DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Die wissenschaftliche Gesellschaft der Augenärzte

Visus und Vision 150 Jahre DOG

 Visus und Vision Festschrift zum 150-jährigen Bestehen der 150 Jahre DOG Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft

 Impressum Herausgeber: DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft Geschäftsstelle Platenstr. 1 80336 München

2007 im Biermann Verlag GmbH, 50997 Köln. Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren) reproduziert oder unter Verwen- dung von mechanischen bzw. elektronischen Datenverarbeitungsmaschinen gespeichert, systematisch ausgewertet oder verbreitet werden.

Grafische Umsetzung: Ursula Klein

Lektorat: Britta Achenbach

Druck: MediaCologne, Hürth

Layoutkonzept: design alliance Büro Roman Lorenz München Inhaltsverzeichnis S. 11 Vorwort Prof. Duncker

S. 17 Die Geschichte der DOG bis 1933

S. 35 Die DOG im „Dritten Reich“ (1933-1945)

S. 67 Die Entwicklung der Augenheilkunde in der ehemaligen DDR und die Beziehungen der Gesellschaft der Augenärzte der DDR zur DOG (1945-1990)

S. 89 Die Geschichte der DOG in Westdeutschland von 1945 bis 1990

S. 245 Die Entwicklung der DOG in den Neuen Bundesländern von 1990 bis 1995

S. 257 Wachstum und Wandel – Zu den strukturellen Veränderungen der DOG von 1989 bis heute

S. 265 Zur Zukunft der DOG

S. 275 Der internationale Charakter der DOG aus historischer Sicht

S. 293 Gedenken an – Die Graefe- Sammlung der DOG am Berliner Medizinhisto- rischen Museum

S. 311 Die Nachfahren der von Graefe- und Graefe-Familien

Anhänge: S. 355 Liste der Präsidenten und Tagungsthemen S. 359 Liste der Ehrenmitglieder

S. 365 Supplement 2013: S. 367 Vollständiges Namensverzeichnis S. 379 Umfangreiches Sachverzeichnis

Gernot I. W. Duncker

Vorwort

11 Das 150. Jubiläum der Deutschen Ophthal- wenigen medizinischen Fachgesellschaften in mologischen Gesellschaft soll – so ist das Deutschland, die dies in dieser Form geleistet Anliegen dieser Festschrift – Anlass sein, im haben – und dafür gebührt dem Autor unser Tagesgeschäft innezuhalten und einmal aller Dank. die Epochen dieser ältesten medizinischen Fachgesellschaft der Welt Revue passieren zu Auch die in dieser Festschrift nachzulesen- lassen. de Entwicklung der Augenheilkunde in der ehemaligen DDR und die damaligen Bezie- Die historische Dimension der DOG ist in der hungen der Gesellschaft der Augenärzte der Tat einzigartig und erschließt sich dem Leser DDR zur DOG entbehren nicht einer gewissen dieser Festschrift mühelos. Hierbei ist es ein Brisanz: Bis heute liegt weder für den oph- großes Glück, dass für die Beiträge, die sich thalmologischen Bereich noch für die ge- mit den Wurzeln und Anfängen, aber auch samte Medizin eine Chronik und Bewertung mit dem internationalen Charakter der „Oph- der Geschehnisse 1945-1989 vor, die auch von thalmologischen Gesellschaft“ beschäftigen, denen, die in der DDR gelebt haben und sich mit Klaus Bergdolt und Jutta Herde Autoren mit diesem System täglich auseinandersetzen gewonnen werden konnten, die beides sind: mussten, in allen Nuancen akzeptiert werden Ophthalmologen und Medizinhistoriker. kann. Umso mehr müssen wir Manfred Jähne Zusätzlich lässt Frau Beate Kunst vom Berliner für sein Kapitel danken, das durchaus auch Medizinhistorischen Museum in ihrem Kapi- durch die persönlichen Passagen authentisch tel Albrecht von Graefe und die Exponate der ist und von jemandem geschrieben wurde, Graefe-Sammlung lebendig werden. der die DDR vom ersten bis zum letzten Tag durchlebt hat. Mit dem Kapitel von Manfred Die DOG hat die Monographie von Jens Mar- Jähne ist hier ein Anfangsstein gesetzt wor- tin Rohrbach „Augenheilkunde im National- den. Für eine abschließende Aufarbeitung die- sozialismus“ tatkräftig gefördert und auch ser komplexen und umfangreichen Thematik finanziell unterstützt. Es ist nur folgerichtig, wäre es jedoch zweifelsohne wünschenswert, dass eine eigenständige Darstellung und wenn das umfassende Quellenmaterial Bewertung der Geschichte der DOG während hierzu aufgearbeitet werden könnte, das von des „Dritten Reiches“ durch denselben Autor den Archiven der Rektorate und Dekanate, erfolgt. Jens Martin Rohrbach hat mit seinem den noch vorhandenen Unterlagen der betref- Beitrag dieses dunkle Kapitel deutscher Ge- fenden Ministerien und Parteileitungen, den schichte für die DOG aufgearbeitet – und wir Evaluierungskommissionen bis hin zu den gehören damit neben den Pädiatern zu den Unterlagen der Gaugk-Behörde reicht. Ein sol- 12 ches Werk hätte freilich die Dimension dieser der Hoffnung Ausdruck geben, dass diese Festschrift völlig gesprengt – so wünschens- Festschrift ein würdiger Beitrag zum Selbst- wert es ist. verständnis unserer traditionsreichen Gesell- schaft ist. Sehr zu Dank verpflichtet bin ich Martin Reim, der als Zeitzeuge die Phase des Wiederauf- baus und die Grundlagen unserer Gesell- schaft in der Zeit von 1945-1989 dargestellt Prof. Dr. med. habil. Gernot I.W. Duncker hat. Dieses Kapitel ist weit umfangreicher als Präsident der DOG 2007Klinik und Poliklinik die übrigen Beiträge dieser Festschrift, wurde für Augenheilkunde aber deshalb in vollem Umfang belassen, weil Universitätsklinikum der Martin-Luther- es exemplarisch zeigt, wie die DOG arbeitet Universität Halle-Wittenberg und lebt und weil gerade diese historische Ernst-Grube-Str. 40 Phase grundlegend ist für das Verständnis der 06120 Halle/Saale heutigen Struktur der DOG.

Rolf Grewe hat vor und nach der Wende We- sentliches geleistet zum Zusammenwachsen von neuen und alten Bundesländern in der DOG; es ist nur zu folgerichtig, dass er auch die Entwicklung der DOG in den neuen Bun- desländern in dieser Festschrift darstellt.

Die Überlegungen und satzungsgemäßen Voraussetzungen für die heutige Gesell- schaftsstruktur der DOG werden von Philip Gass, dem Geschäftsführer der DOG darge- legt, und der Generalsekretär unserer Gesell- schaft, Anselm Kampik, zeigt prägnant die Zukunftsperspektiven der DOG auf.

Es war mir eine ausgesprochene Freude, diese Festschrift zu moderieren und die Entstehung der Beiträge zu begleiten und ich möchte 13

Klaus Bergdolt

Die Geschichte der DOG bis 1933 16 Klaus Bergdolt

Die Geschichte der DOG bis 1933

Jubiläen wissenschaftlicher Fachgesell- gischen Gesellschaft angebracht. Die konsti- 17 schaften sind oft Anlass, die Vergangenheit tuierende Tagung vom 3. bis 5. September 1857 zu verklären. Die Erinnerungsorte, von de- (Ort und Jahreszeit blieben, von wenigen Aus- nen die Historiker sprechen und die uns nahmen abgesehen, bemerkenswerterweise als kollektive Orientierungspunkte dienen, über hundert Jahre unverändert) ist Legende tendieren, aus der Sicht des Individuums wie geworden. Nicht zuletzt zur Legitimierung des der Gesellschaft, zur Selektion der Gedan- Tagungsortes wurde bei späteren Treffen häu- ken. Der Neuronal Turn, der nun auch – nicht fig Albrecht von Graefe (1828-1870), der Spiri- ohne heimliche Bewunderung des naturwis- tus Rector der neuen Gesellschaft und wohl senschaftlichen Paradigmas – von einigen bedeutendste Augenarzt des 19. Jahrhunderts, Historikern vertreten wird, wertet erinnerte zitiert: „Ich habe daran gedacht, ob es nicht Gedanken, besonders aber Biographien, per- zu verwirklichen wäre, dass gewisse eifrige sönliche Rückblicke und Erzählungen grund- Jünger der Ophthalmologie sich alljährlich an sätzlich skeptisch. Die Mnemotechnik, die einem schönen Punkte, z. B. in Heidelberg trä- uns die Struktur unseres Gehirns nahe legt, fen und einige Zeit des Zusammenseins zum akzentuiert im Zweifelsfall das Positive und Teil in wissenschaftlichen Bestrebungen und blendet Unerfreuliches, Negatives, Versagen Mitteilungen, zum Teil in harmloser Muße ver- und Schuld aus. So erfährt nicht nur die zur brächten…“. Der biedermeierliche Ton täuscht. Aufarbeitung von NS-Verbrechen und Kriegs- Zwar mag die blühende Heidelberg-Romantik greueln herausgestellte Oral History, also die des 19. Jahrhunderts dazu beigetragen haben, Verwendung der Aussagen von Zeitzeugen dass einige Augenärzte auch aus touristi- zur Klärung historischer Ereignisse, auf Grund schen Gründen der „Ophthalmologischen dieser Subjektivität zunehmend Kritik. Unter Gesellschaft“ beitraten, doch stand hinter der dem Einfluss mentalitäts- und kulturge- Gründung der wohl ältesten medizinischen schichtlicher Diskurse wird inzwischen sogar Fachgesellschaft der Welt auch hartes Kalkül. die Bedeutung schriftlicher Quellen relativiert, Sie fiel in eine dramatische, von Streit und kol- deren Inhalt sich nur nach sorgfältigster legialer Eifersucht geprägte Umbruchzeit. Seit Analyse der relevanten Kontexte erschließt. etwa 1850 hatte sich in der europäischen Me- In der Geschichte der Augenheilkunde haben dizin ein einschneidender, bis heute nachwir- solche Zweifel bisher allerdings kaum Spuren kender Paradigmenwechsel vollzogen, für den hinterlassen. vor allem deutsche und französische Ärzte verantwortlich waren. Ein hemmungsloser, ja Eine gewisse Skepsis ist so auch bezüglich der schriller Optimismus bestimmte die Szene, in meist als Metapher des Fortschritts darge- der man sich rechtzeitig und mit Überlegung stellten Frühzeit der Deutschen Ophthalmolo- positionieren musste. Vor allem der Physiolo- ge und Anatom Johannes Müller (1801-1858), und kühne operative Techniken, die zunächst der als junger Forscher noch der „roman- im Tierversuch erprobt wurden, brillierte. tischen Medizin“ anhing und die „neue“ Das neue medizinische Interesse am Sehor- Physiologie zunächst als Irrweg bekämpfte, gan war nicht zufällig. Zur selben Zeit wurden sah schon bald nach seiner Berufung nach auch in der Philosophie Fragen der Sinnesphy- (1833) die Zukunft der „Heilkunde“ im siologie und der optischen Wahrnehmung dis- naturwissenschaftlichen Labor. Durch bahn- kutiert. Helmholtz berief sich, nicht weniger brechende sinnesphysiologische Forschungen, als Schopenhauer, auf Kant, der in der Tradi- die von seinen Schülern Ernst Wilhelm Brücke tion der Sensualisten des 18. Jahrhunderts (1819-1892), Karl Ludwig (1816-1895) und versucht hatte, A-priori-Anteile der Wahrneh- Hermann Helmholtz (1821-1894) intensiviert mung von den empirisch begründbaren Sin- 18 wurden, legte Müller auch das Fundament für neseindrücken und -deutungen zu trennen. den Aufbruch der Augenheilkunde. Ange- Wie Kant verknüpfte Schopenhauer (1847) sichts des seit etwa 1800 vorherrschenden jede Wahrnehmung zunächst mit Kategorien Romantik-Diskurses, der besonders in der wie Raum, Zeit und Zahl, die für ihn aprio- deutschsprachigen Medizin nachwirkte und rische Rezeptionsbedingungen schlechthin das Selbstverständnis der Ärzte und Naturfor- darstellten. Auch Helmholtz, der bestimmte scher entscheidend geprägt hatte, war dies Aspekte der Sinneswahrnehmung mit physi- eine bemerkenswerte Entwicklung, die den kalischen Methoden allein nicht klären konnte von Goethe, Schelling, Carus, Röschlaub, Rings- (und – unter den zeitgenössischen Ärzten und eis oder Novalis entwickelten Medizin-Kon- Naturforschern hier eher die Ausnahme – die zepten diametral entgegenstand. Im Leipziger Grenzen des naturwissenschaftlichen Para- Jakobsspital hängte um 1850 Carl Reinhard digmas erahnte), übernahm diese These, um August Wunderlich, der 1842 in Tübingen das sich später allerdings John Lockes „säkularer“ für den medizinischen Positivismus program- Wahrnehmungstheorie zuzuwenden. Das matische „Archiv für physiologische Heilkun- Auge liefert, so Lockes Vorstellung, die Helm- de“ mitbegründet hatte und ein erbitterter holtz überzeugte, empirische Erfahrungen, die Gegner der „Naturphilosophie“ à la Schelling als körperlich gedachte Strukturen die „Seele“ war, die Fieberkurve ans Bett der Patienten, die verändern. Gestalt, Zahl, Bewegung und Ruhe zum Symbol der Messbarkeit ihrer Krankheit, gelten als „primäre“ Qualitäten der Sehob- ja menschlichen Befindens überhaupt wurde jekte und ermöglichen eine Art Grundorien- und bis heute – nicht selten schon als Display tierung. Farben stellen rein subjektive Erschei- – über die aktuellen „Daten“ des Kranken nungen dar. Forschung am Auge bedeutet informiert. In der Ophthalmologie sah man demnach auch zu eruieren, wie das Gewissen, damals besonders in der Entwicklung des Au- ja die menschliche Seele - im Moment der genspiegels durch Müllers Schüler Hermann Geburt für Locke ein „unbeschriebenes Blatt“ Helmholtz (er wurde erst 1883 geadelt), den (Tabula rasa) – geformt wird. Dass Helmholtz der kongeniale zeitgenössische schottische und Schopenhauer im Übrigen eine tiefe Physiker James Clerk Maxwell, der Begründer gegenseitige Abneigung verband, sei hier nur der experimentellen Kolorimetrie, zu Recht ei- am Rande erwähnt. Der Philosoph verglich so- nen „intellektuellen Giganten“ nannte, einen gar, um den Bedeutungsunterschied zwischen Schritt ins neue Zeitalter. Die Augenheilkunde ihm und Helmholtz herauszustellen, den war kein „Laborfach“ wie die Innere Medizin, Mont Blanc mit einem Maulwurfshügel... die von der physiologischen Chemie entschei- dende Impulse erhielt, doch eine Disziplin, die Kaum war die Helmholtzsche Entdeckung durch technisch-diagnostische Innovationen publiziert (Berlin 1851), erkannte man, wie wichtig der Augenspiegel für das sich von der Vielzahl von Neuentdeckungen und der Chirurgie emanzipierende Fach war. Als technischen Innovationen war dies mehr als Graefe zum ersten Mal den Augenhinter- verständlich – zunächst umstritten. In den grund betrachtete, soll er ausgerufen haben: Heidelberger Sitzungen mussten für Dia- „Helmholtz hat uns eine neue Welt erschlos- gnostik und Therapie Methoden der Wahl sen. Was wird da zu entdecken sein!“ Einzelne gefunden werden. Der Umgang mit den Anekdoten berichten übrigens auch von Oph- neu beschriebenen Krankheiten war gewöh- thalmologen, die lange üben mussten, bis sie nungsbedürftig, Blindheit konnte, wie man „zum erleuchteten Augenhintergrund durch- staunend zur Kenntnis nahm, durch vielerlei blickten“. Immer mehr Physiker und technisch Störungen und Krankheiten hervorgerufen interessierte Augenärzte beschäftigten sich werden. Wie in den meisten Umbruchsituati- nun mit der „Ophthalmoskopie“, die, wie onen war es eine kleine revolutionäre Gruppe, 19 man bald erkannte, auch eine Beurteilung die den Fortschritt verkörperte und – dies war des Gefäßstatus und mancher internistischer keinesfalls von vorneherein absehbar! – Recht Erkrankungen erlaubte. Nicht nur Johann behielt. In Heidelberg war sie unter sich. Die Evangelista Purkyne, dessen Erfindung (1823!) älteren (in der Praxis bedeutete dies häufig zunächst kaum beachtet worden war, sondern leitenden) Ärzte der Epoche hatten fast alle auch Theodor Ruete (1852), Richard Liebreich noch „ganzheitliche“, in der Tendenz tech- (1863) und der Franzose Marc- nikfeindliche Grundsätze der „romantischen Antoine Giraud-Teulon (der 1861 ein Gerät Medizin“ verinnerlicht und standen der neuen zur binokularen Beurteilung des Augenhin- Aufbruchstimmung, die sich mit der Verach- tergrunds konstruierte) lieferten intelligente tung der Vätergeneration verband, skeptisch und sinnvolle Modifikationen. Der Schweizer gegenüber. Der Augenspiegel galt ihnen als zählte um 1870 bereits etwa Spielerei. Während auch Johann Christian 50 verschiedene Augenspiegel auf. Seit 1853 Jüngken, Ordinarius für Chirurgie und Augen- konnten so in wenigen Jahren erstmals heilkunde an der Charité, über die neue Erfin- z. B. die , Netzhautablö- dung „mit göttlicher Grobheit“ spottete und sungen, Makuladegenerationen, die Retinopa- den seit Jahrtausenden praktizierten Starstich thia diabetica, die Embolie der Zentralarterie, nach wie vor als gefahrloseste und natürlichs- Zentralvenenthrombosen, Sehnervenent- te Methode erachtete, bei Linsentrübungen zündungen, Stauungspapillen, tuberkulöse das Sehvermögen zu verbessern, praktizierte Veränderungen und glaukomatöse Papil- der „Modearzt“ (Jüngken) Graefe, der bei Mül- lenexkavationen sicher diagnostiziert und ler, Schönlein und Traube eine breite ärztliche wissenschaftlich untersucht werden. Die Zeit Ausbildung erhalten und in , Prag, Wien des ominösen „Schwarzen Stars“, unter den und Erfahrungen gesammelt hatte, zahlreiche unklare Krankheiten subsumiert in seiner 1852 in der Berliner Karlstraße (heute worden waren, war Vergangenheit. Kein Fach Reinhardtstraße) – in unmittelbarer Nähe zur erfuhr um 1850 – in unmittelbarer Folge des Charité – gegründeten Privatklinik die Kata- von Müller und Virchow eingeleiteten Para- raktextraktion, wie sie – wenn auch in etwas digmenwechsels – einen derartigen Innovati- anderer Form – erstmals 1745 Jacques Daviel onsschub wie die Augenheilkunde. in Paris vor dem französischen König demons- Wenn man auch ausnahmslos dem positi- triert hatte. Konnte aus Frankreich aber etwas vistisch-naturwissenschaftlichen Paradigma Gutes kommen? Hatte nicht der schillernde, ja huldigte, blieben Operationsmethoden und – unter den Positivisten des 19. Jahrhunderts therapeutische Standards innerhalb der galt dies als besonders anrüchig! – fröm- augenärztlichen Avantgarde – angesichts melnde Jung-Stilling ein halbes Jahrhundert zuvor die neue Operationstechnik unter nisterium, das ihm die Mittel zur Etablierung merkwürdigsten Umständen ausgeübt? Die einer modernen Augenklinik, vor allem aber konservativen Ärzte und Chirurgen waren die Ernennung zum Ordinarius lange Zeit ver- halb amüsiert, halb beunruhigt. Die neue weigerte. Erst spät erkannte er, dass sich vor Augenchirurgie à la Graefe, die besonders auf allem Rudolf Virchow, einflussreichster die Ruhigstellung des Kopfes und des Ope- Arzt, als Kollege und Abgeordneter seinem rationsfeldes angewiesen war, profitierte im Wunsch entgegengestellt hatte, in Berlin richtigen Moment allerdings von den zur Mit- allein für die Augenheilkunde – losgelöst von te des 19. Jahrhunderts entwickelten Narkose- der Allgemeinchirurgie – einen Lehrstuhl zu verfahren, die seit Mortons Durchbruch (1847) schaffen. Virchow fürchtete einen Macht- und auch in Europa rasch verbreitet wurden. Ansehensverlust der Medizin durch Zersplitte- 20 rung beziehungsweise Inflation der an der Fa- Auf Grund des Widerstandes ihrer etablierten kultät vertretenen Disziplinen (Aus ähnlichen Kollegen waren viele augenärztliche Pioniere Gründen bekämpfte er auch die Errichtung zunächst resigniert und verzweifelt. Die büro- von Lehrstühlen für den Pädiater Eduard Hen- kratischen und hierarchischen Hürden schie- och sowie die Bakteriologen Robert Koch und nen fast unüberwindlich. Bei allen Erfolgen Emil Behring). Enttäuscht stellte Graefe fest, im Tierlabor und im Operationssaal fehlte es dass Virchow aus Eigeninteresse andererseits vielerorts an Räumen, Krankenbetten und Per- dafür gekämpft hatte, „dass jetzt an den preu- sonal. Bitten um strukturelle und finanzielle ßischen Universitäten Professores ordinarii Unterstützung wurden niedergeschmettert. für pathologische Anatomie meist mit vollem Vor allem von den Fakultäten fühlte man sich Gehalte sind“. Die neuen medizinischen im Stich gelassen. „Wir leben lediglich in einem Spezialdisziplinen wurden, je nach Netzwerk militärisch-bürokratischen Staat“, schrieb Gra- und Beziehungsgeflecht ihrer Vertreter, also efe deprimiert 1864 an den Züricher Freund sehr unterschiedlich behandelt. Der „außeror- Horner, „wo das einmal Bestehende mit allem dentliche“ Professor der Augenheilkunde fand daran haftenden Schimmel und mit aller Ver- es zudem ungerecht, „dass man den Lehrer achtung sämtlichen Fortschritts durchgesetzt eines academischen Fachs anders bezahlt als […] wird. Gegen dieses kumulierte Formenwe- den eines andern“. Es ging von Graefe aber sen scheitern die intensivsten Kräfte, denn es nicht nur ums Geld. „Ordinarius ist nicht ein kann ein tüchtiger Mann wohl mit der Gewalt bloßer Titel“, schrieb er an Jacobson, „sondern seiner Person einen tüchtigen Widerstand bre- es hängen daran, so wie einmal die Form un- chen, aber er ermüdet vor unzähligen kleineren serer Universitäten ist, sachliche Rechte und Widerständen, die seine Tatkraft sensibel Ansprüche der verschiedensten Art, welche lähmen“. Bittere Worte, die kaum eines Kom- mit der Kultur des betreffenden Fachs in der mentars bedürfen. Heidelberg wurde so auch engsten Verbindung stehen“. Nach hartem ein Ort der Zuflucht, zumal die führenden Kampf übernahm er 1866 – vier Jahre vor Mitglieder der „Ophthalmologischen Gesell- seinem Tode – die Augenabteilung der Charité schaft“ untereinander befreundet waren. „Der (die heute stolz sein Denkmal präsentiert), Mensch kämpft, solange er atmet“, bemerkte wurde aber auch nach seiner Ernennung zum Graefe noch 1869 todkrank gegenüber seinem Ordinarius 1868 – übrigens ohne Prüfungs- niederländischen Freund Frans Cornelius Don- berechtigung! – von Jüngken, dem Vorgän- ders, der auf dem neuen Forschungsgebiet der ger noch gemaßregelt und gedemütigt. Es Motilitätsstörungen sowie der Korrektur kom- war im Übrigen eine Ironie des Schicksals, plizierter Fehlsichtigkeiten glänzte. Graefe dass der „Achtundvierziger“ Virchow wenige bezog sich dabei auf das Preußische Kultusmi- Jahrzehnte zuvor der Regierung vorgeworfen hatte, die Reform des „Medizinalsystems“ wechsels griffen hart, die Auseinandersetzung vereitelt und den wissenschaftlichen Auf- war unbarmherzig. Sieger blieben aber, wie zu bruch verhindert zu haben… Der Berliner Hof erwarten war, diejenigen, welche – trotz aller und besonders Wilhelm II. betrachteten ihn bürokratischen Hürden – durch Begabung, deshalb zeitlebens mit Misstrauen. Begeisterung und Jugend vom neuen Diskurs Die Überzeugung vieler jüngerer Ophthal- begünstigt wurden. Nicht Jüngken, sondern mologen, auf dem richtigen Weg zu sein, Graefe gewann, wobei der Preis-Verlust der konnte Virchows Blockade allerdings nicht Gesundheit und früher Tod – hoch war. Graefe, zerstören. Der Methodenwechsel, den ja auch nach Julius Hirschberg nichts weniger als der er verteidigte, lag nach den Vorarbeiten von ophthalmologische „Lehrer des Erdkreises“, Johannes Müller sozusagen in der Luft. „Der starb 42-jährig am 20. Juli 1870, dem Tag, als Augenspiegel war mehr eine Entdeckung der deutsch-französische Krieg ausbrach. Mit 21 als eine Erfindung“, bekannte Helmholtz in seinem Tod endete die Gründungsphase der bemerkenswerter Bescheidenheit. Die eigent- Heidelberger Gesellschaft. „Die herrliche Zeit, liche Schwierigkeit bestand darin, begabte in welcher neue Wege soeben geöffnet waren Physiker und Vertreter des neuen Faches der und die Bäume auf dem frisch angebauten wissenschaftlichen Optik von der Wichtigkeit Felde beim leisesten Schütteln reife Früch- eines solchen Instruments für die Medizin te abwarfen“ (Donders), war vorüber. Doch zu überzeugen. Hier war der Weitblick von hatten sich bereits einige jüngere, klinisch Helmholtz, der auch als Physiologe heraus- und operativ versierte Augenärzte etabliert, ragte (er entdeckte den Ursprung der Ner- deren Begabung im richtigen Moment zur venfasern aus den Ganglienzellen und maß Verfügung stand. Zu ihnen gehörten neben als erster die Fortpflanzungsgeschwindigkeit Ferdinand Arlt, Frans Donders und Julius von Nervenreizen), nicht hoch genug einzu- Jacobson der Engländer William Bowman schätzen. Der Zeitgeist tat ein Übriges. Die sowie Theodor Leber und Richard Liebreich. Sie europäische Wissenschaft schien, wie Helm- sicherten auch das Überleben der Heidelber- holtz, Virchow und die ebenso zahlreichen wie ger „Ophthalmologischen Gesellschaft“. einflussreichen Schüler von Johannes Müller oft genug betonten, dazu berufen, auf der Argumentiert man akribisch, handelte es Basis überlegener „Induktion und Technik“, sich bei der Heidelberger Tagung 1857 – vor unter Führung der Ärzte und Naturforscher, 150 Jahren – allerdings nur um die Vor- die Welt zu beherrschen. Sie sollten, so etwa veranstaltung einer noch zu gründenden 1874 Werner von Siemens, „den Schatz des Fachgesellschaft, zu der man angesichts des Wissens und Könnens des ganzen Menschen- bevorstehenden I. Internationalen Ophthal- geschlechtes“ erhöhen. 1886 erklärte Virchow mologenkongresses in Brüssel angeregt wur- triumphierend auf der Jahresversammlung de. Der Plan war auch von taktischen Überle- der Deutschen Naturforscher und Ärzte, man gungen bestimmt. Ein Gegengewicht gegen kenne nun die Methode, „durch welche wir die großen Tagungen, die Möglichkeit, sich die Natur zwingen, nicht bloss sich uns zu er- im kollegialen Freundeskreis auszutauschen, schliessen, sondern auch ihre Kräfte in unsere schien durchaus vorteilhaft. „Wir beschlossen Hand zu geben“. Angesichts solcher Progno- auf Graefes Anregung uns vor der Brüsseler sen, die der Welt selbstbewusst „eine höhere Zusammenkunft irgendwo zu treffen und Kulturstufe“ in Aussicht stellten, erschien jede gemeinsam den Rhein herunterzureisen“, er- Kritik, vor allem wenn sie von Kollegen kam, innerte sich Horner. So kamen unter anderem kleinlich und verschwörerisch. Die klassischen auch Arlt, Pagenstecher, Schmaus, Heß, Spieß, Regeln des wissenschaftlichen Paradigmen- (Adolph) Weber sowie der Internist Kussmaul (in den 1840er Jahren war ihm als Student in Klinik der Berliner Universität, war eine univer- Heidelberg fast die Erfindung des Augenspie- sal, auch philosophisch und musisch gebil- gels geglückt!) an den Neckar. Graefe hatte dete Persönlichkeit, dazu rede- und sprach- auch Donders eingeladen, „einen oder zwei gewandt, ein glänzender Arzt und Chirurg, Tage in Heidelberg zu verbringen“. Er selbst der auch die Innere Medizin beherrschte. „Die sprach über Pupillenreaktionen bei absoluter unwiderstehliche Anziehungskraft“, schrieb Amaurose sowie bei Okulomotoriusparese. Zehender 1869, „die der Gründer… bis in die Horner referierte über Pterygium-Operationen weitesten Fernen ausübte, hatte bewirkt, dass und die Episkleritis, Pagenstecher über die in damaliger Zeit die größten und hervorra- Augenskrophulose, während Kussmaul die gendsten Fachmänner aller Nationen sich Folgen der Carotisstenose für das Auge erör- nach Heidelberg hingezogen fühlten, dass sie 22 terte. Graefe gestand später: „Dass wir nicht an unseren Verhandlungen teilnahmen, dass bloß Ophthalmologie getrieben, bedarf wohl sie an der Gründung der Gesellschaft sich be- keiner Erwähnung. Es ist auch wacker gekneipt teiligten und, zum Teil wenigstens, Mitglieder worden, und selbst der gute Arlt bekam schließ- der Gesellschaft geblieben sind“. Eine ähnlich lich etwas Burschikoses, als der Leistenwein von faszinierende Erscheinung – sprachlich ver- Neckarsteinach und deutsche Lieder allmählich siert, international orientiert und nicht zuletzt die Szene veränderten. Ich schlief in der Nacht menschlich liebenswürdig – muss Donders sehr schwer – kein Wunder nach vielem Wein gewesen sein, der fast 20 Jahre lang als und Randal – und wurde von dem gesammel- Graefes „naturgegebener Nachfolger“ (Esser) ten Kongress in pleno am lendemain zur letzten der Heidelberger Gesellschaft vorstand. Sitzung geweckt. Um 11 Uhr saßen wir noch alle an einem Tisch um ein sterbendes Kaninchen Tatsächlich entwickelte sich die Ophthalmo- herum, an welchem Kussmaul einiges über die logie dank der diagnostischen und operativen Pupillarbewegung demonstrierte. Um ein Uhr Möglichkeiten nach 1850 fast explosionsartig. im Zug…“. Für viele andere Fächer, selbst außerhalb der Medizin, war sie dadurch richtungsweisend. In den folgenden Jahren traf man sich zur Bereits 1854 hatte Graefe das „Archiv für gleichen Zeit am selben Ort. Helmholtz, Ophthalmologie“ (später „Graefes Archiv“) Donders und Heinrich Müller (Würzburg) begründet. Erst am 5. September 1863 er- nahmen erst an der zweiten Heidelberger folgte im Heidelberger Schloss der eigentliche Sitzung (1858) teil. 1859 waren unter neun- Gründungsakt der „Ophthalmologischen zehn Teilnehmern immerhin sieben Ausländer, Gesellschaft“, deren Satzung wiederum nämlich Arlt (Wien), Baenziger (St. Gallen), Graefe entwarf. Die jährlich steigende Zahl Bowman (London), Braun (Moskau), Junge der Teilnehmer hatte eine Konstituierung (Moskau), Donders (Utrecht) und Horner nahegelegt. In diesem Jahr erschienen auch (Zürich). Siebzehn Vorträge beflügelten die erstmals die „Klinischen Monatsblätter für Diskussion. Nicht nur Horner fühlte „das Augenheilkunde“, die zunächst von dem stürmische Wachsen in allen Branchen“. 1869 Schweizer Karl Wilhelm von Zehender heraus- bis 1875 übertraf die Zahl der internationa- gegeben wurden. Schon in den Jahren zuvor, len Mitglieder der Heidelberger Gesellschaft spätestens aber beim Zweiten Internationalen sogar diejenige der deutschen Teilnehmer. Es Ophthalmologen-Kongress in Paris 1862 (die war ohne Zweifel die Persönlichkeit Graefes, deutsche Sektion diskutierte hierüber wäh- die begeisterte und die frühen Tagungen rend eines Spaziergangs im Bois de Boulogne), prägte. Der Sohn Carl Ferdinand von Graefes, war der Plan gereift, innovative Vorträge in des Direktors der chirurgisch-augenärztlichen einem eigenen Fachjournal festzuhalten. Er- gebnis waren zunächst die „Verhandlungsbe- man auf eine echte Iridektomie à la Graefe richte“, die zwischen 1862 und 1895 ebenfalls hätte schließen können. Wolfgang Münchow von Zehender redigiert wurden (Grundlage hat in seiner „Geschichte der Augenheilkun- waren die Aufzeichnungen des Dresdner de“ die Frühgeschichte der operativen Glau- „Kammerstenographen“ Oppermann!). In den kombehandlung ausgiebig erforscht, wobei er „Monatsblättern“ wurden vor allem Vorträge – unter Hinweis auf die Untersuchungen von der Jahrestagungen publiziert, die man seit Crisp (1948) – zeigen konnte, dass so manche 1894 in den „Beiheften“ zusammenfasste. Operationstechnik mit höchster Wahrschein- 1864 etablierte sich, nach deutschem Vorbild, lichkeit nicht von dem Augenarzt entwickelt die „American Ophthalmological Society“. wurde, dessen Namen sie heute trägt. Von Erst 1903 erfolgte allerdings die vorgeschrie- Vorteil für die Verselbständigung des neuen bene Eintragung der „Ophthalmologischen Faches gegenüber der Allgemeinchirurgie 23 Gesellschaft“ in das Heidelberger Vereinsre- war, dass die rasche Verbreitung der kontrol- gister (mit Theodor Leber, dem Begründer der lierten Vollnarkose nicht nur delikate Eingriffe „experimentellen Ophthalmologie“ als erstem am Auge ermöglichte, sondern auch zu einer Vorsitzenden). Von den Jahrestagungen abge- Erweiterung des allgemeinchirurgischen sehen, hielt sich die Begeisterung für Gremien Repertoires führte, weshalb die Chirurgen und häufige Kongressbesuche unter den ihr Interesse an der Ophthalmologie rasch „Founding Fathers“ der Ophthalmologischen verloren. Graefe selbst regte zu vielen wei- Gesellschaft allerdings in Grenzen. 1867 teren Operationen an. Während er sich vor betonte Graefe, wie kritisch er den zweiten Pa- der ersten Heidelberger Tagung 1857 – Folge riser Augenärztekongress betrachte, wo man der Einführung des Augenspiegels – vor allem viel Zeit vergeude… mit physiologischen und diagnostischen Fragen beschäftigt hatte, faszinierte ihn bis Das erwähnte internationale Fachtreffen etwa 1865 offensichtlich mehr die operative (1857) wurde für den Initiator der Heidelber- Glaukomtherapie, während er, wie Münchow ger „Ophthalmologischen Gesellschaft“ ein eruierte, in seinen letzten Lebensjahren die besonderer biographischer Höhepunkt. „Der Katarakt-Extraktion modifizierte. Der grüne Brüsseler Kongress gestaltete sich für Graefe Star galt seit seinen bahnbrechenden Ope- zu einem Triumph“, schrieb Albert Esser. „Er rationen erstmals, wenn auch nicht in allen hielt in der letzten Sitzung auf ausdrückli- Fällen, als heilbar oder zumindest positiv chen Wunsch jenen berühmten Vortrag über beeinflussbar. 1905 stellte – um einige weitere die Iridektomie beim Glaukom, nach dem Highlights zu erwähnen – der Breslauer ein Sturm des Beifalls und der Begeisterung Augenarzt Leopold Heine die Cyclodialyse vor, einsetzte, wie der Augen- und Ohrenzeuge während 1906, auf der 30. Heidelberger Ver- Donders berichtet“. Arlt notierte dreißig Jahre sammlung der „Ophthalmologischen Gesell- später (1887): „Die größte therapeutische Leis- schaft“, der Norweger Sören Holth die Technik tung unseres Jahrhunderts bildet unstreitig der Iridenkleisis erläuterte. Vor allem aber die Heilung des Glaukoms durch die Iridekto- beherrschte seit Graefe die Katarakt-Extrakti- mie 1857“. Auch viele Nicht-Augenärzte waren on das augenärztliche Operationsprogramm. dieser Meinung. In der Folgezeit beanspruch- Das war keineswegs selbstverständlich: Noch ten allerdings auch andere Chirurgen bzw. in den 60er Jahren waren – worauf Jüngken Ophthalmologen für sich, die erste Glaukom- nicht zu Unrecht verwies – postoperative ei- operation durchgeführt zu haben. Die erhal- trige Infektionen bis hin zur Panophthalmitis tenen Beschreibungen ihrer Eingriffe waren häufige und gefürchtete Komplikationen, die freilich in der Regel nicht so präzise, als dass in der Regel zum Verlust des Auges führten. Durch Graefe wurde auch die basale Iridekto- Hirschberg, der nicht nur als Ophthalmolo- mie zum begleitenden Eingriff der Linsen-Ent- gie-Historiker, sondern auch als Augenchirurg fernung. Sein Schüler Julius Jacobson verlegte glänzte, führte etwa 40 Augenoperationen den Operationsschnitt in den Randbereich der in örtlicher Betäubung durch. Seine Progno- Sklera – Graefe hatte bewusst im Cornealbe- se, dass in der Augenheilkunde die „locale reich geschnitten, um, wie er noch irrtümlich Narcose den Sieg über die allgemeine davon- annahm, Infektionen zu vermeiden. Er ope- tragen“ würde, erwies sich als richtig. Man rierte die Katarakt im Übrigen ausschließlich erkannte zudem, dass Vollnarkosen (damals „extrakapsulär“, das heißt durch Anritzen durch Chloroform) gerade bei älteren Men- der Kapsel und Exprimierung des Inhalts der schen hohe Risiken beinhalteten. Andererseits Linse. Der Nahtverschluss der Wunde war zu- musste man, wie angedeutet, ohne Vollnarko- 24 nächst nur in den Vereinigten Staaten und in se bzw. nur unter lokaler Cocain-Applikation England üblich, wo er durch die hier weitaus bei intraokularen Operationen in der Regel auf verbreitetere Vollnarkose gefördert wurde. In Nähte verzichten, was tagelanges Liegen mit Deutschland kam er erstaunlicherweise erst einem „Binoculus“-Verband (und ein erhöhtes zur Mitte des 20. Jahrhunderts routinemäßig Risiko für Thrombosen und andere internis- zur Anwendung, um dann allerdings bis in die tische Komplikationen) bedeutete. Erst 1922 1980er Jahre Methode der Wahl zu bleiben. propagierte Anton Elschnig in seiner „Augen- Die naheliegende Idee einer refraktären Kata- ärztlichen Operationslehre“ (1922) die Infilt- rakt-Extraktion zur Beseitigung beziehungs- rationsanästhesie des Ganglion Ciliare durch weise Reduzierung einer hohen Myopie wurde retrobulbäre Injektionen, wie sie bereits 1898 erstmals 1891 durch Vinzenz Fukala (Pilsen), der Mannheimer Augenarzt Leopold Weiss einen Schüler Arlts vorgeschlagen. Nach einer durchgeführt hatte. kurzen Phase der Begeisterung musste man freilich erkennen, dass Komplikationen, vor Angesichts der neuen Narkose- und Operati- allem Amotionen (gegen die es um 1900 kein onsmöglichkeiten konnten um und nach 1900 effektives therapeutisches Mittel gab), beson- auch Augenverletzungen, jahrhundertelang ders häufig waren. 1911 propagierte der ame- der Schrecken vieler Menschen, erfolgreicher rikanische Augenarzt van Hulen schließlich behandelt werden. 1917 erschien der „Atlas der die intrakapsuläre Extraktion, die sich nur sehr Kriegsaugenheilkunde“ des Freiburger Augen- langsam durchsetzen konnte, da man mit arztes Aurel von Szily, eines Schülers Theodor ihr – damals nicht zu Unrecht – das erhöhte Axenfelds. Dank der Modifizierung des Augen- Risiko der Netzhautablösung verband. spiegels, neuer Mydriatika und differenzier- Die Ophthalmologen, die gegen 1900 fachlich terer Narkosetechniken wagte der Schweizer den Ton angaben, wähnten sich, nicht weniger Marc Dufour bereits 1904 die Prognose, in als die Generation Graefes, als Speerspitze des absehbarer Zeit ließe sich auch die gefürch- Fortschritts. Tatsächlich überschlugen sich zu tete Netzhautablösung erfolgreich operieren. Ende des Jahrhunderts die Neuentdeckun- In einer von Jules Gonin später als „Inkubati- gen. Auf der 16. Heidelberger Tagung (1884) onszeit“ bezeichneten Phase zwischen 1906 wurde durch Karl Koller die Lokalanästhesie und 1919 reifte langsam die Theorie einer durch Cocain empfohlen (übrigens durch ein nachhaltig erfolgreichen operativen Technik. späteres Vorstandsmitglied, den Triestiner 1916, zu einem Zeitpunkt, als die Erfolgsquote Arzt Josef Brettauer, da Koller aus finanziellen einschlägiger Operationsversuche bei weni- Gründen nicht an der Sitzung teilnehmen gen Prozenten lag, wagte Gonin in Lausanne konnte). Im selben Jahr erschienen über 100 seine erste Amotio-Operation. Zunächst hatte Publikationen zu diesem Thema, und Julius auch er zahlreiche Misserfolge. Beim Ams- terdamer Kongress 1929 konnte er allerdings, die politisch konservative Augenärzteschaft, zusammen mit einigen Schülern, bessere Er- durch die Niederlage im Weltkrieg sowie gebnisse liefern. Auch die Netzhautablösung, Revolutionsversuche und soziale Krisen in der eine der schwersten und folgenreichsten Nachkriegszeit verunsichert, zu nationalen Tö- Erkrankungen des Auges überhaupt, schien nen. Für den langjährigen DOG-Vorsitzenden nun behandelbar. Gonin, ihr erster wirklich (1918-1926) Wilhelm Uhthoff (Breslau) waren erfolgreicher Operateur, wurde 1938 in Heidel- die „sogenannten Friedensjahre… schlimmer berg sechster Träger der Graefe-Medaille. Sie als der Krieg“. Der Kampf um Gelder und die war erstmals – übrigens trotz des energischen anhaltende Unsicherheit, ob die beschlos- Protestes von Jacobson – 1886 an Helmholtz senen Jahrestagungen wirklich stattfinden verlieren worden und gilt bis heute als höchs- konnten, bedeutete für die Mitglieder eine te Auszeichnung der DOG. Zuvor war die nur andauernde Verunsicherung. Sämtliche Stif- 25 alle zehn Jahre verliehene Ehrung noch 1896 tungsgelder waren durch die Inflation entwer- Theodor Leber (1840-1917), der das Gefäßsy- tet worden. Aber auch wissenschaftspolitisch stem sowie entzündliche Erkrankungen des kam es zu schweren Divergenzen. Man spürte, Auges erforscht hatte, 1906 Ewald Hering dass die ausländischen Konkurrenzgesell- (1834-1918), dessen Hauptwerk „Die Lehre vom schaften – von der politischen Entwicklung binocularen Sehen“ 1868 erschienen war, 1922 begünstigt – im Aufwind waren. Viele Abstim- Carl von Hess (1963-1923), der Pionierarbeiten mungen endeten – im Gegensatz zur „Pionier- in der Farbphysiologie geleistet hatte, und zeit“ – knapp und verrieten, dass Gremien und schließlich 1928 dem genialen schwedischen Mitglieder zerstritten waren. Hervorragenden Augenarzt und Medizin-Nobelpreisträger Fachvertretern wie Elschnig, Fuchs und Koller (1911) Allvar Gullstrand (1862-1930) zuerkannt wurde die von Graefe-Medaille vorenthalten. worden, der Refraktionsprobleme erforscht und durch die Konstruktion der nach ihm be- Neben der Graefe-Medaille wurde seit 1877 nannten Spaltlampe, welche die „Mikroskopie auch der Graefe-Preis verliehen, der 1873 von des lebenden Auges“ ermöglichte, berühmt dem Würzburger Ordinarius Robert Ritter von geworden war. Der Erste Weltkrieg hatte die Welz gestiftet worden war, einem Freund und Zehn-Jahres-Regel relativiert, da auch die Hei- Schüler des Meisters, der auf seinen Reisen delberger Sitzungen ausfielen. 1920 fand die nach Heidelberg in der Regel in Würzburg erste Nachkriegstagung statt, während man Station gemacht hatte. Erster Preisträger war 1923 und 1926 auf die Ausrichtung erneut Theodor Leber, der Begründer der „Experimen- verzichtete. Kriegspause und Inflation führten tellen Ophthalmologie“. Zahlreiche weitere zu einer schweren Krise der DOG. Erst eine Forschungspreise, etwa derjenige der Würz- Spende des Amerikaners Barkan „zum Wie- burger „Josef-Schneider-von Welz“-Stiftung deraufbau des Fonds“ sicherte so die Weiter- (1912) schlossen sich im Lauf der Zeit an. Viele verleihung der Graefe-Medaille. Die Auszeich- Dokumente der Frühzeit der DOG blieben im nung an Gullstrand wurde im übrigen auch Graefe-Museum erhalten, das bis vor weni- mit seiner völkerversöhnlichen Rolle und dem gen Jahren in die Heidelberger Augenklinik Kampf gegen den Boykott deutscher Ärzte integriert war und heute – als selbständige bei ausländischen Tagungen begründet, der, Einrichtung und Dauerleihgabe – im Medi- wie Axenfeld in seiner Laudatio ausführte, zinhistorischen Museum der Charité besucht „in schreiendem Gegensatz zu den Über- werden kann. Auch in späterer Zeit sorgten lieferungen der Graefeschen Schule […] die die Schriftführer der DOG (das Amt blieb aus wissenschaftlichen Beziehungen zerriss“. Wie historischen und praktischen Gründen mit die meisten deutschen Ärzte neigte nun auch dem Heidelberger Ordinariat verbunden) für interessante Erweiterungen der Sammlung. war ohne Einschränkung zum Leitstern der Die ersten Spaltlampen mit eingebautem Heilkunde geworden. Als Claude Bernard in Hornhautmikroskop, die bei Carl Zeiss in Jena den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts den Pa- entstanden, wurden in den Augenkliniken tienten zur Vorhalle des imaginären Tempels und Praxen „wie eine Kostbarkeit gehütet“ der medizinischen Wissenschaft erklärte, das (Münchow). In kurzer Zeit wurden sie zum Labor dagegen zum Allerheiligsten, war ein neuen Symbol der Ophthalmologen. Seit Ranking geschaffen, das jahrzehntelang kaum Gullstrand wurden immer ausgereiftere Widerspruch hervorrief. Vor allem die bald Varianten vorgestellt. Die Spaltlampe erinnert, darauf boomende Bakteriologie hatte für die von Gullstrands Leistung abgesehen, auch an Augenheilkunde nachhaltige Konsequenzen. die Verdienste des Jenaer Konstrukteurs und Nicht nur wurde in den ophthalmologischen 26 Unternehmers Carl Zeiss, der – auf Vorschlag Operationssälen die von Joseph Lister 1867 des Botanikers Matthias Schleiden, in Zusam- propagierte Antisepsis üblich. Die Credésche menarbeit mit dem Mathematiker Ernst Abbe Prophylaxe gegen die Gonoblennorrhoe und unter Verwendung der neu entwickelten gehörte seit etwa 1880 zur Basisbehandlung Präzisionsgläser des Chemikers Otto Schott der Neugeborenen. Beim VII. Internationalen – die Entwicklung des Mikroskops wie der Ophthalmologenkongress, der 1888 ebenfalls Brillentechnik entscheidend gefördert hatte. in Heidelberg stattfand, war die Bakteriologie Die Serienproduktion komplizierter optischer das Tagungsthema. Vierzig Vorträge wurden Geräte war, von der Ophthalmologie abge- in deutscher Sprache gehalten, acht auf Fran- sehen, auch für viele Natur- und Laborwis- zösisch und sechs auf Englisch! Obgleich die senschaften von höchster Bedeutung. In der meisten großen bakteriologischen Entdeckun- augenärztlichen Praxis wurden Brillenkästen gen bereits stattgefunden hatten, blieben die auch mit astigmatischen Gläsern selbstver- therapeutischen Möglichkeiten bei Augenin- ständlich. Die in Jena angesiedelte „optische“ fektionen zunächst begrenzt. Gegen eitrige Industrie erhielt Weltgeltung und beflügelte Entzündungen standen um 1890 fast aus- die medizinische Diagnostik und Operati- schließlich Argentum nitricum, Zink, Queck- onstechnik weltweit. 1920 war so auch Jena silberpräparate und Wismut zur Verfügung. (und erstmals nicht Heidelberg) Tagungsort Gegen diphtherische Erkrankungen gab es der nunmehr „Deutsche Ophthalmologische zum Ende des Jahrhunderts, ungeachtet aller Gesellschaft“ genannten Vereinigung. Bis Komplikationen, nur die Serumtherapie. Die 1930, als ausnahmsweise gewählt Pharmakologie konzentrierte sich 1888, was wurde, fanden die Jahrestagungen allerdings das Auge anging, weitgehend auf Mydriatika, wieder am Neckar statt. Die 1920 beschlos- Miotika und Lokalanästhetika, die im Lauf der sene Namensgebung entsprang, wie Uhthoff kommenden Jahre weiter modifiziert wurden. und Wagenmann später bestätigten, auch Die Ophthalmologie wurde hier nicht selten einer gewissen Trotzreaktion gegen Boykott- Nutznießer allgemeiner Entwicklungen. reaktionen aus dem Ausland. Die Statuten übernahmen den neuen Namen allerdings Auch die wissenschaftliche Strabologie rückte erst 1955. Esser vermutet deshalb, dass man 1888, nicht zuletzt dank der Initiative des es mit der „deutschen“ Gesellschaft – trotz auf diesem Gebiet forschenden Tagungs- der erwähnten Grundstimmung nach 1918 präsidenten Donders, in den Vordergrund. – zunächst nicht allzu ernst nahm. Die Okklusion war, ebenso wie orthoptische Tiersektionen und -versuche wurden seit Übungen, bereits eine gängige Behandlungs- Graefe auch in der Augenheilkunde alltäg- methode, doch standen einer bemerkenswert lich. Das naturwissenschaftliche Paradigma differenzierten Diagnostik noch lange Zeit relativ simple operative Behandlungsmetho- der Chirurgen, die sich in der gesamten Frü- den gegenüber. Eine erstaunlich geringe Rolle hen Neuzeit, von den Starstechern abgesehen, spielte im „Dreikaiserjahr“, denkt man an den exklusiv um die Augenchirurgie gekümmert Aufbruch unter Johannes Müller und Her- hatten. In der Folgezeit emanzipierten und mann von Helmholtz, auch die Sinnesphysio- spezialisierten sich, parallel zur Augenheilkun- logie. Immerhin waren bereits die von Stilling de, auch andere chirurgische Teildisziplinen in Straßburg entwickelten isochromatischen wie die Anatomie und die Frauenheilkunde. Tafeln im Gebrauch. Die in Leipzig von Ewald Bereits 1848 wurde Christian Georg Ruete, wie Hering konzipierten Tafeln wurden erst um erwähnt ebenfalls Konstrukteur eines Augen- 1900 bekannt. Mit dem neuen Jahrhundert spiegels, an der Göttinger „Klinik für Sinnes- begann allerdings ein rasanter Aufschwung. krankheiten“ erster deutscher Ordinarius für 1907 konstruierte Willibald Nagel, der 1897 zu- Augenheilkunde (wobei er auch Pathologie 27 sammen mit Johannes von Kries die Rot- und und Arzneimittellehre zu lesen hatte). Zu Gra- Grünblindheit nachgewiesen hatte, das nach efes Lebzeiten blieb dies die Ausnahme. Dank ihm benannte Anomaloskop. Die bis heute der kämpferischen Bemühungen seines Schü- gebrauchten pseudoisochromatischen Tafeln lers Jacobson (der dieses Verdienst durchaus wurden um 1920 von Ishihara am von Kries selbstbewusst herausstellte!) wurden 1873 an geleiteten Freiburger Physiologischen Institut allen preußischen Universitäten ophthalmolo- perfektioniert. Die Refraktionsbestimmung gische Ordinariate eingerichtet. Erst 1901 wur- erfuhr dagegen schon beim Heidelberger de die Augenheilkunde, ebenfalls zunächst in Kongress 1888 dadurch einen Höhepunkt, Preußen, allerdings selbständiges Prüfungs- dass Javal, der nicht nur als Arzt, sondern auch fach. In Berlin ergab sich dadurch eine beson- als Sozialpolitiker berühmt war, (übrigens in dere Situation, dass die Universitäts-Augenkli- deutscher Sprache) sein Ophthalmometer nik seit 1881 in der Ziegelstraße untergebracht vorstellte. Bereits 1870 hatte der amerika- war, während in den Räumen der ehemaligen nische Augenarzt Edward Greely Loring einen Augenabteilung der Charité seit 1897 – unter Augenspiegel zur Refraktionsbestimmung der Leitung von Richard Greeff – eine Art Kon- konstruiert. Wichtig erschien den Augen- kurrenz-Klinik existierte, die erst 1927 mit der ärzten des ausgehenden 19. und frühen 20. Universitäts-Klinik vereinigt wurde. Dass in Jahrhunderts die enge Verbindung ihres Fachs Berlin nach von Graefes Tod – Jacobson sprach zur Allgemeinmedizin bzw. zu internistischen von einer „Lächerlichkeit“ – nur ein „Extra- Fragen. Bezeichnend war hier die Entdeckung ordinarius“ zum Nachfolger ernannt wurde, und Interpretation der Stauungspapille 1866 wurde zu Recht als Indiz dafür gewertet, dass durch Graefe. Die Augenheilkunde konnte so- die Schlacht für die selbständige Augen- mit für Internisten und Neurologen entschei- heilkunde noch nicht (ganz) gewonnen war. dende Hinweise liefern. Auch Kussmaul hatte Virchows Einfluss war stark, und viele Inter- hier wichtige Vorarbeiten geleistet. nisten, Chirurgen und Ministerialbürokraten Als sich deutsche und ausländische Augen- hatten deren Bedeutung noch nicht erkannt. ärzte 1857 in Heidelberg versammelten, blickte Relativ wenig Zeit blieb zunächst auch für ihre Disziplin immerhin schon auf etwa ein Grundlagenforschungen. Sie wurden durch halbes Jahrhundert institutionalisierter Ge- Theodor Leber eröffnet, der am 4. September schichte zurück. 1912 hatte Georg Ernst Beer in 1864 in Heidelberg – in Anwesenheit von Wien den ältesten heute noch existierenden Graefe und Donders – einen Vortrag über „Das ophthalmologischen Lehrstuhl erhalten, Blutgefäßsystem des Auges“ hielt. Erst durch damals noch gegen den massiven Widerstand die experimentellen, auf Kontrastinjektionen einflussreicher Fakultätsmitglieder, vor allem beruhenden Untersuchungen des erst 24-jäh- rigen Arztes wurde die komplizierte Blutver- schon seit dem Wintersemester 1806/7 durch sorgung des Sehorgans bekannt. Von Graefe den Chirurgen und ehemaligen Regiments- und Helmholtz erkannten die Bedeutung der arzt Franz Xaver Moser auch Augenheilkunde Leberschen Entdeckungen sofort. gelehrt und 1818 sogar eine „Chirurgische und Ophthalmologische Klinik“ eingerichtet. Diese Mancher Augenarzt fühlte sich freilich, wie leitete bis 1864 Maximilian Joseph von Che- schon die Zeitgenossen kritisierten, mehr von lius , der seit 1818 Vorlesungen „Ueber Krank- den pekuniären Möglichkeiten des Faches heiten der Sinnesorgane, mit Vorzeigung der angezogen als vom wissenschaftlichen dabey nothwendigen Operationen“ anbot. Ruhm. 1886 schrieb Jacobson, nun Direk- Die spätere Universitäts-Augenklinik, deren tor der Augenklinik in Königsberg (ironisch Leitung 1868, als erster Ordinarius für Oph- 28 apostrophierte er sich als „Proletarier an der thalmologie, Otto Becker übernahm, ein Schü- russischen Grenze“), es sei „zu traurig mit ler des Graefe-Freundes Arlt, war allerdings unserer schönen Ophthalmologie bestellt“. Nachfolgerin einer von Jakob Knapp 1861 Es sei schwierig, Ärzte zu finden, die das Fach gegründeten Privatklinik. 1878 organisierte „zum Zweck, nicht als Mittel treiben und Becker den Neubau einer den Erfordernissen lehren wollen“. Der „traurige Appendix der der Zeit entsprechenden Fachklinik, damals Spezialfächer in der Medicin“ bestehe darin, eine der modernsten Einrichtungen dieser „dass mit ihnen auf ehrlichem und unehr- Art. In dieser Zeit wurden an den anderen lichem Wege sehr viel mehr Geld und Renom- Universitäten zahlreiche „Extraordinariate“ mée zu erwerben ist als etwa mit den theore- in ordentliche Professuren umgewandelt. In tisch mathematischen und philosophischen Tübingen wurde 1874 Albrecht Nagel Ordi- Wissenschaften und dass deshalb jeder das narius des neuen Faches, in Straßburg 1877 Plus, das er vor dem medicus comunis voraus Ludwig Laqueur, in 1869 Karl-Wilhelm hat, zunächst practisch so sehr ausbeutet, wie Zehender, in Gießen 1877 Hubert Sattler, in es sich irgend aussaugen lässt“. Viele Kolle- Jena 1882 Hermann Kuhnt, in Leipzig bereits gen nutzten die Staroperation offensichtlich, 1852 Ruete, der aus Göttingen berufen wurde, um Geld zu verdienen und verzichteten auf in Königsberg 1873 Julius Jacobson, in Freiburg weitere Forschungen. Jacobsons Mahnung, 1872 Wilhelm Manz, in München 1863 August „die Ärzte sollten einer seinen Vortheil in der von Rothmund, in Würzburg 1867 Robert von Förderung des anderen erkennen und durch Welz, in Erlangen 1874 Julius von Michel, in ihre gemeinsame Arbeit sollte die Wissen- Bonn 1873 Edwin Theodor Saemisch, in Greifs- schaft fortschreiten“, zeigt, dass kollegiale wald 1873 , in Kiel 1873 Karl Solidarität unter den Augenärzten der Graefe- Völckers, in Breslau 1873 Richard Förster und Zeit (im Gegensatz zum Graefe-Kreis, der sich in Marburg 1873 Hermann Schmidt-Rimpler. in Heidelberg traf) alles andere als selbstver- An anderen Orten war die Situation kompli- ständlich war. Jacobson, ein überaus kritischer, zierter. So galt in Halle die Augenheilkunde mit vielen Kollegen verfeindeter Beobachter innerhalb der Fakultät immer noch als Teil der der Szene, fürchtete sogar, dass die Ophthal- Chirurgie, so dass hier Alfred Graefe, Albrechts mologie mittelfristig wieder von der Allge- Vetter, in seiner 1859 gegründeten Privatklinik meinchirurgie „geschluckt“ würde. die fortschrittliche Ophthalmologie vertrat. 1873 erhielt er, Folge der erwähnten Initiative Neben Berlin stand, als Sitz der Ophthalmolo- Jacobsons, den begehrten Lehrstuhl. Mit Sae- gischen Gesellschaft, natürlich Heidelberg im misch zusammen edierte er auch das nach Blickpunkt der Science Comunity. Immerhin den Herausgebern benannte „Handbuch der wurde hier – vielleicht nach Wiener Vorbild – Augenheilkunde“. Die jährlichen Tagungen der Ophthalmo- Zeit im vom Nationalismus zerfleischten logischen Gesellschaft wurden Foren für Europa – und vor allem in Deutschland – alles unzählige Neuerungen, oft von weltweiter andere als selbstverständlich. Die DOG unter- Bedeutung. Natürlich lassen sich hier nicht stützte auch die vom Amsterdamer Kongress alle Erfindungen und Fortschritte seit 1857 beschlossenen internationalen Bestrebungen darstellen, die bei Tagungen der OG bzw. zur Verhütung der Blindheit, zur Bekämpfung DOG – häufig erstmals weltweit – präsen- des Trachoms und zur Vereinheitlichung der tiert wurden. Von Anfang an waren die Sehtests für bestimmte Berufe. 1932 stimmte Heidelberger Treffen allerdings international sie ferner dem Vorschlag zu, alle nationalen angelegt. Schon bei den frühen Sitzungen Fachgesellschaften in einer internationalen waren schweizerische, österreichische und Vereinigung zusammenzufassen. An der in niederländische Kollegen präsent. Schüler diesem Jahr stattfindenden 50-Jahr-Feier der 29 Graefes wirkten später auch in den Vereini- Französischen Gesellschaft nahm auch ein of- gten Staaten, in Brasilien, in Österreich und fizieller DOG-Vertreter, das Vorstandsmitglied der Schweiz, in London und Paris, in Italien, Krückmann teil. der Türkei und Ägypten sowie in Skandina- vien. Schon 1875 entsandte die „Ophthalmo- Die Geschichte der Deutschen Ophthalmolo- logische Gesellschaft“, nun offensichtlich gischen Gesellschaft ist eine Erfolgsgeschich- bereits unbestrittene Repräsentantin der te, die freilich auch Krisen und Tiefpunkte deutschen Augenärzteschaft, eine Delegati- einschließt. Als älteste medizinische Fach- on zur Dreihundertjahrfeier der Universität gesellschaft der Welt war sie von Anfang an Leiden, wobei die Rolle Hermann Boerhaaves ein Aushängeschild der deutschen Medizin. (1668-1738) für die Ophthalmologie her- Selbst bei kritischer Einstellung ist zuzuge- vorgehoben wurde. 1895 rühmte Zehender ben, dass in den frühen Tagungen, die fast rückblickend Graefes Talent, „die ophthalmo- ausnahmslos in Heidelberg stattfanden, ein logischen Celebritäten der ganzen Welt in vom Zeitgeist begünstigter Positivismus Heidelberg zu vereinigen“, und Arthur von und unbeirrbarer Glaube an den naturwis- Hippel betonte ein Jahr später, die Gesell- senschaftlich-technischen Diskurs durch ein schaft kenne „keine nationalen Schranken“. hohes Maß an Menschlichkeit – gerade auch Der Niederländer Donders hatte schon in der ausländischen Kollegen gegenüber – ergänzt Gründungsphase eine einflussreiche Rolle wurden. Der Kreis um Graefe hatte - begeis- gespielt, der Schwede Gullstrand war jahr- tert von den neuen Chancen und frustriert zehntelang Vorstandsmitglied. 1929 sagte vom wissenschaftspolitischen Widerstand Theodor Axenfeld auf der XIII. Internationalen – gelernt, dass kollegiale Freundschaft und Tagung in Amsterdam: „Die Wissenschaft Solidarität für die Etablierung und Außenwir- und die ärztliche Kunst können ihre höchste kung des neuen Faches unerlässlich waren Blüte nur entfalten unter Zusammenarbeit der und sachlich-wissenschaftliche Differenzen Völker. Am großen Baum des Lebens treiben den Keim des Fortschritts bargen. Dabei fällt die Äste abwechselnd Blüten und Früchte, und auf, dass man von Anfang an auch auf die in der Familie der Völker zeigt sich der Geist Traditionspflege Wert legte, wie sie in den hier und da, wo er will. Ein jeder von uns ist angloamerikanischen Ländern und in Frank- verantwortlich dafür, dass er zur Heilung seiner reich üblich war. Am hundertsten Geburtstag Kranken alles heranzieht, mag es kommen, von Graefes (1928), als sich die Gesellschaft in woher es will. So ist die gemeinsame Arbeit einer ihrer großen Krisen befand, legte eine für uns unentbehrlich und eine Pflicht“.Solche Delegation an dessen 1882 von Siemering ent- Worte, so blumig sie klangen, waren zu dieser worfenem Berliner Denkmal Kränze nieder. 150 Jahre nach der ersten Heidelberger Literatur Tagung dürfen sich die deutschen Augenärz- 1) tinnen und Augenärzte selbstbewusst an die Arlt F: Meine Erlebnisse. 1887 Frühzeit der DOG erinnern, deren Weltbedeu- Bios. Zeitschrift für Biographieforschung und Oral tung besonders in den ersten 50 Jahren ihres History 1994;8(1 und 2) und 1995;9(2) Bestehens unbestritten war. 2) Cone RA: Schopenhauer und Helmholtz: Zwei und Dreifarbentheorie, in: Mitteilungen der Julius- Prof. Dr. Dr. Klaus Bergdolt Hirschberg-Gesellschaft zur Geschichte der Augen- Insitut für Geschichte und Ethik der Medizin, heilkunde Bd. 2 (2001):251-262 Universität zu Köln 3) 30 Josef-Stelzmann-Str. 20 Esser A: Geschichte der Deutschen Ophthalmolo- 50931 Köln gischen Gesellschaft. Zur ersten Säkularfeier im Auftrage der Gesellschaft geschrieben. München 1957 4) Eulner H-H: Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer an den Universitäten des deutschen Sprachgebiets (=Studien zur Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts Bd. 4), 1970 5) Fried J: Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik. München 2004 6) Gorin G: History of . Wilmington 1982 7) von Graefe A: Über die Operation des Grauen Stars. Arch. Ophthalm. (Graefe) 1859;5(I) 8) von Graefe A: Beiträge zur Pathologie und The- rapie des Glaukoms, in: Arch Ophthalm (Graefe) 1896;15(II) 9) Helmholtz H: Beschreibung eines Augenspiegels zur Untersuchung der Netzhaut im lebenden Auge. Berlin 1851 10) Albrecht von Graefe, Lehre von den Augenkrank- heiten und deren Behandlung. Vorlesungen an der Universität Berlin im Wintersemerster 1854/55. Mitgeschrieben von Adolph Weber. Eingeleitet und herausgegeben von Wolfgang Leydhecker. Mün- chen 189 11) Heynold von Graefe B: Albrecht von Graefe. Mensch und Umwelt. Berlin 1970 (Reprint Berlin 1991) 12) Hirschberg J: Geschichte der Augenheilkunde Bd. VI. (=Graefe-Seamisch, Handbuch der Gesamten Augenheilkunde 2. Aufl. 15. Band). Berlin 1918, Nach- druck Hildesheim/New York 1977 13) Jaeger W: Die Erfindung der Ophthalmoskopie, dargestellt in den Originalbeschreibungen der Augenspiegel von Helmholtz, Ruete und Giraud- 31 Teulon. Heidelberg 1978 14) Jaeger W: Entwicklungen in der Ophthalmologie 1888 bis 1988, in: Der Augenarzt 1988;22 :277-284 15) Jaeger W: Wege der Forschung auf dem Gebiet der optischen Wahrnehmung. Ein wissenschaftshisto- rischer Rückblick, in: Münc .Med Wschr 1982;124,36 16) Kaden R: Die Heidelberger Gesellschaft. Historische Notizen zur 125-Jahr-Feier der Deutschen Ophthal- mologischen Gesellschaft, in: ZPA 1982;3: 209-212 17) Kussmaul A: Jugenderinnerungen eines alten Arztes. 7. Aufl. Stuttgart 1906 18) Münchow W: Geschichte der Augenheilkunde (=Karl Velhagen, Hrg., Der Augenarzt Bd. IX). 2., ergänzte Auflage. Leipzig 1963 19) Schipperges H: Utopien der Medizin. Geschichte und Kritik der ärztlichen Ideologien des 19. Jahr- hunderts. Salzburg 1968 32 Martin Rohrbach

Die DOG im 33 „Dritten Reich“ (1933-1945) 34 Jens Martin Rohrbach

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft im „Dritten Reich“ (1933-1945)

Wer sich der Geschichte der Deutschen Oph- „Drittes Reich“: Der Begriff geht auf den Titel 35 thalmologischen Gesellschaft (DOG) im Natio- des 1923 erschienenen Buches „Das dritte Reich“ nalsozialismus nähern möchte, wird zunächst von Arthur Moeller van den Bruck (1876-1925) feststellen, dass die zur Verfügung stehenden zurück. Die darin propagierte Utopie eines Quellen sehr begrenzt sind. Arbeiten zu dieser idealen, immerwährenden Reiches („tausend- Thematik sind bisher nur vereinzelt erschie- jähriges Reich“), das nach dem bis 1806 beste- nen. [32,33] Die 1957 herausgegebene, auch henden Heiligen Römischen Reich Deutscher heute noch lesenswerte Schrift „Geschichte Nation (Erstes Reich) und dem Bismarckschen der Deutschen Ophthalmologischen Gesell- Kaiserreich von 1871 (Zweites Reich) das „Dritte schaft. Zur ersten Säkularfeier im Auftrage der Reich“ sein sollte, wurde von den Nationalsozia- Gesellschaft geschrieben von Albert Esser“ listen zunächst übernommen. Allerdings wurde [12] klammerte die zwölf Jahre des „Dritten Moeller van den Brucks Buch 1939 von Joseph Reiches“ nahezu komplett aus. Immerhin sind Goebbels verboten. Der heutzutage weitgehend ihr die Mitgliederzahlen und die Teilnehmer- synonym mit der Zeit des Nationalsozialismus zahlen an den Kongressen während der NS- verwendete Terminus „Drittes Reich“ sollte ab Zeit zu entnehmen. Ein sehr großes Manko für 1939 auf Geheiß Hitlers und des Reichspropa- die geschichtliche Aufarbeitung der NS-Epoche gandaministeriums nicht mehr in der Presse besteht darin, dass – wie eine Anfrage beim verwendet werden, war also kein „offizieller Schriftführer der DOG ergab – der gesamte NS-Begriff“. Obwohl auch „Das Reich“ und ab Schriftverkehr und die Mitgliederkartei aus der Juli 1943 „Großdeutsches Reich“ von der NS- damaligen Zeit fehlen. Damit gibt es prak- Führung gebraucht wurden, blieb die offizielle tisch keine „inoffiziellen Informationen“ mehr, Bezeichnung bis Mai 1945 „Deutsches Reich“. welche z. B. über die Motivation zum Austritt aus der DOG oder Diskussionen innerhalb des „Denn da wir nun einmal die Resultate früherer DOG-Vorstandes Aufschluss geben könnten. Geschlechter sind, sind wir auch die Resultate So bleiben als Quelle zum Studium der DOG ihrer Verirrungen, Leidenschaften und Irrtümer, während des Nationalsozialismus vor allem die ja Verbrechen; es ist nicht möglich, sich ganz Berichtsbände der Tagungen von 1934, 1936, von dieser Kette zu lösen. Wenn wir jene Verir- 1938 und 1940 (Abb. 1 und 2). [8,9,41,42] Da die rungen verurteilen und uns ihrer für enthoben letzte Tagung der DOG in der NS-Zeit im Jahre erachten, so ist die Tatsache nicht beseitigt, 1940 stattfand, dementsprechend (bis 1949) dass wir aus ihnen herstammen.“ (Friedrich auch keine Berichtsbände mehr erschienen, Wilhelm Nietzsche (1844-1900): Vom Nutzen bleibt die Geschichte der DOG von 1940 bis und Nachtheil der Historie für das Leben. 3. Ka- 1945 vorerst und möglicherweise dauerhaft pitel im 2. Stück des ersten Bandes der „Unzeit- weitgehend Terra incognita. Diese fünf DOG- gemässen Betrachtungen“, 1874) Jahre lassen sich nur sehr ein- geschränkt und indirekt durch das Studium der seinerzeit führenden Fachzeitschriften, nämlich des „Graefes Archiv für Ophthalmologie“ und vor allem der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ rekonstruieren. Die also für die folgenden Ausführungen entscheidenden Berichte der DOG-Tagungen 1934 36 bis 1940 enthalten – ein Inhaltsverzeichnis –  die Eröffnungsansprache des ersten Vorsitzenden –  die Manuskripte zu den gehal- tenen Referaten, Vorträgen und Demonstrationen einschließ- lich eventueller Diskussionen. (Abb. 1) Deckblatt des Berichtes vom (Abb. 2) Deckblatt des Berichtes vom Es ist insofern feststellbar, wie ersten DOG-Kongress während der letzten DOG-Kongress während der NS-Zeit [41] NS-Zeit [9] viele Beiträge es gab, womit sie sich befassten, und welche Positionen bestimmte Personen zum jewei- – ein Namensverzeichnis der Personen, die ligen Thema einnahmen. vorgetragen oder diskutiert haben – das Schlusswort des ersten Vorsitzenden – ein Sachverzeichnis. – Berichte über die Zuerkennung von Preisen – den Bericht von der Mitgliederversammlung Der Vorstand der DOG während der NS-Zeit – den Bericht über die verstorbenen, die Die Geschicke der DOG während der NS-Zeit „freiwillig“ ausgetretenen (Abb. 18) sowie die wurden im Wesentlichen von drei Männern neu aufgenommenen Mitglieder jeweils mit bestimmt, nämlich dem Schriftführer von Namen, Titel und Wohnort. Gründe für den 1903 bis 1937 und dem ersten Vorsitzenden „freiwilligen“ Austritt sind nicht angegeben. von 1932 bis 1934, August Wagenmann (1863- – den Kassenbericht 1955), dem Schriftführer von 1938 bis 1956, – die aktuell gültige Satzung Ernst Engelking (1886-1975), sowie vor allem – die Bestimmungen über die Verleihung von dem ersten Vorsitzenden von 1934 bis 1948, Preisen Walther Löhlein (1882-1954). Laut Küchle [24] – ein Verzeichnis der Mitglieder mit Namen, übernahm Wagenmann das Schriftführeramt Titel und Wohnort (mit Angabe der ge- 1901. Wagenmann selbst datierte den Beginn nauen Adresse). Anhand dieses Verzeich- seiner Amtszeit auf das Jahr 1903. [41] Nach nisses ist feststellbar, wie viele Mitglieder der ab 1935 geführten und heute im Bun- es insgesamt und wie viele ausländische desarchiv Berlin befindlichen „Personalkartei Mitglieder es darunter gab. Die jüdischen der Hochschulabteilung“ („Hochschullehrer- Mitglieder sind nicht speziell gekennzeich- kartei“), die Auskunft gibt über die familiäre net (Abb. 19) Situation, den beruflichen Werdegang, die – eine Liste mit den Vorstands- und Ehren- wissenschaftlichen Schwerpunkte sowie mitgliedern insbesondere die Religions- und Parteizuge- hörigkeit der Hochschulprofessoren, waren 1910) und das Glaukom. Dabei propagierte er Löhlein und Wagenmann nicht NSDAP-Mit- vehement die Tagesdruckkurve als Grundlage glieder, jedoch fördernde Mitglieder der für eine Therapieentscheidung. Im Jahre 1936 „“ (SS). [33] Ernst Engelking war wurde Löhlein Ehrenmitglied der Ägyptischen höchstwahrscheinlich kein Parteigenosse. Von Ophthalmologischen Gesellschaft, wenig ihm existiert in der „Hochschullehrerkartei“ später Ehrendoktor der Universität von Sofia. allerdings kein Eintrag. Nach der Gründung der DDR 1949 legte er sein Amt als Leiter der Universitäts-Augenkli- Walther Löhlein nik in der jetzt in Ostberlin gelegenen Ziegel- Bruno Robert Walther Löhlein (Abb. 3) wur- straße nieder und betrieb eine Privatpraxis im de am 5. Januar 1882 in Berlin geboren. Sein Westberliner Lichterfelde. Gleichzeitig war er Vater Hermann wurde später Professor für an der Freien Universität als Honorarprofes- 37 Frauenheilkunde in Gießen. Löhlein studierte sor tätig. Nach der Emeritierung 1953 konnte Medizin in Bonn und schließlich Gießen, wo Löhlein zu seinen Kindern in das Bundesge- er 1905 promovierte und in die Augenklinik biet ziehen. Er starb am 14. September 1954 in von Adolf Vossius (1855-1925) eintrat. Im Essen. [17,18,24,33,43] Jahre 1907 ging er zu Paul Römer (1873-1937) In seiner Berliner Zeit wurde Löhlein mehr- nach Greifswald. Dort erfolgten Habilitation fach von , der im 1. Weltkrieg (1910) und Ernennung zum außerplanmä- nach einem Giftgasangriff vorübergehend ßigen Professor (1914). Im 1. Weltkrieg diente erblindet war und auch später noch um sein Löhlein als Freiwilliger in verschiedenen Augenlicht fürchtete, in der Augenklinik kon- Lazaretten. Gegen Ende des Krieges wurde er sultiert (Heinrich Harms, seinerzeit Oberarzt für einige Monate als Leiter der Universitäts- bei Löhlein in Berlin, persönliche Mitteilung Augenklinik in Dorpat (heute Tartu, Estland) 2002). Löhlein war als beratender Ophthalmo- abkommandiert. Als Nachfolger seines nach loge beim Heeres-Sanitäts-Inspekteur (Abb. 4) Bonn wechselnden Lehrers Römer übernahm maßgeblich für die Behandlung der Augen- Löhlein 1921 den Greifswalder Lehrstuhl. verletzungen im 2. Weltkrieg verantwortlich. 1924 ging er als Ordinarius nach Jena, wo er nach eigenen Angaben seine glücklichs- ten Jahre verbrachte und 1931/32 Rektor der Universität war. 1932 folgte Löhlein Theodor Axenfeld (1867-1930) auf dem Freiburger, 1934 Emil Krückmann (1865-1944) auf dem Berliner Lehrstuhl nach. Inspiriert durch seinen Lehrer Römer befassten sich Löhleins wissenschaftliche Arbeiten, die zum großen Teil experimentellen Charakter hatten, mit der Histologie und vor allem der Bakteriologie des Auges. Schwerpunkte seiner klinischen Tätigkeit waren vor allem die Keratoplastik (ab

(Abb. 3) Walther Löhlein (Foto mit freundlicher Genehmigung des Springer Verlages, Heidel- berg [43]) „Graefes Archiv für Ophthalmologie“. 1937 löste er August Wagenmann als Vertreter der deutschen Augenheilkunde im Internatio- nalen Ophthalmologischen Rat ab. So waren es neben dem besonders einflussreichen von Graefeschen Lehrstuhl, den er innehatte, (Abb. 4) Walther Löhlein (ganz links) bei einem Truppenbesuch im Mittelabschnitt der Ostfront, Mai zahlreiche andere Funktionen, die den sicher- 1944. Rechts neben Löhlein Dr. Franz Kreiten, Adjutant lich national denkenden DOG-Vorsitzenden 38 einer Krankentransportabteilung bei der 2. Armee, der Walther Löhlein – ohne dass er im engeren dem Autor dieses Bild dankenswerterweise überließ. Sinne ein „NS-Ophthalmologe“ gewesen wäre Am rechten Bildrand der Oberarzt Löhleins in Berlin – zum wichtigsten Augenarzt im „Dritten und spätere Bonner Ordinarius Johannes Karl Müller Reich“ machten. (1899-1977). (Foto mit freundlicher Genehmigung des Schattauer Verlags, Stuttgart [33]) August Wagenmann August Emil Ludwig Wagenmann (Abb. 5) [33] Von 1928-1954 und damit während der wurde am 5. April 1863 als Sohn eines ordent- gesamten NS-Zeit war er Mitherausgeber von lichen Professors für Theologie in Göttingen geboren. Nach dem Studium der Medizin in München und Göttingen sowie Promotion (1886) trat er in die Augenklinik von Theodor Leber (1840-1917) in Göttingen ein, bei dem er sich schon 1888 habilitierte. 1890 wechselte er mit seinem Lehrer Leber nach Heidel- berg. Bereits 1892, mit nur 29 Jahren, wurde Wagenmann Ordinarius für Augenheilkunde in Jena. Im Jahre 1910 folgte er seinem Lehrer Leber auf dem Heidelberger Lehrstuhl nach. Wissenschaftlich befasste sich Wagenmann vor allem mit ophthalmopathologischen Fragestellungen, den Verletzungen sowie der Durchblutung der Augen. Von 1917 bis 1944 war er Hauptschriftleiter von „Graefes Archiv für Augenheilkunde“. In dieser Eigenschaft (Abb. 5) August Wagenmann (Foto mit freundlicher Genehmigung des „wachte er, alter Tradition des Archivs entspre- Springer Verlages, Heidelberg, aus chend, darüber, dass das Persönliche neben Graefes Archiv für Ophthalmologie dem sachlich-wissenschaftlichen nur ganz 1954/55;156:551) ausnahmsweise und streng begrenzt zur Sprache kommen soll“. [26] Seit Wagenmann war es üblich, dass der Heidelberger Ordina- rius in Personalunion das Amt des Schriftfüh- rers der DOG innehatte. August Wagenmann, der bis 1937 der deutsche Vertreter im Interna- tionalen Ophthalmologischen Rat war, wurde 1935 emeritiert. Er starb am 12. August 1955 in Heidelberg. [24,26,34,38]

Ernst Engelking Ernst Engelking (Abb. 6,7) wurde am 5. Mai 1886 in Bielefeld geboren. Er studierte in Frei- burg und absolvierte ebendort seine Ausbil- dung zum Augenarzt bei Theodor Axenfeld . Engelking, der sich bevorzugt mit Fragen der 39 Sinnesphysiologie, dabei insbesondere dem Farbensehen befasste, habilitierte sich 1920 (Abb. 7) Karteikarte von Ernst Engelking im RAR (Bun- und wurde 1925 zum außerplanmäßigen desarchiv Berlin, Signatur BArch, R 9347). Engelking Professor ernannt. Im Jahre 1930 übernahm wurde wenige Tage vor Ausbruch des 2. Weltkrieges zur er den Lehrstuhl für Augenheilkunde in Köln, eingezogen. 1935 wechselte er als Nachfolger August Wagenmanns auf das Heidelberger Ordina- riat, das er bis 1957 innehatte. Sein Lehrbuch „Grundriss der Augenheilkunde“, das er von Franz Schieck (1871-1946) übernommen hatte, erschien in zahlreichen Auflagen und wurde später von Wolfgang Leydhecker (1919-1995) und danach Franz Grehn fortgeführt. Von Ernst Engelking, der auch in der Philosophie zu Hause war, wurde berichtet, dass er sich während der NS-Zeit für verfolgte Kollegen einsetzte. Er starb am 28. April 1975. [20,24,28]

Der von der NS-Propaganda verbreitete Terminus „Machtergreifung“ hat sich weit- gehend eingebürgert und wird daher – in Anführungszeichen – hier verwendet. Er ist historisch gesehen nicht ganz korrekt, da er eine illegale, quasi staatsstreichartige Macht- übernahme durch Hitler impliziert. De facto (Abb. 6) Ernst Engelking (für die Überlassung des Bildes wird Herrn kam dieser aber, getragen von breiten Bevöl- Prof. Dr. H.-E. Völcker, Direktor der kerungsschichten, maßgeblich durch Wahlen Universitäts-Augenklinik Heidel- und damit „demokratisch“ an die Macht. berg, gedankt) Die DOG nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers „Als wir vor 2 Jahren in Leipzig zusammenka- men, befand sich unser Vaterland in tiefster Not. Ein schwerer Druck lag auf uns. Aber wir wollten doch einen Arbeitskongress abhalten, wie in der Eröffnungsansprache betont wurde, erfolgte „Machtergreifung“ Adolf Hitlers von zur Förderung unserer Wissenschaft und zum der Mehrheit der DOG-Mitglieder eindeutig Nutzen unserer Kranken. Wir ahnten nicht, wie begrüßt. Noch 1940 war Walther Löhlein, tief unser Vaterland gesunken war und wie zumindest nach außen hin, noch „auf Linie“, unsere Verhältnisse einem jähen Abgrund ent- indem er die 53. Tagung in Dresden mit den gegengingen, der ein Chaos heraufbeschworen folgenden Worten eröffnete: und unsere Kultur vernichtet hätte. Da kam in „Der unserem Volk von England aufgezwun- letzter Stunde die Rettung. Wir können un- gene Krieg, in dem alle Kräfte zur Verteidigung serem Geschick nicht dankbar genug sein, dass unserer Ehre und unserer Zukunft eingesetzt es unserem Vaterland unseren großen Führer werden mussten, zwang uns, unsere Zusam- Adolf Hitler sandte, der von unserem unver- menkunft auf unbestimmte Zeit zu vertagen 40 gesslichen Reichspräsidenten von Hindenburg [Anmerkung: Die Aussage bezog sich auf die [Anmerkung: von Hindenburg war kurz zuvor Verschiebung der ursprünglich für 1939 vorge- gestorben] zum Reichs- und Volkskanzler beru- sehenen Tagung]. […] Dass das Ausland fehlt, fen, das Steuer ergriff, herumwarf und uns vom ist unter den heutigen Verhältnissen natürlich, Abgrund hinweg und schnell bergauf führte. wir hoffen aber, dass wenn die Waffen nieder- Wie ein reinigendes Gewitter brauste es dann gelegt sind, die gemeinsamen Ziele ärztlicher über unser Vaterland hin, und die kraftvolle Kunst und Forschung die wertvollen Menschen Bewegung brachte einen vollkommenen Um- von hüben und drüben wieder zu fruchtbarer schwung aller Verhältnisse. Arbeit zusammenführen werden. Was aber Die neue Bewegung hat auch der Wissenschaft dieser Tagung den entscheidenden Stempel neue Richtungen gebracht, neue Probleme aufdrückt ist die Tatsache, dass die große sind aufgetaucht, einzelne wenig allgemein Mehrzahl von uns, sei es an der Front, sei es in gepflegte Zweige, wie Rassenkunde und Ras- den Lazaretten der Heimat, in den Dienst derer senhygiene, sind in den Vordergrund getreten. gestellt sind, die mit ihrem Blut und Leben sich Kraftvoll haben wichtige ältere Forderungen für den Schutz der Heimat und für den deut- Gesetzeskraft erhalten, wie vor allem die schen Sieg einsetzen. […] Aber meine Damen Verhütung des erbkranken Nachwuchses. Auch und Herren: Wir wollen die Tagung nicht nur unser Gebiet ist davon betroffen, da vererbte unter dem Gesichtspunkt der unmittelbar auf Blindheit und Missbildungen eingeschränkt den Krieg bezogenen Probleme unseres Faches und verhütet werden müssen. Aufgabe der rein sehen, so sehr diese berechtigterweise heute wissenschaftlichen Gesellschaften, wozu wir im Vordergrund stehen; sondern wir wollen gehören, ist es, mitzuarbeiten, die Probleme zu uns bewusst sein, dass nach dem Wunsche des behandeln und bereit zu stehen, wenn wichtige Führers das deutsche Volk zeigen muss, dass es ärztliche Volksgemeinschaftsfragen auftreten. auch mitten im Krieg Kraft und innere Ruhe Unsere Gesellschaften müssen treu hinter dem genug besitzt, um zielbewusst und erfolgreich Führer stehen, die Aufgaben der Zeit erfassen seinen kulturellen Aufgaben nachzugehen. Das und mitarbeiten zum Nutzen der leidenden gilt nicht nur für das Gebiet der Kunst, sondern Volksgenossen und zur Verwirklichung der mindestens mit dem gleichen verpflichtenden neuen Ideen.“ [41] Recht für die Wissenschaft, in allererster Linie Wenn man diese Passage aus der Eröffnungs- aber für die ärztliche Forschung.“ [9] rede des noch amtierenden ersten Vorsitzen- Wesentlich mehr Informationen zur Einstel- den August Wagenmann vom 6. August 1934 lung der DOG (und ihren einzelnen Mitglie- anlässlich der 50. Tagung 1934 in Heidelberg dern) zu den Nationalsozialisten vermitteln – der ersten unter dem NS-Regime – als reprä- die DOG-Berichtsbände von 1934 bis 1940 sentativ wertet, so wurde die ein Jahr zuvor leider nicht. Von der nur wenige Wochen 41 (Abb. 8) Auszug aus der Satzung mit dem 1934 (Abb. 9) Mitteilung über die einstimmige Genehmi- erfolgtem Zusatz im §3 und zugehöriger Fußnote (Sat- gung der Satzungsänderung vom August 1934 [42] zung gleich lautend in allen Berichten von 1934-1940) nach Hitlers „Machtergreifung“ einsetzenden übrigen hatte der Vertreter des Reichsministeri- „Gleichschaltung“ von Vereinen und Verbän- ums des Inneren an unseren Satzungen nichts den blieb die DOG verschont. Ihre Vorsitzen- zu beanstanden, betonte, dass der bisherige den blieben damit bis zuletzt Vorsitzende Vorstand im Amt verbleiben könne und nicht und wurden nicht zu „Führern“. Allerdings zurücktreten müsse, legte Wert auf die unserer verlangte das Reichsministerium des Inneren Tradition entsprechende Mitarbeit von Fachge- (RMdI) einen Einfluss auf die Gesellschaft. nossen anderer Länder und begrüßte es, dass August Wagenmann sagte dazu in seiner so zahlreiche ausländische Kollegen Mitglieder Eröffnungsrede von 1934: unserer Gesellschaft sind, und dass wir zwei so „Um auch äußerlich die Eingliederung unserer hervorragende nichtreichsdeutsche Herren im Gesellschaft in die Wege zu leiten, habe ich Vorstand haben [Anmerkung: Gemeint waren Fühlung genommen mit dem Reichsministe- Elschnig aus der Tschecheslowakei und van rium des Inneren, dem das Gesundheitswesen der Hoeve aus den Niederlanden]. Ich möchte und auch die wissenschaftlichen medizinischen auch an dieser Stelle wiederholen, was ich dem Gesellschaften unterstehen. Ich habe persön- Leiter der Reichszentrale für Gesundheitsförde- lich am 12. März d. J. in Berlin mit dem vom rung zum Ausdruck gebracht habe. Wir deut- Reichsminister des Inneren zu der Besprechung schen Ophthalmologen stehen hinter unserem bestimmten Sachbearbeiter, Herrn Ministe- Führer und bekennen uns zu den Idealen, die er rialrat Dr. Bartels, dem damaligen Leiter der unserem deutschen Vaterland neu geschenkt Reichszentrale für Gesundheitsförderung, hat. Wir haben den festen Glauben an den verhandelt und ihm über unsere Gesellschaft Wiederaufstieg unserer teuren Heimat. Wir Bericht erstattet. Um den Einfluss des Reichs- geloben, treu zu den Grundsätzen der Männer ministeriums des Inneren zu gewährleisten, zu stehen, die die Geschicke kraftvoll in die haben wir vereinbart, dass in der nächsten Mit- Hand genommen und schon so unendlich viel gliederversammlung von mir die Zustimmung erreicht haben.“ [41] zu der Satzungsänderung eingeholt wird, dass Die Satzungsänderung zum § 3 wurde in der in § 3 unserer Satzungen der Zusatz aufgenom- Mitgliederversammlung am 7. August 1934 ein- men wird: „ Die Wahl des Vorsitzenden und des stimmig angenommen und später in der neu- stellvertretenden Vorsitzenden bedarf der Be- en Satzung durch die Anmerkung „Der letzte stätigung des Reichsministers des Inneren“. Im Absatz ist im Einvernehmen mit dem Reichs- ministerium des Inneren durch Beschluss der Prozent in der NSDAP. [33] Obwohl genauere Mitgliederversammlung vom 7. August 1934 Untersuchungen hierzu noch ausstehen, ist aufgenommen worden“ ergänzt (Abb. 8,9). es wahrscheinlich, dass auch unter den inlän- Diese Satzungsänderung von 1934 wurde im dischen, nicht-jüdischen DOG-Mitgliedern Übrigen anlässlich der Rekonstituierung der etwa zwei Fünftel der Partei angehörten. Bei DOG 1948 wieder rückgängig gemacht. Der der NSDAP-Mitgliedschaft muss berücksichtigt neue Vorstand mit dem ersten Vorsitzenden werden, dass natürlich nicht wenige Parteige- Walther Löhlein wurde in der Vorstandssitzung nossen („Pg“) überzeugte Nationalsozialisten vom 7. August 1934 gewählt und wenig später waren, viele der Partei aber mehr aus rein „op- vom RMdI bestätigt. Der bisherige Vorstand portunistischen Erwägungen“ beitraten. So führte die Geschäfte bis zu dieser Genehmi- war z. B. die Habilitation ohne Parteimitglied- 42 gung kommissarisch weiter. schaft, zumindest an manchen Universitäten, Soweit den Berichtsbänden zu entnehmen, kaum möglich, so dass der NSDAP -Beitritt oft blieb der Einfluss des RMdI auf die DOG sehr nur deshalb erfolgte, um die begonnene aka- gering. Bei der Mitgliederversammlung 1936 demische Karriere fortsetzen zu können. [16] wurde mitgeteilt: Die NSDAP-Mitgliedschaft allein besagt also „Vom Präsidium des Reichsgesundheitsamtes keineswegs alles über die innere Zustimmung ging am 10. Oktober 1934 ein Rundschreiben zum Nationalsozialismus. So konnten selbst an die deutschen wissenschaftlichen Ge- Parteigenossen in den Verdacht geraten, poli- sellschaften ein, in dem gewisse Grundsätze tisch unzuverlässig zu sein [16]. Es muss also ausgesprochen wurden und betont wurde, immer im Einzelfall geklärt werden, ob eine dass es keineswegs beabsichtigt sei, in das Person überzeugter Nationalsozialist war und Eigenleben der Gesellschaften und Vereine vielleicht sogar schuldig geworden ist. Einen einzugreifen. Eine direkte Anweisung über eine Zwang zum NSDAP-Beitritt hat es im Übrigen etwaige weitere Satzungsänderung ist bisher nicht gegeben. Dieses nicht zuletzt deshalb, von keiner Stelle eingegangen“. [42] Auch gibt weil sich die Partei als Elite der Bevölkerung es bisher keinerlei Hinweise, dass sich NSDAP betrachtete und dieser elitäre Anspruch umso oder NS-Gliederungen wie SA, SS oder NS- Do- mehr gelitten hätte, je mehr Bürger des Reichs zentenbund in nennenswertem Umfang in „Pg“ geworden wären. So wurde auch von Mai die Geschäfte der DOG eingemischt hätten. 1933 bis 1937 ein Aufnahmestopp verhängt, Damit blieb die DOG im Vergleich mit vielen welcher allerdings nicht ganz strikt gehand- anderen Vereinigungen weitgehend „unpoli- habt wurde und durch vorherigen Eintritt tisch“, was ein ganz wesentlicher Grund dafür in eine Parteiorganisation (wie z. B. SA oder sein dürfte, dass Juden bis 1940 (und wahr- SS) umgangen werden konnte. Nur einzelne scheinlich darüber hinaus) Mitglied bleiben Personen wurden gegen Kriegsende NSDAP- konnten (siehe unten). Mitglied, ohne selbst davon zu wissen. [16]. Nach den bisherigen Untersuchungen waren Die Mitglieder 1932 bis 1940 in der NS-Zeit etwa 43 Prozent aller inländi- Ärzte hatten eine besondere Affinität zur schen Ophthalmologen Mitglied der DOG. [33] NSDAP. Mit etwa 40 Prozent waren sie deut- Der „wissenschaftliche Organisationsgrad“ lich häufiger Parteigenosse als alle anderen der Augenärzte war damit geringer als bei den Berufsgruppen. [27,33] Unter den Ophthal- Kinderärzten, die zu 58 Prozent eingetragenes mologen, welche während der NS-Zeit ein Mitglied in ihrer Fachgesellschaft, der Deut- Ordinariat für Augenheilkunde innehatten schen Gesellschaft für Kinderheilkunde (DGfK), und denen deshalb eine „Meinungsführer- waren. [37] schaft“ in der DOG zukam, waren 40 bis 45 Die DOG-Mitgliederzahlen von 1864 bis 1956 hat Esser zusammengestellt. [12] Sie entspre- chen den offiziellen Angaben, wie sie in den Tagungsberichten wiedergegeben sind. Aller- dings weichen diese offiziellen Zahlen etwas von den Mitgliederlisten ab. So hatte die DOG z. B. 1934 offiziell 747 in- und ausländische Mitglieder, die Mitgliederliste im Tagungs- bericht 1934 umfasst aber, möglicherweise (Abb. 11) Neueintritte (hellblaue Säulen) und Abgänge aufgrund verzögerter Aktualisierungen oder 43 durch Tod (dunkelblaue Säulen) 1927-1940 unterschiedlicher Stichtage, 758 Mitglieder. Über die Mitgliederzahlen von 1941 bis ein- schließlich 1947 gibt es keine Unterlagen. Zusatz „Fr.“ oder „Frl.“. Mitglieder, bei denen Während der NS-Zeit hatte die DOG nur sehr dieser Zusatz fehlte und bei denen kein Vor- wenige weibliche Mitglieder. Laut Mitglie- name angegeben war, wurden als männliche derliste von 1936 waren unter den etwa 520 Mitglieder gezählt.) inländischen Mitgliedern nur 14 Frauen (2,7 Von der formalen Gründung der DOG im Jah- Prozent). (In den Mitgliederlisten von 1934 bis re 1863 nahm die Zahl der Mitglieder bis zum 1940 wurde überwiegend, aber nicht immer Jahr 1913 mit Ausnahme von zwei Jahren des der – die Zuordnung zu einem Geschlecht minimalen Rückgangs (1878 und 1881) konti- erlaubende – Vorname angegeben. Bei weib- nuierlich zu. 1916 und 1918 ging die Mitglie- lichen Mitgliedern erfolgte in der Liste der derzahl bedingt durch den 1. Weltkrieg deut- lich zurück. Der Rückgang der Mitgliederzahl im Jahre 1922 dürfte an der Inflation gelegen haben, während die Ursache eines kleineren Rückgangs der Mitgliederzahl 1925 nicht ganz klar ist. Im Jahre 1930 wurde mit 806 Mitglie- dern der höchste Stand seit der DOG-Grün- dung erreicht. In den darauf folgenden zehn Jahren bis 1940 nahm die Zahl der Mitglieder kontinuierlich auf 672 ab (Abb. 10). Damit lag der Mitgliederstand 1940 noch unter dem Stand von 1918 (Ende des 1. Weltkrieges) und sogar von 1912. Einen derart starken und vor allem sich über einen derart langen Zeitraum (Abb. 10) Entwicklung der DOG-Mitgliederzahlen während der NS-Zeit. Zum Vergleich sind die Mitglie- hinziehenden Mitgliederschwund hatte es bis derzahlen verschiedener Jahrgänge vor der „Machter- dahin, auch andeutungsweise, nicht gege- greifung“ und vom Jahr 1948 angegeben. ben. Dabei ist bemerkenswert, dass dieser fast schon dramatische Mitgliederverlust in den Tagungsberichten 1932 bis 1940 zwar nüchtern in Zahlen ausgedrückt, jedoch mit keinem Wort kommentiert wurde. Die Mit- gliederentwicklung in der NS-Zeit muss also retrospektiv analysiert werden. Der sehr kräftige Rückgang der Mitgliederzahl um 46 zwischen 1930 und 1932 ist als Folge der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise und der Agonie der Weimarer Republik zu interpretieren. Adolf Hitler kam am 30. Januar 1933 an die Macht. Die in den DOG-Berichten niedergelegten Mitgliederbewegungen nach der 49. Tagung in Leipzig vom Mai 1932 sind 44 also mittelbar oder unmittelbar mit dem Nationalsozialismus in Zusammenhang zu bringen. In diesem Zeitraum von acht Jahren (Abb. 12) Zahl der „freiwilligen“ Austritte 1927-1940. nahm die Mitgliederzahl um 88 (11,6 Prozent) ab (Abb. 10). Die Mitgliederentwicklung resultierte aus den besteht insofern eine gewisse Diskrepanz Abgängen durch Tod und durch freiwilligen zwischen den offiziellen Mitgliederzahlen Austritt sowie den Neueintritten. Diese sind und den einzelnen, eventuell inkomplett oder in den DOG-Berichten in drei separaten Listen zu anderen Stichtagen geführten Listen. Die mit Namen niedergelegt (die „freiwillig“ Aus- Grundtendenzen der Mitgliederentwicklung getretenen sind 1940 nicht mehr namentlich bleiben hiervon allerdings unberührt). aufgeführt, sondern nur als Zahl angegeben). Die „freiwilligen“ Austritte (Abb. 12) bedür- Die Abgänge durch Tod blieben zwischen 1932 fen einer genaueren Betrachtung. Sie er- und 1940 mit gewissen Fluktuationen relativ folgten wahrscheinlich zu einem gewissen konstant (Abb. 11). Es ist anzunehmen, dass Teil allein aus wirtschaftlichen Gründen. In eine gewisse, bisher nicht bestimmbare Zahl den Mitteilungen von 1934 findet sich dazu von DOG-Mitgliedern den Kampfhandlungen die Bemerkung: „Da manche unserer älteren an der Front und dem Bomben-Krieg zum Mitglieder als Grund ihres Austritts angegeben Opfer fiel. Dieses dürfte aber erst ab 1941 der haben, dass sie das 70. Lebensjahr erreicht und Fall gewesen sein, so dass der 2. Weltkrieg als sich deshalb von ihrer Praxis zurückgezogen Ursache der Todesfälle bis 1940 vernachläs- haben, so hat der Vorstand folgenden Beschluss sigt werden kann. Mit einem kleinen, wahr- gefasst: Mitglieder, welche 70 Jahre alt sind scheinlich noch auf die Weltwirtschaftskrise und 25 Jahre der Gesellschaft angehört haben, zurückzuführenden Knick 1934 kam es bis bleiben gegen Verzicht auf den Jahresbericht 1940 zu einer deutlichen Zunahme der Neu- beitragsfrei.“ [41] Der Mitgliedsbeitrag betrug eintritte, welche ab 1936 die Zahl der verstor- im Übrigen 1939/40 zehn Reichsmark. Eine benen DOG-Mitglieder deutlich übertraf (Abb. große Gruppe der „freiwillig“ Ausgetretenen 11). Wenn es dennoch zu einem Rückgang stellten neben den inländischen jüdischen der Mitgliederzahlen insgesamt kam, so lag Mitgliedern (siehe unten) die ausländischen das an den bis 1940 deutlich zunehmenden Mitglieder, deren Zahl 1934 bei ca. 230 (ein- „freiwilligen“ Austritten (Abb. 12). (1936 über- schließlich Österreich), 1940 bei ca. 160 (ohne stieg die Zahl der Neueintritte die Summe der das zwischenzeitlich in das Reich integrierte Abgänge durch Tod und freiwilligen Austritt. Österreich) lag. Dennoch blieb der prozentuale In diesem Jahr hätte also die Mitgliederzahl Anteil der Ausländer in der DOG von 1932 (ca. zu- und nicht abnehmen müssen. Auch hier 30 Prozent) bis 1940 (ca. 25 Prozent) erstaun- lich konstant. Die ausländischen Mitglieder 1940 traten noch einige Ausländer der DOG kamen auch 1940 noch „aus aller Herren Län- neu bei (unter anderen vier Ophthalmologen der“. Jeweils etwa 20 stammten aus den USA aus der Schweiz, je einer aus der Türkei, den und Skandinavien, etwa 30 aus der Schweiz, Niederlanden, Schweden und Brasilien). Die darunter fast alle der prominenten Schweizer DOG war damit noch 1940, zumindest auf Fachvertreter (Die Beziehungen zwischen der dem Papier, eine internationale Gesellschaft. deutschen und der Schweizer Ophthalmologie Ohne dass dieses bisher genau nachprüf- während der NS-Zeit sind nach Kenntnis des bar gewesen wäre, kann als wahrscheinlich Autors bisher leider noch nicht näher unter- gelten, dass unter den ausgetretenen auslän- sucht worden). Von August 1938 bis August dischen Mitgliedern, insbesondere jenen aus

45 Tabelle 1: Durchgeführte Tagungen der DOG im „Dritten Reich“ (nach [12])

Jahr Nummer der Ort Hauptthema Vorsitzender Schriftführer Tagung 1934 50. Heidelberg August August (Stadthalle) Wagenmann/ Wagenmann Walther Löhlein 1936 51. Heidelberg Bedeutung Walther August (Stadthalle) der Verer- Löhlein Wagenmann bung für die Augenheil- kunde 1938 52. Heidelberg Erbkrank- Walther Ernst (Stadthalle) heiten* Löhlein Engelking 1940 53. Dresden Dämme- Walther Ernst (Hygiene- rungssehen** Löhlein Engelking Museum)

* De facto befassten sich nur noch wenige wirtschaftlichen Lage im Land erfolgte die Beiträge mit den Erbkrankheiten des Auges 50. Zusammenkunft erst 1934. Die für 1939 ** De facto befasste sich die Mehrzahl der geplante 53. Tagung wurde wegen des Begin- Beiträge mit Themen, die im engeren und ns des 2. Weltkrieges erst 1940 durchgeführt. weiteren Sinne Relevanz für die Kriegsaugen- Die für 1941 geplante 54. Tagung wurde wegen heilkunde hatten des Krieges zunächst auf 1942 – vorgesehener Nach den Plänen von 1932 [40] sollte die 50. Tagungsort war zunächst Heidelberg, dann Jubiläumstagung im August 1933 in Heidel- München – verschoben, um dann auch in die- berg stattfinden und mit dem 70. Gründungs- sem Jahr „der besonderen Umstände wegen“ jahr der DOG zusammenfallen (Die Gründung auszufallen. Die 54. Zusammenkunft fand erst der DOG wurde seinerzeit, formal nicht zu 1948, drei Jahre nach Kriegsende, in Heidel- Unrecht, auf das Jahr 1863 datiert). Wegen der berg statt. den USA, überproportional viele Juden waren. Unter dem nochmaligen Hinweis, dass die verschiedenen Listen und die offiziellen Mitgliederzahlen nicht ganz deckungsgleich sind, die genannten Zahlen also nicht verab- solutiert werden dürfen, ist für den Mitglie- derschwund im „Dritten Reich“ in aller erster Linie die ansteigende Zahl „freiwillig“ Ausge- 46 tretener verantwortlich. Dabei handelte es (Abb. 13) Beteiligung an den DOG-Kongressen. sich zu wohl ungefähr gleichen Teilen um Dunkelblaue Säulen = Anteil (in Prozent) der am – inländische, nicht verfolgte (arische) Mit- jeweiligen Kongress teilnehmenden DOG-Mitglieder glieder, die aus „wirtschaftlichen Gründen“ an der Gesamtzahl aller Mitglieder des entsprechenden oder vielleicht auch, weil sie mit den neuen Jahrgangs (nach [12]). Hellblaue Säulen = Anteil (in Entwicklungen in der DOG nicht einver- Prozent) der am jeweiligen Kongress teilnehmenden standen waren, austraten. jüdischen DOG-Mitglieder (33 identifizierte jüdische DOG-Mitglieder (ohne „Mischlinge“) = 100 Prozent) – ausländische, wahrscheinlich nicht selten jüdische Mitglieder, die aus Protest gegen die Politik des Deutschen Reiches austraten. tionalität sagte Walther Löhlein in seiner – inländische, jüdische Mitglieder (siehe Eröffnungsansprache 1938 [8]: unten). „Meine Damen und Herren! Sie alle wissen, dass unsere Gesellschaft ihrer Entstehung, ihrer Aktivitäten der DOG während der NS-Zeit Geschichte und ihren Zielen nach nie auf die Während der NS-Zeit fanden vier Zusammen- deutschen Ophthalmologen beschränkt war, künfte der DOG statt. Die Umstände brachten und dass wir es im Gegenteil als einen ihrer es dabei mit sich, dass es gegenüber den besonderen Vorzüge ansehen, dass ihr seit ih- ursprünglichen Kongressplanungen mitunter rem Beginn stets eine große Zahl ausländischer zu Verschiebungen um ein Jahr kam (Tab. 1). Gelehrter angehören, mit denen uns wis- Nach Beginn des 2. Weltkrieges am 1. Septem- senschaftliche und persönliche Beziehungen ber 1939 und des Frankreichfeldzuges am 10. freundschaftlich verbinden. Ich halte diesen Mai 1940 schien der traditionelle Tagungsort Gedankenaustausch von Land zu Land, wie er Heidelberg zu frontnah, so dass man, auch sich hier in kleinerem Kreise als bei den allzu um den Kollegen aus dem Osten die Teilnah- großen internationalen Kongressen entwickelt, me zu erleichtern, 1940 nach Dresden in das für außerordentlich fruchtbar und begrüße es Hygiene-Museum auswich. Dieser 53. Kon- daher herzlich, dass sich auch heute wieder gress sollte der letzte in der NS-Zeit bleiben. eine so große Zahl ausländischer Kollegen teils An den Zusammenkünften 1934 bis 1940 nah- als Vortragende, teils als Gäste eingefunden men jeweils 20 bis 25 Prozent aller Mitglieder hat, darunter manche altvertraute Gesichter, teil (Abb. 13). [12] Bis 1938 kamen auch noch aber auch viele, die zum ersten Male an un- ausländische Fachkollegen in beachtlicher seren Beratungen teilnehmen. Möge unsere Zahl nach Heidelberg (1938 kam etwa jeder Zusammenarbeit auch diesmal in sachlicher neunte Kongressteilnehmer aus dem Aus- wie in menschlicher Beziehung fruchtbringend land). Zu dieser von der DOG auch im „Dritten und fördernd sein!“ Reich“ ausdrücklich erwünschten Interna- Bei der Dresdner Kriegstagung der DOG im August 1940 fehlten Teilnehmer aus nicht unter deutschem Einfluss stehenden Ländern völlig. Die „Machtergreifung“ Hitlers 1933 beein- trächtigte die internationalen Kontakte der deutschen Ophthalmologie und der DOG zunächst kaum spürbar. Für einen nennens- werten Boykott der „nationalsozialistischen (Abb. 14) Gesamtzahl der Referate, Vorträge und De- Ophthalmologie“ durch das Ausland gibt es monstrationen bei den DOG-Tagungen 1927-1940. 47 bisher keine eindeutigen Hinweise. [33] Für einige Jahre noch kamen deutsche Ophthal- mologen in internationalen Vereinigungen zu allem in den „Klinischen Monatsblättern“ ab- Ehren. Alfred Wagenmann und später Walther lesbar, nahm die Publikationstätigkeit erst ab Löhlein vertraten die deutsche Augenheil- dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 merk- kunde im Internationalen Ophthalmolo- lich ab. Die Ursachen hierfür waren sicher- gischen Rat und reisten zu den Sitzungen lich vielfältig. Die Vertreibung der jüdischen und Kongressen ins Ausland, während Arthur Forscher mag eine gewisse, bis heute noch Birch-Hirschfeld (1871-1945) und später sein nicht genau untersuchte Rolle gespielt haben. Nachfolger auf dem Königsberger Lehrstuhl, Entscheidend waren aber die Schäden an den Wilhelm Rohrschneider (1895-1966), im inter- Universitätskliniken durch den Bombenkrieg, nationalen Trachomausschuss mitwirkten. [8] der Rohstoffmangel sowie an erster Stelle Allerdings erschwerte die Devisenknappheit die Einberufung von etwa 30 Prozent aller Auslandsreisen in zunehmenden Maße. [8] Ophthalmologen zur Wehrmacht. [33] Auch Der Versuch der DOG, die internationalen Be- die Direktoren der Universitäts-Augenkliniken ziehungen zu bewahren, drückt sich letztend- waren zum großen Teil von Einberufungen lich auch in der posthumen Verleihung der betroffen (Abb. 7). Es ist zu vermuten, dass sechsten Graefe-Medaille an den Schweizer die wissenschaftlichen Aktivitäten der DOG Jules Gonin (1870-1935) für dessen Verdienste in den besonders schwierigen Jahren 1941 um die Therapie der Netzhautablösung aus. bis 1945 weitestgehend bis vollständig zum [12] Spätestens mit dem Kriegsbeginn 1939 Erliegen kamen. und erst recht mit zunehmender Kriegsdauer Die DOG-Beiträge bis 1940 waren thematisch war die DOG aber international weitgehend in der großen Mehrzahl „unpolitisch“ und isoliert. befassten sich vornehmlich mit Fragen der Die Zahl der anlässlich der DOG-Tagungen Diagnostik und der Therapie okulärer Erkran- präsentierten Vorträge und Demonstrati- kungen sowie der Sinnesphysiologie. Die onen – Referate wurden nur wenige gehalten Tagung von 1940, an der auch hochrangige – blieb bis 1940 auf einem auch im Vergleich Vertreter der Wehrmacht teilnahmen, stand mit den Vorkriegstagungen relativ gleich teilweise im Zeichen der Kriegsophthalmo- bleibenden, hohen Niveau (Abb. 14). Dieses logie. [9] Vor allem 1936 und auch noch 1938 verwundert insofern nicht, als die allgemeine waren die Vererbungslehre und die Erbkrank- Lage im Reich bis 1940 noch „vergleichswei- heiten des Auges, welches zu dieser Zeit das se normal“ war. Wie anhand der Zahl der erbbiologisch am besten erforschte Organ Originalarbeiten in „Graefes Archiv“ sowie vor war, das dominierende Thema. [8,42] Dieses Mitgliederliste der DOG Namensabgleich Namentliche von 1934 (50 %ige mit dem Feststellung von 3 - 4 Stichprobe von den Reichsarztregister im KZ-Opfern unter inländischen Mitgliedern Bundesarchiv Berlin den DOG-Mitgliedern (n=265) Thema wurde vom DOG-Vorstand sicherlich Feststellung von 29 ganz bewusst vor dem Hintergrund des am Namensabgleich jüdischen DOG-Mitgliedern Namensabgleich 14. Juli 1933 erlassenen und am 1. Januar 1934 mit den Mitgliederlisten mit der Datenbank der DOG 1934-1940 (teilweise) Feststellung von Yad Vashem unverändert in Kraft getretenen „Gesetzes der Emigration zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (GzVeN) gewählt. Dieses von breiten Teilen Feststellung des Verbleibs in der DOG der Ärzteschaft und, wie aus Wagenmanns Feststellung Eröffnungsrede von 1934 zu ersehen [41], wohl der Kongressteilnahme 48 auch von der DOG begrüßte „Erbgesundheits- 1934-1940 gesetz“ sah die Sterilisation von Menschen (Abb. 15) Schema der Gewinnung persönlicher Daten unter anderem mit „erblicher Blindheit“ vor, von DOG-Mitgliedern. Ausgangspunkt war eine wobei die Unfruchtbarmachung gegebe- Stichprobe von 50 Prozent aller inländischen DOG- nenfalls gegen den Willen des Betroffenen Mitglieder (n=265) von 1934. Durch Abgleich dieser 265 beziehungsweise seiner Sorgeberechtigten Namen mit dem Reichsarztregister (RAR) im Bundes- vorgenommen werden konnte und in der archiv Berlin konnten 29 jüdische DOG-Mitglieder identifiziert und zum Teil deren Emigration verifiziert Mehrzahl der Fälle auch vorgenommen wurde werden. Durch Abgleich mit den DOG-Mitgliederlisten (Bezüglich näherer Einzelheiten zum Gesetz, von 1934 bis 1940 konnte festgestellt werden, wer zum formalen Ablauf der Sterilisationsverfah- von den jüdischen Augenärzten in der DOG verblieb, ren sowie zu den Auswirkungen auf die Au- und wer an den Kongressen bis 1940 teilnahm. Über genheilkunde wird auf andere Publikationen den Abgleich der 29 Namen mit der Datenbank von verwiesen. [30-33]) Yad Vashem konnten drei bis vier KZ-Opfer unter den DOG-Mitgliedern identifiziert werden. (Grafik: R. Hofer, „Erbliche Blindheit“ im Sinne des Gesetzes Augenklinik des Universitätsklinikums Tübingen) war kein eng umschriebenes Krankheitsbild, sondern ein Sammeltopf der unterschied- lichsten Krankheitsbilder. Der Hallenser von 1938 eine sehr kontroverse Diskussion Ordinarius Wilhelm Clausen (1878-1961) zum GzVeN, in deren Mittelpunkt die konge- stellte eine lange Liste mit denjenigen Au- nitale Katarakt stand. Der Beitrag „Schliesst generkrankungen auf, bei denen der Träger zu die Behandlungsmöglichkeit eines Erbleidens sterilisieren oder die Sterilisation zumindest die Anwendung des Gesetzes zur Verhütung zu diskutieren war. [5] Die Sterilisationspraxis erbkranken Nachwuchses aus?“ [15] ist auch orientierte sich letztendlich in erster Linie am heute noch sehr lesenswert. Den „genetischen Gesetzeskommentar von Arthur Gütt (Arzt, Hardlinern“ wie Herwigh Rieger (1898-1986), Medizinalbeamter im RMdI), Ernst Rüdin Bruno Fleischer (1874-1965) und insbesondere (Psychiater in München) und Falk Ruttke Karl Lisch (1907-1999), die durch hohe Sterili- (Jurist in der Reichszentrale für Gesundheits- sationsfrequenz die krankmachenden Gene führung im RMdI), der im März 1934 erschien. zu eliminieren trachteten, stand die zahlen- Angeordnet wurden die Sterilisationen von mäßig sehr viel größere Gruppe der „Prag- den Erbgesundheitsgerichten (EGG) oder matiker“ gegenüber, zu der unter anderen Erbgesundheitsobergerichten (EOG), die Rolf Schmidt aus Freiburg (1906-1982), Karl zur Urteilsfindung auf (ophthalmologische) vom Hofe (1898-1969), Walther Löhlein, Hugo Gutachter zurückgriffen. Da der Gesetzes- Gasteiger (1889-1968), Adolf Jess (1883-1977) kommentar Spielraum für Interpretationen und, allen voran, Ernst Engelking gehörten. ließ, entwickelte sich vor allem auf der Tagung Diese Ophthalmologen plädierten für eine eher zurückhaltende, am Einzelfall orientierte Indikation zur Sterilisation, die, so sie denn zu empfehlen war, möglichst auf dem Boden der Freiwilligkeit erfolgen sollte. Sowohl unter den Befürwortern wie auch unter den Gegnern ei- ner engeren Gesetzesauslegung (mit höherer Sterilisationsfrequenz) waren sowohl Partei- (Abb. 16) Auszug aus der Registerkarte des Augen- genossen wie auch Parteilose. Der Grad der arztes Simon Bamberger im RAR (Bundesarchiv Berlin, Zustimmung zum GzVeN war damit, anders Signatur BArch, R 9347). Bamberger emigrierte wie 49 als man heute vielleicht glauben könnte, nicht viele andere. unbedingt mit der NSDAP-Mitgliedschaft korreliert. [33] Ab 1938 und erst recht mit Kriegsbeginn tra- Da der Anteil der Juden – diese wurden von ten die Fragen der Eugenik weitgehend in den den Nationalsozialisten im Übrigen über die Hintergrund. [33] Es ist davon auszugehen, Rasse und nicht über den Glauben definiert dass während der NS-Zeit 2400 bis 2800 Men- – an der Gesamtbevölkerung nur knapp ein schen wegen „erblicher Blindheit“ sterilisiert Prozent betrug, wird deutlich, dass sich vor wurden. [30] Bei nicht wenigen von diesen Hitlers „Machtergreifung“ überdurchschnitt- lag dabei eine Phänokopie, nicht aber ein lich viele Juden für den Arztberuf entschieden tatsächlich vererbbares Leiden vor. Insgesamt hatten. Dieses lag ganz wesentlich daran, erfolgten etwa 0,7 Prozent aller (Zwangs-) Ste- dass Juden im Deutschen Reich, obwohl sie rilisationen im „Dritten Reich“ aus ophthalmo- seit 1871 die vollen Bürgerrechte besaßen, logischer Indikation. Wohl waren (prominente) bereits vor der NS-Zeit erheblich diskriminiert DOG-Mitglieder durch ihre Gutachten für die wurden, so dass ihnen in bestimmten Berei- EGG und EOG für durchgeführte Sterilisati- chen (wie z. B. dem Hochschulwesen) eine onen mit verantwortlich. Es gibt bisher aber Karriere erheblich erschwert und oft verwehrt keine Hinweise, dass die DOG als Organisation war. in irgendeiner Weise direkten Einfluss auf die Nach dem Abgleich der DOG-Mitgliederliste Sterilisationspraxis nahm. Auch mit den unter von 1934 mit dem Reichsarztregister (RAR) die Komplexe „Euthanasie“ und „Menschen- (Abb. 15) hatte die DOG 1934 ca. 60 inlän- versuche“ fallenden NS-Verbrechen kann die dische, jüdische Mitglieder. Elf Prozent der DOG nach heutigem Kenntnisstand nicht in inländischen DOG-Mitglieder (und damit Verbindung gebracht werden. [33] wohl ungefähr auch der gesamten Augen- ärzteschaft) waren Juden (Abb. 16). [33] Die DOG und ihre jüdischen Mitglieder In der DGfK waren Juden allerdings schon Das Schicksal der jüdischen Mitglieder ist das vor Hitlers „Machtergreifung“ unterreprä- wichtigste Kapitel in der NS-Geschichte der sentiert, da sie zwar ca. 50 Prozent aller DOG. Man geht heute davon aus, dass es zu Kinderärzte, aber nur 30 bis 35 Prozent aller Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft DGfK-Mitglieder stellten. [37] Möglicherweise zwischen 6000 und 9000 jüdische Ärzte gab, bevorzugten also jüdische (Fach-) Ärzte eher und der Anteil der jüdischen Ärzte an der ge- die regionalen wissenschaftlichen Vereini- samten Ärzteschaft zwischen sechs und zwölf gungen. Ginge man von analogen Verhältnis- Prozent lag. [13,19,23,25,39]. sen in der Ophthalmologie aus, wären mehr Tabelle 2: Bekannte Ophthalmologen und DOG-Mitglieder, die aufgrund der nationalsozialistischen Herrschaft emigrierten

Name Jahr der Emigration Land der Immigration

Karl Wolfgang Ascher 1 1939 England, von dort kurze Zeit später USA (Cincinnati) Alfred Bielschowsky2 1935 USA (Hanover/New Hampshire) Oskar Fehr3 1939 Schottland (Edinburgh)/ 50 England (London) Josef Igersheimer4 1933 Türkei (Istanbul) 1939 USA (Boston) Alfred Kestenbaum5 1938 USA

Aurel von Szily6 1939 Ungarn (Budapest)

1 Geboren am 13. Juni 1887 in Prag. Augenärztliche Ausbil- 4 Geboren am 3. September 1879 in Frankfurt/Main. Au- dung bei Ernst Hertel (1870-1943) in Straßburg und bei genärztliche Ausbildung in Heidelberg und Halle, wo er Anton Elschnig (1863-1939) in Prag. 1922 Habilitation, sich 1909 bei Eugen von Hippel (1867-1939) habilitierte. 1937 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Nach 1920 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor, ab der Besetzung der Tschechoslowakei durch das Deut- 1925 Chefarzt für Augenheilkunde in Frankfurt/Main. sche Reich Flucht über England in die USA. In Cincinnati Aufgrund jüdischer Abstammung Aberkennung der Lehr- Tätigkeit als Professor an der Universität und nach der befugnis 1933. Emigration durch Annahme des Lehrstuh- Emeritierung in privater Praxis. Gestorben am 17. Juli les für Augenheilkunde in Istanbul. 1939 Übersiedelung 1971 in Cincinnati. Ascher beschrieb unter anderem die in die USA wahrscheinlich aus Furcht, die auf den Balkan Kammerwasservenen und eine seltene, ringförmige Horn- vorgerückte Wehrmacht könnte die Türkei erreichen. hauttrübung (Ascher-Ring). [2, 4, 24,33] Tätigkeit als Professor an der Tufts Universität in Boston. 2 Geboren am 11. Dezember 1871 in Namslau / Schlesien. Gestorben am 7. November 1965 in Brookline/Massachus- Augenärztliche Ausbildung bei Hubert Sattler (1844-1928) etts. [33] in Leipzig. 1900 Habilitation,1906 Ernennung zum außer- 5 Geboren am 18. Februar 1890. Tätigkeit als Ophthal- planmäßigen Professor. 1912 Berufung auf den Lehrstuhl mochirurg und Neuroophthalmologe in Wien. Emigration für Augenheilkunde in Marburg. Dort Mitbegründer der im Frühjahr 1938 kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs Blindenstudienanstalt. 1923 Wechsel auf den Lehrstuhl an das Deutsche Reich. Gestorben 1960 in den USA. Auf in Breslau. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1934 Kestenbaum geht die gleichnamige Brille zurück. „freiwillige“, letztlich aber zwangsweise Emeritierung. 6 Geboren am 1. Juni 1880 in Budapest. Augenärztliche 1935 Relegation von der Schriftleitung von „Graefes Archiv Ausbildung bei Theodor Axenfeld (1867-1930) in Freiburg. für Ophthalmologie“. Nach der Emigration Tätigkeit am Habilitation 1910, Ernennung zum außerplanmäßigen Dartmouth College. Gestorben am 5. Januar 1940 in New Professor 1913. 1924 Berufung auf den neu geschaffenen York. Auf den großen Strabologen Bielschowsky geht Lehrstuhl für Augenheilkunde in Münster. 1935 auf unter anderem der Kopfneigetest zurück. Auch trägt die Grund seiner jüdischen Abstammung zwangsweise heutige Gesellschaft für Schielforschung seinen Namen. Beurlaubung, die 1937 in eine Emeritierung umgewandelt [22, 24, 33] wurde. 1937 Relegation vom Amt des Schriftleiters der 3 Geboren am 9. Oktober 1871 in Braunschweig. Ausbildung „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“. Nach der zum Augenarzt bei Julius Hirschberg (1843-1925) in Berlin. Emigration am 1. September 1939 Ausübung einer priva- Ab 1906 Leitung der Augenabteilung am Rudolf-Virchow- ten Augenarztpraxis unter bescheidenen Bedingungen. Krankenhaus in Berlin. 1919 Titularprofessor. Auf Grund Gestorben am 13. September 1945 in Budapest. Auf den seiner jüdischen Abstammung am 1. Januar 1934 Verbot, wissenschaftlich in großer Breite tätigen Aurel von Szily die eigene Klinik zu betreten, durch den Berliner Bür- geht unter anderem das Modell der herpetischen Augen- germeister. Danach Tätigkeit als Augenarzt in jüdischen infektion zurück. [3,10,24,33,35] Einrichtungen. Zum 30. September 1938 Entzug der Ap- probation. Weitere Tätigkeit als „Krankenbehandler“. Nach der Emigration Studium der Medizin in Edinburgh und Glasgow. Von 1943 bis 1954 Privatpraxis in London. Dort gestorben am 1. August 1959. Fehr beschrieb erstmals die makuläre Hornhautdystrophie sowie die endemische Schwimmbadkonjunktivitis [1, 21, 33] als elf Prozent der Augenärzte Juden gewe- sitätsstudium – vom Staate entsprechende sen. Bestimmungen erlassen werden“ (Ärztliche Zwei Prozent der DOG-Mitglieder hatten ein Mitteilungen 1930, zitiert nach [13]). jüdisches Eltern- oder Großelternteil und Nach der „Machtergreifung“ Hitlers beeilten galten daher als „Mischlinge“, die weitgehend sich ärztliche Spitzenorganisationen wie der geschützt waren. [33] Von den 24 reichs- Deutsche Ärztevereinsbund und der Hart- deutschen Ordinariaten für Augenheilkun- mannbund, die wenig später im Nationalso- de waren 1934 drei (13 Prozent) mit einem zialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB) jüdischen Professor besetzt: Alfred Biel- aufgingen, rassisch nicht konforme Kollegen schowsky (Breslau), Aurel von Szily (Münster) ungeachtet ihrer bisherigen Verdienste aus und Karl Wessely (München). In Großstädten den eigenen Reihen auszuschließen. [36] Auch wie Berlin, Hamburg, München, Leipzig und der im März 1933 im „Völkischen Beobachter“, 51 Breslau waren von allen niedergelassenen Au- der NSDAP-Parteizeitung, abgedruckte Aufruf genärzten nachgewiesenermaßen oder sehr des NSDÄB machte bereits deutlich, welche wahrscheinlich mehr als 25 Prozent jüdisch. Entwicklungen drohten: [7,14,27] Da sich jüdische Mediziner bevorzugt „Es gibt wohl keinen Beruf, der für Größe und spezialisierten, waren sie in den Facharzt- Zukunft der Nation so bedeutungsvoll ist wie gruppen – insbesondere in der Pädiatrie, der der ärztliche. […] Aber keiner ist auch so verju- Dermatologie und der Psychiatrie – überre- det wie er und so hoffnungslos in volksfremdes präsentiert. Denken hineingezogen worden. Jüdische Do- Die antisemitische Rassenpolitik war einer zenten beherrschen die Lehrstühle der Medizin, der zentralen Punkte der NS-Politik. Dabei war entseelen die Heilkunst und haben Generation schon frühzeitig erkennbar, dass sich diese um Generation der jungen Ärzte mit mecha- Politik auch gegen jüdische (Augen-) Ärzte nistischem Geist durchtränkt. richten würde. Schon in den 1920er Jahren Jüdische „Kollegen“ setzten sich an die Spitze hatte sich Hitler öffentlich beklagt, dass Kunst der Standesvereine und der Ärztekammern; sie und Universitäten, Richter- und Ärzteschaft verfälschten den ärztlichen Ehrbegriff und un- fortschreitend „verjudet“ wären. [7] Auf eine tergruben arteigene Ethik und Moral. […] Ihnen vom Hartmannbund an alle politischen verdanken wir, daß händlerischer Geist und un- Parteien gerichtete Umfrage antwortete die würdige geschäftliche Einstellung sich immer NSDAP bereits drei Jahre vor der „Machter- mehr in unseren Reihen breitmachen. Und das greifung“ (1930): Ende dieser grauenhaften Entwicklung ist die „Die NSDAP steht auf dem Standpunkt, dass wirtschaftliche Verelendung, das Absinken un- nur ein beruflich freier und ethisch hochste- seres Ansehens im Volk und der immer geringer hender deutscher Ärztestand – frei von jü- werdende Einfluß bei Staat und Behörden. dischem Einfluß in seinen eigenen Reihen – den Deutsche Ärzte! Wir wissen es: Die Schuld an mannigfaltigen Aufgaben gerecht werden dieser Entwicklung unseres Standes liegt allein kann, die der Dienst am Volk im kommenden bei der fremdartigen und fremdgeistigen dritten Reich vom einzelnen Arzt und der Führung. […] Sie haben sich allen Wünschen der Gesamtheit der Ärzte verlangen wird. […] Die deutschen Ärzteschaft jahrelang widersetzt, Nöte des deutschstämmigen ärztlichen Nach- aber vor den geistesverwandten Krankenkas- wuchses werden sofort behoben sein, wenn im senbonzen gekuscht. […] Sie haben sich gegen kommenden dritten Reich deutsche Volksge- jede deutsche Regung in unseren Reihen ge- nossen sich nur mehr von deutschstämmigen wehrt, aber gegen jeden marxistischen Wunsch Ärzten behandeln lassen und für die Zulassung und jede jüdische Anmaßung waren sie fremdrassiger Elemente – schon zum Univer- gefügig. […] Es geht nicht an, dass der ärztliche Stand mitten in einem deutschen Deutschland „Einzeller und Menschen, die nicht zur Gemein- eine jüdisch-freimaurerische Enklave bildet! […] schaftsbildung geschritten sind, bewahren ihr Deshalb rufen wir heute die gesamte deutsche Leben nur dadurch, dass sie sich als Parasiten Ärzteschaft auf: Säubert die Führung unserer von Gemeinschaftswesen erhalten. Dies gilt Organisationen, fegt alle hinweg, die die von den Bakterien wie von den Juden. Nahe Zeichen der Zeit nicht verstehen wollen, macht liegt ein Vergleich der Juden mit Tuberkelba- unseren Stand in Leitung und Geist wieder zillen. Fast alle Menschen beherbergen Tuber- deutsch, so wie es Reich und Volk in diesen Wo- kelbazillen, fast alle Völker der Erde Juden; eine chen geworden sind.“ (zitiert nach [6]) chronische, schwer heilbare Infektion. So wenig Besonders grässlich trat der auch innerhalb wie der menschliche Körper die Tuberkelbazil- der Ärzteschaft verbreitete Antisemitismus len in die Organisation seiner Gemeinschaft 52 im folgenden Zitat hervor: aufnimmt, so wenig nimmt eine natürliche,

Tabelle 3: Namentlich bekannte DOG-Mitglieder, die im KZ ums Leben kamen

Name Geburtsjahr Ort der letzten DOG-Mitglied bis Schicksal* beruflichen einschließlich Tätigkeit Arthur Bär 1889 Essen 1938 In Polen vermisst (mit großer Wahr- scheinlichkeit kam Bär in einem KZ ums Leben) Eugen Frank 1886 Landau 1938 Wahrscheinlich im KZ Ausch- witz gestorben Friedrich Pincus 1871 Köln 1934 Am 9. Novem- ber 1943 in KZ Theresienstadt eingeäschert Ernst Rahlson** 1871 Frankenthal 1940 Am 11. Januar 1944 als Häft- ling Nr. 28 mit Transport XIII/4 von Stuttgart in das KZ Theresi- enstadt depor- tiert, dort am 17. Januar 1944 gestorben * Nach der Datenbank von Yad Vashem formal wahrscheinlich über 1940 hinaus DOG- ** vgl. auch Abb. 19-21. Ernst Rahlson war Mitglied Tabelle 4: Jüdische DOG-Mitglieder und ihr Verhältnis zur DOG*

Name Führung in den DOG-Mitgliederlisten Teilnahme an den DOG-Kongressen 1936 1938 1940 1934 1936 1938 1940 Rudolf Aron*** ja nein nein nein nein nein nein Arthur Bär ja ja nein nein nein nein nein Simon Bamberger*** ja nein nein nein nein nein nein Siegfried Barczinski ja ja ja nein nein nein nein Paula Blum ja ja nein nein nein nein nein Oscar Fehr ja ja nein nein nein nein nein Wilhelm Feilchenfeld** nein nein nein nein nein nein nein 53 Eugen Frank ja ja nein nein nein nein nein Siegmund Ginsberg ja ja ja nein nein nein nein Carl Hamburger** nein nein nein nein nein nein nein Richard Hessberg *** ja nein nein ja nein nein nein Heinrich Katz*** ja nein nein nein nein nein nein Robert Krailsheimer*** ja nein nein nein nein nein nein Arthur Kronheim ja ja nein nein nein nein nein Franz Loose*** ja nein nein nein nein nein nein Hans Magnus ja ja nein nein nein nein nein Ernst Metzger ja ja ja nein nein nein nein Wilhelm Mühsam ja ja nein nein nein nein nein Friedrich Nussbaum*** ja nein nein nein nein nein nein Rudolf Paderstein*** ja nein nein nein nein nein nein Gerhart Peltesohn** nein nein nein nein nein nein nein Alfred Perlmann ja ja nein nein nein nein nein Friedrich Pincus** nein nein nein nein nein nein nein Ernst Rahlson ja ja ja ja ja ja nein Alfred Rosenberg nein nein nein nein nein nein nein Ludwig Rosenmeyer ja ja ja nein nein nein nein Georg Tobias*** ja nein nein nein nein nein nein Karl Wessely ja ja ja ja nein nein nein Martin Zade*** ja nein nein ja nein nein nein “Mischlinge“ Herbert Augstein*** ja nein nein nein nein nein nein Bruno Dohme ja ja nein nein nein nein nein Hans Heinersdorf ja ja ja nein nein nein nein Constanze Siegfried ja ja ja nein nein nein nein Albrecht Wollenberg ja ja ja nein nein nein nein

Fortsetzung nächste Seite Name Führung in den DOG-Mitgliederlisten Teilnahme an den DOG-Kongressen Prominente jüdische Ophthalmologen (vgl. Tab. 2), soweit nicht bereits genannt

Karl Wolfgang Ascher ja ja ja nein nein nein nein Alfred Bielschowsky ja ja nein+ ja nein nein nein Josef Igersheimer ja ja ja nein nein nein nein Aurel von Szily ja ja ja ja nein nein nein * mit freundlicher Genehmigung des Schattauer Verlags Stuttgart aus [33] ** im DOG-Bericht von 1936 (42) als „freiwillig ausgetreten“ gemeldet *** im DOG-Bericht von 1938 (8) als „freiwillig ausgetreten“ gemeldet 54 + Ausscheiden durch Tod 1940

artgleiche Volksgemeinschaft Juden in ihren sischen Kräfte eines Volkes“ (aus dem Vortrag organischen Verband auf; sie werden im besten „Der Arzt als Führer und Erzieher“ des Schu- Falle als Parasiten ertragen. [...] lungsleiters der „Führerschule der Deutschen Der Tuberkulose erliegen schwache Menschen Ärzteschaft“ Alt Rehse, Dr. Peltret [Deutsches eher als kräftige, die jüdische Infektion befällt Ärzteblatt 1935;65:563-567)]. nur rassisch schwache Völker. Die Tuberkulose Die NS-Gesetze und -Verordnungen, mit behandeln wir in erster Linie durch Stärkung denen die Juden aus dem öffentlichen Leben der eigenen Kräfte des Körpers; die jüdische In- verdrängt und schließlich auch ihrer wirt- fektion ist nur heilbar durch Stärkung der ras- schaftlichen Existenz beraubt wurden, gehen in die Hunderte. Für die Mediziner bedeutsam waren insbesondere das „Gesetz zur Wieder- herstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, durch welches jüdische Professoren und Dozenten sowie jüdische Ärzte an städ- tischen Krankenhäusern ihrer Ämter entho- ben wurden, sowie die (von Hitler während seines Aufenthaltes bei den Wagner-Fest- spielen in Bayreuth unterzeichnete) „Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ vom 25. Juli 1938, durch welche jüdische Ärzte ihre Bestallung (Approbation) zum 30. September 1938 verloren. Nur ca. 700 jüdische Ärzte durf- (Abb. 17) Prozentualer Verbleib der inländischen, jüdischen Mitglieder in der DOG (29 identifizierte, ten danach im Reichsgebiet als „Krankenbe- jüdische Mitglieder laut Liste von 1934 = 100 Prozent). handler“ ausschließlich für jüdische Patienten Von 1934 bis 1940 traten ca. 80 Prozent der inlän- tätig bleiben. dischen, jüdischen DOG-Mitglieder „freiwillig“ aus. Die Zwangsmaßnahmen und die Ausschal- tung jüdischer Kolleginnen und Kollegen wur- den vom NS-Regime aus Furcht vor Protesten aus der Bevölkerung so geräuschlos wie möglich durchgeführt. Eine nennenswerte Gegenwehr dagegen aus der Ärzteschaft gab es nicht, was nicht zuletzt an der in Folge der Vertreibung der jüdischen Kollegen sich bis 1938 deutlich bessernden Einkommenssitua- tion der arischen Ärzte gelegen haben dürfte. [6] Die Relegation der jüdischen Ordinarien für Augenheilkunde, ihre Verbannung von der Schriftleitung der „Klinischen Monatsblät- ter für Augenheilkunde“ und von „Graefes Archiv für Ophthalmologie“, die Vertreibung 55 von Chef-, Ober- und Assistenzärzten für Augenheilkunde von den nicht-universitären

(Abb. 19) Seite aus der DOG-Mitgliederliste (aus [9]). Der jüdische Augenarzt Dr. Ernst Rahlson wurde 1940 noch als Mitglied geführt. Er wohnte zu dieser Zeit allerdings nicht mehr in Frankenthal, sondern in Heidelberg.

