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DIE HUBERT VON

GOISERNDie Lebensgeschichte eines Mannes, der sich gerade anschickt, die Donau stromabwärts zu reisen, um mit seiner Musik Menschen und Kulturen miteinander bekannt zu machen. STORYText: Christian Seiler Foto: Manfred Klimek

in Politiker wollte dieser Mann ganisation der Linz Tour musste warten, nie werden, auch kein Manager, sorry. Huberts Manager wünschte das aus- kein Diplomat, nicht einmal geschaltete Künstlerhandy zum Teufel. Der Schauspieler. Er hat sich mit Beginn der Proben wanderte einen Tag nach einer Karriere als Musiker be- hinten. Dafür klärten sich ein paar Nebel im gnügt, die ihm zwar Spurenelemente der Kopf des Künstlers, und ein paar Ungenau- gerade genannten Fähigkeiten abverlangt igkeiten fielen von ihm ab wie abgeschnit- hat, doch noch nie musste Hubert Achleit- tene Federn. ner, der sich Anfang der neunziger Jahre * als „von Goisern“ in unsere Wahrnehmung Hubert von Goisern hat eine große Vergan- eingeschleust hat, so viel auf einmal sein: genheit. Er ist als Musiker eine Legende, als E von allem alles. Entertainer, der die alte, innerösterreichi- Er brauchte also schleunigst einen kühlen sche ans Stromnetz angeschlos- Kopf. sen hat und damit zuerst ein kleines, dann Hubert reagierte strategisch: Er ließ sich ein respektables, dann ein nicht mehr zu die Haare schneiden. übersehendes Publikum elektrisierte. Goi- Weg mit den Zotteln, praktisch denken, serns „Hiatamadl“ schlug den Bogen von drei Monate auf dem Schiff machen dich der E-Gitarre zum Bierzelt (und zurück), sonst mir nichts, dir nichts zum Rasta, un- söhnte Regionalfunk und Pop-Radio mit- freiwillig! einander aus und schoss seinen Urheber Außerdem riss sich der Mann aus Goisern plötzlich und mit Höchstgeschwindigkeit geschwind einmal einen Tag aus dem Ter- an die Spitze eines Trends, der „Neue Volks- minkalender, um fischen zu gehen. Die Or- musik“ hieß. So trat Goisern ins nationale 16 THETHE RED BBULLETINULLETIN PORTRÄT LINZ EUROPA TOUR 2007 LINZ EUROPA TOUR 2007 PORTRÄT THE RED BULLETIN 17

des Hubert von Goisern genauso wie der Ka- non der österreichischen Popmusik.

or knapp zwei Jahren, im Herbst 2005, brachte Hubert von Goisern den Stein ins Rol- len. Die Idee war reif, jetzt musste sie bloß noch umge- setzt werden. Sein Grundsatzpapier für die große Reise stromabwärts wurde formuliert: „Ein Schiff fährt nach Osten. Der Lauf der Donau 1987. Der blut- weist ihm den Weg. Das Schiff legt in Linz ab, um am junge Hubert: Schwarzen Meer Anker zu werfen. Doch ist nicht, wie mit Flamenco- so o� , der Weg das Ziel, sondern der Rückweg. gitarre in Kanada V Die Donau ist 2.845 Kilometer lang. Zehn Länder haben Zugang zu ihrem Ufer. Die Donau, Dunărea, Dunav, Duna reiht an ihren Ufern Sprachen auf und 1991. Aufbruch mit den Geschichten, Geschichte und Geheimnisse, Helligkeit Ur-Alpinkatzen: viele und Dunkles, verschiedene Sorten Stolz, Herzschläge, Kilometer auf langen Rhythmen, Melodien. Straßen, das Publikum Hubert von Goisern macht ein Schiff fl ott, um diesen musste langsam über- zeugt werden – bis das Melodien neue hinzuzufügen: seine. Er selbst spricht „Hiatamadl“ auftauchte eine Sprache, die in Deutschland so gut verstanden wird wie in Ungarn, Moldawien und der Ukraine: die Sprache von Takt und Pause, von Harmonie und Disso- nanz, von namenloser Freude und vibrierender Trauer. 