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Während die internationalen Anbindungen der Bodenseeregion und des Rheintals mit modernen -Zügen aus Österreich er- bracht werden, steckt die Relation ( –) – München noch in der Planungsphase und sieht den Einsatz noch nicht spezifizier- ter Neigezüge vor. Region Bodensee – Rheintal Trinationale Projekte im Aufbruch Was 1992 als Beitrag zum Bodensee-Umweltschutzprojekt mit dem Kon- denseestädte Rorschach, Romans horn zept der Bodensee-S-Bahn begann, nimmt inzwischen unterschiedliche und Kreuzlingen profitieren. Formen an. Auf der schweizerischen Seite ist die S-Bahn St. Gallen seit Mit diesen Ausbauten ging die Er- 2014 Realität; das schweizerische St. Margrethen wurde an das ÖBB-Netz weiterung des Tarifverbundes Ost- angeschlossen – als erster Schritt einer S-Bahn-Linie St. Gallen – . wind (OTV) für Abonnemente ein- Dagegen droht die Bodenseegürtelbahn von nach Ra- her: Seitdem sind Einzelfahrkarten, dolfzell zum „Dieselloch“ in der Bodensee-S-Bahn zu werden. Die geplan- Tageskarten und Mehrfachkarten te S-Bahn FL.A.CH verbindet ab 2018 die ÖV-Systeme Vorarlbergs, Liech- über mehrere Kantone im Einzugsge- tensteins und der Schweiz. biet der S-Bahn St. Gallen im Ange- bot. Durch Abstimmung der Zonen- Während die Bahnleistungen auf der kant. Gegenüber dem Planungsjahr größen und aufgrund nationaler Süd- und Ostseite des Bodensees 2008 wird das Angebot um 30 Pro- Preisanpassungen entstand der Inte- grenzüberschreitend zusammenwach- zent gesteigert. In einzelnen Regio- grale Tarifverbund (ITV). Der Ver- sen und stetig ausgebaut werden, nen wie etwa im Rheintal wird die bund-Umsatz steigerte sich dadurch scheinen sie sich auf der (deutschen) Leistung gar verdoppelt. Die Nach- von 42,8 Millionen Schweizer Fran- Nordseite nur bedächtig zu bewegen. frage steigerte sich seit 2002 um ken (knapp 34 Millionen Euro) des Immerhin wird nun die Strecke Mün- knapp 45 Prozent. 2014 wird mit 75 OTV im Jahr 2008 auf 124,4 Millio- chen – Lindau bis 2020 zur durchge- Millionen Fahrgästen gerechnet. nen Schweizer Franken (100 Millio- henden elektrifizierten Verbindung Während die zu leistenden Personen- nen Euro) des ITV im Jahr 2012. nach Zürich ausgebaut. kilometer (Pkm) der SBB in der Re - Der durchschnittliche Kostende- gion mit rund 200 Millionen Pkm ckungsgrad liegt 2014 bei rund 54 S-Bahn St. Gallen stagnieren, werden die Unternehmen Prozent. Die ungedeckten Betriebs- Die touristisch und wirtschaftlich be- Thurbo (SBB-Regionaltochter) und kosten werden durch den Bund, die deutende Grenzregion St. Gallen – die Südostbahn SOB ihre Leistungen Kantone und die Gemeinden finan- Bodensee – Rheintal wurde mit dem um bis zu 25 Prozent ausbauen kön- ziert. Circa 90 Prozent der Abgeltun- Fahrplanwechsel im Dezember 2013 nen und zusammen an die 270 Millio- gen entfallen auf die Bahnen SOB in Form der S-Bahn St. Gallen neu nen Pkm erbringen. und Thurbo sowie auf das Busunter- aufgesetzt. Der Viertelstundentakt im Eine weitere Angebotsplanung wird nehmen PostAuto. Ab 2016 wird der Agglomerationskern wird die Er- im Zeithorizont ab 2018 weitere Ver- Ortsverkehr als Finanzierungs-Auf- schließungen in den Hauptverkehrs- dichtungen, unter anderem auch in der gabe der Kantone wahrgenommen, zeiten wesentlich verbessern. Anbindung des Fernverkehrs nach die Gemeinden werden dann zur In- Die zu erbringenden Kilometerleis- Zürich, und wesentliche Bahninfra - frastrukturfinanzierung der Privat- tungen von Bahn und Bus steigen mit struk tur-Investitionen im Thurgau be- bahnen einbezogen.

