Frohe Weihnachten
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AZ 3930 Visp | Dienstag, 24. Dezember 2019 Nr. 297 | 179. Jahrgang | Fr. 3.00 ottostoffelag.ch www.1815.ch Re dak ti on Te le fon 027 948 30 00 | Aboservice Te le fon 027 948 30 50 | Mediaverkauf Te le fon 027 948 30 40 Aufl a ge 18 428 Expl. Wallis Wallis Sport INHALT Wallis 2 – 14 Abschiede Anerkennung Stark Traueranzeigen 12 Sport 15 – 20 Wir präsentieren Matthias In-Albon fi ndet Gérald Métroz verlor beide Ausland 21 Personen, die den Beruf als CEO der Gstaader Beine. Und wurde der ers- Wirtschaft/Börse 22 Schweiz 23 aufgeben. Heute: Bergbahnen wirtschaftlich te Eishockey-Spielerbera- TV-Programme 24/25/26 Erna Burgener. | Seite 5 Anerkennung. | Seite 4 ter im Land. | Seiten 16 / 17 Wohin man geht 27 Wetter 28 Eischoll | Windpark auf der Senggalp KOMMENTAR Weiteres Vorgehen Frohe Bremsen bekannt die Grünen? Eischoll hat sich auf die Fahne geschrieben, ein energieautar- Weihnachten kes Dorf zu werden. In den letz- ten zehn Jahren sind bereits 13 Millionen Franken in zwei Kleinwasserkraftwerke und eine grosse Holzschnitzelanlage in- vestiert worden. Nun will das Bergdorf noch einen draufset- zen. Der geplante Windpark auf der unteren Senggalp soll einst 20 Gigawattstunden Strom pro- duzieren, womit sich 4000 Haushalte versorgen liessen. Da- mit wäre Eischoll nicht nur energieautark, sondern produ- zierte sogar mehr Strom, als es allein je verbrauchen könnte. Informiert Gemeindepräsident Fabian Brunner wünscht sich, Um das 20-Millionen-Projekt dass Eischoll energieautark wird. FOTO MENGIS MEDIA realisieren zu können, muss der Bund sein Einverständnis geben. Die Zone müsste dann im kanto- Eischoll plant einen der nationalen Raumplanungs- nalen Richtplan defi niert wer- Windpark mit 20 GWh behörde abgesegnet werden den. Diese politischen Hinder- Jahresproduktion. Nun muss. Erst danach kann der nisse sollten zu bewältigen sein. sind die Parameter für Kanton den vorgesehenen Schliesslich hat der Bund den das weitere Vorgehen Standort in seinem kantonalen Ausstieg aus der Atomenergie bekannt. Richtplan übernehmen. Die beschlossen und der Zukunfts- politische Seite ist die eine. Der trend zeigt in Richtung Elektro- Das neue Raumplanungs- andere Knackpunkt ist die mobilität. Wie will man die stei- gesetz macht alles ein wenig Finanzierung: Eischoll will das gende Nachfrage nach Elektro- komplizierter. Der Kanton 20-Millionen-Projekt ohne star- muss einen positiven Vorbe- ken Partner aus der Strombran- mobilität anders decken als mit richt abgeben, der später von che stemmen. | Seite 3 solchen Projekten der neuen er- neuerbaren Energie? Dennoch bleiben weitere grosse Hürden zu überwinden, wie etwa die Steg / Bitsch | Auswilderung eines Steinadlers Finanzierung. Und zudem wird es spannend zu beobachten, was die Grünen und Umweltver- Wieder in Freiheit bände dazu meinen. Gerade bei Energieprojekten regt sich aus diesen Kreisen sehr gerne gröss- ter Widerstand, wie etwa die vehement bekämpfte Erhöhung der Grimsel-Staumauer beweist. Ob die Umweltverbände dieses Mal über ihren Schatten springen? Werner Koder 20052 Heimkehr Der erkrankte Greifvogel wurde in Steg gepfl egt und anschliessend in seinem Revier in Bitsch in die Freiheit entlassen. | Seite 10 FOTO MENGIS MEDIA/ALAIN AMHERD ZeitderBesinnung Krippenskulptur «Malatelier Alexa», Alexa Schmidhalter, Visp. 9 771660 065005 Silvester 31. Dezember ganzer Tag warme Küche! Ab 20.30 Uhr