Integriertes Klimaschutzkonzept und Teil- konzept für die Stadt Ottweiler

Laufzeit des Vorhabens: 18 Monate

Endbericht Berichtszeitraum: Oktober 2010 – Dezember 2011

Auftraggeber: Stadt Ottweiler

Auftragnehmer:

IZES gGmbH Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH ATP Axel Thös PLANUNG Institut für ZukunftsEnergieSysteme Prof. Dipl.-Ing. Frank Baur Hans-Ulrich Thalhofer Dipl.-Ing. Axel Thös Altenkesseler Str. 17 Hohenzollernstraße 47-49 Brebacher Straße 3 66115 Saarbrücken 66117 Saarbrücken 66132 Saarbrücken Tel.: +49-(0)681 9762-840 Tel.: +49-(0)681 5809-178 Tel.: +49-(0)681 89 11 40 Fax: +49-(0)681 9762-850 Fax: +49-(0)681 5809-211 Fax: +49-(0)681 89 11 41 [email protected] u.thalhofer@hwk-.de [email protected]

Saarbrücken, den 31.12.2011

Das Projekt wird im Rahmen des Bundes- ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Programm der Natio- nalen Klimaschutzinitiative „Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten in so- zialen, kulturellen und öffentlichen Einrich- tungen“ unter dem Förderkennzeichen FKZ 03KS0329 gefördert

Projektträger: Forschungszentrum Jülich Geschäftsbereich Erneuerbare Ener- gien: www.fz-juelich.de/ptj

Autoren: Prof. Frank Baur (IZES), Mathias Gottschalk (ATP), Garnet Hunke (IZES), Kerstin Kullack (Umweltzentrum), Markus Lillig (Umweltzentrum), Florian Noll (IZES), Hans-Ulrich Thalhofer (Umweltzentrum), Axel Thös (ATP), Katja Weiler (IZES), Bernhard Wern (IZES)

II

III Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... IV

Abbildungsverzeichnis ...... IX

Tabellenverzeichnis ...... XIII

Abkürzungsverzeichnis ...... XV

1 Einleitung und Aufgabenstellung ...... 1

2 Struktur und Aufbau der Arbeit ...... 3

3 Untersuchungsraum ...... 6 3.1 Administrative Einheit ...... 6 3.2 Räumliche Beschreibung ...... 6 3.3 Demographische Situation ...... 8

4 Energie- und ressourcenorientierte Bestandsanalyse ...... 10 4.1 Erneuerbare Energien ...... 10 4.2 Fossile Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ...... 12 4.3 Bezug von Strom, Gas und Öl ...... 12 4.4 Wärmekataster ...... 15 4.4.1 Wohngebäude ...... 15 4.4.2 Öffentliche Liegenschaften ...... 17 4.4.3 Industrie und Gewerbe ...... 18 4.4.4 Gesamtwärmebedarf ...... 18 4.5 Abfallentsorgung ...... 19 4.6 Wasserver- und -entsorgung ...... 20 4.7 Öffentliche Straßenbeleuchtung ...... 21 4.8 Kommunale Liegenschaften ...... 22 4.8.1 Energieverbrauche ...... 22 4.8.2 Ergebnisse der Bestandsaufnahme ...... 24 4.9 Mobilität und Verkehr ...... 24 4.9.1 Grundlagen und Methodik ...... 26 IV Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4.9.2 Entwicklung der Stadtbevölkerung ...... 27 4.9.2.1 Bevölkerung nimmt seit 1990 leicht ab ...... 27 4.9.2.2 Bevölkerungszahl sinkt stark bis 2050 ...... 28 4.9.2.3 Stadtbevölkerung wird stetig älter ...... 28 4.9.3 Arbeitsplatz- und Kulturangebot ...... 28 4.9.3.1 Arbeitsplatzangebot bleibt konstant ...... 28 4.9.3.2 Freizeit- und Kulturangebot sind auto-affin ...... 29 4.9.4 Schul- und Versorgungseinrichtungen ...... 29 4.9.4.1 Schulplatzangebot benötigt den ÖPNV ...... 29 4.9.5 Grundversorgung ohne Autoverkehr nicht gesichert ...... 30 4.9.6 Entwicklung der Motorisierung ...... 31 4.9.6.1 Kfz-Bestand wächst kontinuierlich ...... 31 4.9.6.2 Motorisierungswelle ist ungebrochen ...... 32 4.9.7 Mobilitätskennziffern seit 1990 ...... 33 4.9.7.1 Verkehrsverhalten und Modal-Split ...... 33 4.9.7.2 Pendleraufkommen steigt an ...... 34 4.9.8 Qualität des multimodalen Verkehrsangebots ...... 35 4.9.8.1 Nicht motorisierter Verkehr ist unattraktiv ...... 35 4.9.8.2 ÖPNV-Fahrtangebot ist entwicklungsfähig ...... 36 4.9.8.3 ÖPNV-Linienführung ist schwer verständlich ...... 38 4.9.8.4 Schienennahverkehr ist nicht mobilitätsprägend ...... 39 4.9.8.5 Multimodale Verknüpfungspunkte noch Mangelware ...... 41 4.9.8.6 Parkverkehr fordert Stellplätze ...... 41 4.9.8.7 Straßen für den Autoverkehr beherrschen die Stadt ...... 42 4.9.8.8 Straßenverkehrsaufkommen erhöht sich massiv ...... 43 4.9.8.9 Fahrleistung des Straßenverkehrs immer höher ...... 43

4.9.9 Ermittlung der verkehrsspezifischen CO2-Emissionen ...... 46

4.9.9.1 CO2-Emissionen auf der B 41 gehen zurück ...... 47

4.9.9.2 CO2-Emissionen außerhalb der klassifizierten Straßen rückläufig ..... 47

4.9.9.3 CO2-Emissionen im Schienenverkehr nehmen ab ...... 48

4.9.9.4 Aufstellung der CO2-Bilanzen des Verkehrs ...... 48

4.9.10 Bewertung der CO2-Situation und Handlungsbedarf ...... 50

V Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4.10 Energie- und CO2-Bilanz ...... 52 4.11 Regionale Wertschöpfung ...... 56

5 Handlungsfelder, Potenzialanalysen und Maßnahmen ...... 59 5.1 Erneuerbare Energien ...... 62 5.1.1 Windkraft ...... 62 5.1.1.1 Potenziale...... 62 5.1.1.1.1 Vorgehensweise ...... 62 5.1.1.1.2 Ausweisung maximaler Flächenpotenziale ...... 63 5.1.1.1.3 Untersuchung der Flächeneignung ...... 64 5.1.1.1.4 Vergleich mit den Ergebnissen der Windpotenzialstudie des Saarlandes ...... 64 5.1.1.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 65 5.1.2 Wasserkraft ...... 67 5.1.2.1 Potenziale...... 67 5.1.2.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 67 5.1.3 Solarenergie ...... 69 5.1.3.1 Potenziale Dachbestand ...... 69 5.1.3.2 Potenziale Freiflächen ...... 71 5.1.3.2.1 Konversionsflächen ...... 72 5.1.3.2.2 Acker- und Grünland ...... 74 5.1.3.2.3 Randstreifen von Autobahnen und Schienenwegen ...... 75 5.1.3.3 Zusammenfassung der Potenziale ...... 75 5.1.3.4 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 76 5.1.4 Geothermie ...... 79 5.1.5 Biomasse ...... 80 5.1.5.1 Potenziale...... 80 5.1.5.1.1 Beschreibung der Flächen ...... 80 5.1.5.1.2 Kategorisierung der Biomasse ...... 82 5.1.5.1.3 Erläuterung des Biomassepotenzialbegriffs ...... 82 5.1.5.1.4 Biomassepotenziale der Forstwirtschaft ...... 84 5.1.5.1.5 Biomassepotenziale der Landwirtschaft ...... 89 5.1.5.1.6 Biomassepotenziale der Industrie und des Gewerbes ...... 92 5.1.5.1.7 Biomassepotenziale der öffentlichen Hand ...... 92 5.1.5.1.8 Zusammenfassung der Biomassepotenziale ...... 94 5.1.5.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 94 VI Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.6 Nahwärme ...... 98 5.1.6.1 Potenziale...... 99 5.1.6.1.1 Ausschluss von Gebieten zur Auslegung von Nahwärmenetzen ..... 99 5.1.6.1.2 Ausweisung möglicher Nahwärmeverbünde ...... 99 5.1.6.2 Entwicklung von Nahwärmeverbünden ...... 99 5.1.6.2.1 Festlegung von Heizzentralen ...... 99 5.1.6.2.2 Netzauslegung ...... 102 5.1.6.2.3 Wirtschaftliche Bewertung ...... 102 5.1.6.2.4 Ranking ...... 103 5.1.6.3 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 104 5.2 Energieeffizienz in der öffentliche Straßenbeleuchtung ...... 110 5.2.1 Potenziale ...... 110 5.2.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 110 5.3 Energieeffizienz in kommunalen Liegenschaften ...... 113 5.3.1 Potenziale ...... 113 5.3.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag ...... 113 5.3.2.1 Energetische Gebäudesanierung der kommunalen Liegenschaften ...... 113 5.3.2.2 Implementierung bzw. Aufbau eines Energiemanagementsystems ...... 114 5.4 Mobilität ...... 119 5.4.1 Leitbild und Handlungsziele zur Mobilität ...... 119 5.4.1.1 Methodischer Ansatz ...... 119 5.4.1.2 Leitbild der Stadt Ottweiler zu Mobilität und Verkehr ...... 119 5.4.1.3 Leit- und Handlungsziele ...... 120

5.4.2 Szenarienbasierte CO2-Bilanzierung zur strategischen Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität bis 2050 ...... 120 5.4.2.1 Trendszenario ...... 120 5.4.2.2 Zielszenario ...... 122 5.4.2.3 Maßnahmenszenario ...... 125 5.4.3 Strategien, Handlungsfelder und Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität ...... 126 5.4.3.1 Strategische Handlungsebenen ...... 126 5.4.3.1.1 Strategieebene 1: Nicht notwendigen (Auto-)Verkehr vermeiden .. 126 VII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.3.1.2 Strategieebene 2: Nicht vermeidbaren Autoverkehr verlagern ...... 127 5.4.3.1.3 Strategieebene 3: Notwendigen Autoverkehr nachhaltig gestalten ...... 128 5.4.3.2 Maßnahmenkatalog für die Stadt Ottweiler ...... 128 5.4.3.2.1 Vermeidung von (Auto-)Verkehr ...... 129 5.4.3.2.2 Verlagerung von Autoverkehr ...... 133 5.4.3.2.3 Gestaltung des Autoverkehrs ...... 135 5.4.3.3 Maßnahmenwirkungen und Minderungspotenziale ...... 136 5.4.3.4 Maßnahmenfahrplan zur Erreichung der Klimaschutzziele ...... 139 5.5 Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation ...... 140

6 Umsetzung des Klimaschutzkonzepts ...... 146 6.1 Sofort-, Kurzfrist- und Mittelfristmaßnahmen ...... 146 6.2 Ranking der Maßnahmen ...... 149 6.3 Umsetzungs- und Finanzierungskonzept ...... 151 6.3.1 Installation eines Klimaschutzmanagers ...... 152 6.3.2 Gründung einer Energiegenossenschaft ...... 153 6.3.3 Kommunalkredite ...... 155 6.3.4 Energieeinspar-Contracting ...... 155 6.3.5 Klima-Sparbrief ...... 156 6.3.6 Förderprogramme ...... 156 6.4 Kommunikationskonzept ...... 160

6.5 Fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz...... 161 6.6 Regionale Wertschöpfung ...... 164 6.7 Klimaschutz-Leitbild der Stadt Ottweiler ...... 167

7 Zusammenfassung des Klimaschutzkonzepts ...... 169

Anhang I – Maßnahmenblätter zum Handlungsfeld Mobilität ...... 179

Anhang II – Begehungsprotokolle ...... 195

Anhang III – Sonstige Tabellen und Abbildungen ...... 279

Anhang IV – Zitate ...... 289

Anhang V – Fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz ...... 290

VIII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 2-1: Teilbereiche der energie- und ressourcenorientierten Bestandsanalyse ...... 3 Abbildung 2-2: Handlungsfelder des Klimaschutzkonzeptsund deren Teilbereiche ...... 4 Abbildung 2-3: Struktur der vorliegenden Arbeit ...... 5 Abbildung 3-1: Kartenausschnitt aus Google Maps ...... 6 Abbildung 3-2: Flächennutzung der Stadt Ottweiler ...... 7 Abbildung 3-3: Entwicklung der Einwohnerzahlen in Ottweiler von 1990 bis 2050 ...... 9 Abbildung 4-1: Entwicklung der installierten Leistung der Fotovoltaikanlagen in Ottweiler bis 2010 ...... 10 Abbildung 4-2: Jahresenergieerträge der erneuerbaren Energien in Ottweiler 2010 ...... 12 Abbildung 4-3: Tarifabhängige Aufteilung des Strombezugs von 2003-2009 ...... 13 Abbildung 4-4: Sektorielle Unterteilung des Strombezugs 2009 ...... 14 Abbildung 4-5: Sektorielle Unterteilung des Gasbezugs 2009 ...... 14 Abbildung 4-6: Sektorielle Unterteilung des Ölbezugs 2009 ...... 15 Abbildung 4-7: Wärmekataster von Ottweiler ...... 19 Abbildung 4-8: Wärmeraster von Ottweiler ...... 19 Abbildung 4-9: Entwicklung des Trinkwasserverbrauchs in Ottweiler ...... 21 Abbildung 4-10: Anteil der unterschiedlichen Lampentypen an der Straßenbeleuchtung ...... 22 Abbildung 4-11: Aufteilung des Energieverbrauchs der kommunalen Liegenschaften ...... 23 Abbildung 4-12: Aufteilung der Energiekosten der kommunalen Liegenschaften ...... 23 Abbildung 4-13: Schulplatzangebot ...... 29 Abbildung 4-14: Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs ...... 30 Abbildung 4-15: Medizinische Grundversorgung ...... 31 Abbildung 4-16: Vergleich der Pkw-Bestandsentwicklung in Prozent ...... 32 Abbildung 4-17: Verkehrsmittelwahl der Ottweiler Bevölkerung ...... 33 Abbildung 4-18: Liniennetzplan der NVG in Ottweiler ...... 38 Abbildung 4-19: Zentrale Haltestellen in Ottweiler (Quelle: saarfahrplan.de) ...... 38 Abbildung 4-20: Bedienung und Erschließung der Stadtteile im ÖPNV ...... 40 Abbildung 4-21: Fahrleistung des Leichtverkehrs nach klassifizierten Straßen ...... 44

IX Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-22: Fahrleistung des Schwerverkehrs nach klassifizierten Straßen...... 44 Abbildung 4-23: Entwicklung der Fahrleistung im Kfz-Verkehr nach Fahrzeuggruppen ...... 45 Abbildung 4-24: Entwicklung der Fahrleistung im Kfz-Verkehr nach Straßenklassen ...... 46

Abbildung 4-25: Entwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler nach Emittenten [t CO2/a] ...... 49 Abbildung 4-26: Prozentanteile der einzelnen Emittenten am Gesamtausstoß

von CO2 ...... 49

Abbildung 4-27: Prozentanteil der B41 am CO2-Gesamtausstoß des klassifizierten Netzes ...... 50

Abbildung 4-28: Entwicklung der verkehrsbedingten CO2-Bilanz im Stadtgebiet Ottweiler [t CO2/a] ...... 52 Abbildung 4-29: Endenergieverbrauch nach Sektoren bzw. Fahrleistung 1990 und heute ...... 53

Abbildung 4-30: CO2-Emissionen in den unterschiedlichen Sektoren 1990 und heute ...... 55

Abbildung 4-31: CO2-Emissionen von 1990 bis 2050 ...... 55 Abbildung 5-1: Maximale Flächenpotenziale ...... 63 Abbildung 5-2: Verschnitt der Potenzialflächen mit der Windpotenzialstudie des Saarlandes 2011 ...... 64 Abbildung 5-3: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Windenergienutzung ...... 66 Abbildung 5-4: Maßnahmenblatt zum Bau einer Kleinstwasserkraftanlage ...... 68 Abbildung 5-5: Fotovoltaik-Potenzialfläche Deponie Raber ...... 72 Abbildung 5-6: Potenzieller Standort einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage auf stadteigenen Flächen ...... 77 Abbildung 5-7: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Fotovoltaik- Freiflächenanlage ...... 78 Abbildung 5-8: Geothermiekarte, Leitfaden Erdwärmenutzung, MfU, 2008 ...... 80 Abbildung 5-9: Unterteilung des Waldes nach Besitzarten ...... 81 Abbildung 5-10: Unterteilung der landwirtschaftlichen Flächen in Acker- und Grünland...... 81 Abbildung 5-11: Kategorisierung der Biomasse...... 82 Abbildung 5-12: Gewerbebereiche mit organischen Reststoffen ...... 83 Abbildung 5-13: Verteilung des Waldeigentums in Ottweiler ...... 85 Abbildung 5-14: Baumartenverteilung in Ottweiler ...... 86 Abbildung 5-15: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Biogasanlage in Fürth ...... 96 X Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 5-16: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Biogasanlage in Mainzweiler ...... 97 Abbildung 5-17: Wärmebereitstellungskosten der Nahwärmenetzvarianten ...... 104 Abbildung 5-18: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Fürth ...... 106 Abbildung 5-19: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Lautenbach ...... 107 Abbildung 5-20: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler ...... 108 Abbildung 5-21: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme am Lehbesch ...... 109 Abbildung 5-22: Maßnahmenblatt zur Sanierung der Straßenbeleuchtung – Variante 1 ...... 111 Abbildung 5-23: Maßnahmenblatt zur Sanierung der Straßenbeleuchtung – Variante 2 ...... 112 Abbildung 5-24: Maßnahmenblatt zur Implementierung eines Energiemanagementsystems ...... 116 Abbildung 5-25: Maßnahmenblatt zur Schulung der kommunalen Mitarbeiter ...... 117 Abbildung 5-26: Maßnahmenblatt zur Einführung eines Verbesserungsvorschlagswesens ...... 118

Abbildung 5-27: Trendentwicklung der CO2-Emissionen im Zeitstrahl 1990 – 2010 – 2050 ...... 122

Abbildung 5-28: Trend- und Zielwerte der CO2-Emissionen pro Einwohner zwischen 1990 und 2050 ...... 123

Abbildung 5-29: Maßnahmenrelevante CO2-Emissionen des Straßenverkehrs von 1990 bis 2050 ...... 124 Abbildung 5-30: Maßnahmenkreis für den Entwicklungssektor Mobilität und Verkehr ...... 129 Abbildung 5-31: Minderungspotenzial im Maßnahmenszenario für Mobilität und Verkehr ...... 138 Abbildung 5-32:Maßnahmenfahrplan zum Maßnahmenszenario für Mobilität und Verkehr ...... 139 Abbildung 5-33: Maßnahmenblatt zum effizienten Umgang mit Holz ...... 144 Abbildung 5-34: Maßnahmenblatt zur Einführung eines Infobriefs/Newsletters für Bürger ...... 145

Abbildung 6-1:Mögliche CO2-Einsparungen der Maßnahmen nach Handlungsfeldern ...... 148 Abbildung 6-2: Maßnahmenblatt zur Installation eines Klimaschutzmanagers ...... 158 Abbildung 6-3: Maßnahmenblatt zur Gründung einer Energiegenossenschaft ...... 159

Abbildung 6-4: Zieltrendentwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler bis 2050 ..... 162

Abbildung 6-5: Vergleich der Ziel- und autonomen Trendentwicklung der CO2-

XI Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Emissionen ...... 162 Abbildung 6-6: Tatsächliche sowie (autonome und Ziel-)Trendentwicklung der

CO2-Emissionen ...... 164 Abbildung 6-7: Mögliche Vorteile einer kommunalen Verwaltung durch Investitionen in EE ...... 165 Abbildung 6-8: Investitionssummen in erneuerbare Energien bis 2020 ...... 166 Abbildung 6-9: Entwicklung der Nettobeschäftigungseffekte im Zieltrend (mit Maßnahmen) und im autonomen Trend ...... 167

Abbildung 7-1: CO2-Emissionen von 1990 bis 2050 ...... 169 Abbildung 7-2: Entwicklung der Nettobeschäftigungseffekte bis 2050 ...... 173 Abbildung 7-3: Maßnahmenplan ...... 176

Abbildung 7-4: Zieltrendentwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler bis 2050 ..... 178 Abbildung 7-5: Maßnahmenblatt „Mobilitätszentrum am ‚Neuen Bahnhof„“ ...... 180 Abbildung 7-6: Maßnahmenblatt „Verkehrsinfrastruktur ‚Null-Emission„“ ...... 182 Abbildung 7-7: Maßnahmenblatt „Verkehrsinfrastruktur motorisiert“ ...... 183 Abbildung 7-8: Maßnahmenblatt „Versorgung“ ...... 184 Abbildung 7-9: Maßnahmenblatt „ÖPNV & CarSharing” ...... 186 Abbildung 7-10: Maßnahmenblatt „Verkehrsorganisation“ ...... 188 Abbildung 7-11: Maßnahmenblatt „Kommunikation“ ...... 189 Abbildung 7-12: Maßnahmenblatt „Information und Aktionen“ ...... 191 Abbildung 7-13: Maßnahmenblatt „Technik“ ...... 192 Abbildung 7-14: Maßnahmenblatt „Mensch“ ...... 194 Abbildung 7-15: Potenzialflächen für Fotovoltaik auf Konversionsflächen nördlich von Mainzweiler ...... 285 Abbildung 7-16: Stadteigene Potenzialflächen auf Acker- und Grünlandflächen – Ausschnitt 1 ...... 286 Abbildung 7-17: Stadteigene Potenzialflächen auf Acker- und Grünlandflächen – Ausschnitt 2 ...... 286 Abbildung 7-18: Nutzungsansatz pro ha und Jahr für verschiedene Baumarten ..... 287

Abbildung 7-19: Energie- und CO2-Bilanz (autonomer Trend) ...... 291

Abbildung 7-20: Energie- und CO2-Bilanz (Zieltrend) ...... 293 Abbildung 7-21: Beispiel: Eingabe der Daten zur Nahwärmeversorgung in die

fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz ...... 294

XII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3-1: Einwohnerzahlen der Stadt Ottweiler in 1990 und 2010 ...... 8 Tabelle 4-1: Heizwärmebedarfe von Wohngebäuden in Deutschland nach Baualtersklassen in MWh/a ...... 16 Tabelle 4-2: Warmwasser- und Heizwärmebedarf nach Stadtteilen ...... 17 Tabelle 4-3: Wärmebedarf der Stadtteile der Stadt Ottweiler in kWh/a ...... 18

Tabelle 4-4: Auflistung der CO2-Emissionsfaktoren ...... 54 Tabelle 4-5: Nettobeschäftigungseffekte durch EE in 2010 ...... 58 Tabelle 5-1: Bewertungsbeispiel eines Maßnahmenblatts ...... 61 Tabelle 5-2: Fotovoltaik-Dachflächen ...... 70 Tabelle 5-3: Mindestabstände für Freiflächen-Fotovoltaikanlagen ...... 71 Tabelle 5-4: Beschreibung der Potenzialflächen auf Konversionsflächen ...... 73 Tabelle 5-5: Solare Energiepotenziale ...... 76 Tabelle 5-6: Ansätze der verschiedenen Nutzungsarten bei 50-%-iger Privatwaldmobilisierung ...... 87 Tabelle 5-7: Berechnung des Energieholzpotenzials in Energieeinheiten bei 50- %-iger Privatwaldmobilisierung ...... 87 Tabelle 5-8: Berechnung der „freien“ Energieholzpotenziale aus dem Ottweiler Wald ...... 88 Tabelle 5-9: Zahlen zum Viehbestand in Ottweiler ...... 89 Tabelle 5-10: Raufutterbedarf des Viehbestandes ...... 90 Tabelle 5-11: Belegung der Ackerflächen durch Energiepflanzen ...... 90 Tabelle 5-12: Biomassepotenziale aufgrund erhobener Daten von landwirtschaftlichen Betrieben ...... 91 Tabelle 5-13: Parameter zur Potenzialberechnung für Bioabfälle ...... 92 Tabelle 5-14: Kennzahlen zur Potenzialbestimmung aus gras- und holzartigem Grünschnitt ...... 93 Tabelle 5-15: Zusammenfassung der Biomassepotenziale ...... 95 Tabelle 5-16: Wärmebedarf der Nahwärmenetzvarianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler ...... 99 Tabelle 5-17: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Fürth ...... 100 Tabelle 5-18: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Lautenbach ...... 100 Tabelle 5-19: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Mainzweiler ...... 101 Tabelle 5-20: Anzahl der Hausanschlüsse der drei Varianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler ...... 102

XIII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 5-21: Trassenlänge der drei Varianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler ...... 102 Tabelle 5-22: Liniendichten der Nahwärmenetzvarianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler ...... 103 Tabelle 5-23: Ranking der Nahwärmenetzfavoriten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler ...... 104 Tabelle 5-24: Berechnungsannahmen für die Trendentwicklung ...... 121 Tabelle 6-1: Einteilung der Maßnahmen in Sofort-, Kurz-, und Langfristmaßnahmen ...... 146 Tabelle 6-2: Ranking der Maßnahmen ...... 150 Tabelle 6-3: Nettobeschäftigungseffekte der Stromerzeugung verschiedener EE bis ins Jahr 2050 ...... 166

Tabelle 7-1: Informationen zur Energie- und CO2-Bilanzierung ...... 170 Tabelle 7-2: Maßnahmen im Handlungsfeld Erneuerbare Energien ...... 172 Tabelle 7-3: Maßnahmen im Handlungsfeld Energieeffizienz...... 173 Tabelle 7-4: Maßnahmen im Handlungsfeld Mobilität ...... 175 Tabelle 7-5: Maßnahmen im Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit und Querschnittsmaßnahmen ...... 176 Tabelle 7-6: Bewertungsschlüssel zur Bewertung der Maßnahmenblätter ...... 279 Tabelle 7-7: Absolute Ausschlusskriterien der Windkraftnutzung ...... 280 Tabelle 7-8: Relative Ausschlusskriterien der Windkraftnutzung ...... 281 Tabelle 7-9: Beschreibung der Potenzialflächen ...... 282 Tabelle 7-10: Mögliche Belegung der potenziellen Standorte für Windkraftanlagen ...... 284 Tabelle 7-11: Beschreibung der stadteigenen Potenzialflächen auf Acker- und Grünland...... 286 Tabelle 7-12: Anteile der Sortimente Energieholz, Industrieholz und Stammholz in den Nutzungsarten ...... 288 Tabelle 7-13: Kennzahlen zur Potenzialbestimmung aus tierischen Nebenprodukten ...... 288

XIV Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abkürzungsverzeichnis

% ´ ...... Prozent € ´ ...... Euro § ´ ...... Paragraph a ´ ...... Jahr A ´ ...... Autobahn ADAC ...... Allgemeiner Deutscher Automobilclub AG ...... Aktiengesellschaft ATKIS ...... Amtliches Topographisch-Kartographisches Informationssystem B ´ ...... Bundesstraße BAFA ...... Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr BauGB ...... Baugesetzbuch BauNVO ...... Baunutzungsverordnung BGF ...... Bruttogrundfläche BHKW ...... Blockheizkraftwerk BM ...... Bürgermeister BMU ...... Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit BMVBS ...... Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Bsp...... Beispiel bspw...... beispielsweise BUA ...... Bau- und Umweltausschuss bzw...... beziehungsweise

CH4 ...... Methan cm ...... Zentimeter Co...... Compagnie

CO2 ...... Kohlendioxid ct ´ ...... Cent d ´ ...... Tag

XV Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

d.h...... das heißt DB ...... Deutsche Bahn DGS ...... Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DiBt ...... Deutsches Institut für Bautechnik Difu ...... Deutsches Institut für Ubanistik DIN ...... Deutsches Institut für Normen DTV ...... Durchschnittliche Tagesverkehrsstärke DV ...... Durchgangsverkehr e.G...... eingetragene Genossenschaft e.V...... eingetragener Verein EE ...... Erneuerbare Energien EEG ...... Erneuerbare-Energien-Gesetz Efm ...... Erntefestmeter EMAS ...... Eco-Management and Audit Scheme EnEff ...... Energieeffizienz EnEV ...... Energieeinsparverordnung et al...... und andere etc...... et cetera EU ...... Europäische Union EVG ...... elektronisches Vorschaltgerät EVS ...... Entsorgungsverband Saar EVU ...... Energieversorgungsunternehmen EW ...... Einwohner exkl...... exklusive Fa...... Firma ff. ´ ...... folgende FFH ...... Flora-Fauna-Habitat FNR ...... Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe FStrG ...... Fernstraßengesetz

XVI Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

g ´ ...... Gramm GE ...... Gestaltung ggf...... gegebenenfalls gGmbH ...... gemeinnützige GmbH GJ ...... Gigajoule GmbH ...... Gesellschaft mit beschränkter Haftung GPS ...... Ganzpflanzensilage GVFG ...... Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz GWh ...... Gigawattstunden ha ...... Hektar HBEFA...... Handbook Emission Factors for Road Transport HHS ...... Holzhackschnitzel HQL ...... Quecksilberdampflampe Hrsg...... Herausgeber HWK ...... Handwerkskammer i.d.R...... in der Regel i.R.d...... im Rahmen der/des i.w.S...... im weiteren Sinne IEKP ...... Intergriertes Energie- und Klimaprogramm IHK ...... Indsutrie- und Handelskammer inkl...... inklusive ISO ...... International Organization fpr Standardization IWU ...... Institut für Wohnen und Umwelt K ´ ...... Kelvin k.A...... keine Angabe Kap...... Kapitel KfW ...... Kreditanstalt für Wiederaufbau Kfz ...... Kraftfahrzeug KG ...... Kommanditgesellschaft

XVII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

KiTa ...... Kindertagesstätte klass...... klassifiziert km ...... Kilometer km2 ...... Quadratkilometer KSI ...... Klimaschutzinitiative KUF ...... Kurzumtriebsfläche kV ...... Kilovolt KVG ...... konventionelles Vorschaltgerät kW ...... Kilowatt kWel ...... Kilowatt elektrisch kWh ...... Kilowattstunde KWK ...... Kraft-Wärme-Kopplung KWKG ...... Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz kWth ...... Kilowatt thermisch l ´ ...... Liter L ´ ...... Landstraße LAL ...... Landesamt für Agrarwirtschaft und Landentwicklung LED ...... Light Emitting Diode LEP ...... Landesentwicklungsplan LfS ...... Landesbetrieb für Straßenbau LJZ ...... laufender jährlicher Zuwachs LKVK ...... Landesamt für Kataster-, Vermessungs- und Kartenwesen LSG ...... Landschaftsschutzgebiet m ´ ...... Meter m² ´ ...... Quadratmeter m³ ´ ...... Kubikmeter MAP ...... Marktanreizprogramm max...... maximal mbH ...... mit beschränkter Haftung

XVIII Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

MfU ...... Ministerium für Umwelt Mg ...... Megagramm MiD ...... Mobilität in Deutschland mind...... mindestens Mio...... Millionen MIV ...... motorisierter Individualverkehr mm ...... Millimeter MUEV ...... Ministerium für Umwelt, Energie- und Verkehr MW ...... Megawatt, Megawatt MWh ...... Megawattstunde

MWP ...... Megawatt-Peak NaWaRo ...... Nachwachsende Rohstoffe NRW ...... Nordrhein-Westfalen NVG ...... Neunkircher Verkehrs-AG ÖA ...... Öffentlichkeitsarbeit OBG ...... Ottweiler Baugesellschaft ÖPNV ...... Öffentlicher Personennahverkehr oTS ...... organische Trockensubstanz OZ ...... Ottweiler Zeitung P+M ...... Park + Meet Per...... Person Pkw ...... Personenkraftwagen PV ...... Fotovoltaik Q ´ ...... Querschnittsmaßnahmen QZV ...... Quell- und Zielverkehr RB ...... Regionalbahn rd...... rund RE ...... Regionalexpress s.´ ...... siehe

XIX Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

S.´ ...... Seite s.o...... siehe oben SFL ...... Saarforst Landesbetrieb SL ...... Saarland sog...... sogenannte SON-H ...... Hochdruck-Natriumdampflampe StaLa ...... Statistisches Landesamt SZ ...... Saarbrücker Zeitung t ´ ...... Tonne TA ...... Technische Anleitung TEw ...... Tausend Einwohner THG ...... Treibhausgas TS ...... Trockensubstanz TU ...... Technische Universität TV ...... Turnverein u. a...... unter anderem u.ä...... und ähnliche UBA ...... Umweltbundesamt v.a...... vor allem VCD ...... Verkehrsclub Deutschland vgl...... vergleiche VGS ...... Verkehrsgemeinschaft Saar VL ...... Verlagerung VM ...... Vermeidung W ´ ...... Watt WEA ...... Windenergieanlage WLG ...... Wärmeleitfähigkeitsgruppe WVO ...... Wasserversorgung Ostsaar z. Z...... zur Zeit

XX Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

z.B...... zum Beispiel ZOB ...... Zentraler Omnibusbahnhof

XXI

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

1 Einleitung und Aufgabenstellung

Der Klimaschutz ist eine unserer größten Herausforderungen für die Zukunft. Den Kommunen kommt dabei eine herausragende Rolle zu, heißt es in der politischen Erklä- rung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) zur Konferenz „Perspektiven des kommunalen Klimaschutzes“ im Jahr 2008, die mit den Worten „Global denken, lokal handeln“ überschrieben ist. Zuvor hatte die Bundesregie- rung mit dem Beschluss des Maßnahmenpakets des „Integrierten Energie- und Klima- programms“ (IEKP 2007) eine Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 festgelegt. Die klimapolitischen Ziele können jedoch ohne das Engagement der Kommune, der Unternehmen vor Ort und einzelner Bürgerinnen und Bürger nicht umgesetzt werden, heißt es in der Erklärung zur Konferenz „Perspektiven des kommunalen Klimaschutzes“ des BMU. Das Deutsche Institut für Urbanistik1 begründet dies damit, dass in den Kommunen auf- grund der räumlichen Konzentration, der komplexen Strukturen und der unterschiedli- chen Nutzungen (Wohnen, Gewerbe und Industrie, Verkehr, Freizeit) ein großer Teil der klimarelevanten Emissionen entsteht. Die Kommunen sind daher bei der Umsetzung der internationalen und nationalen Klimaschutzziele in besonderem Maße gefragt. Über Anreizprogramme, Planungsverfahren, Ordnungen und Satzungen, als Dienstleistungs- und Beratungsanbieter und in ihrer Vorbildfunktion für Unternehmen und die Gesell- schaft können die Kommunen den Klimaschutz eigenständig befördern2. Sie stehen darüber hinaus in der Pflicht, die Aufgaben der Daseinsvorsorge zu erfüllen und künftigen Generationen einen kostengünstigen Zugang zu allen lebenswichtigen Dienstleistungen und Gütern zu ermöglichen. Dies umfasst u.a. die Grundversorgung mit Energie, die Wasserversorgung, die Entsorgung von Abfall und Abwasser sowie den ÖPNV. Durch Maßnahmen im Bereich der Energieeffizienz sowie im Bereich der Ener- gieeinsparung und durch die Förderung und Vermarktung der erneuerbaren Energien können Kosten nachhaltig eingespart und zusätzliche Einnahmen (z.B. durch die Ge- werbesteuer und Pachteinnahmen) erwirtschaftet und somit der desolaten Haushaltsla- ge in den Kommunen entgegengewirkt werden. Um das Engagement der Kommunen zielgenau zu unterstützen, fördert das Bundes- umweltministerium seit Beginn des Jahres 2008 im Rahmen der integrierten Klima- schutzinitiative die Kommunen bei ihren Bemühungen zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele. Mittlerweile engagieren sich deutschlandweit etwa 2.000 Kommunen

1 Deutsches Institut für Urbanistik (2011): Klimaschutz in Kommunen, Praxisleitfaden, Hrsg. Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), Berlin

2 Arge Integriertes Klimaschutzkonzept für die Landeshauptstadt Potsdam: Maßnahmenkatalog 2010

1 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler innerhalb der Klimaschutzinitiative des BMU. Im Saarland verfolgen derzeit 25 Kommu- nen und Städte die Entwicklung einer integrierten Klimaschutzstrategie bzw. eines in- tegrierten Teilkonzepts. Mit dem Zuwendungsbescheid vom 15.12.2009 wird auch in der Stadt Ottweiler im Rahmen der Klimaschutzinitiative die Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzep- tes mit Null-Emissionsstrategie und eines Teilkonzeptes zur „Planung der Nutzung von Wärme aus KWK-Anlagen sowie von industrieller Abwärme“ mit einem Zuschuss von 80 % aus Bundesmitteln gefördert. Die Stadt Ottweiler hat dazu im Oktober 2010 die IZES gGmbH in Saarbrücken in Zusammenarbeit mit der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH und dem Planungsbüro ATP Axel Thös PLANUNG mit der Erstellung des Klima- schutzkonzepts sowie des Teilkonzeptes beauftragt. Bereits seit vielen Jahren hat der Klima- und Umweltschutz in Ottweiler eine wichtige Bedeutung. Bei der Förderung erneuerbarer Energien hat die Stadt Ottweiler dabei zu- letzt einen Schwerpunkt auf die Nutzung der Sonnenenergie gelegt, und durch ein För- derprogramm zum Ausbau der Solarenergie bereits mehr als 150 Fotovoltaikanlagen mit einem Zuschuss von insgesamt 150.000 € gefördert. Daneben wurden bereits zwei Windparks mit insgesamt fünf Windkraftanlagen im Ortsteil Fürth realisiert. Auch im Be- reich der Energieeffizienz (Effizienzmaßnahmen bei der Straßenbeleuchtung, Ver- brauchswerterfassung in städtischen Liegenschaften) und im Mobilitäts- und Verkehrs- sektor (Radverkehrskonzept, Gutachten zur Verkehrsentwicklung, Etablierung einer innerstädtischen Buslinie) ist die Stadt Ottweiler in den vergangenen Jahren aktiv ge- wesen. 2008 wurde zudem ein ökologisches Leitbild erarbeitet, das sich intensiv mit den verschiedenen Fragen des Klimaschutzes auseinandersetzt. Die Entwicklung und Umsetzung eines nachhaltigen Energiekonzepts erfordert neben bereits erfolgreich initiierten Einzelmaßnahmen ein integratives Handlungskonzept zur Bündelung der bisherigen Klimaschutzaktivitäten und zur Entwicklung von weiteren Maßnahmen. Mit der Entwicklung eines integrierten Klimaschutzkonzepts entsteht in der Stadt Ottweiler ein Umsetzungsfahrplan auf dem Weg zur Null-Emissionskommune. Im Vordergrund des Klimaschutzkonzepts stehen der Ausbau der erneuerbaren Ener- gien, Möglichkeiten der Energieeinsparung und –effizienz, der Bereich Verkehr und Mobilität sowie die Partizipation der Öffentlichkeit. Die Möglichkeiten zum Ausbau von Nahwärmeverbünden wurden durch die Entwicklung des integrierten Teilkonzepts ge- sondert betrachtet und ebenfalls in das Klimaschutzkonzept der Stadt Ottweiler integ- riert.

2 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

2 Struktur und Aufbau der Arbeit

Der vorliegende Bericht dokumentiert die Arbeiten und Ergebnisse des integrierten Kli- maschutzkonzepts und des integrierten Teilkonzepts der Stadt Ottweiler. Der Aufbau des Berichts (s. Abbildung 2-3) orientiert sich dabei an dem Angebot der IZES gGmbH und ihrer Projektpartner Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH und ATP Axel Thös PLA- NUNG zur Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts mit Nullemissionsstrategie und eines Teilkonzepts zur Nutzung von Wärme aus KWK-Anlagen und industrieller Abwärme für die Stadt Ottweiler vom 03.03.2010. Der Bericht beginnt mit einer Vorstellung des Untersuchungsgebietes (Kapitel 3). Sie umfasst die Beschreibung des administrativen, räumlichen sowie demographischen Rahmens der Stadt Ottweiler sowie ihrer vier Ortsteile Mainzweiler, Fürth, Lautenbach und Steinbach. Dabei werden neben der derzeitigen Situation auch künftige Entwick- lungen beschrieben, wie der Rückgang der Bevölkerung aufgrund des demographi- schen Wandels. Kapitel 4 umfasst die energie- und ressourcenorientierte Bestandsanalyse der Stadt Ottweiler. Wie in Abbildung 2-1 dargestellt, werden dabei alle Aufgabenbereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge untersucht. Diese reichen von der Strom- und Wärmever- sorgung über die Abfall- und Abwasserentsorgung bis hin zum Verkehrsangebot in den einzelnen Ortsteilen.

Abbildung 2-1: Teilbereiche der energie- und ressourcenorientierten Bestandsanalyse

Ein Hauptaugenmerk der Bestandsanalyse liegt dabei auf der Untersuchung der kom- munalen Liegenschaften. Die Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH untersucht dazu in der Stadt Ottweiler insgesamt 35 kommunale Liegenschaften hinsichtlich energetischer Schwachstellen und Handlungspotenzialen. Dazu werden zunächst alle relevanten Ge- 3 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler bäudedaten, soweit vorhanden, vom Bauamt und Liegenschaftsamt der Stadt Ottweiler zusammengetragen. Hierbei werden sowohl Bauunterlagen (z.B. Pläne des Gebäudes, Unterlagen über Sanierungen und Energieausweise) als auch Energieverbrauchsab- rechnungen von drei Kalenderjahren zusammengestellt. In einem weiteren Schritt wer- den alle Gebäude der Stadt durch die Berater gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadt vor Ort untersucht. Hierbei werden alle energetisch relevanten Bauteile betrachtet und auf offensichtliche Schwachstellen kontrolliert sowie die vorhandene Anlagen- bzw. Heiz- technik. Im Anschluss daran wird zu jedem untersuchten Gebäude ein Begehungspro- tokoll inklusive Handlungsempfehlungen erstellt (siehe Anhang II). Ein weiterer Schwerpunkt des Klimaschutzkonzepts der Stadt Ottweiler ist die Nutzung der Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie die Nutzung von (industrieller) Abwärme (vgl. Antrag zum integrierten Teilkonzept). In diesem Zusammenhang wird ein Wärmekataster für die Stadt Ottweiler erstellt (Kapitel 4.4). Dadurch können vorhande- ne Wärmesenken und Wärmequellen lokalisiert werden. Darauf aufbauend entsteht in Kapitel 5.1.6 ein Konzept zur (Nah-)Wärmeversorgung. Die Ergebnisse der energie- und ressourcenorientierten Bestandsanalyse werden am

Ende des Kapitels 4 in Form einer aktuellen Energie- und CO2-Bilanz sowie durch die Beschreibung der regionalen Wertschöpfung dargestellt. Aus den Ergebnissen der

Energie- und CO2-Bilanzierung kann der Handlungsbedarf der Stadt Ottweiler abgeleitet werden. Kapitel 5 baut auf die Ergebnisse der energie- und ressourcenorientierten Bestandsana- lyse auf. Im Hinblick auf das Erreichen der Klimaschutzziele werden die im vorherigen Kapitel identifizierten Handlungsfelder potenzialtechnisch untersucht. Dabei werden folgende Bereiche betrachtet:

Abbildung 2-2: Handlungsfelder des Klimaschutzkonzeptsund deren Teilbereiche

Aufbauend auf den Potenzialanalysen werden im Gespräch mit der Stadt Ottweiler, in Expertenworkshops und in Gesprächen mit lokalen, aber auch überregionalen Akteuren (z.B. Förster, Landwirte, Industriebetriebe, Verkehrsplaner) sowie durch die Befragung

4 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler der Bürger und in Öffentlichkeitsveranstaltungen mögliche Projektideen für die Stadt Ottweiler entwickelt und diskutiert. Die Projektideen werden anschließend in Maßnah- menblättern am Ende jedes Teilkapitels (bzw. für den Bereich Mobilität im Anhang I) aufbereitet und einheitlich dargestellt. Der Aufbau dieses Kapitels ist auf den Seiten 59ff. näher beschrieben. In Kapitel 6.1 findet eine Bewertung und Gewichtung der Maßnahmen statt. Anschlie- ßend werden Handlungsempfehlungen zur Umsetzung und Finanzierung des Klima- schutzkonzepts gegeben. Zur Kontrolle und Überwachung der Maßnahmenumsetzung erhält die Stadt darüber hinaus ein Instrument zur fortschreibbaren Energie- und CO2- Bilanzierung. Die gesamten Inhalte des Berichts werden in Kapitel 7 abschließend zu- sammengefasst.

Abbildung 2-3: Struktur der vorliegenden Arbeit

5 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3 Untersuchungsraum

3.1 Administrative Einheit

Die einstige Kreisstadt Ottweiler hält nach wie vor den Sitz der Kreisverwaltung, wäh- rend jedoch nach der Auflösung des Landkreises Ottweiler im Jahre 1974 die Aufgaben an den neu zugeordneten Landkreis Neunkirchen abgegeben wurden. Seit Inkrafttreten dieser Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland 1974 zählen die Gemeinde Mainz- weiler und die sich in der Region Ostertal befindlichen drei Gemeinden Fürth, Lauten- bach und Steinbach als Stadtteile zur Stadt Ottweiler.

3.2 Räumliche Beschreibung

Die Stadt Ottweiler befindet sich im östlichen Teil des Saarlandes zwischen Neunkir- chen und , in unmittelbarer Nähe zur rheinland-pfälzischen Grenze. Ott- weiler liegt im kleinsten saarländischen Landkreis Neunkirchen, welcher von dem Land- kreis Sankt Wendel im Norden, dem Saarpfalz-Kreis im Süd-Osten, dem Regionalver- band Saarbrücken im Süden, dem Landkreis Saarlouis im Westen und im östlich an- grenzenden Bundesland Rheinland- Pfalz durch den Landkreis umschlossen wird. Direkt umgeben wird die Kleinstadt von den kreiseigenen Bezirken Neunkirchen, und Illingen sowie von Sankt Wendel und Marpingen im nördlich gelegenen Sankt Wendler Landkreis als auch von der Stadt Bexbach im Saarpfalz-Kreis. Die Ver- bandsgemeinde Waldmohr schließt sich im Landkreis Kusel auf Seiten von Rheinland- Pfalz an.

Abbildung 3-1: Kartenausschnitt aus Google Maps

Ottweiler werden vier Ortsteile zugewiesen, die östlich des Stadtkerns gelegenen Ge- meinden Fürth, Lautenbach und Steinbach ebenso wie die westlich gelegene Gemeinde Mainzweiler. 6 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Naturräumlichen Betrachtungen nach ist die Stadt Ottweiler im Prims--Hügelland angesiedelt, wobei die Blies, ein ca. 100 km langer Nebenfluss der Saar, Ottweiler im Stadtkern von Norden in Richtung Süden durchfließt. In Richtung Osten geht das Hü- gelland in das Westpfälzer Bergland über. Dabei reicht die Höhenspanne im Prims- Blies-Hügelland von 278 m über NN bis 396 m und im Westpfälzer Bergland von 261 m über NN bis 518 m.3 In einer 257,5 m über NN platzierten Niederschlagsmessstation in Ottweiler wurde in dem Zeitraum von 2001 bis 2010 eine durchschnittliche Nieder- schlagsmenge von 882 mm pro Jahr gemessen.4 Ottweiler selbst erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 4.390 ha. Abbildung 3-2 zeigt die Flächennutzung nach den Daten des Landesamtes für Kataster-, Vermes- sungs- und Kartenwesen (LKVK) des Saarlandes.

0,4% 9,4% 0,1%

33,0% 57,1%

Bebauungen und Sonderflächen Verkehrsflächen Forstwirtschaft Landwirtschaft Gewässer

Abbildung 3-2: Flächennutzung der Stadt Ottweiler

Verkehrstechnischen Untersuchungen zufolge durchzieht die B41 Ottweiler und ver- netzt die jeweils rund 10 km entfernten Städte Neunkirchen und Sankt Wendel. Die B41 und die in Ottweiler beginnende B420 sind Zubringerstraßen zur A62, die als Übergang zwischen der A1 (Heiligenhafen/Ostsee – Saarbrücken) und der A6 (französische Staatsgrenze – tschechische Staatsgrenze), die Verbindung der Großregion Trier in Richtung Rhein-Neckar gewährleistet. An Neunkirchen vorbei führt die A8, die ebenfalls durch die B41 direkt von Ottweiler aus zu erreichen ist, die sich von der luxemburgi- schen bis hin zur österreichischen Grenze über die Bundesländer Saarland, Rheinland- Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern erstreckt. Neben der begünstigten Lage im Be-

3 Teilbereich-GEKO; Mainzweiler; Vorbericht, S. 3; Fürth, Lautenbach, Steinbach; Bericht, S. 3

4 http://www.saarland.de/39230.htm; Zugriff am 31.01.2011

7 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler zug auf den Straßenverkehr hat die Region durch die nahe gelegenen Flughäfen Saarb- rücken-Ensheim, Zweibrücken und Frankfurt/Hahn ebenfalls einen optimalen Anschluss zum Luftverkehr. Ottweiler liegt in direkter Anbindung an den Schienenverkehr, der die Strecke Saarbrücken – Frankfurt bedient.

3.3 Demographische Situation

Für das Saarland wird allgemein ein Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2030 von 13,8 % prognostiziert (Basisjahr 2008), einhergehend mit einem Rückgang der Privat- haushalte von 3 %.5 Nach Angaben des Statistischen Landesamtes geht man im Land- kreis Neunkirchen sogar von einem Bevölkerungsrückgang bis 2030 um ~ 16,45 % aus (Basisjahr 2009).6 Die Stadt Ottweiler hat aktuell insgesamt knapp 15.100 Einwohner, im Jahr 1990 waren es noch rund 600 Einwohner mehr, nämlich knapp 15.700. Dies bedeutet einen Rück- gang der Einwohnerzahl um ca. 3,8 %, wenn man die ganze Stadt betrachtet.7

Tabelle 3-1: Einwohnerzahlen der Stadt Ottweiler in 1990 und 2010

Flächenart 1990 2010

Fürth 1.575 1.548

Lautenbach 1.236 1.146

Mainzweiler 1.040 1.023

Ottweiler Mitte 10.262 9.964

Steinbach 1.600 1.433

∑ 15.713 15.114

Tabelle 3-1 zeigt auch, dass der Bevölkerungsrückgang in Steinbach (1990 bis 2010: - 10,4 %) und in Lautenbach (1990 bis 2010: -7,3 %) am stärksten ist. Bezugnehmend auf das Basisjahr 2010 prognostiziert das Statistische Landesamt für das Jahr 2020 einen Bevölkerungsrückgang in Höhe von 8,3 %, für 2030 um 15,7 % und bis 2050 soll die Bevölkerungszahl um 28 % zurückgehen. Bezogen auf das Jahr

5 Demografischer Wandel in Deutschland - Heft 1 - Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern, Ausgabe 2011

6 http://www.saarland.de/dokumente/thema_statistik/staa_Bev_Kreise.pdf, Zugriff am 25.05.2011

7 http://www.saarland.de/SID-3E724395-17A269B9/11679.htm; Zugriff am 25.05.2011

8 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

1990 würde dies einen Rückgang der Bevölkerung um mehr als 30 % bedeuten, wie Abbildung 3-3 zeigt.

20.000

15.713 15.114 15.000 13.860 12.741 10.882 10.000

5.000

0

1990 2010 2020 2030 2050 Abbildung 3-3: Entwicklung der Einwohnerzahlen in Ottweiler von 1990 bis 20508

Es ist zu erwarten, dass die Ortsteile, in denen die Bevölkerung in den letzten 20 Jah- ren den stärksten Rückgang zu verzeichnen hat, nämlich Steinbach und Lautenbach, am stärksten von den Folgen der genannten demografischen Entwicklung betroffen sein werden.

8 http://www.saarland.de/dokumente/thema_statistik/staa_Bev_Kreise.pdf; Zugriff am 25.05.2011

9 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4 Energie- und ressourcenorientierte Bestandsanalyse

Kapitel 4 beschreibt das aktuelle kommunale Energiesystem im Bereich Strom und Wärme (differenzierte Verbrauchsdaten, Gebäudebestand, Anlagenbestand, Kosten- strukturen) sowie die derzeitige Situation im Bereich der Mobilität (Nachfrage nach ÖPNV, Fahrzeugbestand, Fahrwegenetz, usw.). Die Ergebnisse der Bestandsanalyse werden am Ende des Kapitels in Form einer Energie- und CO2-Bilanz sowie als regio- nale Wertschöpfung dargestellt.

4.1 Erneuerbare Energien

Die Nutzung der erneuerbaren Energien hat in der Stadt Ottweiler einen großen Stel- lenwert. Vor allem der Ausbau der Sonnenenergie sowie der Windkraft wurde in den vergangenen Jahren durch die Stadt forciert. „Auf der Hardt“ in Ottweiler-Fürth wurden im Jahr 1999 zwei Windkraftanlagen von der Firma juwi errichtet. Die beiden Anlagen stehen auf einer Fläche von ca. 8 ha nordöst- lich von Fürth, an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz. Mit einer Leistung von jeweils 650 kW speisen die beiden Anlagen jährlich rund 1,8 Mio. kWh ins Mittelspannungsnetz ein. „Auf der Hub“ in Ottweiler-Fürth wurden im Jahr 2010 von der Firma juwi drei weitere Windkraftanlagen vom Typ Enercon E-82 auf einer Fläche von rund 19 ha errichtet. Die drei Anlagen haben eine Leistung von jeweils 2 MW und versorgen mit einem Jahres- energieertrag von ca. 10,2 Mio. kWh etwa 3.500 Haushalte mit Strom.

2,5 MW p.

2,0 MW p.

1,5 MW p.

1,0 MW p.

0,5 MW p.

0,0 MW p. 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Installierte Leistung

Abbildung 4-1: Entwicklung der installierten Leistung der Fotovoltaikanlagen in Ottweiler bis 2010

10 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Durch ein städtisches Förderprogramm zum Bau privater Fotovoltaikanlagen konnte die Stadt Ottweiler in den letzten Jahren den Ausbau der solaren Stromerzeugung deutlich erhöhen. Mit einem Zuschuss von etwa 150.000 € wurden insgesamt mehr als 150 An- lagen gefördert, sodass die Anzahl der bestehenden Fotovoltaikanlagen mittlerweile auf über 260 angestiegen ist. Ende 2010 beträgt die installierte Fotovoltaikleistung mehr als

2,2 MWP - dies entspricht einem Jahresertrag von rund 2,1 Mio. kWh. Damit rangiert die Stadt Ottweiler auf dem 6. Platz der Landeswertung des Saarlandes9. Abbildung 4-1 zeigt die Entwicklung der solaren Stromerzeugung anhand der installierten Leistungen. Die Stadt Ottweiler selbst verpachtet zudem seit 2004 mehrere größere Dachflächen zur Solardachnutzung an verschiedene Investoren. Darunter befinden sich die Mehr- zweckhalle in Steinbach, die Grundschule Neumünster, die Grundschule Fürth, der Kin- dergarten in Lautenbach, der Bauhof Ottweiler, die Turnhalle Lehbesch sowie die Turn- halle in Fürth. Im Bereich Solarthermie kann der derzeitige Ausbaustand aus dem Datenbestand des Marktanreizprogramms (MAP) für Solarthermische Anlagen des Bundesamtes für Wirt- schaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ermittelt werden. Über das Online-Portal Solarat- las.de konnte für die Stadt Ottweiler eine Kollektorfläche von 1.786 m² bestimmt werden (Stand: Mai 2011). Dies entspricht einer Jahreswärmemenge von etwa 0,7 Mio. kWh. Laut dem BAFA wurden von 2008 bis 2010 insgesamt 80 Solarkollektoren mit einer Kol- lektorfläche von 770 m² zugebaut. Im Bereich Geothermie besteht derzeit laut Lande- samt für Umwelt- und Arbeitsschutz ein Bestand an Geothermieanlagen mit einer jährli- chen Gesamtwärmeenergie von 0,3 Mio. kWh. Das BAFA fördert u. a. auch Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse (Holz). Dies um- fasst Kessel zur Verfeuerung von Holzpellets und Holzhackschnitzel, Holzpelletöfen mit Wassertasche und Kombinationskessel zur Verfeuerung von Holzpellets bzw. Holz- hackschnitzeln und Scheitholz. In Ottweiler wurden in den vergangenen zehn Jahren 56

Einzelanlagen mit einer Leistung von insgesamt 878 kWth durch das BAFA gefördert. Dies entspricht einer Jahreswärmeerzeugung von 1,8 Mio. kWh. In Ottweiler wurde außerdem zwischen 2006 und 2009 ein 380-kW-BHKW mit Palmöl betrieben, dass dann aber aus wirtschaftlichen Gründen außer Betrieb genommen wur- de. Die Anlage speiste jährlich rund 1 Mio. kWh ins Stromnetz ein. In Abbildung 4-2 sind die eingespeisten Energiemengen der unterschiedlichen erneuer- baren Energien zusammenfassend dargestellt.

9 http://solarbundesliag.de; Zugriff am 16.02.2011

11 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Elektrisch Windkraft Fotovoltaik Solarthermie Geothermie Thermisch Biomasse

0 Mio. kWh 5 Mio. kWh 10 Mio. kWh 15 Mio. kWh Abbildung 4-2: Jahresenergieerträge der erneuerbaren Energien in Ottweiler 2010

4.2 Fossile Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)

Im Ortsteil Fürth wird seit dem Jahr 2005 ein Dachs-BHKW der Firma SenerTec mit ei- ner elektrischen Leistung von 5,3 kW und einer thermischen Leistung von 10,5 kW be- trieben. Der Stromertrag beläuft sich im jährlichen Mittel auf etwa 8.300 KWh. Damit hat das BHKW eine Volllaststundenzahl von 1.600 h. Nach Angaben des Anlagenbesitzers sollte das BHKW ursprünglich mit Rapsöl betrieben und nach EEG vergütet werden. Daher wurde es kurze Zeit als EEG-Anlage gelistet. Infolge technischer Probleme wird das BHKW seit 2009 nun dauerhaft mit Heizöl befeuert und nach dem KWKG vergütet.

4.3 Bezug von Strom, Gas und Öl

Der Strombezug in Ottweiler liegt derzeit jährlich bei etwa 42,6 Mio. kWh10. Aus den Angaben der Konzessionsabgabe der Stadt Ottweiler lassen sich zwei Drittel des Strombezugs den Tarifkunden (Haushalte, städtische Einrichtungen, landwirtschaftliche Betriebe und Kleingewerbe) und ungefähr 30 % den Sondervertragskunden (Industrie- und Gewerbe sowie größere städtischen Einrichtungen) zuordnen (vgl. Abbildung 4-3). Der Anteil der Straßenbeleuchtung beläuft sich auf etwas weniger als 1,5 % des Strom- bezugs der Stadt Ottweiler.

10 Angaben aus der Konzessionsabgabe 2009 der Stadt Ottweiler

12 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

50 Mio. kWh

40 Mio. kWh

30 Mio. kWh

20 Mio. kWh

10 Mio. kWh

0 Mio. kWh 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Tarifkunden Sondervertragskunden Straßenbeleuchtung

Abbildung 4-3: Tarifabhängige Aufteilung des Strombezugs von 2003-2009

In den vergangenen fünf Jahren konnte der Strombezug insgesamt um 3 % gesenkt werden. Dies ist v. a. den Energieeinsparmaßnahmen im Bereich der Straßenbeleuch- tung (annähernd 20 % seit 2003) sowie der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 geschuldet, die bei den Industrie- und Gewerbekunden zu einem Rückgang des Strombezugs von fast 20 % im Vergleich zu 2008 führte. Der Strombezug der kommunalen Liegenschaften beläuft sich 2009 auf insgesamt 0,6 Mio. kWh. Das Rathaus in Ottweiler sowie das Ludwig-Jahn-Bad werden aufgrund ihres höheren Strombezugs als Sondervertragskunden abgerechnet, die übrigen kom- munalen Liegenschaften werden als Tarifkunden bilanziert. Bei einer Aufteilung der Strommengen auf die Sektoren „private Haushalte“, „kommunale Einrichtungen“ und „Industrie und Gewerbe“ ergibt sich die in Abbildung 4-4 dargestellte Verteilung der Jah- resenergiemengen.

13 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

30 Mio. kWh Tarifkunden Sondervertragskunden Straßenbeleuchtung 20 Mio. kWh

12,7

10 Mio. kWh

1,2 28,3 0 Mio. kWh Private Kommunale Industrie und Haushalte* Einrichtungen Gewerbe * und Kleingewerbe Abbildung 4-4: Sektorielle Unterteilung des Strombezugs 2009

Die Erdgasversorgung Ottweilers fällt ebenfalls in die Zuständigkeit der energis GmbH. Die Stadtteile Ottweiler und Steinbach sind bereits mit einem Gasnetz ausgestattet. Zu- künftig sollen nach Aussagen des Umweltbeauftragten der Stadt Ottweiler gegebenen- falls auch die Stadtteile Fürth und Lautenbach ins bestehende Gasnetz integriert wer- den. Zudem verläuft eine Gashochdruckleitung durch Ottweiler. Im Jahr 2009 wurden insgesamt 80,7 Mio. kWh Gas bezogen (nach Angaben der energis GmbH). Dies ent- spricht einem Gasbezug von 9,5 Mio. m³. Abbildung 4-5 zeigt die Aufteilung der Gas- mengen auf die unterschiedlichen Sektoren.

80 Mio. kWh

60 Mio. kWh

40 Mio. kWh

57,9 20 Mio. kWh 21,9 2,3 0 Mio. kWh Private Haushalte Kommunale Industrie und Einrichtungen Gewerbe

Abbildung 4-5: Sektorielle Unterteilung des Gasbezugs 2009

14 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Der Bezug von Öl konnte anhand von Kennzahlen aus dem Wärmebedarf (vgl. Kapitel 4.4) ermittelt werden. Die tatsächlichen Verbrauchswerte der einzelnen Verbraucher konnten dagegen nur vereinzelt abgefragt und somit nicht vollumfänglich erfasst wer- den. In Abbildung 4-1 ist der Ölbezug des Jahres 2009 nach den Sektoren „private Haushalte“, „kommunale Einrichtungen“ sowie „Industrie und Gewerbe“ dargestellt. Er beträgt im Jahr 2009 insgesamt 160,4 Mio. kWh bzw. 19,3 Mio. Liter Heizöl.

200 Mio. kWh

156,8 160 Mio. kWh

120 Mio. kWh

80 Mio. kWh

40 Mio. kWh

1,3 2,3 0 Mio. kWh Private Haushalte Kommunale Industrie und Einrichtungen Gewerbe

Abbildung 4-6: Sektorielle Unterteilung des Ölbezugs 2009

4.4 Wärmekataster

In einem Wärmekataster kann der Wärmeverbrauch jedes einzelnen Gebäudes eines größeren Gebietes erfasst und anschließend in Form einer Wärmekarte dargestellt werden (vgl. Abbildung 4-7). Dies macht es möglich, Gebäudekomplexe bzw. ganze Gebiete mit einem erhöhten Wärmbedarf auszuweisen. Die Erstellung eines Wärmeka- tasters ist somit Voraussetzung zur Planung und Konzeption von Nahwärmeverbünden. Die benötigten Daten für die Wärmekatastererstellung für die Stadt Ottweiler werden gemäß der entwickelten Methodik für die Gebäudearten „Wohngebäude“, „Öffentliche Liegenschaften“ und „Industrie und Gewerbe“ nach Hunke (2011) erfasst. Die ausführli- che Beschreibung erfolgt in den folgenden Abschnitten.

4.4.1 Wohngebäude

Die Bestandsaufnahme der Wohngebäude für die Heizwärmebedarfsermittlung erfolgt über den Erläuterungsbericht des Flächennutzungsplans der Stadt Ottweiler. In dem Erläuterungsbericht wird u. a. die Entwicklung der Siedlungsstruktur der Stadt Ottweiler

15 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler und der anderen Stadtteile Fürth, Lautenbach, Mainzweiler und Steinbach dargestellt (Eisenhut, Maringer & Moschel 2006A, S. 30ff.). Aus dem Erläuterungsbericht werden die ersten Siedlungsursprünge in Ottweiler in dem Stadtteil Neumünster im Jahr 871 entnommen. Für diesen sowie für das Ur- sprungsgebiet in dem Stadtteil Ottweiler wird die Klasse „bis 1918“ bei den Wärmebe- darfskennzahlen nach Hauser et al. (2010, S. 15ff.) für die Wohngebäude gewählt. In den weiteren Stadtteilen ist für den ursprünglichen Ortskern der Zeitraum von 1919 bis 1930 als Baujahr angenommen worden. Dieser Zeitraum ist gewählt worden, da bis in die 30er Jahre die Gebiete als Bauerndörfer fungierten. Die Ausweitung der Dörfer er- folgte nach 1930 linienhaft an den vorherrschenden Ausfallstraßen. Aus dem Erläuterungsbericht werden somit die Baujahre der Gebäude bestimmt. Diese Vorgehensweise weist allerdings Ungenauigkeiten auf, dient aber als die schnellste Zu- standsaufnahme der Wohngebäude. Zusätzlich muss für die Ermittlung der Wärmebe- darfskennzahlen der jeweilige Gebäudetyp bestimmt werden. Dies erfolgt anhand des Geoportals-Saar (2011). In Tabelle 4-1 sind die festgelegten Wärmebedarfe der Wohn- gebäude nach Baualtersklassen der alten Bundesländer aufgelistet. Diese ergeben sich aus den Wärmebedarfskennzahlen nach Hauser et al. (2010, S. 15ff.) und den beheiz- ten Flächen nach IWU (2003).

Tabelle 4-1: Heizwärmebedarfe von Wohngebäuden in Deutschland nach Baualtersklassen in MWh/a

Typ bis 1918 bis 1918 1918- 1949- 1958- 1969- 1979- 1984- WSV EnEV EnEV (Fachwerk) (Massiv) 1948 1957 1968 1978 1983 1994 O 95 2002 2009

EFH 47 24 56 26 35 22 23 16 12 15 12

RH 14 17 22 18 16 12 11 15 15 12

MFH 117 46 63 106 492 54 58 54 83 219 179

GMH 121 221 220 541 371

HH 1.093 2.161

Bei den Wohngebäuden, bei denen kein Baujahr anhand des Erläuterungsberichtes festgelegt werden konnte, wird zur Ermittlung des Wärmebedarfs der saarländische Durchschnittswert von 160 kWh/(m²*a) angenommen.11 Für die beheizte Fläche werden die ermittelten Durchschnittswerte aus den Werten der Gebäudetypologie von IWU (2003) verwendet.

11 Mündliche Auskunft von Frau Kullack am 01.07.2011

16 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Der Warmwasserbedarf wird anhand der gemeldeten Bewohner bei dem Einwohner- meldeamt bestimmt. Das Einwohnermeldeamt der Stadt Ottweiler stellt eine Auflistung der Wohngebäude sowie soziale Einrichtungen mit der jeweiligen Anzahl der Bewohner als Datengrundlage für die Berechnung des Warmwasserbedarfs zur Verfügung.12 Bei einem Warmwasserbedarf von 500 kWh/(Per.*a) beträgt die Wärmemenge für die Warmwasserbereitstellung etwa 8 Mio. kWh/a. In der Tabelle 4-2 sind neben den Warmwasserbedarfen auch die Heizwärmebedarfe der fünf Stadtteile in Ottweiler auf- gelistet.

Tabelle 4-2: Warmwasser- und Heizwärmebedarf nach Stadtteilen

Stadtteil Warmwasserbedarf Heizwärmebedarf Gesamtwärmebedarf

Fürth 0,8 Mio. kWh 15,5 Mio. kWh 16,3 Mio. kWh

Lautenbach 0,6 Mio. kWh 16,2 Mio. kWh 16,8 Mio. kWh

Mainzweiler 0,5 Mio. kWh 15,4 Mio. kWh 15,9 Mio. kWh

Ottweiler 5,3 Mio. kWh 105,2 Mio. kWh 110,5 Mio. kWh

Steinbach 0,7 Mio. kWh 16,3 Mio. kWh 17,0 Mio. kWh

Gesamt 8,0 Mio. kWh 168,5 Mio. kWh 176,5 Mio. kWh

4.4.2 Öffentliche Liegenschaften

Die Datenerhebung der öffentlichen Gebäude erfolgte durch die örtliche Begehung durch die Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH. Für die insgesamt 35 öffentlichen Ge- bäude ergibt sich ein Wärmebedarf von etwa 2,6 Mio. kWh/a. Für die Wärmebereitstellung werden als Energieträger Heizöl, Erdgas und bei vier Lie- genschaften Nachtstromspeicherheizungen eingesetzt. Die Nachtstromspeicherheizun- gen sind ausschließlich bei Friedhofhallen als Heizzentrale eingesetzt worden. Die Solarthermieanlagen der öffentlichen Gebäude stellen eine Wärmemenge von 43.350 kWh/a bereit. Zusätzlich ist neben dem Gebäude „Ludwig-Jahn-Bad“ ein Frei- badbecken, das durch eine Solarthermieanlage mit einer Absorberfläche von 620 m² beheizt wird.13

12 Email von Frau Fichter, Zustellung der Tabelle der Wohngebäude mit den Einwohnerzahlen am 31. Mai 2011.

13 Email von Frau Kullack, Zustellung der Begehungsprotokolle der öffentlichen Gebäude, am 17. Juni 2011.

17 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4.4.3 Industrie und Gewerbe

Bei der Datenerfassung für Gewerbe- und Industriegebäude werden zwei Vorgehens- weisen angewendet. Für die kleinen Gewerbe, wie zum Beispiel Friseure oder Bäcke- reien, werden die spezifischen Heizwärme- und Warmwasserbedarfskennzahlen heran- gezogen. Die beheizte Gebäudefläche wird aus dem GeoInformationssystem ArcGIS anhand der Firmenadressen der bei der HWK und IHK registrierten Unternehmen ermit- telt. Dabei wird angenommen, dass die Gebäude aus einem Vollgeschoss bestehen. In Ottweiler sind insgesamt 64 Firmen bei der IHK und 152 bei der HWK eingetragen. Der gesamte Wärmebedarf der Gewerbebetriebe beträgt etwa 7,0 Mio. kWh/a. Bei größeren Industrie- und Gewerbebetrieben erfolgt die Wärmebedarfsermittlung durch eine örtliche Begehung bzw. mittels Fragebogen. Bei den Unternehmen, bei de- nen der Wärmebedarf auf diese Weise nicht ermittelt werden konnte, wurde der Wär- mebedarf geschätzt. Insgesamt ergibt sich für größere Industrie- und Gewerbegebäude ein Wärmebedarf von etwa 1,5 Mio. kWh/a.

4.4.4 Gesamtwärmebedarf

Tabelle 4-3: Wärmebedarf der Stadtteile der Stadt Ottweiler in kWh/a

Stadtteil Wohnge- Öffentliche Gewerbe Industrie Solarthermie Benötigter bäude Gebäude Wärmebedarf

Fürth 16,3 Mio. 0,4 Mio. 06 Mio. 0 < 0,1 Mio. 17,3 Mio.

Lautenbach 16,8 Mio. 0,3 Mio. 0,4 Mio. 0 < 0,1 Mio. 17,4 Mio.

Mainzweiler 15,9 Mio. 0,1 Mio. 0,4 Mio. 0 < 0,1 Mio. 16,3 Mio.

Ottweiler 110,5 Mio. 1,9 Mio. 5,1 Mio. 1,5 Mio. 0,3 Mio. 118,7 Mio.

Steinbach 176,5 Mio. 0,3 Mio. 0,5 Mio. 0 < 0,1 Mio. 17,7 Mio.

Gesamt 176,5 Mio. 2,9 Mio. 7,0 Mio. 1,5 Mio. 187,9 Mio. 187,5 Mio.

Tabelle 4-3 fasst die Wärmebedarfe der Stadt Ottweiler zusammen. Dabei wurde der Wärmebedarf in den Stadtteilen um die solarthermische Wärmebereitstellung (vgl. Kap. 4.1) bereinigt.14 In Abbildung 4-7 ist das Wärmekataster von Ottweiler dargestellt, das die Wärmebedar- fe der einzelnen Gebäude sowie die Gebäudenutzung abbildet15.

14 gleichmäßige Verteilung der installierten Solarthermieleistung auf die Stadtteile von Ottweiler

15 ohne Berücksichtigung der installierten Solarthermieanlagen, die aufgrund fehlender Informationen Gebäuden nicht zugeordnet werden konnten.

18 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-7: Wärmekataster von Ottweiler

Eine weitere Darstellungsform des Wärmebedarfs in einem Gebiet geschieht anhand eines Wärmerasters. In einem Wärmeraster sind in einem Quadranten die Wärmebe- darfe der sich darin befindlichen Gebäude aggregiert. Ein Quadrant hat hier eine Größe von 50 x 50 m. Die verschiedenen Farben stellen die Höhe des aufsummierten Wärme- bedarfs dar (von weiß „niedrig“ bis rot „hoch“).

Abbildung 4-8: Wärmeraster von Ottweiler

4.5 Abfallentsorgung

Die Abfallentsorgung im privaten Sektor fällt saarlandweit in den Zuständigkeitsbereich des Entsorgungsverbands Saar (EVS). Über die Hausmülltonne werden in Ottweiler

19 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler jährlich etwa 3.000 Mg Hausmüll erfasst. Über die Biomülltonne fallen jährlich rund 900 Mg Biomüll an. Der Sperrmüll kann seit Oktober 2010 am EVS-Wertstoff-Zentrum in Ottweiler abgegeben oder nach Terminvereinbarung abgeholt werden. Eine Tren- nung von holzartigen Bestandteilen im Sperrmüll findet am Werkstoff-Zentrum nicht statt. Haus- und Sperrmüll werden hauptsächlich in den Müllverbrennungsanlagen in Velsen und Neunkirchen entsorgt, der Biomüll wird größtenteils außerhalb des Saarlandes verwertet. Kompostierungsfähiges Material, wie Grasschnitt, aber auch holzartige Massen aus dem kommunalen sowie aus dem privaten Bereich werden in der Kompostierungsanla- ge „Im Eichenwäldchen“ gesammelt und kompostiert. Der an der Kompostierungsanla- ge angelieferte Grünschnitt wird mengenmäßig derzeit nicht erfasst und kann somit auch nur näherungsweise abgeschätzt werden. Nach Einschätzung der Stadt werden jährlich in etwa 2.500 Mg an Grünschnitt angeliefert, davon werden 2.000 Mg als Kom- post zur weiteren Verwertung an Dritte abgegeben bzw. vom städtischen Bauhof ver- wendet. Nach Aussage des Umweltbeauftragten der Stadt Ottweiler ist die Stadt schon seit län- gerem daran interessiert, die anfallenden Grünschnittmengen energetisch zu verwerten. Kürzlich wurde der Stadt Ottweiler ein Konzept vorgestellt, den in Ottweiler anfallenden Grünschnitt in gehäckselter Form in einem geplanten Biomasse-Kraftwerk im benach- barten Neunkirchen einzusetzen. Der Bau des Biomasse-Kraftwerks befindet sich zur- zeit noch in der Planungsphase, sodass die Realisierung des Projekts noch unklar ist. Unabhängig davon plant die Stadt Ottweiler, den jetzigen Standort der Kompostie- rungsanlage - unter anderem auch aufgrund der derzeit schlechten verkehrstechni- schen Anbindung - an einen neuen Standort nördlich von Steinbach zu verlegen.

4.6 Wasserver- und -entsorgung

Die Wasserversorgung in der Stadt Ottweiler obliegt der Wasserversorgung Ostsaar GmbH (WVO), die jährlich etwa 620.000 m³ Wasser in Ottweiler absetzt. Insgesamt werden 5.380 Verbrauchsstellen von der WVO in Ottweiler bedient. Abbildung 4-9 zeigt die Entwicklung der Trinkwasserabgabe in Ottweiler von 2003 bis 2010. Die Abwasserentsorgung liegt im Zuständigkeitsbereich des Entsorgungsverbandes Saar (EVS). Die Stadt Ottweiler selbst sowie die vier Stadtteile Fürth, Steinbach, Mainzweiler und Lautenbach verfügen jeweils über eine eigene Abwasseranlage. Die Klärschlämme der Anlagen in Fürth, Lautenbach und Steinbach werden auf der Kläranlage Ottweiler ge- meinsam mit dem dort anfallenden Klärschlamm entwässert und teils in der Landwirt- schaft, teils in einer Verbrennungsanlage verwertet. Die Klärschlämme der Anlage in Mainzweiler werden dagegen auf der Kläranlage Wustweiler außerhalb des Gebietes der Stadt Ottweiler entwässert und der Verwertung zugeführt. In Lautenbach sind zu- 20 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler sätzlich das angrenzende Breitenbach und der Bambergerhof (beide Rheinland-Pfalz) an die Kläranlage angeschlossen.

700.000 m³

650.000 m³

600.000 m³

550.000 m³ 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Trinkwasserverbrauch

Abbildung 4-9: Entwicklung des Trinkwasserverbrauchs in Ottweiler

Zu Abrechnungszwecken wird bei der Abwasserentsorgung zwischen Schmutzwasser und Niederschlagswasser differenziert. Für Niederschlag auf versiegelten Flächen fällt eine Gebühr von 78 ct/m³ an, die direkt von der Stadt erhoben wird. Die Schmutzwas- sergebühr beträgt 3,50 €/m³ und wird gemeinsam mit der Wassergebühr vom WVO er- hoben und an die Stadt weitergegeben. (Der Wasserpreis für Privatkunden beträgt 1,83 €/m³, für Gewerbekunden 1,89 €/m³ für Kunden mit einer Zertifizierung nach EMAS/ISO und 1,90 €/m³ für nicht-zertifizierte Kunden.) Der Stadt wiederum wird ein einheitlicher Verbandsbeitrag16 von 2,965 €/m³ zuzüglich einem Beitrag für den Betrieb, die Unterhaltung und den Bau der innerörtlichen Kanalisation vom EVS in Rechnung gestellt.

4.7 Öffentliche Straßenbeleuchtung

Das Straßenbeleuchtungsnetz, das ausschließlich der Beleuchtung der öffentlichen Verkehrswege, wie Straßen, Wege und Plätze, dient, steht seit Inkrafttreten des Be- leuchtungsvertrages der Stadt Ottweiler am 01.01.2008 im Eigentum der energis GmbH. Der Beleuchtungsvertrag gilt über eine Laufzeit von 20 Jahren und endet am 31.12.2027. Nach Ablauf der festgelegten Vertragszeit kann die Stadt Ottweiler die ent-

16 http://www.evs.de/abwasser/gebuehren; 2011-02-16, 16:30

21 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler schädigungslose Übereignung der Straßenbeleuchtungsanlagen verlangen. Die energis GmbH verpflichtet sich durch den Beleuchtungsvertrag, die Planung, den Bau, den Be- trieb und die Instandhaltung der Straßenbeleuchtungsanlagen für die Dauer des Vertra- ges durchzuführen. Des Weiteren ist im Beleuchtungsvertrag festgelegt, dass die Stadt auf Wunsch eine unentgeltliche Beratung zu Fragen im Bereich der Energieeffizienz und des Umweltschutzes in der Straßenbeleuchtung durch die energis GmbH erhält. Die Kosten für die Planung, den Bau und die Erneuerung der Beleuchtungsanlagen, die Kosten für den Betrieb, die Wartung und Instandhaltung sowie den Strombezug werden durch die Stadt Ottweiler getragen. Die Konzessionsabgaben für die Straßenbeleuch- tung betragen z. Z. 1,32 €ct/kWh. Der Arbeitspreis beläuft sich nach Angaben der ener- gis GmbH auf 9,74 €ct/kWh.

24%

46%

30%

Quecksilberdampf-Hochdrucklampen (HQL) Leuchtstofflampen Natriumdampflampen Abbildung 4-10: Anteil der unterschiedlichen Lampentypen an der Straßenbeleuchtung

Derzeit kommen drei unterschiedliche Lampentypen in der Stadt Ottweiler zum Einsatz (vgl. Abbildung 4-10). Die insgesamt knapp 2.300 Lampen haben einen Strombedarf von etwa 0,6 Mio. kWh im Jahr 2009 (siehe Kapitel 4.1). Dies entspricht etwa 1,4 % des gesamten Strombezugs der Stadt Ottweiler und entspricht einem CO2-Ausstoß von 335 t.

4.8 Kommunale Liegenschaften

4.8.1 Energieverbrauche

Wie bereits in Kapitel 2 erläutert, wurden 35 städtische Liegenschaften auf energetische Schwachstellen hin untersucht. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden auch sämt- liche Energieverbräuche, also Stromverbrauch und Heizenergieverbrauch, erfasst und

22 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler beurteilt. Aus dieser Erfassung ergibt sich ein Gesamtstromverbrauch der untersuchten kommunalen Liegenschaften von jährlich rund 0,65 Mio. kWh, wodurch jährlich mehr als 100.000 € Stromkosten für die Kommune entstehen.17 Der Gesamtwärmeverbrauch für die kommunalen Liegenschaften liegt bei knapp 3,4 Mio. kWh jährlich, wodurch jährlich mehr als 230.000 € Heizkosten für die Kommu- ne entstehen.18

649.020 kWh

Strom Wärme

3.380.257 kWh

Abbildung 4-11: Aufteilung des Energieverbrauchs der kommunalen Liegenschaften

129.804 €

Strom Wärme

236.618 €

Abbildung 4-12: Aufteilung der Energiekosten der kommunalen Liegenschaften

17 Annahme, dass der Strompreis 0,20 €/kWh beträgt

18 Annahme, dass die Heizenergiekosten 7 €ct/kWh betragen

23 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die Abbildung 4-11 und Abbildung 4-12 zeigen, wie sich der Energieverbrauch und die Energiekosten unter Verwendung der oben getroffenen Annahmen aufteilen. Es ist zu erkennen, dass der Anteil des Stroms am Gesamtenergieverbrauch nur rund 16 % ausmacht, während aufgrund des höheren Energiepreises die Kosten für Strom an den Gesamtenergiekosten mehr als 1/3, nämlich rund 35 % ausmachen.

4.8.2 Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in einigen Gebäuden der Energiever- brauch vergleichsweise hoch ist. Eine Kennzahl, bei der der Energieverbrauch der Ge- bäude auf die Gebäudefläche bezogen wird, ist in den Begehungsprotokollen in Anhang II aufgeführt. Handlungsbedarf besteht nicht nur im Bereich der energetischen Gebäudesanierung der kommunalen Liegenschaften sondern auch bei der Optimierung der Verbrauchser- fassung, des Umgangs der Mitarbeiter mit Energie und der Regelung und Steuerung der Anlagen. Die empfohlenen Maßnahmen, die allgemein für die kommunalen Gebäude Gültigkeit besitzen, sind in Kapitel 5.3 aufgeführt. Begehungsprotokolle mit Handlungsempfehlun- gen sind in Anhang II zu jedem untersuchten Gebäude aufgeführt.

4.9 Mobilität und Verkehr

Mobilität wird in der vorliegenden Untersuchung als raumbezogene Funktion der physi- schen Ortsveränderung von Personen verstanden. Die grundsätzliche Möglichkeit der Beweglichkeit und zur Verkehrsteilnahme soll hierbei gesichert und die Nutzung des für die Ortsveränderung gewählten Verkehrsmittels möglichst umwelt- und ressourcen schonend sein. Die Untersuchungen zum städtischen Verkehr beziehen sich auf die räumlichen Gren- zen des Stadtgebietes, für das die verkehrsbedingte CO2-Emissionen zu ermitteln sind. Die Bilanzierung der CO2-Emissionen erfolgt auch hier nach dem sog. Territorialprinzip.

