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DADIE KULTURZEITSCHRIFT SCHAU AUS ÖSTERREICHS HER MITTE 4 | 2014 35. Jg. | Preis Preis | Jg. 35. 2014 | 4 INHALT Katharina Krenn Wolfgang Otte

Wilde Männer und Wilde Frauen. Die Öblarner Krampusgruppe wurde von der Österreichi- Überlegungen zur Darstellung schen UNESCO-Kommission in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen des Wilden in der 3 Kulturgeschichte Durch die Prozesse der Globalisierung te Traditionen und Ausdrucksformen, schwindet die Bedeutung von lokalen darstellende Künste, gesellschaftliche Von Wolfgang Otte Gemeinschaften und somit ist auch das Praktiken, Rituale und Feste, das Wissen immaterielle Kulturerbe als Ressource für und die Praktiken in Bezug auf die Natur einen nützlichen und nachhaltigen Um- und das Universum, sowie traditionelle Die Beziehungen – Ukraine gang mit Natur und Umwelt nicht mehr Handwerkstechniken. im Ersten Weltkrieg 10 stabil. Verbunden mit dieser Entwicklung Mit der Anerkennung einer Tradition als Von Manfred Hölzl zeigt sich das wachsende Bedürfnis der immaterielles Kulturerbe soll Akzeptanz Menschen nach der Stärkung lokaler, und Toleranz für die vielfältigen Traditio- regionaler und nationaler Identitäten. nen in Österreich geschaffen werden. Im Zur Geschichte des alten Das Übereinkommen zur Erhaltung des September 2014 wurden das „Öblarner Erzbergbaus bei Mandling Immateriellen Kulturerbes wurde im Rah- Krampusspiel“ (darstellende Künste) 13 men der 32. Generalversammlung der und das „Wissen um die Flößerei auf Von Alfred Weiß UNESCO im Jahr 2003 beschlossen und der Oberen Drau“ (Wissen und Prakti- trat im April 2006 in Kraft. Mittlerweile ken im Umgang mit der Natur und dem sind bereits über 160 Staaten diesem Universum) in das Verzeichnis des im- Die Gössler Dorfkirche: Eine Völkerrechtsvertrag beigetreten, was die materiellen Kulturerbes in Österreich Wilde Männer und Wilde Frauen. Besonderheit in der Steiermark große internationale Akzeptanz für dieses aufgenommen. Die drei „Miasteufel“ und der Grassteufel Von Sepp Steinegger 19 Thema zeigt. Österreich hat das Über- Das Öblarner Krampusspiel zählt zu Überlegungen zur Darstellung der Fischerndörferer Miglon vor der einkommen im Jahr 2009 ratifiziert, die den geistlichen Volksschauspielen, die und Mario Zaunschirm Trisselwand, 2013 | Österreichische UNESCO-Kommission seit der Rekatholisierung vor allem im des Wilden in der Kulturgeschichte Foto: K. Krenn ist mit der nationalen Umsetzung betraut. 18. Jahrhundert zum Bestand religiöser Zu den Hauptaufgaben zählen dabei die Unterweisung und geistlicher Belehrung Buchbesprechung Ein Bereich der Sonderausstellung „Wald In seinem Werk „Über die christliche Großen Erfolg hatte im 12. Jahrhundert Förderung von Maßnahmen zur Bewusst- der Bevölkerung dienten. Das historische und Mensch. Eine Geschichte in 100 Lehre“ hebt Augustinus den allegori- ein „Brief“ des Johannes Presbyter. In Peter Gruber: Das Tagebuch seinsbildung für die Erhaltung, Vermittlung Spiel wurde in den letzten 25 Jahren zeit- Positionen“ 2014/2015 im Schloss Trau- schen Charakter der Bibel hervor. Er diesem frei erfundenen Werk berichtet des Kenneth Thomas Cichowicz 22 und Förderung des immateriellen Kultur- gemäß adaptiert und weiterentwickelt. tenfels widmet sich dem Thema „Mythos betont, dass man bei der Auslegung er von einem sagenhaften christlichen erbes in Österreich sowie die Erstellung Durch die ständige Beschäftigung mit der Von Martin Huber und Überlieferung“. Ausgehend von den der Texte nicht nur der wörtlichen, son- Königreich in Asien, das sich jenseits eines österreichischen Verzeichnisses Art der Präsentation, der Vermittlung und winterlichen Bräuchen der Obersteier- dern auch der spirituellen Bedeutung des Landes der Ungläubigen (Muslime) des immateriellen Kulturerbes (derzeit auch durch die weitere wissenschaftliche mark wird dem Mythos1 „Wilder Mann nachgehen müsse, auch wenn es sich erstreckte und von tugendhaften Völ- 79 Traditionen). Auseinandersetzung für die Bewerbung Neuerscheinungen – Wilde Frau“ nachgespürt. dabei nur um scheinbar nebensächliche kern bewohnt war. Zum immateriellen Kulturerbe zählen bei der UNESCO-Kommission ist es Gert Von Wolfgang Otte 23 Ich möchte mich in dieser Arbeit auf die Beschreibungen von Steinen, Kräutern Praktiken, Darstellungen, Ausdrucks- Planitzer mit seiner Gruppe gelungen, auf Suche nach Gemeinsamkeiten in my- und Tieren handle. Dazu sei eine „Enzy- formen, Wissen und Fertigkeiten, die nationaler und internationaler Ebene ein thischen Überlieferungen von „Wilden klopädie“ nötig, welche die allegorische Gemeinschaften, Gruppen und gegebe- Bewusstsein für diese regionale Beson- Wesen“ begeben, die als Personifizie- Bedeutung dieser Dinge erklären kön- Impressum nenfalls Einzelpersonen als Bestandteile derheit im Ennstal zu schaffen. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: rungen des Wilden in Texten, Bildern ne. So entstanden auch moralisierende ihres Kulturerbes verstehen. Konkret Wir gratulieren Herrn Ing. Gert Verein Schloss Trautenfels aber auch als Figuren in Bräuchen Bestarien, die jede Kreatur – gleich- 8951 Pürgg-Trautenfels 1 umfasst das immaterielle Kulturerbe Planitzer und der Öblarner Obmann: HR DI Karl Glawischnig, auftauchen. Der Beitrag wagt einen gültig ob wirklich oder fantastisch – fünf Bereiche: mündlich überliefer- Krampusgruppe sehr herzlich! Rathausplatz 4, 8940 kulturhistorischen Brückenschlag von mit einer moralischen oder religiösen Schriftleitung: Wolfgang Otte, Schloss Trautenfels, der Vergangenheit der mediterranen Belehrung versahen. Der erste Text 8951 Pürgg-Trautenfels 1 Welt in die Gegenwart der obersteiri- dieser Art war der „Physiologos“, der Redaktionsteam: Die Verfasser: schen Berge. zwischen dem 2. und 3. Jahrhundert Mag. Katharina Krenn, Wolfgang Otte, Wolfgang Otte Sepp Steinegger vlg. Annerl Sepp Mag. Astrid Perner, Mag. Elke Reiserbauer n. Chr. in Griechisch erschien, später Bestellung und Vertrieb: Schloss Trautenfels, UMJ 8993 , Gößl 10 Von den Enzyklopädien2 dann ins Lateinische und zahlreiche [email protected], 8951 Pürgg-Trautenfels, Trautenfels 1 Tel: 03682 22233, Fax: 03682 2223344 „Die Enzyklopädie: Naturwissenschaften, östliche Sprachen übersetzt wurde. Bankverbindung: Mag. Mario Zaunschirm alle Wissenschaften, Wissenschaft und Nach seinem Vorbild entstanden in Raiffeisenbank Gröbming, OStR Mag. Manfred Hölzl 9551 Bodensdorf, Peterlebachweg 7 Bankstelle Trautenfels, Gott, der Westen und die Renaissance, verschiedensten Variationen Bestiari- IBAN: AT963811300002101111 8911 Admont, Oberhofallee 376 Tag und Nacht, Feuer und Wasser, der en, Lapidarien, Herbarien und die nach „Absonderliche Völker in Äthiopien“ um 1460, Verlagsort: Trautenfels Martin Huber im Vordergrund links der Mitte die Figur eines Hersteller: Medien Manufaktur Admont, Orient und die Zeit, Tod und Leben: Le- dem Vorbild von Plinius des Älteren Wilden Mannes, aus: Umberto Eco (Hg.), Die JOST Druck- und Medientechnik, Prof. DI Mag. iur. Alfred Weiß 8971 Rohrmoos-Untertal, ben: Leben!“. 3 aufgebauten „Enzyklopädien“. Geschichte der Hässlichkeit. Döllacher Straße 17, 8940 Liezen 8692 Neuberg/Mürz, Eichtfeldweg 18 Mitterbergweg 66 Erscheinungstermin der 1. Ausgabe 2015: Februar 2015 Redaktionsschluss: 19. Jänner 2015 Gendergerechtes Schreiben erfordert Kompromisse: Alle in der Zeitschrift verwen- 1 Mythos, von altgriechisch mythos „Wort, Erzählung, sagenhafte 2 Enzyklopädie: Nachschlagewerk über alle Wissensgebiete in lexika- Titelseite: Geschichte, Mär“ bedeutet im ursprünglichen Sinn eine Erzählung, lischer Form [zu griech. enkyklios, im Kreise laufend]. „Flechtenmann“, Figur aus dem deten Bezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form in 3 Öblarner Krampusspiel | Foto: K. Krenn gleicher Weise auf Frauen und Männer. mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Orhan Pamuk, Das stille Haus. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/ Zu dem Beitrag auf den Seiten 3 bis 9 Ausdruck bringen. Main 2011, S. 113.

2 3 Der Wilde Mann auf einem Taler von 1616: Der Waldgott Silvanus auf einem Relief in Rom. Herzogtum Braunschweig (Mittleres Haus)- Abbildung in Meyers Konversations-Lexikon, Wolffenbüttel, Friedrich Ulrich (1613-1634) Siegel von Johann Noe Von der Null mit der „In einem Wald gefangenes Monster in menschlicher Gestalt, das die Frauen Wilde Frau, Fassadenschmuck eines Hauses in der rue de la Poissonnerie Leipzig und Wien 1897 | DEO ET PATRIA | Darstellung eines Wilden Mannes, 18./19. liebt“ aus: Pierre Boaistau, Histoires prodigieuses, 16. Jahrhundert in Nizza, Frankreich | Foto: Musée dauphinois Grenoble Archiv Schloss Trautenfels, UMJ Foto: Abteilung Archäologie & Münzkabinett, UMJ Jahrhundert | Foto: E. Reichenfelser

