GESCHICHTS IM LANDKREIS ST. WENDEL

4. Tag des St. Wendeler Landes Sonntag, 9. September, 11 Uhr, Bosener Mühle GESCHICHTS IM LANDKREIS ST. WENDEL

Der Landkreis St. Wendel bei YouTube!

In kurzen Videos werden die Geschichtsorte und teilnehmenden Vereine/Institutionen vorgestellt!

Alle Videos auf dem YouTube-Kanal des Landkreises!

Herausgeber: Landkreis St. Wendel Stabsstelle 3: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Mommstrasse 25 66606 St. Wendel Tel. (06851) 8012051 E-Mail: [email protected] www.Landkreis-St-Wendel.de Grusswort

Liebe Gäste, Bereits Kelten und Römer siedelten in unserem St. Wendeler Land. Zeugnis ein Tag für unsere Heimat, ein Tag für dieser weit zurückreichenden Sied- alle, die an Vergangenheit, Gegen- lungsgeschichte ist etwa der Vicus wart und Zukunft des St. Wendeler Wareswald, den die Terrex gGmbH Landes interessiert sind, an Kultur archäologisch betreut. Interessan- und Tradition, an den Eigenarten te Einblicke in die antiken religiösen und Besonderheiten der Region – das Vorstellungen liefert etwa das Mars- ist der Tag des St. Wendeler Landes, heiligtum im Wareswald. Über die der in diesem Jahr zum vierten Mal neusten Ergebnisse der Forschung stattfindet. Zum zweiten Mal in der zum Marsheiligtum informiert der Bosener Mühle am Bostalsee. Einem Grabungsleiter im Wareswald, Dr. Ort, der wie kein zweiter für diese besondere Ver- Klaus-Peter Henz. anstaltung geeinget ist – einem der vielen Ge- schichtsorte unserer Heimat. Aspekte der regionalen Baukultur behandelt der Architekt Bernd Brill und plädiert dabei für den Denn „Geschichtsorte im Landkreis St. Wendel“ Erhalt unserer Bauernhäuser, die zweifelsohne ist das Motto des 4. Tages des St. Wendeler Lan- zu unserem kulturellen Erbe gehören. des: Orte, an denen Geschichte gemacht wurde, Orte, die geschichtsträchtig sind; Orte, die von Zwei Diskussionsrunden widmen sich Vergan- besonderer Bedeutung für die Einwohner unse- genheit, Gegenwart und Zukunft unserer Hei- rer Dörfer, unserer Stadt oder unserer Gemein- mat: So freue ich mich, dass Werner Feldkamp, den sind. Ehrenvorsitzender der Kultur-Landschafts-Ini- tiative St. Wendeler Land (KuLanI), gemeinsam Daher haben die teilnehmenden Heimatkunde- mit mir über die Bedeutung unserer Heimat vereine aus unserer Region Informationen zu für für die Menschen, über das, was unsere Heimat sie wichtigen Geschichtsorten zusammengetra- ausmacht, über Projekte, die die KuLanI durchge- gen. Daraus ist eine beeindruckende Ausstellung führt hat und natürlich über seine persönlichen entstanden, die hier in der Bosener Mühle zu se- Erfahrungen und Eindrücke während seiner hen ist – und die wir auch an anderen Orten, etwa langjährigen Tätigkeit als erster Vorsitzender der an Schulen oder in Rathäusern, zeigen werden. KuLanI sprechen wird. In einer zweiten Diskussi- In enger Zusammenarbeit mit den beteiligten onsrunde wird das „Land(Auf)Schwung“-Projekt Vereinen und Institutionen wurden auch kurze „ZukunftDorf“ näher vorgestellt, insbesondere Filme gedreht, die die Geschichtsorte, aber auch das, was aktuell in Hasborn-Dautweiler, dem „So- Vereine kurz vorstellen und die auf der Internet- zialen Dorf“, passiert. plattform YouTube abrufbar sind. Dafür hat der Landkreis eigens einen Kanal eingerichtet. Der Tag des St. Wendeler Landes – ein Tag für die Heimat, ein Tag für unsere Heimatkundevereine, Geschichtsorten widmen sich auch die Vorträge: ein Tag für alle, die sich dem St. Wendeler Land Jörg Friedrich, Lehrer an der Gemeinschaftsschu- verbunden fühlen. le Türkismühle, hat gemeinsam mit Schülerin- nen und Schülern die Spuren jüdischen Lebens in Ich wünsche Ihnen zahlreiche Einblicke und blei- der Gemeinde Nohfelden erforscht. Er berichtet, bende Eindrücke während des 4. Tages des St. wie diese Geschichtsorte jungen Menschen ver- Wendeler Landes. mittelt werden können. Udo Recktenwald 3 Programm

11 Uhr: Eröffnung mit Landrat Udo Recktenwald

11.45 Uhr: Diskussion mit Werner Feldkamp, Ehrenvorsitzender der Kul- tur-Landschafts-Initiative St. Wendeler Land, und Land- rat Udo Recktenwald

12.45 Uhr: Vortrag Jörg Friedrich: Geschichte vor Ort erfahrbar machen – Möglichkeiten schulischer Erinnerungsarbeit am Bei- spiel der jüdischen Geschichte der Gemeinde Nohfelden

14 Uhr: Diskussion mit Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (), Ste- fan Kunz (Land(auf)Schwung) und Klaus Backes (Ver- einsgemeinschaft Hasborn-Dautweiler)

15 Uhr: Vortrag Dr. Klaus-Peter Henz: Tempel des Mars – ein besonderer Ort im Vicus Wareswald

16 Uhr: Vortrag Bernd Brill: Aspekte regionaler Baukultur

Moderator: Willibrord Ney (Saarländischer Rundfunk)

Musik: Klaudia Scholl und Monika Fuchs (Gesang) sowie Dorothee Henkes (Klavier)

4 Inhaltsverzeichnis

Grusswort des Landrats 3 Programm 4 Der Momberg bei Gronig 6 Der Augenborn in Bliesen 8 Buchfestplatz Dörrenbach 10 Ecksteindenkmal Hasborn 12 Fruchtmarkt St. Wendel 14 St. Anna Furschweiler 16 Zwangsarbeitergedenkstätte Urweiler 18 Härtelwald 20 Marsheiligtum Wareswald 22 Liebenburg Namborn 24 Gerichtssitz und Gefängnis Tholey 26 Landratsamt St. Wendel 28 Gewässer, die in Selbach entspringen 30 Kontakte 31

