Rudolf Nebel (1894-1978)
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Weißenburger Blätter Geschichte . Heimatkunde . Kultur 1/2020 Januar 2020 nostra villa Impressum: 1/2020 Herausgeber: Große Kreisstadt Weißenburg i. Bay., Inhalt: Neues Rathaus, 91780 Weißenburg i. Bay., Tel.: 09141/907102, Fax: 09141/907138 Thomas Wägemann: (Büro des Oberbürgermeisters) Rudolf Nebel (1894-1978). Raketenforscher aus E-Mail: [email protected] Weißenburg – Konstrukteur eines „Papierdrachens“ Internet: http://www.weissenburg.de oder Schöpfer der „V2“? S. 5 Erscheinungsweise: dreimal jährlich (Januar, Mai, September) Ulrich Heiß: Auflage: 2500 LogoLogo … alles Logo?? Schriftleitung v.i.S.d.P.: Dipl.-Archivar (FH) Reiner Kammerl, S. 29 Stadtarchiv, Neues Rathaus, Tel.: 09141/907222, Fax: 09141/907227, E-Mail: [email protected] Redaktion und Konzeption: Reiner Kammerl, Jürgen Schröppel Titelbild: Beiträge: Ulrich Heiß, Thomas Wägemann Bronzebüste von Rudolf Nebel in der Staatlichen Fotos und Zeichnungen: Privatbesitz, „Weißenburger Tagblatt“, Realschule Weißenburg, von Wolf (Wolfgang) Ritz und (nicht eigens angegeben): Stadtarchiv Weißenburg i. Bay. Zu den abgebildeten Logos (S. 29 ff.) vgl. die im Text angege- (1920-2008), Maler und Bildhauer in Aachen. Als Au- benen Grafiker. todidakt, der nie Kunst studiert hat, zählte Ritz zu den bedeutendsten Porträtmalern seiner Zeit und hat eine Satz und Druck: Buch- und Offsetdruckerei Braun & Elbel, Weißenburg i. Bay. ganze Reihe bedeutender Persönlichkeiten des 20. Jahr- hunderts porträtiert. Die „villa nostra – Weißenburger Blätter“ sind kostenlos erhält- Die Anschaffung hatte der „Elternbeirat der Rudolf- lich in den bekannten Verteilerstellen der Stadtverwaltung (u. a. Neues Rathaus, Amt für Kultur und Touristik, Stadtbibliothek), Nebel-Realschule“ am 14. April 1970 initiiert und mit- im Weißenburger Museumsshop, im Kundenzentrum der Stadt- finanziert. Die Stadt als damaliger Träger der Schule werke GmbH, in den Weißenburger Geschäftsstellen der Spar- hat gut die Hälfte der Kosten übernommen. „Wenn man kasse sowie den örtlichen Buchhandlungen und Banken. schon die Realschule nach Professor (!) Nebel benannt Bei Bedarf, soweit von Institutionen oder Gewerbebetrieben habe, so könne man auch die Anschaffung einer Büste Exemplare zur Auslage in Wartezimmern o. Ä. gewünscht, oder für das Schulgebäude nicht ablehnen“, begründete auch falls frühere Ausgaben ganz oder teilweise benötigt werden, Weißenburgs Oberbürgermeister Dr. Horst Lenz seine wenden Sie sich bitte an das Stadtarchiv oder das OB-Büro. Zustimmung in der Stadtratssitzung vom 18. Juni 1970. (Foto: Stadtarchiv Weißenburg i. Bay.) © Stadt Weißenburg bzw. Verfasser der Beiträge. 2 „Doch um die Früchte seiner Pionierarbeit sah sich der Ingenieur, der am 21. März 1894 geboren wurde, geprellt.“ Zu seinem 125. Geburtstag am 21. März 2019 würdigte Der zweite Beitrag in diesem Heft stellt das neue Stadt- der Deutschlandfunk Rudolf Nebel als „Pionier der logo vor, das nach anfänglichen Startschwierigkeiten Raketentechnik“. Ausgehend von seinen grundlegen- erst in den letzten Wochen abschließend auf den Weg den Arbeiten bei der Entwicklung der modernen Rake- gebracht worden ist. tentechnik stellte der Beitrag v. a. Nebels Kampf um Ulrich Heiß, der im Stadtbauamt (Sachgebiet Stadt- Anerkennung in den Vordergrund. Aus diesem Bericht entwicklung) maßgeblich für die Entwicklung und Um- stammt auch das Zitat in der Kopfzeile. setzung zuständig war, hinterfragt das mit dem einem Wie schwer es ist, aus heutiger Sicht nicht nur die hintergründigen „Alles Logo??