bis 1.00 Uhr gemütliches Silvesteressen. Walliser Bote 2 Dienstag, 24. Dezember 2019 MEINUNGEN Das weihnachtliche Scheinheiligabend Es ist mal wieder so weit. Alle Jahre wieder. Unterhemd Das Fest der Feste steht an. Weihnachten. Auch das noch, sage ich da nur. Während an- dere sich mit ihren Weihnachtspullis auf In- «Weihnachtszeit – schönste Zeit», so sangen «Weihnachtszeit – schönste Zeit», diese weih- stagram präsentieren und schreiben, dass die jungen Nachwuchsjodlerinnen und Jodler nachtlichen Klänge lassen eine andere Unter- dieser Wollstrick mit Rudolf drauf das absolut in der Natischer Pfarrkirche. Voller Hingabe hemd-Erinnerung in mir hochsteigen, schein- Beste an Weihnachten ist und in der WG jeden liessen sie die Töne hinauf in das hohe Kir- bar völlig unpassend. Eine Frau erzählte einen Advent mit allem Törö zelebrieren und stim- chenschiff schweben, bis sich einige dieser Traum, in dem sich ihr das Gefühl der Scham mungsschürend Weihnachtsfi lme schauen Wörter ganz fein und eindringlich in meinem so richtig eingebrannt habe. In einem zu kur- und über Skype mit der Schwester in der Fer- Herzen festsetzten. Eine kuriose Schwere ver- zen Unterhemd sei sie in Brig die Bahnhofstras- ne Kekse backen, versuche ich alle Weih- breitend. Und mit ihr die Erinnerung an die se hinaufgelaufen. Sichtbar all das, was man nachtsmärkte der Welt weiträumig zu umge- ELENALYNCH alte Frau aus der Emilia-Romagna. Kalt und nicht sehen darf. Tiefste Beschämung. Ein hen und allen Geschenkpapierrollen, die aus GESCHICHTSSTUDENTIN sehr feucht sei es gewesen in der Weihnachts- wunderschönes Bild, das Gefühl der mensch- irgendwelchen Tragtaschen lugen und wie AKTUELLINWIEN zeit. Rugiada, der Reif, der Bäume und Sträu- lichen Scham zu beschreiben. Scham an Weih- Skier auf Schultern bei plötzlichen Drehbewe- cher silbrig-weiss mit Kristallen übergoss. nachten – sich durchleuchtet fühlen vom gungen die Menschen um sich gefährden, ge- tischen Kaufdruck entsteht um das Jahresen- Eisig-schön. Der Raum, in dem sie wohnten, weihnachtlichen Lichtermeer. Es spült einen schickt auszuweichen. Ich versuche mich die- de nämlich auch ein pompöser Psychodruck, bitterkalt, der erdige Boden nass, ausgelegt Tsunami von Gefühlen an Land. Menschen in ser falschen Fröhlichkeit, dieser automatisier- mit dem ich absolut nicht umgehen kann. mit ein paar Steinplatten, um mit trockenen ein Gefühlschaos stürzend. Die vielen Gefühls- ten Folklore, dieser gespielten Harmonie zu Alle haben grosse Erwartungen, die unter- Füssen zum Schlafl ager zu hüpfen. Die Armut kabel, die da im Hirn blinken, sie sind nicht bei entziehen, so gut es geht. Leider geht es halt schiedlicher nicht sein könnten, die aber da- allüberall, in ihrer Familie besonders gross, da allen Menschen gleichermassen isoliert. Mit zu gar so nicht gut. Man entkommt Weihnachten rauf abzielen, dass es auf irgendeine Weise der Vater bereits verstorben. Und dann der hoher Sensibilität nehmen diese Menschen all nicht. Es ist laut, es ist hell, es ist überall und unbedingt ideal sein muss. Weil man sich aber Weihnachtsabend mit dem traditionellen Ge- die Anforderungen und Erwartungen der nervt gewaltig. so schlecht einigen kann, was jetzt genau ideal schenk: ein warmes Unterhemd. Um Krank- Weihnachtszeit auf. Wohin mit den «Leichen», ist, hält man sich fast religiös an Rituale. Ritu- heiten fernzuhalten, musste es noch am sel- die sich während des Jahres angesammelt ha- ale vermitteln