info ro Tiroler Raumordnung Heft 23 · Juli 2002

4 . . . . Herausforderungen für die Raumordnung in den städtisch geprägten Regionen

6 ...... Regionale Entwicklung des Tourismus in Tirol

12 . . . . . Ist die Versorgung im ländlichen Raum gefährdet?

16 . . . . . Raumordnungs- programm für EKZ

18 ...... INTERREG IIIA-Programme

22 . .Haus am Waldrand Idylle oder Problemfall?

26 . . . Das Österreichische Raumentwicklungs- konzept 2001

30 ...... Abschied von der Geschoßflächendichte

32 . . Brentesiedlung in Wildermieming

Amt der Tiroler Landesregierung Unser Land. inhaltthemen

3 Herausgeberbrief Franz Rauter Raumordnungspolitik 4 Besondere Herausforderungen für Raumordnung und Raumentwicklung in den städtisch geprägten Regionen Tirols LR Konrad Streiter

Im Brennpunkt 6 Regionale Entwicklung des Tourismus in Tirol Manfred Kaiser

Überörtliche Raumordnung 12 Ist die Versorgung im ländlichen Raum gefährdet? Elmar Berktold 16 Das neue Raumordnungsprogramm für Einkaufszentren Gustav Schneider

Regionalentwicklung 18 Die INTERREG IIIA-Programme in Tirol 2000 – 2006: Grenzüberschreitende Projektideen Sigrid Hilger

Koordination in der Raumordnung 22 Haus am Waldrand – Idylle oder Problemfall? Eine Gegenüberstellung Christian Schwaninger, Robert Ortner

Blick über den Zaun 26 Das Österreichische Raumentwicklungskonzept 2001 – eine Vorstellung Manfred Riedl

Örtliche Raumordnung 30 Abschied von der Geschoßflächendichte Martin Schönherr

Vor den Vorhang 32 Brentesiedlung in Wildermieming Robert Ortner

Kurzmeldungen 11 Statistik aktuell: Weniger Geburten, höhere Lebenserwartung – und die Folgen für die Zukunft 19 INTERREG IIIB 21 Tipps für Förderwerber IMPRESSUM - Medieninhaber (Verleger): Amt der Tiroler Landes- regierung, 6020 . Schriftleitung: Dipl.-Ing. Manfred 21 tiris erweitert Datenangebot Riedl. Technische Abwicklung: Gerhard Hahn. Für den Inhalt verant- wortlich: Mag. Franz Rauter, Abteilung Raumordnung-Statistik, 33 Die Stadtregion Innsbruck im Visier Michael-Gaismair-Straße 1, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/508-3602, Fax 0512/508-3605, E-Mail: [email protected]. 33 Handbuch der Tiroler Raumordnung wieder verfügbar Layout: John Walton, Fa. Graphik & Arts Studio, 6071 . Umbruch: nuovoline Werner Niederkircher, 6020 Innsbruck. 34 Statistik aktuell: Tiroler Wohnbaustatistik 2001 Druck: Landeskanzleidirektion, Landhaus, 6020 Innsbruck. RO-Info erscheint 2 mal jährlich. Einzelhefte oder Abo können schriftlich beim Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Raumordnung-Statistik, Michael-Gaismair-Straße 1, 6020 Inns- bruck, Fax 0512/508-3605, E-Mail: Raumordnung.Statistik@ tirol.gv.at bestellt werden. Kostenersatz: Einzelheft EUR 3,63 / Abo- Preis für 2 Hefte EUR 7,26. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Medieninhaber Land Tirol. Erklärung über die grundlegende Richtung: Information über Angelegenheiten der Raumordnung.

Kofinanziert aus den Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung roinfo Herausgeberbrief

Liebe Leserinnen und Leser!

Seit 30 Jahren gibt es in Tirol ein Raum- Union die Entwicklung der räumlichen ergeben sich durch eine Novelle des ordnungsgesetz. Unser Raum hat sich in Strukturen auch in unserem Lande deut- Forstgesetzes, mit der Rodungen bis zu diesem Zeitraum in einem Tempo ver- lich beeinflusst. Die Herausforderung, 1000 m2 erleichtert werden, maßgebliche ändert wie nie zuvor. Wirtschaftliche sich auf internationalen Märkten zu Konsequenzen. Mit den Pro und Kontra Dynamik, technischer Fortschritt und behaupten, Kosten zu senken und staatli- von Baulandwidmungen im Wald oder gesellschaftlicher Wandel stellten die che Aufgaben abzubauen, führt auch in am Waldrand befassen sich daher Chris- Raumordnung vor immer wieder neue räumlicher Hinsicht zu beträchtlichen tian Schwaninger und Robert Ortner. Herausforderungen. Konzentrationstendenzen. Hochwertige Sehr tief in die „Eingeweide“ der Bebau- Ein ganz wesentlicher Faktor war dabei Standorte boomen, Infrastrukturen in ungsplanung begibt sich Martin Schön- die „Enträumlichung“ von Wirtschaft dünn besiedelten Regionen kommen herr mit seinen Ausführungen zu den und Gesellschaft: Durch den motori- unter Kostendruck und laufen Gefahr Dichtefestlegungen. Für alle, die damit sierten (Individual-)verkehr, der die Be- „ausgedünnt“ zu werden. Der Grundsatz zu tun haben, sollte dieser Beitrag eine deutung von Entfernungen gewaltig der räumlich ausgewogenen Entwick- wertvolle Hilfestellung sein. schrumpfen ließ wurden räumliche lung, wie er im § 2 TROG 2001 veran- Und schließlich dürfen wir diesmal die Funktionsteilungen und Verflechtungen kert ist, kommt dadurch in eine neues Gemeinde Wildermieming für ihre bei- im nie geahnten Maße möglich. Licht, erfordert neue Vorgehensweisen. spielgebenden Bemühungen in der örtli- Zugleich stiegen die Anforderungen an Heft 23 von RO-Info befasst sich in meh- chen Raumordnung „vor den Vorhang“ Raumplanung und Raumordnung, ihre reren Beiträgen mit diesem Rahmen- bitten. Ziele weniger mit behördlicher Autorität, thema: Landesrat Konrad Streiter rückt In der Hoffnung, dass die Beiträge auch denn im Zuge partnerschaftlicher Pla- die raumordnerischen Herausforderun- diesmal wieder Ihr Interesse finden, nungsprozesse zu verfolgen. Umgekehrt gen in den Ballungsgebieten und städti- grüßt Sie herzlich führte das Gebot der Rechtssicherheit in schen Regionen Tirols ins Blickfeld. einem immer komplexer werdenden Manfred Kaiser geht der Frage auf den räumlichen System auch zu immer kom- Grund, inwieweit es im Tiroler Touris- plexeren rechtlichen Regelungen. mus räumliche Konzentrationstendenzen Politisch war und ist die Raumordnung gibt. Elmar Berktold befasst sich mit der stets ein „heißes Eisen“, hängt doch die Entwicklung der Versorgungsstrukturen Ihr Franz Rauter Akzeptanz raumordnerischer Maßnah- im ländlichen Raum. Und auch die men beileibe nicht nur von den Fakten, Darstellung des neuen Einkaufszentren- sondern in hohem Maße von individuel- Raumordnungsprogrammes von Gustav len und gruppenspezifischen Befindlich- Schneider hat letztlich das Spannungsfeld keiten und Werthaltungen ab. Konzentration – räumliche Ausgewogen- Wenn also auch der gesetzliche Grund- heit zum Thema. auftrag an die Raumordnung – nämlich Im Lichte dieser Entwicklungen ist die eine geordnete räumliche Entwicklung Verknüpfung von Raumordnung und Re- im Lande sicherzustellen – seit 1972 gionalpolitik aktueller den je. Die grenz- unverändert geblieben ist, so haben sich überschreitende Zusammenarbeit ist da- seine Bedeutung und seine konkreten bei gerade für Tirol von nicht zu unter- Inhalte in dieser Zeit doch massiv verän- schätzender Bedeutung. Sigrid Hilger ist dert. Es wäre eine faszinierende Aufgabe, in der glücklichen Lage, über einen sehr sich diese 30 Jahre Tiroler Raumord- guten Start der neuen INTERREG- nungsgesetz in rechtlicher, fachlicher und Programme berichten zu können. politischer Dimension näher anzusehen. Das Rahmenthema dieses Heftes ist übri- Für RO-Info ist das eine zu umfassende gens beileibe nicht nur für Tirol von Aufgabenstellung, wenngleich wir uns Bedeutung. Auch das soeben erst von der diesmal doch schwerpunktmäßig auch Österreichischen Raumordnungskonfe- mit einem „Megatrend“ befassen, der im renz (ÖROK) beschlossene Österreichi- letzten Jahrzehnt für die Raumordnung sche Raumentwicklungskonzept 2001 von grundlegender Bedeutung war und (ÖREK 2001) gibt der Frage der weiteren ist: Entwicklung der räumlichen Strukturen Seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahr- im größeren Zusammenhang breiten hunderts haben die Internationalisierung Raum. Manfred Riedl stellt die der Wirtschaft und die Schaffung des Grundgedanken des ÖREK 2001 vor. Binnenmarktes in der Europäischen Speziell für die örtliche Raumordnung

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Besondere Herausforderungen für Raumordnung und Raument- wicklung in den städtisch geprägten Regionen Tirols Landesrat Konrad Streiter

In einem stärkeren Maße als dies den Regionen um Kufstein-Wörgl und für die Die Zukunft liegt in der klischeehaften Vorstellungen vom weiteren Bezirkshauptstädte mit ihrem „Land im Gebirge“ entspricht, ist die Umland zu. regionalen Zusammenarbeit Raumstruktur Tirols von Städten und Ich erwähne hier bewusst „Räume“ und „verstädterten“ Regionen geprägt. Auch Die Dynamik der „Regionen“, weil gerade in den Ballungs- wenn es sich im europäischen Maßstab Ballungsräume für das gebieten die örtliche Ebene allein nicht nur um sehr bescheidene „Ballungs- ganze Land nutzen ausreicht, um eine längerfristig erfolgrei- räume“ handelt, so treten die dafür che Entwicklung zu ermöglichen. Ich tre- typischen Merkmale – wenn auch Ballungsräume mit ihren Kernstädten te daher dafür ein, dass in den Tiroler abgeschwächt – doch auch bei uns zu sind – sieht man vom Tourismus ab – auf Ballungsgebieten intensivere und allen- Tage und erfordern ein gezieltes Grund ihrer Standortgunst die Motoren falls auch neue Formen der regionalen Handeln in Bezug auf Raumordnung der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie Zusammenarbeit entwickelt werden. und Raumentwicklung. geben Impulse, die weit in den ländlichen Besonders wichtig ist die Zusammen- Raum hineinreichen. arbeit der Gemeinden im Großraum Der Raum Innsbruck ist ein Knoten im Innsbruck. Im Einvernehmen mit der Ballungsräume Netzwerk der europäischen Stadtre- Raumordnungs-Bezirkskommission gionen, dessen Stärke für die Wahrneh- Innsbruck-Land und mit der Stadt ➢ weisen eine hohe Bevölkerungs- und mung und Beurteilung der Leistungs- Innsbruck habe ich daher den Auftrag Siedlungsdichte auf, fähigkeit des gesamten Wirtschaftsstand- gegeben, die aus verschiedenen Analysen ➢ zeichnen sich im Regelfall durch eine ortes Tirol auf europäischer Ebene von und Studien bereits bekannten Notwen- hohe wirtschaftliche Dynamik aus, maßgeblicher Bedeutung ist. Es ist daher digkeiten einer stadtregionalen Koopera- ➢ sind durch intensive Verflechtungen ein ganz wesentliches Ziel, die Stand- tion und Koordination konkret in Angriff innerhalb des jeweiligen Gebietes und ortqualitäten der Stadt-Umland-Region zu nehmen. Ein besonderer Handlungs- mit den umgebenden ländlichen Re- Innsbruck weiter zu stärken. Die Landes- bedarf wird von den Beteiligten bei gionen geprägt und hauptstadt Innsbruck verstärkt zum den Themen „Verkehr“ und „Wirtschafts- Standort alpenbezogener Aktivitäten und standorte“ gesehen. Darüber hinaus gilt ➢ sind daher „Brennpunkte“ des (haus- Einrichtungen zu machen, hat in diesem es, tragfähige und effiziente Strukturen gemachten) Verkehrsgeschehens, Zusammenhang große Bedeutung. für diese regionale Kooperation zu ent- ➢ sind gerade in Tirol oftmals auch Gleichermaßen ist es mir aber wichtig, im wickeln und dabei auch die Rolle der Schnittpunke großräumiger und inter- Sinne einer gut verstandenen dezentralen Raumordnungs-Beratungsorgane zu eva- nationaler Verkehrsachen bzw. werden Konzentration auch in den Zentralre- luieren. von diesen in besonderem Maße be- gionen der einzelnen Bezirke gute Vor- In den Bezirkshauptstadtregionen ist zwar einflusst, aussetzungen zu schaffen, damit sie ihre die Dimension der zu lösenden Auf- ➢ zeichnen sich aufgrund der alpinen regionale Impulsfunktion erfüllen kön- gabenstellungen im Vergleich zum Raum Beckenlage vielfach durch besondere nen. Diese beiden Zielsetzungen schlie- Innsbruck geringer, dem Grunde nach kleinklimatische Gegebenheiten aus, ßen einander nicht aus, sondern müssen bestehen sie aber auch dort. die sie in Bezug auf Schadstoffbe- vielmehr in einer abgestimmten Weise lastungen empfindlich machen. parallel verfolgt werden. Über dieses grundsätzliche Bekenntnis zu Die Raumordnung hat es in einem nicht starken Stadtregionen und zur regionalen In Tirol trifft das vor allem für die zu unterschätzenden Maße in der Hand, Zusammenarbeit hinaus sind aus meiner Inntalachse zwischen und Jenbach, auf die Entwicklung der verschiedenen Sicht in den Tiroler Ballungsräumen eini- mit der Landeshauptstadt in ihrem Standortfaktoren positiv einwirken zu ge Fachthemen von besonderer Bedeu- Zentrum, sowie eingeschränkt für die können. tung.

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Ausgewogene Entwicklung in eine übergemeindliche, regionale Abstim- Standortfaktor für die Wirtschaft) und mung gerade auch in den Ballungsräu- das Freihalten hochwertiger landwirt- den Stadtumlandgebieten men für höchst notwendig. Hier voranzu- schaftlicher Nutzflächen (auch in Stadt- sicherstellen kommen ist vor allem aus gemeindefiska- nähe) sind hier ganz wesentliche raum- lischen Gründen nicht gerade einfach. Es planerische Zielsetzungen. Die Gemein- Die Randgebiete der Städte und deren gibt aber positive Beispiele, die Mut den haben die Herausforderung, bei der Umland unterliegen auch in Tirol seit machen. Erstellung der örtlichen Raumordnungs- etwa drei Jahrzehnten einem sehr starken konzepte auch aktive Freiraumplanung zu Siedlungsdruck, den man im Fachjargon Kernstädte und Stadtkerne betreiben, großteils gut angenommen. „Suburbanisierung“ nennt. Die überörtlichen Vorgaben in Form von Das damit verbundene rasche Wachstum attraktiv erhalten Grünzonen oder überörtlichen Rahmen- vormals dörflicher Gemeinden ist vor Die Innenstädte sind die „Seele“ von setzungen waren dabei eine wesentliche allem dann problematisch, wenn es unge- Ballungsräumen. Ihre historisch gewach- und notwendige Hilfe. Ich werde beob- plant geschieht. Besonders kritisch ist es, sene Bausubstanz, die Vielfalt der wirt- achten, wie weit dieser Freiflächenschutz wenn die Erschließungskosten einer ausu- schaftlichen, sozialen, bildungsmäßigen auf örtlicher Ebene auch nach längerem fernden Siedlungsentwicklung zu wenig und kulturellen Angebote auf kompak- Bestand der örtlichen Raumordnungs- bedacht werden. Und in Bezug auf das tem Raum, sowie die damit gegebene konzepte dem zu erwartenden Ände- Sozialgefüge der Gemeinden liegt die gute Erschließbarkeit mit öffentlichen rungsdruck standhält. Die Option, erfor- Problematik in der Auflösung der örtli- Verkehrsmitteln verleihen den Stadtzen- derlichenfalls auch wieder verstärkt In- chen gesellschaftlichen und sozialen Bin- tren einen besonderen Stellenwert und strumente der überörtlichen Freiflächen- dungen, wodurch multifunktionale Orte eine besondere Attraktivität. sicherung einzusetzen, bleibt offen. zu Schlafdörfern zu werden drohen. Baulicher Verfall, soziale Probleme, Weg- Mit der seit 1994 bestehenden Verpflich- zug der Wohnbevölkerung und Ausdün- Öffentlichen tung der Gemeinden zur Erstellung örtli- nung des Versorgungsangebotes sind Personennahverkehr stärken cher Raumordnungskonzepte wurde da- Alarmzeichen, die es in Tirol in der her ein besonders für dynamisch wach- Vergangenheit in Ansätzen auch schon Die dichten und eng verflochtenen Nut- sende Gemeinden – und um solche han- gegeben hat und die vereinzelt latent da zungsstrukturen in den Ballungsräumen delt es sich in den Ballungsräumen meist und dort auch heute noch bestehen. machen die Bewältigung des Verkehrs- – sehr wichtiger Schritt gesetzt: Diese Ich trete dafür ein, dass diesen Tendenzen geschehens zu einem weiteren zentralen Konzepte gehen von einem integrierten entgegengewirkt wird und habe beispiels- Anliegen. Ich bin überzeugt, dass es hier Ansatz aus, haben Zielvorstellungen zur weise mit der unlängst in Kraft getretenen einen leistungsfähigen öffentlichen Perso- Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwick- neuen Einkaufszentrenregelung einen nennahverkehr geben muss. lung zu enthalten und haben sich mit den starken Akzent zur wirtschaftlichen Stär- Die Raumordnung hat dazu ihren Beitrag infrastrukturellen Konsequenzen der vor- kung der Innenstädte gesetzt. zu leisten. Dabei geht es nicht nur um die gesehenen Siedlungsentwicklung zu be- Weiters freue ich mich darüber, dass im Freihaltung von Trassen für leistungsfähi- fassen. Auf örtlicher Ebene besteht daher Rahmen des Stadt- und Ortsbildschutz- ge Nahverkehrsträger. In einem ganz ent- ein sehr gutes Instrumentarium, die Ge- gesetzes (SOG) nicht nur denkmalschüt- scheidenden Maße geht es auch darum, meindeentwicklung in gesamtheitlicher zerische Konservierung (bei aller Aner- die Siedlungsentwicklung – und zwar Sicht im Griff zu behalten. kennung von deren Bedeutung) betrieben sowohl die Entwicklung von Wohnsied- Auch in einem anderen Problemfeld der wird, sondern dass hier erfolgreiche Wege lungen als auch von Wirtschaftsstand- Suburbanisierung, nämlich der flächen- zur funktionalen Wiederbelebung began- orten – im bestmöglichen Maße auf den fressenden Zersiedelung, konnten durch gen werden. Die Altstadtbereiche von Bestand und die weitere Entwicklung der die Neuausrichtung des Raumordnungs- Innsbruck, Hall und Rattenberg mögen öffentlichen Verkehrsmittel abzustim- gesetzes 1994 maßgebliche Fortschritte hier als positive Beispiele hervorgehoben men. Nur so können günstige Halte- erzielt werden. Der durchschnittliche werden. stellen-Erreichbarkeiten gewährleistet Grundflächenbedarf pro Wohneinheit werden und können Fahrgastfrequenzen hat sich erkennbar verringert. Die damit Freiräume für die Menschen erzielt werden, die den Betrieb einer Linie auch verknüpfte Frage der Bauland- rechtfertigen. mobilisierung konnte hingegen nicht sichern durchschlagend gelöst werden. Immerhin Gerade in den Ballungsräumen ist wegen Auch wenn in der gebotenen Kürze das bieten aber auch hier die örtlichen Raum- der hohen Entwicklungsdynamik und Thema „Ballungsräume in Tirol“ hier nur ordnungskonzepte durch die zeitliche dem damit verbundenen Widmungs- skizzenartig behandelt werden konnte, Zonierung der Siedlungsentwicklungsge- druck eine aktive Freiraumplanung von sollte die Relevanz des spezifischen biete die Chance, steuernd einzugreifen. besonderer Bedeutung. Die Sicherung raumordnerischen Handelns doch deut- Bei den Wirtschaftsstandorten halte ich – und Entwicklung von Naherholungs- lich geworden sein. Wichtige Weichen soweit es nicht nur um Flächen für den räumen, die Bewahrung der landschaftli- dazu wurden von der Raumordnungs- örtlichen kleingewerblichen Bedarf geht – chen Attraktivität (auch als „weicher“ politik bereits gestellt.