der neuen S-Bahn St. Gallen mar- inhalten. Davon werden auch die Bo- P.TRIPPI-SERVICES FOTOS:

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Halbstundentakt Österreich knapp 10.000 aus der Schweiz, die Deutsche Bahn in Bayern – Schweiz täglich nach pendeln. Mit ihren 27.500 Mitarbeitern und Die heute bestehende ÖBB-Verbin- Bis 2040 wird mit bis zu 30.000 360 Millionen beförderten Passagie- dung zwischen Bregenz und St. Mar- Pendlern gerechnet. ren im Nahverkehr fokussiert sich die grethen erhielt eine neue Rhein - Die unter dem Arbeitstitel FL.A.CH DB auf die Ballungszentren in Bay- brücke mit einer Gesamtlänge, in Planung stehende S-Bahnverbin- ern und weniger auf die Bodensee - einschließlich der Vorlandtragwerke, dung von Bludenz (A) über region. Bei der bisherigen Bahnhofs- von 276 Metern: eine erste Moderni- (FL) nach Buchs (CH) wird in zwei entwicklung und -modernisierung in sierungsmaßnahme. Die Einführung Varianten – als Vollbahn beziehungs- Bayern stand der barrierefreie Aus- der neuen S3 – St. Margre- weise als normalspurige Tram-Bahn bau im Vordergrund. Rund 400 Mil- then und die Anbindung des Bahn- – projektiert und berechnet. Zurzeit lionen Euro wurden hierzu bis 2013 hofs St. Margrethen an das Nahver- steht die Variante Tram-Bahn sowohl eingesetzt. Bis 2020 sollen dennoch kehrsnetz der ÖBB waren kosten- wie ausbau- und integrations- Richtung Lindau folgende Zielset- ein erster Schritt zu einer attraktiven mäßig im Vorteil. In der Hauptver- zungen realisiert werden: grenzüberschreitenden Verbindung – kehrszeit soll die FL.A.CH S-Bahn ■ Neubau einer Oberleitung für den im Moment noch mit Umsteigen. im Viertelstundentakt zwischen Feld- Einsatz von Triebfahrzeugen mit Mit den in Arbeit stehenden oder ge- kirch und Schaan verkehren. Überre- elektrischer Traktion; planten weiteren Infrastrukturmaß- gional wird sie einerseits an den ■ Fahrzeit im Schienenpersonenfern- nahmen, unter anderem der grenzna- ÖBB-Personalverkehr Vorarlberg an- verkehr München bis Lindau von hen ÖBB-Doppelspurstrecke Hard – gebunden und anderseits im Knoten 1:50 Stunden beziehungsweise Luterbach, kann gegen Ende dieses Buchs an die S-Bahn St. Gallen. München bis Zürich von 3:15 Stun- Jahrzehnts eine Durchbindung St. den – dies entspricht einer Redu- Gallen – Bregenz im Halbstundentakt Erfolgreiche ÖBB Vorarlberg zierung von rund 20 Prozent; Realität werden und somit die regio- Der ÖBB-Personenverkehr konnte ■ Erhöhung der Streckengeschwin- nalen S-Bahnzentren bi-national ver- seinen Fahrgastanteil zwischen 2005 digkeit auf durchschnittlich 160 binden. und 2013 um über 100 Prozent stei- km/h für Neigetechnik-Fahrzeuge gern. Zurzeit werden hierzu 19 Ta- beziehungsweise durchschnittlich Liechtenstein mit lent-Triebwagen, drei Doppelstock- 140 km/h für konventionelle Fahr- Tram-S-Bahn? züge und ein CityShuttle eingesetzt. zeuge; Für die über 40.000 Einwohner und Die bi-nationalen Anbindungen Blu- ■ Umsetzung abgestimmter Fahr- Arbeitsplätze in Liechtenstein und denz – Lindau, Bregenz – St. Margre- plan-Konzepte zwischen Nah- und Umgebung plant die Region die Bahn then und Feldkirch – Buchs umfassen Fernverkehr. als zukünftigen Mittelverteiler. Der eine Netzlänge von 103 Kilometern. Verkehrsclub Liechtenstein ermittel- Mit knapp 70 Mitarbeitenden werden Bahnhof Lindau: wie weiter? te 2012 über 8000 Voll- und Teilzeit- täglich 194 Nahverkehrsverbindun- Das Bundesverkehrswege-Planpro- Beschäftigte aus Österreich und gen angeboten. jekt „Elektrifizierung Geltendorf-

