29. November 1982: Sitzung Der Landesgruppe
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CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 29. 11. 1982 29. November 1982: Sitzung der Landesgruppe ACSP, LG 1982: 21. Überschrift: »Protokoll der 43. Sitzung der CSU-Landesgruppe am 29. November 1982 in der Bayerischen Landesvertretung«. Zeit: 20.00–22.45 Uhr. Vorsitz: Waigel. Anwesend: Biehle, Bötsch, Brunner, Engelsberger, Faltlhauser, Geiger, Gerlach, Glos, Handlos, Hartmann, Hinsken, Höffkes, Höpfinger, Graf Huyn, Jobst, Keller, Kiechle, Klein, Kraus, Krone-Appuhn, Kunz, Linsmeier, Lintner, Lowack, Niegel, Probst, Regenspurger, Riedl, Rose, Rossmanith, Schneider, Spilker, Spranger, Stücklen, Voigt, Waigel, Warnke, Wittmann, Zierer, Zimmermann. Gäste: Baumgärtel, Stoiber. Sitzungsverlauf: A. Geschäftliche Mitteilungen des Landesgruppenvorsitzenden Waigel mit einem Bericht über den anstehenden Bundestagswahlkampf, die Aufstellung der Landesliste, die Sitzung des GATT in Genf, die UN-Seerechtskonvention, die Flick-Affäre, die Gründung der Partei Liberale Demokraten und die Kritik an Bundespostminister Schwarz-Schilling (CDU). B. Erläuterungen des Parlamentarischen Geschäftsführers Bötsch zum Plenum der Woche. C. Allgemeine Aussprache. D. Vorbereitung auf die Beratung des Antrags der Fraktionen von CDU/CSU und FDP über bessere Bedingungen für den CB-Funk. E. Bericht des CSU-Generalsekretärs Stoiber zur Wahlkampfführung mit ergänzenden Bemerkungen des Landesgeschäftsführers Baumgärtel. F. Allgemeine Aussprache. G. Verschiedenes. [A.] Tagesordnungspunkt 1: Bericht des Vorsitzenden Waigel begrüßt den Generalsekretär der CSU, Edmund Stoiber, und den Landesgeschäftsführer der CSU, Manfred Baumgärtel. Waigel gratuliert dem Kollegen Götz zu seinem heutigen Geburtstag. Waigel gibt einige Termine bekannt: 4.12.1982 Kleiner Parteitag in Neuburg an der Donau; 6.12.1982 Landesgruppensitzung mit Franz Josef Strauß; 7.12.1982 Nikolausfeier des Freundeskreises der CSU in Bonn; 6. bis 8.1.1983 Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth mit Franz Josef Strauß und Norbert Blüm1. Evtl. wird auch der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Herr Paul Schnitker, anwesend sein. Waigel betont, daß die Vorwahlkampfphase begonnen habe. Es sei nun Aufgabe der CSU, sich gegenüber den anderen Parteien abzugrenzen. Felder hierfür seien sowohl die Außen- und Deutschlandpolitik als auch die Innen- und Rechtspolitik. 1 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung (CDU). Copyright © 2019 KGParl 1 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 29. 11. 1982 Er macht auf die »Bonner Perspektiven« vom vergangenen Sonntag aufmerksam. Dort sei ein hervorragendes Interview unseres Ministers Warnke2 gesendet worden. Er empfehle allen Ministern, die Chancen zu nutzen, in den Medien präsent zu sein. Waigel informiert über das am Freitag stattgefundene Gespräch mit den Bezirksvorsitzenden und den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften zum Thema Aufstellung der Landesliste. Es sei bei diesem Gespräch deutlich geworden, daß erstens nach dem Prinzip der Flächendeckung vorgegangen werde und zweitens daß vorhandene Besitzstände erhalten bleiben sollten. Das bedeute für die CSU- Landesgruppe, daß alle, die heute dem Deutschen Bundestag angehören, auch in der nächsten Legislaturperiode wieder in Bonn vertreten sein werden. Die Landesliste habe folgende Struktur: Zuerst der Parteivorsitzende, der Bundestagspräsident3 und die soziologischen Gruppen, danach ein Ministerblock, dann die gefährdeten Wahlkreiskandidaten, anschließend ein sogenannter Finanzblock und dann die Kollegen, die über die Landesliste gekommen sind: Frau Krone-Appuhn, Keller, Voigt und Brunner. Über die Reihenfolge der Letztgenannten sei noch nichts entschieden. Dies könne dieses Gremium auch gar nicht vornehmen. Darüber hinaus sei vereinbart worden, daß von den Bezirken keine weiteren Vorschläge bis zu diesen Plätzen kämen. Waigel betont, daß man mit diesem Ergebnis zufrieden sein könne. Es werden weitere Gespräche folgen, um die Landesliste zu konkretisieren. Waigel macht weiter auf die GATT-Sitzung in Genf aufmerksam. Dort sei zu seinem großen Bedauern nichts gelöst worden. Es werde in Zukunft noch mehr Protektionismus statt weniger geben, darin sehe er eine große Gefahr für die westliche Welt. Er erinnert an den Beginn der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren. Auch diese habe mit einem Übermaß an Protektionismus begonnen. Zur UN-Seerechtskonvention sagt Waigel, daß man große Bedenken habe, diese zu unterzeichnen. Es werden dort die Meeresbodenschätze zu Lasten der Landstaaten verteilt, sozusagen eine Landnahme zur See. An dieser Entwicklung sei vor allem die vorige Bundesregierung nicht ganz unschuldig, aber auch die USA unter Carter4 habe hier Fehler gemacht. Nach heutigem Stand werden die USA die Konvention nicht