Z E I T S C H R I F T D E R HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER „FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY“ L E I P Z I G

HMT AKTUELL Neue Projektreihe Mendelssohn-Autograph „Bach in der Box“ bei Sotheby’s ersteigert BERICHTE AUSSERHALB HMT-Studierende protestieren „Dein Schweigen“ beim gegen Mittelkürzungen Hörspielsommer erfolgreich

B E R I C H T E PERSONALIA 2. HMT Jazzfest 2010 Ursula Kynast – Erinnerungen an 31 Jahre HMT als Nabel der Schauspielschul-Theaterwelt ournal j MT

BEILAGE Wiederwahl und feierliche Investitur des Rektors

3 0 | 2 0 1 1 WINTERSEMESTER Prof. Robert Ehrlich INHALT

Editorial 3

HMT AKTUELL HMT ersteigert Mendelssohn-Autograph 4 Kooperationsvertrag zur Erweiterung der Mendelssohn-Orchesterakademie unterzeichnet 7 Fotoimpressionen von den Bauarbeiten im Kammermusiksaal/Probesaal 8 MENTOSA – was ist denn das? 10 Blogger an der HMT 11 Was ist überzeugend? – Protest gegen Kürzungen 13 Die Lehraufträge und das liebe Geld 15 Christine Raphael Stiftung pflegt Œuvre von Günter Raphael 16 Meine Humboldt-Zeit an der HMT 17 Vergessene Jubiläen II – Marguerite Monnot 20 Rückblicke auf das Wirken von Prof. Dr. h. c. Joachim Herz 21 Aufruf: Ärzte gesucht! 22 Neuer Studentenrat der HMT gewählt 22

ALUMNI NACHRICHTEN Die Anfänge der Gruppe Junge Musik – in memoriam Eberhard Klemm 24

BERICHTE

journal MÄRZ – Hochschulübergreifendes Seminar HüS zu Gast an der HMT 26 APRIL – Der sächsische Schumann – Schumann in Dresden und Leipzig 28 MAI – Das Opernprojekt 2010 der HMT in Bildern 30 MAI – Workshop mit Prof. Dr. Clive Brown, Leeds 31

WINTERSEMESTER MAI – HMT-Bayreuth-Stipendiaten 2010 gekürt 32

MAI – 2. HMT Jazzfest 2010 33 JUNI – Leipzig als Nabel der Schauspielschul-Theaterwelt 36 JUNI – MEFALE-Kinder der UL zu Gast an der HMT 39 JULI – Meisterkurs mit Robert Levin 40 JULI – Sommertheater 2010 41 JULI – Robert Schumanns Requiem an der HMT 43 Young Concert Artists European Auditions 2010 44

3 0 | 2 0 1 1 SEPTEMBER – MT SEPTEMBER – Auch Dozenten sind wissbegierig 45 OKTOBER – Neue Projektreihe Bach in der Box 46 OKTOBER – Meisterkurs mit Prof. Jacques Rouvier 48 NOVEMBER – Gedenkkonzert für Prof. Achim Beyer 49 APRIL–DEZEMBER – 2010 – ein Jahr voller Jubiläen für Kunstlied-Liebhaber 49 NOVEMBER – Der gestiefelte Kater von César Cui 50 DEZEMBER – Robert Schumann: Genoveva – konzertante Aufführung 51

BERICHTE AUSSERHALB Max-Reger-Forum München und Leipzig 2010 52 „Oh, so eine Flöte …“ – Das Projekt Zauberflöte 53 Barocke Power wiederentdeckt – Die lybische Talestris 54 Das Hörspiel Dein Schweigen beim Hörspielsommer Leipzig 56

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 1 INHALT

Vorgestellt: Der Liveclub Telegraph 57 Herausgeber Die Schwedenreise des Kirchenmusikalischen Instituts 58 Der Rektor der Hochschule Mit Glöckchen hintendran – Ein Signal für die euro-scene Leipzig 59 für Musik und Theater, AlteMusik-JamSession 60 Prof. Robert Ehrlich Monster, Mythen, Mutationen – Dramaturgiestudierende am Limit 60 Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung 62 REDAKTION Konzert und Workshop an der JiangSu Drama School Nanjing 62 Birgit Hendrich/Leitung Gilda Abbey AUS DEM FREUNDESKREIS 64 Martina Föhrig Annika Hertwig NOTIZEN 65 Dr. Steffi Jopke Kerstin Scholz PERSONALIA

WINTERSEMESTER Neu an der HMT 68 Redaktionsschluss

Rektor und Prorektoren an der HMT Leipzig neu gewählt 71 15. Dezember 2010 Neue Professuren 71 Verabschiedet 72 Anschrift der Redaktion Ursula Kynast – Mein Arbeitsleben in der Hochschule von 1979 bis 2010 73 Grassistraße 8 Zum 70. Geburtstag von Prof. Hans-Joachim Beyer 76 04107 Leipzig Nachruf auf Dr. Peter Zahn 76 Tel. (0341) 2144 645 „Überraschung!“ – Abschiedskonzert für Prof. Dirk Vondran 77 Fax (0341) 2144 521 3 0 | 2 0 1 1 [email protected] NEUERSCHEINUNGEN 77 www.hmt-leipzig.de

VORSCHAU Layout You Can’t Stop The Beat – Hochschulprojekt der FR Gesang graphik/design Jürgen B. Wolff Popularmusik-Jazz/Musical 79 Dresdner Requiem von Rudolf Mauersberger 80 Herstellung PögeDruck Leipzig-Mölkau

BEILAGE: Hinweis Mit vollem Namen gekenn- FEIERLICHE INVESTITUR DES REKTORS PROF. ROBERT EHRLICH zeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers oder Begrüßung durch Dr. h. c. Eckart Hien – Vorsitzender des Hochschulrates 2 der Redaktion wieder. Kürzungen und Antrittsrede von Prof. Robert Ehrlich 5 redaktionelle Änderungen behält sich Bin ich schon Rektor oder noch nicht? Vom alten zum neuen Rektor 12 die Redaktion vor.

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Editorial

Grußwort des Rektors

Sehr geehrte, liebe Leserinnen und Leser des MT-Jour- rungen am Ende natürlich ein Gewinn für die HMT). Die nals, Gremiumsmitglieder der akademischen Selbstverwaltung es geschah am frühen Morgen vor Beginn der ersten Se- mussten sich ebenso wie unsere Freunde und Kollegen in natssitzung des Wintersemesters, als ich in der Cafeteria im fast allen anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen in Haus Dittrichring 21 einen Studenten die Hookline aus Sachsen intensiv mit den Sparplänen der Staatsregierung You can’t always get what you want pfeifen hörte. So breit auseinandersetzen (und mit dem vorhersehbaren, aber noch muss ich ihn wohl angegrinst haben, dass er – offenbar ent- nicht abzuschätzenden Verlust für die HMT). Die gesetz- geistert – sofort aufhörte zu pfeifen. „Beatles oder Stones?“ geberische Reformwut ließ sich immer neue Torturen ein- – Diese schlichte Frage war im späten 20. Jahrhundert fallen – zuletzt (und zu kurzfristig, um in diesen Seiten ei- ungefähr so entlarvend wie „Brahms oder Wagner?“ hun- nen angemessenen Niederschlag zu finden) die plötzliche dert Jahre zuvor; am falschen Ort zur falschen Zeit die Abschaffung der erst kürzlich eingeführten Bachelor- und falsche Antwort zu geben, konnte unangenehme Folgen Master-Studiengänge im Lehramtsstudium bzw. die über- haben. Als bekennender Beatles-Freund musste ich mehr stürzte Wiedereinführung der Staatsexamina in diesem Be- als einmal auf dem Schulhof den Wahrheitsgehalt der reich. Stones-Weisheit auskosten, dass man nicht immer das be- Nein, die HMT hat im Wintersemester 2010/11 nicht al- kommt, was man gerne hätte. You can’t always get what you les bekommen, was für ihre Studierenden und für ihre Be- want ist wirklich nicht das tollste Lied der Stones (dies legschaft wünschenswert gewesen wäre. Es war aber schon schienen auch die Marketingleute von Decca zu verste- immer entscheidend, was man aus einer gegebenen Situa- hen, wurde es doch zunächst 1969 als B-Side zu Honky tion macht. Die nachfolgenden Berichte und Nachrichten Tonk Women veröffentlicht). Ein echter Ohrwurm ist es zeugen davon, dass das HMT-Glas – dank der Leiden- trotzdem; seit jenem Oktobermorgen begleitet es mich im- schaft und des Engagements unserer Mitglieder und Ange- mer wieder als kleines akustisches Maskottchen gegen hörigen – deutlich mehr als nur halb voll ist. kleinere und größere Widrigkeiten des Hochschulalltags. Neben allen guten Nachrichten berichtet diese Ausgabe Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen des MT-Journals auch von einzelnen weniger ange- Ihr nehmen Aspekten des vergangenen Halbjahres. In zwei Häusern fanden umfangreiche Baumaßnahmen statt (trotz aller damit verbundener Unannehmlichkeiten und Entbeh-

Liebe Leserinnen und Leser, als ich am 12. Mai 2010 die Elternzeitvertretung für Dr. Robert Ehrlich statt, und schon war das Wintersemester Katrin Schmidinger in der Pressestelle der HMT über- 2010/11 in vollen Gängen… nahm, waren es noch zwei Tage bis zur Premiere unserer Von all dem wird im vorliegenden MT-Journal berich- Opernproduktion Così fan tutte, die in fünf Vorstellungen tet und auch von den zahlreichen anderen Ereignissen und vor vollem Haus im Großen Saal lief. Zwei Wochen später Neuigkeiten von Lehrenden, Studierenden sowie aus der war das 2. HMT Jazzfest bereits Geschichte, und auch im Verwaltung der Hochschule in den vergangenen sieben Juni blieb es spannend mit der Wahl des Rektors und der Monaten. Prorektoren, der Aufführung der Lybischen Talestris der Ich freue mich, dass ich an all dem teilhaben durfte und Fachrichtung Alte Musik im Rahmen des Bachfestes, auf alles Kommende, wünsche Ihnen allen ein gesundes, kündigte sich das Sommertheater der Schauspielstudieren- gutes und erlebnisreiches neues Jahr und bin schon ge- den an … Das Sommerloch fiel in der Pressestelle aus, spannt auf Ihre Anregungen, Fragen und Meldungen per denn am 23. August 2010 konnte die HMT gemeinsam mit Mail, telefonisch oder mündlich – schauen Sie doch einmal dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig die im Juni er- in der Pressestelle im Zimmer 109a der Grassistraße 8 vor- steigerten Mendelssohn-Autographe in einer viel beachte- bei! ten Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentieren. Am Birgit Hendrich 7. Oktober 2010 fand die Investitur unseres Rektors Prof. Pressereferentin

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HMT ERSTEIGERT MENDELSSOHN-AUTOGRAPH

elix Mendelssohn Bartholdy hat in seinem Wochen die Kultur-Stiftung der Länder, der Freundeskreis kurzen Leben viel geschrieben. Dies gilt für der Hochschule für Musik und Theater sowie Firmen und F Privatpersonen gewonnen werden. Dieses Engagement für sein kompositorisches Schaffen genauso wie Belange der Leipziger Kultur knüpft in erfreulicher Weise für seine Korrespondenz. Über 5 000 Briefe von an Mendelssohns Zeiten an. Sowohl das Gewandhausor- chester als auch das Leipziger Konservatorium profitierten Mendelssohn sind erhalten; die überlieferten immer im großen Stil von der Unterstützung Leipziger 7 000 Gegenbriefe geben Hinweise auf zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. Mit der entsprechenden finanzi- weitere nicht mehr nachweisbare Schreiben. Von ellen Ausstattung beteiligte sich der Rektor Prof. Robert Ehrlich dann am 9. Juni 2010 an der Auktion in London – daher tauchen immer mal wieder Mendelssohn- ein Ereignis, das von vielen mit Spannung online verfolgt Dokumente im Antiquariats- und Auktionshandel wurde. Es dauerte nur wenige Minuten und die Hochschu- auf, darunter manches Stück, von dem bis dato le durfte das Manuskript ihr eigen nennen. Inzwischen ist die Handschrift in Leipzig angekommen und konnte ein niemand ahnte, dass es jemals existierte. wenig genauer studiert werden. Mendelssohn-Briefe haben einen hohen ästhetischen Im Katalog der Sommer-Auktion des renommierten Lon- Wert. Das Gleichmaß seiner geschwungenen, schlanken, doner Auktionshauses Sotheby’s erschienen gleich zwei klaren Schrift ist unmittelbar ansprechend. Die erworbene Mendelssohn-Autographe, die die Aufmerksamkeit Leip- Handschrift ist jedoch ein Entwurf und bei ihrem Studium ziger Mendelssohn-Kenner auf sich zogen. Eine der Hand- mag man schier verzweifeln, ist sie doch übersät mit Strei- schriften – Los 55 – weckte ein unmittelbares Interesse der chungen einzelner Wörter und ganzer Passagen, kleinen Verantwortlichen unserer Hochschule. Die Beschreibung Ergänzungen zwischen den Zeilen, großen Einfügungen des Manuskripts lautete wie folgt: mit unterschiedlichsten Verweisungen. Mendelssohn teilte die meisten Blätter in zwei Spalten, wobei er die linke Spal- Important eleven-page autograph draft of a petetion to te kontinuierlich beschrieb und die rechte Spalte für Ver- Friedrich August II. of , unpublished, proposing the besserungen und Erweiterungen nutzte. Ferner verwende- creation of a music conservatory at Leipzig, signed ,FMB‘. te er für das Konzept Papierreste, die zum Teil bereits andere Texte enthielten oder später auch für weitere Noti- Schnell stellte sich heraus, dass es sich um einen bisher un- zen genutzt wurden. Die Rekonstruktion des Dokuments bekannten Briefentwurf Mendelssohns ist damit ein Puzzlespiel, das einmalige an den sächsischen König handelte, in Die Hochschule für Musik Einblicke in Mendelssohns Gedanken dem der Komponist erstmals seine Idee und Theater Felix Men dels- liefert und das Ringen um die richtigen der Gründung eines Konservatoriums soh n Bartholdy dankt: Argumente und Formulierungen des in Leipzig thematisiert. Es erschien angeblich so routinierten Briefeschrei- wünschenswert, die Handschrift für Kulturstiftung der Länder bers eindrucksvoll veranschaulicht. den Archivbestand unserer Hochschu- Am 13. Februar 1839 war in Leipzig le, der bereits einige Mendelssohniana Sparkasse Leipzig der Oberhofgerichtsrat Heinrich Blüm- und andere Dokumente aus der Grün- ner, langjähriges Mitglied der Gewand- dungszeit der Einrichtung umfasst, zu Leipziger Stadtbau AG haus-Direktion, gestorben. Er hinter- erwerben. ließ ein Legat von 20 000 Talern, das für Der Ankauf herausragender Manu- Aengevelt Immobilien eine künstlerische oder wissenschaft- skripte und die Beteiligung an einer liche Bildungsanstalt in Sachsen einge- Auktion erfordern heutzutage eine Fi- Prof. Monika Harms setzt werden sollte. Es stand dem säch- nanzierung, die außerhalb des regu- sischen König Friedrich August II. zu, lären Haushalts abgesichert ist. Für die Freundeskreis der über die Verwendung des Geldes zu finanzielle Unterstützung zur Erwer- Hochschule für Musik und verfügen. Der Gewandhauskapellmei- bung der Mendelssohn-Handschrift Theater Leipzig e.V. ster Felix Mendelssohn Bartholdy reali- konnten in den sich anschließenden sierte bald, dass das Legat eine vermut-

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lich einmalige Chance bot, in Leipzig eine Ausbildungs- delssohns Ästhetik und Kunstverständnis und seinen Blick stätte für Musik zu schaffen. auf die zeitgenössische Musikszene. Im zweiten Schritt Das bei Sotheby’s erworbene Dokument, das wohl im zeigt Mendelssohn die Ausbildungssituation für junge Mu- März 1840 entstand, stellt Mendelssohns ersten Versuch siker auf, die sich aufgrund verschiedener gesellschaft- dar, für seine Idee beim König zu werben. Es steht im Zu- licher Veränderungen gegenüber vergangenen Jahrhun- sammenhang mit zwei weiteren Skizzen, die sich heute in derten und Jahrzehnten nachhaltig gewandelt hatte. der Bodleian Library in Oxford befinden. Dem Briefent- Besonders klar beschreibt er das Dilemma, dass junge Ta- wurf beigefügt ist ein Konzept für die „Grundlinien einer lente aus „niederen Classen“ sich keinen Privatunterricht von dem Blümnerschen Legat in Leipzig zu errichtenden leisten könnten, begabte Musiker jedoch nicht unentgelt- Musikschule“, das bereits ziemlich konkrete Gedanken für lich unterrichteten, da sie selbst finanziell nicht hinreichend die Institution enthält. Doch mit welchen Argumenten abgesichert seien „und so entbehren meist beide Theil, er- plant der Kapellmeister sich an die höchste politische In- stere den ersehnten Unterricht, letztere die Gelegenheit stanz des Landes zu wenden? ihre Kenntnisse u. Erfahrungen fortzupflanzen u. mitzu- theilen.“ Mehrfach betont Mendelssohn die Notwendig- „Eurer Majestät keit, in der gewünschten Ausbildungsstätte das Unterrich- wage ich eine ehrfurchtsvolle Bitte vorzulegen, durch deren tentgelt niedrig anzusetzen, um alle potentiellen Kandidaten huldreiche Gewährung den Künsten dieses Landes, deren zu erreichen. Von Anfang an spürte Mendelssohn offen- erhabenster Schutz in Er. Maj. Händen ruht, eine neue Stütze, sichtlich die Gefahr, dass der König auf die Idee kommen neue Anregung u. Belebung zu Theil werden würde.“ könne, sich in Dresden mit dem Konservatorium zu schmü- cken. Und in der Tat wurde im Laufe der Jahre des Ringens Mendelssohn eröffnet seinen Brief mit einer Beschreibung um die Einrichtung ein entsprechender Wunsch von Seiten des Musiklebens in Sachsen und Deutschland und hebt die Friedrich August II. auch artikuliert, den der Leipziger lange Tradition dieser Kunst im Land hervor. Er betont, Gewandhauskapellmeister jedoch umgehend abschlägig dass hier über Jahrzehnte eben die „wahre Kunst“ gepflegt beschied. So erläutert Mendelssohn in seinem Briefentwurf worden sei, die zur allgemeinen Bildung gehöre und nicht ausführlich, aus welchem Grunde gerade Leipzig als nur „augenblickliches Vergnügen“ biete. Ihre Absicherung Standort einer höheren Bildungsanstalt für Musik geeignet sei für die Gesellschaft wichtig, denn allenthalben zeigten sei. Er führt die zahlreichen musikalischen Einrichtungen sich Anzeichen des Niedergangs, Strömungen einer nie- und die Konzerte und Kirchenmusiken, „die ein Bildungs- deren Kunst, bei der das „technisch-mechanische“ Können mittel für junge Musiker“ seien, an, hebt die Universität im Vordergrund stünde. Die Ausführungen erhellen Men- hervor, „die bereits ein Mittelpunct bildsamer junger Män-

Pressekonferenz zur Präsentation der Mendelssohn- Autographe am 23.8.2010 im Musik- salon, Dittrichring 21 v.l.: Dr. Barbara Wiermann (Leiterin der HMT-Bibliothek), Kerstin Sieblist (Kuratorin für Musikgeschichte im SML), Prof. Robert Ehrlich (Rektor der HMT Leipzig), Isabel Pfeiffer-Poensgen (Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder), Dr. Volker Rodekamp (Direktor

Foto: BU SML)

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ner“ sei und betont die Tatsache, dass in der Stadt, abgese- hen von der Musik, wenig öffentliche Vergnügungen statt- fänden, so dass „weniger Störung zu befürchten wäre.“ Er schließt mit einem beeindruckenden Lob auf die Musik- stadt Leipzig:

„In den letzten 50 Jahren, die für Entfaltung der Musik wohl die bedeutendsten im Laufe der Zeiten gewesen sein mögen, hat sich diese Stadt [Leipzig] durch die beständige Anerken- nung des Schönen u. Großen in der Musik, durch die rege Theilnahme mit der es die Hauptwerke derselben oft zuerst Das von in Deutschland anerkennt, u. durch die Sorgsamkeit womit es Mendelssohn sie zur Ausführung bringt einen bedeutenden Platz unter den Bartholdy musikal. Städten eingenommen. Möchte ihm der Fortschritt gegründete auf einer solchen Bahn, erleichtert u. ihm die Mittel gegeben Leipziger Kon- werden, auch auf jüngere Generationen den Sinn für hohe servatorium, und wahre Kunst zu übertragen und somit für die Zukunft

1882 der Kunst so wesentlich u. erfolgreich zu wirken, wie es für Foto: archiv die Vergangenheit geschehen ist.“

Das eigentliche Anliegen, die Widmung des Blümnerschen Das am 9. Juni 2010 bei Sotheby’s erworbene Doku- Legats für ein zu gründendes Konservatorium, formuliert ment ist ein Entwurf, dem ein zweites deutlich knapperes Mendelssohn der Etikette entsprechend vorsichtig. Im Konzept folgte (heute Bodleian Library, Oxford). Eine Briefentwurf finden sich mehrfach Passagen, in denen er Reinschrift des Textes hat Mendelssohn nicht angefertigt; hervorhebt, dass ihm persönlich durch eine derartige An- der Brief an den König wurde nie abgeschickt. Stattdessen stalt keine Vorteile entstünden. Gleichzeitig legt er dar, wie begann Mendelssohn in unmittelbarer zeitlicher Nähe mit Blümner sich Zeit seines Lebens für die musikalischen Be- Textentwürfen, die an den Kreisdirektor Johann Paul von lange der Stadt einsetzte, „daß also eine derartige Verwen- Falkenstein gerichtet waren, der das Königshaus in Leipzig dung ohne Zweifel dem Sinne des Stifters entsprechen“ vertrat (heute Bodleain Library Oxford und Heinrich- würde. Heine-Institut Düsseldorf). Verschiedene Gedanken aus Die angefügten Grundlinien dokumentieren dann, wie dem vorgestellten Briefentwurf sind schließlich in das konkret Mendelssohns Pläne zum Zeitpunkt dieses ersten Schreiben an von Falkenstein eingegangen, dessen letzt- Schriftstücks bereits waren. Lässt eine endlich abgeschickte Reinschrift auf den durchgestrichene Briefpassage noch ver- 9. April 1840 datiert ist (heute Haupt- muten, dass Mendelssohn die Ausbil- staatsarchiv Dresden). Es dauerte weitere dungseinrichtung ursprünglich als Teil des drei Jahre, bis das Leipziger Konservato- Gewandhausorchesters anlegen wollte, rium am 2. April 1843 eröffnet werden spricht er in Paragraph 1 der Grundlinien konnte. eindeutig von einem „selbständigen Insti- tut“. In zehn weiteren Paragraphen legt er Als kleine Ergänzung zum Schluss: Am 9. die Struktur des Konservatoriums dar, bie- Juni 2010 wurde die zweite bei Sotheby’s tet einen Finanzierungsplan und erläutert, angebotene Mendelssohn-Handschrift – welche Lehrenden erforderlich sowie wel- Briefentwürfe an den Rat der Stadt Leip- che Lehrinhalte zu vermitteln seien. Am zig – vom Stadtgeschichtlichen Museum Rande verweist er auf die notwendige Im- Leipzig (SML) erworben. Alle Doku- mobilie, die er mit gewisser Selbstver- mente wurden am 23. August 2010 in Mendelssohns ständlichkeit von der Stadt erwartete, und einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit Handschrift auf praktische Dinge wie Mobiliare, musi- vorgestellt. kalische Instrumente und Bücher. Men- Dr. Barbara Wiermann, delssohn zeigt sich hier als Visionär und Leiterin der HMT-Bibliothek großes Organisationstalent.

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Kooperationsvertrag zur Erweiterung der Mendelssohn-Orchesterakademie zwischen Gewandhaus zu Leipzig und der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig unterzeichnet

m Oktober 2010 unterzeich- v.l. Lukas Ineten Gewandhausdirektor Beno, Prof. Robert Prof. Andreas Schulz und Prof. Ehrlich, Prof. Robert Ehrlich, Rektor der Hoch- Andreas Schulz, schule für Musik und Theater Prof. Hanns- Felix Mendelssohn Bartholdy Martin (HMT) Leipzig, im Beisein von Schreiber Lukas Beno vom Orchestervor- stand des Gewandhausorches- H ters und Prof. Hanns-Martin Foto: B Schreiber, Prorektor für Künst- lerische Praxis der HMT Leipzig, Die Mendelssohn-Orchesterakademie studiengang wurde die traditionsreiche ist eine Kooperation der HMT Leipzig Beziehung zwischen beiden Häusern eine Vereinbarung über die mit dem Gewandhausorchester zu wieder stärker akzentuiert. Damit Erweiterung der Kooperation Leipzig. Die Verbindung zwischen der wurde in Deutschland erstmalig eine im Rahmen der Mendelssohn- heutigen Hochschule und dem Ge- derart gestaltete Kooperation zwischen wandhaus besteht bereits seit Grün- einer Hochschule und einem Spitzen- Orchesterakademie. Ab dem dung des Leipziger Konservatoriums orchester ins Leben gerufen. Wintersemester 2010/11 wird im Jahre 1843 und wurde maßgeblich Die Mendelssohn-Orchesterakade- zusätzlich zum bestehenden von Gewandhauskapellmeister Felix mie zeichnet sich besonders durch ih- Mendelssohn Bartholdy initiiert. Das ren unmittelbaren Praxisbezug aus: So Meisterschülerstudium (für Konservatorium befand sich damals erhalten die Akademisten Unterricht graduierte Studierende) eine noch im Hofgebäude des alten Ge- im Schwerpunktfach Orchesterpraxis wandhauses, bis 1887 das Gebäude in bei Mitgliedern des Gewandhausor- Akademieklasse für Studierende der Grassistraße eingeweiht wurde. chesters. Im Fach Kammermusik stu- ohne einen ersten Hochschul- Mit der Gründung der Orchester- dieren sie bei Lehrkräften der Hoch- abschluss eingerichtet. akademie 2004 zunächst als Aufbau- schule.

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Fotoimpressionen von den Bauarbeiten

m 4. August 2010 begannen Für die Erstellung des Gesamtprojektes 1. die gekühlte Luft vom Dach über die die Bauarbeiten im Kammer- (Schallschutzertüchtigung und Klimati- dritte und zweite Etage bis zum A musiksaal und Probesaal in sierung) zeichnen zwei Architekten in Kammermusiksaal in der ersten Etage der Grassistraße 8 mit dem Ziel einer enger Absprache mit der HMT und dem zu bringen, ohne dass der Unterrichts- Klimatisierung des Kammermusiksaales Amt für Denkmalschutz der Stadt betrieb eingeschränkt wird und ohne sowie der Ertüchtigung der Gebäude- Leipzig verantwortlich. zusätzliche zukünftige Geräuschbelas- gegebenheiten, um den Schallschutz Zusätzlich zu den Problemen, welche tung durch die Klimaanlage zwischen Probesaal und Kammermusik- eine Bestandsimmobilie mit sich bringt 2. innerhalb der statischen Gegeben- saal zu verbessern. (und die schon damit beginnen, dass heiten des Gebäudes einen Fußboden- Um diese Ziele zu erreichen, wurde Gebäude- und Konstruktionszeichnungen aufbau zu konstruieren, welcher zum extra ein Ingenieurbüro für Akustik und nicht vollständig vorliegen usw.) fand einen die Schallschutzforderungen Schallschutz beauftragt im Vorfeld man an jeder Stelle, wo eine Wand, der erfüllt und zum anderen die Tragfähig- Messungen durchzuführen, um einen Fußboden oder die Decke geöffnet wur- keit des Fußbodens bzw. der Decke des speziellen Fußbodenaufbau zu konstru- den, unerwartete Gegebenheiten vor. Kammermusiksaales nicht übersteigt. ieren, der so noch nie gebaut wurde. Die zwei größten Herausforderungen waren:

Beteiligte Firmen: Architekten unter Einbeziehung des Denkmalschutzes, Fachplaner für Klimatechnik, Ingenieur- büro für Akustik und Schallschutz, Planungsbüro für Brandschutz, zwei Baufirmen für Hoch- und Tiefbau, Fachbetrieb für Klimatisierung, Fachbetrieb für Schreiner- und Kunst- tischlerei, Parkettleger, Dachdecker, Gerüstbauer, Maler, Orgelbauer

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im Kammermusiksaal / Probesaal

Eine weitere Herausforderung war, die Nachträglich stellte sich heraus, dass Nach Beendigung der Bauarbeiten wird finanziellen Vorgaben (Gesamtkosten in ein zusätzlicher Schallschutz für die die Orgel gereinigt und neu gestimmt. Höhe von 404 000 Euro) des Staatsbe- angrenzenden Räume, durch die die Ein Probelauf für die Klimaanlage wird triebes Sächsisches Immobilien- und Lüftungskanäle verlaufen (Büro des im April 2011 stattfinden. Baumanagement (SIB) und vom SMWK Prorektors für Lehre und Studium Prof. Die Bauarbeiten im Kammermusiksaal/ in Dresden einzuhalten. Durch zusätz- Kürschner sowie das Unterrichtszimmer Probesaal werden voraussichtlich am lich hinzugekommene Problemlösungen von Prof. Hörr), konstruiert werden 31. Januar 2011 beendet sein, so dass (nicht geplante, da nicht vorhergese- musste, um die Geräuschbelästigung so die Nutzung des Kammermusiksaales hene Baumaßnahmen im Bereich der gering wie möglich zu halten. (Hier voraussichtlich ab Februar 2011 wieder Statik und des Brandschutzes) liegen die musste die Hochschule selbst finanziell möglich sein wird. Gesamtkosten gegenwärtig bei einer tief in die Tasche greifen.) Roland Bier, Leiter des Summe von ca. 500 000 Euro. Im Kammermusiksaal wurde vorne auf Referats Innerer Dienst der Bühne eine zusätzliche Bühnenbe- leuchtung vorgesehen. d Bier n ola R Fotos:

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MENTOSA – was ist das denn?

Klingt nach Kaubonbon, leicht erweitert …“ – „Schon wieder eine Abkürzung, mir der niemand etwas anfangen kann …“ – So oder ähnlich lauten die Kommentare, die mir in den letzten Tagen und Wochen nicht selten begegnet sind.

ie Assoziation zu erfrischendem nen an den staatlichen Musikhochschu- Das Gesamtprojektziel von MENTOSA D Kaubonbon mag gar nicht so len mit 57 Prozent die Mehrheit dar, je- besteht darin, das kreative Potential be- schlecht sein: Es gibt ein neues Projekt doch beläuft sich die Zahl der im spä- gabter Hochschulabsolventen für den an der HMT Leipzig, das in Zeiten eines teren Berufsleben an Orchestern, Musik- Standort Sachsen zu nutzen. veränderten, hart umkämpften „Künst- schulen und Hochschulen weiblichen Be- Neben der individuell gestalteten lerarbeitsmarkts“ mit fehlenden festen schäftigten oder individuell geförderten Mentoring-Beziehung bietet MENTOSA Anstellungen, oftmals befristeten Be- Künstlerinnen auf lediglich 23,4 Prozent. mehrere Workshops an, in denen Schlüs- schäftigungsverhältnissen, einer freien Chancengleichheit und die Gleichwertig- selkompetenzen wie Karriereplanung, Szene, die Selbstmanagement in hohem keit weiblich und männlich konnotierter Selbst- und Zeitmanagement, Kommuni- Maße fordert, bei künftigen Absolventen Tätigkeiten, Kompetenzen und Lebens- kationstraining und Führungskompe- der HMT Fähigkeiten fördern möchte, die muster wird als Teil unserer gegenwär- tenz thematisiert werden – Kenntnisse, Künstlerinnen und Künstler als „Einzel- tigen Kultur betrachtet und sollte aus deren Vermittlung eine künstlerische kämpfer“ und professionelle Selbstma- diesem Grund Thema an jeder kultu- Hochschule nicht immer studienpro- nager benötigen. Denn gerade Berufsein- rellen Einrichtung sein. Mit dem MENTO- grammimmanent leisten kann. steigern fehlt es oftmals an einem Orga- SA-Programm soll vor allem eine Sensibi- Durch ein webbasiertes Mentoring- nigramm der professionellen Bezie- lisierung für Gender Mainstreaming so- Portal kann ein interdisziplinärer Infor- hungen und nützlichen Kompetenzen, wohl bei weiblichen als auch bei männ- mations- und Erfahrungsaustausch statt- die eigene Karriere voranzutreiben. lichen Projektteilnehmern erreicht wer- finden; es dient zugleich als Kontakt- Bis 2013 wird MENTOSA vom Europä- den. börse. Durch das Mentoring-Portal wird ischen Sozialfonds (ESF) und dem Frei- Auf der Beziehungsebene ist Mento- ein wesentlicher Beitrag zur späteren Er- staat Sachsen gefördert. Als Verbundpro- ring als Prozess zu verstehen, indem eine weiterung eines fach- und themenüber- jekt sollen synergetisch die Kompe- berufserfahrene Person (Mentor_in) ihr tenzen der beteiligten Hochschulen so- Wissen, ihre Erfahrungen und Fähig- wie Mentor_innen aus Unternehmen keiten mit einer weniger erfahrenen Per- Wer sich für das Projekt interessiert, und Institutionen der Wirtschaft, Ver- son (Mentee) teilt und in der beruflichen findet alle Informationen auf der waltung, Wissenschaft, Kunst und Kultur und persönlichen Entwicklung unter- HMT-Homepage unter folgendem zusammengeführt werden. Am Projekt stützt. Im Gegenzug bereichert die oder Link: www.hmt-leipzig.de/index. beteiligt sind neben der HMT Leipzig die der Mentee ihre_n Mentor_in beispiels- php?mentosa-1 Hochschule für Musik Carl Maria Weber weise mit neuen Sichtweisen und Ideen Dresden, die Universität Leipzig (Univer- und verhilft im Gespräch Reflexionsver- Wer sich bewerben möchte, kann sitätsklinikum und geisteswissenschaft- mögen und Kommunikationsfähigkeiten die nötigen Unterlagen auch auf liche Fachrichtungen), die Technische zu steigern. Dieser generationsübergrei- der Hochschul-Homepage abrufen: Universität , die Westsächsi- fende, wechselseitige und möglichst hie- www.hmt-leipzig.de/index. sche Hochschule Zwickau und schließlich rarchielose Dialog findet auf einer infor- php?Bewerbung-fuer-Mentees die Hochschule Mittweida, der die Ge- mellen Ebene statt. Mentees bekommen samtprojektleitung obliegt. einen verstärkten Zugang zu relevanten Kontakt: Wissenschaftlich begleitet wird MEN- Netzwerken und Kontakten. Welche In- MENTOSA-Hochschulkoordinatorin TOSA durch das Zentrum für Frauen- und halte besprochen werden, entscheiden Carmen Maria Thiel, M.A. Geschlechterforschung (FRAGES) der die Kooperationspartner individuell. Da- Tel. 0341 2144 628 oder 629 Universität Leipzig. bei liegt es primär am Mentee die Ziele Fax 0341 2144 624 Ein das gesamte Programm begleiten- und Mittel zu definieren und einzufor- Zimmer 104 de Querschnittsthema ist Gender Main- dern, die für eine erfolgreiche Mento- [email protected] streaming. Auch im Kulturbetrieb zeich- ringschaft notwendig sind – hier ist hun- hausinternes Postfach: G 033 nen sich hierarchische, zumeist männ- dertprozentige Eigeninitiative gefragt: Sprechzeit dienstags 10 –11 Uhr lich dominierte Strukturen ab. Laut Mentor_innen öffnen Türen, durchgehen oder nach Absprache Deutschem Musikrat stellen Studentin- müssen Mentees selbst.

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Blogger_an_der_HMT

un hat die Fachrichtung Komposition/Tonsatz unter der Adresse http://eakblog.hmt-leipzig.de das Experiment N „Blog“ gewagt! Damit ist sie – stellvertretend für die gesamte Hochschule – Wegbereiter für eigene öffentliche Web- greifenden Netzwerks und zur Nachhal- 2.0-Inhalte und beschreitet den Weg der elektronischen Lehr- tigkeit der Netzwerkarbeit geleistet. und Lernunterstützung weiter. Im September dieses Jahres startete das MENTOSA-Programm an der HMT Wer kurz bei Wikipedia vorbeischaut, wird folgendes dazu fin- mit dem ersten von drei Mentoring- den: „Ein Blog […] ist ein auf einer Website geführtes einseh- Durchläufen. Aus den Bewerber_innen bares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, wurden je fünf weibliche und männliche der Web-Logger, kurz Blogger, Aufzeichnungen führt, Sachver- Studierende aus den Fachrichtungen Dramaturgie, Jazz | Popularmusik instru- halte protokolliert oder Gedanken niederschreibt.“ mental, Schulmusik, klassischer Gesang | Musiktheater, Streichinstrumente | Har- Wir konnten Herrn Prof. Ipke Starke (Studiendekan der Fach- fe und Alte Musik ausgewählt. Für ein richtung Komposition/Tonsatz), Herrn Simon Gude (Systemad- knappes Jahr profitieren unsere Mentees ministrator der Hochschule) und Herrn Egor Poliakov (Student von den Angeboten des Projekts. Sie er- der Meisterklasse Elektroakustische Musik) zum erfolgreichen halten dabei einen Einblick in die Arbeit bzw. den Arbeitsplatz einer Fach- oder Start gratulieren und ihnen einige Fragen stellen: Führungskraft, Informationen zu infor- mellen Mechanismen und Spielregeln in der Arbeitswelt, eine emotionale Stär- Was waren Ihre Intentionen für dieses Projekt? kung und Beratung beim Realisieren der IPKE STARKE: Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, schnell auf relevante eigenen Ziele und Ideen und einen in- Fragen und Ideen reagieren zu können, und das nicht nur innerhalb eines klei- haltlichen und/oder künstlerischen Aus- nen, geschützten Kreises, sondern wirklich in der Öffentlichkeit. tausch. EGOR POLIAKOV: Ich wollte ausprobieren, ob man auch in dem institutio- Zu den Mentor_innen, die sich im nellen Bereich die neuen Medien wie soziale Netzwerke erfolgreich einsetzen ersten Durchlauf engagieren, gehören kann. Des weiteren wollte ich eine Plattform schaffen, die kostenlos die Lernin- David Timm (Universitätsmusikdirektor), halte sowie Musik, Noten und wissenschaftliche Texte zur Verfügung stellt. Franziska Severin (Direktorin der Oper IPKE STARKE: Ja, Sie haben da erfreulicherweise sehr insistiert – und als die Leipzig), Jürgen Zielinski (Theater der rechtlichen Fragen geklärt waren und das Rektorat für das Projekt gewonnen Jungen Welt), Ivo Klingauf (IK Musikma- war, konnten wir starten. nagement), Helgard Haug (Rimini Proto- koll), Dr. Steffen Lieberwirth (MDR), Dr. Welche Zielgruppe wollen Sie mit dem Blog erreichen? Grit Lemke (DokFestival Leipzig), Gesa EGOR POLIAKOV: Zielgruppe sind vor allem die Studierenden sowie alle mit Pankonin (impressaria kultmanagement), dem Internet vertrauten Menschen, die sich für elektronische Musik, insbeson- Prof. Richie Beirach (HMT Leipzig) und dere Musikinformatik interessieren. Kai-Erik Ziegenrücker (HMT Leipzig). Ein- IPKE STARKE: Natürlich geht es in erster Linie um die Studierenden, die auch mal im Monat treffen sich Mentee und die Veranstaltungen besuchen, die der Blog begleitet. Die meisten Themen sind Mentor_in. aber von weiterreichendem Interesse, und auch für uns ist es wichtig, die Rück- Carmen Maria Thiel, kopplung eines größeren Publikums zu bekommen. Hochschulkoordinatorin MENTOSA, EGOR POLIAKOV: Durch Twitter und Facebook werden vor allem die in den und Dr. Ute Fries, Leiterin des Referats sozialen Netzwerken aktive Menschen gezielt erreicht. Studienangelegenheiten/IT-Dienste IPKE STARKE: Da bleibe ich allerdings etwas skeptisch. SIMON GUDE: Aufschlussreich ist ein Blick auf die Zahlen: Fast 60% der Nut- zer kommen aus der Apple/Mac-Welt und surfen den Blog mehrheitlich mit Fire- fox, Google Chrome oder Safari an. Es ist schon ein spezieller Blog, der aber auch durchaus allgemeinverständliche Themen behandelt. Es sollte eigentlich jeder mal vorbeisurfen.

