Anhang Quellen Und Anmerkungen
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Anhang Quellen und Anmerkungen Funktionen und Existenzbedingungen der Exilpresse An dieser Stelle können Aufgabenbereich und Funktionsvielfalt der Exilpresse nur summarisch genannt werden. Die detaillierte Beschäftigung mit diesen sozialge schichtlichen resp. literatursoziologischen Aspekten muß aus Gründen der Übersicht• lichkeit (und um Wiederholungen und Überschneidungen zu vermeiden) in dem über• greifenden Sachzusammenhang erfolgen, in den sie innerhalb der Gesamtdarstellung gehören. Es sei deshalb auf das Kapitel »Die Reduktion der Öffentlichkeit« in Bd. 3 dieses Werkes generell verwiesen, aber auch darauf aufmerksam gemacht, daß in den folgenden Einzeluntersuchungen ohne besonderen Hinweis konkrete Beispiele dann genannt werden, wenn das zur Charakterisierung des jeweiligen Blattes erforderlich ist. 2 Die Zeitschriften der Österreichischen Emigration sind in dieser Ziffer nicht enthalten. 3 Kurt Tucholsky: Ausgewählte Briefe 1913-1935. Herausgegeben von Mary Gerold Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1962, S. 230. - Hervorhe bung im Original. Ähnlich hat sich Stefan Zweig geäußert. Am 19. Juni 1933 schrieb er an Klaus Mann: »[ ...]ich sehe am Ende aller dieser lobenswerten Dinge eine gro ße Gefahr: die der völligen Zersplitterung. Es werden zehn Zeitschriften entstehen und vergehen [... ], eine Bemühung wird die andere konkurrenzieren - ich habe das selbe seinerzeit 1918 erlebt, als 800 wirkungslose Friedensvereine und 200 Friedens blättchen in den verschiedensten Ländern gegründet wurden, statt einer Organisation. Was not täte, wäre eine große Zeitschrift[ ...].« (Klaus Mann: Briefe und Antworten, Bd. 1: 1922-1937. Hrsg. von Martin Gregor-Dellin. Verlag Heinrich Ellermann, Mün• chen 1975, S. 101. - Hervorhebungen im Original.) 4 Mit dem Gesicht nach Deutschland. Eine Dokumentation über die sozialdemokrati sche Emigration. Aus dem Nachlaß von Friedrich Stampfer, ergänzt durch andere Überlieferungen. Hrsg. von Erich Matthias, bearbeitet von Werner Link. Droste Ver lag, Düsseldorf 1968, S. 381 ff. AufS. 447 ist unter dem Datum des 8. 3. 1940 ein Brief Erich Rinners (Paris) an den in New York weilenden Stampfer abgedruckt, in dem es u. a. heißt: »Wir haben gestern an Sie ein Telegramm geschickt, aus dem Sie bereits den ganzen Ernst unserer finanziellen Situation ersehen haben ... Wir haben solange doch noch gehofft, daß sich wenigstens eine kleinere Zahlung schnell durchsetzen läßt und haben deshalb mit einschneidenden Maßnahmen immer wieder gezögert. Da auch die anderen Versuche, die wir in der Zwischenzeit eingeleitet haben, bisher zu keinem Resultat geführt haben, blieb uns nichts anderes übrig, als schnell und radikal zu handeln. Mein Vorschlag war, vom I. April ab beide Publikationen einzustellen. Tun wir es, so können wir unsere Mittel bis Ende Mai strecken, tun wir es nicht, so wären wir Ende April am Ende, und was das für die Arbeit und auch für den Einzel nen bedeutet, brauche ich nicht auszumalen. Kurt [Geyer] hat dann in der Sitzung einen Abänderungsvorschlag gemacht, den wir angenommen haben: Es bleibt dabei, daß nur noch drei Nummern des N[euen] V[orwärts] erscheinen, aber diese drei Num mern sollen in 14tägigen Abständen herauskommen ... Dieser Vorschlag ist von der Vorstellung geleitet, daß es vielleicht doch noch gelingen könnte, in der Zwischenzeit die notwendigen Mittel aufzutreiben.