Kliniken und die zwangsweise Schließung von reichsweit ca. zehn Prozent, regional zum Teil mehr als 25 Prozent, aller Augenarztpraxen konnte letztendlich keinem DOG-Mitglied und erst recht nicht dem Vorstand verborgen (Abb. 18) Liste der zwischen den DOG-Tagungen 1934 und 1936 „freiwillig“ ausgetretenen Mitglieder (aus geblieben sein. Direkte Hinweise auf diese [42]). Mit Gerhart Peltesohn, Friedrich Pincus, Carl Geschehnisse (Kommentare o. ä.) finden sich Hamburger und Wilhelm Feilchenfeld (vgl. Tab. 4) in den Berichtsbänden der DOG von 1934 bis waren von den 18 Ausgetretenen nachweislich vier (22 1940 nicht. Die Entwicklung der Mitglieder- Prozent) jüdische Kollegen. Unter den restlichen 14 Aus- zahlen (siehe oben) und die Liste der „freiwil- getretenen dürften einige weitere jüdische Augenärzte lig“ Ausgetretenen konnten, ja mussten aber gewesen sein. Verdacht erwecken. Als Folge der Demütigungen und der Verfol- gungen emigrierten etwa 50 Prozent aller jüdischen Ärzte aus dem Reich, die meis- ten davon in die USA, nach Palästina oder Großbritannien. [25] Von den verfolgten Kinderärzten emigrierten oder flohen etwa 74 Prozent. [37] Nach den Einträgen im RAR standes, dass in der Namensdatenbank von wanderten von den bisher identifizierten jü- Yad Vashem nur drei Millionen der insgesamt dischen Augenärzten (und DOG-Mitgliedern) sechs Millionen Opfer des Holocaust erfasst 23 Prozent aus (Abb. 16). [33] Da das Schicksal sind, muss davon ausgegangen werden, dass vieler unbekannt ist, muss davon ausgegan- 15 bis 20 DOG-Mitglieder und ungefähr 40 gen werden, dass auch die jüdischen Augen- jüdische Augenärzte insgesamt während der ärzte zu mindestens 50 Prozent das Deutsche NS-Diktatur in einem KZ ums Leben kamen. Reich verließen, wobei die Ausreise übli- [33] Die Zahl der in den KZ ermordeten cherweise mit dem Verlust des Vermögens Kinderärzte liegt nach den bisherigen For- verbunden war. Die in Tabelle 2 genannten schungsergebnissen bei ungefähr 60. [37] prominenten Emigranten unter den Ophthal- Das Innenverhältnis der DOG zu ihren 56 mologen stehen insofern stellvertretend für jüdischen Mitgliedern war durch zwei als zahlreiche weitere Auswanderer unter den gesichert anzusehende Entwicklungen cha- Augenärzten. Zumindest ein arischer Oph- rakterisiert. thalmologe emigrierte in die USA, weil seine 1. Nachdem die Präsenz der jüdischen DOG- Frau Jüdin war. [33] Mindestens 24 deutsche, Mitglieder bei der 50. Tagung 1934 noch jüdische Kinderärzte schieden nachgewiese- relativ hoch war, nahm sie 1936 und 1938 nermaßen freiwillig aus dem Leben. [37] Es verschwindend geringe Ausmaße an. An der muss deshalb davon ausgegangen werden, letzten Tagung während der NS-Zeit, der 53. dass auch einige jüdische Augenärzte ange- im Jahre 1940, nahm von den identifizierten sichts der immer bedrückender werdenden jüdischen DOG-Mitgliedern kein einziges Verhältnisse Selbstmord begingen. Genaue mehr teil (Tab. 4, Abb. 13). Informationen hierüber gibt es bisher aller- 2. Im Jahre 1940 gehörten von den jüdischen dings nicht. Mitgliedern des Jahres 1934 nur noch etwa Viele Juden, wie z. B. auch Alfred Bielschowsky 20 Prozent der DOG an (Tab. 4, Abb. 17). 80 [22], hatten trotz der zunehmenden natio- Prozent wurden in den DOG-Berichten als nalsozialistischen Übergriffe lange Zeit nicht „freiwillig ausgetreten“ vermeldet. Ob und geglaubt, dass einmal eine Gefahr für ihr inwieweit bei den Austritten „nachgehol- Leben würde eintreten können. So blieben fen“ wurde, lässt sich heute in Ermange- nicht wenige Ophthalmologen im Land und lung entsprechender Unterlagen nicht erlitten das gleiche Schicksal wie alle anderen mehr genau klären. Insgesamt kostete der Juden: sukzessive Aberkennung aller Rechte, Verlust der jüdischen Kollegen die DOG also Einzug des Vermögens, Kennzeichnung durch etwa 40 bis 50 Mitglieder bei 184 freiwil- den „Judenstern“ in der Öffentlichkeit (ab ligen Austritten zwischen 1933 und 1940. dem 1. September 1941), Erschwerung und (ab Damit lässt sich belegen, dass der Mitglie- dem 23. Oktober 1941) Verbot der Ausreise und derschwund zwischen 1934 und 1940 zwar schließlich (ab dem Herbst 1941) die Deporta- nicht in erster Linie, aber doch ganz wesent- tion in die Konzentrationslager (KZ) im Osten. lich durch den „freiwilligen“ Austritt der Über den Abgleich der jüdischen DOG-Mit- jüdischen Kollegen zustande kam (Abb. 18). glieder mit der Namensdatenbank der Isra- Insgesamt legen die Zahlen nahe, dass sich elischen Gedenkstätte Yad Vashem (Abb. 15) das Klima für die jüdischen Ophthalmologen konnten vier Kollegen namentlich ermittelt innerhalb der DOG vor allem nach 1934 derart werden, die sicher oder sehr wahrscheinlich verschlechterte, dass ein weiterer Verbleib in einem KZ ums Leben kamen (Tab. 3). Unter in der Fachgesellschaft und vor allem wei- Berücksichtigung der vielen unbekannten tere Kongressbesuche nicht mehr ratsam Ophthalmologen-Schicksale und des Um- erschienen. Da aber auch 1940 noch jüdische Kollegen in der Mitgliederliste geführt wur- den (Abb. 19), kann der DOG zumindest kein vollständiger, aktiver Ausschluss, das heißt keine „komplette Säuberung“, vorgeworfen werden. Ein Ausschluss von Mitgliedern wäre nach § 9 der Satzung prinzipiell mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit auf der Mitgliederver- sammlung möglich gewesen. Den Protokollen der Mitgliederversammlungen 1934 bis 1940 57 sind jedoch keinerlei Hinweise zu entneh- (Abb. 20) Dr. Ernst Rahlson als Lazarettarzt in Frank- men, dass es zu Zwangsausschlüssen kam. enthal, 1916 (aus [44]. Für die Überlassung des Bildes Damit dürfte das, was Walther Löhlein vor der wird Herrn Gerhard Nestler vom Stadtarchiv Frank- ersten wissenschaftlichen Sitzung nach dem enthal / Pfalz herzlich gedankt) 2. Weltkrieg anlässlich der 54. Tagung 1948 in Heidelberg ausführte, tatsächlich zutreffend gewesen sein: dass wir bald rein arisch sein werden. Diesen „Daneben vermissen wir so manchen Fachkolle- Weg der freiwilligen Selbstaustritte finde ich viel gen, der auch heute noch nicht aus Kriegsgefan- glücklicher, als wenn wir irgendeinen Druck aus- genschaft zurückgekehrt ist, und es fehlen viele, geübt hätten.“ – legen nahe, dass Juden in der die freiwillig aus unserer Gesellschaft austraten. DGfK unerwünscht waren und durchaus ein Ich möchte aber an dieser Stelle ausdrücklich Druck zum „freiwilligen Austritt“ bestand. So erwähnen, daß die Deutsche Ophthalmolo- schrieb auch der Wiener Professor für Kinder- gische Gesellschaft in dieser ganzen hinter uns heilkunde Rudolf Neurath am 11. Januar 1934 liegenden Zeit kein Mitglied aus politischen, nicht ohne Selbstbewusstsein: „Sehr geehrter rassischen oder nationalen Gründen aus ihrer Herr Prof. Goebel! Ich melde meinen Austritt aus Mitgliederliste gestrichen hat. Es hätte das auch der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde, von Grund auf der Auffassung und den Zielen da, wie ich vermute, meine Mitgliedschaft der unserer Gesellschaft widersprochen, die seit Gesellschaft ebenso unerwünscht sein dürfte, ihrer Gründung durch Albrecht von Graefe ihre wie mir selbst. Mit dem Ausdruck vorzüglicher Aufgabe darin sah, wertvolle Kollegen aus allen Hochachtung“. Der Austritt wurde ansonsten Ländern zu kollegialer und wissenschaftlicher oft wortlos, manchmal auch unter Angabe Aussprache zusammenzuführen“. [11,29] „wirtschaftlicher Gründe“ oder der bevorste- Da die Deutsche Gesellschaft für Kinderheil- henden Emigration erklärt. [37] kunde (DGfK) im Gegensatz zur DOG „gleich- Der Schriftführer der DOG ab 1938, Ernst geschaltet“ war – die DGfK ging in der „Reichs- Engelking, soll sich für bedrohte Kollegen arbeitsgemeinschaft für Mutter und Kind“ auf eingesetzt haben. [24] Soweit bisher bekannt – ist das durch erhalten gebliebene Schriftfüh- hat die DOG für ihre verfolgten, vertriebenen rerakten recht genau rekonstruierbare Ver- und ermordeten Mitglieder nicht aktiv Partei hältnis der DGfK zu ihren jüdischen Kollegen ergriffen. Für die DOG gilt daher sinngemäß, nicht 1:1 auf die DOG übertragbar. Aussagen was die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und wie die des Schriftführers Goebel vom Januar Jugendmedizin nach Aufarbeitung ihrer eige- 1936 – „Wie zu erwarten sind eine Anzahl von nen NS-Geschichte schon 1999 erklärt hat: nichtarischen Austritten erfolgt und ich glaube, „Die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde 58

(Abb. 21) Blatt über Ernst Rahlson in der Einwoh- nermeldekartei von Frankenthal mit Eintrag von hat in der Zeit des Nationalsozialismus Schuld Todesdatum und -ort (KZ Theresienstadt). (Stadtarchiv auf sich geladen: Frankenthal/Pfalz, Signatur VI/4. Für die Überlassung – Herausragende Fachvertreter haben sich der wird Herrn Gerhard Nestler vom Stadtarchiv Frank- enthal/Pfalz herzlich gedankt) politisch verhängnisvollen Doktrin der Rasse- reinheit und der völkischen Gesundheitspoli- tik der nationalsozialistischen Jugendführung Fachkollegen steht Ernst Rahlson, über dessen zur Verfügung gestellt erschütternden Lebensweg genauere Informa- – Die Mehrzahl der deutschen Kinderärztinnen tionen vorliegen. [44; Gerhard Nestler, Leiter und Kinderärzte jener Generation hat die Zer- des Stadtarchivs Frankenthal, persönliche störung der Existenz von über 700 jüdischen Mitteilungen 2006]. oder politisch missliebigen Kolleginnen und Ernst Rahlson wurde am 16. Mai 1871 in Berlin Kollegen widerstandslos geduldet. Sie und geboren und als Jude getauft. Er studierte Me- auch die Angehörigen der unmittelbaren dizin in Bonn und Freiburg, wo er als Student Nachkriegsgeneration haben dazu geschwie- die ersten Wanderwege im Südschwarzwald gen. markierte. Anschließend war er als Schiffsarzt – Dieses öffentlich festzustellen und zu be- tätig. Nach seiner Ausbildung zum Augenarzt dauern, aber vor allem die Erinnerung an ließ er sich 1898 in Frankenthal/Pfalz nieder, die Schicksale unserer politisch verfolgten, wo er eine segensreiche augenärztliche Tätig- vertriebenen und ermordeten Kolleginnen keit entfaltete und am dortigen Krankenhaus und Kollegen für zukünftige Generationen tätig war. In Frankenthal heiratete er, aufgrund wachzuhalten, ist das besondere Anliegen der konfessionellen Unterschiede nicht ganz dieser Gedenkstunde“. [37; vgl. außerdem Dt. ohne Probleme, seine 17 Jahre jüngere Frau Ärzteblatt 1999;96:B-119]. Anna, die aus einer katholischen Arbeiterfami- lie stammte. Die Ehe war glücklich. Im Jahre Das jüdische DOG-Mitglied Dr. Ernst Rahlson 1913 wurde Sohn Erich geboren, der später als (1871-1944) „Halbjude“ diskriminiert wurde und in die USA Das Schicksal der weniger prominenten, emigrierte. Ab 1913/14 war Ernst Rahlson Mit- vertriebenen oder gar ermordeten DOG-Mit- glied des Frankenthaler Altertumsvereins, in glieder ist bisher nur ansatzweise aufgearbei- dessen Unterlagen von 1931 er als Vorstands- tet worden. [33] Stellvertretend für alle diese mitglied erwähnt ist. Im 1. Weltkrieg war er als Lazarettarzt eingesetzt (Abb. 20). Während sei- glänzender Pianist war, starb am 17. Januar ner Frankenthaler Zeit engagierte er sich ideell 1944 im KZ Theresienstadt (Abb. 21). Zu sei- und finanziell in den Dombauvereinigungen nem Andenken trägt eine Straße in der Stadt von Mainz und Köln. Frankenthal/Pfalz seit dem Jahr 2006 seinen In der (freundlicherweise vom Stadtarchiv Namen. Frankenthal überlassenen) Frankenthaler Zeitung – Pfälzische Nachrichten vom 3. April Schlussbetrachtungen 1933 stand: „Das Bürgermeisteramt teilt mit: Was also war die DOG im „Dritten Reich“? Sie Sanitätsrat Dr. Rahlson, der mit der Behand- war keine NS-Organisation, glaubte aber zu- lung der Augenkranken im Städtischen Kran- mindest in den ersten Jahren wie ganz große kenhaus betraut war, hat beim Bürgermeister- Teile der Bevölkerung mehrheitlich an den amt um seine Beurlaubung nachgesucht. Dem „Führer“, und nicht wenige Mitglieder waren 59 Gesuch wurde unverzüglich entsprochen. Mit glühende Anhänger des Nationalsozialismus. der Vertretung wurde Augenarzt Dr. Krautbau- Auch der erste Vorsitzende der DOG, Löhlein, er beauftragt.“ der den freiheitlich-nationalen Idealen der Es bestehen aus heutiger Sicht kaum Zweifel, Urburschenschaft von 1815 nahe stand, hatte dass Ernst Rahlson im Frühjahr 1933 unfreiwil- sich in den Absichten der Nationalsozialis- lig aus seinem Amt am Krankenhaus schied. ten bis mindestens 1935 gründlich geirrt. Nach dem Entzug der Approbation Ende [18] Obwohl sie den Verlust der allermeisten September 1938 musste er auch seine Praxis jüdischen Mitglieder wie auch deren Vertrei- aufgeben. Freunde und Patienten hatte es bung aus Überzeugung, Gleichgültigkeit oder ohnehin nur noch wenige gegeben. Am 14. Hilflosigkeit hinnahm, war die DOG nicht September 1938 verkaufte er unter dem Druck kriminell. Sie hat sich weder am Euthanasie- der Verhältnisse sein Haus am Frankenthaler Programm T4, noch an den Menschenver- Foltzring Nr. 15 an den Augenarzt Dr. Johannes suchen, noch an den Zwangssterilisationen Haubach. Vom Kaufpreis wurde ihm nach direkt beteiligt. Die DOG hat sich auch im zahlreichen bürokratischen Hürden nur ein „Dritten Reich“ in allererster Linie als Sach- kleinerer Teil ausbezahlt. Ernst Rahlson zog walterin der im Vergleich mit Anthropologie, mit seiner langjährigen Haushälterin und sei- Psychiatrie, Gynäkologie und Kinderheilkun- ner Frau nach Heidelberg, wo seine Frau schon de relativ „unpolitischen“ Augenheilkunde im Oktober 1939 starb. Nachdem er zwangs- verstanden. Wenn einzelne Mitglieder immer weise umziehen musste und seine arische wieder Standpunkte vertraten, die weit mehr Haushälterin nicht mehr bei ihm arbeiten system- als patientenkonform waren, und durfte, war Ernst Rahlson allein und schutzlos. sie sich zu Handlungen hinreißen ließen, die Vor seiner Deportation in das KZ Theresi- aus heutiger, retrospektiver Sicht verwerflich enstadt musste er den Satz unterschreiben: gewesen sein mögen, so taten sie dieses als „Ich bin ein Staatsfeind, und aus diesem Grund Individuen, nicht aber als offizielle DOG-Ver- verfällt mein Vermögen dem Deutschen Reich“. treter. Die DOG war letztendlich also nicht Von 1902 bis 1940 (Abb. 19) wurde Ernst Rahl- mehr und nicht weniger als ein Abbild der son in den Mitgliederlisten der DOG geführt. „durchschnittlichen Bevölkerung“ jener Zeit. Er nahm 1938 an der 52. Tagung der DOG Die heutige DOG ist das letzte Glied einer in Heidelberg teil und war damit einer der 150-jährigen Kette, zu welcher unlösbar auch letzten, ja sehr wahrscheinlich der letzte Jude, die Zeit des Nationalsozialismus gehört. Um der einen DOG-Kongress während der NS-Zeit zum Anfang, zu Friedrich Nietzsche, zurück- besuchte (Tab. 4). zukehren, sind auch wir Gegenwärtigen Ernst Rahlson, der die Musik liebte und ein nicht der Verantwortung für die damaligen Geschehnisse völlig enthoben, und ohne das Literatur „Dritte Reich“ wäre die DOG heute vielleicht 1) – oder eher sehr wahrscheinlich – eine (ganz) Amm M, Holubar K: Eine Spurensuche, die in Wien andere. Wir können im Gegensatz zu anderen begann: Der Berliner jüdische Augenarzt Oskar Fehr medizinischen Disziplinen zum Glück sagen, (1871-1959). Wiener Klin Wochenschr 1999;111(12):488- dass unsere Fachgesellschaft zwischen 1933 491 und 1945 wohl einzelnen Verirrungen und 2) Irrtümern unterlegen, sie aber als Institution Asbury T: A condensed history of ophthalmolo- nach bisherigem Forschungsstand von aktiven gy in Cincinnati (1827-1999). Surv Ophthalmol Verbrechen frei geblieben ist. Diese Fest- 2000;44:442-449 stellung soll und kann jedoch nicht darüber 3) 60 hinwegtäuschen, dass die zwölf Jahre im Nati- Bietti GB: Aurel von Szily. Leben und Werk. Klin Mo- onalsozialismus die dunkelsten der ansonsten natsbl Augenheilkd 1973;162:107-110 bisher fast ausnahmslos glanzvollen DOG-Ge- 4) schichte sind. Burian HM: Karl Wolfgang Ascher, MD. Trans Am Ophthalmol Soc 1971;60:6-9 5) Prof. Dr. Jens Martin Rohrbach Clausen W: Die Aufgaben des Augenarztes bei der Universitäts-Augenklinik Tübingen Verhütung erbkranken Nachwuchses. In: Wagen- Schleichstr. 12 mann A (Hrsg). Bericht über die einundfünfzigste Zu- D-72076 Tübingen sammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1936. J.F. Bergmann, München, 1936. 91-102 6) Drecoll A, Schleusener J, Winstel T: Nationalsozialis- tische Verfolgung der jüdischen Ärzte in Bayern. Die berufliche Entrechtung durch die Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz von 1938. Verlag Bayerische Landesärztekammer, München, 1998 7) Drecoll A: Die „Entjudung“ der Münchner Ärzteschaft 1933-1941. In: Baumann A, Heusler A (Hrsg.). München arisiert. Entrechtung und Enteignung der Juden in der NS-Zeit. C.H. Beck, München, 2004. 70-86 8) Engelking E: Bericht über die zweiundfünfzigste Zu- sammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1938. J.F. Bergmann, München, 1938 9) Engelking E: Bericht über die dreiundfünfzigste Zu- sammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Dresden 1940. J.F. Bergmann, Mün- chen, 1940 10) 20) Engelking E: Aurel v. Szily gestorben! Klin Monatsbl Jaeger W: Die Bedeutung von Ernst Engelking für die Augenheilkd 1945/46;111:65-68 sinnesphysiologisch-ophthalmologische Forschung. 11) Klin Monatsbl Augenheilkd 1975;167:745-752 Engelking E: Bericht über die vierundfünfzigste Zu- 21) sammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Jokl A: The life of Oscar Fehr. Am J Ophthalmol Gesellschaft in Heidelberg 1948. J.F. Bergmann, 1962;54:1011-1019. München, 1949 22) 12) Kaufmann AK: Alfred Bielschowsky (1871-1940). Ein Esser A: Geschichte der Deutschen Ophthalmolo- Leben für die Strabologie. Med Diss Giessen, 1993 gischen Gesellschaft. J.F. Bergmann, München, 1957 23) 13) Kröner H-P: Die Emigration von Medizinern unter 61 Fahrenbach S: Ausgegrenzt und vertrieben – Jü- dem Nationalsozialismus. In: Bleker J, Jachertz N dische Ärzte 1933 bis 1941. In: Röhr W (Hrsg.). Faschis- (Hrsg.). Medizin im „Dritten Reich“. 2. Auflage. Deut- mus und Rassismus: Kontroversen um Ideologie und scher Ärzte-Verlag, Köln, 1993;78-86 Opfer. Akademie Verlag, Berlin, 1992. 168-178 24) 14) Küchle H-J: Augenkliniken deutschsprachiger Hoch- Fahrenbach S, Wiedemann P: Augenheilkunde in schulen und ihre Lehrstuhlinhaber im 19. und 20. Leipzig. Von der „Heilanstalt für arme Augenkranke“ Jahrhundert. Biermann Verlag, Köln, 2005 zur modernen Universitätsklinik. Leipziger Universi- 25) tätsverlag, Leipzig, 1996. 133-153 Kümmel WF: „Die Ausschaltung“ – Wie die National- 15) sozialisten die jüdischen und politisch missliebigen Fleischer B: Schliesst die Behandlungsmöglichkeit Ärzte aus dem Beruf verdrängten. In: Bleker J, Jachertz eines Erbleidens die Anwendung des Gesetzes N (Hrsg.). Medizin im „Dritten Reich“. 2. Auflage. Deut- zur Verhütung erkranken Nachwuchses aus? In: scher Ärzte-Verlag, Köln, 1993;70-77 Engelking E. Bericht über die zweiundfünfzigste Zu- 26) sammenkunft der Deutschen Ophthalmologischen Löhlein W: August Wagenmann zum 80. Geburtstag, Gesellschaft in Heidelberg 1938. München: J.F. Berg- 5. April 1943. Graefes Arch Ophthalmol 1944;146:1-2 mann, München, 1938. 203-209 27) 16) Methfessel B, Scholz A: Ärzte in der NSDAP. Regionale Forsbach R: Die Medizinische Fakultät der Universität Unterschiede. Dtsch Ärztebl 2006;103:A-1064-1065 Bonn im „Dritten Reich“. R. Oldenbourg München, 28) 2006 Meyer-Schwickerath G: Ernst Engelking 1886-1975. 17) Bericht 74. Zusammenkunft Dtsch Ophthalmolog Ges Harms H. Walther Löhlein †: Münch Med Wochenschr 1975. J.F. Bergmann, München, 1977.4 1955;97:1157-1158 29) 18) Remky H: 50. Jahrestag der „Neugründung“ der Deut- Harms H: Zum 100. Geburtstag von Walther Löhlein. schen Ophthalmologischen Gesellschaft. Ophthalmo- Klin Monatsbl Augenheilkd 1983;182:585-590 loge 1999;96:51 19) 30) Jachertz N: Schicksale jüdischer Ärzte nach 1933. Die Richter G: Blindheit und Eugenik. Eugenische Forde- KV Berlin arbeitet ihre Geschichte auf. Dt Ärztebl rungen und nationalsozialistische Rassenpolitik in der 2004;101:B2671 Praxis und die Haltung der Blindenorganisationen in der Öffentlichkeit (1918-1945). Augenarzt 1991;25:27-35 31) 42) Richter G: Blindheit und Eugenik II. Das Sterilisati- Wagenmann A: Bericht über die einundfünfzigste onsgesetz von 1933 und die Diskussion um deren Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmolo- Indikationen unter den Augenärzten. Augenarzt gischen Gesellschaft in Heidelberg 1936. J.F. Berg- 1991;25:230-238 mann, München, 1936 32) 43) Rohrbach JM: Die Deutsche Ophthalmologische Wegner W: W. Löhlein zum 60. Geburtstage. Graefes Gesellschaft (DOG) im Nationalsozialismus. Klin Arch Ophthalmol 1942;144:1-4 Monatsbl Augenheilkd 2006;223:869-876 44) 33) Wetzel G: Frankenthaler draußen – Erich Rahlson. Rohrbach JM: Augenheilkunde im Nationalsozialis- Frankenthal einst und jetzt 1976;3:79-81. 62 mus. Schattauer, Stuttgart, 2007 34) Schmelzer H: August Wagenmann †. Klin Monatsbl Augenheilkd 1956;128:94-95 35) Schmidt D: Das wissenschaftliche Werk des Profes- sor Aurel von Szily aus Budapest, Freiburg i. B. und Münster i. W. (1880 bis 1945). Historia Ophthalmolo- gica Internationalis 1998;4:57-95 36) Schwoch R, Wuttke W: Herbert Lewin und Käte Frankenthal. Zwei jüdische Ärzte aus Deutschland. Dt Ärztebl 2004;101:B-1091-1093 37) Seidler E: Kinderärzte 1933-1945. Entrechtet – geflo- hen – ermordet. Bouvier, Bonn, 2000 38) Serr H: August Wagenmann †. Graefes Arch Ophthal- mol 1955/56:157:1-2 39) Toellner R: Ärzte im Dritten Reich. In: Bleker J, Jachertz N (Hrsg.). Medizin im „Dritten Reich“. 2. Auflage. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 1993, 11-24 40) Wagenmann A: Bericht über die neunundvierzigste Zusammenkunft der Deutschen Ophthalmolo- gischen Gesellschaft in Leipzig 1932. J.F. Bergmann, München, 1932 41) Wagenmann A: Bericht über die fünfzigste Zusam- menkunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1934. J.F. Bergmann, München, 1934 63 64 Manfred Jähne

Die Entwicklung der 65 Augenheilkunde in der ehemaligen DDR und die Beziehungen der Gesellschaft der Augenärzte der DDR zur DOG (1945-1990) 66 Manfred Jähne

Die Entwicklung der Augenheilkunde in der ehemaligen DDR und die Beziehungen der Gesellschaft der Augenärzte der DDR zur DOG (1945-1990)

Vorwort sehr gut mit der drucksenkenden Operation 67 Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 bei einem akuten Glaukomanfall vergleichen. lebten die Bürger der DDR in einer gewissen Somit hatte die Maueröffnung eine gewisse inneren Emigration. Wer zu dieser Zeit in Ventilwirkung. diesem abgeschlossenen Territorium wohnte, war dem Schicksal an der Frontlinie des kalten 1. Krieges ausgesetzt. Ein Ausweichen gab es Die Besonderheiten des sozialistischen Ge- nicht: Man musste entweder mit dem Regime sundheitswesens in der ehemaligen DDR mitschwimmen, wer dagegen die Stirn bot, Nach Beendigung des 2. Weltkrieges war 1945 musste mit Konsequenzen rechnen. Jedoch die Situation im Gesundheitswesen auch in im Herbst des Jahres 1989 überschlugen sich der sowjetischen Besatzungszone katastro- die politischen Ereignisse. phal. Die großen Städte waren zerstört, damit Am 9. November 1989 befand ich mich mit auch ein Großteil der Krankenhausbetten, im meiner Frau in Dresden. Dort nahm ich am ganzen Lande herrschten Hunger und Elend, Glaukomsymposium der Gesellschaft der dazu kamen Millionen Vertriebene. Augenärzte der DDR teil. Ich leitete an diesem Die Neu-Organisation des Gesundheitswe- Tage die Gründungsversammlung der Arbeits- sens geschah durch Befehle der sowjetischen gruppe „Geschichte der Ophthalmologie“ in Militäradministration in Deutschland (SMAD). Anwesenheit etwa 30 ophthalmomedizin- Durch diese verschiedenen Befehle kam das historisch interessierter Augenärztinnen und Gesundheitswesen allmählich wieder in Augenärzte unseres Landes. An jenem Abend Gang. Universitäten konnten wieder eröffnet kann ich mich noch ganz genau erinnern. werden: So war am 15. Oktober 1945 die Fried- Während der Heimfahrt von Dresden nach rich-Schiller-Universität Jena die erste Univer- dem Erzgebirge in einem russischen Auto, Typ sität, die ihren Lehrbetrieb wieder aufnahm. Lada, in dem kein Autoradio war, konnten wir Zu Beginn des Jahres 1946 folgten dann im von der aktuellen Nachricht der Maueröff- Osten Deutschlands die Universitäten Berlin, nung noch nichts wissen. Zuhause angekom- Halle-Wittenberg, Leipzig, Greifswald und men, bemerkten wir, dass gegen 23.00 Uhr in Rostock. unserer Wohnung noch Licht brannte. Unser ältester, damals 13-jähriger Sohn war aufge- Nachkriegszeit blieben, um uns die sensationelle Neuigkeit Die Betreuung der Patienten mit Augen- der Maueröffnung noch persönlich mitzutei- krankheiten wurde in den Nachkriegsjahren len. Dann blieben wir noch die halbe Nacht zunächst von einer relativ kleinen Zahl von am Fernseher sitzen. Die damals euphorische Augenärzten in ihren ehemaligen Privatpra- Stimmung in der ehemaligen DDR lässt sich xen übernommen. Den Befehlen der SMAD Nr. 234 über die Entwicklung des Betriebsgesund- Eine verheerende Wirkung auf die Versorgung heitswesen und Nr. 272 über den Aufbau von der Bevölkerung bei bestimmten Krankheiten Polikliniken und Ambulatorien folgte nach der hatte das so genannte Medikamentengesetz Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 eine der DDR-Regierung vom 13. Oktober 1961. Die Verstaatlichung des gesamten Gesundheits- gesetzliche Anordnung verbot die Verschrei- wesens. [19] So kam es zur Bildung staatlicher bung von Arzneimitteln, die durch Einfuhr Arztpraxen und Ambulatorien auf dem Lande, aus der Bundesrepublik Deutschland oder in den Städten bildeten sich Polikliniken mit anderen westlichen Ländern kamen. [1] Vor- Fachabteilungen heraus. Größere Betriebe wiegend praktizierende Ärzte waren davon erhielten eigene Betriebsarztpraxen und betroffen, da Medikamente in vier Kategorien Betriebsambulatorien, in denen aber vorwie- eingeteilt wurden: 68 gend Allgemein- und Arbeitsmediziner tätig – Medikamente der Nomenklatur A stamm- waren. Schon in den ersten Jahren nach der ten aus der DDR-Produktion und konnten DDR-Gründung wurde durch das Ministerium von jedem Arzt rezeptiert und von jeder für Gesundheitswesen das gesamte Gesund- Apotheke ausgegeben werden. heitswesen straff zentralistisch organisiert. – Medikamente der Kategorie B waren beson- [19] Die Staatsmacht übte durch das Sekre- ders teure, mit Importgrundstoffen in der tariat für Hoch- und Fachschulwesen auf die DDR hergestellte Präparate. Diese waren Lehranstalten einen immer stärker wer- hauptsächlich Krankenhäusern vorbehalten denden Druck aus. Damit die Zentralgewalt in und mussten vom Chefarzt der Klinik bean- allen Bereichen noch besser wirksam werden tragt werden. konnte, wurden die fünf Länder innerhalb – Medikamente der Gruppe C waren Importe der DDR ab 1953 in 14 Bezirke und Berlin aus dem westlichen Ausland, die mit Devi- aufgeteilt. Die Namen der Länder Branden- sen bezahlt werden mussten; sie konnten burg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, nur durch Antrag über die jeweilige Bezirks- Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden kaum apotheke bezogen werden. noch erwähnt. Bei Berlin stand immer zusätz- – Medikamente der Kategorie D wurden nur lich das Attribut Hauptstadt der DDR. Damit über die Regierungsapotheke in Berlin an wurde erreicht, dass der Bezirksarzt der obers- das Regierungskrankenhaus oder subspezia- te Funktionär aller Ärzte im Bezirk war. [17]. So lisierte Zentren ausgeliefert. waren die Direktoren der Krankenhäuser, auch Ein offener Brief mit Darlegung bedrohlicher manchmal der Universitätskliniken, abhängig Notstände durch Drosselung der Medikamen- von seinen Einfällen und Launen, außerdem tenimporte und Kritik am Dismanagement war der Bezirksarzt ein absolut zuverlässiges des Gesundheitswesens der DDR durch den Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Dekan der Medizinischen Fakultät der Martin- Deutschlands (SED). Luther-Universität Halle/Wittenberg, Prof. Dr. Durch diese Politik kam es dazu, dass alters- G. Bruns, vom 25. November 1961 führte dazu, halber viele Arztpraxen geschlossen wurden dass er nach schweren Repressalien schon und jüngere Fachärzte durch Republikflucht zwei Monate später sein Dekanat abgeben zahlreich die DDR verließen. Letztere „Abstim- musste, genauso auch das Ordinariat des mung mit den Füßen“ führte auch zu einem Institutes für Pathologie! [1] permanenten Mangel beim mittleren medizi- Nach der Einmauerung eines Drittels der nischen Personal. Hinzu kamen in allen Fach- deutschen Bevölkerung in den Ostblock ver- richtungen überalterte Geräte zur Diagnostik schlechterten sich die Rahmenbedingungen und Therapie. Neuanschaffungen wurden weiter. Im Nachhinein kann festgestellt staatlicherseits reglementiert. werden, dass die DDR-Behörden durch die „Verwaltung eines Mangels“ gekennzeichnet „freiwillig“ für drei Jahre für den so genann- waren. Trotzdem muss aber festgehalten wer- ten Ehrendienst in der Nationalen Volksarmee den, dass für die Bevölkerung der DDR eine verpflichten. Die Absolventen in kirchlicher kostenlose Nutzung aller medizinischen Leis- Bindung, Töchter und Söhne von Intelligenz- tungen durch ihren Sozialversicherungsbei- lern und Kleinunternehmern sowie Bewer- trag bestand, Privatversicherte gab es nicht. ber, welche Angehörige ersten und zweiten Nach sowjetischem Vorbild wurde überall Grades in der Bundesrepublik Deutschland durch das staatliche Neuererwesen versucht, hatten, besaßen kaum eine Chance oder durch Improvisation, Intelligenz und ge- mussten vorher für ein oder zwei Jahre ein Be- ringe finanzielle Mittel bestimmte Dinge zu rufspraktikum ausüben. Auch bei Beendigung verbessern oder Fehlendes zu kompensieren. des Studiums hatten diejenigen Studenten, Demgegenüber aber verdient die Ärzteschaft welche direkten oder indirekten Partei-Kon- 69 der DDR bei diesem schwierigen Umfeld und takt hatten (SED-Genossen oder so genannte den aufgezeigten schlechten Rahmenbe- Blockparteien), eine weit bessere Chance als dingungen einen hohen Respekt. Spezielle ihre Kollegen, die Ausbildung ihrer Wahl zu Probleme der Augenheilkunde werden im erhalten. [17] Abschnitt 2 behandelt. Die ostentative Politik der SED erreichte ihren Höhepunkt mit der dritten Hochschulreform Hochschulreformen in den Jahren 1968 bis 1972. [3,19] Staatli- Zu den Spezifika zählten die staatlich gelei- cherseits wurden die politischen Vorausset- teten Veränderungen an den Hochschulen zungen, Inhalte und Ziele von der Lehre und und damit verbunden des Medizinstudiums. wissenschaftlicher Arbeit an den Hochschu- Bereits im Rahmen der II. Hochschulreform len neu definiert. Anfang der 1950er Jahre wurden ein Gesell- Das einheitliche sozialistische Bildungssys- schaftswissenschaftliches Grundstudium des tem, welches schon in den Kindergärten be- Marxismus-Leninismus/Politische Ökono- gann, in Grund- und Oberschulen fortgeführt mie/Geschichte der Kommunistischen Partei wurde, in Pioniernachmittagen und FDJ-Ver- der Sowjetunion (KPdSU)/Geschichte der anstaltungen zusätzlich eingebläut wurde, Arbeiterbewegung in Deutschland (allgemein stellte sich wie folgt dar: „Das sozialistische „Rotlichtbestrahlung“ genannt) und Russisch Bildungswesen der DDR sei dem Bildungswesen (vier Semester) als Pflichtfächer für alle Stu- in Westdeutschland um eine ganze historische diengänge eingerichtet. [19] Diese beiden Fä- Epoche voraus“. cher mussten auch mit einem Staatsexamen Selbstgefällig lässt sich weiter im Gesetzblatt abgeschlossen werden, selbstredend stand lesen: „Die politische Grundlage der erfolg- das Fach Gesellschaftswissenschaft im Zeug- reichen Entwicklung unseres sozialistischen nis bei Medizinern an erster Stelle, und es war Hochschulwesens waren und sind das enge die erste Prüfung nach drei Studienjahren. Bündnis der Arbeiterklasse und der Intelligenz Manche Hochschullehrer richteten sich in und die Verwirklichung der führenden Rolle den medizinischen Staatsexamina leider nach der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leni- dieser Note, ob sie gut oder schlecht war. nistischen Partei. [3] Damit vertrat die SED die Für die Zulassung zum Medizinstudium be- demagogische Meinung, dass die Weiterbil- standen besondere politische Hürden. Ohne dung der Hochschullehrer auf dem Gebiet des die staatliche Absolution einer Jugendweihe Marxismus-Leninismus „ein hohes politisch gab es keinen Zugang zur Polytechnischen weltanschauliches Niveau der wissenschaft- Oberschule (Gymnasium). Männliche Be- lichen Arbeit und Lehre sichert“. Um weiter werber mussten sich unter starkem Druck bei der „parteichinesischen“ Ausführungs- weise zu bleiben, sollten sich die Vorausset- (Dipl.-Med.) abzuschließen. Diese Diplomar- zungen der Tätigkeit der wissenschaftlichen beit konnte später zu einer Dissertation (Pro- Mitarbeiter durch ein hohes sozialistisches motion A) ausgebaut werden. Man benötigte Staatsbewusstsein und die Bereitschaft und aber dazu meistens eine Belegarbeit im Fach Fähigkeit zur sozialistischen Erziehung der Marxismus-Leninismus und die Absolvierung Studenten ergeben. [3,19] Das Ziel der dritten eines Lehrganges genau wie vor der Fach- Hochschulreform sollte ein Verlust der noch arztprüfung mit erneutem Grundstudium geringen Selbständigkeit der Universitäten der Gesellschaftswissenschaften, lapidar sein und eine völlige Gleichschaltung aller bezeichnet als allgemeine Bildungsanforde- Hochschulen in der DDR. Der SED-Führung rungen. Zwei Jahre später (1971) wurde auch ging es darum, die meisten Ärzte und Wissen- die Habilitation abgeschafft und durch die so 70 schaftler aus der noch bestehenden bürger- genannte Promotion B ersetzt. Der vergebene lichen Denkweise herauszulösen. [19] Bei der Titel nannte sich dann Dr. sc. (scientiae) med. Aufarbeitung der Vergangenheit nunmehr 18 [4] Neben der wissenschaftlichen Arbeit zur Jahre nach dem Mauerfall erfährt man immer Promotion B bedurfte es schon bestimmter wieder von Einzelschicksalen. Entsprach je- kaderpolitischer Bedingungen. Parteizugehö- mand nicht dem Leitbild eines „sozialistischen rigkeit wurde für die Erlangung der facultas Wissenschaftlers“, hatte er kaum eine Chance docendi verlangt. Meistens wurde neben zu einer wissenschaftlichen Karriere. [19] Englisch noch eine zweite slawische Fremd- Das Medizinstudium wurde schon ab Anfang sprache gefordert und natürlich wieder eine der 1960er Jahre begleitet von der paramili- eingehende Prüfung in Marxismus-Leni- tärischen Ausbildung der männlichen Stu- nismus, mündlich oder schriftlich, bevor die denten und der Ausbildung der Studentinnen Habilitationsschrift durch den Lehrstuhl über- im Zivil- und Katastrophenschutz. Nicht nur haupt angenommen wurde. Dem Autor sind während der Weiterbildung zum Facharzt, zwei Fälle bekannt, wo an Universitäts-Au- sondern für alle Beschäftigten des Gesund- genkliniken Nichtparteigenossen der Erwerb heits- und Sozialwesens gab es Schulungspro- der Promotion B verwehrt wurde. [15] Diese gramme wie das so genannte Parteilehrjahr, suchten dann den Weg über die Akademie regelmäßige Besuche der obligatorischen für Ärztliche Fortbildung der DDR in Berlin. Fortbildung auf Kreisebene und den Besuch Frühere Prüfungen in Marxismus-Leninismus der Akademie des Gesundheits- und Sozial- hatten aber keine Gültigkeit mehr, mussten wesens auf Bezirksebene. Außerdem ist für kurz vor der Verteidigung erneuert werden, das medizinische Hochschulwesen erwäh- da, wie ein Parteisekretär sich äußerte, „neue nenswert, dass 1954 nach Beendigung der Direktiven herausgekommen seien“. Vorklinik (Physikum) die klinischen Studien- Das klang insofern merkwürdig, behauptet jahre an den drei medizinischen Akademien in doch der Marxismus-Leninismus von sich, Dresden, Erfurt und Magdeburg fortgeführt dass er eine Wissenschaft sei. Hat sich aber werden konnten. der Lehrsatz des Pythagoras jemals gewan- delt? Promotionsverfahren Mit all diesen Veränderungen parallel ging Einschneidende Maßnahmen nach dem auch die Besetzung leitender Stellen im Studium gab es auch durch die Änderung des Gesundheitswesen und an den Universitäten Promotionsverfahrens. Nach sechsjährigem mit linientreuen, parteikonformen und sys- Studium war es nach 1969 nur möglich, nach temnahen Ärzten. Dazu war auch die dritte einer Diplomarbeit das Medizinstudium mit Hochschulreform der Ausgangspunkt. [18, 19] dem neu festgelegten Titel Diplom-Mediziner Professor konnte nur derjenige werden, der nach einem längeren entbehrenden Einsatz als Beförderungsmittel benutzen. Eine solche als Arzt in Afrika oder einem mehrmonatigem Reise wurde gewöhnlich nur genehmigt, Studienaufenthalt aus Moskau zurückkam. wenn eine kostendeckende Einladung vorlag. Nach R. Sachsenweger war die Berufung Es ist bekannt, dass man als Reisezehrgeld auf einen Lehrstuhl in der Augenheilkunde zehn DM (!) erhielt, zudem einen gewissen oft mehr ein Resultat einer negativen Aus- Sicherheitsbetrag, der aber unmittelbar nach wahl, nie eine natürlich ideologisch freie Rückkehr wieder bei der Staatsbank der DDR Entscheidung. [17] Um aber den Schein zu eingezahlt werden musste. Wehe, man hatte wahren, wurde in jeder Disziplin ein Nicht- aus irgendwelchen Gründen diesen Sicher- genosse auf einen Lehrstuhl berufen. Für heitsbetrag angerissen. Zu einer solchen Reise wissenschaftliche Arbeiten war der Zugang kam außerdem ein politischer Teil hinzu. Der zur internationalen, sprich West-Literatur Reisebericht Teil A musste innerhalb von drei 71 erschwert. Allerdings wurde in den Disser- Tagen präzise ausgefüllt – welche Kontakte tationen in der Literaturzusammenstellung man mit Ärzten in der BRD hatte oder ob man der Wert auf mindestens fünf sowjetische vielleicht sogar abgeworben werden sollte Arbeiten gelegt. Der Privatbezug von Zeit- oder Geschenke angenommen hatte – und an schriften aus der Bundesrepublik und anderer das Generalsekretariat zurückgeschickt wer- internationaler Journale wurde immer mehr den. Mit dem Teil B über den wissenschaft- gedrosselt, zum Schluss unmöglich gemacht lichen und fachlichen Nutzen konnte man oder Zeitschriften vom Zoll beschlagnahmt. sich Zeit lassen. Durch diesen wissenschaft- Die Folge war eine gewisse Stagnation in der lichen Gedankenaustausch hatten Reisekader Wissenschaft. Zu den Symposien, Tagungen zweifelsohne einen erheblichen Vorsprung im und Kongressen in den 1960ern bis Ende der Wissen ihres Fachgebietes. War aber dieses 1980er Jahre im „Westen“ wunderten sich die mit Technik verbunden, so konnten sie es in Kollegen aus der Bundesrepublik Deutsch- ihren Kliniken kaum anwenden. Der Autor land, dass immer eine kleine Zahl von Augen- konnte 1983 die Einladung zur Tagung der ärzten aus der DDR, immer wieder dieselben, Österreichischen Ophthalmologischen Ge- die auch zu einer Delegation gehörten, teil- sellschaft mit Kostendeckung vorlegen, ihm nehmen durften. Es waren die so genannten wurde aber von höherer Stelle nur lakonisch NSW-Reisekader (NSW = nicht sozialistisches geantwortet: „Haben sie schon einmal von Wirtschaftsgebiet). Im Generalsekretariat den „Träumereien“ von Schumann gehört?“ der medizinisch-wissenschaftlichen Ge- Diese SED-Machenschaften führten unter der sellschaften beim Ministerium für Gesund- Ärzteschaft der DDR und vor allem unter den heitswesen der DDR wurde in einer eigens Hochschullehrern zu einer gewissen Zweitei- eingerichteten Reisestelle in Zusammenarbeit lung. [19] Reisekader wiederum wurden aber mit dem Staatssicherheitsdienst und der SED vom Staatssicherheitsdienst der DDR mit festgelegt, wer einen solchen NSW-Reisepass Argusaugen beobachtet. Durch die gesetz- erhielt. Einen solchen Pass musste dann bei liche Grundlage standen der Partei und dem Genehmigung der Reise der jeweilige Profes- Staatssicherheitsapparat alle möglichen sor oder Dozent in Berlin einen Tag vor der Eingriffe in Angelegenheiten der Hochschu- Ausreise selbst abholen. Danach musste der len und vieler Kliniken zur Verfügung. Immer Reisepass über die Kaderabteilung des Klini- wieder werden Meldungen offenbar, durch kums wieder nach Berlin geschickt werden. die man mit Fassungslosigkeit zur Kenntnis Dienstfahrten mit eigenem Pkw dazu waren nimmt, dass Institutsdirektoren Stasi-In- untersagt. Man musste stets dazu die veral- formanten waren, Parteisekretäre der SED tete und überlastete Deutsche Reichsbahn als bevorzugte Westreisekader galten und Angehörige des Lehrkörpers im Rang von Augenärztinnen ebenfalls in Berlin und in Stasi-Offizieren waren. [18] Damit wird leider Halle ihre mutige Tat der geplanten Repu- eines der dunkelsten Kapitel des abgelösten blikflucht aus der DDR mit Gefängnisstrafen SED-Regimes offenbar. bezahlen mussten. [21] Leider sind ein reich- Man wollte den Kreis der Willigen zur Repu- liches Jahr nach der Maueröffnung die Suizide blikflucht damit klein halten, die Trennung von zwei Chefärzten von Augenkliniken an von der Kirche wurde mitunter vorgeschrie- Schwerpunktkrankenhäusern (Hoyerswerda, ben. Es setzte zum Beispiel die Flucht in den Stralsund) zu beklagen. Es bleibt aber offen, Kulturbund der DDR ein, Zollorgane kon- ob es hier an einer nicht abgeschlossenen trollierten intensiv die private Post aus dem Vergangenheitsbewältigung lag, oder sich westlichen Ausland. Schon frühzeitig muss- für diese Kollegen Gegenwart und Zukunft zu 72 ten in der jeweiligen Kaderabteilung und der düster darstellten. so genannten immer mitgehenden Kaderakte Trotz der großen politischen und wirtschaft- eingetragen werden, welche Verwandte man lichen Schwierigkeiten, die sich auch in der im Westen des deutschen Vaterlandes hatte. Augenheilkunde tagtäglich ergaben, konnte Den ärztlichen Kollegen galt das Hauptau- durch die Kollegialität und Kameradschaft der genmerk der inoffiziellen Mitarbeiter (IM). IM- Augenärzte untereinander vieles kompensiert Ärzte waren wieder schwerpunktmäßig auf werden. ihre Kollegen angesetzt. [24] In dem Bericht von F. Weil geht hervor, dass Ärzte als inof- 2. fizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit die Die Entwicklung der Augenheilkunde in der ärztliche Ethik mit neuem Inhalt ausgefüllt ehemaligen DDR (1949-1990) haben. Anders interpretiert heißt das: DDR-Ju- Im ersten Kapitel wurde zum Teil auf die Ent- risten behaupteten zu Beginn der 1970er Jah- wicklung des Gesundheitswesens in der DDR re, „dass sich im sozialistischen Gesundheits- eingegangen. Diese galt exemplarisch für wesen die Verhältnisse gewandelt hätten und alle Disziplinen in der Medizin. Erst nach dem damit das ärztliche Ethos als Bestandteil der Mauerfall konnten die Augenärztinnen und sozialistischen Moral die Tätigkeit des Arztes Augenärzte feststellen, dass man in Praxen zum Besten der Gesellschaft voll zum Tragen und in Kliniken, vor allem im Einrichtungs- gebracht habe“. [24] Nach Sichtung der Akten standard (Ultraschall- und Biometriegeräte, haben knapp 25 Prozent Auskunft über ihre Argon- und YAG-Laser-Geräte, automatisches Patienten gegeben und verletzten damit die Perimeter, Operationsmikroskope, Mikroin- Schweigepflicht, andersherum wurde die strumentarium, Saugspülgeräte, Phakoma- ärztliche Ethik seitens der Staatssicherheit schinen, Motor-Trepansysteme, Vitrektomi- wie folgt ausgelegt: Unterließ man die Mel- egeräte, Netzhautkameras mit Bildverarbei- dung einer geplanten Republikflucht, drohten tung und Computersysteme) den westlichen diesen Ärzten in der DDR Freiheitsstrafen von Industrie-ländern weit hinterher war. bis zu fünf Jahren, in schweren Fällen bis zu Neben den bestehenden Augenkliniken an zehn Jahren! Der Ruf der ärztlichen Schweige- den sechs DDR-Universitäten Berlin, Greifs- pflicht führte Ärzte in dramatische Konfliktsi- wald, Halle, Jena, Leipzig und Rostock gab es tuationen. ab 1954 auch drei Augenkliniken an den Me- Dem Autor wurde berichtet, dass durch die dizinischen Akademien in Dresden, Erfurt und Tragik der Spaltung Deutschlands, in dem Magdeburg sowie eine Augenabteilung an der einen Falle in Berlin die Teilnahme an einem Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow. Tunnelbau der ganzen Familie Gefängnisstra- Von diesen genannten Kliniken hatten im fen einbrachte und in zwei anderen Fällen Jahre 1985 noch vier Einrichtungen mehr als 100 Betten, elf Einrichtungen hatten zwischen durch die Firmen der Medizintechnik und 51 und 100 Betten für Augenpatienten. Insge- Pharma-Industrie. samt verfügten die stationären Einrichtungen 1985 über 1887 Betten für Augenkranke. Weiterbildung Neben drei städtischen Augenkliniken in Ber- Für die Weiterbildung zum Facharzt für Au- lin gab es noch verteilt auf die 14 Bezirke 22 so- genkrankheiten wurde zwischen dem Assis- genannte Bezirkskrankenhäuser. Heute würde tenzarzt und der Weiterbildungseinrichtung man dafür die Bezeichnung Schwerpunktkran- ein Qualifizierungsvertrag abgeschlossen. kenhaus adäquat einsetzen. Es gab außerdem Am Ende dieser Weiterbildung stand eine noch 31 Augenabteilungen an Kreiskranken- staatliche Prüfung vor einer Prüfungskom- häusern, zum Teil aus kleinen früheren Privat- mission, allerdings nur in einem Gespräch mit kliniken hervorgegangen, die weniger als 30 Frage und Antwort. Praktische Übungen oder 73 Betten aufweisen konnten. Erwähnenswert ist Operationen wurden nicht geprüft. Assistenz- allerdings zuletzt die einzige Privataugenklinik ärzte, die bis zum Jahr 1966 ihre Weiterbil- Dr. Sommer in Zittau. dung begannen, konnten sich schon nach drei Die Chefärzte von 22 Augenkliniken an Be- Jahren zur Prüfung melden, schließlich galt zirkskrankenhäusern, ab 1990 in den fünf neu- die Augenheilkunde als so genanntes kleines en Bundesländern, sowie der drei Augenkli- Fach. Per Gesetz wurde aber im Februar 1967 niken an städtischen Krankenhäusern in Berlin die Ausbildung und staatliche Anerkennung traten bereits Anfang der 1990er Jahre der der Fachärzte (Facharztordnung) neu gere- Vereinigung Deutscher Ophthalmologischer gelt. [2] Neu darin war, dass die Ausbildungs- Chefärzte (DOCH) bei. An den Bezirkskranken- zeit für alle Fachrichtungen von 1967 an fünf häusern waren fünf Chefärzte habilitiert, an Jahre betrug. Das Ziel der Facharztausbildung den städtischen Krankenhäusern in Berlin gab wurde wieder mit einer typischen Suade dar- es drei habilitierte Chefärzte. Im Jahre 1990 gelegt: „Die Gesundheitspolitik von Partei und existierten nur noch 21 Augenabteilungen Regierung in der täglichen Arbeit ist durchzu- an Kreiskrankenhäusern. Die Augenkliniken setzen und die Fähigkeit, Kollektive sozialis- an den Bezirks- und Kreiskrankenhäusern tisch zu leiten, ist zu erwerben.“ [2] standen immer im Windschatten der Uni- Dazu erschienen noch in den Verfügungen versitäts- und Akademie-Augenkliniken. Sie und Mitteilungen des Ministeriums für Ge- wurden durch die sozialistische Planwirt- sundheitswesen im Dezember 1967 genauere schaft schlechter ausgerüstet und unterlagen Erläuterungen zum Ausbildungsstandard zahlreichen Restriktionen. Oft war es so, dass für den Facharzt für Augenkrankheiten, auf sich die Augenkliniken in den Bezirken in alten, sieben Seiten im DIN A4-Format dargelegt. baufälligen Gebäuden, mitunter sogar weitab Dabei wurde auf die Ausbildung auf den vom jeweiligen Klinikum befanden. Der OP- Gebieten Gesellschaftswissenschaft, poli- Saal war gewöhnlich auch baufällig und Ope- tische Ökonomie, Planung und Leitung sowie rationsmikroskope mit koaxialer Beleuchtung sozialistische Menschenführung großer Wert fehlten bis Ende 1989 größtenteils. Es muss gelegt. [22] aber an dieser Stelle bemerkt werden, dass es Die Weiterbildung zum Facharzt vollzog sich nach der politischen Wende in Deutschland zum allergrößten Teil an den Hochschul-Au- in vielen Augenkliniken der ehemaligen DDR genkliniken und an den Augenkliniken der durch die Initiative der Chefärzte, weniger der Bezirkskrankenhäuser. Damals wie heute Krankenhausleitungen, gewaltig voranging. besaßen die Chefärzte mitunter aber nicht die Die Unterstützung kam vor allem auch durch volle Weiterbildungsermächtigung. Kleinere die bundesdeutschen Augenkliniken sowie Häuser durften für drei Jahre weiterbilden, dann erfolgte eine so genannte Delegierung durch persönlichen Wunsch waren in der für mindestens ein Jahr. Der poliklinische Teil Augenheilkunde auf dem Territorium der ehe- der Weiterbildung musste aber in der DDR maligen DDR etwa zwei Drittel Fachärztinnen, mindestens ein Drittel der Zeit betragen. die größtenteils poliklinisch tätig waren. Die Facharztprüfung in der Augenheilkunde Männliche Kollegen konnten zum Teil in den erfolgte bis Mitte der 1970er Jahre an den Kliniken bleiben. Letzte Entscheidungen darü- neun Hochschul-Augenkliniken vor einer Prü- ber fielen aber auf Kreis- und Bezirksebene. fungskommission. Danach wurde durch die Die Hochschulkliniken hatten im sozialisti- zentrale Fachkommission für Augenheilkunde schen Ausland gewöhnlich eine Partneruni- an der Akademie für ärztliche Fortbildung der versität, auch bei den Bezirkskrankenhäusern DDR in Berlin die Facharztprüfung zentrali- bestand eine gewisse Partnerschaft mit 74 siert. Es gab im Frühjahr und im Herbst je- Kliniken in den fünf Volksdemokratien wie weils zwei Termine, die in der DDR-Zeitschrift Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, „Folia Ophthalmologica“ veröffentlicht wur- Bulgarien und mit der Sowjetunion. So erhoff- den; die Einreichung der Unterlagen musste te man sich durch duale Symposien und Aus- spätestens vier Monate vor Prüfungsbeginn tausch von Augenärzten mit Hospitationen über den Bezirksarzt erfolgen. eine gewisse Befruchtung im Fachgebiet zum Die Zulassung für die Facharztprüfung beiderseitigen Nutzen. Nur wenigen Wissen- erfolgte natürlich nur, wenn man auch den schaftlern von den Universitäts- und Akade- entsprechenden Rotlicht-Kurs unter dem mie-Augenkliniken blieb es vorbehalten, in Decknamen „Allgemeine Bildungsanforde- westdeutschen Augenkliniken zu hospitieren. rungen“ absolviert hatte. Dabei handelte So ist auf dieser Basis der Aufbau der Glaskör- es sich im Vergleich zu heute um eine sehr perchirurgie in der DDR Prof. K.-H. Velhagen, umfangreiche ganztägige Facharztprüfung in jetziger Direktor der Charité-Augenklinik, einem Fach. Es gab drei Teile der Prüfung. Jede Campus Virchow-Klinikum, in Berlin sowie Prüfungsgruppe bestand aus drei Prüfern, den beiden Erfurter Professoren H.-P. Brandt außerdem musste der Mentor mit anwe- und W. Müller zu verdanken. send sein. Erst gegen 16.00 Uhr wurden die In seinen Betrachtungen über die Entwick- Ergebnisse bekannt gegeben. Ab 1980 wurden lung der Ophthalmologie in der früheren DDR in dieser Prüfung auch zusätzlich Kenntnisse kommt R. Sachsenweger zu der Feststellung, auf dem Gebiet der Militärmedizin gefordert, dass es überraschend ist, „dass in Bezug auf vor allem ein Wissen bei Schädigungen durch alle politischen Restriktionen bemerkens- konventionelle Waffen, durch Kernwaffen und werte Leistungen realisiert wurden, unter durch chemische Kampfstoffe. Außerdem dem Preis einer großen Mühe und enormer wurde dazu eine umfangreiche weiterführen- Ausdauer“. [17] So hatten DDR-Publikationen de Literatur im Lehrbuch für Militärmedizin aus der Augenheilkunde in Form von Mono- empfohlen. [5] In vielen Ausbildungskliniken graphien und Handbüchern national und war es üblich, dass es in den 1980er Jahren international einen beachtlichen Stellenwert. einen ausführlich ausgearbeiteten Testatplan Sie präsentierten zwar nicht die aktuellen gab, der die Abgabe von sieben Testaten be- Fortschritte im Fach, aber dienten vorwiegend inhaltete. Kurz vor dem Kolloquium war noch als Nachschlagwerke. [17] ein Abschlussgespräch beim jeweiligen Chef- Am bedeutendsten ist wohl das 13-bändige arzt erforderlich. Nach bestandener Prüfung Handbuch „Der Augenarzt“ von Karl Velhagen erhielt der jeweilige Augenarzt einen Arbeits- (Abb. 1). Karl Velhagen jun. (1897-1990) kann vertrag mit allgemein schlechter Bezahlung. man wohl in den ersten zwei Nachkriegsjahr- Durch staatliche Lenkung und weniger oft zehnten als Nestor der Augenheilkunde in der DDR bezeichnen. Er wurde 1897 in Chemnitz nach Leipzig und 1958 wurde er Nachfolger geboren. Sein Vater war in dieser Stadt nieder- von Gasteiger als Direktor der Augenklinik der gelassener Augenarzt mit Belegbetten. Charité in der Ziegelstraße in Ostberlin. Seine Nach dem Medizinstudium in Leipzig, Mün- wissenschaftliche Arbeit ist sehr umfangreich: chen und Freiburg promovierte er 1923 in Hal- Er publizierte an die 300 Arbeiten auf ver- le. Die wissenschaftlichen Stationen in seinem schiedenen Gebieten der klinischen Augen- Leben waren recht bewegt: Von 1924 bis 1929 heilkunde. Für seine Monographie „Sehorgan war er als Assistenzarzt bei Axenfeld in Frei- und Innere Sekretion“ wurde er 1949 mit dem burg tätig, zwischen 1929 und 1937 als Ober- von Graefe-Preis ausgezeichnet. Allgemein arzt bei Clausen in Halle – mit Habilitation bekannt sind seine Tafeln zu Prüfung des 1930. Bereits 1936 wurde er außerordentlicher Farbensinnes, die nunmehr schon in über 30 Professor und übernahm 1937-1938 kurzzeitig Auflagen erschienen sind. Fünf seiner Schüler 75 die Leitung der Kölner Augenklinik. Velhagen in Leipzig und Berlin wurden später Lehrstuh- erhielt 1938 den Ruf auf den Greifswalder linhaber an Hochschulaugenkliniken. [13] Karl Lehrstuhl. Nach dem 2. Weltkrieg praktizierte Velhagen wurde mit Ehren-Doktor-Titeln ge- er zunächst in seiner Heimatstadt Chemnitz ehrt und erhielt 1979 die Fritz-Gietzelt-Medail- und wurde 1947 unter schwierigsten wirt- le des Koordinierungsrates der Medizinisch- schaftlichen Bedingungen Chefarzt der groß- Wissenschaftlichen Gesellschaft der DDR. en Städtischen Augenklinik in Chemnitz. 1950 Von dem Opus magnum „Der Augenarzt“ sind erfolgte seine Berufung auf den Lehrstuhl zwei Bände besonders erwähnenswert. Der neunte Band befasst sich mit der Geschichte der Augenheilkunde. Es ist das Lebenswerk des Zwickauer Augenarztes und Ophthalmo- medizinhistorikers W. Münchow (1923-1986). Eine besondere Hervorhebung verdient auch der Band 11 mit mehr als 800 Seiten: „Normale Entwicklung des menschlichen Auges und Missbildungen des menschlichen Auges“ von den beiden Lehrstuhlinhabern der Augenklinik der Martin-Luther-Universität Halle/Witten- berg, G. Badtke (1910-1967) und M. Tost. Wert- volle Monographien, die auch im Ausland Ver- breitung fanden, stammen aus der Feder des Leipziger Ordinarius R. Sachsenweger (Abb. 2). Zu nennen sind seine Standardwerke: Neu- roophthalmologie, Augenmuskellähmungen, Augenkrankheiten im Kindesalter, Altern und Auge, Notfälle in der Augenheilkunde sowie das bei Studenten sehr beliebte Kompendium (Abb. 1) Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Velhagen, Berlin (Foto aus: Folia Ophthalmol. und Atlas der Augenheilkunde. Die beiden 1987;12:273) letzteren hat er zusammen mit seinem Sohn M. Sachsenweger herausgegeben. Rudolf Sachsenweger erhielt nach Karl Velha- gen den Ruf als Lehrstuhlinhaber der großen Leipziger Augenklinik, welche er von 1958 bis zu seiner Emeritierung 1981 gut 23 Jahre leite- Tabelle 1: Lehrstuhlinhaber der Hochschul-Augenkli- niken in der DDR 1989 bis 1990 te. Medizinstudium und Facharztausbildung erfolgten an der Augenklinik in Halle unter Berlin H. Gliem Badtke. In seiner Amtszeit erlangte die Leip- Dresden E. Marré ziger Augenklinik ein hohes Ansehen. Sach- Erfurt W. Krebs senwegers wissenschaftliches Werk ist enorm Greifswald G. Franke groß. Viele seiner Publikationen befassen sich mit sinnesphysiologischen Studien (Hetero- Halle M. Tost phorie, Stereosehen, Strabismus, Amblyopie, Jena S. Klein 76 Aniseikonie, Gesichtsfeldausfälle, objektive Leipzig P. Lommatzsch Sehschärfenbestimmung, optokinetischer Magdeburg H.-W. Schlote Nystagmus, Verkehrsophthalmologie). Seine Rostock F. Schulze Monographie „Das Auge in Begutachtung und Gesetzgebung“ erreichte zahlreiche Auflagen. [13] 1968 führte er in Leipzig mit großem Er- folg den II. Kongress der Europäischen Strabo- logischen Gesellschaft durch. 1967 erhielt er wissenschaftliche Veröffentlichungen und 50 den von Graefe-Preis der DOG. In seiner Zeit Bücher geschrieben, zum Teil in andere Spra- als Klinikdirektor in Leipzig hat er über 200 chen übersetzt. Er war Mitglied und später auch Ehrenmit- glied zahlreicher internationaler Gesell- schaften. Seinen wissenschaftlichen Höhe- punkt erreicht er wohl, als er 1980 bis 1984 als Nachfolger von J. François (Belgien) für vier Jahre zum Präsidenten der Europäischen Augenärztlichen Gesellschaft (SOE) gewählt wurde. 1996 erhielt er zum 80. Geburtstag die Ehrendoktorwürde der Leipziger Uni- versität, und er feierte am 1. März 2006 im Kreise seiner Familie, Schüler und namhafter Augenärzte in Leipzig recht vital seinen 90. Geburtstag. Sein vornehmes Auftreten als Au- genarzt und Wissenschaftler, seine politische Neutralität und Parteilosigkeit waren dem SED-Regime stets ein Dorn im Auge, und es antwortete mit ständigen Repressalien. So verhinderte man unter anderem die Teil- nahme Prof. Sachsenwegers an der Ratssit- (Abb. 2) Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Sachsen- weger, Leipzig (Foto aus: Folia Ophthalmol. zung der SOE in Paris. [17] 1986;11:1) Außergewöhnliche klinische Forschungsleis- tungen müssen aber auch hier gewürdigt werden: so die Arbeiten von P. Lommatzsch in Berlin und Leipzig zur Strahlentherapie bei intraokularen Tumoren und die breite Anwen- dung der Kryomedizin in der Augenheilkunde von W. Matthäus in Dresden. Einem Randgebiet der Hornhautchirurgie, der Keratoprothetik, ist zu DDR-Zeiten besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Anfäng- lichen Bemühungen von K.-E. Krüger (1918- 1976), Lehrstuhlinhaber in Halle und Pionier der Ophthalmomikrochirurgie in der DDR, wurde durch dessen frühen Tod ein jähes Ende 77 gesetzt. Der Wegbereiter der Keratoprothetik in Deutschland war Dr. G. Sommer (1906-1988) (Abb. 3) im ostsächsischen Zittau. Sommer war einer der bedeutendsten Augenärzte Sachsens im 20. Jahrhundert. Wie bereits erwähnt, leite- (Abb. 3) Dr. Gerd Sommer, Zittau (Foto: privat) te er 54 Jahre die Privataugenklinik Dr. Som- mer, die zuletzt einzige in der DDR. Zugleich war er mehr als 20 Jahre Chefarzt der Augen- wieder auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde abteilung des Kreiskrankenhauses Zittau. Von der Martin-Luther-Universität Halle-Witten- 1970 bis zu seinem Tode 1988 hatte sich seine berg berufen. Klinik zum so genannten Keratoprothetikzent- Es wurde ihm kurz vor seiner Emeritierung die rum in der ehemaligen DDR entwickelt. Er wohl höchste Ehre zuteil, dass er 1995/1996 implantierte über 100 Keratoprothesen nach sogar der DOG als Präsident vorstand, wobei Cardona und zwölf Osteo-Odonto-Keratopro- die Tagung in Mannheim ausgerichtet wurde. thesen nach Strampelli. Auch der Okulopressor F. W. Manfred Tost (Abb. 4) wurde 1930 ge- wurde in seiner Klinik in Zittau entwickelt. Von boren und war ein Schüler der bereits er- Sommer stammen 25 Publikationen, die sich wähnten G. Badtke und K.-E. Krüger in Halle. in seinen letzten Jahren vorwiegend mit der Der Autor verweist zum genaueren Studium Keratoprothetik befassten. Es ist das Verdienst früherer Lehrstuhlinhaber für Augenheilkun- der so genannten Sommer´schen Schule, dass de an diesen neun genannten Hochschulen sechs seiner ehemaligen Mitarbeiter später auf das Nachschlagewerk von Küchle zu den Chefärzte von Augenkliniken wurden. Zwei Augenkliniken deutschsprachiger Hochschu- Mitarbeiter führte er sogar zur Habilitation.[10] len und ihrer Lehrstuhlinhaber im 19. und 20. Tabelle 1 führt die letzten Lehrstuhlinhaber der Jahrhundert. [13] Augenkliniken an den sechs Universitäten und drei Medizinischen Akademien in den Jahren 3. 1989 bis 1990 auf. Die Beziehungen zwischen der Gesellschaft Durch seine große wissenschaftliche Reputa- der Augenärzte der DDR und der DOG tion als Hochschullehrer an der Halle’schen Leider gibt es bis zum gegenwärtigen Zeit- Alma mater wurde Prof. M. Tost, Mitglied punkt keine Chronik über die Gesellschaft der und Senator der Sektion Ophthalmologie Augenärzte der ehemaligen DDR. Der Autor der Deutschen Akademie der Naturforscher dieses Artikels wurde 1985 als Traditionsbe- Leopoldina nach der politischen Wende den auftragter in den Vorstand der Gesellschaft Voraussetzungen entsprechend evaluiert und der Augenärzte kooptiert. Noch in den 1980er Tabelle 2: Augenärzte-Kongresse in der DDR

Jahr Ort Wissenschaftliche Leitung 1949, I. Berlin W. Löhlein 1952, II. Leipzig K. Vehlhagen 1959, III. Dresden F. Müller 1967, IV. Dresden K. Vehlhagen 1968, V. Leipzig* R. Sachsenweger 1969, VI. Rostock G. Pietruschka 78 1970, VII. Magdeburg H.-G. Gießmann 1971, VIII. Halle K.-E. Krüger 1973, IX. Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) K. Emmrich 1976, X. Berlin G. Hager 1977, XI. Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) E. Schmöger 1979, XII. Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) A. Heydenreich 1981, XIII. Berlin H. Gliem 1984, XIV. Dresden E. Marré 1987, XV. Magdeburg H.-G. Gießmann 1990, XVI. Rostock M. Tost, H.-W. Schlote

* zusammen mit 2. Europäischen Strabologischem Kongress

Jahren wurde die Bitte an ihn herangetra- Gesellschaft. Auf Forderung des Ministeriums gen, in einer Dissertation die Chronik der mussten aber in den Statuten die Zusätze Fachgesellschaft zu erstellen. [23, Nachwort] „für die Bezirke“ hinzugefügt werden. [6] In So führte E. Wachsmuth zwischen 1986 bis den ganzen Jahren hatte die Sächsisch-Thü- 1990 diesbezüglich zahlreiche Gespräche ringische, später die Sächsische Gesellschaft und einen umfangreichen Briefwechsel mit allein die höchsten Mitgliederzahlen. H.-G. Gießmann (Magdeburg), den Emeriti G. Nach dem Mauerbau hatte K. Velhagen vom Günther (Greifswald), G. Pietruschka (Rostock) Ministerium für Gesundheitswesen der und Frau E. Schmöger (Erfurt). Nach Aufar- DDR den Auftrag bekommen, zur Pflege des beitung dieses Materials und einer detaillier- wissenschaftlichen Gedankenaustausches ten persönlichen Mitteilung von Prof. H.-G. und der Weiterbildung der Augenärzte eine Gießmann, dem langjährigen Sekretär der Gesellschaft zu gründen. Dazu wurde in der Gesellschaft der Augenärzte, lässt sich nun neu geschaffenen „Deutschen Gesellschaft zur Gründung folgendes darlegen. für Klinische Medizin“ zunächst eine „Sektion Es gab nach dem Vorkriegsstand und altem Ophthalmologie“ eingerichtet. Schon 1962 Ländermuster bis 1967 nur Regionalgesell- übernahm Gießmann nach Vorschlag von K. schaften: Die Mecklenburgische, die Mär- Velhagen die Funktion des Sekretärs dieser kische (Berlin, Brandenburg und später Sach- Sektion. Allerdings wurde die Formierung sen-Anhalt) sowie die Sächsisch-Thüringische der Gesellschaft noch etwas hinausgezögert, getragen von der Hoffnung, dass es noch möglich werden könnte, die Mitarbeit in der DOG aufrechtzuerhalten. Da sich aber laut Giessmann abzeichnete, „dass die politische Entwicklung eher in die Gegenrichtung ging, nahmen wir die Gründung der Gesellschaft in Angriff“. [6] Es sollte auch hier vermerkt wer- den, dass es im Medizinischen Beirat des Mi- nisters für Gesundheitswesen die so genann- 79 te Problemkommission Ophthalmologie gab, welche K. Velhagen leitete. In dieser Kommis- sion waren alle Forschungseinrichtungen ver- treten, das heißt, die neun Augenklinken der Universitäten und Medizinischen Akademien (Abb. 4) Prof. Dr. Manfred Tost, Halle und die Augenklinik Karl-Marx-Stadt (Chem- (Foto: privat) nitz). Die augenärztliche Zielstellung war, so Gießmann, keine Konkurrenzgesellschaft zur DOG zu bilden. So sollte die Gesellschaft der nik der Militärmedizinischen Akademie und Augenärzte der DDR keine eigenständige Ge- der Traditionsbeauftragte. Der Vorsitzende sellschaft, sondern nur eine Dachorganisation war immer der jeweilige Kongresspräsident, für die bestehenden Regionalgesellschaften während der Stellvertreter den folgenden Kon- darstellen und die Tätigkeit der regionalen gress vorzubereiten hatte. Tabelle 2 gibt einen Gesellschaften koordinieren. Es klingt zwar Überblick über die Augenärzte-Kongresse in eigentümlich, aber es gab keine Mitglied- der DDR von 1949 bis 1990, die in unterschied- schaft in der Gesellschaft der Augenärzte der licher Regelmäßigkeit stattfanden. DDR, sondern nur Mitgliedschaften in den Der V. Kongress 1968 in Leipzig war unter der bereits genannten Regionalgesellschaften. wissenschaftlichen Leitung von R. Sachsen- Retrospektiv betrachtet, war die Geburt dieser weger mit dem II. Europäischen Strabologen- so genannten Dachorganisation „Gesellschaft Kongress gekoppelt. der Augenärzte“ recht schwierig und und Die Publikation der Vorträge und Referate zu dauerte lange Jahre. Erst in 1967/68 wurde das den DDR-Augenärzte-Kongressen erschien Statut ausgearbeitet, welches sich sehr stark gewöhnlich in der Wissenschaftlichen Zeit- an das Statut der Deutschen Gesellschaft für schrift der jeweils den Kongress ausrichten- Klinische Medizin anlehnte und dem sozialis- den Universität. tischen Gesundheitswesen in der DDR gleich Eine gewisse Tradition hatten schon die geschaltet wurde. Erst nach dem V. Kongress bilateralen Symposien zusammen mit den 1968 in Leipzig (Tabelle 2) wurde der Vor- Augenärzten der Tschechoslowakei (Tabelle 3) stand gewählt. Weitere Mitglieder waren der Speziell zur Problematik der Hornhauter- Sekretär, der Schatzmeister, ein Vertreter eines krankungen wurden drei internationale Bezirkskrankenhauses und ein poliklinisch Symposien durchgeführt: Saßnitz/Insel Rügen tätiger Augenarzt. Im erweiterten Vorstand zu (1972), Trassenheide/ Insel Usedom (1983) und jährlich zwei Sitzungen gehörten alle Ordina- Masserberg/Thüringen (1988). Einen hohen rien sowie später der Chefarzt der Augenkli- Stellenwert für den ophthalmologischen Wissenstransfer von West nach Ost hatten dem die nationale und internationale Ent- drei Veranstaltungen der Leopoldina in Halle wicklung auf dem Gebiet zu verfolgen war. (1977) und Reinhardsbrunn/Thüringen (1981, Schlussfolgerungen sollten an den Vorstand 1984). Die anfangs erwähnten regionalen weitergeleitet werden. Tabelle 4 stellt in al- Gesellschaften führten alle zwei Jahre auf phabetischer Reihenfolge die Arbeitsgruppen Länderebene (in den jeweiligen Bezirken) ihre der Gesellschaft dar. Tagungen durch. Des Weiteren gab es eine Arbeitsgruppe Sehr bescheiden für alle Augenärzte in der „Intraokularlinsen“ im Arzneimittelinstitut ehemaligen DDR sah es mit Fachzeitschriften Berlin-Weissensee. [6] Bei der Arbeitsgruppe aus (siehe Kapitel 1). Ab 1970 erschienen „Geschichte der Ophthalmologie“ schlug sporadisch die so genannten Mitteilungsblät- allerdings die Ironie des Schicksals zu: Gegrün- 80 ter (ohne Abbildungen) der Gesellschaft. Von det am 9. November 1989 gehörte sie wohl 24 1976 bis 1990 war dann das Publikationsor- Stunden später schon der Geschichte an! gan die „Folia ophthalmologica“: Sie erlebte Bereits in den ersten Monaten des Jahres 1990 aber nur 15 Jahrgänge und erschien mit sechs kam es unter den Augenärzten in der DDR zu Heften pro Jahr. Seitens der Behörden be- einer gewissen Dreiteilung: Die Hochschulleh- stand ein strikter Zwang zur Veröffentlichung rer nahmen Gespräche mit der Vereinigung wissenschaftlicher und klinischer Arbeiten Ophthalmologischer Hochschullehrer (VOL) in dieser Zeitschrift. Weiterhin zugängig für der BRD auf, die Chefärzte der nichtuniversi- augenärztliche Publikationen waren noch tären Augenkliniken mit voller Weiterbildung „Das Deutsche Gesundheitswesen“ und „Me- mit der Vereinigung Deutscher Ophthalmolo- dizin aktuell“. Innerhalb der Gesellschaft der gischer Chefärzte (DOCH) und die niederge- Augenärzte der DDR gab es Arbeitsgemein- lassenen beziehungsweise poliklinisch tätigen schaften und Arbeitsgruppen. Die Mitarbeit Kolleginnen und Kollegen fanden ihren Weg war freiwillig, der Leiter wurde aber jeweils zum Berufsverband der Augenärzte Deutsch- für sechs Jahre gewählt. So gab es für den lands (BVA). Allen voran ging die DOCH, die be- wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch die reits am 19. April 1990 in Cottbus in geheimer Arbeitsgemeinschaft für Neuro-Ophthalmo- Wahl ihren Vorstand wählte. Schließlich löste logie, für Okulomotorik und Störungen des sich die Gesellschaft der Augenärzte der DDR Binokularsehens und die AG für Geschwulst- am 12. September 1990 anlässlich des letzten probleme. Außerdem beschloss der Vorstand Augenärzte-Kongresses in Rostock-Warne- der Gesellschaft über die Bildung und die münde selbst auf: Für die Auflösung wurden Zusammensetzung der Arbeitsgruppen, in 125 Ja-Stimmen abgegeben, außerdem gab es

Tabelle 3: Bilaterale Symposien der Gesellschaften der Augenärzte DDR/CSSR

Jahr Ort Thema 1977 Dresden Ablatio retinae 1979 Zinkovy bei Pilsen Glaukom 1981 Bautzen Makulaerkrankungen 1985 Aussig Hornhaut und Glaskörper 1987 Oberwiesenthal Linse Tabelle 4: Arbeitsgruppen der Gesellschaft der Augen- ärzte 22 Nein-Stimmen und 22 Stimmenthaltungen. Arbeitsmedizin/Arbeitshygiene Natürlich führte auch die Gesellschaft der Augenärzte der DDR Ehrungen durch. Die- Augenoptik se bestanden in einer Ehrenmitgliedschaft, Geräte vorwiegend für ausländische Wissenschaftler, Glaukom/Tonometrie darunter wieder vorwiegend aus den sozialis- Instrumente tischen Ländern. Als eine besondere Auszeich- Kontaktlinsen nung galt die Ehrenmedaille der Gesellschaft der Augenärzte der DDR. Moderne Unterrichtsmethoden 81 Das Material war Bronze, die Medaille hatte Ophthalmo-Genetik/Teratologie einen Durchmesser von 10 cm. Die Anregung Ophthalmopathologie für die Medaille stammt von Prof. M. Tost, den Optik Entwurf schuf U. Bewersdorff (Medailleur) Pharmakologie und Hersteller: Bronzebildgießerei T. Noack, Leipzig. Prognose/Wissenschaft Der Avers der Medaille (Abb. 5) zeigt das Verkehrsophthalmologie Brustbild Albrecht von Graefes nach links. Der Text lautet: „Gesellschaft der Augenärzte der DDR honoris causa Albrecht von Graefe“. Auf dem Revers (Abb. 6) ist Hermann von Helm- schlägt. Deutschmann entwickelte in seinen holtz mit einem Brustbild abgebildet. Der Feinmechanischen Werkstätten nicht nur den Text lautet: „Hermann von Helmholtz“. Sie ist Okulopressor, das erste Vitrektomiegerät der somit die einzige doppelseitige Porträtme- DDR, später das doppelt geführte Vakuum- daille in der Augenheilkunde. Der letzte Träger Motor-Trepansystem ASMOTOM, sondern er dieser Ehrenmedaille war nach einstimmigem fertigte neben vielen Mikroinstrumenten auch Vorstandsbeschluss der Zittauer Feinmecha- mit hoher Präzision die Keratoprothesen an. nikermeister Siegfried Deutschmann, dessen Die regionalen Gesellschaften sollten für Wis- Herz noch heute für die Augenheilkunde senschaft und Ausbildung weiter bestehen

(Abb. 5) Ehrenmedaille der Gesellschaft der Augen- (Abb. 6) Ehrenmedaille der Gesellschaft der Augen- ärzte der DDR. Avers: Albrecht von Graefe (Foto: S. ärzte der DDR. Revers: Hermann von Helmholtz (Foto: Deutschmann, Zittau) S. Deutschmann, Zittau) bleiben. Für die Probleme des Überganges 1991. [8] Es waren insbesondere K. Velhagen wurde eine aus sechs Kollegen bestehende (Berlin) und R. Sachsenweger (Leipzig), die Akademie der Augenärzte gewählt. Es waren in den 1960er Jahren nie den Kontakt zur dies seitens der Hochschullehrer: M. Tost (Hal- DOG abreißen ließen, beide taten das dann le) und H.-W. Schlote (Magdeburg), seitens auch weiterhin als Emeriti. Die Eskalation des der DOCH M. Jähne (Aue) und R. Hentsch DDR-Regimes ging sogar so weit, dass die (Cottbus) sowie seitens des BVA W. Groeschel Behörden – vertreten durch Stasi-Mitarbeiter (Pirna) und U. Meinel (Berlin). Diese Akademie – Prof. Sachsenweger, als er im Jahre 1967 der Augenärzte kam aber nie zur praktischen den von Graefe-Preis der Deutschen Oph- Umsetzung. thalmologischen Gesellschaft erhielt, diesen Gefragt nach den Beziehungen zwischen der zu erpressen versuchten: Er sollte den Preis 82 Gesellschaft der Augenärzte der DDR und der zurückgeben. Allein die Tatsache, dass R. Sach- DOG kann man sagen, dass diese bis zum Jah- senweger damals Präsident der Gesellschaft re 1960 etwa normal waren. Unter den älteren der Augenärzte der DDR war, verhinderte Berufskollegen auf dem Territorium der DDR dieses ungeheure Ansinnen. [17] gab es zahlreiche Mitgliedschaften der DOG. Zu den alljährlichen Kongressen der DOG Durch die verschiedenen Staaten mit unter- durften laut W. Jaeger aus der DDR nur drei schiedlichen Währungen war ein finanzieller bis vier Delegierte reisen, die dem NSW-Rei- Jahresbeitrag der Kollegen aus der DDR nicht sekader angehören mussten. [8] Die DOG erforderlich. Die ostdeutschen DOG-Mit- hatte zwar immer Kollegen eingeladen, die glieder waren aber für die Zusendung der fachlich zum Hauptthema des Kongresses Kongress- und Symposiumsberichte immer etwas beizutragen hatten. Diese von der DOG sehr dankbar. Das änderte sich alles nach vorgeschlagenen Kollegen wurden aber dann dem Mauerbau am 13. August 1961. Ostdeut- meist nicht ausgewählt, sondern stattdes- sche Augenärzte wurden zur Abmeldung des sen Mitglieder des Reisekaders geschickt. W. Abonnements westlicher wissenschaftlicher Jaeger: „Wir haben dagegen immer wieder Zeitschriften gezwungen. protestiert, aber nur in ganz seltenen Fällen Klinikdirektoren befahl man ab 1962, ihre exis- Erfolg gehabt.“ [8] tierenden Mitgliedschaften, in diesem Falle W. Jaeger nannte seine Ausführungen in die der DOG, aufzukündigen. [17] Die staatli- einem ausführlichen Brief an die Doktorandin che Repugnanz ging soweit, dass man seine im Jahr 1991 „atmosphärische“ Informationen. Mitgliedschaft beim Schriftführer der DOG, In seiner Eröffnungsansprache als Vorsitzen- W. Jaeger (1917-1995) in Heidelberg, abmelden der der DOG anlässlich der 83. Tagung im musste. Die Kopie dieses Schreibens war an September 1985 in Heidelberg, gekoppelt mit den jeweiligen Bezirksarzt zu schicken. Als der dem 600. Jubiläum der Heidelberger Univer- Autor dieses Beitrages im Jahre 1970 unter sität, betonte er nochmals, dass für diese Zu- Berufung auf zwei Bürgen der DOG beitre- sammenkunft geladenen Referenten aus der ten wollte, wurde das in Berlin fast als ein DDR die Teilnahme versagt wurde. Nach 1961 staatsfeindlicher Akt gewertet. „Einige ließen „ist das bescheidene Pflänzchen der Hoffnung uns sogar wissen, dass sie von dem erwähnten jedoch schnell verwelkt“. [7] Brief nur den Durchschlag an den Bezirksarzt Es ist aber das Verdienst von W. Jaeger und H. geschickt hatten. Nicht dagegen das Original Gliem (Berlin, Charité), dass in der ersten Hälf- an uns, und dass sie bitten, weiterhin als Mit- te des Jahres 1987 42 große Eisenbahncon- glied geführt zu werden. Wir haben in diesen tainer mit Kongressberichten und solche über Fällen dem geäußerten Wunsch entsprochen“, Symposien an die ostdeutschen Kliniken und so Jaeger in einer persönlichen Mitteilung Kollegen verteilt werden konnten. Es ist im Nachhinein den westdeutschen DOG-Mitglie- Nachwort dern zu danken, die durch ihre Bereitschaft Der Autor bedankt sich beim Präsidium der über Jahre hindurch mit ihren Mitgliedsbei- DOG für die ehrenvolle Aufgabe der Ge- trägen den Druck der Berichte auch für den schichtsschreibung der Augenärzte unserer Osten des deutschen Vaterlandes ermöglich- Gesellschaft in einer gewiss schwierigen Zeit. ten. Für W. Jaeger, selbst langjähriger Ordina- Eigentlich bin ich nun richtig erleichtert, dass rius in Heidelberg und Schriftführer der DOG ich vieles niederschreiben konnte, was bis – 1959 bis 1986 – war diese Abgrenzung eine jetzt wenig bekannt war, vor allen Dingen die bittere Konsequenz. Nach eigenen Angaben Augenheilkunde hinter dem „Eisernen Vor- hat er aber fast alle Ophthalmologen-Kon- hang“ von 1949 bis 1989 betrachtend. Mit der gresse in der DDR besucht [8], obwohl seitens Bezeichnung der Akte der Staatssicherheit ha- des DDR-Regimes für westdeutsche Kollegen ben sich die Stasi-Mitarbeiter bei M. J. sogar 83 eine Teilnahme bei so genannten „internatio- etwas einfallen lassen. Die Stasi-Akte nannte nalen“ Kongressen in der DDR zugelassen war. sich „Pupille“. M. J. konnte nachlesen, dass Eine willkommene Möglichkeit für persön- er durch inoffizielle Mitarbeiter (IM) in Aue liche Kontakte (die nicht erwünscht waren) durch einen Kraftfahrer, einen Verwaltungs- und wissenschaftlichen Gedankenaustausch leiter und einen Kollegen im Klinikbereich, waren die Veranstaltungen der Leopoldina. der sogar mit im Ärztehaus wohnte, täglich Da die regionalen augenärztlichen Gesell- bespitzelt wurde. schaften zum Teil ihren früheren Länderna- Danken möchte ich meiner früheren Mitar- men trugen, wie die „Sächsische Augenärzt- beiterin, Frau Dipl.-Med. Elke Wachsmuth, liche Gesellschaft“, war dieser Name allein ein jetzt niedergelassene Augenärztin in Schwar- Lockmittel für Wissenschaftler aus dem west- zenberg/Erzgebirge, die als Doktorandin lichen Teil des deutschen Vaterlandes nach sehr viel Material zusammengetragen hat. Sachsen oder nach Thüringen zu Tagungen Wegen der Geburt ihres dritten Sohnes und zu kommen, um persistierende Erinnerungen der politischen Wende in Deutschland kam aufzufrischen. die Chronik der Gesellschaft der Augenärzte Zum Schluss sollte noch eine Episode von der der DDR als Dissertation leider nicht zum Jahresversammlung der DOG aus dem Jahr Abschluss. Danken möchte ich aber auch den 1988 erwähnt werden. G. O. H. Naumann (Er- Augenärzten, die mich zu diesem Beitrag er- langen) und O. E. Lund (München) stellten den munterten und in persönlichen Mitteilungen Antrag, die Satzung der DOG so zu ändern, manche Lücke schließen halfen. dass sowohl von der DDR als auch von Öster- Ein besonders inniger Dank gilt meiner Frau reich je zwei Mitglieder in den Vorstand ge- Sabine, die mich in nunmehr 40-jähriger wählt werden sollten. Diese Anstrengung galt klinischer Tätigkeit, in wissenschaftlichen und der Verbindung zu den Kollegen in der DDR medizinhistorischen Belangen immer unter- und der Einbeziehung der österreichischen stützt hat. In der Familienchronik meiner Frau Kollegen und sollte den traditionellen inter- kann man nachlesen: „Am 11. Juli 1860 reiste nationalen Charakter der DOG betonen. [16] meine Frau mit unserer ältesten Tochter Karoline Zum Schluss zitiert der Autor nochmals Prof. Wilm, welche seit Jahren schwer an den Augen Naumann in einem Schreiben aus dem Jahr litt, nach Berlin, um sie zu Herrn Dr. von Graefe 2006: „Der Antrag wurde damals abgelehnt. in Behandlung zu bringen“. Es handelt sich um Gott sei Dank hat sich das Thema 1989 auf er- eine Ururgroßtante meiner Frau in Hamburg. freuliche Weise gelöst und der Alptraum des Diese Passage hat mich immer wieder beflü- Sowjetimperiums ist ausgestanden.“ [16] gelt, ließ mich an Albrecht von Graefe denken und eigene Repressalien überwinden. Für die Durchsicht des Manuskriptes danke Literatur ich vielmals den Herren Kollegen MR Dr. med. 1) habil. Wolfram Kühl, früherer Chefarzt der Au- Bruns, G: Politischer Widerstand an den Medizi- genklinik des Bezirkskrankenhauses Schwedt/ nischen Fakultäten der DDR bis 1961. In: Zeitzeugen Oder, Prof. (em.) Dr. med. Dr. med. h.c. Rudolf berichten. Wie die DDR die Universitäten unter- Sachsenweger, Leipzig, und Prof. (em.) Dr. med. drückte. Deutscher Hochschulverband 1999;67:49- Manfred Tost, Halle. 79 2) Gesetzblatt der DDR. 1967, Teil II Nr.14 vom MR PD Dr. med. habil Manfred Jähne FEBO 16.2.1967: Facharztordnung/Fachzahnarztordnung. Seminarstr. 22e 83-90 84 08289 Schneeberg 3) Gesetzblatt der DDR. 1968, Teil II Nr. 127 vom 13.12.1968: Hochschullehrerberufungsverordnung 997-1004 4) Gesetzblatt der DDR. 1969, Teil II Nr. 14 vom 19.2.1969: Anordnung zur Verleihung der akade- mischen Grade: Diplomordnung – Promotionsord- nung A – Promotionsordnung B, 105-112 5) Gestewitz R u. Steiner ER (Hrsg): Militärmedizin. Hochschullehrbuch f. Studenten d. Medizin und Stomatologie. 2. Aufl. Militärverlag der DDR, Berlin, 1981 6) Gießmann, H-G: Persönliche Mitteilung 2006 7) Jaeger, W: Eröffnungsansprache des Vorsitzenden der DOG zur 83. Tagung, Heidelberg 1985. Fortschr Ophthalmol 1986;83:6-11 8) Jaeger, W: Persönliche Mitteilung 1991 (Brief an Wachsmuth E [23]) 9) Jähne, M: 10 Jahre nach dem Fall der Mauer: Wie man sich fühlt. Der Augenarzt 1999;6:337-339 10) Jähne, M: Dr. Gerd Sommer (1906-1988), Zittau: Wegbereiter der Keratoprothetik in Deutschland – Zum 100. Geburtstag. Klin Monatsbl Augenheilkd 2006;223(Suppl 9):1 11) 21) Koordinierungsrat der Med.-Wiss. Gesellschaften Velhagen K-H: Persönliche Mitteilung 2006 der DDR: Aufgaben auf dem Gebiet der Traditions- 22) pflege in den Jahren 1985-1990. Ministerium f. Ges. Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums wes. der DDR, 9.4.1985 f. Ges. wes.: Ausbildungs- und Prüfungsstandard 12) für Facharzt für Augenkrankheiten. Berlin 5.12.1967, Koordinierungsrat der Med.-Wiss. Gesellschaften Nr. 23 der DDR: Methodische Hinweise zur Erarbeitung 23) von Chroniken der Med.-Wiss. Gesellschaften der Wachsmuth, E: Recherchen 1986-1991 DDR. Ministerium f. Ges.wes. der DDR, 31.3.1987 24) 13) Weil F: Ärztliche Ethik mit neuem Inhalt gefüllt. Küchle, HJ: Augenkliniken deutschsprachiger Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicher- 85 Hochschulen und ihre Lehrstuhlinhaber im 19. und heit. Deutsches Ärzteblatt 2006;103(23):1361-1364 20. Jahrhundert. Biermann Verlag, Köln, 2005. 75 ff., 119 ff., 200 ff. 14) Matthes T, Rohland L, Spaar H: Die medizinisch-wis- senschaftlichen Gesellschaften der DDR. Teil I und II. Verlag Volk und Gesundheit, Berlin, 1981 15) Möller, DE: Persönliche Mitteilung 2006 16) Naumann, GOH: Persönliche Mitteilung 2006 17) Sachsenweger R: The development of Oph- thalmology in the former German Democratic Republic after 1945. Documenta Ophthalmologica 1992;81:153-161 18) Schoenemann J: Verzweifelte Opportunisten, arrogante Karrieristen. Die III. Hochschulreform in der DDR von 1968/69 und ihre Folgen. Frankf. Allg. Zeitung, 3.1.1991, Nr. 2, S. 5 19) Schoenemann J ( Hrsg.): Chronik der Gesellschaft für Gastroenterologie der DDR. Medizin aktuell 1 (2004). Thieme, Stuttgart, 2004 20) Statut der Gesellschaft der Augenärzte der DDR in der Gesellschaft für Klinische Medizin der DDR. Berlin 1979 86 Martin Reim

Die Geschichte 87 der DOG in Westdeutschland von 1945 – 1990 88 Martin Reim

Die Geschichte der DOG in Westdeutschland von 1945-1990

Einführung Charakterisierung einzelner Persönlichkeiten 89 Dieser Bericht über die Deutsche Ophthal- erfolgte, weil jede Geschichte, auch diejenige mologische Gesellschaft (DOG) in den Jahren einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft, nach dem zweiten Weltkrieg beruht zum von Menschen gelebt und getragen wird. großen Teil auf dem Studium der Tagungsbe- In der DOG wurden überdies die jährlichen richte der DOG [1,2,3,4] und anderer Publi- Kongresse sehr stark von den jeweils ein kationen aus dieser Zeit, auf der Lektüre der Jahr lang amtierenden Vorsitzenden geprägt Lebenserinnerungen großer Ophthalmologen, – sie werden in der DOG vielfach liebevoll als [5,6] und bereits vorhandener Werke über die Präsidenten bezeichnet. Deshalb enthalten Geschichte der DOG [7] und Universitätsau- die Eröffnungsreden in der Regel Stellungnah- genkliniken. [8,9] Diese Dokumente wurden men zu aktuellen Ereignissen oder Problemen. sehr lebendig durch Erinnerungen des Autors Damit vermitteln diese Ansprachen einen an eigene Erlebnisse als Augenarzt in der guten Eindruck von der damals gegenwär- DOG seit 1961 und an viele persönliche Ge- tigen Geschichte. Am Anfang der Eröffnungs- spräche mit älteren Kollegen, die Zeitzeugen ansprachen befinden sich die Namen und der frühen Nachkriegsjahre sind und waren. kurze Angaben über die Lebensleistungen Durch das persönliche Erleben mögen man- verstorbener prominenter DOG-Mitglieder. che Abschnitte subjektiv gefärbt sein. Aber Auch wurden die gewählten Ehrenmitglieder es wurde ausdauernd versucht, objektiv die kurz charakterisiert. Fakten, Ereignisse und geistigen Strömungen dieser Gesellschaft wiederzugeben, in der so Der Neuanfang nach dem Krieg viele eindrucksvolle Persönlichkeiten auftra- Man muss sich vorstellen, dass 1945 viele ten und wissenschaftsgeschichtlich bedeu- Städte und auch ländliche Gebiete in tende Entdeckungen und Entwicklungen Deutschland zerstört waren. Die Verkehrs- berichtet wurden. wege und Nachrichtenverbindungen waren Die Vereinsgeschichte der DOG wurde aus zum großen Teil unterbrochen und konnten den Protokollen der jährlichen Mitgliederver- nach dem Ende der Kampfhandlungen von sammlungen chronologisch zusammenge- Privatpersonen lange Zeit gar nicht oder nur stellt. Dabei erhielten die Mitgliederzahlen unter besonderen Bedingungen benutzt eine zusammenhängende Tabelle. Auch den werden. Viele Kliniksgebäude – natürlich auch Kassenberichten wurde ein eigener Abschnitt Augenkliniken – waren so schwer beschä- zugewiesen. In einem zweiten Teil wurden digt, dass die Krankenversorgung häufig in wissenschaftliche Inhalte der einzelnen Notquartieren erfolgte. Medizinische Güter Tagungen zusammengetragen, die we- kamen vielfach aus alten Lagerbeständen. sentlich oder berichtenswert schienen. Die Aber die Ärzte, die nach und nach wieder ihren zivilen Beruf aufnahmen, waren erfin- derisch. Und aus ihren Erzählungen über die unmittelbare Nachkriegszeit erfährt man mit Erstaunen, wie erfinderisch man damals war, um Kliniken und Praxen wieder zu eröffnen. Die Nachfrage nach ärztlichen Dienstleistun- gen war auch in dieser Zeit groß. Aus heutiger Sicht erkennt man, dass solche Leistungen nur möglich waren, weil diese Ärztegenerati- on gut ausgebildet war und über ein großes Wissen verfügte, nicht nur in praktischen 90 ärztlichen Tätigkeiten, die während der Kriegs- zeit überwogen, sondern auch – wie man in den Kongressberichten erfahren kann – in den wissenschaftlichen Grundlagen der Augen- heilkunde. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft hat in ihren wissenschaftlichen Berichten, die ja bis zur 78. Tagung 1980 jedes Mal als Buch erschienen sind, im Anschluss an die Protokolle über die Jahresversammlungen eine vollstän- dige Liste aller Mitglieder abgedruckt. Damit standen den Augenärzten, die aus dem Krieg zurückgekehrt und Mitglied der DOG waren, die Namen und Adressen vieler Augenärzte zur Verfügung. So war es verständlich, dass man für die Wiederaufnahme der wissenschaft- lichen Tagungen breit gestreut an viele Augen- ärzte die Einladungen versenden konnte. Die großen Augenkliniken an den Universitäten und in manchen Städten konnten 1945 viele ihrer Strukturen über den Zusammenbruch hinwegretten, weil sie auch als Kriegslazarette für Augenverletzte gefördert und geschützt waren. Damals wie heute fand ein großer Teil der Facharztausbildung und der wissenschaft- lichen Forschung in diesen Häusern statt. So fanden sich dort nach dem Krieg alte und junge Ärzte zusammen, die unter primitivsten Bedingungen, aber auf hohem Niveau Keim- zellen für den Wiederaufbau bildeten. Die Hei- delberger Universitätsaugenklinik war sogar unversehrt geblieben. Da ihr Direktor zugleich Schriftführer der DOG war, konnte er 1948 nach einer Pause von acht Jahren wieder zu einer Tagung am traditionellen Ort einladen. Personen, Strukturen und Entwicklung Der bisherige Vorsitzende Löhlein wurde am der Deutschen Ophthalmologischen Gesell- Ende der Tagung von Wesseley abgelöst. schaft (DOG) – Vereinschronik Dann begann die Verbandsarbeit: Die Seh- schwachenschulen sollten wieder eröffnet werden. Man beschloss, die Publikation der Monographien der DOG wieder aufzunehmen und entschied, wie im Medizinstudium das Fach Ophthalmologie unterrichtet werden 54. Zusammenkunft sollte: Als Pflichtveranstaltungen sollten die vom 23.-25.8.1948 in Heidelberg Vorlesung „Augenklinik“ mit drei Wochen- Die Wiedergründung der DOG 1948 stunden über zwei Semester und ein zwei- stündiger Augenspiegelkurs ein Semester 91 belegt werden. Daneben konnten wie bisher Es war die 54. Tagung seit der Gründung der freiwillige augenheilkundliche Spezialvorle- DOG 1857. Sie fand vom 23. bis 25. August 1948 sungen stattfinden z. B. über pathologische in der Aula der Alten Universität in Heidel- Anatomie, über Augenerkrankungen bei All- berg statt. Seit der letzten Tagung von 5. bis 7. gemeinleiden und spezielle wissenschaftliche August 1940 in Dresden waren acht Jahre ver- augenheilkundliche Themen. gangen. Durch die Kriegsereignisse waren die Weiter wurde berichtet, dass 1950 wieder ein jeweils für 1941, 1942 und 1944 vorgesehenen Internationaler Ophthalmologie-Kongress Zusammenkünfte nicht zustande gekommen. einberufen werden sollte. Als Kongressspra- Am Tag vor der Eröffnung musste die „Deut- chen waren Englisch, Französisch, Spanisch sche Ophthalmologische Gesellschaft und Deutsch vorgesehen. Heidelberg“, die 1945 wie alle Vereine von der Bei der 54. Tagung der DOG 1948 waren 346 Besatzungsmacht aufgelöst worden waren, Mitglieder anwesend. 120 Mitglieder waren wiedergegründet werden. Man übernahm seit 1940 verstorben, zwölf waren freiwillig die alte Satzung vom 15.9.1903, entfernte aber ausgetreten. 328 neue Mitglieder wurden auf- den von den Nationalsozialisten eingesetz- genommen! Die Gesamtzahl der Mitglieder ten Satz im § 3, mit dem auch in der DOG am betrug dann 945. 7.8.1934 das Führerprinzip hatte eingeführt In seiner Eröffnungsrede betonte der Vorsit- werden müssen. zende Bruno Robert W. Löhlein, dass in der In der Mitgliederversammlung am 24.8.1948 ganzen zurückliegenden Zeit kein Mitglied wurde die aktualisierte Satzung bestätigt und aus politischen, rassischen oder nationalen ein neuer Vorstand gewählt. Die bisherigen Gründen aus der DOG ausgeschlossen wurde. Mitglieder waren die Professoren Aber damals wusste jeder, dass viele jüdische E. Engelking, Universitätsaugenklinik Heidel- und politisch unbequeme Mitglieder ab 1933 berg, von den Nationalsozialisten und ihren Or- K. Vom Hofe, Universitätsaugenklinik Köln, ganisationen so lange bedrängt wurden, bis K. D. Lindner, II. Universitätsaugenklinik Wien, sie freiwillig ihren Austritt aus den politisch W. Löhlein, Universitätsaugenklinik Berlin, „gleichgeschalteten“ Fachgesellschaften W. Stock, Universitätsaugenklinik Tübingen. erklärten. So sind 1940 laut Protokoll 75 Sie wurden wiedergewählt. Hinzu kamen Mitglieder freiwillig ausgetreten. Ihre Namen W. Comberg, Universitätsaugenklinik Rostock, wurden nicht genannt. Aber es gibt einzelne K. Wessely, Universitätsaugenklinik München Schicksale von DOG-Mitgliedern, die zeigen und O. Wiedersheim, Sulzbach/Saar, Knapp- wie sich die Willkür der ideologischen Dik- schaftskrankenhaus. tatur auswirkte, welche Wege die Kollegen gegangen sind und wo sie wieder gefunden de durch die Deutschen von 1940-1945. Die wurden. Medizinische Fakultät der Universität Leipzig versuchte von 1947 bis 1949, Fischer als Leiter Max Goldschmidt und F. P. Fischer in Leipzig ihrer Augenklinik zu berufen. Die Verhand- – Zwei begabte Augenärzte und Wissen- lungen stockten, weil es schwierig war, ein schaftler wurden von den Nationalsozialisten Visum für die Reise nach Leipzig zu erhalten. (Nazis) entlassen. Fischer starb 1949 in Utrecht ehe die Verhand- H. J. Küchle beschreibt [9], dass Privatdozent lungen zu Ende geführt waren. Die Kollegen Dr. F. P. Fischer und Prof. Dr. med. Max Gold- in Utrecht haben F. P. Fischer in ihrer Klinik mit schmidt Oberärzte der Universitätsaugenkli- einem Relief ein Denkmal gesetzt und ihm nik in Leipzig waren und 1933 von den Nati- und seiner Frau, Dr. med. H. Fischer von Bünau, 92 onalsozialisten aus ihren Ämtern gedrängt in der Festschrift zum 125-jährigen Bestehen wurden. Im Protokoll der Mitgliederversamm- des Ooglijdergasthuis Utrecht (1985) ein aus- lung der DOG von 1938 wurde der freiwillige führliches Kapitel gewidmet. [11] Austritt von Prof. Max Goldschmidt unter 57 anderen mitgeteilt. Max Goldschmidt ging Die folgende Geschichte zeigt, dass auch nie- 1937 in die Schweiz. In der Geschichte der dergelassene Augenärzte unter der Politik der „Augenheilkunde in Leipzig“ [10] kann man Nationalsozialisten litten. Einzelheiten nachlesen, wie erniedrigend diese beiden hervorragenden Augenärzte, Dr. Reinhold Alkan, Coburg, verließ seine Hochschullehrer und Wissenschaftler von den Praxis wegen der Nationalsozialisten in der Nazis behandelt wurden. Stadt. F. P. Fischer emigrierte in die Niederlande. Sein Dr. med. Franz Dahmann war ehemaliger Name erscheint bis 1938 in der Mitgliederliste Assistent der Heidelberger Augenklinik und der DOG. Sein Austritt wurde im Protokoll der DOG-Mitglied. Er betrieb ab 1925 eine Praxis Mitgliederversammlung aber nicht mitgeteilt. in Emmerich/Rhein. Zweimal in der Woche F. P. Fischer, geb. 1896 in Dux, Böhmen, führte hielt er Sprechstunden jenseits der Grenze in ab 1923 im Physiologischen Institut der Deut- Holland. 1933 wurde die Grenze geschlossen schen Universität in Prag bei Prof. Armin von und ihm die Praxis im Ausland untersagt. Tschermak-Seysenegg sinnesphysiologische Außerdem konnte er seine operierten Pati- Forschungsarbeiten aus, besonders über den enten in dem kleinen Belegkrankenhaus nicht Raumsinn. Von Tschermak hat F. P. Fischers gut unterbringen. So entschloss er sich 1934 Arbeiten über den Horopter in das Handbuch umzuziehen und übernahm aufgrund eines der normalen und pathologischen Physiologie Zeitungsinserats die private Augenklinik in aufgenommen. In dieser Zeit beschäftigte Coburg vom Augenarzt Dr. Reinhold Alkan, sich Fischer auch intensiv mit der physiolo- einem DOG-Mitglied und Juden, der 1934 laut gischen Chemie der Augen. Dann erst begann Protokoll der Mitgliederversammlung freiwil- er seine Laufbahn in der Augenklinik der lig aus der DOG austrat. Dieser sagte seinem Universität Leipzig unter Prof. Dr. med. Ernst Nachfolger, es hätte nur Zweck in Coburg eine Hertel. Dort habilitierte er sich und wurde Praxis zu betreiben, wenn man in die NSDAP Oberarzt. 1933 wurde er von den Nationalso- eintrete. Als Dr. Dahmann 1938 das Haus, zialisten entlassen, weil er Jude war. Prof. Dr. die Einrichtung der Praxis und die Privatkli- med. H. J. M. Weve, DOG-Mitglied und Direktor nik kaufte, musste er laut Notarvertrag die der Augenklinik der Universität Utrecht, nahm Kaufsumme an das für Dr. Alkan zuständige ihn 1934 in seine Klinik auf und schützte ihn Finanzamt nach Berlin als Sicherheit für die auch während der Besetzung der Niederlan- Reichsfluchtsteuer des Verkäufers überwei- sen. Dr. Alkan ist von Berlin nach England 55. Zusammenkunft der DOG emigriert und zwischenzeitlich gestorben. vom 26.-29.9.1949 in Heidelberg 1945 wurde die Familie des Dr. Dahmann in Coburg auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung enteignet und ihr Vermögen Die Tagung fand wieder in der alten Aula der unter treuhänderische Verwaltung gestellt. Heidelberger Universität statt. Nach Jahren stimmten die Nachkommen von Der Schriftführer, Prof. E. Engelking, Heidel- Dr. Alkan einer neuen Vermietung zu. Die Ver- berg, bat die Geschäftsordnung der wissen- handlungen für den Wiederkauf des Hauses schaftlichen Sitzungen zu beachten und, wie dauerten bis 1958. eh und je, die Redezeit einzuhalten, Manu- skripte pünktlich abzugeben, und teilte mit: „Es widerspricht dem Herkommen der Gesell- 93 schaft, Vorträge zu halten, deren Inhalt bereits veröffentlicht ist“. Neben dem Vortragssaal war ein Schreibzimmer eingerichtet, in dem die Diskussionsbemerkungen diktiert werden konnten. Dann wurde der von Graefe-Preis zuerkannt. „Da das Vermögen der Stiftung durch die Währungsreform zerstört ist, werden es in diesem Jahre reine Ehrenpreise sein.“ Der Preis wurde jeweils geteilt. Für die Jahre 1935-1939 erhielt Dr. Heinrich Harms, Oberarzt der Universitätsaugenklinik Berlin, den Preis für seine Arbeiten über die Bildhemmung beim alternierenden Schielen. Dr. Paul, Augenarzt in Lüneburg wurde geehrt für seine Berechnungen der Achsenlänge emmetroper Augen aus dem Hornhautradius, der Vorderkammertiefe und dem Brechungs- koeffizienten der Linse. Diese Werte halfen bei der Lokalisation von Netzhautlöchern auf der Sklera für die Diathermieoperationen. Für 1940-1948 ging der von Graefe-Preis an Dozent Dr. Paul Cibis, Heidelberg für seine Arbeiten über die Lokaladaptation. Als Zweiter bekam Prof. Dr. K. Velhagen, Chemnitz, die Ehrung für seine Untersuchungen über das Sehorgan und die innere Sekretion. Die Mitgliederversammlung 1949 beschäf- tigte sich damals wie heute mit der Weiterbil- dung zum Facharzt und mit den Ansprüchen der Optiker, selbständig zu refraktionieren. Der Vorstand der DOG bestand 1949 aus fol- genden Mitgliedern: H. Arruga, Barcelona, 3 Pas Mendez Vigo W. Comberg, Universitätsaugenklinik Rostock 56. Zusammenkunft der DOG E. Engelking, Universitätsaugenklinik Heidel- vom 18.-20.9.1950 in München berg (Schriftführer) K. vom Hofe, Universitätsaugenklinik Köln K. Lindner, Universitätsaugenklinik Wien Die DOG hat zum 100. Jubiläum des Augen- W. Löhlein, Berlin (Stellvertreter des Vorsitzen- spiegels einen wunderschönen Faksimile- den) druck der Originalpublikation des ersten Au- W. Stock, Universitätsaugenklinik Tübingen genspiegels von Helmholtz herausgebracht. K. Wessely, Universitätsaugenklinik München Bei der Mitgliederversammlung 1950 waren (Vorsitzender) 294 Mitglieder anwesend! Man beschäftigte O. Wiedersheim, Sulzbach/Saar, Knappschafts- sich mit dem Unterricht in Sehschwachen- 94 krankenhaus schulen, die man wegen der verschiedenen Anforderungen an die Unterrichtsmethoden von den Blindenschulen trennen wollte. In Essen und Hamburg gab es so genannte Sehschonungsklassen, in Berlin und Stutt- gart hatten die Sehschwachenschulen bereits wieder ihren Betrieb aufgenommen. Wessely berichtete über seine Teilnahme am Internationalen Ophthalmologie-Kongress in London. Der Schriftführer Engelking teilte mit, dass die DOG auf dem Internationalen Kon- gress 1500 Exemplare der beim J. F. Bergmann Verlag erschienenen „Dokumente zur Erfin- dung des Augenspiegels durch H. von Helm- holtz 1850“ und 2000 Adressenverzeichnisse der deutschen Augenärzte kostenlos verteilt hatte. Schließlich übermittelte er den Mitgliedern die Einladung zum Panamerikanischen Oph- thalmologen-Kongress vom 6. bis 12. Januar 1952 nach Mexiko Stadt. 57. Zusammenkunft der DOG merkarten bis spätestens 12 Uhr in Empfang vom 3.-5.9.1951 in Heidelberg zu nehmen.

Der Vorsitzende, Prof. Dr. K. Wessely, München, bedauerte in seiner Eröffnungsrede, dass so viele Mitglieder aus der Ostzone nicht zur Tagung nach Heidelberg reisen konnten. Der Schriftführer, Prof. Dr. Engelking, Hei- delberg, erinnerte an die Regeln für einen reibungslosen Ablauf der wissenschaftlichen Sitzungen und bat, sich in die Anwesenheits- 95 listen einzutragen. An der DOG-Tagung 1951 nahmen 345 Mit- glieder der DOG und insgesamt 440 Augen- ärzte teil. Bei der Mitgliederversammlung wurden die von Jaensch (Essen) und Rohr- schneider (München) erarbeiteten Richtlinien für die Ausbildung zum Facharzt für Augen- krankheiten vorgelegt. Die Weiterbildung sollte vier anstatt drei Jahre dauern und zu mindestens zwei Dritteln an einer Augenkli- nik oder größeren selbständigen Augenab- teilung abgeleistet werden. Mit Vertretern des Berufverbandes der Augenärzte (BVA) wurde über die Regelung des Nachwuchses an Augenärzten verhandelt. Bewerber für die Mitgliedschaft in der DOG sollten zwei Paten aus der Reihe der Mitglieder benennen. Zuletzt wurde die Einladung des Concilium Ophthalmologicum Universale zum Interna- tionalen Ophthalmologen-Kongress in New York City 1954 vorgetragen. Erstmals in der Nachkriegszeit wurde ein gesellschaftliches Programm erwähnt: Für die Damen gab es eine Führung durch die Antikensammlung des Archäologischen Instituts der Universität, eine Autobusfahrt nach Schwetzingen und Speyer und eine gemeinsame Besichtigung des Kurpfälzischen Museums in Heidelberg. Am Montagabend fand ein Essen in der Stiftsmühle am Neckar in Ziegelhausen statt, mit einem Preis von 4 DM für ein trocknes Gedeck, und am Dienstag Abend ein Essen auf der Molkenkur für 5,50 DM. Die Herren wurden gebeten, die Teilneh- 58. Zusammenkunft der DOG Utrecht und Prof. A. Bangerter, Augenklinik St. vom 31.8.-2.9.1953 in Heidelberg Gallen. In der Mitgliederversammlung berichtete der Vorsitzende W. Löhlein ausführlich über In der Eröffnungsansprache gedachte der die internationalen Organisationen in der Vizepräsident W. Löhlein, Berlin, des verstor- Ophthalmologie, die Föderation der oph- benen Präsidenten Karl Wessely, München. thalmologischen Gesellschaften, den Inter- Er hatte im Herbst 1952 noch an der Fortbil- nationalen Rat für Ophthalmologie und den dungstagung in Berlin aktiv teilgenommen. Internationalen Kongress für Ophthalmologie. Außerdem wurde eine neue Rententabelle Nachruf auf Karl Wessely, geboren 1874. vorgestellt. Da die DOG-Mitglieder in der 96 Er begann seine glänzende augenärztliche Ostzone die augenärztliche Literatur aus dem Laufbahn bei Theodor Leber und Carl von Westen nicht bekommen konnten, sollte mit Hess, war nacheinander Direktor der Universi- der DDR-Regierung verhandelt werden, dass tätsaugenkliniken in Würzburg und München. den ostdeutschen Mitgliedern wenigstens die Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde DOG-Berichte zugehen konnten. er 1938 seines Amtes als Direktor der Universi- W. Löhlein wurde zum 1., K. Lindner zum 2. Vor- tätsaugenklinik München enthoben – wie vor sitzenden gewählt, H. K. Müller kam für den ihm 1934 Prof. Alfred Bielschowski in Breslau verstorbenen K. Wessely in den Vorstand. und 1935 Prof. Aurel von Szily in Münster. Wäh- Da im Juni 1954 die Jubiläumstagung der Wie- rend Bielschowski auswanderte und in New ner Ophthalmologischen Gesellschaft und im Hampshire, USA, Direktor des Eye Institute am September der Internationale Ophthalmolo- Dartmouth College of Medicine wurde, und gen-Kongress in New York City stattfanden, von Szily seine Rehabilitation 1945 nicht mehr wurde die nächste Tagung der DOG für den miterleben konnte, wurde Karl Wessely 1945 September 1955 in Heidelberg geplant. wieder in seine alte Position als Direktor der Universitätsaugenklinik in München einge- setzt, die er bis zu seinem Tode 1953 innehatte. Nach dem Krieg hat Wessely durch sein hohes internationales Ansehen über seine Freunde in den europäischen Nachbarländern und in den USA sehr viel dazu beigetragen, dass die deutschen Ophthalmologen und die Mit- glieder der DOG wieder zu internationalen Ta- gungen eingeladen wurden und dort Freunde finden konnten. Viele Einzelheiten über diese Historie findet man in dem vorzüglichen Buch von H. J. Küchle. [9]

Wieder nahmen prominente ausländische Gäste an der Tagung in Heidelberg teil. Einige von ihnen wurden traditionsgemäß als Vor- sitzende für verschiedene wissenschaftlichen Sitzungen gewählt: Sir Stewart Duke-Elder, Professor of Ophthalmology, London; Prof. H. Weve, Direktor der Augenklinik der Universität 59. Zusammenkunft der DOG • Facharztfragen. vom 5.-7.9.1955 in Heidelberg Außerdem wurde beschlossen, Fortbildungs- kurse zu veranstalten. Der erste sollte über das Thema „Brillenlehre“ 1957 stattfinden. Bei dieser Sitzung waren 373 Mitglieder an- Für die nächste Tagung 1956 kam die Anre- wesend. Der Schriftführer teilte mit, dass im gung, sie einen Tag zu verlängern und dann Auftrag der DOG das Grabmal Albrecht von den Mittwochnachmittag für geselliges Graefes und dessen Frau Anna auf dem Jeru- Zusammensein zu reservieren. salemer Friedhof in Berlin, das sich in einem In dem Bericht erscheint auch schon das bedauernswerten Zustand befand, wieder Ergebnis der Beratungen zur Ausbildung hergerichtet wurde. Dann wurde die Einla- der Orthoptistinnen mit einem Vorschlag dung zum Internationalen Ophthalmologen- von Prof. Jaensch, Essen, in dem ein Ausbil- 97 kongress 1958 in Brüssel bekanntgegeben. Es dungskatalog, die Ausbildungszeiten und gab eine Diskussion mit dem Internationalen die berufliche Stellung der Orthoptistinnen Ophthalmologenrat darüber, ob Deutsch als zusammengestellt wurden. [16] Kongresssprache zugelassen werden sollte. (Die Zahlen der Mitgliederstatistik befinden sich in Tabelle 1 im Abschnitt Mitgliederstatis- tik der DOG, die Zahlen und das Vermögen der Kasse im Abschnitt Kassenberichte in Tabelle 2.) Den Tagungsteilnehmern aus der Ostzone gab man je eine Beihilfe von 50,00 DM. Im Protokoll wurde eine Satzungsänderung der §§ 2-7 vermerkt, aber nicht näher benannt. Im Abruck der Satzung steht im § 1 die 1920 beschlossene Namensänderung von „Oph- thalmologische Gesellschaft“ in „Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft“, von der bisher kein Gebrauch gemacht wurde. Für die Verleihung der von Graefe-Medaille 1956 wurde eine Kommission gebildet, die nach ge- eigneten Kandidaten suchen sollte. Der Mit- gliederversammlung wurde mitgeteilt, dass eine Reihe berufspolitischer Fragen bespro- chen werden sollte, deren Beratung jedoch für die Mitgliederversammlung zu viel Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Deshalb sollte eine noch nicht näher benannte Arbeitsgruppe diesen Komplex vorbereiten: • Ple- und Orthoptik, Ausbildung von Orthop- tistinnen, • Die Optikerfrage. Hierzu wurde eine his- torische Dokumentation vorgelegt, in der dieser permanente Streit um die Refraktion und die Brillenverordnung seit 1929 zusam- mengestellt wurde. [15] 60. Zusammenkunft der DOG nometer geändert hatten, gründete die DOG vom 3.9. -6.9.1956 in Heidelberg eine Kommission, die sich darum kümmern sollte, dass international übereinstimmende Vorschriften zustande kamen. Der Präsident, Prof. Lindner, Wien, hielt die Prof. Harms als Vorsitzender des Facharzt- Eröffnungsansprache und begrüßte die Ausschusses der DOG gab einen Brief an die zahlreichen Mitglieder aus dem Ausland und Facharztkonferenz bei den Landesärztekam- besonders die vielen Kolleginnen und Kolle- mern zu Kenntnis, in dem die Vorstellungen gen aus „den anderen Teilen des Reiches“. 374 der DOG zur Weiterbildung von Augenärzten DOG-Mitglieder waren anwesend. festgeschrieben wurden: Verlängerung der Die Einladungen zum Kongress und auch der Facharztausbildung auf vier Jahre, Refrakti- 98 Berichtsband vom Vorjahr waren bei vielen onsbestimmungen in der Abgrenzung zu den Mitgliedern in der Ostzone nicht angekom- Ansprüchen der Optiker, Orthoptik und Pleop- men. Prof. Velhagen wollte nun mit der Regie- tik, Verfeinerung der Untersuchungsmetho- rung der DDR darüber verhandeln, ob man für den, Weiterentwicklung der Tonometrie, der die DOG-Mitglieder im Osten die Zustellung Perimetrie, die spaltlampenmikroskopische dieser Westpost erleichtern könne. Da die Untersuchung des Glaskörpers und des Mitglieder aus Ostdeutschland immer wieder Augenhintergrundes, Gonioskopie, Glaukom- über Probleme mit dem Umtausch der Ost- vorsorge, operative Augenheilkunde, Augen- Mark in DM berichteten, wurde ihnen für ihre heilkunde und Allgemeinmedizin, besonders Teilnahme an der DOG-Tagung eine finanziel- die Frühsymptome am Augenhintergrund bei le Unterstützung durch die DOG angeboten. arterieller Hypertonie, bei Stoffwechselkrank- Die Mitgliederzahl der DOG war bis zum Ende heiten und die Ophthalmoneurologie. – Es ist der Tagung 1956 auf 1209 angestiegen. Unter ein lesenswertes Dokument, dass auch heute den Neuaufnahmen befanden sich wieder noch aktuell ist. [19] auffallend viele ostdeutsche Mitglieder. Prof. Jaensch, Essen, bekam den Auftrag, die Prof. Jules Francois aus Gent lud mit einem 1950 vom Internationalen Kongress in London längeren Brief die DOG ein, der neu gegrün- beschlossenen Richtlinien zur Begutachtung deten Societas Ophthalmologica Europaea der Tauglichkeit von Kraftfahrern zu über- (SOE) beizutreten, die am 26.4.1956 in Madrid prüfen, ob sie für die deutschen Verhältnisse aus der „Société latine d´Ophthalmologie“ geeignet sind. Er wurde auch als Federführen- heraus gegründet wurde. Nach der vorläu- der einer Kommission beauftragt, um mit den figen Satzung der SOE sollten nationale Oph- Regierungen der Länder und des Bundes über thalmologische Gesellschaften, die der SOE die Richtlinien zur Schielbehandlung zu ver- beitraten, einen Delegierten in den Rat der handeln. Dabei ging es um die Anerkennung SOE, den European Council of Ophthalmology, des Berufsbildes der Orthoptistinnen. entsenden. Alle vier Jahre sollte ein euro- Es fand auch wieder, wie seit 1949 jedes Mal, päischer Kongress stattfinden, im Wechsel ein geselliges Programm statt: Ein Abendes- mit dem internationalen Kongress. Die DOG sen in Schwetzingen – vermutlich im Schloss- beschloss, der SOE beizutreten, und benann- restaurant – mit einem Preis von 6 DM für ein te als Delegierten Prof. Dr. med. Rudolf Thiel, trocknes Gedeck einschließlich Trinkgeld. Au- Frankfurt/Main. Weitere Einzelheiten über ßerdem fand eine Besichtigung der Badischen die SOE und ihre weitere Geschichte wurden Anilin- und Soda-Werke (BASF) statt und für 2004 von Reim publiziert. [17, 18] die Damen eine Fahrt mit einem Schiff nach Da die USA in ihrem Land die bisherigen Neckargemünd. Standardvorschriften für die Eichung der To- 61. Zusammenkunft der DOG 62. Zusammenkunft der DOG vom 9.-12.9.1957 in Heidelberg vom 7.-10.9.1959 in Heidelberg 100 Jahre DOG

Die Mitteilungen über die Mitgliederver- Pünktlich zur Tagung erschien die „Geschichte sammlung waren im Jahr 1959 recht knapp. der Deutschen Ophthalmologischen Gesell- Ihr war eine mehrstündige Vorstandssit- schaft – Zur ersten Säkularfeier“ von Prof. Dr. zung vorausgegangen. Es wurde mitgeteilt, med. Albert Esser, Düsseldorf. [7] Die Festsit- dass die Herren Rohrschneider, München, zung zur 100-Jahrfeier der DOG wird wegen und Sautter, Hamburg, als Gutachter für die der Grußworte prominenter Wissenschaftler Forschungsförderung in der Augenheilkunde im wissenschaftlichen Programm eingehend bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft 99 geschildert (s. S. 132 ff.). gewählt wurden. Prof. Kyrieleis aus Marburg In der Mitgliederversammlung wurden Prof. wurde als Vertreter in den Beirat der Bundes- Karl vom Hofe, Köln, als Schriftführer und ärztekammer benannt. Prof. Gasteiger, Berlin Prof. H. K. Müller, Bonn, zum stellvertretenden West, wurde Präsident, Prof. Rohrschneider, Vorsitzenden gewählt. Da 1958 der Interna- München, sein Stellvertreter. Die DOG ent- tionale Ophthalmologenkongress in Brüssel schied sich, keine Sektionen einzurichten, um stattfand, wurde die nächste DOG-Tagung für die Einheit des Fachgebietes zu wahren. Zwei 1959 in Heidelberg geplant. Anträge, je eine Sektion für Dokumentation und Verkehrsmedizin zu bilden, wurden vom Vorstand abgelehnt. 63. Zusammenkunft der DOG des Berufsverbandes der Augenärzte mehr- vom 26.-29.9.1960 in Berlin mals diskutiert und ergänzt wurde, billigte die Mitgliederversammlung diese umfangreiche Schrift im Vertrauen auf die gute Arbeit der Die DOG-Tagung fand im Henry Ford Haus, Vorstände. [20] Berlin Dahlem, statt. Prof. Dr. med. W. Jaeger, Eine Verkehrskommission unter Vorsitz von seit 1959 Direktor der Universitätsaugenklinik Prof. Harms, Tübingen, wurde neu berufen, Heidelberg und neuer Schriftführer der DOG, um die Qualifikation für die Zulassung zum teilte zur Organisation mit, dass die DOG Straßenverkehr zu definieren und später bei „für die Kollegen aus dem Währungsgebiet den zuständigen Behörden vorzutragen. der Ostmark“ Beihilfen gab. Für das Abend- Eine weitere Kommission wurde gegründet, 100 essen in Hiltonhotel wurden 14 DM für das die das Verfahren für die Zuerkennung der trockne Gedeck verlangt. Die Stadtrundfahrt von Graefe-Medaille weiter ausarbeiten führte auch durch Ostberlin. Die Personal- sollte. Denn es sei dem hohen Ansehen dieser ausweise sollten bereitgehalten werden. Für Auszeichnung nicht angemessen, ihre Zuer- Westdeutsche und Ausländer war der Besitz kennung von einer einfachen mündlichen von Ostgeld verboten. Die wissenschaftliche Abstimmung der zufällig Anwesenden auf Sitzung am Donnerstag fand im Hörsaal der der Mitgliederversammlung abhängig zu Frauenklinik in der Charité in Ostberlin statt. machen. In diese Kommission wurden H. K. Es wurde empfohlen, die U- oder S-Bahn zum Müller als Vorsitzender (Bonn), W. Rohrschnei- Bahnhof Friedrichstraße zu nehmen. Ange- der (München), H. Gasteiger (Berlin), H. Saut- hörige der Bundesrepublik mussten Passier- ter (Hamburg) und W. Jaeger als Schriftführer scheine vorweisen. Herr Prof. Velhagen hatte berufen. sich bereit erklärt, sie für die Personen zu be- Mit Rücksicht auf die angewachsene Zahl von sorgen, die sich in eine Liste im Kongressbüro Einzelvorträgen wurden Parallelsitzungen eingetragen hatten. Es folgen die üblichen eingeführt. Hinweise zur Redezeit, für Vorträge zwölf, für Demonstrationen fünf Minuten. Die Ma- nuskripte mussten bis zum Ende der Tagung abgegeben werden. Diskussionsbemerkungen konnten sofort im Sekretariat abgeliefert oder diktiert werden. Auf Vorschlag des Vorstan- des wurden folgende Sitzungspräsidenten gewählt: von Bahr (Upsala), Badtke (Halle), Hruby (Graz), Vucicevic (Sarajewo), Henkes (Rotterdam) und Sautter (Hamburg). Dann wurde der scheidende Rechnungsfüh- rer, Herr Stadtrat Buhmann, der 40 Jahre lang die Kasse der DOG geführt hatte, mit einer liebenswürdigen Ansprache des Vorsitzenden verabschiedet. Zur großen Überraschung ver- lieh er ihm dann im Namen des Bundespräsi- denten das Bundesverdienstkreuz. Nachdem der Entwurf für die Bestimmungen über die Ausbildung und Prüfung von Orthop- tistinnen vom DOG-Vorstand und Vertretern 64. Zusammenkunft der DOG entworfenen „Richtlinien der DOG für die vom 25.-28.9.1961 in Heidelberg. Beurteilung der Fahrtauglichkeit durch den Augenarzt“ und einen Untersuchungsbogen – Dokumente, die sich über Jahrzehnte be- Frau Gertrud Martini stiftete zum Andenken währt haben. [21] an ihren Vater den Karl-Liebrecht-Gedächtnis- Bei der Eichung von Schiötz-Tonometern in Preis, der in jedem Jahr mit 1000 DM verge- den damit beauftragten Augenkliniken in ben werden sollte (s. Stiftungen im Abschnitt Lüttich, Bonn, Hamburg, Tübingen, Straßburg Kassenberichte und das Vermögen der DOG). usw. hatte man erhebliche Unterschiede der Der Vorstand und die Mitglieder dankten Frau Messwerte festgestellt. Deshalb bemühte Martini. Der Preis wurde posthum an Werner man sich darum, die amtlich vorgeschriebene Kyrieleis verliehen, der im Alter von 62 Jahren Eichung der Tonometer einer technisch höher 101 gestorben war, für seine Monographie „Klinik qualifizierten Institution, z. B. der Physikalisch- der Augensymptome bei Nervenkrankheiten“. Technischen Bundesanstalt in Braunschweig Seine Witwe, Frau Annemarie Kyrieleis, nahm zu übertragen. den Preis entgegen. Kyrieleis war bis zum Der Facharztausschuss der DOG hatte beim Kriegsende Direktor der Universitätsaugen- Deutschen Ärztetag beantragt, die Weiter- klinik in Gießen und ging dann als Nachfolger bildungszeit auf vier Jahre zu verlängern. von W. Grüter nach Marburg. Dieser Antrag wurde auf dem 59. Deutschen Prof. A. Pillat aus Wien wurde zum Ehrenmit- Ärztetag abgelehnt. Ein weiteres Problem glied ernannt. In seiner Dankesrede erwähnte der Facharztausbildung ergab sich aus der er u.a., dass er sich bei der DOG immer wieder Definition der Qualität von Ausbildungsstät- „über den wissenschaftlichen Nachwuchs ten für Augenärzte. Die Facharztkommission freue, die `Heerschau´ der jungen Augenärzte, der DOG hatte den Ärztekammern dafür die einst unsere Stellen, einnehmen werden.“ Vorschläge unterbreitet: „Richtlinien für die Mit dieser Ernennung stieg die Zahl der Eh- Anerkennung von Ausbildungsstätten für renmitglieder der DOG auf fünf: Augenärzte“. [22] Die Ärztekammer Nordrhein Prof. Dr. E. Engelking, Heidelberg, ist dem Vorschlag nicht gefolgt und hat eine Prof. Dr. A. Esser, Düsseldorf, Anzahl von Weiterbildungsstätten anerkannt, Prof. Dr. J. W. Nordenson, Stockholm, die von der DOG und auch von der Vereini- Prof. Dr. H. J. M. Weve, Zeist, Niederlande, gung Nordrhein-Westfälischer Augenärzte für und nunmehr Prof. A. Pillat aus Wien. ungeeignet angesehen wurden. Bei den geschäftlichen Mitteilungen teilte der Für die Zuerkennung der Graefe-Medaille Schriftführer mit, dass kein einziges Mitglied wurde empfohlen, eine Kommission zu bilden, aus Ostdeutschland kommen konnte. Sogar welche die entscheidende Wahl für diese diejenigen, die Vorträge angemeldet hatten, hohe Auszeichnung in der Mitgliederver- durften trotz einer Reisegenehmigung nicht sammlung der DOG vorbereiten sollte. Für ausreisen. Auch Prof. Branly aus Havanna diese Kommission sollte der Vorstand eine in Kuba schrieb, dass er wegen der neuen Liste von 15 wissenschaftlich tätigen Mitglie- Gesetze – nach der Machtübernahme durch dern der DOG aus dem In- und Ausland zu- Fidel Castro – nicht zur DOG reisen durfte. Er sammenstellen, von denen durch schriftliche schreibt weiter :„I can understand the fee- Wahl aller DOG-Mitglieder neun bestimmt lings von deutsche Leute von beiden Seiten.“ würden, die Kandidaten für diese hohe Eh- In der Mitgliederversammlung stellte Prof. rung suchen und der Mitgliederversammlung Harms, Tübingen, das Ergebnis der Arbeit der für die Abstimmung vorschlagen sollten. Die Kommission Verkehrsmedizin vor: Die neu Mitgliederversammlung stimmte diesem Verfahren zu und beauftragte den Vorstand, Mitgliederversammlung anlässlich des Fort- die Wahl in dieser Weise durchzuführen. bildungskurses der DOG vom 24.-29.9.1962 in Schließlich wurde der Mitgliederversamm- Hamburg. lung vorgetragen, dass der Internationale Rat für Ophthalmologie (International Council of Ophthalmology, ICO) erwogen hatte, den Die Mitgliederversammlung beschloss, die Internationalen Kongress für Ophthalmologie Ausbildungs- und Prüfungsbestimmungen in Deutschland zu veranstalten. Die Mit- für Orthoptistinnen mit einer Praktikanten- glieder der DOG erklären sich damit einver- zeit von einem halben Jahr zu ergänzen, um standen und beauftragten ihren Delegierten, analog zu den medizinisch-technischen Assis- H. K. Müller, Bonn, sich darum zu bemühen, tentinnen (MTA) die staatliche Anerkennung 102 diese wichtige Tagung nach Deutschland zu als Heilberuf zu erlangen und um sie in der bringen. Die Mitgliederversammlung beauf- Vergütung den MTA gleichzustellen. tragte außerdem den Vorstand, alle tech- nischen Voraussetzungen zu prüfen und nach eigenem Ermessen den Tagungsort auszu- wählen. 65. Zusammenkunft der DOG Die Mitgliederversammlung war einverstan- vom 23.-26.9.1963 in Heidelberg den. Die Kommission für Fragen der Verkehrsmedi- zin teilte der Mitgliederversammlung weitere Als neuer Vorsitzender der DOG wurde Prof. Informationen zur Praxis der augenärztlichen Wegner, Direktor der Augenklinik der Univer- Gutachten über die Fahrtauglichkeit mit. sität Freiburg, und als sein Stellvertreter der Das Merkblatt für Augenärzte war fertig und Augenarzt Dr. Ernst Schmid-Ebingen, gewählt. wurde vom Berufsverband jedem Augenarzt Den Mitgliedern der DOG wurde die Einla- zur Verfügung gestellt. Eine Anleitung für dung der SOE zum Europäischen Ophthalmo- die Durchführung der Untersuchung sollte logie-Kongress übermittelt, der im Juni 1964 in Kürze folgen. Ein Problem für die Beurtei- in Wien stattfinden sollte. lung der Fahrtauglichkeit bestand darin, dass 103 Auf dem Internationalen Ophthalmologie- es noch keine einfache und reproduzierbare Kongreß 1962 in Neu-Dehli wurde beschlos- Untersuchungsmethode für die Bestim- sen, den nächsten Internationalen Kongress mung des Dämmerungssehens und der 1966 in München zu veranstalten. Zum Blendungsempfindlichkeit gab. Kurz vor der Präsidenten des Internationalen Kongresses DOG-Tagung fand zur Lösung dieser Frage in 1966 wurde auf Vorschlag der DOG Prof. Dr. Tübingen ein wissenschaftliches Symposium H. K. Müller, Bonn gewählt. Wegen der um- statt. Immer noch war die Frage ungeklärt, fangreichen Vorbereitungen für diese große ob das Bundesverkehrsministerium einen Tagung beschloss der DOG Vorstand, ein obligatorischen Sehtest für alle Führerschein- Organisationskomitee zu bilden und benann- bewerber einführen würde. Deshalb sollte die te für die verschiedenen Aufgaben geeignet Bundesärztekammer veranlasst werden, bei erscheinende DOG-Mitglieder. [23] den entsprechenden Stellen der Regierungen Das Organisationskomitee war bereits am das Problem vorzutragen. 22.9.1963 zu einer ersten Sitzung zusammen- gekommen und hat als Termin für den Interna- tionalen Kongress in München die Tage vom 14. bis 19. August 1966 festgelegt. Gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen Augenärzte (BVA) war das Vorbereitungskomitee der DOG davon überzeugt, dass der Internationale Kon- greß 1966 in München ein Anliegen sämtlicher deutscher Augenärzte sei. Das erste zu lösende Problem war die Frage der Finanzierung. Bund, Länder und Industrie waren nur bereit, mit Spenden zu helfen, wenn auch die Augen- ärzte bzw. ihre Verbände einen Teil zu den Kosten beitragen würden. Deshalb – offenbar auch angesichts der angespannten Kassenla- ge der DOG – bat das Organisationskomitee die Mitgliederversammlung der DOG um ihr Einverständnis, im Namen der DOG und des BVA an alle niedergelassenen deutschen Augenärzte mit der Bitte um eine Spende für dieses große Unternehmen heranzutreten. 66. Zusammenkunft der DOG so genannten Moses-Effekts auf die Mess- vom 21.-23.9.1964 in Heidelberg werte experimentell überprüfen. Prof. Weigelin berichtete ebenfalls über die Vorbereitungen für den Internationalen Oph- In der Mitgliederversammlung wurde als Ers- thalmologenkongress 1966. Das Organisati- tes mitgeteilt, dass die DOG-Berichte von 1961 onskomitee der DOG hatte einen Rahmen für und 1963 – wie von der DOG beschlossen – an das Programm entworfen, den Professor H. K. die Mitglieder in Ostdeutschland kostenlos Müller dem Internationale Ophthalmologen- verschickt wurden. Wie man aus den vielen rat vorgetrug. [25] Dankesbriefen entnehmen durfte, waren die Man spürte spätestens in dieser Mitglieder- Sendungen zum großen Teil auch angekom- versammlung das Organisationstalent und 104 men. die ordnende Hand des seit einigen Jahren tä- Es gab zwei neugewählte Ehrenmitglieder: tigen Schriftführers, Prof. Dr. Wolfgang Jaeger, Prof. Dr. Alfredo Arruga, Barcelona, und Prof. Heidelberg. Dr. J. Meller, Wien. Zum Vorsitzenden wurde mit dem Ende des Kongresses Dr. E. Schmid- Ebingen, sein Stellvertreter und designierter Nachfolger wurde Prof. Sautter, Hamburg. Sodann wurde die seit 1961 diskutierte Neufas- sung des „Statuts betreffend die Zuerkennung und Verleihung der Graefe-Medaille“ den Mit- gliedern vorgetragen und angenommen. [24] Aus der Kommission für ophthalmologisch- verkehrsmedizinische Fragen berichtete Harms, Tübingen, dass der Sehtest für Füh- rerscheinbewerber in allen Bundesländern, außer Hamburg und Hessen obligatorisch eingeführt wurde. Die Regelung der damit verbundenen organisatorischen Angelegen- heiten übernahm der Arbeitskreis „Auge und Verkehr“ des Berufsverbandes der Augenärzte. Für die Anerkennung des Berufsbildes der staatlich anerkannten Orthoptistin wurde vorgetragen, dass Prof. Cüppers, Gießen, im Auftrag des DOG-Vorstandes mit dem Hes- sischen Ministerium für Arbeit, Volkswohl- fahrt und Gesundheitswesen über den dafür erforderlichen Erlass verhandelt, der dann von den anderen Bundesländern übernommen werden sollte. Die Kommission für Tonometereichung unter dem Vorsitz von Prof. Weigelin, Bonn, arbei- tete nun mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt Berlin zusammen, um das Eichverfahren für die Schiötz-Tonometer wei- terzuentwickeln. Man wollte den Einfluss des 67. Zusammenkunft der DOG H. K. Müller, Bonn, berichtete über die Vorberei- vom 20.-23.9.1965 in Heidelberg tungen zum Internationalen Kongress 1966 in München. Die deutschen Augenärzte spende- ten nach dem Aufruf von DOG und BVA 110.000 Für neue Aufgaben der DOG schlug der DM. Von Patienten kamen weitere 11.000 DM Vorstand vor, eine Kommission zur Normung und als Sachspende das Papier für den Druck der Geräte für die Sehschärfebestimmung des Tagungsprogramms. zu gründen; als federführend wurde Prof. Im geselligen Programm 1965 fand im R. Siebeck, Erlangen, gewählt. Eine weitere Schlosstheater Schwetzingen eine Aufführung Kommission wurde zur Neuordnung des der Oper „Die Krönung der Poppäa“ von Monte- Facharztwesens geschaffen. Sie wurde von verdi statt. Prof. E. Custodis, Düsseldorf, geleitet. Neben Die Professoren R. Siebeck, Erlangen und H. J. 105 DOG-Mitgliedern gehörten der Kommission Schlegel, Homburg/Saar hatten vor der Druck- Dr. Schmid-Ebingen und Dr. Damm als Vertre- legung der Berichte 1964 die Manuskripte ter des Berufsverbandes der Augenärzte an. überprüft. Die Tonometerkommission wurde mit Weige- lin, Bonn, als Federführendem neu konstitu- iert. Schließlich erwartete die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesell- schaften (AWMF), bei der E. Custodis, Düssel- dorf, die DOG vertrat, einen weiteren Vetreter der DOG. H. Pau wurde nominiert. Die Kommission für die Zuerkennung der Gra- efe-Medaille 1966 konnte sich nicht auf einen Kandidaten einigen und schlug die Herren H. Goldmann, Bern, und A. Franceschetti, Genf, vor. Die Mitgliederversammlung entschied sich bei der Wahl für Goldmann. Franceschetti wurde zum Ehrenmitglied der DOG gewählt. Franceschettis Verdienste waren seine wegwei- senden Beschreibungen ophthalmologischer, besonders genetisch bedingter Krankheits- bilder, die u. a. in dem großen Werk von Waar- denburg, Franceschetti und Klein, „Genetics in Ophthalmology“ (1963), bekannt wurden. Von Goldmanns Leistungen seien hier nur einige stichwortartig erwähnt, z. B. das Goldmann-Ap- planationstonometer, das Goldmann-Perimeter, das Goldmann-Kontaktglas, das Adaptometer- Goldmann-Weekers. Hinter den Namen der Geräte lagen umfangreiche wissenschaftliche Kenntnisse und sorgfältige Grundlagenfor- schung. Für beide Ophthalmologen erfolgte im DOG-Bericht eine ausführliche Würdigung ihres wissenschaftlichen Werkes. [26] Der XX. Internationale Ophthalmologiekon- 68. Zusammenkunft der DOG gress vom 14. – 19.8. 1966 in München vom 25.-27.9.1967 in Heidelberg