Für die Quantifizierung der Energieverbräuche und der damit verbundenen CO2- Emissionen des städtischen Straßenverkehrs in Ottweiler wird ein kombinierter Berech- nungsansatz gewählt. Die Berechnungsbasis bilden die Verkehrsbelastungen auf den das Stadtgebiet durchziehenden klassifizierten Straßen. Für die CO2-Berechnung wird das Gesamtverkehrsaufkommen aus Quell-, Ziel-, Binnen- und Durchgangsverkehr auf diesen Straßenabschnitten zugrunde gelegt. Insgesamt werden 30 Straßenabschnitte innerhalb der Stadtgrenzen unterschieden, für deren Abgrenzung u.a. die Umfeldbe- bauung, die zulässige Fahrgeschwindigkeit [km/h], die Abschnittslänge [m] und die

24 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Längsneigung [%] zu berücksichtigen sind. Die Straßenverkehrsbelastungen [19] der einzelnen Straßenabschnitte wurden an- schließend für das Bezugsjahr 1990 und das Basisjahr 2010 mit abschnittsbezogenen HBEFA-Emissionsfaktoren [20] belastet und daraus die Emissionswerte berechnet. Die

Summe der CO2-Emissionen im Bezugs- und im Basisjahr bildet das „Grundgerüst“ der CO2-Bilanz des städtischen Verkehrs der Stadt Ottweiler. Für die außerhalb des klassifizierten Straßennetzes liegenden Bereiche werden die an- teiligen CO2-Emissionen des städtischen Straßenverkehrs nach einem einwohnerba- sierten Ansatz berechnet. Hierbei ist neben der Einwohnerzahl der einzelnen Stadtteile die Wegeentfernung bis zum Erreichen der nächsten klassifizierten Straße und die An- zahl der täglichen Wege je Einwohner [21] zu berücksichtigen. Die Stadtteile von Ottweiler wurden in Teilgebiete untergliedert und auf diese die Anzahl der Einwohner des jeweiligen Stadtteils aufgeteilt. Danach ist je Teilgebiet ein räumli- cher Schwerpunkt festgelegt worden. Zum Bestimmen einer mittleren Reiseweite auf dem Ortsstraßennetz wird der gewählte Schwerpunkt als Anfangs- und Endpunkt bzw. Start- und Zielort der von den Einwohnern zurückgelegten Wege definiert. Zur Ermitt- lung des Pkw-Fahrtenaufkommens der Teilgebiete werden der Pkw-Anteil an allen täg- lichen außerhäusigen Wegen und ein mittlerer Besetzungsgrad berücksichtigt [22]. Auf die anteiligen Tagesverkehrsbelastungen wurden wiederum die HBEFA- Emissionsfaktoren angewendet. Neben dem straßengebundenen Stadtverkehrsaufkommen war die Verkehrserzeugung des Schienenpersonenverkehrs und dessen CO2-Emission auf den Streckenabschnit- ten innerhalb der Stadtgrenzen zu untersuchen. Binnenschifffahrt sowie Flugverkehr wurden aufgrund der insgesamt geringen Bedeutung für die verkehrsbedingten CO2- Emissionen im Stadtgebiet Ottweiler nicht untersucht.

19 Die Straßenbelastungen liegen für die Jahre 1990, 1995, 2000 und 2005 aus den Verkehrsmengenkarten des Saarlandes vor. Für das Basisjahr 2010 sind noch keine aktuellen Verkehrsstärken aus der Straßenverkehrszählung 2010 verfügbar. Somit sind die Verkehrsbelastungen 2010 mit den vom Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) Neunkirchen verwendeten Prognosefaktoren (0,3 % p.a. im Pkw- bzw. Leichtverkehr, 0,8 % p.a. im Lkw- bzw. Schwerverkehr) aus dem Jahr 2005 extrapoliert worden. Die Kfz- Belastungswerte konnten für die Verkehrsstärken des Leichtverkehrs (LV) und des Schwerverkehrs (SV) getrennt ausgewertet und bilanziert werden.

20 Emissionsfaktoren nach HBEFA Handbuch Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs in der jeweils anzuwendenden Version

21 Als Weg wird bezeichnet, wenn sich eine Person außer Haus mit einem beliebigen Verkehrsmittel oder zu Fuß von einem Ort zu einem anderen bewegt. Hierbei sind Hin- und Rückweg eines Ausganges als zwei Wege anzusehen. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass jeder Einwohner Ottweilers, unabhängig von der Altersgruppe, täglich im Mittel 2,5 Wege zurücklegt. Für 68% der Wege wird der Pkw genutzt. Hieraus ergibt sich für jeden Einwohner pro Tag im Schnitt ein Wert von 1,70 Wege, die mit dem Pkw zurücklegt werden.

22 Als mittlerer Besetzungsgrad (BG) aller Pkw-Fahrten wird ein Wert von 1,2 Personen je Pkw angenommen.

25 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4.9.1 Grundlagen und Methodik

Die Mobilität bzw. das Mobilitäts- und Verkehrsverhalten der Ottweiler Bevölkerung ist durch Mobilitätskennziffern und deren Eingangsdaten zu beschreiben. - Detaillierte Kenndaten zur Mobilität in der Stadt Ottweiler liegen aus Untersu- chungen über die „Gutachten zur Verkehrsentwicklung Ottweiler“ vor. Aktuellere, auf den Untersuchungsraum bezogene, Mobilitätsdaten stehen für eine Sekun- därdatenanalyse nicht zur Verfügung. - Ergänzende Hinweise können aus den Ergebnissen der bundesweiten Untersu- chungen zur Mobilität in Deutschland aus den Jahren 2002 und 2008 abgeleitet werden [23]. - Darüber hinaus können aus den älteren Untersuchungen zur „Mobilität im Saar- land“ bezogen auf den Landkreis Neunkirchen Kennziffern zum Mobilitätsverhal- ten und zu Veränderungspotenzialen berücksichtigt werden [24]. Eine vergleichende Sekundärdatenanalyse ist bezogen auf das Bezugsjahr 1990 und das Basisjahr 2010 mit Hilfe der erhobenen Bestandsdaten über - die Einwohnerverteilung und Altersstruktur der Bevölkerung, - das Arbeitsplatz-, Schulplatz- und Kulturangebot, - den Kfz-Bestand und das modale Verkehrsangebot, - das Straßenverkehrsaufkommen und die Verkehrsnachfrage im ÖPNV für den zurückliegenden Entwicklungszeitraum 1990 - 2010 durchzuführen. Soweit möglich werden die Eingangsdaten für die fünf Stadtteile differenziert betrachtet. Die gewählte Herangehensweise ermöglicht es, die Entwicklung von Mobilität und Ver- kehr in der Stadt Ottweiler seit 1990 auf das Prognosebasisjahr 2010 zu projizieren. Für die Jahre 1990 und 2010 werden hierbei die Verkehrsleistungen und die daraus resul- tierenden CO2-Emissionen des Stadtverkehrs bestimmt. In dem anschließenden Bearbeitungsschritt ist ausgehend von 2010 eine Trendprogno- se für Mobilität und Verkehr für den Zeitraum 2020 - 2050 als Entwicklungsannahme aufzustellen. Diese Mobilitäts- und Verkehrsprognose liefert die Datengrundlage für das

23 Mobilität in Deutschland (MiD) ist eine bundesweit durchgeführte Befragung von rd. 50.000 Haushalten zu ihrem alltäglichen Verkehrsverhalten. Die MiD wurde erstmals im Jahr 2002 im Auftrag des BMVBS erhoben.

24 Untersuchungen der Socialdata Institut für Verkehrs- und Infrastrukturforschung GmbH im Auftrag der Verkehrsgemeinschaft Saar (VGS): Mobilität im Saarland; Verhalten, Einschätzungen, Potenziale; Saarbrücken 1991 Da seit den 90er Jahren im Landkreis Neunkirchen keine wesentlichen Veränderungen in der Einwohnerverteilung und anderer raumwirksamer Faktoren eingetreten sind und die Bedeutung des ÖPNV sowohl im Alltags- als auch im Freizeitverkehr nicht ge- steigert werden konnte, wird eine grundsätzliche Anwendbarkeit der Mobilitätskennziffern aus dem Jahr 1991 und eine Übertrag- barkeit auf die Stadt Ottweiler angenommen.

26 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

25 CO2-Referenzszenario [ ]. Für den Prognosezeitraum werden des Weiteren ein Ziel- 26 und ein Maßnahmenszenario untersucht [ ]. Das zu erreichende CO2-Einspar- bzw. Minderungspotenzial wird durch Vergleich der CO2-Kataster für das Trend- und Ziel- szenario mit dem Maßnahmenszenario für den Teilbereich Mobilität und Verkehr be- rechnet (Bilanzierung des Minderungspotenzials).

4.9.2 Entwicklung der Stadtbevölkerung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl und der alters- und geschlechtsspezifischen Merk- male sind in Kap. 3.3 über den sozio-demographischen Wandel beschrieben. Die dar- aus für die Mobilitätsfrage abzuleitenden Aussagen werden im Weiteren dargestellt.

4.9.2.1 Bevölkerung nimmt seit 1990 leicht ab Innerhalb des in der Mobilitätsanalyse betrachteten zurückliegenden Entwicklungszeit- raums 1990 – 2010 sinkt die Anzahl der Stadtbewohner in der Stadt Ottweiler um 3%. Der Landkreis Neunkirchen verzeichnete im gleichen Zeitraum einen leichten Einwoh- nerzuwachs von ca. 4 %. Im Saarland nahm die Bevölkerung seit 1990 um 4,7 % konti- nuierlich ab. In den einzelnen Stadtteilen von Ottweiler zeigen sich hierbei deutliche Entwicklungsun- terschiede der Einwohnerzahlen. - Die Stadtteile Fürth und Mainzweiler haben seit 1990 einen Bevölkerungsrück- gang von 1,5 %. - Ottweiler Mitte verzeichnet im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 2,9%. - Die östlichen Stadtteile Lautenbach und Steinbach verbuchen sogar einen Rück- gang von 7,3 % bzw. 10,5 %. - In den äußeren Stadtteilen (ohne Ottweiler Mitte) wohnen heute rd. 5.150 Ein- wohnern. Dies entspricht nur ca. 34 % der gesamten Stadtbevölkerung. - Der Großteil der Bevölkerung (66 %, 9964 Einwohner) lebt in Ottweiler Mitte. Größere Unterschiede zeigen auch die Kennwerte zur Einwohnerdichte. - Das Saarland weist mit 406 Einwohnern je km2 eine deutlich höhere statistische Bevölkerungsdichte gegenüber dem Bundesdurchschnitt von 230 EW je km2 auf.

25 Das Referenzszenario bzw. Trendszenario beschreibt die anzunehmende Entwicklung der Treibhausgasemissionen bei Verzicht auf direkte Korrekturmaßnahmen im Verkehrsbereich zur Sicherung einer nachhaltigen Mobilität. Es basiert auf der Fortschreibung des langjährigen Entwicklungstrends (Einwohnerzahl, Jahresverkehrsleistung, Fahrzeugtechnik, Flottenzusammensetzung u.a.) nach Möglichkeit mit Berücksichtigung bereits konkretisierter Verkehrsplanungen und Mobilitätsprojekten.

26 Das Zielszenario beschreibt die anzustrebende Entwicklungslinie für die verkehrsbedingten CO2-Emissionen auf der Grundlage verkehrspolitischer Vorgaben der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland. Im Maßnahmenszenario werden ne- ben dem allgemeinen Entwicklungstrend zusätzlich die Einflüsse von Änderungsmaßnahmen und Handlungsvorschlägen auf das

Mobilitäts- und Verkehrsverhalten qualitativ betrachtet und wenn möglich deren CO2-Auswirkungen quantifiziert.

27 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Im Landkreis Neunkirchen wohnen sogar 551 Einwohner je km2. - Für das Stadtgebiet Ottweiler errechnen sich 326 Einwohner je km2. 4.9.2.2 Bevölkerungszahl sinkt stark bis 2050 Nach dem Szenario W1 des Statistischen Landesamtes des Saarlandes wird sich die Bevölkerungszahl im Laufe der nächsten Jahrzehnte weiter stark verringern. Ausge- hend von der Annahme, dass Ottweiler sich entsprechend dem Landkreis Neunkirchen entwickeln wird, kann man bis ins Jahr 2050 einen Bevölkerungsrückgang auf 72 % der heutigen Einwohnerzahl annehmen (vgl. Abbildung 3-3).

4.9.2.3 Stadtbevölkerung wird stetig älter Auch für Ottweiler ist mit der prognostizierten Verschiebung in der Altersstruktur ein re- lativer Bedeutungszuwachs der älteren Bevölkerung bis ins Jahr 2030 zu erwarten. Die- ser wird sich bis 2050 fortlaufend noch verstärken. Im Zusammenhang mit dem medizi- nischen Fortschritt werden die Altersgruppen ab 65 Jahre zukünftig in erheblichem Ma- ße das zukünftige Verkehrsgeschehen prägen, zumal diese Bevölkerungsteile meist im Besitz eines Führerscheins und eines eigenen Kraftfahrzeugs sind.

4.9.3 Arbeitsplatz- und Kulturangebot

Die Stadt Ottweiler hat als Grundzentrum für die Stadtteile eine hohe Bedeutung. Die beiden Nachbargemeinden (Neunkirchen im Süden und St. Wendel im Norden) erzeu- gen in Ottweiler selbst ein hohes Verkehrsaufkommen an Durchgangsverkehr. Diese zentralörtliche Situation spiegelt sich auch in der Verkehrsbedeutung und Verkehrswirk- samkeit der einzelnen Mobilitätsgruppen (Ein- und Auspendler, Besucher und Kunden, Auszubildende, Bewohner) wider.

4.9.3.1 Arbeitsplatzangebot bleibt konstant Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze blieb in Ottweiler über den Zeitraum von 1990 – 2010 annähernd konstant. Das Arbeitsplatzangebot hat sich in der Stadt Ottweiler und ihren Stadtteilen jedoch in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten uneinheitlich entwickelt. Insbesondere im Bereich der größeren Arbeitgeber (OBG, Werle, Krankenhaus, Dru- ckerei) sind gleichbleibende oder nur leicht steigende Arbeitsplatzzahlen festzustellen. Der Bereich von Handel und Dienstleistungen sowie die sozialen Einrichtungen und das Gastgewerbe weisen hingegen einen merklichen Anstieg des Arbeitsplatzangebots auf. Die Betriebe und Einrichtungen mit erheblichem Verkehrserzeugungs- bzw. Verkehrs- anziehungspotenzial sind im Stadtgebiet Ottweiler nicht flächendeckend verteilt, son- dern konzentrieren sich in der Kernstadt. Relevante arbeitsplatzintensive Betriebsstan- dorte liegen in Ottweiler Mitte:

28 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- SGGT mbH & Co. KG - Werle GmbH - OBG Immobilien GmbH - Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH 4.9.3.2 Freizeit- und Kulturangebot sind auto-affin In der Stadt Ottweiler besteht ein umfangreiches, aber weniger hochwertiges Angebot an Freizeit- und Sporteinrichtungen (u.a. Sportplatz des TV Ottweiler), touristischen und kulturellen Zielen (z.B. Saarländisches Schulmuseum und Kulturveranstaltungsorte wie Festhallen und Bürgerhäuser). Diese Einrichtungen sind überwiegend auto-affin. Der Freizeit- und Tourismusverkehr zeigt bisher nur einen geringen Nachhaltigkeitsan- spruch (sanfter Tourismus und stadtverträglicher Freizeitverkehr).

4.9.4 Schul- und Versorgungseinrichtungen

4.9.4.1 Schulplatzangebot benötigt den ÖPNV Das Schulangebot unterteilt sich in den Primärbereich (Grundschule), den Sekundärbe- reich (Erweiterte Realschule, Gymnasium, Gesamtschulen, Sonderschulen, berufsbil- dende Schulen) und die weiteren Bildungseinrichtungen (Musikschulen, Schulen für Lernbehinderte u.a.). Eine verkehrliche Bedeutung fällt im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes insbesondere den weiteren Bildungseinrichtungen sowie den Oberstufen an den Schuleinrichtungen im Sekundärbereich entsprechend der Mobilitäts- und Altersstruktur der Auszubilden- den (Führerscheinbesitz und Fahrzeugverfügbarkeit) zu.

Abbildung 4-13: Schulplatzangebot

29 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die verkehrsintensiven weiterführenden Schuleinrichtungen (Träger sind der Landkreis bzw. das Land) sind das Gymnasium Ottweiler und die Landesakademie für musisch- kulturelle Bildung. Sie sind in Ottweiler Mitte verortet. In Abbildung 4-13 sind die einzel- nen Stadtteile mit den jeweils vorhandenen Schuleinrichtungen dargestellt.

4.9.5 Grundversorgung ohne Autoverkehr nicht gesichert

In der Stadtmitte besteht eine Konzentration von Versorgungseinrichtungen unter- schiedlicher Art, wie z.B. Einzelhandel, Facharztpraxen und sonstige medizinische Ein- richtungen. In zentraler Lage ist die Dichte im Bereich Schlossplatz und Altstadt am höchsten. Lebensmittelmärkte und Discounter zur Deckung des alltäglichen Bedarfs (z.B. ALDI Süd) befinden sich an der Peripherie des Zentrums und werden von einer Linie des „Bussi“ tangiert. Die Grundversorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs sowie mit medizinischen Dienstleistungen ist in vielen Stadtteilen nicht mehr bzw. nicht mehr voll- ständig gesichert. Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in Lautenbach, Steinbach und Mainzweiler nicht oder nicht in ausreichender Qualität vorhanden. Insgesamt sind drei von fünf Stadtteilen nicht (ausreichend) grundversorgt. Dies bedeutet, dass fast für ein Viertel der Stadtbevölkerung (rd. 3.600 Bewohner, 24 % aller Bewohner) die alltägli- che Versorgung mit Lebensmitteln heute nicht (mehr) im eigenen Stadtteil möglich ist.

Abbildung 4-14: Grundversorgung mit Waren des täglichen Bedarfs

Neben dem Kreiskrankenhaus an der Hohlstraße konzentrieren sich in Ottweiler Mitte Facharztpraxen, Apotheken und Krankenpflegeeinrichtungen. Ohne (haus-)ärztliche Versorgung sind wiederum die vorgenannten Stadtteile Lautenbach, Steinbach und Mainzweiler.

30 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-15: Medizinische Grundversorgung

Aus der eingeschränkten bzw. fehlenden Grundversorgung mit Waren und Dienstleis- tungen resultiert eine erhöhte Verkehrserzeugung zur Erfüllung der Versorgungsbedürf- nisse in den jeweils benachbarten Stadtteilen oder dem Stadtzentrum. Die Mehrzahl dieser täglichen Fahrten wird hierbei, auch bedingt durch die bestehenden Erschlie- ßungslücken im ÖPNV und der Radverkehrsinfrastruktur, vorrangig mit dem Pkw im motorisierten Individualverkehr zurückgelegt.

4.9.6 Entwicklung der Motorisierung

Das Saarland gehört seit langem zu den Bundesländern mit einer überdurchschnittlich hohen Anzahl zugelassener Kfz pro 1.000 Einwohner (Kfz/TEw). Die zurückliegende ‚Motorisierungswelle‟ ist durch die Entwicklung der Kfz-Bestandszahlen und mit Hilfe des Motorisierungsgrades zu beschreiben. Diese Entwicklung zeigt sich auch in Ottwei- ler.

4.9.6.1 Kfz-Bestand wächst kontinuierlich Die Angaben zum Kfz-Bestand liegen lediglich auf Gemeindeebene und nicht nach Stadtteilen differenziert vor. Der Kfz-Bestand ist im Stadtgebiet Ottweiler kontinuierlich gewachsen. - Der Kfz-Bestand in Ottweiler hat sich bis 2010 gegenüber 1990 um etwas mehr als 11 % vergrößert (von 9.026 auf 10.049 Kfz) - Der Pkw-Bestand hat sich von 8.018 auf 8.566 und somit um 6,8 % erhöht: im Landkreis – 1 %; im Saarland + 7 % - Der Pkw hatte 1990 einen Anteil von knapp 89 %, 2010 waren es rd. 85 %

31 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

582.159 Pkw von 685.905 Kfz). - Pkw-Dichte: von 517 Pkw/TEw auf 579 Pkw/TEw => + 12 % (Saarland: + 9 %, BRD: + 3 %) Der prozentuale Vergleich der Kfz-Bestandsentwicklung 1990 – 2010 der Stadt Ottwei- ler mit dem Landkreis Neunkirchen bzw. dem Saarland zeigt, dass die Entwicklungen differieren. Ottweiler verzeichnet in dem Betrachtungszeitraum einen stärkeren Zu- wachs an Pkw-Zulassungen als der Landkreis Neunkirchen.

4.9.6.2 Motorisierungswelle ist ungebrochen Die Motorisierung der Bewohner von Ottweiler hat sich im Einklang mit der Bestands- entwicklung der zugelassenen Kfz seit 1990 deutlich erhöht (582 Kfz/TEw). Im Jahr 2010 erreichte Ottweiler im Vergleich zu Deutschland (605 Kfz/TEw.), dem Saarland (658 Kfz/TEw.) und dem Landkreis Neunkirchen (673 Kfz/1.000 Ew.) mit 696 Kfz/TEw eine erheblich höhere Kfz-Motorisierung [27]. Dies entspricht einem Zuwachs um 19,5% bezogen auf 1990.

130%

120%

110%

100%

90%

80% 1990 2000 2010 Saarland 100,00% 111,14% 107,12% Kreis Neunkirchen 100,00% 105,82% 99,03% Ottweiler 100,00% 106,83% 109,30%

Abbildung 4-16: Vergleich der Pkw-Bestandsentwicklung in Prozent

Während dieses Zeitraums sank der Anteil der zugelassenen Pkw an der Gesamtfahr- zeugmenge von rund 89 % auf 83 %, gleichzeitig stieg jedoch die Pkw-Dichte von 517 auf 579 Pkw/TEw (SL-1990: 506 Pkw/TEw, 2010: 572 Pkw/TEw; Landkreis Neunkir-

27 Landesamt für Statistik des Saarlandes „Bestand an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugsanhängern“ 1990 bis 2010

32 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler chen 1990: 561 Pkw/TEw, 2010: 574 Pkw/TEw), was einer Zunahme von 12 % ent- spricht.

4.9.7 Mobilitätskennziffern seit 1990

4.9.7.1 Verkehrsverhalten und Modal-Split Das Verkehrsverhalten der Bevölkerung in Ottweiler kann man als typisch für den eher ländlich geprägten, saarländischen Raum ansehen. Wie die nachfolgende Grafik zeigt, liegt bei der Bedeutung des Verkehrsmittels bezogen auf die Verkehrsleistung nach wie vor der Pkw mit 85 % weit vorn. Die in den Untersuchungen ermittelten Kennziffern zur ‚Alltags-Mobilität‟ - tägliche Ausgänge und Wege pro Person - aushäusige Aktivitäten und Wegezweck - räumliche Orientierung und Reiseentfernung - Verkehrsmittelwahl und Modal-Split dokumentieren die multimodale, aber stark auto-affine Verkehrssituation und das Pkw- orientierte Mobilitätsverhalten der Bewohner von Ottweiler für den Bezugszeitraum 1990. Die wesentlichen Erkenntnisse aus den vorgenannten Studien sind hier aufgegrif- fen worden.

5% 10%

MIV Bus, Bahn Fuß, Rad

85%

Abbildung 4-17: Verkehrsmittelwahl der Ottweiler Bevölkerung

- An einem Werktag verlassen durchschnittlich drei Viertel der Stadtbewohner ihre Wohnung. Fast 45 % dieser ‚mobilen‟ Personengruppe sind mehr als einmal pro Tag unterwegs. - Zur Erledigung der aushäusigen Aktivitäten werden in Ottweiler 2,5 Wege pro Tag und Person durchgeführt. Somit legt jeder Bewohner im Durchschnitt (für al- le Aktivitäten und über alle Altersgruppen) ca. 850 Wege pro Jahr zurück, wofür unterschiedliche Verkehrsmittel benutzt werden.

33 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Zwei Drittel der alltäglichen Aktivitäten entfallen auf die Bereiche Arbeiten, Aus- bildung sowie Versorgung mit Dienstleistungen und Waren. Rund ein Viertel aller Ausgänge sind Freizeitaktivitäten. - Etwa 70 % aller Wege (innerhalb der oder über die Stadtgrenzen) sind kürzer als 5 km. Die Hälfte aller Wege endet bereits bei 3 km Wegeentfernung und ein Vier- tel der Wege ist sogar kürzer als 1km. - Auch für kurze Entfernungen wird der Pkw häufig genutzt. Jede 8. Pkw-Fahrt en- det bereits nach max. 1 km; jede 3. Fahrt mit Pkw ist nicht länger als 3 km. Hier- bei sind die Pkw durchschnittlich mit 1,2 Personen besetzt (d.h. je Fahrt werden im Mittel auch 2,8 Leerplätze transportiert). - Rund ein Viertel aller Wege führen die Ottweiler Bewohner täglich zu Fuß aus; nur 1 % legen sie mit dem Fahrrad zurück. Nur für jeden 10. Weg nutzen die Ottweiler den ÖPNV. Hingegen werden 68 % aller Wege im Pkw (Fahrer und Mit- fahrer) zurückgelegt. - Im Binnenverkehr haben die Verkehrsarten des Umweltverbunds (zu Fuß, Fahr- rad, ÖPNV) ein größeres Gewicht bei der Verkehrsmittelwahl. 45 % der Binnen- wege werden täglich überwiegend zu Fuß oder mit dem Fahrrad ausgeführt und weitere 9 % mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Pkw-Anteil (Fahrer und Mitfah- rer) sinkt entsprechend auf 44 %. - Der Bereich der Kernstadt besitzt eine hohe Zentralität und Attraktivität für alle Bewohner (Ottweiler Mitte und äußere Stadtteile). Mehr als die Hälfte (56 %) aller Besucher der Innenstadt erledigt dort auch Einkäufe.

4.9.7.2 Pendleraufkommen steigt an Die Angaben zur Entwicklung der Pendlerbeziehungen beziehen sich auf die sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten, die zwischen Wohn- und Arbeitsort pendeln und da- bei die Stadtgrenze überfahren. Die beruflich bedingte Ortsveränderung innerhalb der Stadtgrenze zwischen den Stadtteilen wird statistisch nicht detailliert erfasst. Nach der aktuellen Pendlerstatistik für das Saarland [28] sind in Ottweiler 5.066 sozial- versicherungspflichtig Arbeitnehmer am Wohnort beschäftigt (33 % der Bevölkerung in Ottweiler).

28 Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit über die sozialversicherungspflichtig Beschäftigen am Arbeits- und Wohnort diffe- renziert nach Gemeinden zum Stichtag 31.12.2010

34 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Die Zahl der Auspendler von Ottweiler nach Gemeinden des Regionalverbands Saarbrücken liegt bei 844 (18 %), nach Neunkirchen sind es 2.285 (51 %) und nach St. Wendel 533 (12 %) von 4.452 Auspendlern. - Die Zahl der Einpendler nach Ottweiler aus dem Regionalverband Saarbrücken beträgt 170 (6,3 %), aus Neunkirchen 1.735 (64 %) und aus St. Wendel 555 (20,6 %) von insgesamt 2.689 Einpendlern aus dem Saarland. - Die Werte der Pendlerstatistik belegen für die Stadt Ottweiler einen deutlichen Auspendlerüberschuss von 65 %.

4.9.8 Qualität des multimodalen Verkehrsangebots

Das Vorhandensein qualitativ hochwertiger (objektive Komponente) und aus Nutzersicht (subjektive Komponente) attraktiver Verkehrseinrichtungen und Verkehrsanlagen sowie das Existieren von Alternativen zur Durchführung außerhäusigen Aktivitäten beeinflus- sen neben dem aufzuwendenden Zeitbedarf maßgeblich die jeweilige Entscheidung zur Wahl des (geeigneten) Verkehrsmittels. Andererseits bestimmen häufig auch wirtschaft- liche und soziale Einflüsse i.w.S. (Image und Außenwirkung, Führerscheinbesitz, Pkw- Verfügbarkeit, Kraftstoffspreis, Arbeitszeiten, u.ä.) das individuelle Verkehrs- und Mobili- tätsverhalten. Für die nachfolgende Abschätzung der Mobilitätskennziffern werden die wesentlichen strukturellen Merkmale des Verkehrsangebots im Personenverkehr auf Straße und Schiene qualitativ betrachtet. Hierfür können die zur Verfügung gestellten Sekundärda- ten und verschiedenen Literaturstellen analysiert werden. Nicht berücksichtigt werden die im Gebiet irrelevante, private und gewerbliche Binnen- schifffahrt sowie der nicht zu erfassende Flugverkehr. Der Straßengüterverkehr und städtische Wirtschaftsverkehr werden über die analysier- ten Verkehrsmengen implizit berücksichtigt (siehe Kapitel 2, Vorgehensweise). Zum Schienengüterverkehr sind keine belastbaren Daten verfügbar.

4.9.8.1 Nicht motorisierter Verkehr ist unattraktiv Der nicht motorisierte Verkehr setzt sich aus dem Fahrrad- und Fußgängerverkehr zu- sammen. Das Fußwegenetz ist flächendeckend ausgebaut. Die Geh- und Aufenthalts- bereiche sind häufig bereits attraktiv gestaltet. Dies trifft insbesondere auf die Innen- stadtbereiche und Ortskerne zu. Der Verweilaspekt (Sitzgruppen u.ä.) ist jedoch noch nicht durchgängig (in der Kernstadt und den äußeren Stadtteilen) realisiert. Die für den Radverkehr erforderliche Infrastruktur soll sich u.a. an den Akzeptanzaspek- ten Verkehrssicherheit, Schnelligkeit, Umwegfreiheit, Fahr- und Abstellkomfort orientie- ren. Bis heute zeigen sich aber noch erhebliche Mängel und Handlungsdefizite bei den Einrichtungen und Anlagen sowie Verkehrsführungen und -regelungen für den Radver- kehr.

35 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Bereits in den 90er Jahren wurde ein Radverkehrskonzept für die Stadt Ottweiler auf- gestellt [29]. Dieses Planungskonzept sollte zur Erhöhung des Radverkehrsaufkommens und Erzeugung eines sog. Radverkehrsklimas beitragen. Ein Großteil der Gestaltungs- vorschläge wurde bisher noch nicht oder nur unvollständig realisiert. Das Radverkehrsnetz setzt sich grundsätzlich aus fahrbahnintegrierten und straßenbe- gleitenden Radwegeführungen zusammen. Im Bereich der Hauptrouten sind bereits einzelne Abschnitte des konzipierten Radnetzes umgesetzt worden. So existiert ein Radweg vom Wingertsweiher zur B 420 in Form eines asphaltierten Feldweges auf die Länge von 1,5 km. Weiter besteht im Zuge der B 420 ein Teilstück als Radweg, jedoch bleibt hier ein erhebliches Defizit bzgl. ausstehender Lückenschlüsse. Für den städti- schen Alltags- und Freizeitradverkehr existiert im Stadtgebiet Ottweiler jedoch weiterhin ein eher fragmentartiges Wegenetz. Der „Saar-Radwanderweg“, welcher Ottweiler im Stadtteil Fürth kreuzt, bietet eine Ausnahme, ist jedoch nicht direkt mit dem vorhande- nen Netz verknüpft. Die vorhandenen Einrichtungen und Anlagen zur Führung des Radverkehrs entspre- chen derzeit häufig nicht den polyvalenten Komfortbedürfnissen und Sicherheitsanfor- derungen der heterogenen Radnutzergruppen (Alltag, Freizeit, Sportive, Ungeübte, Se- nioren und Kinder). Bedingt geeignete Radabstellanlagen an öffentlichen Gebäuden bestehen am Rathaus in der Illinger Straße in Form von nicht überdachten Bügeln, weiterhin in der Goethe- straße, ebenfalls in Form nicht überdachter Bügel [30]. Im Allgemeinen ist aber davon auszugehen, dass die vorhandenen Abstellanlagen im Stadtgebiet häufig nicht den An- forderungen der Radnutzer und dem technischen Stand der Entwicklung entsprechen. Dies erschwert zusätzlich die Bildung multimodaler Wegeketten. Es ist festzuhalten, dass insbesondere für die potenziellen Radnutzer im Alltagsradver- kehr die bestehenden Quantitäts- und Qualitätsmängel im Radverkehrsnetz und bei den Radverkehrsanlagen unattraktiv und nicht akzeptiert sind. Die vorhandene Zielbeschil- derung ist auf den Freizeitradverkehr ausgelegt. Eine spezifische Wegweisung für den Alltagsradfahrer fehlt, wodurch die Gesamtattraktivität der Fahrradnutzung zusätzlich eingeschränkt wird.

4.9.8.2 ÖPNV-Fahrtangebot ist entwicklungsfähig Im Bereich des Öffentlichen Verkehrs kann Ottweiler eine Reihe umgesetzter Projekte

29 Kohns PLAN GmbH Neunkirchen, Radverkehrskonzept für die Stadt Ottweiler. 1996

30 Für eine detaillierte Aussage über das Vorhandensein von komfortablen Radabstellanlagen an Schulen, Vereinen und anderen publikumswirksamen Kultureinrichtungen sowie an Verkehrsknotenpunkten wie dem Bahnhof und an wichtigen Haltestellen im Stadtgebiet könnte eine gezielte Bestandserhebung Auskunft geben. Diese wäre Voraussetzung für weitere Planungsschritte.

36 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler wie eine Taxiverdichtung, Pendolino-Anschluss sowie den stadtbusähnlichen Kleinbus „Bussi“ vorzeigen. Da im Bilanzierungsansatz bereits die Busse in den Verkehrsanteilen des Schwerver- kehrs enthalten sind, wird der durch den ÖPNV verursachte Straßenverkehr als impli- ziert angesehen. Das Angebot des ÖPNV in Ottweiler ist dem veröffentlichten Fahrplan zu entnehmen. So können die Stadtbewohner die folgenden Angebote des ÖPNV nutzen.

Linien 302 und 304 der NVG: - NVG Linie 302: ½ -Stundentakt, Neunkirchen – Ottweiler Bhf. - 1-Stundentakt Ottweiler Bhf. – Tulpenweg - 1-Stundentakt Ottweiler Bhf. – Steinbach – Hanauer Mühle - NVG Linie 304: ½-Stundentakt, Neunkirchen – Hanauer Mühle – Fürth – Lautenbach (Breitenbach – Münchwies) Linien der Saar-Pfalz-Bus GmbH: - Linie 350 1-Stundentakt, Ottweiler Bahnhof – Illingen Bahnhof - Linie 353 ½-Stundentakt, Marpingen/Illingen – Ottweiler/Neunkirchen - Linie 355 ½-Stundentakt, Landsw.-Reden/Ottweiler-Mainzw. – St. Wendel - Linie 644 ½-Stundentakt, Neunkirchen – Ottweiler – Freisen/Kusel Am Wochenende besteht zusätzlich das Angebot eines Nachttaxis. Das „Bussi“ durchfährt Ottweiler Mitte in zwei „liegenden Achten“ im 1-Stundentakt. Es entspricht der Linie 344 der NVG. Es bestehen nur eingeschränkte und für die Mehrzahl der Fahrten fehlende oder aufgrund der langen Umsteigezeiten unattraktive Umsteige- anschlüsse am Bahnhof. Die Anschluss-Wartezeiten betragen bis zu 20 Minuten, was das System im Vergleich zum Pkw äußert unkomfortabel macht. Es ist zu erwarten, dass sich mit einer Weiterentwicklung des Fahrtenangebots die be- reits realisierten Nachfragezahlen des ÖPNV nicht nur im städtischen Verkehr steigern lassen. Für die Linien 350 von Ottweiler Bhf. nach Illingen Bhf. werden täglich von Mon- tag bis Freitag durchschnittlich 259 Einsteiger und in der Gegenrichtung 198 Personen gezählt. Samstags sind es 73 Einsteiger in Richtung Illingen und 91 in Richtung Ottwei- ler, sonntags in Richtung Illingen 13 Einsteiger und in Richtung Ottweiler 23 Aussteiger.

37 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-18: Liniennetzplan der NVG in Ottweiler

4.9.8.3 ÖPNV-Linienführung ist schwer verständlich Im Rahmen der Bestandsaufnahme und Analyse der Ist-Situation zeigten sich mehrfach „geäußerte subjektive Probleme“ mit der Verbindung zwischen Fürth bzw. Steinbach über die Umsteigehaltestelle „Hanauer Mühle“ in Richtung Stadtmitte Ottweiler. Hierbei zeigt sich, dass die Linienführung des NVG nach Neunkirchen ausgerichtet ist und die Verbindung aus den Stadtteilen zur Stadtmitte nur durch Umsteigen zu erreichen und somit unattraktiv gestaltet ist. Auch die unregelmäßige Taktung sowie die unübersichtli- che Linienführung wurden bemängelt.

Abbildung 4-19: Zentrale Haltestellen in Ottweiler (Quelle: saarfahrplan.de)

38 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Eine hohe Liniendichte und Anschlussqualität zeigt sich im Zentrum Ottweilers. Die zentralen Haltestellen in der Stadtmitte sind Bahnhof, St. Rémy-Brücke und Schlosshof. Hier besteht eine hohe Attraktivität durch ein höheres Dienstleistungs- und Kulturange- bot im Haltestelleneinzugsbereich. Aus Kundensicht sollte sich ein attraktives ÖPNV-Angebot u.a. durch einfache Zugäng- lichkeit der Haltestellen, gute Merkbarkeit der Linienführung und Bedienungszeiten, ge- ringen Informations‟zwang‟ und leichte Fahrplanlesbarkeit auszeichnen. Die heutigen Linienfahrten entsprechen einem Grundangebot mit 30-Minuten-Raster in Ottweiler und Mainzweiler sowie einem 1-Stunden-Raster in Steinbach, Fürth und Lautenbach. Von Montag bis Freitag wird das Grundangebot bedarfsabhängig verdichtet, samstags teil- weise noch ausgedünnt und an Sonntagen zum Teil ganz eingestellt. Das Bedienungsangebot des straßengebundenen ÖPNV weist bis heute in räumlicher und zeitlicher Dimension Bedienungs- und Erschließungsmängel auf. Diese zeigen sich in einigen Erreichbarkeitsdefiziten sowie Fahrplanlücken und bedienungslosen Zeiten. Ebenso weisen die Haltestellenverteilung und die Haltestellengestaltung Schwachstel- len auf. Es bestehen erhebliche (geäußerte) Angebotsmängel für die Bevölkerung in Fürth. Die- se müssen, um die Kernstadt Ottweiler erreichen zu können, an der quasi im Grünen gelegenen Haltestelle Hanauer Mühle umsteigen, die aus dem Sicherheitsgefühl der Fahrgäste heraus und auch nach der praktizierten (nach Fahrplan bestehenden) An- schlusssicherung erhebliche Mängel aufweist. Dies sorgt bei den potenziellen Fahrgäs- ten für eine Ablehnungshaltung gegenüber dem ÖPNV, welche sich in einem erhöhten Pkw-Fahrtaufkommen widerspiegelt. Es gilt auch zu bedenken, dass nicht ‚der eine‟ Verkehrsteilnehmer oder ÖPNV- Fahrgast existiert, dessen Mobilitätswünsche unreflektiert auf andere Verkehrsteilneh- mer übertragbar sind. Demnach kann es auch nicht nur ‚ein‟ ÖPNV-Angebot geben, mit dem möglichst alle heterogenen Mobilitätsanforderungen erfüllt werden. Hier stellt sich eine Organisations- und Systemgestaltungsfrage, der sich der ÖPNV (d.h. die Aufga- benträger und Verkehrsunternehmen, aber auch die Stadt Ottweiler) zukünftig stellen muss. Das Zögern bei der Lösungssuche und das Beharren auf traditionellen Bedie- nungskorridoren, regelmäßigen Linienfahrten und Bündelungsversuchen der ÖPNV- Nachfrage werden den diversifizierten multimodalen Mobilitätsansprüchen der Ottweiler Bewohner nicht entsprechen können.

4.9.8.4 Schienennahverkehr ist nicht mobilitätsprägend In Nord-Süd-Richtung durchquert die Gleistrasse der Kursbuchstrecke KBS 680 (Nahe- talbahn) das Stadtgebiet. Als Haltepunkt besteht nur der Bahnhof Ottweiler. Diesem sind ein Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB) und ein Park+Ride-Platz (P+R) räumlich zu- geordnet. Über Ottweiler bestehen die folgenden regelmäßigen Zugangebote mit Regionalexpress

39 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

(RE) und Regionalbahn(RB): - RE: 1-Stundentakt Frankfurt/Mainz - RB: 1-Stundentakt Türkismühle - RB: ¾-Stundentakt St. Wendel - RB: ½-Stundentakt Saarbrücken Die schienengebundene ÖPNV-Bedienung beschränkt sich auf die Gleistrasse der Kursbuchstrecke 680 Bingen - Saarbrücken. Im Stadtgebiet Ottweiler liegt der Halte- punkt Ottweiler(Saar). An diesem Punkt verzeichnet der Bahnverkehr Ein- und Aus- steigerzahlen von rund 1.000 Personen pro Tag, womit sich der Bahnhof in die niedrigs- te Frequentierungs-Kategorie der Bahn eingliedert, was sich z.B. in der fehlenden Not- wendigkeit eines barrierefreien Zugangs zeigt. Im Zuge der geplanten Umbaumaßnah- men des Bahnhofsgebäudes und der angrenzenden Anlagen besteht die Möglichkeit, einen kundenfreundlichen und für höhere Fahrgastströme ausgelegten Bahnsteig einzu- richten.

Abbildung 4-20: Bedienung und Erschließung der Stadtteile im ÖPNV

Zu touristischen Zwecken wird die ehemalige Bahnstrecke ins Ostertal (Ottweiler – Schwarzerden) in den Sommermonaten von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen ab dem separaten Haltepunkt (Ottweiler Saar, Gleis 4) gegenüber dem Bahnhofsge- bäude betrieben. Weiter bestehen Sonderfahrtenangebote in der Weihnachtszeit.

40 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4.9.8.5 Multimodale Verknüpfungspunkte noch Mangelware An sog. multimodalen Verknüpfungspunkten erfolgt die Bündelung und Vernetzung von unterschiedlichen Zielverkehren und Verkehrsarten, z.B. von Pkw-Fahrt und Bahnfahrt, von Fahrrad- und Busfahrt. Diese Verknüpfungen werden als Park + Ride und Bike + Ride bezeichnet. Das Umsteigen zwischen Buslinien untereinander und zwischen Bus und Bahn erfolgt an zentralen Haltestellen. Zusätzliche Verknüpfungsmöglichkeiten be- stehen zwischen Fußgängern oder Radfahrern und Pkw an Taxiplätzen und CarSha- ring-Stationen sowie an Park + Meet bzw. CarPooling-Plätzen. In der Stadt Ottweiler existieren aktuell lediglich folgende Verknüpfungspunkte: - Park + Ride: am Bahnhof - Zentrale Umsteigepunkte zwischen ÖPNV-Angeboten: am Bahnhof Weitere, den ÖPNV ergänzende Angebote wie CarSharing und BikeSharing oder Bi- ke+Ride sind bisher nicht realisiert. Privat oder öffentlich organisierte stadtweite Car- Pooling-Angebote fehlen ebenfalls. Im Bereich der Stadt Ottweiler und im Umland existieren zurzeit keine offiziell ausge- wiesenen Park+Meet-Parkplätze (P+M) für Mitfahrgemeinschaften an klassifizierten und verkehrsbedeutenden Straßen. In nördlicher Richtung existieren im Bereich St. Wendel P+M-Angebote, welche von Pendlern aus dem angrenzenden Rheinland-Pfalz häufig genutzt werden. Dies weist auf ein vorhandenes Potenzial im Pendlerverkehr hin. Im Stadtgebiet Ottweiler werden mehrere Flächen als nicht offizielle Mitfahrparkplätze ge- nutzt. Diese Flächen liegen - an der Sporthalle in der Bergstraße - am Schwesternwohnheim in der Fürther Straße - in der Illinger Straße

4.9.8.6 Parkverkehr fordert Stellplätze Für den ruhenden MIV sind im Stadtgebiet in ausreichender Anzahl Kfz-Abstellplätze vorhanden. Im Innerortsbereich von Ottweiler Mitte verteilen sich ca. 4.500 Stellplätze auf Parkplätze, Tiefgaragen, Parkdecks und Straßenrandparken. Es bestehen unterschiedliche anlagenbezogene Parkregelungen im Rahmen einer flä- chenhaften Parkraumbewirtschaftung. Detaillierte Angaben über Parkverhalten, Park- dauer und Parkraumnachfrage liegen für die KSI-Untersuchung nicht vor [31].

31 Vor dem Planungshintergrund, das Stellplatzangebot dem Bedarf der qualifizierten Parknachfrage möglichst anzupassen und Langzeit- und Dauerparken mit dem Ziel der Verlagerung von Pkw-Fahrten auf den Umweltverbund neu zu ordnen, könnte eine detaillierte Parkraumuntersuchung belastbare Eingangsdaten für das Parkraummanagement liefern.

41 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Es ist anzunehmen, dass sich die Parkraum-Nachfragesituation im Kernbereich Ottwei- ler ähnlich wie in anderen vergleichbaren Städten mit unter- und mittelzentraler Bedeu- tung darstellt. Häufig wird der zu beobachtende ‚vermeintliche Parkdruck‟ durch die kaum eingeschränkte Nutzung des Stellplatzangebots durch Dauer- und Langzeitparker (meist Berufsverkehr) verursacht. Dieser Nachfragegruppe stehen die Kurzzeitparker (Versorgungs-, Besucher- und Kundenverkehr) und die parkenden Bewohner als quali- fizierte Parkraumnachfrage gegenüber.

4.9.8.7 Straßen für den Autoverkehr beherrschen die Stadt Innerhalb der Stadtgrenzen führen die Landstraßen L 116, L 121, L 128, L 141, L 289 und L 292 sowie die Bundesstraßen B 41 und B 420 durch die Stadt Ottweiler. Diese übernehmen neben der regionalen und überörtlichen Verbindungsfunktion auch Er- schließungs- und Aufenthaltsaufgaben im städtischen Straßenverkehr und stellen somit das Rückgrat der feingliedrigen innerstädtischen Straßenerschließung dar. Vielfach feh- len an den klassifizierten Straßennetzabschnitten jedoch noch verkehrssichere und komfortable Führungen und Querungen für den städtischen Radverkehr. Die Straßenabschnitte im klassifizierten Netz sind im Stadtgebiet: - L 116 – Verbindung von L121 Hangard nach L290 Richtung Lautenbach - L 121 – West-Ost, Steinbach Richtung Fürth - L 128 – Westanschluss Richtung Schiffweiler - L 141 – Westanschluss Richtung Illingen - L 289 – Nord-Süd, Lautenbach Richtung Rheinland-Pfalz (Breitenbach) - L 290 – Nord-Süd, Richtung Lautenbach - L 292 – Nord-Süd, Ortsstraße in Mainzweiler - B 41 – Nord-Süd, Verbindung nach Neunkirchen (Süd) und St. Wendel (Nord) - B 420 – West-Ost, Verbindung nach Steinbach, Fürth, (Dörrenbach) Die Straßenabschnitte im Stadtgebiet weisen folgende Streckenlängen auf: - Bundesstraßen: 11,09 km - Landstraßen I.O und II.O: 27,18 km Die Gesamtlänge der klassifizierten Netzabschnitte ohne geplante Netzerweiterungen beträgt im Stadtgebiet Ottweiler 38,27 km. Das Straßennetz hat sich seit dem Bezugs- jahr 1990 im Stadtgebiet Ottweiler im Bereich der L 121, L 289, L 292, B 41 und B 420 nicht signifikant geändert. In den zwei zurückliegenden Jahrzehnten sind keine relevan- ten Verkehrsverlagerungen aufgrund neuer Straßennetzabschnitte eingetreten. Die Verkehrsbelastungen im bestehenden Straßennetz weisen dennoch deutliche Zunah- men insbesondere im Bereich der B 41 und B 420 auf. Vor diesem Hintergrund wird seit längerem der Ausbau einer Ortsumgehung oder einer Ortskerntangente im Zuge der

42 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

B 41 in der Stadt Ottweiler diskutiert. Insgesamt besitzt die Stadt Ottweiler ein dichtes Straßenangebot im klassifizierten Netz aus Bundesstraßen und Landstraßen I. und II. Ordnung. Dieses wird durch ein engma- schiges Stadtstraßen- und Wegenetz komplettiert.

4.9.8.8 Straßenverkehrsaufkommen erhöht sich massiv Für repräsentative Abschnitte des klassifizierten Straßennetzes im Stadtgebiet Ottweiler werden im Weiteren die Kfz-Verkehrsstärken auf Basis der Straßenverkehrszählung 1990 und 2005 gegenüber gestellt. Für das Basisjahr 2010 sind noch keine belastbaren

Verkehrsdaten verfügbar. Diese Verkehrsmengen werden für die Berechnung der CO2- Emissionen mit den vom Landesbetrieb für Straßenbau anerkannten pauschalen Hoch- rechnungsfaktoren prognostiziert [32]. Die beobachtete Entwicklung der Straßenverkehrsbelastungen im klassifizierten Stra- ßennetz innerhalb des Stadtgebiets weist nur in eine Richtung - nach oben. Mit den kontinuierlich zunehmenden Verkehrsstärken steigen (bei unveränderten Verkehrsbe- ziehungen) auch die Gesamtfahrleistungen innerhalb des Untersuchungsraums. Die klimarelevanten CO2-Emissionen erhöhen sich im Gleichklang mit den Kfz- Verkehrsmengen [33]. In Summe sinken jedoch die Emissionen der THG (Treibhausga- se), was einer effizienteren Fahrzeugflotte zu verdanken ist. Einen erheblichen Anteil an den Gesamtverkehrsstärken und damit an den ortsbezogenen CO2-Emissionen hält der Durchgangsverkehr, dessen Fahrtquelle und Fahrtziel außerhalb des Stadtgebietes Ottweiler liegen. Und hieran ist der Durchgangsverkehr auf der B 41 maßgeblich mit 60 % der gesamten Querschnittsbelastung beteiligt.

4.9.8.9 Fahrleistung des Straßenverkehrs immer höher

Die nachfolgende Ermittlung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen im Stadtgebiet Ottweiler basiert auf den berechneten Fahrleistungen der Fahrzeugmengen im Straßen- und Schienenverkehr. Die Fahrleistungsdaten werden für das Bezugsjahr 1990 und das Basisjahr 2010 getrennt ermittelt [34].

32 Die angenommenen Zuwachsfaktoren entsprechen den aktuellen Annahmen des Landesbetriebs für Straßenbau im Saarland zur Entwicklung der Straßenverkehrsbelastungen. Für den Leichtverkehr werden 0,3 % p.a. und für den Schwerverkehr 0,8 % p.a. angesetzt.

33 Aufgrund des technologischen Fortschritts bei der Motoren- und Antriebstechnik – auch bedingt durch die Verschärfung der Abgasvorschriften im Zuge der Entwicklung der EURO-Stufen – steigen die fahrleistungs- und verbrauchsbezogenen Emissionen in der Summe nicht proportional zu den Verkehrsstärken.

34 Das klassifizierte Straßennetz (einschl. B41) ist innerhalb des Untersuchungsraums in 30 Straßenabschnitte eingeteilt worden. Für diese Segmente sind die Verkehrsstärken aus den Straßenverkehrsmengenkarten für die Erhebungsjahre 1990, 1995, 2000 und 2005 zu entnehmen. Für das Jahr 2010 sind die Verkehrserhebungsergebnisse noch nicht veröffentlicht. Somit werden die Verkehrsstärken des Jahres 2010 auf Basis des Jahres 2005 extrapoliert.

43 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Auf der Grundlage der Straßenabschnittslängen und der entsprechenden Belastungs- angaben zu den Tagesverkehrsstärken des Kfz-Verkehrs sind die durchschnittlichen Fahrleistungen im klassifizierten Straßennetz des Untersuchungsraums Ottweiler zu berechnen. Die Fahrleistungssummen werden für Bundes- und Landstraßen sowie nach den Fahrzeuggruppen Leicht- und Schwerverkehr unterschieden.

70.000 km/d

60.000 km/d

50.000 km/d

40.000 km/d

30.000 km/d

20.000 km/d

10.000 km/d

0 km/d L116 L121 L124 L128 L141 L289 L290 L292 B41 B420 1990 2000 2010 Abbildung 4-21: Fahrleistung des Leichtverkehrs nach klassifizierten Straßen

3.500 km/d

3.000 km/d

2.500 km/d

2.000 km/d

1.500 km/d

1.000 km/d

500 km/d

0 km/d L116 L121 L124 L128 L141 L289 L290 L292 B41 B420 1990 2000 2010

Abbildung 4-22: Fahrleistung des Schwerverkehrs nach klassifizierten Straßen

44 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die Entwicklung der Fahrleistungen im klassifizierten Netz zeigt deutliche Unterschiede in Bezug auf die Hauptverbindungsachse der B 41. - Die Fahrleistungsberechnung für die klassifizierten Straßen zeigt, dass der Groß- teil des täglichen Straßenverkehrs auf der B 41 stattfindet. - Die Gesamtfahrleistung auf der B 41 hat seit 1990 um fast 24 % zugenommen. Hierbei fiel der Zuwachs im Schwerverkehr mit rund 50 % sogar mehr als doppelt so hoch aus. - Auf den weiteren klassifizierten Netzabschnitten stieg die Fahrleistung im glei- chen Zeitraum nur um rd. 9 % [35]. - Insgesamt nahm die tägliche Kfz-Fahrleistung im Stadtgebiet Ottweiler um 13,6 % zu. Der Anstieg der Fahrleistungen im Schwerverkehr liegt sogar bei 24 %, wenngleich auf immer noch niedrigem Gesamtniveau mit einem Schwerver- kehrsanteil von durchschnittlich unter 4%. - Der festgestellte Fahrleistungsanstieg ist überdurchschnittlich im Vergleich zum gesamten Saarland. Hier stieg die Fahrleistung von 1990 bis 2010 um durch- schnittlich 8,3 % für alle Fahrzeugarten.

150%

140%

130%

120%

110%

100% 1990 2000 2010 Schwerverkehr Leichtverkehr

Abbildung 4-23: Entwicklung der Fahrleistung im Kfz-Verkehr nach Fahrzeuggruppen

35 Der Zuwachs der Fahrleistung um 9 % entspricht dem vom Landesbetrieb für Straßenbau derzeit angesetzten Prognosefaktor von 0,4 % p.a. im Kfz-Verkehr im klassifizierten Straßennetz des Saarlandes.

45 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-24: Entwicklung der Fahrleistung im Kfz-Verkehr nach Straßenklassen

4.9.9 Ermittlung der verkehrsspezifischen CO2-Emissionen

Für die weiteren Berechnungen zur Ermittlung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen 36 im Stadtgebiet Ottweiler wird das Territorialprinzip zugrunde gelegt [ ]. Die CO2- Bilanzierung erfolgt im Rahmen der Analyse für das Bezugsjahr 1990 und das Basisjahr 2010 mit Berücksichtigung der spezifischen Emissionsfaktoren nach dem HBEFA [37]. Als Grundgerüst der Emissionsberechnungen dienen die bekannten durchschnittlichen Tagesverkehrsstärken (DTV) auf 30 klassifizierten Straßennetzabschnitten mit Unter- scheidung in Leicht- und Schwerverkehr. Die täglichen Fahrleistungen wurden getrennt für diese Abschnitte ermittelt [38]. Für das Ortsnetz sind die Pkw-Fahrleistungen ent- sprechend der räumlichen Verteilung der Stadtbewohner auf die einzelnen Stadtteilbe-

36 Das so genannte Territorialprinzip (‚Käseglocke‟) ist eine gängige Methode, die jeden Verkehr in die Bilanz mit einbezieht, welcher sich innerhalb der Grenzen des Untersuchungsraums, d.h. des Stadtgebietes bewegt. Diese räumliche Differenzierung steht dem

Verursacherprinzip entgegen, welches nur den Anteil an CO2-Ausstoß betrachtet, welcher von der Stadtbevölkerung verursacht wird. Dieser Ansatz würde allerdings bewirken, dass gerade Städte, welche innerhalb ihrer Stadtgrenzen einen starken Emittenten haben, diesen aber nicht beeinflussen können, eine stark ‚geschönte‟ CO2-Bilanz erheben. In Ottweiler ist dies beispielsweise der Durchgangsverkehr auf der das Stadtgebiet in Nord-Süd-Richtung durchquerenden Bundesstraße B 41. Aus diesem Grund wird für die vorliegende Untersuchung das Territorialprinzip bevorzugt.

37 Das Handbuch Emissionsfaktoren für den Straßenverkehr (HBEFA) stellt für die gängigsten Fahrzeugtypen die Emissionsfaktoren mit Unterscheidung nach Pkw, leichte und schwere Nutzfahrzeuge u.ä. bereit und differenziert hierbei nach den Euro-Normen EU- RO 0 bis EURO VI sowie verschiedenen Verkehrssituationen. Es werden z.B. Kaltstartzuschläge auf den Kraftstoffverbrauch oder Zuschläge für Längsneigungen oder Fahrgeschwindigkeitsprofile für Otto- und Diesel-Fahrzeuge ausgewiesen. Die aktuelle Version des Handbuchs ist HBEFA 3.1.

38 Angaben über die durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärken auf den Streckenabschnitten werden für die Straßenquerschnitte an den Landeszählstellen der Straßenverkehrszählungen (SVZ) 1990 und 2005 aus den veröffentlichten Straßenverkehrsmengen- karten des übernommen. Die Belastungswerte von 2005 wurden mangels aktueller Verkehrsbelastungsangaben auf das Basisjahr 2010 hochgerechnet.

46 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler zirke und der mittleren Wegeentfernung eines Bezirks zum klassifizierten Straßennetz berechnet worden [39]. Die den Abschnitten bzw. Bezirken zugeordneten Fahrleistungen wurden gem. den Angaben im HBEFA mit spezifischen Emissionsfaktoren gewichtet.

Zur Bestimmung der CO2-Emission des Schienenverkehrs im Stadtgebiet wurden die nach Fahrplan angebotenen Zugfahrten ermittelt und mit spezifischen Emissionswerten belastet. Die das Stadtgebiet durchquerende Kursbuchstrecke 680 hat eine Abschnitts- länge von 3,355 km. Für die Bilanzierung nach dem Territorialprinzip wird die Fahrzeit eines Zuges innerhalb der Stadtgrenzen von Ottweiler nach den Fahrplanangaben der DB mit durchschnittlich 5 Minuten als Eingangswert angenommen [40]. Bei der Emissionsermittlung für den Schienenpersonenverkehr sind zwei verschiedene Zugtypen zu unterscheiden. Einerseits sind elektrisch betriebene Triebwagen des Typs 425 als Regionalbahn (RB) im Einsatz, andererseits bedienen diesel-hydraulisch betrie- bene Züge der Baureihe 612 (RE-Bahn) die Stadt Ottweiler [41]. Eine verlässliche Emissionsberechnung für den Flugverkehr konnte im Rahmen der

CO2-Bilanzierung nicht durchgeführt werden, da keine belastbaren Daten verfügbar sind.

4.9.9.1 CO2-Emissionen auf der B 41 gehen zurück Im Bereich der B 41 ist eine Abnahme der Emissionen um rd. 21 % für das Jahr 2010 im Vergleich zum Bezugsjahr 1990 nachzuweisen. Während im Jahr 1990 noch 5.252 t

CO2/a ausgestoßen wurden, sank der Ausstoß im Jahr 2010 auf 4.133 t CO2/a. In An- betracht der gleichzeitigen Fahrleistungszunahme auf der B 41 seit 1990 lässt sich der Entlastungseffekt vor allem auf den technischen Fortschritt in der Fahrzeugtechnik und den gesunkenen mittleren Flottenverbrauch zurückführen.

4.9.9.2 CO2-Emissionen außerhalb der klassifizierten Straßen rückläufig Auf den städtischen Straßen außerhalb des klassifizierten Straßennetzes wurden 1990

1.250 t CO2/a emittiert. Im Jahr 2010 wurden noch 920 t CO2/a ausgestoßen. Dies ent-

39 Es wurden die täglichen Wege bestimmt, welche jeder Bewohner der Stadt Ottweiler im Schnitt auf dem Ortsnetz, welches nicht durch Zählungen erfasst ist, zurücklegt, bis er das klassifizierte Netz erreicht. In den Mobilitätsuntersuchungen wurde herausgear- beitet, dass jeder Ottweiler Bewohner täglich im Mittel 2,5 Wege zurücklegt. Es wurde weiter gezeigt, dass 68% dieser Wege mit dem Pkw unternommen werden. Hieraus ergibt sich, dass jeder Einwohner pro Tag im Schnitt also 1,7 Wege mit dem Pkw zurück- legt. Als mittlerer Besetzungsgrad werden 1,2 Personen je Pkw angenommen. Für die Ermittlung der Fahrleistungen im Ortsnetz außerhalb der klassifizierten Straßen wurde den abgegrenzten Gebietszellen ein Schwerpunkt zugeordnet. Dieser wurde als ge- meinsamer Anfangs- bzw. Endpunkt der Anbindung der Gebietszelle an das klassifizierte Straßennetz festgelegt.

40 Bei der Bilanzierung des Schienenverkehrs wurde nur der Personenverkehr betrachtet. Der durch Elektrotraktion abgewickelte Güterverkehr konnte aufgrund zu hoher Schwankungen des Fahrtenaufkommens und unzureichender bzw. nicht verfügbarer Infor- mationen über seine tägliche Relevanz seitens der Deutschen Bahn nicht berücksichtigt werden. Der Anteil an reiner Diesel-traktion im Güterverkehr liegt nach Angaben der DB unter 4% und kann vernachlässigt werden.

41 Für die genannten Zugtypen liegen Basisdaten vor. Für den Typ 425 wird die CO2-Emission über den verbrauchten Strom nach Zeiteinheiten ermittelt; der Typ 612 wird über den Dieselverbrauch bilanziert.

47 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler spricht einem Emissionsrückgang von ca. 26,5 % gegenüber dem Bezugswert 1990. Aufgrund des angenommenen annähernd konstanten Modal-Split-Anteils des motori- sierten Individualverkehrs am städtischen Gesamtverkehrsaufkommen kann dieser Ent- lastungseffekt ebenfalls mit der Senkung der Verbrauchswerte neuer Fahrzeuge und dem Ersatz von Altfahrzeugen durch verbrauchsärmere und kleinere Neufahrzeuge (downsizing) erklärt werden.

4.9.9.3 CO2-Emissionen im Schienenverkehr nehmen ab Da seitens der Deutschen Bahn keine Angaben zur Emission der unterschiedlichen Traktionsarten zu erhalten waren, wurde zur Bilanzierung ein eigener Ansatz entwickelt [42]. Bilanziert werden neben den direkten Emissionen durch Dieseltraktion auch dieje- nigen Treibhausgase, welche bei der Produktion des benötigten Stroms für die Elektro- traktion entstehen. Die Elektrogliederbetriebszüge der Baureihe 425 emittieren im Un- 43 tersuchungsraum im Jahr 2010 jährlich 1.455 t CO2 [ ]. Die Dieseltriebwagen (Baureihe 612) emittieren jährlich 378 t CO2. Der Gesamtmenge von 1.866 t CO2/a im Jahr 2010 steht eine Gesamtemission von 2.612 t CO2/a im Jahr 1990 gegenüber. Dies entspricht einer Reduzierung von fast 29 % im Analysezeitraum seit 1990.

4.9.9.4 Aufstellung der CO2-Bilanzen des Verkehrs

Im Weiteren wird die Entwicklung der CO2-Emissionen des Gesamtverkehrs im Beo- bachtungszeitraum 1990 – 2010 verglichen. Durch das Aufsummieren der in den einzelnen Teilbereichen des Sektors „Verkehr und

Mobilität“ verursachten Mengen an ausgestoßenem CO2 ergibt sich die Ist-Bilanz für das Jahr 2010. Demnach hat die Stadt Ottweiler im Basisjahr 2010 eine analysierte Ge- samtemission im Bereich „Verkehr und Mobilität“ von 15.975 t CO2/a aufzuweisen. Im Bezugsjahr 1990 betrug die Gesamtemission noch fast 19.000 t CO2/a.

Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der CO2-Emission getrennt nach den ein- zelnen Emissionssektoren klassifiziertes Straßennetz, Ortsnetz, Deutsche Bahn (inkl. E- Traktion) und zum Vergleich die separierten Emissionen auf der B 41.

42 Quelle: M. Gottschalk, Bachelor-Thesis „Erstellung einer verkehrsstärkenbasierten CO2-Bilanz für den Sektor Verkehr der Stadt Ottweiler“, 2011

43 Es wird seitens der Deutschen Bahn angegeben, dass die Elektrotraktion im Saarland zu 100% regenerativ betrieben wird, wo- durch die oben genannten 1.455 tCO2 der Bilanz nicht hinzugefügt werden müssten. Da es allerdings weder Belege für diese Aus- sage gibt, noch ein nationaler Standard existiert, welcher die Art der Bilanzierung der Bahn vorschreibt, wird ein Abzug des Emissi- onswertes für die Analysebilanzierung nicht vorgenommen.

48 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

20.000 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 1990 2000 2010 kl. Netz Ortsnetz DB B 41 gesamt

Abbildung 4-25: Entwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler nach Emittenten [t CO2/a]

Im Folgenden werden die prozentualen Verhältnisse für die Emittenten grafisch darge- stellt. Auffällig ist der hohe Summenanteil des klassifizierten Netzes und des Ortsnetzes an den Gesamtemissionen in Höhe von 88 %. Die Deutsche Bahn hat mit rd. 12% einen vergleichsweise geringen Anteil. Mit Berücksichtigung der grundsätzlich abzugsfähigen Emission der Elektrotraktion (bei 100% Stromeinsatz aus erneuerbarer Energie) würde sich das Verhältnis noch deutlich zu Lasten des Straßenverkehrs verschieben.

5,77% 11,68%

kl. Netz Ortsnetz DB

82,55%

Abbildung 4-26: Prozentanteile der einzelnen Emittenten am Gesamtausstoß von CO2

Den hohen Einfluss des Straßenverkehrs auf der B41 auf die Gesamtemission des Straßenverkehrs im Stadtgebiet verdeutlicht die folgende Grafik. Es ist zu erkennen, dass fast 30 % des verursachten CO2-Ausstoßes des straßengebundenen Verkehrs auf der B41 entstehen.

49 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

29,31% Straßennetz ohne B 41 Anteil B 41 am Straßennetz

70,69%

Abbildung 4-27: Prozentanteil der B41 am CO2-Gesamtausstoß des klassifizierten Netzes

Bezieht man die Emissionssummen auf die aktuelle Wohnbevölkerung der Stadt Ottwei- ler, so ergeben sich die spezifischen CO2-Werte des durchschnittlichen Jahresver- brauchs für die Teilnahme jedes einzelnen Bürgers (unabhängig von dessen tatsächli- cher Mobilität) am Verkehr. Rechnerisch verursacht jeder Einwohner im Verkehrsbe- reich rd. 1,1 t CO2/a.

4.9.10 Bewertung der CO2-Situation und Handlungsbedarf

Das Ergebnis der Analyse des multimodalen Verkehrsangebots in Ottweiler verdeutlicht die aktuell bestehende Dominanz des Kraftfahrzeugs gegenüber den übrigen Ver- kehrsmitteln Bahn, Bus, Fahrrad und auch Füße. Die flexibleren und modal vernetzten Verkehrsarten wie CarSharing, Bike + Ride, Rufbus oder alternative ÖPNV-Angebote wie ein Linienbandbetrieb spielen bisher keine oder nur eine untergeordnete Rolle für die Erledigung der alltäglichen Mobilitätswünsche und Verkehrswege der Ottweiler Be- völkerung. Eine grundlegende Veränderung des Modal-Splits im Stadtverkehr zuguns- ten des Umweltverbundes ist vor dem Hintergrund der allgemeinen Mobilitätsentwick- lung im Saarland und im Landkreis Neunkirchen und dem nachgewiesenen Anstieg der Motorisierung in Ottweiler bisher nicht eingetreten. Insgesamt zeigt sich für die klassifizierten Straßenabschnitte ein leicht rückläufiger Be- lastungstrend bei den Treibhausgasen, der vor allem auf den seit 1990 erreichten tech- nologischen Fortschritt in der Fahrzeug- und Antriebstechnik (rückläufiger Flottenver- brauch im Zusammenhang mit der Euro-Norm Schadstoffklassifizierung) zurückgeht. Die weitere Einflussmöglichkeit der städtischen Handlungsansätze zur Beschränkung der CO2-Emissionen besteht für diese Straßennetzabschnitte nur eingeschränkt. Aus- gewählte Maßnahmen bedürfen hierbei der Zustimmung des Straßenbaulastträgers und der Kreisverkehrsbehörde. Einen erheblichen Einfluss auf die untersuchungsrelevante Fahrleistungssumme und damit auf den ermittelten CO2-Ausstoß hat der Durchgangsverkehr auf den klassifizier- ten Ortsdurchfahrten. Gravierend auf die Gesamthöhe der CO2-Emissionen des Ver-

50 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler kehrsbereichs wirkt sich hierbei die das Stadtgebiet durchquerende B41 aus. Rund

26 % der für das Basisjahr 2010 berechneten CO2-Emissionen werden durch den Kfz- Verkehr auf der B41 erzeugt. Dieser Durchgangsverkehr ist allein durch Maßnahmen der Stadt Ottweiler im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes nicht zu beeinflussen. Hier bedarf es der engen Zusammenarbeit und Abstimmung mit den nahen und ferneren Nachbargemeinden, um insbesondere den Einfluss des Pkw-Pendlerverkehrs auf die städtische CO2-Bilanz zu reduzieren. Der nicht direkt beeinflussbare Durchgangsverkehr hat (auf der B41) einen Anteil von rd. 60 %; die restlichen 40 % sind Quell- und Zielverkehr bzw. Binnenverkehr mit einem Anziehungspunkt innerhalb des Stadtgebietes. Dieser Verkehr und sein Anteil der Fahr- leistungen und der so verursachten Emissionen können gezielt durch stadtbezogene Minderungsmaßnahmen beeinflusst werden. Ein Rechenbeispiel für das Jahr 2010 verdeutlicht den rechnerischen Zusammenhang zwischen den jeweiligen Emittenten.

- Auf der B41 entstehen im Jahr 2010 4.134 t CO2/a. Davon werden 60 % dem Durchgangsverkehr zugerechnet. - Die beeinflussbaren Emissionsanteile auf der B41 des Quell-, Ziel- und Binnen- verkehrs in Höhe von 40 % betragen 1.654 t CO2/a. - Im restlichen klassifizierten Straßennetz liegen die verkehrsbedingten Emissio- nen bei 9.368 t CO2/a. Zuzüglich der 925 t CO2/a des Ortsnetzes ergibt sich eine direkt durch städtische Maßnahmen beeinflussbare Emissionssumme von 10.297 t CO2/a. - Durch Addition aller beeinflussbaren Emissionen errechnet sich ein Summenwert von 11.947 t CO2/a für das Jahr 2010, der durch städtische Maßnahmen effektiv beeinflussbar ist. Alle weiteren Betrachtungen zu den städtischen Handlungsfeldern und Maßnahmenpo- tenzialen werden auf diesen Berechnungswert bezogen. Die Darstellung der Emissionsentwicklung zeigt für den Bereich der Stadtstraßen be- reits einen deutlichen Rückgang der CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2010. Es ist anzunehmen, dass diese günstige Entwicklung vor allem aus Verbesserungen bei Fahrzeug- und Antriebstechnik und einer Senkung des Flottenverbrauchs resultiert, da sich die Fahrleistung im Beobachtungszeitraum erhöht hat.

An der Gesamtmenge der CO2-Emissionen im Stadtgebiet haben die Kfz-Fahrten auf den Stadtstraßen nur einen geringen Anteil. Für diese Straßennetzbereiche kann die Stadt unmittelbar wirksame Gestaltungsmaßnahmen realisieren, jedoch bleiben die Minderungseffekte entsprechend dem Anteil am Gesamtfahrtenaufkommen des stadt- bezogenen Straßenverkehrs vergleichsweise gering. Die Motorisierungsentwicklung und die Fahrleistungszunahme deuten auf einen erheb- lichen Handlungsbedarf zur Veränderung des Mobilitäts- und Verkehrsverhaltens des Einzelnen, zur Begrenzung der Auto-Affinität und zur Verbesserung des positiven Ein- 51 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler flusses des Umweltverbunds auf die Klimabilanz hin. Diese Veränderungen sind sinn- vollerweise als integraler Planungsprozess der städtebaulichen Entwicklungsplanung zu betrachten. Beispielsweise sind die Fragen zur (autofreien) ausreichenden Grundver- sorgung aller Stadtteile anzugehen.

20.000

15.000

13.711 12.927 10.000 11.841

5.000 2.101 1.894 1.654 3.151 2.841 2.480 0 1990 2000 2010 B41 60 % DV, nicht beeinflussbar B41 40 % QZV, beeinflussbar Emissionen Stadtverkehr, beeinflussbar

Abbildung 4-28: Entwicklung der verkehrsbedingten CO2-Bilanz im Stadtgebiet Ottweiler [t CO2/a]

4.10 Energie- und CO2-Bilanz

Dieses Kapitel bildet die derzeitige sowie die zukünftige Gesamtenergie- und CO2- Bilanz der Stadt Ottweiler ab, wenn keinerlei zusätzliche Maßnahmen im Zuge der Kli- maschutzinitiative ergriffen werden. Dabei wurde das Territorialprinzip angewendet. Zu- grunde liegen die Verbrauchsdaten, die innerhalb der Bestandsanalyse ermittelt wurden sowie die Annahmen zur Entwicklung der CO2-Emissionen aus der WWF-Studie 2009 „Modell Deutschland – Klimaschutz bis 2050“. Im Vergleich mit den Verbrauchsdaten 44 von 1990 wird darüber hinaus die Entwicklung der CO2-Emissionen seit Beschluss des Kyoto-Protokolls dargestellt. Abbildung 4-29 fasst die derzeitigen Energieverbräuche in den Bereichen Strom und Wärme sowie die Fahrleistung im Verkehrsbereich zusammen und stellt die Entwick- lung von 1990 bis heute dar. Bei der Gegenüberstellung der Bereiche Strom und Wär-

44 Aufgrund des mangelnden Datenbestands von 1990 wurden die Verbräuche im Bereich Strom und Wärme für das Jahr 1990 auf Grundlage der WWF-Studie 2009 „Modell Deutschland- Klimaschutz bis 2050“ abgeschätzt.

52 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler me wird deutlich, dass der Wärmeverbrauch in der Stadt Ottweiler den Stromverbrauch um ein Vielfaches übersteigt. Dies ist vor allem durch den hohen Wärmebedarf der pri- vaten Haushalte zu begründen, der – wie in Abbildung 4-30 zu sehen ist – auch für den

Großteil der CO2-Emissionen in Ottweiler verantwortlich ist. Der Energieverbrauch der öffentlichen Hand fällt kaum ins Gewicht, dennoch sind Maßnahmen zur Minderung der

CO2-Emissionen in diesem Bereich aufgrund der Vorbildfunktion für die Stadt Ottweiler sehr wichtig und auf keinen Fall zu unterschätzen.

Strom Wärme 400 Mio. kWh Mobilität 80.000.000 km

300 Mio. kWh 60.000.000 km

200 Mio. kWh 40.000.000 km

100 Mio. kWh 20.000.000 km

0 Mio. kWh 0 km 1990* heute 1990* heute 1990 heute * geschätzt Industrie und Gewerbe Öffentliche Hand Private Haushalte Fahrleistung Abbildung 4-29: Endenergieverbrauch nach Sektoren bzw. Fahrleistung 1990 und heute

45 Die CO2-Emissionen wurden anhand von CO2-Emissionsfaktoren aus den Energie- verbräuchen bzw. den Fahrleistungen berechnet. Der Emissionsfaktor von Strom ist abhängig von dem deutschen Kraftwerkmix und verringert sich aufgrund effizienter wer- dender Stromgewinnungsanlagen sowie eines steigenden Anteils nicht-fossiler Primär- energieträger am Energiemix stetig.

1990 betrug der CO2-Emissionsfaktor des deutschen Strommixes 744 g/kWh, in 2009 wurde ein Faktor von 575 g/kWh und in 2010 von 572 g/kWh angegeben. Bis 2020 wird ein CO2-Emissionsfaktor von 475 g/kWh, bis 2030 von 457 g/kWh und bis 2050 von 424 g/kWh erwartet. Dies schlägt sich auch in der CO2-Bilanz der Stadt Ottweiler nieder. Trotz einer relativ geringen Reduzierung des Stromverbrauchs konnte eine deutliche 46 Reduzierung der CO2-Emissionen im Strombereich seit 1990 bis heute erzielt werden .

45 Quelle: Umweltbundesamt; DEHSt: Emissionsfaktoren und Kohlenstoffgehalte

46 wobei auch der Ausbau der Wind- und Solarenergie zur Reduzierung der CO2-Emissonen im Strombereich beiträgt

53 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die CO2-Emissionsfaktoren im (Kraft-)Wärme- und Verkehrsbereich sind in Tabelle 4-4 enthalten. Sie sind von dem eingesetzten Energieträger bzw. im Verkehrsbereich vom

Flottenmix abhängig. Erneuerbare Energien sind nach Definition des UBA CO2- emissionsfrei und werden als Gutschrift entsprechend der substituierten (fossilen)

Energiemenge in der CO2-Bilanz berücksichtigt. Bei einem Überschuss an erneuerba- ren Energien ergeben sich negative CO2-Emissionen.

Tabelle 4-4: Auflistung der CO2-Emissionsfaktoren

Energieeinsatz Einheit 1990 heute 2020 2030 2050

Erdgas g CO2/kWh 202 202 202 202 202

Erdöl g CO2/kWh 266 266 266 266 266

Erdgas-Heizkraftwerk g CO2/kWh 167 167 167 167 167 (Wärme)

(Erdgas-Heizkraftwerk g CO2/kWh 359 359 359 359 359) (Strom)

Erneuerbare Energien g CO2/kWh 0 0 0 0 0

Flottenmix Verkehr g CO2/km 210 169 145 121 87

In Abbildung 4-30 ist weiterhin zu sehen, dass der Bereich Mobilität mittlerweile einen genauso großen Einfluss auf die CO2-Bilanz der Stadt Ottweiler wie der Stromver- brauch hat. Neben des verbesserten Strommixes in Deutschland (hinsichtlich des CO2- Emissionsfaktors, s.o.) ist dafür vor allem der Ausbau der Wind- und Solarenergie in Ottweiler während der vergangenen Jahre verantwortlich. Die durch den Stromver- brauch bedingten CO2-Emissionen können z.T. durch erneuerbaren Energien substi- tuiert werden. Dies wirkt sich in Form von CO2-Gutschriften positiv auf die Strombilanz aus. Im Wärmebereich hat sich der Bedarf aufgrund effizienter Heizungssysteme und höhe- rer Wärmedämmstandards (Energieeinsparverordnung, z.B. EnEV), speziell im Bereich der privaten Wohngebäude, deutlich verringert. Dies wirkt sich direkt auf die CO2- Emissionen im Wärmebereich aus. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmever- sorgung hat dagegen zurzeit mit etwa 1 % des Wärmeverbrauchs keinen wesentlichen

Einfluss auf die CO2-Bilanz. Abbildung 4-31 zeigt, dass die CO2-Emissionen in der Stadt Ottweiler seit 1990 bis heute um etwa 30-35 % verringert werden konnten. Großer Handlungsbedarf besteht weiterhin im Bereich der Wärmeversorgung von Wohngebäu- den.

54 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

100.000 t Strom Wärme Mobilität 80.000 t

Private Haushalte 60.000 t Öffentliche Hand Industrie und Gewerbe 40.000 t Verkehr 20.000 t

* geschätzt 0 t 1990* heute 1990* heute 1990 heute

Abbildung 4-30: CO2-Emissionen in den unterschiedlichen Sektoren 1990 und heute

160.000 t 147.033

120.000 t 97.405 88.886 80.000 t 62.643

42.045 40.000 t 25.889

0 t 1990* 2009 2010* 2020* 2030* 2050* Mobilität Wärme Strom * geschätzt

Abbildung 4-31: CO2-Emissionen von 1990 bis 2050

Wird der Trend fortgeschrieben, ergibt sich eine Abnahme der CO2-Emissonen bis zum Jahr 2020 um 57 %, bis 2030 um 71 % und bis 2050 um über 80 % gegenüber 1990.

Der größte Anteil der CO2-Emissionen mit etwa 70 % wird auch im Jahr 2050 durch die Wärmeversorgung der Gebäude verursacht, sodass hier auch zukünftig der größte Handlungsbedarf besteht.

Im Strombereich ist die Reduzierung der CO2-Emissionen vor allem dem weiteren Aus- bau der Dachflächen-Fotovoltaik sowie indirekt der Entwicklung des bundesdeutschen Strommixes geschuldet. Durch den hohen Anteil an erneuerbaren Energien an der

Stromversorgung kann im Jahr 2050 eine CO2-Gutschrift von etwa 2.000 t/CO2 erzielt

55 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

werden, was in der Strombilanz als negative CO2-Emissionen dargestellt wird. Im Be- reich Verkehr werden im Jahr 2050 überwiegend technische Weiterentwicklungen zu Einsparungen von fast 50 % gegenüber 1990 führen.

4.11 Regionale Wertschöpfung

Die Umstellung der regionalen Energiebereitstellung hin zu einem technisch - effizien- ten und regenerativen System birgt die große Möglichkeit, dass durch Investitionen und Betriebsaufwendungen in den Klimaschutz Arbeitsplätze entstehen, zusätzliche Ein- nahmen möglich werden und Energiekosten reduziert werden können. Zudem gibt es zahlreiche Belege, dass Kommunen, die in den Klimaschutz investieren, ihren Finanz- haushalt langfristig sichern können und Einnahmen generieren. Ein Beispiel ist die Mor- bacher Energielandschaft. Hier wurde seitens der Gemeinde Morbach ein Konversions- gelände umgewandelt in eine Fläche, die durch erneuerbare Energien z.B. Steuerein- nahmen für die Kommune generiert. Generell wird regionale Wertschöpfung beschrieben als Umsätze einer Region, weniger die von außen bezogenen Vorleistungen.47 Für eine Kommune ergeben sich in diesem Zusammenhang zwei Folgerungen: 1. Es werden weniger Güter (z.B. Heizöl) in eine Kommune eingeführt: Zum einen können Energieträger in der Kommune hergestellt werden, zum anderen werden durch Einsparmaßnahmen weniger Energieträger benötigt. Dadurch verringern sich die von außen bezogenen Güter und Dienstleistungen der Kommune. 2. Es werden mehr Leistungen in der Kommune selbst generiert, wie z.B. Strom aus Windkraft oder Biogas, die dann gewinnbringend auch nach außen verkauft werden können. Dadurch erhöhen sich die Exporte der Kommune. Die durch die Umsetzung der Klimaschutzkonzepte ausgelösten regionalwirtschaftli- chen Effekte stellen eine wichtige ökonomische Größe für die Bewertung von Techno- logien, Anlagen und Strategien dar. Durch den Deutschen Landkreistag wurde in die- sem Zusammenhang deutlich signalisiert, dass genau diese verwertbaren Ergebnisse einer umfassenden Regionalen Wertschöpfungsanalyse zu einem wesentlichen Durch- bruch in der Akzeptanz der erneuerbaren Energien geführt haben.48

47 AEE (2009): Regionale Wertschöpfung durch die Nutzung Erneuerbare Energien: Hintergrundinformationen. Agentur für Erneuer- bare Energien e.V., Berlin

48 Baur, F., Bemmann, U., Müller, N., Ziegler, C., Fritsche, U.R., Rausch, K., Hünecke, A., Effinger, P., Heck, R., Gebhardt, R., Wern, B., Hoffmann, D., Thrän, D., Lenz, V., Langheinrich, C., Hiebel, M., Stahl, E. und Krassowski, J. (2007): Strategien zur nach- haltigen energetischen Nutzung von Biomasse in ausgewählten Modellregionen. Endbericht BioRegio im Auftrag des BMU, Berlin

56 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Doch wie kann die regionale Wertschöpfung messbar gemacht werden? Folgende Fak- toren haben Offermann et al. (2010)49 aufgeführt: - Ökonomische Faktoren im Sinne der klassischen monetären Wertschöpfungser- mittlung (Investition, Betrieb, Rohstoff-Zulieferung, Produktabnahme, Logistik, regionale Synergien, Kaufkraftentwicklung/-bindung, ….) - Soziale Faktoren (Arbeitsplatzeffekte, Qualifikation, regionale Identität, Netzwerk- bildung, allgemeine Sensibilisierung, ….) - Ökologische Faktoren (Klimaschutz, Landnutzung / Flächenverbrauch, Gewäs- serschutz, Naturschutz, ….) - Sonstige Faktoren (Stärkung der regionalen Leistungsverflechtung, Erhöhung des regionalen Bekanntheitsgrades, Infrastruktur, …..) Die Meßbarkeit aller Effekte ist jedoch nicht einfach, es gibt keine Zahlenbasis über die regionalen Effekte. Wissenschaftlich korrekt müsste hier eine Input-Output-Analyse an- gefertigt werden, wie es Sachsen für ein ganzes Bundesland versucht hat.50 IÖW (2010) 51 dagegen versucht, die tatsächliche Wertschöpfung durch die Bewertung ein- zelner Technologien auszudrücken. Dies ist jedoch immer eine Momentaufnahme, da z.B. die Brennstoffpreise stets fluktuieren. Für Ottweiler werden im Rahmen dieses Projektes folgende zwei Punkte als Indikatoren einer gesteigerten Wertschöpfung herangezogen: - Die Investitionssumme von Anlagen auf Basis regenerativer Energien - Die induzierten Nettobeschäftigungseffekte in € nach der Methodik von IÖW (2010) Investitionen in dezentrale Energieerzeugungen (Wind, PV, Biomasse) sowie deren Nettobeschäftigungseffekte sind methodisch einfach zu fassen und ein bedeutender Weiser für die Entwicklung in einem Wirtschaftsbereich. Die Nettobeschäftigungseffekte drücken die geldwerten Effekte von bestimmten Technologien pro kW Nennleistung aus. Sie sind ein Weiser für die Steigerung des Einkommens von einzelnen Beschäfti- gungen. Steigt das Einkommen in einer Region, hat dies auch direkt positive Einflüsse auf die Steuern der Kommunen aber auch auf das Wirtschaften aller Beteiligten in einer

49 Offermann, R; Stinner, W.; Baur, F.; Wern, B.; Fritsche, U.; Hünecke, K. (2010): Wertschöpfung durch die energetische Biomas- senutzung. Arbeitspapier der Unterarbeitsgruppe reg. Wertschöpfung im Rahmen des Förderprogramms „Optimierung der energeti- schen Biomassenutzung“, zu beziehen bei IZES, Saarbrücken

50 SANEA (2010): Wertschöpfung durch EE in Sachsen. Studie erstellt durch VEE im Auftrag der sächsischen Energieagentur (SANEA), Dresden

51 IÖW (2010): Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien. Institut für ökol. Wirtschaften (IÖW) im Auftrag der AEE, Abschlussbericht, Berlin

57 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Region, also auch für z.B. den Handwerker, der evtl. mehr Aufträge bekommt. Daneben gibt es noch eine Vielzahl von positiven Effekten, die jedoch nicht mit hinrei- chender Belastbarkeit quantifiziert werden können. Jede Form der Energieeinsparung (Gebäudedämmung, energiesparende Fahrzeuge, Effizienzsteigerungen von Maschi- nen) bedeutet, dass weniger an Energie verbraucht wird und somit entweder diese Energie nicht mehr importiert werden muss oder aber bei einem „Energieüberschuss“ diese Energie gegen Zahlung exportiert werden kann. Jede Form der Investition, z.B. in die Windkraft, bedeutet auch Einnahmen über die Gewerbesteuer, die Einkommens- steuer oder Pachterlöse. In Ottweiler sind bis 2010 schon Investitionen im Bereich Wind, Photovoltaik, Solar- thermie, Stückholzheizungen und Pelletheizungen getätigt worden. Die genaue Investi- tionshöhe ist nicht abzuschätzen, da sich z.B. im Bereich Photovoltaik die Preise von rund 6.000 € pro kWp auf heute etwa 2.500 € pro kWp verringert haben. Insgesamt sind heute schon 2.173 kWp installiert. Dies bedeutet, dass alleine die privaten Bürger auf ihren Dächern schon 7 - 9 Mio € investiert haben. Die schon heute installierten rund

580 kWtherm im Bereich der Holzheizungen bedeuten ein Invest von geschätzten 800.000 €, ebenfalls von Bürgern getätigt. Die Nettobeschäftigungseffekte lassen sich jedoch mit der Methode von IÖW (2010) abschätzen. Tabelle 4-5 führt den Nettobeschäftigungseffekt für verschiedene erneuerbare Energien in Ottweiler auf. Insgesamt sind heute schon Effekte von rund 270.000 € auszumachen. Der Großteil der Effekte beruht mit rund 160.000 € auf der Windkraft.