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Memmingen – Lindau“ wird zum Teil Reutin und/oder Lindau-Insel wer- von Bayern und der Schweiz vorfi- den wohl auch noch länger durch den nanziert. Die mit der Schweiz als offenen Ausbau der internationalen Mitfinanzierer vertraglich vereinbar- Durchbindungen und Nahverkehrs- ten Fahrzeitvorgaben und die daraus Verbindungen geprägt: resultierenden Infrastrukturausbau- ■ Ulm – Friedrichshafen – Bludenz, ten schließen jedoch eine Fahrt der ■ München – Memmingen – St. Mar- EC-Züge (Fernverkehr) über den In- grethen – St. Gallen, selbahnhof aus. ■ – Singen – Kempten – Augs- Um weiterhin einen Verkehrshalt der burg, EC-Züge in der Stadt Lindau zu ge- ■ Bodenseegürtelbahn von Singen währleisten und das Potenzial der nach Lindau und Bregenz, Lindauer Festlandbewohner zu er- ■ Bodensee-S-Bahn und schließen, werden Infrastrukturmaß- ■ Allgäu-S-Bahn. nahmen in Lindau-Reutin erforder- lich. Sie verfolgen zwei Ziele: Ein Ohne Finanzierung neuer Bahnhof Lindau-Reutin – unter bleibt es ein Traum Beibehaltung des Standorts Bahnhof Der Bodensee-S-Bahn fehlt das trina- Lindau-Insel – wird einen Halt der tionale Finanzierungsinstrument, um EC-Züge in der Stadt Lindau ermög- aus einer lang gehegten Vision der lichen. Der Nahverkehr soll die bei- Plattform „Zu(g)kunft Euregio Bo- den Stationen optimal mit dem Ge- densee“ ein verkehrstechnisch und samtnetz verknüpfen. touristisch interessantes Bahnprojekt Wenn der heutige Inselbahnhof am zu realisieren. Erschwert wird dies Die veraltete Infrastruktur mit bedienten jetzigen Ort bleibt, können sämtliche durch die nicht mehr zeitgemäßen In- Bahnübergängen und alten Signalen prägt Gleise südlich des Bahnhofes sowie frastrukturen, die über weite Strecken heute noch die Bahnlinien um Lindau. die jetzigen Betriebswerkanlagen ab- in den Regierungsbezirken Tübingen gebaut werden. Damit wird die von und Schwaben den heutigen Anfor- stark geprägt durch den bisherigen der Stadt Lindau gewünschte städte- derungen nicht mehr genügen kön- Dieseleinsatz. bauliche Neuordnung des Hafenare- nen. Die von Harald Sauter, Mitglied im als und der Hinteren Insel in vollem Die Bodensee-Gürtelbahn, eine Fahrgastverband Pro Bahn, 2005 er- Umfang möglich. Aus touristischer durchgehend eingleisige Bahnstre- mittelten Vergleichswerte der Stre- Sicht ist der jetzige Inselbahnhof ide- cke für die Verbindung Radolfzell cken Radolfzell – Lindau respektive al gelegen, da die Insel das Hauptziel – Friedrichshafen – Lindau, genießt – Rorschach, beide rund der Lindau-Besucher darstellt. nur eine niedrige Priorität in Baden- 80 Kilometer lang, zeigen die Unter- Die Planungsdiskussionen Lindau- Württemberg. Die Anlagen sind noch schiede deutlich auf. Während auf der Nordseite ein Dieseltriebfahr- zeug für die Bedienung von 23 Statio- nen zwei Stunden benötigt, erledigt dies auf der Süduferseite ein elek- trisch betriebener bei 34 Statio- nen in 1:45 Stunden. Nur mit gemeinsamen, grenzüber- schreitenden Anstrengungen für die Planung und die Finanzierung, ge- paart mit beharrlichem Einsatz der Behörden und Politiker in der Eure- gio Bodensee ist eine Unterstützung aus , , Brüssel und Wien zu erhalten. Wohl eher ein Traum als Realität? Von Peider Trippi Fachjournalist Schweiz Dieser Beitrag entstand im Rahmen Die Fahrgastentwicklung der ÖBB Vorarlberg wird bis 2018 von den heutigen 45.000 auf einer Studienreise der BahnJourna- 64.000 Personen anwachsen. listen Schweiz.

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