900 Jahre Kloster

Anja Stangl

■ 1 Ansicht der Klosteranlage von Osten, Foto von Johann August Lorent, 1866 publi- ziert.

Am 16. Januar 1995 feiert Alpirsbach sehen sind. In dieser Zeit religiöser die 900. Wiederkehr der ersten Spannungen und des Bürgerkrieges, Weihe einer Klosterkirche am Ort. der heftigen Kontroversen um das Stadt, Kirchengemeinden, die durch rechte Verhältnis zwischen Kirche die Oberfinanzdirektion Karlsruhe und weltlicher Gewalt entstanden im vertretenen staatlichen Behörden deutschen Südwesten zahlreiche der Bau- und Liegenschaftsverwal- dem päpstlichen Reformgedanken tung und das Landesdenkmalamt zuneigende Klöster. Erinnert sei hier nahmen das Jubiläum zum Anlaß, ei- nur an Blaubeuren (1085), St. nerseits lange anstehende, nötige Re- Georgen (1083), Gottesaue (Stadt paraturen und Pflegearbeiten in An- Karlsruhe, 1094), Klosterreichenbach griff zu nehmen, und andererseits bei Baiersbronn (1085), Komburg bei die Geschichte dieses in der For- Hall (1078), Neresheim (ca. 1095), schung bisher recht stiefmütterlich Ochsenhausen (ca. 1093), St. Peter behandelten Schwarzwaldklosters et- (1093), Wiblingen (1093) und Zwiefal- was zu beleuchten und soweit als ten (zw. 1085 und 1093). Für sie alle möglich während des Jubiläumsjah- galt das zuerst für Kloster Hirsau 1075 res der Öffentlichkeit zugänglich zu erwirkte Privileg der freien Vogt- und machen. Abtswahl, das sie aus der Abhängig- keit ihrer adeligen Stifter befreite. Diese konnten nicht mehr wie zuvor I. Zur Klostergeschichte uneingeschränkt weltliche Herr- Der Vorstellung der vorbereiteten In- schaftsrechte ausüben, durch die die itiativen sei zum besseren Verständ- Klöster zu einer Art „Hauskloster" nis ein knapper Abriß der Geschichte wurden. Ein Kloster mit diesen Privile- des Klosters vorangestellt. Die in den gien wurde zugleich zu einem Doku- letzten Jahren vermehrt zu feiernden ment des reformerischen Anliegens Klosterjubiläen erinnern eindrück- der kirchlichen Partei. lich an eine lebhafte Phase von Klo- stergründungen im letzten Viertel Kloster Alpirsbach gehört zur des 11. Jahrhunderts, die vor dem Gruppe der Reformklöster. Drei Ade- Hintergrund des Investiturstreites zu lige traten hier als Klosterstifter auf.

3 Dieser etwas ungewöhnliche Fall Die Gründung beschreiben zwei er- mochte dadurch entstanden sein, haltene Stiftungsurkunden, deren er- daß Graf Alwig von Sulz, Graf Adal- ste zur Zeit der Weihe 1095, die bert von Zollern und Ruotmann von zweite überarbeitete Version unge- Neckarhausen gemeinsam ein Hof- fähr 30 Jahre später entstanden ist. gut im oberen Kinzigtal geerbt hat- Sie geben Auskunft über Rechte und ten. Vor allem die Sulzer Familie, die Besitz des neuen Klosters und über eine starke Position zwischen die Klosterweihe. Die drei Stifter so- und Schwarzwald hielt, war wohl ent- wie Bischof Gebhard von Konstanz, scheidend an der Entstehung des in dessen Diözese das zukünftige Klo- Hofgutes Alpirsbach beteiligt gewe- ster lag, und Abt Uto von St. Blasien, sen und besaß in unmittelbarer Nähe dessen Abtei als Mutterkloster fun- weitere Besitzungen. Außerdem üb- gierte, konnten den Verzicht auf ei- ten sie im oberen Kinzigtal die Gra- genkirchliche Ansprüche, die Unter- fenrechte aus. Die Besitzanteile der stellung unter den päpstlichen beiden anderen Stifter waren wahr- Schutz, die freie Abts- und Vogts- scheinlich durch