REGIONALE ENTWICKLUNGSSTRATEGIE Wartburgregion

WARTBURGREGION – GEMEINSAM. VIELFÄLTIG. ATTRAKTIV. Regionale Aktions Gruppe LEADER WARTBURGREGION

RAG LEADER Wartburgregion e.V. Trift 4 36433

Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.

Erstellt durch: IPU - Ingenieurbüro für Planung und Umwelt Breite Gasse 4-5 99084 www.ipu-erfurt.de

Hinweis: Zuständige Verwaltungsbehörde für die Förderung im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) in Thüringen ist das

Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft Referat 67 │ EU-Fondsverwaltung und Gemeinschaftsaufgabe Werner-Seelenbinder-Str. 8 | 99096 Erfurt | Postfach 900362 | 99106 Erfurt |

Aus Gründen der Vereinfachung wird im folgenden Doku- ment ausschließlich die männliche Sprachform verwen- det. Sie impliziert stets die weibliche. Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Demografischer Niveau der Baufertigstellungen Wandel im Vergleich 2013 zu 2002 im Vergleich Die Bevölkerung wird Deutlicher kontinuierlicher Rückgang im älter - weniger - bunter Landkreis und der kreisfreien Stadt bevölkerung 2002-2013 -64,2 % - kreis Wartburg- kreis -58,9 % kreisfreie -11,4 % stadt

kreisfreie stadt eisenach

-5,8 %

Schulen im Entwicklung der Flächennutzung Starkes Bildungsangebot in der Region 2012 zu 2000 32 Grundschulen Siedlungs- und Verkehrsfläche: +0,8% 6 Gymnasien Landwirtschaftsfläche: +1,8% 18 Regelschulen 4 Förderzentren 2 Berufsschulen 1 Hochschule

Bürgerschaftliches Engagement reges Vereinsleben mit „Nachwuchsproblemen“ jährliche Auszeichnungen mit der Ehrenamtsmedaille des Landrates und der Thüringer Ehrenamtscard

Einwohner in Landkreis und Ortsteilen Eisenachs (2013) Wartburgkreis: 126.732 Einwohner Ortsteile Eisenachs: Einwohner

Inhalt

Zusammenfassung...... 6 1 Abgrenzung und Lage des LEADER-Aktionsgebietes...... 10 2 Vorerfahrungen der Förderperiode 2007-2013...... 13 3. Verfahren zur Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie...... 16 4 Gebietsanalyse, SWOT- und Bedarfsanalyse...... 19 4.1 Gebietsanalyse...... 19 4.2 SWOT- und Bedarfsanalyse...... 34 5. Leitbild, Ziele, Handlungsfelder...... 42 6. Aktionsplan...... 63 7. Organisationsstruktur und Prozessorganisation...... 67 7.1 Regionale Aktionsgruppe...... 67 7.2 Regionalmanagement...... 72 7.3 Projektauswahlverfahren...... 77 8. Finanzplan...... 82 Anhang...... 86

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 - Wartburgregion, Quelle: eigene Darstellung...... 10 Abbildung 2 - Meilensteine des Konzepts, Quelle: eigene Darstellung...... 16 Abbildung 3 - Themenworkshop, Quelle: IPU...... 17 Abbildung 4 - Flächennutzung im Wartburgkreis 2013, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 20 Abbildung 5 - Veränderung der Flächennutzung im Wartburgkreis 2000-2013, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 20 Abbildung 6 - Erreichbarkeit der Autobahn, Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft.. 21 Abbildung 7 - Bevölkerungsentwicklung in % 2006-2011, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 22 Abbildung 8 - Relative Entwicklung der Altersgruppen im Wartburgkreis 2002-2011, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 23 Abbildung 9 - Entwicklung Privathaushalte 1998-2012, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 23 Abbildung 10 - Baualtersklassen 2013, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 24 Abbildung 11 - Mobile Versorger, Quelle: IPU...... 24 Abbildung 12 - Karte Daseinsvorsorge, Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage Landratsamt Wartburgkreis.. 25 Abbildung 13 - Nationale Naturlandschaften, Quelle: Biosphärenreservatsverwaltung Vessertal-Thüringer Wald.. 26 Abbildung 14 - Anteil Erneuerbarer Stromproduktion im Wartburgkreis 2015, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V...... 27 Abbildung 15 - Entwicklung Arbeitslosenquote, Quelle: Bundesagentur für Arbeit...... 28 Abbildung 16 - Anteil Erwerbstätige 2012, Quelle: Bundesagentur für Arbeit...... 28 Abbildung 17 - Pendlerverflechtungen, Quelle: PTV transport consult GmbH...... 29 Abbildung 18 - Tourismusregionen, Quelle: Landratsamt Wartburgkreis...... 31 Abbildung 19 - Touristische Kennzahlen 2001-2013, Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik...... 32 Abbildung 20 - Entwicklungsziele, Quelle: eigene Darstellung...... 43 Abbildung 21 - Handlungsfelder, Quelle: eigene Darstellung...... 44 Abbildung 22 - Organisationsstruktur, Quelle: eigene Darstellung...... 67 Abbildung 23 - Öffentlichkeitsarbeit, Quelle: eigene Darstellung...... 69

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Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 - Gebietskörperschaften, Quelle: Stadt Eisenach und Thüringer Landesamt für Statistik...... 11 Tabelle 2 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld A: Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft, Quelle: eigene Darstellung...... 46 Tabelle 3 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld B: Regionale Wirtschaft, Quelle: eigene Darstellung...... 49 Tabelle 4 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld C: Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander, Quelle: eigene Darstellung...... 53 Tabelle 5 - Aktionsplan 2015-2018 (Seite 65), Quelle: eigene Darstellung...... 64 Tabelle 6 - Aktionsplan 2019-2020 (Seite 66), Quelle: eigene Darstellung...... 64 Tabelle 7 - Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit und der Beteiligung je Zielgruppe, Quelle: eigene Darstellung.... 71 Tabelle 8 - Strukturziele, Quelle: eigene Darstellung...... 71 Tabelle 9 - Prozessmanagement und -steuerung, Quelle: eigene Darstellung...... 73 Tabelle 10 - Betreiben der Geschäftsstelle, Quelle: eigene Darstellung...... 73 Tabelle 11 - Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie, Quelle: eigene Darstellung...... 74 Tabelle 12 - Zusammenarbeit mit Akteuren, Quelle: eigene Darstellung...... 75 Tabelle 13 - Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit, Quelle: eigene Darstellung...... 75 Tabelle 14 - Fördermittelmanagement und - akquise, Quelle: eigene Darstellung...... 76 Tabelle 15 - Koordination gebietsübergreifender und transnationaler Zusammenarbeit, Quelle: eigene Darstellung...... 76 Tabelle 16 - Koordination und Umsetzung von Umbrella-Projekten, Quelle: eigene Darstellung...... 77 Tabelle 17 - Projektauswahlkriterien, Quelle: eigene Darstellung...... 78 Tabelle 18 - Kostenschätzung nach Handlungsfeldern, Quelle: eigene Darstellung...... 83 Tabelle 19 - Indikative Finanztabelle, Quelle: eigene Darstellung...... 83

Abkürzungsverzeichnis

AK = Arbeitskreis ICE = Intercity Express ALF = Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung KAG = Kommunale Arbeitsgemeinschaft B = Bundesstraße km² = Quadratkilometer BAB = Bundesautobahn LAG = Lokalte Aktionsgruppe DVS = Deutsche Vernetzungsstelle (LEADER) LEADER = Liaison entre actions de développement de e.V. = eingetragener Verein l‘économie rurale EC = Eurocity LEP = Landesentwicklungsprogramm ELER = Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Ent- MWh = Megawattstunde(n) wicklung des ländlichen Raums ÖPNV = Öffentlicher Personennahverkehr EFRE = Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung PKW = Personenkraftwagen EU = Europäische Union PV = Photovoltaik EW = Einwohner RAG = Regionale Aktionsgruppe FFH = Flora-Fauna-Habitat REK = Regionales Entwicklungskonzept FILET = FörderInitiative Ländliche Entwicklung in Thürin- RES = Regionale Entwicklungsstrategie gen SWOT = Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), ha = Hektar Opportunities (Chancen),Threats (Gefahren) IC = Intercity WAK = Wartburgkreis

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Zusammenfassung Die Wartburgregion liegt im Westen des Freistaates Thüringen, besteht aus 40 Gemeinen und zehn kreisangehörigen Städten sowie den ländlichen Ortsteilen der kreisfreien Stadt Eisenach. In der Wartburgregion leben rund 132.400 Einwohner. Mit circa 1.300 km² ist der Wartburgkreis der nach Fläche größte Landkreis Thü- ringens. Die neun ländlichen Ortsteile Eisenachs haben eine Fläche von insgesamt circa 63 km². Daraus folgt eine Einwohnerdichte von circa 100 Einwohnern pro km². Die Wartburgregion befindet sich an einer Schnittstelle naturräumlich unter- schiedlicher Landschaftstypen und lässt sich räumlich in vier Einheiten gliedern: das -Werratal im Norden, das Wartburg-Werratal im mittleren Teil der Region sowie die thüringische Rhön im Süden. Desweiteren liegen Ausläufer des Thüringer Waldes im Nordosten der Wartburgregion.

Traditionelle kompakte Dorfformen und eine regionale Baukultur prägen die Dörfer und Kleinstädte der Wartburgregion (Stärke). Sozioökonomische Verän- derungen führten und führen perspektivisch zu zunehmenden Leerständen und Brachflächen (Schwäche/Risiko). Generell gibt es eine anhaltende Nachfrage nach Wohnraum (in Teilen) der Region (Stärke), dieser wird aber zum Beispiel aufgrund veränderte Ansprüche an Wohnungsgrundrisse oder einem Mangel an bedarfs- gerechten Mietwohnungen (Risiko) nicht zu decken sein. Perspektivisch wird ein Überangebot an Einfamilienhäusern herrschen (Risiko). Hier besteht enormer Handlungsbedarf. Der zukünftig notwendige Wohnraum muss so qualifiziert werden, dass er an die maßgeblichen Anforderungen der Barrierefreiheit und der energetischen Sanierung angepasst wird. Auch öffentliche Räume, Gebäude oder Infrastrukturen sind von diesen Defiziten geprägt und müssen perspektivisch in Wert gesetzt werden. Dem Leerstand und der zunehmenden Flächeninanspruch- nahme in der Region muss durch die Etablierung und Umsetzung eines flächende- ckenden Siedlungs- und Flächenmanagements begegnet werden. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der letzten Förderperiode, sind Maßnahmen der Brachflä- chenrevitalisierung und der Dorferneuerung zum Erhalt von Ortskernen unabding- bar. Zur Umsetzung der Maßnahmen ist vorgesehen, auf andere Förderprogram- me (EFRE) bzw. andere Mittel aus dem ELER zurückzugreifen. Die Nahversorgung ist in den meisten Gemeinden vor Ort bzw. durch mobile Anbieter sicher gestellt (Stärke). Mobilitätsangebote und ÖPNV sind in der Region sehr unterschiedlich ausgestaltet (Schwäche). Defizite gibt es besonders für Jung und Alt (Schwäche). Das aktuelle Strategiekonzept ÖPNV des (Stärke) bietet die Chance, neue und alternative Mobilitätsangebote zu erproben und langfristig die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern. Gleichzeitig können über Lückenschlüsse bzw. den Ausbau des (Rad-) Wegenetzes die Gemeinden der Region miteinander verbunden werden. Die Wartburgregion verfügt über eine attraktive und intakte Natur- und Kulturlandschaft (Stärke), die es zu durch regelmäßige Pflege und ge- zielte Vermarktung zukünftig verstärkt in Wert zu setzen gilt (Chance). Der ver- antwortungsvolle und umweltverträglicher Umgang mit natürlichen Ressourcen steht im Fokus. Risikovorsorge im Hinblick auf ggf. zu erwartende Zunahmen von Extremwetterlagen (Risiko) muss verstärkt betrieben werden. Desweiteren muss der sparsame Umgang mit Energie, die Vermeidung und Reduzierung von Fläche- ninanspruchnahme sowie die Pflege und den Erhalt der Natur- und Landschafts- räume forciert werden. Der Wartburgkreis und die Stadt Eisenach gehören zu den stärksten Wirtschaftsregionen Thüringens (Stärke). Durch Abwanderung gehen der Region jedoch wichtige Arbeitskräfte verloren und Lehrstellen bleiben unbesetzt (Schwäche). Die Sensibilisierung für bestimmte –für den ländlichen Raum typi- sche- Berufsbilder und die Unterstützung bereits bestehender Initiativen zur Fach- kräftesicherung haben eine hohe Priorität. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschafts- faktor für den ländlichen Raum, stärkt aber auch durch attraktive Freizeitangebote die Lebensqualität des Standorts. Die Wartburgregion ist in vier Ferienregionen Seite - 6 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

präsent (Stärke), eignet sich hervorragend für Aktivtourismus (Stärke) und hat eine Vielzahl kultureller Highlights zu bieten (Stärke). Insgesamt gibt es jedoch zu wenig Vernetzung der touristischen Akteure (Schwäche) und die Schwierigkeit, die in den letzten Jahren geschaffenen touristischen Infrastrukturen zu unterhalten (Schwä- che). Es stehen bis 2021 einige Großereignisse in der Region an (Chance), deren Bedeutung aber noch zu wenig wahrgenommen wird (Schwäche) und die es pers- pektivisch, besonders im Ausland, zu vermarkten gilt. Im Bereich Tourismus sollen die touristischen Infrastrukturen weiter ausgebaut werden und das bestehende Portfolio durch Erlebnisangebote sowie die Inwertsetzung der Lutherthematik und der Deutsch-Deutschen Geschichte, erweitert werden. Professionalisierung und Qualitätssteigerung sind zwei Aspekte, um die Wertschöpfung in dieser Branche zu erhöhen. Im Tourismus sind neben professionellen Organisationen auch ehren- amtliche Vereine und Gruppierungen wichtige Maßnahmenträger. Die Naturparke, das Biosphärenreservat, der Nationalpark und die bestehende Dachmarke stellen Kooperationen in der Region in den Vordergrund und fördern eine Vermarktung regionaler Produkte (Stärke). Durch die Dachmarke Rhön ist bereits eine Vermark- tungsstruktur etabliert (Stärke). Eine quantitative Erfassung aller Initiativen zur Vermarktung regionaler Produkte gibt es allerdings nicht (Schwäche). Zunächst einmal gilt es, die bestehenden Strukturen zu erheben und zu publizieren. Dies kann einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für regionale Produkte zu erhö- hen. Netzwerktreffen von Nahversorgern und Direktvermarktern stärken Marke- ting- und Vermarktungsstrukturen und leisten einen Beitrag zu zukunftsfähigen Nahversorgungsstrukturen. So können Wertschöpfungsketten (regionaler Pro- dukte) optimiert werden und die Wertschöpfung in der Region gehalten werden. Die Wartburgregion verfügt über ein gemeinsames Bildungsverständnis (Stärke). Grundlegende Bildungsangebote sind in der Region flächendeckend vorhanden (Stärke). Es mangelt jedoch an weiterführenden Bildungsangeboten und einer Bündelung und Vernetzung der schulischen mit den außerschulischen Angeboten sowie deren Erreichbarkeit (Schwäche). Außerschulische Angebote wie Musik- und Kunstschule sind in der Region vorhanden (Stärke). Die Wartburgregion verfügt außerdem über viele kulturelle Highlights, immaterielles Kulturerbe und beste- hende Kulturinitiativen, die meist auf ehrenamtlichem Engagement basieren (Stärke). Auch hier ist eine Schwäche die mangelnde Bündelung und Vernetzung der bestehenden Angebote und Akteure. Zudem fehlt es bestehenden Vereinen, demografiebedingt bzw. aufgrund von Interessensverschiebungen, an Nachwuchs (Schwäche). Chancen sind hier, die aktive Generation der „Rentner“ für das Eh- renamt zu gewinnen und neue, flexible Engagementformen zu entwickeln. Indem eine stärkere Berücksichtigung verschiedener Zielgruppen und die Teilhabe aller Menschen forciert wird, kann dem Risiko eines anhaltenden Vereinssterbens und einer Überforderung bürgerschaftlich Engagierter durch Überbeanspruchung im Ehrenamt entgegengewirkt werden. Zuzüge in die Region nehmen tendenziell wieder zu (Stärke), wenn auch perspektivisch der Bevölkerungssaldo weiterhin ne- gativ sein wird (Schwäche). Durch die direkte räumliche Nähe zu Eisenach kann die Bedeutung des Wartburgkreises als Wohnstandort gesteigert werden (Chance). Die Wartburgregion ist von einer erhöhten Bildungsabwanderung der 15-25 Jäh- rigen betroffen (Schwäche). Dieser kann mit einer Bewusstseinsbildung für Aus- bildungsmöglichkeiten in der Region entgegengewirkt werden (Chancen), ebenso wie durch die Förderung von lebenslangem Lernen. Ein Risiko ist die Zunahme der Auswirkungen des demografischen Wandels. Ziel muss es deshalb sein, junge Menschen und Familien in der Region zu halten und für den Zuzug in die Region zu werben. Beim Zusammenleben in den Orten ist ein Ziel, die Dorfgemeinschaften zu stärken, Neubürger willkommen zu heißen und sie ins Dorfleben zu integrieren. Das Zusammenleben der Generationen und die Teilhabe aller Bürger am gesell- schaftlichen Leben gilt es zu stärken und weiter auszubauen. Seite - 7 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Um all dies zu erreichen, müssen die Stärken der Region sichtbar gemacht und Schwächen angegangen werden unter dem Leitbild:

Wartburgregion – gemeinsam. vielfältig. attraktiv. • Lebenswerte und attraktive Orte gestalten • Intakte Natur- und Kulturlandschaft ermöglichen • Moderne und leistungsfähige Wirtschaft ausbauen • Gesellschaftliches Miteinander fördern • Stärken sichtbar machen

Zur Erreichung des Leitbilds und für die zukünftige Entwicklung der Region wurden deshalb folgende Entwicklungsziele definiert: • Schaffung eines zukunftsfähigen Lebensraums „Wartburgregion“ durch nach- haltige Siedlungs-, Landschafts-, und Infrastrukturentwicklung • Stärkung der ländlichen Wirtschaft und ihrer Wertschöpfungsketten • Förderung von bürgerschaftlichem Engagement, gesellschaftlicher Teilhabe und lebenslangem Lernen

Im Zuge der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie wurde die örtliche Bevölkerung sowie die relevanten Akteure und Interessensgruppen zu verschie- denen Zeitpunkten eingebunden. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurden vier große Veranstaltungen durchgeführt. In der Auftaktveranstaltung wurde zunächst die LEADER-Methode vorgestellt. Mit der Auftaktveranstaltung wurde auch eine Online-Beteiligungsplattform freigeschaltet. Ziel der Online-Beteiligung war es, eine möglichst breite Masse an Interessierten zu erreichen, besonders diejeni- gen, die sich von traditionellen Beteiligungsformen nicht angesprochen fühlen. Im zweiten Schritt wurden zwei öffentliche Themenworkshops durchgeführt. Die Ergebnisse der Themenworkshops wurden in die Beteiligungsplattform eingepflegt und standen im weiteren Prozess zur Diskussion. Als vierte große öffentliche Betei- ligungsveranstaltung wurden in einem Regionalforum die in den Themenworkshop erarbeiteten Zielstellungen vorgestellt und in wechselnden thematischen Arbeits- gruppen diskutiert. Unabhängig von den öffentlichen Beteiligungsveranstaltungen wurde ein Workshop mit Schülersprechern (als gewählte Vertreter von Jugend- lichen aus der Region) durchgeführt, um die Interessen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu berücksichtigen. Neben den öffentlichen Veranstaltungen fanden während des gesamten Prozesses der Strategieerstellung vertiefenden Akteurs- bzw. Expertengespräche statt und es konnte für die Erstellung der RES auf die Ergebnisse bereits gelaufener Beteiligungsprozesse zurückgegriffen werden.

Im Rahmen des Beteiligungsprozesses wurden neben Leitbild und Entwicklungs- zielen drei Handlungsfelder (A: Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft, B: Regionale Wirtschaft, C: Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander) definiert. Diese wurden mit entsprechenden Handlungsfeldzielen (Projekt- bzw. Prozesszielen) hinterlegt. Desweiteren wurden Start-, Leit-, und Kooperationspro- jekte aufgezeigt. Der Aktionsplan benennt diese und stellt die ersten Umsetzungs- schritte (Meilensteine) dar. Leitprojekt im Handlungsfeld A ist die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie „Innenentwicklung und Siedlungsumbau“. Ein Startprojekt wäre der Abriss einer bestehenden Fußgängerbrücke mit Treppe und Neubau einer Rad- und Fußgängerbrücke über der Felda in . Im Handlungsfeld B sind Leitprojekte „Fachkräftesicherung“, „regionale Produkte“ und „Lutherregion“. Ein Starprojekt wäre „Regional ist optimal“, eine Broschüre, die Vermarktungsinitiativen und Direktvermarkter regionaler Produkte aufzeigt. Im Handlungsfeld C sind Leitprojekte das Stärken der Vereine und Unterstützung des Seite - 8 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Ehrenamts sowie ein Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur. Starprojek- te in diesem Handlungsfeld sind das Imagebuch des Wartburgkreises, die Her- richtung einer Scheune zur Ausstellung dörflichen Kulturgutes sowie der zweite Bauabschnitt der Sanierung des Haus der Vereine in Kranlucken. Zudem strebt die RAG nationale und transnationale Kooperationsprojekte an und möchte abermals den Wettbewerb „Dörfer in Aktion“ durchführen.

Jede Person, jeder Verein, jede Organisation etc. kann Projekte zur Förderung im Rahmen von LEADER einreichen. Grundsätzlich muss ein Projekt eine Überein- stimmung mit übergeordneten EU und Landes-Zielen aufweisen und zur Umset- zung der Ziele der RES dienen. Die bis zu einem bestimmten Stichtag eingegangen Projekte werden vom Gesamtvorstand, anhand von Projektauswahlkriterien, qualitativ bewertet. Insgesamt muss ein Vorhaben die Minimalpunktzahl von neun (9) Punkten erreichen. Maximal kann ein Projekt mit 27 Punkten bewertet werden. Die Höhe der Förderung für Vorhaben, die zur Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie dienen, liegt bei 60 % der förderfähigen Kosten, ausgenom- men für für RAG-eigene Vorhaben sowie für Kooperationsprojekte. Maßnahmen, deren Gesamtkosten zwischen 2.000 und 5.000 € liegen (Kleinprojekte), können zu einem Vorhaben der RAG als Umbrella-Projekt zusammengefasst werden. Hier beträgt der Fördersatz für alle Zuwendungsempfänger 75 %.

Um die Umsetzung der Strategie zu überprüfen, finden ein kontinuierliches Monitoring sowie eine Halbzeit- und eine Abschlussevaluierung statt. Ein Moni- toring erfolgt insbesondere durch die jährliche Fortschreibung des Aktions- und Finanzplans. Jedem Handlungsfeldziel sind Indikatoren zugeordnet, die so eine Überprüfung der Zielerreichung gewährleisten. Dies ermöglicht, im Zuge der Fortschreibung, eine Ist-Soll-Analyse sowie eine Bestimmung des Zielerreichungs- grads. Daraus lässt sich feststellen, ob die durchgeführten Projekte zur Umsetzung der RES (Strategiekonformität) beitragen. Basierend auf diesen Ergebnissen, kann dann ggf. bei Bedarf steuernd eingegriffen werden.

Zur Umsetzung der Strategie wird die RAG sich eines professionellen Regional- managements bedienen, welches das Prozessmanagement- und –steuerung, den Betrieb der Geschäftsstelle, die Zusammenarbeit mit Akteuren in der Region, die Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit, das Fördermittelmanagement und die Akquise von Drittmitteln, die Koordination gebietsübergreifender und transnati- onaler Zusammenarbeit, sowie die Koordination und Umsetzung von Umbrella- Projekten übernimmt.

Zur Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie stehen der RAG, je nach Gebietsgröße, Einwohnerzahl und Qualität der RES, 2,5 bis 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Die RAG kalkuliert deshalb mit einem Mittelvolumen von 3 Millionen Euro. Hiervon fließen rund 673.870 € in Verwaltungskosten (inklusive Regional- management). 1.071.00 € sind für das Handlungsfeld A vorgesehen, 573.500 € für das Handlungsfeld B und 680.900 € für das Handlungsfeld C. Zur Umsetzung von Maßnahmen ist ein Multifonds-Ansatz vorgesehen.

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1 Abgrenzung und Lage des LEADER-Aktionsgebie- tes Beschreibung der Region 132.400 Einwohner leben auf Die Wartburgregion liegt im Westen des Freistaates Thüringen und ordnet sich 1.363 km² räumlich in die Planungsregion Südwestthüringen ein. Die Region grenzt an die thüringischen Landkreise -Hainich-Kreis, und Schmalkalden-Mei- ningen, an die im Bundesland Hessen gelegenen Landkreise Hersfeld-Rotenburg, sowie den -Meißner-Kreis. Mit circa 1.300 km² ist der Wartburgkreis der nach Fläche größte Landkreis Thüringens. Fast vollständig vom Wartburgkreis umschlossen ist die kreisfreie Stadt Eisenach im nördlichen Teil des Landkreises. Die neun ländlichen Ortsteile Eisenachs, mit einer Fläche von insgesamt circa 63 km², gehören ebenfalls zum LEADER-Gebiet und bilden zusammen mit dem Land- kreis die 1.363 km² große LEADER-Gebietskulisse „Wartburgregion“. Die Kernstadt Eisenach gliedert sich, trotz ihrer räumlichen Integration, aus dem LEADER-Gebiet aus. Dennoch hat sie eine bedeutende Strahlkraft auf die umliegende Region und bedingt einige Synergieeffekte und Stadt-Umland Beziehungen, die in der Regiona- len Entwicklungsstrategie aus diesem Grund an relevanten Stellen mit aufgezeigt und beleuchtet werden. Die Gebietskulisse umfasst den Wartburgkreis und die ländli- chen Ortsteile Eisenachs

Abbildung 1 - Wartburgregion

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Beteiligte Gebietskörperschaften Die Wartburgregion besteht aus 40 Gemeinden und zehn kreisangehörigen Die Gebietskulisse ist klar abge- Städten sowie den neun ländlichen Ortsteilen der kreisfreien Stadt Eisenach. Alle grenzt beteiligten Gebietskörperschaften liegen nur in der LEADER-Gebietskulisse „Wart- burgregion“ und der Förderkulisse nach FILET. Es finden keine Überschneidungen mit anderen LEADER-Gebietskulissen statt. Der Wartburgkreis umfasste 126.283 Einwohner am 31.12.2013. Die ländlichen Ortsteile der kreisfreien Stadt Eisenach umfassten am 06.05.2015 insgesamt 6.097 Einwohner. Da den Einwohnerzahlen unterschiedliche Stichtage zu Grunde liegen, muss die aktuelle Einwohnerzahl der Gebietskulisse geschätzt werden und beläuft sich auf rund 132.400 Einwohner. Daraus ergibt sich eine Einwohnerdichte von circa 100 Einwohnern pro km². Eine Übersicht der beteiligten Gebietskörperschaften gibt Tabelle 1. Die zentralört- liche Funktion beruht auf dem LEP 2025 und dem Regionalplan Südwestthüringen 2012.

Bevölkerung Tabelle 1 - Gebietskörperschaf- ten 31.12.2013 für den Wartburgkreis Gebietskörperschaft 06.05.2015 für die Stadt Eisenach Zentralörtliche Funktion männlich weiblich insgesamt Personen Kreisfreie Stadt Eisenach 35988 Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums davon ländliche Ortsteile 6097 ohne zentralörtliche Funktion

Berteroda 105 ohne zentralörtliche Funktion Neukirchen 560 ohne zentralörtliche Funktion Madelungen 354 ohne zentralörtliche Funktion Hötzelsroda 1279 ohne zentralörtliche Funktion Stockhausen 690 ohne zentralörtliche Funktion Stregda 1.417 ohne zentralörtliche Funktion Stedtfeld 794 ohne zentralörtliche Funktion Neuenhof-Hörschel 668 ohne zentralörtliche Funktion Wartha-Göringen 230 ohne zentralörtliche Funktion Landkreis Wartburgkreis 63070 63213 126283 Barchfeld-Immelborn 2360 2396 4756 ohne zentralörtliche Funktion , Stadt 2600 2618 5218 Grundzentrum 1786 1752 3538 ohne zentralörtliche Funktion Vacha, Stadt 2703 2761 5464 Grundzentrum Wutha-Farnroda 3233 3064 6297 Grundzentrum Moorgrund 1692 1712 3404 ohne zentralörtliche Funktion 2948 2881 5829 Grundzentrum Hörselberg-Hainich 3186 3058 6244 ohne zentralörtliche Funktion , Stadt 3831 4043 7874 Grundzentrum 2617 2616 5233 ohne zentralörtliche Funktion EG: , Stadt 8428 8878 17306 ohne zentralörtliche Funktion Bad Salzungen, Stadt 7558 8024 15582 Mittelzentrum Leimbach 870 854 1724 ohne zentralörtliche Funktion EG: 2446 2369 4815 ohne zentralörtliche Funktion Tiefenort 2011 1949 3960 ohne zentralörtliche Funktion Frauensee 435 420 855 ohne zentralörtliche Funktion

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Bevölkerung 31.12.2013 für den Wartburgkreis Gebietskörperschaft 06.05.2015 für die Stadt Eisenach Zentralörtliche Funktion männlich weiblich insgesamt Personen EG: Marksuhl 2010 1929 3939 ohne zentralörtliche Funktion Marksuhl 1471 1377 2848 ohne zentralörtliche Funktion Ettenhausen a.d. 209 194 403 ohne zentralörtliche Funktion Wolfsburg-Unkeroda 330 358 688 ohne zentralörtliche Funktion EG: , Stadt 3596 3498 7094 ohne zentralörtliche Funktion Geisa, Stadt 2352 2325 4677 Grundzentrum 680 641 1321 ohne zentralörtliche Funktion 36 30 66 ohne zentralörtliche Funktion 528 502 1030 ohne zentralörtliche Funktion EG: , Stadt 3810 4000 7810 ohne zentralörtliche Funktion Ruhla, Stadt 2824 2973 5797 Grundzentrum Seebach 986 1027 2013 ohne zentralörtliche Funktion EG: , Stadt 2181 2126 4307 ohne zentralörtliche Funktion Kaltennordheim, Stadt 1683 1659 3342 Grundzentrum Diedorf/Rhön 195 167 362 ohne zentralörtliche Funktion 303 300 603 ohne zentralörtliche Funktion VG: Berka/Werra 3332 3245 6577 ohne zentralörtliche Funktion Berka/Werra, Stadt 2164 2153 4317 ohne zentralörtliche Funktion Dankmarshausen 514 496 1010 ohne zentralörtliche Funktion Dippach 565 505 1070 ohne zentralörtliche Funktion Großensee 89 91 180 ohne zentralörtliche Funktion VG: 4820 4879 9699 Grundzentrum Brunnhartshausen 193 188 381 ohne zentralörtliche Funktion Dermbach 1480 1573 3053 ohne zentralörtliche Funktion Neidhartshausen 164 173 337 ohne zentralörtliche Funktion 322 323 645 ohne zentralörtliche Funktion Stadtlengsfeld, Stadt 1234 1194 2428 ohne zentralörtliche Funktion Urnshausen 406 363 769 ohne zentralörtliche Funktion 403 459 862 ohne zentralörtliche Funktion 404 375 779 ohne zentralörtliche Funktion Zella/Rhön 214 231 445 ohne zentralörtliche Funktion VG: Mihla 5491 5388 10879 ohne zentralörtliche Funktion Berka v. d. Hainich 394 397 791 ohne zentralörtliche Funktion 333 331 664 ohne zentralörtliche Funktion , Stadt 1179 1231 2410 ohne zentralörtliche Funktion Ebenshausen 150 137 287 ohne zentralörtliche Funktion 165 160 325 ohne zentralörtliche Funktion 109 95 204 ohne zentralörtliche Funktion 597 573 1170 ohne zentralörtliche Funktion 824 781 1605 ohne zentralörtliche Funktion

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Bevölkerung 31.12.2013 für den Wartburgkreis Gebietskörperschaft 06.05.2015 für die Stadt Eisenach Zentralörtliche Funktion männlich weiblich insgesamt Personen Lauterbach 335 330 665 ohne zentralörtliche Funktion Mihla 1114 1085 2199 Grundzentrum 291 268 559 ohne zentralörtliche Funktion

Begründung der Abgrenzung Die Wartburgregion befindet sich an einer Schnittstelle naturräumlich unterschied- licher Landschaftstypen und lässt sich räumlich in vier Einheiten gliedern: das Hainich-Werratal im Norden, das Wartburg-Werratal im mittleren Teil der Region sowie die thüringische Rhön im Süden. Desweiteren liegen Ausläufer des Thü- ringer Waldes im Nordosten der Wartburgregion. Die jetzige Abgrenzung wurde Gebietsabgrenzung aufgrund aufgrund vielfältiger Verflechtungen gewählt: vielfältiger Verflechtungen

Aus administrativer Sicht ist das LEADER-Gebiet, abgesehen von den ländlich geprägten Ortsteilen der kreisfreien Stadt Eisenach, deckungsgleich mit dem Wartburgkreis. Diese Abgrenzung wirkt sich positiv auf die Arbeit der Regionalen Aktionsgruppe (RAG) aus, da der Landkreis und die Stadt Eisenach Mitglieder in der Regionalen Aktionsgruppe sind und den LEADER-Prozess unterstützen. Nicht nur die administrative Gliederung, sondern auch die Wirtschafts- und Sozialver- bände sind auf diese Region hin ausgerichtet.