1996. Hubert mit Er unternimmt diese Expedition jedoch, damit er der legendären neue Sprachen lernt: sieht, wovon er vielleicht einmal 1994. Export original- Primatenforscherin gehört hat; hört, wovon er nichts wusste. Er kann das. österreichischer Jane Goodall: ein Seine Augen sind off en, ob er jetzt den tansanischen Monat im tansani- 1994. Hubert mit der Stromvolksmusik: Urwald durchwandert, auf den Loser bei Altaussee die Alpinkatzen auf schen Dschungel „Alpinen Sabine“: steigt oder in der Salzburger Innenstadt einen Park- Abstecher in New York rausch hafter Erfolg platz sucht: kein Ort, unter dem keine Geschichte in vollen Sälen wohnt oder ein Gefühl, aus dem ein Jodler entstehen könnte, ein Seufzen oder eine Melodie. Goisern wird einen Fluss erkunden, an dessen Ufern Menschen leben, die Brücken bauen, und Menschen, Bewusstsein ein: elektrisch, tanzend, mit Lämmer vor gar nicht langer Zeit noch ge- Der junge Achleitner spielt mit einer ge- rück, wurde für zweieinhalb Jahre nach Ka- gen. Er gründete mit dem Gitarristen Wolf- die vor kurzer Zeit Brücken gesprengt haben. Er wird einem großen Rumms. weidet. Die Wurst ist würzig, dazu ein liehenen Trompete in der Blasmusik. Der nada verschlagen, wo er in Toronto Musik gang Staribacher – dem „Wolfgang aus Menschen treff en, die im Jahr zum Leben so wenig * Salzweckerl, ein kaltes Bier, das Quellwas- Arbeitersohn mochte das beseelte Mpa-Mpa studierte, und fand sich schließlich auf Wien“, im Gegensatz zu dessen neuem Kol- brauchen wie andere, ein paar Kilometer stromauf- Angst hat der Mann nicht, dazu ist sein Herz ser hat das Etikett von der Flasche abgelöst. in den Bässen, weil es so selbstverständlich den Philippinen wieder, die insofern eine legen, dem „Hubert von Goisern“ – die „Al- wärts, für einen Tag. Goisern wird forschen und sam- zu groß. Aber weil er klug ist, hat er Respekt. „,Nervös‘ ist das falsche Wort“, sagt Goi- war wie die Neigung der Dachgiebel oder die Schlüsselrolle in der Biografi e Goiserns spie- pinkatzen“. meln, sprechen und singen, er wird gescheiter werden Vor ihm liegt die Expedition. Mit dem Schiff sern. „Ich bin gespannt. Ich bin so gespannt, Beschindelung der Bauernhäuser. Dass die- len, als er dort die Volksmusik wiederent- Damit hatte Hubert seine Reise endgültig und sich verwirren lassen, und er wird sein Publikum die Donau hinunter, anlegen an dreiundzwan- wie ein Mensch gespannt sein kann.“ ser Grundgroove einmal eine Basis für seine deckte, diesmal aus einer um 180 Grad ver- angetreten. Die „Alpinkatzen“ absolvierten auf diese Expedition mitnehmen: er wird, was er erlebt, zig Häfen, musizieren mit der eigenen Gefolg- höchstpersönliche Karriere abgeben würde, kehrten Perspektive. erste Auftritte, wenn auch oft vor sehr über- dokumentieren, lachend und weinend, in seinen Wor- schaft und den neuen Freunden, den Lokal- ubert war im Bad Goisern der kam Hubert nicht in den Sinn – er musste Er hatte vier Monate mit Einheimischen matadoren, die jeweils für zwei, drei Konzerte fünfziger Jahre aufgewach- erst ein paar Ausfl üge in die Welt hinaus in einer Pfahlbausiedlung verbracht, ohne zur Belegschaft am Schiff stoßen. Wie viele sen, in der „Idylle schlecht- machen, um die Qualität des Eigenen er- Strom, ohne Radio, als ihm das Leichte, das „ER STELLTE SICH BAD GOISERN VOR, Zuschauer in den Häfen? Goisern weiß es hin“, wie er sagt. Die Men- kennen zu können. Bis dahin spielte er Wal- Lebendige an der Musik aufzufallen begann, nicht genau, er weiß nur, es werden sehr, schen ließen die Haustüren zer und Märsche, wie Walzer und Märsche die von den Filipinos zum Tagesausklang OHNE STROM, OHNE RADIO. sehr viele sein. Wie viele Probleme? Genau. unversperrt. In den Autos steckten die gespielt werden mussten. Während viele angestimmt wurde. Er stellte sich Bad Goi- SO WOLLTE ER VOLKSMUSIK MACHEN.