Tabelle 4-5: Nettobeschäftigungseffekte durch EE in 2010 bis 2010 Nettobeschäftigungseffekte

Solar 93.318 €

Wind 160.200 €

Biomasse 21.028 €

∑ 274.546 €

58 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5 Handlungsfelder, Potenzialanalysen und Maßnahmen

Der Schutz von Natur und Umwelt ist aus Verantwortung gegenüber den nachfolgenden Generationen schon seit Jahren ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil städti- schen Handelns auf allen Ebenen. Die Stadt Ottweiler fühlt sich daher im hohen Maße einer nachhaltigen Entwicklung in ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Di- mension verpflichtet und bekennt sich mit dem ökologischen Leitbild 2008 zu dieser Verantwortung. Dabei orientiert die Stadt Ottweiler ihr Handeln an folgenden Leitlinien: Natur und Landschaft Der Schutz von Natur und Landschaft ist als Erholungs- und Wirtschaftsraum des Men- schen im Sinne einer nachhaltigen Landnutzung für die Stadt Ottweiler von großer Be- deutung. Der im Zuge der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes erarbeitete Landschaftsplan ist für die Stadt Ottweiler Grundlage für die Umsetzung von land- schaftspflegerischen Maßnahmen zur Verbesserung des Biotopschutzes und der Ent- wicklung eines Biotopverbundsystems. Ressourcenschonung Die Stadt Ottweiler fördert einen schonenden Umgang der natürlichen Ressourcen im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten. Als unverzichtbare Lebensgrundlage für unsere heutige und zukünftige Generation ist die ökologische Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu erhalten und verbes- sern. Bürgerbeteiligung/Kommunikation Für die Stadt Ottweiler ist die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern und deren Beteiligung und Einbindung in kommunale Planungs- und Entscheidungsprozes- sen ein unverzichtbarer Bestandteil einer gelebten Demokratie. Die Stadt Ottweiler för- dert aktiv bürgerschaftliches Engagement und die Integration benachteiligter gesell- schaftlicher Gruppen. Klimaschutz Für die Stadt Ottweiler sind der Klimawandel und seine Folgen weltweit die zentrale Herausforderung für die Menschheit, der sich vor allem die gut entwickelten Industrie- länder im Norden stellen müssen. Die Stadt Ottweiler bekennt sich zu dieser Verantwor- tung und leistet nach dem Motto „Global denken, lokal Handeln“ im Rahmen ihrer Hand- lungsmöglichkeiten einen Beitrag für das Überleben des Planeten Erde. Das vorliegende Klimaschutzkonzept greift die Vorgaben des ökologischen Leitbildes auf und erarbeitet in den Handlungsfeldern Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Verkehr und Mobilität sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit Maßnahmen im Sinne des Klimaschutzes.

59 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben wurde, findet in den folgenden Abschnitten eine weitere Unterteilung der Handlungsfelder statt (vgl. Abbildung 2-2). Somit können die unterschiedlichen Bereiche einzeln analysiert und bewertet werden. Das Handlungsfeld Erneuerbare Energien wird wie folgt unterteilt: - Windkraft, - Wasserkraft, - Solarenergie, - Geothermie, - Biomasse und - Nahwärme Im Handlungsfeld Energieeffizienz wird unterschieden zwischen den Bereichen: - Öffentliche Straßenbeleuchtung und - Kommunale Liegenschaften. 52 Im Handlungsfeld Verkehr und Mobilität findet ebenfalls eine Untergliederung statt. Hier werden folgende Strategieebenen differenziert: - Verkehrsvermeidung - Verkehrsverlagerung - Verkehrsgestaltung Die einzelnen Unterkapitel sind identisch aufgebaut. Zuerst erfolgt eine Potenzialanaly- se. Somit können die vorhandenen Potenziale zur Einsparung von CO2 in den unter- schiedlichen Bereichen beschrieben und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Aufbauend auf den Ergebnissen der Potenzialanalyse werden anschließend entspre- chende Umsetzungs- und Maßnahmenvorschläge formuliert. Am Ende des jeweiligen Unterkapitels werden dann die Ergebnisse in Form von Maßnahmenblättern zusam- mengefasst. Eine Ausnahme stellt der Bereich Mobilität dar. Im Bereich Mobilität werden zum späte- ren Verständnis vorab noch einige Rahmenentwicklungen in Form einer Szenarienbe-

52 Effizienzmaßnahmen in privaten Gebäuden sowie in Industrie- und Gewerbebetrieben werden im Folgenden in Übereinstimmung mit dem Projektantrag nicht beschrieben. An dieser Stelle soll jedoch erwähnt werden, dass im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit auch Privatpersonen und Unternehmen bei der Maßnahmenentwicklung mit einbezogen wurden. Bei den größten Unternehmen in Ott- weiler wurden darüber hinaus Einzelgespräche mit der Geschäftsführung geführt, in denen Informationen zum Klimaschutz und möglichen Maßnahmen vermittelt wurden.

60 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler trachtung beschrieben. Anhand des Maßnahmenszenarios werden anschließend Maß- nahmen sowie eine Umsetzungsstrategie entwickelt. Die Maßnahmenblätter am Ende jedes Teilkapitels (bzw. im Anhang zur Mobilität) enthalten eine kurze Beschreibung der durchzuführenden Maßnahmen inklusive einer Auflistung der beteiligten Akteure, Hintergrundinformationen, Konfliktpotenzialen, Um- setzungsbeispiele sowie die zu erwartenden Kosten und CO2-Einsparungen. Darüber hinaus findet eine Bewertung der Maßnahmen statt. Bei der Bewertung der Maßnahmen werden folgende Kriterien berücksichtigt:

- CO2-Minderung - regionaler Mehrwert - jährliche Kosten (geschätzt)

- CO2-Minderung sowie regionaler Mehrwert im Verhältnis zu der Investition bzw. Kosten-Nutzen-Verhältnis - Maßnahmenschärfe bzw. Anwendbarkeit Zusätzlich erfolgt anhand des Kosten-Nutzen-Verhältnis sowie der Maßnahmenschärfe eine Gesamtbewertung der Maßnahme. Diese wird durch einen Würfel am unteren En- de des Maßnahmenblatts grafisch dargestellt. Sehr hoch priorisierte Maßnahmen wer- den mit der Maximalpunktzahl von sechs Augen bewertet, hoch priorisierte Maßnahmen mit fünf, mittel priorisierte Maßnahmen mit vier, niedrig priorisierte Maßnahmen mit drei, weniger geeignete Maßnahmen mit zwei, schlecht geeignete Maßnahmen mit einem und auszuschließende Maßnahmen mit null Augen bewertet. Tabelle 5-1 zeigt ein Bei- spiel zur Bewertung eines Maßnahmenblatts. Wie dort zu sehen ist, reicht die Bewer- tungsskala von 0 bis 6. Dadurch wird eine differenzierte Bewertung der Maßnahmen möglich. Die Bewertungsschlüssel befindet sich in Tabelle 7-6 im Anhang.

Tabelle 5-1: Bewertungsbeispiel eines Maßnahmenblatts

Bewertung: 0 1 2 3 5 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X

61 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1 Erneuerbare Energien

Kapitel 5.1 unterteilt sich in die Unterkapitel Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie, Geo- thermie, Biomasse und Nahwärme. Dabei werden im ersten Teil jedes Kapitels die Po- tenziale der einzelnen Energieformen ausgewiesen. Die Erkenntnisse aus Kapitel 4 so- wie bestehende Nutzungskonkurrenzen (z.B. der Bedarf an Dachflächen durch solar- thermische bzw. Fotovoltaikanlagen) werden bei der Ermittlung der Potenziale berück- sichtigt. Im zweiten Teil erfolgt die Beschreibung von Maßnahmenvorschlägen zur Nut- zung der vorhandenen Energiepotenziale.

5.1.1 Windkraft

5.1.1.1 Potenziale

5.1.1.1.1 Vorgehensweise Für die Analyse der Windenergiepotenziale der Stadt Ottweiler wird die bisherige Aus- schlusswirkung in Bezug auf die Ausweisung von Vorranggebieten zur Errichtung von Windkraftanlagen im LEP des Saarlandes, Teilabschnitt „Umwelt“, die eine Errichtung von Windenergieanlagen außerhalb von entsprechend ausgewiesenen Vorrangflächen verhindert, ausgeblendet. Ausschlussflächen gemäß LEP, Teilabschnitt „Umwelt“ sind bisher Vorranggebiete für Naturschutz, Vorranggebiete für Gewerbe, Industrie und Dienstleistungen, Vorranggebiete für Forschung und Entwicklung sowie Vorranggebiete für Freiraumschutz. Mit der vorgesehenen Änderung des LEP, Teilabschnitt „Umwelt“ werden den Gemeinden entsprechend der vom Gesetzgeber ausdrücklich eingeräum- ten Privilegierung von Windenergieanlagen und dem im BauGB eingeräumten Planvor- behalt größere Spielräume hinsichtlich der Standortsuche und -sicherung eingeräumt, was somit in der nachfolgenden Potenzialanalyse berücksichtigt wird. Es wird darauf hingewiesen, dass die ermittelten Potenzialflächen im Rahmen mögli- cher Genehmigungsverfahren hinsichtlich der Wirkung von relativen Ausschlusskriterien und der Verletzung des naturschutz- und baurechtlichen Schutzzweckes auf relevanten Ausschlussflächen einzeln zu prüfen sind und eine Einzelfallprüfung möglicher Standor- te durch die nachfolgende Potenzialanalyse nicht ersetzt werden kann. Zur Potenzialermittlung wurde, wie nachfolgend beschrieben, ein zweistufiges Aus- schlussverfahren angewandt, das die vorhandenen Flächen auf Raumwiderstände prüft. In der ersten Stufe wurden vorerst nur die absoluten Flächenausschlusskriterien einbezogen, so dass im Ergebnis dieses Analyseschritts die maximal möglichen Poten- zialflächen ausgewiesen wurden. Das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr des Saarlandes sieht vor, die Windkraftnutzung in Wäldern grundsätzlich zu erlauben, so- dass nun anders als in der Vergangenheit Waldflächen nicht als absolutes Ausschluss- kriterium angesehen werden, sondern weiterhin als Potenzialflächen erhalten bleiben. Die für die Potenzialanalyse geltenden absoluten Ausschlusskriterien sind zur Übersicht in Tabelle 7-7 dargestellt.

62 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die durch Abzug der absoluten Ausschlusskriterien ermittelten Potenzialflächen wurden im zweiten Schritt einer Eignungsuntersuchung unterzogen, bei der die Eignung der Flächen festgestellt und eine abschließende Bewertung der potenziellen Standorte durchgeführt werden konnte. Dazu wurden folgende Punkte untersucht: - Topologische Lage (speziell Flächen mit einer Höhe unter 350 m wurden als un- geeignet eingestuft), - Aufwand zur Erschließung des Gebietes und zur Anbindung ans Verkehrs- und Stromnetz, - Abstand zu bestehenden Windkraftanlagen Am Ende dieses zweiten Analyseschrittes erfolgte somit die Darstellung der Standorte, die nach derzeitiger Einschätzung zur Nutzung der Windkraft als sehr gut, gut oder be- friedigend eingestuft wurden (vgl. Tabelle 7-9). Eine aktualisierte Erhebung der stand- ortbezogenen Windhöffigkeit sowie die Prüfung weiterer zusätzlicher relativer Aus- schlusskriterien (vgl. Tabelle 7-8) sind im Rahmen der Einzelfallprüfungen erforderlich und würden an dieser Stelle nur zum vorzeitigen Ausschluss potenzieller Flächen füh- ren. Aussagen zur Wirtschaftlichkeit der Einzelanlagen sind auf Grund der fehlenden Daten an dieser Stelle nicht zu ermitteln gewesen. Die Standortausweisung bietet eine wissenschaftlich fundierte Diskussionsgrundlage und erhebt keinen Anspruch auf voll- ständige Erfassung der einzelfallbezogenen Genehmigungs- und Akzeptanzkriterien.

5.1.1.1.2 Ausweisung maximaler Flächenpotenziale Durch Abzug der absoluten Raumwiderstandsflächen (vgl. Tabelle 7-7) verbleiben 27 ausgewiesene Potenzialflächen, auf denen eine Errichtung von Windenergieanlagen aufgrund von absoluten Ausschlusskriterien prinzipiell möglich ist. Die Flächen sind in Abbildung 5-1 dargestellt. Eine ausführlichere Beschreibung der Flächen findet in Ta- belle 7-9 im Anhang statt.

Abbildung 5-1: Maximale Flächenpotenziale

63 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.1.1.3 Untersuchung der Flächeneignung Zur Bestimmung der geeigneten Standorte wurden die ermittelten Potenzialflächen in enger Absprache mit regionalen Anlagenplanern unter den in Abschnitt 5.1.1.1 aufgelis- teten Kriterien einzeln betrachtet und ausgewertet. Dabei wurden die Standorte mit sehr gut (1), gut (2) und befriedigend (3) bewertet. Die Ergebnisse der Eignungsuntersu- chung sind in Tabelle 7-9 im Anhang enthalten. Auf diese Weise konnten aus den insgesamt 27 Flächen 19 geeignete Standorte identi- fiziert werden (vgl. Abbildung 5-1). Zur Einschätzung des möglichen Gesamtpotenzials wurden die 19 Standorte mit Anlagen der 3-MW-Klasse belegt. Dabei wurden zwischen Anlagen Mindestabstände von 600 m in Hauptwindrichtung und von 300 m quer zur Hauptwindrichtung eingehalten. Des Weiteren wurden für jeden Standort die mögliche Anlagenanzahl sowie die vorgesehene Anlagenleistung bestimmt (siehe Tabelle 7-10 im Anhang). Je nach Eignung der Fläche wurde den Anlagen zudem eine Vollbenut- zungsstundenanzahl unterstellt. Schließlich konnte für die Stadt Ottweiler ein Energie- potenzial von 225 Mio. kWh ausgewiesen werden.

5.1.1.1.4 Vergleich mit den Ergebnissen der Windpotenzialstudie des Saarlandes Innerhalb der Windpotenzialstudie Saarland des Saarländischen Ministeriums für Um- welt, Energie und Verkehr (MUEV) vom 8. April 2011 wurden Windpotenzialflächen für das gesamte Saarland ausgewiesen und den Kommunen und Städten zur Verfügung gestellt. Die AL-PRO GmbH & Co. KG, die mit der Potenzialbestimmung vom MUEV beauftragt wurde, hat bei der Potenzialausweisung zum Teil ihre eigenen, aus Erfah- rungswerten abgeleiteten Abstands- und Ausschlusskriterien angesetzt, die sich von den in dieser Studie angesetzten und mit der Stadt Ottweiler abgestimmten Aus- schlusskriterien unterscheiden.

Abbildung 5-2: Verschnitt der Potenzialflächen mit der Windpotenzialstudie des Saarlandes 2011

64 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Im Vergleich der in der Windpotenzialstudie Saarland ausgewiesen Potenzialflächen für die Anlagen der 3-MW-Klasse mit den Ergebnissen dieser Arbeit ergab sich eine große Übereinstimmung der ausgewiesenen Flächen. Die übereinstimmenden Potenzialflä- chen sind in Abbildung 5-2 dargestellt.

5.1.1.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag Um einen gezielten Ausbau der Windenergie zu gewährleisten, sollte die Stadt Ottweiler einen Beschluss „zur grundsätzlichen Änderung des Flächennutzungsplans mit dem Ziel, weitere Sondergebiete zur Windenergienutzung auszuweisen“ innerhalb eines Jah- res fassen. Geschieht dies nicht, so gelten die landesweiten Bestimmungen. Die Erkenntnisse aus den vorherigen Abschnitten sowie die Ergebnisse der Windpoten- zialstudie des Saarlandes sollten bei einer Änderung des Flächennutzungsplans be- rücksichtigt werden. Um eine Verspargelung der Landschaft zu verhindern, empfiehlt es sich, Flächen zu bevorzugen, an denen mehrere Windkraftanlagen errichtet werden können, wie z.B. im Himmelwald, Buchwald, Jungenwald oder südlich von Remmesfürth (s. Abbildung 5-3). Von der Umsetzung künftiger Projekte sollte vor allem auch die Bevölkerung profitieren können. Durch die Gründung einer Energiegenossenschaft könnten Bürger, regionale Unternehmen, aber auch die Stadt Ottweiler selbst an der Windenergienutzung beteiligt sowie der regionale Mehrwert und die Akzeptanz in der Bevölkerung für Erneuerbare- Energie-Projekte gesteigert werden. Ottweiler kann auch durch die Windkraft ein Stück „zukunftssicherer“ im Sinne eines Abbaus von kommunalen Schulden sowie einer Stei- gerung der Kaufkraft von Bürgern gemacht werden. Erste Voruntersuchungen zu einzelnen Standorten durch diverse Planungsbüros sowie erste Gespräche mit Flächeneigentümern fanden in den vergangenen Monaten projekt- begleitend bereits statt. Aktuell wird über eine Änderung des Flächennutzungsplans diskutiert.

65 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE1 Ausbau der Windenergienutzung

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler, Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) an potenziellen Standorten im Himmelwald, im Buchwald, im Jungenwald und südlich von Remmesfürth. Akteure: Stadt Ottweiler, Energiegenossenschaft, Bürger, Planungsbüros

Räumlicher Bezug: Himmelwald, Buchwald, Jungenwald, südlich von Remmesfürth Zeitraum / Beginn: 2013 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Gut geeignete Windenergiepotenzialflächen sollten bis 2020 erschlossen und mit Windenergieanlagen versehen werden. Potenzielle Standorte befinden sich u.a. im Himmelwald, im Buchwald, im Jungenwald und südlich von Remmesfürth. Hintergrund: Innerhalb der Klimaschutzinitiative wurde eine Windenergiepotenzialanalyse für die Stadt Ottweiler durchgeführt und entsprechende Potenzialflächen ausgewiesen. Hierbei waren erstmals Waldgebiete nicht mehr prinzipiell als potenzieller Standort ausgeschlossen. Die Ergebnisse wurden mit der Potenzialstudie Windenergie des Saarlandes abgeglichen. Anschließend wurden die Flächen bewertet. Diverse Planungsbüros haben mittlerweile erste Flächenuntersuchungen vorgenommen und der Stadt unterschiedliche Ausbauvarianten vorgestellt. Konfliktpotenzial: Widerstand in der Bevölkerung Kosten und Finanzierung: Bei Investitionskosten von 1.300 €/kW ergibt sich pro Windenergieanlage (3 MW) etwa eine Investitionssumme von 3,9 Mio. €. Bei einem Eigenkapitalanteil von 25 % und einer Fremdkapitaltilgung über eine Dauer von 15 Jahren beträgt der interne Zinsfuß der Investition etwa 8,8 %. Wird angenommen, dass die oben genannten Flächen optimal genutzt werden, könnten bis zu 20 WEA errichtet werden. Die Stromgestehungskosten betragen dann jährlich rund 8,8 Mio. € (0,071 €/kWh).

(maximale) CO2-Minderung: 71.500 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Beschluss zur grundsätzlichen Änderung des FNP mit dem Ziel, wei- tere Sondergebiete zur Windenergienutzung auszuweisen - Es sollte in Ottweiler eine Energiegenossenschaft gegründet werden, die an der Umsetzung und dem Betrieb von Windenergieprojekten beteilig ist. Best Practice: VSE-Windpark Merchingen: http://www.windpark-merchingen.de

Abbildung 5-3: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Windenergienutzung 66 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.2 Wasserkraft

5.1.2.1 Potenziale In Deutschland ist nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) der Bau von Kleinstwasserkraftanlagen vielerorts noch möglich, während Standorte für größere Wasserkraftwerke aufgrund der topographischen Gegebenheiten bereits ausgeschöpft sind. In Ottweiler, im Ortsteil Fürth, konnte ein ehemaliger Mühlenstandort identifiziert wer- den, an dem eine Nutzung der Wasserkraft möglich ist. Das elektrische Potenzial be- trägt 6 kW und entspricht somit einem Jahresstromertrag von etwa 45.000 kWh.

5.1.2.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag Bei der Planung von Kleinstwasserkraftanlagen sind neben einem geeigneten Standort technische Faktoren sowie Umwelt- und Denkmalschutzbestimmungen zu beachten. Im Detail sind folgende Punkte zu klären: - Zustand vorhandener wasserbaulicher Anlagen (Wehr, Zulauf, etc.) - Zustand vorhandener technischer Komponenten (Turbine, Getriebe, etc.) - eventuell vorhandene Hochwasserschutzbereiche - Wasserqualität (Verunreinigungen, Geschiebe, etc.) - Grundwasserstände - Beschaffenheit des Grundstücks (Eigentumsverhältnisse, Wasserrechte, Bebau- ung, etc.) - Förderungen und Vorschriften bezüglich des Natur- und Landschaftsschutzes Die gesetzlich garantierte Vergütung liegt nach dem EEG 2009 § 23 I Satz 1 für eine Wasserkraftanlage bis 500 kW bei 12,67 ct/kWh und nach dem EEG 2012 bei 12,70 ct/kWh. Hierbei gilt jedoch die Einschränkung aus § 23 V Satz 2, dass bei der Modernisierung der Anlage nachweislich ein guter ökologischer Zustand erreicht oder der ökologische Zustand gegenüber dem vorherigen Zustand wesentlich verbessert worden sein muss. Eine wesentliche Verbesserung des ökologischen Zustandes liegt in der Regel vor, wenn die Stauraumbewirtschaftung, die biologische Durchgängigkeit, der Mindestwasserabfluss, die Feststoffbewirtschaftung oder die Uferstruktur wesentlich verbessert worden oder Flachwasserzonen angelegt oder Gewässeralt- oder Seitenar- me angebunden worden sind, soweit die betreffenden Maßnahmen […] erforderlich sind, um einen guten ökologischen Zustand zu erreichen. Wurde die Anlage bereits zur Energiegewinnung genutzt und besteht somit der Tatbestand einer bereits bestehenden Anlage im räumlichen Zusammenhang, wird die Voraussetzung zur Vergütung nach § 23 erfüllt.

67 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE2 Bau einer Kleinstwasserkraftanlage Zuständigkeit / Kontakt: Herr Willi Wern, Besitzer der ehemaligen Ölmühle Wern Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: In der an der Oster gelegenen ehemaligen Ölmühle Wern ist eine Wasserkraftnutzung im Bereich von bis zu 6 kW möglich. Der Besitzer der ehemaligen Ölmühle ist an einer Wasserkraftnutzung interes- siert. Akteure: Herr Wern; Martin Impler GmbH

Räumlicher Bezug: Ortsausgang von Fürth, Richtung Hangard, direkt an der L 121 Zeitraum / Beginn: 2011-2012 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Einbau einer Getriebe-Generatoreinheit bestehend aus einem Flachgetriebe, Kupp- lung und Wechselrichter sowie Anschluss des Wechselrichters ans Stromnetz. Ausheben des Mühlgrabens, um den Zulauf zur Mühle zu gewährleisten.

Hintergrund: Die ehemalige Ölmühle Wern war nach dem 2. Weltkrieg die größte Ölmühle an der Saar und versorgte 55 % des saarländischen Marktes. 1959 wurde der Müh- lenbetrieb eingestellt, bevor die Mühle in den 90er Jahren restauriert und der Öf- fentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Das vorhandene Zuppinger Wasserrad (Höhe 4 m und Schaufelgröße 110 x 90 cm) ist heute noch funktionsfähig und könnte einen Generator zur Stromerzeugung über ein Flachgetriebe antreiben. Das Wasserrecht wurde 1970 ins Wasserbuch eingetragen und wird derzeit überarbei- tet. Der Besitzer der Mühle hatte sein Interesse an einer Wasserkraftnutzung inner- halb einer der Öffentlichkeitsveranstaltungen des KSI-Projekts geäußert, woraufhin die Mühle im November 2011 durch einen Anlagenplaner begutachtet und ein An- gebot unterbreitet wurde. Konfliktpotenzial: - Denkmalschutz des Mühlengebäudes - Wasserrecht - Wasserversorgung zu wasserschwachen Jahreszeiten Kosten: Die Investitionssumme beträgt etwa 10.000 €. Die Investition amortisiert sich nach 6-7 Jahren. Die Stromgestehungskosten betragen etwa 500 €/a.

CO2-Minderung: 5 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Im Jahr 2011 laufen die Angebotsabfragen des Mühleneigentümers. Je nach Ergebnis kann das Projekt bis Anfang 2012 realisiert werden.

Best Practice: Gemeindeverwaltung Bettborn/Luxemburg – Neubau einer Wasserradanlage durch die Wasserkraft- und Energiegewinnungsanlagen GmbH, Karlsruhe Abbildung 5-4: Maßnahmenblatt zum Bau einer Kleinstwasserkraftanlage 68 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.3 Solarenergie

Bei der Ermittlung und Ausweisung der solaren Energiepotenziale ist grundlegend zwi- schen den Potenzialen auf Dachflächen (Unterkapitel 5.1.3.1) sowie den Potenzialen auf Freiflächen (Unterkapitel 5.1.3.2) zu unterscheiden. Im Bereich der Dachflächennutzung ist darüber hinaus eine Unterscheidung zwischen den Potenzialen zur solaren Stromerzeugung (Fotovoltaik) auf der einen Seite sowie zur solaren Heizungsunterstützung und zur Warmwasserbereitung (Solarthermie) auf der anderen Seite notwendig (siehe Unterkapitel 5.1.3.2). Das Unterkapitel 5.1.3.2 wird zudem nach förderfähigen und nicht-förderfähigen Anla- gen in die Bereiche „Konversionsflächen“, „Acker- und Grünland“ sowie „Randstreifen von Autobahnen und Schienenwegen“ unterteilt. Förderfähig sind nach dem EEG 2009 § 32 Solarfreiflächenanlagen auf Konversionsflächen, wie Deponieflächen, Lager- und Abstellplätzen, Bergehalden, etc., sowie Anlagen innerhalb eines Randstreifens von 110 m entlang von Autobahnen und Schienenwegen. Solarfreiflächenanlagen auf Acker- und Grünlandflächen sind nach § 32 EEG nicht förderfähig. Eine Zusammenfassung der Potenziale auf Dachflächen und Freiflächen findet in Teil- kapitel 5.1.3.3 statt.

5.1.3.1 Potenziale Dachbestand Die Abschätzung des Solarpotenzials auf Dachflächen der Stadt Ottweiler konnte an- hand der wirtschaftlich nutzbaren Dachflächen durchgeführt werden. Die Gebäudeflä- chenbetrachtung erfolgte in den Kategorien: - bis 30 m² - von 30 bis 500 m² - über 500 m² für private Gebäude und - im gewerblichen Bereich über 500 m². Die Dachflächeneignung ist in die Kategorien sehr gut, gut und mittel eingeteilt. Berück- sichtigt wurden Nordhanglagen, Tallagen und Waldrandlagen, wodurch in allen Stadttei- len mit Ausnahme von Fürth zum Teil weniger sehr gute und gute Bedingungen für Fo- tovoltaik vorliegen. Zudem muss bei der Potenzialermittlung berücksichtigt werden, dass es speziell im Bereich der B41 einige sehr komplizierte Dächer gibt, die für die solare Nutzung nicht optimal geeignet sind. Im Stadtkern von Ottweiler befindet sich zudem ein erhöhter Anteil an Gebäuden im Denkmal- und Ensembleschutz sowie eine erhöhte Anzahl an Gebäuden mit alten Dachstühlen (vor 1900) mit einer geringen stati- schen Belastbarkeit (Kernholzbäume), was zu einem entsprechenden Abschlag bei der Potenzialbestimmung führt. Insgesamt sind im Stadtkern etwa 10 % der Gebäude da- von betroffen.

69 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

In Ottweiler gibt es etwa 9.030 Gebäude mit einer Grundfläche von insgesamt 888.034 m2. Nach der Berechnung durch DÖRR53 ergibt sich daraus eine nutzbare Dachfläche von 239.460 m² - dies entspricht einem jährlichen Stromertrag von 31,5 Mio. kWh bei einer installierten Leistung von 34,21 MWP (vgl. Tabelle 5-2).

Tabelle 5-2: Fotovoltaik-Dachflächen

Gebäudekategorie Anzahl Gebäude Grundfläche m² Geeignete Fläche m² Leistung (MWP)

Kleingebäude: sehr gut 2.352 253.272 123.090 17,58

Kleingebäude: gut 1.483 160.129 69.176 9,88

Kleingebäude: mittel 746 79.699 25.822 3,69

Summe Kleingebäude 4.581 493.100 218.088 31,16

Summe Großdachge- 56 59.365 21.372 3,05 bäude

∑ 4.637 552.465 239.460 34,21

Auf Gebäuden in der Stadt Ottweiler wurden bis Ende 2010 insgesamt 261 Fotovoltaik- anlagen mit einer Gesamtleistung von 2,2 MWP und einem Jahresstromertrag von etwa 2,1 Mio. kWh installiert (vgl. Kapitel 4.1). Damit sind 6,7 % des ermittelten Dachpoten- zials bereits durch bestehende Fotovoltaikanlagen belegt. Die Nutzungskonkurrenz durch bestehende, solarthermische Anlagen kann aufgrund des zurzeit geringen Flächenanteils von weniger als 0,3 % vernachlässigt werden. Ins- gesamt verbleibt somit nach Abzug des bestehenden Anlagenbestandes ein theoreti- sches Restpotenzial für Fotovoltaik auf Dachflächen von etwa 29,5 Mio. kWh/a. Die Abschätzung nach DÖRR zeigt, dass sich ein Drittel der als sehr gut klassifizierten Dächer zur solaren Heizungsunterstützung eignet. Bei einem Flächenbedarf von 10 bis 15 m² pro Solarthermieanlage und einem Jahreswärmeertrag von 410 kWh/m² ergibt sich somit ein Potenzial zur Heizungsunterstützung durch Solarthermie von 3,9 Mio. kWh/a. Die zur Fotovoltaiknutzung geeigneten Dächer sind ebenfalls zur solarthermi- schen Warmwasserbereitstellung geeignet. Hier kann ein Flächenbedarf von etwa 6 m² pro Solarthermieanlage angenommen werden, sodass sich ein Potenzial zur War- mwasserbereitstellung von 9,4 Mio. kWh/a ergibt. Die solarthermische Nutzung sollte aus ökologischen Gründen im Vergleich zur fotovol- taischen Nutzung bevorzugt ausgebaut werden. Werden die solarthermischen Dachflä-

53 Auswertung der Dachflächen-Potenziale durch Dr. Dörr, ARGE SOLAR e.V.

70 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler chenpotenziale vollständig ausgeschöpft, verbleibt ein reduziertes Restpotenzial zur Errichtung von Fotovoltaikanlagen auf Dachflächen von 25,1 Mio. kWh/a. Die Berechnung der Dachflächenpotenziale bietet eine wissenschaftlich fundierte Dis- kussionsgrundlage und erhebt keinen Anspruch auf vollständige Erfassung. Eine Ein- zelfall-basierte Abwägung der rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Entschei- dungskriterien wird in der Potenzialermittlung nicht vorgenommen. Der Landkreis Neunkirchen sieht vor, im Rahmen von SUN-AREA ein Solardachkatas- ter erstellen zu lassen, wodurch das Energiepotenzial jedes einzelnen Gebäudes aus- gewiesen wird. Dabei werden auch die Gebäude der Stadt Ottweiler untersucht. An die- ser Stelle sei betont, dass das Verfahren SUN-AREA 2.0 ein standardisiertes Analyse- verfahren ist, das bei der Potenzialermittlung im Gegensatz zu der hier vorgestellten Vorgehensweise u.a. keine Gewichtung der Dachgröße vornimmt und darüber hinaus auch keine regionalen Besonderheiten, wie beispielsweise den Denkmalschutz, berück- sichtigen kann. Im Ergebnis wird die Studie von SUN-AREA ein größeres Potenzial für die Stadt Ottweiler ausweisen, da speziell die größeren Dachflächen durch SUN-AREA mit einem pauschalisierten Faktor bewertet und daher tendenziell zu hoch eingeschätzt werden.

5.1.3.2 Potenziale Freiflächen Bei der Analyse der Freiflächen wurden Konversionsflächen (mit Einspeisevergütung), Ackerflächen und Grünland (ohne Einspeisevergütung) sowie Randstreifen von Schie- nenwegen (mit Einspeisevergütung) differenziert voneinander betrachtet. Dabei wurden Schutzgebiete und andere ungeeignete Flächen (z.B. Bebauungen oder Waldflächen) von der Potenzialfläche in Abzug gebracht. Tabelle 5-3 zeigt die angenommenen Ab- standszonen zur Flächennutzungsart.

Tabelle 5-3: Mindestabstände für Freiflächen-Fotovoltaikanlagen

Flächennutzungsart Abstandsannahme

Baulich geprägte Flächen (nach BauGB) 3 m

Schienenwege 3 m

Bundesautobahnen 40 m

Bundes- und Landstraßen 20 m

Gemeindestraßen 15 m

Sonstige Straßen und Wege 5 m

Flüsse und Bachläufe 5 m

Wald 30 m

Natura 2000 inkl. FFH-Gebiete und Vogelschutzgebiete Ausschluss, keine Pufferzone

71 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Naturschutzgebiete Ausschluss, keine Pufferzone

Mittelleistungsfreileitungen 15 m

Strommäste 8-30 m je nach Spannungsebene

5.1.3.2.1 Konversionsflächen Zu den Konversionsflächen in Ottweiler zählen der Bauhof der Stadt Ottweiler, die alte Kompostieranlage, die Erdmassedeponie der Fa. Neunkircher Baugesellschaft mbH, die Deponie Raber in Ottweiler-Mainzweiler sowie die Deponie der Fa. Teralis in Mainzweiler. Nach der Gewichtung der Flächen aufgrund der derzeitigen und zukünftig erwarteten Flächennutzung, der Topologie sowie der Anbindung ans Stromnetz konnten drei dieser Flächen als geeignet eingestuft werden.

Abbildung 5-5: Fotovoltaik-Potenzialfläche Deponie Raber

Bei der ersten Fläche (siehe Abbildung 5-5) handelt es sich um die Deponie Raber in Ottweiler-Mainzweiler, die sich im Besitz der OBG AG befindet. Die ehemalige Sand- grube, die mittlerweile fast vollständig renaturiert ist, liegt nördlich von Mainzweiler öst- lich der Hauptstraße nach Remmesweiler. Im aktuellen Flächennutzungsplan (FNP) ist die Fläche als Fläche für Versorgungsanlagen, für die Abfallversorgung und Abfallbesei- tigung sowie für Ablagerungen ausgewiesen. Zurzeit liegt die Fläche noch vollständig in

72 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler einem ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet (LSG) - laut dem Bau- und Umweltamt Ottweiler wird dies allerdings im Zuge der Aufstellung des Landschaftsprogramms Saar- land geändert, sodass der Schutzstatus der Fläche zukünftig entfällt. Im Rahmen einer Solarstudie der ARGE SOLAR wurde die Fläche bereits untersucht. Die Studie ergab, dass eine potenzielle Fläche von 25.000 m² (21.000 m² Wiese und 4.000 m² Acker) zur Nutzung für Photovoltaik verbleibt. Die Fläche bietet damit Platz für eine Anlage mit ei- ner Leistung von 1 MWP und einem Jahresertrag von 950 MWh. Eine Anbindung der Anlage ans Mittelspannungsnetz ist, wie in Abbildung 5-5 dargestellt, in 100 m Entfer- nung an einer 10-kV-Freileitung der energis GmbH gegeben. Bei den beiden anderen Flächen handelt es sich um die Erdmassedeponie der Fa. Neunkircher Baugesellschaft mbH und die Deponie der Fa. Teralis, die nördlich vom Sandhof direkt an der Hauptstraße nach Urexweiler gelegen sind. Sie grenzen direkt aneinander und können für die Potenzialanalyse als zusammenhängende Fläche be- trachtet werden. Wie auch für die Deponiefläche Raber müsste auf diesen Flächen der Landschaftsschutz im Zuge der Aufstellung des Landschaftsprogramms Saarland auf- gehoben werden, bevor eine Fotovoltaikanlage errichtet werden kann. Zusätzlich muss der Untergrund der Abraumdeponie eingeebnet werden. Insgesamt könnten auf den beiden Deponieflächen maximal 6.000 Module mit einer Gesamtleistung von 1,5 MW und einem Jahresertrag von 1.425 MWh installiert werden. Eine Anbindung ans Strom- netz ist in einer Entfernung von 400 m am 10-kV-Netz der energis GmbH möglich.

Tabelle 5-4: Beschreibung der Potenzialflächen auf Konversionsflächen

Lfd. Nr. Flächenstandort Fläche (m²) Beschreibung Leistung

1 Alte Kompostieranlage 4.215 Gute Netzanbindung, aber zu klein zur Errich- - tung einer Freiflächenanlage, außerdem ist die Fläche verschattet.

2 Bauhof Stadt Ottweiler 2.524 Die derzeitige und weiterhin stattfindende - Nutzung schließt den Bau einer Freifläche- nanlage aus, zudem ist die Fläche zu klein.

3 Deponie Raber 14.467 Die Erdmassedeponie der Fa. Neunkircher 1,0 MWP mbH sowie die Deponien Raber (OGB AG) 4 Erdmassedeponie Fa. 13.597 und der Fa. Teralis befinden sich im LSG, was Neunkircher Bauge- einer fotovoltaischen Nutzung derzeit im We- sellschaft mbH ge steht. Die Flächen sind jedoch gut geeignet 1,5 MWP und befinden sich in unmittelbare Nähe zum 5 Deponie Fa. Teralis 11.618 Mittelspannungsnetz. Weiteres ist dem Fließ- text zu entnehmen

∑ 2,5 MWP

73 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Insgesamt ergibt sich somit ein Potenzial von 2,4 Mio. kWh/a bei einer installierten Leis- tung von 2,5 MWP (vgl. auch Tabelle 5-4). Voraussetzung zur fotovoltaischen Nutzung der Flächen ist die Aufhebung des derzeitigen Landschaftsschutzes, deren Umsetzung dem Land obliegt.

5.1.3.2.2 Acker- und Grünland Nach derzeitiger Rechtslage ist eine Vergütung für eingespeisten Strom aus Fotovol- taik-Freiflächenanlagen gemäß dem Gesetz zum Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) 2011 nicht vorgesehen. Prinzipiell ist eine Errichtung von Freiflächenanlagen ohne den Anspruch auf EEG-Stromvergütung jedoch auch auf Acker- und Grünlandflächen mög- lich. Aus der Solarpotenzialstudie für das Saarland (2011) kann für Freiflächen ohne Ein- speisevergütung auf Acker und Grünland in Ottweiler ein potenzieller Stromertrag von 24,4 Mio. kWh/a entnommen werden. Dabei wird pauschal von einem Mobilisierungs- faktor von 10 % der verfügbaren Acker- und Grünlandfläche ausgegangen. In Ottweiler beträgt die Ackerfläche 612 ha und die Grünlandfläche 1.109 ha nach den Angaben des Landesamtes für Agrarwirtschaft und Landentwicklung (LAL). Nach Be- rücksichtigung der Abstands- und Flächenkriterien für die Errichtung von Freiflächenan- lagen (vgl. Tabelle 5-3) reduziert sich die potenziell nutzbare Ackerfläche auf 540 ha und die Grünlandfläche auf 856 ha. Somit sind insgesamt über 80 % der vorhandenen Acker- und Grünlandflächen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben als Standort für eine Freiflächenanlage generell nutzbar. Aufgrund der großen Anzahl möglicher Standorte ist eine Detailuntersuchung der identi- fizierten Flächen an dieser Stelle (ohne Strahlungskarte) nicht praktikabel, sodass im Folgenden lediglich die stadteigenen Acker- und Grünlandflächen betrachtet werden. Dazu wurden die nach den gesetzlichen Vorgaben verbleibenden Acker- und Grünland- flächen mit den stadteigenen Flächen verschnitten. Flächen unter 1 ha wurden aufgrund der geringen Größe ausgeschlossen. Insgesamt verblieben somit 15 stadteigene Acker- und Grünlandflächen als potenzielle Freiflächenstandorte (vgl. Abbildung 7-16 und Ab- bildung 7-17 im Anhang). Die Flächen wurden aufgrund ihrer Lage sowie ihrer Topologie bewertet54. Für die sehr gut und die gut geeigneten Standorte wurde das Energiepotenzial der Flächen bei ei- nem Flächenbedarf von 2,5 ha/MWP und einem Jahresertrag von 950 kWh/m² abge- schätzt. Wie in Tabelle 7-11 dargestellt, ergibt sich auf stadteigenen Flächen ein Jah- resstromertrag durch Freiflächen-Fotovoltaikanlagen von 5,2 GWh/a.

54 Verwendung des Geoportals-Saar der CAIGOS GmbH sowie Begehung der Flächen durch den Umweltbeauftragten Ottweilers

74 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.3.2.3 Randstreifen von Autobahnen und Schienenwegen Durch die Änderung des EEG zum 01.07.2011 fallen Flächen, die längs der Autobah- nen oder Schienenwege liegen, unter die EEG-Vergütungsfähigkeit, wenn sie, mit einer Entfernung bis zu 110 Metern – ab dem äußerem Rand der befestigten Fahrbahn bzw. des Schienenwegs aus gemessen – errichtet werden und im Geltungsbereich eines Bebauungsplans sind, der zumindestens auch zu diesem Zweck nach dem 01.09.2003 aufgestellt oder geändert wurde. Bauliche Anlagen an Bundesfernstraßen unterliegen den Bestimmungen des Bundesfernstraßengesetzes. Hierin ist eine absolute Bauver- botszone in einer Entfernung bis zu 40 m bei Bundesautobahnen deklariert nach §9 Absatz 1 FStrG55, so dass dieser 40-m-Streifen der Potenzialberechnung abgezogen wird. Ab 40 m bis 100 m Entfernung ist ein formfreies Genehmigungsverfahren zu durchlaufen. Diese Zone wird in die Potenzialberechnung inkludiert. Somit werden die Potenzialuntersuchungen an Autobahnen in einer Entfernung zwischen 40 m und 110 m ab dem äußeren Rand der befestigten Fahrbahn und an Schienenwegen bis zu einer Entfernung von 100 m ab dem äußersten Rand durchgeführt. Ottweiler verfügt jedoch über keine Autobahnstrecke, sodass die Potenzialermittlung an Autobahnen entfällt. Das Schienennetz weist eine Länge von insgesamt 9.255 m auf. Nach Abzug der oben genannten Kriterien (vgl. Tabelle 5-3) verbleiben kleinere Poten- zialflächen, die sich jedoch nach näherer Betrachtung aufgrund der topographischen Lage (Nordhang, Steillage, Waldfläche, etc.) als ungeeignet erweisen. Schlussendlich können keine zusammenhängenden Flächen zur Errichtung von Fotovoltaik- Freiflächenanlagen am Rand von Schienenwegen definiert werden. Insgesamt kann somit an Randstreifen von Autobahnen sowie von Schienenwegen kein Potenzial ermit- telt werden.

5.1.3.3 Zusammenfassung der Potenziale Das solare Energiepotenzial auf Dachflächen unterteilt sich auf die beiden Bereiche Fotovoltaik und Solarthermie. Da die solarthermische Nutzung aus ökologischen Grün- den zu bevorzugen ist, wird das Fotovoltaik-Potenzial um die entsprechend durch solar- thermische Anlagen belegte Dachfläche reduziert. Damit ergibt sich ein fotovoltaisches Energiepotenzial von 25,1 Mio. kWh/a und ein solarthermisches Potenzial zur Hei- zungsunterstützung und Warmwasserbereitung von 3,9 und 9,4 Mio. kWh/a. Auf Frei- flächen kann ein Potenzial von 2,4 Mio. kWh auf Konversionsflächen (förderfähig nach dem EEG) und von 5,2 Mio. kWh auf stadteigenen Acker- und Grünlandflächen (nicht förderfähig nach dem EEG) ausgewiesen werden. Tabelle 5-5 gibt einen abschließen- den Überblick über solare Energiepotenziale.

55 Nach § 9 Absatz 8 FStrG kann die Landesstraßenbehörde im Einzelfall Ausnahmen erteilen.

75 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 5-5: Solare Energiepotenziale

Flächenart Elektrisches Potenzial Thermisches Potenzial

Dachflächen 25,1 Mio. kWh 13,3 Mio. kWh

Konversionsflächen 2,4 Mio. kWh 0 Mio. kWh stadteigene Acker- und Grünlandflächen 5,2 Mio. kWh 0 Mio. kWh

Randstreifen von Autobahnen und Schienenwegen 0 Mio. kWh 0 Mio. kWh

∑ 32,7 Mio. kWh 13,3 Mio. kWh

5.1.3.4 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag Zur Förderung von Solarenergieanlagen auf Dachflächen hat die Stadt Ottweiler bereits sehr erfolgreich ein Programm zur Förderung von Fotovoltaikanlagen umgesetzt (2002 bis 2010). Derzeit werden Fotovoltaikanlagen, u.a. durch das Förderprogramm Klima Plus Saar, z.B. in Kindertageseinrichtungen und an Schulen und Schullandheimen ge- fördert. Im Bereich der Solarthermie fördert das BAFA Solarkollektoranlagen auf Bestandsge- bäuden zur Raumheizung, zur kombinierten Warmwasserbereitung und Raumheizung, zur Bereitstellung von Prozesswärme, zur solaren Kälteerzeugung und Solarkollektor- anlagen, die die Wärme überwiegend einem Nahwärmenetz zuführen. Die Stadt Ottweiler sollte auch weiterhin öffentlich auf die bestehenden Fördermöglich- keiten hinweisen und diese auch selbst nutzen, z.B. bei der Umsetzung von Projekten in kommunalen Liegenschaften. Im Bereich der Freiflächen sind die Potenziale für förderfähige Fotovoltaikanlagen auf die in Kapitel 5.1.3.2.1 beschriebenen Konversionsflächen begrenzt. Die potenziellen Standorte liegen zurzeit vollständig in einem ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet (LSG), sodass hier zuerst geprüft werden muss, ob die Flächen als Voraussetzung für die Aufstellung eines Bebauungsplans aus dem LSG ausgegliedert werden können. Nach den Angaben des Bau- und Umweltamtes der Stadt Ottweiler könnte im Zuge der Aufstellung des Landschaftsprogramms der Schutzstatus der Flächen zukünftig entfal- len. Die Stadt Ottweiler könnte somit ggf. durch die entsprechende Änderung des Be- bauungsplans die Voraussetzungen zur fotovoltaischen Nutzung der Flächen schaffen – die Umsetzung liegt in der Verantwortlichkeit der Flächeneigentümer. Als bestes Beispiel würde sich hier die ehemalige Deponie Raber als Standort anbieten, vor allem da die Deponiefläche mittlerweile vollständig renaturiert ist. In der Vergangen- heit wurde durch die ARGE SOLAR eine Machbarkeitsstudie angefertigt, sodass hier bereits eine Grundlage für weitere Planungen vorliegt. Zur Nutzung von stadteigenen Acker- und Grünlandflächen, die jedoch nach dem EEG nicht förderfähig sind, bietet sich eine Ackerfläche nördlich von „Am Leimersbrunnen“ in 76 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Ottweiler an, die in Kapitel 5.1.3.2.2 als einzige stadteigene Acker- und Grünlandfläche als sehr gut eingestuft wurde (Abbildung 5-6). Freiflächenanlagen, die keinen Anspruch auf EEG-Vergütung haben, werden in der Praxis heute noch nicht priorisiert (verlänger- te Amortisationszeit), was sich aber bei der derzeitigen Entwicklung des Strompreises in den nächsten fünf Jahren bereits geändert haben kann. Abbildung 5-7 zeigt das Maß- nahmenblatt zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage auf dieser Fläche.

Abbildung 5-6: Potenzieller Standort einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage auf stadteigenen Flächen

Eine Standortausweisung im Bebauungsplan sowie eine parallele Änderung des Flä- chennutzungsplanes sind zur solaren Nutzung auf Freiflächen (und zur Inanspruch- nahme der EEG-Vergütung) erforderlich. Eine besondere Form der Landnutzung stellt die Freiflächennutzung dar, die als „Sondergebiet Solarenergie“ planungsrechtlich dar- gestellt werden sollte. Die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes sind im Rah- men der planerischen Abwägung in der Bauleitplanung zu berücksichtigen (u.a. natur- schutzrechtliche Eingriffsregelung, EU-Vorschriften zu Schutzgebieten/ FFH und Vogel- schutzrichtlinie). Weiterhin erfordert die Errichtung von Fotovoltaik-Freiflächenanlagen eine Umweltprüfung mit Umweltbericht. Bei Konversionsflächen entscheidet der Zeit- punkt der Inbetriebnahme über den Vergütungsanspruch nach dem EEG (siehe Anhang IV). Fotovoltaik-Freiflächen unterliegen allgemein dem Bestandsschutz, sodass auch bei einer Änderung der Flächeneigenschaft im Laufe der Vergütungszeit der Vergü- tungsanspruch bestehen bleibt.

77 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE3 Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage auf einer stadteigenen Ackerfläche mit einer

Leistung von etwa 1,5 MW P und einem jährlichen Stromertrag von 1,5 Mio. kWh.

Akteure: Stadt Ottweiler; Energiegenossenschaft, Planungsbüro

Räumlicher Bezug: Ackerfläche, nördlich vom „Am Leimersbrunnen“/Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab Wiedereinführung der EEG-Vergütung für Fotovoltaik auf Ackerflächen Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage auf einer stadteigenen Acker- und Grünlandfläche. Zur Befestigung der Module müssten Pfähle mittels Pfahlramm- technik im Boden fixiert werden. Die Modultische können je nach Statik und Boden- festigkeit in Dreier- bis Fünfer-Modulreihen mit südlicher Ausrichtung auf den Pfäh- len montiert werden. Der Netzanschluss erfolgt über das Mittelspannungsnetz. Hintergrund: Innerhalb der Solarpotenzialstudie des Saarlandes (2011) wurden Solarenergiepo- tenziale auf Acker- und Grünlandflächen ausgewiesen. Zwar besteht hier nach dem EEG kein Vergütungsanspruch, trotzdem ist die Errichtung einer Anlage vor dem Hintergrund steigender Energiepreise für die Stadt Ottweiler eine interessante Alternative. Daher wurden die in Frage kommenden Acker- und Grünlandflächen innerhalb des Klimaschutzkonzepts untersucht. Eine hier betrachtete, 3,9 ha große Fläche eignet sich sehr gut als Standort. Mit einer installierten Leistung von etwa

1,5 MW p kann jährlich ein Stromertrag von 1,5 Mio. kWh erwirtschaftet werden. Konfliktpotenzial: kein EEG-Vergütungsanspruch; Nahrungsmittelkonkurrenz Kosten und Finanzierung: Finanzierung durch Energiegenossenschaft. Die Kosten liegen bei etwa 3-5 Mio. €., das entspricht etwa 2.750 €/kW. Die Stromgestehungskosten betragen 450.000 €/a (0,30 €/kWh).

CO2-Minderung: 850 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Investitionskosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: keine weiteren Maßnahmen, solange innerhalb des EEG keine Vergü- tung für Strom aus Fotovoltaikanlagen auf Ackerflächen in Aussicht steht

Best Practice: Solarpark Weilerbach: http://www.pfalzsolar.de/Referenzen/solarpark_weilerbach.html Abbildung 5-7: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage

78 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.4 Geothermie

Die oberflächennahe Geothermie nutzt die Wärmeenergie der Erde bis zu einer Tiefe von 500 m durch den Einsatz von Erdwärmesonden, -kollektoren und Wärmepumpen. Sie findet zu 90 % in Privathaushalten und bei Kleinverbrauchern in Niedrigtemperatur- anlagen im Heizungsbereich und zur Brauchwassererwärmung Anwendung. In einer Bohrtiefe von 500 bis 5.000 m wird die Nutzung der Erdwärme als Tiefengeothermie bezeichnet. Sie ist derzeit ausschließlich bei größeren Objekten wirtschaftlich vertretbar und kann auch zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Die Möglichkeit zur Tiefengeothermienutzung besteht generell in Gebieten mit geother- mischen Anomalien, wie vulkanischen Aktivitäten, geologischen Gräben oder geotekto- nischen Störungen, bereits in geringen Tiefen von ca. 600 - 2.000 m. Diese sogenann- ten Hochenthalpie-Lagerstätten erlauben eine direkte Stromproduktion über klassische Dampfturbinen mit vergleichsweise hohen Wirkungsgraden. Im Saarland liegen solche Gebiete nicht vor, sodass hier die Stromproduktion nur über spezielle Verfahren (z.B. ORC) möglich ist. In größeren Tiefen von 3.000 - 5.000 m ist nach Aussagen regional versierter Geologen die Nutzung der Geothermie im Saarland prinzipiell flächendeckend möglich. Allerdings stehen die hohen Preise für Bohrvorhaben (im Millionen-Euro- Bereich) und die langwierigen Genehmigungsverfahren (drei Jahre) der Realisierung von Anlagen in dieser Größenordnung bislang entgegen. Bei entsprechenden Anoma- lien in der Topographie werden - oftmals an Standorten ehemaliger oder sich noch in Betrieb befindlicher Bergwerke – bereits in Tiefen bis zu 3.000 m ausreichend hohe Temperaturen zur Nutzung der Tiefengeothermie vorgefunden. Im Saarland ist dies in den ehemaligen Kohleabbaugebieten im Saar-Kohle-Wald sowie im Saargau, jedoch nicht in Ottweiler, gegeben. In Ottweiler spielt vorrangig die oberflächennahe Geothermie eine Rolle. Die Potenziale in diesem Bereich können aus technischer Sicht in der gesamten Stadt über erdgekop- pelte Wärmepumpen, Erdwärmesonden und -kollektoren genutzt werden. Grundsätzlich sollten Wärmepumpen allerdings nur in energieeffizienten Gebäuden mit Flächenheiz- system eingesetzt werden. Derzeit liegen keine aktuellen Karten zur Wärmeleitfähigkeit des Gesteins inklusive ei- ner wasserwirtschaftlichen Betrachtung vor. Die Karte des Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr „Leitfaden Erdwärmenutzung 2008“ (siehe Abbildung 5-8) weist eine grundsätzlich gute Ausgangslage der Geothermik in der Stadt Ottweiler vor. Eine Neuauflage ist derzeit durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr geplant.

79 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 5-8: Geothermiekarte, Leitfaden Erdwärmenutzung, MfU, 2008

5.1.5 Biomasse

5.1.5.1 Potenziale

5.1.5.1.1 Beschreibung der Flächen Die Gesamtfläche der Stadt Ottweiler beträgt etwa 4.390 ha, davon sind rund 33 % be- waldet, 57,1 % werden landwirtschaftlich genutzt, 0,4 % sind Gewässer und 9,5 % sind durch Bebauungen geprägt (laut ATKIS-Flächen der Landesvermessung). Insgesamt stehen der Land- und Forstwirtschaft somit etwa 3.955 ha zur Produktion von Nah- rungsmitteln, Energiepflanzen und dem Rohstoff Holz zur Verfügung. Die größten zu- sammenhängenden Waldgebiete befinden sich angrenzend an die Landkreise Neunkir- chen und Bexbach im südöstlichen Teil Ottweilers, die übrigen Teile werden vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die bewaldete Fläche beträgt in Ottweiler nach Angaben des SAARFORST- Landesbetriebs etwa 1.330 ha. Sie unterteilt sich, wie in Abbildung 5-9 dargestellt, nach den Besitzarten in Staatswald (75 %), Kommunalwald (14 %) und Privatwald. 80 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 5-9: Unterteilung des Waldes nach Besitzarten

Die landwirtschaftlich geförderten Flächen werden im Saarland vom Landesamt für Agrarwirtschaft und Landentwicklung (LAL) erfasst. Laut des LAL werden derzeit in Ottweiler 612 ha als Ackerland und 1.109 ha als Grünland (zu 99,3 % intensiv) be- wirtschaftet. Die landwirtschaftlichen Flächen nach dem Landesamt für Agrarwirtschaft und Landentwicklung sind zur Übersicht in Abbildung 5-10 ausgewiesen.

Abbildung 5-10: Unterteilung der landwirtschaftlichen Flächen in Acker- und Grünland

81 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.5.1.2 Kategorisierung der Biomasse Zur Unterteilung der Biomasse bietet sich die Kategorisierung nach der Herkunft an. Sie ist transparent und ermöglicht es, jederzeit nachzuvollziehen, woher die unterschiedli- chen Massen stammen. Im Weiteren werden die Biomassepotenziale daher wie in Ab- bildung 5-11 unterteilt.

Forstwirtschaft • Energieholz

• Landwirtschaftliche Reststoffe (Festmist und Gülle) Landwirtschaft • Grasschnitt von Grünlandflächen • Energiepflanzen/Nachwachsende Rohstoffe von Ackerland

• Bioabfall/Grünschnitt Öffentliche • Landschaftspflegematerial Hand • Straßenbegleitgrün • Klärschlamm

• Altfette/-öle (aus Kantinen, Hotels, etc.) Industrie und • Grünschnitt (Gärtnerei, Landschaftsbau, etc.) Gewerbe • Brotreste/-abfälle (Bäckereien, etc.) • Speisereste (Krankenhäuser, Kantinen, etc.)

Abbildung 5-11: Kategorisierung der Biomasse

5.1.5.1.3 Erläuterung des Biomassepotenzialbegriffs Potenziale aus der Forstwirtschaft In der Forstwirtschaft wird grundlegend nach dem Bezug aus dem Staats-, Kommunal- und aus dem Privatwald unterschieden. Die zu bemessenden Potenziale beziehen sich ausschließlich auf das Energieholzsortiment und sind deutlich von dem Industrieholz- sortiment abzugrenzen. Zudem sind die jeweiligen Nutzungskonkurrenzen zu berück- sichtigen.

82 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Potenziale aus der Landwirtschaft In der Landwirtschaft wird zwischen nachwachsenden Rohstoffen (NaWaRo) und Rest- stoffen unterschieden. Nachwachsende Rohstoffe können entweder - wie Mais, Rog- gen, Getreideganzpflanzen und Gras - zur Biogaserzeugung oder - wie Raps und Son- nenblumen - zur Kraftstoffnutzung verwertet werden. Reststoffe aus landwirtschaftlichen Betrieben (Gülle, Festmist, Stroh, sonstige Ernterückstände, etc.) eignen sich ebenfalls zur Biogasproduktion. Seit September 2010 sind auch Kurzumtriebsflächen (KUF), auf denen schnellwachsende Baumarten produziert werden, der Landwirtschaft zuzuord- nen. Potenziale aus den Bereichen der öffentlichen Hand (ohne Wald) Die Bereiche Bioabfall, Klärschlamm, Landschaftspflegematerial und Straßenbegleit- grün liegen im Zuständigkeitsbereich des Landes, des Landkreises oder der Stadt selbst und fallen daher in den Bereich der öffentlichen Hand. Unterschieden wird hier nach vergärbarer (z.B. Klärschlamm, Bioabfall, Gras) und verbrennbarer Biomasse (z.B. Holz aus dem Straßenbegleitgrün und Holz aus der öffentlichen Grünschnittsfraktion). Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden die anfallenden Massen zumeist nur in grö- ßeren Anlagen verwertet. Unter Umständen sind bei der Verwertung zudem Andie- nungspflichten zu beachten.

Kantinen aus Hotels und Bäckereien und größeren Gaststätten Konditoreien Betrieben

Alten- und Supermärkte Krankenhäuser Pflegeheime

Gärtnereien und Holzverarbeitende Landschaftsbauer Industrie

Abbildung 5-12: Gewerbebereiche mit organischen Reststoffen

Potenziale aus dem Gewerbe und der Industrie In vielen Gewerbe- und Industrieunternehmen fallen organische Reststoffe an, die energetisch als Biogassubstrat verwertet werden können. Darunter fallen z.B. Altöle bzw. Altfette, Brot- und Essensreste oder Grünschnitt und Material aus der Land- schaftspflege. Die hier in Frage kommenden Gewerbebereiche sind in Abbildung 5-12 aufgelistet.

83 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.5.1.4 Biomassepotenziale der Forstwirtschaft

5.1.5.1.4.1 Vorgehensweise Die Grundlagen für die Potenzialanalyse im Bereich der Forstwirtschaft wurden den An- gaben der Forsteinrichtung entnommen, welche im April 2010 von dem SaarForst Lan- desbetrieb (SFL) zur Verfügung gestellt wurden. Aus den Daten wurden nachhaltige Nutzungsansätze abgeleitet, die in folgende Nutzungsarten aufgeteilt sind: - Auslesedurchforstung (Dimensionierungsphase) - Vorratspflege (Reifephase) - Zielstärkennutzung (Erntephase) In diesen Nutzungsarten wiederum wurden von der Forsteinrichtung Sortimente ausge- wiesen, welche die Einteilung in stofflich und energetisch nutzbare Potenziale ermögli- chen. Wird davon der derzeitige Stand der Nutzung von Energieholz abgezogen, so erhält man das noch zur Verfügung stehende Potenzial. Datenbasis hierfür sind zum einen der Verbrauch bereits bestehender Holzhackschnitzelheizungen und zum ande- ren der private (Scheitholz-)Verbrauch. Der aktuelle Energieholzabsatz wurde von den lokalen Forstwirtschaftlern festgestellt. Eigene Recherchen ergänzen die Ergebnisse. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse hinsichtlich der in Ottweiler grundsätzlich im Bereich des Waldholzes vorhandenen Potenziale wurden ebenfalls mit den lokalen Förstern diskutiert und auf Plausibilität geprüft. Folgende Punkte können den Potenzial- ansatz zukünftig verändern: - Verschiebungen von Preisen in der stofflichen und energetischen Nutzung von Holz - Veränderungen des Mobilisierungsgrades des Privatwaldes - Aktualisierung der Forsteinrichtungswerke (bspw. Zuwachsänderungen) - außerordentliche Nutzungen

5.1.5.1.4.2 Beschreibung des Waldes in Ottweiler Der Wald nimmt – gemäß den Angaben der Forsteinrichtung – auf dem Gebiet der Stadt Ottweiler eine Fläche von 1.330 ha ein. 76 % der Waldfläche ist im Eigentum des Landes (rd. 1.000 ha), 14 % der Waldfläche ist Kommunalwald (rd. 192 ha) und 10 % (rd. 134 ha) der Fläche ist Privatwald (vgl. Abbildung 5-3). Der Privatwald ist dabei größtenteils klein- und kleinststrukturiert. Insgesamt ist zu berücksichtigen, dass nach den Angaben der Forsteinrichtung auf 160 ha im betrachteten Planungszeitraum keine Nutzungen vorgesehen sind und somit die zu nutzende Fläche auf rund 1.170 ha redu- ziert ist. Der Mobilisierungsgrad im Privatwald wird mit 50 % angesetzt, so dass die Flä- che, auf der Nutzungen stattfinden, insgesamt rund 1.100 ha groß ist.

84 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kommunalwald 14%

Privatwald 10%

Staatswald 76%

Abbildung 5-13: Verteilung des Waldeigentums in Ottweiler

Abbildung 5-14 weist die Baumartenverteilung aus. Sie wird berechnet über die Flä- chenanteile der einzelnen Baumarten. Es wird deutlich, dass der angestrebte Waldum- bau in Richtung der Laubbäume schon weit fortgeschritten ist. Nur noch ca. 30 % des Waldes sind mit Nadelbäumen bestockt. Den Hauptanteil nimmt hier mit 22 % die Fich- te ein, während die Baumartengruppen Kiefer/Douglasie (3 %) und „sonstige Nadelhol- zarten“ (5 %) weniger Fläche aufweisen. Die Eiche ist unter den Laubbaumarten mit 31 % am stärksten vertreten. Danach folgen die Buche mit 20 % und die Gruppe „sons- tige Laubhölzer“ mit 19 %. Diese Baumartenverteilung hat direkte Auswirkungen auf die Bereitstellung von Energieholz. Die Holzhackschnitzelproduktion ist meist auf die Ver- wendung von Nadelhölzern ausgerichtet. Laubhölzer fließen dagegen oft in das häufig höherpreisige Marktsegment der Scheitholzproduktion. Es ist jedoch denkbar, dass in Ottweiler zukünftig verstärkt Laubholz in die Hackschnitzelproduktion geht. Dargestellt werden im Folgenden die in den Forsteinrichtungsdaten geplanten Nutzun- gen. Diese werden im üblichen Erntefestmeter ohne Rinde (Efm) pro ha und Jahr für jede Baumart ausgewiesen. In Abbildung 7-18 sind die geplanten Nutzungsansätze je Baumart/Baumartengruppe dargestellt. Die höchsten Nutzungsansätze bestehen bei den Baumarten Douglasie (12,4 Efm*ha*a), Fichte (10,2 Efm*ha*a) und Buche (9,5 Efm*ha*a). Die Nutzungsansätze für Eiche (4,5 Efm*ha*a) und Edellaubbäume (2,5 Efm*ha*a) sind im Vergleich dazu schon deutlich niedriger. Für die flächenmäßig stark vertretenen „sonstigen Laubhölzer“ wird sogar nur ein Nutzungsansatz von knapp 2 Efm/ha*a ausgewiesen. Bei Kiefer, Lärche und sonstigen Nadelbäumen bewegen sich die Nutzungsansätze zwischen 4,2 und 5,9 Efm*ha*a.

85 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kiefer/Douglasie sonstige Nadelhölzer 3% 5%

Buche 20% Fichte 22%

sonstige Eiche Laubhölzer 31% 19%

Abbildung 5-14: Baumartenverteilung in Ottweiler

Über alle Baumarten hinweg wird ein Zuwachs von 8,95 Efm/ha*a prognostiziert, wo- hingegen ein Nutzungsansatz 6,5 Efm/ha*a berechnet wurde (der laufende jährliche Zuwachs bei der reduzierten Fläche beläuft sich auf 9,92 Efm*ha, der Nutzungsansatz liegt allerdings auch bei 7,59 Efm*ha). Somit werden rechnerisch ca. 75 % des laufen- den jährlichen Zuwachses eingeschlagen. Insgesamt stehen einem jährlichen Zuwachs von 11.900 Efm geplante Nutzungen von 8.632 Efm im Jahr gegenüber (auf der redu- zierten Fläche bei 50 %-iger Privatwaldmobilisierung sind es 11.000 Efm LJZ gegenü- ber 8.425 Efm Nutzungsansatz). Dies ist in Ottweiler ebenso vor dem Hintergrund eines Vorratsaufbaus zu sehen, wie im gesamten saarländischen Wald. Auch durch die Ener- gieholznutzung wird die Nachhaltigkeit – wie im Nachfolgenden beschrieben wird – nicht verlassen. Möglicherweise kann das berechnete Potenzial sowohl durch die ver- stärkte Mobilisierung im Privatwald als auch durch einen höheren Einschlag vergrößert werden.

5.1.5.1.4.3 Herleitung des Potenzials an Energieholz in Ottweiler Die Einteilung der Nutzungsarten in Auslesedurchforstung, Vorratspflege und Zielstär- kennutzung wird v. a. vorgenommen, weil hier verschiedene Schwerpunkte der Nut- zungssortimente gebildet werden können. Die Nutzungssortimente werden aufgeteilt in Energieholz, Industrieholz und hochwertiges Stammholz. Diese Aufteilung ist in dieser Form gewagt, weil sich je nach Marktlage Verwertungspfade zwischen diesen Sortimen- ten verschieben können. Z.B. bedeuten 90 % Energieholz für die Baumart Buche in der Nutzungsart Auslesedurchforstung, dass 90 % des prognostizierten Nutzungsansatzes in der Auslesedurchforstung als Energieholz betrachtet werden können. Die Sortiments- abschätzungen wurden mit den örtlichen Forstwirtschaftlern in Ottweiler abgestimmt und sind Tabelle 7-12 zu entnehmen. Im Gegensatz zu den Abschätzungen des Revier- försters wurden die Anteile der Nadelbäume im Energieholz auf 20 % (Auslesedurch- forstung) angesetzt und nicht auf 0 %. Dies geschah im Hinblick auf einen möglichen

86 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Zubau von Holzhackschnitzelanlagen. In Tabelle 5-6 sind die Nutzungsansätze für die verschiedenen Nutzungsarten hinterlegt. Dabei werden jedoch die Ansätze des Privat- waldes – aufgrund des Mobilisierungsgrades – nur zu 50 % mit in die Betrachtung ein- bezogen56. Insgesamt wird somit angenommen, dass nur auf etwa 1.109 ha forstliche Nutzungen erfolgen.

Tabelle 5-6: Ansätze der verschiedenen Nutzungsarten bei 50-%-iger Privatwaldmobilisierung

[Efm] Buche Eiche übrige Fichte Kiefer/ übrige Gesamt Laub- Doug- Nadel- hölzer lasie hölzer

Auslesedurchforstung 1.142 446 406 3.182 454 351 5.982

Vorratspflege 2.177 1.332 372 468 65 88 4.503

Zielstärkennutzung 749 627 -1 37 37 8 1.421

Gesamt 4.069 2.405 777 3.688 3.688 447 11.905

Bei Verknüpfung der Energieholzansätze mit den Holzmengen (Tabelle 5-7) ergibt sich nach den beschriebenen Ansätzen ein Energieholzpotenzial von 4.834 Efm – also in etwa die Hälfte des Einschlages – pro Jahr aus dem Ottweiler Wald. Pro Hektar wird also rein rechnerisch ein Energieholzanteil von 3,61 Efm unterstellt. Demgegenüber stehen 1.587 Efm an Industrieholz. Diese Teilmengen können sich jedoch untereinan- der verschieben, was dementsprechend zu einer Erhöhung oder Verminderung der Energieholzpotenziale führen kann.

Tabelle 5-7: Berechnung des Energieholzpotenzials in Energieeinheiten bei 50-%-iger Privatwaldmobili- sierung

Buche Eiche übrige Fichte Kiefer/ übrige Gesamt Laub- Dougla- Nadel- hölzer sie hölzer

Industrieholz [Efm] 114 45 41 1099 156 133 1.587

Energieholz [Efm] 2.348 1.133 551 640 91 71 4.834

Energieholz [kWh/Efm] 2.680 2.710 1.950 1.900 2.090 2.400

Energieholz [Mio. kWh] 6,3 3,1 1,1 1,2 0,19 0,17 12,0

56 Der Revierförster schätzte den Mobilisierungsfaktor mit 20-30 %. Die hier berechneten 50 % stellen eine höhere Mobilisierungs- quote für die Zukunft dar.

87 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Buche Eiche übrige Fichte Kiefer/ übrige Gesamt Laub- Dougla- Nadel- hölzer sie hölzer

Energieholz [GJ] 22.655 11.051 3.867 4.378 683 614 43.249

Heizöläquivalent [l] 616.966 300.943 105.324 119.240 18.611 16.722 1.177.806

In Tabelle 5-7 ist abschließend die Umrechnung von Erntefestmetern in Energieeinhei- ten dargestellt. Die Energieinhalte sind für jede Baumart gesondert ausgewiesen. Sie sind für etwa 20 % Wassergehalt kalkuliert. Insgesamt besteht demnach aus heutiger Sicht die Möglichkeit, aus dem Ottweiler Wald jährlich - rund 4.800 Efm Energieholz bzw. - 12,0 Mio. kWh an Primärenergie vergleichbar mit - rund 1,2 Mio. Litern an Heizöläquivalenten nachhaltig bereitzustellen. Diese Menge ist durch Privatwaldmobilisierung in den näch- sten Jahren zu entwickeln. Unbekannt ist jedoch die derzeitige Energieholznutzung. Im Hinblick auf einen möglichen Zubau von Anlagen wird im Folgenden dargelegt, wie viel von diesem Potenzial bereits genutzt wird. Wie in Kapitel 4.1 dargelegt, sind in Ott- weiler noch keine Holzhackschnitzelheizungen bekannt. Die Scheitholzverkäufe konn- ten leider nicht ermittelt werden, da die Schornsteinfegerinnung für das Projekt keine Zahlen bereitgestellt hat. Es wird jedoch angenommen, dass in etwa 2 Efm/ha schon jetzt an Energieholz bereitgestellt wird. Bei einem durchschnittlichen Energiegehalt57 von 2.465 kWh pro Efm werden somit rund 16 Mio. kWh an Primärenergie durch Brennholz dargestellt. Es ergibt sich ein „freies Potenzial“ von rund 6.546 MWh (vgl. Tabelle 5-8). Bei 2.500 Volllaststunden und einem Wirkungsgrad von 90 % würden sich hier noch Möglichkeiten für eine Anlage von gut 2 MW thermische Nennleistung erge- ben.

Tabelle 5-8: Berechnung der „freien“ Energieholzpotenziale aus dem Ottweiler Wald

Gesamte Primärenergie 12,0 Mio. kWh abzüglich HHS-Anlagen 0 abzüglich Brennholz 5,5 Mio. kWh

57 Der Energiegehalt ist das gewichtete Mittel der Energiegehalte aller anfallenden Holzmengen.

88 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Restpotenzial 6,5 Mio. kWh

Restpotenzial 2.927 Efm

Heizöläquivalent 641.790 l Heizöl

5.1.5.1.5 Biomassepotenziale der Landwirtschaft Als Grundlage zur Ermittlung der landwirtschaftlichen Potenziale dienen die Flächenan- gaben des LAL. Sie geben Auskunft über die derzeitige Nutzung aller landwirtschaftlich geförderten Flächen (EU-Agrarfonds). Die Biomassepotenziale zur energetischen Nut- zung aus der Landwirtschaft lassen sich wie folgt unterteilen:  Landwirtschaftliche Reststoffe (Festmist und Gülle),  Grünlandflächen (Grasschnitt),  Ackerlandflächen (Energiepflanzen). Die Ermittlung der Energiepotenziale und die zu Grunde liegenden Berechnungen sind in den nachfolgenden Unterkapiteln ausführlich beschrieben.

5.1.5.1.5.1 Energiepotenzial aus landwirtschaftlichen Reststoffen Zur Bestimmung der Energiepotenziale aus tierischen Nebenprodukten wurde der Viehbestand anhand der Zahlen aus der Allgemeinen Viehbestandserhebung in der Landwirtschaft des Statistischen Landesamtes des Saarlandes (StaLa) ermittelt und in Großvieheinheiten umgerechnet. Die Zahlen zum Viehbestand aus den Statistiken des StaLa für das Jahr 2007 sowie die erforderlichen Umrechnungsfaktoren sind der Tabel- le 5-9 zu entnehmen.

Tabelle 5-9: Zahlen zum Viehbestand in Ottweiler

Pferde Rinder Milchkühe Schweine Schafe insgesamt

Viehzahlen 222 937 185 43 593 1.980

Umrechnungsfaktor GV 1 0,82 0,82 0,13 0,08

GVE 222 768 152 6 47 1.195

Die tierischen Nebenprodukte zur Biogaserzeugung können in flüssig und fest unterteilt werden. Diese Unterteilung ist notwendig, da Flüssig- und Festmist unterschiedliche Energiegehalte aufweisen und daher zu unterschiedlich hohen Biogaserträgen führen. Die erforderlichen Kennzahlen zur Bestimmung des Biogasertrags sowie des Energie- potenzials aus tierischen Nebenprodukten sind in Tabelle 7-3 aufgelistet. Ein wichtiger Faktor ist der Stallhaltungsanteil des Viehs, da die Nebenprodukte von Tieren, die nicht im Stall gehalten werden, auch nicht gesammelt werden können und somit auch nicht 89 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler als Potenzial zur energetischen Nutzung zur Verfügung stehen. Wie in Tabelle 7-13 im Anhang beschrieben, lässt sich insgesamt ein Energiepotenzial von 1,4 Mio. kWh aus tierischen Nebenprodukten wie Gülle und Festmist für die Stadt Ottweiler ableiten.

5.1.5.1.5.2 Energiepotenzial von Grünlandflächen Laut den Daten des LAL zur landwirtschaftlichen Nutzung der Acker- und Grünlandflä- chen werden in der Stadt Ottweiler derzeit 1.109 ha an Grünland genutzt. 99,3 % dieser Flächen werden intensiv und 0,7 % extensiv genutzt. Bei einem Grasertrag von 5 Mg TS/ha für die intensive Nutzung und 3 Mg TS/ha für die extensive Nutzung ergibt sich eine Graserntemasse von jährlich 5.531 Mg TS. Zur Fütterung des Viehbestandes wird bereits ein Teil der bestehenden Graserntemas- se in der Stadt Ottweiler genutzt. Der Futterbedarf kann der Tabelle 5-10 entnommen werden. Es verbleibt somit ein Graspotenzial zur energetischen Nutzung von 2.097 Mg TS. Dies entspricht einem Energiepotenzial von 6,9 Mio. kWh/a.

Tabelle 5-10: Raufutterbedarf des Viehbestandes

Pferde Rinder Milchkühe Schweine Schafe insgesamt

Raufutterbedarf 8,0 5,1 15,1 - 1,7 [kg TS/d*Tier]

Masse [t TS] 648 1.744 1.020 - 368 3.780 davon Grassilage 100 % 100 % 66 % 0 % 100 %

Futterbedarf [t TS] 648 1.744 673 - 368 3.433

5.1.5.1.5.3 Energiepotenzial von Ackerflächen Die Ackerfläche in Ottweiler beträgt nach den Angaben des LAL etwa 605 ha. Bei einer 30 %-igen Inanspruchnahme des Ackerlands für energetische Zwecke verbleibt eine Fläche zum Anbau von Energiepflanzen von etwa 182 ha.

Tabelle 5-11: Belegung der Ackerflächen durch Energiepflanzen

Mais GPS Ackergras KUF Raps insgesamt

Flächenanteil 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 30 %

Ernteerträge [t TS/ha*a] 13,5 10,5 7,5 10,0 3,0

Erntemengen [t TS/a] 735 477 272 272 54 1.811

Energiepotenzial [kWh/a] 2.647.240 1.572.820 898.754 1.225.574 226.958 6.571.346

90 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.5.1.5.4 Abgleich mit erhobenen Daten Im Rahmen der Betrachtung der Biomassepotenziale wurden die landwirtschaftlichen Betriebe im Projektraum mittels Fragebögen hinsichtlich des Substratanfalls, der Flä- chenverfügbarkeit und der allgemeinen Einstellung bezüglich der Installation von Bio- gasanlagen befragt. Dabei waren insgesamt sechs landwirtschaftliche Betriebe bereit, Aussagen über Biomasse- und Wirtschaftsdüngerpotenziale sowie die bewirtschafteten Flächen zu machen. Nachfolgend werden die einzelnen Betriebe hinsichtlich ihrer Energiepotenziale im Bereich Biomasse dargestellt:

Tabelle 5-12: Biomassepotenziale aufgrund erhobener Daten von landwirtschaftlichen Betrieben

Mio. kWh/a Mio. kWhel/a Mio. kWhth/a kWel kWth

Landwirtschaft (Befragung) 6,7 2,7 3,9 367 524

aus tierischen Neben- 0,5 0,2 0,3 26 37 produkten

von Grünlandflächen 3,5 1,4 2,0 191 272

aus Energiepflanzen 2,7 1,1 1,6 150 215 auf Ackerflächen

Landwirtschaft 14,9 5,1 7,4 675 992

aus tierischen Neben- 1,3 0,5 0,7 65 93 produkten

von Grünlandflächen 6,9 2,4 3,5 323 461

aus Energiepflanzen 6,6 2,2 3,3 287 438 auf Ackerflächen

Anhand der Tabelle 5-12 ist zu erkennen, dass die erhobenen Daten deutlich von den errechneten Werten abweichen. Dies kann u.a. dem Umstand geschuldet werden, dass nur ein geringer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe dazu bereit war, Angaben zum Potenzialaufkommen zu machen. Trotzdem ist festzuhalten, dass die Substrate von sechs Betrieben ausreichen, eine Biogasanlage mit Blockheizkraftwerk mit einer elektri- schen Leistung von ca. 367 kWel und einer thermischen Leistung von ca. 524 kWth zu installieren. Allerdings muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass lediglich vier die- ser Betriebe daran interessiert sind, gemeinschaftlich eine Biogasanlage zu betreiben.

91 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.5.1.6 Biomassepotenziale der Industrie und des Gewerbes Zur Erfassung der Biomassepotenziale aus der Industrie und dem Gewerbe wurden die größten Unternehmen und Einrichtungen der Stadt Ottweiler per Fragebogen ange- schrieben. Aufgrund des geringen Rücklaufs der Fragebögen konnten die Biomassepo- tenziale aus der Industrie und dem Gewerbe jedoch nicht ermittelt werden.

5.1.5.1.7 Biomassepotenziale der öffentlichen Hand Die Biomassepotenziale aus der öffentlichen Hand werden in den nachfolgenden Teil- kapiteln näher beschrieben. Sie untergliedern sich in folgende Bereiche:  Bioabfälle aus der Biotonne,  Klärschlämme,  gras- und holzartiger Grünschnitt.

5.1.5.1.7.1 Energiepotenziale aus Bioabfällen Im privaten Sektor liegt die Abfallentsorgung in der Zuständigkeit des EVS. Die kommu- nalen Abfallmengen (Hausmüll, Sperrmüll und Biomüll) der Stadt Ottweiler können aus der Abfallbilanz des EVS entnommen werden. In Ottweiler wurden in 2009 insgesamt 871 Mg Biomüll über die Biomülltonne erfasst. Mithilfe der in Tabelle 5-13 enthaltenden Kennwerte zur Bestimmung der Energiepotenziale aus Bioabfällen ergibt sich insge- samt ein Potenzial von 0,5 Mio. kWh.