Es war eine glänzende Veranstaltung mit Aus der Kommission für die Facharztwei- großer internationaler Beteiligung. Für das terbildung berichtete E. Custodis über die Programm [27] wurden zwei Hauptthemen Vorschläge an die Bundesärztekammer für ausgewählt: 1. Anatomie, Physiologie und Pa- den Operationskatalog. R. Siebeck, Erlangen, thologie des Netzhautkreislaufs, 2. Uveitis im legte für die Kommission zur Koordinierung Kindesalter. Daneben war ausreichend Raum der Sehschärfenbestimmung umfangreiche für freie Vorträge. Neben dem Hauptkongress Angaben und physikalische Definitionen vor, 106 in München fanden mehrere Symposien statt: die später der optischen Industrie als Grund- Über die „Eichung von Tonometern“ [28], lage für die Konstruktion der Sehzeichen- über „Schwierigkeiten und Irrtümer bei der projektoren dienten. [30] Für die Novelle des Diagnose und Therapie des Glaukoms“ unter Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) verfasste der Leitung von Hans Goldmann, Bern und die von H. Gasteiger geleitete Kommission ei- Wolfgang Leydhecker, Würzburg. Das Sympo- nen umfangreichen Katalog, in dem Blindheit sium „Biochemistry of the Eye“ wurde in der und Sehbehinderung neu definiert wurden. Evangelischen Akademie in Tutzing von H. U. [31] Darin wurden alte Begriffe wie „Orientie- Dardenne und O. Hockwin, organisiert. [29] rungsblindheit“ und „Blickfeld“ abgelegt und Ein weiteres Symposium über den „Klinischen „hochgradig sehbehindert“ eingeführt. Auch Wert der Elektroretinographie“ wurde von die einfache „Sehbehinderung“ wurde als Jules Francois und W. Best veranstaltet. hilfsbedürftiger Zustand bezeichnet. 69. Zusammenkunft der DOG kammern und ihre Aufsichtsbehörden, die vom 23.-25.9.1968 in Heidelberg jeweiligen Innenministerien mussten noch zustimmen. Deshalb rechnete man damit, dass es noch zwei Jahre dauern würde, bis diese Nun tagte die DOG in Heidelberg zum dritten Regelungen Rechtskraft erlangte. Mal in den schönen Räumen des neuen Hör- Bei der Diskussion über die Weiterbildung saalgebäudes des Chemischen Instituts im zum Facharzt wurde zum ersten Mal „die Or- Neuenheimer Feld, das viel mehr Raum bot dinarienvereinigung“ erwähnt. Gemeint war als die festliche Neue Aula in der Stadtmitte. damit die VOL, eine freiwillige Vereinigung der Der große Hörsaal fasste über 800 Personen. ophthalmologischen Lehrstuhlinhaber, also Die kleinen Hörsäle waren in demselben der Gruppe von Augenärzten, die für die Lehre Gebäude auf kurzen Wegen zu erreichen. In und Forschung und mit dieser Position in ers- 107 der Mitgliederversammlung berichtete Prof. ter Linie für die Ausbildung der Ärzte und die H. Sautter, Hamburg, dass die DOG Symposien Weiterbildung der Fachärzte berufen ist. Prof. über spezielle Themen der Augenheilkunde Harms, Tübingen, berichtete auf der DOG- veranstalten und finanzieren wolle. Zum ers- Mitgliederversammlung über die VOL, der ten Symposium dieser Art über „die prophy- damals mit zwei Ausnahmen alle Ordinarien laktische Behandlung der Netzhautablösung“ (Lehrstuhlinhaber) der Ophthalmologie in lud Prof. Fanta für 21.-23.9.1970 nach Wien ein der Bundesrepublik Deutschland angehörten. [32] Die VOL hatte sich dafür ausgesprochen, eine Die Kommissionen der DOG teilten ihre freiwillige Facharztprüfung für Augenärzte Arbeitsfortschritte mit: Die neu eingeführten einzuführen, um den Stand des Wissens und Prüfungen für Orthoptistinnen wurden in der Fertigkeiten in der Bundesrepublik auf ein Nordrhein-Westfalen und Hessen als Staats- möglichst gleichartiges und höheres Niveau prüfung, dagegen in Heidelberg und in Baden anzuheben. Württemberg als Prüfung der Deutschen Die Ringvorlesung, die Frau Prof. Aulhorn, Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) Tübingen, über „Sehbehinderung“ organisiert durchgeführt. hatte, löste eine Diskussion darüber aus, wie Die Tonometereichung hatte die Physikalisch- man von augenärztlicher Seite, d.h. von Seiten Technische Bundesanstalt in Berlin übernom- der DOG, diese so wichtige heil- und bildungs- men. pädagogische Aufgabe unterstützen konnte. Zur Facharztweiterbildung wurde berichtet, Zuletzt wurde auf Antrag von Prof. Dr. Neu- dass die Bundesärztekammer endlich eine bauer, Köln, lange diskutiert, ob man eine Verlängerung der Weiterbildungszeit für Simultanübersetzung bei den Tagungen der Augenärzte auf vier Jahre gebilligt hatte. DOG einführen sollte, um der Internationali- Es wurde auch ein Weiterbildungskatalog tät der Gesellschaft gerecht zu werden. einschließlich Operationskatalog aufgestellt. Letzterer war immer umstritten. Nun wurde Die „Studentenrevolte von 1968“ überlagerte festgelegt, dass der Arzt in der Weiterbildung das wissenschaftliche Geschehen. operative Eingriffe an den Augenlidern, an den Aus heutiger Sicht kann man die defensive vorderen Augenabschnitten, Schieloperationen Haltung mancher der hochverdienten Ordi- und 15 intraokulare Operationen gegen grauen narien verstehen. Sie hatten – gezeichnet von und grünen Star selbst durchführen sollte. Kriegserlebnissen – nach dem Zusammen- Die Bundesärztekammer konnte aber den bruch von 1945 den physischen und intellek- Landesärztekammern in dieser Angelegenheit tuellen Wiederaufbau geschafft, der Oph- nur Empfehlungen geben. Die Landesärzte- thalmologie glänzende, weltweit wirkende Fortschritte gebracht, wie z.B. die Photokoa- medizinisch weitgehend noch unwissenden gulation, die Mikrochirurgie, die Plombenope- Studenten richtigzustellen. Wie in vielen ration zur Behandlung der Netzhautablösung Diskussionen, an denen Personen teilnehmen, und weitere Innovationen. Nun ereigneten deren Wissensstand sehr verschieden ist, und sich mit der sogenannten „Revolution der wenn die Teilnehmer wegen unterschiedlicher 1968er“ eingreifende, z. T. dramatische Verän- politischer Meinungen einander misstrauen, derungen an den deutschen Universitäten, waren alle Reden fruchtlos und frustrierend. welche die Positionen der Professoren und die In der ehrwürdigen Medizinischen Fakultät gerade wiederhergestellten Strukturen der der Universität Marburg kam es im Winterse- Forschung und Lehre zu bedrohen schienen. mester 1969/70 zu einer Abstimmung bei der Davon blieb auch die DOG nicht unberührt. mit Zwei-Drittel-Mehrheit der Medizinische 108 Denn damals wie heute war ein großer Teil Doktorgrad als Zeichen der „privilegierten der aktiven Mitglieder der DOG in den großen Klasse“ abgeschafft wurde. Der Dekan, ein Augenkliniken, besonders in den Universitäts- weltberühmter Biochemiker, war sprach- kliniken tätig. los. Einige jüngere Privatdozenten machten Die bislang nur von fachlich qualifizierten den Studenten klar, welche Dummheit sie Persönlichkeiten, d.h. von Professoren und begangen hatten und dass die ganze Welt Dozenten, gebildeten Fakultäten, wurden über sie lachen würde. So kam es, daß bei um 1970 durch die neuen Hochschulgesetze der nächsten Fachbereichsratssitzung der in Fachbereichsräte umgewandelt. Damit Beschluss wieder aufgehoben wurde. Dieser waren alle Gruppen der Universität in den Vorgang ist für diejenigen, die dabei waren, Fakultätsversammlungen vertreten. In einigen unvergesslich. In Marburg tolerierten die Bundesländern erhielten die Hochschullehrer staatlichen Aufsichtsbehörden auch andere nur noch ein Drittel der Sitze im Fachbereichs- studentische Aktivitäten, die als „Demokrati- rat. Das andere Drittel bildeten Assistenten, sierung“ bezeichnet wurden. Das ging soweit, und das letzte fiel den Studentenvertretern dass linksrevolutionäre Studenten die Fens- der Fachschaften zu. Der Fachbereichsrat terscheiben des Sitzungssaales ungestraft übernahm nun die Aufgaben der Selbstver- einwerfen durften, in dem der Senat gerade waltung in Forschung, Lehre und Krankenbe- tagte. Auch konnte man ungestraft dem handlung von den früheren medizinischen Rektor androhen, dass seine Töchter von ihnen Fakultäten. In der neuen Zusammensetzung überfallen und vergewaltigt würden. Damals, kam es jahrelang zu grotesken Ereignissen. um 1970, wurden durch Gesetz in Hessen die So wurde in den Sitzungen oft stundenlang Assistenzprofessoren geschaffen. Das waren über Resolutionen diskutiert, in denen z. B. der im Fachbereich Medizin tüchtige Assistenten „unrechtsmäßige“ Krieg der USA in Vietnam oder Oberärzte, die keine Habilitation und verurteilt werden sollte. Oder man miss- auch keine ähnliche wissenschaftliche Qua- brauchte die Geschäftsordnung der Fachbe- lifikation erworben hatten. Sie wurden von reichsversammlung, um ein Tribunal über die der Landesregierung buchstäblich über Nacht wissenschaftlichen Arbeiten von Professoren zu Professoren auf Lebenszeit ernannt, viele zu veranstalten, die neu berufen werden blieben dort bis zur Altersgrenze. sollten. Bei diesen Diskussionen – wie denje- nigen, die 1976/77 in Aachen über Forschungs- arbeiten zur Schockbehandlung stattfanden – versuchten die Hochschullehrer die laien- hafte Kritik und die unwissenschaftlichen Argumente der politisch motivierten, aber 70. Zusammenkunft der DOG Die Tonometerkommission teilte mit, dass vom 22.-25.9.1969 in Heidelberg nun endlich das neue Gesetz über Mess- und Eichwesen am 1.7.1970 in Kraft treten würde. Danach mussten alle Tonometer unter der Auf- In der Mitgliederversammlung wurde Prof. sicht der Physikalisch-Technischen Bundesan- Hans Pau, Direktor der Augenklinik der Uni- stalt Berlin geeicht werden. Prof. Weigelin und versität Düsseldorf, als neuer Stellvertreter Dr. Jessen von der Bundesanstalt waren 1968 des Vorsitzenden vorgestellt, während Prof. in Chicago, um die unterschiedlichen Auffas- Hallerman, Direktor der Universitätsaugen- sungen zwischen den deutschen und US-ame- klinik Göttingen, mit dem Ende der aktuellen rikanischen Eichvorschriften zu besprechen. Tagung zum Präsidenten aufrückte. Er plante, Man einigte sich und zeigte auch Interesse an die nächste DOG-Tagung 1971 in Heidelberg den von der Bundesanstalt in Berlin entwickel- 109 unter das Thema „Cornea“ zu stellen. Im Jahre ten Prüfgeräten für Tonometer. 1970 gab es keine DOG-Tagung, weil vom 8. bis Zur Weiterbildung der Augenärzte wurde 14. März 1970 der XXI. Internationale Ophthal- nun der Katalog veröffentlicht. [33] Allerdings mologie-Kongress in Mexico City stattfand. war diese neue Facharzt-Weiterbildungsord- Der DOG-Vorstand bemühte sich, die Kontakte nung, die ja für alle Fächer gelten sollte,noch zwischen der wissenschaftlich orientierten immer nicht rechtskräftig, weil wegen der DOG und den praktisch tätigen Augenärzten, Bezeichnung „Facharzt für Allgemeinmedi- die im Berufsverband der Augenärzte (BVA) zin“ eine Entscheidung in einem Rechtsstreit organisiert waren, zu verbessern und bildete beim Bundesverfassungsgericht abgewartet zu diesem Zweck eine „Kontaktgruppe“. Außer werden musste. dem DOG-Vorstand wurden dazu auch Vertre- ter der Vereinigung der ophthalmologischen Lehrstuhlinhaber (VOL) und der Vereinigung der ophthalmologischen Chefärzte (DOCH) eingeladen. Am 20. Juli 1970 sollte des 100. Todestages von Albrecht von Graefe gedacht werden. Man plante zu seinen Ehren eine Tagung in Berlin zu veranstalten und ein Denkmal an der Stelle im Tiergarten zu errichten, wo bis zu seiner Zerstörung im zweiten Weltkrieg das Geburts- haus Graefes gestanden hat (69. DOG 1968, siehe S. 150). In der Diskussion über die hohen Kosten der Simultanübersetzungen wurde ernstlich er- wogen, durch eine Jury die zunehmende Zahl von Vortragsanmeldungen einzudämmen. Historisch gesehen kann man hier den ersten Ansatz zur Bildung einer Programmkommis- sion erkennen. Aber es sollte noch 17 Jahre dauern, bis 1986 endlich ein „peer review“ durch eine gewählte Kommission für Vor- tragsanmeldungen und Publikationen formal beschlossen wurde. 71. Zusammenkunft der DOG Gesellschaften zwang, das Führerprinzip zu vom 19.-22.9.1971 in Heidelberg übernehmen: „Die Wahl des Vorsitzenden und des stellvertretenden Vorsitzenden bedarf der Bestätigung des Reichsministers des Inne- Der Internationale Kongress in Mexico City ren“. Bei der Wiedergründung der DOG 1948 1970 wurde nicht erwähnt, obwohl viele wurde dieser Passus wieder aus der Satzung deutsche Augenärzte dort teilgenommen entfernt. und zahlreiche Vorträge gehalten hatten. Der Zusatz „Deutsche“ im Titel „Ophthalmo- Unter den 1970 verstorbenen Mitgliedern logische Gesellschaft“ wurde bereits 1920 be- waren zwei prominente, deren der Vorsitzen- schlossen. Anlass dazu war die schmerzliche de in seiner Eröffnungsrede nicht gedachte: Isolation fast aller deutschen Wissenschaftler 110 Zum einen war dies Prof. Dr. med. Jaromir infolge des Versailler Vertrages. Esser bemerkt Kurz, der von 1945 bis 1965 Direktor der dazu, dass in allen Statuten und Drucksa- Universitätsaugenklinik in Prag war. Kurz chen die Bezeichnung „Ophthalmologische war nach der Gründung der Tschechoslo- Gesellschaft“ weiter geführt und der Zusatz wakischen Republik der erste ophthalmolo- „Deutsch“ weggelassen wurde. Offenbar gische Lehrstuhlinhaber nach der langen Ära haben die führenden Persönlichkeiten der der „ Augenklinik der deutschen Universität DOG die traditionelle Internationalität der in Prag“. Kurz war Träger der Purkinje-Me- Gesellschaft so stark empfunden, dass sie daille. Das andere bedeutende DOG-Mitglied den Beschluss der Mitglieder von 1920 nicht war Otto Barkan in San Francisco. An ihn umgesetzt haben. Erst 1955 wurde der erwei- sollte man sich dankbar erinnern für seine terte Name „Deutsche Ophthalmologische Spende für die von Graefe Medaille, nach- Gesellschaft“ offiziell übernommen – warum, dem die DOG 1923 in der Inflation ihr ges- ist aus den Berichten nicht überliefert. In amtes Vermögen verloren hatte. diesem Jahr erfolgte eine größere Revision der Satzung: Die Möglichkeit zur Wiederwahl Entwicklung der Satzung der DOG von 1903 der Vorstandsmitglieder wurde aufgehoben, Esser schrieb 1957 in seiner Geschichte der mit Ausnahme des Schriftführers (§ 2). Die DOG [7] , dass sich die „Ophthalmologische Amtszeit des Vorsitzenden wurde auf ein Gesellschaft“ 1863 ein Statut gab, nachdem Jahr beschränkt (§ 3). In den §§ 4-7 wurden die befreundeten Ophthalmologen bereits in die Aufgaben des Schriftführers erweitert. den sechs vorangegangenen Jahren in Heidel- 1960 wurde § 9 wieder ergänzt, nun mit dem berg zusammengekommen waren. Erst 1903 Zweck, Ehrenmitglieder wählen zu können. erfolgte die Eintragung in das Vereinsregis- 1962 mußten § 1 ergänzt und §§ 11-13 neu ter. Zu diesem Anlass wurde eine erweiterte eingeführt werden, mit Formulierungen, die Satzung geschaffen, die danach mehrfach dazu dienten, die Gemeinnützigkeit des Ver- ergänzt, aber in ihren Grundzügen nicht ver- eins zu erhalten. ändert wurde. 1918 wurde im § 9 ein Text angefügt, nach Neue Satzung 1971 – Wechsel vom Honoratio- dem ein unbotmäßiges Mitglied ausgeschlos- renverein zur Gruppendemokratie sen werden kann. Im Protokoll der Mitgliederversammlung von 1932 verpflichtete man die Mitglieder in 1969 befindet sich die Bemerkung, dass Prof. einem neuen § 10, einen Jahresbeitrag zu Weigelin, Universitätsaugenklinik Bonn, in bezahlen. einer Diskussion über Nachwahlen zum Vor- 1934 musste in den § 3 der Satz eingeführt stand angeregt hatte, die Satzung der DOG werden, der auch die wissenschaftlichen dem gesellschaftlichen Wandel entsprechend zu verändern. Eine Satzungskommission wur- damit von zwölf auf 14. Im § 6,3 wurde ange- de mit folgenden Mitgliedern berufen: fügt, „die Vorstandsmitglieder werden von der 1. Direktoren von Universitätsaugenkliniken: Mitgliederversammlung geheim und schrift- W. Hallermann (Göttingen), W. Jaeger (Heidel- lich gewählt“ (s S. .117) berg), G. Meyer-Schwickerath (Essen), H. Pau (Düsseldorf) und H. Sautter (Hamburg); Die nachfolgende Wahl wurde korrekt und 2. niedergelassene Augenärzte: H. Conrads, transparent durchgeführt: Die neu zu wäh- (Rheine), E. Schmid-Ebingen lenden Kandidaten wurden durch Zuruf 3. Chefärzte von großen Augenkliniken: H. J. von einem Wahlleiter an die Wandtafel Küchle (Düsseldorf), K. Ullerich (Dortmund) geschrieben. Mit geheimer Wahl wurde auf Diese Kommission hatte zwei Jahre an der Wahlzetteln gewählt. Eine weitere Gruppe Neuformulierung der Satzung gearbeitet und von Wahlhelfern zählte die Voten öffentlich 111 legte nun einen Entwurf zur Abstimmung vor, aus, die Ergebnisse wurden sofort an die Tafel der eine erheblich veränderte Struktur der geschrieben. Bei 194 Teilnehmern an dieser DOG herbeiführte. Das war vielen Mitgliedern Mitgliederversammlung war das gerade noch nicht sofort bewusst. Aber aus heutiger Sicht realisierbar. war die Satzungsänderung 1971 der erste Die Nachwahlen für die neuen Vorstands- Schritt für den Wandel von einer Honoratio- mitglieder ergaben: Prof. Straub, Marburg, rengesellschaft – das ist im besten Sinne des als Ordinarius, Prof. Küchle, Düsseldorf, für Wortes zu verstehen – zu einer modernen die Ophthalmologischen Chefärzte, für die wissenschaftlichen Massengesellschaft. Von nachgeordneten Hochschullehrer die Ober- der alten Satzung fand man in der neuen nur ärzte Privatdozenten Dr. G. O. H. Naumannn, Reste in den §§ 7, 9 und 12-16. Wesentliche Än- Hamburg, und Dr. G. Kommerell, Freiburg, für derungen brachte die Gruppenbildung, indem die niedergelassenen Augenärzte Dr. Ernst im Vorstand außer dem Schriftführer nun Schmidt-Ebingen und Dr. Rolf Ertel, Hamburg. fünf Mitglieder der ophthalmologischen Lehr- Die Kommissionen der DOG haben mit stuhlinhaber, zwei hauptamtlich tätige Chef- ihrer Arbeit wesentliche Ziele erreicht. Die ärzte, zwei in freier Praxis niedergelassene verkehrsmedizinisch-ophthalmologische Augenärzte und zwei ophthalmologische Kommission berichtete, dass die Verkehrsmi- Hochschullehrer, die in nachgeordneter Posi- nisterien der Bundesländer nach und nach tion tätig waren, also Privatdozenten oder apl. die Vorschläge der DOG angenommen haben, Professoren. Die Amtszeiten der Vorstands- so dass die Augenärzte für die Führerschein- mitglieder wurden auf sechs Jahre verkürzt. gutachten nach den inzwischen eingeübten Außerdem wurde ein wissenschaftlicher Richtlinien der DOG weiterarbeiten konnten. Beirat gebildet, dem die Vorsitzenden der Die Methoden und Richtlinien für die Unter- Kommissionen angehörten, die dem Vorstand suchung des Dämmerungssehens wurden in jedem Jahr berichten sollten. Im Übrigen voll anerkannt. Auch die Tonometerkommis- wurden die Organe der Gesellschaft, ihre sion teilte mit, dass ihre Vorschläge ange- Funktionen und die Organisation der Tätig- nommen worden seien und die Eichung der keiten definiert. Die neue Satzung wurde 1972 Tonometer nunmehr gesetzlich vorgeschrie- von der Mitgliederversammlung gebilligt. [34] ben sei. Jedes Tonometer muss einen gültigen 1988 wurde § 5,2 ergänzt, der besagte, dass Eichstempel tragen, der in den DOG-Berichten je ein Mitglied der Schweizerischen und der abgebildet wurde. [35] Österreichischen Ophthalmologischen Gesell- Die Statistik der Mitglieder wurde – wie für schaft in den Vorstand aufgenommen werden jedes Jahr – in Tabelle 1 der Mitgliederstatistik sollte. Die Zahl der Vorstandsmitglieder stieg der DOG (s. S. 215) eingefügt. 72. Zusammenkunft der DOG vom 24.-27.9.1972 in Hamburg

Bei der Mitgliederversammlung wurde die Gründung einer Kommission für Ergophthal- mologie unter dem Vorsitz von Prof. Dr. H. J. Merté mitgeteilt. 112 Aus der Arbeit der Verkehrsmedizinischen Kommission wurde mitgeteilt, dass die Unter- suchungen des Dämmerungssehens mit dem neuen Mesoptometer von Frau Prof. Aulhorn (Abb. 1) Heinrich Harms, Direktor der ergeben haben, dass die Unsitte, auch beim Universitätsaugenklinik Tübingen. Ehren- nächtlichen Autofahren Sonnenbrillen zu mitglied der DOG 1977. Von Graefe-Preis tragen, mit erheblichen Einschränkungen des für die Entdeckung der Bildhemmung beim Sehvermögens verbunden ist, die als verkehrs- Strabismus alternans 1948, Erfindung der gefährdend bezeichnet wurden. fortlaufenden Naht für die Keratoplastik Dementsprechend wurde auch vor dem Einbau 1953. Als Leiter der DOG-Kommission für die Facharztweiterbildung seit 1956 hat er getönter Frontscheiben in Autos gewarnt. die Weiterbildungspläne für Augenärzte Dann wurde über die Symposia in Kiel und Bad formuliert. Ab 1960 legte er mit der Ver- Nauheim berichtet. Anschließend fand vom 28. kehrskommission der DOG die Grundsätze bis zum 30.9.1972 in Kiel ein DOG-Symposium für die Begutachtung der Fahrtauglichkeit. über „Kortiko-steroide in der Augenheilkunde“ Gründung der VOL 1968. Sein legendäres unter dem Vorsitz von Wilhelm Böke statt. [36] Glaukomsymposium begann 1974. (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). Ein weiteres DOG-Symposium vom 10. bis zum 12. März 1973 beschäftigte sich in Bad Nauheim mit der „Normalen und gestörten Pupillenbe- führen sollten, sowie mit Statistikern und den wegung“. Zu dieser Tagung hatte Eberhardt Operateuren in Tübingen mehrere Wochen- Dodt ins Max-Planck-Institut für Physiologie endtagungen, ehe die Untersuchungen und und klinische Forschung eingeladen. [37] die Operationen begannen. An diesem multi- zentrischen Forschungsvorhaben nahmen 32 Erste große multizentrische Studie in Augenkliniken aus Deutschland, Österreich, Deutschland über ein operatives Thema Schweiz, Belgien, Griechenland und Jugosla- Für das Jahr 1975 plante Prof. Harms ein DOG- wien teil. Insgesamt wurden 1189 Patienten Symposium in Tübingen über die „Wirksam- rekrutiert und untersucht, und von diesen 884 keit und die Komplikationen von Glaukomo- nach der Operation weiter beobachtet. Für die perationen“. [38] Dieses Symposium wurde beteiligten Ärzte – meist waren es Oberärzte durch eine prospektive, groß angelegte Studie aus großen Augenkliniken – war die mona- vorbereitet, die damals ihrer Zeit voraus war telange gemeinsame Arbeit mit dem großen und Modellcharakter für die klinische For- Ophthalmologen und begeisternden aka- schung hatte. Zur Vorbereitung veranstaltete demischen Lehrer Heinrich Harms ein ganz Harms mit den beteiligten Augenärzten, großes Erlebnis und eine Schulung für ihre welche Vor- und Nachuntersuchungen durch- berufliche Zukunft. 73. Zusammenkunft der DOG DOG meets The Royal Society (1974) vom 23.-26.9.1973 in Heidelberg Eine bis heute einmalige Reise erlebte eine Gruppe deutscher Ophthalmologen im Jahr 1974. Es ging um einen Gegenbesuch in Der Vorsitzende, Prof. Dr. Klaus Ullerich, Großbritannien. [39] Britische Augenärzte Chefarzt der Städtischen Augenklinik Dort- führten regelmäßig gemeinsame Reisen mund, berichtete über eine gute Zusammen- durch, in deren Verlauf sie ausländische arbeit des Vorstandes mit dem Berufsverband Augenärzte und ihre Kliniken besuchten. 1956 der Augenärzte (BVA) und der Vereinigung der und 1971 waren sie in Deutschland. Nun, vom Lehrstuhlinhaber (VOL). Prof. Straub, Marburg, 21.9. bis 6.10 1974 reisten 35 deutsche Augen- wurde als Vertreter der DOG in die Internati- ärzte mit ihren Frauen unter Führung von onal Association for Prevention of Blindness Helmut Neubauer, Köln, nach England. Man 113 gewählt, Prof. Weigelin, Bonn, in die Inter- flog gemeinsam von Köln nach London. Dort nationale Tonometerkommission. Aus den hatte das Reisebüro den Flug für die Reise- Kommissionen berichtete Prof. Weigelin, dass gesellschaft von London nach Glasgow nicht nun erstmals der Antrag gestellt wurde, ein rechtzeitig gebucht. Erst nach vielen Stunden Non-Kontakt-Tonomter zu eichen. Das Wartezeit im Flughafen von Heathrow konnte Verfahren dafür wurde in der Physika- man weiterreisen. Um Mitternacht erreichte lisch-Technischen Bundesanstalt in Berlin die erschöpfte Reisegruppe endlich das entwickelt. Aus der Facharzt-Kommission Tagesziel, den schottischen Badeort Crinnan erfuhr man von Dr. Schmid-Ebingen, dass in an der Hebridenküste. Dort bereiteten ihnen Deutschland alle 27 Universitätsaugenkli- die Gastgeber aus Glasgow einen grandiosen niken und 36 hauptamtliche Chefärzte von Empfang: Eine große Dudelsack-Band schmet- Augenkliniken über die Ermächtigung zur terte schottische Melodien, es gab Wein und vollen Weiterbildung für Augenärzte ver- Sekt auf der Terrasse über dem warmen Meer fügten. 1973 befanden sich 550 junge Kolle- und dann ein herrliches Dinner, das sich mit ginnen und Kollegen in der Weiterbildung angeregten Gesprächen bis spät in die Nacht zu Augenärztinnen und Augenärzten. Im hinzog. Die Besuche in den Augenkliniken Verhältnis dazu waren die rund 2400 Augen- wurden jedes Mal mit wissenschaftlichen ärzte in freier Praxis zu sehen. Weitere 300 Vorträgen der Gastgeber und der Gäste Augenärzte waren in Körperschaften öffent- eingeleitet. Die Diskussionen zogen sich dann lichen Rechts beschäftigt. Das ergab insge- während der folgenden Besichtigungen und samt 2700 Augenärzte in der Bundesrepublik Demonstrationen bis in den geselligen Abend. Deutschland. In Glasgow erhielten die Besucher Einblick in Als letztes findet man im Bericht von der die Technik der in England neu entwickelten Mitgliederversammlung der DOG den Hin- Computertomographie und lernten dann den weis, dass die Herren Weigelin, Naumann und wundervollen Glenmorange (Whisky) kennen. Harms Vorschläge unterbreiteten, wie man Von Glasgow ging es nach Leeds, York, Chester, die Kongressvorträge zeitlich besser koordi- Birmingham, Stratford on Avon und London. nieren könnte und die Redner dazu bringen Beim Abschlussdinner in London war auch Sir sollte, ihre Redezeit einzuhalten – ein weiterer Stewart Duke Elder anwesend. Insider gaben Hinweis, dass eine Programmkommission den jüngeren Besuchern den Hinweis, dass bald gebildet und eine stringente Leitung der Sir Stewart gegen einen Kuss von ihrer Dame Sitzungen kommen würde. sein Autogramm auf die Speisekarte gab. Die Speisekarte erhielt dadurch einen besonderen Wert und zierte später in deutschen Bü- cherschränken die erste Seite des „System of 74. Zusammenkunft der DOG Ophthalmology.“ vom 21.-24.9.1975 in Essen

Im Jahre 1974 hatte keine DOG-Tagung stattgefunden, weil in Paris vom 31.5. bis 4.6. 1974 der XXII. Internationale Kongress für Ophthalmologie veranstaltet wurde, an dem auch zahlreiche deutsche Augenärzte teilge- nommen haben. In der Mitgliederversammlung 1975 teilte 114 der Schriftführer u. a. mit, dass den Kollegen in der DDR weiterhin die Kongressberichte zugeschickt wurden. Es war aber nicht fest- zustellen, ob sie wirklich bei den Empfängern angekommen waren. Der Rechnungsführer der DOG, Herr Bankdirektor Mareth, der seit 1960 die Finanzen verwaltete, bat darum von diesem Amt entlastet zu werden. Es wurde nun dem Steuerprüfer, Herrn Dr. Joswig, Hei- delberg übergeben, dessen Büro die Finan- zen der DOG und seit 1996 auch ihre Akten verwaltet. Die Kommission zur Verleihung der von Graefe-Medaille 1976 wählte aus 13 Nominie- rungen zwei Kandidaten aus, die der Mitglie- derversammlung zur Wahl vorgestellt wurden: Sir Stewart Duke Elder und Jules Francois. Der Sprecher der Kommission, Harms, Tübingen, trug wunderbare Laudationes für beide Kandi- daten vor. [40] Die Mitgliederversammlung be- vorzugte Jules Francois, Duke Elder wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Im nächsten Jahr, beim Europäischen Ophthalmologenkongress 1976 in Hamburg wurde die von Graefe-Medaille vom Vorsitzenden der DOG, Prof. W. Straub, mit herzlichen Worten an Jules Francois verliehen. Die Fach-Kommissionen der DOG berichte- ten wieder über umfangreiche Arbeiten, mit deren Ergebnissen die Qualität praktisch-kli- nischer Tätigkeiten der Augenärzte auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt wurde: Über die Arbeit der Kommission für die Standardisierung von Geräten zur Prüfung von Sehfunktionen berichtete Frau Prof. E. Aulhorn. Sie hatte die lichttechnischen Daten des Mesoptometers und des Nyktomat auf Das Symposium „Intraokulare Fremdkörper“ gleiche Leuchtdichten und Kontraste einge- in Köln 1976 stellt. Harms, Tübingen, berichtete aus der Kom- mission für ophthalmologisch-verkehrs- Das Symposium „Intraokulare Fremdkörper“ medizinische Fragen über die endgültigen in Köln 1976 brachte eine Zusammenfassung Formulierungen der Bundesländer für die der damals verfügbaren traumatologischen Anforderungen an das Sehvermögen im Stra- Kenntnisse und der operativen Fertigkeiten. ßenverkehr. Die Facharzt-Kommission unter Auf dieser Gundlage begann Prof. Klaus Hei- Leitung von Herrn Schmid-Ebingen schilderte mann in der neugegründeten Abteilung für gleichartige Bemühungen, mit denen eine Netzhaut- und Glaskörperchirurgie in der Köl- bundeseinheitliche Regelung der Weiterbil- ner Universitätsaugenklinik, die Vitrektomie 115 dung erreicht werden sollte. Die Kommission einzusetzen, mit der nicht nur die operative für Ergophthalmologie unter dem Vorsitz von Versorgung von Verletzungen des hinteren Herrn Merté, München, bemühte sich um die Augenabschnitts, sondern auch die Behand- Rehabilitation von Sehbehinderten, um Feuer- lung vieler Erkrankungen von Netzhaut und löschmittel, Arbeitsschutzbrillen, Haftschalen Glaskörper dramatisch verbessert werden bei der Arbeit in staubiger Umgebung und konnte. Das Symposium über intraokulare um die Anforderungen an die Farbtüchtigkeit Fremdkörper regte auch die biologische und am Arbeitsplatz. medizinische Erforschung der später als pro- Auch 1976 fiel der DOG-Kongress aus, dieses liferative Vitreoretinopathie (PVR) bezeichne- Mal zugunsten des Kongresses der Europä- ten Krankheitsprozesse im Glaskörper an. ischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOE), der vom 5. bis 9.4.1976 von Prof. Sautter Vom 15.-17. April 1977 folgte ein weiteres DOG- in Hamburg ausgerichtet wurde. Noch vor Symposium mit dem Thema „Neurophysio- dem Europäischen Kongress in Hamburg, vom logie und Klinik der Augenbewegungen“ in 1. bis 3.4.1976 fand in Köln das DOG-Symposi- Freiburg unter Leitung von Prof. Kommerell. um statt, das Neubauer mit dem Thema „Der intraokulare Fremdkörper“ ausrichtete. [41] 75. Zusammenkunft der DOG Gesellschaftsabend der DOG 1977 vom 18.-21.9.1977 in Heidelberg Es soll noch über eine Geselligkeit berichtet werden, die damals üblich war. Es gab – wie schon öfter – im Festsaal des Heidelberger Beim von Graefe-Preis gab es in der Satzung Schlosses einen Gesellschaftsabend. Die eine Vorschrift, dass die preisgekrönten Arbei- Preise für das Buffet und die Getränke sind ten in deutscher Sprache verfasst sein muss- nicht überliefert. Aber es wurde ein Blatt mit ten. Das wurde geändert, weil zunehmend Liederversen gefunden, auf dem man den deutsche Autoren in Englisch publizierten Präsidenten mit seinen Ärztinnen und Ärzten und Graefes Archiv für Ophthalmologie in einem Sängerkostüm findet, wie sie die längst Manuskripte in Englisch akzeptierte. DOG besungen haben. Nach der Melodie vom 116 Die Firma Dr. Thilo & Co. GmbH, Sauerlach „Wirtshaus an der Lahn“ wurden einige DOG- (Hersteller von Polyspectran®, jetzt Alcon) stif- Mitglieder erwähnt. Um Mitternacht fand tete zur Förderung wissenschaftlicher Arbei- das Fest mit einem Feuerwerk im Schlosshof ten des deutschsprachigen Nachwuchses in seinen Abschluss. . der Ophthalmologie einen Preis, der alle zwei Jahre in Höhe von 5000 DM vergeben werden sollte. Es war das erste Mal für die DOG, dass ihr ein Unternehmen ein solches Angebot unterbreitete. Die Satzung zur Preisvergabe, die ausführlich diskutiert wurde, befindet sich im DOG-Bericht. [42] Ein neues, von den Kongressberichten se- parates Mitgliederverzeichnis sollte wieder herausgegeben werden. Dann trug Herr Neubauer, Köln, etwas Unge- wöhnliches vor. Der Vorstand der DOG hatte gemäß § 12 seiner Satzung einen Antrag auf Ausschluss aus der Gesellschaft gestellt, wollte aber diesen Antrag auf der diesjäh- rigen Sitzung der Mitgliederversammlung noch nicht zur Abstimmung vortragen. Die damit beauftragte Kommission unter Leitung von Herrn Küchle wollte noch mehr Informati- onen sammeln. Ein internationales Symposium über „Wund- heilung des Auges und ihre Komplikationen“ wurde für die Zeit vom 30.03. bis 01.04.1979 in Tübingen von G. O. H. Naumann und B. Gloor angesagt. [43] In Freiburg plante Privatdozent Dr. Rainer Sundmacher im Frühjahr 1980 ein Symposi- um über „Herpetische Augenerkrankungen.“ 76. Zusammenkunft der DOG Abschnitt Kassenberichte und das Vermögen vom 17.-20.9.1978 in Düsseldorf der DOG, S. 218 ff.). Der in der Mitgliederversammlung im Vorjahr angekündigte Antrag auf Ausschluss eines Der Schriftführer wurde nach Ablauf seiner Mitgliedes der DOG wurde mit einer Doku- Amtszeit für weitere acht Jahre wiederge- mentation des Vorstandes begründet, die mit wählt. den Kongressunterlagen an die anwesenden Der Bericht der Kommission für Lehr- und Mitglieder verteilt wurde. In der Abstimmung Prüfungsfragen der Orthoptistinnen der über den Antrag mit 187 anwesenden DOG- Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft Mitgliedern wurde die erforderliche Zwei- legte unter Leitung von Prof. Kaufmann, Drittel-Mehrheit nicht erreicht. Bonn-Gießen, eine neue Ausbildungs- und 117 Prüfungsordnung vor, die 1980 in Kraft treten Ein Zeitzeuge berichtet über den Versuch, ein sollte. [44] Unter den DOG-Kommissionen Mitglied aus der DOG auszuschließen war eine Medienkommission erschienen, in In den Jahrzehnten nach dem zweiten Welt- der Mitteilungen aus der Ophthalmologie für krieg war die intrakapsuläre Linsenextraktion die Öffentlichkeit aufbereitet werden sollten. so perfekt, dass sie als Methode der Wahl galt. Bei diesen Operationen benutzte man zum Zusatzbezeichnung „Plastische Operationen“ großen Teil Lupenbrillen als optische Hilfen. für Augenärzte aufgeschoben Ungefähr ab 1968 wurden in Deutschland Durch einen zufälligen Antrag bei der praktisch alle Eingriffe am vorderen Augen- Bundesärztekammer wurde eine solche abschnitt unter dem Operationsmikroskop Bezeichnung beschlossen. Die DOG war aber ausgeführt. Angesichts der faszinierenden der Ansicht, dass plastische Operationen ein Einblicke in anatomische Details des Opera- fester Bestandteil in der Weiterbildung zum tionsfeldes begannen die Operateure wieder Augenarzt seien. Man wollte die Freiheit des mehr nach neuen Operationsmethoden zu Augenarztes, in seinem Bereich plastische suchen. Anfang der 1970er Jahre begann Operationen auszuführen, nicht einschrän- Michael-Ulrich Dardenne in der Universi- ken, und nicht mit dieser Zusatzbezeichnung tätsaugenklinik in Bonn, ein begabter Schütz- einen anspruchsvollen Katalog von Leistun- ling von H. K. Müller, die Phakoemulsifikation gen provozieren, der dem plastisch-operativ in die Kataraktchirurgie einzuführen. Das war tätigen Augenarzt einerseits hohe Qualitäts- eine revolutionär neue Methode. Dardenne, standards auferlegen würde und anderer- der in der DOG durch intelligente bioche- seits auch bei einfachen Lidoperationen, wie mische Untersuchungen der Hornhaut und z. B. einem Chalazion, ein hohes Risiko von des Kammerwassers bekannt geworden war, Schadenersatzforderungen mit sich bringen berichtete begeistert über seine Ergebnisse könnte. Nach dieser Diskussion haben die und die zukünftigen Möglichkeiten in der führenden Ophthalmologen darauf hin- Linsenchirurgie. Da die ersten Phako-Ge- gewirkt, diese Zusatzbezeichnung vorerst räte noch recht klobig waren und auch viel zurückzustellen. Ultraschallenergie aufbrachten, traten auch Komplikationen ein wie Hornhautendo- Schließlich wurde noch berichtet, dass im theldystrophien, Irisläsionen und Einrisse Land Nordrhein-Westfalen nun der Beschluss der Hinterkapsel mit ihren katastrophalen der Bundesärztekammer umgesetzt wurde, Folgen. Deshalb wurden Dardennes Phako- Facharztprüfungen einzuführen. emulsifikationen auch kritisch beurteilt und Es gab eine Diskussion des Kassenberichts (s. von den führenden Ophthalmologen in der DOG nicht befürwortet. Aber die Faszination 77. Zusammenkunft der DOG der neuen Operationsmethode lockte nicht vom 16.-19.9.1979 in Heidelberg nur viele Patienten zu Dardenne nach Bonn, sondern auch viele jüngere Augenärzte, die seine Operationskurse besuchten und bei ihm In der Mitgliederversammlung wurde berich- lernten. Dardenne war bei aller Begabung tet, dass die Retinitis-Pigmentosa-Patienten aufgrund eines kriegsbedingten Leidens ein sich zu einem weltweiten Verein zusammen- schwieriger Charakter und im Umgang mit geschlossen hatten. Die deutsche Sektion der Kollegen oder Konkurrenten oft mehr als Retinitis-Pigmentosa-Gesellschaft, heute „Pro rüde. Da er mit den Berichten über die neue Retina“, wandte sich mit der Bitte an die DOG, Staroperation und seine insgesamt guten ein wissenschaftliches Beratungsgremium 118 und sehr interessanten Ergebnisse bei der einzurichten, um die Retinitis-Pigmentosa- DOG nicht gut angenommen wurde, ging er Kranken wissenschaftlich über die häufig in die Öffentlichkeit – was als nicht standes- propagierten „neuen“ Behandlungsverfahren gemäße Werbung aufgefasst wurde. So kam zu beraten. es zu Zusammenstößen mit der DOG, die Der DOG-Vorstand benannte für den Nord- 1978 den DOG-Vorstand veranlassten, über deutschen Raum Prof. Hammerstein, Uni- den Ausschluß von Dardenne aus der DOG versitätsaugenklinik Düsseldorf, und für den abstimmen zu lassen. Auf der DOG-Tagung Süddeutschen Raum Oberarzt Dr. Krastel in 1978 in Düsseldorf wurde stundenlang darü- der Heidelberger Universitätsaugenklinik. ber debattiert. Aber Dardenne hatte zu dieser Für den Vorstand wurden für ausscheidende Zeit bereits so viele Kollegen von „seiner“ Vorstände Nachwahlen durchgeführt: Operationsmethode überzeugt, dass die zum Für H. Neubauer (Köln) wurde O. E. Lund Ausschluß notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit (München), für G. Mackensen (Freiburg) wurde nicht erreicht wurde. Er trat ein Jahr später G. O. H. Naumann (Erlangen), für H. J. Küchle selbst aus der DOG aus. (Münster) wurde W. Doden (Frankfurt/Main) Dardenne hat trotz seiner Krankheit, die er gewählt. tapfer über Jahrzehnte getragen und lange Prof. Lund wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt Zeit besiegt hatte, die Phakoemulsifikation als und man beschloss, 1982 die DOG-Tagung in einer der Ersten aufgegriffen und mit Vielen, München abzuhalten. die ihm begeistert gefolgt sind, eine Ent- In der Mitgliederversammlung wurde von wicklung ausgelöst, die zu der heute selbst- Neubauer, Köln, der Vorschlag eingebracht, verständlichen Perfektion der Operation des eine Kommission einzusetzen, um zu prüfen grauen Stars führte und mit der Implantation ob die derzeitige Satzung der DOG hinsichtlich von Kunstlinsen den Patienten eine früher des Disziplinarrechts noch aktuell sei. unvorstellbare hohe Lebensqualität bietet. Auch sollte der Übergang vom ausschei- denden Vorsitzenden zum Nachfolger so erfol- gen, dass der erfahrene Amtsvorgänger nicht sofort aus dem Vorstand ausscheidet, sondern seinem Nachfolger noch im Vorstand zu Rate stehen kann. Es sollte auch die Möglichkeit geschaffen werden, dass wieder ausländische DOG-Mit- glieder im Vorstand sind. Die Kommission zur Überprüfung der Satzung wurde gegründet mit Lund (München), Schulte (Mülheim), Thomann (Köln), Ertel (Hamburg) und Witmer, 78. Zusammenkunft der DOG (Zürich). vom 16.-19.9.1980 in Kiel Frau Aulhorn, Tübingen, hat mit einer Kom- mission die Rententabelle für Augenschäden überarbeitet. [45] Die Ergophthalmologische Mit der 79. Zusammenkunft der DOG wurden Kommission hat Richtlinien zur Durchfüh- die gewohnten Berichte eingestellt. In den rung augenärztlicher Untersuchungen für die Tagungsband wurde kein Bericht über die Arbeiten an Datensichtgeräten ausgearbeitet. Mitgliederversammlung eingefügt. Die Pro- [46] Prof. Lund berichtete über die Senator- tokolle der Mitgliederversammlungen sollten Herman-Wacker-Stiftung, die seit zehn Jahren ab 1981 separat an die Mitglieder verschickt den „Wackerkurs zur Früherkennung der Netz- werden. Die Inhalte der Vorträge dieser und hautablösung“ finanzierte, der jährlich in der der folgenden Tagungen wurden in der neu 119 Münchner und der Essener Augenklinik mit gegründeten Zeitschrift „Fortschritte der Oph- großen Erfolg durchgeführt wurde. thalmologie“ im Springer Verlag, Heidelberg, Die Stiftung wollte nun zwei Preise in der publiziert. Obhut der DOG verleihen, einen größeren Forschungspreis alle vier Jahre und einen Das Ende der DOG-Berichte – eine neue Zeit- Promotionspreis, der alle Jahre zwei- bis vier- schrift für Publikationen von DOG-Tagungen mal für ausgezeichnete Dissertationen in der Von 1863 bis 1879 wurden die Vorträge bei Augenheilkunde vergeben werden sollte. Die den Heidelberger DOG-Kongressen in den Mitgliederversammlung stimmte zu, den Preis „Klinischen Monatsblättern für Augenheil- anzunehmen. kunde“ publiziert. Dann wurden sie in einem „außerordentlichen Beiheft“ dieser Zeitschrift zusammengefasst. 1896 begannen die Kon- gressberichte als eigener Buchdruck beim Verlag J. F. Bergmann. Mit der DOG-Tagung 1980 in Kiel wurden die DOG-Berichte in der bisherigen Form als Jahrbücher eingestellt. Vorstand und Mitgliederversammlung ent- schlossen sich, die wissenschaftlichen Beiträ- ge auf den DOG Tagungen in einer eigenen Zeitschrift zu veröffentlichen und gründeten die „Fortschritte der Ophthalmologie“. Man wollte auf diese Weise diese Publikationen der internationalen Literatur zugänglich machen. Das war zu dieser Zeit auch bitter nötig. Denn die deutschsprachigen, durch die abgedruckten Diskussionen fast familiären „Berichte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft“, die der Schriftführer heraus- gab und der Bergmann Verlag so sorgfältig druckte, wurden in der internationalen wis- senschaftlichen Literatur wenig beachtet, z. B. im „Current Contents“, nicht registriert und damit mehr und mehr vergessen. So kam es, dass interessante Publikationen aus der DOG international unbekannt blieben. Das wurde wollte, wurde für die vielfältigen Aufgaben für die jungen Nachwuchswissenschaftler ein neues Amt geschaffen, der Generalsekre- mehr und mehr zu einem Problem. Denn wer tär. 1989 wurde das Redaktionskomitee der eine wissenschaftliche Laufbahn aufnahm, „Fortschritte der Ophthalmologie“ erheblich musste seine Forschungsergebnisse spätes- erweitert und ein großer wissenschaftlicher tens seit 1948 einem weltweiten Publikum Beirat gegründet. 1992 wurde der Zeitschrift präsentieren. So machte unter den ehrgei- ein neuer Name gegeben. Sie hieß nun „Der zigen jungen Assistenten und Dozenten in Ophthalmologe“ und erhielt eine moderne Deutschland das Sprichwort die Runde, dass Form im Druck und Layout. Dann erfolgte in den DOG-Berichten ihre Publikationen ein auch bald die lang erwartete Aufnahme in die „Begräbnis erster Klasse“ erführen. Indessen „Current Contents“ und andere internationale 120 verlangte die DOG von den Kongressrednern, Berichtssysteme. dass sie ihre Vorträge in den DOG-Berichten Für die Darstellung der Geschichte der DOG publizierten. Viele Autoren gaben ihre Kon- wandelten sich damit die Quellen. Anstelle gressbeiträge pflichtgemäß bei der DOG ab. der Berichtsbände mussten nun die Kongress- Aber ihre Manuskripte für die DOG-Berichte programme und die Sammlung der Zusam- fielen oft recht kurz aus und waren wenig menfassungen (Abstracts) dienen, die vor der aussagefähig, weil die volle Publikation in Tagung zusammengestellt an alle Teilnehmer einer internationalen Zeitschrift möglichst verschickt wurden. noch in englischer Sprache erscheinen sollte. Die „Fortschritte der Augenheilkunde“ waren anfangs auch nur eine andere Form der Publikation. Denn der Schriftführer stellte wie bisher die Manuskripte für den Druck zusam- men. Das Herausgebergremium, das auf dem Titelblatt der Zeitschrift erschien, war mit dem Vorstand der Gesellschaft der DOG iden- tisch, aber einige Vorstandsmitglieder konn- ten sich nicht daran erinnern, jemals an der Beurteilung und Auswahl der eingereichten Manuskripte teilgenommen zu haben. So war es noch ein weiter Weg, bis die DOG-Berichte zu einer international anerkannten Zeitschrift heranwuchsen. 1986 wurde durch Vorstands- beschluss das „Peer Review“ eingeführt. Bei diesem Verfahren wurden die eingereichten Manuskripte anonym von unabhängigen Gut- achtern beurteilt. Es sei nicht verschwiegen, dass es einige Zeit dauerte, bis diese inter- national übliche Qualitätskontrolle wirklich funktionierte und – was noch wichtiger war – international auch anerkannt wurde. 1988 wurde Wolfgang Jaeger als Herausgeber von dem neuen Schriftführer der DOG, H. E. Völcker, abgelöst. Da Völcker sich mehr mit der Herausgabe der Zeitschrift beschäftigen 79. Zusammenkunft der DOG 80. Zusammenkunft der DOG vom 20.-23.9.1981 in Heidelberg vom 19.-22.9.1982 in München

Über die Mitgliederversammlung liegen keine Es war eine wissenschaftlich sehr gute und Dokumente vor, weil man Vereinsberichte eine wunderbare Tagung. Aus München nicht in eine wissenschaftliche Zeitschrift wurde lediglich mitgeteilt, daß an der DOG- aufnehmen wollte und sich nicht entscheiden Tagung 1982 insgesamt 1250 Personen teilge- konnte, auf welche Weise man die für den nommen haben. Verein wichtigen Informationen den Mitglie- dern übermitteln könnte. 121 81. Zusammenkunft der DOG 82. Zusammenkunft der DOG vom 18. – 21.9.1983 in Heidelberg vom 23.-26.9.1984 in Frankfurt/Main

Ein Protokoll über die Mitgliederversamm- Wie 1982 wurde den Mitgliedern kein Proto- lung lag nicht vor. Aus der Sitzung wurden koll über die Mitgliederversammlung vorge- nach den persönlichen Aufzeichnungen eines legt. Mitglieds folgende Informationen überliefert: An der Mitgliederversammlung nahmen 182 wahlberechtigte DOG- Mitglieder teil. Die Zahl der Mitglieder betrug 1909, wovon rund 122 30 Prozent auf Assistenten und fünf Prozent auf Altmitglieder fielen, denen reduzierte Beitragszahlungen eingeräumt wurden. Bei den Nachwahlen zum Vorstand wurden für die Gruppe der Ordinarien Martin Reim aus Aachen mit 113 gegen 61 Stimmen für einen nominierten Konkurrenten gewählt. Für die Chefärzte erhielt Klaus Schott, Essen-Wer- den den Zuschlag mit 87 gegen 84 Stimmen. Von den niedergelassenen Augenärzten wurde Dr. Rolf Grewe Münster mit 73 gegen zwei Konkurrenten mit 67 bzw. 33 Stimmen gewählt. Aus der Verkehrskommission berichtete Harms, dass die Straßenverkehrsverordnung nun einen Mindestvisus für Führerscheine verlange und der Behörde aufgebe, die Beur- teilung des augenärztlichen Gutachters zu berücksichtigen. Thomann teilt aus der Gutachtenkommissi- on mit, dass die neue Tabelle zur Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) bei Augenschä- den nunmehr amtlich anerkannt sei. Bei Privatversicherungen gelte nach wie vor die Gebrauchsminderung der sog. Gliedertaxe. 83. Zusammenkunft der DOG Wahl wurden die Professoren Wollensak, vom 22.-25.9.1985 in Heidelberg: Fortschritte Berlin, Draeger, Hamburg, und Spitznas, Bonn der Ophthalmologie, Beilage zu Bd. 83:1-22 gewählt. Von den niedergelassenen Augen- (1986) ärzten wurde Herr Dr. Lange wiedergewählt. Der Vorsitzende teilte mit, dass der Vorstand erstens Dr. Grewe (Münster) und zweitens Prof. Der Vorsitzende und Schriftführer berichte, Wollensak zu stellvertretenden Vorsitzenden dass Prof. Harms, Tübingen, nach vielen Jahren bestimmte. Mit dieser Wahl sollte der DOG- den Vorsitz der Verkehrskommission an Prof. Kongress 1988 in Berlin stattfinden. Lund, München, abgegeben habe. Die DOG vermerkte wieder eine deutlich Zu- Am 21.9 1985 fand ein Seminar der Deutschen nahme der Mitgliederzahlen (s. Mitgliedersta- Retinitis Pigmentosa Vereinigung (DRPV) „RP tistik der DOG, s. S. 215). 123 aktuell“ statt, in dem – wie bereits im Jahr Zum Kassenbericht wurde lediglich angemerkt, zvor – über neue Entwicklungen und Trends in dass das Vermögen der DOG ungefähr den der RP-Forschung berichtet wurde. Beträgen entsprach, für welche die DOG mit Der Forschungsbeirat der DRPV, dem von der den kommenden Kongressen und Symposien, DOG Prof. Lund und Privatdozent Dr. Kras- vor allem für den Druck der Zeitschrift Vorsor- tel, Heidelberg, angehörten, hatte ein For- ge treffen musste. schungskonzept erstellt, über das Prof. Lund Es wurde beschlossen, die Berichte über die dem DOG-Vorstand berichtete. Der Vorstand DOG-Symposien als Beiheft zu den Klinischen erklärte sich bereit, die Forschungen der RP-Ge- Monatsblättern erscheinen zu lassen, damit sellschaft zu unterstützen. In der Anlage zum sie richtig in den Buchhandel kämen. Zum Protokoll der Mitgliederversammlung wird der Ausgleich dafür sollten die Symposien einen „1. Bericht über die Forschungsaktivitäten der höheren Zuschuss der DOG erhalten. DRPV“ angefügt, der von Prof. O. E. Lund, dem Der Federführende der Kommission für Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates die Zuerkennung der von Graefe-Medaille, und von Prof. E. Zrenner, Max Planck Institut für Prof. Neubauer, Köln, berichtete ausführlich physiologische und klinische Forschung, sowie über den zweijährigen Auswahlprozess und von Privatdozent Dr. H. Krastel, Universitätsau- teilte mit, dass die Kommission vorschlug, genklinik Heidelberg, unterzeichnet wurde. die von Graefe-Medaille 1986 an Prof. Mey- In dem Bericht legten sie ein Forschungs- er-Schwickerath, Essen, zu verleihen. Dann konzept vor, dass die verschiedenen Forscher, wurde die Begründung der Kommission[48] Forschungsstätten und Methoden ermitteln verlesen und zur Abstimmung aufgefordert. und vernetzen soll. Das Konzept wurden dem Die DOG-Mitglieder erhoben sich von ihren Bundesminister für Forschung und Technolo- Plätzen und spendeten lang anhaltenden gie vorgetragen. [47] Beifall. Ferner wurde auf den 4. Kongress der interna- Aus den ständigen Kommissionen teilte tionalen RP-Geselschaft (International Retinitis die Gerätekommission mit, dass sie für die Pigmentosa Association, IRPA) vom 10. bis 13. Bewertung von Gesichtsfelddefekten bei Mai 1986 in Bad Nauheim hingewiesen. Blindengutachten Kriterien erarbeitet hatte, Der Springer Verlag bot DOG-Mitgliedern für die für die verschiedenen automatischen Pe- 150 DM ein Abonnenment von „Graefes Archiv rimeter Testbedingungen definierten, die den für Augenheilkunde“ an. klassischen und international anerkannten Bei den Neuwahlen mussten aus der Gruppe Untersuchungsbedingungen der Goldmann- der Lehrstuhlinhaber die Herren Doden, Lund Perimeter entsprachen. Sie wurden als Tabelle und Naumann ersetzt werden. In geheimer in den Bericht aufgenommen. [49] Aus der Kommission für verkehrsophthalmo- 84. Zusammenkunft der DOG logische Fragen wurde mitgeteilt, dass die vom 21.-24.9.1986 in Aachen Liberalisierung der Zulassung bei den Seh- teststellen die Wirksamkeit des Sehtestes als Auswahlverfahren beeinträchtigt hatte. Prof. Im Sommer 1986 fand eine Extra-Vorstandssit- Harms berichtete über Details der neuen, mo- zung statt, losgelöst von den eiligen Tagesord- difizierten Empfehlungen an das Bundesver- nungen bei der EFA und den DOG-Tagungen, kehrsministerium, dessen Kern eine Beratung um anstehende Probleme mit etwas mehr Zeit durch einen Augenarzt darstellte. einer Lösung näherzubringen. Für die DOG- Aus der Arbeit der Kommission für Fragen Tagungen wurde nun eine Programmkommis- der Orthoptistinnen-Ausbildung legte der sion mit fünf bis sieben Mitgliedern gebildet, 124 Vorsitzende, Prof. Rüssmann, Köln, Vorschläge die anonym alle Beiträge beurteilen sollte. Für für Änderungen an den „Vorschriften über die „Fortschritte der Ophthalmologie“ sollte Ausbildung, Prüfung und Anerkennung von ein größeres Herausgebergremium als bisher Orthoptistinnen“ vor. Darin wurden die Quali- geschaffen werden, dessen Mitglieder auf fikationen des ärztlichen Leiters der Schule für Vorschlag des Vorstandes von der Mitglieder- Orthoptistinnen, der Lehrorthoptistin sowie versammlung bestätigt werden sollten (vgl. die Höchstzahl der Ausbildungsplätze ge- S. 111). Die Gestalt der Protokolle der Mitglie- nauer formuliert. Weiterhin wurde über den derversammlungen und der Berichte für die Versuch berichtet, Diplome für Lehrorthoptis- DOG-Mitglieder war immer noch ungeklärt. Es tinnen zu schaffen. wurden verschiedene Möglichkeiten erwogen, Am Mittwochmittag gab es – wie in jedem aber keine Beschlüsse darüber gefasst. Der Jahr – den Empfang des Vorstandes im Haus Verlag hielt es nicht für richtig, die Vereins-Mit- Buhl, einem Bürgerhaus in Alt-Heidelberg, teilungen in den „Fortschritten...“ abzudrucken, das der Universität gehört und für gesellige wenn die Zeitschrift den Anspruch stellte, Veranstaltungen zur Verfügung steht. Tradi- international anerkannt zu werden. tionell wurde zu diesem Abschiedsempfang Im Vorstand wurden Arbeitsgruppen gebildet, vom scheidenden Präsidenten mit persön- um für die aktuellen Fragen der ambulanten lichem Schreiben eingeladen: Die ehemaligen Operationen und der refraktiven Chirurgie Vorsitzenden, der aktive Vorstand und weitere eine objektive Meinungsbildung in der DOG ausgewählte und ausländische Gäste. Nach anzuregen, damit die wissenschaftliche dem Essen erfolgte – wie seit Jahren üblich - Fachgesellschaft aktiv auf die neuen Ent- im Rahmen einer feierlichen Vorstandssitzung wicklungen in der Ophthalmologie einwirken die Übergabe des Präsidentenamtes vom kann. Retrospektiv zeigte sich jedoch, dass die amtierenden Vorsitzenden an seinen Nachfol- Anregungen nicht realisiert wurden. ger. Anstelle einer goldenen Amtskette wurde Bei der Tagung in Aachen wurden 1632 regis- dem kommenden Präsidenten ein banaler trierte Teilnehmer gezählt. Stempel aus Holz mit dem Signum der DOG an einem Band umgehängt. Der neue Präsi- dent dankte in einer kurzen Ansprache, lobte seinen Vorgänger und überreichte ihm ein persönliches Geschenk. Es sei auch erwähnt, dass zu dieser Veranstaltung die jeweiligen Präsidenten einladen, so dass für die DOG keine Kosten für die Vergnügungen der Promi- nenten entstehen. 85. Zusammenkunft der DOG 86. Zusammenkunft der DOG vom 20.-23.9.1987 in Heidelberg vom 18.-21.9.1988 in Berlin

Die Mitgliederzahl war auf 2250 angestiegen. Der zwei Jahre zuvor gewählte neue Schrift- Die Finanzlage der DOG war ausgeglichen. führer, Prof. Dr. med. H. E. Völcker, seitdem Prof. Velhagen senior, Berlin, feierte seinen auch Direktor der Univeritätsaugenklinik 90. Geburtstag. Es wurde beschlossen, den in Heidelberg, erschien jetzt als alleiniger Mitgliedern in jedem Jahr durch Rundschrei- Herausgeber der „Fortschritte der Ophthal- ben Informationen über die DOG zuzusenden. mologie“. Das Redaktionskomitee wurde neu Auch wurden Richtlinien für die Arbeit des zusammengestellt und erweitert, ebenso der Herausgebergremiums erarbeitet. Der - wissenschaftliche Beirat. Damit sich die Leser 125 schetti-Liebrecht-Preis wurde an Prof. Klein, besser zurechtfinden, hatte der Verlag außer Genf, verliehen. dem alphabetisch geordneten Inhaltsver- zeichnis am Anfang des Bandes, das wie ein Namensverzeichnis gesetzt war, am Ende ein Sachverzeichnis angefügt. Die „Fortschritte...“ waren nun zitierfähig im Index Medicus und damit auch in den Dateien von MEDLINE/ MEDLARS zu finden. Außerdem wurden die „Fortschritte....“ in den Verzeichnissen von Ocular Resource Review Chicago und im Che- mical Abstract Service geführt. Sie wurden aber immer noch nicht von den „Current Contents“ registriert. Das Ehepaar Leonard und Liselotte Klein aus Heidelberg, Inhaber der Fa. Leonard Klein Heidelberg, die seit 40 Jahren mikrochirur- gische Instrumente für die Ophthalmologie herstellte und deren Feinheit, Fertigungs- und Material-Qualität bis dahin von keinem Kon- kurrenten erreicht werden konnte, stiftete ei- nen Preis, der jährlich in Höhe von 15.000 DM „von einem Preisrichterkollegium der DOG für die Forschung und Ausbildung junger Oph- thalmologen“ vergeben werden sollte. Nach ihrem Tode soll das Stiftungskapital der DOG übertragen und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft verwaltet werden. In der Mitgliederversammlung wurde ein be- reits vor einigen Jahren gestellter Antrag der Professoren Lund, München, und Naumann, Erlangen zur Änderung der §§ 5,2 und 6,3 der Satzung mit 176 Ja- und 52 Nein-Stimmen gebilligt (vgl. S. 103). Im Kongresshaus gab es eine Kunstaus- 87. Zusammenkunft der DOG stellung mit Werken der malenden DOG- vom 24.-27.9.1989 in Heidelberg. Vorträge: Mitglieder Wolfram Aust (Kassel), Günter Fortschritte der Ophthalmologie 87:1-725 Mackensen (Freiburg) und von Herrn Dehe zu (1990) und Referate: Suppl. 87:S1-S225 (1990) besichtigen.

Bei den Wahlen neuer Mitglieder für den Vor- stand zum Ersatz der ausscheidenden Reim, Schott und Grewe wurden K. Heimann (Köln), H. J. Meyer (Osnabrück) und R. Dannheim (Stuttgart) gewählt. 126 Der Schriftführer berichtete im Vorstand über Probleme in der Rechtslage des so genannten Graefe-Museums – damit wurde die Samm- lung von Erinnerungsstücken an Albrecht von Graefe bezeichnet, die in der Heidelberger Augenklinik in zwei großen Schränken unter- gebracht waren (s. S. 123, 137). [50] Mit dem Ausscheiden von Prof. Jaeger als Schriftführer wurde er 1986 auf seinen Antrag vom DOG- Vorstand zum Kustos des Museums einge- setzt und mit einer monatlichen Courtage von 500 DM ausgestattet. Da Prof. Jaeger in dieser Eigenschaft die Schlüssel verwahrte, hatte niemand Zugang zu den dort lagernden historischen Schätzen. Der neue Schriftfüh- rer und Direktor der Augenklinik wurde jetzt darauf aufmerksam gemacht, dass er als Hausherr trotzdem für die Sicherheit der Mu- seumsstücke haftet. Es musste eine Lösung gefunden werden, um die Zukunft der Graefe- Sammlungen rechtlich und museumsgerecht zu sichern. 88. Zusammenkunft der DOG vom 23.-26.9.1990 in Baden-Baden. Fort- schritte der Ophthalmologie 88:1-896 (1991)

Die Mitgliederzahlen der DOG hatten weiter zugenommen (s. Abschnitt Mitgliederstatistik der DOG). Bei der Tagung 1990 wurden 2450 Teilnehmer gezählt. Davon kamen 180 aus Ostdeutschland. Da die Räume in Heidelberg für diese Teilnehmerzahlen zu klein waren, wurde beschlossen, die nächsten Tagungen 127 ab 1992 in Mannheim in dem viel größeren Kongresszentrum „Rosengarten“ zu halten. In den Vorstand wurde als Ersatz für den ausscheidenden H. Kilp, Köln, C. Eckardt, Kiel gewählt. Aus der Tonometer-Kommission wurde berichtet, dass in der Physikalisch-Tech- nischen Bundesanstalt bei Herrn Dipl. Phys. K. Jessen Anträge für die Eichung von sieben neuen Luft-Stoß-Tonometern vorlägen. Die Messtechnik des Berliner Instituts und die von der Tonometer-Kommission entwickelten Regeln für die Eichung wurden inzwischen international anerkannt. Das Wissenschaftliche Programm der DOG noch „senil“ genannte Makuladegeneration war bereits 1948 ein Thema bei der DOG, das Prof. Arnold Pillat, Direktor der 1. Universi- tätsaugenklinik in Wien, vortrug. Karl Hruby, damals Assistent der 2. Wiener Augenklinik und später Nachfolger von Pillat, stellte seine Bemerkenswerte Vorträge bei der Vorsatzlinse für das Spaltlampenmikroskop 54. Zusammenkunft der DOG vor, mit der er biomikroskopisch die heute al- vom 23.-25.8.1948 in Heidelberg len Augenärzten geläufige klinische Patholo- gie des Glaskörpers beschrieben hat. Wilhelm Grüter, Direktor der Universitätsaugenklinik 128 Als eine besondere Auszeichnung darf man es in Marburg, der bereits 1925 nachgewie- auch heute noch ansehen, dass der berühmte sen hatte, dass die Keratitis dendritica eine Ophthalmologe Prof. David Cogan, M.D., vom Virusinfektion ist, zeigte in seinen lichtmi- Massachusetts Eye and Ear Infirmary der kroskopischen Untersuchungen herpetischer Harvard Augenklinik in Boston, USA, an dieser Hornhäute intrazelluläre Viruspartikel, die in ersten Tagung der DOG nach dem Krieg teil- ihrer zellulären Struktur den späteren elek- nahm und das einleitende Referat hielt. Sicher tronenmikroskopischen Bildern durchaus verbanden ihn auch freundschaftliche Bande ähnlich sahen. Ein weiterer Redner war Erich aus der Vorkriegszeit mit deutschen Augen- Weigelin, damals noch Oberarzt in der Bonner ärzten. Denn in seiner Vorlesung über die Augenklinik bei H. K. Müller. Er berichtete klinische Physiologie der Hornhaut zitierte er über seine umfangreichen Untersuchungen F. P. Fischer, der bis 1932 für die damalige Zeit zum Druck in der A. centralis retinae. Paul aufregend neue Ergebnisse über den Stoff- Cibis, Heidelberg, der aber bereits als Adresse wechsel von Glukose und Laktat in der Cornea die Sam Air-University Randolph Field Texas im Zusammenhang mit dem Quellungsver- angab, brachte in seinem Referat eine vorzüg- mögen publiziert hatte und 1934 emigriert liche Darstellung der biochemischen Grundla- war (s. S. 84) . gen des Farbensehens mit bemerkenswerten, Zu dem Referat von Cogan kamen in der damals aktuellen Literaturzitaten deutscher Diskussion sachkundige und kritische Bemer- Forscher und den neuen Arbeiten US-ameri- kungen von den Professoren Comberg (Ro- kanischer Forscher um Georg Wald. stock), Pillat (Wien), Marchesani (Hamburg), Böck (Graz) und Schreck (Heidelberg). An die- ser Diskussion drei Jahre nach dem Krieg ist bemerkenswert, wie viel hervorragendes Wis- sen man bei den führenden Ophthalmologen und beim ophthalmologischen Nachwuchs im zerstörten Deutschland finden konnte. Das wird auch deutlich, wenn man weitere Vorträ- ge dieser denkwürdigen DOG-Tagung liest. So berichtete Karl Wessely, München, über Netzhautvenenverschlüsse und über seine ersten Behandlungsversuche mit den von Hoffmann La Roche neu herausgebrachten Medikamenten Liquemin (Heparin) und Dicumarol. Auch die altersbedingte, damals Bemerkenswerte Vorträge bei der Technik der Korepraxie. Prof. Lindner aus Wien 55. Zusammenkunft der DOG berichtete über gelegentliche extrakapsuläre vom 26.-29.9.1949 in Heidelberg Staroperationen. Bemerkenswert an seiner Darstellung war die Mitteilung, dass er als Lokalanästhesie lediglich ein wenig 3-pro- In seiner Eröffnungsansprache begrüßt der zentiges Cocain mit etwas Adrenalin subkon- Präsident, Karl Wessely, München, die in- junktival um den Limbus spritzte. Pau, damals ternationalen Teilnehmer und erinnert mit noch Assistent bei Custodis in Düsseldorf, einem Zitat aus der Begrüßungsrede Alb- präsentierte einen Beitrag über die Entste- recht von Graefes bei der DOG 1868 an die hung der Katarakt bei Heterochromie, in gemeinsamen Ideale, „in dem Streben nach Diktion und Darstellung ein Vorläufer seiner Wahrheit, in der Kultur des Wissens, in der Liebe dreißig Jahre später erschienenen klinischen 129 zu unserem Fach, [...] die Fortschritte der Wis- Morphologie und Systematik der Katarakte senschaft zu konstatieren, um aus der Quelle in seinem Buch „Differentialdiagnose der gemeinsamer Arbeit und gemeinschaftlicher Augenkrankheiten“. [51] Erfahrungen zu schöpfen. [...] Beisammen zu Einen großen Teil des Programms bildeten sein, um alten Freunden die Hand zu drücken, Vorträge und Referate von namhaften Augen- [...] um frische Kraft und freien Sinn hinüberzu- ärzten wie K. A. Reiser (Bonn), W. Gilbert und E. führen in die oft drückende Atmosphäre immer Heinsius aus Hamburg, Horst Müller (Heidel- wiederkehrender Bedenken, Mühen und Sor- berg) R. Thiel und W. Kreibig aus Frankfurt, H. gen, welche trotz allen Gelingens den treuen G. Härtl (Gelnhausen), M. Cremer (Tuttlingen) Dienst Äskulaps umgeben.“ und G. B. Bietti (Pavia) über die Manifesta- Der berühmte Heidelberger Chirurg K. H. Bau- tionen der Tuberkulose in den Augen: Iritis, er hielt einleitend ein bedeutendes Referat Retinochorioiditis, chronische Uveitis posteri- über Fortschritte der Krebsforschung, über or, Periphlebitis retinae und Miliartuberkulose die Theorie der Krebsentstehung und die der Aderhaut. Es gab histologische Befunde Wirkung vieler damals auch neu entdeckter mit dem Nachweis von Tuberkelbakterien in Karzinogene. In der Aussprache zu diesem Augengeweben, Berichte über den Wert der Referat demonstrierte Wegner, Direktor der Tuberkulinprobe und über viele Patienten mit Universitätsaugenklinik in Freiburg, Bilder gleichzeitiger Organtuberkulose. Allein drei von Tumoren im Bereich der nasalen Unter- Vorträge beschäftigten sich mit der neuen lider eines Patienten, der kurz zuvor (1948) Chemotherapie der Tuberkulose, dem Sulfon- in seiner Klinik behandelt wurde. Er zeigte amidabkömmling Para-Aminosalizylsäure histologisch Nester eines Plattenepithelkar- (PAS) und Streptomycin, die beide außer zinoms neben Thoriumpartikeln, die auch einer gewissen Wirkung auf die Tuberkulose im Röntgenbild zu sehen waren. Der Patient erhebliche Nebenwirkungen aufwiesen. Die hatte berichtet, daß Prof. von Szily 1912 seine Diskussion der Vorträge über die Tuberkulose ableitenden Tränenwege mit Thoriumoxyd als war sehr umfangreich und zeigte, wie bren- Kontrastmittel durchspritzt hatte. Dann gab nend damals dieses Thema war. Bei den De- Prof. Franceschetti, Genf, einen kurzen Über- monstrationssitzungen berichtete der junge blick über die Heredität des Retinoblastoms Dr. Wolfgang Straub aus Tübingen über einen mit vorzüglichen statistischen Zahlen aus 91 Patienten, dem nach einer zehn Jahre dau- Familien, die den heutigen Kenntnissen über ernden, rezidivierenden Chorioretinitis wegen diese Krankheit kaum nachstehen. Sekundärglaukom ein Auge enukleiert wer- Später hielt Franceschetti einen Vortrag über den musste. Im histologischen Präparat fand ein damals aktuelles operatives Thema: Die er Toxoplasmen in den alten Entzündungs- herden. Es war einer der ersten Nachweise, Kurzvorträge, bei denen eine Diskussion auch dass Toxoplasma gondii in chorioretinitischen damals noch nicht vorgesehen war. Herden vorkommt. In der selben Sitzung gab es noch eine tech- nische Neuerung, die mehreren Generationen Erfindung der Photokoagulation von Augenärzten Freude machen sollte: Dr. In der fünften wissenschaftlichen Sitzung Littmann von Zeiss-Oberkochen stellte sein kam aus heutiger Sicht die große Neuheit: neues direktes Ophthalmoskop vor, den Zeiss- Der Vortrag des Hamburger Assistenten Gerd Opton Augenspiegel. Meyer-Schwickerath. Er berichtete zum ersten Mal über seine Erfindung der Photokoagula- tion. Sein Vortrag lautete: „Koagulation der 130 Netzhaut mit Sonnenlicht“. Es wurde nicht diskutiert, wie alle Vorträge dieser Sitzung. Es handelte sich offenbar um so genannte

(Abb. 2) Gerd Meyer-Schwickerath, Erfinder der Photokoagulation, 1949 erster Bericht darüber bei der DOG, 1965 Mitbegründer der EFA, 1975 Präsident der DOG, 1982 Ehrenmitglied der DOG, 1986 Verleihung der von Graefe-Medaille. Ein hervorragender Kliniker und begeisternder Lehrer. (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). Bemerkenswerte Vorträge bei der Mitarbeiter bei wissenschaftlichen Publikati- 56. Zusammenkunft der DOG onen als Koautoren zu beteiligen. Immerhin vom 18.-20.9.1950 in München hatte Prof. Günther den hoffnungsvollen Assistenten in seinem Vortrag erwähnt.

Die erste wissenschaftliche Sitzung war für Aus dem Assistenten Dr. Georg Kraffel wurde anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr ein bedeutender Berufspolitiker der Erfindung des Augenspiegels Hermann Er war später niedergelassener Augenarzt von Helmholtz gewidmet. Engelking wür- in Berlin und hat viele Jahre als Vorsitzender digte diese im Detail. Walter Gerlach hielt die des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA) Festrede über „ Hermann von Helmholtz als die Berufspolitik und die Zusammenarbeit Naturforscher“. Helmholtz hatte eben nicht des Berufsverbandes mit der DOG geprägt. 131 nur die optische Anordnung von Spiegel, In den folgenden Jahren, nachdem er seine Blenden, Glasplatten und Lichtquelle her- Praxis abgegeben hatte, trug Dr. Georg Kraffel ausgefunden, sondern auch die zugrunde wesentlich dazu bei, die berühmte von liegenden optischen Gesetze beschrieben und Graefe-Sammlung aus Heidelberg nach Berlin die Berechnungen ausgeführt, mit denen u.a. zu bringen. Diese Sammlung der historischen die Bildgrößen bestimmt werden konnten. Dokumente, die für die DOG von unschätz- Mit Hilfe der Purkinje´schen Reflexbilder auf barem Wert sind, wurde in den Jahren nach der Cornea und Linse konstruierte er 1852 dem Tod Albrecht von Graefes, um 1880, begon- das Ophthalmometer zur Berechnung der nen und seitdem in einem Schrank in der Hei- Krümmungsradien der Cornea. Helmholtz delberger Universitätsaugenklinik verwahrt. beschrieb in seinem auch heute noch bewun- Kraffel sorgte dafür, dass diese für die Ge- dernswerten Handbuch der physiologischen schichte der Ophthalmologie und die DOG Optik das ganze visuelle System. 1856 kam kostbaren Dokumente und Gegenstände bereits der erste Band „Die Dioptrik des Au- 2002 an den Ort ihres Ursprungs zurückkeh- ges“ heraus. 1860 folgte der zweite Band „Die ren konnten. Im Berliner Medizinhistorischen Lehre von den Gesichtsempfindungen“ und Museum in der Charité wurden sie museum- 1866 der dritte Band über „Die Lehre von den stechnisch aufgearbeitet und sind nun für die Gesichtswahrnehmungen“. Öffentlichkeit zugänglich (Berliner Medizinhis- Auf dieser Tagung wurde viel über Refraktion torisches Museum, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, und sinnesphysiologische Beobachtungen Direktor Prof. Dr. med. Thomas Schnalke). In vorgetragen. Neu war die räumliche Darstel- diesem Museum befindet sich auch eine lung der Gesichtsfelder von Harms mit den Sammlung ophthalmologischer Geräte, die auch heute noch bekannten „Gesichtsfeld- im Wesentlichen von Dr. Kraffel eingerichtet bergen“. H. K. Müller und O. Kleifeld aus Bonn und von ihm bis zu seinem Tode 2005 betreut wiesen mit Konzentrationsunterschieden für wurde. (s. S. 118, 137) radioaktiven Phosphor die Blut-Kammerwas- serschranke nach. Danach zeigte G. Günther Auffallend war bei der DOG-Tagung 1950 aus Berlin sehr elegant die Blutkammerwas- der breite Raum, den die Diskussion über die serschranke mit dem Anstieg der Fluoreszenz Zyklodiathermie einnahm. Pau, Düsseldorf, in der Vorderkammer nach intravenöser berichtete über seine Untersuchungen zur Fluoreszeininjektion. Die Untersuchungen für Permeabilität und über den Sauerstoffver- diese grundlegende Arbeit führte der junge brauch der vorderen und hinteren Linsenkap- Dr. Georg Kraffel aus. Damals war es in vielen sel. Er stellte eine Beziehung zu den typischen deutschen Kliniken noch nicht üblich, jüngere subkapsulären Linsentrübungen des Men- schen her und fand dafür den Begriff der weisbaren Erregern und der dabei regelmäßig Permeabilitätskatarakt. auftretenden Periangiitis migrans manifes- Grüter beschrieb ausführlich die chronischen tierte. Mit den infizierten Geweben ließ sich herpetischen Affektionen der Hornhaut. die Krankheit weiter auf eine Chorioallantois, Schulte, damals Direktor der Universitätsau- und auf andere Hühner übertragen. Die his- genklinik Greifswald, später Leiter der Augen- tologischen Befunde von kranken Menschen klinik in Mülheim/Ruhr, stellte eine Vorrich- und Hühnern waren sehr eindrucksvoll und tung für den Augenspiegel vor, mit der man methodisch gut dargestellt. Auch die Übertra- Messungen am Augenhintergrund durchfüh- gungsversuche waren erfolgreich. Aber seine ren konnte. „Entdeckung des Erregers“ der sympathischen Straub, Tübingen, sowie Obal aus Berlin hat- Ophthalmie wurde kontrovers diskutiert und 132 ten neue Tonometer konstruiert, und Walser später von seinen Kritikern als unglaubwürdig aus München zeigte die später nach ihm bezeichnet. benannte, mit Löchern versehene Plexiglas- Aus heutiger Sicht und in Kenntnis der Ent- schale, mit der man eine verletzte Hornhaut deckungsgeschichte des Erregers der Magen- schützen kann. und Duodenalulzera, Heliobakter pylori, kann man die damaligen Forschungsergebnisse Die Entdeckung des Erregers der sympa- von Eugen Schreck auch positiver sehen. Das thischen Ophthalmie Problem der Reproduzierbarkeit dürfte darin Die Sensation dieser DOG-Tagung präsentierte bestanden haben, dass man die intrazellu- der Privatdozent Dr. Eugen Schreck, Oberarzt lären Einschlüsse nur unmittelbar nach ihrer aus der Universitätsaugenklinik Heidelberg. Gewinnung auf der Chorioallantois von be- Er hatte 1948 auf der DOG über aufregende brüteten Hühnereiern und im lebenden Auge pathologisch-anatomische Befunde bei sym- vermehren konnte. Eine Zucht in Bakterien- pathischer Ophthalmie berichtet, bei denen er kulturmedien gelang nicht. Das Problem des mikroskopisch erstmals Rickettsien-ähnliche Erregers der sympathischen Ophthalmie ver- Erreger zeigen konnte. Neben den intrazel- lor an Priorität, weil die Krankheit während lulären Einschlüssen, die morphologisch wie der folgenden Jahre immer seltener wurde, Mikroorganismen aussahen, war histopa- vermutlich mit der verbesserten allgemeinen thologisch regelmäßig eine charakteristische und ophthalmologischen Hygiene, sowie mit Vaskulitis nachweisbar. 1950 stellte Schreck den revolutionierenden Behandlungserfolgen seine Experimente mit Hühnern vor. Er hatte durch Antibiotika. aus Augen, die bei Patienten wegen sympa- Außerdem gewann in der augenärztlichen thischer Ophthalmie enukleiert wurden, Uvea, Diskussion die Theorie der immunologischen Glaskörper und Teile vom Sehnerven entnom- Entzündung die Oberhand, so dass die sel- men und davon Homogenate hergestellt, die tenen Fälle von sympathischer Ophthalmie als Impfstoff zur Übertragung der Infektion mit Kortison und Immunsuppressiva behan- dienten. Wenn diese Homogenate oder auch delt wurden. Kammerwasserproben auf die Chorioallan- tois von bebrüteten Hühnereiern geimpft wurden, konnte man darauf die als Erreger identifizierten Gebilde vermehren. Wurde der Impfstoff in die Augen von lebenden Hühnern überimpft, konnte man häufig eine gleichar- tige Krankheit hervorrufen, die sich mit den gleichen intrazellulären, mikroskopisch nach- Bemerkenswerte Vorträge bei der an seiner Darstellung erscheint die Überle- 57. Zusammenkunft gung, dass damit die langfristige Senkung vom 3.-5.9.1951 in Heidelberg des Augeninnendrucks nach der Diathermie verstärkt wird. Erstmals wurden Erfahrungen mit neuen Auf der Eröffnungssitzung wurde der von Medikamenten für die Lokalbehandlung von Graefe-Preis an Prof. Eugen Schreck, Ober- Erkrankungen im vorderen Augenabschnitt arzt der Universitätsaugenklinik Heidelberg, vorgestellt: Franceschetti, Genf, grenzte den für seine Untersuchungen über die sympa- Einsatz von Kortison bei Infektionen ein und thische Ophthalmie verliehen. Im wissen- zeigte die gute Wirkung bei nichtinfektiösen schaftlichen Programm berichtete Schreck Entzündungen. Saubermann, Basel, wies weiter über seine Arbeiten mit dem Erreger die Penetration des neuen Antibiotikums 133 der sympathischen Ophthalmie, mit vielen Aureomycin in die Vorderkammer und in interessanten kasuistischen Einzelheiten. den Glaskörper bei lokaler und systemischer Danach referiert B. Tsopelas aus der Univer- Anwendung nach. sitätsaugenklinik Athen ausführlich über Auch neue Untersuchungsgeräte wurden diese so viel diskutierte Augenkrankheit. Er vorgestellt. H. Hartinger aus München prä- bezweifelt die Infektionsgenese zugunsten sentierte sein neues von Zeiss Jena gebautes einer Überempfindlichkeit, bei der ein Trauma Refraktometer, das vom Messprinzip und der als auslösend und das Pigmentepithel als Ergonomie her einen hohen Gebrauchswert Antigen angesehen wurde. Trotz eines um- für die objektive Refraktometrie bot. H. Scho- fangreichen Literaturverzeichnisses vermisst ber, aus Schloss Borstel, dem Forschungsinsti- man in dem Referat von Tsopelas sachliche tut der optischen Industrie, berichtete über Belege für diese Erklärung der Pathogenese seine Beobachtungen bei der Bestimmung der sympathischen Ophthalmie. An der auf der Nahsehschärfe, die später zur Konstruk- mehreren Seiten wiedergegebenen, sowohl tion seines weitverbreiteten Geräts für die zustimmenden als auch kritischen Diskussion Messung der Nahsehschärfe bei der Anpas- beteiligen sich viele Ophthalmologen von sung von Lesebrillen führten. Bei dieser DOG- Rang und Namen. Tagung erschien auch zum ersten Mal Wolf- Im weiteren Programm wurde die retrolentale gang Jaeger als Assistent der Heidelberger Fibroplasie in einem Vortrag von W. Krei- Klinik, der später als langjähriger Schriftführer big, Frankfurt/Main, vorgestellt. D. Schulte der DOG berühmt wurde. Er berichtete über aus Greifswald präsentierte zwei Fälle mit eine Familie mit kongenitaler Toxoplasmose, orbitalem Trauma. Unter der Annahme eines die früher als hereditäres Makulakolobom Optikusscheiden-Hämatoms wurde über eine gedeutet wurde. Diese Beobachtung muss temporale Orbitotomie nach Krönlein eine im Zusammenhang mit den grundlegenden operative Schlitzung der Sehnervenscheide Arbeiten von Wolfgang Straub, Tübingen, vorgenommen. Bei dem ersteren Patienten, später Direktor der Universitätsaugenkli- nach einem Stich in die Orbita, blieb die nik Marburg/Lahn, über die experimentelle Operation ohne Erfolg. In dem anderen Fall, Toxoplasmose gesehen werden, die ebenfalls der nach einer Contusio bulbi erblindet war, bei dieser DOG-Tagung vorgetragen wurden. wurde das Sehvermögen wiederhergestellt. Außerdem demonstrierte Wolfgang Jaeger Bei dieser Tagung der DOG, 1951, trug Prof. sein optisches Pachymeter als Zusatzgerät für Custodis, Direktor der Augenklinik der Univer- die Zeiss-Opton Spaltlampe zur Messung der sität Düsseldorf, erstmalig seine neue Metho- Vorderkammertiefe. Das gleiche Gerät wurde de für Operationen von Netzhautablösungen auch zur Messung der Hornhautdicke in Klinik mit episkleralen Plomben vor. Interessant und Forschung benutzt, bis die Ultraschall- pachymeter in den 90er Jahren des vorigen Bemerkenswerte Vorträge bei der Jahrhunderts aufkamen. 58. Zusammenkunft der DOG In diesem Jahr traten auch zwei Redner in der vom 31.8.-2.9.1953 in Heidelberg DOG auf, die danach über Jahrzehnte mit ih- ren Beiträgen ihre wissenschaftlichen Spezial- fächer auf höchstem internationalen Niveau Vorträge zur Sinnesphysiologie und über das vertreten haben. Schielen waren das Thema der ersten wis- Es war dies zum einen der Anatom Johannes senschaftlichen Sitzung: D. Comberg, Rostock, Rohen, damals in Mainz, später in Marburg sprach über das Blickfeld; Rintelen, Basel, er- und Erlangen als Direktor der Anatomischen innerte daran, dass die funktionelle Schielbe- Institute, der seine für die Ophthalmologie handlung seit Johannes Müller, Hering, Javal 134 – nicht nur in Deutschland sondern welt- und Worth schon lange bekannt war, diese weit – bedeutenden Forschungen über die jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg durch die Morphologie des Trabekelwerks und des Orthoptikschulen in England und in den USA Ziliarkörpers publizierte. Der andere der oben systematisch in die Praxis umgesetzt wur- erwähnten Wissenschaftler war Eberhardt de. Er berichtete – wie nach ihm Bangerter, Dodt, der damals noch als Assistent am St. Gallen, und G.H. Jonkers aus Gorinchem, Physiologischen Institut in Freiburg war. Er Niederlande – über die ersten Erfahrungen wurde später Direktor des Max Plank Instituts mit einer Sehschule und wies auf die große für physiologische und klinische Forschung Bedeutung der anomalen Netzhautkor- in Bad Nauheim und hat zwischen 1962 und respondenz hin. Die ausführliche Diskussion 1988 zahlreiche wissenschaftlich begeisterte zeigte, wie aktuell die Probleme der Schiel- Augenärzte in der klinischen Elektrophysiolo- behandlung waren. Mit einem Vortrag über gie ausgebildet. die Pupillometrie erschien Curt Cüppers aus Gießen in der Szene der DOG, der später für seine Arbeiten in der Diagnostik und Therapie des Schielens berühmt wurde und eine ganze Generation von Augenärzten auf diesem Ge- biet ausgebildet hat. Cüppers hatte ein modi- fiziertes Pupillometer gebaut, das angeblich bessere Messergebnisse lieferte als bis dahin verfügbare Instrumente. Auch Vorträge über Refraktion und Myopie wurden lebhaft disku- tiert. Wolfgang Jaeger, Heidelberg, berichtete schließlich über die von ihm entdeckte Form der inkompletten Achromatopsie. Bei seinen drei eigenen Patienten und bei drei Patienten von Waardenburg in Arnheim konnte er mit Untersuchungen der spektralen Empfind- lichkeit, der Helligkeitsverteilung im wahrge- nommenen Spektrum und mit den Eichwert- kurven im Farbenmischapparat die beiden Phänotypen der inkompletten Achromatopsie differenzieren, deren erblicher Defekt 45 Jahre später in den Genen CNGB3 und CNGA3 nach- gewiesen wurde. In der operativen Behandlung von Netzhaut- ablösungen gab es 1953 wieder bedeutende Vorträge:

Ernst Custodis und die Plombenoperation der Netzhautablösung Viele jüngere Augenärzte wissen heute nicht, dass die Operationen mit episkleralen Plom- ben bei Netzhautablösungen in Düsseldorf 135 von Ernst Custodis erfunden und dort zuerst und in großem Umfang ausgeführt wurden. 1953 berichtete er bei der DOG in Heidelberg über 340 eigene Fälle mit sorgfältig dokumen- tierten Plombenoperationen – eine beachtlich (Abb. 3) Ernst Custodis, Direktor der Universitätsau- große Zahl. genklinik Düsseldorf (links) und seine ehemalige Er bestätigte damit die hervorragenden Er- Assistentin Prof. Ursula Mayer, Erlangen. Neben gebnisse seiner Operationen mit epi-skleralen vielseitiger klinischer Arbeit liegt ihr wissenschaft- Plomben, die er zwei Jahre zuvor bei der DOG liches Forschungsgebiet in der Biochemie der Linse. Sie Tagung 1951 zum ersten Mal vorgestellt hatte. hat dazu viele gute Beiträge geliefert. (Foto: H.-Boris Er beschrieb sehr genau die heute allgemein Kerber, Heidelberg). bekannten Vorteile dieses Verfahrens, das bei den damaligen Möglichkeiten, Netzhautablö- sungen zu operieren, als sensationell gelten den Tagungen der Nordrhein-Westfälischen darf. Custodis ging auch auf die Entzündungs- Augenärzte und in Heidelberg bei der DOG reaktion ein, die seiner Operation bzw. dem erleben konnte. Alle, die ihn kannten, haben dabei verwendeten Kunststoff angelastet ihn sehr verehrt. wurde. Er schrieb, dass „sie meist bald zurück- Seine einfache und geniale Operation konn- ging, aber nur manchmal beträchtlich war“. te sich zu dieser Zeit nicht durchsetzen. Die Nur bei vier seiner 340 Fälle war sie so inten- Plombenoperation wurde endlich in den siv, dass die Plombe wieder entfernt wurde. späten 1960er Jahren von Frau Prof. Dr. med. Aus heutiger Sicht darf man bezweifeln, dass Ingrid Kreissig bekannt gemacht, die damals – wie Custodis und seine Kritiker meinten noch in Bonn war und später Direktorin der – das Plombenmaterial Schuld an der Ent- Universitätsaugenklinik in Tübingen wurde. zündungsreaktion gewesen sei. Da Custodis Sie verwendete anstelle des Polyviol von alle Netzhautablösungen mit dem neuen Custodis die neueren Silikonschaumplomben, Verfahren operierte, dürften auch Augen die Prof. Harvey Lincoff, M. D., in New York City mit beginnender oder florider proliferativer eingeführt hatte. Die Diathermie wurde durch Vitreoretinopathie (PVR) dabei gewesen sein, Kryopexie oder Photokoagulation ersetzt. die aus sich heraus entzündliche Reaktionen, Über die großen Erfolge dieser Operation auch mit sichtbaren Glaskörpertrübungen kann Frau Kreissig noch immer mit Fug und entwickeln. Recht berichten. Sie hat diese Operation in Prof.Custodis war ein grundsolider Kliniker Deutschland populär gemacht und weltweit und Wissenschaftler, den man regelmäßig auf propagiert. Das andere neue und bedeutende Operati- nahm die sachkundige und objektiv geführte onsverfahren kam von dem DOG-Mitglied Diskussion im gedruckten Bericht mehr als Prof. Dr. med. Bengt Rosengren aus Göteborg. zwei Seiten ein. Nach der flächenhaften Diathermie auf der Sklera über den Netzhautlöchern benutzte Die Geburtsstunde der Mikrochirurgie er eine Luftinjektion durch die Pars plana Ein weiterer Meilenstein in der ophthalmo- ciliaris, um sie vorübergehend zu tamponie- logischen Operationstechnik, der bei der ren. Von 256 mit diesem Verfahren operierten 58. DOG Tagung 1953 vorgetragen wurde, Patienten waren 77 Prozent geheilt. Da die war die erste Vorstellung des Operations- Luft relativ schnell resorbiert wird, erwähnte mikroskops von Heinrich Harms, Direktor Rosengren damals bereits, dass er nach einer der Universitätsaugenklinik Tübingen. Das 136 anderen Substanz als Luft suche, die länger Operationsmikroskop,Typ Zeiss OPMI 1, wurde im Glaskörper verweilen kann. Rauh aus speziell für die Ophthalmologie von Dr. Gießen hatte mit dem Rosengrengren´schen Littmann bei Carl Zeiss, Oberkochen, kon- Verfahren bei 34 Patienten ebenfalls gute struiert. Harms hatte mit ihm die besonderen Erfahrungen gemacht. Nach diesen Vorträgen technischen Eigenschaften für die Ophthal- mochirurgie entwickelt und das Operations- mikroskop unverzüglich in seiner Klinik in Tübingen in die tägliche operative Tätigkeit eingeführt. Aber es dauerte Jahre, bis die- se faszinierende technische Verbesserung allgemein in der Ophthalmochirurgie ange- nommen wurde. Es gab einzelne Ophthalmo- logen, die ebenfalls so früh die Mikrochurgie routinemäßig ausübten: Joaquin Barraquer in Barcelona (1953) und Michael Troutman in New York City (1965). Das Buch „Augenopera- tionen unter dem Mikroskop“ von Harms und Mackensen erschien erst 1966. [52] Es gab Anleitung für die Mikrochirurgie. Aber es dau- erte noch weitere Jahre bis dieser so wichtige Fortschritt in der Operationstechnik von den Augenärzten allgemein angenommen wurde. Wie in der Marburger Klinik wurden ab 1969 in fast allen Augenkliniken Deutschlands die (Abb. 4) Günter Mackensen war Direk- tor der Universitätsaugenklinik Freiburg. Operationsmikroskope, die seit Jahren vor- Zusammen mit Harms, Tübingen, hat er handen waren, für Operationen am vorderen die Mikrochirurgie systematisch aufgebaut Augenabschnitt eingesetzt. und 1966 als Buch publiziert. (Foto: H.-Bo- ris Kerber, Heidelberg). Aus der Bonner Universitätsaugenklinik berichten die Mitarbeiter von Prof. Dr. med. H. K. Müller über den Energiestoffwechsel der Linse mit einer indirekten Messung des ATP und mit Analysen von Laktat, Glukose und Glutathion. Unter den Mitarbeitern erschien zum ersten Mal der Name von Dr. rer. nat. Otto Hockwin, der in dem neu gegründeten Bemerkenswerte Vorträge bei der Institut für Experimentelle Ophthalmologie 59. Zusammenkunft der DOG an der Universitätsaugenklinik in Bonn arbei- vom 5.-7.9.1955 in Heidelberg tete und es später viele Jahre leitete und zu großem internationalen Ansehen führte. Der Präsident Lindner, Wien, gedachte des ver- storbenen früheren Schriftführers, Geheimrat Prof. Wagenmann, der 25 Jahre die Geschäfte der DOG geführt hatte, sowie des unerwartet verstorbenen früheren Vorsitzenden, Prof. Löhlein in Berlin. Lindner berichtete kurz über die großartige Gastfreundschaft beim Inter- 137 nationalen Kongress in New York City 1954, bedauerte aber, dass anstelle des Deutschen Spanisch als dritte Kongresssprache gewählt worden war. Der von Graefe-Preis wurde Privatdozent Horst Müller, Frankfurt/Main für seine Untersuchungen der phakogenetischen Entzündungsreaktion verliehen. Die andere Hälfte des von von Graefe-Preises ging an den Privatdozenten Johannes Rohen, Mainz, für seine Schrift „Die funktionelle Gestalt des Au- ges und seiner Hilfsorgane“. [53] Die gesamte Preissumme betrug 500 DM. Einleitend referierte Professor Tönnis, der Neurochirurg aus Köln, über 3033 Fälle von Hirntumoren und die dabei beobachteten Augensymptome. P. Niesel aus Bonn brachte einen Vortrag über Ophthalmodynamometrie und Gasanalysen im Blut, deren Zahlenwerte er im Hinblick aus den Blutkreislauf im Gehirn mit physiologischen und statistischen Metho- den auswertete.

Technische Neuheiten bilden die Grundlage für neue klinische Forschungen W. Straub aus Hamburg hielt einen großen Vortrag über die Elektroretinographie und präsentierte damit die Grundlage für ihre Ein- führung in die klinische Routine. H. Kleinert, Wien zeigte mit eindrucksvollen Spaltlampen- fotos, wie sich nach einer Fluoreszeininjektion in die Vorderkammer die Kammerwasser- venen auf der Sklera darstellten. H. J. Merté, München berichtete zum ersten Mal über die Wirkung von Diamox zur Senkung des Bemerkenswerte Vorträge bei der Augeninnendrucks und seine Anwendung bei 60. Zusammenkunft der DOG Glaukomen. W. Leydhecker, Bonn, stellte seine vom 3.-6.9.1956 in Heidelberg große Glaukomstatistik vor, die jahrzehn- telang eine Grundlage für die Glaukomfor- schung bildete. M. U. Dardenne aus Bonn trat In einer Sitzung über sinnesphysiologische mit den Messungen von Enzymaktivitäten Themen wurden neue Studien über Ge- der Aldolase und der Enolase in der Linse sichtsfeldwahrnehmungen, Probleme bei hervor. Die Forscher G. Bietti, P. Mandel und der Brillenbestimmung und die Behandlung C. A. Nordmannn aus Straßburg trugen ihre der Schielamblyopie vorgetragen. Harms, Ergebnisse in der Erforschung des Zuckerstars Tübingen, zeigte zusammen mit seiner 138 vor. E. Schreck, nun in Erlangen, beschrieb jungen Assistentin Frau Dr. Elfriede Aulhorn seine Vorderkammerlinse mit zwei Haltebü- das funktionelle Zentralskotom bei der geln. J. Scharf brachte aus Mainz eine andere Schielamblyopie. Frau Aulhorn wirkte später Konstruktion der Vorderkammerlinse mit vier viele Jahre als Professorin in der Tübinger Au- Füßchen. genklinik und wurde von vielen Augenärzten, Dr. Littmann von Zeiss, Oberkochen, stellte sei- die irgendwann mit ihr zusammengearbeitet ne neue Funduskamera vor, die mit ihren her- haben, regelrecht verehrt. In der Glaukom- vorragenden optischen Eigenschaften neue sitzung sprach der schon erwähnte Anatom Maßstäbe setzte und die technische Grund- Johannes Rohen über die Struktur des Kam- lage für die Erforschung der Erkrankungen merwinkels, ein Thema, das in den folgenden des Augenhintergrundes in den kommenden Jahrzehnten von Rohen und seinen Schülern Jahren legte. in Marburg und danach in Erlangen, vor allem von Elke Lütjen-Drecoll in vielen Variationen weitergeführt wurde. Diese Publikationen brachten beiden hochangesehene Preise ein und trugen wesentlich zum Verständnis und zur Therapie der Glaukomkrankheit bei. In einer eignen Sitzung über die Linse traten die Vorträge der Bonner Arbeitsgruppe um H. K. Müller mit den Namen Kleifeld, Hockwin und Dardenne über den Stoffwechsel der Linse hervor. Sie bestimmten den ATP-Gehalt in Rin- der- und Kaninchenlinsen, indem sie den Ein- bau von anorganischem P32-Phosphat in Lin- senextrakte maßen. Bemerkenswert war an diesen Arbeiten, dass für die biochemischen Ergebnisse Mittelwerte und Standardab- weichungen berechnet wurden – es war der Beginn der statistischen Berechnungen in der ophthalmologischen Forschung.