5 Der Momberg

Das Gebiet um den Berg „Momberg“ bei Gronig ren da bereits dem Vergessen anheim gefallen, gehört mit den umliegenden Hängen und Tälern datiert ihre Nutzung doch auch in das 5. Jh. v. Chr. zu den ältesten keltischen Siedlungsgebieten des Saarlandes. Der keltische Ringwall auf dem Momberg Nachdem im 6. Jh. v. Chr. die frühkeltischen, süd- Der südöstliche Bergsporn des Momberges mit deutschen Herrschaftszentren ihre Bedeutung einer Höhe von 490 Metern ü.M. wurde bereits verloren hatten, kam es zu einer Aufsiedlung in frühkeltischer Zeit aufgrund seiner topografi- unserer heimischen Mittelgebirgsregion. Ver- schen Lage als Standort für eine Burganlage er- mutlich lagen in den Kupfervorkommen von wählt. Gronig und den Eisenerzvorkommen (Rötel) bei Eine 340 Meter lange Abschnittsmauer riegelte Theley und Seelbach die Gründe für die rasche auf dem Momberg die südöstliche Höhenkuppe Entwicklung, eines zuvor nahezu unbesiedelten gegen das restliche Bergplateau hin ab. Die üb- Gebietes. rigen Seiten der Höhenburg Hier lag auch das Herr- wiesen aufgrund ihrer Steil- schaftsgebiet eines bei hänge einen natürlichen Theley, im sogenannten Schutz gegen Eindringlin- „Fuchshübel“, bestatteten, ge auf, so dass sich hier auf keltischen Adeligen. Dessen einer Fläche von 4 Hektar Herrschaftssitz lag vermut- genügend Platz für einen lich auf dem Momberg in Rückzug in Notzeiten bot. einer, mit einem Abschnitts- Die heute sichtbare Wälle wall umgebenden Höhen- von 6 bis 15 Metern Breite siedlung. Die Befestigung sind als Reste der ehemali- dominierte das benachbarte gen Festungsmauer zu be- Umland. trachten. Diese war als soge- Grundriss des östlichen Momberges mit Lage der keltischen Der Fürst vom „Fuchshübel“ Burganlage nannte Pfostenschlitzmauer gehörte ebenso, wie seine in „murus duplex“–Technik Untertanen zum Gebiet der Hunsrück-Eifel-Kul- errichtet. Dabei bildeten Holzpfosten in Abstän- tur. Aus jener entwickelte sich im 3. Jh. v. Chr. den von 2 Metern mit rückwärtiger Veranke- der Stamm der Treverer. Dies war ein keltischer rung das Mauergerüst: Die Mauerfront und die Stamm mit germanischen Wurzeln, der das Ge- Rückseite waren mit plattenartigen Felsblöcken biet von Hunsrück, Eifel und östlichen Ardennen abwechselnd in Längs- und Querlagen verblen- bis in die Mitte des 1. Jh. v. Chr. beherrschte. Mit det. Die Dicke der Frontwand und die Rückwand dem Untergang des „Hunnenrings“ bei Otzen- schwanken zwischen 0,80 und 1,20 Metern. Das hausen, der zentral regionalen Bastion gegen die Innere zwischen beiden Mauerwänden war mit römischen Eroberer, ging auch die keltische Zeit Erdreich und Felsbrocken verfüllt und hatte eine in unserer Region zu Ende. Die Überlebenden des Stärke von 1,50 bis 2 Metern. Das benötigte Mate- römischen Vernichtungskrieges ordneten sich rial wurde teils unmittelbar vor der Mauerfront nach einem weiteren Jahrhundert erfolgloser abgegraben, wodurch ein vor gelagerter Graben Aufstände den römischen Besatzern unter. Dies entstand. Insgesamt war die Festungsmauer da- nicht nur erzwungener Maßen, erkannte man mit 3 bis 3,40 Meter stark. doch die Vorteile der römischen Lebensweise. Am nordöstlichen Ende der Mauer befand sich Doch dies geschah zu einer Zeit, als buchstäblich an den Hang anlehnend das Eingangstor. Auf bereits Gras über die Grabstätte des um 450 v. der einen Seite befand sich der unzugängliche Chr. verstorbenen Theleyer Fürsten gewachsen Steilhang, auf der anderen Seite die Mauer. So war. Auch die Burgwälle auf dem Momberg wa- konnten Angreifer wirkungsvoll in die Zange 6 genommen werden. Das Kammertor mit zwei Reichtum und Zugehörigkeit zur gesellschaft- Durchlässen verwehrte Feinden des Einlass, es lichen Elite. Besonders aber die erhaltenen Teile bot jedoch mit seinen 3,5m Breite genügend des einachsigen Wagens („Essedum“) verweisen Platz für die Durchfahrt beladener Wagen. auf die soziale Stellung des Toten, war dieser Über die Besiedlung der Burg ist bislang nichts doch dem Kriegeradel vorbehalten. bekannt. Vermutlich wurde sie nur wenige Jahr- Die Beigaben und der, im Grabbau dokumentier- zehnte dauerhaft genutzt. te, hohe Arbeitsaufwand verweisen gemeinsam auf die herrschaftliche Bestattung eines als loka- Die Kupfererzvorkommen von Gronig len „Fürsten“ zu bezeichnenden Kelten. In der Umgebung von Gronig steht mit der Mu- Insgesamt lässt sich für den Bereich/Gronig/ tung „Bellevue“ ein Kupfervorkommen an, das Theley/Seelbach das Bild einer keltischen Mik- in den Eruptivgestein porphyrischen Aussehens roregion nachzeichnen, die es bereits im 5. Jh. v. der Tholeyer Schichten einge- Chr. zu Reichtum und Wohl- lagert ist. Aus alten Urkunden stand gebracht hat. In Sicht- geht hervor, dass eine bereits weite des Machtzentrums an- 1714 stillgelegte Kupfergrube gelegte Grabstätten verweisen hochprozentiges Kupfererz zu- auf eine frühkeltische Gesetz- tage brachte. Eventuell liegt mäßigkeit. Der enge histori- in dem Kupfervorkommen ein sche Bezug zwischen beiden Grund für die Errichtung der Denkmälern liegt somit auf keltischen Burg und der hohen der Hand, decken sich beide Siedlungsdichte zur keltischen Fundstellen, Burg und Adels- Zeit. Dazu kommen eisenhalti- grab doch auch aufgrund ihres Modell der Grabkammer des „Fuchshübels“ ge Rötelvorkommen bei Theley. Alters. Das Bild einer intakten Siedlungsgemeinschaft mit Herrschenden und Der „Fuchshübel“ bei Theley Untertanen, Rohstoffvorkommen, Siedlungs- Bei diesem handelt es sich um den größten kel- und Begräbnisplätzen wird durch weitere Hü- tischen Grabhügel der Region (Abb. 1.2). Seine gelgräberfelder und einen keltischen Siedlungs- heutige Höhe beträgt noch rund 6m bei 60m platz unweit des „Fuchshübels“ ergänzt. Durchmesser. Er wurde bereits im Jahre 1835 Die Kurzlebigkeit der Höhenfestung wirft Fra- ausgegraben. Auf der alten Oberfläche war eine gen auf. Hat etwa die nur 9 km NW entstandene hölzerne, N-S orientierte Grabkammer mit einer Festung auf dem Dollberg bei Otzenhausen, der Größe von ca. 5x3m errichtet worden. In ihr lag sog. „Hunnenring“, dem Momberg seinen Rang der Tote mit seinen Beigaben auf einem Wagen. abgelaufen? Gab es eine weitere, bislang jedoch Die nur noch in Teilen erhalten Beigaben des To- nicht nachweisbare keltische Festung auf dem ten lassen auf eine erwachsenen Krieger schlie- benachbarten Schaumberg? Eventuell führten ßen. Die ihm beigegebenen Lanzen sind heute Änderungen in den regionalen Machtverhältnis- verschollen. sen oder verkehrstechnische Notwendigkeiten Eine etruskische, bronzene Schnabelkanne ver- zu einer Verlagerung des Machtzentrums. Dies weist auf bestehende Handelskontakte zu medi- sind jedoch Fragen, die weiterer wissenschaftli- terranen Völkern. Weitere, zur Totenausstattung cher Untersuchungen bedürfen. gehörige, tönerne Gefäße sind nicht erhalten ge- Dr. Thomas Fritsch, Terrex gGmbH, Ringwallstr. 8, blieben Gemeinsam dienten die Gefäße der Aus- 66620 Nonnweiler; [email protected] übung einer mediterran beeinflussten Trinksitte. Der Schmuck, bestehend aus einem goldenen Verein für Geschichte und Heimatkunde Armring und einem Fingerring. Er kennzeichnet Oberthal e. V., www.vfgh-oberthal.de 7 Der Augenborn

Eine Sage berichtet über wie die Aufforderung von einen Aufstand der Medio- Privaten und Behörden, be- matriker – ein keltischer stimmten mich, das Was- Volksstamm der unsere ser der genannten Quelle Gegend besiedelte – gegen einer genauen chemischen die römische Besatzungs- Untersuchung zu unter- macht. Im Bereich der werfen.“ großen Heerstraße, der Rheinstraße, kam es zu In früheren Jahren war der schweren Kämpfen. Dabei Augenborn ein beliebtes hat ein feindlicher Speer Ziel für den sonntägli- einen römischen Legionär chen Familienausflug oder am Auge gestreift und eine aber auch für die Bliese- schmerzende Wunder hin- ner Schulklassen an ihren terlassen. Kampfunfähig Wandertagen. suchte er Schutz im nahen Wald und sank an einer Seit Generationen wird in

Waldquelle ermattet nie- Auszug aus der Analyse des Apothekers Dr. Emil Riegel Bliesen berichtet, dass das der. Mit dem Wasser kühlte Wasser des Augenborns eine er seine Wunde. Nach mehrmaliger Anwendung heilende Wirkung bei Augenkrankheiten hat. nahmen die Schmerzen ab und waren wunder- Nach früheren Bezeugungen älterer Bliesener barerweise bald verschwunden ohne eine Beein- Mitbürger haben an Augenkrankheiten leiden- trächtigung der Sehkraft des Auges zu hinter- de Menschen aus der Region immer wieder die lassen. Die Kunde von der heilkräftigen Quelle Quelle aufgesucht und ihre Augen gewaschen. verbreitete sich schnell, weil die Römer den Wert Diese Waschungen sollen die Heilung der Au- von Heilquellen besonders schätzten. gen bewirkt haben. Zahlreiche kleine Kreuze, die aus Holz oder Zweigen gefertigt wurden, sollen Der bekannte St. Wendeler Apotheker Dr. Emil Geheilte dort zum Dank aufgestellt haben. Der Riegel hat im Jahre 1843 eine umfangreiche Ana- Volksmund nennt sie daher – Augenborn – (in lyse des Quellwassers erstellt. Er hat danach die Bliesen „Auborre“). Quelle „Varusquelle“ genannt. Riegel schreibt unter anderem: „Das Wasser dieser Quelle ge- Im Jahre 1961 beschloss die „Interessengemein- niesst schon seit schaft Bliesener langer Zeit unter Vereine“ die Quelle den Landleuten den zu fassen und mit Ruf der Wirksamkeit einem Mauer aus gegen Augenleiden. Bruchsteinen zu um- Der günstige Erfolg geben. Die Arbeiten von der Anwendung wurden von Mit- desselben gegen gliedern einzelner scrophulöses Augen- Vereine freiwillig leiden bei Kindern, ausgeführt und so gegen welches ver- hat das Umfeld der geblich alle ander- Quelle ihr heutiges weitigen Mittel an- Aussehen erhalten. gewandt worden, so Die feierliche Einwei- 8 hung der Anlage erfolgte am Erntedanksonntag 1961. Unter großer Beteiligung zog die Dorfge- „Den Augen eine neue Kraft“, so sagten schon die meinschaft – angeführt vom Musikverein – zum Alten, Augenborn. Die Einsegnung wurde vom damali- gen Pfarrverwalter, Pater Ambrosius Kohlbecher, „das Wasser aus dem Auborn schafft!“ Sie haben vorgenommen. Für die musikalische Gestaltung sich daran gehalten. sorgten der Musikverein, der Männergesangver- ein sowie der Mandolinenverein. Für mich, noch klein, als Junge, war dieses Fleck- chen Erde wie ein Traum. Der gebürtige Bliesener Karl Jakob Backes (Jahrgang 1909), früher Redakteur beim Saar- Ich fühlte mich daheim, führwar, bei Quelle, Busch ländischen Rundfunk, hat, überwiegend in Ge- und grünem Baum. dichtform, viele Texte über seinen geliebten Hei- matort Bliesen geschrieben, so auch über den Nun bin ich, aus der Welt zurück, nach vielen Jah- Augenborn: ren wieder hier

Der Augenborn Und spüre jäh das alte Glück, den Born als Lebens- elixier Als Knirps schon, drei, vier Jahre alt, noch an des Vaters fester Hand, Der Brunnen ist heut ausgebaut. Doch fließt das Wasser hell wie je kam ich vom „Schänzchen“ in den Wald, zum Au- genborn am Waldesrand. und gluckert fröhlich und vertraut, und es verflie- gen Ach und Weh. Und wie im Zauber ging´s mir da: der Bäume Grün, des Himmels Blau – Ich tupfe mir die Augen aus, das kühle Nass tut wohl, tut gut. sie waren mir mit einmal nah. Stand ich auf einer Wunder-Au? Da wird mir klar: ich bin zuhaus, ich bin, wo aller Hader ruth! Mit zartem, leisen Plätschern quoll aus Erd´ und Laub ein Wasser hell. Ich steh, wo ich schon damals stand, ich seh` die Wipfel, hör den Wind, Wie quirlend, lispelnd es erscholl, und wechselnd: langsam erst, dann schnell und alles hier ist mir bekannt: ich bin daheim – ein Bliesener Kind. sich drehend, fangend in dem Rund des kleinen Be- ckens zwischen Moos, Karl Jakob Backes, 23.9.1986 gefasst ringsum mit Steinen bunt, aus Kiesel und aus Fels – nicht gross. Verein für Heimatgeschichte Bliesen Man tauchte ein mit einer Hand, es kühlte köstlich www.heimatverein-bliesen.de unsere Wangen, man netzte seiner Augen Rand, um Frische zu er- langen. 9 Buchfestplatz

