Ein Weiteres Erdwerk Und Eine Siedlung Der Linearbandkeramik in Willebadessen-Eissen Joris Coolen
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Ein weiteres Erdwerk und eine Siedlung der Linearbandkeramik in Willebadessen-Eissen Joris Coolen, Hans-Otto Pollmann Neolithikum Kreis Höxter, Regierungsbezirk Detmold Abb. 1 Das neu entdeckte Die Warburger Börde ist inzwischen bekannt Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie Erdwerk von Willebad- als (früh-)neolithische Siedlungskammer. Zu für Westfalen zwei Sondageschnitte angelegt. essen-Eissen auf einem den neolithischen Fundstellen, welche die Der längste Grabungsschnitt verlief durch Orthophoto vom 15. Juni 2017. Die Grabungsschnit- nördliche Warburger Börde in einem weiten den vermuteten Erdwerksgraben sowie eine te vom September 2018 Bogen umspannen, gehört auch das 2015 ent- im Luftbild beobachtete Grube. Unter dem ca. AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN sind weiß umrandet. Im deckte Michelsberger Erdwerk am Frömken- 0,30 m dicken Pfughorizont zeigte sich eine Detailausschnitt links unten berg in Willebadessen-Peckelsheim. Auf einem tonige, mit Mergelstücken durchsetzte Verwit- sind die Grabungsbefunde dunkelrot, die Luftbild- Orthophoto von Geobasis NRW aus dem Jahr terungsschicht, in der sich die Grabenverfül- befunde gelb markiert 2017 wurde nun 1,5 km östlich dieses Erd- lung abzeichnete. Der wannenförmige Graben (Grafk: LWL-Archäologie werkes im Ortsteil Eissen eine weitere, gra- hatte eine Breite von 2,70 m und war noch bis für Westfalen/J. Coolen; benähnliche Struktur entdeckt (Abb. 1). Der zu einer Tiefe von ca. 0,40 m unter der Pfug- Orthophoto: Land NRW [2019]. dl-de/by-2-0 [www. bogenförmige Verlauf mit mindestens einer schicht erhalten (Abb. 2). Der untere Teil des govdata.de/dl-de/by-2-0]). Unterbrechung ließ die Vermutung zu, dass Grabens war in den anstehenden Keupermer- gel eingegraben. Die rötliche, homogene Fül- lung des Grabens bestand aus Ton und Mer- gelstücken. Aufgrund der großen Trockenheit war das Erdreich von betonartiger Härte, wes- halb nur ein schmaler Schnitt durch den Gra- ben angelegt wurde. Funde kamen nicht zuta- ge, dennoch konnte etwas Holzkohle geborgen werden. Deren 14C-Datierung ergab ein Al- ter von 4032–3794 calBC (GrM 16587, 5115 ± 45 BP). Die Datierung des Erdwerks fällt so- mit erwartungsgemäß in den Zeithorizont der Michelsberger Kultur. Ca. 15 m nordöstlich des Grabens wurde eine wannenförmige Grube geschnitten. Die- se hatte eine Breite von 3,30 m und war noch 0,30 m tief. Die Verfüllung enthielt keinerlei Funde, sodass die Ansprache und Datierung dieser Grube offenbleiben müssen. Im zweiten Schnitt wurde der Bereich eines jener Nord-Süd-verlaufenden Bewuchs- merkmale nordöstlich des Erdwerkes unter - sucht. Dabei dürfte es sich um eine Erosions- rinne handeln. Wenngleich die Interpretation des Gra- bens als Erdwerk durch die Grabung bestätigt werden konnte, waren dessen weiterer Verlauf und die Gesamtausdehnung nach wie vor un- es sich dabei um ein zweites Erdwerk handelt. klar. Daher wurde vorgeschlagen, die Fundstel- Nordöstlich des vermuteten Erdwerkes wa- le im Rahmen der seit 2016 bestehenden Ko- ren zwei weitere, etwa Nord-Süd-verlaufende operation der LWL-Archäologie für