Tabelle 5-13: Parameter zur Potenzialberechnung für Bioabfälle

Spanne Auswahl

TS-Gehalt [%] 40-75 55 oTS-Gehalt [% TS] 50-70 60

Biogasertrag [m³/t FM] 80-120 100

CH4-Gehalt [%] 58-65 60

Heizwert [kWh/m³] 10 10

5.1.5.1.7.2 Energiepotenziale aus Klärschlämmen Die Klärschlämme der Trabantenkläranlagen Fürth, Lautenbach und Steinbach werden in der Kläranlage Ottweiler gemeinsam mit den dort anfallenden Klärschlämmen ent- wässert. Ein Teil der Klärschlämme (25 %) wird einer landwirtschaftlichen Nutzung zu- geführt, der größere Teil (75 %) wird einer Verbrennungsanlage zugeführt. Die Klär- schlämme der Trabantenkläranlage Mainzweiler werden dahingegen in der Anlage in Wustweiler, die nicht auf dem Gebiet der Stadt Ottweiler liegt, gemeinsam mit dem dort anfallenden Klärschlamm entwässert und können nicht separat ausgewiesen werden. 92 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Laut EVS werden insgesamt etwa 477 Mg TS an Klärschlämmen pro Jahr auf dem Ge- biet der Stadt Ottweiler erfasst. Bei einem Biogasertrag von 5 m³/Mg, einem CH4-Gehalt von 50 % und einem Heizwert von 10 kWh/m³ entspricht dies einem Potenzial von 11.900 kWh/a.

5.1.5.1.7.3 Energiepotenziale aus gras- und holzartigem Grünschnitt Die Stadt Ottweiler betreibt laut der Satzung zum Betrieb einer ortsfesten Abfallentsor- gungsanlage eine Kompostierungsanlage zur Aufnahme von Grünschnitt, Laub, Ästen, Strauchwerk und vergleichbaren kompostierfähigen Materialien. Laut den geschätzten Angaben der Stadt fallen jährlich etwa 2.500 Mg an Grünschnitt an der Kompostie- rungsanlage an, wobei etwa ein Drittel holzartiger und zwei Drittel halmartiger Natur sind.

Tabelle 5-14: Kennzahlen zur Potenzialbestimmung aus gras- und holzartigem Grünschnitt

halmartig holzartig insgesamt

Menge [Mg/a] 1.667 833 2.500

TS-Gehalt [%] 12 - oTS-Gehalt [%] 90 -

Biogasertrag [m³/Mg] 875 -

CH4-Gehalt [%] 60 -

Heizwert [kWh/Mg] - 3.000

Energiepotenzial [kWh/a] 1.750.000 2.500.000 4.250.000

Die Pflege von Bundes- und Landstraßen liegt für das gesamte Saarland im Zuständig- keitsbereich des Landesbetriebs für Straßenbau (LfS) und ist durch die Straßenmeiste- reien sowie durch lokale Fremdunternehmen verortet. Derzeit werden die Straßen zweimal jährlich abgefahren und das Straßenbegleitgrün zurückgeschnitten. Die anfal- lenden Grasschnitt- und Gehölzmengen werden gehäckselt und direkt wieder auf den Flächen ausgebracht. Eine energetische Verwertung findet daher nicht statt. Nach Ein- schätzung von Herrn Lessel und Herrn Wender vom LfS ist eine energetische Verwer- tung des Grasschnitt- und Gehölzaufkommens aufgrund des Sammel- und Transport- aufwandes wirtschaftlich nicht möglich – und wird daher im Weiteren vernachlässigt. Wie Tabelle 5-14 zeigt, ergibt sich für die Stadt Ottweiler insgesamt ein Energiepotenzi- al aus gras- und holzartigen Grünschnittmengen von 4,25 Mio. kWh.

93 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.5.1.8 Zusammenfassung der Biomassepotenziale Die in den vorangegangenen Kapiteln ermittelten Potenziale sind zusammenfassend in Tabelle 5-15 dargestellt. Insgesamt ergibt sich ein Biomassepotenzial von jährlich 22,8 Mio. kWh für die Stadt Ottweiler58. Der größte Anteil der Biomassepotenziale mit knapp 95 % der ermittelten Potenziale liegt im Bereich der Forst- und Landwirtschaft.

5.1.5.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag Dieses Unterkapitel beschäftigt sich verstärkt mit der Nutzung der landwirtschaftlichen Energiepotenziale - speziell mit der Verwertung in Biogasanlagen. Die Nutzung der forstwirtschaftlichen Potenziale (in Holzhackschnitzelanlagen) wird dagegen bereits im Kapitel 0 und zusätzlich in Kapitel 5.5 (Öffentlichkeitsmaßnahme zur effizienten Ver- brennung von Kaminholz) behandelt. Die Möglichkeiten zur Nutzung der Potenziale aus der öffentlichen Hand werden derzeit in dem INTERREG-Vorhaben ARBOR mit dem Schwerpunkt im Bereich biogener Rest- stoffe (wie kommunale und gewerbliche Bioabfälle, kommunaler Grünschnitt und Land- schaftspflegematerial sowie Klärschlamm) untersucht. In Kooperation mit benachbarten Kommunen könnten hier sinnvolle Ansätze zur Nutzung der bestehenden Biomassepo- tenziale im Bereich der öffentlichen Hand entstehen, die sich auch auf die Stadt Ottwei- ler und die benachbarten Gemeinden anwenden ließen. Aus Sicht der Stadt Ottweiler ist eine energetische Nutzung der im Gebiet der Stadt Ottweiler vorhandenen Potenzia- le (aus der öffentlichen Hand) aufgrund der geringen Mengen derzeit nicht sinnvoll und wird daher an dieser Stelle nicht weiter betrachtet. Abbildung 5-15 und Abbildung 5-16 beschreiben die Nutzung der landwirtschaftlichen Biomassepotenziale an möglichen Biogasanlagenstandorten in Fürth und Mainzweiler. Die Biogasanlagen wurden dabei so dimensioniert, dass eine ausreichende Biogaspro- duktion zur Versorgung der in Kapitel 0 beschriebenen Nahwärmenetzvarianten möglich ist. Zur Versorgung der Biogasanlagen mit Biomasse sind die vorhandenen Potenziale der in Ottweiler angesiedelten Landwirte zu gering, sodass zusätzlich die Nutzung von Biomassepotenzialen aus den umliegenden Gemeinden erforderlich ist. Die tatsächliche Größe der Biogasanlagen sollte sich schlussendlich an den möglichen zu akquirieren- den Substratmengen sowie an den Planungen zum Nahwärmenetzausbau in Lauten- bach und Mainzweiler orientieren. Nach Abschluss der Projektaufnahmen haben sich hier aktuelle Entwicklungen erge- ben, die abweichend von der Maßnahme „Biogasanlage Fürth“ Holzhackschitzel als Bioenergieträger präferieren. Hierzu sollten tiefergehende Machbarkeitsuntersuchungen durchgeführt werden.

58 wobei die Potenziale aus der Industrie und dem Gewerbe nicht quantifiziert werden konnten

94 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 5-15: Zusammenfassung der Biomassepotenziale

Mio. kWh/a Mio. kWhel/a Mio. kWhth/a kWel kWth

Forstwirtschaft 6,5 0 5,0 0 2.000

Energieholz 6,5 0 5,0 0 2.000

Landwirtschaft 14,9 5,1 7,4 675 992

aus tierischen Neben- 1,3 0,5 0,7 65 93 produkten

von Grünlandflächen 6,9 2,4 3,5 323 461

aus Energiepflanzen 6,6 2,2 3,3 287 438 auf Ackerflächen

Industrie und Gewerbe - - - - -

Lebensmittelabfälle k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.

Öffentliche Hand 4,9 1,5 2,3 186 298

Bioabfälle 0,5 0,2 0,2 24 27

Klärschlamm > 0,1 > 0,1 > 0,1 0,5 0,6

Grünschnitt 4,3 1,2 2,0 161 270

Gesamt 26,3 6,6 14,7 861 3.290

95 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE4 Errichtung einer Biogasanlage in Fürth

Zuständigkeit / Kontakt: Bernd Regge

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Errichtung einer Biogasanlage am Elchhof im Ortsteil Fürth mit Wärmenutzung in Lautenbach (vgl. Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Lautenbach) Akteure: Besitzer des Elchhofs; Planungsbüro; Anlagenbetreiber; Energiegenos- senschaft; Bürger von Lautenbach; Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Räumlicher Bezug: Elchhof, Fürth Zeitraum / Beginn: 2012 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Planung und Errichtung einer Biogasanlage mit Fermenter, Güllelager, BHKW und Gärrestbehälter am Elchhof südöstlich des Ortsteils Fürth. Das BHWK sollte eine elektrische Leistung von 1 MW resp. eine thermische Leistung von 1,4 MW aufwei- sen und ein Nahwärmenetz in Lautenbach mit Wärme versorgen. Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurden u.a. die Biomassepotenziale im Be- reich der Landwirtschaft erhoben. Die Landwirte aus der Region wurden anschlie- ßend zu einer Versammlung einberufen, bei der die regionalen Biomassepotenziale den Landwirten vorgestellt wurden. Der Besitzer des Elchhofs äußerte bei dieser Gelegenheit sein Interesse an einer Biogasanlage. Aufgrund der geringen Entfernung zum Ortskern von Lautenbach würde es sich anbieten, eine Nahwärmeversorgung auf Basis von Biogas in Lautenbach aufzu- bauen. Das Biogas könnte dann vom Elchhof über eine Biogasleitung zu einem Satelliten-BHWK nach Lautenbach transportiert werden und dort in Wärme umge- wandelt werden. Dadurch könnte die erzeugte Wärme des BHKW vollständig lokal genutzt werden. Konfliktpotenzial: Die erforderlichen Biomassesubstrate müssen regional beschafft werden. Hier müssen rechtzeitig langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden. Zudem muss die Wärmeabnahme vertraglich gesichert sein.

Kosten: Investitionskosten von 3 - 4 Mio. € (3.500 €/kWel.); Gestehungskosten: 650.000 €/a

CO2-Minderung: 2.600 t CO2 (exkl. der CO2-Einsparung durch die Wärmenutzung in Lautenbach, siehe Maßnahmenblatt Ausbau der Nahwärme in Lautenbach) Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Akteursnetzwerk bilden zu den Themenfeldern Rohstofflieferung, Wär- mekonzept (Nahwärmenetz Lautenbach), etc.

Best Practice: Bioenergiedorf Tangeln: http://www.wege-zum-bioenergiedorf.de

Abbildung 5-15: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Biogasanlage in Fürth

96 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE5 Errichtung einer Biogasanlage in Mainzweiler

Zuständigkeit / Kontakt: Ökoland-Rose GmbH

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Errichtung einer Biogasanlage am Faulenberger Hof im Ortsteil Mainzweiler mit Wärmenut- zung in Mainzweiler (vgl. Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler) Akteure: Besitzer des Faulenberger Hofs; Planungsbüro; Anlagenbetreiber; Energiegenossenschaft; Bürger von Mainzweiler; Stadt Ottweiler; Bau- und Um- weltamt

Räumlicher Bezug: Faulenberger Hof, Mainzweiler Zeitraum / Beginn: 2012 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Planung und Errichtung einer Biogasanlage mit Fermenter, Güllelager, BHKW und Gärrestbehälter am Faulenberger Hof westlich des Ortsteils Mainzweiler. Das BHWK sollte eine elektrische Leistung von 750 kW resp. eine thermische Leistung von 1 MW aufweisen. Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurden u.a. die Biomassepotenziale im Be- reich der Landwirtschaft erhoben. Die Landwirte aus der Region wurden anschlie- ßend zu einer Versammlung einberufen, bei der die regionalen Biomassepotenziale den Landwirten vorgestellt wurden. Der Besitzer des Faulenberger Hofs äußerte bei dieser Gelegenheit sein Interesse an einer Biogasanlage. Aufgrund der geringen Entfernung zum Ortskern von Mainzweiler würde es sich anbieten, eine Nahwärmeversorgung auf Basis von Biogas in Mainzweiler aufzu- bauen. Das Biogas könnte dann vom Faulenberger Hof über eine Biogasleitung zu einem Satelliten-BHWK nach Mainzweiler transportiert werden und dort in Wärme umgewandelt werden. Dadurch könnte die erzeugte Wärme des BHKW vollständig lokal genutzt werden. Konfliktpotenzial: Die erforderlichen Biomassesubstrate müssen regional beschafft werden. Hier müssen rechtzeitig langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden. Zudem muss die Wärmeabnahme vertraglich gesichert sein.

Kosten: Investitionskosten: 2,5 - 3,5 Mio. € (4.000 €/kWel); Gestehungskosten: 570.000 €/a

CO2-Minderung: 1.900 t CO2/a (exkl. der CO2-Einsparung durch die Wärmenutzung in Mainzweiler, siehe Maßnahmenblatt Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler) Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Investitionskosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Akteursnetzwerk und Arbeitsgruppen bilden zu den Themenfeldern Rohstofflieferung, Wärmekonzept (Nahwärmenetz Mainzweiler), etc.

Best Practice: Bioenergiedorf Tangeln: http://www.wege-zum-bioenergiedorf.de

Abbildung 5-16: Maßnahmenblatt zur Errichtung einer Biogasanlage in Mainzweiler

97 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.6 Nahwärme

In diesem Abschnitt werden auf der Basis des Wärmekatasters der Stadt Ottweiler (vgl. Kapitel 4.4) mögliche Nahwärmenetze vorgestellt. Zunächst erfolgt anhand von Aus- schlusskriterien (siehe 5.1.6.1.1) der Ausschluss von nicht geeigneten Gebieten für die Versorgung mit Nahwärme sowie daraus resultierend die Ausweisung von möglichen Versorgungsgebieten (siehe 5.1.6.1.2). Für die Auslegung der Nahwärmenetze (siehe 5.1.6.2.2) sowie der Heizzentrale (siehe 5.1.6.2.1) werden anschließend die drei fol- genden Varianten betrachtet:  Variante 1: Öffentliche Gebäude mit einem hohen Wärmebedarf bzw. andere große Wärmesenken und nahliegende Wohngebäude.59 Bei dieser Variante wird von einem Anschlussgrad von 100 % ausgegangen, da ohnehin nur eine geringe Anzahl von Gebäuden für das Nahwärmenetz vorgesehen ist.  Variante 2: Öffentliche Gebäude mit einem hohen Wärmebedarf bzw. andere große Wärmesenken, nahliegende Wohngebäude und Gewerbe sowie weitere nahliegende Straßenzüge mit einem hohen Wärmebedarf.  Variante 3: Alle möglichen anzuschließenden Gebäude in einem Gebiet mit der Priorität der Gebäude mit einem hohen Wärmebedarf (Team für Technik 2009), die aber in der Nähe des Ortskernes liegen. Weit außenliegende Gebiete sollten nicht mit berücksichtigt werden. Für Variante 1 wird ein erforderlicher Anschlussgrad von 100 % angesetzt. Für die Va- riante 2 und 3 wird im Gegensatz zur Variante 1 zu Beginn ein Anschlussgrad von nur 66 % gewählt, der nach sechs Jahren auf 75 % und dann nach 20 Jahren auf 90 % er- höht wird. Zudem ist bei einer Nahwärmenetzauslegung neben der Anschlussgradentwicklung die Reduzierung des Wärmebedarfs durch Wärmedämmmaßnahmen mit zu berücksichti- gen. In allen Varianten wird eine lineare Abnahme des Wärmebedarfs durch Dämm- maßnahmen von 25 % in dem Zeitraum von 20 Jahren angenommen. Abschließend erfolgen eine wirtschaftliche Betrachtung der Netze (siehe 5.1.6.2.3) so- wie ein Ranking der Nahwärmenetzvarianten (siehe 5.1.6.2.4). Die Vorgehensweise der Nahwärmenetzauslegung und -bewertung orientiert sich an der Methodik nach HUN (2011).

59 Experteninterview mit Herr Seegmüller vom 22. März 2011 (siehe Anhang)

98 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.1.6.1 Potenziale

5.1.6.1.1 Ausschluss von Gebieten zur Auslegung von Nahwärmenetzen Die Stadtteile Ottweiler und Steinbach sind für ein Nahwärmenetz nicht geeignet, da hier bereits ein Erdgasnetz verlegt ist. In den Stadtteilen Fürth, Lautenbach und Mainzweiler werden folgende Gebiete für die weiteren Betrachtungen ausgeschlossen: - Hochwasserschutzgebiete sowie Naturschutzgebiete/Flora-Fauna-Habitat-Ge- biete (FFH-Gebiete) nach dem Flächennutzungsplan - Neubaugebiete nach dem Flächennutzungsplan - weitere Gebiete mit einer geringen Wärmedichte (vgl. Kapitel 4.4.4) sowie Ge- bäude außerhalb geschlossener Ortsschaften

5.1.6.1.2 Ausweisung möglicher Nahwärmeverbünde Nach Abzug der in Kapitel 5.1.6.1.1 ausgeschlossenen Gebäude können in Fürth, Lau- tenbach und Mainzweiler größere Gebiete ausgewiesen werden, die zur Versorgung durch ein Nahwärmenetz geeignet sind. Tabelle 5-16 stellt die möglichen Ausbauvarian- ten in den drei genannten Stadtteilen vor. Die Annahmen zur Entwicklung des An- schlussgrades sowie zum Einfluss der Dämmung wurden bereits im Abschnitt 5.1.6 er- läutert. Tabelle 5-16: Wärmebedarf der Nahwärmenetzvarianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler

[Mio. kWh] Variante 1 Variante 2 Variante 3

Jahr Start 6 20 Start 6 20 Start 6 20

Anschluss- 100 % 100 % 100 % 66 % 75 % 90 % 66 % 75 % 90 % grad

Einfluss 0 % -7,5 % -25 % 0 % -7,5 % -25 % 0 % -7,5 % -25 % Dämmung

Fürth 2,0 1,8 1,5 2,7 2,8 2,8 9,2 9,6 9,3

Lautenbach 0,7 0,7 0,5 2,3 2,4 2,3 11,0 11,5 11,2

Mainzweiler 1,7 1,6 1,3 3,1 3,2 3,2 9,8 10,3 10,0

5.1.6.2 Entwicklung von Nahwärmeverbünden

5.1.6.2.1 Festlegung von Heizzentralen Als nächstes müssen der Standort sowie die Art der Heizzentrale (Biogas, Holzhack- schnitzel, Abwärme aus Industrieprozessen, etc.) festgelegt werden. Zur Standortfest- legung der Heizzentrale werden zunächst die stadteigenen Flächen betrachtet. In Fürth beispielsweise ist eine mögliche Fläche im Gewerbegebiet Weiherstraße vorzufinden.

99 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Insofern vorhanden, sollte aus Effizienzgründen die ungenutzte Abwärme von Indus- trieanlagen oder aus sonstigen Prozessen bevorzugt als Wärmequelle für ein Nahwär- menetz herangezogen werden. In Fürth kann die Abwärme einer benachbarten Biogas- anlage genutzt werden. Aufgrund der Entfernung der Biogasanlage zum Ortskern von Fürth wird vorgeschlagen, in Fürth ein Satelliten-BHKW zu errichten, das über eine et- wa 2 km lange Leitung von der Biogasanlage mit Biogas versorgt wird. Für die weitere Wärmeabdeckung und um eine Anpassung an Lastschwankungen (Spitzenlastabde- ckung) garantieren zu können, werden in Fürth zusätzlich Holzhackschnitzelanlagen eingeplant. Der benötigte Brennstoffbedarf für die Holzhackschnitzelanlagen kann durch das eigene vorliegende Holzpotenzial in Ottweiler für die Varianten 1 und 2 abgedeckt werden, für die Variante 3 müssten Holzhackschnitzel zugekauft werden. Tabelle 5-17 zeigt die Zusammenstellung der drei Nahwärmenetzvarianten für Fürth.

Tabelle 5-17: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Fürth

Fürth Variante 1 Variante 2 Variante 3

Leistungs- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- bereich last last danz last last danz last last danz

Wärmeer- Biogas HHS Öl Biogas HHS Öl Biogas HHS Öl zeuger

Leistung 496 817 657 496 1.270 883 496 5.266 2.881 [kW]

Leistungs- 38 62 - 28 72 - 9 91 - anteil [%]

Wärmee- 75 25 - 62 38 - 22 78 - nergieanteil [%]

Wärme- 1,9 617 0 2,1 1,3 0 2,5 8,9 0 energie [Mio. kWh]

In Lautenbach wird eine stadteigene Fläche in der Schönbachstraße als Standort für die Heizzentrale vorgeschlagen. Die Abwärme der bestehenden Biogasanlage, die sich schon in Fürth anbieten würde, könnte auch in Lautenbach genutzt werden. Alternativ gibt es in der Nähe von Lautenbach weitere Standorte, an denen eine Biogasanlage errichtet werden könnte. In Lautenbach würden sich zusätzlich bzw. alternativ zu einer Biogasanlage auch Holzhackschnitzelanlagen als Heizzentrale anbieten (siehe Tabelle 5-18). Auch hier würde das Holzpotenzial ausreichen, um die benötigte Menge für die Holzhackschnitzelanlagen abzudecken.

Tabelle 5-18: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Lautenbach 100 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Lautenbach Variante 1 Variante 2 Variante 3

Leistungs- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- bereich last last danz last last danz last last danz

Wärmeer- HHS HHS Öl Biogas HHS Öl Biogas HHS Öl zeuger

Leistung 110 331 221 280 1.122 701 1.260 5.447 3.354 [kW]

Leistungs- 25 75 - 20 80 - 19 81 - anteil [%]

Wärmee- 57 43 - 46 54 - 45 55 - nergieanteil [%]

Wärme- 0,5 0,4 0 1,3 1,5 0 6,1 7,5 0 energie [Mio. kWh]

Tabelle 5-19: Wärmeerzeuger- und Brennstoffberechnung in Mainzweiler

Mainzweiler Variante 1 Variante 2 Variante 3

Leistungs- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- Grund- Spitzen- Redun- bereich last last danz last last danz last last danz

Wärmeer- HHS HHS Öl Biogas HHS Öl Biogas HHS Öl zeuger

Leistung 250 762 506 322 1.579 950 805 5.221 3.013 [kW]

Leistungs- 25 75 - 17 83 - 13 87 - anteil [%]

Wärmee- 57 43 - 40 60 - 30 70 - nergieanteil [%]

Wärme- 1,2 0,9 0 1,5 2,3 0 3,7 8,5 0 energie [Mio. kWh]

In Mainzweiler wird als Standort für die Heizzentrale eine Fläche in der Stegbachstraße neben dem Feuerwehrgerätehaus vorgeschlagen, da es sich dort um eine der größten stadteigenen Flächen im Ortskern handelt und aus dem Wärmeraster zu entnehmen ist, dass hier die höchste Wärmedichte in Mainzweiler vorliegt. Ungenutzte Abwärme liegt in Mainzweiler nicht vor, allerdings wäre es auch in der näheren Umgebung möglich, eine Biogasanlage zu errichten und ein Satelliten-BHKW in Mainzweiler über eine Bio- gasleitung von der Biogasanlage aus mit Biogas zu versorgen. Auch in Mainzweiler

101 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler könnte die Wärme alternativ zu oder in Kombination mit einer Biogasanlage durch Holzhackschnitzelanlagen bereitgestellt werden (siehe Tabelle 5-19). Das Holzpotenzial würde auch hier ausreichen, um den Wärmebedarf aller drei Nahwärmenetzvarianten abzudecken.

5.1.6.2.2 Netzauslegung Parallel zur Auslegung der Heizzentralen findet die Netzauslegung statt. In ArcGIS wird dazu die Streckenführung der Nahwärmenetzvarianten festgelegt. Aus der Streckenfüh- rung ergibt sich die benötigte Rohr- bzw. Trassenlänge (vgl. Tabelle 5-21) sowie die Anzahl der angeschlossenen Gebäude (vgl. Tabelle 5-20).

Tabelle 5-20: Anzahl der Hausanschlüsse der drei Varianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler

Variante 1 Variante 2 Variante 3

Jahr Start 6 20 Start 6 20 Start 6 20

Fürth 320 320 320 473 534 641 2.313 2.610 3.132

Lautenbach 90 90 90 432 488 585 2.500 2.820 3.384

Mainzweiler 300 300 300 618 698 837 2.200 2.483 2.979

Tabelle 5-21: Trassenlänge der drei Varianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler

[m] Variante 1 Variante 2 Variante 3

Jahr Start 6 20 Start 6 20 Start 6 20

Fürth 786 786 786 1.558 1.619 1.726 7.964 8.261 8.783

Lautenbach 222 222 222 1.202 1.258 1.355 7.542 7.862 8.426

Mainzweiler 618 618 618 1.587 1.667 1.806 6.554 6.837 7.333

5.1.6.2.3 Wirtschaftliche Bewertung Eine erste Aussage zur Rentabilität eines Nahwärmenetzes kann anhand der Linien- dichte getroffen werden. Durch die Liniendichte eines Nahwärmenetzes lässt sich ab- schätzen, wie wahrscheinlich die Umsetzung des Netzes ist. Wie in Tabelle 5-22 zu se- hen ist, ist eine Umsetzung der Varianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler in allen Fällen wahrscheinlich bzw. sehr wahrscheinlich. Ein weiteres wichtiges Bewertungskriterium hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit eines Nahwärmenetzes sind die Wärmebereitstellungskosten. Die Wärmebereitstellungskos- ten sind in Abbildung 5-17 im Vergleich mit einer Referenzvariante auf Basis von Heizöl dargestellt. Aus der Abbildung geht hervor, dass derzeit noch nicht alle Nahwärmenetze rentabler sind als die Referenzvariante.

102 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 5-22: Liniendichten der Nahwärmenetzvarianten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler

Netz60 Trassenlänge Wärmemenge Liniendichte Klasse Bewertung

Fürth Variante 1 0,8 km 2,0 Mio. kWh 2.536 kWh/m A sehr wahrscheinlich

Fürth Variante 2 1,6 km 2,7 Mio. kWh 1.739 kWh/m B wahrscheinlich

Fürth Variante 3 8,0 km 9,2 Mio. kWh 1.151 kWh/m B wahrscheinlich

Lautenbach Var.1 0,2 km 0,7 Mio. kWh 3.293kWh/m A sehr wahrscheinlich

Lautenbach Var.2 1,2 km 2,3 Mio. kWh 1.892 kWh/m B wahrscheinlich

Lautenbach Var.3 7,5 km 11,0 Mio. kWh 1.458 kWh/m B wahrscheinlich

Mainzweiler Var.1 0,6 km 1,7 Mio. kWh 2.765 kWh/m A sehr wahrscheinlich

Mainzweiler Var.2 1,6 km 3,1 Mio. kWh 1.957 kWh/m B wahrscheinlich

Mainzweiler Var.3 6,6 km 9,8 Mio. kWh 1.500 kWh/m B wahrscheinlich

Insgesamt sind vier Varianten teurer als die Referenzvariante. Hierzu zählen in Lauten- bach die Variante 1 und 2 und auch in Mainzweiler sind es die beiden ersten Varianten. Aufgrund möglicher steigender Heizölpreise können jedoch die einzelnen Varianten, die heute etwas oberhalb der Referenzvariante liegen, in zwei bis fünf Jahren rentabler als die Referenzvariante sein. Die drei Varianten in Fürth sowie die Variante 3 in Lautenbach sowie in Mainzweiler weisen geringere Wärmebereitstellungskosten als die Referenzvariante auf. Daher er- folgt im Folgenden das Ranking zwischen diesen fünf Nahwärmenetzen.

5.1.6.2.4 Ranking Für das zu untersuchende Gebiet wird eine Prioritätenliste anhand eines Rankings für die potenziellen Nahwärmenetze erstellt. Die Parameter für das Ranking sowie deren Gewichtung sind: Wärmebereitstellungskosten (17 %), Liniendichte (13 %), spezifische

Investitionskosten (17 %), Erdgasnetzausbau (17 %), Hemerobiegrad (8 %), CO2-Ein- sparung (8 %) und das Engagement der Kommune (20 %).

60 Annahme der Parameter „Trassenlänge“ und „Wärmemenge“, die bei einem Bau des Nahwärmenetzes zu Beginn vorliegen würden

103 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

20 ct/kWh

16 ct/kWh

12 ct/kWh

8 ct/kWh

4 ct/kWh

0 ct/kWh

Abbildung 5-17: Wärmebereitstellungskosten der Nahwärmenetzvarianten

Auf der Basis der zu bestimmenden Parameter kann ein Vergleich zwischen den Nah- wärmenetzen erfolgen und somit ein Ranking (vgl. Tabelle 5-23) erstellt werden. Das beste Ergebnis erhält die Variante 3 in Fürth. Sie sollte daher prioritär umgesetzt werden. Variante 1 und 2 in Fürth sind demnach hinfällig. Die Nahwärmenetzvariante 3 in Lautenbach erhält die Umsetzungspriorität 2 und die Variante 3 in Mainzweiler die geringste Umsetzungspriorität.

Tabelle 5-23: Ranking der Nahwärmenetzfavoriten in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler

Netz Bewertung Priorität

Fürth Variante 1 5,0 -

Fürth Variante 2 6,0 -

Fürth Variante 3 7,8 1

Lautenbach Var.3 6,7 2

Mainzweiler Var.3 5,9 3

5.1.6.3 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag Die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Nahwärmenetzvarianten sollten mit der an- gegebenen Priorität in Fürth, Lautenbach und Mainzweiler umgesetzt werden. Die Wahrscheinlichkeit für den Bau eines Nahwärmenetzes verringert sich jedoch durch den Ausbau des Erdgasnetzes - wie er aktuell durch die energis GmbH in Ottweiler 104 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler vorgesehen wird. Dies betrifft zurzeit insbesondere den Ortsteil Fürth. Daher wurden in den vergangenen Monaten in Fürth bereits erste Schritte zur Umsetzung eines Nah- wärmeverbundes unternommen. U.a. wurde im Rahmen der Klimaschutzinitiative ein Informationsabend veranstaltet, an dem das Thema Nahwärmeversorgung öffentlich durch Fachreferenten vorgestellt und mit den Bürgern von Fürth diskutiert wurde. Im Anschluss an die Informationsveranstal- tung wurde eine Fragebogenaktion gestartet, welche die Bereitschaft der Bürger, sich an ein Nahwärmenetz anzuschließen, erfassen sollte. Etwa 85 % der rückläufigen Fragebögen standen einem Anschluss an ein Nahwärme- netz positiv gegenüber, 25 Personen erklärten sich bereit, sich innerhalb einer Arbeits- gruppe zum Ausbau der Nahwärme einzubringen. Im September 2011 wurde daraufhin ein erstes Arbeitstreffen der neuformatierten Arbeitsgruppe unter Leitung der IZES gGmbH einberufen. Derzeit werden weitere Schritte durch die Arbeitsgruppe initiiert. Abbildung 5-18 stellt den möglichen Nahwärmenetzausbau in Fürth vor. Der Ausbau in Lautenbach und Mainzweiler ist in Abbildung 5-19 und Abbildung 5-20 beschrieben. Bei der Entwicklung von Nahwärmeverbünden (siehe Kapitel 5.1.6.2) konnten kleinere Zusammenschlüsse von nur wenigen Gebäuden, sog. „Mikro-Nahwärmenetze“, nicht ausgewiesen werden. Im Gespräch mit der Stadt Ottweiler wurden daher weitere Mög- lichkeiten diskutiert. Ein Gebiet, das sich zur Versorgung mit Nahwärme besonders an- bieten würde, ist das Gebiet „Lehbesch“ in Ottweiler, in dem sich eine Grundschule, eine Kindertagesstätte und eine Turnhalle sowie einige Wohngebäude befinden. Zusammen mit Mitarbeitern der Stadt Ottweiler, der IZES gGmbH und der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH wurde daher eine Begehung der betroffenen kommunalen Ge- bäude durchgeführt. Anschließend wurde der Stadt durch die IZES gGmbH ein Angebot zur Umsetzung eines Nahwärmenetzes am Lehbesch vorgelegt. Weitere Informationen finden sich in dem entsprechenden Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme am Lehbesch (siehe Abbildung 5-21).

105 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE6 Ausbau der Nahwärme in Fürth

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt; Ortsvorsteher von Fürth

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Ausbau eines Nahwärmenetzes für die Wärmeversorgung der Gebäude in Fürth

Akteure: Stadt Ottweiler; Bürgerinitiative; Planungsbüro

Räumlicher Bezug: Ortsteil Fürth Zeitraum / Beginn: 2011 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Das Nahwärmenetz in Fürth hätte bei einem Anschlussgrad von 66 % der Gebäude eine Länge von etwa 8 km. Dabei würden 287 Gebäude angeschlossen werden, die einen Wärmebedarf von 9 Mio. kWh/a aufweisen. Die Wärmeversorgung könnte

durch die Abwärme der Biogasanlage auf dem Sonnenhof (500 kW th) und zwei Holzhackschnitzelanlagen (je 2,6 MW) abgedeckt werden. Das BHKW der Biogas- anlage würde als Satelliten-BHKW in dem Gewerbegebiet Weiherstraße aufgestellt werden und mit dem Biogas über eine 2 km lange Mikrogasleitung über den Son- nenhof versorgt werden. Ist eine Redundanz erwünscht, würde ein Heizölkessel mit einer Leistung von etwa 2,9 MW benötigt werden. Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurde eine Methodik entwickelt, um Nahwär- menetze auszulegen. Anhand der Methodik ist der Wärmebedarf der Gebäude in Fürth erhoben worden sowie die Auslegung der Nahwärmenetze in potenziellen Gebieten erfolgt. Das ausgelegte Nahwärmenetz könnte alle potenziellen Gebäude in Fürth mit Wärme versorgen. Konfliktpotenzial: geplantes Erdgasnetz Kosten: Investitionskosten von etwa 7 Mio. € bzw. Jahreskosten von 1,1 Mio. €

CO2-Minderung: 2.900 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Im September 2011 wurde eine Arbeitsgruppe aufgestellt, die derzeit erste Schritte zur Umsetzung eines Nahwärmenetzes in Fürth durch- führt.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollte eine detailliertere Auslegung eines Nahwärmenetzes erfolgen.

Best Practice: Nahwärmenetz in Preist: http://www.zukunftsinitiative-eifel.de Abbildung 5-18: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Fürth

106 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE7 Ausbau der Nahwärme in Lautenbach

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Ausbau eines Nahwärmenetzes für die Wärmeversorgung der Gebäude in Lautenbach

Akteure: Stadt Ottweiler; Bürgerinitiative; Planungsbüro

Räumlicher Bezug: Ortsteil Lautenbach Zeitraum / Beginn: 2012 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Das Nahwärmenetz in Lautenbach hätte bei einem Anschlussgrad von 66 % der Gebäude eine Länge von etwa 7,5 km. Dabei würden 248 Gebäude angeschlossen werden, die einen Wärmebedarf von etwa 11 Mio. kWh/a aufweisen. Die Wärme-

versorgung würde durch die Abwärme einer Biogasanlage (1,3 MWth) und zwei Holzhackschnitzelanlagen (je 2,7 MW) abgedeckt werden. Das BHKW der Biogas- anlage würde als Satelliten-BHKW in der Schönbachstr. 7 aufgestellt werden und mit dem Biogas über eine 1,6 km lange Mikrogasleitung zum Beispiel über den Elchhof versorgt werden. Ist eine Redundanz erwünscht, würde ein Heizölkessel mit einer Leistung von etwa 3,4 MW benötigt werden. Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurde eine Methodik entwickelt, um Nahwär- menetze auszulegen. Anhand der Methodik ist der Wärmebedarf der Gebäude in Lautenbach erhoben worden sowie die Auslegung der Nahwärmenetze in poten- ziellen Gebieten erfolgt. Das ausgelegte Nahwärmenetz könnte alle potenziellen Gebäude in Lautenbach mit Wärme versorgen. Konfliktpotenzial: geplantes Erdgasnetz Kosten: Investitionskosten von etwa 7 Mio. € bzw. Jahreskosten von 1,3 Mio. €

CO2-Minderung: 3.400 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Beauftragung einer Machbarkeitsstudie - Informationsveranstaltung und Interessensbekundung (Ermittlung der voraussichtlichen Anschlussdichte) Best Practice: Nahwärmenetz in Preist: http://www.zukunftsinitiative-eifel.de Abbildung 5-19: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Lautenbach

107 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE8 Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Ausbau eines Nahwärmenetzes für die Wärmeversorgung der Gebäude in Mainzweiler

Akteure: Stadt Ottweiler; Bürgerinitiative; Planungsbüro

Räumlicher Bezug: Ortsteil Mainzweiler Zeitraum / Beginn: 2012 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Das Nahwärmenetz in Mainzweiler hätte bei einem Anschlussgrad von 66 % der Gebäude eine Länge von etwa 6,6 km. Dabei würden 218 Gebäude angeschlossen werden, die einen Wärmebedarf von 10 Mio. kWh/a aufweisen. Die Wärmeversor-

gung würde durch die Abwärme einer Biogasanlage (0,8 MWth) und zwei Holzhack- schnitzelanlagen (je 2,7 MW) abgedeckt werden. Das BHKW der Biogasanlage würde als Satelliten-BHKW in der Stegebachstr. 6 aufgestellt werden und mit dem Biogas über eine 0,9 km lange Mikrogasleitung zum Beispiel über den Sandhof versorgt werden. Ist eine Redundanz erwünscht, würde ein Heizölkessel mit einer Leistung von etwa 3 MW benötigt werden. Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurde eine Methodik entwickelt, um Nahwär- menetze auszulegen. Anhand der Methodik ist der Wärmebedarf der Gebäude in Mainzweiler erhoben worden sowie die Auslegung der Nahwärmenetze in poten- ziellen Gebieten erfolgt. Das ausgelegte Nahwärmenetz könnte alle potenziellen Gebäude in Mainzweiler mit Wärme versorgen. Konfliktpotenzial: - Kosten: Investitionskosten von etwa 6 Mio. € bzw. Jahreskosten von 1,2 Mio. €

CO2-Minderung: 3.100 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Beauftragung einer Machbarkeitsstudie - Informationsveranstaltung und Interessensbekundung (Ermittlung der voraussichtlichen Anschlussdichte) Best Practice: Nahwärmenetz in Preist: http://www.zukunftsinitiative-eifel.de Abbildung 5-20: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler

108 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EE9 Ausbau der Nahwärme am Lehbesch

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Erneuerbare Energien Kurzbeschreibung: Ausbau eines Nahwärmenetzes für die Wärmeversorgung der Grundschule Lehbesch, Kinder- tagesstätte Lehbesch, Turnhalle Lehbesch und dem Hausmeisterwohngebäude Akteure: Stadt Ottweiler; IZES gGmbH

Räumlicher Bezug: Gebiet „Lehbesch“ in Ottweiler Zeitraum / Beginn: 2011 Laufzeit: 20 Jahre Maßnahmenbeschreibung: Die Turnhalle Lehbesch ist bereits an die Heizzentrale der Grundschule Lehbesch angeschlossen. Die Kindertagesstätte soll erweitert werden – daher wird hier eine neue Heizungsanlage benötigt – und soll mit einem Nahwärmerohr an die Heiz- zentrale der Grundschule angebunden werden. Das Hausmeistergebäude soll auch mit an die Heizzentrale angeschlossen werden. Für die Heizzentrale ist eine Holz- hackschnitzelanlage geplant. Als Brennstoffbunker könnte der ehemalige Kohle- bunker genutzt werden. Hintergrund: Innerhalb der Klimaschutzinitiative wurden während der Diskussion um mögliche Nahwärmegebiete u.a. die Möglichkeiten zur Versorgung kleinräumiger Gebiete diskutiert. Die Stadt Ottweiler hat ein erhöhtes Interesse, einige kommunale Ge- bäude im Gebiet „Lehbesch“ mit einer im Vergleich zu dem bestehenden Heizsys- tem kostengünstigeren Lösung mit Wärme zu versorgen. Daraufhin wurde eine Begehung der betroffenen kommunalen Gebäude durchgeführt und anschließend ein Angebot zur Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie der Stadt vorgelegt. Konfliktpotenzial: Haushaltslage der Stadt Kosten: k.A.

CO2-Minderung: 160 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollte eine detailliertere Auslegung eines Nahwärmenetzes erfolgen. Die IZES gGmbH hat bereits bei der Stadt Ottweiler ein Angebot für die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie vorgelegt, das derzeit von der Stadt geprüft wird. Best Practice: Nahwärmeversorgung Baugebiet „Sensmannswiesen“ in Weilerbach Abbildung 5-21: Maßnahmenblatt zum Ausbau der Nahwärme am Lehbesch

109 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.2 Energieeffizienz in der öffentliche Straßenbeleuchtung

5.2.1 Potenziale

Innerhalb der Straßenbeleuchtungsanlage der Stadt Ottweiler befinden sich zurzeit noch ca. 1.064 ineffiziente Leuchten mit Lampenbestückung SON-H 110 W bzw. SON- H 69 W. Durch den Austausch der Leuchten durch effiziente Beleuchtungsmittel (Nat- riumdampflampen, LED-Lampen) können der Energieverbrauch der Straßenbeleuch- 61 tung sowie der CO2-Ausstoß nachhaltig gesenkt werden.

5.2.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag

Aufgrund der Ökodesign-Richtlinie der EU müssen bis 2016 alle ineffizienten Beleuch- tungsmittel im Beleuchtungsnetz der Stadt Ottweiler ersetzt werden. Von den derzeit 2.267 bestehenden Straßenlampen betrifft dies in erster Linie die 1.064 Leuchten mit Quecksilberdampfbestückung (HQL). Die HQL werden i.d.R. durch Natrium- Dampflampen ersetzt. Daneben ist in Nebenstraßen der Einsatz von effizienten LED-Leuchten denkbar, wo- durch der jährliche Energiebedarf der Straßenbeleuchtung weiter gesenkt werden kann. Aufgrund der hohen Materialkosten ist der Einsatz von LED-Leuchten nach Angaben der energis GmbH zurzeit ohne Inanspruchnahme von Fördergeldern nicht wirtschaft- lich. Die Förderrichtlinie Klima Plus Saar fördert mit bis zu 25 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, aber maximal 100.000 € pro Jahr und Antragssteller, den Austausch von Leuchtmitteln und/oder Leuchtkörpern, wenn die Energieeinsparung gegenüber dem Ist-Zustand nachweislich mindestens 30 % beträgt. Die Vorschläge der energis GmbH zur Umsetzung finden sich zusammengefasst in Ab- bildung 5-22 und Abbildung 5-23.

61 Auszug aus dem Schreiben der energis GmbH vom 29. Juni 2011 an die Stadt Ottweiler betreffs Energieeffizienzmaßnahmen Straßenbeleuchtung, Stadt Ottweiler

110 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EnEff1 Sanierung der Straßenbeleuchtung durch Natrium-Dampflampen

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Energieeffizienz Kurzbeschreibung: Austausch veralteter und ineffizienter Straßenbeleuchtung durch effiziente Natrium- Dampflampen Akteure: Stadt Ottweiler; energis GmbH

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: sofort Laufzeit: 2011-2016 Maßnahmenbeschreibung: Sanierung der Straßenbeleuchtung durch den Austausch von 987 Lichtpunkten in Wohnstraßen, 18 Lichtpunkten in Zubringerstraßen und 41 Lichtpunkten in Haupt- verkehrsstraßen durch Natrium-Dampflampen

Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurden diverse Gespräche mit der energis GmbH hinsichtlich möglicher Effizienz- und Einsparmöglichkeiten im Bereich der kommunalen Energieversorgung geführt. Die Stadt wurde in diesem Zusammen- hang von der energis GmbH darüber informiert, dass im Rahmen der EU-Richtlinie 2009/125/EG – Ökodesign ineffiziente Beleuchtungsmittel bis 2016 außer Betrieb genommen werden müssen. Daraufhin wurde die energis GmbH gebeten, der Stadt einen Maßnahmenvorschlag zum Austausch der ineffizienten Beleuchtungs- mittel durch hocheffiziente Natriumdampflampen zu unterbreiten. Konfliktpotenzial: Durch einen hohen defizitären Haushalt ist die Vergabe von Investitionskrediten bei einer sog. überwachungswürdigen Kommune an strenge Voraussetzungen ge- knüpft, die im Einzelfall gewürdigt werden müssen. Kosten und Finanzierung: Die Gesamtkosten für den Austausch der Beleuchtungsmittel betragen etwa 500.000 €. Die Förderquote liegt bei 25 % der Gesamtinvestition (Klima Plus Saar). Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren ergeben sich jährliche Kosten von 25.000 €. Durch die Installation hocheffizienter Natrium-Dampflampen im Stadtgebiet können jährlich Kosten für die Beleuchtung in Höhe von ca. 11.000 € eingespart werden. Durch die Einsparung amortisiert sich die Investition nach ca. 37 Jahren.

CO2-Minderung: 52 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Notwendige Entscheidung über Beleuchtungstechnologie (Alternative: LED-Beleuchtung) - Akquise von Fördermitteln Best Practice: Austausch der Straßenbeleuchtung – Stadt Fürth, Infra Fürth Verkehr GmbH Abbildung 5-22: Maßnahmenblatt zur Sanierung der Straßenbeleuchtung – Variante 1 111 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EnEff2 Sanierung der Straßenbeleuchtung durch LED- und Natrium-Dampflampen

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt Handlungsfeld: Energieeffizienz Kurzbeschreibung: Austausch ineffizienter Straßenbeleuchtung durch effiziente LED- und Natriumdampflampen

Akteure: Stadt Ottweiler; energis GmbH

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: sofort Laufzeit: 2011-2016 Maßnahmenbeschreibung: Sanierung der Straßenbeleuchtung durch den Austausch von 987 Lichtpunkten in Wohnstraßen durch LED-Leuchten und 18 Lichtpunkten in Zubringerstraßen sowie 41 Lichtpunkten in Hauptverkehrsstraßen durch Natrium-Dampflampen Hintergrund: Im Rahmen der Klimaschutzinitiative wurden diverse Gespräche mit der energis GmbH hinsichtlich möglicher Einsparungen im Bereich der kommunalen Energie- versorgung geführt. Die Stadt wurde in diesem Zusammenhang von der energis GmbH darüber informiert, dass im Rahmen der EU-Richtlinie 2009/125/EG – Öko- design ineffiziente Beleuchtungsmittel bis 2016 außer Betrieb genommen werden müssen. Daraufhin wurde die energis GmbH gebeten, der Stadt einen Maßnah- menvorschlag zum Austausch der ineffizienten Beleuchtungsmittel durch hocheffi- ziente Natriumdampflampen und - dort wo möglich - durch LEDs zu unterbreiten. Konfliktpotenzial: Durch einen hohen defizitären Haushalt ist die Vergabe von Investitionskrediten bei einer sog. überwachungswürdigen Kommune an strenge Voraussetzungen ge- knüpft, die im Einzelfall gewürdigt werden müssen. Kosten und Finanzierung: Die Gesamtkosten für den Austausch der Beleuchtungsmittel betragen circa 700.000 €. Die Förderquote liegt bei 25 % der Gesamtinvestition (Klima Plus Saar). Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren ergeben sich jährliche Kosten von 35.000 €. Durch die Installation hocheffizienter LED- und Natrium-Dampflampen können jährlich Kosten für die Beleuchtung in Höhe von ca. 35.000 € eingespart werden. Durch die Einsparung amortisiert sich die Investition nach ca. 20 Jahren.

CO2-Minderung: 160 t CO2/a Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Notwendige Entscheidung über Beleuchtungstechnologie (Alternative: LED-Beleuchtung) - Akquise von Fördermitteln Best Practice: - Pilotprojekt: Straßenbeleucht. per LED, TU Darmstadt, Fachgebiet Lichttechnik - LED-Projekt Hannover, Stadtwerke Hannover AG, Abteilung Straßenbeleucht. Abbildung 5-23: Maßnahmenblatt zur Sanierung der Straßenbeleuchtung – Variante 2

112 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.3 Energieeffizienz in kommunalen Liegenschaften

5.3.1 Potenziale

Im Bereich der energetischen Gebäudesanierung liegen auch bei den kommunalen Lie- genschaften nicht unerhebliche Energie- und CO2-Minderungspotenziale. Diese im De- tail zu berechnen, wäre mit enormen Aufwand verbunden, der im Rahmen der Klima- schutzinitiative nicht durchführbar ist. Bei den im folgenden Kapitel aufgeführten Maßnahmenskizzen werden die Einsparpo- tenziale anhand von Erfahrungswerten und anerkannten Regeln der Technik abge- schätzt. Da insbesondere bei kommunalen Liegenschaften der Energieverbrauch sehr stark nutzerabhängig ist, kann es dazu kommen, dass erwartete Einspareffekte entwe- der nicht erreicht werden oder weit übertroffen werden. Anhand der in Kapitel 2 und 4.8 erläuterten Gebäudeuntersuchungen und Bestands- analysen lässt sich jedoch sagen, dass sowohl Einsparpotenziale vorhanden sind, die ohne Investition auszuschöpfen sind, als auch Potenziale, die mit Investitionen einher- gehen müssen. Zu den Einsparpotenzialen, die ohne oder nur mit geringer Investition auszuschöpfen sind, zählen insbesondere Maßnahmen, die den Bereich des Nutzer- verhalten bzw. des Umgangs der Mitarbeiter mit Energie betreffen. Investive Maßnah- men hingegen sind überwiegend die Maßnahmen, die die energetische Qualität der Gebäude und der vorhandenen Anlagentechnik betreffen. Im folgenden Kapitel werden die Maßnahmenvorschläge, die sich aus den Untersuchungen ableiten lassen, näher erläutert.

5.3.2 Umsetzung und Maßnahmenvorschlag

Wie bereits im vorangestellten Kapitel erläutert, gibt es Maßnahmen, bei denen ohne oder mit geringen Investitionen bereits Energie- und CO2-Einsparungen erzielt werden können, die auch nicht unerheblich sind, jedoch sind gerade im Bereich von Gebäude die Einsparmöglichkeiten häufig auch mit hohen Investitionen verbunden. Bei solchen Maßnahmen muss insbesondere immer vor der Durchführung eine Untersuchung auf Wirtschaftlichkeit erfolgen, die den Rahmenumständen angepasst ist. So können Maß- nahmen, die möglicherweise zum Zeitpunkt der Berichterstellung unwirtschaftlich sind, in zwei bis drei Jahren aufgrund geänderter Rahmenbedingungen wirtschaftlich durch- führbar sein und umgekehrt. Im Folgenden werden Maßnahmen und Lösungsansätze beschrieben, die sich aus den Ergebnissen der Untersuchungen, also der Bestands- und Potenzialanalyse, ableiten lassen.

5.3.2.1 Energetische Gebäudesanierung der kommunalen Liegenschaften Wie in Kapitel 4.8 beschrieben, liegen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung der kommunalen Liegenschaften hohe Energieeinsparpotenziale, die allerdings häufig auch mit nicht unerheblichen Investitionen verbunden sind.

113 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

In Anhang II ist für jedes der 35 untersuchten Gebäude eine energetische Bewertung mit Handlungsempfehlungen aufgeführt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass einige Gebäude im Rahmen des Kon- junkturpaketes der Bundesregierung komplett saniert wurden und hier aus energeti- scher Sicht auch mittelfristig kein Handlungsbedarf besteht. In einigen Fällen wurden jedoch noch nicht gedämmte Dächer bzw. Geschossdecken vorgefunden. Im Bereich der obersten Geschossdecke kann gemäß Energieeinsparverordnung eine Nachrüst- pflicht bestehen, dies ist jedoch in den Begehungsprotokollen in Anhang II aufgeführt. Häufig kann hier mit vergleichsweise geringer Investition und geringem Aufwand eine Dämmung angebracht werden, wodurch die Wärmeverluste nach oben minimiert wer- den. Analog kann man sagen, dass in einigen Gebäuden der untere Gebäudeab- schluss, meist die Kellerdecke, noch ungedämmt war. In unbeheizten Kellerräumen sollte, wenn die Deckenhöhe ausreicht, eine Dämmung an der Decke angebracht wer- den, auch dies ist eine Maßnahme, die sich aufgrund der vergleichsweise geringen In- vestition meist wirtschaftlich darstellen lässt. Im Bereich der Außenwände wurden in den vergangenen Jahren bereits viele Dämmmaßnahmen durchgeführt, die zwar meist nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen, jedoch weitere Dämmmaßnahmen in der Regel nicht wirtschaftlich darstellbar wären. Im Bereich der Fenster kann ebenfalls gesagt werden, dass viele Fensterflächen bereits erneuert wurden, jedoch weitere Mo- dernisierungen mit meist hohen Investitionskosten verbunden sind. Hier wäre eine Mög- lichkeit, Energie zu sparen, indem die Dichtungen und Beschläge der Fenster regelmä- ßig kontrolliert und ggf. ausgebessert werden. Auch wurden viele Heizungsanlagen be- reits modernisiert, vereinzelt waren zwar noch veraltete Kessel vorhanden. Diese sollen nach Aussagen der städtischen Mitarbeiter zeitnah ersetzt werden. In diesem Bereich besteht eher Optimierungspotenzial bei der Regelung und Steuerung der Anlagen. Zu beachten ist, dass bei allen Maßnahmen, die sich aus den Begehungsprotokollen ergeben, insbesondere bei Maßnahmen, die mit einer hohen Investition verbunden sind, eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erfolgen soll. Von besonderer Bedeutung ist dabei die künftige bzw. langfristige Gebäudenutzung. Viele Maßnahmen lassen sich nur bei hoher Gebäudeauslastung wirtschaftlich darstellen.

5.3.2.2 Implementierung bzw. Aufbau eines Energiemanagementsystems Aufgrund der Erfahrungen im Rahmen der Datenerfassung der kommunalen Liegen- schaften wird die Implementierung bzw. der Aufbau eines Energiemanagementsystems empfohlen. Bei der Datenerhebung hat sich gezeigt, dass für die Verwaltung und Wartung der Ge- bäude selbst eine andere Stelle zuständig ist als für die Überwachung der Energiever- bräuche. Dies kann z.B. dazu führen, dass „Ausreißer“ bei den Energieverbräuchen nicht erkannt werden bzw. Energieeinsparungen nach Sanierungen nicht kontrolliert werden. Zudem werden die Verbrauchsdaten nicht zentral erfasst und kontrolliert. Bei der Implementierung eines Energiemanagementsystems sollten die Zuständigkeiten 114 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

überprüft und ggf. neu geordnet werden, so dass eine kontrollierte Erfassung und Über- prüfung der Energiedaten gewährleistet wird. Das Festlegen von Zuständigkeiten und Kontrollzyklen sollte primär erfolgen. In einem ersten Schritt kann diese Erfassung mit Tabellenbearbeitungsprogrammen vorgenommen werden, mittelfristig sollte angedacht werden, eine Software zu installieren, mit der die Erfassung und insbesondere die Aus- wertung der Daten unkompliziert erfolgen kann. In diesem Zusammenhang sollte auch über ein sogenanntes Messstellenkonzept nach- gedacht werden. Es hat sich gezeigt, dass in vielen Gebäuden ein Versorger verschie- dene Gebäudeteile mit Heizenergie und warmem Brauchwasser versorgt, z.B. bei Schulen mit angeschlossener Turnhalle. Die Energieströme können aber nicht zu- geordnet werden. Dies bedeutet, dass man nur den Gesamtenergieverbrauch erfasst, aber keine Mengenzähler vorhanden sind, die die einzelnen angegebenen Energie- mengen erfassen und somit weitere Rückschlüsse auf Verbräuche und Einsparpoten- ziale zulassen. Die Erfassung und Bewertung der Energieströme könnte durch den Ein- bau von weiteren Mengenzählern vereinfacht werden. Auch über eine Verkürzung der Messzyklen sollte in diesem Zusammenhang nachgedacht werden, da die Daten immer nur jährlich erfasst werden. Beispielsweise eine monatliche Verbrauchsdatenerfassung würde genauere Rückschlüsse zulassen und „Ausreißer“ würden schneller bemerkt und untersucht werden können. Im Rahmen eines Energiemanagementsystems sollten auch Prüfzyklen für die Einstel- lungen und Anpassungen der technischen Anlagen festgelegt werden. Große Einspar- potenziale bestehen darin, die Anlagentechnik optimal auf die Gebäudenutzung abzu- stimmen. Die Praxiserfahrungen haben ergeben, dass Heizungsanlagen häufig längere Laufzeiten haben als erforderlich, da z.B. die Gebäudebelegung nicht klar definiert ist. Die Heiz- und Nutzzeiten sollten aber in einem definierten Zyklus kontrolliert und ange- passt werden. Auch für „kleinere“ Energieverbraucher, wie z.B. Drucker und Kopierer in der Verwal- tung, Kühlschränke etc. sollten Kontrollzyklen festgelegt werden, in denen z.B. der Ver- brauch und Bedarf kontrolliert wird und daraus ggf. Einsparpotenziale abgeleitet wer- den. Gegebenenfalls könnten Geräte bzw. Energieverbraucher abgeschafft werden, indem man die Nutzung zentralisiert, z.B. durch Netzwerkgeräte. Von besonderer Bedeutung sind auch die Nutzer der Gebäude, die häufig durch ein optimiertes Verhalten zu Energie- du Kostenersparnissen beitragen können. In einem Managementsystem sollten auch Zeiträume definiert werden, in denen die Schulungen und Seminare für Mitarbeiter angeboten werden.

115 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EnEff3 Implementierung eines Energiemanagementsystems

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Energieeffizienz Kurzbeschreibung: Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Klimaschutzstrategie spielen die kommunalen Gebäude. In diesem Bereich ist ein Energiemanagement und –Controlling ein wichtiges Instrument, um Einsparpo- tenziale zu ermitteln und auszuschöpfen. Akteure: Stadt Ottweiler

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab sofort Laufzeit: unbegrenzt Maßnahmenbeschreibung: Die Stadt Ottweiler sollte ein Energiemanagement für die kommunalen Gebäud implementieren, bzw. das vorhandene System überarbeiten und ausbauen. Hintergrund: Im Bereich der Nutzung der öffentlichen Gebäude liegen hohe Energieeinspar- und

CO2-Minderungspotenziele. Bei den Untersuchungen im Rahmen der KSI in Ott- weiler ist aufgefallen, dass im Bereich des Energiemanagement und -controlling Schwachstellen bzw. Verbesserungspotenziale vorhanden sind. Konfliktpotenzial: keins Kosten: Ein finanzieller Aufwand für diese Maßnahme dürfte gegebenenfalls bei Hinzuzie- hung von externen Beratern entstehen. Hierfür müsste ein konkretes Angebot von Seiten der Stadt eingeholt werden.

CO2-Minderung: keine Angabe möglich Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Einführung und Ausbau von Energiemanagementsystemen

Best Practice:

Abbildung 5-24: Maßnahmenblatt zur Implementierung eines Energiemanagementsystems

116 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EnEff4 Schulung der kommunalen Mitarbeiter

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Energieeffizienz Kurzbeschreibung: Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Klimaschutzstrategie spielen die kommunalen Mitarbeiter. Diese nutzen (und heizen) die kommunalen Gebäude, Hausmeister und Mitarbeiter des städtischen Bauhofs sind in der Regel auch für die Einstellungen und Überwachungen der technischen Anlagen zuständig. Da

große Energie- und somit CO2-Einsparpotenziale im Bereich kommunale Gebäude liegen und die Stadt auch eine Vorbildfunktion gegenüber den Bürgern hat, ist es von besonderer Bedeutung, die kommunalen Mitarbeiter ausführ- lich und regelmäßig über die relevanten Themen (z.B. Umgang mit Energie am Arbeitsplatz, richtiges Heizen und Lüften) zu schulen. Akteure: Stadt Ottweiler in Kooperation mit externen Beratern

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab sofort, in regelmäßigen Zyklen, z.B. 1x jährlich Laufzeit: unbegrenzt Maßnahmenbeschreibung: Schulung der kommunalen Mitarbeiter im Umgang mit Energie. Für die Mitarbeiter, die in den öffentlichen Gebäuden arbeiten, sollten die Schwerpunkte im Bereich „Heizen und Lüften“ und „Energiesparen am Arbeitsplatz“ liegen. Für die Mitarbei- ter, die für die Unterhaltung der Gebäude zuständig sind, sollten die Schwerpunkte im Bereich der Nutzung und Einstellung der technischen Anlagen liegen. Hintergrund: Im Bereich der Nutzung der öffentlichen Gebäude liegen hohe Energieeinspar- und

CO2-Minderungspotenziele. Bei den Begehungen der Gebäude der Stadt Ottweiler ist aufgefallen, dass beim Umgang der Mitarbeiter mit Energie noch Optimierungs- bedarf besteht (z.B. Heizen bei Kippstellung der Fenster, falsche Einstellung der Heizzeiten). Konfliktpotenzial: keins Kosten: Der finanzielle Aufwand für die Schulungen ist durch ein konkretes Angebot einer Institution zu klären.

CO2-Minderung: Keine Angabe möglich Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Schulung der Mitarbeiter

Best Practice:

Abbildung 5-25: Maßnahmenblatt zur Schulung der kommunalen Mitarbeiter

117 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

EnEff5 Einführung eines Verbesserungsvorschlagswesens

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Energieeffizienz Kurzbeschreibung: Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Klimaschutzstrategie spielen die kommunalen Gebäude und die Mitarbeiter, die darin arbeiten. Häufig erkennen Mitarbeiter Schwachpunkte und sehen Möglich- keiten, Energie im Gebäude einzusparen. Da diese aber nicht für die entstehenden Energiekosten verantwortlich sind, werden solche Ideen oft nicht weitergeleitet und vorhandene Potenziale werden nicht ausgeschöpft. Akteure: Stadt Ottweiler

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab sofort Laufzeit: unbegrenzt Maßnahmenbeschreibung: Die Stadt Ottweiler sollte ein koordiniertes Verbesserungsvorschlagswesen imple- mentieren. Die Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, ihre Verbesserungsvor- schläge „offiziell“ einzureichen und die Bearbeitung dieser sollte definiert sein, damit der Mitarbeiter sicher sein kann, dass sein Vorschlag untersucht und verfolgt wird. Gegebenenfalls könnte man sich ein Belohnungssystem (z.B. Anteile an der erzielten Einsparung, Wettbewerb) ausdenken, um die Mitarbeiter zu animieren. Hintergrund: Im Bereich der Nutzung der öffentlichen Gebäude liegen hohe Energieeinspar- und

CO2-Minderungspotenziele. Bei den Gesprächen mit Mitarbeitern der Stadt ist aufgefallen, dass hier häufig Ideen zur Verbesserung und Energieeinsparung vor- handen sind, diese aber nicht an die entsprechenden Stellen weitergegeben wer- den. Konfliktpotenzial: kein Kosten: Ein finanzieller Aufwand für diese Maßnahme dürfte nicht entstehen.

CO2-Minderung: Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Einführung eines koordinierten Verbesserungsvorschlagswesens

Best Practice

Abbildung 5-26: Maßnahmenblatt zur Einführung eines Verbesserungsvorschlagswesens

118 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4 Mobilität

5.4.1 Leitbild und Handlungsziele zur Mobilität

5.4.1.1 Methodischer Ansatz Aufbauend auf den Ergebnissen der Analyse zu Mobilität und Verkehr in der Stadt Ott- weiler für die Jahre 1990 bis 2010 werden im Weiteren drei Entwicklungsszenarien, ziel- führende Handlungsfelder und alternative Maßnahmen diskutiert, die zu einer nachhal- tigen Minimierung der vom Verkehr verursachten Treibhausgasemissionen bzw. der

Leitsubstanz CO2 im Stadtgebiet führen sollen. Zunächst wird einem Trendszenario ein Zielszenario gegenüber gestellt und daraus der zu berechnende Handlungsbedarf an Maßnahmen zur Senkung des Emissionsniveaus im Verkehr aufgezeigt. In Beziehung zu dem noch erforderlichen zusätzlichen Minde- rungsbedarf wird ein Maßnahmenszenario aufgestellt, das mehrere Handlungsfelder integriert. Hierbei orientiert sich dieses alternative Entwicklungsszenario an dem Leitbild der Stadt Ottweiler für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Die den Handlungsfeldern zugeordneten einzelnen Maßnahmen setzen bei der aktuel- len Verkehrssituation in Ottweiler im Basisjahr 2010 an. Die Betrachtung der angestreb- ten bzw. erzielbaren CO2-Minderungseffekte bei Durchführung der vorgeschlagenen Maßnahmen bezieht sich daher zum einen auf das CO2-Bilanzniveau im Basisjahres 2010 und zum anderen auf das Bezugsjahr 1990, um die mögliche Gesamtentlastung gegenüber den vorgegebenen verkehrspolitischen Minderungspotenzialen bewerten zu können.

5.4.1.2 Leitbild der Stadt Ottweiler zu Mobilität und Verkehr Die Stadt Ottweiler strebt an, die Mobilität aller Bewohner im gesamten Stadtgebiet langfristig zu sichern. Hierzu bedarf es einer umweltverträglichen, sozial gerechten und wirtschaftlichen Gestaltung des Stadtverkehrs unter Förderung der Entwicklungspoten- ziale des öffentlichen Personenverkehrs, des Fahrrad- und des Fußgängerverkehrs durch die Stadtverkehrsplanung. Auf dem Weg zu einer 100%-EE-Gemeinde und zur Verbesserung des Klimaschutzes sollen die CO2-Emissionen im Sektor Mobilität und Verkehr im Vergleich zu dem Aus- gangswert im Bezugsjahr 1990 mittelfristig bis 2030 um 50 % und langfristig bis 2050 um 80 % gesenkt werden. Hierfür bedarf es der Einbindung kommunaler und regionaler Akteure. Anzustreben ist eine interkommunale Zusammenarbeit mit den Nachbarge- meinden. Zur Erhöhung der Akzeptanz des Klimaschutzkonzeptes sollen die Stadtbe- wohner im Sinne von Bürgerbeteiligung und Partizipation an den politischen und plane- rischen Entscheidungen teilhaben. Die Bürger sind umfassend zu informieren, für die Klimaschutzziele zu sensibilisieren und in die Maßnahmengestaltung zu integrieren.

119 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.1.3 Leit- und Handlungsziele Aus den mobilitätsbezogenen Kernaussagen des kommunalen Leitbildes sind das übergeordnete Leitziel „Mehr Mobilität mit weniger Verkehr“ und die zugehörenden Handlungsziele abzuleiten, die den Entwicklungsrahmen beschreiben. - Transport- und Beförderungsaufwand im Verkehr minimieren - Flächenverbrauch von Straßen auf das notwendige Maß begrenzen - Stadtverkehrsflächen als Aufenthalts- und Begegnungsbereiche gestalten - ÖPNV und nicht motorisiertem Stadtverkehr Vorrang einräumen - Entwicklung und Ausbau alternativer und flexibler Mobilitätsangebote - Notwendigen Autoverkehr stadt-, umwelt- und sozialverträglich ordnen

- Verbesserung der CO2-Bilanz durch emissionsarme Mobilität - Mobilitätsmanagement in Verwaltungen und Betrieben realisieren - Kommunalen und betrieblichen Fuhrpark entkarbonisieren

Eine Gewichtung der Handlungsziele untereinander ergibt sich aus dem analysierten

Handlungsbedarf zur CO2-Minderung. - Ermöglichen einer ausreichenden Grundversorgung ‚ohne Autoverkehr„ in allen Stadtteilen - Beheben von Erschließungslücken im Umweltverbund-Wegenetz und Bedie- nungsmängeln im Fahrtenangebot - Abstellen der Infrastrukturmängel und Informationsdefizite im Umweltverbund - Minimierung der Qualitäts- und damit Attraktivitätsmängel im Umweltverbund - Beeinflussen des ungehemmten Wachstums des motorisierten Straßenverkehrs, insbesondere im Bereich der B41, aber auch auf Landes- und Ortsstraßen im Stadtgebiet

5.4.2 Szenarienbasierte CO2-Bilanzierung zur strategischen Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität bis 2050

Zur Beschreibung des möglichen Entwicklungsspektrums der verkehrsverursachten

CO2-Emissionen im Stadtgebiet Ottweiler werden drei Entwicklungsszenarien abge- grenzt: - Trendszenario - Zielszenario - Maßnahmenszenario 5.4.2.1 Trendszenario Das Trendszenario („laissez-faire“, „business as usual“) beschreibt die Fortsetzung der festgestellten, bereits eingetretenen Entwicklung für den Verkehrsbereich. Hierbei wird

120 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler angenommen, dass die wesentlichen Rahmenbedingungen der Verkehrsentwicklung weitgehend konstant bleiben bzw. sich unverändert weiter entwickeln und keine zusätz- lichen rechtlichen, verkehrspolitischen oder wirtschaftlichen Eingriffe stattfinden. Im Folgenden wird ein Trendszenario zur Prognose der Emissionen bis ins Jahr 2050 beschrieben. Dieses dient als Referenzszenario und Vergleichsfall, dem ein Zielszena- rio und ein Maßnahmenszenario gegenüber gestellt werden. Das Trendszenario berücksichtigt die folgenden zu erwartenden Entwicklungen: - Fortführung stadtplanerischer Ansätze zur Wohnraumverdichtung - zunehmende Versorgungsschwierigkeiten außerhalb der Kernstadt - Bevölkerungsrückgang durch Geburtenrate und Wanderungsverluste - steigende Motorisierung bei abnehmender Bevölkerungszahl (z.B. Motorisierung von Frauen), aber auch Abflachung der Zuwachsraten bis zur ‚Stabilisierung‟ auf hohem Niveau - höhere Altersmobilität und Motorisierung von Senioren, wobei diese unregelmä- ßiger, seltener und weniger weit fahren - erhebliche Verteuerung der autobezogenen Mobilität (u.a. Ölpreisentwicklung, Altersarmut) und damit im Zusammenhang Bedeutungszuwachs alternativer Mo- bilitätssysteme, auch Attraktivitätssteigerung der Fußwege und Radfahrten - anhaltender technischer Fortschritt zur Verbesserung der Motoreneffizienz - zunehmende Akzeptanz alternativer Antriebe und kontinuierlicher Bedeutungs- zuwachs der Elektromobilität und Hybridisierung

Tabelle 5-24: Berechnungsannahmen für die Trendentwicklung

Netz Einheit 2010 2020 2030 2040 2040

Pkw-Dichte Pkw/TEw 579 600 590 560 530

Emissions- g CO2/km - 100 80 50 30 grenzwerte

Verbrauch l/100 km 7,0 6,0 3,5 3,0 2,5

Benzin 49 % 39 % 27 % 20 % 10 % Flotten- zusammen- Diesel 49 % 45 % 27 % 20 % 15 % setzung E-/Hybrid 2 % 16 % 44 % 60 % 75 %

Die obenstehenden Berechnungsannahmen (vgl. Tabelle 5-24) werden für die Bilanzie- rung des Trends berücksichtigt.

121 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 4-25 zeigt die prognostizierte Trendentwicklung der CO2-Emissionen im Ver- kehrsbereich für die Stadt Ottweiler ab dem Bezugsjahr 1990 (einschl. des nicht direkt beeinflussbaren Durchgangsverkehrs). Demnach ist ohne zusätzlichen Einfluss von Maßnahmen zur nachhaltigeren Mobilitätsgestaltung und Emissionsminderung eine Gesamtentlastungswirkung von fast 48 %, bezogen auf 1990, und von 38 % gege- nüber dem Basisjahr der Analyse 2010 zu erwarten.

-47,43 %

Abbildung 5-27: Trendentwicklung der CO2-Emissionen im Zeitstrahl 1990 – 2010 – 2050

Die potenzielle CO2-Trendentwicklung würde aber deutlich hinter der im Leitbild ange- strebten Entlastung von 50 % bis 2030 und 80 % bis 2050 zurück bleiben.

5.4.2.2 Zielszenario Das Zielszenario beschreibt einen erwünschten oder/und durch Vorgaben definierten

Entwicklungsgang der CO2-Emissionen, für dessen Endpunkt ein zu erreichender Ziel- wert existiert. Im Rahmen der Klimaschutzübereinkunft auf internationaler, europäischer und bundesdeutscher Ebene sind die Minderungszielwerte der Treibhausgasemissio- nen (mit der Leitsubstanz CO2) für Deutschland auf mindestens 80 % Reduzierung bis 2050 gegenüber 1990 festgelegt worden, um eine nachhaltige Entwicklung zu sichern. Das Klimaschutzziel des Saarlandes definiert einen Minderungszielwert von 80 % THG- Entlastung bis 2050.

Vom Klima-Bündnis wird ein einwohnerbezogener Zielwert von 2,5 t CO2 pro Einwohner und Jahr bezogen auf alle Energieverbräuche definiert. Entsprechend dem durch- schnittlichen Anteil des Sektors Mobilität und Verkehr an der Gesamtemission von ca.

20 % lässt sich daraus ein verkehrsbezogener Teilwert von 0,5 t CO2 pro Einwohner und Jahr für den stadtbezogenen Verkehr in Ottweiler ableiten. 122 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

7

6

5

4

3

2

1,06 1,04 1,02 0,91 1 1,2 0,96 0,72 0 0,5 2010 2020 2030 2050

Trend gesamt allg.Anteil Verkehr Verkehr OTW

Abbildung 5-28: Trend- und Zielwerte der CO2-Emissionen pro Einwohner zwischen 1990 und 2050

Eine Anforderung der Nachhaltigkeitszielsetzung der Enquête-Kommission des Deut- schen Bundestages – bereits aus dem Jahr 1994 – ist, dass die Schadstoffemissionen kleiner als die Absorptionsfähigkeit der Umweltmedien sein sollen. Vor diesem Hinter- grund wurde der CO2-Ausstoß von Neufahrzeugen für die Automobilherstellerflotten auf einen maximalen Durchschnittswert von derzeit 160 g CO2/km und ab dem Jahr 2020 auf 80 g CO2/km festgelegt. Da sich Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß proportional verhalten, würde dies im Jahr 2020 einen mittleren Verbrauch der Pkw-Flotte von 3,35 l Benzin/100 km oder 3,0 l Dieselkraftstoff/100 km erfordern. Die Stadt Ottweiler hat sich eigene Klimaschutzziele gesetzt. Diese im Leitbild genann- ten Minderungsziele sind das Regulativ der zukünftigen Entwicklung des Stadtverkehrs.

Nach den städtischen Minderungszielwerten zur CO2-Bilanz sind - bis 2030 alle verkehrsverursachten Emissionen des Straßenverkehrs von 11.947 t CO2/a im Jahr 1990 um 50 % auf 5.974 t CO2/a zu reduzieren, - bis 2050 alle verkehrsbedingten Emissionen um weitere 30 % bzw. insgesamt um 80% auf 2.390 t CO2/a zu vermindern. Verfolgt man das Zielszenario bis 2010, so müsste Ottweiler bereits einen Zielwert von etwa 8.400 t CO2/a erreicht haben, jedoch werden immer noch 10.704 t CO2/a emittiert, was einem Mehrausstoß von über 27%, bezogen auf den Zielwert, darstellt.

123 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Vergleicht man den im Zielszenario berechneten Minderungszielwert mit dem für das Jahr 2050 prognostizierten Trendwert, wird offensichtlich, dass zum Erreichen der Kli- maschutzziele noch eine weit über den Trend hinausgehende Reduzierung der Emis- sionen um weitere 75 % im Gesamtverkehr (einschl. des nicht direkt beeinflussbaren Durchgangsverkehrs auf der B 41) erforderlich ist.

14.000

12.000 11.300 10.704

10.000 9.575 8.485 7.786 8.000 6.966

6.000 Emissionen Emissionen [tCO2/a]

4.000

2.000

0 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050

Emissionen des beeinflussbaren Verkehrs Emissionen auf der B41 effektiv beeinflussbar

Abbildung 5-29: Maßnahmenrelevante CO2-Emissionen des Straßenverkehrs von 1990 bis 2050

Der Vergleich der Emissionsbelastungswerte für das Jahr 2050 zeigt auch, dass das angestrebte Ziel, die CO2-Emissionen bis 2050 um 80 % zu reduzieren, zwar durch ver- schiedene Einflussfaktoren begünstigt wird, aber ohne zusätzliche Maßnahmen im Stadtverkehr und zur nachhaltigen Gestaltung der (inner-)städtischen Mobilität nicht erreicht werden kann. So muss der ermittelte Trendwert von rd. 7.000 t CO2/a (ohne Durchgangsverkehr auf der B 41) im Jahr 2050 um weitere 65 % auf 2.390 t CO2/a re- duziert werden. Dieser notwendige Entwicklungsprozess muss für den Bereich Mobilität und Verkehr stadt-, umwelt- und sozialverträglich gestaltet werden. Hierzu ist eine sukzessive Redu- zierung der prognostizierten Emissionen erforderlich, die sich auf aufeinander abge- stimmte Maßnahmen stützt. Der im Weiteren beschriebene Handlungsansatz eines Maßnahmenszenarios zeigt einen gangbaren Weg auf, den städtischen Gesamtverkehr langfristig zukunftsfähig und klimaverträglich zu machen.

124 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.2.3 Maßnahmenszenario Aus vielen Untersuchungen, Forschungsergebnissen und auch der durchgeführten Ana- lyse für Ottweiler ist bekannt, dass zum Beispiel - der städtische Verkehr durchschnittlich 20 % der THG-Emissionen erzeugt,

- rd. 30 % des verkehrsverursachten CO2-Ausstoßes dem Innerortsverkehr (meist Binnenverkehr mit Pkw) anzulasten sind, - durchschnittlich 50 % aller stadtbezogenen Autofahrten kürzer als 5 km sind, - rd. 30 % der Autofahrten über max. 3 km Entfernung führen, - der Kraftstoffverbrauch von Autos im Kurzstreckenbetrieb bis 3 – 4 mal höher ist als im ‚Normalbetrieb‟ mit betriebswarmen Motor, - bis zu einer Entfernung zwischen Haustür und Zielort von 4 – 5 km das Fahrrad Zeitvorteile gegenüber dem Pkw und dem ÖPNV besitzt, - Entleerungstendenzen und Attraktivitätsverluste der Siedlungsbereiche und Stadtteile mit autoorientierten Verkehrsräumen korrelieren, - Ansiedlungen auf der grünen Wiese und großzügige Parkraumangebote in den städtischen Kernbereichen das Autofahren fördern.

Diese Auflistung ließe sich noch erweitern. Kurzgefasst ist festzuhalten, dass sich Auto- fahren bei kurzen innerstädtischen Wegen und das Ziel einer CO2-Emissionsminderung konterkarieren. Je geringer die Wegeentfernung zwischen Start- und Zielort einer au- ßerhäusigen Aktivität, desto eher kann eine Autofahrt vermieden und durch alternative (emissionsarme) Verkehrsmittel ersetzt werden. Bei dem vorgestellten Maßnahmenszenario handelt es sich um einen Entwicklungs- rahmen für die im Hinblick auf die angestrebte Emissionsminderung durchzuführenden Maßnahmen. Mit diesen Maßnahmen können über die Annahmen des Trendszenarios hinaus zusätzliche Anforderungen und Wünsche an die zukünftige Gestaltung der städ- tischen Mobilität quantifiziert werden. Geht man davon aus, dass alle im Klimaschutzkonzept für den Sektor Mobilität und Verkehr vorgeschlagenen Maßnahmen in Art, Ausrichtung und Umfang umgesetzt wer- den, so könnte im Zieljahr 2050 ein Bilanzwert von rund 3.450 t CO2/a an Emissionen im Bereich Mobilität und Verkehr erreicht werden. Betrachtet man den angenommenen

Trend, bei welchem eine Gesamtemission von rund 7.000 t CO2/a zu erwarten ist, so erscheint bei Umsetzung der Maßnahmen, bezogen auf 1990, eine Minderung von rund 70 % möglich, was dem Zielwert von 80 % bereits nahe kommt. Jedoch besteht weiterhin eine Überschreitung des Zielwertes (rd. 2.400 t CO2/a) von 1.050 t CO2/a, welche durch die ‚verschärfte‟ Anwendung einzelner Maßnahmen, durch die Durchfüh- rung weiterer Maßnahmen oder durch das Kompensieren in den anderen Teilbereichen dieses integrierten Klimaschutzkonzeptes relativiert werden müsste.

125 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.3 Strategien, Handlungsfelder und Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität

Auf der vorgenannten Informationsbasis und dem Leitziel ‚Mehr Mobilität mit weniger Verkehr‟ bauen die unterschiedenen drei strategischen Handlungsebenen zur Realisie- rung einer nachhaltigen Mobilität in der Stadt Ottweiler auf. - Nicht notwendigen (Auto-)Verkehr vermeiden (Verkehrsvermeidung) - Nicht vermeidbaren Autoverkehr verlagern (Verkehrsverlagerung) - Notwendigen Autoverkehr verträglich gestalten (Verkehrsgestaltung) Diese Strategieebenen sollen ‚nacheinander abgearbeitet‟ werden, d.h. Vermeiden vor Verlagern und Verlagern vor Gestalten. Der Anspruch an die zukünftige Mobilität, ein Verkehrsmittel zu nutzen, statt es zu besitzen, zieht sich hierbei als ‚roter Faden‟ durch das integrierte Klimaschutzkonzept. Hierbei müssen die Mobilitätsalternativen die indi- viduellen Mobilitätswünsche ausgewogen befriedigen und Lösungen zu der Frage an- bieten, wer - wann - womit - wohin will. Eingebunden in die mobilitätsbezogene Kernaussage des kommunalen Leitbildes zur Verbesserung des Klimaschutzes in der Stadt Ottweiler werden im Weiteren für die drei Strategieebenen die zugeordneten Handlungsfelder mit den jeweiligen Maßnahmen beschrieben und deren Minderungspotenziale der CO2-Emission aufgezeigt und bewer- tet.

5.4.3.1 Strategische Handlungsebenen

5.4.3.1.1 Strategieebene 1: Nicht notwendigen (Auto-)Verkehr vermeiden Ziel der Verkehrsvermeidungsstrategie ist es u.a., durch städtebauliche und stadtplane- rische Entscheidungen und flächenschonende Stadtentwicklungsprojekte die Notwen- digkeit von Autofahrten im Stadtgebiet zu senken. Gleichzeitig soll die bestehende Au- to-Affinität bei der (all-)täglichen Mobilität der Ottweiler Bewohner mit diesem strategi- schen Ansatz reduziert und auf diese Weise die realisierte Verkehrsleistung im städti- schen Binnenverkehr verringert werden. Die erfolgreiche, d.h. klimaschonende städtische Mobilitätsplanung braucht eine nach- haltige Stadtentwicklung. Auf dieser Ebene sind eine Stadtgestaltung hin zu einer „Stadt der kurzen Wege“ und der Ausbau attraktiver Aufenthalts- und Begegnungsflächen in den Stadtteilen zu fördern. Hiervon betroffen sind grundsätzlich diejenigen Stadtteile, welchen es an Grundversorgungsangeboten in den unterschiedlichen Bereichen man- gelt. In der Analyse für Mainzweiler, Steinbach und Lautenbach wurden Versorgungsde- fizite festgestellt. Andererseits soll durch die Stärkung der Nahversorgung und den Ausbau verkehrsar- mer Stadtteilstrukturen das stadtteilbezogene Potenzial, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad alltägliche Besorgungen zu erledigen, reaktiviert werden.

126 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Komplettiert wird diese Strategieebene durch Maßnahmen, durch die Einzelfahrten im MIV (insbesondere mit dem Pkw) koordiniert und gebündelt werden. Auf diese Weise sollen die Fahrtenhäufigkeit vermindert und der Auslastungsgrad des Pkw erhöht wer- den. Von elementarer Bedeutung für den Erfolg des Klimaschutzkonzeptes sind die Maß- nahmen im Handlungsfeld Mobilitätsberatung i.w.S. Durch Mobilitätsbildung, individuelle Mobilitätsberatung und betriebliches Mobilitätsmanagement sollen das Verkehrsverhal- ten bzw. die Verkehrsmittelwahl beeinflusst und eine nachhaltige Mobilitätskultur entwi- ckelt werden. Dieses Handlungsfeld muss als Aufgabe begleitend zu den strategischen Handlungsebenen über die komplette Laufzeit bis in das Zieljahr 2050 verstanden wer- den.

5.4.3.1.2 Strategieebene 2: Nicht vermeidbaren Autoverkehr verlagern Nach Durchführung der Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung sollen weitere Maßnah- men zur Verlagerung des nicht vermeidbaren Autoverkehrs ergriffen werden. Hierbei besteht eine Hauptaufgabe darin, ein städtisches ÖPNV-Angebot als Grundgerüst der klimaschonenden Mobilitätsversorgung für die Zukunft zu garantieren. Darüber hinaus sollen durch die Maßnahmen zur Vernetzung der Verkehrssysteme zusätzliche Nutzer- potenziale erschlossen werden. Eine wichtige Aufgabe besteht darin, durch den Aufbau eines attraktiven ÖPNV- Systems eine Substitution von Pkw-Fahrten zu erreichen. Durch die Förderung von ÖPNV-orientierten Zubringersystemen im Park+Ride oder Bike+Ride und die Integrati- on von individuell nutzbaren Verkehrsangeboten wie CarSharing und BikeSharing an wichtigen Verknüpfungspunkten mit dem ÖPNV sollen die Erschließungsfunktion des ÖPNV ausgedehnt und die Attraktivität des Umweltverbundes im stadtbezogenen Ver- kehr im Alltags- und Freizeitbereich erhöht werden. Zugleich soll die Funktionalität des ÖPNV durch eine organisatorische Integration des ÖPNV-Angebots auf Straße und Schiene (z.B. an den Umsteigeorten zwischen Bahn und Bus oder Bus und Bus) weiter verbessert werden. Im Sinne einer nachhaltigen Mobilität in der Stadt sollen ‚lebendige‟ Aufenthalts- und Begegnungsflächen ausgebaut und vor einer Übernutzung durch klimaschädlichen Au- toverkehr geschützt werden. Mit der Schaffung eines multimodalen Stadtverkehrssys- tems soll der Modal-Split-Anteil des Umweltverbundes deutlich erhöht werden. Die modernen Informationsangebote und Kommunikationsmedien sollen als wichtiger Baustein für diese multimodalen Mobilitätsangebote und das organisatorische und funk- tionale Handling intermodaler Fahrtketten weiter entwickelt und in die Mobilitätsbera- tung und das Mobilitätsmanagement auf Landkreis- und Landesebene integriert wer- den.