Von den vielen historischen Orten im Bereich des gust 1913 ein Fest auf dem Platz dokumentiert. Dorfes Dörrenbach hat einer eine ganz besonde- Damals hat ein neugegründeter Kriegerverein re Bedeutung: Es ist der Buchfestplatz. nachweislich das 1. Buchfest unter dieser Be- Hier, etwas außer- zeichnung veran- halb des eigent- staltet. Dabei wur- lichen Ortes, am de auch der heute Westhang des noch vorhandene „Hungerbergs“, Gedenkstein an stand seit vielen der Buche gesetzt hundert Jahren und der Baum „Kai- eine gewaltige Rot- ser-Wilhelm-Bu- buche. Sie hatte che“ getauft. Zu- einen Stamm von letzt wurde im 2 m Durchmesser, Jahre 1949 ein neu- eine Höhe von ca. er Name eingemei- 50 m und einen selt. Von nun an riesigen Wipfelum- hieß der Platz „Die fang. Ihr Alter wur- rund Biech“. de auf über 700 In den fünfziger Jahre geschätzt. Jahren wurde das Der Legende nach Buchfest von einem hatte der Baum in der Dorfwirte ver- alter Zeit hohe Bedeutung für das Dorfleben und anstaltet und die Festbesucher kehrten bei An- es fanden Gemeinderatstagungen und Jahrge- bruch der Dunkelheit in eines der örtlichen Gast- dinge auf dem Platz unter ihr statt. häuser ein. Schon den Dreißigjährigen Krieg erlebte die Ab dem Jahre 1961 wurde das Buchfest „richtig Buche somit als stattlicher Baum. Sie wurde im groß aufgezogen“. Der damalige Dörrenbacher Volksmund auch „Rund Biech“ genannt und war Wehrführer (Feuerwehrhauptmann) Waldemar einer der größten und markantesten Bäume in Griesemer hatte den Mut, das Programm auf Deutschland. Die Buche ziert deshalb das Orts- dem Gelände des Buchfestplatzes einmal ganz wappen von Dör- anders als bisher zu renbach und das gestalten. Da der Wappen des Dörren- gelernte Elektriker bacher Heimatbun- Günter Hopf erst- des. mals Strom an den Es ist davon aus- Buchfestplatz legte zugehen, dass die und somit elekt- Dörrenbacher seit risches Licht vor- alter Zeit nach der handen war, konnte Heuernte ihr Som- auch ein Abendpro- merfest – genannt gramm stattfinden. „Biechbaal“ – auf Das Fest unter der dem Platz unter der Buche entwickel- Buche feierten. te sich danach zu In neuerer Zeit ist einem Großereignis erstmals am 10. Au- im Ostertal und weit 10 darüber hinaus mit Besucherzahlen, welche die Einwohnerzahl des Dorfes um ein Mehrfaches überstiegen. Es war in Spitzenzeiten Mitte der 1980-er Jahre eines der größ- ten Feste im . Beson- derer Anziehungspunkt war der Montagabend nach dem Festwochenende, an dem die Wahl der „Miss Ostertal“ stattfand. Die Tradition setzte sich fort bis zum Sommer des Jahres 2000, als das Buchfest in dieser Form zum letzten Mal gefeiert wurde. Das Schicksal des Baumes wurde viel früher besiegelt. Nachdem die Buche am Ende des zweiten Weltkrie- ges durch einen Wirbelsturm bereits einen Hauptast ver- loren hatte, wurde das Na- turdenkmal im Spätherbst des Jahres 1972 fast komplett durch einen Sturm zerstört. Die letzten Reste wurden 1980 aus Sicherheitsgründen entfernt. Heute erinnert eine neu angepflanzte Buche, der sich bereits wieder zu einem stattlichen Baum entwickelt hat, an die alte „Rund Biech“. Das erste und einzige Buch- fest-Fußballspiel fand 1963 statt. Ein großer Festzug be- wegte sich vom Buchfest- platz zum heutigen Sport- platz, der erst viel später in seiner heutigen Form ausge- baut wurde. Es spielten TuS Asthma gegen TuS Reuma“.

Der SF Dörrenbach wurde Auszug Festschrift 1950 erst im Jahre 1970 gegründet.

Dörrenbacher Heimatbund www.doerrenbacher-heimatbund.de

11 Ecksteindenkmal

Nikolaus „Eckstein“ Warken war der erste bedeu- Nähe der Betriebe errichtet worden waren. Er tende Arbeiterführer im Saarland. Im Mai 1889 war ein gläubiger und bescheidener Mann und leitete er den ersten großen Streik saarländi- kein Revoluzzer. scher Bergleute. Hauptziele dieses Streiks waren Was Warken zum Arbeiterführer werden ließ, die Einführung eines Acht-Stunden-Arbeitstags, waren keine ideologischen Gründe, sondern die ein Mindestlohn von 4 Mark am Tag sowie die schreienden sozialen Missstände seiner Zeit. Zu Abschaffung der Regel, dass die Bergleute wäh- denen kam noch hinzu, dass die – meist nicht rend ihrer Arbeitszeit im Bergwerk eingesperrt aus dem Saarland kommenden – Steiger in den wurden. Kohlengruben sehr anmaßend und hochfahrend Um Warkens Leistungen richtig würdigen zu mit den ihnen unterstellten Bergleuten umzu- können, muss man sich in die sozialen Verhält- gehen pflegten. Der von Warken im Mai 1889 ge- nisse des 19. Jahrhunderts zurückversetzen. Der leitete Streik, der unter der Parole „Einer für alle, größte Teil der saarländischen Arbeitnehmer alle für einen“ lief, mobilisierte mehr als 11.500 war damals im Bergbau oder in der damit eng Bergleute. Das entsprach etwa 40% der Betroffe- verbundenen Hüttenindustrie beschäftigt. Die nen. Wie zu befürchten, wurde Nikolaus Warken Löhne waren niedrig, die Arbeitsbedingungen „wegen hervorragender agitatorischer Tätigkeit“ hart, die soziale Sicherheit kaum ausgeprägt. gekündigt. Weil die Gewerkschaften damals zum Teil auf Am 28. Juli 1889 wurde der „Rechtsschutzverein marxistischem und atheistischem Gedanken- für die bergmännische Bevölkerung des Ober- gut gründeten, wurden sie auch von der katho- bergamtsbezirks Bonn“ gegründet. Sein Schwer- lischen Kirche abgelehnt. Die Folge war, so wird punkt lag im Saarland. In Bildstock wurde als glaubwürdig erzählt, dass manche Priester beim zentrale Anlaufstelle 1891/92 der „Rechtsschutz- Gottesdienst solchen Männern, die als Gewerk- saal“ erbaut, der heute noch als Kulturdenkmal schaftsmitglieder bekannt waren, den Empfang erhalten ist. Er war das erste Gewerkschaftshaus der Hl. Kommunion verweigerten. Wenn sie zur im Deutschen Reich. Mehr als 20.000 Bergarbei- Kommunionbank kamen wurden sie übersprun- ter traten dem Verein bei. Nikolaus Warken wur- gen, bzw. „überhupst“, wie man im nördlichen de zum 1. Vorsitzenden gewählt. Auf Anraten des Saarland sagte. Viele der saarländischen Arbeiter katholischen Priesters und Publizisten Friedrich waren gläubige Katholiken. Sie litten sehr unter Dasbach (der u.a. auch das Trierer Bistumsblatt dieser Behandlung. „Paulinus“ gegründet hat) wurde als Statut das- Der am 26. Dezember 1851 in Hasborn geborene jenige des 1883 gegründeten „Rechtschutzver- Bauernsohn Nikolaus Warken arbeitete seit 1867 eins für die bergmännische Bevölkerung des im Kohlenbergwerk „Helenenschacht“ in Fried- Oberbergamtsbezirks Dortmund“ wörtlich über- richsthal. Die Grube befand sich im Besitz des nommen. Es war wesentlich durch Gedanken der preußischen Staates. Warken gehörte zu den so- Christlichen Sozialethik geprägt. genannten „Saargängern“, im nördlichen Saar- Nach einem weiteren Streik im Saarrevier im land auch als „Hartfüßer“ bezeichnet. Das waren Dezember 1889 wurden Warken und andere jene Berg- oder Hüttenarbeiter, die wochentags Streikführer auf Veranlassung des Leiters des – meist mehr als zehn Stunden – in den weit preußischen Oberbergamts in Bonn wieder als von ihren Heimatgemeinden entfernt gelege- Bergleute angestellt. Für die Bergverwaltung nen Betriebstätten arbeiteten und dann zu den und den preußischen Bergfiskus wurde der harte Sonntagen zu Fuß nach Hause marschierten, Kampf für die Besserstellung des Bergmannes um wenigstens einige Stunden mit ihren Fami- immer unangenehmer, je länger er andauerte. lien verbringen zu können. Während der Woche Deshalb versuchte man, den Anführer der dama- übernachteten sie meistens in sogenannten ligen Bewegung durch verschiedene Vergünsti- Schlafhäusern, die von den Arbeitgebern in der gungen zu locken und bot Warken eine Steiger- 12 stelle an. Dieser lehnte jedoch ab großen Verdienste um die Be- und wollte den von ihm begon- lange des Bergmannstandes ein nenen Weg entschlossen weiter- Ehrenmal auf sein Grab gesetzt. führen. Auf dem wuchtigen Grabmal Wie Nikolaus Warken den Na- aus schwarzem Granit ist im men „Eckstein“ erhalten hatte, oberen Drittel eine Relieftafel erklärte sein ältester Sohn Mi- aus Sandstein angebracht. Hier- chael folgendermaßen: Da die auf ist deutlich zu erkennen, wie 12-Stunden-Schicht ein unzu- Nikolaus Warken mit der bren- mutbarer Zustand war, wurde nenden Fackel das Gestein und nach achtstündiger Arbeitszeit Gestrüpp durchbricht und die das Gezähe bei Seite gelegt. ihn angelegten Fesseln sprengt, Ein Kartenspiel sollte die noch um so der aufgehenden Son- ausstehende Zeit, bis das Ein- ne entgegen gehen zu können. gangstor aufgeschlossen wurde, Über dem Marmorbild leuchtet überbrücken. Nikolaus Warken im Strahlenglanz das Zeichen war gerade dabei seine Karte als christlicher Welt- und Lebens- Trumpf zu melden, als just der auffassung: das Kreuz. Steiger erschien. Der Steiger forderte die „Partie“ Nikolaus Warken wurde auf dem damaligen auf, sofort mit dem Kartenspiel aufzuhören und Friedhof in Hasborn beigesetzt. Diese dörfliche sich an die Arbeit zu begeben. Nikolaus Warken Ruhestätte befand sich an der heutigen Römer- sprang auf und schrie: „Eckstein ist Trumpf! Wir straße. Im Beisein von bis zu 12.000 Bergleuten haben genug gearbeitet und spielen unser Kar- aus dem Saarrevier und dem benachbarten Loth- tenspiel weiter.“ Von nun an nannten ihn seine ringen wurde am 11. September 1921 das Ehren- Kumpel schlicht und einfach „Eckstein“. mal auf sein Grab gesetzt und dem wackeren In der Zeit seines Kampfes für die Bergleute wur- Vorkämpfer die letzte Ehre erwiesen. de Nikolaus Warken nicht weniger als 36mal we- Nach dem Ausbau der Römerstraße und der gen Aufreizung zum Klassenkampf verurteilt. Stilllegung des alten Friedhofs wurde das denk- 1893 legte er seine Ämter im Rechtsschutzverein malgeschützte Ehrenmal mit Zustimmung des nieder und zog sich in seine Heimatgemeinde Landeskonservatoramtes im August 1989 zur Hasborn zurück. Dort betrieb er bis zu seinem 100-Jahr-Feier der Industriegewerkschaft Berg- Tod die von seinem Vater geerbte kleine Land- bau und Energie (Gründung des Rechtsschutz- wirtschaft und besserte sein geringes Einkom- vereins am 28. Juni 1889) versetzt und umgestal- men durch den Verkauf von Fotografien und tet. Heute repräsentiert das Eckstein-Denkmal Bilderrahmen auf. Am 24. August 1920 ist er in zusammen mit Kohlewagen und Seilscheibe Hasborn gestorben. Bis heute gilt er als heraus- die Gedenkstätte des Arbeiterführers Nikolaus ragender Exponent der Gewerkschaftsbewe- Warken und ist gleichzeitig Ausgangspunkt für gung sowie der Christlichen Soziallehre an der den 35 km langen „Warken-Eckstein-Weg“ von Saar. Hasborn-Dautweiler nach Bildstock zum Rechts- „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Dem wacke- schutzsaal. ren Vorkämpfer für unseres Standes Schutz und Recht“. Diese Worte zieren das Eckstein-Denk- Historischer Verein Hasborn-Dautweiler mal in Hasborn-Dautweiler. Nach dem Tode von www.hisv-hasborn-dautweiler.de Nikolaus Warken, im Jahre 1920, wurde ein Jahr später von der damaligen Gewerkschaft Christ- licher Bergarbeiter in Anerkennung für seine 13 Fruchtmarkt