Die fortlaufende Hornhautnaht bei der Kera- toplastik nach Harms Prof. G. Günther, Direktor der Universitätsau- genklinik in Greifswald und ein großer Horn- hautchirurg seiner Zeit, berichtete über seine Katarakten. Die optischen Ergebnisse waren Erfahrungen bei 200 Hornhauttransplanta- hervorragend. Schreck beschrieb übrigens bei tionen. Er verwendete schon die von Harms seinen Patienten auch schon die postopera- 1953 eingeführte fortlaufende Naht und tiven Beschläge auf der Linsenoberfläche mit betonte, dass eine subtile Operationstechnik Zellen, die dreißig Jahre später Martin Wenzel gute Ergebnisse lieferte. Der damals neue, in Aachen mit dem konfokalen Mikroskop ultrafeine Perlonfaden, der mit einer sehr fei- zytologisch differenziert hat. Bei vier der 88 nen, aber an den Seiten scharf geschliffenen Patienten mussten die künstlichen Vorder- atraumatischen Nadel armiert war, erlaubte kammerlinsen wieder entfernt werden: Bei diese subtile Nahttechnik. Er wurde von der drei hatten sich fibröse Membranen auf der Firma Leonhard Klein in Heidelberg gefertigt, Kunstlinse und vordere Synechien gebildet, welche die speziellen, sehr feinen und äußerst bei einem Fall war eine Infektion mit Staphy- 139 präzise gebauten Instrumente für die Oph- lokokkus aureus eingetreten, die nicht anders thalmochirurgie herstellte. Leonhard Kleins beherrscht werden konnte. Die Diskussion zu Fertigungsmethoden waren bis weit in die diesem Vortrag war überwiegend kritisch und 1980er Jahre ohne Konkurrenz. Da diese Fäden zurückhaltend. Lediglich Prof. Bengt Rosen- von Hand gefertigt wurden, konnten nur aus- gren aus Göteborg erkannte, dass dies die gewählte Kunden damit beliefert werden. Zukunft der Aphakiekorrektur sein würde. Danach berichtete H. Dannheim, Stutt- Die ersten intraokularen Linsen aus Plexiglas gart, dass er seine Vorderkammerlinsen mit (Polymethyl-Methlacrylat, PMMA) zum Aus- einer elastischen Haptik aus Supramidfäden gleich der Aphakie nach Staroperationen hat- ausgestattet hatte. Diese Konstruktion der te der Augenarzt Sir Harold Ridley in London künstlichen Vorderkammerlinsen hatte sich ab 1949 bei seinen Patienten in die Hinter- bei seinen 50 Patienten zum Ausgleich der kammer eingesetzt. Trotz extrakapsulär aus- Aphakie seit vier Jahren bewährt. geführter Staroperationen saßen diese relativ Die elastische Haptik aus Supramidfäden an schweren Kunstlinsen hinter der Iris häufig den Kunstlinsen aus PMMA war eine wenig nicht stabil. Immer wieder beobachtete man beachtete aber bedeutende Erfindung. Denn Dislokationen, und nicht selten sanken sie Supramidfäden in zahlreichen Modifikationen in die Tiefe des Glaskörpers. Nun wurde eine hinsichtlich Form, Dicke und Elastizität wurden weitere Neuheit bei der DOG vorgestellt: nach Dannheim bis weit in die 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts für die Haptik von Die Erfindung der künstlichen Vorderkam- Kunstlinsen verwendet, sowohl bei Vorder- merlinse kammer- als auch bei Hinterkammerlinsen. Prof. Eugen Schreck, inzwischen Direktor der Die später oft berichteten Komplikationen Augenklinik der Universität Erlangen, hatte der Vorderkammerlinsen dürften zum großen 1952 eine Vorderkammerlinse konstruiert. Sie Teil auf ungünstige Formen und eine man- wurde mit Extra-Haltebügeln im Kammer- gelnde Elastizität der Haptik zurückzuführen winkel abgestützt und saß damit optisch sein. Aber Vorderkammerlinsen gehören seit perfekt zentriert und stabil vor der Pupille. Schrecks und Dannheims Erfindung bis heute Nun berichtete Schreck über 88 Patienten, zum festen Bestandteil der Linsenchirurgie. denen er seine Vorderkammerlinse einge- pflanzt hatte. Es waren zum großen Teil Fälle von Cataracta traumatica, aber auch einige nach Operationen kongenitaler Katarakte, bei Heterochromie und streng einseitigen Bemerkenswerte Vorträge bei der chige Belgier trug seine Glückwünsche für die 61. Zusammenkunft der DOG DOG natürlich in Deutsch vor und erinnerte vom 9.-12.9.1957 in Heidelberg an die über hundertjährige Freundschaft zwischen deutschen, belgischen und nieder- ländischen Augenärzten. Festsitzung zur Feier des 100-jährigen Beste- Prof. Dr. Branly aus Havanna, Kuba, Delegierter hens der DOG 1957 der Panamerikanischen Ophthalmologischen Zu diesem Anlass fand am Sonntag, den Gesellschaft, übermittelte die Grüße der 8.9.1957, in der Aula der Heidelberger Univer- Panamerikanischen Ophthalmologischen Ge- sität eine Festsitzung statt. Der Vorsitzende sellschaft und besonders die seines Heimat- verlas zuerst die Grußbotschaft des Bundes- landes Kuba und überreichte im Namen der 140 präsidenten Theodor Heuß, der bedauerte, Kubanischen Ophthalmologischen Gesell- nicht persönlich erscheinen zu können. Dann schaft den Verdienstorden „National Merito begrüßte er die internationalen ophthalmolo- Carlos Manuel de Cespedes“. gischen Gäste, unter ihnen besonders Prof. Dr. Es folgte Prof. Dr. Jean Nordmann, Direktor Denig, den Nestor der DOG, vormals Direktor der Augenklinik der Universität Straßburg, der Augenklinik des Deutschen Hospitals in Er erinnerte mit sehr herzlichen Worten New York. Es folgten die Ehrengäste der Stadt, an die Verbindung zwischen der Societé des Landes und der Heidelberger Universität. d´Ophthalmologie Francaise und der DOG Grußworte sprachen Dr. med. h.c. Simpfendör- und an die persönlichen Freundschaften zwi- fer, Kultusminister des Landes Baden-Würt- schen französischen und deutschen Augen- temberg, Ministerialdirektor Dr. med. Stralau ärzten, die jeweils Mitglieder in beiden Gesell- des Bundesministeriums des Inneren und der schaften waren. Er erinnerte auch daran, dass Oberbürgermeister von Heidelberg, Herr Dr. die freundschaftlichen Beziehungen zwischen jur. Neinhaus. deutschen und französischen Ophthalmolo- Seine Magnifizenz der Rektor der Universität gen 1918 abbrachen, und dass Annäherungen Heidelberg, Prof. Dr. jur. Reiche grüßte die erst 1932 wieder zustande kamen und nur von Augenärzte, die seiner Alma Mater Ruperto kurzer Dauer waren. Umso mehr betonte er Carola 100 Jahre die Treue gehalten hatten. seine Freude über die neuen freundschaft- Dann verlieh der Dekan der Medizinischen lichen Bande, die H. K. Müller mit den Ärzten Fakultät der Universität Heidelberg die Ehren- der Bonner Universitätsaugenklinik und Carl doktorwürde an Herrn Prof. Dr. med. H. Arruga, Wessely aus München mit seiner Klinik in Barcelona und an Herrn Prof. Dr. Karl Lindner, Straßburg geknüpft hatten und auf vielen Wien. Ebenen weiter pflegten. Jeder, der Prof. Nord- Als erster ausländischer Gast gratulierte mann noch persönlich kennenlernen durfte, mit herzlichen Worten Sir Stuart Duke Elder, weiß, wie herzlich er uns Deutschen immer London, für die Britische Ophthalmologische begegnete – obwohl er im zweiten Weltkrieg Gesellschaft und als amtierender Präsident persönlich sehr unter der deutschen Besat- des Internationalen Rates für Ophthalmolo- zung in Frankreich gelitten hatte. gie. Er nannte Heidelberg „The Sacred City of Auch Prof. Hagedoorn, Direktor der Univer- Ophthalmology“. sitätsaugenklinik Amsterdam, der für die Ebenso herzlich wie rhetorisch glänzend gra- Beneluxstaaten sprach, brachte sehr freund- tulierte Prof. Dr. Jules Francois aus Gent, der schaftliche Grüße aus den westlichen Nach- Direktor der dortigen Universitätsaugenklinik. barländern und freute sich darüber, dass die Er kam auch als Vertreter der Societas Oph- DOG wieder zu neuem Leben erwacht war. thalmologica Europaea (SOE). Der vielspra- Für die deutschen Augenärzte, die nahe an den Grenzen lebten, war das keine leere Phra- Augenklinik der Universität Frankfurt am se. Denn sie haben immer wieder die freund- Main, gab in seiner Eröffnungsrede einen schaftliche Zuwendung der Kollegen aus den Überblick über die kulturelle Entwicklung Niederlanden und aus Belgien erleben dürfen seit Gründung der DOG und beschrieb dann und waren sehr dankbar dafür. die Aufgaben der Gegenwart für die wissen- Prof. Bietti, der langjährige Direktor der Au- schaftliche Arbeit und die Ausbildung des genklinik der Universität Rom, grüßte im Na- akademischen Nachwuchses. men der Mittelmeerländer und fand rührende Worte der Freundschaft und Zuneigung und Eine weitere festliche Sitzung der DOG fand erwähnte dabei, dass die DOG immer etwas am nächsten Tag zur Verleihung der von von ihrem ursprünglichen, internationalen Graefe-Medaille an Rudolf Thiel statt. Die Charakter behalten habe. Festrede hielt Prof. Karl vom Hofe, Direktor der 141 Prof. Gunnar von Bahr, berühmter Direktor der Augenklinik der Universität Köln. Er widmet Augenklinik der Universität in Upsala, kam als seine lesenswerte Rede satzungsgemäß ganz Vertreter der Nordländer und fand herzliche dem Leben und Wirken Albrecht von Graefes. Worte, um die alten freundschaftlichen Bande Die erste wissenschaftliche Sitzung war den über die Ostsee nach Deutschland zu erneu- allergischen Gefäßerkrankungen gewidmet. ern. Wer die alten Mitgliederlisten der DOG Die Morphologie der allergischen Gefäßreakti- durchsieht, findet immer wieder schwedische onen schilderte der Anatom aus Tübingen, Prof. und dänische Namen von Personen, die auch Dr. E. Letterer. Prof. Dr. H. E. Bock, der Internist regelmäßig an den DOG-Tagungen – bis zum aus Marburg, stellte die allgemeinen Gefäßver- 2. Weltkrieg – teilgenommen hatten. Mit Prof. änderungen dar. Prof. Dr. A. Pillat, Direktor der 1. von Bahr war Prof. Dr. Nordenson aus Stock- Augenklinik der Universität Wien, führte in die holm gekommen, vormals Präsident des In- Gefäßerkrankungen der Augen ein. Es folgten ternationalen Rates für Ophthalmologie und viele Vorträge über Vaskulitiden der Netzhaut. Ehrendoktor der Universität Frankfurt/Main. Es fanden auch wieder Sitzungen über die Dann erinnerte Prof. Wagner, Zürich, an Sinnesphysiologie und das Schielen statt. die vielen Ophthalmologen, die zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz Der erste industriell hergestellte Lichtkoagu- hin und her gewandert waren und die enge lator der Welt wissenschaftliche und kulturelle Verbindung Auf dieser Tagung präsentierte Dr. Littmann dokumentieren. den neuen Lichtkoagulator von Zeiss Oberko- Prof. Dr. med. Sobhy, Kairo, sprach für die chen. Bisher diente ein Lichtbogen zwischen arabischen Länder und beschwor die gu- zwei Kohle-Elektroden als Lichtquelle, die oft ten Beziehungen, die schon Karl der Große instabil war. In dem neuen Modell wurde der mit Harun Al Raschid pflegte und die en- Lichtbogen durch eine Xenon-Hochdrucklam- gen wissenschaftlichen Verbindungen, die pe mit konstanter Leuchtdichte ersetzt. Damit seitdem zwischen den arabischen Ländern hatte die Photokoagulation die Experimen- und Deutschland bestanden. Die Aachener tierphase endgültig verlassen und war als Augenärzte wussten natürlich, dass Harun neuartige Behandlungsmethode technisch Al Raschid dem Gesandten Karls des Großen perfekt und zuverlässig überall verfügbar. In- einen weißen Elefanten als Zeichen des Frie- nerhalb weniger Jahre konnte man den Zeiss- dens und der Freundschaft mit nach Aachen Lichtkoagulator, der wegen seines Aussehens gegeben hatte. auch als „Lichtkanone“ bezeichnet wurde, Der DOG-Vorsitzende Prof. Dr. R. Thiel, be- weltweit in allen größeren Augenkliniken und rühmter und auch gefürchteter Direktor der in vielen Praxen finden. Meyer-Schwickerath, jetzt in Bonn, berichtet Bemerkenswerte Vorträge bei der dazu über die ersten Photokoagulationen 62. Zusammenkunft der DOG beim M. Eales. Straub aus Hamburg beschrieb vom 7.-10.9.1959 in Heidelberg Veränderungen im Elektroretinogramm bei Gefäßerkrankungen der Netzhaut und Hager aus Tübingen stellte seinen Ophthalmodyna- Wie schon sein Vorgänger Wessely 1949 mographen vor, mit dem plethysmographisch zitiert der Vorsitzende Prof. Karl vom Hofe, die Pulswellen der Orbita gemessen werden Köln, in seiner Eröffnungsansprache Albrecht konnten. von Graefe, der 1868 zum gleichen Anlass die folgenden Worte fand: “Verschieden gewiß in unseren Lebensansichten, in unserem Tun und 142 Treiben, verschieden vermutlich auch in un- seren wissenschaftlichen Überzeugungen, eins aber jedenfalls in dem Streben nach Wahrheit, in der Kultur des Wissens, in der Liebe zu un- serem Fach, sind wir aufs neue beisammen, um die Fortschritte der Wissenschaft zu konstatie- ren, um aus der reichen Quelle gemeinschaft- licher Arbeit und gemeinsamer Erfahrungen zu schöpfen, um den eignen Gesichtskreis zu erweitern, auf dessen Umfang die meist unbe- wusste, aber desto gefährlichere Schranke der Individualität drückt.“ Am Anfang des Programms stand ein inhalt- lich und didaktisch hervorragender Vortrag von Hans Sautter, Direktor der Augenklinik der Universität in Hamburg-Eppendorf, über histologische Befunde bei Makuladegenerati- onen, die als Arteriosklerose gedeutet wur- den. Zum gleichen Thema demonstrierte R. Seitz, Tübingen, seine histologischen Befunde von Netzhautgefäßen bei arterieller Hyper- tonie, die mit ophthalmoskopischen Bildern korrelieren. Anschließend brachte O. E. Lund, damals in Bonn, eine statistische Auswertung von 100 Autopsiepatienten, bei denen Blut- gefäße der Netzhaut und des Gehirns sys- tematisch untersucht und hinsichtlich ihrer pathologischen Befunde verglichen wurden. Die Ergebnisse aller drei Arbeiten zeigten, dass man aus dem ophthalmoskopischen Befund weitgehend auf zugrundeliegende pathologische Gefäßprozesse schließen darf. Im wissenschaftlichen Programm erschie- nen einige junge Autoren, die in die Hoch- schullaufbahn kamen und von da an über Jahrzehnte bei der DOG die Ergebnisse ihrer Professor Hager, Tübingen, zeigte mit seinem Arbeiten vortrugen. Sie erforschten mit Ophthalmo-Dynamographiegerät, dass man neuen Methoden biochemische Themen: I. damit Carotisthrombosen diagnostizieren G. H. Schmidt, Mainz, begann mit Analysen konnte. R. Sampaolesi aus Buenos Aires der Neuramine in Rinderaugen eine Serie präsentierte die wellenförmige Pigmentlinie von Publikationen über dieses schwierige, im Kammerwinkel vor dem Schwalbe´schen aber für das Verständnis von degenerativen Grenzring und die erhöhte Durchlässigkeit Erkrankungen der Retina wichtige Gebiet. der Blut-Kammerwasserschranke beim Arno Nover, Köln, brachte Autoradiographien Pseudoexfoliationssyndrom, damals neue über die Proteinsynthese in der Cornea mit Befunde, die auch heute noch in Lehrbüchern H-3-Leucin. Dardenne aus Bonn führte chro- erwähnt werden. Es gab vier Vorträge über die matographische Untersuchungen über die nun schon mehr als fünf Jahre langen Erfah- 143 Harnstoffsynthese in der Linse vor. H. Tho- rungen mit Intraokularlinsen. Damals waren mann, Mainz, berichtete über Disulfidbrücken es ausschließlich Vorderkammerlinsen. Mit in Linsenproteinen und Münich aus Würzburg einer hervorragenden klinischen Darstellung setzte als erster in der ophthalmologischen beschrieb Barthelmess, Erlangen, die Entwick- Forschung die neuen enzymatisch-optischen lung der Corneaendotheldystrophie mit allen Mikroanalysen ein. Er analysierte die Aktivität heute bekannten Symptomen, die damals der Laktatdehydrogenase im Kammerwasser erstmals beobachtet wurden, und seitdem als entzündlicher Menschenaugen – ein Entzün- klassische Nebenwirkungen dieser Linsen- dungsmarker, dessen Bedeutung erst Jahr- typen gelten. zehnte später allgemein anerkannt wurde. Bei diesen Vorträgen erkennt man heute, dass sie auf wissenschaftlichen Grundlagen aus den 1920er und 1930er Jahren aufbauten. Ebenfalls neu waren Vorträge über die Anwendung von technischen Methoden für die Dokumentation von Krankenakten in der Ophthalmologie, mit denen E. Weigelin hervortrat, der Jahre später als Vaterfigur der Augenklinik der Universität Bonn in die Geschichte einging. Böke aus Münster, zukünftiger Direktor der Augenklinik der Universität Kiel, lobte in seinem Vortrag die Erfolge der Plombenope- ration nach Custodis zur Behandlung vieler, auch komplizierter Fälle von Netzhautablö- sung. Wie später im Programm auch Linnen aus Düsseldorf berichtete Böke, dass die Nebenwirkungen der Plombenoperationen sehr selten und gering waren, entgegen den oft geäußerten kritischen Erfahrungen von Kollegen, die diese Operation gar nicht systematisch anwandten. Linnen berichtete erstmals bei der DOG auch über zirkuläre Plomben und den Gürtelfaden von Arruga. Bemerkenswerte Vorträge bei der nun schon Direktor der Augenklinik der neuen 63. Zusammenkunft der DOG Universität Essen war, für seine Monographie vom 26.-29.9.1960 in Berlin „Lichtkoagulation“ verliehen. [54] Das Preis- richterkollegium bestand aus den Professoren Custodis (Düsseldorf), Hallermann (Göt- Der Präsident, Prof. Gasteiger, äußerte in tingen), Hollwich (Jena), Riehm (Münster) und seiner Eröffnungsrede einige Gedanken zu Weigelin (Bonn). der damals oft gehörten Kritik an den im- Das erste Hauptthema lautete „Augenverän- mer größer werdenden wissenschaftlichen derungen bei Diabetes mellitus“. Es wurde Kongressen und wegen häufig geäußerter mit folgenden Referaten und Vorträgen Zweifel an der Ergiebigkeit solcher Tagungen: ausgiebig abgehandelt: Die klinische und mi- 144 „Ich glaube aber doch, dass man den Wert der kroskopische Morphologie der diabetischen Kongresse nur dann richtig würdigen kann, Netzhaut, der Kohlenhydratstoffwechsel des wenn man die Tagungen einer Fachrichtung Auges, diabetische Linsentrübungen, das über eine längere Zeitspanne verfolgt. Wenn hämorrhagische Glaukom, Therapieversuche man ein Lebensalter lang unsere (DOG-)Ta- mit anabolen Hormonen und objektive Un- gungen überblickt, so erkennt man doch erst tersuchungen der Netzhautfunktion mittels richtig, welche ungeheuren Fortschritte sie Elektroretinographie. Es fehlten Vorträge bringen, ja dass sich im Austausch der Mei- über die Photokoagulation bei diabetischer nungen doch hier ein wesentlicher Teil der Retinopathie. Aber Meyer-Schwickeraths Buch Entwicklung vollzieht, mag das auch an der war gerade erst erschienen, und die Bemer- einzelnen Tagung oft weniger erkennbar sein. kung des Präsidenten Gasteiger in seiner Jede aber bringt Steinchen, die zusammen das Eröffnungsrede über die Wahrnehmung von großartige Mosaik unserer wissenschaftlichen Neuerungen schien zu stimmen. Entwicklung bilden“. Als Neuerung führte Arno Nover, nun als Aus diesem Grunde hält er es auch für richtig, Klinikchef in Mainz, zum ersten Mal die Ultra- neben Hauptthemen, den freien Einzelvor- schalldiagnostik des Auges vor. Eine weitere trägen einen großen Raum zuzuweisen. „[...] sehr wertvolle Untersuchungsmethode zur Oft tritt das Wichtige uns zunächst in einem fortlaufenden Messung der Netz- und Ader- unscheinbaren Kleide entgegen, auch dem Kun- hautdurchblutung demonstrierte Joe Henry digen noch nicht erkennbar. Jeder soll sagen Rodenhäuser aus Marburg. Er verwendete dürfen, was er erarbeitet hat, was er für wichtig nach den Vorgaben des Physiologen Hensel hält. Die Zeit und die Kritik scheiden Spreu vom Vorrichtungen zur Messung des Wärmetrans- Weizen, unnötiger Ballast wird abgestoßen. Die ports durch die Konvektion der Blutströmung, Freiheit, das zu sagen, was er glaubt sagen zu die eigens für die Anwendung am Auge müssen, soll aber jedem gewahrt bleiben.“ gebaut wurden. Im Gegensatz zu den heute Nach dem Präsidenten sprachen der Ge- üblichen optischen Verfahren lassen sich mit sundheitssenator von Berlin und der Rektor Wärmeleitsonden die Flussvolumina quan- der Freien Universität. Letzterer wies auf titativ messen. Leider wurde diese Messme- einige Besonderheiten der Verfassung seiner thode auf der Sklera in der wissenschaftlichen Universität hin, die ihr gegenüber dem Staat Welt nicht genügend wahrgenommen – und im Berufungsrecht einige Freiheiten verlieh, deshalb nicht weiter eingesetzt – weil im die sonst an staatlichen Universitäten nicht englischsprachigen Raum zu gleicher Zeit bestehen. sehr vehement die invasive, nur bei Tierexpe- Der von Graefe-Preis des Jahres 1960 wurde rimenten einsetzbare Methode mit radioak- Prof. Dr. med. Gerd Meyer-Schwickerath, der tiven Mikrosphären propagiert wurde. Katalog des „historischen Graefe-Museums“ Bemerkenswerte Vorträge bei der Auf einer wissenschaftlichen Ausstellung 64. Zusammenkunft der DOG (Poster) wurde erstmalig ein Katalog und vom 25.-28.9.1961 in Heidelberg. eine Neuordnung der Schriften und Objekte präsentiert, die für ein Graefe-Museum seit 1888 gesammelt worden waren und in wohl- Wie alle Tagungen seit der Wiedergründung verschlossenen und geschützten Schränken der DOG fand auch diese noch in der schönen in der Universitätsaugenklinik Heidelberg „Neuen Aula“ der Universität in der Altstadt verwahrt wurden. Diese Sammlung hat einen von Heidelberg statt. Der Präsident, Prof. Rohr- unschätzbaren historischen Wert, nicht nur schneider, München äußerte seine Sorge über für deutsche Augenärzte, sondern für die die Verschärfung des so genannten kalten Ophthalmologie weltweit. [50] Krieges, der sich im geteilten Deutschland be- 145 Die Gegenstände und Autographen des drohlich manifestierte. Er bedauerte, dass mit Graefe-Museums gelangten schließlich 2002 dem Bau der Berliner Mauer am 13.8.1961 und in das Medizinhistorische Museum der Chari- der Abriegelung der innerdeutschen Grenze té und wurden dort endlich museumswissen- die DOG-Mitglieder aus der DDR nicht an der schaftlich aufgearbeitet und der Öffentlich- Tagung in Heidelberg teilnehmen konnten. keit zugänglich gemacht (S. S. 117, 123). Rohrschneider gedachte der verstorbenen Mitglieder und würdigte ausführlich die drei Im Übrigen brachte das wissenschaftliche im Vorjahr gestorbenen Professoren Karl Lind- Programm 1960 viele auch heute noch lesens- ner (79), Wien; Paul Jaensch (69), Essen und werte Vorträge aus der gesamten Augeheil- Werner Kyrieleis (62), Marburg. Lindner war kunde. Auch die in den Kongressberichten 1956 Präsident der DOG. Er war ein vielseitiger abgedruckten Diskussionsbemerkungen Ophthalmologe, der u.a. die Skleraresektion zeigen, wie groß das Interesse an den Vorträ- zur operativen Behandlung der Netzhautab- gen war und wie lebhaft und intelligent die lösung einführte. Paul Jaensch war viele Jahre Gesellschaft ihre Gedanken austauschte. Chefarzt der städtischen Augenklinik in Essen. Sein Buch „Augenärztliches Gutachten“ war für manche Kollegen ein sicherer Leitfaden in der ärztlichen und klinischen Praxis. Werner Kyrieleis gehörte zu den wissenschaftlich be- deutenden Ophthalmoneurologen und wurde dafür 1961 mit dem Karl-Liebrecht-Gedächt- nis-Preis ausgezeichnet. In Referaten zum Hauptthema wurden die Grundlagen biologischer Regelungen, vege- tative Regulationen, vaskuläre Regulationen, sowie zentrale und okuläre Regulationsme- chanismen dargestellt. W. Matthäus, Dresden, berichtete über sehr genaue Temperatur- messungen der Hornhaut und Bindehaut und fand bei pathologischen Prozessen und pharmakologischer Beeinflussung charakte- ristische und reproduzierbare Änderungen. Niesel, Bonn, und Rodenhäuser, Marburg, haben mit gleichartigen, aber technisch und experimentell unterschiedlich eingesetzten Neurophysiologie geprägt wurden. Unter den Wärmeleitsonden die Durchblutung der Ader- inhaltlich und rhetorisch sehr guten Vorträ- haut gemessen und Beziehungen zwischen gen seien noch diejenigen von E. Schreck, Er- dem Volumenstrom in der Aderhaut und dem langen, und H. Remky, München, erwähnt, die Augeninnendruck gezeigt. H. K. Müller, Bonn, zu der damals noch kontrovers diskutierten und G. Günther, Greifswald – zwei große Ätiologie der Retinochorioiditis disseminata Operateure – haben in ihren Kliniken die und juxtapapillaris überzeugend darlegen Langzeitergebnisse von Keratoplastik-Opera- konnten, dass die Toxoplasmose wohl eine der tionen vielseitig ausgewertet und praktisch häufigen Ursachen ist. Remky belegte diese alle Probleme bei diesen Eingriffen an großen These mit Antikörperbestimmungen im Kam- Fallzahlen dargestellt. Hruby, Direktor der merwasser, Liquor und Blutserum. Schreck 146 Augenklinik der Universität Graz, berichtete analysierte das klinische Bild und formulierte umfassend über die Ergebnisse der Katarakt- dazu die treffenden Begriffe. Die beiden in operationen – damals alle intrakapsulär – und Parallelsitzungen veranstalteten Symposien stellte damit den Status quo dieser damals als mit Harms, Tübingen, über ophthalmolo- Methode der Wahl angesehenen Operation gisch-verkehrsmedizinische Fragen und von dar. Aus dieser Arbeit kann man alle interes- Cüppers, Gießen, über die Schielbehandlung sierenden Daten, statistisch aufgearbeitet, zeigten mit ausgezeichneten Beiträgen die entnehmen, wenn man etwas über diese beginnende Spezialisierung und zugleich die heute fast unbekannte Operation erfahren Formierung hervorragender Nachwuchswis- will. Es gab auch technische Neuheiten: Das senschaftler, wie z. B. Elfriede Aulhorn, Meyner, Panfunduskop von H. J. Schlegel, dem Direktor Heinz, Tiburtius, Gramberg-Danielsen und der Universitätsaugenklinik in Homburg/Saar. Schober, sowie Jonkers, Mackensen, Görtz und Er konstruierte ein Haftglas mit einer starken Hamburger, die sich in den folgenden Jahr- Konvexlinse, mit dem man durch das Spalt- zehnten mit wichtigen wissenschaftlichen lampenmikroskop den Fundus bis zum Äqua- und klinischen Publikationen zu bedeutenden tor überblicken kann. Es ist seit den 1990er Ophthalmologen entwickelten und die DOG Jahren nicht mehr gebräuchlich, nachdem die Tagungen bereicherten. VOLK-Linsen mit 60, 78 und 90 dpt es er- möglichten, den Augenhintergrund mit dem Spaltlampenmikroskop berührungslos zu untersuchen. G. Kirsten und U. Dardenne aus Bonn präsentierten zum ersten Mal verglei- chende säulenchromatographische Analy- sen aller Aminosäurekonzentrationen im Kammerwasser und Blutserum bei Rindern und Kälbern. C. D. Binkhorst aus Terneuzen, Niederlande berichtete über die von ihm 1958 entwickelte, bis dahin in Deutschland noch weitgehend unbekannte Iris-Cliplinse zum Ausgleich der Aphakie nach intrakapsulärer Staroperation. Dieser Linsentyp wurde später, bis etwa 1980, auch in Deutschland oft einge- setzt. Erstaunlich waren die guten sinnesphy- siologischen Vorträge, die offensichtlich noch immer von großen deutschen Schulen der Bemerkenswerte Vorträge bei der war Dr. Krauthausen aus Frankenthal, der als 65. Zusammenkunft der DOG Präsident der Ärztekammer Rheinland-Pfalz vom 23.-26.9.1963 in Heidelberg. und als ein führendes Mitglied im Berufsver- band der Augenärzte (BVA) über viele Jahre die Berufspolitik und die Beschlüsse der DOG Der Präsident, Prof. Dr. H. K. Müller, Bonn, be- segensreich beeinflusst hatte. grüßte die in- und ausländischen Teilnehmer Müller kündigte eine weitere Neuerung im der Tagung und bedauerte, dass die Ehren- Programm der DOG an, die bis heute zum mitglieder verhindert waren, nach Heidelberg festen Bestandteil der DOG-Tagungen werden zu kommen. Dann teilte er mit, dass drei sollte: Das Consilium diagnosticum, bei dem prominente und der Gesellschaft immer sehr mit internationaler Besetzung über Fälle mit verbundene Mitglieder der DOG im abgelau- ungeklärten Diagnosen öffentlich beraten 147 fenen Jahr verstorben waren und würdigte wurde. Bei der Ankündigung des Tagungs- ihre Verdienste: Prof. Weve, Utrecht, hat als schwerpunktes „Vererbung von Augen- einer der ersten ausländischen Kollegen krankheiten“ erinnerte Müller an die großen nach dem Krieg 1945 wieder die Verbindung Entdeckungen deutscher Ophthalmologen nach Deutschland aufgenommen. In seiner auf diesem Gebiet. Aber er erinnerte auch an klinischen Tätigkeit führte er die Transillumi- das von den Nationalsozialisten geschaffene nation zur Lokalisation von Netzhautlöchern „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nach- bei der Behandlung von Netzhautablösungen wuchses“ [55], das sich als ein verhängnis- ein und wurde damit weltweit bekannt. Er volles Instrument erwiesen und tiefes Leid in nahm auch als erster die Eindellungsopera- viele Familien gebracht hatte. Mit verständ- tionen der Sklera vor und ging neue Wege nisvollen Worten rief er die Augenärzte nun in der Therapie intraokularer Tumoren mit auf, sich dem wichtigen Thema der heredi- Diathermie. Müller erinnerte auch an die tären Krankheiten wieder zuzuwenden, zumal glänzende Festrede Weves beim Bankett zur sich abzeichnete, dass die Fortschritte in der 100. Jahresfeier der DOG 1957. Auch mit Prof. Biochemie der Erbforschung neue Impulse Grüter, der mit 81 Jahren in Marburg verstor- verleihen werden. ben und seit 1908 Mitglied der DOG gewesen Der von Graefe-Preis des Jahres wurde Herrn war, verlor die DOG ein bedeutendes Mitglied. Prof. Dr. Günther Badtke, Direktor der Augen- Der Präsident erinnerte an Grüters Entde- klinik der Universität Halle/Saale, für sein ckung, dass die Keratitis dendritica durch eine großes Werk „Missbildungen des mensch- Infektion mit dem Herpesvirus hervorgerufen lichen Auges“ verliehen [56], das als IV. Band wurde. Mit seinen in den 20er Jahren des des Handbuches „Der Augenarzt“ 1961 her- vorigen Jahrhunderts durchgeführten zyto- ausgekommen war. In der Laudatio würdigte logischen Untersuchungen herpesinfizierter die Jury das Werk Badtkes „als eine erschöp- Hornhäute hat er die Veränderungen in den fende Arbeit, die im deutschen Schrifttum Corneaepithel- und Stromazellen durch das einmalig ist. Die klare und übersichtliche Herpesvirus seiner Zeit weit voraus eindrück- Darstellung ermöglicht jedem Augenarzt lich beschrieben. Müller erwähnte auch die gründliche und zuverlässige Orientierung“. von Grüter angegebene retrobulbäre Injekti- Die Bedeutung dieses Buches wurde noch on von 70-prozentigem Alkohol, mit der viele dadurch gesteigert, dass 1985 eine zweite Auf- Patienten von ihren Schmerzen in den Augen lage [57] herauskam, die von Prof. Dr. Manfred befreit wurden, die bereits aus anderen Grün- Tost, dem Schüler und Nachfolger Badtkes, den erblindet waren. Der dritte prominente posthum verfasst wurde. Augenarzt, dessen Todes gedacht wurde, In der Eröffnungsrede von H. K. Müller gab es weitere, gut vorgetragene Besonderheiten, ton University St. Louis, und sein Mitautor K. die das geistige Leben der DOG bereicherten: Hahn eine Diskussion über das damals neu Der neu gestiftete Karl-Liebrecht-Gedächt- entdeckte Kortikosteroidglaukom aus. Sie nis-Preis (s. Stiftungen im Abschnitt Kassen- hatten mit Betamethason-Augentropfen bei berichte und Vermögen der DOG, S. 218 ff.) Nachkommen von Glaukompatienten zu 100 wurde an Frau Privatdozentin Dr. med. Elfriede Prozent und bei klinisch gesunden freiwilligen Aulhorn, Tübingen vergeben für ihre Habilita- Personen zu 30 Prozent eine Steigerung des tionsschrift „Über die Beziehungen zwischen Augeninnendrucks auslösen können. Dann Lichtsinn und Sehschärfe“. traten weitere Nachwuchs-Ophthalmol- Bei den geschäftlichen Mitteilungen in der gen auf, die später leitende Ärzte in großen Eröffnungssitzung wurden wieder Briefe und Augenkliniken wurden: Grützner, Heidelberg, 148 Kartengrüße von Ostmitgliedern verlesen, zeigte bei 24 Fällen von dominant erblicher denen die Ausreise nach Westdeutschland Optikusatrophie aus vier Familien nicht nur nicht erlaubt wurde. Auch die ostdeutschen die reduzierte Dunkeladaptation, sondern Mitglieder der Kommission zur Vorbereitung auch am Spekralfarben-Mischapparat über- des Internationalen Ophthalmologie-Kon- zeugend die typische Blaustörung bei dieser gresses, der 1966 in München stattfinden soll- Erkrankung. Wollensak, Erlangen, referierte te, durften nicht nach Heidelberg kommen. mit seinem biochemischen Lehrer Buddeke, Es wurden zahlreiche Grußkarten von Heidel- Tübingen, über Störungen im Stoffwechsel berg zurück nach Ostdeutschland verschickt. der Proteoglykane bei Ektopia lentis. Reim Bemerkenswert im geselligen Programm war beschrieb eine Familie mit einer seltenen eine Aufführung der Mozartoper „Die Ent- Form der kongenitalen Katarakt in drei Gene- führung aus dem Serail“ im Residenztheater rationen. Hoffmann stellte die ersten beiden im Schloss Schwetzingen. Es war ein zauber- Fälle eines Refsum-Syndroms in Deutschland hafter Abend mit den jungen Stimmen und vor und Unger Netzhautveränderungen dem Orchester der Musikhochschule Kaisers- beim Alport-Syndrom im Sinne eines Fundus lautern. albipunctatus. Höpping aus der Augenklinik In den wissenschaftlichen Sitzungen refe- Essen berichtete über ein familiäres Auftreten rierte Prof. Schade aus Münster über „Ergeb- von ischämischen Optikusprozessen und gab nisse der neueren Chromosomenforschung“. dabei die klassische Beschreibung der AION Vogel aus Heidelberg trug die Grundlagen (anteriore ischämische Optikusneuropathie) der molekularen Genetik vor und gab einige mit den typischen horizontal begrenzten Beispiele von damals schon bekannten Krank- Gesichtsfelddefekten. heiten mit genetischen Defekten. Es folgten Zum ersten Mal erschien in einer eigenen u. a. freie Vorträge über die Erblichkeit von Ge- Sitzung das Institut für experimentelle Oph- fäßmustern am Augenhintergrund von Neu- thalmologie der Universität Bonn unter der bauer, Marburg, sowie über Mikrophthalmus Leitung von Otto Hockwin mit Vorträgen über bei Trisomien 13 bis 15 von Klaus Heimann, den Sorbitweg im Stoffwechsel der Augen- Marburg, über Augenveränderungen bei linse, über ihren Glykogen- und Cholesterin- Down-Syndrom von Robert Siebeck, Erlangen, gehalt, die Aktivitäten von glykolytischen Fer- und über erbliche Fehlbildungen am Schädel menten und über Wirkungen des Tageslichts und im Gesicht von Otto E. Lund, Essen, und K. auf den Stoffwechsel der Linse. Die Bonner Ullerich, Dortmund. Nachwuchsforscher Borgmann, Schmack und Mit einem Vortrag über die Vererbung des Dardenne hatten zum ersten Mal gesehen simplex lösten Bernard Becker, wie man einen erhöhten Augeninnendruck der Direktor der Augenklinik der Washing- durch die osmotische Wirkung von enteral verabreichtem Glycerin senken kann. Für Erinnerungen eines Assistenten einer Univer- die Immunologie des Auges zeigte Böke die sitätsaugenklinik an seinen ersten Vortrag große Bedeutung zellulärer Antikörper für die bei der DOG 1963 Uveitis. In dieser Zeit war es in vielen Universitäts- Eine Reihe von Vorträgen von Piper, Hell- kliniken nicht üblich, dass ein Assistent ner, Gramberg-Danielsen, Spiecker und von selbstständig einen Vortrag bei der DOG Haugwitz war sinnesphysiologischen Themen anmelden konnte, ohne dass sein Chef ihn in Bezug auf die Fahrtauglichkeit für Kraft- dazu aufgefordert oder es ihm erlaubt hätte. fahrzeuge gewidmet. Die Strabologen trafen Vielleicht konnten das Oberärzte oder Privat- sich zu einem Symposium über Amblyopie- dozenten tun, aber das war nicht so genau behandlung und die anomalen Netzhaut- bekannt. Es gab keine Regeln, es war eben korrespondenz. Hager konnte mit der Oph- üblich. Wenn ein Assistent nach Meinung 149 thalmodynamographie genaue Korrelationen des Klinikchefs reif dafür war, einen wissen- zwischen dem Blutdruck der A. ophthalmica schaftlichen Vortrag bei der DOG zu halten, und der A. brachialis nachweisen. Lerche wurde er gefragt oder damit beauftragt. Eines zeigte bisher noch nicht gesehene elektronen- Tages, im Frühjahr – eine angemessene Zeit mikroskopische Bilder der menschlichen Netz- vor der DOG-Tagung – stellte der Chef bei haut. Bacskulin präsentierte seine Erfolge mit einer Visite dem Stationsarzt diese Frage. Er der subkonjunktivalen Injektion von Eigenblut untersuchte gerade eine junge Frau mit einer bei schweren Verätzungen. D. H. Hoffmann seltsam geformten Linsentrübung, deren aus der Augenklinik Hamburg-Eppendorf gab Mutter, Schwester und deren Kinder, also drei einen Überblick über die Pilzinfektionen der Generationen in dieser Familie, angeborene Augen als Vorschau auf seine Monographie, Katarakte aufwiesen. Die Befunde dieser die dann für Jahre von vielen Augenärzten als Familie sollten bei der DOG vorgetragen wer- Nachschlagewerk benutz wurde. den. Zu diesem Zweck wurden alle erreich- Einen besonderen Akzent dieser Tagung setzte baren Verwandten untersucht. Höhepunkt ein Symposium über die Fehlbildungen im der Materialsammlung für den Vortrag war Bereich der Augen infolge der toxischen Wir- ein Besuch vor Ort, weil die älteren Familien- kungen des Thalidomid (Contergan®) auf die glieder nicht in die Klinik kommen wollten. Entwicklung menschlicher Embryonen. Unter Der Chef machte ein Happening daraus. Er der Moderation des Hamburger Genetikers fuhr mit seinem Assistenten in das entlegene Lenz berichteten W. Papst (Hamburg), I. G. H. Dorf, wo die Familie wohnte, bewaffnet mit Schmidt (Köln), Otto (Frankfurt/Main), Honeg- Augenspiegeln, fokaler Beleuchtung, Mydri- ger und Pape aus Heidelberg, dass zwischen atika und Notizblock. Portable Blitzlichtka- 1959 und 1961 neben den bekannten Fehlbil- meras für Fundus- und Vorderabschnittfotos dungen der Extremitäten und Ohrmuscheln bei gab es damals noch nicht. Als der VW vor schätzungsweise 25 Prozent der betroffenen dem Ziel, einem Tagelöhnerhaus, knatternd Kinder Paresen der Augenmuskeln gefunden vorfuhr, lief die Nachbarschaft zusammen. wurden, vornehmlich des N. Abducens, oft Die Untersuchung der großen Familie spielte kombiniert mit fazialen Läsionen als Möbius- sich dann öffentlich auf dem Podest vor der Syndrom, oder auch das Stilling-Türk-Duane- Haustür ab. Danach wurden die beiden Ärzte Syndrom. Seltener kamen Mikrophthalmus und mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Es wurde mit Kolobome der Uvea vor. In der ausführlichen Hilfe des Chefs ein schönes Manuskript und Diskussion wurde auch über die Rehabilitation nach einer Übungstunde im leeren Hörsaal dieser Kinder gesprochen. der Klinik auch ein ganz leidlicher Vortrag. Der Assistent wurde für die Mühe belohnt. Er durfte seinen Vortrag in der schönen „neuen Bemerkenswerte Vorträge bei der Aula“ der Heidelberger Universität vortragen. 66. Zusammenkunft der DOG Als das Thema „ Eine seltene Linsentrübung“ vom 21.-23.9.1964 in Heidelberg aufgerufen wurde, sagte Prof. A. Franceschetti, aus Genf, der ein großes Buch über kongenita- le Katarakte geschrieben hatte, zu dem neben Der Präsident der DOG, Prof. Dr. W. Wegner, ihm sitzenden Prof. Goldmann aus Bern, aber Freiburg, begann die Eröffnungsrede mit halblaut in den Saal „ was will der junge seiner Sorge über die politische Entwick- Mann uns erzählen, wir kennen doch alle lung durch die Teilung Deutschlands. Er seltenen Linsentrübungen“. Darauf entgeg- teilte mit, dass wieder keine Kollegen und nete der Chef des Redners aus der Sitzreihe DOG-Mitglieder aus Ostdeutschland an 150 dahinter auf französisch „sei mal schön ruhig der Tagung teilnehmen konnten. Er zitierte und hör erst mal zu, der Junge kommt aus aus dem Brief eines ostdeutschen Kolle- meiner Klinik!“ Nach dem Vortrag erhielt der gen, der bedauerte, nicht nach Heidelberg Redner eine sehr charmante Diskussionsbe- kommen zu können und zugleich den merkung von Prof. Franceschetti, die danach großen Wert der Geschenksendung mit noch von dem kaum weniger berühmten Prof. den DOG-Berichten pries, weil man in Sautter aus Hamburg kommentiert wurde, Ostdeutschland keine fachliche Weltli- der gerade ein bedeutendes Buch über die teratur mehr erhalten konnte. Nach der „Trübungsformen der menschlichen Linse“ Begrüßung wurde wie bei der DOG üblich [58] publiziert hatte. Solche Kongress-Szenen des Todes prominenter DOG-Mitglieder sind unvergesslich, und man kann sie in den gedacht. Im abgelaufenen Jahr war Prof. Kongressberichten noch heute nachlesen. Werner Herzau gestorben, Direktor der Universi- tätsaugenklinik Jena. Er starb im Alter von 61 Jahren. Die Würdigung seines Lebens- werkes zeigte, auf welch hohem wissen- schaftlichen Niveau diese Generation gelebt und gearbeitet hat und wie sehr ihr Lebenslauf von den politischen Ereignis- sen geprägt war. [59] Der Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis wurde 1964 Herrn Privatdozent Dr. Günter Baum- gartner, Freiburg, verliehen, der später als Referent auf dieser Tagung auftrat. Mit dem Preis wurden seine Arbeiten über die antagonistischen Systeme der Hell- und Dunkelaktivierung in den rezeptiven Feld- ern gewürdigt. Zum wissenschaftlichen Programm erläuterte der Präsident die Notwen- digkeit, wieder die physiologischen und biochemischen Grundlagen des Sehens umfassend darzustellen. Mit Recht wies er darauf hin, dass mit Georg Wald aus Boston und Eberhard Dodt aus dem Max-Planck-Institut Bad Nauheim Referenten R. Jung und G. Baumgartner referierten, im aus der wissenschaftlichen Weltspitze für DOG-Bericht auf 56 Seiten, über die „Neu- die DOG gewonnen wurden. Nicht weniger ronalen Grundlagen des Hell-Dunkelsehens bedeutend waren die Redner aus Freiburg R. und der Farbwahrnehmung“ und „Neuronale Jung und G. Baumgartner. Mechanismen des Kontrast- und Bewegungs- Die ersten Referate sind heute noch wahre sehens“. Die Besonderheit ihrer Arbeiten Highlights der Wissenschaft. George Wald bestand darin, dass sie bei Katzen exakt stellte die elektronenmikroskopische Morpho- lokalisierte Mikroelektroden in die Sehrinde logie der Stäbchen und Zapfen dar und be- implantierten und die elektrischen Potentiale schrieb dann die Kaskade der biochemischen bei der Entladung von Neuronen registriert Reaktionen, die vom Rhodopsin zum Retin- hatten, wenn vor den Augen dieser Tiere defi- aldehyd führt und am Ende die elektrische nierte Lichtreize angeboten wurden. Auf diese 151 Erregung der retinalen Neurone hervorruft, Weise erhielt man zuverlässige objektive wissenschaftliche Ergebnisse, die ihm zwei Daten, die sehr eng mit den seit Helmholtz Jahre später (1967) zusammen mit Ragnar und Hering bekannten psychophysischen Granit und H. K. Hartline den Nobelpreis Wahrnehmungen korrelierten. einbrachten. Neurophysiologische Grundlagen des Sehens Historische Diskussionsbemerkung von W. Man kann über die Forschungsarbeiten von Jaeger, Heidelberg: Jung und seiner Arbeitsgruppe in Freiburg Der historisch überaus kundige Schriftführer auch heute noch sehr gut in seinem Buch der DOG erinnerte neben dem wissenschaft- „Sehen - Sinnesphysiologie III“ nachlesen. lichen Inhalt in seiner Diskussionsbemerkung [60] Man findet in den umfangreichen daran, dass in Heidelberg der Physiologe W. Literaturverzeichnissen von Jung und Baum- Kühne um 1880 den Sehpurpur entdeckte gartner, dass ihre Publikationen über dieses und dass George Wald, der nun mit seinen wissenschaftlich erfolgreiche Gebiet bereits Forschungen die Wirkungsweise des Sehpur- seit 1952 in rascher Folge erschienen sind. Ihre purs erklären konnte, selbst ganz persönliche Bedeutung für die Ophthalmologie kann man Erinnerungen an Heidelberg hatte. Denn er ermessen, wenn man die anschließenden, arbeitete 1933 im hiesigen Kaiser-Wilhelm- ab 1959 publizierten Arbeiten von Hubel und Institut bei dem Nobelpreisträger von 1922, Wiesel ansieht, die diese Technik auf die Otto Meyerhof, der 1938 nach USA emigrierte. visuelle Deprivation bei Katzen und Affen George Wald konnte damals in Heidelberg angewandt haben und dafür 1981 mit dem an einer großen Zahl von Fröschen entschei- Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Günter dende Experimente für seine Forschungen K. von Noorden und J. Crawford hatten in durchführen. Baltimore und Houston damit wenige Jahre später, ab 1962, bei Affen in enger Anlehnung Ebenso bedeutend war das Referat von an die klinische Situation bei amblyopen E. Dodt über die „Elektrophysiologie der Patienten die neuronalen Grundlagen, d.h. die Netzhaut“. Dodt selbst hat zwar für seine hirnorganische Pathologie der menschlichen Forschungsarbeiten nicht wie George Wald Amblyopie aufgedeckt . den Nobelpreis bekommen, aber sein Lehrer Ragnar Granit in Upsala, bei dem Dodt Jahre Von den Berichten der früheren von Graefe- vorher seine wissenschaftliche Laufbahn be- Preisträger über ihre gegenwärtige Beurtei- gonnen hatte, wurde wie oben erwähnt 1967 lung ihrer preigekrönten Forschungen soll ebenfalls mit dem Nobelpreis geehrt. derjenige von E. Schreck, Erlangen, über die sympathische Ophthalmie erwähnt werden. Bemerkenswerte Vorträge bei der Es ging um die ungelöste Frage, ob diese 67. Zusammenkunft der DOG Krankheit durch einen Erreger hervorgerufen vom 20.-23.9.1965 in Heidelberg wird. Mit neuen eigenen Untersuchungen und Publikationen anderer Autoren bestätigte Schreck, dass bei der sympathischen Ophthal- Der Präsident gedachte der verstorbenen mie die Migration eines pathologisch-anato- Mitglieder und würdigte besonders die Le- misch nachweisbaren Krankheitsprozesses, bensgeschichten der Prominenten, zunächst die spezifische Periarteriitis migrans, ein des Ehrenmitglieds Prof. Johan Nordenson, reproduzierbarer Befund geblieben war, der Stockholm. Er erprobte schon in den 20er Jah- eher mit einer schleichenden Infektion als mit ren des vorigen Jahrhunderts eine brauchbare 152 einer immunologischen Reaktion vereinbar Funduskamera. Sein Organisationstalent und sei. Die kritischen Diskussionsbemerkungen seine Kenntnis mehrerer Sprachen führten zu Schrecks Vortrag waren weniger über- ihn an die Spitze des Internationalen Ophthal- zeugend als seine sachliche Darstellung der mologenrats, dessen Vorsitzender er von 1933 vorliegenden Ergebnisse. bis 1950 war. Prof. Elfriede Aulhorn, Tübingen, trug in einem Bruno Fleischer war als 92-jähriger Eme- Referat mit dem Thema „Psychophysische ritusprofessor in Erlangen verstorben. Er Gesetzmäßigkeiten des normalen Sehens“ entdeckte den Kayser-Fleischer´schen Corne- ihre Forschungsergebnisse über die Sehschär- alring bei Morbus Wilson. Prof. Nikolaus Blatt fe beim Dämmerungssehen vor, die zugleich erwarb seine Ausbildung in der Ophthalmolo- die Grundlagen für die Konstruktion des gie in verschiedenen deutschen und schwei- Mesoptometers bildeten. Das neue Gerät zerischen Universitätskliniken. Er leitete von konnte man in der Industrieausstellung bei 1946 bis 1964 die Augenklinik der Universität der Fa. Oculus besichtigen. Über eine opera- in Bukarest und lebte nach seiner Emigration tive Neuheit aus der Universitätsaugenklinik in Frankfurt/Main. Essen berichtete W. Höpping. Er hatte bei Professor Dr. Paul Cibis, der 1948 durch sein Kaninchen die Verträglichkeit von Silikon- vorzügliches Referat bei der DOG über das öl geprüft und dann bei 50 als inoperabel Farbensehen und die Einführung der Injek- angesehenen Patienten mit Netzhautab- tion von Silikonöl in den Glaskörper berühmt lösungen durch die Pars plana Silikonöl in wurde, war mit 54 Jahren in St. Louis, USA, den Glaskörperraum injiziert. Anschließend als Professor an der Augenklinik der George wurden die Foramina mit Lichtkoagulationen Washington University verstorben. verschlossen. Wenn man bedenkt, dass diese Den von Graefe-Preis erhielt Privatdozent Operationen ohne Vitrektomie erfolgten Dr. Joe Henry Rodenhäuser, Marburg, für – Machemers erstes Vitrotom kam erst zehn seine Monographie „Uveadurchblutung und Jahre später – waren 34 Prozent anliegende, Augeninnendruck“. [61] Der Karl-Liebrecht- 42 Prozent teilweise anliegende und nur Gedächtnis-Preis wurde an Dr. Esslen und 22 Prozent nicht anliegende Netzhäute ein Prof. Dr. Papst, Hamburg, verliehen für ihre recht gutes Ergebnis. Paul A. Cibis, jetzt aus Arbeiten „Grundlagen der Elektromyographie St. Louis, präsentierte einen Film über die in der Augenheilkunde“ und „Die Bedeutung Operationstechnik der Silikonölinjektion in der Elektromyographie für die Analyse der den Glaskörper. Bei der Filmvorführung wurde Motilitätssörungen der Augen“. auch diskutiert. Dabei stellte Liesenhoff einen Das erste Hauptthema der Tagung 1965 entsprechenden Patienten aus der Heidelber- – „Augenmuskellähmungen“ – wurde mit ger Klinik vor. vielen Referaten nahezu umfassend auf 131 Seiten dargestellt, u. a. von G. Mackensen stellten: Prof. J. Babel aus Genf zeigte den (Tübingen), A. Huber (Zürich), Sachsenweger Schichtaufbau der Photorezeptoren und ihr (Leipzig), Thomann (Köln), Piper (Wuppertal), Cilium. W. Lerche aus Hamburg hatte Bilder F. Fischer (Wien), G. Holland (Kiel), O. Oppel mitgebracht, auf denen man die Phagozytose (Mainz), W. Aust (Marburg), W. Papst (Ham- der Rezeptoraußenglieder durch das retinale burg) und G. Barthelmess (Nürnberg). Das Pigmentepithel studieren konnte. Ebenso zweite Hauptthema, der intraokulare Fremd- für die forschende Ophthalmologie wurden körper, wurde von Helmut Neubauer, Köln, mit von M. Reim, Marburg, neuartige Mikroana- einem großartigen Referat eingeleitet, dem lysen des Corneaepithels einzelner Augen im zahlreiche Einzelvorträge folgten, die über alle In-vivo-Status vorgestellt, die dazu dienten, Aspekte dieses traumatologischen Themas die Ernährung der Cornea aus dem Kam- informierte. merwasser zu beweisen, Heilungsvorgänge 153 nach Hornhautläsionen und die Vitalität von Bleibende Innovationen wurden auf den Spenderhornhäuten für die Keratoplastik zu Nebensitzungen vorgetragen. beurteilen. Danach erschien ein neuer Stern Dr. Littmann, von der Firma Carl Zeiss, Oberko- am Himmel der DOG, der mit seinem Vortrag chen, demonstrierte den neuen Schnellblitz- über die Kinetik der Epithelregeneration der generator, den er zusammen mit Prof. Dr. Jen- Cornea seine hohe wissenschaftliche Qualifi- do A. Oosterhuis, Amsterdam und Dr. Achim kation bewies: Robert Machemer, Göttingen, Wessing, Assistent in der Augenklinik der Uni- der zehn Jahre später in Miami das erste versität Essen, für seine Augenhintergrundka- Gerät für die Vitrektomie im geschlossenen mera entwickelt hatte. [62] Gegenüber dem System durch die Pars plana entwickelte. Böke langen Zeitabstand in der Blitzfolge bei der und Hollwich aus Münster berichteten über herkömmlichen Funduskamera von sieben ihre ersten Erfahrungen mit der Kryochirurgie bis 20 Sekunden war mit dem Schnellblitzge- der Netzhaut und über die Extraktion der Lin- nerator eine Bildfolge in 0,5 bis 0,8 Sekunden se mit Hilfe einer Kryosonde – ein Verfahren, möglich. So gelang es erstmals, die Frühphase das in den 15 bis 20 Jahren, die der intrakapsu- der Fluoreszenzangiographie mit fortlau- lären Kataraktoperation noch verblieben, sehr fenden Bildern darzustellen. Wessing zeigte viel angewandt wurde. Die DOG-Mitglieder anschließend in einem zukunftsweisenden Arvo Oksala und Lotta Salminen aus Turku Vortrag den zeitlichen Ablauf von Fluores- sowie K. Ossoinig aus Wien präsentierten zeinangiographien bei häufigen und wich- die ersten brauchbaren Ultraschallbilder des tigen Krankheiten der Netz- und Aderhaut Augapfels im A- und B-Bild und leiteten damit und stellte die großartigen diagnostischen die grandiose Entwicklung der Ultraschalldi- Möglichkeiten dieser neuen Untersuchungs- agnostik in der Augenheilkunde ein, die auch methode dar. In den folgenden Jahrzehnten im Jahre 2000 noch immer neue Befunde brachte die Fluoreszeinangiographie große lieferte. Dazu lieferten Adolphe Franceschetti Fortschritte in der Diagnostik und im patho- und Jeanne Luyckx aus Genf die ersten Echo- physiologischen Verständnis von Krankheiten metrien. am Augenhintergrund. Aber es dauerte noch Die Neuentwicklung eines ergonomisch na- einmal zehn Jahre bis die Fluoreszeinangi- hezu perfekten Handapplanationstonometers ographie überall als Routineuntersuchung von Jörg Draeger, Hamburg, das lageunab- eingesetzt wurde. hängig präzise Messungen des intraokularen In derselben Sitzung erschienen zum ersten Druckes ermöglichte, kam als bescheidene Mal elektronenmikroskopische Bilder der Demonstration ins Programm, bedeutete Netzhaut, die zelluläre Feinstrukturen dar- aber eine technische Innovation, die seitdem unverändert, besonders am Krankenbett und Bemerkenswerte Vorträge bei der im Operationsaal zuverlässige Dienste leistet. 68. Zusammenkunft der DOG vom 25.-27.9.1967 in Heidelberg Otto Erich Lund und J. P. Pesch aus Essen berichteten schließlich über die Erfahrungen mit 438 Cerclagen bei Netzhautablösungen, In seiner inhaltlich und rhetorisch glänzenden eine Operation, die von Charles Schepens in Eröffnungsrede [63] gab der Präsident, Prof. Boston 1957 und Alfredo Arruga in Barcelo- Dr. Hans Sautter, Hamburg, einen sachlichen na 1958 publiziert wurde. Bemerkenswert Überblick über das aktuelle Geschehen in der an Lunds Analyse waren die großen Zahlen DOG und der Ophthalmologie und setzte mit dieser Operationen in der Universitätsaugen- seinen Wertungen hohe Maßstäbe für die 154 klinik Essen und die recht guten Ergebnisse. wissenschaftliche Gesellschaft. Im Rückblick Außerdem wurden verschiedene Gürtel- auf den Internationalen Kongress 1966 in materialien beurteilt und die gefürchtete München stellte er fest, dass die großen Komplikation des „Wäscheleinenphänomens“ Erwartungen der Gäste aus 81 Ländern in beschrieben, wenn der Gürtelfaden durch die vollem Umfang erfüllt worden waren. Er Augenhüllen hindurchdrang und am Fundus dankte allen, die geholfen hatten, diese bis sichtbar wurde. dahin einmalige Tagung in Deutschland so erfolgreich zu gestalten. Besonderen Dank sagte er dem Präsidenten des XX. Internatio- nalen Ophthalmogenkongresses in München 1966, Prof. Dr. H. K. Müller und dessen Gene- ralsekretär, Prof. Dr. E. Weigelin, die mit ihrer Erfahrung, ihrem hohen Ansehen und ihrer Konzilianz persönlich und mit vielen Mitarbei- tern aus ihrer Klinik in Bonn und aus anderen Universitätsaugenkliniken als umsichtige und freundliche Gastgeber Deutschlands aufge- treten waren. H. K. Müller wurde für seine Verdienste um die DOG die Ehrenmitglied- schaft verliehen. Dann würdigte Sautter die Persönlichkeiten und Lebensleistungen der Professoren Wilhelm Rohrschneider (München), Günther Badke (Halle) und Rudolf Thiel (Frankfurt), die kurz zuvor und unerwartet verstorben waren. Weiterhin gedachte er des 100. Geburtstages von Theodor Axenfeld, als dessen „wissen- schaftlicher Enkel“ er sich selbst bezeichnete. Schließlich richtete er anerkennende Worte an Prof. Hans Goldmann aus Bern, dem 1966 auf dem Internationalen Kongress in München die von Graefe-Medaille verliehen wurde. Ihm schien, dass die ihm damals gewidmete Laudatio zwischen den internationalen Zere- monien zu kurz gekommen war. Nun stellte er die Person Goldmann und ihre Leistungen für die Ophthalmologie neben Albrecht von Graefe, dessen Genialität noch heute von vie- len Ophthalmologen bewundert wurde. Saut- ter schloß die Würdigung des bedeutenden Ophthalmologen mit einer kritischen Frage, die auch Axenfeld in seiner Laudatio für Gull- strand 1928 stellte, „ob Albrecht von Graefe nur deshalb so erfolgreich war, weil ihm ein 155 glücklicher Zufall den neu entdeckten Augen- spiegel in die Hände spielte?“. Sautter, wie vor ihm Axenfeld, widersprachen dieser Interpre- tation und stellte heraus, „dass die geniale (Abb. 5) Eberhard Dodt (links), Direktor des Max- Leistung von Graefes bei der ophthalmos- Planck-Instituts für Physiologie und Klinische For- kopischen Erfassung neuer Krankheitsbilder schung Bad Nauheim, empfängt Glückwünsche zu gerade darin bestand, die verwirrende Vielfalt seinem 60. Geburtstag vom Schriftführer der DOG dieses ersten Erlebens richtig zu deuten und Wolfgang Jaeger (rechts) beim Symposium der seinen Kollegen und Schülern zu vermitteln“. Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft vom 24.-27.03.1983 in Rauisch-Holzhausen. (Foto: Willy Es mag die Zeit für diese und andere Entde- Hofmann, Kirchhain) ckungen reif gewesen sein, aber es bedurfte auch der Persönlichkeiten wie Albrecht von Graefe, Helmholtz, Donders und Virchow, um sie zu erkennen. So kann man zu dem Ergeb- akademischen Unterricht zu, weil dort junge nis kommen, dass nicht der Zeitgeist, sondern Mediziner ihr Leitbild suchen. die wissenschaftlichen Persönlichkeiten mit Bei der folgenden Preisverteilung verkün- ihrem Bildungsstand die Zeit geprägt haben. dete Sautter zuerst, dass Herrn Prof. Rudolf Sautter zitierte dann Goethe mit den Worten: Sachsenweger, dem Direktor der Universi- „Was Ihr den Geist der Zeiten heißt, tätsaugenklinik Leipzig, der von Graefe-Preis das ist im Grund der Herren Geist, für seine Monographie „Augenmuskelläh- in dem die Zeiten sich bespiegeln“. mungen“[64] zuerkannt wurde. Sautters Rede war damit noch nicht zu Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde Prof. Ende. Er ging dann auf den Wandel in der Eberhardt Dodt, dem Direktor der Abteilung Ausbildung der Mediziner und Fachärzte für Experimentelle Ophthalmologie am ein. Die Spezialisierung würde auch in der William-Kerkhoff-Institut der Max-Planck- Ophthalmologie einen Wandel der Klinik- Gesellschaft in Bad Nauheim verliehen. Dodt, strukturen herbeiführen. Aber es müsse über den bereits bei der 66. Zusammenkunft zwischen den neuen medizinischen bzw. 1964 berichtet wurde, hatte die differen- ophthalmologischen Spezialbereichen eine zierende Sensorik der Netzhaut elektro- gegenseitige Konsultation und Kommunikati- physiologisch weiter erforscht und die bis on gepflegt werden, die auch dem Einzelnen dahin deskriptive Elektroretinographie mit den Überblick über das ganze Fach gewährt. photometrischen Methoden und durch die Interessanterweise wies Sautter dann dem Einführung von Schwellenwertkriterien in Kolleg der Erfahrenen eine zentrale Rolle im eine quantitative Elektroretinographie wei- terentwickelt. Die auch für die Ophthalmolo- Smelser in New York City gearbeitet hatten, gie bedeutsamen Ergebnisse veröffentlichte von Welge-Lüssen aus Marburg, einem Schü- Eberhard Dodt in der Zeitschrift „Naturwis- ler des Biochemikers Th. Bücher, mit Ana- senschaften“. [65] lysen der Aminosäuren und von K. J. Pesch aus Essen über die ersten Versuche, Photo- Dodt und Doden gründen eine Zweigstelle koagulationen mit Xenon- und Rubinlasern des Max-Planck-Instituts in der Augenklinik auszuführen. Für den verstorbenen Paul Cibis Mit dem neuen Direktor der Universitätsau- sprach sein Mitarbeiter aus St. Louis, E. Okun. genklinik, Prof. Dr. Wilhelm Doden, richtete Er berichtete über die operative Behandlung Eberhardt Dodt eine externe Untersuchungs- von Netzhautablösungen mit Silikonölinjek- stelle des Max-Planck-Instituts für klinische tionen in den Glaskörper bei Patienten mit 156 Elektoretinographie in Frankfurt/Main ein, in einer präretinalen Fibroplasie. der Klinik-Patienten mit modernsten Me- thoden untersucht werden konnten. Damit kamen den Kranken neueste Erkenntnisse der Netzhautforschung unmittelbar zugute. Zugleich konnten neueste Untersuchungs- methoden bei kranken Menschen erprobt werden. In dieser Untersuchungsstelle arbeiteten die Forscher des Max-Planck- Instituts mit klinisch tätigen Augenärzten zusammen, die damit befähigt wurden, die klinische Elektrophysiologie selbständig und kompetent zu betreiben. In dieser Institution wurden eine Reihe erfolgreicher klinischer Forscher herangebildet und beachtliche wis- senschaftliche Ergebnisse rezielt.

Das Hauptthema der 68. Zusammenkunft, „der Glaskörper“, wurde mit Referaten von Goldmann, Bern, über die klinische Biomik- roskopie und von André A. Balazs, Boston, über den Feinbau und die Biochemie des Glaskörpers eingeleitet. Balazs zeigte, dass die Struktur des Glaskörpers aus einem Kol- lagengerüst besteht, das sich in klinischen Situationen nicht ansaugen lässt, sondern immer gesaugt und geschnitten werden muss. Aus diesen Erkenntnissen ergab sich das Konstruktionsprinzip des ersten Vitro- toms von Robert Machemer, des „Vitreous Suction-Cutters“. Es folgten eine Reihe spezieller Vorträge über den Glaskörper, u. a. über die Elektronenmi-kroskopie von Lerche und Wulle aus Hamburg, die früher bei dem berühmten Ophthalmopathologen Georg Bemerkenswerte Vorträge bei der thema der Tagung – „Augenerkrankungen im 69. Zusammenkunft der DOG Kindesalter“ – wurde vom Pädiater, Prof. Dr. vom 23.-25.9.1968 in Heidelberg med. Horst Bickel, Heidelberg, mit einer glän- zenden Ringvorlesung „Augenveränderungen bei hereditären Stoffwechselerkrankungen im In seiner Eröffnungsansprache gedachte der Kindesalter“ begonnen. In dieser Vorlesung Präsident, Prof. Heinrich Harms, Direktor der wurden auf 73 Seiten mit W. Jaeger, J. Wollens- Augenklinik der Universität Tübingen, tradi- ak, W. Teller und E. Kraus die seltenen, aber tionsgemäß der prominenten Mitglieder, die medizinisch keinesfalls unwichtigen Krank- seit der letzten Tagung verstorben waren. Das heitsbilder systematisch und klinisch hervor- Ehrenmitglied Adolphe Franceschetti, der im ragend dargestellt. [70] Bei den wegen ihrer Vorjahr noch so lebhaft an der DOG-Tagung Seltenheit in verschiedenen Kinder- und Au- 157 teilgenommen hatte, war im Alter von 71 genkliniken zusammengesuchten klinischen nach einer Operation unerwartet gestorben. Beispielen stellt man mit Erstaunen fest, über Vielen Mitgliedern waren seine Verdienste welch ein umfangreiches und hervorragend um die DOG und die Augenheilkunde noch aufbereitetes Krankengut man bereits damals gegenwärtig, weil er zwei Jahre zuvor für verfügte. Auch in den folgenden Sitzungen die von Graefe-Medaille vorgeschlagen war, über Exophthalmus, intraokulare Tumoren, aber in der Abstimmung weniger Voten als Buphthalmus, Katarakte und Netzhautablö- Goldmann erhielt. Der andere prominente sungen im Kindesalter wurden die Vorträge Verstorbene der DOG war Prof. Marc Amsler, so zusammengestellt, dass jedes Mal ein emeritierter Direktor der Universitätsaugen- guter Überblick zustande kam, der mit den klinik in Zürich. Darstellungen der Krankheitsbilder auch heu- Der Theodor Axenfeld-Preis des Ferdinand te noch den Leser fesseln kann. K. Ossoinig Enke Verlags, Stuttgart, wurde Dr. B. Gloor, und aus Wien präsentierte mit seinen Ultraschall- Dr. H. Werner, für ihre Publikation „Postkoa- bildern die Leistungsfähigkeit dieser neuen gulative und spontan auftretende internore- Technik in der Orbitadiagnostik. Hermann tinale Fibroplasie mit Maculadegeneration“ Gernet und Fritz Hollwich, Oberarzt und Chef verliehen. [66] In dieser Arbeit beschrieben die der Universitätsaugenklinik Münster, hatten Autoren zusammenhängend und umfassend zahlreiche kindliche Glaukom-Augen mit die klinischen Symptome der heute als vitreo- Ultraschall echometriert und damit wohl retinale Proliferation (PVR) bekannten Erkran- zum ersten Mal genaue Maßzahlen über die kung. Dr. Werner war Chefarzt der Hochge- Achsenlänge dieser Augen ermittelt. W. Höp- birgs-Augenklinik in Davos, die damals viele ping aus Essen publizierte größere Zahlen von Patienten mit Uveitis und anderen intraoku- Retinoblastomen, die mit Lichtkoagulationen laren Entzündungen kurmäßig behandelte. erfolgreich behandelt wurden. Sie markierten Mit dem Franceschetti-Liebrecht-Preis der den Anfang des Essener Zentrums für intrao- DOG wurde in diesem Jahr Prof. Alfred Huber, kulare Tumoren. Nahezu universell referierte Zürich, ausgezeichnet. Er hatte zwischen 1958 J. Nordmann, Straßburg, über die klinischen und 1968 zwölf wissenschaftliche Arbei- Befunde, die Ätiologie, die Heredität und ten publiziert, in denen er, ausgehend von Stoffwechselbesonderheiten der kindlichen elektromyographischen Untersuchungen der Katarakt. Nach den Vorträgen von H. J. Meyer, äußeren Augenmuskeln, umfangreiche neuro- Oberarzt in Göttingen, und W. Lerche aus der ophthalmologische Befunde zusammentrug, Hamburger Klinik über die zeitgenössische die er später in seinen berühmten Büchern operative Behandlung der kindlichen Kata- systematisch darstellte. [67-69] Das Haupt- rakte empfahl Wolfgang Jaeger, Heidelberg, ganz unkonventionell, dass man kindliche Sitzung für die ophthalmologischen Forscher Katarakte wegen der Entwicklung einer irre- begann am letzten Tag des Kongresses um versiblen Deprivationsamblyopie so früh wie 8 Uhr morgens im kleinen Hörsaal. Dort gab möglich operieren müsste – eine Erkenntnis, es Vorträge über experimentelle Katarakte die damals alles andere als etabliert galt. bei Ratten nach Galaktosefütterung und Naphthalin. Dabei wurde aus dem Institut Auch beim Thema Kinderophthalmologie gab für experimentelle Ophthalmologie in Bonn es Innovationen! von Privatdozent Dr. Hockwin das Modell der J. Draeger, nunmehr Chefarzt in Bremen, Additionskatarakt vorgestellt – nach einer zeigte bei der Diskussion über die Goniotomie Idee von H. K. Müller. Friedburg aus Düsseldorf bei Buphthalmus seine neue mikrochirur- hatte mit enzymatisch-optischen Tests in 158 gische Operationseinheit, die von der Firma Linsen von Rindern und Menschen die Enzym- Möller/Wedel gebaut und später von vielen aktivitäten der Glykolyse gemessen. Auch die Operateuren als optisch und ergonomisch Vorträge über die klinische Elektrophysiologie optimal bezeichnet wurde. Heinrich Harms fanden noch statt. Nach dem Consilium dia- und Reinhard Dannheim beschrieben ihre gnosticum gab es einen medizinhistorischen Trabekulotomie, die sich zur operativen Leckerbissen: Aus dem medizinhistorischen Behandlung des kindlichen Glaukoms bis Institut der Universität Berlin wurde ein Vor- zur Gegenwart bewährt. In der Sitzung über trag über die Familie von Graefe und ihre Villa kindliches Schielen wurde unter einer Reihe Finkenherd im Berliner Tiergarten gehalten spezieller Vorträge von Frau Dr. F. E. Adelstein mit Bildern und vielen Einzelheiten aus der und Prof. C. Cüppers aus Gießen das Konzept frühen Geschichte der deutschen Ophthal- ihrer Fadenoperation des Musculus rectus mologie. Das Haus wurde im Krieg zerstört (s. medialis vorgestellt, mit der man so elegant S. 95). An dieser Stelle errichtete die DOG am die überschießende Adduktion beim Blick in 20.7.1970 einen Gedenkstein zum 100. Todes- die Nähe bessern kann. Eine originale Neuheit tag Albrecht von Graefes (70. DOG 1969). für die Schieldiagnostik brachte Frau Privatdo- . zentin Dr. med. Elfriede Aulhorn aus Tübingen mit. Sie hatte das Phasendifferenzhaplos- kop konstruiert, das ebenfalls von der Firma Möller/Wedel gebaut wurde. Mit diesem Gerät konnte man erstmalig die Aniseikonie im freien Raum diagnostizieren und messen. Eine weitere operative Innovation brachte das DOG-Mitglied Prof. Dr. med. Gabe M. Bleeker aus Amsterdam mit der Darstellung der klinischen Befunde und der operativen Behandlung von Orbitabodenfrakturen, den so genannten Blow out-Frakturen mit ihrer typischen Motilitätsstörung, die bis dahin bei vielen Augenärzten in Westdeutschland noch weitgehend unbekannt waren.

In dem 766 Seiten umfassenden Bericht der DOG-Tagung von 1968 findet man noch weitere Vorträge über das Hauptthema. Die Bemerkenswerte Vorträge bei der einiger Kapitel in Velhagens Handbuch „Der 70. Zusammenkunft der DOG Augenarzt“. vom 22.-25.9.1969 in Heidelberg Ungewöhnlich für die Eröffnungsrede der Jahrestagung einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft wie der DOG war, dass der Der Präsident der DOG, Prof. Dr. med. K. Präsident seine Besorgnis über die Ausmaße Mylius, Chefarzt der Augenklinik St. Georg in und möglichen Folgen der Proteste und Ge- Hamburg, begrüßte Herrn Prof. Dr. Jütte aus walttaten an den Universitäten äußerte, die Jena als einzigen Teilnehmer aus Ostdeutsch- als „Studentenrevolte der 1968er“ in die Ge- land. Die DOG hatte im abgelaufenen Jahr schichte eingegangen sind (s. S. 99, 69. DOG sechs prominente Mitglieder durch den Tod 1968). Neu waren auch seine Klagen über den verloren, deren Bedeutung für die DOG der Mangel an Krankenschwestern. 159 Präsident kurz skizzierte: Der von Graefe-Preis wurde Privatdozent Dr. Prof. Josef Meller, langjähriger Direktor der Achim Wessing, Essen, für seine Monographie Universitätsaugenklinik Wien, war Autor eines „Fluoreszenzangiographie der Retina“ verlie- Buches über „Augenärztliche Eingriffe“ und hen [71], die 1968 erschien und zum Klassiker Ehrenmitglied der DOG. wurde. Der Franceschetti-Liebrecht-Preis ging Prof. Dr. med. Leonhardt Koeppe war außer- an Prof. Karl-Ernst Krüger, den Direktor der planmäßiger Professor an der Augenklinik Universitätsaugenklinik Halle für sein Buch der Universität Halle. Für seine wissenschaft- „Physiologische und methodische Grundla- lichen Arbeiten über die Optik und Biomik- gen der Ple- und Orthoptik“. Sodann wandte roskopie des Auges und sein Kontaktglas für sich der Präsident an den Schriftführer der die Untersuchung des Kammerwinkels war er DOG, Prof. Jaeger, und dankte ihm für seine 1922 mit dem von Graefe-Preis ausgezeichnet nunmehr zehnjährige, erfolgreiche Arbeit für worden. die DOG. Prof. Alois Meesmann starb im Alter von 80 Im wissenschaftlichen Bericht der 70. Zusam- Jahren. Er war seit 1935 Direktor der Universi- menkunft der DOG erschienen zum ersten tätsaugenklinik Kiel und hatte die nach ihm Mal die Zusammenfassungen jeder Präsen- benannte Corneadystrophie entdeckt. H. J. tation auch in englischer und französischer Thiel hat die davon betroffenen Familien in Sprache. Auf das einführende Referat von Prof. Schleswig-Holstein vor einigen Jahren neu Wilhelm Böke, Direktor der Universitätsau- untersucht und publiziert. genklinik Kiel, über die „Grundlagen der Im- Dr. med. habil. Oskar Thies war bis 1953 Chef- munpathologie des Auges“ folgten Referate arzt der Städtischen Augenklinik in Dessau und Vorträge, die alle Bereiche der damals in und ist für seine plastischen Operationen einer aufregenden Entwicklung befindlichen bei schweren Augenverätzungen bekannt Immunitätsforschung umfasste, auch in der geworden. Augenheilkunde. Bemerkenswert war die von Während die Vorgenannten als alte Emeriti Schott in München klinisch beobachtete und verschieden, starb Prof. Karl vom Hofe kurz von Wallow histologisch gesicherte Cytome- nach seiner Emeritierung als Direktor der galie-Retinitis bei einer Patientin mit Lympho- Universitätsaugenklinik in Köln. granulomatose. Es war der zweite publizierte Noch während seiner aktiven Berufstätigkeit Fall in der Weltliteratur. Ebenso interessant, starb der Direktor der Augenklinik der Me- aber weniger beachtet war das von Joe dizinischen Akademie in Dresden, Prof. Fritz Henry Rodenhäuser aus Marburg vorgestellte Müller im Alter von 52 Jahren. Er war Autor Krankheitsmodell einer klassischen retinalen eines Lehrbuchs für Augenheilkunde und Vaskulitis, die bei einem Schwein durch eine einmalige intravitreale Antigeninjektion her- Bemerkenswerte Vorträge bei der vorgerufen wurde. 71. Zusammenkunft der DOG Außerhalb des Hauptthemas „ Auge und vom 19.-22.9.1971 in Heidelberg Immunologie“ präsentierte Otto E. Lund, inzwischen Direktor der Universitätsaugen- klinik München, die ersten 14 Fälle seiner Der Vorsitzende, Prof. Dr. med. W. Hallermann, Keratoprothese. Aus dem Institut für Expe- Direktor der Augenklinik der Universität rimentelle Ophthalmologie der Universität Göttingen, begrüßte die DOG Mitglieder, Bonn brachte Prof. Dr. Otto Hockwin mehrere die Ehrenmitglieder und besonders die neu Vorträge über Aktivitäten von Enzymen des ernannten Ehrenmitglieder: Prof. Bietti, den Energie liefernden Stoffwechsels der Linse. sprachgewandten, wissenschaftlich vielseitig 160 Aus der Universitätsaugenklinik Marburg begabten und häufig in Heidelberg anzutref- stellte Reim dieselben aus der Konjunktiva fenden Direktor der Universitätsaugenklinik vor, und Welge-Lüssen, ebenfalls aus Marburg, in Rom; Prof. Jules Francois, den Direktor der publizierte die Veränderungen der Konzentra- ehrwürdigen Universitätsaugenklinik in Gent, tionen aller Aminosäuren im Kammerwasser den geistigen Vater der Europäischen Oph- und Glaskörper von Augen mit intraokularen thalmologischen Gesellschaft (SOE), Autor Eisensplittern. vieler Arbeiten über hereditäre Augenkrank- heiten und Herausgeber zahlreicher Bücher; und Prof. Custodis, Düsseldorf, den Erfinder der Plombenoperation zur Behandlung der Netzhautablösung. Danach wurde einiger prominenter Mitglieder gedacht, die im Jahr zuvor gestorben waren: Prof. Ergelett hatte von 1935 bis 1954 die Universitätsaugenklinik in Göttingen geleitet und die Kapitel über „Optik, Refraktion und Brillenlehre“ in dem von Schieck und Brückner herausgegebenen Handbuch der Ophthalmologie geschrieben. Ebenso im hohen Alter verschieden war Prof. Dr. Max Bücklers, der zuletzt als niedergelas- sener Augenarzt in Mönchengladbach tätig gewesen war.

Max Bücklers bewahrte württembergische Männer vor der Zwangssterilisation Bücklers wurde berühmt durch seine Mono- graphie „Die erblichen Hornhautdystrophien“ (1938). [72] Er hatte, damals an der Universi- tätsaugenklinik in Tübingen, viele Familien mit Hornhautdystrophien untersucht, die zum großen Teil in der Umgebung von Tübin- gen wohnten. Das besondere an diesem Buch waren nicht nur die klinische Darstellung der Befunde und die Stammbäume, sondern auch der Nachweis, dass viele der erkrankten Familienglieder auch im höheren Lebensal- ter noch über eine brauchbare Sehschärfe verfügten. Durch diesen Befund wurden viele von ihnen vor der Zwangsterilisation bewahrt, die nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14.7.1933 erfol- gen musste. [55]

In Münster war der Tod des emeritierten 161 Direktors der Augenklinik, W. Riehm, zu bekla- gen, der durch seine Publikationen über die Immunbiologie des Auges bekannt geworden war. Die DOG erreichte in diesem Jahr auch die Nachricht, dass Prof. Karl W. Ascher in Cincin- (Abb. 6) W. Hallermann, 1971 Präsident nati, Ohio, gestorben war. Er war 1937 aus Prag der DOG, war ein anerkannter Fachmann in die USA emigriert, wo er 1941 die Kammer- für die Erkrankungen der Cornea, aber wie wasservenen entdeckte. Auch in der Ferne, alle seine Zeitgenossen in der Physiologie in Sao Paulo, Brasilien, starb im hohen Alter des Sehens hervorragend ausgebildet. Prof. Archimede Busacca, dessen Buch „Bio- (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). mikroskopie und Histopathologie des Auges“ in Deutschland in seiner Zeit viel gelesen und zitiert wurde. Besonders tragisch empfanden senen Zahl von Ärztinnen und Ärzten eine viele in der DOG den Unfalltod des 49-jähri- kritische Masse für gegenseitige Anregungen gen Robert Siebeck, der seit 1967 Direktor der und gute Arbeitsbedingungen bilden könnten. Augenklinik der Universität Bonn war. Siebeck Dabei ermahnte er seine Zuhörer, nicht zu hatte ein bedeutendes Buch über die „Optik vergessen, dass die Ausbildung der Studenten des menschlichen Auges“ geschrieben und und jungen Ärzte eine vornehmliche Aufga- war viele Jahre lang Herausgeber des Zentral- be qualifizierter und erfahrener Ärzte sein blatts der Ophthalmologie gewesen, das in müsse. In der Einheit von Krankenbehandlung, einer Zeit, in der Recherchen im Internet noch Forschung und Lehre ergäben sich die besten nicht möglich waren, mit Kurzreferaten über Bedingungen für eine Aus- und Weiterbildung mehr als 90 Prozent aller ophthalmologischen der Ärzte zu selbständig handelnden und wis- Publikationen innerhalb weniger Monate nach senschaftlich denkenden Individuen. ihrem Erscheinen informierte. Der von Graefe-Preis wurde an Prof. F. Fankhau- Im aktuellen Teil seiner Eröffnungsrede ging ser, Bern, für seine Arbeiten über die ver-schie- Präsident Hallermann auf die Änderungen in denen Verfahren der Photokoagulation, mit den Strukturen in den Fakultäten und Kliniken dem klassischen Lichtkoagulator und den neu ein, die mit der Ausweitung der wissenschaft- aufkommenden Lasern verliehen. Der France- lichen Spezialisierung und den gesellschaft- schetti-Liebrecht-Preis wurde an Prof. Brindley, lichen Veränderungen eintraten. Er warnte vor London, vergeben. Man ehrte damit seine Ar- einer Zerstückelung großer Kliniken in kleine beiten in der Monographie „Physiology of the Spezialeinheiten und forderte eine Mindest- retina and the visual pathway“. Brindley führte größe der Kliniken, die mit einer angemes- auch Experimente aus, um durch eine ört- liche, elektrische Reizung der Sehrinde blinder dystrophien. Neubauer aus Köln fasste in Menschen die Wahrnehmung von Lichtreizen einem Rundtischgespräch die klinischen zu vermitteln. Erscheinungsbilder und die Therapie des Das Hauptthema der Tagung 1971 war die Cor- Herpes corneae zusammen. Der Vorsitzende nea. Der Anatom W. Schwarz, Berlin referierte Hallermann resumierte Probleme bei der über den Feinbau der Cornea mit wunder- Keratoplastik und belegte den Wert seiner baren elektronenmikroskopischen Bildern. In fortlaufenden Corneanaht mit dem von ihm einem der folgenden freien Vorträge zeigten eingeführten monofilen Perlonfaden. Gro- Friedrich Hoffmann und seine Mitarbeiter D. nemeyer aus Kiel, der später die Augenklinik Bauschke und Dumitresco aus der Universi- der Ruhruniversität in Bochum leitete, führte tätsaugenklinik Berlin erste Bilder der norma- mit einem neuen experimentellen Modell für 162 len und pathologischen Hornhautoberfläche Corneatransplantationen zwischen allogenen mit dem Raster-Elektronenmikroskop. Ihm Rattenstämmen den Beweis, dass es sich bei folgten Prof. W. Ehrich und K. Kolbegger aus der „Transplantatkrankheit der Cornea“ um Homburg/Saar mit dem Nachweis der to- eine zelluläre Immunreaktion handelt. Prof. M. xischen Wirkung von Konservierungsmitteln U. Dardenne, Bonn, der als kommissarischer wie Benzalkoniumchlorid auf die Regenera- Direktor der Universitätsaugenklinik auftrat, tion des Corneaepithels. Dann präsentierte präsentierte eine Kammer aus Plexiglas, in der Yves Pouliquen, der Corneaspezialist aus eine Hornhaut mit Skleraring eingespannt Paris, seine neuen histometrischen Befunde und auf der Rückseite mit einem Nährme- vom Keratokonus. Er wurde später Direktor dium durchströmt werden konnte. Sie sollte der Augenklinik des Hôtel Dieu und blieb ein zur Lagerung von Spendermaterial in einer treuer Freund deutscher Ophthalmologen. Hornhautbank dienen. Professor Strampelli Nach ihm stellte Martin Reim aus Marburg aus Rom berichtete über 182 Augen, in die er unter dem Thema „Warum ist die Hornhaut seine Osteo-Odonto-Keratoprothese ein- durchsichtig?“ neue morphologische, phy- pflanzt hatte. Dieses Operationsverfahren siologische und biochemische Befunde vor, zur Wiederherstellung eines brauchbaren um die Transparenz der Cornea zu erläutern. Sehvermögens von Augen mit stark getrübter Ebenfalls aus der Universitätsaugenklinik und vaskularisierter Hornhaut wird noch Marburg wurden von Hennighausen, Schütte, nach Jahrzehnten in aller Welt eingesetzt. Auf Schmidt-Martens und Turss neue Ergebnisse dieser Tagung wurde auch mehrfach über biochemischer Analysen vorgetragen, die für Ergebnisse der Trabekulotomie berichtet. die klinische Pathologie der Cornea relevante Prof. R. Sampaolesi aus Buenos Aires hielt Informationen darstellten. Es folgten France- einen umfassenden Vortrag über seine guten schetti junior und Babel aus Genf mit einer Erfahrungen mit dieser neuen Operation bei vorzüglichen Darstellung der Corneabefunde kindlichen Glaukomen. Die Publikation ist mit beim Richner-Hanhart-Syndrom. Denden aus wunderbaren Skizzen der Kammerwinkelbe- Göttingen brachte Analysen von Glykolipiden funde illustriert. im Urin und die Nachweise der Ceramid-Di- Ein Höhepunkt der Tagung war die Vorstel- und Trihexoside bei seinen im Vorjahr vorge- lung der neuen Technik der Vitrektomie durch stellten Morbus Fabry-Patienten mit Cornea die Pars plana ciliaris. verticillata. Die Professoren Witmer, Zürich und Bietti, Die Vitrektomie – ein Meilenstein in der mo- Rom, referierten jeweils über bakterielle dernen Ophthalmologie und Virus-Infektionen der Cornea. Francois, Noch wenige Jahre vorher galt ein operativer Gent, sprach über die hereditären Cornea- Eingriff in den Glaskörper als nahezu unmög- lich. Nur wenige Operateure wie Barraquer land einige Augenärzte zu vitrektomieren. in Barcelona und W. Kasner in Miami wagten Mit neuen und besseren Geräten setzte durch eine weite Eröffnung der Cornea nach eine noch anhaltende Entwicklung dieser Entfernung der Linse am offenen Auge eine revolutionierenden Operationstechnik ein. abgesunkene Linse zu fischen oder vortre- Bei den neueren Geräten konstruierte man tenden Glaskörper abzutragen. Neubauer Guillotine-artige Schneidemechanismen, die riskierte den Eingang durch ein Fenster in der leichter die elastischen und kollagenen Fasern Sklera mit Greifinstrumenten, um amagne- im Glaskörper durchtrennten und weniger tische intraokulare Fremdkörper zu entfernen. unerwünschten Zug auf die umliegenden Aber diese Eingriffe waren mit unvorher- Gewebe ausübten – bemerkenswert war das- sagbaren Risiken belastet, wie dem Vorfall jenige von R. Klöthi, Zürich. Die Geräte wurden von intraokularen Geweben, Blutungen und mit der Zeit feiner, die mikroskopische Optik 163 unkontrollierbaren Netzhautablösungen. Das verbessert und alle Beteiligten lernten, die DOG-Mitglied Robert Machemer entwickelte Eingriffe besser auszuführen. in Miami/Florida zusammen mit Dr. H. Bütt- ner und Prof. J. M. Parel den Vitreous-Infusion- Neben den Vorträgen zum Hauptthema „Cor- Suction-Cutter (VISC), ein rohrartiges Instru- nea“ liest man auch in diesem DOG-Bericht ment, das durch eine 1,5 mm weite Öffnung welchen Reichtum an Ideen und an prak- in der Pars plana in den Glaskörper-raum tischem augenärztlichen Wissen die Gesell- eingeführt wurde. Durch eine kleine Öff- schaft immer wieder hervorbrachte. Erstaun- nung am Ende des Rohrs konnte man etwas lich waren wieder Vorträge über Farbensehen, Glaskörper ansaugen und mit einem dahinter die Elektrophysiologie, Erkrankungen des rotierenden Messer abschneiden. Das abge- Nervus opticus und nicht zuletzt die Diskus- saugte Glaskörpervolumen wurde durch eine sionen beim Consilium diagnosticum. Es gab gegenüberliegende Infusion ebenfalls durch auch wieder ein Round-Table-Gespräch über die Pars plana ersetzt, so dass die Konfigurati- die Behandlung des Höhenschielens, an dem on des Bulbus erhalten blieb. Alle operativen viele führende Spezialisten und noch mehr Maßnahmen im Glaskörper erfolgten unter praktische Augenärzte teilnahmen. Letztere Sicht durch das Operationsmikroskop. Zuerst kamen nicht zuletzt deshalb, weil gerade die beschrieb Büttner die Technik und zeigte kassenärztliche Vereinigung die „Qualitative die Geräte. Dann berichtete Machemer über und quantitative Untersuchung des beidäu- seine ersten Erfahrungen bei Operationen. gigen Sehens“ mit einem schönen Geldbetrag Man sollte hier daran denken, dass Machemer in die Gebührenordnung für Ärzte aufgenom- früher die klinische und histopathologische men hatte. Ebenso galten Schieloperationen Anatomie von Netzhautablösungen und nicht mehr als kosmetische Eingriffe. Glaskörpererkrankungen ausgiebig erforscht hatte und sich deshalb vorstellen konnte, was mit seinem neuen Instrument im Augen- innern geschah. Die weitere Geschichte ist bekannt. Nach einigen Jahren staunender Beobachtung begann ein regelrechter Boom der Glaskörperchirurgie: Der Machemer´sche VISC wurde wenige Jahre später von der Fa. Leonhardt Klein in Heidelberg hergestellt und in den Handel gebracht. Zwischen 1975 (Köln) und 1977 (Aachen) begannen in Deutsch- Bemerkenswerte Vorträge bei der rungen der großen Chorwerke von Bach und 72. Zusammenkunft der DOG anderen Meistern in Berlin und Würzburg in vom 24.-27.9.1972 in Hamburg gemeinsam die Musikgeschichte eingegangen sind. mit der Deutschen Gesellschaft für Neuro- Mit dem außerordentlichen Prof. Hermann chirurgie Serr aus Heidelberg verlor die DOG einen pro- minenten Buchautor. Er hatte, neben einigen Handbuchartikeln, 1949 und 1958 das Lehr- Bei dieser Tagung gab es zwei Eröffnungsre- buch von Axenfeld mit der 9. und 10. Auflage den. Der Vorsitzende der Gesellschaft für Neu- neu herausgegeben rochirurgie, Prof. H. Kuhlendahl, Direktor der Weiterhin wurde des Todes von Prof. Dr. Her- Neurochirurgischen Universitätsklinik Düssel- mengildo Arruga in Barcelona gedacht. Er war 164 dorf, griff mit rhetorischer und intellektueller Ehrenmitglied der DOG und Ehrendoktor der Schärfe die seit 1968 unter dem Schlagwort Universität Heidelberg. Die Ophthalmologie „Demokratisierung der Krankenhäuser“ verdankt ihm den „Arruga-Haken“, der bei verordneten Strukturveränderungen an. Der Operationen der Netzhaut und der Orbita Präsident der DOG, Prof. H. Pau, Direktor der benutzt wird sowie den „Arrugafaden“, die Universitätsaugenklinik Düsseldorf, bewegte Cerclage-Operation zur Behandlung kompli- sich im Rahmen der DOG-Tradition und ge- zierter Netzhautablösungen. dachte nach der Begrüßung der prominenten Zuletzt wurde des im 50. Lebensjahr ver- Mitglieder, die seit der vorangegangenen storbenen Augenarztes Dr. Hanns Spieker Tagung verstorben waren. gedacht. Er war in Trier als praktischer Er nannte zuerst Prof. Joe Henry Rodenhäu- Augenarzt tätig gewesen und beschäftigte ser, der in Gießen als Leiter der Abteilung für sich wissenschaftlich mit Kontaktlinsen. Er allgemeine und experimentelle Ophthalmo- leitete viele Jahre den Arbeitskreis „Auge logie der Universität im Alter von 48 Jahren und Verkehr“ im Berufsverband (BVA). Viele an den Spätfolgen der Dystrophie gestorben verkehrsophthalmologische Entwicklungen war, die er in jahrelanger Kriegsgefangen- und Entscheidungen des BVA und der DOG schaft in Russland durchlitten hatte. Die neue gingen auf seine Initiative und Fachkenntnis Tätigkeit in Gießen hatte er nur knapp zwei zurück. Dr. Spieker erhielt für seine Verdienste Jahre ausführen können. Seine klinische und den Hufeland-Preis. wissenschaftliche Qualifikation hatte er in Der Franceschetti-Liebrechtpreis wurde Marburg erworben. Dort entwickelte er eine Dr. Evangelos Alexandridis für seine Arbeit vorzügliche, wenig invasive Methode, die „Pupillographie – Anwendungsmöglichkeiten Durchblutung von Aderhaut und Ziliarkörper als objektive Untersuchungsmethode der simultan und fortlaufend objektiv zu messen. Netzhautsinnesfunktion“ verliehen, die er bei Für diese Leistung wurde Rodenhäuser 1965 Prof. Eberhard Dodt im Max-Plank-Institut für war mit dem von Graefe-Preis ausgezeichnet experimentelle Ophthalmologie ausgeführt worden. hatte. In Würzburg starb mit 77 Jahren der lang- Es gab auch neue Ehrenmitglieder: Prof. jährige Leiter der Universitätsaugenklinik, J. Böck, Wien, und Prof. Bengt Rosengren, Prof. Reichling. Neben seiner Qualifikation als Göteborg, der mit seiner Luftinjektion in den Ophthalmologe – er führte eine neue Metho- Glaskörper bei Netzhautablösungen bekannt de zur operativen Entlastung der Orbita bei geworden ist. malignem Exophthalmus ein – war Reichling Sodann kritisierte auch Pau die politischen als Musiker und Chordirigent berühmt gewor- Einflüsse auf die Universitätskliniken. Er den. Es wurde berichtet, dass seine Auffüh- stellt die These auf, dass Wissenschaft per se revolutionär sei, weil sie immer wieder nach heutigen Vorstellungen unsichere Rönt- radikal neue Ergebnisse bringe, die dann in gendiagnostik der Hirnbasis und der Orbita die medizinische Praxis umgesetzt würden. nahmen breiten Raum in der Diskussion ein. Die Entscheidung über medizinische Fragen Bei den Erkrankungen der Papille wurden von dürfe nicht zufälligen Mehrheiten von nicht Tenner und Honegger, Heidelberg, die neuen ausreichend fachlich qualifizierten Gremien fluoreszenzangiographischen Befunde bei überlassen werden. Auch sei es falsch, die der anterioren Ischämie des Nervus opticus Position medizinischer Entscheidungsträger (AION) vorgeführt. Privatdozent Dr. Weder, von der Wiederwahl in solchen Gremien Marburg, zeigte zum ersten Mal klinische abhängig zu machen, weil dann ihre geisti- Schäden des Sehnerven durch das Tuber- ge und wissenschaftliche Unabhängigkeit kulostatikum Myambutol. Die japanische gefährdet wird. Es sei sachlich erforderlich, Ophthalmologin, Prof. Emiko Adachi Usami, 165 für spezielle Aufgaben neue Fachabteilungen Dr. F. J. Kellermann und Prof. Reizo Makabe, die zu bilden. Aber die Auflösung der gewach- zusammen von 1971 bis 1973 im Max-Planck- senen Strukturen der Fachkliniken könne für Institut bei Prof. E. Dodt in Bad Nauheim die Patientenbehandlung, die Ausbildung des und Frankfurt forschten, wiesen mit visuell ärztlichen Nachwuchses und für die medi- evozierten kortikalen Potentialen (VECP) zinische Wissenschaft nicht förderlich sein, den Schaden des Nervus opticus auf sehr weil damit die „kritische Masse“ des Human- anschauliche Weise nach. Dieser objektive kapitals für wissenschaftliche Entdeckungen Nachweis einer Optikusschädigung durch und exzellente Leistungen zerstreut und den Abfall der Amplitude und die Verlän- unwirksam werden. gerung der Latenzzeit der VECP war eine Diese Worte des erfahrenen Klinikers, be- Welturaufführung von großer praktisch-kli- rühmten Hochschullehrers und Wissen- nischer Bedeutung. Mit dem Aufkommen des schaftlers, der auch als Autor bedeutender Argonlasers begannen wieder elektronen- Lehrbücher bekannt wurde, passen auch in mikroskpische Untersuchungen des Feinbaus das Jahr 2007, in dem neben politischem der Retina nach Laserphotokoagulationen. Reformeifer auch scheinbar kommerzielle Darüber berichteten Dr. Wallow aus der Sachzwänge in den Universitätskliniken radi- Münchner Augenklinik, Prof. Lemmingson aus kale Veränderungen herbeiführen, die nicht Karlsruhe und aus der Hamburger Universi- sachlich und erst recht nicht wissenschaftlich tätsaugenklinik der Physiker Rassow sowie begründet werden können. die Drs. Lüllwitz und Lerche. Auch bei den Die gemeinsame Tagung mit den Neurochi- Funduserkrankungen brachte die neu ein- rurgen begann mit ausführlichen Referaten geführte Diagnostik mit der Fluoreszenzan- über die Anatomie und Neurophysiologie der giographie neue Aspekte, dieses Mal durch peripheren Sehbahn. In den folgenden Vor- Prof. I. G. H. Schmidt, Köln, bei M. Stargard. trägen wurden die Klinik der Sellatumoren Dr. Tillmann aus der Universitätsaugenklinik und die diagnostisch so wichtigen Gesichts- Düsseldorf zeigte zum ersten Mal die heute feldausfälle dargestellt. Prof. Elfriede Aulhorn klassischen angiographischen Befunde bei präsentierte sowohl allgemein bekannte als der zentralen hämorrhagischen Chorioreti- auch hochdifferenzierte Gesichtsfeldbefunde, nopathie, die in den USA später als „ocular die auf die intrazerebralen Lokalisationen von histoplasmosis syndrome“ bezeichnet wurde. Tumoren und Aneurysmen hinwiesen. Man Aus der operativen Ophthalmologie präsen- muss sich vergegenwärtigen, dass es damals tierte Prof. Joaquin Barraquer aus Barcelona noch keine Computertomographie gab. Die seine virtuosen Operationen bei luxierten vielen Beiträge über die so mühsame und Linsen, wobei er in Ergänzung zur Vitrektomie im geschlossenen System, die Machemer ein Bemerkenswerte Vorträge bei der Jahr vorher in Heidelberg vorgestellt hatte, 73. Zusammenkunft der DOG noch einmal seine Technik der Vitrektomie vom 23.-26.9.1973 in Heidelberg am offnen Auge zeigte. Aber die Tendenz zu intraokularen Operationen mit kleinsten Schnitten und im geschlossenen System der Der Präsident Prof. Ullerich, Chefarzt der Städ- Augenflüssigkeiten war nicht mehr aufzuhal- tischen Augenklinik Dortmund, würdigte den ten und wurde aktuell von Prof. Dardenne aus im 75. Lebensjahr verstorbenen Prof. Wilhelm Bonn mit seiner Apparatur zur bimanuellen Wegner, der 38 Jahre lang Direktor der Uni- Linsenabsaugung weicher Stare weiterentwi- versitätsaugenklinik in Freiburg gewesen war. ckelt. Wie in jedem Jahr bot die DOG-Tagung In diese Zeit fiel auch die vollständige Zerstö- 166 Präsentationen zu allen augenheilkundlichen rung der Universitätsaugenklinik in Freiburg Bereichen und Neuheiten, die oft erst in der bei einem Luftangriff. Wegner entstammte Distanz der Zeiten als solche zu erkennen der Berliner ophthalmologischen Schule von waren. Löhlein. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Netzhauphysiologie – was man der Entwicklung seiner Klinik in Freiburg bis heute anmerken kann. Wegner organisierte als Vorsitzender der DOG die 66. Zusammen- kunft 1964. In seiner Eröffnungsrede beschäftige sich Ullerich mit dem Fortschritt der Augenheil- kunde und den verschiedenen Aspekten der Spezialisierung. Dann wurden die neuen Ehrenmitglieder vorgestellt: Zunächst Prof. Hans Goldmann, Bern, dessen Person und Lebenswerk 1967 bei der 68. Zusammenkunft der DOG gewürdigt worden war; dann Prof. José Casanovas aus Barcelona. Er war einer der bedeutenden Ergophthalmologen seiner Zeit. Der dritte der neuen Ehrenmitglieder war Prof. Adolf Jess, mit 88 Jahren einer der Nestoren der Deutschen Augenärzte. Er war in seinem langen Leben Direktor der Uni- versitätsaugenkliniken in Gießen, Leipzig und Mainz gewesen, wo er im Alter von 76 Jahren 1959 emeritiert wurde. Sein vielfältiges wissenschaftliches Werk fand seinen Nieder- schlag in einigen Handbuchartikeln. Bemer- kenswert ist auch die Forschungsperiode vor seiner ophthalmologischen Laufbahn. Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete Jess bei den weltberühmten Biochemikern Abderalden in Halle und Feulgen in Gießen. Küchle schildert sehr anschaulich seinen Lebensweg. [9] Der von Graefe-Preis des Jahres 1973 ging an den Direktor der Universitätsaugenkli- W. Meier-Ruge aus Basel, der Entdecker der nik in Debrecen, Prof. Bela Alberth, für seine Phenothiazin-Retinopathie, fasste die Berichte Monographie „Die chirurgische Behandlung über toxische Netzhautschäden zusammen. der Ätzverletzungen des Auges“. [73,74] Der Man war aber zu dieser Zeit noch nicht in der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde an Prof. Lage, die Grenzdosen für Resochin-Retino- A. Larmande aus Tours für seine Arbeiten pathien anzugeben. Am Ende des Berichts- über die nukleären und supranukleären Läh- bandes findet man noch eine 40 Seiten lange mungen der Augenmuskeln und sein Buch Darstellung von W. Jaeger und seinen Mitar- „Les Nystagmus“ verliehen. beitern aus der Heidelberger Augenklinik zu Zum Hauptthema des Kongresses – „Erkran- hereditären Makuladegenerationen. Neben kungen der Makula“ – kamen nach den ein- einer guten Systematik umfasst sie klinische führenden Referaten vorzügliche Beiträge von Untersuchungen mit Gesichtsfeldern, Farb- 167 später leitenden Persönlichkeiten in der Oph- sinnprüfungen, Stammbäumen und Fundus- thalmologie: Manfred Spitznas, Essen, zeigte photographien. Die Aufnahmen des Augen- elektronenmikroskopische Abbildungen der hintergrunds wurden im kurzwelligen, roten Makula. Klaus Heimann, Köln, beschrieb die und rotfreien Licht angefertigt, um jeweils die Aderhautgefäße in der Netzhautmitte. Und Pigmentierungen und Aderhautdefekte kon- Gottfried Naumann erläuterte die patho- trastreich hervortreten zu lassen. Es fehlten logisch-anatomischen Veränderungen bei auch keine Fluoreszenzangiographien und verschiedenen Erkrankungen der Makula. elektrophysiologischen Befunde. Wolfgang Straub, Direktor der Universitätsau- Im Rückblick brachte diese DOG-Tagung we- genklinik in Marburg, sowie die Professoren niger neue Originalpublikationen als früher, I. H. M. van Lith und August F. Deutman aus aber hervorragende Referate mit vorzüglichen Rotterdam präsentierten umfassend die Überblicken über neuere und spezielle The- klinische Elektroretinographie, die als Unter- men der Augenheilkunde. suchungsmethode von der Forschung in die klinische Praxis gekommen war. Ihnen folgten eine Reihe von Vorträgen über spezielle Krank- heitsbilder der Netzhautmitte. Jules Francois aus Gent sprach über Makulabefunde bei erblichen Speicherkrankheiten. Alle diese Vorträge waren mit guten klinischen und his- topathologischen Abbildungen ausgestattet. Eine operative Neuheit kam von dem treuen griechischen DOG-Mitglied Professor Dr. J. Fronimopoulos, die seine nach ihm benannte Goniotrepanation mit Skleradeckel vorstellte, die jahrzehntelang in aller Welt in der Glau- komchirurgie dominierte. Mit mehreren Vor- trägen erschien zum ersten Mal bei der DOG die Forschergruppe aus der Münchner Univer- sitätsaugenklinik mit den Namen Birngruber und Gabel, die mit ihrer Erforschung von La- seranwendungen im Auge hervortraten und von da an über Jahrzehnte ihre Ergebnisse und immer wieder Innovationen publizierten. Bemerkenswerte Vorträge bei der mologie der 1930er Jahre, der „Schieck-Brück- 74. Zusammenkunft der DOG ner“. vom 21.-24.9.1975 in Essen Mit nur 71 Jahren starb Prof. Dr. phil., Dr. med., Dr. med. h.c. Herbert Schober, der den Lehr- stuhl für Medizinische Optik an der Universi- In den Essener Städtischen Kliniken wurde tät München innehatte und mit seinem zwei- 1972 die Medizinische Fakultät der Gesamt- wöchigen Refraktionskurs, dem „Schoberkurs“, hochschule Essen gegründet. Prof. Dr. med. Generationen von Augenärzten in die Kunst Gerd Meyer-Schwickerath, der Präsident der der Brillenanpassung eingeführt hatte. Dann DOG und Chef der neuerbauten Augenklinik, wurde der niedergelassenen Augenärzte Dr. eröffnete den Kongress mit einer Rede, in der Josef Damm, Düsseldorf, und Dr. Adolf Schott, 168 er die ausländischen Gäste besonders herz- Kiel, gedacht. Sie gehörten zu den Gründern lich begrüßte und seinen Dank anfügte: des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA) „Wenn wir jetzt in zunehmendem Maße und hatten über viele Jahre die DOG in ihre wieder freundschaftliche Bande zu anderen berufspolitische Arbeit einbezogen. Zu neuen Ländern haben, so verdanken wir das in erster Ehrenmitgliedern wählten die Mitglieder Linie jenen ausländischen Freunden, die ihre der DOG in geheimer, schriftlicher Wahl die Freundschaft zu deutschen Ophthalmologen Professoren Gunnar von Bahr, Upsala; Johan über verständliche Ressentiments und Boy- Fronimopoulos, Athen; Hugo Gasteiger, Berlin kottbestrebungen stellten. Wir können mit und Friedrich Rintelen, Basel. Freuden feststellen, dass ein Teil dieser Freunde Der von Graefe-Preis wurde Professor Curt hier anwesend ist, der dazu beigetragen hat, Cüppers, Gießen, für seine Fadenoperation, die den traditionellen internationalen Charakter er vor einigen Jahren bei der DOG vorgestellt unserer Gesellschaft wieder zu erlangen.“ hatte, zuerkannt. Den Franceschetti-Liebrecht- Meyer-Schwickerath ergänzte, dass zum Preis erhielt Prof. Dr. Guntram Kommerell, Frei- großen Teil sein Lehrer und väterlicher Freund burg, für seine Arbeiten über den Nystagmus. H. K. Müller nach dem Krieg die Verbindung Anlass für das Hauptthema dieser Tagung, zu seinen ausländischen Freunden aus der „Periphere Retina,“ waren die peripheren Vorkriegszeit wieder aufnehmen konnte und Degenerationen der Netzhaut, die z. T. zu so die Wege für neue internationale Freund- Netzhautablösungen führen und seit kur- schaften ebnete. zer Zeit mit Hilfe der Photokoagulation auf Beim Totengedenken wurden einige be- elegante Weise behandelt werden konnten. rühmte Namen genannt: So Ernst Engelking, Es gab vorzügliche Referate und Vorträge, der von 1934 bis 1958 als Schriftführer der die praktisch alle Aspekte des Hauptthemas DOG diente. Als Schüler des Physiologen von umfassend darstellten. Erwähnenswert und Kries in Freiburg entdeckte er die Tritanomalie fast in zeitloser Qualität präsentierte Frau und die Farbasthenopie. Aulhorn, Tübingen, das periphere Gesichts- Arthur Brückner war 1903 in die DOG ein- feld. P. Bec (Toulouse), B. R. Straatsma (Los getreten und starb 1975 im 98. Lebensjahr. Angeles) und H. Pau (Düsseldorf) zeigten mit Brückner erhielt seine wissenschaftliche eindrucksvollen klinischen und histologischen Spezialausbildung ebenfalls in der Physio- Bildern die pathologische Anatomie der logie, bei Ewald von Hering. Als Direktor der Glaskörperbasis. F. Körner und M. H. Foerster, Universitätsaugenklinik in Basel hatte er be- Tübingen, stellten die Retinopathia präma- rühmt gewordene Schüler: A. Franceschetti, H. turorum vor. Dazu lieferten H. Honegger und K. Müller und F. Rintelen. Sein Werk war auch H. Werry (Hannover), Lemmingson (Karlsruhe) das deutschsprachige Handbuch der Ophthal- sowie F. Lizin und E. Schütte (Aachen) in Ein- zeldarstellungen klinische Beispiele. Letztere zeigten späte Schäden der Frühgeborenen- Retinopathie, die bei Kindern in der Sehschule entdeckt wurden. H. Laqua und R. Machemer vom Bascom Palmer Eye Institute beschrieben neue klinische, histologische und elektronen- mikroskopische Befunde der PVR, die sie da- mals noch „massive periretinale Proliferation“ nannten. Die Münchner Gruppe von Laser- 169 forschern um R. Birngruber, V. P. Gabel und O. E. Lund brachte auf 33 Seiten zahlreiche neue Forschungsergebnisse über die physikalischen (Abb. 7) Wolfgang Straub, Direktor der und biologischen Wirkungen verschiedener Augenklinik der Universität Marburg/Lahn, Präsident der DOG 1977 (links im Bild) Netzhautlaser. Lehrbuchreife Artikel schrieben und Pierre Czapinski, Generaldirektor der J. Francois, Gent, über „Netzhautdegenerati- Chibret Pharmazeutische Gesellschaft onen bei Stoffwechselerkrankungen“ und W. (rechts), München, der in Deutschland die Jaeger, Heidelberg, über „heredodegenerative Timoptol Augentropfen mit Fortbildungen Erkrankungen der Netzhautperipherie“. Aus und kaufmännischem Geschick eingeführt dem Max-Planck-Institut für Physiologie und hat. Später haben die beiden den Internati- onalen Chibret Forschungspreis geschaffen, klinische Forschung Bad Nauheim und Frank- für den eine DOG-Kommission ophthalmo- furt/Main trat die neue Arbeitsgruppe um logische Nachwuchs-Wissenschaftler aus- Eberhard Zrenner mit Untersuchungen über gewählt hat, die dann häufig die internati- die Elektroretinographie (ERG) und visuell onalen Preise gewannen. Straub war auch evozierte kortikale Potentiale (VECP) in die Vizepräsident des International Council of wissenschaftliche Öffentlichkeit. Außerhalb Ophthalmology, Ehrenmitglied der Franzö- sischen Ophthalmologischen Gesellschaft des Hauptthemas berichtete K. Schott, Essen- und Mitglied der Académie Française. Seine Werden, über seine Erfahrungen mit der frühen Bücher waren Atlanten der vorde- Implantation der irisgestützten Kunstlinsen ren und hinteren Augenabschnitte. Seine von Binkhorst. Aus der Frankfurter Augen- zweibändigen „Augenärztlichen Untersu- klinik wurden erste Computertomogramme chungsmethoden“ kamen in zwei Auflagen (CT) der Orbita vorgeführt. Im Programm gab heraus. (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). es zum ersten Mal sieben „wissenschaftliche Ausstellungen“ (Poster). Aber eine richtige Postersitzung war noch nicht vorgesehen. Bemerkenswerte Vorträge bei der 75. Zusammenkunft der DOG vom 18.-21.9.1977 in Heidelberg

Die Eröffnungsansprachen bei den DOG-Ta- gungen sind zum großen Teil medizinhisto- risch interessant, weil bei dieser Gelegenheit oft wissenschaftsgeschichtliche oder berufs- politische Probleme angesprochen oder weil besondere Persönlichkeiten geehrt wurden. In der Spaltlampe. Bei den vielen Beiträgen zur der Eröffungsrede des Präsidenten Wolfgang Verträglichkeit der verschiedenen Implantate Straub sind die Würdigungen prominenter in Augengeweben gab die neue Transmissi- Ophthalmologen auch heute noch lesens- ons- und Scanning-Elektronenmikroskopie wert. In seiner persönlichen, warmherzigen großartige Einblicke in die Gewebsreaktionen Sprache schilderte der Präsident mit knappen, und die Arrosion der Kunststoff- und Gewebe- aber sehr informativen Worten den beruf- oberflächen. Weiten Raum nahmen die Erfah- lichen Lebensweg, die wissenschaftlichen rungsberichte mit den intraokularen Linsen Leistungen und die Verdienste für die DOG ein, besonders häufig wurden zu der Zeit die der im vergangenen Jahr verstorbenen DOG- irisgetragenen Linsen eingesetzt. Binkhorst Mitglieder. Es waren die Professoren Arnold aus Terneuzen, Niederlande, zeigte mit dem 170 Pillat (Wien), Karl-Ernst Krüger (Halle), Viktor Spiegelmikroskop von Prof. David Maurice, Kittel (Berlin-Buch), Wilhelm Kreibig (Hom- Stanford, zum ersten Mal die Schäden durch burg/Saar) und Giambattista Bietti (Rom). diese Kunststofflinsen am Corneaendothel. Den Nachruf auf Prof. Hans Karl Müller, Bonn, Lund, München, gab einen vorzüglichen hielt sein Schüler Gerd Meyer-Schwickerath, Überblick über die üblichen Keratoprothesen. Essen. In ebenso treffenden Worten und mit Prof. Rüdiger Turss aus Marburg zeigte in vielen wissenschaftlichen Details stellte einem Referat, wie man Cyanacrylat-Kleber Straub seinen emeritierten Kollegen Heinrich in der Corneachirurgie einsetzte. Bleeker aus Harms, Tübingen, als neues Ehrenmitglied Amsterdam demonstrierte, wie man mit Tef- der DOG vor und würdigte in gleicher Wei- lon- und Silicon-Implantaten Orbitafrakturen se die Preisträger des Jahres: Für den von versorgen konnte. Laqua, Essen, berichtete Graefe-Preis Prof. G. Niemeyer, Zürich, und für über die Injektion von Luft, SF6- und C4F8 in den Franceschetti-Liebrecht-Preis Johannes den Glaskörperraum. Auch die Verwendung Dichgans, damals noch Oberarzt der Neu- von Kunststoffen als Medikamentenspeicher rologischen Klinik Freiburg. Zwischendurch wurde von Heilmann aus München vorge- fand der Präsident Straub Zeit für Zitate von stellt. Nicht im Roundtable-Gespräch über Albrecht von Graefe, launige Worte für Kolle- intraokulare Linsen, sondern in der Sitzung gen, die ihre wissenschaftlichen Ergebnisse über operative Probleme berichtete M. U. lieber im Fernsehen bekanntgaben, ehe sie Dardenne aus Bonn über seine Ergebnisse mit ein wissenschaftliches Manuskript zustande der neuen Methode zur Operation des grauen brachten und zuletzt Dankesworte für den Stars durch Ultraschallzertrümmerung (Pha- Schriftführer der DOG, der die Tagung wie in koemulsifikation). Den Vorteil dieses Ver- jedem Jahr so vorzüglich organisiert hatte. fahrens sah man damals in dem wesentlich Das Hauptthema des Jahres 1977 waren kleineren Schnitt für die Entfernung der Linse, „Kunststoffimplantate in der Ophthalmo- abgesehen von den anderen Vorteilen, die logie.“ Die Referate geben auch heute noch heute jeder Operateur, ja sogar die meisten einen guten Einblick in die chemischen und Patienten genau kennen. Dardenne berichtete physikalischen Eigenschaften dieser Substan- 1977 über 450 Operationen mit recht guten Er- zen. Ehrich und Höh aus Homburg/Saar und gebnissen und relativ wenig Komplikationen. später Helmut Kilp aus Köln stellten ein na- In der Diskussion zum Vortrag von Dardenne hezu zeitloses Testsystem für die biologische kam heraus, dass auch Prof. Doden in der Verträglichkeit von Fremdstoffen im Körper Universitätsaugenklinik Frankfurt dieses vor: Die Implantation kleinster Teilchen in die Operationsverfahren einsetzte, ebenso sein Vorderkammer von Kaninchen oder Katzen Nachbar in Mainz, Prof. Nover. Offenbar haben und die Beobachtung des Reizzustandes an auch diese Kliniken frühzeitig ihre Operateure zu Kelman nach New York geschickt, um das Wissenschaftliche Vorträge bei der neue Verfahren zu erlernen und zu erproben. 76. Zusammenkunft der DOG Aus diesen beiden Kliniken kamen später die vom 17.-20.9.1978 in Düsseldorf berühmten Vertreter dieser neuen, epoche- machenden Staroperation: Thomas Neuhann, damals Oberarzt in der Universitätsaugenkli- Präsident Hans-Joachim Küchle, seit November nik in Mainz, und Rüdiger Welt in Frankfurt. 1977 Direktor der Universitätsaugenklinik in Die führenden deutschen Augenoperations- Münster – als Nachfolger von Fritz Hollwich zentren taten sich zum großen Teil schwer, die – hatte für das Hauptthema dieser Tagung immer besser werdende Phakoemulsifikation „Ionisierende Strahlen in der Augenheilkunde“ oder extrakapsuläre Operationen des grauen ausgewählt. Als Referenten hatte er Prof. Lom- Stars vorzunehmen, die sich auch so gut für matzsch aus Ostberlin eingeladen, der selbst 171 die Kunstlinsenimplantation eignen. über die von ihm 1964 entwickelte Brachythe- Es darf nicht vergessen werden, dass auch bei rapie des malignen Melanoms der Aderhaut dieser Tagung vorzügliche Symposien über mit radioaktiven Strahlenapplikatoren be- „Physiologie und Pathologie der Augenbewe- richten sollte. Sein Verfahren wurde seitdem gungen“ und über die „Sinnesphysiologie“ sehr erfolgreich und inzwischen weltweit stattfanden. angewandt. Aber Lommatzsch hatte keine Er- laubnis von der DDR-Regierung erhalten, nach Düsseldorf zu reisen. Unter den verstorbenen DOG-Mitgliedern befand sich der Nestor der DOG, Adolf Jess, dessen Lebenswerk schon bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft 1973 gewürdigt wor- den war (s. S. 158). Sir Stewart Duke Elder war im Alter von 79 Jahren gestorben. Duke Elder stammte aus einem schottischen Pfarrhaus. Als junger Augenarzt fiel er bereits in seiner ersten Stelle in St. Andrews mit physiologischen Untersu- chungen zur Bildung und zum Abfluss des Kammerwassers auf. Von 1934 bis 1954 schrieb er sein siebenbändiges „Textbook of Ophthal- mology“. Als berühmter Forscher und Augen- arzt war er aktiv daran beteiligt, in London das Institute of Ophthalmology zu gründen. 1958 plante er sein veraltetes „Textbook“ zu aktualisieren, begann aber stattdessen, das neue 15-bändige „System of Ophthalmology“ zu schreiben. Es ist wahrhaft ein universales Werk, dass alle Augenkrankheiten umfassend beschreibt und dabei die gesamte Weltlitera- tur berücksichtigt. Man erkennt die Sorgfalt, mit der dieses Buch geschrieben wurde, in jedem Abschnitt, und die universalen Kennt- nisse des Autors, an den kurzen Abrissen der Entdeckungsgeschichte wichtiger Erkran- der seine augenärztliche Ausbildung in der 1. kungen und an den eingestreuten biogra- Wiener Universitätsaugenklinik erhalten hat- phischen Artikeln über bedeutende Augen- te und 1947 mit einem WHO-Stipendium nach ärzte aus aller Welt. Duke Elder wurde 1975 USA ausgewandert war. In New York arbeitete zum Ehrenmitglied der DOG gewählt. Blodi im Columbia University Eye Institute bei Hugo Gasteiger, der ebenfalls 1978 im Alter Algernon Reese, folgte dann einer Einladung von 79 Jahren starb, war in der Steiermark als Ophthalmo-Pathologe nach Iowa City und geboren, arbeitete als Assistent bei Seefelder erhielt dort 1967 den Ruf als Professor und in Innsbruck und kam 1935 als Oberarzt zu Chairman of Ophthalmology an den Iowa Rudolf Thiel nach Frankfurt. 1938 wurde er University Hospitals, Iowa City, eine Position, zum Chefarzt der Städtischen Augenklinik in die er bis 1984 innehatte. Blodi schrieb einige 172 Dresden-Johannstadt ernannt, eine Stelle, die ophthalmologische Lehrbücher, wurde 1975 er bis 1951 innehatte. Dann wurde Gasteiger Präsident des American Board of Ophthalmo- auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde an der logy und 1979 Präsident der American Acade- Humbold-Universität und als Direktor der my of Ophthalmology sowie 1982 Präsident Augenklinik der Charité nach Berlin beru- der Association of University Professors in fen. 1957 wechselte er auf den Lehrstuhl für Ophthalmology. Die Universitätsaugenklinik Augenheilkunde an der neuen Freien Univer- in Iowa City galt als eine der besten in den sität in Westberlin und leitete die Universi- USA, in Europa wurde sie scherzhaft als „3. tätsaugenklinik im Westendkrankenhaus am Wiener Universitätsaugenklinik“ bezeichnet. Spandauer Damm. Gasteiger war ein wahrer Blodi nahm oft an den DOG-Tagungen teil. Er gesamtdeutscher Ophthalmologe, der in hatte viele Freunde in Deutschland, nicht nur allen seinen Positionen neben der Leitung der gleichaltrige, sondern auch etliche jüngere Kliniken viele Originalarbeiten und Buchbei- Augenärzte, die bei ihm in Iowa City mit For- träge verfasste. 1959/1960 war er Präsident schungsstipendien gearbeitet haben. der DOG und richtete die letzte gemeinsame In diesem Jahr wurde noch ein weiterer Tagung der ost- und westdeutschen Augen- prominenter Augenarzt aus den USA, der seit ärzte in Berlin aus. mehr als 40 Jahren Mitglied der DOG war, mit Mit Carl Zenker in München hatte die DOG der Ehrenmitgliedschaft in der DOG ausge- ihren „Grandseigneur“ verloren. Er leitete von zeichnet: Peter C. Kronfeld. Er stammte wie 1932 bis 1978 die private Augenklinik „Herzog Blodi aus Wien. Nach einer Forschungsperiode Carl Theodor“ und brachte sie zu höchstem in der Physiologie war er Assistent an der 1. Ansehen. Zenker war immer bei der DOG Universitätsaugenklinik in Wien. 1928 wurde präsent und fungierte unter den Mitgliedern Kronfeld von einem der vielen US-amerika- nicht selten als eine stabilisierende Persön- nischen Augenärzte, die damals in Österreich lichkeit. nach jungen talentierten Ophthalmologen Die neuen Ehrenmitglieder wurden ebenfalls suchten, an die Universität von Chicago vorgestellt: Prof. Helmut Fanta, Direktor der eingeladen. Fünf Jahre später – im Alter von Augenklinik Alserstraße Wien, seit 25 Jahren 34 Jahren – nahm er die Stelle des Direktors Mitglied der DOG und Mitglied der Deut- der Augenklinik des Peking Union Medical schen Akademie der Naturforscher Leopol- College an, wo er die Möglichkeit erhielt, seine dina in Halle, Mitgründer der Europäischen Forschungen über die Biochemie des Kam- Ophthalmo-pathologischen Gesellschaft und merwassers wieder aufzunehmen. Als der Ja- der Academia Ophthalmologica Internatio- panisch-Chinesische Krieg ausbrach, kehrte er nalis. nach Chicago zurück, wo er 1959 zum Chair- Ebenfalls aus Wien stammte Prof. F. C. Blodi, man of Ophthalmology der University of Illi- nois Medical School ernannt wurde. Kronfeld veröffentlichte viele Originalarbeiten, Buch- artikel und Bücher. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt lag in der Glaukomforschung. Ebenfalls anwesend war zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft Prof. John Roper-Hall, aus Birmingham, der bei der Besuchsreise der deutschen Ophtahlmologen 1974 nach Eng- land als Repräsentant der Gastgeber auftrat 173 (s. S. 105). Roper-Hall war besonders mit sei- nen Operationen in der ophthalmologischen Traumatologie hervorgetreten. Deshalb ver- band Ihn auch eine persönliche und wissen- schaftliche Freundschaft mit Neubauer und (Abb. 8) Hans-Joachim Küchle, Präsident der Kölner Augenklinik. der DOG 1978. Küchle war ein bedeutender Es gab im Jahr 1978 auch ein neues deutsches Klinikleiter, ein geselliger Mensch und Ehrenmitglied: Prof. Hans Sautter, berühmter konnte mit großem Geschick Konflikte Direktor der Universitätsaugenklinik in Ham- lösen. Sein Buch über die leitenden Per- burg, 1965/67 Präsident der DOG, und 1976 sönlichkeiten in den Augenkliniken an den deutschsprachigen Universitäten ebenso des Europäischen Ophthalmologiekongresses, wie seine Autobiographie vermitteln ein Gründer der DOG-Symposien und hochge- lebendiges Bild und viele historische schätzt als akademischer Lehrer und Referent Details aus der Augenheilkunde und der auf wissenschaftlichen Tagungen. deutschen Geschichte von 1945 bis zur Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde Gegenwart. (Fotoquelle unbekannt) Herrn Privatdozent Volkhard Henn, Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik in Zürich, für seine grundlegenden Arbeiten Küchle kritisch mit Berichten in der Tages- über die Okulomotorik verliehen. Im Einzelnen oder Regenbogenpresse und im Fernsehen gelang ihm eine Funktionsbeschreibung des über neue ophthalmologische Behandlungs- pontinen Blickzentrums, das von der Sehbahn erfolge, die noch nicht wissenschaftlich und vom Vestibulariskern Steuerungsimpulse validiert sind. Dabei erinnerte er daran, dass empfängt. Er hielt einen guten Vortrag beim Ärzten Werbung nicht erlaubt sei und Jour- DOG-Symposium 1977 in Freiburg über „Neu- nalisten bei aller Neugier die Seriosität ihrer rophysiologie und Klinik der Augenbewe- Nachrichten bedenken sollten. Im zweiten Teil gungen.“ Der Ophthalmologische Förderpreis der Eröffnungssitzung folgte ein Vortrag des der Firma Dr. Thilo & Co. GmbH, Sauerlach, Medizinhistorikers H. Schadewaldt, Düssel- ging an den Privatdozenten Hauke Krey, Ober- dorf, über „Kunst und Ophhthalmologie.“ arzt der Universitätsaugenklinik in Gießen, Die Inhalte des Hauptthemas wurden mit für seine vorzügliche makro- und mikroanato- vorzüglichen Referaten und Vorträgen als mische Darstellung der Aderhautgefäße des Status quo dieser Zeit nahezu umfassend Menschen in verschiedenen Lebensaltern. behandelt. Außerhalb des Hauptthemas gab Im berufspolitischen Teil seiner Eröffnungs- es technische Neuerungen: Die erste Vor- ansprache beschäftigte sich Präsident stellung eines automatischen Perimeters, des Octopus von Haag und Streit aus der vermarktet. Erst 25 Jahre später wurde die Münchner Klinik mit Untersuchungen von Scheimpflugkamera von der Firma Oculus, Du- Greite und Lund. Der Fieldmaster von Syne- tenhofen, neu produziert und mit modernster med wurde von H. Gernet und H. J. Küchle in Elektronik zur Bildauswertung ausgestattet Münster erprobt. Draeger zeigte mit seinem – und nun von der refraktiven Chirurgie ent- objektiv messenden Ästhesiometer, dass deckt. nach einer Keratoplastik die Sensibiltät im In der Heidelberger Universitätsaugenklinik Corneatransplantat erst innerhalb von drei hatte Frau Prof. Anita Blankenagel eine Be- bis sieben Jahren wiederkehrt. Der Physiologe ratungsstelle für Sehgeschädigte aufgebaut Scheibner aus Düsseldorf demonstrierte mit und stellte nun ihre ersten wissenschaftlichen dem Dreifarbenmessgerät spektrale Empfind- Ergebnisse als Poster bei der DOG vor: „Das 174 lichkeitskurven von Normalen und Deuterano- genetische und das familiäre Schicksal von malen. Im Max-Planck-Institut für Physiologie ehemaligen Schülern der Blindenschule.“ Hier und klinische Forschung in Bad Nauheim und tritt eine Institution hervor, die im Bereich der Frankfurt/Main wurden von Petersen und DOG lange Zeit kaum wahrgenommen wurde. Groneberg die VECP-Messungen auf wech- selnde Schachbrettmuster soweit entwickelt, dass Auswertungen der Funktion mit enger Korrelation zum Visus reproduzierbar und genau erfolgten. In den wenig beachteten wissenschaftlichen Ausstellungen (Postern) wurden einige beachtliche Neuerungen demonstriert. Aus München zeigte W. Göttinger transmissions- und raster-elektronenmikroskopische Bilder des Trabekelwerks, die auf die Funktionswei- se dieser wichtigen Kammerwinkelstruktur hinwiesen. F. Roll und O. Benedikt aus der Grazer Universitätsaugenklinik fanden in transmissions-elektronenmikroskopischen Untersuchungen die Verstopfung der Trabe- kel beim Exfoliationssyndrom mit Glaukom (Kapselhäutchenglaukom). Im Institut für experimentelle Ophthalmologie in Bonn hat- ten O. Hockwin und V. Dragomirescu die erste Scheimpflugkamera gebaut, mit der präzise Spaltlampenphotographien der vorderen Augenabschnitte hergestellt und morphomet- risch ausgewertet werden konnten. Diese Kamera wurde später für die Dokumentation von Linsenbefunden in der Kataraktforschung in der Bonner Klinik jahrelang eingesetzt. In Deutschland konnte dieses innovative Gerät industriell nicht realisiert werden. Deshalb wurde die Scheimpflugkamera in Japan von Topcon hergestellt, aber nicht erfolgreich Wissenschaftliche Vorträge bei der liefert. [75, 76] 1972 wurde Rosengren zum 77. Zusammenkunft der DOG Ehrenmitglied der DOG gewählt. vom 16.-19.9.1979 in Heidelberg Der zweite prominente Verstorbene war Privatdozent Dr. Werner Lüllwitz, Oberarzt der Universitätsaugenklinik Hamburg. Er war in Nach der Begrüßung der Ehrengäste, Gäste, der DOG mit seinen hervorragenden Arbeiten Mitglieder und der Referenten, die für diese über Netzhauterkrankungen, Laseranwen- Tagung zum großen Teil aus den USA einge- dungen und Netzhautoperationen bekannt laden worden waren, rief der Präsident, Prof. geworden. Lüllwitz starb im Alter von 43 Neubauer, Köln, zum Totengedenken für zwei Jahren nach einem Autounfall. prominente Mitglieder der DOG auf. Dies In diesem Jahr bekam die DOG ein neues und war zum einen das langjährige Mitglied Prof. bedeutendes Ehrenmitglied: Prof. Dr. Rudolf 175 Bengt Rosengren, der von 1933 bis 1965 die Sachsenweger, Leipzig, Direktor der größten Augenklinik des Sahlgrenska Krankenhauses deutschen Augenklinik. Sachsenweger konnte der Universität Göteborg geleitet hatte. Ro- zwar die Ehrung nicht persönlich entgegen- sengren hatte regelmäßig an den Tagungen nehmen, weil er nicht nach Westdeutschland der DOG teilgenommen und unter anderem ausreisen durfte. Aber er war vielen DOG- einige sehr bemerkenswerte Beiträge ge- Mitgliedern bekannt durch seine Bücher über „Augenmuskellähmungen“, seine hervor- ragende „Neuroophthalmologie“, sowie die „Augenerkrankungen im Kindesalter“ und die „Augenärztliche Begutachtung“. [64, 77] Sachsenweger erfuhr seine augenärztliche Ausbildung in Halle und kam 1958 nach Leip- zig. Bis 1986 hat er die Augenärzte der DDR im Europäischen Rat der Societas Ophthalmolo- gica Europaea (SOE) vertreten. Der von Graefe-Preis wurde Herrn Privatdo- zent W. Daiker, Basel und Prof. G. Eisner, Bern, für ihre Arbeiten über den mikroskopischen Feinbau und die Biomikroskopie des peri- pheren Glaskörpers verliehen. Den France- schetti-Liebrecht-Preis bekam Dr. Eberhard Zrenner. Damit wurden seine Arbeiten im Max-Planck-Institut von Prof. Dodt in Bad (Abb. 9) Rudolf Sachsenweger (links im Bild), Direktor der Universitätsaugenklinik Leipzig, erhielt 1967 den Nauheim ausgezeichnet. Mit Experimenten von Graefe-Preis und wurde 1979 Ehrenmitglied der an Primaten bei Prof. Peter Gouras in Bethes- DOG. Neben ihm steht Prof. H. G. Gießmann, Direktor da konnte Zrenner zeigen, dass farbspezi- der Augenklinik der Universität Magdeburg. (Foto: H.- fische Ganglienzellen in der Retina Farbton Boris Kerber, Heidelberg). und Helligkeit von Farbwahrnehmungen modifizieren können. In Bad Nauheim gelang es Zrenner, die Differenzierung von Farbwahr- nehmungen bei farbentüchtigen und -fehl- sichtigen Menschen mit den VECP nachzu- weisen. Der Präsident sprach bereits bei der Nennung des Hauptthemas der Tagung – „Plastische werden, die weniger als zwei Jahre in der Chirurgie der Lider und der Tränenwege“ – sei- Augenheilkunde tätig waren. So war in den ne Besorgnis darüber aus, dass in den zurück- wenigen Unterrichtsstunden für Medizinstu- liegenden 15 Jahren das Interesse der jungen denten im Fach Augenheilkunde die Qualität Augenärzte an plastischen Operationen im erheblich abgesunken. Es kam im Gruppenun- Bereich der Augenheilkunde abgenommen terricht praktisch nur noch zu Besprechungen habe. Dagegen seien in der allgemeinen von zufällig vorhandenen Augenkrankheiten Chirurgie an vielen Orten neue Abteilungen auf dem Niveau eines Anfängers im Fachge- für plastische und Wiederherstellungschirur- biet. Neubauer belegte seine Ausführungen gie entstanden. Er rief junge Augenärzte auf, mit einfachen Zahlen, die man den Vorle- sich in diesem ophthalmologisch vernachläs- sungsverzeichnissen und den Jahresberichten 176 sigten Gebiet zu spezialisieren und dabei die einer Klinik entnehmen konnte. Zusammenarbeit mit plastischen Chirurgen Der Präsident fand auch kritische Worte zur in anderen medizinischen Fächern zu suchen. Weiterbildung der Augenärzte. Aber für die Offenbar beanspruchte die sich rasch entwi- Geschichte der DOG hatten seine Anmer- ckelnde Mikrochirurgie die Aufmerksamkeit kungen zur Gestaltung der DOG-Kongresse und die verfügbare Arbeitskraft der Augen- höhere Priorität: Er stellte die Frage warum ärzte so stark, dass die zeitlich aufwändigen bei den in der Praxis tätigen Augenärzten, ja plastischen Operationen vernachlässigt selbst bei Assistenten in der Weiterbildung wurden. Auch war die Zahl den anfallenden das Interesse an den DOG-Tagungen sichtlich Lidoperationen in einzelnen Augenkliniken nachlasse. Dabei sei doch mit den Hauptthe- nicht ausreichend, um die „kritische Masse“ men eher mehr Fortbildung im Programm für eine Spezialabteilung zu bilden. So folgte zu finden. Dem stellte er die Empfehlung dem Rat zur Spezialisierung sogleich der Ruf entgegen, dem wissenschaftlichen Nach- nach der Bildung überregionaler Zentren. wuchs mehr Gelegenheit zu geben, auch in Sodann ging Neubauer mit den 1972 durch den Hauptsitzungen im großen Hörsaal neue die Novelle der Approbationsordnung für Ergebnisse von allgemeiner Bedeutung vorzu- Ärzte erzwungenen Änderungen in der tragen. Neubauer sagte weiter: „Der wissen- Ausbildung der Studenten in der Augen- schaftliche Nachwuchs wird sich zunehmend heilkunde ins Gericht. Er beklagte, dass die mit der DOG identifizieren, wenn er seine Novellierungen der Approbationsordnung für Arbeit durch die Programmgestaltung ho- Ärzte ausschließlich von Juristen geschaffen noriert sieht.“ Dazu hielt er die Bildung einer wurden. Da die deutsche Ärzteschaft über Programm-Kommission der DOG für erfor- keine einflussreiche Lobby verfügte, war auch derlich. Neubauer stellt dann selbst die Frage, in die jüngste Novelle kein Sachverstand von warum diese Überlegungen des Präsidenten Seiten der Ärzte eingeflossen, die an den nicht in der Gestaltung des Kongresses Universitäten die Hauptlast der Ausbildung erkennbar sind und antwortete darauf, dass des ärztlichen Nachwuchses zu leisten haben. gerade dieser Umstand für ihn die Veranlas- Die Verordnung von Unterricht in kleinen sung gewesen sei, an dieser Stelle „praktische Gruppen war angesichts der hohen Studen- Voraussetzungen“ vorzutragen, ohne die eine tenzahlen unrealistisch. Durch den Unterricht Weiterentwicklung seines Erachtens nicht in vielen kleineren Gruppen mussten alle möglich ist. Assistenten einer Augenklinik zum Unterricht Zum Hauptthema stellten Rohen, Erlangen, herangezogen werden. Zwangsläufig musste die einschlägige Anatomie der Lider und C. K. damit der Unterricht in mehr als der Hälfte Beyer, Boston, und C. Beard, San Francisco die der Gruppen an junge Assistenten delegiert Operationtechnik zur Beseitigung der Ptosis vor. Es folgten freie Vorträge mit Modifikati- der Glaukomtherapie vor. J. Draeger, Bremen, onen und Erfahrungen bei Ptosisoperationen. zeigte mit seiner quantitativen Sensibili- Neu war für viele Ophthalmologen die Dar- tätsprüfung, dass die Sensibilitätsstörungen stellung der Stirnmuskelplastik bei kompli- der verschiedenen Betablocker bei Timolol zierten Ptosen durch E. Schmid, Stuttgart. Es wesentlich geringer ausfielen als bei Propano- fehlten Darstellungen von Operationen für lol und Buphrenolol. U. Mayer und G. Lang aus die Blepharoplastik, die damals in der kosme- Erlangen stellten bei einer Reihe von Uveiti- tischen Chirurgie schon üblich waren. Die viel- den eine Häufung von Cytomegalie-Infekti- fältigen Eingriffe für die Wiederherstellung onen fest, die aber klinisch anders ausgeprägt der Lider nach Tumorexzisionen und Verlet- waren als die Cytomegalieretinitis, die H. E. zungen wurden von C. Beard, und von A. Reny, Völcker am nächsten Tag zeigte. Nancy, lediglich referiert. die Professoren E. Einen bedeutenden Vortrag brachte G. K. von 177 Walser, München, und H. Hübner, Trier, haben Noorden aus Houston, Texas, während der tra- diese im Detail dargestellt. Dabei zeigte die ditionellen Schielsitzung mit ganz neuen For- Tarsomarginalplastik von Hübner, dass man schungsergebnissen. Der Deutschamerikaner wenig invasiv auch große Liddefekte kosme- hatte als weltweit anerkannter Schielexperte tisch gut wiederherstellen kann. neben seiner klinischen Tätigkeit zusammen Bei den Operationen der Tränenwege erfuhr mit dem Neurophysiologen Crawford Expe- man als Neuigkeit die Anwendung von Kunst- rimente mit Affen vorgenommen, bei denen stoffschläuchen in Verbindung mit flexiblen die kindliche Amblyopie simuliert wurde. Sonden zur Wiederherstellung von verletzten Dabei konnten sie nachweisen, dass bei der Tränenkanälchen und von Tränenwegssteno- Amblyopie im Corpus geniculatum und in sen. der Sehrinde die elektrischen Antworten auf Bildeindrücke in der Netzhaut ausfielen und Wieder interessante Neuigkeiten außerhalb die Zahl der Neuronen vermindert war. Es des Hauptthemas wurde damit eine hirnorganische Ursache Um die Bedeutung der Lidfunktion zu illus- für die Amblyopie entdeckt – ein Befund, der trieren führte Dr. Marshall Doane aus der später bei Sektionen von Schielamblyopen Retina Foundation, Boston Harvard Medical Menschen bestätigt wurde. School, einen Hochgeschwindigkeitsfilm vor, in dem die Geschwindigkeit und die Bewe- gungsabläufe beim Lidschlag gezeigt und gemessen wurden: Der Lidschluss erfolgte in 0,08 sec, die nachfolgende Lidöffnung in 0,1 sec. Bei den freien Vorträgen, außerhalb des Hauptthemas gab es klinische Bilder des Cor- neaendothels, die Lorenz Neubauer, München, mit Hilfe des Spiegelmikroskops von David Maurice in Stanford bei seinen Patienten aufgenommen hatte. Sundmacher, Freiburg, zeigte in einer anderen Sitzung gleichartige Bilder des Corneaendothels mit der neuen be- rührungslosen Zeiss-Optik an der Spaltlampe. Krieglstein, Würzburg, trug Erfahrungen mit dem neu eingeführten Betablocker Timolol in Wissenschaftliche Vorträge bei der 1868 gegründet wurde. Beim Totengeden- 78. Zusammenkunft der DOG ken wurde Peter C. Kronfeld, Tucson, Arizona, vom 16.-19.9.1980 in Kiel genannt, der erst seit 1978 Ehrenmitglied der DOG war; weiter Prof. Joseph Linnen, der seit 1961 die Augenklinik des Marienkranken- In diesem Jahr konnte der Präsident, Prof. Wil- hauses in Frankfurt am Main geleitet hatte helm Böke, drei Augenärzte aus Ostdeutsch- und im 67. Lebensjahr verstorben war. Er war land begrüßen: die Professoren Heydenreich einer der Schüler von Custodis in Düsseldorf, (Jena), Schulze (Rostock) und Tost (Halle). der als Operateur von Netzhautablösungen Nach der Begrüßung weiterer Gäste, vor berühmt war, weil er die Plombenoperati- allem der vielen Freunde aus Skandinavien, onen in höchster Perfektion beherrschte. 178 stellt der Gastgeber kurz die Geschichte der Als neue Ehrenmitglieder wurden drei Universitätsaugenklinik in Kiel dar, die bereits berühmte Professoren eingeführt: Prof. Harold Henkes, Direktor der Augenklinik der Universität Rotterdam. Er war vielen DOG- Mitgliedern als Referent auf der 63. und 64. DOG-Tagung bekannt. Henkes war einer der bedeutendsten Experten für die Elektrore- tinographie und viele Jahre Präsident der International Society for Clinical Electro- physiology of Vision (ISCEV). Der Zweite war Prof. Feruccio Moro, Direktor der Augenklinik Catania, ein treuer Freund der Deutschen und der DOG. Er wurde bekannt mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten über die Erkran- kungen des Sehnerven, besonders derjenigen mit vaskulären Ursachen. Als dritter wurde Prof. Arvo Oksala, Direktor der Augenklinik der Universität Turku, zum Ehrenmitglied der DOG berufen. Er hat die Ultraschalldiagnostik in der Augenheilkunde als einer der Ersten erforscht und die klinische Anwendung we- (Abb. 10) Wilhelm Böke, Direktor der Universitätsaugenklinik Kiel und 1980 sentlich gestaltet. Viele seiner Publikationen Präsident der DOG. Sein wissenschaftlicher erfolgten in deutscher Sprache. 1966 wurde Ruhm wurde durch Arbeiten über Uveitis er mit dem Theodor-Axenfeld-Preis der DOG begründet. Er hat die Operation der Netz- ausgezeichnet. hautablösung mit episkleralen Plomben Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde von Custodis übernommen und mit dem Privatdozent Körner, Bern, für seine Arbeiten Einsatz der Cryotherapie weiterentwickelt. (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). über das Bewegungssehen zuerkannt. Der Ophthalmologische Förderpreis der Firma Dr. Thilo & Co. GmbH, Sauerlach, wurde Prof. Trier, Bonn verliehen. Trier hat die Ultraschall- diagnostik in der Augenheilkunde nicht nur durch seine wissenschaftlichen Arbeiten weiterentwickelt, sondern auch mit seinem Schulungskurs unter Augenärzten verbreitet. Der Präsident berichtete stolz, dass zum des retinalen Sinnesepithels. Es folgten ersten Mal für eine Tagung der DOG eine Vorträge mit speziellen angiographischen, Programmkommission tätig geworden war. histologischen, elektronenmikrokopischen Zugleich erläuterte er die Schwierigkeiten, und epidemiologischen Darstellungen. die eingereichten Zusammenfassungen der Auch Fälle von Morbus Harada wurden von A. angemeldeten Beiträge richtig zu beurteilen. Vehr aus Aachen und G. Richard aus Münster Offenbar war auch von Seiten der Autoren mit Hinweisen auf die Therapie präsentiert. noch zu lernen, dass man in einer Zusam- Es fehlten auch nicht Berichte über seltenere menfassung (Abstract) nicht die Inhalte Erreger für Uveitiden und der Fall eines verstecken darf, sondern kurz und klar Fakten Lymphoms, das eine Uveitis vortäuschte. darstellen sollte. Böke sorgte sich auch dar- Bemerkenswert waren experimentelle Un- um, ob die Reformbestrebungen der neuen tersuchungen zur Immunologie der Uveitis. 179 Hochschulgesetze der gebotenen Spezia- Dabei wurde die Bedeutung der HLA-Fak- lisierung in der Augenheilkunde gerecht toren, besonders des HLA-B-27, bei Uveitis von würden und wie die Einheit des Lehrfaches Gronemeyer, Kiel, vorgestellt. Über HLA als erhalten werden könnte Weiter fragte Böke, Erbfaktor berichtete K. M.Saari, Tampere, und wie man die Postitionen an den wichtigsten ihre statistische Häufigkeit in verschiedenen Forschungs- und Ausbildungsstätten, den Populationen wurde von Hartwig, Bonn, Universitätskliniken, attraktiv gestalten kann, dargestellt. damit der qualifizierte Nachwuchs nicht Einige Vorträge beschrieben die theoretische abwandert. und klinische Transplantatimmunologie der Bei der traditionellen Wahl der Vorsitzenden Cornea. So zeigten C. C. Kok-Van Alphen und für die wissenschaftlichen Sitzungen wurde H. J. M. Völker-Dieben, Leiden, den Einfluss der erstmals ein – meist jüngerer – Copräsident HLA-Faktoren bei der Keratoplastik. Die HLA- benannt. Die Referate behandelten einge- Faktoren wurden auch bei den neun Pati- hend das Hauptthema. Böke führte durch enten von F. W. Schmidt-Martens aus Aachen die Systematik der Uveitiden. Neubauer, untersucht, die am M. Behcet erkrankt waren Köln, referierte über die anteriore Iritis und und an einer fortschreitenden retinalen Vas- Iridozyklitis. Frau Prof. A. C. Martenet, Zürich, kulitis litten. behandelte die chronische Iridozyklitis und die isolierte Zyklitis, O´Connor, San Francis- Intravitreale Injektion von Prednisolon- co, mit seinen großen Erfahrungen über die Kristall-Suspension bei Uveitis Toxoplasmose sprach über die Chorioretinitis Prof. Horst Hübner, Trier, berichtete ein Jahr und Witschel, Freiburg, über die Panuveitis. später, dass er bereits 1971 diesen Eingriff Witmer, Zürich – einer der großen Kenner der bei Kaninchen auf seine Unbedenklichkeit Uveitiden – berichtete über die sympathische geprüft hatte und nun bei fünf Patienten mit Ophthalmie, beginnend mit einer eindrucks- schwerer Uveitis die intravitreale Injektion vollen Kasuistik. Er zweifelte nicht daran, dass von 3 mg Fortecortin gewagt und großen Er- es sich um eine Automimmunerkrankung folg gehabt hatte – eine Behandlung, die ihrer handelt. Aber die Frage des Antigens und des Zeit um zwei Jahrzehnte voraus war! Triggermechanismus blieben auch für ihn noch immer ungeklärt. S. Tilgner aus Jena A. Catherine Martenet, Zürich, referierte sowie B. Hörster aus Aachen präsentierten über die Immunsuppressive Therapie der klinische und histologische Befunde von ex- Uveitiden, U. Tavakolian, Köln, und R. Klöthi, perimentellen Autoimmun-Uveitiden durch Zürich, über die operative Behandlung mit der Impfungen mit isolierten Außensegmenten Pars-plana-Vitrektomie, letzterer stellte dabei sein vorzügliches Saug-Schneidegerät vor, den gesamte Augenheilkunde, das heißt, es gab „Vitreous Stripper“. zwar bei ihren Tagungen immer Sitzungen Neben dem Hauptthema gab es eine Reihe mit sehr speziellen Themen. Aber die Gesell- sehr guter Darstellungen aus allen Gebie- schaft erhob von jeher den Anspruch, sich ten der Augenheilkunde, und außerdem die mit allen Aspekten der Augenheilkunde zu umfangreichen Sitzungen über die Sinnes- befassen, sich also auch um die Patienten physiologie und die Strabologie mit vielen zu kümmern, deren Krankheiten selten, oder bedeutenden Befunden. schwer heilbar waren, deren Behandlung viel Mühe machte, die dem Arzt wenige Erfolgs- Als technische Neuheit kam die Videoangio- erlebnisse vermittelten – und bei denen man graphie mit Fluoreszein und Indozyaningrün auch oft nicht viel Geld verdienen konnte. Die 180 Die Videofluoreszenzangiographie leitete DOG blieb damit in 150 Jahren den Idealen eine erfolgreiche Entwicklung in der Fun- Albrecht von Graefes treu, allen Menschen zu dusdiagnostik ein. Sie wurde in der Augen- dienen, die an Augenkrankheiten leiden. klinik und dem Physiologischen Institut der Das klingt idealistisch, ist aber eine histo- Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen rische Tatsache. Als Beispiel sei an die Mühen von Norbert Körber entwickelt und vorge- um die Patienten mit Uveitis, proliferativer stellt. Er hatte mit einer Funduskamera und Vitreoretinopathie, schweren Verätzungen einem Restlichtverstärker eine klinisch gut und Verbrennungen und nicht zuletzt die einsetzbare Videofluoreszenzangiographie- Betreuung Sehgeschädigter erinnert. Einheit aufgebaut, mit der bei Probanden Die Betreuung der Sehbehinderten – eine und Patienten unter geringer Lichtbelastung lange vernachlässigte Aufgabe – wurde wie- gute Fundusbilder, besonders bei Angiogra- der belebt. phien kontinuierlich aufgezeichnet wurden. Über viele Jahre war das Interesse der deut- Ein eigens dafür gebautes Videoanalysegerät schen Augenärzte an Sehbehinderten gering. zeichnete Indikatorverdünnungskurven auf Sie erforderten viel Zuwendung und viel Zeit, und berechnete arterio-venöse Passagezeiten und man konnte ihnen doch nicht so recht mit statistischen Zahlen von 30 Probanden. helfen. Es ist das Verdienst des Schriftführers Das Videosystem funktionierte nicht nur im Wolfgang Jaeger, dass dieses so segensreiche Blaulicht mit Fluoreszein, sondern gestattete Gebiet der Heilkunde wieder in das Blickfeld auch mit Infrarotlicht und Indozyaningrün der Augenärzte gelangte. Jaeger hat fast bei als Kontrastmittel erstmals ohne größeren jeder Gelegenheit auf die Notwendigkeit technischen Aufwand eine Darstellung der hingewiesen, dass Sehgeschädigte augen- Aderhautgefäße. ärztlichen Rat brauchten, um die Reste ihres Sehvermögens optimal nutzen zu können. Die Biomikroskopie des Hornhautendothels Er richtete in seiner Klinik eine Beratungs- gewann als nicht mehr ganz neue Untersu- stelle für Sehgeschädigte ein, als noch viele chungsmethode an Bedeutung mit Demons- Augenärzte landesweit diese Patienten ohne trationen von C. Ohrloff, Bonn, über Befunde größere Untersuchung zu Optikern schickten bei Iridozyklitis und von R. Welt aus Frankfurt oder sofort an die Blindenvereine verwiesen. mit Bildern von Endothelschäden bei Pseudo- Frau Prof. Blankenagel hat in der Heidelberger phakie. Augenklinik eine der ersten Beratungsstel- len für Sehgeschädigte in Westdeutschland Die DOG behandelt alle Aspekte der Augen- eingerichtet und auf hohem wissenschaft- heilkunde lichem Niveau betrieben (s. S. 166). Bald hatte Die DOG umfasste seit ihrer Gründung die sie Schüler, die weitere Spezialsprechstunden für Sehbehinderte einrichteten. Der Zuspruch Bemerkenswerte Vorträge bei der der Patienten zeigte, dass dafür eine große 79. Zusammenkunft der DOG Nachfrage bestand. vom 20.-23.9.1981 in Heidelberg: Fortschritte d. Ophthalmologie 1982;79: 1-574

Es ist keine Eröffnungsansprache des Präsi- denten Prof. Arno Nover, Direktor der Uni- versitätsaugenklinik Mainz, überliefert. Aus der Liste der im Vorjahr verstorbenen DOG- Mitglieder sollten wenigstenes zwei Namen genannt werden: Prof. Hugo Hager, Berlin, und 181 Prof H. Christian Zweng, Palo Alto. Hager wurde 1968 aus Tübingen an das neue Universitätsklinikum „Benjamin Franklin“ in Berlin-Steglitz berufen. Bei seiner wissen- schaftlichen Arbeit über den Blutkreislauf des Gehirns und der Augen entwickelte er den Ophthalmodynamographen, mit dem er den Druck in der Arteria ophthalmica messen konnte. In seiner Berliner Zeit führte er die La- sertrabekuloplastik und verschiedene andere Laseranwendungen an der Iris bei Eng- und Offenwinkel-Glaukomen ein. Christian Zweng hat schon in den 1960er Jahren mit Lasern an Augen experimentiert und damit frühzeitig den Weg für die vielsei- tigen Anwendungen in der Ophthalmologie vorbereitet. Das Hauptthema der DOG-Tagung 1981 lau- tete „Erkrankungen der Orbita“ Die Einfüh- rung trug der Anatom J. Lang aus Würzburg vor, der 1979 den großen praktisch-anato- mischen Atlas „Gehirn- und Augenschädel“ herausgebracht hatte. [78] Die Augenkapitel hatten Doris Linnert und Werner Buschmann verfasst, beide waren Oberärzte der Univer- sitätsaugenklinik Würzburg und DOG-Mit- glieder. Viele Vorträge standen im Zeichen der Computer-Tomographie, die mit der neuen Bildgebung in der Orbitadiagnostik einen großen Fortschritt brachte. Es gab Vorträge zu fast allen Aspekten der Orbitadiagnostik mit CT-Bildern, von Nover und Rochels aus Mainz, von Bigar aus Zürich, von Müller und Busse aus Münster, von Prof. Brégeat aus Paris, Bleckmannn aus Berlin, Hammerstein zwei bahnbrechende Verbesserungen: die von aus Düsseldorf, aber auch von Wieder aus Thomas Neuhann eingeführte Kapsulorrhe- Aachen mit einer erstmaligen Darstellung der xis und die Eröffnung der Vorderkammer mit verdickten Sklera bei posteriorer Skleritis. dem Tunnelschnitt. Damit konnten die vielen Risiken bei der Operation im vorderen Augen- Praktische, wissenschaftliche und überaus abschnitt selbst und bei der Implantation der erfolgreiche Entwicklungshilfe aus München Kunstlinsen weitgehend vermieden werden. Volker Klauß aus Nairobi berichtete über eine große Zahl afrikanischer Patienten mit zum Doden und Schnaudigel, aus der Universi- Teil großen und fortgeschrittenen Orbitatu- tätsaugenklinik in Frankfurt/Main zeigten moren. Bei diesem Anlass wurde zum ersten im Film die primär extrakapsuläre Katarakt- 182 Mal bei der DOG über das großartige Projekt Extraktion mit Einpflanzung einer Iridokap- der Münchner Universitätaugenklinik berich- sulären Kunstlinse nach Binkhorst. Doden tet, von der aus Volker Klauß im Kenyattea beschrieb in dem dazugehörigen Vortrag den National Hospital nicht nur eine moderne Au- Operationsablauf und erwähnte, dass sie in genklinik aufgebaut, sondern auch eine bei- Frankfurt bereits 230 Patienten auf diese Wei- spielhafte Ausbildungsstätte für afrikanische se erfolgreich operiert hatten. Die e.c.-Ope- Augenärzte geschaffen hatte, die heute noch rationen, erst recht die Phakoemulsifikation blüht und gedeiht und Beispiel für viele ande- bedeuteten in dem von der intrakapsulären re Projekte dieser Art geworden ist. Staroperation beherrschten Feld eine fast revolutionäre Neuerung. Zu diesem Thema Im Filmprogramm debütierten die neuen brachten Ohrloff und Dardenne aus Bonn Katarakt-Operationen: Thomas Neuhann, eine Auswertung der ersten 1000 Phakoemul- damals Oberarzt der Universitätsaugenklinik sifkationen seit 1979 und präsentierten in der Mainz, führte seine Phakoemulsifikationen Statistik die auf 0,6 Prozent reduzierte Zahl mit nachfolgenden Implantationen von der Aphakieablationes. Kunstlinsen vor. Es waren die Shearing-Linsen, die als eines der ersten Modelle in größeren Bahnbrechende Anwendung von Healon® Zahlen in die Hinterkammer, meist in den Ohne größeres Aufsehen zeigten zwei ganz Sulkus ziliaris eingesetzt wurden. E. J. Schmitt verschiedene Vorträge eine weitere neue Ent- aus der Universitätsaugenklinik Mainz be- wicklung: E. Gerke, Essen, berichtete sehr kurz schrieb zu Neuhanns Film die Phakoemulifika- darüber, dass makromolekulare Hyaluron- tion als Methode der Wahl für die Operation säure bei Operationen der Netzhautablösung des grauen Stars und erwähnte nebenbei, keine Hilfe darstellt – womit die Erwartungen dass sie seit 1978 1131 Patienten mit diesem an diese mit aufwändigen Produktionen Verfahren operiert hatten. hergestellten Healon®-Präparate fehlgeschla- gen waren. Zugleich berichtete J. Draeger aus Siegeszug der Phakoemulsifikation Hamburg, dass er die makromolekulare Hy- In dieser Zeit hatten bereits einige Augen- aluronsäure (Healon®) dazu verwandt habe, kliniken in Deutschland, ohne viel darüber das Corneaendothel bei der Kunstlinsenim- zu sprechen, die Phakoemulsifikation einge- plantation zu schützen. Dieser Bericht brachte führt, junge Kollegen darin ausbildetet und die großartige Idee nach Europa, die David damit in den 1980er Jahren den Siegeszug Miller, M.D., ein Schüler von Claes H. Dohlman dieser Operationsmethode eingeleitet. Den am Massachusetts Eye and Ear Infirmary entscheidenden Durchbruch der Phakoemul- 1980 in Boston hatte und für das Healon® die sifikation brachten allerdings erst um 1990 bahnbrechende Anwendung – den Einsatz im vorderen Augenabschnitt – bedeutete. [79,80] Bemerkenswerte Vorträge bei der Der Einsatz von Healon® bei den modernen 80. Zusammenkunft der DOG Kataraktoperationen war ein grandioser vom 19.-22.9.1982 in München: Erfolg. Fortschritte d. Ophthalmologie 1983;80:1-532

