Forza Guzzi | Wenn Der Adler Seine Schwingen Zum Flug Ausbreitet – Teil 1: Rennsport Text: Jürgen Kießlich | Fotos: Archiv Jürgen Kießlich
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| Info Forza Guzzi | Wenn der Adler seine Schwingen zum Flug ausbreitet – Teil 1: Rennsport Text: Jürgen Kießlich | Fotos: Archiv Jürgen Kießlich Bei der Nennung des Namens der Ortschaft Mandello del Lario, wird eine bestimmte Fraktion von Motorradfahrern hellwach, es sind die Liebhaber der italienischen Traditions- marke Moto Guzzi. Das ist die älteste Motorradfabrik von Europa und die zweitälteste der Welt überhaupt. Der Begründer, Carlo Guzzi, wurde 1888 geboren und hatte in früher Jugend Kontakt zu einer Motorenwerkstatt, dort entdeckte er seine Leidenschaft zur Fahr- zeugtechnik. Mit Beginn des 1. Weltkriegs wurde er 1914 als Techniker zum Militär bei der noch jungen Luftwaffe eingezogen. Hier lernt er die Piloten Ravelli und Parodi kennen, deren Flugzeuge er mit zu warten hatte. Die beiden jungen Männer sind im privaten Leben bereits leidenschaftliche Motorradrennfahrer. Dieses Hobby verbindet die drei, und das Trio schmiedet Pläne zum Bau einer Rennmaschine nach Beendigung des Krieges. schaft mit vielen hochinteressan- ten Maschinen in verschiedenen Hubraumklassen und berühmten Fahrerpersönlichkeiten. 1932 errangen Riccardo Bru- si und 1937 Omoboni Tenni die Europameisterschaft der Vier- telliter-Kategorie auf den Mo- dellen mit den Adlerschwingen. Erst ab 1933 bis 1939 standen die Werksfahrer damit am Start, ab 1938 auf den „Monoalbero Compressore“. Weitere EM-Titel errangen nach dem Krieg 1947 Omoboni Tenni in der 500-ccm- Klasse und Bruno Francisci mit der 250er-„Albatros“ sowie im Folgejahr Maurice Cann in der gleichen Kategorie. Letzt- lich landete Enrico Lorenzetti mit der 500er auch 1948 als letz- ter Europameister vor der Ein- Stanley Woods 1935, Bicilindrica führung der WM 1949 auf der Finanzielle Unterstützung zur Rea- bei der Aeronautica Militare ge- „TT 250“ und „SS 250“ an lisierung ihres Projektes erhalten widmet. Das relativ aufwändige Privatfahrer vergeben. sie als Startkapital von Parodis Vorgängermodell mit einem hal- Auf dem motorsportlichen Vater. Sie beginnen mit dem Bau ben Liter Hubraum und 12 PS Sektor sorgte auch die einer 500-ccm-Maschine. We- Leistung wäre für die Serie zu auf- „Bicilindrica“ mit einem nig später werden sie durch ein wändig und zu teuer geworden, 500- ccm-V-Zwei-Zylin- schlimmes Ereignis eingebremst; deshalb wurde sie auf einfachere der-Motor mit 120°-Zylin- Parodi kommt beim Absturz mit Parameter umdisponiert. derwinkel für erhebliche einer Testmaschine um sein noch Dass die jungen Männer das rich- Aufmerksamkeit. Diese junges Leben. Guzzi und Ravelli tige Konzept zum Einsatz brach- Rennmaschine war der arbeiten an der Verwirklichung ih- ten, bewies 1924 ihr Landsmann Beginn einer Jahrzehnte rer Idee weiter und taufen die Ma- Guido Mentasti, der mit dem währenden Erfolgskette schine mit den Initialen „G. P.“ für Halblitermodell im gleichen Jahr im nationalen und auch Guzzi-Parodi als Ehrung für den die Europameisterschaft errang. internationalen Renn- verstorbenen Freund. Im Jahr 1925 beschloss Car- sport. 