Moore in Maßnahmen

Auftraggeberin: Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Umwelt und Energie Bodenschutz/Altlasten N21 Neuenfelder Straße 19 21109 Hamburg

Bearbeitung: Büro Dipl.-Geogr. Jan Jelinski 2 Moore in Hamburg

Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Jan Jelinski

Büro für Bodenkartierung und Bodenschutz Unter den Linden 7 21465 Reinbek Tel.: 0157/38277859 E-Mail: [email protected]

Redaktionell überarbeitet: Dr. Thomas Däumling, Gisela Gröger Behörde für Umwelt und Energie Amt für Naturschutz, Grünplanung und Bodenschutz Abteilung Bodenschutz und Altlasten N21

Bearbeitungsstand: 06.03.2020

Titelbild: Gut Moor, 26.02.2019 Moore in Hamburg 3

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis ...... 5

Tabellenverzeichnis ...... 8

1. Einleitung...... 9

2. Aktueller Zustand der Moore in Hamburg ...... 10

3. Strategien für den Moor- und Klimaschutz ...... 15 3.1. Wiedervernässung von entwässerten Mooren ...... 15 3.1.1. Technische Möglichkeiten der Wiedervernässung ...... 16 3.1.2 Stoffflüsse in wiedervernässten Mooren ...... 18 3.1.3. Beschaffenheit der Torfe ...... 22 3.1.4. Einfluss des Einzugsgebietes ...... 23 3.2 Kultivierte Moore ...... 25 3.2.1 Die Paludikultur als Alternative zur Entwässerung ...... 27

4. Ergebnisse ...... 28 4.1 Altona ...... 28 4.1.1 Naturschutzgebiet Schnaakenmoor ...... 29 4.1.2. Rissener- und Sülldorfer Feldmark ...... 41 4.1.3. Brünschwiese ...... 53 4.1.4 Flaßbargmoor ...... 62 4.2 Eimsbüttel ...... 71 4.2.1 Ohmoor ...... 72 4.2.2 Vielohmoor ...... 79 4.2.3 Schnelsener Moor ...... 84 4.3 Nord ...... 90 4.3.1 Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor ...... 91 4.3.2 Dieckmoor ...... 101 4.3.3 Naturschutzgebiet Rothsteinsmoor ...... 107 4.4 Wandsbek ...... 115 4.4.1 Naturschutzgebiet Raakmoor ...... 116 4.4.2 Naturschutzgebiet Hummelsbütteler Moore und ND Poppenbütteler Graben ...... 124 4.4.3 Naturschutzgebiet Wittmoor (Kerngebiet) ...... 135 4.4.3 Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald ...... 144 4.4.4 Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook...... 150 4.4.5 Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental ...... 164 4.4.6 Naturschutzgebiet Hainesch-Illand...... 172 4 Moore in Hamburg

4.4.7 Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal ...... 181 4.4.8 Naturschutzgebiet Volksdorfer Teichwiesen...... 191 4.5 Bergedorf...... 200 4.5.1 Naturschutzgebiet Boberger Niederung ...... 201 4.6 Harburg ...... 208 4.6.1 Moorgürtel ...... 209 4.6.2 Gut Moor ...... 228 4.6.3 Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen ...... 238

5. Literatur ...... 246 Moore in Hamburg 5

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verbreitung anstehender Torfe in Hamburg...... 13 Abbildung 2: Entwicklung baumfreier Moore seit 1780 ...... 13 Abbildung 3: Maßnahmen zur Erhöhung des GW-Standes im NSG Raakmoor.. 18 Abbildung 4: Schematische Darstellung der Nährstofffreisetzung in entwässerten Niedermooren ...... 20 Abbildung 5: Schematischer Vergleich der wichtigsten vertikalen Stoffflüsse in wachsenden Mooren sowie in überstauten Niedermooren mit und ohne vorherigen Oberbodenabtrag ...... 21 Abbildung 6: Auswirkungen der gesättigten Wasserleitfähigkeit auf die Reichweite der Grabenentwässerung in einem naturnahen und entwässerten Durchströmungsmoor ...... 23 Abbildung 7: Hydrologische Eigenschaften repräsentativer Moorgebiete ...... 24 Abbildung 8: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund und anstehender Torfe in Hamburg-Altona ...... 28 Abbildung 9: Steckbrief NSG Schnaakenmoor ...... 29 Abbildung 10: Übersichtskarte NSG Schnaakenmoor ...... 31 Abbildung 11: Wasserstände Messstelle 5668 ...... 32 Abbildung 12: Fotos NSG Schnaakenmoor ...... 33 Abbildung 13: Steckbrief Rissener- und Sülldorfer Feldmark ...... 41 Abbildung 14: Übersichtskarte Rissener-und Sülldorfer Feldmark-Süd ...... 43 Abbildung 15: Übersichtskarte Rissener-und Sülldorfer Feldmark-Nord ...... 44 Abbildung 16: Wasserstände Messstelle 38 ...... 45 Abbildung 17: Wasserstände Messstelle 1297 ...... 45 Abbildung 18: Fotos Feuchtgrünlandwiesen in der Rissener Feldmark ...... 46 Abbildung 19: Relief Schnaakenmoor und Rissener- und Sülldorfer Feldmark . 47 Abbildung 20: Steckbrief Brünschwiese ...... 53 Abbildung 21 Übersichtskarte Brünschwiese ...... 55 Abbildung 22: Wasserstände Messstelle 590 ...... 56 Abbildung 23: Wasserstände Messstelle 5000 ...... 56 Abbildung 24: Fotos Brünschwiese ...... 57 Abbildung 25: Relief Tinsdaler Niederung ...... 58 Abbildung 26: Steckbrief Flaßbargmoor ...... 62 Abbildung 27: Übersichtskarte Flaßbargmoor ...... 64 Abbildung 28: Fotos Flaßbargmoor ...... 65 Abbildung 29: 3D-Ansicht (Überhöht) Flaßbargmoor ...... 67 Abbildung 30: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund und anstehende Torfe in Hamburg-Eimsbüttel ...... 71 Abbildung 31: Steckbrief Ohmoor ...... 72 Abbildung 32: Übersichtskarte Ohmoor ...... 74 Abbildung 33: Wasserstände Messstelle 60 ...... 75 Abbildung 34: Fotos Ohmoor ...... 76 Abbildung 35: Steckbrief Vielohmoor ...... 80 Abbildung 36: Übersichtskarte Vielohmoor ...... 82 Abbildung 37: Fotos Vielohmoor ...... 86 Abbildung 39: Übersichtskarte Schnelsener Moor ...... 87 Abbildung 40: Fotos Schnelsener Moor ...... 88 Abildung 41: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund

6 Moore in Hamburg

und anstehender Torfe in Hamburg-Nord ...... 90 Abbildung 42: Steckbrief NSG Eppendorfer Moor ...... 91 Abbildung 43: Übersichtskarte Eppendorfer Moor ...... 93 Abbildung 44: Fotos Eppendorfer Moor ...... 94 Abbildung 45: Steckbrief Dieckmoor ...... 101 Abbildung 46: Übersichtskarte Dieckmoor und Bornbach ...... 103 Abbildung 47: Fotos Dieckmoor: Bornbach ...... 104 Abbildung 48: Steckbrief NSG Rothsteinsmoor ...... 107 Abbildung 49: Übersichtskarte NSG Rothsteinsmoor ...... 109 Abbildung 50: Wasserstände Messstelle 5192 ...... 110 Abbildung 51: Fotos Rothsteinsmoor ...... 111 Abbildung 52: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund und anstehender Torfe in Hamburg-Wandsbek ...... 115 Abbildung 53: Steckbrief NSG Raakmoor ...... 116 Abbildung 54: Übersichtskarte Naturschutzgebiet Raakmoor ...... 118 Abbildung 55: Fotos Raakmoor ...... 119 Abbildung 56: Furt auf dem erneuertenWeg bei Maßnahmenpunkt 16 Aussichtsplattform bei Profil 71 ...... 123 Abbildung 57: Steckbrief NSG Hummelsbütteler Moore ...... 124 Abbildung 58: Luftbild Ohlkuhlenmoor ...... 126 Abbildung 59: Luftbild Hüßelmoor ...... 127 Abbildung 60: Luftbild Poppenbütteler Graben ...... 128 Abbildung 61: Übersichtskarte Hummelbütteler Moore und ND Poppenbütteler Graben ...... 129 Abbildung 62: Fotos Hummelsbütteler Moore...... 130 Abbildung 63: Steckbrief NSG Wittmoor ...... 135 Abbildung 64: Übersichtskarte Wittmoor (Kerngebiet) ...... 137 Abbildung 65: Wasserstände Messstelle 502 ...... 138 Abbildung 66: Fotos Wittmoor ...... 139 Abbildung 67: Steckbrief NSG Wohldorfer Wald ...... 144 Abbildung 68: Übersichtskarte NSG Wohldorfer Wald ...... 146 Abbildung 69: Fotos Wohldorfer Wald ...... 147 Abbildung 70: Steckbrief NSG Duvenstedter Brook ...... 150 Abbildung 71: Übersichtskarte Duvenstedter Brook: Biotopgruppen ...... 152 Abbildung 72: Übersichtskarte Duvenstedter Brook: Torfmächtigkeiten Hydrologie, GW-Messstellen ...... 153 Abbildung 73: Übersichtskarte Duvenstedter Brook: Maßnahmen...... 154 Abbildung 74: Wasserstände Messstelle 407 ...... 155 Abbildung 75: Wasserstände Messstelle 406 ...... 155 Abbildung 76: Wasserstände Messstelle 1894 ...... 156 Abbildung 77: Fotos Duvenstedter Brook ...... 157 Abbildung 78: Steckbrief NSG Rodenbeker Quellental ...... 164 Abbildung 79: Übersichtskarte Rodenbeker Quellental ...... 166 Abbildung 80: Wasserstände Messstelle 99014 ...... 167 Abbildung 81: Fotos Rodenbeker Quellental ...... 168 Abbildung 82: Steckbrief NSG Hainesch-Illand ...... 172 Abbildung 83: Übersichtskarte Hainesch-Illand ...... 174 Abbildung 84: Fotos Hainesch-Illand...... 175 Abbildung 85: Steckbrief NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum ...... 181 Abbildung 86: Übersichtskarte NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum ...... 183

Moore in Hamburg 7

Abbildung 87: Fotos Stellmoorer Tunneltal ...... 184 Abbildung 88: Steckbrief NSG Volksdorfer Teichwiesen ...... 191 Abbildung 89: Übersichtskarte NSG Volksdorfer Teichwiesen ...... 193 Abbildung 90: Fotos Volksdorfer Teichwiesen ...... 194 Abbildung 91: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund und anstehender Torfe in Hamburg- Bergedorf ...... 200 Abbildung 92: Steckbrief NSG Boberger Niederung ...... 201 Abbildung 93: Übersichtskarte NSG Boberger Niederung ...... 203 Abbildung 94: Fotos NSG Boberger Niederung ...... 204 Abbildung 95: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund und anstehender Torfe in Hamburg-Harburg ...... 208 Abbildung 96: Steckbrief Moorgürtel ...... 209 Abbildung 97: Übersichtskarte Moorgürtel: Maßnahmen ...... 211 Abbildung 98: Übersichtskarte Moorgürtel: Torfe, Schutzgebiete und Hydrologie ...... 212 Abbildung 99: Wasserstände Messstelle 1148 ...... 213 Abbildung 100: Wasserstände Messstelle 2470 ...... 213 Abbildung 101: Wasserstände Messstelle 446 ...... 214 Abbildung 102: Wasserstände Messstelle 1557 ...... 214 Abbildung 103: Fotos Moorgürtel ...... 215 Abbildung 104: Steckbrief Gut Moor...... 228 Abbildung 105: Übersichtskarte Gut Moor ...... 230 Abbildung 106: Wasserstände Messstelle 62679 ...... 231 Abbildung 107: Wasserstände Messstelle 62678 ...... 231 Abbildung 108: Wasserstände Messstelle 62680 ...... 232 Abbildung 109: Fotos Gut Moor ...... 233 Abbildung 110: Steckbrief NSG Neuländer Moorwiesen ...... 238 Abbildung 111: Übersichtskarte NSG Neuländer Moorwiesen: Torfe und Maßnahmen ...... 239 Abbildung 112: Übersichtskarte NSG Neuländer Moorwiesen: Ausgleichsflächen und Besitzverhältnisse ...... 240 Abbildung 113: Fotos NSG Neuländer Moorwiesen ...... 243

8 Moore in Hamburg

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: wichtige Moorgebiete in Hamburg ...... 14 Tabelle 2: Maßnahmen im NSG Schnaakenmoor ...... 30 Tabelle 3: Maßnahmen in der Rissener- und Sülldorfer Feldmark ...... 42 Tabelle 4: Maßnahmen Brünschwiese...... 54 Tabelle 5: Maßnahmen im Flaßbargmoor ...... 63 Tabelle 6: Maßnahmen im Ohmoor ...... 73 Tabelle 7 Maßnahmen im Vielohmoor ...... 81 Tabelle 8: Maßnahmen im NSG Eppendorfer Moor ...... 92 Tabelle 9: Maßnahmen im Diekmoor ...... 102 Tabelle 10: Maßnahmen im NSG Rothsteinsmoor ...... 108 Tabelle 11: Maßnahmen im NSG Raakmoor ...... 117 Tabelle 12: Maßnahmen Ohlkuhlenmoor und Hüßelmoor im NSG Hummelsbütteler Moore und ND Poppenbütteler Graben ...... 125 Tabelle 13: Maßnahmen im NSG Wittmoor ...... 136 Tabelle 14: Maßnahmen im NSG Wohldorfer Wald ...... 145 Tabelle 15: Maßnahmen im NSG Duvenstedter Brook ...... 151 Tabelle 16: Maßnahmen im NSG Rodenbeker Quellental ...... 165 Tabelle 17: Maßnahmen im NSG Hainesch-Illand...... 173 Tabelle 18: Maßnahmen NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum ...... 182 Tabelle 19: Maßnahmen im NSG Volksdorfer Teichwiesen ...... 192 Tabelle 20: Maßnahmen im NSG Boberger Niederung ...... 202 Tabelle 21: Maßnahmen im Moorgürtel ...... 210 Tabelle 22: Übersicht zu den Entwicklungsräumen im NSG Moorgürtel ...... 223 Tabelle 23: Maßnahmen Gut Moor ...... 231

Moore in Hamburg 9

1. Einleitung emissionen (LLUR, 2012). Im Sinne des Moor- und Klimaschutzes ist die Wie- Die im tidebeeinflussten Stromspal- derherstellung degradierter Moore da- tungsgebiet der gelegene und von her eine wichtige Aufgabe des Natur- Flüssen durchzogene Stadt Hamburg schutzes und sollte angesichts des Bio- war ursprünglich von vielen Feuchtge- diversitätsverlustes, der Treibhaus- bieten geprägt und wies viele Moorflä- gasemissionen und des Verlusts bzw. chen auf. Heute sind auf dem Hambur- der Beeinträchtigung weiterer Ökosys- ger Stadtgebiet noch auf ca. 2300 ha temdienstleistungen zukünftig stärker (ca. 3% der Gesamtfläche Hamburgs) in den Fokus rücken. Ziel ist die Wie- Moorböden erhalten, die eine Vorstel- derherstellung der natürlichen land- lung vermitteln wie es einst in weiten schaftsökologischen Funktionen als Teilen Hamburgs ausgesehen haben Kohlenstoffsenke, Nähr- und Schad- könnte. Ein Großteil der Moorböden stofffilter, Wasserspeicher und Lebens- wurde in Hamburg spätestens seit dem raum. Zumindest sollten als Beitrag 20. Jahrhundert dauerhaft entwässert zum Klimaschutz, die Treibhausgas und ist heute in den oberen Bodenbe- Emissionen durch den Schutz weitge- reichen trocken, stark zersetzt und ver- hend intakter Torfe im Unterboden erdet. Ca. 75 % der in Hamburg vor- durch angepasste Grundwasserflurab- kommenden Moore haben sich daher zu stände minimiert werden. Erd- oder Mulmmoore weiterentwickelt. Aufbauend auf dem Bericht zur Ver- Naturnahe Moore (Normmoore) mit ei- breitung und Geschichte der Moorbö- nem hohen Grundwasserstand und den Hamburgs (JELINSKI, 2016), sollen teilweise rezent wachsenden Torfen mit diesem Bericht besonders Maßnah- machen heute nur noch ca. 10 % der men zur Förderung der Moorböden er- Moorflächen aus. Als Lebensraum für örtert werden. Die in den Moorgebieten seltene Tiere und Pflanzen und als bereits laufenden oder geplanten Maß- Speicher und Filter des Wasserhaushal- nahmen wurden mit beteiligten Akteu- tes sind diese „naturnahen“ Moore ren des Moorschutzes (Naturschutzor- ebenso wichtig wie für den Menschen, ganisationen, Behörden) diskutiert und der neben dem landschaftlichen Reiz, ggf. neu einzuleitende Maßnahmen insbesondere von der Klimawirksamkeit empfohlen. Für insgesamt 23 Moorge- naturnaher Moore profitiert. biete wurden wesentliche Faktoren der Die Emissionen von Treibhausgasen Moorbildung (Vegetation, Nutzung, (Kohlendioxid und Lachgas) aus ent- Grundwasserflurabstand) aufgezeigt wässerten Mooren haben eine klima- und für jedes Gebiet Steckbriefe er- wirksame Relevanz und erreichen in den stellt. Anhand von in der Behörde für norddeutschen Flächenländern die Grö- Umwelt und Energie vorliegender Daten ßenordnung von 10-30 % der Gesamt- und bereits erstellter Gutachten, sowie

10 Moore in Hamburg

Begehung der Flächen, wurde insbe- großen zusammenhängenden Moorge- sondere eine Abschätzung der Grund- bieten aus Nieder- und Hochmoortorfen wasserstände vorgenommen. Ziel die- im Norden war auch der überwiegende ses Berichtes ist es, beteiligten Akteu- Teil des Elbeurstromtals und viele Au- ren des Moorschutzes eine kurze Über- engebiete (u. a. , Wandse, Kollau sicht über den Naturhaushalt der jewei- und Tarpenbek) vorwiegend von Nie- ligen Moorgebiete zu geben und bereits dermoortorfen und Mudden geprägt. laufende oder sinnvolle Maßnahmen Der Mangel an Brennholz und die zu- darzustellen, um möglichst gezielt und nehmende Übernutzung der Böden auf zügig weitere Maßnahmen zur Stabili- der Geest führte dazu, dass sich der sierung der Moore zu realisieren. Mensch spätestens mit Beginn des 19. Jahrhunderts auch den Lebensraum Moor zu eigen machte und diesen

grundsätzlich veränderte. Die Moore 2. Aktueller Zustand der Moore wurden für die land- und forstwirt- in Hamburg scaftliche Nutzung entwässert und z. T. industriell (z. B. Wittmoor und Du- Das Landschaftsbild Hamburgs war in venstedter Brook) oder durch bäuerli- historischen Zeiten sehr stark von Moo- chen Torfstich abgetorft und insbeson- ren geprägt. Vor allem der vom Inland- dere während des 2. Weltkriegs ver- eis der Weichselvereisung bedeckte und mehrt von privaten Haushalten genutzt. aus einer Eiszerfallslandschaft hervor- Mit der Erweiterung der Stadt ab 1867 gegangene Nordosten, sowie die vom wurden Wohngebiete geschaffen und Schmelzwasser der Gletscher umspül- Moorgebiete für den Bau von Wohn- ten Flächen im Norden waren flächen- und Industrieanlagen abgegraben oder deckend vermoort. Große zusammen- mit bis zu 10 m mächtigen Auffüllungen hängende Moorgebiete konnten sich bedeckt, so dass viele Moore heute im nach dem Abschmelzen der weichsel- tieferen Untergrund Hamburgs begra- zeitlichen Inlandvereisung u. a. in ben liegen und ihrer natürlichen Funkti- Schmelzwasserrinnen und ehemaligen onen beraubt worden sind. Nur den Be- Toteislöchern oder den ausgedehnten strebungen von Naturschützern, Be- Ebenen weichselzeitlicher Schwemmfä- zirksämtern und Umweltbehörden ist es cher entwickeln und auf der Geest zu verdanken, dass nicht auch die letz- Torfpolster von bis zu 6 m Mächtigkeit ten Reste dieses Lebensraumes unwi- bilden. Die Moore zogen sich perlen- derruflich verloren gegangen sind. schnurartig von Schnelsen im Nordwes- ten über Niendorf, Langenhorn und Heute sind noch ca. 2300 ha Hamburgs Hummelsbüttel bis nach Duvenstedt im (3,1 % der Gesamtfläche) von Moorbö- Nordosten Hamburgs. Neben diesen den bedeckt. Die Moorböden sind auf der Geest entlang von Fluss- und Bach-

Moore in Hamburg 11 läufen, in größeren Senken (z. B. Raak- Torfmächtigkeiten von nicht mehr als moor, Wittmoor) und kleineren Mulden 0.20-0.30 m auf. Hier erreichen viele (z. B. Hummelsbütteler Moore) oder Moore nicht die nach bodenkundlicher ausgedehnten Ebenen (Ohmoor), sowie Kartieranleitung (AG Boden, 2005) ge- in der Elbtalniederung u. a. in verlande- forderte Mindesttorfmächtigkeit von ten Altarmen der Elbe oder Gee- 0.30 m und sind als Moorgleyböden an- strandsenken (Moorgürtel, Boberger zusprechen. Insgesamt trifft dies auf Niederung) entwickelt. Die meisten ca. 185 ha der Moorböden zu. Im Bezirk Moorgebiete sind im Bezirk Harburg Wandsbek sind auf der Geest mächti- und den dünn besiedelten Stadtrandbe- gere Moore verbreitet. So werden in reichen im Norden verbreitet den Naturschutzgebieten Volksdorfer (Abbildung 1). Die Moorböden befinden Teichwiesen und Stellmoorer Tunneltal sich zu ca. 54 % in Naturschutzgebieten mit 4-6 m beachtenswerte Mächtigkei- und zu ca. 33 % in Landschaftsschutz- ten erreicht. Die größte Mächtigkeit an- gebieten und Naturdenkmälern. Ca. stehender Torfe kommt mit fast 8 m im 13 % liegen außerhalb ausgewiesener Francoper- und Nincoper Moor in der Schutzgebiete. Elbtalniederung vor (Moorgürtel im Be- zirk Harburg). Mit dem Moorgürtel und den Moorflä- chen in den Stadtteilen Neuland und Die meisten Moorböden weisen infolge Gut Moor im Bezirk Harburg befinden von Entwässerung und Nutzung verer- sich die größten Moorgebiete in der dete, vermulmte oder nach Torfsackun- Elbtalniederung. Diese Gebiete nehmen gen aggregierte Profilbereiche auf. Ca. alleine fast 70 % (ca. 1600 ha) der 75 % der Moorböden in Hamburg sind Moorgebiete Hamburgs ein. Von den daher als Erd- und Mulmmoore anzu- Moorflächengrößen sind die im Bezirk sprechen (vor allem im Moorgürtel). Im Wandsbek gelegenen Naturschutzge- Gegensatz zu den Normmooren sind sie biete Duvenstedter Brook, Stellmoorer in den dauerhaft entwässerten Boden- Tunneltal und Wittmoor oder die Risse- bereichen eine Quelle für Treibhausga- ner- und Sülldorfer Feldmark im Bezirk se (CO2) und Nährstoffe (z. B. Nitrat; Altona weitere große Verbreitungsge- Sulfat, Phosphat) und im Hinblick auf biete. die Klimaschutzleistung und Stofffilter- funktion durch eine negative Ökosys- Die Torfmächtigkeit variiert in den Ver- temleistung gekennzeichnet. Insgesamt breitungsgebieten sehr stark. Insbe- dürften ca. 1/5 der anstehenden Torfe sondere die frühzeitig genutzten Moore in Hamburg entwässert und durch auf der Geest sind meist durch gering- Torfzehrung gefährdet sein. Sie stellen mächtige Torfvorkommen geprägt. Die dennoch einen verbliebenen, wenn auch im Norden Hamburgs gelegenen Moore schrumpfenden Kohlenstoffspeicher sind flächendeckend entwässert und dar. abgegraben worden und weisen häufig

12 Moore in Hamburg

Naturnahe Moore i. e. S sind in Ham- raum ist es verständlich, dass sich hier burg nicht zu finden, da die Moorböden eine besonders hohe Dichte an Spezia- flächendeckend anthropogen überprägt listen findet und der größte Teil der wurden. Seltene Übergangsmoore sind vorkommenden Pflanzen und Tiere als noch auf ca. 55 ha (2,3 % der Moorbo- rote Listen Arten geführt werden. Als denfläche) vertreten, u. a. in den Natur- Hotspot gelten die Naturschutzgebiete schutzgebieten Schnaakenmoor, Witt- Duvenstedter Brook, Wittmoor und moor, Hummelsbütteler Moore, Du- Schnaakenmoor. Diese unter Schutz venstedter Brook oder Nincoper Moor. gestellten Flächen sind trotz der Bemü- Aber auch diese Moore sind nicht im- hungen seitens der Umweltbehörde, mer durch flurnahe Grundwasserstände Bezirksämter und Naturschutzverbände gekennzeichnet und als Normmoore in ihrer Existenz bedroht, da die Maß- auszuweisen. nahmen häufig nicht über die Natur- schutzgrenzen hinaus reichen und meist Offene und meist stark vernässte Moo- an administrativen Grenzen und Ein- re kommen auf ca. 10 % der Moorflä- flussbereichen enden. Die Einzugsge- chen Hamburgs vor (ca. 230 ha). Sie biete der Moore sind viel von Nadelwäl- stellen die wertvollsten Restbestände dern geprägt, versiegelt und stark ent- naturnaher Moorböden dar und gehö- wässert, so dass der Wasserzustrom in ren überwiegend zu den wachsenden die Moorgebiete deutlich verringert ist Mooren, die Torf akkumulieren und und nicht dem natürlichen Wasserre- Kohlenstoff binden. Diese naturnahen gime entspricht. Moore sind für Hamburger- und bun- desweite Verhältnisse sehr selten und Die Zusammenarbeit von Forst- und hochgradig schützenswert. Als Rück- Landwirtschaft mit den örtlichen Be- zugsort seltener und häufig auf Moore hörden und Naturschutzverbänden spezialisierter Tier- und Pflanzenarten auch über politische Landesgrenzen sind sie besonders auf Schutz und Pfle- hinweg ist für den Moorschutz von ge angewiesen. Das solche baumfreien größter Bedeutung. Nur so ist es mög- Moore in Hamburg ursprünglich weit lich größere Moorflächen nachhaltig zu verbreitet waren und diese in den letz- erhalten und durch Wiedervernässung ten Jahrhunderten einen dramatischen zu revitalisieren. Rückgang erfuhren kann anhand der Abschätzung und floristischen Auf- nahme der moortypischen Vegetation belegt werden (POPPENDIEK et al., 2011, Abbildung 2). Durch den starken Rückgang dieser sehr seltenen Flächen und der sehr engen Bindung der Tier- und Pflanzenarten an diesem Lebens-

Moore in Hamburg 13

Abbildung 1: Verbreitung anstehender Torfe in Hamburg (JELINSKI 2016)

Abbildung 2: Entwicklung baumfreier Moore seit 1780 (aus POPPEN-

DIEK et al. 2011)

14 Moore in Hamburg

Tabelle 1: wichtige Moorgebiete in Hamburg

Gebiet Bezirk Moorflä Torfart/Bodentyp max. Corg (t) che (ha) Torfmächti gkeit (m) NSG Schnaakenmoor Altona 18,1 Übergangsmoor, Erdniedermoor, 0.60 1.997 Niedermoor, Mudden Rissener/Sülldorfer Altona 111,4 Erdniedermoor 1.20 21.791 Feldmark Flassbargmoor Altona 0,75 Erdniedermoor, Mudden 1,10 300 Brünschwiese Altona 2,6 Erdniedermoor, Anmoor 1.50 1.144 Ohmoor Eimsbüttel 8,0 Erdniedermoor 2.40* 4.275 Vielohmoor Eimsbüttel 20,8 Erdniedermoor, Anmoor 0.70 4.728 Schnelsener Moor Eimsbüttel 2,6 Erdniedermoor 0.40 494 NSG Eppendorfer Moor Nord 7,1 Erdniedermoor, Anmoor, 0.30 910 Mudden NSG Rothsteinmoor Nord 0,8 Niedermoor, Anmoor 0.20 134 Diekmoor Nord 0,8 Niedermoor, Mudden 0.30 180 Raakmoor Wandsbek 4,9 Erdniedermoor, Niedermoor, 1.15 1.414 Mudden alte Torfmoor Wandsbek 1,8 Erdniedermoor 0.45 418 NSG Hummelsbütteler Wandsbek 6,2 Übergangsmoor, Niedermoor 1.00 1.690 Moore Naturdenkmal Wandsbek 1,1 Übergangsmoor, Niedermoor 0.55 230 Poppenbütter Graben NSG Wittmoor Wandsbek 58,4 Hochmoor, Übergangsmoor, 0.90 5.821 Erdniedermoor, Niedermoor, Mudden NSG Wohldofer Wald Wandsbek 7,8 Niedermoor, Erdniedermoor, 4.20 5.091 Mudden NSG Duvenstedter Wandsbek 217,2 Hochmoor, Übergangsmoor, 2.75 51.265 Brook Niedermoor, Anmoor, Mudden NSG Rodenbeker Wandsbek 4,7 Niedermoor, Mudden 2.00 3.372 Quellental NSG Hainesch-Illand Wandsbek 1,6 Niedermoor, Mudden 3.20** 1.643 NSG Stellmoorer Wandsbek 68,6 Niedermoor, Erdniedermoor, 4.80 53.749 Tunneltal Anmoor, Mudden NSG Volksdorfer Wandsbek 20,4 Erdniedermoor 6.00 38.956 Teichwiesen NSG Stapelfelder Moor Wandsbek 1,0 Niedermoor? 0.40 247 Horster Moor Bergedorf 27,3 Erdniedermoor?, Anmoor? 4.00 24.265 NSG Boberger Bergedorf 31,9 Erdniedermoor, Niedermoor, 6.00 37.314 Niederung Mudden Ellerholz Bergedorf 4,2 Niedermoor, Mudden 2.00 2.221 Moorgürtel Harburg 1198,7 Hochmoor, Übergangsmoor, 7.80 1.177.999 Niedermoor, Erdniedermoor, Mudden Neuland/Gut Moor Harburg 434,0 Niedermoor, Erdniedermoor 6.85 413.700 „die Wiesen“ - Sinstorf Harburg 5,0 Niedermoor, Mudden 3.50 5.082 * davon 1.10 m Eemtorf ab 3.40 m Tiefe ** davon 0.70 m Eemtorf ab 3.30 m Tiefe

Moore in Hamburg 15

3. Strategien für den Moor- und schen Zielen orientieren und bereits im Klimaschutz Vorwege überlegt werden, ob eine Wie- dervernässung zu realisieren ist und Für einen nachhaltigen Umgang mit de- diese auch der nachhaltigen Förderung gradierten und entwässerten Mooren des Naturhaushaltes dient. So sind ist die Anhebung des Grundwasser- Maßnahmen z. B. in einem stark eutro- spiegels unerlässlich und stellt neben phierten oder nicht vollständig zu ver- einer Nutzungsextensivierung und Ver- nässenden Moorgebiet häufig nicht er- ringerung der Nährstoffzufuhr die wich- folgreich oder sehr arbeitsintensiv, da tigste Maßnahme in Moorgebieten dar. dieses i. d. R. sehr stark von moorunty- Im Folgenden sollen wesentliche Fakto- pischer Vegetation besiedelt wird und ren bei Wiedervernässungsprojekten einer steten Pflege bedarf. Es kann dargestellt und nachhaltige Nutzungs- auch sein, dass sich auf der Moorfläche formen wiedervernässter Moore kurz bereits kleinräumig torfbildende Vege- erörtert werden. tation eingestellt hat oder die Fläche

Das folgende Kapitel wurde weitgehend von seltenen Tier- oder Pflanzenarten aus dem Buch „Moore in Brandenburg besiedelt wird, die bei Maßnahmen zur und Berlin“(LUTHARDT & ZEITZ, 2014) Revitalisierung der Moore eventuell be- und dem „Handbuch der Moorwieder- einträchtigt werden könnten. In solchen vernässung“ (ROHLAND et al., 2018) Fällen ist in Frage zu stellen, ob entnommen. menschliche Eingriffe zu einer Verbes- serung des Zustandes der Fläche füh-

ren würden.

Ist man gewillt eine Maßnahme zu reali- 3.1. Wiedervernässung von sieren, sollte man bereits im Vorfeld entwässerten Mooren von Wiedervernässungsprojekten die Bei der Durchführung von Wieder- Eigentümer angrenzender Flurstücke vernässungsmaßnahmen müssen neben über die Folgen einer Wiedervernäs- technischen Aspekten, auch das Klima sung informieren und sicherstellen, und Relief, die Nutzung und Sub- dass die Nachbargrundstücke von einer stratabfolge, sowie die Torfe selbst und Anhebung des Grundwasserspiegels das Einzugsgebiet in die Planung mit- nicht betroffen sind bzw. die Eigentü- einbezogen werden. Diese Faktoren ha- mer mit einer Vernässung einverstan- ben einen zentralen Einfluss auf die den sind. Das verhindert Konflikte und Wasserbilanz von Moorgebieten und stellt die Eigentümer nicht vor vollende- sollten bei Wiedervernässungsprojek- te Tatsachen. Gegebenenfalls ist zu ten bedacht werden. prüfen, ob ein Ankauf oder Tausch von

Die Entwicklungspläne und Natur- Nachbargrundstücken möglich ist oder schutzvorhaben sollten sich an realisti- die Eigentümer entschädigt werden

16 Moore in Hamburg können. nenfalls der Wiedereinbringung natürli- cher Pflanzenarten. Im Einzugsgebiet Ferner sollten vor der Anhebung des könnten der Rückbau von Entwässe- Wasserspiegels auch Folgemaßnahmen rungseinrichtungen, Grundwasserge- bedacht werden, denn auf einer durch- winnungsanlagen und Flächenentsiege- nässten Fläche ist z. B. der Einsatz von lungen, sowie eine Anpassung der schweren Maschinen oft kaum möglich, Landnutzung zur Maximierung der so dass z. B. eine Mahd der Flächen Grundwasserneubildung und zur Mini- problematisch werden könnte. mierung der Nährstoffeinträge mögli-

che Maßnahmen sein.

In Hamburg sind die Moore i. d. R. kaum 3.1.1. Technische Möglichkeiten geneigt (<1%) und können technisch der Wiedervernässung vergleichsweise einfach wiedervernässt Für die Erhöhung des Wasserstandes werden, da hierfür oft wenige punktuel- können neben Maßnahmen in den le Stauanlagen ausreichen und diese Moorgebieten, wie z B. der Installation meist eine recht hohe Reichweite ent- von Staubauwerken, vermehrte Was- falten. Einfache Verfüllungen der Grä- sereinspeisung oder Entnahme wasser- ben, Verschließen von Rohrdurchlässen zehrender Bäume (entkusseln), auch oder der Bau von Stauwehren sind hier Maßnahmen im näheren Umfeld der wesentliche Maßnahmen der Wieder- Moorgebiete hilfreich sein. Um Wasser vernässung. Anspruchsvoller sind in Moorgebieten zurückzuhalten können Moorvernässungen in geneigten Moo- z. B. Entwässerungsgräben verfüllt und ren (z. B. Hummelsbütteler Moore), da Drainagen oder Deiche zurückgebaut punktuelle Stauanlagen nur geringe werden oder Wasserstausysteme, bei- Reichweiten entfalten. Um möglichst spielsweise in Form von Dämmen oder große Flächen wiederzuvernässen müs- Stauwehren errichtet werden sen die Gräben meist vollständig ver- (Abbildung 3). Eine weitere Möglichkeit schlossen werden. ist das Zuführen von Wasser durch den Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkei- Bau von Bewässerungssystemen bzw. ten von Wasserstausystemen. Man dem Einpumpen von Wasser, der Flach- kann abfließendes Wasser mit einer un- abtorfung u. a. um das Geländeniveau durchlässigen Sperre anstauen oder unterhalb des Grundwasserspiegels Gräben mit einer Substanz verfüllen, die herabzusetzen, der Re-Mäandrierung ähnlich einem Schwamm das Wasser von Flüssen, Bächen und Gräben, um hält, ohne eigentlich dicht zu sein. Mit den Abfluss zu verringern und Überflu- seiner porösen Struktur und Fähigkeit tungsräume zu schaffen oder der Ex- Wasser aufzunehmen und zu halten ist tensivierung bzw. Einstellung der land- unzersetzter Torf das beste Substrat wirtschaftlichen Nutzung und gegebe- für die Verfüllungen von Gräben. Der

Moore in Hamburg 17

Torf kann in dem jeweiligen Gebiet ge- von Fichten) bewährt (ROHLAND et al., wonnen werden, so dass man kein 2018). Sägemehl bildet im eingebauten Fremdmaterial einbringt und nur kurze Zustand eine geeignete Porengröße, ist Wege zurücklegen muss, allerdings rein organisch, formstabil, leicht ver- durch die Entnahme von Torfen auch fügbar, günstig und im trockenen Zu- Veränderungen oder Schäden im Gebiet stand leicht zu transportieren. Der in Kauf nehmen muss. Da offene Was- Nachteil ist, dass Sägemehl erosionsan- serstellen auch natürlicher Weise in fällig ist und Nährstoffe und andere Mooren vorkommen kann eine Entnah- Substanzen freisetzen kann. Unter Zu- me von Torf häufig gerechtfertigt sein satz von Hackschnitzeln als Widerstand und der zurückbleibende Torfstich ge- gegen Erosion und der vollständigen gebenenfalls einen wertvollen Beitrag Überdeckung mit Torf oder Pflanzen- zum Erhalt und Schutz seltener Tier- material, sowie dem Einbau von Sper- und Pflanzenarten leisten. Nach ROH- ren, kann Sägemehl aber sehr gute Er- LAND et al. (2018) muss beim Abbau gebnisse liefern. des Torfes darauf geachtet möglichst Steht nicht ausreichend Füllmaterial zur große Torfblöcke abzustechen, um den Verfügung oder kommen im Vergleich Torf ohne Störungen der Torfstruktur zur Fläche viele Gräben vor, kann auch vorsichtig in die Gräben einzupassen. eine Teilverfüllung oder der Bau von Der Block sollte aufgesetzt, und nicht Dämmen oder Stauwehren unternom- geworfen oder geschüttet werden und men werden. Stauwehre können aus anschließend festgestampft oder ge- massiven Fremdmaterialien bestehen drückt werden. Da der Torf noch sackt oder aus stark zersetzten und wenig wird der Wall ca. 30-50 cm höher als wasserdurchlässigen Torf mit Holzar- die Oberfläche aufgeschichtet. Ab- mierung oder nur aus Holz angefertigt schließend muss die Grabenverfüllung werden. Bei allen Arbeiten mit Holz gilt, bepflanzt werden, wobei man am bes- dass das Holz dauerhaft abgedeckt ist ten die zuvor aus dem Graben gewon- und feucht bleibt, denn nur dauerhaft nene Vegetation nimmt. Bewährt hat nasses Holz verrottet nicht und bleibt sich für die Bepflanzung auch die Flat- lange erhalten. Auch zur Errichtung von terbinse, da sie im feuchten Bereich Dämmen kann zersetzter Torf, der im schnell wurzelt und für einen diffusen Bedarfsfall mit Holzkonstruktionen ar- Wasserübertritt sorgt. Ziel einer Gra- miert wird, eingebaut werden. benverfüllung ist es, das ursprüngliche Geländerelief und Wasserregime wie- derherzustellen und die quer zum Gra- ben liegenden Flächen hydraulisch mit- einander zu verbinden. Als Füllmaterial hat sich auch Sägespäne (insbesondere

18 Moore in Hamburg

Abbildung 3: Maßnahmen zur Erhöhung des GW-Standes im NSG Raakmoor: modernes Kippstauwehr und älteres Holzstauwehr (oben), Teilverfüllung eines Grabens mit Lehm und Natursteinen ( u. l.), umfangreiche Entfernung von Erlenbeständen (u. r.)

tung von Gewässerbauwerken Erfah- An Wegquerungen im Moor oder am rung notwendig, denn jedes Gebiet be- Rand der Moore ist die bautechnisch nötigt individuelle Bauten, die an den einfachste und wirkungsvollste Lösung jeweiligen Naturhaushalt des Moorge- der Austausch von Rohrdurchlässen bietes angepasst werden müssen. gegen Furten. In mineralischen Böden, baut man möglichst lang gestreckte Schwellen oder Plomben mit Lehmkern,

Kiesabdeckung und einer Deckschicht 3.1.2 Stoffflüsse in aus stabilen Steinen (LUTHARDT & wiedervernässten Mooren ZEITZ, 2014). Die Bauwerke sollten Für die nachthaltige Nutzung entwäs- möglichst breit und lang ausgeprägt serter Moore hat sich gezeigt, dass sein um Erosion zu verhindern. Wiedervernässungsprojekte nur mit ei- Bauarbeiten für Vernässungsmaßnah- ner langfristigen Anhebung des Was- men sollten immer von Fachpersonal serstandes zu einer Reduzierung der beaufsichtigt werden, um Fehler seitens Treibhausgase führt, da in einem stark der ausführenden Baufirma zu verhin- degradierten und stark entwässerten dern. Grundsätzlich ist bei der Errich- Moorboden die Wiedervernässung in

Moore in Hamburg 19 der Übergangsphase der Maßnahme gegen eine längere Regenerationszeit eine verstärkte Lösung von Nähr- und benötigt (ZAK et al. 2010). Schadstoffen in das Bodenwasser bzw. Zu Beginn einer Vernässung mit Über- Ausgasung von Stoffen nach sich zieht. stau werden aufgrund der erheblichen Emittiert werden unter anderem Phos- bodenchemischen Änderungen des phat, Nitrat, gelöster organischer Koh- stark degradierten Oberbodens große lenstoff und neben Kohlenstoffdioxid Mengen an Phosphor frei (LUTHARDT die besonders klimawirksamen Treib- & ZEITZ 2014). Der aus dem degradier- hausgase wie Methan und Lachgas ten Torf gelöste Phosphor gelangt aber (Abbildung 4). meist nicht in die angrenzenden Ge- Die Stofffreisetzung und Bildung von wässer, weil der Phosphor in Eisenver- Treibhausgasen ist besonders hoch, bindungen festgelegt wird. Dabei gilt, wenn viel oberirdische Biomasse abge- dass bei einem molaren Fe:P-Verhältnis baut werden kann. Gerät die oberirdi- im Porenwasser größer drei nur eine sche Biomasse in Fäulnis können zeit- geringe Gefahr erhöhter Einträge von weilig auch geruchsintensive Schwefel- Phosphoor in die Gewässer besteht verbindungen entstehen. In der Bilanz (GELBRECHT et al. 2008, ZAK et al. sind diese kurzfristig ablaufenden Ini- 2010). Ein solches Verhältnis im Po- tialprozesse aber zu vernachlässigen, renwasser ist zu erwarten, wenn in den da der wiedervernässte Torf nicht län- oberen entwässerten Torfschichten ein ger Mineralisations- und Humifizie- Fe:P-Verhältnis >10 ist. Dennoch sollte rungsprozessen unterliegt und langfris- darauf geachtet werden, dass sich im tig erhalten bleibt. Einzugsgebiet der wiedervernässten Moorböden keine nährstoffarmen Ge- Die Stoffbilanz in wiederhergestellten wässerökosysteme befinden, denn die- Mooren ist im Idealfall neutral bzw. po- se reagieren bereits auf geringe Erhö- sitiv, d. h. dass gleich viel bzw. mehr hungen der Phosphorkonzentration Kohlenstoff- und Stickstoffverbindun- sensibel. In einem solchen Fall sollten gen in der Fläche gebunden werden, als weitere bodenkundliche Untersuchun- in die Atmosphäre und umliegenden gen zur Einschätzung möglicher Folgen Flächen abgegeben werden. der Wasserqualität erfolgen und über Über den Rückhalt von Nährstoffen in die Abtorfung der obersten degradier- wiedervernässten Mooren liegen nur ten Torfschichten nachgedacht werden. wenige Studien vor, es gibt aber Hin- weise darauf, dass die Stickstoffsen- kenfunktion in relativ kurzer Zeit wieder hergestellt werden kann (TREPEL & KLUGE 2004, TREPEL 2009, CABEZE- AS et al. 2012), die des Phosphors hin-

20 Moore in Hamburg

Abbildung 4: Schematische Darstellung der Nährstofffreisetzung in entwässerten Niedermooren (LUTHARD & ZEITZ 2014)

Über die gewässerökologischen Aus- und in den flacheren Zonen von ver- wirkungen von erhöhten Gehalten an schiedenen Röhrichtgesellschaften be- organischen Kohlenstoff aus wieder- siedelt (STEFFENHAGEN et al. 2012). vernässten Mooren gibt es bisher nur Am Seegrund bildet sich nach wenigen wenig Erkenntnisse (ZAL et al. 2010). Jahren eine aus den abgestorbenen und Gerade wenn der Wasserstand nicht unvollständig abgebauten Pflanzen be- optimal eingestellt wird und es zu einer stehende Detritusmudde aus, die nach Überstauung der Mooroberfläche PALLASCH (2011) um 1-2 cm pro Jahr kommt, werden Treibhausgase ver- an Höhe zunimmt. Sehr wahrscheinlich stärkt ausgetragen. Es kommt zum ei- reduziert die Detritusmudde die Nähr- nen zu einer z. T. hohen Freisetzung stofffreisetzung aus den nunmehr ab- des besonders klimawirksamen Me- gedeckten degradierten Torfen, dient thans, aber zum anderen auch zur Fest- jedoch selbst als Quelle für erhöhte Me- legung von Kohlenstoff, Phosphor und than- und Phosphorfreisetzungen. Stickstoff in neugebildeten Sedimenten, Durch die Bildung einer Detritusmudde was häufig zur Entstehung von sehr in nährstoffreichen Flachseen erfolgt nährstoffreichen Flachseen führt aber insgesamt eine dauerhafte Festle- (Abbildung 5). Diese Flachseen werden gung von Kohlenstoff, Phosphor und im Anschluss von Wasserpflanzen und/oder Wasserlinsengesellschaften

Moore in Hamburg 21

Abbildung 5: Schematischer Vergleich der wichtigsten vertikalen Stoffflüsse in wachsen- den Mooren sowie in überstauten Niedermooren mit und ohne vorherigen Oberbodenab- trag (LUTHARD & ZEITZ 2014)

Stickstoff, die aufgrund einer hohen schicht diskutiert. Neben der Minimie- Primärproduktion durchschnittlich hö- rung der Gasemission und dem Eintrag her ist, als die wachsender (weniger von Nähr- und Schadstoffen sorgt der nährstoffreicher) Niedermoore (LU- unbedeckte und nicht zersetzte Torf THARDT & ZEITZ 2014). Es gilt, dass je auch für eine gleichmässige flächige nährstoffreicher die wiedervernässte Wasserströmung und hebt den Was- Fläche ist, desto höher ist die Festle- serspiegel. gung von Kohlenstoff, Stickstoff und Um in der Übergangsphase eine starke Phosphor in den Sedimenten und desto Freisetzung von Treibhausgasen zu höher ist die Freisetzung von Gasen vermeiden, sollte der anzustrebende und Nährstoffen in die Atmosphäre und Grundwasserstand idealerweise bis umliegenden Flächen. Insbesondere knapp an die Geländeoberkante reichen wenn im Einzugsgebiet der wieder- (ca. 0-0.10 m u. GOK). Bei der Einstel- vernässten Moorflächen sensible Öko- lung des Grundwasserstandes ist zu systeme vorkommen, kann der Abtrag berücksichtigen, dass der Moorkörper von oberirdischer Biomasse ratsam durch Torfabbau und Schrumpfungs- sein, auch wenn diese Maßnahme einen und Sackungsprozesse häufig unter längeren Vorlauf und zusätzliche Fi- dem Niveau der angrenzenden Gewäs- nanzmittel benötigt. Da der häufig ser liegt und sich bei Wiedervernäs- stark zersetzte Oberboden seine hyd- sungsprojekten oftmals Flachwasser- raulischen und chemischen Eigenschaf- seen bilden. Grundsätzlich sollte darauf ten verloren hat, wird in Fachkreisen geachtet werden den Grundwasser- grundsätzlich eine vollständige Entfer- stand möglichst langsam zu erhöhen, nung der obersten entwässerten Torf- damit sich die Moorvegetation auf die

22 Moore in Hamburg neuen Standortbedingungen einstellen Erstickungstod von Fischen führt und und allmählich mit den erhöhten sich Eisenocker am Gewässergrund Grundwasserständen mitwachsen kann. festsetzen kann und dort Laichhabitate und Lebensräume des Macro- Insbesondere in einer Großstadt wie zoobenthos zerstört. Außerdem beein- Hamburg ist die Güte des Grund- und flusst das durch Eisenocker getrübte Oberflächenwasser zu bedenken, denn Wasser die Lichtversorgung der Was- u. a. Deponien, sonstige anthropogene serpflanzen. Dadurch wird die Nah- Altablagerungen oder landwirtschaft- rungskette in Gewässern empfindlich lich genutzte Flächen könnten Nähr- gestört und die Selbstreinigungskraft und Schadstoffe in das betroffene verringert. Im Sinne des Gewässer- Moorgebiet einleiten. Die Schaffung schutzes kann die Erhöhung der Was- von unversiegelten Schutzzonen um die serstände in entwässerten Mooren da- Moorflächen ist zu empfehlen, da so her einen wertvollen Beitrag leisten. zumindest ein lateraler Eintrag von Nähr-, und Schadstoffen in die Moor- flächen durch hydrologische Prozesse verringert werden kann. 3.1.3 Beschaffenheit der Torfe Ein häufiges Problem ist die Verocke- Natürliche Moore sind aufgrund ihres rung entwässerter Moore, weil sie ihre hohen Porenvolumens für den Wasser- Funktion als Filter für mit dem Grund- haushalt von großer Bedeutung und wasserstrom zugeführten Eisenverbin- stabilisieren den Landschaftswasser- dungen verloren haben und selbst als haushalt. Sie speichern Wasser in Zei- Quelle dienen. So werden in entwässer- ten eines hohen Wasserdargebots und ten Mooren Eisenverbindungen, die bis geben es in Trockenphase wieder an die dahin in komplexen Humusverbindun- umliegenden Flächen ab. Dieses Gleich- gen gebunden waren, unter Freisetzung gewicht ist in degradierten Mooren ge- von dreiwertigem Eisenhydroxid mine- stört, da die Torfe in entwässerten ralisiert und mit dem Grundwasser- Mooren infolge von Mineralisation, strom abgeführt. Die Folge sind hohe Schrumpfung und Sackung einen hohen Eisengehalte und eine mitunter starke Zersetzungsgrad und starke Reduzie- Verockerung in Gewässersystemen im rung des Porenvolums im Oberboden Einzugsgebiet der entwässerten Moore aufweisen. Damit sinkt zum einen die und zwar umso stärker je saurer die Fähigkeit Wasser zu speichern und zum Böden sind und je höher der Sauer- anderen sinkt die gesättigte Wasser- stoffgehalt ist. Für Fische und benthi- leitfähigkeit. Dies hat zur Folge, dass sche Organismen stellen die erhöhten entwässerte Moore vor allem in Tro- Eisengehalte ein unmittelbares Problem ckenphasen unter Wasserdefiziten lei- dar, weil zweiwertiges Eisen über die den und das umso stärker, wenn die Kiemen aufgenommen wird und zum

Moore in Hamburg 23

Torfe keine unterlagernde Stauschicht dauernden Niederschlägen kann diese oder Muddebasis aufweisen, weil dann starke Vernässung zu einer Beeinträch- die Tiefenentwässerung verstärkt an- tigung und sogar Fäulnis der aufsto- setzen kann. Da die gesättigte Wasser- ckenden Vegetation führen. Die Perfo- leitfähigkeit reduziert ist und kaum ration der Oberfläche kann dabei Abhil- Wasser in die feinen Poren zersetzter fe schaffen und gleichzeitig eine Ver- Torfe fließen kann, weist eine Bewässe- nässung der Unterböden fördern. rung durch Grabenanstau häufig nicht

die erhoffte Wirkung auf (Abbildung 6).

Die Maßnahme ein stark degradiertes Moor mit Hilfe von Grabenanstau wie- 3.1.4 Einfluss des Einzugsgebietes der zu revitalisieren hat daher häufig Bei Maßnahmen zur Renaturierung von nur einen mäßigen Erfolg und zeigt nur Mooren sollten nicht nur die Moorflä- in den grabennahen Flächen seine Wir- chen selbst, sondern auch das Einzugs- kung. gebiet beachtet werden. Bei der Be-

Die dichte Lagerung stark zersetzter trachtung des Einzugsgebietes muss Torfe und hohen Anteile an Feinporen neben Nährstoffeinträgen in die Moor- bedingt einen hohen Anteil an Totwas- flächen auch die hydrologische Situati- ser (nicht pflanzenverfügbar) und eine on des Einzugsgebietes bedacht wer- geringere Versickerungsrate, so dass es den. Für die Wasserbilanz in den Moor- nach Niederschlagsereignissen zu einer gebieten sind u. a. die Nutzung, der Be- starken Vernässung an der Oberfläche stockungsgrad und das anstehende Ge- kommen kann. Spätestens bei langan- stein von großer Bedeutung, weil diese

Abbildung 6: Auswirkungen der gesättigten Wasserleitfähigkeit auf die Reichweite der Gra- benentwässerung in einem naturnahen und entwässerten Durchströmungsmoor (aus LU- THARDT&ZEITZ 2014) 24 Moore in Hamburg

Faktoren das Speicherungs- und Versi- standes auf. Je tiefer der Grundwasser- ckerungsvermögen und damit die leiter liegt desto geringer sind die Was- Grundwasserneubildungsrate maßgeb- serspiegelschwankungen. Moorgebiete lich beeinflussen. in tonig-lehmigen Einzugsgebieten sind

Einzugsgebiete mit einem dichten Baumbestand führen zu einer geringe- ren Grundwasserneubildungsrate als Flächen mit einem geringeren Besto- ckungsgrad. Ganz wesentlich scheint die Baumart zu sein, so wirken sich z. B. Buchen und Eichen aufgrund einer ge- ringeren Gesamtverdunstung positiver auf die Grundwasserneubildung aus, als z. B. immergrüne Kiefern, die vor allem eine höhere Interzeption aufweisen, oder Fichten die zudem als besonders wasserzehrende Bäume gelten. Daher ist für eine verbesserte Wasserbilanz in den Moorgebieten ein verstärkter Abbildung 7: Hydrologische Eigenschaften Waldumbau von Nadelholzbeständen zu repräsentativer Moorgebiete (aus LU- Mischbeständen und Erhöhung des THARDT&ZEITZ 2014) Laubanteils in den Einzugsgebieten zu empfehlen. Die Zusammenarbeit mit daher weniger stark von großräumigen der Forstwirtschaft ist daher ganz we- Änderungen der Grundwasserstände sentlich für den Moorschutz. betroffen und werden überwiegend vom Klima gesteuert. Einzugsgebiete Ganz entscheidend wirkt sich das Ge- mit sandigen Substraten sind hingegen stein, in Norddeutschland ausschließlich empfindlicher gegenüber großräumigen Lockergesteine, im Einzugsgebiet auf Änderungen der Grundwasserstände die Wasserbilanz von Mooren aus. San- und weisen bei Maßnahmen zur Erhö- dige Einzugsgebiete weisen eine insge- hung der Grundwasserrate eine gerin- samt höhere Grundwasserneubildungs- gere Wirkung für die Wasserbilanz in rate auf, reagieren aber langsamer auf den betroffen Moorgebieten auf. Niederschlagsereignisse und sind durch geringe Wasserschwankungen gekenn- Nicht zuletzt haben Linearstrukturen im zeichnet (Abbildung 7). Einzugsgebiete Einzugsgebiet einen starken Einfluss mit wasserstauenden Substraten rea- auf die Wasserbilanz und Eintrag von gieren hingegen schneller auf Nieder- Nährstoffen in die Moorflächen, denn schlagsereignisse und weisen eine hohe lineare Strukturen wie Gräben und We- Schwankungsamplitude des Wasser- ge verhindern einen natürlicherweise

Moore in Hamburg 25 diffusen Wasserstrom und sorgen für einen konzentrierten und beschleunig- ten Abfluss. Hinzu kommt, dass die 3.2 Kultivierte Moore Wässer aus Gräben oder versiegelten Wegen nicht in den Boden infiltrieren Der mit ca. 70% weitaus größte Teil der können und daher ungefiltert in das Moorböden Hamburgs wird landwirt- Moor fließen. Insbesondere in Sied- schaftlich, vor allem als Grünland ge- lungsnähe oder in stark landwirtschaft- nutzt. Das entspricht ca. 12 % der lich genutzten Gebieten können so er- landwirtschaftlichen Nutzfläche in hebliche Mengen an Nähr- und Schad- Hamburg. Zumeist steht die Produktion stoffe in die Moorgebiete gelangen. für die Futtergewinnung oder von Subs- traten für Biogasanlagen im Vorder- Generell ist zu bedenken, dass der grund. Die Grünlandflächen werden von Moorschutz nicht an den Grenzen der den Landwirten z. T. intensiv bewirt- Moorflächen und den Grenzen von Na- schaftet, d. h. die i. d. R. tiefgründig tur- und Landschaftsschutzgebieten entwässerten Wiesen werden mehrma- aufhört. Neben dem Schutz der Moor- lig im Jahr gemäht und beweidet, die flächen vor dem Eintrag von Nähr- und Böden z. T. turnusmäßig umgebrochen Schadstoffen, ist eine dringliche Aufga- sowie Pflanzenschutzmittel, Dünger be des Moorschutzes das Einzugsgebiet und Pestizide eingebracht. Es entwi- vor einer weiteren Dränierung, Bebau- ckeln sich Pflanzengesellschaften mit ung und sonstigen Flächenversiegelung einer vergleichsweise artenarmen Zu- zu bewahren, denn im Zuge der fort- sammensetzung und hinsichtlich kenn- schreitenden Urbanisierung mit dem zeichnender ökologischer Faktoren (u. Bau neuer Quartiere und Nachverdich- a. hydrologische, bodenphysikalische tung in bereits bestehender Bebauung, Faktoren) sind die Flächen häufig irre- wird den Mooren immer mehr Wasser versibel verändert und weisen u. a. eine vorenthalten und Maßnahmen in den hohe Nährstoffkonzentration im Moorgebieten konterkariert. Das Hin- Oberboden auf. Eine Überführung in wirken von beteiligten Moorschutzak- Extensivgrünland mit einer artenreichen teuren bestehende und zukünftige Be- Grünlandgesellschaft kann daher ein bauungs- und Baustufenpläne dahinge- langwieriger Prozess sein oder gänzlich hend abzuändern bzw. festzulegen, scheitern. Begleitend zu einer Wieder- wird für die Zukunft der Hamburger vernässung und Extensivierung, insbe- Moore daher von entscheidender Be- sondere von landwirtschaftlichen Flä- deutung sein. Ein weiteres Werkzeug chen, kann eine Bepflanzung der wie- das Einzugsgebiet vor einer Versiege- dervernässten Flächen daher notwendig lung oder Eintrag von Schadstoffen zu sein und die potentiell natürliche Vege- schützen könnte die Ausweisung von tation fördern. Wasserschutzgebieten darstellen.