Einheirat in die Sul- wahl und ein unbeschränktes Besitz- zer Familie an diese gelangt. Alle drei und Verwaltungsrecht festschreiben. Stifter hatten ihre Herrscnaftsmittel- Der unmittelbare Stiftungsbesitz um- punkte nicht im Kinziggebiet, son- faßte das Gebiet des Hofgutes Alpirs- dern am oberen Neckar, wo sich ihr bach und wird in beiden Stiftungsur- Besitz konzentrierte. In diesem Raum kunden beschrieben. Er erstreckte befand sich auch der größte Teil der sich zwischen dem Heimbach im zusätzlichen Erstausstattung außer- Osten und der Wasserscheide zum halb des unmittelbaren Stiftungsbesit- Wolftal im Westen und umfaßte das zes um Alpirsbach. Kinzigtal von Ehlenbogen abwärts

■ 2 Blick von der Westgalerie In den Kir- chenraum vor der Renovierung ab 1956. Die in den Jahren 1878 bis 1881 unter der Lei- tung von Baurat Berner durchgeführte Reno- vierung schmückte den Kirchenraum mit ei- nerstrengen, historisierenden Bemalung, de- ren Quaderung mit den zwischengestellten plakativen Ornamenten die Flächen kleintei- lig gliederte. Als Zutaten sind die farbig ge- faßten Kassettendecken, die byzantinisie- rende Steinkanzel mit ihrem mächtigen Schalldeckel am westlichen Vierungspfeiler sowie das strenge, den romanischen Chor- bänken nachempfundene Gestühl ebenso raumprägend wie der zum Zeitpunkt der Aufnahme vor den Mittelkonchen aufge- stellte spätgotische Hochaltar. Die Renovie- rung nach 1956 verzichtete zugunsten einer materialorientierten Purifikation auf Teile der historistischen Ausstattung und wies dem Al- tarschrein einen untergeordneten Standort im Seitenschiff zu.

4 ■ 3 Ein Hemdkragen des 16. Jahrhunderts. Es ist ein Glücksfall, daß der Alpirsbacher Fund verschiedene erstaunlich gut erhal- tene Kleidungsstücke enthält. Dazu gehört auch ein Hemdkragen aus weißem Leinen- stoff. Er ist mit einer dichten Klöppelspitze verziert, deren fortlaufende Verflechtung in einem Musterbuch von 1561 als „Rosenmo- del" bezeichnet wird. Der Stehbund schließt oben mit einer Rüsche ab, die einen schma- len Rollsaum hat und durch zwei eingezo- gene Fäden sehr gleichmäßig angekraust er- scheint. Auch der untere FHemdansatz ist auf diese Weise angekraust, später dann unsach- gemäß abgeschnitten worden. Nach dem geringen Kragenumfang und der Datierung bis zu einem heute nicht mehr zu die nunmehr das Amt des Klostervog- des Stücks aufgrund von Kragenform und identifizierenden „Wagodenstein", tes bekleidenden Grafen von Würt- Spitze kommt als Träger des Hemdkragens der vermutlich zwischen der Einmün- temberg energisch auf Reformen einer der Schüler der Alpirsbacher Kloster- dung des Rötenbachs und der Klei- drangen. Vor allem der wirtschaftli- schule in Frage. nen zu suchen ist. Außerdem che Niedergang des Klosters, zum wurde das Kloster mit weiteren Rech- Teil bedingt durch die Aufsplitterung ten und Gütern ausgestattet: zum Stif- des Klostervermögens als Folge einer tungsbesitz gehörten Güter und nicht mehr strikt gelebten „vita com- Rechte in , Hochmössin- munis" (klösterliche Lebensgemein- gen, Höffendorf, Großgartach, Has- schaft), schien kaum noch aufzuhal- lach, Vöhringen und Nordweil im ten zu sein. Eine wirkliche Änderung Breisgau. Von 1101 stammt das Privi- trat erst mit Abt Georg Schwarz ein, leg Papst Paschalis' II., in dem Stiftung unter dessen Leitung Alpirsbach 1471 und Besitz gesichert und der Schutz der Melker Reform beitrat. Zehn