Das Königreich des Johannes mit der wilden Natur gleichgesetzt, die nicht zwischen „natürlicher“ und „über- die wie allwissende und kräuterkundige Der Wilde Mann als Weiser 1539 ließ Herzog Heinrich der Jüngere Presbyter Waldmenschen werden als unzivilisiert natürlicher“ Welt. Erst mit der Urbar- Elementargeister und Vegetationsdämo- von Bergsegen von Braunschweig-Wolfenbüttel (1514- „In Unserem Land werden geboren und tierähnlich charakterisiert. In einer machung des Landes erschienen die nen angesehen wurden. Man nannte sie Eine Harzer Sage berichtet, dass ein 1568) als erster Taler mit dem Motiv und leben […] Greifen, Tiger, Vampire, Schrift aus dem letzten Viertel des 15. übriggebliebenen Wald- und Felsgebiete auch die Behaarten (Pilosi), weil sie am Wilder Mann im Wald bei der nach ihm des Wilden Mannes, dem Weiser von Hyänen, wilde Rinder, Bogenschützen, Jahrhunderts wird das Aussehen jener als fremde, angsteinflößende Welt.8 ganzen Leibe behaart abgebildet und benannten Oberharzer Bergstadt Wil- Erzlagerstätten, prägen. Der Wilde Mann wilde Menschen, gehörnte Menschen, Wesen, die man in den Wäldern vermute- Mühsam wurde die Natur gebändigt, so als Wappenhalter in der Kunst und demann gesichtet wurde. Er hauste mit war als Element dieser naturbelassenen Faune, Satyrn und Frauen der gleichen te, noch detaillierter beschrieben – das doch lange noch grenzte die Kultur- Heraldik Verwendung fanden. Auch ihre einer Wilden Frau genau dort, wo später Bergregion das Wahrzeichen des Ober- Art, Pygmäen, Hundsköpfige, Giganten, Bild des Wilden nimmt Konturen an: landschaft an Urwald und Wildnis. Die Namen Schrat (altd. Scrat), Waldschrat die größten Erzvorkommen entdeckt harzes. Er erfreute sich auf Münzen deren Höhe 40 Ellen beträgt, Einäugige, Grenze war dort, wo die Wege endeten. oder Schrätlein scheinen das rauhe, zot- wurden. Erst nachdem er mit Pfeilen abgebildet schnell großer Beliebtheit Kyklopen und der Vogel, den man Phönix Ein Waldmensch Jenseits davon begannen „Einöde“ und tige Aussehen bezeichnen zu sollen. Auf beschossen worden war, konnte er und wurde in den nächsten zweieinhalb nennt …“4 „Er hatte einen Kopf wie ein Bär, struppig „Hölle“, hausten Bären und Wölfe. Die Silvanus deutet der Tiroler Name Salva- festgenommen werden, worauf er in Jahrhunderten als alleiniges Motiv auf Den fabelhaften und mythischen We- und wild, Zähne wie Hauer, mit denen er Wälder und Berge wurden zum Sitz von nel. Da sie auch in Baumrinde und grünes Gefangenschaft starb. Taler, Pfennigstücke und Mariengro- sen widmet sich auch Isidor von Se- mühelos jeden Stein in Stücke beißen Dämonen und Drachen, dort lauerte das Moos gekleidet wurden (heute in sogen. „Die wilden Männer sind’s genannt, schen geprägt. Er war das Symbol des villa (560 Cartagena – 636 Sevilla)5, konnte; eine rauhe Zunge, ein Auge auf „Unberechenbare“. Riesengebirgswaren nachgeahmt), so Am Harzgebirge wohlbekannt; Reichtums, den der Herzog aus seinen der als Erzbischof wirkte. Er wird zu der Brust mitten im Rumpf, aus Feuer nannte man sie auch Moosmännchen Natürlich-nackt in aller Kraft, Silberminen erwirtschaftete. Eine ähn- den bedeutendsten Schriftstellern der und zwei Spannen breit; Bart und Haare Allerlei Waldwesen und Moosweibchen.“9 Sie kommen sämtlich riesenhaft, liche Figur findet sich auf einem Siegel europäischen Frühzeit gezählt. Unter verfilzt, die Ohren wie von einem Esel; die Bei einem Blick in Meyers Konversa- Den Fichtenstamm in rechter Hand des Stift Admont’schen Bergdirektors seinen 17 überlieferten Werken zählt die Arme seltsam lang und voller Borsten, tions-Lexikon vom Ende des 19. Jahrhun- Auch in dieser Beschreibung wirken Und um den Leib ein wulstig Band, Johann Noe Von der Null.12 Auch hier „Etymologiarium sive originum libri XX“ Brust und Körper pelzig behaart; er hatte derts scheint das aufgeklärte Zeitalter die frühen Enzyklopädien nach, finden Den derbsten Schurz von Zweig und könnte es sich um ein Symbol für den zu den bekanntesten – ein Kompendium riesige Nägel an Händen und Füßen, er spurlos an den Zeitgenossen vorüber doch Panisken10 und Silvane auf diesem Blatt: Wohlstand und die Stärke des Siegel- des antiken Wissens und der christli- trug keine Schuhe, um sie trocken zu gegangen zu sein, so vielfältig sind die Weg Eingang in das Bewusstsein der Leibwache, wie der Papst nicht hat.“11 besitzers handeln. chen Lehre, in dem er beide Traditio- halten, sondern ging nackt und barfuß Benennungen der unerklärlichen Wesen, frühen Industriegesellschaft. Silvanus, nen verbindet. Das Buch XI beschreibt und bellte wie ein Hund: ein gräßlicheres die man in den unzugänglichen Wäldern ein römischer Waldgott, gilt als Sinnbild J.W.v. Goethe hat der Nachwelt in sei- Das Nürnberger Schembartlaufen Menschen und Monster: Ungeheuer ward nie gesehen; und in der vermutete – paradoxerweise zu einer für die Urkraft der Natur, aber auch als nem Faust II eine auf regionalen Über- Die Darstellungen des Wilden Mannes „Wie es aber bei den einzelnen Völkern Hand trug er einen großen Knüppel aus Zeit, in der sich in Österreich die Fläche Beschützer der Grenzen und Hüter der lieferungen basierende Beschreibung vom Harz betreffend lohnt es sich auch, Monster unter den Menschen gibt, so Eberesche, der ganz verbrannt war und von Urwald, also eines vom Menschen Herden. Die Hirten etwa verehrten ihn dieser sagenhaften Gestalt hinterlas- einen Blick auf die Nürnberger Kar- gibt es im ganzen Menschengeschlecht kohlrabenschwarz.“7 noch nie genutzten Waldbereichs, auf besonders auch als Wolfsvertreiber. sen. Der Wilde Mann des Harzes wird nevalsüberlieferungen zu werfen. Die Monster unter den Völkern, wie die Diese Beschreibungen von Waldmen- marginale 400 ha. belief: Später setzte man ihn wie Faunus mit mit Körperbehaarung, ungepflegtem Nürnberger Schembartbücher sind von […] schen weisen bereits Merkmale auf, die „Wilde Männer (Wild-, Holzleute), im Pan gleich. Dargestellt wird er als ste- Haarwuchs am Kopf und ungeschnitte- der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur 22 Einige werden auch Waldmenschen in zahlreichen Überlieferungen und Dar- deutschen und slawischen Volksglau- hender, bärtiger Mann mit einem Tierfell nem Bart geschildert. Um den Kopf und Mitte des 16. Jahrhunderts überliefert. genannt, die andere Feigenfaune nen- stellungen des ausgehenden Mittelalters ben, namentlich in Tiroler Volkssagen, über dem linken Arm, das Haupt mit um die Lenden sind belaubte (Eichen-) Ihre Vorbilder waren höfische Turnier- nen.“6 und der Neuzeit häufig wiederkehren. halbtierische Bewohner der Wälder (bis- einem Pinienkranz geschmückt, an den Zweige (Laubkränzel) geschlungen. In bücher des Mittelalters. Die Bücher In diesem wie auch in dem nachfolgen- Die Menschen des Frühmittelalters weilen auch Frauen), Abkömmlinge der Füßen Stiefel. Er hält in der einen Hand der Hand trägt die Figur einen groben bestehen aus bunten Bilderfolgen und den Zitat wird die Wildheit der Wesen trennten in ihrer Wahrnehmung noch klassischen Faune, Silvane und Panisken, das Winzermesser, in der anderen den Knüppel, einen großen Ast oder einen Texten, welche die Männer und Frauen, Pinienzweig; neben ihm ein Hund. ausgerissenen Baum. die an diesen Umzügen der Metzger und

4 Zitiert nach: Umberto Eco (Hg.), Die Geschichte der Hässlichkeit. aus Österreichs Mitte. 32.Jg. 2/2011, S. 16. München 2007, S. 115. 6 Lenelotte Möller, Die Enzyklodädie des Isidor von Sevilla. Wiesbaden 9 Meyers Konversations-Lexikon, Siebzehnter Band, Leipzig und Wien Werke. Vollständige Ausgabe. 5. Band, Die großen Dramen. Weltbild 5 Lenelotte Möller, Die Enzyklodädie des Isidor von Sevilla. Wiesbaden 2008. S. 443f. 1897, S. 754. Verlag Augsburg o.J.). 2008. Zum Leben vergl.: Hubert Preßlinger; Johann Tomaschek, Das 7 Luigi Pulci, Il Morgante, V. 38-45 (1481-1482). 10 Pan ist in der griechischen Mythologie ein Weide- und Waldgott, Sohn 12 Siehe auch die Beiträge von Bertraud Hable über den Montanisten frühmittelalterliche Wissen des Isidor von Sevilla über Eisen und 8 Vito Fumangelli, Wenn der Himmel sich verdunkelt. Lebensgefühl im des Zeus und einer Nymphe. Mit den Pansfrauen und den Panskindern Johann Noe Von der Null. In: Da schau her. Die Kulturzeitschrift aus den Stahl – ein Blick in die Etymologiae des Isidor von Sevilla und Mittelalter. Berlin 1988. bildet er das Geschlecht der sogenannten Panisken. Österreichs Mitte. 34. Jg. 4/2013 und 35. Jg. 1/2014. in das Glossarium Salomonis. In: Da schau her. Die Kulturzeitschrift 11 J.W. Goethe, Faust II, 1. Akt, Vers 5864-5871 (Goethes poetische

4 5 Fasching symbolisieren sie die prägen- den Hälften des Jahres – Sommer und Winter. Dieser symbolhafte Dualismus wird durch die Materialien der Verklei- dungen deutlich. „Die ältesten Masken in unserem Jahr- laufbrauchtum entsprechen der Darstel- lung der beiden Jahreszeiten. Beim Winter hatte man es leichter, denn gerade Stroh war zu beiden Wechselzeiten reichlich vorhanden. Allerdings ist langhalmiges Getreidestroh für die Herstellung von Maskengewändern nicht besonders gut brauchbar.“15 Aus diesem Grund wird seit Einführung der Maispflanze in der Unter- und Mittel- Geschmückter Stier mit Stiertreiber, Heimkehr von der Alm, Strechhof Nikolopass vom Tressensattel, um 1925. Von links nach rechts: Bartl, steiermark vermehrt zu den Hüllblättern bei , um 1920 | Foto: Archiv Schloss Trautenfels, UMJ Gangerl, Bischof und Grassteufel | Foto: Archiv Schloss Trautenfels, UMJ der Maiskolben gegriffen. In der klima- tisch raueren Obersteiermark verwen- ze Wizl´(dicke Wülste). In der Groß-Sölk entsprechenden Werbemaßnahmen, zunehmen, dass in Folge der Gegenre- deten die Brauchausübenden als Ersatz ging früher der Stiertreiber mit Bärlapp ein möglichst großes Publikum ange- formation dem guten Gabenbringer ein in erster Linie verschiedene Moos- und und Moos benäht, um den Hals trug er sprochen wird. wildes, teuflisches Wesen als Begleiter Flechtenarten. Das langhalmige Stroh einen Kranz von Legföhrenzweigen, um Bereits 1905 wird dieser Hausbesuch beigefügt wurde. Er ist als Warner vor hat sich allerdings bei den übermannsho- die Mitte einen Schellenkranz, in den des hl. Nikolaus im Ausseerland, wenn Glaubensabtrünnigkeit oder lasterhaftem hen Figuren der Schab der Nikolospiele Händen Ringstock und Peitsche. Bärlapp auch ohne Nennung der Grass- und Leben zu interpretieren. Neben den mit Wilder Mann, Schembartläufer, Nürnberg 1521, Wilde Frau, Schembartläufer, Nürnberg 1521, von , Obersdorf, Tauplitz nimmt man auch in Gröbming und Mand- Miasteufel, detailliert beschrieben: Stoffen oder Fellen verkleideten Kram- Text: „Mit Thannengrün und Spiegeln klar / ein Text: „Mit meiner gegenwart alzeit / ich mein Zier ich auch in Schempart war“ | Foto: Österrei- liebes Holtzmenlein erfreut“ | Foto: Österreichi- und Öblarn bis heute erhalten – obwohl ling. Auch wo man ihn nicht zur Hand hat, „5. und 6. Dezember. Nikolaus. In der pussen gab es auch jene, deren Ver- chisches Museum für Volkskunde, Wien sches Museum für Volkskunde, Wien der Getreideanbau in der Region seit weiß man, daß er `eigentlich´ dazugehört. Nacht vom 5.-6. legt der Niklo (Groller kleidung aus natürlichen Materialien dem Zweiten Weltkrieg stark zurück- Vielfach gilt aber `Mias´(Baumflechte) als schreibt Miglo) den Kindern Äpfel und bestand. Das Äußere dieser Figuren aus Handwerker teilnahmen, beschreiben. In fältigen Verlusten, Vermischungen, gegangen ist. Den Tauplitzern war es richtige Hülle, die ebenfalls aufgenäht Lebzelten in die vor die Tür gestellten Flechten und Tannenreisig erinnert an den Aufzeichnungen sind auch die Art der Anreicherungen, aber vor allem auch schließlich zu aufwendig, das Stroh aus wird.“17 Eine historische Aufnahme vom Schuhe oder Hüte. Den größeren er- jene Menschen, die durch die Arbeit Verkleidung und deren genaue Kosten Neuschöpfungen zu rechnen, die wäh- den Getreideanbaugebieten des Flach- Strechhof in Rottenmann, die sich im scheint er als Bischof in Begleitung eines in Feld und Wald pechverschmiert und minutiös verzeichnet. In einem Anhang rend längerer Zeiträume auftreten. In landes herbeizuschaffen, sodass sie im Archiv von Schloss Trautenfels, Univer- Bartels mit Korb, Kette und Ofengabel schmutzig als „dunkle“ Wesen wahrge- finden sich Abbildungen von Holzleuten, diesem Zusammenhang schreibt Sepp Jahr 2000 wieder damit begannen, in salmuseum Joanneum befindet, dürfte und eines Nikloweibes. Der Bischof fragt nommen wurden. Nicht zuletzt findet Teufeln und auch von der „Wilden Frau“ Walter: Klachau Roggen anzubauen. Das Korn einer der frühesten fotografischen Belege die Kinder über den Katechismus aus, sich im Grimm’schen Wörterbuch eine und dem „Wilden Mann“. Sie sind ein „Im übrigen ist ein Brauch auch kein wird mit der Sichel geschnitten und von für diese Figur im Bezirk Liezen sein. worauf die Braven von dem Weibel be- Erklärung für Teufel als Waldmensch20. wichtiger Beleg dafür, wie sich Sagen bloß logisch aufgebautes Gebilde, das Hand ausgeschlagen, damit das Stroh Die Verkleidung weist eindeutig in den schenkt, die Schlimmen von dem Bartel Vom Bild dieser pechigen, dunklen Fi- und Überlieferungen von Waldmenschen nur in eine einzige Richtung weist. Meist möglichst unversehrt bleibt.16 Bereich der Wilden Leute, die nicht nur in den Korb gesteckt werden.“19 guren hin zur Darstellungsweise des als Verkleidung der Nürnberger Fasnacht ist vieles zusammengeflossen, so daß Hüter der Wälder, sondern auch der Wilde Wesen im Gefolge des hl. Nikolaus Wilden Mannes scheint es kein weiter niedergeschlagen haben. ein Brauch gewöhnlich verschiedene Der Stiertreiber, ein Wilder Mann? Almen waren. sind schon lange überliefert. Es ist an- Weg zu sein. Seiten hat, wozu auch der starke ge- Einer besonderen Figur bei Ennstaler Wilde Leute im fühlsmäßige Anteil beiträgt. Eine einzige Bräuchen ist in der Jahreszeitensymbolik Die Begleiter des hl. Nikolaus alpenländischen Brauch Bedeutung gültig zu setzen, heißt in der noch zu wenig Beachtung geschenkt Im Ausseerland ist es am 5. Dezem- Wenden wir uns nun einer Auswahl von Regel, den Sachverhalt über Gebühr worden: dem Stier- oder Sautreiber. Er ber, dem Vorabend des Nikolausta- Bräuchen zu, die im Alpenraum, im spe- vereinfachen.“14 begleitet im Rahmen der festlich be- ges, Brauch, dass der hl. Nikolaus18 ziellen im Ennstal und im Ausseerland gangenen Heimfahrt von der Alm die mit seinem Gefolge die Häuser des die Überlieferung der „Wilden Leute“13 Neben der Personifizierung der Wildheit heimkehrenden Tiere. Am Ende des Ortes besucht. Dieser Brauch wird von personifiziert in die Gegenwart getragen und der daraus erfolgten Fassbarkeit Almsommers und somit zu Beginn der der Dorfjugend getragen und umfasst haben. Bei den vorzustellenden Bräu- des Übernatürlichen wird den Wilden dunklen, winterlichen Jahreshälfte tritt ausschließlich in die Dorfgemeinschaft chen muss vorausgeschickt werden, Leuten in den alpenländischen Bräuchen diese „wilde“ Figur symbolhaft in Erschei- integrierte Familien. Er unterscheidet dass wir ihre Kontinuität betreffend eine zweite wesentliche Bedeutung zu- nung. Karl Haiding beschreibt sie folgend: sich damit grundlegend von den Niko- keine linearen Überlieferungslinien gewiesen. Sie weisen mit ihrem Auftau- „Auf das Gewand wird am häufigsten lospielformen oder den eventhaften Krampusse der Öfner Pass mit „Miasteufel“ in voraussetzen dürfen. Vielmehr ist bei chen auf den Wechsel der Jahreshälften Umzügen des Hinterbergtales und des Grassteufel und Fellteufel (Krampus) bei Familie Bärlapp, `Teufls Stumpfbantl´(des Teufels Ing. Franz Stadler, 1962 | der Grünen Au, Bad Aussee 1965 | der Weitergabe von Bräuchen mit viel- hin. Bei den Nikolausbräuchen und im Strumpfbänder) genannt, aufgenäht, `gan- Ennstales, bei denen, verbunden mit Foto: Archiv Schloss Trautenfels, UMJ Foto: K. Pucher