Schon in LEADER + sowie in der vergangenen Förderperiode 2007-2013 war der dargestellte Raum LEADER-Region (LAG WAK/ RAG Wartburgregion). Hieraus sind formelle sowie informelle Strukturen, Netzwerke und Verflechtungen von Akteu- ren entstanden. Im Zuge der Evaluierung der Förderperiode 2007-2013 fand ein Diskussionsprozess innerhalb der Region statt. Die Gebietskulisse wurde dabei als durchweg positiv, äußerst zielführend und effizient bewertet und soll beibehalten werden. 2 Vorerfahrungen der Förderperiode 2007-2013 Darstellung der bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen von LEADER 2007-2013 Der Tätigkeitsbericht über die vergangene ELER Förderperiode 2007-2013 wur- Die Region hat einen Tätigkeits- de dem Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung (ALF) Meiningen am bericht vorgelegt 26.09.2014 vorgelegt.

Das Einzugsgebiet der RAG Wartburgregion umfasste den gesamten Wartburg- kreis, einschließlich der neun ländlich geprägten Ortsteile der kreisfreien Stadt Eisenach. Die Gebietskulisse hatte circa 128.227 Einwohner (Stand 2012) auf einer Fläche von 1.363 km². Die Gebietskulisse hat sich während der vergangenen För- derperiode nicht verändert.

LEADER als Methode bedeutet die breite Mobilisierung von Akteuren, Visionen und Ansätzen der Entwicklung des ländlichen Raums durch kooperative und inno- vative Projekte und Maßnahmen. In der vergangenen Förderperiode wurde in der Wartburgregion eine positive Entwicklung durch die LEADER-Methode herbeige-

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führt. Akteure wurden mobilisiert, vielfältige Projekte initiiert und umgesetzt. Die wertvollste Ressource für die Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie war das Engagement der regionalen Akteure und der Bürger, ihre Kommunikation und Kooperation.

437 Projektanträge seit dem Unter dem Motto „Vernetzte Vielfalt – Zukunft der Wartburgregion“ wurden zahl- Jahr 2008, davon 219 Bewilli- reiche Projekte, entsprechend ihrer Einordnung zu Handlungsfeldern und Hand- gungen lungsbereichen in der Regionalen Entwicklungsstrategie, bewertet und umgesetzt. Insgesamt gingen (von 2008 an) 437 Projektanträge ein, die bearbeitet wurden. Rund die Hälfte davon (219 Anträge) haben eine Förderung durch das ALF Meinin- gen erhalten. Diese Projekte erzeugten einen Mehrwert, da sie teilweise innovativ (neuartig) für die Region und meist sektorübergreifend angelegt waren und somit Synergieeffekte generierten. Viele Projekte zogen Folgeprojekte nach sich. Mit der Umsetzung des Projekts „Dörfer in Aktion“ beispielsweise, wurden Aktionen von besonders engagierten Bürgern unbürokratisch unterstützt und umgesetzt. Die Maßnahme war regional bedeutsam und die Umsetzung von Kleinstprojekten sehr wichtig, da sie teilweise Folgeprojekte mit sich zogen. Zudem wurde der Bekannt- heitsgrad der RAG und LEADER gesteigert. Durch den Erfolg als innovatives Vor- haben der drei Südwestthüringer RAGen, ist das Projekt auch überregional auf gro- ßes Interesse gestoßen. Mit einem vergleichsweise geringen Mitteleinsatz wurden, Großer Erfolg von „Dörfer in durch die Unterstützung und Anerkennung bürgerschaftlicher Initiativen, in den Aktion“ Dörfern und kleinen Städten der Wartburgregion vielfältige Effekte erzielt, was -ge nau dem LEADER-Gedanken einer Regionalentwicklung „von unten“ im bottom-up Prinzip entspricht. Für die Durchführung bedurfte es entsprechender innovativer Lösungen. Das betrifft auch die Projekte, die mit einem hohen Anteil von ehren- amtlichem Engagement durchgeführt wurden, für die neue Verantwortlichkeiten (Bürger), Formen der Finanzierung gefunden wurde sowie ein Weg zur Förderung (Akzeptanz, Anerkennung von Eigenleistungen) geebnet werden musste.

Der Mehrwert eines Projektes bemisst sich zuerst an seinem Beitrag zur Umset- zung der Regionalen Entwicklungsstrategie, dann an den geschaffenen materiellen Werten (Gebäude, Wege), stabilisierten und geschaffenen Arbeitsplätzen, sozialen Aktionen, Aktivitäten oder ggf. ideellen bzw. prozessualen Werten wie neue Ideen, Verfahren die entwickelt, oder auch Erfahrungen des Gelingens oder Nicht-Gelin- gens, die gemacht wurden.

Bei der Auswahl der zu fördernden Projekte war der Gesamtvorstand der RAG das Steuer- und Entscheidungsgremium in der Wartburgregion. Auf Grund seines heterogenen Aufbaus aus Vertretern von verschiedenen Gebietskörperschaften, Teilregionen, Wirtschafts- und Sozialpartnern fand eine unabhängige und objekti- ve Bewertung der Projekte statt.

Der Schwerpunkt der Umsetzung der RES (2008-2013) lag primär auf folgenden Bereichen: Innerortsentwicklung; Wegestruktur; neue Infrastrukturen und Ange- bote der Versorgung; Mobilität und Kultur; Pflege, Wertevermittlung und –steige- rung der Natur- und Landschaftsräume; Sicherung und Ausbau touristischer Rou- ten, Angebote und ihrer Qualitätsstandards; Information und Bildung: regionale Themen und Zusammenhänge; Koordination der regionalen Kommunikation und Zusammenarbeit. Die Schwerpunkte der Förderungen lagen auf der Dorferneue- rung, der Revitalisierung sowie dem ländlichen Wegebau. In der vergangenen Förderperiode (2007-2013) hat sich diese Organisationsstruk- tur der Regionalen Aktionsgruppe bewährt und als effizient und effektiv erwiesen. In der Neufassung der Satzung (Version 04.12.2014) wurden die Vereinsgremien um das Organ „erweiterter Vorstand“ erweitert sowie die Ladung von beratenden Seite - 14 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Gästen ermöglicht. Dies geschah zur Verbesserung der Arbeitsfähigkeit, vor allem Die Organisationsstruktur der hinsichtlich der strategischen Steuerung der Vereinsaktivitäten sowie in Abhän- Regionalen Aktionsgruppe hat gigkeit von sich ändernden Rahmenbedingungen und institutionellen Vorgaben. sich bewährt Zudem wurde eine begriffliche Unterscheidung von Gesamtvorstand und Fachbei- rat vorgenommen, da der Gesamtvorstand das beschließende und der Fachbeirat das beratende Organ des Vereins ist und flexibel besetzt werden kann. Prozesse, in die die Region eingebunden war Die Region war in eine Vielzahl von weiteren Prozessen eingebunden oder hat diese mit angestoßen. Beispielhaft zu nennen sind: • Initiativgruppe „Westlicher Thüringer Wald“ • Erstellung und Umsetzung des ILEK Werra-Wartburgregion • Erarbeitung des Naturparkplans -Hainich-Werratal • Erarbeitung des REK Welterberegion Wartburg-Hainich • Erarbeitung des Rahmenkonzepts für das Biosphärenreservat Rhön (Arbeits- gruppe „Entwicklung ländlicher Raum“) • Erarbeitung Klimaanpassungskonzept für die Planungsregion Südwestthürin- gen • Netzwerktreffen Wirtschaftsförderung des Wartburgkreises • Fördergebietskulissen Dorferneuerung (Anhang 1) • Diverse Gemeindeentwicklungs- und Stadtentwicklungskonzepte (vgl. auch Kapitel 4). Selbstevaluierung Ziel der gesamten Evaluierung war es, Verbesserungs- bzw. Anpassungs- und Steuerungsaktivitäten für die Arbeit innerhalb und mit der RAG zu gewinnen und Erkenntnisse für die Fortführung des LEADER-Programms zu erarbeiten. Zur Ge- Die RAG Wartburgregion war winnung von Daten und Informationen für die Evaluation der LEADER-Förderperi- Modell-Region des Leitfadens ode 2007-2013 wurden verschiedenste Ansätze gewählt (Anhang 2). Zwei mal hat zur Selbstevaluierung der DVS die RAG eine Selbstevaluation auf Grundlage eines Fragebogens externer Evaluati- onsberatung (Mehrwert von LEADER, IfLS, für die Thüringer RAGen) durchgeführt. Desweiteren hat das Regionalmanagement eine Diplomarbeit zum Thema „Evalu- ierung der Prozessqualität in LEADER-Managements Wartburgregion u.a.“ betreut. Die RAG Wartburgregion war eine von neun Modell-Regionen des Leitfadens zur Selbstevaluierung der Deutschen Vernetzungsstelle LEADER (DVS) und maßgeblich an dessen Entwicklung beteiligt. Weitere Förder- und Entwicklungsprogramme Die Region konnte über die LEADER-Mittel hinaus, Mittel aus der Dorferneuerung, dem ländlichen Wegebau sowie der Revitalisierung generieren (EFRE- und ELER- Mittel) (Anhang 1 und Anhang 3).

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3. Verfahren zur Erstellung der Regionalen Ent- wicklungsstrategie Im Zuge der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie wurde die örtliche Bevölkerung sowie die relevanten Akteure und Interessensgruppen zu verschiede- nen Zeitpunkten eingebunden. Abbildung 2 zeigt das Beteiligungsverfahren zur Erstellung der Regionalen Ent- wicklungsstrategie inklusive durchgeführter Beteiligungen und Abstimmung in den Gremien. Alle relevanten Akteure wurden im Rahmen der durchgeführten Veranstaltungen beteiligt. Die Teilnehmerlisten befinden sich im Anhang 4. Neben Abbildung 2 - Meilensteine des Öffentlicher Auftakt Konzepts Mehrzweckhalle Barchfeld-Immelborn 24.02.2015

Jugendworkshop Planetarium Bad Salzungen 05.03.2015

Themenworkshop I Kulturscheune Gumpelstadt 10.03.2015

Themenworkshop II Kulturscheune Gumpelstadt 12.03.2015

Regionalforum Kulturscheune Gumpelstadt 19.03.2015 25.02.2015 bis 13.04.2015

Erweiterter Vorstand

onlineBeteiligung - Ziele, Projekte und Ideen - Ziele, Projekte onlineBeteiligung Rathaus Gemeinde Moorgrund 24.03.2015

Erweiterter Vorstand Rathaus Gemeinde Moorgrund 15.04.2015 23.03.2015 bis 17.04.2015 vertiefende Akteursgespräche vertiefende Gesamtvorstand Kulturscheune Gumpelstadt 29.04.2015

Erweiterter Vorstand Rathaus Gemeinde Moorgrund 06.05.2015

Gesamtvorstand Kulturscheune Gumpelstadt 20.05.2015

Öffentliche Abschlussveranstaltung Kulturscheune Gumpelstadt 28.05.2015 Seite - 16 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

der gezielten schriftlichen Einladung von maßgeblichen Akteuren und noch nicht bzw. unzureichend in der RAG vertretenen Interessensgruppen, fand eine breite öffentliche Einladung zu den Veranstaltungen über die Presse, die Webseite sowie die Facebookseite der RAG statt. Die entsprechenden Presseartikel zu den Veran- staltungen sind im Anhang 13 beigefügt. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurden vier große Veranstaltungen durch- Vier große Beteiligungsveran- geführt. In der Auftaktveranstaltung am 24.02.2015 in der Mehrzweckhalle in staltungen Barchfeld-Immelborn wurde zunächst die LEADER-Methode vorgestellt. Anschlie- ßend wurde der Prozess der Strategieerstellung sowie die weiteren Möglichkeiten der Beteiligung im Rahmen der Strategieerstellung, als auch im weiteren LEADER- Prozess, präsentiert. Mit der Auftaktveranstaltung wurde auch eine Online-Betei- ligungsplattform freigeschaltet. Ziel der Online-Beteiligung war es, eine möglichst breite Masse an Interessierten zu erreichen, besonders diejenigen, die sich von traditionellen Beteiligungsformen nicht angesprochen fühlen. Junge -noch nicht mobile- oder alte -nicht mehr mobile- Bürger sowie diejenigen, die aus Zeitgrün- den an den klassischen Veranstaltungen nicht teilnehmen konnten, hatten so die Möglichkeit, an Diskussionen mitzuwirken und ihre Ideen in die Regionale Entwick- lungsstrategie einfließen zu lassen. Insgesamt gab es 46 registrierte Nutzer, die 54 Online-Beteiligungsplattform Beiträge verfassten. mit 46 registierten Nutzern und Im zweiten Schritt wurden zwei öffentliche Themenworkshops durchgeführt. 54 Beiträgen Aufbauend auf den aus der Gebietsanalyse abgeleiteten Stärken und Schwächen wurden im Workshop am 10.03.2015 in der Kulturscheune in Gumpelstadt mögliche Zielstellungen erarbeitet, in dem der Fra- ge nachgegangen wurde, was die Teilnehmer in den Themenfeldern „Zukunfts- fähige Lebensräume“ und „Gesellschaftliches Mitei- nander“ zukünftig für die Wartburgregion erreichen wollen. Im Workshop am 12.03.2015, ebenso in der Kulturscheune Gumpel- stadt, wurde ebendies für die Themenfelder „Regio- nale Wirtschaft“ und „Bil- dung und Kultur“ getan. Abbildung 3 - Themenworkshop Die Ergebnisse der The- menworkshops wurden in die Beteiligungsplattform eingepflegt und standen im weiteren Prozess bis zum 13.04.2015 zur Diskussion. Als vierte große öffentliche Beteiligungsveranstaltung wurden in einem Regionalforum am 19.03.2015, in der Kulturscheune Gumpelstadt, die in den Themenworkshop erarbeiteten Zielstellun- gen vorgestellt und in wechselnden thematischen Arbeitsgruppen diskutiert. Zu- nächst bestand für alle Teilnehmer die Möglichkeit, Ergänzungen vorzunehmen. Im weiteren Verlauf wurden, aufbauend auf der Leitfrage „wie wollen wir diese Ziele erreichen?“ hin, erste mögliche Umsetzungsschritte und Projektideen erarbeitet. Aus Erfahrungen der letzten Förderperiode und anderen Prozessen in der Region heraus, fühlen sich Jugendliche und junge Erwachsene von klassischen Beteili- Spezieller Workshop für Jugend- gungsformaten wenig angesprochen. Unabhängig von den öffentlichen Beteili- liche gungsveranstaltungen wurde deshalb am 05.03.15 im Planetarium Bad Salzungen ein Workshop mit Schülersprechern (als gewählte Vertreter von Jugendlichen aus der Region) durchgeführt. Diese wurden für den Gesamtprozess LEADER sensibili- siert und konnten die ihnen wichtigen Themen einbringen. Seite - 17 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Akteurs- und Expertengesprä- Zur Klimawerkstatt im Rahmen der Erstellung des Klimaanpassungskonzepts für che als Ergänzung zu öffentli- Südwestthüringen, wurden durch die Regionale Planungsstelle Südwestthüringen, chen Veranstaltungen alle in diesem Themenfeld relevanten Akteure eingeladen. Bei dieser Veranstal- tung wurden, nach erläuternden Einführungsvorträgen, regionsspezifische Grup- pen gebildet, in denen mögliche Maßnahmen und Leitprojekte zur Abmilderung der Auswirkungen und der Anpassung an den Klimawandel, in Gruppenarbeit entwickelt und diskutiert wurden. Die Ergebnisse sind in die Regionale Entwick- lungsstrategie eingeflossen. Neben den öffentlichen Veranstaltungen fanden während des gesamten Prozesses der Strategieerstellung vertiefenden Akteurs- bzw. Expertengespräche statt: Beteiligung der regionalen • Sachbereichsverantwortliche Tourismus und Kultur, Wartburgkreis (04.02.15) Wirtschaft • Netzwerktreffen Wirtschaftförderung 17.03.15 – Teilnehmerlisten Anhang 4) • Arbeitsgruppe Landwirtschaft (08.04.15 – Teilnehmerliste Anhang 4)

Ausgiebige Öffentlichkeitsarbeit Während des gesamten Prozesses der Strategieerstellung wurde durch das mit dem Prozessmanagement der RAG beauftragte Büro eine ausgiebige Öffentlich- keitsarbeit durchgeführt. Zu nennen sind hier die Einladungen zu den Veranstal- tungen, Pressemitteilungen, Inhalte der Internetpräsenz (www.rag-wartburgre- gion.de) sowie der Facebook-Seite. Darüber hinaus konnten sich die Bürger und Akteure jederzeit über persönlichen Kontakt mit der Projektbearbeiterin (Frau Reisten) und dem Mitarbeiter der RAG Geschäftsstelle (Herr Lüneburger), ein- bringen. Zudem gab es die Möglichkeit konkrete Projektideen über ein eigens dafür entwickeltes Projektideenformular einzureichen. Dieses lag bei den Veran- staltungen aus, konnte auf der Internetseite heruntergeladen werden und war in der Geschäftsstelle erhältlich. Alle Projektideen wurden gesammelt und in einem „Projektpool“ aufgenommen. Eine Auflistung aller eingegangenen Projektideen befindet sich im Anhang 8.

Erstellung und Umsetzung an- Das Regionalmanagement war in der Förderperiode 2007-2013, in der Übergans- dere Konzepte und Prozesse, in phase 2014-2015 und wird voraussichtlich zukünftig an der Erstellung und Um- die die Region eingebunden war setzung anderer Konzepte in der Region beteiligt sein. Hier konnte für die Erstel- lung der Regionalen Entwicklungsstrategie auf die Ergebnisse bereits gelaufener Beteiligungsprozesse zurückgegriffen werden. Zu nennen sind hier u.a. folgende Prozesse: • Erarbeitung des REK Welterberegion Wartburg Hainich • Erstellung und Umsetzung des ILEK Werra-Wartburgregion • Erarbeitung des Naturparkplans Eichsfeld-Hainich-Werratal • Erarbeitung des Rahmenkonzepts für das Biosphärenreservat Rhön (Arbeits- gruppe „Entwicklung ländlicher Raum“) • Erarbeitung Klimaanpassungskonzept für die Planungsregion Südwestthürin- gen Regelmäßige Abstimmungstref- In regelmäßigen Abständen fanden Abstimmungstreffen zwischen ausführendem fen mit dem Vorstand Büro und dem Vorstandsvorsitzenden der RAG statt. Das Verfahren zur Erstel- lung der RES wurde durch den erweiterten Vorstand der RAG aktiv begleitet. Der erweiterte Vorstand setzt sich aus dem Vorstand der RAG zusammen, dem Schatz- meister sowie drei Beisitzern. Beratend haben an diesen Sitzungen Vertreter des ALF Meiningen, der Kreisplanung/Wirtschaftsförderung und der Jugendarbeit teilgenommen. Die Gruppe bestand somit aus Vertretern jeder Teilregion sowie aus Kommunalvertretern, Wirtschafts- und Sozialpartnern (vgl. Teilnehmerliste Anhang 4).

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4 Gebietsanalyse, SWOT- und Bedarfsanalyse Verschiedene Herausforderungen und Trends prägen die Wartburgregion und Die Wartburgregion steht vor erfordern eine Regionale Entwicklungsstrategie, die eine konzeptionelle Grundla- vielen Herausforderungen ge für die 2014 begonnene LEADER-Förderperiode bildet und Lösungsansätze für die Bewältigung zukünftiger Aufgaben und Prozesse aufzeigt. Zunächst ist hierbei maßgeblich der fortschreitende, demografisch bedingte, Schrumpfungs- und Alterungsprozess zu nennen. Dieser wird vor allem die kleineren, ländlich ge- prägten Gemeinden betreffen. Die soziale Überformung bzw. der demografische Umbau der Gesellschaft stellt die Kommunen bei Erhalt und Schaffung adäquater Infrastrukturen der Daseinsvorsorge vor Herausforderungen. Wanderungsprozes- se und Strukturwandel haben zusätzlich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Funktionsverlust baulicher Strukturen geführt, der sich innerörtlich in landwirt- schaftlichen, gewerblichen und industriellen Brachen sowie in Wohnungsleerstän- den zeigt. Auch die wirtschaftsstrukturelle Entwicklung, die eine der Stärken der Wartburgregion darstellt, sieht sich künftig neuen Aufgaben gegenübergestellt. 4.1 Gebietsanalyse Die Gebietsanalyse der Wartburgregion bezieht sich auf die Hauptthemenfelder Raum- und Siedlungsstruktur, Demografie, Daseinsvorsorge, Umwelt, Energie und Klima, Wirtschaftsstruktur, Tourismus und Naherholung, Bildung und Kultur. Die Gebietskulisse der Wartburgregion umfasst den Wartburgkreis und die länd- lichen Ortsteile der kreisfreien Stadt Eisenach. Da die Datenverfügbarkeit auf Ortsteilebene schwierig ist, wurden diese in der Analyse nicht separat betrachtet. Als Datengrundlage wurden deshalb die statistischen Daten des Wartburgkreises herangezogen und falls thematisch sinnvoll, um die der gesamten Stadt Eisenach ergänzt.

4.1.1 Raumstruktur Im Norden der Wartburgregion reichen die Muschelkalkplatten und -bergländer Naturraum und Flächennutzung von Hainich-Dün-Hainleite und Werrabergland-Hörselberge bis in das Gebiet um Eisenach. Im Nordosten ragen Ausläufer des Innerthüringer Ackerhügellandes (Thüringer Becken) bis in das Gebiet hinein. Der zentrale Teil des Landkreises wird von den drei Buntsandstein-Hügelländern Waltershäuser Vorberge, Bad Salzunger Buntsandsteinland (überwiegend landwirtschaftliche Nutzung) und Lengsfeld- Zillbach-Bauerbacher Buntsandstein-Waldland bestimmt. Unterbrochen werden sie von den Werraauen Gerstungen-Creuzburg und Meiningen-Vacha, vom Zech- steingürtel Bad Liebenstein sowie von den Ausläufern des nordwestlichen und westlichen Thüringer Waldes. Im Süden der Wartburgregion beginnt die Vorderrhön, ein sehr abwechslungsrei- ches Trias-Bergland mit zahlreichen bewaldeten Basaltkegeln. Die Vorderrhön er- reicht im Wartburgkreis Höhen von über 700 m. Wasserflächen konzentrieren sich, da größere natürliche Standgewässer in der Wartburgregion nicht vorhanden sind, auf die Altwässer der Werra bei Immelborn, Bad Salzungen, Tiefenort, Dorndorf, Dankmarshausen, Gerstungen, Pferdsdorf, Mihla und Treffurt. Gewässer erster Ordnung nach Anhang 1 des Thüringer Wassergesetzes sind die Werra, Hörsel, und Ulster. Ein markanter Eingriff in die Kulturlandschaft sind die Abraum- halden des Kalibergbaus von Merkers bis Unterbreizbach. Betriebs- und Abbau- flächen machen rund 0,4 % der Flächennutzung des Wartburgkreises aus. Rund die Hälfte (47,9 %) der Fläche des Wartburgkreises ist als Landwirtschaftsfläche ausgewiesen und 35,2 % als Waldfläche. Der Anteil von Siedlungs- und Verkehrs- flächen beträgt rund 8 %, die Erholungsflächen machen 0,4 % aus, Wasserflächen 1 %. Flächen mit sonstiger Nutzung (z.B. Militär- und Konversionsflächen) haben einen Anteil von 14 % an der Gesamtfläche.

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Abbildung 4 - Flächennutzung im Wartburgkreis 2013 0,4% Siedlungs- und 1,0% 0,4% Verkehrsfläche 5,5% 7,8% Betriebsfläche

Erholungsfläche

35,2% Landwirtschaftsfläche

Waldfläche 49,7% Wasserfläche

Flächen anderer Nutzung

Im zeitlichen Verlauf ist der Anteil der Fläche anderer Nutzung um 36,2 % zurück- gegangen, während die Anteile der übrigen Nutzungsarten angestiegen sind. Der Anstieg von Wald-, Erholungs-, und Landwirtschaftsfläche kann auf eine Nutzungs- änderung im Zuge von Konversionsmaßnahem zurückgeführt werden. Der Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsflächen ist ein deutlicher Indikator für die Ausweisung neuer Flächen für Wohnraum sowie für den Aus- und Neubau von Straßen (B19/ BAB4). Die Ressource „Fläche“ ist ein knappes Gut. Jede Flächennutzung hat Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, deshalb hat die Bundesregierung das Ziel vorgegeben, den Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu senken. Die Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen wirkt diesem Ziel entgegen. Besonders im Hinblick auf dem demografischen Wandel und die perspektivisch abnehmende Bevölkerung, ist die Neuausweisung von Wohnfläche kontraproduk- tiv. Die oben aufgezeigten Werte der Veränderung der Flächennutzung sind nur bedingt reliabel, da Aufgrund von Korrekturen in der Statistik Flächenveränderun- gen in einzelnen Nutzungsarten entstanden sein können, die nicht auf tatsächliche Flächenveränderungen zurück zu führen sind. Abbildung 5 - Veränderung der Flächennutzung im Wartburg- Flächen anderer Nutzung kreis 2000-2013 Wasserfläche

Waldfläche

Landwirtschaftsfläche

Erholungsfläche

Betriebsfläche

Siedlungs- und Verkehrsfläche -40,0% -20,0% 0,0% 20,0% 40,0%

Raumordnung Aus Sicht der Planungshierarchie gilt für die Wartburgregion das Landesentwick- lungsprogramm Thüringen (LEP) 2025 aus dem Jahr 2014. Gemäß diesem ist die Wartburgregion hauptsächlich dem Raumstrukturtyp „Demografisch und wirt- schaftlich weitgehend stabiler Raum in oberzentrenferner Lage westliches Thü- ringen“ zugeordnet. Der Landkreis gehört zur Gruppe der „Räume mit günstigen Seite - 20 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Entwicklungsvoraussetzungen“. Das LEP trifft weiterhin Aussagen darüber, dass die Region unter Ausnutzung der lagebedingten Potenziale weiter gefestigt werden soll. Das Gebiet östlich der B19 (Bad Liebenstein, Ruhla, Wutha-Farnroda) gehört zur Raumstrukturgruppe „Räume mit ausgeglichenen Entwicklungspotenzialen“. Das LEP formuliert für diese Teilräume der Wartburgregion, „die eigene wirtschaft- liche Leistungskraft in überwiegend oberzentrenferner Lage unter Berücksichti- gung der Anpassungsbedarfe an den demografischen Wandel zu festigen“.

In der Wartburgregion sind flächendeckend Orte mit zentralörtlicher Funktion ge- legen. Die Ober- und Mittelzentren sind hierbei im LEP Thüringen 2025 festgelegt, während die Grundzentren entsprechend der Festlegungen der aktuell geltenden Regionalpläne (Regionalplan Südwestthüringen 2012) ihre Gültigkeit besitzen (vgl. Kapitel 1 – Liste der Gemeinden mit ihrer zentralörtlichen Funktion).

In unmittelbarer Nähe zur Wartburgregion liegen die thüringischen Zentren • Gotha und Mühlhausen (Mittelzentren mit Teilfunktionen eines Oberzent- rums) • Bad Langensalza, Meiningen und Schmalkalden (Mittelzentren) • Breitungen, Brotterode und Tabarz (Grundzentren)

Desweiteren besitzt die Thüringische Landeshauptstadt Erfurt als Oberzentrum eine bedeutende zentralörtliche Funktion.

Im Bundesland Hessen, in unmittelbarer Nähe zur Wartburgregion, befinden sich die Städte • Fulda (Oberzentrum) • Bad Hersfeld (Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums) • Bebra, , Heringen, Hünfeld, Rotenburg a. d. Fulda und (Mittel- zentren) • Tann, Nüsttal, Rasdorf, , und (Grundzentren)

Die verschiedenen Versorgungsmerkmale der zentralen Orte können dem LEP Thüringen 2025 entnommen werden (vgl. LEP Thüringen 2025). Die LEADER-Region besitzt eine gute Infrastruktur und eine günstige territoriale Verkehrsinfrastruktur Lage in der Mitte Deutschlands. Der nordöstliche Teil der Region verfügt über eine Abbildung 6 - Erreichbarkeit der gute Anbindung an das Autobahnnetz (Erreichbarkeit der nächsten Autobahn Autobahn innerhalb von 15 Minuten). Zwischen den Gemeinden Gerstungen und Hörselberg- Hainich wird die Wartburgregion von der BAB4 (Hessen-Thüringen-Sachsen) erschlos- sen. Diese ist mit ihren, auch auf hessischer Seite gelegenen, Anschlussstellen für das Verkehrsnetz der LEADER-Region sehr bedeutsam. Mit dem Neubau der BAB44 Herleshausen-Kassel, auf hessischem Territo- rium, erhält die Wartburgregion direkten Au- tobahnanschluss nach Nordhessen und zum Ruhrgebiet. Im südlichen Teil der Wartbur- gregion müssen hingegen PKW-Fahrzeiten von 30 bis 40 Minuten zur nächsten BAB- Anschlussstelle in Kauf genommen werden. Die Wartburgregion ist mit dem Schienen- verkehr gut erschlossen. Durch die ICE/IC/

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EC-Haltepunkte Eisenach, Bad Hersfeld und Fulda ist eine gute Anbindung an das nationale und internationale Bahnnetz gewährleistet. Die Region wird durch drei Regionalbahnlinien erschlossen (vgl. Daseinsvorsorge). Regional bedeutsam ist ebenso der Verkehrslandeplatz Eisenach-Kindel, der für den Betrieb mit Flugzeu- gen und Hubschraubern bis 20 t Höchstabfluggewicht zugelassen ist. 4.1.2 Demografie Bevölkerungsentwicklung Auch die Wartburgregion ist vom bundesweiten Trend des demografischen Wandels betroffen. Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung von 2006 im Vergleich zu 2011, so ist ein Einwohnerverlust des Wartburgkreises von -5,3% festzustellen. Im Vergleich mit den angrenzenden Landkreisen und der kreisfrei- en Stadt Eisenach, ist ein Rückgang der Einwohnerzahlen in allen Bezugsräumen festzustellen. Der Wartburgreis hat jedoch mit einem Rückgang von 136.678 Einwohnern (2006) auf 129.484 Einwohner (2011) die größten Verluste zu bekla- gen. Perspektivisch wird im Wartburgkreis der negative natürliche Saldo durch den Sterbeüberschuss deutlich zunehmen (2010-2030: insgesamt rund -20.900). Die Wanderungsverluste werden mit der Zeit geringer werden (2010-2030: insge- samt -10.300). Für die kreisfreie Stadt Eisenach werden im selbigen Zeitraum ein negativer natürlicher Saldo von insgesamt rund -5.800 sowie Wanderungsgewinne von rund +3.700 prognostiziert. Zu erwarten ist hier eine Abwanderung aus dem Wartburgkreis zugunsten der Stadt Eisenach.