26 Moore in Hamburg

Hinsichtlich des Moor- und Klimaschut- denn eine auf Pflege der Wiesen ange- zes ist die Überführung von Intensiv- wiesene Flora und Fauna ist durch das grünland in Extensivgrünland alterna- Brachfallen einiger Flächen gefährdet. tivlos und muss durch das Anbieten Aus bodenkundlicher Sicht sind hinge- nachhaltiger Nutzungsmöglichkeiten gen Feuchtbrachen mit hohen Grund- von Moorstandorten für die Landwirt- waserständen und sehr extensiver Nut- schaft attraktiv gestaltet werden. Eine zung anzustreben. Nach Möglichkeit extensive Grünlandnutzung ist für die sollten die Flächen nicht oder nur selten Landwirte häufig wenig lukrativ, da eine gemäht werden. Bei der Nutzung von extensive Nutzung geringere Erträge Grünlandflächen kann es daher zu Ziel- verspricht und eine verminderte Futter- konflikten zwischen Boden- und Natur- qualität zur Folge hat. Eine Möglichkeit schutz kommen. Landwirte zu einer extensiven Nut- Ein Grünlandumbruchverbot ist auf zungsform zu motivieren ist der Ver- landwirtschaftlich genutzten Moorflä- tragsnaturschutz, der in der Regel eine chen generell einzuhalten, weil ein Um- Laufzeit von 5 Jahren hat und die bruch zu einer erhöhten Emission von Landwirte gegen Zahlung einer von der Treibhausgasen führt und die Oberflä- Nutzungsart abhängigen Prämie ver- che durch die geschlossene Grasnarbe pflichtet die Flächen nachhaltig zu be- tragfähiger wird. Der Erhalt der schüt- wirtschaften. Konkret besteht die Ziel- zenden Grasnarbe wirkt Erosionspro- setzung in der Förderung der Lebens- zessen entgegen und verringert den räume für Wiesenvögel, des artenrei- Eintrag von Nährstoffen in die Vorflu- chen Grünlandes und der wertvollen ter. Insbesondere in den ersten Jahren Gräben, sowie im Erhalt typischer Ele- der Wiedervernässung ist ein Umbruch- mente der Kulturlandschaft auch für die verbot wichtig, weil in der Übergangs- Erholungsnutzung. Zu den Auflagen des phase eine hohe Emission von Treib- Vertragsnaturschutzes gehört in Ham- hausgasen und Nährstoffen aus den burg unter anderem, dass zwischen 1. wiedervernässten Flächen zu erwarten April und 30. Juni keine mechanische ist. Grundsätzlich sollte auf landwirt- Landbearbeitung stattfinden darf, dass schaftlich genutzten Moorböden keine keine Herbizide eingesetzt werden, eine Ackernutzung erfolgen und Nutzungs- Beweidung mit höchstens 2 Rindern/ha formen bei hohen Wasserständen, wie bzw. 1 Pferd/ha erlaubt ist und eine z.B. extensive Beweidungsformen (z. B. Mahd frühestens ab dem 1. Juli statt- mit Wasserbüffeln) oder Paludikulturen finden darf. gefördert werden. Ein Entwässerungsmanagement der

Grünlandwiesen und eine ein- bis mehrmalige Mahd im Jahr erscheint aus naturschutzfachlicher Sicht notwendig,

Moore in Hamburg 27

3.2.1 Die Paludikultur

Neben einer extensiven Feuchtgrün- landnutzung ist die Paludikultur („palus“ – lat. „Sumpf, Morast“) eine innovative aber bisher kaum angewandte Alterna- tive zu einer auf Entwässerung von Moorflächen basierenden Land- und Forstwirtschaft. Unter Paludikultur wird die torferhaltende Bewirtschaftung von nassen bzw. wiedervernässten Moor- böden verstanden. Bei dieser Bewirt- schaftungsform wird die Nutzung von Mooren bei hohen Wasserständen be- trieben und u. a. Torfmoose, Erlen, Schilf, Seggen oder Rohrkolben für eine weitere Nutzung produziert (z. B. Schilfpflanzen als Baustoff). Paludikul- tur ist vorrangig auf degradierte, bisher konventionell genutzte Moorböden ausgerichtet und könnte bei Wieder- vernässungsprojekten eine Möglichkeit der Landnutzung für die Landwirtschaft darstellen. Neben einer landwirtschaft- lichen Nutzung der wiedervernässten Moorböden würden gleichzeitig tempo- räre Lebensräume für Tier- und Pflan- zenarten entstehen, denn erste Versu- che haben gezeigt, dass sich z. B. beim Rohrkolbenanbau an Typha-Bestände angepasste Vögel (Krick-, Knäk-, Rei- herente, Rohrsängerarten) das Feucht- gebiet für sich einnehmen (PFADEN- HAUER und HEINZ 2001).

28 Moore in Hamburg

4. Ergebnisse

4.1 Altona

Abbildung 8: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehender Torfe (grün schraffiert) in Hamburg-Altona (Kartengrundlage Open Street Map)

Moore in Hamburg 29

4.1.1 Naturschutzgebiet Schnaakenmoor

Schutzstatus Naturschutzgebiet, z.T. FFH-Gebiet Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 18,1 ha max. Moormächtigkeit 0,60-0,80 m Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor/Regenmoor in Ausbla- sungswanne, im Süden meist leichter Überstau, Schlenken überwiegend nass, im Sommer kurzfristig trocken, im Norden Oberboden meist nur feucht bis sehr feucht, im Sommer längere Zeit trocken Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, unversiegelt, hohe Grundwasser- neubildungsrate dominierende Bodentypen Übergangsmoor, Niedermoor, Moorgley C-Speicher >2000 t dominierender Zersetzungsgrad schwach-mittel Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 5668 Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) im Süden ca. 0,20-0,50 im Norden >0,80 m GW- Flurabstand (Winter) 0,00-0,20 im Süden 0,50-0,80 im Norden bisherige Maßnahmen u.a. Verschluss des Rissener Moorgraben im Süden und von Kleingräben, Entkusse- lung, Sperrung der Wege im Kerngebiet empfohlene Maßnahmen u.a. Entkusselung, Grabenanstau, Verroh- rung entfernen, Gewässersohle anheben Entwicklungsziel Übergangsmoor im Süden, Niedermoor, extensives Grünland, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen im Norden Gebietsbetreuung Botanischer Verein, GÖP, Nabu, Bezirk- samt Altona (Fachamt Stadt- und Land- schaftsplanung, Abteilung Wasserwirt- schaft), Revierförsterei, BUE Abbildung 9: Steckbrief NSG Schnaakenmoor

30 Moore in Hamburg

Tabelle 2: Maßnahmen im NSG Schnaakenmoor MP Erläuterung Stand bereits in den 1990er Jah- 1 Graben verfüllt ren umgesetzt bereits in den 1990er Jah- 2 Dünen modelliert, Teiche angelegt ren umgesetzt bereits in den 1990er Jah- 3 Amphibientunnel angelegt ren umgesetzt Oberboden zur Schaffung von Magerflächen abge- schoben / keine weitere Abplaggung im Bereich bereits in den 1990er Jah- 4 der Moorlinse bei den Profilen 213 und 229! ren umgesetzt / Vorschlag

5 extensive Nutzung seit 1989 umgesetzt

6 Verrohrung verschließen im Jahr 2017 umgesetzt

7 Graben wiederherstellen, Verrohrung entfernen geplant

8 Verrohrung verschließen Vorschlag

9 Graben verfüllen Vorschlag

10 Stauwehr installieren Vorschlag massives Stauwehr im Schnaakenmoorgraben in- 11 stallieren Vorschlag

12 Verrohrung verschließen Vorschlag

13 Entfernung von Gehölzen (entkusseln) turnusmäßige Umsetzung

14 Entfernung von Gehölzen (entkusseln) turnusmäßige Umsetzung Sohlanhebung Schnaakenmoorgraben, keine weite- 15 re Grabenpflege und Ausräumung Vorschlag

16 Flächenaufkauf/Flächentausch Vorschlag

17 Flächenaufkauf/Flächentausch Vorschlag

18 Entfernung von Gehölzen (entkusseln) turnusmäßige Umsetzung

19 Entfernung von Gehölzen (entkusseln) turnusmäßige Umsetzung

20 Entfernung von Gehölzen (entkusseln) Vorschlag

21 Ganzjährige Sperrung des Weges im Jahr 2017 umgesetzt

Informationstfeln zur Besucherlenkung aufstellen in Planung Umwandlung der Nadelwälder im Einzugsgebiet in naturnahe Laubwälder wird teilweise. umgesetzt

Moore in Hamburg 31

Abbildung 10: Übersichtskarte NSG Schnaakenmoor 32 Moore in Hamburg

Abbildung 11: Wasserstände Messstelle 5668

Moore in Hamburg 33

Abbildung 12: Fotos NSG Schnaakenmoor: Blick auf das Kerngebiet „Spitzdorfer Moorfla- gen“ im Dezember 2015 bei Profil 163 (o. l.) und dem tief eingeschnittenen Schnaakenmo- orgraben bei Maßnahmenpunkt 15 (o. r). Blick auf eine im Jahr 2017 entkusselte und nach Anstau des Schnaakenmoorgraben stark vernässte Flächen südlich des Schnaakenmoor- weg (Maßnahmenpunkt 6 und 13, u. r.). Rissener Moorgraben bei Maßnahmenpunkt 6 (u. l.)

zirk Altona, 2018) und die Jahresbe- Die nachfolgenden Informationen über richte des NABU, Stadtteilgruppe West das Naturschutzgebiet Schnaakenmoor 2014-2016. Ferner wurde das Gebiet wurden neben eigenen Erhebungen mit dem Gebietsbetreuer des NABU durch folgende Gutachten und Beiträge (Stadtteilgruppe West) begangen und ergänzt: Pflege- und Entwicklungsplan mit Vertretern des Bezirksamtes Altona für das Naturschutzgebiet Schnaaken- über mögliche Maßnahmen diskutiert. moor (ENGELSCHALL, 2010), Schnaa- kenmoor - die hamburgischen Natur- schutzgebiete (SCHMILLE, 2011), Mas- terplan Naturpark Klövensteen (DAN-

PERARLMAN ERLEBNISARCHITEKTUR 2018), das Naturschutzgebiet Schnaa- kenmoor -Grüne Oasen Hamburgs

(KIESER, 1999), B-Plan Rissen

44/Sülldorf 18/Iserbrook 26 (FHH Be-

34 Moore in Hamburg

Das 101 ha große Naturschutzgebiet erfolgt im Einzelfall eine unmittelbare Schnaakenmoor ist auf 58 ha als FFH- Abstimmung zwischen dem Bezirksamt Schutzgebiet ausgewiesen und liegt im Altona und dem Naturschutzamt der Zentrum des geplanten Regionalparks Behörde für Umwelt und Energie. Wei- Wedeler Au. terhin sind die Abteilung Wasserwirt- schaft des Bezirksamtes Altona und die Im NSG gibt es noch zahlreiche Privat- Revierförsterei Klövensteen als wesent- flächen. Pachtverträge für die landwirt- liche Akteure für die Betreuung des Ge- schaftliche Nutzung städtischer Flächen bietes zu nennen. bestehen für im Norden gelegene Grün- landflächen. Diese werden zeitweise als Das als Versumpfungsmoor in einer Pferdekoppel genutzt. Wiedervernäs- Ausblasungswanne (Abbildung 19) ent- sungsmaßnahmen können daher nur standene Schnaakenmoor weist auf ca. unter Rücksichtnahme auf die Bewoh- 18 ha Torfbildungen auf (Vgl JELINSKI ner und Eigentümer der anliegenden 2016). Das Kerngebiet im Süden Grundstücke durchgeführt werden. Die (Spitzdorfer Moorflagen) ist von bis zu im Osten des NSG gelegene „Klövens- 0,60-0,80 m mächtigen Übergangs- teenwiese“ wird vom NABU im Rahmen mooren und Niedermooren sowie in den eines Pachtverhältnisses mit der Ham- Randbereichen von Moorgleyen ge- burger Liegenschaftsverwaltung be- prägt. Hier wachsen rezent Torfe z. T. treut. Eine weitere teilweise sehr nasse aus Torfmoosen auf. In den zentralen Fläche wird extensiv bewirtschaftet und und nördlichen Bereichen des NSG sind in Abhängigkeit des Vernässungsgrades geringmächtige Niedermoore und einmal im Jahr gemäht und zeitweise als Übergangsmoore mit nährstoffarmen Pferdekoppel genutzt (ebenfalls Be- Gleyböden vergesellschaftet. Die Torfe treuung NABU). unterliegen in diesen Bereichen weitge- hend einer Torfzehrung. Im Bereich der Für die Betreuung des Naturschutzge- mit u. a. Wollgras und Torfmoosen be- bietes gibt es seit 1987 einen Betreu- standenen, Moorlinse nördlich des ungsvertrag mit dem Botanischen Ver- Schnaakmoorweg (Profil Z2-Z6) beste- ein zu Hamburg e.V. und der Gesell- hen die Böden aus ca. 0,20 m mächti- schaft für ökologische Planung (GÖP). gen, unzersetzten Übergangsmoortorf Sie führen unter Mithilfe des NABU aus Torfmoosen und Seggen. Hier fan- Pflegemaßnahmen auf den Moor- und den sich die am besten erhaltenen Tor- Heideflächen, die Freilegung von Dü- fe im Gebiet. Die Basis der Torfe bildet nenarealen sowie die Schließung von eine ca. 0,10 m mächtige stark organi- Gräben durch. sche Mudde (Torfmudde), die eine zügi- Das Bezirksamt Altona ist für die ge Tiefenentwässerung verringert und Durchführung von Maßnahmen zustän- für Stauwasser im Oberboden sorgt. dig. Vor Durchführung der Maßnahmen Die Moorunterlage besteht im übrigen

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Gebiet aus über 4 m mächtigen Sanden statt. Eine konstante Zufuhr von Was- und weist nur selten dicht gelagerte ser erfolgt im Süden und im Zentrum Muddelagen auf. Es kommen demnach des NSG hauptsächlich über den keine Stauschichten im Unterboden vor, Grundwasserstrom und Niederschläge die eine Tiefenentwässerung verhindern sowie den Rissener Moorgraben. und Wasser über einen längeren Zeit- Die Flächen im Norden bei Profil 229 raum zurückhalten könnten. Das Ein- werden in nördlicher Richtung zum zugsgebiet ist ebenfalls durch mächtige Laufgraben in die Rissener Feldmark Sandablagerungen geprägt, so dass die entwässert. Im Bereich der Wohnbe- Grundwasserneubildungsrate trotz des bauung im Zentrum und im Osten am hohen Bestockungsgrades mit Nadel- Klövensteenweg findet mit einigen tie- wäldern vergleichsweise hoch sein dürf- fer eingeschnittenen und freigehaltenen te. Gräben die intensivste Entwässerung Die kesselartige Muldenlage (Abbildung statt (MP 10). Hier wird u. a. die Klö- 19) bedingt eine Zufuhr von Wässern vensteenwiese über einen kleineren aus den etwas höher gelegenen Lagen Graben nach Westen in den Rissener vor allem im Westen und Nordwesten, Moorgraben entwässert. aber auch von den östlichen Flächen Im Gebiet kann lediglich die Grundwas- des Naturschutzgebietes, wobei das ser-Messstelle 5668 für die Bewertung Wasser in den Mittel- und Südteil des der Flurabstände herangezogen wer- NSG fließt. Oberflächenwasser wird den den. Die Messstelle erlaubt allerdings zentralen und südlichen Bereichen des keinen Rückschluss auf die aktuellen NSG durch dem von Norden nach Süden Grundwasserstände, da Messreihen nur verlaufenden und ca. 1 m tief angeleg- für die Jahre 1986 bis 2005 vorliegen. ten Rissener Moorgraben sowie zeit- Bei durchschnittlichen Flurabständen weise von dem aus Westen kommenden von ca. 1,65 m schwankt der Flurab- Schnaakenmoorgraben zugeführt stand zwischen 0,68 m bis 2,39 m u. (Maßnahmenpunkt, MP 7, 11, 15). Zeit- GOK sehr stark (Abbildung 11). Bei der weise deshalb, weil die Entwässerung Begehung im April 2018 war die Mess- der südlichen und zentralen Flächen stelle vollständig von Oberflächenwas- über den Schnaakenmoorgraben und ser umgeben und nur schwierig trocke- einen kleineren Graben im Westen der nen Fußes zu erreichen. Dieser sehr ho- Fläche (MP 12) solange erfolgt, bis der he Wasserstand ist sicherlich auf die Grundwasserstand im Kerngebiet so Maßnahmen 6 und 13 zurückzuführen. stark abgesunken ist, dass eine Umkehr Bei der bodenkundlichen Kartierung im der Fließrichtung eintritt und das Was- Dezember 2015 waren die Flächen im ser in das Schnaakenmoor fließt. Im Süden durchgängig durch Überstau ge- Jahresverlauf findet aber weitgehend prägt, die Schlenken waren auf der eine Entwässerung der Moorflächen

36 Moore in Hamburg ganzen Fläche wassergesättigt und die Bulten nur knapp nicht vom Wasser be- Maßnahmen deckt (Abbildung 12). Auch bei der Be- Alle bisher durchgeführten, geplanten gehung im April 2018 war die Fläche oder im Rahmen dieses Berichtes aus- nass. Ebenfalls durch Überstau geprägt gearbeiteten Maßnahmen sind in Tabel- war die kleinere Moorfläche nördlich le 2 und Abbildung 10 dargestellt. vom Schnaakenmoorweg (Flurstück 87- 90). In den zentralwestlichen und nörd- Für das NSG Schnaakenmoor sind laut lichen Bereichen variierte der im Bohr- dem Pflege und Entwicklungsplan von loch gemessene Grundwasserstand 2010 folgende Entwicklungsziele für hingegen zwischen 0,80 m (Profil 169) die Moorgebiete wesentlich. und 0,50 m u. GOK (Profil 229). Bei der

Zusatzkartierung im September 2018  Flächensicherung (Z1-Z10) wurden die beiden Moorlinsen im Norden begutachtet. Dabei waren  Naturnahe Entwicklung mit die Flächen nach einem sehr trockenen standortgerechten, einheimi- Sommer mit mehreren Monaten ohne schen Baumarten ergiebigere Niederschläge sehr trocken  Natürliche Eigenentwicklung der und konnte ohne Probleme begangen Moore werden. Die meisten Profile waren bis  Erhalt und Wiederherstellung 1 m Tiefe nur schwach feucht bis der nährstoffarmen Standort- feucht und wiesen kein Grundwasser im verhältnisse Bohrloch auf. Lediglich bei Profi Z6 und Z3 wurde Grundwasser in 0,80 m bzw.  Erhalt und Entwicklung der 0,95 m u. GOK angetroffen. wald- und gehölzfreien Bult- Schlenken-Komplexe und Die Teiche im Zentrum des Gebietes Moorwiesen (MP 2) fallen im Sommer z. T. trocken und auch die Moorböden im Süden sind  Verhinderung der Entwässerung von einer zeitweiligen Austrocknung im und Wiedervernässung früherer Oberboden betroffen. Auf den Mager- Moorbereiche flächen im Norden dürften die Böden ganzjährig einen Grundwasserstand Aus bodenkundlicher Sicht sind diese >0,50 m u. GOK aufweisen und nur auf Entwicklungsziele zu unterstützen, wo- der Moorfläche unmittelbar nördlich bei insbesondere Wiedervernässungs- des Schnaakenmoorgrabens (Zusatz- maßnahmen und die Verhinderung der kartierung Z1-Z3, Z5, Z6) durch niedri- Entwässerung sowie der Erhalt der gere Flurabstände geprägt sein. nährstoffarmen Standortverhältnisse

für die Moorentwicklung wichtig sind.

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Die Moorfläche im Süden („Spitzdorfer chen Wässern aus den westlich an- Moorflagen“) weist bereits ganzjährig schließenden und tlw. intensiv genutz- hoch anstehendes Grundwasser auf. ten Flächen verringert werden. Für die Für die vergleichsweise günstigen hyd- weitere Entwicklung der Moorflächen rologischen Verhältnisse war die Ver- im Süden und im Zentrum des Schnaa- füllung des Rissener Moorgrabens als kenmoor werden diese beiden Maß- eine der ersten Maßnahmen zur Ent- nahmen als wesentlich erachtet. wicklung der Moorflächen wesentlich Im Süden sollte ansonsten eine natürli- (MP 1). Die Verfüllung des Grabens che Eigenentwicklung des Moores ab- führte im Kerngebiet im Süden und den gewartet werden und lediglich größere zentralöstlichen Flächen (Flurstück 87, Gehölze entnommen werden (MP 14). 89, 90) zu einer beträchtlichen Erhö- Dank des gestiegenen Wasserstandes hung des Grundwasserstandes in kur- weisen die Moorflächen im Süden ins- zer Zeit, so dass in vielen Bereichen ei- gesamt nur wenig neuen Baumjung- ne bis heute anhaltende Selbstentwal- wuchs auf. Dennoch müssen vom NABU dung eintrat und insbesondere Kiefern und der GÖP Entkusselungsmaßnahmen auf den Moorflächen abstarben durchgeführt werden. Im Norden wer- (SCHMILLE, 2011). Ein Fehler bei der den Gehölze auf den Heideflächen und Wiedervernässung war die voreilige den vermoorten Bereichen auch von der Verschließung des Moorgrabens bevor Revierförsterei entfernt, allerdings ge- eine Abflussmöglichkeit für die wertvol- schieht dies nach Ansicht der GÖP nur len Magerflächen auf den erhöht lie- unregelmäßig und sollte häufiger genden Dünenkuppen im Moorgebiet durchgeführt werden (MP 19). Von der bestand und nährstoffarme Flächen mit Nabu-Gruppe West und der GÖP wer- nährstoffreichen Wasser überflutet den im Winter insbesondere Kiefern wurden (ebenda). und Birken auf den Moorflächen, z. T. Das Oberflächenwasser wird seit dem mit Hilfe eines Rückepferdes, entfernt. Verschließen des Moorgrabens nur Aufgrund ausbleibenden Frostes in den noch über einen kleineren Graben im letzten 5 Jahren konnte die GÖP und Westen der Fläche und dem Schnaa- der NABU erst im Jahr 2018 wieder kenmoorgraben abgeführt. Der Ver- größere Entkusselungsmaßnahmen auf schluss bzw. Entfernung einer Verroh- den Moorflächen durchführen und vor rung (MP 12) und das Einbringen eines allem Kiefern entfernen. Birken können Stauwehrs im Schnaakenmoorgraben häufig nicht entfernt werden, weil eine (MP 11) könnten den Verlust von Wäs- vollständige Beseitigung aufgrund der sern aus den Flächen verhindern bzw. Wurzeltiefe schwierig ist und das Ein- verringern. Mit dem Verschließen des schlagen der Bäume die Birken noch Schnaakenmoorgrabens könnte zudem stärker austreiben lässt. Auf den Heide- die zeitweise Zufuhr von nährstoffrei- flächen wird insbesondere aufgrund der

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„Hartnäckigkeit“ der Birken über ein rentwicklung eingeleitet werden. Für Beweidungskonzept zur Verhinderung den Schutz vorhandener Moorlinsen ist einer Verjüngung des Baumbewuchses der Anstau oder Verfüllung des Risse- nachgedacht. ner Moorgrabens (MP 9) und des klei- neren Grabens nördlich vom Schnaa- Eine größere Baumgruppe im Mittelteil kenmoorweg (MP 10) mit Hilfe eines des NSG wurde im Jahr 2017 von der Stauwehrs oder Grabenverfüllung eine Revierförsterei eingeschlagen und klei- Möglichkeit die Flächen weiterzuentwi- nere Gehölze vom NABU entfernt (MP ckeln. Neben Vernässungsmaßnahmen 13). Zudem wurde der Schnaakenmoor- sollten auf den Flächen zudem Gehölze graben durch die Verschließung einer entfernt werden (MP 18, 19). Dies gilt Verrohrung angestaut (MP 6). Beide insbesondere für die mittlerweile stark Maßnahmen hatten unmittelbar eine verbuschte Moorfläche im Osten des positive Rückkopplung auf den Wasser- NSG (MP 20, Flurstück 63, 64, 6037, stand nördlich von Profil 215 zur Folge. und 6038). Etwas komplizierter gestalten sich Der im Westen entlang der Landes- Maßnahmen auf den Flächen im Norden grenze verlaufende Schnaakenmoor- und Osten, da ein Großteil der Flurstü- graben ist hier über mehrere 100 Meter cke nicht im Besitz der Stadt ist und die ca. 2 m Tief eingeschnitten und sorgt Flächen insgesamt sehr viel trockener für eine wirkungsvolle Entwässerung sind als im Süden. Insbesondere die des gesamten Gebietes (Abbildung 12). Wohnhäuser im Zentrum und im Nord- Um die Vorflut zu verringern, könnte osten des Naturschutzgebietes (Flur- eine Anhebung der Gewässersohle ein stück 59, 85) erschweren Wieder- weiteren Eingriff in die Hydrologie des vernässungsmaßnahmen. Es sollte ge- Raumes darstellen (MP 15). Zumindest prüft werden, ob ein Ankauf bzw. sollte eine weitere Aushebung von Se- Tausch der Hausgrundstücke und wei- dimenten und Pflege des Grabens auf- terer Flächen im Norden möglich ist gegeben werden. (MP 16, 17). Erst im Anschluss daran könnte eine großräumige Vernässung Ab den 1990er Jahren wurden die Flä- der Flächen erfolgen. chen nördlich der Spitzdorfer Moorfla- gen neu gestaltet. Durch das Abschie- Aber auch ohne größere Beeinflussung ben des Oberbodens (MP 4) wurden der Bewohner im NSG könnten einige Magerflächen geschaffen und Dünen- Maßnahmen durchgeführt werden. Eine landschaften mit Teichen zur Förderung einfache Maßnahme ist die Entfernung der Amphienpopulation modelliert (MP einer Verrohrung im Norden des NSG 2). Im Bereich der Moorlinse bei den (MP 8). Hierdurch könnte die westlich Profilen 213 und 229 sollte eine weite- gelegene Fläche (Flurstück 41) stärker re Abplaggung unterbleiben, da ansons- vernässt werden und eine initiale Moo- ten die (geringmächtige) Torflage im

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Oberboden abgetragen wird. Der nörd- tung des Wildparks sind erhebliche lich der modellierten Fläche abschlie- Umbauten im Wildgehege geplant, wo- ßende Schnaakenmoorgraben ist der- bei die Planung die Schaffung von 15 zeit nicht durchgängig offen und ver- Gestaltungs- bzw. Funktionszonen vor- läuft über einige 10er Meter über ein sieht (z. B. Wolfswald, Waldbühne, Rohr unterirdisch. Hier soll das Rohr Waldbad). U. a. soll ein neues Gebäude entfernt und der Graben wieder geöff- (Waldcampus) mit Gastronomie entste- net werden (MP 7). Dadurch soll vor hen, Wege angelegt und unterirdische allem verhindert werden, dass Besucher Erlebnispfade gebaut werden. Das Pro- die Fläche betreten können. jekt ist thematisch sicherlich zu begrü- ßen, aus bodenkundlicher Sicht aber Das gleiche Ziel verfolgt die Sperrung unbedingt kritisch zu sehen, da neben eines entlang des Kerngebietes verlau- einem erhöhten Nutzungsdruck auch fenden Weges. Dieser wurde zunächst mit einer großräumigen Grundwasser- während der Brut- und Setzzeit zeit- absenkung zu rechnen ist. weise gesperrt und ist mittlerweile ganzjährig gesperrt und nicht mehr Im Einzugsgebiet des Naturschutzge- passierbar (MP 21). bietes ist die angestrebte Umwandlung in standortgerechte Laubmischwälder Der Nutzungsdruck im Klövensteen und ein langfristiger Prozess. Die in den Schnaakenmoor ist bei geschätzten letzten Jahren durchgeführten Durch- 230.000-280.000 Besuchern im Jahr forstungen vieler Kiefernbestände ha- (DANPERARLMAN ERLEBNISARCHI- ben in vielen Bereichen den Nachwuchs TEKTUR 2018) sehr stark, so dass eine lichtliebender Laubgehölze wie Sand- Verbesserung der Besucherlenkung birke, Eberesche und Stieleichen geför- notwendig ist. Vom Landschaftspla- dert, die z. T. schon eine zweite Baum- nungsbüro Jacob wurde deshalb ein schicht bilden (ENGELSCHALL, 2010). Konzept zur Besucherlenkung und – „Allerdings konnten sich in einigen Be- information erstellt. Bisher stehen le- reichen auch Nadelhölzer und die Spät- diglich an den Eingängen des NSG grö- blühende Traubenkirsche verjüngen“ ßere Informationstafeln zur Flora, Fau- (ebenda). Laut der GÖP werden stand- na und Geschichte des Schnaakenmoor, ortfremde Aufforstungen nicht immer die in den nächsten Jahren durch weite- entfernt und eine Umwandlung in na- re ergänzt werden sollen. turnahe Waldteile bleibt bisher aus In diesem Zusammenhang soll der Mas- (SCHMILLE, 2011). Das aus Sanden be- terplan Naturwildpark Klövensteen stehende und meist von Kiefernwald nicht unerwähnt bleiben. Es ist geplant, bestandene Einzugsgebiet weist auf- dass unmittelbar westlich angrenzende grund der immergrünen Nadelgehölze Wildgehege Klövensteen zu einem Na- (u. a. hohe Interzeption) eine geringere turwildpark auszubauen. Für die Errich- Grundwasserneubildungsrate auf, als es

40 Moore in Hamburg mit einem naturnahen Laubwald der Fall sein könnte. In Anlehnung an den PEP ist die Umwandlung der Kiefernwälder in naturnahe Laubwälder voranzutrei- ben. Um die Grundwasserneubildungs- rate zu erhöhen wäre es zu begrüßen die Kiefernwälder partiell einzuschlagen und Dünenflächen zu schaffen. Dadurch würden gleichzeitig wertvolle Trocken- biotope entstehen und der natürliche Zustand der Landschaft teilweise wie- derhergestellt werden.

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4.1.2. Rissener- und Sülldorfer Feldmark Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 101 ha max. Moormächtigkeit 1,20 m Hydrogenetischer Moortyp Versumpfungsmoor, stark entwässert, oberer Bodenbereich ganzjährig trocken Substratabfolge stark zersetzter Torf über Sand Einzugsgebiet Sand über Lehm, unversiegelt, hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor C-Speicher >22.000 t dominierender Zersetzungsgrad stark bis sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 38, 1297 Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) im Norden ca. 1,00 m im Süden ca. 0,60 m GW-Flurabstand (Winter) im Norden ca. 0,60 m im Süden ca. 0,45 m bisherige Maßnahmen Renaturierung Wedeler Au und einiger Stillgewässer, Nutzungsextensivierung empfohlene Maßnahmen Nutzungsextensiverung, Grabenanstau, Eindämmung von Flurstücken, Zu- kauf/Tausch von Flächen, ggf. Flachabtor- fung und Verwendung des Aushubs zur Verfüllung von Gräben nutzen Entwicklungsziel Niedermoor, extensives Grünland, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Paludikultur Gebietsbetreuung Bezirksamt Altona (Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, Abteilung Wasser- wirtschaft), NABU (West) Abbildung 13: Steckbrief Rissener- und Sülldorfer Feldmark

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Tabelle 3: Maßnahmen in der Rissener- und Sülldorfer Feldmark MP Erläuterung Stand Stauwehr am Ende des Panzergrabens 1 bauen Vorschlag

2 Stauwehr am Schlankweggraben bauen Vorschlag Damm/Wall zur Verhinderung des Oberflächenabflusses über Grüppen 3 errichten, ggf. Grüppen einebnen Vorschlag Graben verfüllen, zumindest keine wei- 4 tere Grabenpflege Vorschlag

5 Rückhaltebecken anlegen geplant Grüppen einebnen und ggf. Drainagen entfernen, ggf. Flachabtorfung (0,20- 0,30 m) durchführen und den Aus- hub zur Verfüllung von Gräben nut- 6 zen Vorschlag

7 Stauwehr bauen Vorschlag

8 Stauwehr bauen Vorschlag Graben verfüllen, Grüppen einebnen, 9 ggf. Drainagen entfernen Vorschlag

10 Stauwehr/Damm bauen Vorschlag generell ist zu prüfen, ob Flachab- torfung (0,20-0,30 m) sinnvoll sind, der Aushub könnte ggf. zur Verfül- lung von Gräben genutzt werden Vorschlag

*MP=Maßnahmenpunkt

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Abbildung 14: Übersichtskarte Ris- sener-und Sülldorfer Feldmark-Süd

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Abbildung 15: Übersichtskarte Risse- ner-und Sülldorfer Feldmark-Nord Moore in Hamburg 45

Abbildung 17: Wasserstände Messstelle 1297

Abbildung 16: Wasserstände Messstelle 38

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Abbildung 18: Fotos Feuchtgrünlandwiesen in der Rissener Feldmark: bei Profil 175 und 169 im Norden (oben) und von Staunässe geprägte Wiesen bei Profil 184 und Profil 182 im Süden (unten)

Neben eigenen Erhebungen während der Moorkartierung 2015, dienen Bei- träge im B-Plan Rissen 44/Sülldorf 18/Iserbrook 26 (FHH Bezirk Altona, 2018) und die Jahresberichte des NA- BU, Stadtteilgruppe West 2014-2016 als Grundlage für die Beurteilung des Gebietes.

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Abbildung 19: Relief Schnaakenmoor und Rissener- und Sülldorfer Feldmark mit Moorgrenzen (grün) und Landesgrenzen (rot)

In der Niederung der Rissener- und tigkeit ausgewiesen worden sind. Sehr Sülldorfer Feldmark sind auf ca. 100 ha wahrscheinlich sind die Torfe in diesem drei größere Moorgebiete vorhanden, Bereich mittlerweile aufgezehrt und die die sich infolge einer Versumpfung und Böden von organischen Niedermoorgley Verlandung in einer großräumigen Sen- zu mineralischen Gleyböden überge- ke entwickeln konnten (Abbildung 19). gangen. Maßnahmen zur Erhaltung und Im Norden und Süden liegen die Haupt- Entwicklung von Moorböden sollten verbreitungsgebiete mit bis zu 1,20 m sich daher auf die Flächen im Norden mächtigen Torfen. Die Verbreitung und und Süden konzentrieren. Gegebenen- der Zustand der Torfe wurden hier falls sollten bodenkundliche Bohrungen durch eigene Bohrungen erfasst und im Zentrum der Feldmark Gewissheit sind gut abgesichert (Vgl. JELINSKI verschaffen. 2016). In den zentralen Bereichen der Die Moorböden sind infolge einer inten- Feldmark liegen zur Beurteilung der siven Entwässerung und Nutzung durch Bodeneigenschaften nur wenige ältere tiefgründig zersetzte Torfe gekenn- bodenkundliche Bohrungen aus dem zeichnet und weisen flächendeckend Jahr 1958 vor, bei denen sehr gering- Vererdungs- und Schrumpfungshori- mächtige Torfe von 0,10-0,20 m Mäch- zonte auf. Als Bodentyp sind demzufol-

48 Moore in Hamburg ge hauptsächlich Erdniedermoore ver- von Vertragsnaturschutzvereinbarun- breitet. Bei Wiedervernässungsmaß- gen extensiv bewirtschaftet. Hinzu nahmen ist daher das geringe Porenvo- kommen noch ca. 13 ha die kurzfristig lumen und somit eine geringe gesättig- innerhalb der nächsten 3 Jahre in ex- te Wasserleitfähigkeit der Torfe zu be- tensives Grünland überführt werden denken. Die Torfunterlage besteht im sollen. Zu den Extensivflächen sollen Norden aus Sanden. Im südlichen Ver- langfristig ca. 32 ha für weitere Umset- breitungsgebiet sind auch lehmige San- zungen von naturschutzrechtlichen de bis Lehme im Unterboden vorhan- Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden, den, die einer Tiefenentwässerung ent- wobei ca. 23 ha dieser meist im städti- gegenwirken und Wasser auch in Tro- schen Eigentum befindlichen Flächen ckenphasen länger halten können. Das durch den Bebauungsplan planungs- Einzugsgebiet wird überwiegend aus rechtlich gesichert werden und i.S. von Sand über Lehm (Geschiebemergel) § 16 BNatSchG für zukünftige aus- aufgebaut. In Bereichen wo der Lehm gleichspflichtige Eingriffe in der Stadt oberflächennah auftaucht, ist nach Nie- herangezogen werden sollen. Bei den derschlägen von einer hohen Wasserzu- festgestellten Ausgleichsflächen han- fuhr in die Moorgebiete auszugehen. delt es sich i. d. R. um intensiv genutz- tes Grünland, welches bei einer zukünf- Die als landwirtschaftliche Kulturland- tigen Zuordnung als Ausgleichsfläche schaft ausgewiesene und weitgehend nur noch extensiv genutzt werden darf. unbebaute Rissener- und Sülldorfer Feldmark ist das größte noch erhaltene Ein Teil der Feldmark ist im B-Plan für zusammenhängende Grünlandgebiet die Landwirtschaft vorgesehen, d. h. der Hamburger Geest. Für die Feldmark dass auf vielen Flächen überwiegend ist der B-Plan Rissen 44/Sülldorf eine intensive landwirtschaftliche Nut- 18/Iserbrook 26 maßgeblich, wobei das zung möglich sein wird. Der Eintrag von ganze Gebiet innerhalb des B-Plans Nähr- und Schadstoffen in die Moorflä- liegt. Im B-Plan ist vorgesehen, die Flä- chen über Gräben, Bodenwasser oder chen für die Landwirtschaft und Wald Luft ist daher auch in Zukunft kaum zu sowie zum Schutz, zur Pflege und zur verhindern. Entwicklung von Boden, Natur und Für die Durchführung von Maßnahmen Landschaft zu nutzen. ist das Fachamt Stadt- und Land- Ein Großteil der Flächen gehört nicht schaftsplanung des Bezirksamtes Al- der Stadt und wird häufig intensiv tona zuständig und bei Eingriffen in den landwirtschaftlich genutzt, d. h. die Flä- Wasserhaushalt ist die Abteilung Was- chen werden mehrmals im Jahr gemäht, serwirtschaft hinzuzuziehen. Von Sei- gedüngt und auch Pflanzenschutzmittel ten der Naturschutzverbände betreut und Pestizide kommen zum Einsatz. Ca. die NABU Gruppe West das Gebiet. Der 57 ha der Niederung werden in Form NABU kümmert sich insbesondere um

Moore in Hamburg 49 die Renaturierung der Wedeler Au und der Jahre 1996-1999 ein Flurabstand einiger Stillgewässer auf den Aus- von durchschnittlich ca. 0,60 m. Über gleichsflächen entlang der Wedeler Au. das Jahr gesehen reicht der Grundwas- Auf den Moorflächen selbst finden au- serstand demnach bis in den mittleren ßer einer extensiven Nutzung im Rah- Bodenbereich, wobei der im Liegenden men des Vertragsnaturschutzes keine anstehende Lehm einer Tiefenentwäs- Maßnahmen statt. serung entgegenwirkt und Stauwasser über einen längeren Zeitraum zurück- Entwässert wird die Niederung durch hält. Dennoch unterliegen die Torfe im die Wedeler Au. Neben der Wedeler Au mittleren und oberen Bodenbereich gehört der Laufgraben zu dem wich- weitgehend einer Torfzehrung und soll- tigsten Fließgewässer im Gebiet. Für die ten durch eine Erhöhung des Wasser- Entwässerung der Moorflächen sind standes vor einer weiteren Mineralisie- zudem der Schlankweggraben, der El- rung geschützt werden. lernholtgraben und der Panzergraben im Süden der Feldmark maßgeblich. Die Im Norden sind keine aufschlussreichen Moorflächen sind z.T. durch eine Grüp- Messstellen vorhanden. Bei der Kartie- pen-Struktur gekennzeichnet, d.h. auf rung im Dezember 2015 lag der im ihnen befinden sich schmale, nur zeit- Bohrloch gemessene Wasserstand bei weise wasserführende, parallel verlau- ca. 0,60 m u. GOK. Die Flurabstände fende Rinnen, die der Oberflächenent- liegen also etwas tiefer, als es im Süden wässerung dienen. der Fall ist. Dies ist sicherlich auch in der fehlenden Dichtschicht im Liegen- In der Feldmark sind nur sehr wenige den der Torfe begründet. Grundwassermessstellen vorhanden. Im Süden scheint die Messstelle 38 noch Die Messstelle 1297 im Zentrum der im Betrieb zu sein, allerdings reichen Feldmark liefert die aktuellsten Mes- die Messreihen nur bis ins Jahr 1999. sungen im Gebiet. Hier variierte der Die Flurabstände variieren in den Jahren Flurabstand in den Jahren 1999 bis 1950-1999 von leichten Überstau 2018, bei einem mittleren Flurabstand (-0,37) bis 1,55 u. GOK und liegen im von 0,51 m, von leichten Überstau bis gesamten Zeitraum durchschnittlich bei 1,20 m (Abbildung 17). Im Zeitraum ca. 0,33 m u. GOK (Abbildung 16). Bei November 2017 bis Januar 2018 be- der Kartierung im Dezember 2015 la- trug der Flurabstand im Mittel ca. gen die im Bohrloch gemessen Wasser- 0,10 m und in den Monaten Juni bis Au- stände zwischen ca. 0,30 und 0,60 m u. gust 2017 ca. 0,60 m. GOK. Es kann demnach im Winter von durchschnittlich ca. 0,45 m u. GOK ausgegangen werden. Für die Sommer- monate ergab sich bei der Messstelle 38 für die Monate Juni, Juli und August

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Maßnahmen serstandes könnte die Zufuhr von Eisen aus den Moorflächen verringert werden Über die Nutzung der Flächen gibt es und die zu beobachtende Verockerung insbesondere Konflikte zwischen Na- im Einzugsgebiet der Moorflächen re- turschutzakteuren, Wasserwirtschaft duziert werden. und landwirtschaftlichen Interessen. Die Zustimmung der ansässigen Landwirte Die im Norden und Süden bis zu 1,20 m ist im Gebiet eines der größten Hemm- mächtigen Torfe unterliegen bei den nisse um Naturschutzmaßnahmen derzeitigen Grundwasserständen über- durchzuführen. Tatsächlich stellt die wiegend einer Torfzehrung. Lediglich Vermittlung von Naturschutzmaßen ei- der untere Bodenbereich ist ganzjährig ne der größten Herausforderungen im wassergesättigt und wird im anaeroben Gebiet dar. Milieu vor Mineralisationsprozessen ge- schützt. Der Grundwasserspiegel sollte Ein Problem ist, dass sich der Großteil optimaler Weise bis knapp unter die der Moorböden auf privaten Flächen Geländeoberkante angehoben werden. befindet und Maßnahmen nicht ohne Sollte dieses Ziel nicht möglich sein, ist weiteres durchgeführt werden können. zu bedenken, dass auch weniger starke Das Bezirksamt Altona steht im engen Grundwasseranhebungen einen Beitrag Kontakt mit den ansässigen Landwirten zum Moor- und Klimaschutz leisten und versucht bereits Flächen zu kaufen können. bzw. den Landwirten andere Flächen nördlich des Dorfes Rissen zum Tausch Da im Gebiet im Vergleich zur Fläche anzubieten. Ferner wird versucht mit relativ viele Gräben vorkommen, könnte Mitteln des Vertragsnaturschutzes die eine Anhebung des Wasserstandes vor Entwicklung zu steuern. allem durch den Einbau von punktuellen Gewässerbauwerken wie Stauwehren Eine Anhebung des Grundwasserspie- oder Dämmen realisiert werden. Für gels ist von größter Bedeutung, weil ein punktuelle Anstauungen können die weiterer Torfschwund und Freisetzung Torfe in Verbindung mit einer Holzar- von Nährstoffen und klimawirksamen mierung verwendet werden. Generell ist Gasen verhindert werden kann. Durch zu prüfen, ob gegebenenfalls eine die Mineralisierung der Torfe wird auch Flachabtorfung für die punktuelle Auf- eine erhebliche Menge an Eisen freige- füllung von Gräben genutzt werden setzt, welches über die Vorflut in der kann. Kleinere Gräben könnten auch mit Wedeler Au abgeführt wird und dort Sand oder Sägespänen teilweise oder viele Organismen gefährdet. Derzeit ist ganz verfüllt werden. Maßnahmen soll- der hohe Eisengehalt in der Wedeler Au ten sich bei den Bohrungen 181, 184 ein großes Problem für Fische, benthi- und 186 konzentrieren, da hier die sche Organismen und Wasserpflanzen. mächtigsten Torfablagerungen vor- Durch eine Anhebung des Grundwas- kommen.

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Als mögliche Gräben für einen Anstau Schließung der Stauwehre im Herbst mit einem regulierbaren Kippstauwehr und Winter, weil die Flächen dann nicht kommen der „Panzergraben“ zwischen landwirtschaftlich genutzt werden. den Flurstücken 3350 und 3339 (Maß- Auf den meisten Flächen kommt es ins- nahmenpunkt MP 1) und der „Schlank- besondere nach Niederschlagsereignis- weggraben“ zwischen den Flurstücken sen häufig zur Bildung von Oberflä- 1311 und 2516 (MP 2) in Frage. Im Ein- chenwasser, weil die gesättigte Was- zugsbereich dieser beiden Hauptent- serleitfähigkeit in den stark zersetzten wässerungsgräben kommen zum einen Torfen gering ist und eine Versickerung die mächtigsten Torfablagerungen in erschwert wird. Das an der Oberfläche der ganzen Feldmark vor und zum an- gestaute Wasser fließt über kleinere deren gehört ein Großteil der Flächen Grüppen in die Vorflut. Um den Ober- der Stadt. Von Seiten der Wasserwirt- flächenabfluss zu verringern sollten schaft bestehen jedoch Bedenken, da kleinere Gräben verfüllt werden (MP 4). beide Gräben maßgeblich für die Ent- Die Einebnung der Grüppen könnte im wässerung der Feldmark sind und als Sinne des Moorschutzes eine mögliche Vorflut für die Wässer der Siedlung Maßnahme sein (MP 6), allerdings stel- Sülldorf dienen. Insbesondere der len die zeitweise wassererfüllten Grüp- Schlankweggraben nimmt nach Nieder- pen einen wertvollen Lebensraum dar. schlagsereignissen die Wässer der Eine Alternative wäre ein Damm, der Siedlung auf und führt diese in die We- am Ende der Grüppen verlaufen könnte deler Au ab. In diesem Zusammenhang und verhindert, dass Wasser in den ist im Süden der Feldmark ein Regen- Schlankweggraben abgeführt wird (MP rückhaltbecken geplant um die schad- 3). Grundsätzlich sollten zur Erhöhung und nährstoffreichen Wässer der Sied- des Wasserstandes, zumindest auf den lung hierhin abzuführen (MP 5). Im Sin- Moorflächen die der Stadt gehören, ne des Moorschutzes ist diese Maß- sämtliche Drainagen entfernt werden. nahme zu begrüßen, da die Wässer des Bei einer Anhebung des Wasserstandes Schlankweggrabens fortan weniger ist zu bedenken, dass eine Anhebung stark belastet sein dürften. Der Pan- des Wasserspiegels auch Nachbar- zergraben hat die Funktion eines Über- grundstücke erfassen würde und laufes und entlastet den Schlankweg- dadurch Konflikte mit den Eigentümern graben, wenn dieser die Oberflächen- vorprogrammiert sind. Um großräumi- wässer nicht mehr aufnehmen kann. Die gere Vernässungen zu realisieren soll- Umsetzung der Maßnahmen erscheint ten die privaten Flurstücke langfristig fraglich und muss mit den beteiligten von der Stadt gekauft oder getauscht Akteuren aus Landwirtschaft und Was- werden. Leider sind die zwischen Aus- serwirtschaft glöst werden. Ein mögli- gleichsflächen gelegenen Flurstücke cher Kompromiss wäre eine saisonale 1309, 1296 und 174 im B-Plan für eine

52 Moore in Hamburg landwirtschaftliche Nutzung vorgese- tensiv im Rahmen von Vertragsnatur- hen und können intensiv als Grünland schutz genutzt. Hier könnte der Anstau genutzt werden. Insbesondere das Flur- eines kleinen Grabens durch ein Stau- stück 1309, auf den die mächtigsten wehr oder Damm für eine stärkere Ver- Torfe vorkommen, sollte dringend in nässung der Fläche sorgen. extensives Grünland überführt werden. Grundsätzlich sollten zur Erhöhung des Diese Fläche hätte für die Entwicklung Wasserstandes sämtliche Drainagen der Moorböden in der südlichen Feld- auf den Moorflächen in der Niederung mark höchste Priorität. entfernt werden. Zudem muss ein Grün- Im Norden können keine Eingriffe in die landumbruch unterbleiben und zumin- Hydrologie des Laufgrabens vorge- dest auf allen Flächen der Stadt eine nommen werden, da dieser Hauptent- Extensivierung der Flächen angestrebt wässerungsgraben für die Entwässe- werden. Ein Entwicklungsziel könnte in rung aller Flächen im Norden sorgt. Hier der traditionell landwirtschaftlich ge- sollten sich Maßnahmen auf das Gebiet nutzten Niederung die Paludikultur sein, bei den Bohrungen 169, 170, 173, 175 die eine landwirtschaftliche Nutzung und 263 konzentrieren, denn dort auf wiedervernässten Flächen mit nied- kommen die mächtigsten Torfe vor und rigen Flurabständen ermöglicht. das Flurstück gehört bereits der Stadt. Innerhalb der nächsten Jahre soll diese Fläche teilweise in eine extensive Nut- zung im Rahmen von Vertragsnatur- schutzvereinbarungen überführt wer- den. Ähnlich wie auf den Flächen im Sü- den sollten kleinere Gräben verfüllt werden (MP 9) oder mit Hilfe des stark zersetzten Torfes oder Lehmen aus dem Einzugsgebiet Dämme zur Verhin- derung des Abflusses errichtet werden. Zudem könnten zwei größere Gräben aufgestaut werden (MP 7+8). Ein Prob- lem ist, dass die östlich angrenzende Fläche nicht der Stadt gehört. Langfris- tig sollte auch hier versucht werden diese Fläche in den Besitz der Stadt zu überführen. Gleiches gilt für die Flur- stücke 34 und 38.