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Wie zufrieden sind Sie mit dem Start des Blogs? Wer Hilfe bei einem technischen Problem benötigt, kann SIMON GUDE: Sehr. Seit Juli 2010 wurden bis heute hier fündig werden. Da es sich nicht um Unterhaltungslite- mehr als 4000 Wörter in über 15 Artikeln in neun unter- ratur handelt, können wir allerdings kaum erwarten, dass schiedlichen Kategorien veröffentlicht. Wir konnten einen nun jeder den Blog fiebernd verfolgt. Das ist bei dem dich- Anstieg der Zugriffe um mehr als 275% seit dem Start des ten Studienplan auch nicht immer möglich. Manchmal gibt Blogs verzeichnen. Wer kann bei diesen Zahlen nicht stolz es sicher ästhetische Vorbehalte, aber das macht die Sache sein? Wir sind es! nur aufregender. IPKE STARKE: Der Start verlief so gut, wie ein Start nur EGOR POLIAKOV: Die meisten sind sehr froh, dass durch verlaufen kann: keine Unfälle und steigende Aufmerksam- den Blog alle Lerninhalte sofort übers Internet zugänglich keit. Das ist ja vor allem Ihnen Beiden zu verdanken. sind. EGOR POLIAKOV: Danke, ich bin auch sehr zufrieden. Aber es bedarf unbedingt einer Umstellung auf neue Soft- Können Sie das Konzept „Blog“ anderen Fach- ware, um die Administration sowie die Beitragerstellung so richtungen und Instituten empfehlen? weit wie möglich zu vereinfachen. IPKE STARKE: Ja, ich kann das unbedingt überall dort SIMON GUDE: Ja sicher, ich arbeite ja schon daran! empfehlen, wo die Inhalte einen größeren Kreis interessie- ren und von den Anregungen und Kommentare eines größe- Wieviel Arbeit verursacht denn der Blog? Wussten ren Kreises von Lesern profitieren. Ich kenne keinen ein- Sie vorher schon, auf was Sie sich da einlas- facheren Weg der kurzfristigen inhaltlichen Distribution. sen? EGOR POLIAKOV: Unbedingt. Für Studierende wird das EGOR POLIAKOV: Ja, ich führe privat einige Blogs, konn- Internet zur einer immer attraktiveren Lernplattform. Das te aber bei weitem nicht erwarten, dass eak-blog so gut be- geplante Klangarchiv auf Basis von Soundcloud könnte zum sucht wird. Beispiel für die instrumentalen Fachrichtungen interessant IPKE STARKE: Offen gestanden hatte ich zunächst Beden- sein. ken wegen des möglicherweise hohen Aufwandes. Nun hat sich herausgestellt, dass der Arbeitsaufwand nur den Inhalt Und was planen Sie nun für die Zukunft? betrifft, die Software selbst funktioniert reibungslos und IPKE STARKE: Der Blog wird die Lehre weiter begleiten muss nicht gewartet werden. Sehe ich das richtig, Herr Gude? und als Kommunikationsmittel für fachliche Themen mani- SIMON GUDE: Ja, einmal eingerichtet, funktioniert das festiert werden. von selbst. Auch die Einrichtung ist unproblematisch, die Neuerscheinungen, Software-Updates, technische Kniffe, Software ist ja vorhanden. Ankündigungen und die ästhetische Debatte werden das STARKE: Damit ist der „Blog“ ein echtes Werkzeug für Bild bestimmen. uns geworden. EGOR POLIAKOV: Und wir wollen mehr wissenschaft- liche Beiträge schreiben, vor allem eine freie Sample-Library Was sagen die Studierenden Ihrer Fachrich- mit analogen und instrumentalen Klängen aus unserer Pro- tung dazu? duktion einrichten. IPKE STARKE: Diejenigen, die sich für die Thematik der IPKE STARKE: Gegenwärtig prüfen wir, inwieweit Blogs elektroakustischen Musik interessieren, lesen den Blog. für andere Bereiche der Fachrichtung interessant sein könnten – etwa Tonsatz, wenn die Möglichkeiten genutzt werden, Klänge, Noten oder Kommentare auf Video einzu- binden. Damit wäre der Blog eine gute, offene Ergänzung zur Lernplattform OPAL. SIMON GUDE: Aus IT-Sicht wird – ich habe es schon an- gedeutet – ein Wandel stattfinden. Da das Projekt als Ver- such gestartet wurde und zum Erfolg mutierte, gehen wir nun den nächsten logischen Schritt. Technologisch unter anderem durch manuelle Eingriffe in den Quellcode erwei- tert, stößt die momentane Installation des Blogsystems (Flatpress) an ihre Grenzen. Mit der geplanten Umstellung auf das Blogsystem Wordpress können wir dann die Dinge realisieren, an denen es jetzt noch krankt bzw. die jetzt nicht realisierbar sind. Wir hoffen, diese Umstellung im er- sten Quartal 2011 abgeschlossen zu haben und freuen uns sehr auf das neue System. Hinweis: http://eakblog.hmt-leipzig.de

 Wir danken für das Gespräch!

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Was ist überzeugend? Protest gegen beschlossene Kürzungen im Bereich Bildung, Kultur und Soziales in Dresden

s nahm seinen Anfang in der Senatssitzung vom 25. Oktober 2010, in welcher der Rektor Prof. Ehrlich den Senat und damit auch die anwesenden Mitglieder des EStudentenrates über die Pläne der sächsischen Regierung informierte, die finanziellen Mittel der Hochschulen in Zukunft stark zu kürzen und insbesondere über die Konsequenzen für die Lehraufträge an der HMT.

So war es für die Fachrichtung Schau- nahezu ausschließlich durch Lehrauf- unterbrachen und keineswegs nur be- spiel keine Frage, dass wir uns dem träge abgedeckt. So versammelten sich quem die kostenlos bereitgestellten Aufruf des Senats und dann auch des am 3. November 2010 fast alle Schau- Züge nach Dresden nutzen konnten, Studentenrates anschlossen, um ein spielstudierenden aller vier Studien- sondern sich aus eigener Tasche einen „klares und lautes Signal“ zu setzen ge- jahre, mehrere Kolleginnen und Kolle- Bus für die Fahrt nach Dresden und gen diese Politik. Diese Entschei- gen sowie Schauspieler aus Chemnitz, zurück nach Berlin organisiert haben. dungen treffen die Schauspielausbil- die am dortigen Studio mit den Studie- Die Signale waren also wirklich stark, dung an unserer Hochschule bis ins renden des jetzigen dritten Studien- wir trafen auf ca. 13 000 Menschen, Mark bzw. stellen sie gänzlich in Fra- jahres arbeiten, zu der landesweiten die ebenso wie wir empört waren über ge, denn das Studioprinzip, auf dem Demonstration in Dresden. Dass es al- die Kürzungspläne. Das Feedback vor das Schauspielstudium an unserer len ein dringendes Bedürfnis war, von Ort blieb ernüchternd, und bis jetzt Hochschule beruht, ist damit beson- uns aus ein Zeichen zu setzen, spiegelt auch die Reaktion der Regierung. ders betroffen. Die Ausbildung im sich u. a. in der Tatsache, dass die Stu- Gilda Abbey, dritten und vierten Studienjahr an den dierenden des ersten und zweiten Stu- Schauspielinstitut Hans Otto von uns ausgewählten Theatern wird dienjahres ihre Exkursion nach Berlin

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Lea Ruckpaul, Studentin des zweiten Der Wagen vor uns beschallt die Laufenden mit eben der Musik, zu der Studienjahres, schildert ihre Eindrücke wir gestern Nacht in Berlin getanzt ha- von der Demonstration und stellt ben. Was hat diese Musik zu sagen? Manchmal skandieren wir gemein- sehr persönliche Fragen … sam: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut.“ Und wahr- scheinlich würde ich mich dieses nichts ... 13 000 bedrohte existenzen lichkeit verließ mich jeglicher Aktio- sagenden Schlachtrufes schämen, wenn nahezu schnittmengenlos nismus. ich nicht eine unter vielen wäre. skandieren Als wir dann langsam begriffen, dass Irgendwer sagt Beliebiges, manch- nachtclubmusik begleitet die geplanten Kürzungen die Zukunft mal irgendwie Lächerliches, in ein Mi- inhaltlose lautsprecherdeklamationen unseres Studienganges massiv gefähr- krophon. auf einem weg von a nach b den, fühlten wir uns doch berufen. Was genau laufe ich hier hinterher? auf der straße Busfahrt von Berlin nach Dresden. Was eint denn diese 13 000 Men- auf der stelle Manch einer überlegt noch, wie er die schen? aus der beliebigkeit Fahrt zur Demonstration finanzieren Aufregend dieses „Für-die-gerechte- das volk spielt politik soll. Ist das jetzt ein Recht zu demon- Sache-Gefühl“. Auch berechtigt? so wie gestern strieren oder ein Luxus? Ist das hier wirklich die richtige weil sich heute die welt so Über das Mikrophon des Busfah- Sprache, um etwas zu sagen und ge- verändert hat rers üben wir den Brecht-Chor. Ir- hört zu werden? gendwer hat die weiße Schminke ver- Wir erlernen doch die Kunst der uf dem Boden der ersten Damen- gessen, irgendwer spricht immer noch Verführung, warum also sind wir nichts A toilettenkabine, zweiter Stock, in die Sprechpausen, irgendwer hat als „laut“? HMT Leipzig, lag einer dieser Flyer, keine Lust, irgendwer fühlt sich wie Wir laufen in einer Reihe, versuchen die zum Protest gegen Kürzungen auf Klassenreise. das beschriftete Tuch so zu halten, aufriefen. Weil ich gerade Freizeit hat- Schon am Dresdner Hauptbahnhof dass die Lettern lesbar sind. Vor mir te, studierte ich ihn. Etwas Wut auf werden Menschen zu einer Masse, die geht einer mit blauem Rucksack, der die große Ungerechtigkeit animierte ich nicht mehr überblicken kann. nicht weiß, wofür wir hier demonstrie- schließlich auch mich, und ich steckte Dieses Machtgefühl der vielen Körper, ren, aber fragt mich, ob ich ihm auch den Flyer in die Tasche. Später stellte der vielen Stimmen macht Spaß. einen roten Lachmund malen kann, so ich allerdings fest, dass die Demon- Wir Schauspielstudenten, mit Lip- wie er in meinem Gesicht ist. stration in Dresden in der Woche statt- penstift zu einem übergroßen, lachen- Er sagt, er findet Demonstrieren finden sollte, die ich mit meinen Kom- den, roten Mund gezwungen, um gese- „cool“. militonen in Berlin auf Exkursion hen zu werden, laufen auch mit, haben Ich finde es richtig, dass ich mitlaufe. verbringen würde, und aus Bequem- uns „Laut sein“ vorgenommen. Wir auf dieser Bühne, zusammenge- drängt, alle irgendwie erschrocken, unten brüllt es, Blickwechsel für die Suche nach dem richtigen Moment und dann unser Sprechchor: „Wirk- lich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ Und plötzlich ist zwischen uns eine Ener- gie, um die wir in den Proben gerun- gen haben. Chorverabredungen sind nebensächlich, in der Hauptsache nämlich wollen wir alle plötzlich etwas sagen, wollen gehört werden. Drüben vor dem Landtag stehen frierend ein paar Anzugträger, Ge- sichter kann ich nicht erkennen. Kön- nen die von dort oben die Masse über- blicken? Wie ist das, wenn so viele kommen, um zu deinen Entschei- dungen „Nein!“ zu sagen? Werden sie a f sich über uns unterhalten, wenn sie

Fotos: e sich vor dem Kaffeeautomaten begeg-

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nen? Können diese Frierenden das gemeinschaftsbereiten Gehirne einge- mittleren Alters, sie singt mit Inbrunst, trennen: Mensch sein und Politiker be. Dabei weht ein Wind durch mein sie will aufwecken, sie weint, sie ist er- sein? Ich kann Schauspielerin sein und Haar, und ich trage – eine Fackel, viel- griffen von sich selbst. Was heißt das Mensch sein nicht trennen. leicht. hier für sie? Die Redner reden. Und ständig diese 89er Romantik. Auf dem „Zurück-nach-Berlin“-Weg Mitreißend, wenn die Menge auf- Der Leipziger Opernchor ruft mit eine Zufriedenheit von kurzer Halt- brüllt, Zustimmung lärmt. Wagner zum „Erwachen“ auf. Niemals barkeit. Inzwischen stelle ich mir mal kurz war ich einem Chor so nah, die Mikro- Was ist überzeugend? vor, wie ich selbst einige griffige, le- phone übersteuern, Münder, die aus Lea Ruckpaul, Studentin Schauspiel bendige Formulierungen in das Mi- dicken Jacken unter Wollmützen her- krophon und diese vielen Ohren und vor singen. Ganz vorn steht eine Frau

Die Lehraufträge und das liebe Geld

eit ungefähr einem Jahrzehnt bemü- grundsätzlich nur noch so viel Geld für rell in erheblichem Maße durch die Ab- S hen sich die Träger der deutschen ihre fest angestellten Lehrenden, wie die- zweigung von Geldern aus anderen Pos- Hochschulen um eine Reduzierung der se im Jahr 2009 tatsächlich kosteten; der ten bezahlt, insbesondere aus nicht ver- Ausgaben für das Lehrpersonal. Allen Be- Überschuss, der eigentlich für zukünfti- brauchten Mitteln der Professorenbesol- teuerungen des Bundes und der Länder ge Leistungsbezüge bereitgehalten wur- dung. Da im Zuge der „Personal-Istkos- zum Trotz: Die Einführung der soge- de, entfällt. tenerstattung“ nun gerade diese Mittel nannten „W“-Professorenbesoldung ab Diese „Personal-Istkostenerstattung“ gestrichen werden, stand die HMT vor 2002 darf aus heutiger Sicht in erster Li- stellt nicht nur die Umsetzbarkeit der dem Anfang des Wintersemesters vor nie als Sparmaßnahme bezeichnet wer- „W“-Besoldung, sondern auch indirekt dem Dilemma, Lehraufträge in Höhe von den. Neu berufene „w“issenschaftliche die Finanzierbarkeit der Lehraufträge an ca. 15 000 SWS plötzlich nicht finanzie- (und künstlerische) Professoren beka- den sächsischen Kunsthochschulen in ren zu können. men fortan erheblich „w“eniger Grund- Frage. Gerade in den Bereichen Musik Es muss noch einmal betont werden: gehalt als deren dienstältere Kollegen. und Darstellende Kunst wird das Lehran- Die HMT Leipzig ist – wie andere Kunst- Im Gegenzug erhielten sie grundsätzlich gebot deutschlandweit nur zum verhält- hochschulen auch – auf ihre Lehrbeauf- Möglichkeiten, mit der Hochschulleitung nismäßig geringen Teil von fest ange- tragten zur Erfüllung ihrer vertraglich über Gehaltserhöhungen und Prämien stellten Professoren oder Mitarbeiten- festgelegten Lehrverpflichtung an die für besondere Leistungen zu verhandeln. den im so genannten akademischen Mit- Studierenden angewiesen. Dies wird ge- Zunächst blieben die finanziellen Zuwei- telbau erbracht. An der HMT werden setzlich anerkannt, und selbstverständ- sungen fürs Lehrpersonal an die Hoch- demzufolge jedes Semester ca. 50 000 Se- lich im zuständigen Sächsischen Staats- schulen unverändert; der Abstand zwi- mesterwochenstunden (SWS) in Kernbe- ministerium für Wissenschaft und Kunst schen den alten und neuen Besoldungs- reichen des Studiums von prekär be- verstanden; die erforderliche Rücken- sätzen sollte eine hinreichende Reserve schäftigten Lehrbeauftragten gesichert deckung für die Ausstellung aller erfor- für eine „leistungsorientierte“ Professo- – eine Tatsache, die auch im § 66 des derlichen Lehraufträge an der HMT kam renbesoldung darstellen. Politiker rede- Sächsischen Hochschulgesetzes explizit gerade noch rechtzeitig zur Absicherung ten gern während dieser Phase über eine anerkannt und gebilligt wird: „Zur Er- der Lehre im akademischen Jahr 2010/ vermeintliche „Stärkung der Hochschul- gänzung des Lehrangebotes, an Kunst- 2011. Mittel- und langfristig muss je- autonomie“; selbstverständlich nutzte hochschulen auch zur Erbringung des doch ein Bewusstsein für die besondere auch die HMT diesen Spielraum, um pro- Lehrangebotes, können Lehraufträge er- Struktur der Kunsthochschulen nicht nur filierte Lehrende anzuziehen oder zu teilt werden.“ Vom Finanzministerium im Sächsischen Finanzministerium einem Verbleib zu bewegen. Im Freistaat bei der Erstellung des Haushaltsent- wachsen: Die Lehrbeauftragten verblei- Sachsen wurde erst mit dem im letzten wurfs leider unberücksichtigt blieb die ben in einer Schmuddelecke der deut- Sommer vorgelegten Kabinettsentwurf Tatsache, dass die Lehrbeauftragtenho- schen Bildungspolitik, die bislang von für den Doppelhaushalt 2011/2012 of- norare nicht durch eine direkte Personal- keiner „Exzellenzinitiative“ oder „Hoch- fenbar, wie – im wahrsten Sinne des kostenerstattung finanziert worden sind. schulpakt“ ausgeleuchtet wurde ... Wortes – Kapital aus der W-Besoldung (Lehrbeauftragte sind als selbständig Ar- Robert Ehrlich geschlagen werden sollte. Ab 2011 er- beitende kein „Personal“ im Sinne der halten die sächsischen Hochschulen Bürokratie). Tatsächlich werden sie gene-

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Christine Raphael Stiftung engagiert sich für das kompositorische Œuvre des ehemaligen Hochschullehrers Günter Raphael

der Stiftung als Schenkung 2010 im Gewandhaus bzw. im Großen ca. 70 Notenausgaben mit Saal der Hochschule stattfand, erklang Werken Günter Raphaels Raphaels Orchesterwerk Jabonah op. sowie einzelne Einspielun- 66, eine Ballettsuite nach mongoli- gen seiner Kompositionen schen Weisen aus dem Jahr 1948. und Monographien zu Le- Günter Raphael wurde 1903 in Ber- ben und Wirken. Bei den lin geboren. Ab 1922 studierte er an Musikdrucken handelt es der Musikhochschule seiner Heimat- sich um Stücke für Klavier stadt. Ab 1926 stellte ihn das Landes- oder Orgel, zahlreiche konservatorium für Musik Leipzig als Kammermusikwerke aber Lehrer für Musiktheorie ein. Als Kom- auch um Orchesterkompo- ponist wurde er früh erfolgreich. Seine

g sitionen (in Partitur und zwei ersten Streichquartette e-Moll un t f

ti Stimmen) und Vokalmusik. und C-Dur wurden 1925 und 1926 S Die Bibliothek verfügt da- vom Busch Quartett in Berlin uraufge- hael p a R mit um den Gesamtbestand führt. Die Uraufführung seiner ersten e n der verlegten Werke Ra- Sinfonie fand 1926 im Leipziger Ge- hristi C phaels, was Studierende wandhaus mit dem Gewandhaus- und Lehrende zum Stöbern orchester unter Leitung von Wilhelm und Ausprobieren anregen Furtwängler statt. Von den Nazis als dürfte. Wir danken für das „Halbjude“ stigmatisiert, erhielt Ra- oto: Fredrik Pachla, f Engagement der Stiftung phael 1934 Aufführungs- und Berufs- und für die Unterstützung. verbot. Im selben Jahr verließ er die ie Kompositionen Günter Als Ergänzung zur Schenkung initi- Leipziger Hochschule und ging nach Raphaels sind auf deutschen ierte die Stiftung ein Kammermusik- Meiningen. Die folgenden Jahre und DKonzertpodien nur selten zu konzert zum 50. Todestag Günter Ra- Jahrzehnte waren durch Krankheit hören. Viele Musiker einer jün- phaels. Am Donnerstag, dem 21. gekennzeichnet. In der Nachkriegszeit geren Generation werden den Oktober 2010 konzertierte das Parka- lehrte Raphael am Konservatorium Namen des Komponisten kaum nyi-Quartett im Großen Saal der Duisburg, am Konservatorium Mainz noch kennen. Um diese Situa- Hochschule. Auf dem Programm stan- und wurde schließlich 1957 Professor tion zu ändern, engagierte sich den Josef Haydns Streichquartett B- an der Musikhochschule Köln. die Christine Raphael Stiftung Dur op. 76 Nr. 4 (Sonnenaufgangsquar- 1960 starb Günter Raphael in der an sechs deutschen Musik- tett), Johannes Brahms’ Streichquartett Nähe von Herford. Unsere Hochschu- hochschulen. Neben unserer B-Dur op. 67 und Günter Raphaels le ernannte ihn 1968 posthum zum Eh- Hochschule gehörten die Hoch- Streichquartett A-Dur op. 28. rensenator. schulen in Dresden, Weimar, Unabhängig von den Bestrebungen Dr. Barbara Wiermann, Hamburg, Köln und München zu der Christine Raphael Stiftung Leiterin der HMT-Bibliothek widmete sich auch das Hochschulor- den Begünstigten. chester kürzlich dem Œuvre Raphaels. Beim Konzert des Hochschulsinfonie- Die Bibliothek der Hochschule für orchesters, das unter Leitung von Ul- Musik und Theater Leipzig erhielt von rich Windfuhr am 6. und 7. November

 weitere Informationen unter www.guenter-raphael.de

16 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 HMT AKTUELL Meine Humboldt-Zeit an der HMT

in Alexander von Humboldt- parallel für ein Stipendium Stipendium zu bekommen, der Gerda-Henkel-Stif- tung beworben. war mein größter Traum. Die E Und tatsächlich! Nach Alexander von Humboldt-Stiftung Überprüfung der Bewer- fördert mit ihren Stipendienpro- bungen bekam ich im Som- grammen exzellente promovierte mer 2008 fast zeitgleich Wissenschaftler bei der Durchfüh- zwei Zusagen, sowohl von der Henkel- als auch von rung eines Projektes ihrer Wahl. der Humboldt-Stiftung. Und dies nicht nur für die ein oder Nach Annahme des Hum- zwei Jahre des Stipendiums. Als boldt-Stipendiums arbeite- Humboldtianer erhält man auch te ich bereits ab Oktober Unterstützung bei der weiteren 2008 an der HMT. Beson- ders dankbar war ich für die wissenschaftlichen Karriere. große Hilfe aller Kollegen und Mitarbeiter der HMT, esonders bekannt ist das Hum- die mich von Anfang an mit Bboldt-Stipendium bisher bei Na- Rat und Tat unterstützt ha- turwissenschaftlern und Ingenieuren. ben. Ich möchte mich hier- Sie stellen eine große Konkurrenz für mit bei allen sehr herzlich rivat p Geisteswissenschaftler dar und spezi- bedanken. Alle meine Pro- : OTOS ell für uns, die Musikwissenschaftler. bleme und Bitten mit For- F Lang und mutig einatmend begann ich malitäten (Frau Dr. Jopke), im Jahr 2007, meine Unterlagen einzu- Finanzen (Frau Pfau und Frau Ky- fang an mit zahlreichen Quellen zu ar- Kateryna sammeln. Damals war ich frisch pro- nast) waren sehr schnell erledigt. An beiten: Unter anderem analysierte ich Shtryfanova moviert und Dozentin an der Staat- dieser Stelle erinnere ich mich mit tie- das Präludium, die Tokkata, Intonation, auf der Hum- lichen I.-P.-Kotljarevskij-Univer- fen Schmerzen an den in diesem Som- Canzona, den Tiento, das Ricercar und boldt-Tagung sität für Künste in Charkiw mer verstorbenen Herrn Dr. Peter Tänze der Renaissance. In Frage kam in Münster (Ukraine). Die Auswahl der Gast- Zahn. Er hat viel Zeit und Mühe in- das umfangreiche Orgel- und Lauten- Hochschule fiel mir leicht: Im Sommer vestiert, um meinen Arbeitsplatz pro- repertoire in Deutschland, Italien, 2006 war ich bereits als DAAD-Sti- fessionell einzurichten. Selbst von wis- Spanien, Polen und Frankreich. Es pendiatin an der Leipziger Hochschule senschaftlichen Recherchen viel Ahnung ging um die Systematisierung der für Musik und Theater und hatte hier habend, war er einfach unersetzbarer Stücke (Quellen, Handschriften und eine traumhafte und sehr fruchtbare Berater in Software-Fragen … und ihre Überlieferung), die Merkmale der Zeit verbracht. Mein wissenschaft- einfach menschlich – er war immer bei einzelnen Formen (wie unterscheiden licher Betreuer an der HMT war Prof. der Sache, mit großartigem Interesse, sich die Gattungen voneinander, und Dr. Thomas Schipperges. Mit seinen offen, hilfsbereit und mitdenkend. wie müssen wir sie in der Tat charakte- Kenntnissen, seiner Geduld und Hilfs- risieren?), um die Probleme der Im- bereitschaft war und ist er für mich ein as Thema meines Projektes „In- provisation und Komposition, Renais- Mensch, bei dem ich immer viel lernen Dstrumentalgattungen im 14. bis sance-Pädagogik und des Komponierens kann und mit dem ich auch in Zukunft 16. Jahrhundert: Improvisation – Stil usw. Mit der Zeit verengte ich das gern zusammenarbeiten möchte. So – Gattung“ und auch die Aufgabe (am Themenspektrum auf improvisatori- wollte ich unbedingt zu ihm und an die Ende soll eine Monographie geschrie- sche Gattungen. Dank der großen Un- HMT. Vorsichtshalber hatte ich mich ben werden) zwangen mich von An- terstützung der musikwissenschaft-

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lichen Abteilungen der Bibliotheken in im 16. Jahrhundert“ (Kammermusik- Im Februar 2009 fand an der HMT im Leipzig und München konnte ich saal im Bach-Archiv). Dieses Projekt Kammermusiksaal ein Gesprächskon- schnell sehr viele bedeutende Materi- lief in Zusammenarbeit mit Claudia zert „Orchesterwerke von Igor Stra- alien zusammentragen. In Doktoran- Nauheim und im Rahmen ihres Nota- winski, Andrej Petrow und Alfred den-Kolloquien an der HMT bekam tionskurses. Die zentrale Idee war da- Schnittke in der Übertragung für zwei ich die Möglichkeit, meine ersten Er- bei, einige damals gängige Cantus Klaviere“ statt. Mit mir spielte meine gebnisse zu präsentieren und sie mit firmi und mehrstimmige Lieder, wie Freundin aus der Ukraine, die Pianis- Kollegen und Studierenden intensiv zu z.B. Susanne un jour oder Nach Willen tin Oleksandra Kononenko. Auf dem diskutieren. Für die anregenden Fra- Dein, zu nehmen und sie durch das 16. Programm standen: gen und Überlegungen danke ich sehr. Jahrhundert hindurch in den Kompo- Igor Strawinski, Le Sacre du Prin- sitionen mehrerer Komponisten zu zei- temps (Tanz der jungen Mädchen); An- it der Zeit kam die Idee, Ge- gen, so etwa Paul Hoffheimer, Orlan- drej Petrow, Konzertino-Buff; Alfred Msprächskonzerte zu organisieren do di Lasso, Dalla Casa und Bassano. Schnittke, (K)ein Sommernachtstraum und analysierte Renaissancestücke er- Studierende der Fachrichtung Alte für Orchester; Alfred Schnittke, Die toten klingen zu lassen. Der erste Versuch Musik haben in traumhaft erklin- Seelen. fand an der HMT im Mai 2009 mit genden Ensembles musiziert (Orgel, Etwas schicksalhaft sah dann der deutschen Präludien des 15. Jahrhun- Cembalo, Flötenkonsort, Gesang). Im Vorschlag von Herrn Prof. Dr. Schip- derts und spanischen Variationen des Juni 2010 hatte ich die große Freude, perges aus, die Ouvertüre zum Sing- 16. Jahrhunderts statt. Es war span- am Alte-Musik-Fest Leipzig teilneh- spiel Andreas Hofer von Albert Lortzing nend, die Instrumentalimprovisation men zu können. Dieser Auftritt war für zwei Klaviere zu bearbeiten und in Werken historisch darzustellen. Die- nun zum Thema „Dresdner Hofkapel- aufzuführen. Der Auftritt fand zur Er- Konzert se Musik, insbesondere die aus dem le im 16. Jahrhundert“. öffnung der Lortzing-Tagung an der mit Stu- 15. Jahrhundert, wird in Leipzig sel- Neben den Konzerten im Bereich HMT im Juni 2009 statt, diesmal mit dierenden ten gespielt und dabei kaum in den his- der älteren Musik konnte ich an der Maxime Perrin (jetzt Student der der Fach- torischen Kontext eingebaut, also mit HMT auch meinen anderen Interessen Fachrichtung Korrepetition). richtung Kommentaren dargestellt. Der Erfolg nachgehen, und zwar Klaviertran- Alte Musik des Konzertes hat viele Studierende skriptionen und -bearbeitungen der ine besondere Seite meiner unmit- im Bach- und mich für die nächsten Konzerte symphonischen Musik zu verfassen Etelbaren wissenschaftlichen Tätig- Archiv am sehr stark inspiriert. Im Februar 2010 und aufzuführen. Dies ist vor allem keit waren die Tagungen. Die erste 2. Februar entstand das Projekt „Das Lied und Musik des 20. Jahrhunderts: Stra- wurde von der Alexander von Hum- 2010 seine instrumentalen Bearbeitungen winski, Schnittke, Petrow und andere. boldt-Stiftung für alle neuen Sti-

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pendiaten organisiert. Sie fand an der hatten wir nun einen Empfang beim Universität Münster bereits im No- damaligen Bundespräsidenten Horst vember 2008 statt. Es wurden mehr als Köhler. Im Juli 2010 fuhr ich schon 100 Teilnehmer aus ca. 35 Ländern aus auf die musikwissenschaftliche Tagung verschiedenen Fachdisziplinen einge- „Medieval and Renaissance Music laden. Es war grandios! Die Tagung – Conference“ an der Royal Hollo- eigentlich wie alles, was die Hum- way-Universität in London, wo ich boldt-Stiftung organisiert – war in einem Vortrag meine wissenschaft- höchst professionell gemacht. Außer lichen Ergebnisse präsentierte. gewöhnlichen allgemeinen Sitzungen hatten wir die Möglichkeit, Vorträge in schönes nicht-wissenschaftliches und Poster in den nach Fachbereichen, EErlebnis war für mich die so ge- Sitten: italienischer Barock in Mün- Themse-Prome- Ländern oder Regionen geteilten nannte Studienreise im August 2009. chen, Renaissancebauten in Bamberg, nade während Gruppen zu besprechen. Abgesehen Die Humboldt-Stiftung sorgt im- mittelalterliches Stadtbild in Rothen- der Pause bei davon, dass ich dort die einzige Musik- mer dafür, dass alle Stipendiaten mög- burg, prachtvolles Rokoko in Würz- der Tagung wissenschaftlerin und die einzige war, lichst viel von der deutschen Kultur burg, strenger Backsteinbaustil im „Medieval and die eine Hochschule und damit keine erfahren. Außer Sprachkursen bietet Norden mit seinen englischen Einflüs- Renaissance Universität vertrat, hat meine Präsen- sie eine zweiwöchige Reise durch ganz sen usw. Von den Empfängen ist mir Music Confe- tation viel Interesse erweckt, und ich Deutschland an. Die Stipendiaten be- besonders der Empfang bei Carl rence“ an der wurde mehrmals von den Stipendiaten kommen dabei zahlreiche und umfang- Zeiss in Jena, beim NDR-Fernsehen Royal Holloway und Vertretern der Stiftung angespro- reiche Stadt- und Museumsführungen, in Hamburg und natürlich bei der University chen. Es lohnt sich doch, auf diesen Konzerte und Empfänge. Dabei wer- Humboldt-Stiftung selbst in Bonn in London nicht-musikalischen Tagungen aufzu- den alle allerbestens verpflegt (Unter- in Erinnerung geblieben. treten: Die eigene Disziplin stellt sich künfte und Essen). Die Gruppe, mit Zum Schluss möchte ich mich von dann in einem anderen Licht dar. Wie der ich gereist bin, hatte den folgenden Herzen bei der Leipziger Hochschule eine große Humboldt-Familie konnten Reiseplan: Dresden – Jena – Bamberg für Musik und Theater bedanken. Für wir nicht nur mit unseren Beratern aus – München – Rothenburg ob der Tau- mich war es eine große Ehre, die HMT der Stiftung, sondern auch mit deren ber – Würzburg – Köln – Bonn – Mün- als meinen Gastgeber international Leitung (Dr. Georg Schütte, damals ster – Bremen – Hamburg – Leipzig. vorzustellen. Zutiefst gedankt sei der Generalsekretär der Alexander Für eine so kurze Zeit so viel in Herrn Prof. Dr. Schipperges, der mich von Humboldt-Stiftung) sprechen. Deutschland zu sehen und zu verglei- allseits unterstützt hat. Eine ähnliche Tagung erlebte ich im chen, kann man sich selbst kaum er- Kateryna Shtryfanova, Juni 2009 in Berlin. Außer der Tagung lauben. So viele verschiedene Stile und Humboldt-Stipendiatin an der HMT

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Vergessene Jubiläen II Vergessene Jubiläen II Vergessene Jubiläen II

An dieser Stelle setzen wir die neue Serie Vergessene Jubiläen fort, die Prof. Hartmut Hudezeck, seit September 2009 Pro- fessor für Vokale Korrepetition an der HMT Leipzig, im MT-Journal Nr. 28 mit einem Überblick über vergessene Komponisten- Jubilare dieses und der nächsten Jahre ins Leben rief. Der vorliegende Beitrag widmet sich Marguerite Monnot (geb. 1903 in Decize, gest. 1961 in Paris), deren Todestag sich 2011 zum 50. Male jährt. Werke bekannt – Autorin vergessen: Marguerite Monnot

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1 Marguerite an kann sie als die erfolgreichste bend in Paris – zum Erstaunen von Reihe von Filmmusiken, u.a. zu Le désert Monnot Mfranzösische Chanson- und Mu- Camille Saint-Saëns. Ab 1918 studierte de Pigalle und Si le roi savait ça. sical-Komponistin des 20. Jahrhun- sie dort Klavier und Komposition bei Tragisch ihr Tod: 1961 erkrankte sie 2 Szene aus Das derts bezeichnen: Ihre Lieder Milord, Kapazitäten wie Alfred Cortot und an einer Blinddarmentzündung. Aus Mädchen Irma Mon Legionnaire, L’hymne a l’Amour und Nadia Boulanger. Ein Jahr später folgte Angst vor Krankheiten versuchte sie la Douce mit etliche mehr wurden durch die Inter- eine Europa-Konzerttournee. Eine die Symptome zu ignorieren, ließ sie Shirley MacLaine pretation von Edith Piaf weltbekannt, „klassische“ Pianistenkarriere bahnte unbehandelt und starb so mit erst 58 und Jack Lem- ihr Musical Irma la Douce feierte auch sich an. Jahren an einer akuten Bauchfellent- mon, Regie Billy in England und den USA Triumphe, Doch es kam anders: 1930 entdeckte zündung – zwei Jahre vor Edith Piaf, Wilder, 1963 durch Billy Wilders Hollywood-Film- Marguerite Monnot ihre komposito- für die sie so viele unsterbliche Chan- version mit Shirley MacLaine ist der rische Ader für das Chanson. Nach sons geschrieben hatte. Beerdigt wur- 3 Theater- Titel selbst musikalisch Uninteressier- kleineren Anfangserfolgen kam der de sie in ihrer burgundischen Geburts- plakat zu ten ein Begriff – den Namen der Kom- Durchbruch mit dem Lied L’Etranger, stadt Decize. Irma la Douce ponistin hingegen kennt man vielfach dessen Platteneinspielung 1936 den Diskrepanz zwischen Bekanntheit, nicht einmal in Fachkreisen. Grand Prix du Disque erhielt. Da- ja Popularität der Kompositionen und 4 Marguerite Marguerite Monnot stammte aus durch wurde die – gerade in fulmi- Unbekanntheit der Autorin: Marguerite Monnot (l.) mit einem musikalischen Elternhaus (ihr nantem Aufstieg begriffene – Edith Monnot ist da ein besonders krasser Edith Piaf Vater war Sakralkomponist und Kla- Piaf auf sie aufmerksam. Dies war der Fall. Symptomatisch auch, in welchen vierlehrer) und zeigte schon früh eine Beginn einer mehr als zwanzigjährigen Musiklexika man sie nicht findet: im außerordentliche Begabung. Mit acht künstlerischen Zusammenarbeit und MGG (nicht einmal in der aktuellen neu Jahren gab sie ihren ersten Klaviera- Freundschaft, aus der eine Fülle von bearbeiteten Ausgabe); selbst der New Chansons entstanden. Grove of Women Composers er- Einen besonderen Erfolg verbuchte wähnt sie mit keinem Wort. Lediglich Das Theater Plauen-Zwickau hatte das Lied La Goualante de pauvre Jean, das Riemann-Lexikon würdigt sie mit übrigens Marguerite Monnots Musi- das unter dem Titel The poor people of einem Eintrag, wie auch das Nachschla- cal Irma la Douce seit 2009 im Spiel- Paris (gesungen von Dean Martin) gewerk Komponistinnen aus 800 plan. Die Produktion in der Regie von 1956 in den USA den Platz 1 der Hit- Jahren. Recherche über Komponistin- Renate Safiullin läuft am 28. Januar liste eroberte. nen – selbst namhafte – ist leider noch 2011 letztmalig im Vogtland Theater Neben ihrem schon erwähnten Welt- immer eine mühsame Detektivarbeit. Plauen. (Anm. d. Red.) erfolg Irma la Douce von 1957 schrieb Prof. Hartmut Hudezeck, Marguerite Monnot auch eine ganze Vokale Korrepetition

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Von Buenos Aires bis Moskau – von Wien bis London Rückblicke auf das Wirken von Prof. Dr. h.c. Joachim Herz (15.6.1924–18.10.2010)

ls Prof. Dr. h.c. Joachim Herz am 23. Juni 2010 über seine ADresdner Inszenierung von Schostakowitschs Oper Die Nase sprach, war der Hörsaal 1.09 im Hochschul-

Gebäude am Dittrichring 21 bis auf dreas Pieske An den letzten Platz besetzt. Neben Stu- rchiv dentinnen und Studenten des Spezial- A rivat: kurses zur russischen und sowjetischen p