13 Wilde Leute, Wildleute: Sammelbegriff für die meist in Sagen auf- 15 Sepp Walter, Steirische Bräuche im Laufe des Jahres. (= Schriftenreihe 17 Karl Haiding, Stiertreiber und Stiergrössing. In: Festschrift „150 Jahre des Salzkammergutes. Wien 1905, S. 127. tretenden wilden Wesen der Wald- und Almregion. Sie sind meist des Landschaftsmuseums Schloss Trautenfels am Steiermärkischen Joanneum 1811 – 1961“, 1969, S. 391f. 20 Teufel m. diabolus, daemon. 19. … eine Vergleichung liegt auch gutmütig, können bei menschlichem Frevel aber auch aggressiv und Landesmuseum Joanneum, Band 6) Trautenfels 1997, S. 6. 18 Zur Figur des hl. Nikolaus und seinen vielfältigen Bräuchen im Bezirk zugrunde, wenn teufel auf andere wesen, abstractionen oder dinge bedrohlich werden. 16 Katharina Krenn; Wolfgang Otte, „Wer’s sehen will, weiß’s eh“. Das Liezen vergleiche: Michael J. Greger, Brauch und Jahr. Neue und übertragen wird. a) die Waldleute oder riesen heiszen teufel oder 14 Sepp Walter, Faschingsrennen und Bärenjagen. In: Helmut Fielhauer Tauplitzer Nikolospiel am 5. Dezember. In: Eva Kreissl (Hg.): Die überlieferte Bräuche im Bezirk Liezen. Trautenfels 2008 (CD-ROM des teufels leute, kinder. In: Deutsches Wörterbuch. Elektronische (Hg.), Volkskunde und Volkskultur. Festschrift für Richard Wolfram Macht der Maske. Weitra 2007, S. 135. Fassung). Ausgabe der Erstbearbeitung von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. (= Veröff. d. Institutes f. Vkde. d. Univ. Wien). Wien 1968, S. 398f. 19 Ferdinand von Andrian, Die Altausseer. Ein Beitrag zur Volkskunde Frankfurt am Main 2004.

6 7 Figurengruppe in der Ausstellung „Der Fasching hat die Schuld“ im Die „Laufarji“ von Cerkno, von links nach rechts: der Alte „ta stàr“, der Cerkjanski muzej, von links nach rechts: der Fichtenmann „ta smrekov“, Die Fischerndörferer Miglon auf dem Weg ins Tal, Altaussee 2013 | Grassteufel und Flechtenmann der Öblarner Krampusgruppe, Fasching „pust“ und der Fichtenmann „ta smrekov“ | Foto: Cerkjanski die Alte „ta stára“, der Fasching „pust“ und der Alte „ta stàr“, 2014 | Foto: K. Krenn Öblarn 2013 | Foto: K. Krenn muzej, Mestni muzej Idrija Foto: W. Otte Die Fischerndörferer Miglon21 Spiels sind Öblarner und Niederöblarner Frühjahr sei ein Brauch angeführt, der der benötigten, heute sind es Würste, archaischen Masken, er soll den Geist heit zeigt, nicht obsolet. Der Mythos als In Altaussee gibt es heute fünf verschie- Überlieferungen aus der ersten Hälfte in den Tälern südlich der Julischen Alpen Speck und hausgebrannter Schnaps. der verstorbenen Vorfahren veranschau- Erklärungsanstrengung, der Mythos als dene Nikolo-Passen. Die Fischerndör- des 20. Jahrhunderts, die bei älteren Ge- in Slowenien gelebt wird. Ein komplexes lichen. Seine Kleidung ist aus Wergres- Antwortversuch auf bislang ungelöste ferer Miglo-Pass besucht am Abend währspersonen erfragt wurden. Dadurch Geschehen mit mehreren Figuren, die Imposante Maskenfiguren ten der Leinenweberei hergestellt, daher Fragen leistet also etwas; es besteht des 5. Dezembers etwa 20 Haushalte konnte vieles aus der alten Spielpraxis das Wilde nicht nur in ihrer Verkleidung, Hauptfigur des Geschehens ist der Fa- sein Name. dringender Bedarf; man will Auskunft im Ortsteil Fischerndorf. Die Gruppe in Erfahrung gebracht und wiederbelebt sondern auch in ihrer theatralischen sching „pust“. Der Fasching wird für all Eine der neu geschaffenen Masken der von ihm, wo man sie von anderer Seite besteht aus: Bischof (Hl. Nikolaus), werden – so auch der Grassteufel, der Darstellung ausstrahlen. Einerseits dem das verantwortlich gemacht, was im Gruppe ist der Wilde Mann. Sein Gesicht nicht erhält.“26 mehrere Fellteufel (Krampusse), rote wie im Ausseerland als Symbol für das alpenländischen Kulturkreis zugehörig, Vorjahr im Ort Cerkno und der Umge- zeigt einen erschrockenen Ausdruck, er Je komplexer das Lebensumfeld, je un- und schwarze Gangerl, drei Miasteu- grünende Sommerhalbjahr verstanden andererseits aber auch in Verwandt- bung Negatives passiert ist. Er versinn- trägt wirres, langes Haar und ist ganz überschaubarer die Erklärungen der fel, Grassteufel, Miglomanndl, Miglo- wird. Als Gegenpart dazu wurde um 1995 schaft mit mediterranen Traditionen, bildlicht den Winter und muss nach alter in Tierhäute gehüllt. Da er sonst tief in Wissenschaft, umso mehr sehnt sich der weibl. Besonders eindrucksvolle Figuren der Flechtenmann geschaffen. Dieser wie etwa Maskenbräuche in Spanien, Überzeugung getötet werden, damit der den Wäldern haust, fürchtet er sich vor Mensch nach einfachen Antworten als sind der Grassteufel, der vollständig in ist in Anlehnung an die „Miasteufel“ als Kroatien oder Bulgarien.23 Frühling Einzug halten kann. Er trägt den Menschen und hält sich deshalb Erklärung auf schwierige, transzendente Tannenreisig gehüllt ist, und die drei Symbol der abgestorbenen Natur des auch die Verantwortung für schlechtes vorwiegend am Ende der Gruppe auf. Fragen. Der Mythos hat den unbestritte- Miasteufel, deren Verkleidung aus ver- Winters zu sehen. Beide Figuren stehen Die „Laufarji“24 – wie diese wilden Läufer Wetter und schlechte Ernteerträge. Für Dieser gegenwärtig höchst aktiv geleb- nen Vorteil, Erklärungsmuster jenseits schiedenen Flechten besteht. Bei allen in der Tradition der Überlieferungen von von Cerkno genannt werden, gehören alle seine Fehler, aber auch, um dem te Brauch wird von den Ausübenden der Totalität der Wissenschaft anzubie- übrigen Altausseer Passen gibt es jeweils „Wilden Männern“, die in den Wäldern zu den bekanntesten slowenischen Frühling die Möglichkeit zu eröffnen, ins wie auch von der Dorfgemeinschaft als ten, er erweitert das Antwortspektrum nur einen Miasteufel. Ursprünglich wird hausten. Ein Beispiel für Innovation und Masken. Ihre Besonderheit sind aus Land zu ziehen, wird er zum Tode durch ein Höhepunkt des Jahrlaufs verstan- der Vernunft auf vielfältigste Weise – die es auch bei der Fischerndörferer Pass Weiterentwicklung von Bräuchen ist Lindenholz geschnitzte Masken, die in die Keule verurteilt und bis zum Vollzug den, wiewohl ihm eine folkloristische verschiedensten aktuellen Äußerungen nur einen Miasteufel als Gegenpart zum die um 2005 entworfene Figur eines dieser menschenähnlichen Form nir- des Urteils eingesperrt. Seine Kleidung Komponente nicht abzusprechen ist. und Erscheinungen in den alpenländi- Grassteufel gegeben haben. Wann und Hirsches, inspiriert durch zoomorphe gendwo sonst in Slowenien vorkom- besteht aus frischem Moos und kann Viele Elemente erinnern an jene Vor- schen Bräuchen sind gute Beispiele aus welchen Gründen drei Miasteufel Verkleidungen im Maskenbrauchtum men. Mangels schriftlicher Quellen ist bis zu 80 Kilogramm wiegen. stellungen und Überlieferungen, die dafür. auftauchten, ist unbekannt. Die histori- vieler Kulturen. Einerseits Verkleidung, nicht bekannt, seit wann es in Cerkno Der Fichtenmann „ta smrekov“ ist der in anderen Zusammenhängen und an schen Gewänder der Miasteufel werden um sich dem Wild unbemerkt zu nähern, Läufer gibt und woher sie kommen. Der Bruder des Faschings. Sein Gewand anderen Stellen Europas an die „Wilden von Jahr zu Jahr weiter verwendet und andererseits Mittel zur Beschwörung von Brauch lief „jahrhundertelang“ nach besteht aus frischen Fichtenästen und Wesen“ anknüpfen.25 nur geringfügig mit Flechten ergänzt, der Jagdglück führt diese Maske weit zurück ungeschriebenen Regeln ab, zum letz- wird jedes Jahr neu gesteckt. Er befin- Grassteufel wird stets frisch gesteckt. zu jenen Menschen, die den Wald zur ten Mal 1914 vor dem Ausbruch des 1. det sich immer unmittelbar hinter dem Mythos versus Wissenschaft Dieser stellt als Symbol des Lebens den Jagd aufsuchten, obwohl er ihnen noch Weltkriegs. 1956 kam es dann zu seiner Fasching und übernimmt nach dessen Abschließend sei die Frage erlaubt, wie Sommer dar und steht den Miasteufeln als fremd und angsteinflößend schien. Wiederbelebung. Tod seinen Fichtenwipfel. es in unserer rationalen Welt immer gegenüber, deren Flechtenverkleidung So wird versucht, mit Vorstellungen aus Bald nach Neujahr beginnen die Vorbe- Der Efeumann „Ta bršljanov“ ist nach wieder zur Auseinandersetzung mit den Winter symbolisiert. einer fernen Zeit exotische Elemente als reitungen der „Laufarji“. Junge Burschen den bis zu 10.000 Efeublättern seiner den verschiedensten Mythen kommt, Gegenpol zu unserer rationalen, techni- sammeln Moos, Efeu und Fichtenzwei- Verkleidung benannt. Diese Figur wird führen sie doch weit über das Selbst- Das Öblarner Krampusspiel sierten Welt zu schaffen. ge; die Kleider werden genäht und eine seit 1968 vom Gänseblümchen „pa mar- verständnis und die Erklärungsmuster Das 1987 von einer jugendlichen Gruppe Anklageschrift für den Fasching vorbe- jètica“ begleitet, das über und über von Kulturen hinaus. „Die Mythen gehen um Gert Planitzer22 wieder ins Leben ge- „Laufarji“ – die wilden Läufer reitet. Die Läufer besuchen in der Vor- mit Gänseblümchen bedeckt ist; beide erstens nicht zu Ende, und sie veralten rufene Öblarner Krampusspiel wird von von Cerkno faschingszeit die Dörfer der Umgebung. versinnbildlichen den Frühling. nicht; und insbesondere werden sie, der Öblarner Krampusspielgruppe orga- Als Beispiel für das Auftauchen my- Einst sammelten sie Nähgarn, das sie für Der Wergige „Ta tíerjest“ zählt zu den zweitens, durch Erträge der modernen nisiert und getragen. Textgrundlagen des thischer Figuren an der Wende zum die Anfertigung und Reparatur der Klei- wichtigsten und zugleich eindrucksvolls- Wissenschaft, wie insbesondere die Der Wilde Mann „ta divji“, Figur in der Aus- ten Masken von Cerkno. Mit seinem nach wie vor unbefriedigte Neugier im stellung „Der Fasching hat die Schuld“ im Fetzenkleid gehört er zur Gruppe der Hinblick auf die Anfänge der Mensch- Cerkjanski muzej, 2014 | Foto: W. Otte 21 Herzlichen Dank an die Fischerndörferer Miglon, insbesondere an 23 Für Spanien sei an die „Zarramacos“ oder „Trapajones“, für Kroatien deren Leiter Ernst Kadar für die freundliche Aufnahme bei meinen an die „Zvoncari“, für Bulgarien an die „Sourvakari“ erinnert. Einen Recherchen und für die Unterstützung bei der Sonderausstellung groben Einblick in den europäischen Formenreichtum gibt: Charles 25 Herzlichen Dank an Prof. Milojka Magajne, Leiterin des Museums in „Laufarji“ von Cerkno. Darüber hinaus widmet sich das Museum der „Wald und Mensch“. Vielen Dank auch an Frau Monika Gaiswinkler Fréger, Wilder Mann. Heidelberg, Berlin 2012. Cerkno (SL), eine Außenstelle des Mestni muzej Idrija, für die freund- Volkskunde, der Geschichte und Sozialgeschichte der Täler südlich für viele sachdienliche Hinweise. 24 Der Name „Laufar“ leitet sich vom deutschen Wort laufen ab und liche Aufnahme und viele sachdienliche Hinweise. Das Museum zeigt der Julischen Alpen. 22 Herzlichen Dank für die engagierte Unterstützung der Recherchen und bezieht sich auf die Figuren der Wergigen „ta terjasti“, die ununter- seit 2006 in der Dauerausstellung „Der Fasching hat Schuld“ eine 26 Martin Scharfe, Menschenwerk. Erkundungen über Kultur. Köln, die Leihgaben für die Sonderausstellung „Wald und Mensch“. brochen herumlaufen- oder hüpfen. eindrucksvolle Darstellung der Tradition und der Wiederbelebung der Weimar, Wien 2002, S.151.