Neben den vielen klinisch-aktuellen Präsenta- tionen sollte ein Vortrag von Frau Prof. Ingrid Die Veranstaltung fand in dem schönen Cremer-Bartels erwähnt werden. Sie arbeitete Gebäude der Ludwig-Maximilians-Univer- im Forschungsinstitut der Universitätsau- sität statt. Der Vorsitzende und Präsident, genklinik Münster und galt als weltweite Prof. O. E. Lund, Direktor der Augenklinik der Expertin für das Melantonin, ein Hormon der Ludwig-Maximilians-Universität München, Zirbeldrüse, das den Tag-Nacht-Rhythmus wies bei der Eröffnung der Tagung darauf 183 beeinflusst. Sie berichtete 1981 über die Hem- hin, dass die DOG auf eine 125-jährige Ge- mung der Biosynthese des Melantonin unter schichte zurückblicken könne. Er begrüßte Psychopharmaka. über 1200 Tagungsteilnehmer, mehr als 250 Im damaligen DOG-Programm wurden auch ausländische Gäste und DOG-Mitglieder aus noch ein Begrüßungsabend für gehobene 15 Ländern. Aus der DDR hieß er besonders die DOG-Mitglieder im Hotel „Europäischer Hof“ Professoren Velhagen aus Berlin, Sachsenwe- und eine Operaufführung im Theater der ger aus Leipzig, Franke aus Greifswald, Jütte Stadt Heidelberg angekündigt. aus Jena, und Elisabeth Schmöger aus Erfurt willkommen. Unter den prominenten verstorbenen Mit- gliedern erwähnte er besonders Prof. Peter Siegert, der von 1947 bis 1970 Chefarzt der großen Augenklinik im Hamburger Kranken- haus St. Georg war und viele Jahre den Vorsitz des Vereins der Norddeutschen Augenärzte innehatte. Weiter teilte der Präsident mit, dass Prof. Dr. Rudolf Seitz im Alter von 60 Jahren gestorben war. Seitz war in der Au- genklinik in Tübingen tätig, bis er 1963 zum Chefarzt der Augenklinik des St. Vincentius- Krankenhauses in Karlsruhe ernannt wurde. Sein wissenschaftliches Werk umfasste vor allem histopathologische Untersuchungen von ophthalmoskopisch sichtbaren Verände- rungen der Netzhautgefäße, die er in seinem Buch „Klinik und Pathologie der Netzhautge- fäße“[81] zusammengefasst hat. Die DOG hat auch 1982 Ehrenmitglieder gewählt: Prof. Paul Brégeat, Paris, emeritierter Direktor der Augenklinik Cochin in Paris, die zur Universität René Descartes gehört. Bré- geat lernte Deutschland als Schüler kennen und lieben. Er publizierte über Neuroophthal- mologie, Systemerkrankungen der Augen und Ophthalmochirurgie, insgesamt über 400 Auch der Wacker-Promotionspreis wurde zum Originalarbeiten und sieben Bücher. Brégeat ersten Mal vergeben. Die ausgezeichneten war Mitglied der Academia Ophthalmolo- Promotionsarbeiten kamen von Bernhard gica Internationalis und 1974 Präsident des Kirchhof aus Köln mit dem Titel „Möglich- Internationalen Ophthalmologie-Kongresses keiten der lichtchirurgischen Behandlung der in Paris. Er erhielt den Theodor-Axenfeld-Preis obstruktiven venösen Gefäßerkrankungen der und das Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Netzhaut“ und von Klaus Dieter Schnarr aus Brégeat war häufig bei DOG-Tagungen, wer München, Augenklinik der Technischen Hoch- ihn kannte, erinnert sich seiner frohen und schule Rechts-der-Isar, über „Computerge- aufgeschlossenen Art. steuerte spektraldensitometrische Untersu- 1982 wurde auch Prof. David Cogan, Direktor chungen am Sehnervenkopf des Menschen“. 184 am National Institute of Health in Bethesda Im wissenschaftspolitischen Teil seiner Ehrenmitglied der DOG. Cogan war früher Eröffnungsansprache erinnerte Lund an die Direktor der Augenklinik der Harvard Medical klassischen Arbeitsrichtungen in der Ophthal- School im Massachusetts Eye and Ear Infir- mologie in Deutschland, Sinnesphysiologie, mary und wurde 1968 in einem als Skandal Farbsinn, Optik, Motilität und Entwicklungs- empfundenen Verfahren von dieser Position störungen, die in der Vergangenheit die abgewählt, weil er sich angeblich zu wenig Augenheilkunde weltweit befruchtet haben. um die Leitung der Klinik gekümmert hatte. Während in den Jahren nach dem Krieg in Er beschäftigte sich mit der Histopathologie unserem Land die Universitäten wiederaufge- der Augen, Neuroophthalmologie, vaskulären baut wurden, entstanden in England, Fran- Erkrankungen und der Pathologie der Cornea. kreich und besonders in den USA moderne Die älteren DOG-Mitglieder erinnerten sich Forschungsinstitute für die Ophthalmologie noch dankbar daran, dass Cogan am ersten in oder neben den großen Augenkliniken, die DOG-Kongress nach dem Krieg 1948 in Hei- viele junge Wissenschaftler, auch aus dem delberg teilnahm. Ausland, angelockt haben. Die deutschen Das dritte Ehrenmitglied des Jahres 1982 wur- Universitäten wurden aber einem Struktur- de G. Meyer-Schwickerath. wandel unterzogen und die Studentenzahlen Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde Joel erhöht, ohne das wissenschaftliche Personal Glaser, M. D., Miami, zugesprochen, der mit entsprechend zu vermehren. Zudem hat man seinen klinischen Arbeiten über Motilitäts- durch ein restriktives Tarif- und Arbeitsrecht störungen und in der Neuroophthalmologie und die Rationierung der Mittel für For- hervorragendes geleistet hatte. Allen bekannt schung und Lehre den Freiraum für Forschung war sein Kapitel „Neuro-Ophthalmology“ in erheblich eingeschränkt. Trotzdem haben die Duane´s Clinical Ophthalmology. deutschen Universitätsaugenkliniken u. a. mit Den Ophthalmologischen Förderpreis der der Photokoagulation, in der Behandlung von Firma Dr. Thilo & Co. GmbH, Sauerlach erhielt Netzhautablösungen, mit der Mikrochirurgie Dr. Hermann Krastel, Heidelberg, für seine und in Strabologie bedeutende Innovationen sinnesphysiologischen Untersuchungen. hervorgebracht. Aber das waren die Leistun- Der Senator-Hermann-Wacker-Preis wurde gen Einzelner. Die für moderne Forschung 1982 zum ersten Mal verliehen und zu glei- notwendigen kliniknahen Forschungsinsti- chen Teilen an Prof. Charlotte Remé, Zürich, tutionen gab es nur in Bonn, Münster und und an die Laser-Forschungsgruppe von Dr. Frankfurt/Main. Lund vermisste auch die nach rer. nat. Reginald Birngruber und Dr. med. Veit- dem Humboldt´schen Ideal für kreative For- Peter Gabel an der Universitätsaugenklinik in schung geforderte Freiheit und Muße, zu der München überreicht. auch erstrebenswerte Laufbahnchancen für den Nachwuchs und unabhängige Positionen einfache Weise die Diagnose der Neuritis für bewährte Wissenschaftler gehören – Pro- nervi optici. I. Renschler, München, erläuterte bleme, die noch 2006 aktuell waren. [82] in einem faszinierenden Vortrag verschiedene Zum Tagungsthema „Auge und Zentralner- Wahrnehmungsqualitäten, die man psycho- vensystem“ wurden von Spitzenwissenschaft- physisch analysieren kann: lokale Merkma- lern Referate gehalten, z. B. von H. J. Autrum lanalysen, so genannte Segmentierung von und H. Holländer, München, G. J. Grüsser, Ber- Bildern, die Kontrastempfindlichkeitsfunktion lin, und W. Singer, Frankfurt/Main. Es folgten und die Phaseninformation. Anhand dieser bemerkenswerte Vorträge zum Thema von Modelle zeigte er verschiedene Sichtweisen Teping und Murr aus Aachen und Groneberg, für Amblyopie und Neuritis nervi optici. München, die mit stereoskopischen Bildern, Der Neurologe E. B. Ringelstein, Aachen, zeigte die in Random-Dot-Mustern verschlüsselt wa- anhand von umfangreichen Untersuchungen, 185 ren, objektiv Stereosehen mit Hilfe der VECP daß man bei Patienten mit Amaurosis fugax messen konnten. Die berühmten Sinnesphy- und Verschlüssen von Netzhautarterien mit siologen Ruxandra Siretanu und Wolf Singer der Doppler-Sonographie die Stenosen der vom Max-Planck-Institut zeigten mit einer A. carotis direkt nachweisen kann. R. Rochels, psychophysischen Anordnung sogar Binoku- Mainz, wies bei experimentellen Verätzun- laritäten in peripheren Gesichtsfeldanteilen. gen von Kaninchenaugen erstmals erhöhte Der nicht minder bedeutende Neurophysio- Prostaglandin-Konzentrationen im Kammer- loge Bela Julesz aus Murray Hill, New Jersey, wasser nach. M. Reim, Aachen, konnte bei hatte mit Random-Dot-Stereogrammen bei solchen Modellexperimenten mit Hilfe von drei bis vier Monate alten Säuglingen Ste- Prostaglandin-Synthese-Hemmstoffen die reowahrnehmungen psychophysisch mit klinischen Reizsymptome der Augen bessern Preferential-Looking-Tests und elektrophysi- und die pathologisch veränderten Laktat- ologisch mit VECP nachgewiesen. Gemper- und Glukosespiegel im Kammerwasser lein und Adamczyk aus München hatten die annähernd normalisieren. Allerdings ergab spektrale Empfindlichkeit der Netzhaut mit sich auch, dass die lokale Anwendung der einer Fourier-interferometrischen Stimulation PG-Inhibitoren Indometacin und Diclofenac gemessen. die Epithelregeneration verzögerte. Bei den Es folgten viele Vorträge über Erkrankungen retinalen Venenverschlüssen erprobte Ohrloff des Nervus opticus. J. Apple, Salt Lake City, in Bonn die Fibrinolyse mit Urokinase-Infusi- erläuterte klinische Bilder von Optikuskolo- onen. Brunner in Köln und Hansen in Freiburg bomen und die zugehörigen histologischen behandelten retinale Venenverschlüsse mit Befunde. Herzau und Aulhorn, Tübingen, spra- Hämodilutionen. chen zur Klinik der essentiellen Liquordrucker- höhung, die man 1982 noch „Pseudotumor Wortgefecht zwischen Blodi und M.S. (Meyer- cerebri“ nannte. R. Guthoff, Hamburg, konnte Schwickerath) mit Ultraschall die Verdickung des Sehnerven Eine interessante Diskussion gab es zwischen bei dieser Krankheit messen – es gab ja noch F. C. Blodi, Iowa City, und G. Meyer-Schwicke- kein NMR. Birgit Lorenz aus München zeigte, rath nach einem Vortrag von E. Gerke, Essen, dass man mit einer psychophysischen Be- über die Dosierung der Photokoagulation der stimmung der Kontrastempfindlichkeitsfunk- Netzhaut bei Retinopathia diabetica. Blodi tion Optikusschäden bei endokriner Ophthal- forderte vom Redner, er müsse für eine solche mopathie erkennen konnte, bevor Visus und Studie die Patienten gegen unbehandelte Gesichtsfeld beeinträchtigt wurden. Elfriede Kontrollen randomisieren, wenn er überhaupt Aulhorn stellte mit ihrem Flimmertest auf eine Aussage aus den Ergebnissen ableiten wollte. Meyer-Schwickerath konterte tempe- Bemerkenswerte Vorträge bei der ramentvoll: „Lieber Blodi, wir in Essen wissen 81. Zusammenkunft der DOG seit über zehn Jahren, dass die Retinopathia vom 18.-21.9.1983 in Heidelberg: diabetica unbehandelt zu einer unzumut- Fortschritte d. Ophthalmologie 1984;81:1-678 baren Sehverschlechterung oder gar zur Erblindung führt. Wir halten in Kenntnis der Heilungsmöglichkeiten der Retinopathia Der Präsident, Prof. Theo Waubke, Essen, diabetica durch die Photokoagulation eine konnte wieder Teilnehmer aus der DDR be- Randomisierung gegen unbehandelte Kon- grüßen, die Professoren Rudolf Sachenweger, trollen, wie Du sie forderst, für ethisch nicht Günther Franke, Hans-Walter Schlote und vertretbar.“ Elisabeth Schmöger. 186 Dann wurde die 25-jährige Tätigkeit von Prof. Böhnke und Draeger, Hamburg, hatten für W. Jaeger, Heidelberg, als Schriftführer der die Keratoplastik Spendermaterial in McCarey DOG, gewürdigt. Der Präsident erinnerte dar- Organkulturen bei +4°C aufbewahrt und nach an, dass die DOG seit ihrer Gründung 1857 vor der Operation die Corneaendothelzellen ge- Jaeger nur drei Schriftführer hatte: ab 1863 zählt. Richard Lindström und Donald Dough- von Heß, ab 1896 Wagenmann und ab 1937 man aus Minneapolis zeigten mit ihren weit Engelking. Alle waren Inhaber des Lehrstuhls größeren Erfahrungen, dass eine Organkultur für Augenheilkunde in Heidelberg. Waubke bei +37°C besser ist. Im Filmprogramm wurde zählte die organisatorischen Leistungen des mit vier Operationsfilmen gezeigt, dass Schriftführers Jaeger auf und überreichte ihm weitere Augenkliniken bei ihren Patienten die als Dankesgeschenk der DOG ein Exemplar Kunstlinsen nun in die Hinterkammer implan- der Habilitationsschrift von Albrecht von Gra- tierten. Für Kataraktoperateure hatten H. G. efe aus dem Jahr 1852 mit dem Thema „Über Trier, R. D. Lepper aus Bonn sowie J. Strobel aus die Wirkung der Augenmuskeln“. Sodann Gießen neue Rechenprogramme entwickelt, wurde Jaeger das Bundesverdienstkreuz vom mit denen aus der Echometrie und den Horn- Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg hautradien die Brechwerte der zu implantie- verliehen. Weitere Gratulationen folgten von renden Kunstlinsen genauer vorausberechnet Prof. Jules Francois, Gent, dem Präsidenten werden konnten. des Internationalen Ophthalmologenrates Eine Innovation dieser Tagung war ein (ICO), sowie von Prof. Sachsenweger, Leipzig ausführliches Rundtischgespräch über die als Präsident des Europäischen Ophthalmolo- Qualitätskontrolle in der Ophthalmologie genrates (SOE). Sachsenweger fand herzliche – ein Anspruch, der damals seiner Zeit weit Worte der Anerkennung für Prof. Jaeger und voraus war. dessen Frau Dr. Hildegard Jaeger. Besonderen Das Rahmenprogramm in München war Dank sagte er für seine anhaltenden Sorgen großartig: In der Oper wurde für die DOG „Die und Mühen um die Mitglieder der DOG in Frau ohne Schatten“ aufgeführt. Es gab einen der DDR, obwohl sie durch die politische Empfang der Staatsregierung in der Residenz, Entwicklung gezwungen waren, die DOG zu einen Festabend mit der Tanzkapelle Hugo verlassen. Strasser und einen Tisch für die DOG beim Unter den im Vorjahr verstorbenen DOG- Oktoberfest. Mitgliedern befand sich Prof. Aladar Kettesy, der hochbetagt in Debrecen starb. Er ist noch heute vielen Augenärzten durch die Operati- onslehre Blaskovics/Kettesy bekannt, die Blas- kovics 1898 in Ungarisch verfasst hatte. Die deutsche Ausgabe brachte Kettesy 1938, 1945 Steinhorst, Münster, für seine Arbeit „Licht- und 1959 heraus. Die vierte deutsche Auflage und elektronenmikroskopische Untersu- hatte Kettesy 1970 seinem Nachfolger Vörös- chungen an Dipetalonema witei unter beson- marthy [83] anvertraut. Berühmt wurde das derer Berücksichtigung des Auges“ vergeben. Buch durch die Darstellung der plastischen In seiner Eröffnungsrede behandelte der Operationen. Präsident das Verhältnis zwischen Mensch Im hohen Alter starb Prof. Alma Gaedertz in und Technik. In diesem Zusammenhang Rottach-Egern. Sie studierte in Berlin, begann stellte er fest, dass viele Menschen ihr Auto 1925 die Facharztausbildung in der Universi- als perfekte Technik gern benutzten, aber den tätsaugenklinik der Charité und habilitierte Wert der Anschnallgurte einfach ignorierten sich 1930 über physiologische Optik. 1936 und die Risiken der Windschutzscheibenver- wurde sie apl. Professorin, ließ sich aber in letzungen nicht wahrhaben wollten, obwohl 187 freier Praxis nieder. bekannt sei, dass sie sehr häufig auftreten Als langjähriges und treues Mitglied der DOG und auch bei relativ leichten Unfällen zu starb im 66. Lebensjahr der Direktor der Uni- schweren Augenverletzungen führen, die versitätsaugenklinik in Athen, Prof. Panagiotis oft mit der Erblindung eines, seltener beider Velissarropoulos. Augen enden. In gleicher Weise wies Waubke Zum Ehrenmitglied wurde Prof. Herwig darauf hin, dass auch die Risiken der damals Rieger gewählt. Er wurde nach seiner augen- aufkommenden refraktiven Chirurgie von ärztichen Ausbildung in Wien 1940 auf den vielen Operateuren nicht ausreichend be- Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Deut- wertet würden und die Patienten durch die schen Universität in Prag berufen, den er 1945 Erfolgsmeldungen in der Laienpresse, die mit dem Zusammenbruch wieder verlassen Warnungen in den Aufklärungsschriften und musste. Von 1950 bis 1980 leitete er die -Gesprächen offenbar garnicht ernst näh- Augenklinik des allgemeinen Krankenhauses men. Weiterhin kritisierte der Präsident die in Linz. Seine wissenschaftlichen Arbeiten vielfach von früheren Präsidenten dargestell- über die Toxoplasmose wurden 1966 mit dem ten Probleme an den Universitäten und den Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet. Seine Medizinischen Fakultäten, wo unsachgemäße, Arbeiten über die Dysgenesis mesodermalis als Reformen bezeichnete politische Verände- corneae et iridis führten zur Bezeichnung rungen Forschung und Lehre mehr und mehr dieses Krankheitsbildes als „Rieger-Syndrom“. beeinträchtigten. Weiterhin wurde Prof. Robert A. Crone, Direk- Diese Tagung stand unter dem Hauptthema tor der Universitätsaugenklinik am Wilhelmi- „Aktuelle Traumatologie in der Augenheilkun- na Gasthuis in Amsterdam, mit der Ehrenmit- de.“ Zur Einführung klassifizierte Neubauer, gliedschaft in der DOG ausgezeichnet. Crone Köln, Augenverletzungen nach ihren Schwere- war wissenschaftlich durch Arbeiten über das graden und führte dann im Einzelnen aus, wie Farbensehen, das Binokularsehen und den sich in den vorangegangenen Jahren die pri- Strabismus hervorgetreten. Prof. Crone war märe Diagnostik und Versorgung von Augen- ein wahrer Freund der Deutschen, der nach verletzungen und damit die Prognose erheb- dem Krieg wesentlich zur Versöhnung zwi- lich verbessert hatte. Als wichtigstes Ergebnis schen den niederländischen und deutschen empfahl er, die bis dato oft durchgeführte Augenärzten beigetragen hat. primäre Enukleation schwer verletzter Augen Den von Graefe-Preis erhielt Privatdozent Fran- nur noch selten, am besten gar nicht mehr cis Bigar, Zürich, für seine Monographie über vorzunehmen, weil immer wieder verloren die Spiegelmikroskopie des Corneaendothels geglaubte Augen nach sorgfältiger operativer in den Developments of Ophthalmology. [84] Rekonstruktion erstaunliche Sehleistungen Der Wacker-Promotionspreis wurde an Ulrich ergeben hatten. Lund, München, berichtete weiter über die Zunahme der Verkehrsunfälle der spätere Leser sich die komplexe Technik mit schweren Augenverletzungen. Es gab und die Ergebnisse nur schwer vorstellen keine offizielle Statistik, aber einige Publikati- konnte. Nebenwirkungen und Probleme wur- onen belegten, dass in den 1960er und 1970er den mit statistischen Kennziffern mitgeteilt, Jahren Patienten, die ohne lebensbedroh- aber nicht im Einzelnen erläutert. Dr. Krumeich liche Verletzungen davongekommen waren, hatte seine 264 Patienten zwei Jahre lang zunehmend schwere Gesichts- und Augenver- nachuntersucht. letzungen erlitten, die man durch Anschnall- Die folgenden kritischen Bemerkungen ei- gurte ganz sicher vermieden hätte. Nach den niger DOG-Mitglieder kann man nicht als Dis- Publikationen und Pressemitteilungen dieses kussion bezeichnen. Es wurden Statements zu Kongresses erfolgte endlich der gesetzliche den wissenschaftlichen Grundlagen, medi- 188 Zwang, die Anschnallgurte anzulegen. Mit zin-ethischen Aspekten und den Qualitätsan- der Durchsetzung dieses Gesetzes hörten sprüchen der American Academy of Ophthal- fast schlagartig diese schweren Augenverlet- mology abgegeben. Es folgten Fragen zur zungen auf. Operationstechnik und nach Komplikationen. Außerhalb des Hauptthemas berichteten Dann kamen gegenseitige Vorwürfe zum Stil Ingrid Kreissig und G. Richard aus Tübingen, H. der Publikation in öffentlichen Medien. Werry aus Hannover sowie H. Gnad und Ch. Die Schwierigkeiten der Kommunikation Skorpik aus Wien über die Injektion schwer zwischen dem einzelnen Operateur aus der resorbierbarer Gase, um Netzhautlöcher zu Praxis und Zuhörern aus der DOG waren unü- tamponieren, Glaskörper zu verdrängen und bersehbar und sehr bedauerlich. Netzhautablösungen wieder anzulegen. Neu war auch eine erste Mitteilung über den Anmerkungen des Chronisten zum Vortrag Einsatz einer subkutanen Insulinpumpe bei ju- von Dr. J. H. Krumeich und zu der anschließen- venilem Diabetes und die dabei beobachteten den Diskussion Verläufe der Retinopathia diabetica. Über die Unser Kollege Krumeich hat einen umfang- chemische Traumatisierung der Augen gab es reichen, sorgfältig dokumentierten Bericht nur eine Mitteilung aus der Universitätsaugen- über eine beachtlich große Zahl von Patienten kllinik in Aachen, wo Reim bei experimentellen vorgelegt, bei denen er eine Keratomileusis Verätzungen die pathologisch ablaufenden durchgeführt hatte. Krumeich hatte offen- Heilungsprozesse an der Oberfläche der Augen bar das Operationsverfahren von Prof. José differenzierte und neue Behandlungswege, u. Barraquer in Bogota technisch weiterentwi- a. mit dem so genannten „Aachener Cocktail“ ckelt. Vor allem waren Krumeichs Vor- und und mit Healon erprobte. [85, 86] Heftige Nachuntersuchungen umfangreicher und Diskussionen löste ein Vortrag von J. H. Kru- detaillierter. Aus heutiger Sicht hat er damit meich aus Wattenscheid aus. Er berichtete eine Pionierleistung in der sich gerade ent- über seine Ergebnisse mit der Keratomileusis wickelnden refraktiven Chirurgie erbracht. Er [87] zum Ausgleich von hohen Myopien oder hat die Machbarkeit demonstriert und damit Hyperopien. Bei dieser Operation wurde eine der Laser-Keratomileusis und der LASIK vorge- Cornealamelle mit einem Mikrokeratom abge- griffen. Dass diese Tatsache auch positiver als tragen, gefroren, mechanisch in eine vorausbe- bei der DOG beurteilt werden konnte, zeigte rechnete optische Form geschliffen und wieder sich an einer auffallend anerkennenden auf die Hornhaut aufgenäht. Er beschrieb die Beurteilung der Arbeit Dr. Krumeichs, die Prof. Operation mit allgemeinen, eher distanzierten Joaquin Barraquer, Barcelona, 1984 gegenüber Worten und präsentierte auch seine statisti- einem der zahlreichen Hospitanten in seiner sche Auswertung nur mit Kennzahlen, so dass Klinik abgegeben hat. Dass man in den füh- renden Kreisen der DOG die Leistung eines Bemerkenswerte Vorträge bei der Einzelgängers nicht aufgegriffen hat, liegt 82. Zusammenkunft der DOG natürlich daran, dass sein Verfahren sowohl vom 23.-26.9.1984 in Frankfurt/Main: von der Indikation als auch von der Operati- Fortschritte d. Ophthalmologie 1985;82:1-624 onsmethode her höchst umstritten war. Es erhebt sich im Laufe der Geschichte – auch in der DOG – immer wieder die Frage, Die Tagung fand in den Festsälen des Palmen- wie man mit solchen Ereignissen umgeht. gartens statt. Der Präsident der DOG, Prof. Man kann der Diskussion entnehmen, dass Wilhelm Doden, begrüßte die Gäste aus dem in der Zeit vor diesem Vortrag bei der DOG Ausland und besonders die Teilnehmer aus Gespräche zwischen Krumeich und der der DDR, von denen die Professoren P. Lom- Augenklinik in Essen stattgefunden haben. matzsch und W. D. Ulrich aus Leipzig, Prof. S. 189 Es ist fast tragisch, dass diese Kontakte nicht Klein (damals noch aus Dresden) sowie Prof. kollegial vertieft wurden, sondern in den H. G. Gießmann und Dr. E. Doege aus Magde- bedauerlichen öffentlichen Schlagabtausch burg gekommen waren. einmündeten. Die Tatsache, daß die Diskussi- Die DOG verlor bedeutende Mitglieder durch on zu Krumeichs Vortrag in den „Fortschritten den Tod. der Augenheilkunde“ ausführlich abgedruckt Doden nannte zuerst Jules Francois, der seit wurde, spricht für die hohe Bedeutung, 1948 Direktor der Universitätsaugenklinik in die man diesem Vorgang zugemessen hat. Retrospektiv stellt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, in solchen Situationen ein Sym- posium der DOG einzuberufen, um in einem Kreis von Experten, auch mit solchen, die eine gewisse Distanz zu den aktuellen Problemen haben, eine sachliche Lösung zu finden.

(Abb. 11) Jules Francois, Direktor der Uni- versitätsaugenklinik Gent, geistiger Vater der Europäischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOE), Autor vieler Arbeiten über hereditäre Augenkrankheiten und Herausgeber zahlreicher Bücher. Francois wurde in der DOG mehrfach geehrt, als Ehrenmitglied 1971 und mit der von Graefe- Medaille 1976. Neben ihm Prof. Barbara Schmidt, bekannt durch ihre Forschungen in der Elektrophysiologie. Sie hat 1962 in Marburg einen der ersten technisch perfekt ausgerüsteten Messplätze für ERG und VECP aufgebaut und viel Jahre geleitet. (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). Gent war und im Alter von 77 Jahren starb. Prof. Gerhard Jünemann aus Münster ge- Francois wurde in der DOG mehrfach geehrt nannt, der mit seinen Forschungen über (1956, 1971, 1976). Unvergessen bleibt, dass immunologische Erkrankungen der Augen Francois die DOG nach der Isolation des hervorgetreten war und als Leiter der Augen- Krieges eingeladen hatte, wieder internati- poliklinik viele Patienten betreute und jungen onale Kontakte aufzunehmen und der SOE Ärzten ein Lehrer war. Jünemann starb im beizutreten. Er war genial und fleißig. Aus der alter von 55 Jahren an einer langen, schweren Verbindung von Klinik und Forschung ent- Kranheit. stand ein großes wissenschaftliches Werk, 34 Eine besondere Ehrung erfuhr der große Bücher, viele Buchkapitel, ungezählte Publika- amerikanische Freund der DOG, Frederik Blodi tionen. Jules Francois hatte auch außerhalb aus Iowa City. Ihm wurde für seine Verdienste 190 Deutschlands unendlich viele Ehrungen um die internationale Ophthalmologie die erfahren. 1958 wurde er in den International Paul-Chibret-Medaille verliehen. Sein Lebens- Council of Ophthalmology (ICO) gewählt, war werk war 1978 bei der Verleihung der Ehren- erst Sekretär, später Präsident und zuletzt mitgliedschaft der DOG eingehend gewürdigt Ehrenpräsident. Er betreute die internatio- worden. nale Ophthalmologie wie eine Familie. Dabei Der Theodor-Axenfeld-Preis wurde an Prof. hat er sich auch jungen Kollegen freundlich Peter Lommatzsch für seine neue Behand- zugewandt. Der Chronist hatte die Ehre, 1977 lungsmethode maligner Melanome der als Gast in seinem Haus am De Nayer Plein in Aderhaut mit radioaktivem Ruthenium ver- Gent zu sein. Es war das Haus eines Gelehrten liehen. Lommatzsch studierte in Leipzig und mit unendlich vielen Büchern und wertvollen wurde in Berlin Assistent bei Karl Velhagen in Gemälden. Die Atmosphäre beim Abendes- der Charité. 1963 wechselte er in die Klinik für sen war locker, kollegial und fröhlich – ein Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Von unvergessenes Erlebnis. Francois hatte viele dort unternahm er Studienreisen nach Essen Freunde in der DOG. zu Meyer-Schwickerath und nach London zu Auch Hans Sautter, der so viele Jahre Chef der Stallard. Zurück in Berlin entwickelte er zusam- Universitätsaugenklinik in Hamburg war, und men mit dem Radiophysiker Hegewald und dem die schönste und größte Augenklinik dem Radiochemiker Vollmar die Ruthenium- ihrer Zeit in Deutschland gebaut wurde, weil 106-Strahlenapplikatoren für die Augen. 1961 er Berufungen nach Heidelberg und München wurde Lommatzsch habilitiert, 1976 Chefarzt ausgeschlagen hatte, war an seinem Ruhe- der Augenklinik Berlin-Buch. Von dort nahm er sitz in den Schweizer Bergen im Alter von 72 noch eine Gastprofessur bei Blodi in Iowa City Jahren gestorben. Sautter hatte sich wissen- wahr und wurde 1981 als Direktor der Univer- schaftlich mit der Histopathologie der Augen, sitätsaugenklinik nach Leipzig als Nachfolger mit den Erkrankungen der Blutgefäße und von Rudolf Sachsenweger berufen. der Arteriosklerose in den Augen beschäftigt. Er war außerdem ein großer Kliniker und ein Lommatzsch wurde 1981 mit seinem Sympo- guter und innovativer Operateur. Sautter hat sium über intraokulare Tumoren in Schwerin 1956 den zeitlosen Atlas der Augenkrank- weltberühmt heiten in zwei Bänden herausgebracht und Im Mai 1981 fand unter der Schirmherrschaft 1951 ein schönes Buch über die Trübungs- der Europäischen Ophthalmologischen Ge- formen der menschlichen Linse geschrieben. sellschaft (SOE) ein internationales Symposi- 1967 war er Präsident der DOG, 1976 Präsident um über die Behandlung von Tumoren der Au- des Europäischen Kongresses in Hamburg. gen in Schwerin statt, das Prof. Lommatzsch, Als drittes prominentes DOG-Mitglied wurde der Direktor der Universitätsaugenklinik in Leipzig, organisiert hatte. Bei dieser denkwür- setzten als bis dahin angenommen wurde. digen Tagung berichtete Lommatzsch über Überdies fand Zimmerman, dass die Erkrank- die von ihm entwickelte Brachytherapie der ten, deren Augen mit malignen Melanomen malignen Melanome der Aderhaut. [88,89] entfernt worden waren, nach der Enukleation Auf der selben Tagung in Schwerin stellte im Durchschnitt nicht länger überlebten als der Ophthalmopathologe Lorenz Zimmer- unbehandelte Patienten mit gleichartigen mann aus Washington, D.C., seine berühmt Ausgangsbefunden. Diese Feststellung löste gewordene Studie vor, in der er bewies, dass eine weltweite Diskussion über die Behand- bei vielen Patienten maligne Melanome der lung der malignen Melanome der Aderhaut Aderhaut oft nur sehr langsam an Größe aus, die ein Jahr später mit aller Heftigkeit zunehmen und viel seltener Metastasen im größeren Kreis der ARVO (Association for Research in Vision and Ophthalmology) in 191 Sarasota/Florida weiter geführt wurde.

Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde Prof. Gunter K. von Noorden, Houston, Texas, ver- liehen, der sich freute, diesen Preis in seiner Vaterstadt Frankfurt zu empfangen. Von Noorden begann seine berühmt gewordenen Forschungen über die Entstehung der Ambly- opie 1967 in Baltimore und führte sie nach seiner Berufung nach Houston zusammen mit dem Neuropathologen Crawford weiter. Über diese Arbeiten hatte von Noorden bei der DOG 1979 [90] ausführlich berichtet. In seinen weiteren Ausführungen würdigte der Präsident im Hinblick auf das Hauptthe- ma „Katarakt-Chirurgie und Aphakie-Korrek- tur“ die bewährten und revolutionär neuen Operationsverfahren und den großen Wert (Abb. 12) Gunter K. von Noorden, Houston, Texas, stammt aus Frankfurt/Main und der intraokularen Linsen und sah darin, trotz war Direktor der Universitätsaugenkli- der damit verbundenen Risiken, einen großen nik in Houston, Texas. Er hat an vielen Fortschritt im Vergleich zu Starbrillen und Tagungen der DOG teilgenommen und er- Kontaktlinsen. Doden wies darauf hin, dass hielt 1984 den Franceschetti-Liebrecht-Preis die Augenkliniken den jüngsten Tendenzen, der DOG für seine Forschungsarbeiten über Staroperationen ambulant auszuführen, die Entstehung der kindlichen Amblyopie und die Entdeckung ihrer hirnorganischen deshalb nicht folgen könnten, weil ihnen am- Ursachen. Aus seiner Feder stammt ein bulante Operationen von den Krankenkassen „Atlas der Schieldiagnostik“. nicht bezahlt wurden. Selbst verkürzte statio- (Schloss-Foto, Heidelberg). näre Behandlungen würden vielfach vermie- den, weil die Finanzierung der Krankenhäuser nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz ausschließlich nach der Zahl der belegten Betten erfolgte und ambulante Leistungen in den Polikliniken von den kassenärztlichen Vereinigungen nicht vergütet werden. Slezak und Honegger erinnern an die Entde- Dokumentationen von Linsentrübungen ckung der Lokalanästhesie vor 100 Jahren bei Patienten der Bonner und Heidelberger Am Anfang des wissenschaftlichen Pro- Kliniken sowie die densitometrischen Aus- gramms standen zwei historische Vorträge wertungen der Bilder. Die vielen Vorträge von H. Slezak, Direktor der 2. Universitätsau- über Kataraktoperationen belegen die rasche genklinik in Wien, und H. Honegger, Direktor Ausbreitung der extrakapsulären Operationen der Augenklinik der Medizinischen Hoch- mit Implantationen von Kunstlinsen. Viele schule Hannover, über die genau 100 Jahre Autoren stellten neue Typen vor und zeigten zurückliegende Entdeckung der Lokalanästhe- Variationen ihrer Operationstechnik: Binkhorst sie durch Karl Koller. Sie schilderten wie im (Terneuzen), Hollwich (Münster), Hammer- wissenschaftlichen Netzwerk der Universität stein (Düsseldorf), Gnad und Skorpik (Wien), 192 Wien die Idee für eine Lokalanästhesie gebo- Burk und von Domarus (Hamburg), Rochels ren und experimentell bewiesen wurde. Die und Schmitt (Mainz), Kamman (Dortmund), erste Veröffentlichung dieser sensationellen Welge-Lüssen (Frankfurt-Nordstadt) und Neuigkeit erfolgte auf der DOG-Tagung in Stärk (Frankfurt). Welt, Frankfurt, beschrieb Heidelberg am 15.9.1884. Die lokal betäuben- die Technik der Phakoemulsifikation. Reimer de Wirkung von Kokaintropfen wurde nach Wolter, ein langjähriges DOG-Mitglied aus dem Vortrag an Patienten in der Augenklinik Ann Arbor, demonstrierte mit zytologischen Heidelberg demonstriert. Honegger berich- Untersuchungen explantierter Kunstlinsen die tete auch, wie schnell die Nachricht von der verschiedenen Formen zellulärer Reaktionen Entdeckung der Lokalanästhesie verbreitet des Auges auf den Fremdkörper. wurde: An der Heidelberger Tagung nahm der New Yorker Augenarzt Henry D. Noyes teil. Er Toxic Lens Syndrom – ein neues Krankheits- war Präsident der Amerikanischen Ophthal- bild ? mologischen Gesellschaft und hatte schon C. E. Jahn, M. Jaeger, H.-R. Koch und M. U. am 19.9.1884 einem Kollegen in New York Dardenne aus der Bonner Augenklinik stell- diese Neuheit in einem Brief mitgeteilt. ten 15 Fälle mit „Toxic Lens Syndrom“ vor. In Bereits am 8. Oktober wurden in New York die ihrem Krankengut waren es 0,7 Prozent. Man ersten Patienten mit Lokalanästhesie ope- vermutete immunologische Prozesse und riert. Am 15. Oktober 1884 erschien ein erster löste damit zahlreiche nutzlose Studien aus. Bericht über die DOG-Tagung in Heidelberg Aber es dauerte mehrere Jahre bis allgemein im American Journal of Ophthalmology. Man akzeptiert war, dass die zellulären Trübungen kann nur staunen, wie schnell man in den um die implantierten Linsen und ein lang- USA die neue Erfindung aufgegriffen und sam entstehendes, blandes Hypopyon acht verbreitet hatte. Koller, der in Wien an der 2. bis zehn Tage nach der Kataraktoperation Wiener Universitätsaugenklink nur als Sekun- durch schleichende Infektionen, häufig durch dararzt bei Augenoperationen zugeschaut Staphylokokkus albus, oder Propionibakterien, hatte, konnte sich in Utrecht bei Donders zum hervorgerufen wurden. Man musste zu den Augenarzt weiterbilden. Er ging dann nach Kortikosteroiden ein Antibiotikum zufügen, New York und wurde Leiter der Augenklinik um diese Komplikation zu beherrschen. Eine am Mt. Sinai Hospital. Explantation war selten nötig. Das Krankheits- bild verschwand wieder, nachdem rigorose Hockwin, Leiter des Instituts für experimentel- präoperative Desinfektionen der Lider und der le Ophthalmologie an der Universitätsaugen- gesamten Oberfläche der Augen mit Betaiso- klinik Bonn, zeigte mit der von ihm entwickel- dona-Lösungen vorgenommen wurden. ten Scheimpflug-Technik photographische Es gab noch keine perfekten Geräte und wenig Bemerkenswerte Vorträge bei der brauchbare Programme für die Biometrie. 83. Zusammenkunft der DOG Wieder, Hettlich und Pleyer, damals in der vom 22.-25.9.1985 in Heidelberg: Aachener Augenklinik tätig, entwickelten ein Fortschritte d. Ophthalmologie 1986;83:1-725 Rechenprogramm für die intraokularen Linsen, das über viele Jahre zufriedenstellende Ergeb- nisse lieferte. Kroll fand Linsentrübungen nach Der Präsident, Prof. Wolfgang Jaeger, Hei- intravitrealen Silikoninjektionen, Olbert und delberg, erwähnte in seiner Eröffnungsrede Alexandridis entdeckte einen Untergang von vier prominente Mitglieder, die im Jahr zuvor Corneaendothelzellen, wenn Silikonöl in die gestorben waren: Prof. Otto Freusberg starb Vorderkammer gelangte. Pau, Düsseldorf, wies im Alter von 75 Jahren in Florianopolis in mit dem Elektronenmikroskop Myofibrillen im Brasilien. Als junger Augenarzt hatte er im 193 Nachstar nach. Hruby, Wien, der die biomik- zweiten Weltkrieg ein Lazarett für Augenkran- roskopische Untersuchung des Glaskörpers ke in Smolensk geleitet. Nach dem Krieg war und der Retina mit der Spaltlampe eingeführt er kurze Zeit kommissarischer Direktor der hatte, wies darauf hin, dass es darauf an- Universitätsaugenklinik in Bonn und folgte kommt, dass Irvine-Gass-Syndrom rechtzeitig dann einer Einladung nach Florianopolis in zu erkennen und zu behandeln, weil sonst die Brasilien, wo er sich an der Gründung einer Sehschärfe dauerhaft schlecht bleiben kann. medizinischenn Fakultät beteiligte und dann Guthoff, Hamburg, zeigte erste Bilder der 20 Jahre die neue Universitätsaugenklinik Orbita mit der Magnetischen-Resonanztomo- leitete. graphie (MRT), Seiler und Miszalok, Berlin, die Prof. Bernard Algan starb im Alter von 66 Jah- Differenzierung der Gewebearten im Auge ren in Nancy. Seine Ausbildung als Augenarzt und in der Orbita mit verschiedenen Relaxati- erhielt er an der Universitätsaugenklinik in onszeiten im MRT. Nancy, zog sich aber nach seiner Habilitation Zrenner berichtete wieder von seinen Versu- in eine Privatklinik zurück. Er schrieb zwei chen mit Hemmstoffen der Phosphodieste- Lehrbücher und nahm an vielen DOG-Ta- rase (PDE), die nicht nur eine psychophysisch gungen teil. und elektrophysiologisch nachweisbare Hem- Prof. Josef Böck starb in Wien im Alter von 85 mung der Blauzapfen hervorriefen, sondern Jahren. Er war Vorstand der Universitätsau- auch inhibitorisch auf Stäbchen einwirkten. genkliniken in Graz zwischen 1944 und 1955 Es gab ein schönes gesellschaftliches Pro- und von 1955 bis 1972 in Wien. Böck hat über gramm mit Empfang im Senkenberg Museum, die Arteriitis nodosa, Netzhautablösungen einer Aufführung in der wiederaufgebauten und Glaukome publiziert und Mellers Buch alten Oper, und einen Gesellschaftsabend im über „Augenärztliche Eingriffe“ neu heraus- Festsaal des Palmengartens. gegeben. Viele DOG-Mitglieder waren sehr betroffen, als sie erfuhren, dass Heinrich Honnegger, Direktor der Augenklinik der Medizinischen Hochschule in Hannover plötzlich im Alter von knapp 60 Jahren gestorben war. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte lagen in der Pathophysiologie der Cornea und auf sinnesphysiologischem Gebiet, u. a. in der Erforschung der Sehschärfe für bewegte Ob- jekte. Zum Ehrenmitglied der DOG des Jahres telte neues Wissen über das Lymphsystem im 1985 wurden Eberhardt Dodt, Bad Nauheim; vorderen Auge. Götz, Kruse und Jaeger stell- Johannes Rohen, Erlangen, und W. J. Orlowski, ten die Impressionszytologie der Bindehaut Poznan (Posen) gewählt. Die Verdienste von dar. Böke gab eine klinische und systemati- Eberhardt Dodt und Johannes Rohen waren sche Darstellung der Okulo-Muko-Kutanen der DOG bekannt. Zum Hauptthema der Syndrome. Klauß berichtete über Chlamydien- DOG-Tagung 1985 hielt Rohen einen glän- infektionen. Ehgartner und Fellinger aus Graz zenden Vortrag mit neuen Befunden zum zeigten dazu elektronenmikroskopische Bilder Feinbau der Konjunktiva. Das neue Ehrenmit- von Chlamydien in Bindehautepithelien. M. glied W. J. Orlowski fand als Vertreter seines Rolando aus Genua führte den Farningtest Landes im European Council of Ophthalmolo- vor, mit dem man die Qualität der Mucine in 194 gy (SOE) zur DOG. Er war Vorsitzender der pol- der Tränenflüssigkeit testen kann. Neubauer nischen Retinologischen Gesellschaft und lud teilte das Wissen eines Altmeisters über die zu seinen Tagungen oft deutsche Retinologen Chirurgie der Bindehaut mit. Breiten Raum ein. Orlowski war viele Jahre Herausgeber der nahmen Mitteilungen über verschiedene „Klinika Oczna“, der führenden Zeitschrift der Tumoren der Konjunktiva ein. polnischen Augenärzte. Außerhalb des Hauptthemas präsentierte Prof. Orlowski berichtete in seiner Dankesrede Hammerstein eindrucksvolle Fundusbilder über historische Verbindungen zwischen der und EM-Darstellungen aus Muskelbiopsien polnischen und deutschen Ophthalmologie, bei einer Mitochondriopathie. Wiederholt die von den jahrhundertelangen Problemen und Hansen, Berlin, stellten ihre randomisier- zwischen Preußen und Polen geprägt waren. te Studie über die Behandlung der Uveitis [92] posterior mit Cyclosporin-A und Prednisolon Der Präsident gab dann eine Standortbestim- vor. Im Max-Planck-Institut in Bad Nauheim mung der deutschen Ophthalmologie und hatte A. Raile die objektive Bestimmung der der DOG mit Hinweisen auf das Verhältnis Sehschärfe mittels VECP verfeinert und für zur DDR, zur Hochschulpolitik, über die Pflicht geringe Visuswerte validiert. Eine gut fun- der Fachgesellschaft, neue Entwicklungen dierte Statistik über die Häufigkeit der Ablatio kritisch zu begleiten und über die Öffentlich- retinae nach NdYAG-Laser-Kapsulotomie kam keitsarbeit mit medizinischen Inhalten. Jaeger aus der Arbeitsgruppe von Paulus de Jong aus warnte auch alle Kollegen davor, Vorteile Rotterdam. Ch. Hartmann, Berlin, lieferte dazu oder Geschenke anzunehmen, die mit dem die Bilder von Verletzungen der Hornhau- Einsatz, der Werbung oder der Anschaffung tendothelien. Ohrloff, Bonn, hatte in vivo die von Medizinprodukten zusammenhängen. Endothelmorphologie und die Permeabilität Im Ausblick auf die Zukunft der DOG hielt von Hornhaut-Transplantaten bei 34 Pati- Jaeger es für die wichtigste Aufgabe, die enten nach Keratoplastik und bei 19 Patienten Ausbildung des ärztlich-wissenschaftlichen nach Phakoemulsifikation untersucht. Nachwuchses zu sichern. Es sollte nicht nur Theo Seiler, T. Bende und J. Wollensak aus gute Kongressprogramme und wissenschaft- Berlin zeigten zum ersten Mal auf der DOG liche Symposien, sondern auch weiterhin gute Hornhautschnitte mit einem 193 nm Excimer- Ausbildungsstätten geben, am besten in einer Laser. Hennekes aus Münster berichtete über Universitätsklinik, in der Forschung, Lehre und eine schwere zentrale und periphere Cantha- Krankenbehandlung vereint sind. xantin-Retinopathie. Zrenner, München, fand Im wissenschaftlichen Programm gab es den bei Konduktorinnen für Chorioideremie bereits erwähnten Vortrag über den Feinbau Störungen der Farbwahrnehmung, im Kon- der Konjunktiva. Grüntzig, Düsseldorf, vermit- trastsehen und Gesichtsfeldausfälle. Bernin- ger, ebenfalls aus der Münchner Klinik stellte Bemerkenswerte Vorträge bei der bei Leber´scher Optikusatrophie eine Bezie- 84. Zusammenkunft der DOG hung zum Cyanid-Stoffwechsel her. vom 21.-24.9.1986 in Aachen: Fortschritte d. Ophthalmologie 1987;84:1-674

Die wissenschaftlichen Sitzungen fanden im Kármán-Auditorium, dem neuen Hörsaalge- bäude der RWTH am Templergraben statt. Die Festsitzung zur Eröffnung und Verleihung der von Graefe-Medaille spielte sich im Eurogress an der Monheimsallee ab. 195 Nach der Begrüßung und einem kurzen Ein- blick in die 129-jährige Geschichte der DOG würdigte der Vorsitzende Prof. Martin Reim, Aachen, die langjährige und erfolgreiche Tätigkeit des scheidenden Schriftführers, Prof. Wolfgang Jaeger, Heidelberg und dankte ihm im Namen der DOG. Bei Nachrufen wurde an den Tod des Eh- renmitgliedes Prof. Dr. Herwig Rieger, Linz, erinnert. Über seinen Lebensweg wurde 1983 berichtet. Die DOG trauerte auch um Prof. Dr. Rudolf Kern, der Direktor der Augenklinik des Kanton- spitals in Luzern war. Mit seinen wissenschaft- lichen Arbeiten über Pharmakologie und die medikamentöse Therapie des Glaukoms wurde Prof. Kern international bekannt. Auch seine jüngsten Publikationen über die Implan- tation von Kunstlinsen wurden viel beachtet. In Bamberg war Prof. Dr. Hans Schmelzer im Alter von 89 Jahren verstorben. Seine ophthal- mologische Ausbildung hatte er in Heidelberg bei Prof. Wagenmann erhalten. Als Oberarzt wechelte er nach Erlangen, wo Prof. Fleischer die Universitätsaugenklinik bis 1945 leitete. Nach dem Krieg übernahm Schmelzer eine Augenabteilung in Bamberg. Sein wissen- schaftliches Arbeitsgebiet waren Entzün- dungen im Vorderabschnitt des Auges und im Glaskörper. Stellvertretend für die praktischen Augenärzte gedachte der Präsident seines Schwiegerva- ters, Dr. Franz Dahmann, der ein Freund von Schmelzer und Co-Assistent in der Heidelber- ger Universitätsaugenklinik gewesen Wolfgang Höpping, Essen, für seine Arbeiten war. Dahmann war in Coburg in eigener Praxis über das Retinoblastom zugesprochen, die er und Privatklinik tätig. in Band 105 und 106 (1985) der Beihefte der Der von Graefe-Preis wurde an den be- Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde rühmten vitreoretinalen Operateur Dr. Relja zusammengefasst hatte. Höppings Laufbahn Zivojnovic, Rotterdam, für seinen Bericht über als Augenarzt hatte 1957 in der Augenklinik in 280 Fälle mit Silikonöl in der Ablatiochirurgie Essen begonnen. Während dieser Zeit be- verliehen. schäftigte er sich mit Retinoblastomen. Nach Den Wacker-Promotionspreis erhielten Stefa- Studienaufenthalten bei Reese in New York nie Braun für ihre Dissertation an der Univer- und bei Stallard in London baute er in Essen in sitätsaugenklinik Heidelberg mit dem Thema Zusammenarbeit mit dem Radiologen Profes- 196 „Schwellenuntersuchungen zu den basalen sor Scherer die Strahlentherapie auf. Höpping Mechanismen der Farbkonstanz“ und Dipl. konnte, wo es geeignet war, die radiologische Physiker Klaus Ludwig für „Gaschromatogra- Therapie mit der Photokoagulation kombi- phische Analysen intraokularer Linsen.“ nieren. Die Essener Universitätsaugenklinik Der Theodor-Axenfeld-Preis wurde Prof. wurde durch Höppings Arbeit mehr und mehr zu einem Zentrum für Retinoblastome u.a. intraokulare Tumoren. Seine Publikationen haben außer den vielen klinischen Beschrei- bungen wesentlich zur Klärung der Heredität, zur Abschätzung des statistischen Erkran- kungsrisikos in den verschiedenen Familien, zur Prognosestellung und nicht zuletzt zur Therapie beigetragen und wurden internatio- nal anerkannt. Der Senator-Hermann-Wacker-Preis, der nur alle vier Jahre verliehen wird, gelangte an Dr. Klaus-Günter Riedel, Augenklinik der Lud- wig-Maximilians-Universität München, für seine tierexperimentellen Untersuchungen über das maligne Melanom der Aderhaut. Riedel hatte bei Kaninchen eine kombinierte Behandlung mit Hyperthermie und Proto- nenstrahlung erprobt und hoffnungsvolle Ergebnisse erhalten. (Abb. 13) Martin Reim, Präsident bei der DOG-Tagung 1986 in Aachen. Direktor der Als Ehrenmitglied wurde in diesem Jahr Prof. Augenklinik der Medizinischen Fakultät Dr. med. Gabe M. Bleeker, Amsterdam, ge- der Rheinisch-Westfälischen Technischen wählt, ein langjähriges Mitglied der DOG. Er Hochschule (RWTH) Aachen. (Foto: H.- hat bedeutende Vorträge über Erkrankungen Boris Kerber, Heidelberg). der Orbita gehalten. Am Wilhelmina Gasthu- is, der Universitätsklinik in Amsterdam, hat Bleeker eine Orbita-Abteilung aufgebaut, die mit ihren diagnostischen und operativen Leis- tungen weltweit bekannt wurde. Außerdem gründete er in den Niederlanden das Inter- Universitäre Forschungsinstitut für Ophthal- mologie und war dessen Präsident. Bleeker war nicht nur ein Freund der Deutschen, sondern auch ein bedeutender europäischer Wissenschaftsdiplomat.

Gabe M. Bleeker, Amsterdam, ein europä- ischer Wissenschaftler und Wissenschafts-Di- plomat Er war die treibende Kraft bei der Gründung 197 der europäischen Association for Eye Research. Im Jahre 1969, am Rande der DOG-Tagung in Heidelberg – genau genommen in einer Ecke des Parkplatzes hinter dem Hörsaalgebäude bei Nieselregen – wurde von rund 20 DOG- (Abb. 14) Gabe M. Bleeker, Amsterdam, Teilnehmern der Gedanke geboren, ein Forum war langjähriges Mitglied der DOG und für Forscher im Bereich der Ophthalmologie wurde 1986 zum Ehrenmitglied gewählt. zu bilden, das Theoretiker und Kliniker vereini- (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). gt. Unter Prof. Bleekers Führung wurde 1970 in Marburg während einer zweitägigen wissen- schaftlichen Tagung eine kontinental-europä- hen sollte. Er rief dazu auf, gerade bei diesen ische Gruppe, die Association for Experimental medizinisch nicht zwingend notwendigen Ophthalmology (AEO), begründet, die 1971 mit Operationen auf höchste Qualtät zu achten. der in England bereits seit 1962 bestehenden Für die zunehmenden ambulanten Operati- Association for Eye Research (AER) fusionierte. onen gab es offenbar nicht nur medizinische, Prof. Bleeker brachte es mit wissenschaft- sondern auch administrative Gründe, d.h. sie lichem Weitblick, Verhandlungsgeschick und waren mit der Vergütung medizinischer Leis- seinen pädagogischen Gaben fertig, diese tungen verbunden, die vom Gesetzgeber vor- bemerkenswerte europäische Entwicklung gegeben wurden. Bis weit in die 1990er Jahre einzuleiten. Die neue Association for Eye Re- konnten sich Krankenhäuser nur über die Zahl search umfasste damals rund 300 Mitglieder. der belegten Betten finanzieren. Wie allen Sie trafen sich in jedem Jahr in einem anderen Krankenhäusern war es auch Augenkliniken Land Europas – auch im Ostblock. Zwanzig so lange versagt, ambulante Operationen Jahre später hatte die AER eine neue Satzung auszuführen. Demgegenüber konnten in angenommen, die derjenigen der ARVO in einer Praxis tätige Ärzte ambulant operieren den USA ähnlich war, und trägt seitdem den und erhielten dafür nicht selten extra verein- Namen European Association for Vision and barte Vergütungen. Bei ambulanten Operati- Eye Research (EVER). onen war die Pflege alter und gebrechlicher Patienten nicht vorgesehen, außerdem wurde Im berufs- und wissenschaftspolitischen Teil die Weiterbildung von Klinikassistenten in der seiner programmatischen Rede ging der Prä- postoperativen Versorgung vernachlässigt. sident auf Innovationen in der Augenheilkun- Ein besonderes Ereignis dieser Tagung war die de ein und überlegte, wie man mit der sich nur alle zehn Jahre stattfindende Verleihung entwickelnden refraktiven Chirurgie umge- der von Graefe-Medaille, die 1986 Prof. Dr. med. Dr. med h.c.mult. Gerd Meyer-Schwicke- transports im Corneaepithel und -Endothel rath überreicht wurde. In der Laudatio wurden dar, C. Ohrloff demonstrierte die klinische satzungsgemäß die Verdienste des Empfän- In-vivo-Messung der Corneapermeabilität. C. gers der von Graefe-Medaille für die Ophthal- H. Dohlman, Direktor der Harvard Augenkli- mologie in Beziehung zu den unsterblichen nik im Massachusetts Eye and Ear Infirmary Verdiensten Albrecht von Graefes gesetzt. Der in Boston, berichtete über neue Aspekte Text der Ansprache ist in den „Fortschritten seiner Arbeitsgruppe zur Pathophysiologie der Ophthalmologie“ abgedruckt. [93] trockener Augen. M. Wenzel, Aachen, brachte Nach der Verleihung folgt eine begeisterte mit einer Umfrage bei Katarakt-Operateuren Gratulation von Prof. Fronimopoulos aus eine völlig neue Statistik über die Zahlen und Athen, der die große Verbundenheit der Typen der in Deutschland eingepflanzten 198 griechischen Ophthalmologen mit der DOG Kunstlinsen. Ch. Mohr und J. Esser aus Essen, zeigte. Im Anschluss daran öffneten sich die W. Wiegand aus Marburg und K. G. Riedel aus Türen zum benachbarten Festsaal des Quel- München zeigten bei Patienten mit Erkran- lenhofes, in dem bei einem großen Büffet der kungen in der Orbita, dass die MRT-Bilder im- traditionelle Begrüßungsabend und natürlich mer besser wurden und der nicht-invasiven auch M.S. gefeiert wurde. (Mit M.S. wurde Diagnostik in der Orbita große Fortschritte Meyer-Schwickeraths Name oft abgekürzt). brachten. W. Matthäus aus Dresden gab Im wissenschaftlichen Programm trug einen Überblick über seine Ergebnisse mit Sundmacher neue Aspekte der Therapie von der Kryotherapie bei Tumoren der Lider und Keratitiden vor. Prof. Claire C. Kok van Alphen der Bindehaut. und Henny J. M. Völker-Dieben aus Leiden zeigten die damals neuesten Ergebnisse der Objektive Messung des Schielwinkels – HLA-Typisierung von Corneatransplantaten. Innovation aus Aachen M. Reim, Aachen, stellte Forschungsergeb- Rolf Effert aus Aachen stellte die neue nisse zur Pathophysiologie der Verätzungs- Untersuchungsmethode vor: Er hatte eine krankheit vor. Th. Seiler, Berlin, ergänzte die einfache Apparatur gebaut, mit der das 1. und klassische Theorie über die Transparenz der 4. Purkinje´sche Reflexbild, die Lichtreflexe Cornea von David Maurice mit neuen Befun- der Hornhautoberfläche und der Linsenrück- den und weitergehenden Erklärungen. H. J. fläche, gut sichtbar dargestellt und mit einer Thiel, Tübingen, brachte eine neue Zusam- Videokamera aufgenommen werden konn- menstellung der molekularen Störungen bei ten. Damit ließen sich Schielwinkel mit einer erblichen Hornhautdystrophien. B. Lachen- Messgenauigkeit von 1°–2° objektiv bestim- meyer, München, hatte mit neuer Methodik men. Das Verfahren wurde später von R. Effert das Dämmerungssehen und die Blendemp- und J. C. Barry technisch und ergonomisch zu findlichkeit von Pseudophaken untersucht hoher Perfektion weiterentwickelt, so dass und präsentierte dazu neue Ergebnisse. Y. klinische Schielwinkelmessungen in wenigen Pouliquen, Paris, zeigte seine klinischen und Sekunden erfolgten. elektronenmikroskopischen Untersuchungen von Patienten mit Keratokonus, Keratoglobus G. Niepel und E. Dodt hatten im Max-Planck- und Terrien´scher Degeneration. G. Duncker Institut in Bad Nauheim mit Muster-Elek- hatte bei Hornhautspendern postmortal troretinographien (M-ERG) die spektrale in Lymphknoten erfolgreich HLA-Faktoren Empfindlichkeit der menschlichen Netzhaut bestimmt und konnte damit das Problem gemessen und dazu umfangreiche Daten einer späteren Typisierung lösen. M. Wieder- als Grundlage für standardisierte Untersu- holt stellte die Mechanismen des Elektrolyt- chungen vorgetragen. I. Kamps und C. Teping fanden im M-ERG signifikant erniedrigte seiner prominenten Mitglieder, die zugleich Amplituden bei amblyopen Patienten und auch der DOG angehörten, beauftragte, eine zeigten damit, dass an der Amblyopie auch Fortbildungsveranstaltung für Augenärzte retinale Defizite beteiligt sein können. aus ganz Deutschland zu organisieren. Prof. G. Meyer-Schwickerath, Essen, und Prof. K. Neue augenärztliche Gruppierungen verän- Ullerich, Dortmund, gründeten die „Esse- derten die Weiterbildung der Fachärzte ner Fortbildung für Augenärzte“, kurz EFA Die klassische Weiterbildung von Augen- genannt. Das war der Beginn einer großen ärzten erfolgte bis in die 70er Jahre des vori- Erfolgsgeschichte des BVA und der DOG. Die gen Jahrhunderts hinein fast ausschließlich EFA organisierte in jedem Jahr eine Woche wie ein Lehrer-Schüler-Verhältnis an großen lang die Tagung und vermittelte damit au- Augenkliniken, überwiegend an den Universi- genärztliches Wissen, in Vorlesungen, Kursen 199 täten. Diese unmittelbare Form der klinischen und auch mit praktischen Fertigkeiten. Die Ausbildung ist von unschätzbarem Wert, weil Programme der EFA umfassten alle Themen sie die Möglichkeit bietet, praktische ärztliche der Augenheilkunde und entwickelten sich zu Tätigkeit unter Anleitung und Aufsicht auf einem umfassenden Weiterbildungsmedium höchstem Niveau zu erlernen. mit zunehmender Perfektion. Ein großer Teil Mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach der Vortragenden kam von den großen Au- dem Krieg bildeten sich augenärztliche genkliniken, viele waren DOG-Mitglieder. Die Vereinigungen, die sich um Berufspolitik und Tagung fand von 1965 bis 1999 jeweils im Feb- Weiterbildung der Augenärzte bemühten ruar im Haus der Technik in Essen statt, das oder ein Forum für spezielle Bereiche in der unmittelbar neben dem Hauptbahnhof liegt, wissenschaftlichen Ophthalmologie suchten. und technisch beste Voraussetzungen für Diese neue Möglichkeit für angehende eine solche Veranstaltung bot. Für die zuletzt Fachärzte, aus anderen Quellen Fachwissen rund 1000 Tagungsteilnehmer wurde dieser zu erwerben, für sich zu behalten oder in Tagungsort zu klein. Deshalb veranstalten der die „Schule seiner“ Ausbildungsklinik ein- BVA und die DOG seit 2000 eine gleichartige zubringen, hat die ärztliche Weiterbildung Tagung in dem größeren Kongresszentrum allgemein verbessert und auch in den Ausbil- der Messe in Düsseldorf unter dem Namen dungskliniken bereichert. „Akademie für Augenärzte Deutschlands“ (AAD). Der Berufsverband der Augenärzte Deutsch- lands e. V. (BVA) Club Jules Gonin Bereits 1950 schlossen sich niedergelassene Der 1959 in Lausanne gegründete internati- Augenärzte zur Vertretung ihrer berufspoli- onale Club Jules Gonin zur Erforschung und tischen Interessen zusammen und gründeten Behandlung der Netzhautablösung vereinigt den BVA. [94] Er gewann schnell viele Mit- vor allem Netzhaut- und Glaskörperchirurgen, glieder. Dadurch, dass etliche Mitglieder des akzeptiert aber auch Vorträge zur Diagnostik BVA auch Mitglieder der DOG waren – und von Netzhauterkrankungen und über ein- umgekehrt – bildeten sich bald Kontakte zwi- schlägige theoretische Forschung. schen den beiden Verbänden. Man unterstütz- te sich gegenseitig wo es nötig und möglich International Society for Clinical Electrophysi- war. Im Vorstand der DOG waren regelmäßig ology and Vision (ISCEV) BVA-Mitglieder vertreten, umgekehrt saßen Diese Vereinigung entstand um das Jahr auch DOG-Mitglieder im Vorstand des BVA. 1960, als die Elektroretinographie als klinische So kam es, dass 1965 der Berufsverband zwei Untersuchungsmethode eingeführt wurde. Namhafte DOG-Mitglieder haben in dieser Zusammenhang mit der Erforschung, Erken- wissenschaftlichen Gesellschaft eine große nung und Behandlung von Erkrankungen Rolle gespielt, z. B. Harold Henkes aus Rot- des hinteren Augenabschnitts einschließlich terdam bei der Gründung; Wolfgang Straub, der Netzhaut, der Aderhaut und des Glas- Marburg, mit der Einführung in die Klinik körpers durch Austausch wissenschaftlicher sowie Eberhard Zrenner und Eberhardt Dodt Erkenntnisse, praktischer Erfahrungen, Pflege mit der Standardisierung der Messmethoden. der Fortbildung und durch Anregung wissen- schaftlicher Arbeiten. Association for Experimental Ophthalmology (AEO) Bielschowski-Gesellschaft Die AEO wurde 1970 gegründet und nann- Die Bielschowsky-Gesellschaft für Schielfor- 200 te sich ab 1971 Association for Eye Research schung wurde 1986 gegründet und fördert (AER): siehe Bericht über die Ehrenmitglied- die wissenschaftliche und praktische Tätigkeit schaft für Prof. Bleeker (S. 170). auf dem Gebiet der Strabismologie und der Neuroophthalmologie durch Austausch wis- Europäische Kornea-Konferenz 1975 senschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Die kleine Gruppe wurde 1975 in Aachen ge- Erfahrungen und durch Anregung wissen- gründet und tagte jährlich an verschiedenen schaftlicher Arbeiten. Orten bis ins nächste Jahrtausend. DOG-Mit- glieder, die sich klinisch oder wissenschaft- Internationaler Kongress der Deutschen Oph- lich mit der Cornea beschäftigten, fanden thalmochirurgen (DOC) dort eine größere Zahl fachspezifischer und 1987 begann der Arbeitskreis der ope- internationaler Diskussionspartner. Aus der rierenden Augenärzte im BVA selbstständige Europäischen Cornea Conference ging die Tagungen in Nürnberg zu veranstalten und European Eye Bank Association (EEBA) hervor, wuchs im Laufe der Jahre zum Internationa- die wissenschaftliche Grundlagen für die len Kongress der Deutschen Ophthalmochi- Kultivierung von Spenderhornhäuten für die rurgen (DOC) mit inzwischen rund 4500 Keratoplastik schaffte und die Standardisie- Teilnehmern (Stand 2007). Die führenden rung und Qualität in den Hornhautbanken Organisatoren der DOC, A. Scharrer, Fürth, Europas sichert. und Th. Neuhann, München, waren vorzüglich ausgebildete Augenärzte und füllten eine Deutsche Gesellschaft für Intraokularlin- „Marktlücke“ in der augenärztlichen Land- sen-Implantation und Refraktive Chirurgie“ schaft der Bundesrepublik. Die DOC war von (DGII) Anfang an sehr attraktiv, weil man theo- 1986 wurde – übrigens von einigen jüngeren retische Kurse für alle Bereiche der augen- DOG-Mitgliedern – die DGII gegründet, um ärztlichen und operativen Praxis – auch zur den Operateuren bei der extrakapsulären Organisation von Praxen und Operationsein- Katarakt-Extraktion, bei der Phakoemulsifi- heiten – und praktische Kurse für Augenope- kation und den zunehmenden Eingriffen zur rationen veranstaltet hat. Auch wurden dem Veränderung der Brechkraft der Cornea ein augenärztlichen Hilfspersonal Kurse ange- fachkundiges Forum zu bieten. boten. Damit war diese Tagung sehr innova- tiv und förderte operativ tätige Praxen und Retinologische Gesellschaft ambulante Operationen, die von den großen Retinologische Gesellschaft ist seit 1986 im Augenkliniken vernachlässigt wurden. Das deutschsprachigen Raum tätig, fördert die Tagungsprogramm der DOC umfasst inzwi- wissenschaftliche und praktische Tätigkeit in schen alle Bereiche der Augenchirurgie. Nicht zu unterschätzen sind auch die beachtlichen Bemerkenswerte Vorträge bei der Anforderungen der DOC an die Qualität der 85. Zusammenkunft der DOG augenärztlichern Tätigkeit. vom 20.-23.9.1987 in Heidelberg: Fortschritte d. Ophthalmologie 1988;85:1-797 „Emanzipierung der Ärzte in Weiterbildung“ Mit dem unmittelbaren Informationsgewinn in den genannten und anderen augenärztlich Die Tagung zum 130. Jubiläum der Gründung geprägten Vereinigungen wurden die jungen der DOG fand wieder im Hörsaalgebäude der Ärztinnen und Ärzte in ihrer Weiterbildung Chemischen Institute im Neuenheimer Feld von ihren „Lehrherren“ unabhängiger. Ab statt. In den Begrüßungsreden des Rektors 1980 verließen viele jüngere Augenärzte die und der Dekanin der Medizinischen Fakultät großen Ausbildungskliniken, um in Beleg-Kran- wurden die Tagungsteilnehmer eingeladen, 201 kenhäusern, später zunehmend in privaten die neue Augenklinik in der Nachbarschaft zu Praxiskliniken, Staroperationen mit den neuen besichtigen, die kurz zuvor in Betrieb genom- Verfahren und später zunehmend refraktive men worden war. Chirurgie durchzuführen. Mit einer ständigen Der Präsident, Dr. Rolf Grewe, Münster, Verfeinerung der Geräte und der technischen gedachte der verstorbenen prominenten Mit- Entwicklung der Kunstlinsen, die nach der Pha- glieder der DOG: In Gießen war Prof. Walter koemulsifikation in die Hinterkammer einge- Rauh im Alter von 87 Jahren gestorben. Rauh setzt werden konnten, setzte ein wahrer Boom begann 1926 seine Laufbahn als Augenarzt in ein. Da eine große Zahl damals führender Gießen, ging 1935 als Oberarzt nach Leipzig Ophthalmologen und auch die DOG zögerten, und wurde von dort 1943 auf den Lehrstuhl für sich an dieser Entwicklung aktiv zu beteiligten Augenheilkunde an der Medizinischen Aka- und dem Trend nur langsam folgten, nahm das demie in Danzig berufen. 1945 kehrte er nach Interesse an der DOG ab. Sie verlor an Ansehen Gießen zurück und war dort von 1950 bis 1966 und viele Mitglieder. Direktor der Klinik. Rauh erkannte früh, dass es Aber es wandelte sich auch die Deutsche für eine Weiterentwicklung der Augenheilkun- Ophthalmologische Gesellschaft selbst. 1985 de notwendig ist, Spezialabteilungen einzu- hatte die Mitgliederzahl der DOG wieder zuge- richten. So holte er 1951 K. W. Curt Cüppers als nommen und die Zahl 2000 überschritten. Mit Oberarzt nach Gießen und beauftragte ihn, der Zunahme der Mitgliederzahlen setzte die eine Abteilung für Ple- und Orthoptik aufzu- Entwicklung zu einer modernen wissenschaft- bauen. lichen Massengesellschaft ein – im besten Mit Prof. Petre Vancea, dem langjährigen Di- Sinne des Wortes; eine Entwicklung, die zwei rektor der Universitätsaugenklinik in Bukarest, Jahrzehnte dauerte, bis die DOG den Charakter starb ein treuer Freund der DOG, den man oft der großen Internationalen Fachgesellschaften in Heidelberg antreffen konnte. angenommen hatte, die von gewählten, Sodann kam die Nachricht vom Tod des wissenschaftlich qualifizierten Mitgliedern Obermedizinalrats Dr. Wolfgang Münchow geleitet werden und durch begrenzte Amtspe- in Zwickau, der im Alter von 63 Jahren ver- rioden der Vorstände regelmäßig neue geistige storben war. Münchow erhielt seine augen- und organisatorische Impulse beziehen. ärztliche Ausbildung in Greifswald, arbeitete danach als Oberarzt an der Augenklinik der Medizinischen Akademie Carl Gustav Carus in Dresden und wurde 1967 Chefarzt der Augenklinik in Zwickau. Sein wissenschaft- liches Arbeitsgebiet war die Geschichte der Augenheilkunde, die er für das Handbuch der Kohlmann aus Ballstädt mit dem Thema „das Augenheilkunde „Der Augenarzt“ schrieb. Melanom der Aderhaut unter immunolo- Münchows Werk wurde Band IX. Es steht gischen Gesichtspunkten“ ausgezeichnet. ebenbürtig neben Hirschbergs Klassiker und Doktorvater war Prof. Lommatzsch, Leipzig. hat den Vorteil, weiter in die Gegenwart zu Kohlmann konnte leider nicht zur Preisverlei- reichen. Münchows „Geschichte der Augen- hung nach Heidelberg kommen. heilkunde“ erschien 1984 in einer 2. ergänzten Erstmals wurde der Filmpreis der Firma und überarbeiteten Auflage. [95] Pharm-Allergan, Karlsruhe, vergeben. Der Mit dem Hermann-Wacker-Promotions-Preis erste Preis wurde für den Film „Messung der wurde die Dissertation von Dipl. med. Helmut Hornhautsensibilität mit einem elektrischen Ästhesiometer“ an Dr. Hans Biermann, Dr. 202 Bresch und Dr. Grabner aus der Augenklinik der RWTH Aachen verliehen. Den 2. Preis erhielt Prof. Zirm, Innsbruck, für den Film „Lichtexposition der Makula während der Kataraktoperation“. Den 3. Preis bekam Dr. H. J. Trojan, Marburg, für seinen Film „Onchozerko- se-River-Blindness“. Ebenso wurde zum ersten Mal der DOG-Glau- kom-Preis der Firma CHIBRET-pharmazeu- tische GmbH, München verliehen. Er ging an Privatdozent Dr. med. Dr. jur. Eugen Gramer, Universitätsaugenklinik Würzburg, für seine Arbeiten über die differentialdiagnostische Bedeutung der automatischen Perimetrie und Morphometrie der Papille bei verschiedenen Glaukomformen. Als Ehrenmitglieder wurden Prof. Wolfgang Jaeger und dessen Frau Dr. med. Hildegard (Abb. 15) Dr. Rolf Grewe, Präsident der DOG 1987. Augenarzt in eigener Praxis in Jaeger gewählt. Die DOG dankte damit dem Münster, mit besonderen wissenschaft- emeritierten Schriftführer für seine 28 Jahre lichen Leistungen in der Glaukombehand- langen Dienste für die Gesellschaft. Und sie lung, durch seine berufspolitische Arbeit in dankte auch seiner Frau, die ihm für diese der Landesärztekammer in Ostwestfalen Aufgabe den nötigen Freiraum verschafft und bundesweit hochgeschätzt. Nach der und ihn sicher auch in manchen Fragen Wende hat Dr. Grewe die ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen frühzeitig und kompetent beraten hat. Jaeger hat die DOG umfassend über die neuen Arbeitsbedin- mit sicherer Hand und Geschick geführt und gungen in der augenärztlichen Praxis nach außen glänzend repräsentiert. Das hohe informiert und weitergebildet. Ansehen der DOG im Ausland und die vielen (Fotoquelle unbekannt) ausländischen Mitglieder verdankt die DOG dem diplomatischen Geschick, dem Fleiß und der hohen Bildung ihres Schriftführers Wolf- gang Jaeger. Der Rektor der Universität verlieh das Bundes- verdienstkreuz erster Klasse an Prof. Bronner, den Direktor der Universitätsaugenklinik in Straßburg, für seine hohen Verdienste um wie auch von den niedergelassenen Ärzten die deutsch-französische Aussöhnung. Seine mehr Engagement für die Refraktion und Magnifizenz hob in seiner Laudatio hervor, mehr Hinwendung zu den Sehbehinderten. Sie dass Bronner von den Nationalsozialisten in benötigten augenärztlichen Rat im wahrsten einem Konzentrationslager zwei Jahre gefan- Sinne des Wortes. Schließlich erwähnte der gen gehalten worden war und viel Leid erfuhr. Präsident noch die parallelen Gesellschaften Trotzdem war er der erste führende Oph- des Berufsverbandes der Augenärzte (BVA) und thalmologe, der seinen deutschen Kollegen der DOG. Sie dürften nicht als Konkurrenten nach dem Krieg die Hand gereicht hatte. Prof. angesehen werden, sondern als angemessene Bronner hielt eine ergreifende Dankesrede. Er Arbeitsteilung in der berufpolititschen Arbeit: wünschte zutiefst die Aussöhnung zwischen Wissenschaft und Praxis. Mit einer kollegialen Deutschland und Frankreich. Als Elsässer Kooperation könnten beide sehr viel für eine 203 hatte er zweimal seine Staatsangehörigkeit gute Versorgung der Patienten, für Augen- wechseln müssen. Am 23. Juni 1943 wurde ärzte und für die Wissenschaft erreichen. Bei er als „deutschfeindlich“ von der Gestapo der Eröffnung der Industrieausstellung fand verhaftet und in das Konzentzrationslager Grewe auch sehr gute Worte für die Koopera- Neuengamme bei Hamburg gebracht. Nach tion zwischen Augenärzten einerseits und der seiner Befreiung, zurück in Straßburg, schloss pharmazeutischen Industrie und den Herstel- er sich 1949 seinem Chef, Prof. Nordmann, an lern von Medizinprodukten andererseits. und reiste mit nach Heidelberg zur DOG- Tagung. Heute sei er glücklich über seine Das wissenschaftliche Programm begann mit Entscheidung für die deutsch-französische Vorträgen der Anatomieprofessoren Johannes Freundschaft. Wer Prof. Bronner persönlich Rohen und Elke Lütjen-Drecoll. Sie boten zum kennenlernen durfte, erinnert sich gern an Hauptthema „Glaukom“ umfassende Darstel- seine warmherzige europäisch denkende lungen und neue anatomische Befunde zum Persönlichkeit. Verständnis der Hydrodynamik des Auges. Dabei war schon die Tendenz zum Verständnis Eine kluge und bedeutende Eröffnungsan- der Wirkungsweise der kommenden lokal wirk- sprache des Präsidenten samen Karboanhydrasehemmstoffe erkennbar. Grewe bekannte, dass es ihn als niedergelas- Für das Thema Glaukom vermittelten auch senen Augenarzt sehr berührt hat, dass ihm die Vorträge von J. B. Jonas und Mitarbeitern, die Ehre des Präsidentenamtes in der DOG Erlangen, über die anatomische Konfigura- zuteil geworden war und fügte an, dass alle tion der Papille bei Glaukompatienten neue niedergelassenen Augenärzte an dieser Ehre Erkenntnisse, die bei der Ophthalmoskopie ak- teilhätten. tueller Patienten eine wichtige diagnostische Dabei muss aber bedacht werden, dass Dr. Hilfe bieten könnten. Die Finnen T. Pustjärvi, E. Grewe nicht nur ein hochgebildeter Mann Aine und T. Hakal, sowie E. Tamm und Lütjen- und ein guter Augenarzt, sondern auch ein Drecoll berichteten über neue Befunde zur bewährter Berufpolitiker war, der in Westfalen Wirkung von Timoptol. K. B. Mellin aus Essen wichtige Funktionen in der Ärztekammer und und W. Schrems aus Köln stellten ihre Ergeb- der Kassenärztlichen Vereinigung innehatte. nisse der Argon-Laser-Trabekulopunktur vor. M. Er rief die alten und jungen Fachärzte in den Tost aus Halle und V. Rasch aus Potsdam stell- Praxen auf, einander zu respektieren und ten ein neues Luft-Impuls-Tonometer vor. Ein kollegial aufeinander zuzugehen. Im Hinblick Vortrag der niedergelassenen Augenärzte A. auf die Tätigkeit der niedergelassenen Ärzte und M. Raabe aus Kassel wies auf die wichtige verlangte Grewe von den Ausbildungskliniken und gut belegte Beobachtung bei der Octo- pusperimetrie hin, dass mit der Behandlung und U. Klingbeil bei der DOG vorgestellt. Ga- mit Aggregationshemmstoffen bei Arterioskle- bel, Birngruber und Nasemann aus München rotikern objektiv messbare Besserungen im zeigten die ersten Angiographiebilder, die sie Gesichtsfeld zu erreichen sind. vom Bildschirm abfotografiert hatten. Der Routineeinsatz dieser neuen Technik begann Corneakulturen mit dem zukünftigen System erst, nachdem S. Wolf in Aachen seine bei der der europäischen Hornhautbanken Videoangiographie seit einigen Jahren einge- Im Anschluss an frühere Arbeiten über den setzte Software zur Online-Bildaufnahme und Energie liefernden Stoffwechsel isolierter -Auswertung für das LSO modifiziert und in Hornhäute in Kulturmedien baute eine dieses System übertragen hatte. Wolf zeigte Arbeitsgruppe um R. Sieben und H. Landefeld bei der DOG-Tagung 1987 objektive Mes- 204 in der Universitätsaugenklinik Aachen ein sungen der arterio-venösen Passagezeiten Kultursystem auf, in dem bei +31°C humane (AVP) und der Farbstoff-Bolus-Geschwindig- Corneae bis zu vier Wochen bei guter Vitalität keiten (FBG) in den retinalen Blutgefäßen als Spendermaterial für die Kertatoplastik bei Patienten mit arterieller Hypertonie. C. gelagert werden konnten. Mit nachfol- Hartmann brachte eine neue Methode zur genden Untersuchungen anderer Labora- Quantifizierung derCorneaendothelzellen mit torien führten diese Untersuchungen zu Janusgrünfärbung. dem erfolgreichen System der europäischen Hornhautbanken, die viele Augenkliniken regelmäßig und dauerhaft mit Spendermate- rial versorgen und in der Vereinigung europä- ischer Hornhautbanken (European Eye Bank Association, EEBA) hohe Qualitätsstandards erreichten.

M. Wenzel in Aachen untersuchte mit einem Spiegelmikroskop Intraokularlinsen in situ und beschrieb die Morphologie der Zellen und Präzipitate auf der Linsenoberfläche. Dabei konnten pathologische Zustände diagnosti- ziert werden. P. Wiedemann, Köln, führte eine randomisier- te, prospektive Studie zur Behandlung der proliferativen Vitreoretinopathie (PVR) mit intravitreal appliziertem Daunomycin durch und konnte damit eine positive Wirkung nachweisen. Aus dem Max-Planck-Institut in Bad Nauheim publizierten A. Päärmann und G. Niepel, dass sie mit der Musterelektroreti- nographie (M-ERG) angeborene Farbsinnstö- rungen obkjektiv nachweisen konnten. Das erste Laser-Scanning-Ophthalmoskop (LSO) wurde in Deutschland von der Firma Roden- stock in München in Lizenz vom Eye Research Institute, Boston, gebaut und von A. Plesch Bemerkenswerte Vorträge bei der 86. Zusammenkunft der DOG vom 18.-21.9.1988 in Berlin: Fortschritte d. Ophthalmol 1989;86:1- 789

Bei der feierlichen Eröffnungssitzung in der Kongresshalle im Tiergarten an der John-Fos- ter-Dulles-Allee, sprach Senator Fink einen Willkommensgruß und erläuterte, wie die Stadt Berlin (West) Medizin und Wissenschaft weiter fördern werde: Das Universitätsklini- 205 kum Charlottenburg wurde mit dem städ- tischen Rudolf-Virchow-Krankenhaus in Mo- abit zusammengelegt, wo durch Sanierung einiger Altbauten und moderne Neubauten das „Universitätsklinikum Rudolf Virchow“ (Abb. 16) Prof. Josef Wollensak, Präsident entstand. der DOG 1988, Direktor der Universitätsau- Der Präsident der DOG, Prof. Josef Wollensak, genklinik an der Freien Universität Berlin Berlin, widmete stellvertretend für alle im im Klinikum Westend, brachte zusammen Vorjahr verstorbenen DOG-Mitglieder seinen mit Prof. Pham die Phakoemulsifikation zu Nachruf Frau Privatdozentin Dr. Eva Chr. Pittke, höchster Perfektion. Mit seinem Oberarzt Theo Seiler entwickelte er die Photorefrak- die eine bemerkenswerte berufliche Laufbahn tive Keratomileusis (PRK). Sie waren wahr- aufzuweisen hatte und Ende 1987 mit 38 scheinlich die ersten, die dieses Verfahren Jahren verstorben war. Sie war Stipendiatin bei Menschen anwandten, es erfolgreich der Studienstiftung des Deutschen Volkes, ausbauten und mit wissenschaftlichen studierte zuerst Physik, und nach der Diplom- Arbeiten über die Hornhautmechanik und prüfung Medizin, promovierte 1978 zum Dr. die Heilungsprozesse begleiteten. rer. nat. und erhielt 1983 die Anerkennung als (Foto: H.-Boris Kerber, Heidelberg). Augenärztin. 1984 wurde sie Oberärztin an der Universitätsaugenklinik in Ulm und 1987 Privatdozentin für Augenheilkunde. Bei der lungen war, Augenlinsen einschließlich ihrer Wiederbesetzung des Lehrstuhls für Neu- Trübungen vor der Entnahme aus dem Auge roophthalmologie in Tübingen wurde sie mit mit der Scheimpflug-Photographie klinisch einem ehrenvollen Listenplatz ausgezeichnet. zu dokumentieren und die Ergebnisse nach- Die Zahl der Preisverleihungen nahm erfreu- folgender biochemischer Analysen mit den licherweise zu, weil der DOG dafür zuneh- individuellen klinischen Befunden zu korre- mend Stiftungen übergeben wurden. Es ist lieren. Hockwin hielt im wissenschaftlichen ein Vergnügen, die Berichte über die Preis- Programm einen eindruckvollen Vortrag über verleihungen 1988 zu lesen, man spürt die die neue Scheimpflug-Kamera von Topcon, ordnende Hand des neuen Herausgebers. Der über die damit erhaltene Bildqualität und die von Graefe-Preis wurde an Prof. Otto Hockwin, densitometrische Auswertung der optischen den Leiter des Instituts für Experimentelle Linsenschnitte – ein Vortrag, der auch zeigte, Ophthalmologie der Universität Bonn für auf welchen Grundlagen nun, zwanzig Jahre seine jahrzehntelange Kataraktforschung und später, die neue Generation der Scheimpflug- besonders dafür überreicht, dass es ihm ge- Technik der Firma Oculus aufbauen konnte. Den Franceschetti-Liebrecht-Preis erhielten Resultate wegweisend verbessert. Teping, Aa- die Brüder Matthias und Ulrich Sachsenweger chen hatte eine neue Operationsmethode, die aus Leipzig für ihre Arbeit „Das Raumsehen Tenonplastik, entwickelt und über die ersten bei bewegten Objekten auf der Basis der dy- sieben Fälle berichtet, deren aufs schwerste namischen Stereoskopie und der Bewegungs- verätzte oder verbrannte Augen mit dieser parallaktoskopie sowie seine Bedeutung für Operation vor dem sicheren Untergang durch die Arbeits- und Verkehrsmedizin“. [96] Die Einschmelzung bewahrt wurden. [97-100] Preisträger hatten keine Erlaubnis bekommen, Beim Filmpreis der DOG, gestiftet von nach Westberlin einzureisen, um den Preis PHARM-ALLERGAN, Karlsruhe, wurde wieder entgegenzunehmen. eine Dreiteilung vorgenommen, indem der Mit dem Hermann-Wacker-Promotionspreis erste Preis vor allem für Wissenschaftlichkeit, 206 wurde Michael Weller für seine Dissertation der Zweite mehr für innovative Technologie „Zur Bedeutung des Fibronectin bei prolife- und der Dritte für eine gelungene Didaktik rativer Netzhauterkrankung“ ausgezeichnet. ausgewählt wurde. Der Preisträger hielt im wissenschaftlichen Programm zusammen mit seinem Doktorva- Filmpreise des Jahres 1988 markieren wissen- ter einen Vortrag über seine Forschungen mit schaftliche und technische Innovationen dem Thema „Immunhistochemische Befunde Den ersten Preis erhielten Frau Aulhorn und bei proliferativen Netzhauterkrankungen Herr Köst aus Tübingen für ihren Film „Kombi- – zur Bedeutung von Fibronektin, Makropha- nierte Prüfpunkte- und Rauschfeld-Perimetrie gen und Transferrin“. Der DOG-Glaukom-Preis als Screening-Methode“. In diesem einpräg- der Firma CHIBRET-pharmazeutische GmbH, samen Film wurde die von Professor Elfriede München wurde Frau Prof. Elke Lütjen-Drecoll, Aulhorn neu entwickelte Untersuchungsme- Erlangen, für ihre Beschreibung des Feinbaus thode der Rauschfeldkampimetrie in einem des Trabekelwerks und die Identifikation der klar erkennbaren wissenschaftlichen Zusam- extrazellulären Gitterkollagenablagerungen menhang mit anderen Untersuchungsmetho- in Augen von glaukomkranken Menschen den dargestellt und technisch überzeugend zuerkannt. Sie hielt bei dieser Tagung darüber demonstriert. auch einen sehr guten Vortrag. Der zweite Preis wurde an Prof. Spitznas, Mit dem Forschungspreis für Ophthalmochi- Bonn, für seinen Titel „Schwierige Manipula- rurgie der Deutschen Ophthalmologischen tionen im Glaskörper unter Weitwinkelbeob- Gesellschaft gestiftet von PHARMACIA GmbH, achtung“ vergeben. Der Film ist technisch und Freiburg/Brsg. wurden zwei junge Operateure didaktisch brilliant. Mit der von den Profes- ausgezeichnet, die sich um die Heilung von soren Augenschäden bemühten, denen bislang eine Reiner, Köln, und Spitznas, Bonn, entwickelten absolut infauste Prognose gestellt wurde: Dr. und nun technisch verbesserten Weitwinkel- Klaus-Dieter Lemmen, Universitätsaugen- optik am Operationsmikroskop wurde auch klinik Köln, und Privatdozent Dr. Christian eine technische Neuerung von hohem prak- Teping, Augenklinik der Medizinischen Fakul- tischen Wert ausgezeichnet. tät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Der dritte Preis wurde dem Film „Excimer-La- Hochschule (RWTH) Aachen. Lemmen hatte ser-Chirurgie an den vorderen Augenabschnit- mit seiner Arbeit „Frühvitrektomie mit pri- ten bei 308 nm über Glasfaser“ zugesprochen, märer Silikonöl-Injektion bei schwerstverletz- der von Müller-Stolzenburg, Buchwald, Müller, ten Augen“ die Indikation und den zeitlichen Bath und Roth, Berlin, produziert wurde. Der Ablauf für die Wiederherstellungsoperationen Film stellt anschaulich dar, wie ein Excimer- neu konzipiert und damit die klinischen Laserstrahl mit 308 nm Wellenlänge über eine Faseroptik zur Abtragung an die Hornhaut kanal ist für die Funktion der Photorezeptoren herangeführt und erprobt wurde. notwendig. Bei weiteren Forschungsarbeiten konnte Dr. Koch auch noch zeigen, dass Cal- RP-Preis für die Entdeckung einer möglichen ciumionen eine entscheidende Rolle bei der Ursache von Netzhautdegenerationen Synthese des cGMP spielen. Der RP-Preis der Deutschen Retinitis-Pigmen- Störungen des cGMP-Stoffwechsels gelten tosa-Vereinigung wurde Dr. rer. nat. Karl-Wil- heute als eine der Ursachen erblicher Netz- helm Koch zuerkannt, der im Fachbereich hautdegenerationen. Damit führten die Biologie/Chemie der Universität Osnabrück medizinisch wenig anschaulichen Analysen für seine Dissertation gearbeitet hat und von Dr. Koch zu zwei wissenschaftlich sehr damit an der Entdeckung des Ionenkanals in bedeutenden Entdeckungen. der Zellmembran beteiligt war, der vom cyc- 207 lischen-Guanosin-Mono-Phosphat-(cGMP)- Der Präsident würdigte mit wenigen tref- gesteuert wird. Der cGMP-gesteuerte Ionen- fenden Worten die beiden herausragenden Persönlichkeiten der DOG, die in diesem Jahr mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet wurden: Prof. Hellmut Neubauer, Köln, und Prof. Hans Pau, Düsseldorf. Hellmut Neubauer erfuhr seine augenärzt- liche Ausbildung in der Universitätsaugen- klinik Marburg unter Wilhelm Grüter, Werner Kyrieleis und Wolfgang Straub. 1966 wurde er nach Köln berufen und hat dort 20 Jahre die Universitätsaugenklinik geleitet und mit zwei zusätzlichen Lehrstühlen – für Retino- logie und Strabologie – zu einem weltweit angesehenen ophthalmologischen Zentrum ausgebaut. 1974 lehnte er einen Ruf nach Basel ab, da er dort seine Vorstellungen von der Führung einer Klinik nicht hätte verwirk- lichen können. Neubauer wird von seinen Schülern als unermüdlicher Kliniker und auf Systematik bedachter Operateur charakteri- (Abb. 17) Prof. Helmut Neubauer, Direktor der Universitätsaugenklinik Köln, Ehren- siert. Da er zuhören konnte, war er stets ein mitglied 1988, Präsident der DOG 1979, kluger Ratgeber. Dies zeichnete ihn auch in großer Kliniker, Initiator der legendären der wissenschaftlichen Diskussion aus, in der Englandreise deutscher Ophthalmologen er abzuwägen verstand und immer den Blick 1974, Präsident der Deutschen Gesellschaft für zentrale Fragen offenhielt. für Plastische und Wiederherstellungschi- In der DOG wurde auf Neubauers Initiative rurgie 1987. (Schloss-Foto Heidelberg). hin die Simultanübersetzung eingeführt. Sein spätes Werk, zusammen mit Günter Macken- sen, Freiburg, war die Herausgabe der zwei- bändigen „augenärztlichen Operationslehre“. Hans Pau erhielt seine augenärztliche Ausbil- dung von 1945 bis 1954 von Ernst Custodis in Düsseldorf und von 1954 bis 1959 bei Wolf- gang Riehm in Münster. 1959 folgte Pau dem Ruf an die Augenklinik der Universität Kiel. Dort lehnte er Rufe nach Münster und Würz- burg ab, um 1967 Nachfolger seines Lehrers Custodis in Düsseldorf zu werden. Wollensak fand auch über Pau treffende Worte: „Schon früh beschäftigte er sich mit der Linse , entwickelte eine Differentialdiag- nose nach morphologischen Kriterien, denen er biochemische Daten an die Seite stellte. Es gibt kaum ein Gebiet der Augenheilkunde, 208 das er nicht wissenschaftlich bearbeitet hätte. Er ist jedem Besucher unserer Tagungen als glänzender Redner und die wissenschaftliche Diskussion suchend bekannt.“ Seine klinische Tätigkeit wurde ergänzt durch zahlreiche Monographien, sowie die Fortfüh- (Abb. 18) Prof. Hans Pau, Ehrenmitglied rung des Lehrbuches der Augenheilkunde von 1988, 1972 Präsident der DOG, ein glän- Axenfeld, jetzt Axenfeld-Pau genannt, und zender Redner und Diskutant und ein durch zahlreiche Handbuchbeiträge. Unüber- begabter Wissenschaftler und Ophthal- troffen blieb seine 1986 erschienene „Diffe- mologe. Seine morphologisch basierte rentialdiagnose der Augenkrankheiten“. [51] Systematik der menschlichen Katarakte ist noch immer wegweisend, sein Buch „Dif- ferentialdiagnose der Augenkrankheiten“ Eine wegweisende Rede des Präsidenten unübertroffen. (Foto: H.-Boris Kerber, Im wissenschaftspolitischen Teil seiner Eröff- Heidelberg). nungsansprache erläuterte Präsident Wol- lensak mit philosophischen Überlegungen die Eigenschaften einer wissenschaftlichen medizinischen Fragestellungen eine große Vereinigung und begründet dann mit den in Rolle. Für den Nachwuchs beginne wissen- der DOG erkennbaren wissenschaftlichen Kri- schaftliches Denken oft im Rahmen einer terien, dass die DOG mehr ist als eine standes Dissertation. -oder berufspolitische Interessenvertretung. Wollensak fuhr fort, dass „eine Fachgesell- Als wissenschaftliche Kriterien nannte er die schaft die vielfältigen Funktionen nur wahr- Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse, nehmen kann, wenn sie über eine transparente die Sicherung der Qualität wissenschaftlicher und allgemein akzeptable Infrastruktur ver- Publikationen durch Diskussion mit Fachkol- fügt. Die Gesellschaft soll für die Transparenz legen, durch formale Programm-Kommissi- sorgen, den Standard setzen, an dem sich die onen und Auswahlsysteme („Peer Review“) Mitglieder messen können, und so den Wettbe- für Publikationen in wissenschaftlichen werb zwischen Forschung und Forschergrup- Zeitschriften. Nicht zuletzt werde auch eine pen an verschiedenen Orten stimulieren.“ wissenschaftliche Gesellschaft an ihren För- Die durch die wissenschaftlichen Standards derinstrumenten für den wissenschaftlichen gesetzten Grenzen, aber auch die Polarisierung Nachwuchs gemessen. Über die Vermittlung zwischen älteren, etablierten und jüngeren ärztlicher Fertigkeiten hinaus spiele hier die Mitgliedern der Gesellschaft begünstigen das Anregung zur wissenschaftlichen Arbeit in Ausbrechen kleinerer Gruppen, wie sie auch der Grundlagenforschung und an klinisch- die DOG in ihrer jüngeren Geschichte erlebt hatte. Um eine solche Polarisierung auszuglei- seine planimetrischen Analysen zahlreicher chen, empfahl Wollensak, kleinere themen- Papillen von normalen und glaukomatösen zentrierte Studiengruppen für Nachwuchswis- Augen vor und definierte mit statistischen senschaftler zu bilden, kleinere Konferenzen Daten die verschiedenen Zonen der Sehner- über spezielle Themen zu veranstalten und venscheibe und ihrer Randzonen. C. V. Hitzen- jüngere DOG-Mitglieder zur Mitarbeit in Fach- berger und A. F. Fercher aus Wien stellen eine kommissionen einzuladen. Es sei folgerichtig, neue optische Methode zur Messung der dass sich diese themenzentrierten Gruppen Achsenlänge von Augen mit Hilfe eines In- auch bei den Tagungen der DOG darstellten. terferometers vor, die ohne eine Kontaktoptik Mit diesen Ausführungen zeichnete der Prä- auf der Hornhaut sehr genaue Werte lieferte. sident 1988 die Entwicklung der DOG in den H. Schinz und E. Schütte vom Bundeswehr- folgenden Jahren vor. Die steigenden Mitglie- krankenhaus in Ulm stellten von 3184 wegen 209 derzahlen der DOG haben inzwischen bestä- Katarakt operierten Patienten die Achsen- tigt, dass dieser Weg richtig war. längen in einer Verteilungskurve zusammen und ermittelten daran die Häufigkeiten der Mit sehr ausgewogenen Formulierungen Aphakieablationes. S. Thanos, Tübingen, ge- sprach Wollensak die aktuell heiß diskutier- lang experimentell die Regeneration retinaler ten Fragen der ambulanten Operationen, die Nervenfasern aus dem augenseitigen Stumpf Probleme mit dem Spendermaterial für die des durchtrennten Nervus opticus, wenn Keratoplastik und die radiäre Keratotomie periphere Neuroglia anwesend war – ein an. Für die radiäre Keratotomie sah er aber Experiment, mit dem er wenige Jahre später bereits voraus, dass sie in absehbarer Zeit Teilfunktionen des Tractus opticus wiederher- von den refraktiven Keratektomien mit den stellen konnte. Böhnke und Draeger, Ham- Excimer-Lasern abgelöst würde. Außer den burg, beschrieben neue Haltevorrichtungen Excimer-Lasern zeigten die Betablocker, die für ihr Mikrokeratom und zeigten mit Präzi- makromolekulare Hyaluronsäure (Healon), sionsmessungen die Form und Reproduzier- neue Biometriegeräte, Laserscanner und die barkeit der damit geschnittenen Hornhautla- Kernspintomographie mit digitaler Bildaus- mellen. H. Helbig aus dem Laboratorium von wertung die großen Fortschritte der Augen- M. Wiederholt, Berlin, beschrieb mit physiolo- heilkunde in den letzten Jahren. gischen Experimenten an Ziliarepithelien die Bei den wissenschaftlichen Vorträgen fand Funktion der Karboanhysdrase beim Ionen- man viele wichtige Beiträge zu klinisch-dia- transport – eine Grundlage für die Therapie gnostischen und operativen Fragestellungen. mit Hemmstoffen dieses Enzyms. Neu war die Präsentation einer Infektion der Mehdorn, Lübeck, berichtete über die trans- Cornea mit Acanthamöben bei einem Kon- sklerale Zyklokoagulation mit einem Neody- taktlinsenträger von Prof. Ramesh Tripathi, nium:YAG-cw-Laser bei Sekundärglaukomen Chicago. Um Spendermaterial für die Kerato- und die Validisierung dieser Methode. Frau plastik bereitzustellen, fanden zunehmend Dr. Fabricius vom Krankenhaus Harlaching in Forschungsarbeiten über Corneakulturen München beschrieb die vielfältigen Augen- statt. Bei solchen Arbeiten gelang Dr. Katrin befunde bei AIDS. Bei neun AIDS-Kranken Engelmann im Laboratorium der Gesellschaft mit Cytomegalie-Retinitis hatte sie das neue für Biotechnologische Forschung mbH die Virostaticum Ganciclovir erprobt und teilte In-vitro-Züchtung von Endothelzellen von hu- ihre guten Erfahrungen mit. D. Kaps aus der manen Hornhäuten – ein Erfolg, um den sich Heidelberger Klinik hatte drei Patienten in weltweit viele Forscher vergeblich bemüht gleicher Weise behandelt. C. E. van Nouhuys haben. J. B. Jonas, Erlangen, stellte erstmals aus Nijmegen zeigte aus seinen Untersu- chungen von 102 Patienten aus 17 hollän- Bemerkenswerte Vorträge bei der dischen Familien mit familiärer exsudativer 87. Zusammenkunft der DOG Vitreoretinopathie einige schwere Fälle mit vom 24.-27.9.1989 in Heidelberg: juvenilen Netzhautablösungen. Fortschritte d. Ophthalmologie 1990;87:1-725

Validierung neuer Techniken für die klinische Routine Der Präsident, Prof. M. Spitznas, Bonn, teil- S. Wolf und Reim aus Aachen stellten ihre te einleitend mit, dass zum Hauptthema Videomethode vor, mit der routinemäßig Flu- „Ophthalmologie heute – eine Standortbe- oreszein-Angiographien aufgenommen und stimmung“ 35 Referate vorgesehen waren. Die hämodynamische Daten der retinalen Mi- 210 Vorträge, 75 Poster und 32 Filme verteilten 210 krozirkulation errechnet wurden. Insgesamt sich sowohl auf das Hauptthema als auch auf 427 Patientenbefunde wurden ausgewertet. freie Mitteilungen. In diesem Jahr wurde der Für Gefäßverschlüsse der Zentralarterien, der Vorstandsbeschluss konsequent umgesetzt, Zentralvenen, der Arteria carotis interna, so- die Prüfung der Anmeldungen von Vorträgen wie bei Retinopathia diabetica und arterieller durch eine Programmkommission objektiv Hypertonie konnten jeweils charakteristische durchzuführen. So wurden Anmeldebö- und reproduzierbare Werte für die arterio- gen eingeführt, die eine anonyme Prüfung venöse Passagezeit und die Farbstoffbolusge- der angemeldeten Beiträge zuließen. Über schwindigkeit ermittelt werden. Mit diesen Ablehnungen wurde im Plenum der Pro- Ergebnissen wurde die Zuverlässigkeit der grammkommission einzeln abgestimmt, um Videoangiographie in der klinischen Routine möglichst Fehlentscheidungen zu vermeiden. demonstriert und ihr Wert für eine Analyse Von 297 Vortragsanmeldungen wurden 87 von retinalen Kreislaufdaten bewiesen. abgelehnt. Von 80 angemeldeten Postern G. K. Lang aus Erlangen zeigte die ersten wurden 39 zurückgewiesen. Um die wissen- hochpräzisen Schnitte für die Trepanation der schaftlichen Beiträge, die bei der Tagung Hornhaut mit dem 193 nm Excimer-Laser. präsentiert wurden, auch der Zeitschrift der DOG zukommen zu lassen, beschloss der Vorstand, diejenigen Autoren, die ihr Manusk- ript nicht einreichten, im folgenden Jahr vom Programm der DOG auszuschließen – ein Beschluß der bei einigen Teilnehmern der DOG-Tagung Ärger auslöste und manchen veranlasste, im nächsten Jahr seine Vorträge anderswo anzumelden. Die eingereichten Manuskripte wurden vom Herausgeber der „Fortschritte der Ophthalmologie“ dem inzwischen üblichen Begutachtungsprozess unterzogen. Prof. Wolfgang Jaeger, Heidelberg würdigte verstorbene Mitglieder. Prof. Witold Orlowski, Posen, war im 70. Lebensjahr verstorben. Er wurde 1985 zum Ehrenmitglied gewählt, seine biographischen Daten sind dort zu finden. In Aachen war der Tod von Prof. Alfred Jäger zu beklagen. Jäger war 1904 im Egerland gebo- ren. Nach einigen Jahren Chirurgie habilitierte Der DOG-Glaukom-Preis der Firma CHIBRET- er sich 1936 am Physiologischen Institut in pharmazeutische GmbH, München wurde Bonn mit einer Arbeit „Über die Reflexstreifen Privatdozent F. Grehn für seine vielfältigen auf den Netzhautgefäßen“. Danach begann wissenschaftlichen Leistungen in der Glau- seine Laufbahn in der Ophthalmologie bei kom-Diagnostik und -Therapie übergeben. Prof. Meesmann in Kiel. Nach einer Lehrstuhl- Den Filmpreis der Firma Pharm-Allergan, vertretung in Münster 1947/48 war er als prak- Karlsruhe, bekamen erstens Privatdozent Dr. tischer Augenarzt in Stolberg/Rheinland tätig C. Eckardt und Dr. B. Wiechens, Kiel, für ihren und übernahm 1955 die Augenabteilung des Film „Zweizeitige Endochirurgie bei primär Städtischen Krankenhauses Aachen. Mit der nicht mobilisierbarer Netzhaut“, zweitens Gründung der Medizinischen Fakultät 1966 die Drs. Gramer, Kampik, Maier, Siebert, Lau wurde das städtische Krankenhaus zur Univer- und Zinser aus Würzburg, Hamburg und 211 sitätsklinik erhoben. Damit kam Prof. Jäger auf Heidelberg als Autoren des Films „Die Papille den Lehrstuhl für Augenheilkunde, den er bis bei Glaukom mit und ohne Druckerhöhung, zu seinem 69. Lebensjahr innehatte. eine 3-D-Dokumentation mit dem Laser-To- Ein weiteres prominentes DOG-Mitglied, das mographic-Scanner“. Der dritte Preis wurde 1988 starb, war Prof. D. med. J. E. Winkelman, geteilt und Prof. Leo Kooreneef, Leiter des der von 1975 bis 1988 Direktor der Augenklinik Orbitazentrums im Akademish Ziekenhuis der Universität Utrecht war und damit den der Universität Amsterdam für seinen Film für die deutsche Ophthalmologie so bedeu- „Coronal Decompression in Graves Disease“ tenden Lehrstuhl innehatte, auf dem einst sowie den Autoren Brunner, Prof. Buschmann, Donders und Weve gesessen hatten. Winkel- Müller und Sold aus Würzburg für ihren Film man führte die Utrechter Augenklinik mit be- „Ophthalmo-rhinochirurgische Orbitadekom- deutenden klinischen und wissenschaftlichen pression bei Morbus Basedow“ zuerkannt. Leistungen. In seiner Eröffnungsrede kritisierte der Präsi- Den Hermann-Wacker-Promotionspreis dent, Prof. Spitznas, Bonn, die parallel beste- erhielten zu gleichen Teilen Nicola Schulte- henden augenärztlichen Organisationen in Hennighaus für ihre Dissertation „Computer Deutschland, die DOG, den Berufsverband der gestützte Analyse der dreidimensionalen Augenärzte (BVA), die Vereinigung Ophthal- Gestalt der Papille des Sehnerven“ und Frank mologischer Lehrstuhlinhaber (VOL) und die Tost, Halle, für seine Doktorarbeit „Zur Expres- Vereinigung Deutscher Ophthalmologischer sivität der pränatal-toxischen, cyclophospha- Chefärzte (DOCH) und warb dafür, sie nach midinduzierten Schädigung des Sehorgans“. dem Vorbild anderer Länder zu einer „Akade- Junge Mäuse zeigten Entwicklungsschäden mie Deutscher Augenärzte“ zusammenzufüh- im vorderen Augensegment, wenn Muttertie- ren. Er ging auch auf die Probleme mit ambu- ren am 11. Tag der Trächtigkeit Cyclophospha- lanten Operationen und mit der Verweildauer mid injiziert wurde. in den Krankenhäusern ein. Dabei sah Spitz- Der Theodor-Axenfeld-Preis wurde Prof. J. nas zu Recht finanzielle Unklarheiten. Im Hin- Wollensak und Privatdozent Th. Seiler, Berlin, blick auf die zunehmende Zahl operierender für ihre Arbeiten zur „Korrektur des Astigma- Augenärzte, besonders im Bereich der refrak- tismus durch T-Inzisionen der Cornea und tiven Chirurgie, warnte der Präsident davor, mit dem Excimer-Laser“ verliehen. Mit ihrer Operationen an der gesunden Cornea nicht Arbeitsgruppe hatten sie sich in die Theorie ohne sorgfältige Aufklärung vorzunehmen und Praxis der refraktiven Operationen einge- und selbst die ärztlichen Indikationen streng arbeitet und waren im Begriff, sie auf solider zu stellen. Mit Blick auf die Implantation von Basis und wegweisend anzuwenden. Kunstlinsen wies er auf die rechtlichen Risiken hin, die ein Operateur eingeht, wenn er Wohl- senkende Wirkung von Prostaglandin-F2- taten oder „Geschenke“ von den Herstellern alpha und begleitende Veränderungen im „seiner“ Kunstlinsen annimmt. Feinbau des Ziliarkörpers. Aus dem Physio- Im wissenschaftlichen Programm kamen von logischen Institut und der Augenklinik der den Berliner Filmpreisträgern Wollensak et Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen al. Vorträge über die Grundlagen der refrak- berichteten Susanne Schröder, M. Brab, die tiven Chirurgie der Cornea. Seiler berichtete Professoren H. Schmid-Schönbein, Aachen, über die ersten 23 erfolgreichen photorefrak- und G. W. Schmid-Schönbein, San Diego, über tiven Keratomileusis-Operationen (PRK) zum die „Topologie des mikrovaskulären Netzwerks Ausgleich von Myopien. Bende hatte Kera- der Blutgefäße der menschlichen Retina“. totomien mit dem Er:YAG-Laser erprobt. Die Die Präparate der Netzhaut wurden von den 212 Forschergruppe um R. Birngruber, München, Medizinern nach der Methode von Krauss demonstrierte zerstörerische Fernwirkungen [101] hergestellt und topometrisch ausge- der Gewebspartikel, die z. B. bei der Kapsulo- wertet. S. Wolf, Aachen, trug die Ergebnisse tomie des Nachstars losgesprengt werden einer placebokontrollierten Studie über die können und im vorderen Augensegment, Behandlung von Zentralvenenverschlüssen besonders am Corneaendothel, erhebliche mit Hydroxyäthylstärke(HAES)-Infusionen Zell- und Gewebeschäden hervorrufen. J. H. zur Hämodilution vor. In der Verumgruppe Krumeich, Wattenscheid, führte eine neue waren nach sechs Wochen der Visus, und Methode zur Herstellung ungefrorener Cor- die angiographisch gemessene Hämodyna- nea-Lentikel mit einer Mikrotom-Vorrichtung mik der Retina signifikant besser als bei den vor. Dazu berichtete G. Grabner, Wien, über die Kontrollen. M. Brab aus der Augenklinik und G. Komplikationen bei der Epikeratophakie. H. Adam aus der Radiologie in Aachen hatten bei Treumer, Kiel, erfand die limbusnahe sklerale 35 Patienten mit intraokularen Tumoren, bei Diathermie aufs Neue als Methode zum denen der Funduseinblick schlecht war, MRT- Ausgleich eines cornealen Astigmatismus. Ein Untersuchungen mit dem neuen Kontrastmit- neues Verfahren zur operativen Behandlung tel Gadolinium-DTPA vorgenommen und sehr bei persistierenden Corneaepitheldefekten gute Darstellungen für die Differentialdiagno- führten Scheffer C. G. Tseng und Ray Jai-Fung se erreicht. Tsai aus dem Bascom Palmer Institut in Miami G. Duncker, Kiel, berichtete anhand von 200 vor: Sie stellten ihre kurz zuvor entwickelte Kataraktoperationen über den neuesten Limbustransplantation anhand von klinischen Stand der Operationstechnik. Er hatte einen Fällen vor – ein Verfahren, das in Deutschland Zugang über einen skleralen Tunnelschnitt von F. Kruse, Heidelberg, eingeführt wurde. gewählt, die Kapsulorrhexis nach Neuhann Draeger, Hamburg, hat sein neues lageun- ausgeführt, dann die Phakoemulsifikation an- abhängiges Applanationstonometer mit geschlossen und anschließend die Kunstlinse umfangreichen Messungen validiert, damit in den Kapselsack implantiert. M. Wenzel aus es in der Schwerelosigkeit bei der Raumfahrt Aachen hatte eine mit Heparin beschichtete eingesetzt werden konnte. Pfeiffer und Grehn Kunstlinse erprobt und fand, dass postopera- in Freiburg, Hennekes und Garus in Berlin tiv signifikant weniger spindelförmige Makro- hatten gemeinsam einen lokal applizierbaren phagen und Riesenzellen abgelagert wurden Karboanhydrasehemmstoff als drucksen- als auf den unbeschichteten Plexiglaslinsen. kendes Medikament erprobt und damit eine Zur Erforschung von Veränderungen der neue Ära der konservativen Glaukomtherapie Papille infolge von Glaukomschäden wurden eröffnet. Dazu passend veröffentlichte E. einige Vorträge gehalten: Jonas, Erlangen, Tamm Untersuchungen über die Augendruck analysierte die Papillentopographie bei Exfo- liationsglaukom sowie Farbsinnstörungen bei Bemerkenswerte Vorträge bei der Glaukompatienten; Funk, Freiburg, verwen- 88. Zusammenkunft der DOG dete das Scanning-Laser-Ophthalmoskop von vom 23.-26.9.1990 in Baden-Baden: Rodenstock, um die Größe der Exkavation, die Fortschritte d. Ophthalmologie 1991;88:1-896 Fläche des neuroretinalen Randsaums bei Gesunden in verschiedenen Altersgruppen zu untersuchen. Die DOG-Tagung fand im Kongresshaus Ba- U. Kellner, Essen, berichtete über 91 Fälle mit den-Baden und im großen Saal des Kurhauses X-chromosomal erblicher Retinoschisis. U. statt. Das Hauptthema lautete „Erkrankungen Schiefer brachte die Druckfassung seiner der Retina“. glänzenden Vorlesung über die Untersuchung Bei der Totenehrung wurde einiger Mitglieder von 121 Patienten mit dem Rauschfeldperime- gedacht, die der DOG in besonderer Weise 213 ter von Frau Aulhorn. W. E. Lieb präsentierte verbunden waren: Prof. Paul Brégeat starb in von einem Forschungsaufenthalt in Philadel- Paris im Alter von 80 Jahren. Er wurde 1982 phia kommend die Messungen der Blutströ- zum Ehrenmitglied gewählt, einige biogra- mung in den hinteren Ziliararterien und der phische Hinweise sind an entsprechender Arteria und Vena ophthalmica mit dem neuen Stelle zu finden. Prof. Heinrich Thomann starb Ultraschall-Farbdoppler-Verfahren. im 66. Lebensjahr. Er war früher in der Uni- D. Lochner und H. Scheibner aus dem Physio- versitätsaugenklinik Köln tätig und seit 1971 logischen Institut der Universität Düsseldorf Chefarzt der Augenklinik im St. Josephs Hos- stellten mit dem Dreifarbenmessgerät eine pital in Hagen, von wo er an der Universität „lineare trichromatische Übertragungsthe- Herdecke Augenheilkunde lehrte. Seine wis- orie auf Buntheitsurteile über ungesättigte senschaftlichen Arbeitsgebiete waren die Bio- Farben“ auf. chemie der Linse sowie Auge und Allgemein- Am Ende des Berichtbandes befindet sich die krankheiten. Für die DOG hat er zusammen Sammlung der vom Präsidenten angekündig- mit Prof. Gramberg-Danielsen die Richtlinien ten Referate, die einen vorzüglichen Überblick für augenärztliche Gutachten überarbeitet über den Status quo der Ophthalmologie und die neue Tabellen für die Minderung der 1989 vermitteln (Fortschritte der Ophthalmo- Erwerbsfähigkeit (MdE) und die Minderung logie Suppl. 1990;87:S1-S225) der Gebrauchsfähigkeit geschaffen. Die DOG gedachte auch des Todes von Prof. Ernst Custodis, Düsseldorf, der im Alter von 92 Jahren verstorben war. Custodis erfuhr seine augenärztliche Ausbildung in Bremen, Aachen und Tübingen. Zurück in Düsseldorf wurde er Oberarzt an der Augenklinik der Me- dizinischen Hochschule, die später zur Univer- sität Düsseldorf kam. Ab 1946 leitete Custodis diese Klinik bis zu seiner Emeritierung 1967. Seine besonderen Verdienste wurden mit der Publikation der Plombenoperation 1951 und 1953 erwähnt. Custodis wurde vielfach geehrt, u. a. 1966 mit dem großen Bundesverdienst- kreuz, 1971 mit der Ehrenmitgliedschaft der DOG, und 1988 mit der Ehrenmitgliedschaft der Retinologischen Gesellschaft. Erster gesamtdeutscher DOG-Kongress nach Funktionen, vor allem aber als Schriftführer der der politischen Wende Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft Der Präsident Prof. Wessing, Essen, begann – in langen Jahren und in großem Umfang mit den folgenden Worten: – Unterstützung zuteil werden ließen.“ „Es ist ein ungewöhnliches Jahr. Die Mauer ist „Wenn Sie 1961 auf dem 64. Kongreß der DOG gefallen. Der Zugang von und nach Osten ist in Heidelberg der Hoffnung Ausdruck gaben, wieder offen. Zum ersten Mal nach 30 Jahren daß die damals absolute Restriktion der Ta- können unsere Kolleginnen und Kollegen aus gungsteilnahme von `Ost-Mitgliedern´ schnell dem östlichen Deutschland wieder ungehin- beseitigt werden möge, diese aber in der Tat dert an unserer Tagung teilnehmen. Es sind ein Generationsalter – fast drei Jahrzehnte viele gekommen, und ich möchte Sie alle sehr, – währte, so ist es Ihr besonderes Verdienst, 214 sehr herzlich willkommen heißen.“ [...] unermüdlich für den Zusammenhalt der „Oph- „Ich möchte besonders Herrn Kollegen Tost thalmologenfamilie“ gewirkt zu haben. Sie begrüßen, der seit dem 9. November 1989 die sorgten dafür, daß die persönliche und kolle- Geschicke der Augenärztlichen Gesellschaft in giale Verbundenheit auch in sehr schwierigen Ostdeutschland geleitet hat.“ [...] Zeiten der Vergangenheit nie abriß und über „Wir stehen an einem Neubeginn, der nicht nur die Vermittlung neuester wissenschaftlicher In- Ost, sondern ebenso West betrifft und freimü- formationen – erinnert sei beispielgebend nur tiges Zugehen aufeinander von beiden Seiten an die Übersendung der DOG-Berichte – neues erfordert; auch in unserer Gesellschaft. Viele Wissen über Diagnostik und Therapie unseren von denen, die 1961 gezwungen wurden, die Patienten, aber auch unseren Studenten zugu- DOG zu verlassen, haben ihre Mitgliedschaft te kamen.“ erneuert; jüngere sind neu hinzugestoßen.“ [...] „Ihre tiefgründige humanistische Haltung, „Ich glaube, daß es für uns ein glücklicher Neu- seit den Jahren der `weißen Rose´ im letzten beginn sein wird. Wir haben die Chance, unsere Krieg bekannt und über die Jahrzehnte hinweg Kräfte zu bündeln, zusammen Wissenschaft hochgeachtet, ist es, die der letzte Vorstand zu betreiben, zusammen unseren Patienten zu der inzwischen aufgelösten Gesellschaft der helfen. Es ist eine Chance, die angesichts der Augenärzte der DDR mit der Ehrenurkunde für rasanten Entwicklungen in unserem Fach nicht Ihre Verdienste anerkennen wollte. Damit sollte hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Ihnen von allen Augenärzten unserer Gesell- bisherige Augenärztliche Gesellschaft der DDR schaft ein Dank überbracht, gleichzeitig aber und die DOG haben sich immer als wissen- mit der Würdigung Ihrer Persönlichkeit der jün- schaftliche Gesellschaften verstanden....“ geren Ophthalmologengeneration ein Zeichen für ein Vorbild gesetzt werden. In diesem Sinne Besondere Ehrung des früheren Schriftführers darf ich Ihnen die Urkunde überreichen.“ der DOG, Prof. Wolfgang Jaeger, Heidelberg Prof. Dr. Manfred Tost, Direktor der Univer- Den von Graefe-Preis erhielt Frau Prof. Dr. sitätsaugenklinik Halle, überreichte ihm die med. Charlotte Remé, Zürich. Damit wurden Ehrenurkunde der Gesellschaften der Augen- ihre Arbeiten über morphologische Verän- ärzte der Länder Mecklenburg-Vorpommern, derungen von Netz- und Aderhaut im Tag- Berlin-Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thürin- Nacht-Rhythmus und über Lichtschäden in der gen und Sachsen. Retina ausgezeichnet. Ihre Forschungsarbeiten „Ich überbringe Ihnen damit gleichzeitig die zeichneten sich ohne Ausnahme durch eine besten Grüße und Wünsche der Augenärzte aus hervorragende Qualität der Experimente und dem eben von mir umrissenen Gebiet Deutsch- Analysen aus. Frau Remé studierte Medizin lands, denen Sie in vielfältigen Ämtern und in Tübingen und in Hamburg und arbeitete dann im Pathologischen Institut in Würzburg Laser-Trepanation der Hornhaut: eine lange und der Universitätsaugenklinik in Zürich. 1975 erwartete Innovation wurde realisiert verbrachte sie ein Jahr im Department of Pa- Der Forschungspreis für Ophthalmochirurgie thology in Los Angeles bei Prof. R. W. Young, der der Deutschen Ophthalmologischen Ge- für seine Theorie über den Einfluss des Lichts sellschaft, gestiftet von PHARMACIA GmbH, auf das Sehorgan bekannt geworden ist. 1980 Freiburg/Brsg. wurde Prof. G. K. Lang aus habilitierte sich Frau Remé und wurde 1988 Erlangen übergeben. Die preisgekrönte Arbeit zur Titularprofessorin ernannt. Sie leitet das von Prof. Lang basierte auf umfangreichen Laboratorium für Zellbiologie in der Universi- klinischen und vor allem pathologisch-anato- tätsaugenklinik in Zürich. mischen Forschungen über die Keratoplastik. Der Franceschetti-Liebrecht-Preis wurde Prof. Nun hatte Professor Lang mit dem Excimer- Dr. med. Matthias Korth, Erlangen, für seine Laser ein System entwickelt, mit dem im 215 Arbeiten über die Bedeutung der Muster-Elek- Operationsraum sowohl Spender- als auch troretinographie zum Nachweis von Schäden Empfänger-Hornhäute mit der Präzision in der Neuroretina verliehen. eines Lasers trepaniert werden konnten. Die Den Senator-Hermann-Wacker-Preis erhielt Ergebnisse waren anatomisch und funktio- Privatdozent Dr. rer. nat. Bernhard Lachen- nell hervorragend. Man konnte auch mit dem mayer für seine Arbeit „Analyse der zeitlich- Laser-Schneide-System ovale und mit Nocken räumlichen Übertragungseigenschaften des zur Lokalisation ausgestattete Transplantat- visuellen Systems. Ein Weg zur Frühdiagnose formen bilden, die sich in der klinischen Praxis von Netzhaut- und Sehnervenerkrankungen“. als günstig erwiesen. Lachenmayer hat dieses Thema mit psycho- physischen Untersuchungen erschlossen wie Der DOG-Glaukom-Preis der Firma CHIBRET- Visus, Konstrastsehen, Adaptation, Farbsinn pharmazeutische GmbH, München, wurde und Binokularfunktionen, besonders der Privatdozent Dr. J. B. Jonas, Erlangen, für seine Wahrnehmung von Bewegungen im Zentrum umfassenden morphometrischen Untersu- und in der Peripherie des Gesichtsfeldes mit chungen der normalen und pathologischen Hilfe der Flimmerperimetrie. Papilla nervi optici zuerkannt. Diese Arbeiten Mit dem Hermann-Wacker-Promotionspreis sind von großer Bedeutung für die Glaukom- wurde die Dissertation von Thomas Heinrich, forschung, weil der anatomische Bau der Essen, ausgezeichnet. Er hatte 580 Fälle von Papille mannigfaltigen Variationen unterlie- Retinoblastomen mit histologischen Untersu- gt, die eine Abtrennung der pathologischen chungen der enukleierten Augen analysiert. Glaukompapille von normalen Befunden oft Von einer Hochrisikogruppe überlebten nur sehr erschweren. Seine Arbeiten haben die 32 Prozent, von einer mittleren Risikogruppe wissenschaftliche Grundlage für die diagnos- 57 Prozent mehr als fünf Jahre. In der Gruppe tisch so wichtige Bildanalyse des Sehnerven- ohne histologische Risikofaktoren wurden kopfes mit dem Laser-Scanning Ophthalo- die Auswirkungen der adjuvanten Tumorthe- moskop, dem „Optic Nerve Head Analyzer“ rapie untersucht, indem die Rate der späten, gelegt. Jonas ist inzwischen Direktor der nichtokularen Zweittumoren ermittelt wurde. Augenklinik am Universitätsklinikum der Me- Bei Patienten, die keine adjuvante Strahlen- dizinischen Fakultät Mannheim-Heidelberg. oder Chemotherapie ihres Retinoblastoms Der erste Filmpreis wurde wieder den guten erhielten, lag die Inzidenz von späten Zweit- Filmproduzenten in Bonn verliehen, F. Koch tumoren bei zwölf Prozent im Vergleich zu 43 und M. Spitznas, für den Streifen „Endoskopie Prozent bei den Retinoblastompatienten mit im Glaskörperraum – eine neue Dimensi- zytostatischer Nachbehandlung. on der Diagnostik und Therapie“. Weil der zweite Film von P. Sourdille, Nantes, „Derrière der DOG 1990 lieferten Heidenkummer und l´iris, l´endoscope“ ebenfalls ausgezeichnet Kampik aus Würzburg einen Beitrag zur war, wurde der zweite Preis aufgestockt Erforschung der proliferativen Vitreoretino- und zwei erste Preise daraus gemacht. Der pathie (PVR). Sie fanden bei 79 Patienten in dritte Filmpreis ging an die Gruppe H. Bull, S. PVR-Strängen Zellkonglomerate aus Makro- Deutschmann und H. W. Schlote, Magdeburg, phagen, epithelialen Zellen, Myofibroblasten für den Film über ein innovatives Instrument und Fibroblasten und in der sie umgebenden des Feinmechanikermeisters S. Deutschmann, Interzelluarsubstanz viel Fibronektin und Zittau: „Doppelt geführtes Vakuum-Trepan- einige Wachstumsfaktoren. Michael Küchle system Asmotom“. In den „Fortschritten der berichtete aus der Erlanger Augenklinik über Ophthalmologie“ haben die Autoren die neue 102 Patienten mit irisfixierten und Vorderkam- 216 Schneidetechnik und einige Messwerte über mer-Kunstlinsen bei Aphakie, die eine bullöse die Qualität publiziert. Hornhautdystrophie bekommen hatten und Die DOG wählte 1990 zwei Ehrenmitglieder: infolge Dekompensation des Hornhautendo- Prof. Bela Alberth, Debrecen, und Prof. Peter thels einer Keratoplastik bedurften. Niesel, Bern. Prof. Alberth, war Direktor der Universitätsaugenklinik in Debrecen. Seit Unauffällige Innovationen zeigen den hohen 1960 war er Mitglied der DOG und hat bei ih- Standard der wissenschaftlichen DOG ren Tagungen mehr als 20 Vorträge gehalten. Böhnke und Draeger stellten weitere tech- Alberth war einer der wenigen Ophthalmolo- nische Entwicklungen ihrer Methode zur gen aus dem Ostblock, der trotz des Verbotes, Gefrierkonservierung von Spenderhornhäu- Deutsch zu sprechen, nicht nur deutsch ten vor, die damit nahezu perfekt war. Böhnke sprach, sondern auch in Deutsch publizierte. wies auch nach, dass die Spendercorneae bei [73] 1973 wurde ihm der von Graefe-Preis post-mortem-Zeiten bis zu 32 Stunden nicht verliehen. mehr als zehn Prozent der Endothelzellen Prof. Niesel stammte aus Stralsund, strande- durch die Kryokonservierung verloren hat- te 1945 als 22-jähriger erschöpfter Soldat im ten. Eine Innovation für die Hornhautbanken Rheinland und fand so 1952 zu H. K. Müller lieferten G. Duncker und W. Müller-Ruchholtz an die Universitätsaugenklinik in Bonn. 1961 aus Kiel. Ihnen war es gelungen, auch nach habilitierte er sich noch in Bonn. Dann ging er 36 Stunden postmortal die HLA-Faktoren als Oberarzt an die Augenklinik der Universi- für die Typisierung von Spenderhornhäuten tät Bern zu Hans Goldmann und wurde 1968 im retinalen Pigmentepithel der Spender- sein Nachfolger. Niesel war ein mathematisch augen nachzuweisen. Der Humangenetiker begabter Arzt. Er arbeitete wissenschaft- A. Gal publizierte zum ersten Mal mit einer lich über die Durchblutung von Netz- und deutschen Arbeitsgruppe den Nachweis von Aderhaut und beschäftigte sich als einer Gendefekten bei 59 Patienten mit autoso- der ersten theoretisch und praktisch mit der mal-dominanter Retinopathia pigmentosa. Hämodilution. Mit diesen Kenntnissen war er Aus Lübeck berichteten P. His und G. Fahl, ein guter Partner für Goldmann in der Glau- dass bei Glaukom und okulärer Hypertension komforschung. Neben seiner klinischen Arbeit diese beiden Patientengruppen mit Muster- nahm Niesel an Tagungen über ophthalmolo- Elektroretiongraphien unterschieden werden gische Forschung teil und war dort nicht nur konnten, wenn verschiedene Reizfrequenzen ein gefragter Referent sondern auch für viele verwendet wurden. Eine Innovation der jüngere Kollegen ein besonnener und kluger refraktiven Chirurgie stellten C. Hartmann, Diskussionspartner. Köln, und Y. Pouliquen, Paris vor: Sie hatten bei Unter den wissenschaftlichen Vorträgen Kaninchen einen Plexiglasring erprobt, der in- tralamellär in das Corneastroma eingebracht blinde Studie hat Frau S. Trauzettel-Klosinski wurde und später bei Menschen verwendet aus Tübingen durchgeführt. Sie hatte von werden sollte, um eine Myopie auszugleichen. 38 Patienten 14 mit 100 mg/die Prednisolon N. F. Schrage aus Aachen demonstrierte mit und 24 mit 100 mg/die Vitamin-B1 behan- neuen Ultramikroanalysen schwere Kontami- delt und umfangreiche Untersuchungen nationen mit verschiedenen Metallen sowie vorgenommen, konnte aber mit der gerin- Verkalkungen in 23 Hornhäuten, die bei Kera- gen Fallzahl die offenbar günstige Wirkung toplastiken von Patienten mit Augenverätzun- von Prednisolon nicht sicher nachweisen. gen gewonnen wurden. R. Effert und J. C. Barry Päärmann aus Aachen berichtete über zehn hatten ihr Gerät, mit dem der Schielwinkel Fälle von Infektionen mit Borrelia burgdorferi objektiv gemessen wurde und dessen Proto- mit Augensymptomen, von denen drei eine typ sie bei der DOG 1986 vorgestellt haben, Neuritis nervi optici aufwiesen, die mit An- 217 technisch weiterentwickelt und außerdem tibiotika und Prednisolon wesentlich gebes- mit einer Computersteurung ausgestattet, sert wurden. Pecold aus Mainz beobachtete die auch sekundenschnell die Messwerte eine Retinochorioiditis gleicher Ätiologie mit ausrechnete. Die damit bei 25 Patienten einem ähnlichen Fundus wie bei M. Harada. gemessenen Schielwinkel stimmten sehr gut M. Brab aus der Augenklinik und V. Ramaekers mit denjenigen überein, die mit dem Simul- aus der Kinderklinik, beide in Aachen, haben tan-Prismen-Covertest bestimmt wurden. Der bei einem jugendlichen Patienten mit einer Korrelationsfaktor war mit r = 0,94 hochsigni- beidseitigen progressiven Optikusatrophie ei- fikant. S. Wolf hat das neue Laser-Scanning- nen Biotinidasemangel entdeckt und konnten Ophthalmoskop mit der in Aachen bereits mit einer Substitutionstherapie den Biotin- für die Videotechnik entwickelten Software spiegel im Liquor cerebrospinalis normalisie- ausgestattet und konnte damit auch das ren, die Optikusatrophie aufhalten und das perifoveale Kapillarnetz morphometrisch ana- Sehvermögen bessern. Über das inzwischen lysieren und den Fluss der Erythrozyten in ein- häufig eingesetzte Silikonöl bei Operationen zelnen Kapillaren quantitativ bestimmen. W. von Netzhautablösungen kamen Erfolgsbe- Vilser hatte in der Augenklinik der Universität richte aus Würzburg von Kampik, aus Mainz Jena mit einer computergeführten Methode von Richard, von Lucke und Laqua aus Lübeck, die Durchmesser retinaler Gefäße gemessen von Eckardt aus Kiel und Wiedemann aus Köln. und legte mit seinen Ergebnissen statistische Aus der Augenklink der Universität Düssel- Daten vor. Einen wichtigen Beitrag zur Patho- dorf beschrieb H. Greber „Perfluodecalin als genese der Retinopathia diabetica lieferten raumtaktische Substanz bei komplizierten Susanne Schröder aus Aachen und G. W. Netzhautablösungen“. Schmid-Schönbein aus San Diego: Sie fanden Frau Fabricius aus München-Harlaching zeigte bei Ratten mit Alloxan-Diabetes im zirku- eindrucksvolle Fundusphotos von AIDS-Pati- lierenden Blut vermehrt aktivierte Leukozyten enten mit Toxoplasmose-Retinochorioiditis und in der Netzhaut auffallend viele Kapillar- und akuter Retinanekrose bei Cytomegalie verschlüsse durch diese Zellen. und Varizella-Zoster-Infektionen. Im Filmpro- gramm zeigte D. Klaas aus Friedberg bei Augs- B. Bertram aus Aachen hatte bei 256 Patienten burg eine neue Variante seiner Hydrodelineati- mit Diabetes mellitus Typ II rheologische Fak- on des Linsenkerns bei Phakoemulsifikationen. toren im Blut untersucht. Bei den Diabetikern Am Rande der DOG-Tagung fand am Samstag, waren die Plasmaviskosität und die Erythrozy- den 22.9.1990, unter Leitung von Prof. Zren- tenaggregation statistisch signifikant erhöht. ner, nun Direktor der Universitätsaugenklinik Eine vorbildliche, randomisierte, doppelt in Tübingen, die gemeinsame Tagung der Deutschen Retinitis-Pigmentosa-Vereinigung mit der DOG statt. Die ersten beiden Redner waren die berühmten Netzhautspezialisten Prof. Elliot Berson, Boston, und Prof. Peter Gouras, New York. Mit diesem Jahr endeten die „Fortschritte der Ophthalmologie“. Sie wurden 1992 von den neuen Zeitschriften „Der Ophthalmologe“ und dem „German Journal of Ophthalmolo- gy“ abgelöst. Letzteres erschien fünf Jahre bis 1997 und ging dann im „Ophthalmologen“ 218 auf, der ohnehin englischsprachige Manu- skripte annahm. Die DOG Tagung 1991 fand nicht, wie geplant in Heidelberg statt, sondern in Leipzig und ging damit würdig in die neue Ära des wie- dervereinigten Deutschland ein. Augenärzte zwischen Ost und West einander sprechen konnte, ohne das Risiko, abgehört zu werden.