Bis 2030 wird der Wartburgkreis insgesamt ein Drittel seiner Bevölkerung unter 20 Jahren verlieren. Die Prognose für das Land Thüringen liegt bei einem Verlust von -20 %. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird auch im Wartburgkreis zukünftig abnehmen (-42 % bis 2030), während der Anteil älterer Menschen Abbildung 7 - Bevölkerungsent- um 35 % steigen wird. Für die Stadt Eisenach wird bis 2030 ein Zuwachs junger wicklung in % 2006-2011 -4,8 Werra-Meißner-Kreis

-3,2 Hersfeld-Rotenburg

-1,2 Fulda

-4,1 Unstrut-Hainich-Kreis

-5,2 Schmalkalden-Meiningen

-3,6 Gotha

-2,2 Eisenach, Stadt

-5,3 Wartburgkreis

-6 -5 -4 -3 -2 -1 0

Bevölkerung unter 20 Jahren von rund 8 % prognostiziert. Auch in Eisenach wird der Anteil älterer Menschen merklich ansteigen, jedoch mit rund 18 % deutlich geringer als im Wartburgkreis. Bis 2030 wird ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von -18 % vorausgesagt. Der relative Wanderungssaldo der 18-25 Jährigen betrug im Wartburgkreis -3,4 im Jahr 2013, in der Stadt Eisenach +1,8. Daraus kann auf eine Abwanderung junger Menschen aus dem Kreis, zugunsten der Stadt Eisenach geschlossen werden. Der Ausländeranteil im Wartburgkreis ist mit 1,2 % (2013) sehr gering, im Vergleich zum Jahr 2002 ist er bis 2013 rückläufig gewesen. Aufgrund der aktuell zunehmen- den internationalen Wanderungsprozesse, ist perspektivisch mit einer Erhöhung des Anteils nichtdeutscher Bevölkerung in der Wartburgregion zu rechnen. Seite - 22 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Abbildung 8 - Relative Ent- 120 wicklung der Altersgruppen im 110 Wartburgkreis 2002-2011

100

90

80

70

60 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

unter 6 6 bis unter 18 18 bis unter 25 25 bis unter 30 30 bis unter 50 50 bis unter 65 65 und mehr

4.1.3 Siedlungsstruktur

Traditionelle kompakte Dorfformen und eine regionale Baukultur prägen die Dör- fer und Kleinstädte der Wartburgregion. Aufgrund der Pluralisierung der Lebens- stile und der damit verbundenen Zunahme von kleineren Haushaltsgrößen, steigt die Anzahl der Haushalte in der Region an, trotz sinkender Bevölkerungszahlen. Abbildung 9 zeigt die Entwicklung der Haushaltsgrößen in der Wartburgregion seit 1998 (Wert 100 = Ausganswert 1998). Es wird deutlich, dass die Zwei-Personen- Haushalte um fast 50 % angestiegen sind, während Haushalte mit vier Personen und mehr um fast 60 % zurück gegangen sind. Diese Entwicklung führt zu einer anhaltenden Nachfrage nach Wohnraum in (Teilen) der Region. Besonders in den größeren Städten (Eisenach, Bad Salzungen, Bad Liebenstein) besteht eine erhöh- te Nachfrage nach Mietwohnraum, in den ländlichen Regionen des Landkreises Abbildung 9 - Entwicklung Pri- 150 vathaushalte 1998-2012 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 199819992000200120022003200420052006200720082009201020112012

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 und mehr Personen liegt die Nachfrage in Zukunft vor allem auf altersgerechten Wohnformen (zum Teil auch als Mietwohnraum). Diese Nachfrage wird aber beispielsweise aufgrund veränderter Ansprüche an Wohnungsgrundrisse oder einem Mangel an bedarfsge- rechten Mietwohnungen aus jetziger Sicht nicht zu decken sein. Bei dem überwie- genden Anteil der Wohngebäude im Wartburgkreis handelt es sich um Einfamili- enhäuser. Die Anzahl der Baufertigstellungen ging von 1998 bis 2013 um 64,2 % Seite - 23 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Abbildung 10 - Baualtersklassen zurück. Dies liegt beispielswei- 2013 se an der rückläufigen Ent- wicklung der Zielgruppe der 22% Vor 1919 23% Bauherren, an einer Marktsät- 1919 - 1949 tigung, veränderten Ansprü- 1950-1969 chen an Wohnraum und damit einhergehend eine sinkende 19% 1970-1989 21% Nachfrage. Bei bestehenden ab 1990 Wohngebäuden zeigt sich, 14% dass Aufgrund des Baualters ein hohes Maß an Umbaube- darfen besteht bzw. Investiti- onsstaus vorherrschen. 22 % der Gebäude im Wartburgkreis sind vor 1919 erbaut worden. Insgesamt 43 % der Gebäude sind Vorkriegsbauten aus den Jahren vor 1949. Nur 23 % der Gebäude wurden seit 1990 erbaut (vgl. Abbildung 10). Ungeklärte Eigentumsverhältnisse machen die bestehenden Einfamilienhäuser oftmals schwierig Verfügbar. Trotz rückläufiger Anzahl an Baufertigstellungen werden perspektivisch sozioökonomi- sche Veränderungen zu einem Überangebot an Einfamilienhäusern, zunehmenden Leerständen und Brachflächen führen. 4.1.4 Daseinsvorsorge

Die Daseinsvorsorge betrifft primär die Themen Nahversorgung und Mobilität. Es gibt aber auch Überschneidungen mit den Themenfeldern Siedlungsentwicklung und ländliche Wirtschaft. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die klassischen Struk- turen und Aufgaben einer Abbildung 11 - Mobile Versor- öffentlichen Daseinsvor- ger sorge, sondern „weiche“ Themen. Im Bereich der Daseinsvorsorge gibt es in der Wartburgregion regionale Unterschiede. Einrichtungen der Da- seinsvorsorge sind primär in den zentralen Orten vorzufinden. Die Erreich- barkeit von Ober- und Mit- telzentren mit dem PKW (PKW-Fahrzeit) variiert stark: von bis unter fünf Minuten im Eisenacher Umland, bis hin zu über 25 Minuten in der Rhön. Dennoch ist die Nahver- sorgung in den meisten Gemeinden vor Ort sichergestellt. Versorgungslücken werden durch mobile Anbie- ter geschlossen. Eine qualifizierte Darstellung dieser ist leider nicht möglich. öffentlicher Personennahver- Mobilitätsangebote und ÖPNV sind in der Region sehr unterschiedlich ausgestal- kehr tet. Defizite gibt es besonders für Jung und Alt. Das aktuelle Strategiekonzept ÖPNV des Wartburgkreises bietet die Chance, neue und alternative Mobilitätsan- gebote zu erproben und langfristig die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern. Gleichzeitig können über Lückenschlüsse bzw. den Ausbau des (Rad-) Wegenetzes die Gemeinden der Region miteinander verbunden werden.

Seite - 24 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Abbildung 12 - Karte Daseins- Hallungen !

! vorsorge Nazza !

Frankenroda ! Ebenshausen !

Ifta Mihla ! ! Bischofroda ! ! Lauterbach ! CREUZBURG ! Krauthausen ! H”rselberg/Hainich !

Gerstungen !

BERKA/WERRA ! Wolfsburg-Unkeroda Wutha-Farnroda ! ! (Mechterst„dt) Groáensee ! ! Dankmarshausen Marksuhl ! Dippach ! !

!

!

Frauensee Ettenhausen/Suhl ! !

Krayenberggemeinde ! Moorgrund VACHA ! Unterbreizbach ! ! ! Leimbach ! BAD LIEBENSTEIN ! BAD SALZUNGEN !

! ! Barchfeld-

! Weilar ! Urnshausen Oechsen ! !

! Gerstengrund Dermbach Allgemeinarzt ! ! ! Schleid ! Brunnhartshausen Wiesenthal ! ! Einkaufsmöglichkeit Zella ! Diedorf Empfertshausen ! ! Grundschule

KALTENNORDHEIM ! Regelschule

Gymnasium

Der Wartburgkreis wird durch zwei Eisenbahnstrecken mit Personenverkehr er- schlossen. Die Deutsche Bahn unterhält die Linie RB 20 (Eisenach – Erfurt – Halle), die cantus Verkehrsgesellschaft mbH die Linie R6 (Eisenach – Gerstungen – Bebra) und die Linie STB 41 der Süd Thüringen Bahn GmbH bedient die Strecke Eisenach – Wernshausen – Meiningen. Der Bahnhof Eisenach ist an das Fernverkehrsnetz der DB angeschlossen mit IC und ICE Verbindungen in Richtung Leipzig, Halle (), Berlin, Frankfurt am Main, Wiesbaden, Düsseldorf, Köln und Hamburg. Die ÖPNV- Landschaft verzeichnet zurzeit einen tiefgreifenden Wandel. Um einen zukunftsfä- higen ÖPNV in der Region zu gestalten, hat der Wartburgkreis ein Strategiekonzept ÖPNV erstellen lassen. Dies schätzt das bestehende Angebot wie folgt ein: „Das derzeitige Angebot ist von der Fahrtenzahl der unterschiedlichen Verkehrstage und der zeitlichen Lage der Fahrten stark auf den Schülerverkehr ausgerichtet und entsprechend nutzbar. Aufgrund der wenigen Fahrten in den Tagesrandlagen und an den Wochenenden stellt der ÖPNV für Berufspendler (insbesondere auch Schichtarbeiter), Freizeitnutzer und Touristen im Wartburgkreis eine eingeschränk- te Alternative dar. Hinzu kommen die ausgedünnten Fahrpläne während der Feri- enzeiten. Besondere touristische Angebote bestehen nur punktuell, z. B. mit dem „Wunderbaren Wanderbus“ (Linie 27a) im Nationalpark Hainich” (vgl. PTV Trans- port Consult GmbH). Neben dem Linienverkehr gibt es auch alternative Mobili- tätsangebote. Die regionale Online-Mitfahrzentrale des Biosphärenreservats Rhön vermittelt Mitfahrgelegenheiten gezielt für die regionalen, ländlichen Gebiete des Biosphärenreservats untereinander sowie mit den umliegenden Kreisstädten und ist ein bundeslandübergreifendes Projekt (http://mitfahrzentrale-rhoen.de/). Seite - 25 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Medizinische Versorgung und Insgesamt gibt es im Wartburgkreis sechs Krankenhäuser und (Kur-)Kliniken – in Pflegeeinrichtungen Bad Salzungen zwei (Klinikum Bad Salzungen, Asklepios Burgseekliniken) und in Bad Liebenstein drei (Dr. Lauterbach-Klinik, Heinrich-Mann-Klinik, m & i Fachklinik für Physikalische Medizin und MedizinischeRehabilitation) sowie die Burg-Klinik in Stadtlengsfeld. In Eisenach gibt es ein weiteres Krankenhaus (St. Georg Klinikum). Um die Bevölkerung flächendeckend mit medizinischen Leistungen zu versorgen, gibt es im Landkreis an acht Standorten Medizinische Versorgungszentren. Alten- pflegeheime und Einrichtungen für betreutes Wohnen sind über den gesamten Landkreis verteilt. Altenpflegeheime befinden sich an 17 verschiedenen Standor- ten und haben eine Kapazität von insgesamt ca. 1.230 Plätzen. Dazu kommen acht Einrichtungen für betreutes Wohnen mit einer Kapazität von insgesamt ca. 150 Plätzen. Mehrere mobile Pflegedienste sichern die weitere Versorgung im Land- kreis. 4.1.5 Umwelt, Energie und Klima

Die Wartburgregion verfügt über eine attraktive und intakte Natur und Kulturland- schaft, die es zu durch regelmäßige Pflege und gezielte Vermarktung zukünftig verstärkt in Wert zu setzen gilt. Die Thüringische Rhön ist Teil des UNESCO Bio- sphärenreservats Rhön und somit eine von 15 Modellregionen für nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Der Nationalpark Hainich ist das größte zusammen- hängende Laubwaldgebiet Deutschlands und zählt zum UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland“. Der Norden der Wartburgregion liegt teilweise im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werra- tal, der den Nationalpark Hainich umschließt. Hier sind urwaldartige Buchenmisch- wälder und andere seltene Biotope vorzufinden. Die mittlere Wartburgregion, zwi- schen Eisenach und Bad Salzungen, liegt partiell im Naturpark Thüringer Wald. Die

Abbildung 13 - Nationale Natur- landschaften

ehemalige innerdeutsche Grenze hat sich, aufgrund der fast 40 Jährigen Teilung, zu einem Lebensraum für selten Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Das Grüne Band ist Deutschlands einzigartiges, länderübergreifendes Biotopverbundsystem und hat auch als „Grünes Band Europa“, entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, internationale Bedeutung. Im Wartburgkreis und der Stadt Eisenach gibt es zudem insgesamt 34 FFH Gebiete nach den europäischen Natura 2000 Richtlinien, fünf Natura 2000 Vogelschutzgebiete sowie vier FFH-Objekte zum Fledermausschutz. Desweiteren tragen 43 Naturschutzgebiete, etwa 64 Flächennaturdenkmale und 81 Naturdenkmale (geschützte Bäume), besonders geschützte Biotope und zwei Landschaftsschutzgebiete dem Arten- und Biotopschutz sowie der Biodiversität Seite - 26 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

bei. In der vergangenen Förderperiode wurde durch die RAG LEADER Wartburgre- gion ein Flächen- und Maßnahmenpool für die mittlere Wartburgregion initiiert. Mit dem Pool werden Kompensationsmaßnahmen regional abgestimmt und natur- schutzfachlich -ohne Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Nutzflächen- auf- gewertet und konzentriert. Der Wartburgkreis hat einen Gesamtstromverbrauch von circa 1.053.412 MWh/ Energie und Klimaschutz Jahr. Davon stammen anteilmäßige 18 % aus erneuerbaren Energiestromquellen, Erneuerbare Energien was 185.657 MWh/Jahr entspricht. Wie sich diese Energieleistung auf die unter- schiedlichenAnteil Erneuerbarer Formen der ErneuerbarenStromproduktion Energien aufteilt, zeigt Abbildung 14. Die Region[MWh/Jahr] besitzt auf im Landkreisebene Wartburgkreis das 2015 größte Potenzial für Bioenergie im Vergleich aller Thüringer Landkreise. Im Großraum Eisenach kann die Erhö- hung der Energieeffizienz 30.902 vor allem im gewerblichen 53.203 und industriellen Bereich 16.431 verstärkt werden sowie die Nutzung von Abwärme aus industriellen Pro- zessen forciert werden. 85.121 Öffentliche-, Industrie-, und Gewerbegebäude haben große Flächenpo- tenziale für die Installation von Solar- und Photo- Solar Windkraft Wasserkraft Biomasse voltaikanlagen. Mit dem Klimawandel könnten sich Abbildung 14 - Anteil Erneuerbarer Stromproduktion die natürlichen Lebens- [MWh/Jahr] im Wartburgkreis 2015 bedingungen ändern, sich gewohnte Landschaftsbilder stärker als bisher Konflikten in der Landnutzung unterwerfen und natürliche Ressourcen in Quantität und Qualität beeinträchtigt oder sogar gefährdet sein. Auch in der Wartburgregion sind Veränderungen in der Temperatur und dem Niederschlag festzustellen. Klimamodelle prognostizieren einen zeitlichen und räumlichen Anstieg der Temperaturen und eine Zunahme von Extremniederschlägen. Das Hauptaugenmerk in diesem Themenfeld liegt dabei auf einer bewussten Entwicklung, wie z. B. Flächensicherung im Zusammenhang mit der Gewinnung regenerativer Energien oder auch der Risikovorsorge im Hinblick auf ggf. zu erwartende Zunahmen von Extremwetterlagen, Landschaftswandel und erheblichen Einschränkungen bei der Nutzbarkeit von Ressourcen. 4.1.6 Wirtschaftsstruktur

Die Wartburgregion gehört zu den leistungsfähigsten und dynamischsten Wirt- schaftsregionen Thüringens. Ihre gute wirtschaftliche Entwicklung verdankt die Re- gion den Rohstoffen Holz, Eisen und Salz. Der Bergbau zur Gewinnung von Kali-Salz und die moderne Metallverarbeitung weisen eine über 100-jährige Tradition auf. Seit der Gründung der Fahrzeugfabrik Eisenach ist der Fahrzeugbau ein Synonym für die technische Leistungsfähigkeit der Region. Mit Werken von Opel, BMW, Bosch u. v. m. zählt die Region zu den führenden Kompetenzzentren des Automo- bilbaus. Die ursprünglich aus dem Bergbau entwickelte Metallindustrie dominiert die hiesige Industriestruktur seit jeher. Ob Aluminium-Druckguss oder Bandstahl, die ansässigen Unternehmer und Investoren profitieren von einem erfahrenen und hoch qualifizierten Arbeitskräftepotenzial. Als Zulieferer, z. B. für die Automobil- baubranche und den Maschinenbau, ist die einheimische Metallindustrie mit ihren

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Erzeugnissen auf dem Weltmarkt (Exportquote Wartburgkreis: 28,5 % im Jahr 2014) bestens etabliert. Der Maschinen- und Werkzeugbau in und um Seebach genießt seit vielen Jahrzehnten Weltruf. Die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts hat im Wartburgkreis seit 1996 durch- gängig eine starke Steigerung erfahren. Im Jahr 2012 betrug es 2,844 Millionen Euro. Im Vergleich der umliegenden Landkreise in Thüringen und Hessen nimmt der Wartburgkreis damit die Spitzenposition beim Wachstum der Wirtschaftskraft ein. Auch in Hinblick auf die Industrieumsätze bildet der Wartburgkreis (2,262 Millionen Euro im Jahr 2014) zusammen mit der kreisfreien Stadt Eisenach (2,032 Millionen Euro im Jahr 2014) die wirtschaftsstärkste Region Thüringens. Fast ein Fünftel der gesamten Industrieproduktion des Freistaates kommt aus der Wartbur- gregion. Die Entwicklung der Arbeitslosenquote stellt sich ähnlich positiv dar. Im Wartburgkreis ist die Arbeitslosenquote aller Erwerbspersonen im Zeitraum von 1998 bis 2013 von 14,2 % auf 6,2 % gesunken und somit um mehr als die Hälfte Abbildung 15 - Entwicklung Arbeitslosenquote 14,20% 13,50%

8% 6,20%

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 zurückgegangen. Damit liegt die Arbeitslosenquote des Wartburgkreises unter der Durchschnittsquote des Freistaats Thüringen von 8,2 %. Durch Abwanderung gehen der Region jedoch wichtige Arbeitskräfte verloren und Lehrstellen bleiben unbesetzt. Deshalb haben sich in der Region Initiativen zur Fachkräftesicherung (W.I.R., T-Wood etc.) gegründet, die durch verschiedene Maßnahmen (z.B. Vernetzung Schule und Unternehmen) dem versuchen entge- genzuwirken. Der überwiegende Anteil der Erwerbstätigen im Wartburgkreis ist mit 54 % (Thüringen 68 %) im Dienstleistungsbereich tätig, während 43 % (Thüringen 30 %) der Erwerbstätigen dem produzierenden Gewerbe zuzuordnen sind. Auf den Wirtschaftsektor der Land- und Forstwirtschaft fallen die übrigen 3 % (Thüringen 2 %) der Erwerbstätigen. Hier wird deutlich, dass die Wirtschaftstruktur der Wart- burgregion vergleichsweise stark durch Industrie und produzierendes Gewerbe geprägt ist. Anteil der Erwärbstätigen nach Wirtschaftszweig im Jahresdurchschnitt 2012

Abbildung 16 - Anteil Erwerbs- 3% tätige 2012

Land- und Forstwirtschaft 43% Produzierendes Gewerbe 54% Dienstleistungsbereiche

Seite - 28 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Das größte Unternehmen im Wartburgkreis ist mit etwa 1.100 Mitarbeitern die Rege Motorenteile GmbH in Hörselberg-Hainich. Weitere große Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern sind die K + S GmbH in Unterbreizbach, die DECKEL- MAHO GmbH Seebach sowie die Pollmeier Massivholz GmbH & Co. in Creuzburg. Zu den größeren Arbeitgebern gehören auch die Kliniken des Landkreises sowie die Kreisverwaltung in Bad Salzungen. Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten machen aber nur 0,3 % der Unternehmen im Kreis aus. Mit knapp 90 % stellt die größte Klasse, Betriebe mit bis zu neun sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dar. Ähnlich sieht die Verteilung für die Stadt Eisenach aus. Hier sind die Adam Opel AG und die Robert Bosch Fahrzeugelektrik GmbH die größten Arbeitgeber mit jeweils mehr als 1.000 Arbeitsplätzen. Insgesamt elf Unternehmen (unter 1 % aller Unternehmen in Eisenach) haben mehr als 250 Beschäftigte. Mit 85,4 % überwiegen auch in Eisenach die Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern. Dies zeigt, dass die Betriebsstruktur der Wartburgregion von Klein- und Mittelständi- schen Unternehmen geprägt ist. Aus dem Arbeitsplatzangebot und der Arbeitsplatzdichte rund um die Stadt Eisenach ergeben sich starke Pendlerbeziehungen. Rund 4.600 Eisenacher pen- deln täglich in den Wartburgkreis. In der Gegenrichtung pendeln etwa 11.200 Erwerbstätige vom Wartburgkreis in die Stadt Eisenach. Erkennbar ist auch die starke Verflechtung mit den im Westen des Landkreises angrenzenden hessischen Kreisen Fulda, Hersfeld-Rotenburg sowie dem Werra-Meißner-Kreis. Insbesonde- re die beiden erstgenannten Landkreise haben als Arbeitsplatzstandorte für den Wartburgkreis eine sehr hohe Bedeutung. Für den Landkreis Schmalkalden-Mei- ningen stellt der Wartburgkreis einen wichtigen Arbeitsplatzstandort dar. Hier ist die Zahl der Einpendler in Richtung Wartburgkreis höher als die Zahl der Auspend- ler. Einen positiven Saldo weisen auch die Relationen zum Unstrut-Hainich-Kreis auf. Die Landeshauptstadt Erfurt nimmt mit einem Pendlersaldo von -1.118, trotz ihrer weiteren Entfernung, eine wichtigere Rolle als Arbeitsplatzstandort ein, als der östlich an den Wartburgkreis grenzende Landkreis Gotha. Insgesamt übersteigt die Zahl der Auspendler die Zahl der zum Wartburgkreis einpendelnden Erwerbs- tätigen. Der werktägliche Saldo beträgt 20.050 (auspendelnde) Erwerbstätige. Insgesamt hatten im Jahr 2012 knapp 54.000 Erwerbstätige ihren Wohnort in der Wartburgregion und ca. 40.000 ihren Arbeitsort bei 12.767 Ein- und 26.526 Aus- pendlern.

-67

-638 216 -6.553 -5.030 -401 -1.118

-873 -68 819-123 -6.031 -146

Abbildung 17 - Pendlerverflechtungen

Seite - 29 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Land- und Forstwirtschaft Aufgrund des hohen Flächenanteils an Landwirtschaftlicher- und Waldfläche kommt der Land- und Forstwirtschaft im Landkreis eine hohe Bedeutung zu. Wäh- rend die Flächennutzung in der Landwirtschaft sowohl bezüglich Dauergrünlandes als auch Ackerlandes seit 1998 stetig ansteigt, zeigt die Entwicklung des Viehbe- standes in der Region einen gegenläufigen Trend. Sowohl der Rinder- als auch der Schafbestand sinken seit dem Jahr 2003, während der Schweinebestand um mehr als 10 % zugenommen hat. Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe geht seit dem Jahr 2003 ebenfalls zurück. Im Zeitraum von 2003 bis 2010 sank die Zahl der Betriebe von 478 auf 318 (Abnahme um 34 %), während im gleichen Zeitraum die landwirtschaftliche genutzte Fläche von 50.745 ha auf 54.119 ha anstieg (Zunah- me um 7 %). Innerhalb der Betriebe ist eine Zunahme von landwirtschaftlichen Be- trieben mit ökologischem Anbau von mehr als 50 % auszumachen (Anzahl im Jahr 2003: 13 Betriebe. Im Jahr 2010: 30 Betriebe). Gleichzeitig ist auch die Fläche der landwirtschaftlichen Betriebe mit ökologischem Landbau von 2.211 ha (Jahr 2003) auf 4.150 ha (Jahr 2010) angestiegen. Auch die Landwirtschaft ist vom Fachkräfte- mangel betroffen, der perspektivisch zunehmen wird. Die Nachfrage der Konsumenten nach regionalen Produkten bzw. Produkte aus ökologischem Landbau steigt bundesweit. Die Naturparke, das Biosphärenreser- vat, der Nationalpark und die bestehende Dachmarke stellen Kooperationen in der Region in den Vordergrund und fördern eine Vermarktung regionaler Produk- te. Durch die Dachmarke Rhön ist bereits eine Vermarktungsstruktur regionale Produkte etabliert. Eine quantitative Erfassung aller Vermarktungsinitiativen gibt es allerdings nicht. Der Direktvermarktung regionaler Produkte wird zukünftig eine immer größere Rolle zukommen. 35,2 % der Fläche des Wartburgkreises ist bewaldet. Der Wald erfüllt neben seiner ökologischen, auch eine soziale und wirtschaftliche Funktion. Aktuelle statistische Daten zur Forstwirtschaft lagen zur Zeit der Erstellung der Strategie nicht vor.

4.1.7 Tourismus und Naherholung

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Bereich der Dienstleistungen ist der Tourismus. Dieser stärkt aber auch durch attraktive Freizeitangebote die Lebensqualität des Standorts. Die Wartburgregion ist in vier Ferienregionen präsent (Welterberegion Wartburg Hainich, Thüringer Wald, Werratal, Thüringische Rhön). Sie eignet sich hervorragend für Aktivtourismus und hat eine Vielzahl kultureller Highlights zu bieten. Die UNESCO-Welterbestätte Wartburg ist besonders im Hinblick auf das Lutherjahr 2017 (500 Jahre Reformation) und die damit verbundenen Themenjah- re der Lutherdekade touristisch von hoher Relevanz. 2017 findet in Eisenach und in der Wartburgregion außerdem der 117. Deutsche Wandertag statt, ein Gro- ßereignis mit einer erwarteten Besucherzahl von 30-40.000 Personen. Nach dem Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation folgt im Jahr 2021 das Jubiläum 500 Jahre Bibelübersetzung auf der Wartburg. Durch die Wartburgregion führt auf Grund der bekannten Lutherstätten (Wartburg, Möhra, Glasbachsgrund bei Steinbach, Berka/ Werra) der Lutherweg, der in den nächsten Jahren noch deutlich an Bedeutung gewinnen wird. In der Tourismusregion Thüringer Wald verläuft der mit rund 100.000 Wande- rern jährlich meist begangene Wanderweg Deutschlands: der insgesamt 168 km lange . Mit Bad Liebenstein befindet sich dort ein Zentrum des Gesund- heitstourismus. Das im Westen angrenzende Werratal ist ideal für Aktivtourismus wie Rad- und Kanufahren aber auch zum Wandern geeignet (Werratal-Radweg und Werra-Burgen-Steig). Mit Bad Salzungen als Kurort mit medizinischer Nut- zung der Sole befindet sich hier ein weiteres wichtiges Zentrum des Wellness- und Gesundheitstourismus. Insgesamt kommt der größte Teil der touristischen Wert- schöpfung im Wartburgkreis aus dem Gesundheitstourismus. Seite - 30 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Abbildung 18 - Tourismusregionen Die Rhön, im Süden des Wartburgkreises, wurde von der UNESCO (länderübergreifend Bayern-Hessen-Thüringen) als Modellregion der nachhaltigen Entwicklung (Biosphä- renreservat) anerkannt und ist ein einzigartiger Lebens- raum, der durch Rad- und Wanderwege für Touristen erschlossen ist. Auch hier befindet sich mit dem „HOCH- RHÖNER ®“ ein Premiumwanderweg (zertifiziert durch das Deutsche Wanderinstitut), der auf 175 km von Bad Kissingen nach Bad Salzungen führt. Die Landschaft be- eindruckt mit markante Basaltkuppen und vielen Weitbli- cken. Die Wartburgregion ist reich an immateriellem Kulturer- be: Bach, Brahms, Molter, Telemann, Fröbel wirkten hier. Im Westen der Region, entlang des Grünen Bandes bei Geisa, befindet sich die viel besuchte Mahn-, Gedenk- und Bildungsstätte „Point Alpha“ mit ihrem Informations- und Erlebniszentrum. Mit dem ehemaligen eisernen Vorhang befasst sich auch das europäische Projekt Iron Curtain Trail, das einen Radweg entlang der ehemali- gen Grenze zum Ziel hat und durch die Wartburgregion verläuft. Es gibt noch weitere touristischer Produkte (z.B. Themen- dörfer) in der Region, die aufgrund der Vielzahl hier nicht alle im Einzelnen genannt werden können. Insgesamt gibt es jedoch zu wenig Vernetzung der touristischen Akteure und die Schwierigkeit, die in den letzten Jahren geschaffenen touristischen Infrastrukturen zu unterhalten). Es stehen bis 2021 einige Großereignisse in der Region an deren Bedeutung aber noch zu wenig wahrgenommen wird und die es perspektivisch, besonders im Ausland, zu vermarkten gilt. Die Zahl der Gästeankünfte ist im betrachteten Zeitraum von 2001 bis 2013 insge- Touristische Nachfrage samt von 102.424 auf 130.535 gestiegen. Der Anteil ausländischer Gäste hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt und ist von 1.964 im Jahr 2001 auf 3.947 im Jahr 2013 gestiegen, bewegt sich mit 3,9 % insgesamt aber auf eher niedrigem Niveau (der durchschnittlicher Anteil ausländischer Gäste in Thüringen war im Jahr 2013 6,9 %). Die Anzahl der Übernachtungen in der Wartburgregion hat von 2001 bis 2006 zunächst leicht abgenommen und ist von 720.638 im Jahr 2001 auf 602.135 im Jahr 2006 gesunken. Ab 2006 fand ein kontinuierlicher Anstieg der Übernach- tungszahlen statt, der seinen Höhepunkt 2012 mit 790.829 Übernachtungen erreichte. Im gleichen Betrachtungszeitraum verdoppelten sich die Übernachtun- gen ausländischer Gäste. Sie stiegen von 5.657 Übernachtungen 2001 auf 11.061 im Jahr 2013. Insgesamt entfallen auf den Wartburgkreis 3,8 % der Gästeankünfte und 8,5 % der Übernachtungen in Thüringen. Obwohl die Übernachtungszahlen deutlich gestiegen sind, ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Region von 7 Tagen im Jahr 2001 auf 5,9 Tage im Jahr 2013 gesunken. Das bedeutet, dass mehr Gäste kommen, diese aber immer kürzer vor Ort verweilen. Der touristische Anteil der Gäste, die durch das Marketing der regionalen Akteure angezogen wer- den, wächst also spürbar gegenüber den durch Rentenversicherungsträger verord- neten Kurgästen.

Betrachtet man die durchschnittliche Auslastung lassen sich innerhalb des Wart- burgkreises sehr große Unterschiede feststellen. In den beiden Heilbädern Bad Salzungen und Bad Liebenstein ist die Auslastung der Beherbergungseinrichtungen

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durch die vielen stationären Kurgäste erwartungsgemäß mit 69,6 % und 71,8 % sehr hoch. Danach folgen die Hotels in der Einheitsgemeinde Hörselberg-Hainich (Welterberegion) mit 37,4 % und Ruhla (Thüringer Wald) mit 27,3 % sowie einigen weiteren Kommunen mit Auslastungen um die 20 %. Schlusslichter sind Leimbach und Weilar mit 9,5 % bzw. 8,8 % Auslastung. Zu den Großereignissen Lutherjahr und Deutscher Wandertag (Mai bis August 2017) werden Übernachtungsspitzen von bis zu 50.000 Gästen in der Region erwartet.

