Ingo Metzmacher »Jede Große Musik Ist Bekenntnis.« Editorial | PHILHARMONISCHE BLÄTTER 1
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INGO METZMACHER »Jede große Musik ist Bekenntnis.« EDITORIAL | PHILHARMONISCHE BLÄTTER 1 INHALT ZUMZUM GEBURTSTAGGEBURTSTAG Der wahreDer wahre Wagner Wagner – unsichtbar – unsichtbar 2 2 I DEBÜT I DanielDaniel Roth Roth – der – Orgelbotschafterder Orgelbotschafter 4 6 TIEFTÖNER I StefanStefan Schulz Schulz an der an Bassposauneder Bassposaune 6 8 I INTERVIEW I Mit demMit dem Komponisten Komponisten Bernd Bernd Franke Franke 12 10 © Marco Borggreve STIOLEFTÖNERISTEN II Der KontrabasistDer Kontrabassist Benedikt Benedikt Hübner Hübner 13 14 Liebe Konzertbesucher! II DEBÜT II Die grauen, verschneiten und kalten Tage sind vorbei, endlich zieht der Frühling in Der DirigentDer Dirigent Michael Michael Francis Francis 14 16 unsere Stadt und unsere Konzerte ein In Dresden, »wo Wagner Wagner wurde«, feiern wir Philharmoniker den 200 Geburtstag von Richard Wagner natürlich in HEIMKEHRER ganz unterschiedlicher und bunter Weise Am FlügelAm Flügel Andreas Andreas Boyde Boyde 16 18 Illustre Solisten und Gastdirigenten werden uns bereichern und zusätzliche, neue PORTRÄT Werke begleiten uns in diesen Monaten des Jahrhundertjubiläums Wir beginnen gleich in großer Besetzung, d h mit allen Philharmonischen Chören und dem Die GeigerinDie Geigerin Anne-Sophie Anne-Sophie Mutter Mutter 17 20 Orchester mit Werken von Poulenc, Fauré und Bruckner in der Frauenkirche IIINTERVIEW II Eine Erstaufführung von Søren Hyldgaard für ein solistisch selten zu hörendes Sir NevilleSir Neville Marriner Marriner am Pultam Pult 18 22 Instrument werden wir mit dem Shooting-Star unter den Bassposaunisten, dem Berliner Stefan Schulz, erleben Der Leipziger Komponist Bernd Franke gratuliert DEROTTO O HRWURMDER OHRWURM mit seinem Werk »The way down is the way up« auf seine Art dem Jubilar Mit Auf WagnersAuf Wagners Geisterschiff Geisterschiff 20 25 Spannung und Freude erwarten wir Rafael Frühbeck de Burgos – gemeinsam mit Anne-Sophie Mutter in der Frauenkirche und mit einem großen Solisten- WIEDERSEHEN ensemble im Albertinum Im 5 Konzert der Frauenkirche freuen wir uns auf IngoIngo Metzmacher Metzmacher mit Brucknermit Bruckner 22 26 den hochverehrten Sir Neville Marriner Neben Mendelssohns »Schottischer« hören wir unter seiner Leitung eine Dresdner Erstaufführung: Hamilton Harveys IIID EBÜT III Violinkonzert, mit unserem Konzertmeister Wolfgang Hentrich als Solisten Auch Die GeigerinDie Geigerin Alina Alina Pogostkina Pogostkina 24 28 Otto der Ohrwurm kommt am Meister nicht vorbei – wenngleich er sich ein klein wenig fürchtet Otto traut sich am 2 Juni in den Alten Schlachthof auf das NEUGIERDE Geisterschiff des fliegenden Holländers. FragenFragen an Prof an Prof Hans-Detlef Hans-Detlef Löchner Löchner 30 30 Anton Bruckner ehrte Richard Wagner mit seiner 8 Sinfonie Diese monumentale KONZERTKALENDER Ehrbezeugung wird unter der Leitung von Ingo Metzmacher erklingen Vor unserer Japantournee erholen sich alle Nicht-Wagnerianer mit der jungen AprilApril bis Juni bis Juni2013 2013 36 36 Geigerin Alina Pogostkina, Mendelssohns Violinkonzert, die 1 Sinfonie von Brahms und einem kleinen Stückchen… Wagner Herzlichst Die Dresdner Philharmonie ist Mitglied im Deutschen Bühnenverein Ihr Michael Sanderling 2 PHILHARMONISCHE BLÄTTER | ZUM GEBURTSTAG | Richard Wagner | PHILHARMONISCHE BLÄTTER 3 Der WAHRE WAGNER – unsichtbar Ein Jubilar zwischen Opernhaus, ZIRKUS und Philharmonie »Es ist ein Verhängnis«, klagte Gustav Mahler, »daß die größten Komponisten ihre Werke für diese Sau-Anstalt von Theater schreiben mußten, die ihrer Art nach jede Vollkommenheit aus- schließt.