Oper kamen Freunde und ehemalige Foto Kollegen, um den von Buenos Aires bis Moskau und von Wien bis London sis umfangreicher Quellenstudien. Die nen. Als Intendant der Komischen Erinnerungs- agierenden Meisterregisseur zu diesem vorrangig von seinem Dresdner Leh- Oper Berlin blieb er nicht lange im foto im An- exquisiten Thema zu hören. Zur Vor- rer Heinz Arnold sowie von seiner As- Amt, offensichtlich nicht zuletzt auch schluss an den bereitung des Vortrags ließ er sich ex- sistenz bei Walter Felsenstein ausge- deshalb, weil er Georg Katzers ver- Vortrag vom tra Material aus der Berliner Akade- hende Schaffensweise bestand aller- meintliche Kinderoper Das Land Bum 23.6.2010 – mie der Künste schicken, wo große dings nicht nur in vorgelebter Ge- Bum zur Uraufführung brachte. Man- v.l. Andreas Teile seines Nachlasses aufbewahrt nauigkeit und Überzeugungskraft, in che Figuren der Märchenhandlung Pieske, Roland sind. Außerdem bat er seine Gattin Dr. der Entdeckung und überraschenden dieses Werkes haben da besonders Seiffarth, Prof. Kristel Pappel, die als Musikwissen- Verknüpfung von Sachverhalten, son- große, symbolträchtige Ohren. Und Dr. h.c. Joachim schaftlerin an der Estnischen Musik- dern in der aktivierten Selbsterkennt- der König Doppel-B-Moll verbietet Herz, Lothar und Theaterakademie von Tallinn nis der Opernbesucher im Hier und gar dem Mädchen Zwölfklang und Wittke, Andreas wirkt, dort einen Umschnitt der Jetzt. Wenn sich die Polizeistation in ihren Freunden lustige tänzerische Korn, Bernhard Dresdner Aufzeichnungen auf DVD Schostakowitschs revolutionär-avant- Lieder, um zu verbergen, dass der Schröter zu erstellen. Offensichtlich hatte er gardistischer Oper nach Herzscher Herrscher ein auf Stelzen stehender nicht vergessen, dass die Wiedergabe Vorgabe in ein mehrstöckiges Gebäu- Zwerg ist ... seiner Inszenierung der bearbeiteten de verwandelt, wo endlose Papier- Die nach eigener Aussage „schönste, Urfassung von Puccinis Butterfly ge- schlangen von zahllosen grauen Emi- beste, produktivste und glücklichste nau ein Jahr vorher im gleichen Hör- nenzen durchforstet werden, um einer Zeit“ seines Lebens verbrachte Jo- saal durch alte Bänder beinahe ge- ungeheuren internen Informationsflut achim Herz demgegenüber in Leipzig. scheitert wäre. Herr zu werden, ließ das nicht nur Hier war der gebürtige Dresdner ab Diese unbedingte, vorausschauende Rückschlüsse auf groteske Formen des 1957 Oberspielleiter, ab 1959 Opern- Präzision seiner Tätigkeit zeichnete Beamtentums zu Zeiten Gogols und direktor und ab 1976 auch Honorar- ihn ebenso aus wie seine messerscharf Stalins zu, sondern spielte auch auf professor der Universität. treffende Fähigkeit der Formulierung den politbürokratischen Spitzelstaat Gemeinsam mit seinem kongenialen in Verbindung mit einem überbor- der damaligen ostdeutschen Gegen- Bühnenbildner Rudolf Heinrich ent- denden Ideenreichtum. Als Vorausset- wart an. faltete er schon 1960 – zur Eröffnung zung dafür sah Joachim Herz die best- Dass ein derart faszinierendes Um- des Neuen Hauses – in Richard Wag- mögliche Werkkenntnis sowie ein gehen mit der Wahrheit jedoch auch ners Die Meistersinger von Nürnberg völ- profundes Wissen über die historischen gefährlich ist, musste Joachim Herz lig eigene, tatsächlich von der Musik Gegebenheiten der Sujets und der vor allem vor seiner Zeit als Chefregis- ausgehende Perspektiven, die in der Entstehungszeit der Opern auf der Ba- seur der Dresdner Staatsoper erken- Ring-Tetralogie der Jahre 1973 bis 1976

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gipfelten. Wie Dramaturg Lothar und Ende Mai 2009 Barockoper zum Musik- Wittke in der Festschrift anlässlich des völlig hierher zu- drama bestätigt, wird 50. Jahrestages des Neubaues der rückgekehrt ist. In nicht nur der „Jahr- Oper treffend bemerkte, wird das Leipzig erhielt er hundert-Ring“, son- Opus summum des großen Leipziger den Kunstpreis der dern das Gesamt- Komponisten hier „entgegen aller Re- Stadt. Hier konnte schaffen von Joachim zeptionsgeschichte nicht als altgerma- er noch 1991 mit Li- Herz unvergessen nischer Mythos, sondern als Parabel getis Grand Macabre bleiben und auch auf die kapitalistische Geld- und Pro- einen seiner späten künftig künstlerische fitwelt des 19. Jahrhunderts“ dargebo- Erfolge feiern und Kreativität befeuern. ten, die bis heute nichts von ihrer Ak- 2001 mit Mozarts tualität verloren hat. Così fan tutte an unserer Hochschule Prof. Dr. phil. Christoph Sramek, Es ist deshalb gut verständlich, wa- seine letzte Neuinszenierung auf die Honorarprofessor am rum Joachim Herz seine Leipziger Bühne bringen. Institut für Musikwissenschaft Wohnung in der Nähe des Völker- Wie der gerade erschienene Doku- schlachtdenkmals nie aufgegeben hat mentenband Oper mit Herz I. Von der

Ärzte gesucht! Neuer Studenten- rat der Hoch- Trotz ihrer Jugend klagen viele Musikstudierende über erhebliche gesund- heitliche Beschwerden. Die mitunter so gravierend sind, dass sie nur schule gewählt eingeschränkt üben können oder für Wochen aussetzen müssen. Massive Rücken- und Schulterbeschwerden, „allgemeine“ gravie- rende Verspannungen, beidseitige (!) Sehnenscheiden-Entzün- dungen, Einschränkungen der Halswirbelsäule, damit einherge- Der Studentenrat der hende Ansatzprobleme oder Taubheitsgefühle in den Fingern oder Hochschule für Musik andere körperliche Beschwerden, die längeres Üben oder Proben nur und Theater Felix unter Schmerzen zulassen, gehören zum Standardrepertoire. Mendelssohn Bartholdy Die Studierenden berichten von Ärzten, die entweder überlastet hat folgende Mitglieder: und desinteressiert dazu raten, das Instrument zu wechseln („studieren Sie doch Klavier statt Klarinette“) – oder eine höhere Fabian Bothe, Jenny Dosis von Schmerzmitteln empfehlen. Justus, Simon Leisterer,

Die meisten der Studierenden kommen nicht aus Leipzig, daher meine Martin Ackermann, Jonas Bitte: Schicken Sie an die unten angegebene E-Mail-Adresse unter dem Steglich, Annika Hertwig, Stichwort „Arzt“ die Namen und Telefonnummern von Allgemeinmedizinern, Christoph Scholtz. Orthopäden, Zahnärzten, Kieferchirurgen, Krankengymnasten, Physiotherapeuten und anderen Spezialisten, mit denen Sie gute Erfahrungen gemacht haben. Mit Wirkung vom 7. De-

Natürlich ist klar, dass eine solche Empfehlung keine Garantie, kein Allheilmittel zember 2010 begann die sein kann. Aber ein Anfang wäre gemacht. Die so entstehende Liste wird Ihnen Amtszeit des neuen Stu- auf Wunsch zugesandt. Ich danke im Namen der Studierenden, Kolleginnen und dentenrates und endet Kollegen und freue mich auf zahlreiche Mails an die folgende Adresse: am 6. Dezember 2011. [email protected] Fred Peter Der neue StuRa wird sich

(Fred Peter ist seit zehn Jahren Methodiklehrer für Blasinstrumente und Schlagzeug im nächsten MT-Journal an der HMT Leipzig, sein Spezialgebiet sind muskuläre Dysbalancen bei Musikern.) ausführlich vorstellen.

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ALUMNI NACHRICHTEN

Die Anfänge der Gruppe Junge Musik

ur Situation an der Musikhochschule Leipzig stützung meiner Kommilitonen, aus die- Ende der 70er Jahre: Als ich 1975 in Leipzig sem Stamm ein festes Ensemble für Z an der Musikhochschule zu im Hauptfach Komposition immatrikuliert wur- etablieren, mit dem Ziel, klassische Mo- derne, neue Werke aus dem sogenann- de, erschien mir die Leipziger Musikhochschule ten „Westen“ und Studentenkomposi- im Hinblick auf Pflege und Aufführungspraxis tionen aufzuführen. Am 26. November 1980 fand das Grün- der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts dungskonzert der Gruppe Junge Musik im als absolutes Brachland – von den neuesten übervollen Kammermusiksaal der Hoch- schule mit Werken von Webern (Konzert Tonschöpfungen nationaler und internationaler für 9 Instrumente – zweimal gespielt in coloeur ganz zu schweigen! diesem Konzert), Thiele, Dessau und Weyrauch statt – betreut u.a. von meinem damaligen Kompositionslehrer Es existierten zu dieser Zeit keinerlei Ab 1977/78 wurde ich mutiger und or- und Wolf-Dieter Hau- Studentenensembles für Neue Musik, ganisierte und veranstaltete gemeinsam schild, bei dem ich Dirigierunterricht und über die Aktivitäten der überwie- mit anderen Kommilitonen so genannte hatte. Ich dirigierte Webern selbst, die genden Mehrheit der Lehrkräfte (ausge- „Werkstattabende“ mit unseren eigenen Stimmen hatte ich von einer Partitur per nommen natürlich Siegfried Thiele, Kompositionen. Die Interpretenschar die- Hand abgeschrieben. Wolf-Dieter Hauschild, Gerhard Erber und ser „workshops“ wuchs im Lauf der Zeit Ein Großteil der Noten und Partituren wenige andere) und auch Studierenden immer mehr zu einem enthusiastischen wurde in den ersten Jahren auf oft dubi- in Bezug auf neue Tonschöpfungen (wie Kreis von ca. 30 „Neue-Musik-Freaks“ an. ose Weise ins Land geschmuggelt und auch an der Universität) decken wir lie- Anfang 1980 hatte ich dann die Idee dann per Hand von mir vervielfältigt ber den Mantel des Schweigens! und auch die freundschaftliche Unter- bzw. als Stimmenmaterial von mir her- gestellt – mit einem für mich im Nachhi- nein durchaus großen Nutzen! Ab 1981 gab es oft so genannte DDR- Ehemalige Mitglieder der GRUPPE JUNGE MUSIK Erstaufführungen – u. a. von Stockhausen, von 1980 bis ca. 1983 (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) Steve Reich, Kagel, Ligeti, der belgischen Komponistin Jacqueline Fontyn, Schnitt- Stefan Altner (Orgel) Michael Pohle (Keyboards) ke, Messiaen, Ives, Ruggles und jugosla- Georg Christoph Biller (Ges./Dirig.) Helmut Polster (Posaune) wischen Komponisten. Joseph Christoph (Klavier) Frank Peter (Klavier) Tobias Eger (Flöte) Thomas Reinhardt (Fagott) Anne-Kathrin Fischer (Gesang) Clemens Richter (Viola) Gerd Fischer (Trompete) Barbara Salpeter (Viola) (Komp./Dirig.) Ralph Schäfer (Trompete) Katrin Franke (Violine) Ralf Schippmann (Oboe) Thomas Fritzsch (Cello) (Komp./ Gerald Fröhlich (Oboe) Dirig./Klavier) Michael Gläser (Gesang) Roberto Schütz (Cello) Peter Heinse (Oboe) Andreas Tränkner (Violine) Reinmar Henschke (Klavier) Hartmut Wallborn (Komp./Dirig.) Thomas Heyn (Komp./Gitarre) Annegret Kieckhöfer (Violine) (Quasi-)Mentoren: Wolf-Dieter Nikolaus Köhler (Cello) Hauschild, Eberhard Klemm, Anne Mai (Flöte) , Gerd Schenker, Gernot Oertel (Klavier) Siegfried Thiele

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(in memoriam )

Ich hatte damals persönliche Kontakte konzeptionell mit betreut und beraten Eberhardt Klemm per Briefwechsel u.a. zu Nono, Henze, Li- von dem leider viel zu früh verstorbenen Fritz Eberhardt Klemm (* 1929 Zwickau, † 1991 Leipzig) geti, Stockhausen, Fontyn, Lutoslawski – legendären Leipziger Musikwissenschaft- · Ab Herbst 1949 Studium der Physik, Mathematik und Philoso- die zum Teil akribisch von der Stasi in ler Eberhardt Klemm, der mir sehr wich- phie (bei Ernst Bloch) in Leipzig meiner Akte dokumentiert wurden (fein tige Hinweise und Anregungen für unse- · 1951 Wechsel in das Fach Musikwissenschaft (1954 Diplom) alphabetisch geordnet zwischen Groß- re ersten Konzerte in Form von Schall- · ab 1952 Hilfsassistent am Leipziger Institut tanten und Freunden)! Schwierigkeiten platten, Büchern, Noten und oft sehr · 1954 bis 1965 wissenschaftlicher Assistent Heinrich Besselers bekamen wir merkwürdigerweise kaum, langen und höchst anregenden, bis tief in · 1957 bis 1966 Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft wir waren damals auch viel zu frech, jung die Nacht gehenden Gesprächen gab. · ab 1961 Geschäftsführer des Instituts im Auftrag Besselers und enthusiastisch (vielleicht auch zu 1981 veranstalteten wir das erste ge- · 1965 Ablehnung seiner Dissertation Theorie der musikalischen naiv) und rechneten nicht mit ernst- meinsame Konzert mit der Gruppe Neue Permutation aufgrund seiner politischen Einstellung haften Problemen und Folgen. Musik aus Leipzig, auch die · 1965 bis 1985 freischaffender Musikwissenschaftler ohne feste Anstellung Vielleicht hatten wir aber auch nur beiden Schenker-Brüder Friedrich (Posau- · 1985 Leiter des Hanns-Eisler-Archivs an der Akademie der den zeitgeschichtlichen Vorzug der (rela- ne) und Gerd (Schlagzeug) waren da sehr Künste in Berlin tiv) gelockerten 80er nutzen können, an- hilfsbereit und aktiv. · 1990 Wahl zum Präsidenten der Gesellschaft für Musikwissen- ders als noch unsere Lehrer in den 60er Bedingt durch den erzwungenen An- schaft und 70er Jahren, ganz zu schweigen von tritt bei der „Nationalen Volksarmee“ ab · 1990 Habilitation (Promotion B) in Leipzig Textkritische Arbeiten den Unsäglichkeiten und Banalitäten der Mai 1983 (auch ich wurde nach dem Stu- zum Selbstverständnis der zweiten Wiener Schule bestehend aus drei editorischen Arbeiten: A: Der Briefwechsel zwischen Arnold kulturpolitischen Eiszeit der 50er! dium noch „erwischt“), musste ich leider Schönberg und dem Verlag C. F. Peters; B: Zu Theodor W. Von vielen Irrwitzigkeiten und Schika- die Leitung der Gruppe und die Organi- Adorno, Hanns Eisler: Komposition für den Film; C: Zur nen gegenüber den avantgardistischen sation der Konzerte im Frühjahr 1983 an Geschichte der 5. Sinfonie von Komponisten, Musikwissenschaftlern und eine geteilte Leitung abgeben: Hartmut Interpreten erfuhr ich von Eberhardt Klemm, Wallborn (Komponist), Frank Peter (Pia- Lehrtätigkeit in Leipzig der in den 60er Jahren den geistigen Sta- nist und Komponist) und Steffen Schlei- · Lehrveranstaltungen: cheldraht an der Leipziger Universität ermacher (Pianist, Komponist, Dirigent). · 1958/59 Übung zur Musikästhetik leider selbst durch eine fristlose Kündi- Bald schon übernahm dann Schleier- · 1962 Notationskunde gung am eigenen Leib erfahren musste. macher die alleinige Leitung der Gruppe Im Sommer 1981 schloss ich mein Stu- Junge Musik und konnte dieses flexible Forschungsgebiete dium ab und erhielt einen Lehrauftrag und mobile Studentenensemble durch · Musik des 20. Jahrhunderts (Bartók, Berg, Debussy, Ives, für die Leitung der Gruppe Junge Musik. seine hervorragende Arbeit und seine Mahler, Reger, Satie, Schönberg, Szymanowski, Varèse, Die von mir bis 1983 organisierten klugen Konzeptionen fest in das Hoch- Minimalismus, Neue Einfachheit) und auch dramaturgisch vorbereiteten schulleben integrieren. · Eisler-Spezialist Konzerte der Gruppe Junge Musik wurden Bernd Franke Publikationen

· 1964 Artikel Bemerkungen zur Zwölftontechnik bei Eisler und Schönberg (in: Sinn und Form 16) Hinweis in eigener Sache · 1965 bis 1985 Herausgeber der Klavierwerke von Debussy, Fauré, Satie, Gottschalk, Scherchen und Scott Joplin sowie von Mahlers 6. Sinfonie und Eislers Orchestersuite rau Christine Hantke wird uns als Alumnibetreuerin auch in diesem Jahr – · 1978 bis 1982 Herausgeber des Jahrbuchs der Musikbiblio- F vorerst bis Juni 2011 – zur Verfügung stehen. Die Arbeitsgemeinschaft (AR- thek Peters GE) hat dieser Verlängerung zugestimmt und fördert damit auch weiterhin die · unzählige Konzerteinführungen für Rundfunk, Schallplatten finanzielle Absicherung im Rahmen der Alumniarbeit an der HMT. und Rundfunksendungen; Vorworte zu Noten- und Buchausgaben Wer in die Alumni-Datenbank aufgenommen, die Alumni-Nachrichten sowie · einer der profilgebenden Köpfe vonR adio DDR Musikklub des Radio DDR II fachrichtungs-spezifische Einladungen zu HMT-Veranstaltungen erhalten und/ · Mitarbeit an der Hanns-Eisler-Gesamtausgabe oder sich in anderer Form an der Gestaltung des Alumni-Netzwerks der HMT Leipzig beteiligen möchte, melde sich bitte bei Alumni-Betreuerin Christine · Herausgabe historischer Musikwerke wie von Charles Burney, Anton Schindler, und George Bernhard Shaw Hantke, Grassistraße 8, Zimmer 002, Tel. 0341 2144 663 oder unter alumni@ · viele Artikel über Musiktheorie der modernen Musik (z.B. We- hmt-leipzig.de oder bei der Beauftragten für Alumni-Arbeit, Prof. Gunhild Brandt, bern, Mahler, Schönberg) Postfach 076. (Quelle: Wikipedia)

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Das Hochschulübergreifende Seminar (HüS) zu Gast an der HMT

ch wandere durch die dämmrigen Musik- Seminar (HüS), welches alljährlich Gänge. Die Kutte beschränkt das von der AG Schulmusik unter Leitung ISichtfeld. Sie schirmt mich ab. Ich pädagogisches von wechselnden Hochschullehrern genieße die Stille, nehme sie auf, ordne im Auftrag der Rektorenkonferenz der den inneren Lärm. Ich denke nach Frühlings- Musikhochschulen veranstaltet wird. und habe das Gefühl, das Wesentliche Vom 1.– 5. März 2010 fand es in Leip- wahrzunehmen. erwachen in zig statt. Vier Dozenten fanden sich Nach einer Weile betrete ich einen zusammen, um eine Woche lang mit Raum. „Willkommen Schwester. Nimm Leipzig den Studierenden aus Köln, Freiburg, dir Wasser und erhole dich vom be- Lübeck, Saarbrücken, Dresden, Ber- schwerlichen Weg.“ Auch andere Non- lin und Leipzig zu arbeiten: der Mu- nen und Mönche haben sich hier ein- worbenen Kenntnisse erprobt: Mit sikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas gefunden. Jemand beginnt zu singen. Mönchs- und Nonnenkutten ausge- Schipperges, Musiktheoretikerin Prof. Ein Anderer improvisiert über die Me- stattet, durchlaufen wir eine Pilger- Dr. Gesine Schröder, Musikpädagoge lodie. Weitere schließen sich an, bis al- wanderung von Kloster zu Kloster, Prof. Dr. Christopher Wallbaum (alle les klingt. also von Raum zu Raum im Hoch- HMT Leipzig) sowie Musikpädagoge Eine Stunde zuvor, im Raum 3.22 schulgebäude. In jedem Kloster wird Prof. Dr. Christian Rolle (HfM Saar- des Gebäudes Dittrichring der Hoch- gesungen. Jedes Kloster hat seine regi- land). schule für Musik und Theater Felix onalen Besonderheiten im Musizieren. In der Woche wagten sich die Betei- Mendelssohn Bartholdy Leipzig, Durch das Spiel wird versucht, den ligten an eine sehr weitreichende Fra- führt Prof. Dr. Gesine Schröder Stu- Teilnehmern die tatsächlichen Um- gestellung: Es sollte um das Betrachten dierende der Schulmusik aus ganz stände der damaligen Musizierpraxis des Verhältnisses zwischen der Musik- Deutschland in Basisregeln der Re- erfahrbar zu machen. pädagogik und der Musikwissenschaft naissance-Vokalimprovisation ein. In Dieser Montagabend war der Auf- gehen. Wie begegnen sich die zwei einer Inszenierung werden die neu er- takt für das Hochschulübergreifende Disziplinen heute? Wie kann die Mu-

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sikwissenschaft der Musikpädagogik dienlich sein und umgekehrt? Warum soll abendländische Kunstmusik im Musikunterricht eine Rolle spielen und ist ein Zugang zu dieser via Erfah- rung möglich oder gar sinnvoll? Auf verschiedenste Arten und Weisen mach- ten wir uns auf Antwortsuche. Am ersten Tag ging es zunächst da- rum, die Studierenden für das Problem zu sensibilisieren. In Gruppen disku- tierten wir, wie man „klassische Mu- sik“ in der Schule so unterrichtet, dass die Schüler erfassen können, was diese Musik ausmacht. Ist es wichtig, die Musik live zu erleben oder als Aufnah- den grundsätzliche Fragen erörtert, beantworten. Dennoch hat dieses Se- me zu hören? Ist es von Bedeutung, wie zum Beispiel Definitionen von minar deshalb nicht seinen Zweck ver- musiktheoretisches Basiswissen zu leh- klassischer Musik, musikalischer Bil- fehlt, denn es hat erheblich für das be- ren, um die abendländische Kunstmu- dung oder Ziele des Musikunterrichtes nannte Problemfeld sensi- sik verstehen zu können oder ist es überhaupt. Im Plenum wurde eben- bilisiert. Außerdem war zentral, den Schülerinnen und Schü- falls der bisherige Seminarverlauf das Seminar für uns ein lern ein Gefühl für das historische Ge- durch die Studierenden kommentiert, Zugewinn an fachlichem schehen, die Lebensweise, den Zeit- Positives betont, aber auch gelegent- Wissen, pädagogischer Re- geist zu vermitteln? Die darauf folgende lich Unmut geäußert. Allen lag etwas flexion, didaktisch-metho- theoretische Einführung in die Renais- daran, das Seminar produktiv mit zu dischem Können und vor allem Erfah- sance-Improvisation mit Kloster-Insze- gestalten und ihre Interessen mit ein- rung. nierung gab einen ersten praktischen fließen zu lassen. Die Lehrenden Das Arbeiten mit Kommilitonen aus Einblick. zeigten sich hierbei kooperativ, nah- der ganzen Bundesrepublik gab einen Am Dienstag gab Prof. Schipperges men die Vorschläge der Studierenden Einblick in verschiedene Traditionen einen Einblick in das mu- sikwissenschaftliche Ar- beiten in Form eines Vor- trages am Beispiel der Matthäus-Passion von Or- lando di Lasso. Eine Anregung zur p ädagogik sik

Vermittlung des Menu- u

etts stammte von Kaspar ür M f t Mainz. Er zeigte uns die u stit

Grundlagen der Tanz- In

form Menuett und be- Fotos: richtete von seiner tanz- pädagogischen Arbeit mit Gruppen von an und verarbeiteten sie im weiteren der Musikpädagogik, eröffnete neue Jugendlichen an New Yorker Schu- Seminarverlauf. Verstehenshorizonte und bot nicht zu- len. Im Anschluss fand eine musikge- Wie genau die Beziehungen zwi- letzt die Chance, sich über Unter- schichtliche Einführung in das Thema schen den Disziplinen Musikpädago- schiede in der Studienstruktur, zum statt. Am Ende dieser Sequenz stand gik und Musikwissenschaft aussehen, Hochschulleben und ganz allgemein das Erarbeiten eigener Konzepte zum ob Musikpädagogik die Musikwissen- auszutauschen. Unterrichten des Menuetts in Grup- schaft braucht und wie „klassische Auch im März 2011 wird es wieder pen, welche dann im Plenum präsen- Musik“ und Schule zusammenhängen, ein HüS geben, dieses Mal in einer an- tiert wurde. sind komplexe Fragestellungen, die deren Hochschulstadt. Das Thema Die Arbeit während der Seminar- von verschiedensten Vorannahmen lautet „Kunst der Stunde“. woche wurde stets begleitet von regen und Begriffsdefinitionen abhängen. Jenny Justus, Studentin Schulmusik Diskussionen im Plenum. Dabei wur- Sie lassen sich nicht universell geltend (Institut für Musikpädagogik)

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Der sächsische Schumann

größten Teil seines schöpferischen Le- Robert Schumann bens bilden, zu Gehör zu bringen und in Dresden und Leipzig in zwei aufeinanderfolgenden Kon- zertprogrammen gegenüberzustellen. Sie erhofften für sich und die Zuhörer eine interessante und schöne Ausei- ertreter der Hochschule für auch finanzielle Hürden aufstellen nandersetzung mit diesen für Schu- Musik Carl Maria von We- würden, die nicht zu überwinden wa- mann so wichtigen Gattungen. Die Vber Dresden, der Robert-Schu- ren. Die Düsseldorfer Hochschule zog ausgewählten Werke wurden je nach mann-Hochschule Düsseldorf und der die Konsequenzen und sagte ihre Mit- Entstehungsort auf die beiden Pro- Hochschule für Musik und Theater wirkung ab. Obwohl einerseits enttäu- gramme verteilt: Werke der Dresdner Felix Mendelssohn Bartholdy schend, hat diese Entwicklung die Zeit (1844–1850) kamen ins erste Pro- Leipzig trafen sich 2008, Planung und Durchführung enorm er- gramm und diejenigen der Leipziger um über die Möglichkeit leichtert. Geboren wurde daraus das Zeit (ab 1828, aber für unsere Zwecke eines gemeinsamen Pro- Konzept eines Doppelprogramms zum 1840–1844) in das zweite. Diese Rei- jekts zum Schumann-Jahr sächsischen Schumann. Das Schu- henfolge wurde nicht von der biogra- 2010 zu sprechen. Ur- mann-Haus in Zwickau – hier ver- fischen Chronologie, sondern von der sprüngliche Idee war es, brachte Schumann seine ersten Le- Dramaturgie bestimmt: die klanglich Lieder und Kammermusik aus den drei bensjahre – bot sich als dritter größeren, umfangreicheren Werke, die Wirkungsorten von Robert Schumann Aufführungsort an. Somit kamen drei die Veranstaltung abschließen sollten, von Studierenden der drei Hochschu- Veranstaltungen zustande: in der Leip- stammen aus der Leipziger Zeit. len in einem Tripel-Programm in den ziger Hochschule am 24. April, in der drei Städten zu präsentieren. Die Stu- Dresdner Hochschule am 25. April tudierende beider Hochschulen dierenden sollten dabei Gelegenheit und im Schumann-Haus Zwickau am Swirkten in beiden Programmteilen haben, die Orte, an denen Robert 16. Mai 2010. mit. Insgesamt waren 27 Studierende Schumann gelebt und gewirkt hat, zu Es war der Wunsch der Initiatoren an den Aufführungen beteiligt. Aus besuchen und kennenzulernen. Bis und Teilnehmer des Projekts „Der Dresden wirkten Hye-Jung Choi, Yun Mitte 2009 wurde jedoch klar, dass die sächsische Schumann“, Lieder und Cui, Hyoung Joon Jo, Almut und Phi- Reisen zwischen Sachsen und Düssel- Kammermusik aus den Leipziger und lipp Kaven, Eva Kerlicka, Cornelia dorf nicht nur logistische, sondern Dresdner Schaffensperioden, die den Kieschnik, Bo Kyoung Kim, Yoon Sun

1 Viola: Jekaterina Zubkova, Klavier: Johanna Zmeck/HfM Dresden er m rö K es nn Fotos: Joha

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Kim, Na-Kyung Lee, Natalia Skvor- Dresdner Zeit Schumanns as Niveau der Aufführungen war covova, Hana Vlasákova, Johanna Derfreulich hoch. Die Studieren- Zmeck und Jekaterina Zubkova mit. Ballszenen op. 109/1-4 für Klavier zu den beider Hochschulen waren bes- Aus Leipzig kamen Tobias Bäz, Riaan 4 Händen tens vorbereitet und versuchten mit Bolt, Katarina Burdjuk, Hasun Choi, Sechs Gesänge von Wielfried von der Ernst und Leidenschaft in die sehr per- 2 Benedikt Euler, Maria Horenko, Tati- Neun op. 89 sönliche, geistige Welt der Schumann- Horn: ana Neufeld, Aska Carmen Saito Jaen, Märchenbilder op. 113 für Viola und schen Kammermusik und Lieder hin- Benedikt Klavier Guido Scharmer, Stephan Scherpe, einzufinden. Es war für alle interes- Euler, Klavier: Katrin Starick, AyakoTanaka und Adagio und Allegro op. 70 für Horn und sant, so viele Werke von Schumann Tatiana Klavier Nico Treutler hinzu. Beiträge für das – die von höchster Qualität sind, aber Neufeld/ Fünf Stücke im Volkston Op. 102 für Programmheft schrieben Prof. Dr. bis auf das Quintett nicht zu den meist- HMT Leipzig Violoncello und Klavier Matthias Hermann (Dresden) sowie gespielten seiner Kompositionen zäh- die Studierenden Johanna Büdke, Fantasiestücke op. 88 für Klaviertrio len – hintereinander zu hören. Das 3 Sophie Ehrhardt, Steve Karkoschka, Publikum kam nicht umhin, die Quali- Violoncello: Katharina Kunz und Asita Tamme Leipziger Zeit Schumanns tät und den Einfallsreichtum dieser Tobias Bäz, aus dem Musikgeschichtsseminar von Stücke anzuerkennen (falls daran je Klavier: Ayako Frau Prof. Dr. Martina Sichardt Liebesfrühling (Rückert) op. 37 Zweifel bestanden hatten). So erging Tanaka/ (Leipzig). An der Planung und Durch- Andante und Variationen für 2 Klaviere, es auch den Studierenden, die der HMT Leipzig führung des Projektes maßgeblich be- 2 Violoncelli und Horn Schönheit dieser Musik gleichsam ver- teiligt waren Prof. Olaf Bär, Dr. Katrin Fünf Lieder aus dem Dänischen und fallen sind und mit Sensibilität und ho- Die Fotos Bauer, Prof. Andreas Baumann und Neugriechischen op. 40 hem Verantwortungsbewusstsein rea- entstanden Prof. Heidrun Richter (Dresden) so- Klavierquintett in Es-Dur op. 44 giert haben. Ihre Freude war spürbar beim Kon- wie Prof. Gudrun Franke und Prof. und die Ergebnisse für alle hörbar. Die zert Der Phillip Moll (Leipzig). Dank gebührt angenehme und konstruktive Atmo- Sächsische auch Dr. Thomas Synofzik, Leiter des Instituts in Leipzig, der im Anschluss sphäre der Zusammenarbeit zwischen Schumann Schumann-Hauses in Zwickau, für an das dreitägige Internationale Schu- den beiden Hochschulen lässt auf wei- am 25.4.10 seine Bereitschaft das Programm in mann-Symposium des Instituts eine tere gemeinsame Projekte hoffen. im Konzert- sein Schumann-Jahr-Konzept einzu- Gruppe von Symposiumsteilnehmern Phillip Moll, saal der HfM bauen sowie Prof. Dr. Helmut Loos, und Gästen in die Konzerte mit- FR Dirigieren/Korrepetition Dresden Direktor des Musikwissenschaftlichen brachte.

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Das Opernprojekt 2010 der HMT in Bildern – Così fan tutte „So machen es alle (Frauen) oder Die Schule der Liebenden“

Solisten, Chor und Orchester: Inszenierung: Jasmin Solfaghari Studierende der Hochschule Bühne: Daniela Flügge Musikalische Leitung: Kostüme: Vivien Waneck Ulrich Windfuhr (14./16. Mai 2010) Choreinstudierung: Jens Petereit Helmut Kukuk (15. /17. Mai 2010) Choreografische Mitarbeit: David Niemann, Yuki Takai Barbara Geißler (18. Mai 2010) Dramaturgie: Stefan Keym

Mitte: Eva Schuster, Mandy Fre- drich, Diana Kuznetsova

v.l. Tomas Volle (Ferrando), Sindre Ögaard (Guglielmo), Mandy Fredrich (Fiordiligi), Eva Schuster (Dorabella), Diana Kuznetsova (Despina) Karsten Müller (Alfonso) schild n e u a H

f al R Fotos:

30 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE

„Please, stop that wobbling!“ Ein erkenntnisreicher Workshop mit Prof. Dr. Clive Brown (Leeds) an der HMT

m Rahmen des Seminars „Musikali- ken, Tempo, Ornamentation, Improvi- rung. Doch vor ca. 150 sche Interpretation im 19. Jahrhun- sation sowie Portamento und Vibrato. Jahren war der Einsatz I dert“ von Prof. Dr. Martina Sichardt Zu Beginn des Workshops kamen eines Vibratos äußerst sel- fand vom 27.– 29. Mai 2010 im Musik- einige dieser Themen in Clive Browns ten, da die Musiker dieses salon (Dittrichring) ein gut besuchter Einführungsvortrag am Donnerstag, als höchsten emotionalen Ausdruck Workshop mit Prof. Dr. Clive Brown von dem 27. Mai 2010 zur Sprache. Da- sehr vorsichtig und sparsam ein- der University of Leeds (School of Music) raufhin wurde am gleichen Tag mit der setzten. Um also den Studierenden statt, veranstaltet vom Institut für Arbeit an zwei Werken Louis Spohrs, und Zuhörern eine neue Perspektive Musikwissenschaft (Prof. Dr. Martina dem Klaviertrio op. 123 und der Fantasie zu eröffnen und diesen Teil des Klang- Sichardt) und der Fachrichtung Kom- c-moll op. 35 für Harfe solo (1807), so- bildes des 19. Jahrhunderts zu rekon- position/Tonsatz (Prof. Dr. Gesine Schröder) in Zusammenarbeit mit der Fachrichtung Dirigieren/Korrepetition (Prof. Hanns-Martin Schreiber, Prof. Gudrun Franke, Prof. Gunhild Brandt, Prof. Constanze Smettan). Über drei Tage fanden sich rund zehn verschiede- ne studentische Ensembles zu öffent- lichen Proben mit Unterweisung von Clive Brown im Musiksalon ein, um den Versuch zu wagen, romantische Kammermusik in der Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts hörbar werden zu lassen.

Doch zunächst ein paar Worte zu un- serem Gast aus England.

Als Musikwissenschaftler und Edi- nzE ta S

tor, aber auch als Geiger und Dirigent nz ore liegt Browns besonderes Interesse auf L

dem Gebiet der Historischen Auffüh- Foto: rungspraxis. Er ist ein Pionier auf dem bislang nur wenig erforschten Gebiet wie zwei Werken Mendelssohns, dem struieren, bat Brown die Studierenden Clive Brown der Aufführungspraxis von Musik aus Klaviertrio d-Moll und dem Klavierquar- mit dem „wobbling“ (übertriebener betonte der Epoche der Romantik und hat mit tett begonnen. Wie im weiteren Verlauf Einsatz eines großes Vibratos auf na- nicht selten seinem Standardwerk Classical and Ro- des Workshops deutlich werden sollte, hezu jeder Note) aufzuhören und sich das für die mantic Performing Practice 1750 –1900 war Browns erster Ansatzpunkt, nach- um eine gefühlvolle gerade Führung romantische (Oxford 1999) die Summe seiner jah- dem er sich jedes Stück erst einmal von des Bogens zu bemühen, die alleine Aufführungs- relangen Forschungen auf diesem Ge- den Studierenden hatte vorspielen las- den gewünschten Ausdruck wiederge- praxis nötige biet festgehalten. Dieses Buch liegt zur sen, der Einsatz und das Maß des Vi- ben sollte. Hatten einige Studierende Weglassen Zeit nur in englischer Sprache vor, es bratos für die Streicher. Er machte Mühe, ihre „Gewohnheiten“ mal bei- des heute exisitert im deutschsprachigen Raum deutlich, dass moderne Musiker der seite zu legen, gelang es vielen doch so selbstver- kein vergleichbares Werk. heutigen Zeit ein großes Vibrato als erstaunlich gut, diese Instruktionen ständlichen In diesem Buch geht es um die Nota- agogisches Ausdrucksmittel erster Pri- umzusetzen. Für mich als Nicht-Strei- Vibratos auf tion von Akzenten und Lautstärke, die orität wählten und somit der linken cher eröffnete sich damit ein sehr inte- jedem Ton Notation und Artikulation von Phra- Hand auf dem Griffbrett größere Be- ressantes neues Klangbild. Ohne das sen und des Ausdrucks, Bogentechni- achtung schenkten als der Bogenfüh- Vibrato von jedem einzelnen Streicher

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 31 BERICHTE

Am Freitag folgten auf Brahms Vio- teren Zuhörern das neue Klangbild linsonate in G-Dur und Schumanns Kla- offenbart werden sollte. viertrio op. 63, das Horntrio von Brahms In einem Roundtable mit Prof. Dr. und die Klarinettensonate von Mendels- Clive Brown, Prof. Gudrun Franke, sohn. Die beiden letzteren Beiträge Prof. Dr. Gesine Schröder sowie den stachen insofern hervor, als sich Brown Gästen Dr. Salome Reiser (Mendels- bei den Bläsern sehr um die Akzen- sohn-Gesamtausgabe, SAW Leipzig) Mit viel tuierung und Phrasierung bemühte. und Dr. Ute Henseler (Hochschule Freude und Ähnlich verfuhr er mit den pianis- für Musik Hanns Eisler, Berlin), Spass kom- tischen Einlagen. So veranschaulichte moderiert von Prof. Dr. Martina munizierten er, über den gesamten Workshop hin- Sichardt, wurden am Samstag Fragen Clive Brown weg auch mit frühen Hörbeispielen, diskutiert wie etwa „Wie klang die und Asaf dass die damaligen Staccato-Bezeich- Kammermusik von Mendelssohn und Levy nungen wohl eher als portamento ge- Brahms zu Lebzeiten ihrer Schöpfer? spielt wurden. Nachdem sich die Stu- Welche Aufführungskonventionen gab konnte man die einzelnen Linien und dierenden also um eine mehr gebun- es zu ihrer Zeit? Mit welchen Mitteln Phrasen der Stücke wesentlich besser dene Spielweise (legato) bemüht hat- sollte der ‚ausdrucksvolle Vortrag‘ ei- verfolgen und ein durchsichtigeres ten und das Staccato nicht übertrieben, ner Komposition erzielt werden, durch Klangbild der polyphonen Stücke wahr- konnten auch hier vergleichsweise den allein (nach Auffassung des zeitge- nehmen. Merkwürdigerweise wirkten mehr zusammenhängende Linien und nössischen Schrifttums) sich erst deren die Stücke in dieser neuen „Einfach- Phrasen nachempfunden werden. Kunstcharakter realisieren konnte?“ heit“, die auch dem bewussteren Füh- Nach der Arbeit an Brahms’ Brat- Mit dieser Diskussion endete dieser ren des Bogens und dem gegenseitigen schensonate in Es-Dur und Reineckes sehr aufschlussreiche und vor allem in bewussteren Wahrnehmen der Studie- Klaviertrio op. 276 folgte ein Konzert Hinsicht auf die musikalische Interpre- renden und ihrer Kollegen geschuldet mit ausgewählten Werken, in denen tation inspirierende Workshop. war, emotionaler als die Interpretati- die Arbeit der letzten Tage noch einmal Lorenz Stanze, Student, onen mit vielem „wobbling“. musikalisch zusammengefasst und wei- Institut für Musikpädagogik

HMT-Bayreuth-Stipendiaten 2010 gekürt

um 18. Mal vergab der Richard-Wag- Mai 2010 wurden die Urkunden an die Vorstandsvorsitzenden des Richard-Wag- Z ner-Verband Leipzig e. V. in Koopera- diesjährigen Stipendiaten Christina Bock ner-Verbandes Thomas Krakow feierlich tion mit der Richard-Wagner-Stipendien- (Mezzosopran), Fabian Enders (Dirigie- übergeben. stiftung Bayreuth ein Stipendium an Stu- ren und Klavier) und Takahiro Nagasaki Die Verleihung fand während der Fest- dierende der HMT. Am 20. (Dirigieren und Korrepetition) von dem veranstaltung anlässlich des 197. Ge- burtstages von Richard Wagner im Rah- men des Richard-Wagner-Fests 2010 im Großen Saal der HMT statt. Das Bayreuth-Stipendium ermöglichte den Stipendiaten den kostenlosen Be- such von Opernaufführungen im Fest- spielhaus Bayreuth im August 2010. Damit knüpft die Förderung an einen Gedanken Wagners an, der die Festspiele für jedermann kostenlos zugänglich ma- v.l. Fabian chen wollte. Enders, BH Christina Bock, Thomas Krakow,

Takahiro H

Nagasaki Foto: B

32 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE 2tes HMT Jazzfest 2O1O

om 27. bis 29. Mai fand im Großen Saal der HMT in der Grassistraße 8 das 2. HMT Jazzfest statt. War schon das Premieren-Festival im Jahre 2008 ein voller Erfolg, so zeigte sich die zweite V Auflage 2010 nicht anders: Drei Abende lang ein voller Saal bei einem ausgesuchten Pro- gramm, das die Bandbreite des Jazz genauso präsentierte wie die Leistungen der Lehrenden und der Studierenden. Außerdem wartete das Jazzfest mit eingeladenen Jazz-Größen wie Uschi Brüning, Onita Boone oder Wolfgang Muthspiel auf. Der dritte HMT Jazzfest-Abend 2010 ging nahtlos in den alljährlich stattfindenden Hochschulball über. Die gefüllten Tanzflächen zeigten bald, dass sich klassische Ball-Gardero- be gut mit legerer Kleidung verträgt und beides hervorragend zu Jazz- und Bigband-Klängen passt …

Birgit Hendrich sprach im Nachhinein im November 2010 mit Prof. Ralf Schrabbe (Arrangement/Tonsatz) und Prof. Werner Neumann (Jazzgitarre).