Abbildung 19 - Touristische 140 Kennzahlen 2001-2013 130

120

110

100

90

80

70

60 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Ankünfte Übernachtungen Durchschnittliche Aufenthaltsdauer

4.1.8 Bildung, Kultur und Gesellschaftliches Miteinander

Bildung und Kultur In der Region existiert ein gemeinsames Bildungsverständnis, welches das Be- wusstsein zu Grunde legt, dass Bildung, Erziehung und Betreuung als Einheit zu sehen sind. Bildung geht dabei über die Bereiche der frühkindlichen Bildung in Kindertagesstätten und die schulische Bildung hinaus. Vereine, Institutionen, Jugendpflegen, die Wirtschaft und Kulturschaffende sind wichtige Akteure und Impulsgeber in Bildungsprozessen. Gerade in den ländlichen Gebieten des Land- kreises hat sich ein starkes Vereinsleben etabliert, das vor allem die Entwicklung sozialer Kompetenzen wesentlich beeinflusst und junge Menschen in ihrer Ent- wicklung unterstützt. Charakteristisch für die Wartburgregion ist auch die große Vielfalt an individuellen kulturellen Angeboten für verschiedene Zielgruppen. Neben den Vereinen und Verbänden sind es vor allem Kulturschaffende, die sich in die ganzheitlichen Lernprozesse, die informelle Bildung und das lebenslange Lernen mit einbinden. Der Landkreis unterstützt diesen Prozess mit finanziellen Mitteln im Rahmen eines konkreten Kulturförderprogrammes, welches künstle- rische Projekte, die zur Entwicklung und Gestaltung der kulturellen Infrastruktur des Landkreises beitragen, fördert. Das Bundes-Kurzfilmfestival in Bad Liebenstein, der mdr-Musiksommer, Rhönpaulus, Lux-Festspiele usw. sind nur einige kulturelle Highlights der Region. Lokales Brauchtum wie der Kaltennordheimer Heiratsmarkt und der Schweinaer Fackelbrand sind auch überregional bekannt. Die Musikschule des Landkreises mit Standorten in Bad Salzungen, Vacha, Geisa, Dermbach und Bad Liebenstein ergänzt die vielfältigen Angebote. Ein weiterer wichtiger Partner in vielen Bereichen der Bildung ist die Volkshochschule mit Hauptstandort in Bad Salzungen und vielen Nebenstandorten im gesamten Land- kreis. Sie bietet ein breites Bildungsangebot für alle Altersgruppen. Darüber hinaus Seite - 32 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

bietet die Kinder- und Jugendkunstschule Wartburgkreis e.V. in Schweina zahlrei- che Angebote (von Malkursen über Holzwerkstätten bis hin zu künstlerischen Akti- vitäten für die ganze Familie). Die formelle Bildung wird durch das Angebotsspek- trum des Staatlichen Berufsbildungszentrums und Medizinischen Fachschule Bad Salzungen noch erweitert. Hier sind Ausbildungen aus dem Bereich des traditio- nellen Handwerks vertreten, wie die Holzbildhauer-Ausbildung in der Schnitzschu- le Empfertshausen. Das formelle Bildungsangebot im Wartburgkreis wird durch 32 Grundschulen, sechs Gymnasien, 18 Regelschulen, sechs Förderzentren und zwei berufsbildenden Berufsschulen gedeckt. In der Stadt Eisenach erstreckt sich das Angebot über sieben Grundschulen, drei Regelschulen, drei Gymnasien, eine freie Waldorfschule und drei berufsbildende Schulen. Die Wartburgregion profitiert von einem regen Vereinsleben. Die Vereine stellen Vereinsleben und Ehrenamt mit ihren aktiven Mitgliedern wichtige Säulen für Freizeit, Kultur und Bildungsan- gebote in der Region dar. Auch außerhalb von Vereinsstrukturen leisten Aktive mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der Region. Zahlreiche Vereine in vielseitigen Bereichen (u.a. Sportvereine, Imkerei, Feuerwehr, Natur und Tierschutz, (Land-)Seniorenvereine, Musik, Kirmes und Kleingärtnerei) sind ein starker Indikator für ein großes und vielschichtiges Vereinsleben und gleichzei- tiges Angebot für Bürger. Bei der Betrachtung der Amtsinhaber im Vereinswesen zeigt sich jedoch ein aktueller Trend der „Überalterung“ und einer Bündelung des Ehrenamtes auf einige Wenige. Die Bereitschaft, sich durch die Ausübung eines Amtes langfristig zu binden hat nachgelassen oder wird stellenweise durch träge Vereinsstrukturen begünstigt. Gewinnung von Amtsträgern stellt eine Heraus- forderung für die Zukunft der Vereine dar. Die Verlängerung der nachberuflichen Lebensphase bietet die Möglichkeit sich, sowohl im Vereinswesen als auch grund- sätzlich im Bereich bürgerschaftliches Engagement, auf neue Zielgruppen zu fo- kussieren. Wichtig wird es hierbei sein, neue flexiblere Engagementformen in und außerhalb von Vereinsstrukturen zu schaffen. Eine Anerkennung des Ehrenamtes findet im Wartburgkreis im Rahmen der Thüringer Ehrenamtsstiftung statt und die Verleihung der Ehrenamtsmedaille des Landrates statt. Die Thüringer Ehrenamtscard bieten eine Plattform, um Dankbar- keit und Respekt für das ehrenamtliche Engagement vieler Bürger zu bekunden. Liste Relevanter Planungen Aus Sicht der Planungshierarchie gilt für die Wartburgregion der Landesentwick- Liste relevanter Planungen lungsplan (LEP) Thüringen 2025 aus dem Jahr 2014. Er legt übergeordnete Ent- wicklungsgrundlagen für den Gesamtraum Thüringen fest. Die Wartburgregion gehört zur Planungsregion Südwestthüringen. Diese umfasst neben dem Wart- burgkreis die Landkreise , Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen sowie die kreisfreien Städte Eisenach und Suhl. Im Regionalplan Südwestthüringen werden überörtliche Entwicklungsziele für die jeweilige Region beschrieben. Auf Hessischer Seite grenzen an den Wartburgkreis von Nord nach Süd die Landkreise Werra-Meißner-Kreis, Hersfeld-Rotenburg und Fulda, die in der Planungsregion Nordhessen liegen.

Unterhalb dieser formalen Planungsebenen und auch quer zu diesen formalen Planungsräumen gibt es verschiedene Formen kommunaler und regionaler Zu- sammenarbeit, die eigenständige informelle Planungen oder Konzepte erstellen. Eine Liste dieser relevanten Planungen befindet sich im Anhang 5.

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4.2 SWOT- und Bedarfsanalyse Ableitung von Stärken, Schwä- Die im Folgenden dargestellte Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und chen, Chancen und Risiken Risiken ist zum überwiegenden Teil aus den Ergebnissen und Darstellungen der Gebietsanalyse abgeleitet. Qualifizierend dazu wurden Interviews mit Fachleuten aus der Wartburgregion geführt, um die Analyse mit qualitativen Aussagen zu bereichern und zu vervollständigen. Im Rahmen der öffentlichen Beteiligungsver- anstaltungen wurden die Ergebnisse der SWOT Analyse vorgestellt und konnten durch die Teilnehmer ergänzt werden. Daraus ergibt sich, dass nicht alle Aussagen der SWOT-Analyse transparent aus den Darstellungen der Gebietsanalyse hervor- gehen.

Die Identifikation von Stärken und Schwächen wird vor allem aus der regionsin- ternen Situationsanalyse gewonnen, die der Chancen und Risiken vor allem aus einer externen Situationsanalyse, den Rahmenbedingungen, übergreifenden Pro- zessen des gesellschaftlichen Wandels und Trendannahmen. Aus der Zuordnung der Stärken und Schwächen zu den Chancen und Risiken resultiert der regionale Handlungsbedarf. Dieser ist besonders dort zu sehen, wo Stärken auf Chancen und Schwächen auf Risiken treffen. Durch die regionalen Stärken sind Chancen am bes- ten nutzbar. Schwächen, durch die Risiken erhöht werden, können demgegenüber eine ernsthafte Bedrohung für den regionalen Zusammenhalt, die natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Funktionszusammenhänge der Region und ihrer nachhaltigen Entwicklung darstellen. Entsprechende regionale Stärken können wiederum genutzt werden, um solche Risiken abzuwehren.

Aufgrund der kurzen Arbeitszeit von fünf Monaten, war eine vertiefende Diskus- sion über Prioritäten in den Handlungsbedarfen nur unzureichend möglich. Eine Vertiefung kann im laufenden Prozess erfolgen und durch Fortschreibung der Strategie erfolgen.

Die folgende Zusammenstellung der regionalen Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken für die Region konzentriert sich deshalb auf die Punkte, die im regionalen Diskussionsprozess bei der Erarbeitung der Regionalen Ent- wicklungsstrategie als thematische Haupt-Entwicklungsthemen gekennzeichnet wurden.

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Raumstruktur und Siedlungsentwicklung

Stärken Schwächen • Zentrale Lage innerhalb Deutsch- • Kein direkter Autobahnanschluss lands bzw. Europas des Südens der Region • Nördliche Wartburgregion verfügt • Leerstände und Brachflächen auf- über eine gute Anbindung an das grund sozioökonomischer Verän- Autobahnnetz derungen • Gute Erschließung der Region im • Schwierige Verfügbarkeit von Schienenverkehr: ICE-Anbindung eigentlich nutzbaren Immobilien (Eisenach, Fulda, Bad Hersfeld)/ durch ungeklärte Eigentumsver- Regionalbahn-Anbindungen hältnisse • Zwei Mittelzentren, eins mit Funk- • Nutzungskonflikte durch Erneuer- tionen eines Oberzentrums und bare Energie und Gestaltungssat- neun Grundzentren zungen/ Baukultur • Anhaltende Nachfrage nach Wohnraum in Teilen der Region • Pflege einer regionalen Baukultur • Traditionelle kompakte Dorffor- men

Chancen Risiken • Lage der Region an laut LEP 2025 • Veränderte Ansprüche an Woh- ausgewiesenen landesbedeuten- nungsgrundrisse durch Pluralisie- den Entwicklungsachsen rung der Lebensstile und Zunahme • Zukünftig erhöhter Wohnraumbe- von Ein-Personen-Haushalten darf durch Zuzug von Arbeitskräf- • Mangel an bedarfsgerechten Miet- ten wohnangeboten • Bedarfsgerechte Anpassung von • Zunehmender Wohnungs- und Wohnraum (in Bestandsimmobi- Gebäudeleerstand aufgrund lien) weiterhin abnehmender Bevölke- rungszahlen • Perspektivisches Überangebot an Einfamilienhäusern

Handlungsprioritäten:

• Der zukünftig notwendige Wohnraum muss so qualifiziert werden, dass er an die maßgeblichen Anforderungen angepasst wird. Gerade in Kombina- tion mit der immer älter werdenden Bevölkerung zeichnet sich hier starker Handlungsbedarf ab. • Auch öffentliche Räume, Gebäude oder Infrastrukturen sind von diesen Defi- ziten geprägt und müssen perspektivisch in Wert gesetzt werden. • Dem Leerstand und der zunehmenden Flächeninanspruchnahme in der Region muss durch die Etablierung und Umsetzung eines flächendeckenden Siedlungs- und Flächenmanagements begegnet werden.

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Demografie

Stärken Schwächen • Geringer werdende Wanderungs- • Anhaltender natürlicher Bevölke- verluste rungsrückgang • Negativer Saldo der Bevölkerungs- bewegungen im Landkreis • Erhöhte Bildungswanderung der 15-25 Jährigen

Chancen Risiken • Prognostizierter Zuwachs junger • Abwanderung junger Bevölkerung Bevölkerung in Eisenach aus dem Wartburgkreis zugunsten • Direkte räumliche Nähe zu Eise- der Kernstadt Eisenachs nach als attraktiven Arbeitsort, der • Auswirkungen des demografi- Einwohner in den Wartburgkreis schen Wandels werden in den ziehen kann > wachsende Bedeu- kommenden Jahren zunehmen tung als Wohnstandort • Entgegenwirken der Bildungswan- derung durch Bewusstseinsbil- dung für Ausbildungsmöglichkei- ten in der Region • Migration und Zuwanderung aus dem Ausland als Entwicklungs- chance sehen

Handlungsprioritäten:

• Junge Menschen und Familien müssen in der Region gehalten werden. • Für den Zuzug in die Region muss geworben werden und Zugezogene integ- riert werden. • Den Auswirkungen des Demografischen Wandels muss begegnet und dessen Folgen abgemildert werden. • Der Bildungswanderung muss durch die Bewusstseinsbildung für (Aus)bil- dungsmöglichkeiten in der Region entgegengewirkt werden.

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Umwelt, Energie und Klimaschutz Stärken Schwächen • Hoher Flächenanteil an Natur- • Zu viel Energie bleibt ungenutzt schutzgebieten (z.B. industrielle Abwärme) • Instrument „Flächenpool“ für • Ungenutzte Flächen bei (Indust- Ausgleichsmaßnahmen in einer rie-) Gebäuden für PV-Anlagen Teilregion bereits vorhanden • Attraktive und intakte Kulturland- schaft • Räumliche Teilhabe an zwei Naturparken und einem National- park im Norden der Region sowie an einem Biosphärenreservat im Süden des Kreises • Potenziale für die Gewinnung regenerativer Energien sind in der Region vorhanden und werden zum Teil schon genutzt

Chancen Risiken • Inwertsetzung des Kultur- und • Anhaltende Überformung der Naturraums (gezielter Umgang, Kulturlandschaft bewusste Vermarktung) • Flächendruck und Nutzungskon- • Qualitätsvolle Entwicklung des Gu- flikte führen zu Verwerfungen tes Kulturlandschaft unter Berück- regionaler Akteure sichtigung der Nachhaltigkeit • Wesentliche Verschlechterung des • Nutzung von industrieller Abwär- Erhaltungszustandes wichtiger me Kulturlandschaftselemente durch • Energetische Sanierung von Be- mangelhafte/ungeregelte Pflege standsimmobilien zur Energieein- • Die Zuleitung von Strom und Ener- sparung gie aus anderen Regionen kann • Nutzung der (landschaftlichen) Abhängigkeiten erzeugen und den Potenziale für den Ausbau der Bau neuer Infrastruktur bedingen Erneuerbaren Energien • Zu erwartende Zunahmen von Extremwetterlagen, Landschafts- wandel und erheblichen Ein- schränkungen bei der Nutzbarkeit von Ressourcen

Handlungsprioritäten:

• Durch regelmäßige Pflege und gezielte Vermarktung des Kulturlandschaft- und Naturraumes kann dieser zukünftig verstärkt in Wert gesetzt werden. • Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energiequellen und Absenkung des Energieverbrauchs müssen verbreitet publiziert und angewendet werden. • Die energetische Sanierung von Bestandsimmobilien unter Beachtung der regionalen Baukultur muss forciert werden.

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Wirtschaftsstruktur Stärken Schwächen • Vergleichsweise geringe Arbeitslo- • Durch Abwanderung gehen der senquote Region Fachkräfte verloren • Wartburgkreis und Stadt Eisenach • Lehrstellen bleiben unbesetzt zählen zu den stärksten Wirt- • Zu viel Wertschöpfung fließt aus schaftsregionen Thüringens > es der Region noch ab existieren Unternehmen mit An- • Eine quantitative Erfassung aller spruch auf Weltmarktführerschaft Initiativen zur Vermarktung regio- • Ausreichend Beschäftigungsange- naler Produkte ist nicht vorhanden bote durch eine vielfältige Bran- chenstruktur • Verstärkt Umstellung auf ökologi- schen Anbau bei den bestehenden landwirtschaftlichen Betrieben • Der Naturpark Eichsfeld-Hainich- Werratal und die Welterberegion Wartburg-Hainich stellen die Kooperation in den Regionen in den Mittelpunkt und fördern eine nachhaltige Nutzung und Vermark- tung regionaler Produkte • Einheitliche Marketing- und Ver- marktungsstruktur regionaler Pro- dukte durch die Dachmarke Rhön in der Teilregion Rhön vorhanden • Wirtschaftsstruktur überwiegend aus Klein- und Mittelständischen Unternehmen, die erweitern und wachsen

Chancen Risiken • Forschung und Entwicklung in der • Abwanderung der 18-25 Jährigen Region wird durch umliegende nimmt zu und der Region gehen Hochschulen gewährleistet und wertvolle Arbeitskräfte verloren unterstützt • Verlust von Arbeitsplätzen durch • Vernetzung von Unternehmen, Verlagerung von Unternehmen Schulen und Berufsakademie zur bzw. Unternehmenseinheiten Sensibilisierung für Berufe in der Region • Hochschulabsolventen und Fach- kräfte (aus dem In- und Ausland) gewinnen

Handlungsprioritäten:

• Dem durch Bildungswanderung bedingten Fachkräftemangel, der künftig zunehmen wird, soll verstärkt entgegengewirkt werden. • Die bereits bestehenden Marketing- und Vermarktungsstrukturen regionaler Produkte stärken und ausbauen. • Wertschöpfungsketten regionaler Produkte optimieren und Wertschöpfung in der Region halten.

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Tourismus und Naherholung

Stärken Schwächen • Präsenz der Region in vier Ferien- • Bedeutung des Luther-Jubiläums- regionen jahres 2017 wird noch zu wenig in • Naturlandschaften für Aktivtouris- mus geeignet (Wandern/Radfah- der Region wahrgenommen ren/Kanufahren) • Insgesamt zu wenig Vernetzung • Historisch bedeutsame Orte: der touristischen Akteure unterei- Wartburg, Point Alpha in Geisa, nander und mangelnde organisa- Schloss und Park Altenstein, Burg- torische Vernetzung anlage Creuzburg, Schloss und • Schwierigkeiten, die in den letzten Park Wilhelmsthal u.a. Jahren geschaffene Infrastruktur • Immaterielles Kulturerbe in der Region: Reformation, Fröbel/ zu unterhalten Reformpädagogik, Barockmusik • Teilweise geringe Auslastung in Telemann (Wilhelmsthal), Molter, den Beherbergungsbetrieben Brahms (Altenstein), Bach (Eise- nach) • Zertifizierte Wanderwege: Qua- litätswanderweg Leine – Werra, HOCHRHÖNER ® (Premiumwan- derweg), Premiumwanderwege rund um Treffurt

Chancen Risiken • Anstehende touristische Großer- • Gesundheitstourismus stark abhän- eignisse in der Region (Reforma- gig von der Gesundheitspolitik des tionsjubiläum 2017, Deutscher Bundes (verordnete Kuren) Wandertag in Eisenach, Jubiläum • Im Moment noch fehlende Ausrich- 500 Jahre Bibelübersetzung 2021) tung auf den Auslandsreisemarkt • Durch die Großereignisse, insbe- • Fehlende Voraussetzungen für Aus- sondere Luther2017 wachsendes landsgäste Interesse im Ausland an der Regi- • Kapazitäten für Übernachtungsspit- on und damit großes Gästepoten- zen zu Großereignissen sind in der zial vorhanden Region nicht vorhanden

Handlungsprioritäten:

• Die Vernetzung und Koordinierung zwischen den touristischen Akteuren muss verbessert werden, insbesondere in Hinblick auf das Reformationsjubi- läum 2017, das Jubiläum Bibelübersetzung 2021 und darüber hinaus. • Schaffung eines touristischen Bewusstseins in der Region. • Immaterielles Kulturgut soll durch die Schaffung von Erlebnisangeboten ent- wickelt und gestärkt werden, um es erfahrbar zu machen.

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Bildung, Kultur und gesellschaftliches miteinander Stärken Schwächen • Gemeinsames Bildungsverständnis • Abwanderung höher Qualifizierter in der Region durch Fehlen einer Hochschule • Grundlegende Betreuungs- und • Mangelnde Bündelung und Ver- Bildungsangebote für Kinder netzung der bestehenden Ange- durch (erreichbare) Schulen und bote und Akteure im kulturellen Kindergärten gewährleistet Bereich • Berufsakademie in Eisenach • Nachwuchsprobleme der Vereine • Fachschule für Gesundheitsfach- • Mangelnde Erreichbarkeit von berufe und staatliches Berufsbil- Kultur und Bildungsangeboten für dungszentrum in Bad Salzungen immobile Bevölkerungsgruppen • Musik- und Kunstschule(n) in der Region vorhanden • Viele Kulturinitiativen bereits vorhanden • Die Wartburgregion verfügt über viele kulturelle Highlights (Bundes- Kurzfilmfestival Bad Liebenstein, mdr-Musiksommer, Rhönpaulus, Lux-Festspiele etc.) • Wartburg ist ein großer kultureller Schatz für die Region, gehört als einzige deutsche Burg zum Welt- kulturerbe der UNESCO • Aktives Vereinsleben • Ausgeprägtes bürgerschaftliches Engagement

Chancen Risiken • Aktive Generation der „Rentner“ • Anhaltendes Vereinssterben für Ehrenamt gewinnen • Überforderung bürgerschaftlich • Stärkeres kulturelles Bewusstsein Engagierter durch Überbeanspru- schaffen chung im Ehrenamt • Neue, flexible Engagementformen • Durch fehlende finanzielle Mit- in und außerhalb von Vereinen tel Verteuerung der kulturellen • Informelle Bildungsangebote für Angebote alle Altersgruppen (als Chance zur • Bei steigenden Preisen für kul- beruflichen Kompetenzentwick- turelle Angebote, Rückgang der lung) Teilnehmer (Kultur=Luxusgut)

Handlungsprioritäten:

• Die Arbeit von Vereinen und Kulturschaffenden (Initiativen) soll künftig -stär ker unterstützt werden. • Informelle Bildungsangebote und Qualifizierung sollen ausgebaut und weiter gefördert werden. • Förderung von lebenslangem Lernen. • Stärkere Berücksichtigung verschiedener Zielgruppen (Teilhabe aller Men- schen) in Bildung, Kultur und Vereinswesen.

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daseinsvorsorge Stärken Schwächen • Aktuelles Strategiekonzept zum • Mobilität und ÖPNV sind in der ÖPNV in der Region wurde erstellt Region sehr unterschiedlich. Defi- • Mitfahrzentrale Rhön als alternati- zite vor allem für Jung und Alt ves Mobilitätsangebot • Lücken im (Rad-)Wegenetz • Nahversorgung ist in den meisten • ÖPNV ist nur auf den Schülerver- Gemeinden sicher gestellt kehr ausgelegt • Allgemeinmedizinische Versor- • Räumliche Verteilung von Ärzten gung ist in den meisten Teilen der in der Region sehr unterschiedlich. Region sichergestellt Konzentration in den Zentren

Chancen Risiken • Erprobung neuer alternativer Mo- • Weitere Einschränkungen/Rückzug bilitätsformen von Mobilitätsangeboten durch • Mobile Anbieter können perspek- „nicht-Nutzung“ tivisch verstärkt die Nahversor- • Demografiebedingtes Wegbrechen gung auch für immobile Bevölke- von medizinischer Versorgung rungsgruppen sichern • Die soziale Überformung bzw. der • Nahversorgung im Sinne von demografische Umbau der Gesell- regionalen Produkten und Direkt- schaft stellt die Kommunen bei vermarktern Erhalt und Schaffung adäquater Infrastrukturen der Daseinsvorsor- ge vor Herausforderungen

Handlungsprioritäten:

• Im Sinne der gesellschaftlichen Teilhabe ist die Erreichbarkeit von Versor- gungs- und Freizeitzielen mit öffentlichen Verkehrsmitteln wesentlich, insbe- sondere für immobile Menschen. • Eine Sensibilisierung für „Nahversorgung“ im Sinne von regionalen Produk- ten durch Direktvermarktung.

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5. Leitbild, Ziele, Handlungsfelder Vielfältige Region Die Region zeichnet sich sowohl durch eine naturräumliche, als auch durch eine kulturelle Vielfalt aus und ist räumlich differenziert. In den Beteiligungsveran- staltungen wurde auf die Frage hin, was die Wartburgregion ausmacht, oft mit „Vielfalt“ geantwortet. Besonders herausgestellt wurden dabei die verschiedenen Dialekte und die unterschiedlichen Landschaftstypen. Bereits in der Eisenzeit fanden in der Wartburgregion keltische Stämme mit den Rohstoffen Holz und Eisenerz sowie den Solequellen eine ideale Existenzgrundlage – und noch heute bilden diese Rohstoffe die Basis für die regionale Wirtschaft und die lokale Identität. Lebenswerte Orte Die ausgedehnten Waldgebiete des Hainichs, des Thüringer Walds und der Rhön, mit ihrem hohen Schutzstatus, prägen das Landschaftsbild der Region. Heimisches Holz findet sich auch in den Siedlungen und Ortskernen, mit ihren typischen Fach- werkbauten, wieder. Das Holzbildhauerhandwerk wird bis heute noch gepflegt Attraktive Natur- und Kultur- und in der Schnitzschule Empfertshausen gelehrt. Die Entwicklung einer intakten landschaft Natur- und Kulturlandschaft gilt es zu ermöglichen. Siedlungen- und Ortskerne sollen erhalten und gestärkt werden, traditionelle Bauweise beibehalten und ein baukulturelles Leitbild entwickelt werden, sodass lebenswerte Orte entstehen. Mit der Gewinnung von Eisenerz begann der wirtschaftliche Aufschwung der Re- gion. Wanderschmiede suchten im Altensteiner Oberland (Schweina, Ruhla) nach Erzen und verarbeiteten diese, woraus sich ein kontinuierlicher Eisenerz-Bergbau entwickelte. Das Klingenschmiedehandwerk, die Herstellung von Tabakpfeifen und Uhren legten den Grundstein für die Metallindustrie, die heute einer der größten Arbeitgeber der Wartburgregion ist. Die Bedeutung des Eisenerzes für die Region und die regionale Identität lässt sich auch in der Sage des Schmieds von Ruhla Moderne und leistungsfähige bemessen. Die ländliche Wirtschaft gilt es zu stärken, Wertschöpfungsketten zu Wirtschaft optimieren und regionale Produkte zu fördern. Es gilt, traditionelle Handwerksfor- men zu fördern und für ländliche Berufsbilder zu sensibilisieren. Die Sicherung von Fachkräften und Bindung dieser an die Region ist dabei ein wichtiger Baustein, um eine moderne und leistungsfähige Wirtschaft zu entwickeln

Die Sole und Gewinnung von Salzen hat eine lange Tradition in der Region. Die Schächte und Abraumhalden des Kalibergbaus prägen das Landschaftsbild der Vorderrhön. Der Bergbau hat zwar an Bedeutung verloren, die Sole und ihre tou- ristische Nutzung (Soleheilbad Bad Salzungen, Erlebnisbergwerk Merkers) hinge- Kurwesen und Tourismus mit gen gewonnen. Mit ihren Bädern und Kurorten kann die Wartburgregion auf eine langer Traditon lange touristische Tradition zurückblicken. Der Adel verweilte hier zur Sommerfri- sche und lud bedeutende Künstler und Kulturschaffende zu Hofe ein. Tourismus und Kurwesen sind eine bedeutende Wirtschaftsbranche in der Region. Deshalb müssen die Attraktivität und der Freizeitwert der Region für Gäste und Bevölke- rung erhalten und ausgebaut werden.

Kulturelles (Welt-)Erbe Mittelpunkt und Namensgeberin der Region ist die Wartburg bei Eisenach, auf der der Reformator das Neue Testament der Bibel übersetzte, der Sängerkrieg stattfand und die durch ihre Akustik heute zu den bekanntes- ten Konzertsälen Thüringens gehört. Die UNESCO Welterbestätte ist Sinnbild für Reformation, Kunst und Kultur. Die Region ist reich an immateriellem Kulturerbe: Bach, Brahms, Molter, Telemann wirkten hier. Friedrich Fröbels Reformpädagogik ist die Grundlage der heutigen Konzeption von Erziehung, Betreuung und Bildung. Die Wartburgregion verfügt über ein gemeinsames Bildungsverständnis und eine Vielzahl an Bildungsangeboten. Diese gilt es im Sinne von „lebenslangem Lernen“ weiterzuentwickeln und zu fördern.

Perspektivisch wird die Wartburgregion Heimat für Menschen aller Kulturen und Seite - 42 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Nationen, die sich aktiv im Vereinsleben und auch außerhalb ehrenamtlich enga- Hohes bürgerschaftliches En- gieren. Das bürgerschaftliche Engagement ist deshalb weiterhin zu fördern und gagement möglichst allen Einwohnern der Wartburgregion soll eine Teilhabe am gesellschaft- lichen Leben ermöglicht werden, sodass ein reges gesellschaftliches Miteinander entsteht. Um all dies zu erreichen, müssen die Stärken der Region sichtbar gemacht und Schwächen angegangen werden unter dem Leitbild:

Wartburgregion – gemeinsam. vielfältig. attraktiv. Leitbild

• Lebenswerte und attraktive Orte gestalten • Intakte Natur- und Kulturlandschaft ermöglichen • Moderne und leistungsfähige Wirtschaft ausbauen • Gesellschaftliches Miteinander fördern • Stärken sichtbar machen

Das Leitbild knüpft an die Leitbilder der vorherigen LEADER Förderperioden an. Kohärenz zur vorherigen För- Das Motto der Wartburgregion in LEADER+ (2002-2007) war: „Vernetzte Vielfalt derperiode – Chance für die Zukunft des ländlichen Raumes”. Dieses wurde in der LEADER Förderperiode 2007-2013 weiterentwickelt zu „Vernetzte Vielfalt – die Zukunft der Wartburgregion“. Hier ging es primär darum, die landschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Besonderheiten der Region weiter zu entwickeln sowie in Wert zu setzen. Zur Erreichung des Leitbilds „Wartburgregion – gemeinsam. vielfältig. attraktiv.“ und für die zukünftige Entwicklung der Region wurden deshalb folgende Entwick- lungsziele definiert:

Abbildung 20 - Entwicklungs- Schaffung eines Förderung von bürger- ziele zukunftsfähigen Stärkung der ländlichen schaftlichem Engage- Lebensraums „Wart- Wirtschaft und ihrer ment, gesellschaftlicher burgregion“ durch Wertschöpfungsketten Teilhabe und lebenslan- nachhaltige Siedlungs-, gem Lernen Landschafts-, und Infra- strukturentwicklung

Ausbau der Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit der regi- onalen Akteure

Gestaltung des demografischen Wandels und (Abmilderung) dessen Folgen

Umweltschutz und Eindämmung des Klimawandels und Anpassung an seine Auswirkungen

Das Entwicklungsziel „Schaffung eines zukunftsfähigen Lebensraums „Wartburgre- gion“ durch nachhaltige Siedlungs-, Landschafts-, und Infrastrukturentwicklung“ ist eine Weiterentwicklung des Handlungsfelds „Sicherung von Lebensqualität und Stärkung der weichen Standortfaktoren“ aus der Förderperiode 2007-2013. „Stär- kung der ländlichen Wirtschaft und ihrer Wertschöpfungsketten“ baut auf dem ehemaligen Handlungsfeld „Aufbau und Entwicklung neuer wirtschaftlicher Struk-

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turen“ auf. „Förderung von bürgerschaftlichem Engagement, gesellschaftlicher Teilhabe und lebenslangem Lernen“ ist als Weiterentwicklung des vorhergehenden Handlungsfelds „Regionaler Kooperationsaufbau und Bildung“ zu verstehen. Dem regionale Kooperationsaufbau und der Vernetzung der Akteure kommt auch in dieser Förderperiode eine wichtige Bedeutung zu. Aufgrund dessen wurde es als horizontales Ziel „Ausbau der Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit der Hoizontale Ziele regionalen Akteure“ definiert. Als horizontale Ziele wurden diejenigen Themen definiert, die für die Entwicklung der Wartburgregion eine wichtige Rolle spielen, jedoch nicht mit konkreten Handlungsfeldern oder Handlungsfeldzielen hinterlegt sind. Um die Beachtung der horizontalen Ziele zu gewährleisten, wird auf Pro- jektebene anhand der Projektauswahlkriterien geprüft, wie hoch der Beitrag des Vorhabens zur Erreichung der horizontalen Ziele ist. Neben dem Ausbau der Ver- netzung, der Kooperation und der Zusammenarbeit der regionalen Akteure, soll die Gestaltung des demografischen Wandels und die (Abmilderung) dessen Folgen eine Beachtung finden. Umweltschutz, die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an seine Auswirkungen sind Querschnittsziele der EU, die nicht nur als horizontales Ziel in der Regionalen Entwicklungsstrategie Beachtung finden, sondern auch in den Projektauswahlkriterien berücksichtig werden. Aus den Ergebnissen der Workshops wurden dann folgende Handlungsfelder abgeleitet: Abbildung 21 - Handlungsfelder A: C: B: Innerortsentwicklung, Bildung, Kultur und Regionale Wirtschaft Natur und Kulturland- gesellschaftliches Mitei- schaft nander

Im Folgenden werden nun die Handlungsfelder kurz beschrieben. Anschließend werden diese mit Handlungsfeldzielen hinterlegt. Die Handlungsfeldziele gliedern sich in Projektziele (umsetzungsbezogene Ziele, die konkrete Projekte bzw. Pro- jektbündel umreißen) und Prozessziele (umsetzungsbezogene Ziele, die die regio- nale Zusammenarbeit fördern). Sowohl Projekt-, als auch Prozessziele sind SMART Ziele sind SMART formuliert (Spezifisch-Messbar-Akzeptiert-Realistisch-Terminiert) formuliert. Sie werden durch Indikatoren messbar gemacht, sodass ihre Erreichbarkeit im Laufe der Um- setzung der Regionalen Entwicklungsstrategie überprüft werden kann. Desweite- ren wird dargelegt, welche weiteren Handlungsfelder das jeweilige Ziel zusätzlich betrifft (integrierter, sektorübergreifender Ansatz). Anschließend werden Leit- und Startprojekte kurz inhaltlich charakterisiert. Bei Leitprojekten handelt es sich um Projekte oder um ein Bündel von Projektansätzen, mit hoher strategischer Bedeu- tung für die Umsetzung der Ziele der Entwicklungsstrategie. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der Förderperiode 2007-2013, den Ergebnissen der Beteiligungs- veranstaltungen sowie den eingereichten Projektideen, wurden diese entwickelt. Bei Startprojekten handelt es sich um Projekte, deren Entwicklungsstand soweit fortgeschritten ist, dass sie nach Anerkennung der Strategie direkt das Auswahl- verfahren durchlaufen können und eine zeitnahe Umsetzung möglich ist. Projekt- Projektskizzen der Startprojekte skizzen, inklusive Projektträger und Beteiligte, Projektkosten, Finanzierungsmög- sind im Anhang beigefügt lichkeiten etc. sind im Anhang 6 beigefügt.