Spätestens seit der Errich- befand, 1779 an eine Stelle au- tung von Kirche und (altem) ßerhalb der Stadt verlegt, 1840 Rathaus ist der Fruchtmarkt wurde der Boden abgetragen, unbestrittenes Zentrum der um Fuhrwerken die Auffahrt Stadt St. Wendel. Hier begeg- zum Markt zu erleichtern. nen sich Menschen aus Stadt Im Stadtkern wurde Ende der und Umland, aus allen Schich- 1980er Jahre eine Fußgän- ten und Gruppen der Bevölke- gerzone angelegt, deren Ge- rung. staltung Leo Kornbrust über- Ab dem 19. Jahrhundert fand nahm. Ab 1988 wurde auch hier ein wöchentlicher Frucht- der Bereich um die Basilika markt statt, auf dem Feld- nach seinen Entwürfen neu früchte, also Getreide und gestaltet. Er wollte hier nach Hackfrüchte, gehandelt wur- eigener Aussage „keine Reiß- den. Dieser Markt gab dem brettpflasterei, keine Grafik, Platz seinen heutigen Namen sondern Raumerzeugung, (seit 1896 offizieller Straßen- eine Atmosphäre schaffen“. name). Auch Krammärkte und Gegenüber dem Nordein- Wochenmärkte wurden an gang der Basilika wurde eine diesem Ort abgehalten. – ebenfalls von Leo Kornbrust Feierlichkeiten zur 600-jährigen Chorweihe und Er- Sogar der Bau des ersten St. hebung der Wendelinuskirche zur „basilica minor“ geschaffene – Basaltlava-Py- Wendeler Rathauses geht 1960 (Stadtarchiv St. Wendel, Bildarchiv Nr. 12-66) ramide aufgestellt, die dem auf die Märkte zurück: 1440 Künstler Otto Freundlich ge- schenkte der Kurfürst der Pfarrei den Platz vor widmet ist. Otto Freundlich hatte bereits in den der Kirche, damals „Kaff“ genannt, damit dort 1930er Jahren die Idee einer Straße quer durch eine Kaufhalle errichtet werden konnte. Im Stock- Europa, die an Brüderlichkeit und Solidarität er- werk über dieser Markthalle war die städtische innern sollte. Heute gibt es die „Straße des Frie- Verwaltung untergebracht. Auch Grundstücks- dens – Straße der Skulpturen in Europa“ deren und Hausverkäufe wurden hier mit einem spe- Ausgangspunkt die Pyramide markiert. ziellen Ritual besiegelt. Das ursprüngliche Rat- Die stattlichen Bürgerhäuser am Fruchtmarkt haus existiert heute nicht mehr, an seiner Stelle stammen aus dem 18. Jahrhundert und sind heu- wurde 1802/03 nach Plänen des pfälzisch-zwei- te als Ensemble denkmalgeschützt, zusammen brückischen Baudirektors Friedrich Georg Wahl mit Häusern in Balduin-, Luisen-, Carl-Cetto- und das heute noch Schloßstraße. Als stehende, etwas Einzeldenkmal ge- kleinere Gebäude schützt sind das errichtet. Es war alte Rathaus und bis 1922 Sitz des das Pfarrhaus mit Bürgermeisters. Pfarrgarten. Das Im Laufe der Zeit Pfarrhaus wurde hat der Platz eini- Mitte des 18. Jahr- ge bauliche Verän- hunderts nach derungen erfah- Plänen des Au- ren. So wurde der gustinerbruders

Friedhof, der sich Entwurfszeichnung von Leo Kornbrust vom 05.11.1988: Platz vor dem Cusanushaus mit Joseph Walter vom ursprünglich hier Pyramide, Laterne und Geländer (Stadtarchiv St. Wendel) St. Wendeler Stein- 14 und Maurermeister Johannes Schubmehl rung. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich erbaut. auch ein Bewusstsein für die Bedeutung der In Haus Nr. 3, zwischen altem Rathaus und An- Unterlagen als historische Quelle und es wurde gels Hotel, wurde 1776 Philipp Jakob Riotte ge- systematischer gesammelt. In der 1960er Jahren boren, der als Kapellmeister und Komponist in wurden die Bestände des Archivs erstmals kata- Wien wirkte und an den heute eine Statue von logisiert (verzeichnet) und seit 1989 sind sie in sicheren, klimatisch geeigneten Räumen untergebracht. Das Stadtarchiv St. Wendel besitzt Ak- ten der Stadtver- waltung von 1483 bis in die heutige Zeit. Ergänzt wird diese Überlieferung durch Sammlungen von Lokalzeitungen, Karten und Plänen, Postkarten, Fotos und heimatkundli- chen Büchern. Letz- tere können auch über die Stadt- und Kreisbibliothek ent- liehen werden. Eine intensive in- Handriss über den Marktplatz nebst den anstoßenden Gebäuden, 20.07.1840 (Stadtarchiv St. Wendel C 5.1 pag. 63) haltliche Erschlie- ßung ermöglicht Kurt Tassotti erinnert. Riotte schuf zahlreiche er- eine zielgenaue Recherche in den Beständen. Die folgreiche Werke im Stil der Wiener Klassik, unter Findbücher zu den Beständen A bis D, also bis anderem Opern, Operetten und Ballette. 1935 sind online abrufbar. Über die reiche Geschichte des Platzes ließe Seit einigen Jahren werden die Bestände zur sich noch vieles mehr erzählen. Bis heute ist Schonung der Originale und zur besseren Nutz- der Fruchtmarkt Knotenpunkt des städtischen barkeit digitalisiert. Die Personenstandsunter- Lebens. Hier treffen Politik, Religion, Wirtschaft, lagen, Zeitungen und die Akten bis zum Ersten Kultur und Alltag aufeinander. Hier wird sicht- Weltkrieg sind im Lesesaal im Dienstgebäude bar, was die Menschen bewegt, sei es durch eine Schloßstraße 7 digital einsehbar. Prozession zu Ehren des heiligen Wendelin oder Die Nutzung des Stadtarchivs steht grundsätz- die Aufstellung eines Freiheitsbaumes 1832 als lich allen Interessierten offen. Für Heimatvereine, Zeichen für mehr Freiheit und Mitbestimmung. Studierende und Schüler ist die Archivnutzung kostenlos. Das Stadtarchiv St. Wendel Schon von alters her wurden wichtige Akten und Stadtarchiv St. Wendel Urkunden aus der Stadtverwaltung aufbewahrt, www.sankt-wendel.de ursprünglich in der Hauptsache zur Rechtssiche- 15 St. Anna