“ Jetzt noch einmal durchatmen über den Schlüssel im Schloss. Das Böse, so Hubert, Gleichaltrige die Volksmusik als Trägerme- sern vor, ohne Strom, ohne Radio. Er stellte schaubarem Publikum, sie machten viele ten, seinen Liedern, seinem Tagebuch, seinen Skizzen, Dächern von Bad Goisern. Draußen, vor dem hat immer nur durch den Fernseher ins Land dium einer konservativen, von der Nazizeit sich das Leichte vor, das Lebendige, das die Kilometer, auf denen sie Lehrgeld bezahlten seinen Briefen nach Hause und, natürlich, in Konzer- kleinen Haus am Ortsausgang, füllt eine hineingeschaut. Ein paar Häuser weiter beschädigten Heimatideologie verteufelten, oberösterreichische Volksmusik einmal be- und vor allem ihren eigenen Durchhaltewil- ten vom Deck seines Schiff es. kalte Quelle den Steintrog, in dem das Bier wohnte übrigens Jörg Haider, der zweite empfand Hubert von Goisern die Bürger- sessen haben musste, und er beschloss, sich len stärkten. Der Wolfgang aus Wien verab- Flußabwärts sammelt er. Wenn das Schiff Richtung gerade kühlt. Ein Mofa knattert. Goisern Goiserer, der landesweit bekannt werden musik als „völlig unpolitisch“. Den program- danach zu sehnen. schiedete sich irgendwann, der Hubert aus Schwarzmeerdelta ablegt, wird es in ein Labor verwan- erkennt am Sound des Zweitakters, dass es H sollte, aber die beiden lernten sich zufällig mierten Krach mit den Alten fi ng er sich erst An dieser Stelle fi el die Entscheidung, Goisern machte weiter, stellte eine neue delt. Wo immer er anlegen mag, nimmt Goisern Musi- die Nachbarsbäuerin ist, die ihm die frische nicht kennen, und später, als sie sich auf ein, als denen die Haare des Jungspatzen zu Volksmusik von damals zu einer neuen An- Band zusammen und nahm 1992 das Album kanten an Bord, die mit ihm spielen, proben, streiten, Lammwurst versprochen hat. Eine ruhige sehr verschiedenen Wegen ihre jeweilige lang wurden. wendung zu verhelfen. Zurück in Goisern, „Aufgeigen stått niederschiassen“ auf, Er- die auf dem mit Musikinstrumenten übersäten Deck Minute auf der Terrasse, der Blick schweift Berühmtheit abgeholt hatten, ignorierten Hubert verließ Goisern. Er siedelte sich ließ sich Hubert von seinem Großvater das öff nungsnummer: „Koa Hiatamadl“. des fl iegenden Goiserers eine neue Sprache entstehen FOTOS: BLANKO MUSIK (4) FOTO: MICHAEL NEUGEBAUER hinüber zur Schafweide. Dort haben die sie einander, so laut es ging. vier Jahre lang in Südafrika an, kehrte zu- Wichtigste auf der Ziehharmonika beibrin- Damit änderte sich alles, die Biographie lassen: Die Lingua franca der Donaumusiken. 18 THE RED BULLETIN PORTRÄTP O R T R Ä T LINZ EUROPAEUROPA TOUR 2007 LINZ EUROPA TOUR 2007 PORTRÄT THE RED BULLETIN 19

