichen noch drei Monate vor einem Fahrplanwechsel darüber im Unklaren lässt, welche Mittel wann und in welcher Höhe für die Bestellung von Zugleistungen zur Verfügung stehen, der scheint von den Planungszeiten von Fahrplänen keine Ahnung zu haben. Dazu passt ein Verkehrsminister, der Regionalzüge in seinen Äußerungen ausschließlich mit der Forderung nach kostenloser Bereitstellung von WLAN in Verbindung bringt. Barrierefreiheit, Umweltstandards, Sicherheit und Komfortmerkmale im Regionalverkehr scheinen demgegenüber völlig nachrangig zu sein. Alexander Dobrindt will WLAN im Regionalzug, und sonst gar nichts.

Wolfgang Klapdor, Vorsitzender Pro Bahn & Bus e.V. HS Nr. 101 3 Buchfahrplan

Pinwand ...... 4 Tipps und Infos ...... 6 Edertalbahn Frankenberg - Korbach wiedereröffnet ...... 7 Kurhessenbahnfest am Samstag und am Sonntag ...... 10

Lauterbach: Teures “BürgerTaxi“ soll den Stadtbus ersetzen ...... 18 Reaktivierung der Horlofftalbahn - Chance oder verkehrspolitisch abwegig? ...... 24 Fahrgastbeiräte testen Busse in Wetzlar ...... 26 Nördliches Rheinland-Pfalz: Neue Wege im Busverkehr ...... 28 Brückenerneuerungen bei Eschhofen und Guntersau mit Vollsperrungen und SEV .. 29 Westerwaldbahn: Strecke hängt an Kreistagsbeschluss ...... 31 Die nächste, bitte! Lumdatalbahn vor der Reaktivierung? ...... 32 Untere Lahntalbahn: Rundum-Erneuerung für ESTW-Inbetriebnahme...... 34 Österreichische Wagons nutzen hessische Hydraulik ...... 35

Mainzelbahn nimmt Gestalt an ...... 36 Planungen im Omnibusverkehr des Hochtaunuskreises ...... 39

Bahn muss über Verspätungen an allen Stationen informieren ...... 40 Einigung im Streit über Regionalisierungsmittel ...... 43

Streckentelegramm ...... 46 Schlusslicht ...... 50

Titelbild: Seit 11. September 2015 fahren wieder Züge auf der Bahnstrecke Korbach - Frankenberg. Im letzten Sonnenlicht des Eröffnungstags hat RbZ23259 gerade den Haltepunkt Viermünden verlassen. Rückseite: Ein LINT 27 der Hessischen Landesbahn hält im Bahnhof Lauterbach. Foto: Stefan Sitzmann Alle Fotos ohne Namensnennung: Jürgen Lerch

4 HS Nr. 101 Pinwand

Unsere Treffen vor Ort:

Pro Bahn & Bus e.V. ist Mitglied im Deutschen Bahnkunden-Verband e.V. Regionalverband Mittelhessen Unsere Aktiven vor Ort: Regionalleiter Jürgen Lerch Bismarckstraße 3, 35510 Butzbach Telefon (0 60 33) 1 60 47 Regionalverband Nordhessen [email protected] Regionalleiter Hermann Hoffmann Postfach 10 29 40, 34029 Kassel Regionalverband Rhein-Main Telefon und Telefax (05 61) 67 17 9 Regionalleiter Gernot Hornik Feldgasse 5, 65510 Hünstetten Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Telefon und Telefax (0 61 26) 5 76 60 Schienenverkehrs im Raum Marburg e.V. (AFS) [email protected] 1. Vorsitzender Michael Marinc Stadtgasse 27, 35216 Biedenkopf Bereich Südhessen und Rheinhessen Telefon: ( 0 64 61) 51 01, Fax: (0 64 61) - 92 39 71 Ansprechpartner: Wolfgang Klapdor [email protected] Zeppelinstraße 16, 67578 Gimbsheim Telefon 0177 788 118 2 Regionalverband Osthessen e.V. [email protected] Regionalleiter Marc Lerch Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach Zentrale, Geschäftsstelle Lauterbach Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 Bahnhofstraße 102, 36341 Lauterbach [email protected] Telefon und Telefax (0 66 41) 6 27 27 [email protected]

HS Nr.101 5 Tipps und Infos

Lumdatal: Modelleisenbahn VHS Kassel trifft Verkehrspolitik mit neuen (ml/fl) Die alle zwei bis drei Jahre stattfin- Bahnthemen dende große Ausstellung einer, im kleinen Maßstab, originalgetreu nachgebauten im Herbst Lumdatalbahn bietet am 14. und 15. No- (fl) Die Volks- vember 2015 die Gelegenheit, das Projekt hochschule der Re- des Schienenverkehrs zwischen Lollar und gion Kassel bietet Londorf anschaulich und authentisch an- auch in diesem Herbst wieder eine Reihe zusehen. Zur Beschreibung von Visionen interessanter Bahnthemen mit überwiegend wird vorteilhafterweise auch immer wieder historischem Bezug an. Zwei Themenreihen auf Modelle zurückgegriffen. widmen sich an unterschiedlichen Terminen der Main--Bahn und dem Schienen- Die Modellbahnschau soll in diesem fahrzeugbau in Kassel. Jahr aber auch als verkehrspolitisches Fo- rum dienen. Dazu sind die verkehrs- Beim Themenkomplex Main-Weser- politischen Vertreter aller Fraktionen und Bahn werden die Anfänge des Personenver- Gruppen im Gießener Kreistag eingela- kehrs auf der Main-Weser-Bahn sowie die den, zum Schienen-Personennahverkehr Entwicklung der in Nordhessen gelegenen im Landkreis Gießen Stellung zu beziehen. Stationen betrachtet. Beim Schienenfahr- Als Moderator tritt voraussichtlich der be- zeugbau in Kassel geht es um teilweise kannte Moderator Klaus Pradella vom längst vergessene Betriebe, aber auch um HR-Studio in Gießen auf. Termin für den legendäre Konstruktionen der Großfirmen verkehrspolitischen Diskurs ist am Sams- Henschel und Wegmann. tag 14.Nov. 2015 um 20.00 Uhr im Foyer des Bürgerhauses von Lollar. Einzelveranstaltungen gibt es außerdem zum Thema „Nordhessische Eisenbahn- Weitere Aktivitäten plant der Verein geschichte“ an Hand des Buches „Vom Dra- Lumdatalbahn e.V. am 01.11.2015 mit ei- chen zur Regiotram“ und zur sehr viel wei- nem Info-Stand auf dem Nikelsmarkt in ter entfernt gelegenen „Stalinbahn“. Bereits Allendorf/Lumda sowie voraussichtlich stattgefunden hat ein „Lokführer-Kurs“ bei am 24.11.2015 mit einer weiteren Info- der schmalspurigen Steinertseebahn. Die veranstaltung zum Stand der Diskussion VHS Region Kassel bietet seit vielen Jah- um die Wiederinbetriebnahme der Lum- ren Vorträge, Exkursionen und Kurse zu datalbahn, ebenfalls in Allendorf/Lumda. Eisenbahn- und Nahverkehrsthemen auf Infos zu allen Terminen gibt es unter hohem fachlichem Niveau und dennoch www.lumdatalbahn.de oder unter Tel. anschaulich erklärt. 06446 6978. Informationen unter www.vhs-region- kassel.de. Fachgebietsleiter ist Dr. Klaus- Peter Lorenz.

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Edertalbahn Frankenberg - Korbach wiedereröffnet Große Eröffnungsfeier und Kurhessenbahnfest (js, jl) 28 Jahre nach der Stilllegung wurde am 11. September 2015 die Bahnstre- cke Frankenberg - Korbach wiedereröffnet. Mit dem Lückenschluss entstehen zahlreiche neue Reisemöglichkeiten zwischen Hagen / Dortmund - Nordhessen - Marburg bis in das Rhein-Main-Gebiet. Außerdem ist der Nationalpark Keller- wald jetzt umweltfreundlich mit der Bahn zu erreichen. Am Freitag, dem 11. September 2015, weg Richtung Orts- setzte sich um 10.55 Uhr der Eröffnungs- mitte bei den Reakti- zug mit dem Hessischen Minister für Ver- vierungs-Bauarbeiten kehr und Wirtschaft von Frankenberg aus ersatzlos entfernt wor- in Bewegung. Dieser genoss die Fahrt im den war. Die Anwoh- Führerstand des Triebwagens. Der Zug mit ner müssen jetzt am der symbolischen Zugnummer RbZ 00001 Straßenrand gehen, wurde aus zwei Triebwagen der Baureihe was im Dunkeln bei 646 gebildet und erreichte pünktlich gegen fehlender Srtaßenbeleuchtung gefährlich 11.35 Uhr den Bahnhof Herzhausen. ist. Der Planungsfehler soll durch einen Neubau des Fußwegs behoben werden. Am neu gestalteten „Nationalpark- bahnhof Vöhl-Herzhausen“ fand die offi- Im Festzelt wurden die Gäste von Vöhls zielle Eröffnungsveranstaltung statt. Nach Bürgermeister Matthias Stappert begrüßt. der Ankunft protestierten Anwohner vom Er sprach vo einem großen Tag für seine alten Bahnhof Herzhausen, weil ihr Fuß- Gemeinde, aber auch den Landkreis Wald-

Landrat Dr. Reinhard Kubat (rechts) wartet mit seiner Frau und weiteren Gästen am Bahnhof Schmittlotheim auf den Eröffnungszug

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Ankunft des Eröffnungszugs in Herzhausen

eck-Frankenberg und ganz Hessen. Exakt in dem Moment, als der Hessische Ver- kehrsminister Tarek Al-Wazir im Festzelt seine Eröffnungsrede beginnen wollte, wur- de er durch die Dampfpfeife des vorbei- fahrenden Dampfzuges jäh unterbrochen. Der Zug wurde gerade nach Frankenberg überführt. Schelmisch bemerkte der Minis- ter in seiner Rede, dies sei „die teuerste Fahrkarte, die er je gelöst habe – für 16 Mil- lionen Euro“. Das ist der Betrag, den das Land Hessen zu der Streckenreaktivierung beisteuerte. Die gesamten Kosten belaufen sich auf 23 Millionen Euro. Weitere 8,2 Mil- lionen Euro fließen in die Modernisierung des Bahnhofes Frankenberg.

Al-Wazir zeigte sich überzeugt vom Er- folg der Bahnstrecke und sieht in der An- Der Bürgermeister von Vöhl, Matthias Stappert, begrüßt die Gäste der Eröffnungsfeier

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Das Stationsschild ist enthüllt: Kreistagsvorsitzende Iris Ruhwedel, Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, Landrat Dr. Reinhard Kubart, NVV- Geschäftsführer Wolfgang Rausch, DB-Konzernbevoll- mächtigter Klaus Vorn- husen, US-Generalkonsul James Herman, Bgm. Matthias Stappert und Landtagsabgeordneter Jürgen Frömmrich freuen sich über die neue Bahnstrecke bindung an die Ballungsgebiete von Rhein- in die Zukunft: Bei entsprechender Inan- Main und Rhein-Ruhr eine große Chance. spruchnahme der Strecke möchte man in Zugleich eröffne die Strecke dem Touris- den Hauptverkehrszeiten das Angebot auf mus neue Perspektiven. Bürgermeister einen Stundentakt verdichten. Die Voraus- Matthias Stappert verwies auf die Bewer- setzung dafür ist ein Kreuzungsbahnhof in bung auf das Programm „Fahrtziel Natur“, Viermünden, der bis 2017 enstehen soll. und für Landrat Dr. Reinhard Kubat war das Pfeifen der Loks auf der neuen Strecke Sogar der US-amerikanische General- „die wunderschönste Musik, die er seit lan- konsul James W. Herman ließ es sich nicht gem gehört habe“. Für ihn war die Streckenreaktivierung ei- nes seiner wichtigsten Ziele seiner Amtszeit.

Auf der Strecke ist vorerst nur ein Zweistunden-Takt möglich, da es zwischen Fran- kenberg und Korbach keine Ausweichmöglichkeit gibt. NVV-Geschäftsführer Wolf- gang Rausch warf einen Blick

Zahlreiche Festgäste verfolgten die Eröffnungsfeier

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Der erste Zug mit Fahrgästen fährt durch das Edertal bei Kirchlotheim nehmen, persönlich an der Eröffnung teil- Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) zunehmen. Auch er zeigte sich begeistert organisiert. von der Eisenbahn und der Natur. Kurhessenbahnfest am Um 14 Uhr begann die Rückfahrt des Samstag und Sonntag Eröffnungszugs nach Frankenberg. Vorher erfolgte noch die offizielle Einweihung des Für Samstag und Sonntag hatte die Kur- neuen Haltepunkts Vöhl-Herzhausen, der hessenbahn Bahnhofsfeste organisiert und den Zusatz „Nationalparkbahnhof“ trägt. unzählige historische und moderne Sonder- Am Nachmittag ab 15.20 Uhr pendelte der züge bestellt, um ein großes Streckenfest Doppeltriebwagen im Zwei-Stunden-Takt zu feiern. Der Mittelpunkt des Strecken- zwischen Frankenberg und Korbach und festes und die große Fahrzeugausstellung konnte von der Bevölkerung kostenlos ge- sollten im Bahnhof Frankenberg stattfin- testet werden, was auch intensiv genutzt den. Dazu trafen den ganzen Freitag über wurde, denn am Nachmittag waren die etliche Sonderzüge in Frankenberg ein. 218 Züge bis auf den letzten Stehplatz gefüllt. 460 der Westfrankenbahn machte sich Die Sonderzüge fuhren noch bis spät in die bereits am Donnerstagvormittag von Nacht, der letzte Zug erreichte Franken- Aschaffenburg aus auf die Reise nach berg/ erst gegen 1:35 Uhr in der Crailsheim, um dort einige Wagen abzu- Nacht. Die Zugfahrten wurden ebenfalls holen. Eigentlich sollte dieser Zug auch die zur Personalschulung und zu Strecken- Dampflok 64 419 mitbringen, jedoch hatte kundefahrten für weitere Lokführer ge- diese zuvor einen Lagerschaden erlitten nutzt. Der Eröffnungstag wurde vom und musste daher ausfallen. Mit diesem

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Neben zahlreichen Personenzügen wurden sogar auf private Initiative hin Fotogüterzüge mit historischer Zuggarnitur gefahren, wie hier mit V65 001 zwischen Frankenberg und Allendorf (Eder) Foto: Jürgen Schmied

Zug trafen auch 212 133 und 332 227 ein. Münster, Bestwig, Brilon-Wald und Kor- bach nach Frankenberg. Zwischen Brilon- Mit der zweiten Überführungsfahrt tra- Wald und Usseln hatten beide noch Schub- fen 78 468 und V65 001 mit ihren histori- unterstützung durch 212 376 erhalten, die schen Personenwagen und einigen Güter- von Usseln aus zunächst wieder zurück- wagen gegen 12.45 Uhr in Frankenberg ein. kehrte. Während die V65 ihre Reise in Osnabrück begonnen hatte, gesellte sich 78 468 in Mit weiteren Zügen trafen 215 001 und Lengerich dazu. Die Fahrt führte beide über V160 002, 212 376 mit verschiedenen Wa-

Volle Gleise am Freitagabend im Frankenberger Bahnhof mit historischen Zuggarnituren: Das Kurhessenbahnfest am Wochenende kann beginnen

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212 376 mit einer Garnitur Umbauwagen auf der Überführungsfahrt durch das Edertal nach Frankenberg

beit für die 218 387, den schweren Zug die Stei- gung zum Wiesenfelder Tunnel hinauf zu schlep- pen. Bis in die Nachtstun- den trafen weitere Züge mit Loks und Wagen in Frankenberg ein. gen am Bf. Frankenberg ein. Am Nachmit- Am Freitag übernahmen 332 227 und tag erreichte aus dem DB-Museum Kob- V65 001 umfangreiche Rangieraufgaben lenz-Lützel, gezogen von 218 387 der Kur- im Bahnhof Frankenberg. Zeitweise wur- hessenbahn, ein Zugverband aus zahlrei- den beide dabei noch von der Dampflok chen Diesel- und E-Loks (140 423-5, 111 001-4, E10 348, 216 047-9 und 217 014-0) 78 468 unterstützt. Die Ausstellungsloks Frankenberg. Es war ein hartes Stück Ar- mussten an der Ladestraße aufgestellt wer- den, sowie die Zuggarnituren für die fol- genden Tage zusammengestellt werden. Damit waren alle drei Maschinen abwech- selnd bis zum frühen Abend beschäftigt. Während V65 001 mit ihren vierzehn Schwesterloks Anfang der 1950er Jahre im Bw Marburg stationiert wurde und die Dampfloks auf den Nebenstrecken rund um Frankenberg verdrängte, bevor sie selbst von den stärkeren Loks der Baureihe V100 (spätere 211/212) abgelöst wurde, war 332 227 in den achtziger Jahren im Bf. Frankenberg über viele Jahre stationiert und erledigte dort bereits alle anfallenden Rangieraufgaben.