Am 04. 05. 1792 zum neu geschaf- wurde durch Ur- fenen Fürstentum kunde des damali- Lichtenberg, das gen Kurfürsten und zum Herzogtum Erzbischofs zu , Sachsen – Coburg Clemens Wenzes- – Saalfeld gehörte. laus von Sachsen, Ab 1826 nannte sich Furschweiler zu die herzogliche Mo- einer eigenen kath. narchie nach einer Pfarrei erhoben. Zu Erbteilung „Sach- dieser Pfarrei ge- sen – Coburg und hörten die Dörfer: Gotha“. Eisweiler, Pinsweiler, Es wurde dringend Heisterberg, Hofeld, Pfarrhaus mit Strohkirche und Glockenstuhl außerhalb nötig, die alte bau- Gehweiler, Reit- fällige Notkirche scheid, Roschberg und Born (heute: Bornerhof) durch einen neuen, größeren und würdigeren mit zusammen ca. 600 Einwohnern. Kirchenbau zu ersetzen. So fertigte 1821 der sach- Erster Pfarrer wurde der Altarist des St. Domi- sen-coburgische Hofbaumeister Friedrich Streib nikus Altars zu St. Wendel, Erasmus Funck (1791 einen Neubauplan, nebst Kostenvoranschlag. -1803). Die zum Auskommen des Pfarrers und der Herzog Ernst I. steuerte 300 rheinische Gulden Pfarrei gedachten Einkünfte aus Pfründen der St. zu den Baukosten bei. Anna Kapelle bei Alsfassen und des St. Domini- Dem am 20. Februar 1822 in sein Amt eingeführ- kus Altars machte die Französische Revolution ten Pastor Josef Gerhard ist es zu verdanken, durch radikale Enteignung von Kirche und Adel dass gegen manchen Widerstand (auch inner- zunichte. halb der Pfarrei) der Bau der Kirche 1827-1828 ge- Als erste Notkirche diente somit für 35 Jahre ein lingen konnte. Im letzten Jahr übernahm der im strohgedeckter, scheunenartiger Fachwerkbau. Fürstentum Lichtenberg bekannte coburgische Das größere Pfarrhaus daneben wurde 1807 ge- Baumeister Johann Martin Fladt die Beendigung baut. Außerhalb der Gebäude errichtete man ein des Bauprojektes, in dem er die Verputz-, Glaser- hohes hölzernes Glockengestell. Dort hinein hing und Schlosserarbeiten fertigstellen ließ. man die im Jahre 1500 ge- Der Neubau wurde am gossene Marienglocke, 27. Juli 1828 der hl. Mut- welche aus der säkulari- ter Anna geweiht und sierten und 1810 abge- eingesegnet, quasi in der rissenen Kapelle St. Anna Nachfolge der St. Annen- zu Alsfassen stammte. kapelle/Alsfassen. Aus der Die Inschrift lautet: „Clas ersten Bauphase stammt von Enen gos mich Anno die Sonnenuhr mit der In- MCCCCC Maria heisen schrift „1827“. ich“. Die Glocke dient Der fünfachsige Recht- noch heute als Totenglo- ecksaal mit eingezoge- cke auf dem Gehweiler nem Polygonalchor mit Friedhof und steht unter 5/8 Schluss steht in ba- Denkmalschutz. rock-klassizistischer Tra- Furschweiler kam nach dition. Den stämmigen dem Wiener Kongress Westturm mit Rundbo- 16 genfenstern gliedert auf halber Höhe ein schö- Kriegen zum Opfer fielen. nes Gesims. Pilaster gliedern Fensterachsen und Heute erhellen die zahlreichen großen Fenster Ecken. Ein hohes und mächtiges korinthisieren- mit ihrer Lichtflut den Innenraum. Hier finden des Kranzgesims mit reicher Profilierung und sich flach aufgeputzte Pilaster, deren Kämpfer Fries ruht auf vorkragenden Kämpfern. mit dem Kehlgesims verschmelzen. Schrägge- In den folgenden 160 Jahren wurde vor allem das stellte Wände leiten vom Schiff zum Chorraum Innere der Kirche mehrfach neu gestaltet. über. Die Orgelempore tragen vier korinthisieren- Das Äußere der Kirche blieb, bis auf den Neubau de Gusseisensäulen der Sakristei an der Chorabschlusswand zwi- Am 7. Oktober 1996 erfolgte die berechtigte Un- schen 1889 und 1897, unverändert. terschutzstellung der Kirche als Denkmal nach Die Pfarrer Thies, Wagner und Hinkel, welche heute gültigen gesetzlichen Maßgaben. 1845-1872 wirkten, statteten die Pfarrkirche mit Bis ins Jahr 2000 war die Pfarrei Furschweiler Hochaltar, Kreuzweg, Seitenaltären, zwei neu- selbstständig. Danach begannen die Umstruk- en Glocken und dem großen Kreuz neben dem turierungen und Zusammenlegungen von ehe- Turm aus. Pfarrer Roller (1889-1897) ließ die Kir- mals eigenständigen Pfarreien zu größeren che ausmalen. Komplexen innerhalb des Bistums Trier. 1913 wurde die erste Orgel aus der berühmten In diesem Jahr 2018 feiert die Pfarrgemeinde Fur- Orgelbau-Werkstatt Klais zu Bonn in Gebrauch schweiler ihr 225 jähriges Jubiläum Pfarrei und genommen. Leider fiel sie 1975 einem Decken- 190 Jahre Pfarrkirche St. Anna. einsturz zum Opfer. 1977 konnte eine neue Orgel der Fa. Hugo Mayer aus Heusweiler eingeweiht Heimat- und Verkehrsverein Namborn werden. 1922 und 1953 wurden jeweils 3 neue www.hvv-namborn.de Glocken angeschafft, da die vorigen den großen 17 Zwangsarbeitergedenkstätte

Im April 1871 genehmigte die Stadt St. Wendel rung, Krankheiten und in vielen Fällen zum Tod. der Jüdischen Gemeinde St.Wendel auf Flur 8 Im Saarland wurden in dieser Zeit ca. 70.000 des Urweiler Bannes, Gemarkung Auf`m Gal- Zwangsarbeiter aus vielen europäischen Staa- genberg, einen Friedhof anzulegen und zäunte ten überwiegend in den Saargruben, den Eisen- das Gelände mit einer Hecke ein. Die Bereiche hütten, in der Landwirtschaft und ab 1944 im links und rechts neben dem so eingefriedeten Weiterbau des Westwalls eingesetzt. Ca. 900 jüdischen Friedhof wurden während der Zeit Zwangsarbeiter waren in St.Wendel ab 1942 des Dritten Reiches als Begräbnisstätte der in überwiegend im Reichsbahnausbesserungs- St.Wendel verstorbenen 28 russischen und 4 pol- werk, Zie-geleien, St. Wendeler Betrieben, aber nischen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterin- auch in Privathaushalten tätig. nen genutzt. Im Jahr 1960 errichtete die Stadt St. Wendel auf Die Beschäftigung von ausländischen Zivil- dem vorderen Bereich der Einzelgräber, einen Ge- arbeitern in der Schwerindustrie und der Land- denkstein für diese 32 „namenlosen“ Toten, der

wirtschaft war dem langen und verlustreichen sich im Jahr 2015 einschließlich des umgebenden Krieg und dem Umstand geschuldet, dass immer Geländes in einem schlechten Zustand befand. mehr wehrfähige Männer an die Front abkom- Auf Anregung des Mitgliedes Ortwin Keßler be- mandiert wurden. Die meisten Zwangsarbeiter schloss der Vorstand der Heimatfreunde Urwei- kamen aus der ehemaligen Sowjetunion, aus ler im Juli 2015, die Gedenkstätte wieder in einen Polen und Frankreich. ordentlichen Zustand zu bringen. Eine Arbeits- Schwere körperliche Arbeit, mangelhafte Ernäh- gruppe der HFU übernahm die Aufgabe, die rung, fehlende medizinische Betreuung, hygie- Historie der Zwangsarbeit aufzuarbeiten, eine nisch katastrophale sanitäre Einrichtungen und Informationstafel mit den Namen der Toten auf- die Repressalien durch die Lageraufsicht führ- zustellen, den Gedenkstein zu restaurieren, mit ten in den im ganzen Reich eingerichteten ca. Hilfe der Stadt St. Wendel das Gelände zu roden 20.000 Lagern bei den Insassen zu Unterernäh- und die Örtlichkeit in angemessenen Zustand zu 18 versetzen. Das Einverständnis der Synagogenge- Einweihung der Gedenkstätte meinde des Saarlandes und der Russischen Fö- deration dazu lag im Herbst 2015 vor. Die Namen der Toten wurden mit den Institutio- nen der Russischen Föderation und Polens abge- glichen. Vom Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit der Russischen Föderation wurden sowohl die Namen der Toten als auch der ange- lieferte Text in die kyrillische Sprache übersetzt. Die Heimatfreunde Urweiler übernahmen die Herstellung der Informationstafel, die Organisa- tion der Rodung und Herrichtung des Geländes durch den Bauhof der Stadt St. Wendel, Ausbau und Restaurierung der Gedenktafel, die Reini- gung des Gedenksteines und die Vorbereitung einer würdigen Einsegnungsfeier. Die Kosten für die Herstellung der Informationstafel übernah- men vier anonyme Spendern und Spenderinnen. Am 3.11.2016 konnte die neu gestaltete Gedenk- stätte durch den Priester der russisch-orthodo- xen Gemeinde im Saarland, Dimitrij Svistov, im Beisein der ev. Pfarrerin, Christine Unrath, des kath. Pfarrers, Klaus Leist, sowie des Mitgliedes der Synagogengemeinde des Saarlandes, Gideon Schwarz, feierlich eingesegnet werden. Die Ein- segnungsfeier vor geladenen Gästen, zu denen auch Landrat Udo Recktenwald, Bürgermeister Peter Klär sowie Ortvorsteher Peter Zeyer ge- hörten, wurde von einem Bläserquintett musika- lisch umrahmt. Vladimir Pyatin, der Stellvertretende General- konsul der Russischen Föderation, war eigens aus Bonn zur Einweihung angereist. Er dankte den Heimatfreunden Urweiler für die geleistete Arbeit.