“ Leistungen, sondern auch den Menschen Rudolf Nebel Die jetzt erfolgte Einführung des neuen Stadtlogos zu beurteilen, wenn doch selbst seine Zeitgenossen und haben wir (Redaktion) zum Anlass genommen, zum Mitstreiter ihn recht widersprüchlich gesehen haben, Vergleich – und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – zeigt der vorliegende Beitrag von Thomas Wägemann. einen kleinen Überblick über ältere Stadtlogos anzufü- Unbestritten sind seine Verdienste um die Entwick- gen. lung der Raketentechnik, auch wenn er nach anfänglich spektakulären Erfolgen von der Weiterentwicklung ab- Wir wünschen Ihnen zum Jahreswechsel alles Gute für geschnitten wurde. das Jahr 2020. Nebel war ein glänzender Organisator, der es wie kaum ein anderer verstanden hat, die Öffentlichkeit für seine Forschungen zu interessieren und Mittel für seine Ihr Ihr Projekte zu beschaffen. Er sollte uns in Erinnerung bleiben als ein hochbegabter, bis zu seinem Tod von Vi- sionen geleiteter Ingenieur und einer der Wegbereiter Jürgen Schröppel Reiner Kammerl der modernen Weltraumforschung – und gleichzeitig Oberbürgermeister Stadtarchivar auch als ein weltweit bekannter Sohn der Stadt Wei- ßenburg; er stammt (mütterlicherseits) aus der altein- gesessenen Familie Staudinger. 3 - Anzeige - 4 Thomas Wägemann – Rudolf Nebel (1894-1978). Raketenforscher aus Weißenburg 1/2020 Rudolf Nebel (1894-1978). Raketenforscher aus Weißenburg – Konstrukteur eines „Papierdrachens“ oder Schöpfer der „V2“? Thomas Wägemann Nach dem gebürtigen Weißenburger wurde zu Lebzei- Krieg von 1870/71 eine wichtige Verbesserung zum da- ten eine Straße und ein Schulgebäude in seiner Heimat- maligen Zündnadelgewehr erfunden haben.5 Nebel stadt benannt. Dennoch ist relativ wenig über das schreibt in seinem autobiografischen Buch, seine Wirken und Leben dieses Mannes bekannt. Gibt man Großmutter 6 habe ihm erzählt, wie sie es selbst erlebt den Namen Rudolf Nebel in eine der bekannten Such- habe, dass auf dem Dachboden des elterlichen Hauses maschinen im Internet ein, erhält man eine Fülle von „die Taler und Goldstücke in Wäschekörben“ abge- Angaben, die häufig schlichtweg falsch sind. So wird stellt wurden.7 er z. B. schon mal als promovierter Ingenieur oder gar Bereits 1899 zog es den Vater aus beruflichen Grün- als Professor bezeichnet, dem weltweit der erste Start den nach München.8 Trotz der relativ wenigen Kind- einer Flüssigkeitsrakete gelang. Ein anderes Mal wird heitsjahre in Weißenburg hatte Nebel, wie er selbst ihm die Erfindung des sogenannten „Nebelwerfers“ 1 Johann Joseph Nebel, Kaufmann (geb. 19.03.1853 Koblenz, gest. 24.12. oder gar der „V2“ zugeschrieben. Wer dieser berühmte 1946 Nürnberg). Am 01.01.1895 meldet Joseph Nebel ein „Kommissions- Sohn Weißenburgs wirklich war bzw. welches seine geschäft“ an. Der Eintrag im Gewerberegister wird aber wieder