Eine der Stadt gehörende Fläche weiter östlich (Flurstück 13) wird bereits ex-

Moore in Hamburg 53

4.1.3 Brünschwiese

Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche 2,6 ha max. Moormächtigkeit 1,40 m Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor, ganzjährig nass

Substratabfolge Torf über Sandmudde über Sand Einzugsgebiet sandig, mäßig bis stark versiegelt, mäßige Grundwasserneubildungsrate, z.T. hoher Oberflächenzufluss nach Niederschlägen dominierende Bode ntypen Erdniedermoor, Moorgley C-Speicher >1.100 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 590, 591, 5000, 5001, 5003 Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) 0,00-0,60 m GW- Flurabstand (Winter) sehr hoch anstehendes Grundwasser nahe der Geländeoberkante, z. T. Überstau bisherige Maßnahmen u. a. Beseitigung des drüsigen Spring- krauts, Einzäunung, Informationstafel empfohlene Maßnahmen ggf. Anstau Schulauer Moorgraben, Bau eines Sandfangs im Rissener Dorfgraben Entwicklungsziel Feuchtgrünland, ganzjährig hohe Grund- wasserstände, Überstau im Winterhalbjahr zulässig Gebietsbetreuung NABU (Stadtteilgruppe West), Tiefbauab- teilung Bezirksamt Altona Abbildung 20: Steckbrief Brünschwiese

54 Moore in Hamburg

Tabelle 4: Maßnahmen Brünschwiese MP Erläuterung Stand Extensive Grünlandnutzung, keine Bewei- dung auf den Moorflächen, einmalige oder keine Mahd der Moorflächen, Entfernung des 1 drusigen Springkraut wird bereits durchgeführt Einzäunung der Fläche zum Schutz vor Be- 2 treten der Fläche wurde bereits durchgeführt

3 Informationstafel aufstellen wurde bereits durchgeführt Sandfang im Rissener Dorfgraben bauen, um Nähr- und Schadstoffe aus dem Gebiet zu 4 halten Vorschlag Entfernung von Sedimenten aus dem Rück- 5 haltebecken soll durchgeführt werden Extensive Nutzung der Tinsdaler Niederung, kein Einsatz von Düngemitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln, ggf. Ankauf von Flä- chen in der Tinsdaler Niederung durch die 6 Stadt Vorschlag

*MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 55

Abbildung 21 Übersichtskarte Brünschwiese: Torfe mit An- gabe der Mächtigkeit (grünlich), GW-Messstellen mit Num- mer (grüne Punkte), Bohrpunkte Moorkartierung 2015 (rote Punkte) und Maßnahmenpunkte (weiße und grüne Punkte) 56 Moore in Hamburg

Abbildung 23: Wasserstände Messstelle 5000

Abbildung 22: Wasserstände Messstelle 590

Moore in Hamburg 57

Abbildung 24: Fotos Fotos Brünschwiese im April 2018: Blick Richtung Westen am Eingang zur Brünschwiese (o. l.) und Rissener Dorfgraben bei Profil 190 (o. r.), stark vernässte Flä- chen am Zusammenfluss Schulauer Moorgraben/Rissener Dorfgraben (u. l.) und bei Profil 187 (u. r.)

wurden auf den Wiesen ca. 2,6 ha Die nachfolgenden Erkenntnisse über Moorböden ausgewiesen (Abbildung die Brünschwiese am Schulauer Moor- 21). Die Moorflächen gehören weitge- graben wurden neben eigenen Erhe- hend der Stadt, lediglich die südlichen bungen bei der Moorkartierung 2016, Bereiche liegen auf einem privaten Flur- insbesondere durch Gespräche mit ei- stück. Das Gebiet wird nach Norden nem Vertreter des NABU (Stadtteil- von Flächen der Bundesanstalt für gruppe West) und den Jahresberichten Wasserbau, nach Westen von Gewerbe- der NABU Stadtteilgruppe sowie dem flächen an der Industriestraße und nach Gutachten „Floristische Kartierung der Osten von Siedlungsflächen umgeben. Wiesen „Im Fischdiek“ im Umfeld des Nach Süden schließen sich Grünland- Bebauungsplans Rissen 48“ (ENGEL- wiesen in der Tinsdaler Feldmark an. SCHALL, 2003) erlangt. Für Maßnahmen ist die Tiefbauabtei- Die „Brünschwiese“ liegt im Stadtteil lung und Wasserwirtschaft des Bezirk- Rissen im äußersten Westen Hamburgs samtes Altona zuständig. Von Seiten an der Landesgrenze zu Schleswig- der Naturschutzverbände betreut der Holstein. Bei der Moorkartierung 2016

58 Moore in Hamburg

NABU, Stadtteilgruppe West die Wiese. bis sehr stark zersetzt und häufig schwach sandig. Eine Ansprache der Die auf ca. 8 m ü. NN gelegene Brün- Torfart war aufgrund des starken Zer- schwiese bildet den nördlichen Ab- setzungsgrades nicht möglich. Die Ba- schluss eines sanft nach Norden abfal- sis der Torfe bildet eine 0,10-0,30 m lenden Niederungsgebietes, welches mächtige, dicht gelagerte Sandmudde sich über ca. 1,8 km von Tinsdal bis ins die schwach bis stark humos ist und Untersuchungsgebiet zieht (Abbildung gelegentlich Pflanzenreste aufweist. 25). Vorliegende geologische Bohrun- Holz wurde nicht festgestellt. Im Lie- gen belegen bis zu 1,40 mächtige Torfe genden folgen reine Sande (Flugsande). über Sanden, die ab ca. 4.50 m Tiefe in Bei Bohrung 192 wurde ab 0,30 m Tiefe kalkführende Lehme (Geschiebemergel) eine ältere Bodenbildung erbohrt. Hier übergehen. Auf der geologischen Karte ist ein schwach humoser, fossiler werden die Sande als saalezeitliche Oberboden (fAeh) über einen Humus- Schmelzwassersande und holozäne und Eisenanreicherungshorizont (fBsh) Flugsande ausgewiesen. Im Süden wur- ausgebildet. Der Boden weist an dieser de an einer Position 1,10 m mächtige Position somit überlagernde Bodenbil- Sande (Auffüllungen) über Torf erbohrt. dungen auf und wird als Niedermoorg- Die Brünschwiese wird auf der geologi- ley über Podsol angesprochen. An allen schen Karte als Moorgebiet angegeben. Standorten weisen die Böden Grund- Bei der Moorkartierung wurden Torfbil- wasseranschluss auf, so dass Ver- dungen zwischen 0,20-0,95 m Mächtig- gleyungsmerkmale in Form von Rostfle- keit festgestellt. Die Torfe sind stark ckung und/oder Nassbleichung auftre- ten. Die Böden werden demnach als Gleyböden und bei ausreichender Torf- mächtigkeit (>30 cm) als Niedermoor ausgewiesen. Das Bodeninventar reicht von geringmächtigen Niedermoorböden (Niedermoorgley) und Niedermoor bis zu rein mineralischen Böden (Podsol- Gley, Kolluvisol-Gley).

Über die mittelalterliche und neuzeitli- che Nutzung liegen für das Gebiet keine Erkenntnisse vor. Vermutlich stellten die feuchten Böden der Brünschwiese für die Bauern der kargen Geesthöhen frühzeitig eine Möglichkeit dar, um Heu zu machen und ihr Vieh weiden zu las- Abbildung 25: Relief Tinsdaler Niederung mit Moorgrenze (grün) und Landesgrenze zu sen. Insbesondere mit der zunehmen- Schleswig-Holstein (rot)

Moore in Hamburg 59 den Entwaldung und fehlender Möglich- ser nach Niederschlagsereignissen auf. keit der Waldweide, dürften die Wiesen Die Vernässung ist nach ergiebigen von den Bauern genutzt worden sein. Niederschlägen so stark, dass die Flä- che für mehrere Tage bis Wochen von Nach ENGELSCHALL (2002) lässt sich Überstau geprägt ist und dann einer in den zurückliegenden Jahrzehnten ei- Seenlandschaft gleicht. ne Beweidung der Flächen bis 1979 zu- rückverfolgen. Aufgrund großer Nässe Für den Rissener Dorfgraben ist eine im Jahre 2002 und des Befalls der Grundinstandsetzung außerhalb des Jungrinder mit dem Großen Leberegel, Untersuchungsgebietes geplant. Vorge- fand über einen längeren Zeitraum kei- sehen sind Maßnahmen im Sohlen- und ne Bewirtschaftung der Wiesen mehr Uferbereich wie Bachbetträumung, Um- statt (ENGELSCHALL 2002). Seit ca. 3 verlagerung von Sedimenten, Bö- Jahren wird die Fläche wieder von ca. schungsausbesserung und Gehölzpfle- Juni bis Oktober von Rindern beweidet. gearbeiten. „Die Grundinstandsetzung Ansonsten wird die Fläche extensiv ge- wird unter Berücksichtigung der Erhal- nutzt und zur Förderung der Kiebitzpo- tung und Förderung der ökologischen pulation einmal im Jahr gemäht. Auf der und landschaftsgestalterischen Funkti- sehr nassen Fläche findet keine weitere on des Gewässers einschließlich der Nutzung statt. Bewahrung und Wiederherstellung der standortgerechten Ufervegetation Das Gebiet ist Hydrologisch durch den durchgeführt“ (http://www. ham- Zusammenfluss des Schulauer Moor- burg.de/altona/wasserwirtschaft). grabens und dem Rissener Dorfgraben geprägt. Beide Gräben vereinigen sich Bei der Moorkartierung im Mai 2016 im Gebiet und geben ihre Wässer in die waren die zentralen Flächen am Zu- ca. 600 m nordwestlich verlaufende sammenfluss der beiden Gräben bis zur Wedeler Au ab. Der Schulauer Moor- Oberfläche wassergesättigt und z. T. graben nimmt das Wasser der Tinsdaler nur schwer passierbar. Der im Bohrloch Feldmark auf und der ca. 1 km weiter gemessene Grundwasserstand variierte östlich entspringende Rissener Dorf- von 0,00 bis 0,60 m u. GOK. Lediglich graben Teile der Wässer aus der Risse- das von 0,70 m mächtigen Auffüllungen ner Ortsmitte. Die in das Gebiet strö- geprägte Profil 190 im Osten der Flä- mende Wassermenge dürfte demnach che wies bis 1,00 m kein Grundwasser insgesamt nicht unerheblich sein. Im auf. Osten der Wiese befindet sich ein klei- Im Gebiet sind einige Grundwasser- neres Regenrückhaltebecken, welches messstellen eingerichtet worden, die durch Wässer des Rissener Dorfgra- aber nur für den Zeitraum 1967 bis bens gespeist wird. Die Brünschwiese 1983 Daten liefern. Bei der Messstelle dient als Überlauf und nimmt ebenfalls 5000 lag der durchschnittliche Flurab- erhebliche Mengen an Oberflächenwas-

60 Moore in Hamburg stand im Zeitraum 1973-1983 bei ergiebigen Niederschlägen bereits zu 0,57 m, der niedrigste Flurabstand Überschwemmungen einiger Straßen- wurde im Februar 1981 mit -0,16 m züge. gemessen, der höchste im Oktober Die Wässer des Rissener Dorfgrabens 1976 mit 1,22 m. Ganz ähnliche Werte dürften aufgrund des Einzugsgebietes liefert die Messstelle 5001 südlich der z. T. sehr stark mit Schadstoffen belas- Moorflächen (nicht auf der Karte dar- tet sein. Als wichtigste Maßnahme wird gestellt!). Bei der am nördlichen Rand daher die Minimierung des Eintrages des Gebietes gelegenen Messstelle 590 von Nähr- und Schadstoffen in die Wie- lag der durchschnittliche Grundwasser- sen erachtet. Dieses Ziel könnte u. a. flurabstand im Zeitraum 1967-1975 durch die Anlegung mehrerer Sandfän- hingegen mit 1,43 m sehr tief und ge erreicht werden (MP 4). Hierfür schwankte zwischen 0,92-2,04 m sehr müsste der Lauf des Rissener Dorfgra- stark. bens an einigen Stellen außerhalb des Untersuchungsgebietes verbreitert werden, damit sich auf der Gleithang-

seite Sedimente ablagern können, wel- Maßnahmen che anschließend mit Hilfe von Baggern Außer einer einmaligen Mahd im Jahr wieder entfernt werden können. Mögli- und Entfernung des drusigen Spring- che Standorte sind der Gewässerab- krautes (Maßnahmenpunkt MP 1), der schnitt bei der Flerrentwiete und süd- Einzäunung der Flächen (MP 2) und dem lich des Rückhaltebeckens beim Ade- Aufstellen einer Informationstafel barweg. Diese Maßnahme ist bereits in (MP 3) finden im Gebiet bisher keine einem Masterplan der Abteilung Was- besonderen Maßnahmen statt. serwirtschaft vorgesehen und könnte neben der Verbesserung der Gewäs- Die Fläche ist bereits weitgehend sehr serökologie, auch zu einer Reduzierung nass und ganzjährig durch hoch anste- von an Sedimenten gebundenen Schad- hendes Grundwasser geprägt. Ein wei- stoffen führen. Eine weitere Maßnahme terer Anstau, z. B. des Schulauer Moor- zur Reduzierung von Schadstoffen ist grabens auf Höhe der Industriestraße, die Entfernung von Sedimenten aus wird daher als nicht notwendig angese- dem Rückhaltebecken auf der Brün- hen. Zudem muss die Vorflut für den schwiese (MP 5), die ebenfalls bereits Rissener Dorfgraben gewährleistet sein, als Maßnahme von der Abteilung Was- denn dieser ist nach Niederschlägen serwirtschaft vorgesehen ist. durch einen sehr hohen Abfluss ge- kennzeichnet und kann die anfallenden Um die Zufuhr von Nährstoffen zu re- Wässer der Siedlung Rissen z. T. schon duzieren, ist eine Extensivierung der nicht mehr alle aufnehmen. In Teilberei- Grünlandwiesen mit dem Verzicht auf chen des Dorfgrabens kommt es nach Dünger, Gülle und Einsatz von Pestizi-

Moore in Hamburg 61 den in der Tinsdaler Niederung entlang des Schulauer Moorgrabens wün- schenswert. Zumindest die Fläche süd- lich der Brünschwiese sollte Extensiv genutzt werden. Es ist zu prüfen, ob diese Fläche als Ausgleichsfläche für Naturschutzmaßnahmen ausgewiesen werdn kann (MP 6).

62 Moore in Hamburg

4.1.4 Flaßbargmoor

Schutzstatus Kein Schutzstatus Besitzstatus FHH Moorfläche 0,75 ha max. Moormächtigkeit 0,20 m (Torf), 1,10 m (Torf+Mudden) Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor, oft leichter Überstau, Wasserstandschwankungen sichtbar Substratabfolge Mudde/Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, stark versiegelt, mäßige Grund- wasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Gyttja, Niedermoorgley C-Speicher >300 t dominierender Zersetzungsgrad stark, z. T. vermulmt Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) genaue Wasserstände unbekannt, kleinere Tümpel fallen auf den Nassflächen am Hangfuß im Süden z. T. trocken GW- Flurabstand (Winter) 0-0,10 m auf den Nassflächen am Hangfuß im Süden, 0,50 m in Mittelhanglage, >1 m am Oberhang bisherige Maßnahmen Entnahme von Bäumen, Abschieben des Oberbodens auf der Wiese in Mittelhang- lage (Entfernung von Neophyten) empfohlene Maßnahmen Entnahme von Einzelbäumen und freistel- len größerer Flächen am Hangfuss im Sü- den, prüfen ob Anstau des Müllergrabens möglich ist (kritisch wegen benachbarter Grundstücken) Entwicklungsziel Bruch-, Moorwald, Niedermoor Gebietsbetreuung Nabu (West), Bezirksamt Altona Abbildung 26: Steckbrief Flaßbargmoor

Moore in Hamburg 63

Tabelle 5: Maßnahmen im Flaßbargmoor MP Erläuterung Stand

1 Neophyten entfernen/mähen wird turnusmäßig durchgeführt Bäume gefällt, Oberboden zur Entfernung bereits vor ca. 10 Jahren 2 von Neophyten abgeschoben durchgeführt

3 Trockenbiotope/Besenheide entwickeln soll durchgeführt werden

4 Feuchtbiotope/Ufergehölz entwickeln soll durchgeführt werden

5 Stauwehr am Müllergraben bauen Vorschlag Einzelne Tümpel am Hangfuß über Gräben 6 miteinander verbinden Vorschlag Bereits in den 1980er Jahren 7 Stillgewässer angelegt durchgeführt

*MP=Maßnahmenpunkt

64 Moore in Hamburg

Abbildung 27: Übersichtskarte Flaßbargmoor: Verbreitung und Mächtigkeiten von Torfen und sehr stark humosen Mudden, Bohrpunkte Moorkartierung (rote Punkte), Maßnahmenpunkte (weiße und grüne Punkte) Moore in Hamburg 65

Abbildung 28: Fotos Flaßbargmoor: Blick nach Norden am Unterhang bei Profil 364 auf die offene Wiese im Zentrum des Gebietes (o. l.) und auf einen der zahlreichen Tümpel (Bom- bentrichter) am Hangfuß bei Profil 363 (o. r.). Müllergraben kurz vor dem Durchlass bei der Sonderschule Böttcherkamp (u. l.) und Durchlass bei der Schule Bötcherkamp (u. r.)

Die nachfolgenden Maßnahmen im teilung Wasserwirtschaft hinzugezogen Flaßbargmoor wurden bei einer Bege- werden. hung mit dem Wasserwart des Bezirk- Das ca. 3 ha große Gebiet liegt im samtes Altona und der Moorschutzre- Stadtteil Lurup zwischen den Straßen ferentin des NABU diskutiert. Neben Böttcherkamp im Süden und Flaßbarg eigenen Erhebungen bei der Moorkar- im Norden. Insgesamt sind auf ca. tierung 2015, konnten Informationen 0,75 ha noch geringmächtige Torfe über das Gebiet insbesondere durch vorhanden. Nach Norden, Westen und Gespräche mit Teilnehmern der NABU Osten wird das Gebiet von lockerer Stadteilgruppe West gewonnen werden. Einzelhausbebauungen und Kleingärten Von Seiten der Behörde ist für die Um- sowie nach Süden vom Gelände der setzung von Maßnahmen das Fachamt Sonderschule am Böttcherkamp umge- Stadt- und Landschaftsplanung des Be- ben. Zwar liegt das Gebiet isoliert in- zirksamtes Altona zuständig. Bei Ein- mitten einer Siedlung, großräumig be- griffen in die Hydrologie muss die Ab- trachtet hat das Gebiet aber Anschluss

66 Moore in Hamburg an die ca. 700 m westlich gelegene Os- chen und im Südwesten sind kleinere dorfer Feldmark, die sich als grüne schmale Wiesen vorhanden. Bei der Bi- Landschaftsachse entlang der Düpenau otopkartierung sind in den vermoorten bis zur ca. 2,5 km südlich gelegenen und stärker vernässten Bereichen im Osdorfer Landstraße zieht. Das Gebiet Süden Birken-Bruch- bzw. -Moorwald gehört der Stadt Hamburg und wird zur nährstoffarmer Standorte und im Wes- weiteren Entwicklung vom NABU ten und den höheren Lagen entwässer- (Stadtteilgruppe West) betreut. Das ter, degenerierter (Erlen)Bruchwald Flaßbargmoor unterliegt keinem ausgewiesen worden. Am Oberhang Schutzstatus. Im Flächennutzungplan kommen hauptsächlich Pionierwälder ist das Gebiet als potentielle Bebau- und Sukzessionsgebüsche vor. Die of- ungsfläche für die U-Bahnlinie U5 aus- fene Wiese ist u. a. durch trockenes gewiesen, weshalb Bestrebungen das Pfeifengras und Ruderalgesellschaften Flaßbargmoor als Naturdenkmal aus- gekennzeichnet. Im Bereich der ehema- zuweisen bisher keinen Erfolg hatten. ligen Behelfsheime an der Straße Flaß- barg im Norden ist auf einer kleinen Entstanden ist das Flaßbargmoor als Magerfläche Besenheide verbreitet. Verlandungsmoor in einer nach Süd- westen geöffneten Mulde, die als plei- Im Gebiet sind keine GW-Messstellen stozänes Becken gedeutet werden kann vorhanden. Bei der Moorkartierung la- (Abbildung 29). Der nach Süden expo- gen die Flurabstände in den vermoorten nierte Hang fällt von ca. 26 m auf ca. Bereichen im Oktober 2015 zwischen 19 m ab. Nach Westen, Osten und Sü- 0,00 m bei Profil 149 und 0,55 m bei den ist das Flaßbargmoor von ca. 21- Profil 363. In den sehr nassen Berei- 22 m hohen Flanken umgeben. Während chen am Hangfuß waren die Flächen des 2. Weltkriegs sind im Flaßbargmoor durch Überstau, aber durch das sehr einige Fliegerbomben eingeschlagen. unebene Mikrorelief auch von trockenen Mehrere kleine Tümpel in ehemaligen Kuppen geprägt. Die Profile 147 und Bombentrichtern sind als Relikt dieser 148 in Mittelhanglage wiesen bis 1 m schrecklichen Ereignisse bis heute zu- Tiefe kein Grundwasser auf, belegen rückgeblieben. Sehr wahrscheinlich ist aber durch reliktische Vergleyungs- die Fläche am Hangfuß auch deswegen merkmale, dass die Bodenbedingungen sehr uneben und neben Tümpeln auch ursprünglich bis in Mittelhanglage von von kleineren Kuppen geprägt. Die Flä- nasseren Bedingungen geprägt waren. che ist dementsprechend als Kampfmit- In der geologischen Karte sind groß- telverdachtsfläche ausgewiesen und räumig drenthezeitliche (ältere Saale- muss bei tieferen Eingriffen in den Bo- Kaltzeit) Schmelzwassersande und im den auf Kampfmittel sondiert werden. Bereich der Hochlagen holozäne Flug- Das Flaßbargmoor ist überwiegend be- sande über drenthezeitlichen Schmelz- waldet, nur in den zentralen Hangberei- wassersanden ausgewiesen. Geschiebe-

Moore in Hamburg 67

lehm wurde im Bereich der Sonderschu- Becken ausfüllten (Verlandungsmoor). le Böttcherkamp in ca. 2-3 m Tiefe und Die Bohrungen 149, 363 und 364 am auf Höhe der Straße Flassbarg im Nor- nassen und von kleineren Tümpeln den in ca. 6-7 m Tiefe erbohrt. Das durchsetzten Hangfuß wiesen bei der weichselzeitlich nicht mehr vom Eis be- Moorkartierung 2015 ca. 0,20 m mäch- deckte Gebiet wurde im spätpleistozän tige Torfe und bis zu 1,10 m mächtige, bis ins junge Holozän teilweise von humose bis sehr stark humose Schluff-, Flugsanden überdeckt. Torf- und Tonmudden auf (Abbildung 27). Die Böden wurden entsprechend Als Ausgangssubstrat der Bodenbil- ihrer Substratabfolge flacher Torf über dung waren zu Beginn des Holozäns Mudde über Sand (Profil 363, 364) als demnach Sande verbreitet. Zunächst Niedermoorgley bzw. Mudde über sehr dürften die höheren Lagen von Wäldern tiefem Sand (Profil 149) als Gyttja aus- eingenommen worden sein, wobei das gewiesen. Die am Hangfuß z. T. bis an Becken des heutigen Flaßbargmoores die Oberfläche reichende Tonmudde offenbar recht zügig einen so hohen verhindert eine zügige Tiefenentwässe- Grundwasserstand aufwies, das sich rung und sorgt auch in Trockenphasen organische Mudden ablagern konnten, für ein nasses Bodenmilieu. und im Anschluss allmählich Torfe das

Abbildung 29: 3D-Ansicht (Überhöht) Flaßbargmoor mit Profilpunkten und Moorfläche

68 Moore in Hamburg

Auch die vorliegenden geologischen diese Flächen als Moorgebiet zu be- Bohrungen unmittelbar südlich vom zeichnen und lassen bei anhaltend ho- Flaßbargmoor und auf dem Gebiet der hen Grundwasserständen eine Entwick- heutigen Hochhaussiedlung am Osdor- lung als Moorwald erwarten. fer Born sind von Torfen und z. T. von Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Nor- Mudden (Seesedimente) geprägt. Diese den an der Straße Flaßbarg für einige Bereiche markieren die ursprünglichen Jahre Behelfsheime errichtet. Die Be- Ausmaße des Flaßbargsmoores, das auf wohner nutzten die heutige Wiese im historischen Karten noch mit ca. 40 ha Zentrum des Gebietes als Garten und angegeben wird und unter den Dörfern hinterließen insbesondere Brombeer- Osdorf, Nienstedten, Lurup und Do- sträucher, die heute zur Offenhaltung ckenhuden aufgeteilt war. Straßenna- der Flächen vom NABU zurückgeschnit- men wie „Binsenort“, „Flassmoor“ oder ten werden müssen. Bei drei Bohrungen „Achter Moor“ zeugen ebenfalls von (Profil 147, 148, 150) während der einer größeren Verbreitung des Moor- Moorkartierung wurden hier bis 1 m gebietes in historischen Zeiten. Heute Tiefe Sande erbohrt. Lediglich das ab sind nur noch auf ca. 0,75 ha sehr ge- einer Tiefe von ca. 0,50 m feuchter ringmächtige Torfe von bis zu 0,20 m werdende Profil 150 wies im Oberbo- vorhanden. Auf dem Gebiet der Hoch- den noch 0,15 m mächtigen Torf auf aussiedlung Osdorfer Born belegen äl- und markiert das nördlichste Torfvor- tere geologische Bohrungen (1970er kommen im Gebiet. Profil 148 war im Jahre) Torfmächtigkeiten von bis zu Oberboden nur noch schwach humos 1 m, so dass zu vermuten ist, dass die und wies wie Profil 147 kein Grundwas- Torfe im heutigen Flaßbargmoor in der ser im Bohrloch auf. Beide Profile wa- Vergangenheit ähnliche Mächtigkeiten ren von stark gebleichten Sanden ge- aufwiesen. Sehr wahrscheinlich wurden prägt, die sehr wahrscheinlich auf eine die Torfe spätestens nach dem 2. Welt- reliktische Nassbleichung zurückzufüh- krieg bis zu den liegenden Mudden und ren ist und von ehemals sehr viel nasse- Sanden abgetorft. Ein noch heute im ren Bodenbedingungen im Hangbereich Westen des Flaßbargmoor zurückge- zeugen. Das von einem schwach humo- bliebener und mittlerweile mit Wasser sen Oberboden gekennzeichnete Profil und Sedimenten gefüllter Torfstich un- 148 wurde demnach als reliktischer terstreicht diese Annahme. Da die Tor- Gley-Regosol und Profil 147 aufgrund fe im Flaßbargmoor weitgehend fehlen eines ca. 0,40 m mächtigen humosen bzw. nur geringmächtig vorhanden sind, Auftrags als Kolluvisol über relikti- handelt es sich bei den Böden nicht um schem Gley angesprochen. klassische Moorböden. Sehr stark or- Nach dem Abriss der Behelfsheime fie- ganische Mudden und geringmächtige len die Flächen für eine längere Zeit Torfbildungen berechtigen dennoch brach, bis sich vor ca. 25 Jahre eine Ini-

Moore in Hamburg 69 tiative gründete (Initiative zur Rettung Hoffnung gleichzeitig Neophyten zu- des Flaßbargmoor) und sich der Pflege rückzudrängen wurde im Rahmen dieser des Gebietes annahm. Im Jahr 2015 Maßnahme der Oberboden umgegraben übergab die Initiative die Betreuung des (MP 2). Diese Maßnahme erwies sich Gebietes an den NABU, der sich seither jedoch als wenig erfolgreich, denn der um das Flaßbargmoor kümmert und Oberboden wurde dabei so stark ge- Pflegemaßnahmen durchführt. stört, das u. a. die bis dahin vorkom- mende Glockenheide seither nicht mehr

vorkommt. Zudem zeigten sich die Ne-

ophyten wenig beeindruckt und erober- Maßnahmen ten sich innerhalb kürzester Zeit den Lebensraum wieder zurück. Bereits in den 1980er Jahren wurden auf einer schmalen Wiese im südlichen Im Norden und Süden sind kleinere Flä- Eingangsbereich zum Flassbargmoor chen als Ausgleichsflächen für das zwei kleinere Teiche zur Förderung der Röntgenlaserprojekt XFEL von DESY Amphibienpopulation angelegt (Maß- gemäß Bundesnaturschutzgesetz fest- nahmenpunkt MP 7). gesetzt. Es sollen im Norden Trocken- und Magerbiotope (bei Profil 148) ent- Aktuell bereiten auf der zentralen Wie- wickelt werden (MP 3) und im Süden se, im Bereich der nördlichsten Torf- naturnahe Ufergehölze (südlich Profil vorkommen, invasive Arten wie der Ja- 363) gefördert werden (MP 4). Auch panische Spierstrauch (Spiraea japoni- aus bodenkundlicher Sicht sind diese ca) und an den Rändern der Stauden- Maßnahmen zu unterstützen. Eine Ent- knöterich sehr große Probleme und wicklung von Magerbiotopen im Norden können praktisch kaum entfernt wer- des Gebietes ist zu empfehlen, da hier den. Ebenfalls haben sich als Relikt der nährstoffarme, reine Sande verbreitet ehemaligen Gartennutzung Brombeer- sind und das Entwicklungsziel den ur- sträucher ausgebreitet. Die sehr sprünglichen Charakter der Landschaft schnellwüchsigen Arten erweisen sich eines Moor- und Heidegebietes ent- als äußerst hartnäckig und konnten bis- sprechen dürfte. Für die Weiterentwick- her nicht nachhaltig zurückgedrängt lung von Trocken- und Magerbiotopen werden. Jährlich muss die Fläche daher im Norden und der Moorflächen in gemäht werden um vor allem den Hanglage ist die bereits beschriebene Spierstrauch an einer weiteren Ausbrei- Entfernung bzw. das Zurückdrängen tung zu hindern (MP 1). des Spierstrauches und des Stauden- Vor ca. 10 Jahren waren auf der Wiese knöterich auf der offenen Wiese von noch einige Birken vorhanden, die zu- entscheidender Bedeutung, da die gunsten der Entwicklung von lichten schnellwachsenden Neophyten andern- Trockenflächen gefällt wurden. In der falls die heimische Flora verdrängen

70 Moore in Hamburg würden. Wichtig ist, dass etwaige Maß- nahmen und Eingriffe in den Boden nur im Norden des Gebietes vorgenommen werden. Die nördlichsten Torfverbrei- tungsgebiete sollten nicht beeinträch- tigt werden. Eingriffe in den Boden soll- ten hier unbedingt unterbleiben.

Um eine Torfzehrung zu verhindern und ggf. eine wiedereinsetzende Torfbil- dung und Entwicklung eines Moorwal- des zu ermöglichen, ist am Hangfuß ei- ne Anhebung des Grundwasserstandes anzustreben. Dies könnte durch den Anstau des Müllergrabens mit Hilfe ei- nes Kippstauwehres erreicht werden (MP 5). Damit sich der Wasserstand nicht nur im Bereich des Stauwehrs an- hebt und der Anstau großräumiger Wir- kung zeigt, sollten die vielen kleineren Tümpel über Gräben miteinander ver- bunden werden. Dadurch wäre auch ei- ne Entwässerung der am Müllergraben liegenden Flächen sichergestellt und die Vorflut nach Niederschlägen gewähr- leistet.

Moore in Hamburg 71

4.2. Eimsbüttel

Abbildung 30: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehende Torfe (grün schraffiert) in Hamburg-Eimsbüttel (Kartengrundlage Open Street Map)

72 Moore in Hamburg

4.2.1 Ohmoor

Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH+Bund+Privat Moorfläche 8 ha max. Moormächtigkeit 0,40 m Hydrogenetischer Moortyp Versumpfungsmoor, ursprünglich Regen- moor, Böden tiefgründig entwässert Substratabfolge gemischter Torf und Sand, Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, wenig versiegelt, hohe Grundwas- serneubildungsrate dominierende Bodentypen Treposol, Moorgley C-Speicher >4200 t dominierender Zersetzungsgrad sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 60 Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) >1,00 m GW-Flurabstand (Winter) ca. 0,50-0,80 m bisherige Maßnahmen extensive Grünlandnutzung empfohlene Maßnahmen Extensivierung, Graben anstauen/ verle- gen, Grüppen einebnen, Informationstafel Entwicklungsziel extensives Grünland, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen, Moorwald Gebietsbetreuung Loki-Schmidt-Stiftung, GÖP, Bezirksamt Eimsbüttel (Fachamt Management des öf- fentlichen Raumes, Stadt und Land- schaftsplanung) Abbildung 31: Steckbrief Ohmoor

Moore in Hamburg 73

Tabelle 6: Maßnahmen im Ohmoor

MP. Erläuterung Stand

1 Anstau des Ohmoornebengraben E durch ein Stauwehr Vorschlag

2 Ohmoornebengraben E in den Wald auf Flurstück 11525 verlegen, Vorschlag Überflutungsräume im Wald schaffen

3 Ohmoornebengraben G auf Flurstück 11525 mit Material aus dem Vorschlag Wald bei Profil 400 oder mit Sand verfüllen

4 Grüppen einebnen und ggf. Drainagen entfernen, keine kleineren Vorschlag Grüppen zur Entwässerung auf den Grünlandflächen anlegen.

5 Extensivierung, Beweidung nur 6 Wochen im Jahr, befahren der Vorschlag Flächen mit schweren Maschinen nur in Trockenphasen

6 Informationstafel zum Thema „Kultivierung des Ohmoors“ auf- Vorschlag stellen

*MP=Maßnahmenpunkt

74 Moore in Hamburg

Abbildung 32: Übersichtskarte Ohmoor Moore in Hamburg 75

Abbildung 33: Wasserstände Messstelle 60

76 Moore in Hamburg

Abbildung 34: Fotos Ohmoor: Grünlandflächen bei Maßnahmenpunkt 4 (o. l), unebene Oberfläche aus gekippten Torfen im Wald bei Profil 400 (o. r.) und er Ohemoorneben- graben E an einer alten Torfabstichkante bei Profil 398 (u. l), frisch gefräste Entwässe- rungsrinne bei Profil 50 (u. r.)

Schmidt-Stiftung führt die Gesellschaft Das Ohmoor liegt im Stadtteil Niendorf für ökologische Planung (GÖP) gele- an der Landesgrenze zu Schleswig- gentlich Pflegemaßnahmen im Auftrag Holstein. Für Maßnahmen ist das Fach- des Bezirksamtes durch. amt Management des öffentlichen Raumes und die Abteilung Stadt und Die im Landschaftsschutzgebiet Landschaftsplanung des Bezirksamtes Ohmoor gelegenen Moorböden stellen Eimsbüttel zuständig. Bei Maßnahmen einen letzten Rest eines ursprünglich zur Erhöhung des Grundwasserstandes ca. 450 ha großen Moorkomplexes bedarf es einer Abstimmung mit der (Ohmoor, Schippelsmoor, Rahmoor, Abteilung Wasserwirtschaft. Rochmoor), aus ca. 3 m mächtigen Tor- fen (Hochmoortorf) dar. Heute sind Die meisten Flurstücke im Ohmoor ge- noch ca. 8 ha stark entwässerte Moor- hören der Stadt, vier festgestellte Aus- böden auf Hamburger Seite vorhanden gleichsflächen dem Bund und zwei Flur- (Vgl. JELINSKI 2016). In Schleswig- stücke der Loki-Schmidt-Stiftung Holstein sind noch ca. 40 ha entwässer- (Abbildung 32). Neben der Loki- ter Birkenbruchwald auf Moorböden

Moore in Hamburg 77 erhalten geblieben (Abbildung 34). Die ben (Ohmoornebengraben B, C, D, E, F, restlichen Moorflächen wurden abge- G). Eine zuverlässige Entwässerung der graben oder während des Baus der Flächen findet erst seit dem Ausbau Siedlung Niendorf-Nord seit den des Ohrmoorgrabens im Jahr 1973 und 1960er Jahren von künstlichen Auffül- der Anlage eines Rückhaltebeckens lungen überdeckt. Im heutigen Ohmoor (1977) statt. Die Flächen 11526 und finden sich vor allem Böden, die im Zu- 11523 werden zudem z.T. durch kleine- ge der Kultivierung des Ohmoors nach re Grüppen-entwässert. dem 2. Weltkrieg (1949-1951) über- Im Gebiet sind nur wenige aufschluss- prägt wurden und aus ca. 1 m tief um- reiche Grundwassermessstellen vor- gepflügten Torfen und Sanden beste- handen. Lediglich bei der Messstelle 60 hen. Umbruchböden sind demnach der liegen Messungen für den Zeitraum dominierende Bodentyp (Treposol und 1952-2018 vor. An dieser Messstelle Gley-Treposol). Sie stellen als Archiv lag der durchschnittliche Flurabstand der Kulturgeschichte wertvolle Kultoso- bei 0,35 m und variierte von -0,27 m im le dar. Niedermoorböden kommen le- Januar 2015 bis 1,41 m im September diglich bei Bohrung 43 und in einem 1976. In den letzten beiden Jahren kleinen Waldstück bei den Bohrungen zeichnet sich ein Trend zu niedrigeren 398, 400 und 402 vor. Die mit entwäs- Flurabständen ab (Abbildung 33). serten Birkenbruch- bzw. Moorwald be- Bei der Kartierung im August und Sep- standene Waldfläche diente während tember 2015 wiesen 5 Profile (Bohrung der Kultivierung des Ohmoors als Torf- 45, 50, 52, 54 und 399) Grundwasser halde, so dass hier Hügel aus gekippten, im Bohrloch auf. Der Grundwasserstand Sand führenden Torfen und in den Sen- lag dann bei ca. 0,80 m u. GOK. An- ken gut erhaltene Torfe mit einer Mäch- sonsten wurde bei allen Bohrungen bis tigkeit von ca. 0,40 m vorzufinden sind. 1 m Tiefe kein Wasser angetroffen. Unklar ist, ob auf den Flurstück 416 Anwohner berichten von einer starken noch Torfe vorhanden sind. Ältere Boh- Vernässung nach ergiebigen Nieder- rungen aus dem Jahr 1956 belegen zu- schlägen und im Winter, so das von hö- mindest bis zu 1 m mächtige Torfabla- heren Wasserständen im Winter und gerungen. Die Torfunterlage besteht im Frühling und nach Niederschlägen aus- ganzen Gebiet aus sehr tiefgründigen zugehen ist. Sanden.

Mit Ausnahme des brach liegenden Wäldchen werden die Flächen überwie- gend als Grünland genutzt und von Rin- Maßnahmen dern bestanden. Maßnahmen zur Erhöhung des Grund- Entwässert wird das Gebiet durch den wasserstandes sind aufgrund von Sied- Ohmoorgraben und mehrere Nebengrä-

78 Moore in Hamburg lungs- und privaten Flächen schwierig Wasserstandes durchgeführt. Die Flä- zu realisieren. che 11526 und die Fläche 11523 wer- den als Weide für Rinder genutzt. Die Insbesondere das kleine Wäldchen auf Beweidung der Fläche soll laut Verein- dem Flurstück 11525 bietet sich aber barung, zwischen der Loki-Schmidt- für die Entwicklung von Moorböden an, Stiftung und dem ortsansässigen da hier noch erhebliche Moorreste vor- Landwirt, 6 Wochen im Jahr erfolgen, handen sind und keine privaten Flächen tatsächlich werden die Flächen aber von Wiedervernässungsmaßnahmen deutlich länger genutzt. Die Grasnarbe beeinträchtigt werden. Diese Fläche hat ist durch Viehtritt z. T. bereits geschä- bei der zukünftigen Entwicklung des digt und der Oberboden mitunter durch Gebietes absolute Priorität. Durch die eine breiige Konsistenz gekennzeichnet. sehr unebene Topographie mit ca. 2 m Dies wird durch das Befahren der Flä- hohen Hügeln und kleineren Senken ist chen mit schweren Maschinen noch un- die Fläche kaum flächenhaft zu vernäs- terstützt. Um eine weitere Zerstörung sen. Zumindest die Senken könnten der Bodenstruktur durch Viehtritt, Be- aber von einer Anhebung des Wasser- weidung und Maschinenauflast zu ver- standes profitieren. Für eine Vernäs- meiden, sollte zukünftig darauf geach- sung der bisher an der Oberfläche tro- tet werden, dass die Flächen extensiv ckenen Fläche müsste der tief einge- genutzt werden (MP 5). Auf diesen Flä- schnittene Ohmoornebengraben E an- chen sollten die Grüppen eingeebnet gestaut werden (Maßnahmenpunkt und ggf. Drainagen entfernt werden MP 1). Allerdings bestehen von Seiten (MP 4). der Abteilung Wasserwirtschaft Beden- ken, weil der Graben die Entwässerung Weiterhin sollte geprüft werden, ob ein der südlich gelegenen Siedlung an der Anstau oder eine Verfüllung des Straße Moorrand gewährleistet. Eine Ohmoornebengraben G möglich ist (MP Möglichkeit wäre die Umleitung des 3). Das Füllmaterial könnte aus dem Grabens in den Wald, um die anfallen- Wald auf Flurstück 11525 gewonnen den Oberflächenwässer in die Waldflä- werden. Mit der Gewinnung des Aus- che zu führen und hier über Retentions- hubs aus dem Wald auf Flurstück flächen im Gebiet zu belassen (MP 2). 11525 könnte dort die Geländeoberflä- Durch die Nutzung des Waldes, als Re- che eingeebnet und die Fläche besser genrückhaltebecken, könnte der Was- wiedervernässt werden. serstand erhöht werden und gleichzei- Neben Maßnahmen zur Initiierung und tig die Entwässerung der Siedlung ge- Entwicklung von Moorböden, sollte währleistet werden. auch der Aspekt Umweltbildung be- Wie im ganzen Gebiet werden auch auf dacht werden. Die im Gebiet vorkom- den Flächen der Loki-Schmidt-Stiftung menden Umbruchböden sind ein Beleg keine Maßnahmen zur Anhebung des für die kulturelle Leistung des Men-

Moore in Hamburg 79 schen und als Archiv der Kulturge- schichte wertvoll. Mit einer Informati- onstafel könnte die Kultivierung des

Ohmoors und die als Relikt der Kultivie- rung anstehenden Umbruchböden the- matisiert werden (MP 6). Als möglicher

Standort käme z. B. der Eingang zu den naturnahen Bereichen des Ohmoors auf Schleswig-Holsteiner Seite in Frage. Dort steht bereits eine Informationsta- fel zur Flora, Fauna und Entstehung des

Ohmoors, die durch das o. g. Thema ergänzt werden könnte.

80 Moore in Hamburg

4.2.2 Vielohmoor

Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 21 ha max. Moormächtigkeit ca. 0,30 m, nach älteren geologischen Bohrungen östlich des Vielohgrabens bis ca. 0,90 m Hydrogenetischer Moortyp Versumpfungsmoor, stark entwässert Substratabfolge flacher Torf über schluffigen Sanden (Flugsand) Einzugsgebiet sandig, mäßig bis stark versiegelt, mäßige Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Moorgley, Gley C-Speicher >4700 t dominierender Zersetzungsgrad sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 144 Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) >1,00 m GW-Flurabstand (Winter) ca. 0,50-1,00 m, z. T. für einige Wochen Überstau bisherige Maßnahmen keine empfohlene Maßnahmen Extensivierung, Flächenan- kauf/Flächentausch, Informationstafel zur Geschichte der Niendorfer Moore Entwicklungsziel extensives Grünland, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen Gebietsbetreuung NABU Gruppe Eimsbüttel, Bezirksamt Eimsbüttel (Fachamt Management des öf- fentlichen Raumes, Stadt und Land- schaftsplanung des öffentlichen Raumes) Abbildung 35: Steckbrief Vielohmoor

Moore in Hamburg 81

Tabelle 7 Maßnahmen im Vielohmoor

MP Erläuterung Stand

1 verschließen/entfernen einer Verrohrung Vorschlag

2 ggf. Graben verfüllen Vorschlag

3 Extensivierung der Flächen, keine Bewei- Vorschlag dung, ggf. Flächen aufkaufen, tauschen oder Eigentümer bei Wiedervernäs- sungsmaßnahmen entschädigen

4 Informationstafel zum Thema Moore in Vorschlag Niendorf aufstellen

5 Entfernung von Ufergehölzen, Entnahme Anfang 2018 durchgeführt von Sedimenten aus dem Vielohgraben

*MP=Maßnahmenpunkt

82 Moore in Hamburg

Abbildung 36: Übersichtskarte Vielohmoor Moore in Hamburg 83

Abbildung 37: Fotos Vielohmoor: Informationstafel vom NABU (o. l), Verrohrung unter dem Kollau-Wanderweg zur Entwässerung der Flächen auf Höhe des Kollauteiches (o. r), Entfernung von Ufergehölzen am Vielohgraben bei Profil 334 (u. l.), vernässte Wiese im Mai 2018 bei Profil 331 (u. r.)

beobachtet und kartiert lediglich die Das im Stadtteil Schnelsen gelegene hier vorkommenden Tier- und Pflan- Vielohmoor erstreckt sich entlang der zenarten. Des Weiteren hat der NABU Kollau und ist Teil des Landschafts- eine aus Holz bestehende Informations- schutzgebietes Schnelsen/Niendorf. Für tafel aufgestellt, wo u. a. Informationen Maßnahmen ist das Fachamt Manage- zu Veranstaltungen des NABU aufge- ment des öffentlichen Raumes und die hängt werden (Abbildung 37). Abteilung Stadt und Landschaftspla- nung des Bezirksamtes Eimsbüttel zu- Das Vielohmoor stellt einen letzten ständig. Bei Maßnahmen mit Eingriffen Rest eines größeren Moorgebietes dar, in die Hydrologie bedarf es einer Ab- welches sich von der Kollau über das stimmung mit der Abteilung Wasser- Gut Wendlohe, lückenhaft, vermutlich wirtschaft . bis zur Mühlenau im Norden zog. Heute sind noch ca. 21 ha geringmächtige, Von Seiten der Naturschutzverbände entwässerte Moorböden aus Anmoor- ist der NABU, Stadtteilgruppe Eimsbüt- torf und stark zersetzten Torfen vor- tel im Gebiet aktiv. Der NABU führt je- handen (Vgl. JELINSKI 2016). Dominie- doch keine Maßnahmen durch, sondern

84 Moore in Hamburg rende Bodentypen sind Moorgleyböden. Südlich von Profil 334 befindet sich ein Da auf den privaten Flächen keine Boh- Rückhaltebecken, in dem sehr wahr- rung abgeteuft werden durften (keine scheinlich auch Torfe und organsiche Genehmigung des Eigentümers), be- Mudden verbreitet sind. Im Jahr 2018 steht hinsichtlich der Verbreitung und wurden nördlich des Rückhaltebeckens Mächtigkeit eine hohe Unsicherheit. Ufergehölze entfernt und der Vieloh- Daher sollten im Vorwege jeglicher graben von Sedimenten befreit (Maß- Maßnahmen zunächst bodenkundliche nahmenpunkt MP 5). Dadurch wurde Kartierungen auf den Privatflächen bei die Entwässerung über den Vielohgra- Maßnahmenpunkt 3 durchgeführt wer- ben in Richtung Kollau verbessert und den. die Flächen seither noch stärker ent- wässert. Die meisten Moorflächen sind in Privat- besitz und werden i. d. R. als Ponyweide Im Gebiet liegen keine aktuellen Was- genutzt. Durch die Beweidung der Flä- serstände von Grundwassermessstellen chen ist die Grasnarbe z. T. stark ge- vor, lediglich Messwerte aus den schädigt. Die Flächen westlich und 1960er Jahren sind im System der Um- nördlich der Moorflächen sind als Aus- weltbehörde hinterlegt. Bei der Mess- gleichsflächen für den Bau des A7- stelle 144 lag der mittlere Flurabstand Deckels festgelegt (Abbildung 36). Die- im Zeitraum 1960-1963 bei 0.69 m. se Flächen werden überwiegend als

Grünland mit regelmäßiger Mahd ge- nutzt. Maßnahmen Die Moorflächen werden von der west- lich gelegenen Kollau und dem östlich Maßnahmen zur Erhöhung des Grund- verlaufenden Vielohgraben entwässert. wasserstandes sind schwierig zu reali- Zudem führt ein zentral die Flächen sieren, da die Moorböden fast aus- durchlaufender Graben die Wässer in schließlich auf privaten Flächen vor- die Kollau ab. Bei der bodenkundlichen kommen und Einzelhäuser am Vieloh- Kartierung im Juli 2015 wiesen alle wisch von Wiedervernässungsmaßnah- Bohrungen kein Grundwasser im Bohr- men betroffen wären. loch auf. Der Flurabstand ist im Som- Zukünftige Maßnahmen sollten sich auf mer demnach >1,00 m. Wie eigene Be- Maßnahmenpunkt MP 3 konzentrieren. obachtungen gezeigt haben, sind die Diese Flächen sind allerdings alle in Pri- Flächen im Herbst und Winter deutlich vatbesitz, so dass bei Maßnahmen eine nasser und im Bereich um den Spiel- Kooperation der Eigentümer vorausge- platz sogar für einige Wochen durch setzt werden muss. Überstau geprägt. Die Vernässung hat Grundsätzlich sollten die Flächen ex- nach meinem Empfinden seit dem Bau tensiv bewirtschaftet werden und die des A7-Deckels zugenommen.

Moore in Hamburg 85 bisherige Nutzung als Ponyweide mög- hohen Wasserständen geprägte Graben lichst unterbleiben bzw. weniger inten- das Wasser nicht mehr abführen kann. siv durchgeführt werden (MP 3). Letztlich könnte eine Informationstafel Eine mögliche Wiedervernässungsmaß- als Beitrag zur Umweltbildung aufge- nahme wäre die Verschließung oder stellt werden und z. B. auf die Entste- Entfernung einer Verrohrung unter dem hung und Entwicklung der Niendorfer Kollauwanderweg (MP 1). Gegebenen- Moore (Ohmoor, Schippelsmoor, falls könnte der Graben mit Sand ver- Rahmoor und Vielohmoor) hingewiesen füllt werden (MP 2). Es ist allerdings zu werden (MP 4). Als möglicher Standort befürchten, dass durch einen Rückstau bietet sich die bereits bestehende In- die Einzelhäuser an der östlich an- formationstafel vom NABU an. grendzenden Straße Vielohwisch be- troffen wären und der bereits z. T. von

86 Moore in Hamburg

4.2.3 Schnelsener Moor

Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 21 ha max. Moormächtigkeit ca. 0,30 m Hydrogenetischer Moortyp Versumpfungsmoor, sehr stark entwässert Substratabfolge flacher Torf über Sand Einzugsgebiet Sand über Lehm, stark versiegelt, geringe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen entwässerter Moorgley C-Speicher >490 t dominierender Zersetzungsgrad sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) im Norden 0,70 m, sonst >1,00 m GW-Flurabstand (Winter) im Norden <0,70 m, sonst >1,00 m bisherige Maßnahmen keine empfohlene Maßnahmen natürliche Entwicklung abwarten, Wald- entwicklung mit hohen Todholzanteil för- dern, im Norden Flächen freistellen Entwicklungsziel Moorwald Gebietsbetreuung Bezirksamt Eimsbüttel (Fachamt Manage- ment des öffentlichen Raumes, Stadt und Landschaftsplanung des öffentlichen Raumes) Abbildung 38: Steckbrief Schnelsener Moor

Moore in Hamburg 87

Abbildung 39: Übersichtskarte Schnelsener Moor: Moorgrenze (gestrichelte Linie), Ausgleichsflächen (Punktsignatur), Bohr- punkte Moorkartierung 2015 (rote Punkte) und Maßnahmen- punkte (weiße Punkte)

88 Moore in Hamburg

Abbildung 40: Fotos Schnelsener Moor: Laubwald bei Profil 140 (o. l), Profil 145 (o. r) und Profil 143 (u. l.) sowie entwässerter, degenerierter Bruchwald bei Profil 146 (u. r.)

Seiten der Naturschutzverbände be- Das Schnelsener Moor liegt an der Lan- treut keine Organisation das Gebiet. desgrenze zu Schleswig-Holstein, zwi- schen der Süntelstraße im Süden und Die Fläche ist vollständig bewaldet. Bei Flagentwiet im Norden. Im Süden, Wes- der Biotopkartierung wurden Laubwald ten und Osten grenzt die Moorfläche und Birken- und Espenpionierwald, so- unmittelbar an Siedlungsflächen. Nörd- wie im Norden entwässerter Birken- lich schließen sich extensive Grünland- bruch- bzw. Moorwald ausgewiesen. wiesen auf Ausgleichsflächen für den Das Schnelsener Moor unterliegt keiner Bebauungsplan Schnelsen 71 an. Die wesentlichen Nutzung und ist durch ei- Fläche ist fast ausschließlich in privater nen hohen Totholzanteil gekennzeich- Hand, lediglich das schmale Flurstück net. 7199 gehört der Stadt. Bei der Moorkartierung im Juli 2015 Für Maßnahmen im Schnelsener Moor wurden ca. 2,6 ha geringmächtige ist das Fachamt Management des öf- Moorböden festgestellt. Die Moorböden fentlichen Raumes und die Abteilung weisen eine Mächtigkeit von maximal Stadt und Landschaftsplanung des Be- 0,30 m auf und sind sehr stark zersetzt. zirksamtes Eimsbüttel zuständig. Von Das Bodeninventar besteht aus ge-

Moore in Hamburg 89 ringmächtigen, entwässerten Moorgley und Geschichte der Schnelsener und und Erdniedermoor. Als Moorunterlage Niendorfer Moore aufgestellt werden sind flächendeckend tiefgründige Sande (MP 2). ausgebildet.

Im Gebiet sind keine aufschlussreichen Grundwassermessstellen vorhanden. Bei der Kartierung wies nur Profil 146 Grundwasser im Bohrloch auf (0,80 m u. GOK). Entwässert wird die Fläche durch den Wiemeldorfer Moorgraben in Richtung zwei nördlich gelegener Rück- haltebecken. Der Moorgraben wies bei der Kartierung kein Wasser auf und war gänzlich ausgetrocknet. Durch die iso- lierte Lage inmitten einer Siedlung ist das Gebiet insgesamt sehr stark ent- wässert und die Böden bis 1 m Tiefe i. d. R. wohl ganzjährig trocken. Lediglich im Norden sind die Böden auch im Sommer z. T. feucht bis nass.

Maßnahmen

Aufgrund der Lage inmitten von Sied- lungsflächen sind Wiedervernässungs- maßnahmen nicht realisierbar..

Lediglich der nassere Bereich im Nor- den könnte für die Entwicklung von Moorböden gefördert werden. Hier könnte die Freistellung der Fläche durch die Entfernung von Einzelbäumen und kleineren Gehölzen für eine Anhebung des Grundwasserstandes sorgen und eine Moorentwicklung fördern (MP 1).