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Handlungsfeld A: Innerortsentwicklung, Natur und Kul- turlandschaft Das Handlungsfeld mit seinen Handlungsfeldzielen leistet primär einen Beitrag zu den Entwicklungszielen „Schaffung eines zukunftsfähigen Lebensraums „Wart- burgregion“ durch nachhaltige Siedlungs-, Landschafts-, und Infrastrukturent- wicklung“ und dem horizontalen Ziel „Ausbau der Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit der regionalen Akteure“. Besonders das Themenfeld Innerorts- entwicklung trägt zur Gestaltung des demografischen Wandels und (Abmilderung) dessen Folgen bei. Die Handlungsfeldziele in den Themenfeldern Natur sowie Kul- turlandschaft tragen zum Umweltschutz, zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an seine Auswirkungen bei. Das Handlungsfeld leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Siedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung, zur ökologischen Nachhaltigkeit sowie zur Förderung von Stadt-Umland-Beziehungen. Traditionelle kompakte Dorfformen und eine regionale Baukultur prägen die Dörfer und Kleinstädte der Wartburgregion (Stärke). Sozioökonomische Verän- derungen führten und führen perspektivisch zu zunehmenden Leerständen und Brachflächen (Schwäche/Risiko). Generell gibt es eine anhaltende Nachfrage nach Wohnraum (in Teilen) der Region (Stärke), dieser wird aber zum Beispiel aufgrund veränderte Ansprüche an Wohnungsgrundrisse oder einem Mangel an bedarfs- gerechten Mietwohnungen (Risiko) nicht zu decken sein. Perspektivisch wird ein Überangebot an Einfamilienhäusern bestehen (Risiko). Hier gibt es enormeren Handlungsbedarf. Der zukünftig notwendige Wohnraum muss so qualifiziert werden, dass er an die maßgeblichen Anforderungen der Barrierefreiheit und der energetische Sanierung angepasst wird. Auch öffentliche Räume, Gebäude oder Infrastrukturen sind von diesen Defiziten geprägt und müssen perspektivisch in Wert gesetzt werden. Dem Leerstand und der zunehmenden Flächeninanspruch- nahme in der Region muss durch die Etablierung und Umsetzung eines flächende- ckenden Siedlungs- und Flächenmanagements begegnet werden. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der letzten Förderperiode sind Maßnahmen der Brachflä- chenrevitalisierung und der Dorferneuerung zum Erhalt von Ortskernen unabding- bar. Zur Umsetzung der Maßnahmen ist vorgesehen, auf andere Förderprogram- me (EFRE) bzw. andere Mittel aus dem ELER zurückzugreifen. Die Nahversorgung ist in den meisten Gemeinden vor Ort bzw. durch mobile Anbieter sicher gestellt (Stärke). Mobilitätsangebote und ÖPNV sind in der Region sehr unterschiedlich ausgestaltet (Schwäche). Defizite gibt es besonders für Jung und Alt (Schwäche). Das aktuelle Strategiekonzept ÖPNV des Wartburgkreises (Stärke) bietet die Chance, neue und alternative Mobilitätsangebote zu erproben und langfristig die Mobilität im ländlichen Raum zu sichern. Gleichzeitig können über Lückenschlüsse bzw. den Ausbau des (Rad-) Wegenetzes die Gemeinden der Region miteinander verbunden werden. Die Wartburgregion verfügt über eine attraktive und intakte Natur und Kultur- landschaft (Stärke), die es zu durch regelmäßige Pflege und gezielte Vermarktung zukünftig verstärkt in Wert zu setzen gilt (Chance). Der verantwortungsvolle und umweltverträglicher Umgang mit natürlichen Ressourcen steht im Fokus dieses Handlungsfeldes. Risikovorsorge im Hinblick auf ggf. zu erwartende Zunahmen von Extremwetterlagen (Risiko) muss verstärkt betrieben werden. Überschneidungen gibt es mit dem Handlungsfeld „Regionale Wirtschaft“ einerseits bei der Stärkung einer umweltgerechten Land- und Forstwirtschaft und andererseits beim Einsatz regionaler Handwerksbetriebe (z.B. bei der Innerortsentwicklung). Das Handlungs- feld forciert den verantwortungsvollen und sparsame Umgang mit Energie, die Vermeidung und Reduzierung von Flächeninanspruchnahme sowie die Pflege und den Erhalt der Natur- und Landschaftsräume.

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Tabelle 2 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld A: Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft

Weitere Hand- Nr. Handlungsfeldziel Ergebnis Indikator Zielgröße Termin lungsfelder

Durchführung von zwei (2) Maßnahmen Erhalt von baukulturellem Erbe in der Anzahl durchgeführter A.Z1 2 bis 2023 C zum Erhalt von baukulturellem Erbe Region Maßnahmen

Durchführung von zwei (2) Maßnahmen Erhöhung der Barrierefreiheit von öf- Anzahl durchgeführter A.Z2 zur Erhöhung der Barrierefreiheit von öf- 2 bis 2023 C fentlichen Räumen und Infrastrukturen Maßnahmen fentlichen Räumen und Infrastrukturen

Durchführung von einer (1) Maßnahmen Entwicklung einer nachhaltigen Sied- Anzahl durchgeführter A.Z5 zur Erhebung und Vermarktung von lungsflächenmanagementstrategie 1 bis 2023 Maßnahmen Innenentwicklungspotenzialen

Entwicklung und Umsetzung von zwei Verbesserung Anzahl entwickelter und A.Z6 (2) Maßnahmen im Bereich alternativer der ÖPNV-Situation durch alternative umgesetzter Maßnah- 2 bis 2023 B, C Mobilitätsangebote Mobilitätsangebote men Projektziel

Steigerung der Erfolgsaussichten neuer Aufbau eines (1) Beratungsformats für Mobilitätsangebote und (informelle) Anzahl aufgebauter A.Z7 1 bis 2023 neue Mobilitätsanbieter Vernetzung zwischen den Mobilitäts- Beratungsformate anbietern

Durchführung von zwei (2) Maßnahmen Inwertsetzung von Natur und Kultur- Anzahl durchgeführter A.Z9 zum Erhalt oder der Pflege von Natur 2 bis 2023 landschaft Maßnahmen und Kulturlandschaft

Umsetzung von zwei (2) Maßnahmen Reduzierung der Flächeninanspruch- Anzahl umgestzter A.Z10 2 bis 2023 aus dem Flächenpool nahme Maßnahmen

Unterstützung von drei (3) Maßnahmen An die Anforderungen verschiedener Anzahl der durchgeführ- A.Z18 3 bis 2023 zur Entwicklung neuer Wohnformen Zielgruppen angepasster Wohnraum ten Maßnahmen

Entwicklung von einer (1) regionalen Abgestimmte Siedlungsentwicklung in Anzahl entwickelter A.Z11 1 bis 2023 Strategie „Dorfumbau“ der Region Strategien

Durchführung von einer (1) Sensibilisie- Stärkung der Innenentwicklung durch Anzahl der durchgeführ- A.Z12 rungskampagne zum Thema Innenent- Informations- und Kommunikations- ten Sensibilisierungs- 1 bis 2023 C wicklung maßnahmen kampagnen

Durchführung von drei (3) Veranstaltun- Entwicklung und Umsetzung von Bera- gen zum Thema Bauen und Wohnen im Anzahl der durchgeführ- tungsformaten für private A.Z13 Innenbereich für private ten Sensibilisierungs- 3 bis 2023 C Bauherren zu Umbau/ Neubau in Bauherren kampagnen den Stadt- und Ortskernen

Durchführung einer (1) Studie zur Nut- Erfassung des vorhandenen Wärmepo- Anzahl durchgeführter A.Z14 1 bis 2023 B zung von Abwärme tenzials aus Industrie und Handwerk Studien Prozessziel Aufbau von Beratungsangeboten bzgl. Aufbau eins (1) Beratungsnetzwerks zumenergetische Sanierung von Bestand- Anzahl durchgeführter A.Z15 1 bis 2023 B Themenfeld energetische Sanierung simmobilien unter Beachtung der Netzwerktreffen regionalen Baukultur

Durchführung von fünf (5) Treffen Ar- Verstetigung des Flächenmanagements Anzahl durchgeführter A.Z16 5 bis 2023 beitskreis Flächenpool Treffen

Durchführung von vier (4) Netzwerktref- Erhalt und Pflege der Gewässer Anzahl durchgeführter A.Z17 fen von Akteuren im Bereich Gewässe- 4 bis 2023 Netzwerktreffen runterhaltung

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Leitprojekte A.L1: Entwicklung und Umsetzung einer Strategie „Innenentwicklung und Sied- lungsumbau“

Leitprojekt im Handlungsfeld „Innerortsentwicklung, Natur und Kulturland- schaft“ ist der Erhalt und die qualitative Entwicklung der baulichen Struktur und Nutzungsvielfalt in den Ortskernen. Ergebnis des Leitprojekts soll der Erhalt von baukulturellem Erbe, die Erhöhung der Barrierefreiheit öffentlicher Räu- me und Infrastrukturen, der Erhalt und die Inwertsetzung der Ortskerne, die Reduzierung von Flächeninanspruchnahme, die Entwicklung einer nachhaltigen Siedlungsflächenmanagement-Strategie und eine abgestimmte Siedlungsent- wicklung in der Region sein. Neben Maßnahmen der Dorferneuerung, der Revitalisierung und des Wege- baus (Multifonds-Prinzip) sind folgende Projektansätze denkbar:

• Beratungsformate • Sensibilisierungskampagnen • Flächenmanagement • Vermarktung von Innenentwicklungspotenzialen

Das Leitprojekt ordnet sich in den Themenbereich Innerortsentwicklung ein und trägt zum Erreichen der Projektziele A.Z1, A.Z2, A.Z5, A.Z18, C.Z3, C.Z8 sowie den Prozesszielen A.Z11, A.Z12, A.Z13 und A.Z15 bei.

A.S1: Abriss einer bestehenden Fußgängerbrücke mit Treppe und Neubau einer Startprojekt Rad- und Fußgängerbrücke über der Felda in Stadtlengsfeld

Die Maßnahme umfasst den Abbruch der vorhandenen Brückenkonstruktion, eine neue Fundamentierung sowie die Herstellung der neuen Brückenkonstruk- tion (Betonbrücke mit Asphalt, Stahlgeländer, höhenmäßige Anpassung an den Weg mittels Rampe zur Sicherstellung der Barrierefreiheit). Die Rad- und Fuß- gängerbrücke befindet sich im Innerortsbereich und kann durch die Einwohner, Kurgäste und (Rad-)Touristen genutzt werden. Sie ist Zubringer zum Feldatalrad- weg und zum Fitnesspark der Stadt Stadtlengsfeld und eine naturerlebnisorien- tierte Alternative zur straßenparallelen Wegführung. Das Startprojekt dient der Erreichung des Projektziels A.Z2 „Durchführung von zwei (2) Maßnahmen zur Erhöhung der Barrierefreiheit von öffentlichen Räumen und Infrastrukturen“. Eine Projektskizze befindet sich im Anhang 6.

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Handlungsfeld B: Regionale Wirtschaft Das Handlungsfeld „Regionale Wirtschaft“ leistet mit seinen Handlungsfeldzielen einen Beitrag zu den Entwicklungszielen „Stärkung der ländlichen Wirtschaft und ihrer Wertschöpfungsketten“. Das Handlungsfeld zielt einerseits auf die Sicherung von Fachkräften und Bindung dieser an die Region ab, andererseits beinhaltet es aber auch die Themenfelder Tourismus und regionale Produkte. Die Handlungs- feldziele leisten einen Beitrag zur Förderung des ländlichen Tourismus, zur För- derung von Stadt-Umland-Beziehungen, zur Förderung regionaler Produkte und regionaler Wertschöpfungs(kreisläufe) sowie zur Stärkung des ländlichen Raums als Wirtschaftsraum. Alle Ziele des Handlungsfelds sind so ausgerichtet, dass sie wenn möglich den demografischen Wandels aktiv gestalten und dessen Folgen abmildern, Vernetzung, Kooperation und Zusammenarbeit der regionalen Akteure forcieren sowie einen Beitrag zum Umweltschutz, zur Eindämmung des Klimawan- dels und zur Anpassung an seine Auswirkungen leisten. Der Wartburgkreis und die Stadt Eisenach gehören zu den stärksten Wirtschaftsre- gionen Thüringens (Stärke). Durch Abwanderung gehen der Region jedoch wichti- ge Arbeitskräfte verloren und Lehrstellen bleiben unbesetzt (Schwäche). Die Sen- sibilisierung für bestimmte –für den ländlichen Raum typische- Berufsbilder,sowie die Unterstützung bereits bestehender Initiativen zur Fachkräftesicherung (W.I.R., T-Wood etc.) haben eine hohe Priorität. Überschneidungen gibt es an dieser Stelle auch mit dem Handlungsfeld „Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander“, das Maßnahmen zur Erhöhung der Willkommenskultur vorsieht. Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum, stärkt aber auch durch attraktive Freizeitangebote die Lebensqualität des Standorts. Die Wartburgregion ist in vier Ferienregionen präsent (Stärke), eignet sich hervorra- gend für Aktivtourismus (Stärke) und hat eine Vielzahl kultureller Highlights zu bieten (Stärke). Insgesamt gibt es jedoch zu wenig Vernetzung der touristischen Akteure (Schwäche) und die Schwierigkeit, die in den letzten Jahren geschaffenen touristischen Infrastrukturen zu unterhalten (Schwäche). Es stehen bis 2021 einige Großereignisse in der Region an (Chance), deren Bedeutung aber noch zu wenig wahrgenommen wird (Schwäche) und die es perspektivisch, besonders im Aus- land, zu vermarkten gilt. Im Bereich Tourismus sollen die touristischen Infrastruk- turen weiter ausgebaut werden und das bestehende Portfolio durch Erlebnisan- gebote sowie die Inwertsetzung der Lutherthematik und der Deutsch-Deutschen Geschichte, erweitert werden. Professionalisierung und Qualitätssteigerung sind zwei Aspekte, um die Wertschöpfung in dieser Branche zu erhöhen. Im Tourismus sind neben professionellen Organisationen auch ehrenamtliche Vereine und Grup- pierungen wichtige Maßnahmenträger. Hier gibt es weitere Überschneidungen mit dem Handlungsfeld C, das den Erhalt von Kulturgut und die Stärkung von Tradition und Brauchtum zum Ziel hat. Die Naturparke, das Biosphärenreservat, der Nationalpark und die bestehende Dachmarke stellen Kooperationen in der Region in den Vordergrund und fördern eine nachhaltige Nutzung und Vermarktung regionaler Produkte (Stärke). Durch die Dachmarke Rhön ist bereits eine Vermarktungsstruktur etabliert (Stärke). Eine quantitative Erfassung aller Initiativen zur Vermarktung regionaler Produkte gibt es allerdings nicht (Schwäche). Zunächst einmal gilt es, die bestehenden Strukturen zu erheben und zu publizieren. Dies kann einen Beitrag dazu leisten, das Bewusst- sein für regionale Produkte zu erhöhen. Netzwerktreffen von Nahversorgern und Direktvermarktern stärken Marketing- und Vermarktungsstrukturen und leisten einen Beitrag zu zukunftsfähigen Nahversorgungsstrukturen. So können Wert- schöpfungsketten (regionaler Produkte) optimiert werden und die Wertschöpfung in der Region gehalten werden.

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Tabelle 3 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld B: Regionale Wirtschaft

Weitere Hand- Nr. Handlungsfeldziel Ergebnis Indikator Zielgröße Termin lungsfelder

Durchführung eines (1) Projekttags Sensibilisierung von Schülern für land- Anzahl durchgeführter B.Z1 1 bis 2023 C „Schule und Landwirtschaft“ wirtschaftliche Berufe Projekttage

Steigerung der Ausbildungsqualität in Etablierung eines (1) Ausbildungsnetz- Anzahl etablierter B.Z2 landwirtschaftlichen Berufen durch 1 bis 2023 C werks Landwirtschaft Netzwerke einen Ausbildungsverbund

Durchführung von drei (3) Maßnahme Gewinnung oder Bindung von Fachkräf- Anzahl durchgeführter B.Z3 3 bis 2023 zur Sicherung von Fachkräften ten an die Regon Maßnahmen

Publikation von einem (1) Atlas für Qualifizierte Erhebung von bestehen- B.Z4 regionale Produkte und deren Vermark- den Initiativen und Strukturen zur Anzahl Publikationen 1 bis 2023 tungsinitiativen Vermarktung regionale Produkte

Entwicklung einer (1) bewusstseins- Bewusstsein für regionale Produkte in Anzahl entwickelter B.Z5 bildenden Kampagne für regionale 1 bis 2023 der Region stärken Kampagnen Produkte

Durchführung von drei (3) Maßnahmen Projektziel Ausbau von touristischer Infrastruk- Anzahl durchgeführter B.Z6 zum Ausbau touristischer Infrastruktu- 3 bis 2023 A turen Maßnahmen ren

Erhöhung der Wertschöpfung Durchführung von zwei (2) Maßnahmen agrotouristischer Anzahl durchgeführter B.Z7 zur Professionalisierung agrotouristi- 2 bis 2023 Betriebe durch Maßnahmen scher Betriebe Professionalisierung

Schaffung von zwei (2) Erlebnisangebo- Immaterielles Kulturgut wird durch Anzahl geschaffener B.Z8 2 bis 2023 ten im Tourismus Erlebnisangebote erfahrbar gemacht Angebote

Umsetzung von drei (3) Maßnahmen im Inwertsetzung der Lutherthematik Anzahl umgesetzter B.Z9 3 bis 2023 C Themenfeld „Luther“ (Lutherdekade) Maßnahmen

Durchführung einer (1) Maßnahme Inwertsetzung Deutsch-Deutsche Anzahl durchgeführter B.Z10 zur Inwertsetzung Deutsch-Deutscher 1 bis 2023 C Geschichte Maßnahmen Geschichte

Vernetzung von Schulen und Unter- Initiierung von sieben (7) Treffen von nehmen; Bewusstseinsbildung für Anzahl durchgeführten B.Z11 Akteuren zur Vernetzung von Schulen 7 bis 2023 C regionale Berufe; langfristige Sensibili- Treffen und Unternehmen sierungskampagne

Ausbau und Stärkung von Marketing- Durchführung von vier (4) Netzwerktref- Anzahl durchgeführten B.Z12 und Vermarktungsstrukturen regionaler 4 bis 2023 fen Nahversorger und Direktvermarkter Treffen Produkte Prozessziel

Durchführung von vier (4) Veranstal- Sicherung und Ausbau der Qualität im Anzahl durchgeführter B.Z13 tungen zur Qualitätssteigerung im 4 bis 2023 C Tourismus Veranstaltungen Tourismus

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Leitprojekte B.L1: Fachkräftesicherung

Im Leitprojekt „Fachkräftesicherung“ geht es um die Gewinnung und Bindung von Fachkräften an die Region. Um dies zu erreichen, können verschiedene Maß- nahmen durchgeführt werden. Im Mittelpunkt steht die Vernetzung von Schule und Unternehmen. Es gibt bereits Initiativen in der Region (W.I.R., T-Wood, etc.) die dies unterstützen. Diese sind zu fördern und zu vernetzten. Eine weitere Maßnahme ist die Sensibilisierung für bestimmte Berufsbilder bzw. allgemein für Berufe und freie Stellen, die es in der Region gibt. Zu einer Bindung von Fach- kräften gehören aber auch die Förderung weicher Standortfaktoren sowie eine Willkommenskultur für Neubürger. Speziell die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen soll vermehrt durch verschiedene Maßnahmen angespro- chen werden, um einr Abwanderung entgegen zu wirken. Mögliche Projektansätze sind: • Projekttag Schule und Landwirtschaft • Ausbildungsnetzwerk Landwirtschaft • Unterstützung bestehender Initiativen zur Fachkräftesicherung • Sensibilisierungskampagne für Berufe in der Region • Imagebuch Wartburgkreis (vgl. C.LP2 und Startprojekt) • Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur • Veranstaltungen mit Jugendlichen (bspw. im Kooperationsprojekt Südwestt- hüringen: gemeinsamer Maßnahmen im Bereich Jugend und Bildung)

Das Leitprojekt ordnet sich in den Themenbereich Regionale Wirtschaft ein und trägt zum Erreichen der Projektziele B.Z1, B.Z2, B.Z3, C.Z7 sowie den Prozesszie- len B.Z11 und C.Z11 bei.

B.L2: Regionale Produkte

Das Leitprojekt „Regionale Produkte“ sieht zunächst eine Erhebung von beste- henden Initiativen und Strukturen zur Vermarktung regionaler Produkte vor. Die- se sollen anschließend publiziert werden. Parallel dazu, ist eine Imagekampagne bzw. Sensibilisierungskampagne für regionale Produkte vorgesehen. Netzwerk- treffen von Nahversorgern und Direktvermarktern sollen bereits bestehende Marketing- und Vermarktungsstrukturen ausbauen und stärken. Mögliche Projektansätze sind: • Hofführungen bei landwirtschaftlichen Betrieben • Regional ist optimal – Broschüre für regionale Produkte (vgl. B.S1) • Bewusstseinsbildende Kampagne für regionale Produkte in der Wartburgre- gion • Themendorf „Rhöner Streuobst“ • Etablierung einer Dachmarke Thüringer Wald (Kooperation) • „Produkte aus dem Naturpark“ Eichsfeld-Hainich-Warratal (Kooperation) • Verbesserung des Marketings von regionalen Produkten und Dienstleis- tungen mit der Markenaussage „Qualität des Biosphärenreservats“ Rhön (Kooperations) • Qualifizierungsangebote für Partnerbetriebe der Dachmarke Rhön (Koopera- tion) • Schaffung einer gemeinsamen Vertriebsstruktur für Rhöner Produkte (Ko- operation) • Etablierung von Verbraucher-Erzeuger-Gemeinschaften (Rhön) als Beispiel für erfolgreiche Stadt-Land-Partnerschaften (Kooperation)

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Das Leitprojekt trägt zur Erreichung der Projektziele B.Z4, B.Z5 und des Prozess- ziels B.Z12 bei.

B.L3: Lutherregion

Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wird weltweit der Höhepunkt der Lutherdekade sein. 2017 ist die Wartburgregion deshalb von Großereignissen ge- prägt: Veranstaltungen anlässlich 500 Jahren Reformation und der 117. Deutsche Wandertag. Dazu hat die Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH in Zusam- menarbeit mit dem Landratsamt Wartburgkreis ein Projekt entwickelt, das in der vergangenen Förderperiode aus LEADER-Mitteln finanziert wurde. Alle Akteure von Mühlhausen über Eisenach und Möhra/Moorgrund bis Schmalkalden, die sich dem Thema Reformation verbunden fühlen, arbeiten in einem Netzwerk zusammen. Ziel des Leitprojekts ist es, die Wartburgregion als „Lutherregion“ bekannt zu machen und die für die Großereignisse konzipierten Maßnahmen nachhaltig zu entwickeln und für die täglichen Belange, wie auch für den Tou- rismus sinnvoll zu nutzen. Neben der speziellen Inwertsetzung der Thematiken „Luther“ und „Reformation“ gehören auch allgemeine Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau touristischer Infrastrukturen bzw. der Qualitätssteigerung im Touris- mus in dieses Leitprojekt. Netzwerktreffen, Schulungs-, Beratungs-, und Informa- tionsangebote für touristische Akteure sind weitere mögliche Maßnahmen die dazu Beitragen, die Wartburgregion als „Lutherregion“ zu etablieren. Die RAG unterstützt dies nicht nur finanziell, sondern insbesondere ideell.

Mögliche Projektansätze sind: • Wanderwelt Wartburgregion (Erfolgreiche Gestaltung des 117. Deutschen Wandertags und Sicherung dessen Nachhaltigkeit) • Stimmen der Reformation (Verstetigung eines partnerschaftlichen Netzwerks zur Inwertsetzung der Reformations-Thematik)

In diesem Leitprojekt bietet sich langfristig eine Kooperation mit anderen LEA- DER RAGen/LAGen an. Das Leitprojekt trägt zur Erreichung der Projektziele B.Z6, B.Z7, B.Z8, B.Z9 und der Prozessziele B.Z13, C.Z9 bei.

B.S1: Regional ist optimal Startprojekte

Als Startprojekt im Handlungsfeld „Regionale Wirtschaft“ ist eine Informations- broschüre geplant, die unter dem Titel „Regional ist optimal“ diejenigen Betriebe und Höfe vorstellt, die Lebensmittel produzieren und vermarkten. So erhalten Bürger eine umfassende Information, wo sie Lebensmittel regional einkaufen können. Gleichzeitig erhalten die Unternehmen eine Plattform, um sich und ihre Produkte vorzustellen und zu bewerben. Zunächst findet eine Erhebung der entsprechenden Betriebe, Direktvermarkter und Initiativen statt. Interessierte Betriebe werden in die Broschüre aufgenommen. Der zu leistenden Eigenanteil der Projektosten wird ggf. über Werbeeinnahmen beglichen. Die Broschüre sol- len alle zwei Jahre erscheinen. Die erste Auflage soll 10.000 Stück umfassen und kostenlos an öffentlichen Stellen in der Region ausgelegt werden. Ein Nachdruck ist jederzeit möglich. Eine Aufnahme der Broschüre in den geplanten Instrumen- tenbaukasten für Willkommenskultur ist sinnvoll. Das Startprojekt ist dem Leit- projekt „Regionale Produkte“ zuzuordnen und leistet einen Beitrag zu den B.Z4, B.Z5 und des Prozessziels B.Z12. Seite - 51 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Handlungsfeld C. Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander Das Handlungsfeld mit seinen Handlungsfeldzielen leistet primär einen Beitrag zum Entwicklungsziel „Förderung von bürgerschaftlichen Engagement, soziale Teil- habe und lebenslangem Lernen“. Die Wartburgregion verfügt über ein gemeinsa- mes Bildungsverständnis (Stärke). Grundlegende Bildungsangebote sind in der Re- gion flächendeckend vorhanden (Stärke). Es mangelt jedoch an weiterführenden Bildungsangeboten und einer Bündelung und Vernetzung der schulischen mit den außerschulischen Angeboten sowie deren Erreichbarkeit (Schwäche). Außerschuli- sche Angebote wie Musik- und Kunstschule sind in der Region vorhanden (Stärke). Die Wartburgregion verfügt außerdem über viele kulturelle Highlights, immateri- elles Kulturerbe und bestehende Kulturinitiativen, die meist auf ehrenamtlichem Engagement basieren (Stärke). Auch hier ist eine Schwäche die mangelnde Bün- delung und Vernetzung der bestehenden Angebote und Akteure. Zudem fehlt es bestehenden Vereinen demografiebedingt bzw. aufgrund von Interessensverschie- bungen an Nachwuchs (Schwäche). Chancen sind hier, die aktive Generation der „Rentner“ für das Ehrenamt zu gewinnen und neue, flexible Engagementformen zu entwickeln. Indem eine stärkere Berücksichtigung verschiedener Zielgruppen und die Teilhabe aller Menschen forciert wird, kann dem Risiko eines anhalten- den Vereinssterbens und einer Überforderung bürgerschaftlich Engagierter durch Überbeanspruchung im Ehrenamt entgegengewirkt werden. Zuzüge in die Region nehmen tendenziell wieder zu (Stärke), wenn auch pers- pektivisch der Bevölkerungssaldo weiterhin negativ sein wird (Schwäche). Durch die direkte räumliche Nähe zu Eisenach kann die Bedeutung des Wartburgkreises als Wohnstandort gesteigert werden (Chance). Die Wartburgregion ist von einer erhöhten Bildungsabwanderung der 15-25 Jährigen betroffen (Schwäche). Dieser kann mit einer Bewusstseinsbildung für Ausbildungsmöglichkeiten in der Region entgegengewirkt werden (Chancen), ebenso wie durch die Förderung von lebens- langem Lernen. Ein Risiko ist die Zunahme der Auswirkungen des demografischen Wandels. Ziel muss es deshalb sein, junge Menschen und Familien in der Region zu halten und für den Zuzug in die Region zu werben. Durch spezielle Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, insbesondere im kulturellen Bereich, soll das Freizeit- und Kulturangebot für diese Zielgruppe erweitert werden. Im Themenfeld „gesellschaftliches Miteinander“ geht es um das Zusammenleben in den Orten. Ziel ist es, die Dorfgemeinschaften zu stärken, Neubürger willkommen zu heißen und sie ins Dorfleben zu integrieren. Das Zusammenleben der Generationen und die Teilhabe aller Bürger am gesellschaftlichen Leben gilt es zu stärken und weiter auszubauen.

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Tabelle 4 - Handlungsfeldziele im Handlungsfeld C: Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander

Weitere Hand- Nr. Handlungsfeldziel Ergebnis Indikator Zielgröße Termin lungsfelder

Durchführung von drei (3) informellen Entwicklung und Qualifizierung von Anzahl durchgeführter C.Z1 3 bis 2023 A, B Bildungsangeboten informellen Bildungsangeboten Bildungsangebote

Umsetzung von zwei (2) Maßnahmen Erhalt von Kulturgut, Stärkung von Anzahl durchgeführter C.Z2 zum Erhalt von Kultur, zur Stärkung der Tradition und Brauchtum 2 bis 2023 B Maßnahmen Tradition oder des Brauchtums

Anzahl erhaltener oder Erhalt oder Schaffung von zwei (2) Schaffung zeitgemäßer sozikultureller C.Z3 geschaffener Infrastruk- 2 bis 2023 B Infrastrukturen für Vereine Einrichtungen turen

Entwicklung und Durchführung von Anzahl durchgeführter C.Z4 Vernetzung von Vereinen 1 bis 2023 einer (1) Vereinsmesse Messen

Aufbau einer (1) Materialbörse für Förderung der Kooperation zwischen Anzahl aufgebauter C.Z5 1 bis 2023

Projektziele Vereine Vereinen Materialbörsen

Durchführung eines (1) Wettbewerbs Förderung des ehrenamtlichen Enga- Anzahl durchgeführter C.Z6 1 bis 2023 A, B Dörfer in Aktion gements Wettbewerbe

Entwicklung eines (1) Instrumentenbau- Anzahl entwickelter Inst- C.Z7 Erhöhung der Willkommenskultur 1 bis 2023 A, B kastens für Willkommenskultur rumentenbaukästen

Schaffung oder Qualifizierung von zwei Stärkung des gesellschaftlichen Mitei- Anzahl Begegnungsmög- C.Z8 (2) generationsübergreifenden Treff- und 2 bis 2023 A nanders lichkeiten Begegnungsmöglichkeiten

Durchführung von vier (4) Veranstaltun- Entwicklung und Professionalisierung Anzahl durchgeführter C.Z9 gen zum vernetzten von Akteuren aus 4 bis 2023 B eines Kulturnetzwerks Treffen dem Bereich Kultur

Prozessziele Durchführung von drei (3) Veranstaltun- Anzahl durchgeführter C.Z10 Wanderungsverluste mindern 3 bis 2023 B gen mit Jugendlichen Treffen

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Leitprojekte C.L1 Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehren- amts

In der Wartburgregion gibt es viele Ehrenamtliche, die sich für die Gestaltung und Entwicklung ihres unmittelbaren Lebensumfeldes einsetzen. Die Arbeit von Vereinen und Initiativen soll künftig stärker unterstützt werden. Im Leitprojekt „Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehrenamts“ sind Maßnahmen vor- gesehen, die dazu beitragen, zeigemäße soziokulturelle Einrichtungen zu schaf- fen, die Vernetzung von Vereinen zu intensivieren und die Kooperation zwischen Vereinen zu fördern.

Mögliche Projektansätze sind: • Vereinsmesse zur Vernetzung von Vereinen und ehrenamtlich Engagierten untereinander bzw. zum Ermöglichen eines Austauschs • Aufbau einer Materialbörse für Vereine • Erhalt und Schaffung von Infrastrukturen für Vereine wie bspw. Vereinshäu- ser, Dorfgemeinschaftshäuser, Heimatstuben, sonstige Treff- und Begeg- nungsmöglichkeiten, Bühnen, etc. • Durchführen mindestens eines (Themen-)Wettbewerbs „Dörfer in Aktion“ (möglich auch als Kooperationsprojekt)

Das Leitprojekt trägt zur Erreichung der Projektziele C.Z2, C.Z3, C.Z4, C.Z5, C.Z6 und des Prozessziels C.Z9 bei.

