Iv. Hauptfiguren Im Nibelungenlied
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EINLEITUNG Zitat „Wer das Nibelungenlied aus seiner Zeit und aus der Seele seines Dichters erklärt, der hat die Nibelungenfrage gelöst.“ Andreas Heusler1 In Diplomarbeit „Germanisches Heldenepos. Das Nibelungenlied - Analyse der Hauptfiguren in den Schlüsselmomenten der Handlung.“ befasse ich mich mit dem germanischen Epos des Mittelalters. Zum Ziel meiner Diplomarbeit habe ich die Analyse der im Nibelungenlied auftretenden Figuren aufgrund ihres Handelns gesetzt, sowie auch die Interpretation und Motive ihres Handelns, die zu einem konsequenten Ende führten. Die Interpretationen werden anhand des gelesenen Textes und Fragestellungen durchgeführt und präsentiert. Die Idee, mich mit dem Nibelungenlied zu befassen, entstand auf Grund meiner Vorliebe in der Geschichte und Literatur. Die Einzigartigkeit der mittelalterlichen Dichtung regte mich an, meine eigene Interpretation des Handels von Figuren zu entwickeln und ihre Charaktere zu analysieren. Da die Literaturgeschichte mit dem historischen Ursprung und der Entwicklung eines Landes verbunden sind, wird in der Diplomarbeit u. a. auch die Geschichte der deutschen Literatur, die mit der Entstehung des Nibelungenliedes im Zusammenhang stehen, fokussiert. Die vorgelegte Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert. In dem ersten Kapitel befasse ich mich kurz mit den Denkmälern der germanischen Zeit und knüpfe an das zweite Kapitel, das die Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters darbietet. Es werden hier die Erkenntnisse aus der Fachliteratur präsentiert, die auf die Entstehung des Nibelungenliedes Einfluss hatten. 1 Badenhausen, R., 2005, S. 12 9 Das dritte Kapitel fokussiert das mittelalterliche Heldenepos, das als Grundlage für die Figuren-Analyse präsentiert wird - „Das Nibelungenlied“. Als Bestandteile dieses Kapitels werden sowohl die Entstehung, Sagenkreise (von denen der Verfasser wahrscheinlich schöpfen konnte) und die erhaltenen Handschriften des Epos dargeboten. Das Kapitel enthält sowohl die Beschreibung des Nibelungenliedes aus der historischen Sicht, als auch Konzeption, Reimtechnik und Erzählersprache. In dem Nibelungenlied spielen wichtige Rollen nicht nur die Protagonisten, die ihren Ursprung in der germanischen Geschichte haben, sondern auch Symbole wie ein Traum, ein Falke, ein Schwert, ein Hort und eine Tarnkappe. Aus diesem Grund wird hier auch das Symbolische dargeboten. Als Ausgangspunkt für die Durchführung der Figurenanalyse wird die Inhaltsangabe des Liedes vorgelegt. Die Figuren im Nibelungenlied - Siegfried, Brünhild, Kriemhild, Gunter, Hagen von Tronje und Etzel werden in dem vierten Kapitel der Arbeit vorgestellt und anhand des vorliegenden Textes charakterisiert. Das fünfte Kapitel enthält die Schlüsselmomente der Handlung einschließlich der Analyse der Figuren aus der Erzähl- sowie auch Eigenperspektive. Die Charaktere der Protagonisten und die Art ihres Handelns, sowie auch die Symbole, werden aufgrund der ausgewählten Textpassagen (Aventiuren; Strophen) des Liedes analysiert und interpretiert. Analysiert werden auch die Beziehungen zwischen den Figuren und Zusammenhänge bis zu den konsequenten Folgen. Die Diplomarbeit wird durch Zusammenfassung und Resümee, sowie auch durch Quellenverzeichnis, Glossar und Textproben im Mittelhochdeutschen ergänzt. 10 I. DENKMÄLER DER GERMANISCHEN ZEIT In folgenden Abschnitten wird ein Überblick der deutschen Literaturgeschichte fokussiert, da sie nicht nur mit dem historischen Ursprung und der Entwicklung eines Landes verbunden sind, sondern auch mit der Entstehung des Nibelungenliedes im Zusammenhang stehen. Es werden hier die Erkenntnisse aus der Fachliteratur präsentiert, die auf die Entstehung des Nibelungenliedes Einfluss hatten. Die Geschichte der deutschen Literatur reichen in die germanische Zeit zurück. Die Germanenstämme, die eine der bedeutendsten Rolle zur Zeit der Völkerwanderung in der spätantike Welt spielten, besaßen eine eigene Literatur, die zunächst in der Form der Versen und Sprüchen mündlich verbreitet und erst viele Jahre später aufgeschrieben wurde. Die meisten Werke waren leider im Laufe der Zeit verloren gegangen. Die Völkerwanderung im 4. Jahrhundert, die Züge der germanischen Stämme, Entstehung der Klassengesellschaft und die ständige Machtbestrebungen des Römischen Reiches verursachten, dass sich die reiche germanische Dichtung entwickeln könnte. Die deutsche Literatur bzw. die deutschsprachige Literatur gehört in den breiteren Bereich der westeuropäischen Kultur, die auch als „Abendländische Kultur“ genannt wird. Die Wurzeln dieser Kultur befinden sich in der griechisch-römischen und jüdisch- christlichen Kultur. Der Einfluss dieser Kulturen ist bis heute ersichtlich. Die Existenz der verbalen Kunst aus der