Wie im Ohmoor und Vielohmoor sollten auch im Schnelsener Moor, Informati- onstafeln zur Entstehung, Verbreitung

90 Moore in Hamburg

4.3 Nord

Abildung 41: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehender Torfe (grün schraffiert) in Hamburg-Nord (Kartengrundlage Open Street Map)

Moore in Hamburg 91

4.3.1 Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor

Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche 7,1 ha max. Moormächtigkeit 0,30 m Hydrogenetischer Moortyp Überflutungsmoor/Versumpfungsmoor/ursprünglich z. T. Regenmoor, Böden z. T. stärker entwässert Substratabfolge flacher Torf über Sand Einzugsgebiet Sand über Lehm, stark versiegelt, geringe Grund- wasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Moorgley, Gyttja C-Speicher >900 t dominierender Zersetzungsgrad sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. keine (auf den Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) ca. 0,50 m im Kerngebiet südlich des großen Teichs (tlw. Überstau), ansonsten > 1 m, zahlreiche Tümpel und Teile der großen Teiche fallen trocken, nach längeren Trockenphasen nur im nördlichen großen Teich noch Oberflächenwasser GW-Flurabstand (Winter) ca. 0,00-0,50 m, Tümpel und Teiche wasserführend bisherige Maßnahmen u. a. Stauschwelle + Verteilungsgraben beim Eppen- dorfer Moorgraben, Entkusseln der Glockenheide- Anmoorfläche empfohlene Maßnahmen Teilverfüllung des nördlichen großen Teiches, Stoß- beweidung der Glockenheide-Anmoorfläche im Früh- jahr und Mahd im Frühsommer, Bäume im Osten einschlagen und Flächen freistellen Entwicklungsziel naturnahes Niedermoor, Birkenbruchwald, Über- gangsmoor Gebietsbetreuung Bezirksamt Nord (Fachamt Management des öffent- lichen Raumes, Wasserwirtschaft), Botanischer Ver- ein Abbildung 42: Steckbrief NSG Eppendorfer Moor

92 Moore in Hamburg

Tabelle 8: Maßnahmen im NSG Eppendorfer Moor MP Erläuterung Stand Fläche beobachten und sich selbst überlas- 1 sen, ggf. Entnahme von Baumschösslingen Vorschlag Entnahme von Baumschösslingen, Stoßbe- weidung im Frühjahr mit Ziegen, maschinelle 2 Mahd im Frühsommer Vorschlag Brombeeren entfernen, ggf. Birken einschla- 3 gen und Pfeifengrasstreu abharken Vorschlag naturnahe Durchforstung der ehemaligen Grünanlagenfläche im Osten, ggf. Flächen 4 freistellen und Bäume einschlagen Vorschlag bereits in den 1980er Jahren 5 Großer Teich im Norden ausgehoben durchgeführt Rückbau des nördlichen Teichs und Anhe- 6 bung der Gewässersohle Vorschlag Stauschwelle kurz vor dem Ablauf des Ep- pendorfer Moorgrabens an der Alster- 7 krugchaussee gebaut bereits durchgeführt

8 Anlegung eines Verteilungsgraben bereits durchgeführt Baumgruppen eingeschlagen, Rücknahme 9 des Waldrandes bereits durchgeführt ca. 0,30 m Oberboden zur Erniedrigung der Geländeoberkante und Förderung der Ver- 10 nässung abgetragen bereits durchgeführt

11 1-2 Grundwassermessstellen einrichten Vorschlag Informationstafeln zur Entstehung, Ge- schichte und Flora und Fauna des Eppendor- 12 fer Moores aufstellen Vorschlag Pumpwerk auf Höhe der Alsterkrüger Kehre errichten, Verlegung einer Druckleitung (auf 13 der Karte nicht abgebildet!) Vorschlag

Moore in Hamburg 93

Abbildung 43: Übersichtskarte Eppendorfer Moor: Torfe mit Angabe der Mächtigkeit, Ausgleichsflächen (gepunktet), Maßnahmenpunkte (grün, weiß), Bohrpunkte Moorkartierung 2016 (rot) und besonders wertvolle Biotope (Schraffur)

94 Moore in Hamburg

Abbildung 44: Fotos Eppendorfer Moor: teilweise trocken gefallener nördlicher großer Teich im Juli 2018 (o. l), Stauschwelle im Eppendorfer Moorgraben bei Maßnahmenpunkt 7 im Juli 2018 (o. r.). trocken gefallener Eppendorfer Moorgraben (u. l.) und offene Glocken- heide-Anmoor-Wiese bei Maßnahmenpunkt 2 im Juli 2018 (u. r.)

se (BWS, 2009), Naturschutzgebiet Ep- Als Grundlage für die Beurteilung des pendorfer Moor – Beschreibung und Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor, Konzept zur Erhaltung und Entwicklung dienen neben eigenen Erhebungen (JE- eines hochwertigen städtischen Natur- LINSKI 2016), insbesondere folgende schutzgebietes (NABU, 1995). Des Wei- Gutachten und Beiträge: Naturschutz- teren wurden Erkenntnisse durch Ge- gebiet Eppendorfer Moor – Gutachten spräche mit Frau Fischer und Herrn zur Verbesserung des Wasserhaushal- Siebeneicher vom NABU (Stadtteil- tes (NEUMANN & PARTNER., 1996), gruppe Eimsbüttel), sowie Herrn Pop- Pflege- und Entwicklungsplan für das pendiek vom Botanischen Verein er- Naturschutzgebiet Eppendorfer Moor langt. Für Maßnahmen ist das Fachamt (NEUBECKER, 2000), Ausgleichsfläche Management des öffentlichen Raumes gemäß B-Plan Ohlsdorf 12, - Kleine des Bezirksamt Hamburg-Nord zustän- Horst im B-Plan Groß Borstel 18 Ep- dig. pendorfer Moor - Moorbodenkartierung und hydrologisch wasserwirtschaftliche Bereits seit 1982 betreut von Seiten Bestandsanalyse und Wirkungsprogno- der Naturschutzverbände der NABU

Moore in Hamburg 95

(Stadtteilgruppe Eimsbüttel) das Gebiet Standorte ausgewiesen worden. Die und hat seit 1984 einen Betreuungsver- floristisch wertvollste Fläche ist eine trag. Insbesondere bei botanischen offene Wiese westlich der großen Tei- Fragen wird der NABU vom botani- che mit u. a. Vorkommen von Glocken- schen Verein (Herr Poppendiek) beraten heide und Pfeifengras (Abbildung 44). und bei der Entwicklung des Gebietes Neben dieser offenen Wiese ist ferner unterstützt. Neben der Dokumentation eine mit Birken bestandene Fläche im der vorkommenden Tier- und Pflanzen- Norden mit Vorkommen von Pfeifen- arten besteht die wesentliche Aufgabe gras und Torfmoosnestern als beson- in der Entkusselung der Moorflächen, ders wertvoll einzustufen. Torfe sind insbesondere der westlich des großen auf den beiden Flächen aber nicht oder Teichs gelegenen Glockenheide- nur sehr geringmächtig vorhanden. Anmoorflächen. Zudem werden vom Am südwestlichen Rand ist eine ehema- NABU regelmäßig botanische und orni- lige Kleingartenfläche, gemäß B-Plan thologische Führungen angeboten. Groß Borstel 18 als Ausgleichsfläche Das 1982 als Naturschutzgebiet aus- festgelegt, die als naturnaher Laubwald gewiesene und 2014 von 15,6 ha um entwickelt wird. Zudem ist eine kleine die Grünanlage im Osten auf 26 ha er- Ausgleichsfläche, gemäß B-Plan Barm- weiterte Eppendorfer Moor, ist auf ei- bek-Nord 13, für die Entwicklung von ner Flussterrasse der Alster entstanden naturnahen Laubwald festgelegt. und weist heute noch auf ca. 7,1 ha Die Böden sind durch anthropogene sehr geringmächtige Moorböden auf Einwirkungen tiefgründig verändert und (Abbildung 43). Das fast vollständig weisen i. d. R. nicht mehr ihre natürliche bewaldete Gebiet liegt isoliert zwischen Substratabfolge auf. Vom Bodentyp Siedlungs-, Verkehrs- und Kleingarten- überwiegen grundwasserbeeinflusste flächen und ist durch einen sehr hohen Gleyböden (Niedermoorgley, Humus- Nutzungsdruck von Erholungssuchen- gley, Kolluvisol-Gley, Anmoorgley) und den geprägt. Die Moorflächen liegen Mudden (Gyttja, Sapropel). Nieder- alle innerhalb des Naturschutzgebietes moorböden mit Torfmächtigkeiten von und gehören der Stadt Hamburg. Bei mindestens 0,30 m wurden bei der bo- der Biotopkartierung wurden die Moor- denkundlichen Kartierung im Sommer flächen westlich und östlich der großen 2015 nur an der Position 62 erbohrt. Teiche als entwässerter Erlenbruch- An einigen Positionen wurden überla- wald, und im Kerngebiet südlich der gernde Bodenbildungen festgestellt und Teiche als Birkenbruch- bzw. Moorwald Niedermoor bzw. Anmoorböden über nährstoffarmer Standorte ausgewiesen. Podsol-Gley ausgewiesen. Im Norden sind neben Birkenbruchbe- Im Gebiet sind keine aufschlussreichen ständen auch Weiden,- Moor-, und Grundwassermessstellen verfügbar. In Sumpfgebüsche nährstoffreicher

96 Moore in Hamburg dem durch Torfabgrabungen, Aufschüt- gehend bis in den Oberboden stark tung von Bodenaushub, militärische feucht bis nass. Auf der von BWS Nutzung, umgefallene Bäume oder We- (2009) untersuchten Ausgleichsfläche gebau morphologisch unebenen und im Südwesten lag der Flurabstand im von vielen kleinen Senken und Kuppen Juli 2009 auf den hochgelegenen Berei- geprägten Gebiet kann der Grundwas- chen bei ca. 0,75-1,00 m und in den tie- serstand kleinräumig wechseln. Im Ge- feren Lagen bei ca. 0,30 m. biet sind zwei, durch einen aufgeschüt- Im Eppendorfer Moor sind nur wenige teten Damm getrennte, große Teiche Gräben vorhanden. Die Entwässerung und zahlreiche kleine Tümpel vorhan- zur östlich gelegenen Alster erfolgt in den. Im Mai 2015 waren einige Tümpel den zentralen Bereichen durch den Ep- und im Juli Teile des südlichen großen pendorfer Moorgraben, der seine Wäs- Teichs trocken gefallen. Bei der Bege- ser über eine Stauschwelle in ein Re- hung im Juli 2018 war das ganze Ge- gensiel an der Wilhelm-Metzger-Straße biet, nach ungewöhnlich trockenen Mo- abgibt, sowie einen Graben entlang der naten, gänzlich trocken und wies nur nördlichen Naturschutzgrenze, der nach noch im nördlichen Teich Oberflächen- Niederschlagsereignissen reichlich wasser auf (Abbildung 44). Bei der Kar- Wasser führt und dieses über eine Ver- tierung im Juni, Juli und August 2015 rohrung unter der Alsterkrugchaussee lag der mittlere Flurabstand bei ca. in die Alster überführt. Die südlichen 0,50 m, wobei der Wasserstand in Rich- Bereiche dürften in südlicher Richtung tung Südosten abfiel (ca. 0.90 m u. zur Tarpenbek entwässern, denn bis zur GOK). Böden auf erhöhten Positionen Anlage des Eppendorfer Moorgraben wiesen bis 1 m Tiefe häufig kein (vermutlich beim Ausbau der Alster- Grundwasser auf und waren über die krugchaussee in den 1960er Jahren), gesamte Profiltiefe nur schwach feucht wurde die Entwässerung des Gebietes bis trocken (Profil 56 und 378). Insbe- im Wesentlichen in Richtung Süden zur sondere die anmoorigen Flächen mit Tarpenbek über einen „Mönch“ gere- geringmächtigen (0,10-0,30 m) Torfen gelt. Davon ist heute nichts mehr zu westlich und östlich der großen Teiche erkennen, womöglich erfolgt nach wie sind im Sommer tiefgründig entwässert vor eine Entwässerung über eine Ver- und weisen für die Moorentwicklung rohrung unterhalb der Borsteler Chaus- ungünstige hydrologische Bedingungen see? auf. Im Winter sind aber auch diese Flä- Natürlicherweise ist der Flurabstand chen nass und die Tümpel wasserfüh- des Auengebietes vom Wasserstand rend. Die Hydrologisch besten Bedin- der ca. 200 m östlich verlaufenden Als- gungen weisen die Flächen südlich und ter abhängig und durch eine hohe nördlich der großen Teiche auf. Hier Amplitude der Flurabstände und perio- sind die Böden auch im Sommer weit- dische Überflutungen geprägt. Das

Moore in Hamburg 97 zeitweilige trocken fallen des Gebietes piration der aufstockenden Vegetation ist demnach nicht ungewöhnlich und abhängig. bereits von jeher der Fall gewesen. Spä- testens mit der Begradigung der Alster nach dem 1. Weltkrieg und dem Ausbau der Alsterkrugchaussee in den 1960er Maßnahmen Jahren wird das Gebiet aber sehr stark Das Entwicklungsziel ist laut dem Pfle- entwässert und der Grundwasserstand ge- und Entwicklungsplan „das Errei- vergleichsweise konstant niedrig gehal- chen eines ganzjährig gleichbleibend ten. hohen Wasserstandes. Jahreszeitliche Die Zufuhr von Wasser erfolgt in die Schwankungen des Wasserspiegels sind auf ca. 5.50 m NN gelegene Niederung im Moorgebiet erwünscht, da bei den von den westlich anstehenden und bis von Jahr zu Jahr und von Monat zu Mo- zu 15.50 m NN hohen Geestrücken aus nat wechselnden Wasserständen das im Sanden und Geschiebelehm/-mergel Vergleich zum Grabenwasser noch rela- und den Niederungsbereichen der nörd- tiv nährstoffarme Regenwasser vegeta- lich anschließenden Kleingartenanlage. tionsprägend bleiben kann. Auch das Das durch Siedlungs-, Verkehrs-, und sporadische Trockenfallen der An- Kleingartenflächen geprägte Einzugs- moorflächen kann toleriert werden, da gebiet weist eine starke Entwässerung die hier lebenden Pflanzen gegen Aus- und z. T. starke Versiegelung auf. Der trocknung relativ resistent, aber emp- überwiegende Anteil des Oberflächen- findlich gegenüber zu starker Nähr- wassers wird über die Kanalisation ab- stoffversorgung sind. Das Entwick- geführt. Die Grundwasserneubildungs- lungsziel ist die Stabilisierung und För- rate und Zufuhr von Wässern in die derung der natürlichen Vegetationszo- Niederung ist dementsprechend gering nierung eines Niedermoores von offe- und die Wässer dann vermutlich mit nen Wasserflächen über Röhricht, Nähr- und Schadstoffen angereichert. Großseggenried bis hin zu Weiden- Der Zufluss erfolgt überwiegend diffus, Faulbaumgebüsch sowie Bruchwald aus kleinere Gräben, die der Entwässerung Moorbirken und Schwarzerlen am Rand“ der benachbarten Kleingärten dienen, (NEUBECKER, 2000). Eine Wiederher- sind kaum vorhanden und haben ihre stellung der ehemals artenreicheren Bi- entwässernde Wirkung verloren. Ledig- otoptypen des Moores ist aufgrund der lich ein Graben entlang der nördlichen durch die Wasserabsenkung inzwischen Grenze führt dem Gebiet Oberflächen- mineralisierten Moorböden sowie die wasser über den Eppendorfer Moorgra- veränderte pH-Werte- und Nährstoffsi- ben zu. Der Wasserstand ist demnach tuation nicht zu erwarten. hauptsächlich vom Niederschlag, dem Zukünftige Maßnahmen sollten sich auf Wasserstand der Alster und der Trans- die Glockenheide-Anmoorflächen west-

98 Moore in Hamburg lich des südlichen Teiches (Maßnah- durch maschinelles Mähen freizuhalten. menpunkt MP 2), sowie auf leichtere Bei einer Beweidung ist es wichtig, dass Pflegearbeiten südlich des großen Tei- die Flächen kontinuierlich jedes Jahr ches (MP 1) und einer kleinen Fläche im beweidet werden, denn eine unregel- Norden (MP 3) konzentrieren. Ferner mäßige Beweidung führt zwangsläufig sollte eine Entnahme von wasserzeh- zu einer Verkrautung der Fläche (pers. renden Bäumen auf den ehemaligen Mitt. Herr Poppendiek). Bezüglich der Grünanlagenflächen im Osten des Ge- durchzuführenden Mäharbeiten werden bietes vorangetrieben werden (MP 4). vom Bezirksamt-Nord derzeit Angebote eingeholt, so dass in den nächsten Jah- Die Pflegeeinheiten bei Maßnahmen- ren eine einmalige Mahd im Frühsom- punkt MP 1 und MP 3 sollten dabei mer durch ein Gartenbauunternehmen weitgehend sich selbst überlassen und durchgeführt werden kann. nur standortfremde Gehölze und ggf. Birken eingeschlagen werden. Bei der Im Jahr 1995 wurde am südlichen Rand Fläche im Norden (MP 3), sollten zudem der offenen Glockenheide-Anmoor- die dort vorkommenden Brombeer- Fläche der Oberboden bis zu 30 cm ab- sträucher entfernt werden. Aufwendi- getragen, um die Fläche wieder stärker ger ist die Freihaltung der Glockenhei- zu vernässen (MP 10). Im Winterhalb- de-Anmoorflächen bei Maßnahmen- jahr 1996 / 97 wurde dann eine Rück- punkt MP 2. Seit vielen Jahren wird hier nahme des Waldrandes durchgeführt versucht den Gehölzaufwuchs in regel- (MP 9). mäßigen Abständen zu entfernen und Als eine der ersten Naturschutzmaß- die Pfeifengrasstreu abzuharken. Das nahmen wurde in den 1980er Jahren mühselige Abharken der Pfeifengras- der große nördliche Teich ausgehoben streu wurde nach einigen Jahren wieder (MP 5). Für die Entwicklung der Moor- eingestellt und wird mittlerweile nicht böden erweist sich der nördliche Teich mehr durchgeführt. In den letzten Jah- als Kontraproduktiv, weil der im Ver- ren wurden Versuche unternommen, die gleich zum südlichen Teich relativ tief Fläche mit Hilfe von Ziegen offen zu angelegte Teich die Wässer der umlie- halten. Diese Maßnahme hatte aber nur genden Flächen aufnimmt und diese mäßigen Erfolg, weil die Ziegen nicht stärker entwässert als es vorher der das fraßen was sie sollten und u. a. die Fall gewesen ist. Zudem sorgen Was- Sumpfkratzdistel und den Gelbweide- servögel für eine Eutrophierung des rich verschmähten. Lediglich mit Buren- Gewässers und sind somit eine Gefähr- ziegen konnte ein halbwegs gutes Er- dung der an nährstoffarme Bedingun- gebnis erzielt werden. Vom botanischen gen angepassten Moorpflanzen. Eine Verein wurde der Vorschlag gemacht, Möglichkeit eine Vernässung der umlie- die Fläche durch eine Stoßbeweidung genden Flächen zu fördern ist der im Frühjahr und Mahd im Frühsommer Rückbau des nördlichen Teichs und An-

Moore in Hamburg 99 hebung der Gewässersohle (MP 6). Ablauf des Eppendorfer Moorgrabens Durch die teilweise Verfüllung des Tei- in das Regensiel auf Höhe der Wilhelm- ches dürften die umliegenden Flächen Metzger Straße (MP 7) und die Anle- weniger stark entwässert werden und gung eines Verteilungsgrabens (MP 8). wieder stärker vernässen. So kann sich das anstauende Wasser weiter in Richtung Süden verteilen und Die isolierte Lage zwischen Siedlungs-, die Notentlastung bei Hochwasser in Verkehrs-, und Kleingartenflächen mit die Alster bleibt erhalten (ebenda). Es einer geringen Grundwasserspende und sollte geprüft werden, ob eine neue wenigen linearen Gewässerstrukturen, Stauschwelle eine Verbesserung der bietet für eine Anhebung des Wasser- Stauwirkung bewirken könnte und ob, standes ansonsten nur wenige Möglich- wie weiter oben erwähnt, ein Anstau keiten. Ein Problem ist, dass das Gebiet des Eppendorfer Moorgraben über- im Sommer fast gänzlich austrocknet haupt eine Verbesserung der hydrologi- und es durch das Fehlen von Wasser schen Verhältnisse im Gebiet bewirken auch keine Möglichkeit gibt Gräben an- würde. zustauen. Umgekehrt erscheint es we- nig sinnvoll, Gräben im Winter anzu- Neben diesen Maßnahmen unmittelbar stauen, weil dann das gesamte Gebiet im Naturschutzgebiet selbst, könnte die bereits von einer starken Vernässung Errichtung eines Pumpwerkes an der geprägt ist und es keinen Sinn machen Alster zu einer Verbesserung der Hyd- würde die wenigen Gräben zusätzlich rologie des Gebietes führen (NEUMANN anzustauen. Die aus mächtigen Tal- und & PARTNER 1996). Dazu ist der Bau Flusssanden aufgebaute Niederung ist eines Pumpwerkes im Bereich der Als- im starken Maße von einer Tiefenent- terkrüger Kehre, sowie die Verlegung wässerung betroffen, so dass über- einer Druckleitung bis zum nordwestli- schüssiges Wasser des Winters nur für chen Bereich des Moores notwendig kurze Zeit zurückgehalten wird und die (MP 13). meisten Flächen bereits im Frühsommer Bisher besteht hinsichtlich der hydrolo- trocken fallen. Ein Versuch überschüs- gischen Situation und den jährlichen siges Wasser im Eppendorfer Moorgra- Gang der Flurabstände eine hohe Unsi- ben oder dem Graben an der nördlichen cherheit. Für die Planung von Maßnah- Gebietsgrenze, z. B. durch den Ver- men zur Anhebung der Wasserstände schluss der Verrohrungen unter der wären verlässliche Messungen von Alsterkrugchaussee, anzustauen, er- Flurabständen vorteilhaft und könnten scheint daher wenig erfolgsverspre- zur verbesserten Planung beitragen. chend und dürfte an der gesamthydro- Die Einrichtung von 1-2 Grundwasser- logischen Situation wenig ändern. messstellen wäre daher zu empfehlen Eine frühe Maßnahme war die Verle- (MP 11). gung einer Stauschwelle kurz vor dem

100 Moore in Hamburg

Im Sinne der Umweltbildung, sollte ab- schließend die bereits bestehende In- formationstafel am Eingang Borsteler Chaussee überarbeitet werden und z. B. auf die Entstehung und Entwicklung des Eppendorfer Moores, sowie die vor- kommende Flora und Fauna hingewie- sen werden (MP 12).

Moore in Hamburg 101

4.3.2 Dieckmoor

Schutzstatus Landschaftsschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche 0,8 ha + 0,5 ha am Bornbach max. Moormächtigkeit 0,30 m, 0,60 m am Bornbach Hydrogenetischer Moortyp Überflutungsmoor/Versumpfungsmoor, Böden mäßig entwässert Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, z. T. Sand über Lehm, mäßig ver- siegelt, mäßige bis hohe Grundwasserneu- bildungsrate dominierende Bodentypen Moorgley, Anmoor, Gyttja , Sapropel C-Speicher >180 t dominierender Zersetzungsgrad sehr stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) ca. 0,20-0,40 m GW-Flurabstand (Winter) ca. 0,00-0,20 m bisherige Maßnahmen keine empfohlene Maßnahmen Flächen freistellen, entkusseln, Graben verfüllen, Bornbach renaturieren Entwicklungsziel Niedermoor, Moorwald Gebietsbetreuung Bezirksamt Nord (Fachamt Management des öffentlichen Raumes, Wasserwirt- schaft) Abbildung 45: Steckbrief Dieckmoor

102 Moore in Hamburg

Tabelle 9: Maßnahmen im Diekmoor

MP Erläuterung Stand

1 Bäume und größere Gehölze entfernen Vorschlag

2 Keine weitere Pflege und Vertiefung des Vorschlag Bornbachs, ggf. Renaturierung des Bornbachs

3 Graben verfüllen Vorschlag

*MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 103

Abbildung 46: Übersichtskarte Dieckmoor und Bornbach: Moorgrenze (gestrichelte Linie), Maßnahmenpunkte (weiß), Bohrpunkte Moorkartierung 2016 (rot) 104 Moore in Hamburg

Abbildung 47: Fotos Dieckmoor: Bornbach zwischen Dieckmoor und der ehemaligen Müll- deponie (o.l.), Bruchwald im April 2018 (o. r.) und bei Profil 351 (u. l.) und Profil 343 (u. r.) im August 2015

bände betreut kein Verband das Gebiet. Das ca. 0,80 ha große Dieckmoor liegt südlich des Neubergerwegs, inmitten Die Kleingartenanlage mit dem kleinen einer größeren Kleingartenanlage im Dieckmoor wurde noch bis 1980 vom Stadtteil Langenhorn (Abbildung 46). Ochsenzoller Krankenhaus zur Land- Die Moorfläche gehört der Stadt Ham- wirtschaft und als Viehweide genutzt burg und unterliegt keiner wesentlichen (POPPENDIECK, 2002). Erst als diese Nutzung. Das Dieckmoor weist keinen Nutzung aufgegeben wurde, wurden die hohen Schutzstatus auf, als Teil des Grünlandwiesen zu Schrebergärten Landschaftsschutzgebietes Langenhorn aufgeteilt und das Dieckmoor einge- ist es nur unzureichend geschützt. zäunt. Das bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts degradierte Dieckmoor Für Maßnahmen ist das Fachamt Ma- wird seither nicht mehr durch Bewei- nagement des öffentlichen Raumes des dung oder sonstige Flächennutzung Bezirksamt Hamburg-Nord zuständig. verjüngt, so dass sich insbesondere Bei Eingriffen in die Hydrologie ist die Birken und Erlen ausbreiten konnten Abteilung Wasserwirtschaft hinzuzu- und lichtliebende Moorpflanzen ver- ziehen. Von Seiten der Naturschutzver- drängt wurden. Das ursprünglich von

Moore in Hamburg 105

Hochmoorvegetation geprägte Dieck- genutzt werden. Im Winter dürfte das moor ist nun mehr vollständig bewaldet Dieckmoor daher sehr stark vernässt und wird von naturnahen Laubforst, und weitgehend durch Überstau ge- Eichenmischwald und entwässerten prägt sein. Eine Entwässerung des Birkenbruch- bzw. Moorwald, z. T. mit Diekmoors findet über einen kleinen, Pfeifengras-Bulten bestanden nicht mehr gepflegten Graben zwischen (Abbildung 47). dem Diekmoor und den südlich angren- zenden Kleingärten statt. Ansonsten Bei der Moorkartierung im August wird die Entwässerung durch den Born- 2015 wurden bis zu 0,30 m mächtige, bach gewährleistet. stark zersetzte Torfe erbohrt (Profil 338, 339, 343, 344). Vom Bodentyp Unmittelbar östlich des Bornbachs be- sind Niedermoorböden (Niedermoor, findet sich eine ehemalige Hausmüllde- Niedermoorgley) mit mineralischen ponie. Nach Auskunft von Kleingarten- Gleyböden und aufgrund des relativ nutzern waren noch bis vor einigen Jah- hoch anstehenden Grundwassers mit ren Entlüftungsrohre zur Entgasung im subhydrischen Böden (Sapropel und Gebiet vorhanden. Diese wurden mitt- Gyttja) vergesellschaftet. Des Weiteren lerweile zurückgebaut und sind nicht wurden am Bornbach ca. 0,60 m mäch- mehr vorhanden. Die als ein kleiner Hü- tige Torfe auf ca. 0,50 ha festgestellt gel gut zu erkennende ehemalige Depo- (Profil 340, 341). Hier weisen die Böden nie ist für die Grundwasserqualität im aufgrund von Überflutungen des Born- Gebiet sicherlich nicht förderlich und bachs eine Wechsellagerung von könnte sich auch auf die Wasserqualität schwach bis mittel zersetzten Torfen im Dieckmoor auswirken. und mineralischen Lagen auf. Wie im

Diekmoor wird die Moorunterlage aus sehr stark Holz führenden Sanden auf- gebaut. Maßnahmen

Im Diekmoor und im näheren Umfeld Im Dieckmoor sind aufgrund des Feh- der Moorfläche sind keine aufschluss- lens von Gräben und aus Rücksicht auf reichen Grundwassermessstellen vor- die südlich angrenzenden Kleingarten- handen. Bei der Kartierung im August nutzer kaum Möglichkeiten gegeben, 2015 wies die Fläche niedrige Flurab- um den Wasserstand nachhaltig anzu- stände auf und war z. T. von Überstau heben. geprägt. Der mittlere Flurabstand be- Eine wesentliche Maßnahme wäre die trägt im Sommer demnach ca. 0,20- Freistellung der Fläche durch die um- 0,40 m. Die südlich anschließenden fangreiche Entfernung von Bäumen und Kleingartenparzellen sind nach Aus- größeren Gehölzen (Maßnahmenpunkt kunft von Kleingartennutzern im Winter MP 1). Dadurch könnte die Transpirati- z. T. überflutet und können dann nicht

106 Moore in Hamburg onsleistung der Vegetation reduziert ggf. geprüft werden, ob eine Renaturie- und der Wasserhaushalt der Moorflä- rung des Gewässerabschnitts entlang che entlastet werden. Zudem würde die des Dieckmoors möglich ist und der Beschattung abnehmen, so dass sich Bornbach z. B. mäandrierend in das Moorpflanzen wieder verstärkt den Le- Dieckmoor verlegt werden kann. bensraum zurückerobern könnten. Abschließend könnte der südlich an das Um die Vorflut der Moorfläche nicht Dieckmoor anschließende Graben ver- weiter zu erhöhen, sollte der Bornbach füllt werden (MP 3). Hierbei sind die an- nicht vertieft und gepflegt werden (MP grenzenden Kleingärten zu bedenken, 2). Lediglich im Bereich des südlich vom welche bereits jetzt unter hoch anste- Dieckmoor gelegenen Rückhaltebe- hendem Grundwasser im Winter leiden. ckens und am Unterlauf des Bornbachs sind Ausräumarbeiten möglich. Es sollte

Moore in Hamburg 107

4.3.3 Naturschutzgebiet Rothsteinsmoor

Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche 0,8 ha max. Moormächtigkeit 0,30 m Hydrogenetischer Moortyp Versumpfungsmoor

Substratabfolge flacher Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, mäßig versiegelt, mäßige bis hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Moorgley, Anmoor C-Speicher >130 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 5192 (ca. 200 m südöstlich) Flächen und im näheren Einzugsgebiet). GW-Flurabstand (Sommer) stark schwankend, ca. 0,50-1,00 m, Stau- wasser an der Oberfläche durch stark zer- setzte Torflage möglich GW-Flurabstand (Winter) ca. 0,20-0,60 m, Stauwasser an der Ober- fläche durch stark zersetzte Torflage möglich bisherige Maßnahmen u. a. entkusseln empfohlene Maßnahmen Gehölze im Umfeld der Moorflächen ent- fernen, Moorflächen entkusseln, Lattenpe- gel zur Kontrolle der Wasserstände ein- bauen Entwicklungsziel Niedermoor, Übergangsmoor Gebietsbetreuung Bezirksamt Nord (Fachamt Management des öffentlichen Raumes, Wasserwirt- schaft), NABU Abbildung 48: Steckbrief NSG Rothsteinsmoor

108 Moore in Hamburg

Tabelle 10: Maßnahmen im NSG Rothsteinsmoor

MP Erläuterung Stand

1 Teiche angelegt in den 1990er Jahren durchge- führt 2 breiter Ringgraben ausgehoben und die Ge- in den 1990er Jahren durchge- wässersohle mit ca. 15 cm mächtiger Tonlage führt abgedichtet, Zuwässerung durch automati- sche elektrische Pumpen aus der Tarpenbek 3 Umzäunung verbessert im Jahr 2010 durchgeführt 4 mechanische und manuelle Entnahme von turnusmäßige Durchführung jungen Gehölzen 5 temporäre Beweidung mit Schafen / Ziegen turnusmäßige Durchführung

6 Abschieben des Oberbodens (Plaggen) wird partiell seit 2012 durch- geführt 7 Wiederherstellung bzw. Vergrößerung der geplant Moorgewässer 8 Entnahme von Traubenkirschen turnusmäßige Durchführung 9 Lattenpegel zur Kontrolle der Wasserstände geplant 10 Dünen modelliert in den 1990er Jahren durchge- führt *MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 109

Abbildung 49: Übersichtskarte NSG Rothsteinsmoor: Moorgrenze (gestrichelte Linie), Maßnahmenpunkte (weiß, grün), Bohrpunkte Moorkartierung 2016 (rot), GW-Messstelle mit Messstellennummer (grün)

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Abbildung 50: Wasserstände Messstelle 5192

Moore in Hamburg 111

Abbildung 51: Fotos Rothsteinsmoor: Freifläche nördlich der Moorsenke bei Profil 262 (o. l), wenig wasserführender „Ellenbogenteich“ bei der Moorsenke nach monatelanger Trocken- phase im August 2018 (o. r.), Blick nach Norden in das viel von Gagelsträuchern bewachsene Kerngebiet (u. l.), freigestellte Fläche südlich der Moorsenke (u. r.)

zirksamt Hamburg-Nord für Maßnah- Das ca. 9 ha große Naturschutzgebiet men zuständig. Bei Eingriffen in die Rothsteinsmoor liegt unmittelbar öst- Hydrologie ist die Abteilung Wasser- lich des Kronstiegtunnels im Stadtteil wirtschaft hinzuzuziehen. Von Seiten Langenhorn und gehört zu einem der der Naturschutzverbände betreut der letzten Moorreste der Fuhlsbütteler- NABU (Stadtteilgruppe Langenhorn) und Langenhorner Moore. Nach Westen das Gebiet. Die wesentliche Aufgabe grenzt die Landebahn 2 des Flughafen- des NABU besteht in der Entfernung geländes, nach Süden und Osten der von Gehölzen auf den Moor- und Heide- Jugendpark Langenhorn und nach Nor- flächen und dem Abharken und der den Verkehrsflächen an. Das Gebiet ist Entnahme von Pfeifengras-Streu auf vollständig in öffentlicher Hand, private den Moorflächen. Flächen sind nicht vorhanden. Zusammen mit dem westlich anschlie- In dem seit dem Jahr 2009 als Natur- ßenden Ohmoor, Schippelsmoor und schutzgebiet ausgewiesenen Roth- Rahmoor, sowie dem südlich anschlie- steinsmoor ist das Fachamt Manage- ßendem Borsteler Moor, bildete das ment des öffentlichen Raumes des Be- Rothsteinsmoor ursprünglich ein gro-

112 Moore in Hamburg

ßes, zusammenhängendes Moor- und orgley und in der kleinen Moorsenke Heidegebiet, welches insbesondere mit Anmoor verbreitet, welche auf den um- dem Bau der Flughafenanlagen ab dem liegenden Magerflächen mit Gleyböden Jahr 1911 verloren gegangen ist. Über und auf erhöht liegenden Positionen mit die historische Nutzung des Roth- Lockersyrosem und Regosol vergesell- steinsmoor, in historischen Karten auch schaftet sind. Als Ausgangssubstrat Rochmoor genannt, liegen keine Er- der Bodenbildung kommen im ganzen kenntnisse vor. Sehr wahrscheinlich Gebiet ca. 5-10 m mächtige Sande vor. wurde es frühzeitig abgegraben, denn Das Gebiet wurde im Wesentlichen bis zum Bau der Landebahn 2 führten durch landschaftspflegerische Maß- einige Wege von Langenhorn nach nahmen in den 1990er Jahren entwi- Niendorf am Rothsteinsmoor vorbei, so ckelt. Durch Abzäunung und einen be- dass das Gebiet gut zu erreichen und wässerten Ringgraben, der durch elekt- die Kultivierung des Moores ohne grö- rische Pumpen aus der Tarpenbek zu- ßeren Aufwand möglich war. Allerdings gewässert wird, konnten sich neu ge- kann anhand historischer Karten, wo schaffene Biotopflächen trotz der Sied- das Gebiet als Heideflächen ausgewie- lungsnähe ungestört entwickeln. sen ist, angenommen werden, dass das In der großen Moorsenke wachsen ins- Rothsteinsmoor auch in historischen besondere Gagelsträucher. Hier kommt Zeiten nicht sehr großräumig ausge- auch das schmalblättrige Wollgras (Eri- prägt war, und sich nur auf die kleinen ophorum angustifolium) vor, eine cha- natürlichen Senken beschränkte. Es rakteristische Pflanze der (mesotro- handelt sich wohl nicht um einen Re- phen) Hoch- und Übergangsmoore. Die liktbestand eines früher größeren Moorvegetation ist mit Ausnahme des Hochmoorkomplexes, wie es z. B. im relativ seltenen Gagelstrauchs in der Ohmoor vorkam (TESCH, 2016). großen Moorsenke insgesamt aber we- Heute sind noch Moorreste des Roth- niger gut ausgebildet, was vor allem an steinsmoor unter der 1964 angelegten den abiotischen Verhältnissen liegt (ge- Landebahn 2 begraben und im Natur- ringe Torfbedeckung, großer Flurwas- schutzgebiet in zwei kleinen Moorsen- serabstand) (ebenda). Das Umfeld der ken auf ca. 0.8 ha an der Oberfläche Moorsenken, mit offenen Mager- und erhalten (Abbildung 49). Die Torfe sind Trockenbiotopen, wird überwiegend mit ca. 0,20 m (Profil 259, 260) ge- von Laubwäldern (Stiel-Eichen Birken- ringmächtig ausgeprägt und bestehen wald) und kleineren Heideflächen domi- in der großen Moorsenke zudem viel niert. aus Mudden und in der kleinen Moor- Entwässert wird das Gebiet durch die senke im Nordosten des Gebietes aus nordwestlich verlaufende Tarpenbek Anmoortorfen (Profil 256). Vom Boden- und dem das Gebiet umfassenden typ sind in der großen Moorsenke Mo-

Moore in Hamburg 113

Ringgraben. Der mittlere Grundwasser- rung wahrscheinlich. stand an einer Grundwassermessstelle Bei der bodenkundlichen Kartierung im rund 200 m süd-östlich des NSG (Nr. November 2015 wiesen die Böden in 5192) betrug im Zeitraum 1983 bis der Moorsenke mit ca. 0,60 m für die 2019 1,12 m (Abbildung 50). Saisonal Jahreszeit vergleichsweise tiefe Flurab- schwankt der GW-Stand um im Mittel stände auf. Vermutlich lag der Wasser- rund 0,50 m. Im NSG selbst dürfte der stand allerdings auch so tief, weil die Flurabstand bei einer mittleren Gelän- oberflächennahen Wässer und das Nie- dehöhe von ca. 15,0 m bei ca. 1,70 m derschlagswasser (Schnee) zum Zeit- liegen. In der auf ca. 14,00 m NN gele- punkt der Kartierung bei Temperaturen genen großen Moorsenke sind die Flur- unter dem Gefrierpunkt nicht als flie- abstände dementsprechend geringer ßendes Bodenwasser verfügbar waren. und im Mittel mit ca. 0,70 m u. GOK an- Insgesamt sind in den Moorsenken, in zunehmen. Die Moorsenke erhält keinen Abhängigkeit der klimatischen Bedin- Zufluss durch Gräben oder sonstige gungen (Niederschläge, Sonnenein- Gewässerbauten und ist stark von den strahlung, Temperatur) und der Trans- Niederschlägen, bzw. der klimatischen pirationsleistung der aufstockenden Wasserbilanz abhängig. Bei der Bege- und nahegelegenen Vegetation, stark hung im August 2018 wies die große schwankende Flurabstände anzuneh- Moorsenke, nach ungewöhnlich trocke- men. Im Sommer dürften die Flächen nen Sommermonaten, aber z. T. ergie- häufiger trocken fallen und Flurabstän- bigen Niederschlägen in der Vorwoche, de von >0,50 m aufweisen. Im Herbst, nach wie vor Wasser an der Oberfläche Winter und Frühling liegen die Flurab- auf und die angelegten und durch stände naturgemäß niedriger und dürf- künstliche Sperrschichten abgedichte- ten bei geschätzten 0,20-0,60 m liegen. ten Teiche wiesen zwar niedrige Was- Aufgrund der stark zersetzten Torflage serstände auf, gänzlich trocken gefallen kann Niederschlagswasser für einen waren sie aber nicht (Abbildung 51). längeren Zeitraum an der Oberfläche Sehr wahrscheinlich verhindert die zurückgehalten werden und dort als stark zersetzte, ca. 10-20 cm mächtige Stauwasser für eine oberflächennahe Torflage in der Moorsenke eine Infiltrie- Vernässung sorgen. rung von Niederschlagswasser und hält dieses als Stauwasser für einen länge- ren Zeitraum an der Oberfläche zurück. Maßnahmen Nach längeren Trockenphasen ohne Für das Naturschutzgebiet wurde im Niederschläge ist ein vollständiges Aus- Jahr 2016 ein Pflege- und Entwick- trocken des Oberbodens im Sommer lungsplan aufgestellt (TESCH, 2016). möglich und eine Gefährdung der ge- Dabei wird das Entwicklungsziel der ringmächtigen Torflage durch Torfzeh- Moorflächen wie folgt angegeben: „Er-

114 Moore in Hamburg halt der großen Moorsenke mit einem sollte darauf geachtet werden, dass im Nebeneinander von Gagel-Gebüschen Umfeld der Moorsenken keine Baumbe- und nährstoffarmen Moorgewässern stände, sowie breite Schilfsäume zuge- mit moortypischer Verlandungsvegeta- lassen werden, da diese aufgrund ihrer tion. Sicherung eines für Übergangs- hohen Transpiration erheblich zur Aus- moore typischen Vegetationsmosaiks trocknung beitragen könnten. mit wüchsigen Torfmoos-Decken und Laut dem Pflege- und Entwicklungsplan kleineren offenen Wasserflächen, die soll zumindest in den Randbereichen eine Besiedlung mit moortypischen eine Wiederherstellung bzw. Vergröße- Amphibien und Libellen ermöglichen. rung des Moorgewässers erfolgen (MP Erhalt der kleinen Moorsenke mit wech- 7). Zudem ist vorgesehen einen Latten- selfeuchten Torfmoos-Rasen und typi- pegel zur Kontrolle der Wasserstände schen Gefäßpflanzenarten der Über- im Bereich der vermoorten großen Sen- gangsmoore bzw. Heidemoore.“ Diese ke einzurichten (MP 9). Entwicklungsziele sind aus bodenkund- Auch auf den Heideflächen im Umfeld licher Sicht zu unterstützen. der Moorflächen ist die Entnahme von Als eine der ersten Maßnahmen wurden Gehölzen wesentlich (MP 4). Hier wird in den 1990er Jahren Teiche angelegt die Verjüngung der Flächen z. T. durch und eine Dünenlandschaft modelliert die temporäre Beweidung mit Schafen / (MP 1 und MP 10). Gleichzeitig wurde Ziegen erreicht (MP 5). Zudem wird der ein breiter Ringgraben ausgehoben (MP Oberboden seit dem Jahr 2012 partiell 2), und im Jahr 2010 die Umzäunung mit der Vegetation manuell abgescho- des Gebietes verbessert (MP 3). Seither ben (Plaggen, MP 6). In den nächsten ist das bis dahin viel frequentierte Ge- Jahren ist hier der maschinelle Abschub biet kaum zugänglich und kann sich von Oberboden geplant. Aus boden- weitgehend ungestört entwickeln. Die kundlicher Sicht ist das Abplaggen der Teiche und der Ringgraben müssen ge- Heideflächen kritisch zu beurteilen, weil legentlich Entschlammt und Ufergehöl- hierdurch der Oberboden gekappt und ze zurückgeschnitten bzw. entnommen die natürliche Bodenentwicklung unter- werden. brochen wird. In der stark mit Gagel-Strauch verlan- Der die Freiflächen umgebende Wald- deten großen Moorsenke ist die manu- bestand unterliegt, mit Ausnahme der elle und mechanische Entnahme von regelmäßig zu wiederholenden Entnah- jungen Gehölzen, insbesondere auch me der invasiven Spätblühenden Trau- der Gagelsträucher, die wesentliche benkirsche, der ungesteuerten Sukzes- Maßnahme zur Entwicklung der Moor- sion (MP 8). flächen (Maßnahmenpunkt MP 4). Es

Moore in Hamburg 115

4.4 Wandsbek

Abbildung 52: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehender Torfe (grün schraffiert) in Hamburg-Wandsbek (Kartengrundlage Open Street Map)

116 Moore in Hamburg

4.4.1 Naturschutzgebiet Raakmoor

Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche 4,9 ha max. Moormächtigkeit 1,15 m Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor/Regenmoor, Böden in den Kerngebieten ca. 9 Monate im Jahr bis in den Oberboden nass Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet Sand über Lehm, im Westen stark versie- gelt, sonst wenig versiegelt, mäßige Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Moorgley, Gyttja C-Speicher >1400 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) stark schwankend, im Norden (Wilde Moor) z. T. leichter Überstau, im Kernge- biet trockener, zeitweise Austrocknung im gesamten Gebiet GW- Flurabstand (Winter) ca. 0,00-0,50 m, z. T. Überstau, ansonsten ca. 0,50-1,00 m bisherige Maßnahmen Grabenanstau Hummelsbütteler Moorgra- ben, Entfernung größerer Erlen- und Schilfbestände im Kerngebiet, Entkusse- lung der Moorflächen, Weg westlich der „Monitoringfläche“ erneuert und erhöht (Damm) empfohlene Maßnahmen u. a. Verrohrungen aus den östlich angren- zenden Ackerflächen verschlie- ßen/entfernen, ggf. Hummelsbütteler Moorgraben im Norden in den Raakmoor- graben umleiten, Gräben im Wilden Moor im Norden mit Sand verfüllen, entkusseln Entwicklungsziel Niedermoor, Übergangsmoor Gebietsbetreuung Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, NA- BU, Bezirksamt Nord (Fachamt Manage- ment des öffentlichen Raumes, Wasser- wirtschaft) Abbildung 53: Steckbrief NSG Raakmoor

Moore in Hamburg 117

Tabelle 11: Maßnahmen im NSG Raakmoor

MP. Erläuterung Stand 1 massive Kippstauwehre entlang des Hummelsbütteler Moor- im Jahr 2016 umge- grabens zum Anstau von Wasser gebaut, Pegellatten zur Be- setzt obachtung der Wasserstände installiert 2 Holzstauwehr, Pegellatten zur Beobachtung der Wasserstän- bereits vor ca. 15 de installiert Jahren umgesetzt 3 Holzsteg über vermoorte Bereiche gebaut bereits vor ca. 7 Jah- ren umgesetzt 4 „Schönungsteich“ vermutlich zur Reduzierung von Nähr- und bereits umgesetzt, Schadstoffen angelegt Jahr unbekannt 5 zur Schadstoffreduzierung den Hummelsbütteler Moorgraben Vorschlag in den Raakmoorgraben umleiten 6 zur Schadstoffreduzierung Verrohrung aus der Hummelsbüt- Vorschlag teler Feldmark kommend verschließen/entfernen, oder ggf. kleinere Absatzbecken unmittelbar an der Grenze zum NSG anlegen 7 Gewässerbett des Raakmoorgraben / großen Teichs anheben Vorschlag 8 regulierbarer Rohrdurchlass („Mönch“), Pegellatten zur Be- bereits umgesetzt obachtung der Wasserstände installiert 9 Erhöhung und Ausbesserung des Wanderweges, u. a. auch im Jahr 2018 umge- zum Anstau von Oberflächenwasser aus der Monitoringfläche setzt 10 Störsteine, Strömungslenkung im Hummelsbütteler Moorgra- im Laufe der letzten ben und im Raakmoorgraben angelegt Jahre umgesetzt 11 im Kerngebiet Schilf zurückschneiden, im Wilden Moor im wird turnusmäßig Norden und auf der „Monitoringfläche“ im Süden insbesonde- umgesetzt re Birken, Erlen und kleinere Gehölze entfernen 12 Entfernung von größeren Erlenbeständen im Jahr 2018 umge- setzt 13 Gräben mit Sand verfüllen Vorschlag 14 Informationstafeln aufstellen Vorschlag 15 Stauwehr aus Lehm und Natursteinen angelegt bereits umgesetzt, Jahr unbekannt 16 Furt aus Natursteinen angelegt im Jahr 2018 umge- setzt finanzielle Mittel für die Beauftragung von Firmen zur Vorschlag Pflege der Moorflächen bereit stellen *MP=Maßnahmenpunkt

118 Moore in Hamburg

Abbildung 54: Übersichtskarte Naturschutzgebiet Raakmoor: Moorgrenze (gestrichelte Linie), Maßnahmenpunkte (grün/bereits durchgführte Maßnahmen, weiß/Maßnahmenvorschlag), Bohrpunkte Moorkartierung 2016 (rot) Moore in Hamburg 119

Abbildung 55: Fotos Raakmoor: Blick auf die ehemaligen Monitoringfläche bei Profil 395 im August 2015 (o.l). Blick auf das Kerngebiet bei Profil 71 (o.r) und das Wildemoor im Nor- den bei Profil 75 (u. l.) sowie dem Hummelsbütteler Moorgraben zwischen den Profilen 76 und 67 im April 2018 (u. r.)

im persönlichen Gespräch während ei- Die nachfolgenden Informationen über ner Begehung des Gebietes mit Vertre- das Naturschutzgebiet Raakmoor wur- tern des NABU sowie einem Vertreter den neben eigenen Erhebungen bei der von der Schutzgemeinschaft Deutscher Moorkartierung 2015 durch folgende Wald (SDW) wertvolle Erkenntnisse Gutachten und Beiträge ergänzt: Pfle- gewonnen werden. ge- und Entwicklungsplan für das Na- turschutzgebiet Raakmoor (ENGEL- Für Maßnahmen ist das Fachamt Ma- SCHALL, 2005), Das Naturschutzgebiet nagement des öffentlichen Raumes des Raakmoor – Grüne Oasen in Hamburg – Bezirksamtes Hamburg-Nord zustän- ausgewählte Naturschutzgebiete in dig. Ferner ist die Abteilung Wasser- Hamburg (MAAS, 1996), boden-und wirtschaft des Bezirksamtes als we- vegetationskundliche Aufnahme der sentlicher Akteur zu nennen. Von Sei- ehemaligen Monitoringfläche im NSG ten der Naturschutzverbände betreuen Raakmoor (HAACKS, 2013), Raakmoor der NABU (Stadtteilgruppe Langehorn / - die hamburgischen Naturschutzgebie- Fuhlsbüttel) und die Schutzgemein- te (SCHMILLE, 2011). Ferner konnten schaft Deutscher Wald das Gebiet. Ne-

120 Moore in Hamburg ben Entkusselungsmaßnahmen, meist Die Moorunterlage besteht im ganzen im Rahmen von Mooraktionstagen, do- Gebiet aus Sanden, wobei die Raak- kumentieren die Naturschutzverbände moorniederung durch bis zu 10 m die Entwicklung der Flora und Fauna mächtige Sande geprägt ist. Das Ein- und bieten naturkundliche Führungen zugsgebiet ist an der Oberfläche eben- an. falls sandig ausgeprägt. Auf den östlich anschließenden Ackerflächen, tauchen Bei der Moorkartierung wurden im lehmige Ablagerungen aber bereits zwi- Raakmoor ca. 4.9 ha Moorböden aus- schen ca. 0.60-3.00 m u. GOK oberflä- gewiesen, die sich in wesentlichen auf chennah auf. Nach Niederschlägen und drei größere Moorgebiete verteilen. Das im Winter und Frühling dürfte daher „Wildemoor“ im Norden, das Kerngebiet reichlich Bodenwasser aus dem östli- im Zentrum, und die südlich anschlie- chen Einzugsgebiet in das Raakmoor ßende ehemalige Monitoringfläche fließen. Nach Westen wird das Oberflä- (Abbildung 54). Alle Moorflächen liegen chen- und Bodenwasser weitgehend innerhalb des Naturschutzgebietes und vom tief eingeschnittenen Raakmoor- gehören der Stadt. Lediglich ein kleine- graben abgeführt und gelangt nicht in res Moorvorkommen aus geringmächti- die vermoorten Gebiete. gen Torfen bei Profil 274 liegt außer- halb des NSG. Entwässert wird das fast vollständig bewaldete Gebiet in Richtung Süden Im Wildemoor und auf der ehemaligen von dem entlang der Stadtteilgrenze Monitoringfläche sind geringmächtige verlaufenden Raakmoorgraben und dem Torfe von ca. 0.10-0.30 m verbreitet. zentral das Gebiet durchlaufenden Im Gegensatz zu der trockeneren Moni- Hummelsbütteler Moorgraben. Im toringfläche kommen im Wildemoor Raakmoor und im näheren Einzugsge- auch Mudden (Seesedimente) vor, da biet sind keine erkenntnisbringenden die Fläche für längere Zeit im Jahr Grundwassermessstellen vorhanden. durch Überstau geprägt ist und es ins- Bei der bodenkundlichen Kartierung im besondere zur Ablagerung von Detri- Juli, August und September 2015, tusmudden kommt. Vom Bodentyp sind reichte der im Bohrloch gemessene in beiden Gebieten Moorgley und im Grundwasserstand von Überstau im Wildemoor zudem noch Gyttja (Sub- Norden bis 0.60 m u. GOK im Süden bei hydrischer Bodentyp) verbreitet. Im Profil 395. Das Wildemoor im Norden Kerngebiet weisen die Moorböden war in den Kernbereichen zum größten Mächtigkeiten von bis zu 1,15 m auf. Teil bis an die Oberfläche wassergesät- Die fast ganzjährig nasse und ca. 1,7 ha tigt und wies Überstau auf. Richtung große Moorfläche ist neben stark zer- der westlichen Randlagen fiel der setzten Niedermoortorfen ebenfalls Grundwasserstand aber zügig auf >1 m durch Mudden geprägt. ab. Im Wildemoor sind die Böden über

Moore in Hamburg 121 das Jahr gesehen überwiegend wasser- Gewässerbauten errichtet. Vor ca. 15 gesättigt, weisen aber im Sommer auch Jahren wurden mehrere Holzwehre ein- Trockenphasen auf. So waren die Flä- gebaut (Maßnahmenpunkt MP 2). Durch chen bei der Begehung im Juni 2018, diese Maßnahme konnte sich das Was- nach zwei trockenen Monaten, gänzlich ser im „Wildemoor“ im Norden des Ge- ausgetrocknet. Das Kerngebiet war bei bietes so stark anstauen, dass die Flä- der Kartierung in den Randlagen weni- chen ca. 9 Monate im Jahr vernässt und ger nass als das Wildemoor, wies aber z. T. durch Überstau geprägt sind. in den zentralen Bereichen ebenfalls Ebenfalls schon länger im Betrieb sind Überstau auf. Wie im Wildemoor unter- zwei regulierbare Rohrdurchlässe im liegt auch diese Moorfläche sommerli- Westen des Kerngebietes und auf der chen Trockenphasen. Die südlich gele- ehemaligen Monitoringfläche (MP 8), gene, ehemalige Monitoringfläche war die sogenannten „Mönche“ (benannt bei der Moorkartierung 2015 ver- nach Mönchen, die Teiche zur Fisch- gleichsweise trocken und konnte prob- zucht nutzten und den Wasserstand lemlos begangen werden. Im Winter mit Hilfe von Rohrdurchlässen regulier- und Frühling ist diese Fläche allerdings ten). Die beiden Mönche sind, zusam- ebenfalls nass und tlw. durch Überstau men mit den beiden südlichen Holzweh- geprägt (pers. Mitt. Frau Amedick). Dies ren (MP 2), wesentlich für die Regulie- hängt im Besonderen von der Einstel- rung des Wasserstandes im Kerngebiet lung der Wasserstand regulierenden und auf der südlich anschließenden „Mönche“ und südlichen Holzstauwehre ehemaligen Monitoringfläche. Im Winter ab. Insgesamt gesehen, sind die Moor- und Frühling ist der Wasserstand im flächen im Jahresverlauf meist nass westlichen Kerngebiet und auf der Mo- (Wildemoor, Kerngebiet) bis feucht nitoringfläche z. T. so hoch, dass das (Monitoringfläche), weisen aber eine Wasser sowohl bei den südlichen Holz- weite Amplitude der Flurabstände auf, wehren als auch auf dem Weg zwischen die von Überstau im Winter und Früh- der Monitoringfläche und dem Rückhal- ling bis zur vollständigen Austrocknung tebecken überläuft. Die Mönche und die im Sommer reichen kann. Holzwehre müssen dann zeitweise ge- öffnet werden. Damit das Wasser im Frühling und Frühsommer länger auf

der Monitoringfläche verbleiben kann, Maßnahmen wurde der Weg am Rückhaltebecken im In dem seit 1979 als Naturschutzgebiet Jahr 2018 „dammartig“ erhöht (MP 9) ausgewiesenem Raakmoor wurden be- und eine Furt aus Natursteinen als reits einige Maßnahmen umgesetzt. Überlauf gebaut (MP 16, Abbildung 56: Insbesondere entlang des Hummelsbüt- Furt auf dem erneuertenWeg bei Maß- teler Moorgraben wurden punktuelle nahmenpunkt 16 (oben), Aussichts-

122 Moore in Hamburg plattform bei Profil 71 (unten) 56) Moorgraben in Richtung Raakmoorgra- ben im Norden des Gebietes einen Ein- Im Jahr 2016 wurden die Holzwehre trag von belasteten Oberflächenwasser z. T. ersetzt bzw. durch massive Kipp- verhindern (MP 5). stauwehre ergänzt (MP 1). Im Süden wurde beim Zusammenfluss des Raak- Generell ist zu prüfen, ob eine Erweite- moorgrabens und dem Hummelsbütte- rung des Naturschutzgebietes um die ler Moorgraben zudem eine Teilverfül- östlich angrenzenden Ackerflächen lung des Hummelsbütteler Moorgra- möglich ist. Dadurch könnten Einträge bens vorgenommen und dieser mit reduziert und eine Verbindung der Na- Lehm und Natursteinen verfüllt turschutzgebiete Raakmoor und Hum- (Abbildung 3, MP 15). Zur Überwa- mesbütteler Moore hergestellt werden. chung der Maßnahmen wurden u. a. bei Wenn dies nicht möglich ist, sollten die den neuen Stauwehren und den beiden angrenzenden Flächen zumindest z. B. Mönchen Pegellatten installiert. als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden und auf das Einbringen von Eine der ersten Maßnahmen war die An- Dünger, Pestiziden und Pflanzen- legung eines „Schönungsteichs“ östlich schutzmittel verzichtet werden. des Kerngebietes. Dieser wurde ver- mutlich angelegt, um Nähr- und Schad- Neben dem Schutz der Moorflächen vor stoffe aus den östlich an das Raakmoor dem Eintrag von Nähr- und Schadstof- angrenzenden Ackerflächen zu reduzie- fen, ist eine weitere dringliche Aufgabe ren (MP 4). Das ein erhöhter Eintrag das Einzugsgebiet vor einer weiteren von Nähr- und Schadstoffen aus dem Dränierung, Bebauung und sonstigen Einzugsgebiet stattfindet, hat ein dem Flächenversiegelung zu bewahren, denn Verfasser nicht vorliegendes Gutachten im Zuge der stetig fortschreitenden Ur- zur Gewässergüte im Raakmoor belegt. banisierung mit dem Bau neuer Quar- Der Eintrag ist offenbar erheblich und tiere und Nachverdichtung bereits be- muss bei zukünftigen Maßnahmen be- stehender Bebauung, wird dem Raak- dacht werden. Tatsächlich ist die Redu- moor immer mehr Wasser vorenthalten zierung von Nähr- und Schadstoffen in und durchgeführte Maßnahmen konter- das Gebiet, eine der dringlichsten Auf- kariert. gaben für zukünftige Naturschutzmaß- Wie in den meisten Moorgebieten müs- nahmen. Um die Einträge von Nähr- und sen wasserzehrende und schattenwer- Schadstoffen zu minimieren, sollten fende Bäume und kleinere Gehölze auf drei Rohrzuflüsse von den östlich an- den Moorflächen entfernt werden (ent- grenzenden Ackerflächen in das Raak- kusselt). Dies wird in regelmäßigen Ab- moor verschlossen bzw. entfernt wer- ständen vom NABU und der SDW den, oder ggf. ein kleines Absatzbecken durchgeführt und insbesondere junge gebaut werden (MP 6). Ferner könnte Triebe von Birken und Erlen beseitigt eine Umleitung des Hummelsbütteler

Moore in Hamburg 123

(MP 11). Im Jahr 2018 wurde im Kern- Entstehung und Geschichte des Raak- gebiet ein größerer Erlenbestand, der moores und den vorkommenden Tier- sich entlang des Hummelsbütteler Mo- und Pflanzenarten aufgestellt werden. orgrabens zog, in einer größeren Aktion Als mögliche Standorte bieten sich die komplett entfernt (MP 12, Abbildung drei etwas erhöht liegenden Aussichts- 553). Ein größeres Problem im Kernge- plattformen an, die im Westen, Süden biet ist die Ausbreitung von Schilfbe- und Osten des Kerngebietes errichtet ständen, die sich erst seit einigen Jah- wurden und einen wunderbaren Blick ren etabliert haben und sich seither ste- auf das Kerngebiet ermöglichen (Abbil- tig ausbreiten. Die Bestände müssen in dung 56). Es ist zu bedenken, dass im mühseliger Arbeit jährlich zurückge- Gebiet verstärkt mit Vandalismus zu schnitten werden, da sie ansonsten in- rechnen ist und die Informationstafeln nerhalb kürzester Zeit das ganze Kern- ggf. öfter ausgetauscht werden müs- gebiet einnehmen würden. Warum sich sen. Bei der Kartierung im Sommer das Schilf erst seit einigen Jahren so 2015 war eine Aussichtsplattform sehr ausbreitet ist fraglich und kann durch Vandalismus sehr stark beschä- nicht so recht erklärt werden. Möglich- digt, was die Notwendigkeit austausch- erweise sind Veränderungen im Was- barer und widerstandsfähiger Materia- serkreislauf oder im Nährstoffangebot lien verdeutlicht. dafür verantwortlich?