Schon während des ersten HMT Jazzfestes 2008 und erst recht Prof. Schrabbe Das zweite Anliegen des Jazzfestes ist ein Pä- danach erreichten mich in der Pressestelle zahlreiche Anfra- j dagogisches: Wir haben Gäste von außerhalb der HMT einge- gen begeisterter Besucher, ob und wann es denn ein weiteres laden, die Workshops mit unseren Studierenden abgehalten Jazzfest gebe. Was war für Sie der Grund, für 2010 ein zweites Jazz- und mit ihnen gemeinsam musiziert haben. fest zu konzipieren und zu organisieren? Prof. Neumann Dabei geht die Zusammenarbeit auch über Prof. Schrabbe Die Fachrichtung Jazz/Popularmusik präsen- das Festival hinaus. Das Konzert von Meister Eder feat. DJ Ill- tiert sich regelmäßig in Vortragsabenden in kleineren Runden. vibe am 27. Mai zum Beispiel war dazu die Initialzün- zz Die großen Musical-Produktionen etablieren die Fachrichtung dung (siehe Bericht von Meister Eder – Anm. d. Red.). in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit. Mit dem HMT Jazz- fest im großen Haus wollten wir zeigen, dass auch wir Jazzer Was ist das Besondere an einem dreitägigen Jazz-Fest? a einen unterhaltsamen Abend stemmen können. Prof. Neumann Wir konnten die stilistische Vielfalt des Jazz Außerdem wollen wir dazu beitragen, die Kunstform Jazz zu präsentieren: von modern mainstream über Electro und Free etablieren und zeigen, dass Jazz nicht nur Partymucke ist. Jazz bis hin zu R&B, sogar Weltmusik war dieses Mal dabei. Prof. Neumann Schließlich ist auch gute Popularmusik nicht Die Besonderheit am zweiten HMT Jazzfest war, dass es dieses einfach zu machen! Mal seinen Abschluss im Hochschulball fand.

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 33 BERICHTE a

Prof. Schrabbe Traditionell wurde der Hochschulball bis- Herausforderung, aber auch eine tolle Möglichkeit. Wir danken her immer mit einem Walzer eröffnet. Dieses Mal spielten Mo- Steffen Seifarth für den tollen Sound und dem Inneren Dienst j ther Soul LE feat. Onita Boone. Da fand ein Paradigmenwech- für die professionellen Umbauten. sel statt. Wenn Sie jetzt auf das zweite HMT Jazzfest zurückblicken: Wie war … und was ist dabei besonders schwierig? es? Prof. Neumann Unsere Studierenden hatten die Gelegen- Prof. Schrabbe Ich freue mich über alle dargebotenen Kon- heit, mit professionellen Musikern von außerhalb gemeinsam zerte und insbesondere über jeden Kollegen, auch aus ande- etwas auf die Beine zu stellen, und das innerhalb kürzester ren Fachrichtungen, den ich in den Konzerten gesehen habe. Zeit! Das macht mich glücklich. Prof. Schrabbe … und das haben sie professionell gemacht! Ich Zu unseren Studentenbands könnte man vielleicht sagen, bin stolz auf unsere Studierenden. Schließlich haben Eigen- dass in Sachen Showmanship der eine oder andere noch eine kompositionen ein gewisses Restrisiko: Es bleibt keine Zeit zur Schippe zulegen könnte. Absprache, das muss schnell funktionieren. Denn bei den Auf- Prof. Neumann Obwohl es im Jazz natürlich zu viele Facet- tritten ist nicht nur der Musiker gefragt, sondern auch der Or- ten und Farben gibt, als dass man sagen könnte: So muss man ganisator und Arrangeur. es machen! Der Unterschied bei einem Jazzkonzert zu einem klassi- Prof. Schrabbe Richtig. Schließlich spiegelt das HMT Jazzfest schen Konzert ist ja der: Klassische Konzerte haben von vorn- auch das Selbstverständnis der Jazzausbildung an unserer herein ihren Rahmen mit einem entsprechenden Konzertsaal Hochschule: Studierende spielen mit Studierenden, Studieren- wie im Gewandhaus oder im Großen Saal der HMT. de mit Professoren, Professoren für Studierende, Studierende Jazzer müssen wie im Spizz oder im Telegraph immer erst ei- mit Externen. ne Stimmung aufbauen. Da war der Große Saal der HMT eine T M H Fotos:

2tes HMT Jazzfest 2O1O

34 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE zz 2tes HMT Jazzfest 2O1O

27.–29. Mai Großer Saal, Grassistraße 8

 Donnerstag  27. Mai  19.30 Uhr: Meister Eder feat. DJ Illvibe (modern electric) f 20.30 Uhr: Resonance feat. Richie Beirach HMT Jazzfest Bericht 2010 von (modern jazz) 21.30 Uhr: Bigband Cuban Meister Eder Fire (bigband jazz)

23 Uhr, Telegraph, Dittrich- ls uns Prof. Werner Neumann im noch mal einen großen Dank an e ring 18–20: Jam Session A Dezember 2009 fragte, bei dem für Prof. Werner Neumann und Prof. Ralf den Mai 2010 geplanten HMT Jazzfest in Schrabbe für die Organisation!). besonderem Rahmen mitzuwirken, ahn- Doch das ist nicht alles. Unser Konzert  Freitag  28. Mai  ten wir noch nicht, wie wichtig diese Er- fungierte auch als Grundstein für eine fahrung sein würde. zukünftige Zusammenarbeit mit Vincent 19.30 Uhr: Florian Kästner Als Feature für unsere Band Meister von Schlippenbach. Group feat. Wolfgang Eder schlug er die Zusammenarbeit mit So werden wir im Januar 2011 unter Muthspiel (modern jazz) einem bekannten Berliner DJ vor: DJ Illvi- Aufsicht und Produktion des Gitarristen be aka Vincent von Schlippenbach, der Frank Möbus zusammen das Debut-Al- 20.30 Uhr: Alcantara Sohn der Free-Jazz-Größe Alexander von bum unserer Band Meister Eder in Berlin (world music) Schlippenbach, der für Produktionen der aufnehmen. Band Seeed, Peter Fox oder Mrs. Platnum Anschließend gibt es im März/April 21.30 Uhr: HMT Impro bekannt ist, aber auch im Free-Jazz-Be- 2011 eine Tour zusammen mit DJ Illvibe. Orchestra feat. Frank reich mit seinem Vater und Aki Takase ar- In Leipzig machen wir am 31.3.2011 in Köllges (free) beitet … Von dieser Idee waren wir sofort der naTo halt. Diesen Termin sollte man 23 Uhr, Telegraph, Dittrich- begeistert. sich schon mal vormerken! Nach einigen Telefonaten und dem Das HMT Jazzfest 2010 war und ist so- ring 18–20: Jam Session Austausch von Material und Ideen trafen mit ein wichtiger Punkt in der Entwick- wir uns erstmalig im Mai 2010 im Kreuz- lung unserer Band; wir sind froh dabei berger Proberaum und Studio von Vin- gewesen zu sein und möchten die Erfah-  Samstag  29. Mai  cent. Schnell standen, dank Vincents rung nicht missen. 19.30 Uhr, Kammermusik- Kreativität, einige Ideen zu unseren Vielen Dank! Songs, und nach zwei weiteren Proben Liebe Grüße, saal: Onbeat feat. lag der Konzertabend dann auch schon Meister Eder Uschi Brüning und Ernst direkt vor uns. Ludwig Petrowsky (free) Für uns als Band und in der Kollabora- 20.30 Uhr, Großer Saal: tion mit DJ Illvibe (plus Gast Niklas Kraft Meister Eder ist: s Hochschulball – am Tenorsaxophon) war das Eröffnungs- Johannes Moritz – sax, cl konzert des HMT Jazzfestes ein voller Er- Felix Franzke – git Balleröffnung mit folg und auch eine super Erfah- Hendrik Krause – dble-b Mother Soul LE feat. rung für uns als Musiker (hier Friedemann Pruß – dr, perc Onita Boone (r&b)

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Leipzig als Nabel der Schauspielschul- Theaterwelt

lljährlich treffen sich die staatlichen Schauspielschulen Kursangebote hauseigener Dozenten aus dem deutschsprachigen Raum zum Wettbewerb zur spiegelten sehr gut das breite Spek- trum unserer Hochschule wider. AFörderung des Schauspielnachwuchses und Ende Juni 2010 Hauptaktionsfeld aber war der Große war nun Leipzig erstmals Gastgeber für die ca. 350 Teilnehmer Saal in der Grassistraße, der sich in dieser Woche auch als Aufführungsort aus dem In- und Ausland. für Theater bestens auszeichnete. Täg- lich wurden dort drei auf 60 Minuten Morgendliche Die Vorbereitungen dazu aber starteten schon im Herbst 2009. gekürzte Aufführungen gezeigt. Dabei Diskussions- Vertreter des Schauspielinstituts, der Bereiche Innerer Dienst, reichten die dramatischen Vorlagen von runde über Aristophanes (Weibervolksversammlung/ die gesehenen Video- und Tonstudio, Beleuchtung, KBB und nicht zuletzt der Graz) und Shakespeare (Wie es euch ge- Aufführungen damalige Prorektor für künstlerische Praxis, Prof. Dirk Vondran, fällt / Salzburg) über Büchner (Collage / unter Leitung Falckenberg München) und Gorki bildeten sozusagen die „Spezialeinheit“, dieses große Event zum von Frau Prof. (Nachtasyl / Rostock) bis zu Brecht Dr. phil. habil. Erfolg zu führen. (Baal / Hamburg), Dea Loher (Adam Petra Stuber Geist /Zürich) und Sven Regener m es an dieser Stelle schon vor- richteten Stimmung beigetragen haben (Kleiner Bruder /Busch Berlin). Erst- Uwegzunehmen: Dank der inten- die Studierenden des ersten und zwei- mals in der Geschichte dieses Wettbe- siven und konstruktiven Zusammenar- ten Studienjahres Schauspiel, die die werbs war auch ein aktuelles Zeitstück beit aller Bereiche und Dank der Teilnehmer persönlich betreuten oder in mehreren unterschiedlichen Inter- tatkräftigen Unterstützung des Rekto- an zwei Infoständen berieten oder per pretationen zu erleben: DNA des bri- rats konnte sich die HMT Leipzig als Disco täglich einen Teil des Abend- tischen Autors Dennis Kelly – gezeigt ein würdiger Gastgeber präsentieren. (oder besser gesagt Nacht-)Programms vom Studio Halle der HMT Leipzig, Nicht unbeträchtlich zur entspann- bestritten. Aber auch die Liveauftritte UdK Berlin und HdK Bern (siehe ten und auf Kommunikation ausge- des Fachbereichs Jazz/Pop oder die 0Kasten 1).

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o war es nicht verwunderlich, dass de ab Mitte der Woche dank eines bundesweit gefragte Regis- Snach den Vorstellungen ab 23 Uhr zusätzlichen Einsatzes des Inneren seur seine erste Spielzeit in erst mal kräftig diskutiert wurde und Dienstes nach kurzem Umbau im Magdeburg hinter sich und die Tanzflächen nur spärlich besucht Großen Saal) konnte dieser aber gut wurde von der gastgeben- waren. Auch lockte die laue Abendluft überbrückt werden. den Hochschule als Mitglied der Jury in den stimmungsvoll erleuchteten In- vorgeschlagen. nenhof. Erwartunsgemäß ließ dann eniger Zeit zum Tanzen hatte der übliche Ärger mit den Anwohnern Wdie fünfköpfige Jury, die über wischen vormittäglichen Diskus- 1 nicht lange auf sich warten. Mit die Vergabe von Solo- und Ensemble- Zsionsrunden in der Blackbox/Ditt- Unsere Freundlichkeit und Improvisations- preisen zu befinden hatte (siehe Kas- richring, die erstmals von Studenten Studierenden geist der Organisatoren (getanzt wur- ten 2). des Fachbereiches Dramaturgie unter des Studios Ihre Mitglieder, die aus den unter- Halle mit schiedlichsten Bereichen des deutsch- ihrem Stück sprachigen Raumes kamen und alle Preisträger 2010 DNA von D. DNA x DREI ihre eigenen Wege gegangen waren, Kelly in der wurden sich rasch einig darüber, was Ensemblepreise Eröffnungs- ie drei Inszenierungen boten sie in dieser Woche zu glücklichen Folkwang UdK Essen / aufführung D ein Schulbeispiel für derzeit auf Theaterbesuchern gemacht hat. Näm- Studiengang Schauspiel deutschsprachigen Bühnen aktuelles lich immer dann, wenn die Spieler Sinn von Anja Hilling 2 Erzähltheater. Die goldene Mitte nicht gelogen haben, sondern einfach, Hochschule für Schauspielkunst Unsere zwischen den Extremen von Kampf- direkt, ehrlich, wahrhaftig, aus ihrer Ernst Busch Berlin Studierenden sport und strengem Formalismus hat Mitte heraus agiert und miteinander Der kleine Bruder von Leander des Studios glücklich die Eröffnungsaufführung geredet haben. Mit Christine Dössel Haußmann/Sven Regener Dresden mit der Gastgeber getroffen. Das Ensem- (Theaterkritikerin SZ), Michael Gam- Max Reinhardt Seminar Wien ihrem Lied- ble ... hat verstanden, zwischen der pe (Schauspieler/Regisseur), Sebastian Man muss dankbar sein von programm Distanz zu den Figuren und der Huber (Chefdramaturg Staatsschau- Volker Schmidt Come again Identifikation mit ihnen eine Balance spiel München), Jan Jochymski Solopreise zu halten. Die Spieler stellten im (Schauspieldirektor Magdeburg) und Nichthandeln der Figuren nicht das Katharina Rupp (Schauspieldirektorin Anna Keil / HMT Rostock Unbeteiligt-Sein aus, sondern Biel/Solothurn) waren profunde Fach- Franz Pätzold / HMT Leipzig kritisierten es in der Zeichnung der leute am Werk, die sich dieser schwie- Elena Schwarz / UdK Graz Figuren als deren Handeln. Im rigen Aufgabe mit viel Engagement Max Reinhardt Preis Wechsel zwischen Erzählen und und Herzblut stellten. Theaterakademie Hamburg Spielen gelangen ihnen ein leben- Für Jan Jochymski übrigens war Baal von Bertolt Brecht diger, die Aufmerksamkeit fesselnder diese Tätigkeit eine Art Heimspiel. Dialog mit den Zuschauern und zu- 1992–94 selbst Student an der HMT, Preis der Studierenden gleich die Darstellung von handeln- blieb der gebürtige Leipziger seiner Folkwang UdK Essen / den Charakteren.“ Ausbildungsstätte über die Jahre treu, Studiengang Schauspiel Klaus Witzeling sei es als Regisseur des Sommerthea- Sinn von Anja Hilling ters oder Gastdozent. Nun hat der

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1 2 3

1 WM-Fieber im Essenszelt

2 Frau Prof. Regine Lutz (r.) übergibt den Preis der Stu- dierenden d Uhlig n 3 Chanson-

programm des yright Ber p Sudios Dresden

Come again Fotos: co

4 Beifall und Dankeschön für den Inneren Dienst unserer Hochschule

5 Begegnungen 4 5 und Austausch 6 7 während der Pausen der Leitung von Prof. Petra Stuber be- provokativ in die Diskussion mit einer ferenz Schauspielausbildung (SKS) mit 6 Szene aus treut wurden, bot in den Nachmittags- Performance aus Versatzstücken von den Worten eröffnet: „Wir alle sind der Hallenser stunden der gleiche Ort ein Podium Film, Theater und Weltdramatik zwi- Spieler und immer auf der Suche nach Studioproduk- für spontane Beiträge der teilneh- schen stinkendem Echt-Müll. dem lebendigsten Moment“ und mit tion DNA menden Schulen außerhalb des Wett- der Aufforderung der Jury „People bewerbs. Die Gastgeber nutzen dabei ine Woche also intensivst angefüllt pay to watch people believe in them- geschickt ihren Heimvorteil und stell- Emit den unterschiedlichsten Thea- selves“ beschlossen. ten sich im Querschnitt aller Studien- ter-Eindrücken, Begegnungen, Gesprä- Prof. Wolf-Dietrich Rammler, jahre vor: Das Studio Dresden präsen- chen und emotionalen Momenten – stellvertretender Leiter des Schauspiel- tierte sich bravourös mit Ausschnitten durch Nils Buchholz, Student des instituts Hans Otto (unter Verwendung aus dem Liedprogramm Come again dritten Studienjahres Schauspiel Leip- der Dokumentation zum 21. Theatertreffen und das zweite Studienjahr warf sich zig und Mitglied in der Ständigen Kon- von Klaus Witzeling)

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Die Mefale- Kindergruppe mit Prof. Tobias Schade, der Auf- baustudentin Yun-Jung Choi (beide hinten rechts) und der Gleichstellungs- idt m

ch beauftragten der S

f HMT Elisabeth horal T Sasso-Fruth

Foto: (vorn links)

Kooperation der Gleichstellungsbüros der HMT und der UL: MEFALE-Kinder der UL zu Gast an der HMT

m 28. Juni 2010 war es hatten! –, bekamen sie dieses Jahr und Klangvielfalt, viele soweit: Acht Mefale-Kinder Einblick in „Musikalische Kontraste: Fragen, in denen auch ihre Aim Alter von 10–12 Jahren Jazz und Alte Musik“, so das Motto musikalischen Vorkennt- waren zusammen mit ihrem des diesjährigen Besuches. Zunächst nisse zum Ausdruck ka- Begleiter, Herrn Schmidt (Stu- empfing sie Martin Auer, der ihnen zu- men. Diese stellten sie auch dent/Lehramt Geschichte und sammen mit den zwei Studierenden in der dritten Begegnung unter Be- Gemeinschaftskunde), für zwei Kristine Schlicke und Stefan Konrad weis. Nach den Unterschieden zwi- Stunden zu Gast an der HMT. die Jazztrompete vorstellte. Doch schen Cembalo und Klavier bzw. Ba- „Probieren geht über Studieren!“ – rockvioline und der heutigen Violine und so durften die Mutigsten auch ver- gefragt, beeindruckten die Kinder Mefale steht für Medizinische Fakul- suchen, dem Instrument Töne zu ent- Prof. Tobias Schade und die Aufbau- tät der Universität Leipzig. Und für locken. Das Spiel mit Dämpfern hatte Studentin der Barockvioline, Yun- ein Ferienbetreuungsprogramm, das es den Kindern besonders angetan, Jung Choi, mit ihren Beobachtungen. das Gleichstellungsbüro der Universi- aber selbst mit Dämpfern zu spielen Mit Spannung verfolgten die Kinder tät Leipzig für die Kinder der Mitar- stellte dann doch eine ganz besondere die anschaulichen Erklärungen von beiter der Medizinischen Fakultät Herausforderung dar ... Prof. Schade zum Cembalobau. Das schon seit ein paar Jahren organisiert. Als nächster erwartete Prof. Ralf Stück, das Prof. Schade und Frau Letztes Jahr erreichte das Gleichstel- Schrabbe die Mefale-Gruppe: Er Choi den Kindern am Schluss vor- lungsbüro der HMT zum ersten Mal zeigte den Kindern, wie Kompositi- spielten, ließ sie wirklich begreifen, eine Anfrage seitens der Organisato- onen am Instrument, aber auch am dass sie in diesen zwei Stunden musi- rin, und so beteiligte sich die HMT im Computer entstehen können, führte kalisch einen weiten, faszinierenden Sommersemester 2010 schon zum ihnen die Bandbreite der Klänge vor, Weg zurückgelegt hatten. zweiten Mal an der Durchführung die man am Synthesizer erzeugen dieses Programms. Nachdem die Kin- kann, verwies immer wieder auf die Elisabeth Sasso-Fruth, der im letzten Jahr in der EMP und Graphiken auf dem Computerbild- Dozentin für Französisch und Italienisch der Alten Musik empfangen worden schirm. Die Kinder waren fasziniert am Institut für Musikwissenschaft und waren – und sich prächtig amüsiert und stellten, angeregt von der Bild- Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule

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Meisterkurs mit Robert Levin nette, Felix Eugen Thiemann – Cello) und Mozarts Trio KV 548 (Mi Na Park am 5. und 6. Juli 2010 – Klavier, Karoline Schulz – Violine, Constance Ricard – Cello). Auch hier erklärt Robert Levin zunächst seine funktioniert. Wenn man die ganze Zeit Methode an einigen Takten und spricht im gleichen Tonfall spricht und jedem dann über Tempi, Dynamik und ande- Wort des Satzes das gleiche Gewicht re Gestaltungsmittel. gibt, wird der Hörer den Sinn des Bei der Arbeit mit den größeren En- Satzes nicht erfassen können. Das sembles bespricht Levin das Musik- Gleiche gilt für die Musik. stück als Ganzes. Die Mitglieder des Er erklärt, dass man am besten zum Ensembles sollten immer daran den- Verstehen eines Stückes kommt, wenn ken, dass das Stück als eine große Ein- man über seine einzelnen Teile in ver- heit anzusehen sei. Jedes Instrument n a m schiedenster Weise improvisiert. Dann hat seinen eigenen Charakter, und je- sher A demonstriert er uns das am Klavier, in- des ergänzt die anderen. Levin sagt, b er H dem er über die ersten Takte der Mo- dass der Charakter der Musik auch in

Foto: zart-Violinsonate improvisiert, jedes Details der Begleitstimmen zum Aus- Mal mit einer anderen Verzierung oder druck kommt, daher sollte man diese raußen sind 30 Grad Celsius, und einer anderen Führung der Melodie. musikalischen Teile in einem Ensemble D in dem kleinen Saal des Bläser- Improvisation auf dem Gebiet der nie unterschätzen. Levin kleidet dies in haus-Interims ist es fast unerträglich klassischen Musik, sagt er, sei heute ein Zitat aus einem Lied von Hugo heiß. Wenn man ein Fenster öffnet, eine vergessene Kunst. Sie lebe noch Wolf aus seinem Italienischen Lie- hört man die Autos auf der Karl-Tauch- fort im Jazz, aber die klassischen Mu- derbuch: Auch kleine Dinge können uns nitz-Straße, und gelegentlich verirrt siker haben es meist verlernt zu impro- entzücken. sich der Klang einer Trompete oder visieren. Das sei sehr schade, denn Beim langsamen Teil des Mozart- einer Posaune zu uns. Aber all das Improvisation gehörte immer als wich- Trios kommt Levin auf das Problem scheint Robert Levin nicht abzulenken tiger Teil zum Musizieren. Es mache des Tempos in der Zeit der Klassik zu oder zu stören. Mit ungeheurer Energie das Musizieren lebendig. Mozart zum sprechen. Es gebe kein „Langsam“ in und echter Leidenschaft für die Musik Beispiel schrieb nicht immer exakt alle der Musik dieser Zeit. Das Tempo spricht er über interessante Aspekte Details des Klavierparts in seinen Kla- wird immer bestimmt durch die An- der Interpretation von klassischer Mu- vierkonzerten nieder, denn er wusste, zahl der Harmoniewechsel im Takt. sik. Im nächsten Moment setzt er sich dass er beim Konzert das spielen wür- Am nächsten Tag standen zwei ans Klavier und fängt an zu spielen – de, was ihm gerade einfiel. Deshalb Solo-Klavierstücke von J. S. Bach auf aus Symphonien, Kammermusik, Kla- gab er nur einen gewissen Rahmen für dem Programm: Die Chromatische Fan- vierkonzerten oder Orgelstücken, alles den Klavierpart an. tasie und Fuge in d-Moll (Nora Bartosik) mit allen Stimmen und Instrumenten Wenn wir Musik aus dem 18. und und die Englische Suite in d-Moll (Yuan und vollkommen aus dem dem frühen 19. Jahrhundert spielen Meng). Levin sagt, es sei wichtig, in Gedächtnis. wollen, müssen wir uns die Fähigkeit den Klavierstücken von Bach auf den wieder aneignen, in diesem Stil zu mu- Unterschied zwischen den Tastenin- sizieren. Wie können wir das errei- strumenten des 17. und 18. Jahrhun- Die Lehrkräfte und Stu- chen? Einfach, indem wir so viel wie derts einerseits und den modernen dierenden, die ihm zuhö- möglich Musik aus dieser Zeit spielen Klavieren andererseits zu achten. In ren, sitzen voller Staunen und ganz und uns auf diese Weise mit den stilis- den modernen Flügeln seien die Bass- gebannt da. Sie fühlen: Hier erleben tischen Eigenheiten vertraut machen. Saiten diagonal über den anderen Sai- sie einen Musiker von seltenem Talent, Das kann man vergleichen mit dem ten angebracht, während bei den alten mit außerordentlichem Wissen auf sei- Lernen einer Sprache. Zuerst lernt Klavieren und den Cembali die Saiten nem Gebiet. man die grammatikalischen Regeln parallell zueinander angeordnet sind. Der Kurs beginnt mit der Mozart- und einen Grundwortschatz. Erst dann Aus diesem Grund klinge der Bass in Sonate für Violine KV 379, gespielt kann man sich in der Sprache frei be- heutigen Flügeln viel stärker als in der von Asaf Levy (Violine) und Ammiel wegen, selbständig Sätze bilden und Zeit, als Bach seine Musik kompo- Bushakevitz (Klavier). Ein großer Teil seine eigenen Ideen ausdrücken. nierte. Wenn man Musik aus dieser des Unterrichts beschäftigt sich nur Als weitere Beispiele dienten ihm Zeit spielt, müsse man dies unbedingt mit den ersten paar Takten. Levin er- Beethovens Trio Op. 11 (Eun Jung beachten. Wir seien es gewohnt, mit klärt, dass Musik wie eine Sprache Son – Klavier, Xiao Ling Mai – Klari- Fortsetzung S. 41 

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der linken Hand leiser zu spielen als mit der rechten und hätten vergessen wie man so spielt, dass beide Hände gleiches Gewicht geben. Noch ein interessantes Detail: Ro- bert Levin macht uns darauf aufmerk- sam, dass es in Beethovens Cellosonate op. 102/2 in fast allen Ausgaben eine falsche Note gibt, die wahrscheinlich ein Kopierfehler ist. Dieser Fehler wurde niemals korrigiert. Man muss also im- mer auf das Originalmanuskript zurück- greifen, um solche Fehler zu vermeiden. Es war für uns wunderbar zu hören, wie Levin im Zusammenhang mit die- ser Sonate über Beethovens Stil in sei- nen letzten Jahren sprach, wie er eine Verbindung herstellte, einen großen Bogen spannte zwischen der Klavier- sonate op. 101 und den zwei Cellosonaten op. 102. Und es war immer wieder er- staunlich, wie er die Cellosonate op.102/1 komplett mit dem Cellopart und dem Klavierpart gleichzeitig spielte. Es geht Levin auch darum, dass sich ein Musiker beim Spielen eines Studenten und Stückes auch das Wesen der Tonarten bewusst macht. Während die Musiker die e-Moll-Violinsonate KV 300c (304) Sonne und Wind und Regen (Rodrigo Bauza – Violine, Tomoko Takeshita – Klavier) spielen, weist er darauf hin, dass für Mozart a-Moll die und – ach ja – Tonart des Todes sei und e-Moll die Traurigkeit verkörpere. das Sommertheater 2010 Die Klaviersonate in a-Moll KV 310 (300d) und die Violinsonate in e-Moll seien also Schwestern, gleichsam ver- bunden durch den Tod der Mutter. er Sommer ist vorbei, und es schneit und es ist kalt. Da erinnere Dich mich gerne an das Sommertheater der Schauspielstudie- Die zwei Tage des Meisterkurses wa- renden aus dem zweiten Studienjahr – „Schau II“ für ren ein ganz besonderer Gewinn für Eingeweihte. Eigentlich hättet ihr an dieser Stelle einen uns alle, denn Robert Levin ließ uns Exklusivbericht von einem Darsteller lesen können, aber teilhaben an der Fülle seines Wissens. der ist beschäftigt, am Studio Leipzig. Deswegen steht an Seine Anmerkungen, Hinweise und dieser Stelle nun der Exklusivbericht der Regieassistentin. das Beispiel, das er im Wort und im Spielen gegeben hat, sowie seine ge- Einige von euch haben es vielleicht live theater prädestiniert sind. Zusätzlich Hanna samte Art zu unterrichten haben uns miterlebt, für die anderen möchte ich wurden sie den besonderen Qualitäten Werth, inspiriert und gezeigt, wieviel Wissen hier ein paar Highlights schildern. Im der Schauspielstudierenden angepasst. Raimund und Sensibilität für jedes Stück, wie Juli 2010 wurden zwei Stücke im In- So haben Frau Professor Gummich Widra, viel Begeisterung nötig sind, um ein nenhof des Grassi-Museums gezeigt. und Hendrik Duryn Calderón nach- Janko guter Musiker zu werden. Dame Kobold nach Calderón de la Barca träglich etwas unter die Arme gegrif- Lambrecht Wir würden uns sehr wünschen, dass und Der eingebildete Kranke von Molière fen und eine neue moderne und schnit- dieser Kurs nicht der letzte gewesen ist. sind zwei Komödien älteren Jahr- tigere Fassung der Dame Kobold für den Ayala Rosenbaum, gangs, die nicht nur wegen ihres un- Sommer in Leipzig geschrieben. Zu- Studentin FR Dirigieren/Korrepetition verkennbaren Wortwitzes fürs Sommer- dem wurden beide Stücke mit Tanz-

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einlagen aufgepeppt und überzeugten Eines schönen Abends, Der eingebildete stimmig, das Stück im überdachten sowohl durch darstellerisches Können Kranke, der immer zuerst gespielt wur- Teil des Innenhofs zu Ende zu erzäh- als auch durch farbenfrohe Ausstat- de, war schon beklatscht, da kam ein len. Lange hielten es die Studenten al- tung. Regen über uns, den man eine Stunde lerdings nicht ohne Spiel aus. Wozu Das zum großen Ganzen. Von neun zuvor nicht für möglich gehalten hätte. nur mit der Stimme erzählen, wenn Vorstellungen liefen die meisten rei- Anfangs blieben die Zuschauer noch man einen ganzen Körper zur Verfü- bungslos ab, doch mussten wir uns brav auf ihren Plätzen, spannten die gung hat? So schafften sie es, die vorm nach einer harten und kräftezehrenden Schirme auf oder zogen sich Müllsä- Regen geschützte Steintreppe durch Probenzeit mit der Fußball-WM und cke über – bezahlt ist bezahlt – und darstellendes Spiel zur zweiten Bühne ungünstigen Witterungsbedingungen harrten der Dinge, die da kommen mö- zu machen. Dass nun nur noch eine auseinandersetzen. Den Besucherzah- gen. Was dann kam, war noch mehr provisorische Darstellung zu sehen len hat das zum Glück keinen Dämp- Regen, und einer nach dem anderen war, störte das tapfere Publikum herz- fer versetzt – nicht zuletzt Dank der suchte Unterschlupf im Grassi-Mu- lich wenig. So viele Lacher wie an die- unglaublichen Improvisationsfähigkeit seum. Die Beteiligten rannten einan- sem Abend gab es kein zweites Mal! der Darsteller. So blies der Wind nicht der über den Haufen bei dem Versuch, Mit dem Schlussapplaus verebbte nur einmal Requisiten der Dame Kobold die Spanholzkulisse rechtzeitig ins dann auch der Regen, ohne den dieser von der Bühne (Briefe, Teelichte, Tü- Trockene zu bringen (am nächsten Tag besondere, wahre Moment nicht hätte ren!) und obendrein noch so laut, dass war trotzdem alles aufgequollen, und entstehen können. man sich den romantischen Schluss- die teils barfüßigen Schauspieler chor eher denken musste, anstatt ihn rammten sich reihenweise Splitter in Auch 2011 wird es wieder ein hören zu können. Die Gruppe vom die Füße) und berieten dann, wie wei- Sommertheater mit Schauspiel- eingebildeten Kranken wiederum ver- ter zu verfahren sei. So weit, so drama- studierenden, Gesang und Tanz Der eingebil- brannte sich öfter an der hochstehen- tisch. Es war erst die dritte oder vierte und Fechtszenen und ganz viel dete Kranke den Nachmittagssonne und kam ver- Vorstellung, alle waren motiviert, und Sonne und Wind und Regen mit Gregor schwitzt wie vom Marathon von der keiner dachte ans Aufgeben, schließ- geben – und ich Glückskind darf Knop, Hanna Bühne. Aber Wind und Sonne waren lich musste der Regen auch irgend- wieder dabei sein. Werth, Zenzi da noch die kleinsten Übel. wann wieder aufhören. Doch wir Huber, Rai- Ein Ereignis ist mir jedoch beson- warteten vergebens eine halbe Stunde Kathleen Rabe, mund Widra ders im Gedächtnis hängen geblieben: lang. Also beschloss die Besetzung ein- Studentin FR Dramaturgie n ry Du drik n e H Fotos:

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Robert Schumanns Requiem nen Lebzeiten publiziert. Erst 1864 an der HMT im Rahmen wurde es unter der Ägide von Clara Schumann veröffentlicht und als letzte der Mendelssohn-Festtage 2010 Opus-Nummer in das Werk Schu- manns aufgenommen. Johannes Brahms selbst setzte sich für die Nachlass-Edi- m Rahmen der Mendelssohn-Festtage Leipzig 2010 organisierte Diri- tion ein und strebte eine Aufführung gierstudent Fabian Enders ein Konzert mit Werken der beiden Kompo- mit seiner Wiener Singakademie an. nisten, die den letztjährigen Festtagen ihre Namen als Motto liehen: Diese kam aber nicht zustande. Das I über weite Strecken homophon gehal- Mendelssohn und Schumann. Ausführende des Konzertabends am tene Werk bewegt sich weitab von der 6. September 2010 im Großen Saal der Hochschule waren, neben dem Dramatik der Vertonungen des Re- von Philipp Amelung einstudierten Leipziger Vocalensemble, ehemalige quiem-Textes durch Mozart oder Ver- und derzeitige Angehörige der Hochschule. Zentrum und zugleich di. Vielmehr ist durch das ganze Re- bewusst gesetzter Endpunkt des Abends war die Aufführung von Robert quiem ein Grundton von abgeklärter Schumanns Requiem Des-Dur op. 148 für Soli, Chor und Orchester in Weltabgeschiedenheit spürbar. Auch einer für das Konzert extra erarbeiteten Orgelfassung. die von Schumann gewählte sparsame Verwendung von Solisten lässt das Re- Thematisch war der Abend ganz auf konnte in der im Vergleich zu einer quiem im Vergleich mit anderen Wer- den Inhalt der lateinischen Totenmesse, Kirche trockenen Akustik des Saales ken gleicher Textgrundlage als Hinführung auf das Requiem Robert durch durchsichtige Stimmführung, einen anderen Weg gehen. Schumanns, angelegt. Dem gleichwohl temperamentvolle Interpretation und Wenn dann aber doch eine überschaubar anwesenden Publikum atemberaubende Pedalvirtuosität den Solostimme sich aus der wurde trotz aller thematischen Begren- Hörer in ihren Bann ziehen. Einzig Masse des von der Orgel zung ein abwechslungsreiches Pro- will man die Frage stellen, warum der begleiteten Chores erheben gramm geboten, wozu die durch den Organist auf einen Registranten ver- darf, sind einige der schönsten Stellen musikalischen Leiter eingestreuten Be- zichtete bzw. die Orgelwalze dem elek- der ganzen Komposition erreicht, wie merkungen zu Werk und Konzeption tronischen Speichersystem der Orgel etwa Sopranistin Nicole Tschaikin im wesentlich beitrugen. Eröffnet wurde vorzog und sich so mancher Möglich- Recordare, jesu pie! oder Altistin Anna- der Abend durch Nicole Tschaikin keit beraubte, die Registrierung stär- Clara Carlstedt im Qui maria absolvisti (Sopran) und Martin Häßler (Bass), ker zu variieren als es einem gleichzei- deutlich werden lassen. die Auszüge aus Schumanns Goethe- tig aktiven Tastenkünstler neben dem Am Ende ist im fast gänzlich seiner Liedern op. 98c (Mignon-Lieder) darbo- Spiel nun einmal möglich ist. Instrumentalbegleitung entkleideten ten. Schon hier machte sich aber ein Vor dem Requiem waren noch die bei- letzten Requiem-Ruf des Chores der entscheidender Makel des Abends be- den letzten Kompositionen Schumanns Schlusspunkt gesetzt, das Ziel erreicht. merkbar, der schließlich beim Requiem zu hören: Wenn mein Stündlein vorhan- Schumann wird die Aussage zugeschrie- ärgerlich hervortrat: Im Programm- den ist und Mitten wir im Leben sind, zwei ben, ein Requiem schreibe man für sich heft war auf die Mitteilung von Lied- schlichte Choralkompositionen und selbst. Dem mag so sein. Noch mehr und Messtexten und sogar der Lied- nachweislich das letzte, was als wirk- aber sollen hier die Worte Clara Schu- namen vollständig verzichtet worden. liche Musik aus des Komponisten Fe- manns Raum erhalten, die anlässlich Allein durch die beiden Sängern eige- der geflossen ist. Durch eine kurze einer Privataufführung des Requiems ne Echtheit im Gefühl und deklamato- Moderation eingeleitet, bildeten diese 1865 in ihrem Tagebuch feststellte: rische Klarheit konnte Abhilfe geschaf- als Endenicher Sterbechoräle in die Ge- „ ... ich war über das Werk ganz fen werden. Es folgten von Felix schichte eingegangen Sätze eine trag- überrascht, denn ich hatte es mir nicht Mendelssohn Bartholdy die Sonate für fähige dramaturgische Brücke zum von so schöner Wirkung vorgestellt“. Orgel A-Dur op. 65 Nr. 3 Aus tiefer Not folgenden Requiem – gleichwohl der in So mancher im Großen Saal mag am 6. schrei’ ich zu dir und seine Choralkan- der Moderation vorgenommene Ver- September ebenso empfunden haben. tate Verleih uns Frieden, gnädiglich. Ob- gleich vom nur als Fragment überlie- Denn leider noch zu oft ist das Spät- wohl beide Werke für einen sakralen ferten Choral Mitten wir im Leben sind werk Robert Schumanns einer Gering- Raum geschrieben wurden, fehlte ihnen mit der Kunst der Fuge Johann Seba- schätzung ausgeliefert, die nur denen in der Atmosphäre des zugleich spar- stian Bachs weder Bach noch Schu- schadet, die sich durch sie abhalten sam und effektvoll beleuchteten Großen mann gerecht wurde. Das Requiem Des- lassen, diesen Teil seines Œuvres zu Saales nichts an Wirkung und Wahr- Dur op. 148 komponierte Schumann entdecken. haftigkeit. Besonders die von Andreas 1852 in Düsseldorf, jedoch führte er es Patrick Grahl, Student Marquardt vorgetragene Orgelsonate weder selbst auf, noch wurde es zu sei- FR Klassischer Gesang/Musiktheater