gestrichen Verdienste um die Raketenforschung wirklich waren - mit dem Vermerk „weil nicht betrieben“ (Stadtarchiv Weißenburg i. Bay., im Folgenden: StadtA Wßbg., Rep. III 1512/2). und was im Laufe der Zeit zum Mythos verklärt wurde, 2 Behördlich angemeldet haben sich die Eltern in Weißenburg nicht. Somit versucht dieser Bericht aufzuzeigen. fehlt jeder Nachweis über die Aufenthaltszeit, und die am 24.03.1894 nach- träglich ausgestellte Geburtsanzeige ist der einzige amtliche Nachweis der Wohnung (StadtA Wßbg., Geburtsregister 53/1894) . Kindheit in Weißenburg 1894-1899 3 Emma Mathilde Hewig Nebel, geb. Staudinger (geb. 17.07.1873 Nürnberg; Rudolf Willy Nebel wurde am 21. März 1894 in Wei- Angaben zu Todeszeitpunkt und -ort liegen nicht vor). ßenburg geboren. Sein Vater war der aus Koblenz stam- 4 Ernst Eugen Staudinger (geb. 27.02.1836 Weißenburg i. Bay., gest. 25.01. 1 1918 Weißenburg i. Bay.), Schlosser, Eisenhändler, Büchsenmacher. Die alt- mende Kaufmann Johann Joseph Nebel . Die Familie eingesessene Familie Staudinger ist seit dem ausgehenden 17. Jh. Besitzer wohnte eine Zeit lang in Weißenburg am Marktplatz im des stattlichen Anwesens Marktplatz 3. Haus Nr. 6 (vgl. Abb. 1); dort wurde Rudolf Nebel auch 5 Rudolf Nebel, Die Narren von Tegel. Ein Pionier der Raumfahrt erzählt, geboren.2 Der Umgang mit Schwarzpulver und explo- Düsseldorf 1972, S. 21. Weder beim Deutschen Patent- und Markenamt München noch beim gleich- siven Materialien lag dem späteren Forscher und Er- namigen Amt in Berlin konnten Nebels Angaben bestätigt werden. finder wohl schon im Blut, war doch seine Mutter 6 Louise Staudinger, geb. Preu (geb. 05.07.1838 Weißenburg i. Bay., gest. Emma3 eine Tochter des Weißenburger Büchsenma- 29.11.1919 Weißenburg i. Bay.). 7 Nebel, a. a. O., S. 21. 4 chers Ernst Staudinger (vgl. Abb. 2). Dieser soll, laut 8 Er wurde dort, so Nebel, Prokurist einer neu gegründeten Fabrik für Ketten- Aussage von Rudolf Nebel, im Deutsch-Französischen fahrräder (Nebel, a. a. O., S. 21). 5 Thomas Wägemann – Rudolf Nebel (1894-1978). Raketenforscher aus Weißenburg 1/2020 schreibt, schon hier seine erste Berührung mit der (Nr. 178) bei der „Königlich Bayerischen Inspektion Technik. Sein Onkel Ernst Staudinger 9 war nämlich der Luft- und Kraftfahrtruppen“ in München erhielt „Mitglied im Veloziped-Club 10 und fuhr stolz mit sei- Rudolf Nebel erst danach, nämlich am 15. August nem Hochrad durch die Stadt“.11 1912.17 Wege zur Technik Erster Weltkrieg 18 Über München führte der Weg der Familie Nebel wie- Vom 1. Oktober 1912 bis 30. September 1913 leistete der zurück in fränkische Gefilde nach Nürnberg. Dort Nebel seinen Militärdienst (Freiwilligen-Jahr) beim wurde Rudolf 1903 eingeschult. Der technikbegeisterte „Königlich Bayerischen Telegraphenbataillon“ in Schüler verschlang wie viele seiner Altersgenossen die München ab und wurde als Offiziersanwärter entlassen. Bücher von Jules Verne, war fasziniert von den Flug- 9 Ernst Staudinger, Fabrikant (geb. 29.07.1862 Weißenburg i. Bay., gest. pionieren Lilienthal oder den Wrights und teilte die all- 31.01.1927 Weißenburg i. Bay.). Zu der von ihm errichteten „Weißenburger gemeine Begeisterung für die Ideen des Grafen Email- und Blechwarenfabrik“ an