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Regionale Entwicklung des Tourismus in Tirol Manfred Kaiser

Wo findet Tourismus in Tirol derzeit statt? Gibt es Anzeichen dafür, dass sich immer weniger Gemeinden ein immer größeres Stück am Tourismuskuchen abschneiden? Der folgende Artikel gibt Antwort auf diese Fragen.

Der regionalpolitische Anspruch, „unter nungsgesetz verankert. Zur Verwirkli- eine eigenständige Entwicklung hätten. Beachtung der natur- und lagebedingten chung dieses Grundsatzes trägt der Kann der Tourismus diese räumliche Gegebenheiten möglichst gleichwertige Tourismus ganz maßgeblich bei: In brei- Breitenwirkung auch in Zukunft beibe- Lebensbedingungen in allen Landesteilen ter regionaler Streuung ermöglicht er halten? Bewirkt der sich weiter verstär- anzustreben“, ist im Tiroler Raumord- auch jenen Landesteilen wirtschaftliche kende internationale Wettbewerb eine Prosperität, die auf Grund ihrer Gebirgs- Konzentration auf die bestgeeigneten lage oder Entlegenheit sonst Standorte und damit einen „Rückzug aus kaum Chancen für der Fläche“? Der folgende Beitrag ver- sucht, anhand von Fakten der Antwort auf diese für Tirol sehr wesentlichen Fragen auf die Spur zu kommen. Ausgehend von einer kurzen Darstellung der landesweiten Entwicklung wird die touristische Nachfrage in den Tiroler Gemeinden näher analysiert. An- schließend erfolgt eine Betrach- tung der Thematik auf der Ebene der Talschaften. Schließ- lich wird untersucht, ob es Tendenzen einer Nachfrage- verschiebung in technisch erschlossene und höherge- legene Regionen unseres Landes gibt.

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Die Typisierung der Tiroler Entwicklung nach Gemeinden Tourismusgemeinden – und Talschaften Ein Instrument der Beobachtung In den letzten 30 Jahren erhöhten sich die Übernachtungszahlen in Tirol Mitte der 80er Jahre begann man in um mehr als ein Drittel, eine Entwicklung, die nicht in allen Regionen der Landesstatistik, die Tiroler unseres Landes gleichmäßig verlief. Gemeinden hinsichtlich ihrer touristi- schen Besonderheiten zunächst genauer zu analysieren und zu klassifizieren. Es Ein Blitzlicht auf 30 Jahre Mehr Nächtigungen in kristallisierten sich 8 Typen von Ge- Tourismus weniger Gemeinden meinden heraus, anhand derer die Entwicklung des Tiroler Tourismus Seit 1974 hat sich die Zahl der Nächti- In vielen sozial-ökonomischen Sachver- zukünftig analysiert werden konnte. gungen um 35,6 Prozent, von 29,9 Mio. halten beobachten wir die Erscheinung, Nach 15 Jahren der Anwendung hat auf 40,5 Mio. Übernachtungen erhöht. dass ein relativ kleiner Anteil der Ele- sich herausgestellt, dass die damals Diese Entwicklung erfolgte allerdings mente einer Masse Merkmale aufweist, getroffene Einteilung nicht mehr für nicht linear. Der erste Höhepunkt wurde deren Summe einen sehr großen Prozent- alle Gemeinden gültig ist. Aus diesem 1982 mit knapp 41 Mio. Übernachtun- satz des Totalwertes der Gesamtmasse Grund wurde die Gemeindetypisierung gen erreicht. Die folgenden 5 Jahre waren ausmacht. Im Hinblick auf diesen Artikel im März 2002 einer grundlegenden von einer leichten Abschwächung auf ist also die Frage zu klären, wie sich die Revision unterzogen, welche nicht nur knapp 39 Mio. Nächtigungen gekenn- touristischen Nächtigungen auf die die Umtypisierung einiger Gemeinden, zeichnet, ehe uns die steigende Reiselust Tiroler Gemeinden verteilen und wie sich sondern auch die teilweise Verände- der Menschen Rekordwerte bescherte diese Verteilung im Zeitablauf verändert rung der Typen an sich umfasste. und die Tiroler Fremdenbetten zwischen hat. Verdeutlichen lässt sich dies anhand 1991 und 1993 jeweils mehr als 45 Mio. der folgenden Grafik. So sind die 279 Tiroler Gemeinden Mal belegt waren. In der Folge hatte der Für die Vergleichsperiode 1974/77 zeigt derzeit in folgende Typen zusammen- Tiroler Tourismus allerdings recht magere der Kurvenverlauf beispielsweise, dass gefasst: Jahre zu bewältigen, die Nächtigungs- 50 % der Nächtigungen in nur 11 % der ziffern fielen bis 1997 unter die Werte des Gemeinden bzw. 80 % der Nächtigungen Typ 1: Innsbruck Jahres 1980 zurück (etwa 38 Mio.). Erst in 32 % der Gemeinden erzielt wurden. Typ 2: 11 Tourismuszentren seit 1998 geht es wieder bergauf, wofür In der Periode 1998/2001 war dieses (z.B. Sölden, Ischgl, Mayrhofen, jedoch – wie allgemein bekannt ist – aus- Konzentrationsmaß deutlich höher: 50 % Neustift, Kitzbühel) schließlich der Wintertourismus verant- der Nächtigungen in 9 % der Gemein- wortlich ist. Die Nächtigungszahlen im den, 80 % der Nächtigungen in 27 % der Typ 3: 43 Gemeinden mit intensivem Sommer sind mit einer Ausnahme bereits Gemeinden. Die Zunahme der Konzen- Winter-Tourismus (z.B. Nauders, seit 1991 rückläufig. tration war dabei seit dem Zeitraum St. Leonhard, Lermoos)

Typ 4: 15 Gemeinden mit intensivem Nächtigungskonzentration in den Gemeinden Sommer-Tourismus (z.B. Tannheim, Achenkirch, Matrei i.O.) Typ 5: 38 Gemeinden mit abge- schwächtem Winter-Tourismus (z.B. Wenns, Kaltenbach, Thurn) Typ 6: 47 Gemeinden mit abge- schwächtem Sommer-Tourismus (z.B. , Bad Häring, Kals)

Typ 7: 32 Gemeinden mit Transit und % Gemeinden Städtetourismus (z.B. Vomp, Schwaz, Imst, Landeck, Steinach) Typ 8: 92 Gemeinden mit wenig Tourismus (z.B. Pians, Elmen, , Assling)

% Nächtigungen

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1986/89 erkennbar stärker als in der Die Entwicklung zugunsten der Zentren alle anderen mussten Anteilseinbußen ersten Hälfte des Betrachtungszeitraumes. bzw. der winterdominierten Gemeinden hinnehmen. Eine ähnliche Entwicklung spiegelt sich spiegelt zunächst der Umstand wider, Selbstverständlich ist die jeweilige Ent- übrigens beim Bettenangebot wider, wo dass von den 30 Gemeinden mit den wicklung nicht für alle Gemeinden eines aktuell auf ein Drittel der Gemeinden höchsten Nächtigungen in Tirol neben Typs gleichförmig verlaufen, es gibt also bereits 80 Prozent aller Betten entfallen. Innsbruck nur 2 Gemeinden dem Typ 4 in jedem Typ „Gewinner“und „Verlierer“. (Gemeinden mit intensivem Sommer- Allerdings bestätigt sich auch hier wieder, Die Tourismuszentren Tourismus) zuzuordnen sind, alle anderen dass der Anteil an Verlierern umso größer zählen zu den Gemeindetypen 2 und 3. wird, je geringer die Tourismusintensität legen zu Einen weiteren Indikator bildet der ist und je geringer das Schwergewicht der Im Betrachtungszeitraum steigt die Zahl Anteil an Nächtigungen, den die einzel- Nächtigungen im Winter liegt. der Nächtigungen im Schnitt um 21 Pro- nen Tourismustypen erzielen. Es zeigt zent (auf der Basis von 4-Jahres-Durch- sich, dass in Summe in den vergangenen Nächtigungsanteile der schnittswerten). Überdurchschnittliche 30 Jahren nur jene Gemeinden ihren Zuwächse verzeichnen neben den Tou- Nächtigungsanteil steigern konnten, die Talschaften rismuszentren vor allem jene Regionen, entweder den Tourismuszentren (von 24 Vergleichen wir die Rangliste der Tal- in denen der Wintertourismus vor- Prozent im Jahr 1974 auf 30 Prozent schaften vor 30 Jahren mit jener von heu- herrscht. Innsbruck, die „extensiven 2001) oder den Regionen mit intensivem te, so sehen wir weder an der Spitze noch Sommergemeinden“ sowie Regionen mit Wintertourismus (von 33 auf 35 Prozent) am Ende nennenswerte Änderungen. insgesamt sehr geringem touristischen zugeordnet werden. Die Gemeinden der Dies gilt sowohl für die Winter- als auch Aufkommen, liegen derzeit teilweise Typen 4 und 5 (intensiver Sommer- bzw. für die Sommersaison. beträchtlich unter den Werten der 70er- abgeschwächter Wintertourismus) haben Die Top-7 im Winter bilden die Kitz- Jahre liegen. ihren Anteil gehalten (10 bzw. 7 Prozent), büheler Alpen, das Ziller-, Ötz- und Paz- nauntal, das Obere Gericht sowie das Nächtigungsentwicklung nach Tourismustypen Seefelder Plateau mit Nächtigungen zwi- schen 1 Mio. und 3,5 Mio.. Während die Gemeindes des Paznauntales und des Oberen Gerichts ihre Anteile in Summe steigern konnten, verliert das Seefelder Plateau hingegen etwas an Boden. Eine geringe touristische Nachfrage herrscht heute wie vor 30 Jahren im Gurgl- und Sellraintal, am Mieminger Plateau, und auch die Gemeinden der Brandenberger Alpen (Brandenberg, Steinberg/Rofan, Thiersee) haben sich inzwischen dazugesellt. Zu Beginn der 70iger Jahre mit gerade 25.000 Winter-Übernachtungen an vor- letzter Stelle platziert, haben die Ge- meinden Kauns, Kaunerberg und Kau- nertal ihr Nächtigungspotential nahezu versechsfacht. Eine Vervierfachung des Tab. 1: Änderungen der Nächtigungsanteile nach Typen und Gemeinden Nächtigungsaufkommens kann auch das Pitztal verbuchen. Mit mehr als 600.000 Typ Gemeinden Gemeinden mit Gemeinden mit Übernachtungen (Wintersaison) stehen insgesamt Abnahmen Abnahmen in % die Pitztaler damit schon an der Schwelle zu den Top-10 der Talschaften. Typ 1: Innsbruck 1 1 100 Keine regionale Verschiebungen finden Typ 2: Tourismuszentren 11 3 27 Typ 3: Intensiver Winter-Tourismus 43 21 49 wir auch in der Sommersaison. Die Typ 4: Intensiver Sommer-Tourismus 15 6 40 Kitzbüheler Alpen, das Zillertal und das Typ 5: Abgeschwächter Winter-Tourismus 38 14 37 Unterinntal (hier vor allem die Ge- Typ 6: Abgeschwächter Sommer-Tourismus 47 38 81 meinden Kramsach, Kufstein, Ebbs und Typ 7: Transit und Städtetourismus 32 25 78 Bad Häring) weisen so wie vor 30 Jahren Typ 8: Wenig Tourismus 92 65 71 auch heute noch die höchsten Übernach- Gesamt 279 172 62 tungszahlen auf, -, Gurgl- und Kaunertal bilden die Schlusslichter.

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Einfluss von Erschließung und Höhenlage

Zwischen Förderleistung und Nächtigungsaufkommen bestehen offenbar deutliche Zusammenhänge. Daneben bevorzugen immer mehr Gäste Urlaubsorte in höheren Lagen.

Verbessertes Liftangebot – hung der Förderleistung) trifft dies vor allem auf das Osttiroler Oberland zu. Mehr Gäste? Über die Wertepaare aller Talschaften Seit nahezu 30 Jahren stehen der Lan- lässt sich zwischen den beiden Verände- desstatistik Informationen über das Ange- rungsraten ein Rangkorrelationskoeffi- bot an Aufstiegshilfen, über Anzahl und zient von + 0,7 errechnen, damit ist ein Förderleistung der Tiroler Liftanlagen zur deutlich positiver Zusammenhang stati- Verfügung. Eine Analyse dieser Daten in stisch belegt. Verbindung mit der Entwicklung der Die vorgenannten Ausführungen bedeu- touristischen Nachfrage liefert (insbeson- ten aber nicht, dass eine Erhöhung der dere für den Wintertourismus) interes- Förderleistung immer und unweigerlich sante Antworten. zu Nächtigungszuwächsen führt. Die Ausgehend vom Basiszeitraum 1974/77 (1974/77 = 100) wurden sowohl für die Nächtigungsintensität (UE pro Einwoh- Tab. 2: ner) als auch für die Förderleistung der Die Entwicklung der Nächtigungsintensität und der Förderleistung (1974 = 100) Aufstiegshilfen (Personen pro Stunde) Indizes berechnet und miteinander vergli- Index Rang chen. Dabei zeigt sich ein enger Zusam- Nächtigungs- Nächtigungs- menhang: Jene Regionen, welche in den Förderleistung Intensität Förderleistung Intensität vergangenen Jahren die Förderleistung 1998/2001 1998/2001 1998/2001 1998/2001 der Lifte und Seilbahnen erhöhten, konn- ten in den meisten Fällen auch die größ- Kaunertal 897 487 1 1 ten relativen Nächtigungszuwächse ver- Zillertal 300 212 2 6 Paznauntal 263 218 3 5 buchen: Diese Entwicklung trifft für das Pitztal 260 338 4 2 Kaunertal, das Pitztal, das Obere Gericht, Oberes Gericht/Sonnent. 246 228 5 4 das Paznauntal, das Zillertal, die Arlberg- Ötztal 234 171 6 8 region und das Ötztal zu. Stanzertal/Arlberg 199 173 7 7 Der Zusammenhang zwischen Liftange- Kitzbüheler Alpen 194 101 8 24 bot und touristischer Nachfrage spiegelt Zwischentoren 182 121 9 16 sich in der Tabelle wieder. In besonderem Iselregion 180 162 10 9 Maße gilt das für jene Regionen, welche Stubaital 180 145 11 10 die größten Veränderungen nach oben Osttiroler Oberland 164 314 12 3 aufweisen. Die sieben Talschaften mit der Alpbachtal 153 102 13 23 größten Steigerung im Liftangebot konn- Lienzer Becken 148 119 14 19 Oberinntal 145 120 15 17 ten auch die höchsten Zunahmen in der Kaiserwinkel 139 128 16 13 Nächtigungsintensität verbuchen, wobei Loferer Steinberge 137 129 17 12 nicht übersehen werden darf, dass einige Seefelder Plateau 137 87 18 27 Zunahmen (wie beispielsweise im Kau- Mittelgebirge 132 50 19 29 nertal) auf sehr niedrigen Ausgangsni- Achental 131 125 20 15 veaus basieren. Tannheimertal 126 127 21 14 Die Aufstellung liefert jedoch auch einige Innsbruck/Hall i. T. 124 100 22 25 wenige „Ausreißer“, wie etwa die Region Lechtal 122 114 23 20 Kitzbüheler Alpen oder das Mittelgebir- Wipptal/Nebentäler 119 93 24 26 ge, wo die Nächtigungszunahmen gegen- Unterinntal 104 120 25 18 über der Steigerung im Angebot der Auf- Brandenberger Alpen 92 106 26 22 Gurgltal 91 135 27 11 stiegshilfen doch beträchtlich zurückblei- Sellraintal 84 86 28 28 ben. Im umgekehrten Sinn (größere Mieminger Plateau 78 112 29 21 Nächtigungsgewinne bei geringer Erhö-

9 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Im Brennpunkt

Qualitätswahrnehmung der Gäste er- Der Zusammenhang zwischen Nächtigungsintensität und Förderleistung streckt sich darüber hinaus auf viele ande- re Faktoren, wie Shoppingmöglichkeiten, die Qualität der Unterkunft und Ver- pflegung, die Gastfreundschaft oder das Sicherstellen von Ruhe und Erholung. Auch grafisch lassen sich die beschriebe- nen Zusammenhänge gut darstellen. Die Punktewolke zeigt ein recht homogenes Bild mit einigen wenigen Ausreißern.