Westfalen Gräben zu sehen, die jedoch ebenso wie eini- mit dem österreichischen Ludwig Boltzmann ge lose verteilte, grubenartige Bewuchsmerk- Institut für archäologische Prospektion und Lippe 2018 - male, schwerer zu deuten waren. virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) zu pros- Um den Hintergrund der Luftbildbefunde pektieren. Als Teil dieser Kooperation waren zu klären, wurden im September 2018 von der bereits 2016 Magnetik- und Radarmessungen Archäologie Archäologie in Westfalen 48 am oben erwähnten Erdwerk von Willebades- den ab – die rezente Unterbrechung im Be- sen-Peckelsheim durchgeführt worden, die zu reich des Grabungsschnittes nicht mitgezählt. sehr positiven Ergebnissen geführt hatten (bei Im Norden und Süden lassen sich zwei wei- Kainz/Rind 2017 wurde der Fundort fälschli- tere Eingänge vermuten. Letztere sind jedoch cherweise als Borgentreich-Eißen bezeichnet). spekulativer, da sich der Graben jenseits die- Im Zeitraum vom 6. bis 8. November 2018 ser Unterbrechungen schwerer verfolgen lässt. wurde eine Fläche von 22,7 ha prospektiert. Völlig überraschend war nun aber, dass die Wie in Peckelsheim wurden die Messungen magnetische Prospektion neben dem jungneo- mit einem motorisierten Messsystem mit acht lithischen Erdwerk auch die Reste einer aus- Fluxgate-Gradiometern durchgeführt. Die Son- gedehnten, wohl frühneolithischen Siedlung Abb. 2 Das Grabungsprofl im Bereich des Erdwerksgra- AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN bens (Schnitt 1, Befund 1). 1: Humus; 2: Lehm; 3: Ton- mergel; 4: Grabenfüllung (Grafk: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Hahne). den waren auf einem unmagnetischen Wagen sowie eines möglicherweise zugehörigen Gra- befestigt, der von einem All-Terrain-Vehicle benwerkes ans Licht brachte. Zuvor lagen kei- (Quad) gezogen wurde. Durch den verhältnis- ne Hinweise auf eine frühneolithische Sied- mäßig geringen Abstand von 25 cm zwischen lung an dieser Stelle vor. den Sonden sind auch kleinere Strukturen er- Im Magnetogramm zeichnen sich die kennbar. Hausgrundrisse von mindestens 12 (West)- Der im Luftbild und bei der Grabung beob- Nordwest-(Ost)Südost-orientierten Langhäu- achtete Graben zeichnet sich auch im Magne- sern zum Teil außergewöhnlich klar ab. Ihre togramm deutlich ab (Abb. 3). Die Fortsetzung Länge variiert von ca. 17 m bis 29 m. Auffäl- des Grabens ist vor allem im südlich anschlie- lig ist, dass einige dieser Häuser offenbar ein ßenden Bereich klar fassbar, während er sich umlaufendes Wandgräbchen aufweisen. Wei- in der gesamten westlichen Hälfte nur stellen- tere Hausgrundrisse lassen sich anhand ver- weise und sehr schwach abzeichnet. Das Ge- einzelter, länglicher Anomalien bzw. länglich lände fällt im Nordwesten zur Eggel – einem orientierter Anomalienreihen erahnen, so- Bach, der unweit der Fundstelle entspringt – dass tatsächlich von einer größeren Anzahl hin ab und weist hier zum Teil eine steile, von Häusern auszugehen ist. Die Häuser sind künstliche Böschung auf. Der nordwestliche über einen nur etwa 200 m breiten aber mehr Teil des Erdwerkes dürfte demnach der Ter- als 400 m langen Streifen verteilt, der sich am rassierung bzw. der Bodenerosion im Hang- Bach orientiert. Die Siedlung dürfte sich im bereich zum Opfer