« Als neuer Kapellmeister und alsbald auch Operndirektor in Wien war Mahler sogleich mit dem »Ring des Nibelungen« befasst, Richard Wagners vier Abende füllender Tetralogie, deren exzentrische Ansprüche sich an der trivialen Theaterpraxis brachen. Mahler verzweifelte an Sängern, die nicht sangen, sondern schrien, an den Nöten der Szene und den Mängeln der Technik, an einem unbeirrbar im Dauerforte intonierenden Orchester. Ein Verhängnis! Wir schreiben das Jahr 1897, die gute alte Zeit, als die Werke noch treu inszeniert wurden und die Wagner-Stimmen unverdorben jubilierten – angeblich. Die Klagen über Brüllorgien, orchestrale Kraftmeierei und szenische Ehre Wagners Tagtraum vom »unsichtbaren Theater« verrät die Entgleisungen sind offenbar nicht neu: Mit Wagner gab es immer schon Sehnsucht, als Musiker und nur als Musiker geachtet zu werden, Theater, weshalb sich der Meister selbst zuweilen nach utopischen unabhängig von jeglichem Bühnenspektakel Wie anders wäre der Lösungen sehnte, frei von der Beschränktheit der Opernhäuser »Ach«, ungewohnt kleinlaute Brief zu begreifen, mit dem Wagner 1875 die stöhnte er im Gespräch mit Cosima, seiner zweiten Frau, »es graut mir Partitur des »Rheingold« an Johannes Brahms schickte, als müsste vor allem Kostüm- und Schminke-Wesen; wenn ich daran denke, daß er für diese Gabe um Nachsicht bitten: »Man hat mir manchmal diese Gestalten wie Kundry [im ›Parsifal‹] nun sollen gemummt werden, sagen lassen, daß meine Musiken Theaterdekorationen seien: Das fallen mir gleich die ekelhaften Künstlerfeste ein, und nachdem ich das Rheingold wird stark unter diesem Vorwurf zu leiden haben Indessen unsichtbare Orchester geschaffen, möchte ich auch das unsichtbare dürfte es vielleicht nicht uninteressant sein, im Verfolg der weiteren Theater erfinden!« Wenige Wochen zuvor, im Juli 1878, hatte ihn Partituren des Ringes des Nibelungen wahrzunehmen, daß ich auf eine Anfrage des Zirkus Renz erreicht, ob er einer Darbietung des den hier aufgepflanzten Theaterkulissen allerhand musikalisch »Walkürenritts« in der Manege zustimmen würde Richard Wagner Thematisches zu bilden verstand In diesem Sinne dürfte vielleicht antwortete mit erstaunlichem Wohlwollen: »Ew Wohlgeboren setzen gerade das Rheingold eine freundliche Beachtung bei Ihnen finden.