Je höher desto mehr? Rang Nächtigungsintensität Bei einer räumlichen Analyse der touristi- schen Entwicklung liegt die Überlegung nahe, die Nachfrage nach ihrer Höhen- Rang Förderleistung lage zu untersuchen. Zu diesem Zweck erfolgte die Teilung der 279 Gemeinden sten der obersten Höhenklasse. 4 von 10 besonders deutlich im Wintertourismus, in vier zahlenmäßig gleich groß besetzte Nächtigungen finden heute bereits über wo sich Pistenangebot und Schneesicher- Klassen. 1165 Meter statt, vor dreißig Jahren lag heit als Ursachen leicht identifizieren las- Grundsätzlich hat sich die Rangfolge der dieser Wert noch bei 30 Prozent. Alle sen. Etwas überraschend mag aber viel- Nächtigungsanteile in den vergangenen anderen Höhenklassen verlieren zuneh- leicht die Tatsache sein, dass die oben 30 Jahren nicht geändert. So ziehen die mend an Bedeutung, wobei sich dieser beschriebenen Verhältnisse 1:1 auf die hochliegenden Gemeinden seit jeher die Trend besonders auf die tiefer liegenden Sommersaison übertragbar sind. meisten Gäste an. In den Gemeinden der Gemeinden auswirkt. beiden mittleren Höhenklassen verbringt Dieser Befund lässt hinsichtlich der Frage Konzentration im Tiroler je etwa ein Viertel der Gäste ihren Ur- einer zunehmenden räumlichen Konzen- laub. Den kleinsten Anteil am „Näch- tration im Tiroler Tourismus den Schluss Tourismus – Ein Thema der tigungskuchen“ weisen die Gemeinden zu, dass diese in Form von Verlagerungen Zukunft unter 746 Metern Seehöhe auf. der touristischen Nachfrage in höhere Die beschriebenen Sachverhalte unter- Betrachtet man die Entwicklung genauer, Regionen tatsächlich stattfindet. mauern die These der zunehmenden so zeigt sich ein eindeutiger Trend zugun- Selbstverständlich zeigt sich dieser Trend Konzentration der touristischen Nach- frage. Es zeigt sich, dass sich die Prozesse Tab. 3: Höhenklassen mit Anteil der Nächtigungen im Zeitablauf verstärken und etwa seit Beginn der 90er-Jahre an Intensität ge- Klasse Seehöhe (m) Zahl der Gemeinden Nächtigungsanteil – Tourismuszeitraum winnen. Im Hinblick auf die positiven 1974/77 1998/2001 regionalwirtschaftlichen Effekte (im Sinne einer breiten regionalen Streuung) 1 bis 746 70 19 14 gilt es, die Entwicklungen im Tiroler 2 747 bis 937 71 27 24 3 938 bis 1165 68 24 21 Tourismus auch zukünftig sorgsam zu 4 über 1165 70 30 41 beobachten und zeitgerecht Strategien zu erarbeiten. ❚

Nächtigungsanteile der Höhenklassen – WINTER Nächtigungsanteile der Höhenklassen – SOMMER in Prozent in Prozent

10 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Statistik aktuellRegionalentwicklung kurzMeldung

Denn trotz hoher steuerlicher Belastungen ist derzeit ein histo- Weniger Geburten, höhere risch niedriger Teil des erzielten Einkommens für die Erhal- tung Anderer notwendig und steht der Bevölkerung somit für Lebenserwartung – und die den privaten Konsum zur Verfügung. Aber schon in zehn bis Folgen für die Zukunft fünfzehn Jahren stehen wir an der Wende zu einer steilen Aufwärtsbewegung, und in zirka 25 Jahren erreicht man in Die seit Jahren sinkenden Geburtenzahlen wirken sich nur auf Tirol Belastungsquoten von mehr als 0,8. Im Klartext bedeutet den ersten Blick kurzfristig aus. Eine geringere Nachfrage nach dies, dass 100 Erwerbsfähige in weniger als 30 Jahren bereits Baby- und Kinderartikeln trifft zunächst vor allem Teile der 87 Nicht-Erwerbstätige erhalten müssen. Ähnlich hohe Wirtschaft. Beim Heranwachsen dieser Generation zeigen sich Quoten hat es zu Beginn der 70er-Jahre gegeben. Allerdings die damit verbundenen Effekte dann aber auf immer breiterer waren damals hohe Kinderzahlen für dieses Ausmaß verant- Basis. Weniger Kinder benötigen naturgemäß weniger Kinder- wortlich, in einigen Jahren werden es vorwiegend die alten garten- und Schulplätze. Bezogen auf den Arbeitsmarkt sind Menschen sein, die es zu erhalten gilt. Es ist nicht schwer zu unter der Voraussetzung gleichbleibender Schülerzahlen pro verstehen, dass die Aufwendungen für diese Bevölkerungs- Klasse beispielsweise Kindergärtner(innen) und Lehrer(innen) gruppe aber ungleich höher sein werden (Gesundheitsbetreu- insofern betroffen, als dass der Bedarf an diesen Arbeitskräften ung, Versorgungseinrichtungen) als jene für die überwiegend mit der Zeit zurückgeht. junge Bevölkerung vor 30 Jahren. Schließlich bildet eine heranwachsende Generation irgend- Aufgrund des im Vergleich zu Gesamtösterreich etwas niedri- wann das Arbeitskräftepotential der Zukunft. Die derzeitige geren Altersdurchschnittes liegt die Belastungsquote in Tirol in Lage auf dem Arbeitsmarkt ist noch dadurch gekennzeichnet, den kommenden 30 Jahren unter jener des Bundes, gleicht dass nicht alle Arbeitssuchenden beschäftigt werden können. sich anschließend jedoch an. Die prognostizierte demographische Entwicklung deutet jedoch darauf hin, dass Arbeitslosenzahlen in Zukunft deutlich Weitere Informationen zur Situation der Tiroler Bevölkerung sinken und bei zunehmendem wirtschaftlichem Wachstum erhalten Sie in unserer Publikation „Demographische Daten sogar ein Mangel an Arbeitskräften entstehen könnte. Tirol 2001“, welche im Sommer dieses Jahres erscheinen wird. Abgesehen von wirtschaftlichen Aspekten gibt es aber auch soziale Auswirkungen. Die sogenannte Baby-Boom-Genera- Das Verhältnis junger und alter Personen tion (Geborene der frühen 60er-Jahre) steht derzeit mitten im zur Bevölkerung zwischen 15 und 60 Jahren Berufsleben, ist gut ausgebildet und erzielt hohe Einkommen. In einigen Jahren aber – wenn diese Gruppe von Menschen entlang der Bevölkerungspyramide „nach oben wächst“ und am Übertritt in die Pension steht –, muss – quasi mit einem Schlag (wenngleich sich dieser „Schlag“ über mehrerer Jahre hinzieht) – ein beträchtlicher Teil von Menschen von den zu

diesem Zeitpunkt Berufstätigen erhalten werden. Bereits bis in Prozent 2015 steigt der Anteil der über 60-Jährigen um 34 Prozent gegenüber dem Jahr 2000, bis 2030 erhöht sich deren Anteil weiter und macht dann nahezu ein Drittel der Bevölkerung unseres Landes aus. Ein grobes Maß dafür, in welchem Ausmaß sich die erwerbs- fähige Bevölkerung (Personen zwischen 15 und 60 Jahren) um Kinder und Alte kümmern muss, bilden die demographischen Belastungsquoten. Belastungsquoten in Tirol und Österreich im Vergleich Während die „Kinderbelastungsquote“ langfristig von derzeit 28,4 Kindern pro 100 Erwerbsfähigen auf 22,7 im Jahr 2015 sinkt, steigt die „Altenbelastungsquote“ im selben Zeitraum von 29,8 auf 38,0 an, bis 2030 erhöht sich dieser Wert sogar auf 60,1 Über-60-Jährige pro 100 Erwerbsfähige. Addiert man nun beide Quoten, so kommt man zur Gesamt- belastungsquote, und diese Kurve nimmt in einigen Jahren in Prozent einen einigermaßen dramatischen Verlauf an. So müssen 100 Erwerbsfähige derzeit etwa nur 58 Personen (Kinder oder Alte) miterhalten, ein Wert, der nahe am histori- schen Tiefpunkt von 56 Personen am Beginn der 90er-Jahre liegt. Dieser Wert kommt vor allem der Wirtschaft zugute.

11 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

Ist die Versorgung im ländlichen Raum gefährdet? Elmar Berktold

Ländliche Regionen sind in den letzten Jahren wieder Unterschiedliche Entwicklungen in der Grundversorgung Tirols verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, nicht zuletzt wegen Konzentrationstendenzen bei verschiedenen Versorgungseinrichtungen.

Die Betrachtung der Versor- gungslage ländlicher Räume darf jedoch nicht – ausgehend von aktuellen Themen – ver- allgemeinernd diskutiert werden. Es gibt ein ganzes Bündel von Einrichtungen und Betrieben, die zur Grundversorgung der Be- völkerung und Betriebe zählen. Da die Entwick- lung einzelner Teilbereiche in den letzten Jahrzehnten unterschiedlich abgelaufen ist, wie der nebenstehende Kasten und das Diagramm zeigen. Aus diesem Grund be- darf es einer differenzierten Be- trachtungsweise. Im Tiroler Raumordnungsgesetz be- steht die Forderung nach einer ausge- wogenen Deckung der Bedürfnisse der Bevölkerung und nach möglichst gleich- wertigen Lebensbedingungen in allen Landesteilen.

12 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

Wie sieht die Grundversorgung Tirols aus? Was zählt zur Grundversorgung der Die Versorgung in Tirol ist in vielen Bereichen sicher besser als in weiten Bevölkerung? Teilen Österreichs. Aber auch in Tirol gibt es Gebiete mit einer schlechten Versorgungslage. Versorgung mit Gütern und Dienst- leistungen des täglichen Bedarfs Dieser fast durchwegs privatwirtschaftlich Längerfristige Entwicklungs- struktur und der Bevölkerungsdichte ab- betriebene Bereich wird als „Nahver- tendenzen hängig. sorgung“ im engeren Sinne verstanden. Alle oder zumindest drei dieser Einrich- Dazu zählen zum Beispiel der Handel mit Die längerfristige Entwicklung kann an- tungen fehlen vor allem in Kleinstge- Nahrungs- und Genussmitteln sowie mit hand konkreter Beispiele für Tirol aufge- meinden wie St. Sigmund im Sellrain, Körperpflege- und Reinigungsartikeln, die zeigt werden. Aus dem verfügbaren Da- Spiss oder jenen in den Seitentälern des Gastronomie, Banken und Tankstellen. tenmaterial wurden exemplarisch vier Lechtals. Dazu kommen Hanggemeinden Durch ein verändertes Mobilitäts- und „Leitindikatoren“ ausgewählt, welche die mit überwiegender Streusiedlung, so im Konsumverhalten der Bevölkerung und konkret für Tirol unterschiedlichen Ent- Inntal und besonders im Zillertal. Auf- durch wirtschaftliche Strukturver- wicklungstendenzen aufzeigen. Es sind fällig ist die Häufung schlecht ausgestat- änderungen sind hier laufend Konzen- dies die Zahl von Postämtern und Gen- teter Gemeinden im Reuttener und Lien- trationsprozesse zu beobachten, die kleine darmerieposten, von Ortschaften mit zer Becken. Hier ist die Sogwirkung der Anbieter unter Druck bringen. Daneben einer Volksschule und von Gemeinden zentralen Orte so groß, dass aufgrund entstehen aber auch neue Formen, die auf mit einem praktischen Arzt. Im Dia- deren Nähe derartige Einrichtungen in die geänderten Ansprüche der Konsumen- gramm mit den Indexwerten sind ihre den Umlandgemeinden offensichtlich ten reagieren, wie Tankstellen-Shops oder Veränderungen zu sehen, wobei die Wer- nicht rentabel sind. Ähnliches lässt sich in verschiedene Fastfood-Einrichtungen. te zwischen 1951 und 2000 im 10-Jahres- kleinerem Rahmen um andere Bezirks- Abstand dargestellt sind. hauptorte sowie um Soziale und medizinische Es zeigt sich klar, dass die Bandbreite der und Zell am Ziller / Mayrhofen beobach- Grundversorgung verschiedenen Entwicklungen von einer ten. Dieser Bereich, der vor allem praktische nicht unbeträchtlichen Abnahme bis zu Betrachtet man die Defizite unter einem Ärzte und häufig nachgefragte Fachärzte, einer deutlichen Zunahme reicht. Dabei regionalen Aspekt, sehen die Versor- Rettungsdienste, Apotheken und verschie- sind Einrichtungen mit einem besonders gungsengpässe weniger gravierend aus. dene Betreuungseinrichtungen umfasst, starken Wachstum, wie die Kindergärten Häufungen von Gemeinden, in denen ist mit dem steigenden Wohlstand sehr gar nicht dargestellt. auch keine Nachbargemeinde gut ausge- verbessert worden. Durch den gesell- stattet ist bzw. der nächste gut versorgte schaftlichen Wandel, vor allem die Ände- Defiziträume Ort mehr als 5 km entfernt ist, gibt es nur rung der Familienstrukturen, sind beson- im mittleren Lechtal, im unteren Stan- ders Betreuungseinrichtungen stark ausge- Um Defiziträume der Grundversorgung zertal und im Inntal zwischen Telfs und weitet oder neu geschaffen worden – man aufzuzeigen, wurde gemeindeweise die Zirl / Inzing. Aber auch in Zukunft ist denke nur an Kindergärten, Altersheime Ausstattung mit Lebensmittelgeschäft, mit Verschlechterungen in weiteren Be- oder die Gesundheits- und Sozialsprengel. Postamt, praktischem Arzt und Bank- reichen des Landes zu rechnen – vor niederlassung erfasst. Der Versorgungs- allem in Gebieten mit kleinstrukturierten Bildungseinrichtungen grad ist dabei stark von der Gemeinde- Siedlungen und geringem Tourismus. Volksschulen sind trotz einiger Schlie- ßungen noch in großer Dichte vorhan- den. Wegen abnehmender Kinderzahlen sind aber einige ein- und zweiklassige Schulen in ihrem Bestand gefährdet.

Sport- und Erholungseinrichtungen Fast jede Gemeinde verfügt heute über einen Fußball- bzw. Sportplatz. Andere Einrichtungen wie Kinderspielplätze, Schwimmbäder oder Eislaufplätze sind ebenfalls sehr breit gestreut.

