Na Turschutz
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53. Jahrgang · 2016 · Sonderheft ISSN 0940-6638 IM LAND SACHSEN-ANHALT Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. Sonderheft 2016 Berichtspflichten zu Natura 2000 Beiträge zur Erfassung und Bewertung von Arten und Lebensräumen Berichtspflichten zu Natura 2000 SACHSEN-ANHALT NATURSCHUTZ Landesamt für Umweltschutz 2016 Landesamt für Umweltschutz Oben: Der Hirschkäfer ist zur Entwicklung auf Alt- und Totholz angewiesen. Foto: S. Reichert. Oben: Schellentenpäarchen beim Balzritual im April auf der Saale bei Halle. Foto: S. Reichert. Unten: Die Knoblauchkröte laicht in Flachwasserbereichen in der Nähe ihrer Landlebensräume. Foto: A. Westermann. Unten: Ein knapp fingerlanger Steinbeißer bei der nächtlichen Nahrungssuche am Gewässergrund. Foto: S. Ellermann. Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 53. Jahrgang • 2016 • Sonderheft · ISSN 0940-6638 Berichtspflichten zu Natura 2000 Beiträge zur Erfassung und Bewertung von Arten und Lebensräumen SACHSEN-ANHALT Landesamt für Umweltschutz Seite Berichtspflichten Natura 2000 – eine Einführung . 4 Zum FFH-Monitoring der wirbellosen Arten sowie der Lurche und Kriechtiere in Sachsen-Anhalt . 11 FFH-Berichtspflicht für die Artengruppen Libellen (Odonata) und Käfer (Coleoptera) . 16 1 Aeshna viridis EVERSMANN, 1836 – Grüne Mosaikjungfer . 16 2 Coenagrion mercuriale (CHARPENTIER, 1840) – Helm-Azurjungfer . 21 3 Coenagrion ornatum (SÉLYS, 1850) – Vogel-Azurjungfer . 27 4 Gomphus flavipes (CHARPENTIER, 1825) – Asiatische Keiljungfer . 32 5 Leucorrhinia albifrons (BURMEISTER, 1839) – Östliche Moosjungfer . 37 6 Leucorrhinia caudalis (CHARPENTIER, 1840) – Zierliche Moosjungfer . 41 7 Leucorrhinia pectoralis (CHARPENTIER, 1825) – Große Moosjungfer . 46 8 Ophiogomphus cecilia (FOURCROY, 1785) – Grüne Keiljungfer . 53 9 Sympecma paedisca (BRAUER, 1877) – Sibirische Winterlibelle . 57 10 Cerambyx cerdo LINNAEUS, 1758 − Heldbock, Großer Eichenbock . 59 11 Limoniscus violaceus (MÜLLER, 1821) − Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer . 64 12 Lucanus cervus (LINNAEUS, 1758) – Hirschkäfer . 67 13 Osmoderma eremita (SCOPOLI, 1763) − Eremit, Juchtenkäfer . 74 FFH-Berichtspflicht für die Artengruppen Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) . 85 1 Alytes obstetricans (LAURENTI, 1768) − Nördliche Geburtshelferkröte . 86 2 Bombina bombina (LINNAEUS, 1761) − Rotbauchunke . 90 3 Bufo calamita (LAURENTI, 1768) − Kreuzkröte . 94 4 Bufo viridis (LAURENTI, 1768) − Wechselkröte . 98 5 Hyla arborea (LINNAEUS, 1758) − Europäischer Laubfrosch . 102 6 Pelobates fuscus (LAURENTI, 1768) − Westliche Knoblauchkröte . 106 7 Rana arvalis (NILSSON, 1842) − Moorfrosch . 110 8 Rana dalmatina (FITZINGER in BONAPARTE, 1838) − Springfrosch . 114 9 Pelophylax lessonae (CAMERANO, 1882) − Kleiner Wasserfrosch . 118 10 Triturus cristatus (LAURENTI, 1768) − Nördlicher Kammmolch . 122 11 Coronella austriaca (LAURENTI, 1768) − Schlingnatter . 126 12 Lacerta agilis (LINNAEUS, 1758) − Zauneidechse . 130 FFH-Berichtspflicht für die Artengruppen Fische und Rundmäuler (Ostheichthyes et Cyclostomata) . 135 1 Aspius aspius − Rapfen . 136 2 Cobitis taenia − Steinbeißer . 140 3 Cottus gobio − Westgroppe . 