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 43 BERICHTE el n der Mei Young Concert Artists European Auditions (YCA) an der HMT n lexa A Foto:

v.l. Prof. om 7.–12. September 2010 Marc Bouchkov, 19, Violine (Belgien/ Jury der European Auditions aus Robert Ehrlich, fand zum 13. Mal der Young Frankreich). Ein begeistertes Publi- New York nach Leipzig reiste. Die an- Susan Wads- V Concert Artists European Au- kum feierte die zwei Gewinner beim deren Juroren waren Robert Cohen worth, Da Sol ditions-Wettbewerb im Großen Preisträgerkonzert am 12. September (Violoncello), London; Christiane Kim, Prof. Joel Saal der Hochschule statt. Der 2010 im Musiksalon des Mendelssohn- Edingen (Violine), Lübeck/Berlin; Ro- Shapiro, Prof. Wettbewerb, 1994 von Prof. Joel Hauses. bert Ehrlich (Rektor der Hochschule), Christiane Shapiro in Leipzig gegründet, Die Gewinner des YCA-Wettbe- Leipzig; Michel Lethiec (Klarinette), Edinger, Marc wurde von der HMT in Zusam- werbs erhalten Geldpreise und Enga- Paris; Berthold Schmid (Gesang), Bouchkov menarbeit mit Young Concert gements und sind zu den weltweiten Leipzig und Joel Shapiro (Klavier), Artists, New York, ausgetragen. Finalrunden des Internationalen Wett- Boston. bewerbs in New York City zugelassen Die nächsten European Auditions (mit Übernahme der Kosten für Reise werden im September 2012 mit den und Aufenthalt). Die dortigen Gewin- Instrumenten Klavier, Gesang, Violi- 2010 wurden 108 Teilneh- ner treten innerhalb der YCA-Kon- ne, Viola, Violoncello, Streichquartett, mer/innen aus 41 Ländern zertreihen in New York, Washington Klarinette und Oboe an der HMT zugelassen. Es besteht bei (Kennedy Center) und Boston auf Leipzig stattfinden. den YCA-Auditions keine und unternehmen anschließend meh- Prof. Joel Shapiro festgesetzte Anzahl von Gewinnern. rere Konzertreisen durch die USA. Teilnehmer werden nicht gegeneinan- Unter den vielen renommierten Preis- der gewertet, und die Anzahl der ers- trägern befinden sich Künstler wie ten Preise ist nicht begrenzt. Außer- Murray Perahia, Pinchas Zukerman, ordentliche Begabung, Virtuosität, Emanuel Ax, Alban Gerhardt, Jean Individualität und Eignung für eine Yves Thibaudet und das Tokyo String Konzertkarriere sind die Kriterien. Quartet. Diesmal gab es zwei Gewinner: Da Sol 2010 feierte die gemeinnützige Or- Kim, 21, Klavier (Südkorea), in Leip- ganisation Young Concert Artists zig schon während seines Studiums in den 50. Jahrestag ihrer Gründung der Klasse von Professor Gerald Fauth durch Susan Wadsworth, die in diesem an der Hochschule gut bekannt, und Jahr zum 13. Mal als Vorsitzende der

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Auch Dozenten sind noch wissbegierig Fortbildungswoche der Fachrichtung Alte Musik

– vor. Eckhart Kuper nahm uns mit auf eine klingende Interpretationsreise anhand von Aufnahmen des Wohltemperierten Claviers aus den vergangenen 103 (!) Jahren. Ein besonders genaues „Protokoll“ ei- ner Unterrichtsstunde aus dem 18. Jahr- hundert, nämlich die Leçons de clavecin et principes d’harmonie (Anton Bemetz- rieder 1771, siehe Abb.) wurde unter der Moderation von Claudia Schweitzer leib- haftig nachgestellt. Außerdem machte Kommunikations- trainerin Katja Kettler mit uns Übungen und Reflexionen zur Kommunikation – für Pädagogen ja zentrale Vermittlungsme- thode – und zeigte uns auf mitreißende Art und Weise die Quellen möglicher Missverständnisse auf. Die Fortbildungswoche bot auch gute Gelegenheit zu studienorganisatorischem om 28. bis 30. September 2010 bekamen alle Studierenden der und logistischem Austausch. Bibliotheks- Fachrichtung Alte Musik unterrichtsfrei („Die sollen üben!“), Mitarbeiterin Katharina Vogel bot uns ei- V denn die Lehrenden begaben sich an diesen Tagen in eine Art ne übersichtliche Einführung in die Nut- Klausur zur gegenseitigen Weiterbildung. Es gab Vorträge, Diskus- zung von OPAL, die Lehr- und Lernplatt- sionsrunden und gemeinsames Musizieren zu unterschiedlichsten form, die einigen Universitäten und Themen der historischen Aufführungspraxis: Jeder Referent hatte Hochschulen Sachsens seit Neuestem zur sich ganz frei ein Thema gewählt, das ihn selbst gerade brennend Verfügung steht. Tobias Schade schließ- interessierte und das er gerne seinen Kollegen weitererzählen wollte. lich präsentierte uns die neuen Bachelor- Studienordnungen im Detail, brachte uns Es ist immer spannend, wenn Streicher, ter Leitung von Jutta Voß ausprobiert damit auf den aktuellen Stand und beant- Bläser und Tastenspieler zusammen über und unter Leitung von Notationslehrerin wortete unermüdlich unsere Fragen. bestimmte musikalische Parameter wie Claudia Nauheim eine Ballade von Guil- Für manche Lehrbeauftragte, die nur Artikulation oder Phrasierung diskutie- laume DuFay aus dem Faksimile gesun- wenige Stunden in der Woche oder ganz ren. So referierte Susanne Scholz – längst gen. Natürlich darf bei Alter Musik auch unregelmäßig im Hause sind, war die nicht nur für Streicher erhellend – über die Improvisation nicht fehlen, und so Fortbildungswoche gleichzeitig eine Quellen zu Bogenstrichen im 16. bis 18. stieß Martin Erhardts Beitrag zur Canon- schöne Gelegenheit, sich in entspannter Jahrhundert, und Volker Mühlberg gab improvisation nach Tomas de Santa Ma- Atmosphäre zu treffen und sich unter eine anschauliche Synopsis über Be- ria auf rege Beteiligung. Kollegen ein bisschen besser kennenzu- schreibungen zur Dynamik in Traktaten Martin Krumbiegel brachte unter- lernen, wozu auch die gemütliche Abend- aus der Zeit des Hochbarocks. schiedlichste Vertonungen des Pater runde im Telegraph beitrug. Ein Höhepunkt war für viele das Gam- noster mit. Unter seiner schwungvollen, Insgesamt stieß die Initiative durch benconsort unter Leitung von Irene Klein, mit Anekdoten gespickten Leitung for- und durch auf positives Interesse und es wo zu abendlicher Stunde mancher Kolle- mierte sich das Dozentenkollegium spon- bleibt nur zu hoffen, dass es so etwas ge zum ersten Mal im Leben eine Gambe tan zum (bis zu achtstimmigen) Chor. wieder geben wird. Einen herzlichen zwischen die Knie nahm und andere Kol- Seine Recherchen über den Gebrauch von Dank an Mechthild Winter und Claudia legen sogar schon mit Gambenerfahrung Hackbrettinstrumenten und Psalterii im Schweitzer für die Organisation der Fort- aufwarten konnten. 17. und 18. Jahrhundert stellte Arve Sta- bildungswoche! Mit Eifer wurden Tanzgrundschritte vran zusammen mit einigen klingenden Martin Erhardt (FR Alte Musik, Lehrauftrag für Menuett, Gavotte, Courante usw. un- Beispielen – von volkstümlich bis galant Historische Improvisation)

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 45 BERICHTE AUSSERHALB Bach in der Box

Die neue Projektreihe an der HMT Eröffnungsveranstaltung am 3. Oktober 2010

oben: obe den Herren“, singt das Und das beschränkt sich keinesfalls nur Schönheit der Musik und spielen Aufführung Ensemble, doch nach vier auf die Musiker: Schon am ersten Abend zusammen einen versöhnlichen Schluss. der Bach- L Takten verzieht die Soprani- waren sieben Fachrichtungen vertreten. Einblick in Bachs Alltag gibt die Lesung kantate BWV stin unwillig das Gesicht, nach Denn obwohl die erste Kantate in „alter eines Briefes Johann Sebastians an 139 unter acht Takten steigt sie demons- Stimmung“ (a'=415Hz) musiziert wurde, seinen Jugendfreund Georg Erdmann Prof. Martin trativ aus. Die anderen Sänger erklang längst nicht nur Alte Musik. aus dem Jahr 1730. Wolf-Dietrich Krumbiegel versuchen das Stück noch zu Rammler bereitet die für uns unge- am 7.11.10 retten – keine Chance. Es wird Altes und Neues wohnte Ausdrucksweise der damaligen vokal abgebrochen. Zeit keine Mühe: „... Ihnen wegen ald zur Rechten – bald zur Linken meiner Fatalitäten einige Nachrichten Ebenso wie mancher Zuschauer B für Travers- und Altblockflöte ist zu geben ...“ ist ein Zeugnis von fragt Prof. Martin Krumbiegel eine Uraufführung, die zwar alt tut, finanziellen Nöten, vielen Kindern, der verwundert, was denn los sei?! aber nicht verstaubt ist. Aus den zwei zweiten Ehefrau und natürlich dem Sie hätten das doch alles be- hinteren gegenüberliegenden Ecken der Musizieren. sprochen! So diskutieren die Blackbox kommen sich die beiden Flöten Sänger in einem kleinen Anspiel langsam näher, bis sie sich vorne in der Vom Kirchenlied zur Jazz- das Veranstaltungsthema zur Mitte der Bühne treffen. Sie wechseln improvisation Erheiterung der Zuschauer. sich musikalisch ab, imitieren einander und singen: „Ach Herr“. Fast geraten rof. Pepe Berns und Prof. Ralf Schrab- Wieso heute noch Bach? sie in Streit, wem welche Melodie P be aus der Jazzabteilung, an Bass zustünde, doch sie einigen sich auf die und Klavier, spielen zusammen mit der er Abend Bach in der Box soll eine Alte-Musik-Studentin Bernadett D Plattform für Studierende (und Meszaros an der Truhenorgel und Prof. durchaus auch für Lehrende) aller Martin Krumbiegel Lasset uns mit Jesus Das Mit- Fachrichtungen sein. Den alten Meister ziehen. Dass es dabei nicht bei der singen wird (neu) entdecken, seine Werke auf- und üblichen Version des Kirchenliedes Tradition bei umführen, alles was die Studierenden bleiben kann, lässt schon die Musiker- Bach in der im weitesten Sinne mit Bach verbinden, kombination erahnen. Lässig fügen sich Box! Karsten kann hier gezeigt werden. Das Prinzip: die Sätze aneinander, und auf einmal Alber studiert Jeden ersten Sonntag im Monat kommt ist die alte Truhenorgel gar nicht mehr am 7.11.10 am Ende des Abends eine Bachkantate, so fremd zwischen den modernen seinen Kanon passend zum Kirchenjahr, zur Auffüh- Instrumenten. So hat wohl noch keiner H mit dem rung. Den Rest des Abends wird im Publikum das Lied erlebt. Trotz der

Publikum ein gespielt, gelesen, gesungen, getanzt Fotos: B angeschlagenen Stimme Prof. Krum- oder was den HMTlern noch so einfällt. biegels springt der Groove über.

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Einführung und Aufführung der Kantate

um 18. Sonntag nach Trinitatis, Z welcher 2010 auf den 3. Oktober fiel, schreibt Bach die Gottesdienst- musik Herr Christ der einge Gottessohn (BWV 96). Prof. Krumbiegel erläutert zuerst, dass die Kantate auf das wieder erkennen konnte. Die Bassarie Der Vers „erleuchte sie (die Seele), 1 gleichnamige Kirchenlied von Elisabeth Bald zur Rechten, Bald zur Linken lenkt dass sie dich gläubig erkenne“ ist dabei Prof. Martin Cruciger aus dem 16. Jahrhundert sich mein verirrter Schritt muss in der der genaue Mittelpunkt der Kantate. Krumbiegel zurückgeht. Diese Methode war üblich, Thomaskirche eine besondere klangliche Abschließend erklingt die Kantate Bach vertonte auch Kirchenlieder von Erfahrung gewesen sein: Die Streicher gemeinsam musiziert von Klassischen 2 Paul Gerhardt oder Martin Luther. Das musizierten auf der linken Empore, Sängern, Alten Musikern und einigen Bachkantate kam der Gemeinde entgegen, weil sie die Oboen auf der rechten, sodass die Gästen wie dem Horn-Professor der instrumental, Textteile und dazugehörige Melodien Ohren der Gemeinde ebenso von links HMT, Prof. Thomas Hauschild. Den vorn im Bild nach rechts wankten, wie die vom Schlusschoral gibt es gleich zweimal, v. l. Markus Sänger beschriebenen Schritte des und die Zuschauer singen unter Prof. Müller und T e r m i n e 2 0 1 1 Gläubigen. Die Einordnung in histo- Krumbiegels Leitung kräftig aus dem Robert Herden, rische und biblische Zusammenhänge Programmheft mit. Die Freude über Oboe d’amore BACH IN DER BOX jeweils war jedoch nur ein Teil der Einführung. einen gelungenen Abend und der sonntags, 19.30 Uhr in der Frau Prof. Dr. phil. habil. Petra Stuber, Applaus sind groß. Blackbox (Großer Probesaal Studiendekanin der Fachrichtung -1.33), Dittrichring 21 Dramaturgie, schaut – wie sie sagte – Rückschau „ganz unmusikalisch auf den Text“. Vor 9.1. „Meinen Jesum lass ich allem beschäftigt sie sich dabei mit der uf dem Novemberprogramm nicht“ BWV 124 Tenorarie Ach ziehe die Seele mit Seilen A standen die Kantate Wohl dem, der Liebe. der sich auf seinen Gott recht kindlich 6.2. „Nimm was dein ist und Deutlich wurde, wie sinnig Bach sein kann verlassen BWV 139 und u. a. ein gehe hin“ BWV 144 Werk strukturiert: Jeweils ein Choral zu neu komponierter Kanon nach Bachs Beginn und Schluss der Kantate rahmen Motette Fürchte dich nicht von Karsten 6.3. „Du wahrer Gott und die Arien und Rezitative ein, geben Alber (Fachrichtung Schulmusik). Davids Sohn“ BWV 23 diesen quasi festen Halt. Dabei weist Im Januar 2011 gibt es wieder einige Frau Prof. Stuber auf die Zweiseitigkeit Beiträge aus der Jazzabteilung, u. a. 3.4. „Gottes Zeit ist die aller- dieses Bildes hin: Halt geben und mit Prof. Richard Beirach am Klavier, beste Zeit“ („Actus tragicus“) Einhalt gebieten. Beides kommt in der die Schulmusiker sind im Orchester BWV 106 Kantate zur Sprache. Die Arie schließt an den Streichern vertreten, und auch sich an den letzten Vers des Alt-Rezita- das Schauspielinstitut Hans Otto der 8.5. „Halt im Gedächtnis Jesum tivs an: Und die Hölle zugeschlossen. Hochschule ist mit dabei! Christ“ BWV 67 Es wird einerseits von dem Wunder der Annika Hertwig, Liebe Gottes in seinem Sohn Jesus Studentin FR Dramaturgie 5.6. „Sie werden euch in den Christus gesungen, andererseits von Bann tun“ BWV 44 den Schwierigkeiten, mit denen eine gläubige Seele konfrontiert ist. Sie hofft Wer sich an der Gestaltung der Bach 3.7. „Die Himmel erzählen die auf Beistand und bittet um Halt, da sie in der Box-Abende beteiligen möchte, Ehre Gottes“ BWV 76 sich allein verirrt. Bis in den mathema- melde sich bitte mit Terminwunsch tischen Aufbau des Textes hinein kann bei Prof. Martin Krumbiegel unter die Strukturierung verfolgt werden. [email protected]

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Meisterkurs mit Prof. Jacques Rouvier

gleich, dass man die mittler- weile fast häufiger zu hörende Orchesterfassung von Mauri- ce Ravel nicht im geringsten vermisste. Das Vorhaben, die Kursar- beit von Prof. Rouvier in we- nigen Sätzen beschreiben zu müssen, ist eigentlich von vornherein als „ungenügend“ einzustufen und zum Schei- tern verurteilt. Seine Fähig- keit, sich jedem Studierenden mit Ausdauer, Konsequenz und Freundlichkeit zu wid- men, ließ ihm die Herzen der versammelten Teilnehmer- schar und Hörerschaft von der ersten Minute an zuflie- gen. Man spürte: Hier ist ein Pädagoge am Werk, der mit Leib und Seele seinen Beruf . Pohl A liebt, die Musik umfassend n kennt und alle ihm sich hristia C

. anvertrauenden Studierenden f als ernstzunehmende Partner

Foto: Pro schätzt. Zeit spielte keine Rolle – nicht selten geschah es, dass bis weit über die ver- Jacques as Wintersemester, gerade eine Woche alt, begann mit einem einbarte Stunde gearbeitet wurde, weil Rouvier Paukenschlag: Jacques Rouvier, ein international hoch gerade ein als dringend erkanntes Prob- während D geschätzter Pianist und Pädagoge, gab am 4. Oktober 2010 lem seiner Lösung harrte. Hinter all des Meis- im Großen Saal der Hochschule einen Klavierabend und in den dem waren eine tiefe Menschlichkeit terkurses darauf folgenden drei Tagen einen Meisterkurs für Studierende der und ein hohes künstlerisches Ethos an der HMT Fachrichtung Klavier, der aufgrund der Bauarbeiten im hochschul- spürbar. Ebenen, Horizonte wurden Leipzig eigenen Kammermusiksaal im Lyzeum für Klavier in der Käthe- aufgezeigt, in der objektive Erforder- Kollwitz-Straße ausgerichtet wurde. nisse, subjektive Möglichkeiten und edler Geschmack zur belastbaren Ein- heit verschmelzen können – die Stu- Für sein Konzert hatte Jac- und Alborado del Grazioso aus Miroirs) dierenden dankten es Jacques Rouvier ques Rouvier eine Kombi- setzte sowohl in klanglicher Differen- durch höchste Aufmerksamkeit und nation aus französischer zierung wie in geistiger Durchdrin- hingebungsvolles Spiel. und russischer Klaviermu- gung höchste Maßstäbe. (Nebenbei sei Auch der Maestro fühlte sich sicht- sik gewählt. In der ersten erwähnt, dass Jacques Rouvier für sei- bar wohl und betonte immer wieder Programmhälfte konnte sich das zahl- ne Gesamtaufnahme des Klavierwer- die spürbar gute Atmosphäre der Ab- reich erschienene Publikum davon kes von Ravel mit dem Grand Prix teilung, des Hauses und der Hoch- überzeugen, warum Rouvier weltweit du Disque eine der höchsten Aus- schule insgesamt. Diese Äußerung als einer der Lordsiegel-Bewahrer im- zeichnungen erhielt.) Nach der Pause lässt hoffen, dass die vier erlebnis- pressionistischer Musik gilt: Seine In- dann die Bilder einer Ausstellung von reichen Tage im Oktober in nicht allzu terpretation von sechs ausgewählten Modest Mussorgski: In der Rouvier- ferner Zeit eine Wiederholung erfah- Debussy-Préludes sowie verschiede- schen Interpretation erschienen die ren. ner Ravel-Werke (Pavane pour une in- Bildfolgen so facettenreich, sensibel Prof. Gerald Fauth, fante défunte, Sonatine, Oiseaux tristes nachgezeichnet und klanggewaltig zu- Stellvertretender Studiendekan FR Klavier

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Gedenkkonzert für Prof. Achim Beyer

ass ein Gedenkkonzert gleichermaßen gedacht wie seiner in- sönlichen Ansprachen – neben Momenten der tensiven Zeit als Mitinitiator der histo- lebhafte Erinnerungen aus DBesinnung auch Momente rischen Aufführungspraxis in der DDR. unterschiedlichen Blick- heiterer Dankbarkeit bereit- Klaviermusik von Chopin durfte winkeln – durchwanderten halten kann, zeigte sich am 8. nicht fehlen: Schon während seiner die gemeinsamen musikalischen und November 2010 im Musiksalon Studienzeit brillierte Achim Beyer auf freundschaftlichen Zeiten mit Achim der HMT. Gewürdigt wurde dem Klavier – mit Exzellenz und viel Beyer. der 2009 verstorbene Musiker, Fleiß pflegte er diese Leidenschaft bis Das Konzert gedachte in berüh- Professor für Kontrabass, mein zum Ende seines Lebens. Zudem er- render und abwechslungsreicher Wei- Mann Achim Beyer – an diesem klang Kammermusik von Händel und se einer außergewöhnlichen Leipziger Novembermontag wäre er 75 Bach, dem großen, von Achim Beyer Musikerpersönlichkeit, eines begna- geworden. in besonderer Weise verehrten Schütz, deten wie originellen Instrumentalleh- ein experimentierfreudig von Benedikt rers und besonderen Menschen. Hübner eigens für Kontrabass tran- Konstanze Beyer, Lehrauftrag Violine, Mehrere Dutzend Zuhörer, darunter skribiertes und von ihm virtuos vorge- Institut für Musikpädagogik v.l. Michaela Kollegen, ehemalige Schüler, Angehö- tragenes Werk von Hasselt. Prof. rige, Freunde hatten sich versammelt, César Franck sowie Martin Krum- um sich gemeinsam an Achim Beyer zu eine Jazz-Improvisa- biegel, Prof. erinnern. tion von Florian Käst- Frithjof Martin Die Ausführenden waren Profes- ner. Die Intensität der Grabner, Be- soren, Lehrbeauftragte und ehemalige Musik wurde ergänzt nedikt Hübner, Studierende, welche hingebungsvoll durch Worte von Prof. Siegfried musizierten. Die Auswahl der Werke Prof. Siegfried Pank, Pank, Alexander

vergegenwärtigte, welch stilistische Prof. Frithjof Martin uSS Meinel, Friede- tra S

Vielfalt Achim Beyers Musikerleben Grabner und Prof. d mann Wezel, n geprägt hatte. So wurde seiner frühen Martin Krumbiegel. Markus Müller,

Jahre als Tanzmusiker musikalisch Auch diese sehr per- Foto: Ber Florian Kästner

2010 – ein Jahr voller Jubiläen für Kunstlied-Liebhaber

ür die Freunde des Kunst- großem Erfolg aufgeführt. Elf Tage met. Selbst ein ausgezeich- liedes war 2010 ein Jahr der später kam das Robert-Schumann- neter Sänger und Pianist, FJubiläen. Vier der wichtigsten Doppelprogramm Der Sächsische Schu- ist Barber wohl der bedeu- Liedkomponisten wurden vor mann, worüber in diesem Heft an an- tendste Liedkomponist, den 200 Jahren (Robert Schumann) derer Stelle ausführlich berichtet wird. die USA im 20. Jahrhun- bzw. 150 Jahren (Hugo Wolf Am 9. Mai folgte im Kammermusik- dert hervorgebracht hat. Zwei seiner und Gustav Mahler) oder 100 saal der Hochschule ein Programm mit beliebtesten Kammermusikwerke, da- Jahren (Samuel Barber) gebo- Liedern von Hugo Wolf und Gustav runter sein bekanntestes Werk über- ren. Wegen ihrer überragenden Mahler. Die Sängerinnen und Sänger haupt – das Adagio for Strings –, stan- Bedeutung für die Liedkunst hat waren Taryn Knerr, Monja Meißner, den außerdem auf dem Programm. die Klasse für Liedgestaltung be- (Yasmina Favre musste wegen einer Mitwirkende waren Laura Atkinson, sondere Konzerte jedem dieser Verletzung leider kurzfristig absagen), Carla Frick, Taryn Knerr, Meredith vier Komponisten gewidmet. Nicole Tschaikin, Dominic Große und Nicoll, Marion Nogaro, Mi Na Park, Vitaly Yushmanov, am Klavier beglei- Aska Carmen Saito Jaen, Hanako tet von Jiwoo Lee, Mi Na Park, Kana- Ishii, Izabela Kałdun´ska, Dilhan Kan- Zuerst haben Julia Sophie Wagner, ko Sekiguchi, Ammiel Bushakevitz und tas, Felix Eugen Thiemann, Guido Tobias Berndt (a. G.) und Da Sol Kim Maxime Perrin. Scharmer und Hasun Choi. (Dieses das komplette Italienische Liederbuch Als letztem der Jubilare des Jahres Konzert hatte bei Redaktionsschluss von Hugo Wolf am 13. April 2010 im 2010 wurde dem großen Amerikaner noch nicht stattgefunden – Anm. d. Red.) schönen Festsaal des Bundesverwal- Samuel Barber am 17. Dezember ein Prof. Philip Moll, tungsgerichts vor vollem Hause mit Konzert im Lyzeum für Klavier gewid- Fachrichtung Dirigieren/Korrepetition

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 49 BERICHTE

„Ich glaube, der Zauberer ist echt!“ H Fotos: B

Der gestiefelte Kater von César Cui als Studioproduktion der Fachrichtung Gesang/Musiktheater

Der gestiefelte Kater 1 Tanz bei Hofe ie Studioproduktion des auch sonst nicht mit guten Ratschlä- Studienjahres 2010/11 der Regie/Ausstattung: Gundula Nowack gen, die sie lauthals in den Saal riefen. 2 Der gestie- DFachrichtung Gesang/Mu- Musikalische Leitung: Barbara Rucha Sie staunten über die fleißigen Mitsän- felte Kater siktheater richtete sich mit der Choreographie: Barbara Geißler ger und Vorhang-Zieher aus der ersten (A. Liebau) in Kinderoper Der gestiefelte Kater Klasse „Delfine“ der Freien Grundschu- der Premiere von César Cui nicht nur, aber MITWIRKENDE: le Clara Schumann Leipzig, über das am 25.11.10 vornehmlich an die jüngsten Kater – Ariane Liebau liebevolle Bühnenbild inklusive einer Musiktheaterfreunde – und (25.11. 15 Uhr, 26./27.11. 11 Uhr), Truhe voller Goldstücke, freuten sich 3 Prinzessin die Nachfrage war groß. Fast Lydia Moellenhoff über eine Prinzessin auf Inline-Skatern (C. Bernhardt), pausenlos klingelte das Karten- (Generalprobe, 27./28.11. 15 Uhr, 2.12.) und natürlich über den gestiefelten links, und telefon im Künstlerischen Be- Jean – Thomas Seidel Kater! Und der Unhold im letzten Akt Hofmarschall triebsbüro (KBB), schnell waren Prinzessin – Christina Bernhardt war so schön grausig, dass der kleine (V. Gühlow) die ursprünglich geplanten fünf Mittlerer Bruder/Unhold – Jonathan (5 Jahre) im Publikum raun- Vorstellungen von Donnerstag, Christian Backhaus te: „Ich glaube, der Zauberer ist echt!“ 4 Der König Älterer Bruder/Hofmarschall – Im Dezember 2010 erreichte uns im 25. November, bis Sonntag, 28. (A. Schmidt, Vincent Gühlow KBB ein dicker Umschlag aus der Kin- November 2010, ausgebucht. links) speist König – Alexander Schmidt dertagesstätte Spinnereistraße 10, voll Also wurde kurzerhand die mit Prinzessin gepackt mit gemalten Bildern der Kin- Generalprobe öffentlich, und (C. Bernhardt, Musiker: Song Yang (p), dergartenkinder und folgendem Dan- es kam noch eine Zusatzvor- rechts) und Wolfgang Fischer (perc) kesschreiben: „Wir bedanken uns für stellung am 2. Dezember 2010 Hofstaat Chor (Hofstaat, Schnitter, Diener des die schöne Kinderoper vom gestiefel- dazu. Unholds): Julia Bernhart, Astryd Cottet, ten Kater. Es hat uns allen sehr gut ge- Maria Hengst, Teresa Maria Winkler, fallen, und wir haben noch lange da- Der Eintritt war kostenlos; Johannes Dunz, Felix Tillmann Groth, von gesprochen. Wir wünschen Ihnen dies ermöglichte zahl- Steven Klose, Moqing Luo eine schöne Weihnachtszeit und ein reichen Kindertagesstätten- gesundes neues Jahr.“ Gruppen und Grundschul- Regieassistenz/Abendspielleitung: Die Kinder und Erzieher aus der Mäuse- und klassen den Besuch einer Susi Kaden der Pinguingruppe der KiTa Spinnereistraße 10 Vorstellung. Und die Kleinen waren Korrepetition: Gudrun Bratner, Song begeistert. Schließlich durften sie durch Yang, Paul Heller, Michael Ellis Ingram das Singen des Publikumsliedes dem Beleuchtung: Holm Querner gestiefelten Kater helfen und sparten Werkstätten: Jörg Hoffmann

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Robert Schumann: Genoveva – konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Ulrich Windfuhr Mitwirkende: Genoveva – Diana Kuznetsova Siegfried – Martin Häßler Golo – Paul Kaufmann Drago/Hidulfus – Christoph Heinrich Margarethe – Marie-Luise Dreßen (am 10.12.2010 in Düsseldorf Christina Bock) Balthasar – Sebastian Wartig Caspar – Dominik Große Kammerchor der Hochschule Hochschulsinfonieorchester

Pressestimmen zu den Aufführungen am geatmet. Sein Drago beweist: zu Recht. auch die Genoveva in der Tonhalle gege- 8.12.2010 im Großen Saal der HMT sowie Die Überraschung des Abends ist der ben, wenn auch nur konzertant und lei- am 12.12.2010 in der Tonhalle Düsseldorf von Barbara Rucha präparierte Kammer- der vor schütter besetzten Reihen. chor der Hochschule: präzise, durch- Das Orchester der Hochschule für Mu- Fest der schönen Stimmen – Konzertante schlagend, homogen, vorbildlich artiku- sik und Theater Felix Mendelssohn Bar- Genoveva in der Hochschule lierend hätte dieser studentische Musi- tholdy in Leipzig unter der Leitung von ker-Chor ein gewichtiges Tönchen mitzu- Ulrich Windfuhr ging mit größter Em- ines muss man der Leipziger Hoch- singen in der Leipziger Musiklandschaft, phase zu Werke … In düsteren Ahnungen E schule für Musik und Theater lassen: träte er nur häufiger in Erscheinung. Das brodelnd gab schon die Ouvertüre den Sänger ausbilden, das kann sie. Drum Orchester fällt dagegen etwas ab. Schö- stets drängenden Gestus vor, der den würde sich manches kleine und auch ne Farben sind da zu hören, aber der Ge- bald dreistündigen Abend tragen sollte. mittlere Opernhaus glücklich schätzen, samtklang leidet darunter, dass manche Das treffliche Orchester ist kein zusam- hätte es solche Sänger unter Vertrag wie der Musiker erst im letzten Moment auf mengewürfeltes Kollektiv …, sondern die die, die am Mittwochabend im Großen die Bühne rutschen – oder danach. Und Kaderschmiede des Leipziger Gewand- Saal mit der Oper Genoveva das konser- Ulrich Windfuhr am Pult schlägt so klein- hausorchesters. Der sonore, dunkel grun- vatorische Schumannn-Jahr zu Grabe tru- teilig gängelnd, dass es die Musik biswei- dierte Grundton des Spitzenorchesters gen. (…) Konzertant ist diese Genoveva, len erschlägt. kfm (LVZ, 10.12.2010) scheint schon bei den Eleven auf: Insbe- und das schadet ihr nicht (…) Hier ist sie sondere in den Streicherfraktionen ist die ein Fest der schönen Stimmen. Da ist et- Rasant: Windfuhr dirigiert Spielkultur bestechend. Ulrich Windfuhr wa der gewichtige, aber bewegliche und Schumann-Oper ist mit klarer Zeichengebung stets Herr wandelbare Sopran Diana Kuznetsovas der Lage und auf straffe Organisation (Klasse Regina Werner-Dietrich), die der enn man im Klavierauszug von und durchweg raschen Puls bedacht. Das Titelfigur zu menschlicher Wärme und W Robert Schumanns Genoveva blät- bekommt Schumanns Nachdenklichkeit stimmlicher Pracht verhilft. Oder Marie- tert, wundert man sich, dass da mehr- über weite Strecken ausgezeichnet, manch- Luise Dreßen (Roland Schubert), die der fach die Gattungsbezeichnungen „Lied“ mal allerdings wirkt der stete Drang Margarethe Kontur gibt mit ihrem ge- vorkommt. (…) Womit wir auch gleich etwas gehetzt. schmeidigen, herrlich dunkel timbrierten beim Kern jenes hartnäckigen Vorurteils Präsent und vom Jugendklang beseelt Organ und die bereits am Theater Alten- sind, das Schumanns Opus bis heute ver- klingt der schlank besetzte (…) Chor, er- burg/Gera unter Vertrag steht... folgt: dass dieses nämlich keine veritable staunlich homogen die Riege der jungen … Bei den Männerkollegen beeindruckt Oper, sondern eher ein sprödes Oratori- Sänger. An der Spitze Diana Kuznetsova – Martin Häßler als markanter Siegfried. um mit verworrener Handlung sei und in der Rolle der entrückten Titelheldin – Seine Studien haben ihn nach London für die Bühne nicht tauge. samtig timbrierter Sopran, dicht gefolgt verschlagen, und auch von ihm wird man Wie bei den meisten Vorurteilen ist von Martin Häßlers markantem Bariton gewiss noch hören. Wie von Paul Kauf- auch an dem über die Genoveva etwas als Siegfried. Christina Bock gab der Mez- mann, der dem sinistren Golo tenorale dran. Schumann hat mit eiserner Konse- zopartie der bösen Margarethe flammen- Kraft ebenso mitgibt, wie subversive Ver- quenz auf jeden als opernhaft zu nen- de Farben. Alle weiteren Partien schlos- schlagenheit. (…) Auch Christoph Heinrich nenden Effekt verzichtet. Da aber das sen sich dem durchweg hohen Niveau hat mit seinem warmen Bariton bereits … Schumann-Jahr mit dem Anspruch der an. die Luft der großen weiten Bühnenwelt Vollständigkeit angetreten ist, wurde nun Regine Müller (Rheinische Post, 14.12.2010)

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MÜNCHEN / LEIPZIG

Im Juni 2010 hatten wir dann die Möglichkeit, die lange erarbeiteten Das Max-Reger-Forum München und Leipzig 2010 Werke noch einmal vorzutragen. Am Abend des 17. Juni fand im Großen Saal unserer Hochschule ein Konzert ch hallo, ihr seid bestimmt teilnehmenden Organisten mussten gar mit Werken Max Regers statt. Genau die Violinsonate!“ – So bis zum nächsten Morgen warten, be- genommen waren es sogar zwei Kon- Awurden Hanako Ishi und ich vor sie spielen durften. Wir Leipziger zerte, denn es kamen so viele Beiträge am Abend des 7. Mai 2010 von unternahmen in Begleitung von Frau zusammen, dass es für zwei Teile Prof. Kurt Seibert (Bremen) in Prof. Franke, die mitgereist war und reichte. So gab es erst ein Vorspiel, ein der Münchner Musikhochschule uns mit Rat, Tat, Aufmunterung und Präludium sozusagen, mit den Stücken begrüßt, als wir versuchten, un- ihren Ohren in den Anspielproben zur für Violine und Klavier, die bereits in sere Bremer Kommilitonen und Seite stand, einen Ausflug in die Pina- München zu hören waren, einigen Zimmergenossen zu finden, die kothek der Moderne. Nach dieser Stücken für Klavier solo (Masako leider die einzigen vorhandenen kurzen Erholung von musikalischen Ono, Klasse Prof. Gunhild Brandt) Schlüssel für die Hotelzimmer Aktivitäten ging das Programm des und der fis-Moll-Sonate für Klarinette mitgenommen hatten. Dank Max-Reger-Forums auch schon wei- und Klavier op. 49/2, dargeboten von tatkräftiger Unterstützung der ter. Es fanden mehrere Gesprächskon- Henriette Störel (Klasse Prof. Wolf- gang Mäder) und Mariya Horenko Münchner Organisatoren gelang zerte statt, in denen die gespielten Werke Max Regers gleich noch fach- (Klasse Prof. Gudrun Franke). An- uns dies sogar noch vor Beginn kundig erläutert wurden, was sehr schließend spielten Dobromila Han- des Eröffnungskonzerts des Max- zum Verständnis der nicht immer gut cka (Orchesterakademie) und Tomoko Reger-Forums 2010, für das wir fassbaren Musik des Komponisten bei- Takeshita (Klasse Prof. Hanns-Martin angereist waren. trug. Das Konzert am Abend war in Schreiber) die Kleine Sonate für Violine das Programm der „Langen Nacht der und Klavier A-Dur, gefolgt von der fis- Im akustisch hervor- Musik“ eingebettet. In der ganzen Moll Violinsonate op. 84 (Deniz Tah- ragenden Großen Stadt fanden verschiedenste Konzerte berer, Klasse Prof. Marianne Sirbu Saal der Musikhoch- statt, auch andere Räume der Hoch- und Nora Bartosik, Klasse Prof. schule München gab schule wurden bespielt. Dies bekamen Hanns-Martin Schreiber). Stine Fi- es an diesem Abend Hanako Ishi (Klasse Prof. Roland Bal- scher (Klasse Prof. Regina Werner- bereits Leipziger Be- dini) und ich bald zu spüren, als wir Dietrich) und Ayala Rosenbaum teiligung. Mizuki Ta- mit unserem Beitrag (wie Herr Prof. (Liedklasse Prof. Phillip Moll) brach- kasu (Klasse Prof. Seibert anfangs richtig erkannt hatte, ten einige Lieder zu Gehör, bevor der Roland Baldini) und die Vierte Violinsonate C-Dur op. 74) be- lange Max-Reger-Abend dann mit un- Eun-Jung Son (Klas- gannen. Schon während des ersten serer C-Dur-Violinsonate ausklang. se Prof. Gudrun Fran- Satzes war die Bigband im Treppen- Ein ganzes Konzert nur mit Werken ke) spielten Zwei Kom- haus nebenan mit interessanten Unter- Max Regers ist keine leichte Kost. positionen für Violine malungen zu vernehmen und lockte Deswegen oder vielleicht auch wegen mit Begleitung des Pia- einen Teil des Publikums aus dem des außerordentlich guten Wetters noforte op. 87 und Saal. Auch durch den „Auftritt“ des hatte leider nur ein kleiner Teil des Sechs Vortragsstücke op. Saaldienstes, deren beide Disponenten hochschulfremden Publikums den rivat p 103a für die gleiche vermutlich durch die plötzliche Publi- Weg in den Konzertsaal gefunden.