Technische Infrastruktur Die Ver- und Entsorgungsinfrastruktur – also vor allem Strom- und Wasserver-

13 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

sorgung, Kanalisation und Müllabfuhr – sowie die Feuerlöscheinrichtungen sind in Was bringt die Zukunft? den letzten Jahrzehnten massiv ausgebaut worden und auf einem hohen technischen Versorgungsstrukturen sind im privaten wie im öffentlichen Bereich einem Niveau. Dasselbe gilt für das Straßennetz, Wandel unterworfen, was nicht ohne Folgen bleiben kann. welches bis in die Streusiedlungsbereiche zur Verfügung steht. Die letzten Jahrzehnte waren von vielfäl- fangreich geworden, dass Schwerpunkte tigen Veränderungen geprägt, welche gesetzt werden müssenihre Aufrechter- Kommunikationsdienste auch Auswirkungen auf die Grundver- haltung nicht mehr in diesem Ausmaß Post und Telekommunikation sind durch sorgung haben: möglich erscheint. Daher sind auch die eine große Zahl an technischen Um- Geänderte wirtschaftliche Rahmenbedin- Gebietskörperschaften gezwungen, ver- wälzungen und jüngst erfolgte Privati- gungen, das Aufkommen neuer Techno- mehrt Wirtschaftlichkeitsüberlegungen sierungen gekennzeichnet. In der Tele- logien und gestiegene Mindeststandards anzustellen und Strukturanpassungen kommunikation hat die Überführung in bevorzugen angebotsseitig zunehmend durchzuführen. Aus diesem Grund wer- den privaten Sektor bisher keine Ver- größere Einheiten. den in letzter Zeit unter anderem ver- schlechterung der Versorgungslage mit Nachfrageseitig haben ein geändertes stärkt Einrichtungen ausgegliedert und in sich gebracht, die Abdeckung mit Fest- Mobilitäts- und Konsumverhalten der der Folge privatisiert, was den Anteil der und Mobilnetzen ist ausgezeichnet. Bei Bevölkerung dazu geführt, dass nicht privatwirtschaftlich betriebenen Grund- der „gelben“ Post sorgt hingegen eine lau- mehr die nächstgelegene Einrichtung, versorgung erhöht. fende Strukturbereinigung für Diskus- sondern innerhalb eines größeren Radius sionen. Die Zahl der Postämter hat zwar die attraktivste ihrer Art gewählt wird. Auswirkungen auf den in den letzten 50 Jahren leicht zugenom- Der steigende Wohlstand und ein umfas- men, mit der Schließung von ca. 40 sender gesellschaftlicher Wandel haben Einzelnen Postämtern wird der Bestand von 1950 die Anforderungen der Bürger an Staat, Betrachtet man die Auswirkungen des jedoch um etwa 10 % unterschritten. Länder und Gemeinden stark ansteigen vergangenen und derzeit ablaufenden lassen. Dies führte zu einem vielfältigen Strukturwandels auf den Einzelnen, hän- Öffentlicher Verkehr Ausbau der Infrastruktur mit einer ent- gen diese stark von der Motorisierung Große Teile des öffentlichen Verkehrs sprechenden finanziellen Belastung der einer Person bzw. Familie ab. Verfügt ein wurden zwar als eigene Betriebe ausgeglie- öffentlichen Hand. Haushalt über ein oder mehrere Kraft- dert, Privatisierungen sind jedoch erst in Die Privatwirtschaft hat auf die umfang- fahrzeuge, wird die Versorgungslage ent- politischer Diskussion. Bisher sind noch reichen gesellschaftlichen und techni- sprechend einschlägiger Studien in der keine gravierenden Verschlechterungen schen Veränderungen mit einer Verlage- Regel nicht als besonders gravierend emp- der Netzstruktur feststellbar, was aber rung auf größere Einheiten reagiert. Grö- funden. Es müssen zwar für Besorgungen auch auf Subventionen der öffentlichen ßere Handels- und Dienstleistungsbe- längere Wege absolviert werden, dies wur- Hand zurückzuführen ist. In manchen triebe in verkehrsgünstiger Lage haben in de aber bereits in der Vergangenheit häu- Bereichen ist mit der Schaffung von City- breiter Front kleinere, dezentrale Ein- fig freiwillig in Kauf genommen. oder Regiobussen sogar eine Verdichtung richtungen und Betriebe unter Druck ge- Benachteiligt sind durch die Konzen- des Netzes erfolgt. Verschlechtert hat sich bracht oder ersetzt. trationserscheinungen vor allem jene jedoch die Bedienungshäufigkeit auf Die öffentlich finanzierte Infrastruktur ist Menschen, die über kein eigenes Kraft- schwach ausgelasteten Strecken bzw. zu inzwischen derarthingegen derart um- fahrzeug verfügen. Für diese Personen Tageszeiten mit einer geringen Nachfrage.

Öffentliche Verwaltung und Sicherheit Im Gegensatz zu anderen Bundesländern haben sich in Tirol die Zusammen- legungen von Gemeinden auf Einzelfälle in den 70er Jahren beschränkt. Damit sind die entsprechenden Dienstleistungen in der Regel in nächster Nähe verfügbar. Einige Kommunen haben sogar Außen- stellen ihres Gemeindeamtes eingerichtet. Stark abgenommen hat hingegen die Zahl der Gendarmerieposten – vor allem auf- grund von Schließungen in den 60er und 70er Jahren.

14 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

Differenzierte Lösungsstrategien Damit negative Auswirkungen des Strukturwandels vermieden werden, sind differenzierte Lösungsstrategien erforderlich. Diese müssen sich an den geänderten Kundenwünschen orientieren, um erfolgreich sein zu können.

Es liegt eindeutig im Interesse der Allge- Gestaltung der Rahmenbedingungen meinheit, die Lebensqualität und die re- (Gesetze und Förderungen) gesteuert gionale Wirtschaftskraft in allen Landes- werden können. teilen zu erhalten und zu fördern. Dazu leisten möglichst flächendeckende Kundenorientierung vor- Versorgungsstrukturen in ihrer Gesamt- heit einen wichtigen Beitrag, wobei ein dringlich besonderes Augenmerk dabei auf jene Teilweise reagiert der Markt von sich aus Teile der Bevölkerung zu richten ist, de- auf die geänderten Voraussetzungen, wie ren Zugang zur Mobilität eingeschränkt zum Beispiel verschiedene Zustelldienste ist. zeigen. Wo dies nicht der Fall ist, sind bringen Versorgungsdefizite im Nahbe- Dem steht gegenüber, dass Konzentra- jedoch Steuerungsmaßnahmen nötig. reich Probleme mit sich, vor allem wenn tionsprozesse in der Privatwirtschaft Dabei scheint es jedoch nicht zielführend, ihr Wohnort nicht an das öffentliche schon seit längerer Zeit stattfinden und nur die Erhaltung herkömmlicher Struk- Verkehrsnetz angeschlossen ist. Dies be- noch nicht abgeschlossen sind. Aber auch turen zu fördern, die offensichtlich nicht trifft insbesondere ältere Menschen, de- im öffentlichen Bereich sind Einsparun- mehr den Kundenwünschen entsprechen. ren Zahl in Zukunft stark ansteigen wird. gen und somit Strukturbereinigungen Vielmehr müssen Konzepte unterstützt aufgrund der zur Verfügung stehenden werden, die den heutigen Anforderungen Auswirkungen auf Mittel unumgänglich. gerecht werden.So können sich kleinere Volkswirtschaft und Lebensmittelhändler durch die Übernah- Raumordnung Einfluss der öffentlichen me von Postgeschäften und das Anbieten Hand zusätzlicher Dienstleistungen als „lokale Aber auch die volkswirtschaftlichen und Servicestellen“ etablieren und ihre Über- raumordnerischen Aspekte dieser Ent- Die Aufrechterhaltung einer Grundver- lebenschancen erhöhen. wicklung dürfen nicht außer Acht gelas- sorgung kann jedoch nicht ausschließlich In Streusiedlungsgebieten und Ortschaf- sen werden. In den letzten Jahrzehnten nach rein betriebswirtschaftlichen Ge- ten unter einer gewissen Größe werden wurde mit großem finanziellen Einsatz sichtspunkten erfolgen. Daher muss an- viele Einrichtungen jedoch nie rentabel die Infrastruktur des Landes ausgebaut gestrebt werden, trotz der gesunkenen sein können. Hier ist eine Lösungsmög- und die regionale Wirtschaft durch ent- finanziellen Möglichkeiten der öffentli- lichkeit die Forcierung von Zustell- sprechende Förderungen gestärkt. Damit chen Hand und des geänderten Konsum- diensten oder von fahrenden Händlern auch eine nachhaltige Wirkung dieser verhaltens der Menschen ausreichend und Dienstleistern. Investitionen der öffentlichen Hand attraktive und leistungsfähige Versor- In Teilbereichen des Tiroler Versorgungs- gewährleistet sein kann, muss der laufen- gungseinrichtungen so dezentral wie systems werden gewisse Abstriche in Kauf de Strukturwandel aufmerksam beobach- möglich anbieten zu können. genommen werden müssen. Dabei müs- tet und im Falle von negativen Ent- Da das Spektrum der Grundversorgung sen jedoch die Auswirkungen der entspre- wicklungen auf regionaler Ebene gegen- sehr breit ist, sind differenzierte Lösungs- chenden Konzentrationsprozesse auf gesteuert werden. strategien für die verschiedenen Bereiche Menschen ohne Privatauto in Grenzen In der Raumordnung hat sich die Ansicht nötig. Dabei sind die Möglichkeiten der gehalten werden. Deshalb ist ein beson- durchgesetzt, dass eher kleinräumige Einflussnahme der öffentlichen Hand je deres Augenmerk auf die Aufrechter- Funktionsmischteilungen die regionale nach Trägerschaft unterschiedlich: Unter- haltung des öffentlichen Verkehrsnetzes Wirtschaft stärken und unnötigen Ver- steht eine Einrichtung einer Gebietskör- zu richten. ❚ kehr zu vermeiden helfen. Dies ist ein perschaft wie Bund, Land oder Ge- weiterer Grund, das Aufbrechen flächen- meinde, können neben wirtschaftlichen deckender Versorgungsstrukturen kritisch Überlegungen auch soziale bzw. gesell- zu sehen, weil dadurch eine großräumige schaftliche Kriterien berücksichtigt wer- Funktionstrennung gefördert und die den. Privatwirtschaftlich betriebene Ein- Kluft zwischen dynamischen und struk- richtungen und Dienstleistungen orien- turschwachen Regionen wieder vergrö- tieren sich hingegen an den Marktme- ßert wird. chanismen, die nur indirekt durch die

15 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

Das neue Raumordnungsprogramm für Einkaufszentren Gustav Schneider

Die Landesregierung hat mit 26. 2. 2002 die Verordnung des Raumord- Das Tiroler Raumordnungsgesetz 2001 nungsprogrammes für Einkaufszentren neu erlassen. Darin werden enthält unter § 8 bereits konkrete Vor- gaben über die Zulässigkeit von Ein- Bestimmungen über Einkaufszentren aktualisiert und vereinfacht. kaufszentren. Das Gesetz bestimmt, wel- Die Kundmachung des „EKZ-Raumordnungsprogrammes“ erfolgte im che Handelsbetriebe als Einkaufszentrum Landesgesetzblatt Nr. 33/2002. gelten und daher eine Widmung „Son- derfläche für Einkaufszentrum“ nach § 49 erfordern. Als Einkaufszentrum gel- ten alle einzelnen Handelsbetriebe oder Verbindungen von Handelsbetrieben, die gesetzlich bestimmte Schwellenwerte überschreiten. Der in der Raumordnung angewandte Begriff „Einkaufszentrum“ ist damit weiter gefasst, als im herkömm- lichen Sprachgebrauch. Im neuen „EKZ-Raumordnungspro- gramm“ werden die Kriterien für die Zulässigkeit der Widmung „Sonder- fläche für Einkaufszentrum“ ergänzt und vertieft. Neben den unmittel- baren gesetzlichen Bestimmun- gen ist das „EKZ-Raumord- nungsprogramm“ somit ein wichtiger Maßstab für die Beurteilung von Vorhaben, bei denen Einkaufszentren errichtet oder erweitert werden.

16 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Überörtliche Raumordnung

Standorte für Begrenzung der Kundenflächen Einkaufszentren Die Auswirkungen von Einkaufszentren auf die Verkehrs- und Versorgungs- struktur hängen maßgeblich von der Dimensionierung der Handelsbetriebe Ein wesentlicher Bestandteil der ab. Durch eine Begrenzung der Kundenfläche sollen nachteilige Effekte neuen Bestimmungen über die gering gehalten werden. Zulässigkeit von Einkaufszentren sind die Standortvorgaben. Mit dem „EKZ-Raumordnungspro- Vermeidung von Anrainerbelastung gramm“ wird die Kundenfläche bei den durch den Einkaufszentrenverkehr Kernzonen Betriebstypen IV und VI mit 10.000 m2 Einrichtungen mit besonderen Ruhe- Einkaufszentren mit Betriebstyp I, II, III limitiert. Die Obergrenze gilt für Neu- bedürfnisse, wie z.B. Altenheime und oder V dürfen nur innerhalb der Kern- bau- und Erweiterungsvorhaben. Das Wohngebiete dürfen durch den zu erwar- zonen von Gemeinden errichtet werden. „EKZ-Raumordnungsprogramm“enthält tenden Verkehr zum oder vom Einkaufs- Diese Kernzonen werden von der Landes- weiters Vorgaben zur Bemessung der zentrum nicht oder nur geringfügig be- regierung verordnet, die Abgrenzung hat Kundenfläche, auf der Lebensmittel ange- rührt werden. anhand gesetzlich festgeschriebener Krite- boten werden. Bei Einkaufszentren mit rien zu erfolgen. Ausschlaggebend ist die Betriebstyp I ist die gesamte Kunden- Ausreichende Leistungsfähigkeit der Flächenwidmung, die Art der Bebauung fläche, bei den Betriebstypen III und V Zu- und Abfahrtsstraßen und Nutzung sowie die Anbindung an der Lebensmittel-Anteil der Kunden- Die Anbindung der Einkaufszentren an den öffentlichen Personennahverkehr. Bei fläche auf die Anzahl der Personen mit das überörtliche Straßennetz muss so der Ausweisung von Kernzonen sind auch einem Wohnsitz im Einzugsbereich von gestaltet werden, dass der Verkehrsfluss die Festlegungen in den Örtlichen Raum- 500 m um den geplanten Standort abzu- nicht oder nicht wesentlich beeinträchtigt ordnungskonzepten der Gemeinden zu stimmen. Mit diesem Grundsatz soll ver- wird. hindert werden, dass überdimensionierte berücksichtigen. Anbindung an den öffentlichen Marktgrößen entstehen, die einer räum- Personennahverkehr lich ausgewogenen Nahversorgungsstruk- Randzonen Eine fußläufige Anbindung der Ein- tur abträglich sind. kaufszentren an den öffentlichen Verkehr Einkaufszentren mit Betriebstyp IV oder Unabhängig von den genannten Ober- wird gefordert, um auch nicht motorisier- VI sind nur in den Randzonen von zen- grenzen wird im Projektfall das Ausmaß ten Kunden die Erreichbarkeit zu garan- tralörtlichen Gemeinden zulässig. Als der Kundenfläche von Einkaufszentren tieren und das Aufkommen des motori- Standorte in den Randzonen kommen auch weiterhin dahingehend überprüft, sierten Individualverkehrs zu verringern. nur Grundflächen in Frage, für die im ob eine Verträglichkeit mit der vorhande- Örtlichen Raumordnungskonzept eine nen Versorgungsstruktur gegeben ist und Ausreichende Flächenreserven für das betriebliche Nutzung vorgesehen ist. die sonstigen raumordnerischen Voraus- produzierende Gewerbe Folgende zentralörtliche Standortgemein- setzungen erfüllt sind. Die Einkaufszentren mit Betriebstyp IV den werden im „EKZ-Raumordnungs- oder VI stehen in Standortkonkurrenz programm“ festgelegt: Hall i.T., Imst, mit Betrieben des produzierenden Ge- Innsbruck, Jenbach, Kitzbühel, Kufstein, werbes. Bei der Widmung von Sonder- Landeck, Lienz, Reutte, Schwaz, St. Jo- Grundsätze für die flächen für Einkaufzentren ist daher dar- hann i.T., Telfs und Wörgl. Zusätzlich Widmung von auf zu achten, dass für letztere im Stand- können in den planlich festgelegten grenz- Sonderflächen für ortraum ausreichende Flächenreserven übergreifenden Standorträumen Nuß- erhalten bleiben. dorf-Debant, Pfaffenhofen, Rum, Völs, Einkaufszentren Vomp und Zams Einkaufszentren mit Vorhaben zur Errichtung oder Erwei- Erste Erfahrungen Betriebstyp IV und VI errichtet werden. terung von Einkaufszentren müssen eine Reihe weiterer Grundsätze erfüllen, die Im Tiroler Einzelhandel ist ein anhalten- Nähere Auskünfte zum Raumordnungs- programm für Einkaufszentren: im „EKZ-Raumordnungsprogramm“ for- der Wachstums- und Konzentrations- Dr. Peter Hollmann, Bau- und Raumord- muliert sind: prozess im Gange, zahlreiche Neu- und nungsrecht, Amt der Tiroler Ausbauprojekte für Einkaufszentren ste- Landesregierung, Tel. 0512/508-2717, Flächensparende Verbauung hen zur Beurteilung an. Die ersten Er- e-mail: [email protected] Die bauliche Gestaltung von Einkaufs- fahrungen mit den neuen Bestimmungen Mag. Gustav Schneider, Raumordnung - zentren hat dem Prinzip des Flächen- stärken unsere Zuversicht, dass wichtige Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung, sparens zu folgen. Wenn nicht besondere Raumordnungsziele betreffend die Ver- Tel. 0512/508-3617, örtliche Verhältnisse vorliegen, wird eine sorgungs- und Handelsstruktur des Lan- e-mail: [email protected] mehrgeschossige Bebauung gefordert. des erreicht werden können. ❚

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Die INTERREG IIIA-Programme in Tirol 2000 – 2006: Grenzüberschreitende Projektideen Sigrid Hilger

Die EU genehmigte im Herbst 2001 weitere für Tirol relevante Die INTERREG-Programme Programme und fördert so verstärkt die grenzüberschreitende teilen sich grundsätzlich in Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn. drei Linien ➢ INTERREG IIIA integrierte Regionalentwicklung in be- nachbarten Gebieten ➢ INTERREG IIIB transregionale Zusammenarbeit in den Kooperationsräumen (z.B. Alpenraum oder CADSES) ➢ INTERREG IIIC Stärkung der Kohäsionspolitik durch interregionale Programme; Öster- reich beteiligt sich am Programm „Zone Ost“ (gemeinsam mit Deutschland, Italien und Griechenland) Hier soll nur von den IN- TERREG IIIA-Program- men berichtet werden. Diese Programme sind die gleichnamigen Nachfolge- programme der vergange- nen Förderperiode, die mit 1999 ausgelaufen ist, aller- dings mit leicht geänderten Rahmenbedingungen.