127 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.3.1.3 Strategieebene 3: Notwendigen Autoverkehr nachhaltig gestalten Die Maßnahmen zur Gestaltung des nicht vermeidbaren und nicht verlagerbaren Ver- kehrs beziehen sich auf den verbleibenden notwendigen Verkehr, primär den privaten Autoverkehr. Einerseits soll das Autofahren in der Stadt weiterhin für alle qualifizierten Autonutzer (z.B. Stadtbewohner, Service- und Lieferverkehr, Taxidienst) möglich sein, andererseits soll dieser notwendige Verkehr stadtverträglich geregelt sein. Der Fokus liegt hier auf der Forderung und Förderung von stadtverträglichem Verkehrs- verhalten und der Reglementierung nicht emissionsarmer Fahrzeuge und nicht qualifi- zierter Verkehrsnachfrage (z.B. allein fahrende Einpendler mit Pkw). Als Gestaltungs- raum sollen u.a. Fuhrpark- und Parkraummanagement, Nutzungskonzepte alternativer und regenerativer Energien oder die Stellplatzverordnung genutzt werden. Hierbei fällt der städtischen Verwaltung und auch den verkehrsintensiven Betrieben eine Vorbild- aufgabe zu.

5.4.3.2 Maßnahmenkatalog für die Stadt Ottweiler Der für den Sektor Mobilität und Verkehr aufgestellte Maßnahmenkatalog ist Bestandteil der Umsetzungsstrategie der Stadtverwaltung Ottweiler zum Erreichen des Klima- schutzzieles. Die vorgeschlagenen Maßnahmen dienen als Ideenplattform zur Diskus- sion mit den beteiligten Akteuren und Interessengruppen und zur Realisierung der akti- vierbaren CO2-Minderungspotenziale im Stadtverkehr. Die drei Strategieebenen beziehen sich auf unterschiedliche Handlungsfelder, denen wiederum einzelne Maßnahmen und Maßnahmenbündel zur nachhaltigen Gestaltung des stadtbezogenen Verkehrs zugeordnet sind. Diese Maßnahmen können mehrere Handlungskomponenten umfassen. Teilweise können einzelne Komponenten oder ein- zelne Maßnahmen mehreren Handlungsfeldern zugeordnet und auf verschiedenen Strategieebenen realisiert werden. Die ausgewählten Maßnahmen werden abschließend hinsichtlich ihrer Minderungsef- fekte und Realisierungshemmnisse beurteilt und eine Priorisierung entlang des Zeit- strahls bis 2050 vorgeschlagen. In den Anhang dieses Konzeptes sind die für die Stadt Ottweiler relevanten Maßnah- men in Maßnahmenblättern (Maßnahmensteckbriefe) zusammengestellt worden. Darin werden die zu ergreifenden Realisierungsschritte beschrieben und eine qualitative Be- wertung der erwarteten oder angestrebten Effekte vorgenommen. Einen Überblick über den Zusammenhang zwischen Strategieebenen, Handlungsfel- dern und Maßnahmen gibt die folgende Abbildung des Maßnahmenkreises.

128 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 5-30: Maßnahmenkreis für den Entwicklungssektor Mobilität und Verkehr

5.4.3.2.1 Vermeidung von (Auto-)Verkehr

5.4.3.2.1.1 Aufbau eines Mobilitätszentrums Als erste und bedeutungsvollste Maßnahme für die Änderung des auto-affinen Mobili- tätsverhaltens wird die Einrichtung eines multimodalen Mobilitätszentrums am „Neuen Bahnhof“ in Ottweiler vorgeschlagen. Hier könnte ein Kristallisationsort für die Umset- zung einer nachhaltigen Mobilität entstehen. Dieses „Leuchtturmprojekt“ würde durch die räumliche Konzentration der Schnittstellen von vorhandenen und neuen Mobilitäts- systemen auf der einen Seite, und der Einrichtung von Mobilitätsconsulting-Kom- ponenten auf der anderen Seite eine herausragende Bedeutung erhalten.

129 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Schnittstellen zwischen den Mobilitätssystemen, z.B.: o Bahn – Bus und Bus – Bus (ZOB) mit attraktiven Anschlussverbindungen und Übergangs- bzw. Umsteigezeiten, o ÖPNV – Fahrrad (Bike+Ride) und ÖPNV – Auto (Kiss+Ride), einge- schränkt auch ÖPNV – Autoparken (Park+Ride) o ÖPNV – CarSharing und ÖPNV – BikeSharing als intermodale Fahrtkette, ggf. auch mit E-Mobilen - Einrichtung von Mobilitätsconsulting-Komponenten, z.B.: o Installation eines Mobilitätsberaters, zu dessen zentraler Aufgabe die Mo- deration des Konzeptes nach außen sowie die Evaluation und Erfolgs- kontrolle der Maßnahmen gehören o Informationscenter für Verbindungs-, Fahrplan- und Tarifauskunft von ÖPNV-Fahrgästen und Neukunden und individuelle Mobilitätsberatung o Kommunikationscenter und Veranstaltungsort für Mobilitätsbildung, Mobili- tätsseminare, Mobilitätsberatung und betriebliches Mobilitätsmanagement Unabdingbar erscheint hierbei, organisatorische und funktionale Vernetzung des Pro- jektes mit bereits vorhandenen oder geplanten Informationsangeboten (z.B. Saarland in Time) und die Einbeziehung sowohl der Aufgabenträger auf Kreis- und Landesebene als auch von landesweit tätigen Kooperationspartnern (z.B. Netzwerk Mobilität Saar).

5.4.3.2.1.2 Park+Meet (P+M) i.w.S. weiter entwickeln Dieses Maßnahmenpaket umfasst mehrere Komponenten, z.B.: - Initiierung von Fahrgemeinschaften durch Förderung des Informationstransfers und einer betriebs- und verwaltungsübergreifenden Mitfahrbörse - Anlage bzw. Ausweisen von Mitfahrparkplätzen (P+M-Plätze) an zentralen Schnittstellen des Straßenverkehrsnetzes und vorzugsweise in Stadtrandlage - Sonderregelungen für geparkte Fahrzeuge von Fahrgemeinschaften - Überprüfung des Bedarfs von Park+Ride-Stellplatzangeboten im Stadtgebiet

5.4.3.2.1.3 Restriktionen im Autoverkehr Diese Maßnahmen zielen unmittelbar auf die Vermeidung von Autoverkehr im städti- schen Binnenverkehr und teilsweise auch im Quell- und Zielverkehr ab. Sie betreffen primär den Leichtverkehr (Pkw, Lieferwagen), beziehen aber auch den Schwerverkehr (Lkw, Last- Sattelzug) fallweise ein. Zu den Einzelmaßnahmen gehören z.B. - Flächendeckende Geschwindigkeitsregelungen innerhalb des Stadtgebiets mit o Verifizierung der bestehenden Tempo-30-Zonen o Festlegung eines Tempolimits von max. 40 km/h auf Erschließungsstra- ßen, auf klassifizierten Straßenabschnitten in Abstimmung mit der zustän- digen Straßenverkehrsbehörde o ständiger Geschwindigkeitsüberwachung 130 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Stellplatzregelungen mit dem Ziel, o nicht qualifizierten Pkw-Parkverkehr (z.B. Pkw-Pendlerverkehr, Langzeit- und Dauerparker) aus zentralen Begegnungsbereichen der Stadtmitte und der Stadtteile herauszuhalten, einschl. Parkraumüberwachung der Nach- barbereiche (Verdrängungseffekt eliminieren) o zentrale Stadtflächen für den nicht motorisierten Verkehr, insbesondere den Fußgänger zurück zu gewinnen - Anreize für das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren setzen durch Parkplatzbewirt- schaftung und Verifizierung bestehender Parkzonen mit dem Ziel, Autoverkehr auf alternative Mobilitätsangebote des Umweltverbundes zu verlagern (Maß- nahme gehört auch zur Strategieebene Verkehrsverlagerung) - Einrichtung von Lkw-Routen, straßen- und/oder temporären Einfahrverboten für Lkw ab 7,5 t im Innenstadtbereich einschl. Überwachung der Einfahrtsbereiche - Initiierung und ideelle Förderung von City-Logistik-Systemen sowie von Hol- und Bringdiensten, ggf. Anstoßfinanzierung durch die Stadt oder über Sponsoring

5.4.3.2.1.4 Fuß- und Radverkehr attraktivieren Mit gezielten Maßnahmen zur Förderung des nicht motorisierten Fußgänger- und Rad- verkehrs sollen die fast emissionsfreien alternativen Mobilitätssysteme für Mobilität im Kurzstreckenbereich gestärkt und ausgebaut werden. Hierzu zählen u.a. - Verifizierung und ggf. Aktualisierung des vorhandenen Radverkehrskonzeptes einschl. sukzessiver Umsetzung einzelner Konzeptmaßnahmen - Radinfrastruktur nach Sicherheits- und Komfortaspekten optimieren o Aufbau einer Fahrradstation mit Fahrradleihe und Mietsystem sowie War- tungs- und Reparaturdienst am Neuen Bahnhof, nach Möglichkeit in Ver- bindung mit einem Angebot an E-Fahrrädern; ggf. Initiierung der Ansied- lung eines Fahrradgeschäftes o Aufstellen von Radabstellanlagen und Fahrradboxen zur sicheren Unter- bringung von Fahrrädern an öffentlichen Gebäuden, zentralen ÖPNV- Verknüpfungspunkten und zentralen Begegnungsbereichen sowie bei größeren Betrieben o Ausbau von Bike+Ride am Bahnhof und relevanten Haltestellen in den Stadtteilen o Initiierung und ggf. Förderung von Fahrradabstell- und Umkleide- und Waschräumen in öffentlichen Gebäuden und bei größeren Betrieben - umwegfreie und verkehrssichere Radverkehrsverbindungen zwischen den Stadt- teilen und der Kernstadt herstellen, z.B. o straßenbegleitende oder fahrbahnintegrierte Führung in Abhängigkeit von dem zulässigen Geschwindigkeitsniveau des Kfz-Verkehrs o Ausbau sicherer Fahrbahnrückführungen und Querungs- bzw. Kreu- zungsstellen im Längsverkehr und an Straßenkreuzungen

131 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Förderung der Radnutzung im Berufs- und Ausbildungsverkehr durch Informati- onstransfer und wiederholbare Aktionen, z.B. Autofasten, „Mit dem Rad zur Ar- beit“, ganztägige kostenfreie Fahrradbeförderung im ÖPNV, Bezuschussung ei- nes "Fahrrad-Jobtickets" - Einführung des (Elektro-)Dienstfahrrades bei der Verwaltung und in größeren Be- trieben mit dem Ziel, eine Vorbildfunktion auszuüben - Überprüfung der Fußwege auf ausreichende Breite (Mindestbreite 2 m), Nutz- barkeit durch Mobilitätsbehinderte und Barrierefreiheit - Attraktivierung der Fußgängerinfrastruktur durch z.B.: o Abstellen der festgestellten baulichen Mängel o Ausbau sicherer Querungsstellen zwischen den Knotenpunkten o Einrichtung von erlebnisreichen Begegnungsflächen und Ruheinseln o Witterungsschutzeinrichtungen an (relevanten) Haltestellen - Durchführen von Fragebogenaktionen unter Radfahren und Fußgängern im Sommer und im Winter, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren und gezielt darauf reagieren zu können

5.4.3.2.1.5 Ortskerne aktivieren Eine Grundvoraussetzung für den Erfolg der Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung ist eine stärkere Orientierung der Stadtentwicklungsplanung auf den nicht motorisierten Verkehr und die Ausrichtung auf eine Stadt der kurzen Wege und der Begegnung, z.B.: - Einrichtung eines Arbeitskreises, Runden Tisches o.ä. unter dem Vorsitz eines kommunalen Mobilitätsberaters, mit dem Ziel, die internen Beteiligten, externen Akteure und verschiedenen Interessengruppen an der Umsetzung des Klima- schutzkonzeptes zu beteiligen - Aufnahme der Einrichtung von Fahrradabstellplätzen in die Stellplatzverordnung - Ausbau von attraktiven Aufenthalts- und Ruhebereichen in allen Stadtteilen in angemessener Entfernung zueinander, bspw. im Abstand von 1.000 m - Städtebauliche Entwicklung von multimodalen Begegnungsflächen, z.B. in Form von „Shared spaces“, auf denen gleichberechtigte Verkehrsansprüche aller Ver- kehrsteilnehmer bestehen und Teilräume bei Bedarf durch Elemente der weichen Separation gekennzeichnet werden

5.4.3.2.1.6 Grundversorgung und Naherholung verbessern - Entwicklung von Stadtteilzentren in den äußeren Stadtteilen, einschl. Einrichtun- gen zur Deckung des täglichen Bedarfs sowie Kommunikations- und Informati- onsbereichen - Förderung (ggf. mit Anstoßfinanzierung oder Sponsoring) von Hol- und Bring- diensten zur Stabilisierung der Grundversorgungsfunktion der Stadtteilzentren; im Vorfeld Ermittlung des Versorgungsbedarfs und Information der Bewohner, insbesondere älterer Menschen, über das geplante und aktuelle Angebot - Aktivierung der Dorfzentren und Förderung der Ortsgemeinschaften 132 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Gestaltung der Möglichkeiten zur Naherholung in den Stadtteilen mit dem Ziel, Verkehr in Richtung Kernstadt oder Nachbargemeinden zu vermeiden 5.4.3.2.2 Verlagerung von Autoverkehr

5.4.3.2.2.1 Umweltverbund aktivieren durch Angebotsattraktivität - Überprüfung und ggf. Anpassung der Linienführung, z.B. hinsichtlich o einer flächendeckenden Nahverkehrserschließung aller Siedlungsbereiche o der Erreichbarkeit aller relevanten Ziele in den Bereichen Verwaltung, Ar- beitsplatz, Versorgung, Ausbildung, Freizeit und Sport o der Möglichkeit umsteigefreier Direktverbindungen zwischen den äußeren Stadtteilen und der Stadtmitte sowie dem Bahnhof Ottweiler und zu den benachbarten Mittelzentren o Information der Aufgabenträger des ÖPNV über Erschließungslücken und Erschließungswünsche - Verbesserung der Anschlussverbindungen und Umsteigezeiten zwischen Bahn und Bus am Bahnhof Ottweiler, z.B. durch o verbesserte Abstimmung der Fahrplanzeiten des Busangebots auf die Fahrten im Schienennah- und -regionalverkehr o Aufbau und Nutzung der modernen Informations- und Kommunikations- möglichkeiten zur Anschlussinformation und -sicherung, z.B. Außenanzei- gen und Haltestellentableaus auf Basis von Saarland in Time o Entwicklung eines Stadtbussystems mit integralem Taktfahrplan auf Basis des bestehenden Angebots des „Bussi“ o Herstellen barrierefreier Zugänge zu den Bahnsteigen und an allen Hal- testellen - Attraktivierung der ÖPNV-Nutzung o Individuelle Mobilitätsberatung anbieten o Hohen Fahrkomfort (z.B. Sitzplatzgarantie) und Nutzbarkeit (z.B. Radmit- nahme) anstreben o Zugänglichkeit und Ausstattung von (relevanten) Haltestellen gem. Kom- fortstandard (Sitz- bzw. Ruhemöglichkeit, Fahrtinformation vor Fahrtantritt, Beleuchtung und Witterungsschutz, Papierkorb) verbessern o Überprüfung und ggf. Anpassung der Fahrplanzeiten mit dem Ziel Pünkt– lichkeit und Anschlussgarantie vor Schnelligkeit o Überprüfung des Stellplatzbedarfs und ggf. Anpassung des P+R- Angebots im Stadtgebiet Ottweiler o Abstimmung mit den nördlichen Nachbargemeinden über den Ausbau des schienenbezogenen P+R-Angebots und bei Bedarf Einrichtung oder Aus- bau eines oder mehrerer P+R-Anlagen an der Nahestrecke

133 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

o Überprüfung der Funktionsfähigkeit und Aufbau eines Bike+Ride- Angebotes am Bahnhof Ottweiler

5.4.3.2.2.2 Förderung von Bedarfsangeboten im ÖPNV - Überprüfung der Realisierbarkeit von Rufbus-, Anrufsammeltaxi u.ä. bedarfs- orientierten Bedienungsformen - ideelle und finanzielle Unterstützung der Einrichtung von alternativen Mobilitäts- angeboten in den äußeren Stadtteilen in Form von Bürgerbus und Bürgertaxi

5.4.3.2.2.3 Förderung von CarSharing - Einrichtung von (eigenständigen) CarSharing-Stationen im Stadtgebiet in Koope- ration mit verlässlichen Anbieterorganisationen - Einrichtung von CarSharing-Punkten zur Komplettierung und Erweiterung des räumlichen und zeitlichen ÖPNV-Angebots an relevanten Verkehrserzeugungs- und Verknüpfungspunkten mit dem ÖPNV, z.B. am Bahnhof, am Krankenhaus und am Schloßplatz; nach Möglichkeit mit Integration in das Pilotprojekt e-Mobil Saar des Umweltministeriums

5.4.3.2.2.4 Unterstützung besonderer Tarifangebote - Unterstützung (und ggf. Anstoßfinanzierung) eines betriebsübergreifenden (Stichwort "Betriebspool") oder auf das Stadtgebiet bezogenen Job-Ticket- Angebots einschl. Informationstransfer, Werbung und Marketing durch das Mobi- litätszentrum - Einführung einer übertragbaren ÖPNV-Abokarte in der Verwaltung (als Vorbild- funktion) und Förderung der Einführung in ortsansässigen Betrieben - Einführung und finanzielle Förderung einer Mobilitätskarte für die Stadtbewohner ggf. in Verbindung mit Sponsoring durch Handel- und Gewerbetreibende im Stadtgebiet, einschl. Nutzungsmöglichkeit (oder Rabattierung) der Fahrradmiete, des CarSharings - Ausgabe einer befristeten Mobilitätskarte an neue Stadtbewohner im Sinne eines Schnuppertickets

5.4.3.2.2.5 Flexibilisierung des ÖPNV-Angebotes - Überprüfung des bestehenden ÖPNV-Linienangebots hinsichtlich seiner Nach- fragewirkung - Evaluierung des Nachttaxi-Angebotes - Erweiterung des Bussi-Angebotes, z.B. durch Einsatz eines zweiten Busses und damit Erhöhung der Anschlussverbindungen am Bahnhof Ottweiler in den Ver- kehrsspitzenzeiten - Überprüfung des Einsatz eines zweiten ‚Bussi‟ in den Neben- und Schwachver- kehrszeiten zur Einrichtung einer Direktverbindung der östlichen Stadtteile mit dem Stadtzentrum

134 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

5.4.3.2.3 Gestaltung des Autoverkehrs In diesem strategischen Handlungsbereich werden Handlungsfelder unterschiedlichster Ausprägung und Zielsetzung behandelt. Für diese Strategieebene wird eine Unter- scheidung nach den Handlungsfeldern getroffen, denen Maßnahmen zugeordnet sind.

5.4.3.2.3.1 Verbesserung der Kommunikation - Einrichtung oder/und Verwaltung einer Mitfahrbörse/-zentrale im Mobilitätszent- rum zur Erleichtern der Bildung von Fahrgemeinschaften - Förderung der Einrichtung von Mitfahrbörsen in den ortsansässigen Betrieben über das Intranet u.ä. - Einrichtung eines Kindergartenbusses, der die städtischen Kindergärten im je- weiligen Stadtbezirk jeweils morgens, mittags und nachmittags zu festen Zeiten bedient und an vorhandenen ÖPNV-Haltestellen oder auch zusätzlichen Sonder- haltestellen hält, um Kinder, z.B. ab 3 Jahren, sicher zu ihrem Kindergarten zu befördern, womit Hol- und Bringfahrten der Eltern und Großeltern entfallen kön- nen

5.4.3.2.3.2 Verdichtung von Informationen und Aktionen - Ausrichtung und Durchführung von Kampagnen pro nachhaltiger Mobilität durch die Stadtverwaltung und/oder den kommunalen Mobilitätsmanager, in regelmä- ßigen Abständen über das Jahr verteilt, als separate Informations- und Aufklä- rungsveranstaltung oder in Verbindung mit Stadtfesten und anderen öffentlichen (europäischen, bundesweiten, saarländischen) Veranstaltungen - Einführung eines „Tag der Mobilität in Ottweiler“ mit Aktionen wie Erlebnis- Begehung der Stadt, Schnupperfahrten mit Elektrofahrrädern (E-Bike, Pedelec, Segway u.a.), Bussi-Freifahrten u.a. - Angebot eines „Klima-Vertrages“ an die Ottweiler BürgerInnen, in dem sich diese verpflichten, sorgsam und klimaverträglich ihre Mobilität auszuüben - Einrichtung eines Informations- und Diskussionspodiums für interessierte Stadt- bewohner, ortsansässige Akteure u.a. unter Führung eines kommunalen Mobili- tätsmanagers

5.4.3.2.3.3 Nutzung des technischen Fortschritts Im Bereich der Fahrzeugtechnik sind in den letzten Jahren deutliche Fortschritte hin zu verbrauchsärmeren Fahrzeugen realisiert worden. Die Stadtverwaltung und größere Betriebe im Stadtgebiet können hier eine wichtige Vorbildaufgabe übernehmen, indem sie ihren Fuhrpark sukzessiv umrüsten und ein aktives Fuhrparkmanagement betreiben. - Fuhrparkumrüstung und Neuanschaffung von emissionsarmen Fahrzeugen mit minimierten Verbrauchswerten bei fossilen Brennstoffen und alternativen Antrie- ben auf Elektro- und Hybridbasis, Autogas- oder Biogasbasis - Umrüstung des kommunalen Fuhrparks bei den benzinbetriebenen Fahrzeugen auf umweltverträglicheres Flüssig- bzw. Autogas - Ausstattung der Fahrzeuge im Fuhrpark mit rollwiderstandsarmen Reifen

135 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Einsatz von Leichtlaufölen in den Fahrzeugen - Ideelle und finanzielle Förderung bei der Anschaffung von Autogas-Fahrzeugen und Unterstützung durch Überlassung von Flächen für Investoren im Bereich von Autogas-Tankstellen; Hinweis: Staatliche Förderung des Autogaspreises ist bis 2018 beschlossen - Bereitstellung kommunaler Flächen oder Erwerb von Flächen für die Aufstellung von Solartankstellen und -ladestellen im Stadtgebiet

5.4.3.2.3.4 Sensibilisierung des Menschen Der Auto fahrende Mensch scheint das schwächste Glied in der Gestaltungskette zu sein. Aus subjektiven Gründen getroffene Entscheidungen werden häufig über objektive und quantifizierbare Verkehrsmittelwahlaspekte gestellt. Umso wichtiger ist es, den Au- tofahrer kontinuierlich über Mobilitätsalternativen zu informieren, für den Klimaschutz zu sensibilisieren und ihn zum Mitmachen zu bewegen. - Angebot von Sprit-Spar-Kursen durch Vertragspartner der Stadt (z.B. ADAC, oder VCD) oder den kommunalen Mobilitätsmanager für die Allgemeinheit, die Bediensteten des städtischen Fuhrparks, der Verwaltung, die Angestellten und Arbeiter der ortsansässigen Betriebe u.ä. - Angebot zur Mobilitätserziehung und Mobilitätsbildung der Kinder und Jugendli- chen bereits in den städtischen Kindergärten und in Schulen im Stadtgebiet - Einführung von Sonderparkmöglichkeiten für emissionsarme Fahrzeuge - Einführung von Bonus-Malus-Regelungen - Durchführung von offenen Informations- und Diskussionsveranstaltungen - Durchführung von Telefon- und Internetkonferenzen als Ersatz für Dienstreisen 5.4.3.3 Maßnahmenwirkungen und Minderungspotenziale Die Beurteilung von angestrebten Wirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen und die Quantifizierung der daraus ableitbaren Minderungspotenziale fußt auf unterschiedlichen Annahmen und Potenzialdarstellungen, die in der Fachliteraturlandschaft zu finden sind [62]. Für die Ermittlung des Gesamtpotenzials der Maßnahmen ist entscheidend, dass bei dem entwickelten Strategiekonzept die drei Strategieebenen aufeinander aufbauen. Für die Bilanzierung wird somit vorausgesetzt, dass die Maßnahmen zur Verkehrsvermei-

62 Für die Beurteilung der Maßnahmen und Abgrenzung der Minderungspotenziale wurden umfangreiche Studien und Auswertun- gen der themenspezifischen Literaturstellen vorgenommen. Beispielsweise können aus (UBA, Umweltbundesamt „CO2- Emissionsminderung im Verkehr in Deutschland, Mögliche Maßnahmen und ihre Minderungspotenziale“), (ifeu, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH „Endbericht Energiekonzept Mainz 2005-2015 Energie und Verkehr“) Potenzialannahmen übernommen, abgeleitet oder nachgerechnet werden.

136 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler dung bereits erfolgreich durchgeführt wurden und danach die Maßnahmen mit dem Ziel einer Verkehrsverlagerung ergriffen werden. Erst nach Durchführung dieser Maßnah- men wird die Strategieebene Verkehrsgestaltung in der Bilanzierung des Maßnahmen- szenarios rechnerisch berücksichtigt. Mit den folgenden Beispielen wird der Berech- nungsweg erläutert. Es existieren Korrelationen in diversen Ausprägungen unter den einzelnen Maßnahmen und zwischen den Handlungsfeldern. So werden durch den Einsatz von Leichtlaufreifen im städtischen Fuhrpark die spezifischen Emissionen bis zu 5 % reduziert, jedoch leistet die Maßnahme bei einem modernisierten Fuhrpark mit effizient angetriebenen Fahrzeu- gen in der Summe nur eine geringeren Beitrag, da der Ausgangswert bereits niedriger anzusetzen ist. Auch geht das Minderungspotenzial personenbezogener Maßnahmen über den Zeit- raum bis 2050 durch den Rückgang der Bevölkerungszahlen kontinuierlich zurück, da die im Stadtgebiet lebende Wohnbevölkerung um über 25 % abnimmt. Dieses rückläufige Minderungspotenzial einer Maßnahme zeigt sich auch bei den Wei- terentwicklungen der Fahrzeugtechnik mit verbesserter Energieeffizienz bei den fossilen Kraftstoffen und einer Veränderung der Flottenzusammensetzung mit Zunahme von Elektro- und Hybridfahrzeugen. Unter Berücksichtigung dieser Wechselbeziehungen wird für die Bilanzierung des Maß- nahmenszenarios vorausgesetzt, dass die Maßnahmen stets in der Reihenfolge der einzelnen Strategieebenen (Vermeidung - Verlagerung - Gestaltung des Verkehrs) um- gesetzt werden. Bis zum Jahr 2020 ist mit den Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung ein Minderungspo- tenzial von 10 % bezogen auf den Trendwert der CO2-Emissionen zu erreichen. Bis 2030 können weitere 13 % [63] und mit der ‚Durchdringung‟ des Stadtverkehrs bis 2050 nochmals 17 % Reduzierung erwartet werden. Die Potenziale der Verkehrsverlagerung unterliegen ebenfalls den angesprochenen Wechselwirkungen und der demographischen Entwicklung. Für diese Strategieebene kann bis ins Jahr 2020 bei einer erfolgreichen Umsetzung der verkehrsvermeidenden Maßnahmen ein zusätzliches Minderungspotenzial von 14 % erreicht werden. Bis 2030 sind weitere 27 % und bis 2050 nochmals 30 % zu erwarten.

63 Diese Werte werden nach dem mathematischen Grundsatz der multiplikatorischen Verküpfung zusammengezogen, so dass ein einfaches Aufaddieren hier nicht möglich ist. So ergeben z.B. Minderungen um 10 % im Jahr 2010 und weitere 10 % im Jahr 2020 keine 20% Gesamtminderung, sondern bezogen auf den Ausgangswert nur 10-(0,1*10)-(ANS*0,1) = 19 % Minderung. Dies wurde bei allen weiteren Jahren und Minderungsfaktoren berücksichtigt.

137 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Alle weiteren Maßnahmen zur Gestaltung des nicht vermeidbaren und nicht verlagerba- ren stadtbezogenen Verkehrs bauen auf dem Erreichen der vorgenannten Minderungs- wirkungen auf. Den Maßnahmen im notwendigen Stadtverkehr wird bis ins Jahr 2020 ein Minderungspotenzial von 12 % zugerechnet. Bis 2030 kann von einer weiteren Ent- lastung um 19 % bis 20 % ausgegangen werden. Danach nimmt die Entlastungswir- kung der Maßnahmen bis ins Jahr 2050 aufgrund der erwarteten Wechselwirkungen sogar ab und das geschätzte Minderungspotenzial beträgt nur noch 14 % für diesen Zeitabschnitt. In dem folgenden Diagramm werden die geschätzten Veränderungen und Minderungspotenziale für die einzelnen Strategieebenen verglichen. Abbildung 5-31 zeigt eindrucksvoll, dass bei einer konsequenten Umsetzung des Maß- nahmenkatalogs eine sehr deutliche Reduzierung der verkehrsbedingten CO2- Emissionen im Stadtgebiet Ottweiler von mehr als 62 % gegenüber dem Trendwert bis ins Jahr 2050 zu erzielen ist. Im Vergleich zum Bezugsjahr 1990 wird sich die CO2- Minderung damit auf rund 71 % belaufen. Die Darstellung zeigt aber auch, dass diese Entlastungswirkungen immer noch nicht ausreichen werden, um den angestrebten

Zielwert von 2.400 t CO2/a zu erreichen.

12.000

10.000

8.612

8.000 7.319 6.550 5.782 6.000

4.000

2.000

0 2010 2020 2030 2040 2050

Vermeidung von Verkehr Vemeidung + Verlagerung von Verkehr Vermeidung + Verlagerung + Gestaltung von Verkehr Trendemissionen

Abbildung 5-31: Minderungspotenzial im Maßnahmenszenario für Mobilität und Verkehr

Daraus ist abzuleiten, dass die im Konzeptbereich Mobilität und Verkehr vorgeschlage- nen Maßnahmen in ihrer ‚Schärfe‟ noch zunehmen müssten, wenn die Stadt Ottweiler für ihren stadtbezogenen Verkehr die Zielvorgabe einer CO2-Entlastung um 80 % ge-

138 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler genüber 1990 einhalten will. Somit wird ein umfassendes und frühzeitiges Handeln not- wendig, um die gesetzten Klimaschutzziele für eine nachhaltige Mobilität in Ottweiler zu gewährleisten. Eine Beteiligung der BürgerInnen und die Integration der ortsansässigen Akteure und Interessengruppen an den Vorbereitungen zur Konzeptrealisierung sowie eine offene Diskussion auch im Umgang mit unbequemen Wahrheiten können das Er- reichen des Klimaschutzzieles entscheidend erleichtern. Wenn es andererseits gelingt, im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes in den Entwicklungsbereichen Energie und Wärme höhere Minderungspotenziale zu akti- vieren, kann die im Leitbild definierte Entlastung in der Gesamtbilanz dennoch erreicht werden.

5.4.3.4 Maßnahmenfahrplan zur Erreichung der Klimaschutzziele Um das Gelingen des Klimaschutzvorhabens sicherzustellen, ist im Folgenden ein „Maßnahmenfahrplan“ mit Zeitraster für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen dar- gestellt. Der Maßnahmenfahrplan orientiert sich sowohl an der Umsetzbarkeit als auch an den einzelnen Minderungspotenzialen der vorgeschlagenen Maßnahmen.

Abbildung 5-32:Maßnahmenfahrplan zum Maßnahmenszenario für Mobilität und Verkehr

139 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Hierbei ist vorausgesetzt worden, dass sich die Stadt Ottweiler mit ihren verkehrserzeu- genden Einrichtungen und Aktivitäten dem Maßnahmenfahrplan verpflichtet und ihre Vorbildaufgabe erfüllt. Auf der einen Seite muss die Stadt gemeinsam mit internen und externen Akteuren Lösungsfinder werden. Auf der anderen Seite fällt der Stadt die Rolle zu, sowohl Entscheidungsgeber als auch Vorbereiter von Entscheidungen zu sein, die dem Klimaschutz dienen, indem sie Anreize setzt und Anstoß für einen nachhaltigen Stadtverkehr gibt und den hierzu erforderlichen Ordnungsrahmen definiert.

5.5 Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation

Neben der eigentlichen Initiierung einzelner Vorhaben spielt die Einbindung der Bevöl- kerung eine wesentliche Rolle bei der Realisierung von Maßnahmen. Ohne Akzeptanz und aktive Mitarbeit der Bevölkerung ist Umwelt- und Klimaschutz nur begrenzt möglich. Dies besteht zum einen in der Akzeptanz der Vorhaben, wie z.B. die Versorgung mit Strom und Wärme durch erneuerbare Energien, zum anderen in einem veränderten Alltagsverhalten, z.B. beim Kauf von klimafreundlichen Produkten oder im Bereich Ver- kehr und Mobilität. Für Kommunen besteht nun im Wesentlichen die Aufgabe, durch intensive Öffentlich- keitsarbeit die Bevölkerung für Klimaschutzthemen zu sensibilisieren. In einem ersten Schritt muss dazu das Bewusstsein geschaffen werden, dass das kommunale Klima- schutzkonzept notwendig und sinnhaft ist. Innerhalb der Klimaschutzinitiative wurden in diesem Sinne bislang folgende Maßnah- men umgesetzt: - Presse- und Zeitungsartikel: Die Stadt Ottweiler hat die Möglichkeit, eigene Ar- tikel über die regionalen Zeitungen zu veröffentlichen, wie z.B. durch die Ottwei- ler Zeitung (OZ), die Neunkircher Rundschau oder die Saarbrücker Zeitung (SZ). Unter Umständen behält sich die Redaktion geringe Änderungen der Artikel vor, allerdings werden die Artikel zumeist unentgeltlich und ohne Änderungen von den Zeitungen veröffentlicht. Soweit möglich wurde ein einheitliches Layout mit den Logos der Projektpartner und der Klimaschutzinitiative verwendet. Unter an- derem wurden innerhalb der letzten Monate folgende Artikel veröffentlicht: o Presseartikel zum Projektstart und Auftakt-Workshop – Integriertes Klima- schutzkonzept soll erarbeitet werden o Presseartikel zu den wesentlichen Änderungen der KfW-Programme Nr. 151/152, 430, 431 zum 01.03.2011 o Presseartikel zu den gesetzlichen Anforderungen bei der energetischen Gebäudesanierung o Presseartikel zur Förderung für die Gebäudesanierung

140 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

o Bericht vom 19.05.2011 in der SZ: In Fürth wird die Idee der Nahwärme- versorgung geprüft o Bericht vom 25.05.2011: Nahwärmeversorgung in Fürth soll weiter verfolgt werden o Anzeige vom 27.05.2011 und 01.06.2011 in der OZ: Einladung zu einem Workshop „Mobilität und Verkehr in Ottweiler“ o Bericht vom 27.05.2011 in der OZ: Stadt Ottweiler startet Erhebung: Nah- wärmeversorgung in Fürth?! o Bericht vom 01.06.2011 in der OZ: Klimaschutzinitiative (KSI) Ottweiler: In- formationsabend „Nahwärmeverbund Fürth“ o Anzeige vom 01.06.2011 in der OZ (Titelseite): Einladung zu einem Infor- mationsabend „Nahwärmeverbund Fürth“

o Bericht vom 03.07.2011 in der Neunkircher Rundschau: CO2 reduzieren und Mobilität in Ottweiler sichern – Workshop zum Thema Verkehr und Klimaschutz o Bericht vom 22.07.2011 in der OZ: Klimaschutzinitiative Ottweiler – Ener- giepotenziale aus der Landwirtschaft aktivieren - Informationsveranstaltungen und Workshops: An Informationsveranstaltun- gen und an themenspezifischen Workshops können die Bevölkerung und auch spezielle Ziel- oder Akteursgruppen über aktuelle Themen des Klimaschutzes in- formiert und an der Diskussion beteiligt werden. Vor allem dann, wenn größere Projekte umgesetzt werden sollen, sollten die betroffenen Bürger frühzeitig und ausführlich über mögliche Entwicklungen informiert werden. Zu verschiedenen Themen können Fachexperten eingeladen werden, die den Bürgern aus erster Hand Informationen liefern und kritische Fragen fachmännisch beantworten kön- nen. Workshops sind auch dann sinnvoll, wenn mit Akteuren mögliche Maßnah- men oder Ideen diskutiert oder überarbeitet werden sollen. In Ottweiler wurden im Rahmen der Klimaschutzinitiative u.a. folgende Veranstaltungen durchgeführt: o Workshop mit dem Bau- und Umweltausschuss (BUA) zum Projektstart der Klimaschutzinitiative in Ottweiler am 18.10.2011 o Workshop „Erneuerbare Energien in der Region“ im Feuerwehrgerätehaus in Fürth am 14.04.2011 o Bürgerinformationsveranstaltung „Gebäudesanierung und Denkmalschutz“ am 02.05.2011 in Ottweiler o Bürgerinformationsveranstaltung „Nutzung von Solarenergie und Denk- malschutz“ am 10.05.2011 in Ottweiler o Workshop mit dem BUA zur Diskussion der Zwischenergebnisse der KSI-

141 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Projekts in Ottweiler am 17.05.2011 o Bürgerinformationsveranstaltung „Mobilität und Verkehr in Ottweiler“ am 06.06.2011 in Ottweiler o Bürgerinformationsabend „Nahwärmeverbund Fürth“ in der Mehrzweckhal- le Fürth am 08.06.2011 o Workshop mit Vertretern aus der Landwirtschaft zum Thema „Energiepo- tenziale aus der Landwirtschaft“ in Ottweiler am 04.07.2011 o Interner Workshop mit Vertretern des Bau- und Umweltamtes zur energe- tischen Gebäudesanierung am 04.08.2001 o Workshop mit dem Arbeitskreis „Nahwärme Fürth“ am 19.09.2011 - Netzwerkarbeit: Durch Netzwerkarbeit können Informationen ausgetauscht und verbreitet werden. Die Stadt Ottweiler engagiert sich bereits seit 2011 als eine der Starterregion des 100 %-Erneuerbare-Energie-Regionen-Projekts in einem deutschlandweiten Netzwerk, das in der Presse, im Internet aber auch auf diver- sen Veranstaltungen präsent ist. Dadurch bessert sich das Image der Stadt Ott- weiler auf. Dies führt nicht zuletzt auch dazu, dass sich die Bürger Ottweilers mit ihrer Stadt identifizieren. Neben dem Engagement in bestehenden Netzwerken kann es darüber hinaus sinnvoll sein, neue Netzwerke innerhalb der Stadt, des Landkreises oder innerhalb der gesamten Region aufzubauen. Insbesondere bei der Umsetzung von Maßnahmen im Verkehrsbereich sowie beim Ausbau der er- neuerbaren Energien kann eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit mit anderen Städten und Kommunen sinnvoll sein (z.B. die gemeinschaftliche Nut- zung von landwirtschaftlichen Potenzialen in benachbarten Landkreisen; die Vermeidung des Durchgangsverkehrs). Innerhalb der letzten Monate wurden be- reits einige Akteure im Rahmen der Klimaschutzinitiative auf die Aktivitäten der Stadt im Bereich des Klimaschutzes aufmerksam gemacht. Somit konnte ein ers- tes Netzwerk aufgebaut werden. Einige der kontaktierten Akteure bekundeten darüber hinaus, Maßnahmen zum Zwecke des Klimaschutzes offen gegenüber zu stehen und die Stadt bei Maßnahmen zu unterstützen. Folgende Unterneh- men wurden kontaktiert: o Treffen mit der WVO Wasserversorgung Ostsaar GmbH am 14.06.2011 o Unternehmensbesuch der Werle GmbH am 16.06.2011 o Unternehmensbesuch der SGGT Maschinen- und Anlagenbau GmbH & Co. KG am 28.06.2011 o Unternehmensbesuch der Ottweiler Druckerei am 12.07.2011 o Kontaktaufnahme zur OGB AG o Diverse Gespräche mit der energis GmbH

142 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

- Kongressteilnahmen und Ausstellungen: Auch größere Veranstaltungen kön- nen genutzt werden, um die Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes einer Stadt oder Kommune nach außen zu tragen. Vor allem durch Teilnahmen an themen- spezifischen Kongressen können durch Poster-Ausstellungen oder Präsentatio- nen viele Menschen erreicht werden. Die Stadt Ottweiler konnte im vergangenen Jahr u.a. an folgenden Veranstaltungen teilnehmen: o Am 3. Kongress „100 %-Erneuerbare-Energie-Regionen“ wurde die Stadt Ottweiler als eine der Starterregionen öffentlich für ihre Bemühungen im Bereich des Klimaschutzes prämiert. o Ausstellung eines Posters zum Thema „Nahwärme in Fürth“ zum 675- jährigen Jubiläum des Ortsteils Fürth. - Homepage: Zuletzt bietet auch das Internet diverse Möglichkeiten; Informationen zu verbreiten. Auf der Seite der Stadt Ottweiler wurde ein Bereich für den Klima- schutz eingerichtet, in dem aktuelle Informationen bereitgestellt werden. Zukünftig sollte analog der bisher stattfindenden Veranstaltungen und Aktivitäten der Stadt Ottweiler die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich des Klimaschutzes ausgebaut wer- den. Vor allem eine regelmäßige Information der Bürger durch Presseartikel und Infor- mationsveranstaltungen ist sehr wichtig, um den Klimaschutzgedanken in der Bevölke- rung zu manifestieren und die Akzeptanz für die Umsetzung von geplanten Maßnahmen zu erhöhen. Daneben können, insbesondere durch Aktivitäten in Netzwerken, Kooperationen aufge- baut, Wissen transferiert und neue Projekte angestoßen werden. Zuletzt profitiert die Stadt Ottweiler durch den Imagegewinn, der durch die Verbreitung von Informationen zu geplanten sowie bereits umgesetzten Projekten entsteht. In Abbildung 5-33 und Abbildung 5-34 sind zwei weitere Maßnahmen beschrieben, durch die die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt in Zukunft ausgeweitet werden kann.

ÖA1 Effizienter Umgang mit Holz / Tag der Holzwärme

Zuständigkeit / Kontakt: Umweltbeauftragter Hr. Hassel

Handlungsfeld: Öffentlichkeitsarbeit Kurzbeschreibung: Informationstag zum Thema effizientes Heizen, Ausstellung von Holzpellets-/ Holzhackschnit- zel-/ Scheitholzanbietern sowie Kesselanbietern; Kurzes Vortragsprogramm Akteure SaarForst; Nachhaltigkeitsreferat MUEV (Feldkamp oder Klein); Heiz- kesselverkäufer (alle MAP-geförderten); Holzpellets/ Holzhackschnitzel/ Scheit- holzanbieter (Liste bei IZES gGmbH erhältlich); Bioenergieberatung der BLE (i.R.d FNR Projektes Bioenergieberatung)

Räumlicher Bezug: Ottweiler, Marktplatz Zeitraum / Beginn: Sommer 2012

143 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Laufzeit: Alle 2 Jahre Maßnahmenbeschreibung: - Sonntags oder Feiertags - Gesamtzeit der Veranstaltung von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr - Planung und Durchführung eines Informationstages (Vorträge und Ausstellung); Vorträge BM, SaarForst oder MUEV und IZES gGmbH als Wissenschaftspart- ner; max. 2,5 Stunden Vorträge in Zelt von 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr; anschlie- ßend Ausstellungsrundgang; - Ausstellung nur holzbezogen mit Hackervorführung, Spaltervorführung - Rahmenprogramm: Kinderbelustigungen, regionale Metzgereien, biologische Getränke, z.B. aus Streuobstwiesen - Überprüfen, ob desweiteren die ausstellenden Unternehmen einen kleinen Obu- lus zahlen, daraus könnte ein Preis verlost werden. - Vorbereitende und nachbereitende Pressearbeit Hintergrund: Die thermische Nutzung von Holz geschieht derzeit meist ineffizient in Kaminöfen in Einzelräumen. Holz ist jedoch ein kostbares Gut, alleine in Deutschland wird für das Jahr 2020 eine Holzlücke von 20 Mio. Festmeter vorausgesagt. In der Holznut- zung konkurrieren zudem die stoffliche und die energetische Nutzung von Holz. Dabei hat die stoffliche Nutzung höhere Arbeitsplatzeffekte als die energetische. Zusätzlich kommt, dass der Wald auch vom Naturschutz genutzt wird: Auf stillge- legten Flächen kann kein Holz mehr genutzt werden. Es gibt also viele Gründe, um Holz zu sparen. Wenn Holz energetisch genutzt werden soll, dann effizient. Durch diese Informationsveranstaltung sollen die Bürger angeregt werden, Holz nicht in ineffizienten Kaminen zu verbrennen, sondern in hocheffizienten Holzvergasern. Außerdem wird auf die Wichtigkeit von hochqualitativem Brennholz aufmerksam gemacht, dies mindert direkt den Holzverbrauch. Konfliktpotenzial: Keines Kosten: - Personalkosten in der Vor- und Nachbereitung (ungefähr 25 Mann-Tage) - Evtl. Kosten zur Bereitstellung und Säuberung der Ausstellungsflächen

CO2-Minderung: Der Austausch eines Kaminofens (10 kW) durch einen Holzvergaserkessel (10 kW)

entspricht einer CO2-Einsparung von 1,5 - 2 t CO2/a. Wird Holz zukünftig vermehrt in Holzvergasern eingesetzt, können in der Stadt Ottweiler insgesamt etwa 500 t

CO2/a vermieden werden. Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Detailplanung (Unternehmen, Vortragende, Termin, Finanzierung, etc.) im Januar, Anfang Februar Einladungen Unternehmer und Vor- tragende; 2 Monate vorher erste Pressearbeit, dann 2 Wochen und 2 Tage vorher weitere Pressearbeit (auch in überregionalen Magazi- nen); in Pressearbeit aufmerksam machen auf effizientes Verbrennen von Holz, von SaarForst Textbeitrag liefern lassen. - Zieltermin der Veranstaltung: 1 Woche vor Sommerpause Best Practice: Informationsveranstaltung „Heizen mit Holzhackschnitzel“ i.R.d. Umweltpaktes Saar Abbildung 5-33: Maßnahmenblatt zum effizienten Umgang mit Holz

144 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

ÖA2 Infobrief/Newsletter für Bürger

Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler; Bau- und Umweltamt

Handlungsfeld: Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation Kurzbeschreibung: Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Klimaschutzstrategie spielen selbstverständlich die

Bürger der Stadt Ottweiler bzw. deren Gebäude. Da sehr große Energie- und somit CO2-Einsparpotenziale im Be- reich der energetischen Gebäudesanierung liegen, ist es von besonderer Bedeutung, die Bürger der Kommune ausführlich und regelmäßig über die relevanten Themen (z.B. mögliche Maßnahmen und Einspareffekte, Förder- programme) zu informieren. Akteure: Stadt Ottweiler, ggf. in Kooperation mit externen Beratern

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab sofort, in regelmäßigen Zyklen, z.B. 1x monatlich Laufzeit: Unbegrenzt Maßnahmenbeschreibung: Verfassen eines „Informationsbriefs“ zu den relevanten Themen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien, der über das Mitteilungsblatt (ggf. in einer eigenen Kategorie), die Internetseite und ggf. als Newsletter verteilt werden sollte.

Hintergrund: Im Bereich der Gebäude liegen hohe Energieeinspar- und CO2-Minderungs- potenziale. Das Gebiet der energetischen Gebäudesanierung und die mögliche Nutzung erneuerbarer Energien für Hausbesitzer sind sehr umfangreich und es ist schwierig für Hausbesitzer, die passenden Informationen zu allen Themen zu fin- den. Insbesondere die staatlichen Fördermittel sind ein guter Anreiz für Hausbesit- zer, ihre Gebäude energetisch zu optimieren, gerade in diesem Bereich sollten die Bürger regelmäßig informiert werden. Konfliktpotenzial: Keines Kosten: Es ist zu klären, ob ein finanzieller Aufwand für die Stadt Ottweiler entstehen würde für die Veröffentlichung des Infobriefs im Mitteilungsblatt. Ggf. entsteht ein perso- neller Aufwand.

CO2-Minderung: Keine Angabe möglich Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der energetischen Gebäu- desanierung

Best Practice

Abbildung 5-34: Maßnahmenblatt zur Einführung eines Infobriefs/Newsletters für Bürger

145 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

6 Umsetzung des Klimaschutzkonzepts

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Umsetzung der entwickelten Ziele und Maßnah- men. Es enthält Empfehlungen zur Umsetzung und Überwachung, zur Finanzierung sowie zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung des Klimaschutzkonzepts.

6.1 Sofort-, Kurzfrist- und Mittelfristmaßnahmen

Die im vorangegangenen Kapitel (bzw. im Anhang II) beschriebenen Einzelmaßnahmen der Handlungsfelder Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Mobilität und Öffentlich- keitsarbeit sowie die im Kapitel 6.3 vorgestellten handlungsfeldübergreifenden Maß- nahmen sind in Tabelle 6-1 aufgelistet. Dabei wurde zwischen Sofort-, kurzfristigen und mittelfristigen sowie zwischen gering und hoch investiven Maßnahmen unterschieden. Die Unterteilung in Sofort-, Kurzfrist- bzw. Mittelfirstmaßnahmen bezieht sich auf den Startzeitpunkt der Maßnahme. Sofortmaßnahmen sollten unmittelbar, d.h. in den näch- sten Wochen oder Monaten, durchgeführt werden. Kurzfristmaßnahmen können auf- grund von längeren Vorlaufzeiten (z.B. aufgrund von Machbarkeitsstudien, genehmi- gungs- und baurechtlicher Aspekte, Ausschreibungen, etc.) nicht sofort umgesetzt wer- den, sollten aber zeitnah initiiert und innerhalb der nächsten zwei Jahre realisiert wer- den. Mittelfristmaßnahmen sind innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre umsetzbar. Sie sollten möglichst bis zum Jahr 2020 umgesetzt worden sein. Die Festlegung von (langfristigen) Maßnahmen mit einem Startzeitpunkt nach 2020 bis ins Jahr 2050 wurde von den Autoren aufgrund der großen Zeitspanne als nicht sinnvoll erachtet. Maßnahmen, die im Maßnahmenblatt in der Rubrik Kosten mit 2 oder niedriger bewertet wurden (Maßnahmen mit jährlichen Kosten von mehr als 10.000 €), werden als hoch investiv deklariert. Die übrigen Maßnahmen werden im Folgenden als gering investive Maßnahmen bezeichnet.

Tabelle 6-1: Einteilung der Maßnahmen in Sofort-, Kurz-, und Langfristmaßnahmen

Zeichen Bezeichnung sofort kurz mittel gering investiv hoch investiv

EE1 Windenergienutzung ● ●

EE2 Kleinstwasserkraftanlage ● ●

EE3 Freiflächen-Fotovoltaik ● ●

EE4 Biogasanlage in Fürth ● ●

EE5 Biogasanlage Mainzweiler ● ●

ErneuerbareEnergien EE6 Nahwärme Fürth ● ●

EE7 Nahwärme Lautenbach ● ●

146 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Zeichen Bezeichnung sofort kurz mittel gering investiv hoch investiv

EE8 Nahwärme Mainzweiler ● ●

EE9 Nahwärme Lehbesch ● ●

EnEff1 Straßenbeleuchtung ohne LED ● ●

EnEff2 Straßenbeleuchtung mit LED ● ● zienz

i EnEff3 Energiemanagementsystem ● ●

Eff -

E EnEff4 Schulung komm. Mitarbeiter ● ●

EnEff5 Verbesserungsvorschlagswes. ● ●

VM1 Mobilitätszentrum „Neuer Bhf.“ ● ●

VM2 Verkehrsinfra. „Null-Emission“ (●) ● (●) ●

VM3 Verkehrsinfra. motorisiert ● ●

VM4 Versorgung ● ●

VL1 ÖPNV & CarSharing ● ●

VL2 Versorgungsorganisation ● ●

GE1 Kommunikation ● ● MobilitätVerkehr und GE2 Information und Aktion ● ●

GE3 Technik (●) ● (●) ●

GE4 Mensch ● ●

ÖA1 Effizienter Umgang Holz ● ●

ÖA2 Infobrief für Bürger ● ● Öffentl.

Q1 Klimaschutzmanager ● ●

Quer. Q2 Energiegenossenschaft ● ●

Tabelle 6-1 gibt einen Überblick über die Maßnahmen in den Handlungsfeldern Er- neuerbare Energien, Energieeffizienz, Mobilität und Öffentlichkeitsarbeit sowie über die handlungsfeldübergreifenden Maßnahmen. Im Bereich Erneuerbare Energien sind in erster Linie hoch investive Maßnahmen ange- siedelt, die größtenteils mittelfristig umzusetzen sind. Maßnahmen, wie z.B. der Ausbau der Windenergie oder die Nahwärmenutzung im Ortsteil Fürth wurden bereits angesto-

147 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

ßen (z.B. durch die Bildung einer Nahwärme-Arbeitsgruppe in Fürth) und sollten kurz- fristig umgesetzt werden. Im Bereich der Energieeffizienz sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sollten alle Maßnahmen sofort (bzw. kurzfristig) von der Stadt umgesetzt werden.64,65 Im Mobilitätsbereich sind verstärkt gering investive Maßnahmen im Sofort- sowie im Kurzfristbereich zu finden. Die Einstufung der Maßnahmen variiert je nach dem, in wel- chem Umfang sie durchgeführt werden. So kann beispielsweise die Maßnahme GE3 sowohl mittelfristig im hoch investiven als auch kurzfristig im gering investiven Rahmen realisiert werden.

100.000 t CO2/a

10.000 t CO2/a

Erneuerbare Energien 1.000 t CO2/a Energieeffizienz Mobilität 100 t CO2/a Öffentlichkeitsarbeit 10 t CO2/a Querschnittsmaßnahmen

1 t CO2/a sofort kurz mittel

Abbildung 6-1:Mögliche CO2-Einsparungen der Maßnahmen nach Handlungsfeldern

Abbildung 6-1 zeigt die CO2-Einsparungspotenziale der vorgestellten Maßnahmen, so weit diese quantifizierbar sind. Das größte Potenzial liegt hierbei im Bereich der kurz- fristigen Maßnahmen – wobei über 80 % des Einsparpotenzials dem Ausbau der er- neuerbaren Energien zuzuschreiben ist. Einen wesentlichen Anteil daran hat die Wind- energie, deren Einsparpotenzial bei etwa 70.000 t CO2/a liegt.

64 Bei den beiden Maßnahmen zur Sanierung der Straßenbeleuchtung handelt es sich um Varianten, d.h. entweder sollte die eine oder die andere Variante realisiert werden.

65 Die Maßnahmen zur energetischen Sanierung der kommunalen Liegenschaften sind aufgrund ihrer Anzahl gesondert im Anhang II beschrieben. Gering investive Maßnahmen sollten sofort umgesetzt werden. Alle anderen Maßnahmen sollten vor der Umset- zung einer Detailbetrachtung unterzogen werden. In einigen Fällen sei auf die Nachrüstfrist gem. EnEV hingewiesen.

148 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Durch mittelfristige Maßnahmen können zusätzlich etwa 12.000 t CO2/a eingespart werden, dies entspricht etwa 13 % des gesamten Einsparpotenzials. Hiervon kann, wie auch im Bereich der Kurzfristmaßnahmen, wiederum der größte Anteil der CO2- Einsparungen durch den Ausbau der erneuerbaren Energien erzielt werden. Die geringsten Einsparungen sind durch Sofortmaßnahmen zu erwarten – insgesamt etwa 2.000 t CO2/a. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Einspareffekte durch einige Sofortmaßnahmen nicht quantifizierbar sind und daher in Abbildung 6-1 nicht dargestellt werden konnten. Als Beispiel sei die Installation eines Klimaschutzmanagers genannt, die als übergreifende Maßnahme eine sehr große Bedeutung für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts hat (siehe Kapitel 6.3.1). Auch durch Maßnahmen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sind kurzfristig und vor allem auch kostengünstig Einsparungen von bis zu 500 t CO2/a zu erwarten.

6.2 Ranking der Maßnahmen

Durch das Ranking erfolgt eine Priorisierung der Maßnahmen nach den in Kapitel 5 be- schriebenen Bewertungskriterien (vgl. Tabelle 7-6 im Anhang). Dabei wird die Einteilung der Maßnahmen in Sofort-, Kurz- und Mittelfristmaßnahmen sowie in gering und hoch investive Maßnahmen beibehalten (siehe Kapitel 6.1). Als zusätzlicher Bewertungsfak- tor wird die Umsetzungswahrscheinlichkeit einer Maßnahme eingeführt. Die Umset- zungswahrscheinlichkeit (entweder gering, mittel oder hoch) ist eine (subjektive) Ein- schätzung der Autoren, die einerseits aus Erfahrungen, andererseits aus den Gesprä- chen im Vorfeld der Verschriftlichung dieser Arbeit resultiert. Das Ranking der Maßnahmen erfolgt in drei Stufen. In der ersten Stufe werden die Maßnahmen entsprechend der in den Maßnahmenblättern erfolgten Bewertung grup- piert. Gleich bewertete Maßnahmen werden in der zweiten Stufe nach ihrer Umset- zungswahrscheinlichkeit und in der dritten Stufe nach der Einteilung in gering und hoch investive Maßnahmen unterteilt. Maßnahmen mit einer hohen Umsetzungswahrschein- lichkeit werden dabei höher als Maßnahmen mit einer mittleren, und Maßnahmen mit einer mittleren höher als Maßnahmen mit einer geringen Umsetzungswahrscheinlichkeit bewertet. Ebenso werden gering investive Maßnahmen höher priorisiert als hoch inves- tive Maßnahmen. Die Ergebnisse des Ranking sind in Tabelle 6-2 zusammengefasst. Die Maßnahmen sollten in der Reihenfolge der festgelegten Priorität realisiert werden. Die Sofortmaßnahmen können zum größten Teil mit geringen finanziellen Mitteln umge- setzt werden, wie z.B. die Einführung eines Verbesserungsvorschlagswesens in der Stadtverwaltung oder die Schulung von kommunalen Mitarbeitern. Sie sollten daher unmittelbar umgesetzt werden. Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sollten, wie Tabelle 6-2 zeigt, Maßnahmen umgehend durchgeführt werden. Z.B. sollten die Bürger regelmäßig durch Infobriefe oder Newsletter über laufende Klimaschutzmaßnahmen und zu aktuellen Energiethemen informiert werden.

149 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 6-2: Ranking der Maßnahmen

Prio. Zeichen Bezeichnung Punkte Wahrsch. investiv

Q2 Gründung Energiegenossenschaft 5 hoch gering

EnEff3 Implementierung EM-System 5 hoch gering

EnEff4 Schulung kommunale Mitarbeiter 5 hoch gering A1

EnEff5 Verbesserungsvorschlagwesen 5 hoch gering

ÖA2 Infobrief/Newsletter für Bürger 5 hoch gering

GE2 Information und Aktion 5 hoch gering

A2 Q1 Installation Klimaschutzmanager 5 hoch hoch

Sofortmaßnahmen A3 VL1 ÖPNV & CarSharing 5 mittel hoch

ÖA1 Effizienter Umgang mit Holz 4 hoch gering A4 GE1 Kommunikation 4 hoch gering

A5 VM3 Verkehrsinfrastruktur motorisiert 3 gering gering

GE4 Mensch 5 hoch gering B1 VL2 Versorgungsorganisation 5 hoch gering

EE1 Ausbau der Windenergienutzung 5 hoch hoch

B2 EE6 Ausbau der Nahwärme in Fürth 5 hoch hoch

EE9 Ausbau der Nahwärme am Lehbesch 5 hoch hoch nahmen ß B3 VM1 Mobilitätszentrum „Neuer Bahnhof“ 5 mittel gering

VM2 Verkehrsinfrastruktur „Null-Emission“ 5 mittel hoch B4

Kurzfristma VM4 Versorgung 5 mittel hoch

B5 EE2 Bau einer Kleinstwasserkraftanlage 4 hoch gering

B6 EnEff2 Sanierung Straßenbeleuchtung mit LED 3 hoch hoch

B7 EnEff1 Sanierung Straßenbeleuchtung ohne LED 2 gering hoch

EE5 Errichtung Biogasanlage in Mainzweiler 5 mittel hoch

C1 EE7 Ausbau der Nahwärme in Mainzweiler 5 mittel hoch

EE8 Ausbau der Nahwärme in Lautenbach 5 mittel hoch

C2 EE4 Errichtung einer Biogasanlage in Fürth 5 gering hoch

C3 GE3 Technik 4 mittel hoch Mittelfristmaßnamen C4 EE3 Errichtung Fotovoltaik-Freiflächenanlage 2 mittel hoch

150 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Eine übergeordnete Bedeutung für die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts haben die Maßnahme zur Installation eines Klimaschutzmanagers sowie die Maßnahme zur Gründung einer Energiegenossenschaft. Sie werden im nächsten Kapitel detailierter beschrieben. Sie sollten umgehend umgesetzt werden, da sie Voraussetzung für viele weitere Umsetzungen sind. Die Kurzfristmaßnahmen können anders als die Sofortmaßnahmen nicht unmittelbar umgesetzt werden, sollten aber schnellstmöglich initiiert werden. Im oberen Prioritäten- bereich befinden sich hier überwiegend Maßnahmen aus dem Handlungsfeld Mobilität, die aufgrund niedriger bis moderater Kosten und einer hohen Umsetzungswahrschein- lichkeit zeitnah realisiert werden könnten. Vor allem die Maßnahme Mobilitätszentrum am „Neuen Bahnhof“, die zum einen aufgrund ihres überregionalen Modellcharakters und zum anderen als Ausgangspunkt zur Umsetzung weiterer Maßnahmen im Bereich Mobilität eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Ottweiler einnimmt. Auch im Bereich der Erneuerbaren Energien finden sich Maßnahmen im Kurzfristbe- reich, die mit hoher Priorität umgesetzt werden sollten. Besonders der Ausbau der Windenergie sowie der Ausbau der Nahwärme im Ortsteil Fürth und in Ottweiler im Ge- biet Lehbesch sollten vorangetrieben werden, auch wenn diese Maßnahmen sehr in- vestitionsintensiv sind. Die Finanzierung von hoch investiven Maßnahmen sollte durch die Gründung einer Energiegenossenschaft (vgl. Kapitel 6.3.2) begünstigt werden. Im Mittelfristbereich befinden sich überwiegend Maßnahmen mit hohen Investitionskos- ten und einer mittleren bis geringen Umsetzungswahrscheinlichkeit. Um die Umset- zungswahrscheinlichkeit zu erhöhen, sollten rechtzeitig Gespräche mit den beteiligten Akteuren geführt und die Öffentlichkeit durch vorbereitende Maßnahmen eingebunden werden. Auch Erfolge bei der Umsetzung der Kurzfristmaßnahmen können sich positiv auf die Umsetzung der mittelfristigen Maßnahmen auswirken. Beispielsweise können bei einer Nahwärmebegeisterung in Fürth auch die anderen Ortsteile für den Ausbau von Nahwärmenetzen begeistert werden. Andere Maßnahmen, wie z.B. die Errichtung einer Fotovoltaik-Freiflächenanlage auf Ackerflächen, sind an förderpolitische Rahmenbedingungen gekoppelt, so dass deren Umsetzung von der Entwicklung der Gestehungskosten bzw. des EEGs abhängig ist.

6.3 Umsetzungs- und Finanzierungskonzept

Eine effektive Umsetzung der in diesem Konzept untersuchten und bewerteten Maß- nahmen (siehe Kapitel 6.2) setzt seitens der Kommune ein regelmäßiges Monitoring, begleitende Öffentlichkeitsarbeit und die qualifizierte Beratung der Akteure – Unterneh- men und insbesondere Bürgerinnen und Bürger der Stadt Ottweiler – voraus. Die Durchführung des Monitorings (s. Kapitel 6.5) und der Öffentlichkeitsarbeit (s. Kapitel 6.4) ist bei der Stadtverwaltung anzusiedeln, die Federführung sollte beim zu installierenden Klimaschutzmanager liegen. Hierzu ist die Einrichtung einer personell entsprechend ausgestatteten Klimaschutzleitstelle in Person eines Klimaschutzmana- 151 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler gers zu empfehlen. Die Planung, Umsetzung und Begleitung von Maßnahmen mit größeren Investitionsvo- lumina zum Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere von Windenergie-, Foto- voltaik-Freiflächen- und gemeinschaftlichen Biogasprojekten sollten zur Steigerung des regionalen Mehrwertes unter Beteiligung und Mitinvestition von regionalen Akteuren bzw. über Kommunalinvestitionen umgesetzt werden. Hierzu können unterschiedliche Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle in Betracht gezogen werden. Die klassischen Formen von Bürgerbeteiligungsmodellen liegen in der Genossenschaft, Kapitalgesell- schaften oder Gesellschaften des bürgerlichen Rechts. Eine Finanzierung von Maßnahmen, welche insbesondere für öffentliche Einrichtungen interessant sein kann, liegt im Energiecontracting, bevorzugt durch einen regionalen Anbieter, aber auch über Kommunalkredite zur Direktinvestition in die Maßnahme. Die zu wählende Finanzierungsart richtet sich nach der Zielsetzung, Haftungsrisiko und Mit- entscheidungsrechte der Beteiligten. Für die Kommune ist eine Beteiligung an den In- vestitionen – insbeondere der Windkraft – von Wichtigkeit, weil sie somit auch an den Gewinnen beteiligt ist. Wichtig sind auch die Möglichkeiten des Sponsorings in Form von Geld-, Sach- und Dienstleistungen durch örtliche Unternehmen oder Einzelpersonen im Zusammenhang mit der Realisierung von mobilitätsbezogenen Maßnahmen.

6.3.1 Installation eines Klimaschutzmanagers

Bei der Umsetzung der Klimaschutzinitiativen handelt es sich um Maßnahmen mit inter- disziplinärem Charakter, bei denen es in vielen Bereichen Überschneidungen, Wech- selwirkungen und Mitnahmeeffekte geben kann. Das BMU, als Initiator der Klimaschutz- initiativen, hat den Bedarf an einem zentralen Koordinator als sog. „Klimaschutzmana- ger“ erkannt und fordert bei der Umsetzung der Maßnahmen die Installation eines sol- chen. Der Klimaschutzmanager hat die Aufgaben inne, die Umsetzung der geplanten Maßnahmen zu projektieren und entsprechend zu managen. Dabei sollte dieser fachlich beratend den Entscheidungsträgern zur Seite stehen und auch Klimaschutzprojekte initiieren. Weiterhin sollte es Aufgabe eines Klimaschutzmanagers sein, Entscheidun- gen im Sinne eines breiten Klimaschutzes vorzubereiten, zu planen und die Umsetzung zu betreuen. An erster Stelle ist hier die Gründung der Energiegenossenschaft zu ne- nen, die für die Kommune und für die Bürger durch Investitonen in EE Einnahmen schaffen soll. Ebenso ist es Aufgabe des Managers, kommunale Energiedaten syste- matisch und kontinuierlich zu erfassen und diese auszuwerten sowie gegebenenfalls Maßnahmen der Konzepte anzupassen. Im Kommunikationsbereich unterstützt der Klimaschutzmanager die Vorbereitung und Durchführung von Schulungen und Informa- tionsveranstaltungen und vernetzt wichtige Akteure. Da kommunale Bedienstete mit diesem Aufgabenbündel in kaum zumutbarer Weise mehr belastet würden und somit auch ein geforderter Qualitätsanspruch nicht gehalten werden kann, wird empfohlen, die Stelle eines Klimaschutzmanagers auch in der Stadt Ottweiler zu erstellen. Der Kli- 152 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler maschutzmanager setzt nicht die operative, konkrete Maßnahme um, sondern verant- wortet die Gesamtheit der Umsetzungsmaßnahmen. Im Rahmen der KSI wird die Instal- lation eines Klimaschutzmanagers mit bis zu 65 % der zuwendungsfreien Ausgaben für max. 3 Jahre gefördert (vgl. auch Abbildung 6-2). Nach der aktuellen Novellierung der Richtlinie des BMU zur Förderung von Klima- schutzprojekten in Kommunen besteht ab 2012 die Möglichkeit, ein Anschlussvorhaben für die fachlich-inhaltliche Unterstützung (vormals „beratende Begleitung“) bei der Um- setzung von Klimaschutzkonzepten und Teilkonzepten zu beantragen. Die Förderung beträgt 40 % der zuwendungsfreien Ausgaben. Zudem sind mit der Novellierung auch Maßnahmen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit im Umfang von maximal 10.000 € zu- wendungsfähig. Voraussetzung ist die bereits erfolgte Förderung eines eingestellten Klimaschutzmanagers sowie die geplante Realisierung von weiteren Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept.66

6.3.2 Gründung einer Energiegenossenschaft

Zur Finanzierung von hoch investiven Projekten, vor allem im Bereich der Erneuerbaren Energien, hat sich mittlerweile vielerorts das Modell einer Energiegenossenschaft bewährt. Durch die Gründung einer Energiegenossenschaft können die Bevölkerung sowie regionale und überregionale Unternehmen und Verbände – aber auch die Stadt selbst – in Projekte investieren und direkte Einnahmen generieren (vgl. Kapitel 6.6). Dies erhöht nicht zuletzt auch die Akzeptanz in der Bevölkerung und führt zu einem Imagegewinn der Stadt. Ein erfolgreiches Beispiel für eine Bürgerbeteiligung ist der Windpark in Merchingen. Im Folgenden werden die Voraussetzungen zur Gründung sowie die Vor- und Nachteile einer (Energie-)Genossenschaft vorgestellt (siehe auch Abbildung 6-3 auf Seite 159). Die Wahl der Rechtsform eines Unternehmens ist von essentieller Bedeutung. Sie be- einflusst die rechtlichen und finanziellen Handlungsspielräume eines Unternehmens. So sind Fragen der Haftung, Vertretungs- und Führungsvollmacht sowie der Kapitalbe- schaffung, Gewinnverteilung und Steuerbelastung von der Wahl der Rechtsform ab- hängig. Im Bereich von sog. Bürgerenergieanlagen im engeren Sinne beeinflusst die Wahl der Rechtsform den Arbeitsaufwand bei der Gründung und im weiteren Verlauf maßgeblich und bestimmt die Einflussnahme der beteiligten Bürger. Eine Umwandlung der Rechtsform zu einem späteren Zeitpunkt ist sehr zeit- und kostenintensiv, so dass von Anfang an die Wahl gut überlegt sein soll.67

66 http://www.kommunaler-klimaschutz.de/förderprogramme/bmu-förderprogramm

67 Klimaschutz mit Bürgerenergieanlage, EnergieRegion.NRW, 07/2011

153 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Die Wahl der Rechtsform im Bereich der regenerativen Energieerzeugung ist ebenso wie bei anderen Unternehmungen eine individuelle Entscheidung. Es empfiehlt sich, vor der Planung und Inbetriebnahme der Anlage die rechtlichen und steuerlichen Auswir- kungen verschiedener Unternehmensformen untersuchen zu lassen. Die Genossenschaft (e.G.) ist eine Kooperation von Einzelpersonen zur Verfolgung ei- nes wirtschaftlichen Zieles in Form einer gemeinschaftlichen Unternehmung. Die wirt- schaftliche Tätigkeit des Einzelnen wird durch die gemeinschaftlich betriebene Unter- nehmung unterstützt und ein gemeinsames Auftreten am Markt ermöglicht. Die Mitglieder einer Genossenschaft erwerben Anteile der Genossenschaft und sind somit Eigentümer und Kunden in einer Person. Eigentümer aus dem Grund, da sie An- teile an der Genossenschaft erwerben und Kunden, da sie durch ihre Einlagen auch Rendite erhalten. Im Vordergrund der Genossenschaft stehen gemeinschaftliche ge- nossenschaftliche Zwecke, wie bspw. die Energieversorgung einer Kommune. Dabei gilt für die Genossenschaft, dass sie sich marktkonform und betriebswirtschaftlich effi- zient verhält, um aktiv an einem Marktgeschehen teilnehmen zu können und wirtschaft- liche Erfolge zu generieren. Die Einlagen, welche durch die Mitglieder der Genossen- schaft gezahlt werden, dienen vordergründig der Absicherung von Fremdkreditfinanzie- rungen. Laut FNR e.V. sollte dabei die Eigenkapitalquote mind. 10% betragen. Bei der Einwerbung von Genossenschaftsanteilen zeichnet sich auch ein Nachteil der Genossenschaft ab. Einlagen werden primär von Beteiligten getätigt, welche sich mit dem Projekt identifizieren. Dies bedeutet, dass „ortsfremde“ Personen kaum Interesse an einer finanziellen Beteiligung an einer Genossenschaft zeigen, da die Genossen- schaft beispielsweise darauf ausgerichtet ist, einen niedrigen Wärmepreis zu sichern, und eben nicht eine größtmögliche Dividende zu erreichen. Wird trotzdem die Möglich- keit eingeräumt, dass „ortsfremde“ Personen Genossenschaftsanteile erwerben, so soll- te der Anteil dieser so eingegrenzt werden, dass die Interessen der eigentlichen Orts- gemeinschaft gewahrt werden (Bsp.: max. Anteil „ortsfremder“ Investoren bei 25 %). Der Anteil für Investoren, welche beispielsweise nicht zu den Wärmeabnehmern eines Nahwärmenetzes gehören, kann in der Satzung der Genossenschaft hinterlegt werden, so dass ein Interessenskonflikt zwischen Wärmeabnehmern und Investoren ausge- schlossen wird. Alternativ hat jeder Anteilsnehmer dasselbe Stimmrecht ohne Rücksicht auf die Höhe des Anteils. In diesem Zuge sollte innerhalb der Satzung auch festgelegt werden, ob für die Mitglieder, der Genossenschaft auch eine sog. Nachschusspflicht besteht. Die Nachschusspflicht kommt dann zu tragen, wenn Verluste erwirtschaftet werden. Sie verpflichtet die Mitglieder bei Verlusten finanzielle Einlagen zu tätigen, wel- che über den definierten Pflichtanteil hinausgehen. Das Prinzip der Selbsthilfe beschreibt die freiwillige Zusammenkunft von Mitgliedern, um gemeinsam zu wirtschaften, ohne Unterstützung Dritter (Staat, Kreditinstitute, etc.). Die Prinzipien der Selbstverwaltung und -verantwortung beschreiben den Umstand, dass die Genossenschaft von Personen geführt wird, welche selbst Mitglied der Genos-

154 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler senschaft sind. Durch einen gesetzlichen Prüfverband wird mind. alle zwei Jahre die Genossenschaft dahingehend überprüft, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse sind und ob die Geschäfte ordnungsgemäß geführt werden. Die Organschaft innerhalb einer Genossenschaft ist durch das Genossenschaftsgesetz einheitlich geregelt. Durch die Mitglieder bzw. Vertreter sind ein Aufsichtsrat und ein Vorstand zu benennen. Dabei kontrolliert der Aufsichtsrat die Entscheidungen des Vor- standes. Der Vorstand sollte mindestens mit jeweils einem Mitglied unterschiedlicher Interessengemeinschaften besetzt werden, so dass Interessen beispielsweise von Landwirten und Wärmeabnehmern gleichzeitig gewahrt werden.

6.3.3 Kommunalkredite

Direktinvestitionen von öffentlichen Einrichtungen können im Rahmen von Kommunal- krediten bedient werden, die als vielschichtige Angebote diverser Kreditgeber auf dem Finanzmarkt angeboten werden. Als Beispiel wurde der Kommunalkredit der Kreditan- stalt für Wiederaufbau (KfW) gewählt. Die KfW bietet Kommunen einen zinsvergünstig- ten und langwährenden Kommunalkredit an, der zum Ausbau von Infrastrukturmaß- nahmen zugänglich gemacht wird. Förderfähig sind insbesondere Maßnahmen wie die Umstellung auf erneuerbare Energien, Erschließungsmaßnahmen und Ankauf von Grunderwerb, welcher dauerhaft von kommunalen Unternehmen zu tragen und nicht umlagefähig ist. Der Kreditbetrag ist nicht limitiert, wobei jedoch maximal 50 % des Kre- ditvolumens finanziert wird. Während einer maximalen Laufzeit von 30 Jahren werden maximal fünf tilgungsfreie Anlaufjahre zugesprochen. Der Programmzinssatz richtet sich nach dem Tag der Auszahlung und wird alternativ auf 5, 10 oder 20 Jahre festge- schrieben. Attraktiv ist die Auszahlung zu 100 % als Direktkredit. Eine Alternative stellt auch die Option eines KfW-Rahmenkredites dar. Eine Mitfinanzie- rung der im Vermögenshaushalt des jeweiligen Haushaltsjahres veranschlagten Investi- tionen und Investitionsfördermaßnahmen für kommunale Gebietskörperschaften und deren Eigenbetriebe wird als Rahmenkredit mit bis zu 50 % im Haushaltsplan für das jeweilige Jahr vorgesehenen und entsprechend genehmigte Neukreditaufnahme finan- ziert.

6.3.4 Energieeinspar-Contracting

Ein Finanzierungskonzept, welches die Investitionen zur Planung, Umsetzung und Be- gleitung von Maßnahmen im Bereich effizienter Anlagentechnologien und erneuerbarer Energien leistet, stellt das Energiecontracting (Energiedienstleistungskonzept) dar. Grundsätzlich kann jede juristische Person die Energiedienstleistung anbieten. Auf- grund der Komplexität der Energiedienstleistung sind die Anbieter jedoch meistens in branchenspezifischen Unternehmen angesiedelt (Wärmeversorger, Stadtwerke, EVU, Anlagenbauer, etc). Vertragsgegenstand zur Energiedienstleistung kann zu Teilen oder im Gesamten aus Beratung, Förderanträgen, Finanzierung, Risiokoabsicherung, Be- triebsführung, Wartung und Anlagenoptimierung, Implementierung, Organisationskon- 155 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler zepte und Planung bestehen. Als Contractingnehmer ist ein weiterer Kundenkreis, wie öffentliche Einrichtungen, Industrie und Gewerbe aber auch Private zu nennen, die Ge- bäudebestände unterhalten. Zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen ist das sogenannte Einsparcontracting zu empfehlen. Hierbei werden Einsparpotenziale in ei- nem bestehenden Gebäude analysiert und durch den Contractinggeber umgesetzt. Die Refinanzierung der Investitionskosten wird über die eingesparten Energiekosten an den Contractingnehmer weitergeleitet (Contracting-Rate). Die wesentlichen Merkmale die- ses Contracting-Modells liegen in der direkten Kostenentlastung (Investitionsvolumen) beim Contractingnehmer und der Risikoübergabe an den Contractinggeber. Nach der Vertragslaufzeit, in der Regel zwischen sieben und zwölf Jahren, gehen das Eigentum sowie das Risiko an den Contractingnehmer über. Der Gegenstand der Vertragsgestal- tung ist frei, so dass die Laufzeiten, Risiko- und Erfolgsbeteiligungen sowie der Umfang der Maßnahmen im Vorfeld ausgehandelt werden können. Contractoren können ver- günstigte Mittel über Umweltprogramme oder im Rahmen von Forfaitierungsmöglichkei- ten68 integrieren.

6.3.5 Klima-Sparbrief

Der Ausbau an erneuerbaren Energien kann über eine Kooperation zwischen regiona- len Bankwesen, örtlichen Energiedienstleistern und privaten Akteuren in Form eines Klima-Sparbriefes erfolgen. Hierzu wird ein Anlageprodukt definiert, welches aus- schließlich auf den Ausbau an regionalen erneuerbarer Energien zweckgebunden ver- wendet werden darf und dessen Umsetzung durch den kooperierenden Energiedienst- leister erfolgt. Als sichere und regionale Wertanlage für Privatinvestoren schafft dieses Finanzierungskonzept einen nachhaltigen Investitionskreislauf, dessen Verwaltung und Verantwortung bei der regionalen Bankeinrichtung liegt. Private Einlagen können bzgl. des Volumens, Stückelung, Verzinsung und Laufzeit verhandelt werden. Für öffentliche Einrichtungen ist dieser Klima-Sparbrief relevant, sofern sich örtliche Einrichtungen be- teiligen.

6.3.6 Förderprogramme

Für den Bereich der Mobilitätsentwicklung stehen eine Vielzahl von Programmen und Finanzierungstöpfen zur Förderung der Stadtentwicklung und Verbesserung der städti- schen Verkehrsverhältnisse zur Verfügung. Deren Projektrelevanz und Mittelverfügbar- keit für die Umsetzung der vor allem baulichen Maßnahmen im Bereich Mobilität und Verkehr ist im Einzelfall zu überprüfen. Zur Stadtentwicklung dienen Programme wie Soziale Stadt, Stadtumbau West, Aktive Stadt- und Ortsteilzentren, Kleinere Städte und Gemeinden oder Förderung der Dorfentwicklung. Mit Hilfe des Gemeindeverkehrsfinan-

68 Ankauf von Forderungen unter dem Verzicht auf einen Rückgriff gegen den Verkäufer bei Zahlungsausfall

156 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler zierungsgesetzes (GVFG) sind Maßnahmen im ÖPNV finanziell zu fördern. Häufig wird die Förderfähigkeit von dem Vorhandensein eines Nahverkehrsplans oder vergleichba- rer Planungen abhängig gemacht. Zur Umsetzung von Maßnahmen aus dem Bereich der Soft Policies (Entwicklung einer multioptionalen Mobiliätskultur) bieten sich die Formen der Bürgerbeteiligung i.w.S. an. Hierzu zählen auf der Basis eines regen Informationsaustauschs und einer transparen- ten Kommunikation der Gestaltungsziele und Entwicklungsinhalte die partizipativen An- sätze wie Runder Tisch, Bürgersprechstunde, Workshop, Mobilitätsportal oder Zu- kunftswerkstatt. Die frühzeitige Beteiligung vereint die Chancen der Information, Konsul- tation und Kooperation vor dem Hintergrund, das Mobilitätsverhalten des Einzelnen und der Gruppe (Ortsgemeinschaft) zu korrigieren und die Verkehrsmittelwahl zugunsten der Verkehrsmittel des Umweltverbundes zu verändern. In diesem Bereich stellen ne- ben Sponsoring und Spenden die Initialisierung von Genossenschaften und Vereinen von der öffentlichen Hand unabhängige Finanzierungsansätze dar.

157 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Q1 Installation eines Klimaschutzmanagers Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler

Handlungsfeld: Querschnittmaßnahmen Kurzbeschreibung: Einrichtung einer zentralen Stelle zur Koordination und Umsetzung der im Klimaschutzkonzept der Stadt Ottweiler entwickelten Maßnahmen. Der Bund fördert die Installation eines Klimaschutzmanagers mit bis zu 65 % der zuwendungsfreien Ausgaben. Akteure: Stadt Ottweiler

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: ab 2011 Laufzeit: Unbefristet Maßnahmenbeschreibung: Anstellung eines Klimaschutzmanagers im administrativen Bereich der kommuna- len Verwaltung Hintergrund: Das BMU empfiehlt zur Umsetzung der Klimaschutzstrategie einen zentralen Koor- dinator als sog. „Klimaschutzmanager“ zu beschäftigen. Dieser ist dafür verantwort- lich, die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts zu begleiten und entsprechend zu managen. Aufgaben des Klimaschutzmanagers sind die fachliche Beratung der Entscheidungsträger, die Initiierung und Umsetzung von Klimaschutzprojekten, die Vorbereitung und Durchführung von Schulungen und Informationsveranstaltungen, die Erfassung, Auswertung und Überwachung der kommunalen Energiedaten so-

wie die Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz und ggf. die Anpassung des Klimaschutzkonzepts. Der KS-Mangager ist Voraussetzung für die Förderung von PR-Maßnahmen. Konfliktpotenzial: Keins Kosten und Finanzierung: Die jährlichen Kosten belaufen sich je nach Lohngruppe (E 11 bzw. E 12 TVöD) auf 38.400 € bis 63.240 € (inkl. 20 % Lohnnebenkosten). Im Rahmen der KSI wird die Installation eines Klimaschutzmanagers mit bis zu 65 % der zuwendungsfreien Ausgaben für max. 3 Jahre gefördert.