Foto: Besetzung. Weiter- kumswanderung verunsichert waren Für uns Studierende waren beide hin erklangen Lied- und irritiert auf die Bühne und ins Pu- Veranstaltungen aber eine tolle Mög- v.l.: Eun- beiträge aus Bremen und ein Quintett, blikum schauten, ließen wir uns nicht lichkeit, die oftmals nicht leicht Jung Son dargeboten durch Münchner Kommili- stören. Trotz dieser „ungewöhnlichen zugängliche, aber doch interessante und Mizuki tonen. Im Anschluss an das Konzert Vorkommnisse“ war es ein schöner Musik Max Regers kennenzulernen. Takasu in lernten sich die Teilnehmer aus Bremen Auftritt in einem herrlichen Saal, der Unser Dank gilt den Organisatoren in München und Leipzig bei einem gemeinsamen uns in Erinnerung bleiben wird. München, Bremen und Leipzig. Und Besuch beim Italiener besser kennen. Am Sonntag klang das Forum mit ganz besonders möchten wir Prof. Gu- Am nächsten Tag dann war die einer Orgelmatinee mit Leipziger Betei- drun Franke für die tolle und freund- Gruppe geteilt – manche hatten ihren ligung (Su-Jung Lee und Hye-Im Um, liche Betreuung in München danken! Beitrag bereits geleistet, anderen stand beide Klasse Prof. Stefan Engels) und Nicolas Bajorat, FR Dirigieren/Korrepetition dies am Abend noch bevor, und die einem großen Abschlusskonzert aus. (Klasse Prof. Gunhild Brandt)

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brandis

tudierende des Instituts für Musikpädagogik der Hoch- Sschule führten im Juni 2010 zusammen mit Studierenden des Kunstpädagogischen Insti- tuts der Universität Leipzig und Leipziger Schülern eine eigene Fassung der Zauberflöte im Schlosspark Brandis auf.

„Oh, so eine Flöte … ist mehr als Gold und Kronen wert“, umschreibt Wolf- n gang Amadeus Mozart die Zauberflöte

„Oh, so eine Flöte…“ hage n in seiner gleichnamigen Oper. Die Zau- e um berflöte, 1791 von Mozart komponiert, Das Projekt Zauberflöte arl Bl ist wohl seine bekannteste Oper und C

auch die am meisten gespielte. Somit Fotos: liegt es nahe, dass genau diese Oper als Projekt des Instituts für Musikpädago- gik der HMT aufgenommen wurde. Zu Beginn des Sommersemesters Park: Im Schlosspark Brandis wurde Unter der Leitung von Anja-Chri- 2010 trafen sich im Musiksalon im Ditt- zwischen umgefallenen Statuen und stin Winkler verband das Projekt ganz richring Studierende verschiedener alten zugewachsenen Pavillons eine gezielt die musikpädagogischen und Semester und Hauptfächer sowie Leh- Art Märchenwelt kreiert, die alle zu- kunstpädagogischen Fachbereiche und rer und Dozenten der Gesangsabtei- rück in das 18. Jahrhundert entführte. bezog Schüler in jedem Bereich der lung der Musikpädagogik: Dies war Dank wunderschönen Sonnenscheins künstlerischen Erarbeitung mit ein. der offizielle Startschuss für dasProjekt wurden die drei Aufführungen zu Die Studierenden erarbeiteten die un- Zauberflöte! Nach einem ersten musi- einem vollen Erfolg, sowohl für die terschiedlichen Partien der Oper, spiel- kalischen Durchlauf hatte wohl jeder Zuschauer und die Schüler als auch ten im Orchester die selbst bearbeitete Beteiligte erkannt, wie zeitaufwändig, für uns Studierende. Orchesterfassung, gestalteten gemein- aber auch aufregend dieses Projekt Mozart schrieb in einem seiner sam mit den Schülern die Bühnen- werden würde. Bereits im März be- Briefe an seine Frau Konstanze: „Eben bilder und entwickelten die Kostüm- gannen die ersten Proben, um gemein- komme ich von der Oper / die Zauber- ideen. Die Schüler sollten durch ihre sam die gekürzte Fassung der Zauber- flöte; – was mich am meisten freuet, ist, Mitgestaltung und Mitwirkung einen flöte zu erarbeiten. der Stille Beifall! – man sieht recht wie neuartigen Zugang zur Zauberflöte be- In den musikalischen Proben ent- sehr und immer mehr diese Oper steigt.“ stand unter der Leitung von Und genau das war bei uns Studie- Mirga Grazinyte ein musika- renden auch zu beobachten: In unse- lisches Gesamtbild, und in rem Alltag tauchten immer wieder den szenischen Proben wurde Teile der Zauberflöte auf, da auch über das dazugehörige szenische die Proben hinaus die Oper in unserem Material erarbeitet. Trotz lan- Ansehen „stieg“ und allgegenwärtig war. ger und teils anstrengender Durch die andauernden wunderschö- Proben wuchsen bei allen Be- nen Ohrwürmer und immer wieder- teiligten immer mehr die Be- kehrenden Dialoge konnten wir voll geisterung und die Freude an und ganz in die Märchenwelt der Zau- der gemeinsamen Arbeit im berflöte eintauchen und werden dieses Hinblick auf das Ergebnis. Projekt noch lange in besonderer Erin- kommen und fernab von der heutigen Besonders war hierbei der Auffüh- nerung behalten. Technik und Modernisierung ganz in rungsort. Die Zuschauer saßen nicht Katharina Kurz, Studentin die Faszination der Oper eintauchen in Reih und Glied in einem Theater- Schulmusik/Musikpädagogisches Institut können. saal, sondern wanderten durch einen

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bad lauchstädt

ringa (Christiane Wiese) ihrer Zunei- Barocke Power wiederentdeckt gung zu Marton (Stephan Scherpe), dem Feldherrn des Köngs, nur schwer entsagen kann. Der König (Dominic reihundert Jahre Dornröschenschlaf sind eine lange Zeit! Große) selbst bleibt von den poli- Eine Oper nach 300 Jahren erstmals auf die Bühne zu tischen Entwicklungen unbeeindruckt Dbringen, ist deshalb eine spannende Aufgabe. Besonders, und erklärt den aufständischen Frauen wenn man sich entscheidet, dies in größtmöglicher Annäherung den Krieg, während der gewitzte, aber an die historische Aufführungspraxis zu tun. feige Kapitän Scandor (József Gál) die Gunst der Stunde stets für sich zu Die Arbeit an der einzig erhaltenen Leipziger Barockoper nutzen sucht und sich mit einem lu- Die lybische Talestris von Johann David Heinichen war solch eine stigen alten Weib (Michael Fish- Aufgabe. Uraufgeführt 1709 am Leipziger Opernhaus, galt mann) einlässt. Nach allerlei das Stück lange als verschollen. Nur ein paar Arien und Irrwegen, Täuschungen das Textbuch waren bekannt. 2001 entdeckte der Mu- und Verwirrungen droht sikwissenschaftler Michael Maul die Partitur, unter die Hinrichtung Tales- falschem Namen katalogisiert, in der Musikalien- tris’ und des als Frau sammlung der Sing-Akademie zu Berlin wieder. verkleideten Philotas durch den Priester Als Kooperation zwischen dem Bach- Talestris (Amrei Beu- Bogudes (Thomas fest Leipzig und der Hochschule für erle), die nach dem Tod Seidel). Am Ende ord- Musik und Theater Leipzig wurden im der Königin Rhodope net das Verhängnis (Iris Juni 2010 zwei szenische Auffüh- selbst die Herrschaft über- Meyer) die verworrenen Le- rungen im Goethe-Theater Bad Lauch- nehmen wollen. Dazu schwören bensfäden wieder, und so steht städt im Rahmen des Bachfestes reali- sie der Liebe ab, in Talestris’ Fall der dem Happy End nichts mehr im Wege. siert. zum Prinzen Philotas (Julia Kirch- Musikalisch begleitet wurde das Erzählt wird der Aufstand der ner). Die Amazone Latona (Kathleen Bühnengeschehen vom Barockorches- Frauen Lybiens unter der Prinzessin Danke) tut es ihr gleich, während Sy- ter der Fachrichtung Alte Musik unter

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Generalprobe am 15.6.10 in Bad Lauchstädt ig w ert H ika Ann Fotos:

der Leitung von Susanne Scholz, wel- allerdings im Rahmen ihres Gestik- Zeitung unter dem Titel „Der erho- che von ihrer Position an der ersten unterrichts mit den Sängerinnen und bene Zeigefinger einer nach innen ge- Geige aus führte. Abgerundet wurde Sängern intensiv vorgearbeitet, so dass wölbten Hand“. das Ganze durch historische Tänze diese mit der ungewohnten barocken Die LVZ schrieb „Sehenswert ist (Choreografie und Tanz Jutta Voß), Körpersprache vertraut waren. Zu- diese Neuzeit-Erstaufführung allemal wobei die Tänzer auch als Statisten sammen mit den farbenprächtigen, [...]“, und auch die Studierenden so- agierten. meist ausladenden Kostümen und dem wohl der vokalen als auch der instru- Den Vorstellungen voran ging eine schlichten Bühnenbild von Stephan mentalen Kunst wurden mit viel Lob recht turbulente und arbeitsintensive Dietrich ergab sich so ein für das Auge bedacht. Und der neue Merker lobte: Endprobenzeit, da die gemeinsamen der meisten Besucher zunächst unge- „Chapeau! Und die Anregung, diese Proben mit allen Beteiligten und vor wohntes Bild. Mit der Zeit merkte gelungene Aufführung auch anderen- allem die Probenzeit auf der eigent- man aber, dass viele der Gesten auch orts zu zeigen.“ lichen Bühne beschränkt waren. Diese heute noch verständlich sind, diese den Bühne befindet sich im Goethetheater Text visualisieren und bestimmte Stel- Eine gute Woche nach den Bad Lauch- des Kurorts Bad Lauchstädt und hat len besonders unterstreichen. städter Aufführungen gab es die Ama- seit seiner Zeit die Räumlichkeiten Die Aufführungsdauer von fast fünf zonengeschichte ein drittes Mal zu se- und die Bühnenmaschinerie erhalten! Stunden (da das Stück in Originallän- hen. Diesmal im Programm des Alte Wozu Sprechanlagen oder Lautspre- ge ohne einen einzigen Strich gespielt Musik Festes im Zimeliensaal des cher in den Garderoben im ersten wurde) strapazierte wohl auch die Museums für Musikinstrumente der Stock logischerweise nicht gehören, Sitzmuskeln hartgesottener Opernfans, Universität Leipzig im Grassi. Hier- durch Menschenhand bewegte Seil- wenngleich die Zuschauer durch die für hatten die beteiligten Dramaturgie- winden und Beleuchtungssäulen je- abwechslungsreiche, affektgeladene studierenden eine Kurzfassung erstellt doch schon. Es erforderte dann doch Musik entschädigt wurden. und die Oper für den kleinen Rahmen noch einen Inspizienten, der alle Ab- Alles in allem ein erfolgreiches Pro- eingerichtet. Trotz fehlender Barock- läufe und Bühnenverwandlungen ko- jekt, das auch in regionalen und über- kostüme ergab sich ein sehr stimmiges ordinierte. regionalen Medien mit guter Kritik Bild, das klanglich verzauberte. Bisher Sigrid T’Hooft (Lehrbeauftragte bedacht wurde. Vorab erschien ein Ar- war das leider die letzte Aufführung. Barocke Gestik), die sich für die Insze- tikel über Frau T’Hoofts Arbeit mit Svenja Tillenburg, nierung verantwortlich zeigte, hatte den Sängern in der Süddeutschen Studentin FR Dramaturgie

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 55 BERICHTE AUSSERHALB

leipzig

anregte, loszuziehen und mit Digi- Schweigen und Stöhnen zwischen den Recorder, Diktiergerät, Handy oder dem My-First-Sony-Kassettenrecorder Fachrichtungen Dramaturgie und Schauspiel des kleinen Bruders aufzunehmen, was uns Interessantes zu Ohren kam. Nachdem wir uns als Trio Infernale Das Hörspiel Dein Schweigen beim formiert hatten, war uns bald klar: Wir wollen ein Hörspiel produzieren, das Hörspielsommer Leipzig sich konkret mit dem Medium Radio und Hörspiel auseinandersetzt und nicht ohne weiteres als Theaterszene ies ist die O2-Mailbox von Felix Renard. Ihr Anruf kann zur Zeit leider nicht ent- oder Kurzfilm funktionieren kann. D gegengenommen werden. Sie haben aber die Möglichkeit nach dem Signalton Auch wenn man sich nicht mit Hör- eine Nachricht zu hinterlassen ...... Felix! Geh ans Telefon! Du musst dich unbe- spielen beschäftigt, ist man im tägli- dingt – gaaanz dringend – bei uns melden! Ruf zurück! ...... Der gewünschte chen Leben häufig mit Anrufbeant- Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar, wird aber per SMS über ihren Anruf wortern oder Mailboxen konfrontiert. informiert ...... Mensch, Gordon! Das kann nicht sein, dass du jetzt nicht erreichbar Maschinen, die unsere Stimmen auf- bist! Meld dich! ...... Hi, hier ist Felix Kubin. Ich bin grad nicht erreichbar, hin- nehmen. terlasst mir doch eine Nachricht ...... Felix! Du bist bestimmt grad im Urlaub oder Unter spontanen Bedingungen muss so, aber wir müssen dir das einfach sagen: Wir haben beim Hörspielsommer gewon- man sein Anliegen kurz und knapp for- nen! Danke nochmal für alles! Ohne dich hätten wir das nicht so hinbekommen! mulieren, ohne die direkte Reaktion eines Gegenübers. Eine Einbahnstra- Harry Rowohlt ßen-Kommunikation, hinter der sich (l.) und Nicole interessante Machtverhältnisse ver- Standtke bergen. Auf der Handlungsebene zeigt (2. v.l.) von die Stalker-Thematik genau diese der Wettbe- Machtverhältnisse und ihre Umkeh- werbsjury mit rung auf. Moderator Ein Glücksfall war für uns die Zu- Daniel Voß sammenarbeit mit den Schauspielstu- (m.) und den dierenden. Endlich bot sich die Mög- Gewinnern lichkeit, fachrichtungsübergreifend an e n des Hörspiel- li einem Projekt zu arbeiten. Mal wieder On Z-

sommer-Wett- LV ein Beweis dafür, dass eine Zusam- er/ bewerbs 2010, z menarbeit der Fachrichtungen durch- at K a

v.l. Rebecca n aus befruchtend und erfolgreich sein egi Schuster, R kann: Dein Schweigen ist bislang beim

Katja Fischer, Foto: Resonanzen Festival, beim Hör- Jan Frederik spielsommer Leipzig und beim Hör- Vogt, Andreas Wie hätte es auch anders sein können? richten, die aber durch die begrenzten, spiel-Kamin in Jena präsentiert wor- Kubitza Nach der Bekanntgabe der Preisträger weil immer indirekten Kommunikations- den. Im Radio wurde es bei Mephisto am 25. Juli 2010 erreichten wir erst- möglichkeiten des Anrufbeantworters 97.6 und MDR Figaro ausgestrahlt. mal niemanden. Das war nur konse- mehr Fragen aufwerfen, als sie beant- quent! Uns erging es nicht anders als worten. Besonders häufig meldet sich PS: Leider lassen sich Projekte zwi- den Figuren in unserem gerade ausge- Andreas, ihre Affäre. Langsam be- schen den Studiengängen Dramatur- zeichneten Hörspiel Dein Schweigen. schleicht den Zuhörer eine Ahnung, gie und Schauspiel immer nur durch „Das ist der Anrufbeantworter von warum Tina sich nicht mehr meldet. Eigeninitiative seitens der Studieren- Tina Elbmann.“ Tina ist nicht zu errei- Ein Spiel, das ständig zwischen ängst- den realisieren. Eine seltsame Tradi- chen. Freunde, Kollegen, ihr Chef, ihr licher Beklemmung und groteskem tion der Nicht-Kooperation, die sich Therapeut rufen sie an und sprechen Humor changiert, beginnt. zu hinterfragen lohnt! auf das Band. Hört sie die Nachrich- Angefangen hatte alles mit einem Katja Fischer und Rebecca Schuster, ten ab? Tinas Leben erschließt sich Seminar bei dem Komponisten und Studentinnen Fachrichtung Dramaturgie dem Zuhörer nur durch diese Nach- Hörspielmacher Felix Kubin, der uns

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DEIN SCHWEIGEN

Ein Hörspiel von Katja Fischer, Rebecca Schuster und Felix Renard

Mit: Nils Buchholz, Juliane Hendes, Gordon Kämmerer, Annett Krause, Christian Mahlow, Jan Sabo und Lena Vix.

Begründung der Jury anlässlich der Preisverleihung zum Hörspielsommer leipzig gal, was wir sagen, wie wir es E meinen, das verraten unsere Augen, unsere Mimik, unser ganzer Körper. Doch all das fällt im Hörspiel weg. Vorgestellt: Der Liveclub Telegraph Weshalb wir im Hörspiel auf gute Sprecher angewiesen sind. Auf Sprecher, ie Institution Liveclub Telegraph ist ein einzigartiges Projekt in der Clubszene in die mit ihrer Stimme lebendige Figuren D Deutschland. Beinahe alle „Parteien“ (der Jazzclub Leipzig e.V., der die meisten entwerfen. Figuren, die etwas wollen. Konzerte veranstaltet, die HMT Leipzig sowie LeipJazzig), die sich in Leipzig für Jazz Die schmeicheln, drohen und schwin- engagieren, ihn fördern, veranstalten und ausbilden, setzten sich unter der Initia- deln, um ihr Ziel zu erreichen. Die leiden tive von den Anfang 20-jährigen HMT-Studenten Sascha Stiehler, Antonio Lucaciu, und lachen – und manchmal liegen die Robert Lucaciu und vielen anderen „Jungspornen“ an einen Tisch um sich den gegensätzlichsten Gefühle so dicht Traum, einen eigenen Jazzclub in Leipzig zu haben, zu erfüllen. beieinander, dass ein Sprecher sie in Natürlich ist es ein langer Weg, ehe aus einer solchen Vision Wirklichkeit wird. einem einzigen Wort aufeinanderpral- Im April 2010 war es dann soweit. len lassen muss. Damit wir ihm die An zwei Abenden wurde der Liveclub Lebendigkeit seiner Figur abnehmen. Telegraph im Dittrichring 18-20 eröff- Und damit sich eine spannungsreiche net. Seitdem fanden über 70 Konzerte Geschichte entfaltet, die nicht explizit im Club statt. Es spielte beinahe die ausgesprochen werden muss. Genau das komplette Leipziger Jazzszene (Bands ist Katja Fischer, Rebecca Schuster und wie Change Request, Mr. Eder, Donau- Felix Renard in ihrem Hörspiel Dein well Septett, Simone Weißenfels, Schweigen gelungen. Einerseits, weil Thomas Moritz, Musikschulbigband, eilig

ihr Hörspiel, das lediglich aus Texten Spielvereinigung Süd), große Teile der H

n a besteht, die verschiedene Personen deutschen Jazzszene (Pablo Held Trio, f te S auf Tinas Anrufbeantworter sprechen, Johannes Enders, Heinrich Köbber- schon rein formal geschickt gebaut ist. ling, Werner Neumann, Hyperaktive Fotos: Andererseits aber eben, weil sie mit Kid, Martin Auer Quintett) als auch Sprechern arbeiten, die dieses Hörspiel internationale Stars wie der Grammygewinner und Miles-Davis-Gefährte Wallace tragen und deren Leistung die Jury Roney, der New Yorker Saxofonist Chris Cheek mit seiner Band Rudder, Richie Bei- beeindruckt hat. Insbesondere Gordon rach, Don Friedman. Sowohl dienstags (Stage Night/Session) als auch donnerstags Kämmerer vermag seiner Figur des und freitags finden Konzerte im Liveclub statt, und die Zuschauerzahlen steigen Andreas eine derartige Tief- und deutlich. Immer mehr Leipziger – egal ob jung oder alt – finden den Weg in den Abgründigkeit zu verleihen, dass es dem Telegraph, der ein Garant für gute, lebendige und neue Musik geworden ist. Hörer immer wieder kalt den Rücken An dieser Stelle sei ein großer Dank an unseren Rektor Prof. Robert Ehrlich ausge- runter läuft. Und deshalb verleiht die sprochen, ohne den dieses Projekt nicht realisierbar gewesen wäre. Jury dem Hörspiel Dein Schweigen den Sascha Stiehler, Student Jazzklavier FR Jazz/Popularmusik (instrumental) diesjährigen Preis in der Kategorie „Beste Sprecher“.

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 57 BERICHTE AUSSERHALB

schweden

Die Schwedenreise des Kirchenmusikalischen Eine persönliche Führung der Organis- Instituts vom 20. bis 27. September 2010 tin und des Pfarrers durch die Schloss- v.l. Guido kirche und zur dazugehörigen Orgel. Im- Mattausch, posanter Ort und große Herzlichkeit! Georg Mog- Besuch des Göteborg Organ Art Centers. witz, Malte Dort befindet sich eines der wichtigsten Klevenow, Forschungszentren Europas, die sich mit Christine Orgelrestauration und -nachbau beschäf- Heydenreich, tigen. Ein wichtiges Projekt war der Christin Want- Nachbau einer deutsch-barocken Arp- zen, Christian Schnitger-Orgel, dessen Ergebnis wir Otto, Klara auch haut- und trommelfellnah erleben Rücker – ein durften. Teil der Reise- In der deutschen Kirche konnten wir gruppe am mit eigener Kraft die Orgel zum Klingen ersten Abend bringen, indem wir die Bälger traten. Außerdem beeindruckend: Eine der äl- Aufsicht: Prof. Roland Börger Kammerkor) und Bo Johansson (mit dem testen Orgeln der Welt im historischen und Prof. Christoph Krummacher Mädchenchor der Adolf Fredriks Schule). Museum, die – bis auf den verschollenen Besonders beeindruckend war bei Eriks- Motor und die fehlenden Pfeifen – noch Aufenthaltsorte: Göteborg und son die Arbeit mit Chorimprovisation in vollkommen erhalten ist, und zwar bis Stockholm Verbindung mit schwedischer Folklore, zur letzten Lederpulpete. während der Gustav-Sjökvist-Kammerkor Wir möchten uns ausdrücklich mit guter Interpretation moderner schwe- Außerfachliche Ereignisse: Fahrt in die dafür bedanken, dass diese discher Chorliteratur überzeugte. Am königliche Residenz Drottningholm. Be- Studienreise durch den DAAD meisten Spaß beim Zuhören hatten wir such des dortigen Barock-Theaters inklu- gefördert und von Prof. Christian jedoch beim Mädchenchor, der ein über- sive höchstmotivierter, nicht leise zu stel- Fischer und Matthias Maierhofer ragendes Beispiel dafür lieferte, dass lender, leicht anstrengender Führungs- organisiert wurde. man trotz Spaß und Motivation ein be- kraft. achtliches Maß an Kompetenz erreichen Einige der Studienreisenden besuch- Ziel und Sinn der Reise: Schwedische Kir- kann. ten den Gehrmans-Musikförlag, um ihr chen und Orgeln besichtigen, Chorhospi- Orgeln: Insgesamt über 75 000 Pfeifen Notenarsenal gehörig zu vergrößern, an- tationen, Zimtschnecken essen und gesel- besucht. dere tauchten in die Vergangenheit ein liges Beisammensein praktizieren. und besahen sich das 1628 auf seiner Durchführung: Abflug von LEJ über Jungfernfahrt gesunkene und 1961 ge- Klara Rücker FRA nach GOT. Unser Reiseplan sah nur hobene Kriegsschiff Vasa oder suchten und Chris- zwei Tage für diese Stadt vor – in der Er- (und fanden) Elche im Freilichtmuseum tian Otto innerung der Reiseberichtsverfasser sind Skansen. Unterbringung in Stockholm an einer der diverse Kirchen, eine intensive und lehr- war das ehemalige Gefängnis Långhol- zwei Orgeln reiche Chorprobe mit dem warmherzigen men. Eine knisternde Atmosphäre … in der Gunnar Eriksson, eine nasse Nacht und ein deutschen Wechselgeldautomat hängengeblieben. Fazit: Es hat sich gelohnt! Das entspann- Kirche in Transfer mit dem Zug X2 430 von te Reisen hat die KI-internen Strukturen Stockholm Göteborg nach Stockholm: Brechreiz bei entschlackt und gestärkt und für einige einigen der Mitreisenden. fachliche Anregungen gesorgt. Außer- Stockholm: Faszinierend schöne und dem ist uns wieder einmal bewusst ge- entspannte Stadt mit viel Wasser. Church- worden, dass eine positive Motivation es

hopping. m gegenüber übertriebenem Leistungsdruck er H

Eindrückliche Erlebnisse: Sehr unter- n die besseren Ergebnisse bringt. ilia schiedliche Chorproben mit Gary Graden, L Studierende des

Gustav Sjökvist (mit dem Gustav-Sjökvist- Fotos: Kirchenmusikalischen Instituts (KI)

58 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE AUSSERHALB

leipzig

Mit Glöckchen hinten dran m Januar 2010, am Ende eines Unterrichts, erwähnte Ein Signal für die euro-scene Leipzig IHerr Prof. Starke, es gäbe eine Anfrage der Leiterin des The- ater- und Tanzfestivals euro- scene, Ann-Elisabeth Wolff: Das Festival wird 20, sie wünscht sich ein Signal. Ein Identifikation stiftendes, akustisches Wieder- erkennungszeichen. Ob ich nicht Lust hätte, das zu übernehmen? Das Jubiläum stünde Anfang November 2010 an ...

Ein Signal erfinden. Zunächst völlig ig pz ei überzeugt, dass es mir schnell von der L old,

Hand gehen würde, fiel es mir in den n r A

f

darauf folgenden Tagen doch schwerer, ol R mich auf eine Stimmung, eine Idee und vor allem eine so kurze Zeit zu konzen- Foto: trieren. Das erste Telefonat mit Frau Wolff half dagegen noch nicht viel, sie ganz und gar nicht nach Hollywood, und umgehbare Hörgewohnheiten Friederike wünschte sich „etwas Französisches“, lediglich bei Sekunde 25 von 27 gäbe hinzuweisen, um mich entsprechend Bernhardt schwärmte währenddessen eindrück- es eine kurzweilige Reminiszenz an den bei Laune zu halten ... (Mitte) lichst von Fanfaren aus Avignon, et- ein oder anderen größeren Filmvor- Für die Komposition habe ich mir und Prof. was dergestalt schwebte ihr vor. spann. Immerhin wird das Festival 20. sowohl meinen persönlichen Eindruck Ipke Starke Fanfaren. In Leipzig. Und wir sind ja auch nicht in Alten- der vergangenen Jahre zur euro- bei der Ich überlegte mir, ihr bis zum ersten burg. scene Leipzig als auch den etwaigen öffentlichen Treffen drei potentielle Anwärter zu Treffen Nummer drei: Da das Signal Charakter eines Signals vergegenwär- Vorstellung präsentieren, tendenziell allesamt zu dreimal vor jeder Vorstellung laufen tigt, wodurch ich sowohl eine starke des Festival- lang und ausreichend unterschiedlich, sollte, schlugen Herr Prof. Starke und Orientierung als auch eine ausrei- signals in- damit genügend zur Auswahl stünde. ich ihr eine Dreiteilung vor, zweimal chend transparente, klangliche Vor- nerhalb der Mein persönlicher Favorit, Nummer 3 unterschiedlich instrumentiert und noch stellung bekam. Beiträge und Stim- euro-scene (Posaunenspielzeugduett), war ihr zu kürzer. Warum nicht. Aber wo ist das mungen des Festivals erweckten in Leipzig, aufdringlich, ihr gefiel Nummer 2 Glöckchen? mir trotz ihrer Vielfalt eine gebündelte Moderation: (Avantgardehollywood), allerdings Das Glöckchen war da, nur ange- Identität durch die stete Präsenz von Dr. Martina mochte sie die Klingel von Nummer 3, passt, damit ging es wohl unter. Fragilität, Experiment, Individualität Bako (li.), das Tempo von Nummer 1 (Truffauts Treffen Nummer vier: Dreigeteilt, und Inhomogenität. Daher ging es mir Universität Kassettenrekorder), ob ich das nicht in Glöckchen hinten dran, alle zufrieden. um eine Musik, die eher durch ihr We- Leipzig Nummer 2 einarbeiten könnte. Und Ich hätte nicht vermutet, dass ich sen als tatsächlich durch ihre Melodie kürzer. Freilich. mich über vier Monate hinreichend erkennbar wird und in ihrer Wieder- Treffen Nummer zwei: Schon bes- häufig mit 27 Sekunden beschäftigen kehr präsent, aber nicht aufdringlich ser, kürzer und prägnanter, was klingt könnte. Glücklicherweise stand mir ist. da so gequetscht, und wo ist denn jetzt Herr Prof. Starke ausdauernd zur Sei- Mit Glöckchen hinten dran. das Glöckchen (gemeint ist die Klingel te und ermutigte mich, gerade auf- Friederike Bernhardt, Studentin von Nr. 3), und dann vielleicht noch grund dieser Maßgaben – eine kurze Komposition (Klasse Prof. Ipke Starke) etwas weniger avantgardistisch, aber Sequenz und das judikative Ohr einer das Gezuppel in der Mitte hat was. Festivalchefin – dahinein Zeit zu in- Aha. Gut. Entferne ich die Avant- vestieren. Auch verstand er es, mich garde wieder. Es klingt im Übrigen auf immer wieder neue Möglichkeiten

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 59 BERICHTE AUSSERHALB

leipzig

AlteMusik-JamSession idt m ch S h p hristo C Foto:

AlteMusik us purer Spielfreude und um der ungeheuren Lebendigkeit natobässen, Tanzmelodien, Renaissance- in grooviger spontanen Improvisierens in der Musik der Renaissance und des Schlagern und barocken Evergreens Atmosphäre A Barock nachzuspüren, hatten Annegret Fischer und ich bereits war eines gemeinsam: Sie atmeten eine AlteMusik- 2005 in Weimar mit den AlteMusik-JamSessions eine Plattform Frische und Lebendigkeit, die den Ge- JamSession am geschaffen. danken vom Staub der Jahrhunderte 11.11.2008 gar nicht erst aufkommen ließen. Bei der letzten Session in Leipzig am und zahlreiche Zuhörer über. Barock- Deshalb: Die nächste AlteMusik-Jam- 21.11.2010 im Maga Pon (Gottsched- geigen und Blockflöten, Gambe und Session im Maga Pon kommt bald! straße) sprang der Funke der Begeis- Gesang, Virginal, Violone und Perkus- Martin Erhardt, Lehrbeauftragter für terung auf gut ein Dutzend jammende sion lieferten sich teils schlagfertige historische Improvisation FR Alte Musik Musiker (viele davon HMT-Studie- Dialoge, teils ausgedehnte Soloeinla- rende der Fachrichtung Alte Musik) gen. Allen Improvisationen über Osti-

H alle

Monster, Mythen, Mutationen – dort mit Regiestudierenden und Regis- seurin Claudia Bauer treffen. Sie tref- Dramaturgiestudierende am Limit fen sich und plötzlich fragt jemand: Was ist Trash? Denn das zu erfor- schen, ist der Grund, warum sie sich enn es passiert, dass man im Fahrstuhl im Dittrichring aus überhaupt treffen. Versehen einmal die Vier drückt, dann kommt man ganz oben Am Anfang stehen ein Seminar, eine W unter dem Dach heraus und fragt sich, was eigentlich auf große Ratlosigkeit, ein Definitionsver- diesem Flur passiert, wer dort wohnt, wer dort studiert. Dort oben such und ein Flüchten in einen Berg sitzen Dramaturgiestudierende. Und was machen die gerade so? voll Videos der Trashmaster der letzten Jahrzehnte. Und dann werden Grüpp- Seit Beginn des Wintersemesters pen- vielmehr neu ist, dass sie in Berlin chen gebildet. Immer ein Regiestudie- deln sie. Sie pendeln zwischen hier und dann mit Dozentin Sandra Umathum render findet sich mit bis zu drei Berlin. Was erst mal nichts Unge- in die Hochschule für Schauspielkunst Dramaturgiestudierenden zusammen. wöhnliches ist. Ungewöhnlich oder Ernst Busch Berlin fahren und sich Ein sicher nie wiederkehrender Luxus!

60 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE AUSSERHALB

Nur damit kein falsches Bild entsteht! auch noch durch die Republik gereist Zuschauerraum in Nebel und Angst Nun gibt es also fünf Teams. Die wie- sind und an Theatern für ihre anste- versinkt. der sitzen und weiter grübeln, ratlos hende Zukunft vorgesprochen haben, Und dann ist es geschafft! Kein sind, was das denn nun ist, das mit dem was bedeuten würde, dass sie schon Scheitern, kein Chaos, kein Unter- 1 Trash? Ob man da überhaupt drüber Hulks sind und der „Time Warp“ nicht gang. Alles gut! Benedikt nachdenken kann, ob man das über- mehr geprobt werden muss! Mit extra viel Pathos und Inbrunst Crisand in so haupt planen oder konzipieren kann, Schließlich gibt es einen Abend aus muss an dieser Stelle gesagt werden, fucking special so Trash? Sie denken an Hulk und an fünf zwanzigminütigen unterschied- dass die ganze Sache unglaublich war. Flash Gordon, an grelle Farben und lichsten Projekten. Der Abend ist ein- Unglaubliches Zusammenspiel der 2 spritzende Flüssigkeiten in noch grel- malig, weil nur einmal aufgeführt, und Hochschulen. Unglaubliches Schau- vorn links: Alois leren Farben. Sie denken an Warhol, obendrein ausverkauft. Trash Hü oder spielstudio. Unglaubliches kann auch Steinmacher, Schlingensief und ans Scheitern, oder Hott, zugegeben, der Wille zur Defini- das Theater Halle. Unglaublich gute hinten links: wenigstens an theoretische Scheiter- tion ist aller Begeisterung am wilden Idee, dieses Projekt, was eigentlich Se- Georg Stroh- systeme. Und als sie beginnen wollen Ausprobieren gewichen. minar war. Unglaublich wichtig wäre bach, vorne über die tiefere Bedeutung von Plastik- Am Ende bleiben Monster, Mythen mehr davon! rechts: Cornelia stühlen auf der Bühne nachzudenken, und Mutationen. Im Konkreten wird Das alles geschah, bis es Dezember Gröschel, hinten werden Forschung und Theorie die der tote Robert Enke vom selbsternann- 2010 wurde im Dittrichring und der rechts: Jeremias Rücken zugekehrt, und es geht an den ten Torwart des Jahrtausends, Oliver vierte Stock nun wieder besiedelt ist. Koschorz, als Experimental-Teil. Pendelnd zwischen Kahn, nach dem selbstverfassten Er- Jetzt sitzen sie da, die Dramaturgie- King Kong: Leipzig und Berlin werden Konzepte folgsprinzip „Ich-Erfolg kommt von studierenden, und gehen diesem und Johanna Stein- entwickelt, wird in Bibliotheken ge- innen“ geheilt und erleuchtet; Kapitän jenem1 nach und hoffen und liebäu- hauser in Seid wühlt und an Tischen gebrütet. Doch Ahab teast mit seiner Crew den Moby geln, denn vielleicht ziehen sie bald auf der Hut, zum Glück sitzen Regiestudierende ent- Dick an, der eigentlich eine 20-teilige noch einmal aus, mit King Kong, Kahn Mädels, viele gegen den meisten Dramaturgiestudie- Theaterserie ist; ein Papst, ein Richter und Freunden und sehen, wie „Mons- finden euch erst renden nicht allzu gerne allzu lange an und eine Ärztin wollen in Ralphs Talk- ter, Mythen und Mutationen“ in Berlin als Leichen sexy Tischen und reden, sondern wollen show das Opfer richten, richten und auskommen. probieren. richten, aber es ist und bleibt ein Anna Wille, Die Probebühne wiederum ist in Freak; eine Folge „Familie im Brenn- Studentin FR Dramaturgie Halle am Neuen Theater. Und auch punkt“, Scripted Reality im Nachmit- wenn es in der Tat trashig wäre, wenn Regisseure und Dramaturgen ihre ei- genen Ideen vorturnen, wollen sie sich nicht auf diesen ungewollten Trash- Faktor verlassen und überlassen bes- ser dem Studioclub Halle das finale Performen und Spielen. Der Studio- club Halle, das sind neun Leipziger Schauspielstudierende auf der Zielge- raden ihrer Ausbildung. Die Span- nung steigt, und ab hier beginnt ein logistischer Irrsinn, der sich nicht an- ders als in Aufzählungen ausdrücken lässt. Jetzt sollen also in zehn Tagen die fünf konzeptionell vorgefertigten a Wille und mitgebrachten Projekte geprobt Ann

werden. Die neun Schauspieler sind Fotos: mindestens zweimal, oft sogar dreimal besetzt, von morgens bis abends ma- tagsprogramm, wird im Brechtschen chen sie jede Textorgie, jeden Strip- Sinne für die Bühne verfremdet, und tease mit und schlagen dazu noch eine schließlich unterzieht sich King Kong, Plastestuhlakrobatik vor. Alles im auf dem Empire State Building unter 1) Achtung! Dramaturgiestudierende sind jetzt auch musikalisch unterwegs! U.a. Die Geschichte vom Dienste des Experiments und einer Beschuss stehend, einer dreiteiligen Soldaten (Igor Strawinski) und Das Lied von der unbezwingbaren Spielwut, die Herz- Prüfung, um eine perfekte Frau zu Erde (Gustav Mahler) am 14. und 15. Januar chen in die Augen der Konzeptions- werden. Dazu trumpft die elfköpfige, 2011 (Konzert des Hochschulsinfonieorchesters, Großer Saal, Grassistraße 8), sowie im Juni teams zaubert. Der Mythos besagt, das Thema über alle Maße erfüllende 2011 im Opernprojekt Albert Herring von Benja- dass die Schauspielstudierenden nachts Band Panzerquartett auf, dass der min Britten (ebenda).