18 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Regionalentwicklung kurzMeldung

Was will INTERREG? cengleichheit von Mann & Frau soll sowohl beim Projektträger als auch bei INTERREG IIIB Gleich geblieben ist aber die grundsätzli- der Umsetzung der Projekte selber che Ausrichtung der Programme: Berücksichtigung finden. Innerhalb des Programmes Alpenraum ➢ Es sollen Barrieren aller Art, die durch werden transnationale Kooperationen Grenzen entstanden sind, abgebaut der Regionalentwicklung gefördert. Das werden. Wie werden diese Ziele nun Programm zielt auf eine nachhaltige, har- monische und ausgewogene Entwicklung ➢ Der Grenzraum als Lebens- und Ar- im einzelnen verfolgt? des Alpenbogens ab. Daran beteiligen sich beitsraum soll durch attraktivitätsstei- Die allgemeinen Strategien der INTER- sieben Staaten: Deutschland, Frankreich, gernde Maßnahmen sowie durch die REG-Idee finden sich in den einzelnen Italien, Österreich sowie die Schweiz, Erhöhung der Lebensqualität in Wert Prioritäten wieder, die für die Zuordnung Lichtenstein und Slowenien. gesetzt werden. der Einzelprojekte formuliert wurden. Alle interessanten Informationen stehen ➢ Die Entwicklung eines grenzüber- Im Programm INTERREG IIIA Öster- auf der Homepage www.alpinspace.org zur schreitenden Wirtschaftsraumes und reich/Deutschland wurden vier Prioritäts- Verfügung. Neben den Informationen die Sicherung der Erwerbsmöglich- achsen mit insgesamt 10 Maßnahmen zum Programm selbst wird dort über keiten soll gewährleistet werden. definiert, im Italienprogramm sind es drei die Details der Bewerbung und über Insgesamt soll eine verstärkte grenzüber- Prioritätsachsen mit 8 Einzelmaßnah- die Zeitpläne der sogenannten Calls – der schreitende Zusammenarbeit angeregt men. Aufrufe zur Projekteinreichung – infor- werden. miert. Zusätzlich zu diesen Grundstrategien der Der nächste Call findet übrigens im INTERREG-Programme wurden natür- Über alle Einzelmaßnahmen der Herbst 2002 statt. In der nächsten lich auch die Prinzipien aller EU-Pro- beiden Programme kann man sich Ausgabe der RO-Info werden wir Ihnen gramme eingearbeitet: die Übereinstim- auf unserer Homepage unter die ersten genehmigten Projekte vorstellen mung mit den Regeln des Wettbewerbes; www.tirol.gv.at/eu-regional umfassend können. Die Verwaltungsbehörde für das das Prinzip der Nachhaltigkeit und des informieren. Dort gibt es auch den Gesamtprogramm hat ihren Sitz in Salz- Umweltschutzes; außerdem wird der vollständigen Text des Programmpla- burg, Tirol stellt auf der transnationalen „Gender Mainstream“ als Kriterium der nungsdokumentes, dessen Ergänzungen Ebene den österreichischen Länder- Projektbeurteilung eingeführt. Die Chan- und viele weitere Informationen. vertreter.

Informationen zum INTERREG IIIB Kooperationsprogramm CADSES, bei dem Tirol ebenfalls mitarbeitet, werden INTERREG-Programme in Tirol über die Homepage der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) ❚ Tirol nimmt an zwei Binnengrenzprogrammen der Europäischen Union www.oerok.gv.at angeboten. teil: Am 5. 10. 2001 wurde das INTERREG IIIA-Programm Österreich- Deutschland/Bayern und am 21. 11. 2001 das INTERREG IIIA- Programm Österreich-Italien von der Europäischen Kommission genehmigt.

Die Ergänzungen zur Programmplanung Welche Geldmittel stehen zur wurden von den jeweiligen Begleitaus- schüssen wenig später beschlossen. Verfügung? Damit fiel auch hier der offizielle Start- Für Projekte innerhalb dieser Prioritäten schuss zur Umsetzung dieser Gemein- stehen folgende EU-Strukturfondsmittel schaftsinitiativen für die nächsten Jahre (EFRE) für den Zeitraum 2000 – 2006 bis 2006. zur Verfügung: In diesen Programmen nimmt der Bezirk ➢ INTERREG IIIA Reutte hauptsächlich nur am Bayern- Österreich-Deutschland Programm und der Bezirk Lienz nur am (Tiroler Anteil): 7,0 Mio. EUR aus Italien-Programm teil. Die übrigen Be- EU-Strukturfonds zirke bzw. Regionen partizipieren an bei- den Programmen. Für Reutte gilt inner- ➢ INTERREG IIIA halb des Italienprogrammes noch eine Österreich-Italien Flexibilitätsregelung, die eine einge- (Tiroler Anteil): 7,05 Mio. EUR aus schränkte Teilnahme ermöglichen. EU-Strukturfonds

19 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Regionalentwicklung

Verteilt auf die Jahre der Programm- laufzeit sind dies ca. 1 Mio. EURO EFRE-Mittel/Jahr, dieses Geld wird auf die verschiedenen Maßnahmen in un- terschiedlicher Gewichtung verteilt. Diese EU-Mittel werden durch Bundes- und Landesmittel aufgestockt, so dass ca. das doppelte Volumen an öffentlichen Geldern zur Verfügung steht. Entgegen der Erfahrungen aus der alten Förderperiode wurden die aktuellen INTERREG-Programme geradezu stür- misch angenommen. Der rasche Start ist auf die inzwischen verstärkte Veranke- rung und Bewusstseinsbildung bei den Projektträgern bezüglich der Chancen im Zuge grenzüberschreitender Zusammen- Von der Projektidee zur ausgestellt werden. Sie sind Grundlage für arbeit zurückzuführen. Dies hat aber INTERREG-Förderung das von der Europäischen Kommission auch dazu geführt, dass einige Maß- vorgeschriebene Monitoring und für die nahmen der Programme schon sehr aus- Nach der Vorbereitungsphase werden die spätere Auszahlung der Fördermittel. geschöpft wurden. Besonders die Berei- Projektanträge – idealerweise auf beiden che Tourismus, Kultur und Natur/Um- Seiten der Grenzen – eingereicht. Das Erste INTERREG- weltschutz sind hier zu nennen. kann in Tirol entweder bei der nationalen Koordinationsstelle (Abteilung Raum- Umsetzungsbeispiele ordnung-Statistik) geschehen oder direkt In der letzten Ausgabe der RO-Info wur- bei der zuständigen Förderstelle, die für de das Projekt Ehrenberg – Europäisches die nationale Finanzierung zuständig ist. Burgenmuseum ausführlich vorgestellt. Indikatoren für die Projektauswahl sind Die Finanzierung erfolgt inzwischen Qualitäts- (Intensität der grenzüber- zum Teil über INTERREG-Mittel des schreitenden Zusammenarbeit) und Wir- Deutschland-Programms. Durch die Aus- kungsindikatoren (Qualität und Rich- richtung des Projektes als Europäisches tung der zu erwartenden Wirkungen), Burgenmuseum und die starke grenzü- ebenfalls soll nach Möglichkeit eine gute berschreitende Zusammenarbeit des Ver- räumliche Verteilung erzielt werden. eines wurde diese interessante Idee inter- Auch aufgrund der begrenzten finanziel- regfähig. Ein sehr gutes erfolgreiches Bei- len Mittel sind im INTERREG-Pro- spiel stellen auch die Marketingaktivi- gramm besonders die Softmaßnahmen täten innerhalb der Region „Vitales förderfähig, teuere Infrastruktur kann Land“ dar – hier werden zahlreiche Ange- hiermit nicht finanziert werden. Vor- botselemente der Region Ferienregion rangig werden regionale Netzwerkbil- Reutte und dem Allgäu verknüpft und dungen, Verbundbildungen, Marketing- umfangreich präsentiert. kooperationen, Ausbildungsnetzwerke Im Italienprogramm wird beispielweise und ähnliche Projektideen unterstützt. die Erstellung eines gemeinsamen Tirol- Hat der Antrag die erste Hürde der Atlas in Form eines transnationalen mul- Prüfung der INTERREG-Fähigkeit über- timedialen digitalen Atlasses zu anwen- sprungen und kann auch eine nationale dungsorientierten Fragestellungen für Förderzusage erzielt werden, dann kön- Nord- und Südtirol gefördert. nen die Anträge im binational besetzten Auch die grenzüberschreitende Durch- Lenkungsausschuß, der drei- bis viermal führung des Businessplan-Wettbewerbes im Jahr stattfindet, diskutiert werden. „Adventure X“ durch die Tiroler Zu- Hier werden die Projekte gemäß der oben kunftsstiftung in Zusammenarbeit mit genannten Projektauswahlkriterien be- dem Innovation Center in Bozen ist ein wertet und definitiv als INTERREG- INTERREG IIIA-Projekt und trägt Projekt angenommen. damit auch wesentlich zu einer verstärk- Anschließend können die Förderverträge ten Zusammenarbeit zwischen Tirol und über nationale und EU-Strukturfonds- Südtirol im Zuge der Europaregion Tirol mittel durch die nationalen Förderstellen bei. ❚

20 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Regionalentwicklung kurzMeldung

tiris erweitert Tipps für Förderwerber Datenangebot

In den Jahren 2000 bis 2006 sollen im Kombination mit innerstaatlichen Ab sofort bietet tiris den Tiroler Gemein- Rahmen von regionalen EU-Förder- Förderungen. Mit der Abklärung der den die Grundstücksdaten (GDB) des programmen rund 66 Millionen EUR Frage, ob Ihr Vorhaben einem der Bundesamtes für Eich- und Vermessungs- aus EU-Fördertöpfen nach Tirol fließen. EU-Förderprogramme zuordenbar ist, wesen (BEV) als neue Datenschicht an. Konkret unterstützt die Europäische wird auch eruiert, welche Bundes- bzw. Die GDB-Daten werden halbjährlich Union dabei folgenden Programme: Landesförderstelle für die Abwicklung durch das Amt der Landesregierung Ziel2 Programm Tirol, INTERREG IIIA konkret zuständig ist. Diese Stelle angekauft und im Wege über das tiris- Programme im Grenzraum zu Italien betreut Sie dann auch von der formellen Gemeindeservice an die Gemeinden und Deutschland und LEADER+. Antragseinbringung bis hin zur Abrech- weitergegeben. Ausführliche Informationen zu den nung. Ab dem heurigen Sommer stehen die genannten EU-Regional- und EU-Struk- hochauflösenden Farborthophotos turförderprogrammen erhalten Sie unter Was ist bei der (Luftbilder) des Landesvermessungs- der Internetadresse www.tirol.gv.at/ dienstes für das Außerfern sowie die nörd- eu-regional. Forschen Sie nach Förder- Antragstellung zu beachten? lichen Teile der Bezirke Imst, Innsbruck- mitteln und versuchen Sie einen Über- Die Antragsstellung für nationale Land und Schwaz zur Verfügung. blick über die diversen Programme zu Förderungen des Landes oder Bundes Für die Nutzung der GDB-Daten erwach- erhalten. und für die EU-Förderungen laufen sen den Tiroler Gemeinden, wie auch für Die nachfolgenden Tipps sollen Ihnen parallel. Für nationale Förderungen die meisten anderen tiris-Themen- als Leitfaden für die Inanspruchnahme setzen Sie sich bitte mit den zuständigen schichten, keinerlei Kosten. von Förderungen dienen. Förderstellen in Verbindung und Die Farborthophotos hingegen werden verwenden Sie, wenn vorhanden, die den Gemeinden gegen Kostenersatz von Wie erfahre ich, ob es für aufgelegten Formblätter. Für die EU- EUR 29 je km2 zur Nutzung angeboten. Förderungen sind für die Programme Voraussetzung ist allerdings die Unter- mein Vorhaben EU- INTERREG IIIA sowie LEADER+ die zeichnung des Datenaustauschvertrages, Förderungen gibt? vorgesehenen Antragsformulare zu ver- der die Rahmenbedingungen der ❚ Erkundigen Sie sich, ob Ihre Projekte wenden. Für die EU-Förderungen aus Datennutzung festlegt. inhaltlich einem EU-Regionalförder- dem Ziel2 Programm ist kein gesonder- programm zuordenbar sind und ob der tes Antragsformular nötig. Projektstandort gefördert wird. Eine Auflistung aller Tiroler Gemeinden Förderzusage – was nun? und deren Zuordenbarkeit zu den Die definitive Förderzusage erfolgt aus- EU-Programmen finden Sie unter schließlich mittels einer schriftlichen www.tirol.gv.at/eu-regional/download/ Förderzusage bzw. einer schriftlichen eu-gemeinden.htm. Fördervereinbarung. Rechnen Sie damit, dass Sie vorfinanzie- Auskünfte über die Projektauswahl- ren müssen. Sie erhalten die EU-Gelder kriterien erhalten Sie: erst nach Vorlage der Rechnungen und Von der Abteilung Raumordnung- deren Prüfung durch die Förderstellen. Statistik (bezüglich Ziel2, LEADER+, Gehen Sie Ihr Projekt von Beginn an INTERREG III). transparent und nachvollziehbar an. So Von den zuständigen Förderstellen des ersparen Sie sich vermeidbaren Aufwand Landes Tirol (insbesondere für das Ziel2 bei der Abrechung und möglichen natio- Programm). nalen und EU-Kontrollen. ❚ Regionale Ansprechpartner, im konkre- ten Leadervereine, Regionalmanage- mentvereine und EUREGIOS, stehen Ihnen bei der Abklärung projektbezoge- ner Fragen gerne hilfreich zur Seite. Die EU-Förderungen im Rahmen von Ziel2, LEADER+ und INTERREG III erfolgen grundsätzlich nur in tiris 21 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Koordination in der Raumordnung

Haus am Waldrand – Idylle oder Problemfall? Eine Gegenüberstellung Christian Schwaninger, Robert Ortner

Wie die Örtlichen Raumordnungskonzepte vieler Gemeinden zeigen, umfassen die vorhandenen Baulandreserven oftmals auch Waldflächen bzw. Wiesen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wald. Die Forstgesetznovelle hat zudem eine Diskussion ausgelöst, den Wald – mehr als bisher – zur Baulandgewinnung heranzuziehen.

Der zunehmende Wunsch nach Baulandausweisung im Wald ist aus landwirt- schaftlicher Sicht wegen der geringer werdenden Flächenreserven im Grün- land verständlich. Wald- randlagen sind seit jeher be- liebte Wohngegenden. Wald- rodungen zur Gewinnung von Bauland sind in Tirol nichts Außergewöhnliches. Von den jähr- lichen 150 ha bis 200 ha Ro- dungsflächen werden zwischen 10 ha und 15 ha für die Gewinnung von Bauland gerodet. Damit wurden in den letzten 25 Jahren mehr als 3,2 km2 Wald für Wohnzwecke gerodet.