C.L2: Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur

Neubürgern den Zuzug in die Region zu erleichtern ist ein Ziel, das durch die Umsetzung des Leitprojekts „Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur“ erreicht werden soll. Die Zielgruppe sind einerseits neu zugezogene oder einge- wanderte (ausländische) Bürger, andererseits können mit Teilen des „Instrumen- tenbaukastens“ auch (potenzielle) Rückwanderer angesprochen werden. Dieses Leitprojekt ist zwar im Themenfeld „gesellschaftliches Miteinander“ angesiedelt, leistet aber auch einen großen Beitrag zur Fachkräftesicherung (Handlungsfeld B: Regionale Wirtschaft) sowie zur Innerorts- und Siedlungsentwicklung (Hand- lungsfeld A. Hier: Zielgruppe für Bestandsimmobilien). Projektziel ist es, einen Instrumentenbaukasten zu entwickeln, der Neubürgern eine Hilfestellung gibt und ihnen das „ankommen“ in der Region erleichtert. Parallel dazu soll eine Sen- sibilisierungskampagne erfolgen, um das Bewusstsein für Willkommenskultur bei Politik, Verwaltung und Einwohnern zu bilden.

Mögliche Projektansätze sind: • Neubürgerinformationspaket zum Mobilitätsangebot • Imagebuch Wartburgkreis • „Buddy“- System (ehrenamtlicher „Integrationshelfer“ – nicht nur für auslän- dische Zugezogene) • Ehrenamtlicher Dolmetscher-Pool und Sprachkurse • Mehrsprachige Informationen (ggf. auch mehrsprachiges Willkommensportal im Internet) Das Leitprojekt trägt zur Erreichung der Projektziele B.Z3, B.Z4, C.Z4, C.Z8 und der Prozessziele A.Z12, A.Z13 bei. Die in den anderen Handlungsfeldern perspek- tivisch entwickelten und umgesetzten Maßnahmen können einen direkten oder indirekten Beitrag zu diesem Leitprojekt leisten.

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C.S1: Imagebuch Wartburgkreis Startprojekte

Das Imagebuch soll den Wartburgkreis als lebens- und liebenswerte Region vorstellen. Es soll von engagierten Menschen, ambitionierten Unternehmen, er- folgreichen Projekten der Regionalentwicklung, von alten und neuen „Schätzen“ berichten. Es soll den Menschen der Region ermöglichen, sich und ihre Heimat wiederzuerkennen und sich mit dieser zu identifizieren. Das Buch soll über die Stärken und Erfolge der Region informieren und dadurch Menschen zum Kom- men und Bleiben, Wirtschaftsunternehmen zur Ansiedlung und zum Standor- tausbau motivieren. Das Buch hat 100 Seiten sowie einen aufklappbaren Umschlag mit Übersichts- karten. Die erste Auflage beträgt 5.000 Stück. Es schreiben drei Journalisten über jeweils den nördlichen, den südlichen und den mittleren Teil der Region. Erfolg- reiche Projekte der RAG Wartburgregion werden im Rahmen des Buches be- sonders hervorgehoben, die RAG und ihre Arbeit wird in einem eigenen Kapitel vorgestellt. Das Startprojekt ist dem Leitprojekt „Instrumentenbaukasten für Willkom- menskultur“ zuzuordnen und leistet einen Beitrag zum Erreichen des Hand- lungsfeldziels C.Z7. Außerdem leistet es einen Beitrag zu den Prozesszielen der Öffentlichkeitsarbeit der Regionalen Aktionsgruppe, hier insbesondere zu SZ.15: Durchführung einer (1) Sensibilisierungskampagne für die Arbeit der RAG.

C.S2: Herrichtung einer Scheune zur Ausstellung dörf- lichen Kulturgutes

Der Verein Landleben Göringen-Wartha e. V. hat in der Förderperiode 2007-2013 ein leerstehendes Wohnhaus in der Dorfmitte in Eigenleistung zu einem Ge- meindezentrum mit Freizeit und Spielfläche umgebaut. Die Maßnahme insge- samt beinhaltete den Kauf des Objektes durch den Verein und anschließende Vermietung an die Stadt Eisenach. Es fanden Sanierung und Umbau zu einem Mehrzweckgebäude (innen) und eine Freiflächengestaltung sowie Aufbau eines Kinderspielplatzes außen statt. Das Vorhaben sieht eine Nutzungsmischung und Kombination von Verwaltung, Feuerwehr, Jugend und Vereinsleben im Gebäude vor. Zur Umsetzung des Projekts wurde eigens ein Verein gegründet. Dieser Pro- zess bürgerschaftlichen Engagements war innovativ und neuartig für die Region. An diesem Vorhaben soll nun in einem Startprojekt angeknüpft werden. Der ehe- malige Futterboden soll als Ausstellungsraum für dörfliches Kulturgut umgenutzt und hergerichtet werden. Die Maßnahme umfasst im ersten Bauabschnitt den Ausbau der südlichen Giebelwand in Fachwerkbauweise (Zimmer-, Maurer- und Malerarbeiten) und im zweiten Bauabschnitt die bauliche Herrichtung zweier Räume (Maurer-, Zimmer-, Malerarbeiten, Elektroinstallation). Das Startprojekt ordnet sich dem Leitprojekt „Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehren- amts“ unter und trägt primär den Zielen C.Z2 „Umsetzung von zwei Maßnahmen zum Erhalt von Kultur, Stärkung der Tradition oder des Brauchtums sowie C.Z3 „Erhalt und Schaffung von zwei (2) Infrastrukturen für Vereine“ bei.

C.S3: Sanierung Haus der Vereine Kranlucken – Bauab- schnitt 2

Ziel der Maßnahme ist die Schaffung einer Einrichtung mit einem zeitgemäßen technischen Gebäudestand. Nach Abschluss der Maßnahmen soll das Gebäude

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den örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen. Bei dem geplanten Umbau wird besonders darauf geachtet, dass mit dem Neuzuschnitt eine multifunktionale Nutzung gegeben ist und eine hohe Auslastung erreicht wird. Im Erdgeschoss wird ein Versammlungsraum entstehen, der für öffentliche und private Veran- staltungen genutzt werden kann. Im Zuge der Gesamtmaßnahme soll gleichzeitig ein Stellplatz für die örtliche Feuerwehr entstehen. Insgesamt soll ein multifunk- tionales Gebäude entstehen, das möglichst vielen Nutzergruppen zur Verfügung steht. Die Maßnahme ist von lokaler Bedeutung für die Dorf- und Gemeindeent- wicklung und unterstützt besonders die kulturellen Akteure der Region. Es er- folgt eine hohe Wertsteigerung des Gebäudes, insbesondere durch die beabsich- tigten energetischen Maßnahmen. Der zweite Bauabschnitt enthält die innere Instandsetzung von Erd- und Dachgeschoss des Hauptgebäudes. Hierbei werden Fenster und Außentüren erneuert. Das Vorhaben trägt zur Erreichung der Ziele C.Z3, C.Z8, A.Z3 bei.

Beitrag der Strategie zu übergeordneten Zielstellungen Beitrag zur integrierten Ent- Sowohl bei der Betrachtung der Gebietsanalyse und der daraus abgeleiteten wicklung des ländlichen Raums SWOT, als auch im Bereich der Handlungsfelder und auf der Zielebene wird deut- lich, dass die Regionale Entwicklungsstrategie der Wartburgregion einen integrier- ten und sektorübergreifenden Ansatz aufweist. Die Handlungsfelder und ihre Ziele sind nicht autark und losgelöst voneinander zu betrachten. Sie greifen ineinander und bedingen sich wechselseitig. Dies wird in der Zielmatrix im Feld „Weitere Handlungsfelder“ deutlich hervorgehoben. Auch bei den aufgezeigten Start-, Leit- und Kooperationsprojekten wird der integrierte Ansatz deutlich: Sie leisten einen Beitrag zum Erreichen mehrere Handlungs- bzw. Entwicklungsziele. Die Koordi- nierung und Vernetzung der Entwicklungsziele untereinander wird vor allem das Regionalmanagement, als professionelle Struktur, gewährleisten.

Innovativer Charakter für die Der innovative Charakter für die Region liegt darin, dass mit der Umsetzung der Region Regionalen Entwicklungsstrategie für die Region neue Themen angegangen wer- den. Die Ziele der vergangenen Förderperiode wurden weiterentwickelt und neue Ziele, auf Grundlage aktueller Handlungsbedarfe, abgeleitet. Zur Zielerreichung sollen neue Wege gegangen, innovative Projektideen umgesetzt und bestehende Ansätze qualifiziert weiterentwickelt werden. Innovativ ist die RES auch hinsicht- lich der Akteure. Durch neue Themen, neue Ziele und neue Wege werden auch neue Akteure in die Arbeit der RAG einbezogen oder es werden sich Konstellatio- nen ergeben, die es so in der Region vorher noch nicht gab. In diesem Sinne leistet die Regionale Entwicklungsstrategie auch einen Beitrag zu dem übergeordneten Ziel „Innovation“ des ELER und FILET. In den Projektauswahkritierien wird ebenso überprüft, wie innovativ ein Vorhaben ist.

Beitrag zur nachhaltigen Sied- Einen Beitrag zur nachhaltigen Siedlungs- und Kulturlandschaftsentwicklung leistet lungs- und Kulturlandschafts- insbesondere das Handlungsfeld „Innerortsentwicklung, Natur und Kulturland- entwicklung schaft“. Ziele wie die Erweiterung des bestehenden Flächenpools sowie der Auf- bau und die Umsetzung eines flächendeckenden Siedlungsmanagements dienen der Vermeidung und Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Diese leisten ebenso einen Beitrag zur nachhaltigen Siedlungs- und Kulturlandschaftsentwick- lung wie die vorgesehen Maßnahmen zur Kulturlandschaftspflege.

Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es, den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht zu werden, ohne die Entwicklungschancen künftiger Generationen zu gefährden. Die Regionale Entwicklungsstrategie strebt eine Verbesserung und Sicherung der Lebensbedingungen in der Wartburgregion, unter Berücksichtigung Seite - 56 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

der fünf Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologisch, klimatisch, demografisch, Beitrag zur Nachhaltigkeit, sozial, wirtschaftlich) an. In diesen Dimensionen finden sich die durch die Europä- zur Förderung regionaler ische Union und den Freistaat Thüringen vorgegebenen Zielsetzungen der ländli- Produkte und regionaler chen Entwicklung wieder. Wertschöpfung(skreisläufe) so- Mit dem Entwicklungsziel „Entwicklung eines zukunftsfähigen Lebensraums wie zur Stärkung des ländlichen „Wartburgregion“ durch nachhaltige Siedlungs-, Landschafts-, und Infrastruktur- Raums als Wirtschaftsraum entwicklung“ leistet die Regionale Entwicklungsstrategie einen Beitrag zur öko- logischen und klimatischen Nachhaltigkeit sowie zu den übergeordneten ELER/ FILET Zielen „Umweltschutz“ und „Eindämmung des Klimawandels und Anpassung an seine Auswirkungen“. Das Handlungsfeld „Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft“ ist darauf ausgelegt, die Wartburgregion in allen Bereichen als zukunftsfähigen Lebensraum zu qualifizieren. Es leistet einen Beitrag zur Reduzie- rung der Flächeninanspruchnahme, zur Förderung angepasster Siedlungsentwick- lung, energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien oder zielt bspw. auf die Nutzung industrieller Abwärme ab. Somit leistet es einen Beitrag zu dem überge- ordneten ELER Ziel „Ressourceneffizienz“. Eine angepasste Siedlungsentwicklung leistet einen Beitrag zur demografischen Nachhaltigkeit. Weiterhin sind Teile der Wartburgregion durch ihren verliehenen Status als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung (Nationalpark Hainich, Biosphärenreservat Rhön, Naturparke) bereits thematisch intensiv in der Auseinandersetzung mit nachhaltiger Entwicklung.

Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit findet sich im Entwicklungsziel „Förde- rung von bürgerschaftlichem Engagement, gesellschaftlicher Teilhabe und lebens- langem Lernen“ sowie dem Handlungsfeld „Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander“ wieder. Das Entwicklungsziel sowie Handlungsfeld mit Handlungs- feldzielen leisten einen Beitrag zu den übergeordneten Zielen der Europa-2020- Strategie „Bildungsgrad erhöhen“, „Forschungsbedingungen verbessern“ und „Armut und soziale Ausgrenzung verringern“.

Die wirtschaftliche Dimension der Nachhaltigkeit findet sich vorallem in einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft (Handlungsfeld Regionale Wirtschaft), wie auch im Handlungsfeld „Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft“ wieder (Stichwort: Ressourceneffizienz). Weiterhin leistet das Entwicklungsziel „Stär- kung der ländlichen Wirtschaft und ihrer Wertschöpfungsketten“ mit dem daraus abgeleiteten Handlungsfeld „Regionale Wirtschaft“ und den darunter liegenden Handlungsfeldzielen einen wichtigen Beitrag für nachhaltiges Wirtschaften. Dies steht im Einklang mit den übergeordneten Zielen des ELER, FILET und der Europa- 2020-Strategie. Das Ziel „Beschäftigung fördern“ der Europa-2020-Strategie findet sich in den Handlungsfeldern „Regionale Wirtschaft“, sowie „Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander“ wieder.

Tourismus als Teil der Regionalen Wirtschaft ist dem Handlungsfeld B „Regionale Beitrag zur Förderung des länd- Wirtschaft“ zuzuordnen. Mit Handlungsfeldzielen wie „Durchführung von zwei lichen Tourismus (2) Maßnahmen zur Professionalisierung agrotouristischer Betriebe bis 2023“ soll eine Erhöhung der Wertschöpfung agrotouristischer Betriebe durch Professiona- lisierung geniert werden. Dies leistet einen Beitrag zur Förderung des ländlichen Tourismus, ebenso wie das Handlungsfeldziel „Durchführung von vier (4) Veran- staltungen zur Qualitätssteigerung im Tourismus bis 2023“.

Die Regionale Entwicklungsstrategie leistet einen Beitrag zur Förderung von Stadt- Beitrag zur Förderung von Umland-Beziehungen indem sie das Umland als Wohnstandort nachhaltig und Stadt-Umland-Beziehungen abgestimmt zu gestalten versucht. Ein abgestimmtes Siedlungsflächenmanage- ment verhindert die Zersiedlung der Städte und stärkt die Innerorte des Umlands (Handlungsfeld A). Handlungsfeld B mit dem Leitprojekt „Fachkräftesicherung“ Seite - 57 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

leistet einen Beitrag zur Stärkung arbeitsräumlicher Beziehungen zwischen den Städten der Region und ihrem Umland, besonders im wirtschaftsstarken Raum um Eisenach. Pendlerverflechtungen und Versorgungsbeziehungen werden durch die Entwicklung und Umsetzung alternativer Mobilitätsangebote und die damit verbundene Verbesserung der Mobilität in der Region gefördert. Die Strategie fördert auch Beziehungen im Bereich Freizeit. Für die städtische Bevölkerung hat das Umland eine Erholungsfunktion, die durch die Umsetzung von Maßnahmen aus den Handlungsfeldern B und C gestärkt wird. Die Bevölkerung aus dem Um- land kann hingegen auf urbane Freizeitangebote wie Kino und Theater in den Zentren (besonders Eisenach) zurückgreifen. Beides wird durch die Verbesserung des ÖPNV gefördert. Ganz klare Beziehungen gibt es zudem im Bereich Bildung. Weiterführende Schulen und außerschulische Bildungsangebote sind vermehrt in den Städten zu finden. Hier leistet die Vernetzung von Schule und Unternehmen (aus dem Umland) einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Stadt-Umland-Bezie- hungen.

Multifonds-Ansatz Zur Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie soll auf andere Fördermittel zurück gegriffen werden. Zum Erreichen der Ziele im Handlungsfeld „Innerortsent- wicklung, Natur und Kulturlandschaft“ sind insbesondere die Mittel der Dorfer- neuerung, des (Brachflächen-) Revitalisierung sowie dem ländlichen Wegebeaus vorgesehen. Auch denkbar wäre die Nutzung von EFRE Mitteln für investive Maß- nahmen wie die Verbesserung der wirtschaftstrukturellen Infrastruktur, Revitalisie- rung, Unterstützung der städtischen Entwicklung, Verbesserung der Verkehrsinfra- struktur etc..

Prozess- und Strukturziele, die die Organisationsstruktur der Regionalen Aktions- gruppe, der Beteiligung sowie der Kommunikationsprozesse dienen, werden im Kapitel 7 „Organisationsstruktur und Prozessorganisation“ aufgezeigt.

Mehrwert durch Kooperation Möglichkeiten der Kooperation Das Lernen und Zusammenarbeiten mit anderen Regionen und Akteuren spielt und Vernetzung für die RAG Wartburgregion eine wichtige Rolle, um in Sachen Know-How und Erfahrungen von anderen Regionen zu profitieren und erlangtes Wissen wei- terzugeben. In der Region gibt es bereits eine große Anzahl von Kooperationen. Diese sind interkommunal-, regional-, aber auch überregional. Zu nennen sind hier beispielsweise das bundeslandübergreifende Biosphärenreservat Rhön, die landkreisübergreifenden Naturparke Eichsfeld-Hainich-Werratal und Thüringer Wald, die KAGen, der landkreisübergreifende Dachverband für Regionalentwick- lung und Tourismus Thüringer Rhön - Rhönforum e. V.. Enge Kooperationen gab es in der Vergangenheit mit den Südwestthüringer RAGen Henneberger Land und Hildburghausen-Sonneberg. Neben der Entwicklung und Durchführung von „Dörfer in Aktion“ gab es engen fachlichen Austausch und gemeinsame Konferen- zen. Perspektivisch sollen die bestehenden Kooperationen beibehalten und neue Kooperationen entwickelt werden. Desweiteren können im Laufe der Umsetzung der Strategie weitere Kooperationen entstehen. Denkbar wäre eine Zusammen- arbeit im Rahmen einer thüringenweiten Koordination der Schulverpflegung und Schaffung eines Präsenznetzwerkes. Eine bundes- bzw. europaweite Zusammenar- beit mit LAGen/RAGen entlang des Grünen Bandes wäre ebenso denkbar wie eine Kooperation im Rahmen des Reformationsjubiläums, der Lutherdekade und des Lutherwegs. In den Themenfeldern Siedlungsentwicklung und Mobilität könnte perspektivisch eine intensivere Zusammenarbeit mit den angrenzenden hessi- schen LAGen (Hersfeld-Rotenburg, Werra-Meißner, Natur- und Lebensraum Rhön) stattfinden, ebenso wie mit den benachbarten thüringischen (Unstrut-Hainich,

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Gotha-Ilmkreis-Erfurt, Henneberger Land). Für die Werra-Anrainer-Aktionsgruppen könnte eine Zusammenarbeit im Werratal Tourismus sinnvoll sein. Transnational ist ein Kooperationsprojekt mit Luxemburg angedacht sowie die Unterstützung der bereits bestehenden Kooperation „5x Be(h)ringe(n) international“.

Die Regionale Aktionsgruppe Wartburgregion beabsichtigt eine gebietsübergrei- fende Zusammenarbeit mit verschiedenen Regionen und Institutionen durchzu- führen. Darüber wurde sich im Rahmen der Strategieerstellung oder anknüpfend an bereits bestehende Kooperationen, mit potenziellen Kooperationspartnern verständigt. Diese Verständigung ist in Absichtserklärungen „letter of intent“ (vgl. Anhang 7) festgehalten worden. Im Zuge der Strategie-Umsetzung sowie der Anbahnung und Entwicklung von Kooperationsverträgen, können weitere Projekte Kooperationsprojekte und Partner eingebracht werden oder ggf. entfallen. Die im Folgenden aufgeführ- ten Kooperationsvorhaben („Kooperationsprojekte“) geben den aktuellen Pla- nungsstand wieder. K1: Entwicklung und Implementierung einer Flächenma- nagementdatenbank für die kommunale Praxis in Thü- ringen

Ziel des überregionalen Kooperationsprojekts ist es eine integrierte webbasierte Kooperationsprojekt - Flächenmanagementdatenbank für die Städte und Gemeinden des Freistaats Entwicklung und Implemen- Thüringen zu entwickeln und in die kommunale Praxis zu implementieren. Diese tierung einer Flächenmanage- Flächenmanagementdatenbank ist ein notwendiges Kernstück für die Erhebung mentdatenbank für die kommu- und Bewertung, Aktivierung und Vermarktung von bestehenden Innenentwick- nale Praxis in Thüringen lungspotenzialen und somit Grundlage für eine auf die Stadt- und Ortskerne aus- gerichtete Siedlungsentwicklungsstrategie. Sie schließt die aktuell bestehenden „Instrumentenlücke“ im Umgang mit der Herausforderung Siedlungsumbau im ländlichen und Stadt-Umland-Raum. Die Flächenmanagementdatenbank dient der Stärkung der Siedlungsstrategie Innenentwicklung durch die Verankerung des Themas in (kommunalen) Verwaltungsebenen und Arbeitsabläufen. Das The- ma Innenentwicklung wird somit dauerhaft in Kopplung mit einem innovativen technischen Instrument in der Verwaltungspraxis der Städte und Gemeinden des Freistaats Thüringen etabliert. Mögliche Kooperationspartner sind alle Thüringer LEADER Aktionsgruppen, das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Land- wirtschaft, das Landesamt für Vermessung und Geoinformation, die Ämter für Landentwicklung und Flurneuordnung, das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommuna- les. Das Kooperationsprojekt kann dem Handlungsfeld „Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft“ sowie dem Leitprojekt „Erhalt und qualitative Entwicklung der baulichen Struktur und Nutzungsvielfalt in den Ortskernen“ zugeordnet werden.

K2: Dörfer in Aktion 2.0 - Unterstützung ehrenamtli- cher gemeinwohlorientierter Aktionen im ländlichen Raum Thüringens

Ziel des Kooperationsprojekts „Dörfer in Aktion 2.0“ ist die Fortführung, des in Kooperationsprojekt - der vergangenen Förderperiode in Südwestthüringen unter Federführung der Dörfer in Aktion 2.0 - Unterstüt- RAG Wartburgregion entwickelten, Projekts „Dörfer in Aktion“ und die Auswei- zung ehrenamtlicher gemein- tung des Formats auf andere RAGen. Das Projekt zielt darauf ab, die dörfliche wohlorientierter Aktionen im Gemeinschaft zu stärken und ehrenamtliches Engagement zu unterstützen. ländlichen Raum Thüringens

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Durch die Bereitstellung von Sachkostenzuschüssen für bürgerschaftlich getra- gene Aktivitäten in den Dörfern und ländlich geprägten Städten Thüringens, soll eine Aktivierung der Bevölkerung für bürgerschaftlich getragene Aktivitäten in den Dörfern erreicht werden. Vorgesehen ist eine Durchführung als Umbrella- Projekt in den jeweils beteiligten RAG‘en. Diese sind für Wettbewerbs- und Projektaufrufe eigenständig verantwortlich. Die Kooperation liegt in der gemein- samen Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit sowie in der Bereitstellung von Werbematerial. Hierdurch entsteht eine gemeinsame Kampagne für das Land- leben, eine Verbesserung und Stärkung des Images für die ländlichen Räume („Charmeoffensive“ für das Landleben) und eine Verbesserung der Wahrneh- mung der ländlichen Räume in den öffentlichen / politischen Debatten in Thü- ringen. Das Kooperationsprojekt ist dem Leitprojekt „Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehrenamts“ sowie „Erhalt und qualitative Entwicklung der baulichen Struktur und Nutzungsvielfalt in den Ortskernen“ zuzuordnen. Mögli- che Projektpartner sind alle Thüringer LEADER Aktionsgruppen. Das Kooperati- onsprojekt ist Handlungsfeldübergreifend, es können Maßnahmen in einem oder mehreren Handlungsfeldern durchgeführt werden. Ein Schwerpunkt liegt jedoch auf der Stärkung des Vereinswesen und des Ehrenamts (Handlungsfeld C).

K3: Grünes Band

Kooperationsprojekt - Das Grüne Band ist Deutschlands einzigartiges, länderübergreifendes Biotop- Grünes Band verbundsystem und hat auch als Grünes Band Europa entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs internationale Bedeutung. Das Grüne Band Thüringen um- fasst mit seinen 763 km mehr als die Hälfte der 1.400 km des Grünen Bandes Deutschland. Die regionalen LEADER Aktionsgruppen am Grünen Band erklären die gemeinsame Absicht zur thüringenweiten Koordinierung und Vernetzung der Aktivitäten am Grünen Band. Im Fokus stehen dabei Erhalt, Weiterentwicklung und Inwertsetzung des Grünen Bandes als Nationales Naturerbe, Erinnerungs- landschaft und kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftsteil entsprechend des Thüringer Leitbildes zum Grünen Band unter anderem durch eine Sensibilisie- rung nach Innen und Außen, Landschaftspflege und naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft, Bildungsarbeit, Verbindung von Naturerlebnis und regionaler Wertschöpfung. Ziel ist das Schaffen von Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Projekten am Grünen Band durch Akteure vor Ort, um Wertschöpfung zum gegenseitigen Vorteil und im Sinne des Naturschutzes in den LEADER - Regionen zu generieren. Im Rahmen der gemeinsamen Zielsetzung und Kommunikation soll die gesamtstaatliche Bedeutung des Grünen Bandes Thüringen verdeutlicht werden. Mögliche Kooperationspartner sind: Regionale Akteure in den unten genannten LEADER-Regionen sowie entsprechende Fachinstitutionen, insbe- sondere Stiftung Naturschutz Thüringen und BUND Thüringen, LEADER-Aktions- gruppen am Grünen Band Thüringen (Eichsfeld, Henneberger Land, Hildburg- hausen-Sonneberg, Saale-Orla, Saalfeld-Rudolstadt, Südharz, Unstrut-Hainich, Wartburgregion). Das Kooperationsprojekt ist Handlungsfeldübergreifend, es können Maßnahmen in einem oder mehreren Handlungsfeldern durchgeführt werden.

K4: Artour

Transnationales Kooperations- Das Kooperationsprojekt „Artour“ ist als Folgeprojekt des grenzüberschreiten- projekt - den LEADER-Projekts „The planet said to me“ (2010-2013) luxemburgischer, Artour estnischer, finnischer und französischer LAGen mit ihren Projektpartnern vor Ort gedacht, um den bisherigen Arbeiten Kontinuität zu geben. Seite - 60 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

In Anbetracht dessen, dass der Zugang zu Kultur und kulturellen Angeboten in ländlichen Räumen deutlich schwieriger als im urbanen Kontext ist, soll kultu- rellen Angeboten und Möglichkeiten mehr Raum in den Dörfern eingeräumt werden. Ziel ist es, die Talente junger Menschen durch das Bereitstellen von Raum und guten Rahmenbedingungen zu fördern. Die Grundidee umfasst den Gedanken Kultur vor Ort zu teilen und so kulturelle Angebote und Möglichkeiten in den ländlichen Lebensräumen zu stärken. Sowohl Kulturschaffende wie Kultur- nachfragende junge Menschen müssen so keine weiten Wege in Kauf nehmen, um Kultur zu erleben.

Ziel des Projektes auf regionaler Ebene ist es, offene Szenen an verschiedenen Orten zu schaffen, in denen junge Menschen auftreten können. Es werden lokale Aktionen umgesetzt, die Jugendliche und junge Erwachsene dazu ermuntern sollen, sich in Theater, Musik, Straßenkunst und ähnlichem zu versuchen. Diese Events sollen die lokale Bevölkerung mit einbeziehen. So werden jungen Men- schen vor Ort Freizeitmöglichkeiten und Austauschmöglichkeiten gegeben und die Lebensqualität erhöht, was perspektivisch einer Abwanderung entgegen wir- ken könnte. Die stattfindenden Events können auch die dörfliche Gemeinschaft und lokale Identität stärken.

Ziel des Projekts auf transnationaler Ebene ist es, eine jährliche grenzüber- schreitende Austauschwoche durchzuführen. In dieser können die Teilnehmer gemeinsam an verschiedenen Techniken arbeiten, Erfahrungen und Know-How austauschen und ihre Region im Ausland zu vertreten. Dies stärkt nicht nur den kulturellen Austausch und die Sozialkompetenz, sondern auch die Identifikation mit der Heimatregion und die regionale Identität.

Das Kooperationsprojekt ist dem Handlungsfeld „Bildung, Kultur und Gesell- schaftliches Miteinander“ sowie dem Leitprojekt „Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehrenamts“ zuzuordnen. Projektinitiator ist die LAG „Atert- Wark“ (Luxemburg), bei der die RAG Wartburgregion bereits ihre Absicht über die Projektteilnahme erklärt hat. Weitere Kooperationspartner sind andere euro- päische Aktionsgruppen. Konkrete Projektpartner und Inhalte werden sich in der Vorbereitungsphase (Start Anfang 2016) ergeben. Ein Kooperationsvertrag ist für Ende des Jahres 2016 vorgesehen. Die Projektlaufzeit soll von 2017-2020 sein. Eine erste Aktion vor Ort kann die von der Jugendkunstschule des Wartburgkrei- ses bei der RAG Wartburgregion eingereichte Projektidee „Kann ich mitspielen?“. Ziel dieser ist es, die Partizipation Jugendlicher in der Kommunal-, und Regio- nalentwicklung zu erhöhen, indem sie künstlerisch ihre Vorstellungen von ihrer Heimat umsetzen. Das Kooperationsprojekt ist dem Handlungsfeld C „Bildung, Kultur und Gesellschaftliches Miteinander“ zuzuordnen.

K5: Kooperationsprojekte Rhön

Seit der Gründung der ARGE Rhön (länderübergreifende Arbeitsgemeinschaft Kooperationsprojekt - der LKs Schmalkalden-Meiningen, Wartburgkreis (beide Thüringen), Bad Kis- Rhön singen, Rhön-Grabfeld (beide Bayern), und Fulda (Hessen)) findet bereits eine Zusammenarbeit in der Gebietskulisse Rhön statt. Die ARGE Rhön leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der länderübergreifenden Destination Rhön. Die ARGE ist ebenfalls Initiator der „Dachmarke Rhön“, welche für die LAGen/ RAGen hinsichtlich der Vermarktung regionaler Produkte einen hohen Stellen- wert genießt. Mit den LAGen in der Hessischen und der Bayerischen Rhön gab es zwei Sondierungsrunden zu möglichen Kooperationsprojekten. Eine Liste ist im

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Letter of intent (siehe Anhang 7) aufgeführt. Mögliche Kooperationspartner sind: regionale Akteure in den unten genannten LEADER-Regionen sowie entsprechen- de Fachinstitutionen, insbesondere das Biosphärenreservat Rhön und die ARGE Rhön, LEADER-Aktionsgruppen (RAG Henneberger Land, RAG Wartburgregion, LAG Bad Kissingen, LAG Rhön-Grabfeld, LAG Hersfeld-Rotenburg, LAG Natur- und Lebensraum Rhön (Fulda)). Das Kooperationsprojekt ist Handlungsfeldübergrei- fend, es können Maßnahmen in einem oder mehreren Handlungsfeldern durch- geführt werden.

K6: Kooperationsraum Thüringer Wald

Kooperationsprojekt - Zur Stärkung und Weiterentwicklung der Teilräume Thüringer Wald und Bio- Kooperationsraum Thüringer sphärenreservat Vessertal wollen einige regionale Thüringer Akteure in einem Wald gemeinsamen Kooperationsraum „Thüringer Wald“ Kooperationsprojekte initiie- ren. Diese zielen auf eine Unterstützung der Werterhaltung und Instandsetzung bestehender touristischer Infrastruktur, der Unterstützung regionaler Wert- schöpfungsketten, der Verbesserung der Mobilität, der Weiterentwicklung und Umsetzung von Bildungsangeboten sowie der Sensibilisierung für den Austausch von Informationen und Erfahrungen durch Vernetzung ab. In einer Sondierungs- runde wurden mögliche Projektideen aufgezeigt. Eine Liste möglicher Projek- te inklusive Beschreibung ist im Letter of intent (siehe Anhang 7) aufgeführt. Mögliche Kooperationspartner sind: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Ämter für Landentwicklung und Flurneuordnung, Biosphärenre- servat Vessertal, Verband Naturpark Thüringer Wald e.V., Forum Thüringer Wald e.V., Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Landschaftspflegeverband Thüringer Wald e.V.. Das Kooperationsprojekt ist Handlungsfeldübergreifend, es können Maßnahmen in einem oder mehreren Handlungsfeldern durchgeführt werden.