Im Wildemoor sind noch einige funkti- onsfähige Kleingräben vorhanden, die im Winter Wasser führen und das Wildemoor teilweise entwässern. Die Gräben sollten mit Sand verfüllt und eingeebnet werden (MP 13). Ein weite- rer Eingriff in die Hydrologie des Rau- mes wäre die Sohlanhebung des Raak- moorgrabens (MP 7). Dieser ist ca. 2 m tief eingeschnitten und sorgt für eine intensive Entwässerung der westlichen Flächen im Gebiet. Wenn eine Sohlan- hebung nicht möglich ist, sollte zumin- dest eine weitere Pflege und Entnahme von Sedimenten unterbleiben.

Neben Maßnahmen zur Förderung von Abbildung 56: Furt auf dem erneuerten- Moorböden, sollten auch umweltpäda- Weg bei Maßnahmenpunkt 16 (oben), Aus- gogische Aspekte berücksichtigt wer- sichtsplattform bei Profil 71 (unten) den und einige Informationstafeln zur

124 Moore in Hamburg

4.4.2 Naturschutzgebiet Hummelsbütteler Moore und ND Poppenbütteler Graben

Schutzstatus Naturschutzgebiet, Naturdenkmal Besitzstatus FHH +Privat Moorfläche 6 ha (Hummelbütteler Moore), 1 ha (Poppen- bütteler Graben) max. Moormächtigkeit Hüßelmoor : 1,00 m, Ohlkuhlenmoor: 0,45 m , Poppenbütteler Graben: 0,60 m Hydrogenetischer Moortyp Quellmoor, Verlandungsmoor, Böden mäßig entwässert Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, im Osten stark versiegelt, sonst we- nig versiegelt, mäßige bis hohe Grundwas- serneubildungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Übergangsmoor C-Speicher >1900 t dominierender Zersetzungsgrad schwach Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) Hüßelmoor: ca. 0,20-0,50 m im Zentrum und Süden, ca. 0,40-1,00 m im Norden Ohlkuhlenmoor: 0,00-0,20 m im Zentrum und Südwesten, ca. 0,30-0,80 m im übrigen Ge- biet Poppenbütteler Graben: in Grabennähe ca. 0,20-0,50 m, an den Rändern >1,00 m GW- Flurabstand (Winter) im Süden und Zentrum des Ohlkuhlenmoor und Hüßelmoors ca. 0,00-0,30 m, im Norden ca. 0,30-0,50 m Poppenbütteler Graben: ca. 0,20-0,50 m in Grabennähe, an den Rändern 0,50-1,00 m bisherige Maßnahmen vorwiegend entkusseln der Moorflächen, Zu- rückschneiden von Gehölzen im Umfeld der Moorflächen, Anstau Susebek und Hüßelmo- orgraben empfohlene Maßnahmen entkusseln der Moorflächen, freistellen der die Moorflächen umgebenden Flächen, Rena- turierung der Susebek Entwicklungsziel Übergangs- bis Hochmoor Gebietsbetreuung Loki-Schmidt-Stiftung, botanischer Verein, Bezirksamt Wandsbek (Abteilung Unterhal- tung, Stadtgrün und Erholung) Abbildung 57: Steckbrief NSG Hummelsbütteler Moore und ND Poppenbütteler Graben

Moore in Hamburg 125

Tabelle 12: Maßnahmen für das Ohlkuhlenmoor und Hüßelmoor im NSG Hummelsbütteler Moore und für das Naturdenkmal Poppenbütteler Graben MP Erläuterung Stand 1 Kleinräumiges Abplaggen von Pfeifengrasbe- im PEP festgelegt ständen/Feuchtheide 2 temporäre Beweidung zur Pflege von Moor- im PEP festgelegt und Feuchtheidebeständen 3 manuelle Pflegemaßnahmen zur Offenhaltung wird bereits turnusmäßig der Moor- und Feuchtheidebestände (entkus- durchgeführt seln) 4 flacher Abtrag der Grasnarbe sowie lokal des tlw. durchgeführt Oberbodens zur Entwicklung nährstoffarmer Standorten 5 Pflegemaßnahmen zur Offenhaltung von im PEP festgelegt Kleingewässern 6 natürliche Sukzession im PEP festgelegt 7 Sicherung/Reparatur von Grabenstauen im PEP festgelegt

8 Abtrag von Bodenaushub zur Entwicklung von im PEP festgelegt Feuchtbiotopen 9 Rückschnitt von Gehölzen / Stockausschlag, wird bereits durchgeführt Brombeeren etc. 10 Fortsetzung von Bewirtschaftungsverträgen wird bereits durchgeführt auf mesophilem bis feuchtem Grünland, kein Einsatz von mineralischen Düngemitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln 11 Entwicklung von artenreichem mesophilem wird bereits durchgeführt bzw. feuchtem Grünland (Wiesen / Mähweiden, kein Einsatz von mineralischen Düngemitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln 12 Gehölzrodung Kompensationsmaßnahme, be- reits durchgeführt 13 Umbau eines Balkenstaus zu einer Sohlgleite Kompensationsmaßnahme, im Jahr 2010 durchgeführt 14 Anlage wasserführender Senken Kompensationsmaßnahme, be- reits durchgeführt 15 Renaturierung der Susebek Kompensationsmaßnahme, soll bei Erweiterung der Bodende- ponie durchgeführt werden 16 Verringerung des Abflusses des Poppenbütte- Vorschlag ler Grabens mit Hilfe von Stauwehr, Balken- stau oder Sohlgleite Einrichtung von Rammpegeln Vorschlag finanzielle Mittel für die Beauftragung von Vorschlag Firmen zur Pflege der Moorflächen bereit stel- len

126 Moore in Hamburg

Abbildung 58: Luftbild Ohlkuhlenmoor: Maßnahmenpunkte (grün), Bohrpunkte Moorkartierung (rot), Moorgrenze (gestrichelte Linie) Moore in Hamburg 127

Abbildung 59: Luftbild Hüßelmoor: Maßnahmenpunkte (grün), Bohrpunkte Moorkartierung (rot), Moorgrenze (gestrichelte Linie) 128 Moore in Hamburg

Abbildung 60: Luftbild Poppenbütteler Graben : Maßnahmenpunkte (grün), Bohrpunkte Moorkartierung (rot), Moorgrenze (gestrichelte Linie) Moore in Hamburg 129

Abbildung 61: Übersichtskarte Ohlkuhlenmoor, Hüßelmoor und ND Popenbütteler Graben 130 Moore in Hamburg

Abbildung 62: Fotos Hummelsbütteler Moore: Blick auf das Kerngebiet Ohlkuhlenmoor bei Profil 78 (o. l) und Blick nach Norden auf die Offenfläche mit Übergangsmoorvege- tation aus u. a. Heide und Torfmoosbeständen bei Profil 81 (o. r.). Birkenbruch im Hü- ßelmoor bei Profil 79 (u. l.) und Blick nach Südosten auf die torfmoosbewachsene Of- fenfläche bei Profil 95 (u. r.).

lungsplan (TESCH, 2017) aufgestellt. Ca. 300 m östlich des Raakmoors be- Neben eigenen Erhebungen bei der finden sich im Naturschutzgebiet Moorkartierung 2015 (JELINSKI, 2016) Hummelsbütteler Moore, die kleinen, wurden alle wesentlichen Informationen inmitten eines Grünkorridors (Hum- aus dem PEP entnommen. Ferner wurde melsbütteler Feldmark) aus Grünland- mit einer Vertreterin des Bziksamt wiesen und wenigen Ackerflächen ein- Wandsbek und einem Vertreter vom gebetteten Moorflächen des „Ohl- botanischen Verein über bereits durch- kuhlenmoor (4,5 ha) und Hüßelmoor geführte und mögliche Maßnahmen ge- (1,5 ha) sowie das unmittelbar an das sprochen. NSG angrenzende Naturdenkmal Pop- penbütteler Graben mit einer kleineren Für die Betreuung des Gebietes ist das Moorfläche entlang des Grabens (1 ha) Fachamt Management des öffentlichen (Abbildung 61). Für das 2008 als Na- Raumes, Abteilung Unterhaltung, turschutzgebiet ausgewiesene und ins- Stadtgrün und Erholung des Bezirksam- gesamt ca. 60 ha große Gebiet wurde tes Wandsbek zuständig. Von Seiten im Jahr 2017 ein Pflege- und Entwick- der Naturschutzverbände betreut der

Moore in Hamburg 131

Botanische Verein und die Loki serflächen, umgeben von Birkenbruch, Schmidt-Stiftung das Gebiet. Wesentli- Weiden, Schilf und Stieleichen geprägt che Tätigkeiten der Naturschutzver- (Abbildung 59). Die Offenflächen am bände sind die Entkusselung der Moor- nördlichen Rand des Hüßelmoors wer- und Heideflächen und die Dokumentati- den überwiegend von Heide und Seggen on der Entwicklung von Flora und Fau- mit z. T. flächendeckenden Torfmoos- na. polstern eingenommen. Das Ohl- kuhlenmoor besteht aus ökologisch Die Moorflächen liegen in den Stadttei- hochgradig wertvollen Nasswiesen, len Hummelsbüttel (Ohlkuhlenmoor, Moorwäldern und Übergangsmooren Hüßelmoor) und Poppenbüttel (Natur- mit u. a. Pfeifengras, Schilfröhricht, Äh- denkmal Poppenbütteler Graben) und renlilie, Sumpfblutauge und Heide. sind im Besitz der Stadt Hamburg. Die Durch jahrzehntelange manuelle Pflege- Moore umgebenden Grünlandflächen und Entwicklungsmaßnahmen konnten sind z. T. in Privatbesitz, auf den Flä- sehr seltene Biotopbestände der Über- chen der Stadt bestehen Pachtverträge gangsmoore erhalten werden. Auf den mit naturschutzrelevanten Auflagen. nicht durch Pflegemaßnahmen offen Auf den drei Moorflächen sind hoch- gehaltenen Übergangsmooren bzw. gradig wertvolle Übergangsmoorböden Feuchtheiden haben sich unzugängliche, verbreitet, die mit naturnahen Gley und mosaikartig miteinander verzahnte anthropogen überprägten Niedermoor- Sümpfe und Bruchwälder gebildet. Auf gley, Rohböden (Syrosem-Gley), Rego- den Flächen im Naturdenkmal Poppen- sol-Gley und Kolluvisol-Gley vergesell- bütteler Graben sind ebenfalls hoch- schaftet sind. Die bei der Moorkartie- gradig wertvolle Übergangsmoore so- rung festgestellten, bis zu ca. 1 m wie Birkenbruch- und Moorwälder aus- mächtigen Moorböden aus z. T. geprägt. schwach zersetzten Übergangsmoor- Das Ohlkuhlenmoor und das Hüßelmoor torfen stellen für Hamburger und bun- bilden die natürlichen Quellgebiete der desweite Verhältnisse sehr seltene Bö- Susebek, die das zuströmende Über- den dar, die von der Naturnähe und als schusswasser aufnimmt und zum Als- Archiv der Naturgeschichte in die tertal abführt. Die Wasserführung in höchste Wertstufe 1 einzustufen sind. den Kleinmooren sowie in der Susebek Die Böden sind insbesondere durch den wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte Eintrag von Nähr- und Schadstoffen durch die Anlage von Gräben und ande- der nördlich angrenzenden Bodendepo- re Gewässerausbauten (Begradigung, nie und den umliegenden landwirt- Stauanlagen, Rückhaltebecken, Kanal- schaftlichen Flächen sowie einem z. T. bauten) sowie die Dränung von land- niedrigen Wasserstand stark gefährdet. wirtschaftlichen Nutzflächen und die Das Hüßelmoor wird von offenen Was- Flächenversiegelung im Umfeld (Sied-

132 Moore in Hamburg lungsentwicklung) nachteilig verändert zwischen 0,30-0,50 m. Auf der Moor- (TESCH, 2017). Der geradlinige Gewäs- fläche am Poppenbütteler Graben serverlauf der Susebek bestand bereits reichte der Flurabstand von 0,2 m im Ende des 19. Jh. Die ca. 1 ha große Zentrum der Fläche (Bohrpunkt 94) bis Moorfläche im Naturdenkmal Poppen- >1 m u. GOK zu den Rändern hin. Die bütteler Graben wird von einem zentral Fläche ist insgesamt trockener als die die Fläche durchlaufenden Graben ent- Moorflächen in der Hummelsbütteler wässert, welcher das überschüssige Feldmark. Wasser in Richtung Osten zur Melling- Nachteilig für die Hydrologie der Moore bek abführt. in der Hummelsbütteler Feldmark war Zwar sind im Gebiet zwei Brunnen im die Aushebung des nördlich an das NSG Ohlkuhlenmoor (Messstelle 21906 und angrenzenden Hummelsees, denn dieser 21908) und diverse Grundwassermess- nimmt den von Norden kommenden Si- stellen entlang des Poppenbüttler Gra- ckerwasserstrom auf, was insbesonde- bens vorhanden, jedoch liegen im re im Norden des Hüßelmoores zu einer Grundwasserinformationssystem der verstärkten sommerlichen Trockenheit BUE keine Daten zu den Wasserständen führt (BERTRAM, 2018). Im Ohlkuhlen- vor. Hier sollte geprüft werden, ob in moor sind die Moorheideflächen östlich den jeweiligen Abteilungen der BUE der Susebek gegenüber den 70er Jah- nicht weitere Informationen zu den ren des letzten Jahrhunderts deutlich Messstellen vorliegen, um diese ggf. in trockener geworden. Eine plausible Er- das System nachzutragen. klärung dafür wäre der Bau eines Schmutzwassersieles im Kiwittredder in Bei der bodenkundlichen Moorkartie- den 80er Jahren (ebenda). rung im August und September 2015 variierte der im Bohrloch gemessene Grundwasserstand in den Hummelsbüt- teler Mooren zwischen ca. 0,10-0,50 m Maßnahmen u. GOK. U. a. aufgrund der sehr schwa- chen Neigung des Gebietes sind die Maßnahmenschwerpunkte waren in den südlichen Flächen im Hüßelmoor nasser letzten Jahren mechanische Pflegemaß- als die Flächen im Norden, wo der Flur- nahmen zur Offenhaltung der Moorflä- abstand mit ca. 0,40-1,00 m deutlich chen, die sich vor allem auf die Verhin- größer ist. Im Süden des Hüßelmoores derung einer zu starken Verbuschung waren die Flächen bis in den Oberboden mit Pioniergehölzen, sowie auf das Zu- wassergesättigt und z. T. durch Über- rückdrängen des hochwüchsigen Pfei- stau geprägt. Im Ohlkuhlenmoor wur- fengrases (Molinia caerulea) zur Erhal- den im Südwesten mit 0,00-0,20 m die tung kleinwüchsiger, lichtliebender geringsten Flurabstände festgestellt, im Pflanzenarten konzentrierten (TESCH, restlichen Gebiet lag der Flurabstand 2017). Im PEP ist die manuelle Entnah-

Moore in Hamburg 133 me von Gehölzen (entkusseln) auch eine möglichst mit nicht zu schweren (Jung-) der wesentlichen Maßnahmen zur Of- Rindern bzw. einer leichten Extensiv- fenhaltung der Übergangsmoore und Rinderrasse (alternativ ggf. mit Scha- Feuchtheiden (MP 3). Bereits im Jahr fen) durchgeführt werden und zwar 2011 wurde im Ohlkuhlenmoor eine „kurz und intensiv“, d.h. eine größere kleine Heidefläche vom bot. Verein ent- Herde von mind. rund 10 Tieren ver- kusselt und im Jahr 2012 und 2013 die bleibt für kurze Zeit auf der Moorfläche Molinia-Streu abgeharkt. Das Abharken (je nach Bewuchs und Flächengröße ein der Pfeifengrasstreu hat vermutlich bis drei Wochen) (ebenda). Um Tritt- sowohl Glocken – (Erica tetralix) als schäden zu vermeiden sollte eine Be- auch Besen-Heide (Calluna vulgaris) ge- weidung der Flächen nur alle zwei bis fördert (ebenda). Im Hüßelmoor wurde drei Jahre erfolgen. Im Jahr 2014 wur- im Jahr 2012 ebenfalls die Molinia- den die Moorheide-Flächen im Ohl- Streu abgeharkt und Hochstauden im kuhlenmoor bereits ungewollt mehrere inneren der Moorfläche gemäht. Im da- Wochen lang beweidet, da der Zaun rauffolgenden Jahr wurde abermals eine zwischen Flst. 103/102 im Bereich des Mahd im inneren der Moorfläche durch- Birkenwaldes seit dem Winter an einer geführt und vordringende Weiden und Stelle geöffnet war. Die Beweidung hat Birken zurückgeschnitten und heraus- Molinia deutlich geschwächt, insofern gezogen. war die ungeplante und ungenehmigte Maßnahme nützlich (ebenda). Ungünstig ist, wenn Gehölzrückschnitt nicht häufig genug wiederholt werden Aus bodenkundlicher Sicht kritisch zu kann, so dass die Pioniergebüsche nach bewerten ist der Vorschlag im PEP die einem Wiederaustrieb kräftiger sind als offenen Pfeifengras-Heide-Flächen und zuvor und wenn Schnitt- und Rechen- Wiesen durch kleinräumiges Plaggen gut nicht vollständig aus dem Gebiet der obersten 5 Zentimeter zu offenen abtransportiert werden kann. Hier soll- Rohbodenstandorten zu entwickeln (MP ten mehr Mittel für eine Unterstützung 1 und MP 4). Zwar wird durch die Aus- durch professionelle Kräfte bereitge- schaltung starkwüchsiger Konkurrenz- stellt werden, denn Probleme ergeben arten und die Bereitstellung von feuch- sich häufig durch die hohen körperli- ten und besonnten Rohbodenstellen der chen Belastungen und die tendenziell Aufwuchs von Feuchtheiden, Moorve- abnehmende Zahl an freiwilligen Hel- getation und nährstoffarmen Kleinseg- fern bei Entkusselungsmaßnahmen der gen gefördert, aber durch die Köpfung Naturschutzverbände. des Oberbodens auch der Substratauf- bau und die Bodenentwicklung gestört.. Darüber hinaus könnte eine temporäre Hier könnte es zu Zielkonflikten zwi- Beweidung die Entkusselungsmass- schen Boden- und Naturschutz kom- nahmen unterstützen (MP 2). Die Be- men. weidung sollte im Frühsommer (Mai)

134 Moore in Hamburg

Ein weiterer Aspekt von Maßnahmen ist bütteler Grabens sollten Gehölze am die Sicherung eines ausreichend hohen, Rand der Fläche zurückgedrängt (MP 3) ganzjährig oberflächennahen Grund- und der Abfluss des Grabens durch ein bzw. Flurwasserstandes. Neben der Stauwehr, Balkenstau oder eine Sohl- Entnahme von wasserzehrenden Bäu- gleite verringert werden (MP 16). Wie in men und aufkommenden Gehölzen in den Hummelsbütteler Mooren sollte bei den Mooren selbst (MP 3), kann das Zu- den angrenzenden Grünlandwiesen auf rückdrängen von Baumbeständen im eine extensive Grünlandwirtschaft ohne Umfeld der Moorflächen für eine ver- den Einsatz von mineralischen Dünge- besserte hydrologische Situation in den mitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmit- Moorflächen sorgen. Im Umfeld des teln geachtet werden (MP 11). Bei der Hüßelmoor wurden in den Jahren 2012 Mahd der angrenzenden Grünlandwie- und 2014 bereits Gehölze, Weiden und sen entlang des Poppenbütteler Gra- Erlen am West-Teich des Hüßelmoor bens sollte darauf geachtet werden, zurückgeschnitten und im Jahr 2014 dass die Flächen nicht ausversehen große Teile des nördlichen Gehölzman- mitgemäht werden. Dies wurde vom tels abgeholzt (MP 12). Verfasser bei der Moorkartierung 2015 beobachtet. Im Jahr 2010 wurde ein Balkenstau im Hüßelmoor-Graben und im Ohlkuhlen- Da im Gebiet keine verlässlichen Daten moor in eine Sohlgleite aus Feldsteinen zu den Wasserständen vorliegen, ist die umgebaut (MP 13). Diese Maßnahmen Einrichtung von jeweils einer Grund- hatten unmittelbar eine positive Rück- wassermessstelle pro Moorfläche zu kopplung auf die Hydrologie der Moore. empfehlen.

Als Kompensationsmaßnahme für die Deponieerweiterung Hummelsbüttel sind strukturverbessernde Maßnahmen im Gewässerverlauf der Susebek vorge- sehen (MP 15). Der Flusslauf soll mä- andrierend gestaltet und durch Sohl- gleiten ergänzt werden, sowie die öko- logischen Bedingungen durch Struktur- anreicherung wie Kiesschüttung und Störstellen verbessert werden. Da die

Bodendeponie bisher nicht erweitert wurde, sind konkrete Maßnahmen der- zeit aber nicht vorgesehen.

Auf den Flächen entlang des Poppen-

Moore in Hamburg 135

4.4.3 Naturschutzgebiet Wittmoor (Kerngebiet)

Schutzstatus Naturschutzgebiet, z.T. FFH-Gebiet Besitzstatus FHH +Privat Moorfläche ca. 47 ha max. Moormächtigkeit ca. 1,00 m Hydrogenetischer Moortyp abgetorftes Regenmoor (Hochmoor), im Süden z. T. ganzjährig Überstau, nach Norden Böden zunehmend entwässert und im Jahresverlauf im Oberboden meist tro- cken Substratabfolge Torf über Mudde über Sand Einzugsgebiet sandig, wenig versiegelt, hohe Grundwas- serneubildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor, Niedermoor, Moorgley C-Speicher >5800 t dominierender Zersetzungsgrad mittel-stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 502 Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) im Süden z. T. Überstau, nach Norden auf ca. 1,00 m abfallend, auf den Grünland- wiesen südlich vom Kerngebiet ca. 0,50- 0,70 m (Staunässe im Oberboden möglich) GW-Flurabstand (Winter) im Süden Überstau, nach Norden auf ca. 0,60 m abfallend, auf den Grünlandwiesen südlich vom Kerngebiet ca. 0,20-0,50 m (Staunässe im Oberboden möglich) bisherige Maßnahmen u. a. Austausch Verrohrung gegen Furt, vereinzelte Dämme aus Torfsoden in der Mellingbek eingebracht, Entkusselung empfohlene Maßnahmen Erhöhung der Furt und schrittweise des südlichen Damms, Verfüllung der Melling- bek mit Torf, ggf. Flachabtorfung durch- führen, Verfüllung der Twelenbek mit Sand, ggf. Verlegung der Twelenbek, Ent- kusselung, Informationstafeln Entwicklungsziel Übergangsmoor, Niedermoor, Moorwald Gebietsbetreuung NABU (Stadtteilgruppe Alstertal), BUE- Naturschutzamt (Herr Hohenstein) Abbildung 63: Steckbrief NSG Wittmoor

136 Moore in Hamburg

Tabelle 13: Maßnahmen im NSG Wittmoor MP Erläuterung Stand 1 schrittweise Erhöhung des Dammes im PEP vorgeschlagen 2 Verfüllung kleinerer Entwässerungsrillen tlw. bereits Ende der 1970er und der Mellingbek mit Torf, ggf. Flachab- Jahren durchgeführt / Vor- torfung im Norden durchführen und das Ma- schlag terial zur Auffüllung von Gräben nutzen 3 regelmäßige Beseitigung des Aufwuchses wird bereits turnusmäßig von Birken durch Pflegemaßnahmen, ggf. durchgeführt kurzzeitige Schafbeweidung. Mulchen von artenarmen Pfeifengras- Dominanzbeständen mit Abtransport der Streu 4 Anhebung der Furt um ca. 5-10 cm durch z. Vorschlag B. Kopfsteinpflaster 5 Verfüllung und Umleitung der Twelenbek Vorschlag 6 Umleitung des Moorgrabens Vorschlag 7 Aufstellen von Informationstafeln zur Flora, Vorschlag Fauna und Geschichte des Wittmoors 8 Rammpegel zur Überwachung der Grund- Vorschlag wasserstände installieren 9 Zuwässerung mit Hilfe einer Windmühle zur Vorschlag/prüfen Wasserförderung finanzielle Mittel für die Beauftragung von Vorschlag Firmen zur Pflege der Moorflächen bereit stellen *MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 137

Abbildung 64: Übersichtskarte Wittmoor (Kerngebiet) 138 Moore in Hamburg

Abbildung 65: Wasserstände Messstelle 502

Moore in Hamburg 139

Abbildung 66: Fotos Wittmoor: die Mellingbek bei Maßnahmenpunkt 2 (o. l), mittlerweile von Bäumen eingenommene alte Grabenfüllung aus Torfsoden und Geäst in der Mellings- bek bei Maßnahmenpunkt 2 (o. r). Furt auf dem südlichen Damm bei Maßnahmenpunkt 4 (u. l.), vernässtes Kerngebiet nördlich des südlichen Damms bei Maßnahmenpunkt 7 (u. r.)

Seite kommen im NSG Wittmoor auf ca. Als Quelle für die Ausarbeitung von 58 ha bis zu 1,00 m mächtige Moorbö- Maßnahmen im Naturschutzgebiet den vor. Auf der ca. 11h großen Moor- Wittmoor dienen neben eigenen Erhe- fläche im Norden des NSG Wittmoor bungen (JELINSKI, 2016) vor allem der sind kaum Maßnahmen zur Förderung Pflege- und Entwicklungsplan für das der Moorentwicklung möglich, so dass Naturschutzgebiet Wittmoor (TESCH, sich nachfolgende Angaben auf das ca. 2017). Ferner wurden Maßnahmen zur 47 ha große Hauptverbreitungsgebiet Förderung der Moorflächen bei einer im Süden (Abbildung 64: Übersichtskar- Begehung mit Vertretern vom Natur- te Wittmoor64) beziehen. schutzbund NABU besprochen. Auf Hamburger Seite sind die meisten Das deckungsgleich als FHH-Gebiet Moorflächen im Besitz der Stadt Ham- ausgewiesene, ca. 220 ha große Natur- burg, nur wenige Flächen sind in priva- schutzgebiet Wittmoor liegt an der ter Hand. Für Maßnahmen auf den Landesgrenze zu Schleswig-Holstein in Moorflächen im Wittmoor ist das Na- den Stadtteilen Duvenstedt und turschutzamt der Behörde für Umwelt Lemsahl-Mellingstedt. Auf Hamburger und Energie zuständig. Von Seiten der

140 Moore in Hamburg

Naturschutzverbände betreut der NA- det, die einer zügigen Tiefenentwässe- BU das Gebiet. Die wesentliche Aufga- rung entgegenwirkt. Östlich der be des NABU besteht in der Entkusse- Mellingbek sind die Torfe fast vollstän- lung der Moorflächen und der angren- dig abgetorft worden. Hier sind über- zenden Gehölze, Wiesen und Heideflä- wiegend mineralische Gleyböden und chen sowie der Erfassung der vorkom- sehr geringmächtige Moorgleyböden menden Tier- und Pflanzenarten. entwickelt. Westlich der Mellingbek sind z. T. noch mächtigere Moorböden ver- Die Moorflächen setzen sich auf breitet, die im Norden auch aus Über- Schleswig-Holsteiner Seite fort und gangsmooren (Profil 419) bestehen. werden dort von den schleswig- Auf den abgetorften und von Überstau holsteinischen Behörden betreut. In geprägten Flächen im Süden des Kern- Schleswig-Holstein sind noch ca. 3 m gebietes sind z. T Mudden im Oberbo- mächtige Hochmooreste erhalten ge- den ausgebildet (Profil 90). Die Moor- blieben, die im Zuge von Maßnahmen böden sind in Abhängigkeit des Abtor- teilweise wiedervernässt werden konn- fungsgrades durch unterschiedliche ten. Torfmächtigkeiten geprägt und weisen Das Wittmoor ist auf Sanden, in einer ein unebenes Mikrorelief auf. Entspre- auf ca. 29-31 m NN gelegenen, weich- chend der unebenen Geländeoberkante selzeitlich angelegten Schmelzwasser- kann der Grundwasser-Flurabstand va- rinne entstanden und stellt einen letz- riieren und die Torfe im Oberboden und ten Rest eines ursprünglich ca. 3-4 m z. T. auch im mittleren Bodenbereich mächtigen Hochmoorkomplexes dar. nur schwach feucht sein und einer Auf Hamburger Seite wurde der Torf Torfzehrung unterliegen. Generell industriell abgebaut und sehr stark de- nimmt die Mächtigkeit der Torfe Rich- zimiert. Für den Abbau der Torfe wur- tung Norden zu und der Einfluss des den zwei Moordämme aufgeschüttet, Grundwassers ab. auf denen die Torfe mit Hilfe von Loren Entwässert werden die Moorflächen abtransportiert wurden (Maßnahmen- hauptsächlich durch die nord-südlich punkt MP 1). Heute stellen diese Däm- verlaufende Mellingbek. Sie entspringt me eine Barriere für abfließendes Was- etwas weiter nördlich der Bohrung 86 ser da, wobei vor allem der südliche und wurde erst später zum Graben Moordamm für den Wasserhaushalt der ausgebaut. Kleinere, quer zur Melling- Moorflächen von Bedeutung ist. bek verlaufende Entwässerungsgräben, Die Moorböden bestehen auf Hambur- führen ihr von Westen und Osten Was- ger Seite aus ca. 0.10-1,00 m mächti- ser zu. Insgesamt führt die Mellingbek gen Torfen. I. d. R. ist im liegendem eine aber nur wenig Wasser, sowohl bei der geringmächtige humose Mudde aus Moorkartierung im November 2015, als Torf, Schluff oder Sandlehm ausgebil- auch bei der Begehung im Mai 2018

Moore in Hamburg 141 war sie fast gänzlich trocken gefallen. der Moorkartierung, als auch bei der Begehung so stark wassergesättigt, Der Flurabstand ist insbesondere vom das Wasser im Bereich einer Furt am Grad der Abtorfung und Mächtigkeit südlichen Damm überlief (Maßnahmen- der Torfe abhängig. Hinzu kommt, dass punkt MP 4). Die Grünlandwiesen süd- das Gelände von 31,5 m NN im Norden lich des Kerngebietes werden haupt- auf 28,9 m NN im Süden abfällt und die sächlich durch Regenwasser gespeist Böden daher generell Richtung Süden und durch die Mellingbek und Twelen- stärker vernässen. Auf den Moorflächen bek entwässert. Hier stauen sich die und im näheren Umfeld gibt es nur eine Niederschlagswässer z. T. an der Ober- aussagekräftige Grundwassermessstel- fläche, da geringmächtige (ca. 5-10 le (Messstelle 502) auf den Grünland- cm), stark zersetzte Torfe ausgebildet wiesen südlich des Kerngebietes. Hier sind, die eine Versickerung in den Bo- wird der mittlere Flurabstand in den den behindern. Bei der Moorkartierung Jahren 1967 bis 2013 mit 0,21 m an- im November 2015 lag der im Bohrloch gegeben und reicht somit bis knapp un- gemessene Wasserstand bei ca. 0,60 m ter die Geländeoberkante. Die saisona- u. GOK. Wie an der Messstelle 502 er- len Schwankungen betragen durch- sichtlich, liegt der mittlere Flurabstand schnittlich ca. 0,50 m. auf den Flächen bei 0,21 m, wobei die Bei der bodenkundlichen Kartierung im Flurabstände zwischen 0,00-1,00 m November 2015 reichte der im Bohr- stark schwanken können (Abbildung loch gemessene Wasserstand von 65). Überstau im Süden bis ca. 0.60 m u. Das viel aus Heide bestandene und mit GOK im Norden bei Profil 419. Die Flä- ca. 37 m ü. NN erhöht liegende Ein- chen nördlich von Profil 417 waren bei zugsgebiet besteht bis zum tieferen der Kartierung im Oberboden überwie- Untergrund aus Sanden und ist unver- gend nur schwach feucht und die siegelt. Die Grundwasserneubildungsra- Schlenken meist nicht wassererfüllt. Bei te dürfte demnach sehr hoch sein und der Begehung im Mai 2018 waren die der Wittmoorsenke reichlich Wasser Schlenken nur in Teilbereichen entlang zuführen der Mellingbek nass. Dies war vor allem im Bereich älterer Maßnahmen (Ende der 1970er Jahre) der Fall, wo kleinere Maßnahmen Dämme aus Torfsoden den Abfluss der Wesentliches Entwicklungsziel ist der Mellingbek verringern und für eine Erhalt und die Sicherung der verbliebe- kleinräumige Vernässung sorgen nen Nieder- und Übergangsmoore (Abbildung 66). Die Flächen nahe des durch konsequenten Wasserrückhalt. südlichen Moordamms (MP 1) sind Im Zentrum und Norden des Kerngebie- ganzjährig nass und durch Überstau tes erschwert die unebene und weite geprägt. Dieser Bereich war sowohl bei

142 Moore in Hamburg

Ausdehnung der Moorfläche eine flä- ckeln und für Tiere und Pflanzen einen chenhafte Vernässung, wobei insbe- wichtigen Rückzugsort darstellen. Eine sondere die bis zu 1 m mächtigen Wiedervernässung der Flächen im Nor- Übergangsmoore im Norden wohl nicht den könnte auch durch eine Zuwässe- bis zur Geländeoberkante vernässt rung mit Hilfe einer Windmühle zur werden können und auch nach Wieder- Wasserförderung realisiert werden. Es vernässungsmaßnahmen weiterhin ei- ist zu prüfen, ob aus tiefer gelegenen ner Torfzehrung unterliegen werden. Grundwasserleitern Wasser gefördert und den Moorflächen zugeführt werden Erste Wiedervernässungsmaßnahmen kann (MP 9). zur Förderung der Moorentwicklung wurden bereits Ende der 1970er Jahre Generell ist der südliche Moordamm für im Norden des Kerngebietes durchge- den Wasserrückhalt im Kerngebiet we- führt und die Mellingbek an mehreren sentlich, da er verhindert, das Wasser Stellen auf einigen Metern mit aus dem Kerngebiet abfließen kann. Ei- Torfsoden aufgefüllt und mit Holzpfäh- ne bereits durchgeführte Maßnahme len befestigt. Heute sind diese aufge- war die Entfernung einer Verrohrung füllten Abschnitte der Mellingbek z. T. und der Bau einer Furt aus Naturstei- mit Bäumen bestanden und nach wie nen, um den Abfluss von Wässern aus vor wirksam, denn die umliegenden Flä- dem Kerngebiet zu verringern chen dieser Grabenabschnitte sind (Abbildung 66). Als eine der ersten um- deutlich nasser als andere Bereiche ent- zusetzenden Maßnahme sollte an dieser lang der Mellingbek. Stelle die Furt erhöht werden, da hier häufig Wasser übertritt und dem Kern- Eine Vernässung der Flächen kann im gebiet reichlich Wasser verloren geht Norden nur kleinräumig durch den An- (MP 4). Dies könnte z. B. durch eine ein- stau der schmalen und nicht sehr tiefen fache Lage Kopfsteinpflaster relativ Mellingbek und der Verfüllung kleinerer schnell umgesetzt werden. Neben der Entwässerungsgräben erreicht werden Anhebung der Furt, sollte geprüft wer- (MP 2). Eine vollständige Vernässung den, ob auch der Damm schrittweise der Flächen ist dabei aber nicht zu er- erhöht werden kann (MP 1). Zumindest warten. Das Füllmaterial sollte in unmit- sollte der Damm regelmäßig kontrolliert telbarer Nähe der Gräben, vor allem und ggf. ausgebessert werden. durch Flachabtorfung (ca. 0,20-0,30 m) der erhöht gelegenen, mächtigeren Tor- Derzeit geht dem Gebiet viel Wasser fen im Norden gewonnen werden. über die westlich des Kerngebietes ge- Dadurch wird die Geländeoberfläche im legene Twelenbek und dem Moorgraben Norden etwas erniedrigt und eine Wie- verloren, weshalb eine Verfüllung bzw. dervernässung begünstigt. Gegebenen- Umleitung der Fließgewässer diskutiert falls könnten sich tiefere Torfstiche zu werden sollte (MP 5+6). Hierdurch einem wertvollen Stillgewässer entwi- könnte bisher entweichendes Wasser

Moore in Hamburg 143 für die Entwicklung von Moorböden ge- Flächen auf Schleswig-Holsteiner Seite nutzt und z. B. den Flächen südlich des durch den Rückstau und auf Hamburger Moordammes oder dem Kerngebiet zu- Seite ein privates Flurstück (Flurstück- geführt werden. Der Moorgraben könn- Nr. 533-00056) betroffen wären. Eine te mit Erreichen der Hamburger Stadt- Verfüllung auf Hamburger Seite, könnte grenze in östlicher Richtung verlängert auch mit einer Umleitung der Twelen- werden und über einen Graben den Flä- bek auf Hamburger oder Schleswig- chen südlich der Furt bei Maßnahmen- Holsteiner Seite kombiniert werden. punkt 4 zugeführt werden. So könnten Um lichtliebende Moorpflanzen zu för- die Flächen unmittelbar südlich des dern und die Transpiration aufstocken- Dammes stärker vernässen und eine der Gehölze zu verringern, sollte eine Torfbildung initiiert werden. Um dem Ausbreitung von Moorwald zu Lasten Kerngebiet noch mehr Wasser zuzufüh- der offenen Moorbestände möglichst ren, wäre in Abstimmung mit den verhindert werden. Eine zyklische Ent- Schleswig-Holsteinischen Naturschutz- nahme von aufkommenden Gehölzen behörden auch eine Umleitung nördlich (vor allem Moor-Birke) ist daher erfor- des Moordammes denkbar. Dabei sollte derlich (MP 3) und könnte durch eine abgewogen werden, ob diese Maßnah- kurzzeitige (Tage bis wenige Wochen) me sinnvoll ist, weil die Flächen im Sü- Schafbeweidung kombiniert werden. den des Kerngebietes im Jahresverlauf Ebenfalls muss der Abtransport des bereits langfristig von Überstau ge- Schnittguts gewährleistet sein. prägt sind und eine weitere Wasserzu- Zur besseren Abschätzung der Wasser- fuhr die Ausbildung eines dauerhaften stände sollte im Norden und im Zent- Flachsees fördern würde. Allerdings rum des Kerngebietes jeweils ein könnten die Flächen im Norden durch Rammpegel eingerichtet werden (MP 8). den zu erwartenden Rückstau ebenfalls stärker vernässt werden. Idealerweise Neben Maßnahmen zur Entwicklung von würde der Moorgraben frühzeitig auf Moorböden, sollte auch der Aspekt Schleswig-Holsteiner Seite umgeleitet Umweltbildung bedacht werden und werden und den trockeneren, zentralen einige Informationstafeln z. B. zur Ent- Flächen des Kerngebietes (ca. bei den stehung und Geschichte des Wittmoo- Profilen 85, 87) zugeführt werden. res aufgestellt werden (MP 7).

Auf den von geringmächtigen Torfen (5-10 cm) geprägten Grünlandwiesen südlich des Kerngebietes könnte die Twelenbek verfüllt werden, um eine stärkere Entwässerung der Flächen zu verhindern und eine Torfbildung zu för- dern (MP 5). Zu bedenken ist, dass auch

144 Moore in Hamburg

4.4.4 Naturschutzgebiet Wohldorfer Wald

Schutzstatus Naturschutzgebiet, EG-Vogelschutzgebiet, FFH-Gebiet

Besitzstatus FHH

Moorfläche 5 ha max. Moormächtigkeit 4,50 m

Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor, Quellmoor

Substratabfolge Torf über Kalkmudde

Einzugsgebiet Lehmig, im Winter hohe, im Sommer mäßi- ge Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor

C-Speicher >5000 t dominierender Zersetzungsgrad mittel-stark

Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet)

GW-Flurabstand (Sommer) ca. 0,50-1,00 m

GW- Flurabstand (Winter) ca. 0,20-0,50 m bisherige Maßnahmen einmalige Mahd empfohlene Maßnahmen Entkusselung, ggf. Verfüllung von Entwäs- serungsgräben

Entwicklungsziel Niedermoor

Gebietsbetreuung Naturschutzamt

Abbildung 67: Steckbrief NSG Wohldorfer Wald

Moore in Hamburg 145

Tabelle 14: Maßnahmen im NSG Wohldorfer Wald MP Erläuterung Stand 1 Rücknahme von auf die Moorflächen dringen- wird bereits durchgeführt den Gehölzen 2 extensive Grünlandnutzung mit einmaliger wird bereits durchgeführt oder keiner Mahd im Jahr 3 keine weitere Pflege der Gräben, ggf. Gräben Vorschlag verfüllen oder anstauen 4 ggf. Rammpegel zur Ermittlung der Flurab- Vorschlag stände installieren

*MP=Maßnahmenpunkt

146 Moore in Hamburg

Abbildung 68: Übersichtskarte NSG Wohldorfer Wald Moore in Hamburg 147

Abbildung 69: Fotos Wohldorfer Wald: Blick auf die westliche (o. l.) und auf die östliche Grünlandwiese (o. r.) im Oktober 2019, sowie bei Profil 127 (u. l.) und einem Erlen- Birken- bruchwald bei Profil 129 (u. r.)

ten der Naturschutzverbände betreut Neben eigenen Erhebungen bei der kein Verband die Flächen. Moorkartierung 2015, wurden wesent- liche Informationen über das Natur- Im Süden des deckungsgleich als FHH- schutzgebiet Wohldorfer Wald aus dem Gebiet ausgewiesenen Naturschutzge- Pflege- und Entwicklungsplan (NATUR- bietes befinden sich zwei größere KUNDLICHES MUSEUM UND SCHU- Moorflächen, die zusammen ca. 5 ha LUNGSSTÄTTE HANDELOH; 2017) groß sind und auf der westlichen Fläche entnommen und die Flächen im Oktober eine maximale Torfmächtigkeit von ca. 2018 bei einer Begehung begutachtet. 4,50 m erreichen (Abbildung 68). Die Torfe sind vermutlich z. T. in einem Für Maßnahmen, der im Stadtteil Wohl- weichselzeitlich angelegten Toteisloch dorf-Ohlstedt gelegenen und im Besitz entstanden und im Laufe des Holozäns der Stadt Hamburg befindlichen Flä- überwiegend auf Kalkmudden aufge- chen, ist das Naturschutzamt der Be- wachsen. Durch Entwässerung und hörde für Umwelt und Energie in Zu- Nutzung sind die obersten Torflagen sammenarbeit mit der Revierförsterei weitgehend vererdet. Dominierender Wohldorf-Ohlstedt zuständig. Von Sei- Bodentyp ist dementsprechend Erdnie-

148 Moore in Hamburg dermoor. in die Alster abgeführt.

Die überwiegend baumfreien Flächen Die auf ca. 20 m NN gelegenen und ge- werden vor allem von Seggen, Binsen, genüber der Umgebung als schwache Hochstaudenflur oder Großseggenried Senke zu erkennenden Flächen sind bestanden. Im Nordwesten der westli- durch geringe Flurabstände geprägt. chen Fläche ist ein Erlen- Birkenbruch- Bei der Moorkartierung im September wald und entlang der Drosselbek ein 2015 waren beide Flächen gleicherma- Erlen- und Eschen-Auwald ausgeprägt. ßen feucht bis nass, der im Bohrloch Die Flächen werden nach Möglichkeit gemessene Wasserstand reichte von einmal im Jahr durch ortsansässige 0,20-0,90 m. Ab ca. 0,60-0,70 m waren Landwirte gemäht, wobei die Planungen die Böden i. d. R. nass. der Pflegeeinsätze i. d. R. durch die Re- Im Grundwasserinformationssystem vierförsterei koordiniert werden. Häufig (Geronimus) der Umweltbehörde Ham- sind die Flächen allerdings so nass, burg liegen keine Messwerte zu Was- dass sie nicht gemäht werden können serständen im Gebiet vor. Zwar sind und für längere Zeit brach fallen (z. B. einige Messstellen am Rand der westli- das ganze Jahr 2017, pers. Mitt. Frau chen Fläche im System verortet, Mess- Zwerger). daten und Ausbaupläne fehlen aber Umgeben werden die Grünlandwiesen vollständig. Hier sollte geprüft werden, nach Norden, Osten und Westen von ob Informationen zu den Messstellen in Buchenwald oder Eichen- den jeweiligen Abteilungen der Um- Hainbuchenwald. Südlich grenzen dich- weltbehörde vorliegen und diese ggf. in tere Siedlungsflächen aus Einzelhäu- das Grundwasserinformationssystem sern an die Moorflächen an. Die Grund- eingearbeitet werden können. wasserneubildungsrate dürfte auf den

Wald bestandenen lehmigen Böden im

Einzugsgebiet mäßig ausfallen und auf- grund der hohen Transpiration im Maßnahmen Sommer deutlich niedriger sein als im Die Flächen sollten so gut es geht frei Winter. gehalten und eine Sukzession verhin- Auf der Fläche im Osten entspringt die dert werden. Wesentliche Maßnahmen Drosselbek, die sich von hier ihren kur- sind daher die Rücknahme von auf die zen Lauf Richtung der westlich gelege- Moorflächen dringenden Gehölzen nen Alster sucht und dabei die westli- (Maßnahmenpunkt MP 1) und eine ex- che Fläche im Norden streift. Beide tensive Grünlandnutzung mit einmaliger Moorflächen werden randlich durch Mahd im Jahr (MP 2). kleinere Gräben entwässert und über- Für Maßnahmen zur Verbesserung der schüssiges Wasser über die Drosselbek hydrologischen Situation sind kaum

Moore in Hamburg 149

Möglichkeiten vorhanden. Lediglich die randlich angrenzenden Gräben könnten teilweise verfüllt oder angestaut wer- den. Es sollte geprüft werden, ob eine wesentliche Verbesserung hierdurch erreicht werden könnte. Aus bodenkun- dlicher Sicht sollten die Gräben nur ex- tensiv gepflegt und nicht weiter ausge- räumt werden (MP 3).

Um die Flurabstände im Jahresverlauf genauer zu ermitteln, ist zu überlegen, ob jeweils 1-2 Rammpegeln auf den

Flächen installiert und regelmäßig Was- serstandsmessungen vorgenommen werden sollten (MP 4).

150 Moore in Hamburg

4.4.5 Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook

Schutzstatus Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet Besitzstatus FHH +Privat Moorfläche 217 ha max. Moormächtigkeit 2,00 m Hydrogenetischer Moortyp im Westen z. T. Übergangsmoor bis Hoch- moor, z. T. sommertrocken, im Osten Nie- dermoor, schwach bis mäßig entwässert Substratabfolge meist Torf über Sand oder Torf über Kalkmudde, im Westen z. T. auch Torf über Geschiebelehm,-mergel Einzugsgebiet im Westen lehmig, sonst Sand über Lehm, wenig versiegelt, hohe Grundwasserneubil- dungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Moorgley, Übergangsmoor C-Speicher >50000 t dominierender Zersetzungsgrad unbekannt Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 406, 407, 1894 Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) stark schwankend, ca. 0,80-1,00 m auf den Moorheideflächen, im Urbrook, und Profes- sormoor höher anstehend mit z. T. Über- stau, Austrocknung auch hier möglich GW- Flurabstand (Winter) ca. 0,20-0,40 m (z. T. Überstau), auf den Moorheideflächen z. T. weniger flach bisherige Maßnahmen u.a. entkusseln der Moorheideflächen, Grä- ben verfüllt, 2 längere Spundwände einge- baut, extensive Grünlandnutzung empfohlene Maßnahmen entkusseln, extensive Pflege der Entwässe- rungssysteme, ggf. Gräben verfüllen und Stauwehre einbauen, Paludikultur auf Grün- landwiesen als Alternative zur herkömmli- chen Grünlandnutzung Entwicklungsziel Hoch- und Übergangsmoor, naturnahes Niedermoor, extensive Feuchtwiesen mit hoch anstehendem Grundwasser Gebietsbetreuung Naturschutzamt, Revierförsterei Du- venstedt, NABU, BUND, botanischer Verein, Landesjagdverband, Naturwacht, Abbildung 70: Steckbrief NSG Duvenstedter Brook

Moore in Hamburg 151

Tabelle 15: Maßnahmen im NSG Duvenstedter Brook MP Erläuterung Stand 1 Zyklische Entnahme von jungen Ge- wird bereits durchgeführt hölzen (entkusseln) auf den Moor- und Moorheideflächen 2 Natürliche Sukzession, keine Maßnah- wird bereits durchgeführt men in den Moorwäldern und auf den Niedermoorflächen des Urbrooks 3 Extensive Grünlandnutzung bei hohen wird bereits tlw. durchgeführt Grundwasserständen, als Alternative zur herkömmlichen Grünlandnutzung ggf.- Paludikultur 4 Einbau einer ca. 300 m langen Spund- bereits durchgeführt wand beim „Madenpohl“ 5 Einbau einer ca. 70 m langen Spund- bereits durchgeführt wand im „Brandsmoor“ 6 Verfüllung des Grabens entlang des bereits durchgeführt ehemaligen Wegs durch das Große Moor zum Ost-Ende des Grenzwalls 7 Stärkere Entwässerung durch Ertüch- in Planung tigung der Gräben auf der Radewiese 8 Wiedervernässung in einem Teilbe- in Planung reich westlich des Wiemerskamper Wegs des nördlich anschließenden Professormoor finanzielle Mittel für die Beauftragung Vorschlag von Firmen zur Pflege der Moorflä- chen bereit stellen *MP=Maßnahmenpunkt

152 Moore in Hamburg

Abbildung 71: Übersichtskarte Duvenstedter Brook: Biotopgruppen Moore in Hamburg 153

Abbildung 72: Übersichtskarte Duvenstedter Brook: Torfmächtigkeiten (nach NIETSCH 1953), Hydrologie, GW-Messstellen 154 Moore in Hamburg

Abbildung 73: Übersichtskarte Du- venstedter Brook: Maßnahmen Maßnahmen Moore in Hamburg 155

Abbildung 75: Wasserstände Messstelle 406

Abbildung 74: Wasserstände Messstelle 407

156 Moore in Hamburg

Abbildung 76: Wasserstände Messstelle 1894

Moore in Hamburg 157

Abbildung 77: Fotos Duvenstedter Brook im Oktober 2018: Blick auf die trockene „Moorheide am „Ziegenmelkerbusch“ (o. l.) und beim „großen Moor“ (o. r., u. l.), neu ange- legte Spundwand bei Maßnahmenpunkt 5 (u. r.)