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mung als Bauland sind Grundflächen, Forstgesetznovelle bringt Neuerung soweit sie wegen einer Gefährdung durch bei Rodungen Lawinen, Hochwasser, Wildbäche, Stein- schlag, Erdrutsch oder andere Natur- gefahren für eine widmungsgemäße Be- Ab Juni 2002 treten die Änderungen der Forstgesetznovelle in Kraft. Eine bauung nicht geeignet sind (§ 37 TROG wesentliche Änderung bei den Rodungsbestimmungen lautet, dass Rodungen 2001). Was im Einzelfall unter „anderen bis 1000 m2 nur mehr angemeldet werden müssen. Naturgefahren“ zu verstehen ist, hängt von den örtlichen Verhältnissen ab: Dadurch kommt auf die Gemeinden ein Schutz-, Wohlfahrts- und/oder Erho- Gefahren, die sich aus dem Wald für erhöhter Entscheidungsdruck hinsicht- lungsfunktion auf. Eine weitgehende angrenzendes Bauland ergeben, sollten lich Widmung solcher Kleinflächen zu. Liberalisierung bei den Rodungsbestim- auch als solche beurteilt werden. In dieser Frage ist zunächst zu beachten, mungen ist aus der Forstgesetznovelle dass aus Sicht der öffentlichen Interessen nicht zu entnehmen und es kann eine sol- Angrenzende an der Walderhaltung (Schutzfunktion, che auch im Hinblick auf die vielfältigen Waldeigentümer Schutz vor negativen Umwelteinflüssen, Funktionen unseres Waldes nicht gut Erholungsfunktion) nicht jede angemel- geheißen werden. Der Waldeigentümer, der an für Bau- dete Rodung auch tatsächlich durchführ- zwecke gewidmete Flächen angrenzt, bar sein wird. Es ist davon auszugehen, Naturgefahren im TROG kommt meist zu einem späten Zeitpunkt dazu, seine Interessen zu vertreten. Oft dass zukünftig die Forstbehörde die für Das Tiroler Raumordnungsgesetz 2001 Siedlungstätigkeit angemeldete Rodung wird dies erst bei der Bauverhandlung kennt keine Abstandsregelung zum Wald, möglich sein. Der Waldeigentümer kann dann zustimmend zur Kenntnis nehmen um Nutzungs- und Interessenkonflikten wird (6 Wochen Frist), wenn die Sied- für allfällig durch die Bebauung gegebene von vorn herein auszustellen. Daher ist es Wirtschaftserschwernisse eine Abgeltung lungserweiterung im örtlichen Raumord- Aufgabe der Gemeinde im Rahmen der nungskonzept aufscheint oder eine Bau- verlangen und Maßnahmen für die weite- Flächenwidmung den Zielen der Raum- re Sicherung der Waldbewirtschaftung landwidmung vorliegt und zugleich die ordnung hinsichtlich der Vermeidung Öffentlichen Interessen an der Walder- (Wegbau, Schutzbauten) begehren. Im von Gefahren zum Durchbruch zu ver- Zuge des Bauverfahrens wird der Wald- haltung dem Vorhaben nicht entgegen helfen. stehen. eigentümer auch vorbringen, dass er kei- In diesem Zusammenhang sind für die ne Haftung für Schäden (Windwurf, Abgleich von privaten und örtliche Raumordnung zwei Ziele beson- Abrollen von Steinen und Holz etc.) ders hervorzuheben (§ 27 TROG 2001): übernimmt, die auf Grundstücken und öffentlichen Interessen ➢ Die ausgewogene Anordnung und an Gebäuden entstehen könnten, welche Die zweite wesentliche Neuerung in der Gliederung des Baulandes im Hinblick an seinen Wald angrenzen. Der Bau- Forstgesetznovelle zu den Rodungsbe- auf die Sicherung vor Naturgefahren. werber nimmt durch seine Unterschrift stimmungen lautet, dass nun auch ein unter die Verhandlungsschrift die an- ➢ Die weitest mögliche Vermeidung von privater Rodungswunsch bewilligungs- geführten möglichen Gefährdungen Nutzungskonflikten und wechselseiti- fähig ist. Dies ist aber nur dann möglich, (Windwurf, etc.) zur Kenntnis. Der gen Beeinträchtigungen beim Zusam- wenn ein besonderes öffentliches Inter- Waldeigentümer kann sich jedoch da- mentreffen verschiedener Widmun- esse an der Erhaltung der Waldfläche dem durch nicht von Haftungsansprüchen gen. nicht entgegensteht. Ein erhöhter Ro- gänzlich „freikaufen“; er wird bei vorsätz- dungsdruck ist daher auf solche Wald- Bei der Bestandsaufnahme nach § 28 lichem oder grob fahrlässigem Handeln flächen zu erwarten, die eine geringe TROG 2001 hat die Gemeinde die für zur Verantwortung gezogen. Schutz- und / oder Wohlfahrtswirkung die örtliche Raumordnung bedeutsamen oder eine geringe bzw. mittlere Erho- Gegebenheiten festzuhalten. Neben den Frühzeitige Einbindung der lungsfunktion aufweisen. im Gefahrenzonenplan ausgewiesenen Forstdienststellen An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, Gefährdungen (Lawinen, Wildbächen, dass mit der Forstgesetznovelle keine Ver- Steinschlag, Erosion, ect.) könnten auch Aus wirtschaftlichen Überlegungen (Bau- änderung in der Bedeutung der öffent- andere Naturgefahren, wie beispielsweise landpreis) will der Bauherr die gewidmete lichen Interessen an der Walderhaltung die Windwurfgefahr entlang von Wald- Grundfläche durch waldrandnahes Bauen eingetreten ist und daher in Verbindung rändern bedeutsam sein. bestmöglich ausnutzen. Um Gefährdun- mit den gegebenen Waldfunktionen da- Letztlich dürfen nur solche Grundflächen gen aus dem Wald und Bewirtschaftungs- von auszugehen ist, dass Rodungswün- gewidmet werden, die sich für eine der erschwernisse von vornherein so gering sche nur in geringfügig höherem Maß als jeweiligen Widmung entsprechende Be- wie möglich zu halten, erscheint es seitens bisher bewilligungsfähig werden. Immer- bauung in gesundheitlicher, technischer der Gemeinde sinnvoll, die forstfachli- hin weisen rd. 70 % der Tiroler Wald- und wirtschaftlicher Hinsicht eignen. chen Argumente frühzeitig einfließen zu flächen eine hohe Wertigkeit bei der Dezidiert ausgeschlossen von einer Wid- lassen. Die Bezirksforstinspektion soll

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daher bereits im Rahmen der Örtlichen Raumordnungskonzepte und der Flä- Der Stellenwert des Waldes in der chenwidmung eingebunden werden. Im folgenden werden ohne Anspruch auf Raumordnung Vollständigkeit forstliche Maßnahmen- vorschläge angeführt, die von den forstli- In einem Gebirgsland wie Tirol stehen wenig Flächen zur Verfügung, welche chen Dienststellen schon in dem Ver- als Bauland optimal geeignet sind. In der Raumordnung kommt es relativ fahren der örtlichen Raumordnung ein- oft zu einem Abwägen, wo die ökologischen und ökonomischen Voraus- gebracht werden können: ➢ Freihalten von Sicherheitsstreifen von setzungen für Erweiterungsflächen gegeben sind. Verbauung (Windwurf, Waldbrandge- fahr); Waldfläche nimmt zu Funktionen des Waldes ➢ Maßnahmen zum Schutz der Gebäude und der gewidmeten Flächen gegen 40 Prozent der Gesamtfläche des Landes Allerdings hat der Wald aus Sicht der mögliche Gefährdungen aus dem Tirols sind mit Wald bedeckt. Jährlich Raumordnung auch andere Funktionen Wald (abkollernde Holzstämme, werden etwa 1,5 Mio. Quadratmeter von als lediglich Baulandreserve zu sein. Die Steinschlag) durch Errichtung von Freiland in Bauland oder Sonderflächen wichtigsten Funktionen sind sicher die Schutzwänden oder Dämmen; umgewidmet. Daher kommt es natürlich ökologischen Funktionen mit dem Ange- ➢ Gewährleistung der ungehinderten zu Widmungsansätzen, welche auch Wald bot Flora und Fauna, die Erholungs- Holzabfuhr und der Möglichkeit der betreffen. funktion für Einheimische und Touristen Waldbewirtschaftung; Die Waldfläche (im Gegensatz zur und auch die Wirtschaftsfunktion, näm- ➢ Freihalten von bestehenden Holzliefer- Ackerfläche) nimmt in Tirol jährlich um lich als Rohstofflieferant. Dazu kommt trassen; ca. 900 Hektar zu und hat somit in den besonders in Tirol der Schutz vor Na- ➢ Bau von Forstwegen am Rand des neu- letzten 30 Jahren etwa 5 % an Gesamt- turgefahren. Beim Schutzwald handelt en Baugebietes. ausmaß dazu gewonnen. Ca. zwei Drittel es sich doch um die natürlichste und dieses Waldes sind Gemeinschaftswälder beste Lawinen- und Wildbachverbauung. Forstliche Belange im oder stehen im öffentlichen Eigentum. Ohne diese Waldfunktion könnten man- Auch der Bodenpreis von Wald ist deut- che Seitentäler nicht bewohnt werden. Raumordnungsverfahren lich geringer als der von Acker- oder Die Erhaltung und Verbesserung der Bei neuen Siedlungsvorhaben im Wald Wiesenfläche. Somit wäre es eigentlich Schutzwaldfunktion ist daher ein sehr können diese für ein konfliktfreies logisch, mehr Waldfläche als Bauland großes Anliegen der Raumordnung in Miteinander wertvollen Maßnahmen nur bzw. Verkehrsflächen zu verwenden. Tirol. zum Teil im obligaten Rodungsverfahren nach dem Forstgesetz in Form von Auflagen im Rodungsbescheid festge- schrieben werden. Dies deshalb, weil im Rodeverfahren nur solche Auflagen zu berücksichtigen sind, die zur Hintan- haltung nachteiliger Wirkungen für die umliegenden Wälder oder zum Ausgleich des Verlustes der Waldfläche (Waldwir- kungen) erforderlich sind. Der Bau eines Abweisdammes oder von Wänden als Schutz für die neue Siedlungsanlage vor dem Wald oder die Vorschreibung von Minimalabständen der Bauwerke zum Wald kann im Rodungsverfahren nicht behördlich vorgeschrieben werden. Zu- dem sind zum Zeitpunkt der Rodungs- verhandlung die Planungen oft bereits so weit fortgeschritten, dass zusätzlicher Planungsaufwand durch die Auflagen des Rodungsbescheides entstehen würde. Dies alles spricht daher für eine frühzeiti- ge Einbindung der Bezirksforstinspektion bei Widmungswünschen im und am Wald.

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der Standort aus raumordnerischer Sicht geeignet ist – als Siedlungserweiterungen bzw. Baulandreserven eingeplant werden. Dies hätte zur Folge, dass der Druck auf die landwirtschaftlich genutzten Freiland- flächen abgeschwächt wird. Die Bau- landvergabe könnte mobiler von statten gehen, da es sich bei den Waldflächen doch zum Großteil um öffentliche Grundbesitzverhältnisse handelt. Daher kann die Gemeinde Vergabeart und Bodenpreis besser mitgestalten. Das bringt nicht nur relativ günstige Boden- preise mit sich, sondern auch den gestal- terischen Effekt, welcher sich bei Bau- landerweiterungen im Wald bietet. Die neue Siedlung im und am Wald kann sehr viel einfacher und mit geringerem Aufwand in das Landschaftsbild integriert werden. Es ist bei der Rodung darauf zu achten, dass einige Bereiche des Altbe- standes weiterhin im Baugebiet stehen bleiben und am Siedlungsrand ein ausrei- chend breiter Streifen als Sichtschutz erhalten bleibt. Damit kann in den mei- sten Fällen eine rasche Einbindung in das Landschaftsbild gelingen. Rechtlicher Schutz des Flächen bieten zusätzlich zur Grundver- sorgung mit regionalen Nahrungsmitteln Waldes auch für den Tourismus wichtige Auflagen der Raumordnung Aus historischer Sicht stand der Wald Nutzungsmöglichkeiten. Die Bedeutung Eine mögliche Umwidmung des Waldes durch das Forstgesetz des Bundes unter als Erholungsraum ist unter dem Aspekt hat den Kriterien des Raumordnungs- einem besonderen hoheitlichen Schutz. der sportlichen Betätigungen im Umfeld gesetzes zu entsprechen. Diese Voraus- Das ist ein Grund, dass Österreich eine der agrarischen Nutzung sogar höher ein- setzungen stellen dieselben dar, wie sie bei sehr gute Waldausstattung besitzt, die zustufen als bei bewaldeten Flächen. Das der Umwidmung von Grünland in Bau- auch eine hohe ökologische Funktion hat Grünland ist die Lebensgrundlage der land verlangt werden. Um die Erhaltung (z.B CO2-Reduktion). bäuerlichen Betriebe und bildet mit dem der Äcker und Wiesen wirksam umzuset- Das klassische Freiland (Acker- und Wald und dem felsigen Gebirge das typi- zen, wäre es sinnvoll, dass gleichzeitig mit Wiesenflächen) das in den meisten Fällen sche Kulturlandschaftsbild Tirols. Aber der Widmung von geeigneten Wald- im privaten Bauernbesitz ist, stand hin- im Gegensatz zur Waldfläche wird das grundstücken Baulandreserven mit land- sichtlich seiner Umnutzung unter keinem Grünland immer weniger, da das Bau- wirtschaftlicher Nutzung in Freiland besonderen Schutz. Dies führte bei priva- geschehen und die Verkehrsbauten zum umgewidmet werden. tem und/oder öffentlichem Interesse zur überwiegenden Teil darauf stattfinden. Bei einer vergleichbaren Lage und Eig- Umwidmung von Äcker und Wiesen in Um ein Gleichgewicht der Freiraum- nung gemäß den Zielen der Örtlichen Bauland. Ein weiterer Grund dafür ist, funktionen zu halten, sollte zusätzlich zur Raumordnung ist der Nutzung von dass die Siedlungskörper der Gemeinden bodensparenden Bauweise und der Aus- Waldflächen als Bauland der Vorrang zu in den meisten Fällen inmitten der nutzung vorhandener innerörtlicher Wid- geben. Wiesen und Felder liegen, wie es die land- mungslücken der Baulandbedarf auch in (Quelle der Flächenangaben: Statistik wirtschaftliche Bewirtschaftung ergeben Wäldern gedeckt werden können. „Bodennutzung 1999“ und hat. Österreichische Waldinventur) ❚ Argumente für das Bauen Bedeutung des Grünlandes im Wald Auch das Grünland ist schützenswert, Es gibt Flächen, welche zwar bewaldet denn nur 11 Prozent der Landesfläche sind, aber keinen hohen ökologischen sind Äcker, Wiesen und Gärten (Almen oder forstwirtschaftlichen Stellenwert und Bergmähder nicht gerechnet). Diese besitzen. Solche Wälder können – falls

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Das Österreichische Raumentwicklungs- konzept 2001 – eine Vorstellung Manfred Riedl

Am 2. April 2002 wurde das Österreichische Raumentwicklungskonzept die Lösungen vorgezeichnet. Können aus 2001 (ÖREK 2001) von der Österreichischen Raumordnungskonferenz einem umfassenden, wiederkehrenden Ansatz (heute noch) politisch annehmba- (ÖROK) angenommen. Der Beschlusstext steht online als Textversion unter re Optionen entwickelt werden? http://oerok.gv.at/OEREK2001/ zur Verfügung. Im Herbst folgen die Die Zukunft Österreichs, nämlich seiner visuell aufbereitete Druckversion und Kurzfassung. räumlichen Entwicklung, an der Jahr- tausendwende vorauszudenken, ist eine besondere Herausforderung. Die äußeren Erwartungen Gegensatz zur juristischen, vielfach auch Einflüsse wirken viel stärker als früher, Raumplaner neigen zur grundsätzlichen zur politischen Auffassung, sehen Sie das Tempo der Veränderungen nimmt zu. Betrachtung ihrer Planungsinhalte. Im Raumplanung nicht als anlassbezogene Lässt sich unter diesen Voraussetzungen Folge von Einzelfällen, sondern noch eine eigenständige und längerfristi- im aufbereiteten ge Vorschau wagen? Gesamtbild Der Raum und seine Nutzung sind längst nicht mehr ausschließliche Planungsob- jekte staatlicher Instanzen. Mit dem poli- tischen, gesellschaftlichen und wirtschaft- lichem Wandel etablieren sich neue Akteure mit dem Ziel der spezifischen Entwicklung von Regionen und Standorten. Können die Botschaf- ten eines „staatlichen“ Konzeptes auch neue Akteure erreichen und Wirkung zeigen?

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Veränderte Rahmenbedingungen Leitvorstellungen Veränderungsprozesse sind für eine offene Gesellschaft wesentlich. Die fort- schreitende Reaktion der Gesellschaft auf solche Herausforderungen führt zu und Grundsätze

Trends, welche deutliche Auswirkungen auf die Raumstrukturen zeigen. Leitvorstellungen und Grundsätze kennzeichnen richtungsweisende Global Impact Die Pluralität der Lebensstile und Le- Ideale. Sie müssen im speziellen bensformen bewirkt, verbunden mit wei- Anwendungsfall in konkrete Die unmittelbare Wirkung, mit der welt- ter wachsender Mobilität, den häufigen Handlungsziele „übersetzt“ weite und internationale Einflüsse auf Orts- und Standortwechsel. Zielorte des werden. Einzelpersonen, Haushalte, private und täglichen Berufs- oder Bildungspendlers, Bereits im Europäischen Raument- öffentliche Unternehmen wirken, ist dra- von Erlebniseinkauf und Freizeitkonsum, wicklungskonzept (EUREK 1999) matisch. Die rasch fortschreitende tech- von Sportaktivität oder kurzen Urlauben wird das Modell einer nachhaltigen nologische Entwicklung und ihre Pro- sind immer besser beworbene und speziell räumlichen Entwicklung entworfen. dukte, die Globalisierung von Wirtschaft ausgestatte Standorträume. Auch länger- Die sozialen und wirtschaftlichen und Gesellschaft sowie der europäische fristig gesehen sind Bevölkerungsgruppen Ansprüche an den Raum sollen mit Integrationsprozess bewirken kurzfristige zunehmend bereit, unterschiedliche Le- seinen ökologischen und kulturellen und tiefgreifende Veränderungen der bensphasen an unterschiedlichen Orten Funktionen in Einklang gebracht Lebensbedingungen für den Einzelnen, zu verbringen. werden. Ziel ist eine dauerhafte, für Unternehmen und staatliche Institu- großräumig ausgewogene Raum- tionen. Die eigenen Möglichkeiten aber entwicklung. auch die eigene Verantwortung in der Spezialisierung Gestaltung von Lebensstil und Lebens- der Räume umfeld, in der Bewältigung von Bil- Die Leitvorstellungen im österreichi- dungs- und Berufsweg nehmen kurzfri- Die Beziehungen zwischen Raum und schen Raumentwicklungskonzept stig und in hohem Ausmaß zu. Gesellschaft ändern sich rasch. Die Städte benennen sind Gewinner der Globalisierung, dazu tragen ihre hochrangige Infrastruktur, ➢ die räumlich ausgewogene Abnahme von Bindungen hochqualifizierte Humanressourcen und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Die Reaktion der Menschen auf unmit- die gute Erreichbarkeit bei. Ländliche der Regionen, telbar wirkende gesellschaftliche Ein- Gebiete entwickeln sich in funktionaler ➢ die Sicherung eines gleichwertigen flüsse, in vielen Fällen aber auch ihre Hinsicht zumeist spezifisch: in stadtna- Zugangs zu Infrastruktur und ungewollte Betroffenheit, kann weitge- hen Regionen dominiert das suburbane Wissen, hend unter dem Begriff der Individuali- Wohnen, Großformen der Handels- und sierung zusammengefasst werden: Immer Freizeitwirtschaft entstehen an Verkehrs- ➢ die Erhaltung der natürlichen weniger jungen Menschen stehen einer knoten, in naturräumlichen Gunstlagen Lebensgrundlagen und des steigenden Zahl von älteren Menschen wird die Tourismuswirtschaft intensiviert, kulturellen Erbes. gegenüber, die durchschnittlichen Haus- selbst die Agrarproduktion zeigt deutli- haltsgrößen verringern sich, flexible For- che, oftmals auch kleinräumige Konzen- men der Berufstätigkeit nehmen rasch zu, trationstendenzen. Die zunehmende Die Grundsätze verpflichten die das persönliche Erlebnis verdrängt in Ge- räumliche Trennung der Funktionen ver- österreichische Raumordnungspolitik staltung von Freizeit und Erholung, aber ursacht ein Ansteigen des Verkehrs, insbe- zur auch im Konsumverhalten die traditio- sondere in Abhängigkeit vom motorisier- ➢ sparsamen, schonenden Nutzung nelle Bedarfsdeckung. ten Individualverkehr. des Raumes und der Umwelt,

➢ Entfaltung und Entwicklung von Gesellschaft im Raum,

➢ aktiven Mitgestaltung von Veränderungsprozessen.

