Diplomarbeit Knopper
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Der Prozess des Aufkommens einer Rock- und Popszene in Graz Eine empirische Studie zu den infrastrukturellen und ideologischen Rahmenbedingungen Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Johanna Knopper Am Institut für Musikwissenschaft Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Werner Jauk Graz, 2008 1 INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG 4 2. DIE GRUNDVORAUSSETZUNGEN AUF ANGLOAMERIKANISCHER WIE NATIONALER EBENE 6 2.1. DIE MUSIKALISCHE ENTWICKLUNG DER POPMUSIK IN ÖSTERREICH 6 2.2. DIE ANGLOAMERIKANISCHE PRÄMISSE 11 2.3. FÜR DIE SZENE IN GRAZ RELEVANTE GENRES 16 2.3.1. ROCKMUSIK 17 2.3.2. FOLK -MUSIK 19 2.3.3. JAZZ 20 2.4. DIE STEIRISCHEN BANDS 21 2.4.1. DIE BANDS AUS FÜRSTENFELD 21 2.4.2. DIE BANDS IN UND AUS GRAZ 24 2.4.3. MAGIC UND TURNING POINT ALS DIE ERFOLGREICHSTEN BANDS DER FRÜHEN 70 ER JAHRE 28 3. METHODE 34 4. EINGLIEDERUNG DER PERSONEN 38 4.1. DER BEGINN DER SZENE IN GRAZ UND DIE DEFINITION DES MILIEUS 38 4.2. DER ERSTE KONTAKT MIT ROCKMUSIK 42 4.2.1. DAS RADIO 43 4.2.2. DIE SCHALLPLATTE 44 4.3. DIE ERSTEN BANDS : WO MAN SICH TRAF UND KENNENLERNTE 46 5. DAS NACHSPIELEN DER ANGLOAMERIKANISCHEN MUSIK AUF EINER AMATEURHAFTEN BASIS, DIE VORANGEGANGENEN ANTREIBENDEN MOTIVATIONEN UND DIE ERSTEN ERGEBNISSE. 49 5.1. DIE MUSIKALISCHE VORBILDUNG 49 5.2. DIE IMITATION DER ANGLOAMERIKANISCHEN MUSIK 50 5.3. DIE MOTIVATION 52 5.4 ROCK , FOLK UND JAZZ IM BEZUG AUF GRAZ 55 5.5. DIE ERSTEN SELBSTGESCHRIEBENEN SONGS 58 6. DAS INFRASTRUKTURELLE UMFELD UND DESSEN FÖRDERNDE PERSÖNLICHKEITEN UND INSTITUTIONEN 61 2 6.1. DER MUSIKALIENHÄNDLER 61 6.2. DIE ERSTE INVESTITION EINER BAND : DER PROBERAUM 63 6.3. RAUS AUS DEM KELLER : DER SCHRITT IN DIE ÖFFENTLICHKEIT 64 6.3.1. LOKALE ALS AUFTRITTSMÖGLICHKEIT 64 6.3.2. VERANSTALTUNGEN ALS AUFTRITTMÖGLICHKEIT 66 6.4. DIE VERFÜGBARKEIT UND HANDHABUNG DER AUFTRITTSTECHNIK 68 6.5. DAS PUBLIKUM 70 7. DAS EINWIRKEN DER IDEOLOGIEN AUS GROßBRITANNIEN UND DEN USA AUF DIE JUGENDLICHEN IN GRAZ UND DIE DARAUS RESULTIERENDEN VERÄNDERUNGEN DER GESELLSCHAFT 73 7.1. DAS ENTSTEHEN EINER JUGENDKULTUR 73 7.2. DIE VORBILDER UND IHRE WIRKUNG 82 7.3. DIE SPRACHE 85 7.4. SEX , DRUGS AND ROCK `N`R OLL IN GRAZ 87 7.5. DIE GRAZ -SPEZIFISCHE FORM DES PROTESTS UND SEINE HINTERGRÜNDE 90 8. DIE VERÄNDERUNG DER SZENE 96 8.1. GENERATIONSWECHSEL 98 8. 2. INDIVIDUALISIERUNG 99 8.3. DAS AUFKOMMEN DER DISKOS ALS TOD FÜR DIE LIVE -MUSIK 100 8.4. DIE ENTWICKLUNG VON DER SUBKULTUR ZUR POPKULTUR 100 8.5. DER KLEINE MARKT UND DIE INTERNATIONALE MUSIKINDUSTRIE 101 8.5.1. DIE PLATTENFIRMA 104 8.5.2. DER A&R MANN – ARTIST AND REPERTOIRE 106 8.5.3. DER MANAGER 107 8.5.4. DIE PRODUKTION 109 8.5.5. MARKETING - PROMOTION 113 8.5.6. DER VERTRIEB - PLATTENLÄDEN 117 9. DIE ENTWICKLUNG EINER EIGENSTÄNDIGEN FORM DER POPULÄREN MUSIK 120 10. RESÜMEE 123 11. DISKUSSION 128 12. LITERATURVERZEICHNIS 131 3 1. Einleitung Als in den 60er Jahren in Liverpool aus der Jugend heraus der Beat entstanden war, war damit ein neues Genre geboren worden, das ganz Europa wie auch die USA beeinflussen sollte. In allen größeren Städten bildeten sich nach dem Vorbild in Liverpool kleine