Die nachfolgenden Informationen über Das Naturschutzgebiet Duvenstedter das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook liegt im äußersten Norden der Brook wurden überwiegend aus dem Freien und Hansestadt Hamburg und ist Pflege- und Entwicklungsplan für das mit einer Größe von ca. 785 ha das Naturschutzgebiet Duvenstedter Brook zweitgrößte Naturschutzgebiet in (PLANUNGSGRUPPE HASS, 2012) ent- Hamburg. Zudem ist der Duvenstedter nommen. Darüber hinaus sind folgende Brook als FHH-Gebiet ausgewiesen. Gutachten und Beiträge als Quelle an- Das Gebiet wird im Westen vom Wie- zuführen: Planung wasserwirtschaftli- merskamper Weg, im Norden und Os- cher Maßnahmen im NSG Duvenstedter ten von Grünlandwiesen entlang der Brook (MUP GEONOVA, 2017) und die Landesgrenze und im Süden von der Jahresberichte des NABU, Stadtteil- Ammersbek begrenzt. Der Duvensted- gruppe Walddörfer, 2007-2016. Ferner ter Brook grenzt im Süden an das NSG wurden Informationen durch Gespräche Wohldorfer Wald und im Osten an das mit dem Revierförster bei einer Bege- NSG Kleinhansdorfer Brook. Zwischen hung des Gebietes im Oktober 2018 diesen beiden Naturschutzgebieten gewonnen. liegt im Südosten das NSG Ammers-

158 Moore in Hamburg bek-Niederung. Abgesehen von den an- ter Brook koordiniert und auch Pflegar- grenzenden Naturschutzgebieten ist beiten, wie die regelmäßige Mahd der das NSG Duvenstedter Brook in groß- Grünlandflächen, Entnahme von Bäu- räumige Landschaftsschutzgebiete men oder Instandhaltung der Wege und (LSG) eingebettet, nur in der Ortslage wegbegleitenden Gräben teilweise von Wiemerskamp besteht kein Schutzsta- ihr durchgeführt. tus. Durch die andauernde Bautätigkeit Das Naturschutzgebiet gliedert sich in in diesem Bereich bahnt sich hier zu- einen nordwestlichen Teil mit Mooren, nehmend eine Konfliktsituation zum Heiden und Birkenmoorwäldern und ei- Nachteil des Duvenstedter Brooks an nem südöstlichen Teil mit großen Grün- (PLANUNGSGRUPPE HASS, 2012). landflächen, Erlenbruchwäldern und Der Duvenstedter Brook befindet sich Niedermoorflächen (Abbildung 71). Die fast vollständig im Eigentum der Stadt Vegetation wird im PEP wie folgt be- Hamburg. Die Flächen im Privateigen- schrieben: „als wertvollste Biotope sind tum liegen vor allem im Norden des u. a. die wenig gestörten Hochmoorres- NSGs und werden überwiegend als te und Übergangsmoore (34,2 ha) und Grünland genutzt. Die Moorflächen sind die großen Niedermoore (75,9 ha) und fast alle in öffentlicher Hand. Das Na- die Moorheiden (83,1 ha) zu nennen. turschutzamt beabsichtigt weitere Flä- Die Hoch- und Übergangsmoore glie- chen zu erwerben. dern sich in die Moorflächen im Süd- westen (Schanzenmoor) und zahlreiche Von Seiten der Naturschutzverbände kleinere Moorflächen zwischen Doven- wird das Gebiet gemeinsam von der Be- ham im Süden und Brandsmoor im Nor- treuergemeinschaft AG Brook, beste- den. Die Hoch- und Übergangsmoore im hend aus dem Botanischem Verein, Südwesten sind tiefgründig und weisen BUND, Landesjagdverband, der Natur- einen sehr stabilen Wasserhaushalt auf. wacht und dem Naturschutzbund (NA- Durch die Entwässerung und Abtorfung BU, Arbeitskreis Walddörfer und NAJU) der Vergangenheit wurden sie ver- betreut. Von Seiten der Behörden ist gleichsweise wenig beeinträchtigt. Es das Naturschutzamt der Behörde für dominiert ein Schwingrasen aus Torf- Umwelt und Energie und die Revierförs- moos, durchsetzt mit Sumpfcalla, Woll- terei Duvenstedter Brook zuständig. gräsern, Seggen und Großfrüchtiger Wesentliche Aufgaben der Natur- Moosbeere. Die Niedermoore finden schutzverbände sind Biotoppflegemaß- sich vor allem im Urbrook, im Großen nahmen, insbesondere zur Förderung Moor und im Professormoor. Es handelt der Moore, Erfassung und Dokumenta- sich dabei um Flächen, die in der Ver- tion von Flora und Fauna, Öffentlich- gangenheit teilweise als Grünland ge- keitsarbeit und Besucherlenkung. Das nutzt wurden und stark unter Entwäs- Grünlandmanagement wird hauptsäch- serung, Abtorfung und Torfmineralisa- lich von der Revierförsterei Duvensted-

Moore in Hamburg 159 tion gelitten haben. Zu den Niedermoo- moore mit Niedermoor und minerali- ren gehören die großen, schilfbestan- schen Gleyböden vergesellschaftet. Auf denen, flach überstauten Flächen des den weiten Flächen der sogenannten Urbrooks und des Großen Moores. Da- „Moorheide“ im Bereich „großen Moor“, neben gibt es eine Reihe weiterer, klei- Brandsmoor“ und „Ziegenmelkerbusch“ nerer Flächen, die früher zumeist als sind überwiegend Gleyböden verbreitet, Grünland genutzt wurden. Allen Flächen die mit sehr geringmächtigen Moorg- ist gemeinsam, dass sie bei hohen leyböden vergesellschaftet sind. Im Os- Grundwasserständen eine großflächig ten kommen im „Urbrook“ Niedermoore offene Vegetation aus Schilfröhricht mit hoch anstehendem Grundwasser und Seggen aufweisen, die mit Weiden- vor. gebüschen und Birkenbeständen durch- Entwässert wird das Gebiet durch die setzt ist. Im Großen Moor gibt es auch am südlichen Rand des Brooks verlau- größere offene Wasserflächen. Die Flä- fende Ammersbek und von mehreren chen werden zur Zeit weitgehend nicht kleineren Bächen (Röthbek, Ellernbek, genutzt und gepflegt. Die Heiden sind Geelenbek, Geelengraben, Wiemers- überwiegend Feuchtheiden mit Glo- bek), sowie zahlreichen Entwässe- ckenheide und nur kleinräumig trockene rungsgräben, Grüppen und Drainagen. Heiden mit dominierender Besenheide. Das Entwässerungssystem ist bereits in Eingeschlossen sind offene Pfeifen- vielen Teilen stillgelegt oder verfallen. grasbestände auf frischen bis nassen Der Duvenstedter Brook ist durch sehr Standorten. Kleinräumig liegen in den stark feuchte Flächen geprägt. Bei tro- Flächen nasse Senken mit Wollgras, ckenen Witterungslagen können die Torfmoos und Schnabelried.“ Wasserstände aber gerade im westli- Entstanden sind die Moore in einem chen und nordwestlichen Brook sehr eiszeitlich angelegten Eisstausee. Die schnell sinken (ebenda). Bei der Bege- Torfunterlage besteht überwiegend aus hung im Oktober 2018 war das Gebiet Sanden und, wie im Wandsbeker Raum rund um das „große Moor“ und „Profes- häufiger der Fall, viel aus Kalkmudde. sormoor“, nach ungewöhnlich trocke- Insbesondere im Westen sind im Lie- nen Sommermonaten, auch weitgehend genden der Torfe oberflächennah Ge- trocken und wies kaum mehr Oberflä- schiebelehm,-mergel ausgebildet. Die chenwasser auf. Die Auswertung von Torfmächtigkeit beträgt nach NIETSCH drei Grundwassermessstellen (406, (1953) bis maximal ca. 2,00 m, wobei 407, 1894) im Osten, Westen und Sü- die mächtigsten Torfe sehr kleinräumig den des Brooks ergab einen mittleren im Urbrook und Professormoor vor- Flurabstand zwischen ca. 0,80-0,90 m. kommen (Abbildung 72). In den Kern- Saisonal schwankt der GW-Stand um gebieten (Schanzenmoor, Profes- im Mittel rund 1,00 m (Abbildung 74- sormoor) sind Hoch- und Übergangs- 76), was die jahreszeitlich z. T. trocke-

160 Moore in Hamburg nen Verhältnisse im Brook belegt. Aus bodenkundlicher Sicht sind diese Entwicklungsziele zu unterstützen. Um Vom Ingenieurbüro MUP Geonova wird diese zu erreichen werden im Du- derzeit ein Gutachten zu den hydrologi- venstedter Brook bereits seit den schen Verhältnissen im gesamten Du- 1970er Jahren Maßnahmen zur Siche- venstedter Brooks erstellt, welches rung der Moorvorkommen und Verbes- zum Zeitpunkt der Erstellung dieses serung des Wasserhaushaltes durchge- Berichtes noch nicht fertiggestellt war. führt und diese durch die AG Brook in

Zusammenarbeit mit der Revierförste- rei Duvenstedter Brook und dem Natur- schutzamt realisiert. Durch Rückstau- Maßnahmen maßnahmen, Zuschütten von Entwässe- Im Pflege- und Entwicklungsplan sind rungsgräben und Renaturierung von folgende Entwicklungsziele und Maß- Bachläufen gelang es viele Flächen wie- nahmen für die Moorflächen formuliert: der in einen weitgehend naturnahen  Moore sind zu erhalten bzw. Zustand zurückzuführen. Aufgrund der wiederherzustellen. Vielzahl an kleineren und größeren Maßnahmen die in den letzten Jahrzeh-  Extensive Pflege der Entwässe- nen im Brook durchgeführt wurden, soll rungssysteme und teilweise Ver- in diesem Bericht nur auf einige größere schließung von Gräben Maßnahmen der letzten Jahre verwie-  Beschränkung des Erholungs- sen werden (Abbildung 73). verkehrs, so dass eine störungs- Die wesentlichen Maßnahmen der Na- freie Entwicklung gewährleistet turschutzverbände ist die Entfernung ist von kleineren Gehölzen und jungen  natürliche Eigenentwicklung der Baumschösslingen (entkusseln, insbe- Moorwälder sondere von Birken und Fichten, Maß-  waldfreie Moore sind waldfrei nahmenpunkt MP 1) auf den Moor- und und nährstoffarm zu erhalten Heideflächen („Moorheide“) und der An- und zu entwickeln stau von Gräben durch Stauwehre und Grabenverfüllung. Genaue Anzahl und  Niedermoore sind bereichsweise der Ort des Einbaus von Grabenverfül- natürlich zu entwickeln. Feucht- lungen und Stauwehren sowie die zu grünland innerhalb der Nieder- entkusselnden Flächen werden jeweils moore ist durch Pflege zu erhal- vor Ort festgelegt und in der AG- ten. Mahd der Seggenbestände Brook besprochen. Je nach Standort an einigen Positionen im fünfjäh- sind laut der betreuenden NABU- rigen Rhythmus (Langenhorst- Gruppe unterschiedliche zeitliche Inter- wiesen, Jerswiesen Südwest, valle von Entkusselungsmaßnahmen Radewiese Süd).

Moore in Hamburg 161 sinnvoll. Im Schnitt kristallisiert sich ein genschaft der Freien und Hansestadt Intervall von 3-4 Jahren als notwendig Hamburg gehören in einer extensiven heraus. Die Kussel sind dann noch ver- Nutzung durch Mahd entwickelt (MP 3). gleichsweise leicht zu entfernen und die Die Wiesen weisen eine z. T. sehr hohe überwachsene wertvolle Vegetation Bodenfeuchte auf und machen eine Be- noch nicht geschädigt. Hauptsächlich wirtschaftung z. T. unmöglich, so konn- werden die „Moorheide-Flächen“ im te z. B. im Jahr 2007 nach ergiebigen Zentrum des Brooks von aufkommen- Niederschlägen nur ca. 20 % der Grün- den Jungwuchs befreit und die Flächen landflächen bearbeitet werden (NABU, so gut es geht freigestellt. Diese sehr 2008). Für einige Grünlandflächen be- arbeitsintensive und mühselige Maß- deutet dies ein zunehmendes Bra- nahme wird an einigen Tagen im Jahr im chestadium mit der Folge einer Gefähr- Rahmen von Mooraktionstagen durch dung der schützenswerten Flora. Insbe- die Naturschutzverbände realisiert. sondere aufgrund der hohen Boden- Wünschenswert wäre, dass die regel- feuchte wird seit dem Jahr 2009 keine mäßig durchzuführenden Pflegeeinsät- Beweidung der Grünlandwiesen mit ze nicht nur von Naturschutzorganisa- Galloway-Rindern mehr durchgeführt. tionen ehrenamtlich durchgeführt wer- Die Revierförsterei sieht eine wesentli- den, sondern hierfür auch finanzielle che zukünftige Aufgabe in der Pflege Mittel zur Beauftragung von Land- der Wege, wegbegleitenden Gräben und schafts- und Gartenbauunternehmen verbesserten Entwässerung der Grün- zur Verfügung stehen würden. landwiesen. Ein Entwässerungsma- nagement der Grünlandwiesen er- Kritisch zu beurteilen ist, das im PEP scheint aus naturschutzfachlicher Sicht vorgeschlagene Plaggen von Heideflä- notwendig. Im Sinne des Bodenschut- chen, da hierdurch der Oberboden ge- zes ist eine extensive Nutzung mit zu- köpft und die natürliche Bodenentwick- nehmendem Anteil von Brachflächen lung unterbrochen wird. und hoher Bodenfeuchte zu begrüßen, Die Flächen des „Urbrooks“ im Osten aus naturschutzfachlicher Sicht hinge- des Gebietes werden weitgehend nicht gen kritisch zu sehen, denn eine auf gepflegt und unterliegen einer natürli- Pflege der Wiesen angewiesene Flora chen Sukzession. Diese Bereiche sollten ist durch das Brachfallen einiger Flä- auch in Zukunft weiterhin durch keine chen gefährdet. Hier könnte es zu Ziel- Maßnahmen gestört werden (MP 2). konflikten zwischen Natur- und Boden- Fast ein Drittel des Duvenstedter schutz kommen. Brooks wird als Grünland genutzt oder Eine größere wasserbauliche Maßnahme gepflegt. Mit Ausnahme der verpachte- wurde im Jahr 2015 im Nordwesten des ten Flächen im Südwesten werden alle Brooks auf dem Flurstück „beim Ma- übrigen Grünlandflächen die zur Lie- denpohl“ durchgeführt. Hier wurde eine

162 Moore in Hamburg ca. 300 m lange Spundwand einge- reich westlich des Wiemerskamper bracht, um eine Entwässerung des Ge- Wegs des nördlich anschließenden Pro- bietes in Richtung Westen zum Wie- fessormoors geplant (MP 7 und MP 8). merskamper Weg zu verhindern (MP 4). Diesbezüglich wurde ein wasserbauli- Die Spundwand wurde bis zum Ge- ches Gutachten eingeholt (MUP Geono- schiebelehm ca. 2,50 m Tief eingebaut va, 2017). Darin heißt es, dass durch und zeigte in den darauffolgenden Jah- die Ertüchtigung des zentral die Rad- ren eine sehr gute Wirkung. Die Flächen wiesen durchlaufenden Grabens und sind seither nasser und weisen günsti- eine geringe Geländeprofilierungen die gere hydrologische Verhältnisse auf. Gesamtsituation im Hinblick auf tro- Aufgrund der guten Erfahrungen mit ckenere Verhältnisse der Radewiese dieser Spundwand wurde im Jahr 2018 verbessert werden kann. Die vorge- eine weitere ca. 70 m lange Spundwand schlagenen Maßnahmen sehen u. a. eine im Bereich „Brandsmoor“ im Norden Sohlvertiefung im Nordteil vor, was zu des Brooks eingebracht (MP 5). Die einer geringen Grundwasserabsenkung Wirkung dieser Maßnahme muss in den am Südrand des Professormoores füh- nächsten Jahren beobachtet werden. ren kann. Eine Entwässerung der Rade- wiese ist im Sinne des Moorschutzes Eine weitere größere Maßnahme zur daher kritisch zu sehen. Um eine Wie- Stabilisierung des Wasserhaushaltes dervernässung von Teilbereichen des wurde vom Naturschutzamt im Jahr Professormoors zu erreichen müsste 2015 im „Großen Moor“ durchgeführt. die Vorflutwirkung der Entwässerungs- Hier wurden die Gräben entlang des gräben und der Röthbek verringert ehemaligen Weges durch das Gr. Moor werden. Dies kann im Wesentlichen zum Ost-Ende des Grenzwalls großflä- durch eine Sohlanhebung, Dichtwand chig verfüllt und die Gräben entlang des oder Sohlabdichtung erreicht werden. Grenzwalls mit Staudämmen gekam- Dazu heißt es im Gutachten von MUP mert (MP 6). Das Material wurde vor GEONOVA (2017): „die Auswirkungen Ort entnommen. Seither kann das Was- einer Dichtwand oder Sohlabdichtung ser aus dem Westen des Gr. Moores der Röthbek im Bereich des Profes- nur noch oberflächlich überlaufen, so sormoores wird nur sehr geringe Aus- dass viele Flächen in der Moorheide, wirkungen auf die Wasserstände im sowie die Randbereiche des Großen Moorgebiet haben. Die geringen Aus- Moores zur Wiese „im Stehörn“ deutlich wirkungen, die nach jetzigem Kenntnis- besser mit Wasser versorgt sind als in stand zu erwarten sind, dürften den den Vorjahren (NABU, 2016). hohen baulichen Aufwand nicht recht- Aktuell ist auf den Flächen der „Rade- fertigen. Sollte eine bauliche Umset- wiesen“ eine stärkere Entwässerung zung erwogen werden, sind weitere Be- durch Ertüchtigung der Gräben und ei- rechnungen zu den hydraulischen Aus- ne Wiedervernässung in einem Teilbe-

Moore in Hamburg 163 wirkungen angezeigt. Dazu empfehlen Grundsätzlich wird der Duvenstedter wir zunächst zur Vertiefung der Kennt- Brook durch die AG Brook in Zusam- nisse und zur Vergrößerung der Daten- menarbeit mit dem Naturschutzamt und basis drei Rammpegel zu errichten und der Revierförsterei Duvenstedter Brook zu beobachten. Damit sind Aussagen bereits sehr gut betreut. Die beteiligten zur Grundwasserdynamik und zum Jah- Akteure sind in diesem Gebiet über resgang möglich aus denen sich weitere mehrere Jahrzehnte aktiv und haben in Erkenntnisse ableiten lassen“. der Vergangenheit vieles bewirkt. In Zukunft ist insbesondere das Grün- Im übrigen Gebiet sind ansonsten der- landmanagement ein strittiges Thema. zeit keine größeren wasserbaulichen Aus bodenkundlicher Sicht ist eine ex- Maßnahmen geplant. Nach dem Pflege- tensive Bewirtschaftung mit hohen und Entwicklungsplan soll das Entwäs- Grundwasserständen anzustreben. serungssystem grundsätzlich extensiv gepflegt werden und in den Biotopen Ein Problem stellen die intensiven Pfle- Moore, Bruchwälder und Feuchtheiden geeinsätze zur Offenhaltung der groß- soweit wie möglich auf den Ursprungs- räumigen Moorheideflächen da, welche zustand zurückgeführt werden. Ange- von den ehrenamtlichen Naturschutz- strebt wird ein Zustand, in dem der verbänden in Zeiten schwindender akti- oberflächliche Abfluss nur entspre- ver Mitglieder kaum mehr gewährleistet chend dem vorhandenen Relief erfolgt werden können. und die künstlichen Entwässerungsan- lagen funktionslos sind.

164 Moore in Hamburg

4.4.6 Naturschutzgebiet Rodenbeker Quellental

Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche ca. 5 ha max. Moormächtigkeit 2.00 m Hydrogenetischer Moortyp Überflutungsmoor, mäßig entwässert, zu den Rändern hin z. T. stärker entwässert und im Sommer trocken Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, wenig bis mäßig versiegelt, hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Gyttja C-Speicher >3.400 t dominierender Zersetzungsgrad mittel Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 99014 Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) ca. 0,40-0,60 m GW- Flurabstand (Winter) ca. 0.20-0,40 m bisherige Maßnahmen u. a. Entfernung Herkulesstaude, iIndi- sches Springkraut empfohlene Maßnahmen Schutz des Einzugsgebietes vor weiterer Bebauung, Grundwasserabsenkung und Stoffeintrag, , ggf. Erweiterung des Natur- schutzgebietes, Kauf von Privatflächen im Einzugsgebiet, Entkusseln der Moorflä- chen Entwicklungsziel naturnaher Auwald Gebietsbetreuung Bezirksamt Wandsbek (Abteilung Unter- haltung, Stadtgrün und Erholung), Revier- försterei Wohldorf-Ohlstedt, Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP) Abbildung 78: Steckbrief NSG Rodenbeker Quellental

Moore in Hamburg 165

Tabelle 16: Maßnahmen im NSG Rodenbeker Quellental MP Erläuterung Stand 1 naturnahe Entwicklung, ggf. Entfernung wird bereits durchgeführt standortfremder Gehölze, vereinzelt Riesen- Herkulesstaude und indisches Springkraut entfernen 2 Keine weitere Nachverdichtung und Grund- Vorschlag wasserabsenkung im Einzugsgebiet, Erweite- rung des Naturschutzgebietes um einige Flä- chen im Landschaftsschutzgebiet (z. B. Bre- denbekkoppel), Kauf oder Tausch von Privat- flächen durch die Stadt 3 extensive Weide- und Mähwiesen, kein Ein- wird bereits durchgeführt satz von mineralischen Düngemitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln 4 Wasserdurchlass am Stauwehr am Rückhal- Vorschlag tebecken Hörndieck erhöhen

*MP=Maßnahmenpunkt

166 Moore in Hamburg

Abbildung 79: Übersichtskarte Rodenbeker Quellental Moore in Hamburg 167

Abbildung 80: Wasserstände Messstelle 99014

168 Moore in Hamburg

Abbildung 81: Fotos Rodenbeker Quellental: feuchte Auenwaldflächen im Tal der Bredenbek (o. l, o. r., u. l.), Bredenbek kurz nach Verlassen des engen Bredenbektals und Eintritt in das Kerngebiet des Naturschutzgebietes (u. r.)

Stadtgrün und Erholung des Bezirksam- Neben eigenen Erhebungen während tes Wandsbek in Zusammenarbeit mit der Moorkartierung 2015 wurden we- der Revierförsterei Wohldorf-Ohlstedt sentliche Informationen über das Na- zuständig. Von Seiten der Naturschutz- turschutzgebiet Rodenbeker Quellental verbände betreut die Gesellschaft für dem Pflege- und Entwicklungsplan ökologische Planung (GÖP) das Gebiet, (FORSTPLANUNG GÖTTINGEN, 1999) die sich neben Biotoppflegemaßnah- entnommen und ferner SOMMER men, für die Erfassung und Dokumenta- (1999) als Quelle herangezogen. tion von Flora und Fauna verantwortlich Die ca. 5 ha großen Moorflächen im Na- zeigt und Vorschläge für Maßnahmen turschutzgebiet Rodenbeker Quellental im Naturschutzgebiet einbringt. liegen in den Stadteilen Bergstedt, und Die Moorflächen liegen hauptsächlich Wohldorf-Ohlstedt. Die Flächen befin- entlang der von höheren Böschungen in den sich alle innerhalb des Natur- ein enges Tal gedrängten Auen der schutzgebietes und gehören der Stadt Bredenbek, zwischen der Bredenbe- Hamburg. Für die Betreuung ist das kstraße im Osten und dem Krampstieg Fachamt Management des öffentlichen im Westen. Auf den Auenflächen kom- Raumes, Abteilung Unterhaltung,

Moore in Hamburg 169 men bis zu 2.00 m mächtige, Holz füh- des Naturschutzgebietes durch ein en- rende Torfe und Torfmudden über ges Tal in westlicher Richtung. Kurz Flusssand vor (JELINSKI 2016, Abbil- nach Verlassen der vermoorten Auen- dung 79). Die stark zersetzten Torfe flächen und Eintritt in das Kerngebiet sind teilweise von Sandlinsen durch- des Naturschutzgebietes, knickt die setzt und weisen für Überflutungsmoo- Bredenbek nach Südwesten ab und re typisch, hohe Anteile an minerali- sucht sich ihren Lauf durch das Natur- schen Komponenten auf. Maßnahmen schutzgebiet in einem 2-3 m breiten zur Förderung von Moorböden sollten Bachbett mit gut ausgeformten Prall- sich auf diesen Abschnitt der Breden- und Gleithängen. Dieser Hauptarm der bek im Nordosten des Naturschutzge- Bredenbek („Wildriss“) hat sich erst bietes konzentrieren. Im geringeren nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der An- Umfang sind zudem Torfe im Zentrum legung von mehreren abgedämmten des Naturschutzgebietes zwischen der Teichen zur Fischzucht nördlich des Bredenbek und der Mühlenbek verbrei- heutigen Flusslaufes entwickelt. Durch tet. Unklar bleibt, ob noch weitere Torf- den Anstau konnte die Bredenbek nicht flächen im Gebiet vorkommen. Sehr länger Richtung Nordwesten entwäs- wahrscheinlich sind auch nordöstlich sern und musste ihre Wässer nach und östlich des Rodenbeker Teiches Südwesten abgeben. Die seit 1987 und östlich der Mühlenbek kleinere nicht mehr zur Fischzucht genutzten Torfvorkommen verbreitet, jedoch las- Teiche sind weitgehend sich selbst sen fehlende Aufnahmen keinen endgül- überlassen und weisen heute eine Habi- tigen Schluss zu. tatvielfalt aus Röhrichtbeständen, offe- nen Wasserflächen und uferbegleiten- Die Moorflächen im Bredenbektal sind den Erlensäumen auf (ebenda). fast vollständig bewaldet und werden überwiegend von Erlen-und Eschen- Das Bredenbektal ist insgesamt durch bruchwald eingenommen, insbesondere niedrige Flurabstände und nasse Bo- im Zentrum treten offene Wasserflä- denbedingungen geprägt. Bei der chen und Verlandungszonen mit Röh- Moorkartierung im März 2015 stand richtgesellschaften auf. Vereinzelt hat das Grundwasser bei durchschnittlichen sich die Herkulesstaude etabliert und Flurabständen von ca. 0.20 m sehr hoch stellt eine Gefahr für das natürliche Ar- an. Bei der Begehung im Oktober 2018 teninventar dar. Als Lebensraum u. a. waren die Flächen, trotz ungewöhnlich für den bundesweit gefährdeten Eisvo- trockenen Sommermonaten, nach wie gel sind diese weitgehend naturnahen vor feucht, aber nur Richtung der Tal- Auenwälder entlang der Bredenbek von Mitte nass und z. T. von Oberflächen- Bedeutung. wasser geprägt.

Die Bredenbek ist in ihrem Oberlauf ca. Grundwassermessstellen sind nur im 1-2 m breit und verläuft nach Erreichen äußersten Osten des Naturschutzgebie-

170 Moore in Hamburg tes an der Bredenbekstraße vorhanden. Um eine artenreiche, krautige Sumpf- Die gemessenen Wasserstände zeigen vegetation am Oberlauf zu erhalten, ist vergleichsweise geringe Amplituden mit die Beseitigung der Riesen- einigen Hochwasserspitzen und an- Herkulesstaude anzustreben. In den an- sonsten vergleichsweise kontinuierli- grenzenden naturnahen Mischbestän- chen Abfluss an (Abbildung 80). Bei ei- den sind im Planungszeitraum lediglich nem mittleren Wasserstand von 17,45 geringfügige Pflege- und Entwick- m NN beträgt der mittlere Flurabstand lungsmaßnahmen erforderlich.“ ca. 0,50 m. Da keine Höhenangaben der (FORSTPLANUNG GÖTTINGEN, 1999). Grundwassermessstelle im Grundwas- Die Herkulesstaude wurde mittlerweile serinformationsstem der BUE vorliegen, sehr stark zurückgedrängt und kommt ist diese Angabe lediglich eine Schät- kaum mehr vor. Vereinzelt aufkommen- zung. de Exemplare werden von der GÖP zeitnah entfernt, so dass diese kaum Das Einzugsgebiet ist durch Einzel- mehr ein Problem darstellen. hausbebauung geprägt, im Süden kaum und im Norden mäßig versiegelt. Die Für die Zukunft der Moorflächen im Grundwasserneubildungsrate dürfte bei Bredenbektal wird der Schutz des Ein- weitgehend sandigen Substraten (min. zugsgebietes von entscheidender Be- 4 m mächtige Sande über Lehm) mäßig deutung sein und eine der größten Her- bis hoch sein. Das südliche Einzugsge- ausforderungen für den Moorschutz biet ist im Landschaftsschutzgebiet darstellen. Ein Hinwirken beteiligter Bergstedt eingebunden und überwie- Moorschutzakteure eine weitere Be- gend in privater Hand. Hier schließt auf bauung, Nachverdichtung oder Grund- der Fläche der Flur ”Bredenbekkoppel" wasserabsenkung und Eintrag von eine ackerbaulich genutzte Fläche an. Nähr- und Schadstoffen zu verhindern Die Privatflächen nördlich des Breden- ist eine der wesentlichen zukünftigen bektals weisen keinen Schutzstatus auf. Aufgaben (MP 2). Dabei ist insbesonde- re bei den bis an die Bredenbek heran-

reichenden und keinen Schutzstatus Maßnahmen aufweisenden Privatflächen nördlich Das Bredenbektal ist langfristig der na- des Bredenbektals eine Nachverdich- türlichen Entwicklung zu überlassen, tung der lockeren Einzelhausbebauung größere Maßnahmen zur Förderung der zu erwarten. Grundsätzlich wäre eine Moorböden sind nicht notwendig (MP Erweiterung des Naturschutzgebietes 1). Im PEP heißt es dazu: „Die Fließge- um die unmittelbar an die Moorflächen wässer sollen in ihrem heutigen Verlauf angrenzenden Landschaftsschutzge- bzw. Flächenanteil erhalten bleiben, bietsflächen (u. a. Bredenbekoppel) wobei in Teilbereichen natürliche Ver- wünschenswert. Diese Flächen sind landungsprozesse hinzunehmen sind. überwiegend im Privatbesitz und soll-

Moore in Hamburg 171 ten nach Möglichkeit von der Stadt aufgekauft oder getauscht werden.

Von der ackerbaulich genutzten Fläche auf der südlich anschließenden Breden- bekkoppel ist ein diffuser Eintrag von Düngemittel, Gülle oder Pflanzen- schutzmitteln zu verhindern und im Na- turschutzgebiet das Verbot gemäß NSG-Verordnung durchzusetzen (MP 3). Die Einhaltung muss, besonders aufgrund des geringen Filter- und Puf- fervermögen der im Einzugsgebiet ver- breiteten Sande, regelmäßig überprüft werden. Idealerweise wird im gesamten Einzugsgebiet der Bredenbek auf Dün- gemittel, Gülle oder Pflanzenschutzmit- teln verzichtet.

Eine Anhebung des Wasserstandes im Bredenbektal könnte durch die Öffnung eines Stauwehrs beim Rückhaltebecken Hörndiek erreicht werden. Hierdurch könnte der Wasserdurchlass erhöht und dem Bredenbektal mehr Wässer zugeführt werden (MP 4).

172 Moore in Hamburg

4.4.7 Naturschutzgebiet Hainesch-Illand

Schutzstatus Naturschutzgebiet, EG-Vogelschutzgebiet Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 1,6 ha max. Moormächtigkeit 2.00 m Hydrogenetischer Moortyp Überflutungsmoor, Böden an der Saselbek schwach entwässert, an der Furtbek mäßig bis stark entwässert Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet sandig, wenig versiegelt, hohe Grundwas- serneubildungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Gyttja C-Speicher >1600 t dominierender Zersetzungsgrad mittel Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) Saselbektal: 0.00-0.50 m Furtbektal: >0.50 m GW- Flurabstand (Winter) ca. 0.00-0.50 m bisherige Maßnahmen Entnahme von Nadelhölzern und standort- fremden Laubgehölzen im Einzugsgebiet zur langfristigen Umgestaltung in stand- ortgerechte Laubwaldbestände, Entfer- nung drüsiges Sprinkraut empfohlene Maßnahmen Schutz des Einzugsgebietes vor weiterer Bebauung, Grundwasserabsenkung und Stoffeintrag, ggf. Erweiterung des Natur- schutzgebietes, Kauf von Privatflächen im Einzugsgebiet und im NSG, Abflachung der Uferböschung zur Schaffung von Re- tentionsflächen entlang der Furtbek, Ent- kusseln der Moorflächen Entwicklungsziel naturnaher Auwald Gebietsbetreuung Bezirksamt Wandsbek (Abteilung Unter- haltung, Stadtgrün und Erholung), Revier- försterei Volksdorf, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Abbildung 82: Steckbrief NSG Hainesch-Illand

Moore in Hamburg 173

Tabelle 17: Maßnahmen im NSG Hainesch-Illand MP Erläuterung Stand 1 naturnahe Entwicklung, ggf. Entfernung wird bereits durchgeführt standortfremder Gehölze und des drüsigen Springkrauts 2 keine weitere Nachverdichtung und Grund- Vorschlag wasserabsenkung im Einzugsgebiet, Erweite- rung des Naturschutzgebietes um Flächen im Landschaftsschutzgebiet zwischen Furtstieg und Twietenkoppel, ggf. Kauf oder Tausch von Privatflächen durch die Stadt 3 extensive Weide- und Mähwiesen, verhindern wird bereits versucht durchzu- diffuser Einträge von mineralischen Dünge- führen mitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln. 4 Umgestaltung des Stauwehres zur Verbesse- wird im Rahmen der WRRL um- rung der Durchgängigkeit der Saselbek im gesetzt Bereich des Illandteiches 5 Entwicklung von beidseitig 10 m breiten, na- im PEP vorgeschlagen turnahen Uferrandstreifen durch Abflachen der Uferböschung und gleichzeitigem Einbau von Strömungshindernissen (Störsteine und Totholz) 6 Einbau von Strömungshindernissen (Störstei- im PEP vorgeschlagen ne und Totholz) 7 Besucherlenkung im PEP vorgeschlagen

*MP=Maßnahmenpunkt

174 Moore in Hamburg

Abbildung 83: Übersichtskarte Hainesch-Illand Moore in Hamburg 175

Abbildung 84: Fotos Hainesch-Illand im Oktober 2018: entlang der wenig Wasser führen- den Furtbek bei Profil 132 und 358 (o. r., o. l.), trocken gefallener Haingraben südlich der Hochfläche Hainesch (u. l.) und am Nordwest-Ende des aufgestauten Mühlenteichs (u. r.)

2000. Unmittelbar nördlich und östlich Für die Beurteilung des Gebietes wurde an das Naturschutzgebiet ist ein neben eigenen Erhebungen bei der schmaler Streifen als Landschafts- Moorkartierung 2015 insbesondere der schutzgebiet ausgewiesen (LSG Berg- Pflege- und Entwicklungsplan (EGL, stedt). Nach Süden und Westen schließt 2016) und SOMMER (1999) als Quelle sich dichtere Einzelhausbebauung an herangezogen. Zudem wurde das Ge- das Naturschutzgebiet an. biet im Oktober 2019 gemeinsam mit einer Vertreterin des Bezirksamtes Im Naturschutzgebiet sind insgesamt Wandsbek begangen. ca. 1,6 ha Moorböden vorhanden. Bis auf ein Flurstück gehören die Moorflä- Das Naturschutzgebiet liegt im Stadt- chen der Stadt Hamburg (Abbildung teil Bergstedt und ist räumlich de- 83). ckungsgleich als EU-Vogelschutzgebiet Hainesch/Iland (DE 2326-401) ausge- Von behördlicher Seite ist für die Be- wiesen und damit Bestandteil des euro- treuung des Naturschutzgebietes das paweiten Schutzgebietssystems Natura Fachamt Management des öffentlichen

176 Moore in Hamburg

Raumes, Abteilung Unterhaltung, Dämme der angrenzenden Fischteiche Stadtgrün und Erholung des Bezirksam- abgeflacht“ (EGL, 2016). Der Iland- tes Wandsbek zuständig. Ferner be- Teich an der Saselbek dient aktuell im wirtschaftet die Revierförsterei Volks- Hochwasserfall als Rückhaltemöglich- dorf die Wälder und führt teilweise keit. Der Durchlass der Saselbek wird Pflegemaßnahmen durch. Von Seiten hier durch ein Stauwehr reguliert (Maß- der Naturschutzverbände betreut die nahmenbereich MP 4 in Abbildung 83). Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Wie aus der preußischen Landesauf- (SDW) das Gebiet. Die Schutzgemein- nahme hervorgeht wurde der Mühlen- schaft Deutscher Wald hat seit Februar teich im Norden des Naturschutzgebie- 2011 zusätzlich eine Bachpatenschaft tes bereits vor 1880 durch die Abdäm- für die Furtbek und Saselbek übernom- mung der Saselbek aufgestaut. Mit dem men. Neben Maßnahmen bestehender Aufstau der Saselbek wurde die natürli- Pflege- und Entwicklungspläne werden che Gewässerdynamik unterbunden und durch den Naturschutzverband regel- der Mühlenteich geschaffen. Die An- mäßig Schutz-, Pflege- und Entwick- stauung der Saselbek dürfte auf die lungsmaßnahmen in Absprache mit dem Moorflächen einen positiven Effekt ge- zuständigen Bezirksamt Wandsbek habt haben, weil die Flächen durch den durchgeführt. Rückstau stärker und im Jahresverlauf Prägend für das Gebiet sind die Bachtä- langfristiger vernässt wurden und seit- ler der Saselbek, Furtbek und des her, für Auen untypisch, weniger star- Haingrabens, die sich seit dem Spät- ken jahreszeitlichen Wasserschwan- pleistozän in die weichselzeitlichen kungen unterlegen sind. Sanderflächen einschneiden konnten, Ähnlich wie im NSG Rodenbeker Quel- sowie mehrere kleinere Teiche entlang lental sind die Torfe entlang enger, von der Saselbek und der große Mühlen- hohen Böschungen umgebenen Flusstä- teich im Norden des Gebietes. „An der ler entstanden und konnten sich im Saselbek sind einige Fischteiche ange- Überflutungsbereich der Saselbek und legt worden, die untereinander und zur Furtbek entwickeln. Insbesondere am Saselbek durch Dämme abgegrenzt Zusammenfluss der beiden Fließgewäs- sind, die Teichanlage ist jedoch nicht ser sind Torfe von min. 2 m Mächtigkeit mehr in Betrieb und die Wehre sind be- verbreitet. Die auf Flusssanden ent- schädigt und nicht mehr funktionsfähig standenen und meist stark zersetzten [...]. Nach Aufstellung des ersten Pfle- Torfe weisen eine auentypische Variabi- ge- und Entwicklungskonzeptes von lität in ihrer Zusammensetzung auf (JE- DIERKING & KURZ (1984) wurde zur LINSKI, 2016). Teilweise sind sie von Förderung der ökologischen Wertigkeit Sedimenten bedeckt oder fehlen ganz. des Gebietes ein Staudamm am Hain- Vergesellschaftet sind die Moorböden graben aufgehoben und gleichzeitig die in den tief eingeschnittenen und von

Moore in Hamburg 177

Hangquellen geprägten Bachtälern mit ten von Wohnbebauung zieht die inten- hydromorphen Auenböden (Vega, Pa- sive Erholungs- und Freizeitnutzung ternia, Rambla). Aufgrund der kulturge- des Gebietes jedoch insgesamt eine schichtlichen Bedeutung des Gebietes, Störung der Bachtäler und Hangwälder deren Ursprünge bis weit in die Bronze- als Lebensraum nach sich. Insbesondere zeit zurückreichen sind die Böden im entlang des Haingrabens und der Furt- gesamten Naturschutzgebiet als Archiv bek werden die Wege der Hochflächen der Kulturgeschichte in die höchste häufig von Erholungssuchenden verlas- Wertstufe 1 einzustufen. Baumaßnah- sen und die ufernahen Flächen in den men sollten im Gebiet unterbleiben und Bachtälern aufgesucht. wenn durch fachkundiges Personal be- Im Einzugsgebiet der Fluss- und Bach- gleitet werden. täler werden die Hochflächen (Kurzer Die Moorflächen in den Bachtälern der Iland, Langer Iland, Hainesch und Ach- Saselbek und Furtbek sind größtenteils tern Hoff) als Grünland genutzt (über- bewaldet. Sie werden meist von Erlen- wiegend intensiv beweidete Pferdewei- und Eschen-Auwald mit stellenweise den, nahezu vegetationslose Reitplätze, gut ausgebildeten Quellfluren aus Bit- artenarmes Wirtschaftsgrünland, klei- terem Schaumkraut (Cardamine amara), nere Grünlandbrachen), eine ackerbauli- Sumpfdotterblume (Caltha palustris), che Nutzung findet auf einem Flurstück Wechselblättrigem Milzkraut des Kurzen Iland statt. „Die Bereiche (Chrysosplenium alternifolium) und Ge- Bullenkoppel, Müßenkoppel sowie die genblättrigem Milzkraut (Chrysospleni- an die Hangbereiche des Saselbektals um oppositifolium), sowie dichten Wei- angrenzenden Hochflächen werden dengebüschen bestanden (ebenda). Im forstwirtschaftlich genutzt, sie wurden Bereich der oberen Steilhänge von Sa- nach dem 2. Weltkrieg mit Kiefern, selbek, Furtbek und Haingraben sind Fichten, Roteichen, Lärchen und Sil- großflächig Eichenmischwälder ausge- berahorn aufgeforstet. Seit den letzten bildet. Die Bachtäler sind überwiegend 20 - 30 Jahren findet hier eine gezielte als naturnah einzustufen. Für die euro- Entnahme von Nadelhölzern und stand- päisch besonders zu schützenden Vo- ortfremden Laubgehölzen zur langfris- gelarten wie Eisvogel und Mittelspecht, tigen Umgestaltung in standortgerech- ist der strukturreiche und durch Alt- te Laubwaldbestände statt.“ (ebenda). und Totholz geprägte Lebensraum von Das Einzugsgebiet ist kaum bebaut, Bedeutung. nördlich der Furtbek grenzen haupt- Die Täler selbst werden nicht genutzt sächlich intensiv genutzte landwirt- und sind im Saselbektal aufgrund der schaftliche Grünlandflächen an. Nord- sehr steilen Böschung nur schwierig für östlich schließt sich der durch Einzel- Besucher des Naturschutzgebietes zu- hausbebauung geprägte alte Dorfkern gänglich. Bedingt durch die Lage inmit- von Bergstedt an. Die Grundwasser-

178 Moore in Hamburg neubildungsrate dürfte in den wenig selbst nicht notwendig (Maßnahmen- versiegelten und weitgehend sandigen punkt MP 1). Gegebenenfalls sollten Substraten (min. 4 m mächtigen Sanden standortfremde Gehölze oder Neophy- über Lehm) hoch sein. ten wie das drüsige Springkraut regel- mäßig entfernt werden. Aussagekräftige Grundwassermessstel- len sind für die Talungen der Fluss- und Wie im Bredenbektal/Rodenbeker Quel- Bachläufe nicht im Grundwasserinfor- lental hängt das Wasserangebot der mationssystem der BUE hinterlegt, so Moorflächen insbesondere vom Was- dass keine verlässlichen Informationen serstand der Fluss- und Bachläufe ab. über Wasserstände und ihren jahres- Dieser ist nur unzureichend zu beein- zeitlich Verlauf vorliegen. Bei der Moor- flussen, da die Regulierungen der Fluss- kartierung im November 2015, lag der läufe viel auch außerhalb der Natur- Flurabstand in den beiden Bachtälern schutzgebietsgrenzen stattfinden. Zur mit 0.00-0.50 m u. GOK niedrig. Bei der Wiederherstellung der ökologischen Begehung im Oktober 2018 waren die Durchgängigkeit der Saselbek ist im Täler der Furtbek und des Haingrabens Bereich des Illandteiches eine Umge- nach ungewöhnlich trockenen Som- staltung des Stauwehrs im Zusammen- mermonaten trocken gefallen und die hang mit der Umsetzung von Maßnah- Uferbereiche gut begehbar. Die Aus- men der Wasserrahmenrichtlinie ge- trocknung ist für Auen aber nicht un- plant (MP 4). So soll der natürliche Ge- gewöhnlich und dürfte in den beiden wässerlauf mit natürlicher Fließgewäs- kleineren Tälern häufiger vorkommen. serdynamik wiederhergestellt werden. Das Tal der Saselbek war bei der Bege- Auf die hydrologischen Verhältnisse auf hung hingegen nach wie vor nass und den Moorflächen dürfte diese Maßnah- nur schwer begehbar. Nicht zuletzt me insgesamt aber wohl keinen größe- aufgrund der Aufstauung der Saselbek ren Einfluss haben. Hierfür müsste die sind die (ehemaligen) Auenflächen der Durchgängigkeit der Saselbek auch im Saselbek wohl ganzjährig feucht bis weiteren Flusslauf verbessert werden. nass und im Gegensatz zur Furtbek nur Im PEP werden einige wasserbauliche geringen Schwankungen unterlegen. Maßnahmen zur Entwicklung von na- turnahen Uferstrukturen entlang der Furtbek vorgeschlagen. Die Entwicklung

von beidseitig ca. 10 m breiten, natur- Maßnahmen nahen Uferrandstreifen soll durch das Die tief eingeschnittenen Täler der Sa- Abflachen der Uferböschung und selbek und Furtbek sind langfristig der gleichzeitigem Einbau von Strömungs- natürlichen Entwicklung zu überlassen, hindernissen (Störsteine und Totholz) größere Maßnahmen zur Förderung der umgesetzt werden (MP 5). Die so ent- Moorböden sind auf den Moorflächen stehenden Uferrandstreifen sollen als

Moore in Hamburg 179

Auenersatzstandorte sowohl der Erhö- zugsgebiet, da eingebrachte Stoffe hung der Strukturvielfalt und Bio- über die Saselbek und Furtbek in das topvernetzung als auch der Hochwas- Gebiet und letztlich auf die Moorflächen serrückhaltung dienen. Durch die neu gelangen können. Gleiches gilt für die geschaffenen Auenflächen und Strö- Einbringung von Neophyten über die mungshindernisse würde der Abfluss Fluss- und Bachläufe in die Flächen. verlangsamt und das Wasser gleichmä- Insbesondere auf den Privatflächen ßiger verteilt werden. Möglicherweise nördlich des Naturschutzgebietes und könnte auch eine Torfbildung initiiert den Ackerflächen östlich des Natur- werden. Im weiteren Verlauf der Furt- schutzgebietes ist eine Bebauung bzw. bek sollen Kiesbette die Strukturdiver- Nachverdichtung der lockeren Einzel- sität fördern (MP 6). Das größte Prob- hausbebauung, Grundwasserabsenkung lem bei diesen Maßnahmen ist, dass die und Stofffreisetzung zu befürchten. Flächen im Privatbesitz sind und die Dies sollte nach Möglichkeit verhindert Eigentümer mit einer solchen Maßnah- werden (MP 2). Neben den ackerbaulich me bisher nicht einverstanden sind. Die genutzten Flächen östlich des NSG, Eigentümer haben zumindest einer Ent- stellt die umliegende Grünlandwirt- schlammung und Vertiefung der Furt- schaft, überwiegend in Form einer in- bek zugestimmt, so dass diese Maß- tensiven Pferdehaltung, ein großes nahme bereits umgesetzt werden konn- Problem im Einzugsgebiet dar. Vor al- te und die Furtbek nun mehr in Tro- lem die nördlich an das Naturschutzge- ckenphasen weniger zügig austrocknet. biet angrenzenden Flächen, zwischen Für die Zukunft der Moorflächen wird Furtstieg und Twietenkoppel, werden der Schutz des Einzugsgebietes von intensiv als Pferdekoppeln genutzt. Ein entscheidender Bedeutung sein. Ein diffuser Eintrag von mineralischen Hinwirken beteiligter Moorschutzakteu- Düngemitteln, Gülle oder Pflanzen- re, eine weitere Bebauung, Nachver- schutzmitteln von den Hochflächen im dichtung und Grundwasserabsenkung, Naturschutzgebiet ist nicht auszu- sowie Eintrag von Nähr- und Schad- schließen und unbedingt zu verhindern stoffen im Einzugsgebiet zu verhindern (MP 3). Es ist zu prüfen, ob eine Erwei- ist eine der wesentlichen zukünftigen terung des Naturschutzgebietes um die Aufgaben. Auch für die Verbesserung angrenzenden Landschaftsschutzge- der Gewässergüte der Saselbek und bietsflächen im Norden zwischen Furtbek ist ein verringerter Stoffeintrag Furtstieg und Twietenkoppel möglich im Einzugsgebiet durch die Beseitigung ist. von belasteten Einleitungen und Nähr- Von den Besuchern des Naturschutz- stoffeinträgen wichtig und als Ziel zu gebietes gehen vor allem an der Furt- nennen. Erstrebenswert ist ein verrin- bek Störungen der Uferbereiche aus gerter Stofftransport aus dem Ein- und es haben sich durch die unter-

180 Moore in Hamburg schiedlichsten Nutzungen (Mountainbi- Zugängen der Trampelpfade an (MP 7). ke-Fahrer, Waldkindergarten, Fußgän- Diese sollten die Zugänge der Trampel- ger mit Hunden) Trampelpfade außer- pfade entsprechend der örtlichen Situa- halb der dafür bestimmten Wege ver- tion (Intensität der Nutzung, Breite der festigt. Hier sollte eine gezielte Len- Zugänge, Möglichkeit zur Verlagerung kung der Besucher unternommen wer- der Zugänge) auf einer Breite von je- den. Nach EGL bietet sich als geeignete weils ca. 20-30 m versperren. Maßnahme die Errichtung eines Durch- lauf- bzw. Durchfahrungsschutz an den

Moore in Hamburg 181

4.4.8 Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal Schutzstatus Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet Besitzstatus FHH (Wandse), FHH+Privat (Stellmoorer Quellfluss) Moorfläche ca. 70 ha max. Moormächtigkeit 4.80 m (Stellmoorer Quellfluss), 3.60 m (Wandse) Hydrogenetischer Moortyp Stellmoorer Quellfluss: Verlandungsmoor, Böden überwiegend stark entwässert, im Norden mäßig entwässert Wandse: Überflutungsmoor, überwiegend stark entwässert, im Westen mäßig entwäs- sert Substratabfolge Torf über Sand/Geschiebelehm (Wandse), Torf über Kalkmudde (Stellmoorer Quellfluss) Einzugsgebiet Sand bis Lehm, wenig versiegelt, mäßige bis hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Niedermoor, Moorgley an der Wandse und im Norden des Stellmoorer Quellflusses, Erdnie- dermoor im Mittel- und Unterlauf des Stell- moorer Quellflusses C-Speicher >54000 t dominierender Zersetzungsgrad mittel-stark Grundwassermessstellen mit Nr. keine GW- Flurabstand (Sommer) im Norden des Stellmoorer Quellflusses und im Westen der Wandse <0,80 m, sonst >0,80 m GW- Flurabstand (Winter) im Norden des Stellmoorer Quellflusses und im Westen der Wandse hoch anstehend mit z. T. Überstau, sonst ca. 0.40-0.80 m bisherige Maßnahmen u. a. Extensivierung, Remäandrierung Stell- moorer Quellfluss und Wandse, Einbau von Abflusshindernissen in der Wandse empfohlene Maßnahmen u. a. Extensivierung und Kauf der Grünland- wiesen entlang des Stellmoorer Quellflusses, Umgestaltung der Wandse-Unterführung auf Höhe der Panzerstraße, Entfernung standort- fremder Gehölze an der Wandse Entwicklungsziel extensives Grünland entlang des Stellmoorer Quellflusses und naturnahes Niedermoor im Norden des Stellmoorer Quellflusses, natur- naher Auwald entlang der Wandse Gebietsbetreuung Naturschutzamt, NABU (Stadtteilgruppe Rahlstedt), Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Stiftung Natur im Norden Abbildung 85: Steckbrief NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum

182 Moore in Hamburg

Tabelle 18: Maßnahmen NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum MP Erläuterung Stand 1 Einbau von Abflusshindernissen (Wieder- tlw. bereits durchgeführt vernässung Auwald) 2 Sohlanhebung (Wiedervernässung Auwald) im PEP vorgeschlagen 3 Verschluss / Kammerung stillgelegter Ge- im PEP vorgeschlagen wässerabschnitte der Wandse) 4 Waldweide beibehalten wird bereits durchgeführt 5 aktuell beweidete Waldbereiche im Auwald im PEP vorgeschlagen von der Beweidung ausnehmen 6 natürliche Sukzession/keine Maßnahme wird bereits durchgeführt

7 Mähwiese mit einer Nachbeweidung im wird bereits durchgeführt Spätsommer/Herbst (keine ganzjährige Beweidung). 8 Extensive Mähwiesennutzung wird bereits durchgeführt 9 Extensive Mähweidennutzung wird bereits durchgeführt 10 Anlage eines Umgehungsgerinnes, Vertie- im PEP vorgeschlagen fung des Rückhaltebeckens damit auch in Trockenphasen die Wasserführung ge- währleitstet ist 11 Erhalt von Röhrichtgesellschaften, Ent- wird bereits durchgeführt nahme von größeren Gehölzen 12 ggf. Aufhebung Unterführung der Wandse Vorschlag unterhalb der Panzerstraße 13 Reaktivierung vorhandener Grundwasser- Vorschlag messstellen und kontinuierliche Messung von Wasserständen zur besseren Wasser- standabschätzung, Alternativ Einrichtung von Rammpegeln *MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 183

Abbildung 86: Übersichtskarte NSG Stellmoorer Tunneltal/Höltigbaum 184 Moore in Hamburg

Abbildung 87: Fotos Stellmoorer Tunneltal: Wandsetal im Oktober 2018: trockener Bruchwald im Mittellauf der Wandse (o. l), Übergang von der Geest in die Wandseniederung (o. r), ausgetrocknetes Rückhaltebecken (u. l.), die Wandse an der Unterführung bei der Panzerstraße westlich vom Münchsteich (u. r.)