« 5 Babette Gross: Willi Münzenberg. Eine politische Biographie. Mit einem Vorwort von Artbur Koestler. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1967, S. 254. 738 Quellen und Anmerkungen 6 Siehe die entsprechenden Kapitel in diesem Band. 7 Willy Haas: Die literarische Welt. Erinnerungen. Paul List Verlag, München 1960 (List-Bücher 174/5), S. 203. 8 Kurt R. Grossmann: Emigration. Geschichte der Hitler-Fiüchtlinge 1933-1945. Euro päische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1969, S. 45. 9 Kurt Hiller: Leben gegen die Zeit (Logos). Rowohlt Verlag, Reinbek 1969, S. 339. In seiner Rezension des Bandes 7 der Taschenbuchausgabe hat Peter de Mende/ssohn (Süddeutsche Zeitung Nr. 123 v. 29. 5. 1974) die von Hiller wiedergegebene Episode - Rückgabe eines Hiliersehen Artikels durch die Redaktion aufgrund eines briti schen Einspruchs - energisch bestritten und auch in Abrede gestellt, daß ein >Beam ter des Informationsministeriums< an den Redaktionssitzungen teilgenommen habe: »Wenn überhaupt ein >Beamter des Informationsministeriums< dabei war, dann war ich es; einen anderen habe ich nie gesehen, und ich habe bestimmt nie ein Votum ge gen irgendetwas eingelegt, was der sehr verantwortungsbewußte und wohlinformierte Herausgeber Hans Lothar drucken wollte. Oder täuscht mich meine Erinnerung?« Mag sein, mag auch nicht sein, es steht hier so wenig zur Debatte wie es darum geht, eine Polemik wegen Quisquilien zu führen. Es sei nur darauf hingewiesen, daß sich Wilhelm Necker, der Militärkorrespondent der Zeitung, erinnert, zwar sei von briti scher Seite »kaum« in die Redaktion »hineingeredet« worden, sehr wohl sei aber einer seiner Artikel auf britischen Einspruch zurückgezogen worden. (Schriftliche Auskunft an den Verfasser.) 10 Maximilian Scheer:So war es in Paris. Verlag der Nation, Berlin (DDR) 1964, S. 49f. II Hans Nathan: Der Simpl in der Emigration. Die Weltbühne, Berlin (DDR), 23. Jg., Nr. 31 v. I. 8. 1967, S. 979ff. 12 Mündliche Mitteilung von Erna Blencke. 13 Diese Verlagsanzeigen stellten allerdings auch nur mehr noch einen Bruchteil dessen dar, was Zeitschriften vor 1933 an Annoncen veröffentlicht haben. Im »Tagebuch« zum Beispiel wurde in der für das Weihnachtsgeschäft des Buchhandels wichtigen Zeit der Umfang wegen der vielen Verlagsanzeigen regelmäßig stark erweitert. Mitun ter hatten die Hefte sogar den doppelten Umfang. Das »Neue Tage-Buch« dagegen hat, um für die Verlagsanzeigen Platz zu schaffen, regelmäßig den redaktionellen Raum eingeengt. Die Annoncen waren also kein Zusatzgeschäft, sie wurden dringend zur Deckung der normalen Kosten benötigt. 14 Werner Röder: Die deutschen sozialistischen Exilgruppen in Großbritannien. Ein Beitrag zur Geschichte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Verlag Neue Gesellschaft GmbH, Bonn/Bad Godesberg, 2. verbesserte Auflage 1973, S. 18. 