durch den Papst gewährt wurden. Jahre später schloß es sich unter der Die Bestätigung durch Kaiser Hein- Leitung von Abt Hieronymus Hulzing rich V. erfolgte erst 1123 nach dem der Bursfelder Kongregation an. Of- Ende des Investiturstreites. fensichtlich hatte dieser Schritt Erfolg, denn Alpirsbach gelangte dank neu Am 16. Januar 1095 fand die feierli- durchorganisierter und vereinheit- che Übergabe der Schenkung und lichter Verwaltung des Klosterbesit- die Weihe eines vermutlich hölzer- zes zu neuer wirtschaftlicher Blüte. nen Oratoriums durch Bischof Geb- Dieser Aufschwung war vor allem hard von Konstanz statt. Bereits vier deshalb bedeutsam, weil er die ver- Jahre nach der Gründung, also 1099, schiedenen Bauvorhaben des Abtes konnte das Kloster eine kleine Stein- begünstigte. Ein beinahe kompletter kirche weihen. Von dieser sogenann- Umbau der Klausurgebäude erfolgte ten Leutkirche, die später als Pfarrkir- zwischen 1480 und 1495. Wohl als che diente, blieb der Turm erhalten. letzte Maßnahme wurde zu Beginn Ihr Schiff wurde 1649 wegen Baufäi- des 16. Jahrhunderts die Marienka- ■ 4 Mühlebrett. Unter den Holzfunden ligkeit abgerissen. pelle neu aufgebaut und über dem aus dem Fußboden im Dorment gibt es etli- Gottesdienstraum, ähnlich wie heute che Objekte, die als Vesperbrettchen zu deu- Die beeindruckende Klosterkirche noch in Hirsau erhalten, eine Biblio- ten sind. Eines davon wurde durch Einritzun- wurde um 1130 dem hl. Nikolaus ge- thek eingerichtet. Die Klosterkirche gen auf Vorder- und Rückseite in ein Spiel- weiht, dessen Kult sich nach der 1087 wurde zumindest teilweise neu aus- brett umfunktioniert. Die hier abgebildete erfolgten Übertragung seiner Ge- gestattet, ein prächtiges und gut erhal- Seite diente zum Mühlespielen. Die geringe beine nach Bari rasch im gesamten tenes Beispiel ist der Marienaltar von Größe des Brettchens, es mißt 17,5 auf Abendland verbreitete. Neben die- Nikolaus Weckmann aus der Zeit um 15 cm, legt die Vermutung nahe, daß diese ser Weihenachricht legen auch stilisti- 1520 und das in Fragmenten erhal- Spiele heimlich betrieben wurden. Wahr- sche Kriterien bei den Skulpturen tene figürlich geschnitzte Chorge- scheinlich stammt es, wie die Masse der übri- und Vergleiche mit anderen zeitge- stühl. gen Funde, aus der Zeit der Klosterschule. nössischen Kirchenbauten diese zeit- liche Einordnung nahe. Die Erbau- Der Erfolg der Reformbemühungen ungszeit der Kirche kann vor allem in war von kurzer Dauer, denn schon Verbindung mit der Abfassungszeit bald hatte das Kloster mit neuen der zweiten Stiftungsurkunde zwi- Schwierigkeiten zu kämpfen, deren schen 1125 und 1133 gesehen wer- Ursachen in der Reformation Luthers den. zu suchen sind. Der Anschluß Würt- tembergs an die Reformation und Über die Ereignisse zwischen der die bereits zuvor durchgesetzte Land- Mitte des 12. und dem beginnenden sässigkeit des Klosters boten die 15. Jahrhundert sind wir leider recht Handhabe, das Kloster zu säkularisie- mangelhaft unterrichtet. Am Ende ren. Im November 1534 standen des- dieses Zeitraumes scheinen die Ver- halb die Kommissäre Herzog Ulrichs hältnisse in Alpirsbach jedoch so we- von Württemberg vor der Tür, um die nig ersprießlich gewesen zu sein, daß befohlene Inventur des Klosterver-