Heimatfreunde Urweiler

19 Härtelwald

Großes entsteht im- mer im Kleinen. Nicht immer, aber manch- mal schon, möchte man mit Blick auf ein ganz außergewöhn- liches Kapitel saar- ländischer Geschichte sagen. Einer Geschich- te, die buchstäblich ganz klein begann, mit drei achtjährigen Mädchen, denen im Juli 1876, beim Heidel- beerpflücken im Här- telwald bei Marpin- gen, die Muttergottes erschien. Kindliche Visionen, die bald das schehen 1993 (deutsche Übersetzung: 1997) in Dorf, das Land, ja halb Europa elektrisierten. Er- seinem Buch „Wenn ihr sie seht, fragt wer sie sei. eignisse, die Marpingen, damals im Wortsinn ein Marienerscheinungen in Marpingen – Aufstieg abgelegenes Kuhkaff am südlichsten Zipfel der und Niedergang des deutschen Lourdes“ zusam- preußischen Rheinprovinz, schlagartig berühmt mengefasst. Das Buch zählt zweifelsohne zum machten. Durch fahrende Händler und die Män- Besten, was in Sachen Geschichtsschreibung ner des Ortes, die zum Großteil in den Kohlere- über unsere Gegend jemals erschienen ist. vieren des Saargebietes arbeiteten, verbreitete Der preußische Staatsapparat reagierte heftig, sich die Kunde von der Erscheinung schnell in der vermutete man hinter der Marienerscheinung Region. Gerüchte über Wunderheilungen durch doch Betrug und schweren Landfriedensbruch. die Erscheinung und das Wasser der nahen Marienquelle mach- ten die Runde. Pilger- ströme machten sich auf nach Marpingen. Schon neun Tage nach der ersten Mari- enerscheinung pilger- ten 20.000 Menschen in den kleinen Ort. Der britische Histori- ker David Blackbourn hat in Archiven in ganz Deutschland zu den Ereignissen im Marpinger Wald ge- forscht und das Ge- 20 Ein Aufstand der Katho- Postkarte (1900) liken gegen den Staat wurde befürchtet. So wurde gegen Marpin- gen am 13. Juli die preu- ßische Armee in Gang gesetzt. Hintergrund der schar- fen Reaktion war der so- genannte Kulturkampf zwischen Kaiserreich und katholischer Kirche. Der preußisch-deutsche Nationalstaat war über- wiegend protestantisch geprägt. Die Liberalen drängten auf eine stär- kere Trennung von Staat und Kirche, sahen sie in war starken Repressionen ausgesetzt, deutsche der katholischen Minderheit einen Hort der Re- Katholiken fühlten sich bevormundet und unter- aktion. Für Reichskanzler Otto von Bismarck wa- drückt. In Marpingen sahen die Gläubigen daher ren sie somit die idealen Verbündeten. Der Klerus ein Zeichen der Erlösung in bedrängter Zeit, sagt Blackbourn. Auch nach dem Einsatz der Soldaten kehrte kei- ne Ruhe ein. Die Pilgerströme rissen nicht ab und selbst europäischer Hochadel fand sich vor Ort ein. Etliche Bürger, darunter der örtliche Pfarrer, wurden verhaftet, die drei Mädchen, denen Ma- ria erschienen war, wurden entführt und in eine Besserungsanstalt verbracht. Der Zugang zum Härtelwald wurde verboten und von Polizisten bewacht. Auch im Nachgang blieb Marpingen in den Schlagzeilen. Es wurden zahllose Prozesse ge- führt, meist mit Niederlagen für den Staat. Die völlig überzogenen Reaktionen beschäftigen sogar den preußischen Landtag. Erst allmählich kehrte wieder Ruhe ein in Marpingen. Für etwas mehr als 100 Jahre…

Geschichtsforum Alsweiler www.geschichtsforum-alsweiler.de

21 Marsheiligtum

Schon für den antiken Menschen der Sied- lung im Wareswald war der Wohnort für ihren Gott, den sie hier errichteten, ein be- sonderer Ort. Er wurde sicher nicht zufällig an seinem Standort gebaut. Schon im 2. Jh. v. Chr. suchten kel- tische Siedler diese Stelle auf, um hier ihre Verstorbenen zu be- statten und zu ehren. An der selben Stelle entstanden später Tempel, in denen die Luftaufnahme der Tempelanlage Menschen sich Gesundheit und Wohlergehen Aspekt der Gottheit betonen. Die Lanzenspitzen erbaten und dafür dem zuständigen Gott eine waren teilweise noch mit Nieten versehen, in Opfergabe in vielfältiger Form darbrachten, Fi- manchen konnten gar noch hölzerne Reste der guren der Gottheit selbst, Münzen, weitere mehr Schäftung beobachtet werden. oder minder wertvolle Dinge. Lange schon war das Heiligtum in Benutzung, Zahlreiche Beispiele solcher Opfergaben konn- bevor es am Anfang des 4. Jh. n. Chr umfassend ten in den Ausgrabungen der Terrex gGmbH der renoviert und durch einen kleinen Anbau ergänz vergangenen Jahre geborgen werden, die auch wurde. In diesem Annex wurden wohl die Opfer- vom Wohlstand der Bewohner, aber auch der gaben in Form von Getreide, Olivenöl oder Wein Pilger von weither, die in den Wareswald ka- men, erzählen. Im Wareswald wurde ein sog. gallo-römi- scher Umgangstem- pel gebaut, der schon am Anfang des 2. Jh. n. Chr. eine statt- liche Größe erreicht hatte und in dem ein keltischer Gott in der äußeren Form des römischen Mars verehrt worden war. Dem Mars wurden vor allem eiserne Lan- zenspitzen geopfert, die den kriegerischen 3-D-Visualisierung: So könnte der Tempel ausgesehen haben. 22 verzierte Spruchbecher gelagert, die bei den Zeremonien an den Fest- tagen gebraucht wurden. Zu den Opfergaben gehörten wohl auf kleinere Tiere, wie ein kleines Relief aus Sandstein zeigt, auf dem ein Gaben- Figürchen des Gottes Mars bringer einen Vogel zum Altar trägt. Anstatt der Lanzen weihte man fortan auch meist Münzen, Möbelstück als Zier angebracht war und auch die sich auf dem neu verlegten Fußboden des Al- eine vorzüglich gearbeitete Hundefigur, die wohl lerheiligsten zahlreich fanden. als Teil einer Figurengruppe mit der Gottheit, ge- Bis zum Ende des 4. Jh. n. Chr. pilgerten Men- deutet werden darf. Solche Funde weisen auf schen, wohl auch von weiter her zur Gottheit, den anderen Aspekt des Mars, nämlich als Heil- opferten ihre Gaben und erbaten sich den Schutz gott, hin. des Mars. Daraus resultieren auch einige Funde Die neuesten Grabungen in Zusammenarbeit von bronzenen Gliedmaßen, aber auch besonde- mit der State University of Georgia, Kennesaw, re Funde wie die Figur eines Puttos, der an einem begannen neben einem gepflasterten Weg, der wohl auf den zentralen Eingang des Gebäudes hinführt. Hier wurde ein großer Sandsteinblock mit zentraler Öffnung freigelegt werden, die vielleicht als Überrest eines Brunnens zu deuten ist, der den Pilgern die Möglichkeit zur rituellen Waschung oder zum Trinken des Wassers bot. Ei- nige Mauerzüge ausserhalb des Umgangstem- pels, erbrachten deutliche Hinweise darauf, dass im Wareswald weitere Tempel für verschiedene Gottheiten errichtet worden waren und ein Hei- liger Bezirk entstand – ein besonderer Ort, nicht nur für die Bewohner des gallo-römischen Vicus im Wareswald, aus einer Siedlung des keltischen Stammes der Treverer hervor gegangen.

Terrex gGmbH www.terrexggmbh.de Hundefigur 23 Liebenburg

Die Ruine der Liebenburg, in alten Urkunden und um 1430, einem Streit um den Stuhl des Erzbi- Akten auch als „Löwenburg“ oder „Veste Lem- schofs zu Trier, wurde die Burg stark zerstört und berg“ bezeichnet, liegt auf dem Bergsporn des danach von vermögenden Rittergeschlechtern, Schlossberges (375 m) im Namborner Ortsteil unter anderem der Familie von Sötern, an die sie Eisweiler. Auf dem ehemaligen Burggelände, in- auch verpfändet war, wieder aufgebaut. mitten des ältesten Naturschutzgebietes des Heinrich von Sötern, der Alte, wurde 1483 Lehens- Saarlandes, erhebt sich heute der historisierte herr. Sein Neffe Adam von Sötern nahm als ers- und weithin sichtbare Aussichtsturm aus dem ter mit der gesamten Familie seinen Wohnsitz Jahr 1976. Von seiner Plattform hat man einen auf der Veste Lemberg. Dort wurde er 1496 zum einzigartigen Überblick auf die umliegenden Amtmann des Amtes Lemberg ernannt. Aus die-