1935 siegte der Daraus resultierend, stellen sie lo Guzzi, mit seinen Maschinen bereits sehr berühm- 1922 ihre erste Kleinserie unter auch in der 250er-Klasse in den te Ire Stanley Woods der Bezeichnung „Tipo Norma- Rennsport einzusteigen. Die ers- zur Senior-TT auf der le“ auf die Räder. Erstmalig trägt ten Modelle waren die „Quattro Isle of Man mit der Bi- hiermit ein Motorrad das tradi- Valvoles“, aber mit nur zwei Ven- cilindrica. Das war der tionsträchtige Zeichen, die Adler- tilen. Bis in die 1950er-Jahre war Beginn einer enormen schwingen, als Emblem auf dem Moto Guzzi, nach vielen Modi- Erfolgskette, auch in Tank. Auch dieses Symbol ist dem fikationen damit erfolgreich. der späteren Motorrad verstorbenen Freund als Ehrung Von 1926 bis 1933 wurden die Straßenweltmeister- Fergus Anderson 1950, Moto Guzzi 350 06 | Top Speed 07/2015 www.top-speed.info Dritter letztmalig mit der 250er auf einem WM-Podium für die Ma- schinen aus Mandello del Lario. Bücher Den gleichen Platz, allerdings in der nächst höheren Klasse, errang AWO – Die Geschichte im selben Jahr Dicki Dale. Von 1946 bis 1951 wurde als Kon- einer Legende kurrent gegen die Vier-Zylinder- Gilera in der 500-ccm-Klasse die „Gambalunga“ (das lange Bein) mit einem liegenden Einzylinder- Motor zum Einsatz gebracht. Den eigentlichen Hammer auf dem Rennsektor bildete 1955 die Rennmaschine mit dem V8-Motor Bruno Ruffo, Bern 1951, Gambalunghino 250 „Otto Cilindri“ mit 500-ccm-Hub- raum. Es sollte die Geheimwaf- obersten Sprosse im Rennsport. T. L. Wood holte 1951 den Vize- fe gegen die starken Gilera und Die Einführung der Motorradwelt- titel in der 250er und 1952 voll- MV Agusta von 1955 bis 1957 34,- Euro meisterschaft 1949 begann für brachte Fergus Anderson das werden. Rennleiter und Entwick- Moto Guzzi mit einem Pauken- gleiche Kunststück. Ein Jahr dar- lungsingenieur Giulio Cesare schlag, indem Bruno Ruffo auf auf erreichte Enrico Lorenzetti in Carcano war der Schöpfer die- DKW – Motorradsport Anhieb den Titel in der 250-ccm- 1910 – 1939 Klasse auf der „Gambalunghino“ (das kleine, lange Bein) errang. 1952 bewies Enrico Lorenzetti als Weltmeister in der 250-ccm- Klasse, dass er zur gleichen Leis- tung in der Lage ist, und Bruno Ruffo gelang für die Adlerschwin- gen 1953 der Hattrick mit der neu entwickelten „Bialbero“. Der Brite Fergus Anderson war der Welt- meister in der 350-ccm-Klasse 1953 und 1954. Bill Lomas lau- tete der Name des Weltmeisters 19,- Euro in der 350-ccm-Klasse 1955 und 1956. Der Australier Keith Camp- MADE IN ZSCHOPAU bell erzielte als letzter Weltmeis- Motorräder mit Herz ter für Guzzi 1957 den Titel in der „Junior“-Klasse. Insgesamt er- oberten die „Guzzi Adler“ acht Ti- tel in der Fahrerweltmeisterschaft. Aber im gleichen Zeitraum der Luigi Taveri, 1954, Moto Guzzi 250 Jahre von 1949 bis 1957 gab es in der WM-Endabrechnung noch der 350er den dritten Platz auf ser Aufsehen erregenden Kon- weitere bemerkenswerte Platzie- dem Podest. Cecil Sandford er- struktion. Bill Lomas und gele- rungen in der WM. Maurice Cann zielte 1955 den Platz zwei mit der gentlich auch Dicki Dale waren und Fergus Anderson belegten 250-ccm-Guzzi, sein bestes Er- es vergönnt diese Rakete zu pi- 22,50 Euro 1950 die Plätze zwei und drei gebnis für die italienische Erfolgs- lotieren, die eigentlich nie aus ih- der Viertelliter-Klasse. Der Brite firma. 1956 stand Lorenzetti als rer Entwicklungsphase heraus- kam. Bill Lomas hatte die Ehre, Sowjetische Motorräder bei der Premiere1955 im Trai- zwischen Anspruch ning zum Großen Preis von Bel- und Wirklichkeit gien in Spa-Francorchamps und in Monza erstmals zu fahren. 1956 erzielte er in der Motorrad- Weltmeisterschaft 1956 den fünf- ten Platz beim Senior-Rennen auf der Isle of Man TT. Die schnells- te Rennrunde fuhr er vor seinem Ausfall beim Großen Preis von Deutschland auf der Stuttgarter Solitude-Rennstrecke. In der Sai- son 1957 gelang seinem Kollegen 7,90 Euro Dickie Dale der vierte Platz bei Bestellung unter der Isle of Man TT und auch in Duilio Agostini 1954 in Monza, 350 cm³ www.top-speed.info Hockenheim. Fortsetzung folgt! Top Speed 07/2015 | 07.