5 mögens durchzuführen. Weder ge- — Nach intensiver Vorbereitung wird staunlicherweise gab es drei vonein- gen diese Maßnahme noch gegen das Landesdenkmalamt am 19. und ander unabhängige Fotografen, die die Anwesenheit von evangelischen 20. Mai 1995 in Alpirsbach ein wissen- sich in dieser Zeit mit Alpirsbach be- Prädikanten konnten sich Abt Ulrich schaftliches Kolloquium abhalten, an schäftigt haben. Von Johann August Hamma und sein Konvent wehren. dem namhafte Fachleute die Ergeb- Lorent sind sechs Fotos überliefert: Wie bei den anderen württembergi- nisse ihrer Forschungen sowohl der eine Ansicht des Klosters, des Kreuz- schen Klöstern wurde auch in Alpirs- Fachwelt als auch der interessierten ganggartens, des Kreuzgangs, des bach nach dem Interim die Reforma- Öffentlichkeit vorstellen. Es wird sich Dorments und eine Innenansicht der tion vollständig durchgesetzt. Her- mit Fragen zur Alpirsbacher Kunst-, Kirche, die in „Denkmale des Mittelal- zog Christoph machte aus den beste- Bau-, Landes- und Kirchenge- ters im Königreich Württemberg" mit henden Klosterherrschaften selbstän- schichte beschäftigen. Seine Ergeb- einem Text von C. B. A. Fickler im dige Verwaltungsbezirke, die ihren fe- nisse sollen anschließend in einem Jahre 1866 veröffentlicht wurden. sten Platz in der Landesverfassung Sammelband publiziert werden. Von Paul Sinner, einem Fotografen und -Verwaltung bekamen. 1556 aus Tübingen, haben sich ebenfalls wurde eine niedere Klosterschule ein- — Während des Jubiläumsjahres wer- sechs Fotos im Stadtmuseum von Al- gerichtet, deren Schüler sich auf das den Konzerte, besondere Führungen pirsbach erhalten: Ansicht des Klo- Studium in Tübingen bzw. auf .eine und Vorträge zur Alpirsbacher Ge- sters, Innenansichten der Klosterkir- Laufbahn als evangelische Geistliche schichte und vieles andere mehr ge- che, die die historistische Ausmalung vorzubereiten hatten. Allerdings boten. Genaue Termine und Inhalte der Jahre 1878 bis 1881 erkennen las- mußte sie 1595, um Kosten zu spa- können dem gemeinsamen Veran- sen und eine Ansicht des Hauptpor- ren, geschlossen und nach Kloster staltungskalender entnommen wer- tals. Adelberg zwischen Schorndorf und den, der bei der Kurverwaltung Al- Göppingen verlegt werden. Der Klo- pirsbach erhältlich ist. Am ausführlichsten hat der ortsansäs- sterbesitz wurde bis 1806 als selbstän- sige Theodor Bessler Kloster und Ort diges Klosteramt verwaltet, dem no- — Liegenschaftsamt und Bauverwal- photographisch dokumentiert. Über minell ein evangelischer Abt vor- tung haben die Sicherung des Klo- Jahrzehnte hinweg ging er aufmerk- stand, der gewöhnlich dem Konsisto- sters und der unmittelbaren Umge- sam beobachtend durch den Ort rium in Stuttgart angehörte. Die prak- bung energisch vorangetrieben. Da- und hat viele Veränderungen oder tische Arbeit lag jedoch in Händen ei- bei standen die Erhebung und — so- Neuerungen festgehalten. Eine Aus- nes Klosteramtmanns. In der Folge weit als möglich — Beseitigung der wahl der Arbeiten wird den Besu- der Ereignisse nach der Auflösung Schäden der Malereien in Kirche und chern einen lebhaften Eindruck des des Heiligen Römischen Reiches Klausur sowie die Reparatur der künf- „alten" Alpirsbach vermitteln können. wurde das Klosteramt Alpirsbach auf- tigen Museumsräume im Vorder- gehoben und dem Oberamt Obern- grund. Cellarium dorf einverleibt. Der erste Themenbereich im Cella- III. Zum Inhalt rium beschäftigt sich mit der Bauge- II. Ereignisse der Ausstellungen schichte. Im