zeichnen. Diesem Schritt sollten wir uns anschließen. Auch dann, wenn dadurch der Internationale Seegerichtshof nicht nach Hamburg käme. Waigel weist auf die Protokollaussagen zum Komplex Flick5, die in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht worden seien, hin. Die Staatsanwaltschaft habe hier Zeugenaussagen Nichtbeschuldigter veröffentlicht. Dies sei eine Kampagne gegen die demokratischen Parteien. Dies werde zu mehr Staatsverdrossenheit führen. Der einfache Mann draußen könne nicht unterscheiden zwischen der Aussage eines Beschuldigten und der Aussage eines Zeugen. Für die absolute Krönung habe heute die nordrhein-westfälische Justizministerin6 gesorgt, indem sie über dpa mitteilen ließ, daß, solange die Akten allein bei der Staatsanwaltschaft gelegen haben, alles unter der Decke geblieben sei, erst als den Zeugen Einsicht in die Aktenlage gegeben worden sei, seien diese Veröffentlichungen erfolgt. 2 Jürgen Warnke, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 3 Richard Stücklen. 4 Jimmy Carter, 1977–1981 Präsident der USA (Demokratische Partei). 5 Friedrich Karl Flick, deutscher Unternehmer. 6 Inge Donnepp (SPD). Copyright © 2019 KGParl 2 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 29. 11. 1982 In Bochum habe sich, so betont Waigel, eine neue Partei etabliert. Sie habe sich links von der SPD angesiedelt. Sie wolle die alten sozialliberalen Wähler an sich binden. Ob sie am 6. März antrete, sei noch nicht klar.7 Waigel geht auf den Vorgang Müller ein. Er distanziert sich eindeutig von der Aufforderung des Kollegen Müller, der Bundespostminister8 solle von seinem Amte zurücktreten. Er kritisiert vor allem, daß der Kollege nicht vorher mit dem Betroffenen gesprochen habe, sondern sich unmittelbar an die Öffentlichkeit wandte. Er habe damit die Union, aber insbesondere der CSU-Landesgruppe, keinen Gefallen getan. Die Union werde dieses Telegramm noch oft zitiert bekommen. [B.] TOP 2: Bericht der Woche und Termine Bötsch macht auf den geänderten Sitzungsablauf dieser Woche aufmerksam. Des weiteren betont er, daß am Freitag zum Zwischenbericht der Enquete-Kommission mit einer strittigen Abstimmung evtl. auch namentlich zu rechnen sei. Die Abstimmung werde voraussichtlich zwischen 12 und 13 Uhr stattfinden. Weiter betont er, daß versucht werde, den Punkt Seerechtskonferenz abzusetzen. Er macht auf den Termin der Weihnachtsfeier der ehemaligen Kollegen am 20.12.1982 in München aufmerksam. Im Auftrag des ehemaligen Kollegen Notar Seidl9 bittet er alle Kollegen, die im Münchner Raum wohnen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Nach heutigem Stand werden voraussichtlich im Januar und Februar keine Sitzungen in Bonn stattfinden. Eine Ausnahme gebe es aber schon heute, am 20. Januar 1983 werde im Rahmen einer Plenarsitzung das Jubiläum 20 Jahre deutsch-französischer Freundschaftsvertrag in Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten10 feierlich gewürdigt. Bötsch stellt den Referenten des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesministerium für Forschung und Technologie11, Herrn Dr. Maier, vor. [C.] TOP 3: Allgemeine Aussprache Höpfinger fragt, ob zur KDV-Novelle in dieser Woche das Hearing stattfinden werde. Handlos macht nochmals auf seine Bedenken gegen die KDV-Novelle aufmerksam. Er fragt, ob es nicht möglich sei, die Verzögerungstaktiken der SPD aufzunehmen, um eine endgültige Beratung der KDV-Novelle zu verhindern. Waigel betont, daß wir in dieser Sache von uns aus nichts beschleunigen werden. Andererseits dürfe nicht der Eindruck entstehen, daß die endgültige und abschließende Beratung dieser Novelle an der Union scheitere. Biehle macht darauf aufmerksam, daß die vorgesehene Beratung im Verteidigungsausschuß um eine Woche verschoben werden müsse. Dies sei auf Wunsch 7 In der Vorlage wurde folgender Satz gestrichen: »Waigel sagt in diesem Zusammenhang, daß man alle parteilichen Gruppierungen links von uns nur begrüßen könne, denn damit werde das Wählerpotential aufgesplittet, was gerade in Anbetracht der 5 %-Klausel am 6. März für uns sehr wichtig sei.« 8 Christian Schwarz-Schilling (CDU). 9 Franz Seidl, 1953–1965 MdB (CSU). 10 Fran᠒ois Mitterrand (Sozialistische Partei). 11 Albert Probst (CSU). Copyright © 2019 KGParl 3 CSU-LG – 9. WP Landesgruppensitzung: 29. 11. 1982 des Verteidigungsministers erfolgt. Er bittet den Bundestagspräsidenten nochmals zur Sache Schwarz-Schilling Stellung zu nehmen. Des weiteren fragt er, ob die FDP die Koalitionsvereinbarung zum Schüler-BAföG aufrechterhalte. Abschließend bittet er bei der Listenaufstellung den Kollegen Voigt besser zu plazieren. Waigel antwortet, daß die Kriegsdienstverweigerungsnovelle nur mit Zustimmung des Verteidigungsministers12 in Kraft treten könne. Zum BAföG sagt er, daß die Koalitionsvereinbarungen Bestand haben. Zum Problem des Listenplatzes für den Kollegen Voigt erläutert Waigel, daß er und die anderen Kollegen der