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einer sozial orientierten Raumentwick- Vorrangige Themen lungspolitik dar. Ebenso braucht es ein vielfältiges und räumlich breites Angebot Im ÖREK 2001 werden 6 vorrangige Zukunftsthemen der österreichischen an Einrichtungen der Wissensvermittlung Raumentwicklung zentral behandelt. In Zusammenschau der Entwicklung und der sozialen Infrastrukturen sowie an Versorgungsleistungen. Dabei können von Funktion und Raum werden gesellschaftspolitische Handlungsoptionen neue Formen der Telekommunikation, aufgezeigt. die bedarfsgerechte Weiterentwicklung des öffentlichen Verkehrs und Koope- Der Standort Österreich in von öffentlichen Verkehrsmitteln, für rationen zwischen den Leistungsträgern Europa wurde bisher mit Merkmalen Einrichtungen der Nahversorgung und den effizienten Einsatz öffentlicher Mittel wie Binnenland, Gebirgsland und Grenz- der sozialen Infrastruktur. Die zumeist gewährleisten. land beschrieben. Diese geopolitische bereits vorhandenen oder ausbaubaren Positionierung Österreichs ist nicht län- Einflussmöglichkeiten der Gebietskörper- Mobilität und Verkehr ist nach ger haltbar, es gilt in einem erweiterten schaften müssen gezielter und konse- wie vor von starkem Wachstum geprägt. Europa neue Orientierungen zu finden. quent eingesetzt werden. Ein Grund dafür liegt in den Änderungen Eine solche Neuorientierung braucht die des Güterverkehrs, wie dies durch die nach innen und außen gerichtete Zu- Räumlicher Ausgleich und zunehmende Lieferung von Halbfertig- sammenarbeit der beteiligten Körper- soziale Integration müssen in die waren „just in time“ beispielhaft zum schaften in Form von Entwicklungsver- Politik der Raumentwicklung integriert Ausdruck kommt. Demografische Ver- bänden oder -partnerschaften. werden, um den gesellschaftlichen Zu- änderungen, Änderungen im Lebensstil Neben „harten“ Standortfaktoren wie sammenhalt zu fördern. Aus Sicht der sowie – als Hauptursache (!) – Suburbani- Infrastrukturausstattung und Produk- Raumentwicklung wird die gesellschaftli- sierung und Zersiedelung tragen zur tionskosten gewinnen sogenannte „wei- che Ungleichheit problematisch, wenn deutlichen Erhöhung des motorisierten che“ Faktoren wie Qualifizierung der sich armutsgefährdete Bevölkerungsgrup- Individualverkehrs bei. Infolge der räum- Arbeitskräfte und wirtschaftsfreundliches pen in bestimmten Stadtteilen oder Re- lichen und zeitlichen Aufsplitterung der Milieu maßgeblich an Bedeutung. Es gionen konzentrieren. Die räumlichen Verkehrsnachfrage kann der öffentliche wird weitere Bemühungen zur Struktur- Ungleichheiten in der Qualität der Ver- Personennahverkehr kaum mehr bedarfs- verbesserung von Klein- und Mittel- sorgung, im Angebot an sozialen Infra- und kostengerecht agieren. betrieben brauchen, um deren Mitwir- strukturen, im Zugang zu Wissen und Die österreichische Verkehrspolitik soll kung am intensivierten Wettbewerb Kultur werden – insbesondere für nicht einen Spagat schaffen: Einerseits sind feh- sicherstellen zu können. Alle wichtigen mobile Bevölkerungsgruppen – immer lende Verbindungen zur erforderlichen Standorträume Österreichs befinden sich größer. äußeren und inneren Integration Öster- in Grenznähe. Der Verbesserung der Das Prinzip der polyzentrischen Raum- reichs insbesondere im hochrangigen grenzüberschreitenden Kontakte und entwicklung, dieses bedingt die funkti- Verkehrsnetz zu schaffen. Andererseits Infrastrukturen kommt daher besonderes onsgerechte Weiterentwicklung dezentra- sollen verkehrspolitische Rahmenbedin- Augenmerk zu. ler Siedlungsstrukturen, sowie die funk- gungen und Verkehrsangebote ein sozial- tionelle und gesellschaftliche Durchmi- und umweltverträgliches Verkehrsgesche- Natürliche Ressourcen sind un- schung der Siedlungen stellen Strategien hen bewirken, wofür vermehrt fahrlei- sere gemeinsame Lebensgrundlage, deren Überbeanspruchung die Lebensqualität aller bedroht. Für das international be- reits verankerte Prinzip der Nachhaltig- keit müssen trotz einschränkender Rah- menbedingungen praktikable Wege der Umsetzung gefunden werden. Eine stra- tegische Rolle kommt dabei der örtlichen Siedlungsentwicklung zu, weil sie den Verbrauch von Ressourcen langfristig be- einflusst. Eine nachhaltige Siedlungsentwicklung wird zwecks Verkehrsvermeidung danach trachten, Grunddaseinsfunktionen wie Wohnen, Arbeiten, Bildung und Ver- sorgung zu mischen. Ausreichende Dichte im Einzugsbereich ist eine Voraus- setzung für den wirtschaftlichen Betrieb

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stungsabhängige Abgaben genutzt werden Ländliche Entwicklung muss ständischen Zentren sind die Erwerbs- sollen. Verkehrspolitik braucht auf allen durch ein breites Maßnahmenbündel ver- möglichkeiten zu bündeln, Einrichtun- räumlichen Planungsebenen die Abstim- schiedener öffentlicher Träger, welche auf gen für den Wissens- und Innovations- mung mit der Raumordnung, um nach- regionaler Ebene zusammenarbeiten, un- transfer zu schaffen. haltig verträgliche Verkehrsstrukturen zu terstützt werden. Die Bereitstellung von Infrastrukturen zu entwickeln. Im Bereich der Alltagsmobi- Dabei sind die regionsspezifischen Poten- wirtschaftlichen Bedingungen muss lität soll ein großer Anteil der Wege zu ziale wie natürliche Ressourcen, attraktive durch ausreichende Konzentration der Fuß, mit dem Rad oder im öffentlichen Landschaft, Flächenverfügbarkeit, spezifi- Siedlungsentwicklung insbesondere in Verkehr bewältigt werden können, wozu sche kulturelle und arbeitstechnische konsequenter Umsetzung der örtlichen kompakte und gemischte Siedlungsstruk- Fähigkeiten authentisch und nachhaltig und überörtlichen Raumordnung sicher- turen Voraussetzung sind. zu entwickeln. In den klein- und mittel- gestellt werden. Städtische Regionen bilden die Wachstumsmotoren der österreichischen Wirtschaft, ihre Standortqualitäten müs- Ein neues Planungsverständnis sen sich in einem härter werdenden inter- nationalen Standortwettbewerb laufend Planungen werden letztlich an ihrer Wirkung gemessen. Die Raumplanung verbessern. Effizientes Flächenmanage- ist vermehrt gefordert, nicht nur Planungsinhalte zu entwickeln, sondern ment, leistungsfähige Verkehrserschlie- ßung, Sicherung einer hohen Wohn- und auch an deren Umsetzung zu arbeiten. Freizeitqualität erfordern ein partner- schaftliches Zusammenwirken zwischen Der Weg ist das Ziel Privat-Partnerships wird an Bedeutung den Gemeinden sowie mit Land und gewinnen. Bund. Unter dieses Motto lassen sich verstärkt Die anhaltende Ausdehnung in die Stadt- notwendige Bemühungen der themati- Symbiose von Ordnung und umlandgebiete sowie die räumliche Tren- schen Sensibilisierung und Prozessorien- nung der Funktionen erhöhen den Flä- tierung stellen. Ohne öffentliche Auf- Entwicklung bereitung und breite Diskussion fehlt oft- chenverbrauch und führen zu mehr Ver- Hoheitliche, verbindliche Festlegungen mals die politische Akzeptanz für die kehr. Innerhalb der städtischen Regionen sind organisatorisch etablierte und inhalt- wirksame Umsetzung der Planungsin- soll das Modell der dezentralen Konzen- lich breit gefächerte Maßnahmen der halte. Je enger die Einbindung in den tration durch Verdichtung und Funk- räumlichen Ordnungsplanung. Die Ab- Planungsvorgang gelingt, umso größer ist tionsanreicherung an spezifischen Stand- stimmung und Harmonisierung zwischen die Bereitschaft zur Mitgestaltung und in- orten erreicht werden. Die Kernstädte den einzelnen Sektoren insbesondere zwi- haltlichen Akzeptanz. Wesentliche Merk- können durch einen Mix an Erneue- schen Verkehrsplanung und Siedlungs- male einer prozessorientierten Planung rungsmaßnahmen attraktiv bleiben. Im entwicklung ist verbesserbar. sind freier Informationszugang, mode- Stadtumlandgebiet ist eine aktive und Bund, Länder und Gemeinden agieren rierte Verfahren und transparente Ent- überörtlich koordinierte Raumordnung bei der Vergabe von Förderungen und In- scheidungsabläufe. notwendig, um Siedlungsgrenzen festzu- frastrukturentwicklungen weitgehend un- legen und Freiräume zu erhalten. abhängig voneinander. Gemeinsame Vor- Ländliche Regionen sind vielfältig struk- Kooperation schafft gehensweisen sind eng verknüpft mit turiert und längst nicht mehr mit dem Synergien dem Ziel eines effizienten und zielgerich- land- und forstwirtschaftlich genutzten teten Einsatzes öffentlicher Mittel. Es ist Raum gleichzusetzen, wiewohl dem Durch die Vielzahl der handelnden Ak- eine zukünftige Herausforderung, die för- Primärsektor die „Flächenverantwortung“ teure und die zunehmende räumliche derungspolitischen und ordnungspoliti- für die Kulturlandschaft zufällt. Regionen Verflechtung werden Kooperation und schen Maßnahmen so aufeinander abzu- im Umland der großen Städte mit starken Zusammenarbeit auf allen Ebenen immer stimmen, dass ihre Wirkungen eine ge- sozioökonomischen Veränderungen un- wichtiger. Für die Raumentwicklung als ordnete und gedeihliche räumliche Ent- terscheiden sich sehr deutlich von jenen Querschnittsmaterie ist es wichtig, neue wicklung garantieren. ❚ in peripheren Lagen (Gefahr der Ab- Kommunikationsformen zu entwickeln. wanderung) oder mit touristischer Nicht durch Konkurrenz, sondern durch Nutzung. Die räumliche Entwicklung ist Partnerschaft können benachbarte, sekto- Quelle und Informationshinweis: durch zunehmende Funktionstrennung ral wirkende oder vertikal gegliederte http://www.oerok.gv.at/OEREK2001 zwischen den Gemeinden gekennzeich- Körperschaften gemeinsame Interessen net, in deren Folge der motorisierte Indi- eher zur Umsetzung bringen. Der Aufbau Kontakt und Bestellmöglichkeit vidualverkehr, teure Infrastrukturerschlie- und die Weiterentwicklung von regio- (ab Herbst 2002): ßungen und die Gefährdung der Nahver- nalen Beratungs- und Entwicklungs- http://oerok.gv.at/index.htm sorgung zunehmen. einrichtungen, der Abschluss von Puplic-

29 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Örtliche Raumordnung

Abschied von der Geschoßflächendichte Martin Schönherr

Seit Oktober 2001 können in neu erlassenen Bebauungsplänen keine Vergleich baulicher Dichten Geschossflächendichten mehr festgelegt werden. Es ist nur mehr die Ausgegangen wurde bei dieser Umrech- Verwendung von Bebauungs- und Baumassendichten gestattet. nungstabelle von einer mittleren Ge- schoßhöhe von 3 m, so dass nach der Zahl der oberirdischen Geschoße „OG“ Nach jahrelangem – fast ausschließlichem Baumassendichten deren Werte relativ zu als Gebäudehöhe jeweils eine Vielfaches – Arbeiten mit Geschoßflächendichten- den vormals gegebenen Geschoßflächen- von 3 m zu veranschlagen ist. In der lin- festlegungen ist es für alle am Planungs- dichten zu niedrig angesetzt werden und ken Spalte der Tabelle werden die zugrun- prozess Beteiligten schwierig, das Gefühl damit das raumordnerische Ziel einer deliegenden Geschoßflächendichten auf- für die neuen Dichtefestlegungen zu ent- bodensparenden Bebauung verfehlt wird. gelistet. Es folgt die errechnete Baumas- wickeln. Zu beobachten ist derzeit, dass Die folgende Tabelle soll als Orientierung sendichte (Geschoßflächendichte x Ge- insbesondere bei der Festlegung von zur Umrechnung der alten Geschoß- schoßhöhe). Die folgenden fünf Spalten flächendichten in Baumassen und zeigen Bebauungsdichten in Abhängig- Bebauungsdichte keit zur oberirdischen Geschoßzahl (Ge- dienen. schoßflächendichte / Geschoßzahl). Die einzelnen Werte wurden dabei unab- hängig von der Grundstücksgröße ermit- telt. Damit sind jeweils die letzten Werte der Bebauungsdichten lediglich theore- tisch erreichbar, da Mindestabstands- flächen meist zu berücksichtigen sind.

Vorsichtige Anwendung Auffällig ist derzeit, dass in neuerlassenen Bebauungs- plänen kaum einmal eine Baumassendichte über 1,8 festgelegt wird. Die Tabelle zeigt hier deutlich, dass der zugrundeliegende Ge- schoßflächendichtewert mit 0,6 nur einer normalen Einfamilienhaus-Bebauung entspricht. Berücksichtigt werden muss zudem, dass bei den Festlegungen von Be- bauung und Baumassendichte alle überwiegend geschlossenen Baukörper auf einem Grundstück eingerechnet werden müssen. Das bedeutet, dass die Äquivalentwerte bei den nunmehr verbleibenden Dichte- festlegungen höher angesetzt werden müssen, um nicht die Errichtung von Nebengebäuden zu verunmöglichen.