Mittelpunkt steht der im Jubiläumsjahr 1995 vom Landesdenkmalamt Karlsruhe 1. Die Dauerausstellung im Westflü- erarbeitete neue Klostergesamtplan Anläßlich des Klosterjubiläums wer- gel des Klosters im Maßstab 1:200, ein Erdgeschoß- den in Alpirsbach in Zusammenar- Die Dauerausstellung bietet eine grundriß, der die Bautätigkeit der beit mit der Staatlichen Schlösser- grundlegende Einführung in die Bau- Jahre 1481 bis 1534, also die Entste- und Gärtenverwaltung der Oberfi- und Klostergeschichte von Alpirs- hung der spätgotischen Klausurge- nanzdirektion Karlsruhe, dem Lan- bach. Das Angebot kann von jedem bäude, zeigt. Wichtige Hinweise zur desdenkmalamt Karlsruhe, der Toto- Besucher als individuelle Vorberei- romanischen Bausubstanz sind in Lotto-GmbH, dem Hochbauamt tung zu einem anschließenden Rund- den spätgotischen Plan eingearbei- Galw und der Stadt Alpirsbach zahl- gang durch das Kloster genutzt wer- tet. Die romanische Klosterkirche reiche Veranstaltungen organisiert den. Zugleich soll es für die Kloster- wird mit Hilfe einer Isometrie näher bzw. Einrichtungen erneuert, die führungen Anschauungsmaterial als erläutert. In diesem Zusammenhang kurz vorgestellt werden sollen. Einstieg bieten. Dieser einführende wird das zur Zeit in der Klosterkirche Charakter soll auch im Hinblick auf stehende Klostermodell, das Kloster — Eine vom 29. April bis 11. Juni 1995 das geplante Klostermuseum entste- und oberes Dorf um 1800 zeigt, auf- stattfindende Sonderausstellung hen, in dem einzelne Themen, der gestellt werden. wendet sich an die Einwohner und Sonderausstellung vergleichbar, ver- Besucher von Alpirsbach. Im Mittel- tieft werden können. Klimatische, si- Als Ergänzung zur Baugeschichte wer- punkt dieser Ausstellung stehen die cherheitstechnische und personelle den die Spolien des einzigen goti- aussagekräftigen und gut erhaltenen Voraussetzungen lassen es nur in schen Fensters der Klosterkirche (das Funde aus den Gewölbezwickeln sehr begrenztem Umfang zu, hier Ori- ehemalige Lettnerfenster) zu sehen über dem Ostflügel des Kreuzgangs ginale zu zeigen. Die Vermittlung der sein, an denen wertvolle und interes- und dem Seitenschiff der Kirche, die Ausstellungsinhalte wird vor allem sante Informationen zur Entwurfsar- bisher nicht erwartete Einblicke in über Pläne, Bilder und Texte stattfin- beit eines solchen Fensters und zur die Spätzeit des Klosters und in die den. Die Dauerausstellung besteht Steinbearbeitung abzulesen sind. Au- Klosterschule erlauben. Zu dieser im Erdgeschoß aus zwei Räumen, ßerdem können Teile eines romani- Ausstellung erscheint eine Broschüre. dem ehemaligen Cellarium und dem schen Fensters aus dem 1882 abgeris- davor liegenden kleinen Gewölbe- senen romanischen Gebäude ge- — Durch die Einrichtung einer Dauer- raum. zeigt werden. Weitere Spolien, ein ausstellung im Westflügel des Klo- Stück eines Ortgangs, ein Kämpfer, sters sollen die bestehenden Informa- Gewölberaum ein Kapitell aus dem romanischen tionsmöglichkeiten für Besucher — Im Gewölberaum wird eine Fotoaus- Kreuzgang und verschiedene Schluß- Besichtigung der Klosterkirche und stellung zu sehen sein, die Ansichten steine geben Auskunft zur Bauplastik Führung durch die Klausurgebäude — von Kloster und Stadt Alpirsbach aus des Klosters und leiten zur Ausstat- erweitert werden. dem Zeitraum 1860 bis 1920 zeigt. Er- tung der Klosterkirche über.

6 ■ 5 Grabmal. Die Grabplatte des Abtes Walter Schenk von Schenkenberg, der von 1303 bis 1337 Abt von Alpirsbach war, befin- det sich an der Südwand in der Sakristei der Klosterkirche. Auf der Rechteckplatte aus ro- tem Sandstein ist Abt Walter mit Abtsstab und Buch unter einem hochgotischen Balda- chin dargestellt. Die Gestalt wird in Flachre- lief wiedergegeben, die Buchstaben der la- teinischen Umschrift in gotischer Majuskel — + ANNO // DOMINI/. M". CCC. - \°X°X°. VII . II IDVS AVGVSTI / [...]// O(BIIT). WAL- THERVS ABBAS D(I)C(TV)S SCHE(N)K. / (Im jähr des Herrn 1337 am 2. Tag vor den Iden des August (12. August) starb Abt Walter ge- nannt Schenk) — sind flach eingetieft und wa- ren möglicherweise mit schwarzer Füll- masse oder Blei gefüllt. Die das Schriftband rahmenden Linien wurden ursprünglich durch Leisten aus Metall gebildet, deren Dü- bellöcher noch in regelmäßigen Abständen sichtbar sind.

derts bis zu den Auswirkungen der Reformation und der Einrichtung des evangelischen Klosteramtes werden dargestellt. Der vierte Themenbereich ermög- licht einen Einblick in die Entwick- lung Alpirsbachs nach dem Ende des Klosteramtes 1805. Im hinteren Bereich des Cellariums wird außerdem ein Medienraum ein- gerichtet, der den Besuchern die Möglichkeit bietet, Videofilme zum Thema zu sehen. Abtszimmer mit Nebenraum Den Besuchern soll der Zugang zu diesen beiden herausgehobenen Räumen im ersten Stock ermöglicht werden. Im Abtszimmer sollen die Vertäfelung renoviert und alle Zuta- ten seit den fünfziger Jahren entfernt werden. Zum Schutz des Erkers und der Vertäfelung wird dieser Raum nicht vollständig zu betreten sein, im kleinen Nebenzimmer werden Infor- mationen zur Prälatur und über die Äbte von Alpirsbach angeboten. Au- ßerdem werden bekannte Personen vorgestellt, die sich entweder im Kon- vent oder als Klosterschüler oder als Bürger der Stadt einen Namen ge- macht haben. Die Einrichtung des Raumes wird relativ beweglich und leicht zu ändern sein, um ihn später in das geplante Klostermuseum ein- beziehen zu können. 2. Die Sonderausstellung in der Al- pirsbacher Galerie Der zweite Themenbereich beschäf- Trinken, Kleidung, Hygiene ergänzen Bei der durch das Landesdenkmal- tigt sich mit dem Leben im Kloster. das Bild. amt angeregten wissenschaftlichen Dem Besucher soll mit Hilfe eines Der dritte Themenbereich widmet Bearbeitung der Funde aus den Ge- Schemaplanes die Funktion der ein- sich der Klostergeschichte: wichtige wölbezwickeln, die anläßlich des Ju- zelnen Klausurbereiche erklärt wer- Ereignisse, angefangen bei der Grün- biläums endlich in Angriff genom- den. Informationen über das Leben dung, über den Aufbau der Wirt- men werden konnte, zeigte sich sehr im Kloster, den Tagesablauf, Essen, schaft, die Reformen des 15. Jahrhun- rasch, daß sie eine unschätzbare

7 Quelle vor allem für den Alltag in der entdeckung des Klosters als romani- Klosterschule darstellen, wie er sonst sches und gotisches Baudenkmal nirgends in Baden-Württemberg von nationalem Rang läßt sich an- wirklich dokumentiert ist. Es lag des- hand von im Landesdenkmalamt er- halb nahe, einen Teil dieser Stücke zu- haltenen Bauaufnahmen, Zeichnun- sammen mit anderen Dokumenten gen, Publikationen und von Zeitungs- der Klostergeschichte hier der Öffent- berichten nachzeichnen. Hand in lichkeit erstmals zugänglich zu ma- Hand mit der Wiederentdeckung chen. Die Bearbeitung der Funde zei- ging die Renovierung und Umgestal- tigte Informationen zu den verschie- tung der Klosterkirche: die Wieder- densten Lebensbereichen der Mön- herstellung der Klosterkirche, die Aus- che und der Klosterschüler. malung, die Kopien der romani- schen Bänke — die Ausstellung soll Hierzu wurden die Fundstücke in fol- die nicht mehr erhaltenen Elemente gende Bereiche gegliedert, zu denen der historistischen Ausstattung vor- sie jeweils Aussagen liefern: stellen.

Bauen und Wohnen: Dachziegel Problematisch war der Umgang mit und Bodenfliesen, Ofenkacheln, Blei- dem wiederentdeckten Denkmal al- fensterfassung und Butzenscheiben, lemal: Einerseits wurde Alpirsbach Windeisen, Kerzenhalter, Kasten- als „Wiege der Hohenzollern" emp- ■ 6 Ofenkachel mit Figur des Joseph in und Vorhängeschloß. funden und anläßlich des 800jähri- Ägypten, Die Kachel aus dem Anfang des 17. gen Jubiläums 1898 entsprechend ge- Jahrhunderts ist mit Graphit beschichtet und Holz: Holzfunde, die zu zwei ver- feiert, andererseits fielen Teile des en- gehörte zu einem Ofen mit gußeisernem Un- schwundenen Altären und zum frag- geren Klosterbereiches der für die In- terteil und keramischem Aufbau. In dem put- mentarisch erhaltenen Chorgestünl dustrialisierung als äußerst wichtig an- tenbesetzten Rahmen steht Joseph in Ägyp- gehören. gesehenen Verkehrsplanung zum ten, gekleidet in antiker Rüstung. Die ihm Opfer. Die neue Eisenbahnlinie und beigegebenen Attribute beziehen sich auf Kochen, Essen, Trinken und Sanitär: die Reichsstraße erforderten aus da- den Traum des Pharao von den sieben fet- Fragmente verschiedenster Keramik, maliger Sicht den Abriß des romani- ten und den sieben mageren Jahren. Erstellt Löffel, Holzgeschirr, Gläser, Frag- schen Gebäudes und des daneben die Verkörperung einer der sieben Tugen- mente eines Albarellos, eines Alem- stehenden romanischen Torhauses. den dar: die Inschrift „FIRSICHTIGKEIT" biks und eines Schröpfkopfes. ebenso wie das doppelgesichtige gekrönte IV. Das zukünftige Haupt zeigen dies. Spielen: Spiel- und Wahrsagekarten, Spielbretter, Spieljetons, Puppenge- Klostermuseum schirr. In Ergänzung und Fortführung der 1995 eröffneten Dauerausstellung ist Papier: Hausaufgaben, Vokabellisten, die Einrichtung eines Klostermu- Strafarbeiten, persönliche Briefe der seums geplant. Bei der Verwirkli- Klosterschüler, die ersten authenti- chung des Projektes werden Gewöl- schen Dokumente aus dem Alltag ei- beraum und Cellarium im Erdge- ner württembergischen Kloster- schoß, das Abtszimmer mit Neben- schule, die zugleich Einblicke in das zimmer im ersten Stock und eine pädagogische Programm und den Ta- Folge von Räumen im zweiten Stock gesablauf der Schule geben. als Museum zusammengefaßt. In den neuen Räumen lassen sich The- Textilien und Schuhe: Hemden, menbereiche präsentieren, die über Wams und Hose, Schuhe und an- eine einführende Ausstellung hinaus- dere Lederutensilien, die aus der spä- gehen und aufgrund der klimati- ten Klosterzeit und aus der Zeit der schen Gefährdung der dazugehöri- Klosterschule stammen. gen Objekte im Erdgeschoß nicht ge- zeigt werden können. Im wesentli- Das Spektrum der Funde wird er- chen wird das Klostermuseum auf gänzt durch Informationen und An- der Bearbeitung und Präsentation schauungsmaterial zur spätmittelalter- der Funde für die Sonderausstellung lichen Klosterzeit (Bibliothek, Liturgie beruhen. und Verwaltung), zur Klosterschule (Tagesablauf, Unterrichtsinhalte, Or- ganisation), zur aktuellen Baufor- Anja Stangl M. A. schung und zur Bauausstattung. Ausstellungssekretariat Alpirsbach Staatliche Schlösser- und Neben der Präsentation der Funde Gärtenverwaltung/Landesdenkmal- wird ein bisher wenig beachtetes amt Baden-Württemberg Thema zusätzlich vorgestellt: Alpirs- Durmersheimer Straße 55 bach im 19. Jahrhundert. Die Wieder- 76185 Karlsruhe

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