CO2-Minderung: Keine Quantifizierung möglich Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Beantragung Fördergelder KSI - Stellenausschreibung

Best Practice: Klimaschutzmanager Kreisstadt Saarlouis, Herr Rupp, Amt 68

Abbildung 6-2: Maßnahmenblatt zur Installation eines Klimaschutzmanagers

158 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Q2 Gründung einer Energiegenossenschaft Zuständigkeit / Kontakt: Stadt Ottweiler

Handlungsfeld: Querschnittmaßnahmen Kurzbeschreibung: Gründung einer Energiegenossenschaft zur Umsetzung von Maßnahmen des Klimaschutz- konzepts mit größeren Investitionsvolumina Akteure: Stadt Ottweiler, Bürger, Projektierer und Betreiber von Erneuerbare- Energie-Anlagen

Räumlicher Bezug: Administratives Gebiet der Stadt Ottweiler Zeitraum / Beginn: Ab 2011 Laufzeit: unbefristet Maßnahmenbeschreibung: Gründung einer Energiegenossenschaft, in der sich die Bürger der Stadt Ottweiler an der lokalen Energiezukunft beteiligen können und wodurch die Nutzung er- neuerbarer Energien in der Region verstärkt wird.

Hintergrund: Die Stadt Ottweiler bietet ein großes Potenzial zum Ausbau der erneuerbaren Energien. Vor allem im Bereich der Windkraftnutzung konnten mehrere gut geeig- nete Standorte ausgewiesen werden. Um die Kommune bei der Finanzierung sol- cher Projekte zu entlasten und die Bürger, Handwerker und lokal ansässigen Un- ternehmen zu beteiligen (regionaler Mehrwert), eignet sich die Energiegenossen- schaft. Sie ist eine Kooperation von Einzelpersonen, die ein gemeinsames Auftre- ten am Markt ermöglicht. Die Mitglieder einer Genossenschaft erwerben Anteile an der Genossenschaft und erhalten aufgrund ihrer Einlagen eine Rendite. Vorteile: - Mitgestaltung / Mitbestimmung der lokalen Energiezukunft durch die Bürger - Intensivierung der kommunalen Zusammenarbeit - Wirtschaftliche Förderung der Region - Imagewirkung / Vorbildfunktion Konfliktpotenzial: - organisatorischer Aufwand - Rechtsfragen Kosten: Keine Quantifizierung möglich

CO2-Minderung: Keine Quantifizierung möglich Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X Regionaler Mehrwert X Kosten X Kosten/Nutzen X Maßnahmenschärfe X Gesamtbewertung X Weiteres Vorgehen: - Informationsveranstaltung; Interessensbekundung - Bilden einer Arbeitsgruppe

Best Practice: FairPlanet eG, Bioenergiedorf Juhnde eG, Energieversorgung Honigsee eG, Bio- energieregion Hohenlohe-Odenwald-Tauber eG, Eifel Energiegenossenschaft eG Abbildung 6-3: Maßnahmenblatt zur Gründung einer Energiegenossenschaft 159 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

6.4 Kommunikationskonzept

Die Umsetzung des Klimaschutzkonzepts hängt sehr stark davon ab, wie die Ergebnis- se des Klimaschutzkonzepts sowie die Entwicklungen und Fortschritte in den nächsten Jahren in der Öffentlichkeit, aber auch verwaltungsintern, kommuniziert werden. Kapitel 5.5 liefert bereits einige Ansätze und Ideen, durch die die Öffentlichkeit sowie wichtige Akteure des Klimaschutzes erreicht werden können. Vorrangiges Ziel der Öf- fentlichkeitsarbeit sollte es dabei sein, die Akzeptanz von Klimaschutzmaßnahmen nachhaltig zu fördern und weitere Akteure für den Klimaschutz zu begeistern. Die Stadt Ottweiler eignet sich aufgrund ihrer Potenziale und dem vorhandenen Enga- gement der Stadt sowie der übrigen Akteure als Vorreiter zur Realisierung von Klima- schutzprojekten. Durch innovative Maßnahmen, wie z.B. das Mobilitätszentrum am „Neuen Bahnhof“ oder den Nahwärmeausbau in Fürth zum Null-Emissions-Dorf, könnte sich die Stadt Ottweiler im Saarland zur Beispielkommune für Klimaschutz entwickeln. Aufgrund der Lage Ottweilers in einer Region, in der bislang wenig innovative Klima- schutzmaßnahmen umgesetzt wurden, könnte Ottweiler zum Vorbild vieler Städte und Gemeinden werden. Dieses Image sollte durch eine entsprechende Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit so- wie durch eine entsprechende Außendarstellung von der Stadt Ottweiler angestrebt werden. Benachbarte Kommunen und Landkreise könnten dann künftig auf die Erfah- rungen der Stadt Ottweiler zurückgreifen und ihrem Vorbild folgen. Dies setzt jedoch voraus, dass erforderliche Informationen von der Stadt öffentlich und gut zugänglich bereitgestellt werden. Neben dem Internet und der Presse als Medium zur Informationsverbreitung ist an dieser Stelle vor allem das Mobilitätszentrum am „Neuen Bahnhof“ zu erwähnen, das zusätzlich auch als Informationszentrum für Fragen rund um den Klimaschutz genutzt werden könnte. Somit könnte der „Neue Bahnhof“ in Ottweiler zum zentralen Anlaufpunkt „Klimaschutz“ für Menschen aus der gesamten Region werden. Neben der Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation ist es sehr wichtig, dass alle Entschei- dungen der Stadt und besonders ihrer politischen Gremien im Sinne des Klimaschutzes gefällt werden. Die Stadt sollte als Vorbild vorangehen und den Klimaschutz den Bür- gern aktiv vorleben. Dies bedeutet z.B., dass kommunale Gebäude entsprechend der Vorgaben der EnEV saniert worden und das Nutzungsverhalten in den Gebäuden opti- miert worden sein sollte. Um sich bei politischen Entscheidungen den Vorgaben des Klimaschutzes zu verpflich- ten, sollte der Stadtrat in einem Beschluss dem folgenden Leitbild zustimmen (siehe Kapitel 6.7).

160 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

6.5 Fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz

Die erfolgreiche Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und seiner Maßnahmen erfor- dern die Durchführung eines Monitoring, d.h. den ständigen Abgleich der tatsächlichen Entwicklungen mit den Empfehlungen des Konzepts. Nur so kann garantiert werden, dass das Klimaschutzkonzept nachhaltig umgesetzt und, falls notwendig, sinnvoll ange- passt werden kann. Das Monitoring der Maßnahmenumsetzung liegt im Verantwortungsbereich der Stadt und wird nicht zuletzt durch die Förderung des Klimaschutzmanagers durch das Bun- desumweltministerium unterstützt. Innerhalb des Klimaschutzkonzepts wird zur Überwachung der Maßnahmenumsetzung die Fortschreibung der aktuellen Energie- und CO2-Bilanz empfohlen.

Durch die regelmäßige Aktualisierung der Energie- und CO2-Bilanz können die Entwick- lungen in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität verfolgt und mit den vorgegebe- nen Zielen des Klimaschutzkonzepts abgeglichen werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher ein Microsoft Excel® basiertes Tool entwickelt, durch das die Energie- und CO2-Bilanz der Stadt Ottweiler jährlich aktualisiert und mit den Vorgaben der Klimaschutzinitiativ verglichen werden kann. Aufbauend auf der in Kapitel 4.10 beschriebenen (autonomen) Trendentwicklung wurde ein Zieltrend entwickelt, der die Entwicklung der Energie- und CO2-Bilanz unter Berück- sichtigung der im vorliegenden Klimaschutzkonzept entwickelten Maßnahmen be- schreibt. Dabei wurden die Effekte, die durch die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen zu erwarten sind, in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Umsetzung in den autonomen Trend integriert.

Abbildung 6-4 zeigt die Zieltrendentwicklung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050. Die in der Abbildung hinterlegten Daten sind in Anhang V enthalten. In Abbildung 6-5 sind zudem der Zieltrend und der autonome Trend für die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität gegenübergestellt. Wie bereits in Kapitel 6.1 beschrieben wurde, können die höchsten Einspareffekte in der Stromerzeugung erzielt werden.

161 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

160.000 t CO2

120.000 t CO2 Wärme (Haushalte) 80.000 t CO2 Wärme (Kommune) Wärme (Industrie) 40.000 t CO2 Mobilität

0 t CO2 Strom 1990* 2010* 2020* 2030* 2050* -40.000 t CO2 * geschätzt -80.000 t CO2

Abbildung 6-4: Zieltrendentwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler bis 2050

60.000 t CO2

40.000 t CO2 Strom (autonom) 20.000 t CO2 Strom (Ziel) Wärme (autonom) 0 t CO2 Wärme (Ziel) 2010* 2020* 2030* 2050* -20.000 t CO2 Mobilität (autonom) Mobilität (Ziel) -40.000 t CO2 * geschätzt -60.000 t CO2

Abbildung 6-5: Vergleich der Ziel- und autonomen Trendentwicklung der CO2-Emissionen

Zur Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz müssen die Energiedaten der Stadt Ottweiler jährlich aktualisiert und in das Excel-Tool eingegeben werden. Die Eingabe der aktualisierten Daten in die Exceltabelle erfolgt über ein Eingabeformular. Zu diesem Zweck sollten folgende Daten jährlich einmal durch den Klimaschutzmanager aktuali- siert werden: 1. Stromverbrauch der privaten Haushalte, der öffentlichen Hand sowie der Indus- trie und des Gewerbes 2. Regenerative Stromeinspeisung (Fotovoltaik, Windenergie, Wasserkraft, Bio- masse, Klärgas, Deponiegas, Geothermie) 3. Gasverbrauch der privaten Haushalte, der öffentlichen Hand sowie der Industrie 162 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

und des Gewerbes 4. Wärmebedarf der an ein Nahwärmenetz angeschlossenen Gebäude sowie die Beheizungsstruktur dieser Gebäude nach Energieträgern 5. Kollektorfläche der Solarthermieanlagen 6. Installierte Leistung der Bioenergieanlagen 7. Installierte Leistung der Wärmepumpen Die Strom- und Gasverbrauchswerte der aufgelisteten Sektoren können beim Energie- versorger, in diesem Fall der energis GmbH, jährlich abgefragt werden. Die Einspeisemengen der nach dem EEG vergüteten Stromerzeugungsanlagen werden regelmäßig vom Übertragungsnetzbetreiber bzw. in aufbereiteter Form auf der Energy- Map69 der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) veröffentlicht und können von dort heruntergeladen werden. Die Daten zur Darstellung der Nahwärmeversorgung können bei den jeweiligen Betrei- bern des Nahwärmenetzes angefragt werden. Der Betreiber sollte Auskunft über den Wärmebedarf der angeschlossenen Gebäude sowie über die zur Wärmebereitstellung eingesetzten Brennstoffe geben können. Die Daten können über ein gesondertes Ein- gabeblatt in das Excel-Tool eingetragen werden (vgl. Abbildung 7-21). Bestandsdaten zur Solarthermie, zur Bioenergie sowie zu Wärmepumpen können über das BAFA ermittelt werden. Zurzeit testet das BAFA ein neues Online-System, über das zukünftig die Daten der durch das BAFA geförderten Anlagen abgefragt werden kön- 70,71 nen. Zusätzlich bemüht sich das Land, von den Schornsteinfegern Daten zur Wär- mebereitstellung pro Kommune zu generieren. Wenn diese Daten seitens des Landes veröffentlicht werden, sollten diese anstatt der BAFA-Daten herangezogen werden. Die Daten zur Bilanzierung des Mobilitätsbereichs müssen aufgrund des hohen Auf- wandes nicht jährlich ermittelt werden. Hier wurden bereits Werte vorgegeben, die op- tional durch die Stadt bzw. den Klimaschutzmanager ersetzt werden können. Entspre- chende Verkehrszählungen werden im 5-Jahres-Rhythmus durchgeführt, sodass die Eingabedaten spätestens nach fünf Jahren überprüft werden sollten. Abbildung 6-6 zeigt, wie sich der autonome sowie der Zieltrend bis 2050 entwickeln.

Durch die Fortschreibung der Energie- und CO2-Bilanz durch die jährliche Aktualisie- rung der Daten kann die tatsächliche Entwicklung im Vergleich zu den Trendentwick-

69 EnergyMap: http://www.energymap.info

70 Solaratlas: http://www.solaratlas.de; Biomasseatlas: http://www.biomasseatlas.de

71 Nicht durch die BAFA geförderte Anlagen werden hierbei nicht erfasst.

163 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler lungen dargestellt werden. Die tatsächliche Entwicklung sollte sich dabei an dem Ziel- trend orientieren (vgl. Abbildung 6-6).

Abbildung 6-6: Tatsächliche sowie (autonome und Ziel-)Trendentwicklung der CO2-Emissionen

Treten Abweichungen zwischen dem Zieltrend und der tatsächlichen Entwicklung auf, sollte umgehend die Ursache dafür ermittelt werden. Dabei ist es hilfreich, die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität, die sich auch gegenläufig entwickeln und somit gegensei- tig ausgleichen können, einzeln zu betrachten. Sie werden in der Energie- und CO2- Bilanz getrennt von einander aufbereitet (vgl. Abbildung 7-19 und Abbildung 7-20) und in Analogie zur Abbildung 6-6 für jeden Bereich separat dargestellt.

Die Anwendung des Tools zur fortschreibbaren Energie- und CO2-Bilanzierung wird der Stadt Ottweiler durch das Projektkonsortium an einem gesonderten Termin vorgestellt. Nach zehn Jahren sollten die der Bilanzierung zugrundeliegenden Hintergrunddaten durch das Projektkonsortium überprüft und bei Bedarf entsprechend angepasst werden.

6.6 Regionale Wertschöpfung

Die finanziellen Wirkungen von Maßnahmen auf den Haushalt der Kommune und die Wertschöpfung aller Leistungen der Kommune lassen sich wie in 4.11 dargelegt nur schwer beziffern. In Abbildung 6-7 ist dargelegt, wie eine Kommune direkt durch die Investition in erneuerbare Energien profitieren kann. Neben den kommunalen Steuern wie die Gewerbesteuer sowie dem kommunalen Anteil an der Einkommenssteuer, kann eine Kommune bei eigenen Investitionen durch direkte Gewinne und bei Verpachtung von Flächen (z.B. für Windkraft) durch Pachterlöse monetäre Vorteile generieren. Durch 164 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler die Steigerung des Einkommens der Beschäftigten in der Kommune werden neben di- rekten Erlösen durch die Einkommenssteuer auch indirekt Vorteile generiert: Das er- höhte Einkommen bedeutet eine stärkere Kaufkraft, die z.B. für den Einzelhandel im- mens wichtig ist.72

Kommunale Wertschöpfung

Gewinne nach Nettoeinkommen Kommunale Steuern (wie z.B. von Beschäftigten Steuern Pachteinnahmen) in der Kommune

Kommunaler Anteil Gewerbesteuer Einkommenssteuer

Abbildung 6-7: Mögliche Vorteile einer kommunalen Verwaltung durch Investitionen in EE

Im Folgenden sind die Investitionen in Erneuerbare Energien sowie die daraus resultie- renden Nettobeschäftigungseffekte (durch EE induzierte Beschäftigungseffekte wengier der durch EE verdrängten Beschäftigung) dargestellt. Daneben gibt es auch starke Ef- fekte im Bereich der Mobilität und der Dämmung von kommunalen Gebäuden. Letzter Punkt kann erst betrachtet werden, wenn Detailplanungen ein genaueres Bild ergeben. Hier kann die Kommune am deutlichsten sparen! Durch den Einsatz erneuerbarer Energien könnten – auch unter nachhaltigen Ge- sichtspunkten - bis ins Jahr 2020 rund 89 Mio. € investiert werden! Der größte Anteil hieran haben die Investitionen in den Ausbau der Windenergie mit rund 58,5 Mio €, ge- folgt von den Vorhaben der Nahwärmenetze (jeweils 6-7 Mio €) und der Fotovoltaikfrei- flächenanlage (4 Mio €) (vgl. hierzu Abbildung 6-8). Neben diesen Einzelprojekten wird erwartet, dass die Bürger verstärkt in holzbasierte Heizungen, Solarthermie, Fotovoltaik und Wärmepumpen investieren.

72 Hoffmann hat hier beispielhaft bis zu drei Multiplikatoreneffekte unterschieden. Vgl. Hierzu Hoffmann, D. (2007): Regionale Wert- schöpfung durch optimierte Nutzung endogener Bioenergiepotenziale als strategischer Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwick- lung. Dissertation, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

165 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 6-8: Investitionssummen in erneuerbare Energien bis 2020

Diese Investitionen bedeuten eine Erhöhung der Wertschöpfung in der Kommune: Zum einen wird das Handwerk bis ins Jahr 2020 durch Aufträge (Installation und Wartung) profitieren, zum anderen die Kommune durch z.B. ein erhöhtes Steueraufkommen. Ins- besondere aus der Einkommenssteuer und der Gewerbesteuer werden Effekte erwar- tet. In Abbildung 6-9 sind die Nettobeschäftigungseffekte dargestellt. Ohne die im Kli- maschutzkonzept entwickelten Maßnahmen, d.h. durch die derzeit beschlossenen bun- desweiten Maßnahmen, könnten diese Effekte von 0,25 Mio € auf 1,25 Mio € gesteigert werden. Wenn alle Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes verwirklicht werden, so steigert sich dieser Effekt gegenüber dem Nichtstun um das 2,5 fache auf gut 3,1 Mio €! Alleine in der Stromerzeugung macht dieser Effekt in etwa 2,8 Mio € aus. Hier macht wiederum die Windkraft mit rund 1,5 Mio € den größten Anteil aus. Aus dem Solarstrom sind in etwa 1,1 Mio € zu erwarten (siehe Tabelle 6-3). Zusätzlich kommen noch Effekte aus der Wärmeerzeugung hinzu. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Investitionen in erneuerbare Energien eine starke Wirtschaftsförderung sind, die eine Kommune wie Ottweiler nutzen kann, um ei- ne Möglichkeit zu haben, ihren Haushalt wieder zu sanieren.

Tabelle 6-3: Nettobeschäftigungseffekte der Stromerzeugung verschiedener EE bis ins Jahr 2050

Netz €/kW 2010 2020 2030 2050

Solarstrom 40,85 88.767 € 632.118 € 968.242 € 1.140.213 €

Windkraft 22,25 160.200 € 1.495.200 € 1.495.200 € 1.495.200 €

166 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Netz €/kW 2010 2020 2030 2050

Wasserkraft 74,05 0 € 444 € 444 € 444 €

Biogas 105,6 0 € 184.800 € 184.800 € 184.800 €

Klärgas, etc. 105,6 0 € 0 € 0 € 0 €

Summe 248.967 € 2.312.562 € 2.648.686 € 2.820.657 €

3,5 Mio. €/a

3,0 Mio. €/a

2,5 Mio. €/a

2,0 Mio. €/a

1,5 Mio. €/a

1,0 Mio. €/a

0,5 Mio. €/a

0,0 Mio. €/a 2010 2020 2030 2050 autonomer Trend Zieltrend

Abbildung 6-9: Entwicklung der Nettobeschäftigungseffekte im Zieltrend (mit Maßnahmen) und im auto- nomen Trend

6.7 Klimaschutz-Leitbild der Stadt Ottweiler

Der Bau- und Umweltausschuss der Stadt Ottweiler bekennt sich zu dem Ziel, bis zum Jahr 2020 Null-Emissionsstadt zu werden und damit als gutes Beispiel für andere saar- ländische Kommunen voranzugehen. Die Energie- und Klimaarbeit der Stadt Ottweiler wird künftig auf der Grundlage des in- tegrierten Klimaschutzkonzepts und der darin entwickelten Umsetzungsstrategie im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten sowie der kommunalen Einflussmöglichkeiten fortgeführt. Das heißt, dass alle zukünftigen Beschlüsse der Stadt Ottweiler vor diesem Hintergrund unter dem Vorbehalt der Vermeidung klimarelevanter Emissionen durchge- führt werden. Bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts handelt es sich um Maßnahmen mit inter- disziplinärem Charakter, bei denen es in vielen Bereichen Überschneidungen, Wech- selwirkungen und Mitnahmeeffekte geben kann. Die Umsetzung der Maßnahmen be- darf somit einer zentralen Koordinationsstelle. Daher soll in der Stadtverwaltung die

167 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Stelle eines sog. Klimaschutzmanagers geschaffen und besetzt werden. Der Klima- schutzmanager ist für die Umsetzung der Maßnahmen des Klimaschutzkonzepts ver- antwortlich und hat dem Bau- und Umweltausschuss regelmäßig Bericht über die lau- fenden Entwicklungen zu geben. Als erster Schritt zur Erreichung dieser Ziele sollte der Stadtrat daher die Verwaltung der Stadt auffordern, - einen Klimaschutzmanager zu installieren, der in den ersten Jahren die Durch- führung der Maßnahmen kontrolliert und moderiert. Der Klimaschutzmanager soll bei der Stadt Ottweiler angestellt sein - dringende Maßnahmen des Klimaschutzkonzepts einzuleiten. Dies gilt insbeson- dere für die Sofortmaßnahmen - Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes zu fördern - die Klimaschutzbemühungen der Stadt durch fortwährende Öffentlichkeitsarbeit zu kommunizieren - den Stadtrat und seine Ausschüsse regelmäßig über den Fortgang der Arbeiten zu informieren - sich an der wissenschaftlichen Begleitforschung und an der kommunalen Vernet- zung zwischen einzelnen Projekten im Rahmen der vom BMU gestellten Anfor- derungen zu beteiligen und insbesondere an zwei überregionalen Veranstaltun- gen pro Jahr teilzunehmen - das im Klimaschutzkonzept entwickelte Controllingsystem zur Zielerreichung an- zuwenden

168 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

7 Zusammenfassung des Klimaschutzkonzepts

Nach der Devise „Global denken, lokal handeln“ fördert die Bundesregierung innerhalb der Klimaschutzinitiative des BMU seit 2008 die Bemühungen der Kommunen in Sa- chen Klimaschutz. Die Stadt Ottweiler hat sich im Jahr 2009 dazu entschlossen, sich der Klimaschutzinitia- tive des BMU anzuschließen und ein Partnerkonsortium, bestehend aus der IZES gGmbH, der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH sowie dem Verkehrsplanungsbüro ATP Axel Thös PLANUNG, mit der Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzepts mit Nullemissionsstrategie sowie eines Teilkonzepts zur Wärmenutzung für die Stadt Ottweiler zu beauftragen. Ziel der Klimaschutzinitiative ist es, der Kommune Maßnahmen in den Bereichen Er- neuerbare Energien, Energieeffizienz und Mobilität sowie im Bereich der Öffentlich- keitsarbeit aufzuzeigen und ein integratives Konzept zur Umsetzung der Maßnahmen zu entwickeln. Dadurch wird zum einen ein Beitrag zur Minderung der lokalen CO2- Emissionen geleistet, zum anderen kann durch die konsequente Umsetzung der Maß- nahmen auch ein Beitrag zur langfristigen Konsolidierung der kommunalen Haushalte generiert werden. Zunächst wurden die Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge (Strom- und Wärme- versorgung, Wasserversorgung, Versorgungseinrichtungen, Arbeitsplatzangebot, Ver- kehrsangebot, etc.) analysiert und in Form einer Energie- und CO2-Bilanz aufbereitet. Abbildung 7-1 zeigt die CO2-Emissionen der Jahre 1990 bis 2010. Die Reduktion der CO2-Emissionen ist v.a. auf die Erfolge im Bereich der Gebäudesanierung zurückzufüh- ren.

100.000 t Strom Wärme Mobilität 80.000 t

Private Haushalte 60.000 t Öffentliche Hand Industrie und Gewerbe 40.000 t Verkehr 20.000 t

* geschätzt 0 t 1990* heute 1990* heute 1990 heute

Abbildung 7-1: CO2-Emissionen von 1990 bis 2050

169 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Auf Grundlage der Energie- und CO2-Bilanz der Stadt Ottweiler konnte gezeigt werden, dass eine Abnahme der CO2-Emissonen bis zum Jahr 2020 um 57 %, bis 2030 um 71 % und bis 2050 um über 80 % gegenüber 1990 zu erwarten ist, wenn der derzeitige Trend ohne die Umsetzung zusätzlicher Maßnahmen durch das Klimaschutzkonzept fortgeführt wird. Der größte Anteil der CO2-Emissionen mit etwa 70 % wird auch im Jahr 2050 – wie bereits auch heute – durch die Wärmeversorgung der privaten Wohngebäu- de bewirkt (vgl. Abbildung 7-1).

Um den Rückgang der CO2-Emissionen zu beschleunigen und darüber hinaus das Ziel einer (rechnerisch) zu 100 % CO2-neutralen Energieversorgung zu erreichen, wurden die Potenziale zur Minderung der CO2-Emissionen untersucht. Dabei wurden verstärkt der Bereich der erneuerbaren Energien, der Energieeffizienz sowie der Bereich der Verkehrsvermeidung, -verlagerung und -gestaltung untersucht.

In Tabelle 7-1 wird dargelegt, wie die Energie- und CO2-Bilanzierung methodisch bear- beitet wurde.

Tabelle 7-1: Informationen zur Energie- und CO2-Bilanzierung

Im Strombereich konnte in den Gewicht, dennoch sind Maßnah- Rund 26 % der für das Basisjahr vergangenen Jahren speziell men zur Minderung der CO2- 2010 berechneten CO2- durch den Zubau von Fotovoltaik- Emissionen in diesem Bereich Emissionen werden durch den anlagen sowie durch die Errich- aufgrund der Vorbildfunktion der Kfz-Verkehr auf der B 41 erzeugt. tung der Windkraftanlagen „Auf Stadt für die Bürger und Unter- Dieser Durchgangsverkehr ist der Hardt“ und „Auf der Hub“ be- nehmen sehr wichtig. allein durch Maßnahmen der Stadt Ottweiler im Rahmen des Klima- reits eine deutliche Reduzierung Die Mobilität hat bereits heute schutzkonzeptes nicht zu beein- der CO2-Emissionen erzielt wer- einen ebenso großen Einfluss auf flussen. Hier bedarf es der engen den. die CO -Bilanz der Stadt Ottweiler 2 Zusammenarbeit und Abstimmung wie der Stromverbrauch. Aktuell In der Wärmeversorgung ist der mit den nahen und fernen Nach- dominieren hierbei die Kraftfahr- Energiebedarf aufgrund effizienter bargemeinden, um insbesondere zeuge gegenüber den übrigen Heizungssysteme und höherer den Einfluss des Pkw-Pendler- Verkehrsmitteln. Die flexibleren Wärmedämmstandards (Energie- verkehrs auf die städtische CO - und modal vernetzten Verkehrsar- 2 einsparverordnung), speziell im Bilanz zu reduzieren. Bereich der privaten Wohngebäu- ten wie CarSharing, Bike+Ride, de, in den vergangenen Jahren Rufbus oder alternative ÖPNV- Der Quell- und Zielverkehr bzw. ebenfalls deutlich zurückgegan- Angebote wie ein Linienbandbe- Binnenverkehr mit einem Anzie- gen. Durch den vermehrten Ein- trieb spielen bisher keine oder nur hungspunkt innerhalb des Stadt- satz von biogener Wärme (z.B. eine untergeordnete Rolle für die gebietes dagegen können gezielt Holzpellets), Nahwärmenetze und Erledigung der alltäglichen Mobili- durch stadtbezogene Minde- Wärmepumpen wird der Anteil tätswünsche und Verkehrswege rungsmaßnahmen beeinflusst regenerativer Wärmenutzung der Ottweiler Bevölkerung. werden. erheblich gestärkt. Dies ist hin- Einen erheblichen Einfluss auf den An der Gesamtmenge der CO2- sichtlich steigernder Kosten für Öl ermittelten CO2-Ausstoß im Be- Emissionen im Stadtgebiet haben und Erdgas auch eine Frage der reich Mobilität hat der Durch- die Kfz-Fahrten auf den Stadtstra- kommunalen Daseinsvorsorge gangsverkehr auf den klassifizier- ßen nur einen geringeren Anteil. und sollte durch die rasche Um- ten Ortsdurchfahrten. Gravierend Für diese Straßennetzbereiche setzung von Nahwärmenetzen auf die Gesamthöhe der CO2- kann die Stadt unmittelbar wirk- gefördert werden. Emissionen des Verkehrsbereichs same Ge-staltungsmaßnahmen Der Energieverbrauch der öffentli- wirkt sich hierbei die das Stadtge- realisieren, jedoch bleiben die chen Hand fällt dabei kaum ins biet durchquerende B 41 aus. Minderungsef-fekte entsprechend

170 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

dem Anteil am Gesamtfahrtenauf- die Fragen zur (autofreien) ausrei- In der Stromversorgung ist dage- kommen des stadtbezogenen chenden Grund-versorgung aller gen aufgrund des sich ändernden Straßenverkehrs gering. Stadtteile anzugehen. Kraftwerkparks in Deutschland ein deutlicher Rückgang der Emissio- Die Motorisierungsentwicklung Die CO2-Emissionen werden im nen zu erwarten, sodass in Kom- und die Fahrleistungszunahme Bereich Mobilität in den nächsten bination mit dem erwarteten Aus- deuten auf einen erheblichen Jahren durch Verbesserungen bei bau der erneuerbaren Energien, Handlungsbedarf zur Verände- Fahrzeug- und Ant-riebstechnik speziell der Fotovoltaik auf Dach- rung des Mobilitäts- und Ver- und durch eine Senkung des Flot- flächen, eine negative CO2-Bilanz kehrsverhaltens des Einzelnen, tenverbrauchs weiter, aber gering- im Strombereich zu erwarten ist. zur Begrenzung der Auto-Affinität fügiger zurückgehen. Diese Ent- Hier kann in Ottweiler durch den und zur Verbesserung des positi- wicklung ist vergleichbar zu der verstärkten Ausbau von Wind- ven Einflusses des Umweltver- Entwicklung im Wärmebereich, in energie ein großer Beitrag geleis- bunds auf die Klimabilanz hin. dem die CO2-Emissionen durch tet werden. Diese Veränderungen sind sinn- eine gesteigerte Energieeffizienz vollerweise als integraler Pla- in Zukunft ebenfalls geringfügig nungspro-zess der städtebauli- abnehmen werden. chen Entwick-lungsplanung zu

betrachten. Beispielsweise sind

Im Bereich der erneuerbaren Energien erwiesen sich die größten Potenziale im Ausbau der Windkraftnutzung sowie im Bereich der solaren Energienutzung. In der Nutzung von Biomasse in Biogasanlagen oder durch die Verbrennung von Holz wurden ebenfalls erhebliche Potenziale ermittelt, die im Besonderen vor dem Hintergrund eines Ausbaus der Nahwärmeversorgung in Ottweiler genutzt werden können. Tabelle 7-2 fasst kurz die Maßnahmen im Handlungsfeld Erneuerbare Energien zu- sammen. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung können insgesamt Investitio- nen von rund 90 Mio. € getätigt werden. Investitionen bedeuten eine enorme Wert- schöpfung für Ottweiler: - Das Aufkommen an der Gewerbesteuer und der Einkommenssteuer wird durch die Maßnahmen erhöht. - Bei Beteiligung an z.B. Nahwärmenetzen, Windparks oder PV-Projekten wird di- rekt mitverdient. - Die lokalen Betriebe (z.B. Elektrohandwerk, Hoch- und Tiefbau, Planungsbü- ros,…) werden unterstützt. Die direkten Nettobeschäftigungseffekte alleine durch Investitionen in erneuerbare Energien sind auf ungefähr 0,25 Mio € in 2010 geschätzt. Bis ins Jahr 2050 kann sich dieser Effekt auf etwa 5 Mio € erhöhen, wenn die Maßnahmen umgesetzt werden (s. Abbildung 7-2). Dies ist der Beitrag, den die Bürger der Region dann direkt am Ausbau erneuerbarer Energien in Form von Löhnen in ihrer Geldbörse bemerken. Wenn in Sa- chen Klimaschutz dagegen keinerlei Anstrengungen unternommen werden, ist nur ein Effekt von rund 1 Mio. € zu erwarten.

171 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 7-2: Maßnahmen im Handlungsfeld Erneuerbare Energien

Windenergienutzung (EE1): Die (EE5): Planung und Errichtung abgedeckt werden. Das BHKW Windenergiepotenziale in Ottwei- einer Biogasanlage mit Fermenter, der Biogasanlage würde als Satel- ler sollten bis 2020 erschlossen Güllelager, BHKW und Gärrestbe- liten-BHKW in der Schönbachstr. und mit Windenergieanlagen ver- hälter am Faulenberger Hof west- 7 aufgestellt werden und mit dem sehen werden. Im Himmelwald lich des Ortsteils Mainzweiler. Biogas über eine 1,6 km lange Mikrogasleitung zum Beispiel über könnten vier 3-MW-Anlagen er- Nahwärme in Fürth (EE6): An- den Elchhof versorgt werden. richtet werden, im Buchwald acht schluss von bis zu 287 Gebäuden 3-MW-Anlagen, im Jungenwald mit einen Wärmebedarf von 9 Mio. Nahwärme in Mainzweiler (EE8): drei 3-MW-Anlagen und südlich kWh/a. Die Wärmeversorgung Das Nahwärmenetz in Mainzweiler von Remmesfürth fünf 3-MW- geschieht durch die Abwärme der hätte bei einem Anschlussgrad Anlagen Biogasanlage auf dem Sonnenhof von 66 % der Gebäude eine Län- Kleistwasserkraftanlage (EE2): (500 kWth) und zwei Holzhack- ge von etwa 6,6 km. Dabei würden In der an der Oster gelegenen schnitzelanlagen mit je 2,6 MW. 218 Gebäude angeschlossen ehemaligen Ölmühle Wern ist eine Das BHKW der Biogasanlage werden, die einen Wärmebedarf Wasserkraftnutzung im Bereich würde als Satelliten-BHKW in dem von 10 Mio. kWh/a aufweisen. Die von bis zu 6 kW möglich. Gewerbegebiet Weiherstraße Wärmeversorgung würde durch aufgestellt werden und mit dem die Abwärme einer Biogasanlage

PV-Freiflächenanlage (EE3): Biogas über eine 2 km lange Mi- (0,8 MWth) und zwei Holzhack- Errichtung einer Freiflächenanlage krogasleitung über den Sonnenhof schnitzelanlagen je 2,7 MW abge- auf einer stadteigenen Ackerfläche versorgt werden. deckt werden. Das BHKW der mit einer Leistung von etwa Biogasanlage würde als Satelliten- Nahwärme in Lautenbach (EE7): 1,5 MW P und einem jährlichen BHKW in der Stegebachstr. 6 Das Nahwärmenetz in Lautenbach Stromertrag von 1,5 Mio. kWh. aufgestellt werden und mit dem hätte bei einem Anschlussgrad Biogas über eine 0,9 km lange Biogasanlage in Fürth (EE4): von 66 % der Gebäude eine Län- Mikrogasleitung zum Beispiel über Planung und Errichtung einer ge von etwa 7,5 km. Dabei würden den Sandhof versorgt werden. Biogasanlage mit Fermenter, 248 Gebäude angeschlossen Güllelager, BHKW und Gärrestbe- werden, die einen Wärmebedarf Nahwärme in Lehbesch (EE9): hälter am Elchhof südöstlich des von etwa 11 Mio. kWh/a aufwei- Ausbau eines Nahwärmenetzes Ortsteils Fürth. Das BHWK sollte sen. Die Wärmeversorgung würde für die Wärmeversorgung der ein Nahwärmenetz in Lautenbach durch die Abwärme einer Biogas- Grundschule Lehbesch, Kinderta-

mit Wärme versorgen. anlage (1,3 MWth) und zwei Holz- gesstätte Lehbesch, Turnhalle Lehbesch und dem Hausmeister- Biogasanlage in Mainzweiler hackschnitzelanlagen je 2,7 MW wohngebäude.

Im Bereich der Energieeffizienz in kommunalen Einrichtungen mit dem Schwerpunkt energetische Gebäudesanierung wurden insgesamt 35 öffentliche Liegenschaften von den Mitarbeitern des Saar-Lor-Lux Umweltzentrums begangen und analysiert. Die Er- gebnisse wurden bereits in einem Workshop mit den zuständigen Mitarbeitern der Ver- waltung diskutiert. Gering investive Sanierungsmaßnamen sollten unmittelbar umge- setzt werden, höher investive Maßnahmen sollten jedoch im Einzelnen nochmals in ei- ner detaillierten Untersuchung an den Gebäuden geprüft und einer Wirtschaftlichkeits- betrachtung unterzogen werden. Die Auswahl der zu untersuchenden Gebäude sollte gemeinsam mit den Vertretern des Bau- und Umweltamtes erfolgen. Teilweise unterlie- gen die Gebäude bereits der Nachrüstverpflichtung nach EnEV 2009. Zusätzlich wurden weitere Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz entwickelt (siehe Tabelle 7-3).

172 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 7-2: Entwicklung der Nettobeschäftigungseffekte bis 2050

Tabelle 7-3: Maßnahmen im Handlungsfeld Energieeffizienz

Sanierung der Straßenbeleuch- ein Energiemanagement für die (z.B. Umgang mit Energie am tung durch Natrium-Dampflam- kommunalen Gebäude implemen- Arbeitsplatz, richtiges Heizen und pen (EnEff1): Sanierung der Stra- tieren, bzw. das vorhandene Sys- Lüften) zu schulen. tem überarbeiten und ausbauen. ßenbeleuchtung durch den Aus- Einführung eines Verbesse- tausch von 987 Lichtpunkten in Schulung der kommunalen Mit- rungsvorschlagswesens Wohnstraßen, 18 Lichtpunkten in arbeiter (EnEff4): Eine wichtige (EnEff5): Mögliche Einsparpoten- Zubringerstraßen und 41 Licht- Rolle bei der Umsetzung der Kli- ziale bei der Umsetzung der Kli- punkten in Hauptverkehrsstraßen maschutzstrategie spielen die maschutzstrategie werden häufig durch Natrium-Dampflampen. kommunalen Mitarbeiter. Diese von Mitarbeitern / Benutzern der Sanierung der Straßenbeleuch- nutzen (und heizen) die kommu- öffentlichen Gebäude erkannt. Da tung durch LED- und Natrium- nalen Gebäude. Hausmeister und diese aber nicht für die entstehen- Dampflampen (EnEff1): Sanie- Mitarbeiter des städtischen Bau- den Energiekosten verantwortlich rung der Straßenbeleuchtung hofs sind in der Regel auch für die sind, werden solche Ideen oft nicht durch den Austausch von 987 Einstellungen und Überwachun- weitergeleitet und vorhandene Lichtpunkten in Wohnstraßen gen der technischen Anlagen Potenziale werden nicht ausge- durch LED-Leuchten und 18 zuständig. Da große Energie- und schöpft. somit CO -Einsparpotenziale im Lichtpunkten in Zubringerstraßen 2 Durch die Einführung eines Ver- Bereich der kommunalen Gebäu- sowie 41 Lichtpunkten in Haupt- besserungsvorschlagwesens de liegen und die Stadt auch eine verkehrsstraßen durch Natrium- könnten solche wichtigen Informa- Vorbildfunktion gegenüber den Dampflampen. tionen künftig erfasst und auf Bürgern hat, ist es von besonderer Einsparpotenziale hin überprüft Implementierung eines Ener- Bedeutung, die kommunalen Mit- werden. giemanagementsystems arbeiter ausführlich und regelmä- (EnEff3): Die Stadt Ottweiler sollte ßig über die relevanten Themen .

Die Bürger sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor zur Erreichung der Klimaschutz- ziele. Fördernde Punkte in diesem Bereich sind die Unterstützung und Förderung des Bewusstseins im Umgang mit Energie, die Erhöhung der Energiesparbereitschaft und die verstärkte Sanierung bestehender Gebäude. Es sollten konkrete Handlungsmög- lichkeiten aufgezeigt werden, die die Bereitschaft und Motivation erhöhen, v.a. im Ge-

173 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler bäudebestand einen Beitrag zur Umsetzung der Klimaschutzziele zu leisten. Dabei sind auch Bürger zu beteiligen, die bereits energetisch saniert haben und ihre Erfahrungen und ihr Wissen zur Verfügung stellen, um so „Modellprojekte“ zu schaffen. Im Mobilitätsbereich wurde eine modulare Strategie zur Vermeidung, Verlagerung und Umgestaltung des Verkehrs entwickelt. Zur Vermeidung von Verkehr sollte eine Stadtgestaltung hin zu einer „Stadt der kurzen Wege“ und der Ausbau attraktiver Aufenthaltsflächen in den Stadtteilen gefördert wer- den. Andererseits sollte durch die Stärkung der Nahversorgung und den Ausbau ver- kehrsarmer Stadtteilstrukturen das stadtteilbezogene Potenzial, zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad alltägliche Besorgungen zu erledigen, reaktiviert werden. Des Weiteren sollte der motorisierte Individualverkehr besser koordiniert und somit die Auslastung der Pkw erhöht werden. Zur stärkeren Verkehrsverlagerung sollte ein städtisches ÖPNV-Angebot als Grundge- rüst der klimaschonenden Mobilitätsversorgung weiter entwickelt und gesichert werden. Außerdem sollte das Verkehrsverhalten bzw. die Verkehrsmittelwahl durch Mobilitäts- bildung, individuelle Mobilitätsberatung und betriebliches Mobilitätsmanagement beeinf- lusst und eine nachhaltige Mobilitätskultur entwickelt werden. Zur Verkehrsvermeidung sollte ein städtisches ÖPNV-Angebot als Grundgerüst der Klima schonenden Mobilitätsversorgung bestehen. Durch die Förderung von ÖPNV- orientierten Zubringersystemen im Park+Ride oder Bike+Ride und die Integration von individuell nutzbaren Verkehrsangeboten, wie CarSharing und BikeSharing an wichtigen Verknüpfungspunkten mit dem ÖPNV, sollten die Erschließungsfunktion des ÖPNV ausgedehnt und die Attraktivität des Umweltverbundes im stadtbezogenen Verkehr im Alltags- und Freizeitbereich erhöht werden. Zugleich sollte die Funktionalität des ÖPNV durch eine organisatorische Integration des ÖPNV-Angebots auf Straße und Schiene (z.B. an den Umsteigeorten zwischen Bahn und Bus oder Bus und Bus) weiter verbes- sert werden. Durch moderne Informationsangebote und Kommunikationsmedien sollten intermodale Fahrtketten weiter entwickelt und in die Mobilitätsberatung und das Mobilitätsmanage- ment auf Landkreis- und Landesebene integriert werden. Bei der Gestaltung des nicht vermeidbaren und nicht verlagerbaren Verkehrs sollte der Fokus auf der Forderung und Förderung von stadtverträglichem Verkehrsverhalten und der Reglementierung nicht emissionsarmer Fahrzeuge und nicht qualifizierter Verkehrs- nachfrage (z.B. allein fahrende Einpendler mit Pkw) liegen. Als Gestaltungsraum sollen u.a. Fuhrpark- und Parkraummanagement, Nutzungskonzepte alternativer und regene- rativer Energien oder die Stellplatzverordnung genutzt werden. Hierbei fällt der städti- schen Verwaltung und auch den verkehrsintensiven Betrieben eine Vorbildaufgabe zu. Tabelle 7-4 fasst alle Maßnahmen im Bereich des Handlungsfeldes Mobilität zusam- men.

174 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 7-4: Maßnahmen im Handlungsfeld Mobilität

nahmen zusätzlich steigern und Gesteuert und gepflegt wird das Querschnittsaufgabe Stadtent- somit zum Gelingen des Gesamt- Angebot von einem kommunalen wicklung: Durch Gestaltung der konzeptes wesentlich beitragen. Mobilitätsmanager, der sich um Ortskerne und Förderung der Ver- die technischen und organisatori- sorgungs- und Naherholungsstruk- Aus diesem Grund ist es not- schen Voraussetzungen kümmert. turen vor Ort sollen zukunftsfähige wendig, unterschiedliche Platt- Er dient auch als Ansprechpartner Stadtteilzentren entwickelt und, formen wie z.B. Veranstaltungen, für eine aktive Mobilitätsberatung soweit erforderlich, neu belebt Freizeitfeste, Vereinssitzungen und forciert Aktionen zur Mobili- werden. Zur „Vermeidung von oder Medien zu nutzen, um alle tätsbildung und Mobilitätserzie- Autofahrten“ sind verschiedene BewohnerInnen auf unterschied- hung. Die neu geschaffenen Pkw- Maßnahmen in den Ortskernen lichem Wege mit Informationen zu Alternativen sollten in vorhandene einzuleiten: Begegnungsflächen versorgen. Projekte wie beispielsweise „e- mit attraktivem Umfeld wie „Tante- Vorstellbar ist die Beteiligung an Mobil Saar“ oder das Mobilitäts- Emma-Laden“, Lotto- und Postan- oder die Ausrichtung von Aktionen netzwerk Saar integriert werden, nahme, Aufenthalts- und Spiel- pro Klimaschutz in Ottweiler, z.B. um die Nachhaltigkeit und Dauer- bereiche, Infostand für Mitfahr- ein Tag der Mobilität (halbjährlich), haftigkeit zu gewährleisten. Die börsen und ÖPNV-Angebote, Bür- eine Woche des Fahrrades („Mit Stadt soll mit „gutem Beispiel gertreffpunkt u.ä. All dies sorgt für dem Rad zur Arbeit“), Gewinn von voran gehen“ und beispielsweise eine „Stadt der kurzen Wege“ und Freikarten für E-Rad-Ausleihe und elektrisch unterstützte Pedelecs ermöglicht die Grundversorgung E-CarSharing-Tests, Schnupper- als Diensträder einsetzen (Maß- mit Waren des täglichen Bedarfs tickets für einen Monat ÖPNV nahme: VM1). im Nahbereich ohne Auto. fahren, aber auch bestehende Ak- Weitere Maßnahmen: Zur nach- Komfortable und wettergeschützte tionen wie das „Autofasten“. Ver- haltigen Optimierung der Fußgän- Haltestellen sind eine Vorausset- stärkte Effekte sind mit mehr- gerinfrastruktur werden Ruhein- zung für die Sicherung und Stär- tägigen Aktionen und mehrmali- seln mit Sitzbänken und Begeg- kung des innerstädtischen ÖPNV. gen Wiederholungen pro Jahr zu nungsflächen mit funktionaler Dieser soll durch weitere Mobi- erreichen. Auch können Preise Gleichrangigkeit aller Verkehrsteil- litätskomponenten wie Bürgerbus und Titel wie z.B. „ Ottweilers nehmer am Schlossplatz und am oder -taxi, Car- und BikeSharing sparsamster Autofahrer“ oder Bahnhof sowie in den zentralen nachfrageorientiert erweitert wer- „Ottweilers bester Verkehrsteil- Stadtteilbereichen in Form von den. nehmer“ ausgelobt werden (Maß- Shared Spaces eingerichtet. Kom- nahmen: GE1, GE2, VL2). Auch kann die Förderung von Hol- ponenten eines erweiterten und Bringdiensten übergangswei- Leuchtturmprojekt Mobilitäts- Park+Meet-Angebotes (Be- se vorhandene Defizite in der zentrum am „Neuen Bahnhof“: darfsermittlung, Initiierung, Flä- Nahversorgung auffangen. Lang- Im Rahmen der Umplanung des chenausweisung) sollen unter- fristig ist die Stärkung der Ortsge- Bahnhofs Ottweiler soll ein Mobili- sucht und in ein gesamtplaneri- meinschaft zu favorisieren. tätszentrum etabliert werden, sches Parkverkehrsmanagement welches den Boden für eine nach- eingebunden werden. Durch Fahrgemeinschaften in haltige Mobilität in der Stadt berei- Nachbarschaften für Einkaufs- Durch nachfragebezogene Maß- ten soll. Im Umfeld dieses Zent- fahrten u.ä. wird der Bedarf, mit nahmen im ÖPNV soll eine hohe rums werden intermodale Ver- dem eigenen Pkw zu fahren, wei- ÖPNV-Affinität im städtischen knüpfungen zwischen verschiede- ter reduziert (Maßnahme:VM4). Verkehr erreicht und ein nachhal- nen Verkehrsdienstleistern und tiges Mobilitätsbewusstsein ge- Querschnittsaufgabe Bürgerbe- Mobilitätssystemen hergestellt und schaffen werden. In einer „Klima- teiligung: Der Mensch als Verur- als Mobilitätsalternativen zum schutzfibel“ sollen regelmäßig sacher und Akteur hat vor dem Auto angeboten. Vor Ort sollen Informationen über aktuelle Ent- Hintergrund des Klimaschutzes Standorte für E-Bike- und E- wicklungen und Tipps zum klima- den höchsten Stellenwert inne. CarSharing aufgebaut werden, bewussten Handeln veröffentlicht Gezielte Informationen und das welche öffentlich oder in Verbin- werden Maßnahmen: VL1, VL2, Durchführen von Aktionen sowie dung mit dem städtischen Fuhr- GE1-GE3, VM2, VM3. die Schaffung eines Bewusstseins park teil-öffentlich jedem Stadtbe- für nachhaltige Mobilität können wohner und Stadtbesucher für die die Potenziale der meisten Maß- Nutzung zur Verfügung stehen.

175 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Neben den Maßnahmen in den Bereichen erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Mobilität wurden weitere Maßnahmen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit sowie hand- lungsfeldübergreifende Maßnahmen entwickelt (s. Tabelle 7-5).

Tabelle 7-5: Maßnahmen im Handlungsfeld Öffentlichkeitsarbeit und Querschnittsmaßnahmen

Installation eines Klimaschutz- an der lokalen Energiezukunft Umsetzung der Klimaschutzstra- managers (Q1): Einrichtung einer beteiligen können und wodurch tegie spielen selbstverständlich zentralen Stelle zur Koordination die Nutzung erneuerbarer Ener- die Bürger der Stadt Ottweiler und Umsetzung der im Klima- gien in der Region verstärkt wird. bzw. deren Gebäude. Da sehr große Energie- und somit CO - schutzkonzept der Stadt Ottweiler Effizienter Umgang mit Holz 2 Einsparpotenziale im Bereich der entwickelten Maßnahmen. Der (ÖA1): Informationstag zum The- energetischen Gebäudesanierung Bund fördert die Installation eines ma effizientes Heizen, Ausstellung liegen, ist es von besonderer Klimaschutzmanagers mit bis zu von Holzpellets- / Holzhackschnit- Bedeutung, die Bürger der Kom- 65 % der zuwendungsfreien Aus- zel- / Scheitholzanbietern sowie mune ausführlich und regelmäßig gaben. Kesselanbietern; kurzes Vortrags- über die relevanten Themen (z.B. programm Gründund einer Energiegenos- mögliche Maßnahmen und Ein- senschaft (Q2): Gründung einer Infobrief / Newsletter für Bürger spareffekte, Förderprogramme) zu Energiegenossenschaft, in der (ÖA2): Eine wichtige Rolle bei der informieren. sich die Bürger der Stadt Ottweiler

Abbildung 7-3 zeigt die Priorisierung der Maßnahmen, wobei zwischen Sofort-, Kurz- und Mittelfristmaßnahmen unterschieden wurde. Gering investive Sofortmaßnahmen sollten unmittelbar durch die Stadt umgesetzt, Kurzfristmaßnahmen sollten nach Mög- lichkeit innerhalb der nächsten zwei Jahre realisiert werden. Mittelfristmaßnahmen soll- ten bis zum Jahr 2020 durchgeführt werden.

Priorität

Q2: Gründung Energiegenossenschaft GE4: Mensch EE5: Errichtung Biogasanlage Mainzweiler 11 EnEff3: Implementierung EM-System VL2: Versorgungsinfrastruktur motorisiert EE7: Ausbau Nahwärme11 in Mainzweiler EnEff4: Schulung komm. Mitarbeiter EE1: Ausbau der Windenergienutzung EE8: Ausbau Nahwärme in Lautenbach EnEff5: Verbesserungsvorschlagwesen EE6: Ausbau der11 Nahwärme in Fürth EE4: Errichtung Biogasanlage in Fürth ÖA2: Infobrief/Newsletter für Bürger EE9: Ausbau der Nahwärme am Lehbesch GE3: Technik

GE2: Information und Aktion VM1: Mobilitätszentrum Neuer Bahnhof EE3: Fotovoltaik-Freiflächenanlage

Q1: Installation Klimaschutzmanager VM2: Verkehrsinfrastruktur Null-Emission 11 VL1: ÖPNV & Car Sharing VM4: Versorgung

ÖA1: Effizienter Umgang mit Holz EE2: Bau einer Kleinstwasserkraftanlage 11 GE1: Kommunikation EnEff2: Sanierung Straßenbeleuchtung V1

VM3: Verkehrsorganisation EnEff1: Sanierung Straßenbeleuchtung V2 Zeit Sofortmaßnahmen Kurzfristmaßnahmen Mittelfristmaßnahmen Abbildung 7-3: Maßnahmenplan

176 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Im Bereich der energetischen Sanierung der kommunalen Gebäude (in Abbildung 7-3 nicht separat dargestellt) sind Sofortmaßnahmen z.B. durch die Möglichkeit kosten- günstiger Dämmung von Geschossdecken und Durchführung sonstiger geringinvestiver Maßnahmen möglich. Als Sofortmaßnahmen werden auch die Anpassung der Hei- zungsregelung auf den tatsächlichen Heizbedarf und die Nutzersensibilisierung im sparsamen Umgang mit Energie empfohlen. Kurz- oder mittelfristige Maßnahmen im Gebäudebereich stellen bei den kommunalen Gebäuden kostenintensivere Dämm-Maßnahmen dar. Die hierzu in Frage kommenden Gebäude sollten im nächsten Schritt in Abstimmung mit den Vertretern des Bau- und Umweltamtes ausgewählt werden und einer detaillier- ten energetischen Untersuchung, auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit höherinves- tiver Maßnahmen, unterzogen werden. Zur Koordination der Klimaschutzarbeit in der Stadt Ottweiler und zur Begleitung und Verfolgung der entwickelten Klimaschutzmaßnahmen sollte als erster Schritt die Stelle eines Klimaschutzmanagers, die durch das BMU mit bis zu 65 % gefördert wird, in der Verwaltung der Stadt Ottweiler eingerichtet und besetzt werden. Die Planung, Umsetzung und Begleitung von Maßnahmen mit größeren Investitionsvo- lumina zum Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere von Windenergie-, Foto- voltaik-Freiflächen- und gemeinschaftlichen Biogasprojekten sollten zur Steigerung des regionalen Mehrwertes unter Beteiligung von regionalen Akteuren bzw. über Kommu- nalinvestitionen umgesetzt werden. Hierzu können unterschiedliche Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle in Betracht gezogen werden. Die klassischen Formen von Bürger- beteiligungsmodellen liegen in der Genossenschaft, Kapitalgesellschaften oder Gesell- schaften des bürgerlichen Rechts. Eine Finanzierung von Maßnahmen, welche insbe- sondere für öffentliche Einrichtungen interessant sein kann, liegt im Energiecontracting, bevorzugt durch einen regionalen Anbieter, aber auch über Kommunalkredite zur Di- rektinvestition in die Maßnahme. Die zu wählende Finanzierungsart richtet sich nach der Zielsetzung, Haftungsrisiko und Mitentscheidungsrechten der Beteiligten. Nur durch die direkte Beteiligung an Projekten kann die Kommune in Größenordnungen am Umbau der Energiesysteme profitieren, auch wenn dies zunächst Mehrarbeit für die Kommune bedeutet! Die Beteiligung könnte z.B. durch eine Energiegenossenschaft zusammen mit Bürgern geregelt werden. Durch die Umsetzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen in den nächsten Jahren könnte sich die Energie- und CO2-Bilanz der Stadt Ottweiler wie in Abbildung 7-4 darge- legt entwickeln. Vor allem durch den forcierten Ausbau der Windenergie würde die Stadt Ottweiler bis zum Jahr 2020 zur – rechnerischen- Null-Emissions-Kommune wer- den.

177 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

160.000 t CO2

120.000 t CO2 Wärme (Haushalte) 80.000 t CO2 Wärme (Kommune) Wärme (Industrie) 40.000 t CO2 Mobilität

0 t CO2 Strom 1990* 2010* 2020* 2030* 2050* -40.000 t CO2 * geschätzt -80.000 t CO2

Abbildung 7-4: Zieltrendentwicklung der CO2-Emissionen in Ottweiler bis 2050

Für die erfolgreiche Umsetzung des Klimaschutzkonzepts ist die Beteiligung der Bürger unabdingbar. Daher ist die Öffentlichkeitsarbeit einer der Eckpunkte der Klimaschutzini- tiative. Durch regelmäßige Informationsveranstaltungen sowie durch Presse- und Inter- netpräsenz kann die Stadt Ottweiler die Akzeptanz in der Bevölkerung steigern und sich die erforderliche Unterstützung durch Bürger sowie der ansässigen Unternehmen si- chern. Durch die eigene Beteiligung an EE-Projekten durch eine Energiegenossenschaft und durch die Realisierung von Leuchtturmprojekten, wie der Errichtung eines Mobilitäts- zentrums am „Neuen Bahnhof“, kann es der Stadt Ottweiler gelingen, auch regional- und überregional zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu werden. Wichtig ist hier vor allem die Arbeit in Netzwerken, durch die zum einen Akteure inner- halb der Region zusammengebracht werden, um gemeinsam Klimaschutzprojekte an- zugehen; durch die zum anderen aber auch die kommunale Zusammenarbeit gefördert und der Informationsaustausch zwischen Städten und Gemeinden verbessert wird. Ottweiler könnte künftig durch ein engagiertes Handeln in Sachen Klimaschutz zum Vorbild für andere Gemeinden und somit eine zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um den Klimaschutz im Saarland werden.

178 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Anhang I – Maßnahmenblätter zum Handlungsfeld Mobilität

VM 1 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsvermeidung

Handlungsfeld: Mobilitätszentrum am „Neuen Bahnhof“

Kurzbeschreibung: Im Rahmen der Umplanung des Bahnhofs in Ottweiler wird ein Mobilitätszentrum eta- bliert, welches eine nachhaltige Mobilität sichern soll. Im Umkreis dieses Zentrums werden intermodale Ver- knüpfungen zwischen verschiedenen Verkehrsdienstleistern und Mobilitätssystemen hergestellt. E-BikeSharing und E-CarSharing sollen als Verknüpfungspunkte zum ÖPNV und zur Bahn eingerichtet wer- den. Diese sollten in das übergeordnete Pilotprojekt „e-Mobil Saar“ eingebunden werden. Weiter dient das Zentrum als Begegnungs- und Vernetzungsort für Aufenthalt, Kommunikation und Service im weitesten Sinne. Neben einem Seminarraum soll ein Informationscenter mit Monitoranlagen o.ä. für die Fahrgastinformation (Saarland in Time, Ist-Fahrplan) und einem vor Ort befindlichen kommunalen Mobilitätsberater (u.a. mit der Aufgabe, Angebote für Betriebe und BewohnerInnen zu organisieren) eingerichtet werden. Das Mobilitäts- zentrum soll neben den direkten Mobilitätsfunktionen als Begegnungsstätte dienen und dazu z.B. Fahrrad- Service und Verkauf, Tante-Emma-Laden, Kiosk, Imbiss oder Stehkaffee umfassen, womit sich eine hohe gesamtkommunale Attraktivität erzielen lässt.

Akteure: Zielgruppe: Stadt BewohnerInnen Ottweiler AWO Besucher sonstige private Organisa- Touristen tionen Pendler

Räumlicher Bezug: „Neuer Bahnhof Ottweiler“

Beginn / Zeitraum: 2012/13 / 3 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 3 Jahre / mindestens bis 2020

Strategieebene: X Vermeidung X Verlagerung X Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr X Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Integration in laufende Entwicklungs- und Pilotprojekte des Landes (eMobil- nahmen: Saar, Saarland in Time)

Konfliktpotenzial: Nutzungs- und Flächenkonkurrenzen

179

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kosten und Finanzierung: ca. 50.000 €/a, abhängig von Realisierungsumfang

CO2-Minderung 385 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Der Starttermin hängt ab von der Bereitstellung geeigneter Räum- Weitere Hinweise lichkeiten, z.B. vom Erwerb und Umbau des Bahnhofgebäudes. Der und Erläuterungen: o.g. Kostenrahmen umfasst 1 Personal und die üblichen laufenden Betriebskosten.

Good- / Best-Practice: DB-call a bike, DB-CarSharing “Flinkster”, clever-pendeln.de, effizient-mobil.de, Zentrum für E-Mobilität in Stuttgart

Abbildung 7-5: Maßnahmenblatt „Mobilitätszentrum am ‚Neuen Bahnhof„“

VM 2 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsvermeidung

Handlungsfeld: Verkehrsinfrastruktur „Null-Emission“

Kurzbeschreibung: Fuß- und Radverkehr sollen attraktiviert werden. Zur nachhaltigen Optimierung der Fußgängerinfrastruktur in Ottweiler werden Ruheinseln (mit Sitzbänken) in ange- messenem Abstand zueinander und verkehrsberuhigte Begegnungsbereiche (mit Gleichrangigkeit aller Verkehrs- teilnehmer), z.B. am Schlossplatz und Bahnhof und in den zentralen Stadtteilbereichen in Form von Shared Spaces eingerichtet. Als Gehwegbreite der Fußwege sollte durchgängig mind. 2 m eingehalten werden. Querungen, Kreu- zungen und andere Knotenpunkte sind auf die Fußgängerfreundlichkeit, Barrierefreiheit und allgemeine Sicherheit zu überprüfen. Ggf. ist ein rollstuhl-, rollator- und kinderwagengeeigneter Umbau durchzuführen. Die Interessenver- treter und ein Blindenbeauftragter sollen bei der Planung und Entscheidungsfindung hinzugezogen werden. Um nachhaltig die Fahrradinfrastruktur in Ottweiler zu verbessern, werden durch Lückenschlüsse durchgängige Radwegverbindungen zwischen Stadtteilen und Zentrum an schnell befahrenen Straßen mit höherem Verkehrsauf- kommen ausgebaut. Diese können in Form von separaten Radwegen und Radführungen im Seitenraum ausgebildet werden. Fahrbahnintegrierte Radführungen werden bei niedriger Geschwindigkeit favorisiert. Im Stadtgebiet erfolgt eine flächendeckende Aufstellung von wettergeschützten, komfortablen und diebstahlsicheren Radabstellanlagen an allen wichtigen Aktionsorten (z.B. Schulen, Rathaus, Schlossplatz, Krankenhaus, Ortsker- nen). Fahrradmietpunkte und Verleihstationen werden „sattelitenartig“ im gesamten Stadtgebiet in Verbindung mit einer zentralen Fahrradstation am „Neuen Bahnhof“ (Mobilitätszentrum) realisiert. Diese Mietstationen sollen, soweit möglich, mit Ladestationen für E-Bikes / Pedelecs ausgeführt und in das Gesamtkonzept des Pilotprojektes e-Mobil Saar integriert werden. Die Anschaffung von Dienst- und Betriebsfahrrädern für die Stadtverwaltung oder ortsansäs-

180 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

sige Betriebe ist zu unterstützen. Autofahrten sind durch die Einführung eines speziellen Angebotes für Kinder und Vorschüler in Form eines „Kinder- gartenbusses“ („Pedi-Bus“) zu vermeiden. Hierbei werden die Kinder an festgelegten Wartepunkten auf dem Weg in den Kindergarten oder die Vorschule von einem Erwachsenen abgeholt und von diesem auf der „Fahrt“ geführt.

Akteure: Zielgruppe: Stadt BewohnerInnen Ottweilers Baulastträger und Verkehrs- Besucher, (Rad-)Touristen Behörde Potentielle Radfahrer

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet

Beginn / Zeitraum: 2012/13 / 3 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 3 Jahre / ab 2012 fortlaufend

Strategieebene: X Vermeidung Verlagerung Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Mobilitätsberater für Privatpersonen, Verwaltungen und Betriebe; qualitative nahmen: Förderung des ÖPNV-Angebotes

Konfliktpotenzial: Flächennutzungskonkurrenzen mit motorisiertem Individualverkehr

Kosten und Finanzierung: Abhängig vom Realisierungsumfang und der Anzahl einzelner Maßnahmen

CO2-Minderung 289 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

181

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Das vorliegende Radverkehrskonzept sollte auf Gültigkeit überprüft Weitere Hinweise werden. Für die umgesetzten (baulichen) Maßnahmen wird ein ein- und Erläuterungen: heitlicher Abschreibungszeitraum von 25 Jahren angenommen.

Good- / Best-Practice: Radwegekonzept Biberach, www.nationaler-radverkehrsplan.de/praxisbeispiele

Abbildung 7-6: Maßnahmenblatt „Verkehrsinfrastruktur ‚Null-Emission„“

VM 3 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsvermeidung

Handlungsfeld: Verkehrsinfrastruktur motorisiert

Kurzbeschreibung: Komponenten eines umfassenden Park+Meet-Angebotes (Bedarfsüberprüfung, Initiie- rung, Ausweisung von Flächen) sind zu untersuchen und in ein gesamtstädtisches Parkverkehrskonzept ein- zubeziehen. Im Rahmen dieses Konzeptes sind Langzeit- und Dauerparker durch eine Parkraumbeschrän- kung auszulagern und die qualifizierte Parkraumnachfrage (Anwohnerparken, privilegiertes Parken für Mobili- tätsbeeinträchtigte, Fahrzeuge von Fahrgemeinschaften, Mitfahrbörsen u.ä.) zu fördern. Weiter sind das Par- ken am Straßenrand einzuschränken, Sammelparkplätze einzurichten und Parkgaragen und vorhandene Parkhöfe auf ihren Bedarf zu überprüfen. Auf die Reduzierung des privaten Stellplatzangebotes für Berufs- pendler in den zentralen Stadtteilbereichen wird durch (finanzielle oder stadtplanerische) Anreize im Gleich- klang mit einer Attraktivierung der ÖPNV-Nutzung hingewirkt. Durch verkehrslenkende und verkehrsordnende Maßnahmen können innerstädtisch restriktive Rahmenbedin- gungen für den motorisierten Individualverkehr gesetzt und dosiert werden. Es ist die Einführung einer einheit- lichen Höchstgeschwindigkeit von z.B. 30 km/h (stadtweit als Regelgeschwindigkeit) außerhalb der Durch- gangsstraßen mit überörtlicher Verbindungsfunktion zu untersuchen. In diesem Zusammenhang sind Planun- gen zur Bündelung des Schwerverkehrs, zur Einführung von City-Logistik oder Lasten-Taxi durchzuführen.

Akteure: Zielgruppe: Stadtverwaltung Berufspendler

Baulastträger BewohnerInnen Ottweilers

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet

Beginn / Zeitraum: ab 2013 / 2 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 2 Jahre / fortlaufend

Strategieebene: X Vermeidung Verlagerung Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus X Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr X Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Qualitative und quantitative Stärkung des Umweltverbundes, Anpassung der nahmen: städtischen Rahmen- und Entwicklungsplanung

182 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Konfliktpotenzial: Flächenverfügbarkeit, Parkraumnachfrage des Pendlerverkehrs

Kosten und Finanzierung: Abhängig vom Umfang der Ordnungs-, Gestaltungs- und Umbaumaßnahmen

CO2-Minderung 145 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Vermeidungsmaßnah- Weitere Hinweise men im motorisierten Pkw-Verkehr ist die Aufstellung und Umset- und Erläuterungen: zung eines stadtweiten Parkraumkonzeptes und die Informations- vermittlung zum Parkraummanagement.

Good- / Best-Practice: http://autofreieswohnen.de/projekte/

Abbildung 7-7: Maßnahmenblatt „Verkehrsinfrastruktur motorisiert“

VM 4 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsvermeidung

Handlungsfeld: Versorgung

Kurzbeschreibung: Die einzelnen Stadtteilzentren sollen entwickelt und, soweit erforderlich, neu belebt wer- den. Durch die Schaffung von Begegnungsflächen (Tante-Emma-Laden, Lotto- und Postannahme, Infostand usw.) mit Stellplätzen für behinderte Personen und rollstuhl-, rollator- und kinderwagengeeigneten Zuwegun- gen, ist eine ortsbezogene Versorgung der Stadtteile vor dem Hintergrund einer „Stadt der kurzen Wege“ um- zusetzen. Dies betrifft sowohl die Nah- und Grundversorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs als auch die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Naherholung und Freizeitgestaltung. Durch die Förderung von Hol- und Bringdiensten ist übergangsweise ein Defizit in der Nahversorgung aufzu- fangen, auf längere Sicht wird jedoch die Stärkung der Ortsgemeinschaften favorisiert. In den aktivierten Ortskernen werden wettergeschützte und komfortable Haltestellen für den ÖPNV und weite- re nachhaltige Mobilitätskomponenten wie Bürgerbus oder Bürgertaxi aufgestellt. Durch die Umsetzung von Fahrgemeinschaften in Nachbarschaften für Einkaufsfahrten u.ä. wird der Bedarf, mit dem eigenen Pkw zu fahren, zusätzlich reduziert. Ein kommunaler Mobilitätsmanager unterstützt dies organisatorisch.

183

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Akteure: Zielgruppe: Stadtverwaltung StadtteilbewohnerInnen

Dorfgemeinschaften

Räumlicher Bezug: Stadtteile

Beginn / Zeitraum: 2012/13 / 5 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 5 Jahre / ab 2013 fortlaufend

Strategieebene: X Vermeidung Verlagerung Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: Arbeit Ausbildung Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Änderung der städtebaulichen Planungsvorgaben, Abschöpfung von Fördermit- Wirkung erhöhende Maß- teln, Partizipation und Eigeninitiative der StadtteilbewohnerInnen, Anschubfi- nahmen: nanzierungen, z.B. für die Anschaffung eines Bürgerbusses

Konfliktpotenzial: Politische und planerische Entscheidungsfindung

Kosten und Finanzierung: abhängig vom Umfang der Aktivierungsmaßnahmen in den Stadtteilen

CO2-Minderung 145 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Im Rahmen der nachhaltigen Stadtentwicklung werden in den (äu- ßeren) Stadtteilen attraktive Ortskernbereiche ausgebaut. Hier sol- Weitere Hinweise len Nahversorgungs- und Naherholungsmöglichkeiten reaktiviert und Erläuterungen: und additiv Hol- und Bringsysteme sowie Mitfahrangebote intensi- viert werden. Bei diesen Rahmenbedingungen können „erzwunge- ne“ Versorgungsfahrten mit dem Auto minimiert werden.

Good- / Best-Practice: http://www.buergerbus-much.de

Abbildung 7-8: Maßnahmenblatt „Versorgung“ 184 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

VL 1 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsverlagerung

Handlungsfeld: ÖPNV & CarSharing

Kurzbeschreibung: Durch eine allgemeine Verbesserung des Angebots (Anschlusssicherung zwischen Bus- sen sowie Bus und Bahn) und eine qualitative Orientierung an Mobilitätswünschen (raum- und zeitbezogen, Einrichtung flexibler Betriebs- und Bedienungsformen und Linienführungen prüfen, Fahrgastwunschorientie- rung, CarSharing als räumliche und zeitliche Erweiterung der ÖPNV-Bedienung) wird die Attraktivität des ÖPNV gesteigert. Insbesondere sind die Bedienungszeiten, die Fahrhäufigkeit und -verteilung, die Umsteige- beziehungen und die Haltestellenverteilung im Hinblick auf eine hohe Erschließungsqualität auf die Fahrtwün- sche der potenziellen Kunden abzustimmen. Flexible Systeme wie etwa ein Anruftaxi, Rufbus oder Bürgerbus können mit direkter Partizipation der Bewoh- nerInnen, Integration von Mobilitätsdienstleistern und über zusätzliches Sponsoring (z.B. Sparkasse Ottweiler) eingerichtet werden. Das von den beteiligten Verkehrsbetrieben im Linienbetrieb nicht abgedeckte Erschlie- ßungs- und Angebotsdefizit wird durch die Förderung des nachfrageorientierten Angebotes gemindert. Eine Stärkung der Bedienungsqualität des vorhandenen Beförderungsangebots des „Bussi“ soll durch den Einsatz eines weiteren Fahrzeuges erreicht werden. Damit sind in den nachfragestarken Zeiträumen Taktver- besserungen in Ottweiler Mitte und in den Zwischen- und Nebenzeiten, z.B. Fahrplanerweiterungen oder Di- rektfahrten zwischen den östlichen Stadtteilen und der Stadtmitte zu realisieren. Die Einrichtung eines stadtweiten CarSharing-Angebotes mit zentralen Stationen am Bahnhof, am Schloss- platz und am Krankenhaus sowie satellitenartigen, im Stadtgebiet verteilten CarSharing-Mietpunkten ist auf die Realisierbarkeit mit einem / durch einen geeigneten CarSharing-Anbieter und auf die Integrationsfähigkeit in das Pilotprojekt e-Mobil Saar zu überprüfen, vorzubereiten und umzusetzen.

Akteure: Zielgruppe: Stadt BewohnerInnen private Organisationen Besucher, Touristen

Verkehrsunternehmen Potenzielle ÖPNV-Kunden ÖPNV-Aufgabenträger

Räumlicher Bezug: Stadtzentrum und Stadtteile

Beginn / Zeitraum: 2012 / 5 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 5 Jahre / mind. 2012 - 2030

Strategieebene: X Vermeidung X Verlagerung Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr X Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

185

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Wirkung erhöhende Maß- Sponsoring durch Externe, Anstoßfinanzierung durch die Stadt Ottweiler, Fest- nahmen: legungen der organisatorischen Entwicklungsbedingungen

Flächenverfügbarkeit für CarSharing, Betrieb von Bürgerbus u.ä. durch geeig- Konfliktpotenzial: nete Privatpersonen zu prüfen

Kosten und Finanzierung: 50.000 €/a (Bussi), weitere Kosten abhängig von der Maßnahmenauswahl

CO2-Minderung 660 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Der Umsetzungserfolg basiert auf ÖPNV-bezogenen oder ÖPNV- Weitere Hinweise affinen Maßnahmen. Hierbei sind die BewohnerInnen in den Fokus und Erläuterungen: der Angebotsgestaltung zu rücken und/oder durch direkte Beteili- gung wie z.B. beim Bürgerbus zu integrieren.

Good- / Best-Practice: DB-CarSharing “Flinkster”, www.mobilitaet21.de; bundesweite e-Mobil Projekte

Abbildung 7-9: Maßnahmenblatt „ÖPNV & CarSharing”

VL 2 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsverlagerung

Handlungsfeld: Verkehrsorganisation

Kurzbeschreibung: Die Attraktivität alternativer Mobilitätsangebote und die Kenntnis über die Nutzungsmög- lichkeiten des Umweltverbunds und insbesondere des ÖPNV-Angebots sollen durch Aktionen (siehe Blatt GE 2) und Maßnahmen zur Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens der BewohnerInnen beeinflusst werden. Auf der Ebene der Information sind durch gezieltes Marketing und Werbung die bestehenden und geplanten Alternativangebote zur Pkw-Fahrt und die Klimaschutzaspekte transparent, verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren. Der ÖPNV ist als Basis des Umweltverbundes und Grundlage einer nachhaltigen Mobili- tätsentwicklung in der Stadt Ottweiler darzustellen. Auf der Basis dieser Information erfolgt eine Sensibilisie- rung der potenziellen Nachfrage durch kontinuierliches Bewusstmachen der Emissionsnachteile des Pkw im Vergleich zu den Verkehrsmitteln des Umweltverbundes im stadtbezogenen Verkehr. Hierfür sind die Verän- derungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume der eigenen (individuellen) Mobilität aufzuzeigen. Die wirt- schaftlichen, persönlichen, gesundheitlichen und sozialen Vorteile einer nachhaltigen Mobilität werden ver- deutlicht. Abschließend ist die Teilnahme und Mitwirkung an unterschiedlichen Aktionen zu fördern. Als Maßnahmen sollen Förderprogramme vom kommunalen Mobilitätsmanager initiiert und organisiert und von der Stadt und weiteren Akteuren unterstützt werden. Die Aktivierung der alternativen Mobilitätspotenziale 186 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

erfolgt z.B. über eine Job-Ticket-Regelung, die betriebsübergreifend für alle Beschäftigten im Stadtgebiet Ott- weiler oder für alle BewohnerInnen der Stadt mit Fahrtzielen im Stadtgebiet und darüber hinaus angeboten wird. Eine weitere Maßnahme ist die Einführung bzw. Förderung einer übertragbaren Monatskarte für ortsan- sässige Betriebe und Verwaltungseinrichtungen. In die gleiche Richtung zielt die multimodale Nutzbarkeit einer bargeldlosen Mobilitätskarte. Gleichzeitig ist der Kundenservice verstärkt auf die individuellen Mobilitätswün- sche auszurichten.

Akteure: Zielgruppe: Stadtmarketing Autobesitzer und autofahrende BewohnerInnen Verkehrsbetriebe Berufseinpendler im Stadtgebiet

Mobilitätsmanager Betriebs- und Verwaltungsangestellte Umweltbeauftragter

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet

Beginn / Zeitraum: 2012/13 / bis 2020

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 2 Jahre / ab 2013 fortlaufend

Strategieebene: Vermeidung X Verlagerung Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr X Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

Erledigung Einkauf Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Betriebliche Mobilitätsmanager, betriebliches CarSharing, Betriebs- und Dienst- nahmen: fahrräder

Tarifregelungen, sonstige betriebliche Anforderungen oder Abrechnungsmodali- Konfliktpotenzial: täten der Verkehrsdienstleister und ÖPNV-Anbieter

Kosten und Finanzierung: Abhängig von der Akzeptanz der Nachfrage und der Bereitschaft der Anbieter

CO2-Minderung 540 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

187

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Durch spezielle Aktionsangebote wie Job-Ticketing, Mobiltätskarte Weitere Hinweise u.ä. soll Mobilität im Berufs-, Versorgungs- und Freizeitverkehr neu und Erläuterungen: ohne Auto ermöglicht werden. Voraussetzung sind funktionierende attraktive Mobilitätsalternativen im ÖPNV, Rad- und Fußverkehr.

Good- / Best-Practice: “RegioMobilCard Freiburg“, beMobility Berlin, Gardena Card, Mobilkarte Wien

Abbildung 7-10: Maßnahmenblatt „Verkehrsorganisation“

GE 1 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsgestaltung

Handlungsfeld: Kommunikation

Kurzbeschreibung: Durch die folgenden Maßnahmen werden technische und organisatorische Vorausset- zungen geschaffen, welche die Vermeidung und Verlagerung des Autoverkehrs unterstützen oder sogar erst ermöglichen und auf die nachhaltige Gestaltung des nicht zu vermeidenden Autoverkehrs abzielen. Ein Alter- nativangebot zum Pkw zu gestalten und auf aktuellem Stand zu halten, liegt in der Verantwortung des zu beru- fenen Mobilitätsmanagers in Zusammenarbeit mit den weiteren Akteuren und dient in erster Linie der Verdich- tung von Informationen, um diese für potenzielle Mobilitätsanwender nutzungsfreundlich zu gestalten. Ein Ansatz ist die Einrichtung einer Mitfahrbörse mit Internetzugang mit der Funktion der Vermittlung von Fahrtwünschen und Fahrtangeboten durch Informationssammlung, -aufarbeitung und -bereitstellung für inter- essierte Nutzer. Dabei sind einmalige / spontane Fahr(-tzweck-)gemeinschaften und häufige / permanente Fahr(-tzweck-)gemeinschaften zu unterscheiden. In Art und Weise der Umsetzung können die modernen Me- dien (Internet, Smartphones) und bereits bestehende Plattformen (s. Best-Practice) genutzt werden. Auch sol- len die Begegnungsstätten in den Stadtteilen als „Informationsplattformen“ entwickelt werden, und dort ein „Schwarzes Brett“ eine transparente Vermittlung der aktuellen Mobilitäts- bzw. Fahrtangebote ermöglichen.

Akteure: Zielgruppe: Mobilitätsmanager BewohnerInnen der Stadtteile Ortsvorsteher Ortsgemeinschaften

Soziale Organisationen & Kirchen

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet

Beginn / Zeitraum: 2012 / bis 2020

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 1 Jahr / ab 2013 fortlaufend

Strategieebene: X Vermeidung X Verlagerung X Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

188 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- - nahmen:

Konfliktpotenzial: -

Kosten und Finanzierung: Durch die Berufung des Mobilitätsmanagers bereits gedeckt

CO2-Minderung 205 tCO2/a

Bewertung: -3 -2 -1 0 1 2 3

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Transparente Kommunikation der erforderlichen Information ist als Weitere Hinweise wesentliche Basis im Hinblick auf eine Veränderung des Mobilitäts- und Erläuterungen: verhaltens des Einzelnen anzusehen. Der Bekanntheitsgrad bereits vorhandener Kommunikationsplattformen ist zu erhöhen.

Good- / Best-Practice: pendlerportal.de, flinc.de, mitfahrgelegenheit.de, www.copilot.or.at

Abbildung 7-11: Maßnahmenblatt „Kommunikation“

GE 2 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsgestaltung

Handlungsfeld: Information und Aktionen

Kurzbeschreibung: Voraussetzung zur Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes im Bereich „Mobilität“ ist ein Bewusstsein der BewohnerInnen für eine nachhaltige Mobilität, welches durch eine kontinuierliche, aktive und erfolgreiche Information und Kommunikation (siehe Handlungsfeld VL 2 und GE 1) zur Sensibilisierung der BewohnerInnen führt. Das ständige „konfrontiert sein“ mit der Thematik erhöht die Potenziale der meisten Maßnahmen und trägt wesentlich somit zum Erfolg des Gesamtkonzeptes bei. Aus diesem Grund ist es not- wendig, alle Plattformen, Veranstaltungen, Freizeitfeste, Vereinssitzungen und Medien zu nutzen, um alle BewohnerInnen (mit unterschiedlichem Informationszugang) der Stadt Ottweiler zu erreichen. Vorstellbar ist die Beteiligung oder Ausrichtung von Aktionen pro Klimaschutz in Ottweiler, wie z.B. ein Tag der

189

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Mobilität (halbjährlich), ein Tag oder eine Woche des Fahrrades (mit dem Rad zur Arbeit), Gewinn von Freikar- ten für E-Rad- und E-CarSharing-Tests als Schnuppertickets mit einer Woche Laufzeit, Schnupperticket für den städtischen ÖPNV (für NeubürgerInnen u.a.), bestehende Aktion Autofasten mehrtägig und mehrmals pro Jahr wiederholen, Ottweilers sparsamsten Autofahrer oder sparsamsten Verkehrsteilnehmer ausloben

Akteure: Zielgruppe: Stadt BewohnerInnen im Stadtgebiet Vereine / Verbände örtlicher Car-/BikeSharer Mobilitätsmanager

örtlicher Fahrradladen Sponsoren (Sparkassen und örtliche Betriebe)

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet

Beginn / Zeitraum: ab 2012 / bis 2020

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 1 Jahr / ab 2012/13 mindestens bis 2020

Strategieebene: Vermeidung Verlagerung X Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung Dienstgang

Erledigung Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Bündelung der Akteure und Aktivierung der Sponsoren nahmen:

Konfliktpotenzial: Keines

Kosten und Finanzierung: Abhängig vom Unterstützungsumfang der Maßnahmen und Aktionen

CO2-Minderung 250 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Investitionskosten X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

190 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Gesamtbewertung X

Die Weitergabe von Informationen über klimaschützendes Mobili- tätsverhalten und die Durchführung von Aktionen sollten in festen Weitere Hinweise Zeitabständen mit einer Anzahl von Wiederholungen zur Meinungs- und Erläuterungen: bildung erfolgen. Es kann angestrebt werden, die Aktionen und In- formationsveranstaltungen in der Stadt Ottweiler zur „Marke“ zu entwickeln.

Good- / Best-Practice:

Abbildung 7-12: Maßnahmenblatt „Information und Aktionen“

GE 3 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsgestaltung

Handlungsfeld: Technik

Kurzbeschreibung: Das Handlungsfeld technikbezogener Maßnahmen bezieht sich auf die Gestaltung des nicht vermeidbaren Autoverkehrs im Sinne einer Verbrauchsminimierung und Effizienzsteigerung der einge- setzten Energie. Einzelne Entwicklungsbereiche der Fahrzeugtechnik sind nicht durch das städtische KSI- Konzept beeinflussbar. Durch Fördermaßnahmen und Anreizsysteme ist jedoch Einfluss auf die Verwendung von rollwiderstandsarmen Reifen und Leichtlaufölen u.ä. zu nehmen. Die Nutzungsbereitschaft von Autogas- sowie Elektroantrieben für Automobile soll durch gezielte Information der BewohnerInnen erhöht werden. Zugleich soll das vorhandene Netz an Autogas-Tankstellen (Neunkirchen, Illingen, St.Wendel) durch Einrich- tung einer weiteren Anlage in Ottweiler verdichtet und somit die Attraktivität der Nutzung erhöht werden. Die Errichtung von Elektroladestationen im öffentlichen und im privaten Raum ist unter Berücksichtigung der Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen des Pilotprojektes e-Mobil Saar vorzubereiten, zu unterstützen und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Energieversorgern zu fördern.