8 9 Manfred Hölzl

Hotel Sulzer | Foto: Archiv M. Blümel Villa Alpenrose | Foto: Archiv E. Kren

die auf den Schlachtfeldern von Galizien märkischen Landesarchiv in Graz fand die Oberleutnante Wiezislaw Rappe, ihr Leben ließen. Ihre Namen sind auf ich schließlich weitere Zeugnisse, die Rudolf Franke, Ottokar Feistmantel, Au- dem Admonter Kriegerdenkmal verewigt eine Anwesenheit von Menschen aus gust Hosak, die Leutnante Popowicz, und ihre Körper in ukrainischer Erde Galizien in Admont bestätigen. Dazu Kuliczkowski, Paul Hoffmann, Eduard bestattet. zählen mehrere Schreiben der k.k. Be- von Lisowski, Johann Sokola, Samuel Die Suche nach ukrainischen Spuren in zirkshauptmannschaft Liezen an das Rosenrauch, Franz Kubiczek, Marian Admont 1914 | Foto: Archiv E. Kren Admont gestaltete sich etwas schwie- Marktgemeindeamt Admont bezüglich Hoff, Oswald David, Theodor Drafta, riger. Zum einen gab es Gräber auf der Einberufung bzw. Nachmusterung Ltrf (Leutnantsrechnungsführer) Titze, dem Friedhof, von denen eines den von Stellungspflichtigen aus Galizien Oberstabsarzt Dr. Noah Goldstein, As- Namen Semen Sonyk trug, was auf und der Bukowina. sistenzarzt Dr. Hacker, Regimentsarzt Die Beziehungen Admont – eine Herkunft aus Galizien hindeutet. Was die nach „Innerösterreich“ verbrach- Dr. Josef Stocklassa (später in der Villa Zum anderen fand ich in der Chronik ten Galizier betrifft, sind jedenfalls drei Alpenrose); im Gasthof Post: die Leut- der Pfarre Admont den Eintrag zum 4. Gruppen zu unterscheiden. Zunächst nante Richter, Buschek und Kienzl; im Ukraine im Ersten Weltkrieg Oktober 1914: „Galizische und polnische wurden ganze militärische Einheiten von Gasthof Paradies: die Fähnriche Umanski Flüchtlinge sind eingetroffen.“3 Außer- ihren Standorten in Galizien in andere Ge- und Pittner. Im Hotel Sulzer befanden Bei meiner Zugfahrt von Admont nach Franz Steinberger, Jäger, geboren am Alois Matejka, geboren am 3. Okto- dem heißt es weiter unten: „Polnische biete verlegt. Die zweite Gruppe, beste- sich auch drei Kanzleien, ein Wachzim- Lviv (Lemberg) im April 2013 habe ich 4. September 1892 in Krumau, Pfarre ber1884 in Admont, ist am 19. Okto- Soldaten halten von jetzt an unter einem hend aus Zivilisten, befand sich auf der mer und der Arrest. Auch vier Pferde wohl denselben Weg genommen, den Admont, gefallen am 8. September 1914 ber1914 bei Wolcza-Dolna, Bezirk Stryi, polnischen Priester (Martin Stec von Flucht vor der „ russischen Dampfwalze“ waren bei Sulzer eingestellt. Drei Zimmer 1 1 auch die Admonter Soldaten im Jahre in der Schlacht bei Lemberg. gefallen. Diöz. Przemysl) Sonntags /2 11 Gottes- und kam wohl freiwillig. Andere jedoch befanden sich im Marodenhaus, das Ma- 1914, wenn auch unter ganz anderen Hermann Dullinger, k.u.k. Leutnant, Alfred Pohl, geboren 1886 in Wien, ist dienst.“4 Stiftsarchivar Dr. Tomaschek wurden als Russophile und potentielle gazin in Räumlichkeiten des Stiftes. Viele Umständen, eingeschlagen haben. Da- Feldjäger Nr. 9, III. Kompanie, geboren auf dem nördlichen Kriegsschauplatz verwies mich auf das Besucherbuch oder überführte Kollaborateure zwangs- dieser Offiziere, etwa der Kommandant bei bin ich auch an den Schlachtfeldern am 23. November 1890 in Admont, ge- gefallen und am 15. Mai 1915 südlich der Admonter Stiftsbibliothek, wo sich weise deportiert und in Lagern wie etwa Anton von Chitry, finden sich als Besu- vorbeigefahren, auf denen mehrere fallen am 18. Oktober 1914 bei Blozew zwischen Cote 8.7–814 bei Zello beer- tatsächlich ab Oktober 1914 auffallend Graz- Thalerhof untergebracht. cher im Gästebuch der Stiftsbibliothek Admonter ihr Leben ließen. So berichtet Gorni, östlich von Przemysl in Galizien. digt worden.2 viele Eintragungen aus Galizien finden, Zur ersten Gruppe zählte das Ersatzba- wieder. Unter den Soldaten aus Kolomea der „Ennstaler“ am 12.12.1914 von vier Er fiel durch einen Schuss ins Herz. Diese Admonter stehen beispielhaft für manche davon mit militärischen Zusät- tallion des k.k. Linienregimentes Nr. 36 dürften sich, wie die Namen einiger Offi- Gefallenen: Peter Kröll, Tiroler Kaiserjäger Nr. 3, die vielen Soldaten aus unserer Heimat, zen wie Dienstgrad oder Angabe einer aus Kolomea, das in den Raum Liezen ziere verraten, auch mehrere Angehörige 6. Kompanie, Korporal, geboren am Einheit. Immer wieder taucht dabei der bzw. nach Admont verlegt wurde. Das jüdischer Herkunft befunden haben. In 15. Oktober 1890 in Aigen, Pfarre Ad- Ortsname Kolomea auf. Fündig wurde Batallion besaß eine Stärke von 843 diesem Zusammenhang ist auch ein mont, gefallen am 28. August 1914 in ich auch in der Chronik des ehema- Mann und bis zu 20 Offizieren. Letztere Zusatz in der Stellungsaufforderung der Galizien. ligen Gendarmerie-Postens Admont. logierten in folgenden „Unterkünften“: k.k. Bezirksverwaltung Liezen interes- Anton Wendolsky, Schneidermeister Dabei geht es in einem Eintrag zum im Hotel Sulzer: Hptm. (Anton) von sant, wonach es Stellungspflichtigen und Hausbesitzer in Admont, Korporal, Jahr 1914 unter anderem um die „Aus- Chitry, später Hptm. Heinrich Langer, aus Galizien erlaubt ist, ihre Unterschrift Landsturm, 3. Korps, 15. Kompanie, ge- mittelung von Unterkünften für das in auch „in hebräischen Schriftzeichen“ boren am 26. Februar 1877 in Rohosna, Admont eingetroffene Ers. Batallion des zu leisten. Bezirk Politschka in Böhmen; eingesetzt L.I.R. Nr. 36 zu Kolomea“.5 Ein weite- Quartiere für die Unteroffiziere und in den Kämpfen in Galizien; gestorben rer Eintrag zum Jahr 1915 widmet sich Mannschaften lagen im Bereich des am 30. September 1914 an der Ruhr im der Verhaftung der Feldwebelsgattin Stiftes, im Hotel Post, in der Villa Al- Spital St. Ladislaus in Budapest. Juliane Hofer aus Galizien wegen Ver- penrose, sowie bei Familien in Admont 6 Die Gemeinde-Akten geben Zeugnis von leitung eines Beamten. In den Akten Eintragung im Besucherbuch der Stiftsbiblio- und Hall wie vulgo Griessmayer, Ignaz weiteren in Galizien gefallenen Soldaten der Marktgemeinde Admont im Steier- thek Admont, 1915 Angerer, Leopold Bamminger Eugen Peter Kröll | Quelle: Der Ennstaler, 12.12.1914 aus Admont: Anton Wendolsky | Quelle: Der Ennstaler, 12.12.1914

3 Chronik der Pfarre Admont I.Teil 1861-1939 zu 1914. 5 Chronik des Gendarmeriepostens Admont zum Jahr 1914. 1 StLA Admont K41 1922/X/2. 2 StLA, Admont K 41 1915/IX/17. 4 ebda. 6 Chronik des Gendarmeriepostens Admont zum Jahr 1915.