Am späten Freitagnachmittag zog 212 133 einen kurzen Foto-Güterzug nach Zugpersonal in historischen Uniformen sorgte für richtige Bundesbahn-Atmosphäre

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Hochbetrieb am Samstag im Bahnhof Korbach: Blick aus dem Schienenbus auf die Dampflok 78 468 und die Diesellok V65 001 Battenberg. Nach der Rückankunft über- Bussen zum Stundentakt verdichtet wurde. nahm V65 001 die gleiche Aufgabe und er- Während am Samstag einige Zugfahrten bis reichte mit den letzten Sonnenstrahlen den Brilon-Wald geführt wurden, verkehrten Bahnhof Battenberg. Einige Eisenbahn- am Sonntag einige Sonderzüge bis Wolf- freunde hatten die Fotogüterzüge bestellt hagen an der Strecke nach Kassel. und begleiteten diese mit einem histori- schen Bus. Während der Fahrt wurden Am Samstagmorgen sorgte 212 376 für zahlreiche Fotohalte eingelegt. Aufregung beim Betriebspersonal. Sie sollte am Vormittag um 10.39 Uhr eine Zug- Am Samstag und Sonntag wurden viele garnitur, bestehend aus einem Silberling planmäßige Züge der Burgwald- und der und vier Umbauwagen, bespannen, jedoch Uplandbahn durch historische Züge ersetzt streikte der Motor. Die Betriebsleitung er- bzw. ergänzt. Der Stundentakt auf der Burg- wog kurzfristig, anstatt des historischen waldbahn wurde teilweise durch zusätzli- Dieselzuges den soeben eingetroffenen, che Züge verdichtet. In den Morgenstun- modernen Triebwagen der BR 642 der den fuhren dank eines Streckenblocks auf Westfrankenbahn einzusetzen. Glücklicher- der Edertalbahn mehrere Züge im Abstand weise konnte der Motor etwa 10 Minuten von 30 Minuten von Frankenberg in Rich- vor der Abfahrtszeit doch noch gestartet tung Korbach. Im Tagesverlauf war ein werden. Schnell wurde der Zug an den Zwei-Stunden-Takt zwischen Frankenberg Bahnsteig rangiert und die Fahrt konnte mit und Korbach eingerichtet, der zeitweise wenigen Minuten Verspätung doch noch durch einige Busfahrten mit historischen mit der vorgesehenen Lok beginnen. Für

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Als Ersatz für eine ausgefallene Dampflok kam die Diesellok V160 002 (Lollo) zum Einsatz, welche sich nicht nur wegen des kraftvollen Motorsounds großer Beliebtheit erfreute

Irritationen sorgte der Dampfzug bei eini- hessenbahn ebenfalls einen Pendelverkehr gen Reisenden der Burgwaldbahn, der als zwischen Frankenberg und Allendorf/Eder Ersatz für einen Planzug eingesetzt wurde. eingerichtet. Am Samstag war ein Stunden- Als der Dampfzug an den Bahnsteig rollte, takt zwischen 11 und 18 Uhr eingerichtet. hielten die Reisenden diesen für einen Son- Zum Einsatz kamen 78 468, 212 133, V65 derzug, und zogen es vor, auf den Trieb- 001, 798 und mehrfach V160 002 mit einer wagen zu warten, der natürlich nicht mehr Zuggarnitur, die aus dreiachsigen und vier- kam… achsigen Umbauwagen bestand. Am Sonn- Leider sorgte der Dampfzug mit Zuglok tag wurde der Stundentakt zwischen 9 und 78 468 regelmäßig für Verspätungen von 18 Uhr angeboten. Die meisten Fahrten ca. 30 Minuten, die sich durch die notwen- übernahm V65 001, außerdem kamen 78 digen Zugkreuzungen auch auf die ande- 468, 798 und ein VT 646 zum Einsatz. Die ren Züge übertrug. Auch das extrem hohe vorletzte Fahrt übernahm 218 387 mit drei Fahrgastaufkommen auf der Edertalbahn Schnellzugwagen (Bm). sorgte für weitere Verspätungen. Dadurch Am Samstag um 10 Uhr fand im Bahn- musste auch mindestens ein Zug zwischen hof Frankenberg eine Zugtaufe statt. Der Korbach und Brilon-Wald ausfallen, da die- Triebwagen 646 211 wurde auf den Namen ser in Korbach erst im Blockabstand hinter „Stadt Frankenberg“ getauft. Bei seiner einem Planzug hätte herfahren können. Rede sagte Frankenbergs Bürgermeister Dadurch wäre es zu weiteren Verspätun- Rüdiger Heß mit einem Augenzwinkern, gen gekommen, die nicht mehr hätten auf- dass er am Freitag besonders auf die Bahn- gefangen werden können. Daher wurde übergänge in der Stadt geachtet habe. Dort entschieden, den Zug in Korbach bis zur sei es durch die geschlossenen Schranken Rückfahrt stehen zu lassen. bei Zugfahrten nur zu geringen Behinde- An beiden Festtagen hatte die Kur- rungen gekommen. Er bat die Franken-

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Im letzten Abendlicht rollt 78 468 mit ihrem Donnerbüchsenzug nach Frankenberg und nebelt bei Viermünden das Edertal ein berger Bürger um ein wenig Geduld, und konnten aber auch in den Zügen erworben darum, die benötigten zwei Minuten Zeit werden. Für einen Stückpreis von 5 Euro bei ihren Autofahrten in der Stadt einzu- wurden Tageskarten angeboten, mit denen planen. die Strecken Marburg – Frankenberg – Die Streckeneröffnung der Edertalbahn Korbach – Brilon/Wald, Korbach – Kas- Frankenberg – Korbach zog viele Besucher sel/Wilhelmshöhe und Frankenberg – an diesem Wochenende an. Das sorgte für Allendorf/Eder befahren werden konnten. übervolle Züge, besonders auf der Edertal- Zu jeder Fahrkarte, die als Armband ge- bahn. Obwohl die historischen Personen- tragen wurde, gehörte eine weitere Fahr- züge allgemein mit drei oder vier vier- karte, die zu einer weiteren Fahrt zwischen achsigen Reisezugwagen eingesetzt waren, Frankenberg und Korbach an einem belie- die beiden Schienenbusgarnituren vierteilig bigen Tag diesen Jahres berechtigt. Nach und die modernen Triebwagen alle als Angaben der Kurhessenbahn wurden an Doppeleinheiten verkehrten, konnten nicht beiden Festtagen jeweils über 5.000 Fahr- immer alle Reisenden mitfahren. Beson- karten verkauft. ders an den Unterwegshaltestellen der Damit das Streckenfest gelingen konn- Edertalbahn mussten Fahrgäste auf den te, waren zahlreiche Helfer nötig. Neben Bahnsteigen zurückbleiben, weil die Züge auftretenden Künstlern, Ausstellern, Mit- bereits bis auf die letzten Stehplätze gefüllt arbeitern der Kurhessenbahn und Mitglie- waren. dern der Vereine der historischen Züge wa- Am Festwochenende waren die Fahrkar- ren auch wieder Mitglieder der Arbeitsge- tenschalter in Frankenberg und Korbach meinschaft zur Förderung des Schienen- ganztägig geöffnet. Die Sonderfahrkarten verkehrs (AFS) im Einsatz. Einige AFS-Mit-

HS Nr. 101 15 Nordhessen aktuell glieder hatten Familienangehörige und natürlich an alle dafür verantwortlichen Freunde mitgebracht, so dass der Verein Bahn-Mitarbeiter, Organisatoren und Hel- insgesamt 14 Helfer stellen konnte, die zur fer weitergegeben werden. Sicherung der Türen eingesetzt waren. Die Helfer der AFS betreuten an beiden Tagen Zahlreiche Bahnhofsfeste einen 212-bespannten Zug, der aus einem An dem Festwochenende fanden in den Silberling und drei vierachsigen Umbau- Bahnhöfen Frankenberg, Herzhausen und wagen bestand. Da die Umbauwagen we- Korbach große Bahnhofsfeste statt, die ein der über eine Türschließeinrichtung noch buntes Rahmen-Programm für jung und alt über eine Türverriegelung während der boten. Musikgruppen traten auf, viele Fahrt verfügen, mussten alle Türen mit Sportvereine und –gruppen zeigten ihr Helfern besetzt werden. Aufgrund der Bau- Können auf den Bühnen in Frankenberg art der Wagen mit zurückversetzten Ein- und Korbach. An vielen Ständen wurden stiegstüren kann der Zugbegleiter nicht er- die Besucher informiert oder Waren zum kennen, ob eine Tür nicht vollständig ge- Kauf angeboten. Die Städte und Gemein- schlossen ist. Dazu kommt, dass die Fahr- den entlang der Strecke beteiligten sich gäste in den modernen Fahrzeugen die ebenfalls mit einem attraktiven Programm Zugtüren nicht mehr selbst schließen sol- und touristischen Angeboten. In Franken- len, da diese zentral geschlossen und ver- berg fand eine Eisenbahn-Fahrzeugaus- riegelt werden. Zusätzlich standen die Hel- stellung statt, Führerstandsbesichtigungen fer den Fahrgästen natürlich auch für Aus- und –mitfahrten wurden angeboten. Das künfte und fachkundige Gespräche zur Technische Hilfswerk (THW) führte sein Verfügung. Aufgleisgerät für entgleiste Schienenfahr- zeuge vor, ein Gleisbautrupp demonstrier- Am Samstag wurden von vielen Fahr- te ebenfalls seine Aufgaben und Geräte. Ein gästen etliche Beschwerden an die Helfer Speisewagen stand bereit, auf dem Bahn- herangetragen. Zu beklagen waren Verspä- hofsvorplatz drehte eine Parkeisenbahn tungen von teilweise 30 Minuten, Zugaus- ihre Runden. fälle einiger Sonderzüge auf Teilstrecken und schlechte Informationen über die Im Empfangsgebäude war eine Fotoaus- Betriebsabläufe bei den anfallenden Ver- stellung aufgebaut, die die Eisenbahn in der spätungen. Ein Fahrgast klagte über einen Region über viele Jahrzehnte in Szene setz- abendlichen Eilzug, der seine Ausstiegs- te. Die Eisenbahnfreunde aus Treysa wa- haltestelle ohne Halt durchfuhr. Ihm war ren mangels einer betriebsfähigen Dampf- zuvor nicht bekannt, dass der Zug nicht lok mit einer Pferdekutsche angereist und überall halten würde. Dagegen erreichten boten mit dieser Stadtrundfahrten an. Mit die Helfer am Sonntag viele positive Rück- fünf historischen Bussen, darunter auch ein meldungen. Am Abend bedankten sich vie- Gelenkbus, wurden ebenfalls Stadtrund- le Fahrgäste trotz des Regens für den wun- fahrten angeboten und zusätzliche Fahrten derschönen Tag, den sie auf dem Strecken- zwischen Frankenberg und Korbach ein- fest verbringen konnten. Der Dank dieser gerichtet. glücklichen Fahrgäste soll an dieser Stelle

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Am Samstagabend fand am Bahnhof in Frankenberg eine lange Partynacht mit ei- ner Musikband, den Goodfellas, bis nach Mitternacht statt. Nach dem Event konn- ten die Partygäste noch mit der Kurhessen- bahn in Richtung Marburg oder Korbach den Heimweg antreten. Die letzten Züge verließen Frankenberg um Mitternacht in beide Richtungen. In der Korbacher Fuß- gängerzone, die gegenüber dem Bahnhof beginnt, fand am Samstag ein Gesundheits- tag mit vielen Ständen statt. In Korbach konnte das alte Hebelstellwerk besichtigt werden, dass nicht mehr in Betrieb ist. Auch am Sonntag fanden entlang der Strecken zahlreiche Feiern, Veranstaltungen und Be- sichtigungen statt, deren Auflistung den Rahmen hier sprengen würde. Planbetrieb Bereits in der Woche vor dem Strecken- fest ab Montag, dem 7. September, fand die Betriebsaufnahme mit Probefahrten auf der Am Montag nach dem Kurhessenbahnfest ist Strecke zwischen Frankenberg und Kor- einer der ersten Planzüge im Edertal bei bach statt. Die Kurhessenbahn hatte durch Schmittlotheim unterwegs Flyer und Zeitungsberichte bereits im Vor- feld die Anwohner der Strecke darauf Auf- gemacht, in Schmittlotheim stiegen noch- merksam gemacht und über die allgemei- mals Reisende ein. Den ersten Betriebstag nen Verhaltensregeln im Bahnverkehr und nutzte ebenfalls eine Schülergruppe aus an Bahnübergängen informiert. Am Mon- Kassel, um einen Ausflug mit der Bahn zum tag wurden alle technischen Anlagen wie zu machen. Die Schüler waren sehr Bahnübergänge, Signalanlagen und Stre- glücklich, endlich mit der Bahn zum ckenblock getestet. Dazu kam ein Messzug Edersee fahren zu können. zum Einsatz, mit Triebwagen wurden zu- Auf der Strecke verkehren hauptsäch- sätzlich Personalschulungsfahrten durchge- lich Triebwagen der Baureihe 628 zwischen führt. Marburg und Brilon/Wald. Einige Züge Am Montag, dem 14. September begann verkehren darüber hinaus bis Brilon/Stadt in aller Frühe der Planverkehr auf der oder Bestwig. Einige Fahrten werden auch neuen Strecke. Bereits um 4:37 Uhr starte- von Triebwagen der Baureihe 646 abgewi- te der erste planmäßige Zug im Bf. Kor- ckelt. Dabei handelt es sich meist um Fahr- bach. Trotz der frühen Stunde hatten sich ten zwischen Wolfhagen und Marburg, die einige Reisende im ersten Zug auf den Weg im Fahrplan entsprechend angezeigt sind.