Szenen, um diese Musik zuerst nachzuspielen, und dann mit eigenen kulturellen Stilmitteln zu verbinden. Er- gebnis dieser „doppelten kulturellen Sozialisation“ (Jauk, 2005) war beispielsweise der Au- stropop. Diese Arbeit baut auf der Annahme auf, dass auch in Graz eine Szene entstanden ist, die sich an den internationalen Vorbildern orientierte. Entscheidend dafür war nicht nur die Musik allein, sondern zusätzlich eine Reihe von infrastrukturellen, technischen und ideologischen Vorbedingungen. Grundvoraussetzungen für das Verständnis, sind neben den internationalen und auf Österreich bezogenen Rahmenbedingungen, Kenntnis über die verschiedenen Genres, die auf die Musik in Graz eingewirkt haben, und über die Namen der Bands und einzelner Musiker. Daher sollen alle diese Themenschwerpunkte eingangs besprochen werden. Die Daten dieser Arbeit wurden aus einer ausführlichen Literaturrecherche und Leitfaden- Interviews, geführt mit Musikern und Personen aus dem nahen Umfeld der Szene, gewonnen. Eine zentrale These war, dass die Szene in Graz vorwiegend aus Grazern und Studenten aus dem Raum Fürstenfeld bestanden hat. Dieser wird im nächsten Kapitel behandelt, genauso wie die Milieus, in denen sich die Musiker bewegten und der Zugang zur Musik. Das es eine „Nachspielphase“ (Larkey, 1993) gegeben hat, wie das in Wien der Fall war, ist die nächste These, der auf den Grund gegangen wird. Diese Nachspielphase kennzeichnet, den ersten Schritt in Richtung einer selbstständigen Jugendszene. Darüber hinaus werden die Motivationen für das vermutlich amateurhafte Nachspielen dargestellt. Damit aus musikbegeisterten Jugendlichen eine Szene, bestehend aus vielen verschiedenen Bands, erwachsen kann, sind verschiedene infrastrukturelle Rahmenbedingungen notwendig. Die Anschaffung von Instrumenten, Proberäumen und die Möglichkeiten für erste Auftritte, sind die ersten Hürden, die eine Band, zu bestreiten hat (Frith, 1981). Wie sich dieses Umfeld in Graz gestaltet hat und wie es das Entstehen eines Szenelebens dadurch begünstigt hat, war ein wesentliches Thema bei den Interviews. 4 Im nächsten Kapitel wird auf die international übertragenen Ideologien eingegangen, die auf die Jugend in Graz eingewirkt haben. Die Annahme, dass die neu entstandene Jugendkultur, im Gegensatz zur Elternkultur, auch an Graz nicht spurlos vorbeigegangen ist, ist die Grund- annahme für dieses Kapitel. Bands oder Musiker, die von ihrer Musik leben wollen, müssen über die Grenzen Österreichs hinweg erfolgreich sein. Der inländische Markt ist zu klein, um den Break-Even-Point zu ü- berschreiten (Huber, 2001). Aus diesem Grund unterliegt der österreichische Markt den Be- dingungen der internationalen Musikindustrie. Welche Auswirkungen das auf Graz hatte, wird im letzten Kapitel besprochen. 