Anekdote aus Schloss Reinhardsbrunn 1981 Nach dem Abendbrot blieb man bei Bier und Wein sitzen, und es gab lange und angeregte Die ophthalmologischen Verbindungen im Gespräche. Viele Gäste schliefen in anderen geteilten Deutschland zwischen Ost und Häusern des Schlosskomplexes, die früher am West wurden durch persönliche Kontakte, Abend abgeschlossen wurden. So standen seit 1963 durch die kostenfreie Zusendung einige Gäste kurz nach Mitternacht vor der der Kongressberichte aufrechterhalten. 1981 Haustür und konnten ihre Betten nicht errei- traf der Schriftführer eine weitere Regelung: chen. Einer der Teilnehmer hatte im erhöh- 219 Ehepaare, die beide als DOG-Mitglieder die ten Erdgeschoss sein Zimmerfenster offen neue, anstelle der DOG-Berichte gegründete gelassen. Durch das offene Fenster sah man Zeitschrift „Fortschritte der Augenheilkunde“ seine allen bekannte Mütze. So bildeten die und später den „Ophthalmologen“ erhielten, Männer, Meyer-Schwickerath, und H. J. Thiel, konnten eines ihrer Exemplare als Patenschaft eine so genannte Spitzbubenleiter und ließen einem DOG-Mitglied in der DDR überlassen. die leichtere Frau Aulhorn ins Fenster klettern. Der Springer Verlag hat dann den Versand des Dabei wurden sie von den Bewohnern über- Abonnements direkt an den Empfänger in der rascht und hereingelassen. Es gab noch eine DDR umgeleitet. fröhliche Nachsitzung, die auch fotografisch Persönliche Kontakte wurden schwieriger, dokumentiert wurde. weil DDR-Bürgern nur in seltenen Fällen die Westdeutsche Tagungsteilnehmer nahmen Erlaubnis zur Ausreise in die BRD gewährt in Vortragspausen die Gelegenheit wahr, wurde. Umgekehrt gab es viele Westdeutsche die nahe Wartburg und Weimar zu besu- Augenärzte, die keine Erlaubnis zur Einreise in chen. Bei der Ausreise aus der DDR mit dem die DDR zu dortigen Tagungen bekamen, d.h. Auto wurde das Auto nur sehr oberflächlich die obligatorischen Anträge auf ein Einreisevi- angesehen. Der Wachoffizier grüßte höflich. sum in die DDR wurden ohne Begründung ab- Die Reisenden waren ja offiziell eingeladene gelehnt. Der Autor dieses Berichts z. B. erhielt Staatsgäste der DDR. zwischen 1964 und 1981 keine Erlaubnis zur Einreise in die DDR. Dann gab es die DOG-Tagung 1982 in Mün- Bei internationalen Kongressen oder Spezial- chen. Zu diesem Kongress erschienen etliche tagungen war es für beide Teile Deutschlands Augenärzte aus der DDR. Es wurde erzählt, leichter, gemeinsam an ophthalmologischen dass sie alle linientreu zu ihrer Regierung Ereignissen teilzunehmen. stünden und außerdem Aufpasser dabei wa- Vom 26. bis 29. März 1981 veranstaltete die ren. Denn in all den Jahren flohen viele Ärzte, wissenschaftliche Gesellschaft Deutsche auch Augenärzte, aus der DDR und ließen sich Akademie der Naturforscher Leopoldina, in den westlichen Ländern Europas nieder, Halle/Saale, ein internationales Symposium natürlich vornehmlich in der BRD. Diejenigen mit deutsch-deutscher Beteiligung im Schloss westdeutschen Augenärzte, die damals bei Reinhardsbrunn im Thüringer Wald, einer der DOG-Tagung in München Kontakt mit den ehemaligen Coburg-Gothaer Residenz. Es Kollegen aus der DDR aufgenommen hatten, war eine wunderbare Tagung mit Vorträgen, erinnern sich gern an die freundschaftlichen geselligen Pausen und der Möglichkeit zu Gespräche und den Erfahrungsaustausch. Es Waldspaziergängen, bei denen man mit- entstanden auch bleibende Freundschaften, welche die Wende 1989 überdauerten. Gewebekulturen der Hornhaut vor, die in Vom 6. bis 9. April 1983 veranstaltete Prof. seiner Hornhautbank als Spendermaterial Günter Franke, der Direktor der Augenklinik für die Keratoplastik vorgehalten wurden, der Universität Greifswald, in Trassenheide, und Prof. Gorgiladse, der damalige Direk- einem kleinen Ort auf der Insel Usedom, ein tor der Augenklinik des Filatov-Instituts in internationales Symposium über die Cor- Odessa, berichtete über die Ergebnisse der nea. Die Teilnehmerzahl war, wie immer auf Hornhauttransplantationen mit Fallzahlen, solchen Tagungen, ausgewogen zwischen von denen die Westeuropäer und Amerikaner Ost- und West-Teilnehmern. Es durften nicht nur träumen konnten. Aber man erfuhr auch, nur Westdeutsche dabei sein, es mussten dass der Gastgeber, Prof. Franke, in seiner auch andere Westeuropäer und adäquate Klinik in Greifswald auf hohem Niveau Horn- 220 Wissenschaftler zu gleichen Zahlen aus dem hauttransplantationen in größeren Zahlen Ostblock eingeladen werden. Es war eine gute durchführte als man im dünn besiedelten Gesellschaft mit einigem wissenschaftlichen Vorpommern erwarten konnte. Die Tagung Format. Unter anderen trug Prof. Niels Ehlers verlief auch mit geselligen Veranstaltungen, aus Århus seine neuesten Erfahrungen mit einem Spaziergang am Strand des Ostsee- bades Bansin auf Usedom und einem Besuch in Greifswald. Einige Teilnehmer erinnern sich gern an den Besuch der Universitätsaugenkli- nik in dem schönen alten Gebäude nach der Tagung. Die Tagungsgäste konnten zwanglos die verschiedenen Bereiche besichtigen und wurden von den dort arbeitenden Ärzten und Schwestern bereitwillig über ihre Arbeit und die Arbeitsbedingungen informiert. Trotz mancher für den westlichen Besucher einfach erscheinenden Einrichtungen beherrschte die Klinik alle Spezialgebiete der Ophthalmo- logie und bot eine hohe Kompetenz in ihrer operativen Tätigkeit. In der Poliklinik war viel Betrieb. Es wurde erzählt, dass kürzlich, mitten in der Arbeitszeit, viele Leute, Patienten und Bedienstete, die Klinik verließen, um in einem Geschäft in der Nachbarschaft Farbe zum An- streichen der Häuser zu kaufen. Da wollte sich (Abb. 19) Prof. Günter Franke, bis 1990 sehr erfolgreicher und hochangesehener niemand die Gelegenheit entgehen lassen, Direktor der Universitätsaugenklinik diesen seltenen Handelsartikel zu besorgen. Greifswald, beim Internationalen Cornea- Symposium 1983 in Trassenheide, Usedom. Ein deutsch-deutscher Klinikbesuch im April (Fotoquelle unbekannt) 1983 Einer der Tagungsteilnehmer aus West- deutschland war mit dem Auto nach Tras- senheide gereist. Er wollte die Gelegenheit wahrnehmen, auf der Heimreise nach dem Cornea Symposium noch eine andere Au- genklinik in der DDR zu besuchen. Denn dort wollte man die spezielle Behandlung einer Die Kontakte zwischen den Kollegen aus Ost- schweren Augenkrankheit an Ort und Stelle und West-Deutschland verliefen zum großen kennenlernen. Man hatte sich dort mit Brie- Teil im privaten Bereich und persönlich, so fen vorher angemeldet, mit der Bitte, die Ein- dass es darüber keine allgemein zugänglichen richtung besichtigen zu dürfen. Der Besucher Informationen gab. Es bleiben damit für die mit seiner fachkundigen Ehefrau wurde sehr Berichterstattung über diesen interessanten freundlich im Sekretariat des Direktors der Teil der DOG-Geschichte im Wesentlichen Klinik empfangen. Als erstes mussten beide persönliche Erinnerungen. ihre Personalausweise vorzeigen und eine So wird noch über den denkwürdigen Besuch Karteikarte ausfüllen, wie man sie wohl auch eines westdeutschen Augenarztes berichtet, für Patienten benutzt. Dann wurde Tee ange- der 1986 zu einer regionalen Tagung von Au- boten. Zwei Oberärzte und die Oberschwester genärzten in der DDR zu einem Vortrag ein- 221 kamen dazu. Dann kam der Chef und be- geladen war. Wie immer in Ostdeutschland grüßte die Gäste sehr herzlich. Er nahm dann waren Herren dabei, die nicht an den wis- den Gast unter Begleitung durch einen Ober- senschaftlichen und ärztlichen Gesprächen arzt mit, um ihm den gewünschten Patienten teilnahmen, aber nicht unbeteiligt schienen. vorzustellen. Die fachkundige Frau musste im Wie früher oft bei regionalen Augenärzte- Sekretariat bleiben und wurde vom Oberarzt kongressen wurde nach dem Abendessen und der Oberschwester unterhalten. Die alte zur Musik einer kleinen Kapelle getanzt. Aber Augenklinik war ein wunderbares Gebäude ungewöhnlich war eine Damenwahl. Als eine mit großen, hohen Räumen und weiten Trep- attraktive junge Kollegin auf den Redner aus penhäusern. In der Bettenstation im ersten Westdeutschland zukam, sagte der Gastge- Zimmer lag der Patient direkt rechts hinter ber noch: „Vorsicht, die junge Frau sucht eine dem Eingang in einem großen Saal mit acht Assistentenstelle für die Weiterbildung“. Der Betten. Nach der Untersuchung des Patienten Tanz war schön, die Dame schmiegte sich mit einer Taschenlampe war die Patientenvor- angenehm an den älteren Tänzer und meinte, stellung beendet. Es war verabredet, dass der es wäre doch schön, so einen Tanz im Hotel Gast eine Vorlesung hielt. Sie fand im Hörsaal Neptun in Warnemünde fortzusetzen. Es der Klinik statt. Eine große Schar von Assisten- bestand aber kein Bedarf zu solchen Erlebnis- ten und Assistentinnen saß im Auditorium. sen. Der Ausklang dieser regionalen Augen- Es wurde offen und fachkundig diskutiert. ärztetagung am späten Abend war für den Nach der Vorlesung lud der Professor die Westbesucher eine große Überraschung. Als beiden Gäste aus dem Westen für den Abend die Dienstzeit der beiden fachfremden Teil- zu sich nach Hause ein. Er würde sie im Hotel nehmer zuende war, brachte irgendjemand abholen. Es wurde ein wunderbarer Abend eine Gitarre und begann Lieder zu intonieren. mit offenen Gesprächen, die eine dauernde Nach kurzer Zeit saßen die übriggebliebenen Freundschaft begründeten. Man sprach über Augenärzte und -Ärztinnen um den großen alle möglichen Themen, aber nicht über Poli- Tisch und sangen deutsche Volkslieder mit tik. Spät in der Nacht, beim Abschied gab der vielen Strophen. Der Gastredner ging um zwei Gastgeber den Hinweis, falls jemand danach Uhr nachts zu Bett. Wie lange noch gesungen fragen sollte: „Wir haben über die Bewaff- wurde, konnte er nicht mehr hören. nung der NATO mit Mittelstreckenraketen 1988 fand in Masserberg die XIV. Europäische diskutiert“. Es fragte niemand. Aber an der Cornea Conference statt. Organisiert wurde die Grenze wurde das Auto gründlich inspiziert Tagung von den Professoren G. Franke (Greifs- und sogar der Rücksitz hochgeklappt. wald), S. Klein (Jena) und F. Schulze (Rostock). Es war wie bei diesen Tagungen immer eine gut gemischte internationale Beteiligung. Die Gastgeber aus Jena stellten sich mit ihrer Uveitis-Heilstätte in Masserberg, in der die Tagungsteilnehmer untergebracht waren, und mit ihrer großen Erfahrung in der Behandlung der Uveitiden vor. Die Greifswalder Augenklinik berichtete über Corneachirurgie. Die Jenaer Gastgeber hatten ihren Gästen ein besonderes Gastgeschenk überreicht: Ein Liederbuch mit klassischen Jenaer Studentenliedern unter dem Titel „Gaudeamus igitur – Laßt uns fröhlich 222 sein“, 1987, VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, ein musikliterarisches Kleinod. Zum geselligen Abendessen spielte eine Studen- tenkapelle aus Jena volkstümliche Melodien. Als sie Lieder aus dem Studentenliederbuch intonierten, sangen viele der Gäste des Abends begeistert mit. Denn es waren zum großen Teil Volkslieder, die jeder kannte. Der Gesang und die freudige Geselligkeit endeten abrupt, als die „stillen Begleiter jeder Tagung“ erklärten, eine jüdisch-niederländische Teilnehmerin fühle sich von den Nazi-Liedern beleidigt. Die Stimmung war dahin, viele Gäste gingen zu Bett, andere endeten an der Theke bei Wodka. Die Ostdeutschen Augenärzte bildeten eine eigene „nationale“ Fachgesellschaft, die Gesellschaft der Augenärzte der DDR. Sie wurde auch Mitglied der Europäischen Ophthalmologischen Gesellschaft / Societas Ophthalmologica Europaea (SOE). So ergab sich das Kuriosum, dass es in der SOE zwei deutsche Vertreter im European Council of Ophthalmology gab, die auch – jeder für sei- nen Staat – das Stimmrecht besaßen. Dieser Zustand endete damit, dass nach der Wieder- vereinigung 1990 zwar die beiden deutschen Mitglieder im SOE-Council bleiben, aber nur mit einer Stimme votieren durften – was den deutsch-deutschen Vertretern aufgrund ihrer langjährigen Freundschaft keine Schwierig- keiten bereitete. Mitgliederstatistik der DOG von 1934 bis 1938 auffallend viele Mitglieder freiwillig aus der DOG austraten. Diese Augenärzte und Augenärztinnen dürften ähnliche oder schlimmere Schicksale wie die oben geschilderten Beispiele erlebt und unter politischem Druck oder gesellschaftlichen Bei jeder Mitgliederversammlung wurden Repressalien ihre berufliche Position aufgege- die Mitgliederzahlen vermerkt und nament- ben haben. lich mitgeteilt, wer und wieviele im voran- Nach dem Krieg gab es von 1953 bis 1965 ins- gegangenen Jahr verstorben oder freiwillig gesamt 277 Neuaufnahmen aus Ostdeutsch- ausgetreten waren oder neu aufgenommen land. wurden. 1970/71 zeigte die Mitgliederstatistik wieder 223 Auffallende Mitgliederbewegungen zeigten eine dramatische Veränderung: 108 Mitglieder sich bei politischen Veränderungen. aus der DDR erklärten ihren Austritt aus der Obwohl der Präsident Löhlein in seiner in Westdeutschland ansässigen DOG. Dieses Eröffnungsrede bei der DOG-Tagung 1948 Ereignis wurde merkwürdigerweise nirgends wohl mit Recht feststellte, dass keine DOG- kommentiert. Die Spontaneität dieser frei- Mitglieder wegen ihrer Rasse, ihres Glaubens willigen Austritte zeigte eine verblüffende oder ihrer politischen Einstellung aus der Ähnlichkeit mit denjenigen von 1934 bis 1938. Gesellschaft ausgeschlossen wurden, zeigte Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Zahlen die Mitgliederstatistik, dass in den Jahren der Mitglieder, die in den Protokollen der

Tabelle 1: Mitgliederzahlen der DOG von 1925 bis 1990 [1,2,4]

Jahr Insgesamt Verstorben Neuaufgenommen Freiwillig ausgetreten 1925 747 14 60 7 1927 776 23 35 5 1928 795 12 48 5 1930 806 14 39 15 1932 760 22 24 34, u.a. Dr. Alkan 1936 724 15 53 18 1938 703 23 59 57 u.a. Goldschmidt 1940 672 31 75 75 keine Namen! 1948 945* 120 328 12 keine Namen ge- nannt 1949 979 14 56 (davon 1 aus DDR) 8 keine Namen ge- nannt 1950 1011 18 62 (davon 2 aus DDR) 11 keine Namen ge- nannt 1951 1015 133 6 (davon 6 aus DDR) 19 keine Namen ge- nannt Jahr Insgesamt Verstorben Neuaufgenommen Freiwillig ausgetreten 1953 1047 22 88 (davon 21 aus DDR) 34 1955 1119 23 102 (davon 40 aus DDR) 7 1956 1209 18 115 (davon 57 aus DDR) 7 1957 1249 23 96 (davon 39 aus DDR) 4 1959 1267 15 47 (davon 24 aus DDR) 14 1960 1350 17 102 (davon 62 aus DDR) 2 1961 1447 22 123 (davon 47 aus DDR) 4 1962 1438 15 21 (davon 9 aus DDR) 14 224 1963 1481 16 70 (davon 3 aus DDR) 11 1964 1494 13 36 (davon 5 aus DDR) 9 1965 1497 30 41 (davon 1 aus DDR) 8 1967 1523 22 71 (davon 20 aus DDR) 16 1968 1674 12 137 (davon 1 aus DDR) 8 1969 1696 27 71 (davon 3 aus DDR) 14 1970 1563 24 13 (davon 1 aus DDR) 122 davon 92 in der DDR 1971 1560 20 80 (keiner mehr aus DDR) 24 davon 16 in der DDR 1972 1517 26 27 44 davon 15 Ausländer 1973 1528 17 62 34 1981 1611 12 140 27 1983 1921 ------1984 1989 11 100 21 1985 2027 11 104 55 1986 2099 11 102 19 1987 2250 12 185 22 1988 2384 14 166 18 1989 2527 8 196 45 1990 2701 14 229 (davon 70 aus der DDR) 41

*Es besteht eine Diskrepanz zwischen den Mitgliederzahl von 749 mitgeteilt, während 1940 und 1948 ermittelten Mitgliederzah- im Originalbericht von 1940 672 angegeben len. Im Bericht von 1948 wird für 1940 eine angegeben wurden.

Mitgliederversammlungen in den jeweiligen freiwillige Austritte. Unter den ausgetretenen Jahren mitgeteilt wurden. Mitgliedern befanden sich nun auffällig Die Mitgliederzahl der DOG nahm im Jahr viele Ausländer, aber keine DDR-Mitglieder 1972 weiter ab. Es gab viele Todesfälle, nur mehr. Von den 14 im Jahr 1972 ausgetretenen wenige Neuaufnahmen und wieder viele ausländischen Mitgliedern lebten vier in den USA, drei in der UdSSR sowie je eines in Argentinien, Österreich, in der Tschecheslo- wakei, in Belgien, Holland, Japan und Marrok- ko. [12] Die Auszählung der ausländischen Mitglieder aus dem Mitgliederverzeichnis 1964 ergab folgendes Bild [13]: Argentinien 5, Australien 1, Brasilien 8, Belgien 5, Bulgarien 2, Chile 5, Tschechoslowakei 3, Kuba 1, Dänemark 1, Finnland 8, Frankreich 5, Griechenland 15, Großbritannien 2, Haiti 1, Indien 1, Indonesien 1, Iran 1, Island 1, Israel 1, 225 Italien 10 ,Japan 6 ,Jugoslawien 8 ,Korea 1, Li- beria 1, Liechtenstein 1, Luxemburg 3, Mexiko 1, Niederlande 1, Österreich 36, Paraguay 3, Peru 2, Polen 1, Rumänien 1, Schweden 16, Schweiz, 25, Spanien 6 , Südafrika 1, Syrien 2, Türkei 2 ,UdSSR 5 ,Ungarn 5 ,Uruguay 2 und USA 35. Die Kassenberichte und das Vermögen der Ordinarien für Augenheilkunde in Höhe von DOG 4515,81 RM und von 1000 RM vom Verein der Nordrhein-Westfälischen Augenärzte.

Die Dr. Josef Schneider-von-Welz-Stiftung zur Förderung der Augenheilkunde Sie wurde von Dr. Josef Schneider, Augen- Der Kassenbericht der DOG von 1948 war arzt in Milwaukee, am 15.4.1913 in Höhe von mehr als bescheiden: Bereits in den Jahren 30.000 Mark als Dank an seinen Lehrer und nach 1923 waren durch die Inflation viele väterlichen Freund Prof. Dr. Robert Ritter von Vermögenswerte der DOG verlorengegangen. Welz eingerichtet. 226 Nun wurden durch die Währungsreform am 18.6.1948 mit der Einführung der Deutschen Mark (DM) die restlichen Vermögensbestände Stiftung von Otto Barkan der DOG, die in Reichsmark (RM) ausgezeich- Auf einem Sparbuch der Schweizerischen Kre- net waren, abgewertet, d.h. auf zehn Prozent ditanstalt in Basel lag eine Stiftung von Prof. ihres ursprünglichen Wertes herabgesetzt. Otto Barkan, San Francisco, in Höhe von 1333 Zudem waren zunächst Geldanlagen in Wert- Sfr, die von seinem Sohn Prof. Dr. Adolf Barkan papieren gesperrt. am 5.7.1924 um 250 $ aufgestockt wurde. Die Man zählte schließlich ein Vermögen von Beträge waren für die Herstellung der von 1454,01 DM. Graefe-Medaille bestimmt. 1954 waren diese Gelder noch gesperrt. Über diese Stiftung Historische Stiftungen zugunsten der DOG wurde bis 1990 nicht mehr berich-tet. Es gab einige Stiftungen, deren Satzungen im- mer wieder in den DOG-Berichten veröffentli- The0dor-Axenfeld-Gedächtnis-Stiftung cht wurden, und die Esser in seiner Geschichte Axenfeld hatte sich nach dem ersten Welt- der DOG 1957 [7] ausführlich gewürdigt hat. krieg sehr für die Betreuung der Kriegsblinden eingesetzt. Zum Dank dafür gründete der Die Graefe-Preis-Stiftung Deutsche Verein für Sanitätshunde e.V. bei sei- Dr. Robert Ritter von Welz, ö.o. Professor der ner Auflösung 1932 die Theodor Axenfeld-Ge- Ophthalmologie an der Universität Würz- dächtnis-Stiftung mit einem Stiftungskapital burg war mit Albrecht von Graefe persönlich von 24.000 RM. Der Stiftungszweck bestimmt befreundet und stiftete wenige Jahre nach die Erträge für die Vergabe von Reisestipen- von Graefes Tod, am 6.8.1874, diesen Preis dien an Dozenten der Augenheilkunde und mit Wertpapieren in Höhe von 5000 SFr in Assistenten der Universitätskliniken, um oph- Dankbarkeit an seinen augenärztlichen Lehrer. thalmologische Anstalten im In- und Ausland (Biographie des Ritters von Welz bei Küchle, für Studienaufenthalte besuchen zu können. S.91 [9,12]). Diese Stiftung wurde bis heute als Nach der Aufwertung 1954 verblieben 716,54 der Grundstock des Graefe-Preises angesehen. DM. Schließlich blieben davon 118,70 DM übrig. 1925, 1930, 1938 und zuletzt 1950 wurden die Wilhelm Uthoff-Gedächtnis-Stiftung – mehrfach entwerteten Reste des Kapitals der Uthoff-Preis Stiftungen auf einem Sparkonto der DOG Am 1.4.1937 wurde von Dr. Karl Liebrecht in zusammengeführt, um wieder einen Bestand Erinnerung an seine Assistentenzeit zwi- für den Graefe-Preis aufzubauen. Bemerkens- schen 1878 und 1890 mit Wilhelm Uthoff wert waren 1938 Zustiftungen der deutschen in der Schöler´schen Augenklinik – das war die frühere Privatklinik von A. von Graefe in Diskussion über Kassenberichte der Karlstraße in Berlin – mit 10.000 RM der „Wilhelm Uthoff-Preis“ zur Förderung der wis- senschaftlichen Arbeit in der Augenheilkunde Der Jahresbeitrag wurde für die zurücklie- geschaffen. genden Jahre 1942 bis 1948 auf 10 DM und ab 1949 auf 20 DM festgelegt. Der Theodor Axenfeld-Preis des Ferdinand Der Mitgliederbeitrag blieb bis 1952 bei 20 DM Enke Verlags und konnte bar beim Rechnungsführer bezahlt Die dem Preis zugrunde gelegte Geldsumme werden. Es wurde beschlossen, den Mitglie- war nach dem Krieg verloren gegangen. Der dern aus der Ostzone den Bericht der DOG Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart erneuerte 1948 auch zuzusenden, wenn sie ihren Beitrag 1957 den von ihm 1938 gestifteten Theodor in Ostmark bezahlt hatten. 227 Axenfeld Preis mit einer erhöhten Summe von Die Ostzone war das sowjetisch besetzte jährlich 1000 DM. Gebiet in Deutschland, in dem 1949 die „ Deutsche Demokratische Republik“ (DDR) Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis gegründet wurde. Man vermied in der westli- Frau Gertrud Martini, die Tochter von Karl chen „Bundesrepublik Deutschland“ viele Jahre Liebrecht stiftete 1961 zum Andenken an ihren den Ausdruck DDR. Mit der Wiedervereinigung Vater den Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis, der Deutschlands 1990 entstanden aus der DDR in jedem Jahr mit 1000 DM für Publikationen die „neuen Bundesländer“. über die Neuro-Ophthalmologie vergeben Durch die regelmäßig eingehenden Beitrags- werden sollte. Die Stifterin des Preisgeldes zahlungen der Mitglieder war die Gesellschaft musste 1966 ihre Stiftung aus nicht genann- lebensfähig und blieb finanziell unabhängig. ten Gründen zurückziehen. Aber Prof. Dr. med. Tabelle 2 gibt einen Überblick über Einnahmen, Adolphe Franceschetti, der Direktor der Uni- Ausgaben und das Vermögen. versitätsaugenklinik Genf, hat ein namhaftes Beim Kassenbericht 1963 berichtete der Schrift- Kapital zur Verfügung gestellt, aus dem der führer, dass die Druckkosten der DOG-Berichte Preis weiter verliehen werden konnte. Des- von rund 30 TDM im Jahr 1959 auf über 50 halb wurde dieser Preis 1966 umbenannt TDM im Jahr 1963 angestiegen waren. Deshalb zunächst in Franceschetti-Liebrecht-Preis, wurde der Jahresbeitrag für die Mitglieder von später nur noch Franceschetti-Preis. 40 auf 50 DM erhöht. Aber zugleich wurde beschlossen, allen DOG-Mitgliedern in der Ost- Außerhalb der Stiftungen verfügte die DOG zone die Berichte kostenlos zuzusenden. Dazu früher über ein Anlagevermögen: Aus dem wurde auf der Mitgliederversammlung der Anlagenkonto der DOG wurden 1951 freige- Brief eines DOG-Mitglieds aus Ostdeutschland geben 65,05 DM; von den Deutschen Reichs- vorgelesen: „Was die Heidelberger Tagung für anleihen blieben nach der Aufwertung 1954 einen wissenschaftlich interessierten Augen- 38,61 DM. arzt bedeutet, kann nur derjenige empfinden, der auf die wissenschaftlichen Anregungen Die verschiedenen Wertpapierdepots und und Kontakte verzichten muß“. Der Etat der Stiftungen verfügten seit der Währungsre- DOG war ausgeglichen. Die Kassenprüfer form 1948 nur noch über kleine Reste. Deshalb erläuterten 1968, das Vermögen der DOG sei beschloss die Mitgliederversammlung, diese so hoch, weil die Druckkosten des vorjährigen kleineren Beträge auf einem Sparbuch bei der Berichtes noch nicht bezahlt worden waren. Deutschen Bank Heidelberg zusammenzufas- Immer wieder wurden im Kassenbericht als sen und dem von Graefe-Preis zuzuführen. Gründe für Kostensteigerungen der Druck der Tabelle 2: Übersicht über die Finanzen der DOG anhand der jährlichen Kassenberichte [1,2,14] Alle Beträge in DM

Jahr Einnahmen Ausgaben Bestand/Vermögen Jahresbeitrag 1948 ------1.454,01 10 1949 ------20 1950 19.147,56 18.316,63 830,93 1953 44.000,51 26.983,39 17.017,12 30 1955 59.744,20 52.551,03 38.602,49 228 1956 60.793,18 41.087,71 19.705,30 1957 50.808,76 44.353,24 6.527,52 40 1959 76.984,09 66.553,58 29.900,80 1960 39.146,32 36.846,85 30.797,80 1961 55.665,45 48.691,96 18.972,67 1963 110.028,84 70.754,64 67.386,85 50 1964 100.964,89 86.141,64 57.608,47 50 1965 74.311,4 34.31187 86.087,99 1967 93.735,81 85.407,47 95.328,34 1968 89.019,33 65.398,67 133.620,66 1969 ------100 (Assistenten 50) 1970 193.830,05 170.683,12 64.052,88 150 (Assistenten 75) 1971 129.115,61 118.449,33 12.800,54 1972 241.263,09 204.730,29 181.819,45 1974 32.702,05 24.643,92 93.163,04 1975 45.984,35 60.415,20 14.430,85 (Vermögen nicht ge- nannt) 1976 394.499,33 174.885,79 219.613,54 1977 151.357,70 133.637,63 330.888,56 1978 176.939,46 92.368,33 426.120,23 1979 257.691,22 254.393,44 423.929,05 1981 ------405.000,00 1985* 230.573,43 236.144,72 512.395,89 1987 310.351,06 369.429,28 687.589,27 1989* ------746.476,67 1990* 542.800.00 ------* Die Zahlen sind verschiedenen Vorstandspro- glieder verschickt. Es gab auch nur noch einen tokollen entnommen. Seit 1981 wurden die Kassenbericht 1987 in den Akten. Protokolle nicht mehr regelmäßig an die Mit- Kongressberichte, die teure Simultanüberset- 3) zung und später die teuren Druckkosten der Jaeger W: Fortschritte der Ophthalmologie. Fort- DOG-Symposien vorgetragen. Bei der Diskus- schr Ophthalmol 1982-1987. 79-84. sion des Kassenberichts 1977 wurde die Frage 4) gestellt, ob man bei dem hohen Vermögen Völcker HE: Fortschritte der Ophthalmologie. Fort- nicht die Mitgliederbeiträge senken könne. schr Ophthalmol 1988-1991. 85-88. Der Schriftführer wollte eine Reduzierung der 5) Beiträge nicht riskieren, weil die Kosten für den Leydhecker W: London, Mainz, Bonn, Würzburg Druck des Kongressberichtes mit 120 bis 130 – Lebensreise eines Augenarztes. Verlag ad manum TDM, die gedruckten Berichte der Symposien medici, München 1993;196. mit je 50 TDM angesetzt werden mussten. 6) Der dann verbleibende Rest sollte vorgehalten Küchle HJ: Erinnerungen eines Augenarztes und 229 werden als Sicherheit für unvorhergesehene Hochschullehrers an das 20. Jahrhundert. Kovac, Verpflichtungen bei den wachsenden Risiken Hamburg 2002;439. der größer werdenden Kongressveranstal- 7) tungen. Es wurde aber noch einmal darauf Esser A: Geschichte der Deutschen Ophthalmo- hingewiesen, dass Altmitglieder, die ihre logischen Gesellschaft – Zur ersten Säkularfeier. Praxis aufgegeben hatten oder älter als 70 Verlag von J. F. Bergmann, München 1957:84. Jahre waren, nur einen verminderten Beitrag 8) wie die Assistenten leisten müssen. Es wur- Bonin E: Spezialkliniken im 19. Jahrhundert: de auch noch die Möglichkeit erwähnt, dass Ausdruck der Suche nach einer eigenen Identität. beitragsfreie DOG-Mitglieder die Einladungen Eine Studie am Beispiel von Augenheilanstalten zu den Veranstaltungen der DOG erhalten und zwischen 1850 und 1918. Dissertation Aachen, 1994. beitragsfrei an der Tagung teilnehmen dürfen, 9) allerdings den gedruckten Kongressbericht Küchle HJ: Augenkliniken deutschsprachiger Hoch- nicht bekommen. schulen und ihre Lehrstuhlinhaber im 19. und 20. Jahrhundert. Biermann Verlag, Köln 2005;455. 10) Prof. Dr. med. Martin Reim Fahrenbach S und Wiedemann P: Augenheilkunde Preusweg 88 in Leipzig. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 512074 Aachen 1996;221 11) Hoppenbrouwers WJN et al.: 125 Jaar Ooglijders- Literatur gasthuis. College van Regenten, Utrecht 1983;192. 1) 12) Engelking E, ed.: Berichte über die Zusammenkunft Jaeger W: Ausgeschiedene ausländische Mitglieder der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft ed. E. Engelking. Vol. 43-60. 1940-60. Verlag J. F. 1972. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges, W. Jaeger, Edi- Bergmann, München. tor. Verlag J. F. Bergmann, München 1974;538-539. 2) 13) vom Hofe K, ed. :Berichte über die Zusammenkunft Jaeger W: Mitglieder der Deutschen Ophthalmolo- der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. gischen Gesellschaft 1964. in: Ber Dtsch Ophthal- ed. K. vom Hofe. Vol. 61-62. 1958-60. Verlag J. F. Berg- mol Ges, W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, mann, München. München 1965; 463-493. 14) 23) Jaeger W ed.: Berichte über die Zusammenkunft Müller HK: Organisationskomitee Internationaler der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Kongreß 1966 in München. in: Ber Dtsch Ophthal- ed. W. Jaeger. Vol. 63-78. 1961-1980. Verlag J. F. Berg- mol Ges,.W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, mann, München. München 1964;591-593 15) 24) Engelking E: Dokumentation betreffend die Müller HK: Statut betreffend die Zuerkennung und Optikerfrage. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges, E. Verleihung der Graefe-Medaille. in: Ber Dtsch Oph- Engelking, Editor. Verlag J. F. Bergmann, München thalmol Ges,.W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, 1956;383-385. München 1965:452-453. 16) 25) 230 Jaensch PA: Beratungen zur Ausbildung der Or- Weigelin E: Programmentwurf Internationaler thoptistinnen. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges, E. Ophthalmologenkongress 1966. in: Ber Dtsch Oph- Engelking, Editor. Verlag J. F. Bergmann, München thalmol Ges. W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, 1956;386-389. München 1965;456-457 17) 26) Reim M: Societas Ophthalmologica Europaea (SOE) Jaeger W: Laudatio A. Franceschetti und H. Gold- – Vereinigung europäischer Ophthalmologischer mann. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, Gesellschaften. 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Bergmann, Siebeck R: Physikalische Definitionen der Sehschär- München 1961;523-526. fenbestimmung. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. 21) Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, München 1968; Harms H: Richtlinien der DOG für die Beurteilung 581-584 der Fahrtauglichkeit durch den Augenarzt. in: Ber 31) Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Gasteiger H: Neue Definitionen von Blindheit und Bergmann, München 1962;624-626 Sehbehinderung. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. 22) Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, München 1968; Harms H: Richtlinien für die Anerkennung von 585-591 Ausbildungsstätten für Augenärzte. in: Ber Dtsch 32) Ophthalmol Ges, W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Berg- Fanta H und Jaeger W: Die Prophylaxe der idiopa- mann, München 1962;619-621. thischen Netzhautablösung. Verlag J. F. Bergmann, München 1971;205. 33) 42) Jaeger W: Weiterbildungskatalog für Augenärzte. Jaeger W: Satzung Ophthalmologischer Förderpreis in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, Editor. der Firma Dr. Thilo & Co. GmbH, Sauerlach. in: Ber Verlag J. F. Bergmann, München 1970;685-686 Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. 34) Bergmann: München 1978;701-702 Jaeger W: Neue Satzung der Deutschen Ophthal- 43) mologischen Gesellschaft 1972. in: Ber Dtsch Oph- Naumann GOH und Gloor B: Wundheilung des thalmol Ges,.W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, Auges und ihre Komplikationen – Interationales München 1972;737-741 Symposium der Deutschen Ophthalmologischen 35) Gesellschaft vom 30.03.-01.04.1979 in Tübingen. Jaeger W: Eichung der Tonometer gesetzlich vorge- Verlag J. F. Bergmann, München 1980;468 schrieben. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, 44) 231 Editor. Verlag J. F. Bergmann, München 1972;749 Kaufmann H: Ausbildungs- und Prüfungsordnung 36) für Orthoptistinnen. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. Böke W: Kortikosteroide in der Augenheilkunde W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. 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Verlag Graefe-Museums Heidelberg. in: Ber Dtsch Oph- J. F. Bergmann, München 1977;470 thalmol Ges. W. Jaeger, Editor. Verlag J. F. Bergmann, München 1961;468-485 51) 62) Pau H: Differentialdiagnose der Augenkrankheiten. Littmann G: Fundusphotographie mit schneller Georg Thieme, Stuttgart, New York 1986;505 Blitzfolge. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, 52) Editor. Verlag J. F. Bergmann, München 1966;393- Harms H und Mackensen G: Augenoperationen 395 unter dem Mikroskop. Georg Thieme Verlag, Stutt- 63) gart 1966;291 Sautter H: Eröffnungsrede des Präsidenten DOG 53) 1967. in: Ber Dtsch Ophthalmol Ges. W. Jaeger, Edi- Rohen J.W: Die funktionelle Gestalt des Auges und tor. Verlag J. F. Bergmann, München 1968;1-12 seiner Hilfsorgane. Abhandlungen der Mainzer 64) Akademie der Wissenschaften und der Literatur. , Sachsenweger R: Augenmuskellähmungen. VEB 232 Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1953 Georg Thieme, Leipzig 1966 54) 65) Meyer-Schwickerath G: Lichtkoagulation. Bücherei Dodt E: Über die Grundvoraussetzungen der Dupli- des Augenarztes. ed. F. Hollwich. Vol. 33. Ferdinand zitätslehre des Sehens. Naturwissenschaften,1962; Enke, Stuttgart 1959;140. 49:520 55) 66) Gütt A, Rüdin E und Ruttke F: Verhütung erbkran- Gloor B und Werner H: Postkoagulative und ken Nachwuchses – Gesetz und Erläuterungen. J. F. spontan auftretende internoretinale Fibroplasie Lehmanns Verlag, München 1934; 272, s. S. 111 mit Maculadegeneration. Klin Mbl Augenheilk 56) 1967;151:822-845 Badtke G: Mißbildungen des menschlichen Auges. 67) 2 ed. Der Augenarzt. ed. K. Velhagen. Vol. IV. Verlag Huber A: Neuro-Ophthalmologie. in: Augenheilkun- Georg Thieme, Stuttgart 1971;738 de in Klinik und Praxis. J. Francois und F. Hollwich, 57) Editors. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York Badtke G und Tost M: Normale Entwicklung und 1986;1331 ff. Mißbildungen des menschlichen Auges. 2 ed. Der 68) Augenarzt. ed. K. Velhagen. Vol. XI. 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Ansichten des Albrecht von Graefe-Denkmals in Berlin, unweit der Charité an der Ecke Luisen- straße/Schuhmannstraße. (Foto: design alliance, Büro Roman Lorenz) 242 Rolf Grewe

Die Entwicklung der 243 DOG in den Neuen Bundesländern in Westdeutschland von 1990 – 1995 244 Rolf Grewe

Die Entwicklung der DOG in den Neuen Bundesländern von 1990 bis 1995

Die gewaltfreie deutsche Wiedervereinigung licht. Indem wir einander dienen, erfüllen wir 245 1989/1990 nach vierzigjähriger Trennung war unser Leben in der Freiheit. im Wesentlichen das Ergebnis des Willens Wir Augenärztinnen und Augenärzte sind und des Opfers der Menschen in der ehema- in großartiger Weise aufeinander zugegan- ligen DDR. Der politische Zeitgeist bereitete gen. Schon wenige Tage nach dem Mauerfall den Boden für diese Annäherungsphase konnte ich Kontakte zu mir bis dahin völlig zwischen den beiden Machtblöcken. Michail unbekannten Kolleginnen und Kollegen knüp- Gorbatschow erkannte als erster sowjetischer fen. Ein erstes Kennenlernen ergab sich auf Führer, dass Reformen an den verkrusteten der EFA in Essen, der Tagung der Bayrischen Grundsätzen des sowjetischen Herrschaftsan- Augenärzte in München, beim Wackerkurs in spruchs erforderlich waren. Nur eine demo- Erfurt sowie auf der Ophthalmologisch-Op- kratische Politik, die den Willen der Bevölke- tischen Fortbildung im März 1990 in Münster rung berücksichtigte, konnte das moralisch und vielen anderen Veranstaltungen. und finanziell marode sozialistische Wirt- Unserer Einladung nach Münster folgten schaftssystem ersetzen. 86 Augenärztinnen und Augenärzte aus der Noch-DDR. Sie wurden von hiesigen Kolle- Sicher kann und konnte die Wiedervereini- ginnen und Kollegen zu Hause aufgenommen gung nach so langer Trennung und der Paral- und betreut. Es entstanden viele persönliche lelentwicklung der geistigen und materiellen Freundschaften, die zu gemeinsamen Reisen Werte bis heute nicht alle Wünsche und und gegenseitigen Besuchen führten. Schnell oft Wunschvorstellungen in Ost und West erkannten wir, dass augenärztliche Strukturen erfüllen. Das Wichtigste aber haben sich die aufgebaut werden mussten. Prof. Dr. Man- Bürger der ehemaligen DDR selbst geschenkt: fred Tost (Halle), Dr. Uwe Trost († Wismar), Dr. die Freiheit. Walter Groeschel (Pirna), Dr. Werner Zimmer (Sangerhausen), PD. Dr. Ulf Meinel (Berlin), Kein Ereignis hat mich persönlich so tief Chefarzt Dr. Dirk Schulze (Potsdam), Dr. Oskar berührt wie der Mauerfall am 9. November Stoltze († Erfurt), Dr. Frank Scheffler (Bad 1989. Wir erlebten Fundamentales: Das Volk Berka) und viele andere waren die Männer bestimmte den Weg der Politik. Dies bedeute- der ersten Stunde, die sich für ihre Kollegen te Verantwortung, ohne die die Freiheit zum einsetzten. Chaos geführt hätte. Mit tief empfundener Freude und Dankbarkeit haben wir ohne DOG und BVA führten ab Januar 1990 ein Triumpfgefühle gegenüber niemanden die systematisches Hilfsprogramm ein. Auf mehr Stunden des Aufbruchs in ein neues Deutsch- als 200 Seminaren und Veranstaltungen in land, unser gemeinsames Vaterland verinner- allen Bereichen der ehemaligen DDR trafen wir uns zu Gesprächen und Informationen. freier Praxis alleinverantwortlich niederlassen Oft nahmen 300 Augenärztinnen und Augen- zu müssen, entfielen jedoch viele wichtige ärzte an diesen Tagungen teil. Wissbegierig und gute Einrichtungen wie zum Beispiel die diskutierten sie mit den Referenten, die aus vorbildliche Versorgung in der Kinderophthal- den Universitätskliniken, hauptamtlichen Au- mologie der DDR, so wie viele prophylaktische genabteilungen und vor allem aus der nieder- medizinische Maßnahmen und Betreuungen, gelassenen Praxis kamen, über das westliche um die wir im Westen und jetzt auch im Os- Gesundheitssystem, das ihnen am ten vergeblich kämpfen. 1. Januar 1991 „übergestülpt“ wurde. Im Gesundheits-Strukturgesetz 1993 wurde In mehr als 20 Ausgaben eines „BVA-spezial“ die Weiterentwicklung der Gesamtvergütung haben Ulf Meinel (Berlin) und ich versucht, für die Vertragsärzte in Praxis und Klinik 246 aktuell auf die Entwicklungen im Gesund- für die Neuen Bundesländer festgelegt. Die heitswesen aufmerksam zu machen und bisherige Einzelabrechnung der erbrachten notwendige Empfehlungen zu geben. Mus- Leistungen wurde ab 1. Januar 1995 durch terverträge für Praxisanmietungen, Belegarzt- Basiskomplexgebühren in allen Bundes- und Chefarztverträge, Anstellungsverträge ländern ersetzt. Damit wurden die immer für Helferinnen und Schwestern, Verträge zur stärker greifenden Einsparmaßnahmen im Errichtung von Gemeinschaftspraxen, Pra- Gesundheitswesen eingeleitet, die heute die xisgemeinschaften, Gerätegemeinschaften katastrophalen Einkommensverhältnisse ver- sowie ausführliche Informationsmappen mit ursachen. Gleichzeitig kam es zur Festlegung Hinweisen auf die Niederlassung wurden von Höchstgrenzen bei der Verordnung von angeboten. Den Beruf der Arzthelferin nach Arzneimitteln sowie Heil- und Hilfsmitteln. westlichem Muster gab es in der ehemaligen Zur Finanzierung der Kliniksinvestitionen DDR nicht. Anhand eines genau fixierten Ka- wurde im Januar 1993 für die Neuen Bundes- talogs wurde bereits ab 1990 der Aufgaben- länder ein Gemeinschaftsprogramm einge- bereich einer Arzthelferin vermittelt. richtet, zu dem Bund, Länder und Krankenkas- sen beitrugen. Zur gleichen Zeit zeichnete sich die jetzige Bereits Ende 1995 erkannte man, wie sinnvoll Entwicklung im Gesundheitswesen bereits Polikliniken, nach wirtschaftlichen Kriterien in ihren Grundzügen ab. Um den Kolleginnen geführt, für die Patientenversorgung sein und Kollegen in den Neuen Bundesländern können. Die seit dem 1. Oktober 1992 begrenz- Perspektiven und Entscheidungshilfen zu te Zulassung dieser Einrichtungen wurde geben, habe ich 1990 eine Broschüre zum wieder aufgehoben. Die in den Polikliniken Thema „Wandlung der deutschen Augen- tätigen Kolleginnen und Kollegen wurden in heilkunde in den kommenden 20 Jahren“ die Bedarfsplanung einbezogen und unterla- herausgegeben, die eine Fortentwicklung gen damit der Zulassungsbeschränkung bei der Broschüre „Die Zukunftsperspektiven der Neueinstellungen. Der heutige Schwenk hin Deutschen Augenheilkunde“(1988) darstellte. zum fachübergreifenden Medizinischen Ver- Sicher gab es Mängel insbesondere in der sorgungs-Zentrum (MVZ) ist nichts anderes technischen Ausrüstung der DDR-Kliniken, als eine Renaissance der ehemaligen Polikli- Polikliniken oder bei den wenigen frei nie- niken der DDR nur auf wirtschaftlicher Basis. dergelassenen Augenärzten. Fachlich waren Für Diagnostik und Therapie kann das ein die Kolleginnen und Kollegen dem Westen Fortschritt für die bestmögliche Betreuung im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten unserer Patienten sein. ebenbürtig. Mit dem westlichen Gesund- heitssystem und der Verpflichtung, sich in Bei den vielen Besuchen in den Neuen Bun- Eigentlich hatten wir das Gefühl, dass wir desländern durfte ich die Gastfreundschaft bereits immer einander gekannt hatten und der Menschen erleben. Da es an Hotelbetten mit einander verbunden waren. mangelte – die vorhandenen Zimmer waren Am 17. Juni 1990 – im Westen bis zur Wende zumeist langfristig von Firmenvertretern „Tag der Deutschen Einheit“ – traten die in- angemietet – habe ich oft im Hause von zwischen gebildeten Landesverbände des BVA Kollegen übernachtet. Besonders schätzte ich im Hotel Astoria in Leipzig dem Berufsver- dabei die selbstverständliche Herzlichkeit, mit band bei. Es war eine ergreifende Zeremonie, der ich aufgenommen wurde. Auch erin- die der damalige 1.Vorsitzende des BVA, Prof. nerten mich die selbst zubereiteten köstli- Dr. Hans Joachim Küchle (†), vollzog. chen Gerichte – wie z. B. Leberwurst im Weck- Der süßliche Parfümgeruch in diesem Hotel, glas eingekocht – an nostalgische Zeiten. das bis dahin vornehmlich eins der Nobel- 247 Eine besondere Freude bereitete die Einla- hotels für sowjetische Gäste war, wird mir in dung von Dr. Werner Zimmer, Sangerhausen, Erinnerung bleiben. Trabi fahren zu dürfen, dem Statussymbol der Im September 1990 konnten wir auf der DDR. Die Straßenverhältnisse waren schlecht. 88. Tagung der DOG in Baden-Baden unter Einmal erlitt ich mit dem Auto zwischen Bern- ihrem Präsidenten Prof. Dr. Dr. h.c. Achim burg und Magdeburg durch ein tiefes Loch Wessing, Essen, viele von der Gesellschaft im Asphalt einen Achsenbruch. Telefonieren eingeladene ostdeutsche Kolleginnen und konnte man meistens nur sehr früh am Mor- Kollegen begrüßen. Für beide Seiten waren gen oder spätabends zwischen Ost und West. dies ergreifende Begegnungen. Viele von uns wurden erstmals authentisch über die in der Da es materiell an allem mangelte, haben DDR herrschenden Verhältnisse informiert. wir im Westen aufgegebene Praxen aufge- Dabei erfuhren wir von den Pressionen, die im kauft und ersetzte Geräte gesammelt. Diese alltäglichen Leben hinter der deutschen Mau- wurden von Fachfirmen kostenfrei überholt er gang und gäbe gewesen und uns bisher in und den Augenärztinnen und Augenärzten dieser Form nicht bekannt gewesen waren. in den Neuen Ländern durch mehrere betei- Ein Jahr später war es das Verdienst des da- ligte Pharmafirmen zur Verfügung gestellt. maligen DOG-Präsidenten Prof. Dr. Zur Kommunikation fehlte es an Schreibma- Jörg Draeger,Hamburg, dass der erste größere schinen, Fotokopierern, Faxgeräten etc. Viele wissenschaftliche Kongress nach der Wieder- Kolleginnen und Kollegen besonders aus vereinigung mit intensiver Unterstützung von Westfalen-Lippe haben insgesamt 172 dieser Prof. Dr. Peter Lommatzsch in Leipzig statt- Geräte gekauft und hinübergeschickt. In allen fand. westlichen Bundesländern erklärten sich Kollegen bereit, unseren Freunden aus dem Mit großer Freude waren wir Gäste unserer Osten Deutschlands Einblick in die Strukturen dortigen Kolleginnen und Kollegen. Trotz oder der Augenkliniken und den Praxisalltag mit auch gerade wegen der oft unüberwindlich Diagnostik, Therapie, Abrechnungswesen der erscheinenden technischen Schwierigkeiten Gesetzlichen und Privaten Krankenversiche- wurde diese DOG-Tagung zu einem unverges- rungen sowie der Berufsgenossenschaften zu senen Erlebnis. Ich möchte nur an eine Kleinig- geben. keit erinnern: Da die Stromkapazität für die Aussteller nicht ausreichte, mussten wir das Es war bewegend, wie großartig die Augen- THW Münster mit einem Generator nach Leip- ärzte aus Ost und West aufeinander zu- und zig kommen lassen und diesen im Binnenhof miteinander freundschaftlich umgingen. der Universität aufstellen, um die zahlreich vertretene Industrie mit Strom zu versorgen. und erniedrigenden Vorgangs, als ein rang- Dem Engagement unseres langjährigen hohes Mitglied der SED seinem mitreisenden Schriftführers, Prof. Dr. Wolfgang Jaeger Kollegen in meiner Gegenwart den Pass († Heidelberg), war es zu verdanken, dass abnahm. die Jahresberichte über die Tagungen der DOG nach 1966 in größerer Zahl – mit einer Ab 1991 mussten die Ärzte in den Neuen Unterbrechung in den 1980er Jahren – ent- Bundesländern das westdeutsche Gesund- sprechend der Auflagen der DDR den Univer- heitswesen übernehmen. Die Polikliniken sitäts-Augenkliniken zugeleitet wurden und wurden bis auf wenige Ausnahmen aufgelöst an interessierte Kolleginnen und Kollegen oder privatisiert. Das bedeutete, dass jetzt verteilt werden konnten. jeder Arzt auch Unternehmer wurde. Bisher 248 Prof. Jaeger war auch eines der führenden bekam man sein Gehalt vom Staat oder von DOG-Vorstandmitglieder, das sich immer um der Institution, für die man tätig war. Jetzt Kontakte zur „Gesellschaft der Augenärzte der musste man in die eigene Praxis investie- DDR“, die 1966 in Abspaltung von der DOG ren, Schwestern als Sprechstundenhilfen gegründet werden musste, bemüht hatte. anstellen, Räume anmieten, Versicherungen Darüberhinaus haben gerade manche Ordi- abschließen und Steuern bezahlen etc. narien wie z. B. Prof. Dr. Hans-Jürgen Merté Die Plage durch die wie Heuschrecken ein- (†) ihre Verbindungen aufrechtzuerhalten fallenden Versicherungsvertreter war bedrü- versucht. was bei den Reisebeschränkungen ckend. Den in Versicherungen ungeübten gar nicht einfach war. Viele haben dankens- ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen wur- werterweise den Kontakt gesucht, die ich an den Verträge aufgeschwatzt, die sie gar nicht dieser Stelle nicht alle nennen kann. benötigten. In Sachsen legte mir eine Kollegin Einer unserer treuesten Teilnehmer an den von sieben verschiedenen Versicherern jeweils wissenschaftlichen Tagungen der DOG und eine Police vor, die in allen Fällen dasselbe Ri- des BVA war Prof. Dr. Rudolf Sachsenweger siko abdeckte. Mit Hilfe eines Rechtsanwaltes (Leipzig), der das Programm mit seinem groß- konnten die zuletzt abgeschlossenen sechs en Wissen und seiner didaktischen Brillanz Versicherungen annulliert werden. Die Ver- bereicherte. treter nutzten die Unwissenheit der Klienten Zur DOG-Tagung 1987 gelang es mir als 1. schamlos aus. Vorsitzenden (heute: Präsident) Prof. Dr. Man- fred Tost (Halle), der nicht der SED angehörte, Natürlich wollte man die moderne, westliche über meine persönlichen Verbindungen zum Praxiseinrichtung. Wir haben immer wieder damaligen Bundespräsidenten Dr. Richard von darauf hingewiesen, dass die Kreditaufnah- Weizsäcker nach Heidelberg einzuladen. Erst me im Verhältnis zu den Einnahmen stehen am Tage vor Beginn der DOG-Tagung erfuhr müsse. Wenig genutzte Großgeräte sollten Prof. Tost, dass er nach Heidelberg reisen möglichst dann erst angeschafft werden, durfte. wenn man Erfahrungen mit dem Abrech- Da immer von der SED handverlesene linien- nungssystem der KVen und der Höhe des treue Klinikdirektoren an derartigen Ophthal- Praxisumsatzes gemacht habe. Auch gab es mologischen Kongressen teilnehmen durften, in der DDR hergestellte gute Geräte wie z. B. mussten die nicht als linientreu geltenden die Spaltlampe von Zeiss-Jena, die preiswert Professoren oder Chefärzte während ihres zu haben war. Ein Absinken des Punktwertes Aufenthaltes in der Bundesrepublik oder im sowie Budgetierungen waren damals schon westlichen Ausland diesen ihre Pässe aushän- vorhersehbar. Für viele Kolleginnen und digen. Ich war Augenzeuge des bedrückenden Kollegen war diese neue Situation schwierig. Keiner wusste so recht, wie viele Patienten pro Auch heute beträgt der Abschlag Ost gegen- Quartal in die Klinik oder Praxis kommen wür- über den westdeutschen Honoraren mehr den oder sich operieren ließen. Dieses finan- als zehn Prozent bei der GOÄ und 20 Prozent zielle Risiko war ungewohnt und störte. Die beim EBM. Es ist schwierig nachzuvollziehen, zu DDR-Zeiten verbürgte staatliche finanzielle warum in den Neuen Ländern eine gleich- Sicherheit fehlte. wertige ärztliche Leistung bei GKV und PKV Die selbst heute noch gegenüber dem Wes- weniger wert sein soll als im Westen. Dabei ten verminderten Einnahmen waren in den sind im Osten die Prämien für die Kranken- ersten Jahren nach der Wende jedoch ausrei- versicherung denen im Westen angeglichen. chend, so dass sich die in der Praxis tätigen Diese Benachteiligung führt zwangsläufig zu Ärzte wohlfühlten und sich einen gewissen einer Abwanderung von Ärzten in westliche Lebensstandard aufbauen konnten. Bundesländer sowie ins Ausland. 249

Durch die in ganz Deutschland steigenden Angestellte Ärzte Kosten im Gesundheitswesen und die von Nach den vorliegenden Verträgen zwischen beiden großen Volksparteien durchgesetzten der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) Budgetierungen und Sparmaßnahmen ver- und Marburger Bund liegt das Bruttoeinkom- ringerte sich das Bruttoeinkommen der Ärzte men der Assistenzärzte in den Kliniken und von Jahr zu Jahr mehr. Heute stehen viele Krankenhäusern der Neuen Bundesländer um Ärzte vor dem finanziellen Ruin. Auch große 20 Prozent unter Westniveau. Dazu kommt Patientenzahlen und eine 42 Stundenwoche im Osten eine unbezahlte Anhebung der lassen letztlich nur ein bescheidenes Einkom- Wochenarbeitsstunden von jetzt 40 auf 42 men nach Steuern und Altersvorsorge übrig. Stunden. Diese von der TdL und vom Marbur- Manche Praxis wird schon bankenverwaltet, ger Bund zu verantwortenden Maßnahmen was nichts anderes bedeutet, als dass der Pra- führen zu einer weiteren Flucht der Ärzte in xisinhaber zahlungsunfähig ist und in erster den Westen, da das verminderte Einkommen Linie zur Tilgung seiner Schulden arbeitet. nicht nur aktuelle finanzielle Nachteile hat, Schuld daran sind auch westdeutsche Vertre- sondern sich auch die Rentenberechnung spä- ter dubioser Firmen, die z. B. mit sogenannten ter daran orientieren wird. Abschreibungsmodellen eine Verminde- rung der Steuerzahlungen anpriesen und in Die flächendeckende Versorgung der Bevöl- betrügerischer Weise die Beteiligungen an kerung gerade auf dem Lande wird mit dem den angeblich vermögensbildenden Abschrei- Ausscheiden der älteren Ärzte-Generation bungsobjekten Pleite gehen ließen, so dass schwierig, ebenso wie die ausreichende hohe Nachzahlungen an das Finanzamt den Besetzung der ärztlichen Stellen in Klinik und Arzt ruinierten. Krankenhaus. Ausländische Ärzte stoßen in diese Lücken vor, ohne dass diese oftmals Die Medizin ist im Umbruch über die notwendigen Sprachkenntnisse Das deutsche Gesundheitswesen muss sich verfügen. Ein polnischer Politiker sagte mir den veränderten Bedingungen anpassen. einmal: „Wir Polen haben nicht das wirtschaft- Flächendeckende Einzelpraxen wird es in Zu- liche Potential, wie es Deutschland hat. Darum kunft nicht mehr geben können. Die Augen- mussten wir den Aufbau des Mittelstandes ärzte müssen sich diesen Herausforderungen langsam vornehmen. Der Mittelstand ist für stellen und sich entsprechend positionieren, uns der wichtigste und beständigste Motor der wenn sie überleben wollen. Dies gilt für die Wirtschaft. Deutschland hat anders agiert. Die Praxis ebenso wie für die Klinik. westlichen Industrieunternehmen haben in den Neuen Bundesländern einen zusätzlichen Universitäts-Augenkliniken der Markt gesehen und ihre Waren, jedoch keine Neuen Bundesländer Arbeitsplätze dorthin gebracht. Dies führte zur An den ostdeutschen Universitäts-Augenkli- hohen Arbeitslosigkeit insbesondere unter den niken, die bis auf die aus den Medizinischen Jugendlichen und damit zur Landflucht.“ Akademien in Magdeburg und Dresden her- Deutschland hat die Wiedervereinigung vorgegangenen zu den Ältesten in Deutsch- gewollt und gefeiert, aber das Gefälle im land zählen, sind bedeutende Ophthalmo- Vergütungsniveau zwischen Ost und West logen als Forscher, Lehrer und Ärzte tätig driftet weiter auseinander. Es ist eben nicht gewesen. Sie haben die Augenheilkunde in dieselbe ärztliche Leistung in beiden Teilen der Welt maßgeblich mit geprägt, allen voran Deutschlands 17 Jahre nach der Wende gleich der Gründer der DOG, Albrecht von Graefe. 250 viel wert. In den Universitäts-Augenkliniken der Neuen Bundesländer wurden alle Ordinarien und Kli- nikdirektoren nach der Wende abgelöst. Allein Prof. Dr. Manfred Tost, der nicht Mitglied der

Ordinarien der Universitäts-Augenkliniken der DDR/Neue Bundesländer

Augenklinik Direktoren Berlin Augenklinik der Charité 1977-1991 Hans Gliem 1993-2005 Christian Hartmann (†) seit 2005 Karl-Heinrich Velhagen Universitäts-Augenklinik Greifswald 1977-1992 Günter Franke seit 1994 Stefan Clemens Universitäts-Augenklinik Rostock 1979-1989 Fred Schulze seit 1992 Rudolf Guthoff Universitäts-Augenklinik Magdeburg 1987-1992 Hans-Walter Schlote seit 1993 Wolfgang Behrens-Baumann Universitäts-Augenklinik Halle-Wittenberg 1977-1995 Manfred Tost seit 1997 Gernot I. W. Duncker Universitäts-Augenklinik Leipzig 1981-1992 Peter Lommatzsch seit 1993 Peter Wiedemann Universitäts-Augenklinik Dresden 1970-1992 Ernst Marré (†) 1993-1999 Theo Seiler seit 2001 Lutz Ernst Pillunat Universitäts-Augenklinik Jena 1986-1991 Siegfried Klein seit 1992 Jürgen Strobel Augenklinik der Med. Akademie Erfurt 1980 – 1992 Wolfgang Krebs 1993 Winfried Müller seit 1993 (Klinikum Erfurt) Chefarzt: Marcus Blum

Die neuen Ordinarien der Universitäts-Au- Berufungsverfahren ernannt. genkliniken wurden durch ein universitäres SED und während des kommunistischen Regi- Berlin-Brandenburgische Augenärztliche mes erheblichen Benachteiligungen ausge- Gesellschaft setzt war, wurde als Ordinarius und Direktor Am 2. Dezember 1990 erfolgte die Gründung der Universitäts-Augenklinik Halle-Witten- der „Berlin-Brandenburgischen Gesellschaft.“ berg neu berufen. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres wurde er 1995 emeritiert. Mecklenburgische Augenärztliche Gesell- Alle übrigen Ordinarien aus der DDR-Zeit schaft wurden ihrer Ämter enthoben und sind oder Dieser Gesellschaft gehörten die Bezirke waren seitdem in freier Praxis oder Privatkli- Schwerin, Rostock und Neubrandenburg an. nik tätig. Die Tagungen wurden von den Universitäts- Augenkliniken Greifswald, Rostock und der Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft Medizinischen Akademie Magdeburg or- 251 Bis 1966 war die DOG die Wissenschaftliche ganisiert. Anfang 1991 entschieden sich die Gesellschaft für alle deutschen Augenärz- Mitglieder der Mecklenburgischen Augen- tinnen und Augenärzte. 1966 wurde für das ärztlichen Gesellschaft bei einer Umfrage Gebiet der ehemaligen DDR die „Gesellschaft mehrheitlich für die Aufnahme in die „Vereini- der Augenärzte der DDR“ gegründet, die Teil gung Nordwestdeutscher Augenärzte.“ Somit der „Gesellschaft für Klinische Medizin der war der Vorkriegszustand wieder hergestellt. DDR“ war. Die bisherigen Mitglieder in der Im Jahre 1996 erfolgte die Umbenennung der DOG mussten aus der Gesellschaft austreten. Vereinigung in „Vereinigung Norddeutscher Auf der letzten Sitzung der „Gesellschaft der Augenärzte.“ Augenärzte der DDR“ 1990 in Rostock wur- de unter Leitung von Prof. Tost, Halle, deren Gesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts Auflösung beschlossen. Jedes Mitglied konnte und Thüringens der DOG beitreten und an den neuen Perspek- Die „Vereinigung der Augenärzte der Provinz tiven teilhaben. Somit kam es 1990 nicht nur Sachsen-Anhalts und der Thüringer Lande“ zur Vereinigung beider deutschen Staaten, bestand in Variationen der teilnehmenden sondern zur Wiederherstellung des Geltungs- Gebiete bereits seit 1907. Durch die Initiative bereichs der DOG auch für die Neuen Bun- von Prof. Dr. M. Tost wurde 1992 die „Gesell- desländer. Gleichzeitig wurden in Rostock die schaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Ophthalmologischen Regionalgesellschaften Thüringens“ in Halle gegründet. Die jähr- (Mecklenburgische, Berliner, Sächsische und lichen Tagungen dieser Gesellschaft erfreuen Thüringische Augenärztegesellschaft) aufge- sich großer Beachtung. löst. Mit den neugeschaffenen Landesgrenzen der Neuen Bundesländer mussten sich viele Verein Sächsische Augenärztliche Gesell- Mitglieder umorientieren und konnten der schaft e.V. jetzt für sie zuständigen Regionalgesellschaft Die Sächsische Augenärztliche Gesellschaft beitreten. beschloss 1993 auf ihrer Sitzung in Dresden, ab 1994 wieder Tagungen mit Fortbildungs- Regionale Ophthalmologische Gesellschaften charakter durchzuführen. Die Gründung des in den Neuen Bundesländern. Vereins erfolgte am 28. Juni 1999 in Leipzig. Schon kurz nach der Wende wurden die Regi- Die Tagungen dieses Vereins sind durch die onalen Ophthalmologischen Gesellschaften, Auswahl ständig wechselnder Tagungsorte die auch zu Zeiten der DDR bestanden hatten, im schönen Sachsenland gekennzeichnet. den neuen Gegebenheiten angepasst. Alle Regionaltagungen in Ost und West zeich- nen sich durch ihr praxisnahes Programm und das kollegiale Miteinander in ungezwun- Literatur gener Umgebung aus. Gerade in so schwie- 1) rigen wirtschaftlichen Zeiten sind das private Goder G-J, Meinel U: Aus der Geschichte der Berli- Gespräch und der fachliche mitmenschliche ner Augenärztlichen Gesellschaft. Klin Monatsbl Meinungsaustausch besonders wichtig. Augenheilkunde 1991;198:304-306 2) Die Wiedervereinigung Deutschlands und Grewe R: Zukunftsperspektiven der Deutschen die Gründung der Europäischen Union sind Augenheilkunde. Chibret 1988* für Europa das sichere Fundament für einen 3) dauerhaften Frieden in unserer Region. Grewe R: Wandlung der Deutschen Augenheilkun- de in den kommenden 20 Jahren. Chibret 1990 252 Zu den höchsten Gütern eines Menschen 4) gehören ein Leben in Freiheit ohne staatliche Meinel U, Grewe R: BVA-aktuell. Ausgabe 1-21 Bevormundung und staatliche Repressalien (1990-1994) sowie die freie Meinungsäußerung und 5) uneingeschränkte Reisemöglichkeiten. Dieses Grewe R: Wandel in der Honorierung. Klin Monats- hohe Gut ist gerade unseren Mitbürgern in bl Augenheilkunde 1997;211 den Neuen Bundesländern heilig. Anderer- 6) seits ist es für die Älteren unter ihnen schwie- Grewe R: Politische Entwicklung und Probleme der rig, mit der freien Marktwirtschaft und den Augenheilkunde in Deutschland. Biermann Verlag, damit verbundenen Gesetzen zurechtzukom- Köln, 1998 men. Die gewohnte, und meistens zum Leben 7) ausreichende finanzielle Geborgenheit des Utermann H-D: Zur Geschichte der Vereinigung Staates ist plötzlich entfallen. Ärzte müssen Norddeutscher Augenärzte. www.norddeutsche- heute wie Unternehmer arbeiten und ihre augenaerzte.de Chancen im Gesundheitsmarkt suchen. 8) Diese Umstellung auf eine neue Wirtschaftsi- Gießmann H-G: persönliche Mitteilung 2006 deologie fällt manchem Bürger in der ehe- 9) maligen DDR noch schwer, zumal nach der Groeschel W: persönliche Mitteilung 2006 Wiedervereinigung die wirtschaftlichen Ver- 10) hältnisse in beiden Teilen Deutschlands nicht Jähne M: persönliche Mitteilung 2006 zuletzt durch die globalen Veränderungen 11) schwieriger geworden sind. Möller D: persönliche Mitteilung 2006 Die Neuen Bundesländer sind noch nicht 12) ganz in unserem gemeinsamen Vaterland Tost M. persönliche Mitteilung 2006 angekommen.

Dr. Rolf Grewe Frauenburgstr. 12 48155 Münster 253 254 Philip Gass

Wachstum und Wandel – 255 Zu den strukturellen Veränderungen der DOG von 1989 bis heute 256 Philip Gass

Wachstum und Wandel – Zu den strukturellen Veränderungen der DOG von 1989 bis heute

Tradition und Vision Anhaltender Wachstum der Gesellschaft 257 150 Jahre DOG. Ein wechselvoller langer Sich wandelnde Rahmenbedingungen Zeitraum regt an zurückzublicken. Zurückzu- erschienen gerade in den letzten 15 bis 20 blicken auf eine große Geschichte und eine Jahren zur Genüge. Als Stichworte seien hier ehrwürdige Tradition. Dies ist ein möglicher die deutsche Wiedervereinigung und der Fall Blickwinkel auf diese 150 Jahre. Ein anderer des Eisernen Vorhangs, die Globalisierung Blickwinkel legt den Fokus auf das, was diesen und die zunehmende Ökonomisierung auch Zeitraum inhaltlich ausgemacht hat: 150 der Medizin genannt. Neben diesen externen Jahre der permanenten Vorausschau und der Herausforderungen waren die vergangenen sich unaufhörlich neu realisierenden Visionen. Jahre durch erhebliche innergesellschaftliche Auch das war und ist die DOG. Veränderungen geprägt. Die DOG ist in den letzten 20 Jahren in verschiedener Hinsicht Forschung und Wissenschaft sind durch Dy- rapide gewachsen. Sowohl im Hinblick auf die namik, Wandel und durch das ständige Hin- Mitgliederzahlen, auf die Bedeutung und Grö- terfragen des gegenwärtig Gültigen gekenn- ße des Kongresses als auch auf die Aufgaben, zeichnet. Eine Gesellschaft wie die DOG, die mit welchen die DOG als wissenschaftliche Forschung und Wissenschaft einen Rahmen Fachgesellschaft in einer sich immer kom- und ein Forum bieten will, muss sich diesem plexer gestaltenden Umwelt konfrontiert Anspruch ebenfalls stellen und muss sich ver- wird. Die Zahl der DOG-Mitglieder hat sich änderten Rahmenbedingungen schnell und von 1989, dem Jahr der Wende, bis heute von flexibel anpassen können. Die vergangenen 2500 auf über 5300 mehr als verdoppelt. Die 150 Jahre zeigen, dass die DOG gerade dieses Zahl der Kongressteilnehmer stieg im glei- auszeichnet. Und diese Fähigkeit der flexiblen chen Zeitraum von 1600 auf 4200. Auf dem Anpassung an die gegenwärtigen Notwen- Kongress 1989 in Heidelberg wurden 210 digkeiten, das rasche Aufnehmen von Strö- Wortbeiträge gehalten und 75 Poster gezeigt. mungen und Entwicklungen, der durchaus vier Preise wurden vergeben. 2006 waren es kontroverse, letztlich aber immer zielführende 707 Wortbeiträge und 324 Poster. Außerdem innergesellschaftliche Diskurs sind dafür ver- wurden 21 Forschungsförderungen und Preise antwortlich, dass die DOG, man ist versucht vergeben. Darüber hinaus stieg die Nachfrage zu sagen trotz ihrer 150 Jahre, eine junge, eine der Industrie nach zusätzlicher Ausstellungs- dynamische, eine durchaus sehr traditions- fläche kontinuierlich an. Dieses Wachstum bewusste, in ihrer Blickrichtung aber stets hat es wiederholt erforderlich gemacht, den vorwärtsgerichtete Gesellschaft ist. Kongress in jeweils neue und größere Veran- staltungszentren zu verlegen: Bis zum Jahre 1971 fanden die Kongresse der die Satzung der DOG in Folge dieser Initiative Gesellschaft fast ausschließlich in Heidelberg Prof. Lunds neu gefasst werden konnte. In der statt, anschließend alternierte der Kon- Mitgliederversammlung jenes Jahres wurde gressort zwischen Heidelberg und anderen ein Entwurf zur Neufassung vorgestellt, der Kongressorten in Deutschland. Im Jahre 1990 von einer Kommission bestehend aus den beschloss der Vorstand der DOG, den Kon- Professoren Heimann, Friedburg, Kaufmann, gressort aufgrund des starken Wachstums ab Völcker und Zrenner unter Mitwirkung und dem Jahr 1992 von Heidelberg nach Mann- dem juristischen Rat von Prof. Weissauer aus heim zu verlegen. Zuvor fand im Jahre 1991 München erstellt wurde. In einer „lebhaften der Kongress in Leipzig und damit erstmals in Sitzung“, wie das Protokoll beschreibt, wurde den neuen Bundesländern statt. Im Jahre 1996 dieser Entwurf dann eingehend diskutiert. 258 wurde beschlossen, die Kongresse der DOG ab Die Intensität der Diskussion erscheint nicht dem Jahre 1997 ausschließlich in Berlin abzu- verwunderlich. Der vorgelegte Entwurf sah halten, wo sie auch heute noch stattfinden. eine grundlegende Erneuerung der Struktu- Die Zahlen belegen eindrucksvoll die Dynamik ren vor. Die Notwendigkeit und das Ausmaß und die Rasanz des Wachstums, die die DOG dieser Umgestaltungen wurde nicht von in der jüngeren Vergangenheit aufwies. Ein allen Mitgliedern in gleicher Weise bewer- schnelles Wachstum ist erfreulich, birgt aber tet. Zahlreiche Änderungsanträge wurden auch Gefahren, erfordert besondere Wach- vorgetragen und zur Abstimmung gebracht. samkeit und dort, wo nötig, die Anpassung Nach einer intensiven Debatte wurde die der Strukturen. Bald nach der Wende 1989 neue Satzung schließlich mit der erforder- zeigte sich, dass die bisherigen Strukturen, lichen Dreiviertelmehrheit angenommen. Die wie sie etwa die damalige Satzung vorsah, DOG hatte sich damit in struktureller Hinsicht und wie sie die einsetzende Dynamik anderer- deutlich verstärkt. Mit den Vertretern der seits mit sich brachte, den Erfodernissen nicht Retinologischen Gesellschaft, der Deutschen mehr gerecht würden. Die bis 1995 gültige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implanta- Satzung der DOG sah vor, dass die Leitung tion und refraktive Chirurgie (DGII) und der der Gesellschaft überwiegend in den Händen Bielschowsky-Gesellschaft wurden nun auch des Vorsitzenden ruhte. Dieser Vorsitzende Vertreter ophthalmologischer Subspeziali- wechselt allerdings jedes Jahr. Garant für Kon- täten in den Vorstand, der nun Gesamtprä- tinuität war lediglich der Schriftführer, dessen sidium hieß, berufen. Ebenso wegweisend Amtszeit acht Jahre betrug. Die Satzung wies war die Aufnahme von zwei Vertretern des dem Schriftführer neben der Betreuung der Berufsverbandes in das Gesamtpräsidium, Zirkularen allerdings eher administrative Tä- denn dadurch wurde ein neue und fruchtbare tigkeiten wie das Führen der Bücher und der Phase der Zusammenarbeit zwischen DOG Protokolle zu. und BVA eingeleitet.

Notwendige Strukurelle Änderungen Eine weitere entscheidende Veränderung war Bereits im Jahr 1989 wies Prof. Lund darauf die Einrichtung des Amtes eines Schatzmeis- hin, dass die DOG sich in administrativer ters und eines Generalsekretärs. Das deutlich Hinsicht, z.B. durch eine hauptamtliche Un- gestiegene Jahresbudget und das starke terstützung des Vorstandes, verstärken und Wachstum des Kongresses machte es not- ihre Strukturen umgestalten müsse, um ihren wendig, die Betreuung der Finanzen und des Aufgaben auch in Zukunft gerecht werden Budgets der Gesellschaft und des Kongresses, zu können. Es sollte noch bis 1995 dauern, bis und hier insbesondere auch die Kontakt- pflege zur Industrie einem Schatzmeister der Weiterbildung, die Weiterentwicklung des zu übertragen. Das Budget der Gesellschaft DRG-Systems und vor allem die Entwicklung hatte sich von 1989 bis 1995 von 230.000 einer gemeinsamen Fortbildungstagung, der Euro auf 480.000 Euro mehr als verdoppelt. AAD, die seit dem Jahr 2000 in der Tradition Die Teilnehmerzahlen der Kongresse waren der Essener und Wiesbadener Fortbildungsta- in diesem Zeitraum von 1500 auf über 2000 gungen jedes Jahr sehr erfolgreich in Düssel- angestiegen. Die Einrichtung dieses Amtes dorf stattfindet und sich ein hervorragendes hat sich, wie die Erfolge der beiden bisherigen Renommee verdienen konnte, sind Beispiele Amtsinhaber Prof. Dr. med. R. Guthoff und für diese Kooperation. Prof. Dr. med. J. Kammann zeigen, besonders bewährt. Die finanzielle Lage der Gesellschaft Der Präsident, der Vizepräsident, der Schatz- hat sich nach einigen Turbulenzen und einer meister, der Generalsekretär und der Schrift- 259 Gefährdung des Status der Gemeinnützigkeit führer bildeten fortan das neue Gremium des Mitte der 1990er Jahre deutlich konsolidiert. Geschäftsführenden Präsidiums, dem seither die Gesamtleitung der Gesellschaft obliegt. Neben dem Amt des Schatzmeisters wurde Die Satzungsänderung kann in der Rückschau mit dem Amt des Generalsekretärs ein wei- nur als gelungen bezeichnet werden. Die teres neues Amt eingerichtet. Die Aufgaben neue Satzung erwies sich als tragfähig und des Generalsekretärs liegen insbesondere zukunftsweisend. Sie entlastete den Vorsit- darin, den Präsidenten zu entlasten und zenden deutlich, erhöhte die Flexibilität der Kontinuität über einen längeren Zeitraum zu Gesellschaft und ermöglichte es, die Aktivi- gewährleisten. Erster Amtsinhaber war Prof. täten der DOG in den vielfältigen Bereichen, Dr. med. Lund. Zu seinem Nachfolger im Amt in welchen sie sich betätigt, deutlich zu wurde 1998 Prof. Dr. med. Kampik gewählt. steigern. Die Amtszeiten der Profes. Lund und Kampik sind insbesondere gekennzeichnet durch eine Weitere Anpassungen starke Zunahme der innergesellschaftlichen Natürlich konnten damals noch nicht alle Aktivitäten. Eine große Zahl an Kommissi- Entwicklungen vorausgesehen werden. Es onen, viele von ihnen gemeinsam mit dem zeigte sich bald, dass auch diese Neufas- Berufsverband, wurden ins Leben gerufen, sung noch einmal ergänzt werden musste. um die DOG auf allen relevanten Gebieten Verschiedene ophthalmologische Subspezi- reaktionsschnell, aussage- und auch hand- alitäten entwickelten sich sehr dynamisch. lungsfähig zu halten. Die Sektionen der DOG Um diesem Wachstum innerhalb der Gesell- und zahlreiche Arbeitsgruppen übernahmen schaft den notwendigen Raum zu bieten, in inhaltlicher Hinsicht wesentliche Aufga- bildete die DOG Sektionen. Heute existieren ben und sorgten mit neuen Impulsen für insgesamt sieben Sektionen der DOG: Die einen weiteren dynamischen Schub. Durch Sektionen DOG-Glaukom, DOG-Internationale diese Konzentration der Expertise konnte die Ophthalmologie, DOG-Kornea, DOG-Neuro- DOG ihre Rolle als gestaltende Kraft und als Ophthalmologie, DOG-Ophthalmopathologie, kompetenter Ansprechpartner im Bereich DOG-Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik und DOG-Uveitis. Sie leisteten in der Folge- weiter stärken und ausbauen. In den ver- zeit einen wesentlichen Teil der inhaltlichen gangenen Jahren wurden darüber hinaus wissenschaftlichen Arbeit insbesondere auch vielfältige Aufgaben gemeinsam mit dem im Rahmen der Kongresse. Trotz ihrer wach- Berufsverband geschultert. Die Gestaltung senden Bedeutung innerhalb der DOG sah die Satzung im Gegensatz zur Retinologischen Gründe für die Veränderungen konnten Irri- Gesellschaft, der DGII und der Bielschowsky tationen aber jedes Mal ausgeräumt und die Gesellschaft jedoch keine Vertretung der Sekti- Notwendigkeit der Neufassungen deutlich onen im Gesamtpräsidium vor. Diese Situation gemacht werden, so dass nach Abschluss der wurde nicht nur von den Vertretern der Sekti- Diskussionen beide Anträge von den Mitglie- onen als unbefriedigend empfunden. Es kam dern in den erforderlichen deutlichen Mehr- daher 2005 zu einer weiteren Initiative zur heiten angenommen und umgesetzt wurden. Anpassung der Satzung. Unter der Mitwirkung des Justitiars der DOG, Herrn Rechtsanwalt Gut aufgestellt in die Zukunft Peter Joswig, Heidelberg, wurde die Satzung in Mit den Satzungsänderungen und den An- ihrer Version von 1995 noch einmal komplett passungen der letzten Jahre im wissenschaft- 260 überarbeitet, modernisiert und insbesondere lichen wie auch im administrativen Bereich dort, wo sich Unklarheiten ergeben hatten, hat sich die DOG sehr gut positioniert. Die präzisiert. Der entsprechende Entwurf einer Verantwortung wurde auf mehrere Schultern überarbeiteten Satzung wurde 2006 von der verteilt. Damit wurden die Voraussetzungen Mitgliederversammlung verabschiedet. dafür geschaffen, dass die DOG ihren Auf- gaben in effizienter und wirksamer Weise Mit dieser überarbeiteten Satzung wurde nachkommen kann. Dass die Gesellschaft sich das Gesamtpräsidium deutlich vergrößert. auf einem sehr guten Weg befindet, zeigt ein Durch die Aufnahme von Vertretern der Blick auf die Zahlen: Das Budget der Gesell- Sektionen bildet es nun das Fach in seiner schaft beträgt heute ca. 700.000 Euro p.a. gesamten Breite ab. Eine weitere, wesentliche und ist damit etwa doppelt so hoch wie vor 15 Änderung ist die Einführung des Amtes eines Jahren. Diese erfreuliche Entwicklung er- Zweiten Vizepräsidenten, das vom jeweiligen möglicht es der DOG, in einer bisher nicht da Pastpräsidenten bekleidet wird. Mit dieser gewesenen Höhe Mittel für die Forschungs- neuen Position konnte erreicht werden, dass förderung bereitzustellen. Allein im Jahre das Know-how, welches ein Präsident sich 2006 betrugen die ausgeschriebenen Mittel während seiner aktiven Zeit aneignet, der für Förderungen, Preise und Stipendien, die DOG und vor allem dem Nachfolger im Amt im Zusammenhang mit der DOG vergeben des Präsidenten noch für ein weiteres Jahr werden, etwa 300.000 Euro. Das bedeutet verfügbar bleibt. Bereits in der kurzen Zeit, in gegenüber den Jahren davor nahezu eine der die Satzung nun Gültigkeit hat, lässt sich Verdreifachung der Mittel. Damit ist die DOG erkennen, dass diese Neuregelung von ent- heute in der Lage, ihrer vornehmsten sat- scheidendem Vorteil für die Gesellschaft und zungsgemäßen Aufgabe in besonders hohem für die Weiterentwicklung des Kongresses ist. Maße nachzukommen, nämlich der nach- haltigen Förderung der ophthalmologischen Es ist nicht überraschend, dass es im Zusam- Wissenschaft und Forschung. menhang mit beiden Initiativen zu den Neu- fassungen der Satzung zu Kontroversen ge- Die DOG hat sich in den letzten 15 Jahren, kommen ist. Es zeichnet eine Gesellschaft wie hervorgerufen insbesondere durch ihr erheb- die DOG aus, dass Änderungen an den Fun- liches Wachstum, in vielfältiger Weise gewan- damenten, auf denen die Gesellschaft ruht, delt. Solange die DOG die Fähigkeit behält, im nur wohlüberlegt und nach einer intensiven Bewusstsein ihrer langen und ehrwürdigen Abwägung des Für und Widers durchgeführt Tradition, die Gegenwart gestaltend zu prä- werden. Durch die detaillierte Darlegung der gen und den Herausforderungen von morgen zielstrebig zu begegnen, muss denjenigen, denen das Wohl der DOG am Herzen liegt, auch für die kommenden 150 Jahre nicht bange sein.

Dr. Dipl.-Kfm. Philip Gass Geschäftsführer der DOG Platenstr. 1 80336 München

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Zur Zukunft der DOG 263 264 Anselm Kampik

Zur Zukunft der DOG

Unsere Gesellschaft blickt heute auf eine erfahren und dabei eine Reihe von Subspezi- 265 150-jährige Geschichte zurück, über die alitäten hervorgebracht. Unsere Aufgabe ist die vorliegende Festschrift einen Überblick es und wird es sein, das Erreichte zu bewah- bieten will. Es wird dabei deutlich, dass die ren, fortzutragen und weiterzuentwickeln, Geschichte der DOG geprägt war und ist von ohne dabei die Einheit des gesamten Fach- dem intensiven Bemühen um die Förderung gebietes Augenheilkunde aus dem Auge zu unseres Fachgebietes. Es ist für die DOG eine verlieren. Erfolgsgeschichte. Seit 150 Jahren fördert die DOG die wissenschaftliche Augenheilkun- Herausforderung, weil sich die Rahmenbe- de auf verschiedene Weise und wird damit dingungen, innerhalb derer auch die DOG ihrem satzungsgemäßen Auftrag gerecht, der sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in §1 formuliert: „Zweck der Gesellschaft ist bewegt, immer schneller wandeln. Wir die Förderung der wissenschaftlichen Augen- erleben derzeit eine epochale Änderung im heilkunde“. Selbstverständnis unseres Gesundheitswe- sens, insbesondere durch die Anforderungen Viele haben an dieser Erfolgsgeschichte und Erwartungen unserer Patienten, durch mitgeschrieben, sei es, weil sie innerhalb der uns Ärzte selbst, und durch eine von einer Gesellschaft Verantwortung trugen, sei es, „Gesundheitsökonomie“ getriebenen Poli- weil sie durch wissenschaftliche und/oder tik, die die Augenheilkunde in keiner Weise finanzielle (Mitglieds-)Beiträge dazu beige- verschont: Auch die wissenschaftliche oph- tragen haben, dass die Gesellschaft ihre Ziele thalmologische Forschung ist unmittelbar nachhaltig und über die Jahrzehnte hinweg betroffen. Der DOG kommt dabei die Aufgabe verfolgen konnte. zu, auch unter diesen, zum Teil erschwerten 150 Jahre DOG sind uns, den heute aktiv Bedingungen, alle Anstrengungen zu unter- tätigen Mitgliedern der DOG, insbesondere nehmen, damit eine funktionierende Infra- in unserer Eigenschaft als Mitglieder des Prä- struktur für die ophthalmologische Wissen- sidiums, Verpflichtung und Herausforderung schaft und die Forschung erhalten bleibt, ja zugleich. mehr noch, weiter ausgebaut und gestärkt wird. Verpflichtung, weil wir uns der langen Wie übersetzt sich dies für eine notwendiger- Tradition und der enormen Leistungen der weise zu gestaltende Zukunft der DOG? vergangenen Jahre und Jahrzehnte bewusst Die DOG hat sich in über 150 Jahren fortent- sind. Die Augenheilkunde hat, getrieben wickelt und wird sich in Zukunft folgenden durch wissenschaftliche Erkenntnis, in den Komplexen in besonderer Weise stellen letzten 150 Jahren eine rasante Entwicklung müssen: 1. Forschungsförderung – Nachhaltige und hält wissenschaftliche Kongresse und Fortbil- intensive Förderung von Forschung, Wis- dungsveranstaltungen ab, gibt wissenschaft- senschaft und Innovation auch und gerade liche Zeitschriften heraus und richtet Sekti- in Zeiten der sich zusehends verknappen- onen, Kommissionen und Arbeitsgruppen ein, den allgemein zur Verfügung stehenden für die vielfältigen Aufgaben und Bereiche, in finanziellen Mittel. welchen eine wissenschaftliche Fachgesell- 2. Positionierung – Deutliche und akzentu- schaft tätig sein muss. Insbesondere fördert ierte Positionierung der Gesellschaft als die DOG die wissenschaftliche Ophthalmolo- sachverständige Vertretung der wissen- gie durch Preise, Stipendien und Forschungs- schaftlichen Augenheilkunde und Formu- förderungen. Gerade in einer Zeit, in welcher lierung von Leitlinien und Empfehlungen die Ressourcen immer knapper werden, ist es 266 als Referenzwerte und verlässliche Stan- Aufgabe einer wissenschaftlichen Fachgesell- dards. schaft durch gezielte Förderung Ausfälle, die 3. Integration nach Innen – Integration des durch wegbrechende Finanzierungsquellen Fachgebiets unter Berücksichtigung und für Forschung und Wissenschaft entstehen, Würdigung aller Subspezialitäten unter zu überbrücken und, wo möglich, zu kompen- dem Dach der wissenschaftlichen Fachge- sieren. Hiermit kann eine Anschubfinanzie- sellschaft der Augenheilkunde. rung ermöglicht werden, die die Einwerbung 4. Integration nach Außen – Intensivierung weiterer Mittel Dritter ermöglichen soll. Die der internationalen Integration und DOG hat dies in Angriff genommen: Kooperation mit anderen ophthalmolo- Bis zum Jahr 2005 beliefen sich die jährlichen gischen Fachgesellschaften, insbesondere Ausschreibungen für Preise und Forschungs- auch auf der europäischen Ebene. förderungen auf einen Betrag zwischen 5. Kooperation – Intensivierung der Koopera- 110.000 und 120.000 Euro per anno In dieser tionen mit den anderen augenärztlichen Summe enthalten sind dabei DOG eigene Verbänden und Organisationen in Praxis, Mittel ebenso wie Mittel, die von dritter Seite, Klinik und Universität insbesondere von der Industrie, zur Verfü- 6. Dienstleistung – Intensivierung der Dienst- gung gestellt wurden. leistungen der DOG für ihre Mitglieder in Seit dem Jahr 2006 hat die DOG ihren Eigen- den Bereichen Wissenschaft, Forschung, anteil deutlich aufgestockt, so dass der Betrag Innovation, Aus-, Fort- und Weiterbildung. der ausgeschriebenen Preise und Förde- rungen, die über die DOG vergeben werden, 1. sich auf einen Gesamtbetrag von knapp unter Forschungsförderung – Nachhaltige und 300.000 Euro per anno belaufen. intensive Förderung von Forschung, Wissen- Aufgrund einer guten Entwicklung der Aktivi- schaft und Innovation auch und gerade in täten, vor allem aber aufgrund eines soli- Zeiten der sich zusehends verknappenden den und nachhaltigen Wirtschaftens, ist die Mittel. DOG wieder in der Lage, sich jetzt und in der Die Förderung der ophthalmologischen Wis- Zukunft in diesem doch beachtlichen Umfang senschaft und Forschung ist und bleibt die ihren zentralen Aufgaben zu widmen: der vornehmste Aufgabe der Gesellschaft. Diese unmittelbaren Förderung von Wissenschaft Ziele ergeben sich aus der Historie der Gesell- und Forschung auf dem Gebiet der Augen- schaft ebenso wie aus den gemeinnützigen heilkunde. und förderungswürdigen Zwecken, wie sie in Von zentraler Bedeutung für die Zukunft wird der Satzung niedergelegt wurden. Die DOG es dabei sein, die wissenschaftliche Laufbahn verfolgt diese Ziele auf vielfältige Weise. Sie für junge und begabte Ärzte als attraktive Perspektive zu erhalten. Nur wenn der Nach- Dabei sieht sich das Gesundheitssystem in wuchs an begabten, motivierten und gut Deutschland einem immer stärkeren Druck ausgebildeten Ophthalmologen nicht abreißt, der Ökonomisierung ausgesetzt. Die Fra- wird die wissenschaftliche Augenheilkunde in ge, ob und wie bestimmte Therapieformen Deutschland an die Ergebnisse und Fortschritte und Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt der vergangenen 150 Jahre anknüpfen und den werden sollen, wird zunehmend nicht mehr wissenschaftlichen Fortschritt mit der gleichen vorwiegend aus medizinischer Sicht, sondern Dynamik vorantreiben können. Diese Aufgabe mehr und mehr aus ökono-mischer Sicht be- wird eine der zentralen Aufgaben der DOG in wertet. Aus diesem Spannungsfeld ergeben den kommenden Jahren und Jahrzehnten blei- sich vielfältige Fragestellungen, nicht zuletzt ben. Die wissenschaftlichen Fachgesellschaften auch solche ethischer Natur. insgesamt dürfen nicht müde werden, Politik Wissenschaftlichen Fachgesellschaften 267 und Gesellschaft immer wieder darauf hin- wie der DOG kommt dabei die Aufgabe zu, zuweisen, dass wissenschaftlicher Fortschritt den aktuellen wissenschaftlichen Stand in einer intensiven und nachhaltigen Förderung Diagnose und Therapie zusammenzufassen bedarf. Dabei ist Forschung kein Selbstzweck. und in Form von Leitlinien, Stellungnahmen Gerade im Bereich der Medizin im Allgemeinen, und Empfehlungen zu veröffentlichen. Sie aufgrund der demografischen Entwicklung in informieren damit einerseits die Partner der Deutschland im Bereich der Augenheilkunde Selbstverwaltung, Kostenträger, die Organe aber ganz besonders, wirken sich Fortschritte und Vertreter von Staat und Gesellschaft, in Wissenschaft und Forschung unmittelbar Selbsthilfegruppen und betroffene Patienten zum Wohle der Menschen und der Gesellschaft und deren Angehörigen über den aktuellen sowie deren Lebensqualität insgesamt aus. Stand in Diagnose und Therapie darüber, was aus wissenschaftlich-medizinischer Sicht 2. sinnvoll ist. Andererseits erhalten Ärzte durch Positionierung – Deutliche und akzentuierte fundierte und aktuelle Erklärungen der Fach- Positionierung der Gesellschaft als sachver- gesellschaften eine wichtige Argumentati- ständige Vertretung der wissenschaftlichen onshilfe im Falle von Auseinandersetzungen Augenheilkunde und Formulierung von Leit- über die spezifische Behandlung konkreterer linien und Empfehlungen als Referenzwerte Krankheitsfälle. und verlässliche Standards. In dieser Hinsicht gilt es in den nächsten Die DOG wird von Vertretern und Organen Monaten und Jahren, die vorhandene Infra- von Politik, Selbstverwaltung und Gesell- struktur auszubauen, um einen umfassenden schaft mehr und mehr aufgefordert zu Katalog an Leitlinien und Empfehlungen vielen politischen, gesellschaftlichen und zu formulieren und diesen jeweils auf dem wissenschaftlichen Fragestellungen Stel- aktuellen Stand zu halten. Um diesen Kata- lung zu nehmen und an Entscheidungs- und log zu pflegen, müssen die erforderlichen Entwicklungsprozessen mitzuwirken: Die Ressourcen aktiviert und erweitert und der Einführung und Weiterentwicklung eines Fall- Austausch mit anderen ophthalmologischen pauschalensystems, Weiterentwicklungen der Gesellschaften und Organisationen intensi- Weiterbildungsordnungen, Stellungnahmen viert werden. zu Innovationen in Diagnose und Therapie, Regelungen zum Fortbildungscurriculum, die Integration und Harmonisierung auf euro- päischer Eben sind Beispiele für diese immer wichtiger werdende Aufgaben. 3. Kräfte innerhalb der wissenschafts-basierten Integration nach Innen – Integration des Augenheilkunde wird sich das Fach Augen- Fachgebiets unter Berücksichtigung und heilkunde in dem sich immer mehr abzeich- Würdigung aller Subspezialitäten unter dem nenden „Kampf“ um Ressourcen einen Platz Dach der wissenschaftlichen Fachgesell- erobern können, der mit der in der Öffentlich- schaft. keit wahrgenommenen hohen Bedeutung Um der Weiterentwicklung der Augenheil- des Sehens in unserer visuell betonten Welt kunde Rechnung zu tragen, haben sich im vereinbar ist. internationalen Rahmen Subspezialitäten Das Fach wird sich auch in der Zukunft weiter der Augenheilkunde gebildet, für die sich entwickeln. Neue Subspezialitäten werden teils national, teils international neue sich möglicherweise bilden, bereits bestehen- 268 Gesellschaften gegründet haben, mit dem de werden sich verändern. Der DOG kommt sinnvollen Ziel, diesen Subspezialitäten eine dabei die Aufgabe zu, solche Prozesse zu besondere Schubkraft zu verleihen. Damit beobachten, zu begleiten und damit neue sollte der Fortschritt auf diesen Gebieten, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, auf- wie z. B. Retinologie, Kornea, Strabologie oder zunehmen und ihnen einen unterstützenden Neuro-Ophthalmologie in besonderer Weise Rahmen zu bieten, um auch auf diese Weise gefördert werden, was per se sinnvoll ist. den Fortschritt der ophthalmologischen Wis- Die Gefahr besteht jedoch dabei, dass das senschaft zu fördern. ohnehin als „klein“ wahrgenommene Fach Augenheilkunde dadurch geschwächt wird, 4. wenn „politisch“ nicht klargestellt bleibt, dass Integration nach Außen – Intensivierung der diese Subspezialitäten zur Augenheilkunde internationalen Integration und Kooperation gehören. Um die notwendige Integration der mit anderen ophthalmologischen Fachgesell- Subspezialitäten sicherzustellen, hat die DOG schaften, insbesondere auch auf der europä- durch die Bildung von Sektionen eine Anbin- ischen Ebene dung der Spezialgebiete der Augenheilkunde Im Rahmen der verstärkten europäischen unter das gemeinsame Dach der wissen- Integration und der Änderungen der Rah- schaftlichen Gesellschaft der Augenheilkun- menbedingungen, die diese mit sich bringen, de er-möglicht. Mit der kürzlich durchgeführ- aber auch durch die internationale Zusam- ten Satzungsänderung wurden die Sektionen menarbeit in Fragen der Blindheitsverhütung, mittlerweile auch in der Verfassung der der Forschungsförderung, der Entwicklung Gesellschaft fest verankert und verfügen in internationaler Leitlinien und Behandlungs- den Gremien der DOG über Sitz und Stimme. standards und der Intensivierung des interna- Mit der Integration aller Bereiche des Fachs tionalen wissenschaftlichen Austauschs wird unter dem Dach der DOG wird nicht nur das eine Zusammenarbeit der unterschiedlichen Auseinanderdriften und damit die Margi- nationalen wissenschaftlichen Fachgesell- nalisierung der Augenheilkunde verhindert. schaften eine Notwendigkeit sein, die die DOG Es wird damit vielmehr vor allem auch eine proaktiv mitgestalten sollte. Dabei können die Basis geschaffen, auf der sich Spezialge- nationalen Fachgesellschaften diese Aufgaben biete gegenseitig „befruchten“ und in einen nicht auf supranationale Gesellschaften wie intensiven Austausch treten können. Der etwa die Societas Ophthalmologica Euro- wissenschaftliche Fortschritt innerhalb in der peae (SOE) und die European Academy of Augenheilkunde wird damit entscheidend Ophthalmology (EAO) abwälzen. Sie müs- gefördert und das Fach insgesamt deutlich sen ihre Verantwortung in diesem Prozess gestärkt. Denn nur in der Kooperation aller selbstbewusst, aktiv und unter Wahrung ihrer nationalen Identitäten und Eigenständigkeit Änderungen in der Selbstwahrnehmung wahrnehmen. Die DOG ist dazu bereit. Mit der Aufgabenbereiche von Praxis, Klinik und den Gesellschaften Frankreichs, Italiens und Universitätskliniken in Deutschland mit anderer europäischer Länder betreibt die DOG unterschiedlichen Problembereichen hat sich bereits seit mehreren Jahren bi- aber vor allem in den letzten Jahrzehnten – im Gegensatz zu auch multilateral eine intensive und frucht- anderen Ländern – in Deutschland eine zuneh- bare Zusammen-arbeit, aus der inzwischen mende Zahl von Interessensvertretungen für die Keimzelle einer Föderation europäischer die Augenheilkunde etabliert. Die seit gut 50 ophthalmologischer Fachgesellschaften ent- Jahren älteste Gruppierung ist der Berufsver- standen ist. band der Augenärzte Deutschlands e.V., mit Die DOG verstand sich von ihrer Gründung dem die DOG seit Jahren eine konstruktive an als internationale Gesellschaft. Auch Zusammenarbeit pflegt. Da der Berufsverband 269 angesichts dieser Tradition wird der DOG eine die berufsständische Vertretung darstellt und wesentliche Rolle zukommen, eine euro- die DOG die wissenschaftliche Gesellschaft päische Struktur der augenheilkundlichen der Augenärzte ist, ergaben sich über die Jahre Gesellschaften zu formen und mit Leben zu Ergänzungen, die die Zusammenarbeit geför- erfüllen. Die Einbindung der europäischen dert haben und als deren Resultat gemein- augenheilkundlichen Spezialgesellschaften same Fachkommissionen gegründet wurden. wird dabei von zentraler Bedeutung sein. Formalisiert wurde die Zusammenarbeit über Auch auf globaler Ebene intensiviert sich die Gründung einer gemeinsamen Gesell- die Zusammenarbeit zwischen den Ge- schaft, der AAD-GbR, der gemeinsame Aufga- sell-schaften und findet ihren Ausdruck in ben übertragen wurden, wie die Ausrichtung zahlreichen Initiativen. Die DOG begrüßt und der Augenärztlichen Akademie Deutschland fördert diese Entwicklung. Die DOG beteiligt (AAD) und die Betreuung der kontinuierlichen sich aktiv am Projekt Vision 2020 der Welt- medizinischen Weiterbildung (CME) und die gesundheitsorganisation, das sich zum Ziel Betreuung der Weiterentwicklung der DRGs. gesetzt hat, die vermeidbare Erblindung welt- Viele dieser Aufgaben werden gerade im weit zu beseitigen. Ferner ist die Deutsche Hinblick der zunehmenden Ökonomisierung Augenheilkunde über die DOG in die Arbeit des Gesundheitswesens von immer größerer des International Council of Ophthalmology Bedeutung sein. Die Fortführung der inten- (ICO) gut eingebunden. siven und vertrauensvollen Zusammenarbeit Ein weiterer wichtiger Meilenstein in inter- mit dem Berufsverband wird damit weiterhin nationaler Hinsicht ist der World Ophthal- eine zentrale Aufgabe für die kommenden mology Congress (WOC), den die DOG im Jahre sein. Jahre 2010 in Berlin ausrichten wird und bei Die Zusammenarbeit mit der Vereinigung welchem wir die Ehre haben werden, die Au- Ophthalmologischer Lehrstuhlinhaber (VOL) genärzte der Welt in Deutschland als unsere und der Vereinigung Ophthalmologischer Gäste begrüßen zu dürfen. Chefärzte (DOCH) ist naturgemäß im Inter- esse der wissenschaftlichen Ausrichtung der 5. DOG eine Notwendigkeit, ohne dass hierbei Kooperation – Intensivierung der Kooperati- die Gruppierungen der ambulanten Operati- onen mit den anderen augenärztlichen Ver- onszentren außer Acht gelassen werden dür- bänden und Organisationen in Praxis, Klinik fen. Für die Zukunft wird es notwendig sein, und Universität in einer mehrfach initiierten Arbeitsgemein- Aufgrund der Änderungen im Gesundheits- schaft augenärztlicher Verbände in Deutsch- wesen in Deutschland und aufgrund der land unter Mitwirkung der DOG eine Struktur zu finden, die ein potentiell mögliches Gegen- Darüber hinaus versteht sich die DOG auch als einander unterschiedlicher Interessensgrup- Interessenvertreter der wissenschaft-lichen pen in der Augenheilkunde im Interesse der Augenheilkunde und wirkt in dieser Funktion Förderung und Weiterentwicklung des Fachge- in vielfältiger Weise an politischen und wissen- biets insgesamt zu neutralisieren versteht. schaftlichen Fragestellungen mit. Aufgrund der heutigen Struktur der DOG mit Eine Gesellschaft wie die DOG wird nur durch Integration aller fachlichen Gruppierungen ist ihre Mitglieder mit Leben erfüllt. Ohne sie kann sie in der Lage, geballte fachliche Kompetenz keine Gesellschaft existieren. Es muss daher in diesen Prozess einzubringen, um Syner- eine der zentralen Aufgaben der DOG sein und gien zu erreichen, die für alle Gruppierungen bleiben, durch ein interessantes und attraktives innerhalb der Augenheilkunde national und Paket an Leistungen und Angeboten ihre ak- 270 international von Nutzen sind. tiven Mitglieder weiter an sich zu binden und weiterhin stetig neue Mitglieder im In- und 6. Ausland zu gewinnen. ienstleistung – Intensivierung der Dienstleis- tungen der DOG für ihre Mitglieder in den 7. Bereichen Wissenschaft, Forschung, Innovati- Ausblick on, Aus-, Fort- und Weiterbildung. Viele Neuerungen wurden in den letzten In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl Jahren umgesetzt und angestoßen, neue der Mitglieder der DOG von 1800 bis auf heute Impulse wurden gesetzt, um die kommenden nahezu 5300 stetig erhöht. Die DOG ist damit Herausforderungen meistern zu können. Die nicht nur die älteste wissenschaftliche Fach- Satzung wurde überarbeitet und verbessert, gesellschaft der Welt, sondern gehört auch die Sektionen wurden in die Gesellschaft inte- zu den mitgliederstärksten Gesellschaften griert und verfasst, die Geschäftsstelle wurde in Deutschland. Auch dies ist Ausdruck der umgestaltet und professionalisiert, ein Ge- Dynamik und des Potentials der Gesellschaft. schäftsführer als administrativer Leiter wurde An dieser Stelle sei aber auch darauf hinge- eingesetzt, das Geschäftsführende Präsidium wiesen, dass jedes einzelne Mitglied über den dadurch in erheblichem Umfang von adminis- Mitgliedsbeitrag unmittelbar zur Förderung trativen Aufgaben entlastet und Vieles mehr. der ophthalmologischen Wissenschaft und Auch wenn bereits viel unternommen wurde, Forschung beiträgt. Die Bereitschaft unserer die Notwendigkeit der Anpassung an sich Mitglieder, sich in diesem Maße für das Fach zu immer rascher wandelnde Rahmenbedingun- engagieren, ist beeindruckend. gen wird auch in der Zukunft bestehen bleiben. Die DOG fühlt sich ihren Mitgliedern daher Dabei wird es für die Gesellschaft insbesondere verpflichtet und ist im Rahmen ihrer Mög- von Bedeutung sein, die folgenden Aufgaben lichkeiten bestrebt, sicherzustellen, dass ihre aktiv anzugehen und zu gestalten: Mitglieder aus der Mitgliedschaft in der Gesell- schaft einen möglichst hohen Nutzen ziehen. – die nachhaltige materielle aber auch die Dies erreicht sie durch die Verbreitung wissen- ideelle Forschungsförderung schaftlicher ophthalmologischer Erkenntnisse – das Bemühen um die Erhaltung der Attrakti- über ihre Zeitschriften, durch die Förderung vität der wissenschaftlichen Laufbahn des wissenschaftlichen Austauschs auf Kon- – die Erarbeitung fundierter Stellungnahmen gressen, Symposien und Tagungen, durch die und Leitlinien als Referenzen Bereitstellung einer Plattform im Internet, um – die nachhaltige Integration des Fachgebiets auch hier den wissenschaftlichen Austausch auf nationaler Ebene zu fördern. – die Einbindung in eine Föderation Europä- ischer Ophthalmologie und die internatio- nale und supranationale Positionierung der DOG vor allem im Konzert des wachsenden Europas und in der Welt

Mit der Konzentration auf diese Kernaufga- ben wird die DOG dazu beitragen, dass die Augenheilkunde in Zukunft einen adäquaten Platz in unserer visuell dominierten Gesell- schaft einnimmt und eine Perspektive für die Besten in der Medizin bietet. Auch und nicht zuletzt auf diese Weise kann die DOG das Ziel 271 unterstützen, das die WHO mit der Kampagne „Vision 2020 – The Right for Sight“ verfolgt, nämlich die vermeidbare Erblindung weltweit zu beseitigen und so die Lebensqualität aller zu verbessern.

Prof. Dr. med. Anselm Kampik FEBO Generalsekretär der DOG Augenklinik der Ludwig-Maximilians Universität Mathildenstr. 8 80336 München 272 Jutta Herde

Der internationale 273 Charakter der DOG aus historischer Sicht 274 Jutta Herde

Der internationale Charakter der DOG aus historischer Sicht

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Die Augenheilkunde oblag in Europa zu Beginn der Schaffensperiode Albrecht von Graefes (1828-1870; Abb.1) der Chirurgie, mit Ausnahme des bereits 1818 von Josef Beer in Wien eingerichteten Lehrstuhles. Der Erkennt- niszuwachs auf dem Gebiet der Anatomie,

(Abb. 2) Hermann von Helmholtz

Pathophysiologie und physiologischen Optik sowie die möglich gewordene Augen- hintergrunduntersuchung mit der Entde- ckung des Augenspiegels 1850/51 durch Hermann v. Helmholtz (1821-1894; Abb. 2) drängten nach der Selbständigkeit der Oph- thalmologie. Umso mehr gebührt von Graefe (Abb. 1) Albrecht von Graefe die Würdigung seiner Aktivität hinsichtlich der Heidelberger Veranstaltungen. Albrecht von Graefe – mit den Worten Julius Hirschbergs „der Lehrer des Erdkreises“ [24] – hegte bereits 1856 den Wunsch nach einer jährlichen Zusammenkunft interessierter Ophthalmologen an einem schönen Ort. In 276

(Abb. 3) Hotel Schrieder Heidelberg (Abb. 4) Albrecht von Graefes Augenkli- nik, Karlstr., Berlin

einem Brief an A. Weber schrieb er: „Ich habe schöne Blüte der Erinnerung und der Jugend daran gedacht, ob es nicht zu verwirklichen anknüpfen.“ [23] wäre, dass gewisse eifrige Jünger der Oph- Von Graefe verwirklichte erstmalig vom 3. thalmologie sich jährlich an einem schönen bis 5.9.1857 im Hotel Schrieder zu Heidelberg Punkte, z. B. in Heidelberg, träfen und einige ( Abb. 3) ein Treffen von zwölf interessierten Tage des Beisammenseins, z. T. in wissen- Ophthalmologen. [28] Zu erinnern ist an die schaftlichen Bestrebungen und Mitteilungen, zu der Zeit noch nicht erfolgte Trennung der z. T. in harmloser Muße verbrächten. So etwas Augenheilkunde von der Chirurgie und an die wäre für mich, der Erholung Bedürftigen, auf von Graefes Eigeninitiative vorgenom- ein wahres Fest, und es würde sich manche mene Einrichtung einer privaten Augenklinik

(Abb. 5a) Carl Ferdinand von Graefe (Abb. 5b) Albrecht von Graefes Mutter (Abb. 6) Ferdinand von Arlt (Vater Albrecht von Graefes, 1787-1840) Auguste, geb. von Alten (1797–1857) (Prag, Wien) in Berlin (Abb. 4) noch vor seiner 1852 erfolgten Habilitierung. Hatte von Graefe von seinen Eltern (Abb. 5a,b) – der Vater Prof. Dr. Carl Ferdinand von Graefe (1787-1840), von Johann Christian Reil (1759- 1813) von Halle nach Berlin berufen, war Kö- niglicher Geheimrat und Generalstabsarzt der Armee, Direktor der medizinisch-chirurgischen Universitäts-Klinik in Berlin und bereits 1840 277 viel zu früh verstorben – das entsprechende Rüstzeug für die fundierte universitäre Lauf- bahn erhalten, so verstand er es andererseits, mit dem auf der Universität zu Berlin erwor- benen Wissen und auf den sich nach dem Stu- (Abb. 8) L. Auguste Desmarres (Paris) dium anschließenden Studienreisen nach Prag, Paris, Wien, London und Utrecht den internati- onalen Entwicklungsstand der Augenheilkun- de zu eigen zu machen und nicht zuletzt sich dem grenzüberschreitenden Austausch von vornherein zu öffnen. [23,27,30] Ferdinand von Arlt (1812-1887; Abb.6) begeis- terte in Prag von Graefe für die Augenheil- kunde; ihm verdankte von Graefe die ophthal- mologische Laufbahn. „Arlt hat mir gezeigt, wie ein Augenoperateur beschaffen sein muss. Ohne Prag würden mir Paris und Wien kaum so viel genutzt haben, ja ich denke, ohne Arlt wür- de ich vielleicht gar nicht als Ophthalmologe nach Berlin zurückgekehrt sein.“ [1,31] Er wollte deshalb Augenarzt werden, weil das Auge we- gen seiner Klarheit und Durchsichtigkeit auf manche pathologische und therapeutische Frage die beste Antwort gebe, wie er selbst in einem Brief aus Heiden an die Mutter schrieb. [37] Seine weiteren Studienreisen nach Paris zu Julius Sichel (1802-1868; Abb. 7) und Augus- te Desmarres (1810-1882; Abb. 8), nach Wien zu Friedrich Jaeger (1784-1871; Abb. 9) sowie (Abb. 7) Julius Sichel (Paris) nach London zu William Bowman (1816-1892; Abb. 10) führten ihn an die derzeit führen- den Zentren der Augenheilkunde in Europa. [23,25,27,37] Die durch von Graefe privat initiierte Zu- sammenkunft von Augenärzten in Hei- 278

(Abb. 9) Friedrich Jaeger (Wien) (Abb. 11) Hess, Horner und Baenziger

delberg 1857 vereinte wenige Augenärzte belegt ist. Von der noch zwangslosen Veran- aus Deutschland – Hofrath Pagenstecher staltung wurde kein Protokoll angefertigt. (Wiesbaden), Adolf Weber (Darmstadt), H. Friedrich Horner veröffentlichte 1860 nach Schiel, Schmauss, Kussmaul – aus der Schweiz seinen aus eigenem Bedürfnis angefertig- Friedrich Horner (1831-1886) und aus Wien ten Notizen einen Bericht über die 1857-1859 Ferdinand von Arlt, woraus die Internationa- stattgehabten Versammlungen. Horner ver- lität dieser Augenärztetreffen von Anbeginn merkte: „Man fühlte deutlich das stürmische

(Abb. 10a) Wiliam Bowman ; (Abb. 10b) Wiliam Bowman und Albrecht von Graefe Wachsen in allen Branchen.“ [28] Wegen der erst seit 1859 erfolgten sicheren Dokumenta- tion der Teilnehmer ist es nicht möglich, alle an der ersten Zusammenkunft beteiligten Augenärzte namentlich zu erfassen. Von Graefe lenkte nach der ersten Zusam- menkunft 1857 mit seiner Weiterreise zum ersten internationalen Ophthalmologen- kongress nach Brüssel die Aufmerksamkeit 279 auf seine etablierte Gesellschaft, aber auch durch den dort gehaltenen Vortrag über die Iridektomie bei Glaukom auf seine revolutio- nierenden Behandlungsmethoden und sein (Abb. 13) Ottilie von Thile, Schwester Wissen. Die in Brüssel geschlossenen Freund- Albrecht von Graefes schaften mit berühmten Fachkollegen sorgten sowohl für eine größere Beteiligung an der zweiten Tagung 1858 in Heidelberg als auch für den Zustrom von Augenärzten in seine Klinik nach Berlin. Zur 2. Versammlung kamen auch W. Bowman (London), G. Braun (Moskau), F. von Arlt (Wien), Th. Bänziger (St. Gallen), C. Donders (Utrecht), F. Horner (Zürich), E. Junge (Moskau), W. Hess (Mainz), H. Knapp (Heidel- berg), Alexander und Arnold Pagenstecher (Wiesbaden), E. Seitz (Gießen), T. Schweigger (Berlin) und Schieß (Frankfurt/Main) (Abb. 11). [ 28 ] Das Interesse aus dem Ausland nahm bereits 1859 deutlich zu. „Albrecht von Graefe hat es in der Epoche des Aufbruches wie kein

(Abb. 12) Robert Ritter von Welz, Freund Albrecht von Graefes (Würzburg)

(Abb. 14) Ferienort Heiden, Hotel Freihof 280

(Abb. 16a) Statut der DOG (Abb. 16b) Statut der Oph- (Abb. 16c) Fortsetzung 1871 und 1882 von 1863 (v. Graefe)1 thalmologischen Gesellschaft

anderer nach ihm verstanden, die ophthalmo- nationalen Schranken. Jeder war und ist ihr logische Zelebrität der ganzen Welt in Heidel- willkommen, der es mit der Pflege und Förde- berg zu vereinigen“. [9] rung der Wissenschaft ernst meint. [9] In den Dem weit blickenden Geist ihres Gründers Briefen an seine in Heidelberg kennengelern- entsprechend kennt die Gesellschaft keine ten Freunde bezeugte von Graefe zwischen

(Abb. 15) Schüler Albrecht von Graefes (nach W. Münchow) und auch seine einstigen Lehrer wiederum zu seinen Schülern zu machen. Seine Schüler waren über die Welt verstreut (Abb. 15). [30] Während seines 19 Jahre dauernden Berliner Wirkens kamen jährlich etwa 300 Kollegen zur Hospitation. Wie fast kein anderer Kliniker versah von Graefe eine internationale Praxis. [23, 25 ] (Abb. 17) DOG-Mitgliederentwicklung Die schnell wachsende Augenärzte-Gesell- 281 schaft erhielt auf von Graefes Veranlassung am 5.9.1863 die eigentliche Sanktionierung den Treffen emotional die Begeisterung über als „Ophthalmologische Gesellschaft“ mit den kollegialen Austausch und die gemein- dem ersten, von ihm erarbeiteten Statut (Abb. samen geselligen Stunden. Die Reisen nach 16 a,b). [ 39] Donders beurteilte das Statut als Heidelberg nutzte er, seinen Freund R. von sehr liberal. [7] Welz in Würzburg zu besuchen (Abb. 12). Nach Seit der 9. Zusammenkunft 1875 nannte sich der Tagung widmete er sich seinem Hobby: diese Sozietät „Ophthalmologische Gesell- Bergsteigen in den Alpen. Seit der Jugend schaft Heidelberg.“ Wegen zunehmender hatte von Graefe auf Empfehlung der älteren Beanstandungen ob der internationalen Ver- Schwester Ottilie (Abb. 13) den Ort Heiden in mischung erfolgte 1920 auf Empfehlung von der Schweiz (Abb. 14) zum Ausspannen aus- Krückmann unter dem Vorsitz von Uhthoff die erkoren, den er bis in die letzten Lebensjahre Umbenennung in „Deutsche Ophthalmolo- aufsuchte. [25] gische Gesellschaft“. [3] Dem 1863 berufenen Die ersten kleinen augenärztlichen Konfe- renzen zu Heidelberg riefen von Jahr zu Jahr größeres Interesse an dem gemeinsamen fachlichen und persönlichen Austausch her- vor und führten somit zu steigenden Teilneh- merzahlen aus dem In- und Ausland. War es dem begabten und nach den oben erwähnten Auslandsstudienreisen 1848-1850 mit dem damaligen internationalen Wis- sensstand ausgerüsteten Ophthalmologen sowie der Lern- und Forschernatur von Graefe dank des begüterten Elternhauses und der warmherzigen mütterlichen Fürsorge ver- gönnt, im November 1851 in Berlin eine private Augenarztpraxis und -klinik zu eröffnen, so gelang es ihm mit seiner faszinierenden, nach Wahrheit suchenden Persönlichkeit, seinem Wissen und mit den neuen pathophysiolo- gisch begründeten Erkenntnissen, die füh- (Abb. 18) Klinische Monatsblätter renden Ophthalmologen an sich zu binden für Augenheilkunde 1863, 1 282

(Abb.19) Cornelius Donders (Abb. 20) Archiv für Ophthalmologie 1854, 1 u. 2

sechsköpfigen Ausschuss, der 1864 auf acht befreundeter und auch nicht befreundeter und 1903 auf neun erweitert wurde, gehörten Länder anerkannt und in diesem Bewusstsein drei respektive vier Ausländer an. Somit han- nie eine eingegrenzte nationale Wissenschaft delte es sich sowohl bei der Mitgliedschaft getrieben. Eine solche gibt es nicht oder sollte als auch beim Vorstand um internationale es wenigstens nicht geben. Es ist aber nicht Gremien. An der Stelle ist an die Worte von zu verkennen, dass in der Hinsicht gegen die Graefes zur Eröffnung der 4. Zusammenkunft deutsche Wissenschaft und Forschung immer 1868 – es war übrigens sein letzter Auftritt noch Boykott und Isolierungsbestrebungen im bei der von ihm gegründeten Ophthalmolo- Gang sind, sie richten sich von selbst, und wir gischen Gesellschaft – zu erinnern: werden unbeirrt unseren als richtig erkannten „[…] Verschieden gewiss in unseren Lebensan- Weg auch ferner gehen, freundliche und sichten, in unserem Tun und Treiben, verschie- gerechte Sympathien mit Dank anerkennen den vermutlich auch in unseren wissenschaft- und chauvinistisch beschränkte Bestrebungen lichen Überzeugungen, eins aber jedenfalls in entsprechend beurteilen und bestimmt zurück- dem Streben nach Wahrheit, in der Kultur des weisen.“[13] Wissens, in der Liebe zu unserem Fache, sind Die Mitgliederzahlen nahmen von 81 (1864) wir aufs Neue beisammen, um die Fortschritte auf über 1000 (1950), auf mehr als 4000 im der Wissenschaft zu konstatieren, um aus Jahre 2001 und auf 5246 aus 63 Ländern aller der reichen Quelle gemeinschaftlicher Arbeit fünf Kontinente im Jahre 2006 zu. Der Anteil und Erfahrung zu schöpfen, um den eigenen ausländischer Mitglieder beträgt 691 (13 Pro- Gesichtskreis, auf dessen Umfang die meist un- zent; Abb. 17). [39, DOG 2006] bewusste Individualität drückt, zu erweitern.“ Die auf den Jahrestagungen gehaltenen [3,39] 1925 erinnerte Uhthoff in der Begrü- wissenschaftlichen Vorträge wurden seit 1863 ßungsrede der DOG: „Deutsche Ophthalmolo- in den im gleichen Jahr gegründeten „Kli- gische Gesellschaft bedeutet nicht Ausschluss nischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ anderer Nationen, im Gegenteil, wir haben sehr (Abb.18) unter der Redaktion von W. Zehender objektiv und rückhaltlos jede Leistung anderer publiziert und somit einem großen Leserkreis zugänglich. [3,39] Der Beschluss, diese Zeit- schrift herauszugeben, erfolgte 1862 auf dem Internationalen Ophthalmologen-Kongress zu Paris in Graefes Beisein. Für die korrekte Auf- zeichnung und Drucklegung wurde ein Steno- graph namens Oppermann aus Dresden von der Gesellschaft angestellt und finanziert. [3] Seit 1896 wurden die Tagungsbeiträge als selb- ständige Kongressbände der Ophthalmolo- 283 gischen Gesellschaft Heidelberg bei Bergmann (München) herausgegeben. Mit der Gründung des Archivs für Ophthalmologie 1854 erlangte von Graefe als Ophthalmologe eine internati- onale Spitzenposition. Die Kooptierung von C. (Abb. 22) Albrecht von Graefe-Medaille Donders (Abb. 19) und F. von Arlt in das Redak- 1886, Avers tionskollegium verlieh auch der Zeitschrift

internationales Gepräge (Abb. 20a,b). Dem Antrag des Austausches der Tagungsberichte mit der belgischen Augenärzte-Gesellschaft wurde 1910 stattgegeben. Die Idee, den Inter- nationalen Ophthalmologen-Kongress (IOC) 1871 nach Berlin zu holen, nahm von Graefe mit ins Grab. Erst 1888 fand der IOC in Heidel- berg – nach Sir Stuart Duke-Elder an der „hei- ligen Stätte der Augenheilkunde“ – statt; der nächste in Deutschland war dann erst wieder der 20. IOC 1966 in München. Vorausschauend wird der 31. IOC 2010 in Berlin durchgeführt. Wurden zu den ersten Weltkongressen ausge- wählte, renommierte Ophthalmologen vom Vorstand delegiert, so wurde es nach dem 2. Weltkrieg mit zunehmender Globalisierung je nach pekuniären Möglichkeiten für viele (Abb. 21) Julius Jacobson, Ordinarius der Universitäts-Augenklinik zu Königsberg, Augenärzte probat, am IOC teilzunehmen. setzte sich vehement für die Schaffung des Die Etablierung der DOG als erste medizinisch Lehrstuhles Ophthalmologie ein. wissenschaftliche Gesellschaft der Welt gab Anstoß zur Konstituierung weiterer ophthal- mologischer Gesellschaften: So 1864 in den USA, 1879 in Italien, 1880 in England, 1883 in Frankreich, 1892 in den Niederlanden, 1893 in Mexiko,1902 in Skandinavien, 1903 in Spanien, 1907 in der Schweiz u. a. [3,23] Anlässlich der dritten Säkularfeier der Univer- sität zu Leiden 1875 sowie des 25- und 50- jährigen Bestehens der französischen Augen- ärzte-Gesellschaft 1907 und 1932 entsandte die DOG zu den Feierlichkeiten Delegationen. [11,16,39] Zog von Graefe ob seines Lehrtalentes, seiner Beobachtungsgabe, seines Wahrheitsstrebens 284 und seiner humanen persönlichen Ausstrah- lungskraft zahlreiche, an der Augenheilkunde interessierte Ärzte aus der ganzen Welt nach Heidelberg und Berlin, so ebnete er seinen „Jüngern“ und seiner Schule Wege in fast alle Kontinente. [32] (Abb. 24) Jules Gonin, 1938 Auszeichnung Selbst in seinem Ferienort Heiden/Bodensee mit der von Graefe-Medaille ließen ihm weder Patienten noch Ärzte die ersehnte und dringend benötigte Ruhe. Zu der hier eingerichteten Ferienklinik reisten ebenfalls Patienten und Ärzte verschiedener Nationalitäten an. [25] Jacobson aus Königs- berg (Abb. 21) über Graefe: „Niemals hat ihn eine vorgefasste Meinung bewogen, den Tat- sachen Zwang anzutun, niemals verwerfliche Eitelkeit verleitet, sich therapeutischer Erfolge mit künstlich zugestutzten, statistischen Daten zu rühmen, niemals hat schriftstellerischer Ehrgeiz ihn öffentlich ausgesprochene Irrleh- ren, wenn er sie als solche erkannte, vertu- schen lassen. Immer war er als Erster bereit, sich selbst zu rektifizieren, und die Anzahl der Abhandlungen ist nicht klein, in denen wir an seiner eigenen Hand studieren können, wie allmählich sich seine Ansichten schwieriger Probleme gegenüber per aspera entwickelt und geläutert haben“. [14] Der von Albrecht von Graefe gehegte Wunsch, Julius Jacobson aus (Abb. 23) Allvar Gullstrand, 1928 Auszeich- nung mit der von Graefe-Medaille Königsberg als Nachfolger in seinem Lehramt zu wissen, ging nicht in Erfüllung. Anderer- seits verdanken wir Jacobson die Durchset- zung der Anerkennung der Ophthalmologie mit Lehrstuhl als selbständiges Fach im Jahre 1873. [22,23] Von bisher insgesamt zwölf vergebenen von Graefe-Medaillen (Abb. 22) – die erste über- reichte Cornelius Donders 1886 an Hermann von Helmholtz – gingen fünf dieser höchsten Auszeichnungen der DOG an Ausländer: 1928 an Allvar Gullstrand (Abb. 23), 1938 an Jules Gonin (Abb. 24), 1965 an Hans Goldmann (Abb. 25), 1975 an Jules Francois (Abb. 26) und 1996 an Franz Fankhauser (Abb. 27). [6,13,16,19,20,21] Als Ausdruck der internationalen Wertschät- 285 zung gelten sowohl Spenden während der Inflationszeit aus den USA als auch die rege Beteiligung von Kollegen aus dem Ausland an den Kongressen. Beispielgebend für die Würdigung der praktischen Umsetzung des (Abb. 26) Jules Francois: 1975 Auszeich- Grundanliegens der DOG über die Grenzen nung mit der von Graefe-Medaille Deutschlands hinaus und für die Förderung und Pflege der internationalen Beziehungen sind die deutsch-polnische und deutsch-fran- zösische Aussöhnung – erinnert sei an die Reden von Orlowski 1985 [34] und von Bronner 1987[2], und nicht zuletzt an die integrativen internationalen Symposien auf den DOG-Kon- gressen. Mit dem Neubeginn der DOG 1948 nach dem 2. Weltkrieg mit dem alten Statut – lediglich der von den Nationalsozialisten 1933 auf- gezwungene Paragraph wurde gestrichen – zeichnete sich eine zunehmende Spezia- lisierung mit eingegrenzten Aufgabenstel- lungen sowie die Internationalisierung ab, wenngleich bereits in der Anfangsphase der Ophthalmologischen Gesellschaft Heidel- berg von Zehender, Snellen, Donders u.a die Internationalität der Gesellschaft und des Vorstandes akzentuiert wurde. [8] Studien- reisen in die USA 1969 und 1975 sowie nach (Abb. 25) Hans Goldmann, 1965 Auszeich- nung mit der von Graefe-Medaille England intensivierten die Beziehungen und die Orientierung für zu bearbeitende, interna- tional anzugleichende Fragestellungen und Aufgabenbereiche. [20, 21] Seit den 1960er Jahren liefen Bemühungen um eine interna- tionale Koordinierung der Weiterbildung, vor allem mit den Ländern der EU. 1994 wurde die Möglichkeit des Erwerbs eines europäischen zahlreichen nationalen, europäischen und Facharzttitels geschaffen. internationalen Gremien unter Beweis. Nach Die 1971 eingeführten Simultanüberset- der Etablierung der Internationalen Liga zur zungen während der Kongresse fördern und Bekämpfung von Trachom und Blindheit 1930 erleichtern Nichtsprachkundigen die Teilnah- erklärte sich die DOG zur Mitarbeit bereit. [16] me. In der Zeit des geteilten Deutschlands ris- Weiter zu nennen sind: sen die Bemühungen um die Unterstützung – International and European Council of Oph- der Kollegen in der DDR nicht ab. Die ruhende thalmology (IOC), seit 1927 Mitgliedschaft der vor dem Mauerbau der – International Federation of Ophthalmic DOG beigetretenen Kollegen wurde nach der Societies (IFOS), seit 1933 Wiedervereinigung sofort weitergeführt. War – Societas Ophthalmologica Europæa (SOE) 286 Karl Velhagen beauftragt, mit dem Ministe- – Weltgesundheitsorganisation (WHO), seit rium über den Bezug der Kongressberichte 1948 zu verhandeln, so ist es dem langjährigen – World Blind Union (WBU) Schriftführer Wolfgang Jaeger zu verdanken, – Association for Prevention of Blindness dass die Versorgung der in der DDR tätig (APB) gewesenen Augenärzte mit den DOG-Kon- – International Agency for the Prevention of gressberichten, wenn auch unter erschwerten Blindness (IAPB) Bedingungen, aufrecht erhalten wurde. – Academia Ophthalmologica Internationalis Die DOG stellt die internationale Verbun- (AOI) denheit mit ihrer aktiven Beteiligung in – Association of Eye Research of Ophthalmo- logy (ARVO) u. a. [33]

Der Arbeitsgruppe Internationale Ophthalmo- logie unter der Leitung von Prof. Klauß ist es in Zusammenarbeit mit der Christoffel-Blin- denmission und anderen Gremien mit dem 1999 entwickelten Projekt 2020 gelungen, mit wachsendem Einsatz in den Entwicklungslän- dern der Zielstellung, die Blindheit in der Welt bis 2020 um die Hälfte zu reduzieren, näher zu kommen. Beispielhaft zu nennen sind die Beziehungen mehrerer Universitäts-Augen- kliniken zu afrikanischen und asiatischen Län- dern. Der jährlich in München stattfindende Kurs für Tropenophthalmologie trägt dazu bei, das Interesse an Arbeitseinsätzen im Ausland zu wecken. Herauszustellen sind die Unter- stützung und Förderung junger Augenärzte – in Lehre, Praxis und zum Teil auch materiell (Abb. 27) Franz Fankhauser, 1996 Aus- zeichnung mit der von Graefe-Medaille – sowohl in Osteuropa als auch in den Ent- wicklungsländern. Beispielhaft zu würdigen ist an dieser Stelle Dr. Grewe. Der Paradigmenwandel in der Medizin, spe- ziell in unserem Fach mit High-Technology, Industrialisierung und eingegrenzter Subspe- zialisierung, löste in den vergangenen 20 Jah- Literatur ren immense Fortschritte aus, wobei jedoch 1) die ursprüngliche Kommunität in gewisser Bader A: Entwicklung der Augenheilkunde im 18. Weise vernachlässigt wurde. Weltoffenheit und 19. Jahrhundert. Schwabe & Co, Basel,1933 sowohl hinsichtlich der Mitgliedschaft und 2) Kongressbeteiligung als auch gegenüber der Bronner A: Ber. DOG. In: Fortschr Ophthalmol wissenschaftlichen Zusammenarbeit und der 1988;85:7 Akzeptanz internationaler Standards belegen 3) die Ehrung und Vermehrung des Vermächt- Esser A: Geschichte der Deutschen Ophthalmolo- nisses von Graefes. gischen Gesllschaft. von Bergmann, München, 1957 4) „Die Geschichte der Wissenschaften ist eine Ber Ophthalmol Ges 1862;4:292 287 große Fuge, in der die Stimmen der Völker nach 5) und nach zum Vorschein kommen“ (J. W. von Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1863;1:435 Goethe) 6) Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1875;9:359 7) Prof. Dr. med. habil. Jutta Herde Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1886;18:24 Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde 8) Universitätsklinikum der Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1889;20:205 Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 9) Ernst-Grube-Str. 40 Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1895;24:2 06120 Halle/Saale 10) Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1896;25:15 11) Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1907;34:360 12) Ber Ophthalmol Ges Heidelberg 1913;39:452-259 13) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1925;45:1-4 14) Ber. Dtsch Ophthalmol Ges.1928 15) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1930;48:3 16) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1932;49:559-560 17) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1938 18) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1955;59:1 19) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1956;60:332-334 20) Ber Dtsch Ophthalmol Ges 1965 21) Ber Dtsch Ophthalmol Ges. 1975 22) 34) Ber Dtsch Ophthalmol Ges. 1996 Orlowski WJ: Verbindungen polnischerAugenärzte 23) des XIX. Jahrhunderts mit der deutschen Augen- Hirschberg J: Geschichte der Augenheilkunde. In: heilkunde. Fortschr. Ophthalmologie1987,84;669- Graefe/Saemisch (Hrsg: Axenfeld T, Elschnig A). 672 Handbuch der Gesamten Augenheilkunde. Bd. 15,1. 35) 2. Aufl.Springer, Berlin 1918 Rintelen F: Albrecht von Graefe, seine Persönlich- 24) keit, seine Zeit. Albrecht v. Graefes Arch klin exp Hirschberg J: Geschichte der Augenheilkunde. In: Ophthal 1971;181:70-93 Graefe/Saemisch (Hrsg: Axenfeld T, Elschnig A). 36) Handbuch der Gesamten Augenheilkunde. Bd. XV, 2 Wewe HJM, Doesschate G: Die Briefe Albrecht 288 25) von Graefe’s an F.C, Donders. Klin Mbl Augenheilk Heynold-von Graefe B: Albrecht von Graefe. 1935;95, Beilageheft Mensch und Umwelt. Stapp, Berlin, 1970 37) 26) Wölfflin E: Zum 100. Geburtstag von Albrecht von Hoffmann-Axthelm W: Die beiden Graefe. In:Treue Graefe. Albrecht von Graefe’s Arch Ophthalmol W, Winau R. Berlinische Lebensbilder II Mediziner. 1928;120:1-13 Colloquium Verlag, Berlin, 1987 38) 27) Zehender W: Klin Monatsbl Augenheilk 1882;20:284 Hoffmann-Axthelm W: Die Familie von Graefe und 39) ihre Villa Finkenherd im Berliner Tierpark. Ber DOG Zehender W: Die Ophthalmologische Gesellschaft 1968;69:685-708 während der ersten 25 Jahre ihres Bestehens von 28) 1863–1888. von Adlers Erben, Rostock, 1888 Horner F: Verhandlungen der vom 3.-6. September 1859 in Heidelberg versammelten Augenärzte. Peters, Berlin, 1860 29) Klin Monatsbl Augenheilkd 1888;26:4, Beilageheft 30) Kazimirski J: Albrecht von Graefes Augenklinik. Ophthalmo-Chirurgie 1995;7:171-179 31) Michaelis E: Albrecht von Graefe. Reimer, Berlin, 1877 32) Münchow W: Geschichte der Augenheilkunde. In: Velhagen K (Hrsg). Der Augenarzt. Bd. IX. Thieme, Leipzig, 1983 33) Naumann GOH: International Council of Ophthal- mology, Aktivitäten von ICO und IFOS 2002 289 290 Beate Kunst

Gedenken an Albrecht 291 von Graefe – Die Graefe- Sammlung der DOG am Berliner Medizinhistorischen Museum 292 Beate Kunst

Gedenken an Albrecht von Graefe – Die Graefe-Sammlung der DOG am Berliner Medizinhistorischen Museum

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„Die Bedeutung von Graefe´s ist so gross, dass das Interesse in 20, 30 und 40 Jahren nicht blos nicht kleiner sein wird als heute, sondern höchst wahrscheinlich noch in ganz anderem historischen Lichte erscheinen wird.“ Otto Be- cker am 14. September 1889 auf der Geschäfts- sitzung der Ophthalmologischen Gesellschaft Heidelberg. [10]

Die „Ophthalmologische Gesellschaft“ wurde 1863 offiziell gegründet, erhielt ab 1875 den Namen „Ophthalmologische Gesellschaft Hei- delberg“ und wurde 1920 in „Deutsche Oph- thalmologische Gesellschaft“ umbenannt. (Abb. 1) Albrecht von Graefe; Heliogravur, Photographische Gesellschaft in Berlin Das „Graefe-Museum“ – Entstehung und (n B a 36), modifiziert nach einer Kreide- Betreuung zeichnung von C. Wildt. (Foto: Christoph Der Tod Albrecht von Graefes in den frühen Weber) Bei den im Text meist in Klammern Morgenstunden des 10. Juli 1870 in Berlin gesetzten Buchstaben- und Ziffernfolgen kommt nicht überraschend. Schon seit Jah- handelt es sich um die heute aktuellen Inventarnummern der einzelnen Objekte in ren litt der Augenarzt an Tuberkulose, gute der Sammlung. Phasen wechselten sich mit schlechteren ab. Neben seiner Ehefrau hinterlässt der 42-Jäh- rige drei kleine Kinder (Abb. 1). In den kom- Auszeichnungen werden ihm gewidmet, menden Jahren fällt auf den Tagungen der 1875 erhält eine Straße im heutigen Berlin- Ophthalmologischen Gesellschaft Heidelberg Kreuzberg seinen Namen, 1882 ist das große, immer wieder von Graefes Name. Seine her- von der Berliner Medizinischen Gesellschaft ausragenden wissenschaftlichen Ergebnisse in Auftrag gegebene Graefe-Denkmal fertig- werden vielfach zitiert. Schon bald erscheinen gestellt (Abb. 2). Zunächst gibt es aber keine erste Publikationen über sein Leben und seine Bestrebungen, die Hinterlassenschaften des revolutionären Neuerungen in der Augen- weltberühmten Augenarztes in einer einzigen heilkunde. [11,20,21,22,24,25,30] Verschiedene Sammlung zu vereinen. Die von Graefesche Privatklinik schließt kurz nach seinem Tod (Abb. 4), noch 1870 erwirbt der Hirschwald- Verlag seine Bibliothek, weitere Objekte werden an andere Interessenten veräußert. Es sollte noch bis 1886 dauern, bis der Graefe-

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(Abb. 3) Otto Becker, Fotografie (B b 27)

Freund und niederländische Physiologe Frans Cornelis Donders (1818-1889) anregt, mit den von Albrecht von Graefe an ihn und an andere gerichteten Briefen den Grundstock für eine (Abb. 2) Im Jahr 2005 wurde das Graefe- Denkmal mit Geldern zahlreicher Spon- zu erarbeitende „Autobiographie“ des Arztes soren – u. a. von der DOG – saniert und am zu legen. [6] Auf der Geschäftssitzung der 28. September wieder enthüllt (n B b 32). Ophthalmologischen Gesellschaft Heidelberg Auf Initiative der Berliner Medizinischen im September 1887 drängen weitere Mit- Gesellschaft, der von Graefe von 1860 bis glieder darauf, das hier erstmalig erwähnte zu seinem Tod 1870 vorstand, konnte das Unternehmen „Graefe-Museum“ schnell Denkmal im Garten der Berliner Charité am 22. Mai 1882 – dem 54. Geburtstag anzugehen. Die Dinge, die an ihn erinnerten, Albrecht von Graefes – eingeweiht wer- drohten sich immer weiter zu verstreuen, den. Später wurde es an seinen heutigen die Zahl der Personen, die von Graefe noch Standort Schumannstraße Ecke Luisen- persönlich gekannt hatten, würde immer straße versetzt. Die Statue und die beiden kleiner. [7] Auf dieser Sitzung beauftragt die Terrakotta-Reliefs fertigte der Bildhauer Gesellschaft Otto Becker (1828-1890; Abb. 3) Rudolf Siemering (1835-1905). Der Entwurf schließlich damit, wesentliche Objekte, die des Denkmals stammt von Martin Gropius (1824-1880) und Heino Schmieden (1835- sich auf Albrecht von Graefe beziehen, in 1913). (Foto: Christa Scholz) einer Sammelstelle zu vereinen. Der Ordina- rius für Augenheilkunde in Heidelberg hatte sich bereits bei der erfolgreichen Einwerbung von Fördergeldern und der Künstlersuche für die Herstellung der von Graefe-Medaille als Organisationstalent erwiesen [5] und nimmt diese neue Aufgabe bereitwillig an. Bis April 1888 erwirbt er in Straßburg für 210 Mark einen historischen Holzschrank für das „Graefe-Museum“ und verschickt ein Rundschreiben an die etwa 240 Mitglieder der Gesellschaft (Abb. 5), in dem er das Vorhaben erläutert und um Spenden bittet. Im Septem- ber 1889 verzeichnet die Sammelstelle bereits 110 Positionen, bei den meisten davon handelt es sich um Briefe, weitere Handschriften und Abbildungen des Arztes. [8] Das Projekt „Graefe-Museum“ nimmt Fahrt auf. 295 Standort dieser Sammlung wird die Augenkli-

(Abb. 5) Erste Seite eines dreiseitigen Rund- schreibens, das Otto Becker 1888 an die Mit- glieder der Ophthalmologischen Gesellschaft versendete (D b 11). Die erste Aufnahme einer Frau in die Ophthalmologische Gesellschaft erfolgt übrigens 1911. [12]

(Abb. 4) Augenklinik Albrecht von Graefes, Karlstraße 46 in Berlin, ganz in der Nähe nik der Universität Heidelberg, ihre Betreuung der Charité. Im Vordergrund die Unter- übernehmen bis in die 1980er Jahre hinein die baumbrücke (B a 6). Ende 1852 mietet von Direktoren der dortigen Universitäts-Augen- Graefe hier zuerst zwei Zimmer, später ein klinik. Von 1890 bis 1910, unter der Obhut The- Stockwerk, bald schon das ganze Haus an. odor Lebers (1840-1917), können der Samm- Im Laufe der Jahre entwickelt sich seine lung noch einige Adressaten selbst jene Briefe Klinik auf operativem Sektor europaweit an die erste Stelle. [23] übereignen, die von Graefe an sie geschrieben hatte. Lebers Nachfolger August Wagenmann (1863-1955) verwaltet das „Graefe-Museum“ von 1910 bis 1935. Er vergrößert den Um- fang der Sammlung insbesondere durch die Einsendungen und Hinweise von Theodor Axenfeld (1867-1930) aus Freiburg und Richard Greeff (1862-1938) aus Berlin. Nachdem Ernst Engelking (1884-1975) das Amt Wagenmanns übernommen hatte, gehen weitere Abbil- dungen und wertvolle Bücher in den Besitz des „Museums“ ein; aus Engelkings Nachlass stammt außerdem ein 155 Seiten starkes, ma- schinengeschriebenes Werk. Dabei handelt es sich um die Transkription von 77 bis heute zu einem Großteil noch nicht veröffentlichten 296 Briefen, die Albrecht von Graefe geschrieben hat und die sich im Original in der Sammlung befinden. Ab 1958 betreut Wolfgang Jaeger (1917-1995) das „Graefe-Museum“. Nach seiner Emeritierung erhält er 1987 die offizi- elle Ernennung zum Kustos der Sammlung. (Abb. 7) Rezept, ausgestellt von Albrecht Er führt ihr einige Originalbriefe von Graefes von Graefe (M d 5.4). Das Konvolut M d 5 und viele weitere Objekte insbesondere zur enthält 31 solcher Verordnungen. Die meis- ten davon stammen aus dem Jahr 1870, also kurz vor Albrecht von Graefes Tod, und erhalten oft den Vermerk: „für mich“ oder sind für ein Familienmitglied gedacht.