gefallen sein. Im Westen Süden fortsetzen. lässt sich der Graben über eine Länge von et- Südlich des Erdwerkes wurde eine Reihe wa 50 m wieder klar verfolgen. Im Südwesten weiterer Gräben mit unregelmäßigem Verlauf setzt er sich als eine schwach ausgeprägte ne- entdeckt (Abb. 4, A–D). Dabei dürfte es sich gative Anomalie fort. Eine solche Invertierung um Teile eines älteren Grabenwerkes handeln, wurde auch beim Erdwerk in Willebadessen- das mit der bandkeramischen Siedlung in Ver- Peckelsheim festgestellt und hypothetisch auf bindung stand. Dafür spricht nicht nur der die Ausspülung magnetischer Minerale infol- eher unnatürliche Verlauf der Gräben, son- ge wechselnder Bodenfeuchtigkeit zurückge- dern auch die Tatsache, dass die Gräben einen führt. Bereich mit mehreren typischen Hausgrund- Trotz der fehlenden Teile lässt sich die ur- rissen und zahlreichen Gruben umschließen. sprüngliche Ausdehnung des Erdwerkes an- Die meisten erkennbaren Hausgrundrisse be- hand der Magnetik noch klar erkennen. Dem- fnden sich gleichwohl außerhalb dieses Gra- nach wies die ovale Anlage einen Durchmesser benwerkes. Im Vergleich zum nördlich gelege- von ca. 180 m bis 223 m auf und umschloss so- nen Erdwerk weisen die Gräben eine stärkere Lippe 2018 mit eine Innenfäche von 3,19 ha. Allein in der Magnetisierung auf. Dies deutet auf eine Ver- - östlichen Hälfte zeichnen sich mindestens fünf füllung mit stark humosem bzw. gebranntem Unterbrechungen in unregelmäßigen Abstän- Material hin. 49 Archäologie in Westfalen AUSGRABUNGEN UND FUNDE UND FUNDE AUSGRABUNGEN Abb. 3 Magnetogramm, Interessant ist, dass sich im Nahbereich gen, die in Abbildung 4 mit B und C markiert Graustufen ≤-1 nT (weiß) des Michelsberger Erdwerkes einige Über- sind, sowie der sich nur schwach abzeichnen- bis ≥1 nT (schwarz) schneidungen abzeichnen, die eine stratigra- de Graben D deuten darauf hin, dass das Gra- (Grafk: LWL-Archäologie für Westfalen und LBI fsche Abfolge der Strukturen erkennen las- benwerk mindestens einmal erweitert bzw. un- ArchPro/J. Coolen; sen. Demnach dürfte der in Abbildung 4 mit terteilt wurde. Eine ähnliche Situation wurde Orthofoto: Land NRW A markierte Graben eines der bandkerami- auch bei der bandkeramischen Siedlung von [2019]. dl-de/by-2-0 schen Langhäuser im Bereich des westlichen Borgentreich-Großeneder angetroffen, die so- [www.govdata.de/dl-de/ by-2-0]). Giebelendes schneiden, während der Graben mit als direkter Vergleich zur neuen, nur etwa selbst von einem weiteren Langhaus schein- 6 km entfernten Siedlung von Willebadessen- bar unterbrochen wird (Abb. 5). Auch der Gra- Eissen gelten kann. ben des Michelsberger Erdwerkes schneidet ei- nes der Langhäuser. Das Verhältnis der Gräben zueinander ist dagegen weniger klar erkenn- Summary bar. Dennoch ist auffällig, dass die Graben- Just 1.5 km from the Frömkenberg earthwork anomalie A genau an der Stelle des Erdwerkes at Willebadessen-Peckelsheim, aerial pho- abbricht. Auch lässt sich vorerst nicht mit Si- tographs revealed another earthwork with a cherheit sagen, ob die Gräben südlich des Erd- simple ditch enclosure at Willebadessen-Ei- werkes zu einem ehemals geschlossenen Gra- ssen. Based on a radiocarbon date obtained Lippe 2018 - benwerk gehören, das nur in Teilen erhalten from a charcoal