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Mobilität hatte in Lauterbach mal einen Namen Teueres „BürgerTaxi“ soll den Stadtbus ersetzen (mk/si) Als am 6. Dezember 1986 feierlich der Stadtbuslinienverkehr in der Kreis- stadt Lauterbach gestartet wurde, sollte dieses neue innerstädtische ÖPNV-An- gebot die Lebensqualität und den Wohnwert für die Bürger stärken, sowie eine Entlastung der Innenstadt vom Automobilverkehr bewirken. Im Stundentakt verkehrte seitdem ein Linienbus auf einem ca. 14,3 Kilometer langen Rundkurs und bediente dabei etwa 20 Haltestellen. Das anfänglich auf ein Jahr versuchs- Auch war es unser Verband, der Anfang weise gestartete Projekt wurde vom Land der 1990er Jahre den Stadtbus Gelnhausen Hessen mit 45.000 DM bezuschusst, wei- zu einer Probefahrt nach Lauterbach holte tere 45.000 DM steuerte die Kommune bei. und der Politik vor Ort zeigte, wie ein mo- Nunmehr endet nach fast dreißig Jahren im derner Stadtbusverkehr in einer Kleinstadt Dezember die seit Jahren als „Kleine Strol- aussehen könnte. che“ halbstündlich verkehrende Linie VB Der damalige Bürgermeister Otto Falk 20. (SPD), der dem ÖPNV zugewandt war, richtete einen Arbeitskreis „Lauterbacher Binnen kurzer Zeit nach Betriebs- Verkehrskonzept“ ein, an dem neben den aufnahme 1986 hatte der Lauterbacher Parteien auch alle Verbände und Organi- Stadtbus sein Stammpublikum. So saßen sationen mit am Tisch saßen. Erstmals tag- anfangs im Schnitt 7 bis 12 Fahrgäste pro te dieses Gremium am 4. November 1993. Umlauf im Stadtbus. 1987 waren es genau Diese Bündelung von verkehrspolitisch in- 17.269 Fahrgäste, 1990 schon 27.906 Fahr- teressierten Kräften führte dazu, dass ein gäste pro Betriebsjahr. Aus der anfänglichen Verkehrsgutachten an eine renommierte Probephase hatte sich damit ein dauerhaf- Fachfirma in Auftrag gegeben wurde, die tes ÖPNV-Angebot etabliert. Bis zur mit Haushaltsbefragungen und Linien- planerischen Komplettumgestaltung im verlaufs- und Angebotsplanung einen völ- Jahre 2000 blieb das Fahrgastaufkommen lig neuen Stadtbusverkehr in Lauterbach in etwa auf dem genannten Niveau, regel- konzipierte. Zwischenzeitlich gab es dann mäßige Zählungen unseres Verbandes do- einen Wechsel auf dem Chefsessel im Rat- kumentierten dies. haus und die Zeichen in Sachen Stadtbus sahen plötzlich eher nach Grabgesang aus. Seit Start des Stadtbusses engagierte sich Denn eines war zu dem damaligen Zeit- unser Regionalverband Osthessen vor Ort punkt klar: In der bis dahin existierenden für die Aufrechterhaltung und den Ausbau Form war der Stadtbus Lauterbach nicht dieses wichtigen innerstädtischen ÖPNV- zukunftsfähig, eine völlig neue Ausrichtung, Angebotes. Neben Fahrplanergänzungen Vertaktung und Angebotsdichte musste zeichnete Pro Bahn & Bus in der Anfangs- her, ansonsten drohte das Aus. phase mitverantwortlich für die Fahr- plangestaltung, Aushänge, Linienplan usw.. Intensivste Bemühungen unseres Ver-

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Das Aus für den Lauterbacher Stadtbus kommt zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember Foto: Stefan Sitzmann bandes mit der damaligen Vogelsberger chenende ausgeweitet, gleichzeitig aber die Verkehrsgesellschaft (VBV) und Über- Andienung des Krankenhauses erheblich zeugungsarbeit führten letztendlich dazu, reduziert. dass man auch seitens der Stadt die einma- lige Chance eines Neuanfangs erkannte. Pro Jahr zahlte die Stadt Lauterbach Insbesondere das hohe finanzielle Engage- 120.000 DM Zuschuss für dieses hervorra- ment der VBV überzeugte letztendlich. gende ÖPNV-Angebot. Lauterbach als Und so starteten „Die Kleinen Strolche“, hochverschuldete Schutzschirmkommune wie fortan die drei Midi-Busse des Lauter- hat dann von sich aus den jährlichen Zu- bacher Stadtbusverkehrs genannt wurden schuss von 60.000 Euro ab 2015 auf 30.000 (eine Namensidee, welche ebenfalls von Euro reduziert, um die Zahlung ab 2016 Pro Bahn & Bus stammt), werktäglich zwi- komplett einzustellen. Zwingend nötig war schen 5.30-19.30 Uhr im Halbstundentakt, das nicht – ein entsprechender Passus in samstags von 7.30-14.30 Uhr und sonntags den Schutzschirmkriterien ist nicht bekannt, von 13 bis 19 Uhr im Stundentakt. Binnen wonach Zahlungskürzungen bei laufenden kurzer Zeit wurden werktags nun um die vertraglichen Vereinbarungen gefordert 400 Fahrgäste gezählt, pro Jahr also eine werden. Über diese einseitig getroffene Vervierfachung der Fahrgastzahlen. Das Entscheidung unterrichtete der Bürger- Angebot wurde zum Fahrplan 2007 noch- meister im Herbst 2014 die Verkehrs- mals in den Tagesrandlagen und am Wo- gesellschaft Oberhessen (VGO) bzw. den

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Zweckverband Oberhessische Versor- selbst ausgesuchten Beiräten erledigen zu gungsbetriebe (ZOV) und bat gleichzeitig lassen. Und so präsentierte der Senioren- um Stellungnahme, inwieweit der ZOV beirat der Stadt Lauterbach Ende August sich in der Lage sieht, das Stadtbus-Ange- 2015 die Alternative zum Lauterbacher bot auch ohne Zuschuss aufrechtzuerhal- Stadtbus: das „Bürger Taxi“. Ein im ten. Die Antwort war und ist denkbar ein- österreichischen Burgenland eher aus der fach: So funktioniert das nicht. Not heraus geborenes Minimalangebot, um der Bevölkerung im äußerst dünn besiedel- Überlegungen, den Stadtbusverkehr auf ten Gebiet eine Fahralternative zum Ein- einen Einstundentakt zu kürzen, scheiter- kauf oder zum Arzt anzubieten, wird ernst- ten deswegen auch und so verkündete die haft als Stadtbusersatz in der Kreisstadt des VGO schon relativ zeitig das Ende der Vogelsbergkreises vorgestellt. Stadtbuslinie VB 20 zum Fahrplanwechsel im Dezember 2015. Ein Alternativangebot Die Betriebszeit des dann ausserhalb des präsentierte die VGO auch: Angebotser- RMV-Tarifes fahrenden Lauterbacher weiterungen der bestehenden Linien VB „Bürger Taxis“ soll demnach (Montag bis 21 (Lauterbach-Maar) und VB 26 (Lauter- Sonntag) von 8 bis 20 Uhr sein, die Tour bach-Landenhausen), was jedoch einen Zu- muss aber vorab über eine 0800-Nummer schussbedarf von knapp 70.000 Euro pro bestellt werden, das Ticket im Vorverkauf Jahr seitens der Stadt erforderlich mache. beim Bürgerbüro der Stadt erworben wer- Mehr als das, was die Stadt bislang beisteu- den. Sollte dieses Verfahren anderenorts erte, bei einem stark reduzierten Angebot. Schule machen, wird damit die Idee eines flächendeckenden Verkehrs- und Tarif- Anstatt rechtzeitig und vor der Umset- verbundes langsam aber sicher zu Grabe zung von Zahlungskürzungen mit all de- getragen. nen in Kontakt zu treten, die sich in den vergangenen 30 Jahren an der Aufrechter- Es sind vier Zonen vorgesehen: Zone 1 haltung des Stadtbusverkehrs beteiligt hat- soll 5 Euro kosten (engere Kernstadt), Zone ten, um nach Alternativlösungen zu suchen, 2 soll 6 Euro kosten und ist für die außen- scheint es jetzt zu den Gepflogenheiten der liegenden Bereiches der Kernstadt vorge- Stadt zu gehören, dies hausintern bzw. von sehen, Zone 3 für 8 Euro ist für die räum-

20 HS Nr. 101 Osthessen aktuell lich näheren Stadtteile Frischborn, Maar, des beauftragten Seniorenbeirates zu ent- Heblos und Eisenbach gedacht, während nehmen: alle anderen Nutzer der entfernteren Stadt- „Dem sehr teuren und ineffektiven Bus- teile 10 Euro pro Fahrt zahlen sollen konzept“ stehe ein privatrechtliches Tarif- (Sickendorf, Allmenrod, Rudlos, Wernges, konzept entgegen, heißt es. Zu moderaten Wallenrod und Reuters). Preisen werde allen Bürgern eine deutlich Zum Vergleich: Die RMV-Einzelfahrt im bessere Qualität des ÖPNV angeboten, Stadtbus kostet derzeit 1,95 Euro, die Ta- und auch die Stadtteile seien nicht mehr geskarte (mit beliebigen Fahrtmöglich- „abgehängt“ von der öffentlichen Mobili- keiten ) 3,80 Euro, die Wochenkarte 12,40 tät. Und ergänzend: „Die Einsparungen ge- Euro und die Monatskarte 42,20 Euro. Da genüber dem Buskonzept sind im hohen wird jedem schnell klar, dass dieses propa- fünfstelligen Bereich zu sehen, also statt der gierte „BürgerTaxi“ wohl eher was für wohl- projektierten 68 000 Euro stünde allenfalls betuchte Bürger zu sein scheint, während die Hälfte gegenüber (inklusive Subventi- sozialschwächere Mitbürger sich eine sol- onen).“ Als weiterer Pluspunkt wird das che Fahrtmöglichkeit kaum leisten können. Einbinden der Verwaltung gesehen. Damit werde den Bürgern verdeutlicht, „dass sich So ist einem entsprechenden Artikel des die Verwaltung und der Magistrat um ihre Lauterbacher Anzeigers vom 28. August Mobilität kümmern, auch wenn es keinen folgende Einstellung der Verantwortlichen teuren Linienbusverkehr mehr gibt.“ Ein Lauterbacher Stadtbus hält an der Haltestelle Eisenbacher Tor. Bis jetzt hat sich die Lokalpolitik noch für kein Ersatzangebot entscheiden können Foto: Stefan Sitzmann

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Eine öffentliche Sitzung des Haupt- und lung über die probeweise Einführung des Finanzausschusses zum „BürgerTaxi“ gab „BürgerTaxis“ entschieden und diesbezüg- es dann am 8. September, dort konnten sich lich ein Arbeitsauftrag an die Verwaltung interessierte Bürger über das Projekt infor- erteilt. Das Finanzierungsangebot der mieren. Bereits am 16. September, also gut VGO (Ergänzungsverkehr VB 21 und VB zweieinhalb Wochen nach dem ersten 26) wurde abgelehnt, die innerstädtische Bekanntwerden dieses Projektes, wurde im ÖPNV-Andienung zum Verbundtarif da- Rahmen der Stadtverordnetenversamm- mit de facto beerdigt. Kommentar zum Wegfall des Stadtbusses Lauterbach

Aus Sicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn & Bus stellt sich die Frage: Was hat ein solches „BürgerTaxi“-Konzept noch mit ÖPNV zu tun? Nichts bzw. sehr wenig, allenfalls handelt es sich hierbei um einen Mietwagenverkehr. Eltern mit Kinderwagen oder gehbehinderte Personen mit Rollatoren kamen mit dem Stadtbus bislang bestens voran. Ein Anruf Linien Taxi (ALT) oder ein Rufbus wäre aus tariflicher Sicht hingegen eine akzeptable Alternative, da diese innerhalb des RMV-Tarifs verkehren und damit Nutzer das Angebot verkehrsmittelübergreifend mit nur einem Ticket nutzen können und z.B. für den Zug nach Fulda nicht noch einmal extra zahlen müssen. Aber ein AST- oder ALT-Angebot zum RMV-Tarif gibt es ohne finanzielle Bezuschussung der Kommune wohl eher nicht. Und wie soll das funktionieren, wenn man erst ein Ticket für das „BürgerTaxi“ im Bürger- büro (zu dessen Öffnungszeiten) im Vorverkauf erstehen muss, bevor man dieses nutzen kann?

Kritisch ist auch zu bewerten, wie man seitens der Stadt Parallelangebote zu bestehenden gut funktionierenden und vertakteten ÖPNV-Linien in die Stadtteile wie Frischborn, Maar oder Wallenrod installieren möchte. Die bestehende ÖPNV- Angebote als „sehr teuer und ineffektiv“ abzuwerten oder festzustellen „dass Stadtteile abgehängt seien“, verkennt die Realitäten und zeugt von geringer Sachkenntnis. Normalerweise werden ÖPNV-Angebote von sach- und fach- kompetenten Planern gestaltet - man renoviert schließlich z.B. ein Rathaus ja auch nicht ohne Architekt. Bedauerlich ist auch, dass jegliche Anregung und Kritik von außen mit Vehemenz abgewehrt wird.

Es bleibt festzustellen, dass man seitens der Kreisstadt Lauterbach das finanziel- le Engagement für die Bürger in Sachen ÖPNV offenbar gegen Null fährt. Selbst beim touristisch höchstwichtigen Freizeitbus „Vulkan-Express“ liebäugelte die Stadt mit Einstellung der überschaubaren Bezuschussung, obgleich man großen Nutzen daraus zieht. Erst nachdem die Verkehrsgesellschaft mit der Abkopplung der Kreisstadt drohte, einigte man sich auf eine etwas geringere Bezuschussung. Auch die Renovierung des Lauterbacher Nordbahnhofs, einer äußerst wichtigen

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Verkehrsstation an der Vogelsbergbahn mit hoher Fahrgastfrequenz, überlässt die Stadt bislang alleinig den neuen Besitzern, anstatt ein umfassendes Gesamtkonzept aktiv mitzuplanen und mitzugestalten.