« mich durch Ihre Absicht, eine Scene der ›Walküre‹ durch die Künstler Wagners Konkurrenzverhältnis zu Brahms schwankte ohnehin Ihres Circus ausführen zu lassen, in ein seltsames Erstaunen Gegen zwischen heiligem Respekt und giftiger Polemik, doch spiegelt sich die Ausführung, die ich ja wohl gar nicht einmal verbieten können in diesem wechselhaften Urteil nur der eigene innere Zwiespalt, die würde, weiß ich nichts Rechtes einzuwenden Nur bitte ich Sie, unbewältigte sinfonische Ambition Einerseits erklärte Wagner die gelegentlich mich die Sache einmal ansehen zu lassen, wovon ich Geschichte der Sinfonie für erledigt – auf Beethovens Neunte sei mir – unter Umständen – mehr Unterhaltung verspreche, als wenn ich »kein Fortschritt möglich« –, andererseits trug er sich ein Leben lang dem Walkürenritte – z B auf dem Berliner Hoftheater – theatralisch mit sinfonischen Plänen, fast bis ans Ende seiner Tage Am 13 Januar ausgeführt beiwohnen müßte « 1883, einen Monat vor Wagners Tod in Venedig, notierte Cosima in Dass die Opern eines Komponisten auch ohne Kostüme und Kulissen ihrem Tagebuch: »Und dann später, wie er in seiner Stube sitzt, höre das Publikum zu bannen vermögen, ist eine Frage der musikalischen ich ihn auf dem Klavier sanft spielen, die schwankenden Gestalten 4 PHILHARMONISCHE BLÄTTER | Richard Wagner | ZUM GEBURTSTAG | PHILHARMONISCHE BLÄTTER 5 nahen wieder, er sagte gestern, seine Symphonien würden eine Melodie, besten ergründen: musikalisches Theater ohne Dekorationen in einem Satz ausgesponnen « Seine ungeschriebenen Sinfonien In Die Dresdner Philharmonie feiert den Jubilar im Jahr seines jungen Jahren hatte Wagner die Instrumentalmusik rundheraus zum 200 Geburtstages – und gratuliert der Stadt Dresden zu ihrem Ideal der Kunst erhoben: Sie sei »das ausschließliche Eigentum des berühmten »Sohn«, der hier zwar nicht geboren wurde, aber Deutschen«, ja mehr noch, »sein Leben, seine Schöpfung«! Dieser seine Kindheit verlebte, als Vierjähriger sein Bühnendebüt gab, die nationale Besitzanspruch ließe sich leicht ad absurdum führen Kreuzschule besuchte, in der Kreuzkirche zur Konfirmation schritt, Es genügt, sich zu erinnern, dass wir 2013 nicht nur ein Wagner-, später in Dresden als Königlich Sächsischer Hofkapellmeister sondern auch ein Corelli-Jahr begehen, um bei der Suche nach den amtierte, seinen »Fliegenden Holländer« und den »Tannhäuser« Ursprüngen der Instrumentalmusik auf schnellstem Wege jenseits der am Hoftheater zur Uraufführung brachte, bis er schließlich nach Alpen zu landen Doch geht es hier gar nicht um musikhistorische den Maiaufständen 1849 als steckbrieflich gesuchter Flüchtling das Fakten Wagner selbst glaubte an diese »Eigentümlichkeit«, an die Land verlassen musste »War das ein Feuergeist, ein Revolutionär deutsche Neigung zur reinen, instrumentalen, utopischen, von keinerlei und ein Reformator der Kunst, wie es keinen noch gegeben!«, Mummenschanz befleckten Musik. Und so blieb der epochale Opern- schwärmte Gustav Mahler »Aber er wurde auch im rechten komponist bis zuletzt doch ein unglücklicher Sinfoniker, ein heimlicher Augenblick, zur wahren Gelegenheit geboren, da die Welt auf all Philharmoniker, ein Anhänger der unsichtbaren Künste das harrte, was er ihr zu sagen und zu bringen hatte « Oder wären seine Opern, seine Bühnen(weih)festspiele am Ende unerlöste Sinfonien? Im Konzertsaal lässt sich diese Frage am Wolfgang Stähr Events und Kulturtrips weltweit 20 21 21 Philharmonie im 22 26 Philharmonie auf Schauspielhaus Schloss Albrechtsberg APRIL SAMSTAG SONNTAG SONNTAG MAI MITTWOCH SONNTAG Großes Haus Kronensaal 2013 19.30 11.00 19.30 2013 20.00 19.00 7. Konzert 6. Kammerkonzert S1 S2 S3 D2 D1 Spezielles Rahmenprogramm Wagner in Dresden