Moore in den Naturschutzgebieten Die nachfolgenden Informationen über Stellmoorer Tunneltal und Höltigbaum das Naturschutzgebiet Stellmoorer erstrecken sich entlang des Stellmoorer Tunneltal wurden, neben eigenen Erhe- Quellflusses im Norden und der bungen bei der Moorkartierung 2016 Wandse im Süden auf einer Gesamtlän- durch folgende Gutachten und Beiträge ge von ca. 6 km. Begrenzt wird das Ge- ergänzt: Pflege- und Entwicklungsplan biet von der Straße Höltigbaum und NSG "Stellmoorer Tunneltal / Höltig- Meiendorfer Straße im Westen und der baum" (PLANULA, 2015), Das Natur- Landesgrenze zu Schleswig-Holstein im schutzgebiet Stellmoorer Tunneltal – Osten. Nach Norden setzen sich die Grüne Oasen in Hamburg – ausgewähl- vermoorten Flächen im Naturschutzge- te Naturschutzgebiete in Hamburg biet Ahrensburger Tunneltal auf (KÖPKE et al., 1996), Maßnahmenpla- Schleswig-Holsteiner Seite fort. Nach nung und -Priorisierung zur Umsetzung Süden schließt sich auf dem ehemaligen der EG-WRRL an Hamburger Vorrang- Truppenübungsplatz das Naturschutz- gewässern (BWS, 2010). gebiet Höltigbaum an. Die Natur- Die im Stadtteil Rahlstedt gelegenen schutzgebiete Stellmoorer Tunneltal

Moore in Hamburg 185 und Höltigbaum sind als FHH-Gebiet Ausweitung einer extensiven ausgewiesen und grenzen an das FFH- „…Beweidung von Offenlandflächen im Gebiet „Kammmolchgebiet Höltig- Gesamtgebiet Höltigbaum und Stell- baum/Stellmoor“ (DE-2327-301) in moorer Tunneltal unabhängig von den Schleswig-Holstein. Landesgrenzen“ vorsieht (PLANULA, 2015). Mit dem Pachtvertrag werden Die Moorflächen sind mit wenigen Aus- der Stiftung Natur im Norden die ver- nahmen (insbesondere im Mittellauf des traglich festgelegten Flächen zur land- Stellmoorer Quellflusses) im Besitz der wirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Stadt Hamburg. Für Maßnahmen ist das zur Beweidung und zur Heugewinnung Naturschutzamt der Behörde für Um- überlassen. welt und Energie zuständig. Von Seiten der Naturschutzverbände betreuen der Das Stellmoorer Tunneltal ist nach NABU (Stadtteilgruppe Rahlstedt) und Auskolkung von unter dem Gletschereis die Schutzgemeinschaft Deutscher fließendem Schmelzwasser während der Wald (SDW) das vergleichsweise große Weichsel-Kaltzeit entstanden und wur- Gebiet. Die Betreuungsgemeinschaft de nach dem Abtauen der Gletscher übernimmt die Durchführung von Pfle- von Süßwassersedimenten (kalkhaltige ge- und Entwicklungsmaßnahmen im Gyttja) aufgefüllt. Das Wandse-Tal hat Einvernehmen mit dem Naturschutzamt sich insbesondere seit dem Spät- und begleitet Untersuchungen zur Be- pleistozän durch die erodierende Wir- standserfassung und Dokumentation kung der Schmelzwasserströme gebil- von Brutvogelarten, Amphibien, Libellen det und wird seither durch den Bach und weiteren Artengruppen. Unmittel- Wandse ausgeräumt. In den Tälern und bar auf den vermoorten Flächen an der Niederungsbereichen des Stellmoorer Wandse und am Stellmoorer Quellfluss Quellflusses und der Wandse setzte im werden kaum gezielte Maßnahmen Holozän durch höhere Grundwasser- durchgeführt. Ein wesentliches Aufga- stände und Staunässe die Bildung von bengebiet des NABU ist u. a. die Frei- (Niedermoor-) Torfen und Anmoor ein, haltung einer größeren Trockenrasen- die im Norden des Stellmoorer Quell- fläche südlich vom großen Rückhaltebe- flusses eine Mächtigkeit von bis zu ca. cken an der Wandse. Zwischen der 5 m erreichen (Abbildung 86). Entlang Freien und Hansestadt Hamburg und des Stellmoorer Quellfluss sind die der Stiftung Naturschutz Schleswig- flussnahen Bereiche fast flächende- Holstein (seit 2013 Stiftung Natur im ckend mit Torfen unterschiedlicher Norden), besteht mit der Umsetzung Mächtigkeit aufgefüllt. An der Wandse des Erprobungs- und Entwicklungsvor- liegt das Kerngebiet der Vermoorung habens „halboffene Weidelandschaft“ östlich und westlich des großen Rück- ein Pachtvertrag, der 2004 abgeschlos- haltebeckens Höltigbaum. Die Torfe sen wurde und die Fortführung und dürften hier hohe mineralische Anteile

186 Moore in Hamburg aufweisen. In den beiden Tälern ist das de nur in den trockeneren Monaten ge- Bodeninventar durch kleinräumig wech- währleistet. selnde Böden geprägt. Die Moorböden Nördlich der Bahntrasse zeigt sich ent- sind mit Anmoor- bis Niedermoorgley, lang des Stellmoorer Quellflusses ein Humusgley und mineralischen Gleybö- anderes Landschaftsbild als an der den oder anthropogenen Auftragsbö- Wandse. Großflächig finden sich baum- den vergesellschaftet. Die Böden sind freie Grünlandwiesen die z. T. intensiv aufgrund der vielen archäologischen genutzt werden und teils als extensives, Funde im gesamten Gebiet als Archiv artenreiches Feuchtgrünland, welches der Kulturgeschichte in die höchste überwiegend als Pferdeweide oder Wertstufe 1 einzustufen. Mähwiesen genutzt wird. Hier werden Westlich und östlich des großen Rück- seit 1987 einige Wiesen im Rahmen des haltebeckens im Wandsetal, kommen Vertragsnaturschutzes gepflegt. Auf naturnahe Niedermoore mit im Herbst, diesen stärker entwässerten und inten- Winter und Frühling z. T. hoher Was- siver genutzten Flächen, insbesondere sersättigung vor. Im Bereich dieser im mittleren und unteren Talabschnitt vermoorten Flächen mäandriert die des Stellmoorer Quellflusses, haben Wandse und fließt größtenteils durch sich einige Niedermoorflächen infolge Erlenbruchwald und sumpfige Bereiche. von Entwässerung und Nutzung we- Unterhalb des Rückhaltebeckens fließt sentlich zu anthropogenen Kulturfor- die Wandse in einem stark geschlängel- men entwickelt (Erdniedermoore). Le- ten, naturnahen Verlauf durch das Na- diglich im Norden des Stellmoorer turschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal. Quellflusses sind stark vernässte, na- Hier sind neben Bruchwäldern, auch turnahe Niedermoore von bis zu 5 m Röhrichtgesellschaften und Großseg- Mächtigkeit zu finden. genried ausgebildet und unmittelbar an In den Tälern der Wandse und des der Bahnlinie mit dem Vorkommen von Stellmoorer Quellflusses liegen keine Orchideen einer der botanischen Hot- Messwerte von Grundwasser- spots im Gebiet. Die Auwälder entlang Messstellen vor. Zwar sind einige Mess- der Wandse werden im Rahmen des stellen im Grundwasserinformations- Entwicklungs-vorhabens „Halboffene system (Geronimus) der Umweltbehör- Weidelandschaft“ als Waldweide ge- de Hamburg verortet, Messdaten und nutzt, ansonsten unterliegen die Auen Ausbaupläne fehlen aber weitgehend keiner Nutzung und bilden im Mittel- oder der Filter lag unterhalb des ersten und Unter-lauf wertvolle Habitate für Grundwasserleiters. Eine Abschätzung die Tier- und Pflanzenwelt.. Im insge- der Wasserstände kann daher nur an- samt feuchteren Unterlauf der Wandse hand weniger bodenkundlicher und ist eine ganzjährige Grünlandnutzung geologischer Bohrungen und Begehung kaum möglich und die Nutzung als Wei- der Flächen, sowie vorliegender Litera-

Moore in Hamburg 187 tur und persönlichen Mitteilungen orts- getrocknet und wies nach sehr trocke- kundiger Moorschutzakteure erfolgen. nen Sommermonaten kaum mehr Was- ser auf. Dies ist in dieser Jahreszeit Für die Moorentwicklung sind die Was- aber nicht ungewöhnlich und häufig der serstände von Wandse und Stellmoorer Fall. Sowohl der Münchsteich im Ober- Quellfluss maßgeblich Eine hydrologi- lauf, als auch das ca. 1.30 m tiefe sche Besonderheit stellt dabei die sehr Rückhaltebecken Höltigbaum waren unregelmäßige Wasserführung der bei- vollständig ausgetrocknet (Abbildung den Fließgewässer dar, deren Ursachen 87). Der Stellmoorer Quellfluss war zu nicht eindeutig geklärt sind. PLANULA diesem Zeitpunkt im Mittelflauf Höhe schreibt dazu in ihrem Bericht: „Neben der Jarnostraße trocken gefallen. der ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzung, mit der eine Entwässerung Nicht unerwähnt soll eine Deponie öst- der Niederung und Begradigung des lich der Straße Fatsbarg bleiben, die Fließgewässers (in den 1930er Jahren, Einfluss auf die Qualität des Grundwas- Anm. d. Verf.) einherging, hatte auch sers und somit auf die vermoorten Be- die Erweiterung der umliegenden Sied- reiche haben könnte. Hier wurden bis lungsbereiche Auswirkungen auf die Anfang der 1970er Jahre wohl haupt- Wandse und den Stellmoorer Quell- sächlich Hausmüll, Gartenabfälle und fluss. Im Umfeld befinden sich weiterhin Bauschutt deponiert. Unklar ist, ob und Grundwasserentnahmestellen (z.B. in welchem Umfang Schadstoffe aus Großhansdorf) mit möglichen Auswir- der Deponie austreten und ggf. mit dem kungen auf die Grundwasserneubil- Grundwasserstrom ins Wandsetal oder dungsrate und Absenkung der Grund- Richtung Stellmoorer Quellfluss fließen. wasseroberfläche, was insbesondere in Diskutiert wird derzeit eine Nutzung den Sommermonaten Einfluss auf die der Deponie als Parkanlage, Rodelbahn Abflussmengen haben könnte. Zudem etc. erfolgt ein Aufstau der Wandse zu zwei

Fischteichen südlich von Meilsdorf, was zu einer Reduktion, in trockenen Som- mermonaten sogar zu einer Unterbre- Maßnahmen chung der Abflussmengen führen kann“. Die vorgeschlagenen Maßnahmen beru- Im Wandstal bewirkt zudem der über- hen im Wesentlichen auf dem Pflege- wiegend sandige Untergrund eine star- und Entwicklungsplan von PLANULA ke Tiefenentwässerung, so das Wasser (2015) und werden nur in Teilbereichen nicht über einen längeren Zeitraum ge- ergänzt oder kritisch beurteilt. halten werden kann. Im PEP werden folgende Entwicklungs- Während der Begehung des Gebietes ziele für die Moorflächen entlang des im Oktober 2018 war der gesamte Stellmoorer Quellflusses und der Flusslauf der Wandse weitgehend aus-

188 Moore in Hamburg

Wandse formuliert: über mehrere Monate trocken fallen. Auch die in der Vergangenheit durchge-  Erhalt und Förderung eines na- führten Renaturierungsmaßnahmen, wie turnahen, ungestörten Wasser- z. B. die seit Ende der 1960er Jahre haushalt mit hohen Grundwas- durchgeführten Re-Mäandrierung der serständen und einer lebens- Wandse und später des Stellmoorer raumtypischen Gewässerdyna- Quellflusses, haben daran nichts geän- mik dert. Das Problem der periodischen  Erhalt und Regeneration arten- Wasserführung lässt sich durch Pfle- reicher Grünlandstandorte in ex- gemaßnahmen nicht beheben. Die Um- tensiver Nutzung im Komplex setzung der Entwicklungsziele ist dem- mit unterschiedlichen Anteilen nach schwierig, da die Wasserführung von Seggenriedern, Röhrichten, der Flussläufe bereits im Einzugsgebiet feuchten Hochstaudenfluren außerhalb der Naturschutzgebietsgren-  Entwicklung eines Mosaiks als ze gestört wird und diese Beschrän- Mähwiesen und Mähweiden ge- kungen als unabänderlich anzusehen nutztem Grünland mit unter- sind. Wasserbauliche Maßnahmen zur schiedlichen Mahdzeitpunkten Förderung von Moorböden, sollten sich auf die Auwälder im Mittel- und Unter-  Erhalt und Wiederherstellung lauf der Wandse und den Wiesen im von Röhrichten, Seggenriedern Norden des Stellmoorer Quellflusses und Kleingewässern konzentrieren.  Vermehrung des Extensivgrün- Die von PLANULA (2015) vorgeschla- landes durch Umwandlung von genen Maßnahmen beschränken sich Ackerflächen darauf, die Wasserführung an einigen

Stellen im Oberlauf der Wandse zu ver- Aus bodenkundlicher Sicht sind die bessern (Maßnahmenpunkt MP 1-3). Entwicklungsziele zu unterstützen, wo- Um den Wasserrückhalt zu verändern bei insbesondere die Förderung und der und damit eine Wiedervernässung des Erhalt eines ungestörten, naturnahen angrenzenden Feuchtwaldes zu errei- Grundwasserstandes mit einer lebens- chen, sollen Maßnahmen wie Sohlanhe- raumtypischen Gewässerdynamik für bungen, Einbringen von Abflusshinder- die Entwicklung der Moore wesentlich nissen und Verschluss/Kammerung von sind. Das Wasserangebot für die Moor- stillgelegten Gewässerabschnitten flächen hängt wesentlich vom Wasser- durchgeführt werden. In Anbetracht stand des Stellmoorer Quellflusses und des Fehlens von Torfen im Oberlauf, der Wandse ab. Die beiden Flüsse füh- des im Jahresverlauf längerfristigen ren über weite Strecken des Jahres aber Trockenfallens der Wandse und der auf kein Wasser und können im Sommer den sandigen Substraten ansetzenden

Moore in Hamburg 189

Tiefenentwässerung, erscheinen diese zenden Wälder die Röhrichte nicht zu- Maßnahmen allerdings fraglich und soll- rückdrängen und ggf. aufkommende ten nicht in dem vorgeschlagenen Um- Gehölze entfernt werden (MP 11). Die fang durchgeführt werden. Es ist auch angrenzenden Feucht-/ Nassgrünland- zu befürchten, dass die Wässer der flächen am Unterlauf der Wandse soll- Wandse dann im Oberlauf zurückgehal- ten nach PLANULA als Mähwiese mit ten werden und den eigentlichen Moor- einer Nachbeweidung im Spätsom- flächen im Mittel- und Unterlauf fehlen. mer/Herbst (keine ganzjährige Bewei- dung) genutzt werden (MP 7). Im Ober- Die westlich vom Münchsteich gelegene lauf der Wandse soll ein Großteil der Panzerstraße stellt selbst ein Ab- aktuell beweideten Waldbereiche von flusshindernis für die Wandse dar. Hier der Beweidung ausgenommen werden, verläuft die Wandse unter der massiv damit sich wieder eine Krautschicht gebauten Panzerstraße hindurch entwickeln kann (MP 5). Auf der Fläche (Abbildung 87) und wird zumindest bei östlich des Münchsteiches sollte eine Hochwasser östlich der Panzerstraße Bewirtschaftung als Waldweide beibe- leicht angestaut. Es ist zu überlegen, ob halten werden (MP 4). man die Durchgängigkeit der Wandse an dieser Stelle wieder verbessert und Auf den heterogenen, feuchten bis tro- die Unterführung der Wandse neu ge- ckenen, mäßig nährstoffreichen bis staltet (MP 12). Hierdurch könnte eine nährstoffarmen Grünlandwiesen ent- naturnähere Gewässerdynamik wieder- lang des Stellmoorer Quellflusses ist hergestellt werden und das Wasseran- Mittel- bis langfristig eine Entwicklung gebot des eigentlichen Kerngebietes von artenreichem Grünland durch ex- der Vermoorung, westlich der Panzer- tensive Mähwiesen (MP 8)- und straße verbessert werden. Mähweidenutzung (MP 9) anzustreben (ebenda). Als Anreiz für eine entspre- In den Kerngebieten der Vermoorungen chende naturschutzkonforme Nutzung an der Wandse und im Norden des können insbesondere für die privaten Stellmoorer Quellflusses sind im PEP Flächen Bewirtschaftungsverträge keine Maßnahmen vorgesehen. In die- (Vertragsnaturschutz) dienen. sen naturnahen Bereichen sollen die Moorflächen weitgehend einer natürli- Ein fortwährendes Thema der Betreu- chen Sukzession unterliegen (MP 6). ungsgemeinschaft ist der Umgang mit Gegebenenfalls sollten gebietsfremde dem Regenrückhaltebecken Höltigbaum Gehölze entfernt und kleinere Bereiche (MP 10). Dies ist zum einen ein wichti- freigestellt werden. Insbesondere un- ger Lebensraum u. a. für Vögel- und terhalb des Regenrückhaltebeckens fin- Insekten (insbesondere Libellen) und den sich parallel zur Wandse Röhrichte hat sich zu einem naturnahen Biotop und Großseggenrieder. Hier sollte da- mit der Entstehung von im Rückstau rauf geachtet werden, dass die angren- gesetzlich geschützter Röhricht- und

190 Moore in Hamburg

Sumpfbiotope entwickelt, stellt zum Für eine bessere Abschätzung der anderen aber eine Beeinträchtigung im Wasserstände im Gebiet, sollten vor- Verlauf der Wandse dar, welche die handene Messstellen genutzt und re- Durchgängigkeit des Fließgewässers gelmäßig Wasserstandmessungen vor- verhindert. Daher wurde die Aufhebung genommen werden (MP 13). Hierzu des Rückhaltebeckens zur Wiederher- müsste zunächst abgeklärt werden, ob stellung der Durchgängigkeit in der die Messstellen noch vorhanden sind Vergangenheit diskutiert. PLANULA und gegebenenfalls reaktiviert werden schlägt die Anlage eines Umgehungsge- können. Zudem müssten Ausbaupläne rinnes unter Beibehaltung der aktuellen in der Umweltbehörde herausgesucht Stauhöhe des RHB vor, so dass zumin- und in das Grundwasserinformations- dest bei höheren Abflüssen der Wandse system Geronimus der Umweltbehörde zeitweise eine Durchgängigkeit gege- eingepflegt werden. Alternativ könnten ben ist (MP 10). In diesem Zusammen- ggf. Rammpegel im Gebiet eingerichtet hang wird eine Vertiefung des Rückhal- werden. tebeckens in Teilbereichen diskutiert, um auch in trockenen Jahren im Som- mer eine dauerhafte Wasserführung zu gewährleisten.

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4.4.9 Naturschutzgebiet Volksdorfer Teichwiesen Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH Moorfläche ca. 20 ha max. Moormächtigkeit 6,00 m Hydrogenetischer Moortyp Verlandungsmoor, Böden in den zentralen Lagen schwach entwässert, zu den Tal- rändern zunehmend stärker entwässert Substratabfolge Torf über Kalkmudde (bis ca. 6 m mächtig) Einzugsgebiet Sand über Lehm, nur im Westen und Nordwesten unversiegelt, ansonsten stark versiegelt, geringe Grundwasserneubil- dungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor C-Speicher >39000 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) ca. 0,30-0,50 in den zentralen Lagen ca. 0,50-0,80 m am Rand der Niederung GW- Flurabstand (Winter) ca. 0,10-0,30 m in den zentralen Lagen mit z. T. Überstau, ca. 0,30-0,60 m am Rand der Niederung bisherige Maßnahmen u. a. Extensivierung, Grabenpflege, Vorflut des Deepenwiesengraben verringert, Tei- che angelegt empfohlene Maßnahmen Pegel des großen Teichs anheben, ggf. Flachabtorfung (ca. 0,20-0,30 m) durch- führen, weitere Extensivierung, Paludikul- tur Entwicklungsziel extensives Grünland, Paludikultur Gebietsbetreuung BUND, Loki-Schmidt-Stiftung, botanischer Verein, Bezirksamt Wandsbek (Abteilung Unterhaltung, Stadtgrün und Erholung), Abbildung 88: Steckbrief NSG Volksdorfer Teichwiesen

192 Moore in Hamburg

Tabelle 19: Maßnahmen im NSG Volksdorfer Teichwiesen MP Erläuterung Stand 1 Teiche angelegt zwischen 1988 bis 2009 2 Informationstafeln u. a. zur Geschichte und Ent- wurde bereits durchgeführt stehung der Teichwiesen aufgestellt, bestehende / Vorschlag Informationstafeln im Internet zur Verfügung zu stellen 3 Gussau entkrautet im Jahr 2018 durchgeführt 4 Altlast vermutlich aus den 1960er Jahren aus u. a. Vorschlag Schutt, Plastik, Gläsern ggf. lokalisieren und ent- fernen 5 Pegel an der Stauhöhe des großen Teiches anhe- Vorschlag ben 6 Verrohrung 2 x DN 300 für DN 1000 ausgetauscht wurde bereits durchgeführt 7 Verrohung des Deepenwiesengrabens angehoben Anfang der 1990er Jahre und dadurch die Vorflut des Grabens verringert neu gebaut 8 Regenwasservorreinigungsanlage Halenreie ange- bereits durchgeführt legt 9 natürliche Sukzession des Moor-Birken- Wald wird bereits durchgeführt 10 Extensive Grünlandnutzung, rotierend Mähwiesen wird bereits durchgeführt und Weiden 11 Sand zur Entwicklung von Mager- und Trockenbio- wurde bereits durchgeführt topen aufgefüllt 12 Mähwiese vom BUND, Mahd mit Balkenmäher, ggf. wird bereits durchgeführt / auf Mahd verzichten Vorschlag 13 „Waldteich“ aufheben und Saselbek renaturieren wird diskutiert Generell ist zu prüfen, ob Flachabtorfungen sinn- Vorschlag voll sind, denn hierdurch würden die stark emit- tierenden Torfe im Oberboden entfernt und die Geländeoberkante erniedrigt werden. *MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 193

Abbildung 89: Übersichtskarte NSG Volksdorfer Teichwiesen: Maßnahmenpunkte (grün), Bohr- punkte Moorkartierung (rot), GW-Messstellen (blau), Moorgrenze (gestrichelte Linie 194 Moore in Hamburg

Abbildung 90: Fotos Volksdorfer Teichwiesen im September 2018: Blick auf die Grünlandflä- chen und die trocken gefallene und entkrautete Gussau bei Maßnahmenpunkt 3 (o. l, o. r.), Blick vom erhöht liegenden Wanderweg in die Niederung und auf die Trockenrasenfläche des BUND bei Maßnahmenpunkt 11 (u. l) und teilgemähte Fläche des BUND bei Maßnahmenpunkt 12

Raumes, Abteilung Unterhaltung, Das Naturschutzgebiet Volksdorfer Stadtgrün und Erholung des Bezirksam- Teichwiesen befindet sich im Nordosten tes Wandsbek zuständig. Von Seiten Hamburgs im Stadtteil Volksdorf. Im der Naturschutzverbände betreuen der Norden wird das Naturschutzgebiet von BUND und der botanische Verein das Siedlungs- und Waldflächen am Wald- Gebiet. Die gesamte Naturschutzge- weg, im Osten vom Ortskern an der Ha- bietsfläche befindet sich im Besitz der lenreie begrenzt. Westlich grenzen die Freien und Hansestadt Hamburg. Waldfläche der „Steinwegenskoppel“ und die nördlich davon gelegene, stär- Für das 1993 als Naturschutzgebiet ker verbuschte Brachfläche (ehemaliger ausgewiesene und insgesamt ca. 30 ha Acker) an. Im Süden verläuft die Grenze große Gebiet wurde im Jahr 1999 ein entlang der bebauten Grundstücke Pflege- und Entwicklungsplan aufge- nördlich des Saseler Weges und der stellt (AG HAMMER & PLANULA). Ne- Farmsener Landstraße (Abbildung 89). ben eigenen Erhebungen bei der Moor- kartierung 2015 wurden wesentliche Für die Betreuung des Gebietes ist das Informationen aus dem PEP entnom- Fachamt Management des öffentlichen

Moore in Hamburg 195 men. Als weitere Literatur wurde BER- Die bei der Moorkartierung 2015 TRAM (1999) herangezogen. Ferner durchgeführten bodenkundlichen Boh- wurde mit dem BUND, sowie bei einer rungen weisen bis zur Aufschlusstiefe Begehung mit einem Vertreter vom bo- von 2 m Torfe auf. Die Torfe sind durch tanischen Verein über bereits durchge- die Entwässerung des Gebietes bis ca. führte und mögliche Maßnahmen disku- 0.60-0.80 m stark zersetzt und im tiert. Oberboden häufig sandiger ausgeprägt. Gelegentlich finden sich Kulturzeiger Wie das Stellmoorer Tunneltal handelt wie Ziegel- und Keramikreste und in es sich bei den Volksdorfer Teichwiesen den meist stark zersetzten mittleren geologisch gesehen um ein Tunneltal, Profilbereichen ist wenig Holz enthal- das nach Auskolkung von unter dem ten. Die unteren Torflagen sind mittel Gletschereis fließendem Schmelzwasser zersetzt und weisen in einer dunklen während der Weichsel-Kaltzeit ent- Matrix feine Seggenreste auf. Die Nie- standen ist. Im Holozän (Nacheiszeit) dermoorböden haben sich demnach in wurde das nach allen Seiten hin anstei- der gesamten Niederung zu Erdnieder- gende Gebiet zunächst von bis zu ca. 5- mooren entwickelt. Zwischen 1945 und 6 m mächtigen Süßwassersedimenten 1960 war das Gebiet zwischen den bei- (kalkhaltige Gyttja) aufgefüllt und im den Teichen zur Torfgewinnung freige- Anschluss daran mit ca. 5-6 m mächti- geben (ARBEITSGEMEINSCHAFT gen Torfen bedeckt. Fast der gesamte HAMMER & PLANULA, 1999). Talboden besteht demnach aus holozä- nen Ablagerungen aus Mudden und Die Niederung wurde bis 1882 fast Torfen von bis zu 12-13 m, was für vollständig als Stauteich zur Fischzucht Hamburger Verhältnisse einzigartig und und zum Antrieb für Wassermühlen ge- nicht zuletzt deshalb von hohen wis- nutzt (BERTRAM, 1996). Eine landwirt- senschaftlichen Interesse ist. Darüber schaftliche Nutzung konnte erst nach hinaus finden sich Tunneltäler weltweit Ablauf des Stauteichs und einer ver- nur sehr selten, so dass das Gebiet mit besserten Entwässerung der Flächen seiner z. T. noch erhaltenen Oberflä- durch die Aushebung der beiden Teiche chenform als glazialer Formenschatz im Jahr 1911 ermöglicht werden. Frü- hochgradig schützenswert ist. Leider her wechselten Beweidung mit Pferden, wurden die ehemals scharf abgegrenz- Ponys, Färsen, Schafen sowie Streuwie- ten Ränder bei der Anlage der Wander- sennutzung und sporadische Futterwie- wege Anfang der 60er Jahre zum gro- sennutzung in unterschiedlicher räumli- ßen Teil zerstört. Etwaige zukünftige cher und zeitlicher Verteilung (AR- Bauunternehmen oder sonstige Maß- BEITSGEMEINSCHAFT HAMMER & nahmen dürfen das Landschaftsbild PLANULA, 1999). In den achtziger Jah- nicht weiter beeinträchtigen und sollten ren herrschten Weideflächen und Bra- möglichst unterbleiben. chen vor. Heute unterliegen weite Be-

196 Moore in Hamburg reiche einer extensiven Grünlandnut- schutzgebietes, sowie den Klosterwie- zung mit zeitweiliger Weidewirtschaft sengraben von Süden und einen west- mit Rindern (Maßnahmenpunkt MP 10). lich vom Klosterwiesengraben gelege- Die Flächen werden des Weiteren als nen Rohrzulauf, über den episodisch Mähwiese gepflegt, wobei die Nutzung Oberflächenwasser aus dem angren- der Grünlandwiesen durch einen neben- zenden Einzelhausgebiet in den großen beruflichen Landwirt betrieben wird. Teich geleitet wird. Die Gräben und Bä- Der BUND betreut die Feuchtwiesen che weisen eine stark schwankende nördlich des großen Teichs (Maßnah- Wasserführung auf. Die Gussau und die menpunkt MP 12). Diese sehr nassen Saselbek fallen oberhalb der Teiche pe- Flächen werden vom BUND von Hand riodisch trocken bzw. haben während mit einem Balkenmäher gemäht. längerer Perioden im Jahr nur sehr ge- ringe Wasserführung mit niedrigen Die Volksdorfer Teichwiesen sind na- Fließgeschwindigkeiten. Sie sind über türlicherweise durch hohe Grundwas- die gesamte Länge begradigt und serstände geprägt und bestehen über- überwiegend stark verkrautet. Die wiegend aus Feucht- und Frischwiesen Gussau wurde im Jahr 2018 auf einem bzw. Weiden. Gegenwärtig sind die Teilabschnitt entkrautet und von Sedi- feuchten bis nassen Flächen in den menten befreit (MP 3). Den einzigen zentralen Lagen des NSG aufgrund ih- Abfluss des Gebietes stellt die Saselbek res Artenreichtums und einer großen nach Nordwesten zur Alster dar. Die Zahl gefährdeter Arten überwiegend als Regulierung des Abflusses erfolgt über sehr wertvoll und schützenswert anzu- eine Stauhöhe im Nordwesten des gro- sehen (ARBEITSGEMEINSCHAFT ßen Teiches. HAMMER & PLANULA, 1999). Die nicht so feuchten bis mäßig trockenen, höher Die beiden Teiche übernehmen Regen- gelegenen Teilflächen zu den Talrän- rückhaltefunktionen (RHB Teichwie- dern hin, sind dagegen weniger bemer- senteiche) und nehmen alle Wässer der kenswert bezüglich Artenspektrum und zufließenden Gräben und Flüsse auf. -vielfalt der Vegetation. Im Bereich der Nach Auskunft von Herrn Bertram und ehemaligen Torfabbauflächen zwischen Herrn Hammer werden die Teiche zu- den beiden Teichen konnte sich ein dem durch Quellen gespeist. So tritt z. Moorbirken-Bruchwald entwickeln. B. am zentralen nördlichen Ufer des kleinen Teiches Sickerwasser aus den Das Gebiet hat sechs Zuflüsse. Die bei- Moorflächen aus und speist dort den den größeren Gewässer der Saselbek kleinen Teich. In diesem Zusammen- von Süden und Gussau von Osten, ei- hang ist das Vorkommen einer Altlast nen westlich der Gussau gelegenen (u. a. Schutt, Plastik, Gläser, pers. Mitt. Graben und den durch die Regenwas- Herr Bertram) am nördlichen Hang des servorreinigungsanlage Halenreie flie- Gebietes zu erwähnen. Diese Altlast ßenden Graben im Osten des Natur-

Moore in Hamburg 197 sollte lokalisiert und ggf. abgetragen wasserstand zwischen 0.50-0.80 m u. werden (MP 4). Mittlerweile wurden GOK. Der anhand des Kartenwerkes diese Flächen mit Sand aufgefüllt und abgeleitete Flurabstand konnte somit der BUND versucht dort derzeit Mager- bestätigt werden. und Trockenbiotope zu entwickeln (MP Neben den beiden größeren Teichen 11. Abbildung 90). sind zudem einige kleinere Teiche im Im Gebiet sind zwar diverse Grundwas- Zuge von Naturschutzmaßnahmen an- sermessstellen im Grundwasserinfor- gelegt worden, u. a. auch als Wei- mationssystem der BUE verortet, An- detümpel damit vermieden wird, dass gaben zu den Wasserständen sind je- die Rinder sich wegen fehlender Trän- doch nicht hinterlegt. Hier sollte ge- ken den Weg zu abgezäunten Uferbe- prüft werden, ob in den jeweiligen Ab- reichen suchen. Einer der größeren Tei- teilungen der BUE Daten zu den Was- che ist der vor ca. 30 Jahren angelegte, serständen vorliegen, um diese ggf. in mittlerweile stark verlandete, „Rei- das Grundwasserinformationssystem herteich“ nördlich des kleinen Teiches einzupflegen. (MP 1). Des Weiteren sind zwei kleinere Teiche westlich des großen Teiches im Der Grundwasserstand bzw. Wasser- Jahr 1997 und 2009 angelegt worden haushalt im NSG wird vor allem durch (auf der DGK 5 ist nur einer verzeich- die Stauhöhe an dem Anfang der net). Diese fallen im Sommer zumeist 1990er Jahre neu gebauten Auslauf- trocken. bauwerk am Abfluss des großen Tei- ches beeinflusst. Aufgrund der festen In den vergangenen Jahren wurden ei- Stauhöhe des großen Teiches sind die nige wenige wasserwirtschaftlich Maß- niedrig gelegenen Bereiche der Grün- nahmen durchgeführt. So wurde u. a. an landflächen im Zentrum der Teichwie- der Gussau eine Verrohrung (2 x DN sen ganzjährig sehr feucht bis nass. Ein 300) unter dem Wanderweg durch den Absinken des Wasserspiegels des gro- Einbau eines Rohres DN 1000 ausge- ßen Teiches und damit ein Absinken des tauscht (MP 6). Durch diese Maßnahme Grundwasserspiegels unter diese Stau- wurde die Durchgängigkeit der Gussau höhe ist auch in den trockensten Som- verbessert und ein zu erwartender mern nicht beobachtet worden (eben- Rückstau bei hohen Abflussmengen da). Auf der Deutschen Grundkarte verhindert. Des Weiteren wurde eine DGK 5 wird der Pegel des großen Tei- Verrohung des Deepenwiesengrabens ches mit 29,30 m NN angegeben, so unter dem Wanderweg westlich des dass sich bei einer Geländehöhe von großen Teiches erhöht (MP7). Mit der 29,80-30,00 m NN ein Flurabstand von Erhöhung des Rohres wurde das Gefälle ca. 0,50-0,70 m ergibt. Bei der boden- und somit die Vorflut des Deepenwie- kundlichen Kartierung im August 2015 sengrabens verringert. Die zeitweise lag der im Bohrloch gemessene Grund- Überschwemmung der Wiesenflächen

198 Moore in Hamburg am Deepenwiesengraben konnte Lebensraum einer artenreichen dadurch vergrößert werden und die Bö- Fauna und Flora den stärker vernässen. Sehr positiv zu  Naturnahe Entwicklung der bewerten ist die Regenwasservorreini- randlichen, wald- und stellen- gungsanlage Halenreie (MP 8), wo ein weise heckenartigen Gehölzflä- Großteil der Oberflächenwässer der chen. Durchforsten und ggf. Siedlung Volksdorf aufgenommen und Auflichten artenarmer Anpflan- mit Hilfe eines Absatzbeckens und einer zungen und das sukzessive Ent- Filteranlage gereinigt werden. Erst nach fernen standortfremder und dem die Wässer diese Station durchlau- nichtheimischer Gehölze fen haben werden sie über einen Gra-  Naturnahe Entwicklung der ben der Gussau zugeführt. Gussau und Saselbek sowie des Überlegungen bestehen den Waldteich Deepenwiesengrabens. südlich der Teichwiesen aufzuheben und die Saselbek in diesem Abschnitt neu zu gestalten, weil der Teich herab- Aus bodenkundlicher Sicht sind diese fallendes Laub aufnimmt und durch we- Maßnahmen zu unterstützen, allerdings nig Wasserbewegungen gekennzeichnet fehlen Maßnahmen zur Sicherung eines ist (MP 13). Dies führt zu einer zuneh- ausreichend hohen, ganzjährig oberflä- menden Wassererwärmung und Eutro- chennahen Flurwasserstandes. Dieser phierung des Teiches und somit auch könnte über eine Pegelanhebung des der beiden Teiche im Naturschutzge- großen Teiches durch Einstellungen am biet. Auslaufbauwerk erreicht werden (MP 5). Aus bodenkundlicher Sicht wäre eine

Erhöhung des Wasserstandes von min-

destens 0,30 m wünschenswert. Zu- Maßnahmen mindest sollte der Flurabstand in den niedriger gelegenen und bereits von Im PEP sind folgende Entwicklungsziele feuchten bis nassen Bedingungen ge- für das Naturschutzgebiet festgelegt prägten Bereichen nördlich der großen worden: Teiche bis knapp unter die Gelände-  Natürliche Sukzession der zent- oberkante reichen. Mit der derzeitigen ralen Bereiche mit dem „Kleinen Stauhöhe ist eine wesentliche Anhe- Teich“ und dem Moorbirken- bung des Wasserstandes wohl nicht Bruchwald einschließlich der ver- möglich. Es sollte daher geprüft wer- landenden Torfstiche den, ob ein Neubau einer Stauhöhe  Extensive Grünlandnutzung sinnvoll ist, und ob die derzeitige Mäh- (Weiden, regelmäßig und unre- wiesen- und Weidenutzung bei einer gelmäßig gemähte Wiesen), als Anhebung des Flurabstandes zu sehr

Moore in Hamburg 199 beeinträchtigt werden würde. Wenn die scheidender Bedeutung sein, denn be- Einstellung von höheren GW-Ständen reits heute führen die Hauptzuflüsse möglich ist, könnte die Etablierung ei- der Gussau und Saselbek über einen ner Paludikultur ein Leitziel sein. längeren Zeitraum im Jahr kein Wasser und versiegen vollständig. Das heute Bereits frühzeitig (zu Beginn der noch z. T. bewaldete Einzugsgebiet 2000er Jahre?) wurden im Gebiet In- wird mit einer zunehmenden Bebauung formationstafeln aufgestellt (MP 2). und Grundwasserabsenkung weniger Hier kann der Besucher Informationen Oberflächenwasser aufnehmen und über die Flora, Fauna und Geschichte demzufolge auch weniger Wasser an der Teichwiesen erfahren. Schön wäre die Niederung abgeben. Ein Hinwirken es, diese vielfältigen Informationen beteiligter Moorschutzakteure von ei- auch digital aufzubereiten, um diese ner weiteren Bebauung abzusehen, ist auch online abrufen zu können. somit eine der wichtigsten zukünftigen Für die Zukunft des Gebietes wird der Moorschutzmaßnahmen in den Teich- Schutz des Einzugsgebietes von ent- wiesen.

200 Moore in Hamburg

4.5 Bergedorf

Abbildung 91: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehender Torfe (grün schraffiert) in Hamburg- Bergedorf (Kartengrundlage Open Street Map)

Moore in Hamburg 201

4.5.1 Naturschutzgebiet Boberger Niederung

Schutzstatus Naturschutzgebiet, z.T. FFH-Gebiet

Besitzstatus FHH

Moorfläche 32 ha max. Moormächtigkeit 5.80 m

Hydrogenetischer Moortyp Geestrandmoor, Versumpfungsmoor, Bö- den mäßig bis stark entwässert

Substratabfolge Torf über Sand

Einzugsgebiet Lehmig, auf der Geest im Norden und den Siedlungsbereichen Nordöstlich der Moor- flächen stark versiegelt, mäßige Grund- wasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor

C-Speicher >37000 t dominierender Zersetzungsgrad stark

Grundwassermessstellen mit Nr. keine

GW- Flurabstand (Sommer) unsicher, ca. >0,80 m

GW- Flurabstand (Winter) unsicher, ca. 0.30-0,60 m bisherige Maßnahmen u. a. Neophyten und durch Gartenabfälle eingebrachte Pflanzen entfernt empfohlene Maßnahmen Anstau des Korngrabens, Neophyten und durch Gartenabfälle eingebrachte Pflanzen entfernen, Rammpegel zur Überwachung der Grundwasserstände installieren, Ver- füllung kleinerer Gräben

NAEntwicklungsziel naturnaher Moorwald

Gebietsbetreuung NABU, BUND, Gesellschaft für ökologische Planung (GÖP), Naturschutzamt

Abbildung 92: Steckbrief NSG Boberger Niederung

202 Moore in Hamburg

Tabelle 20: Maßnahmen im NSG Boberger Niederung

MP. Erläuterung Stand

1 Entfernung standortfremder Gehölze, Neophyten und im PEP vorge- durch Gartenabfälle eingebrachter Pflanzen schlagen

2 Anstau des Korngrabens durch den Bau eines einstellbaren im PEP vorge- Wehrs schlagen

3 Verfüllen von kleineren Entwässerungsgräben Vorschlag Rammpegel zur Ermittlung der Flurabstände installieren Vorschlag

*MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 203

Abbildung 93: Übersichtskarte NSG Boberger Niederung 204 Moore in Hamburg

Abbildung 94: Fotos NSG Boberger Niederung: Hangquellenaustritt am Übergangsbereich von der Geest in die Niederung (o. l.), Erlen- und Birkenbruchwald (o. r., u. l.), alter Torfstich im Weidemoor (u. r.)

Als Grundlage für die Beurteilung der das Gebiet. Mit den Naturschutzver- Moorböden im Naturschutzgebiet bänden bestehen Verträge über natur- Boberger Niederung dient der Pflege- schutzfachliche Aufgaben zur Betreu- und Entwicklungsplan von KURZ & EI- ung des Naturschutzgebietes. Außer- MICKE (2009), in dem der erste Ent- dem existieren Verträge mit dem Ang- wurf von DIERKING & KURZ (1987) lerverein Hecht von 1926 e.V. und dem überarbeitet und aktualisiert wurde. Als Bergedorfer Angelverein von 1954 e.V., weitere Quelle ist KÖPKE et. al. (1999) für Angel- und Betreuungszwecke der zu nennen. beiden durch Torfabbau entstanden Teiche im Westen der Moorflächen. Für Maßnahmen ist das Naturschutz- Wesentliche Aufgaben der Natur- amt der Behörde für Umwelt und Ener- schutzverbände sind Biotoppflegemaß- gie zuständig. Bei der Umsetzung von nahmen, Erfassung und Dokumentation Maßnahmen begleitet teilweise der Na- von Flora und Fauna, Öffentlichkeitsar- turschutzwart die Aktivitäten vor Ort. beit und Besucherlenkung. Von Seiten der Naturschutzverbände betreuen die Gesellschaft für ökologi- Die Moorflächen liegen am Übergangs- sche Planung, der NABU und der BUND bereich der ebenen Marsch zur Geest

Moore in Hamburg 205 und sind genetisch als Geestrandmoore Gebiet ausbreiten. zu deuten. Die am Fuße der auf ca. Als eines der bedeutendsten Erho- 30 m NN ansteigenden Geest entstan- lungsgebiete Hamburgs wird das Gebiet denen Moore wurden ursprünglich für viele Aktivitäten von Besuchern des durch mehrere Hangquellen gespeist Naturschutzgebietes genutzt (Lagern und sind natürlicherweise durch ganz- auf den Dünen, Baden im Baggersee, jährig hohe Grundwasserstände ge- Segelfliegen, Reiten, Radfahren, Angeln, prägt. Im Laufe des Holozäns konnten Spazierengehen, Hundeausführen usw.) sich in der nassen Geestrandsenke zwi- und die Moore durch vielfältige Einflüs- schen der ebenen Marsch im Süden und se gestört. Im Norden ist das NSG von der hohen Geest im Norden Torfe von Besiedlung bis an den Rand geprägt, bis zu 6 m entwickeln und auf die heuti- insbesondere von der Hochhaus- ge Ausdehnung anwachsen (Abbildung Großsiedlung ‚Mümmelmannsberg’ geht 93). Durch Entwässerung und Nutzung ein hoher Nutzungsdruck aus. Mit den sind die ehemaligen Niedermoore weit- neu entstehenden Siedlungsgebieten in gehend durch Zersetzungs- und Um- Billwerder-Ost (Oberbillwerder), wird wandlungsprozesse im oberen Profilbe- die Freizeitnutzung weiter zunehmen reich vererdet und haben sich zu Erd- und es Bedarf neuer Konzepte, die das niedermooren weiterentwickelt. jetzt schon überlastete Naturschutzge- Die Boberger Niederung ist nicht zu- biet durch entsprechende Maßnahmen letzt durch menschliche Einwirkungen, sichert. Neben den unmittelbaren Ein- durch verschiedenste Biotope auf engs- wirkungen durch Erholungssuchende (u. tem Raum geprägt und bietet einer a Trampelpfade, Müll) haben Aktivitä- Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten ei- ten im Einzugsgebiet, wie Versiegelung, nen Lebensraum. Trockenbiotope wie das Einbringen von Hausdrainagen und Heiden, Dünen und Trockenrasengesell- der damit verbundenen Trockenlegung schaften sind eng mit Feuchtbiotopen von Hangquellen oder Eutrophierung am Geesthang und der Marsch ver- durch Abwasser-Überläufe, einen we- zahnt. Die Moorflächen sind vollständig sentlichen Einfluss auf den Wasser- bewaldet und werden hauptsächlich von haushalt. Am Geesthang befindet sich Erlen- und Birkenbruchwald nährstoff- eine schwankende Zahl von 5 bis 8 reicher Standorte, Moor- und Sumpf- Hangschichtquellen, aus denen über gebüsch und naturnahem Gehölz feuch- den stauenden Tonschichten kalkhalti- ter bis nasser Standorte eingenommen. ges Wasser austritt und am Hangfuß Durch das Einbringen von Gartenmüll das Achtermoor speist (KURZ & EIMI- konnten sich u. a. Goldnessel, Spier- CKE, 2009). Infolge der Bebauung und sträucher oder so aggressive Arten wie Versiegelung der Geestflächen sind ei- Herkulesstaude, Späte Traubenkirsche nige Quellen und kleinere Bachläufe und Japanischer Staudenknöterich im mittlerweile versiegt.

206 Moore in Hamburg

Unmittelbar westlich der Moorflächen Durch die zunehmende Versiegelung befindet sich die Mülldeponie „Ha- der Geestflächen dürfte der Zustrom vighorster Moor“, wo bis in die 1970er aus Hangquellen mittlerweile geringer Jahre bis zu ca. 15 m mächtige Auffül- sein, als zur Zeit der geologischen Auf- lungen (u. a. Sondermüll) aufgeschüttet nahmen und die aktuellen Flurabstände wurden. Ein breiter Graben im Westen in den Moorflächen dementsprechend der Moorflächen (Korngraben) zwischen tiefer liegen. Derzeit wird vom Ingeni- dem NSG und der Deponie führt zumin- eurbüro Mull und Partner ein hydrologi- dest oberflächennahes Wasser weitge- sches Gutachten zum Westteil (Ach- hend in Richtung Süden ab. Ein Trans- termoor) der Moorflächen als vorberei- port von belasteten Sickerwasser in die tende Maßnahme für Wiedervernässun- Moorflächen kann aber nicht ausge- gen ausgearbeitet. Dies lag zum Zeit- schlossen werden. punkt dieses Berichtes noch nicht vor.

Entwässert werden die Moorflächen des NSGs über den Korngraben und ein

Grabensystem in der Billwerder Marsch Maßnahmen in die Bille. Die südlich an das NSG an- grenzende Bille ist als Vorflut für das Im PEP werden folgende Entwicklungs- NSG wesentlich. Sie wird durch das ziele für die Moorflächen formuliert. Schöpfwerk „Hundsberg/Bei der Mühle“ künstlich auf 0,3 bis 0,5 m unter Flur  grundsätzlich natürliche Eigen- gehalten und stellt in diesem Abschnitt entwicklung einen Problemfall dar, da sie nicht mehr mit dem Hauptlauf der Elbe verbunden  keine Entwässerung ist und kaum mehr Wasserbewegung  Wiedervernässung, u.a. durch besitzt. Z.T. treten Sickerströme von Anstau vorhandener Entwässe- der Bille in die angrenzende Marsch rungsgräben aus, da der Wasserstand der Bille höher  Erhaltung standorttypischer ist als in der angrenzenden Marsch. Nährstoffverhältnisse Über die Flurabstände in den Moorflä-  keine Anwendung von Dünge- chen liegen keine genauen Erkenntnisse und Pflanzenschutzmitteln, auch vor. Bei den zahlreich vorliegenden geo- nicht im Randbereich logischen Bohrungen wurden nur bei drei Bohrungen im Osten, Westen und  Beschränkung der Erholungs- Norden der Moorflächen Flurabstände nutzung angegeben. Im Oktober (1958) und No- vember (1964) wurden diese mit 0.30- Als Entwicklungsziele werden vor allem 0.40 m angegeben und lagen für Moore die stärkere Vernässung der Bruch- in dieser Jahreszeit vergleichsweise tief.

Moore in Hamburg 207 waldflächen und die naturnahe Entwick- lang eines von Osten nach Westen ver- lung der Moorwälder genannt. Die laufenden Grabens (MP 3). Ort und Um- Bruchwälder im Achtermoor sollten fang solcher Maßnahmen muss vor Ort durch Vernässungsmaßnahmen geför- und in Absprache mit den betreuenden dert und der naturnahe Wasserhaushalt Umweltverbänden festgelegt werden. durch Anstau des Korngraben (annä- Die Moorwälder sollten ansonsten einer hernd) wieder hergestellt werden. Der natürlichen Sukzession überlassen wer- Anstau des Korngrabens könnte durch den, um sich zu Urwälder feuchter bis den Bau eines einstellbaren Wehrs zum nasser Standorte zu entwickeln. Ver- temporären oder dauerhaften Anstau einzelt sollten standortfremde Gehölze am Wegdurchlass bei VSW-02 erreicht entfernt (insbesondere Pappeln) und werden (MP 2,). Der Pegel sollte ca. invasive Arten wie u. a. Staudenknöte- 20 cm über dem gegenwärtigen Pegel rich gerodet werden (Maßnahmenpunkt eingestellt werden, da der aktuelle MP 1). Ebenfalls sind durch Gartenab- Wasserspiegel ca. 15 cm unter dem fälle eingebrachte Pflanzen aus den Wasserspiegel des westl. Achter- Moorwäldern zu entfernen. Seltene Ge- moorteichs liegt (ebenda). Alternativ hölze wie u. a. Weißdorn sind hingegen könnte der Wasserstand im Gebiet zu erhalten und zu fördern. durch den Anstau um ca. 0,2 m am Zur Vorbereitung und Erfolgskontrolle Pumpwerk Hundsberg angehoben wer- von Wiedervernässungsmaßnahmen den. Zu bedenken ist bei dieser Maß- sollten einige Rammpegel für eine ge- nahme, dass durch einen Anstau des nauere Bestimmung der Flurabstände Korngrabens auch die Gefahr besteht auf den Moorflächen eingerichtet wer- einsickernde Schadstoffe aus der De- den. ponie im Gebiet zu halten, die eine An- reicherung auf den Moorflächen zur Folge haben könnte. Diesbezüglich muss das hydrologische Gutachten von

Mull und Partner abgewartet und die Maßnahme abschließend diskutiert werden.

Abflüsse der Entwässerungsgräben könnten an geeigneten Stellen durch

Verfüllen geschlossen werden, z. B. ent-

208 Moore in Hamburg

4.6 Harburg

Abbildung 95: Verbreitung bedeckter Torfe bis in den tieferen Untergrund (rot) und anstehender Torfe (grün schraffiert) in Hamburg-Harburg (Kartengrundlage Open Street Map)

Moore in Hamburg 209

4.6.1 Moorgürtel Schutzstatus Naturschutzgebiet, EG-Vogelschutzgebiet im Westen, Landschaftsschutzgebiet im Osten Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 1100 ha max. Moormächtigkeit 8.00 m Hydrogenetischer Moortyp Geestrandmoor, Verlandungsmoor, vereinzelt ursprünglich Regenmoor (Hochmoor), stark entwässert, in den Kerngebieten (Francoper und Nincoper Moor) mäßig entwässert Substratabfolge Torf über Sand, Torf über Mudde Einzugsgebiet im Süden meist sandig (Harburger Berge), im Norden lehmig (Altländer Marsch), mäßige bis hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen auf den Grünlandwiesen Erdniedermoor, in den Kergebieten Niedermoor bis Hochmoor C-Speicher >1.100.000 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. u. a. 446, 1557, 1148, 2470 GW-Flurabstand (Sommer) Kerngebiete: 0.00-0.50 m, Hochmoorkern bis ca. 1.00 m unter Flur Grünland: 0.50-1.50 m GW- Flurabstand (Winter) Kerngebiete: ggü. Sommer bis zu 0.50 m hö- her anstehend mit tlw. Überstau, Hochmoor- kern tlw. trocken mit hohen Flurabstand Grünland: bis zu 0.50 m höher als im Som- mer, im Süden und niedrig gelegenen Flächen sowie Flächen mit wenig gepflegten Gräben tlw. Überstau bisherige Maßnahmen u. a. Bau von Kofferdämmen in den Kernge- bieten und Bau einer Windkraftschöpfanlage im Francoper Moor, entkusseln, Extensivie- rung der Grünlandflächen empfohlene Maßnahmen Anhebung der Wasserstände in den Haupt- abzugsgräben durch Einbau von Stauwehren, weniger intensive Grabenpflege, weitere Ex- tensivierung der Grünlandwiesen, ggf. Flach- abtorfung von Grünlandwiesen Entwicklungsziel Kerngebiet: Übergangs- bis Hochmoor und naturnahes Niedermoor Grünland: extensives Grünland, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Moorwald Gebietsbetreuung Naturschutzamt, Bezirksamt Harburg (Natur- schutzreferat), NABU

Abbildung 96: Steckbrief Moorgürtel

210 Moore in Hamburg

Tabelle 21: Maßnahmen im Moorgürtel MP Erläuterung Stand 1 Instandsetzung der Windschöpfwerke im Francoper Vorschlag Moor 2 Errichtung von Stauanlagen im Heidkoppelgraben im Vorschlag Francoper Moor und im Elstorfer Heuweggraben und Steckengraben im Nincoper Moor 3 Entkusselung im Francoper und Nincoper Moor zur Of- wird bereits durchge- fenhaltung der großräumigen Moorflächen, ggf. tempo- führt räre Beweidung der Flächen mit Schafen 4 Unterhaltung der Köfferdämme im Francoper und Nin- wird bereits durchge- coper Moor durch Mahd, ggf. Erneuerung führt 5 Entfernung standortfremder Gehölze, Sträucher und Vorschlag Einzelgehölze auf Feuchtbrachen und Moorwäldern 6 Verfüllung von Kleingräben in Moorwäldern zur Siche- Vorschlag rung bzw. Wiederherstellung eines ganzjährig oberflä- chennahen Flurwasserabstands 7 standortgerechte landwirtschaftliche Bodennutzung tlw. bereits durchge- auf den Grünlandwiesen, keine Beweidung und Einsatz führt von schweren Maschinen auf Nasswiesen mit hohen Wasserständen, kein Grünlandumbruch, ggf. keine Be- weidung 8 Anhebung des Pegels im Schöpfwerk Hohenwisch, Al- Vorschlag ternativ Errichtung von Stauanlagen in Hauptentwäs- serungsgräben zur Anhebung der Wasserstände auf den Grünlandwiesen 9 kleinere Gräben auf den Grünlandflächen nicht oder nur Vorschlag wenig pflegen, ggf. Kleingräben auf den Grünlandflä- chen verfüllen 10 Insbesondere auf den Flächen der Stadt Paludikultur Vorschlag als Alternative zur herkömmlichen Grünlandnutzung etablieren 11 Flächenaufkauf durch die Stadt, insbesondere um die Vorschlag Kerngebiete Francoper und Nincoper Mooor 12 Verlängerung des Haidkoppelgrabens um 360 m nach im Jahr 2015 durchge- Süden und 140 m nach Westen führt 13 Flachabtorfung auf Flurstück 705-00045. Ggf. Vewen- geplant dung des Aushubs zur Aufhöhung des Dammweges im Osten des Flst. 48 nutzen Generell ist zu prüfen, ob Flachabtorfungen auf Grün- Vorschlag

landwiesen sinnvoll sind und der Aushub für die punk- tuelle Auffüllung von Gräben genutzt werden kann *MP=Maßnahmenpunkt

Moore in Hamburg 211

Abbildung 97: Übersichtskarte Moorgürtel: Maßnahmen 212 Moore in Hamburg

Abbildung 98: Übersichtskarte Moorgürtel: Torfe, Schutzgebiete und Hydrologie Moore in Hamburg 213

Abbildung 100: Wasserstände Messstelle 2470

Abbildung 99: Wasserstände Messstelle 1148

214 Moore in Hamburg

Abbildung 102: Wasserstände Messstelle 1557

Abbildung 101: Wasserstände Messstelle 446

Moore in Hamburg 215

Abbildung 103: Fotos Moorgürtel: Hauptentwässerungsgraben „Moorwetter“ nördlich vom Kerngebiet Francoper Moor (o. l), gefräster Graben auf den Grünlandwiesen (o. r.), Kernge- biet Francoper Moor (u. l.), Birkenbruchwald südlich des Kerngebietes Francoper Moor (u. r.)