5 2. Die Grundvoraussetzungen auf angloamerikanischer wie nationaler Ebene Im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen vier verschiedene Themengebiete. Zuerst wird die mu- sikalische Situation der 60er und 70er Jahre in Österreich behandelt. Es wird auf die Frage eingegangen, wie die Popmusik in Österreich entstanden ist und welche medialen, techni- schen und angloamerikanischen Bedingungen diese Entwicklung begünstigt haben. Da Pop- und Rockmusik ein internationales Phänomen ist, das von Großbritannien und den USA aus- gehend ganz Europa beeinflusst hat, werden die verschiedenen Aspekte, die mit der Musik einhergehen dargestellt. Im Anschluss werden die verschiedenen Musikrichtungen beschrie- ben, die auf die Bands in Graz eingewirkt haben, um gleich darauf in die Empirie einzusteigen und die einzelnen Personen und Bands der Szene in Graz darzustellen. Kenntnis über diese Bereiche erscheint schon an dieser Stelle wichtig, weil in den nächsten Kapiteln direkter Be- zug zu der Musik, wie auch zu Graz genommen wird. 2.1. Die Musikalische Entwicklung der Popmusik in Österreich In den 50ern und auch noch Anfang der 60er Jahre wurde die Österreichische Szene der popu- lären Musik dominiert von den Produkten aus den USA und Westdeutschland. Der Rock and Roll aus Amerika wurde allerdings nur von einer kleinen Gruppe im Untergrund gehört und hatte daher keine große Bedeutung für die österreichische Musik. Österreich war viel mehr geprägt von der deutschen Industrie, die ihrerseits stark von den amerikanischen Produkten beeinflusst war. In Deutschland entwickelten sich Cover-Versionen, in denen die englischen Texte ins Deutsche übersetzt wurden, wobei das rebellische Potential darin in der deutschen Version weggelassen wurde (Larkey, 1993, S.96). Das Endprodukt, das dann in Österreich ankam, war politisch entladener Schlager, zu dem im weiteren Verlauf auch Österreich mit Interpreten wie Fredy Quinn, Peter Alexander, Lolita und später Udo Jürgens einiges beitrug (Jauk, 1995, S. 312). Rock and Roll wurde hingegen in Österreich anfangs nur von einer klei- nen Gruppe konsumiert, vergleichbar mit der Bewegung der Halbstarken in Deutschland. Un- ter den Halbstarken sind nach Ferchhoff (1998, S. 222f) die Jugendlichen aus der Arbeiter- schicht zu verstehen, die zwar durch den wirtschaftliche Aufschwung schon eine gewisse Kaufkraft hatten, aber durch ihr Elternhaus in ihrer Schulausbildung und Berufswahl einge- schränkt und vorbelastet waren. Die Halbstarken sind vergleichbar mit den späteren Rockern, die ähnliche Stilmittel aufweisen, wie es das Motorrad und die Lederjacke waren. Während die späteren Rocker allerdings britische Wurzeln hatten, beziehen sich die Halbstarken in den 6 50er Jahren auf den amerikanischen Rock and Roll. Das Phänomen der Halbstarken, das in Deutschland durchaus zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führte, war in Österreich we- sentlich weniger radikal. Denn während Bill-Haley-Konzerte in Deutschland zu Aufruhr führ- ten, war das in Österreich nicht der Fall. Wie bereits erwähnt war die Gruppe, die damit in Verbindung zu bringen ist, nur eine kleine. Dennoch beschreibt Larkey (1993, S. 117) diesen Rock and Roll-Konsum als den ersten Schritt Österreichs in Richtung einer eigenständigen österreichischen Rock- und Popmusik. In den 60er Jahren, als die „Beatles“, die „Rolling Sto- nes“ und andere britische Bands über die Medien nach Österreich transportiert wurden, folgte auf diesen Konsum eine „Nachspielphase“ (Larkey, 2005, S. 105). In Österreich bildeten sich in den größeren Städten Bands, die sich autodidaktisch sowohl