K7: Kooperationsraum Südwestthüringen

Kooperationsprojekt - Bereits in der vergangenen Förderperiode 2007 – 2013 haben die drei Südwest- Kooperationsraum Südwestthü- thüringer Regionalen Aktionsgruppen Henneberger Land, Hildburghausen-Son- ringen neberg und Wartburgregion u.a. in der Öffentlichkeitsarbeit und Projektumset- zung sehr eng zusammen gearbeitet. Damit konnten die RAGen einen wichtigen Beitrag für die gebietsübergreifende Entwicklung der ländlichen Räume leisten. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit soll in der neuen Förderperiode fortgesetzt werden. Ziel ist die Nutzung, der Austausch und die Bündelung der Erfahrungen aus der alten Förderperiode und die Vorbereitung einer Kooperationsvereinba- rung zwischen den LEADER – Aktionsgrupp: Perspektivisch ist eine gemeinsame Weiterführung des Wettbewerbes „Dörfer in Aktion“ mit mindestens einen (Themen)Wettbewerb ab 2016, geplant. Geplant ist weiterhin die Durchführung gemeinsamer LEADER-Konferenzen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Land- entwicklung und Flurneuordnung (ALF) Meiningen (eine Konferenz pro Jahr, ab März 2016) sowie die Durchführung gemeinsamer Arbeits-Treffen der RAG- Vorsitzenden und LEADER-ManagerInnen in Zusammenarbeit mit dem Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung (ALF) Meiningen (mindestens zwei Treffen pro Jahr, ab 2016). Desweiteren sollen gemeinsam zwei Maßnahmen im Bereich Jugend und Bildung realisiert werden. Das Kooperationsprojekt ist Handlungs- feldübergreifend, es können Maßnahmen in einem oder mehreren Handlungsfel- dern durchgeführt werden.

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K8: Wegemeisterei Naturpark Thüringer Wald

In der Wartburgregion bestehen Schwierigkeiten, die in den letzten Jahren Kooperationsprojekt - geschaffene (touristische) Infrastruktur zu unterhalten. Das Kooperationsprojekt Wegemeisterei Naturpark Thü- „Wegemeisterei Naturpark Thüringer Wald“ zielt darauf ab, eine nachhaltige ringer Wald Qualitätssicherung touristischer Infrastruktur und Ausstattung auf der Grund- lage abgestimmter Gesamtwegekonzepte im Gebiet des Naturparks Thüringer Wald herbeizuführen. Dieses soll gleichartige Qualitätsstandards im Gebiet des Naturparks Thüringer Wald ermöglichen. Dies könnte durch personell stabile Arbeitseinheiten im ersten Arbeitsmarkt geschehen. Mögliche Partner sind die Regionalen LEADER Aktionsgruppen, Kommunen, Landkreise, Regionalverbund Thüringer Wald, Thüringen Forst, Thüringer Forstämter, Regionale und örtliche Tourismusverbände, Gastronomie und Beherbergungsbetriebe, touristische Dienstleister und das Ehrenamt. Das Kooperationsprojekt ist den Handlungs- feldern A (Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft) und B (Regionale Wirtschaft) zuzuordnen. 6. Aktionsplan Der Aktionsplan soll jährlich fortgeschrieben werden und so kontinuierlich die Entwicklung des LEADER-Prozesses und die Arbeit der RAG dokumentieren. Der Aktionsplan soll so fortgeschrieben werden, dass zur Gesamtvorstandssitzung im 4. Quartal jedes Jahres, dieser beschlossen und in der jährlich angesetzten Mitglie- derversammlung der RAG ein aktueller Stand des Aktionsplans vorliegt. Bereits jetzt abzusehende Meilensteine sind

• A.S1: Die Fertigstellung der Fußgängerbrücke über die Felda in Stadtlengsfeld im Handlungsfeld A: im 4. Quartal 2015 • A.L1: Gleichzeitig ist die Fertigstellung der Fußgängerbrücke über die Felda in Stadtlengsfeld im 4. Quartal 2015 ein Meilenstein im Leitprojekt

• B.S1: Die Publikation der Broschüre „Regional ist optimal“ im 4. Quartal 2016 im Handlungsfeld B: • B.L2:Gleichzeitig ist das Erscheinen der Broschüre der erste Meilenstein im Leitprojekt „Regionale Produkte“

• C.S1: Publikation des Imagebuchs für den Wartburgkreis im 4. Quartal 2015 im Handlungsfeld C: • C.S2: Meilenstein ist im 4. Quartal 2015 die Fertigstellung der Ausstellung dörflichen Kulturguts in Wartha-Göringen • C.S3: Fertigstellung der Sanierung des Haus der Vereine in Kranlucken im 4. Quartal 2015 • C.L2: Im 4. Quartal sind die Fertigstellung der Maßnahmen C.S2 und C.S3 Meilensteine sowie die Durchführung des (Themen-)Wettbewerbs „Dörfer in Aktion“, voraussichtlich im 3. Quartal 2016

• K1: Anbahnung einer Kooperation und Unterzeichnung einer Kooperationsver- in den Kooperationsprojekten einbarung im 4. Quartal 2015 (K): • K2: Anbahnung einer Kooperation und Unterzeichnung einer Kooperationsver- einbarung im 4. Quartal 2015 und die Durchführung eines (Themen-)Wettbe- werbs „Dörfer in Aktion“, voraussichtlich im 3. Quartal 2016 • K3: Vorbereitungsphase mit Abschluss einer Kooperationsvereinbarung im 1. Quartal 2016 • K4: Anbahnung einer Kooperation im Jahr 2016 und Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung im 4. Quartal 2016 • K5: Anbahnung einer Kooperation und Unterzeichnung einer Kooperationsver- Seite - 63 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

einbarung im 1. Quartal 2016 • K6: Anbahnung einer Kooperation und Unterzeichnung einer Kooperationsver- einbarung im 1. Quartal 2016 • K7: Ein gemeinsamer Startworkshop im Bereich Jugend und Bildung im ersten Quartal 2016. Anschließend jährlich gemeinsame LEADER-Konferenzen (vgl. Öffentlichkeitsarbeit). Weiterführung von „Dörfer in Aktion“, beginnend mit der Vorbereitungsphase (4. Quartal 2015) • K8: Anbahnung einer Kooperation und Unterzeichnung einer Kooperationsver- einbarung im 1. Quartal 2016 im Regionalmanagement/ Ver- • Rechenschafts-, Geschäfts-/ Sachbericht jeweils im 4. Quartal eines Jahres einsgremien • Mitgliederversammlung jeweils im 4. Quartal eines Jahres • Gesamtvorstand und Fachbeiratssitzungen jeweils im 2. und 4. Quartal eines Jahres • Vorbereitung/ Anbahnung von Kooperationen 4. Quartal 2015 bis Ende 2016

Öffentlichkeitsarbeit • Medienarbeit und Projektkommunikation: versandt von jeweils einem News- letter im 2. Quartal und einem Newsletter im 4. Quartal jedes Jahres • LEADER-Konferenzen Südwestthüringen (Kooperation RAGen Hildburghausen- Sonneberg und Henneberger Land) jeweils im 1. Quartal jedes Jahres

Evaluierung und Monitoring • Fortschreibung Finanz- und Aktionsplan jeweils im 4. Quartal jedes Jahres • Halbzeitevaluierung im 4. Quartal 2018 • Abschlussevaluierung beginnend im 4. Quartal 2020

Tabelle 5 - Aktionsplan 2015-2018 (Seite 65)

Tabelle 6 - Aktionsplan 2019-2020 (Seite 66)

Seite - 64 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Handlungsfelder und Start- (S), Leit- (L)- und Kooperationsprojekte Förderzeitraum 2015 2016 2017 2018 I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV A: Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft Startprojekt (S) A.S1: Abriss einer bestehenden Fußgängerbrücke und Neubau einer Rad- ◊ und Fußgängerbrücke über der Felda Leitprojekt (L) A.L1: Entwicklung und Umsetzung einer Strategie "Innenentwicklung und ◊ Siedlungsumbau“ B: Regionale Wirtschaft Startprojekt (S) B.S1: Regional ist optimal ◊ Leitprojekt (L) B.L1: Fachkräftesicherung B.L2: Regionale Produkte ◊ B.L3 Lutherregion C: Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander Startprojekt (S) C.S1: Imagebuch Wartburgkreis ◊ C.S2: Herrichtung Scheune zur Ausstellung dörflichen Kulturguts ◊ C.S3: Sanierung Haus der Vereine Kranlucken ◊ Leitprojekt (L) C.L1: Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehrenamts ◊ ◊ C.L2: Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur Kooperationsprojekte (K) K1: Flächenmanagementdatenbank ◊ K2: Dörfer in Aktion 2.0 ◊ ◊ K3: Grünes Band ◊ K4: Artour ◊ K5: Kooperationsprojekte Rhön ◊ K6: Kooperationsraum Thüringer Wald ◊ K7: Kooperationsraum Südwestthüringen ◊ ◊ K8: Wegemeisterei Naturpark Thüringer Wald ◊ Regionalmanagement/ Vereinsgremien Rechenschafts-, Geschäfts-/Sachbericht ◊ ◊ ◊ ◊ Mitgliederversammlung ◊ ◊ ◊ ◊ Gesamtvorstand/Fachbeirat ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ Qualifizierung Koordination von Kooperationsprojekten Austausch/Kooperation THVS/DVS Öffentlichkeitsarbeit Medienarbeit und Projektkommunikation ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ LEADER-Konferenz Südwestthüringen ◊ ◊ ◊ Evaluierung und Monitoring Fortschreibung Finanz- und Aktionsplan ◊ ◊ ◊ ◊ Halbzeitevaluierung ◊ Abschlussevaluierung

Legende: ◊= Meilenstein Ziel erreicht / Projekt abgeschlossen in Bearbeitung / Ergebnisse vorliegend keine Aktivität / Umsetzung verzögert

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Handlungsfelder und Start- (S), Leit- (L)- und Kooperationsprojekte Förderzeitraum 2019 2020 ff I II III IV I II III IV A: Innerortsentwicklung, Natur und Kulturlandschaft Startprojekt (S) A.S1: Abriss einer bestehenden Fußgängerbrücke und Neubau einer Rad- und Fußgängerbrücke über der Felda Leitprojekt (L) A.L1: Entwicklung und Umsetzung einer Strategie "Innenentwicklung und Siedlungsumbau“ B: Regionale Wirtschaft Startprojekt (S) B.S1: Regional ist optimal Leitprojekt (L) B.L1: Fachkräftesicherung B.L2: Regionale Produkte B.L3 Lutherregion C: Bildung, Kultur und gesellschaftliches Miteinander Startprojekt (S) C.S1: Imagebuch Wartburgkreis C.S2: Herrichtung Scheune zur Ausstellung dörflichen Kulturguts C.S3: Sanierung Haus der Vereine Kranlucken Leitprojekt (L) C.L1: Stärken der Vereine und Unterstützung des Ehrenamts C.L2: Instrumentenbaukasten für Willkommenskultur Kooperationsprojekte (K) K1: Flächenmanagementdatenbank K2: Dörfer in Aktion 2.0 K3: Grünes Band K4: Artour K5: Kooperationsprojekte Rhön K6: Kooperationsraum Thüringer Wald K7: Kooperationsraum Südwestthüringen K8: Wegemeisterei Naturpark Thüringer Wald Regionalmanagement/ Vereinsgremien Rechenschafts-, Geschäfts-/Sachbericht ◊ ◊ Mitgliederversammlung ◊ ◊ Gesamtvorstand/Fachbeirat ◊ ◊ ◊ ◊ Qualifizierung Koordination von Kooperationsprojekten Austausch/Kooperation THVS/DVS Öffentlichkeitsarbeit Medienarbeit und Projektkommunikation ◊ ◊ ◊ ◊ LEADER-Konferenz Südwestthüringen ◊ ◊ Evaluierung und Monitoring Fortschreibung Finanz- und Aktionsplan ◊ ◊ Halbzeitevaluierung Abschlussevaluierung ◊

Legende: ◊= Meilenstein (in Kapitel 6 zu erläutern) Ziel erreicht / Projekt abgeschlossen in Bearbeitung / Ergebnisse vorliegend keine Aktivität / Umsetzung verzögert

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7. Organisationsstruktur und Prozessorganisati- on 7.1 Regionale Aktionsgruppe

Die Regionale Aktionsgruppe LEADER Wartburgregion (RAG Wartburgregion) ist als Rechtsform der Regionalen Verein beim Amtsgericht Bad Salzungen eingetragen und führt den Zusatz „e.V.“. Aktionsgruppe Sitz des Vereins ist in Gumpelstadt (Gemeinde Moorgrund). Der Verein verfügt über eine entsprechend geprüfte und anerkannte Satzung (Satzung und Geschäfts- ordnung im Anhang 9).

Die Gremien des Vereins sind • die Mitgliederversammlung • der Vorstand • der erweiterte Vorstand • der Gesamtvorstand

Abbildung 22 - Organisationsstruktur

Mitgliederversammlung

wählt bestätigt

Erweiterter Vorstand bestellt Gesamtvor- berät Fachbeirat stand Vorstand

beruft vergibt

Arbeitsgruppen Regionalmanagement (externes Büro)

Die Mitglieder der RAG Wartburgregion sind Wirtschafts- und Sozialpartner, Gremien und deren Aufgaben sonstige Vertreter der Zivilgesellschaft, öffentlicher Einrichtungen und Gebietskör- perschaften wie Landkreis und Kommunen des Vereinsgebietes. Die Mitgliedschaft in der RAG ist grundsätzlich für alle regionalen Akteure und Institutionen sowie engagierten Bürgern offen. Die Mitgliederversammlung ist das oberste beschluss- fassende Vereinsorgan und wird mindestens einmal jährlich einberufen (Mitglie- derliste vgl. Anhang 11)

Dem Vorstand obliegt die laufende Geschäftsführung des Vereines im Rahmen der Vorstand Satzung und nach Maßgabe der Beschlüsse der Mitgliederversammlung. Der Vor- stand des Vereins besteht aus dem Vorsitzenden, dem 1. Stellvertreter und dem 2. Stellvertreter. Der erweiterte Vorstand zusätzlich aus Schatzmeister und bis zu drei Beisitzern. Die gewählten Mitglieder amtieren bis zur Neuwahl von Nachfolgern. Der Vorstand und erweiterte Vorstand werden von der Mitgliederversammlung für die Dauer von drei Jahren gewählt. Der Vorstand tritt nach Bedarf, jedoch mindes- tens einmal je Halbjahr, zusammen. Der Vorstand kann themenbezogene Arbeits- gruppen berufen.

Der Vorstand bestellt aus den Reihen der Mitglieder des Vereins einen Gesamtvor-

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stand (vgl. Anhang 10) und bildet einen Fachbeirat. Der Gesamtvorstand ist durch die Mitgliederversammlung zu bestätigen.

Gesamtvorstand Der Gesamtvorstand ist das Entscheidungsgremium der RAG. Ihm obliegt insbe- sondere die Aufgabe der Umsetzung der LEADER-Strategie und Entscheidung über die durchzuführenden Projekte, die Erarbeitung der Stellungnahmen zu den durch Projektträger beantragten Projekten einschließlich Weiterleitung der Projekt- und Förderanträge an die zuständige(n) Bewilligungsbehörde(n), soweit erforderlich. Der Gesamtvorstand entscheidet desweiteren über die Vergabe des professionel- len Regionalmanagements einschließlich Führung der Geschäftsstelle durch ein geeignetes Büro. Ein Nachweis über die Zusammensetzung der Mitglieder des Gesamtvorstands befindet sich im Anhang 9.

Fachbeirat Der Gesamtvorstand wird durch die Mitglieder des Fachbeirates beraten. Im Fach- beirat sind jeweils mit einer Person vertreten: • Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Meiningen • Landwirtschaftsamt Bad Salzungen • Ein Vertreter eines Forstamtes des Vereinsgebietes

Weitere Fachbehörden des Landes Thüringen können bei Bedarf im Fachbeirat mitwirken. Der Gesamtvorstand kann sonstige Planungsträger des ländlichen Rau- mes (z.B. Planungsträger „Integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte“, „Regiona- le Entwicklungskonzepte“ u.a. beratend hinzuziehen).

Erfahrungen aus der vorherigen In der vergangenen Förderperiode (2007-2013) hat sich diese Organisationsstruk- Förderperiode tur bewährt und als effizient und effektiv erwiesen. In der Neufassung der Satzung (Version 04.12.2014) wurde eine begriffliche Unterscheidung von Gesamtvorstand und Fachbeirat vorgenommen, da der Gesamtvorstand das beschließende und der Fachbeirat das beratende Organ des Vereins ist und flexibel besetzt werden kann.

Bereitschaft zur Publizität, Die RAG LEADER Wartburgregion hat bereits in der vergangenen Förderperiode Vernetzung und aktiven Mitwir- (2007-2013) aktiv an der Thüringer Vernetzungsstelle LEADER sowie in europäi- kung bei der Thüringer Vernet- schen Netzwerken mitgewirkt. Hier ist unter anderem die Erarbeitung eines Leitfa- zungsstelle dens zur Selbstevaluierung mit Publikation (analog, digital, Film) in Zusammenar- beit mit neun weiteren LEADER-Modellregionen unter Koordination der Deutschen Vernetzungsstelle LEADER zu nennen. Die RAG LEADER Wartburgregion erklärt sich bereit, sich aktiv in die Arbeit der Thüringer Vernetzungsstelle LEADER, nationaler und europäischer Netzwerke einzubringen sowie Maßnahmen der Publizität und Vernetzung durchzuführen (Strukturziele S.Z5, S.Z6, S.Z7, S.Z8). Öffentlichkeitsarbeit Die RAG LEADER Wartburgregion hat im Jahr 2013 eine Analyse ihrer Öffentlich- keitsarbeit erstellen lassen. Folgende Ziele wurden abgeleitet:

kurzfristig • Emotionen wecken, Menschen aktivieren (S.Z10, S.Z11, S.Z12, S.Z15) • höhere Medienpräsenz (S.Z11, S,Z12) • Bekanntheit der RAG LEADER Wartburgregion und ihrer Anliegen steigern (S.Z15)

mittelfristig • neue Zielgruppen ansprechen: Jugendliche, junge Erwachsene; aktive Vereine, Aktivbürger; Unternehmer, Selbstständige (S.Z1, S.Z2, S.Z3, S.Z4) • Ausbau der Mitgliederbasis (Wirtschafts- und Sozialpartner) und stärkere Ein- Seite - 68 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

beziehung der Mitglieder (Arbeitsgruppen) (S.Z1, S.Z2, S.Z3, S.Z4, S.Z9) langfristig • regionale Identität stiften, Vernetzung vorantreiben, lokale und regionale -Ent wicklungsprozesse unterstützen und anschieben (alle Strukturziele) • neue Ideen und Projekte in der Region anstoßen (alle Strukturziele)

Um diese Ziele zu erreichen wurde 2014 in einem ersten Schritt die Erstellung eines neuen Corporate Designs sowie die technische und grafische Überarbeitung der Internetseite beauftragt und umgesetzt. Zusätzlich wurde durch das Regional- management eine Facebook-Seite eingerichtet. Die Öffentlichkeitsarbeit der RAG wird dadurch Cross-medial und dialogorientiert.

Die RAG LEADER Wartburgregion e.V. wird darauf aufbauend, das bestehende Öffentlichkeitsarbeitskonzept fortschreiben und verpflichtet sich, dieses jährlich zu aktualisieren. Das Konzept beinhaltet: Abbildung 23 - Öffentlichkeitsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit RAG LEADER Wartburgregion e.V.

Außendarstellung Instrumente

Visuelle Idenität Außenkommunikation Medienarbeit Veranstaltungen Aktionen

• Internetseite • Pressemitteilungen • Tag der Regionen • Soziale Medien • Pressekonferenzen • Sitzungen der • Grüne Tage Thü- • Werbemittel • Mitteilungen in Gremien ringen • Logo • Printprodukte Amtsblättern • Workshops • Ideenwettbewerb • Typografie • Office (Word, PowerPoint) • Radio/TV • Farbgebung • Klausuren • Kampagne Vorlagen • Soziale Medien • Fachkonferenzen • Mailings

Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit sind Medienarbeit, Veranstaltungen sowie Vernetzung. Die Medienarbeit umfasst die Webseite der Regionalen Aktionsgrup- pe (www.rag-wartburgregion.de), klassische Pressearbeit (Pressemitteilungen, Pressekonferenzen) sowie Mitteilungen in Amtsblättern (bspw. Kreisjournal), Newsletter, Interviews in Radio und Fernsehen sowie die Nutzung sozialer Medien. Zu Veranstaltungen im Bereich interne Kommunikation zählen Versammlungen und Sitzungen der Vereinsorgane (Mitgliederversammlung, Vorstandssitzung, Gesamtvorstand-/ Fachbeiratssitzungen). Die Ergebnisse dieser Sitzungen werden über die Medien sowie die Internetseite nach außen kommuniziert. Workshops, Klausuren und Fachkonferenzen sind Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit, die der Beteiligung der relevanten Akteure sowie der Bevölkerung dienen. Aktionen wie die Teilnahme am Tag der Regionen, den grünen Tagen Thüringen, Ideenwett- bewerbe oder Kampagnen sollen die Bekanntheit der RAG in der Öffentlichkeit erhöhen. Seite - 69 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Es lassen sich für die Öffentlichkeitsarbeit der RAG LEADER Wartburgregion folgen- de Zielgruppen definieren: • Regionale Bevölkerung • Öffentlich: Politik und Verwaltung • Privat: Wirtschaft und Unternehmen • Zivilgesellschaft: Organisationen, Initiativen, Vereine, Verbände etc. • Multiplikatoren: (Netzwerke, Gremien)

Klassische Medienarbeit Amtsblätter und das Kreisjournal erreichen jeden Haushalt in der Region und sind dazu noch kostenfrei. Da der überwiegende Anteil der kommunalen Gebietskör- perschaften Mitglied im Verein ist, kann eine Publikation in den Amtsblättern/ Kreisjournal als „eigene Publikation“ betrachtet werden. Aus diesem Grund wird die RAG LEADER Wartburgregion durch Pressemitteilungen regelmäßig über ihre Arbeit und die Ergebnisse von Veranstaltungen und Vernetzungstreffen informie- ren. Neben der Publikation in eigenen Printmedien können die Pressemitteilungen zusätzlich in den regionalen Tageszeitungen (Wochenspiegel, Thüringer Allgemei- ne, Thüringische Landeszeitung, Freies Wort, Südthüringer Zeitung etc.) erschei- nen. Darüber hinaus kann die klassische Medienarbeit TV und Radio-Interviews beinhalten. Zielgruppen: Regionale Bevölkerung, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Un- ternehmen, Organisationen, Initiativen, Vereine, Verbände, Multiplikatoren Werbewirkung: Information

Förderhinweise Für LEADER-Hauptmaßnahmen gelten Publizitätspflichten. Diese bestehen, je nach Umfang der Förderung oder Maßnahme, aus Förderhinweis, Erläuterungs- tafel oder Hinweisschild. Der Förderhinweis enthält das LEADER-Logo und einen gut sichtbaren Hinweis auf die Beteiligung der Gemeinschaft. Die Förderhinweise können auch als Maßnahme der Öffentlichkeitsarbeit gesehen werden.

Neue (soziale) Medien Zusätzlich wird die RAG alle relevanten Informationen sowie Protokolle und Er- gebnisse von Sitzungen auf ihrer Webseite (www.rag-wartburgregion.de) kommu- nizieren. Gleichzeitig werden Inhalte über die sozialen Medien geteilt. Die RAG LEADER Wartburgregion hat sich in der vergangenen Förderperiode und im Laufe des Beteiligungsprozesses zur Strategieentwicklung dazu entschieden, auf die Plattform „Facebook“ zurückzugreifen und dort eine Seite zu erstellen. Bei einer Facebook-Seite handelt es sich um eigenständigen Auftritt der RAG, welcher mit multimedialen und interaktiven Funktionen ausgestattet werden kann. Die geteil- ten Informationen sind öffentlich zugänglich und mit der offiziellen Webseite der RAG verknüpft. Gleichzeitig haben registrierte Facebook-Nutzer die Möglichkeit, geteilte Inhalte zu kommentieren. Somit findet ein permanenter Austausch mit den Interessierten statt. Die Kommunikation ist dialogorientiert. Zielgruppen: Regionale Bevölkerung, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Un- ternehmen, Organisationen, Initiativen, Vereine, Verbände, Multiplikatoren Werbewirkung: unterstützende Maßnahme zur Information und Partizipation

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Maßnahme Regionale Politik und Wirtschaft und Organisatio- Multiplikato- Bevölke- Verwaltung Unternehmen nen, Initiati- ren rung ven, Vereine, Verbände Medienarbeit Klassisch x x x x x Webseite x x x x x Soziale Medien x x x x Veranstaltungen Workshops x x x x x Klausuren x x x Fachkonferenzen x x x x x Netzwerktreffen Aktionen x x x

Tabelle 7 - Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit und der Beteiligung je Zielgruppe Der Beteiligungsprozess wird zukünftig sowohl über Veranstaltungen, als auch online stattfinden. Als Veranstaltungen sollen vorwiegend Workshops und Netz- werktreffen stattfinden.

Folgende Ziele legt die RAG für die interne Arbeit fest: Tabelle 8 - Strukturziele

Nr. Strukturziel Ergebnis Indikator Ziel- Termin größe S.Z1 Erweiterung des Entscheidungsgre- Verbesserung der Beteiligung Anzahl der Ju- 1 bis 2017 miums um einen (1) Jugendvertre- Jugendlicher in der Regional- gendvertreter im ter/eine Jugendvertreterin entwicklung Gremium S.Z2 Erweiterung der Mitgliederbasis um Erweiterung der Mitglieder- Anzahl der neuen 5 bis 2023 fünf (5) WiSo Partner basis und Diversifizierung WiSo Partner der Vereinsstruktur S.Z3 Einbindung von fünf (5) Fachstellen Abgestimmte Entwicklung Anzahl der 5 fortlau- auf Kreis- und Landesebene in die und Nutzung von Synergien eingebundenen fend Arbeit der RAG Fachstellen S.Z4 Bilden von vier (4) themenbezoge- Fachspezifische Aufbereitung Anzahl der ge- 4 bis 2023 nen Arbeitskreisen bestimmter Themen bildeten Arbeits- kreise S.Z5 Mitgliedschaft in einem (1) natio- Erfahrungsaustausch mit Anzahl der Mit- 1 bis 2023 nalen LEADER-Netzwerk über die anderen LEADER-Regionen gliedschaften gesamte Förderperiode S.Z6 Mitgliedschaft in einem (1) thürin- Erfahrungsaustausch mit Anzahl der Mit- 1 bis 2023 genweiten LEADER-Netzwerk über anderen thüringer LEADER- gliedschaften die gesamte Förderperiode Regionen S.Z7 Durchführung von fünf (5) gemein- Intensivierung der Zusam- Anzahl der 5 bis 2023 samen Konferenzen der südwestt- menarbeit der südwestthü- durchgeführten hüringer RAGen ringer RAGen Konferenzen S.Z8 Durchführung von mindestens zwei Informationsaustausch und Anzahl der durch- 2 jährlich (2) Treffen der Südwestthüringer Identifikation möglicher geführten Treffen RAGen mit dem ALF Meiningen gemeinsamer Projekte

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S.Z9 Versenden von zwei (2) Newslettern Verbesserung der Informati- Anzahl der ver- 2 jährlich an die Mitglieder pro Jahr on der Mitglieder sandten News- letter S.Z10 Durchführung von (5) fünf öffent- Intensivierung der Öffent- Anzahl der 5 bis 2023 lichkeitswirksamen Aktionen lichkeitsarbeit durchgeführten Aktionen S.Z11 400 (vierhundert) Webseiten Aufru- Erhöhung der Medienprä- Anzahl der mo- 400 bis 2023 fe im Monat senz natlichen Web- seitenaufrufe S.Z12 100 (einhundert) "gefällt mir"-Anga- Erhöhung der Social-Media- Anzahl der 100 bis 2016 ben auf Facebook Aktivitäten "gefällt mir"- An- gaben S.Z13 Verlinkungen der RAG Webseite bei Intensivierung der Öffent- Anzahl der Verlin- 25 bis 2023 (25) Mitgliedsgemeinden lichkeitsarbeit kungen S.Z14 Verlinkungen der RAG Webseite bei Intensivierung der Öffent- Anzahl der Verlin- 10 bis 2023 (10) Projektträgern lichkeitsarbeit kungen S.Z15 Durchführung einer (1) Sensibilisie- Steigerung der Wahrneh- Anzahl der 1 bis 2023 rungskampagne für die Arbeit der mung der RAG und ihrer durchgeführten RAG Arbeit in der Öffentlichkeit Kampagnen S.Z16 Aufbau, Entwicklung und Betrieb Ausbau der Pressearbeit Anzahl der Da- 1 bis 2023 einer (1) Datenbank mit Ansprech- tenbanken partnern der Presse S.Z17 Aufbau, Entwicklung und Betrieb Identifikation und gezielte Anzahl der Da- 1 bis 2023 einer (1) Datenbank mit Ansprech- Kommunikation weiterer tenbanken partnern für Fördermöglichkeiten/ Fördermöglichkeiten Föderprogramme

7.2 Regionalmanagement Geschäftsstelle in Gumpelstadt Eine Geschäftsstelle vor Ort wurde bereits in der vergangenen Förderperiode 2007-2013 eingerichtet. Diese befindet sich in Gumpelstadt, Gemeinde Moor- grund, ist Sitz der RAG und wird beibehalten.

Die RAG Wartburgregion möchte sich auch in der nun kommenden Förderperiode eines externen Regionalmanagements, das sie bei der Umsetzung der Strategie unterstützt, bedienen und sichert die Einrichtung eines Regionalmanagements bis 2023 zu.

In der Förderperiode 2007-2013 wurde die Geschäftsstelle durch einen, im Verein angestellten Mitarbeiter, täglich von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr besetzt. Gleichzeitig wurde das Regionalmanagement an ein externes Büro vergeben. Diese Kombi- nation generiert einen Mehrwert, da eine Besetzung der Geschäftsstelle vor Ort sichergestellt ist und gleichzeitig auf das gesamte Leistungsspektrum sowie die Erfahrungswerte des Auftragnehmers zurückgegriffen werden konnten. Aus diesen Gründen ist vorgesehen, diese Kombination beizubehalten und das Regionalma- Regionalmanagement mit ins- nagement mit insgesamt zwei Vollzeitstellen zu besetzen. Der Betrieb der Ge- gesamt zwei Vollzeitstellen schäftsstelle wird weiterhin durch den im Verein angestellten Mitarbeiter gewähr- leistet. Das mit dem Regionalmanagement betraute Büro hat die Möglichkeit, nach Absprache, Aufgaben dem Mitarbeiter der RAG zu übertragen. Art und Umfang werden mit Auftragsvergabe festgelegt. Im Folgenden wird eine mögliche Rollen-/ Aufgabenverteilung aufgezeigt.

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Das Aufgabenspektrum des Regionalmanagements umfasst:

I Prozessmanagement und -steuerung Prozessmanagement und -steu- Das Prozessmanagement und die Prozesssteuerung umfasst die federführende erung Koordination und Durchführung des Gesamtprozesses zur Umsetzung der Regi- onalen Entwicklungsstrategie. Insbesondere die Vorbereitung, Ausführung und Überwachung der Beschlüsse des Vereins, das Managemnt des Vereins sowie die Mitwirkung bei der Vorbereitung und Durchführung der Sitzungen des Vorstandes und des Gesamtvorstands sowie der Mitgliederversammlungen des Vereins mit Vorbereitung der Sitzungsunterlagen, regelmäßige Berichterstattung, Koordination der Aktivitäten. Die Koordination des Vereins zwischen den Sitzungen, Beratung sowie Unterstützung der/des Vorsitzenden gehören ebenso zu den Aufgaben wie Jour-fixe mit dem Vorsitzenden der Regionalen Aktionsgruppe. Die Aufgabenver- teilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestal- tet werden:

Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro Tabelle 9 - Prozessmanagement und -steuerung Jour-Fixe mit dem Vorsitzenden der x RAG Unterstützung des Vorstandes, Teilnah- x me an Vorstandssitzungen Organisatorische Vorbereitung x Vorbereitung der Mitgliederversamm- x lung Organisatorische Vorbereitung x Verwaltung der Mitgliederkartei x x

II Betrieb der Geschäftsstelle Betrieb der Geschäftsstelle Die Geschäftsstelle ist ein zentraler Kommunikationspunkt der Arbeit der RAG Wartburgregion und des LEADER-Prozesses. In ihr laufen die Kommunikation (Post, E-Mail, Telefon, Beratungsgespräche) des Vereins sowie des LEADER-Verfahrens (Antragseingänge, formale Bearbeitung und Weiterleitung der Anträge usw.) zusammen. Zur Besetzung der Geschäftsstelle wird auch die Wahrnehmung von Außer-Haus-Terminen wie Ortsterminen gehören. Zum Aufgabenspektrum des ex- ternen Büros kann auch das Sicherstellen der Funktionsfähigkeit der durch die RAG bereitgestellten Geschäftsstelle sowie die Organisation von Wartung und Betreu- ung der Bürotechnik auf Rechnung der RAG gehören. Die Aufgabenverteilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestaltet werden:

Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro Tabelle 10 - Betreiben der Ge- schäftsstelle Post Ein- und Ausgang x Telefondienst x Besetzung Geschäftsstelle (Sprechzei- x x ten) Beschaffung von Büromaterial x Führen einer Handkasse x Wartung Technik x x Pflege und Aktualisierung der Adress- x datenbank

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Umsetzung der Regionalen III Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie (RES) Entwicklungsstrategie Zu den Kernaufgaben des Regionalmanagements gehört die Umsetzung der Regi- onalen Entwicklungsstrategie sowie die Umsetzung und jährliche Fortschreibung von Finanz- und Aktionsplan.