10 11 Odier, Rudolf Günther und Friedrich Alfred WeiSS es zu tiefgreifenden Einschränkungen Rauscher. der Bergbau- und Hüttentätigkeit.2 Jeweils drei Abteilungen zu je 33 Mann Nach dieser Zeit der eingeschränkten waren bei Wölger, Odier, Quereder und Tätigkeit fanden die Kieserze des Meiß- Puder einquartiert. linger Berges im Jahr 1552 eine weitere Zur Unterbringung im Bereich des Stif- Erwähnung. Kleingewerken aus dem tes heißt es in der Pfarrchronik: „Der Raum scheinen wieder als Südtrakt des Stiftes und Räume der Bergbautreibende auf.3 Meißlinger Kiese Volksschule wurden mit Militär belegt. dürften Bedeutung als Zuschlag bei der Die Schule begann darum erst am 5. Verhüttung von an Antimon reichen Oktober. Auch andere Häuser – so das Erzen gehabt haben. Am 14. Okober Armenhaus – bekamen Militär.“7 Be- 1564 ordnete Erzherzog Karl an, ein re- sondere Aufmerksamkeit erregte das präsentatives Bürgerhaus auf dem Platz Eintreffen einer polnischen Skifahrer- von Schladming für das Berggericht zu Truppe von 240 Mann, wodurch sich adaptieren und für den Hutmann der der Stand des Batallions auf 1000 Mann Schmelzhütte ein einfaches Wohnhaus erhöhte.8 zu erbauen.4 Mit den Soldaten dürfte sich auch Grabstein des Semen Sonyk, 2013 | Eintragung im Besucherbuch der Stiftsbiblio- Mandling mit dem westlichen Ausläufer Die Nürnberger Kaufleute Lukas Sit- zumindest teilweise deren weibliche Foto: M. Hölzl thek Admont, 1914 des Rittisberges, dem Schuchbichl | zinger d. J. und Paul Behaim betrieben Foto: nach einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1929 Begleitung hier aufgehalten haben, wie reitet. Es lag offenbar an den Statthal- Michael Rzylak und Hippolyt Omelski im Bergrevier Mandling im Jahr 1587 das Besucherbuch der Stiftsbibliothek tern der einzelnen Kronländer, wie mit befunden, wie aus dem Besucherbuch zwei Gruben, aus denen im Jahr 1592 und die Verhaftung der Feldwebels- dieser Situation umgegangen wurde der Stiftsbibliothek hervorgeht. Zur Geschichte des alten 1244 Kübel Erz gefördert wurden. Bis gattin Hofer9 belegen. Ein tragisches und vieles davon wirkt improvisatorisch. Überhaupt erwies sich dieses Besu- zum Jahr 1593 ging die Förderung auf Schicksal war Emil Ritter von Mogil- Der Statthalter im Kronland Steier- cherbuch als „heißeste Spur“ für die 313 Kübel zurück, die Gewinnung war nicky beschieden. Er war von Beruf mark, Manfred von Clary-Aldringen, Anwesenheit der Galizier in Admont. Erzbergbaus bei Mandling somit stark rückläufig.5 Bankbeamter, griechisch-katholischer bat in einem Aufruf an die Bezirke bzw. Gut möglich, dass diese Lehrer wäh- Unter Abt Raimund Baron Rehling Religion, im Krieg tit. Feldwebel beim Gemeinden der Steiermark um wohl- rend ihres Aufenthalts auch für den Das alte Bergbaurevier von Mandling er- Vitriol und Schwefel lieferten, wurde (1659-1675) betrieb das Stift Admont Landsturmbezirkskommando Nr. 36 in wollende Aufnahme der Flüchtlinge; in Unterricht der galizischen Kinder he- streckt sich einen Kilometer östlich der außerdem Bleiglanz gewonnen. Bei sei- im Schladminger Bereich Kupfererz- Kolomea, und setzte am 2. Mai 1915 Admont hatte er Erfolg. Denn in einem rangezogen wurden. Ochsenalm in einer Seehöhe von etwa ner Verhüttung kam ein von Walcher bergbaue. Am Meißlinger Berg war ein in der Villa Grill in Hall10 seinem Leben Artikel im „Ennstaler“ vom 3. Oktober Zusammenfassend lässt sich feststel- 1300 m am Südhang des Rittisberges. adaptiertes Niederschlagsverfahren, Stollen belegt, die Arbeiten litten unter durch Kopfschuss ein Ende, nachdem 1914 heißt es: len: Im Herbst und Winter des Jahres Die Lokalität wird auch als Schubichel, wie es in England und im Harz bereits starkem Wasserzufluß.6 er schon seit längerer Zeit „trübsinnig“ „Admont. (Flüchtlinge aus Galizien.) 1914 kämpften die ersten Admonter Schuchbichel, Meißlinger Halt und Meiß- seit langer Zeit praktiziert wurde, zur war.11 Sein Grab befindet sich unter den Montag, den 26. d. trafen in Soldaten auf den Schlachtfeldern um linger Berg bezeichnet. Anwendung.1 Kriegergräbern auf dem Ortsfriedhof über 300 Flüchtlinge aus Galizien ein, Lemberg und mussten oft ihr Leben las- Admont. Ein weiterer ukrainischer Sol- welche von dort nach Rottenmann, sen. Zur selben Zeit kamen Menschen Geologie und Mineralogie des Der Bergbau im 16. und dat in Admont war der schon erwähnte Liezen, Admont und St.Gallen zur Ein- aus Galizien teils als Flüchtlinge, teils Vorkommens 17. Jahrhundert Semen Sonyk, geboren im Jahre 1872 quartierung verwiesen wurden. Admont als der Kollaboration mit dem Feind In Serizitphylliten der westlichen Grau- Am 24. Oktober 1524 gewährte Kaiser in Trojca, im politischen Bezirk Snia- beherbergt von ihnen 94. Dieselben sind Verdächtigte, teils als Angehörige einer wackenzone treten schichtgebundene Ferdinand I. Schladminger Gewerken, tyn, Galizien. Als Beruf wird Taglöhner meist Eisenbahner aus Stryi und Delatin militärischen Einheit in die Steiermark. Kieslager auf. Sie führen neben dem welche die alten Grubengebäude und angegeben, als Religion griechisch- und zwar 21 Männer, 26 Frauen und 47 So hielten sich vom Oktober 1914 bis Hauptmineral Pyrit auch Markasit, Mag- wassernötigen Kiesgänge von Mandling katholisch. Im Krieg diente er als Land- Kinder, durchwegs Eisenbahnerfamilien. Juli 1915 hunderte Männer, Frauen und netkies, Kupferkies, Bleiglanz, Zinkblen- mit einem Stollen unterfahren hatten, sturmsoldat der Infanterie. Er starb am Sie wurden am Bahnhof in Vertretung Kinder aus der Ukraine mit polnischer de und Arsenkies. Selten tritt auch etwas die Freiheit, 6000 Kübel Kiese zu ver- 22. April 1915 im Alter von 43 Jahren des Bürgermeisters vom Forstmeister oder ukrainischer Muttersprache in Fahlerz auf. Die Erze enthalten geringe schmelzen und die erzeugten Metalle zu an Lungenentzündung im Gemeinde- Diensthuber übernommen, welcher sie Admont auf, wo sie in Räumen des Stif- Silber- und Goldmengen. Eine genaue vertreiben. Die Erwähnung eines alten Armenhaus12, das während des Krieges darauf aufmerksam machte, in den ih- tes, in den Hotels und Pensionen sowie Beschreibung der einst gewonnenen Grubengebäudes weist auf eine weit militärischen Zwecken diente. Auch er nen gratis zugewiesenen Quartieren die auf Bauernhöfen untergebracht wa- Erze lieferte der Oberbergamts-Assessor zurückgehende Bergbautätigkeit, die ist auf dem Admonter Soldatenfriedhof peinlichste Reinlichkeit zu beobachten, ren. Die Aufnahme und Unterbringung und Markscheider Franz Johann Schultz großen Kiesmengen auf eine entwickelte beigesetzt. allfällige Krankheitsfälle sofort anzuzei- scheint unter Mithilfe der Gemeinde im Jahr 1801 in einem Bericht. Er erwähnt Bergbautätigkeit hin. Schon ab dem fol- Was die zweite Gruppe, also die in der gen usw. Gasthof Buchbinder hat 38 und privater Akteure gut funktioniert das absetzige Auftreten von Fahlerz, das genden Jahr, dem Jahr der Niederschla- Admonter Pfarrchronik erwähnten Personen, Villa Franz13 27, Stiftische zu haben, jedenfalls sind in den Ak- er als besonders silberreich bezeichnet. gung des großen Knappen- und Bau- Ausschnitt aus der Karte von den Schlädmin- 14 ger Gebirgen, und einem Theil der angräzend Flüchtlinge betrifft, so war die Mon- Oberhof 19 und Herr Weinlinger 10.“ ten keine Hinweise auf Konflikte oder Neben den kiesigen Erzen, die ebenso ernaufstandes, in dessen Verlauf auch Salzburgischen Gegend, 1803 | Foto: HKA, MBW, archie auf eine derartig umfangreiche Unter den Flüchtlingen bzw. Soldaten Zusammenstöße mit der ansässigen wie Kupfer und göldisches Silber auch Schladming niedergebrannt wurde, kam Plansammlung Sign. A – 179 Massenumsiedlung keineswegs vorbe- aus Galizien haben sich auch die Lehrer Bevölkerung zu finden. 1 B. Brandmaier, W. H. Paar, J. M. Schramm und T. T. Chen, Geologie und 4 (HKA), (MBW), 1802 Zl. 8919, Fol. 20/1 und 20/2. 7 Chronik der Pfarre Admont S.275. 11 Totenbuch der Pfarre Admont VIII 1915 Nr. 19. edelmetallführende Kiesvererzungen der Grauwackenzone nordöstlich 5 Heinrich Kunnert, Der Nürnberger Ratsherr Paul (II.) Behaim als 8 Chronik des Gendarmeriepostens Admont zu 1915. 12 Nach einer Notiz im Admonter Totenbuch wird das Haus Admont von Mandling (Steiermark/Österreich), in: Geol. Paläont. Mitt., 13, steirischer Gewerke. In: Der Anschnitt, 14/4, Bochum 1966, 23. 9 vgl. Anm. 4. Nr. 11 bzw. 12 vlg. Schneider-Weigl als militärisches Marodenspital Innsbruck 1985, 201-222. Hofkammerarchiv Wien (HKA), Münz- und HKA, MBW, 1802, Fol. 20/2. 10 die Angabe Hall dürfte nicht stimmen: Villa Grill oder auch bekannt bezeichnet. Bergwesen (MBW), 1802 Zl. 8919, Fol. 17/1 – 18/2. 6 Jakob Wichner, Kloster Admont und seine Beziehungen zum Bergbau- als Kucharitsch- oder Lippusch-Haus ist wohl das alte Admonter 13 Bei der Villa Franz mit der Hausnummer Admont Nr. 23 dürfte es 2 HKA, MBW, 1802 Zl. 8919, Fol. 19/1 und 19/2. und Hüttenbetrieb. In: Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch d. k. k. Haus Nr. 25 vlg. Unterlederer in der Unteren Marktgasse. Es wurde sich um das ehemalige „Sorger“- und numehrige „Seitelberger“-Haus 3 Heinrich Kunnert, Nürnberger Montanunternehmer in der Steiermark. Bergakademien Pribram und Leoben u. d. königl. Ungar. Bergakademie im Jahre 1997 abgetragen. An seiner Stelle befindet sich zur Zeit der im unteren Markt handeln. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 53, Schemnitz 39 (18191), 147. Minigolfplatz des Gasthauses Kamper. 14 Der Ennstaler Nr. 40, Gröbming am 3.10.1914, S. 6. Nürnberg 1965, 230.