15 Dafür spricht einmal der Verlust von Lesern nach der Annexion Österreichs, des Su detengebietes und der C::SR durch Hitlerdeutschland, der zur Einstellung zahlreicher Zeitschriften geführt hat. Ein zweites Indiz sind die in den letzten Jahren im Antiqua riatshandel aufgetauchten Zeitschriftenexemplare. Sie kommen relativ selten aus Isra el, dagegen sehr häufig aus der Schweiz, den Niederlanden und bis vor einiger Zeit auch aus der C::SSR. Die auf vielen Exemplaren noch vorhandenen Zustelladressen der Post lassen erkennen, daß die Bezieher fast ausnahmslos Schweizer, Tschechoslo waken usw. gewesen sein müssen. Sennhuser, Zingeli, Stähelin z. B. sind typisch schweizerische Namen. 16 So liest man z. B. in den Europäischen Heften, 2. Jg., Nr. 23 v. 30. 9. 1935, S. 552: »In den siebzehn Monaten ihrer bisherigen Wirksamkeit gelang es unserer Zeitschrift, einige tausend regelmäßige Leser in allen wesentlichen Ländern Europas und der Übersee zu sammeln. Bedauerlicherweise kamen aber viele Abonnenten ihren Zah lungsverpflichtungen so unzuverlässig nach, daß die Weiterführung der >Europäi• schen Hefte< als Wochenschrift immer wieder gestört worden ist; daher das unregel mäßige Erscheinen in den letzten Monaten.« Mit dieser Notiz kündigte die Zeitschrift die Umstellung von der wöchentlichen auf die monatliche Erscheinungsweise an. Funktionen und Existenzbedingungen der Exilpresse 739 Auch diese Maßnahme konnte die Zeitschrift nicht mehr retten. Es erschien nur noch eine Nummer. Dieser Extremfall belegt, wie ernst auch die Mahnungen der »großen« Zeitschriften »Neue Weltbühne« und »Neues Tage-Buch« gemeint waren. 17 Vgl. dazu für die Westküste der USA Carol Bander: Exilliteratur und Exil im Spiegel der deutschsprachigen Presse der Westküste. In: John M. Spalek/Joseph Strelka (Hrsg.): Deutsche Exilliteratur seit 1933. I. Kalifornien. Francke Verlag, Bern und München 1976, S. 195 ff. 18 Die folgenden statistischen Angaben basieren auf den Daten, die Lieselotte Maas in jahrelanger, mühevoller Kleinarbeit ermittelt hat. Vgl. Lieselotte Maas: Handbuch der deutschen Exilpresse 1933-1945. Hrsg. von Eberhard Lämmer!. Bd. I/Bibliogra phie A-K. Carl Hanser Verlag, München 1976. Der in Kürze erscheinende zweite Band der Bibliographie (L-Z) hat dem Verfasser dank der kollegialen Hilfsbereit schaft von Frau Dr. Maas als Fahnenexemplar vorgelegen. Die Intention und die Konzeption des Maasschen Standardwerkes werden übrigens durchaus verkannt, wenn sie - wie durch Manfred Durzak (Germanistik, Jg. 18, 1977, H. 2, S. 539) geschehen - an den Erschließungsprinzipien und-methodender Analytischen Bibliographien deutschsprachiger literarischer Zeitschriften gemessen werden, die von einem Team der Akademie der Künste der DDR nach jahrelangen Vorarbeiten seit 1972 in lockerer Folge herausgegeben werden. Im übrigen ist es über• raschend, daß Durzak, der sich bei anderen Gelegenheiten - z. B. im Vorwort des von ihm herausgegebenen Sammelbandes »Die deutsche Exilliteratur 1933 -1945«, Reclam Verlag, Stuttgart 1973, S. II ff. - so dezidiert gegen eine positivistische Quel lenaufarbeitung ausgesprochen hat, nunmehr genau dem huldigt, was er seinen bun desrepublikanischen Kontrahenten in der Exilforschung fälschlich unterstellt hat: einem hypertrophischen Positivismus. Denn darauf läuft, bei Lichte betrachtet, seine an Maas gerichtete Forderung