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 61 BERICHTE AUSSERHALB

leipzig

Leipziger Jazznachwuchspreis der Marion Ermer Stiftung wieder an HMT-Studierende vergeben

m 22. Juni 2010 wurde im Leipziger A „Spizz“ der Leipziger Jazznachwuchs- preis 2010 der Marion Ermer Stiftung von Kulturbür- Kulturbürgermeister Michael Faber und germeister Dietrich von Berg vom Vorstand der Stif- Michael tung an das Felix Franzke Trio übergeben. Faber (l.) Die Jury, der 2010 die renommierten Mu- und Dietrich siker Elisabeth Tuchmann (Berlin, Nürn- von Berg berg) und Prof. Werner Neumann (Leip- (Vorstand zig) sowie der Leipziger Publizist Dr. Bert Marion Er- Noglik als ständiges Jurymitglied ange- mer Stiftung, hörten, entschied sich unter acht Bewer- 2. v. l.) ver- bungen für die drei 23- und 24-jährigen leihen den HMT-Studenten Felix Franzke, Hendrik Leipziger Krause und Friedemann Pruß. Das Felix Jazznach- Franzke Trio begeisterte an diesem wuchspreis Abend das Publikum mit seinem Auftritt an das Felix H ebenso wie die Vorjahressieger Sascha

Franzke Trio Foto: B Stiehler und Antonio Lucaciu.

nanjing

Konzert und Workshop an der JiangSu Drama School Nanjing

m Rahmen der bewährten Dong war unsere Darbietung der erste ber freute ich mich, denn ich war Städtepartnerschaftsbezie- Programmpunkt des Eröffnungskon- schon gespannt darauf, wie sich ein- Ihungen ermöglichte mir die zerts am 22. Oktober 2010. Der Jetlag heimische Musiker auf meine Kon- Stadt Leipzig im Oktober 2010 steckte mir noch in den Knochen, aber zepte einstellen würden. Doch zu- zum wiederholten Male eine da ich die meisten Kompositionen nächst saß ich einem akustischen Reise nach Nanjing. Schon 2008 schon von unserer gemeinsamen Irrtum auf: Ich hatte verstanden, dass nahm ich dort mit TAPSHOT! Deutschlandtour im vergangenen Jahr ich in einer „Drummer School“ unter- am Jazz and Worldmusic Festival kannte, bereitete mir das Spiel keiner- richten sollte, denn im Englischen Nanjing teil, und auch diesmal lei Probleme. Unser Beitrag wurde klingt das fast so wie „Drama School“! konnte ich in der aufstrebenden von den über tausend geladenen Besu- Im Hotelzimmer sichtete ich dement- und quirligen Millionenstadt chern in der Konzerthalle des Nan- sprechend noch einmal in aller Ruhe ein paar neue perkussionistische jing Art Institute begeistert gefeiert. das mitgebrachte Material und wählte Spuren hinterlassen. Der wichtigste Teil meiner Arbeit für den Workshop sowohl Konzepte erwartete mich jedoch am 25. Oktober für Drumset als auch für Rhythmus- 2010. Gleich nach meiner Ankunft hat- training aus. Wie geplant war ich unmittelbar in das te ich erfahren, dass ich diesmal neben Am Montagnachmittag wurde ich in Nanjinger Ensemble Jinling Dragon den Konzerten auch einen Unter- der JiangSu Drama School von Di- integriert, und unter Leitung von Prof. richtstermin zu gestalten hätte. Darü- rektor Wang und Mrs. Zhou herzlich

62 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 BERICHTE AUSSERHALB

willkommen geheißen. Als ich hier vor menalen Aufstiegstempos dieser Re- Beim anschließenden gemeinsamen Ort merkte, dass ich in der Schauspiel- gion herhalten könnte. Abendessen unterhielt ich mich sehr schule gelandet war, bekam ich natür- Dieses gemeinsame Konzert verlief angeregt mit Direktor Wang. Der bei lich erst einmal einen ziemlichen auf sehr hohem energetischen Niveau, seinen Studenten hoch angesehene Schreck, doch mit dem mitgebrachten und unsere Darbietungen wurden vom Prinzipal hatte schon einige Gegenden Teil meines Rhythmuskonzepts ließ größtenteils studentischen Publikum unseres Planeten kennengelernt, und sich auch hier etwas machen! freudig aufgenommen. Auch die anwe- unser angeregtes Gespräch kam Nach einer ausgiebigen Besichti- senden Lehrkräfte der Schule spende- schließlich auch zum Thema Philoso- gung der ausgedehnten Räumlichkei- ten fleißig Applaus und rezipierten phie. Hier verwies mein Gastgeber auf rivat p Fotos: ten, bei welcher ich auch staunend ei- unseren stilistischen Mix mit großer den bedeutenden Einfluss deutscher ner Probe der tradierten Pekingoper Aufmerksamkeit. Denker auf die abendländische Philo- beiwohnen konnte, begann ich mit der Zum Abschluss führte ich mit den sophie. Sein persönlicher Favorit in Leitung der Vorbereitungen zum Anwesenden noch einen recht ausge- dieser Hinsicht sei Karl Marx, dessen abendlichen Konzert. Hier wie auch dehnten Rhythmus-Workshop durch, Thesen er auch heute noch eine große auf anderen Stationen meiner Reise bei welchem in bewährter Weise das Aktualität abgewinnen könne. Darauf- bemerkte ich den höchst bemerkens- Zusammenwirken von Füßen, Hän- hin berichtete ich ihm von meiner Vor- werten Umgang der Chinesen mit den den und Stimme bei der Ausführung liebe für die erhaltenen Schriften des erhalten gebliebenen Teilen ihrer rei- mehr oder weniger komplexer Pat- chinesischen Autors Laozi. Erfreut chen kulturellen Tradition, welche oft terns im Vordergrund stand. Nun kann konnte ich feststellen, dass sich damit auf für uns Europäer ungewöhnliche man dieses Stoffgebiet, an welchem ich auf recht kuriose Weise ein Kreis Weise direkt zwischen den Errungen- mit den Studenten an der Leipziger schloss! schaften des 21. Jahrhunderts plat- ziert werden. Der Auftritt wurde gemeinsam von Schülern und Lehrern des Instituts so- wie in Nanjing ansässigen Musikerkol- legen gestaltet. Nachdem wir das chi- HMT mindestens semesterweise ar- Wir kamen abschließend überein, nesische Repertoire (mittlerweile schon beite, nicht vollständig im Schnell- dass es bei meinem nächsten Aufent- recht routiniert) abgearbeitet hatten, durchlauf abhandeln, doch die Begeis- halt in der Partnerstadt die Möglich- war ich sehr überrascht von der Ge- terung und freudvolle Grundspannung keit einer ausgedehnteren Unterrichts- schwindigkeit und Qualität, mit denen der Teilnehmer führten auch während tätigkeit an der JiangSu Drama die Nanjinger Musiker mein doch eini- dieses Teils des Abends zu außerge- School geben wird. Ich nahm dieses germaßen vertracktes Arrangement wöhnlich guten Ergebnissen! Vielen Angebot gern zur Kenntnis und freue des deutschen Liedes Waldeslust meis- Dank hierbei an unsere Dolmetscherin mich schon auf die nächste spannende terten! Auch hierbei war wieder die Jane, die die restlichen Verständigungs- Reise ins „Reich der Mitte“. immense Energie zu spüren, die mög- schwierigkeiten souverän aus dem Weg Wolfram Dix, Lehrauftrag für Rhythmus, licherweise zur Erklärung des phäno- räumte. Improvisation und Schlagzeug

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 63 AUS DEM FREUNDESKREIS

Aus dem Freundeskreis

enn auch nicht so spek- aus einer Spende der Sparkasse Leip- sen wurde darauf, dass es einerseits takulär wie die beiden zig. Die überlassenen Mittel erlaubten möglich sei, freiwillig einen höheren W die begleitende Unterstützung Studie- Beitrag zu leisten, andererseits nach Mitgliederversammlungen des render in einem ganz neuen Umfang. der Satzung des Freundeskreises aber Jahres 2009 (Gründung der Anschließend konnte das wichtige auch beim Vorstand die Ermäßigung Amt des Schatzmeisters nach längerer oder den Erlass des Mitgliedsbeitrags HMT-Stiftung!), war die Mitglie- Zitterpartie, einen Nachfolger für Frau zu beantragen – vorausgesetzt, das derversammlung am 16. Juni Ingrid Kröger zu finden, wieder be- Mitglied ist zur Zahlung des vollen 2010 dennoch alles andere als setzt werden. Frau Kröger war glück- Beitrags nicht in der Lage. licherweise bereit, ihren Abschied Unter „Verschiedenes“ nutzte ein eine Routineveranstaltung: hinauszuzögern, wofür ihr herzlich ge- Mitglied die Gelegenheit, zu Recht dankt wurde. Neuer Schatzmeister ist eine „Baustelle“ anzusprechen, näm- Der Vorstand konnte berichten, dass Dr. Georg Donat, Direktor der SEB lich die Darstellung des Freundes- sich die sehr erfreuliche Entwicklung Bank mit reicher Erfahrung u. a. aus kreises auf der Homepage der HMT. der letzten Jahre, dass Förderer zur dem Förderverein der Musikalischen Leider verfügt der Vorstand zurzeit Finanzierung von Stipendien gewon- Komödie Leipzig. nicht über die personellen Ressourcen, nen werden konnten, fortgesetzt hat. Zu längerer Diskussion, trotzdem um diese Präsentation zu verbessern. Zur Auszahlung kamen im Geschäfts- einem fast einstimmigen Beschluss mit Freiwillige vor! jahr 2009 53 600 Euro Stipendien der diesem Inhalt führte der Vorschlag des Wolfgang Korneli, Ad Infinitum Foundation Lübeck, Vorstands, den lange Jahre stabil Schriftführer des Freundeskreises 24000 Euro Stipendien des Leipziger gebliebenen Mitgliedsbeitrag auf 50 Mäzens Dr. Ackermann und 1500 Euro Euro pro Jahr zu erhöhen. Hingewie-

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64 MT JOURNAL No 30 Januar 2011 NOTIZEN

+++ mitteilungen +++ notizen +++ mitteilungen +++ notizen +++ mitteilungen ++

Jakob Stepp (Cello, Nachwuchsförder- Berlin 2010 (Juniorwettbewerb) konnte Salminen, Andreas Scholl, Simon O’Neill, klasse Prof. Peter Bruns) hat beim er den 1. Platz belegen. Saimir Pirgu, Pretty Yende, Max Raabe, Bundeswettbewerb Jugend musiziert im Beim großen englischen Begleiterwett- Donald Runnicles u. v. a. Die Künstle- Mai 2010 in Lübeck einen 1. Preis mit bewerb Gerald Moore Award in London rische Leitung lag bei Dr. Alard von Rohr, der Höchstpunktzahl von 25 Punkten im November 2010 ersang er sich Uwe Arsand und Prof. Jasmin Solfaghari. erhalten. den Best Singer’s Award, den Preis des besten Sängers des Wettbewerbs. Das Konzert für Klavier und Kammer- Merhaban Gillett (Kontrabass, ehema- orchester op. 170 von Stephan König liger Student der Klasse Prof. Frithjof Die ersten ILM-Festspiele wurden wurde im November 2010 bei drei Martin Grabner) hat die Solokontrabass- unter der Leitung der Professoren Konzerten des IMPULS-Festivals 2010 stelle am Orchester der Königlich Däni- Gernot Süßmuth, Erich Krüger und (Festival für Neue Musik Sachsen-An- schen Oper in Kopenhagen bekommen. Frithjof Martin Grabner am 10.9.2010 halt) aufgeführt, Dirigent: Hans Rotman, in Weimar eröffnet. Klavier: Stephan König. Da Sol Kim (Klavier, Klasse Prof. Gerald Fauth) hat Ende Mai 2010 in Brüssel Prof. Johanna Metz (Elementare Musik- Fabian Enders (Hauptfach Dirigieren, beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb, der pädagogik) und Prof. Dr. em. Regina Klasse Prof. Georg Christoph Biller) als einer der härtesten und anstren- Pauls wurden als Hauptreferentinnen wirkte 2010 als Korrepetitor mit Diri- gendsten Instrumentalwettbewerbe zum Symposion Der musikalische Kom- gierverpflichtung am Theater Annaberg gilt, unter 80 nach einem weltweiten petenzerwerb des jüngeren Kindes im und als Orchesterpianist der Erzgebir- Auswahlverfahren eingeladenen Oktober 2010 in die Pädagogische Hoch- gischen Philharmonie Aue. Er erhielt die Pianisten den 6. Preis gewonnen. schule Rorschach/Schweiz eingeladen. Einladung, als Gastdirigent ein Konzert und eine Vorstellung mit der Erzgebirgi- Simon Klingner und Michael Neumann Paula Rummel (Sopran, Klasse KS schen Philharmonie zu dirigieren. (Kontrabass, Klasse Prof. Frithjof Martin Prof. Regina Werner-Dietrich) sang Grabner) haben am Internationalen im November 2010 an der Deutschen Prof. Frithjof Martin Grabner (Kontra- Sperger Wettbewerb 2010 auf Burg Staatsoper Berlin die Prinzessin in bass) hat zum Jahreswechsel 2010/11 Namedy teilgenommen. Der gestiefelte Kater von César Cui. Konzerte in Beijing (China) gespielt.

Prof. Dr. Martina Sichardt (Institut für Prof. Frithjof Martin Grabner saß in An Hoon Song (Meisterklasse Dirigieren, Musikwissenschaft) wurde im Sommer der Jury des X. International Doublebass Klasse Prof. Ulrich Windfuhr) war Halb- 2010 zum Mitglied des Advisory Board Competition in Brno/Tschechische finalist des Georg Solti Wettbewerbs des vom britischen Arts & Humanities Republik. Für die Teilnahme am X. unter knapp 600 Teilnehmern. Research Council geförderten Forschungs- International Doublebass Competition in projekts 19th-Century Annotated Brno vom 20.–26.9.2010 hatten sich Maria Loos (Blockflöte, ehemals Klasse Editions Project berufen (wissenschaft- Michael Neumann und Thomas Lenders Prof. Robert Ehrlich) gewann den liche Leitung: Prof. Clive Brown, Prof. (Kontrabass, Klasse Prof. Frithjof Martin Pasticciopreis des Österreichischen Robin Stowell: http://stringeditions. Grabner) qualifiziert. Rundfunks für ihre CD Piazzolla Vivaldi. leeds.ac.uk/index.html); dem Advisory Board gehören u.a. Sir Roger Norrington, An Hoon Song (Meisterklasse Dirigieren, Gisèle Blondeau (Kontrabass, ehemalige Christopher Hogwood, Prof. Nicholas Klasse Prof. Ulrich Windfuhr) wurde in Studentin der Klasse von Prof. Frithjof Cook und Prof. William Drabkin an. die zweite Runde des Dirigentenforums Martin Grabner) ist als stellvertretende aufgenommen. Solo-Kontrabassistin beim WDR Martin Häßler (Gesang, Klasse Prof. Rundfunkorchester engagiert worden. Jürgen Kurth) war bis Ende des Som- Die am 6. November 2010 erfolgreich mersemesters 2010 Student unserer statt gefundene 17. Festliche Opern- Einen gemeinsamen Meisterkurs gaben Hochschule, wechselte dann an gala der Deutschen Aids Stiftung an der Prof. Dr. Jeanette Favaro-Reuter und die Guildhall School nach London. Bei Deutschen Oper Berlin wurde im Prof. Jasmin Solfaghari auf Einladung den Aufführungen von Schumanns November im Fernsehen des rbb und der Europäischen Akademie für Musik Genoveva an der HMT im Dezember MDR und wird am 12. Februar 2011 um und darstellende Kunst im Palazzo Ricci 2010 sang er die Partie des Siegfried. 20.15 Uhr auf 3sat ausgestrahlt. Es in Montepulciano Italien. Der Kurs fand Beim 39. Bundeswettbewerb Gesang wirkten mit: Joce DiDonato, Matti vom 16. bis 21.8.2010 statt, die jungen

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 65 NOTIZEN

notizen +++ mitteilungen +++ notizen +++ mitteilungen +++ notizen +++ notizen

Opernsänger kamen aus Israel, Brasilien, Orchester-Akademie bei der Staatskapelle (2010/11) Substitut des Gewandhaus- Deutschland und der Schweiz. Berlin e.V. (Spielzeiten 2010/11 und orchesters Leipzig. Er konnte sein 2011/12). Er löst somit Frank Babe ab, Ergebnis aus dem Vorjahr bestätigen. Michael Neumann (Kontrabass, Klasse der nach seinem zweijährigen Stipendi- Harald Persicke hat für den Zeitraum Prof. Frithjof Martin Grabner) hat einen um sein Studium in Leipzig fortsetzen von Oktober 2010 bis Januar 2011 die Platz in der Orchesterakademie des möchte. Frank Babe ist seit der Spielzeit Elternzeitvertretung als Solo-Pauker an Symphonieorchesters des Bayerischen 2010/11 Substitut der Musikalischen der Rheinischen Philharmonie Koblenz Rundfunks München bekommen. Komödie der Oper Leipzig. übernommen. Außerdem hat er das Robin Meneses hat einen Zeitvertrag als Probespiel bei der Deutschen Staatsphil- Meldungen aus der Pauken-/Schlagzeug- Solo-Pauker der Musikalischen Komödie harmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigs- klasse von Marek Stefula/Andreas Haase: der Oper Leipzig (Spielzeit 2010/11). hafen gewonnen. Er erhält dort, im Sebastian Hahn ist Stipendiat der Matthias Suter ist in dieser Spielzeit Anschluss an seinen Vertrag in Koblenz, einen Jahresvertrag als Solo-Pauker. Roland Schneider war 2010 – wie schon Preisregen im Vorjahr – Orchesterwart und Bühnen- musiker der Bayreuther Festspiele. rund zur Freude über große Erfolge ihrer Studierenden hatten im letzten Eine erfolgreiche Konzertreise führte G Jahr die Lehrenden der Fachrichtung Klassischer Gesang/Musiktheater. die Pauken-/Schlagzeugklasse vom 22. So errangen folgende Studierenden bzw. kürzliche Absolventen Preise bei gro- bis 24.10.2010 nach Gardelegen, Oster- ßen Wettbewerben: burg und Wolmirstedt. Zum großen Teil Manuela Fraikin wurde Preisträgerin der Kammeroper Schloss Rheinsberg und erklang das Programm des Konzertes im gewann den 1. Preis beim Euregio Vocalistenconcours in Terburg (Niederlande). Großen Saal der HMT vom 19.11.2010. Mandy Fredrich errang den 2. Preis beim Ernst Haefliger-Wettbewerb (Schweiz) Die Studenten Matthias Suter, Harald und den 1. Preis beim internationalen Competizione dell’Opera-Wettbewerb. Persicke, Wolfgang Fischer und Simon Niccoló Paudler wurde Sieger des 10. Internationalen Duschek-Wettbewerbes in Lessing spielten im September 2010 Prag. mit dem Kinderchor Gütersloh den Paula Rummel erhielt den Preis der Stadt Baden beim J:opera-Gesangswettbe- Struwwelpeter von Tilo Medek auf CD ein. werb der 20. Internationalen Sommerakademie Prag/Wien/Budapest, den Son- derpreis des Jennersdorfer Festivalsommers und den Preis für den besten Vor- Friederike Bernhardt (Zusatzstudium trag einer zeitgenössischen Komposition beim Bundeswettbewerb Gesang in Komposition, Klasse Prof. Ipke Starke) Berlin. hat für das Festival zeitgenössischen Anli Sasaki und Ji-Su Park wurden Stipendiaten der Ottilie Selbach-Redslob-Stif- Theaters euro-scene Leipzig das ab 2010 tung Berlin. erklingende Festivalsignal komponiert. Lena Belkina wurde Preisträgerin des Young Singers Projects der Salzburger Fest- Am 5. und 6.11.2010 gab es dazu auch spiele und der Kammeroper Schloss Rheinsberg. je ein Gespräch während des Festivals Martin Häßler errang den 1. Preis beim Junior-Bundeswettbewerb Gesang und euro-scene (moderiert von Claas Daniel- den Gerald Moore-Award in London. sen, dem Leiter der Dokumentarfilm- Fritz Feilhaber, Christoph Heinrich, Marie-Luise Dreßen sowie Christina Bock woche, bzw. von Frau Dr. Martina Bako, waren Preisträger der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Theaterwissenschaftlerin an der Uni Für viele der Genannten ergaben sich daraus Engagements für Solopartien an Leipzig), während dessen das Signal der großen Opernhäusern bzw. Konzerte mit namhaften Orchestern. Öffentlichkeit offiziell vorgestellt wurde. Weiterhin sind Studierende und Absolventen des letzten Jahrganges bereits in Im Funk, im Telefon und zu den Veran- Festengagements und für Gastpartien an Opernhäusern wie Altenburg/Gera, staltungen lief das Signal bereits seit Theater Bremen, Oper Düsseldorf, Landesbühnen Sachsen, Oper Leipzig, Staats- Beginn des diesjährigen Festivals, das oper Berlin und Semper-Oper Dresden und Opernstudio Zürich engagiert bzw. vom 2. bis 7.11.2010 in Leipzig stattfand. Mitglied dortiger junger Ensembles. Abgesehen von den großen persönlichen Erfolgen für unsere Sängerinnen und Im Oktober 2010 erhielt Peter A. Bauer Sänger tragen die Preise, Stipendien und Engagements vielfach dazu bei, die (Lehrauftrag Percussion FR Jazz/Popular- Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig in den musik instrumental) gemeinsam mit der Fokus des nationalen und internationalen Interesses zu rücken. Lautten Compagney Berlin einen Klassik Echo für die CD-Produktion Timeless

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(Sony), auf der er als Marimbaphonspieler in Radebeul bekommen sowie im Wiener Staatsoper erhalten und wird und Percussionist mitwirkte. Auf der CD November 2010 das Fagottprobespiel als erste Partie den Cherubin in Figaros werden Kompositionen von Philip Glass bei der Jungen Deutschen Philharmonie Hochzeit singen. und dem frühbarocken Hofkomponis- in Frankfurt am Main gewonnen. tenTarquinio Merula gegenübergestellt. Der Student Philipp Löschau hat ein Zum Musikfest Junge Musiker von den Stipendium der Buchmann-Mehta School Kanarischen Inseln in Las Palmas de Prof. Peter Hörr (Violoncello) hat 2010 of Music erhalten und darf ein ganzes Gran Canaria wurden Vanesa Gherman einen Echo Klassik bekommen. Seine akademisches Jahr an der Tel Aviv Abacioaie (Violine, Klasse Prof. Mariana Aufnahme mit den Violoncellokonzerten University in Kooperation mit dem Israel Sirbu), Abel Pérez Armas (Horn, Klasse 4 – 6 von J. L. Duport gemeinsam mit Philharmonic Orchestra studieren. Prof. Thomas Hauschild) und Ying Chu der neugegründeten Hofkapelle Weimar Su (Klavier, Klasse Prof. Gunhild Brandt) (Weltersteinspielung, erschienen beim Stefan Beyer (Aufbaustudent Komposi- eingeladen. Das Konzert mit Kammer- bei Dabringhaus & Grimm) wurde mit dem tion, Klasse Prof. Dr. Mahnkopf) wurde musikwerken fand am 15.12.2010 im Klassik Echo in der Kategorie „Konzert- im Mai 2010 mit dem Franz-Liszt-Förder- Auditorio Alfredo Kraus statt und gehör- einspielung des Jahres“ ausgezeichnet. preis der Musikhochschule in Weimar te in die Aktivitäten für die Bewerbung ausgezeichnet, womit ein Kompositions- der Stadt Las Palmas um den Titel Prof. Phillip Moll (FR Dirigieren/Korre- auftrag für den Oboisten Christian Europäische Kulturhauptstadt. petition) hat am 20. Oktober 2010 in Hommel einhergeht. Des weiteren der New England Conservatory in Boston erhielt seine Komposition Göta für Nicolas Bajorat (EST Instrumentale (USA) eine Klasse für Kammermusik und großes Blasorchester (2006, rev. 2010) Korrepetition/Kammermusik) wird ab instrumentale Korrepetition gegeben. im November 2010 beim Internationa- Februar 2011 für ein Semester an der len Kompositionswettbewerb der Stadt Musikhochschule Trento (Italien) als Als Beitrag zum Franz Liszt-Jahr 2011 Harelbeke (Belgien) den 1. Preis. Stefan Solorepetitor im instrumentalen Bereich (200. Geburtstag) erhielt Hannes Pohlit Beyer wurde zudem für die Teilnahme tätig sein. Dieses berufsbezogene (Absolvent Komposition Klasse Prof. am Kompositionsseminar 2011 des Praktikum wurde ermöglicht durch das Reinhard Pfundt und Lehrbeauftragter Ensemble Modern (Frankfurt/Main) Erasmus-Sokrates-Programm „Austausch in der FR Komposition/Tonsatz) vom ausgewählt. internationaler Korrepetitoren“. Landestheater Rudolstadt/Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt Beim 29. Internationalen Violinwett- Ying Chu Su (Meisterklasse Klavierkam- (Musikdirektor: Oliver Weder) den Kom- bewerb M. Abbado in Mailand gewann mermusik bei Prof. Gunhild Brandt) positionsauftrag für eine freie Orchester- Deniz Tahberer (Violine, Klasse Prof. nahm im September 2010 mit ihrer bearbeitung dreier Klavierwerke von Franz Mariana Sirbu) den 1. Preis. Partnerin Shih-Wan Hung (Violine, Liszt. Die Uraufführung des Werkes mit Hochschule für Musik Hanns Eisler dem Titel La Chapelle de François Liszt Am 13. und 23.11.2010 gaben Teilneh- Berlin) mit Erfolg am 4. Internationalen findet im 4. Sinfoniekonzert der Thürin- mer des Kurses „Liedliteratur des 20. Wettbewerb „Verfemte Musik“ – veran- ger Symphoniker im Januar 2011 statt. und 21. Jahrhunderts“ mit großem staltet von Jeunesses Musicales Landes- Erfolg zwei Konzerte im Schumann- verband Mecklenburg-Vorpommern e.V. Neuigkeiten aus der Fagottklasse von Haus und im Lyzeum für Klavier. Die – teil. Außerdem musizierten beide Prof. Jörg Michael Thomé: Reaktionen des Publikums waren durch- Studentinnen bei „Musikwelten“ in der Fabian Kunkel hat im November 2010 weg positiv. Der Kurs wurde geleitet von Mendelssohn-Remise am Gendarmen- das Probespiel um die Solo-Fagottstelle Prof. Hendrik Bräunlich (FR Dirigieren/ markt Berlin am 27.11.2010 und wurden an der Musikalischen Komödie gewon- Korrepetition), der auch die Moderation zu weiteren Konzerten dieser integra- nen und wird daher voraussichtlich zur der Konzerte übernahm. In den nächsten tiven Konzertreihe eingeladen. nächsten Spielzeit von seiner derzei- Jahren wird dieser Kurs weitere Konzerte tigen Stelle als Solo-Fagottist der Neue und Workshops anbieten, um das Inte- Anfang März 2011 wird Peter A. Bauer Elbland Philharmonie in Riesa zum resse an neuer Vokalmusik zu mehren (Lehrauftrag Percussion FR Jazz/Popu- Orchester der Musikalischen Komödie in und Berührungsängste zu verringern. larmusik instrumental) einen Workshop Leipzig wechseln. leiten zum Thema historische Percussion Die Masterstudentin Josephine Chen Lena Belkina (Gesang, Klasse Prof. an der Universität Auckland (Neusee- hat Anfang 2010 eine Substitutenstelle Roland Schubert) hat ab der Spielzeit land) im Rahmen des Auckland Arts im Orchester der Landesbühne Sachsen 2012/13 einen Festvertrag an der Festival 2011.

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Neu an der HMT

Von den Dirigenten, mit denen sie zu- sammenarbeitete, seien Pierre Boulez, Adam Fischer, Wolfgang Gönnenwein, Ruben Gazarian, Christoph Prick, Frans Brüggen und Andreas Spering und John Eliot Gardiner (2. Dame in Die Zauberflö- te CD und DVD Deutsche Grammophon), genannt. Sie arbeitete mit Regisseuren wie Philipp Himmelmann, Mario del Mo- naco, Gregor Horres, Thomas Krupa und rg

Alexander Schulin zusammen. mbu a H

Seit 2004 ist Carola Guber regelmä- k, n ßiger Gast bei den Bayreuther Festspie- osa Fra rivat p len, zunächst als Blumenmädchen in der R

Foto: Regie von Christoph Schlingensief, seit Foto: 2007 auch als Magdalene in Die Meister- singer von Nürnberg in der Inszenierung Prof. Carola Guber von Katharina Wagner unter der Leitung Balázs Máté ist Gründungsmitglied von Sebastian Weigle, seit 2008 Blumen- des ungarischen Barockorchesters Con- ie Mezzosopranistin Carola Guber mädchen im Parsifal, Regie Stefan Her- certo armonico, des Trio Cristofori und des D wurde in Braunschweig geboren. heim, musikalische Leitung Daniele Gatti. Ensembles The Rare Fruits Council. 1996 Sie absolvierte zunächst ein Studium zur Seit dem Wintersemester 2010/11 ist gründete er das Barockensemble Aura Diplom-Instrumentallehrerin, bevor sie Carola Guber Professorin für Gesang an musicale, dessen Leiter er ist. Der CD-Ein- an der Hochschule für Musik und Theater der HMT Leipzig. spielung Giuseppe Valentini 7 Bizzarrie, Hannover ihr Gesangsstudium bei Carol Op. 2 wurde die renommierte Vivaldi- Richardson-Smith anschloss. Auszeichnung der Fondazione Cini Venedig Sie ist Preisträgerin zahlreicher Wett- Prof. Balázs Máté verliehen. bewerbe, wie etwa des Sylvia-Geszty- 2002 gründet er gemeinsam mit Lász- Koloraturgesangswettbewerbes Luxem- alázs Máté, geboren 1965 in Buda- ló Paulik, Erzsébet Rácz und Éva Posva- bourg. B pest, begann seine Violoncellostu- necz das Streichquartett Quartetto Luigi Von 1993 – 2001 gehörte sie dem En- dien mit acht Jahren und setzte diese am Tomasini. semble der Niedersächsischen Staatsoper Béla Bartók Musikgymnasium in Budapest Seit den 1990er Jahren ist er interna- Hannover an, von 2001 – 2004 war sie bei László Szilvásy – dem Schüler des tional tätig und wurde Solocellist in re- Ensemblemitglied an den Vereinigten legendären spanischen Cellovirtuosen, nommierten Barockorchestern, wie Le Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchen- Gaspar Cassadó – fort. Bis 1988 studier- Concert des Nations, Wiener Akademie, gladbach. Von 2004 – 2009 gehörte sie te er an der Franz Liszt Musikakademie Bu- Les Musiciens du Louvre, Harmonie Univer- dem Ensemble des Theaters Erfurt an. dapest bei Prof. Tamás Koó (Violoncello), selle, Akademie für Alte Musik Berlin u. a. Zudem führten Opern- und Konzert- Prof. Ferenc Rados und Prof. György Kur- Außerdem wirkte bei mehreren Konzer- engagements sie u. a. nach Köln, Kassel, tág (Kammermusik). Das Diplom legte er ten des Amsterdam Baroque Orchestra, der Leipzig, Karlsruhe, Schwerin, Wiesbaden, mit Auszeichnung ab. Nederlandse Bachvereeniging, Lyriarte und Nürnberg, Dortmund, Düsseldorf, Weimar, 1985 bis 1992 war Mitglied des Unga- Café Zimmermann mit. Darmstadt, Bonn, Stuttgart, Helsinki, an rischen Nationalphilharmonischen Or- Zur Weitergabe seines Wissens gibt die Alte Oper Frankfurt, nach Italien, chesters und später als Kammermusik- Balázs Máté regelmäßig Kurse in Öster- Frankreich, Portugal, die Niederlande professor am Leo Weiner Musikgymnasium reich (Austria Baroque Academy) und Un- und in die USA, zu den Ludwigsburger Budapest tätig. garn (Tage Alter Musik Sopron) und ist seit Schlossfestspielen, dem Menuhin-Festi- 1990 bis 1992 studierte er Barockcello 2004 der Violoncelloprofessor des Euro- val Gstaad, dem Rheingau Musikfestival, am Königlich Holländischen Konservato- pean Union Baroque Orchestra. den Göttinger Händel-Festspielen, den rium Den Haag bei Jaap ter Linden und Seit dem Sommersemester 2010 ist Brühler Schlosskonzerten und an die erwarb hier sein Künstlerdiplom im Fach Balázs Máté Professor für Barockviolon- Accademia di Santa Cecilia in Rom. Barockcello. cello an der HMT Leipzig.

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Prof. Nick Shay Deutsch ble Modern und dem Andras Schiff-En- Konzertdramaturgin beim Philharmoni- semble Capella Andrea Barca auf. Er ist re- schen Orchester Heidelberg engagiert. ick Shay Deutsch wurde 1972 in Is- gelmäßig Gast der größten internationa- Seit September 2010 ist sie Wissenschaft- N rael geboren. Bereits mit 13 Jahren len Festivals. liche Mitarbeiterin des Fachbereichs Dra- begann er sein Vollstudium am Sydney Seit 2003 ist Nick Deutsch Solo-Oboist maturgie der HMT Leipzig. Conservatorium of Music (Australien), spä- des Frankfurter Opern und Museumsor- ter am Victorian College of the Arts in chesters. Von 2004 – 2010 war er Profes- Melbourne bei Anne Gilby, wo er seinen sor für Oboe an der Hochschule für Musik Carmen Maria Thiel Abschluss machte und mit dem Gwen Mainz, und ab 2010 wurde Nick Deutsch Nisbet-Preis für den hervorragendsten zum Professor für Oboe an der Hoch- ine ganz besondere Aufgabe hat sich Studenten 1993 ausgezeichnet wurde. schule für Musik in Leipzig berufen. E die seit dem 1. September 2010 als Ein Stipendium ermöglichte ihm weitere wissenschaftliche Mitarbeiterin an unse- Studien bei Prof. Diethelm Jonas an der rer Hochschule angestellte Carmen Ma- Staatlichen Hochschule für Musik in Tros- Dr. Ann-Christine Mecke ria Thiel vorgenommen. singen. Das von ihr an unserer Hochschule als Als Solo-Oboist arbeitete er mit den nn-Christine Mecke studierte Philo- Koordinatorin geführte MENTOSA-Pro- größten Orchestern und Ensembles wie A sophie, Musikwissenschaft und jekt soll Studentinnen und Studenten er- z. B. Chamber Orchestra of Europe, Münch- Physik in Hamburg und Heidelberg und muntern und befähigen, über Mentoring ner Philharmoniker, den Radio-Sympho- promovierte im Fach Musikwissenschaft einen gezielten und sicheren Weg beim nieorchestern Frankfurt, Köln, Stuttgart, mit einer Arbeit über Johann Sebastian Übergang vom Studienabschluss in die Berlin und München und den Opern in Bachs Chorpraxis. Ein Stipendium der Arbeitswelt zu finden. München, Berlin, Hamburg, Köln, Mann- DFG ermöglichte ihr anschließend ein Ihr klangvoller Name rührt übrigens heim, Karlsruhe und Stuttgart unter Postdoc-Jahr an der Königlich-Techni- von der italienischen Großmutter her, weltberühmten Dirigenten wie Zubin schen Hochschule Stockholm, in dem sie die wohl um ein Haar Opernsängerin Mehta, James Levine, , Lorin den Klang von Jungen- und Mädchen- geworden wäre. In Südafrika geboren, Maazel, Gustavo Dudamel, Ivan Fischer stimmen erforschte. führte eine Odyssee Carmen Maria Thiel und vielen anderen. Er tritt regelmäßig Seit 2003 arbeitet Ann-Christine Me- über Italien und Hamburg, wo sie eine als Solo-Oboist mit dem Israel Philharmo- cke als freie Dramaturgin für Oper und dreijährige Ausbildung als Medienkauf- nic Orchestra auf und ist ein Mitglied das Konzert, von 2005 bis 2007 war sie Sti- frau abschloss, im Jahre 2000 nach Leipzig. Budapest Festival Orchestra. pendiatin der Akademie Musiktheater Hier folgte der Magister im Fach Kul- Als begehrter Kammermusikpartner ist Heute. Sie schreibt regelmäßig für die turwissenschaften. Ihr erstes Kind bekam er Gründungsmitglied des Hindemith Quin- Berliner Zeitung und fürs Gewandhausma- Carmen Maria Thiel 2004 noch während tett (Frankfurt) und tritt mit dem Ensem- gazin; in der Spielzeit 2008/09 war sie als ihres Studiums und 2008 das zweite. Ihre

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Neu an der HMT

begonnene Promotionsarbeit kam u. a. Veranstaltungstechnik und spezialisier- Jens Herrmann daher nicht zum Abschluss. te sich auf den Bereich Licht. Über die Für ihre Zukunft wünscht sich Carmen Jahre haben sich so einige hundert Kon- n der Grassistraße 8 ist er längst kein Maria Thiel weitere Mentoring-Projekte, zerte auf der Liste angesammelt sowie I Unbekannter mehr: Jens Herrmann hat bei denen sie mit Hilfe geeigneter Men- verschiedene Theater-, Opern- und Ope- die Nachfolge von Frau Wüstner angetre- toren den Studierenden den Weg in die rettenproduktionen. Die bisher größte ten und wacht seit dem 1. Mai 2010 über berufliche Realität aufzeigen und sie Bühne unter seiner Regie war die Bühne alle Schlüssel und Türen in der Grassi- moralisch unterstützen kann. 1 beim Theaterspektakel Marquise de Sa- straße 8. Damit ist er dem Referat Inne- Martina Föhrig de im alten Kohlekraftwerk Vockerode. rer Dienst unterstellt und arbeitet – ganz Sie war an einem alten Hochofen instal- offiziell – im Pfortendienst/Empfang. liert und wurde auf sechs Ebenen bespielt. Jens Hermann wurde am 19. Januar Holm Querner Bei Konzerten und Aufführungen in 1964 in Markranstädt geboren. der Moritzbastei zu Leipzig lag in den Nach seinem Abitur studierte er von Hier also der Neue ... letzten Jahren ein Schwerpunkt seiner 1985 bis 1989 Wirtschaftsrecht. Von Tätigkeit. 1989 bis 1990 war er Justitiar in der rischen Wind bzw. mehr Licht in die Anzumerken ist auch die Mitarbeit im Deutschen Auktions- und Handelsgesell- F Technik bringt Holm Querner! Mit 33 Beleuchtungsteam im Rahmen des Thea- schaft für tierische Rohstoffe, danach in Jahren noch als Lehrling anzufangen und tertreffens deutschsprachiger Schauspiel- derselben Position bei der Kreis-Hand- überhaupt genommen zu werden, ist ja studierender im Juni 2010 hier im Hause. werkerschaft Leipzig bis zur Aufnahme schon recht ungewöhnlich. In der Bran- Im November 2010 hatte die Arbeit in seiner Tätigkeit an der HMT Leipzig. che ist er schon seit zwölf Jahren tätig, der BlackBox im Haus am Dittrichring 21, Jens Herrmann hat eine erwachsene und nun will er sich das auch via Ausbil- den Gestiefelten Kater betreffend, abso- Tochter. Er treibt viel Sport, reist und dung zum Veranstaltungstechniker offi- luten Vorrang. liest gern und viel und hört Musik aller ziell bestätigen lassen. Über [email protected] hat er Genres. Doch der Reihe nach ... stets ein offenes Ohr für Anregungen, Ende der 90er fing Holm Querner mit Kritiken, Beschwerden, Absprachen und dem Kulissenbau für diverse Tatorte und Ähnliches für Freunde der Kunst und der andere Produktionen des MDR an, hat kreativen Produktionen. danach zum Bühnen- und Tribünenbau Holm Querners Ziele und Visionen: gewechselt. Hieraus ergab sich in der Vielseitige Arbeiten und vor allem die Konsequenz das Studium des Bauingeni- Meisterschule als Beleuchtungsmeister eurwesens an der HTWK zu Leipzig. Kurz abzuschließen! danach wechselte er in den Bereich der Martina Föhrig

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Rektor und Prorektoren an der HMT Leipzig gewählt

1 Der wieder- gewählte Rektor Prof. Robert Ehrlich

2 v.l. Prof. Robert Ehrlich, Prof. Martin Kürschner, Prof. Hanns-Martin Schreiber, Prof. Dirk Vondran, Oliver Grimm

er Erweiterte Senat der Hochschule für Musik Auf seiner Sitzung am 29. Juni 2010 wählte der Senat und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy für die gleiche Amtsperiode Herrn Prof. Martin Kürschner D(HMT) Leipzig hat auf seiner Sitzung am 15. zum Prorektor für Lehre und Studium sowie Herrn Prof. Juni 2010 Herrn Prof. Robert Ehrlich zum Rektor Hanns-Martin Schreiber zum Prorektor für Künstlerische für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren bis 2015 Praxis. gewählt. Prof. Schreiber war seit 2006 Prorektor für Lehre und Studium an der HMT Leipzig und löst nun den bisherigen Prof. Ehrlich wurde daraufhin am 28. Juni 2010 von der Prorektor für Künstlerische Praxis Herrn Prof. Dirk Von- Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, dran, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr kandidieren Frau Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, zum Rektor be- darf, ab. Prof. Kürschner war seit 2006 Dekan der Fakultät stellt. III und Bolognabeauftragter an der HMT Leipzig.