Dem gegenüber wurde die kommunale Grundsteuer zwar von 400 auf 630 % erhöht. Gleichzeitig ist z.B. kein Geld mehr vorhanden, um eine städtische Veran- staltungshalle weiter zu betreiben. Bei diesen Rahmenbedingungen (es sei nur an die Stilllegung des Bahnhaltepunktes im Stadtteil Wallenrod erinnert) verwundert es kaum, dass man in Lauterbach nicht nur den sprichwörtlichen Strumpf verlie- ren kann, sondern die Stadt auch immer mehr an Einwohnern verlustig wird. Laut Hessischem Statistischem Landesamt waren es am 30. September 2009 noch 14.080, am 31.12. 2014 nur noch 13.226 Einwohner (-6,07 % = -855 Einwohner). Angesichts dieser Entwicklung wäre es sinnvoll, die Attraktivität der Stadt für die vorhandenen und potenziell neuen Einwohner zu erhöhen. Die Einstellung des Stadtbusverkehrs wird den negativen Prozess eher noch beschleunigen.

Man beachte abschließend: die Stadt Lauterbach erhält ab 2016 aus dem Topf des „Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes“ jährlich 1,44 Mio. Euro.

„Mobilität hatte in Lauterbach mal einen Namen“...

Michael Kolb

Linienplan Stadtverkehr Lauterbach 1994

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Reaktivierung der Horlofftalbahn - Chance für die Region oder verkehrspolitisch abwegig? (sk, fg, jl) Die seit 2002 als Bürgerinitiative aktive Arbeitsgemeinschaft (AG) Horlofftalbahn hat mit einer öffentlichen Präsentation in Hungen am 3. Septem- ber 2015 vor rund 90 interessierten Bürgerinnen und Bürger über die mögliche Reaktivierung der Horlofftalbahn informiert. Themen waren die verkehrliche Sinnhaftigkeit, die technische Machbarkeit, die Investitions- und Betriebskosten, die Hintergründe für ein Reaktivierungsverfahren sowie die regionalpolitische Bedeutung der Bahnstrecke Hungen - Wölfersheim. Unterstützt wurde die Veranstaltung heim/Södel durchge- vom Gewerbeverein Hungen e.V. und dem führt worden. Stadtmarketing Hungen e.V.. An die von den Mitarbeitern der AG Horlofftalbahn Die Kosten werden Jürgen Lerch (Butzbach) und Dr. Franz sich nach vielen Jah- Grolig (Wölfersheim) ausgearbeitete Prä- ren Investitions- und sentation schloss sich eine rege und inten- Unterhaltungsrück- sive Diskussion an. stand auf 5-10 Mio. Euro belaufen, um die Strecke damit Das Projekt der Reaktivierung steht seit zukunftsfähig zu machen. Die Investitions- dem Kauf der Strecke 2011 immer wieder kosten in die Infrastruktur werden über das auf der Tagesordnung der politisch Verant- Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz wortlichen. Die Ausführungen von Jürgen (GVFG) durch Bund und Land zu meist Lerch widmeten sich dem baulichen Zu- über 80 % getragen. Die kommunale Be- stand der Strecke und des Kreuzungs- teiligung vor Ort bewegt sich in der Regel bahnhofes Beienheim. Der Oberbau um die 20 %. Die direkte Durchbindung (Schotter, Gleise) muss erneuert bzw. über- von Hungen nach Frankfurt/Main durch arbeitet werden. Selbiges ist 2000/2001 Zugkopplung in Beienheim bedarf umfas- bereits im Abschnitt Beienheim-Wölfers- sender Umbaumaßnahmen an Gleisan- lagen sowie der Signaltechnik. Das Stellwerk im Bahnhof Beienheim befindet sich insgesamt in einem baulich und technisch veralteten Zu- stand. Hierbei müsse die Deutsche Bahn AG als Infrastruktur-Eigentü- mer und -betreiber besonders in die Pflicht genommen werden. v.l.n.r: Stefan Kannwischer (AG Horlofftalbahn), Jürgen Lerch (Pro Bahn & Bus), Bürgermeister Rainer Wengorsch und Dr. Franz Grolig

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Die zahlreichen Fragen aus dem Publi- kum umfassten alle relevanten Bereiche, wobei die Finanzierung des Projektes und die Kosten für die Anliegerkommunen von besonderem Interesse waren. Stephan Kannwischer, der als Organisator der Ver- anstaltung und Sprecher der AG Horloff- talbahn verantwortlich zeichnete, begrüß- te ausdrücklich jedes Engagement, welches die Wiederaufnahme des regulären Schie- nenpersonennahverkehrs in Richtung Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse, Friedberg/Frankfurt näherbringt. Die sodass noch zusätzliche Sitzgelegenheiten Sicherstellung regionaler Mobilität im organisiert werden mussten ÖPNV sei ein Beitrag zur staatlich-gesell- schaftlichen Daseinsfürsorge und ein we- Straße auf die Schiene in einem überlaste- sentlicher Baustein zur Erhaltung und Stei- ten Verkehrskorridor (BAB 3/5/7 & 66) von gerung der Lebensqualität gerade in länd- Bedeutung sei und der Beitrag zum Klima- lichen Räumen (Stichwort: Angleichung schutz nicht zu unterschätzen sei. Thomas der jeweiligen Lebensbedingungen in Stadt Kraft (Lahnau) als Landesvorsitzender von und Land). Pro Bahn Hessen e.V. bekräftigte diese Po- Angesichts der fortwährend zunehmen- sition, verwies aber zusätzlich auf die posi- den wirtschaftlichen und realpolitischen tive Netzwirkung des projektierten Lücken- Bedeutung des Ballungsraumes Frankfurt/ schlusses bis Hungen und die dadurch ge- Rhein-Main und tiefgreifender Beeinflus- steigerte ÖPNV-Qualität und -Frequenz. sung des Lebens in ländlichen Räumen just Die Stabilisierung kommunaler Strukturen durch dieses Ballungszentrum sei es von durch das Vorhandensein bzw. die Einrich- entscheidender infrastruktureller Bedeu- tung von Bahnanschlüssen sei durchaus ein tung, direkte ÖPNV-Verbindungen dorthin Ergebnis einschlägiger verkehrswissen- zu schaffen bzw. zu erhalten. Regionen schaftlicher Untersuchungen. ohne leistungsfähigen ÖPNV-Anschluss werden gerade auch angesichts des „Demo- Stephan Kannwischer wies in seinem grapischen Wandels“ langfristig das Nach- Schlusswort darauf hin, dass die Landesre- sehen haben. Gemeinschaftliches Engage- gierung in ihrer aktuellen Koalitions- ment von politischer (Stadt) und Bürger- vereinbarung verbindlich niedergeschrie- gemeinde (Vereine & Gruppen) sei die ben habe, dass „Reaktivierungen von Voraussetzung für eine prosperierende Eisenbahnstrecken vom Land unterstützt Kommune. werden, sofern vor Ort Interesse besteht“. Er mahnte Einigkeit und Engagement zur Gerhard Born (Lollar) vom Verkehrs- Erreichung des gemeinsamen Ziels an und club Deutschland Gießen (VCD) mahnte ermunterte die Anwesenden (darunter an, dass die Streckenreaktivierung auch im zahlreiche Kommunalpolitiker) dazu, sich Hinblick auf Verkehrsverlagerung von der Verbündete in der Landespolitik zu suchen.

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Fahrgastbeiräte testen Busse in Wetzlar (fl) Pro Bahn & Bus ist in zahlreichen hessischen Fahrgastbeiräten vertreten. Eine typische Aufgabe ehrenamtlicher Fahrgäste in Fahrgastbeiräten ist die Über- prüfung von Fahrzeugen auf ihre Praxistauglichkeit, ihre Attraktivität und ihre Nutzbarkeit für mobilitätseingeschränkte Personen. Gemeinsam haben die beiden Fahrgastbeiräte aus dem Landkreis Limburg-Weilburg und aus Lahn-Dill / Wetzlar am 29.09.2015 vier unterschiedliche Fahrzeuge unter die Lupe genommen. Eingeladen zur Fahrzeugpräsen- tation am neu gestalteten Bahnhof und Busbahnhof in Wetzlar hatten die Verkehrsgesellschaft Lahn-Dill- Weil mbH (VLDW) und die Stadt Wetzlar. Bei der Auswahl an Fahr- zeugen verschiedener Hersteller wurde der grundlegende Unter- schied zwischen Niederflurfahr- zeugen und so genannten Low- Entry-Fahrzeugen deutlich. „Low Entry“ bedeutet für die Fahrgäste, dass sie beim Vorhandensein ent- sprechender Bordsteinkanten zwar barrierefrei ein- und aussteigen können, Wetzlars noch bis Ende 2015 amtierender ihre Sitze aber ausschließlich über Stufen Oberbürgermeister Wolfram Dette begrüßt die erreichen. Ein in Sachen Barrierefreiheit Fahrgäste am neu gebauten Busbahnhof

Die Fahrgastbeiräte aus Limburg- Weilburg waren mit der Lahntalbahn angereist

3 Fotos: Friedrich Lang

26 HS Nr. 101 Mittelhessen aktuell fragwürdiges Konzept, auch wenn einige Verantwortliche betonen, dass manche äl- tere oder gehbehinderte Kunden die hö- her angebrachten Sitze durchaus schätzten, weil sie ein leichteres Hinsetzen und Wiederaufstehen ermöglichten, ähnlich wie bei einer seniorengerecht erhöhten To- ilette. Aber auch bei den Niederflurbussen ist stets nur ein Teil der Sitze stufenlos er- reichbar, im Solofahrzeug meist eine Grup- pe von 8 bis höchstens 12 Sitzen.

Die Gestaltung und Funktion von Halte- wunschtastern, Haltestangen und Infor- mationseinrichtungen war ein weiteres wichtiges Thema. Es zeigte sich leider auch bei der Präsentation in Wetzlar, dass man- che Hersteller die Kombination aus rotem Druckknopf und dunkelgrauer Umran- dung noch immer für das Optimum in Sa- chen Erkennbarkeit halten. Auch die kon- trastreiche Gestaltung von Griffstangen ist im Jahr 2015 keineswegs allgemeinverbind- licher Standard. Die Halteschlaufe ist vorhanden und gut erreichbar, aber die Griffstangen sind leider Ein Bild machen konnten sich die grau. Vier aktuelle Busmodelle wurden auf Fahrgastvertreterinnen und Vertreter auch Herz und Nieren geprüft von einem Bus, der komplett mit Werbe- folien beklebt war. Das Thema polarisiert. Vertreter der Verkehrsbetriebe und der lo- der Werbung aber ab, weil der Blick nach kalen Nahverkehrsgesellschaften betonen draußen deutlich behindert wird, vor allem die hohen Werbeeinnahmen, die sich mit an trüben Tagen und abends. Die VLDW keiner anderen Form der Werbung erzie- sammelte Anregungen und Kritik auf Fra- len ließen. Viele Fahrgäste lehnen diese Art gebögen und sicherte deren Auswertung zu.

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HS Nr. 101 27 Mittelhessen aktuell

Nördliches Rheinland-Pfalz: Neue Wege im Busverkehr (og) Im Rahmen der in Zusammenarbeit von Rhein-Lahn-Kreis, Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) und Verkehrs- verbund Rhein-Mosel (VRM) durchgeführten europaweiten Ausschreibung für die Linienbündel Einrich und Blaues Ländchen-Loreley wird das Busnetz zwi- schen Limburg an der Lahn, St. Goarshausen und Braubach am Rhein zum Fahr- planwechsel am 13. Dezember 2015 neu geordnet. Erstmals im nördlichen Rheinland-Pfalz - Starke Rückgänge bei den Schülerzahlen, wurden in einem Vergabeverfahren lokale teilweise bis zu 40 % in einigen Regionen Busverkehre, die im Auftrag des Rhein- Lahn-Kreises erbracht werden, mit den im - Erforderlichkeit einer Bündelung von Zuständigkeitsbereich des SPNV-Nord lie- Buslinien zu Ausschreibungspaketen mit genden sogenannten Regiolinien gebündelt entsprechender Harmonisierung der in einem Verfahren ausgeschrieben. Die Laufzeiten von Liniengenehmigungen Konzeption der Busangebote wurde auf - Erweiterung von regionalen Busver- Basis des „ÖPNV-Konzeptes Rheinland- kehren auf den Hauptachsen abseits des Pfalz Nord“ vorgenommen. Schienenverkehrs Im Jahr 2011 war für den Norden des - Notwendige Anpassung der Busverkehre Landes festgestellt worden, dass die auf den Rheinland-Pfalz-Takt im Nahverkehrsplanungen fortzuschreiben Schienenverkehr sind - aus planerischen und ökonomischen Gründen: - Einführung von flexiblen, bedarfs- gesteuerten Bedie- nungsvarianten im Busverkehr als Er- gänzung bzw. als Ersatz von Linien- verkehren

Das Busunternehmen Martin Becker wird in Zukunft Buslinien im Westerwald / Lahn / Taunus betreiben Foto: VRM

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Vor diesem Hintergrund haben die von Bus- auf Anruffahrten auf den Neben- Landkreise und kreisfreien Städte, die linien abseits des Schülerverkehrs. beiden Verkehrsverbünde VRT und VRM, der SPNV-Nord sowie das Land Rhein- Die Ausschreibungen für die 21 Linien land-Pfalz im Jahr 2012 eine grundlegende (in zwei Linienbündeln mit rund 1,5 Mio. Überplanung für die rund 600 Buslinien Nutzwagenkilometern jährlich) erfolgte für zwischen Altenkirchener Land im Norden zehn Jahre nach den Vorgaben des EU- und dem Saargau im Süden bei einem Pla- Rechts. Den Zuschlag erhielt das zur nungsbüro in Auftrag gegeben. Rhenus-Veniro-Gruppe gehörende Bus- unternehmen Martin Becker aus Alten- Die Ergebnisse der Planungen werden kirchen (Westerwald), welches die qualita- nun erstmals im südlichen Rhein-Lahn- tiv besten und wirtschaftlichsten Angebote Kreis im Dezember 2015 umgesetzt. Sie abgegeben hatte. Es löst damit die bisheri- beinhalten einen Taktfahrplan auf den gen Betreiber Rhein-Mosel-Bus (DB beiden Hauptstrecken Limburg – Diez – Regio), Nassauische Verkehrs-Gesellschaft Nastätten – St. Goarshausen und Nastätten (Transdev-Gruppe) und Hohlwein-Reisen – Braubach, auch abends und am Wochen- ab. ende. Außerdem wird von April bis Okto- ber ein neuer Busverkehr ab dem Bahnhof Der Anteil der Niederflurbusse, die auch St. Goarshausen zum Loreley-Plateau ein- über eine Klimaanlage verfügen, steigt in gerichtet. Im Gegensatz zum bisherigen den beiden Linienbündeln bis zum Jahr Busangebot bestehen deutlich bessere An- 2021 auf 100 %. Ab dem Jahr 2017 wird die schlüsse zwischen Bus und Bahn sowie in- Fahrzeit aller Busfahrten außerdem minu- nerhalb des Busnetzes. Der demographi- tengenau in Echtzeit in der Fahrplan- sche Wandel zeigt sich in der Umstellung auskunft des VRM bereitgestellt.