144 4 Lampetra fluviatilis − Flussneunauge . 148 5 Lampetra planeri − Bachneunauge . 152 6 Misgurnus fossilis − Schlammpeitzger . 156 7 Rhodeus amarus − Bitterling . 160 8 Romanogobio belingi − Stromgründling . 164 Berichtspflicht nach EU-Vogelschutzrichtlinie in Sachsen-Anhalt . 168 Anhänge . 177 3 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 53. Jahrgang • 2016 • Sonderheft: 4–10 Berichtspflichten Natura 2000 – eine Einführung Jens Peterson Naturschutz hat ein wesentliches Ziel: die Bewahrung aktuelle und möglichst genaue Bestandsdaten ermittelt der natürlichen Vielfalt, seien es die genetische Diversi- werden. Vielfach wurden dazu fachkundige Personen tät innerhalb der Arten, die Artenvielfalt oder die Viel- zum Vorkommen ausgewählter Arten systematisch falt der Ökosysteme. Insofern stellt sich nicht nur die befragt. Es gab aber auch schon gezielte Geländeerhe- Frage, auf welchen Wegen und mit welchen Maßnah- bungen, so im Fall des Elbebibers durch den in Steckby men dieses Ziel erreicht werden soll, sondern auch, wie wirkenden Max Behr (Dornbusch 2007). der Erfolg der Zielerreichung gemessen wird. Letzteres In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts ist unabdingbar, um einschätzen zu können, ob die ge- wurden in Deutschland wie in vielen anderen euro- troffenen Maßnahmen wirksam, ausreichend und somit päischen Ländern zunächst für verschiedenste Ar- die richtigen sind. tengruppen, später auch für strukturell und vegetati- Zu Beginn hoheitlicher Naturschutzbestrebungen in onskundlich abgrenzbare Lebensräume umfangreiche Deutschland − diese bezogen sich zuerst auf heraus- Geländeerfassungen durchgeführt und die Ergebnisse ragende und einzigartige Naturgebilde − standen zu- in einer Vielzahl von Verbreitungsatlanten veröffent- nächst praktische Schutzmaßnahmen im Vordergrund. licht. Die Hauptarbeit wurde zumindest bei den Arten Eine Erfolgskontrolle ergab sich dabei einfach dadurch, in der Regel von ehrenamtlichen Spezialisten geleistet. dass beispielsweise der Erlass einer Gebietsschutzver- Vermehrt zur Verfügung stehende Freizeit, die Nutzung ordnung direkt und unmittelbar die drohende Zerstö- von Kraftfahrzeugen und effektive Auswertemöglich- rung eines solchen Naturgebildes verhindern konnte, so keiten der anfallenden großen Datenmengen machten geschehen etwa durch Verbot des Steinebrechens an der solche gemeinsamen Kartierungsprojekte erst möglich. Teufelsmauer zwischen Neinstedt und Weddersleben Vielfach erfolgte die Koordination durch öffentliche im nördlichen Harzvorland (Funkel & George 2002). Einrichtungen, zunächst oft Forschungseinrichtungen, Es hat sich allerdings bald gezeigt, dass eine förmliche Universitäten, Hochschulen oder Naturkundemuseen, Unterschutzstellung allein vielfach nicht ausreicht, ge- später zunehmend durch Naturschutzbehörden und schützte Gebiete dauerhaft in einem guten Zustand zu Naturschutzfachbehörden. In der ehemaligen DDR hat erhalten und die dort vorkommende Arten und Lebens- auch der Kulturbund entsprechende Arbeiten koordi- räume zu sichern. Die regelmäßige und systematische niert. Neben wissenschaftlicher Neugier und Entde- Überwachung des Zustandes der meisten Schutzgebiete ckerfreude waren Naturschutzbestrebungen die trei- nach