germanischen Zeit beweisen nur Quellen, da keine literarische Denkmäler erhalten wurden. Als Quellen werden die Zeugnisse wie römische („Germania“ von Tacitus) oder spätere Werke betrachtet. In der germanischen Zeit wurden häufig Sprichwörter, Rätsel, Zaubersprüche und Heldenlieder entwickelt.2 Die ersten germanischen Textzeugnisse stammen aus der Zeit der Überlieferung aus. Es handelt sich um die volkssprachigen Dialektdenkmäler. Die frühesten Texte weisen auf die heidnisch-germanischer Religiosität auf. Die feierlich gesprochenen und gesungenen Worte waren als Begleiter der magischen 2 Vgl. Kovaříková, A., 1993, S. 10 11 Rituale betrachtet, bei denen um Gottesschutz gebeten wurde. Zu dieser Gruppe wurden auch die Opferverse, Zauberformeln und Orakelsprüche gezählt. Die bekanntesten Zeugnisse, die aus der heidnisch-germanischer Zeit stammen, sind die Merseburger Zaubersprüche, die in der althochdeutschen Sprache erst im 10. Jahrhundert (vor dem Jahr 750) im Kloster Fulda niedergeschrieben wurden. Die Merseburger Zaubersprüche bzw. zwei Zauberformeln nehmen Bezug auf die vorchristliche germanische Mythologie.3 Das magisch-natürliche Bewusstsein der germanischen Stämme wurde durch die Völkerwanderung geändert. Die Entstehung von mehreren Sagenkreisen war eigentlich eine neue Folge der hundert Jahre lang andauernden Stammeskämpfe. Zu den bekanntesten Sagenkreisen, die während der Völkerwanderung entstanden sind, zählen außer der Ältere Edda (Lieder-Edda - entstanden auf Island; präsentiert wurden die beliebten Helden - Goten und Franken) sowie auch die Sagen: ostgotische Sagen wie die Dietrichsage, die Hildebrandsage und Das Lied von der Rabeschlacht, die alemannischen Sagen - Walther und Hildegund, die westgotischen Sagen - Hunnenschlachtsage, die nordgermanischen Sagen wie Sagen von Beowulf, Wieland der Schmied, Hilde und Gudrun, und die burgundischen Sagen mit dem alten Sigurdlied, dem alten Atlilied und der Sage von den Nibelungen.4 Das Heldenepos aus der Zeit der Klosterkultur bewahrt eine südgermanische Sage. Die Grundlage für die Sagenstoffe, die ergeben das 4. - 8. Jahrhundert als Blütezeit der Heldenlieder, bildeten die geschichtlichen Ereignisse wie z. B. die Kämpfe des Theoderichs des Großen für die Dietrichsagen, der Untergang des Burgundenreiches für den burgundisch-fränkischen Nibelungenstoff.5 Zu den abgefassten Werken, die für die weiteren schöpferischen Aktivitäten von Bedeutung sind, gehören folgende Werke. 3 Vgl. Beutin, W. u. a., 2008, S. 9 4 Vgl. Beutin, W., u. a., 2008, S. 9 5 Vgl. Herbert, A. und Frenzel, E., 1953, S. 2. „Die metrische Form des agermanischen Verses war der Stabreim. Die rhythmisch hervorgehobenen Silben der Langzeile wurden durch Gleichklang des Anlautes (Alliteration) miteinander verbunden.“ (Herbert, A. und Frenzel, E., 1953, S. 2) 12 Hildebrandslied aus dem Jahr 820 schildert den Kampf zwischen dem Vater und dem Sohn, der für den wieder gefundenen Sohn tragisch endet. Das Epos Beowulf, die südgermanische Sage des 6. Jahrhunderts (geschrieben um 700 in angelsächsischen Stabreimen), schildert den Kampf zwischen Beowulf und Grendel; die Wert wird auf Ehre, Mut und Tapferkeit gelegt. Ein drastischer Kampf des Propheten Elias mit dem Antichrist um die Seele des verstorbenen Menschen bis zum Weltuntergang erzählt das Muspilli (um 880; einzige erhaltene umfangreiche althochdeutsche Stabreimdichtung). Heliand (um 830), das altsächsische Großepos, beinhaltet poetische Darstellung des Lebens Jesu Christi in der Form der Evangelienharmonie.6 Das Nibelungenlied ist eine der bedeutendsten Dichtungen der germanischen Literatur des 12.-13. Jahrhundert. Die Gestaltung des Liedes, das die Grundlage der Heldenepik darstellt, ist bis heutiger Zeit immer noch von Laien und von Wissenschaftler als faszinierend betrachtet, da sie eine ungewöhnliche Wirkung hat. Das ganze Nibelungenthema und der Stoff geht auch in der Gegenwart seine Attraktivität nach. Das Nibelungenlied gehört zu den Dichtungen, die in Deutschland im späteren Mittelalter am meisten abgeschrieben wurde. 6 Vgl. Kovaříková, A., 1993, S. 11 13 II. DEUTSCHE LITERATUR IM MITTELALTER Der Begriff Mittelalter bezeichnet die Epoche zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit (ca. 6. bis 15. Jahrhundert) und zeichnet sich durch eine massenhafte Zunahme der handschriftlichen Textüberlieferung aus. Diese Epoche wird als Blütezeit der deutschen Dichtung bezeichnet. Im Laufe dieser Zeit hat u. a. das Nibelungenlied entstanden. Aus diesem Grund wird die Epoche in diesem Kapitel näher präsentiert, um die Entwicklung des literarischen Schaffens, das mit der Entstehung des Nibelungenliedes zusammen hängt, zu fokussieren. Die Zeit des Mittelalters hat einen wesentlichen Einfluss auch auf die deutsche mittelalterliche Entwicklung in der „neuen“ Welt gehabt. Es werden drei Epochen bzw. Phasen