Brückenerneuerungen bei Eschhofen und Guntersau mit Vollsperrungen und SEV (hpg) Für Pendler und Touristen im Lahntal, die auf die Bahn angewiesen sind, wird das Jahr 2015 in schlechter Erinnerung bleiben. Nach den wochenlangen Sperrungen mit Bus-Ersatzverkehr während der Oster- und Sommerferien im unteren Lahntal, stehen während der zweiwöchigen Herbstferien in Hessen und Rheinland-Pfalz jetzt Sperrungen im hessischen Abschnitt an.

Wegen Brückenbauarbeiten sperrt die Saniert wird die unter Denkmalschutz DB Netz AG vom Freitag, 16. Oktober, 22 stehende zweibogige Brücke über den Uhr bis zum Betriebsbeginn am ersten Emsbach zwischen Eschhofen und En- Schultag, Montag, 2. November, den nerich. Die 1862 aus großen Lahnmarmor- Streckenabschnitt zwischen Eschhofen und Blöcken erbauten Pfeiler und Widerlager Weilburg. sowie die nicht mehr ausreichend tragfähi-

HS Nr. 101 29 Mittelhessen aktuell

Nach über 150 Jahren muss die gemauerte Brücke der Lahntalbahn über den Emsbach saniert werden. Statt Abriss und Neubau erfolgt eine Instand- setzung der Pfeiler aus Lahnmarmor sowie der Gewölbe und Mauern. Für den Bau einer neuen Tragplatte wird die Strecke im Oktober gesperrt. Foto: HPG

gen Gewölbe und Futtermauern werden schließlich Sonntag, 1. November auf dem instandgesetzt. Schon seit Jahren entlasten Abschnitt zwischen Limburg und Gießen vier Hilfsbrücken die Gewölbe. Mit einer durch Busse im Schienen-Ersatzverkehr neuen Tragplatte und ausreichend breiten (SEV). Seitenwegen soll das Bauwerk für die Zu- kunft ertüchtigt werden. Die Regionalzüge der Hessischen Landesbahn (HLB) verkehren fahrplanmä- Die zweite Baustelle ist ein Durchlass am ßig zwischen Fulda, Gießen und Weilburg. ehemaligen Güterbahnhof Guntersau bei Problematisch ist ein SEV zwischen Weil- Weilburg. Auch dort entlastet seit etlichen burg und Limburg, da sich nicht alle Stati- Jahren ein Hilfsträger das Gewölbe. Der onen bedienen lassen. Die Busse benöti- Fußgängertunnel verläuft unter den Glei- gen zwischen Weilburg und Limburg in sen der Lahntalbahn sowie der Zufahrt zum beiden Richtungen eine jeweils 30 Minu- ehemaligen Güterbahnhof hindurch. Der ten längere Fahrzeit. Dabei werden wech- Tunnel ist Ende bzw. Beginn des Weiltal- selweise entweder Arfurt oder Villmar be- Radwanderweges, der in den auf dem Lein- dient. Die Busse fahren in Limburg rund pfad verlaufenden Lahntal-Fernradweg 30 Minuten früher ab und erreichen in (R7) einmündet. Diese Passage wird für Weilburg die fahrplanmäßig verkehrenden Fußgänger und Radler bis Ende Novem- Züge in Richtung Wetzlar und Gießen. Die ber gesperrt sein. meisten SEV-Haltestellen befinden sich nicht an den Stationen, sondern oft in der Ersatzverkehr mit Bussen jeweiligen Ortsmitte. DB Regio ersetzt die Fahrten des RE 25 (Koblenz–Gießen) vom 17. Oktober bis ein-

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Westerwaldbahn: Strecke hängt an Kreistagsbeschluss (hpg) Der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Westerwaldbahn des Kreises Altenkirchen GmbH (Weba), 1. Kreisbeigeordneter Konrad Schwan, hat in einer Pressekampagne das Ende des Güterverkehrs auf dem Streckenabschnitt Altenkirchen– Selters (Holzbachtalbahn) in Aussicht gestellt. Auf der von der DB am 03.08.2005 er- wald, Neuwied, Altenkirchen) aufgebracht worbenen rund 32 km langen Strecke be- werden müsste. Hinzu kommen nochmals treibt die Weba als Frachtführer für DB etwa 4 Mio. EUR für eine zeitgemäße Schenker Rail Deutschland seit dem 6. März Absicherung der zahlreichen Bahnübergän- 2006 einen umfangreichen Güterverkehr, ge. Diese sind bislang entweder nur mit An- der allerdings seit Jahren defizitär ist. Für dreaskreuzen oder manuell zu schaltenden den Hauptkunden werden derzeit über Lichtzeichenanlagen ausgestattet. Dazu müs- 200.000 Jahrestonnen, in der Hauptsache sen die bis zu 1500 t schweren Güterzüge Stahlcoils, zwischen Betzdorf und Selters mehrfach bis zum Halt abgebremst und (Ww) befördert. wieder beschleunigt werden. Neben der Im kommenden Jahr sind verschiedene Gefahr für das Personal, das die Überwege Arbeiten notwendig, damit die für die regi- absichern muss, bedeuten die zahlreichen onalen Unternehmen bedeutende Strecke Anfahrten einen hohen Verschleiß und auch zukünftig für den Güterverkehr genutzt Energieverbrauch. werden kann. Für die nach dem Eisenbahnkreuzungs- Dazu sind insgesamt rund 7,7 Mio. EUR gesetz zu finanzierenden Anlagen liegen erforderlich, umgerechnet rund 241 000 teilweise bereits die Genehmigungen und EUR pro Kilometer. Die Hälfte der Kosten Verträge vor, so dass nach einer vom Kreis- würde aus Bundesmitteln über das 2013 er- tag des Landkreises Altenkirchen abhängi- lassene „Schienengüterfernverkehrsnetz- gen Entscheidung zur Instandsetzung der förderungsgesetz“ (SGFFG) finanziert. Ne- Strecke und Weiterführung des Betriebes die ben dem Bund hat auch das Land Rhein- Aufträge sofort erteilt werden könnten. land-Pfalz zu erkennen gegeben, dass es bis zu 35 % der Kosten tragen würde. Damit verbleibt eine Restfinanzierung von 15 %, die von den drei, an der Strecke liegenden Landkreisen (Wester- Viele Bahnübergänge besitzen keine Ampeln und müssen mit Posten gesichert werden, wie bei der Sonderfahrt von Pro Bahn & Bus am 9.September 2006

HS Nr. 101 31 Mittelhessen aktuell

Die nächste bitte...! Lumdatalbahn vor der Reaktivierung? (sk) Mit verdienter großer öffentlicher Aufmerksamkeit eröffnete am 11. Sep- tember Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir die reaktivierte Eisenbahn- strecke zwischen Frankenberg und Korbach (siehe Bericht in dieser Hessen- schiene). Etwas weniger öffentlichkeitswirksam geht die Durchführung der aktu- ellen Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) zur Lumdatalbahn vonstatten. Zur jüngsten Historie: Die Lumdatal- relevanten Faktor von 1,04 machte den Pro- bahn AG beauftragte 2012/2013 zusammen tagonisten Mut, auf eine umfassende NKU mit dem Landkreis Gießen und den hinzuarbeiten. Lumdatalgemeinden Allendorf, Lollar, Die Gelegenheit bot sich 2014/2015 mit Rabenau und Staufenberg das Verkehrs- dem Wegfall einiger Zughalte auf der Main- planungsbüro IG Dreieichbahn (Sprend- Weser-Bahn im Zusammenhang mit der lingen) mit der Erstellung einer Vorstudie, stärkeren Vertaktung der Oberzentren Gie- die das Reaktivierungspotenzial der Schie- ßen und Marburg. Die Landrätin und nenstrecke im SPNV untersuchen sollte. Verkehrsdezernentin des Landkreises Gie- Das Ergebnis mit einem volkswirtschaftlich ßen, Anita Schneider, nahm "die Gelegen- Anlässlich einer Sonderfahrt kam am 15.02.2014 ein Schienenbus auf die Lumdatalbahn. Für die Zukunft wird weiter eine Reaktivierung der Strecke bis Londorf im ÖPNV angestrebt

32 HS Nr. 101 Mittelhessen aktuell heit beim Schopf", in Verhandlungen mit Begleitgremium zur NKU bedurfte der dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) Ausübung sanften politischen Drucks und quasi "als Kompensation" zu erreichen, ist kein Ruhmesblatt der Verantwortlichen dass dieser Mitte 2015 bei einem bekann- in Sachen "Anerkennung und Würdigung ten Verkehrsplanungsbüro eine etwas ab- ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engage- gespeckte NKU zur Beauftragung freigab. ments" gewesen! Mit im Boot sitzt auch der Zweckverband Die Lumdatalbahn ist in eine liebliche Oberhessische Versorgungsbetriebe Landschaft eingebettet, bietet einiges tou- (ZOV), der die ÖPNV-Aufgabenträger- ristisches Potenzial auf und hat neben ei- schaft von den mittelhessischen Landkrei- ner weitgehend unproblematischen Stre- sen Gießen, Wetterau und Vogelsberg seit ckenführung und zwei Brücken über die langer Zeit innehat. Die verkehrswissen- Lumda wenig Spektakuläres aufzubieten. schaftlichen Gutachter haben neben der Eine besondere Bedeutung käme der theoretischen Ausarbeitung auch praktisch schienenverkehrlichen Wiederanbindung vor Ort die ingenieurtechnische Bewertung des Lumdatals an das Oberzentrum Gie- und Beurteilung der vorhandenen verkehr- ßen zu, womit auch klimapolitische Ziele lichen Infrastruktur vorzunehmen. Sie ha- einer Großstadt positiv beeinflusst werden ben somit alle Hände voll zu tun, bis das könnten. Inwieweit die Aspekte Klima- Ergebnis in den nächsten Monaten erarbei- schutz und Umweltentlastung in der aktu- tet ist und im Anschluss öffentlich vorge- ellen NKU berücksichtigt werden, ist nicht stellt und bewertet werden kann. bekannt. Dem Lauf der Zeit entsprechend Die Einbindung und Beteiligung des wäre eine stärkere Gewichtung mehr als Vereins Lumdatalbahn e.V. in einem angemessen!

SPENDENAUFRUF FÜR DIE LUMDATALBAHN Einer möglichen Reaktivierung der Lumdatalbahn fühlen sich die ehrenamtlichen Akteure nach einigen erlittenen Schiffbrüchen in der Vergangenheit so nah wie nie zuvor!

Deshalb werden für die ehrenamtliche Lobbyarbeit zur Unterstützung der Reakti- vierung der Lumdatalbahn noch einige Finanzmittel benötigt. Konkret sollen Spen- den für folgende Bereiche eingeworben und eingesetzt werden:

1. Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungs-Durchführung

2. Beauftragung ingenieurtechnischer Dienstleistungen (Bestandsaufnahme der vorhandenen Infrastruktur) zur Begleitung des NKU-Verfahrens

Wenn Sie die Reaktivierung der Lumdatalbahn unterstützen möchten, bitten wir Sie um eine Spende auf das Vereinskonto von Pro Bahn & Bus e.V., IBAN: DE42 5308 0030 0772 2606 00 bei der Commerzbank Fulda, Kennwort: Lumdatalbahn.

HS Nr. 101 33 Mittelhessen aktuell

Untere Lahntalbahn: Rundum-Erneuerung für ESTW-Inbetriebnahme (hpg) Mit einem Generationen-Wechsel vergleichbar sind die umfangreichen Umbauten an der unteren Lahntalbahn zwischen Diez und Niederlahnstein. Für die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks (ESTW) „Untere Lahn“ zum 24. August 2015 waren umfangreiche Baumaßnahmen erforderlich. Für die Einsparung von örtlichen Mit- reicht werden konnte. arbeitern der DB Netz in den Stationen und Stellwerken mussten neue Bahnsteige und Eine negative Ausnahme bildet die Zu- Zugänge geschaffen werden. Bei vorerst gangssituation zum neuen Außenbahnsteig sechs Verkehrsstationen sind während der in der Weinbau- und Wallfahrtsgemeinde Sperrungen in den Oster- und Sommerfe- Obernhof. In den 2011 von der DB vorge- rien jeweils 140 Meter lange und 55cm legten Plänen war eine Kombination aus hohe Bahnsteige entweder in konventionel- Treppe und 120,5m langer Rampe enthal- ler Bauweise oder mit vorgefertigten ten. Dieser Plan war Grundlage der Ent- Bahnsteigsegmenten entstanden. Dabei scheidung seitens der politischen Gremien sind die Stationen jeweils komplett erneu- in Nassau und Obernhof. Anlässlich der ert worden. Während bislang die Überwe- Projektvorstellung im September 2013 war ge zu den meist schmalen und niedrigen jedoch die Rampe nur noch eine Option. Mittelbahnsteigen von örtlichem Personal Letztlich gebaut wurde nur eine 36 Stufen mit Ketten gesichert wurden, kommen an umfassende Treppe. bislang drei Stationen schienengleiche „Rei- senden-Sicherungsanlagen“ (ReSi) mit Am Dienstag, 29.09.2015 waren Vertre- Lichtzeichen und Schranken zum Einsatz. ter des Mainzer Innen- und Infrastruktur- Diese sollen vor allem auch für die barriere- ministeriums, des Zweckverbands SPNV- freie Erreichbarkeit sorgen, die neu an elf Nord, der DB und des Landkreises zu ei- Bahnsteigen in sechs Stationen auch er- ner Feier aus Anlass der Inbetriebnahme In Obernhof kann der neue Außenbahnsteig in Richtung Koblenz nur über eine aus 36 Stufen bestehende Treppe erreicht bzw. verlassen werden. Mit den abschließend installierten doppelten Handläufen ist die Nutzbarkeit der einseitig montierten Rampe für das Schieben von Fahrrädern erheblich eingeschränkt worden. Nur mit Mühe passt ein Rad unter den weit ausladenden Befestigungen hindurch. Foto: H.-P. Günther

34 HS Nr. 101 Mittelhessen aktuell des ESTW Untere Lahn in Nassau zusam- auch zum Bahnsteig in Fahrtrichtung mengekommen. Zwar war man dort von Koblenz zu schaffen. Eigentlich wollten die beiden ESTW-Standorten in Diez und Festgäste das Augenmerk auf die 36 Milli- Nievern weit entfernt, doch befinden sich onen Euro umfassende Investition in die die beiden Verkehrsstationen nicht in ei- Infrastruktur der Lahntalbahn lenken. Aber nem Zustand, der einer Feier angemessen auch Thomas Linnertz musste einräumen, wäre. dass es mit Obernhof „ein Haar in der Sup- Die Anwesenheit der zahlreichen Ehren- pe“ gebe. Das Land werde die Station für gäste nutzten der 1. Beigeordnete aus das vom Bundesverkehrsministerium auf- Obernhof und ein weiteres Ratsmitglied, gelegte Förderprogramm anmelden, sagte um über 1500 in den letzten Wochen ge- er. Sollte das Projekt vom Bund gefördert sammelte Unterschriften an Thomas werden, stehe auch Rheinland-Pfalz finan- Linnertz, Ministerialdirektor im Infrastruk- ziell zur Seite. Linnertz zufolge müsse dann turministerium von Rheinland-Pfalz zu aber auch die Ortsgemeinde einen Anteil übergeben. Damit bekräftigten die Vertre- leisten. Bis Ende 2018 sollen alle erfolgreich ter der Ortsgemeinde die Forderung, in angemeldeten Objekte barrierefrei gestal- Obernhof einen barrierefreien Zugang tet werden.