teressiert. Er klammert sich an nix. Wenn’s logie von zu Hause –, so beseelt arbeitete er so ist, wie’s ist, nimmt er’s an. Natürlich, daran, immer neue Grenzen zu überschrei- sagte er, sollen wir mit den alten Liedern ten. Er konzertierte gemeinsam mit dem DISCOGRAPHIE machen, was wir wollen.“ ägyptischen Starmusiker Mohamed Mou- Derweil Endlich eine Best of: Goisern kehrte nach Österreich zurück, nir, der traditionelle Sufi musik mit Elemen- Rückblick von den packte sein mobiles Studio zusammen, ten aus Funk und Rock zu einer zeitgemä- Alpinkatzen bis Trad. reiste mit seinem langjährigen Tontechni- ßen ägyptischen Popmusik weiterentwickelt Sony/BMG, 2006 ker Wolfgang Spannberger nach Dharam- hat te, mehrmals in Ägypten und bereiste 2002. Hubert in Afrika Ausland (Senegal, l., Kap Verde, sala. Doch dort ließ es sich nicht arbeiten im Anschluss West afrika für zahlreiche Live-Mitschnitte von r.): Konzerte an außer- (Goisern berichtet von dauernden Stromaus- Auftritte, zu denen Goisern immer wieder der Trad II-Tournee. gewöhnlichen Orten mit fällen und von auf dem Dach des Behelfs- lokale Musiker einlud. Lawine/SonyBMG, einheimischen Musikern studios tanzenden Schimpansen, die einen Man könnte sagen, er hat das Muster der 2005 – höchstpersönlicher Kulturaustausch mörderischen Wirbel machten). Daher zu- Linz Europa Tour bereits in aller Welt aus- Iwasig rück nach . Mit vier tibetischen probiert. Heiter, energisch Musikern, österreichischen und südameri- und unterwegs von kanischen Freunden nahm er die zwölf Titel ubert von Goisern ist 54 Jahre Black & Blue ans Licht. Lawine/Virgin, 2002 1997. Hubert und Seine des Albums „Inexil“ auf, vorwiegend traditi- alt. Er ist selten glattrasiert, Heiligkeit, der Dalai Lama: onelle tibetische Melodien im neuen, zeit- und um seine Mundwinkel Trad Goisern engagierte sich für die genössischen Arrangement. spielt meistens ein ironi- Zwei Handvoll alpiner Lieblingslieder, ruhig Freiheit Tibets und nahm mit 2003. Hubert und seine Band: Das afrikanische und das tibetische Al- sches Lächeln. Es ist schwer, tibetischen Musikern deren nach den Auslandsreisen und schlicht intoniert. bum begleiteten, was Goisern sein „Come- „Sie“ zu ihm zu sagen, er wendet das kame- traditionelle Musik auf – eine wieder in der Heimat gefeiert Lawine/Virgin, 2001 große spirituelle Erfahrung und ausgezeichnet – etwa back“ nannte. Nach sieben Jahren Abwe- radschaftliche „Du“ der Berggänger gern Fön mit dem Amadeus Award senheit stellte er sich wieder auf die Bühne. auch in der Ebene an. Als Goisern im vergan- Schwermütig-schönes Kurioserweise trat er selbst bei durchaus genen Jahr die Städte und Orte bereiste, in Album zur politischen unpassenden Gelegenheiten, wie der ZDF- denen er auf der Linz Europa Tour 07 gastie- Fallwindwetterlage. Show „Alpenrock on Tour“ auf, stellte sich ren wird, holte er sich mit dieser Off enheit Lawine/BMG, 2000 Das Deck wird zur Bühne. Das Bühnenschiff legt in falls, als er das Suchen nach der eigenen ter erscheinende Goisern-Album „Gombe“. in die alpinen Alptraumkulissen und spielte H den einen oder anderen blauen Fleck. Inexil 23 Häfen an. Goisern und seine neuen Freunde spielen Identität satt gehabt hatte, oder das Auspro- Zurück in Österreich, lernte Goisern durchs Ziehharmonika, und alles war wie früher. Goisern war seine eigene Delegation, die Zusammenspiel mit Konzerte, große Konzerte. Keines wird dem anderen bieren verschiedener Wege zur künstleri- Land tourende tibetische Musiker kennen Nur an seiner Seite stand nicht Sabine, son- ein vielschichtiges Projekt mit hunderttau- tibetischen Musikern, gleichen. Jedes wird vom vorangegangenen lernen. schen Zufriedenheit. 1995 proklamierte er und entdeckte seine Faszination für deren dern Pasang Lhamo, und der Gesang war send Detailproblemen auf die Beine zu stel- aufgenommen im „Exil“. Wenn das Schiff nach Stationen in Ismail, Braila, Con- das Ende der „Alpinkatzen“, spielte eine sperrige, gleichwohl eindringliche Musik. tibetisch. Und am Ende entfaltete Hubert len hatte. Er sagte, was er wollte, und er er- BMG Ariola, 1998 stanta, am Eisernen Tor, in Belgrad, Novi Sad, Bra- Abschiedstournee durch Deutschland und Auch daraus entstand unversehens ein Goi- von Goisern das Transparent „Freiheit für fuhr, was er wusste: dass alles sehr kom - Gombe tislava, Wien in Linz ankommt, wird der Sommer 2007 Österreich, brachte das Live-Doppelalbum sern-Projekt, Resultat aus dem Hinterfragen “. pliziert ist. In seinen Tagebüchern hielt er HvGs Afrika-Erfahrung vorbei sein. „Wia die Zeit vergeht“ heraus, und bei Gele- profaner Beobachtungen: Tagsüber hörten die viel Aufmunterndes fest, aber auch einige und Pause von den Alpinkatzen-Strapazen. Ein Jahr später wird das Expeditionsschiff nach genheit gab er ausweichende Antworten auf Tibeter ausschließlich westlichen Pop. Abends oisern trennt seine Kunst nicht rabenschwarze Seiten, wenn es an ein paar BMG Ariola, 1998 Westen ablegen. Diesmal führt seine Route den Rhein- die Fragen der Fans, was denn in Zukunft schlüpften sie in ihre Trachten und spielten von deren Wirkung. Er ist Tagen hintereinander nicht so klappte, wie Main-Donau-Kanal hinauf bis nach , von von ihm zu erwarten sei. Gar nichts mehr? traditionelle asiatische Musik. Dieses Un- schlau, er weiß von der Reich- Goisern wollte. Schlafes Bruder dort zurück mit einer völlig anderen Ausbeute europäi- Etwas ganz anderes? gleichgewicht ließ Goisern Witterung auf- weite seiner Melodien, und er Auch darüber schmunzelt der Mann mit Mächtige, atmosphä- rische Filmmusik mit scher Erfahrungen. Was erzählt die Basler Chemie ei- Entweder oder, sagte der Hubert. nehmen. Wie, fragte er sich, könnte man ist missionarisch genug, ihnen den geschnittenen Haaren, während er Norbert J. Schneider. nem akustischen Bass? Wie klingt das elsässische Retrospektiv fand er ein hübsches Bild für den Kreis des Publikums über einen esoteri- Botschaften mit auf den Weg zu geben, die langsam das nächste Rad Lammwurst ent- BMG Ariola, 1995 Deutsch in den Bläsern? seinen damaligen Zustand: „Als ich ange- schen Zirkel von Tibet-Freaks und Buddhis- nicht alle hören wollen. Er setzt sich bei Ge- häutet. Die Schwierigkeiten der ersten Do- Wie die Zeit Der Heimathafen dieses Schiff s, das Goisern, der fangen hab, war ich der Hecht im Karpfen- mus-Interessierten hinaus ausdehnen? legenheit mit off enen Augen in die Nesseln, naureisen sind überwunden, es warten die vergeht … live Goisern fuhr nach Lhasa, um sich ein Bild indem er seinen Zuhörern mitteilt, was sie der nächsten, doch anstelle versprengter mit allem, was von den politischen und kulturellen Um- nicht hören wollen. „Bemäkelt wurde nie Gegner konnte er breitschultrige Freunde in dazugehört. „ER KENNT SEINE KUNST UND IHRE WIRKUNG: ständen zu machen. Er kam verstört und meine Musik, sondern immer nur meine sein Boot holen: Martin Heller, den Chef von BMG Ariola, 1995 motiviert zurück. Seine Idee bestand darin, G Kritik an der Gesellschaft“, sagt Goisern Linz 09, wenn die Stahlstadt zu Europas GOISERN HAT DAS MUSTER DER LINZ EUROPA Omunduntn traditionelle tibetische Musik so modern über die Rezeption seines Aufstiegs in der Kulturhauptstadt ausgerufen wird; Didi So essenziell HvG wie TOUR BEREITS IN ALLER WELT AUSPROBIERT.