12 13 nicht festgestellt werden, wurde Hoff- hergestellten Stollen durch Sprengarbeit nungsbau betrieben. Es gelang Gelberze erweitert wurden. Diese Vorgangsweise – Kupferkies – aufzuschließen.11 führte zur Auflockerung des von Haus In der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- aus gebrächen Gebirges und erforderte derts belegte der Salzburger Gewerke umfangreiche Zimmerungsarbeiten. Johann Reisigl auf der Meißlinger Halt Diese Nachriss­arbeiten sind auch die eine Kupfererzgrube mit drei Knappen. Ursache für das völlige Verbrechen der Auf dem Grund des Erzstiftes St. Peter Stollen. Die Arbeiten wurden durch mat- errichtete er eine große Knappenstube te Wetter arg behindert. Zur Unterbrin- und verschiedene Anlagen. Ein Zentner gung der Belegschaft, etwa 20 Mann, der gewonnenen Erze soll acht bis zehn wurde beim Kaiser Joseph Stollen ein Pfund Kupfer, also bis zu 10 %, abge- Knappenhaus aus Holz errichtet.19 worfen haben.12 Die Gewerken Reisigl Die Hofkammer in Münz- und Bergwesen betrieben seit dem Jahr 1742 den etwa ersuchte im Jahr 1771 um die Vorlage drei Kilometer westlich von Mittersill von Erzproben aus dem Kaiser Joseph gelegenen Kupfererzbergbau Retten- Stollen. Das Oberbergamt Schladming bach mit wechselndem, eher geringem kam dem Wunsch seiner Oberbehör- Erfolg. Die Erze wurden in Mühlbach de alsbald nach und übersandte ei- im Oberpinzgau vor allem zu Schwefel nen Verschlag mit Bleiglanz führenden und Vitriol verarbeitet, darüber hinaus Kiesproben und Silbererzen, offenbar fielen bei der Verhüttung auch Kupfer, Fahlerzen.20 Grubenriss von Joseph Pätsht, 1765 | Foto: Abteilung Geologie & Paläontologie, UMJ, Inv. Nr. 96175, 13 Original verschollen Silber und Gold an. Reisigl verkaufte Im Jahr 1772 verfasste der k.k. N. Oe. um 1755 das Werk am Meißlinger Berg Bergprobierer Wenzel Ignaz Mitis, er Johann Adam Stampfer, der im Jahr 1666 hundert erlitten hatte, trat ab der Mitte an einen Grafen von Solis.14 hatte die Bergbauverhältnisse am Meiß- den Bergbau und den Hüttenbetrieb in des 18. Jahrhunderts eine Erholung ein. Ab dem Jahr 1763 versuchte sich der Grubenriss von Anton Holenia, 1766 | Foto: HKA, MBW, Plansammlung, Sign. PB-35/3 linger Berg genau studiert, einen Bericht der Walchen bei Öblarn erworben hatte, Eine Belebung des Handwerks sowie Kreishauptmann von Judenburg, Joseph an die Hofkammer in Münz- und Berg- schürfte auch am Meißlinger Berg. Der die Gründung zahlreicher Manufakturen Edler von Heyß, als Gewerke. Er ließ Erste Versuche des Staates und Praktikant bei der Berggerichtssubstitu- wesen, in welchem er auch Vorschläge Bergbau dürfte um das Jahr 1693 zum führten zu einem steigenden Bedarf an südlich von Schladming mehrere alte Verkauf von Hütte und Bergbau tion Schladming, Franz Anton Hollenia, Erliegen gekommen sein. Nach Schultz mineralischen Rohstoffen, zur Erzeu- Gruben zur Gewinnung von Bleierzen ge- an den Oeblarner Handel fertigte in den Jahren 1767–1768 drei soll der Salvator Stollen, der in Schlägel gung von Metallen und chemischen wältigen. Darüber hinaus betrieb er auch In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun- Risse vom Kayl: Königl: Schuchbichler und Eisenarbeit aufgefahren wurde, noch Grundstoffen, der von den heimischen eine Hütte. Er erwarb auch im Bereich derts unternahm vor allem die Hofkam- Berg-Bau, dem Bergbau am Meißlinger 80 Jahre später offen gestanden sein.7 Bergbauen und Hütten im Sinne einer des Meißlinger Berges am Schuchbichl mer in Münz- und Bergwesen Versuche, Berg, an.17 Die Risse zeigen im Auf- und merkantilistischen Wirtschaftspolitik einen Kiesbergbau, den er durch seinen den alten Schladminger Bergbau zu be- Grundriss zwei unbenannte Stollen, die Die Wiederbelebung des Bergbaus gedeckt werden sollte.9 Oberhutmann Joseph Pätsht im Jahr leben. Der Staat sollte sich mit wenigs- durch ein System von Aufbrüchen mit- im 18. Jahrhundert Im Jahr 1745 erwarb der Wiener Hof- und 1765 vermessen ließ. Neben zwei unbe- tens acht Anteilen an Gewerkschaften einander verbunden sind. Damit ist die Im Jahr 1720 berichtet der Sohn Johann Akademie-Tanzmeister, Nikolaus Schio, nannten Stollen – den Josefi Stollen und beteiligen. Kiesvorkommen sollten in gleiche Situation wiedergegeben wie auf Adam Stampfers, Johann Josef Stampfer, gemeinsam mit einem Josef Friedrich den ihn unterteufenden Salvator Stollen verstärktem Maße als Lieferanten von dem bereits erwähnten Riss von Pätsht dass er vernommen habe, dass die Gänge von Schwanau Bergwerksberechtigun- – und einer ausgedehnten Abbauzone Zuschlagstoffen für die Verschmelzung aus dem Jahr 1765. Letzterem ist zu in Mandling 350 Klafter (ca. 650 m) weit gen im Raum Schladming.10 Im Rahmen zeigt der Riss auch ein Berghaus, in wilder arsenikalischer Erze aufgeschlos- entnehmen, dass die Verbindungsauf- im Berg liegen und unter 45° einfallen. seiner Stellung dürfte Schio Kenntnisse dessen Untergeschoß ein Pochwerk mit sen und Aufbereitungen zur Erzeugung brüche den Vererzungen folgten.18 Die Erze beschreibt er als arm und bleich, über Erze und Metalle, vielleicht auch einem Wasserrad untergebracht war. von Kieskonzentraten errichtet wer- Die Stollen auf den älteren Rissen tragen also reich an Pyrit. Der Verweser der aus dem Bereich der Alchimie, in den Der Standort des Berghauses konn- den. Darüber hinaus wurde auch die keine Namensbezeichnungen, sie wur- Walchen, Johann Zappler, beurteilt die zahlreichen von hochstehenden Per- te bisher nicht lokalisiert werden, er Produktion von Nebenprodukten wie den erst anlässlich der Gewältigungsar- Gehalte: Sie halten nur vor ein Kandl Bier sönlichkeiten frequentierten Zirkeln ist am Ufer der Mandling zu suchen. Schwefel, Vitriol und Alaun vorange- beiten durch das Aerar benannt. Kupfer und ein Quintl Silber.8 Wiens erlangt haben. Im gleichen Jahr Heyß gewann für seine Vorhaben einen . Besonderes Interesse wandte Um das Jahr 1769 wurden am Meißlinger Nach den schweren Rückschlägen, war das Meißlinger Revier mit 37 Knap- Fachmann, den zum Umkreis von Ignaz man dem alten Meißlinger Bergbau zu. Berg zwei der alten Stollen gewältigt und welche das Berg- und Hüttenwesen in pen belegt. Im Maria Hilf Stollen am von Born gehörigen Johann Gotthardt Durch eine Relation vom 19. Juli 1692 mit den Namen Kaiser Joseph Stollen den Alpenländern vor allem im 17. Jahr- Schuchbichl, seine Lage konnte bisher Walcher als Verweser.15 wurde man auf die Silbergehalte der und Maierwiesenstollen bezeichnet. Im Mandlinger Erze aufmerksam.16 Kaiser Joseph Stollen wurde in einem Ab dem Jahr 1765 wurden die alten alten Verhau ein vier Schuh (ca. 1,5 m) 7 HKA, MBW, 1802 Zl. 8919, Fol. 20/2 und 21/1. 12 Hutter, Geschichte Schladmings (wie Anm. 10), 373-374. Bergbaugebiete im Raum Schladming mächtiger Kiesgang angetroffen, der von 8 Archiv der Geologischen Bundesanstalt, Wien. Lagerstättenarchiv 13 Wilhelm Günter, Salzburgs Bergbau und Hüttenwesen im Wandel der über Auftrag des Aerars kartografisch den Bergleuten wegen schlechter Wetter Friedrich. Auszug aus einigen Briefen des Herrn Johann Josef Stampfer Zeit (= Festschrift Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.mont. Werner H. Paar zum aufgenommen. Besonderes Augenmerk verlassen wurde. Dieser Fund gab An- Freiherrn von Walchenberg an seinen Herrn Verweser zu Öblarn, aus 65. Geburtstag), 2007, 193-197; Ignaz Kürsinger, Lungau, wandte man den Vorkommen am Meiß- lass zu ausgedehnten Schurf­arbeiten, in Klagenfurt, Meiselberg, Wien und Schemnitz, Abschrift Knerl, am 26. ethnographisch und statistisch aus bisher unbenützten urkundlichen Grubenriss von Anton Seeling, der St. Salvator September 1938 mit Vorlage verglichen, 11. Quellen dargestellt, Salzburg 1853, 69. linger Berg zu. Der überaus tüchtige deren Verlauf die alten in Schrämarbeit Stollen, 1776| Foto: HKA, MBW, 1776 Zl. 297 9 Ferdinand Tremel, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Österreichs, 14 Hutter, Geschichte Schladmings (wie Anm. 10), 374. Wien 1969, 230-232, 245-253. 15 Alfred Weiß, Johann Gothardt Walcher, ein steirischer Montanist im 10 Franz Hutter, Geschichte Schladmings und des steirisch-salzburgischen ausgehenden 18. Jahrhundert. In: res montanarum, 44 (2008), 30- 16 Montanbehörde Süd, Leoben, Anton Seeling, Grund und Seiger Rieß für vaterländische Geschichte und Topographie, 36/37), Klagenfurt Ennstales, Graz 1906, 365. 37. Joseph Pätsht, Grund und Profil Mappa von Kupfer Bergwerch Der an der Mandling im Meißlinger Gebirge liegenden Kais: König: 1951, 206; HKA, Plansammlung, Pd 35/1, 35/2, 35/3. 11 Hutter, Geschichte Schladmings (wie Anm. 10), 365; Steiermärkisches Schuchbichl nebst Mändling, 1765 (Universalmuseum Joanneum, Kieß Bergbaues St. Salvator genannt, o. O. (Schladming), o. J. (1785) 18 HKA (wie Anm. 24); Pätsht (wie Anm.15) Grund und Profil Mappa. Landesarchiv (StmkLA), Oberbergamt und Berggericht Vordernberg Graz, Abteilung Geowissenschaften, Inv. Nr. 96.175. Original ver- nebst zwei Kopien. 19 HKA, MBW, 1770, Zl. 696. (OBA u. BGV), V2OB 1731-1760, Bergrelation 1731. schollen). 17 Hermann Wiesner, Geschichte des Kärntner Bergbaues, II (= Archiv 20 HKA, MBW, 1771, Zl. 1446.

14 15 gegen die darunter liegende Abteilung gerichtssubstituten, Johann Gotthard abgedichtet. Über die so geschaffene Walcher, den Bergbau wieder aufnehmen Abteilung wurde zunächst mithilfe einer wollte, 14 Grubenmaße. Das Grubenfeld sogenannten Wassertrommel Luft ein- erhielt den Namen St. Salvator.24 Noch im geblasen. Diese Maschine wurde durch Dezember des Jahres 1796 wurden die einen Wettersauger, der nach Art einer Gewältigungsarbeiten mit fünf Arbeitern Kolbenpumpe funktionierte, ersetzt. Die begonnen und um die Jahrhundertwende zur Verbesserung der Wetterverhältnis- intensiviert.25 se angewandten Verfahren wurden of- Die Gewältigungsarbeiten wurden zu- fenbar dem im Jahr 1773 erschienenen, nächst von Walcher geleitet. Große von Christoph Traugott Delius verfaßten Schwierigkeiten bereiteten vor allem Werk Anleitung zu der Bergbaukunst … unatembare Gase, die den alten Verhau- entnommen. en entströmten. Zur Verbesserung der Die anfallenden Erze waren Pyrit, Kup- Belüftung sollte der Josefistollen mit dem ferkies, Magnetkies und gemeinsam mit höher gelegenen Maierwiesenstollen Zinkblende anfallender Bleiglanz. Sie verbunden werden. Unter der Leitung wurden zu Kupfer und seinen Nebenme- des Hutmannes Josef Mayer wurde un- tallen Silber und Gold sowie zu Schwefel terhalb des Salvatorstollens ein weiterer und grünem und weißem Vitriol verar- Stollen angeschlagen. Dieser traf jedoch beitet. Schwierigkeiten stellten sich nur Magnetkiesvererzungen an. Bei den beim Absatz des Schwefels ein. Vom Haus Reiter am Standort der ehemaligen Hütte Weitgassau, Pichl/, 2009. Schlackenfunde Gewältigungsarbeiten wurden immer kaisl. Königl. Hofkriegsrat wurde seine in der Umgebung des Hauses | Foto: A. Weiß wieder Kieserze gewonnen, im Bereich Wassertrommel nach Christoph Traugott Delius Qualität beanstandet. Man befürchtete im Jahr 1738 erschienen Werk von Chris- 1796 legte er die Bergbauberechtigun- des Salvatorstollens auch Bleierze.26 1773. Über ein Fallrohr a geleitetes Wasser saugte über eine Röhre bzw. mehrere i und h durch erdige Beimengungen verursachte toph Andreas Schlütter, Gründlicher Un- gen zurück. Schuld am Niedergang des Die Arbeiten wurden bis zum Jahr 1805 Röhrchen Luft an, die über eine an der Trommel Explosionen in den Pulvermühlen. Vom terricht von Hütte=Werken, angefertigter Bergbaus dürften auch Versuche zur mit wechselndem Erfolg weitergeführt, Sackzieher, Dietrichstein Handschrift | Foto: b angebrachte Röhre e und über einen Lutten- Berggerichtssubstituten Anton Seeling Riss zeigt einen Destillierofen für ein Gewinnung von Schwefel durch einen um dann im Auftrag der Hofkammer in Stmk. La., Handschriftensammlung, Sign. 1559 strang in die Grube geleitet wurde. wurde, nachdem er in der Walchen bei im Harz angewandtes Verfahren. Die selbsternannten Fachmann, Joseph Münz- und Bergwesen eingestellt zu für die weiteren Arbeiten machte. Neben der Stollen als Doppelstollen geführt. Öblarn die Erzeugung und Umschmel- Hofkammer in Münz- und Bergwesen Gregor Parocell, gewesen sein. Sie ver- werden. Die Stilllegung des Bergbaues der Herstellung einer Wetterverbindung Hiezu wurde im hoch ausgebrochenen zung von Schwefel studiert hatte, ein genehmigte schließlich den Bau.22 ursachten hohe Kosten und brachten blieb nicht unwidersprochen, konnte zwischen dem Kaiser Joseph Stollen Stollen im oberen Drittel ein Raum durch Destillationsverfahren zur Reinigung Das reiche Auftreten von Zinkblende keinen Erfolg.23 aber nicht mehr rückgängig gemacht und dem höher gelegenen Mayerwie- eine Bühne abgegrenzt und mit Lehm vorgeschlagen. Eine von ihm nach dem gemeinsam mit Bleiglanz erklärt auch werden.27 senstollen regte er den Ausbau des den Betrieb von zwei Röststätten für Letzte Versuche des Staates Die Natur hat seither das alte Berg- Pochwerkes und der Schmelzhütte in Bleiglanz in der Weitgassauer Hütte. Die den Bergbau zu beleben baugebiet zurückerobert. Die Stollen der Weitgassau an. Der Standort der Zinkblende behinderte die Verarbeitung Bereits am 26. Oktober 1796 verlieh sind verbrochen und die Halden ver- alten Hütte im Preuneggtal wurde wegen des Bleiglanzes durch die Bildung von das Berggericht Vordernberg aufgrund wachsen, soweit sie von Wegbauten der reichlichen Wasserführung und der schwer schmelzbaren Schlacken und eines Mutungsgesuches dem Aerar, angeschnitten wurden, kann man ihren günstigen Möglichkeit der Kohlenzufuhr musste daher entfernt werden. Dies das offenbar über Betreiben des Berg- Mineralinhalt studieren. gegenüber anderen Standorten bevor- geschah durch eine oxidierende Röstung zugt. Zur Sicherung der Versorgung der und anschließende Laugung. Der aus Hütte empfahl er auch den Ankauf von der Lauge durch Abdampfung erzeugte Erzen. Zur Verarbeitung der Erze sollte weiße Vitriol Zinkvitriol wurde in Kup- am Mandlingbach ein Pochwerk mit ferkesseln durch Schmelzen gereinigt zehn Stempeln in zwei Sätzen mit vier und zu zuckerhutförmigen Gebilden Herden errichtet werden. Zum Transport vergossen, die zum Verkauf in Fässer der Erze zur Aufbereitung wurde ein gestampft wurden. Sackzug nach Eisenerzer System vor- Im Jahr 1785 verkaufte das Aerar seine gesehen, das auch in der Walchen bei Schladminger Hütte samt dem Bergbau Öblarn zur Anwendung kam. Es wurden am Meißlinger Berg an den Oeblar- neun Sackzieher beschäftigt.21 ner Handel. Beim Bergbau lagerten in Im Jahr 1776 wurde vom Aerar mit der diesem Jahr 1215 t Erze, bei der Hütte Gewältigung des tiefsten Stollens, des 1,8 t weißer Vitriol (Zinkvitriol), 1,2 t St. Salvatorstollens, begonnen. Die nach grüner Vitriol (Gemisch von Eisen- und den Gebirgsschichten unregelmäßig Kupfervitriol) und 0,105 t Schwefel. Der verlaufende Sohle wurde zur Erleichte- Oeblarner Handel schränkte die Berg- rung der Förderung begradigt, sodass bautätigkeit stark ein, um sie schließ- Mauerrest eines Ofens am Gelände der Schwefel- und Vitriolhütte südlich der Enns bei Mand- sie bis zum Jahr 1779 zum Feldort des lich ganz aufzugeben. Am 12. Okober ling, 2009 | Foto: A. Weiß Schwefeldestillierofen mit acht Retorten. Von Anton Seeling nach einer Abbildung aus dem Stollens ebensöhlig verlief. Zur Ver- Werk von Andreas Schlüter: Gründlicher Unterricht von Hütten=Werke …., Braunschweig 1738 besserung der Wetterführung wurde – kleines Bild – abgezeichnet (HKA, MBW, 1779 Zl. 4301). 22 HKA. MB. 1778, Zl. 1146; 1779, Zl. 4301. 25 HKA, MB, 1801, Zl. 8919. 23 HKA, MBW. 1801 Zl. 8919, Fol. 24/1. 26 HKA, MB, 1801, Zl. 2809, 1802, Zln. 1706, 2547, 3212, 4582, 5682, 24 Montanbehörde Süd, Leoben, Schurf Muth- und Bestättigungsbuch, 6936, 9868, 10508, 11546, 12963. 21 HKA, MBW, 1772, Zl. 2304. 534-535. 27 Hutter, Geschichte Schladmings (wie Anm. 10), 373-378.