Österreichische Waggons nutzen hessische Hydraulik (fl) Unter anderem für den Einsatz bei der österreichischen Bahn fertigt Bolenz & Schäfer aus Biedenkopf-Eckelshausen die Waggonhydraulik. Aktuell liefert das Tochterunternehmen der Roth Industries die ersten zehn Hydraulikanlagen für das mobile Containersystem namens RockTainer zur Gleisschotterung. In Zusammenarbeit mit dem Kunden der Container bis zur Entladestelle werden Innofreight in Bruck an der Mur in Öster- die Hydraulikspeicher von einer am Wag- reich entwickelte Bolenz & Schäfer ein gon angebrachten Radsatzpumpe geladen. neues Hydrauliksystem. Es ermöglicht, die Die Klappen und Rutschen können dann Klappen und Rutschen von Containern auf mit Hilfe der gespeicherten Energie sicher Bahntragwagen zur Schotterverteilung ein- und ergonomisch bedient werden.“ Der fach zu bedienen. Über eine Bedienbühne Hydraulikspeicher ist mit einer Elektro- kann der Bahnmitarbeiter je zwei auf dem batterie vergleichbar, wobei der Hydraulik- Doppel-Tragwagen positionierte Container speicher nach Unternehmensangaben we- steuern. Deren Öffnungen erlauben das sentlich robuster ist und sich durch eine Schottern neben und zwischen den Glei- kompaktere Bauweise auszeichnet. sen. Diese Verstellmöglichkeit kann man ebenfalls von der Bedienbühne aus hydrau- Die Hessenschiene wird in loser Reihen- lisch steuern. folge über Bahn- und Busprodukte aus Hes- Während der Fahrt von der Beladestelle sen berichten.

HS Nr. 101 35 Rhein-Main aktuell

Mainzelbahn nimmt Gestalt an (fl) Seit dem Mai 2014 entsteht in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz eine völlig neue Straßenbahnlinie. Die Strecke zum Lerchenberg misst 9.2 Kilometer und verfügt über 16 Haltestellen. Wegen der Affinität des Stadt- teils Lerchenberg zum Zweiten Deutschen Fernsehen hat die Strecke den Na- men „Mainzelbahn“ erhalten, wenngleich die Endhaltestelle in einiger Entfer- nung zur Sendeanstalt liegt. Dafür werden durch eine geschickte Die Strecke wird, wie heutzutage üblich Trassenführung gleich mehrere aufkom- und zur Erlangung von Zuschüssen auch mensstarke Ziele erreicht: Wesentliche Teile gesetzlich gefordert, ganz überwiegend als der Johannes von Gutenberg-Universität, Eigentrasse erstellt, das heißt unabhängig das Max Planck Institut, die Coface Arena vom übrigen Straßenverkehr. Dafür sind als Heimstätte des FSV Mainz 05, die Fach- auch einige Großbauwerke zu erstellen, hochschule Mainz sowie die teilweise ex- beispielsweise die Unterführung unter den pandierenden Stadtteile Bretzenheim, Bahngleisen am Bahnhof Marienborn, vier Marienborn und Lerchenberg. Die Be- Straßenbrücken und ein längerer Spund- triebsaufnahme ist für das erste Halbjahr wand-Abschnitt. Knapp die Hälfte der Stre- 2017 vorgesehen, dieser Termin dürfte bei cke erhält ein Rasengleis zur optimalen dem zu beobachtenden Baufortschritt auch Einbindung der Trasse ins Stadtbild. zu halten sein. Außer am Lerchenberg können die Züge der Mainzelbahn an zwei weiteren Stellen wenden. Eine Wendeschleife entsteht in der Nähe des Bahnhofs Marienborn. 2 Fotos: Friedrich Lang

36 HS Nr. 101 Rhein-Main aktuell

An drei Stellen können die Straßenbahn- züge der Mainzer Verkehrsgesellschaft MVG künftig wenden: an der Coface Are- na, am Bahnhof Mainz-Marienborn sowie an der Endstelle Hindemithstraße. Die ur- sprüngliche Planung sah eine weitere Ver- längerung über die jetzt realisierte Endstelle Hindemithstraße hinaus bis zum Bürger- haus Lerchenberg vor. Diese Verlängerung stieß jedoch auf erheblichen Widerstand und wird nicht realisiert. Die Fahrzeit für die Gesamtstrecke wird bei 23 Minuten lie- gen. Mainzelbahn schafft Verbindungen in viele Stadtteile Die neue Mainzelbahn soll zunächst von zwei Linien befahren werden. Linie 51 ver- bindet den Lerchenberg (Endhaltestelle Hindemithstraße) mit dem Mainzer Stadt- teil Finthen (Poststraße). Linie 53 startet ebenfalls am Lerchenberg und nimmt den Weg durch die Mainzer Altstadt nach Unter anderem mit solchen Schildern wirbt Hechtsheim (Bürgerhaus). Durch dieses die Mainzer Verkehrsgesellschaft um Konzept erhalten gleich mehrere einwoh- Verständnis für die Unannehmlichkeiten nerstarke Stadtteile direkte Verbindungen während der Bauzeit. Die Ampel signalisiert zu den Zielen entlang der Mainzelbahn. grünes Licht für die Mainzelbahn. Wird auch die geplante Straßenbahnstrecke gilt die Aussage, dass keine Haltestelle ent- zum Zollhafen realisiert, dann wird eine fallen soll. Mit Linienkürzungen und An- weitere Straßenbahnlinie von der Zwi- passungen ist aber zu rechnen. Diese Än- schenschleife Coface-Arena an der Main- derungen werden auch die Buslinie 6 be- zelbahn über den Hauptbahnhof in den treffen, welche heute den Lerchenberg mit Zollhafen verkehren. dem Mainzer Hauptbahnhof, der Innen- Im Übrigen bleiben die schwächer fre- stadt und der Stadt Wiesbaden verbindet. quentierten Linienäste nach Bretzenheim Schafft die Mainzer Straßenbahn den und Hechtsheim, Am Schinnergraben auch Sprung nach Hessen? künftig mit der Linie 52 verbunden. Und die wichtige Mainzer Durchmesserlinie An dieser Stelle lohnt sich die Frage, ob Linie 50 Finthen, Römerquelle - Hechts- die Linie 6 östlich des Rheins auf alle Ewig- heim, Bürgerhaus bleibt ebenfalls in der keit als Buslinie verkehren wird, oder ob gewohnten Form bestehen. Für das Busnetz auch Wiesbaden seine am stärksten belas-

HS Nr. 101 37 Rhein-Main aktuell

Ein größeres Kreuzungsbauwerk entsteht am Schnittpunkt mit der Bahnlinie Mainz - Alzey an der Station Mainz-Marienborn

Foto: Friedrich Lang

teten Buslinien irgendwann auf den schen Ausland, vor allem in Frankreich, leistungsstarken und umweltfreundlichen steht die unterflurige Stromzufuhr längst im Schienenverkehr umstellen kann. Gerade täglichen Betrieb. Für die gegenüber dem- im Zusammenhang mit dem Bau der jenigen in Wiesbaden gewiss nicht weni- Mainzelbahn war als bislang jüngster Bei- ger schützenswerten Stadtbilder von Bor- trag zur jahrzehntelangen Diskussion um deaux oder Nizza wurden praxistaugliche ein städtisches Schienenverkehrsmittel für und allseits akzeptierte – da nahezu unsicht- Wiesbaden die Idee eines rheinüberschrei- bare - Lösungen der Stromzufuhr gefun- tenden Meterspurnetzes aufgegriffen wor- den. Und auch in Mainz bewegt sich die den. Straßenbahn entlang historisch bedeutsa- mer Bauten, etwa am Schillerplatz oder am Durch neuere genehmigungsrechtliche Gautor. Mit Oberleitung, wohlgemerkt, Rahmenbedingungen ist die einst favori- und zwar in der bewährt stadtbildtaug- sierte Verknüpfung der Aartalbahn und lichen Variante als sogenannte Einfach- anderer Schienenstrecken rund um Wies- Fahrleitung. baden mit einem noch zu bauenden nor- malspurigen Innenstadtnetz ohnehin Vielleicht bringt der Blick gen Mainz schwieriger geworden – Stichwort Unfall- nach Inbetriebnahme der Mainzelbahn den festigkeit neuer Schienenfahrzeuge im Verantwortlichen im Wiesbadener Rathaus Eisenbahnverkehr. neue Anregungen für die Bewältigung ih- rer offensichtlichen Verkehrsprobleme. Dagegen wird die von den Wiesbade- Gen Frankreich schaut die Stadt, die ihre ner Stadtbahngegnern stets verteufelte Repräsentationsstraße schon vor mehr als Oberleitung im städtischen Raum mehr 100 Jahren in frankophiler Manier „Rue“ und mehr entbehrlich. Im westeuropäi- getauft hat, ohnehin gerne…

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Planungen im Omnibusverkehr des Hochtaunuskreises (ws) In der Stadt Bad Homburg und im Hochtaunuskreis wird derzeit die Aus- schreibung der Leistungen im Stadtverkehr und im Usinger Land vorbereitet, die ab 1. Januar 2017 für acht Jahre in Auftrag gegeben werden sollen. Der Vertrag mit der Verkehrsgesellschaft Mittelhessen (VM) in Usingen für die Stadt- busse in Bad Homburg und Oberursel läuft zum Jahresende 2015 aus; es bestand jedoch eine Option für die Verlängerung um ein bis zwei Jahre. Von dieser Möglichkeit wollen die verkehrs zwischen beiden Städten. beiden Städte allerdings keinen Gebrauch Ab Anfang 2017 sollen nur neue Fahr- machen, die auch eine gemeinsame Linie zeuge zum Einsatz kommen; allerdings aus 7/41 betreiben. In der Presse wurde mitge- finanziellen Gründen keine elektrischen teilt, dass daher nach einer Zwischenlösung Omnibusse. Doch sollen auch die neuen gesucht wird. In den letzten Monaten ha- Dieselbusse der Euro-Norm VI erheblich ben sich die Beschwerden über Mängel in umweltfreundlicher sein als die bisherigen der Bedienung der Buslinien derart gehäuft, Busse. Änderungen im Liniennetz sind in dass man entschlossen sei, sich von der VM Oberursel und auf der Linie 54 Bad zu trennen. Immer wieder sei es zu Ausfäl- Homburg - Friedrichsdorf - Köppern vor- len von Busfahrten gekommen, obwohl das gesehen. Unternehmen in jedem Fall eine Vertrags- Für die Linien im Altkreis Usingen will strafe zahlen musste. der Verkehrsverband Hochtaunus (VHT) Der neue Betreiber für das Jahr 2016 von einem vorzeitigen Betreiberwechsel ab- kann sich dann auch für die Ausschreibung gesehen. Dort kam es nicht zu ähnlich 2017 qualifizieren und dort seine Chancen schwerwiegenden Beschwerden wie im verbessern. In die Ausschreibung der Stadt- Stadtverkehr. linien für 2017 wird auch die Stadt Fried- richsdorf einbezogen, die durch die Linie 54 mit der Innenstadt von Bad Homburg Einige Zahlen zum Stadtverkehr: verbunden ist, übrigens schon seit dem Jahr Jahresleistung in Bad Homburg 1,9 Mil- 1927! Und das trotz des dichten Schienen- lionen km, in Oberursel 550.000 km, in Friedrichsdorf 250.000 km und im Usinger Land 2 Millionen km. Bad Homburg: 80 Fahrer für 36 Om- nibusse (davon sieben Gelenkbusse). Oberursel: 32 Fahrer für 11 Omnibus- se (davon 1 Gelenkbus) Usinger Land (Hochtaunus Mitte und Nord): 52 Busse und Sammeltaxis.

HS Nr. 101 39 Hessen aktuell

Bahn muss über Verspätungen an allen Stationen informieren Verbesserung der Fahrgastinformationen gewünscht (lk) Das Eisenbahn-Bundesamt hat die DB Station & Service AG zu Recht ver- pflichtet, ihre Bahnhöfe und Haltepunkte mit Dynamischen Schriftanzeigern auszustatten. Dies hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am 9. Septem- ber 2015 entschieden. Die Klägerin, die DB Station & Service Dynamische Schrift- AG, betreibt etwa 5500 Bahnhöfe und Hal- anzeiger werden über tepunkte in Deutschland. Das beklagte Ei- einen Großrechner ge- senbahn-Bundesamt stellte im Jahr 2010 steuert und zeigen In- fest, dass nicht alle Bahnhöfe und Halte- formationen über Ab- punkte mit Einrichtungen versehen waren, weichungen vom Fahr- durch welche Fahrgäste über Verspätungen plan, insbesondere oder Ausfälle von Zügen informiert wer- Zugverspätungen und Zugausfälle, an. Die den können. Es verpflichtete die Klägerin, Verpflichtung gilt nicht, wenn die Klägerin alle Bahnhöfe und Haltepunkte mit Dyna- durch andere gleich geeignete technische mischen Schriftanzeigern auszustatten, und Mittel, beispielsweise eine funktionstüchti- zwar zeitlich gestaffelt nach der Größe der ge Lautsprecheranlage, oder andere orga- Stationen gemessen an der Zahl der Rei- nisatorische Maßnahmen, beispielsweise senden. örtliches Personal, sicherstellt, dass Reisen- de aktiv über Verspä- tungen oder den Ausfall von Zügen unterrichtet werden können, sobald diese Informationen zur Verfügung stehen.