Landesrecht ist bis heute in Sachsen-Anhalt ein benden Kräfte dieser Unternehmungen. Es ging dabei unzureichend gelöstes Problem. einerseits um den Schutz der aufgefundenen Vorkom- Kompliziert erwies sich von Anfang an die Beurtei- men seltener Arten. Andererseits sollten der Ist-Zustand lung der Wirksamkeit von Artenschutzmaßnahmen, dokumentiert und Bestandsveränderungen aufgezeigt die sich in der Vergangenheit zunächst auf den Schutz werden. Für Arten, deren genauere historische Fund- vor direkter Verfolgung beschränkten. Neben Anstren- ortsangaben verfügbar waren, konnten bereits mit den gungen zur Registrierung, Überwachung und Verhin- ersten Kartierungsdurchgängen solche Bestandsverän- derung illegaler Nachstellung setzten in den 1920er und derungen nachgewiesen werden. In den meisten Fällen 1930er Jahren verstärkt Bestrebungen zur Ermittlung wurden dabei leider erhebliche Rückgänge festgestellt. der Bestände seltener und gefährdeter Arten ein. Da- Die Entwicklung direkter, internetbasierter Datenerfas- bei sollten über die vorhandenen Verbreitungsangaben sungen ermöglichen es in der Gegenwart eine Vielzahl in wissenschaftlichen Fachveröffentlichungen hinaus, aktueller Daten durch interessierte Mitwirkende nicht 4 nur in kürzester Zeit zu erfassen, sondern auch aus- dikatoren (http://www.lanuv.nrw.de/liki/; letzter Abruf werten zu können. Prominentestes Beispiel dafür ist in 23.05.2016; Stickroth & Doerpinghaus 2004). Der Deutschland das vom Dachverband Deutscher Avifau- Teilindikator für Sachsen-Anhalt ist Bestandteil des In- nisten e. V. betriebene Internetportal für Vogelbeobach- dikatorensystems der Biodiversitätsstrategie des Landes ter „ornitho.de“ (http://www.ornitho.de/; letzter Abruf (http://www.lau.sachsen-anhalt.de/analytik-service/ 23.05.2016). Daneben bestehen weitere vergleichbare nachhaltigkeit-indikatoren/; letzter Abruf 23.05.2016). Portale. Für Sachsen-Anhalt wäre hier beispielsweise Die Tagfalterbestände des Graslandes werden im Rah- das System „Korina“ zur Erfassung von Neophyten zu men von Citizen Science-Projekten europaweit über- nennen, welches von der Koordinationsstelle „Invasive wacht (van Swaay et al. 2015). Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts“ beim Interessante Ansätze zur systematischen Überwachung Unabhängigen Institut für Umweltfragen e. V. in Halle der Erhaltungssituation von Arten und Lebensräumen entwickelt wurde und betrieben wird (http://www.ko- brachte die europäische Naturschutzgesetzgebung. Die rina.info/; letzter Abruf 23.05.2016). 1979 in Kraft getretene EU-Vogelschutzrichtlinie for- Als ein griffiges, leicht vermittelbares System zur -In dert laut Artikel 9 zunächst allerdings nur, regelmäßig formation der Öffentlichkeit über die Gefährdungssi- über Abweichung von den direkten Artenschutzrege- tuation von Arten und Lebensräumen (Biotope), und lungen, den Regelungen zur Jagd etc. zu berichten sowie damit auch über den Erfolg und Misserfolg unter- laut Artikel 12 über die Anwendung der aufgrund der nommener Schutzanstrengungen, erwies sich das In- Richtlinie erlassenen einzelstaatlichen Vorschriften. strument der Roten Listen. Die Einstufung in die Ge- Hier war offensichtlich vorerst an ein Berichtswesen fährdungskategorien dieser Listen