Akteure: Zielgruppe: Stadt BewohnerInnen Ottweilers Mobilitätsmanager, Umwelt- Fuhrparkbetreiber (Betriebe und Verwaltung) beauftragter Uuständige Ministerien

Energieversorger Betreiber Autogastankstellen

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet, Stadtmitte (z.B. Bauhof, Bahnhof)

Beginn / Zeitraum: ab 2012 / verstärkt ab 2015

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 3 Jahre / ab 2015 fortlaufend

Strategieebene: Vermeidung Verlagerung X Gestaltung

191

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus X Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung X Dienstgang

X Erledigung X Einkauf X Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Nicht direkt beeinflussbare Entwicklungen zur Verbrauchsminderung durch nahmen: Fahrzeug-, Reifen- und Ölhersteller

Konfliktpotenzial: Flächenkonkurrenz und ggf. Umweltauflagen bei Autogas- und Ladestationen

Technikbezogene Informationen (Aufklärungs- und Meinungskampagnen) und Schulungsmaßnahmen können kurzfristig mit vergleichsweise geringem Auf- Kosten und Finanzierung: wand durchgeführt werden. Die Realisierung von baulichen und fuhrpark- bzw. fahrzeugbezogenen Maßnahmen wird eher mittelfristig ausgerichtet werden und höhere Investitionen erfordern.

CO2-Minderung 135 tCO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Weitere Hinweise und Erläuterungen:

Good- / Best-Practice: fuhrparkverband.de, fuhrpark.de; www.juwi.de/elektromobilitaet.html

Abbildung 7-13: Maßnahmenblatt „Technik“

GE 4 Maßnahmen im Bereich der Verkehrsgestaltung

Handlungsfeld: Mensch

Kurzbeschreibung: Eine gezielte Mobilitätsbildung für Kinder und Jugendliche sowie eine kompetente Mobi- litätsberatung für Erwachsene und Senioren sind äußerst wichtige Bausteine für das Erreichen einer nachhal- tigen und klimafreundlichen Mobilität in der Stadt Ottweiler. Mögliche erzieherische Maßnahmen i.w.S. sind Schulaktionen, Mobilitätserziehung in KiTas oder Spritsparschulungen für Jugendliche und Erwachsene. Die Einführung von Bonus-Malus-Regelungen als Anreizsystem für klimafreundliches Verhalten kann weitere 192 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Potenziale freilegen, z.B. Bonus in Form einer privilegierten und eingangsnahen Parkmöglichkeit für Fahrzeu- ge von Teilnehmern der Mitfahrbörse und Fahrgemeinschaften, z.B. Malus in Form von ausgelagerten Park- plätzen für Einzelfahrer u.ä. Hier bietet sich für Stadtverwaltung und Betriebe vor Ort ein breites Gestaltungs- feld. Öffentliche und ergebnisoffene Schulungs- und Diskussionsveranstaltungen durch den Mobilitätsmanager in Form von Seminaren und Workshops sollen über einen Bildungszeitraum von bis zu 5 Jahren durchgeführt werden. Hierfür ist der Seminarraum im Mobilitätszentrum zu nutzen.

Akteure: Zielgruppe: Betriebe und Verwaltung BewohnerInnen Mobilitätsmanager Kinder und Jugendliche Ortsvorsteher Auszubildende und Arbeitnehmer

Vereine / Verbände wie SeniorenInnen ADFC, VCD, ADAC u.a.

Räumlicher Bezug: Stadtgebiet mit Schwerpunkt Stadtmitte

Beginn / Zeitraum: 2012/13 / 3 Jahre

Entwicklg.dauer / Laufzeit: 1 Jahr / bis 2020, evtl. auch länger

Strategieebene: Vermeidung Verlagerung X Gestaltung

Fahrzeuggruppe: X Leichtverkehr Schwerverkehr - Bus Schwerverkehr - Lkw

Beeinflusste Verkehrsart: X Binnenverkehr X Quell-Ziel-Verkehr Durchgangsverkehr

Beeinflusster Fahrtzweck: X Arbeit X Ausbildung Dienstgang

Erledigung Einkauf Freizeit

Wirkung erhöhende Maß- Nutzung des Mobilitätszentrums als zentrale Informations(anlauf)stelle nahmen:

Konfliktpotenzial: Keines

Kosten und Finanzierung: Abhängig vom Gesamtumfang und Intensität der Maßnahme

CO2-Minderung 320 t CO2/a

Bewertung: 0 1 2 3 4 5 6

CO2-Minderung X

Regionaler Mehrwert X

Kostenschätzung pro Jahr X

Kosten/Nutzen X

193

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Maßnahmenschärfe X

Gesamtbewertung X

Keine Weitere Hinweise und Erläuterungen:

Good- / Best-Practice: www.ifeu.de/bildungundinformation/pdf/Endbericht.pdf; AargauMobil Schweiz

Abbildung 7-14: Maßnahmenblatt „Mensch“

194 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Anhang II – Begehungsprotokolle

Alte Schule Mainzweiler

1. Grunddaten Adresse: Hauptstrasse 16 66564 Ottweiler-Mainzweiler Baujahr: 1819 Bruttogrundfläche (BGF): 233 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dachgeschoss ist unbeheizt und ungedämmt. Es wird empfohlen, die oberste Geschoßdecke nach derzeit gültiger EnEV 2009 auf einen erforderli- chen U-Wert von 0,24 W/(m²K) zu dämmen. Hierzu sind 14 cm Dämmung der WLG 035 ausreichend. Das Verlegen einer feuchteadaptiven Dampfbremse unterhalb der Dämmung wird empfohlen. Ebenso sollte der Wandabschluss im Dachgeschoss (Holzbretterwand) zum Treppenhaus hin gedämmt bzw. er- neuert werden, um das Auskühlen des Treppenhauses zu minimieren. Außenwände: Ein nachträgliches Dämmen der Außenwände wird aus Gründen des Denk- malschutzes nicht möglich sein, die Wirtschaftlichkeit wäre ohnehin aufgrund der hohen Kosten und des momentan geringen Ölverbrauches sicherlich frag- lich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet die Kellerdecke zum unbeheizten Keller. Es handelt sich um einen Gewölbekeller, dessen nachträgliches Däm- men ausgeschlossen wird. Fenster: Die Holzfenster aus dem Jahre 1992 sind in gutem Zustand, hier besteht kein Handlungsbedarf. Die Haustür ist energetisch in einem veralteten Zustand, ist aber aus Gründen des Denkmalschutzes teuer im Austausch, die Wirtschaft- lichkeit eines Austausches daher fraglich. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 2010 ist neuwertig, die Leitungen sind gut gedämmt. Hier besteht kein Handlungsbedarf.

195

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über Elektro-Durchlauferhitzer. Erneuerbare Energien: Das Installieren von Fotovoltaik oder Solarthermie ist aus Gründen des Denk- malschutzes problematisch. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 66 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 4450 kWh/a bis ~ 7416 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 28.310 kWh 2007: 1.413 kWh 2008: 28.010 kWh 2008: 1.513 kWh 2009: 35.860 kWh 2009: 1.687 kWh Ø 3 Jahre: 30.727 kWh Ø 3 Jahre: 1.538 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 30.727 kWh/a / 233 m² = ~ 131.88 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollte die oberste Geschossdecke haben. Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden. Da erst 2010 der neue Heizkessel installiert wurde, sollte der Ölverbrauch des Jahres 2011 analysiert werden, um die Effizienz dieser Maßnahme zu beurteilen. Bei der Begehung waren die Toilettenbereiche stark überhitzt. Die Heizungsregelung sollte daher auf den tat- sächlichen Bedarf abgestimmt werden.

196 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Altes Rathaus

1. Grunddaten Adresse: Rathausplatz 5 66564 Ottweiler Baujahr: 1850 Bruttogrundfläche (BGF): 983 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Die Dachschrägen und Abseitenwände wurden 1975 entsprechend dem da- maligen Stand gedämmt, ein Nachdämmen wird wegen den ausgebauten Dachräumen nur von außen möglich sein. Auf Grund der hohen Kosten wird die Wirtschaftlichkeit einer nachträglichen Dämmung von außen fraglich sein, zumal Aspekte des Denkmalschutzes mit der Sanierung kollidieren könnten. Einfacher und auch nach EnEV 2009 verpflichtend (Nachrüstpflicht) ist das Dämmen der obersten Geschoßdecke im unbeheizten Dachraum. Ist der Dachraum nicht begehbar, aber zugänglich, besteht die Nachrüstverpflichtung sofort, ist der Dachraum begehbar und zugänglich ab dem 31.12.2011. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste man zur Einhaltung der gültigen EnEV 2009 im Falle der Sanierung mit 16 cm Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 dämmen

(Umax = 0,24 W/m²), eine Dampfsperre ist erforderlich. Die oben genannte Nachrüstpflicht besteht nach neuester Auslegungsstaffel Nr. 15 des DiBt allerdings nicht bei Decken, die den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 erfüllen. Dies ist vorab zu überprüfen. Außenwände: Aus Gründen des Denkmalschutzes wird ein Dämmen der Fassade von außen schwer durchführbar bzw. zu genehmigen sein, der historische Charakter des Gebäudes würde beeinträchtigt. Die Alternative der Innendämmung ist nur mit hohem Aufwand und Reduzierung der Nutzfläche möglich, die Wirtschaftlich- keit im Verhältnis zum großen Aufwand fraglich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Ein nachträgliches Dämmen des Gewölbekellers ist ausgeschlossen. Fenster: Die Fenster sind einfach verglast und undicht. Aufgrund des hohen Fensteran- teils an der Fassade geht hier viel Heizenergie verloren. In Abstimmung mit dem Denkmalschutzbeauftragten sollte die mögliche Sanierung der Fenster

197

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

(Dichtungen, Wärmeschutzverglasung) abgestimmt werden. Auch das Sanie- ren der stark undichten Haustüre sollte abgestimmt werden. Nach Abdichten von Fenstern und Haustür ist auf richtiges Heizen und Lüften zur Vermeidung von Sporenbildung zu achten. Heizungsanlage: Der Heizkessel aus dem Jahre 1999 ist in gutem Zustand, ebenso die Wand- therme zur Beheizung der Hausmeisterwohnung aus dem Jahre 1997. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Die teilweise ungedämmten Heizleitungen im Heizraum sind zu dämmen, teilweise veraltete Thermostatventile sollten aus- getauscht werden. Der Kellerbereich war zum Zeitpunkt der Begehung stark überhitzt. Die Heizungsregelung sollte hier ggf. mittels elektronisch geregelter Thermostatventile auf die Hauptnutzung an Markttagen abgestimmt werden. Außerhalb dieser Markttage kann die Raumtemperatur deutlich abgesenkt werden. Warmwasserbereitung: Nur in der Hausmeisterwohnung mittels Wandtherme und Elektroboiler in der Küche vorhanden. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Aufgrund des geringen Warmwasserverbrauchs wäre auch die Nutzung von Solarkollektoren nicht rentabel, zumal auch hier vorab die Genehmigung durch den Denkmalschutzbeauftragten einzuholen wäre. Dies betrifft auch eine mög- liche Fotovoltaikanlage, für die aufgrund zahlreicher Gauben und eines Tur- mes ohnehin nicht viel Fläche zu Verfügung stünde. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 99 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 6.900 kWh/a bis ~ 11.500 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2007: 69.400 kWh 2007: keine Angabe 2008: 84.200 kWh 2008: keine Angabe 2009: 83.700 kWh 2009: keine Angabe Ø 3 Jahre: 79.100 kWh Ø 3 Jahre: keine Angabe Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 79.100 kWh/a / 983 m² = 80,46 kWh/m²a

198 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht überwiegend im Bereich der obersten Geschossde- cke und der Fenster / Haustür Handlungsbedarf. Im Bereich der obersten Geschossdecke besteht eventuell sogar Nachrüstpflicht, was noch zu überprüfen ist. Maßnahmen an Dachschräge und Außenwänden sind sehr aufwändig und kostenintensiv, die Wirtschaftlichkeit ist an diesen Bauteilen frag- lich, der Denkmalschutz zu beachten. Im Bereich der Heiztechnik besteht vor Allem Handlungsbedarf im Bereich der Regelungstechnik der Kellerräume, Austausch teil- weise veralteter Thermostatventile sowie ungedämmter Verteilleitungen im Keller. Optimierungspotenziale bestehen möglicherweise im Umgang der Mitarbeiter mit Energie (Stichwort: Richtig Heizen und Lüften, Stromsparen am Arbeitsplatz  siehe Projektskizzen). Hinsichtlich der Beleuchtungstechnik sollte künftig auf energiesparende Beleuchtung (Leuchtstoffröhren mit elektronischer Vorschaltung EVG) umgestellt werden.

199

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Bauhof

1. Grunddaten Adresse: Lazarett Str. 14b 66564 Ottweiler Baujahr: ab 1951 Bruttogrundfläche (BGF): 1.847 m²

2. Bauteile und Anlagen Der Bauhof gliedert sich in verschiedene Teilbereiche:  Büro (B): Der Büroteil ist an das Wohngebäude, welches momentan noch von zwei Mietern bewohnt wird, angegliedert. Im Bereich dieser Wohngebäude sollen keine Sanierungsmaßnahmen mehr durchgeführt werden, da in diesem Bereich mittelfristig ein neues Gebäude für den Bauhof entstehen soll. Aus diesem Grund wird dieser Bereich bei den Betrachtungen vernachlässigt.  Sozialräume (S) und Werkstätten (W): Diese Bereiche spielen aus energetischer Sicht die größte Rolle. Teilweise wurden hier in den vergangenen Jahren bereits Sanierungsmaßnahmen durchgeführt.  Halle 1: Halle 1 dient als Lager für Schilder, Streusalz, etc. und grenzt an den Be- reich mit den Sozialräumen und der Schreinerwerkstatt. Im hinteren Teil befindet sich die KfZ-Werkstatt.  Halle 2: Halle 2 dient hauptsächlich zur Unterbringung der Fahrzeuge.

2

1 W

S

B 3

 Halle 3: In Halle 3 befindet sich die Schlosserwerkstatt und im Obergeschoss ein

200 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Lager, in dem die Weihnachtsdekoration der Stadt gelagert wird. Dach / oberste Geschossdecken: Im Bereich der Halle 3 wäre eine Dämmung der obersten Geschossdecke nicht nur aus energetischer Sicht sinnvoll, sondern ist in der Energieeinspar- verordnung sogar durch den Gesetzgeber vorgeschrieben (Nachrüstpflicht EnEV 2009: § 10 (4)), wenn die beheizte Raumtemperatur der darunter befind- lichen Räume (hier: Werkstatt) mindestens 19°C beträgt, was noch zu über- prüfen ist. Um den Dachbereich weiter als Lager nutzen zu können, müsste es sich hierbei um eine druckfeste Dämmung handeln. Zur Erfüllung der Anforde- rungen der EnEV 2009 müsste im Bereich der obersten Geschossdecke ein U-Wert von 0,24 W/m²K erreicht werden, erforderlich hierfür wären 16 cm Dämmung der WLG 035. Alternativ hierzu könnte die Dachschräge auf einen U-Wert von 0,24 W/m²K gedämmt werden. Das oben Gesagte gilt auch für die Bereiche über den Werkstätten im Bereich für Halle 1. Sollte die Nachrüstpflicht aufgrund der Heiztemperatur der darunter befindli- chen Werkstätten nicht verpflichtend sein, können die oben angegebenen Dämmstoffstärken als Empfehlung angesehen werden. Außenwände: Die Bereiche in Halle 1, in denen die beheizten Sozialräume und die Schrei- ner- und Kfz-Werkstatt an die unbeheizte Halle grenzen, könnten von der Kalt- seite her nach EnEV 2009 gedämmt werden. Ausreichend hierzu wäre eine 14 cm dicke Dämmung der WLG 035 in den Sozialbereichen und 10 cm dicke Dämmung der WLG 035 in den Werkstätten, unter der Annahme, dass die Halle im Winter länger offen steht und annähernd Außenlufttemperaturen er- reicht. Eine Außendämmung der Hallen 1, 2 oder Halle 3 ist aus wirtschaftli- cher Sicht nicht sinnvoll. Halle 1 ist überwiegend unbeheizt, Halle 2 wird im Winter nur auf 5° C geheizt und in Halle 3 überwiegen die Fensterflächen und das Rolltor im Wandbereich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Die Gebäude sind nicht unterkellert. Fenster: Die Fenster, die aus energetischer Sicht von Bedeutung sind, wurden teilweise bereits erneuert. Hier besteht momentan kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Der Gas-Heizkessel, der alle Bereiche außer Halle 2 beheizt, wurde erst im Jahr 2004 eingebaut und ist damit noch sehr neuwertig. Hier besteht kein 201

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Handlungsbedarf. In Halle 2 gibt es ein eigenes Heizgerät, welches mit Öl be- trieben wird. Hiermit wird die Halle jedoch nur an sehr kalten Tagen auf ca. 5° C beheizt. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage, welche sich ener- getisch in einem guten Zustand befindet. Erneuerbare Energien: Auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Leistung von

30 kWpeak. Die Anlage wird allerdings von einem Investor betrieben, der die Dachfläche angemietet hat. (Auszug Solardachkataster: Dach Halle 1 gut geeignet für 593 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 42.300 kWh/a bis ~ 70.500 kWh/a; Dach Halle 2 gut geeignet für 364 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 26.000 kWh/a bis ~ 43.300 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas + Heizöl) Strom 2007: 110.061 kWh 2007: 19.415 kWh 2008: 115.660 kWh 2008: 21.889 kWh 2009: 115.660 kWh 2009: 19.993 kWh Ø 3 Jahre: 113.977 kWh Ø 3 Jahre: 20.432 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch mit Warmwasser /m² BGF: 113.977 kWh/a / 739 m²* = 154,2 kWh/m²a *Annahme: 40 % der Fläche beheizt

4. Zusammenfassung Besonders die Bereiche in Halle 1, in denen beheizte Werkstätten und die Sozial- räume sind, sollten sowohl gegen die kalte Halle als auch nach oben gedämmt wer- den. Die oberste Geschossdecke oder das Dach im Bereich der Halle 1 und 3 müs- sen nach EnEV 2009 gedämmt werden (Nachrüstpflicht), falls die Raumtemperatur der darunter befindlichen Werkstätten mindestens 19° C beträgt.

202 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Bürgerhaus Lautenbach

1. Grunddaten Adresse: Schönbachstraße 7 66564 Ottweiler Baujahr: 1995 Bruttogrundfläche (BGF): 1.118 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach entspricht dem Baujahr 1995, dies ist ein wärmetechnisch guter Zu- stand, ein Nachdämmen auf das Niveau der derzeit gültigen EnEV 2009 wird nicht wirtschaftlich sein. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände sind Baujahr 1995, ein Nachdämmen auf das Niveau der derzeit gültigen EnEV 2009 wird nicht wirtschaftlich sein. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nicht unterkellert, die Dämmung des Fußbodens entspricht dem Baujahr 1995, ein Nachdämmen auf das Niveau der derzeit gültigen EnEV 2009 wird nicht wirtschaftlich sein. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Fenster: Die Kunststofffenster sind Baujahr 1995 und in gutem Zustand. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 1995 ist noch in gutem Zustand, die Heiz- leitungen sind gut gedämmt, an manchen erneuerten Pumpen der Verteilstati- on muss die entfernte Dämmung noch nachgedämmt werden. Die Mehr- zweckhalle, die Pizzeria und die Kegelbahn verfügen über eine Lüftungsanla- ge mit Wärmerückgewinnung über die Heizung. Warmwasserbereitung: Über die Heizung nur für die Duschräume, ansonsten dezentral elektrisch.

203

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Erneuerbare Energien: Die Dachfläche erscheint aufgrund ihrer Ausrichtung für Fotovoltaik geeignet. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 699 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 49.200 kWh/a bis ~ 82.000 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 130.980 kWh 2007: 11.262 kWh 2008: 99.180 kWh 2008: 14.398 kWh 2009: 120.050 kWh 2009: 14.222 kWh Ø 3 Jahre: 116.737 kWh Ø 3 Jahre: 13.294 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 116.737 kWh/a / 1.118 m² = ~ 104.41 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier momentan kein Handlungsbedarf. Im Heizraum kann an Anschlüssen von Pumpen noch die Leitungsdämmung nachgebessert wer- den.

204 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Feuerwehr Fürth

1. Grunddaten Adresse: Auf der Steige 11 66564 Ottweiler Baujahr: 1954 / 1973 Bruttogrundfläche (BGF): 492 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Hauptgebäude wird momentan nach der gültigen EnEV 2009 saniert. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Die Fahrzeughalle ist Baujahr 1973, über den energetischen Zustand des Daches (evt. Sanierung) gibt es keine Aussage, dies sollte von einem Fachunternehmen in Augenschein genommen werden und dann über eine mögliche Dämmmaßnahme entschieden werden. Bei der vorhandenen Luftheizung (Wärme steigt nach oben) ist ein guter Dämmstandard des oberen Gebäudeabschlusses von Bedeutung für die Be- heizbarkeit der Halle. Außenwände: Das Hauptgebäude wird derzeit nach EnEV 2009 gedämmt, hier besteht kein Handlungsbedarf. Bei der Fahrzeughalle ist der Wandflächenanteil aufgrund der großen Torfläche gering. Ein Dämmen der Außenwände wird hier, auch aufgrund der geringeren Heiztemperatur der Halle, wirtschaftlich fraglich sein. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Hauptgebäude und Fahrzeughalle sind nicht unterkellert. Ein Dämmen aller Fußböden auf Standard der EnEV 2009 wird nicht weiter verfolgt, da das Kos- ten / Nutzenverhältnis zu hoch ist. Fenster / Tore: Bei den Fenstern handelt es sich um Alufenster mit Isolierverglasung, die Roll- ladenkästen sind gedämmt, ein Austausch der Fenster wird nicht wirtschaftlich sein und ist auch bei der derzeitigen Sanierung des Hauptgebäudes nicht an- gedacht. Heizungsanlage: Der Heizkessel ist Baujahr 1991 und hat eine Leistung von 70 KW. Nach Sa- nierung des Hauptgebäudes wird sicherlich ein kleinerer Kessel ausreichend sein. Ein möglicher Austausch des Kessels durch ein Brennwertgerät sollte al- lerdings erst nach den vorliegenden neuen Verbrauchsabrechnungen des sa- nierten Gebäudes genauer untersucht werden, da dann eine exaktere Wirt- 205

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

schaftlichkeitsbetrachtung möglich ist. Negativ auf den Brennwerteffekt wird sich die Luftheizung in der Fahrzeughalle auswirken, die eine hohe Vorlauf- temperatur benötigt und somit den Brennwerteffekt (erst unterhalb 48°C Rück- lauftemperatur) reduziert. Vielleicht wäre auch im Bereich der Fahrzeughalle ein Umstellen auf Heizkörper denkbar, die mit geringeren Vorlauftemperaturen bedient werden könnten. Die teilweise ungedämmten Leitungen im Heizraum sind nachzudämmen. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt zentral über die Heizungsanlage und ver- sorgt derzeit eine Dusche mit Warmwasser. Im Zuge einer möglichen Hei- zungssanierung wäre ggf. zu überlegen, die Warmwasserbereitung auf de- zentral elektrisch umzustellen. In diesem Fall könnte die Heizung im Sommer komplett abgeschaltet werden. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Zu überlegen wäre eventuell das Installieren einer Fotovoltaikanlage auf der neu- gestalteten Dachfläche des Hauptgebäudes. (Auszug Solardachkataster: Dach Halle sehr gut geeignet für 222 m² Modulflä- che, möglicher Stromertrag: ~ 16.800 kWh/a bis ~ 28.100 kWh/a; Dach Haus gut geeignet für 126 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 9.200 kWh/a bis ~ 15.400 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 70.920 kWh 2007: 5.663 kWh 2008: 59.780 kWh 2008: 10.171 kWh 2009: 78.730 kWh 2009: 9.856 kWh Ø 3 Jahre: 69.810 kWh Ø 3 Jahre: 8.563 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch mit Warmwasser /m² BGF: 141,89 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht evt. Handlungsbedarf im Bereich des Daches der Fahrzeughalle. Vorab muss allerdings der derzeitige energetische Zustand des Da- ches festgestellt werden. Bei der Heizungsanlage besteht zum momentanen Zeitpunkt kein akuter Handlungs- bedarf, ausgenommen dem Dämmen der Heizleitungen im Heizraum. Ggf. kann nach erfolgter Gebäudesanierung ein neues Heizkonzept für die Heizung und Warmwasserbereitung angegangen werden. Die Beleuchtungstechnik ist bereits modernisiert.

206 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Feuerwehr Lautenbach

1. Grunddaten

Adresse: Waldmohrer Straße 6 66564 Ottweiler Baujahr: 1960 Bruttogrundfläche (BGF): 581 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Der thermische Abschluss nach oben ist die oberste Geschossdecke. Diese ist bereits mit ca. 8 cm Dämmung gedämmt (U-Wert ca. 0,40 W/(m²K)). Ein weiteres Dämmen auf den nach heutiger EnEV 2009 erforderlichen Wert von 0,24 W/(m²K) wird wirtschaftlich grenzwertig sein und müsste genauer unter- sucht werden. Hier besteht kein akuter Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände entsprechen der Baualtersklasse 1960, der U-Wert liegt bei ca. 1,4 W/m²K. Bei einer Sanierung müsste heute ein U-Wert von 0,24 W/(m²K) nach EnEV 2009 erreicht werden. Da das untere Geschoss überwie- gend gering beheizt als Fahrzeughalle / Umkleide und ungenutzte Duschräu- me dient, wird die Ersparnis hier sicherlich nicht so hoch sein. Eine Ersparnis wird sich eher im Obergeschoss mit Mietwohnung und Versammlungsräumen bei durchgehender Nutzung einstellen, allerdings wären hierzu Dachanpas- sungen, z.B. am Giebel, erforderlich. Aufgrund des derzeitigen durchschnittlichen Verbrauchs von im Mittel 8.500 Li- tern Heizöl jährlich, der für eine Fläche von 581 m² gering ist, ist die Wirt- schaftlichkeit dieser Maßnahme bei einer geschätzten Einsparung von ge- schätzt ca. 25 % (genauere Berechnung erforderlich) fraglich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nur teilweise unterkellert. Ein unterseitiges Dämmen der Kel- lerdecke wird keine nennenswerte Einsparung bewirken. Fenster / Tore: Einige der Fenster sind noch einfachverglast und sollten gegen wärmeschutz-

verglaste Fenster (Uw <= 1,3 W/(m²K)) ausgetauscht werden. Die restlichen Fenster sind isolierverglast, ein Austausch dieser Fenster gegen wärme- schutzverglaste Fenster wird wegen des geringen Fensterflächenanteiles zu keiner nennenswerten Einsparung führen. 207

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Heizungsanlage: Der Heizkessel ist Baujahr 1995, der Brenner ist Baujahr 1991. Die teilweise ungedämmten Leitungen im Heizraum sind nachzudämmen. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt zentral über die Heizungsanlage und ver- sorgt auch die Wohnung im Obergeschoss. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Da die Dacheindeckung zum größten Teil noch aus Faserzementplatten besteht, die möglicherweise asbesthaltig sind, kommt die Installation einer solarthermi- schen oder fotovoltaischen Anlage nicht in Frage. Dies könnte ggf. nach einer Dachsanierung erfolgen, die aber derzeit aufgrund der gedämmten obersten Geschossdecke energetisch nicht erforderlich ist. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 195 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 14.000 kWh/a bis ~ 23.200 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung mit Warmwasser Strom 2007: 78.320 kWh 2007: 6.186 kWh 2008: 75.420 kWh 2008: 6.090 kWh 2009: 102.230 kWh 2009: 6.866 kWh Ø 3 Jahre: 85.323 kWh Ø 3 Jahre: 6.380 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch mit Warmwasser /m² BGF: 85.323 kWh/a / 581 m² = 146,85 kWh/m²a  Auffällig ist, dass im Jahr 2009 der Verbrauch sehr viel höher ist, als in den Jahren zuvor, hierfür sollte die Ursache untersucht werden.

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht Handlungsbedarf im Bereich der Fenster. Ein Däm- men der Außenwände wird kostenintensiv und wirtschaftlich zu hinterfragen sein. Bei der Heizungsanlage besteht zum momentanen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf, ausgenommen dem Dämmen der Heizleitungen im Heizraum. Die Beleuchtungstechnik besteht überwiegend aus Leuchtstoffröhren mit konventio- neller Vorschaltung (KVG). Diese sollte auf energiesparende Leuchtstoffröhren mit elektronischer Vorschaltung (EVG) umgestellt werden.

208 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Feuerwehr Mainzweiler

1. Grunddaten Adresse: Stegbachstrasse 6 66564 Ottweiler- Mainzweiler Baujahr: 1971 / 1978 Bruttogrundfläche (BGF): 329 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach im Bereich Sozialräume ist neuwertig. Hier besteht kein Handlungs- bedarf. Im Bereich der Fahrzeughalle soll das Dach nach Aussage des Bauamtes in den kommenden Jahren gedämmt werden. Da die Halle nur ge- ring beheizt wird > 12° C <19° C, ist gemäß derzeit gültiger EnEV 2009 nur ein U-Wert von 0,35 W/(m²K) einzuhalten. Dies wäre z.B. mit 10 cm Dämmung der WLG 035 erreichbar. Die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahme setzt jedoch regelmäßiges Heizen der Halle voraus. Neben der Energieeinsparung wird die Halle, die z.Z. mit einer Luftheizung beheizt wird, besser beheizbar sein. Außenwände: Die Außenwände sind bisher nicht gedämmt. Im Sozialbereich sind aufgrund der vielen Fenster die Wandflächen kleiner, damit auch die zu erwartende Ein- sparung, im Hallenbereich sind die großen Tore vorhanden. Die Wirtschaft- lichkeit einer möglichen nachträglichen Außenwanddämmung sollte vor Aus- führung genauer untersucht werden, da auch in der Fahrzeughalle die Wand- flächen gering sind und ein Dämmen mit hohen Kosten verbunden ist. Die Wände im Bereich des Sozialbereiches sind gerade ohne Dämmung neu ver- putzt worden. Sollte gedämmt werden, ist im Bereich des Sozialtraktes nach EnEV 2009 ein U-Wert von 0,24 W/(m²K) einzuhalten (z.B. 14 cm WLG 035), im Bereich der Halle ein Wert von 0,35 W/(m²K) (z.B. 10 cm WLG 035). Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet die Bodenplatte, das Gesamtge- bäude ist nicht unterkellert. Ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt. Fenster: An der Vorderseite des Sozialtraktes wurden Fenster und Außentüren bereits erneuert. Im Versammlungsraum an der Gebäuderückseite sind noch veraltete Alufenster vorhanden, die ebenfalls durch neuwertige ersetzt werden sollten

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

(Uwmax nach EnEV 1,30 W/(m²K)). Im Bereich der Fahrzeughalle sind noch Glasbausteine und Reglittverglasungen vorhanden, die bei einer Sanierung

ausgetauscht werden sollten (Uwmax nach EnEV 1,90 W/(m²K)). Schwach- punkt sind sicherlich die Rolltore mit ihren großen Flächen und schlechten U- Werten. Ein Austausch solcher Tore gegen neuwertige ist sehr kostenintensiv und vermutlich nicht wirtschaftlich. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 2008 ist neuwertig. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Eine Überlegung wäre eventuell, die Luftheizung in der Fahrzeughalle auf wasserbeheizte Deckenstrahlplatten umzurüsten, wenn technisch möglich. Dadurch wird nach Schließen der Tore im Winter ein schnelleres Aufheizen ermöglicht. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über Elektro-Boiler. Erneuerbare Energien: Aufgrund der Ost-West-Lage des Daches ist eine Installation von Fotovoltaik auf Wirtschaftlichkeit hin zu überprüfen. Auf der Fahrzeughalle müsste die Dachhaut vorher ohnehin saniert und gedämmt werden (Asbest). (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 210 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 14.700 kWh/a bis ~ 24.500 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 65.610 kWh 2007: 6.668 kWh 2008: 59.200 kWh 2008: 4.667 kWh 2009: 55.980 kWh 2009: 6.185 kWh Ø 3 Jahre: 60.263 kWh Ø 3 Jahre: 5.840 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 60.263 kWh/a / 329 m² = ~ 183.17 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten das Dach der Fahrzeughalle und die teilweise noch veralteten Fenster haben. Das Dämmen der Außenwände sollte nur nach erfolgrei- cher Wirtschaftlichkeitsbetrachtung in Betracht gezogen werden. Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden. Zum Zeitpunkt der Begehung war der Versammlungsraum stark beheizt. Hier sollte überlegt werden, ob die Heizungsregelung auf den tatsächlichen Bedarf in den Nut- zungszeiten eingestellt wird.

210 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Feuerwehr Ottweiler

1. Grunddaten Adresse: Im alten Weiher 12 66564 Ottweiler Baujahr: 1968 Bruttogrundfläche (BGF): 921 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Der thermische Abschluss nach Oben ist die oberste Geschossdecke. Diese ist ungedämmt und energetisch ein Schwachpunkt, hier besteht nach der Energieeinsparverordnung 2009 §10 (3) und (4) Nachrüstverpflichtung. Ist der Dachraum nicht begehbar, aber zugänglich, besteht die Nachrüstver- pflichtung sofort, ist der Dachraum begehbar und zugänglich, ab dem 31.12.2011. Nach EnEV 2009 müssten in diesem Bereich mindestens 16 cm Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 ausgelegt werden, um einen U- Wert von 0,24 W/m²K zu erreichen. Mit dieser Maßnahme wäre wahrschein- lich eine Energieeinsparung von mehr als 10 % möglich, was gemessen am durchschnittlichen Energieverbrauch der drei letzten Jahre eine ungefähre monetäre Einsparung von mehr 1.000 €/a entspricht (Annahme: Preis für Gas 0,07 €/kWh). Außenwände: Im Zuge einer Sanierung im Jahr 2003 wurden große Teile des Außenbe- reichs, insbesondere im linken Gebäudeteil, gedämmt. Die Gebäuderückseite ist nur etwa halbseitig gedämmt. Hier ist das nachträg- liche Dämmen der restlichen ungedämmten Fläche nach EnEV 2009 mit 14 cm Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 (Umax. =0,24 W/m²K) sinnvoll. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nur im linken Bereich teilweise unterkellert. Ein unterseitiges Dämmen der Kellerdecke wird keine nennenswerte Einsparung bewirken. Fenster / Tore: Die Fenster / Tore wurden im Jahr 2005 erneuert und entsprechen einem mo- dernen Stand der Technik. Heizungsanlage: Momentan befindet sich im Gebäude ein Heizkessel aus dem Jahr 1989, der eine Leistung von 120 kW hat und mit Gas betrieben wird. Mit diesem Kessel

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

wird auch eine im Gebäude integrierte Mietwohnung versorgt. Laut den Mess- protokollen des Schornsteinfegers hat der Kessel jedoch noch einen sehr gu- ten Wirkungsgrad. Die Heizleitungen im Keller sind gut gedämmt. Allerdings sollte überprüft werden, ob alle Potenziale, die sich im Bereich der Regelung und Steuerung ergeben, auch ausgeschöpft sind. Z.B. sollten die Thermostat- ventile, insbesondere in den Fahrzeughallen, nur auf die erforderliche Tempe- ratur eingestellt werden. Zudem muss beachtet werden, dass nach einer mög- lichen Deckendämmung das System hydraulisch abgeglichen werden sollte. Des Weiteren ist die Aufheizzeit, insbesondere in den Aufenthaltsräumen im ersten Stock, danach geringer und auch hier sollten die Thermostatventile im Bedarfsfall nur auf geringer Stufe stehen. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt zentral über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Da die Dacheindeckung zum größten Teil noch aus Faserzementplatten besteht, die möglicherweise asbesthaltig sind, kommt die Installation einer solarthermi- schen oder fotovoltaischen Anlage nicht in Frage. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 341 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 23.800 kWh/a bis ~ 39.700 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2007: 118.450 kWh 2007: 14.099 kWh 2008: 138.130 kWh 2008: 13.862 kWh 2009: 190.430 kWh 2009: 14.253 kWh Ø 3 Jahre: 149.000 kWh/a Ø 3 Jahre: 14.071 kWh/a Jährlicher Heizwärmeverbrauch mit Warmwasser /m² BGF: 149.000 kWh/a / 921 m² = 161,78 kWh/(m²a)

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht Handlungsbedarf und Nachrüstpflicht im Bereich der obersten Geschossdecke. Das nachträgliche Dämmen der auf der Gebäuderückseite teilweise ungedämmten Außenwandfläche wird empfohlen. Bei der Heizungsanlage besteht zum momentanen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf, außer möglicherweise bei den Einstellungen der Heizzeiten und der Thermostatventi- le, diese sind aber ohne Investition durchführbar. Besonders auffällig ist, dass der

212 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Wärmeenergieverbrauch von 2007 bis 2009 um mehr als 60 % gestiegen ist. Hierfür sollte die Ursache ermittelt werden. Die Beleuchtungstechnik besteht überwiegend aus Leuchtstoffröhren mit konventio- neller Vorschaltung (KVG). Diese sollte auf energiesparende Leuchtstoffröhren mit elektronischer Vorschaltung (EVG) umgestellt werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Feuerwehr Steinbach

1. Grunddaten Adresse: Am Dorfbrunnen 10 66564 Ottweiler- Steinbach Baujahr: 1975 / 1995 / 2001 Bruttogrundfläche (BGF): 498 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Die oberste Geschossdecke des zweigeschossigen Bereiches wurde von der Stadt Ottweiler mit 5-6 cm gedämmt angegeben, da diese zum Zeitpunkt der Begehung nicht zugänglich war (Dämmstoffstärke wurde nachträglich gemes- sen). Bei Vorhandensein einer Betondecke würde sich dabei ein U-Wert von 0,6 bis 0,7 W/(m²K) ergeben. Hier wäre nach heutiger EnEV 2009 im Falle der

Sanierung ein Wert von Umax = 0,24 W/(m²K) einzuhalten. Ein Nachdämmen auf diesen Wert wäre mit 10 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erreicht. Da das Dach allerdings in den nächsten Jahren nach Aussage der Stadt Ott- weiler saniert werden soll, stellt sich die Frage, ob die Dachschräge dann nicht auf den nach dann gültiger Energieeinsparverordnung erforderlichen Wert sa- niert wird. Im Bereich der Fahrzeughalle soll das Dach nach Aussage des Bauamtes in den kommenden Jahren saniert und gedämmt werden, der Dachraum und ei- ne evt. vorhandene Dämmung konnten hier nicht eingesehen werden. Da die Halle nur gering beheizt wird >12° C, <19° C, ist gemäß derzeit gültiger EnEV 2009 im Falle der Sanierung nur ein U-Wert von 0,35 W/(m²K) einzuhalten. Dies wäre z.B. mit 10 cm Dämmung der WLG 035 erreichbar. Die Wirtschaft- lichkeit dieser Maßnahme setzt allerdings ein regelmäßiges Beheizen der Hal- le voraus. Neben der Energieeinsparung wird sich die Halle, die derzeit mit ei- ner Luftheizung beheizt wird, besser beheizen lassen. Im Bereich des Anbaus aus dem Jahre 2001 ist eine Blecheindeckung vorhanden, der Dämmstandard des Jahres 2001 wird hier vorausgesetzt und als ausreichend angesehen. Außenwände: Die Außenwände sind bisher nicht nachträglich gedämmt. Im zweigeschossi- gen Bereich des Altbaus bis zum Anbau trägt eine nachträgliche Außenwand- dämmung sicherlich zu einer spürbaren Energieeinsparung bei, diese Maß- nahme wird sich sicherlich als wirtschaftlich erweisen. Im Bereich der Fahrzeughalle wird sich aufgrund der geringen Wandflächen durch die großen Öffnungen bei nachträglicher Dämmung keine nennenswerte 214 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Einsparung einstellen. Sollte gedämmt werden, ist im Bereich des zweigeschossigen Altbaus nach EnEV 2009 ein U-Wert von 0,24 W/(m²K) einzuhalten (z.B. 14 cm WLG 035), im Bereich der Halle ein Wert von 0,35 W/(m²K) (z.B. 10 cm WLG 035). Am Anbau aus dem Jahre 2001 ist bei Bauweise des Jahres 2001 eine nachträgli- che Dämmung nicht anzuraten, sie wird unwirtschaftlich sein. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet die Bodenplatte, das Gesamtge- bäude ist nicht unterkellert. Ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt. Fenster: Im Bereich des Anbaus sind die Fenster neuwertig, hier besteht kein Hand- lungsbedarf. Die restlichen Holzfenster sind isolierverglast, hier könnte eben- falls über einen Fensteraustausch (Uw<= 1,3 W/(m²K)) nach EnEV 2009 nachgedacht werden, bzw. über einen Verglasungsaustausch (Ug<= 1,1 W/(m²K)) nach EnEV 2009. Einen hohen Wärmeverlust bewirken sicherlich die Rolltore der Fahrzeughalle aus dem Jahre 1975. Ein Austausch dieser Tore durch neuwertige wird sicher- lich sehr kostenintensiv sein und sollte vorab auf Wirtschaftlichkeit hin unter- sucht werden. Heizungsanlage: Der Heizkessel aus dem Jahre 1976 ist stark veraltet, trotz Brenner aus dem Jahre 1992. Gemäß EnEV 2009 § 10 muss der Kessel wegen des Baujahres vor 1978 außer Betrieb genommen werden. Mit der Heizungserneuerung wer- den auch die Pumpen und die Regelung auf den neuesten Stand gebracht. Beim Kesseltausch wäre ein neues Brennwertgerät oder sogar eine Pellethei- zung denkbar. Nachteilig beim Brennwertgerät ist die hohe Vorlauf-/Rück- lauftemperatur in der Fahrzeughalle zum Betreiben der Luftheizung (85°C Vor- lauf, 45° C Rücklauf zum Zeitpunkt der Begehung, im Winter sicherlich noch höher). Zum Erreichen des Brennwerteffektes sind bei Öl-Rücklauftem- peraturen < 48° C erforderlich. Die Alternative zur Luftheizung könnten hierzu wassergeführte Deckenstrahlplatten darstellen. Dadurch wird nach Schließen der Tore im Winter zusätzlich ein schnelleres Aufheizen ermöglicht. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung sollte bei Heizungserneuerung auf den tatsächli- chen Bedarf mit oder ohne Duschen ausgelegt werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Erneuerbare Energien: Aufgrund der Ost-West-Lage des Daches ist eine Installation von Fotovoltaik auf Wirtschaftlichkeit hin näher zu untersuchen. Auf den Dächern müsste die Dachhaut vorher ohnehin saniert und gedämmt werden (Asbest). (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 259 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 18.300 kWh/a bis ~ 30.400 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 72.060 kWh 2007: 7.521 kWh 2008: 59.570 kWh 2008: 9.176 kWh 2009: 71.000 kWh 2009: 7.876 kWh Ø 3 Jahre: 67.543 kWh Ø 3 Jahre: 8.191 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 67.543 kWh/a / 498 m² = ~ 135.63 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten die veralteten Dachbereiche und teilweise die Fenster haben. Das Dämmen der Außenwände kann im Bereich des zweigeschossi- gen Gebäudes ebenfalls sinnvoll sein. Dringender Handlungsbedarf besteht beim Heizkessel aus dem Jahre 1976, hier be- steht Austauschpflicht! (siehe oben) Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden. Da das Gebäude nicht durchgehend genutzt wird, sollte überlegt werden, ob die Hei- zungsregelung auf den tatsächlichen Bedarf in den Nutzungszeiten eingestellt wird.

216 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Friedhofshalle Ottweiler

1. Grunddaten Adresse: Seminarstr. 66564 Ottweiler Baujahr: 1979 Bruttogrundfläche (BGF): 312 m²

2. Bauteile und Anlagen: Dach / oberste Geschossdecken: Bauzustand 1979. Außenwände: Bauzustand 1979. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Gebäude nicht unterkellert, Bauzustand 1979. Fenster: Einfachverglaste Eingangstüren und Fenster mit einer schlechten energeti- schen Qualität führen dazu, dass sich das Gebäude schlecht aufheizen lässt und schnell wieder auskühlt. Heizungsanlage: Die Beheizung erfolgt über einen Gaskessel aus dem Jahr 1995, die Leitun- gen sind gedämmt und eine Zeitsteuerung eingestellt. Die Heizkörper werden vom Personal manuell geregelt. Warmwasserbereitung: Über Elektroboiler, selten genutzt. Erneuerbare Energien: Werden an diesem Gebäude nicht weiter verfolgt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 166 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 11.800 kWh/a bis ~ 19.700 kWh/a)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch:

Heizung (Erdgas) Strom 2007: 46.450 kWh 2007: 4.045 kWh 2008: 38.570 kWh 2008: 4.754 kWh 2009: 38.980 kWh 2009: 4.257 kWh Ø 3 Jahre: 41.333 kWh Ø 3 Jahre: 4.352 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 41.333 kWh/a / 312 m² = ~ 132.6 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Eine Sanierung der energetisch schlechten Außenhülle des Gebäudes würde sich aufgrund der geringen Heizzeiten des Gebäudes wirtschaftlich betrachtet nicht amor- tisieren. Wichtig ist, dass die Heizzeiten den Nutzungszeiten angepasst sind, bzw. die Heizkörper nur bei Bedarf eingeschaltet werden und die Halle nicht durchgängig beheizt wird.

218 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Friedhofshalle Fürth

1. Grunddaten Adresse: Zur Ring 66564 Ottweiler Baujahr: 1966 Bruttogrundfläche (BGF): 230 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Bauzustand 1966. Außenwände: Bauzustand 1966. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Gebäude nicht unterkellert, Bauzustand 1966. Fenster: Einfachverglaste Eingangstüren und Fenster mit einer schlechten energeti- schen Qualität führen dazu, dass sich das Gebäude schlecht aufheizen lässt und schnell wieder auskühlt. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage besteht aus Nachtstromspeicherheizungen in der Halle und Lufterhitzern in den Nebenräumen. Warmwasserbereitung: Über Elektroboiler, selten genutzt. Erneuerbare Energien: Werden an diesem Gebäude nicht weiter verfolgt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 174 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 12.500 kWh/a bis ~ 20.900 kWh/a) 3. Energieverbrauch Heizung und Strom 2007: 17.575 kWh 2008: 16.628 kWh 2009: 13.303 kWh

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Ø 3 Jahre: 15.835 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 15.835 kWh/a / 230 m² = ~ 69 kWh/m²a

Der Heizwärmeverbrauchskennwert ist mit 69 kWh/m²a zwar niedrig, aber das Hei- zen mit Strom sehr teuer.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier von Seiten der Gebäudehülle kein Handlungs- bedarf in Form einer Maßnahme, die sich wirtschaftlich ablichten lässt. Das Gebäude wird nur unregelmäßig und kurzfristig beheizt, daher würden sich Dämm- Maßnahmen an der Gebäudehülle wirtschaftlich nicht ablichten lassen. Eine Ausstat- tung der großflächigen Fenster und Türen mit Wärmeschutzverglasung würde die Beheizbarkeit der Halle steigern. Problem ist die Nachtstromspeicherheizung, die nach Aussage der Hausmeister schon 2-3 Tage vor einer Beerdigung hochgefahren werden muss, damit die Halle für die kurzzeitige Nutzung warm genug ist. Da Strom ein teuerer Energieträger ist, soll- te überlegt werden, ob die Halle nicht mit einer leistungsstarken dezentralen Lufthei- zung (Einzelgeräte) schneller und kostengünstiger beheizt werden kann. Ergänzend könnte noch über den oben erwähnten Verglasungsaustausch nachgedacht werden, was allerdings sicherlich nicht wirtschaftlich sein wird, sondern eher die schnellere Beheizbarkeit und Vermeidung zu starker Auskühlung fördert. Hierzu sollte im Vor- feld eine genauere Wirtschaftlichkeitsberechnung angestellt werden.

220 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Friedhofshalle Lautenbach

1. Grunddaten Adresse: Heidstockstraße 66564 Ottweiler Baujahr: 1967 Bruttogrundfläche (BGF): 143 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Bauzustand 1967. Außenwände: Bauzustand 1967. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Gebäude nicht unterkellert, Bauzustand 1967. Fenster: Einfachverglaste Eingangstüren und Fenster mit einer schlechten energeti- schen Qualität führen dazu, dass sich das Gebäude schlecht aufheizen lässt und schnell wieder auskühlt. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage besteht aus Nachtstromspeicherheizungen in der Halle und Lufterhitzern in den Nebenräumen. Warmwasserbereitung: Über Elektroboiler, selten genutzt. Erneuerbare Energien: Werden an diesem Gebäude nicht weiter verfolgt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 108 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 7.800 kWh/a bis ~ 13.000 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung und Strom 2007: 6.831 kWh

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

2008: 9.193 kWh 2009: 4.998 kWh Ø 3 Jahre: 7.007 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 7.007 kWh/a / 143 m² = ~ 49 kWh/m²a Der Heizwärmeverbrauchskennwert ist mit 49 kWh/m²a zwar niedrig, aber das Hei- zen mit Strom sehr teuer.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier von Seiten der Gebäudehülle kein Handlungs- bedarf in Form einer Maßnahme, die sich wirtschaftlich ablichten lässt. Das Gebäude wird nur unregelmäßig und kurzfristig beheizt, daher würden sich Dämm- Maßnahmen an der Gebäudehülle wirtschaftlich nicht ablichten lassen. Eine Ausstat- tung der großflächigen Fenster und Türen mit Wärmeschutzverglasung würde die Beheizbarkeit der Halle steigern. Problem ist die Nachtstromspeicherheizung, die nach Aussage der Hausmeister schon 2-3 Tage vor einer Beerdigung hochgefahren werden muss, damit die Halle für die kurzzeitige Nutzung warm genug ist. Da Strom ein teuerer Energieträger ist, sollte überlegt werden, ob die Halle nicht mit einer leis- tungsstarken dezentralen Luftheizung (Einzelgeräte) schneller und kostengünstiger beheizt werden kann. Ergänzend könnte noch über den oben erwähnten Vergla- sungsaustausch nachgedacht werden, was allerdings sicherlich nicht wirtschaftlich sein wird, sondern eher die schnellere Beheizbarkeit und Vermeidung zu starker Auskühlung fördert. Hierzu sollte im Vorfeld eine genauere Wirtschaftlichkeitsbe- rechnung angestellt werden.

222 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Friedhofshalle Mainzweiler

1. Grunddaten Adresse: Auf`m Gremel 66564 Ottweiler / Mainzweiler Baujahr: 1968 Bruttogrundfläche (BGF): 137 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Bauzustand 1968. Außenwände: Bauzustand 1968. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Gebäude nicht unterkellert, Bauzustand 1968. Fenster: Die Eingangstüren sind zum Teil einfachverglast mit Alurahmen und zum Teil isolierverglast. Die Fenster bestehen aus Glasbausteinen, die ebenfalls schlechte energetische Eigenschaften aufweisen. Die Verluste über diese Bauteile sind erhöht, jedoch ist der Flächenanteil nicht allzu groß. Ein Aus- tausch nur aus energetischer Sicht wäre voraussichtlich nicht wirtschaftlich. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage besteht aus Nachtstromspeicherheizungen in der Halle. Warmwasserbereitung: Keine Erneuerbare Energien: Werden an diesem Gebäude nicht weiter verfolgt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 56 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 4.000 kWh/a bis ~ 6.700 kWh/a)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch

Heizung und Strom 2007: 7.965 kWh 2008: 10.551 kWh 2009: 12.935 kWh Ø 3 Jahre: 10483,7 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 10.483 kWh/a / 137 m² = ~ 76,52 kWh/m²a

Der Heizwärmeverbrauchskennwert ist mit 76 kWh/m²a zwar niedrig, aber das Hei- zen mit Strom sehr teuer.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier von Seiten der Gebäudehülle kein Handlungs- bedarf in Form einer Maßnahme, die sich wirtschaftlich ablichten lässt. Das Gebäude wird nur unregelmäßig und kurzfristig beheizt, daher würden sich Dämm-Maßnahmen einschließlich Fensteraustausch an der Gebäudehülle wirt- schaftlich nicht ablichten lassen. Problem ist die Nachtstromspeicherheizung, die nach Aussage der Hausmeister schon 2-3 Tage vor einer Beerdigung hochgefahren werden muss, damit die Halle für die kurzzeitige Nutzung warm genug ist. Da Strom ein teuerer Energieträger ist, sollte überlegt werden, ob die Halle nicht mit einer leistungsstarken dezentralen Luftheizung (Einzelgeräte) schneller und kosten- günstiger beheizt werden kann.

224 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Friedhofshalle Steinbach

1. Grunddaten Adresse: Friedensstrasse 66564 Ottweiler / Steinbach Baujahr: 1964 Bruttogrundfläche (BGF): 175 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Bauzustand 1964. Außenwände: Bauzustand 1964. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Gebäude nicht unterkellert, Bauzustand 1964. Fenster: Dominierend an diesem Gebäude ist die Fensterfront an der Gebäudevorder- seite. Diese besteht aus einfach verglasten Fensterelementen mit Stahlrah- men. Diese Verglasung weist eine sehr schlechte energetische Eigenschaft auf mit Uw-Werten zwischen 5-7 W/(m²K). Moderne Verglasungen weisen derzeit Uw-Werte von ca. 1 W/(m²K) auf, d.h. es gehen durch das Bauteil Fenster nur noch 15-20 % der Wärme verloren, als mit der schlechten Vergla- sung. Ein Austausch der Verglasung würde zwar zu einer schnelleren Aufhei- zung der Halle und geringerer Auskühlung führen, ein Austausch wird aber aufgrund der geringen Heizzeiten nicht wirtschaftlich sein. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage besteht aus einer Luftheizung, die derzeit defekt ist und durch eine neue Luftheizung ausgetauscht wird. Dadurch ist das kurzzeitige und schnelle Beheizen der Friedhofshalle möglich, wie es von Seiten der Stadt Ottweiler auch gewünscht ist. Warmwasserbereitung: Keine Erneuerbare Energien: Werden an diesem Gebäude nicht weiter verfolgt. (Auszug Solardachkataster: Dach bedingt geeignet für 55 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 3.500 kWh/a bis ~ 5.800 kWh/a)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch Heizung und Strom 2007: 1.076 kWh 2008: 1.208 kWh 2009: 1.308 kWh Ø 3 Jahre: 1.197 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 1.197 kWh/a / 175 m² = ~ 6,84 kWh/m²a

Der Heizwärmeverbrauchskennwert ist mit 6,84 kWh/(m²a) sehr niedrig, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier von Seiten der Gebäudehülle kein Handlungs- bedarf in Form einer Maßnahme, die sich wirtschaftlich ablichten lässt. Aus dem ge- ringen Heizwärmeverbrauchskennwert von 6,84 kWh/(m²a) ist ableitbar, dass der Energieverbrauch hier sehr gering ist und aus energetischer Sicht kein weiterer Handlungsbedarf gegeben ist.

226 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Grundschule Lehbesch

1. Grunddaten Adresse: Freiherr-vom-Stein-Str. 16 66564 Ottweiler Baujahr: 1963 Bruttogrundfläche (BGF): 3.629 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Der thermische Abschluss nach oben ist die oberste Geschossdecke. Diese ist ungedämmt und energetisch ein Schwachpunkt, hier besteht gemäß EnEV 2009 §10 (3) und (4) Nachrüstverpflichtung. In diesem Bereich muss eine Dämmung angebracht bzw. ausgerollt werden. Hier müssten mindestens 16 cm Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 ausgelegt werden, um den geforderten U-Wert von 0,24 W/m²K zu erreichen. Die alten, ungenutzten Rohrleitungen in diesem Bereich sollten im Zuge der Sanierung entfernt wer- den. Zu beachten ist, dass es zwar im Bereich der Dachschräge eine Dämm- schicht (max. 2 cm Styropor) gibt, diese ist jedoch teilweise defekt und es fehlt eine Dampfsperre, dadurch ist auch keine Luftdichtheit gegeben. Daher ist da- von auszugehen, dass der Wärmeschutzeffekt dieser Dämmung kaum vor- handen bzw. unwirksam ist. Außenwände: Die Außenwände entsprechen dem energetischen Standard des Baujahrs, hier wurde noch keine Dämmung angebracht. Angesichts der großen Fenster- flächenanteile ist die Wirtschaftlichkeit dieser Maßnahmen zum jetzigen Zeit- punkt fraglich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Der Keller ist zum größten Teil genutzt und wird somit auch beheizt. Eine Dämmung der Kellerdecke macht nur in den Bereichen Sinn, in denen der Kel- ler nicht beheizt wird. Fenster: Die Fenster wurden im Jahr 1993 modernisiert und sind somit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sanierungsbedürftig.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Heizungsanlage: Für das Gebäude und die angegliederte Turnhalle stehen zwei Heizkessel zur Verfügung. Beide haben je eine Leistung von 334 kW und wurden im Jahr 1984 installiert. Die Leitungen sind bereits gedämmt. Im Jahr 2009 wurde bei einem der Kessel der Brenner erneuert. Im Bereich der Heizung besteht mo- mentan noch kein Handlungsbedarf. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Vorhandene Nutzung: Siehe Turnhalle (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 1043 m² Modulfläche, mög- licher Stromertrag: ~ 75.400 kWh/a bis ~ 125.600 kWh/a)

3. Energieverbrauch: (Achtung: Inkl. Turnhalle) Heizung (Erdgas) Strom 2007: 551.340 kWh 2007: 57.750 kWh 2008: 611.090 kWh 2008: 57.895 kWh 2009: 578.780 kWh 2009: 54.345 kWh Ø 3 Jahre: 580.403 kWh Ø 3 Jahre: 56.663 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF für Heizung und Warmwasser: 580.403 kWh/a / 4.301 m² (Fläche inkl. Turnhalle) = ~ 135 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Im Bereich des Daches bzw. der obersten Geschossdecke muss eine Dämmung gemäß EnEV angebracht werden.

228 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Grundschule Neumünster – Nachbetreuung

1. Grunddaten Adresse: Betzelbacher Weg 17 66564 Ottweiler Baujahr: 1953 (2007 Anbau) Bruttogrundfläche (BGF): 2.124 m² (inkl. Schulgebäude)

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Nach Angaben der städtischen Mitarbeiter ist das Dach des Gebäudes vor wenigen Jahren saniert und gedämmt worden. Somit besteht an diesem Bau- teil kein Handlungsbedarf. Bei der Begehung des Dachs ist aufgefallen, dass die Dämmung teilweise platt getreten wurde und zudem im Bereich des Da- ches noch Teile sind, die nachgedämmt werden könnten. Hierbei handelt es sich um die Wand von der beheizten ehemaligen Hausmeisterwohnung zum unbeheizten Dachraum. Außenwände: Die Außenwände sind bisher noch ungedämmt. Aufgrund der großen Fenster- flächenanteile, vor allem im vorderen Gebäudebereich (Südseite), wäre eine Außendämmung mit hohem Aufwand und Kosten verbunden, so dass aus wirtschaftlicher Sicht eine Dämmung momentan nicht rentabel wäre. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Der Keller ist unbeheizt und wird teilweise als Lager genutzt. Im Bereich der Kellerdecke könnte unterseitig von der Kaltseite her eine Dämmung ange- bracht werden. Dies würde nicht nur zu einer Energieeinsparung führen, son- dern auch zu einer Behaglichkeitssteigerung in den darüber liegenden Räu- men. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste man zur Einhaltung der gültigen EnEV 2009 mit 10 cm Wärmedämmung der WLG 035 dämmen. Fenster: Bei den Fenstern im Gebäude handelt es sich um alte Aluminiumfenster, die über keine thermische Trennung verfügen. Nach Angaben der Mitarbeiter be- schlagen diese auch in der Heizperiode mit Kondenswasser. Ein Fensteraus- tausch ist zwar mit hohen Investitionskosten verbunden, jedoch würde auf- grund der großen Fensterflächen, insbesondere an der Vorderseite des Ge- bäudes, auch eine große Energieeinsparung entstehen. Zudem kommt es zu

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

einer Steigerung der Behaglichkeit in den Räumen. Der U-Wert der Fenster liegt momentan ungefähr zwischen 3 und 4 W/m²K, nach einer Sanierung würde der Wert nicht höher als 1,3 W/m²K gemäß EnEV 2009 liegen Heizungsanlage: Die Heizungsanlage im Gebäude versorgt neben dem Gebäude selbst auch noch die angegliederte Grundschule und momentan noch die Turnhalle, die aber in Kürze einen eigenen Heizkessel erhalten soll. Der Kessel stammt aus dem Jahr 1993, die Leitungen sind in den zugänglichen Bereichen gut ge- dämmt. Momentan besteht hier kein akuter Handlungsbedarf. Wichtig ist je- doch, dass bei einer anstehenden Erneuerung zu einem späteren Zeitpunkt vorher eine genaue Heizlastberechnung durchgeführt wird. Durch die Sanie- rungsmaßnahmen und das Abtrennen der Turnhalle vom Heizsystem ist si- cherlich eine kleinere Kesselleistung als die momentan installieren 508 kW ausreichend. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbreitung erfolgt über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Sowohl auf dem Dach des Schulgebäudes, als auch auf dem Dach der Nach- betreuung befinden sich Solarstrommodule. Diese haben eine Gesamtleistung

von ca. 56 kWpeak, werden aber von einem Investor betrieben, der die Dachflä- chen bei der Stadt gepachtet hat. Auf dem Dach der angeschlossenen Turn- halle plant die Stadt Ottweiler, möglicherweise selbst eine Solarstromanlage zu installieren. (Siehe Turnhalle Neumünster) (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 153 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 12.200 kWh/a bis ~ 20.400 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2007: 299.550 kWh 2007: 35.109 kWh 2008: 308.650 kWh 2008: 41.769 kWh 2009: 307.810 kWh 2009: 44.136 kWh Ø 3 Jahre: 305.337 kWh Ø 3 Jahre: 40.338 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch mit Warmwasser /m² BGF: 305.337 kWh/a / 2.745 m² = ~ 111 kWh/m²a

230 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4. Zusammenfassung

Die Wand zwischen beheizter ehemaliger Hausmeisterwohnung und dem unbeheiz- ten Dachraum könnten mit geringem Aufwand nachgedämmt werden, ggf. sollte die Dachdämmung, die platt getreten wurde, ertüchtigt werden. Ein Fensteraustausch wäre energetisch sinnvoll, allerdings mit hohen Investitionskosten verbunden. Im Be- reich der Kellerdecke könnte in den ungenutzten / unbeheizten Bereichen eine Dämmung von der Kaltseite her angebracht werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Grundschule Neumünster

1. Grunddaten Schulgebäude Adresse: Betzelbacher Weg 17 66564 Ottweiler Baujahr: 1953 (2007 Anbau) Bruttogrundfläche (BGF): 2.124 m² (inkl. Nachbetreuung)

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Nach Angaben der städtischen Mitarbeiter ist das Dach des Gebäudes vor wenigen Jahren saniert und gedämmt worden. Somit besteht an diesem Bau- teil kein Handlungsbedarf. Außenwände: An einer Giebelseite (Westseite) und an Teilen der Rückseite ist eine ca. 3 cm dicke Dämmung angebracht. Im vorderen Bereich wäre eine Fassadendäm- mung aufgrund des großen Fensterflächenanteils sicherlich sehr aufwendig und nicht wirtschaftlich. An der Gebäuderückseite überwiegt jedoch der Wand- flächenanteil. In diesem Bereich könnte noch eine Dämmung angebracht wer- den. Zur Einhaltung der Anforderungen EnEV 2009 müssten ca. 14 cm Wär- medämmung der WLG 035 angebracht werden. Eine weitere Fläche, die gedämmt werden könnte, ist die Wand der ehemali- gen Aula, die mittlerweile zum Klassenraum ausgebaut wurde, zum unbeheiz- ten Dachraum. Zur Einhaltung der Anforderungen der EnEV 2009 müssten ca. 14 cm Wärmedämmung der WLG 035 angebracht werden. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nur teilweise unterkellert. In den Bereichen, in denen der Kel- ler unbeheizt ist und sich beheizte Räume darüber befinden, könnte von der Kaltseite her noch eine Dämmung angebracht werde. Zur Einhaltung der An- forderungen der EnEV 2009 müssten ca. 10 cm Wärmedämmung der WLG 035 angebracht werden. Fenster: Bei den Fenstern im Gebäude handelt es sich teilweise noch um alte Alumi- niumfenster, die über keine thermische Trennung verfügen. Teilweise wurden die Fenster jedoch auch bereits modernisiert. Nach Angaben der Mitarbeiter beschlagen die alten Fenster in der Heizperiode mit Kondenswasser. Ein Fensteraustausch ist zwar mit hohen Investitionskosten verbunden, jedoch 232 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

würde aufgrund der großen Fensterflächen, insbesondere an der Vorderseite des Gebäudes (Südseite), auch eine große Energieeinsparung entstehen. Zu- dem kommt es zu einer Steigerung der Behaglichkeit in den Räumen. Der U- Wert der alten Fenster liegt momentan ungefähr zwischen 3 und 4 W/m²K, nach einer Sanierung würde der Wert nicht höher als 1,3 W/m²K gemäß EnEV 2009 liegen. Heizungsanlage: Das Gebäude wird momentan noch über die Heizzentrale in der Nachbetreu- ung versorgt. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbreitung erfolgt über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Sowohl auf dem Dach des Schulgebäudes, als auch auf dem Dach der Nach- betreuung befinden sich Solarstrommodule. Diese haben eine Gesamtleistung

von ca. 56 kWpeak, werden aber von einem Investor betrieben, der die Dachflä- chen bei der Stadt gepachtet hat. Auf dem Dach der angeschlossenen Turn- halle plant die Stadt Ottweiler, möglicherweise selbst eine Solarstromanlage zu installieren. (Siehe Turnhalle Neumünster) (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 356 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 28.100 kWh/a bis ~ 46.900 kWh/a)

3. Energieverbrauch Die Turnhalle wird von der Nachbetreuung versorgt, daher sind die Verbräuche beim Begehungs-Protokoll zur Nachbetreuung der Grundschule mit aufgeführt.

4. Zusammenfassung Im Kellerbereich, an der Rückwand und in dem Bereich, in dem die ehemalige Aula gegen den unbeheizten Dachraum grenzt, könnte jeweils eine Dämmung angebracht werden. Die alten Aluminiumfenster, die noch nicht thermisch getrennt sind, könnten ebenfalls saniert werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Grundschule Steinbach 1. Grunddaten Adresse: Parallelstraße 2 66564 Ottweiler-Steinbach Baujahr: 1956 Bruttogrundfläche (BGF): 1.452 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Die oberste Geschossdecke wurde vor Ort mit ca. 8 cm Mineralfaserdämm- stoff gesichtet. Mit dieser Dämmstoffstärke wird bereits ein U-Wert von ca. 0,45 W/(m²K) erreicht, nach EnEV 2009 würde man derzeit auf einen U-Wert

von Umax = 0,24 W/(m²K) sanieren. Dies wäre mit einer Zusatzdämmung von weiteren 8 cm Dämmung der WLG 035 zu erreichen. Da das Obergeschoss derzeit fast nicht mehr genutzt wird, ist die Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit einer solchen Maßnahme derzeit nicht gegeben, allenfalls, wenn das Gebäude wieder durchgehend genutzt und beheizt wird. Außenwände: Die Außenwände sind bisher nicht nachträglich gedämmt. Das Dämmen der Außenwände wird sehr kostenintensiv sein, und ist im Verhältnis zu der der- zeitigen Nutzung wirtschaftlich fraglich. Sinnvoll ist diese Maßnahme aufgrund des großen Wandflächenanteils sicherlich nur bei durchgehender Nutzung und Beheizung aller Geschosse. Nach EnEV 2009 wären bei einer Außendäm- mung ca. 14 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erforderlich, um den

nach EnEV geforderten Wert von Umax = 0,24 W/(m²K) zu erreichen. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet teilweise der Fußboden des Unter- geschosses, welches als Jugendraum genutzt wird. Ein nachträgliches Däm- men des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt. Teilweise wird der untere Abschluss durch die Kellerdecke zu unbeheizten La- gerräumen gebildet, welche im Falle einer durchgehenden Nutzung unterseitig gedämmt werden sollte. Die Kosten einer solchen Maßnahme sind meist ge- ring, die Maßnahme dadurch wirtschaftlich. Nach EnEV 2009 wären bei einer Kellerdeckendämmung ca. 10 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erfor-

derlich, um den derzeit nach EnEV geforderten Wert von Umax = 0,30 W/(m²K) zu erreichen. Fenster: Die Alufenster stammen teilweise aus dem Jahre 1989, teilweise aus dem

234 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Jahre 1993. Ein Austausch dieser Fenster zum derzeitigen Zeitpunkt der ge- ringen Nutzung wäre sicherlich unwirtschaftlich, auch bei Vollbenutzung müss- te dem Fensteraustausch eine vorherige, fundierte Wirtschaftlichkeitsberech- nung vorangehen. Zu überlegen wäre bei Vollbenutzung eher noch ein Verglasungsaustausch mit einem Ug-Wert < 1,1 W/(m²K), falls technisch möglich. Voraussetzung hierfür ist die Kontrolle aller Fenster auf Dichtigkeit und Funktionstüchtigkeit durch einen Fachhandwerker. Die teilweise noch verbauten Glasbausteine weisen mit U-Werten von ca. 3,5 W/(m²K) energetisch schlechte Eigenschaften auf. Diese sollten gegen neu- wertige, wärmeschutzverglaste Fensterelemente mit einem Uw-Wert <= 1,3 W/(m²K) gemäß EnEV 2009 ausgetauscht werden, wenn eine künftige Nutzung sichergestellt ist. In dem Bereich, in dem sich das Heimatmuseum befindet, sind bereits vier neue Kunststofffenster eingebaut. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 2001 ist in gutem Zustand, die Leitungen sind mäßig gedämmt, die Pumpen teilweise veraltet. Hier könnte mit Effizienz- pumpen regelungstechnisch noch nachgebessert werden. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind Süd-West-orientiert und gegebenenfalls für Fotovoltaik geeignet. Im Dachbereich wurden allerdings unterspannte Sparren gesichtet, daher sollte vor weiteren Überlegungen die statische Möglichkeit der Dach- konstruktion für eine Belastung aus PV untersucht werden. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 293 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 22.500 kWh/a bis ~ 37.500 kWh/a)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 115.140 kWh 2007: 10.598 kWh 2008: 137.530 kWh 2008: 8.493 kWh 2009: 105.210 kWh 2009: 13.029 kWh Ø 3 Jahre: 119.293 kWh Ø 3 Jahre: 10.707 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 119.293 kWh/a / 1.452 m² = ~ 82.15 kWh/m²a

Der Verbrauchskennwert von 82,15 kWh/(m²a) ist recht niedrig, darf aber derzeit nicht als Maßstab für das Gebäude angesehen werden, da es seit 2005 nur noch teilweise genutzt wird und der Verbrauch tatsächlich höher liegen würde.

4. Zusammenfassung Da der Fortbestand des Gebäudes nicht gesichert ist und das Gebäude eventuell verkauft werden soll, wird derzeit jede Investition unwirtschaftlich sein. Bei künftiger Vollnutzung wäre ggf. das Nachdämmen der obersten Geschossdecke, das Däm- men der Außenwände und Kellerdecke und die Sanierung der Fenster zu überlegen. Die Regelung der Heizung könnte noch optimiert werden. Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden.

Sollte das Gebäude künftig nur noch teilweise genutzt werden, ist zu überlegen, die genutzten Bereiche (Heimatverein…) nur noch auf eine Etage (z.B. Erdgeschoss) zu reduzieren und das Obergeschoss durch Trennwände vom Treppenhaus abzuschot- ten und nur noch frostsicher zu heizen.

236 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Grundschule Fürth + Mehrzweckhalle

1. Grunddaten Adresse: Schulstraße 16 66564 Ottweiler-Fürth Baujahr: 1938 / 1961 / 1975 Bruttogrundfläche (BGF): 819+1223+727= 2.769 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Mehrzweckhalle: Das Flachdach der Mehrzweckhalle wurde kürzlich saniert und gedämmt. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Schwachpunkt ist die angebaute Doppelgara- ge, die als Lager für Sportgeräte direkt an der beheizten Halle in Raumver- bund angebaut ist und Sporenbildung aufweist. Hier wird dringend angeraten, das Flachdach der Doppelgarage gemäß gültiger EnEV 2009 zu dämmen,

derzeit Umax = 0,20 W/(m²K). Altbau: Die Dachschräge des Altbaus ist ungedämmt und sollte nach derzeit gültiger EnEV 2009 auf einen U-Wert im sanierten Zustand <= 0,24 W/(m²K) gedämmt werden. Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit oben genannter Dämm- Maßnahme ist allerdings, dass das Dachgeschoss regelmäßig genutzt und beheizt wird. Die oberste Geschossdecke ist auf einen U-Wert von 0,24 W/(m²K) zu dämmen, z.B. mit 14 cm Dämmung WLG 035, hier besteht even- tuell sogar Nachrüstverpflichtung. Falls es sich um eine Decke handelt, die den Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 erfüllt, greift die Nachrüstverpflichtung nicht. Dies ist vorab zu überprüfen. Anbau: Im Bereich des Anbaus ist die oberste Geschossdecke bereits mit 10 cm Dämmung gedämmt, ein Nachdämmen in diesem Bereich ist wirtschaftlich fraglich. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Außenwände: Mehrzweckhalle: Die Außenwände der Mehrzweckhalle wurden erst kürzlich saniert und ausrei-

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

chend gedämmt. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Schwachpunkt ist auch hier die angebaute Doppelgarage, die als Lager für Sportgeräte direkt an der beheizten Halle im Raumverbund angebaut ist und Sporenbildung auf- weist. Hier wird dringend angeraten, die Außenwand der Doppelgarage ge-

mäß EnEV zu dämmen, derzeit Umax = 0,24 W/(m²K). Altbau: Die Außenwände sind bisher nicht nachträglich gedämmt. Da der Wandflä- chenanteil relativ groß ist, kann eine nachträgliche Dämmung sicherlich zu ei- ner spürbaren Energieeinsparung führen. Um das derzeitige Erscheinungsbild des Gebäudes zu erhalten, werden im Bereich der Fenster usw. zahlreiche Nebenarbeiten erforderlich sein, die die Wirtschaftlichkeit (Kosten/Nutzen) be- einträchtigen können. Daher sollte vor einer solchen Maßnahme eine fundierte Wirtschaftlichkeitsberechnung vorangehen, die auch die derzeitigen und künf- tigen Nutzungszeiten und Heizzeiten berücksichtigt. Nach EnEV 2009 wären bei einer Sanierung ca. 14 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erforder- lich, um den nach EnEV geforderten Wert von Umax. = 0,24 W/(m²K) zu errei- chen. Alternativ wäre auch eine Innendämmung der Heizkörpernischen zu überlegen. Anbau: Im Bereich des Anbaus sind 6 cm Dämmung vorhanden. Ein Nachdämmen auf den nach EnEV 2009 erforderlichen Wert von 0,24 W/(m²K) im Falle einer Sanierung wird nicht angeraten. Diese Maßnahme wäre wirtschaftlich sehr fraglich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Mehrzweckhalle und Anbau: Die Mehrzweckhalle ist nicht unterkellert, ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt. Im Anbau befinden sich im Kellerbereich Werkräume für die Schule, d.h. diese Räume sind beheizt, den unteren Ab- schluss bildet der Kellerfußboden. Ein nachträgliches Dämmen des Kellerfuß- bodens wird nicht weiter verfolgt. Altbau: Die Kellerdecke wurde bisher noch nicht nachträglich gedämmt, dies könnte nachträglich mit einer unterseitigen Dämmung der Stärke 10 cm WLG 035 ge-

tätigt werden (Umax nach EnEV 2009 = 0,30 W/m²K). Fenster: Mehrzweckhalle: Die Fenster der Mehrzweckhalle sind kürzlich erneuert worden, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf.

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Altbau: Im Altbau befinden sich isolierverglaste Holzfenster aus dem Jahre 1993. Die- se sind in gutem Zustand, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Anbau: Im Anbau wurden im Jahre 1993 neue Alufenster mit großen Glasflächen ein- gebaut. Hier könnte seitens eines Fensterbauers überprüft werden, ob und welche Wärmeschutzverglasung eingebaut wurde, unter Umständen ist hier größeres Einsparpotential gegeben. Aufgrund dieser Erkenntnis könnte man sich im nächsten Schritt die Wirtschaftlichkeit eines Verglasungsaustausches überlegen und diese berechnen. Grundvoraussetzung einer solchen Maß- nahme ist die künftige und dauerhafte Nutzung des Anbaus mit entsprechen- der Beheizung. Heizungsanlage: Mehrzweckhalle: Die Beheizung der Mehrzweckhalle erfolgt derzeit über die Heizung der Schu- le und soll künftig, nach Aussage der Stadt Ottweiler, separat beheizt werden. Hierbei sollte die Möglichkeit der Solarthermie zur Warmwasserbereitung, ggf. auch zur Heizunterstützung, mit in Betracht gezogen werden. Vielleicht könnte auch der künftige Heizkessel mit erneuerbaren Energien, wie z.B. Pellets, be- trieben werden. Altbau und Anbau: Im Anbau befindet sich die Heizung für Altbau, Anbau und Mehrzweckhalle, im Altbau der Warmwasserspeicher für die Mehrzweckhalle. Als Heizkessel zur Beheizung kommen zwei 130-kW-Kessel, Baujahr 1993 zum Einsatz, die noch in gutem Zustand sind, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Auch die Verteilleitungen sind gut gedämmt. Schwachpunkt ist die Regelung der Hei- zung, die nach Aussage der Hausmeister nicht funktioniert. Der Heizbetrieb könnte normalerweise gegen 16.00 Uhr abgesenkt werden, aber die Regelung lässt sich dahingehend nicht richtig einstellen. Dieser Sachverhalt müsste um- gehend seitens eines Fachhandwerkers in Augenschein genommen werden und die Regelung fachgerecht eingestellt bzw. repariert werden. Die Heizung muss teilweise auch wegen des Altbaus langanhaltend betrieben werden, was zu hohem Ölverbrauch führt. Hier sollte ebenfalls überlegt werden, ob der Alt- bau künftig nicht separat heizungstechnisch versorgt werden kann, um nicht das gesamte Schulgebäude mitheizen zu müssen. Zu überlegen ist auch, dass ein Fachhandwerker das gesamte hydraulische System der Heizung 239

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

überprüft, ob alle Gebäudeteile ausreichend mit Heizwärme versorgt sind. Im Keller des Altbaus war ebenfalls auffällig, dass Verteilleitungen teilweise un- gedämmt sind und Heizkörper im Dauerbetrieb auf hoher Temperatur betrie- ben werden, obwohl die Kellerräume nicht genutzt werden. Dieser Sachverhalt sollte umgehend abgestellt werden. Der Warmwasserboiler im Altbau, der die Mehrzweckhalle versorgt, hat eine weite Entfernung vom Heizkessel im An- bau, hier entstehen hohe Verteilverluste vom Heizkessel zum Warmwasser- speicher. Künftig sollte ein neuer Warmwasserspeicher, der von der neuen geplanten Heizung der Mehrzweckhalle versorgt wird, zum Einsatz kommen. In Bezug auf die Wärmeübergabe im Raum sollte sowohl im Altbau wie im An- bau darauf geachtet werden, dass Heizkörper nicht durch Möbel verstellt wer- den und Fensterbänke in ausreichender Höhe über dem Heizkörper montiert sind. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt elektrisch, in der Mehrzweckhalle über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Eine Fotovoltaik-Anlage ist bereits auf dem Dach der Grundschule installiert (51,6 kWp), solare Warmwasserbereitung für die Mehrzweckhalle sollte ange- dacht werden. (Auszug Solardachkataster: Dach Grundschule sehr gut geeignet für 377 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 28.500 kWh/a bis ~ 47.500 kWh/a; Dach Mehrzweckhalle gut geeignet für 357 m² Modulfläche, möglicher Strom- ertrag: ~ 25.800 kWh/a bis ~ 43.000 kWh/a)

3. Energieverbrauch

Heizung (Heizöl) Strom 2007: 238.940 kWh 2007: 26.798 kWh 2008: 295.920 kWh 2008: 30.720 kWh 2009: 388.110 kWh 2009: 28.303 kWh Ø 3 Jahre: 307.657 kWh Ø 3 Jahre: 28.607 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 307.657 kWh/a / 2769 m² = ~ 111.10 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten die Sanierung der Doppelgarage für Sportgeräte an der Mehrzweckhalle und die teilweise mögliche Sanierung und Optimierung der Heizung haben, bei der Mehrzweckhalle ist gegebenenfalls eine solare Warmwas- 240 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

serbereitung sinnvoll. Eventuell könnte noch die Kellerdecke des Altbaus unterseitig gedämmt werden. Im Bereich des Altbaus ist im Bereich des Daches und der Außenwände Sanie- rungsstau gegeben, hier sollte in Bezug auf Wirtschaftlichkeit eine Sanierung von der künftigen Nutzung abhängig gemacht werden. Im Bereich der obersten Geschossde- cke besteht im Altbau gegebenenfalls Nachrüstverpflichtung, was noch zu überprü- fen ist! Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kindergarten Fürth

1. Grunddaten Adresse: Zur Hart 22 66564 Ottweiler-Fürth Baujahr: 1959 Bruttogrundfläche (BGF): 312 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Der Dachaufbau konnte vor Ort nicht eingesehen werden, er war nicht zu- gänglich. Daher sollte zunächst ein Fachhandwerker den Dachbereich auf den vorhandenen Aufbau und eine ggf. vorhandene Dämmung einsehen. Im An- schluss daran sollten weitere Überlegungen über mögliche Dämm- Maßnahmen angestellt werden. Im Falle von schlechtem Dämmstandard liegt hier sicherlich hohes Einsparpotential. Außenwände: Die Außenwände sind bisher nicht nachträglich gedämmt. Da der Wandflä- chenanteil nicht sehr groß ist (große Fensterflächen), wird eine nachträgliche Dämmung sicherlich nicht zu einer sehr großen Energieeinsparung führen. Des Weiteren sind zahlreiche Nebenarbeiten im Bereich der Fenster und Dachanpassungen notwendig. Die Außenwanddämmung ist daher nur im Fal- le einer Komplettsanierung zu überlegen. Nach EnEV 2009 wären hierbei ca. 14 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erforderlich, um den nach EnEV

geforderten Wert von Umax = 0,24 W/(m²K) zu erreichen. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Die Kellerdecke wurde bisher noch nicht nachträglich gedämmt, dies könnte mit einer unterseitigen Dämmung der Stärke 10 cm WLG 035 durchgeführt

werden (Umax nach EnEV 2009 = 0,30 W/m²K). Fenster: Die Alufenster aus dem Jahre 1988 sind 2-fach verglast. Wegen der großen Glasflächen in den Gruppenräumen sollte über einen Verglasungsaustausch gegen Wärmeschutzverglasung nach EnEV 2009 mit einem Ug-Wert <= 1,1 W/(m²K) nachgedacht werden. Ist dies technisch nicht möglich, darf nach EnEV 2009 auch ein Ug-Wert <= 1,3 W/(m²K) eingebaut werden. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 1988 ist stark veraltet und sollte gegen ein neues Brennwertgerät mit moderner Regelung ausgetauscht werden. Zu- vor sollte das aktuelle Messergebnis des Schornsteinfegers ausgewertet wer- 242 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

den, da der Brenner im Jahre 2006 erst erneuert wurde. Ferner sollte die An- lage hydraulisch abgeglichen werden, die Thermostatventile erneuert und die Verteilleitungen gedämmt werden. Je nach aktuellem Wirkungsgrad des Heiz- kessels (Messprotokoll Schornsteinfeger) ist sicherlich erhöhtes Einsparpoten- tial im Bereich der Heiztechnik gegeben. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über Elektroboiler. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind wegen der vermutlich asbesthaltigen Platten für Fotovol- taik derzeit nicht zur Montage zugelassen. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 135 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 9.700 kWh/a bis ~16.200 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 35.260 kWh 2007: 3.549 kWh 2008: 38.580 kWh 2008: 4.429 kWh 2009: 45.230 kWh 2009: 4.108 kWh Ø 3 Jahre: 39.690 kWh Ø 3 Jahre: 4.029 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 39.690 kWh/a / 312 m² = ~ 127.21 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten die Sichtung des Daches, der Austausch der Fens- terverglasung und die Sanierung der Heizung haben. Eventuell könnte noch die Kel- lerdecke unterseitig gedämmt werden. Das Dämmen der Außenwände ist nur bei einer Komplettsanierung wegen zahlreicher Nebenarbeiten sinnvoll. Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kindergarten Lautenbach

1. Grunddaten Adresse: Nordfeldstraße 2 66564 Ottweiler Baujahr: 1952 Bruttogrundfläche (BGF): 1.218 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach wurde im Jahre 2010 nach der derzeit gültigen Energieeinsparver- ordnung 2009 saniert, hier besteht kein Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände wurden im Jahre 2010 nach der derzeit gültigen Energieein- sparverordnung 2009 saniert, hier besteht kein Handlungsbedarf. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Die Kellerdecke wurde bisher noch nicht nachträglich gedämmt, dies könnte nachträglich mit einer unterseitigen Dämmung der Stärke 10 cm WLG 035 ge-

tätigt werden (Umax nach EnEV 2009 = 0,30 W/m²K). Die Einsparung wird rela- tiv gering sein, da die Bereiche in unbeheizten Kellerräumen relativ gering sind, das Gebäude ist nur teilweise unterkellert. Fenster: Die Holzfenster sind 2-fach verglast und in gutem Zustand. Im Krippenbereich wurden 2010 neue Fenster eingebaut. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Die Heizung aus dem Jahre 2008 ist neuwertig, die Heizleitungen sind gut ge- dämmt. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über Elektroboiler. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind bereits mit Fotovoltaik belegt. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 178 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 13.200 kWh/a bis ~ 22.100 kWh/a)

244 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 105.550 kWh 2007: 8.863 kWh 2008: 102.180 kWh 2008: 8.511 kWh 2009: 90.790 kWh 2009: 6.872 kWh Ø 3 Jahre: 99.507 kWh Ø 3 Jahre: 8.082 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 99.507 kWh/a / 1.218 m² = ~ 81.70 kWh/m²a

Der Heizwärmeverbrauchskennwert von 81.70 kWh/m²a stellt noch nicht die Verbes- serung durch die Komplettsanierung im Jahre 2010 dar, dies wird sich erst bei der nächsten Verbrauchsabrechnung bemerkbar machen.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier momentan kein Handlungsbedarf, das Gebäude ist bereits komplett saniert. Eventuell könnte noch die Kellerdecke unterseitig ge- dämmt werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kindertagesstätte Lehbesch

1. Grunddaten Adresse: Schwalbenweg 1 66564 Ottweiler Baujahr: 1973 Bruttogrundfläche (BGF): 1.242 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach wurde im Zuge einer Sanierung 2010 komplett gedämmt. Somit besteht hier kein Handlungsbedarf. Außenwände: Bei den Außenwänden handelt es sich um Betonwände, bei denen mögli- cherweise bereits eine Innendämmung angebracht wurde (siehe Energieaus- weis). Allerdings war dies im Rahmen der Begehung nicht erkennbar. Eine nachträgliche Dämmung ist aus wirtschaftlicher Sicht wahrscheinlich eher un- rentabel, da die Wandflächen im Verhältnis zu den Fensterflächen einen rela- tiv geringen Anteil aufweisen und eine Dämmung entsprechend aufwendig wä- re. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nur in einem kleinen Teilbereich unterkellert. Fenster: Die Fenster wurden im Jahr 2010 erneuert. Somit besteht hier kein Hand- lungsbedarf. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage stammt aus dem Jahr 1995 und ist energetisch noch in einem guten Zustand. Die zugänglichen Leitungen sind bereits gedämmt. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt überwiegend mittels der Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: An diesem Gebäude werden zurzeit noch keine erneuerbaren Energien ge- nutzt. Aufgrund der Dachstruktur und der Bäume um das Gebäude, die für ei- ne Verschattung der Dachfläche sorgen, ist die Möglichkeit der Nutzung von Sonnenenergie eher fraglich. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 849 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 59.300 kWh/a bis ~ 98.900 kWh/a)

246 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch

Heizung (Erdgas) Strom 2007: 183.120 kWh 2007: 16.524 kWh 2008: 234.310 kWh 2008: 18.993 kWh 2009: 182.890 kWh 2009: 17.588kWh Ø 3 Jahre: 200.107 kWh Ø 3 Jahre: 17.702 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF für Heizung und Warmwasser: 200.107 kWh/a / 1.242 m² = ~ 161 kWh/m²a

Die Energiekennzahl beruht auf den Energieverbrauchswerten vor der Sanierung. Es ist zu überprüfen, inwiefern sich die Energiekennzahl nach der Sanierung verbessert. Dies ist allerdings erst möglich, wenn die Abrechnungen auch komplett für das Jahr 2011 vorliegen.