Müssen bald an jedem Bahnhof und Haltepunkt hängen: Dynamische Schriftanzeiger, wie hier in Frankfurt- Berkersheim Foto: Carmen Treulieb

40 HS Nr. 101 Hessen aktuell

Die gegen diese Verpflichtung erhobe- ne Klage hat das Verwaltungsgericht Köln abgewiesen; das Oberverwaltungsgericht Münster hat die Berufung der Klägerin zu- rückgewiesen. Das Bundesverwaltungsgericht hat auch die Revision der Klägerin zurückgewiesen. Nach der Verordnung der Europäischen Union über die Rechte und Pflichten der Fahrgäste im Eisenbahnverkehr (Fahrgast- rechte-Verordnung) sind die Fahrgäste bei einer Verspätung bei der Abfahrt oder der Ankunft durch das Eisenbahnunternehmen oder durch den Bahnhofsbetreiber über die Situation und die geschätzte Abfahrts- und Ankunftszeit zu unterrichten, sobald diese Informationen zur Verfügung stehen. Die Fahrgastrechte-Verordnung verlangt eine „aktive“ Unterrichtung der Fahrgäste durch den Betreiber des Bahnhofs. Er muss die Fahrgäste unaufgefordert über Verspä- tungen informieren, sobald ihm die Infor- Mit den dynamischen Schriftanzeigern (im mationen vorliegen. Es genügt hingegen Bild rechts) können schnell viele Fahrgäste nicht, wie die Klägerin meint, wenn er die informiert werden Informationen auf Nachfrage des Fahrgas- rechte-Verordnung begründeten Pflicht tes weitergibt und eine solche Nachfrage kann ein Mitgliedstaat zeitlich begrenzte dadurch ermöglicht, dass er an dem Bahn- Ausnahmen gewähren. Der Bundesgesetz- hof oder Haltepunkt auf eine Telefonnum- geber hat von dieser Möglichkeit keinen mer hinweist, unter der Informationen ab- Gebrauch gemacht und die Verpflichtung gefragt werden können. Entgegen der Auf- etwa auch nicht für wenig frequentierte fassung der Klägerin besteht die Pflicht zur Haltepunkte ausgesetzt, bei denen die Aus- aktiven Unterrichtung der Fahrgäste nicht stattung mit Dynamischen Schriftanzeigern nur dort, wo die technischen oder organi- aufgrund der örtlichen Verhältnisse mit satorischen/personellen Voraussetzungen höheren als den gewöhnlichen Kosten ver- hierfür bereits vorliegen. bunden ist. Die Pflicht zur aktiven Information der Fahrgäste verlangt vielmehr auch, dass der Zur Information: Betreiber des Bahnhofs die Voraussetzun- BVerwG 6 C 28.14 - Urteil vom 9.9.2015 gen für eine alsbaldige Weitergabe der ihm Vorinstanzen: OVG Münster 16 A 494/13 - vorliegenden Informationen an die Fahr- Urteil vom 16. Mai 2014 &VG Köln 18 K gäste schafft. Von dieser durch die Fahrgast- 4907/11 - Urteil vom 18. Januar 2013

HS Nr. 101 41 Hessen aktuell

Kommentar: Fahrgastinformationen müssen noch besser werden Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus begrüßt das Urteil ausdrücklich und hat festge- stellt, dass mittlerweile auch die kleineren Bahnhöfe in Hessen zumeist einen dyna- mischen Schriftanzeiger haben. Dieser zeigt im Normalfall die Uhrzeit an; bei Ver- spätungen in Laufschrift eine Information über die Verspätung. Zusätzlich kann dies noch durch eine akustische Ansage ergänzt werden.

Pro Bahn & Bus zeigt sich mit der Fahrgastinformation aber nach wie vor nicht zufrieden. Viele größere Bahnhöfe im Gebiet der Hessenschiene wurden mittler- weile auf ein digitales System aufgeschaltet, dass im allgemeinen Sprachgebrauch „Blech-Else“ genannt wird. Diese sagt z.B. einfahrende Züge an oder gibt die Verspätungen aus, an Knotenbahnhöfen wie Frankfurt Hbf. oder Köln auch in Englisch. Während ein zentrales System zur Fahrgastunterrichtung durchaus sehr begrüßenswert ist, kann das „logische“ Denken vom Faktor Mensch nach Erfahrun- gen des Autors bisher nicht ersetzt werden.

So werden einige in der Reisekette bei Ankunft „logische“ Anschlüsse nicht durchgesagt. So hört man z.B. bei Ankunft in Gießen mit einem Intercity Richtung Norden eine Anschlussmöglichkeit zum RE (RMV) Richtung Frankfurt, dessen nächster Halt der letzte Bahnhof vom Intercity ist: Friedberg. Beispiel 2: In Hanau, ankommend mit dem SE Richtung Wächtersbach (Start Frankfurt Hbf.!), wird der RE Richtung Frankfurt Hbf als ein Anschluss ausgegeben, nicht aber der vorgese- hene Anschluss laut RMV-Fahrplanbuch nach Friedberg/Gießen.

Bei einigen Fahrten gibt es überhaupt keine Ansagen mit Anschlüsen oder die Relevanz der Information für den Kunden ist schlicht null. Einfacher als eine vier/ fünfstellige Zugnummer im Regionalverkehr ist wie beim Vorbild Nordrhein- Westfalen eine Streckennummer (z.B. RE 50 Richtung Fulda). Der Fahrgast möchte schließlich wissen, ob sein Anschluss gesichert ist, die vier/fünfstellige Zugnummer ist zweitrangig. Hier kann nach Ansicht des Fahrgastverbandes noch nachgebessert werden!

Dass die digitale Ansage auch hilfreich sein kann, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2012 im Bahnhof Weimar, wo der Autor gen Osten unterwegs war. Zunächst wurde ein Zugausfall angekündigt und dann eine Information über die alternative Reise- möglichkeit. Diese ist dann wirklich hilfreich!

Lars Kühnemund

42 HS Nr. 101 Hessen aktuell

Einigung im Streit über Regionalisierungsmittel (fl) Im Streit um die Bereitstellung der so genannten Regionalisierungsmittel wurde Ende September 2015 zwischen den Bundesländern und der Bundesregie- rung ein Kompromiss gefunden. Damit endet ein Zustand, in dem zuletzt nur noch eine Zusage für das laufende Jahr 2015 gültig war. Die Einigung war somit überfällig. Die Bundesländer hatten eine aktuelle ne Landesgesellschaften, welche die Gel- Summe von 8,5 Milliarden Euro pro Jahr der an die EVUs weiter leiten. Andere Län- gefordert sowie eine jährliche Erhöhung der wie Hessen reichen die Mittel an die um 2 Prozent. Die Forderung stützte sich Verkehrsverbünde weiter, welche dann bei auf ein Gutachten der Länder, welches den den EVU die Bahnleistungen bestellen. Die Finanzbedarf der kommenden Jahre ermit- Trassen- und Stationsgebühren müssen die teln sollte. Argumentiert wurde unter an- Verkehrsunternehmen in ihre Angebote derem mit dem deutlichen Anstieg der Tras- einkalkulieren. Zwischen 2002 und 2013 sen- und Stationspreise. sind die Trassen- und Stationsgebühren nach Angaben des Landes Hessen um 28 Der Bund stellt mit den Regionali- Prozent gestiegen. sierungsmitteln den Bundesländern Geld zur Verfügung, mit denen die Zugleistun- Der Kompromiss sieht einen Festbetrag gen des Regionalverkehrs bei den Eisen- von 8 Milliarden Euro statt der geforder- bahn-Verkehrsunternehmen (EVU) bestellt ten 8,5 Milliarden Euro und eine jährliche werden. Einige Bundesländer haben eige- Erhöhung von 1,8 Prozent statt 2 Prozent Mit der Einigung um die Erhöhung der Regionalisierungsmittel sollte der Schienenpersonen- Nahverkehr in den nächsten Jahren im bisherigen Umfang gesichert sein

HS Nr. 101 43 Hessen aktuell vor. Die Laufzeit der Vereinbarung geht bis gebote ist dagegen nicht zu erwarten. Die- 2030. Zuletzt lag die Höhe der Regiona- se zu finanzieren wird also auch künftig lisierungsmittel bei 7,3 Milliarden Euro pro Sache der Länder sein, welche die Auf- Jahr, die jährliche Steigerung betrug 1,5 gabenstellung natürlich unter ihren wirt- Prozent. Aber auch Rückschläge waren in schaftlichen Rahmenbedingungen und der Vergangenheit zu verzeichnen, etwa im verkehrspolitischen Zielsetzungen betrach- Jahr 2004 auf Betreiben der damaligen ten. Ministerpräsidenten Roland Koch und Peer Steinbrück. Eisenbahn-Infrastrukturkosten senken Bereits im Oktober 2014 hatten sich die Verkehrsminister der Länder auf der Pro Bahn & Bus vertritt die Ansicht, dass Verkehrsministerkonferenz in Kiel darauf sich Investitionen Dritter in die Eisenbahn- geeinigt, die Regionalisierungsmittel des Infrastruktur leichter und zielgerichteter Bundes künftig nach dem so genannten tätigen lassen müssen. Während es bei den „Kieler Schlüssel“ zu verteilen. In den Eisenbahnverkehrsunternehmen einen gut Schlüssel gehen die für das Jahr 2015 in den funktionierenden Wettbewerb gibt, besitzt einzelnen Bundesländern abgegebenen die Deutsche Bahn beim Betrieb der Schie- Zugleistungs-Bestellungen ebenso ein wie nenwege noch immer ein Quasi-Monopol. die Einwohnerzahlen der Länder. Faktisch bestimmt die Deutsche Bahn über den hohen Anteil der Trassen- und Stations- Hessen erhält im laufenden Jahr 541 entgelte das Preisniveau des Regionalver- Millionen Euro und erwartet nach dem kehrs in Deutschland. Kompromiss und unter Anwendung des Kieler Schlüssels ein Plus von knapp 90 Was bei der privaten Finanzierung des Millionen Euro. In Hessen maßgeblich für Staßenbaus und -unterhalts langsam in die ÖPNV-Finanzierung zuständige Perso- Gang kommt, muss auch für die Schienen- nen wie Verkehrsminister Tarek Al Wazir, wege denkbar werden. In mehreren Län- der RMV-Geschäftsführer Professor Knut dern stehen Eisenbahn-Infrastrukturunter- Ringat und der RMV-Aufsichtsratsvor- nehmen in kommunalem oder Landes- sitzende und Frankfurter Oberbürgermeis- eigentum bereit. In Hessen beispielsweise ter Peter Feldmann zeigen sich im wesent- die Hessische Landesbahn. Haben diese lichen zufrieden mit dem erzielten Ergeb- Bahnen bessere und kostengünstigere Kon- nis. Nach eigenen Angaben stockt Hessen zepte für den Betrieb von Bahnstrecken die Mittel jährlich um 121 Millionen Euro sowie das nötige Kapital für sinnvolle Ra- auf, diese Aufstockung wird auch in ande- tionalisierung, dann müssen sie auch zum ren Bundesländern praktiziert. Zuge kommen dürfen. Mit dem gefundenen Kompromiss dürf- Die Wege dahin können vielfältig sein te sich das Regionalverkehrsangebot auf und nicht immer muss eine Strecke kom- dem heutigen Niveau erhalten lassen, so- plett in das Eigentum der Nichtbundes- fern keine überproportionalen Teuerungen eigenen Eisenbahn (NE) übergehen. Lang- eintreten. Ein Ausbau der Fahrplanan- fristige Pachtmodelle oder freiwillige Koo-

44 HS Nr. 101 Hessen aktuell perationen zwischen Deutscher Bahn und NE-Bahnen beim Ausbau und Erhalt von Bahnstrecken sind prinzipiell heute schon möglich, werden aber viel zu selten ange- wendet.

Kosten senken durch kommunale Kooperation Diese Kooperationen können in kleinem Rahmen beginnen, zum Beispiel beim Be- trieb und der Unterhaltung einzelner Bahn- stationen. Manchmal liegt der städtische Bauhof gleich neben dem Bahnhof. Die Unterhaltung der Verkehrsstation, also der Bahnsteige, der Beleuchtung und der übri- gen Einrichtungen für die Fahrgäste, lässt sich häufig unkomplizierter und kosten- sparender regeln, selbst unter den speziel- len Erfordernissen des Eisenbahnbetriebs. Gerade dort, wo ein vergleichsweise geringes Fahrgastaufkommen herrscht, könnten sich Landkreise und Kommunen Investitionen in die Bahninfrastruktur, mit günstigen weil ohnehin vorhandenen besonders bei Zweigstrecken, müssten nicht Ressourcen an der Pflege und dem Betrieb immer über die Deutsche Bahn laufen von Bahnstrecken beteiligen. Die Standards sind bei den kleinen Stationen auf dem sieht die Einigung eine Fortführung der Lande ohnehin niedriger angesetzt (Bahn- Projektfinanzierung für weitere 15 Jahre zu hofskategorien 6 oder 7) und die Aufgaben den bisherigen Konditionen vor. Das be- sind überschaubar. Mit gutem Willen ließe deutet, es fließen seitens des Bundes pro sich einiges sparen, damit der hohe Anteil Jahr auch künftig etwas mehr als 330 Milli- der Infrastrukturkosten nicht mehr limitie- onen Euro in Bauvorhaben des öffentlichen rend auf das Zugangebot wirkt. Nahverkehrs.

Auch das GVFG wird verlängert Allerdings steigt die Höhe der Mittel nicht an. Weitere Zuwendungen des Bun- Ebenfalls am 25. September wurde über des, die aus dem so genannten Entflech- die Zukunft des Gemeindeverkehrsfinan- tungsgesetz resultieren, sind dagegen nicht zierungsgesetzes (GVFG) beschlossen. Die mehr zweckgebunden für den öffentlichen bisherigen Regeln über die Bezuschussung Verkehr, sondern stehen als allgemeine kommunaler Bauprojekte für den öffentli- Investitionsgelder den Bundesländern zur chen Verkehr laufen im Jahr 2019 aus. Hier Verfügung.