Fotos: Alexander Neis

Dörfer und die Mauerreste der ca. 70 x 35 m gro- ser Zeit stammt auch das Fragment eines Wap- ßen elliptischen Burganlage. pensteines, das eines der bedeutendsten Fund- Erbaut wurde die Höhenburg um das Jahr 1170 stücke darstellt. durch die Grafen von Castel auf Geheiß des Bi- Adams Sohn Ludwig von Sötern führte die Amts- schofs von Verdun, um die Besitzungen des Bis- geschäfte seines Vaters fort. Seine Grabplatte tums zu schützen. In der nachfolgenden Zeit und die seiner Gattin Anna von Neipperg befin- erwarb erst das Bistum Metz einen Teil der Burg den sich in der Turmhalle der Wendelinusbasilika und um das Jahr 1400 kam sie ganz in den Be- in St. Wendel. sitz Kurfürstentums Trier. Die urkundliche Erst- Die Liebenburg war im 16. Jahrhundert, als die erwähnung erfolgte 1220 als Verdunsches Le- Hexenverfolgung ihren Höhepunkt erreichte, hen an die Grafen von Blieskastel und derer von auch Schauplatz von Prozessen. Urkunden be- Zweibrücken. In der Manderscheidschen Fehde zeugen die Einkerkerung zweier Zauberer, die in 24 Neunkirchen/Nahe auf dem Röllerberg hinge- Einem wiederholten Aufbau folgten wiederhol- richtet wurden. Sechs Frauen wurden 1588/89 te Zerstörungen. Zuletzt 1677 durch französische auf der Liebenburg gefangen gehalten, weil sie Truppen. Die Burg wurde endgültig zur Ruine – der Hexerei angeklagt waren. und ist es bis heute. Über das Aussehen der Liebenburg gibt es keine Mit den Ausgrabungen sollte bereits 1926 be- aussagekräftigen Darstellungen. In wieweit die gonnen werden, näher untersucht und ausgegra- Zeichnung, die ein Schreiber 1613 flüchtig an den ben, wurde aber erst in den siebziger Jahren. Die Rand einer Akte skizzierte, der Wirklichkeit ent- Grundmauern der Gemächer und der Zisterne spricht, lässt sich nicht feststellen. wurden freigelegt. 1976 errichtet die Gemeinde 1602 bis 1606 ließ Ludwig Alexander von Sötern darauf einen Aussichtsturm, der heute auch als die Burg ausbessern, einen Ziehbrunnen und Trauzimmer dient. einen Torbau mit Zugbrücke neu anlegen. 1631 Die Gemeinde bemüht sich, die Mauerreste zu wurden die Außenmauern wiederhergestellt sanieren und das Burggelände neu zu beleben: und verstärkt. Archivalien in Form von Baurech- Mehrmals jährlich finden Burgführungen statt, nungen über die durchgeführten Arbeiten, in de- das jährliche Ritterspektakel mit Mittelalterli- nen Bauteile, Gebäude und Stallungen erwähnt chem Treiben wird von der Gemeinde und dem sind, geben allerdings keine näheren Angaben Heimat- und Verkehrsverein Namborn veranstal- zur genauen Lage und dem Gesamtbild der An- tet. lage. Im Jahr 2020 jährt sich nun die Ersterwähnung In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, um der Liebenburg vor 800 Jahren. Die Gemeinde 1635, zerstörten vermutlich französisch/schwe- wird dieses Jubiläum gebührend feiern. dische oder kaiserlich/spanische Truppen die Burg. Verein für Heimatkunde Eisweiler-Pinsweiler 25 Gerichtssitz und

Tholey und die gehen zu urtei- Schaumburg len hatte. „In waren seit dem der Saal Kam- Mittelalter als mer auf einem Zentralorte kleinen Stuhl des lothringi- sitzend“ wur- schen Amtes den die Zeugen Schaumburg in Anwesenheit nicht nur Sitz eines Richters der Verwaltung, und mehrerer sondern auch Hochgerichts- der regionalen schöffen ver- Gerichtsbar- nommen und

keit. Schaumburg 1618 ihre Aussagen In der Ortslage von einem von Tholey „Unter der Linde“ fanden seit je her Schreiber protokolliert. Nicht selten folgte im die Jahrgedinge statt, von denen das älteste für Lauf einer Vernehmung die Folter des Angeklag- das Jahr 1450 überliefert ist. Bis zu dreimal im ten, was als legitimes Mittel der Wahrheitsfin- Jahr tagte dieses Gericht, dem neben den Schöf- dung galt. An auf dem Rücken zusammen gebun- fen der Abt der Abtei Tholey, der lothringische denen Händen wurden die Angeklagten dabei Amtmann der Schaumburg, ein Richter sowie hochgezogen, bis sie unter diesen Qualen meist ein Freier, meist ein Angehöriger des regionalen ein Geständnis ablegten. Im Kerker der Burg war- Adels, angehörten. Dabei wurde über Streitig- teten sie dann auf die Verkündung des Urteils. keiten und Vergehen der unterschiedlichsten Nicht selten wurden sie anschließend zum Gal- Art verhandelt. Von Zeit zu Zeit wurde bei diesen gen auf einer Anhöhe östlich unterhalb der Burg Versammlungen auch ein Weistum abgehalten, nahe der heutigen Kriegsgräberstätte geführt an dem dann bis zu 52 Schöffen aus den weit ver- und in Anwesenheit der örtlichen Bevölkerung streuten Ortschaften des „Oberhofs Tholey“ teil- gehenkt. Hier brannten auch die Scheiterhaufen, nahmen. Da es noch kaum schriftliche Aufzeich- auf denen im 16. und 17. Jahrhundert zahlreiche nungen gab, trugen sie der Obrigkeit die Rechte Hexen, aber auch mehrere wegen Zauberei ver- und Pflichten urteilte Män- der Unterta- ner hingerich- nen vor und tet wurden. bezeichneten Nach Zerstö- die Banngren- rung der Burg zen ihrer Dör- im Dreißig- fer. jährigen Krieg Auf der wurde der Sitz Schaumburg des Gerichts tagte das in die Ortsla- herzoglich ge von Tholey lothringische verlegt und Hochgericht, befand sich in das über einer Häuser- besonders zeile oberhalb schwere Ver- Gerichtssitz unterhalb des Marktplatzes des Marktplat- 26 Gefängnishof heute zes hinter der inzwischen abgerissenen Johan- stand erhalten und wiederhergerichtet. Die Ori- neskirche. Das Gebäude dient heute als Wohn- ginalzellentür zeigt noch zahlreiche Graffiti der haus. In der Folge der Französischen Revolution Insassen, von denen der letzte 1957 hier einsaß. entstand unterhalb des Marktplatzes ein neues Das Erdgeschoss des Gebäudes beherbergt heu- Gerichtsgebäude, in dem ab te das kulturhistorische Museum Theulegi- 1798 das Friedensgericht be- um. Das Kantonsgefäng- herbergt war und in dessen nis kann im Rahmen von Keller auch das Kantonsge- Führungen besichtigt fängnis eingerichtet wur- werden, was insbeson- de. 1879 – 1918 befand sich der für Kinder ein schau- hier das Königliche Amts- rig-schönes Erlebnis ist. gericht, anschließend das Der ehemalige Gefäng- Amtsgericht Tholey, bis nishof wurde mit Glas dieses 1960 dem Amtsge- überdacht und beherbergt richt St. Wendel angeglie- einige sehenswerte mittel- dert wurde. alterliche Steinexponate Im Keller des Gebäudes aus der Abtei Tholey und ist die Gefängniszelle mit dem Schauberger Land. dem Hof des Kantons- gefängnisses, in dem die Historischer Verein zur Angeklagten kurze Haft- Erforschung des Schaum- strafen verbüßten oder berger Landes in Untersuchungshaft www.theulegium.de auf ihr Urteil warteten, in annähernd authentischem Zu- 27 Landratsamt