16 17 Pocherze: Stark mit Taubmaterial Sepp Steinegger und Mario Zaunschirm verwachsene Erze, die durch Pochen aufgeschlossen werden mussten. Pochwerk: Zerkleinerungseinrich- tung. Die Zerkleinerung erfolgt durch die schlagartige Stampfwirkung der Pochstempel.

Pyrit: Eisensulfid (FeS2) kubisch, in fast allen sulfidischen Lagerstätten, oft dominierendes Erzmineral. Riss: Grubenkarte. Rösten: Vorbereiten von Erzen für den Schmelzprozess durch Erhit- zen. Sackzug: Obertägiges Förderverfah- Die Gössler Kirche mit dem markanten Holzturm vor dem ren. Das Fördergut wurde in Säcken Umbau, um 1900, Postkarte von C. Ledermann jr. Wien | auf einer Schneefahrbahn, oder wie Archiv Verein Schloss Trautenfels, in Mandling unter Verwendung von Fahrgestellen oder kleinen Schlitten im Winter auf sogenannten Sackzug- Schlacken, links aus Mandling, rechts aus der Weitgassau, 2009 | Foto: A. Weiß wegen zu Tal gebracht. Die Gössler Dorfkirche: Schlägel: Hammer, Pucher. Ich danke Herrn Herbert Kraml herz- Gewältigen: Wiederinstandsetzen Schlägel und Eisen: Altes Bergmanns­ lichst für seine Hilfe bei den Aufnahmen, Eine Besonderheit in der Steiermark oder Öffnen eines verbrochenen gezähe (Bergmannswerkzeug); seit insbesondere für seine fachkundige Grubenbaus. Jahrhunderten bis jetzt gilt Schlägel Wie kam es dazu kam, soll ein histori- Bis sich der Wunsch des Dorfes nach Begleitung und Führung in das alte Hiazt schauts in liabn Gößl ån, Handel: Der Ausdruck Handel war und Eisen gekreuzt als Symbol des scher Rückblick erläutern. einem eigenen Haus des Glaubens Bergbaugelände. D‘ Kira steht gånz vorån im Salzburgischen gebräuchlich, man Bergmannsstandes. Gstanzl letztlich erfüllen konnte, vergingen verstand darunter ein großes, mit Schlich: Feinkörniges Erzkonzen- Der Wunsch nach einer Kirche fast 40 Jahre. Glossar einem eigenen Amt versehenes Berg- trat. Zwischen dem Toplitzsee und dem Im 18. Jahrhundert lebten in Gössl 24 Abbau: Grubenbau zur Gewinnung werk mit Verarbeitungsstätten. Schrämarbeit: Altes Abbau- oder Grundlsee liegt Gössl. Seine Dorfkirche Familien und 7 kaiserliche Holzknechte. Ein Hin und Her nutzbarer Mineralien oder Gestei- Herd: Aufbereitungsmaschine. Vortriebsverfahren. Abspitzen von „Zum hl. Raphael“ ist eine Besonderheit Der Weg zur Kirche nach Bad Aussee Zahlreiche Einwände gegen ein Bauvor- ne. Hoffnungsbau: Bergmännische kleinen Gesteinsteilen in mühseliger in der katholischen Steiermark, handelt (ca. 11 km) wurde ihnen und den An- haben brachte etwa der Dechant von Arsenkies (=Arsenopyrit): Eisenar- Arbeiten zur Erkundung eines Vor- Handarbeit. es sich bei ihr doch um die einzige Kir- wohnern der dazugehörigen Ortschaf- Aussee vor. In einem Bericht an das senid-sulfid (FeAsS). kommens. Schwarzkupfer: Unreines Kupfer. che, die nicht im Besitz der Diözese ten Rösslern, Gaiswinkl, Schachen und hohe Gubernium (Regierung) schreibt Aufbruch: Grubenbau, der von einem Hutmann: Beauftragter des Berg- Serizitphyllit: Feinschichtiges Ge- Graz-Seckau aufscheint. Ihre Eigen- Wienern, besonders im Winter zu be- er, dass „in Betracht der zu kleinen da- Stollen oder einer Strecke aus in die herrn, Grubenaufseher. stein aus Quarz und feinkörnigem tümer sind 14 Gössler Familien (siehe schwerlich; weshalb man im Jahr 1782 hin zuzutheilenden Gemeinde und der Höhe getrieben wird. Hütte: Anlage zur Verarbeitung von Glimmer. Bei Wasserzutritt neigt es Abbildung S. 21), die im Grundbuch mit um den Bau einer eigenen Dorfkirche bekannten großen Armuth dieser Leute, Berggericht: Gericht, das die Angele- Bergbauprodukten. zum Quellen und ist dann nur schwer ihren Hausnamen eingetragen sind. ansuchte. somit offenbahren Ohnvermögenheit zu genheiten des Bergbaus ausübt. Kieslager: Vorkommen von vorwie- beherrschbar. einem Beitrag kein Antrag gemacht wer- Berggerichtssubstitution: Außen- gend Pyrit, Magnetkies, Kupferkies, Stollen: Waagrechter bergmän- den könnte.“1 Darüber hinaus würden stelle eines Berggerichtes. die schichtparallel im Gebirge ein- nischer Grubenbau, vom Tag aus Inneneinrichtung und Instandhaltung Bergprobierer: Chemiker mit der gelagert sind. angschlagen. einer Kirche sowie die Herstellung eines Analyse von Erzen und Hüttenpro- Kübel: Hohlmaß, etwa 75 kg Erz. Verhau: Bergmännischer Grubenbau Kaplangebäudes und der Unterhalt eines dukten betraut. Kupferkies (= Chalkopyrit): Kup- zur Verfolgung und zum Abbau eines anzustellenden Kaplans zu hohe Kosten Bergwerksberechtigung: Recht, in Vorkommens. fer-Eisensulfid (CuFeS2), wichtiges verursachen. einem bestimmten Raum minerali- Kupfererz. Vitriol: Eisensulfat, Kupfersulfat, Trotz dieser Bedenken wurde im Jahr 1785 sche Rohstoffe zu gewinnen. Lutte: Rohrleitung. Zinksulfat. Gemisch von Eisen- und durch die im Zuge der josephinischen Bleiglanz (= Galenit): Bleisulfid Magnetkies (= Pyrrhotin): Eisensulfid Kupfersulfat. Reformen angeordnete Umpfarrungs- (PbS). Wichtiges Bleierz, oft mit Sil- (FeS). Wetter: Gesamtheit der in einem Commission entschieden, in Gössl eine bergehalt. Grubenbau befindlichen Luft, etwa Markasit: Eisensulfid (FeS2) rhom- eigene Localie (Filialkirche) zu errichten. Eisen: Spitzeisen, ein auf einen Stiel bisch. frische (gut atembare) Wetter, matte Hintergrund des positiven Bescheides aufgesteckter Meißel. Markscheider: Geometer beim Berg- (sauerstoffarme) Wetter, böse (gif- dürfte die Weisung gewesen sein, dass Fahlerze: Kupfererze. Man unter- bau. tige) Wetter. Ortskirchen für alle Gemeindemitglieder scheidet Antimonfahlerze und Arsen- Matte Wetter: Sauerstoffarme Luft. Wetterführung: Gesamtheit aller über eine Wegstrecke von höchstens einer fahlerzemit der allgemeinen Formel Muten: Anmeldung des Fundes eines Maßnahmen und Einrichtungen, die Stunde erreichbar sein sollten.

4R2SQ2S3 wobei R=Cu2, Ag2, Zn, Fe, Vorkommens bei der Bergbehörde. nötig sind, um in der Grube, insbe- Das zuständige Pflegamt der k.k. Herr­ Hg, Q=As, Sb ist. Antimonfahlerze Niederschlagsverfahren: Schmel- sondere vor Ort, stets atembare Die Gössler Kirche vor der Gösslerwand, Ende 19. Jahrhundert | Foto: Archiv S. Steinegger schaft Pflindsberg stand einem Kirchen- führen oft reichlich Silber. zen von Bleiglanz unter Zusatz von Luft zu haben. Gebräches Gebirge: Zum Nachbre- eisenreichen Stoffen zur Bindung Zinkblende (= Sphalerit): Zinksulfid 1 chen neigendes Gebirge. des Schwefels. (ZnS). Archiv der Herrschaft Pflindsberg im Steiermärkischen Landesarchiv Dorfgemeinschaft. Bad Aussee 1994, S. 90. in Graz, zit. in: Johanna Palme: Eine Welt für sich. Gössl und seine