HS Nr. 101 45 stop+++Streckentelegramm+++stop+++Streckentelegramm+++stop+

Mitte-Deutschland- zwischen Deutscher Bahn und dem Land Thüringen vereinbart worden war, stand Verbindung bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Ruhrgebiet - Kassel - Thüringen Bahnhof Fulda DB Reisezentrum Fulda wieder länger Fernverkehr-Doppelstockzüge offen ab März 2016 im Einsatz (si) Mehrfach hatten wir in den letzten zwei (hh, jl) Laut Hessisch-Niedersächsischer Jahren darüber berichtet und zugleich kri- Allgemeinen (HNA) sollen ab kommen- tisiert, dass die Öffnungszeiten des DB dem Jahr erstmals Doppelstockzüge im Reisezentrums im Bahnhof Fulda immer Fernverkehr fahren. Nach Angaben der weiter gekürzt wurden. Zuletzt schloss die Bahn ist 2016 auf der Mitte-Deutschland- Verkaufsstelle bereits um 17.45 Uhr, Verbindung der Start in die Umstellung auf samstags gar um 14.30 Uhr. Seit Juli ist das lokbespannte Intercity-2-Züge geplant. Reisezentrum zur Freude der Bahnkunden Laut HNA sollen täglich zwei Doppelstock- wöchentlich nun wieder 5 ½ Stunden län- Zugpaare zwischen Düsseldorf und Wei- ger geöffnet als bisher. Montags bis freitags mar über Kassel und Bebra ab März 2016 nunmehr von 7.15 bis 18.30 Uhr, samstags verkehren. von 9 bis 15.30 Uhr, an Sonn- und Feierta- Ab Weimar fahren die Züge nach Halle gen von 10 bis 18.30 Uhr. oder Jena weiter. Ob die Züge zwischen Gotha und Gera auch mit Nahverkehrs- Main-Weser-Bahn tickets genutzt werden können, wie es 2013 Kassel - Gießen - Frankfurt Blick in einen der neuen Fernverkehrs- NVV- und RMV-Linie 30 Doppelstockwagen, welche ab 2016 eingesetzt Regiotram verschwindet zwischen werden sollen Kassel und Treysa, HLB fährt alle 2 Stunden bis Kassel als RE98 (hh, nvv) Mit dem Fahr- planwechsel zum 13. De- zember 2015 wird die Re- giotram-Linie RT9 entfal- len. Dafür wird die Linie RE 98 der Hessischen Lan- desbahn eingesetzt, mit der umsteigefrei auch Marburg, Gießen und Frankfurt er- reicht werden. "Die Strecke Kassel-Treysa sollte nur

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Die Triebwagen der Hessichen Landesbahn werden ab Fahrplanwechsel alle zwei Stunden bis nach Kassel fahren

übergangsweise von der Regiotram befahren wer- den", erklärt HLB-Presse- sprecherin Susanne von Weyhe auf Nachfrage des Extra Tip Kassel. Die Um- stellung soll die Attraktivität für Pendler und Studierende nach Mittel- eigenes Personal ein und ist für die Durch- hessen und Frankfurt erhöhen, da der bis- führung der Zugfahrten verantwortlich. herige Umstieg in Treysa mit über 20 Mi- Die ab 13. Dezember 2015 gültigen Fahr- nuten Aufenthalt somit entfalle, heißt es in pläne der Linien RE 98 und RE 30 kön- einer Presseerklärung des Nordhessischen nen auf der Internetseite http:// Verkehrsverbundes. www.nvv.de/fahrplan-netz/fahrplanvor- Die neue Linie RE 98 fährt im Zwei- schau-2016/ abgerufen werden. stundentakt zwischen Kassel und Frankfurt und ergänzt sich mit der Linie RE 30 Bahnhof Marburg ist Bahnhof (Doppelstockwagen der Deutschen Bahn) des Jahres 2015 zum Stundentakt für die Halte in Wabern, (jl) Der Bahnhof von Marburg wurde von Borken und Treysa während der Hauptver- der Allianz pro Schiene zum Bahnhof des kehrszeiten. Kleine Orte wie Singlis, Jahres gewählt. „Wer Marburg mit dem Zug Zimmersrode und Schlierbach haben alle bereist, erlebt ein kleines Wunder: der 2 Stunden direkte Verbindungen nach dunkle, vom Autoverkehr umbrauste Bahn- Marburg, Gießen und Frankfurt. Auch hof ist verschwunden. Unter den Planen Kassel wird von den kleinen Halten alle 2 der Baugerüste hat sich der Bahnhof in eine Stunden angefahren ( Die RT9 fuhr stünd- helle, stille Alltagsschönheit verwandelt“, lich). lobte die Jury. „Zur Krönung dieser Wand- Im Vorgriff auf den Fahrplanwechsel nimmt lung hat die Stadt dieser neuen Heimstätte die Hessische Landesbahn am 19.10. einen intelligenter Mobilität einen großzügigen Vorlaufbetrieb zwischen Treysa und Kas- Bahnhofsvorplatz vor die Füße gezaubert“, sel zur Personalschulung auf. Zu diesem urteilten die incognito reisenden Bahnhofs- Zwecke werden einzelne Züge der Linie tester. Auf Marburgs neuem Vorplatz kom- RT9 von der HLB übernommen. Die HLB men seit Fertigstellung des Umbaus im Jah- setzt eigene Fahrzeuge (Stadler FLIRT) und re 2014 alle gleichberechtigt zum Zug: Fuß-

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Der Bahnhof Marburg ist Bahnhof des Jahres 2015. Die Jury urteilte: „Marburg ist freundlich, sehr sauber und wunderbar hell. Aber vor allem ist dieser Bahnhof eines: zu hundert Prozent alltagstauglich.“

gänger, Radfahrer, Busreisende, Autofah- Aschaffenburg - Darmstadt - rer. Nur der Durchgangsverkehr muss Mainz, Frankfurt - Hanau - draußen bleiben. Die Jury sah darin in Marburg ein „erstes Zeichen einer Abkehr Aschaffenburg vom Primat der autogerechten Stadt: Wenn RMV-Linien 75 und 55 alle Bahnhöfe in Deutschland solche Ent- wicklungen zu Wege brächten, hätte der Hessische Landesbahn gewinnt zwei öffentliche Verkehr gewonnen.“ Bahnlinien in Südhessen / Ausweitung des Fahrplans Ländchesbahn (rmv, jl) Ab Dezember 2018 müssen sich Wiesbaden - Niedernhausen Fahrgäste auf den RMV-Linien 75 (Wies- RMV-Linie 21 baden – Mainz – Darmstadt – Aschaffen- burg) und 55 (Frankfurt – Maintal – Hanau HLB-Desiro zur Personalschulung in – Aschaffenburg - Laufach) umstellen: Die Limburg Hessische Landesbahn GmbH wird als (hpg) Ab dem Fahrplanwechsel im Dezem- neuer Betreiber die Linien übernehmen. ber 2015 endet der Verkehrsvertrag der Nach einer europaweiten Ausschreibung, HLB Hessenbahn GmbH auf der Kahl- die der RMV gemeinsam mit den Partnern grundbahn Hanau – Schöllkrippen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH dort eingesetzten sechs Siemens Desiro der (BEG) und Zweckverband Schienen- HLB sollen zukünftig vor allem auf der personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd Ländches- und Main-Lahn-Bahn (Wiesba- durchgeführt hatte, hatte sie das qualitativ den – Niedernhausen – Limburg) zum Ein- beste und wirtschaftlichste Angebot abge- satz kommen. Seit Ende September ist der geben. VT 301 unter anderem auf der Unterwest- Erstmalig kommen im RMV Fahrzeu- erwaldbahn zur Personalschulung im Ein- ge des Herstellers Alstom vom Typ Coradia satz. Continental zum Einsatz. Sie können stär-

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Noch bis Dezember 2018 verkehren Doppelstockzüge der Deutschen Bahn zwischen Aschaffenburg, Darmstadt und Wiesbaden. Im Bild eine Regionalbahn in Mainz Bischofsheim

ker beschleunigen und haben eine Höchst- Frankfurter Hauptbahnhof geschwindigkeit von 160 Stundenkilome- Land finanziert Modernisierung mit tern. So kann beispielsweise dank der hö- heren Geschwindigkeit zwischen Mainz (jl) Mit einem Landeszuschuss von rund 8,7 und Darmstadt die Pünktlichkeit auf der Millionen Euro kann die Deutsche Bahn Linie 75 verbessert werden. Darüber hin- Tocher DB Station & Service AG die Bahn- aus wird es an den wichtigen Umsteige- steige im Frankfurter Hauptbahnhof erneu- bahnhöfen bessere Anschlüsse und Über- ern. Die entsprechenden Förderbescheide gangszeiten geben, beispielsweise beim übergab Wirtschafts- und Verkehrsminister Umstieg in Aschaffenburg aus Richtung Tarek Al-Wazir am 15. Oktober in Frank- Darmstadt nach Würzburg. In den Haupt- furt an Dr. Klaus Vornhusen, den Konzern- verkehrszeiten wird die Kapazität auf 400 bevollmächtigten der DB AG für das Land Sitzplätze pro Zug ausgeweitet. Die Fahr- Hessen, und Susanne Kosinsky, Leiterin für zeuge besitzen einen kostenfreien WLAN- den Regionalbereich Mitte der DB Station Zugang, Steckdosen und sollen genügend & Service AG. Die Gesamtkosten der Maß- Platz für Fahrräder haben. nahme belaufen sich auf 28 Millionen Euro.Der Großteil der Bahnsteige erhält ei- Um der erwarteten Nachfrage gerecht nen neuen Plattenbelag einschließlich zu werden, gibt es auf der RMV-Linie 75 Blindenleitstreifen und neuen Bahnsteig- Ausweitungen im Fahrplan: Künftig wird kanten. Soweit noch nicht vorhanden wer- der Halbstundentakt von etwa 6 Uhr bis 9 den im Bereich außerhalb der Halle neue Uhr und von zirka 14 Uhr bis zirka 19 Uhr Überdachungen errichtet und die Beleuch- gefahren. Zudem verkehren die Züge dann tung sowie die Lautsprecheranlagen ausge- auch samstags und sonntags durchgehend tauscht. Die Treppenabgänge zur Personen- auf der gesamten Linie stündlich. Auf der unterführung werden komplett erneuert. RMV-Linie 55, die heute in Aschaffenburg Eine neue Lautsprecheranlage innerhalb endet, wird ein Großteil der Fahrten bis der Bahnhofshalle soll in einem gesonder- Laufach durchgebunden. ten Projekt realisiert werden.

HS Nr. 101 49 Schlusslicht

Der Wald ruft (fl) Der Vorgang klingt äußerst merkwür- dig. Eine E-Mail aus dem Jahr 2012 mit dem Titel „Neuausrichtung des ÖPNV-Angebo- tes im Stadtteil Lauterbach-Wallenrod zum Winterfahrplan 2011/2012 bzw. Schließung der Bahnhaltestelle Wallenrod und Einfüh- rung des Anruf-Linien-Taxi (ALT)“ nervte im Spätsommer 2015 als offensichtlicher Computervirus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diverser Organisationen und Verwaltungseinrichtungen rund um den ÖPNV im Vogelsbergkreis. Dutzendfach am Tag kam das digitale Schriftstück als sierung der Innenstadt durch ein leistungs- Wiedervorlage herein. fähiges Schienenverkehrsmittel.

Geschrieben hatte die Mail ursprünglich Die Einkaufsmeile soll auf das Niveau ein Mitarbeiter bei der Stadt Lauterbach. von, sagen wir, Offenbach auf-, ab- oder Völlig unklar ist, wer hinter der täglich wie- umgewertet werden, je nach Sichtweise. derholten Erinnerung an den unrühmli- Dabei müssten die sonst so wirtschafts- chen Vorgang aus dem Jahr 2012 steckt. affinen Freien Wähler eigentlich wissen, Klar ist dagegen: Die Bahnstation bleibt was große Handelshäuser wünschen. Er- geschlossen, Wallenrod sieht in Sachen folgreiche Unternehmen wie beispielsweise ÖPNV „ALT“ aus und nähert sich ein Tegut oder auch IKEA suchen ganz gezielt Stück weit seinem ursprünglichen Zustand. nach Standorten mit bester ÖPNV-Er- Denn die Endung „rod“ im Ortsnamen lässt schließung. Wenn Kassel sich diesem Trend ja bekanntlich auf ein einstmals geschlos- entziehen will – bitte. Joseph Beuys hat mit senes Waldstück schließen, welches unse- seinem Kunstprojekt „Stadtverwaldung“ ja re Vorfahren mit einfachen Werkzeugen schon einmal eine mögliche Zielrichtung und viel Pioniergeist zur urbanen Fläche ausgegeben… umgestalteten.

Die Trendwende hin zum geschlossenen Waldstück einleiten oder neudeutsch „back to the roots“ gehen will offensichtlich auch die Kasseler Fraktion von „Demokratie er- neuern / Freie Wähler“. Per Bürger- entscheid soll die Tram aus der Königstraße herauskatapultiert werden. Zerstören wol- len die Damen und Herren, was in Frank- reich und anderswo unter Beachtung der Fachwelt neu aufgebaut wird: Die Vitali-

50 HS Nr. 101 Broschüren und Schriften

Kursbuch der Deutschen Museumseisenbahnen Euro 6,50 In bewährter und kompakter Form werden die Museumsbahnen mit ihren Strecken, Betriebstagen, Fahrzeiten, Fahrpreisen und den eingesetzten Triebfahrzeugen vorgestellt. 166 Seiten, ca. 14 x 21 cm, gebunden. EK-Verlag, 2015. Damals auf Linie Euro 19,80 (Peter F. Linhart) Linienbusse der fünfziger und sechziger Jahre. Band 6 aus der Reihe „Stadtverkehr-Bildarchiv“. 96 Seiten, 125 Abbildungen, ca. 23 x 16 cm, gebunden. EK- Verlag, 2015.

Bei uns noch erhältlich: Güterverkehr an der Lahn Euro 39,80 (Ronny Michael Köppel / Thomas Schupp) Band 1 aus der Reihe Eisenbahnalltag zwischen Trier und Fulda. 164 Seiten, 151 großformatige überwiegend farbige Fotos, ca. 30 x 21 cm, gebunden. Eisenbahn Fachbuch Verlag, 2012.

Alle Preise zuzüglich Versandkosten. Folgende Listen können gegen Einsendung von 1,45 Euro Rückporto angefordert werden: Hauptliste mit Eisenbahnliteratur, Veröffentlichungen von Pro Bahn & Bus, Zugverzeichnisse, Fahrplananordnungen, DR Buchfahrpläne, sonstige Dienstvorschriften, Kursbücher, Fahrplanhefte (In- und Ausland) Pro Bahn & Bus Schriftenversand, Feldgasse 5, 65510 Hünstetten

Absender Bitte

ausreichend

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Straße, Hausnummer

PLZ, Ort

Pro Bahn & Bus e.V. Telefon (bei Rückfragen) Bahnhofstraße 102

36341 Lauterbach HS 101

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Kommunen, Verbände, Firmen - Ermäßigung auf Kommunen, Verbände,

Euro Hessenschiene-Abonnement

36 Euro

26 Euro

139 Anfrage Ich möchte die Hessenschiene abonnieren. Das Zweijahresabonne- 26 Euro (Ausland) und mont kostet 18 Euro (Deutschland) bzw. endet automatisch. Nach 2 Jahren erhalte ich ein Schreiben, mit dem ich den Bezug verlängern kann. Bitte senden Sie mir unverbindlich Informationsmaterial zu

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