Der Ursprung des Sachsen-Coburg-Gotha, Kreises St. Wendel als wegen Abtretung des Verwaltungseinheit Fürstentums Lichten- liegt im Fürstentum berg“ schließlich die Lichtenberg. Für sei- Einigung: Für eine Jah- ne Teilnahme an den resrente von 80.000 Befreiungskriegen Talern verkauft Ernst gegen Napoleon er- I. das Fürstentum an hielt Ernst I. von Sach- Preußen. Im September sen-Coburg-Saalfeld 1834 erfolgt die Erbhul- (ab 1826 Sachsen-Co- digung für den preu- burg und Gotha) eine ßischen König. Am Tag Entschädigung, ein der Zeremonie ist der Territorium, das sich König verhindert, so- zusammensetzte aus Das Landratsamt auf einer Ansichtskarte von 1909 dass die Bewohner an den Gemeinden der seiner statt dem Ober- ehemaligen französischen Kantone Baumholder, präsidenten der Rheinprovinz, Ernst von Bodel- Grumbach, Kusel, Ottweiler, Tholey und St. Wen- schwingh-Velmede, huldigen. Aus dem Fürsten- del. Die Stadt St. Wendel wird Regierungssitz. tum Lichtenberg wird der preußische Kreis St. 1819 erhebt Ernst I. dieses Gebiet zum Fürsten- Wendel im Regierungsbezirk Trier innerhalb der tum Lichtenberg. Dieses liegt allerdings vier Ta- Rheinprovinz. gesreisen von seinem Stammsitz in Coburg ent- Die preußische Rheinprovinz ist in sechs Re- fernt, wirtschaftliche und soziale Not machen gierungsbezirke unterteilt, diese wiederum in der Bevölkerung arg zu schaffen, zudem ver- Kreise. Der Kreis St. Wendel setzt sich aus den sucht Ernst I. von Beginn an, seinen neuen Besitz Bürgermeistereien Alsweiler, Baumholder, Burg- einzutauschen. Unruhen und Unzufriedenheit lichtenberg, Grumbach, Oberkirchen, Sien und St. sind die Folge. Auch, weil der Herzog den Land- Wendel zusammen. Diese bleiben bis 1919 unver- rat nicht, wie zugesichert, jährlich, mindestens ändert bestehen, lediglich 1893 wird die Bürger- aber alle drei Jahre, einberuft. Der Landrat zu meisterei St. Wendel in die Bürgermeistereien St. sachsen-coburgischer Zeit ist ein siebenköpfiges Wendel-Stadt und St. Wendel-Land geteilt. Gremium, von 50 Wahlmännern nach strengem An der Spitze eines jeden preußischen Kreises Zensuswahlrecht gewählt, das die herzogliche steht ein königlicher Landrat. Dieser ernennt Regierung berät, zudem geringe budgetrechtli- Beamte. Der Kreis ist vor allem zuständig für alle che Rechte innehat. Und dieses, wenn auch ge- Angelegenheiten des Sicherheits-, Gemeinde-, ringfügige Mitspracherecht verweigert der Her- Schul-, Bau-, Handels- und Gesundheitswesens. zog, beruft den Landrat seit 1824 nicht mehr ein Zum ersten Landrat des Kreises St. Wendel wird – ein klarer Verfassungsbruch. Theodor Erasmus Engelmann bestimmt. Nachdem 1832 erneut Unruhen ausbrechen, be- Die Kreisverwaltung sowie die Privatwohnung lagern preußische Truppen die Stadt St. Wen- des Landrats sind im Amtshaus am St. Wendeler del, herbeigerufen von der herzoglichen Regie- Schloßplatz untergebracht. Die Verwaltung be- rung. Bereits zwei Jahre zuvor nimmt Ernst I. steht aus einem Kreissekretär, zudem aus einem die Tauschverhandlungen mit Preußen – sein oder zwei Schreibern, die vom Landrat privat be- Wunsch, Lichtenberg abzustoßen, ist ungebro- soldet werden. chen – wieder auf. 1834, im „Staatsvertrag zwi- Bis 1848 hatte Engelmann die Landratsstelle schen Seiner Majestät dem Könige von Preu- inne. Sein Nachfolger: Karl Hermann Rumschöt- ßen und Seiner Durchlaucht dem Herzog von tel. 37 Jahre stand er an der Spitze des Kreises, so 28 lange wie kein ein weiteres Gebäu- Landrat vor oder de, das zunächst Sitz nach ihm. Da- der Kreissparkasse bei wuchsen die ist. In beiden Bauten Aufgaben der sind bis heute Teile Kreisverwaltung der Kreisverwaltung stetig. Schon untergebracht. 1868 befasst sich „Die parkartigen der Kreistag mit Anlagen ringsum“, dem Bau eines schreibt 1926 der Kreishauses zur St. Wendeler Lehrer Unterbringung Nikolaus Obertreis, der Verwaltung „der überwucher- und eines Sit- te Wein und das zungssaales, schmiedeeiserne falls, so ist der Frontgitter verlei- Kreistagsnieder- hen dem Gebäude schrift vom 12. Dezember 1868 zu entnehmen, etwas Altertümliches, Schloßartiges.“ Ein reprä- „nicht ein als Kreishaus geeignetes Gebäude re- sentativer Bau, der mit dem preußischen Adler quiriert werden kann.“ geschmückt wurde – bis heute sichtbar. Am 4. Ein geeignetes Gebäude wurde gefunden: 1879 Mai 1901 wird das Gebäude mit einer Sitzung des erwirbt der Kreis in der St. Wendeler Brühlstraße Kreistages feierlich eingeweiht. ein Haus, in dem die Verwaltung untergebracht Der Kreistag kommt im heutigen historischen wird. Kosten: 48.000 Mark. 1904 verkauft der Sitzungssaal zusammen. Dieser Saal wird in den Kreis das Gebäude für 60.000 Mark an den Kauf- 1980er-Jahren komplett saniert, in den ursprüng- mann Josef Bruch. Bis Ende 1961 war das Haus in lichen Zustand gebracht. Zuvor diente er unter der Brühlstraße der Sitz der Firma Franz Bruch, anderem als Archivraum. 1905/6 errichtete der aus der das Unternehmen Globus hervorgehen Architekt Weskalnys neben das Kreisständehaus sollte. im gleichen Stil ein weiteres Gebäude, in das die Somit ist die Brühlstraße nur eine Zwischensta- Kreissparkasse zog. Heute ist hier ein Teil der tion, der Bau eines Verwaltungssitzes weiterhin Kreisverwaltung untergebracht. 1989 wurden das Ziel. Daher beschließt der Kreistag am 29. die beiden Gebäude mit einem Glaspavillon ver- März 1899: „Es soll hierselbst ein neues Kreis- bunden. Da die Aufgaben der Verwaltung weiter haus auf einem noch zu erwerbenden Bauplatze wuchsen, wurden in den 1950er- und 60-Jahren errichtet werden, enthaltend die Diensträume bis in die 80er Jahre neue Büroräume gebaut. sowie Wohnung für den Landrath und Oecono- So kommt der Kreistag seit 1964 im großen Sit- miegebäude.“ zungssaal des Landratsamtes zusammen, den Der aus Ostpreußen stammende und in Saar- eine Plastik der St. Wendeler Künstlerin Mia brücken tätige Architekt Hans Werner Weskalnys Münster schmückt. Auch in der St. Wendeler Trit- erhält von Landrat Alwin von Hagen (1885-1900) schler-, Welvert- und Werschweilerstraße sind den Auftrag zur Planung eines neuen Verwal- heute Teile der Kreisverwaltung untergebracht. tungssitzes, bis 1930 Kreisständehaus genannt. Zudem gehört das Freizeitzentrum Bostalsee Wahrscheinlich nimmt sich der Architekt die zum Landkreis. Bauten seiner Heimat, Nord- und Ostdeutsch- lands zum Vorbild, denn das Gebäude ist ein Landkreis St. Wendel Backsteinbau im neugotischen Stil. Neben dem www.Landkreis-St-Wendel.de Bau errichtet Weskalnys 1905/06 im gleichen Stil 29 Gewässer, die in

und dem Die Nahe Bestim- ist nicht mungs- nur der be- wort „Öh- kannteste ren“ für Fluss, sie Öhr, Öse, trägt ihren was den Namen am Quellbe- längsten. reich des Erste Nen- Baches er- nung bei klärt. Er Tacitus 70 entspringt nach Chr. im Flur 18, als Nava = Gewanne Bachlauf. Sengert- Sie ent- heck. springt Der Weiler- im Flur 1, bach ist ein Gewanne wasserrei- Roschborn. cher Quell- Bis zu ihrer Mündung in den Rhein legt sie 112 km fluss. Er führt seinen Namen nach der ehemali- zurück und nimmt 20 Nebenflüsse auf. gen Siedlung. Seine Quelle liegt in der Gewanne Die Blies hat gleichgroße Bedeutung. Der Name „auf Weiler“ im Flur 3. Das Gewässer wird bereits nimmt Bezug auf ihr Aussehen: Glänzend-weiß. in der Nachbargemeinde „Neunkircher Bach“ ge- Maßstab 3 Quellen sind Ursprung der Blies: 2 in Flurm 11, 100 Ge 200- 300 400nannt. 500 600 700 800 900 1000 1:6000 wanne Bliesborn und eine in Flur 9, Gewanne Wenn sich der Ortsname von dem Gewässer- Orlewald. Bis zu ihrer Mündung in die Saar über- namen Selbach ableitet, muss es einen Bach- windet sie 74 km und bildet dabei ein beträcht- lauf dieses Namens gegeben haben. Da nur liches Entwässerungsnetz für über 30 Bäche. die Nahe durch die Ortsbesiedlung fließt, lohnt Der Mandelbach setzt sich zusammen aus dem sich die Prüfung bei diesem Fluss. Für einen Ab- Wasser-Grundwort „Bach“ und dem Wort „Man- schnittsnamen sprechen das frühere Aussehen del“, was ein altes Mengenmaß (Mandala=Bün- des Quellbereiches (sumpfige, schmutziggrau del) bezeichnet. Der Bach quillt aus der Gewanne gewachsene Niederung), was das Bestimmungs- Rothenpfuhl im Flur 13. Weitere 5 Quellen führen wort „Sel“ beinhaltet. In früheren Aufzeichnun- im Entstehungsbereich dem Fluss Wasser zu. gen ist die Quelle der Nahe hinter der Ortslage Der Imsbach hat seinen Ursprung in den bei- eingetragen, obwohl der Fluss vor der Ortslage den Quellen des Bruderborns und einer nahen entspringt. Es ist denkbar, dass erst durch Er- 3. Quelle und ist zugleich Namensgeber der Ge- schließungsmaßnahmen der wahre Ursprung wanne im Flur 14. Der Bach fließt durch den Ein- der Nahe erkennbar, die Teilbezeichnung Selbach zugsbereich eines Hofgutes und leiht auch ihm entbehrlich wurde und nur noch im Ortsnamen seinen Namen. erhalten blieb. Der Bächelsfloß strömt als einziger nach Westen. „Floß“ bedeutet Strömung und „Bächels“ steht Heimat- und Verkehrsverein Selbach für ein kleines Bächlein. Das Rinnsal entspringt www.hvs-selbach.de in der Gewanne Autersheck im Flur 17. Der Öhrenborn mit Teilname „Born“ für Brunnen 30 Kontakte

Geschichtsforum Alsweiler www.vfgh-oberthal.de E-Mail: [email protected] www.geschichtsforum-alsweiler.de Heimat- und Verkehrsverein Selbach E-Mail: [email protected] Verein für Heimatkunde Bliesen www.hvs-selbach.de E-Mail: [email protected] www.heimatverein-bliesen.de Historischer Verein zur Erforschung des Schaum- berger Landes Tholey Dörrenbacher Heimatbund E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.theulegium.de www.doerrenbacher-heimatbund.de Heimatfreunde Urweiler Verein für Heimatkunde Eisweiler-Pinsweiler E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Stadtarchiv St. Wendel Historischer Verein Hasborn-Dautweiler E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.sankt-wendel.de www.hisv-hasborn-dautweiler.de Terrex gGmbH Heimat- und Verkehrsverein Namborn E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.terrexggmbh.de www.hvv-namborn.de Landkreis St. Wendel Verein für Geschichte und Heimatkunde Oberthal E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] www.Landkreis-St-Wendel.de

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Seit 1948 wird das Heimatbuch mit dem Untertitel „Volksbuch für Heimatkunde, Naturschutz und Denkmalpflege“ vom Landkreis St. Wendel regelmäßig herausgegeben. Somit ist der Landkreis St. Wendel der einzige Kreis im Saarland, der über eine derarti- ge, regelmäßig erscheinende Publikation verfügt. Daher ist jedes Heimatbuch ein zeitgeschichtliches Dokument, ein Überblick über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Man erfährt darin vieles über die Geschichte unserer Region, über Menschen und Kultur; zudem über aktuelle Entwicklungen und Pläne, die den Landkreis noch lebenswerter und attraktiver gestalten. Ausgabe 34 erscheint

Ältere Ausgaben auch online unter: www.Landkreis-St-Wendel.de