Der Moorgürtel liegt im Übergang zwi- Als Grundlage für die Beurteilung der schen der flachen Altländer Marsch im Moorböden im Gebiet „Moorgürtel“ die- Norden und der bis zu 116 m hohen nen insbesondere folgende Gutachten Geest im Süden. Der auf Meereshöhe und Beiträge: Pflege- und Entwick- gelegene Moorgürtel zieht sich entlang lungsplan für das Naturschutzgebiet der Stadtteile Neugraben-Fischbek, Moorgürtel (TESCH, 2011), Hydrologi- Hausbruch, Moorburg und Heimfeld, scher Fachbeitrag zum Pflege- und von der Landesgrenze im Westen bis Entwicklungsplan für das Natur- und ca. zum Moorburger Hauptdeich im Os- Vogelschutzgebiet Moorgürtel (BWS, ten, über eine west-östliche Ausdeh- 2010), Planfeststellung – Neubau der nung von ca. 9 km, und vom Geestrand A26 (Stade-Hamburg) Bauabschnitt 4 im Süden bis zur „Moorwettern“ im (A7-Landesgrenze) – Ausbau der A7 Norden über eine maximale nord- von Moorburg bis Heimfeld – Erläute- südliche Ausdehnung von ca. 2 km rungsbericht. Ferner wurde das Gebiet (Abbildung 98). Der Moorgürtel gehört im Februar 2019 begangen und mit ei- damit zum mit Abstand größten Koh- nem Vertreter vom NABU über Maß- lenstoff-Pool in Hamburg. Insgesamt nahmen diskutiert. stehen auf ca. 1100 ha Moorböden an der Oberfläche an (JELINSKI 2016),

216 Moore in Hamburg wobei 796 ha im Naturschutzgebiet Naturschutzamt (Sondervermögen) be- Moorgürtel liegen und deckungsgleich treut. Von Seiten der Naturschutzver- als EG-Vogelschutzgebiet ausgewiesen bände hat der Naturschutzbund sind. Die östlich an das Naturschutzge- Deutschland („NABU“) seit August biet angrenzenden Moorböden, ca. ab 2001 einen Betreuungsvertrag für das der Straße Moorburger Alter Deich, NSG Moorgürtel. Neben beratender sind als Landschaftsschutzgebiet (LSG Funktion für das Naturschutzamt sind Moorburg) ausgewiesen und weisen nur Biotoppflegemaßnahmen, derzeit ins- unzureichenden Schutz auf. Hier befin- besondere im Nincoper Moor, und die den sich zumindest zahlreiche Aus- Erfassung und Dokumentation von Flo- gleichsflächen, die aus dem Sonderver- ra und Fauna wesentliche Aufgabe des mögen Naturschutz finanziert werden NABU. Ein weiteres wichtiges Betäti- und ein artenreiches Grünland als Le- gungsfeld ist die Entfernung von im Na- bensstätte für seltene und gefährdete turschutzgebiet aufkommenden Neo- Tier- und Pflanzenarten zum Ziel haben. phyten. Auf den Grünlandflächen wer- Für die Flächen im Landschaftsschutz- den nur sehr begrenzt Pflegearbeiten gebiet wird derzeit ein hydrologisches durch den Naturschutzverband durch- Gutachten und ein Pflege- und Entwick- geführt. lungsplan zur Sicherung eines Biotop- Im Moorgürtel sind noch zahlreiche Flä- korridors vom Moorgürtel zur alten Sü- chen in privater Hand (ca. 65 % im NSG derelbe erstellt. Ebenfalls ist eine Er- Moorgürtel, Stand 2006) und gehören weiterung des Naturschutzgebietes um nicht der Stadt. Die wertvollen Kernge- die Flächen im Landschaftsschutzgebiet biete des Nincoper und Francoper Moo- in Planung. Auf der Vorgeest in Neu- res befinden sich aber im Besitz der graben-Fischbek und im äußersten Os- Freien und Hansestadt Hamburg. Im ten in Heimfeld („Radeland“) weisen ei- Bereich der Grünländer liegen die Flä- nige Moorböden keinen Schutzstatus chen der Stadt stärker verstreut, bilden auf. z.T. aber auch größere Blöcke. Die nut- Im Naturschutzgebiet Moorgürtel ist zungsfähigen Flächen sind durchweg an das Naturschutzamt der Behörde für Landwirte verpachtet (TESCH, 2011). Stadtentwicklung und Umwelt für die Die Moorböden werden bereits seit Be- Durchführung von Maßnahmen verant- ginn der menschlichen Besiedelung, die wortlich, auf den Kompensationsflä- im Mittelalter begann (etwa ab dem 13. chen wird das Naturschutzamt organi- Jh.), als Grünland genutzt und haben satorisch auch vom Bezirksamt Har- sich aufgrund von Entwässerung und burg (Naturschutzreferat) unterstützt. Nutzung weitgehend zu Erdniedermoo- Die Flächen im Landschaftsschutzge- ren weiterentwickelt. Innerhalb der biet werden vom Bezirk Harburg und großräumig durch Niedermoorböden auf den Ausgleichsflächen auch vom geprägten Landschaft liegen mit dem

Moore in Hamburg 217

Nincoper und Francoper Moor zwei lands mit z.T. artenreichen Nieder- Hochmoorreste, die sich aufgrund moorwiesen und ihrer engen Verzah- früherer Torfgewinnung und anhalten- nung mit Biotopen der Naturlandschaft, der Entwässerung heute als Über- wie den Übergangsmooren und den se- gangsmoore bzw. Moorwälder darstel- kundären Bruch- bzw. Moorwäldern len (ebenda). Vor allem das Nincoper (meist auf Abtorfungsflächen). Durch Moor weist größere Anteile von wert- zahlreiche Gehölzbestände entlang der vollen Vegetationsbeständen der Wege und auf alten Feuchtbrachen Hochmoore und Moorheiden (Oxycoc- ergibt sich eine vielfältig gegliederte coSphagnetea) mit z.T. wüchsigen Landschaft, deren Strukturreichtum für Torfmoosrasen, Gagelgebüschen sowie viele Vogelarten besonders attraktiv ausgedehnten Pfeifengras- ist. Hierzu gehört neben dem Neuntö- Moordegenerationsstadien auf. Die in ter, der im NSG Moorgürtel mit bis zu den Kerngebieten bis zu 8 m mächtigen 45 Brutpaaren seinen Verbreitungs- Torfe sind vermutlich infolge der Ver- schwerpunkt innerhalb Hamburgs hat, landung eines Altarmes der Elbe und der Wachtelkönig, dessen Bestände von durch steten Grundwasserzustrom aus Jahr zu Jahr schwanken.“ (ebenda). der höher gelegenen Geest (Harburger Ca. 65 % des Naturschutzgebietes wird Berge) entstanden. Das starke und ste- als Grünland genutzt, jeweils ca. 10% tige Austreten von Grundwasser am werden von Wäldern oder gehölzfreien Geestrand hat zur Vermoorung der Sümpfen und Niedermooren einge- vorgelagerten Gebiete geführt und bil- nommen. Zur Sicherung und Unterstüt- det weiterhin die wichtigste Vorausset- zung einer naturschutzgerechten Grün- zung für den Erhalt bzw. die Regenera- landnutzung gehört der Moorgürtel seit tion der Feuchtgebiete im Moorgürtel. Jahren zu einem der Förderschwerpunk- „Vor Beginn der menschlichen Besied- te des Vertragsnaturschutzes in Ham- lung war der Moorgürtel durch ausge- burg. „Neben der Wiesennutzung, meist dehnte feuchte Birken-Bruch- und Er- zur Gewinnung von Heu oder Anwelk- lenbruchwälder mit eingelagerten, Silage, ist Mutterkuhhaltung, die Be- baumfreien Hochmooren geprägt. Heu- weidung mit Jungrindern oder trocken te stellt sich der Moorgürtel als Kultur- stehenden Kühen sowie Pferdehaltung landschaft dar, in der sich die überwie- verbreitet. [...] Durch Veränderungen gend extensive Grünlandnutzung klein- der Landnutzung bzw. der Nutzungsin- räumig mit Moorresten, Feuchtwäldern tensität im Grünland in den letzten zwei und Gebüschen, Röhrichten und Seg- bis drei Jahrzehnten, durch Nutzungs- genriedern abwechselt. [...] Die beson- aufgaben einzelner Parzellen und die dere ökologische Bedeutung des NSG z.T. verminderte Unterhaltung von ergibt sich aus der großflächig relativ Wegrändern, Saumstrukturen oder geringen Nutzungsintensität des Grün- Grabenrändern verändern sich schlei-

218 Moore in Hamburg chend, aber zunehmend deutlicher auch verlaufen soll und eine Zerschneidung die Biotopstrukturen und damit das von Habitaten und Auswirkungen auf Landschaftsbild. Die Zunahme von den Wasserhaushalt erwarten lässt. Di- hochwüchsigen Brachen, Säumen und rekte Beeinträchtigungen auf den Mo- Gebüschen in der Feldmark spiegelt orgürtel sind in der Nord-Ost-Ecke des sich deutlich in der Avizönose wieder“ NSG im Bereich des Kreuzungspunktes (ebenda). mit der Francoper Straße und im weite- ren Verlauf in Francop absehbar. Hier Der Moorgürtel blieb von einer Besied- soll die A26-Trasse voraussichtlich auf lung weitgehend verschont. Die land- ca. 1.500m Länge im Schutzgebiet ver- wirtschaftliche Nutzung des Moorgür- laufen. Um die Entwässerung der A26 tels erfolgt von den Hofstellen auf der zu gewährleisten sind zahlreiche Um- Geest und den Marschlanden. Eine we- baumaßnahmen an den Hauptentwäs- sentliche Veränderung der Land- serungsgräben (Moorwetter, unterste schaftsstruktur und –Nutzung ergibt und oberste Untenburger Wetterung, sich durch die Ausweisung des Bauge- Moorburger Landscheide) und neue bietes "Neugraben/Fischbek 65", süd- Schöpfwerke geplant. In wie weit sich lich des Moorgürtels, wodurch eine diese Maßnahmen auf die Entwässe- großflächige Wohnbebauung mit bis zu rung im Moorgürtel auswirken bleibt 1200 Wohneinheiten realisiert wurde abzuwarten. und das derzeit im Bau befindliche Ge- biet „Vogelkamp Neugraben“ mit ca. Für die hydrologische Situation im Mo- 1.500 Wohneinheiten. Weiterhin sind orgürtel ist der Grundwasserzustrom mit dem Gebiet „Fischbeker Rethen“ ca. aus der Geest von entscheidender Be- 2.200 neue Wohnungen und Gewerbe- deutung. Aus der überwiegend mäßig flächen im äußersten Südwesten des versiegelten Geest wird dem Moorgür- Moorgürtels, südlich der Bahnlinie ge- tel insbesondere durch die Rethbek und plant (Baubeginn Frühjahr 2021). Ne- Sandbek im Westen, sowie dem Schei- ben der Versiegelung der Flächen und debach im Zentrum Oberflächenwasser einer damit verringerten Grundwasser- zugeführt. Die Sandbek und Rethbek spende, stellen u. a. die Absenkung des führen i. d. R. ganzjährig Wasser, der Grundwasserspiegels und der Eintrag Scheidegraben fällt hingegen im Som- von Nähr- und Schadstoffen eine Ge- mer oder nach längeren Trockenphasen fährdung der Moorböden durch die un- häufig trocken. Der weitaus größte Teil mittelbar an das NSG heranreichenden der Wässer strömt mit dem Sickerwas- Wohngebiete dar. serstrom in die Niederung, die in den mittleren und südlichen Bereichen des Ein weiterer wesentlicher Eingriff in den Moorgürtels großflächig als Quellbe- Naturhaushalt ist die geplante BAB reich anzusehen ist. A26, die in ost-westlicher Richtung, überwiegend nördlich des Moorgürtels Die Grünländer des Moorgürtels sind

Moore in Hamburg 219 durch ein vergleichsweise engmaschi- änderungen der hydrologisch- ges Grabennetz geprägt. Die Entwässe- wasserwirtschaftlichen Verhältnisse rung erfolgt über Hauptabzugsgräben geführt. Durch die Entwässerung kam in nördlicher Richtung in die „Moorwet- es zu Moorsackungen und ter“. „Die Entwässerung des gesamten Moorschwund. Forciert wurden diese Naturschutzgebietes Moorgürtel ist Bodenprozesse durch die Förderung vom Schöpfwerk Hohenwisch abhängig. von Grundwasser durch die Hamburger Drei dort installierte Pumpen mit einer Wasserwerke. „Im Moorgürtel bestehen Leistung von insgesamt 41.750 m³/h vier Förderbrunnen (F1- F4) von Ham- fördern das Wasser aus dem Moorgür- burg Wasser, die aus dem 1. Haupt- tel über die Moorwettern in den Ho- grundwasserleiter gemäß derzeit maß- henwischer Schleusenfleet. [...] Der geblichem Wasserrecht jährlich bis zu über Schöpfwerke (Hohenwisch - 1,5 Mio. m³ Grundwasser entnehmen Schleusenfleet - Alte Süderelbe) regu- können. Die Förderung mit Flach- und lierte Wasserstand der Moorwettern Horizontalfilterbrunnen aus den eiszeit- wirkt sich direkt auf die Grabenwasser- lichen Sanden unterhalb der holozänen stände im Gebiet aus. Seit vielen Jahren Torfschichten hatte besonders in den liegen Informationen über Wasserstän- 1970er Jahren aufgrund der hohen de vor, die zumindest zeitweilig zu nied- Förderleistung zu Schäden im Moor ge- rig sind für den Erhalt der Torfböden führt (Torfsackungen im Bereich des (Ressourcenschutz) und der Feuchtbio- Absenkungstrichters). [...] Der Vergleich tope“ (ebenda). Östlich des Natur- topografischer Karten ergab, dass schutzgebietes werden die Flächen zwi- durch die Sackung und Mineralisation schen der Straße Moorburger Alter seit 1930 im Bereich der Hochmoor- Deich und der BAB A7 über die unters- körper Höhendifferenzen von bis zu te und oberste Untenburger Wetterung 1,7 m aufgetreten sind (GRÖNGRÖFT in das Schöpfwerk Moorburg sowie die et al. 1993). [...] Seit einigen Jahren er- südlichen Flächen bis zum Moorburger folgt eine deutlich reduzierte Förde- Hauptdeich über die Moorburger Land- rung, besonders aus den Flachbrunnen scheide ebenfalls in das Schöpfwerk (Mittelwert von 1,03 Mio m3 im Zeit- Hohenwisch entwässert. Die Gräben raum 1985-2001 nach LFH 2003). Bei werden z. T. tiefgründig ausgeräumt der jetzt festgelegten maximalen För- und die Flächen durch eine intensive dermenge von 1,5 Mio m3 / Jahr aus Grabenpflege tlw. sehr stark entwäs- vier Flachbrunnen sind keine erhebli- sert (z. B. Elstorfer Heuweggraben, chen oder nachhaltigen Beeinträchti- Heidkoppelgraben). gungen der Schutzgüter im NSG zu er- warten; auch die FFH-Verträglichkeit Die Melioration und Bewirtschaftung der reduzierten Grundwasserförderung des Moorgürtels hat in den letzten zwei wurde bestätigt“ (TESCH, 2011). Jahrhunderten zu beträchtlichen Ver-

220 Moore in Hamburg

Von BWS (2010) liegt bereits ein hyd- Insgesamt gibt es einen positiven Trend rologisches Gutachten für den Moor- der Flurabstände seit Beginn (1995) der gürtel vor, welches durch ein jahrelan- Messungen. Ebenso ist keine der aus- ges Monitoring insbesondere Rück- gewählten Messstellen seit dem Jahr schlüsse auf die Grundwasserstände 2000 in den Sommermonaten trocken auf zwei sogenannten Repräsentations- gefallen. Dies ist in den 1990’er Jahren flächen im Nincoper und Francoper regelmäßig aufgetreten (BWS 2010a). Moor zulassen. Hieraus geht hervor, Im südlichen Francoper Moor bestehen dass die in den Kerngebieten durchge- niedrige bis mittlere Flurabstände mit führten Maßnahmen einen durchaus geringen jahreszeitlich bedingten Was- positiven Trend hinsichtlich der Was- serstandsunterschieden. Allgemein gilt serstände bewirkt haben. Im Nincoper daher für den südlichen Bereich eine Moor sind großflächig vernässte Berei- hohe jährliche Grundwasseraussicke- che charakteristisch. „Allgemein gilt für rung mit hohen Wasserständen. [...] Die den südlichen Bereich des Nincoper Wasserstände im Francoper Moor wer- Moors eine hohe jährliche Grundwas- den in unmittelbarer Nähe der För- seraussickerung mit hohen Wasser- derbrunnen durch die Grundwasserför- ständen. [...] Im Durchschnitt betragen derung beeinflusst. In Abhängigkeit zur die jährlichen Wasserstandsunterschie- Entfernung zu den Flachbrunnen sind de hier etwa 30 cm. Der Hochmoorkern sehr unterschiedliche Schwankungen weist hingegen stark schwankende der Wasserstände im Torfkörper zu Wasserstände auf (in Trockenjahren bis verzeichnen. In manchen Bereichen des zu 1m/Jahr) und die niedriger liegenden Francoper Moores können diese bis zu Teilflächen im nordöstlichen Teil des 0,5 m betragen“ (ebenda). BWS kommt Nincoper Moores weisen mäßig für das Francoper Moor zu dem schwankende Wasserstände auf“ (BWS, Schluss, dass die Wasserstände trotz 2010). BWS kommt für das Nincoper des positiven Trends der letzten Jahre Moor zu dem Schluss, dass die Wasser- durch die bereits durchgeführten Maß- stände sowohl im Sommer als auch im nahmen sowohl im Sommer als auch im Winter (insbesondere im höher gelege- Winter (insbesondere im Bereich des nen Bereich des Hochmoorkerns) für Hochmoorkerns) für eine Wieder- den Erhalt des Hochmoorkernes zu vernässung des Hochmoorkernes zu niedrig sind. Zudem treten insbesonde- niedrig sind. Darüber hinaus ist bei den re in den höher gelegenen Flächen star- Kofferdämmen mit einem langsamen ke Wasserstandsschwankungen auf. Rückgang der Effektivität zu rechnen.“

Zum Francoper Moor heißt es in dem Im übrigen Moorgürtel außerhalb der Bericht von BWS: „im zentralen Franco- Kerngebiete liegen die mittleren per Moor sind mittlere bis hohe Flurab- Grundwasserflurabstände nach Aus- stände (bis etwa 1,10 m) vorhanden. wertung einiger vorliegender geologi-

Moore in Hamburg 221 scher Bohrungen und Grundwasser- wobei es sich überwiegend um Aufwer- Messstellen zwischen 0.20-1.25 m tungsmaßnahmen im Grünland handelt (Abbildung 99-102). Vor allem die süd- (Maßnahmenbereiche "Sondervermö- lichen Bereiche des Moorgürtels sind gen"). nach BWS durch sehr geringe Grund- Nach BWS (2010) wurden im Bereich wasserflurabstände gekennzeichnet. der Kerngebiete folgende wesentlichen Für die Grünländer im Moorgürtel sind Maßnahmen in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund von Moorsa- durchgeführt: ckung und Moorschwund großflächig • Schaffung eines Kofferdammes west- vernässte Bereiche besonders in den lich des Streckengrabens im Bereich der Teilflächen, in denen die Entwässe- Repräsentationsfläche Nincoper Moor, rungsgräben nur selten oder gar nicht um das Niederschlagswasser sowie mehr unterhalten werden und in Berei- aufsteigendes Grundwasser im Moor- chen die unterhalb des Meeresspiegel körper zurückzuhalten. liegen charakteristisch. „Es werden in Nassperioden und in den Wintermona- • Verlängerung des Kofferdammes in ten bereichsweise Wasserstände im der Repräsentationsfläche Nincoper Torfkörper erreicht, die oberhalb der Moor zum Östlichen Elstorfer Heuweg- Geländeoberfläche liegen. In langen graben um etwa 300 m nach Süden und Trockenperioden treten bereichsweise um etwa 600 m nach Norden sowie die deutlich niedrigere Wasserstände ein. Erneuerung eines alten Teilstückes des Die jahreszeitlich bedingten Wasser- Kofferdammes, standsunterschiede liegen durch- • Errichtung eines Kofferdammes am schnittlich bei 0,5 m“. Ufer eines in den Östlichen Elstorfer Heuweggraben mündenden Grabens im Süden der Repräsentationsfläche Nin- Maßnahmen coper Moor, Maßnahmen zur Wiedervernässung der • Anlage von Flachwasserteichen im Kerngebiete Francoper und Nincoper westlichen Bereich des Nincoper Moo- Moor wurden im Rahmen des Vorha- res, bens "Biotopaufwertung im Moorgür- tel" (Kompensationsmaßnahmen • Entkusselung im nördlichen und Schlickhügel / B-Plan Francop 5) bzw. nordwestlichen Bereich der Repräsen- als Kompensationsmaßnahmen für das tationsfläche Francoper Moor (Königs- Baugebiet Neugraben-Fischbeck B-Plan moor) sowie im mittleren und südöstli- / GOP 65 in den vergangenen 20 Jah- chen Bereich des Nincoper Moores, ren durchgeführt. Zudem werden viele • Aufweitung von Gräben im nördlichen Ersatzmaßnahmen für die Hafenerwei- Bereich der Repräsentationsfläche terung "Altenwerder" durchgeführt, Francoper Moor (Hinterdeichwiesen)

222 Moore in Hamburg

• Schaffung von Kofferdämmen sowohl bedeckung durch Entkusselung (Ge- am westlichen Ufer des Langen Torf- hölzrodung), Vernässung oder Bewei- grabens, sowie auch am östlichen Ufer dung nieder (TESCH, 2011). des Heidkoppelgrabens im Bereich der Vorschläge zur weiteren Verbesserung Repräsentationsfläche Francoper Moor, der hydrologischen Verhältnisse im • Anlage von Flachwasserteichen im NSG Moorgürtel werden in dem hydro- nördlichen Bereich der Repräsentati- logischen Gutachten von BWS (2010) onsfläche Francoper Moor (östlicher und dem Pflege- und Entwicklungsplan Bereich Hinterdeichwiesen), von TESCH (2011) vorgeschlagen. Das NSG Moorgürtel wird von TESCH in 12 • Inbetriebnahme von zwei Windmühlen Entwicklungsgebiete unterteilt und die zur Wasserförderung im nördlichen Entwicklungsziele durch Hinweise zu Francoper Moor, den Anforderungen an die Nutzung und • Errichtung von Einzelgrabensperren den Wasserhaushalt ergänzt, da diese im südlichen Francoper Moor. Faktoren als "Schlüsselgrößen" für die • Verlängerung der Kofferdämme ent- Steuerung der Gebietsentwicklung an- lang des Östlichen Elstorfer Heuweg- zusehen sind. (Tabelle 22, Abb. 97). Er- grabens und des Streckengrabens in gänzt wurden die Entwicklungsräume der Repräsentationsfläche Nincoper vom Verfasser um die Flächen außer- Moor Richtung Norden, halb des Naturschutzgebietes im LSG Moorburg (Entwicklungsraum 13). Für • Entkusselung in den Repräsentations- diesen Entwicklungsraum wird derzeit flächen Nincoper Moor und Francoper ein Pflege- und Entwicklungsplan im Moor, Auftrag des Bezirksamt Harburg (Na- • Herstellung eines Kofferdammes im turschutzreferat) erstellt, der zum Zeit- Norden der Repräsentationsfläche Nin- punkt dieses Berichtes noch nicht vor- coper Moor, der in Westost-Richtung lag. Für die Umsetzung der Entwick- die bestehenden Kofferdämme am Öst- lungsziele im NSG Moorgürtel werden lichen Elstorfer Heuweggraben und am von TESCH einige Maßnahmen im Pfle- Streckengraben verbindet ge- und Entwicklungsplan aufgeführt, • Anlage von Flachwasserteichen im auf die in diesem Bericht nicht im Detail Norden und Nordosten des Nincoper eingegangen wird. Tatsächlich wurden Moores. von den im PEP vorgeschlagenen Maß- nahmen bisher nur wenige umgesetzt. Im Nincoper und Francoper Moor schla- Im Folgenden werden wesentliche Maß- gen sich diese umfangreichen Renatu- nahmen vorgeschlagen, die als prioritär rierungsmaßnahmen in einer Zunahme angesehen werden und deren Umset- von Feuchtbiotopen (nährstoffarme zung möglichst zügig angegangen wer- Sümpfe, Kleingewässer) und Feuchtbra- den sollten. chen sowie dem Rückgang der Gehölz-

Moore in Hamburg 223

Tabelle 22: Übersicht zu den Entwicklungsräumen im NSG Moorgürtel (nach TESCH 2011) ER- Bezeich- Allg. Entwicklungsziele Entwicklungsziele Nut- Nr. nung/Lage zung, Wasserhaushalt

1 Moorregenerati- Erhalt und Regeneration offener keine Nutzung ganzjährig onsflächen im Nin- Moorvegetation mit Bult- stark vernässt (unregulierter coper Moor SchlenkenKomplexen, Feuchtheide Einstau) und Gagelgebüschen sowie Moor- gewässern

2 Biotopmosaik süd- Erhalt und Optimierung eng mitei- keine Nutzung / sehr exten- lich Nincoper Moor nander verzahnter kleinräumiger sive Grünlandnutzung (Wie- / Bereich Stre- Feuchtwälder, Feuchtbrachen und sen / Pflegegrünland; keine ckengrabe sehr extensiv genutzter Feucht- Standweiden) grünländer ganzjährig vernässt bzw. Pufferzone und Vernetzung Nin- oberflächennah feucht (regu- coper - Francoper Moor (Bio- lierter Einstau topverbund

3 Niedermoorgrün- Erhalt und Optimierung des mäßig extensive Grünlandnutzung land südlich des strukturreichen bis offenen Grün- nur geringe Wasserstandsab- Nincoper Moores lands mit hohem Anteil von exten- senkung in der Vegetations- siv genutzten Feuchtwiesen und periode (Aussickerung) dichtem Grabennetz

4 Grünlandniederung Erhalt und Optimierung der offe- mäßig extensive Grünland- der westlichen Hin- nen, weiträumigen Grünlandniede- nutzung terdeichwiesen / rung mit mesophilem Grünland, nutzungsoptimierte Graben- am Flottgraben Feuchtgrünland und geringem wasserstände ohne Aus- Bracheanteil trocknung (regulierbar)

5 Moorgrünland mit Erhalt und Optimierung von struk- Grünlandextensivierung und - Feuchtwaldbestän- turreichem (Hochmoor-) Grünland regeneration den westlich des mit standortangepasster Nutzung nutzungsoptimierte Graben- Francoper Moores (inkl. temporärer Beweidung) und wasserstände ohne Aus- Optimierung von Feuchtwaldbe- trocknung, lokal Grabenstau ständen Pufferzone Francoper Moor

6 Francoper Moor Regeneration halboffener Moor- Nutzungsaufgabe, lokal Pfle- mit Bruchwälder bzw. Sumpfvegetation und Erhalt genutzung (Moorschnucken / bzw. Optimierung geschlossener Pflegemahd) Moor- und Bruchwälder auf Ab- ganzjährig stark vernässt torfungsflächen (unregulierter Einstau), Zu- wässerung

7 Randflächen des Erhalt und Optimierung von Mo- extensive Nutzung, lokal Francoper Moores orgrünland durch standortange- Pflegenutzung passte, extensive Grünlandnut- Sicherung hoher Grabenwas- zung und Optimierung der z.T. serstände, keine tiefe Aus- bewaldeten Sukzessionsflächen trocknung (Pflegemahd) Pufferzone Franco- per Moor

224 Moore in Hamburg

ER- Bezeich- Allg. Entwicklungsziele Entwicklungsziele Nut- Nr. nung/Lage zung, Wasserhaushalt

8 Grünlandniederung Erhalt und Optimierung der offe- mäßig extensive Grünland- der östlichen Hin- nen, weiträumigen Grünlandniede- nutzung terdeichwiesen rung mit mesophilem Grünland, nutzungsoptimierte Graben- Feuchtgrünland und höherem An- wasserstände ohne Aus- teil an Spätmahdflächen / Brachen trocknung (Hinter den Wiesen)

9 Feuchtgrünland- Erhalt und Optimierung des struk- extensive Grünlandnutzung gürtel nördlich der turreichen bis offenen Grünlandes nur geringe Wasserstandsab- Neugrabener Vor- mit hohem Anteil von extensiv senkung in der Vegetations- geest genutzten Feuchtwiesen und dich- periode (Aussickerung) tem Grabennetz; Erhalt von He- cken / Einzelbäumen

10 Feuchtbrachen und Optimierung von sehr extensiv keine Nutzung, lokal Pflege- Gehölzbestände im genutztem Grünland; Erhalt und mahd Bereich Neugrabe- Optimierung zusammenhängender ganzjährig vernässt (unregu- ner Wiesen (Brun- Feuchtbrachen und Sümpfe; Be- lierter Einstau) nengruppe IV der seitigung standortfremder Gehöl- HWW) ze

11 Feuchtgrünland am Erhalt und Optimierung der weit- mäßig extensive Grünland- Scheidebach und gehend offenen Grünlandniede- nutzung Niedermoorgrün- rung mit mesophilem Grünland, nutzungsoptimierte Graben- land westlich der Feuchtwiesen und höherem Anteil wasserstände ohne Aus- Francoper Straße an Spätmahdflächen / Brachen trocknung

12 Niedermoorgrün- Erhalt und Optimierung eines mäßig extensive Grünland- land und Feucht- strukturreichen Grünlandkomple- nutzung brachen östlich der xes aus Feuchtwiesen und Feucht- nutzungsoptimierte Graben- Francoper Straße brachen mit alten Baumreihen und wasserstände ohne Aus- Feuchtwaldbeständen trocknung; ggf. lokal Ver- sumpfung

13 Niedermoorgrün- Erhalt und Optimierung eines mäßig extensive bis intensive land im LSG Moor- strukturreichen Grünlandkomple- Grünlandnutzung burg xes aus Feuchtwiesen und Feucht- nutzungsoptimierte Graben- brachen wasserstände ohne Aus- trocknung; ggf. lokal Ver- sumpfung

Moore in Hamburg 225

Zum Schutz der Torfböden vor einer nen westlichen, niedersächsischen Gra- verstärkten Mineralisation und zum Er- ben zu entwässern. Hierzu könnte eine halt der spezifischen Niedermoorvege- Verbindung der Gräben auf Höhe des tation ist ein ganzjährig oberflächenna- Wiedervernässungsgebiets gebaut her Flurwasserabstand anzustreben. werden und ab dort der östliche Weg- Idealerweise könnte der Pegel im seitengraben angestaut/verfüllt wer- Schöpfwerk Hohenwisch angehoben den. werden und die Moorwetter angestaut Im Francoper Moor sollte eine dauer- werden. Der Rückstau würde sich auf hafte Bewässerung durch die vorhan- das ganze Naturschutzgebiet auswirken denen Windschöpfwerke sichergestellt und im Moorgürtel insgesamt für höhe- werden (Maßnahmenpunkt MP 1). Die re Wasserstände sorgen. Gegebenen- Windschöpfwerke nördlich des Kernge- falls ist zu prüfen, ob alternativ einige bietes Francoper Moor sind bereits seit Hauptentwässerungsgräben angestaut längerer Zeit außer Betrieb, eine zügige werden können (MP 8). Hierdurch könn- Instandsetzung sollte umgehend umge- te eine Wiedervernässung unabhängig setzt werden. von der Vorflut der Moorwetter initiiert Ein großes Problem bei Wiedervernäs- werden. Bereits bestehende Grabenab- sungsmaßnahmen sind die Besitzver- dämmungen sollten geprüft und ggf. hältnisse und fehlende Bereitschaft der erneuert werden. Generell ist zu prüfen, Eigentümer Maßnahmen zu unterstüt- ob Flachabtorfungen auf Grünlandwie- zen. Häufig sind die Landwirte, deren sen durchgeführt werden können und Flurstücke an Maßnahmenflächen an- der Aushub für die punktuelle Auffül- grenzen, nicht mit einer Anhebung der lung von Gräben genutzt werden kann. Wasserstände einverstanden, weil sie Insbesondere wenn es nicht möglich ist Bedenken haben ihre Grünlandwiesen den GW-Stand anzuheben, könnte eine nicht mehr bewirtschaften zu können Flachabtorfung das Mittel der Wahl und Ertragseinbußen befürchten. Insbe- sein. sondere um die Kerngebiete des Fran- Im Francoper und Nincoper Moor könn- coper und Nincoper Moores sollte die ten Stauanlagen zu einer Anhebung der Stadt versuchen weitere Flächen aufzu- Niedrig- und Mittelwasserstände bei- kaufen, um größere Flächen zu entwi- tragen (MP 2). Im Francoper Moor sollte ckeln und Wiedervernässungsmaßnah- der Heidkoppelgraben, und im Nincoper men durchzuführen (MP 11, auf der Moor der Elstorfer Heuweggraben und Karte nicht dargestellt!). der Steckengraben mit Hilfe einer regu- In beiden Kerngebieten sollten regel- lierbaren Stauanlage angestaut werden. mäßig Entkusselungsmaßnahmen Von Seiten des NABU gibt es den Vor- durchgeführt und Pionierbaumarten zur schlag den westlichen Teil des Nincoper Offenhaltung der großräumigen Moor- Moores künftig nur über den vorhande-

226 Moore in Hamburg flächen entfernt werden (MP 3). Gege- legt werden; benenfalls könnte der für die Pflegear- Außerhalb der Kerngebiete und Bruch- beiten zuständige Naturschutzbund wälder bildet die standortgerechte (NABU) von Gartenbauunternehmen landwirtschaftliche Bodennutzung die unterstützt werden oder eine temporä- wichtigste Voraussetzung für eine re Beweidung der Flächen sinnvoll sein. nachhaltige Entwicklung der Moorbö- Eine Schafbeweidung ist beim derzeiti- den (MP 7, auf der Karte nicht darge- gen, relativ offenen, baumarmen Zu- stellt!). Die Grünlandnutzung sollte auf stand nach TESCH sinnvoll, da durch die Bereiche beschränkt werden, in de- eine Beweidung ein positiver Einfluss nen eine ordnungsgemäße Grünland- auf die Heidebestände (Verjüngung) nutzung unter Wahrung von Boden- und auf gräserdominierte Vegetations- schutzbelangen möglich ist. Insbeson- decken erwartet werden kann (Verbiss dere in den Bereichen mit einer starken von Pfeifengras / Moorreitgras etc.). Grundwasseraussickerung ist der wei- Die Kofferdämme in den Kerngebieten che Boden nicht für eine ungesteuerte sollten jährlich durch eine (Mulch-) Beweidung mit schweren Weidetieren Mahd unterhalten und ggf. ausgebes- geeignet (Trittschäden). In nieder- sert werden (MP 4). Eine Erneuerung schlagsreichen Jahren kann der Einsatz der Dämme kann zukünftig erforderlich von schweren Erntemaschinen die Heu- werden, wenn die Dämme zu stark ab- ernte bzw. die Gewinnung von Silage gesackt sind oder die Dämmwirkung erschweren. Ein Grünlandumbruchver- nachweislich nachlässt. bot ist auf landwirtschaftlich genutzten Moorflächen generell einzuhalten, weil Auf den größeren Moorwäldern im ein Umbruch zu einer erhöhten Emissi- Francoper Moor und den kleineren ver- on von Treibhausgasen führt und die streut liegenden Bruch- und Moorwäl- Oberfläche durch die geschlossene dern sind keine regelmäßigen Pflege- Grasnarbe tragfähiger wird. Der Erhalt maßnahmen vorgesehen bzw. erforder- der schützenden Grasnarbe wirkt Ero- lich. Gegebenenfalls sollten standort- sionsprozessen entgegen und verrin- fremde Gehölze entfernt, und Feucht- gert den Eintrag von Nährstoffen in die brachen durch Entfernung von Sträu- Vorfluter. chern / Einzelgehölzen offen gehalten werden (MP 5). Das Hauptaugenmerk Auf einigen Grünlandflächen werden die liegt auf der Sicherung bzw. Wiederher- Gräben z. T. intensiv ausgeräumt und stellung eines ganzjährig oberflächen- häufig mit Hilfe von Grabenfräsen be- nahen Flurwasserabstandes. Hierzu arbeitet (Abbildung 103). Auch in den könnten in den Moorwäldern Graben- Kerngebieten werden Gräben gepflegt verfüllungen durchgeführt werden und teilweise sogar neu angelegt. So (MP 6). Die Art der Ausführung und die wurde z. B. der Heidkoppelgraben im genaue Lage kann nur vor Ort festge- Francoper Moor 2015 auf einer Länge

Moore in Hamburg 227 von 360 m nach Süden und 140 m Rich- verfüllt werden können. Zur punktuellen tung Westen ausgebaut (MP 12). Der Verfüllung von Gräben könnte Material angrenzende Bruchwald, welcher im durch Flachabtorfung (0,20-0,30 m) Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen von stark zersetzten Torfe auf den (Francop 5) eigentlich wiedervernässt Grünlandwiesen gewonnen werden. werden soll, wird seither von zwei Sei- Hierdurch würde man die Geländeober- ten der Entwässerungswirkung des kante erniedrigen und die stark emittie- neuen Grabenabschnitts ausgesetzt. renden Torfe im Oberboden entfernen. Motivation für den Grabenausbau war Eine solche Flachabtorfung ist aktuell die Entwässerung eines kleinen Grün- auf Flurstück 705-00045 im Nincoper landstücks am Südrand des Bruch- Moor geplant (MP 13). Der Aushub soll walds, auf dem im PEP die Einstellung ggf. zur Aufhöhung des Dammweges im der Bewirtschaftung empfohlen wird, Osten des Flurstücks genutzt werden. und das in den letzten beiden Jahren Insbesondere auf Flächen die der Stadt nach Beobachtungen des NABU auch gehören könnte die Paludikultur eine nicht mehr bewirtschaftet wurde. Alternative zur herkömmlichen Grün- Aus bodenkundlicher Sicht sollten landnutzung darstellen und eine er- grundsätzlich keine weiteren Gräben tragsorientierte Nutzung bei hohen- angelegt werden und die Gräben auf Grundwasserständen ermöglichen (MP den Grünlandflächen extensiv gepflegt 10, auf der Karte nicht dargestellt!). werden (MP 9). Das Fräsen von Gräben Generell ist aus bodenkundlicher Sicht sollte auf den Grünlandwiesen generell eine extensive Nutzung und Entwick- unterbunden werden. lung von Grünlandflächen zu naturna- Es ist zu prüfen, ob einige Gräben auf hen Feuchtbrachen und Bruchwäldern den Grünlandwiesen zurückgebaut und anzustreben. z. B. mit Sand, Torf oder Sägespäne

228 Moore in Hamburg

4.6.2 Gut Moor Schutzstatus Kein Schutzstatus Besitzstatus FHH+Privat Moorfläche 115 ha max. Moormächtigkeit 4 m Hydrogenetischer Moortyp Geestrandmoor, schwach entwässert Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet auf der Geest im Süden meist sandig und stark versiegelt, sonst Torf und nicht ver- siegelt, mäßige bis hohe Grundwasserneu- bildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor C-Speicher >100.000 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den 62678, 62679, 62680 Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW-Flurabstand (Sommer) ca. 0,15-0,70 m im Westen ca. 0,30-1.00 m im Osten GW-Flurabstand (Winter) ca. -0,15-0,20 m im Westen ca. 0,20-0,50 m im Osten bisherige Maßnahmen Zuwässerung der westlichen Flächen über einen Dücker aus dem Seevekanal und Bau von Stauwehren empfohlene Maßnahmen Extensivierung, keine Beweidung, Zuwäs- serung der östlichen Fläche (Rönneburger Moor) aus dem Seevekanal und Bau von Stauwehren oder ggf. Flachabtorfungen (0,20-0,30 m) durchführen Entwicklungsziel extensives Grünland, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen, Paludikultur, Moorwald im Südosten Gebietsbetreuung Naturschutzamt (Sondervermögen) Abbildung 104: Steckbrief Gut Moor

Moore in Hamburg 229

Tabelle 23: Maßnahmen Gut Moor

MP. Erläuterung Stand

1 Zuwässerung aus dem Seevekanal, und Stauwehre bereits durchgeführt angelegt

2 Gräben ausgeräumt, neue Gräben und Flachwasser- bereits durchgeführt zonen angelegt 3 Zuwässerung aus dem Seevekanal, Gräben und Stau- Vorschlag wehre anlegen, Wasserstand ganzjährig bis knapp unter der Geländeoberkante einstellen 4 Extensive Grünlandnutzung, kein Einsatz von Dün- wird z. T. bereits gemitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmitteln, keine durchgeführt Beweidung, ggf. Paludikultur als Alternative zur her- kömmlichen Grünlandnutzung etablieren

*MP=Maßnahmenpunkt

230 Moore in Hamburg

Abbildung 105: Übersichtskarte Gut Moor Moore in Hamburg 231

Abbildung 107: Wasserstände Messstelle 62678

Abbildung 106: Wasserstände Messstelle 62679

232 Moore in Hamburg

Abbildung 108: Wasserstände Messstelle 62680

Moore in Hamburg 233

Abbildung 109: Fotos Gut Moor im Februar 2019: Blick auf die nassen Wiesen und ein neu angelegtes Stauwehr auf der westlichen Fläche (oben), vergleichsweise trockene Wiesen im „Rönneburger Moor“ im Osten (unten)

drittgrößten Kohlenstoffpool in Ham- Für die Beurteilung der Moorböden im burg. Die am Fuße der Geest entstan- Stadtteil Gut Moor wurde die „Begrün- denen Moorböden erreichen eine Mäch- dung zum Bebauungsplan Gut Moor 1 tigkeit von bis zu 4 m und sind gene- (Großmoordamm)“ und das Gutachten tisch als Geestrandmoore zu deuten. „Bodenfunktionsbewertung Gut Moor“ Bedingt durch die Entwässerung bis ca. (BWS 2010) herangezogen. Ferner 50 cm unter Geländeoberfläche sind wurden die Flächen im Februar 2019 stark zersetzte und vererdete Torfe begangen und mit Vertretern des Na- vorhanden und die Böden als Erdnie- turschutzamtes über mögliche Maß- dermoore anzusprechen. Bei den Tor- nahmen diskutiert. fen handelt es sich um Erlentorf, Das gesamte Gebiet wird von Torfen Schilftorf und Radizellentorf (BWS, aufgebaut, insgesamt sind auf ca. 115 2010). ha Moorböden verbreitet (Abbildung Die Moorflächen werden im Norden von 105). Die Moorflächen gehören nach der Straße Großmoordamm, im Osten dem Moorgürtel und den Moorböden von der Landesgrenze zu Niedersach- auf den Neuländer Moorwiesen zum

234 Moore in Hamburg sen und der BAB A1, im Süden vom der Flächen innerhalb des „Rönneburger Seevedeich und der Hörstener Straße Moors“, unterliegt entweder ganz oder und im Westen durch eine Kleingarten- teilweise dem gesetzlichen Schutz ge- anlage (Freie Gartengemeinschaft von mäß § 30 BNatSchG in Verbindung mit 1932 - Verein Nr. 732) begrenzt. Nörd- § 14 HmbBNatSchAG. lich grenzt das Landschaftsschutzge- Die Flächen in Gut Moor werden nahezu biet Neuland an das Gebiet an. Auch lückenlos als Grünland genutzt und sind hier sind Moorböden ähnlicher Mäch- durch Wiesen und Mähweiden in unter- tigkeit vorhanden, die z. T. als Aus- schiedlichsten Ausprägungen gekenn- gleichsflächen zur Entwicklung arten- zeichnet. Im Westen sind als Biotop reicher Grünlandwiesen festgesetzt seggen-, binsen- und hochstaudenrei- sind. che Flutrasen (GNF) und kleinflächig Das Gebiet wird vom Naturschutzamt ausgebildete Flutrasengesellschaften („Sondervermögen“) betreut, wobei die (GFF), artenarmes Grünland auf Flächen nur teilweise im Besitz der Feuchtstandorten (GIF) und seggen- Stadt Hamburg sind. Insbesondere im und binsenarme Feucht- oder Nasswie- Osten („Rönneburger Moor“) sind noch sen nährstoffreicher Standorte (GFR), einige Flurstücke in privater Hand. sowie Seggen-, binsen- und/oder hoch- staudenreiche Nasswiesen nährstoff- Die Moorflächen weisen keinen Schutz- reicher Standorte (GNR) ausgeprägt. Im status auf. Einige Flurstücke wurden Rönneburger Moor im Osten des Gebie- aber bereits vor einigen Jahren im Rah- tes überwiegen Wiesen-Fuchsschwanz- men des Bauvorhabens B-Plan Neuland Wiesen (GMM), die vor allen Dingen auf 23 als Kompensationsflächen ausge- den südlich gelegenen Flächen von seg- wiesen und werden seither vom Natur- gen-, binsen- und hochstaudenreichen schutzamt entwickelt. Für die Flächen Flutrasen (GNF) durchsetzt sind. Dane- im Westen ist der Planfeststellungsbe- ben haben sich seggen- und binsenarme schluss A26 West maßgeblich, in dem Feucht- oder Nasswiesen nährstoffrei- die Flächen als Ausgleichsflächen für cher Standorte (GFR) entwickelt. Im den Bau der BAB A26 festgesetzt wur- Südosten ist ein gut ausgeprägter Er- den. Die Flächen im Osten („Rönnebur- len- und Birkenbruchwald nährstoffrei- ger Moor“) sind z. T. als Ausgleichsflä- cher Standorte in Verbindung mit einem che für das Bauvorhaben Neuland 23 lichten Weiden-Moor- und Sumpfge- ausgewiesen und die restlichen Flächen büsch nährstoffreicher Standorte (HSC) im B-Plan Gut Moor 1 (Großmoor- ausgebildet. damm) zur Absicherung der Ausgleichs- flächenverfügbarkeit im Bezirk Harburg, Bei niedrigen Geländehöhen zwischen als Flächen zum Schutz, zur Pflege und 0,8 m NN bis 2,7 m NN und steten Zu- zur Entwicklung von Boden, Natur und strom von Wässern aus der süd- Landschaft festgestellt. Der Großteil westlich angrenzenden Geest, ist das

Moore in Hamburg 235

Gebiet natürlicherweise durch sehr ho- bis an die Geländeoberkante. Selbst die he Grundwasserstände geprägt. Die geestfernen Lagen am Großmoordamm kulturraumtypische Beetgrabenstruktur waren vollständig wassergesättigt. Die ist in vielen Flächen noch erhalten, wo- Zuwässerung aus dem Seevekanal bei die Gräben im Osten des Gebietes scheint also gut zu funktionieren und (Rönneburger Moor) aufgrund fehlender für ein sehr nasses Bodenmilieu zu sor- Pflege teilweise kein Wasser führen. gen. Belegt wird diese Annahme durch die Auswertung von drei Grundwasser- Seit einer größeren Maßnahme vom Na- Messstellen, die im Zeitraum August turschutzamt (CEF Maßnahme 3E) auf 2017 bis Dezember 2018 an zwei Posi- der westlichen Fläche, wird dieses Teil- tionen sogar einen leichten Überstau gebiet aus dem höher gelegenen See- aufweisen (Abbildung 107-108). Ledig- vekanal über den Bahndamm begleiten- lich die Messstelle 62680 ist mit einem den Bahngraben Kanzlershof unterhalb mittleren Flurabstand von 0,45 m durch der Wasmerstraße / Hörstener Straße einen tieferen Wasserstand gekenn- zugewässert und der Grundwasser- zeichnet. Hier sind die jahreszeitlichen stand mit Hilfe von Stauwehren kon- Schwankungen der Wasserstände mit stant hoch gehalten. Zudem wurden ca. 0,5 m auch größer, als bei den bei- alte Gräben ertüchtigt, neue Gräben den anderen Messstellen, die im Jahres- zum Teil ausgehoben und kleinere verlauf einen konstant niedrigen Flur- Flachwasserzonen angelegt. Die Ziel- abstand nahe der Geländeoberkante wasserstände liegen bei durchschnittli- aufweisen. chen Geländehöhen von ca. 1,4 m NN, im südlichen Bereich derzeit bei 1,3 m Bei der Begehung im Februar 2019 wa- NN im Winterhalbjahr und 0,9 m NN im ren die östlichen Flächen im Rönnebur- Sommerhalbjahr. Im nördlichen Bereich ger Moor im Vergleich zur westlichen (zweite Staustufe in Richtung Groß- Flächen deutlich trockener. In den kaum moordamm) bei 1,0 m bzw. 0,7 m NN. gepflegten und nicht sehr tiefen Gräben Die Zielflurabstände liegen demnach war überwiegend kein Wasser vorzufin- zwischen 0,10-0,70 m. Ein wesentlicher den und der Oberboden war vollständig Vorteil der Staustufen und Zuwässe- ausgetrocknet. Bei den vorliegenden rung ist, dass der Wasserstand auch in geologischen Bohrungen lag der ange- Niedrigwasserphasen der nördlich das gebene Flurabstand zwischen 0,1- Gebiet entwässernden Neuländer 0,9 m. Bei der bodenkundlichen Kartie- Moorwetter konstant hoch gehalten rung von BWS im August und Oktober werden kann und die Wasserstände nur 2010 lag der Flurabstand durchschnitt- geringen Schwankungen unterliegen. lich bei ca. 0,4 m. Im Bereich des Bei der Begehung im Februar 2019 wa- Bruchwaldes im Südosten der Flächen ren die Flächen auch bis in den Oberbo- und auf einigen Standorten in Geestnä- den sehr nass, der Wasserstand reichte he reichte der Flurabstand bis an die

236 Moore in Hamburg

Geländeoberkante. Der Wasserstand Flurabstand sollte auf den Flächen im fällt insgesamt mit zunehmender Ent- Westen weiterhin möglichst ganzjährig fernung zur Geest auf ca. 0,5 m u. GOK niedrig gehalten werden und der Was- etwas ab. In Niedrigwasserphasen der serstand zum Schutz vor Mineralisation Neuländer Moorwetter dürften die der Torfe auch im Sommer bis knapp Wasserstände im Rönneburger Moor unter die Geländeoberkante reichen. teilweise deutlich niedriger liegen. Um eine bessere Entwässerung für die Westlich der vorhandenen Kleingärten Grünlandnutzung sicherzustellen, ist im liegt die Deponiefläche 6624-01/00. „In Osten des Gebietes eine Ertüchtigung der Zeit von 1946 und 1975 wurden der Gräben vom Naturschutzamt ge- dort ungefähr 300.000 m³ Haus-, Ge- plant. Aus bodenkundlicher Sicht soll- werbe- und Industriemüll, darunter ca. ten die Gräben auf den Flächen jedoch 150.000 m³ sogenannte Industrieabfäl- nicht gepflegt und eine stärkere Ent- le, abgelagert. [...] Aufgrund des langen wässerung verhindert werden. Die Betriebes der Deponie und dem erhebli- Wasserstände der Vorfluter sollten nur chen Ablagerungsvolumen von ca. kurzfristig zur Mahd der Wiesen niedrig 300.000 m³ Haus-, Gewerbe- und In- eingestellt werden. Hier könnte es zu dustriemüll weist die Deponie ein er- Zielkonflikten zwischen Natur- und Bo- hebliches Gefährdungspotential auf. So denschutz kommen. Es ist zu prüfen, ob konnte innerhalb des oberen Bereiches ein ähnliches Zuwässerungssystem an- der anstehenden Torfe eine Beeinflus- gelegt werden kann wie auf den Flächen sung durch Deponieinhaltsstoffe nach- im Westen (MP 3). Hierzu müssten die gewiesen werden. [... ] Vor diesem Hin- privaten Flächen von der Stadt gekauft tergrund muss von einem Schadstoff- werden oder die Eigentümer mit einer eintrag in die angrenzenden Oberflä- solchen Maßnahme einverstanden sein chengewässer und deren Sedimente und ggf. entschädigt werden. Alternativ durch Aussickerung aus dem Deponie- könnte auch eine Flachabtorfung (0,20- körper ausgegangen werden.“ (B-PLAN 0,30 m) der oberen, stark zersetzten GUT MOOR 1). Torfe sinnvoll sein, um den Wasser- stand durch eine Erniedrigung der Ge-

ländeoberkante anzuheben.

Zukünftige Maßnahmen beschränken Maßnahmen sich viel auf das Grünlandmanagement. Mit der Zuwässerung aus dem Seeve- Grundsätzlich ist eine extensive Bewirt- kanal und der Anlage eines Grabensys- schaftung ohne Zusatz von minerali- tems sowie dem Bau von Stauwehren, schen Düngemitteln, Gülle oder Pflan- wurden bereits Maßnahmen zur Anhe- zenschutzmitteln anzuraten (MP 4). bung der Flurabstände umgesetzt Aufgrund der hohen Wasserstände und (Maßnahmenpunkte MP 1, MP 2). Der der geringen Tragfähigkeit der Moor-

Moore in Hamburg 237 böden, sollten die Flächen nicht bewei- det und lediglich als Mähwiese genutzt werden. Die Bodenbearbeitungen und

Mahd sollte außerhalb der Zeiten von Vogelbrut und Jungenaufzucht durch- geführt werden. Zu überlegen ist, ob die Paludikultur, die eine landwirt- schaftliche Nutzung bei hohen Wasser- ständen ermöglicht, eine Alternative zur herkömmlichen Grünlandnutzung sein könnte.

Grundsätzlich sollte das gesamte Ge- biet naturschutzrechtlich aufgewertet und zumindest als Landschaftsschutz- gebiet ausgewiesen werden.

238 Moore in Hamburg

4.6.3 Naturschutzgebiet Neuländer Moorwiesen Schutzstatus Naturschutzgebiet Besitzstatus FHH +Privat Moorfläche 230 ha max. Moormächtigkeit 6,00 m Hydrogenetischer Moortyp Geestrandmoor, Verlandungsmoor, Böden mäßig bis stark entwässert

Substratabfolge Torf über Sand Einzugsgebiet Im Norden lehmig (Klei) mit mäßiger Ver- siegelung, sonst Torf und unversiegelt, hohe Grundwasserneubildungsrate dominierende Bodentypen Erdniedermoor C-Speicher >320000 t dominierender Zersetzungsgrad stark Grundwassermessstellen mit Nr. (auf den keine Flächen und im näheren Einzugsgebiet) GW- Flurabstand (Sommer) südlich der Fünfhausener-Landweg- Wettern ca. 0,50 m, sonst ca. 0,80 m GW- Flurabstand (Winter) südlich der Fünfhausener-Landweg- Wettern ca. 0,10-0,50 m, sonst ca. 0,40- 0.60 m bisherige Maßnahmen Extensivierung der Grünlandflächen, Anle- gen von Kleingewässer und Flachwasser- zonen, Ertüchtigung und Anlage neuer Gräben und Stauwehre empfohlene Maßnahmen weitere Extensivierung der Grünlandflä- chen, keine Beweidung, ggf. Flachabtor- fungen (ca. 0,20-0,30 m) durchführen, Paludikultur als Alternative zur herkömm- lichen Grünlandnutzung etablieren Entwicklungsziel extensives Grünland, seggen- und binsen- reiche Nasswiesen, Paludikultur Gebietsbetreuung Naturschutzamt Abbildung 110: Steckbrief NSG Neuländer Moorwiesen

Moore in Hamburg 239

Abbildung 111: Übersichtskarte NSG Neuländer Moorwiesen – Torfe und Maßnahmen

240 Moore in Hamburg

Abbildung 112: Übersichtskarte NSG Neuländer Moorwiesen – Ausgleichsflächen und Besitzverhältnisse

Moore in Hamburg 241

Abbildung 113: Fotos Neuländer Moorwiesen: Blick von der Fünfhausener Straße nach Westen (o. l) und vom Großmoordamm nach Norden (o. r) im August 2015, Stauwehr (u. l.) und Fünfhausener-Landweg-Wettern (u. r.) im Februar 2019

ausgewiesen, u. a. für die Bauvorhaben Die Neuländer Moorwiesen liegen un- Neugraben-Fischbek 65, Neuland 23, mittelbar östlich der BAB A1 im Stadt- Francop 07 / Neuenfelde 12 oder die teil Neuland. Nach Süden und Osten Umgehungsstraße Finkenwerder. Insbe- wird das Gebiet von Grünlandwiesen sondere im Norden sind zahlreiche Flur- entlang der Landesgrenze zu Nieder- stücke in Privatbesitz. sachsen und im Norden von Siedlungs- flächen entlang des Neuländer Elb- Das Gebiet wurde im Jahr 2017 auf ca. deichs begrenzt. Ein Großteil der Flä- 250 ha als Naturschutzgebiet ausge- chen (ca. 140 ha) ist schon seit längerer wiesen und ist vor allem als Lebens- Zeit als Ausgleichsflächen ausgewiesen raum für die besonders stark gefährde- und wird vom Naturschutzamt („Son- te Gruppe der Wiesenvögel, wie u. a. dervermögen“) durch gezielte Renatu- Rotschenkel, Kiebitz und Bekassine von rierungs- und Extensivierungsmaßnah- Bedeutung. Insgesamt brüten hier elf men als artenreiche Feuchtwiesen ent- nach der Roten Liste für Hamburg bzw. wickelt. Die Flächen der Stadt sind fast für Deutschland gefährdeten Vogelar- ausnahmslos als Ausgleichsflächen ten in dem Gebiet. In den Neuländer

242 Moore in Hamburg

Moorwiesen kommen zudem 317 ver- che Flutrasen (GNF), Seggen-, binsen- schiedene Pflanzenarten vor, von denen und/oder hochstaudenreiche Nasswie- 74 Pflanzenarten auf den Roten Listen sen nährstoffreicher Standorte (GNR) von Deutschland oder Hamburg stehen und artenreiche Weiden frischer bis (https://www.hamburg. de/neulaender- mittlerer Standorte (GMW) ausgeprägt. moorwiesen). Dazu gehören etwa die Im Süden und in den zentralen Lagen Sumpfdotterblume, das Moor-Labkraut des Gebietes kommen zusätzlich Seg- und der Röhrige Wasserfenchel. Auch gen-, binsen- und/oder hochstauden- für Amphibien wie den bundesweit ge- reiche Nasswiese magerer, basenarmer fährdeten Moorfrosch oder seltene Li- Standorte (GNA), Röhrichtgesellschaf- bellenarten wie die Grüne Mosaikjung- ten (NR) und kleinere Wiesen- oder fer hat das Gebiet eine hohe Bedeu- Weidentümpel (STG), sowie u. a. auch tung. vom Naturschutzamt angelegte Klein- gewässer (SEG) vor. Insgesamt sind auf ca. 230 ha Moorbö- den an der Oberfläche vorhanden. Im Die Flächen im Süden werden in nördli- Norden des NSG werden die Torfe von cher Richtung, in die zentral das Gebiet Klei und/oder Flusssanden bedeckt. Die durchlaufende Fünfhausener-Landweg- Torfe erreichen im Norden Mächtigkei- Wettern entwässert. Die nördlich gele- ten von bis zu 6 m und sind genetisch genen Flächen werden ebenfalls Rich- als Geestrandmoore zu deuten, die tung Norden von der Neuländer Wet- wohl auch nach Verlandung eines Alt- tern am Neuländer Elbdeich und dem armes der Elbe entstanden sind. Durch Verbindungsgraben in die Süderelbe Entwässerung und Nutzung sind die entwässert. obersten Bodenbereiche stark zersetzt Über die Wasserstände auf den Moor- und vererdet, so dass sich die Nieder- flächen liegen nur wenige Daten vor. moorböden zu Erdniedermooren wei- Grundwassermessstellen sind im Gebiet terentwickelt haben. Anhand vorliegen- nicht vorhanden. Bei durchschnittlichen der bodenkundlicher Bohrungen aus Geländehöhen von ca. 0,75 m NN wur- den 1950er Jahren ist zu erkennen, de der Flurabstand bei einigen geologi- dass die Vererdung bis ca. 0,30-0,40 m schen Bohrungen mit 0,2-0,7 m ange- Tiefe reicht. Sehr wahrscheinlich ist die geben. Die Wasserstände sind im We- Mineralisation der Torfe in den letzten sentlichen von den Wasserständen der 60 Jahren fortgeschritten und die Bö- größeren Hauptentwässerungsgräben den mittlerweile tiefgründiger vererdet. („Wettern“) abhängig, die von den je- Als Lebensraum sind im Norden über- weiligen Wasserverbänden eingestellt wiegend seggen- und binsenarme werden und darauf zielen eine landwirt- Feucht- oder Nasswiesen nährstoffrei- schaftliche Nutzung und Entwässerung cher Standorte (GFR), Flutrasen (GFF) der Siedlungsflächen sicherzustellen. und Seggen-, binsen-, hochstaudenrei- Hier hat das Naturschutzamt keinen

Moore in Hamburg 243

Einfluss und ist auf die Zusammenar- wird und die Flächen nicht zu stark beit mit den Wasserverbänden ange- entwässert werden. Hier könnte es zu wiesen. Die Wasserstände auf den Flä- Zielkonflikten zwischen Bodenschutz chen südlich der Fünfhausener- und Naturschutz kommen. Als Kom- Landweg-Wettern können aber mitt- promiss, sollten die Wasserstände nach lerweile mit Hilfe von Stauwehren ein- Möglichkeit nur für die Mahd der Flä- gestellt und an die jeweilige Nutzung chen kurzfristig abgesenkt und ansons- angepasst werden. Die Zielwasserstän- ten möglichst hoch eingestellt werden. de liegen im Winter zwischen 0,50- Generell ist zu prüfen, ob Flachabtor- 0,70 m NN und im Sommer zwischen fung (0,20-0,30 m) sinnvoll sind und 0,20-0,40 m NN. Der Flurabstand be- der Aushub gegebenenfalls für die trägt somit ca. 0,10-0,50 m. punktuelle Auffüllung von Gräben ge- nutzt werden kann. Hierdurch würden die stark emittierenden Torfe im

Oberboden entfernt und die Gelände- Maßnahmen oberfläche erniedrigt werden. In den letzten Jahren hat das Natur- Das Grünlandmanagement sollte auf schutzamt insbesondere Maßnahmen eine sehr extensive Nutzung, ohne die zur Förderung von offenen Wasserflä- Einbringung von mineralischen Dünge- chen durchgeführt. So wurden rund 21 mitteln, Gülle oder Pflanzenschutzmit- Kilometer an Gräben wiederhergestellt teln zielen. Die Flächen sollten nicht zu und 13 Kleingewässer sowie zwölf häufig gemäht werden und aufgrund Flachwasserzonen auf einer Fläche von der geringen Tragfähigkeit der Moor- etwa acht Hektar neu angelegt (Abbil- böden nicht beweidet werden. Alterna- dung 111). Ziel ist es, neue Kernflächen tiv könnte eine Nutzung der Grünland- für den Amphibien-, Vogel- und Insek- wiesen als Paludikultur erfolgen, die tenschutz zu schaffen. eine extensive Grünlandnutzung bei ho- In den nächsten Jahren sollen im Auf- hen Grundwasserständen ermöglicht. trag des Naturschutzamtes weitere Zumindest sollte diese Form der Be- Gräben ertüchtigt und z. T. neue Grä- wirtschaftung als Leitziel für das Gebiet ben angelegt werden. Flächen die auf- formuliert werden. grund mangelnder Pflege der Gräben bisher nur schwach entwässert werden und z. T. brach gefallen sind, sollen wieder bewirtschaftbarer gemacht und in Grünland überführt werden. Aus bo- denkundlicher Sicht sollte darauf ge- achtet werden, dass der Wasserstand möglichst ganzjährig hoch eingestellt

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Fotos: soweit nicht anders angegeben von Jan Jelinski.

Kartographie: Kartengrundlage soweit nicht anders angegeben Landesamt für Geoin- formation und Vermessung.