30 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Örtliche Raumordnung

Reihenhausbebauungen sind erst mit Dichtezone 2 (verdichteter Flachbau) Baumassendichten ab ca. 3,3 bzw. Be- müssen damit Baumassendichten von bauungsdichten ab ca. 0,55 möglich mindestens ca. 3,3 erreicht werden. (wenn man von den Randgrundstücken mit geringerer Dichte ausgeht). Von einem Geschoßwohnbau kann man erst Bebauungsdichte anwenden ab Baumassendichten von ca. 6,3 bzw. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass ins- Bebauungsdichten von 0,7 (bei 3 Ge- besondere für Laien die Baumassendichte schossen) bzw. 0,5 (bei vier Geschoßen) ein ähnlich abstrakter Wert wie die Ge- etc. sprechen. Diese Berechnung ist ins- schoßflächendichte ist. Wenn man die- besondere bei der Interpretation von sem Problem aus dem Weg gehen will, ist Dichtefestlegungen des örtlichen Raum- sicher die Festlegung der Bebauungs- ordnungskonzepts wichtig. In einer dichte in Verbindung mit der Zahl der

Tabelle: Vergleich von baulichen Dichtewerten

Gescho§- Bau- Bebauungs- Bebauungs- Bebauungs- Bebauungs- Bebauungs- flächen- massen- dichte bei dichte bei dichte bei dichte bei dichte bei dichte dichte 1OG 2OG 3OG 4OG 5 OG

0,10 0,30 0,10 0,05 0,03 0,03 0,02 Zersiedelung 0,20 0,60 0,20 0,10 0,07 0,05 0,04 0,30 0,90 0,30 0,15 0,10 0,08 0,06 0,35 1,05 0,35 0,18 0,12 0,09 0,07 0,40 1,20 0,40 0,20 0,13 0,10 0,08 0,45 1,35 0,45 0,23 0,15 0,11 0,09 0,50 1,50 0,50 0,25 0,17 0,13 0,10 0,55 1,65 0,55 0,28 0,18 0,14 0,11 0,60 1,80 0,60 0,30 0,20 0,15 0,12 0,65 1,95 0,65 0,33 0,22 0,16 0,13 0,70 2,10 0,70 0,35 0,23 0,18 0,14 Einfamilienhaus 0,80 2,40 0,80 0,40 0,27 0,20 0,16 0,90 2,70 0,90 0,45 0,30 0,23 0,18 1,00 3,00 1,00 0,50 0,33 0,25 0,20 1,10 3,30 0,55 0,37 0,28 0,22 1,20 3,60 0,60 0,40 0,30 0,24 1,30 3,90 0,65 0,43 0,33 0,26 1,40 4,20 0,70 0,47 0,35 0,28 1,50 4,50 0,75 0,50 0,38 0,30 1,60 4,80 0,80 0,53 0,40 0,32 Doppelwohnhaus 1,70 5,10 0,85 0,57 0,43 0,34 1,80 5,40 0,90 0,60 0,45 0,36 1,90 5,70 0,95 0,63 0,48 0,38 2,00 6,00 1,00 0,67 0,50 0,40 2,10 6,30 0,70 0,53 0,42 2,20 6,60 0,73 0,55 0,44 Reihenhaus 2,30 6,90 0,77 0,58 0,46 2,40 7,20 0,80 0,60 0,48 oberirdischen Geschoße und dem höch- 2,50 7,50 0,83 0,63 0,50 sten Punkt des Gebäudes am zweck- 2,60 7,80 0,87 0,65 0,52 mäßigsten. 2,70 8,10 0,90 0,68 0,54 Die Bebauungsdichte stellt dann klar, 2,80 8,40 0,93 0,70 0,56 welcher Anteil des Grundstückes über- 2,90 8,70 0,97 0,73 0,58 Gescho§wohnbau baut werden kann, während mit den bei- 3,00 9,00 1,00 0,75 0,60 den Höhenangaben die Nutzungsdichte 3,50 10,50 0,88 0,70 (über die Geschoßzahl) und die augen- 4,00 12,00 1,00 0,80 scheinliche Wirkung des Gebäudes im 4,50 13,50 0,90 Siedlungsbild (über den höchsten Punkt) 5,00 15,00 1,00 städt. Bauformen reguliert wird. ❚

31 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Vor den Vorhang

Brentesiedlung in Wildermieming Robert Ortner

In der Gemeinde Wildermieming wurde in den letzten Jahren ein klarer Weg in der örtlichen Raumordnung beschritten. Man will das malerisch gelegene Dorf in dieser Form erhalten. Diese wichtige Entscheidung für das Ortsbild soll aber jungen Gemeindebürgern die Möglichkeit zum Erwerb günstigen Baulandes nicht verwehren.

Konsequentes Konzept neuen Raumordnungskonzept der Ge- meinde Wildermieming wurde dieses Die Gemeinde ist Grundbesitzer im vom Konzept mit zwei Zielrichtungen konse- Ortskern weiter westlich liegenden Wald. quent weiterverfolgt. Das bedeutet Auf- Dort wurde stufenweise eine Gemein- füllungen der Baulandreserven im Dorf, desiedlung gewidmet und erschlossen. Im welche noch in geringem Ausmaß vor- handen sind. Dies erfordert immer die

Erlassung eines Bebau- ungsplanes, welcher auf die Struktur des direkten Um- gebungsbereiches eingeht. In der sogenannten Brente kam es zur neuerlichen Ausweisung einer Sied- lungsgebietszelle, welcher sich nördlich an die beste- hende Siedlung anschließt. Hier wurde auf die Einbindung in das Landschaftsbild besonders geachtet und im Zuge der Wid- mung die Erhaltung eines Wald- gürtels hin zu den freien Ackerflächen vorgesehen. Zudem war die teilweise Erhaltung des hochstämmigen Baum- bestandes in der Siedlung ein Anliegen der Planung.

32 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Vor den Vorhang kurzMeldung

Aktive Gemeinde Die Stadtregion Handbuch Zur Umsetzung dieser neuerlichen Sied- lungserweiterung wurde ein Architekten- Innsbruck im Visier der Tiroler wettbewerb durchgeführt, welcher vom Architekturbüro DI Ofner (Telfs) gewon- Die Stadtregion Innsbruck mit der Landes- Raumordnung hauptstadt Innsbruck und zahlreichen nen wurde. Die Siedlungserweiterung Gemeinden des Bezirkes Innsbruck-Land bildet wieder verfügbar wurde im Raumordnungskonzept und im den Kernraum des Landes Tirol. In der neu erlassenen Flächenwidmungsplan be- Stadtregion lebt knapp ein Drittel der Tiroler Das Handbuch der Tiroler reits eingearbeitet und gewidmet, das Bevölkerung, hier konzentrieren sich das öffent- Raumordnung hat sich als großer Areal ist inzwischen gerodet und steht zur liche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten Erfolg erwiesen, die 800 Stück der Verbauung frei. Tirols. Zahlreiche Impulse für die Landes- ersten Auflage waren innerhalb weniger Die 18 neuen Einheiten werden direkt entwicklung gehen von der Stadtregion Wochen vergriffen. Nachdem die Innsbruck aus. von der Gemeinde vergeben. Die Er- Warteliste zunehmend länger wurde, schließung wurde von der Gemeinde Diese zentrale Stellung beschert der Stadtregion eine hohe Nutzungsdichte und eine starke war ein Nachdruck unumgänglich. durchgeführt und die ersten Grund- Nunmehr kann das Handbuch mit parzellen sind bereits vergeben. Wachstumsdynamik, wobei je nach Lage- und Standortverhältnissen sehr unterschiedliche unverändertem Inhalt wieder zum Die Planungskosten, die Ausgleichs- Entwicklungen zu beobachten sind. Die Selbstkostenpreis von 15 Euro bei der kosten für die Nutzungsberechtigten und Verflechtungen zwischen der Landeshauptstadt Abteilung Raumordnung-Statistik die Aufschließung durch die Gemeinde und den Gemeinden des Bezirkes Innsbruck- bezogen werden. Hauptabnehmer wurden summiert und ergeben einen Land verstärken sich, weshalb der Raum der waren bisher die Gemeinden, die viel- Preis von EUR 80 (ATS 1.100) je Stadtregion zunehmend als Ganzes betrachtet fach über das Freiexemplar hinaus den Quadratmeter. In diesem Grundpreis ist werden muss. ganzen Gemeinderat ausgestattet auch noch die Einmessung der Grund- Von Seiten der Stadt Innsbruck und einzelner haben, weiters Architektur- und Gemeinden der Region wurde schon vor 10 platte beinhaltet sowie eine Bauberatung Raumplanungsbüros, Bauträger, durch das Architekturbüro (falls Um- Jahren erkannt, dass in dieser Situation ein gesamthaftes und vorausschauendes Planen Rechtsanwaltskanzleien, Immobilien- planungen erwünscht sind). Es sind also und Vermögenstreuhänder und ver- bei relativ niederen Grundstückspreisen unter Einbeziehung der gesamten Stadtregion angebracht ist. Die Initiativen mündeten in eine schiedene Bildungseinrichtungen. Das neben dem Bauplatz eine Fülle von Lei- intensive Befassung mit dem Thema im Handbuch hat also bei seiner stungen bereits abgegolten. Im Grund- Zeitraum 1995 – 97. Eine ausführliche Studie Einführung die Zielgruppe der unmit- preis sind auch die öffentlichen Flächen, mit dem Titel „Stadt-Umland-Kooperation im telbar mit der Tiroler Raumordnung welche mit den Straßen errichtet werden Raum Innsbruck und Umgebung“ wurde ver- befassten Personen, teilweise auch den (Spielplätze, Grüninseln) beinhaltet. Die fasst und mit den Beteiligten diskutiert. In den erweiterten Kreis der interessierten geringe Belastung der jungen Gemein- Folgejahren trat das Anliegen in den Hinter- Laien erreicht und bisher durchwegs debürger lässt ihnen genug Spielraum für grund, die Gemeinden widmeten ihre positive Reaktionen hervorgerufen. ❚ die Errichtung des Bauwerkes. Aufmerksamkeit der Erstellung der Örtlichen Raumordnungskonzepte. Nunmehr sollten die Bemühungen um eine Gelungenes Beispiel abgestimmte Entwicklung der Stadtregion wie- Durch diese Siedlungserweiterung im der verstärkt werden. Die Forderung wird u.a. Wald sind neben den relativ niedrigen auch von Seiten der Wirtschaft vorgebracht, da die Standortbedingungen der Stadtregion ein Grunderwerbskosten (der m2 Ackerland 2 wichtiger Wettbewerbsfaktor für die gesamte ist doch um einiges teurer als der m Wirtschaft Tirols sind. Die aktive Gestaltung Waldfläche) auch die positiven Aspekte der Standortbedingungen in der Stadtregion einer gesamthaften Bebauungsplanung kann nur durch eine Zusammenarbeit der sowie die gestalterischen Möglichkeiten Gemeinden gelingen. für das Landschaftsbild bemerkenswert. Das Ziel der Zusammenarbeit ist die Alles in allem ist diese Entwicklung in der Erarbeitung und Umsetzung gemeinsamer Gemeinde Wildermieming als positives Entwicklungsstrategien in jenen Feldern, wo Beispiel zu beschreiben und anderen mit regionalem Ansatz bessere Ergebnisse erzielt Gemeinden, welche ähnliche Vorausset- werden können. Die organisatorischen zungen aufweisen, durchaus zu empfeh- Voraussetzungen für die Zusammenarbeit der Gemeinden sollen dazu verbessert werden. Um len. ❚ diffuse, weitläufige Planungen ohne konkreten Nutzen zu vermeiden ist geplant, schwerpunkt- mäßig einzelne Problemfelder zu bearbeiten. Als erster Arbeitsschwerpunkt wurde das Thema „Verkehr in der Stadtregion“ gewählt. ❚

33 Heft 23 · Juli 2002 roinfo Statistik aktuellRegionalentwicklung kurzMeldung

Tiroler Wohnbaustatistik 2001 Wohnungsbestand: 301.400 Wohnungen Die Fortschreibung des gesamten Wohnungsbestandes in Tirol Rückgang bei den fertiggestellten ergibt einen errechneten Bestand von rund 301.400 Wohnungen für Ende 2001. Das bedeutet gegenüber der Häuser- und Wohnungen um 18 % gegenüber 2000 Wohnungszählung 1991 eine Zunahme um rund 51.600 Ein- Im Jahr 2001 wurden in Tirol insgesamt 5.014 Wohnungen heiten oder 20,7 %. Bei einem Vergleich mit dem Jahr 2000 ver- fertiggestellt. Davon befinden sich 3.957 Einheiten (78,9 %) in zeichnet Tirol eine Zunahme von rund 4.250 Wohnungen bzw. 1.872 neu erbauten Gebäuden, 1.057 Wohnungen (21,1 %) 1,4 %. Setzt man den Wohnungsbestand Ende 2001 in Relation sind durch Umbauten in schon bestehenden Gebäuden ent- zur Wohnbevölkerung Ende 2001 (676.655 Personen), so ergeben standen. Der Vergleich mit dem Jahr 2000 zeigt eine Abnahme sich 445 Wohnungen auf 1.000 Einwohner (1991: 396 Wohnun- sowohl bei der Zahl der fertiggestellten Gebäude um 211 gen). (– 10,1 %) als auch bei den fertiggestellten Wohnungen um 1.090 Einheiten (– 17,9 %). Wohnungsausstattung weist In den letzten zehn Jahren (1992 – 2001) wurden in Tirol insge- hohen Standard auf samt 55.342 Wohnungen bzw. 18.764 Gebäude errichtet. Die 5.014 fertiggestellten Wohnungen des Jahres 2001 liegen damit Von den 253.800 Hauptwohnsitzwohnungen in Tirol verfügten unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 5.534 neuen Wohnun- im Juni 2001 205.200 oder 80,9 % über Zentralheizung, Bad und gen pro Jahr. Nach dem Rekordergebnis von 6.714 fertiggestellten WC und zählten daher zur Ausstattungskategorie A. Weitere Wohnungen im Jahr 1999 gab es im Jahr 2000 einen Einbruch bei 44.700 Wohnungen (17,6 %) wiesen eine Einzelofenheizung den fertiggestellten Wohneinheiten, der sich im Jahr 2001 ver- sowie Bad und WC auf (Kategorie B). Im Juni 2001 waren 98 von stärkt fortsetzte. Da der durchschnittliche Zeitraum zwischen 100 Hauptwohnsitzwohnungen mit einer Badegelegenheit und Baubewilligung und Fertigstellung eines Gebäudes in Tirol etwa WC ausgestattet (Ausstattungskategorie A u. B). Weiters gehörten zwei Jahre beträgt und die Zahl der baubewilligten Wohnungen etwa 1.800 Wohnungen (0,7 %) zur Ausstattungskategorie C 1999 bis 2001 jährlich bei etwa 5.000 Einheiten lag, dürften sich (WC und Wasserentnahme) und ca. 2.100 Wohnungen, das sind die fertiggestellten Wohnungen in den nächsten Jahren auf einem etwa 0,8 % des Bestandes, werden zum „Substandard“ ohne WC Niveau von ca. 5.000 Einheiten pro Jahr oder sogar unter dieser zugeordnet (Ausstattungskategorie D). Marke einpendeln. Weiterhin Steigerungsraten bei der Wohnbauquote 2001: 7,4 fertiggestellte Wohnbauförderung Wohnungen pro 1.000 Einwohner Im Jahr 2001 wurden in Tirol insgesamt 15.053 Wohneinheiten Bezieht man die Zahl der fertiggestellten Wohnungen auf die durch das Land Tirol mit rund 160,58 Mio. Euro gefördert Wohnbevölkerung, so ergibt sich 2001 für Tirol eine Wohn- (In dieser Summe sind die 4 geförderten Heime mit einer Gesamt- bauquote von 7,4 Wohnungen pro 1.000 Einwohner. Die Wohn- förderung von 8,20 Mio. Euro nicht enthalten). Von den 15.053 bauleistung liegt damit erheblich niedriger als im Vorjahr, in dem geförderten Wohneinheiten fielen 3.534 Wohneinheiten unter die noch eine Wohnbauquote von 9,1 Wohnungen pro 1.000 Ein- „Wohnbauförderung“, 10.705 unter „Wohnhaussanierung“ und wohner registriert wurde. 814 unter „Wohnbau“. Die 4.348 im Rahmen der Wohnbauförde- rung und des Wohnbaues geförderten Wohnungen werden ein Bauvolumen von ca. 808 Mio. Euro auslösen. Seit 1991 wurden 5.077 Wohnungen bewilligt – geringfügige im Zuge der „Tiroler Wohnbauoffensive“ durch Darlehen, Abnahme gegenüber 2000 Wohnbauschecks oder Einmalzuschüsse insgesamt rund 148.200 Wohneinheiten gefördert. Die Zahl der bewilligten Wohnungen nahm gegenüber 2000 um Im Rahmen der Sonderförderung für Tiroler Niedrigenergiehäuser 50 oder – 1,0 % marginal ab, während jene der neubewilligten oder Passivhäuser wurden im Jahr 2001 770 Ansuchen mit einem Gebäude um 107 Einheiten (+ 6,1%) stieg. Im Jahr 2001 wurden Zuschuss von 7,84 Mio. Euro gefördert. Der Anteil der in Tirol Bewilligungsverfahren für 5.077 Wohnungen und 1.856 Wohnungen, der einen Niedrigenergiehaus-Standard aufweist, Gebäude abgeschlossen. In Neubauten wurden 4.112 Wohnungen erhöht sich laufend und liegt im Jahr 2001 bei über 35 % der bewilligt und zusätzlich 965 Bewilligungen für Umbauten in geförderten Wohnungen. Im Laufe des Jahres 2001 wurden im schon bestehenden Gebäuden erteilt. Wie bereits in den vorange- Rahmen der Wohnbauförderung auch Solaranlagen für 300 gangenen Abrechnungsperioden wurden auch im Jahr 2001 die Wohnungen durch Zuschüsse in der Höhe von 0,58 Mio. Euro Zahlen der „Boomjahre“ 1995, 1996 und 1997 mit jeweils ca. gefördert. 7.000 Einheiten nicht mehr erreicht. Die Zahl der baubewilligten Wohnungen dürfte in den Jahren 1999 bis 2001 die Talsohle erreicht haben und in den kommenden Jahren wieder leicht Nähere Informationen dazu finden Sie in der Publikation ansteigen. „Tiroler Wohnbaustatistik 2001“ vom Mai dieses Jahres, erhältlich beim Amt der Tiroler Landesregierung, Raumordnung-Statistik.

34 Heft 23 · Juli 2002 Autorenverzeichnis

Elmar Berktold Dr., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Sigrid Hilger Mag., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Manfred Kaiser Mag., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Robert Ortner Dipl.-Ing., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Franz Rauter Mag., Vorstand der Abteilung Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Manfred Riedl Dipl.-Ing., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Gustav Schneider Mag., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Martin Schönherr Dipl.-Ing., Raumordnung-Statistik, Amt der Tiroler Landesregierung

Christian Schwaninger Dipl.-Ing., Vorstand der Abteilung Waldschutz, Amt der Tiroler Landesregierung

Bildernachweis (ohne Paßfotos)

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