Stabilität, zementieren Gemein- ben Abend angezogen werden. Trotzdem: ben. Das Unterhemd zu kurz, sie alle zu ver- «Das Fest erlaubt kei- schaft und reduzieren damit die Komplexität Rheumakranke in dieser Gegend gab es zu- bergen. Wie kleine Witzfi guren schlüpfen sie der eigenen Lebenswelt. Und darum fi ndet das hauf. Weihnachtliches Empfi nden war für das unter dem Saum hervor und machen «Gugina- ne Devianz. Das Fest Fest immer, immer mit den gleichen Men- kleine Mädchen die wohltuende Rheuma- den». Die Scham kriecht hinauf bis zum Hals, schen am gleichen Ort statt, immer, immer wäsche. Sie wärmte. manchmal lockert der Alkohol. Neue Scham erlaubt nur Frieden gibt es das gleiche Gericht, immer, immer wer- erzeugend. Sich am Weihnachtsabend am den die gleichen weissen Perlen an einen ver- liebsten in ein tiefes Loch verkriechen. Weit und Fröhlichkeit» gleichbar gleich grossen Baum gehängt, im- «Die Scham ist bei je- weg von den glänzenden Kinderaugen und den mer, immer wird die gleiche CD abgespielt und erwartungsvollen Blicken der Lieben. Sich seh- immer, immer setzt sie an derselben Stelle aus. nen am grössten, die nen nach einem wärmenden Unterhemd. Ja, ich bin ein Grinch und das wohl nicht erst Das Fest erlaubt keine Devianz. Das Fest er- «Weihnachtszeit – schönste Zeit»: Wie seit man mich nach der Erscheinung der Ver- laubt nur Frieden und Fröhlichkeit. sich am wenigsten zu herrlich müsste es an Weihnachten sein, seine fi lmung mit Jim Carrey 2000 so genannt hat Aber weil diese zwei Fs nur schwer mit Scham mit all den unvergorenen Gefühlen im auf dem Pausenplatz (es hat sich ja auch so gut dem Leben zu vereinbaren sind, entsteht eine schämen bräuchten» Schlepptau wie einen Mantel an der Garderobe gereimt mit meinem Nachnamen, was will Diskrepanz, die diffi zil ist und traurig stimmt. abzulegen. Unter einem Deckel des Vergessens man da sagen). In der Buchvorlage «How the Denn die Oma ist eben auch an Weihnachten all seine Unzulänglichkeiten für lange Mo- Grinch Stole Christmas!» von Dr. Seuss, welche einsam, die Eltern eben auch an Weihnachten mente verschwinden zu lassen. Sich sein klei- 1957 erschienen ist, steht: «The Grinch hated getrennt und der Hund tot, der Beziehungs- nes, ameisenhaftes Menschsein einzugestehen Christmas! The whole Christmas season! Now, status ist eben auch an Weihnachten unge- und dem Weihnachtszauber mit einem Lä- please don’t ask why. No one quite knows the klärt und die berufl iche Zukunft ungewiss, der cheln zuzuschauen. Als das, was er ist in unse- reason.» Und tatsächlich ist es schwierig, kon- Onkel ist eben auch an Weihnachten politisch rer Zeit. Die Scham an diesen Tagen aufzu- kret zu benennen, warum man Weihnachten und sozial schwierig und die Tante depressiv. heizen, macht uns nicht besser. Wärmt noch nicht mag. Im Buch wird die Kommerzialisie- Etwas ist ja immer und das ist auch okay. Es weniger als der Schnaps. Schliesslich gibt es rung des Festes kritisiert, eine Kritik, die auch ist okay, wenn das Einzige, was an diesem nur wenige böse Menschen. Und die empfi n- heute noch absolut akut ist. Oh ja! Doch wäh- Abend glänzt, das Lametta am Baum ist. Und den vermutlich keine Scham. Die Scham ist rend der Grinch sich letztlich doch zum Fest trotzdem tun wir so, als wären wir wer anders wohl bei jenen am grössten, die sich am we- hinreissen lässt, weil er realisiert, dass es dabei und als gäbe es diese familiären Fehden und nigsten zu schämen bräuchten.