Geschichte der Augenheilkunde zu. Von 1995 bis 2001 ist der Augenarzt und Medizinhis- toriker Klaus Bergdolt (*1947) aus Köln für die Sammlung zuständig. Unter ihm erfolgt eine Bestandsaufnahme, die als Grundlage für die 2001 von der DOG beschlossene Überführung des „Graefe-Museums“ nach Berlin dient. Im Februar 2002 gelangt die Sammlung als Dau- erleihgabe an das Berliner Medizinhistorische Museum. Ihr Umzug und auch ihre Einrich- tung wird maßgeblich von dem Berliner Au- genarzt Georg Kraffel (1927-2003) koordiniert. Er macht die Sammlung in der Öffentlichkeit bekannter und ergänzt sie mit Abbildungen (Abb. 6) Frans Cornelis Donders, Fotogra- fie (B b 9). (Foto: Christoph Weber) von und Publikationen über von Graefe.

Die Objekte der Sammlung Der Aufruf Otto Beckers vom April 1888 löst eine Flut von Einsendungen aus – insbesonde- re Briefe, die Albrecht von Graefe geschrieben hatte, werden meist direkt von den Rezipi- enten zur Aufnahme in das „Graefe-Museum“ worden waren, erfahren sie durch Alfred Graefe (1830-1899), Professor für Augenheil- kunde in Halle und ein Vetter des Berliner Arztes, von dem Vorhaben der Ophthalmolo- gischen Gesellschaft Heidelberg (M a 2b 1; M a 2 b 4). Die Angehörigen von Graefes zeigen sich sehr aufgeschlossen: Der Grund- stock der Sammlung beruht zu einem großen Teil auf ihren Zusendungen. Vor 297 allem Anna von Graefe (1863-1939), die Toch- ter des Arztes, und von Graefes Schwester, (Abb. 8) „Karnickelbuch Nro: II.“, Auto- graph, vermutlich von 1852, gebunden (M e 8). Der Titel des Buches stammt von Albrecht von Graefe selbst. Darin sind einige seiner Tierversuche unter den Über- schriften: „Künstliche Pupillen“, „Staarope- rationen“, „Thränendrüsen-Extirpation“, „Augenlied-Operationen“, „Rotationsver- suche“, „Vermischte Operationen“ proto- kolliert und seine Beobachtungen sowie „Projectirte Experimente“ verzeichnet. (Foto: Christoph Weber)

nach Heidelberg geschickt. Becker selbst hatte schon 1887 der Sammlung erste Objekte vermacht: Lithografien ndu Fotos aus dem Besitz Albrecht von Graefes, nach dessen Tode verkauft und später von Becker erworben. Zwei (Abb. 9) Aquarell des Graefe-Grabes auf dieser Fotos sind mit einer Widmung versehen: dem II. Kirchhof der Jerusalems- und Neuen Frans Cornelis Donders „Seinem geliebten Kirchengemeinde in Berlin-Kreuzberg (M a Freunde von Graefe. Donders“ (Abb. 6) und Wil- 2 d 1). Links das Grab der Eltern Albrecht von liam Bowman (1816-1892) „To Dr. A. von Graefe Graefes, Carl Ferdinand von Graefe (1787- from his sincere friend W. Bowman. May 14. 1840) und Auguste von Graefe, geborene von Alten (1797-1857). Der Grabstein 1858“. Es folgen allein im Mai 1888 Briefe von Albrecht von Graefes wurde von befreun- Graefes an (1833-1897), Franz deten Ärzten, Schülern und Verehrern des Joseph von Becker (1823-1890), Eduard Junge Arztes finanziert. [4] Heute schmückt eine (1832-1898) und Philipp Jacob Steffan (1838- 2,6 m hohe Granitstele das Grab. Darauf be- 1913) (M f 17). Allerdings enthält die Sammlung findet sich ein von Bernhard Afinger (1813- keine Briefwechsel. Schriftstücke an Albrecht 1882) 1874 hergestellter Tondo mit dem Doppelbildnis des Ehepaares von Graefe von Graefe sind – mit wenigen Ausnahmen aus weißem, feinkörnigen Marmor. Anna – leider nicht erhalten geblieben. von Graefe (*1842), geborene Gräfin von Obwohl die Geschwister und Kinder von Gra- Knuth, starb zwei Jahre nach ihrem Mann efes nicht direkt von Becker angeschrieben 1872 in Nizza. (Foto: Christoph Weber) Wanda von Dallwitz (1830-1914), bereichern die Sammlung insbesondere mit einigen (Jugend-)bildnissen von Graefes, seinen Vorlesungsmitschriften aus der Studienzeit, Krankenprotokollen, Operationsbüchern und ärztlichen Verordnungen (Abb. 7), Proto- kollbüchern von Tierversuchen (Abb. 8) und Briefen an Familienmitglieder. 298

(Abb. 11) Brillenkasten Albrecht von Graefes (I a 3). (Foto: Christoph Weber)

Kollegen, Freunde sowie Angehörige haben somit nach von Graefes Tod Dokumente aus verschiedenen Lebensstationen und Arbeits- zusammenhängen des Augenarztes zusam- mengetragen. Bei der Sammlung handelt es sich also um einen so genannten „unechten Nachlass“. Neben den aufgeführten hand- schriftlichen Zeugnissen und Abbildungen enthält sie außerdem: – Dokumente zum Stein auf dem Grab von Graefes (Abb. 9) und eine Sammlung von (Abb. 10) Gipsmodell zur von Graefe- Nachrufen, Medaille (B c 3). Schon 1874 schlug Frans Cornelis Donders vor, eine von Graefe- – Unterlagen zum von Graefe-Preis, der vom Medaille nach dem Muster wissenschaft- Graefe-Freund Robert Ritter von Welz (1814 licher Medaillen zu kreieren. Nach einem – 1878) 1873 gestiftet worden war, längeren Vorlauf beginnen schließlich im – Handschriftliches zur Ausschreibung für die September 1884 die Verhandlungen mit Fertigung der von Graefe-Medaille und die Ferdinand Hartzer (1838-1906), der nach ersten Entwürfe dazu (Abb. 10), Beauftragung durch die Ophthalmolo- gische Gesellschaft Heidelberg schließlich – den Schriftverkehr über Diskussion und am 20. Juni 1886 die Endrechnung für seine Geldsammlung für die Errichtung des Arbeiten stellt (M f 8.6). Im August des Graefe-Denkmals in Berlin-Mitte, gleichen Jahres wird die erste Medaille an – Papiere zur Theodor-Axenfeld-Gedächtnis- Hermann von Helmholtz verliehen. (Foto: stiftung. Christoph Weber) Darüber hinaus haben einige andere Persön- lichkeiten, die eng mit der Geschichte der Augenheilkunde verknüpft sind, einen Platz in der Graefe-Sammlung gefunden: So enthält sie eine Krankengeschichte, verfasst von dem Medizinstudenten Ferdinand Arlt (1812-1887) und die Mitschrift einer Vorlesung des Profes- sors Ferdinand Arlt (ab 1870: Ritter von Arlt) unter dem Titel „Arlts Operationscursus“, ein großes Konvolut an Briefen von Theodor Leber und einige Medaillen. Eine davon wurde zum Beispiel Arthur von Hippel (1841-1916) gewid- met, der 1891 den von Graefe-Preis für seine neue Methode der Hornhauttransplantation erhielt, eine andere dem Schweizer Ophthal- 299

(Abb. 13) Briefsiegel Albrecht von Graefes (M a 1 ma), hier von einem Brief an Adolph Weber. (Foto: Christoph Weber)

mologen Henri Dor (1835-1912), Mitglied der Ophthalmologischen Gesellschaft Heidelberg, Mitbegründer der Gesellschaft schweize- rischer Augenärzte und der Französischen Ophthalmologischen Gesellschaft. Außer- dem sind einige Bronzeausführungen der von Graefe-Medaille an die Ausgezeichneten der ersten Jahrzehnte vorhanden. Bereichert wurde die Sammlung ebenfalls durch Ins- trumente aus der Klinik von Graefes, seinem Operationsreisebesteck und seinem Brillen- kasten (Abb. 11) sowie sechs weiteren Instru- mentarien oder Untersuchungsinstrumenten, (Abb. 12) Brief Albrecht von Graefes an darunter ein Augenspiegel nach Hermann den Frankfurter Augenarzt Philipp Jacob Steffan vom 20. September 1867 (M a 1 e 7). von Helmholtz (1821-1894). Darin kündigt er seinen baldigen Besuch Die jüngste Erfassung der Sammlung, die an. Von Graefe wünscht sich, dass Steffan 2004 abgeschlossen wurde, umfasst 1096 Po- ihm „einen Staarschnitt nach Ihrer Art“ sitionen. Bei 35 Objekten handelt es sich um vormache. Er erbittet Antwort, ob dies zu gebundene Schriften aus von Graefes Hand, dem Zeitpunkt möglich sei. Von Graefe bei 391 um Originalbriefe des Augenarztes schreibt aus Heiden, einem häufigen Reise- ziel der Familie in der Schweiz (Abb. 12 und 13), die er an 25 verschiedene Personen gerichtet hat. Wenige weitere seiner Briefe liegen als Abschriften oder in Kopie vor. Unter den über 100 Fotografien und Lithogra- fien bilden 23 von Graefe selbst ab. Außerdem wird in der Sammlung die Totenmaske und eine Darstellung seiner rechten Hand in Mar- mor bzw. in Bronze verwahrt, wie auch sein Tintenfass und ein Aschenbecher. Ein sehr 1867 erschienen ist. Mit wichtigen Standard- großer Teil umfasst Bücher, Broschüren oder werken wie „Astigmatisme de Cilindrische andere Druckerzeugnisse. Bei den meisten Glazen“ (1862) von Frans Cornelis Donders davon handelt es sich um Publikationen über oder Richard Liebreichs (1830 – 1917) „Atlas Albrecht von Graefe. Ältestes Objekt ist ein der Ophthalmoscopie“ (3. Auflage, 1885) Einzelblatt aus der 1583 erschienenen ers- sowie Theodor Lebers „Anatomische Unter- ten Auflage „Ophthalmoduleia. Das ist der suchungen über die Blutgefäße des mensch- Augendienst“ von Georg Bartisch (1535-1606), lichen Auges“ (1865) sind Meilensteile der dem ersten deutschsprachigen Lehrbuch Geschichte der Ophthalmologie ebenfalls in für Augenheilkunde. Die Sammlung enthält der Graefe-Sammlung enthalten. zudem gleich drei Exemplare der Dissertati- 300 onsschrift Albrecht von Graefes „De Bromo, Das Profil der Sammlung Dissertatio inauguralis“ (1847), jeweils mit Wanda von Dallwitz schreibt 1888 vor einer persönlicher Widmung an seine Schwester Objektübersendung an das „Graefe-Museum“ Wanda, seinen Schwager Hermann von Thile an Otto Becker: „Ich fühle mich noch nicht (1812-1889) und einem nicht näher genannten sicher, ob das Museum nur den Ophthalmo- Freund, sowie eine deutsche Ausgabe seiner logen, oder die ganze Persönlichkeit Graefes Habilitationsschrift „Symptomenlehre der zur Vorstellung bringen soll“ (M a 2 b 1). In Augenmuskellähmungen“, die elf Jahre nach den fast 120 Jahren Sammeltätigkeit haben seiner in Latein verfassten Schrift im Jahre ganz verschiedene Persönlichkeiten für das „Graefe-Museum“ verantwortlich gezeichnet. Da bleibt es nicht aus, dass zu unterschied- lichen Zeiten unterschiedliche Sammelleiden- schaften verfolgt wurden. Becker zum Beispiel interessierte sich mehr für den Wissenschaftler und Arzt sowie für die schriftlichen Hinterlassenschaften als für Geräte und Instrumente, die von Graefe be- nutzt hatte. Dies belegen seine Ausführungen von 1889: „Wir haben von Geh. Rath Mooren das Etui, welches Graefe auf Reisen mitgeführt hat, mit grossem Dank erhalten; was er damit gemacht hat, erfahren wir aber nur aus den Briefen. Ich möchte daher das Hauptgewicht darauf legen, (Abb. 14) Bronzeausführung der von soviel wie möglich schriftliche Aufzeichnungen Graefe-Medaille (B c 4), 1896 verliehen an Theodor Leber. Er erhielt diese Auszeich- von Graefe zu bekommen.“ [8] nung für seine Forschungen zur patho- Der 1887 extra von Otto Becker für die Samm- logischen Anatomie und Histologie des lung angekaufte und in der Bibliothek der Au- Auges. (Foto: Christoph Weber) genklinik Heidelberg aufgestellte Schrank ist bald zu klein für das „Graefe-Museum“. Der Ordinarius Theodor Leber versucht deshalb schon in den Anfangsjahren seiner Tätigkeit für das „Museum“, das von Becker vorgege- bene Sammlungsspektrum zu beschränken. Auch er setzt bei den Geräten an. Besonders zu spüren bekommt dies der Graefe-Freund eine Rolle gespielt haben. Wenige Jahre nach und Augenarzt Adolph Weber (1829-1915) aus von Graefes Tod hatten solche Geräte in den Darmstadt. Ab 1897 versucht er mehrfach, In- Augen der täglich mit ähnlichen Instrumen- strumente, Untersuchungsgeräte und andere ten hantierenden Ärzteschaft vermutlich Gerätschaften aus der von Graefeschen Klinik die – bis heute schwer zu bestimmende an das „Graefe-Museum“ zu senden. Er hatte – Schwelle zur Museumsrelevanz noch nicht diese explizit für das „Museum“ verwahrt. überschritten. Leber scheut sich aber aus Platzmangel, Im Jahre 1922 werden dem damaligen Samm- die teilweise großen Objekte anzunehmen. lungs-Betreuer August Wagenmann Hinweise Weber schreibt daraufhin 1905 an Leber: „Was über zum Verkauf stehende, medizinhisto- nun das Niederlegen von Instrumenten und risch interessante Instrumente von Richard Apparaten im Graefe-Museum betrifft, so hatte Greeff, dem Direktor der Charité-Augenklinik, 301 sich bei mir, nach einer vor vielen Jahren von zugespielt. Mindestens eines davon stamm- Becker erhaltenen Zuschrift, eine, scheints´ dem te aus dem Nachlass von Graefes (M a 9 b). jetzigen modus contribuendi entgegenlaufen- Inwieweit man sich um den Erwerb dieses de Auffassung festgesetzt, daß nämlich solche Objektes bemühte, lässt sich nicht nachwei- Gaben nicht nur willkommen, sondern ‚kraft sen. Was aber den Verbleib der Instrumente eines Beschlusses der Gesellschaft’ sogar eine des „Graefe-Museums“ angeht, gibt uns obligatio perfecta seien. Von dieser Ansicht aus- Greeff einen Hinweis. Bei der Eröffnung des gehend habe ich die Frage an Sie zu stellen mir „Augenärztlichen Museums“ in der Medico- erlaubt. Da ich nun Ihrem Briefe entnehmen zu Historischen Sammlung im Kaiserin-Friedrich- dürfen glaube, daß diese nicht vorgesehen sind, Haus für das ärztliche Fortbildungswesen so würde ich Ihnen nur das zustellen, das nach in Berlin 1936 spricht Greeff, Kurator dieser Ihrem Dafürhalten der Aufbewahrung für Wert Ausstellung, davon, dass die historischen gehalten wird.“ (M a 2 e 10). Weiterhin kündigt augenärztlichen Instrumente, die der Deut- er seine Bereitschaft an, die Briefe von Graefes schen Ophthalmologischen Gesellschaft an ihn selbst sowie an andere Personen aus gehören und die sich in Heidelberg befanden, seinem Besitz dem Museum zu vermachen. nach Berlin geschickt und in dem Museum Leber nimmt Randnotizen auf dem Weber- aufgestellt worden seien. [15] Der Verbleib der Brief vor, aus denen ersichtlich wird, dass er verschiedenen medizin(histor)ischen Samm- die Briefe sehr gerne annähme (sie finden lungen des Kaiserin-Friedrich-Hauses und sich heute unter M a 1m in der Sammlung), mit ihnen die Bestände des „Augenärztlichen die Instrumente und Gerätschaften aber aus Museums“ ist heute weitgehend ungeklärt. Platzgründen nicht aufnehmen könne. 1907 Sie verschwanden in den Nachkriegswirren; treffen die dinglichen Hinterlassenschaften einige Objekte, die sich allerdings nicht auf dann doch in Heidelberg ein (Vermerk unter die von Graefeschen Hinterlassenschaften D b 66). Allerdings ist ihr Verbleib heute nicht zurückführen lassen, sind inzwischen an un- mehr bekannt. terschiedlichen Orten wieder aufgetaucht. Die ursprünglich verfolgte Idee, auch augen- ärztliche Instrumente zu sammeln, die von Der Beschluss, die Sammlung ausschließlich Albrecht von Graefe herrühren, oder die er in der Person Albrecht von Graefes zu widmen, Besitz und Gebrauch gehabt hat, ist somit wurde früh aufgeweicht. So ging als 102. nicht wirklich umgesetzt worden. Neben dem Objekt der 1861 erschienene erste Teil des Mangel an Stellfläche dürfte die zu jener Zeit Dreibänders „Reise der österreichischen Fre- noch nicht vorhandene oder nicht als solche gatte Novara um die Erde, Medizinischer Theil, empfundene Historizität dieser Instrumente 1. Band“ [29] in die Sammlung ein (D b 9). Weiterhin enthält sie unter D b 53 sechs Foto- kopie-/Faksimile-Bände bedeutender medi- zinhistorischer Publikationen, bei denen – wie bei einigen anderen Büchern und Broschü- ren der Sammlung auch – nicht immer der Schwerpunkt Augenheilkunde zu erkennen ist. Bei dem vielleicht wunderlichsten Objekt handelt es sich laut Katalog um eine „Plakette 302 Ramòn y Cajal“ (E b 4). Der Nobelpreisträger

(Abb. 16) Abbildung eines Augenhinter- grundes (D b 55). Die aquarellierte Zeich- nung stammt von Otto Becker. (Foto: Christoph Weber)

von 1906 war 1895 neben fünf weiteren Per- sönlichkeiten für die Verleihung der zweiten von Graefe-Medaille vorgeschlagen worden, die dann 1896 Theodor Leber verliehen wurde (Abb. 14). Tatsächlich handelt es sich bei dem Objekt aber um einen Orden mit dem Kon- terfei des Befreiungskämpfers und heutigen kubanischen Nationalhelden Carlos Manu- (Abb. 15) Karte für ein Essen auf dem el de Céspedes (1819-1874). Die Sammlung Heidelberger Schloss für Teilnehmer des Internationalen Ophthalmologen-Kon- enthält überdies Hinweise auf Internationale gresses (M f 24). 1857 hatte es neben der Ophthalmologische Kongresse (Abb. 15), allge- ersten Zusammenkunft von Augenärzten meine Schriften zur (Deutschen) Ophthalmo- in Heidelberg, aus der 1863 die Ophthalmo- logischen Gesellschaft, zur Augenheilkunde logische Gesellschaft hervorgehen sollte, oder zur Medizin im Allgemeinen. auch den ersten Internationalen Kongress Der Standort des „Graefe-Museums“ beein- für Augenärzte in Brüssel gegeben. Dort hielt Albrecht von Graefe seinen viel flusste ebenfalls die Sammeltätigkeit, die sich beachteten Vortrag über die Iridektomie auch auf Unterlagen zu Heidelberger Uni- bei Glaukom. Nach Paris (2 x), London, New versitätsprofessoren erstreckte. Beispielhaft York und Mailand fand der siebte internati- wären hier Dokumente von Otto Becker (Abb. onale Kongress 1888 in Heidelberg statt. 16) und Publikationen über die Physiologen Friedrich Wilhelm Kühne (1837-1900), u. a. be- kannt durch seine Forschungen zum Rhodop- sin, und Hermann von Helmholtz zu nennen, der von 1858 bis 1871 in Heidelberg lehrte. Besonders interessant ist das schon erwähnte Briefkonvolut Theodor Lebers. Zu dem wohl bedeutendsten Schüler Albrecht von Graefes enthält die Sammlung Abschriften rung und Archivierung der Sammlung. [16] Die aus dessen Tagebuch und Erinnerungen an Briefe wurden ihren Umschlägen entnommen, ihn, aufgezeichnet von seinen Angehörigen. fachgerecht in säurefreies Papier umgelagert Bei der Albrecht von Graefe-Sammlung und nach aktuellen archivarischen Grundsät- handelt es sich damit in erster Linie um einen zen gesichert und registriert. großen Primärquellenbestand zu einem der In einem nächsten Schritt finanzierte die Begründer der modernen Augenheilkunde. DOG die Inventarisierung der Sammlung in Zum Zweiten enthält sie einen nicht zu unter- einer Datenbank. Schon Otto Becker erkannte schätzenden Bestand weiterer Primärquellen die Notwendigkeit, die wachsende Zahl an zu bedeutenden Ärztepersönlichkeiten des unterschiedlichen Objekten in Sammlungs- 19. Jahrhunderts. Die Sekundärquellenan- bereiche einzuteilen und hatte damit begon- sammlung zur Geschichte der Augenheilkun- nen, dem „Graefe-Museum“ eine Struktur zu 303 de in Deutschland und zu Albrecht von Graefe geben. Das von ihm angelegte Inventarbuch rundet ihren Charakter zu einer außerordent- weist folgende Gliederung auf (M f 17): lichen Forschungssammlung ab. „I: Portraits und sonstige Bilder Seit Beginn des Zusammentragens von II: Briefe schriftlichen Zeugnissen und anderen Sach- III: Manuscripte und Schriften eigener Hand zeugen für das „Graefe-Museum“ wird der (resp. diktirt) Grundsatz verfolgt, die Sammlung lebendig IV: Collegienhefte zu halten. Sie nicht nur zu verwahren, sondern V: Bücher auch zu vermehren, ist ebenso die Zielsetzung VI: aus Graefe´s Besitz an ihrem heutigen Standort. Absicht ist, die VII: Sonstiges“. Sammlung in ihrer Diversität bekannter zu Theodor Leber und August Wagenmann machen. Dabei soll der Fokus des Sammel- führten das Inventarbuch fort, wobei Wagen- spektrums wieder auf das Leben und Wirken mann schon bald aufhörte, die Objekte zu Albrecht von Graefes konzentriert werden. kategorisieren. Die Eintragungen enden am Um diesen Blick zu vervollständigen, werden 15. Mai 1936. weiterhin entsprechende Objekte aufgenom- Eine Sammlung ist immer nur so gut wie ihr men. Autoren, die zu Albrecht von Graefe Katalog. 1960 nahm daher Josef Behles auf publizieren, sollten unbedingt die Veranlassung des Kustos Wolfgang Jaeger Graefe-Sammlung nutzen und sie ihrerseits eine Neuordnung und Katalogisierung der mit eigenen Informationen bedenken. Sammlung vor. [3] Er gliederte den Bestand in „Bilder (B), Die Graefe-Sammlung der Deutschen Oph- Erinnerungsstücke (E), thalmologischen Gesellschaft am Berliner Manuskripte (M), Medizinhistorischen Museum - Sicherung und Druckschriften (D) und Dokumentation Instrumente (I)“, Die „Albrecht von Graefe-Sammlung der Deut- wobei er jeweils direkt zwischen auf von schen Ophthalmologischen Gesellschaft“ traf Graefe zu beziehende Objekte (B a; E a etc.) im Jahr 2002 im Berliner Medizinhistorischen und „Fremdobjekten“ (B b; E b etc.) unter- Museum ein. In den folgenden Monaten schied. Auch nachfolgend in die Sammlung wurde ihr Bestand gesichtet und unter der eingehende Sachzeugen erhielten zum Teil Federführung von Georg Kraffel ein Konzept eine Inventarnummer nach diesem Prinzip. für die Präsentation ausgewählter Stücke erar- Am Berliner Medizinhistorischen Museum beitet. Anschließend begann mit Mitteln der wurden der Quellenbestand sowie die in DOG die schon 1995 angemahnte Konservie- der Sammlung vorhandene Literatur, die Abbildungen und Instrumente anhand rein Betrachtung der Person Albrecht von Graefe formaler Kriterien in eine Datenbank aufge- und seines wissenschaftlichen Werkes, seines nommen. Die von Behles vergebenen Inven- Korrespondentennetzwerkes sowie seines tarnummern blieben bestehen. Der Vorteil privaten und gesellschaftlichen Umfeldes einer Erfassungsart mittels EDV ist nahelie- erlauben. gend: Die verschiedenen Datenfelder ermög- lichen eine Suche in der Datenbank anhand Die Präsentation der Sammlung im Berliner verschiedener Fragestellungen und Sortie- Medizinhistorischen Museum rungen. Sie ist damit im besonderen Maße Auf der Geschäftssitzung der Ophthalmo- hilfreich für den Einstieg in eine effektive for- logischen Gesellschaft Heidelberg im Jahre schungsbezogene Arbeit mit der Sammlung. 1889 berichtet Otto Becker über das „Graefe- 304 Schließlich ermöglichten es durch Georg Museum“. Im Sitzungsbericht wird er zitiert, Kraffel aus der Industrie angeworbene Gelder, er habe „das etwas peinliche Gefühl, dass die die Primärquellen wie Operationsbücher, Familie das v. Graefe-Museum dem Aeus- Vorlesungsmitschriften und Briefe Albrecht seren nach nicht gerade ihren Erwartungen von Graefes sowie die anderen Autographen entsprechend gefunden“ habe. [9] Auch seiner Zeitgenossen in einem so genannten wenn Otto Becker selbst bei der Führung der Hybridverfahren für die Langzeitarchivierung beiden Töchter von Graefes, Anna und Olga, mikrozuverfilmen und im gleichen Schritt abwesend war und somit nur eine Vermu- objektschonend zu digitalisieren. tung äußert, kann man sich vorstellen, dass Die Graefe-Sammlung steckt auch heute der Blick in das „Museum“, einen mit Bildern, noch voller Forschungspotenzial. Nach den Briefbündeln und Büchern gefüllten Schrank, Vorarbeiten ist der Weg für ein intensives die beiden Frauen enttäuscht haben mag. Studium der in der Sammlung verborgenen Ab den 1960er Jahren wurde von verschie- Schätze geebnet. Darauf aufbauend könnte denen Seiten ein Ausstellen der Graefe- nun das Ziel sein, einen wissenschaftlichen Sammlung gefordert. [19,27] Öffentliche Katalog für die Sammlung zu erarbeiten. Präsentationen beschränkten sich in dieser Außerdem versucht das Berliner Medizin- Zeit in der Regel auf besondere Anlässe wie historische Museum zur Zeit, Gelder für zum Beispiel den 100. Todestag oder den 150. eine historisch-kritische Edition und die Geburtstag des Augenarztes. In der Heidel- inhaltliche Erschließung der Briefe Albrecht berger Augenklinik gab es in den 1990er von Graefes zu akquirieren. [28] Viele bisher Jahren einen kleinen Raum, in dem Teile veröffentlichte Briefe wurden auf ihre wissen- der Sammlung ausgestellt wurden. Mit der schaftlichen Inhalte gekürzt und oftmals nur Dauerleihgabe der Deutschen Ophthalmolo- unzureichend oder gar nicht kommentiert. gischen Gesellschaft an das Berliner Medizin- [1,2,13,26,32] Neben den Briefen von Graefes in historische Museum im Jahre 2002 hat die der Graefe-Sammlung sind weitere in der Da- Sammlung nun ihren Weg in ein öffentliches tenbank Kalliope, einem von der Staatsbiblio- Museum gefunden. Zur 100. Tagung der thek Berlin koordinierten Verbundprojekt für DOG im gleichen Jahr wurde hier ein eigener die Autographen- und Nachlasserschließung Bereich zur Geschichte der Augenheilkunde in Deutschland, aufgeführt. Zudem konnten eröffnet. auch Briefe des Arztes an weiteren Instituti- Ganz anders als Otto Becker, der in den onen ermittelt werden. Einige Schriftstücke schriftlichen Hinterlassenschaften von dürften sich auch in privater Hand befinden. Graefes auch den Bezug zur Verwendung Eine Edition der Briefe würde eine bisher in ophthalmologischer Untersuchungsgeräte diesem Maße noch nicht erfolgte umfassende und Instrumente sah, stellte der Ausstel- lungsmacher Richard Greeff das Instrument Entstehung eines souveränen medizinischen oder Gerät in den Vordergrund: „Oft sagt uns Faches. Zur Zeit wird die Dauerausstellung die Betrachtung eines Gegenstandes mehr als des Museums überarbeitet und voraussicht- eine lange Beschreibung davon“. [14] Die lich im Oktober 2007 wieder eröffnet. Dann Graefe-Sammlung besteht zu ihrem größten kann der interessierte Betrachter – ganz im Teil aus einer für die meisten Ausstellungs- Sinne von Otto Becker und dessen Nach- macher eher unbeliebten so genannten folgern – wieder Einiges erfahren über die „Flachware“ – also Büchern, Lithografien, Augenheilkunde und die von Albrecht von Schriftstücken und Fotos. Die Intention, Graefe begründete (Deutsche) Ophthalmolo- einem Betrachter die Persönlichkeit und den gische Gesellschaft. Wissenschaftler von Graefe über die Origi- nalbriefe näher zu bringen, ist schwer, weil 305 der heutige Museumsbesucher in der Regel Beate Kunst die alte deutsche Schreibschrift nicht lesen Berliner Medizinhistorisches Museum kann. Hinzu kommt die – sogar von zahl- Charitéplatz 1 reichen Zeitgenossen von Graefes beklagte 10117 Berlin – unleserliche Handschrift des Arztes (z. B. M f 12 b). Da die Graefe-Sammlung aber kaum dreidimensionale Objekte enthält und vor Literatur allem auch um den konservatorischen Bedürf- 1) nissen der Autographen gerecht zu werden, [Anonymus] Albrecht von Graefe’s Briefe an Jul. hat das Berliner Medizinhistorische Muse- Jacobson. Wolf & Sohn, München 1892 um beschlossen, einen Schwerpunkt seines 2) Sammlungsbestrebens augenheilkundlichen Bader A: Friedrich Horner in den Briefen seiner Instrumenten und Geräten aus dem 19. und Freunde. Klin Monatsbl Augenheilkd 1932;89:383- dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu wid- 399 men. So können Faksimiles der Graefeschen 3) Handschriften und Objekte aus der Samm- Behles J: Zur Neuordnung und Katalogisierung des lung der DOG mit anderen Gerätschaften der Graefe-Museums. Bericht über die 63. Zusammen- Zeit kombiniert werden und den etwa 60.000 kunft der Deutschen Ophthalmologischen Gesell- Museumsbesuchern pro Jahr ein Bild von schaft in Heidelberg. Klin Monatsbl Augenheilkd dem Wirken des großen Reformers Albrecht 1960;63:468-485 von Graefe geben. Um sich von den anderen 4) Sammlungen in Deutschland mit einem Bericht über die Versammlung der Ophthalmolo- großen Anteil an augenärztlichen Geräten [17, gischen Gesellschaft. Beilageheft zu Klin Monatsbl 18, 31] zu unterscheiden, wird dabei der Fokus Augenheilkd 1871;9:475 der Sammeltätigkeit auf die in Berlin ent- 5) standenen Entwicklungen in der Zeit vor und Bericht über die Versammlung der Ophthalmolo- nach dem Wirken des Augenarztes gelegt. gischen Gesellschaft. Ausserordentliches Beilage- Eine Anbindung an die Dauerausstellung heft zu Klin Monatsbl Augenheilkd 1879;17:249-260 des Berliner Medizinhistorischen Museums 6) gelingt thematisch über die Spezialisierung Bericht über die Achtzehnte Versammlung der in den medizinischen Fächern im 19. Jahrhun- Ophthalmologischen Gesellschaft. Ausserordent- dert. Die von Graefesche Privatklinik in Berlin liches Beilageheft zu Klin Monatsbl Augenheilkd war eine Keimzelle für die Herauslösung der 1886;24:11-12 Augenheilkunde aus der Chirurgie und die 7) 18) Bericht über die Neunzehnte Versammlung der Haugwitz T v. Ophthalmologisch-optische Unter- Ophthalmologischen Gesellschaft. Beilageheft zu suchungsgeräte. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart Klin Monatsbl Augenheilkd 1887;25:214-216 1981 8) 19) Bericht über die Zwanzigste Versammlung der Heynold von Graefe B: Albrecht von Graefe. Mensch Ophthalmologischen Gesellschaft. Klin Monatsbl und Umwelt. Stapp Verlag, Berlin 1991;XII-XIV Augenheilkd, Beilageheft 1889;27:207-216 20) 9) Hirschberg J: Professor A. von Graefe‘s klinische Ebda. 208 Vorträge über Augenheilkunde. Verlag von A. 10) Hirschwald, Berlin 1871 306 Ebda. 211 21) 11) Horner JF: Un Médecin moderne. Albert de Gra- Cohn HL: Was verdankt die Menschheit Albrecht efe. In: Bibliothèque universelle et revue suisse von Gräfe? Verlag E. Morgenstern, Breslau 1871 1875;207: 401-427 12) 22) Esser A: Geschichte der Deutschen Ophthalmo- Jacobson J: Albrecht von Graefe´s Verdienste um logischen Gesellschaft. Verlag von J. F. Bergmann, die neuere Ophthalmologie. Verlag H. Peters, Berlin München 1957:39 1885 13) 23) Greeff R: Briefe von Albrecht von Graefe an seinen Kazimirski J: Private Augenkliniken in Berlin und Jugendfreund Waldau. Verlag J. F. Bergmann, Wies- die Augenheilkunde an der Charité von 1800 – 1881. baden 1907 Diss. med. (HU-Berlin) 1993;70 14) 24) Greeff R: Ein augenärztliches Museum. In: Klin Laqueur L: Albrecht von Graefe und seine Verdiens- Monatsbl Augenheilkd 1936. 96:511 te um die Augenheilkunde. In: Deutsche Warte 15) 1872;2:204-217 Ebda. 514 25) 16) Michaelis E: Albrecht von Graefe. Sein Leben und Habrich C: Das „Graefe-Museum“ der Deutschen Wirken. Verlag G. Reimer, Berlin 1877 Ophthalmologischen Gesellschaft. Genese, 26) Typologie, Perspektiven. In: Christian Hartmann Peters A: Aus den Briefen Albrecht von Graefes (Hrsg.) Albrecht von Graefe. Berlin 1828 bis 1870. an Karl Wilhelm von Zehender. In: Klin Monatsbl Gedächtnisband zum Symposium anlässlich des Augenkd 1919;62:111-120,256-264,493-507 125-jährigen Todesjahres. Verlag für Medizin und 27) Naturwissenschaften, Germering 1996;6-7 Sachsenweger R: Bericht über die Unterbringung 17) des v. Graefe-Museums in der Univ.-Augenklinik Habrich C: Zur Bedeutung und Funktion ophthal- Heidelberg. Nuntia Documenta Annotationes – An- mologischer Sammlungen für die Geschichte der notationes Documenta Nuntia. Julius-Hirschberg- Augenheilkunde. In: Struck, HG, Tost, M. 10 Jahre Gesellschaft, 1989, II:1-2 Julius Hirschberg Gesellschaft, Halle 1996;232-244 28) Schnalke,T und Mücke M: Druck von außen. Die Begründung der Augenheilkunde im Spiegel der Korrespondenz Albrecht von Graefes (1828-1870). Berlin 2006, unveröffentlicht 29) Schwarz E: Reise der österreichischen Fregatte No- vara um die Erde. Medizinischer Theil I. Kaiserlich- Königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1861 30) Schweigger KET: Rede zur Enthüllungsfeier des Graefe-Denkmals am 22. Mai 1882. Verlag H. Peters, Berlin 1882 31) Stiftung Deutsches Hygiene-Museum (Hrsg.): Sammlung Münchow. Eine Forschungssammlung zur Geschichte der Augenheilkunde. Michel-Sand- 307 stein-Verlag, Dresden 2006 32) Weve HJM, Doesschate G ten (Hrsg.): Die Briefe Albrecht von Graefe’s an F. C. Donders (1852-1870). In: Beilageheft zu Klin Mbl Augenhk 1935;95 308 Jutta Herde

Die Nachfahren der 309 von Graefe- und Graefe-Familien 310 Jutta Herde

Die Nachfahren der von Graefe- und Graefe-Familien

Genealogische Forschungen gestatten 1645) wurde als erstes Gräffe-Familienmit- 311 sowohl Einblick in Familientraditionen, Pro- glied in Leppersdorf urkundlich dokumentiert fessionen, soziale Strukturen und freund- (Abb. 2, Teil 1). [13] schaftliche Beziehungen als auch in die Die Eltern der drei Brüder Carl Ferdinand, Weiterführung, Verehrung und Vermehrung Friedrich Heinrich und Eduard Adolph Graefe des Vermächtnisses herausragender Persön- – Carl Gottlieb Graefe (22.2.1752 – 29.4.1806) lichkeiten. Das 150. Jubiläum der von Albrecht und seine Frau Christiane, geb. Zschernig von Graefe begründeten Ophthalmologischen (10.8.1762 – 24.10.1817; Abb. 3 und 4) – verkör- Gesellschaft bietet Anlass, der weiteren Ent- pern bereits die siebte Generation. C. Gottlieb wicklung der Graefe-Familien nachzuspüren. von Graefe, in Pulsnitz geboren, wanderte Die Wurzeln der Familie Graefe (Gräffe, Gräfe, nach Polen aus. Er versah das Amt des Hof- von Graefe, Graefe) sind bis 1550 in Leppers- hausmeisters und Güterverwalters beim Gra- dorf bei Radeberg/Dresden in Sachsen auf ein fen Friedrich Moszinsky in Warschau, einem sächsisches Bauerngeschlecht zurückzufüh- der reichsten polnischen Krongroßmarschalle ren (Abb. 1). [13,15,22,39] Martin Gräffe (1605- und herausragendsten Staatsmänner. Sei-

(Abb. 1) Kirche zu Leppersdorf, in der das erste Gräfe-Paar getraut wurde 312

(Abb. 2) Graefe - Familien –Tafeln, Teil 1: Die Graefe-Ur-Ahnen ne Frau Johanna Christiane war die älteste Tochter des aus Pirna stammenden Archi- tekten und Kirchenbauers Zschernig. Hatte C. G. Graefe während der 1794 ausgebrochenen Revolution dem Grafen Moszynski das Leben gerettet und seine Frau des Grafen Diaman- ten nach Deutschland gerettet, so folgte die Familie Graefe wegen der russisch-polnischen Auseinandersetzungen dem nach Dolsk 313 zwangsversetzten Grafen, um für ihn die Gü- terverwaltung zu besorgen. C. G. Graefe starb am 29.4.1806 in Dolsk. Seine Frau J. Christiane siedelte nach Berlin über, wo sie am 24.10.1817 entschlief. Nicht unerwähnt bleiben darf die (Abb. 4) Christiane Graefe, geb. Zschernig, einzige Tochter von C. Gottlieb Graefe, Julie. Ehefrau von Carl Gottlieb Graefe (10.8.1762 Von ihr wurde nur die Vermählung mit dem – 24.10.1817), Gemälde von v. Kügelgen (Privatbesitz)

hohen russischen Staatsbeamten Andre- jewsky und das Sterbejahr 1828 überliefert. [1,5,13,24,25,27,29]

1. Carl Ferdinand von Graefe Der älteste überlebende Sohn, Carl Ferdinand von Graefe, wurde am 8.3.1787 auf des Grafen Schloss zu Warschau geboren, der Erstgebo- rene war als Säugling verstorben. Zunächst wurde Carl Ferdinand von seiner Mutter und von privaten Hauslehrern (Hermann von Mei- er, Carl Krüger) unterrichtet. Förderung in der schulischen Ausbildung wurde ihm sowohl durch den Leibarzt des Grafen Mosczynski, Dr. Ott, als auch durch den Pädagogen Graf Czacki zuteil. Von in Polen tätigen russischen (Abb. 3) Carl Gottlieb Graefe (22.2.1752 Heilgehilfen lernte Carl Ferdinand das Zähne- - 29.4.1806) Gemälde von v. Kügelgen (Privatbesitz) ziehen und den Aderlass. Die Mutter nahm ihn 1794 mit auf die Flucht nach Deutsch- land. Kehrte die Familie nach Polen zurück, so begab sich der 13-jährige Knabe 1800 zu Pferde auf das Gymnasium nach Bautzen und später an die Kreuzschule zu Dresden. Das Studium der Medizin begann er 1805 in Halle. Bereits hier erregte er mit der Operation einer angiomatösen Lippengeschwulst Beach- tung. Wegen der Schließung der Alma mater Halensis durch Napoleon brachte er das Studium mit Promotion 1807 in Leipzig zum Abschluss. Während und nach dem Studium verdiente er sich mit dem Zähneziehen Geld, womit er jedoch Streitigkeiten mit dem zu der 314 Zeit in Halle das Lehramt für Chirurgie und Anatomie ausübenden J. Ch. Loder heraufbe- schwor, die sein Lehrer Reil zu seinen Gunsten schlichtete. Ebenso wurde Carl Ferdinand von Graefe nach dem Studium in der klinischen Tätigkeit durch J. Ch. Reil in Halle begünstigt. (Abb. 6) Auguste von Graefe, geb. von Das pekuniäre Begehren behielt er bis an Alten (1797 – 27.11.1857) Ehefrau von Carl Ferdinand; Bleistiftzeichnung von Tochter Ottilie [21]

sein Lebensende bei, was seine Nachfahren in vielen Situationen bevorteilte. Angebote als Leibarzt des Grafen Moscynsky und die Professur im Wolhynischen Gebiet lehnte er ab. Mit Interesse nahm Carl Ferdinand Graefe die Stelle als Hofrat und Leibarzt beim Herzog Alexius von Anhalt-Bernburg in Ballenstedt an. Neben der Einrichtung eines Kranken- hauses in Ballenstedt analysierte er Natur- quellen, mit dem Ergebnis der Begründung des Kurortes Alexisbad. Lehnte er erneute Angebote nach Halle und Königsberg ab, so folgte er 1810 dem Ruf an die neu gegründete Charité, wozu ihm der seit seiner Hallenser (Abb. 5) Carl Ferdinand von Graefe Zeit mit ihm befreundete J. Ch. Reil verholfen (8.3.1787 – 4.7.1840); links: Stich von G. Metzgerot frei nach F. Krüger; hatte. Als ordentlicher Professor wurde er rechts: als Zinnfigur hier Direktor der chirurgisch-augenärztlichen ( Priv.- Bes.) Klinik. Carl Ferdinand Graefe wurde ob seiner chirurgischen Erfolge schnell hohe Anerken- nung zuteil. Während des Befreiungskrieges gegen Napoleon erwirkte er beim König, dass er sich im Felddienst verdingen konnte. Oblag ihm anfangs als Divisions-Generalchirurg unter anderem auch die Oberaufsicht der Mi- litäranstalten Berlins und des Lazarettwesens, so wurde ihm später die Leitung des Haupt- reservelazarettes und der Militärlazarette zwischen Weichsel und Weser übertragen. In dieser Funktion, die er bis 1815 innehatte, erlangte er weitere Perfektion des chirur- gischen Talentes, was ihm mit zahlreichen Auszeichnungen gedankt wurde. Dann setzte er die universitäre Arbeit an der Charité fort 315 und begründete die erste chirurgische Klinik und Poliklinik in der Ziegelstraße zu Berlin. Er wurde zu einem sehr gefragten Chirurgen im In- und Ausland. Mit seiner Rhinoplastik, aber (Abb. 8) Ottilie von Graefe, älteste auch mit anderen und vor allem auch mit Au- Schwester von Albrecht von Graefe (Privat- gen-Operationen wurde er zu einem Begrün- besitz) der der plastischen Chirurgie. 1814 heiratete Carl Ferdinand Graefe die Tochter eines preu- ßischen geheimen Oberrates, Auguste von ße 48. Im Tiergarten ließ er sich von Schinkel Alten (1797-1857; Abb. 5 und 6). Sie wohnten 1824 auf dem vom König erhaltenen schö- in einer prachtvollen Villa in der Behrenstra- nen Grundstück die Villa Finkenherd bauen (Abb. 7), die zum Zentrum familiärer und der gesellschaftlicher Begegnungen wurde. Die Kinder wurden frühzeitig an den Umgang mit honorigen Persönlichkeiten – König, Staats- beamte, Künstler, Fachkollegen des Vaters – gewöhnt. Carl Ferdinand Graefe wurde 1826 vom russischen Zar Nikolaus in den erblichen Adelsstand erhoben. Den Adelstitel erkannte König Friedrich Wilhelm III. an. Carl Ferdi- nand und seine Brüder Friedrich Heinrich und Eduard Adolph Graefe verfassten einen Familienbeschluss einerseits zur Verehrung ihrer Eltern und andererseits als Lebensma- xime für sie selbst (Abb. 9). Carl Ferdinand von Graefe starb plötzlich am 4.7.1840 auf der (Abb. 7) Villa Finkenherd im Tiergarten Reise in Hannover. Die vorgesehene Augeno- Berlin, Ölgemälde von F. Gropius [21] peration beim Kronprinzen Cumberland, dem späteren König Georg V., konnte er nicht mehr ausführen. Das Haus in der Behrenstraße und die Villa Finkenherd verkaufte Frau von Graefe 1852 wegen zunehmender altersbedingter physischer Probleme. Sie starb am 27.11.1857. [1,13,22,24, 25, 26, 27, 29, 41,42] 316

(Abb. 9) Familienbeschluss von Fried- rich Heinrich, Carl Ferdinand und Eduard Die Kinder von Carl Ferdinand und Auguste Adolph Graefe (Privatbesitz) von Graefe Aus der Familie entstammen fünf Kinder. Das dritte Kind, Eugen Graefe, (1822-1822), verstarb von Thile. Wegen der Versetzung des Ehe- kurz nach der Geburt. mannes als Gesandter nach Athen und später Das älteste Kind, Ottilie Luise von Graefe, wur- nach Rom ging auch Ottilie mit ins Ausland, de am 31.7.1816 in Berlin geboren. Ottilie (Abb. bis von Thile als Exzellenz Staatssekretär und 8) nahm besonders im Leben von Albrecht Geheimrat ins Auswärtige Amt zu Berlin und dessen verwaisten Kindern, aber auch berufen wurde. Er war vertrauter Berater und in dem der anderen, jüngeren Geschwis- Freund von Friedrich Wilhelm IV. Von Ottilie, ter eine bedeutende Rolle ein. Sie heiratete durch ein hohes Musik- und Zeichentalent 1846 den bei der Königlich Preußischen begnadet, blieben mehrere Zeichnungen Gesandschaft zu Frankfurt/Main anstelligen ihrer Geschwister der Nachwelt erhalten, so Königlich Preußischen Kammerherrn und auch von Albrecht (Abb.10). Hermann von Legationsrat Heinrich Carl Ludwig Hermann Thile starb am 26.12.1889 in Berlin, Ottilie am 9.4.1898 in Dessau. Der aus der Ehe hervorge- gangene Sohn Hans starb als Ulanenoffizier an den Folgen der nach einem im Kindesalter in Rom erlittenen Sonnenstich aufgetretenen epileptischen Anfälle im 21. Lebensjahr. Nach dem frühen Tod ihres Bruders Albrecht 1870 und ihrer Schwägerin Anna von Graefe 1872 nahm sie deren drei jüngeren Kinder, auch Albrecht, zu sich und übernahm die Erzie- 317 hung. [10,13,15,16] Als zweites Kind wurde am 30.1.1818 Carl Friedrich August von Graefe geboren. Nach dem auf dem Französischen Gymnasium zu Berlin absolvierten Abitur widmete er sich (Abb. 11) Carl und Ottilie von Graefe (von dem Studium der Jurisprudenz in Bonn. Hier F. Krüger; Privatbesitz) gehörte er als flotter Bruder Studio dem Korps

„Renania“ an. Das Referendar- und 1845 das Assessorexamen legte er in Berlin ab, wobei er zwischenzeitlich für ein Jahr als Freiwilliger bei den Garde-Ulanen mit Beförderung zum Leutnant bei der Garde-Landwehr-Kavallerie gedient hatte. Aus dieser Zeit rührte seine bis ins hohe Alter anhaltende Begeisterung für das Reiten her. 1842 vermählte sich Carl von Graefe mit Alma von Ladenberg, Tochter des Königlich Preußischen Staats- und Kultusmi- nisters Adalbert von Ladenberg (Abb. 11-13). Carl von Graefe versah das Amt des Regie- rungs- und geheimen Regierungsrates im Kultusministerium zu Berlin, von dem er aus Gesundheitsgründen vorzeitig zurück trat. Er starb am 5.2.1872 in Rom, seine Gemahlin am 25.1.1904. [3,5,9,13,15,16,22] Der dritte Spross von Carl Ferdinand von (Abb. 10) Albrecht von Graefe; Zeichnung Graefe, Victor Leopold Stanislaus von Graefe, von seiner Schwester Ottilie (Priv.- Bes.) wurde am 19.4.1826 geboren. Im Gegensatz zu seinen Brüdern lag ihm ein universitärer Bildungsweg fern. Vielmehr fesselte ihn die Seefahrerei, war er doch bereits auf den Berli- ner Seen ein begeisterter, im Club organisier- ter Segler. Nach dem Militärdienst auf dem Königlich Preußischen Kriegsschiff, der Korvet- te „Amazone“, durchlief er eine seemännische Ausbildung auf der Navigationsschule, um dann als Steuer- und Obersteuermann für die Seehandlung des Reeders Christian Bahre große Reisen nach Ostindien und Amerika zu unternehmen. Doch das genügte ihm nicht. In Stettin gab er 1851 eine eigene, 320 Tonnen große Brigg in Auftrag, die 1853 fertig gestellt 318 war und zu Ehren seines Vaters „Carl von Graefe“ getauft wurde (Abb.14). Mit dieser fuhr er zunächst nach Liverpool, wobei seine Mannschaft bereits die ersten Schwierig- keiten überwinden musste, nahm Fracht an Bord und brach nach Batavia auf Java/Südo- (Abb. 13) Alma von Graefe, geb. von La- stasien auf, um dann weiter nach Singapur, denberg (27.6.1822 – 25.1.1904) Ehefrau von China und Burma zu fahren. Theodor Fontane Carl v. Graefe (Priv.- Bes.)

verewigte Victor von Graefe in seinen „Wan- derungen durch die Mark Brandenburg“, Teil IV: Unterhaltung von Th. Fontane mit dem Kapitän des Seglerclubs: „…Wollen Sie glauben, dass wir zwischen Cafe Lubow und der Krampenbaude mehr als

(Abb. 12) Carl von Graefe (30.1.1818 –5.2.1872) (Privatbesitz)

(Abb. 14) Modell der Brigg von Victor von Graefe, genannt „Carl von Graefe“ Muse- um in Neustadt in Holstein (Privatbesitz) einen Chinafahrer ausgebildet haben?“ „Sie scherzen.“ „Durchaus nicht. Ich nenne Namen. Einer dieser Chinafahrer war Victor von Graefe, der, zu Mehrung des von Vater und Bruder her ererbten Ruhmes, das Seine getreulich beigetra- gen hat. Wenigstens nach unserer Vorstellung.“ „Und zwar als Chinafahrer?“ „Gewiß. Es mögen jetzt zwanzig Jahre sein, dass er in Stettin eine Brigg bauen ließ, sie befrachtete und mit ihr 319 nach England ging. Er war Schiffsreeder und Kapitän zugleich. Mit ihm war unser alter (Abb. 16) Schiffsrouten von Victor von Graefe (Privat- Eichmann, ein Freund und Klubgenosse, der die besitz) Dienste des Steuermanns versah. In England wurde die Fracht gewechselt; dann ging es in großer Tour erst bis Ceylon, dann von Ceylon bis Hongkong. In den ostasiatischen Gewässern verblieben die Freunde längere Zeit, wurden für die Linie Singapore-Kalkutta gechartert und befuhren dieselbe eine Reihe von Malen. Ihre Ladung war abwechselnd Tee und Reis. Sie ver- dienten ein bedeutendes Stück Geld und trafen nach Ablauf von dritthalb Jahren wohlbehal- ten an unserer pommerschen Küste wieder ein. Ihre Studien zu solcher Weltumsegelung aber – denn ich glaube fast, dass sie ihren Rückweg um das Kap Hoorn nahmen – hatten sie auf der Müggel und dem Seddin – See gemacht….“ [8,15] Nach Hamburg zurückgekehrt, bereitete Victor die Südamerikatour vor. Er war somit Reeder, Kapitän, Handelsmann und Unterneh- mer. Hatte er auf seinen Schiffsreisen mit der Brigg manch schwieriger und dramatischer Situation Herr werden müssen, so sah er sich zur Herausgabe der Schrift „ Über Orkane. Für Seeleute.“ Von Capt. V. v Graefe, 1856 Ham- (Abb. 15) Victor von Graefe (19.4.1826 burg bewegt. Mit seinen Ostasienfahrten – 10.8.1889) und seine Ehefrau Emilie von Graefe, geb. Bahre (9.8.1825 – 5.7.1892) leistete er bezüglich der Erschließung dieser (Privatbesitz) Gebiete Pionierarbeit. Die Vermählung 1856 mit Emilie Bahre, der Tochter des Königlich Preußischen Geheimen Kommerzienrates Christian Bahre, in dessen Diensten er an- fangs gestanden hatte, veranlasste Victor zur Aufgabe der Seefahrt (Abb. 15 und 16). Nach dem Verkauf seines Schiffes an seinen Schwager wurde das kleine Landgut Sierks- dorf in Holstein bei Neustadt an der Ostsee erworben. Er führte mit seiner Familie ein zu- friedenes, typisch ländliches Leben. Auch hier hatte er sich ein Segelboot, aber auch Pferde zugelegt. Als Winterwohnsitz kaufte er eine Villa in der Hamburger Vorstadt Eppendorf- Pöseldorf, Alsterchaussee 21, das so genannte 320 Rosenhaus, das spätere, unter Denkmalschutz stehende „Theater im Zimmer“. Sierksdorf entwickelte sich dank der Gastfreundschaft des jungen Ehepaares zum Treffpunkt der von Graefe’schen Familie. Victor starb am 10. 8. (Abb. 18) Albrecht von Graefe (22.5.1828 1889, seine Ehefrau am 5.7.1892. Emilie hatte – 20.7.1870) (Privatbesitz)

zu Ehren ihres Mannes in der Kirche Süsel bei Sierksdorf zwei Kirchenfenster mit dem Graefeschen Wappen gespendet. Von den drei Söhnen Christian August (14.5.1858 – 5.6.1858), Carl Ferdinand (8.4.1860 - 29.1.1867) überlebte nur der jüngste Albrecht Victor von Graefe (29.12. 1861 – 13.10.1925). Er verdingte sich als Landwirt auf dem elterlichen Gut. Er blieb unverheiratet und ohne Nachfahren. [14,15,16,22] Als viertes Kind von Carl Ferdinand wurde am 22.5.1828 Friedrich Wilhelm Ernst Albrecht von Graefe in der Villa Finkenherd zu Berlin geboren (Abb. 17). Albrecht wuchs mit sei- nen Geschwistern im Elternhaus auf (Abb. 18). Durch des Vaters frühzeitigen Tod 1840 entwickelte sich eine besonders innige Bezie- hung zur Mutter und zur ältesten Schwester (Abb. 17) oben: Taufschale der von Graefe- Ottilie. Mit 15 Jahren bestand er am Franzö- Familie ; Unten: eine Aufbewahrungskiste, Geschenk zum zehnten Geburtstag für sischen Gymnasium bravourös das Abitur. Da Albrecht (Privatbesitz) er für die Universität noch zu jung und noch nicht konfirmiert war, nutzte er das halbe Jahr bis zur Immatrikulation für weiteren Privat- unterricht. 1843 begann er das Studium der Medizin in Berlin, das er dort mit der Disserta- tion „De bromo ejusque preparatis“ 1847 und mit der medizinischen Staatsprüfung 1848 abschloss. Ob seiner hohen Intelligenz, seines begab er sich über Berlin nach Wien, dann Wissens, seiner Redekunst, seines trocke- nach Prag und schließlich nach London, wo er nen Humors, und seines aufgeschlossenen W. Bowman(1816-1892), C. Donders (1818-1889) freundlichen Wesens hatte er schnell einen und G. Critchett (1817-1882) begegnete sowie großen Freundeskreis um sich. nach Schottland zu W. Mackenzie (1791-1868). 1848-1850 begab sich Albrecht von Graefe auf Die Reise setzte von Graefe im September Studienreisen nach Prag zu K. Ferdinand von 1851 in die Schweiz fort. Ende Oktober im Arlt (1812-1887), nach Paris zu Prof. L. Auguste gleichen Jahr kehrte er nach Berlin zurück, um Desmarres (1810-1882) und Prof. Julius Sichel am 1.11.1851 in dem elterlichen Haus Behren- (1802-1868) und nach Wien zu Prof. Friedrich str. 48 seine erste private, noch bescheidene und Eduard Jäger (1784-1871). Albrecht von Klinik einzurichten. Später mietete er in der Graefe verdankte F. von Arlt seine ophthal- Johannisstraße noch zusätzliche Zimmer an. 321 mologische Laufbahn. Beachtenswert ist 1852/53 leistete er seinen Militärdienst ab, seine Anmerkung in Brief 3 an seine jüngste wenngleich er ob seines Bartes ungern gese- Schwester Wanda 1849 über die Wissenschaft hen, aber letztendlich wegen seiner Herkunft in Frankreich: „Was nützen all die Augenärzte, und seiner bereits bekannten Tüchtigkeit die vom menschlichen Körper nichts als das vorzugsweise für medizinische und ophthal- Auge kennen, und so wie die Krankheit dieses mologische Arbeiten eingesetzt wurde. Seine überschreitet, einen Kollegen herbeirufen. Jedes Privatklinik wurde zunehmend Magnet nicht Organ hat hier seinen Priester. Dadurch kom- nur für die armen, sondern vor allem auch für men die Leute zu einer großen Gründlichkeit, die wohlhabenden Schichten der Berliner Be- doch ist diese meist fruchtlos, da bekanntlich völkerung und für Patienten aus dem In- und die Krankheit nicht im erkrankten Organe, Ausland. Seine kleine Wohnung tauschte er sondern im Organismus liegt und das Organ gegen eine etwas größere Unter den Linden 6 bloß als der Träger, nicht als Erzeuger anzuse- ein. Ebenso genügte die Klinik in der Johan- hen ist. Die so genannte medizinische Gründ- nisstrasse nicht mehr dem Patientenzustrom, lichkeit der Hiesigen ist daher nichts weniger und so richtete er in der Karlstr. 46 die end- als eine mehr wissenschaftliche Gründlichkeit, gültige Privatklinik ein. Mit der Mutter blieb er welche den letzten Grund im Organismus bis zu ihrem Tode 1857 in engstem Kontakt. Be- aufsucht, sondern subtile Zerschneidung und zeichnend ist seine Verheiratung erst nach der Zerstückelung des Organismus, welche eine Mutter Tod. 1852 habilitierte sich Albrecht von verderbliche Störung des innerlichen Zusam- Graefe mit der Abhandlung „Über die Wirkung menhanges, eine Zersetzung des ganzen mit der Augenmuskeln“ und wurde zum Professor sich führt.“ Bei Sichel schätzte von Graefe die extraordinarius ernannt. 1853 hatte Göschen immensen Patientenzahlen, weniger seine in der Zeitschrift „Deutsche Klinik“ Albrecht „langweiligen Vorträge“, bei Desmarres eben von Graefe anlässlich der von ihm gehaltenen gerade dessen Wissen und Operationen. Vorträge, in denen er über seine klinischen „Bei Desmarres erlangt man die Frechheit, Erfahrungen sprach, lobend erwähnt. 1854 gab mit dem Auge wie an keinem zweiten Ort er den ersten Band des „Archiv für Ophthal- umzugehen“, schrieb er an einen Freund in mologie“ heraus, das ihn mit seinen darin Berlin. v. Graefe gehörte bei Desmarres zu publizierten Arbeiten in Verbindung mit seiner den Auserwählten, die Operationen für ihn klinisch-praktischen Tätigkeit schnell welt- ausführen und ihn vertreten durften. In Paris bekannt werden ließ. Sein Vater C.F. Graefe erreichte er die Fähigkeit eines glänzenden hatte bereits 1820 zusammen mit Philipp von Diagnostikers und die „taschenspielerische“ Walther (1782-1849) das Journal für Chirurgie Geschicklichkeit der Operationen. Mitte 1850 und Augenheilkunde herausgegeben, das aber nur für wenige Jahre bestand. Die herausra- gende Tat war die Gründung der Ophthalmo- logischen Gesellschaft 1857 in Heidelberg. Sei- ne Klinik in Berlin avancierte zum Mekka der Ophthalmologie. Ihm wurden zahlreiche Eh- rungen, Auszeichnungen und Titel zuerkannt. In den Volkstheatern sang man Couplets auf den „Propheten des Lichtes“: „Vom Thron her- 322 ab bis zu des Volkes Hefe, wer kennt nicht den Namen Graefe!“ 1866 wurde er zum Professor ord. ernannt, aber erst ab 1.10.1868 wurde ihm die Leitung der Charité-Augenklinik übertra- gen, wenngleich er bereits am 8.4.1859 eine unabhängig von der Jüngken’schen Klinik eine allmählich auf 40 Betten anwachsende Au- genabteilung in der Charité eröffnen durfte.

(Abb. 20) Albrecht von Graefe-Statue am Graefe-Denkmal vor der Charité, Berlin (Foto: J. Herde)

Doch weitere Ausführungen über von Graefes ophthalmologische Verdienste zu machen, ist nicht Sinn dieser Arbeit, sie gilt seiner Familie und seinen Nachfahren. Er verlobte sich mit der am 15.3.1842 zu Frederiksborg/Dänemark geborenen dänischen Gräfin Anna Adelaide Pauline von Knuth, Tochter des kgl. Dänischen Kammerherrn Graf Hans-Schack von Knuth- Conradsborg und dessen Ehefrau Gräfin Fre- derike. Sie war wegen einer Neuralgie zu von Graefe gekommen. Die bereits kurz danach in Frederiksborg vorbereitete Hochzeitsfei- (Abb. 19) Anna von Graefe, geb. von er musste wegen der akut aufgetretenen Knuth (15.3.1842 – 22.3.1872), Zeichnung von Ottilie von Graefe (Privatbesitz) schweren tuberkulösen Pleuritis verschoben werden (Abb. 19 und 20). Wegen des in dieser Zeit eingetretenen Todes des Brautvaters wurde die Trauung im kleinsten Familienkreis in der bei Potsdam gelegenen Heiland-Kir- che in Sacrow am 7.6.1862 von Pastor Dilthey vollzogen. Das junge Paar führte ein glückli- ches Familienleben, wenngleich es einerseits von der enormen Arbeitslast, von der immer wieder aufflackernden und fortschreitenden Erkrankung, dem Verlust zweier Kinder, und nicht zuletzt von dem viel zu frühen Tod von Albrecht am 20.7.1870 überschattet wurde. Sein Vetter Alfred Graefe in Halle betonte in „Wort der Erinnerung“: „An seiner Frie- densstätte weint keine getäuschte Hoffnung, 323 trauert kein unerfülltes, müde gewordenes Streben. Er warb hienieden um den höchsten Preis, und er ist ihm geworden; denn während wir ihm unsre Blumen nachstreuen, steht die ganze Menschheit segnend an seinem Grabe.“ (Abb. 22) Wanda von Graefe (5.9.1830 Seine letzte Ruhestätte fand er an der Seite – 15.10.1914) (Priv.- Bes.) seiner Eltern auf dem Jerusalemer Friedhof zu

Berlin. Seine erst 28 Jahre alte Witwe, die mit den drei überlebenden kleinen Kindern Anna, Olga und Albrecht in dem Hause Victoriastr. 34 wohnen blieb, folgte ihm am 22.3.1872 ebenfalls wegen einer Tuberkulose ins Grab (Abb. 21). Über seine Nachfahren s. u. [3,5,6,9, 10,13,15,16,19,20,22,24,25,27,30,41,42,43,44,47] Als jüngstes Kind von Carl Ferdinand von Graefe und jüngste Schwester von Albrecht von Graefe wurde Wanda Elise Charlotte von Graefe am 5.11.1830 geboren. Das lebhafte, talentreiche Mädchen befasste sich mit den schönen Künsten (Abb. 22). Aus ihrer Feder stammt die unter dem Pseudonym Walter Schwarz erschienene Novellensammlung „Ersonnen und erlebt.“ Sie schrieb auch für den „Berliner Bär“ und die „Tante Voss.“ Das kleine „Sprühteufelchen“ Wanda bereitete (Abb. 21) Grab von Abrecht von Graefe der Mutter Auguste einige erzieherische und seiner Frau Anna (Privatbesitz) Schwierigkeiten. Mit 18 Jahren hatte sie sich mit dem Freund ihres Bruders Victor, Gustel Bahre, verlobt und nach einem halben Jahr zur Empörung der Mutter wieder entlobt. 1856 heiratete Wanda den Königlich Preu- ßischen Oberleutnant des 5. Ulanen-Regi- ments Johann Adolf Sigismund von Dallwitz, geb. am 18.12.1829 in Insterburg. Er quittierte geb. am 28.12.1930 in Hamburg – Kinder aus vorzeitig seinen Dienst und kaufte 1860 das erster Ehe: Wolfgang von Dallwitz, geb. am Rittergut Tornow bei Neustadt an der Dosse 27.11.1954 in Bad Homburg Geschäftsführer, AG in der Mark Brandenburg. Das Grundstück der Grundbesitzerverbände Bln. Burkhard von wird noch heute von weitläufigen Verwand- Dallwitz, geb. am 28.1.1959 in Bad Homburg. ten bewohnt. [37] Die Wintermonate lebte Aus zweiter Ehe: Charlotte v. Dallwitz, geb. am das Ehepaar weiter in Berlin. Nachdem von 22.5.1962 in Bad Homburg Dallwitz Mitglied des Reichstages geworden Johann Wolfdietrich, geb. am 9.7.1925 in Tor- war, zog die Familie nach Berlin. Wanda hatte now; Dr. rer.nat., staatl. gepr. Landwirt, RRr d. gute Beziehungen zu Kreisen der Intelligenz Joh.O, bereits verstorben.; verh. mit Dorothea und zu Kunstverständigen. Sigismund von v. Unger ( *13.5.1930 aus Eckendorf b. Bielefeld) 324 Dallwitz starb am 19.12.1906 an einem Schlag- – Kinder: Friederike, 29.12.1953 in Bielefeld anfall, so auch Wanda am 15.10.1914. Der Sohn Hubertus , 17.4. 1955 in Bielefeld; Andrea, Wolfgang pflegte die Mutter nach des Vaters 25.3.1957 in Bielefeld: Christoph, 24.2.2961 in Tod. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Bielefeld; Wolf-Friedrich 24.2.1966 in Bielefeld [6, 10,13,15, 16, 21, 22, 36, 38] Johanna Auguste Wanda Ruth: geb. am 22.1.1857 in Berlin, gest. am 14.2.1939 in Hiller- Die Nachkommen von Carl Friedrich August Gaertringen, Grenzmark; verh. mit Rudolf von Graefe Burggraf und Graf zu Dohna- Schlodien, geb. Aus dieser Ehe gingen der Sohn Carl Philipp am 1.6.1845 in Tirschtiegel Krs. Meseritz, gest. Adalbert von Graefe (4.1.1846 Berlin – 9.8.1886 am 15.5.1904 auf Hiller-Gaertringen Konstanz) und die Tochter Alice Victoria Helene von Graefe (16.1.1850 Berlin – 23.9.1821 Kinder: Andreas Graf zu Dohna; Wernigerode) hervor. Wilhelm Graf zu Dohna heiratete Carl widmete sich nach dem 1863 zu Schul- Ottonie von Kalkreuth pforta absolvierten Gymnasium dem Stu- Aus dieser Ehe gingen Alexander dium der Rechtswissenschaften in Berlin und Graf zu Dohna und Bernhardt Graf Bonn. Er gehörte der Burschenschaft Fran- zu Dohna hervor conia an. 1865/66 diente er freiwillig beim 2. Garderegiment z. F. in Berlin. Mit diesem Re- Johann Wolfgang Sigismund: geb. am giment nahm er im Feldzug gegen Österreich 31.10.1863 in Berlin, gest. 13.1.1928 in Fürsten- an den Schlachten bei Sohr und Königgrätz berg bei Berlin; auf Tornow; Dr. jur RRr d. Joh. teil. Seit 1875 war er zunächst als Referendar O. heiratete am 26.7.1919 Johanna v. Ditfurth, und Regierungsassessor in Breslau, Bromberg geb. am 3.4.1891 in Wesel, gest. am 22.6.1967 und Arnsberg, 1870/71 als Auditeur in Neisse (Mutter: Paula Freiin v. Blomberg; und seit 1883 als Regierungsrat in Düsseldorf im Staatsdienst tätig. 1885 wurde er zum Kinder: Johanna Wanda Caroline Paula Ruth, Ehrenritter des Johanniterordens ernannt. geb. 17.6.1920 in Tornow; Dr. phil., Kunsthisto- Gegen des Vaters Willen heiratete er 1870 in rikerin, Lehrerin; bereits verstorben: Johann London seine Studentenliebe Julie Löwenthal Friedrich Sigismund Bodo, geb. am 17.8.1923 in aus Heiligenstadt. Damit kam es zum Bruch Tornow; kaufm. Dir. OLt. a. D.; Johann war in zwischen Vater und Sohn sowie zur Entfrem- erster Ehe mit Mechthild von Seydlitz (8.1.1925 dung sämtlicher Verwandter. Er starb an dem - 3.9.1959), Tochter des Generals der Artillerie 1886 aufgetretenen Nervenleiden in einem a. D. Walther v. Seydlitz und der Ingeborg Barth Konstanzer Sanatorium. verheiratet; in 2. Ehe mit Henriette Simms, Carl Philipps einziges Kind, die Tochter Alma Albertine Alice von Graefe, kam am 7.3.1876 in Breslau zur Welt. Alice verlor den Vater im Alter von zehn Jahren. Für die verwitwete Mutter hatte sich dadurch die Verbindung zur von Graefe’schen Familie nicht gebes- sert, jedoch gelang es der Tochter Alice nach ihrer Verehelichung mit dem Hauptmann und Kompaniechef im 4. Garderegiment Walter von Eberhardt (7.1.1862 - 7.1.1942), die verwandtschaftlichen Verbindungen zu beleben. Bis zum Ende des ersten Weltkrieges hatte Walter von Eberhardt sich beim Militär 325 verdient gemacht und es bis zum Generalleut- nant gebracht. Nach dem Tode der Tante Alice von Seyssel d’ Ayx zu Wernigerode zog das Ehepaar von Eberhardt 1921 in deren schönes, am Lindenberg in Wernigerode/Harz gelegene (Abb. 23) Anna, Olga und Albrecht von Haus. Aus dieser Ehe gingen der Sohn Carl Graefe, Kinder von A. v. Graefe (Privat) Heinrich und die Tochter Lieselotte von Eber- hardt hervor. Lieselotte heiratete in Wernigero- de Graf Bogislav von Schwerin, der als General an Schlaganfall starb. Alice leistete in Berlin noch jung im 2. Weltkrieg fiel und zwei Söhne, Wohltätigkeitsdienste, bis sie ihren Wohn- Helmut und Eberhard, hinterließ. Karl Heinrich sitz nach Wernigerode verlegte, wo sie am von Eberhardt vermählte sich mit Ursula von 23.9.1921 ohne Nachfahren zu hinterlassen Brederlow. Ihn zog es im 2. Weltkrieg nach entschlief. [13,15,16, 22] Afrika, und er holte seine Frau und die zwei Töchter nach. Nach Deutschland zurückge- Die Nachfahren von Albrecht von Graefe kehrt, starb Carl Heinrich 1950 in Karlsruhe. Albrecht von Graefe und seine junge Frau Die Witwe Alice von Eberhardt und ihre Anna lebten in dem sich schnell entwickeln- verwitwete Tochter Lieselotte von Schwerin den Berlin. In einer wahrhaften, gesunden konnten 1963 von Wernigerode nach Herford Familienatmosphäre aufgewachsen, sehnten umsiedeln. Alice starb noch im gleichen Jahr sich die zwei ebenfalls nach dem Familien- am 2.7.1963. glück. Alice Victoria Helene von Graefe (16.6.1850 Am 21.6.1863 wurde Anna Friederike Auguste – 23.9.1921), die Schwester des von der Familie von Graefe in Berlin geboren (Abb. 23, sie- verstoßenen Carl Philipp von Graefe, bemühte he Abb. 2, Teil 2). Mit neun Jahren verwaist, sich vergeblich um die Einlenkung des Vaters kam sie in das Haus der Familie Ottilie und hinsichtlich des Familienzerwürfnisses. Hermann von Thile (Ottilie war die älteste Immerhin spendete sie dem Vater Trost. Sie Schwester von Albrecht von Graefe). Sie galt vermählte sich mit dem preußischen Major als äußerst intelligentes Mädchen. Ein Augen- und persönlichen Adjudanten des Prinzen leiden Annas wurde vom Vater und dessen Carl von Preußen, Rudolf Maximilian Graf Freund Waldau operativ geheilt. Sie heiratete Seyssel d’Aix. Auch er wurde im Militär bis 1890 den Hauptmann und Kompaniechef des zum Oberst und Kommandeur befördert. Anhaltinischen Infanterie Regiments Nr. 93 zu Nach dem Ausscheiden aus dem Militärdienst Dessau, Erich Svantus von Bonin. Als der Onkel zog das Paar nach Berlin, wo er 1887 plötzlich von Thile 1889 starb, zog die Tante Ottilie zu Bonins nach Dessau. Durch den 1891 erlit- sau, gest. 1956; heiratete am 23.5.1912 Bern- tenen schweren Schlaganfall war Ottilie zwar hard von Mitzlaff, geb. am 1.8.1880 in Halle; an den Rollstuhl gefesselt, erholte sich aber Mitzlaff hatte zwei Semester Jura studiert, geistig, so dass sie den Bonin’schen Kindern dann im Brandenburgischen Dragonerre- wie eine leibliche Großmutter zur Seite stand. giment Nr. 2; im 2. Weltkrieg Rittmeister; Mit dem ausgeprägten Familiensinn gelang Eisernes Kreuz I. und II. Klasse; drei Kinder: es Anna, in ihrem Hause die Familie wieder- Annemarie von Mitzlaff, geb. am 1.4.1913 holt zusammenzuführen. Insbesondere ge- in Schwedt; Gisela von Mitzlaff, geb. am staltete Anna den 80. Geburtstag ihrer Pflege- 29.9.1914 in Besow; Hans-Jürgen von Mitzlaff, mutter „Tantchen“ Ottilie, wie sie liebevoll in geb am 29.10.1916 in Besow der Familie genannt wurde, herzlich aus und Eckart von Bonin geb. am 8.11.1893 in Dessau; 326 beschenkte alle Verwandten mit Broschen 1913 Abitur; Jurastudium; 1914 Zietenhusaren- beziehungsweise Nadeln, die sie mit Ottilies regiment; am 28.10.1914 gefallen Monogramm und der Zahl 80 hatte verzieren lassen. Ihr Mann kaufte nach dem Ausschei- Hans-Joachim von Bonin geb. am 23.3.1895 den aus der Berufstätigkeit 1901 das Rittergut in Dessau; 1914 Abitur in Berlin/ Dahlem; 1. Besow/Kreis Stolp in Hinterpommern, das sie Brandenburgische Dragonerregiment Nr. 2; nun als Wohnsitz wählten und wo sie sich ein Jura-Studium; gest.1961 typisches Landleben aufbauten. Erich über- gab später das Gut Besow dem ältesten Sohn Irmgard von Bonin geb. am 16.5.1896 in Des- Albrecht und zog mit seiner Frau Anna in sau, gest. 5.7.1901 in Halle das neu gebaute Haus auf dem zugekauften Nachbargut Ziegnitz. Erich starb am 11.4.1925 Gerhard von Bonin geb. am 27.9.1897 in Des- an der bereits 1924 eingesetzten schweren Er- sau, gest. am 2.5.1898 in Dessau krankung. Anna blieb zunächst bei dem Sohn Joachim in Ziegnitz/Kreis Schlawe/Pommern Erich von Bonin geb. am 16.7.1900 in Dessau, wohnen, bis sie sich 1929 eine Wohnung in gest. 1944 Stolp nahm, um der Tochter und den Enkel- kindern näher zu sein. Die Güter wurden von Ruth von Bonin geb. am 8.10.1902 in Besow, dem von Graefe’schen Erbe gekauft. Anna gest. 1984 starb am 19.12.1939 am zweiten Schlaganfall. Sie fand die letzte Ruhe auf einem eigens in Das zweite Kind von Albrecht von Graefe und Ziegnitz in der Nähe des Gutshauses ange- seiner Frau Anna, Blida von Graefe legten Friedhof. Von den acht Kindern starben (5.1.1865 – 13.7.1865) starb sechs Monate nach zwei in jugendlichem Alter und ein Sohn im der Geburt. Weltkrieg. [3,5,13,15,16,22] Als drittes Kind wurde Olga von Graefe am Kinder von Anna Bonin, geb. v. Graefe: 18.6.1866 geboren. Olga hatte bereits als Kind Albrecht von Bonin geb. 16.4.1891 in Dessau, ein liebevolles, sanftes und gütiges Wesen gest. 1945; 1913 Offizier bei den Zietenhusaren ; und bot ein echtes geschwisterliches Band, 1914 Eisernes Kreuz II. Klasse; 1914 Vermählung das sonnige hilfsbereite Gemüt behielt sie mit Ilse von Boehn, geb. am 12.5.1895 in Lojow/ dann auch bis an ihr Lebensende. Sie eroberte Pommern; am 19.7.1915 Geburt des Sohnes sich überall schnell Sympathie und Beliebt- Eckart von Bonin heit und wurde Tante „Olly“ genannt. Sie heiratete am 11. 5.1887 in Berlin Maximilian Ursula von Bonin geb. am 22.10.1892 in Des- von Mitzlaff (geb. 3.5.1850), der als Rittmeister und Eskadronenchef im Schleswig-Holstei- das benachbarte Franzen aus, wo die Halb- nischen Ulanen-Regiment Nr. 15 in Straßburg schwester ihrer Schwägerin Sophie von Gra- i. E. diente. Kinder blieben dem Paar versagt, efe (geb. Blomberg), Hildegard von Blomberg, wenngleich beide gute Kontakte zu den verheiratet mit Otto Puttkammer, wohnte. Nichten und Neffen pflegten. Später wurde Olga hatte sich außerdem 1933 für Hitler und Maximilian Stabsoffizier bei den 7. Dragonern dessen religiöse Einstellung begeistert, was in Saarbrücken, danach bei den Leibgardehu- zum Konflikt mit ihrer Schwester Anna von saren in Potsdam, Regimentskommandeur Bonin führte. der 2. Gardedragoner und schlussendlich Der Aufenthalt auf Vossberg gestaltete sich Generalmajor und Kommandeur der 3. Garde für Olly besonders im Winter immer schwie- Kavallerie Brigade in Berlin. riger. Es stellte sich bei ihr ein Augenleiden Wegen seiner Herzerkrankung trat er 1904 mit allmählicher Seheinbuße ein. Deshalb 327 vom Dienst zurück, kaufte das Waldgut Voss- lebte sie im Winter 1944/45 in einer Pension berg/Kreis Schlawe/Hinterpommern. Damit in Stolp. Beim Beschuss von Stolp durch die befand sich das Ehepaar im Nachbargut zu Russen irrte sie allein durch die Strassen von dem Bonin’schen Besow, und somit waren Stolp. Die Pension mit ihren wenigen Sa- die Schwestern Anna und Olga wieder in chen verbrannte. Ein Bekannter fand sie auf enger Nähe. Sie zogen in das von Maximilian der Strasse und nahm sie mit zu sich nach im Wald gebaute Blockhaus. Den Freunden Hause. Hunger, Kälte und fehlende Verwand- und Verwandten, insbesondere den Nichten tenkontakte setzten ihr sehr zu. Sie verteilte und Neffen gegenüber, waren sie bereitwill- bei verschiedenen Ärzten in Stolp Zettel mit lige und liebenswürdige, freie Gastgeber. ihrem Namen und ihrem Aufenthaltsort, in Maximilian von Mitzlaff starb plötzlich der Hoffnung, dass gegebenenfalls einer ihrer auf einer Pirsch am 6.7.1916 am Herzschlag Verwandten solch einen Zettel bekäme. Und und wurde wie sein älterer Bruder auf dem diese Rechnung ging auf. Otto und Hildegard Vossberg’schen Waldfriedhof beigesetzt. Olga Puttkammer im benachbarten Franzen er- und Maximilian hatten eine glückliche Ehe hielten solch einen Zettel. Sie kamen zu Olga geführt. Nach seinem Tode riss der Besucher- und fanden sie krank im Bett; etwas später strom von Verwandten und Freunden nicht wurde Olly von einem Kaufmann nach Fran- ab. Von ihrer Klavier- und Gesangslehrerin, die zen gebracht. Sie hatte inzwischen alles Hab auch öfter zu Besuch kam, behielt Olga den und Gut, bis auf die Sachen, die sie am Leibe Sohn Thilo, den sie wegen der leider im Er- trug, verloren. In Zienitz lebte von den Ver- wachsenenalter aufgetretenen Schizophrenie wandten noch der Neffe Jochen von Bonin. Er dann später in ein Pflegeheim gab. Nachdem brachte Tante Olly 1946 nach Potsdam, wo sie sie nach einigen Jahren von ihm einen sehr in einem Altersheim Unterkunft fand. Inzwi- rührenden Dankesbrief erhalten hatte, warf er schen war sie, Tochter des berühmten Augen- sich einen Tag später vor ein Auto und starb. arztes Albrecht von Graefe, völlig erblindet. Mit zunehmendem Alter wurde ihr die Versor- Sie starb am 11.11.1949 daselbst. [13,16,22,36] gung des Besitztums Vossberg beschwerlich. Ihren Großneffen Wolf von Mitzlaff setzte sie Carl Albrecht von Graefe schon zu Lebzeiten als Erben ein. Er war ihr Am 1.1.1868 kam der einzige Sohn von gegenüber dankbar und höflich, seine Mutter, Albrecht von Graefe und dessen Frau Anna, Elli von Trotha aus Schkopau, die oft für länge- Carl Albrecht in Berlin zur Welt. Getauft wur- re Zeit nach Vossberg kam, schikanierte Olga de der Sohn in dem neuen palaisartigen Haus jedoch. Victoriastr. 34 (Abb. 24). Er war zweieinhalb Olga wich in den 1930er Jahren des öfteren in Jahre alt, als der Vater starb und vier Jahre beim Tod seiner Mutter. Zusammen mit den Geschwistern bekam Albrecht die neue Heim- statt bei der Tante Ottilie, die auch die Erzie- hung übernahm. Die Schulbildung erhielt Carl Albrecht durch Privatlehrer, auf der Schule und auf dem Kgl. Joachimsthaler Gymnasium, das er 1887 mit der Abiturprüfung abschloss. Ende September 1887 begann seine Militär- 328 zeit beim Husaren-Regiment 14 in Kassel, im März 1888 wechselte er als Fähnrich auf die Kriegsschule in Potsdam. Im Januar 1889 wur- de Carl Albrecht von Graefe beim Husaren-Re- giment 14 in Kassel zum 2. Leutnant befördert. Die folgenden dreieinhalb Jahre in Wilhelms- (Abb. 25a) Carl Albrecht von Graefe höhe und Kassel wurden für ihn zu einer sehr (1.1.1868 – 17.4.1933), Sohn A. v. Graefes und angenehmen Zeit, bis er durch die Diphtherie- Ehefrau Sophie, geb. Freiin von Blomberg Erkrankung die aus der Kindheit herrührende (1874-1938; Privatbesitz) Begeisterung für Indien mit den Studien über das Land erneuerte. Er ersuchte um Jahresur- laub zum Zwecke einer Weltreise, die er am 1.10.1892 antrat und die ihn über London, Paris, Mailand, Rom, Neapel, Brindisi nach Bombay und weiter nach Java, China, Japan, Korea und Nordamerika führte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland kam er in das Leibgarde-

(Abb. 24) Villa Victoriastr. 34, Wohnhaus Albrecht von Graefes (Privatbesitz)

(Abb. 25b) Carl Albrecht von Graefe (Privatbesitz) Husaren-Regiment Potsdam. 1894 übernahm er für zwei Jahre das Kommando der Reit- schule zu Hannover. Allmählich hatte er das Strammstehen und Parieren satt. Carl Alb- recht tendierte zum diplomatischen Dienst. 1896 wurde er zur Botschaft nach Konstan- tinopel beordert. Er verlebte hier zwar eine interessante Zeit, zunehmend distanzierte er sich ob seiner negativen Erfahrungen mit 329 Diplomaten jedoch von dem Wunsch, selbst in diesem Gebiet tätig werden zu wollen (Abb. 25). Bei dem deutschen Generalkonsul Stem- rich in Konstantinopel lernte er dessen Nichte, Freiin Sophie von Blomberg (geb. am 6.10.1874 (Abb. 27) Hans von Graefe (1903-1954) in Detmold) kennen, die Tochter des verstor- mit Ehefrau Waltraut, geb. Lewinski (1908; benen Fürstlich Lippe’schen Kammerdirektors Privatbesitz) Freiherr von Blomberg auf Iggenhausen in Lippe. Am 14.3.1897 verlobten sich die beiden, und am 12.8.1897 heiratete Albrecht Sophie von Blomberg in der Marienkirche zu Berlin. Sie wohnten zunächst in Potsdam. Sophie war zeitig verwaist, weshalb sie von ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter, aufgenommen wor- den war. Als Generalkonsul in Mailand nahm er seine Nichte mit nach Italien. Mit dem dort entwickelten Kunstinteresse und mit der seit frühester Jugend bewahrten Vorliebe für ländliche Idylle schloss sie sich unvoreinge- nommen dem Vorhaben ihres Mannes, ein Landgut zu kaufen, an. Nach der Quittierung des Militärdienstes 1899 nahm Carl Albrecht einerseits an der Berliner Universität ein Jurastudium auf, andererseits kaufte er das Gut Goldebee südöstlich von Wismar/Meck- (Abb. 26) Sven von Graefe an der Büste lenburg. Von seinen Husarenkameraden ver- von Alfred Graefes Univ.-Augenklinik Halle, Oktober 2006 (Foto: R. Haugk, MLU Halle) abschiedete er sich mit dem Fest der Taufe seines Sohnes am 18.5.1899, um sich danach nach Goldebee zur Vorrichtung des Grundstü- ckes zu begeben. Im Januar 1900 holte er die Familie von Potsdam nach. Von Mai 1900 bis 1912 diente er noch in der Reserve des Leib- garde-Husaren-Regimentes und wurde zum Rittmeister der Reserve befördert. Nun verdingte er sich als Landwirt und arbei- Maria, verheiratet. Er starb am 25.12.1955 in tete seit 1899 im Mecklenburger Landtag mit. Goldebee. Die Ehe blieb kinderlos. Sein immenser Eifer bei der Durchsetzung von Als zweites Kind kam Karl Otto Paul Dietrich Reformen und die aktive Mitarbeit gipfelten Axel von Graefe am 25.7.1900 in Goldebee 1912 in der Entsendung als Abgeordneter zur Welt. Er war als promovierter Jurist und in den Reichstag, wodurch er über gewisse Landgerichtsdirektor in Berlin tätig. Er hei- Privilegien verfügte. Deshalb zog seine ganze ratete am 28.3.1941 Margret Köster, geb. am Familie über Winter jeweils nach Berlin. Die 4.11.1911 in Bremen, die in erster Ehe mit Tho- drei Söhne schickten sie auf das Joachim mas Philipp von der Hagen auf dem Rittergut Friedrich Gymnasium, eine Zweiganstalt des Hohennauen bei Rathenow verheiratet war. Joachimthaler Gymnasiums. Die Sommer- Axel heiratete praktisch in das Gut ein. Er 330 monate lebte die Familie stets in Goldebee. nahm seit 1941 aktiv am Wehrdienst teil. In Der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 und die Frankreich war er Kriegsverwaltungsrat in der Mobilmachung auch in Goldebee zum 1.8.1914 Militärverwaltung. 1945 nach Hause gekom- nötigten Albrecht zum freiwilligen Wiederein- men, wurde er von Polen abgeholt und den tritt in das Bezirkskommando und kurz darauf Russen übergeben, die ihn nach Buchenwald in sein altes Regiment in Potsdam. Mit den brachten. Hier starb er bereits 1946. [5,35,37] Leibgarde-Husaren rückte er ins Feld, beklei- Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor: dete die unterschiedlichsten Funktionen und Sven von Graefe, geb. am 5.5.1942 in Berlin; erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeich- nach dem Abitur absolvierte er zwei Jahre nungen. Er nahm auch weiterhin an einigen Journalistik-Studium und danach die Volontär- Reichstagsverhandlungen teil. Von der 1918 in zeit in Göttingen und Wolfenbüttel. Seit vielen Carignan erlittenen schweren Grippe erholte Jahren ist er Chef vom Dienst bei der Braun- er sich nur langsam. Nach dem Kurzbesuch schweiger Zeitung; am 22.5.1968 ehelichte er seines verwundeten ältesten Sohnes in Helga Weigand, geb. am 1.2.1949, Tochter des Colmar eilte Albrecht nach Berlin zurück, um Schlossers Friedrich Weigand und dessen Frau sich im Kampf um die Nationalversammlung Auguste (Abb. 26). Die Tochter Kirstin von Gra- politisch weiter zu engagieren, jedoch nicht efe wurde am 17.10.1968 in Gifhorn geboren, ohne bittere Enttäuschungen. 1920 gründete ist mit Herrn Knüppel in Hamburg verheiratet er die Deutschvölkische Freiheitspartei. Er und als Juristin tätig. starb am 17.4.1933 in Goldebee, seine Ehefrau am 11.1.1938 in Berlin. Der Friedhof von Golde- Wulf von Graefe geb. am 24.4.1944 in Wasser- bee ist Eigentum des Enkels Hanns-Albrecht suppe; aufgewachsen in Hohennauen; Biologe von Graefe. [2,3,5,13,15,16,22,27,35,36,39] und freischaffender Ornithologe; die kurze Zeit bestehende Ehe wurde wieder gelöst, Nach- Die Kinder von Carl Albrecht von Graefe und kommen gibt es nicht. [5,13,15,16,35,36,37,39] seiner Frau Sophie, geb. von Blomberg Als ältestes der vier Kinder wurde am Als drittes Kind von Carl Albrecht von Graefe 22.3.1899 in Potsdam Knuth von Graefe ge- wurde am 12.2.1903 Victor Ludwig Rudolf boren. 1916 trat er dem Garde-Jägerbataillon Hans von Graefe in Goldebee geboren. Als bei. Er versah die Landwirtschaft auf dem ge- Überseekaufmann kam Hans von Graefe in erbten väterlichen Gut Goldebee und fungier- der Welt herum, lebte zwanzig Jahre in Ko- te als Major der Reserve. Er war mit Erika von lumbien, so dass seine ersten beiden Kinder Ravenstein, der am 29.12.1902 geborenen Toch- in Kolumbien zur Welt kamen. Er heiratete am ter des preußischen Geheimen Regierungsrats 14.1.1933 Waltraut von Lewinski (*11.10.1908 in Dr. jur. Kurt von Ravenstein und dessen Frau Breslau; Abb. 28), die Tochter des Kgl. Preuß. Generalmajors Alfred von Lewinski und von Graefe arbeitete als Physiotherapeutin. dessen Gemahlin Gertrud. Waltraut arbeitete Das Ehepaar lebt in Heerbrugg/Schweiz (Abb. als Hauswirtschaftslehrerin. Die Familie hatte 28a) Die Autorin wurde herzlich aufgenom- den Hauptwohnsitz in Hamburg. Hans von men und von dem Ehepaar intensiv bei dieser Graefe starb am 27.4.1954 in Eutin. Das Ehe- Arbeit unterstützt. paar schenkte drei Kindern das Leben: Hanns-Albrecht von Graefe, geb. am 1.1.1936 Die Kinder von Hanns-Albrecht und Adelheid in Pereira/Kolumbien. 1942 für kurze Zeit in von Graefe: den USA interniert, die letzten Kriegsjahre in Albrecht Carl-Bolko von Graefe, geb. am Deutschland. Exportkaufmann, Ehr. D. Joh O.; 2.3.1966; Maschinenbau-Ingeneur (Abb. 28 b); seit 1961 arbeitet er für die Firma Leica-Ver- seit dem 9.7.1994 verheiratet mit Alessandra messung in Heerbrugg/Kt. St. Gallen, Verkauf Asiani aus Vicenza/Italien, geb. am 28.1.1963; 331 und Marketing. Als Urenkel Albrecht von Sprachlehrerin. Kinder: Tim von Graefe geb. Graefes setzt sich Hanns-Albrecht sehr inten- am 22.1.1998 in Leuggern/Aargau; Gabriel von siv für die Bewahrung und Pflege der Famili- Graefe, geb. am 19.4.2000 in Zürich; Georg enschätze und -tradition ein. Er kaufte viele Ferdinand von Graefe, geb. am 7.9.1967 in St. Schriften von C.F. und A. v. Graefe antiqua- Gallen; Dipl.-Forstingeneur; verheiratet mit risch auf. Er heiratete am 14.2.1964 Adelheid Bettina Leisinger, geb. am 27.2.1965 in Zürich, Freiin von Richthofen, geb. am 17.10.1939 in Grundschullehrerin. Mückenheim/Krs. Rothenburg, Oberlausitz, die Tochter des Oberstleutnants Karl Bol- Kinder: Luisa von Graefe, geb. am 21. 9.1999 ko Freiherr von Richthofen(1908-1943) und in Zollikon ZH; Julian von Graefe, geb. am dessen Ehefrau Erika, geb. von Lucke. Adelheid 05.07.2001 in Zollikon ZH; Eric Philipp von Gra- efe, geb. am 27.7.1972 in St. Gallen, Bachelor of Science, Geschäftsführer eines Nobelrestau- rants in Zürich (Abb. 28 c) [12,14,35,39]

(Abb. 28a) Hanns-Albrecht von Graefe und Ehefrau Adelheid, geb. von Richthofen, Januar 2007 (Foto: J. Herde)

(Abb. 28b Der älteste Sohn von H.-A. und Adelheid von Graefe, Albrecht (Privatbesitz) Gudula Gertrud Ursula von Graefe, geb. am 10.12.1938 in Pereira/Kolumbien, gest. 2002; Sekretärin, Bankkauffrau (Abb. 29); zeitwei- se in Südafrika und Kenia gelebt; in erster Ehe verheiratet mit dem Kaufmann und Hptm. a.D. Martin Christian Sachau, geb. am 28.6.1918; gesch. 1973; in zweiter Ehe mit dem ev. Pfarrer Walter Hildebrandt, geb. 332 am 12.4.1934 in Pematang Sjantra, Sumatra [34,35,36] Ingolf Hans Alfred Axel von Graefe, geb. am 5.10.1943 in Stolp, Dr. med., 1963 Abitur, 1963-1968 Studium der Medizin in Kiel und München, Staatsexamen in München.1969 (Abb. 29) Gudula von Graefe (1938-2002) Promotion in München mit der Dissertati- mit Sohn Goli (Privatbesitz) onsschrift: „Über den Einfluss eines Cortico- steroids auf das gesunde Auge und auf die Blut- Kammerwasser-Schranke.“ Facharzt für Innere Medizin und internistische Onkologie; niedergelassener Internist und Onkologe in Hamburg (Abb.30); verheiratet mit Hyma Grä- fin zu Innhausen und Knyphausen, geb. am 26.6.1952 in Stockholm, Architektin:

Kinder: Olivia von Graefe, geb. 6.1.1989 in Hamburg; Mauritz von Graefe, geb. am

(Abb. 28c) ) Familienbild von Hanns- Albrecht von Graefe 2006

(Abb. 30) Dr. Ingolf v. Graefe (Priv.- Bes.) 21.12.1989 in Hamburg; Joanna von Graefe, geb. am 4.3.1992 in Hamburg; Gabriel von Graefe, geb. am 10.9.1993 in Hamburg (Abb. 31) [13,15,17,36,37]

Als viertes Kind und einzige Tochter von Carl Albrecht von Graefe und als Enkelin von Albrecht von Graefe wurde am 18.12.1905 Blida von Graefe in Goldebee geboren (Abb. 333 32). Sie starb am 16.5.1999 in Murnau. Die Ehe mit dem Journalisten Dr. phil. Cuno Heynold (14.11.1881 – 19.10.1943) währte durch den frü- hen Tod ihres Mannes nur kurz. B. Heynold von Graefe studierte an den Vereinigten Kunst- (Abb. 32) Blida Heynold von Graefe, re.; li.: schulen zu Berlin, dann in Paris und nochmals Adelheid von Graefe (Privatbesitz) in Berlin. Nach dem Studium arbeitete sie an den Uffizien zu Florenz als Restauratorin. 1953 siedelte sie nach Rom und später an den Lago Maggiore um. Für die „Weltkunst“ und andere Fachzeitschriften schrieb sie Kunst- fachberichte. Als Ergebnis der umfangreichen Reisen durch Italien und der engen Kontakte zu Künstlern gab sie 1965 das Buch „Verbor- genes Italien“ heraus. Ihr Zeichentalent und die aus der Kindheit und Jugendzeit herrüh- rende Vorliebe für Natur und Tiere hatte sie bereits mit dem 1939 erschienenen Buch „Das schwarze Huhn“ unter Beweis gestellt. Sie war eine hoch intelligente, agile, liebenswerte und charmante Dame. Die Begegnungen mit ihr auf den Tagungen der Julius-Hirschberg- Gesellschaft Anfang der 1990er Jahre hin- terließen einen nachhaltigen Eindruck ihrer Persönlichkeit. Sie begeisterte durch Wort und Schrift mit einem besonderen Humor, der offensichtlich allen Graefes eigen ist. Aus (Abb. 31) Die Kinder von Dr. Ingolf von ihrer Feder stammt unter anderem das Buch Graefe (Privatbesitz) „Albrecht von Graefe, Mensch und Umwelt.“ Der aus der Ehe hervorgegangene Sohn Chris- tian arbeitete mehrere Jahre als Dolmetscher bei der EU in Brüssel. Seine Ehefrau Valentina, aus Petersburg von russischen Juden abstam- mend und deshalb lange versteckt gehalten, lernte er in Brüssel kennen. Sie leben jetzt in Kanada und haben zwei Söhne Yael und Raphael. [13, 15, 21, 22, 36]

Eine Seitenlinie der Familie Albrecht von Graefes Albrecht von Graefe besuchte auf seinen Reisen nach Heidelberg gewöhnlich seinen 334 Freund Dr. Robert Ritter von Welz, den er von Paris her kannte, in Würzburg. R. von Welz, der erste Ordinarius für Augenheilkunde in Würzburg, besprach mit von Graefe Patienten mit schwierigen Erkrankungen und über- gab ihm mehrere Augenoperationen. Aus der (Abb. 34) Maria Antonie Mathilde Vogel, Begegnung mit der anlässlich eines Würz- Tochter von K. Vogel u. A. v. Graefe (1854- burgbesuches kennen gelernten charmanten 1909)[29] Würzburgerin Katharina Vogel (Abb. 33) ging

1854 die Tochter Maria Antonie Mathilde Vo- gel hervor (Abb. 34). Die häufigen Besuche von Graefes in Würzburg hatten somit zweifachen Hintergrund. Albrecht von Graefe hatte einer- seits über seinen Vetter Eduard Graefe, Stadt- gerichtsrat und späterer Senatspräsident zu

(Abb. 33) Katharina Vogel [29]

(Abb. 35) Albrecht Matthes (1879-1953), Sohn von Maria A. Matthes, Enkel von Albrecht von Graefe [29] Berlin, mit der Benennung seines Freundes von Welz zum Vormund für seine Tochter im Fall der Heirat der Mutter, andererseits mit der testamentarischen Verfügung über die finanzielle Absicherung von Mutter und Tochter (10.000 Taler für die Tochter, 6000 Taler für die Mutter) seine edle Einstellung zu seiner Tat bekundet. Offensichtlich hatte er auch seine Ehefrau Anna rechtzeitig darüber 335 in Kenntnis gesetzt. Maria Antonie Mathilde Vogel heiratete 1879 den Würzburger Theaterdirektor, Heldentenor und Druckereibesitzer Bonifaz Matthes. Aus dieser Ehe stammen drei Söhne (somit Enkel (Abb. 37) Friedrich Heinrich Graefe (1791 von A. von Graefe) hervor: – 1846) (Priv.- Bes.) Albrecht Matthes (1879-1953) studierte Chemie und Pharmazie, promovierte in der Chemie zum Dr. phil. und befasste sich medizinischen Radiumanwendung brach- vorzugsweise mit der Radiumforschung. ten ihm die Anerkennung des Dr. med. h.c. Seine Tätigkeit am Institut Marie Curie in und den Geheimrats-Titel ein (Abb. 35). Die Paris und seine Arbeiten zur therapeutischen Bemühungen gegen die Judenverfolgung der NS führten 1933 zu seiner Verhaftung. Nach seiner Entlassung ließ er sich in Straßburg nieder und gründete mehrere chemische und pharmazeutische Firmen. 1944 wurde er auf Grund einer Verwechslung mit seinem Bruder Friedrich erneut verhaftet und in das KZ Sachsenhausen gebracht, aus dem er 1945 freikam, aber von den Russen wegen seiner kernphysikalischen Forschungen erneut fest genommen wurde. 1946 kam er endgültig in die Freiheit. Er erfüllte seine Firmen mit (Abb. 36) Die drei Söhne (somit Enkel Leben. von A. v. Graefe) M. A. Mathilde Matthes und Bonifaz Matthes: Albrecht Matthes Er schenkte mit seiner Frau Elisabeth von (1879 -1953), Wissenschaftler Ernst Matthes Gratkowski, einer polnischen Adligen, drei (1882-1963), Musiker und Komponist, und Kindern das Leben: Albrecht, Yvonne und Josef-Friedrich Matthes (1886-1943) Schrift- Elisabeth. Yvonne war kurzzeitig mit Herrn steller [29] Alsleben verheiratet, woher der in Berlin le- bende Sohn Erland Alsleben stammt (Abb. 37). Albrechts Bruder Josef-Friedrich wurde wegen seines Einsatzes für die Ausreise von Juden im Dritten Reich von der Gestapo verfolgt und starb 1943. [30] 336 (Abb. 39) links: Schloss Martinskirchen, Geburtsort von C. Alfred Graefe; rechts: der Marmorsaal im Schloss (Fotos: J. Herde) 2. Die Familie von Friedrich Heinrich Graefe Der jüngere Bruder von Carl Ferdinand, frühen Tod des Vaters 1801 obliegende Leitung Friedrich Heinrich Graefe (20.11.1791 Waschau des Rittergutes mühelos gelang. Johann – 17.11.1846 Weißenfels) war königlich-preu- Andreas Christoph Stephann wurde ob seiner ßischer Hauptmann (Abb. 37). Er heiratete am Kompetenz, Tüchtigkeit und Menschlichkeit 25.5.1823 Antonie Florentine Stephann, die sowohl von der sächsischen als auch von der älteste Tochter von Johann Andreas Christoph preußischen Regierung beansprucht. Bis ins Stephann (1781-1864) und dessen Frau Chris- Alter war er Deichhauptmann und Kassen- tine Henriette Wilhelmine Biener (1762-1835) verwaltungsobmann. Er erhielt den Roten aus Martinskirchen bei Mühlberg an der Elbe Adlerorden dritter Klasse, schlug aber die ihm (Abb. 38). Antonie Florentines Großvater, der in 1820 angebotene Nobilitierung aus. Aus der Torgau ein Holzhandelgeschäft betrieb, hatte Verbindung von Friedrich Heinrich Graefe 1795 das Schloss Martinskirchen gekauft. Das mit der ältesten Tochter dieses angesehenen Schloss hatte sich Graf Friedrich Wilhelm von Brühl, Bruder des sächsischen Ministers Graf von Brühl, 1741-1756 von Friedrich Au- gust Krubsacius, dem Schüler des Dresdener Architekten J. Ch. Knöffel, bauen lassen. Joh. Andreas Christoph Stephann übernahm 1800 per Kaufvertrag das Rittergut (Abb. 39). Es befand sich bis 1945 in Familienbesitz. Während sich die Innenausstattung seit der Enteignung 1945 durch zweckentfremdete Nutzung erheblich verändert hat, so blieb die Schlossfassade original erhalten. Der prächtige Marmorsaal mit dem St. Torelli- Deckengemälde ist weitgehend restauriert. Florentines Vater war durch seinen in Torgau mit Holzhandel erfolgreich tätigen Vater und durch das Jurastudium praktisch und geistig (Abb. 38) Antonie Florentine gut vorbereitet, so dass ihm die nach dem Stephann, verh. Graefe (17) Mannes, Antonie Florentine Stephann, verh. seinem Vetter Albrecht von Graefe in Berlin, Graefe, wurden sechs Kinder geboren, von von dem er das klinische Forschungsmaterial denen hier besonders das drittgeborene, Carl über Motilitätsstörungen nach Halle mit- Alfred Graefe, interessiert. Die älteste Schwes- nehmen konnte und 1858 darüber „Klinische ter von Carl Alfred, Wilhelmine Mathilde, Analyse der Motilitätsstörungen des Auges“ Graefe (2.5.1824 Martinskirchen – 6.11.1897 publizierte. Im gleichen Jahr habilitierte Halle) heiratete den späteren Landgerichts- er sich mit „De signis ophthalmoscopicis rat und Universitätsrichter Julius Siegmund quorundam amblyopiae generum quae ad Thümmel (1818-1885). Der musisch veranlagte retinae morbos referenda sunt“ in Halle. 1859 Thümmel betätigte sich als Schriftsteller und eröffnete er seine Privatklinik in Halle (Abb. Komponist. Mathilde wurde von den Dichter- 41), kündigte Vorlesungen im Fach Ophthal- freunden der Familie Graefe, Otto Roquette mologie an, führte zum Teil neue Operations- 337 und Julius Grosse, als eine kunstbeflissene, verfahren – die Tränensackextirpation und die phantasiereiche, humorvoll anmutige Frau besondere Methode der Zystizerkusoperation beschrieben. Widmete Roquette Mathilde sein – und vor allem das Lister’sche Verfahren der Werk „Waldmeisters Brautfahrt“, so wechselte Antisepsis in die Augenheilkunde ein, was Grosse wegen seiner stillen Liebe zu Mathilde ihm große Erfolge bescherte. 1864 wurde er nach München. In „Ursachen und Wirkungen“ Extraordinarius, aber durch seinen Kontra- schrieb er: „Was ich ihr sagen konnte in leiden- henten Ernst Blasius erst 1873 Ordinarius schaftlichem Bekenntnis, das wurde gesagt in seiner nun als universitär anerkannten bis- klaren Worten, nichts ist verschwiegen geblie- herigen Privatklinik. Es bestanden berufliche ben. Die Flucht vor dem Wahnsinn, wie die Verbindungen mit seinem Vetter Albrecht Flucht vor der Schuld gab die Berechtigung zur von Graefe nicht allein während der Ausbil- vollen Offenheit, denn noch war keine sittliche dungszeit, sondern auch weiterhin über die Schuld vorhanden.“ Die Ehe blieb kinderlos. [2, Tagungen in Heidelberg und in gegenseitigen 13, 23, 28,31,32,34, 39,40,45,46,48] Patientenvorstellungen. Auf einen berühmten Das zweite Kind von Friedrich Heinrich und medizinischen Vater konnte sich Alfred nicht Florentine Graefe, Bertha Auguste Graefe wie sein Vetter stützen, die Nobilitierung (*27.8.1827 Martinskirchen) war mit dem Gar- tenbauinspektor Ludwig Schröder in Wehlitz verheiratet. Als drittes Kind wurde am 30.11.1830 Carl Alfred Graefe im Schloss Martinskirchen geboren (Abb. 40). Die Kindheit verlebte Alfred zum Teil in Martinskirchen, zum Teil in Weißenfels, denn die Familie siedelte 1833 nach Weißenfels über. Er absolvierte in Halle die Realschule und die lateinische Haupt- schule auf den Franckeschen Stiftungen. Zum Studium der Medizin schrieb er sich in Halle, Heidelberg, Würzburg, Leipzig und Prag ein. 1854 erhielt er die Doktorwürde mit der Dissertation „De canaliculorum lacrimalium natura“. Er begab sich dann, wie bereits sein (Abb. 40) Carl Alfred Graefe Vetter Albrecht, nach Paris zu Julius Sichel und (1830 – 1899) (Augenklinik L.- Auguste Desmarres.1855-58 arbeitete er bei Halle) 338 (Abb. 41) links: Wohnhaus Alfred Graefes, Lindenstr. (heute Ph. Müller- Str.) in Halle/S. hatte sein Großschwiegervater nicht rechts: Private Augenklinik von Alfred Gra- angenommen. Die Parallelen des be- efe in Halle/Steinweg (Foto: J. Herde) ruflichen Werdeganges, d. h. die Ver- zögerung in der Zuerkennung des selbstän- digen Lehrstuhles für Ophthalmologie bei A. 1884-91 war. 1884 wurde Alfred Graefe Direk- von Graefe durch Jüngken in Berlin, durch Bla- tor der neu erbauten Universitäts-Augenklinik sius bei A. Graefe in Halle, eigens finanzierte in Halle (Abb.42). Als herausragende Leistung private Augenkliniken und nicht zuletzt durch ist die Herausgabe des „Handbuch der gesam- den Zeitgeist der gesamten Entwicklung der ten Augenheilkunde“ zusammen mit Theodor medizinischen Spezialfächer, hinderten weder Sämisch (1833-1909) in Bonn in sieben Bänden Albrecht noch Alfred daran, sich unermüdlich 1874-1880 zu nennen, das eine zweite, aber und auf eigene Kosten für die Augenheilkun- unvollständig gebliebene Auflage erlebte. de einzusetzen. Er war im Januar 1860 Mitbe- 1892 ließ er sich krankheitsbedingt vorzeitig gründer des Vereins der Ärzte zu Halle, dessen vom Lehramt entbinden. Als Alterssitz wählte Vorsitzender er 1865-1870 und Schriftführer er Weimar (Abb.43), wo er am 12.4.1899 an

(Abb. 42) Klinik und Poliklinik für Augen- (Abb. 43) Alterswohnsitz von Alfred heilkunde (1884-2003) in Halle/S. (Foto: Graefe Weimar, Belvedere Allee (Foto: J. Augenklinik Halle) Herde) 339

(Abb. 2) Graefe - Familien –Tafeln, Teil 2 Familientafel Carl Alfred Graefe Herzschlag bei Pneumonie verstarb (Abb.44). Seine Grabstätte befindet sich hinter der Goethe-Schiller-Gruft auf dem Städtischen Friedhof zu Weimar. Alfred Graefe hatte am 9.9.1857 Marie Frederike Charlotte Colberg (1834–1914) (Abb. 45) , die Tochter von Dr. Karl Friedrich Wilhelm Colberg, Arzt, vorzüglicher Apotheker (Besitzer der Hirsch-Apotheke; Abb. 340 46) und Stadtrat in Halle, und dessen Frau Heniette Wilhelmine Volkmann geheiratet. Sie überlebte ihren Mann um 15 Jahre und wurde neben ihm zur letzten Ruhe gebettet (Abb.47). [2,13,18,28,31,32,34,39,40,45,46,49] Zu den Nachfahren von Alfred Graefe s.u. (Abb. 45) Marie Graefe, geb. Colberg Weitere Geschwister von Alfred Graefe : (Privatbesitz)

Max Graefe:Oekonomierat in Zwätzen bei Jena; gestorben 1892 Marie Therese Graefe: 19.9.1832 Martinskir- chen – 20.6.1867/im Kindbett Resicza/Ungarn Gustav Casimir Graefe: verh. 1864 mit Emma Ottilie von Hausen, Cousine 2. Grades; Land- Marie Therese heiratete Eduard Meier wirt und Gutsbesitzer in Gorsleben (31.12.1834 Halle – 8.1.1899 Friedenshütte). Er war der Direktor der Friedenshütte in Hindenburg/Oberschlesien. Die Familienli-

(Abb. 44) Aufbahrung von Alfred Graefe (Privatbesitz)

(Abb. 46) Dr. Carl Friedrich Wilhelm Colberg, Vater von M. Graefe (Privatbesitz) nie Heinrich Graefes wurde nun durch die Verheiratung der Tochter in die Familie Meier überführt, die ebenfalls einen weit gefächer- ten Stammbaum aufzuweisen hat. Aus dieser Ehe ging Max Emil Meier hervor (2.10.1863 Resicza/Ungarn – 4.3.1919 Bismark- hütte/Oberschlesien). Es wurde noch ein zweiter Sohn, Julius Meier geboren, bei dessen Geburt Marie Therese im Kindbett starb. Julius wurde ein berühmter Kunsthistoriker. Max arbeitete als Dipl.-Ing. und war Direktor der Stahlwerke in der Bismarckhütte (heu- 341 tiges Zabze/Polen). Mit seiner Frau Alexandra Paula Lehmann (31.12.1865 Ruhrort – 28.2.1952 Hilden/Düsseldorf) hatte er zwei Töchter Ella Anna Maria Louise (10.3.1892 – 1961) und Mar- garethe Clothilde Adda Meier sowie zwei Söh- (Abb. 48) Marlis Richarz, geb. Meier und ne Max Paul (16.6.1900 Differdingen/Luxem- ihr Ehemann Dr. Gert Richarz (J. Herde) burg – 25.6.1986 Ascona, Schweiz) und Hans Arthur Meier (8.2.1904 – 6.10.1972). Max Paul Meier arbeitete als Kaufmann bei der Montan- Eda (Tita) Stein. Aus der ersten Ehe stammt industrie im Ruhrgebiet. In erster Ehe war er Maria Luise (Marlis) Meier (*17.1.1925), aus mit Luise Schmidt (21.6.1899 Köln – 20.8.1932 zweiter Ehe Martina Ulrike Meier (*26.5.1944 Ebersteinburg) verheiratet, in zweiter Ehe mit Luxemburg). Marlis ist mit dem Arzt und Che- miker Dr. med. Dipl. chem. Gert Richarz verhei- ratet. Sie leben in Konstanz. Marlis Richarz war Dipl.- Bibliothekarin (Abb.48). Die Ergründung der Familiengeschichte ist ihr ebenso wie die Pflege der Grabstätte von Alfred Graefe zu Weimar ein wichtiges Anliegen. 2006 hat- te sie federführend das Familientreffen am Ursprungsort der Graefe-Familien organisiert. Wegen des tödlichen Unfalles ihres Sohnes Jochen Richarz (12.1.1957 – 4.3.1999) konnte sie nicht am Graefe-Symposium 1999 teilneh- men, statteten aber Halle im Sommer 1999 einen Besuch ab. Der Sohn hinterlässt die Frau Bettina Miez (geb. 1967) und den Sohn Manuel (Abb. 47) Grabstätte von Alfred und Marie Miez (*3.10.1997). Die Tochter Jutta Richarz, Graefe auf dem Städtischen Friedhof in Weimar (Foto: J. Herde) Sport- und Gymnastiklehrerin (*19.12.1958) hat mit ihrem Mann Matthias Vögele (*2.1.1960) die Tochter Paula Richarz (*28.5.2001). Die Au- torin hatte 2006 die Möglichkeit, das Ehepaar Richarz zu besuchen und mit ihnen Gespräche zu führen, eine Faszination menschlicher Wär- me. [13,28,31,32,34,39] Die Nachfahren von Alfred Graefe und seiner Frau Marie Colberg Die Familien von Albrecht und Alfred Graefe standen in trautem verwandtschaftlichen Einvernehmen. In den Briefen der Mutter Au- guste von Graefe an ihren Sohn Albrecht und in den Jugenderinnerungen von Wanda von Graefe sind gegenseitige Besuche doku- 342 mentiert. [6] Von den zehn Kindern von Al- fred und Marie Graefe starben vier frühzeitig. Außerdem gibt es eine bisher nicht bekannte Nebenlinie – Anna – die noch erforscht wird. Als erstes Kind wurde Elisabeth Graefe am 6.5.1858 in Barmen geboren. Sie war mit dem Professor der Theologie Wilhelm Thümmel in Jena verheiratet. Hatten die zwei selbst keine (Abb. 49) Die drei Töchter von Alfred Kinder, so adoptierten sie die Tochter ihres Graefe, Elisabeth, Katharina und Florentine Bruders Kurt Albrecht. Elisabeth starb am mit Elisabeths Ehemann, Prof. Thümmel 8.8.1928 in Jena, ihr Mann ebenfalls 1928 (Abb. (Privatbesitz) 49). Als zweites Kind erblickte Katharina Graefe am 3.4.1860 das Licht der Welt. In der Familie aber Gutsbesitzer auf dem Schloss Kirchberg wurde sie Käthe genannt. Sie war mit dem am Walde und Schloss Eggendorf. Er heira- Gutsbesitzer Wilhelm Ritter Friedrich Fischer tete Maria Gall. (4.6.1920 Schloss Inharting von Ankern (27.2.1857 St. Egyd am Neuwalde – 1.11.1992 Weitra) Maria brachte noch zwei – 20.10.1939 Eggendorf), Schloss Eggendorf/ Schlösser in den Besitz ein. Die aus dieser Oesterreich verheiratet. Katharina lebte mit Ehe hervorgegangenen vier Kinder Rachla, ihrem Mann auf dem Schloss. Er war Offizier Kathrin, Susi und Anna sind mit Graefes nicht des französischen Josefs-Ordens und KK-Ritt- blutsverwandt. Rachla schenkte zwei Söhnen meister. Katharina starb 1927. Er kaufte noch das Leben und ist in Wien als Richterin tätig, das Schloss Kirchberg am Walde. Das Ehepaar Kathrin lebt ebenfalls in Wien. erfreute sich an zwei Kindern: Alfred Fischer von Ankern (29.7.1885 Potten- Friedrich Fischer von Ankern (Didi), geb. am brunn– 23.6.1918 Motta di Livenza/ Italien), 22.2.1883 in Wien, gest. am 7.1.1951 in Kirch- Bob genannt. Er ist in der Schlacht an der berg. Er war Jurist, k. u. k. Konsul a. D., Oberst- Piave als Oberstleutnant der Reserve k. u. k. leutnant der Reserve, beim k. u. k. Dragoner- beim Dragoner-Regiment gefallen. Die Ehe Regiment 4 und Gutsbesitzer von Schloss mit Eleonore Munckelt aus Breslau blieb Kirchberg am Walde und Schloss Eggendorf. kinderlos. [30] Er adoptierte 1942, da er selbst keine Kinder hatte, den auf dem Gut angestellten „Pep- Das dritte Kind von Alfred Graefe und seiner perl“, geb. Ortmaier, Josef Fischer von Ankern Frau Marie, die Tochter Florentine Graefe, ( 27.11.1913 Marchtrenk – 13.1.1992 Kirchberg in der Familie „Lolo“ genannt, wurde am am Walde) war Ökonomierat, vorzugsweise 14.9.1861 in Halle geboren. Sie heiratete am 7.4.1885 Kurt Schede (29.9.1854 Halle Wucherer, einem der bedeutendsten Stadtvä- – 31.12.1927). Wegen eines verpatzten Examens ter jener Zeit. hatte er keinen Korrepititor, weshalb er ob des Der Großvater Karl Wilhelm L. Schede ehe- geringen Gehaltes sieben Jahre mit Floren- lichte des Stadtältesten Schwester Karoline tine verlobt blieb und zur Hochzeit noch als Wucherer. [34 ]Eine weitere verwandtschaft- Gerichtsassessor arbeitete, bis ihm schließlich liche Verbindung besteht ebenfalls über Kurt das Direktorat der Feuersozietät der Provinz Schedes Großvater zu einem Cousin von Prof. Sachsen mit Sitz in Merseburg übertragen M. Tosts Ehefrau, geb. Mundlos. Beide Großvä- wurde. Nach dem Tod des Ehemannes 1927 ter waren Brüder. [40] lebte Florentine Schede zunächst beim Sohn Der einzige Sohn von Florentine und Kurt Walther in Krofdorf bei Gießen, wurde aber Schede, Walther Schede (8.10.1894 Halle dann von den Schwiegereltern des Sohnes – 4.2.1933 Gießen) war Forstmeister (Abb. 343 in Sonneberg aufgenommen, wo sie am 50). Nach der Ausbildung in Eberswalde war 16.11.1945 starb. Oft stand Florentine Schede, ihm ein Forstrevier in Beneckenstein/Harz den Gehstock schwingend am Strassenrand, unterstellt, bis er einen größeren Forstbe- um die Autos zum Anhalten zu bewegen, was reich im Gießener Raum übernahm. Walther ihr den Spitznamen „Alter Fritz“ einbrachte. ehelichte die Sonneberger Kaufmannstochter Anzumerken ist ein Verwandtheitsgrad über Eleonore Craemer (21.11.1921 Sonneberg/Thür. den Großvater von Kurt Schede zu Ludwig – 29.6.1975 Gummersbach). Das prächtige el- terliche Haus in Sonneberg ist noch erhalten. Von den drei Kindern von Walther und Eleo- nore Schede ist Wolfgang Schede (26.10.1924 Sonneberg – 17.9.1943 Saporoshje) als Kriegs- gefallener zu beklagen. Die Tochter Erika Schede, verh. Nahnsen, wurde am 31.12.1922 in Sonneberg geboren. Nach dem Abitur in Sonneberg war sie zum Arbeits- und Kriegshilfsdienst verpflichtet worden. Dann absolvierte sie in Halle ein dreijähriges Pädagogikstudium. Ihr Schwie- gervater, am Oberbergbauamt in Halle tätig, gelangte infolge einer Kriegsverwundung nach Chur/Schweiz, wo er auch heiratete und der Sohn Johannes Nahnsen am 5.6.1917 geboren wurde. Johannes Nahnsen durchlief in Halle in der Buchhandlung Schmeerstr. die Ausbildung als Buchhändler. Den Bund der Ehe schloss er mit Erika Schede am 4.6.1944 (Abb. 50) Walther Schede, Enkel von in Glött bei Dillingen. In der von ihm selbst Alfred Graefe, Sohn von Florentine (Privat- besitz) gegründeten Buchhandlung betrieb er auch Buchausleihe. Wiederholte Überprüfungen und auferlegte Restriktionen veranlasste das Paar, in den 1950er Jahren in die BRD nach Gummersbach überzusiedeln. Johannes Nahnsen setzte hier den Buchhandel fort, Eri- ka Nahnsen arbeitete als Lehrerin. Johannes Nahnsen starb am 8.11.1989 in Wangerooge. Frau Erika Nahnsen, die Urenkelin von Alfred Graefe, erfreut sich hoch betagt in Gummers- bach noch guter Gesundheit (Abb. 51 und 52). Die Kinder sind bis auf die Tochter in der nächsten Umgebung angesiedelt:

Wolfgang Nahnsen, geb. am 16.8.1946 in 344 Halle/S.; mittlere Reife; Fachschule in Köln, Betriebswirt; Kinder: Yvonne (*6.2.1979); Chris- tian, (*28.4.1984); Daniel (*26.3.1986)

Dieter Nahnsen, geb. am 26.9.1947 in Hal- le/S.; Abitur, Pädagogische Hochschule Köln; Studienabbruch; Tätigkeit bei verschiedenen Verlagen; seit zwei Jahren selbstständig mit (Abb. 52) Graefe-Gedenk-Symposium zum 100. Todestag in Halle/S., 20.3.1999 oben: im Hörsaal Nachfahren der Graefe- Familien; unten: Teilnehmer des Symposi- ums (Fotos: R. Haugk)

der Ehefrau im Altenpflegedienst; Kinder: Steffi (*4.4.1974), Cathrine (*11.5.1979)

Gudrun Nahnsen, geb. am 7.5.1951 in Halle/S., mittlere Reife; Industriekauffrau, anstellig bei der Botschaft der USA in Godesberg; seit einigen Jahren bei der Botschaft der USA in London tätig; verh. mit Syed Shihabur aus Bangladesch; ein Sohn Rahman (*5.7.1981)

Andreas Nahnsen, geb. am 22.4.1960 in Gelsenkirchen; Abitur, Studium in Köln; als Sonderschullehrer an der Helen-Keller-Schule (Abb. 51) Erika Nahnsen (*31.12.1922) Uren- für geistig Behinderte in Gummersbach tätig. kelin von Alfred Graefe (Foto: J. Herde) Kinder: Julian (*17.12.1998), Luisa (*4.5.2000) [13, 28, 31, 32, 34].

Als jüngster Sproß von Walther Schede wurde am 2.9.1929 Joachim Schede, Enkel von Floren- tine Schede und Urenkel von Alfred Graefe, in Sonneberg geboren. Nach dem in seinem Heimatort abgelegten Abitur begab er sich am 31.7.1949 über die grüne Grenze nach Nürnberg. Dank guter Für- sprache elterlicher Freunde konnte Joachim 1949 ein Studium der Volkswirtschaft aufneh- men, das er 1953 durch die Unterstützung von Prof. Vershofen mit der Diplomarbeit „Die Verstaatlichung des englischen Kohleberg- baus“ abschloss. 1954/55 arbeitete Joachim 345 Schede in England mit dem Ergebnis der Doktorarbeit „Deprivatisierung der englischen Stahlwirtschaft.“ Dr. Schede arbeitete in Nan- cy, mehrere Jahre im Bundeswirtschaftsminis- terium in Bonn und Brüssel sowie als Diplom- (Abb. 54) Kurt Graefe (1870 – 8.12.1939), Wirtschaftsberater bei der Europäischen Sohn von Alfred Graefe (Priv.- Bes.) Union. Er ist Mitglied des Tönissteiner Kreises, der vom Bruder seiner Frau mit gegründet wurde. Er ist mit Frau Dr. Maria von der Dr. Joachim Schede und seine Frau Maria Gablenz (*13.12.1931), Fachärztin für Allgemein- haben drei Kinder: medizin, Tochter von Prof. van der Gablenz, Politologe in Berlin verheiratet (Abb.53). Martin Schede (* 10.6.1960), verheiratet mit Andrea Meyerhoff (*29.10.1960) FA für Allge- meinmedizin; leben in England; Sohn Alexan- der Schede(*1996)

Mechthild Schede (*Juli 1963) , verh. mit Jo- hannes Richert (*Sept. 1955), Tochter Charlotte (*8.10.2004)

Christian Schede (*1.1.1965), verh. mit Bet- tina Wengler (*4.12.1968), Tochter Corinna Schede (*26.9.2000), Sohn Ludwig Schede (*18.4.2002)

Die Familie Dr. Schede lebt in Bonn. 1999 nahmen sie am Gedenk-Symposium zum 100. (Abb. 53) Dr. Joachim Schede und seine Todestag des Urgroßvaters Prof. Alfred Graefe Ehefrau Maria, geb. von der Gablenz in Halle teil. Die Autorin wurde im Oktober 2006 liebenswürdig von dem Ehepaar Dr. Schede aufgenommen. [13,28,34] Das vierte Kind von Alfred Graefe und seiner Frau Marie ist Kurt Albrecht Graefe, geb. 1870 in Halle (Abb. 54). Er war Rechtsanwalt in Berlin. 1881 kaufte Kurt das Wohnhaus in der Verlängerten Wil- helmstr. 6, heute Oberhofer Weg 16. In dem unter Denkmalschutz stehenden schönen Haus wohnen noch Alfred Graefes Urenkelin Frau Ursula Faupel und ihr Sohn mit Familie. Kurt Graefe war mit Frau Elisabeth von Steg- mann-Stein aus Breslau (12.11.1880 – 2.10.1944) 346 verheiratet. Sie hatten eine gemeinsame (Abb. 56) Theodor Rombeck (24.1.1892 Tochter, Elisabeth Marie Graefe, Lisa genannt. – 25.3.1968) und seine Ehefrau Elisabeth Wegen unzureichender Fürsorge für die Tochter Marie (Privatbesitz) trennte sich Kurt Graefe von seiner Frau. Elisa- beth Graefe führte dann ein etwas abwegiges Leben, wurde eines Tages von Nazis abgeholt Seine Tochter Elisabeth Marie Graefe, „Lisa“ und in das KZ Obrawalde gebracht, wo sie am (6.9.1902 – 15.3.1989; Abb. 55) wurde wegen 2.10. 1944 starb. Kurt Graefe verheiratete sich der Familiensituation vom Schwager Thüm- erneut, mit Marie Bolt. Er starb am 8.12.1939 mel in Jena adoptiert und als Generalerbin in seinem Haus. Zu seinen Interessengebieten eingesetzt. Sie verlebte die Kindheit teils in zählten die Philosophie und der Buddhismus. In Jena, teils bei der Tante Katharina auf Schloss hohem Alter konvertierte er zum Buddhismus. Eggendorf in Österreich. Sie heiratete Theodor Rombeck (24.1.1892 Castrop-Rauxel – 25.3.1968 Berlin), Verlagsdirektor bei Ullstein/Scherl (Abb. 56). Die Graefe’sche Linie wurde mit der am

(Abb. 55) Marie Graefe mit Enkelin Lisa (Priv.- Bes.)