“ aufzumunitionieren, wie er das seinerzeit unmittelbaren Heimat. Aber er lässt keinen Mateschitz, den Red Bull-Boss, der als Visio- Kren und Speck für Mann der Berge, unter seine Flagge genommen hat, teich. Am Schluss hatte ich Angst, dass ich mit der österreichischen Volksmusik ange- Zweifel daran, dass es das eine ohne das an- när an Goiserns Visionen Gefallen gefunden den Stammtischsitzer. BMG Ariola, 1994 ist Linz. In Linz wird im Sommer 2009 das fi nale Fest schon ein Karpfen bin.“ Seine Schlussfolge- stellt hatte. Doch das gestaltete sich nicht so dere nicht gibt. hat. Deren Unterstützung und die der vielen seiner Expedition ausgetragen. Ein Europa, das sich rung: „Ich musste Platz schaff en, etwas er- einfach. Tibetische Kultur gilt als heilig. Vielleicht hat es auch deshalb so lange ge- anderen Helfer machen den Rücken des Aufgeigen stått langsam und sorgfältig ausprobiert hat, wird in Linz leben zu können.“ Goisern musste sich in eine lange Warte- dauert, bis Goisern im Zuge seines musika- Mannes, der lieber noch ein Radel Wurst niederschiassen anlegen, um seine vielstimmige Ladung zu löschen. Einmal mehr lockte das Erleben den Mann schleife begeben, um in einer Privataudienz lischen Comebacks reinsortige, traditionelle nimmt, deutlich breiter. Der Durchbruch –auch für die Alpine Zabine. Die Ströme Europas kehren, vom Schiff aus gesehen, aus Goisern nach Afrika. Ein Freund der beim Dalai Lama die formelle Genehmigung Volksmusik aufnahm („Trad“). Es durfte Goisern lobt die Wurst. Wenn es sein BMG Ariola, 1992 zu ihrer Quelle zurück.“ berühmten Primatenforscherin Jane Goodall zu bekommen, tibetisches Kulturgut bearbei- kein Zweifel daran bestehen, aus welcher muss, ist er eben Politiker, Manager, Diplo- So lautete das Programm. Jetzt musste es lud ihn nach Tansania ein, Goisern traf Goo- ten zu dürfen. Geisteshaltung heraus diese Musik einge- mat und Schauspieler. Talente sind sowieso Alpine Lawine HvGs Erstling bloß noch verwirklicht werden. dall, blieb einen Monat am Tanganikasee in Sein Treff en mit dem Dalai Lama be- spielt wurde. unteilbar, sie folgen dem Ziel, das man sich zusammen mit * Zaire, drehte, Sklave seines ungebrochenen schreibt Goisern so: „Wir hatten eine Stunde So aufmerksam Goisern nach innen gesteckt hat, also wird er in den kommen- Wolfgang Staribacher. Hubert von Goisern ist ein Mann kräftiger Aktivitätsdrangs, einen Film und nahm mit Zeit. Diese Stunde kam mir so lang vor wie schaute – „Trad“ und das wenige Jahre spä- den Monaten auch Lotse, Koch und Gast- Columbia, 1988 Entschlüsse. Als sein Erfolg am größten afrikanischen Musikern einen Soundtrack ein ganzer Tag. Der Mann hat mich unge- ter veröff entlichte „Trad II“ waren sorgfäl- geber sein. Einen Goiserer kann das nicht FOTOS: SBW; BLANKO MUSIK (3) FOTOS: BLANKO MUSIK (12) war, hatte er ihn satt, viel schneller jeden- auf, die Grundlage für das einige Jahre spä- heuer beeindruckt. Er war so off en und in- tige, gefühlvolle Arbeiten an einer Ethno- erschüttern.