Neue Professuren

1 v.l. Oliver Grimm (Kanzler), Prof. Carola Guber, Prof. Martin Kürschner (Prorektor für Lehre und Studium) chs u 2 v.l. Oliver dia F

u Grimm, Prof. la C :

S Nick Shay

Foto Deutsch, Prof. Martin Kürschner Am 13. September 2010 wurde Carola Guber zur Professorin Am 15. September 2010 wurde Nick Shay Deutsch zum für Gesang berufen. Professor für Oboe berufen.

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Verabschiedet … el n der Mei n H lexa rivat p A Foto: B Foto: Foto:

VERABSCHIEDUNG von Abschied von Silvia Erndt Abschied nach über 30 BERIT WALES Dienstjahren an der HMT! Dienerin dreier Herren

ieses Foto entstand am 2. Dezem- ach 30 Jahren hatte am 31. August er kennt sie nicht – egal ob man D ber 2009. An diesem Tag verab- N 2010 Frau Silvia Erndt ihren letzten W Bleistift, Laptop, Flügel oder ir- schiedeten die Gleichstellungsbeauftrag- Arbeitstag. Zunächst war sie in der Ver- gendetwas anderes benötigt, es ging kein ten Frau Berit Wales (rechts im Bild) aus waltung der Schauspielschule Hans Otto Weg an Ursula Kynast in den letzten 30 dem Amt der Frauenbeauftragten der tätig gewesen und kam nach dem Zu- Jahren vorbei. Auch jede Dienstreise muss- HMT. sammenschluss mit der Musikhochschu- te korrekt beantragt und ausgefüllt wer- Seit dem Herbst 2002, als ihre Amts- le ins gemeinsame Mendelssohn-Haus. den. Während dieser Zeit konnte sie mit vorgängerin Ines Schmied in die Baby- Während der letzten 10 Jahre leitete sie sieben Rektoren, vier Kanzlern und fünf pause ging, engagierte sich Berit Wales als Dekanatsrätin das Dekanat der drei Referatsleitern gemeinsam arbeiten. als Frauenbeauftragte. Sieben Jahre lang Fakultäten, musste folglich den Spagat Wir möchten uns ganz herzlich für war sie stellvertretende Gleichstellungs- meistern, stets drei gleichberechtigten das überaus angenehme, kollegiale und beauftragte der Hochschule und unter- Chefs gleichzeitig zur Verfügung zu ste- freundschaftliche Miteinander in den ver- stützte so verlässlich die jeweils amtie- hen! Unzählige Sitzungen der Fakultäts- gangenen Jahren bedanken. Natürlich ist renden Kolleginnen Prof. Dr. Ilsedore räte bereitete sie vor und begleitete na- nach so vielen Jahren der „Abschied“ mit Reinsberg, Constanze Smettan und Elisa- hezu alle Berufungsverfahren der HMT. vielen verschiedenen Gefühlen verbunden. beth Sasso-Fruth. Sie begleitete in dieser Ihre ruhige, ausgleichende Art – auch Aber alles hat seine Zeit, und nun beginnt Zeit zahlreiche Einstellungsverfahren im wenn die Wogen einmal hoch schlugen – ein neuer, schöner Zeitabschnitt, wofür Bereich der Verwaltung. Gern erinnert schaffte eine menschliche Atmosphäre, wir Dir, liebe Ursel, alles Gute wünschen! sie sich an die gute Zusammenarbeit. Ihr in der Studierende wie Lehrende Gehör 30 Jahre an der Hochschule! Was kann Rat wurde gehört und so konnte sie für fanden und man die anstehenden Prob- man da alles erzählen und ausplaudern? die Belange der Frauen manches bewir- leme gelassen anpacken konnte: Ich war Es gibt nicht mehr viele Kollegen, die ken. gerne unter Ihnen Dekan, liebe Frau noch länger an der Hochschule sind. Du Seit dem Ausscheiden aus ihrem Amt Erndt! warst so lieb und hast uns in einer ge- können wir Berit Wales weiterhin bei ih- Prof. Martin Kürschner, mütlichen Runde kleine Episoden aus rer Arbeit in der Bibliothek begegnen. Ih- bis zu seiner Wahl zum vergangenen Zeiten erzählt. Jeder, der re Kollegin Anke Hofmann ist seit 2010 Prorektor für Lehre und Studium dies liest und schon länger am Haus ist, die neue Frauenbeauftragte der HMT. Dekan der Fakultät III wird an verschiedenen Stellen einen Susanne Schau-Fiukowski, „Genauso war es“-Spruch bringen und stellvertretende Gleichstellungs- gleichzeitig werden diesem oder jenem beauftragte Fakultät II sofort weitere Geschichten einfallen. Kornelia Pfau, Leiterin Referat Finanzen/ Haushalt/Personal, im Namen aller Kolle- ginnen und Kollegen

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Mein Arbeitsleben in der Hochschule von 1979 bis 2010

Erinnerungen von Ursula Kynast

m 3. Oktober 1979 begann meine Dienstzeit in der Hochschule. Mein erster Arbeitsplatz war Aim Büro von Herrn Hoffsky (Uropa von Roland Bier), damals für die Technik im Haus zuständig. Heute befindet sich hier die Herrentoilette. Rektor war zu dieser Zeit Prof. Gustav Schmahl und die Prorektoren Prof. Herbert Sahling und Gerhard Wappler. Nach einigen Wochen Einarbeitung konnte ich im Keller einen Raum, der Lager und Büro wurde, beziehen. In der Nachbarschaft waren Kohlen- und Heizungskeller sowie die Schlagzeuger der TUM-Abteilung (heute Jazz/Popularmusik). Heute ist hier das Studio der FR Komposition/Tonsatz.

as Haus war damals etwas anders Außerdem gab es noch ca. 30 Woh- trag gestellt werden. Der Fachrichtungs- Dals heute: Das Dachgeschoss war nungen, die als Studentenunterkünfte leiter, damals Prof. W. Seltmann, musste nicht vollständig ausgebaut. Es gab im dienten und mit Mobiliar der Hoch- Begründungen schreiben. Ein Versuch, Nordflügel Übkabinen. Die waren in schule ausgestattet waren. Ich erinnere diese Hölzer im Süden der Sowjetunion Leichtbauweise wie kleine Käfige im mich an die Arndtstraße, Kantstraße, am Schwarzen Meer anzubauen, war Dachboden eingebaut, ohne Fenster Teichstraße, Ernestistraße, Georg- fehlgeschlagen. Die Qualität konnte und mit wenig Belüftung. Allerdings Schumann-Straße, Dantestraße, Seba- nicht erreicht werden. Damals wurde waren dadurch zusätzliche Übmög- stian-Bach-Straße, Kohlenstraße, Sha- nur Holz aus Südfrankreich und Spa- lichkeiten für die Studierenden geschaf- kespearestraße usw. Meist waren es nien importiert. Die Kollegen bekamen fen. Später wurde noch ein „Sport- Wohnungen, die der Bevölkerung nicht beim Holzhandel in Berlin das wich- boden“ eingerichtet. In der Bibliothek mehr zugemutet werden konnten, weil tige Holz zugeteilt. gab es keine Wendeltreppe und somit sie baufällig oder im Hinterhaus gele- Beschaffung hieß meist betteln beim keine obere Etage. Den Konzertsaal gab gen waren. Großhandel. 1988 erhielt die Hochschu- es nicht. An seiner Stelle waren der Die Beschaffung von Kohle für die le ein Internat in der Chopinstraße 18 Kohleplatz und ein kleiner Rosengar- Hochschulheizung war eine meiner und im Jahr 1989 eines in der Idastraße ten. Die Büroräume Kanzlerat und Aufgaben. Das war im Winter, wenn 36. Möbel und Ausstattungen wurden Referat Studienangelegenheiten waren es Versorgungsprobleme gab, nicht mit sogenannten Zuweisungsscheinen Unterrichtsräume der FR Tonsatz und einfach. Einmal wurde mir vorgeschla- durch das Ministerium für Kultur der Streicher. Das KBB befand sich im gen, zum Kohlenhof am Bayerischen beim Hersteller bereitgestellt. Im Ein- 1. Obergeschoss, wo jetzt der Zugang Bahnhof zu fahren und ein Kohlen- zelhandel durfte nicht gekauft werden. zum Konzertsaal ist. Etwa an der heu- transportfahrzeug zu „kapern“ und in Die Beschaffung von Tasteninstru- tigen Konzertsaalkasse war das Perso- die Hochschule zu leiten. Ein Erlebnis menten wurde beim Ministerium für nalbüro. wird mir immer in Erinnerung bleiben: Kultur geplant. Die Freigaben kamen Der Heizer hatte ein Alkoholproblem dann für Blüthner- oder Förster- Abteilung Beschaffung und kam morgens nicht aus dem Bett. Flügel, die im Werk durch die Profes- Der verantwortliche Prorektor hatte soren der Hochschule ausgewählt wer- ie Beschaffung und die Grundmit- ihm zwar einen Wecker geschenkt, den konnten. Wenn im Ausland Dtelverwaltung waren meine Auf- doch den hatte er gegen Hochprozen- gekauft wurde, dann ging das über den gaben. Dazu kamen die Inventuren. tiges eingetauscht. Daraufhin stellten Außenhandelsbetrieb der DDR. Ich Das Inventar der Hochschule wurde sich die Prorektoren selbst vor den erinnere mich, dass beim Kauf von in allen Gebäuden erfasst. Damals wa- Heizkessel und schippten Kohle, damit zwei Ibach-Flügeln auch Professoren ren dies die Häuser Grassistraße 1 und es in der Hochschule warm wurde und in den „Westen“ fahren durften. Ein 8, das Studienheim in Neudorf, die der Unterricht stattfinden konnte. neuer Steinway-Flügel wurde über Gästewohnung in der Ferdinand-Las- Auch das Rohrholz für die Holzblä- das Ministerium in Berlin zugeteilt. salle-Straße 18, die Spezialschule in ser musste ich beschaffen. Da dies nur Die Rechnung kam vom Musikhandel Halle und die Außenstelle der Hoch- im „Nichtsozialistischen Ausland“ zu in Klingenthal und betrug eine halbe schule in Magdeburg. bekommen war, musste ein Importan- Million Mark.

Januar 2011 No 30 MT JOURNAL 73 PERSONALIA

Vereinigung von Musikhoch- schule und Theaterhochschule

iese „Eheschließung“ ging auch Dan mir nicht ganz spurlos vorüber. Es gab zwei Verwaltungen mit ent- sprechendem Personal. Die Stellenplä- ne wurden überarbeitet. Da kam für mich der „Blaue Brief“! Die Kündi- gung wurde allerdings mit einer soge- nannten „KW“-Stelle etwas abgefedert, so dass es bis zu meinem Ausscheiden aus der Hochschule noch drei Jahre und sechs Monate dauern sollte. Glücklicherweise kam alles anders. Das habe ich besonders Frau Zimmermann (Referatsleiterin) und Frau Thomasius Abschied von Wende gut … Farbe, vielen Wandvorhängen zum (damals im Personalrat) zu verdanken. Ursula Kynast Schallschutz und neuen Möbeln hat- 1996 stand eine neue Herausforde- am 15. Dezem- b 1990 wurde alles anders. Die ten die Lehrer und Studierenden recht rung an. Die Verwaltung musste in ber 2010 im AHochschule hatte Westgeld, und gute Arbeitsbedingungen. Eine schöne die Karl-Tauchnitz-Straße 4 umziehen. Großen Saal die Beschaffung machte richtig Spaß. Aufgabe für mich. Unser Referat bezog die Räume un- der HMT Es gab einen riesigen Nachholbedarf, Über den damaligen Zustand des term Dach. Wir hatten eine wunder- vor allem bei der Bürotechnik. Fast Gebäudes sind mir heute noch zwei bare Aussicht in Richtung Bundesver- täglich kamen Vertreter, die ihre Pro- Dinge in besonderer Erinnerung. Zum waltungsgericht. Unser Aufenthalt dau- dukte anpriesen. Es dauerte nicht lan- einen, dass in der vierten Etage die erte ca. ein Jahr, dann ging es zurück ge, und man konnte die „Guten“ von Heizungsrohre – kaum isoliert – ca. zehn in die Grassistraße 8, die in der Zwi- den „Bösen“ unterscheiden. Für die Meter durchs Freie verliefen. Obwohl schenzeit rekonstruiert war. deutschen Klavierbauer im Westteil die Zerstörung des Hauses im Krieg des Landes und im europäischen Aus- etwa 45 Jahre zurücklag, hatten es die Studienheim in Neudorf land war die Hochschule interessant. Nutzer nicht geschafft, diese Etage zu Gerade noch „Bettler“ beim Großhan- reparieren. Und zum zweiten der große as Studienheim in Neudorf birgt del und bei den Herstellern, waren wir Tresorraum im Keller. In diesem Tre- Dfür mich viele Erinnerungen. An jetzt umworbene Verbraucher. Jetzt sor lagerte das Westgeld für die Bevöl- einem Novembertag im Jahre 1979 war es nicht ganz einfach, das Richtige kerung von Leipzig und Umgebung lernte ich das Objekt kennen. Das zum günstigsten Preis zu erwerben. zur Währungsreform im Juli 1990. Wetter war kalt, und Raureif ließ die In der Zeit von 1980 bis jetzt sind Bis zur Fertigstellung von zwei Bal- Natur märchenhaft wirken. Der Auf- etwa 260 Tasteninstrumente (Klaviere, lettsälen und weiteren Übräumen la- enthalt in Neudorf bot für die Studie- Flügel, Cembali) neu gekauft worden. gerten nun in diesem Raum Ballett- renden und ihre Professoren eine schö- Einige davon wurden bereits wieder stangen, Flügel, Klaviere und Möbel. ne Abwechslung zum Hochschulalltag verschrottet bzw. verkauft. Heute befindet sich hier die Black- und die Möglichkeit einer intensiven Die Hochschullandschaft wandelte box. Im Kellergang ist die Tresortür Arbeit. Es gab auch die Möglichkeit, sich. Meine Arbeit auch. Es wurden noch zu sehen. Die Schlüssel waren ca. dass die Kinder der Professoren und mehr Unterrichtsräume benötigt. Das 22 cm lang. Einen hatte ich und einen Hochschullehrer sowie die der Verwal- Kirchenmusikalische Institut (KI) wur- der Hausmeister (damals noch Musik- tungsangestellten in den Winterferien de wiedererweckt und die Fachrich- schule Johann Sebastian Bach). im Februar ein paar Tage Wintersport- tung Alte Musik aus der Taufe geho- Wegen Warenanlieferungen im Dit- urlaub erleben durften. Als Betreu- ben. Das Haus Mozartstraße 19 be- trichring 21 habe ich so manche Stun- erin dieser „Rasselbande“ konnte ich herbergte dann das KI, die Fachrich- den vor dem Haus gestanden und auf mit dabei sein. Eine schöne, aber auch tung Alte Musik und die Fachrichtung die Fahrzeuge gewartet. Dabei habe anstrengende Woche. Musikwissenschaft/Musikpädagogik. ich mir die Langeweile durch Ver- In den Sommermonaten Juli und Bevor das möglich war, wurden Aus- kehrszählungen vertrieben. Ich kann August konnten die Mitarbeiter der weichräume im damaligen Haus der jetzt sagen, dass bei einer grünen Am- Hochschule das Studienheim als Ferien- DSF am Dittrichring 21 bereitgestellt. pelschaltung zwischen 20 und 22 Fahr- unterkunft nutzen. Drei Wochen mit Diese waren zum Teil in einem bedau- zeuge passieren. Vollverpflegung: Meine Familie und ernswerten Zustand. Aber mit etwas ich haben diesen Service gern und oft

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genutzt, zumal die Preise sehr er- Kuchen und Torten. Einige Kollegin- Umzug der FR Schulmusik schwinglich waren (in meiner Erinne- nen der Verwaltung übernahmen den rung ca. 300 Mark). Auf Komfort mus- Service (Küchendienst und Bedienung), m Jahre 1999 kam die Fachrichtung sten wir allerdings verzichten. Die sogar Professoren bewirtschafteten die ISchulmusik mit ihrem damaligen Zimmer waren spartanisch ausgestat- „Bar“. Die Gäste kamen nicht nur aus Leiter Prof. Dr. Herberger von der tet. Waschbecken mit Kaltwasser, Ge- dem Hochschulbereich, sondern auch Universität Leipzig zur Hochschule. meinschaftstoiletten, und nach dem aus dem Wohngebiet. Das erste „Café Dafür wurden Unterrichtsräume in ei- Abendessen musste das Geschirr abge- Cappuccino“ war ein voller Erfolg, ner ehemaligen Schule am Nordplatz waschen werden. Mit Duschen war deshalb wurde diese Veranstaltung 11 hergerichtet. Die Beschaffung der nichts, da gab es den Birnbaumteich in mehrfach wiederholt. Die Geburts- Ausstattung (Erstausstattung) war etwa 2 km Entfernung mitten im Wald. stunde des heutigen Hochschul-Balls. wiederum meine Aufgabe. 1984 wurde das Studienheim Ei- gentum der Hochschule. Nun konnten Dienst in der Pforte vor 1990 Neubezug Dittrichring 21 auch wichtige und notwendige Repa- raturen am Gebäude (Dach, Fenster, ie Pforte musste stets besetzt sein. m Sommer 2002 konnte das Unter- Heizung, Sanitär und Küche) durch- DWenn der Pförtner nicht da war, Irichtsgebäude im Dittrichring be- geführt werden. Anschließend wurden wurden die Mitarbeiter der Verwal- zogen werden. Die Neuausstattung die Zimmer renoviert und mit neuen tung und der Bibliothek „dienstver- der Räume war langfristig vorbereitet. Klavieren und Möbeln ausgestattet. pflichtet“. Die Bedienung des Telefons Mehrere Ausschreibungen waren dazu Auch ein Farbfernseher wurde ange- mit anschließender Vermittlung der notwendig. Zum Beispiel wurde das schafft. Gespräche an die jeweiligen Neben- Videostudio ganz neu eingerichtet. Nach 1990 hatten die Studierenden stellen innerhalb des Hauses und die Gleichzeitig entstand eine neue Tisch- die Möglichkeit, international zu ler- Schlüsselausgabe gehörten zu den Auf- lerei. Auch die Fachrichtungen Schau- nen, sich die große weite Welt anzu- gaben. Eine Einwahl zu den Apparaten spiel, Jazz/Popularmusik und die klas- schauen. Damit war das Studienheim am Schreibtisch war erst später mög- sischen Schlagzeuger nahmen außer nicht mehr so ausgelastet. Die Wirt- lich. Vor der Wende – genau ist mir der den Instrumenten keine alten Möbel schaftlichkeit war ein großes Problem. Zeitraum nicht mehr in Erinnerung – mit ins neue Domizil. Der Umzug im Es wurde von Seiten des Freistaates mussten alle Personen, die in die Hoch- Sommer – eine Riesenaufgabe! entschieden, das Studienheim zu ver- schule kamen, den Dienst- bzw. Stu- kaufen (es gab nun das Unterrichtsge- dentenausweis vorzeigen. Fremden war Kollegen bäude Dittrichring 21). Ein bisschen es dadurch nicht möglich, unser Haus Wehmut war schon dabei, als das zu besuchen. Der sogenannte „Glas- ls ich vor mehr als 31 Jahren an Haus 2003 ausgeräumt und alle noch kasten“ war in eine Pendelglastür ein- Ader Hochschule begann, war ich brauchbaren Dinge (z.B. die Tasten- gebaut, so dass nur ein schmaler Zu- unter den Kolleginnen der Verwaltung instrumente) verladen und nach Leip- gang bestand. das „Nesthäkchen“. Die meisten hätten zig transportiert wurden. meine Mutter sein können. Ich bekam Internationaler Frauentag alle Unterstützung, um mich in mein Café Cappuccino Aufgabengebiet (Beschaffung und n diesem Tag gab es für die Kolle- Vermögensverwaltung) einzuarbeiten. ür den Neubau des Konzertsaals A ginnen eine Feierstunde. In der Auch in den Finanzbereich hat man Fhatte sich der Freundeskreis der Mensa im Keller des Bläserhauses war mich eingewiesen. Da konnte ich mei- Hochschule zur Aufgabe gemacht, von den männlichen Mitarbeitern der nen persönlichen Horizont erweitern eine Million DM beizusteuern. Es Verwaltung zu Kaffee und Kuchen und in der studienfreien Zeit im Som- wurde eine ganze Reihe von Veranstal- eingeladen. Es war Anlass zu Aus- mer auch mal die eine oder andere Kol- tungen organisiert, um die benötigten zeichnungen für besondere Leistungen. legin im Urlaub vertreten. finanziellen Mittel zu beschaffen. Un- Die Blumen, was ein großes Problem In den Jahren 1988 bis 1990 gab es ter anderem die Idee mit „Café Cap- darstellte, waren langfristig mit ent- einen Generationswechsel im Haushalt. puccino“: Im ersten Obergeschoss der sprechenden Beziehungen vorbestellt. Gleich vier Kolleginnen gingen in den Grassistraße 8 vor dem Kammermu- Der Hausmeister und Heizer im Blä- Ruhestand. Neue Kolleginnen kamen, siksaal wurden Tische und Stühle auf- serhaus sollte sie abholen. Als die Zeit und ein neues Team entstand. Wieder gestellt. Albrecht Winter spielte mit ran war, kam ein Anruf aus der „Hu- gab es neue Aufgaben und Neues zu seinem Salon-Orchester Cappucci- sch-halle“ am Waldplatz (eine Kneipe lernen: Reisekosten, Trennungsgeld, no an drei Tagen – von Freitag bis – Anm. d. Red.): Der Kollege sollte Umzugskosten, HIS-Programme – ge- Sonntag – ohne Gage. Musik nach dort abgeholt werden, da er nicht mehr meinsam haben wir es stets geschafft. Wiener Caféhaus-Tradition. Viele Mit- allein laufen konnte. Das Blumengeld Und vor allem – mir hat es immer Spaß arbeiter der Hochschule spendeten war weg! gemacht …

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Zum 70. Geburtstag von Prof. Hans-Joachim Beyer

m 17. August 2010 beging belegen seine Erfolge. In dieser Zeit krönten unser langjähriger Kollege Matthias Goerne, die zwei erste Preise von AProf. Hans-Joachim Beyer Brüder Stephan und Chri- Audun Iversen beim seinen 70. Geburtstag. stoph Genz und Martin Königin-Sonja-Wettbe- und Wolfram Lattke werb in Oslo und von Mit dem sehr guten Konzertexamen seien stellvertretend Sabdez Brickner beim seiner Studentin Julia Sophie Wagner genannt. Königin-Elisabeth-Wett- rivat im Sommersemester 2010 beendete Auch nach seiner p bewerb in Brüssel seine

er seine aktive Lehrtätigkeit an der Emeritierung mit dem Foto: Tätigkeit. Fachrichtung Klassischer Gesang/ 65. Lebensjahr arbeitete Unserer Hochschule Musiktheater. Hans-Joachim Beyer an unserem Hause bleibt er weiterhin verbunden durch Hans-Joachim Beyer ist einer unse- im Lehrauftrag, übernahm parallel dazu seine Mitgliedschaft im Förderkreis. rer erfolgreichsten Kollegen, der sich einen Lehrauftrag für Gesang an der Wir wünschen ihm von Herzen für die unermüdlich für seine Studierenden Musikhochschule Nürnberg-Augsburg Zukunft Gesundheit und viel Glück. eingesetzt hat und im Kollegium hoch und an der Hochschule für Musik Franz Prof. Christina Wartenberg, geschätzt ist. Seine Absolventen Liszt in Weimar. FR Gesang/Musiktheater

Nachruf auf Dr. Peter Zahn

m 27. Juni 2010 verstarb und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy unserer Hochschule immer wieder gern unerwartet und viel zu Leipzig, waren viele Büros zumindest in und mit großem Einsatz den neuen A früh Herr Dr. rer. nat. Peter der Verwaltung mit Personalcomputern Anforderungen der nie abreißenden, Zahn, der langjährige Leiter ausgerüstet. rasanten technischen Entwicklung. des Rechenzentrums unserer Bis hin zum heutigen Stand hatte Dr. Neben seiner Arbeit im Rechenzen- Hochschule. Zahn an der Einrichtung und Entwick- trum wirkte Dr. Zahn über die Dauer lung der gesamten Computertechnik ihres Bestehens in der Personalkom- Dr. Zahn wurde im September 1987 und des elektronischen Kommunika- mission der Hochschule mit. Erwähnt als wissenschaftlicher Mitarbeiter für tionsnetzes unserer Hochschule einen werden sollte auch seine zeitweilige Informatik an der damaligen Theater- ganz entscheidenden Anteil. Tätigkeit für den Personalrat. hochschule Hans Otto Leipzig einge- stellt. Seine Arbeitsaufgaben bestanden Mit großer Vehemenz setzte er sich Für die Zeit nach seinem Ausscheiden im Aufbau der Informationstechnik immer wieder für ein Umdenken hin aus dem aktiven Dienst ab August 2009 der Hochschule, in der Bedienung der zur möglichst vielfältigen Nutzung von hatte er eigentlich noch viele Pläne, um Technik und der Anleitung von Mit- Computern nicht nur in der Verwaltung, auch anderen Interessen nachzugehen. arbeitern und Studierenden. sondern auch in der Lehre und selbst Doch eine Krankheitsdiagnose stoppte durch Künstler ein, die sich anfangs sehr dieses Vorhaben sehr unerwartet. Es waren zu Beginn seiner Arbeit sehr schwer damit taten. Mit Geduld und Hoffnung ertrug er bescheidene Anfänge der Einführung Er wirkte ständig auf Neuerungen alle medizinischen Behandlungen, die von Computertechnik an einer Kunst- und den kontinuierlichen Ausbau unse- ihm dann doch nicht helfen konnten. hochschule. „PC“ waren noch nahezu res gesamten Kommunikationsnetzes Wir gedenken seiner mit Achtung und unbekannt. In der Verwaltung war hin. Die vielen Jahre seiner Tätigkeit großem Dank für die von ihm geleistete gerade die Arbeit mit Lochstreifen waren geprägt von einem gewaltigen Arbeit. begonnen worden. Fortschritt der Informationstechnik und Dr. Steffi Jopke, Personalbüro, Referat Schon fünf Jahre später, dann bereits auch des Umgangs mit dieser Technik. Finanzen/Haushalt/Personal an der vereinten Hochschule für Musik Dr. Zahn stellte sich im Interesse

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NEUE AUSGABE ERSCHIENEN:

ZEITSCHRIFT ÄSTHETISCHE BILDUNG

JG. 2 | 2010 | NR. 1

ISSN 1868-5099 www.zaeb.net

„Überraschung!“ Leibliches Lernen – Abschiedskonzert für Präsentative Symbolik Gundel Mattenklott & Prof. Dirk Vondran Constanze Rora (Hg.) H Foto: B it diesem Thema wendet sich o ziemlich alle in der HMT wussten Bescheid, nur Prof. Vondran M die ZÄB einem Problembereich nicht: Das mit dem offiziellen Titel „Akademistenkonzert“ in der zu, der nicht nur die ästhetischen SVeranstaltungsplanung der Hochschule „getarnte“ Konzert war Fächer betrifft. Es geht um die Frage nichts Geringeres als ein Abschlusskonzert für Prof. Dirk Vondran nach Lernprozessen, die im nonverba- – angesetzt für Mittwoch, den 30. Juni 2010, den letzten Tag der len Bereich liegen und je nach Fokus Dienstzeit des Prorektors für Künstlerische Praxis und gleichzeitig auch als implizites, begriffloses oder dessen Geburtstag. mimetisches Lernen bezeichnet wer- den können. Der Begriff des leiblichen Prof. Vondran durfte nach zwei Amtszeiten als Prorektor nicht erneut kandidieren Lernens wird von der anthropologisch und schied deshalb nach sieben Jahren aus dem Amt. In der HMT bleibt er freilich orientierten Pädagogik verwendet aktiv: Nach zwei Freistellungssemestern wird Dirk Vondran zum Wintersemester und unterscheidet zwischen den ver- 2011/12 als Professor für Musik/Liedgestaltung an das Schauspielinstitut Hans schiedenen Bereichen Wahrnehmung, Otto zurückkehren. körperliches Handeln, Selbstwahr- Frau Dr. Vondran war rechtzeitig in die Pläne eingeweiht worden (schließlich nehmung, Symbolisierung und Be- musste sie dafür sorgen, dass ihr Mann an diesem Abend nichts anderes plante!), ziehungsaufnahme / Kommunikation. und der damalige Prorektor für Lehre und Studium, Prof. Hanns-Martin-Schreiber, übernahm die Konzeption, Organisation und alle anderen Heimlichkeiten. Welche Rolle spielen Lernprozesse Irgendwie ahnte Prof. Vondran dann einige Tage vorher doch etwas – aber er kam. dieser Art in und außerhalb von Unter- Dass er letztendlich doch sichtlich berührt und überwältigt war, lag zum einen an richt, wie werden sie pädagogisch dem mit einem Augenzwinkern betitelten Programm „Vom Scharmützel zum begleitet, wie lassen sie sich beobach- Kochtopf – Ein bunter Strauß zum Abschluss“, welches das Klavierquartett von ten und dokumentieren? Die Beiträge Richard Strauss, Scaramouche von Darius Milhaud sowie La revue de cuisine (Die berücksichtigen folgende Bereiche: Küchenrevue) von Bohuslav Martinu˚ vereinte. Zum Anderen überraschten auch die – Situationen leiblicher Bildung im „programmatisch“ und hochkarätig ausgewählten Mitwirkenden, die gemeinsam Elementarbereich „ihrem“ Prorektor Dank sagen wollten: Studierende (Daniel Wachsmuth, Sabino – Didaktische Perspektiven auf die Gabriele Monterisi, Edgar Heßke, Lukas Wiegert) und Absolventen (Kana Akasaka, Leiblichkeit von Erfahrung und Lernen Rodrigo Bauza), der Lehrbeauftragte (Lukas Beno, Gewandhausorchester) wie der – Biografische Dimensionen leiblicher Professorenkollege (Prof. Wolf-Dietrich Rammler), der Nachwuchsförderklassen- Bildung schüler (Jakob Stepp) wie die Meisterklassenstudentin (Tomoko Takeshita), der Gast – Implizites Lernen in der Benachtei- (Friedemann Hecker) und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KBB. ligtenförderung Dankesreden, Blumensträuße, Umarmungen und/oder Abschiedsgeschenke gab es natürlich auch: vom Rektor Prof. Robert Ehrlich, dem Prorektorenkollegen Prof. Kostenlos abrufbar unter Hanns-Martin Schreiber, der Leiterin des Schauspielinstituts Hans Otto Prof. Sylvia www.zaeb.net Zygouris und vielen anderen mehr! BH

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NEUERSCHEINUNGEN

Neue CDs von Lehrenden und Heinrich Köbberling mit Heinrich Studierenden der FR Jazz/ Köbberling Quartett : Sonnenschirm

Popularmusik (instrumental) Heinrich Köbberling mit Lyambiko : Something like Reality eine Auswahl Heinrich Köbberling mit Ernie Watts Piazzolla Vivaldi Quartett : Four plus Four Daniel Barke mit Black Coffee : Die Einspielung der vier Concerti C-Dur Diggin The Funk : auf Transport Music Heinrich Köbberling mit Berns-Köbber- RV 443, g-Moll RV 439, D-dur Del Gar- ling-Weiss : Resolve : auf Jazzhausmusik dellino RV 90 und c-Moll RV 441 von Fiete Wachholtz mit Stadtmusikantin & Antonio Vivaldi sowie der Histoire du Sterntaler : The Traveler and the King Heinrich Köbberling mit W. Neumann Tango von Astor Piazzolla (Arrangement: Trio : This way here : auf Type G Records José Carli) mit Maria Loos (Blockflöte, Moritz Sembritzki, Jan Grepling, Evgeny ehemalige Studentin Klasse Prof. Ring mit Moritz und das große alte Pepe Berns mit PepeBernsNetwork : Robert Ehrlich), erschienen beim Label Problem : Neonbraun : auf Egolaut No Rush : auf Jazzhausmusik Classic Concert Records, gewann den Pasticciopreis des ORF. Diego Piñera mit Katja Rieman : Die Pepe Berns mit Berns-Köbberling-Weiss Vögel : und mit Jose Reinoso : Tango Jam : Resolve : auf Jazzhausmusik

Felix Franzke Trio : Bin ich sensibel?! Pepe Berns mit Werner Neumann Trio : This way here : auf Type G Records Dominique Ehlert mit The.Unfadin. : Beauty-City Lights : auf Fastball/Inter- Johannes Enders mit Jazz Baltica groove Ensemble : auf Enja

Marcus Horndt mit Julianes Wilde Johannes Enders mit Johannes Enders Robert Schumann/Robert Bande : die Grüne : auf Kick the flame Quartett : Live in NY : auf Ammerton Volkmann Cellokonzerte a-Moll Peter Bruns (Cello), Mendels- Martin Auer mit Martin Auer Quintett : Johannes Enders mit Enders Room : sohn Kammerorchester Leipzig, Reflections : auf C.A.R.E. musicgroup Zen Tauri : auf Material Records Leitung: Jürgen Bruns erschienen bei Hänssler Classic

Gerhard Anders schrieb zu dieser Aufnahme in Das Orchester 10/2010: „ Im Dunkeln zu stehen hat Volkmann keineswegs verdient. Zumal, wenn seine Musik so hinreißend, klangschön und in blitzblanker Perfektion darge- boten wird wie vom Leipziger Cellisten und Hochschulprofessor Peter Bruns Martin Auer mit Gary Fuhrmann Quintet Johannes Enders mit Carl Oesterheld/ [...] und dem von Bruder Jürgen Bruns : L’existencialiste : auf Konnex records Johannes Enders : Divertimento für dirigierten Mendelssohn Kammer- Tenorsaxophon und kleines Ensemble : orchester Leipzig [...]. Ganz nebenbei Simon Schorndanner und Johannes Sens auf Alien Transistor Records enthält diese CD eine spektakulär mit Gankino Circus : Das Potpourri des gelungene (Livemitschnitt-)Neuauf- Herrn Baron von Gunzenhausen : auf Werner Neumann mit PepeBernsNet- nahme des berühmten Schumann- Beste!Unterhaltung work : No Rush : auf Jazzhausmusik Konzerts. Was soll man mehr rühmen: Bruns’ wunderbar sehnigen Ton, seine Ferenc Mehl mit FuMMQ : Baden Werner Neumann mit Werner Neumann perfekte Technik oder das kammermu- Verboten! : auf Neuklang Trio : This way here : auf Type G Records sikalische Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester?“

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VORSCHAU_1 Cafeteria-Klatsch

Workshop mit Nora Carneiro (vorne links)

!!!! YOU CAN’T STOP THE BEAT ¡¡¡¡

 Hochschulprojekt der FR Gesang Popularmusik-Jazz/Musical 

er einen Sitzplatz in der Stilrichtungen des Musicals sowie Jazz, Da wäre zum einen der Workshop mit Cafeteria im Dittrichring Rock und Pop. Von a cappella und dem erfolgreichen US-amerikanischen W hat, der ist in der Regel Orchesterklang über traditionelle Jazz- Regisseur und Darsteller Craig Simmons. sehr gut im Bilde, was so in der besetzung bis zum Big Band Sound ist al- Mit ihm erprobten wir neue Ideen zur Hochschule passiert. Denn fast les vertreten. Liedinterpretation, wobei auch das aus jeder geht mehrmals am Tag Die Bigband der Hochschule spielt un- der Filmbranche bekannte Method Acting durch einen der Gänge, die um ter Leitung von Rolf von Nordenskjöld. zur Sprache kam. den Lichthof herum führen. Regie führt Professor Lynnda Curry. Beim Workshop mit der aus Köln stam- Die Show interpretiert den Titel You menden Wahlbrasilianerin Nora Carneiro So fragt sich bisweilen manch einer, wes- can’t stop the beat mit Songs und Tanz- erlernten wir Tanztechniken der Be- halb regelmäßig Männer in Strumpfho- nummern, die das immerwährende Pul- gründerin des modernen Tanzes, Martha sen oder Frauen mit roten Lippen und sieren des Lebens in seiner Einzigartig- Graham. falschen Wimpern zum Tanzsaal mar- keit und seinem Facettenreichtum wider- Von der US-Amerikanerin Marisa D. Te- schieren. Dieses Mysterium wird im April spiegeln. resa erfuhren wir, wie ein professionelles 2011 aufgeklärt: Die Vorbereitungen für die Show lau- Bühnen-Make-Up auszusehen hat. Nach You Can’t Stop The Beat – das aktuelle fen bereits auf Hochtouren. Seit Septem- einer Testvorführung versuchte sich je- Hochschulprojekt der Fachrichtung Ge- ber 2010 finden Workshops statt, die zu- der selbst am idealen Bühnengesicht. sang Popularmusik-Jazz/Musical. sätzlich zum regulären Unterricht in den Von der etwas missglückten Solarium- Studierende der gesamten Fachrich- Bereichen Gesang, Schauspiel und Tanz bräune bis hin zu aufgemalten Schlauch- tung präsentieren sich in verschiedenen angeboten werden. bootlippen à la Pamela Anderson war

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jede Nuance vertreten. Glücklicherweise Wo? Im Großen Saal in der Grassistraße. wusste Marisa solcherlei Missgeschicke Vom 7. bis zum 10. April 2011 wird es zu beheben. dort vier weitere Shows geben. Ein Jazz-Workshop mit Marianne Raci- Freuen Sie sich auf eine Collage musi- ne (Zürich) ergänzte das Angebot. Die kalischer Richtungen von Pop, Rock, Hip sympathische Sängerin und ihre Band Hop, Jazz und Musical-Klassikern. gaben anschließend ein wunderbares So, und jetzt brauchen wir erst mal ei- Konzert in der Moritzbastei. Zuvor bril- ne große Portion Wiener Schnitzel zur lierten die Pop-Jazz Vokalisten in Voices Stärkung. Also ab zurück in die Cafeteria. unplugged III auf der Bühne – auch ein Diesmal aber ohne Strumpfhosen und wenig als Vorbereitung auf die große falsche Wimpern :-) Show im Frühjahr. Mahlzeit! Für Intensivproben sind die März-Wo- chen 2011 reserviert. Ein Teil der Seme- Henriette Schreiner & Fabian Bothe, sterferien ist deshalb für uns passé. Studierende FR Gesang Popularmusik-Jazz/ Am 6. April 2011 um 19.30 Uhr können Musical Sie dann endlich den „Pulsschlag“ hören.

VORSCHAU_2

DRESDNER REQUIEM chores uz re

von Rudolf Mauersberger K er n resd D m 12. Februar 2011 führen der Ge- rchiv des AwandhausChor, das Vocalconsort und A

das Ensemble Concerto Sacrodas unter der Foto: Leitung von Gregor Meyer das Dresdner Requiem von Rudolf Mauersberger im Großen Saal des Gewand- hauses zu Leipzig auf. Davor erklingt die Trauermotette Wie liegt die Stadt so wüst. Das Konzert findet genau 66 Jahre nach der Zerstörung Dresdens und 40 Jahre nach dem Tod Mauers- bergers statt. Zwischen der Motette und dem Dresdner Requiem wird Axel Thielmann den Erlebnisbericht von Rudolf Mauersberger rezitieren. Die Nichte von Rudolf Mauersberger wird das Konzert besu- chen ebenso wie Prof. Dr. Matthias Herrmann, der etliche Publikationen zu Mauersberger herausgegeben hat.

Rudolf Mauersberger studierte vom 11.4.1912 bis 26.6.1914 am Konservatorium in Leipzig bei Karl Straube (Orgel), Stephan Krehl (Theorie) und Robert Teichmüller (Klavier) und vom 18.2. bis 5.7.1919 nochmals Orgel bei Karl Straube.

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