(Abb. 57) Heinrich Heinz (Abb. 58) Frau Ursula Faupel, Faupel (10.4.1933 – 15.3.1988), Urenkelin von Alfred Graefe Ehemann von Frau U. Faupel (*16.8.1933) (J. Herde) (Priv.- Bes.) 16.8.1933 in Berlin geborenen Tochter Ursula Faupel war ein bleibendes Erlebnis. Auch sie Elisabeth Frederike Rombeck fortgeführt. Sie war mit ihrer Tochter der Einladung zu dem war Studienrätin in Berlin und mit dem Ober- Graefe-Symposium 1999 in Halle gefolgt. studienrat Heinrich Heinz Faupel (10.4.1933 [13,28,31,32,34, 39] Warburg – 11.11.1988 Berlin) verheiratet (Abb. 57 u. 58). Frau Faupel erfreut sich zweier Kin- Zwei weitere leibliche Kinder sind aus der Ehe der und dreier Enkelkinder: von Alfred Graefe und Ehefrau Marie hervor- gegangen: Tochter Andrea(* 26.7.1963, Studienrätin, verheiratet mit Oberstudienrat Michael Alfred Graefe: Er war Fotograf und hatte in Franz ; Tochter Annika (*21.2.1993) und Julia Halle ein Fotoatelier. Die Bilder seines Vaters (*16.1.1995) (Abb. 59 und 60) soll er angefertigt haben. Er war unver- 347 heiratet. Die letzten Jahre lebte er bei den Sohn Dr. med. dent. Jürgen Faupel (*3.3.1965), Verwandten in Sonneberg, wo er auch, ohne verheiratet mit der Krankenschwester Angeli- Nachfahren, starb (Abb. 63). [31] ka Lehmann; Tochter Louise (*14.2.2002) (Abb. 61 u.62) [31] Felix Graefe (11.6.1877 – 1947) Nach der Ab- Die Begegnung der Autorin mit der rei- solvierung der Latina auf den Frankeschen zenden, charmanten und intelligenten Frau Stiftungen in Halle studierte er in München, Berlin, Brüssel, Jena, Heidelberg Kunstge- schichte und promovierte in Heidelberg zum Dr. phil. Nach dem Studium arbeitete er als Kunsthistoriker am Goethe-Museum zu Weimar. Während des Krieges betätigte er sich als Dolmetscher in Gefangenenlagern. Aus seiner Feder gingen mehrere kunsthisto- rische Schriften zur Museumskunde und eine Monographie „Jan Sanders van Hemessen“ hervor. [ 28] Der Verlust seines Vermögens

(Abb. 59) Frau Faupel’s Tochter Andrea (*26.7.1963; Privatbesitz)

(Abb. 60) Annika und Julia, Andrea Faupel’s Kinder (Priv.- Bes.) in der Inflationszeit und seiner Anstellung nötigten ihn, Familienreliquien der Univer- sität Halle, der Wirkungsstätte seines Vaters Prof. Alfred Graefe, zum Kauf anzubieten. Aus dem umfangreichen Schriftverkehr zwischen Dr. Felix Graefe, zu der Zeit in Frankfurt/Main lebend, und dem Direktor der Augenklinik Prof. W. Clausen, und dem Rektor der Vereini- gten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg, werden einerseits die argen finanziellen Nöte Felix Graefes, andererseits der Kauf des 348 in Wien künstlerisch wertvoll gearbeiteten und ideell inhaltsreichen Fotoalbums, ein Geschenk der Assistenten für Prof. A. Graefe zum Ausscheiden aus dem Lehramt 1892, für 200 RM ersichtlich. Der Erwerb der ebenfalls zum Kauf angebotenen, in Marmor gearbei- (Abb. 62) Louise (*14.2.2002), Tochter von teten Hand A. Graefes und einer Urkunde J. Faupel (Privatbesitz) erfolgte wegen fehlender Universitätsmittel

offensichtlich nicht. Felix war unverheiratet und starb verarmt in Sonneberg (Abb.64). [2,31,32,34,39,42,48]

3. Eduard Adolph Graefe Der dritte Sohn von Gottlieb Graefe und sei- ner Frau Frau Christiane, geb. Zschernig,

(Abb. 61) Dr. med. dent. Jürgen Fau- pel,(*3.3.1965), Sohn von Frau U. Faupel

(Abb. 63) Alfred Graefe (Privat- besitz) ist Eduard Adolph. Er wurde am 10.5.1794 in Pulsnitz, dort wo auch sein Vater herstammte und wohin die Eltern während der polnischen Revolution aus Warschau geflüchtet waren, geboren. Zunächst erhielt der Knabe Privatun- terricht, bis er auf die Hauptschule der Fran- ckeschen Stiftungen in Halle und ab 1811 auf das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin kam. Durch Unterstützung seines ältesten, bereits in Berlin als Medikus tätigen Bruders Carl Ferdinand bereitete er sich schon auf dem Gymnasium auf den medizinischen Chi- 349 rurgenberuf vor. Er betätigte sich freiwillig im Hauptreserve-Lazarett der Armee als Lazarett- „Chirurg.“ Nach dem Kriegsende schrieb er sich in Würzburg und ab Herbst 1814 in Berlin zum Studium der Medizin ein. 1817 wurde er (Abb. 64) Dr. phil. Felix Graefe (11.6.1877 in Berlin zum Dr. utrisque medic. promoviert. – 1947), Sohn von C. Alfred Graefe Gesundheitliche Probleme veranlassten ihn (Privatbesitz) zu Reisen durch Deutschland und nach Italien. Nach abgelegter Staatsprüfung 1820 prakti- zierte er drei Jahre in Spremberg und dann Bonn und Dresden. Er heiratete die in Berlin in Berlin, bis er 1826 zum Bataillonsarzt des gebürtige Henriette Wilhelmine Antoinette Berliner Garde-Landwehr-Bataillons ernannt Thal (24.5.1801-1856 Posen) in Spremberg/Nie- wurde. Nach der Habilitation 1831 beförderte derlausitz. Eduard Graefe starb am 16.6.1858 ihn der Herzog Alexis von Anhalt-Bernburg in Berlin. 4,11,12,13,22,23,42] Er hinterließ drei zum Medizinalrat, in dessen Gunst ja auch Kinder: schon lange C. Ferdinand von Graefe stand. Johanna Graefe (30.9.1822 – 5.2.1883), Carl Diese Würdigung wurde vom preußischen Graefe (31.1.1824 – 31.12.1866) und Eduard Staat anerkannt. Sein Bruder Carl Ferdin- Graefe (12.5.1825 – 20.7.1896) Carl war als and ließ sich mehrfach von ihm vertreten. Könglich Preußischer Hauptmann der Artille- 1831/32 wurden ihm die Vorlesungen von C. rie tätig und mit Johanna Wittzach (13.12.1821 Ferdinand übertragen. Eduard hatte 1830 – 13.2.1901) verheiratet. Der jüngste Sohn über Blepharoplastik und „Erfahrungen über Eduard arbeitete als Könglich Preußischer das Lichtstrahlen-brechende Vermögen der Senatspräsident in Berlin. Sein Cousin Al- durchsichtigen Gebilde im menschlichen brecht von Graefe hatte mit ihm vorsorg- Auge“ publiziert. Entsprechend der noch nicht lich die Vormundschaft und die finanzielle erfolgten Abkoppelung der Augenheilkunde Absicherung für die außereheliche Tochter von der Chirurgie ist es verständlich, Eduard ausgehandelt. Er wurde als Model für die auch als Augenoperateur erwähnt zu finden. Gestaltung der von Graefe-Statue für das 1848 war er Garnisonsarzt in Posen. Er war Denkmal vor der Charitè in Berlin, besonders Mitglied der Hufeland’schen med. chir. und des Kopfes, auserkoren. [32] der königlichen Militär-Gesellschaft, außeror- Aus der Ehe mit Marie Kaesemacher (2.5.1833 dentliches Mitglied der Akademie zu Neapel, – 24.7.1893) gingen folgende Nachfahren her- Wilna und korrespondierendes Mitglied der vor: Drei Kinder, Marie, Luise und Charlotte naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu starben als Kleinkinder an Cholera. Eduard Albert Graefe (22.1.1859 Berlin Zusammenfassung – 2.9.1902 Insbruck); Dr. med., Stabsarzt; ver- Carl Gottlieb Graefe und seine Frau Christi- heiratet mit Margarethe Freiin von Salmuth ane, geb. Zschernig sind, wenn auch bereits (7.9.1863 Sarnau/Oberschlesien– 1945 auf in siebenter Graefe’scher Generation, als der Flucht). Eduard hatte mit seiner Frau drei Basis der von ihren drei Söhnen gegründeten Kinder: und der sich weiter entwickelnden Familien Marie Graefe(6.6.1890 – 1956 Marburg), anzusehen. Von den Nachfahren des ältesten verheiratet mit dem Korvettenkapitän Erich Sohnes Carl Ferdinand von Graefe, selbst ein Metzenthin. gefragter berühmter Mediziner, und seiner Elisabeth Graefe (1.7.1892 – 1944 Berlin), un- Frau Auguste von Alten, ragt der einzige verheiratet . überlebende Sohn, Albrecht von Graefe, als 350 Eduard Richard Albrecht Graefe (18.8.1893 Revolutionär der Ophthalmologie des 19. Jahr- – 20.7.1970 Bad Hersfeld); Eduard Richard war hunderts wie ein Leuchtturm heraus. Forstmeister in Heringen/Werra. Der ers- Liierten sich seine Töchter mit Männern vom ten Ehe mit Margarete Flemming (17.7.1923 Staats- und höheren Militärdienst, so – 25.11.1943) entstammen drei Töchter: wandte sich der Sohn Albrecht ebenfalls dem Militärdienst, der Jurisprudenz, der Politik Ursula Graefe (2.4.1924 Stade – 1986 Solin- und der Landwirtschaft zu. In den Generati- gen); Krankengymnastin; verheiratet mit Willi onen nach A. von Graefe sind außer einem Deutzmann, Kunstmaler Mediziner weitere Persönlichkeiten sowohl im Militärwesen, in der Jurisprudenz, in der Ilse Graefe (2.4.1927 – 22.10.1995 Hameln); Export- und Überseekaufmanns-Branche, Kindergärtnerin; verheiratet mit Wilhelm Journalisten, Diplom- sowie Forstingenieure Bremer/Kassel und Landwirte zu finden. Unter den Kindern und Kindeskindern von Erika Graefe (*2.7.1931) Kindergärtnerin, Haus- Carl Alfred Graefe und seiner Gemahlin Marie, wirtschaftsmeisterin; verheiratet mit Forstdi- geborene Colberg, finden wir Juristen, Foto- rektor Dr. Helmut Puchert; lebt in Darmstadt; grafen, Kunsthistoriker, Forstmeister, Buch- sie organisierte zusammen mit Frau Richarz händler, promovierte Volkswirte, Pädagogen, und Felix Graefe/Lübeck das Graefe-Familien- Studienräte und ebenfalls einzelne Mediziner. treffen 2006 Vom jüngsten Sohn Eduard Adolph, ebenfalls ein tüchtiger Mediziner, und dessen Ehefrau Der zweiten Ehe von Eduard Richard Albrecht Henriette Wilhelmine Antonie, geborene Thal, Graefe mit Ruth Huhn (*6.4.1922) sind Doro- entstammen wiederum ranghohe Militärs, thee und Albrecht zu verdanken. Staatsbedienstete, mehrere Mediziner, Forst- Dorothee Graefe-Hessler (11.6.1950 Heringen/ meister Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen. Werra) ist Gymnasiallehrerin für Deutsch und Unter Berücksichtigung des Zeitgeistes ist die Musik und lebt in der Ehe mit Dr. med. Philipp zunehmende Berufstätigkeit der Frauen unter Hessler, Chefarzt für Gynäkologie. Dr. med. den jüngsten Nachfahren zu sehen. Interesse Albrecht Graefe (*15.5.1952 Heringen/Werra) für die Ophthalmologie fand bisher keiner ist Facharzt für Orthopädie und Schmerz- mehr. therapeut in Rothenburg/Fulda. Er und seine Ehefrau Christine Heiderich erfreuen sich „Männer, die im Gewühle aufreibendster Praxis zweier Kinder: Annette (1981) und Alexander große Ideen verfolgen können, kehren nur nach (1985). [13, 33] Jahrhunderten zurück.“ (A. Göschen) 351

(Abb. 2) Graefe - Familien –Tafeln, Teil 3: Stammbaum von Adolph Eduard Graefe Prof. Dr. med. habil. Jutta Herde 12) Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Graefe Ed v. Erfahrungen über das Lichtstrahlen- Universitätsklinikum der brechende Vermögen der durchsichtigen Gebilde Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im menschlichen Auge“ Journ d Chirurgie u Augen- Ernst-Grube-Str. 40 heilkunde 1831;1:356-58 06120 Halle/Saale 13) Graefe F. Familientafeln v. Graefe (Privatbesitz) 14) Literatur Graefe F: Victor von Graefes Schiffsjournal. in: Jahr- 1) buch für Heimatkunde. Oldenburg/Ostholstein. 50. Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 9. 1879:555- Jahrgang, 2006;86-101 352 562, Graefe, C. Ferdinand,v. 15) 2) Graefe H-A v: Familientafel (Privatbesitz) Allgemeine Deutsche Bibliothek Bd. 49. München, 16) 1904;505, Pagel: Alfred Graefe Graefe H-A v: Graefe’sche Familienaufzeichnungen. 3) Familienbesitz H.-A. v. Graefe Bonin J: Albrecht von Graefe – ein Lebensbild. 1917 17) 1-86, Familienbesitz Graefe I v: Über den Einfluss eines Corticosteroids 4) auf das gesunde Auge und auf die Blut-Kammer- Gelehrtes Berlin im Jahre 1845. Berlin, 1846 wasserproduktion. Diss. Med. München 1969 5) 18) Genealogisches Handbuch des Adels XV. 1978;165 Gotschling M: Brief vom 9.6.1967 -169 Starke Verlag, Limburg 1969;45 19) 6) Göschen A: Albrecht von Graefe. Dtsch Klinik Dallwitz W v.:Erinnerungen aus der Jugendzeit. 1870;292–294 Albrecht von Graefe, aus seinen Briefen und aus 20) selbst Erlebtem. Familienbesitz, Hanns-A. v. Graefe Greeff R: Die Entwicklung der Augenheilkunde 7) an der Charité zu Berlin. I. u. II. Teil. Klin Monatsbl Esser A: Albrecht von Graefe im Jahre 1857. Ber. DOG Augenheilkd 1937;98: 353-364 1957;270-275 21) 8) Heynold von Graefe B: Meine Großtante Wanda Fontane Th: Wanderungen durch die Mark Bran- – jüngste Schwester Albrecht von Graefes. in: denburg. Band 4: Spreeland. 2. Aufl. Aufbau-Verlag Hartmann,Ch.(Hrsg.): Albrecht von Graefe. Berlin 1982;74-75 1828-1870 Verlag Medizin u. Naturwissenschaften, 9) Germering 1996 Graefe A. Ein Wort der Erinnerung an Albrecht v. 22) Graefe. 1870, Halle, M. Niemeyer, Lippert’sche Buch- Heynold von Graefe B: Albrecht von Graefe. Mensch handlung. 15 S. und Umwelt. Berlin 1991 10) 23.) Graefe A v. Briefe von Auguste von Graefe an den Hirschberg J: in: Graefe-Saemisch: Handbuch der Sohn Albrecht v. Graefe am.-Besitz, Hanns-Albrecht gesamten Augenheilkunde 1911; Bd. 14, 2 , 41-42; 108 v. Graefe 24) 11) Hoffmann-Axthelm W: Die Familie von Graefe und Graefe Ed v. Blepharoplastik. Encycl. Wörterbuch ihre Villa Finkenherd im Berliner Tiergarten. Ber. der med. Wissenschaften 830 Bd. V, 574 DOG 1969;685-706 25) 42) Kazimirski J: Albrecht von Graefes Augenklinik. Reichstagshandbuch. 2. Wahlperiode 1924, Bln. 1924 Ophthalmo-Chirurgie 1995;7:171-179 43) 26) Ring M. Graefe und die Augenklinik. Gartenlaube Kosch W: Biographisches Staatshandbuch, Bd.1. V,14188-192 Bern, München 1963 44) 27) Rintelen F. Albrecht von Graefe, seine Persönlich- Morlok St: Karl Ferdinand von Graefe. Leben, Werk keit, seine Zeit. Albrecht v Graefes Arch klin exp und Bedeutung für die Chirurgie. Diss. Med. Berlin Ophthalmol 1971;181:79-93 28) 45) Müller-Werth H: Die Stephann auf Martinskirchen Tost, M: Erinnerungen an Alfred Graefe – aus Anlaß und ihre Sippe. Wiesbaden 1971. Familienbesitz seines 150. Geburtstages. Aktuelle Probleme der 353 29) Ophthalmologie, 1980 Bd. II, Hrsg. M.Tost, Martin Neue Dtsch. Biographie 1964; Bd. 6,710-11 Bln., Karl Luther-Universität Halle- Wittenberg, Wiss.-Beiträ- Ferdinand v. Graefe ge 1981/119 (R65) 30. 46) Neuhann W: Ein unbekannter Zweig im Stamm- Ders. Alfred Graefe (1830 -1899) – Leben und Werk baum Albrecht von Graefes. Ebda. Vortrag 51. Ophthalmologentreffen anlässlich des 31) 100. Todestages von Alfred Graefe. 20.3.1999 Persönl. Mitteilung: Faupel, Ursula 26.5.2006 47.) 32) Treue W und Winau R: Sonderdruck aus: Berlinische Persönl. Mitteilung: Nahnsen, Erika 28.8.2006 Lebensbilder II. Mediziner: Die beiden Graefe 1987; 33) S. 35-50 Bln. Persönl. Mitteilung: Graefe, Albrecht 11.10.2006 48) 34) Univ.-Archiv, MLU Halle-Wittenberg, Rep 4, Nr. 178, Persönl. Mitteilung: Dr. Schede, Joachim 15.10.2006 208-216; 225-226 35) 49) Persönl. Mitteilung: v. Graefe, Sven 24.10.2006 Waldauer B: Alfred Graefe - eine biographische 36) Betrachtung. Dipl.-Arb. Med. Halle 1981 Persönl. Mitteilung: v. Graefe, Hanns-Albrecht 3.–5.1.2007 37) Persönl. Mitteilung: Dr. v. Graefe, Ingolf 38) Persönl. Mitteilung: v. Dallwitz, Wolfgang 29.1.2007 39) Persönl. Mitteilung: Richarz, Marlis 2.7.2006, 7.12.2006 40) Persönl. Mitteilung: Prof. Tost, Manfred 25.5.2006 41) Reichstagstagshandbuch 13. Legislaturperiode Bln. 1912, v. Graefe, Albrecht 354 Anhänge

Liste der Präsidenten und Tagungsthemen

23.-36. Tagung/1903-1916 63. Tagung/1960 noch kein Hauptthema noch kein Hauptthema Theodor Leber Hugo Gasteiger

37.-44. Tagung/1918-1925 64. Tagung/1961 355 noch kein Hauptthema noch kein Hauptthema Wilhelm Uthoff Wilhelm Rohrschneider

45.-48. Tagung/1927-1930 65. Tagung/1963 noch kein Hauptthema noch kein Hauptthema Theodor Axenfeld Hans- Karl Müller

49., 50. Tagung/1932, 1934 66. Tagung/1964 noch kein Hauptthema noch kein Hauptthema August Wagenmann Wilhelm Wegner

51.-54. Tagung/1936, 1938, 1940, 1948 67. Tagung/1965 noch kein Hauptthema noch kein Hauptthema Walther Löhlein Ernst Schmid

55.-57. Tagung/1949-1951 68. Tagung/1967 noch kein Hauptthema Glaskörper Karl Wessely Hans Sautter

58. Tagung/1953 69. Tagung/1968 noch kein Hauptthema Augenerkrankungen im Kindesalter Walther Löhlein Heinrich Harms

59., 60. Tagung/1955,1956 70. Tagung/1969 noch kein Hauptthema Auge und Immunologie Karl Lindner Karl Mylius

61. Tagung/1957 71. Tagung/1971 noch kein Hauptthema Cornea Rudolf Thiel Wilhelm Hallermann

62. Tagung/1959 72. Tagung/1972 noch kein Hauptthema Die periphere Sehbahn Karl vom Hofe Hans Pau 73. Tagung/1973 83. Tagung/1985 Erkrankungen der Macula Conjunctiva Klaus Ullerich Wolfgang Jaeger

74. Tagung/1975 84. Tagung/1986 Periphere Retina (Fundusperipherie) Cornea und Limbus G. Meyer-Schwickerath Martin Reim

75. Tagung/1977 85. Tagung/1987 Die Verwendung von Kunststoffimplantaten Glaukom und Heterophorien 356 in der Ophthalmologie Rolf Grewe Wolfgang Straub 86. Tagung/1988 76. Tagung/1978 Neuere Techniken in der Ophthalmologie und Ionisierende Strahlen in der Augenheilkunde Kontaktlinsenprobleme Hans Joachim Küchle Josef Wollensak

77. Tagung/1979 87. Tagung/1989 Plast. Chirurgie der Lider und Chirurgie der Augenheilkunde heute – eine Standortbe- ableitenden Tränenwege stimmung Hellmut Neubauer Manfred Spitznas

78. Tagung/1980 88. Tagung/1990 Endogene Uveitis Erkrankungen der Retina Wilhelm Böke Achim Wessing

79. Tagung/1981 89. Tagung/1991 Erkrankungen der Orbita Refraktive Hornhautchirurgie und Kunstlin- Arno Nover senimplantation Jörg Draeger 80. Tagung/1982 Auge und Zentralnervensystem 90. Tagung/1992 Otto-Erich Lund Vitreoretinale Erkrankungen Klaus Heimann 81. Tagung/1983 Aktuelle Traumatologie in der Augenheilkun- 91. Tagung/1993 de kein zentrales Tagungsthema Theo N. Waubke Karl-Wilhelm Jacobi

82. Tagung/1984 92. Tagung/1994 1. Kataraktchirurgie, 2. Aphakie-Korrektur Entzündliche Reaktionen des Auges Wilhelm Doden Hans-J. Thiel 93. Tagung/1995 103. Tagung/2005 Glaukom Basic Sciences and Clinical Application Günter Karl Krieglstein Michael Foerster

94. Tagung/1996 104. Tagung/2006 Auge und Systemerkrankungen Augenheilkunde in der alternden Gesellschaft Manfred Tost Norbert Pfeiffer

95. Tagung/1997 105. Tagung/ 2007 Die Makula 150 Jahre DOG - 150 Jahres Wissenschaftsaus- Anselm Kampik tausch und Innovation in der Augenheilkunde 357 Gernot I. W. Duncker 96. Tagung/1998 Postoperative Komplikationen, Erkennen – Ur- sachenfindung – Gegenmaßnahmen Jochen Kammann

97. Tagung/1999 Funktionsverbessernde und ästhetische The- rapie in der Augenheilkunde Holger Busse

98. Tagung/2000 Tradition und Aufbruch - -Die Augenheilkunde zur Jahrtausendwende Christian Ohrloff

99. Tagung/2001 Laser in der Augenheilkunde Rudolf F. Guthoff

100. Tagung/2002 Innovationen in der Augenheilkunde Gabriele E. Lang

101. Tagung/2003 Degeneration und Regeneration – Grundla- gen, Diagnostik und Therapie Franz Grehn

102. Tagung/2004 Evidenzbasierte Ophthalmologie – Anspruch und Wirklichkeit Klaus-Dieter Lemmen 358 Liste der Ehrenmitglieder Prof. Dr. Albert Bronner † Straßburg/Frankreich Ehrenmitglied seit 1981 Prof. Dr. Bela Alberth † Debrecen/Ungarn Prof. Dr. José Casanovas † Ehrenmitglied seit 1990 Barcelona Ehrenmitglied seit 1973 Dr. Dr. med. h.c. Hermengildo Arruga † Barcelona/Spanien Prof. Dr. David G. Cogan † Ehrenmitglied seit 1964 Bethesda Ehrenmitglied seit 1982 Prof. Dr. Gunnar von Bahr † 359 Uppsala-Kuivsta Prof. Dr. J. R. O. Collin, M.A., F.R.C.S. Ehrenmitglied seit 1975 London/Großbritannien Ehrenmitglied seit 2001 Prof. Dr. Charles K. Beyer-Machule, M.D., F.A.C.S Prof. Dr. W. Comberg † .Wellesley/USA Rostock Ehrenmitglied seit 1997 Ehrenmitglied seit 1955

Prof. Dr. Gian Battistia Bietti † Prof. Dr. R. A. Crone Rom Amsterdam/Niederland Ehrenmitglied seit 1971 Ehrenmitglied seit 1983

Prof. Dr. Alan C. Bird Prof. Dr. E. Custodis † London/Großbritannien Düsseldorf Ehrenmitglied seit 2004 Ehrenmitglied seit 1971

Prof. Dr. G. M. Bleeker † Prof. Dr. Denig † Amsterdam/Niederlande Schreetz Ehrenmitglied seit 1986 Ehrenmitglied seit 1957

Prof. Dr. Frederick Blodi † Prof. Dr. August F. Deutman Iowa City Nijmegen/Niederlande Ehrenmitglied seit 1978 Ehrenmitglied seit 2000

Prof. Dr. Joseph Böck † Prof. Dr. Eberhard Dodt † Wien Bad Nauheim Ehrenmitglied seit 1972 Ehrenmitglied seit 1985

Prof. Dr. Hubert Bourgeois Sir Stewart Duke-Elder † Paris/Frankreich London Ehrenmitglied seit 1998 Ehrenmitglied seit 1975

Prof. Dr. Paul Brégeat † Prof. Dr. Jens Edmund † Paris/Frankreich Kopenhagen/Dänemark Ehrenmitglied seit 1982 Ehrenmitglied seit 1992 Prof. Dr. Niels Ehlers Prof. Dr. Wilhelm Hallermann † Aarhus/Dänemark Göttingen Ehrenmitglied seit 1994 Ehrenmitglied seit 1981

Prof. Dr. E. Engelking † Prof. Dr. Heinrich Harms † Heidelberg Stralsund Ehrenmitglied seit 1957 Ehrenmitglied seit 1977

Prof. Dr. Albert Esser † Prof. Dr. Harold E. Henkes Düsseldorf Voorst/Niederlande Ehrenmitglied seit 1959 Ehrenmitglied seit 1980 360 Prof. Dr. Helmut Fanta † Prof. Dr. Roger Hitchings Wien London/Großbritannien Ehrenmitglied seit 1978 Ehrenmitglied seit 2006

Prof. Dr. Jacques Flament Prof. Dr. Fritz Hollwich † Strasbourg/Frankreich München Ehrenmitglied seit 1998 Prof. Dr. Wolfgang Höpping Prof. Dr. Adolf Franceschetti † Essen Genf Ehrenmitglied seit 2005 Ehrenmitglied seit 1965 Prof. Dr. Karl Hruby † Prof. Dr. Jules François † Wien Gent Ehrenmitglied seit 1971 Prof. Dr. Alfred Huber Zürich/Schweiz Prof. Dr. Heinz Freyler Ehrenmitglied seit 1993 Wien/Österreich Ehrenmitglied seit 1999 Dr. Hildegard Jaeger Heidelberg Prof. Dr: Johann Fronimopoulos † Ehrenmitglied seit 1987 Athen Ehrenmitglied seit 1975 Prof. Dr. Wolfgang Jaeger † Heidelberg Prof. Dr. Hugo Gasteiger † Ehrenmitglied seit 1987 Berlin Ehrenmitglied seit 1975 Prof. Dr. Adolf Jess † Ehrenmitglied seit 1973 Prof. Dr. Hans Goldmann † Bern Dr. Georg Kraffel † Ehrenmitglied seit 1973 Berlin Ehrenmitglied seit 2000 Dr. Rolf Grewe Münster Ehrenmitglied seit 1998 Prof. Dr. Peter Clemens Kronfeld † Prof. Dr. Hans Karl Müller † Tucson Bonn Ehrenmitglied seit 1978 Ehrenmitglied seit 1967

Prof. Dr. Hans Joachim Küchle † Prof. Dr. Dr.h.c.mult. G.O.H. Naumann Münster Erlangen Ehrenmitglied seit 1992 Ehrenmitglied seit 2000

Prof. Dr. Harvey Lincoff, M.D. Prof. Dr. Hellmut Neubauer New York/USA Köln Ehrenmitglied seit 1997 Ehrenmitglied seit 1988 361 Prof. Dr. K. Lindner † Prof. Dr. Peter Niesel Wien Bolligen/Schweiz Ehrenmitglied seit 1959 Ehrenmitglied seit 1990

Prof. Dr. W. Löhlein † Prof. Dr. Okihiro Nishi Ehrenmitglied seit 1948 Osaka/Japan Ehrenmitglied seit 2002 Prof. Dr. Elke Lütjen-Drecoll Erlangen Prof. Dr. J. M. Nordenson † Ehrenmitglied seit 2003 Stockholm Ehrenmitglied seit 1957 Prof. Dr. Otto-Erich Lund München Prof. Dr. J. Nordmann † Ehrenmitglied seit 1994 Straßburg Ehrenmitglied seit 1966 Prof. Dr. Dr.h.c. Robert Machemer Durham/USA Prof. Dr. Arno Nover † Ehrenmitglied seit 1999 Mainz Ehrenmitglied seit 1993 Prof. Dr. med. sc. h.c. Günther Mackensen † Freiburg Prof. Dr. Arvo Oksala † Ehrenmitglied seit 199 Turku

Prof. Dr. J. Meller † Prof. Dr. Witold Orlowski † Wien/Österreich Poznan Ehrenmitglied seit 1964 Ehrenmitglied seit 1985

Prof. Dr. Gerd Meyer-Schwickerath † Prof. Dr. Dr.h.c. Hans Pau Essen Düsseldorf Ehrenmitglied seit 1982 Ehrenmitglied seit 1988

Prof. Dr. Ferruccio Moro Prof. Dr. Krystyna Pecold Padova/Italien Poznan/Polen Ehrenmitglied seit 1980 Ehrenmitglied seit 2002 Prof. Dr. A. Pillat † Prof. Dr. W. Stock † Wien Tübingen Ehrenmitglied seit 1961 Ehrenmitglied seit 1955

Prof. Dr. Martin Reim Prof. Dr. Ildikó Süveges Aachen Budapest/Ungarn Ehrenmitglied seit 2003 Ehrenmitglied seit 1999

Prof. Dr. Josef Reiner Prof. Dr. Manfred Tost Köln Halle Ehrenmitglied seit 1992 Ehrenmitglied seit 2001 362 Prof. Dr. Herwigh Rieger † Prof. Dr. Klaus Ullerich † Wien/Österreich Dortmund Ehrenmitglied seit 1983 Ehrenmitglied seit 1992

Prof. Dr. Friedrich Rinteln † Prof. Dr. A. Wagenmann † Schweiz Heidelberg Ehrenmitglied seit 1975 Ehrenmitglied seit 1936

Prof. Dr. Dr. Johannes W. Rohen Prof. Dr. Theo N. Waubke † Erlagen Essen Ehrenmitglied seit 1985 Ehrenmitglied seit 1994

Prof. Dr. Michael J. Roper-Hall, M.D., F.R.C.S. Prof. Dr. Dr.h.c. Achim Wessing Birmingham/Großbritannien Essen Ehrenmitglied seit 1978 Ehrenmitglied seit 2002

Prof. Dr. Bengt Rosengreen † Prof. Dr. H. J. M. Weve † Uppsala Holland Ehrenmitglied seit 1972 Ehrenmitglied seit 1959

Prof. Dr.Dr.h.c. Rudolf Sachsenweger Prof. Dr. Lorenz E. Zimmerman, M. D. Leipzig Washington/USA Ehrenmitglied seit 1979 Ehrenmitglied seit 1996

Prof. Dr. Hans Sautter † Hamburg Ehrenmitglied seit 1978

Prof. Dr. Rainer Sundmacher Freiburg Ehrenmitglied seit 2007

DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Die wissenschaftliche Gesellschaft der Augenärzte

Visus und Vision 150 Jahre DOG

Supplement 2013 Namens- und Sachregister Martin Reim

Martin Reim Bahre, Gustel, 323 Balazs, André, 156 Vollständiges Namensverzeichnis Bangerter, Alfred, 96, 134 Barkan, Otto, 25, 110 Barraquer, Joaquin, 136, 165 Barraquer, José, 188 Barry, Jean C., 198, 217 Barthelmess, G., 143, 153 Baumgartner, Günter, 150, 151 Bauschke, D., 162 Beard, C., 176 Bec, P., 168 A Becker, Bernard, 148 367 Becker, Franz Josef von, 297 Abbe, Ernst, 26 Becker, Otto, 28, 293, 294, 295, 296, 300, 302, 303 Adachi Usami, Emiko, 165 Beer, Georg Ernst, 27 Adam, G., 212 Beer, Josef, 275 Adelstein, F. E., 158 Behles, J., 304 Aine, E., 203 Behring, Emil von, 29 Alberth, Bela, 216 Bende, T., 194, 212 Albrecht von Graefe, siehe von Graefe Benedikt, O., 174 Alexandridis, Evangelos, 164, 193 Bergdolt, Klaus, 11, 17, 296 Algan, Bernard, 193 Berlin, Rudolf, 297 Alkan, Reinhold, 92 Berninger, Thomas, 194 Alsleben, Erland, 335 Berson, Elliot, 218 Amsler, Marc, 157 Beyer, C. K., 176 Anhalt-Bernburg, Alexius von, 314 Bielschowsky, Alfred 50, 51, 56 Arlt, Ferdinand, 21, 22, 23 Bietti, Giambattista B., 129, 138, 140, 160, 162, 170 Arlt, Ferdinand von, 276, 277, 278, 279, 321 Bigar, Francis, 181 Arruga, Hermengildo, 93, 104, 140, 164 Binkhorst, Cornelius D., 146, 169, 170, 182, 192 Ascher, Karl Wolfgang 50, 161 Birch-Hirschfeld, Arthur, 47 Aulhorn, Elfriede, 107, 118, 138, 148, 152, 158, 165, Birngruber, Reginald, 167, 169, 184, 204, 212 185, 206, 219 Blankenagel, Anita, 174 Aust, Wolfram, 126, 153 Blasius, Ernst, 337 Autrum, H. J., 185 Blatt, Nikolaus, 152 Axenfeld, Theodor, 24, 25, 29, 37, 75, 154, 155, 295 Bleckmann, Heinrich, 182 Bleeker, Gabe M., 158, 170, 196, 197 Blodi Frederic C., 172, 185, 190 B Blomberg, Hildegard von, 327 Bock Hans Erhard, 141 Babel-Genf, 162 Böck, Josef, 128, 164, 193 Badtke, Günther, 75, 100, 147, 154 Boehn, Ilse von, siehe von Bonin, Ilse Baenziger, Th., 278 Böhnke, Matthias, 186, 209, 216 Bahr, Gunnar von, 100, 140, 168 Böke, Wilhelm, 143, 149, 153, 159, 178, 179, 194 Bahre, Christian, 318 Bonin, Eckhart von, 326 Bahre, Emilie, 319 Bonin, Albrecht von, 326 Bonin, Anna Friederike Auguste von, geb. von Colberg, Marie Friederike Charlotte, siehe Graefe, 325, 326 Graefe ..., geb. Colberg Bonin, Erich Svantus von, 325, 326 Comberg, Wilhelm, 91, 93, 128, 134 Bonin, Erich von, 326 Conrads, H., 111 Bonin, Gerhard von, 326 Crawford, J., 151, 177, 191 Bonin, Hans Joachim von, 326 Cremer-Bartels, Ingrid, 183 Bonin, Ilse von , geb. von Boehn, 326 Cremer, M., 129 Bonin, Irmgard von, 326 Critchett, G., 321 Bonin, Jochen von, 327 Crone, Robert A., 187 Bonin, Ruth von, 326 Cüppers, Curt W. , 104 134, 146, 158, 201 Bonin, Ursula von, 326 Custodis, Ernst, 105, 133, 135, 144, 160, 213 Borgmann, H., 148 Czapinski, Pierre, 169 366 Bowman, William, 21, 22, 277, 278, 279, 297, 321 Brab, Matthias, 212, 217 Brand, H. P., 74 D Branly-Havanna, 101, 140 Braun, G. Moskau, 22, 279 Dahmann, Franz, 92, 195 Braun, Stefanie, 196 Daiker, W., 175 Brederlow, Ursula von, 325 Dallwitz, Christoph von, 324 Bregeat, Paul, 181, 183, 213 Dallwitz, Andrea von, 324 Bronner, Albert, 202, 285 Dallwitz, Burhard von, 324 Brücke, Ernst Wilhelm, 18 Dallwitz, Charlotte von, 324 Brückner Arthur, 168 Dallwitz, Friederike von, 324 Brühl, Graf Friedrich Wilhelm von, 336 Dallwitz, Hubertus von, 324 Brunner, Horst, 211, Dallwitz, Johann Adolf Sigismund von, 323, Brunner, Richard, 185 324 Buchwald, Hans Jürgen, 206 Dallwitz, Johann Friedrich Sigismund Bodo Bücher, Th., 156 von, 324 Bücklers, Max, 160 Dallwitz, Johann Wolfdietrich von, 324 Büttner, H., 163 Dallwitz, Johann Wolfgang Sigismund von, Buhmann, Stadtrat Heidelberg, 100 324 Bull, H., 216 Dallwitz, Johanna Auguste Wanda von, 324 Burk, Reinhard, 192 Dallwitz, Johanna Wanda Caroline Paula Ruth Busacca, Archimede, 161 von, 324 Buschmann, Werner, 181, 211 Dallwitz, Wanda von, 297, 300 Busse, Holger, 181 Dallwitz, Wolfdietrich von, 324 Dallwitz, Wolfgang von, 324 Damm, Josef, 168 C Dannheim, H., 139 Dannheim, R., 126, 158 Carl Zeiss Jena, 26 Dardenne, Michael Ulrich, 117, 118, 138, 146, 148, Carus, Carl Gustav, 18 162, 166, 170, 182, 192 Casanova, José, 166 Daviel, Jacques, 19 Cibis, Paul A., 93, 128, 152 de Jong, Paulus, 194 Clausen, Wilhelm, 48, 75, 348 Dehe, 126 Cogan, David, 128, 184 Denig, N.Y.C., 140 Desmarres, Auguste, 277, 321, 337 F Deutmann, August, 167 Deutschmann, Siegfried, 81, 216 Fabricius, Eva Maria, 209, 217 Dichgans, Johannes, 170 Fankhauser, F., 161, 285, 286 Dilthey, Pastor, 322 Fanta, Helmut, 107, 172 Dithfurt, Johanna von, 324 Fehr, Oskar, 50 Doane, Marshall, 177 Fellinger, Graz, 194 Doden, Wilhelm, 118, 123, 156, 170, 189, 191 Fercher, A. F., 209 Dodt, Eberhard, 134, 150, 151, 155, 156, 164, 165, Fischer von Ankern, Katharina geb. Graefe, 342 175, 198, 200 Fischer von Ankern, Wilhelm Ritter Friedrich, Doege, E., 189 342 Dohlman, Claes H., 182, 198 Fischer von Bünau H., 92 Domarus, Dietrich von, 192 Fischer, F.P., 92, 128, 153 367 Donders, Cornelius, 20, 21, 22, 23, 29, 192, 279, Fleischer, Bruno, 48, 152, 195 282, 285, 294, 296, 297, 300, 321 Foerster, Michael H., 168 Doughman, Donald, 186 Förster, Richard, 28 Draeger, Jörg, 123, 153, 158, 174, 177, 182, 186, 209, Franceschetti, Adolphe, 105, 129, 133, 150, 153, 212, 216, 247 157 Dragomirescu, V., 174 Francois, Jules, 76, 98, 114, 140, 160, 167, 169, 186, Dufour, Marc, 24 189, 190, 185 Duke Elder, Stuart, 96, 114, 140, 171 Franke, Günter, 183, 186, 219, 220, 221 Dumitrescu-Berlin, 162 Freusberg, Otto, 193 Duncker, Gernot I. W., 11, 198, 212, 216 Friedburg, Dieter, 158, 258 Friedrich Wilhelm III., König, 315 Fronimopoulus, Johan, 167, 168, 198 E Fukala, Vinzenz, 24 Funk, Jens, 213 Eberhardt, Carl Heinrich von, 325 Eberhardt, Lieselotte von, 325 Eberhardt, Walter von, 325 G Eckardt, Claus, 211, 217 Effert, Rolf, 198, 217 Gabel, Veit Peter, 167, 169, 184, 204 Ehgartner, Graz, 194 Gaedertz, Alma, 187 Ehler, Niels, 220 Gal, A., 216 Ehrich, Wulf, 162, 170 Garus, J., 212 Eisner, G., 175 Gass, Philip, 12, 257 Elschnig, Anton, 24, 41 Gasteiger, Hugo, 48, 75, 99, 100, 106, 144, 168, Emrich, Karl-Heinz, 78 172 Engelking, Ernst, 36, 39, 45, 57, 93, 94, 95, 101, Gerke, Edmund, 182, 185 168, 186, 296 Gerlach, Walter, 131 Engelmann, Katrin, 209 Gernet, Hermann, 157, 174 Ergelett, Heinrich, 160 Gießmann, Hans Günter, 78, 189 Ertel, Rolf, 111, 119 Gilbert, W., 129 Esser, Albert, 23, 35, 43, 99, 101 Giraud-Teulon, Marc Antoine, 19 Esser, Joachim, 198 Glaser, Joel, 184 Gliem, Hans, 78, 82 Graefe, Carl, 349 Gloor, Balder, 116, 157 Graefe, Carl Albrecht von, 327, 328, 329, 330 Gnad, H., 188, 192 Graefe, Carl Alfred, 28, 160, 297, 323, 337, 338, Goethe, Johann Wolfgang von, 18 341, 342, 345, 348 Göttinger, W., 174 Alters-Wohnsitz Weimar, 338 Goldmann, Hans, 105, 150, 154, 155, 156, 166, 285 Grabstätte Weimar, 341 Goldschmidt, Max, 92 Nachfahren, 342 ff., 347 Gonin, Jules, 24, 25, 47, 199, 284 private Augenklinik Halle, 338 Gorgiladse, Odessa, 220 Nebenlinie Anna, 342 Gouras, Peter, 175, 218 Wohnhaus Halle, 338 Grabner, Günter, 211 Universitätsaugenklinik Halle, 338 Graefe, Olga von, siehe von Mitzlaff, Olga Graefe, Carl Ferdinand, 311, 314, 315, 336, 349 368 Graefe, Adelheid von, geb. von Richthofen, 331 Graefe, Carl Ferdinand der Jüngere von, 320 Graefe, Albrecht Carl Bolko von, 331 Graefe, Carl Ferdinand von, 276, 277, 311, 313, Graefe, Albrecht F. W. E. von, 11, 17, 20, 21, 22, 23, 314, 315, siehe auch unter „Graefe“ 24, 29, 142, 154, 155, 170, 186, 275, 284, 322, Graefe, Carl Friedrich August von, 316, 317 323, 325, 331, 334, 349 Graefe, Carl Gottlieb, 311, 349 Antiquitäten, 331 Graefe, Carl Gottlieb von, 311 Briefe von, 277, 321 Graefe, Carl Philipp Adalbert von, 324, 325 Biographie von, 320, 321, 322, 323 Graefe, Christian August von, 320 Brief von, 321 Graefe, Dorothhee, 350 Gastärzte bei, 281 Graefe, Dr. Felix, 347, 348, 349 Grabmahl, 97, 323 Graefe, Dr. jur. Karl Otto Paul Dietrich Axel von, Pleuritis tuberculosa, 322 330 Schüler von („Stammbaum“), 280 Graefe, Dr. med. Albrecht, 350 Seitenlinie von, 334, 349 Graefe, Dr. med. Ingolf Hans Alfred Axel von, Studienreisen, 277, 321 332, 333 Zitat, berühmtes, 282, 323 Graefe, Eduard, 349 Graefe, Albrecht Viktor von, 320 Graefe, Eduard Adolph, 311, 315, 339, 349, 350 Graefe, Alessandra von, geb. Asiani, 331 Graefe, Eduard Albert, 350 Graefe, Alfred, 347, 348 Graefe, Eduard Richard Albrecht, 350 Graefe, Alice Viktoria Helene von, 324, 325 Graefe, Elisabeth, 350 Graefe, Alma Albertine Alice von, 325 Graefe, Elisabeth geb. von Stegmann-Stein, Graefe, Alma von, geb, von Ladenberg, 317, 318 346 Graefe, Anna Adelaide Pauline von, geb. von Graefe, Elisabeth Marie (Lisa), 339, 346 Knuth, 297, 322, 325 Graefe, Elisabeth, siehe Thümmel Graefe, Anna Friederike Auguste von, siehe Graefe, Emilie von, geb. Bahre, 319 von Bonin, Anna Friederike Auguste Graefe, Erik Philipp von, 331 Graefe, Anna von, 323, 325 Graefe, Erika, 350 Graefe, Antonie Florentine geb. Stephann, 336 Graefe, Erika von, geb. von Ravenstein, 330 Graefe, Auguste von, geb. von Alten, 276, 314 Graefe, Eugen von, 316 Graefe, Berta Auguste, siehe Schröder ... Graefe, Florentine, siehe Schede Graefe, Bettina von, geb. Leisinger, 331 Graefe, Friedrich Heinrich, 311,315, 336, 339 Graefe, Blida von, 326 Graefe, Gabriel von, 331, 333 Graefe, Blida von, 333, siehe auch Blida Graefe, Georg Ferdinand von, 331 Heynold von Graefe ebenda, Graefe, Gudula Gertrud Ursula von, 332 Graefe, Gustav Casimir, 339, 340 Grehn, Franz, 39, 212 Graefe, Hanns-Albrecht von, 331, 332 Greite-München, 174 Graefe, Helga von, geb. Weigand, 330 Grewe, Rolf, 12, 122, 123, 126, 245, 286 Graefe, Hyma von, geb. Gräfin zu Innhausen Grewe, Rolf, 201 und Knyphausen, 332 Groeschel, Walter, 82, 245 Graefe, Ilse, 350 Groneberg, Alexander, 185 Graefe, Ionna von, 333 Gronemeyer, Uwe, 179 Graefe, Johanna Christiane geb. Zschernig, 311, Gropius, Martin, 294 339, 349 Grüntzig, Düsseldorf, 194 Graefe, Johanna, 349 Grüsser, G. J., 185 Graefe, Julian von, 331 Grüter, Wilhelm, 101,128, 132, 147 Graefe, Julie, 313, 339 Grützner, Peter, 148 Graefe, Katharina, siehe Fischer von Ankern Günther, G., 131, 138, 146 369 Graefe, Kirstin von, 330 Gütt, Arthur, 48 Graefe, Knuth von, 330 Gullstrand, Alvar, 25, 29, 284, 285 Graefe, Kurt Albrecht, 339, 345, 346 Guthoff, Rudolf, 185, 193, 259 Graefe, Luisa von, 331 Graefe, Margret von, geb. Köster, verwitwete von der Hagen, 330 H Graefe, Marie, 350 Graefe, Marie Friederike Charlotte Härtl, G., 129 geb. Colberg, 339, 340 Hagedorn, 140 Graefe, Marie Therese, siehe Meier... Hager, Günter, 78 Graefe, Mauritz von, 333 Hager, Hugo, 142, 143, 149, 181 Graefe, Max, 339, 340 Hahn, K., 148 Graefe, Olivia von, 332 Hakal, T., 203 Graefe, Ottilie Luise von, siehe von Thile, Hallermann, Wilhelm, 109, 111, 144, 161, 162 Ottilie Luise Hammerstein, Düsseldorf, 118, 192, 194 Graefe, Sophie von, geb. von Blomberg, 327, Hansen, Lutz L., 185, 194 328, 329, 330 Harms, Heinrich, 37, 93, 98, 100, 101, 104, 107, Graefe, Sven von, 330 112, 113, 114, 115, 122, 123, 124, 131, 136, 138, 139, Graefe, Tim von, 331 146, 157, 158, 170 Graefe, Ursula, 350 Hartinger, H., 133 Graefe, Viktor Leopold Stanislaus von, 317, 318, Hartmann, Christian, 194, 204, 216 319 Hartwig-Bonn, 179 Graefe, Viktor Ludwig Rudolf Hans von, 330 Hatline, H. K., 151 Graefe, Waltraud von, geb. von Lewinski, 330 Haugwitz, Thilo von, 149 Graefe, Wanda Elise Charlotte von, 321, 323 Heidenkummer, Peter, 216 Graefe, Wilhelmine Mathilde, siehe Thümmel Heilmann, 170 Graefe, Wulf von, 330 Heimann, Klaus, 115, 126, 148, 167, 258 Graeffe, Martin, 311 Heine, Leopold, 23 Gramberg-Danielsen, Berndt, 146, 149, 213 Heinrich, Thomas, 215 Gramer, Eugen, 202, 211 Heinsius, E.,129 Granit, Ragnar, 151 Helbig, H., 209 Greber, H., 217 Hellner, K. A., 149 Greef, Richard, 27, 295, 300 Helmholtz, Hermann von, 18, 21, 131, 151, 276, J 285, 302 Henkes, Harold E., 100, 178, 200 Jaeger, Alfred, 210 Henn, Volkhard, 173 Jaeger, Friedrich, 277, 278, 321 Hennekes, Raimund, 194, 212 Jaeger, Hildegard, 186, 202 Hennighausen, Udo, 162 Jaeger, M., 192 Henoch, Eduard, 20 Jaeger, Wolfgang, 82, 83, 100, 104, 111, 120, 126, Hentsch, R., 82 133, 134, 151, 157, 159, 167, 180, 186, 193, 194, Herde, Jutta,11, 309 ff., 331 195, 202, 210, 213, 248, 286, 296 Hering Ewald von, 25, 168 Jähne, Manfred, 11, 67, 82, 83 Hering, Heinrich Ewald, 134 Jähne, Sabine, 83 Hertel, Ernst, 92 Jaensch, Paul Adolf, 95, 98, 145 370 Herzau, Werner, 150, 185 Jahn, C, E., 192 Hess, Karl von, 25, 186 Jakobson, Julius, 20, 24, 25, 28, 283, 284, Hess, Wilhelm, 21, 278, 279 Javal, Louis Emil, 27, 134 Heydenreich, Andreas, 78, 177 Jess, Adolf, 48, 167, 171 Heynold von Graefe, Blida, 333 Jessen, K., Dr. Dipl. Phys., 109, 127 Heynold von Graefe, Christian, 333 Jonas, J. B., 203, 209, 212, 215 Heynold von Graefe, Valentina, 333 Jonkers, G. H., 134 Hindenburg, Paul von, 40 Joswig, Peter, 260 Hippel, Arthur von, 29 Jüngken, Johann Christian, 19, 338 Hitler, Adolf, 35, 37, 40 Jünnemann, Gerhard, 190 Hitzenberger, C. V., 209 Jütte-Jena, 159, 183 Hockwin, Otto, 137, 138, 148, 158, 160, 174, 192, 205 Julesz, Bela, 185 Höh, Helmut, 170 Jung-Stilling, 19 Höpping, Wolfgang, 148, 152, 157, 196, 215 Jung, R., 151 Hörster, Bernd, 179 Junge, Eduard, 279, 297 Hoffmann, D. H., 148, 149 Hoffmann, Friedrich, 162 Holland, Gerhard, 153 K Hollwich, Fritz, 144, 153, 157, 171 Holt, Sören, 23 Kammann, Jochen, 192, 259 Honegger, Heinrich, 149, 165, 168, 192, 193 Kampik, Anselm, 12, 211, 216, 217, 259 Horner, Johann Friedrich, 20, 22, 278, 279 Kamps, I, 198, 199 Hruby, Karl, 100, 128, 146, 193 Kant, Emanuel, 18 Hubel, D. H., 151 Kaps, D., 209 Huber, A., 153 Kasner, W., 163 Hübener, Horst, 177, 179 Kaufmann, Herbert E., 117, 186, 258 Kellermann, F. J., 165 Kellner, U., 213 I Kelman, David, 171 Kern, Rudolf, 195 Igersheimer, Josef, 50 Kestenbaum, Alfred, 50 Kettesy Aladar, 186 Kilp, Helmut, 127, 170 Kirchhof, Bernhard, 184 Küchle, Hans Joachim, 61, 92, 111, 116, 118, 171, Kirsten, G., 146 173, 174, 247 Kittel, Viktor, 170 Küchle, Michael, 216 Klaas, Dieter, 217 Kühl, Wolfram, 84 Klauß, Volker, 182, 194, 286 Kühne, Friedrich Wilhelm, 151, 302 Kleifeld, O., 131, 138 Kuhlendahl, H., 164 Klein, Genf, 125 Kuhnt, Hermann, 28 Klein, Leonhard,125, 139 Kunst, Beate, 11, 291 Klein, Liselotte, 125 Kurz, Jaromir, 110 Klein, Siegfried, 189, 221 Kußmaul, Adolf, 21, 22, 278 Kleinert, H., 137 Kyrieleis, Werner, 99, 101, 145 Klingbeil, U., 204 Klöthi, R., 163, 179 371 Knapp, H., 279 L Knapp, Jakob, 28 Knuth, Anna Adelaide Pauline von, 322 Lachmayer, Bernhard, 215 Knuth, Graf Hans Schack von, 322 Ladenberg, Alma von, 317 Koch, Frank, 215 Landolt, Edmund, 19 Koch, Hans-Reinhard, 192 Lang, G. K., 210 Koch, Karl Wilhelm, 207 Lang, Gabriele E., 177 Koch, Robert, 20 Lang, Johannes, 181 Koeppe, Leonhard, 159 Lange, Kiel, 123 Körber, Norbert, 180 Laqua, H., 169, 170, 217 Körner, F., 168 Laqueur, Ludwig, 28 Kok-van-Alphen, C. C., 179, 198 Leber, Theodor, 21, 23, 25, 38, 295, 300, 302 Kolbegger, K., 162 Lemmen, Klaus-Dieter, 206 Koller, Karl, 192 Lemmingson, Waldemar, 168 Kommerell, Guntram, 111, 115 Lenz, Widukind, 149 Koorneef, Leo, 211 Lepper, R. D., 186 Korth, Matthias, 215 Lerche, W., 153, 156, 157, 165 Kraffel, Georg, 131, 296, 303, 304 Letterer, E., 141 Krastel, Hermann, 118, 123, 184 Leydecker, Wolfgang, 39, 138 Kraus, E., 157 Lieb, W. E., 213 Krauss, Raimund, 212 Liebreich, Richard, 19, 21, 300 Krauthausen, Frankenthal, 147 Liesenhoff, Hans, 152 Kreibig, Wilhelm, 129, 133, 170 Lincoff, Harvey, 135 Kreissig, Ingrid, 135, 188 Lindner, Karl David, 91,94, 96, 98, 129, 137, 140, Krey, Hauke, 173 145 Krieglstein, Günter, 177 Lindström, Richard, 186 Kries, Johannes von, 27, 168 Linnen, Hans Josef, 143, 178 Kroll, Peter, 192 Linnert, Doris, 181 Kronfeld, Peter C., 172, 178 Lisch, Karl, 48 Krückmann, Emil, 37 Littmann, 130, 136, 138, 141, 153 Krüger, Karl Ernst, 77, 159, 170 Lizin, Francois, 168 Krumeich, J. H., 188, 212 Lochner, D., 213 Kruse, Friedrich, 194, 212 Locke, John, 18 Loder, J. Ch., 314 Meier, Eduard, 340 Löhlein, Walter, 36, 37, 38,40, 45, 46,48, 57, 91, Meier, Julius, 341 94, 96 Meier, Marie Therese geb. Graefe, 340 Löwenthal, Julie, 324 Meier, Max Emil, 341 Lommatzsch, Peter, 76, 171, 189, 190 Meinel, Ulf, 82, 245, 246 Lorenz, Birgit, 185 Meller, Josef, 104, 159 Lucke, Klaus, 217 Mellin, K. B., 203 Ludwig, Karl, 18 Merté, Hanns-Jürgen, 115, 137, 248 Ludwig, Klaus, 196 Meyer-Schwickerath, Gerd, 111, 123, 130, 144, Lüllwitz, Werner, 165, 175 168, 170, 184, 185, 190, 199, 219 Lütjen-Drecoll, Elke, 138, 202, 203, 206 Meyer, H. J., Osnabrück, 126, 157 Lund, Otto Erich, 118, 119, 123, 125, 142, 148, 154, Meyerhof, Otto, 151 372 159, 160, 169, 170, 174, 183, 187, 258, 259 Michel, Julius von, 28 Luyckx, Jeanne, 153 Miller, David, 182 Mitzlaff, Annemarie von, 326 Mitzlaff, Bernhard von, 326 M Mitzlaff, Gisela von, 326 Mitzlaff, Hans-Jürgen von, 326 Machemer, Robert, 153, 156, 162, 163, 169 Mitzlaff, Maximilian von, 326, 327 Mackensen, Günther, 118, 126, 136, 153 Mitzlaff, Olga von, geb. von Graefe, 323, Mackenzie, W., 321 325,326, 327 Maier, Würzburg, 211 Mitzlaff, Wolf von, 327 Makabe, Reizo, 165 Mohr, Ch., 198 Mandel, P., 138 Moro, Ferucio, 178 Manz, Wilhelm, 28 Morton, William T. G., 20 Marchesani, Oswald, 128 Moszynski, Graf, 313, 314 Marré, Ernst, 78 Müller-Ruchholtz, Kiel, 216 Martenet, A. Catherine, 179 Müller-Stolzenburg, N., 206 Martini, Gertrud, 101 Müller, Fritz, 159 Matthäus, W., 77, 145, 198 Müller, Hans Karl, 96, 99, 100, 102, 103, 104, 117, Matthes, Albrecht, 335 128, 131, 136, 138, 146, 147, 154, 158, 170 Matthes, Albrecht, 335 Müller, Horst, 129, 137 Matthes, Bonifaz, 335 Müller, Johannes, 18, 19, 21, 134, 206 Matthes, Elisabeth, 335 Müller, W., 74 Matthes, Elisabeth geb. von Gratowski, 335 Müller, Würzburg, 211 Matthes, Ernst, 335 Münchow, Wolfgang, 23, 75, 201 Matthes, Josef Friedrich, 335 Münich, William, 143 Matthes, Maria Antonie Hilde geb. Vogel, 335 Murr, G., 185 Matthes, Yvonne, 335 Mylius, K., 159 Maurice, David, 177, 198 Maxwell, James Clerk,18 Mayer, Ursula, 135, 177 N McCarey, B. E., 186 Meesmann, Alois, 159 Nagel, Albrecht, 28 Mehdorn, Eckehardt, 209 Nagel, Willbald, 27 Meier-Ruge, W, 167 Nasemann, Joachim E., 204 Naumann G.O.H., 111, 113, 116, 118, 123, 125, 167 Pittke, Eva C., 205 Neubauer, Hellmut,107, 114, 116, 118, 153, 173, 175, Plesch, A., 204 179, 187, 207 Pleyer, Uwe, 193 Neubauer, Lorenz, 177, 194 Pouliquen, Yves, 162, 216 Neuhann, Thomas, 171, 182, 212 Purkynje, Johann Evengelista, 19 Niemeyer, G., 170 Pustjärvi, T., 203 Niepel, Georg, 198, 204 Puttkammer, Otto, 327 Niesel, Peter, 137, 145, 216 Noorden, Günter K. von, 151, 177, 191 Nordenson, J. W., 101, 140, 152 R Nordmann, Jean, 138, 140, 157, 202 Novalis, 18 Raabe, A., 203 Nover, Arno, 143, 144, 170, 181 Raabe, M., 203 373 Noyes, Henry D., 192 Rahlson, Ernst, 55, 57, 58, 59 Ramaekers, V., 217 Ramon y Cajal, 302 O Rasch, V., 203 Rauh, Walther, 136, 201 O´Connor, G. R., 179 Reese, Algernon, 172, 196 Obal, Berlin, 132 Reichling, Walter, 164 Ohrloff, Christian, 182, 185, 194, 198 Reil, Johann Christian, 277, 314 Oksala, Arvo, 153, 178 Reim, Martin, 12, 89, 98, 122, 126, 148, 153, 160, Oosterhuis, Jendo A., 153 162, 188, 195, 210 Oppel, Ottokar, 153 Reiner, Josef, 206 Orlowski, Witold, 194, 210, 285 Reiser, K. A., 129 Ossoinig, K., 153, 157 Remé, Charlotte, 184 Otto, J., 149 Remky, H., 146 Renschler, Ingo, 185 Reny, A., 177 P Richard, Gisbert, 179, 188 Richarz, Marlis geb.Meier, 341 Pabst, W., 149, 152, 153 Ridley, Harold, 139 Päärmann, Arvi, 204, 217 Riedel, Günter, 196, 198 Pagenstecher, Arnold, 279 Rieger, Herwig, 48, 187, 195 Pagenstecher, Alexander, 279 Riehm, Eckhard, 144 Pagenstecher, Ernst Heinrich, 21, 278 Riehm, H., 161 Pape, R., 149 Ringelstein, E. B., 185 Parel, J. M., 162 Rintelen, Friedrich, 134, 168 Pau, Hans, 105, 109, 111, 129, 131, 164, 165, 168, Ritter von Welz siehe Welz, von 193, 207 Ritter von Welz, Robert, 25 Paul-Lüneburg, 93 Rochels, Rainer, 181, 185, 192 Pesch, J. P., 154 Rodenhäuser, Joe Henry, 144, 145, 152, 159, 164 Pfeiffer, Norbert, 212 Römer, Paul, 37 Pietruschka, Georg, 78 Rohen, Johannes, 134, 137, 138, 176, 202 Pillat, Arnold, 101, 128, 141, 170 Rohrbach, Jens Martin, 11, 35 Piper, Hans Felix, 149, 153 Rohrschneider, Wilhelm, 47, 95, 99, 100, 145, 154 Rolando, M., 194 Schmid-Schönbein, Holger, 212 Roll, F., 174 Schmidt-Martens, Friedrich W., 162, 179 Roper-Hall, John, 173 Schmidt-Rimpler, Hermann, 28 Rosengren, Bengt, 136, 139, 164, 175 Schmidt, Barbara, 189 Rothmund, August von, 28 Schmidt, I. G. H., 143, 149, 165 Rüdin, Ernst, 48 Schmidt, Rolf, 48 Rüssmann, Walter, 124 Schmieden, Heino, 294 Ruete, Theodor, 19, 27, 28 Schmitt, E. J., 182, 192 Ruttke, Falk, 48 Schmöger, Elisabeth, 78, 183, 186 Schnalke, Thomas, 131 Schnarr, Klaus-Dieter, 184 S Schneider von Welz, Josef, 25 374 Schober, H., 133, 168 Saari, K. M., 179 Schönlein, Johann Lukas, 19 Sachsenweger, Matthias, 206 Schopenhauer, Arthur, 18 Sachsenweger, Rudolf, 74, 75, 76, 82, 84, 152, Schott, Adolf, 168 175, 183, 186, 190 Schott, Klaus, 122, 126, 159, 169 Sachsenweger, Ulrich, 206 Schrage, Norbert F., 217 Saemisch, Erwin Theodor, 28, 160, 338 Schreck, Eugen, 128, 132, 133, 138, 139, 146, 151, 152 Salminen, Lotta, 153 Schrems, W., 203 Sampaolesi, R., 143, 162 Schröder, Berta Auguste, geb. Graefe, 337 Sattler, Hubert, 28, 150 Schröder, Ludwig, 337 Sautter, Hans, 99, 100, 104, 111, 115, 142, 154, 173, Schröder, Susanne, 212 190 Schütte, Eberhard, 162, 168, 209 Schadewald, H., 173 Schulte-Hennighaus, Nicola, 211 Scharf, J., 138 Schulte, Dieter, 118, 132, 133 Schede, Dr. Joachim, 345 Schulze, Dirk, 245 Schede, Florentine geb. Graefe, 343, 345 Schulze, F., 178, 221 Schede, Kurt, 343 Schwarz, W., 162 Scheffler, Frank, 245 Schwarz, Walter, 323 Scheibner H., 174, 213 Schweigger, T., 279 Schelling, Friedrich W. J., 18 Schwerin, Eberhard von, 325 Schieck, Franz, 39, 168 Schwerin, Graf Bogislaw von, 325 Schiefer, Ulrich, 213 Schwerin, Helmut von, 325 Schiel, H., 278 Seiler, Theo, 193, 194, 198, 211, 212 Schieß, Ffm, 279 Seitz, Rudolf, 183 Schinkel, Friedrich Karl, 315 Seitz, T., 279 Schinz, H., 209 Serr, Hermann, 164 Schirmer, Rudolf, 28 Seydlitz, Mechthild von, 324 Schlegel, Hans-Joachim, 105, 146 Seyssel d´Aix, Graf Rudolf Maximilian von, 325 Schlote Hans Walter, 78, 82, 186, 216 Sichel, Julius, 277, 321, 337 Schmack, Werner, 148 Siebeck, Robert, 105, 106, 148, 161 Schmaus, 21, 278, Siebert, Hamburg, 211 Schmelzer, Hans, 195 Siegert, Peter, 183 Schmid-Ebingen, Ernst, 103, 104, 105, 111, 113, 115 Siemering, Rudolf, 29, 294 Schmid-Schönbein, G. W., 212, Simms, Henriette, 324 Singer, Wolfgang, 185 Thümmel, Wilhelmine Mathilde geb. Graefe, Siretanu, Ruxandra, 185 337 Skorpik, Ch., 188, 192 Thümmel, Elisabeth, geb. Graefe, 342 Slezak, Hans, 192 Thümmel, Julius Sigmund, 337 Smelser, George, 156 Thümmel, Wilhelm, 342, 346 Snellen, Herman, 285 Tilgner, S., 179 Sobhy, Kairo, 140 Tillmann, Walter, 165 Sold, Würzburg, 211 Tönnis, Köln, 137 Sommer, Gerd, 73, 77 Tost, Frank, 211 Sourdille, Philip, 216 Tost, Manfred, 75, 77, 79, 82, 84, 147, 178, 214, Spieker, Hanns D., 149 245, 248, 251, 343 Spies, 21 Traube, Moritz, 19 Spitznas, Manfred, 123, 167, 206, 210, 211, 215 Trier, Hans Georg, 178, 186 375 Stärk, 192 Tripathy, Ramesh, 209 Stallard, Hyla Bristow, 190, 196 Trost, Uwe, 245 Steffan, Philip Jacob, 297, 298 Trotha, Elli von, 237 Steinhorst, Ulrich, 187 Troutman, Michael, 136 Stephann, Antonie Florentine, siehe Graefe Tsai, Ray Jai-Fung, 212 Antonie Florentine, geb. Stephann, 336 Tschermak-Seysenegg, Armin von, 92 Stephann, Johann Andreas Christoph, 336 Tseng, Scheffer C. G., 212 Stock, Wolfgang, 91, 94 Tsopelas, B., 133 Stolze, Oskar, 245 Turss, Rüdiger, 162, 170 Straatsma, B. R., 168 Strampelli-Rom, 162 Straub, Wolfgang, 111, 113, 114, 129, 132, 133, 137, U 142, 149, 167, 168, 169, 200 Strobel, J., 186 Ullerich, Klaus, 111, 113, 148, 166, 199 Sundmacher, Rainer, 116, 198 Ulrich, W. D., 189 Szily, Aurel von, 24, 50, 51, 129 Unger, Dorothea von, 324 Unger, Hanns Hellmuth, 148 Uthoff, Wilhelm, 25, 282 T

Tamm, Ernst, 203, 212 V Tavakolian, U., 179 Teller, W., 157 van der Hoeve, Jan, 41 Tenner, Alfons, 165 van Hulen, 24 Teping, Christian, 185, 198, 199, 206 van Lith, I. H. M., 167 Thanos, S., 209 van Nouhuys, C. E., 209 Thiel Hans Jürgen, 159, 198, 219 Vancea, Petre, 201 Thiel, Rudolf, 98, 129, 140, 154 Vehr, Annelise, 179 Thies, Oskar, 159 Velhagen, Karl, 74, 75, 82, 93, 98, 125, 183, 190, Thile, Heinrich Carl Ludwig Hermann von, 316 286 Thile, Ottilie von, geb. von Graefe, 279, 281, 316, Velissarropoulos, Panagiotis, 187 325, 326, 327 Virchow, Rudolf, 20 Thomann, Heinrich, 119, 122, 143, 153, 213 Völcker, H. E., 120, 125, 177, 258 Völker-Dieben, H. J. M., 179, 198 Wiesel, T. N., 151 Völkers, Karl, 28 Winkelman, J. E., 211 Vörösmarthy, D., 187 Witmer, Rudolf, 119, 162, 179 Vogel, Katharina, 334 Wolf, Sebastian, 204, 210, 212, 217 Vogel, Maria Antonie Hilde, 335 Wollensak, Josef, 123, 148, 157, 194, 205 siehe auch Matthes Wolter, Reimer, 192 vom Hofe, Karl, 48, 91,94, 99, 142, 159 Worth, Cloud, 134 Vossius, Adolf, 37 Wulle, W., 156 Vucicevic-Sarajewo, 100 Wunderlich, Carl Reinhard August, 18

W Z 376 Waardenburg, Petrus Johannes, 134 Zar Nikolaus, 315 Wachsmuth, Elke, 78, 83 Zehender, Karl Wilhelm, 22, 28, 29, 285 Wagenmann, August, 36, 38, 45, 47, 137, 186, Zenker, Carl, 172 195, 295, 300 Zimmer, Werner, 245, 247 Wagner, Zürich, 140 Zimmermann, Lorenz, 191 Wald, George, 128, 150, 151 Zinser, Heidelberg, 211 Wallow-München, 159, 165 Zivojnovic, Relja, 196 Walser, E., 132, 177 Zrenner, Eberhard, 123, 169, 175, 193, 194, 200, Walther, Philipp von, 321 217, 218, 258 Waubke, Theo, 186, 187 Zschernig, Christiane, siehe Graefe, Christiane, Weber, Adolph, 21, 276, 278, 300 geb. Zschernig Weder, Wolfgang, 165 zu Dohna-Schlodien, Graf Rudolf, 324 Wegener, Wilhelm, 103, 129, 150, 166 zu Dohna, Graf Alexander, 324 Weigelin, Erich, 104, 109, 113, 128, 143, 144, 154 zu Dohna, Graf Andreas, 324 Weil, F., 72 zu Dohna, Graf Bernhard, 324 Weiss, Leopold, 24 zu Dohna, Graf Wilhelm, 324 Weissauer, München, 258 Zweng, H, Christian, 181 Welge-Lüssen, Lutz, 156, 160, 192 Weller, Michael, 206 Welt, Rüdiger, 171, 192 Welz, Ritter, Robert von, 28, 279, 280, 334 Wenzel, Martin, 139, 198, 204, 212 Werner, H. (Davos), 157 Werry, H., 168, 188 Wessely, Karl, 51, 91, 94, 95, 96, 128, 129 Wessing, Achim, 153, 213, 247 Weve, H.J.M., 92, 96, 101, 147 Wiechens, B., 211 Wiedemann, Peter, 204 Wieder, Michael, 182, 193 Wiederholt, Michael, 194, 198, 209 Wiedersheim, O., 91, 94 Wiegand, Wolfgang, 198

Martin Reim Aminosäuren im Glaskörper, 156, 160 Anatomie-Atlas Gehirn und Augenschädel, 181 Umfangreiches Sachverzeichnis Aneurysmen, intrazerebrale, 165 Anomaloskop, 27 Anschnallgurte und Augenverletzungen, 187, 188 Antisepsis in der Augenheilkunde, 337 Aphakieablatio Häufigkeit, 182 Phakoemulsifikation, nach, 182 Relation zur Achsenlänge, in, 209 Applanationstonometer, 105, 153 A Applanationstonometer für Raumfahrt, 212 379 Approbationsordnung für Ärzte, 175 Aachener Cocktail, 188 Aquired Immune Deficiency Syndrome AIDS Ablatio retinae, siehe Netzhautablösung Cytomegalie, 209, 217 Abschlag Ost (GÖÄ, EBM), 249 Retinochorioiditis, 217 Academia ophthalmol. internat., 152, 184 Arbeitsgemeinschaft wiss.-mediz. Fachges. Acanthamöbeninfektionen, 209 (AWMF), 105 Achromatopsie, inkomplette, 134 Arbeitsgruppen der DOG, 259 Achsenlänge des Auges Arbeitskreise des BVA Interferometermessung, 209 „Auge und Verkehr“, 104, 164 Statistische Verteilung der, 209 Archiv für Ophthalmologie, 22, 321 Adaptation, 215 Arruga-Faden, 164 Adaptometer Goldmann-Weekers, 105 Arruga-Haken, 164 Aderhautdurchblutung, 144, 146, 152, 167, 173 Arruga-Operation, 143 Ärzte als inoffizielle Mitarbeiter der Stasi, 71, 72 Arteria Carotis Stenose, 185 Ästhesiometer, 174 Arterio-venöse Passagezeiten, 204 Ästhesiometer, elektrisches, 202 ASMOTOM Motortrepan, 81, 216 Affenversuche, 151 Assistenzärzte, Vergütung in neuen Aggregationshemmstoffe, 204 Bundesländern, 249 Ahnentafel von Graefes, 312 Association for experimental Ophthalomolgy Akademie der Augenärzte Deutschlands (AEO), 197, 200 (AAD), 259 Association for Eye Research (AER), 197 Akademie Naturforscher Leopoldina Halle Association for Research in Vision and siehe Deutsche Akademie der Natur- Ophthalmology (ARVO), 191 forscher .. Astigmatismus-Korrektur mit Akademie, medizinische, 70 Excimer-Laser, 211 Albrecht von Graefes Seitenlinie, 334 T-Inzisionen, 211 Alcon Pharma GmbH, 116 Diathermie der Sklera, 212 Alexisbad, 314 Atraumatische Nadel, 139 Alport-Syndrom, 148 Aufbruch innovativer Medizin, 18 Amaurosis fugax, 185 Aufklärung, schwarzer Star, 19 Amblyopie, 149, 151, 177 Auge und Zentralnervensystem, 184, 185 Amblyopie, experimentelle, 177, 191 Augenärzte in Ost und West Ambulante Augenoperationen, 197 Erinnerungen, 219-222 Erste Kontakte nach Mauerfall, 245 Biopsien, 194 Freundschaften, 247 Elektronenmikroskopie der, 194 Hilfprogramm von BVA und DOG, 246 Mitochondriopathie, bei, 194 Kinderophthalmologie, 246 Augenoperationen, 124, 159 Prophylaktische Maßnahmen, 246 ambulante, 124 Polikliniken und MVZs, 246 plastische, 159 siehe auch Ost-West-Beziehungen Augenspiegel, 18, 19, 21 Augenärztliche Begutachtung, 175 Augenspiegel, viele, 19 Augenärztliche Gutachten, 122, 123, 145, 149, 213 Entdeckung des, 18, 21, 275 Augenärztliche Operationslehre, 207 Augentuberkulose, 129 Augenärztliche Untersuchungsmethoden,169 Augentumoren, 129 Augenärztliches Museum, 300 Augenverätzungen, 159, 167, 185, 188, 217 380 Augenchirurgie, neue, 20 Augenverletzungen, siehe Verletzungen Augenerkrankungen im Kindesalter, 175 Autoimmun-Uveitis, 179 Augenheilkunde Antisepsis in der, 337 Bakteriologie in der, 26 B Gesamte Augenheilkunde, 180, In der DDR 1949-1990: 72 ff. Bakteriologie in der Augenheilkunde, 26 Kryomedizin in der, 77 Ballenstedt, 314 Lehrstühle für, 27, 28 Bautzen, 313 Ordinarien der, erste, 27 Begutachtung, 123 Verdienstmöglichkeiten in der, 18, 28 Blinde, 123 Vollnarkose in der, 24 Kraftfahrtauglichkeit, 98, 103 Widerstand, gegen neue, 20 Rententabelle für Augenschäden, 119 Zusatzbezeichnung „Plastische Tabelle für MdE, 122 Operationen“, 117 Behrenstraße 48: 315, 321 Augenhintergrund, Erkrankungen am, 19 Beihefte Klinische Monatsblätter, 23, 123 Augenhintergrundsphotographie, 138 Beirat der wissenschaftlichen Zeitschriften, 120 Augeninnendruck, 152, siehe auch Glaukom Benzalkoniumchlorid, 162 Augenklinik Charité, 322 Beratungsstelle für Sehgeschädigte, 174, 180 Augenklinik, Graefes private, 276 Berliner Mauerfall, 57 Augenkliniken der DDR, 72 Berliner Medizinische Gesellschaft, 294 Augenkrankheiten, genetisch bedingte, 148 Berufspolitik, 211 Augenlinse, 148 Berufsverband der Augenärzte (BVA), 95, 103, Analysen der, 136 131, 258, 259 Enzyme in der, 138, 158, 160 Besow, 326 Glukose in der, 136 Betaisodonna Lösung, 192 Glutathion in der, 136 Bielefeld, 324 Glykogengehalt, 148 Bielschowsky-Gesellschaft, 200, 258 Laktat in der, 136 Bimanuelle Linsenabsaugung, 166 Proteine in der, 143 Bindehaut, siehe Konjunktiva Sorbitweg im Stoffwechsel, 148 Binokularität im peripheren Gesichtsfeld, 185, Stoffwechsel, 138, 148 215 Augenmuskellähmungen, 152, 175 Biochemie der Augen Augenmuskeln, äußere Energiestoffwechsel, 162 Laktatdehydrogenase, 143, Chirurgie, refraktive, siehe Refraktive Chirurgie Linse, 213 Chlamydieninfektionen, 194 Neuramin, 143 Chloroform, 24 Proteinsynthese, 143 Chorioiditis, 179 Stoffwechsel der Cornea, 153 Chorioretinitis, 179 Biometrie des Auges, 193 Choroideremie, 194 Biomikroskopie des Auges, 160, 193 Club Jules Gonin, 199 Biotinidase-Mangel, 217 Cocain, 24, 129 Blendungsempfindlichkeit, Computer-Tomographie, 169 Messung der, 103 Concilium Diagnosticum, 147 Pseudophakie bei, 198 Contergan, 149 Blepharoplastik, 177 Cornea Blindheit Acanthamöbeninfektion, 209 381 Begutachtung, 123 Conference, europaean, 200 Definition für BSHG, 106 Degeneration Terrien´sche, 198 erbliche, 48, 157 Dystrophien, hereditäre, 162, 198 Blow out-Fraktur, 158 Elektrolyttransport in, 198 Blut-Kammerwasserschranke, 131 Elektronenmikroskopie, 162 Blutkreilauf des Auges, Entdeckung, 27 Ernährung, 153 Borrelia Burgdorferi Excimer-Laserschnitt, erster, 194 Neuritis Nervi optici, 217 Excimer-Laserschnitt bei Keratoplastik, 210 Retinochorioiditis, 217 Gefrierkonservierung, 216 Boykott der DOG im „dritten Reich“, 47 Hornhautbank, 204 Boykott deutscher Ärzte international, 25 Hornhautkulturen, 204 Brachytherapie, 171, 190, 191 Infektionen, 162 Breslau, 325 Intracornealer Ring, 216, 217 Brigg Carl von Graefe, 318, 319 Kontamination, 217 Buchenwald, 330 Kulturen, isolierter Cornea, 204 Budget der DOG, 259 Naht fortlaufende, 139, 162 Bundesanstalt, Physikalisch-Technische, 127 Perfusionskammer ex vivo, 162 Bundesminister für Forschung und Permeabilität der, 198 Technologie, 123 Rasterelektronenmikroskopie, 162 Buphrenolol, 177 Schnitt mit Excimer-Laser, 194 Buphthalmus, 157, 158 Stoffwechsel, 153, 162 BVA Spezial 1990: 246 Transparenz, 198 BVA Westfalen-Lippe, 247 Transplantation experimentelle, 162 Transplantations-Immunologie, 179 Typisierung der Spenderhornhaut, 216 C Ultramikroanalysen, 217 Verkalkungen, 217 C4F8 = Perfluorobutan-Gas, 170 Cornea Conference, European, 200 Charité, 19, 20, 314 Corneaendothel Charité-Augenabteilung, 27 Endotheldystrophie, 143 Charité, Medizinhistorisches Museum, 25, 293, Janusgrünfärbung, 204 296, 300, 303, 305 Keratoplastik, nach, 194 Chirurgie, plastische, 315 Kulturen, 209 Mikroskopie, 180 Deutsche Akademie der Naturforscher Phakoemulsifikation, nach, 194 Leopoldina, 77, 219 Siliconöl, Schäden durch, 193 Deutsche Gesellschaft für Intraokularlinsen- Spiegelmikroskopie des, 177 Implantation und Refraktive Chirurgie Verletzungen durch Nd-YAG-Laser, 194 (DGII), 200, 258 Corneaepithel Deutsche Ophthalmochirurgen (DOC), 200 Konservierungsmittelschäden, 162 Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, Mikroanalysen, 153 siehe DOG Regeneration, 153, 185 Deutschvölkische Freiheitspartei, 330 Cortison i.d.Augenheilkunde, 133 Diabetes mellitus, Augenbeteiligung bei Credé Prophylaxe,26 Glaukom, hämorrhagisches, 144 Current Contents, 125 Linsentrübungen, 144 382 Cyanacrylat-Kleber, 170 Retinopathie, 144 Cyanidstoffwechsel, 195 Blutrheologie bei Ty II Diabetes, 217 Cyclodialyse, 23 siehe auch Retinopathia diabetica Cyclodiathermie, 131 Diamox, 138 Cyclophosphamid-Schäden, 211 Diathermie der Netzhaut, 135 Cytomegalie-Retinitis, 159, 177 Diclofenac, 185 Cytomegalie-Uveitis, 177 Dicumarol, 128 Dipetalonema witei, 187 Diplom-Mediziner, 70 D Diskussionen, kontroverse, 188 DOG 1: Deutsche Ophthalmologische Dämmerungssehen, Gesellschaft, Messung des, 103, 112 vormals Ophthalmologische Gesellschaft, 26 Pseudophakie, bei, 198 vormals Ophthalmologische Gesellschaft Sehschärfe, bei, 152 Heidelberg, 11, 21, 22, 29, 281, 285, 293, 322 Daunomycin, randomisierte Studie, 204 Vereinigung mit Gesellschaft der Degenerationen der Netzhaut, periphere, 168 Augenärzte der DDR, 251 Deprivations-Amblyopie, 158 DOG 54. Zusammenkunft 1948: 91, 128 Der Augenarzt, 74, 147, 159 DOG 55. Zusammenkunft 1949: 93, 129 Desinfektion, praeoperative, 192 DOG 56. Zusammenkunft 1950: 94, 131 Deutsch-Deutsche Tagungen DOG 57. Zusammenkunft 1951: 95, 133 1981 Reinhardsbrunn mit Anekdote, 77, 219 DOG 58. Zusammenkunft 1953: 96, 134 1982 DOG-Tagung München, bei, 219 DOG 59. Zusammenkunft 1955: 97, 137 1983 Trassenheide-Usedom, 220 DOG 60. Zusammenkunft 1956: 98, 138 1983 Kliniksbesuch in Halle, 220, 221 DOG 61. Zusammenkunft 1957: 99, 140 1986 Westdeutscher Vortrag bei DOG 62. Zusammenkunft 1959: 99, 142 Regionaler Augenärzte-Vereinigung, 221 DOG 63. Zusammenkunft 1960: 100, 144 1988 Europäische Cornea Conference in DOG 64. Zusammenkunft 1961: 101, 145 Masserberg, 221 DOG 65. Zusammenkunft 1963: 103, 147 Stille Begleiter in der DDR, 221, 222 DOG 66. Zusammenkunft 1964: 104, 150 Deutsche Retinitis Pigmentosa (RP-)Gesell- DOG 67. Zusammenkunft 1965: 105, 152 schaft, siehe Retinitis Pigmentosa Gesell- DOG 68. Zusammenkunft 1967: 106, 154 schaft DOG 69. Zusammenkunft 1968: 107, 157 DOG 70. Zusammenkunft 1969: 109, 159 DOG 71. Zusammenkunft 1971: 110, 160 Gasteiger, Hugo, 168 DOG 72. Zusammenkunft 1972: 112, 164 Goldmann, Hans, 166 DOG 73. Zusammenkunft 1973: 113, 166 Harms, Heinrich, 170 DOG 74. Zusammenkunft 1975: 114, 168 Henkes, Harold, 178 DOG 75. Zusammenkunft 1977: 116, 169 Jaeger, Hildegard, 202 DOG 76. Zusammenkunft 1978: 117, 171 Jaeger, Wolfgang, 202 DOG 77. Zusammenkunft1979: 118, 175 Jess, Adolf, 166 DOG 78. Zusammenkunft 1980: 119, 178 Kronfeld, Peter C., 172 DOG 79. Zusammenkunft 1981: 121, 181 Meller, Josef, 159 DOG 80. Zusammenkunft 1982: 121, 183 Meyer-Schwickerath, Gerd, 184 DOG 81. Zusammenkunft 1983: 122, 186 Moro, Feruccio, 178 DOG 82. Zusammenkunft 1984: 122, 189 Niesel, Peter, 216 DOG 83. Zusammenkunft 1985: 123, 193 Nordenson, Johan, 152 383 DOG 84. Zusammenkunft 1986: 124, 195 Neubauer, Helmut, 207 DOG 85. Zusammenkunft 1987: 125, 201 Oksala, Arvo, 178 DOG 86. Zusammenkunft 1988: 125, 205 Orlowski, W. J. 194 DOG 87. Zusammenkunft 1989: 126, 210 Pau, Hans, 207 DOG 88. Zusammenkunft 1990: 127 Rieger Herwig 187 DOG Ausschluß eines Mitglieds, 116, 117 Rintelen, Friedrich 168 DOG Austritte, sog. „freiwillige“, 44, 55 Rohen, Johannes 194 DOG Berichte der DOG an DDR Augenärzte, Roper-Hall, John 173 82, 103, 150, 219, 248, 286 Rosengren, Bengt 164 DOG Berichte, Beschlüsse über, 35, 55, 82, 119, Sachsenweger, Rudolf 175 159 Sautter, Hans 173 DOG Berufspolitiker, 131 DOG-Ehrenmitglieder, vollständige Liste DOG denkwürdige Mitgliedervers. 1988: 83 (bis 2007), 359 ff. DOG Diskussion zur Keratomileusis, 188 DOG Entwicklungshilfe, 182 DOG Diskussion, historische, 151 DOG Erfindungen, Entdeckungen, DOG-Ehrenmitglieder (bis 1990) Innovationen Alberth, Bela, 216 Atraumatische Mikronadel, 139 Arruga, Hermengildo, 164 Fortlaufende Keratoplastiknaht, 139 Bahr, Gunnar, 168 Brachytherapie, Aderhautmelanom, 190, Bietti, Giambattista, 160 191 Bleeker, Gabe M., 196 Fadenoperation nach Cüppers 158 Blodi, F. C., 172 Forschung, bahnbrechende 151, 156 Böck, Josef, 164 Innovationen Kinderophthalmologie, 153, Bregeat, Paul, 183 158 Casanovas, José, 166 Lichtkoagulator Weltneuheit, 141 Cogan, David, 184 Lokalanästhesie des Auges, 24, 192 Crone, Robert A., 187 Mikrochirurgie, Einführung der, 136 Custodis, Ernst, 160 Neuheiten, Technische, 137, 177, 180 Dodt, Eberhardt, 194 Schielwinkelmessung, objektive, 198 Fanta, Helmut, 172 Photokoagulation, Erfindung der, 130 Franceschetti, Adolphe, 157, 167 Plombenoperation, Erfindung der, 135 Francois, Jules, 160 Prednisolon-Injektion in Glaskörper, 179 Fronimopoulos, Johan, 168 Sympathische Ophthalmie, Erreger der, Ehrenmedaille, 81 132 Nachwort, 8 Videofluoreszenzangiographie, 180, Literatur, 84-85 Vitrektomie durch die pars plana, 162 DOG Geschichte V. Vorderkammerlinse Erfindung, 138, 139 Die DOG in Westdeutschland von 1945-1990: DOG Erstlingsvortrag 1963: 149 89-234 DOG-Festsitzung 100-Jahrfeier, 140 Einführung, 89 DOG-Forschungspreis für Mikrochirurgie der Neuanfang nach dem Krieg, 89 Pharmacia GmbH Freiburg Personen, Strukturen und Entwicklung 1988 Lemmen, Klaus-Dieter, 206 der DOG-Vereinschronik, 91 ff. 1988 Teping, Christian, 206 Berichte aus Mitgliederversammlungen, DOG Ganze Augenheilkunde, 180 91 ff. 384 DOG Geschichte I. Wissenschaftliches Programm, 128 ff. Zur Säkularfeier, Esser, 99 Bemerkenswerte Vorträge und DOG Geschichte II. Wissenschaftliche Ereignisse, 128 ff. Von der Gründung bis 1933: 17-31, Augenärzte zwischen Ost und West, 219 ff. Literatur, 30-31 1981 Reinhardsbrunn, 77, 219 DOG Geschichte III. 1982 DOG-Tagung, München, 219 DOG im Dritten Reich: 35-62 1983 Trassenheide-Usedom, 1983 Der Vorstand während der NS-Zeit, 36 1983 Kliniksbesuch in Halle, 220, 221 Walter Löhlein, 37 1986 Ahrenshoop, 221 August Wagenmann, 38 1988 Masserberg, 221 Ernst Engelking, 39 Stille Begleiter, 221, 222 DOG nach der „Machtergreifung“ Adolf Mitgliederstatistik, 223-225 Hitlers, 39 Austritte 1934-1938: 223 Die Mitglieder 1932-1940: 42 Neuaufnahmen 1953-1965: 223 Aktivitäten der DOG während NS-Zeit, 46 Austritt der DDR Mitglieder, 223 Die DOG und ihre jüdischen Mitglieder, 49 Tabelle der Mitglieder 1925-1990: 223 Das jüdische DOG-Mitglied Dr. Ernst Ausländische Mitglieder, 225 Rahlson, 58 Kassenbericht und Vermögen, 226 ff. Schlußbetrachtungen, 59 Historische Stiftungen, 226 ff. Literatur 3. Reich, 60-62 Die Graefe-Preis-Stiftung 1874 DOG Geschichte IV. Dr. Josef Schneider-von-Welz-Stiftung Augenheilkunde in der DDR, 67-85 1913 Vorwort, 67 Stiftung von Otto Barkan 1920 Besonderheiten des sozialistischen Theodor-Axenfeld-Gedächtnis-Stiftung Gesundheitswesens, 67 1932 Nachkriegszeit, 67 Wilhelm-Uthoff-Gedächtnis-Stiftung 1937 Hochschulreformen, 69 Theodor-Axenfeld-Preis, Enke Verlag Promotionsverfahren, 70 1938: 227 Entwicklung der Augenheilkunde in der Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis 1961: ehemaligen DDR, 72 227 Weiterbildung, 73 Diskussion über Kassenberichte, 227 Beziehungen zwischen DOG und DDR, 77 Tabelle Übersicht der Finanzen, 228 Symposien, 80 Literatur, 229 ff. Arbeitsgruppen, 81 DOG Geschichte VI. Entwicklung der neuen Bundesländer Graefe-Denkmal, 294 1990-1995: 245-251 Graefes private Augenklinik, 276, 295 Erlebnis der Wiedervereinigung, 245 Briefe von Graefe, 295, 298, 299 Erste Begegnungen zwischen Ost und Betreuung des „Graefe-Museums“, 295 ff. West, 245 Otto Becker bis 1890 Hilfsprogramm von BVA und DOG, 246, 248 Theodor Leber 1890-1910 DDR Polikliniken und westliche MVZ, 246 August Wagenmann 1910-1935 Gastfreundschaft der Kollegen im Osten, 247 Ernst Engelking 1935-1958 Geräte Ausstattungen, 247 Wolfgang Jaeger 1958-1995 Vereinigung der BVA Landesverbände, 247 Klaus Bergdolt 1995-2001 DOG-Tagung 1991 in Leipzig, 247 ab 2002 Beate Kunst im BMM Erinnerungen an Zeiten der Trennung, 248 Objekte der Sammlung, 296 ff. Medizin im Umbruch, 249 Meilensteine der Geschichte der 385 Angestellte Ärzte im Osten, 249 Ophthalmologie, 300 Uni-Kliniken in Neuen Bundesländern, 250 Profil der Sammlung, 300 Fusion Augenärztliche Gesellschaft DDR Sicherung und Dokumentation, 303 mit DOG, 251 Sichtung, Konzept für Präsentation, 303 Regionale augenärztliche Gesellschaften, Konservierung der Dokumente, 303 251 Datenbank der Objekte und Dokumente, Literatur, 252 303 DOG Geschichte VII. Inventarbuch von Becker, 303 Wachstum und Wandel 1989-2007: 257-261 Inventarnummern von Behles, 304 Tradition und Vision, 257 Digitalisierung, 304 Wachstum der Gesellschaft, 257 Präsentation der Sammlung im BMM, 304 Strukturänderungen, notwendige, 258 Literatur, 305 Weitere Anpassungen, 259 DOG Geschichte XI. Zukunftsaufstellung, 260 Nachfahren von Graefe, 309-353 DOG Geschichte VIII. Graefe Urahnen, Stammtafel, 312 Zukunft der DOG, 265-271 1. Carl Ferdinand von Graefe, 313 Tradition und Verpflichtung, 265 Die Kinder von Carl Ferdinand und Herausforderungen der Gegenwart, 265 Auguste von Graefe, 316 Forschungsförderung, 266 Die Nachkommen von Carl Friedrich Positionierung, 267 August von Graefe, 324 Integration innen – außen, 268 Die Nachfahren von Albrecht von Kooperationen, 269 Graefe, 325 Dienstleistungen, 270 Carl Albrecht von Graefe, 327 Ausblick, 270 Die Kinder von Carl Albrecht von DOG Geschichte VIIII. Graefe und seiner Frau Sophie, 330 International, historische Sicht, 273-288 Die Kinder von Hanns Albrecht von Die Geschichte der Gründung, 275 ff. Graefe und Adelheid von Graefe, 331 DOG Geschichte X. Eine Seitenlinie der Familie Albrecht von Graefe-Sammlung der DOG am Berliner Graefe, 334 Medizinhistorischen Museum (BMM), 2. Die Familie von Friedrich Heinrich 291-307 Graefe, 336 Entstehung des „Graefe-Museums“, 293 ff. Die Nachfahren von Alfred Graefe und Graefe Museum, 11, 25, 126, 131, 145 seiner Frau Marie Colberg, 342 3. Eduard Adolph Graefe, 349 1925 Wilhelm Uthoff, 282 Zusammenfassung, 350 1957 Rudolf Thiel, 140 Literatur, 352 1960 Hugo Gasteiger, 144 DOG Gesellschaftliches Programm 1963 Hans Karl Müller, 147 Gesellschaftsabend 1967 Hans Sautter, 155 1951 erstmals nach dem Krieg, 95 1971 Wilhelm Hallermann, 161 1963 Oper, Schwetzinger Schloß, 148 1972 Hans Pau, 165 1977 Heidelberger Schloß, 116 1975 Gerd Meyer-Schwickerath, 168 1982 München mit Hugo Strasser, 186 1977 Wolfgang Straub, 170 1984 Frankfurt/Main, 193 1984 Wilhelm Doden, 191 DOG-Kommissionen, 259 1987 Rolf Grewe, 203 Begutachtung, 122 1988 Josef Wollensak, 208, 209 386 Ergophthalmologie, 112, 115, 119 1989 Manfred Spitznas, 211 Facharztwesen, 101, 104 DOG-Preise Übersicht, Details, siehe einzelne Geräte für, 105, 106, 114, 123 Stichworte Graefe-Medaille, 100, 101, 104, 114 Dr. Thilo Wissenschafts-Preis, 116 Kraftfahrtauglichkeit, 98, 103 Filmpreis Pharm-Allergan Stiftung, 202, Normung der Geräte für Sehprüfung, 206, 211, 215, 216 114, 123 Forschungspreis der Pharmacia GmbH Novelle Bundessozialhilfegesetz, 106 Freiburg, 206 Satzungsänderung, 110 f. Forschungspreis der Wacker-Stiftung Tonometer-Eichung, 104, 111, 127 siehe unten, Verkehrsmedizin, 100, 103, 104, 111, 112, Franceschetti-Liebrecht-Preis, 125 115, 122, 124, 146, 148 Glaukompreis der Chibret Pharma, 202, DOG Krieg, im zweiten Welt-, 47 206, 211, 215 DOG Kunstaustellung bei, 126 Graefe-Preis der DOG, 25, 75, 76, 82, 116 DOG-Mitglieder Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis, 101 ausländische, 44 Leonhard und Liselotte Klein-Preis, 125 in NSDAP, 42 Retinitis-Pigmentosa-Preis, 207 jüdische, 44, 46, 48, 49, 55, 91 Senator-Hermann-Wacker-Stiftung: DOG Mitgliederstatistik, 223, 224 Forschungspreis der DOG, 119 DOG Mitgliederzahlen, Promotionspreis, 119 Änderungen in NS-Zeit, 43 f. Wackerkurs, 119 Historische -, 254, 282 DOG Programmgestaltung, 176 Zunahme der, 223, 224, 257, 281 DOG-Programmkommission, 109, 113, 124, 176, DOG-Mitgliedsausschluß, 116, 117 179, 210 DOG-Mitgliedschaft in der DDR, 82, 83, DOG-Rechnungsführer bis (1990) DOG-Patenschaft, für Mitglieder in DDR Buhmann, 100 Fortschritte der Ophthalmologie, 219 Mareth, 114 Der Ophthalmologe, 219 Joswig, 114 DOG Peer Review in den Berichten, 120 DOG Reise nach England, 113 DOG Poster bei Tagungen, 169 DOG-Richtlinien, 101 ff. DOG-Präsidenten, Ämterübergabe, 124 Beurteilung der Fahrtauglichkeit, 101 DOG-Präsidenten, Liste, 355 ff. Untersuchung des Dämmerungssehens, 111 DOG Präsidentenreden, bemerkenswerte DOG-Satzung 1868 Albrecht von Graefe, 282 1863: 280 1871: 280 DOG und Keratomileusis, 188 1882 Ergänzung: 280 DOG und Studentenrevolte, 107, 108 Änderungen DOG und Zwangssterilisationen, 160 – 1903: § 3: 91 DOG und Zweiter Weltkrieg, 47 – 1934: §§ 3, 4: 41 DOG von Graefe-Museum, 131, 145, 291 ff. – 1979: 118 DOG Wiedergründung, 91 – 1988: 125 DOG Wortgefecht München 1982 – 1995: 258, 259, 260 DOG-Zeitschriften Entwicklung der Satzung, 110 ff. Archiv für Ophthalmologie, 282 DOG-Schriftführer Berichte Deutschen Ophthalmologischen 1863 Karl von Heß, 25 Gesellschaft, 91 ff., 119 1896 August Wagenmann, 36, 38, 45, 47, Der Ophthalmologe, 120, 218, 282, 283 137 Fortschritte der Ophthalmologie, 119, 387 1937 Ernst Engelking, 36, 39, 45, 57, 93, 124, 125, 218 94, 95, 101, 168 Klinische Monatsblätter für 1957 vom Hofe, Karl, 48, 91,94, 99 Augenheilkunde, 281, 282 1959 Wolfgang Jaeger, 36, 39, 45, 57, 93, Dokumentation in der Augenheilkunde, 143 94, 95, 101, 168, 186 Dolsk, 313 DOG-Sektionen, 99, 259 Dopplersonographie, 185 DOG-Glaukom, 259 Dorpat, 37 DOG-Internationale Ophthalmologie, 259 Dr. Thilo-Preis, siehe Preis der Dr. Thilo & Co DOG-Kornea, 259 GmbH DOG-Neuro-Ophthalmologie, 259 Dreifarben-Mischgerät, 174 DOG-Ophthalmoplastische und rekon- Dreifarbenmeßgerät, 213 struktive Chirurgie, 259 Dresden, 313 DOG-Uveitis, 259 DRG-System, 259 Vertretung im Gesamtpräsidium, 260 Drittes Reich, Augenheilkunde, 11, 35 ff. DOG Simultanübersetzung bei Tagungen, 107, Duane´s Clinical Ophthalmology, 184 109 Dysgenesis mesodermalis corneae, 187 DOG-Symposien, 123 1966 München, Tutzing, 106 1970 Wien, 107 E 1972 Kiel, 112 1973 Bad Nauheim, 112 Echometrie des Auges, 153, 186 1976 Köln, 114 Eichwesen, 98, 101, 104, 109,111, 127 1977 Freiburg, 115 Elektromyographie, 152, 157 1979 Tübingen, 116 Elektronenmikroskopie, 153, 156, 162, 165, 167, 1980 Freiburg, 116 169, 170, 187, 193, 194 DOG-Tagungen, 91- 218 Elektronenmikroskopie, scanning, 170 Gesellschaftliches Programm, 95 Elektroretinographie (ERG) im „dritten Reich“, 45 Gefäßerkrankungen, bei retinalen, 142 Ost-West-Tagung in Berlin 1960: 100 klinische ERG, 137, 167 Simultanübersetzung, bei, 107, 109 Internat. Society clinical (ISCEV), 199 Teilnehmerzahlen, 127 MPI für klinische Elektroretinographie, 156 Übersicht und Tagungsthemen, 355 ff. Muster-ERG (M-ERG), 198, 215 DOG-Tagungen, Liste, 355 ff. Amblypie, bei, 199 Schäden der Neuroretina, bei, 215 Extrakapsuläre Staroperation, 24 Spektrale Empfindlichkeit der, 198 Eye Research Institute Boston, 204 Standardisierte ERG, 198 Emigration von Augenärzten, 50, 56, 92 Empfindlickkeit, spektrale, 174 F Endoskopie im Glaskörper, 215, 216 Energiestoffwechsel der Linse, 136 Fabry-Krankheit, 162 Enke-Verlag, 157 Facharztausbildung, siehe Weiterbildung Entdeckung, der Erkrankungen am Facharztprüfungen Augenhintergrund, 19 in der DDR, 74 Entzündung, phakogenetische, 137 im Land NRW, 117 Entzündungsmarker im Kammerwasser, 143 Fadenoperation, 158, 168 388 Enukleation, 191 Fahrtauglichkeit für Kraftfahrzeuge, 149 Enzymaktivitäten, 138, 143, 158, 160 Familienbeschluß der von Graefes, 316 Kammerwasser, 143 Familientafeln Konjunktiva, 160, Adolph Eduard Graefe, 351 Linse, 138, 158, 160 Carl Alfred Graefe, 339 Epikeratophakie, 211 Urahnen Graefe, 312 Erbgesundheitsgesetz, 48, 160 von Graefe, siehe hintere Umschlagsfalte Erbkrankheiten mit Augenbeteiligung Farbenmischapparat, 134 Alport Syndrom, 148 Farbsinn, 215 Ektopia lentis, 148 Farbsinnstörungen Fundus albipunctatus, 148 bei Choroideremie, 194 Glaukom als-, 148 Muster-ERG bei erblichen, 204 Hornhautdystrophien, 162 Farbstoff-Bolus-Geschwindigkeit, 204 Katarakt hereditäre, 148, 157 Farningtest, 194 Makuladegeneration, hereditäre, 167 Ferdinand Enke-Verlag, 157 Netzhautdegenerationen, 169 Fibrinolyse, 185 Optikusatrophie, erbliche, 148 Fibroblasten, 216 Refsumsyndrom, 148 Fibronektin bei PVR, 206 Retinoblastom, 157 Fibroplasie, retinale, 157 Speicherkrankheiten, 167 Fieberkurve, 18 Stoffwechselerkrankungen, erbliche, 157 Filmpreis der Siftung Pharm-Allergan GmbH Wilso n´sche Krankheit, 152 Karlsruhe Eugenik, 49 Inauguration des Preises, 202 Europäische Augenärztliche Gesellschaft, 1987 Biermann, Hans, 202 siehe Societas Ophthalmologica Europaea 1987 Zirm, Matthias, 202 (SOE) 1987 Trojan, Hans Jürgen, 202 Europäische Cornea Konferenz, 200 1988 Aulhorn, Elfriede, 206 European Association for Vision and Eye 1988 Spitznas, Manfred, 206 Research (EVER), 197 1988 Müller-Stolzenburg et al. Berlin, 206 European Eye Bank Association (EBE), 200, 204 1989 Eckhardt, C., Wiechens, B., 211 Eximer-Laser-Chirurgie, 206 1989 Gramer, Eugen et al., 211 Exophthalmus, 157 1989 Koorneef, Leo, 211 Experimentelle Ophthalmologie, 25 1989 Brunner, Buschmann et al., 211 Institut für, 137 1990 Koch, Frank; Spitznas Manfred, 215 1990 Sourdille, Philip, 216 G Finkenherd, 135, 320 Flimmerperimetrie, 215 Gadolinium-DTPA, 212 Flimmertest, 185 Ganciclovir, 209 Fluoreszein, 131 Gas-Chromatographie von i.o.L., 196 Fluoreszenzangiographie, 153, 159, 179 Gasinjektion, intravitreal, 170 Folia Ophthalmologica, 74 Gefäßerkrankungen des Auges, 141 Forschungsinstitut, interuniversitaires für Generalsekretär der DOG, 258, 259 Ophthalmologie, 196 Genetik und Auge, 148 Forschungspreis der Wacker-Stiftung, siehe Gesamtpräsidium der DOG, 258 Senator-Hermann-Wacker-Stiftung, Geschichte der Augenheilkunde, Münchow, 23 Forschungspreis der DOG für Mikrochirurgie Geschichte der DOG, siehe DOG Geschichte gestiftet von der Pharmacia GmbH, Gesellschaft biotechnologische Forschung, 209 389 Freiburg Gesellschaft der Augenärzte der DDR, 77, 78, 1988 Lemmen, Klaus-Dieter, 206 222, 248, 251 1988 Teping, Christian, 206 Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Fortlaufende Naht bei Keratoplastik, 139, 162 Ärzte, 21 Fortschritte der Ophthalmologie, 119, 124, 125 Gesellschaft, Ophthalmologische, siehe Franceschetti-Liebrecht-Preis Ophthalmologische Gesellschaft, 1967 Dodt Eberhardt, 155, 164 Gesetz über Meß- und Eichwesen, 109 1968 Huber, Alfred, 157 Gesichtsfeld, 131, 165, 168 1969 Krüger, Karl Ernst, 159 Gesichtsfeld, peripheres, 168 1987 Klein, Genf, 125 Gesichtsfeldausfälle, 165, 194 1971 Brindley-London, 161 Gesundheitswesen der DDR, 67 1972 Alexandridis, Evangelos, 164 Gesundheitswesen staatliches, 68 1973 Larmande, A., 167 Gitterkollagen i. Trabekelwerk, 206 1975 Kommerell, Guntram, 168 Glaskörper, 1977 Dichgans, Johannes, 170 Aminosäurenanalysen, 156, 160 1978 Henn, Volkhard, 173 Basis, 168 1979 Zrenner, Eberhard, 175 Biochemie, 156 1980 Körner, Fritz, 178 Biometrie, 193 1982 Glaser, Joel, 184 Biomikroskopie, 156 1984 von Noorden, G. K., 191 Chirurgie, 115 1988 Sachsenweger, Matthias und Ulrich, Elektronenmikroskopie, 156 206 Elastizität, 156 1990 Korth, Matthias, 215 Hauptthema bei DOG, 156 Frankenthal, 58, 59 Injektion, siehe Intravitreale Injektion Franzen, 327 Operationen im -, siehe Vitrektomie, 156 Fremdkörper, intraokulare, 115, 153, 160 Glaskörperinjektion, siehe Intravitreale Fritz-Gietzelt-Medaille, 75 Injektion Fundus albipunctatus, 148 Glaukom Funduskamera, 138 Augeninnendruck bei, 152 Funduskamera mit Schnellblitz, 153 Druckmessung, siehe Tonometer Heredität des Glaukom, 148 kindliches, 157, 158, 162 Muster-ERG bei, 216 Okuläre Hypertension, 216 Graefe-Preis der DOG Statistik bei Glaukom, 138 1922 Koeppe, Leonhard, 159 Glaukom-Operationen, 1935 Harms, Heinrich, 93 neue, 23 1936 Paul, Lüneburg, 93 Goniotomie, 158 1947 Cibis Paul, 93 Goniotrepanation, 167 1948 Velhagen, Karl, 75, 93 Trabekulotomie, 158, 162 1951 Schreck, Eugen, 133, 151, 152 Glaukompreis der Chibret Pharmazeutische 1967 Sachsenweger, Rudolf, 76, 82, GmbH, 202 1955 Müller, Horst, 137 1987 Gramer, Eugen, 202 1960 Meyer-Schwickerath, Gerd, 144 1988 Lütjen-Drecoll, Elke, 206 1963 Badtke, Günther, 147 1989 Grehn, Franz, 211 1965 Rodenhäuser, Joe Henry, 152 390 1990 Jonas, J. B., 215 1967 Sachenweger, Rudolf, 76, 155 Glaukomstudie multizentrische, 112 1969 Wessing, Achim, 159 Gleichschaltung von Ärzte-Gesellschaften, 57 1971 Fankhauser, Franz, 161 Goldebee, 329, 330 1973 Alberth, Bela, 167 Goldmann, 105 1975 Cüppers, Curt, 168 Applanationstonometer, 105 1977 Niemeyer, G., 170 Kontaktglas, 105 1979 Daiker, W., Eisner, G., 175 Perimeter, 105 1983 Bigar, Francis, 187 Gonin-Club, 199 1988 Hockwin, Otto, 205 Gorsleben, 340 1990 Remé, Charlotte, 214 Governance in DOG, 194, 211 Satzungsänderung, des, 116 Graefe Denkmal, 235 ff. Stiftung des Graefe-Preises, 25 Photos, 29, 109, 293 Unterlagen zur Stiftung des, 298 Graefe Gedenksymposium, 344, 347 Graefe-Sammlung, siehe DOG Geschichte X. Graefe-Museum, siehe DOG Geschichte X. Gürtelfaden-Operation von Arruga, 143, 154 Graefe´s Archiv für Ophthalmologie, 36, 38, 123 Gutachten, augenärztliche, 213 Graefe´s Brillenkasten, 298, 299 Gutachter der DFG, 99 Graefe´s Grab, 297 Graefe´s Villa am Finkenherd, 158 Graefe-Medaille, 25, 47, 97, 100, 104, 105, 110, H 114, 123, 140, 141, 298, 300 Träger der Graefe-Medaille: Haag-Streit, 174 1886 Hermann v. Helmholtz, 25, 283 Hämodilution, 185, 212 1896 Theodor Leber, 25 Halle, 313, 337, 338 1906 Hering Ewald, 25 Handapplanationstonometer, 153 1922 von Hess, Carl, 25 Handbuch der Augenheilkunde – Der 1928 Gullstrand Alvar, 25 Augenarzt, 28,160, 202 1938 Gonin, Jules, 25, 285 Band IX Geschichte der Augeheilkunde, 1956 Thiel, Rudolf, 141 202 1966 Goldmann, Hans, 105, 154 Handbuch der gesamten Augenheilkunde 1975 Francois, Jules, 114 Graefe-Sämisch, 338 1986 Meyer-Schwickerath, Gerd, 123 Handbuch der Ophthalmologie 1996 Fankhauser, Franz, 286 Schieck-Brückner, 168 2007 Naumann, G.O.H. Handbuch der physiologischen Optik, 131 Harada Krankheit, 179 Impressionszytologie, 194 Healon®, bahnbrechend, 182, 188 Index Medicus, 125 Heerbruck, 331 Indometacin, 185 Heeres-Sanitäts-Inspekteur, 38 Innovationen, technische, 19 Heidelberg, 20 Institut für experimentelle Ophthalmologie, Heidelberg, Hotel Schrieder, 276 137, 138, 148, 158, 160, 174 Heidelberger Freundeskreis, 21 Institute of Ophthalmology, 171 Heidelberger Gesellschaft international, 21, 22 Interferometermessung, Achsenlänge des Heiden, Hotel Freihof, 279, 281 Auges, 209 Heiligenstadt, 324 Internat. Soc. Clin. Electrophysiology (ISCEV) Hell-Dunkel-Sehen, 151 siehe Ophthalmologische wissenschaft- Heparin, 128 liche Vereinigungen Heredodegenerative Erkrankungen der Internationaler Ophthalmologenkongreß, 391 Netzhaut, 169 23, 94, 96, 99, 101, 103,104, 106, 109, 110, 114, Hermann-Wacker-Promotionspreis, siehe 184, 279, 283, 302 Senator-Hermann-Wacker-Stiftung, Intrakapsuläre Staroperation, 24, 146 Herpes Virus, 128 Intraokularlinsen, 138, 139, 143, 146, 170, 182, 191, Heterochromie, 129 192, 196, 204 Hiller-Gaertingen, 324 Berechnung der Brechkraft, 193 Hinterkammerlinsen, 186 Blendempfindlichkeit bei, 198 Hirntumoren, 165 Erfahrungen mit, 143, 170, 191 HLA-B-27, 179 Heparin beschichtet, 212 HLA-Faktoren, 198, 216 Hinterkammerlinsen, 182 HLA-Typisierung, 198, 216 Hornhautdystrophie, bullöse nach, 216 Hochschulreformen in der DDR, 69 Irisclip-Linsen, 146 Höhenschielen, 162 Keratoplastik, bei, 216 Hohennauen, 330 Material PMMA (Plexiglas), 139 Hornhautbank, siehe Cornea, „Toxic Lens Syndrom“ nach i. o. L. Hornhautdystrophie, 159, 160 Implantation, 192 Meesmann, 159 Vorderkammerlinsen, 138, 139 Hornhautkulturen, 204 Zellbesiedlung von, 204, 212 Hornhautmikroskop, 26 Intravitreale Injektion, 152, 179, 188 Hornhauttransplantation, 139 Ablatio retinae, erstmalig bei, 152 Horopter, 92 Gase, schwer resorbierbare, 188 Hufelandpreis, 164 Prednisolon, erstmalig, 179 Hyaluronsäure, makromolekulare, 182 Siliconöl, Linsentrübungen nach, 193 Hydrodynamik des Auges, 203 Iridektomie, 23 Hydroxäthylstärke (HES), 212 Iridencleisis, 23 Hyperthermie, 196 Iridozyklitis, 179 Irisclip-Linse, 146, 169 Iritis 179 I Irvine-Gass-Syndrom, 193 Ischämie, N. optikus, 165 Ignipunktur, 24, 25 Immunologie der Augen, 132, 149, 159 Immunsuppresive Therapie, 179 J Toxic lens Syndrom, nach, 192 Tunnelschnitt, 212 Jerusalemer Friedhof Berlin, 97, 323 Katarakt-Chirurgie und Aphakie-Korrektur, 191 Josef Schneider von Welz-Stiftung, 25 Katarakt, Jüdische Augenärzte, 49, 50, 54 Additionskatarakt, 158 Jüdische Augenprofessoren, 51, 54 diabetische, 138 Jüdische DOG-Mitglieder im KZ, 52, 56 Densitometrie, der, 192 Jüdische DOG-Mitglieder, Tabelle, 53 experimentelle, 158 Julius-Hirschberg-Gesellschaft, 333 Galaktose-Katarakt, 158 hereditäre, 149, 157 Kindesalter, im, 157 K kongenitale, 48, 148 392 Naphthalin-Katarakt, 158, Kaiserin-Friedrich-Haus, Berlin, 300 Permeabilitätskatarakt, 132 Kammerwasserabfluß, 171 Katzenversuche, 151 Kammerwasseranalysen, 143, 146, 185 Kayser-Fleischer´scher Cornealring, 152 Aminosäuren, 146 Keratitis, 198 Glukose, 185 Keratoglobus, 198 Laktat, 185 Keratokonus, 162, 198 Laktatdehydrogenase, 143 Keratomileusis Prostaglandine, 185 Keratom nach Barraquer 188 Toxoplasmose-Antikörper, 146 Excimer-Laser photorefraktive, 212 Kammerwasservenen, 137, 160 Keratoplastik Kammerwinkelstrukturen, 138 Fortlaufende Naht bei 139, 162 Kapillarnetz, perifoveales, 217 HLA-Typisierung, 198 Blutströmung, 217 Ergebnisstatistik, 146 Morphometrische Analyse, 217 Spendermaterial Organkultur für, 186, 204 Kapselhäutchen, siehe Pseudoexfoliations- Sensibilität der Cornea nach, 174 Syndrom Trepan, doppelt geführt, 216 Kapsulorrhexis, 182 Keratoprothetik, 77, 139, 146, 160, 162, 170 Karboanhydrase-Hemmstoffe, lokale, 203, 212 Keratotomie mit Er:YAG-Laser, 212 Karl-Liebrecht-Gedächtnis-Preis Kinderophthalmologie, 149, 151, 157 1961 Werner Kyrieleis posthum, 101 Amblyopie, 149, 151 1963 Elfriede Aulhorn, 148 Buphthalmus, 157, 158 1964 Günter Baumgartner, 150 Frühoperation der Katarakt, 158 1965 Wolfgang Papst & Dr. Esslen, 152 kindliches Glaukom, 158 Karlstraße Berlin, 276, 295 kindliche Katarakt, 157 Katarakt Operation Makulakolobom, 133 Extrakapsuläre, 24, 117, 129, 182, 192 Ophthalmologie, pädiatrische, 157 Hydrodelineation, 217 Orthoptik, 134 Intrakapsuläre, 24, 117, 146 Motilitätsstörungen, 134, 152 Kapsulorhexis, 212 Netzhautablösung im Kindesalter, 157 kindliche Katarakt, 157 Netzhautkorrespondenz, anomale, 134, 148 Lichtexposition der Makula, 202 Schielen, 134, 146, 158 Nahtverschluß, 24 Schielamblyopie, Zentralskotom bei, 138, Phakoemulsifikation, 182, 192 siehe auch Schieloperationen, 158 Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde Leonhard und Liselotte Klein-Preis der DOG 22, 36, 119, 281 1988 Stiftung des Preises, 125 Klinische Monatsblätter, Beihefte, 23, 119 Leppersdorf, 311 Kokain Augentropfen, 192 Lichtkoagulation, siehe Photokoagulation Kolumbien, 330 Lichtkoagulator, 141 Konjunktiva, Lichtschäden der Retina, 214 Chirurgie der, 194 Lichtsinn und Sehschärfe, 148 Feinbau der, 194 Lichtwahrnehmung, trichromatische, 213 Impressionszytologie der, 194 Lidschlag, high speed Film, 177 Tumoren der, 194 Liga gegen Trachom und Blindheit, 286 Kontrastempfindlichkeitsfunktion, 185 Limbustransplantation, 212 Kontrastsehen, 194, 215 Linse, siehe Augenlinse Kortikosteroidglaukom, 148 Linsentrübungen, siehe Katarakt 393 Kortison, siehe Cortison Liquordruckerhöhung, essentielle, 185 Kraftfahrtauglichkeit, 98, 103 Lokalanästhesie, 24, 192 Krankenhaus Harlaching, 209 Luftinjektion in den Glaskörper, 164, 170 Kryochirurgie, 153, 198 Lymphgefäße im Auge, 194 Kryoextraktion der Linse, 153 Lymphogranulomatose, 159 Kryomedizin in den Augenheilkunde, 77 Kryopexie, 135 Kunst in der Ophthalmologie, 173 M Kunstaustellung bei DOG, 126 Kunstlinsen, 118, 182, 186 Magnetresonanztomographie (MRT) der Kunstlinsenimplantation, 138, 139, 182, 186, 192 Orbita, 193, 198 Einführung der, 118 Makrophagen, 216 Hinterkammerlinsen, 182, 186 Makula-Lichtexposition, 202 Rechenprogramme für, 186 Makuladegeneration, 142, 157, 167 Vorderkammerlinsen, 138, 139 Makulaerkrankungen, Histologie, 167 Zählung der, 198 Makulakolobom, 133 Zytologie auf, 192 Massachusetts Eye and Ear Infirmary, 182, 184 Masserberg, Uveitis Heilstätte, 79, 221, 222 Max-Planck-Institut Physiologie L Eberhardt Dodt, Direktor, 155 Farbsinnstörungen erbliche, 204 Laktatdehydrogenase im Kammerwasser, 143 Klinische Forschung in, 156 Laser Erforschung ERG und VECP, 165, 169, 204 Rubinlaser, 156 VECP-Sehschärfe, 194 Xenonlaser, 156 Medico-Historische Sammlung, 300 Laser-Kapsulotomie-Schäden, 212 Medizin im Umbruch, 249 Laser-Scanning-, siehe Medizin, naturwissenschaftliche, 17 Scanning-Laser-Ophthalmoskop Medizinhistorisches Museum der Charité, 25, Scanning-Laser-Angiographie 131, 293 ff. Laserphotokoagulation, 165, 167, 169, 184 Medizinische Akademie, 70 Lebersche Optikusatrophie, 195 MEDLARS, 125 Lehrbuch Axenfeld-Pau, 208 MEDLINE, 125 Lehrstühle, neue für Augenheilkunde, 27, 28, 275 Melanom, malignes, 171, 190, 191, 196, 202 Melantonin, 183 Pseudotumor cerebri, bei, 185 Meseritz, 324 Regeneration nach Durchtrennung, 209 Mesoptometer, 112, 114, 152 VECP Diagnostik des, 165 Mikrochirurgie, 158 Netzhaut, spektrale Empfindlichkeit, 185 Mikrokeratom Netzhautablösung Anwendung bei Keratomileusis, 188, 211 Aphakie. bei, 182 Schnittqualität der Lamelle, 209 Häufigkeit der, 194 Mikroskop, mit Spaltlampe, 26 Im Kindesalter, 157 Mikroskopie, konfokale, 139 Neodynium-YAG-Laser-Kapsulotomie, Minderung der Erwerbsfähigkeit, 122, 213 nach, 194 Möller-Wedel, 158 Operationen Morbus Arruga Operation (Cerclage), 143, 154 394 Behcet, 179 Cerclage Statistik, 154 Eales, 142 Fluodecalin, 217 Fabry, 162 Gase, schwer resorbierbare bei, 188 Harada, 179 Hyaluronsäure (Healon®), 182 Stargardt, 165 Ignipunktur, 24, 25 Wilson, 152 Luft intravitreal, 136 Moses-Effekt, 104 Plombe, episklerale, 133, 135 Motilitätsstörungen, 134, 152 Skleraresektion, 145 Motortrepan ASMOTOM, 81 Siliconöl bei, 152, 154, 156, 196, 217 Mt. Sinai Hospital, 192 Netzhautdegenerationen Multizentrische Studie, erste in Deutschland, Fundus albipunctatus, 148 112 Refsumsyndrom, 148 Museum, medizinhistorisches, 25 Speicherkrankheiten, 167 Myofibroblasten, 216 Stoffwechselerkrankungen, erbliche, 169 Netzhautdurchblutung Arteriovenöse Passagezeit, 204, 210, N Farbstoff-Bolus-Geschwindigkeit, 204, 210 Hämodilution, 216 Nachstar, Myofibrillen im, 193 Retinale Hämodynamik, 210 Nachwuchswissenschaftler 1961: 146 Scanning-Laser-Angiographie, 204 Nahsehschärfe, Messung der, 133 Videofluoreszenzangiographie, 204, 210 Nahtverschluß nach Katarakt Op, 24, Netzhautgefäße, Klinik und Pathologie der, 183 Nairobi, 182 Netzhautkorrespondenz, anomale, 134, 148 Naturwissenschaften in Medizin, 17 Netzhautvenen Naturwissenschaftliches Paradigma, 26 Verschluß von, 185 Neodynium-YAG-Laser, Kapsulotomie mit, 194 Fibrinolyse bei, 185 Nervus Optikus Hämodilution bei, 185 Atrophie, dominant erbliche, 148 Neue Augenheilkunde, Widerstand gegen, 20 beidseits progressive, 217 Neuramine, 143 Endokrine Orbitopathie, bei, 185 Neuritis Nervi optici, Flimmertest bei, 185 Erkrankungen des, 185 Neuroophthalmologie, 175 Ischämie, anteriore des (AION), 148 Neurophysiologie, 115, 151, 177 Kolobom, 185 Nobelpreistäger, 151 Myambutolschaden, 165 Non-Kontakt-Tonometer, 113 Nordrhein-Westfälische Augenärzte, 135 Int. Federation of Opthal. Societies, 286 Nyktomat, 114 Liga gegen Trachom u. Blindheit, 286 Nystagmus, Le Nystagme, 167 Societas Opththalmologica Europaea (SOE), 76, 98, 103, 114, 175, 189 Internat. Soc. Clin. Electrophysiology O (ISCEV) 178,199 Nationale Vereinigungen: Obrawalde, 346 Berufsverband der Augenärzte (BVA, Octopus, 174 95, 103, 131 Oculus, Fa., 152, 174 Bielschowsky-Gesellschaft, 200 Okuläre Hypertension, 216, siehe auch Christoffel Blindenmission, 286 Glaukom Deutsche Gesellschaft für Okulo-Muko-Kutane-Syndrome, 194 Intraokularlinsen-Implantation und 395 Okulomotorik, 173 Refraktive Chirurgie (DGII), 200 Okulopression, 77 Deutsche Ophthalmologische Onchozerkose, River-Blindness, 202 Gesellschaft, siehe DOG Operationseinheit, mikrochirurgische, 158 Deutscher Ophthalmochirurgen Operationskatalog, 107 Congress (DOC) Operationsmikroskop, 117, 136 Gründung von historischen -, 283 Ophthalmodynamograph, 142, 143, 181 Retinitis Pigmentosa (RP-)Gesellschaft, Ophthalmodynamometrie, 137, 149 118, 123 Ophthalmologenkongresse, Retinologische Gesellschaft, 200 Europäischer, 98 Regionalgesellschaften der Augenärzte: Internationaler, 23, 94, 96, 99, 101,102, 103, 78, 79 104, 106, 109, 110, 114, 279, 283, 302 Berlin-Brandenburgische, 251 Panamerikanischer, 94 Mecklenburgische, 251 Ophthalmologenrat, internat. 152, Nordrhein-Westfälische, 135 siehe Academia Ophthalmol. internat. Sachenanhalts und Thüringensche, 251 Ophthalmologie Sächsische, 251 experimentelle, 25 Ophthalmometer, 27, 131 pädiatrische - Kinderophthalmologie, 157 Ophthalmoskopie, 19 Ophthalmologische Gesellschaft Heidelberg, Optik, Refraktion u. Brillenlehre, 160 11, 21, 22, 29, 281, 285, 293, 322 Optikerfrage, 97 Ophthalmologische wissenschaftliche Optische Wahrnehmung, 18 Vereinigungen: Orbita Internationale Vereinigungen: Dekompression der, 211 Academia Ophthalmologica Internat. Erkrankungen der, 182 (AOI), 152, 184, 286 Magnetresonanztomographie (MRT) der, Association for experimental 193, 198 Ophthalmology (AEO), 197, 200 Spezialabteilung für Erkrankungen der, 196 Association for Eye Research (AER), 197 Orbitabodenfraktur, 158, 170 Association for Research in Vision and Ordinarien für Augenheilkunde, erste in Ophthalmology (ARVO), 191 Deutschland, 27, 28, 337 Club Jules Gonin, 199 Ordinarien-Vereinigung (VOL), 107 Cornea Conference, European, 200 Organkultur für Keratoplastik, 186 Int. Council of Ophthalmology (ICO), 286 Orkane – Für Seeleute, 319 Orthoptik, 134 Photokoagulation, 130, 135, 141, 144, 152, 156, 157, Orthoptistinnen 161, 168, 185 Ausbildung, 97, 124 Photorezeptoren, 153 Prüfungen der, 107, 117 Photorezeptoren, cGMP- Ionenkanal, 207 staatliche Anerkennung, 102, 104 Physikalisch-Technische Bundesanstalt Berlin, Ost-West-Beziehungen in der DOG, 100, 148 104 Augenärzte zwischen Ost und West, 219 ff. Physiology of the Retina, 161 Beziehungen zwischen DOG und DDR, 77 ff. Pigmentepithel, retinales, 153 Berlin, in 1960: 100 Pigmentlinie im Kammerwinkel, 143 Deutsch-Deutsche Tagungen, siehe dort, Pilzinfektionen, 149 Kartengrüße, 148 Plastischen Chirurgie, 176 Patenschaft, für Mitglieder in DDR, 219 Ple- und Orthoptik, 159, 201 396 Osteo-Odonto-Keratoprothese, 162 Plexiglas, 139 Plombenoperation, 135, 143 PMMA Polymethylmethylacrylat, 139 P Pöseldorf, 320 Polyviol, 135 Pachymeter, optisches, 133 Positivismus in der Medizin, 18 Panamerikanischer Ophthalmologen- Poster auf DOG-Kongressen, 257 kongress, 94 Preferential-Looking-Test, 185 Panfunduskop, 146 Preis der Dr. Thilo & Co GmbH, Sauerlach Panuveitis, 179 Satzung für Dr. Thilo-Preis, 116 Papille Stiftung des Ophthalmologischen Dreidimensionale Gestalt, 211 Förderpreises 1977: 116 Laser-Tomographie, 211, 212 1978 Krey, Hauke, 173 Morphometrie, 202, 203, 215 1980 Hans Georg Trier, 178 Optic Nerve Head Analyzer, 215 1982 Krastel, Hermann, 184, Planimetrie der, 209 Privataugenklinik in der DDR, 73 Randsaum neuroretinaler, 213 Programm, gesellschaftliches, 186 Para-Aminosalizylsäure PAS, 129 Proliferation, massive periretinale, siehe PVR Paradigma, naturwissenschaftliches, 26 Proliferative Vitreoretinopathie (PVR), 115, 157, Pars plana Vitrektomie, siehe Vitrektomie 168, 204, 216 Passagezeiten arterio-venöse, 204 Promotion A und B, 70 Paul Chibret-Medaille, 190 Promotionspreis, siehe Senator-Hermann- 1984 Blodi, 190 Wacker-Stiftung Perfluorocarbongase, z.B. C4F8: 170 Propanolol, 177 Perimeter, automatisches, 173, 202, 204 Propionibakterien, 192 Perlonfaden für Hornhautnaht, 139 Prostaglandin-Synthese-Hemmstoffe, 185, 212 Permeabilitätskatarakt, 131 Prostaglandine, 185 PEX, siehe Pseudoexfoliationssyndrom Proteinsynthese i.d. Cornea, 143 Phagozytose, 153 Protonenbestrahlung, 196 Phakoemulsifikation, Siegeszug, 117, 170, 182 Pseudoexfoliationssyndrom, 143, 174 Phasendifferenzhaploskop, 158 Pseudoisochromatische Tafeln, 27 Phenothiazinretinopathie 167 Pseudotumor cerebri, 185 Phosphodiesterasehemmstoffe (PDE), 193 Psycho-physische Untersuchungen, 185 Photographie des Augenhintergrunds, 138 Ptosisoperationen, 177 „Pupillographie“, 164 Retinoblastom Pupillometrie, 134 Histologische Untersuchungen, 215 Purkinje Reflexbilder, 131 Photokoagulation der, 157, 196 Purkinje-Medaille, 110 Risikogruppen der, 215 PVR, siehe proliferative Vitreoretinopathie Therapie, 196, 215 Zweittumoren, 215 Retinochorioiditis Q Borrelia Burgdorferi, 217 Toxoplasmose, 217 Qualitätskontrolle i. d. Ophthalmologie, 186 Cytomegalie, 217 Varicella Zoster, 217 Retinologische Gesellschaft, 200, 258 R Retinopathia diabetica 397 Kapillarverschlüsse bei, 212 Random Dot Muster, 185 Klinische Bedeutung, 144 Randomisierung, 185 Therapie mit Insulinpumpe, 188 Rassengesetze, 54 Retinopathia pigmentosa Rassenkunde, 40 Dominant erbliche, 216 Rasterelektronenmikroskopie, 162, 174 Gendefekt, 216 Raumsehen, 206 Retinopathia praematurorum, 168 Rauschfeldperimetrie, 206, 213 Retinopathie Rechenprogramme f. Kunstlinsen, 186 Canthaxantin, durch, 194 Refraktionsbestimmung, 27 diabetische, 185 Refraktionsprobleme, 25 Neugeborenen, bei, 168 Refraktive Chirurgie, 124, 188, 189, 197 Phenothiazin-, 167 Refraktometer, 133 Resochin-, 167 Refsum-Syndrom, 148 toxische, 167 Reichstagabgeordneter, 330 Retinoschisis, X-chromosomale, 213 Reinhardsbrunn, 80, 219 Retrolentale Fibroplasie, 133 Reisekader, 71, 82, 171 Rhinoplastik, 315 Rententabelle für Augenschäden, 119 Richner-Hanhart-Syndrom, 162 Resochinretinopathie, 167 Rieger-Syndrom, 187 Retina Ring, intracornealer, 216 Lichtschäden, 214 Rodenstock-München, 204 Tag- Nacht-Rhythmus, 214 RP-Gesellschaft, internationale, 123 Retinale Mikrozirkulation RP-Preis der Deutschen Retinitis-Pigmentosa- Blutgefäßedurchmesser, Messung der, 217 Vereinigung Gefäßpräparation. anatomische, 212 1988 Koch, Karl-Wilhelm, 207 Topologie mikrovasuläre, 212 Ruthenium, radioaktives, 190 siehe auch Netzhautdurchblutung Retinitis Pigmentosa (RP-) -Gesellschaft, 118, 123, 218 S -Krankheitsbild, 216 -Preis 1988: 207 Sacrow, Heiland-Kirche, 322 siehe auch Retinopathia pigmentosa Sarasota/Florida, 191 Sassnitz, 79 Scanning-Laser- Angiographie, 204 1989 Schulte-Hennighaus, Nicola, 210 Scanning-Laser-Ophthalmoskop, erstes, 204 1989 Tost, Frank, 210 Schatzmeister der DOG, 258, 259 1990 Heinrich, Thomas, 215 Scheimpflugkamera, 174, 192, 205 Wackerkurs, 119 Schielamblyopie, Zentralskotom bei, 138 SF-6 = Schwefelhexafluorid-Gas, 170 Schielbehandlung, 134, 146 Shearing-Linse, 182 Schieloperationen Sicca-Keratopathie, 198 Fadenoperation n. Cüppers, 158 Sierksdorf, 320 kein kosmetischer Eingriff, 163 Silicon-Implantate, 170 Schielwinkelmessung Siliconöl, computergesteuert, 217 Corneaendothelschäden durch, 193 objektiv, 198 Ablatiochirurgie, in der, 196 398 Validisierung, 217 Siliconschaumplomben, 135 Schiötz-Tonometer, 104 Sinnesphysiologie, 134, 138, 146, 148, 150, 151, 184 Schloß Martinskirchen, 336 Societas Opththalmologica Europaea (SOE), Schober-Kurs, 168 76, 98, 103, 114, 175, 189 Schwarzer Star, Aufklärung, 19 Delegierte der DOG, 98, 175 Schweigepflicht, ärztliche, 72 Delegierte Ost und West, 222 Sehbahn, 165 Spaltlampe, 25 Sehbehinderte, Beratung, 180 Spaltlampenmikroskop, 26 Sehbehinderung, Definition der, 106 Specular Microscopy, 170, 177, 180 Sehen - Sinnesphysiologie, 151 Spende der Augenärzte 1966: 105 Sehen, stereoskopisches, 185 Spendermaterial für Keratoplastik, 185 Sehgeschädigte, Beratungsstelle für, 174, 180 Spezialsprechstunden für Sehgeschädigte, 180 Sehnerv, siehe Nervus optikus Spiegelmikroskopie, 170, 177, 180 Sehnervenerkrankungen (VECP), 165 Stammbäume, siehe Familientafeln, Sehpurpur, 151 Staphylokokkus albus, 192 Sehschule, 134 Staphylokokkus aureus, 139 Seitenlinie, siehe Albrecht von Graefes, 334 Staroperation, siehe Kataraktoperation, Sellatumoren, 165 Stasi-Akte „Pupille“, 83 Senator-Hermann-Wacker-Stiftung: Statistische Auswertung, 138, Forschungs-Preis der DOG: Statut der DOG, siehe DOG-Satzung, Inaugurierung, 119 Stereoskopisches Sehen, 185 1982 Remé, Charlotte, 184 Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, 1982 Birngruber, Reginald, 184 125 1982 Gabel, Veit-Peter, 184 Stiftungen, siehe Historische -, und 1986 Riedel, Günter, 196 DOG-Preise Hermann-Wacker-Promotionspreis: Stoffwechsel der Linse, 138, 148 1979 Inauguration des Preises, 119 Strabologie, wissenschaftliche, 26, 149 1982 Kirchhof, Bernhard, 184 Strahlen, ionisierende, 171 1982 Schnarr, Klaus-Dieter, 184 Streptomycin, 129 1983 Steinhorst, Ulrich, 187 Studentenliederbuch, Jena, 222 1986 Braun, Stefanie, 196 Studentenrevolte 1968: 107, 108, 159 1986 Ludwig, Klaus, 196 Studentenunterricht 1948: 91 1987 Kohlmann, Helmut, 202 Süsel, 320 1988 Weller, Michael Sulcus ciliaris, 182 Supramid-Haptik an i.o.L., 139 Tuberkulose der Augen, 129 Sympathische Ophthalmie, Erreger der, 132, Tumoren, intraokulare 133, 152, 179 Retinoblastom, 157 Symposien der Augenärzte der DDR, 80 Malignes Melanom, 190 System of Ophthalmology, 171 MRT-Darstellung, 212 Tunnelschnitt, 182 T U Tabelle für MdE, 122 Tagungsorte der DOG, 26, 258 Überblicksreferate Sammlung, 213 Teflonimplantate, 170 Ultraschalldiagnostik, 144, 153, 157, 178, 185 Temperaturmessung am Auge, 145 Ultraschalldopplersonographie, 213 399 Tenonplastik, 206 Universitätsaugenkliniken Textbook of Ophthalmology, 171 DDR, 250 Thalidomid, 149 neue Bundesländer, 250 Theodor Axenfeld-Preis Tabelle, 250 Bregeat, Paul, 184 Untersuchungsmethoden, augenärztliche, 169 Gloor, Balder, 157 Urokinase, 185 Lommatzsch, Peter, 190 Uveadurchblutung, 152 Oksala, Arvo, 178 Uveitis Werner, H., 157 autoimmune -, 179 Thoriumoxyd als Kontrastmittel, 129 Cyclosporin-A-Therapie, 194 Timolol, 177 Prednisolon-Therapie, 194 Timoptol, 203 Therapiestudie, randomisierte, 194 Tirschtiegel, 324 Tonometer, Eichung, 98, 101, 104, 109 V kontaktloses, 113 Luftimpuls-, 203 Vaskulitis Non-Kontakt-Tonometer, 113 okulare, 141 Schiötz, 104 retinale, 159 Tornow, 324 VECP, siehe visuell evozierte kortikale Toxic lens Syndrom, 192 Potentiale Toxoplasmose, 129, 130, 133, 146, 179 Verätzungen, experimentelle, 185 Trabekelwerk, 174, 206 Verätzungschirurgie, 167 Trabekulopunktur, 203 Verätzungskrankheit, 198 Trabekulotomie, 162 Vererbung von Augenkrankheiten, siehe Trachom, siehe Liga... Erbkrankheiten mit Augenbeteiligung, Tränensackexstirpation, 337 Verkehrskommission, Transparenz der Cornea, 162 siehe DOG-Kommissionen, Transplantationsimmunologie, 179 Verkehrsmedizin, siehe DOG-Kommissionen, Trassenheide, 79 Verletzungen durch Winschutzscheiben, 187 Traumatologie der Augen, 153, 187 Vestibulariskern, 173 Trepan-System ASMOTOM, 216 Videofluoreszenzangiographie Trockne Augen, siehe Sicca-Keratopathie Aderhaut, der, 180 Laserscanner, mit, 204 DOG und BVA, Bericht über -, 113 Netzhaut, der, 180 Emanzipierung der -, 201 siehe auch Netzhautdurchblutung, Essener - (EFA), 199 Viktoriastraße 34: 323, 327, 328 Facharzt-Katalog für - 1956: 98 Villa Finkenherd, 135, 320 Keniatta National Hospital Nairobi, im, 182 Visuell evozierte kortikale Potentiale (VECP), Operationskatalog für -, 107 165, 168, 174, 185 Richtlinien der DOG für -, 101 Visuelles System Verlängerung der -, 107 Psycho-physische Untersuchungen, 215 Weitwinkeloptik, 206 Übertragungseigenschaften, 215 Wende in Deutschland, siehe Wieder- Visus, 215 vereinigung Vitrektomie Wesel, 324 400 Einsatz, erstmalig, 115 Widerstand gegen neue Augenheilkunde, 20 Entwicklung der, 162, 163 Wiedervereinigung Deutschlands Erfahrungsberichte, erste, 179 Erste DOG-Tagung nach -, 214 erstes Gerät für, 156 Wilhelmina Gaasthuis Amsterdam, 196 open-air-Technik, 165 Wilson-Krankheit, 152 Weitwinkel-Optik, mit, 206 Windschutzscheibenverletzungen, 187 Vitreoretinopathie, familiäre exsudative, 210 Wissenschaft in der Augenheilkunde, 184, 185 Vitreoretinopathie, proliferative (PVR), 115, 157, Wissenschaftsdiplomatie, 197 168, 204, 216, Vitreous Stripper, 180 Vitreous-Infusion-Suction-Cutter, 163 Z Vizepräsidenten der DOG, 260 Völkischer Beobachter, 51 Zeiss-Oberkochen, 130, 138, 141, 153 VOLK-Linsen, 146 Zeiss-Opton Spaltlampe, 133 Vollnarkose in der Augenheilkunde, 24 Zentralarterie der Netzhaut Vorderkammerlinse, 138, 139 Druck in der, 128 Vorlesung, Bedeutung im Unterricht, 154 Verschluß der, 185 Vorträge, Zahl der - bei DOG-Tagungen, 257 Zentralblatt der Ophthalmologie, 160 Vorwort, 11 Zentrale Hämorrhagische Chorioretinopathie, Vossberg/Schlawe, 327 165 Zentralskotom bei Schielamblyopie, 138 Zentrum für intraokulare Tumoren, 157 W Ziegnitz, 326 Ziliararterien, Blutzirkulation in, 213 Wacker-, siehe Senator-Hermann-Wacker- Ziliarepithel, Ionentransport des, 209 Stiftung Zitate, berühmte historische Wäscheleinenphänomen, 154 Becker, Otto, 293 Walser-Schale, 132 Jacobson, 284 Wappen von Graefe, 320 Uthoff, 282 Warschau, 313 von Graefe, 282 Wehlitz, 337 Zuckerkrankheit und Auge, 138, 144 Weiterbildung, augenärztliche: Zuckerstar, 138 BVA, im, 199 DDR, in der, 73 ff., 95  Stammbaum der Familie Albrecht von Graefe

Gründerväter der DOG: Albrecht von Graefe Frans Cornelius Donders Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz