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Zulassungsantrag der MTV Networks GmbH & Co. OHG für die Fernsehspartenprogramme MTV Base und MTV Hits

Aktenzeichen: KEK 137

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der MTV Networks GmbH & Co. OHG, München, gemeinsam vertreten durch ihre persönlich haftenden und geschäftsführenden Gesellschafterinnen, die VH-1 Television Verwaltungs GmbH, vertreten durch ihre Geschäftsführer Catherine Mühlemann, Wallace Graham, Tim Ellis und Gil Aronow, und die Viacom VHENO GmbH, vertreten durch ihre Geschäftsführer Catherine Mühlemann, Wallace Graham und Tim Ellis,

- Veranstalterin - wegen

Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung der Programme MTV Base und MTV Hits hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) vom 03.01.2002 in der Sitzung am 19.02.2002 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dr. h. c. Mestmäcker (Vorsitzender), Prof. Dr. Dörr, Prof. Dr. Kübler, Prof. Dr. Dr. h. c. Lerche, Dr. Lübbert und Prof. Dr. Mailänder entschieden:

Der von der MTV Networks GmbH & Co. OHG mit Schreiben an die Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) vom 12.12.2001 beantragten Zulassung zur Veranstaltung der Fernsehspartenprogramme MTV Base und MTV Hits stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen. Unberührt bleibt die Überprüfung unter Berücksichtigung des Plattform- und Vermarktungsvertrages, dessen Vorlage die LfR der Antragstellerin zur Auflage machen wird. 2

Begründung

I Sachverhalt

1 Gegenstand der Anmeldung

Mit Schreiben vom 12.12.2001 teilte die MTV Networks GmbH & Co. OHG, München, der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen (LfR) mit, dass die bisherige Lizenzantragstellerin für die deutschsprachigen Versionen der Musikspartenprogramme MTV Base und MTV Extra (nunmehr MTV Hits), die MTV Networks GmbH, durch Verschmelzungsvertrag ihr Vermögen als Ganzes auf die VH-1 Television GmbH & Co. OHG, Hamburg, übertragen hat; diese Gesellschaft wurde in MTV Networks GmbH & Co. OHG umbenannt und ihr Sitz nach München verlegt.

Die Verschmelzung der MTV Networks GmbH mit der MTV Networks GmbH & Co. OHG war bereits Gegenstand des Beschlusses der KEK vom 19.06.2001 i. S. MTV, in der verbundenen Sache Az.: KEK 114 und KEK 117, der drei weitere, nunmehr von der MTV Networks GmbH & Co. OHG veranstaltete Musikspartenprogramme betraf: MTV, MTV2-Pop (ehemals VH-1) und VH1-Classic. Im Hinblick auf die Einzelheiten wird auf diesen Beschluss Bezug genommen.

2 Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse

2.1 Veranstalterin

Die durch die Veranstalterin zur Zulassung beantragten digitalen Musikspartenprogramme MTV Base und MTV Hits (ehemals MTV Extra) waren zuletzt für die MTV Networks GmbH durch die LfR zur Lizenzierung beantragt; die Lizenzanträge haben sich in Folge der Verschmelzung der MTV Networks GmbH im Wege der Aufnahme durch die Veranstalterin erledigt. Die beiden Programme konnten somit in Deutschland noch nicht veranstaltet werden (zur geplanten Programmstruktur und -vermarktung vgl. Beschluss der KEK vom 19.12.2000 i. S. MTV Base und MTV Extra, Az.: KEK 088). Englischsprachige Versionen der genannten Programme werden aufgrund einer Lizenz der ITC gesendet. 3

Die Antragstellerin veranstaltet bereits die über Kabel und Satellit ausgestrahlten Musikspartenprogramme MTV (lizenziert durch die BLM) und MTV2-Pop (ehemals VH 1, lizenziert durch HAM); ferner verfügt sie über eine Lizenz der HAM zur Veranstaltung des in Deutschland noch nicht veranstalteten Programms VH-1 Classic (vgl. Beschluss der KEK vom 19.12.2000 i. S. VH-1, Az.: KEK 100).

Am stimmberechtigten Gesellschaftskapital der Veranstalterin ist zu 80 % die VH-1 Television Verwaltungs GmbH sowie zu 20 % ihre Tochtergesellschaft, die Viacom VHENO GmbH, beide München, beteiligt. Beide persönlich haftenden und geschäftsführenden Gesellschafter der Veranstalterin stehen über mehrere Beteiligungsstufen jeweils im Alleinbesitz der Viacom, Inc., Delaware/USA (vgl. im Einzelnen Beschluss der KEK vom 19.06.2001 i. S. MTV, Az.: 114 und 117, Kap. I.1).

2.2 Viacom, Inc.

Zum Viacom-Konzern gehören die Unternehmen der MTV-Networks-Europe- Gruppe, die vergleichbare Musikspartenprogramme in einer Mehrzahl europäischer Staaten veranstalten. Die Konzernobergesellschaft Viacom, Inc. zählt neben AOL Time Warner und Walt Disney zu den weltgrößten Medienkonzernen. Auf den Beschluss der KEK vom 19.12.2000 i. S. MTV Base und MTV Extra, Az.: KEK 088, Kap. I.4.3, wird verwiesen.

II Verfahren

Mit Beschluss vom 19.12.2000 i. S. MTV Base und MTV Extra, Az.: KEK 088, hat die KEK entschieden, dass der Zulassung der Programme MTV Base und MTV Extra (nunmehr MTV Hits) für die Veranstalterin MTV Networks GmbH keine Gründe der Meinungsvielfalt entgegenstehen. Unberührt blieb die Überprüfung unter Berücksichtigung des Plattform- und Vermarktungsvertrages, dessen Vorlage die LfR der Antragstellerin zur Auflage gemacht hat. Der Zulassungsbescheid ist nach Auskunft der LfR noch nicht erlassen worden.

Die bisherige Antragstellerin und Veranstalterin des Programms MTV, die MTV Networks GmbH, übertrug im Wege eines Verschmelzungsvertrages vom 24.07.2000 ihr Vermögen als Ganzes auf die VH-1 Television GmbH & Co. OHG 4

(nunmehr MTV Networks GmbH & Co. OHG). Die MTV Networks GmbH ist in Folge der Eintragung ihrer Verschmelzung mit der VH-1 Television GmbH & Co. OHG ins Handelsregister erloschen (§ 20 Abs. 1 Nr. 2 UmwG). Zwar hat sie ihr Vermögen auf die neue Antragstellerin übertragen; die Zulassung der Programme MTV Base und MTV Hits ist aber zum einen nach Auskunft der LfR zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht erteilt worden, zum anderen ist eine Anwartschaft auf die Zulassung ebenso wenig wie diese selbst übertragbar. Die Zulassung wird somit nunmehr von einer anderen Rechtsperson begehrt. Daher hat die KEK die von der Veranstalterin vorliegende Mitteilung der Beteiligungsveränderung in einen Zulassungsantrag der MTV Networks GmbH & Co. OHG umgedeutet.

Die gemäß § 21 Abs. 2 Nr. 5 RStV erforderliche Vollständigkeitserklärung liegt vor. Vor der Entscheidung wurde einem Vertreter der LfR Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Zurechnung von Programmen und zuzurechnende Zuschaueranteile

Der MTV Networks GmbH & Co. OHG sind als Veranstalterin gemäß § 28 Abs. 1 Satz 1 RStV die Musikspartenprogramme MTV Base, MTV Hits, MTV, MTV2-Pop und VH-1 Classic zuzurechnen.

Die Programme MTV Base, MTV Hits und VH-1 Classic werden derzeit in Deutschland noch nicht veranstaltet. Für die Programme MTV und MTV2-Pop veröffentlicht die AGF/GfK-Fernsehforschung nicht die von ihr erhobenen Daten über die Zuschaueranteile, da die Veranstalterin nicht Mitglied oder Lizenznehmerin der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) ist. Unter Zugrundelegung vorhandener Daten schätzt die KEK, dass der gemeinsame durchschnittliche Zuschaueranteil von MTV und MTV2-Pop für die vorliegende Referenzperiode unter 1 % liegt.

2 Zurechnung zum Plattformbetreiber

Das beantragte Programm kann einem Plattformbetreiber zuzurechnen sein, sofern sich aus den im Plattform- bzw. Vermarktungsvertrag getroffenen Vereinbarungen 5

für diesen ein vergleichbarer Einfluss im Sinne des § 28 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 RStV ableiten lässt (vgl. Beschlüsse der KEK vom 15.08.2000 i. S. Beate Uhse Kanal, Az.: KEK 086 und vom 19.12.2000 i. S. MTV Base und MTV Extra, Az.: KEK 088). Diese Feststellung bleibt einer erneuten medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorbehalten.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Der vorliegend zu beurteilende Sachverhalt gibt weder im Hinblick auf die Zuschaueranteile im bundesweiten Fernsehen noch aus sonstigen Gründen Anlass zu der Befürchtung vorherrschender Meinungsmacht durch die der Veranstalterin und ihrer Obergesellschaft Viacom, Inc. zuzurechnenden Programme. Im Ergebnis stehen dem Zulassungsantrag daher Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt nicht entgegen.

4 Vorbehalt zur Zuschaueranteilsermittlung

Bis zu dem Zeitpunkt, in dem das Ermittlungsverfahren zur Bestimmung der Zuschaueranteile nach § 27 RStV aufgrund der von der KEK ausgearbeiteten Ausschreibung durch die Landesmedienanstalten vorangebracht und letztlich eingerichtet ist, müssen für den Übergangszeitraum die vorhandenen Daten über Zuschaueranteile zugrunde gelegt werden (vgl. § 34 RStV).

(gez.) Mestmäcker Dörr Kübler Lerche Lübbert Mailänder