18 19 Die Pfarrer DDDDr. Johannes Ude (1874-1965) und Valentin Feiner Die Gössler Dorfkirche mit dem Fresko des hl. Christophorus | Die Kirchenbesitzer 1987: Helmut Bischof, Franz Moser, Adi Schanzl, Albrecht Meierl, Alois Höller, Maria Syen, Karl Hütter, Toni Schwarz, Sepp (1912-1988) | Foto: Archiv S. Steinegger Foto: A. Rastl, Archiv Schloss Trautenfels, UMJ Köberl-Veit, Hugo Syen, Hubert Köberl, Sepp Steinegger, Hans Stöckl, Karl Rastl, Gottfried Gindl, Sepp Stöckl | Foto: I. Rastl

bau dennoch abweisend gegenüber. Sein keit Pflindsberg um Vergrößerung der 1854. Es handelt sich dabei um den ehe- Über dem Altar ist ein Deckenfresko eine Tatsache, die im Jahr 1887 ihren Domorchester) zahlreiche hl. Messen Pfleger Johann Joseph Forster findet Dorfkirche an, „und zwar um 10 Schuh maligen Altar der Andreas-Bruderschaft mit der Darstellung der hl. Dreifaltig- Anstoß findet, als der einzige Sohn Erz- zu zelebrieren - dafür ein herzliches diesbezüglich deutliche Worte. In einem länger und 8 Schuh breiter“5, wie es im aus Aussee. Die Heiligenfiguren sind der keit zu sehen, welches im Rahmen herzog Johanns, Franz Graf von Meran, Vergelt’s Gott! Bericht an das k.k. Kreisamt schreibt er: Protokoll steht. Der bestehende Holzbau Pfarre Aussee und privaten Gönnern zu der Kirchenrenovierung von 1950 vom mit seiner Gattin Therese hier Silber- „Daß diese Kurazie in Gößl vielleicht un- wurde bei den nachfolgenden Umbauar- verdanken. Maler Hausknecht und dem langjäh- hochzeit feierte. Sechs Jahre später Verwendete Literatur nöthig, unnüz, für das höchste Aerarium beiten durch Mauerwerk ersetzt. Ebenfalls im Jahr 1858 bekam die Kirche rigen Grundlseer Seelsorger, DDDDr. wurde mit den Wahlgrundlseern Ivan Palme, Johanna: Eine Welt für sich. Gössl sehr kostspielig zu seyn scheinen möge auch erstmals eine Glocke, die jedoch im Johannes Ude, geschaffen wurde. von Bizzaro und Stephanie Leon auch und seine Dorfgemeinschaft. Bad Aussee …“2; man solle doch, wenn überhaupt, Zur Ausgestaltung der Kirche Ersten Weltkrieg wieder eingeschmolzen An der Ostseite seiner Außenfassa- das erste Brautpaar getraut. 1994. die Kirche in der günstiger gelegenen Über die ursprüngliche Innenausstat- wurde. Eine neue wurde vom Schweizer de trägt die Kirche ein Fresko des hl. In Gössl wird heute, von Ausnahmen Website des Pfarrverbandes Aus- Ortschaft Gaiswinkl bauen. tung der Kirche ist nichts überliefert. Hans Umbricht und seiner Braut im Jahr Christophorus, das von Rudolf Hauck abgesehen, nur an Sonn- und Feiertagen seerland, http://ausseerlandpfarren. Den heutigen Altar erhielt man erst 1957 gestiftet. gemalt wurde. die hl. Messe gefeiert. Beste Betreuung graz-seckau.at/pfarre-grundlsee/kir- Eine Entscheidung fällt erfährt die Gemeinde vom Ausseerland chen-kapellen-wegkreuze/dorfkirche- Nach fast 40 Jahren des vergeblichen Die Gössler Dorfkirche heute Pfarrer Edi Muhrer. Obwohl er für drei goessl?d=raphael-kirche-zu-goessl#. Begehrens trafen die Gössler eine finale Inzwischen ist die Gössler Dorfkirche Pfarren zuständig ist, findet er stets VDmKOVfThhI (Zugriff: 09.10.2014). Entscheidung. Auf eigenem Grund und eine beliebte Hochzeits- und Taufkirche, Zeit (tatkräftig unterstützt vom Gössler auf eigene Kosten sollte nun die Kirche entstehen; sie wurde im Jahr 1820 fer- tiggestellt und dem hl. Raphael geweiht. Erzherzog Johann spendete für den Bau 50 Gulden und schlug bei der Dachein- deckung den ersten Nagel ein. Dem anschließenden Gössler Bittgesuch um Erteilung einer Meßlizenz wurde am 11. Juli 1821 stattgegeben, dass „täglich eine heilige Messe, auch im Nothfalle ohne Ausnahme der höhern Festtage des Herrn, gelesen, u. Christenlehren von den Pfarr-Seelsorgern gehalten werden möge.“3 Am 10. August 1821 wurde daraufhin die „erste H. Meß, und Christenlehr […] abgehalten.“4 Schon im Jahr 1833 suchte man aus Platzgründen bei der k.k. Bezirks Obrig- Die Gössler Kirche im Winter | Foto: A. Rastl, Archiv Schloss Trautenfels, UMJ

2 Diözesanarchiv zit. in: Johanna Palme: Eine Welt für sich. Gössl und 4 Diözesanarchiv zit. in: ebd., S.92. seine Dorfgemeinschaft. Bad Aussee 1994, S. 90. 5 Steiermärkisches Landesarchiv zit. in: ebd., S.93. 3 Diözesanarchiv zit. in: ebd., S.92. Segnung der Madonna 1998 | Foto: F. Schanzl

20 21 Martin Huber Wolfgang Otte Buchbesprechung Neuerscheinungen Peter Gruber: Das Tagebuch des Kenneth Thomas Cichowicz. Allein auf Weitwandertour in den östlichen Alpen Ortschronik der den Öblarner Persönlichkeiten und (nach einer wahren Begebenheit im Herbst 1985) Privat Edition Peter Gruber 2014 den Flurdenkmälern. Ein äußerst € Marktgemeinde Öblarn umfangreicher Teil wurde auch 14,8 x 21 cm. 278 S. 22 ISBN 978-3-200-03636-9 von Frau OSR Ingrid Jandl mit Erhältlich im Museumsshop Schloss Trautenfels und im Buchhandel Marktgemeinde Öblarn, Öblarn 2014 den Themen Bildung, Volkskultur, 17 x 24 cm. 368 S. Mit 312 Farb- Musikpflege und Vereinswesen € und SW-Abbildungen. 33,50 beigetragen. Weitere wesentliche Dachsteingebirge, im Oktober 1985. Ein ausgehend bewegen. Mit einem 2,5 Zen- „Dachstein-Schriftsteller“ Erhältlich beim Gemeindeamt Öblarn Kapitel wie die Geschichte der strahlender Spätherbsttag. Zu keiner timeter langen Bleistiftstumpen beginnt Peter Gruber bringt Geschichte und im Museumsshop Schloss Trau- Landwirtschaft (Ing. Reinhard Jahreszeit sind die Berge schöner, ist die er auf Rückseiten von Ansichtskarten ein in Buchform tenfels. Resch), die Waldgeschichte (DI Bergnatur imposanter. Das weiß auch Tagebuch zu schreiben. Jedes mühevoll Die Geschichte von Kenneth Thomas Vor Kurzem wurde in Öblarn im Rah- Dr. Wilhelm Schrempf), das Berg- der 38-jährige Amerikaner Kenneth Tho- notierte Wort löst große Emotionen Cichowicz wurde von einem Mann men eines festlichen Abends die Orts- und Hüttenwesen in der Walchen mas Cichowicz, der es liebt, Alleingänge aus. Cichowicz dokumentiert sein zähes literarisch aufgearbeitet, dessen bis- chronik der Marktgemeinde Öblarn (DI Mag. iur. Alfred Weiß) und die in den Alpen zu unternehmen. Beim Ringen ums Überleben. Sein Notizen herige Werke eng mit dem Dachstein- präsentiert. Roswitha Orac-Stipperger, Umbruchszeiten in der 1. Hälfte Überqueren eines Gletschers kommt wühlen auf, erschüttern und münden gebirge in Verbindung stehen: Peter die Projektleiterin der Chronik, ar- des 20. Jahrhunderts (MMag. er zu Sturz, schlittert Hals über Kopf in der unausweichlichen Erkenntnis: Gruber. Das Thema beschäftigte den beitete auch ein unveröffentlichtes Martin Parth) vervollständigen 70 Meter in die Tiefe, bleibt am Rand Nichts ist bedeutender als das Leben. Schriftsteller mit Ennstaler Wurzeln Manuskript des in Öblarn geborenen diese überaus gelungene Chronik des Eisfeldes liegen, schwer verletzt Nichts ist größer als die Liebe. Nichts schon seit vielen Jahren, die endgül- Historikers Ferdinand Tremel mit ein. der Marktgemeinde Öblarn. und bewegungsun- ist bestimmender als der Tod. tige Inspiration zur Umsetzung kam Auszüge daraus behandeln – farblich fähig. Er muss auf 2010: „Lutz Maurer, Langzeit-Redak- unterlegt - unter anderem die frühe Ge- Hilfe warten. Doch teur der ORF-Sendung ‚Land schichte und die Entwicklung des Ortes Der Beginn der die kommt nicht. der Berge‘ und nun bei Ser­vus- bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Metallzeiten im Weil niemand wis- TV für ‚Bergwelten‘ aktiv, hat Unter den engagierten Autorinnen und Bezirk Liezen – eine sen kann, auch mich dazu an­­geregt. Er hat mir Autoren hat sich an vorderster Stelle nicht seine Frau sein komplettes Archivmaterial OAR Johann Madl um die Erstellung montanarchäologische Europas vernetzt. Nicht nur Janet, wo er sich überlassen und auch Kontakte zu dieser Chronik bemüht. Er widmet Dokumentation in der Prospektion und Ausbeutung von befindet. Cichowicz und Reinhold Messner sich vor allem den Bereichen Verwal- Erzlagerstätten, in der Produktion von hergestellt.“ Im Buch findet sich tung, Infrastruktur, Hubert Preßlinger, Clemens Eibner Metallen, sondern auch bei der Versor- Aufwühlende, übrigens auch ein Zwiegespräch (Hg.) gung zahlreicher Spezialisten und mit berührende Cichowicz-Messner, das im Rah- Verein Schloss Trautenfels, Trau- einem florierenden Transportgewerbe Notizen men einer ORF-Produktion ent- tenfels 2014 erbrachte man bedeutende Leistun- 19 Nächte ver- stand. Mit Cichowicz ist Gruber 20 x 21 cm. 96 S. Mit 110 Farb- gen. Die beiden Autoren dokumen- bringt Cichowicz seit 2011 in regelmäßigem Kon- und SW-Abbildungen. € 9,90 tieren in diesem Werk den aktuellen im eisigen Not- takt. Der Überlebende des „Wun- Erhältlich im Museumsshop Forschungsstand über die Anfänge biwak. Er stellt ders vom Dachstein“ liebt es nach Schloss Trautenfels und im Buch- der Metallzeiten im Bezirk Liezen. Sie s i c h e i n e m wie vor, ausgedehnte Trips in die handel beschreiben das umfassende Bild einer beispiellosen Gebirge und Nationalparks der USA wirtschaftlich prosperierenden, über- Überlebens- zu machen. Heute vorwiegend mit Bergbau und Verhüttung stellten regional vernetzten Montanregion. kampf. Mit dem Mountainbike. neben der Land- und Forstwirt- einem zer- schaft wesentliche Lebens- trümmerten „Ich kann nicht mehr län- grundlagen der Bevölkerung des Oberschen- Bezirkes Liezen dar. Erz- und Herzliche Einladung kel, einem ger durchhalten, und jetzt Minerallagerstätten wurden zur Buchpräsentation gebrochenen fürchte ich, dass sogar teilweise schon um 4000 v. Handgelenk meine sterblichen Über- Chr. beginnend wirtschaftlich Der Beginn der Metallzeiten im Be- und schwe- zirk Liezen – eine montanarchäolo- reste hier unentdeckt genutzt. Sie beschleunigten ren Rippen- die Entwicklung des Gebietes gische Dokumentation von Hubert prellungen. zurückbleiben. Auf Wie- und prägten das kulturelle Er- Preßlinger und Clemens Eibner Cichowicz dersehen meine wahre scheinungsbild der Region. kann sich Liebe.“ Bereits um 2000 v. Chr. war Schloss Trautenfels, Seminarraum nur von der Aus dem Tagebuch von Kenneth die Bevölkerung durch Handel Donnerstag, 4. Dezember, 19 Uhr linken Kör- Thomas Cichowicz und Austausch von Waren Eintritt frei perhälfte und Wissen mit weiten Teilen

22 23 Rückblick | Einblick | Ausblick

Blick in den Marmorsaal mit der Sonderausstellung „Hauslandschaften“ Sonderausstellung „Hauslandschaften“ Modelle von Bauernhäusern und Almhütten aus dem Ennstal Barocke Deckenfresken, Stuckarbeiten, Fliesen aus Marmor die mit handwerklichem Geschick und viel Geduld diese und 41 ausgewählte Objekte des Krippenvereins Stein an der modellhaften Bauten hergestellt haben. Enns erzeugten im Marmorsaal von Schloss Trautenfels in Die Sonderausstellung „Hauslandschaften“ wurde anlässlich den Monaten September und Oktober eine ganz besondere des 15-Jahr-Jubiläums des Krippenvereins Stein an der Enns Atmosphäre. Die verschiedenen Nachbauten von Bauern- konzipiert und von 14. September bis 31. Oktober 2014 häusern, Almhütten, Kirchen, Kapellen und Schlössern präsentiert; sie weckte großes Interesse und wurde von spiegeln einerseits die „Hauslandschaften“ des Ennstales über 5000 Menschen besucht. und der angrenzenden Regionen wider, andererseits die persönlichen Intentionen der Erbauerinnen und Erbauer, www.krippenverein-stein-enns.at

Dorfkrippe Weißenbach bei Haus (Detail), Nachbau von der Dorfge- Huberalm im Sattental (Detail), das Original entstand aus zwei Troad- meinschaft | Alle Fotos: E. Reichenfelser kästen, Nachbau von Nicole Kornberger

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