4. Zusammenfassung Beim Kindergarten besteht aufgrund der Sanierung im Jahr 2010 momentan kein Handlungsbedarf.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Ludwig-Jahn-Bad

1. Grunddaten Adresse: Mainzweiler Str. 66564 Ottweiler Baujahr: 2001 Bruttogrundfläche (BGF): k.A.

2. Bauteile und Anlagen: Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach stammt aus dem Jahr 2001 und ist energetisch in gutem Zustand. Außenwände: Die Wände stammen aus dem Jahr 2001 und sind energetisch in gutem Zu- stand. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nicht unterkellert. Fenster: Die Fenster stammen aus dem Jahr 2001 und sind energetisch in gutem Zu- stand. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage stammt aus dem Jahr 2001 und ist energetisch in gutem Zustand. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage und wird unter- stützt durch eine solarthermische Anlage (10 m²). Zur Erwärmung des Was- sers in den Becken gibt es einen Absorber mit einer Fläche von 620 m². Erneuerbare Energien: Zur Wassererwärmung gibt es solarthermische Anlagen. (siehe Oben) (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 141 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 9.800 kWh/a bis ~ 16.300 kWh/a)

248 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch:

Heizung (Erdgas) Strom 2007: 15.720 kWh 2007: 165.451 kWh 2008: 24.550kWh 2008: 180.396 kWh 2009: 26.200 kWh 2009: 165.275 kWh Ø 3 Jahre: 22.157 kWh Ø 3 Jahre: 170.374 kWh In diesem Fall kann kein Kennwert gebildet werden, da die beheizte Fläche nicht be- kannt ist und zudem die Heizenergie zu großen Teilen für die Bereitstellung von Warmwasser benötigt wird.

4. Zusammenfassung Das Gebäude befindet sich dem Baujahr entsprechend energetisch in einem guten Zustand. Allerdings ist bei der Begehung aufgefallen, dass die Räume, die von der DLRG genutzt werden, beheizt waren. Da diese nur sporadisch genutzt werden, soll- te nach einer Möglichkeit gesucht werden, die Heizzeiten an die Nutzung anzupas- sen.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Mehrzweckhalle Steinbach

1. Grunddaten Adresse: Am Dorfbrunnen 5 66564 Ottweiler-Steinbach Baujahr: 1971/1987 Bruttogrundfläche (BGF): 621+165 = 786 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach ist bereits komplett saniert. Die Dachbereiche waren vor Ort teilwei- se einsehbar, es waren Sandwichplatten mit 60-80 mm Dämmung erkennbar, die im vorderen Gebäudebereich über dem ehemaligen, mäßig gedämmten Flachdach in Pultdachform montiert wurden. Unterlagen über die Wärmeleitfä- higkeit der Sandwichplatten lagen nicht vor, allerdings werden erfahrungsge- mäß solche Platten mit Dämmung geringer Wärmeleitfähigkeit hergestellt und montiert, die zu geringen, d.h. guten U-Werten führen. Von Seiten des Daches besteht hier kein Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände sind mit 14 cm Dämmung komplett gedämmt, hier besteht kein Handlungsbedarf. Im Bereich des Anbaus auf der Gebäuderückseite sind Sandwichplatten aus Beton mit 8 cm Dämmung vorhanden, diese sind eben- falls ausreichend, ein Nachdämmen ist nicht wirtschaftlich. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet der Fußboden, das Gebäude ist nicht unterkellert. Ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht wei- ter verfolgt. Fenster: Die Fenster wurden 2010 erneuert, nur teilweise sind noch thermisch getrenn- te Alufenster aus dem Jahre 1997 vorhanden. Hier besteht kein Handlungsbe- darf. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 2000 ist ihrem Alter entsprechend in gu- tem Zustand, der derzeitige feuerungstechnische Wirkungsgrad beträgt 94 %, die Leitungen sind gut gedämmt, die Pumpen neuwertig. Unterstützt wird die Warmwasserbereitung von 26 m² Flachkollektoren, die 2 x 500 Liter Puffer- speicher im Dachraum versorgt. Die Heizanlage versorgt zusätzlich die Lüf- tungsanlage der Halle, die täglich im Betrieb ist. Von Seiten der Heizungsan- lage besteht derzeit kein akuter Handlungsbedarf, ein vorzeitiger Austausch 250 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

des erst 11 Jahre alten Heizkessels wird nicht angeraten, hier sollten die Ent- wicklungen der nächsten Jahre im Bereich der Heiztechnik abgewartet und ei- ne wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Alternative gewählt werden. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage, solarthermisch unterstützt mit 26 m² Flachkollektoren. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind bereits mit 26 m² Flachkollektoren zur Warmwasserbe- reitung belegt, welche 2 x 500 Liter Warmwasserspeicher bedienen, ferner sind 45,6 kWp Fotovoltaik installiert. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 744 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 55.100 kWh/a bis ~ 91.800 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 80.390 kWh 2007: 15.553 kWh 2008: 89.070 kWh 2008: 16.409 kWh 2009: 75.390 kWh 2009: 13.912 kWh Ø 3 Jahre: 81.617 kWh Ø 3 Jahre: 15.291 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 81.617 kWh/a / 786 m² = ~ 103.83 kWh/m²a

Der Energieverbrauchskennwert von 103,83 kWh/(m²a) liegt mit ca. 10 Liter Heizöl- verbrauch /(m²a) im Bereich gut sanierter Gebäude.

4. Zusammenfassung Das Gebäude befindet sich in einem gesamtheitlich gut sanierten Zustand, im Be- reich der Bauteile und Anlagentechnik waren vor Ort keine offensichtlichen Schwachstellen erkennbar, die Beleuchtung wurde ebenfalls modernisiert. Auffällig war jedoch, dass die Umkleideräume über die Lichtkuppeln des ehemaligen Flachdaches in den neuen Pultdachbereich, der unbelüftet ist, entlüftet werden. Dies ist nicht optimal, die feuchte Luft sollte mittels Abluftanlage über das Dach nach au- ßen abgelüftet werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Rathaus, oberer Gebäudeteil

1. Grunddaten Adresse: Illinger Str. 7 66564 Ottweiler Baujahr: 1874 Bruttogrundfläche (BGF): 1.672 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Im Dachbereich befindet sich eine Dämmung in der Dachschräge und in der obersten Geschossdecke (Holzbalkendecke), die nach Angaben des Haus- meisters bei einer Sanierung Mitte der 80er Jahre eingebracht wurde. In die- sem Bereich besteht momentan kein akuter Handlungsbedarf. Außenwände: Die Fassade ist in einem sanierungsbedürftigen Zustand, eine Außendäm- mung ist aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes (Sandstein) und wegen zahlreicher Nebenarbeiten (z.B. Dachüberstände, Fensterbereiche) sehr kos- tenintensiv. Auch aufgrund des großen Fensterflächenanteiles an der Fassade müsste die Wirtschaftlichkeit einer solchen Maßnahme näher untersucht wer- den. Eine alternative Innendämmung kann nur bei Renovierung einzelner Räume erfolgen und bedeutet gleichzeitig Nutzflächenverlust, eine Vielzahl von Wärmebrücken bleibt erhalten. Auch hier wäre die Wirtschaftlichkeit ggf. näher zu untersuchen. Kellerdecke / Abschluss nach unten: In dem Bereich des Gebäudes, der unterkellert und beheizt ist, befindet sich eine Bibliothek. Hier könnte ggf. im Rahmen von so oder so anstehenden Ar- beiten eine Dämmung im Bodenbereich angebracht werden, wenn keine auf- steigende Feuchte vorhanden ist. Allerdings ist es bei der momentanen Nut- zungs- und Beheizungsdauer der Bibliothek nicht wirtschaftlich, diese Maß- nahme ohne weiteren Anlass („Sowieso-Kosten“) durchzuführen. Im restlichen Kellerbereich befindet sich die Heiztechnik. Ein Dämmen der Kellerdecke in diesem Bereich wäre auf Grund zahlreicher Leitungen sehr aufwendig und macht daher momentan wenig Sinn. Fenster: Die Fenster wurden im Jahr 1987 in das Gebäude eingebaut. Es handelt sich um 2-fach verglaste Holzfenster, die nach Typologie des BMVBS einen

UW-Wert von 2,7 W/m²K aufweisen. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch,

als bei einem neuen Fenster, das nach EnEV 2009 einen max. UW-Wert von 252 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

1,3 W/m²K haben dürfte. Ein Austausch wäre jedoch zum momentanen Zeit- punkt sicherlich unwirtschaftlich. Eine mögliche Maßnahme bestünde aller- dings darin, von einem Fachmann alle Fenster auf Funktionalität und Dichtheit überprüfen zu lassen und ggf. neue Dichtungen einzubauen und die Beschlä- ge einzustellen. Heizungsanlage: Momentan stehen im Gebäude zwei Heizkessel aus dem Jahre 1986 zur Ver- fügung, die beide jeweils eine Leistung von 220 kW haben und mit Gas betrie- ben werden. Die Heizleitungen in unbeheizten Räumen sind gut gedämmt. Zudem befindet sich im Dachgeschoss noch eine 18-kW-Therme, die die ehemalige Hausmeisterwohnung mit Heizwärme und Warmwasser versorgt. Einer der beiden 220 kW-Kessel wurde vor kurzem stillgelegt, da er nicht mehr richtig funktionierte. Der andere Kessel wurde im Jahre 2004 mit einem neuen Brenner ausgestattet. Da der „untere“ Teil des Rathauses bisher über diese Heizungsanlage mitversorgt wurde, bestanden durch den weiten Transport der Wärme bis zur Verteilstation im unteren Gebäude hohe Wärmeverluste. Dem- nächst soll im unteren Gebäudebereich daher ein eigener Kessel zur Wärme- versorgung installiert werden (siehe „Rathaus, unterer Gebäudeteil“). Die Thermostatventile in den Büros entsprechen einem modernen Stand der Technik, in den Fluren befinden sich noch alte Thermostatventile. Hier wurde aber nach Angaben des Hausmeisters jeder zweite Heizkörper abgeschaltet, um zu hohe Temperaturen im Flur zu vermeiden. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Elektroboiler. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 321 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 23.600 kWh/a bis ~ 39.400 kWh/a)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch (Achtung: inkl. unterer Rathausteil) Heizung (Erdgas) Strom 2007: 252.620 kWh 2007: 99.908 kWh 2008: 269.230 kWh 2008: 98.490 kWh 2009: 306.900 kWh 2009: 92.689 kWh Ø 3 Jahre: 276.250 kWh/a Ø 3 Jahre: 97.029 kWh/a Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 276.250 kWh/a / 3512 m² (Fläche inkl. unterer Gebäudeteil) = 78,65 kWh/(m²a)

Ursache für den recht guten Kennwert von 78,65 kWh/m² ist sicherlich auch das gut sanierte, untere Rathaus. Der Kennwert sollte daher nicht als Rückschluss für die energetische Qualität des oberen Rathauses verwendet werden.

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile und der Heizungsanlage besteht zum momentanen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf. Eine Fassadendämmung wäre mit hohen Kosten verbunden. Eine Möglichkeit der Energieeinsparung bestünde allerdings im Bereich der Überprü- fung der Fensterdichtungen und Beschläge. Optimierungspotenziale bestehen möglicherweise im Umgang der Mitarbeiter mit Energie. (Stichwort: Richtig Heizen und Lüften, Stromsparen am Arbeitsplatz  sie- he Projektskizzen) Besonders auffällig ist, dass der Wärmeenergieverbrauch in den letzten Jahren um mehr als 20 % gestiegen ist. Hier sollte nach möglichen Ursachen gesucht werden. Hinsichtlich der Beleuchtungstechnik sollte künftig auf energiesparende Beleuchtung (Leuchtstoffröhren mit elektronischer Vorschaltung EVG) umgestellt werden.

254 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Rathaus, unterer Gebäudeteil

1. Grunddaten Adresse: Goethestr. 13 a 66564 Ottweiler Baujahr: 1954 / 1985 Bruttogrundfläche (BGF): 1.840 m² (mit gering beheiztem Dachgeschoss)

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Im Dachbereich befindet sich eine Dämmung, die bei der Sanierung 1985 ein- gebracht wurde und dem energetischen Standard des Baujahrs 1985 ent- spricht. In diesem Bereich besteht momentan kein Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände wurden bei der Sanierung im Jahr 1985 mit einer Wärme- dämmung versehen. Daher besteht auch hier zum jetzigen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nur in dem an das Treppenhaus angrenzenden Bereich un- terkellert. Hier könnte unterseitig von der Kaltseite her eine Dämmung an der Kellerdecke angebracht werden. Dies würde nicht nur zu einer Energieeinspa- rung führen, sondern auch zu einer Behaglichkeitssteigerung in den Büros, die über dem Keller liegen. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste man zur Einhaltung der gültigen EnEV 2009 mit 10 cm Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 dämmen. Fenster: Die Fenster wurden im Jahr 1985/86 in das Gebäude eingebaut. Es handelt sich um 2-fach verglaste Holzfenster, die nach Typologie des BMVBS einen

UW-Wert von 2,7 W/m²K aufweisen. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch,

als bei einem neuen Fenster, das nach EnEV 2009 einen max. UW-Wert von 1,3 W/m²K haben dürfte. Ein Austausch wäre zum momentanen Zeitpunkt je- doch sicherlich unwirtschaftlich. Eine mögliche Maßnahme bestünde allerdings darin, von einem Fachmann alle Fenster auf Funktionalität und Dichtheit über- prüfen zu lassen und ggf. neue Dichtungen einzubauen und die Beschläge einzustellen.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Heizungsanlage: Momentan wird der untere Gebäudeteil noch vom oberen Gebäudeteil mit Heizwärme versorgt. Da beim Transport der Wärme hohe Energieverluste ent- stehen, soll im unteren Gebäudebereich ein eigener Gas-Brennwert-Kessel in- stalliert werden. In diesem Zusammenhang sollte auf die Installation von Hochleistungspumpen geachtet werden und das Heizsystem sollte hydraulisch abgeglichen werden. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Elektroboiler. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Aufgrund des geringen Warmwasserverbrauchs wäre auch die Nutzung von Solarkollektoren nicht rentabel. Zur Installation von Fotovoltaik würde sich die südgerichtete Dachfläche anbieten. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 220 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 15.800 kWh/a bis ~ 26.300 kWh/a)

3. Energieverbrauch Da das untere Rathaus-Gebäude vom oberen Gebäudeteil versorgt wird, sind die Verbräuche beim Begehungs-Protokoll zum oberen Gebäudeteil mit aufgeführt.

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile und der Heizungsanlage besteht zum momentanen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf. Eine Möglichkeit der Energieeinsparung bestünde allerdings im Bereich der Überprüfung der Fensterdichtungen und Beschläge und der Kellerde- ckendämmung. Optimierungspotenziale bestehen möglicherweise im Umgang der Mitarbeiter mit Energie (Stichwort: Richtig Heizen und Lüften, Stromsparen am Arbeitsplatz  siehe Projektskizzen). Nach Inbetriebnahme der neuen Heizungsanlage sollte überprüft werden, inwiefern sich der Energieverbrauch für Heizwärme im oberen Gebäudeteil verändert. Die Umstellung auf energiesparende Beleuchtung ist gerade in der Umsetzung.

256 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Schlosstheater

1. Grunddaten Adresse: Schloßstraße 2 66564 Ottweiler Baujahr: 1954 Bruttogrundfläche (BGF): 1.175 m²

2. Bauteile und Anlagen: Dach / oberste Geschossdecken: Oberhalb des Foyers, WC und der Küche befindet sich ein unbeheizter, nicht genutzter Dachraum, die oberste Geschossdecke ist hier ungedämmt. Sind die Dachschrägen in diesem Bereich ebenfalls nicht gedämmt (bei der Bege- hung nicht erkennbar, muss noch seitens eines Fachhandwerkers überprüft werden), bestünde ab dem 31.12.2011 gemäß Energieeinsparverordnung

2009 § 10 (4) die Verpflichtung, die Dachschräge auf einen Umax Wert von 0,24 W/m²K zu dämmen, falls Auflagen aus dem Denkmalschutz nicht dage- gen sprächen. Alternativ könnte auch die oberste Geschossdecke mit 16 cm Dämmung der WLG 035 auf diesen Wert gedämmt werden. Oberhalb der Bühne wurde die Decke zwischen den Holzbalken mit ca. 10 cm gedämmt, allerdings ohne Dampfsperre, die eingebaut hätte werden müssen. Dadurch besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit in den Dämmstoff eindringt und die Dämmwirkung herabsetzt. Ein Nachdämmen der jetzigen 10 cm Dämm- stoffstärke auf heutiges Niveau / Dämmstoffstärke müsste zuerst auf Wirt- schaftlichkeit hin untersucht werden. Oberhalb des Festsaales ist der Aufbau der Decke ähnlich wie über der Büh- ne, allerdings ist dort eine Art Dampfsperre/-bremse erkennbar, die von einem Fachhandwerker noch in Augenschein genommen werden müsste. Ebenfalls zu begutachten ist die Bitumenbahnlage, die noch über der Dämmung liegt (Decke wurde nach Aussage des Hausmeisters von unten gedämmt), diese verhindert die Diffusion oberhalb der Dämmung und kann zu Kondensat in der Dämmung führen. Diese Bitumenlage ist nach Beurteilung durch einen Fach- handwerker ggf. zu entfernen. Ein Nachdämmen der jetzigen 10 cm Dämmstoffstärke auf heutiges Niveau / Dämmstoffstärke müsste zuerst auf Wirtschaftlichkeit hin untersucht werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Außenwände: Aufgrund des hohen Fensterflächenanteils an der Fassade ist ein Dämmen der Außenwände sicherlich nicht wirtschaftlich, zumal es von außen nicht möglich sein wird, da das gesamte Gebäude dann von dieser Maßnahme be- troffen wäre, in den unteren Geschossen aber andere Eigentümer vorhanden sind und das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Ein Dämmen der Wände von innen stellt einen zu hohen Aufwand im Verhältnis zur Energieeinsparung dar. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Da das Obergeschoss nach unten an beheizte Bereiche anschließt, ist dieses Bauteil für das untersuchte Obergeschoss nicht von Interesse. Fenster: Die Fenster wurden im Jahre 1996 durch isolierverglaste Holzfenster ausge- tauscht. Diese schließen dicht und sind in gutem Zustand. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Der Heizkessel aus dem Jahre 1996 ist in gutem Zustand, hier besteht kein Handlungsbedarf. Die Heizleitungen im Heizraum sind gut gedämmt. Im Fest- saal kommt eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz, die über den Heizkessel beheizt wird. Die Abluft wird in den unbeheizten Dach- raum abgegeben, dessen Dachhaut allerdings nachträglich mit einer Unter- spannbahn ausgestattet wurde. Hier wird derzeit seitens des Eigentümers nach einer Lösung mit einer evt. Abluft über das Dach nachgedacht, um Bau- schäden zu vermeiden. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt im Cateringbereich über Elektrodurchlaufer- hitzer, diese kommen auch in den Künstlerumkleiden zum Einsatz. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Aufgrund des geringen Warmwasserverbrauchs wäre auch die Nutzung von Solarkollektoren nicht rentabel. Durch die große Dachfläche wäre die Möglich- keit einer Fotovoltaikanlage sicherlich gegeben, wobei hier die Eigentumsver- hältnisse an der Dachfläche vorab abzuklären sind, da die Stadt Ottweiler nur das Obergeschoss angekauft hat, Auflagen aus dem Denkmalschutz sind auch hier zu erfragen. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 580 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 44.000 kWh/a bis ~ 73.400 kWh/a) 3. Energieverbrauch:

258 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Heizung (Erdgas) Strom 2007: 123.860 kWh 2007: 15.140 kWh 2008: 135.530 kWh 2008: 23.760 kWh 2009: 146.870 kWh 2009: 24.350 kWh Ø 3 Jahre: 135.420 kWh Ø 3 Jahre: 21083 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 135.420 kWh/a / 1175 m² = 115,25 kWh/m²a

Auffällig ist die Zunahme des Stromverbrauches ab dem Jahr 2007 um mehr als 50 %, die seitens der Stadt Ottweiler hinterfragt werden sollte.

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht überwiegend im Bereich der obersten Geschossde- cke Handlungsbedarf, teilweise sogar eine eventuelle Nachrüstpflicht. Maßnahmen an Außenwänden sind sehr aufwändig und kostenintensiv, die Wirtschaftlichkeit ist an diesen Bauteilen fraglich. Im Bereich der Heiztechnik besteht Handlungsbedarf im Bereich der Lüftungsanlage (Thema Abluft). Optimierungspotenziale bestehen möglicherweise im Nutzerverhalten der Mitarbeiter und Mieter bei der Nutzung des Festsaales (Stichwort: Richtig Heizen und Lüften, Stromsparen am Arbeitsplatz  siehe Projektskizzen). Hinsichtlich der Beleuchtungstechnik sollte künftig auf energiesparende Beleuchtung umgestellt werden. Dies ist im Bereich WC, Küche, Foyer sowie der Arbeitsbeleuch- tung im Festsaal bereits geschehen. Problematisch ist die zusätzliche Beleuchtung des Festsaales mit 4 Kronleuchtern mit schätzungsweise je 50-60 Glühbirnen zu je 25 W, die je Beleuchtungsstunde ca. 6 kWh an Strom benötigen, zusätzlich kommen noch Wandleuchten mit Glühbirnen zum Einsatz, nebst indirekten Leuchtstoffröhren mit konventioneller Vorschaltung (KVG). Hier sollte in Zukunft über eine energiespa- rende Art der Beleuchtung nachgedacht werden. Auch wird es wichtig sein, Mieter des Festsaales auf energiesparenden Umgang mit der Beleuchtung hinzuweisen (sicherlich nicht alle Leuchten im Festsaal gleichzeitig erforderlich).

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Schulmuseum

1. Grunddaten Adresse: Goethestrasse 13 66564 Ottweiler Baujahr: 1909 Bruttogrundfläche (BGF): 604 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Die Dachschrägen wurden bereits von der Traufe bis zum Dachboden ge- dämmt (ca. 10 cm), ein Nachdämmen wird wegen den ausgebauten Dach- räumen nur von außen möglich sein. Auf Grund der hohen Kosten wird die Wirtschaftlichkeit einer nachträglichen Dämmung hierfür fraglich sein, zumal Aspekte des Denkmalschutzes mit der Sanierung kollidieren könnten. Der Dachboden (oberste Geschossdecke) ist nicht gedämmt, der Dachboden ist zugänglich und begehbar, daher ist die oberste Geschossdecke nach EnEV

2009 § 10 (4) (Nachrüstpflicht) ab dem 31.12.2011 zu dämmen (Umax = 0,24 W/m²K), alternativ kann auch die Dachschräge oberhalb des Dachbodens ge-

dämmt werden (Umax = 0,24 W/m²K), ggf. von innen. Die Nachrüstpflicht entfällt, wenn die oberste Geschossdecke den Mindest- wärmeschutz nach DIN 4108-2 erfüllt. Dies muss vorab noch überprüft wer- den. Außenwände: Aus Gründen des Denkmalschutzes wird ein Dämmen der Fassade von außen schwer durchführbar bzw. zu genehmigen sein, der historische Charakter des Gebäudes wird beeinträchtigt. Die Alternative der Innendämmung ist nur mit sehr hohem Aufwand und Reduzierung der Nutzfläche möglich, die Wirtschaft- lichkeit im Verhältnis zum großen Aufwand fraglich. Angedacht und sinnvoll ist die Idee des Mieters, die Heizkörpernischen nachträglich von innen zu däm-

men. Zur Einhaltung der EnEV 2009 (Umax = 0,35 W/m²K) sind hierzu z.B. 6 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 022 oder gleichwertig erforderlich, hierbei ist auf eine Dampfsperre zu achten. Ggf. können auch die Fachwerkwände im Treppenhaus und auf dem Dachboden (teilweise zugig) analog gedämmt wer- den.

260 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kellerdecke / Abschluss nach unten: Ein nachträgliches Dämmen der Kellerdecke wird nicht empfohlen, da der un- beheizte Bereich des Kellers gering ist. Fenster: Die Fenster sind vom Betreiber des Schulmuseums bereits größtenteils unter Einhaltung der Auflagen des Denkmalschutzes saniert und nachträglich mit Dichtungen versehen und isolierverglast worden, noch fehlende Fenster wer- den demnächst angegangen. Hier ist danach kein Handlungsbedarf mehr ge- geben. Heizungsanlage: Der Heizkessel (Brennwert) ist 2 Jahre alt und in gutem Zustand. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Warmwasserbereitung: Warmwasserbereitung nur in der Werkstatt im Keller über Elektroboiler. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Aufgrund des geringen Warmwasserverbrauchs wäre auch die Nutzung von Solarkollektoren nicht rentabel, zumal auch hier vorab die Genehmigung durch den Denkmalschutzbeauftragten einzuholen wäre. Die Möglichkeit einer Foto- voltaikanlage muss näher untersucht werden, Denkmalschutz ist zu beachten. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 72 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 5.000 kWh/a bis ~ 8.200 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2010: 56.680 kWh 2010: 3.206 kWh (Es liegen nur die Zahlen des Jahres 2010 vor, die der Mieter zur Analyse zur Verfü- gung gestellt hat.) Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 56.680 kWh/a / 604 m² = 93,84 kWh/m²a

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4. Zusammenfassung

Im Bereich der Bauteile besteht im Bereich der obersten Geschossdecke / Dach- schräge Handlungsbedarf, ab 31.12.2011 eventuell sogar Nachrüstpflicht, was noch zu überprüfen ist. Maßnahmen an Außenwänden sind sehr aufwändig und kostenin- tensiv, die Wirtschaftlichkeit ist an diesen Bauteilen fraglich, der Denkmalschutz zu beachten, das Dämmen der Heizkörpernischen wird vom Mieter bereits angedacht und ist sinnvoll. Hinsichtlich der Beleuchtungstechnik sollte künftig auf energiesparende Beleuchtung umgestellt werden, wobei hierbei eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter Berück- sichtigung der tatsächlichen Nutzungsstunden vorangestellt werden sollte.

262 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Sporthalle Mainzweiler

1. Grunddaten Adresse: Am Bühl 8a 66564 Ottweiler-Mainzweiler Baujahr: 1958 / 1985 / 2001 Bruttogrundfläche (BGF): 431+90+55 = 576 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach der Sporthalle wurde nach Angaben der Stadt in den letzten Jahren saniert und gedämmt. Der Dachraum war bei der Begehung nicht zugänglich, daher kann über die vorhandene Dämmstoffstärke keine Aussage getroffen werden, es wird eine ausreichende Dämmung angenommen. Im Bereich des Clubheims konnte vor Ort eine 12 cm dicke Dämmung auf der Decke zum Dachraum gesichtet werden, die wärmetechnisch ausreichend ist. Außenwände: Die Außenwände der Halle wurden nachträglich gedämmt, 4-6 cm Dämmung waren vor Ort erkennbar, ein Nachdämmen wird nicht wirtschaftlich sein. Im Bereich des Clubheimes waren 2,5 cm Dämmung vor Ort erkennbar, wegen der geringen Wandfläche des Clubheimes wird ein nachträgliches Dämmen der Außenwände nicht zu einer deutlichen Energieeinsparung führen und da- her nicht angeraten. Der Anbau des Jahres 2001 ist mit dem Dämmstandard des Jahres 2001 ausreichend. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet der Fußboden des Untergeschos- ses, welches als Dusch-und Umkleidebereich genutzt wird. Ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt. Im Bereich des Clubhei- mes gibt es ebenfalls keine Unterkellerung. Fenster: Die Alufenster der Sporthalle sind neuwertig (Austausch 2007), hier besteht kein Handlungsbedarf. Im Clubheim sind noch isolierverglaste Holzfenster vorhanden. Diese könnten bei einer Sanierung durch neuwertige Fenster er- setzt werden, ein akuter Handlungsbedarf besteht allerdings nicht. Wenn mög- lich, sollten Dichtungen und Beschläge von einem Fachhandwerker überprüft werden. Auffällig war die undichte, veraltete Zugangstür mit Einfachverglasung vom Zugang der Schule zur Sporthalle.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Diese sollte durch ein neues Türelement mit Wärmeschutzverglasung ausge- tauscht werden. Ebenfalls undicht und ausgetauscht werden sollte die Außen- tür der Küche im Clubheim. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage stammt aus dem Jahre 1985, ein Messprotokoll des Schornsteinfegers lag nicht vor. Hier sollte im nächsten Schritt der Wirkungs- grad des Kessels überprüft werden, um einen eventuellen Kesseltausch näher bewerten zu können. Die teilweise ungedämmten Verteilleitungen im Keller sind nachträglich gemäß EnEV 2009 zu dämmen. Die 1.000 Liter Warmwas- serspeicher werden nach Angaben der Stadt zum Duschen kaum genutzt, ob- wohl 21 m² Flachkollektoren auf dem Dach installiert sind. Die Wassertempe- ratur betrug zum Zeitpunkt der Begehung nur 40° C, auf Legionellenschutz sollte geachtet werden. Des Weiteren sollte überlegt werden, ob die solare Wärme nicht sinnvoller zur Heizunterstützung genutzt wird, wie zur Warmwas- serbereitung, die wenig Abnahme von den Nutzern hat. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage, solarthermisch unterstützt mit 21 m² Flachkollektoren. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind bereits mit 21 m² Flachkollektoren zur Warmwasserbe- reitung belegt, welche 1.000 Liter Warmwasserspeicher bedienen. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 107 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 8.400 kWh/a bis ~ 14.000 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Heizöl) Strom 2007: 62.210 kWh 2007: 3.975 kWh 2008: 62.210 kWh 2008: 2.815 kWh 2009: 79.690 kWh 2009: 3.165 kWh Ø 3 Jahre: 68.037 kWh Ø 3 Jahre: 3.318 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF für Heizung und Warmwasser: 68.037 kWh/a / 576 m² = ~ 118.12 kWh/m²a

264 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten die Außentüren, die Untersuchung des Heizkes- sels und eine evt. Umrüstung der Solarthermie haben. Auffällig war die hohe Raumtemperatur im Clubheim und im Zugangsflur zur Sport- halle. Hier sollte, wenn möglich, die Regelung der Heizung auf den tatsächlichen Wärmebedarf angepasst werden. Die Beleuchtung ist mit Glühbirnen und Leuchtstoffröhren mit konventioneller Vor- schaltung (KVG) veraltet und sollte modernisiert werden. Im Duschbereich waren Sporen erkennbar, hier sollte eine Abluftanlage installiert werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Sportheim Steinbach

1. Grunddaten Adresse: Zum Sportplatz 66564 Ottweiler-Steinbach Baujahr: 1979 / Anbau 1997 Bruttogrundfläche (BGF): 250+68 = 318 m²

2. Bauteile und Anlagen: Dach / oberste Geschossdecken: Die oberste Geschossdecke wurde vor Ort mit ca. 4 cm Mineralfaserdämm- stoff gesichtet. Die Dämmung ist nicht fachgerecht angeschlossen und verlegt (z.B. Dampfsperre). Es wird empfohlen, die Dämmung seitens eines Fach- handwerkers überarbeiten zu lassen. Zur besseren Beheizbarkeit des Club- heimes wird weiterhin empfohlen, die Dämmung hierbei auf heutigen Dämm- standard von ca. 16 cm Dämmung der WLG 035 zu erhöhen; damit wird der nach derzeit gültiger EnEV 2009 erforderliche U-Wert von 0,24 W/(m²K) er- reicht. Außenwände: Die Außenwände sind bisher nicht nachträglich gedämmt. Das Dämmen der Außenwände wird sehr kostenintensiv sein und ist im Verhältnis zu den tägli- chen Heizzeiten von 9 Stunden (zwischen 13.00 bis 22.00 Uhr) wirtschaftlich fraglich. Hierzu sollte vor Ausführung eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsbe- trachtung angestellt werden. Nach EnEV 2009 wären bei einer Außendäm- mung ca. 14 cm Dämmung der Wärmeleitgruppe 035 erforderlich, um den

nach EnEV geforderten Wert von Umax. = 0,24 W/(m²K) zu erreichen. Im Be- reich des Anbaus aus dem Jahre 1997 müsste bei der Bauweise der 90er Jah- re bereits ein Dämmstein verarbeitet sein, so dass in diesem Bereich ein Nachdämmen ohnehin nicht nötig ist. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Den Gebäudeabschluss nach unten bildet der Fußboden des Untergeschos- ses, welches als Dusch- und Umkleidebereich genutzt wird. Ein nachträgliches Dämmen des Fußbodens wird nicht weiter verfolgt.

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Fenster: Die Holzfenster aus dem Jahre 1978 sind 2-fach verglast. Hier sollten die Dichtungen und Beschläge auf Funktionstüchtigkeit hin überprüft werden und gegebenenfalls nachgedichtet bzw. gangbar gemacht werden. Die Glasbausteine im Untergeschoss weisen mit U-Werten von ca. 3,5 W/(m²K) energetisch schlechte Eigenschaften auf und sind zur Stoßlüftung in den Dusch- und Umkleidebereichen ungeeignet. Diese sollten gegen neuwer- tige wärmeschutzverglaste Fensterelemente mit einem Uw-Wert <= 1,3 W/(m²K) gemäß EnEV 2009 ausgetauscht werden. Heizungsanlage: Die Heizungsanlage aus dem Jahre 2004 ist neuwertig, die Leitungen sind gut gedämmt. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Warmwasserbereitung: Über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Die Dachflächen sind bereits mit 18 m² Flachkollektoren zur Warmwasserbe- reitung belegt, welche 2 x 500 Liter Warmwasserspeicher bedienen. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 147 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 11.000 kWh/a bis ~ 18.500 kWh/a)

3. Energieverbrauch: Heizung (Heizöl) Strom 2007: 48.420 kWh 2007: 9.877 kWh 2008: 52.120 kWh 2008: 9.912 kWh 2009: 48.100 kWh 2009: 9.373 kWh Ø 3 Jahre: 49.547 kWh Ø 3 Jahre: 9.720 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF für Heizung und Warmwasser: 49.547 kWh/a / 318 m² = ~ 155.81 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Priorität bei der Sanierung sollten die oberste Geschossdecke und die Fenster ha- ben. Das Dämmen der Außenwände sollte nur nach erfolgreicher Wirtschaftlichkeits- betrachtung in Betracht gezogen werden. Ferner sollte die Beleuchtung durch energiesparende Beleuchtung optimiert werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Stadtgeschichtliches Museum

1. Grunddaten Adresse: Linxweilerstr. 5 66564 Ottweiler Baujahr: 1878 Bruttogrundfläche (BGF): 1.000 m²

2. Bauteile und Anlagen: Dach / oberste Geschossdecken: Im Dachbereich befindet sich teilweise eine Dämmschicht (über dem Bespre- chungsraum). Die komplette Dämmung des Dachs bzw. der obersten Ge- schossdecke wäre jedoch nur sinnvoll, wenn die obere Etage auch regelmäßig genutzt und somit beheizt wird. Nach Angaben des Hausmeisters wird diese jedoch nur selten für Besprechungen genutzt. Sollte es hier zu einer Nutzung und Beheizung kommen, ist zu beachten, dass gemäß EnEV 2009 die Nach- rüstverpflichtung besteht. In dem Fall müsste die oberste Geschossdecke in jedem Fall auf einen U-Wert von 0,24 W/m²K ertüchtigt werden, hierzu müsste mindestens eine 16 cm dicke Dämmschicht der WLG 035 angebracht werden. Die Nachrüstpflicht würde entfallen, wenn der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 für die oberste Geschossdecke eingehalten wäre, dies müsste vorab untersucht werden. Außenwände: Die Außenwände befinden sind aus energetischer Sicht in einem schlechten Zustand. Allerdings ist das Gebäude denkmalgeschützt und somit wäre nur ei- ne Wärmedämmung von innen möglich. Eine Innendämmung wäre nur mit sehr hohem Aufwand und Reduzierung der Nutzfläche möglich, die Wirtschaft- lichkeit im Verhältnis zum großen Aufwand fraglich. Auch hier wäre eine Wär- medämmmaßnahme so oder so nur sinnvoll, wenn das Gebäude „ausrei- chend“ genutzt und geheizt wird. Nach Angaben des Hausmeisters ist das Museum nur wenige Stunden im Monat geöffnet. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist komplett unterkellert. Hier könnte von der Kaltseite her eine Dämmung angebracht werden. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass eine Dämmmaßnahme nur sinnvoll ist, wenn das Gebäude auch entsprechend ge- nutzt und beheizt wird. Um die Anforderungen der EnEV 2009 einzuhalten, müssten in diesem Bereich 10 cm Wärmedämmung der WLG 035 angebracht werden. 268 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Fenster: Bei den Fenstern handelt es sich um 2-fach-Isolierglas-Fenster mit Holzrah- men. Diese sind aus energetischen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sanierungsbedürftig. Auch hier stellt sich die Frage der Nutzung bzw. Beheizung des Gebäudes. Heizungsanlage: Der Kessel stammt aus dem Jahr 2005 und befindet sich somit energetisch in einem guten Zustand. Allerdings sind die Leitungen im unbeheizten Keller noch ungedämmt. In diesem Fall besteht ebenfalls gemäß EnEV § 10 (2) eine Verpflichtung der Nachrüstung einer Leitungsdämmung. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Elektro-Boiler. Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden bislang keine erneuerbaren Energien genutzt. Die Möglichkeit der Nutzung auf dem Dach, welches von der Ausrichtung her mög- licherweise für die Montage einer Solarstromanlage geeignet wäre, müsste al- lerdings mit dem Denkmalschutzbeauftragten abgestimmt werden. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 112 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 8.000 kWh/a bis ~ 13.300 kWh/a)

3. Energieverbrauch: Heizung (Erdgas) Strom 2007: 80.840 kWh 2007: 3.346 kWh 2008: 126.270 kWh 2008: 3.587 kWh 2009: 94.230 kWh 2009: 2.525 kWh Ø 3 Jahre: 104.910 kWh Ø 3 Jahre: 3.153 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: 104.910 kWh/a / 1.000 m² = ~ 104 kWh/m²a

Beim Energieverbrauchskennwert muss beachtet werden, dass das Gebäude nur sporadisch genutzt wird. Dafür ist der Mittelwert der letzten drei Jahre vergleichswei- se hoch.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

4. Zusammenfassung Die Heizungsleitungen im unbeheizten Keller müssen gemäß EnEV nachgedämmt werden. Im Bereich des Daches müsste ebenfalls gemäß EnEV eine Dämmung an- gebracht werden, wenn die oberste Etage als beheizt angenommen wird, gegebe- nenfalls besteht hier sogar Nachrüstpflicht, was noch zu überprüfen ist.

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Städtisches Gebäude

1. Grunddaten Adresse: Tenschstraße 11 66564 Ottweiler Baujahr: 1766 Bruttogrundfläche (BGF): 374 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Die Dachschrägen wurden bei der Sanierung im Jahre 1994 nach Aussage der Stadt Ottweiler gedämmt. Hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Außenwände: Aus Gründen des Denkmalschutzes wird ein Dämmen der Fassade von außen schwer durchführbar bzw. zu genehmigen sein, der historische Charakter des Gebäudes würde beeinträchtigt. Die Alternative der Innendämmung ist nur mit sehr hohem Aufwand und Reduzierung der Nutzfläche möglich, die Wirtschaft- lichkeit im Verhältnis zum großen Aufwand fraglich. Angedacht werden sollte, die Heizkörpernischen nachträglich von innen zu dämmen. Zur Einhaltung der

EnEV 2009 (Umax = 0,35 W/m²K) sind hierzu z.B. 6 cm Dämmung der Wärme- leitgruppe 022 oder gleichwertig erforderlich, hierbei ist auf eine Dampfsperre zu achten. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Der Keller war zum Zeitpunkt der Begehung nicht zugänglich. Sollte es räum- lich und technisch möglich sein, wird ein Dämmen der Kellerdecke empfohlen. Anzustreben ist zur Einhaltung des in der EnEV 2009 geforderten Wertes von 0,30 W/m²K eine Dämmung von 10 cm der WLG 035. Fenster: Die Fenster wurden 1994 erneuert, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Das Gebäude wird in seinen zwei Gebäudeteilen mit je einer wandhängenden Therme beheizt, die 1994 eingebaut wurden. Von Seiten der Heiztechnik be- steht derzeit kein Handlungsbedarf. Warmwasserbereitung: Warmwasserbereitung erfolgt über die zuvor beschriebene Heizungsanlage.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Erneuerbare Energien: In diesem Gebäude werden noch keine erneuerbaren Energien eingesetzt. Aufgrund des geringen Warmwasserverbrauchs wäre auch die Nutzung von Solarkollektoren nicht rentabel, zumal auch hier vorab die Genehmigung durch den Denkmalschutzbeauftragten einzuholen wäre. Die Möglichkeit einer Fotovoltaikanlage muss näher untersucht werden, Denkmalschutz ist zu beachten. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 47 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 3.400 kWh/a bis ~ 5.600 kWh/a)

3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2010: 34.023 kWh 2010: 3.786 kWh Es liegen nur die Zahlen des Jahres 2010 (14 Monate) vor, die ein Mieter, der ca. 2/3 der Fläche (geschätzt) angemietet hat, zur Analyse zur Verfügung gestellt hat. Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF: (34.023 kWh/a / 250 m²) *12/14= 116,65 kWh/m²a

4. Zusammenfassung Maßnahmen an Außenwänden sind sehr aufwändig und kostenintensiv, die Wirt- schaftlichkeit ist an diesen Bauteilen fraglich, der Denkmalschutz zu beachten, das Dämmen der Heizkörpernischen ist sinnvoll. Anzuraten ist ggf. das Dämmen der Kel- lerdecke. Hinsichtlich der Beleuchtungstechnik sollte künftig auf energiesparende Beleuchtung umgestellt werden.

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Turnhalle / Markthalle

1. Grunddaten Adresse: Im Alten Weiher 11 66564 Ottweiler Baujahr: 1950 Bruttogrundfläche (BGF): 1.136 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Der thermische Abschluss nach oben ist die oberste Geschossdecke, darüber befindet sich der unbeheizte Dachraum. Die oberste Geschossdecke ist unge- dämmt und energetisch ein großer Schwachpunkt. Hier besteht nach der Energieeinsparverordnung 2009 § 10 (3) umgehende Nachrüstverpflichtung bei Beheizung der Halle auf mindestens 19° C, da die oberste Geschossdecke nicht begehbar, aber zugänglich ist. Nach EnEV 2009 müssten in diesem Be- reich mindestens 16 cm (genauere Berechnung wegen Holzanteil noch erfor- derlich) Wärmedämmung der Wärmeleitgruppe 035 zwischen / auf den Holz- balken ausgelegt werden, um den geforderten U-Wert von 0,24 W/m²K zu er- reichen. Unter der Dämmung ist eine Dampfsperre/-bremse anzubringen. Die- se Maßnahme bewirkt bei relativ geringen Investitionskosten hohes Einspar- potential und verbessert die Beheizbarkeit der Halle. Für den hinteren Markthallenbereich wird diese Maßnahme ebenfalls nach EnEV 2009 verpflichtend, sofern sie mehr als vier Monate im Jahr auf mehr als 19° C beheizt wird. Außenwände: Das Dämmen der Außenwände ist kostenintensiv, aber an diesem Gebäude wegen des großen Wandflächenanteiles sicherlich auch rentabel. Nach EnEV 2009 wären bei einer Außendämmung 14 cm Wärmedämmung der Wärme- leitgruppe 035 erforderlich, um den geforderten U-Wert von 0,24 W/m²K zu er- reichen. Zu beachten sind die zahlreichen Nebenarbeiten, wie Dachanpas- sung, Fensterlaibungen…, die kostenmäßig zu berücksichtigen sind. Für den hinteren Markthallenbereich wird diese Maßnahme ebenfalls empfoh- len, sofern sie im Winter beheizt und genutzt wird. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Die Turnhalle und hintere Markthalle sind nicht unterkellert, ein nachträgliches Dämmen der Bodenfläche wird aus Kostengründen ausgeschlossen.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Fenster/Außentüren: Die Fenster bestehen teilweise aus Aluminiumfenstern mit Isolierverglasung (Baujahr 1989), teilweise sind auch Glasbausteine und Reglittverglasung vor- handen. Die Aluminiumfenster sind im Rahmenprofil thermisch getrennt, hier besteht derzeit kein Handlungsbedarf, allenfalls kann hier über einen Vergla- sungsaustausch durch Wärmeschutzverglasung nachgedacht werden. Die Glasbausteine weisen sehr schlechte U-Werte auf (> 3,5 W/m²K) und sollten durch wärmeschutzverglaste Fenster ausgetauscht werden. Die Reglittvergla- sung in der Markthalle kann derzeit erhalten bleiben. Auffällig ist die Eingangstür zwischen Markthalle und Turnhalle, zur Straße hin. Diese ist im unteren Bereich stark luftdurchlässig und sollte ausgetauscht wer- den. Für den hinteren Markthallenbereich wird der Verglasungsaustausch nur emp- fohlen, sofern die Halle im Winter beheizt und genutzt wird. Heizungsanlage / Warmwasserbereitung: Die Heizungsanlage ist Baujahr 1998 und in gutem Zustand. Sie wird mit Gas betrieben und dient auch der Warmwasserbereitung für die Duschen / Umklei- den in der Turnhalle. Ferner wird sie von einer Solaranlage (27 m² Flachkollek- toren) unterstützt. Hier besteht kein Handlungsbedarf. Die Heizleitungen im Heizraum sind gut gedämmt. Bis auf die Markthalle erfolgt die Wärmeübergabe über Heizkörper, in der Markthalle sind Lufterhitzer im Deckenbereich vorhanden. Lufterhitzer arbeiten sehr uneffektiv, ein Umstellen z.B. auf Deckenstrahlplatten (Flächenheizung, wassergeführt) sollte davon abhängig gemacht werden, wie die Markthalle künftig genutzt wird. Im WC-Bereich am Ende der Markthalle erfolgt die Warmwasserbereitung de- zentral über Durchlauferhitzer. Es wird in beiden Gebäudeteilen empfohlen, teilweise veraltete Thermostat- ventile der Heizkörper auszutauschen und die Verteilleitungen im unbeheizten Dachbereich auf Dämmqualität zu überprüfen und ggf. nach EnEV 2009 die Leitungen in diesen Bereichen zu dämmen. Erneuerbare Energien: Solaranlage: 27 m² Flachkollektoren zur Warmwasserbereitung. (Auszug Solardachkataster: Dach sehr gut geeignet für 547 m² Modulfläche, möglicher Stromertrag: ~ 41.700 kWh/a bis ~ 69.500 kWh/a)

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3. Energieverbrauch Heizung (Erdgas) Strom 2007: 104.750 kWh 2007: 9.306 kWh 2008: 126.290 kWh 2008: 12.576 kWh 2009: 162.990 kWh 2009: 10.335 kWh Ø 3 Jahre: 131.343 kWh Ø 3 Jahre: 10.739 kWh Jährlicher Heizwärmeverbrauch/m² BGF für Heizung und Warmwasser: 131.343 kWh/a / 1.136 m² = 115,62 kWh/m²a

Die geringe Energiekennzahl kommt dadurch zu Stande, dass die Markthalle nur sel- ten geheizt wird. Die Energiekennzahl sollte daher nicht zur Beurteilung der energeti- schen Qualität des Gebäudes herangezogen werden.

4. Zusammenfassung Im Bereich der Bauteile besteht Handlungsbedarf und Nachrüstverpflichtung im Be- reich der obersten Geschossdecke. Auch im Bereich der Fenster / Türen in Teilbe- reichen und der Außenwände besteht Handlungsbedarf, allerdings nicht verpflich- tend. Die Ertüchtigung von Bauteilen im Bereich der Markthalle sollte davon abhängig ge- macht werden, wie die Markthalle künftig im Winter geheizt und genutzt wird. Bei der Heiztechnik wäre im Bereich der Markthalle eine Umstellung der Luftheizung auf Deckenflächenheizung denkbar, dies aber wiederum abhängig davon, wie die Markthalle künftig genutzt wird. Ansonsten besteht bei der Heiztechnik kein weiterer Handlungsbedarf, bis auf Klein- maßnahmen, wie das Austauschen veralteter Thermostatventile und das Dämmen ggf. schlecht gedämmter Verteilleitungen im unbeheizten Dachbereich. Die Beleuchtungstechnik besteht aus Leuchtstoffröhren mit konventioneller Vorschal- tung (KVG). Diese sollte auf energiesparende Beleuchtung mit elektronischer Vor- schaltung (EVG) umgestellt werden.

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Turnhalle Lehbesch

1. Grunddaten Adresse: Freiherr-vom-Stein-Str. 16 66564 Ottweiler Baujahr: 1963 Bruttogrundfläche (BGF): 672 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach wurde im vergangenen Jahr gemäß EnEV gedämmt. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nicht unterkellert. Fenster: Die Fenster wurden zum überwiegenden Teil im vergangenen Jahr erneuert, einige Fenster stammen noch aus dem Jahr 1993. Eine Modernisierung der „alten“ Fenster ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht erforderlich oder wirt- schaftlich sinnvoll. Heizungsanlage: Versorgung erfolgt über Heizzentrale der Grundschule. Warmwasserbereitung: Versorgung erfolgt über Heizzentrale der Grundschule. Erneuerbare Energien: Auf dem Dach befindet sich eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Leistung von

14 kWpeak. Die Anlage wird allerdings von einem Investor betrieben, der die Dachfläche angemietet hat. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 463 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 33.900 kWh/a bis ~ 56.500 kWh/a)

3. Energieverbrauch Die Turnhalle wird von der Grundschule versorgt, daher sind die Verbrauche beim Begehungs-Protokoll zur Grundschule mit aufgeführt.

4. Zusammenfassung Aus energetischer Sicht besteht hier momentan kein Handlungsbedarf. Aus Gründen der Raumlufthygiene und zur Vermeidung von Schimmelpilzen könnte im Bereich der Duschen über eine Abluftanlage nachgedacht werden.

276 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Turnhalle Neumünster

1. Grunddaten Adresse: Betzelbacher Weg 17 66564 Ottweiler Baujahr: 1971 Bruttogrundfläche (BGF): 621 m²

2. Bauteile und Anlagen Dach / oberste Geschossdecken: Das Dach wurde im vergangenen Jahr gemäß EnEV saniert, somit besteht in diesem Bereich kein Handlungsbedarf. Außenwände: Die Außenwände wurden im vergangenen Jahr gemäß EnEV saniert, somit besteht in diesem Bereich kein Handlungsbedarf. Kellerdecke / Abschluss nach unten: Das Gebäude ist nicht unterkellert. Fenster: Die Fenster wurden im vergangenen Jahr gemäß EnEV saniert, somit besteht in diesem Bereich kein Handlungsbedarf. Heizungsanlage: Das Gebäude wird momentan noch über die Heizzentrale in der Nachbetreu- ung versogt. Die Flächenheizungen im Deckenbereich der Halle wurden be- reits erneuert. Demnächst soll das Gebäude einen eigenen Heizkessel erhal- ten. Warmwasserbereitung: Die Warmwasserbereitung erfolgt über die Heizungsanlage. Erneuerbare Energien: Von der Stadt Ottweiler ist angedacht, die Dachfläche zukünftig für die Solar- stromerzeugung zu nutzen. Hierzu wird momentan im Rahmen der KSI eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt. (Auszug Solardachkataster: Dach gut geeignet für 436 m² Modulfläche, mögli- cher Stromertrag: ~ 31.700 kWh/a bis ~ 52.800 kWh/a)

277

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

3. Energieverbrauch Die Turnhalle wird von der Nachbetreuung versorgt, daher sind die Verbräuche beim Begehungs-Protokoll zur Nachbetreuung der Grundschule mit aufgeführt.

4. Zusammenfassung Die Gebäudehülle der Turnhalle befindet sich aufgrund der durchgeführten Sanie- rungsmaßnahmen im vergangenen Jahr energetisch auf einem sehr guten Niveau. Durch den Einbau eines separaten Heizkessels, angepasst auf die sanierte Hülle, wird der energetische Zustand des Gebäudes noch weiter verbessert. In diesem Ge- bäude ist auch mittelfristig somit kein Sanierungsbedarf vorhanden.

278 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Anhang III – Sonstige Tabellen und Abbildungen

Tabelle 7-6: Bewertungsschlüssel zur Bewertung der Maßnahmenblätter

Kriterium Bedeutung

0 stark erhöhter CO2-Ausstoß > 10.000 t CO2/a

1 erhöhter CO2-Ausstoß bis zu 10.000 t CO2/a

2 keine CO2-Einsparung

3 geringe CO2-Einsparung bis zu 100 t CO2/a

Minderung

- 2

4 mittlere CO2-Einsparung bis zu 1.000 t CO2/a CO

5 hohe CO2-Einsparung bis zu 10.000 t CO2/a

6 sehr hohe CO2-Einsparung > 10.000 t CO2/a

0 stark verminderter regionaler Mehrwert (negative Effekte auf die regionale Wertschöpfung, z.B. Arbeitsplatzabzug)

1 geringfügig verminderter regionaler Mehrwert (wenige negative Effekte auf die regionale

Wertschöpfung)

2 kein regionaler Mehrwert (keine neuen Arbeitsplätze, keine benötigten Leistungen aus der Region, etc.)

3 geringer regionaler Mehrwert (geringer / vereinzelter Einsatz von reg. Akteuren, z.B. für In- stallationen, Wartungsarbeiten, Materiallieferung)

4 mittlerer regionaler Mehrwert (Beteiligung von wenigen kleinen / einzelner Akteure, Dienst-

RegionalerMehrwert leistungen aus der Region), bedeutend für die Region/ Leuchtturmcharakter

5 hoher regionaler Mehrwert (Beteiligung von vielen kleinen Akteuren oder weniger großer; Mehrheit an Dienstleistungen aus der Region)

6 sehr hoher regionaler Mehrwert (Beteiligung von vielen – auch großen – Akteuren)

0 jährliche Kosten von über 100.000 €

1 jährliche Kosten bis zu 100.000 €

2 jährliche Kosten bis zu 50.000 €

3 jährliche Kosten bis zu 10.000 € Kosten 4 jährliche Kosten bis zu 5.000 €

5 jährliche Kosten bis zu 1.000 €

6 jährliche Kosten unter 500 €

0 kein Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert

/

ten 1 geringer Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert bei hohen Kosten

s

Nutzen Ko 2 geringer Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und reg. Mehrwert bei moderaten Kosten

279

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Kriterium Bedeutung

3 geringer Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert bei geringen Kosten

4 hoher Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert bei hohen Kosten

5 hoher Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert bei moderaten Kosten

6 hoher Effekt hinsichtlich CO2-Einsparungen und regionalem Mehrwert bei geringen Kosten

0 sehr allgemein (unkonkret, keine Angabe möglicher Standorte, Einspareffekte oder regiona- ler Mehrwert, keine Akteure)

1 allgemein (unkonkret, keine Angabe möglicher Einspareffekte, Standorte, regionaler Mehr- wert)

2 sehr geringe Maßnahmenschärfe (weniger konkret, keine Angabe mögl. Einspareffekte, Standorte, oder reg. Mehrwert); sehr geringe Anwendbarkeit

3 geringe Maßnahmenschärfe (weniger konkret, Schätzung mögl. Einspareffekte, Standorte, regionaler Mehrwert); geringe Anwendbarkeit

4 mittlere Maßnahmenschärfe (konkret, Schätzung mögl. Einspareffekte, Standorte, regionaler

Mehrwert); mittlere Anwendbarkeit Maßnahmenschärfe 5 hohe Maßnahmenschärfe (konkret, Angabe mögl. Einspareffekte, Standorte, regionaler Mehrwert); hohe Anwendbarkeit

6 sehr hohe Maßnahmenschärfe (sehr konkret, verortet, Angabe mögl. Einspareffekte, Stan- dorte, regionaler Mehrwert); sehr hohe Anwendbarkeit

0 negativer Effekt / Maßnahme ist nicht empfehlenswert (auszuschließende Maßnahme)

1 neutral / Maßnahme ist nicht besonders empfehlenswert (schlecht geeignete Maßnahme)

2 Maßnahme ist sinnvoll, aber nicht unter derzeitigen Bedingungen (weniger geeignete Maß- nahme)

3 geringes Kosten-/ Nutzenverhältnis, aber hohe Maßnahmenschärfe (niedrig priorisierte Maß- nahme)

4 gutes (mittleres) Kosten-/ Nutzenverhältnis, mittlere bis hohe Maßnahmenschärfe (mittel

prior. Maßnahme) Gesamtbewertung 5 gutes Kosten/Nutzenverhältnis, hohe Maßnahmenschärfe (hoch priorisierte Maßnahme)

6 sehr gutes Kosten-/ Nutzenverhältnis, hohe Maßnahmenschärfe (sehr hoch priorisierte Maß- nahme)

Tabelle 7-7: Absolute Ausschlusskriterien der Windkraftnutzung

Flächennutzungsart Abstandsannahme

Baulich geprägte Flächen / Siedlungen nach 750 m BauGB

Einzelgebäude / Aussiedlerhöfe, etc. außerhalb 400 m analog TA Lärm von Siedlungen

Sondergebiete, wie z.B. Campingplätze 1.000 m nach § 10BauNVO

280 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Flächennutzungsart Abstandsannahme

Bundes-, Land-, Ortsstraßen, Schienenwege 100 m, unter der Vorausset- zung, dass Stand der Anlagen- technik Eiswurf ausschließt

Freileitungen 150 m

Vorranggebiete Gewerbe, Industrie und Dienst- Ausschluss, keine Pufferzone leistungen

Vorranggebiete für Freiraumnutzung Ausschluss, keine Pufferzone

Vorranggebiete für Naturschutz Ausschluss, keine Pufferzone

Vorranggebiete für Hochwasserschutz Ausschluss, keine Pufferzone

Wasserschutzgebiete der Schutzzone I und II Ausschluss, keine Pufferzone

Natura 2000 inkl. FFH-Gebiete und Vogelschutz- Ausschluss, keine Pufferzone gebiete

Tabelle 7-8: Relative Ausschlusskriterien der Windkraftnutzung

Flächennutzungsart Abstandsannahme

Landwirtschaftliche Vorranggebiete Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

Wasserwirtschaftliche Vorranggebiete Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

Grundwasserschutz Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

Landschaftsschutz Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

Besondere Bedeutung für das Landschaftsbild Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone und den Landschaftsschutz

Pufferzonen um Vogelschutz- und Naturschutz- Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, Pufferzone von gebiete 200 m, Gutachten (z.B. ornithologisch)

Wasserschutzgebiete Schutzzone III Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

ABSP-Flächen Einzelfallprüfung, relativer Ausschluss, keine Pufferzone

281

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 7-9: Beschreibung der Potenzialflächen

Nr. Ortsteil Fläche73 Beschreibung Eignung

1 Ottweiler / 138,9 Der westliche Teil der Fläche ist von Südwesten nach Nordos- 2 Wetschhausen ten leicht ansteigend, beginnend bei 300 m, bis zu einer Anhö- he von 357 m. Die Anhöhe würde sich als Standort für eine Anlage eignen. Der Standort befindet sich außerhalb des Wal- des und ist gut erschließbar. Im östlichen Teil der Fläche ist die Errichtung einer zweiten Anlage auf einer Höhe von 365 m im Wald denkbar. Die Erschließung der Standorte ist unkompli- ziert. Der Großteil der Fläche ist aufgrund der zu geringen Höhe ungeeignet für eine Windkraftnutzung.

2 Lautenbach 81,8 Die Anbindung ans Straßennetz ist gut bis sehr gut. Die Fläche 1-2 befindet sich im Wald, einzelne Teilstücke sind jedoch unbe- waldet. Die Höhe geht bis zu 460 m. Der Abstand u.a. zu Lau- tenbach ist teils unter 1.000 m.

3 Fürth 69,9 Die Fläche bietet ausreichend Platz für drei Anlagen mit ausrei- 1 chendem Abstand. Die Anbindung an die L121 und L116 ist sehr gut, daher ist die Erschließung sehr einfach. Der Großteil der Fläche befindet sich in einem Abstand von weniger als 1.000 m zu Ottweiler.

4 Fürth 53,0 Die Fläche hat eine leichte Hanglage von Westen nach Osten 1 bis zu einer maximalen Höhe von 470 m. Einzelne Teilflächen sind bewaldet. Größtenteils befindet sich die Fläche in einem Abstand von weniger als 1.000 m zu Steinbach und Fürth.

5 Ottweiler 50,5 Die Fläche befindet sich an einem Nordosthang. Die maximale 2 Höhenlage ist bei 380 m. Die Lage zur L128 ist gut. Der Ab- stand zu Ottweiler beträgt zum Teil weniger als 1.000 m.

6 Steinbach 25,2 Die Höhenlage ist mit 355 m kritisch für die Windkraftnutzung. 3 Evtl. ist der Bau einer Anlage möglich. Der Abstand zu Stein- bach ist unter 1.000 m.

7 Ottweiler 20,5 Die Fläche grenzt im Osten an ein Waldgebiet. Die Erschlie- 2 ßung ist unkompliziert.

8 Fürth 10,2 Diese Fläche ist bereits durch den bestehenden Windpark - „Hungerberg“ belegt.

9 Mainzweiler 8,7 Der Abstand zum Wald beträgt weniger als 100 m, zu Stein- 3 bach und Ottweiler weniger als 1.000 m. Die Höhe ist mit 355 m als kritisch zur Errichtung einer Windkraftanlage zu sehen. Die Erschließung der Fläche ist unkompliziert.

10 Mainzweiler 6,8 Die Erschließung der Fläche ist einfach. Auf etwa 400 m könnte 2 eine einzelne Anlage errichtet werden.

73 Fläche in ha

282 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Nr. Ortsteil Fläche73 Beschreibung Eignung

11 Mainzweiler 3,7 Die Anbindung zur L130 ist gut. Die Fläche befindet sich am 2 Waldrand. Die Entfernung zu Mainzweiler beträgt weniger als 1.000 m.

12 Ottweiler 2,9 Die Höhenlage ist mit maximal 350 m zu gering. -

13 Fürth 2,5 Zum Erreichen der Fläche ist der Ausbau von etwa 500 m 3 Waldweg erforderlich. Als Einzelstandort (auf 360 m) ist die Fläche geeignet. Die Entfernung zu Fürth und Steinbach liegt unter 800 m.

14 Lautenbach 2,4 Die Erschließung der Fläche ist möglich. Ein Teil der Fläche ist 2 bewaldet. Die Höhe liegt bei maximal 450 m.

15 Ottweiler 2,3 Die Fläche ist gut erreichbar. Eine Anlage könnte auf 380 m 2 errichtet werden. Die Entfernung zu Mainzweiler und Ottweiler ist geringer als 1.000 m.

16 Ottweiler 2,2 Die Fläche liegt teils am Waldrand und wird durch die Bäume 3 möglicherweise abgeschattet. Die Anbindung ist sehr gut.

17 Mainzweiler 1,7 Die Fläche liegt mit maximal 325 m zu niedrig. -

18 Wetschhausen 0,7 In Kombination mit Fläche 1 und 22 könnte hier eine weitere 2 Anlage errichtet werden. Die Höhenlage beträgt 365 m.

19 Steinbach 0,6 Die Höhenlage ist mit maximal 315 m zu gering. -

20 Mainzweiler 0,5 Die Anbindung ist gut und die Höhe ist mit 380 m ausreichend. 2 Die Fläche befindet sich in der 1.000-m-Abstandszone zu Sied- lungen.

21 Wetschhausen 0,4 Die Erschließung der Fläche ist durch den Ausbau von Wald- 2 wegen möglich. Bei dem Bau einer Anlage auf Fläche 22 könn- te der Abstand der beiden Flächen zueinander kritisch sein.

22 Wetschhausen 0,4 Zur Erschließung der Fläche ist der Ausbau von Waldwegen 2 erforderlich. Die Fläche ist in Kombination mit den Flächen 1 und 18 zu sehen. Die maximale Höhe des Standorts beträgt 365 m.

23 Ottweiler 0,4 Die Fläche ist mit etwa 300 m zu niedrig gelegen. -

24 Ottweiler 0,3 Die Fläche ist mit maximal 315 m zu niedrig gelegen. -

25 Fürth 0,3 Die Höhenlage ist zu gering.

26 Ottweiler 0,1 Die Erreichbarkeit ist sehr gut, maximal müssten 50 m Waldweg 2 ausgebaut werden. Die Höhe liegt bei 380 m. Die Fläche liegt am Waldrand und der Abstand zu Ottweiler und Mainzweiler ist geringer als 1.000 m.

27 Wetschhausen 0,1 Die Fläche befindet sich zu nah am bestehenden Windpark - „Hungerberg“.

283

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 7-10: Mögliche Belegung der potenziellen Standorte für Windkraftanlagen

Fläche Nr. Anzahl Leistung Vollbenutzungsstunden ∑Leistung Ertrag MWh

1 2 2 x 3 MW 2.000 6.000 MW 12.000

2 8 8 x 3 MW 2.050 24.000 MW 49.200

3 3 3 x 3 MW 2.100 9.000 MW 18.900

4 5 5 x 3 MW 2.150 15.000 MW 32.250

5 4 4 x 3 MW 1.950 12.000 MW 23.400

6 1 1 x 3 MW 1.900 3.000 MW 5.700

7 2 2 x 3 MW 2.000 6.000 MW 12.000

9 1 1 x 3 MW 1.900 3.000 MW 5.700

10 1 1 x 3 MW 2.050 3.000 MW 6.150

11 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

13 1 1 x 3 MW 1.900 3.000 MW 5.750

14 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

15 1 1 x 3 MW 1.950 3.000 MW 5.850

16 1 1 x 3 MW 1.900 3.000 MW 5.700

18 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

20 1 1 x 3 MW 2.050 3.000 MW 6.150

21 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

22 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

26 1 1 x 3 MW 2.000 3.000 MW 6.000

Gesamt: 37 111.000 MW 224.750

284 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 7-15: Potenzialflächen für Fotovoltaik auf Konversionsflächen nördlich von Mainzweiler

285

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Abbildung 7-16: Stadteigene Potenzialflächen auf Acker- und Grünlandflächen – Ausschnitt 1

Abbildung 7-17: Stadteigene Potenzialflächen auf Acker- und Grünlandflächen – Ausschnitt 2 Tabelle 7-11: Beschreibung der stadteigenen Potenzialflächen auf Acker- und Grünland

286 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Lfd. Nr. Nutzung Fläche (ha) Eignung Leistung Jahresertrag

1 Grünland 1,03 gut 412 kWP 0,4 Mio. kWh

2 Grünland 1,34 befriedigend - -

3 Grünland 5,27 schlecht - -

4 Grünland 1,17 schlecht - -

5 Grünland 5,63 gut 2.252 kWP 2,1 Mio. kWh

6 Grünland 2,31 schlecht - -

7 Grünland 3,07 schlecht - -

8 Grünland 0,71 befriedigend - -

9 Ackerland 2,64 schlecht - -

10 Ackerland 1,81 schlecht - -

11 Ackerland 3,87 sehr gut 1.548 kWP 1,5 Mio. kWh

12 Ackerland 1,41 schlecht - -

13 Ackerland 0,98 sehr gut 392 kWP 0,4 Mio. kWh

14 Ackerland 1,21 gut 484 kWP 0,5 Mio. kWh

15 Grünland 1,01 gut 404 kWP 0,4 Mio. kWh

∑ 5.492 kWP 5,2 Mio. kWh

[EFM/ha] pro Jahr 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

Abbildung 7-18: Nutzungsansatz pro ha und Jahr für verschiedene Baumarten 287

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Tabelle 7-12: Anteile der Sortimente Energieholz, Industrieholz und Stammholz in den Nutzungsarten

Buche Eiche übrige Fichte Kiefer/ übrige Laub- Dougla- Nadel- hölzer sie hölzer

Auslese- Energieholz 90 % 80 % 90 % 20 % 20 % 20 % durchforstung Industrieholz 10 % 10 % 10 % 30 % 30 % 30 %

Stammholz 0 % 10 % 0 % 50 % 50 % 50 %

Vorratspflege Energieholz 40 % 30 % 50 % 0 % 0 % 0 %

Industrieholz 0 % 0 % 0 % 30 % 30 % 30 %

Stammholz 60 % 70 % 50 % 70 % 70 % 70 %

Zielstärken- Energieholz 60 % 60 % 60 % 10 % 10 % 10 % nutzung Industrieholz 0 % 0 % 0 % 10 % 10 % 10 %

Stammholz 40 % 40 % 40 % 80 % 80 % 80 %

Tabelle 7-13: Kennzahlen zur Potenzialbestimmung aus tierischen Nebenprodukten

Pferde Rinder Kühe Schw. Schafe gesamt

Stallhaltungsanteil 20 % 40 % 85 % 100 % 20 %

Flüssigmistanteil 0 % 70 % 70 % 100 % 0 %

Festmistanteil 100 % 30 % 30 % 0 % 100 %

Flüssigmist [m³/GV/a] - 14,8 14,8 12,8 -

TS-Gehalt Flüssigmist - 10 % 10 % 7,5 % - oTS-Gehalt Flüssigmist - 80 % 80 % 80 % -

Biogasertrag Flüssigmist [l/kg oTS] - 280 280 450 -

Biogasertrag Flüssigmist [Nm³/a] - 71.322 29.923 1.932 - 103.177

Festmist [m³/GV/a] 9,0 8,4 8,4 - 7,2

TS -Gehalt Festmist 28 % 25 % 25 % - 25 % oTS-Gehalt Festmist 75 % 80 % 80 % - 75 %

Biogasertrag Festmist [l/kg oTS] 300 450 450 - 400

Biogasertrag Festmist [Nm³/a] 25.175 69.704 29.245 - 5.124 129.247

Biogasertrag gesamt [Nm³/a] 25.175 141.025 59.168 1.932 5.124 232.424

Energiepotenzial gesamt [kWh/a] 151.049 846.153 355.009 11.591 30.741 1.394.543

288 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Anhang IV – Zitate

Empfehlung der Clearingstelle vom 01.07.2010 über die Fragestellung, unter wel- chen flächenbezogenen Voraussetzungen eine EEG-Vergütung für Strom aus PF- Freiflächenanlagen auf Konversionsflächen zu zahlen sei. „(…)Aus dem Wortlaut der Regelung, wonach es Voraussetzung für den Vergütungsanspruch ist, dass sich die Anlage „auf Konversionsflächen (. . . ) befindet“49, könnte zunächst abgeleitet wer- den, dass die flächenbezogenen Voraussetzungen während der gesamten Dauer des „Befindens“ gegeben sein müssen. Hiernach wäre in Konstellationen, in denen zwar ursprünglich von einer „Konversionsfläche“ auszugehen ist, die hierfür maßgeb- lichen Voraussetzungen aber aufgrund gezielter Maßnahmen vor oder im Zusam- menhang mit der Errichtung, insbesondere durch Sanierung, Rekultivierung, Beräu- mung etc., oder auch durch natürliche Vorgänge nachträglich entfallen, kein Vergü- tungsanspruch gegeben. Dagegen spricht jedoch bereits, dass es sich bei „Konver- sionsflächen“ begrifflich stets um Flächen handelt, die einem Veränderungsprozess unterliegen und nicht über einen Zeitraum von 20 Jahren einen unveränderten Zu- stand aufweisen (…) “Die Clearingstelle kommt zum Beschluss, dass „(…) bei Konversionsflächen auf den Zeitpunkt des Beschlusses über die Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplans abzustellen sei. Verbesserungen des öko- logischen Zustands der Fläche nach diesem Zeitpunkt bleiben unberücksich- tigt (…)“. Der Vergütungsanspruch von PV-Freiflächenanlagen auf Konver- sionsflächen unterliegt demnach dem Bestandsschutz, auch bei Änderung der Flächeneigenschaft im Laufe der Vergütungszeit.

289

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Anhang V – Fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz

Energie- und CO2-Bilanz (autonomer Trend)

Endenergieverbrauch Strom 1990 2010 2020 2030 2050 (MWh) Private Haushalte 33.005 28.077 25.896 23.167 23.122 Öffentliche Hand 1.410 1.216 1.129 1.126 981 Industrie und Gewerbe 15.311 12.568 11.386 10.316 8.468 Gesamtendenergieverbrauch 49.726 41.860 38.411 34.609 32.571 Solarstrom 0 2.064 13.275 21.092 25.092 Windkraft 0 12.000 12.000 12.000 12.000 Wasserkraft 0 0 0 0 0 Biomasse 0 0 0 0 0 Klärgas, etc. 0 0 0 0 0 Geothermie 0 0 0 0 0 Erneuerbare Energien (EE) 0 14.064 25.275 33.092 37.092 Anteil EE (%) 0,0% 33,6% 65,8% 95,6% 113,9%

CO2-Emissionen (t CO2) 36.996 15.890 6.241 693 -1.918

Endenergieverbrauch Wär- 1990 2010 2020 2030 2050 me (MWh) Private Haushalte Gas 50.184 55.499 45.184 31.229 17.389 Öl 277.907 151.640 104.735 66.531 40.716 Holz 1.157 1.756 1.857 1.868 1.912 Solarthermie 0 1.006 2.260 4.274 8.579 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 0 0 0 Nahwärme - Sonstige Biomas- 0 0 0 0 0 se Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie el. Wärmepumpen 0 1.800 2.279 2.448 2.396 Endenergieverbrauch 329.248 211.701 156.315 106.350 70.991 Anteil EE (%) 0,4% 1,3% 2,6% 5,8% 14,8%

CO2-Emissionen (t CO2) 84.060 51.547 36.987 24.006 14.343 Öffentliche Hand Gas 1.355 929 793 472 165 Öl 2.644 1.249 859 432 108 Holz 0 0 0 0 0 Solarthermie 0 307 307 307 307 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 0 0 0

290 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Nahwärme - Sonstige Biomas- 0 0 0 0 0 se Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie el. Wärmepumpen 0 0 0 0 0 Endenergieverbrauch 3.998 2.485 1.959 1.211 579 Anteil EE (%) 0,0% 12,3% 15,7% 25,3% 53,0%

CO2-Emissionen (t CO2) 977 520 389 210 62 Industrie und Gewerbe Gas 26.470 21.727 19.685 17.834 14.639 Öl 2.776 2.279 2.064 1.870 1.535 Holz 0 0 0 0 0 Solarthermie 0 0 0 0 0 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 0 0 0 Nahwärme - Sonstige Biomas- 0 0 0 0 0 se Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie el. Wärmepumpen 0 0 0 0 0 Endenergieverbrauch 29.246 24.006 21.749 19.705 16.174 Anteil EE (%) 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0%

CO2-Emissionen (t CO2) 6.085 4.995 4.525 4.100 3.365 Gesamtendenergieverbrauch 362.492 238.192 180.023 127.265 87.745 Anteil EE (%) 0,3% 1,3% 2,5% 5,1% 12,3%

CO2-Emissionen (t CO2) 91.123 57.062 41.901 28.316 17.770

Mobilität Minderung durch Maßnahmen 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% (%)

CO2-Emissionen (t CO2) 18.914 15.934 14.501 13.036 10.037

Gesamt 1990 2010 2020 2030 2050 Anteil EE (%) 0,3% 6,1% 13,6% 24,4% 39,8%

CO2-Emissionen (t CO2) 147.033 88.886 62.643 42.045 25.889

Abbildung 7-19: Energie- und CO2-Bilanz (autonomer Trend)

291

Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Energie- und CO2-Bilanz (Zieltrend)

Endenergieverbrauch Strom 1990 2010 2020 2030 2050 (MWh) Private Haushalte 33.005 28.077 25.896 23.167 23.122 Öffentliche Hand 1.410 1.216 1.129 1.126 981 Industrie und Gewerbe 15.311 12.568 11.386 10.316 8.468 Gesamtendenergieverbrauch 49.726 41.860 38.411 34.609 32.571 Solarstrom 0 2.064 14.775 22.592 26.592 Windkraft 0 12.000 136.350 136.350 136.350 Wasserkraft 0 0 45 45 45 Biomasse 0 0 0 0 0 Klärgas, etc. 0 0 0 0 0 Geothermie 0 0 0 0 0 Erneuerbare Energien (EE) 0 14.064 151.170 158.987 162.987 Anteil EE (%) 0,0% 33,6% 393,6% 459,4% 500,4%

CO2-Emissionen (t CO2) 36.996 15.890 -53.577 -56.814 -55.342

Endenergieverbrauch Wär- 1990 2010 2020 2030 2050 me (MWh) Private Haushalte Gas 50.184 55.499 45.184 31.229 17.389 Öl 277.907 151.640 72.884 37.668 17.808 Holz 1.157 1.756 3.713 3.735 3.823 Solarthermie 0 1.006 2.260 4.274 8.579 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 20.080 18.072 14.056 Nahwärme - Sonstige Biomas- 0 0 9.915 8.923 6.940 se Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie el. Wärmepumpen 0 1.800 2.279 2.448 2.396 Endenergieverbrauch 329.248 211.701 156.315 106.350 70.991 Anteil EE (%) 0,4% 1,3% 23,0% 32,9% 47,0%

CO2-Emissionen (t CO2) 84.060 51.547 28.514 16.328 8.249 Öffentliche Hand Gas 1.355 929 192 100 35 Öl 2.644 1.249 816 423 57 Holz 0 0 0 0 0 Solarthermie 0 307 307 257 257 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 600 401 100 Nahwärme – Sonst. Biomasse 0 0 0 0 0 Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie

292 Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

el. Wärmepumpen 0 0 0 0 0 Endenergieverbrauch 3.998 2.485 1.915 1.182 449 Anteil EE (%) 0,0% 12,3% 47,4% 55,7% 79,5%

CO2-Emissionen (t CO2) 977 520 256 133 22 Industrie und Gewerbe Gas 26.470 21.727 19.685 17.834 14.639 Öl 2.776 2.279 2.064 1.870 1.535 Holz 0 0 0 0 0 Solarthermie 0 0 0 0 0 Nahwärme - Gas bzw. Öl 0 0 0 0 0 (Heizwerk) Nahwärme - Gas (Heizkraft- 0 0 0 0 0 werk) Nahwärme - Holz 0 0 0 0 0 Nahwärme - Sonstige Biomas- 0 0 0 0 0 se Nahwärme - Solar- 0 0 0 0 0 /Geothermie el. Wärmepumpen 0 0 0 0 0 Endenergieverbrauch 29.246 24.006 21.749 19.705 16.174 Anteil EE (%) 0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 0,0%

CO2-Emissionen (t CO2) 6.085 4.995 4.525 4.100 3.365 Gesamtendenergieverbrauch 362.492 238.192 179.979 127.236 87.615 Anteil EE (%) 0,3% 1,3% 20,5% 28,0% 38,5%

CO2-Emissionen (t CO2) 91.123 57.062 33.295 20.561 11.637

Mobilität Minderung durch Maßnahmen 0,0% 11,5% 18,5% 31,0% 62,0% (%)

CO2-Emissionen (t CO2) 18.914 14.102 11.818 8.995 3.814

Gesamt 1990 2010 2020 2030 2050 Anteil EE (%) 0,3% 6,1% 86,1% 120,3% 163,7%

CO2-Emissionen (t CO2) 147.033 87.054 -8.463 -27.258 -39.891

Abbildung 7-20: Energie- und CO2-Bilanz (Zieltrend)

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Klimaschutzkonzept für die Stadt Ottweiler

Bestandsliste der Nahwärmenetze

Sektorielle Zuordnung der angeschlossenen Ge- Beheizungsstruktur nach Energieträgern (%) Aktiv Wärmebedarf bäude (%) Nr. Bezeichnung Baujahr zu (MWh/a) Gas/Öl- Gas- Öffentliche Industrie und Solarthermie Holz sonst.Biomasse Σ Privathaushalt Σ HW HKW Gebäude Gewerbe 1 Beispiel 2000 0% 1.000 15% 0% 0% 85% 0% 100% 100% 0% 0% 100% 2 Fürth 2010 0% 9.166 78% 22% 100% 100% 100% 3 Lautenbach 2010 0% 10.998 55% 45% 100% 100% 100% 4 Mainzweiler 2010 0% 9.831 70% 30% 100% 100% 100% 5 Lehbesch 2010 0% 780 100% 100% 100% 100% 6 0% 0% 7 0% 0% 8 0% 0% 9 0% 0% 10 0% 0% 11 0% 0% 12 0% 0% 13 0% 0% 14 0% 0% 15 0% 0% 16 0% 0% 17 0% 0% 18 0% 0% 19 0% 0% 20 0% 0% Σ 31.775

Abbildung 7-21: Beispiel: Eingabe der Daten zur Nahwärmeversorgung in die fortschreibbare Energie- und CO2-Bilanz

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