Auf Projektebene übernimmt das Regionalmanagement die (Weiter-)Entwicklung von Projekten und die Beratung von (potenziellen) Antragstellern. Das Regional- management bereitet die Bewertung und Votierung von Projekten durch den Gesamtvorstand vor und arbeitet mit den entsprechenden Bewilligungsbehörden zusammen.

Die Aufgabenverteilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestaltet werden:

Tabelle 11 - Umsetzung der Re- Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro gionalen Entwicklungsstrategie Fortschreiben des Finanzplans x Fortschreiben des Aktionsplans x Vorbereitung und Durchführung x x von Sitzungen des Gesamtvorstan- des/Fachbeirates Inhaltlich x Organisatorisch x Projektentwicklung/ - abwicklung x Beratung von (möglichen) Projekt- x trägern Projekterfassung und Pflege der x Projektdatenbank Umsetzung von RAG eigenen x x Projekten

Zusammenarbeit mit Akteuren IV Zusammenarbeit mit Akteuren in der Region in der Region Das regionale Bewusstsein und die regionale Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und Institutionen in der Wartburgregion sind weiter zu stärken. Dafür ist es notwendig, erfolgreiche gemeinsame Projekte und Prozesse weiterzuführen. Im Zuge der Umsetzung der RES und des kontinuierlichen Monitorings ist die weitere intensive Beschäftigung mit neuen Themen, fachlichen Ansätzen und Methoden der Regionalentwicklung und Bürgerbeteiligung in der Region unabdingbar.

Hier wird vorgesehen: • eine jährliche LEADER-Konferenz, möglichst mit den Südwestthüringer Nach- barregionen • Veranstaltungen im Rahmen des Tages der Regionen, weitere Veranstaltun- gen in den verschiedenen Themenbereichen (entsprechend der in Kapitel 5. gesetzten Prozessziele)

Dabei soll mit den verschiedenen Institutionen und Akteuren in der Wartburgregi- on, vor allem mit dem Landratsamt aber auch mit anderen Institutionen der Regio- nalentwicklung und Wirtschaftsförderung (u.a. Rhönforum, KAG Hainich-Werratal, KAG Werra-Wartburgregion etc.) zusammengearbeitet werden. Die konkreten Themenschwerpunkte, Ansätze und Kooperationen werden sich aus den im Kapitel 5 aufgezeigten Möglichkeiten ergeben und sind in einem geplanten Diskussions- prozesses weiter zu entwickeln. Seite - 74 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Die Aufgabenverteilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestaltet werden:

Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro Tabelle 12 - Zusammenarbeit mit Akteuren Vertretung der RAG in verschiede- x nen Arbeitskreisen Beteiligung am Tag der Regionen x x Vorbereitung und Durchführung x x weiterer Veranstaltungen nach Bedarf

V Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit Durchführung der Öffentlich- Die Öffentlichkeitsarbeit und die öffentliche Präsenz der RAG LEADER Wartburgre- keitsarbeit gion e.V. ist unbedingt zu verstärken. Hier soll das Regionalmanagement die Orga- nisation und Umsetzung des für die RAG LEADER Wartburgregion e.V. entwickelten Öffentlichkeitsarbeitskonzeptes übernehmen.

Die Aufgabenverteilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestaltet werden:

Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro Tabelle 13 - Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit Betreuung Internetseite x Pflege sozialer Netzwerke x x Aufbau und Pflege einer Fotodaten- x bank Jährliche Fortschreibung des Kon- x zepts für Öffentlichkeitsarbeit (ggf. Vergabe dessen) Koordination und Vergabe der Erstel- x lung von Werbemittel Vorbereitung von Veranstaltungen x (Veranstaltungsmanagement)

VI Fördermittelmanagement und Akquise von Drittmitteln Fördermittelmanagement und Das beauftragte Büro übernimmt für die RAG das Fördermittelmanagement der Akquise von Drittmitteln Verwaltungskosten sowie die damit zusammenhängenden Verwaltungsvorgänge und Abstimmungen mit dem Fördermittelgeber. Dazu gehören unter anderem der Abruf von Fördermitteln, die Abrechnung, Erstellung von Verwendungsnachweisen oder Sachberichten. Das Fördermittelmanagement für Projekte liegt beim jeweili- gen Projektträger selbst.

Ein weiterer Kapazitätsaufbau der Mobilisierung von Förder- und Finanzmitteln der RAG LEADER Wartburgregion über die bisher (in der vergangenen Förderperio- de) vor allem in Anspruch genommenen Programme und Mittel ist notwendig. Die RAG Wartburgregion strebt einen Multifonds-Ansatz an. Dieser Kapazitätsaufbau ist durch die verstärkte Zusammenarbeit mit Förderinstitutionen in der Wartbur- gregion sowie in Thüringen oder auf Bundesebene weiter zu verfolgen. Darüber hinaus soll das Regionalmanagement die Suche nach neuen Wegen der Mobilisie- rung von Finanzmitteln zur Finanzierung von regionalen Entwicklungsprojekten und –prozessen angehen.

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Tabelle 14 - Fördermittelma- Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro nagement und - akquise Fördermittelmanagement LEADER x für die RAG Akquise weiterer Fördermittel x Akquise von Drittmitteln x

Koordination gebietsübergrei- VII Koordination gebietsübergreifender und transnationaler Zusammenarbeit fender und transnationaler Erfolgreiche Regionalentwicklung bedarf einer kontinuierlichen und vertrauensvol- Zusammenarbeit len Prozessgestaltung. Das trifft mindestens genauso auf die Zusammenarbeit mit den Nachbarregionen und Partnern in Deutschland und anderen Ländern zu, die anhaltend läuft und weiterlaufen muss. Dafür seien nur beispielhaft die Zusam- menarbeit der Thüringer und speziell Südwestthüringer RAGen, die Fortschreibung des Naturparkplanes Eichsfeld – Hainich – Werratal, die Projekte und Prozesse im Zusammenhang mit sowohl der Luther- als auch Fröbeldekade in Thüringen, aber auch die nationale sowie internationale Zusammenarbeit mit anderen LEADER- Gruppen genannt. Diese Ansätze und Kontakte sind zu pflegen und in konkrete Projekte umzusetzen. Darüber hinaus erfordern die Grenzlage der Wartburgre- gion, die naturräumliche und historische Berührung sowie die Überlagerung von Regionen in der Wartburgregion selbst, einen Ausbau der gebietsübergreifenden Zusammenarbeit. Vor allem im Bereich der Hainich-Region, der Rhön mit dem dortigen Biossphärenreservat aber auch nach Hessen und Bayern kann koope- riert werden. Aufgabe des Regionalmanagements ist hier die Weiterentwicklung der gebietsübergreifenden Zusammenarbeit und die Umsetzung der im Kapitel 5 beschriebenen und im Aktionsplan verankerten Kooperationsprojekte. Aktivitäten zur weiteren Anbahnung gebietsübergreifender und transnationaler Zusammen- arbeit sind zudem umzusetzen. Eine weitere Zusammenarbeit ist in Thüringen mit der Akademie Ländlicher Raum Thüringen, IBA Thüringen, Servicestelle für Demo- grafie, Nachhaltigkeitszentrum Thüringen, Amt für Landentwicklung und Flurneu- ordnung in Meiningen, Thüringer Vernetzungsstelle LEADER, Universitäten und Hochschulen u.a. denkbar. Im Bundeskontext soll vor allem mit dem Netzwerk Ländliche Räume zusammengearbeitet werden, aber auch Zusammenarbeit mit anderen Bundesinstitutionen (z.B. BBSR) wären denkbar.

Die Aufgabenverteilung zwischen Vereinsmitarbeiter und externem Büro kann wie folgt ausgestaltet werden:

Tabelle 15 - Koordination ge- Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro bietsübergreifender und trans- Vertretung der RAG in verschiedenen x nationaler Zusammenarbeit Arbeitskreisen Aktivitäten zur gebietsübergreifender x und transnationaler Zusammenarbeit Zuarbeit THVS x x Zuarbeit DVS x x

Koordination und Umsetzung VIII Koordination und Umsetzung von Umbrella-Projekten von Umbrella-Projekten Umbrella-Projekte sind eine Zusammenfassung von Kleinstprojekten unter einem „Schirm“. Die RAG Wartburgregion sieht vor, an dem in der vergangenen Förder- periode durchgeführten Projekt „Dörfer in Aktion“ anzuknüpfen und dieses erneut durchzuführen. Die Abwicklung des Projekts sowie dessen Abrechnung müssen durch die RAG vorgenommen werden. Die damit verbundenen Aufgaben werden wie folgt aufgeteilt:

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Aufgabe Mitarbeiter RAG Externes Büro Tabelle 16 - Koordination und Umsetzung von Umbrella-Pro- Projektaufruf x jekten Beratung von (möglichen) Projekt- x trägern Projekterfassung und Pflege der x Projektdatenbank Fördermittelmanagement x 7.3 Projektauswahlverfahren Grundsätzlich muss ein Projekt eine Übereinstimmung mit den Zielen des ELER und FILET 2014-2020 aufweisen und zur Umsetzung der Ziele der RES dienen. Das Projekt muss (sofern es sich nicht um ein Kooperationsprojekt handelt) in der Gebietskulisse liegen und einen Projektträger sowie eine abgesicherte Ko-finanzie- rung vorweisen.

Das Entscheidungsgremium der RAG Wartburgregion ist der Gesamtvorstand. Die Zusammensetzung und Arbeits- Zusammensetzung dessen ist in §8 der Vereinssatzung (Anhang 9) geregelt. Min- weise des Entscheidungsgremi- destens 50 % des Gesamtvorstands, müssen Wirtschafts- und Sozialpartner sein. ums Aktuell sind acht der Mitglieder aus dem öffentlichen Bereich. Fünf Mitglieder sind aus dem privaten Bereich. Weitere sechs Mitglieder sind Sozialpartner bzw. aus der Zivilgesellschaft. Der Gesamtvorstand tritt nach Bedarf, jedoch mindestens ein- mal im halben Jahr zusammen. Er ist Beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder anwesend ist. Er trifft seine Entscheidungen mit einfacher Stim- menmehrheit der anwesenden Mitglieder. Bei Projektauswahlentscheidungen ist es erforderlich, dass mindestens 50 % der Stimmen von Partnern aus dem nichtöf- Beteiligung der regionalen fentlichen Bereich stammen. Die Auswahl der Vorhaben findet in ihrer Gesamtheit Wirtschaft statt. Die bis zu einem bestimmten Stichtag eingegangen Projekte werden vom Gesamtvorstand anhand unten aufgeführter Projektauswahlkriterien qualitativ be- wertet. Hierbei bewertet jedes stimmberechtigte Mitglied des Gesamtvorstandes jedes Vorhaben, wobei die Bewertungspunkte aufsummiert werden und abschlie- ßend das Mittel gebildet wird.

Um Interessenskonflikte zu vermeiden, hat jedes Mitglied dem Vorsitzenden ein Interesse an einem Projekt vor der Abstimmung anzuzeigen und wird daraufhin von der Abstimmung ausgeschlossen. In der Erklärung soll das Interesse bzw. die Beziehung zwischen Gesamtvorstandsmitglied und Antragsteller erläutert werden. Dies wird protokollarisch dokumentiert. Ebenso sind Mitglieder des Entschei- dungsgremiums von Beratungen und Entscheidungen zu Projekten, an denen sie persönlich beteiligt oder Antragsteller sind, auszuschließen. Verfahren der Projektauswahl- Die Projektauswahlbeschlüsse können nach folgenden Verfahren herbeigeführt beschlüsse werden: 1. Persönliche Abstimmung in der Sitzung des Gesamtvorstands. 2. Schriftliche Abstimmung des Gesamtvorstands im Umlaufverfahren bei Be- schlussfassung zu Einzelprojekten. Das Umlaufverfahren ist bei der Behand- lung und Beschlussfassung zu Tagesordnungspunkten zur Überwachung und Fortschreibung der Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie nicht zugelassen. 3. Die Schriftliche Abstimmung im Umlaufverfahren sollte nur in Ausnahmefäl- len. z.B. bei besonderer Dringlichkeit des Projektes vorgenommen werden. Jede Person, jeder Verein, jede Organisation etc. kann grundsätzlich Projekte zur Förderung im Rahmen von LEADER einreichen.

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Transparenz der Beschlussfas- Die RAG veröffentlicht ihre Projektauswahlkriterien und das Procedere des Aus- sung wahlverfahrens auf ihrer Website. Diese Projektauswahl wird begründet und dokumentiert. Die Dokumentation (Protokolle) werden auf der Webseite der RAG publiziert. Die Sitzungen des Gesamtvorstands sind grundsätzlich nicht öffent- lich. Der Projektträger wird im Falle einer Ablehnung oder Zurückstellung seines Projekts schriftlich darüber informiert, welche Gründe für die Ablehnung oder Zurückstellung ausschlaggebend waren. Nicht berücksichtigte Vorhaben werden, nach Anzeige durch den Projektträger, in der nächsten Entscheidungsrunde wieder zugelassen. Dem Projektträger wird die Möglichkeit eröffnet in der nächsten Sit- zung des Entscheidungsgremiums, die der Ablehnung folgt, Einwendungen gegen die Entscheidung zu erheben. Das Entscheidungsgremium hat über das Projekt nach Anhörung abschließend erneut Beschluss zu fassen. Weiterhin wird der Projektträger auch auf die Möglichkeit hingewiesen, dass er trotz der Ablehnung oder Zurückstellung des Projekts durch die RAG einen Förderantrag (mit der nega- tiven RAG- Stellungnahme) bei der Bewilligungsstelle stellen kann und ihm so der öffentliche Verfahrens- und Rechtsweg eröffnet wird. Die in Tabelle 17 aufgeführten Auswahlkriterien werden zur Projektauswahl he- rangezogen. Dabei sind die Kriterien 1-5 Mindestkriterien, da sie prüfen, ob das Vorhaben zur Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie und zur Erreichung der in der Strategie festgelegten Ziele beiträgt sowie die formelle Vollständigkeit, die Plausibilität und die Nachhaltigkeit der Projekte in den Fokus der Bewertung stellt. Die Vollständigkeit der Antragsunterlagen wird vom Regionalmanagement geprüft. Die Kriterien 2 und 3 müssen vom Gesamtvorstand mit mindestens der Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder mit „Ja“ bewertet werden. Bei den Kri- terien 4 und 5 muss jeweils mindestens ein Punkt erreicht werden. Die Kriterien 6 bis einschließlich 11 sind fakultative Kriterien. Bei diesen ist eine Bewertung mit null bis drei Punkten möglich. Die Kriterien 8, 10 und 11 bewerten den Beitrag des Vorhabens zu den horizontalen Zielen (Vernetzung, Demografie, Umwelt- und Klimaschutz). Insgesamt muss ein Vorhaben die Minimalpunktzahl von neun (9) Punkten errei- chen. Maximal kann ein Projekt mit 30 Punkten bewertet werden.

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Nr. Mindestkriterien Ja Nein Tabelle 17 - Projektauswahlkri- terien 1 Sind die Antragsunterlagen vollständig?* 2 Ist der Projektantrag plausibel bzw. scheint das Projekt technisch umsetzbar? 3 Wirkt das Projekt langfristig und nachhaltig? 4 Wirkung Wirkung auf Wirkung auf Wirkung auf des Handlungsfeldziel(e) Handlungsfeldziel(e) Handlungsfeldziel(e) Projektes im Handlungsfeld A – im Handlungsfeld B im Handlungsfeld Innerortsentwicklung, – Regionale Wirtschaft C – Bildung, Kultur Natur und Kulturland- und gesellschaftliches schaft Miteinander Hoch (3) Mittel (2) Gering (1) Kein (0) 5 Regionale Bedeutung für die gesamte Region 3 für einen Teil der Region 2 lokal 1

* durch das Regionalmanagement auszufüllen

Erweiterte Kriterien Nr. Kriterium Punkte Bewertung 6 Innovativer Ansatz überregional innovativer Ansatz 3 regional innovativer Ansatz 2 lokal innovativer Ansatz 1 kein innovativer Ansatz 0 7 Beitrag zur regionalen Wertschöpfung hoher Beitrag 3 mittlerer Beitrag 2 geringer Beitrag 1 keinen Beitrag 0 8 Grad der Vernetzung hoch 3 mittel 2 gering 1 kein 0 9 Beteiligung der Bevölkerung bei Planung, Umsetzung und Betrieb Beteiligung bei drei Schritten 3 Beteiligung bei zwei Schritten 2 Beteiligung bei einem Schritt 1 Keine Beteiligung 0

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Erweiterte Kriterien Nr. Kriterium Punkte Bewertung 10 Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels und (Abmilderung) dessen Folgen hoch 3 mittel 2 gering 1 neutral 0 11 Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz, zur Eindämmung des Klimawandels/Anpassungen an seine Auswirkungen hoch 3 mittel 2 gering 1 neutral 0

Erläuterungen zu den Projektauswahlkriterien: Kriterium 1: Vollständigkeit der Antragsunterlagen Dieses Kriterium ist ein Mindestkriterium. Hier wird geprüft, ob die Antragsunterla- gen, wie im Antragsformular gefordert, vollständig sind.

Kriterium 2: Plausibilität des Projektantrages Dieses Kriterium ist ein Mindestkriterium. Hier wird bewertet, ob der Projektantrag plausibel bzw. das beantragte Vorhaben technisch umsetzbar scheint.

Kriterium 3: Langfristigkeit und Nachhaltigkeit des Projektes Dieses Kriterium ist ein Mindestkriterium. Hier wird bewertet, ob das beantragte Vorhaben langfristig und nachhaltig für die Region wirkt.

Kriterium 4: Wirkung des Projektes auf Handlungsfeldziele in den Handlungsfeldern Dieses Kriterium ist ein Mindestkriterium. Vorhaben, die keinen Beitrag zur Errei- chung mindestens eines Handlungsfeldzieles in einem Handlungsfeld leisten, wer- den abgelehnt. Die Punktevergabe richtet sich nach dem Beitrag, den das Vorhaben zur Zielerreichung des oder der Handlungsfeldziele im jeweiligen Handlungsfeld leistet. Die Punktevergabe erfolgt für jedes Handlungsfeld separat. Ist die Wirkung des Vorhabens für die Zielerreichung des oder der Handlungsfeldziele im jeweiligen Handlungsfeld hoch, wird es mit drei (3) Punkten bewertet. Ist die Wirkung des Vor- habens für die Zielerreichung des oder der Handlungsfeldziele im jeweiligen Hand- lungsfeld mittel, wird das Vorhaben mit zwei (2) Punkten bewertet. Ist die Wirkung des Vorhabens zur Zielerreichung des oder der Handlungsfeldziele im jeweiligen Handlungsfeld gering, wird das Vorhaben mit einem (1) Punkt bewertet. Erzielt das Vorhaben keine Wirkung auf das oder die Handlungsfeldziele im entsprechenden Handlungsfeld, wird das Vorhaben mit (0) Punkten bewertet.

Kriterium 5: Regionale Bedeutung Dieses Kriterium ist ein Mindestkriterium. Vorhaben, die keine Bedeutung für die Region haben, werden abgelehnt. Regionale Bedeutung hat ein Vorhaben, wenn seine Nutzung bzw. die angesprochenen Nutzergruppen mindestens die gesamte Wartburgregion betreffen, seine Nachahmung für andere Regionen bzw. Teilregi- onen relevant ist oder das Vorhaben in Kooperation mit anderen Regionen umge- setzt wird. Trifft dies zu, wird das Projekt mit der Maximalpunktzahl drei (3) bewer-

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tet. Mit zwei (2) Punkten wird das Vorhaben bewertet, wenn das Vorhaben eine Teilregionale Strahlkraft hat. Wird die Bedeutung des Vorhabens als lokal einge- schätzt, wird das Vorhaben mit einem (1) Punkt bewertet.

Kriterium 6: Innovativer Ansatz Ein überregional innovativer Ansatz und eine Bewertung mit drei (3) Punkten lie- gen vor, wenn das Vorhaben vorbildhaften oder Modellcharakter hat. Ein regional innovativer Ansatz wurde in anderen Regionen, jedoch noch nicht in der Wart- burgregion angewandt bzw. umgesetzt und wird mit zwei (2) Punkten bewertet. Ein lokal innovativer Ansatz wurde in der Wartburgregion bereits beispielgebend umgesetzt, jedoch noch nicht als allgemeiner Standard durchgesetzt. Ein solches Vorhaben erhält einen (1) Punkt. Ein innovativer Ansatz kann sowohl Projekt-, als auch Prozessbezogen sein. Ist kein innovativer Ansatz erkennbar wird das Vorha- ben mit null (0) Punkten bewertet.

Kriterium 7: Beitrag zur regionalen Wertschöpfung Leistet ein Vorhaben einen hohen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, so wird es mit der Maximalpunktzahl von drei (3) Punkten bewertet. Bei einem mittleren Beitrag zur regionalen Wertschöpfung, erhält ein Projekt zwei (2) Bewertungs- punkte. Ist der Beitrag zur regionalen Wertschöpfung gering, so wird das Vorhaben mit einem (1) Punkt bewertet. Ist kein Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu erkennen, so wird dieses Kriterium mit null (0) bewertet.

Kriterium 8: Grad der Vernetzung Ein hoher Grad der Vernetzung (drei (3) Punkte) liegt vor, wenn das Vorhaben Akteure aus verschiedenen institutionellen Bereichen und verschiedenen Teilre- gionen vernetzt. Zwei (2) Punkte erhält ein Vorhaben mit einem mittleren Grad der Vernetzung, das Akteure aus verschiedenen institutionellen Bereichen oder verschiedenen Teilregionen vernetzt. Vorhaben weisen einen geringen Grad der Vernetzung auf (einen (1) Punkt), wenn Sie Akteure aus den gleichen institutionel- len Bereichen oder der gleichen Teilregion vernetzen. Projekte, die keine Akteure oder Teilregionen vernetzen, erhalten keinen (0) Punkt.

Kriterium 9: Umfang des bürgerschaftlichen Engagements Bei diesem Kriterium können drei (3) Punkte erreicht werden. Wurden die Bürger bei einem Schritt zur Umsetzung des Vorhabens (Planung oder Umsetzung oder Betrieb) mit einbezogen, so wird das Vorhaben mit einem (1) Punkt bewertet. Einen Einbezug in zwei Schritte des Vorhabens wird mit zwei (2) Punkten bewertet. Bei einem Einbezug der Bürger in Planung, Umsetzung und Betrieb des Vorhabens (drei Schritte), wird das Projekt mit drei (3) Punkten bewertet.

Kriterium 10: Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels und (Abmilde- rung) dessen Folgen Leistet ein Vorhaben einen hohen Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels und (zur Abmilderung) dessen folgen, wird es mit drei (3) Punkten bewertet. Bei einem mittleren Beitrag, sind zwei (2) Punkte zu vergeben. Leistet das Vorhaben einen geringen Beitrag zur Gestaltung des demografischen Wandels und (Abmilderung) dessen Folgen, ist es mit einem Punkt zu bewerten. Projekte müssen jedoch mindestens einen neutralen Beitrag zur Gestaltung des demogra- fischen Wandels und (Abmilderung) dessen Folgen leisten (Bewertung mit null (0) Punkten).

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Kriterium 11: Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz, zur Eindämmung des Klima- wandels und/oder der Anpassungen an seine Auswirkungen Vorhaben, die einen hohen Beitrag zum Umwelt-, und Naturschutz, zur Eindäm- mung des Klimawandels und/oder der Anpassung an seine Auswirkungen leisten, werden mit der Maximalpunktzahl drei (3) bewertet. Zwei (2) Punkte erhalten Projekte, die einen mittleren Beitrag leisten. Hat ein Projekt einen geringen Beitrag bzw. geringe Auswirkungen, so wird ein (1) Punkt vergeben. Klimaneutrale Vorha- ben, bzw. solche, die keinen Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz und/oder der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels leisten, sind mit null (0) Punkt zu bewerten.

Definition der Fördersätze Definition der Fördersätze Zuwendungsempfänger der Förderung ist der Träger der Maßnahme. Zuwen- dungsempfänger sind sowohl juristische Personen öffentlichen, als auch privaten Rechts sowie natürliche Personen. Die Höhe der Förderung für Vorhaben, die zur Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie dienen, liegt bei 60% der förder- fähigen Kosten. Für RAG-eigene Vorhaben und für Kooperationsprojekte beträgt die Förderung 75% der förderfähigen Kosten.

Die Höhe der Zuwendung ist auf 50.000 € der zuwendungsfähigen Ausgaben pro Förderantrag begrenzt. Für folgende Zuwendungsempfänger gilt diese Begrenzung nicht: • Juristische Personen des öffentlichen Rechts • Die Regionalen Aktionsgruppen als Trägerstrukturen des LEADER-Prozesses

Maßnahmen, deren förderfähige Ausgaben zwischen 2.000,- und 5.000,- € liegen (Kleinprojekte), können zu einem Vorhaben der Regionalen Aktionsgruppe als Umbrella-Projekt zusammengefasst werden. Zuwendungsempfänger sind sowohl juristische Personen öffentlichen, als auch privaten Rechts sowie natürliche Perso- nen. Die Höhe der Förderung für Kleinprojekte bzw. Umbrella-Projekte beträgt für alle Zuwendungsempfänger 75% der förderfähigen Kosten. Monitoring und Evaluierung Monitoring und Evaluierung Einem erfolgreichen Monitoring liegt eine kontinuierliche Beobachtung und Er- fassung des gesamten LEADER-Umsetzungsprozesses zu Grunde. Das Monitoring bildet die Grundlage für die Halbzeit- und Abschlussevaluierung.

Ein kontinuierliches Monitoring findet durch die jährliche Fortschreibung des Aktions- und Finanzplans statt. In jedem Projektantrag, der durch die RAG Wart- burgregion geprüft wird, sind eindeutige (messbare) Beiträge zu den Handlungs- feldzielen des Projekts benannt. Jedem Handlungsfeldziel sind wiederum Indika- toren zugeordnet, die so eine Überprüfung der Zielerreichung gewährleisten. Dies Strategiekonformität und Pro- ermöglicht, im Zuge der jährlichen Fortschreibung, eine Ist-Soll-Analyse sowie eine jektmonitoring Bestimmung des Zielerreichungsgrads durchzuführen. Daraus lässt sich überprü- fen, ob die umgesetzten Projekte zur Umsetzung der RES (Strategiekonformität) beitragen. Basierend auf diesen Ergebnissen, kann dann ggf. bei Bedarf steuernd eingegriffen werden. Seite - 82 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Das Monitoring ist Grundlage der durchzuführenden Selbstevaluierung der RAG. Prozessmonitoring Aufbauend auf Erfahrungen aus der vorherigen Förderperiode (2007-2013), sollen folgende drei Methoden bzw. Instrumente weiterhin zur Evaluierung eingesetzt werden: • Standardisierte Befragung (Fragebogen) der beteiligten Akteure • Spezielle Befragungen und Expertengespräche in der Region zu RES–relevan- ten Themen • Moderierte Workshops und Vorstandsworkshops Diese gewährleisten kombiniert eine ausgeglichene, quantitativ und qualitativ umfassende Bewertung der Arbeit der RAG.

Neben den laufenden Maßnahmen der Evaluierung sind eine Halbzeit- sowie eine Halbzeit- und Abschlussevalu- Abschlussevaluierung geplant. Die Halbzeitevaluierung wird voraussichtlich im 4. ierung Quartal 2018 stattfinden, die Abschlussevaluierung im 4. Quartal 2020 beginnen. Halbzeit- und Abschlussevaluierung sehen eine komplexere Überprüfung der Zielerreichung sowie eine Ableitung potenzieller Handlungsbedarfe für die kom- menden Jahre vor. Aufgrund dessen ist ein Methodenmix erforderlich, der Erhe- bung und Befragung, Signal-, Multi-, und Fokuschecks o.ä. miteinander kombiniert (vgl. dvs Leitfaden Selbstevaluierung 2014). Über die anzuwendenden Methoden soll zu gegeben Zeitpunkt eine Abstimmung in den Gremien erfolgen. 8. Finanzplan Der Finanzplan der Regionalen Aktionsgruppe wurde unter folgenden Annahmen aufgestellt: • Planungsgrundlagen sind der Entwurf der Richtlinie zur Förderung der integ- rierten ländlichen Entwicklung und der Revitalisierung von Brachflächen, des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) sowie der Entwurf des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum EPLR / FILET 2014-2020 im Freistaat Thüringen, das auch das Programm für die LEADER- Förderung 2014 bis 2020 umfasst. • Die RAG erhält, im Falle einer Anerkennung, Mittel in Höhe von mindestens 2,5 Millionen €. Die Planungsgrundlage der indikativen Finanztabelle sind 3 Millionen € Fördermittel aus LEADER, da die Wartburgregion zu den einwoh- nerstärksten und flächengrößten LEADER-Gebieten Thüringens gehört. • Der Finanzplan erstreckt sich über die Förderperiode 2014-2020 ff. Unter Berücksichtigung der fortgeschrittenen Zeit und des aktuellen Zeitplans des Landes zur Auswahl der Regionalen Aktionsgruppen, wird das Jahr 2014 nicht aufgeführt. • Vorausgesetzt einer Anwendung der n+3 Regel, werden für die Jahre 2021- 2023, bei einer Fortschreibung des Finanzplans, ebenfalls Mittel für Projekte vorgesehen. • Sollte die n+3 Regel nicht angewandt werden, werden die entsprechenden Mittel anderweitig verplant. • Der Finanzplan wird jährlich fortgeschrieben. Finanzierung des Regionalma- Die RAG Wartburgregion e.V. wird sich in der Förderperiode 2014-2020 eines nagements und der Verwal- professionellen Regionalmanagements bedienen. Die Finanzierung wird bis 2023 tungskosten zugesichert. Aufgrund des aktuellen Planungstands kann eine konkrete Aussage über die Höhe der Finanzierung des Regionalmanagements nur bis 2020 gemacht werden. Die RAG Wartburgregion e.V. sichert ebenso die Finanzierung von Verwal- tungskosten bis 2023 zu. Aufgrund des aktuellen Planungstands können auch hier nur Aussagen über die Höhe der Finanzierung bis 2020 gemacht. Die Akquisition weiterer Fördermittel (z.B. ELER, EFRE, ESF) wird angestrebt. Auf- bauend aus den Erfahrungen der Förderperiode 2007-2013 sind Maßnahmen der Seite - 83 Regionale LEADER Entwicklungsstrategie Wartburgregion

Akquise von Drittmitteln Brachflächenrevitalisierung, des ländlichen Wegebaus und der Dorferneuerung unabdingbar. Zur Umsetzung der Maßnahmen ist vorgesehen, auf andere Förder- programme (EFRE) bzw. andere Mittel aus dem ELER zurückzugreifen. Diese sind in der indikativen Finanztabelle im Bereich „Drittmittel“ aufgeführt. Die Höhe der Mittel orientiert sich an den in der letzten Förderperiode benötigten. Vorgeschla- gen wird eine Summe von 12.000.000 €. Startprojekte werden voraussichtlich in den Jahren 2015 und 2016 umgesetzt. Die Mittelaufteilung für weiterer Projekte wird in der jährlichen Fortschreibung des Finanzplans vorgenommen. Aufgeteilt auf Handlungsfelder und Jahr sind folgende Summen in Euro für die Zuschüsse aus LEADER vorgesehen:

Tabelle 18 - Kostenschätzung Handlungsfeld 2015 2016 2017 2018 2019 2020ff Summe nach Handlungsfeldern A 98.000 153.000 153.000 153.000 153.000 361.000 1.060.000 B 13.500 100.000 100.000 100.000 100.000 160.000 573.500 C 120.900 100.000 100.000 100.000 100.000 160.000 680.900 Verwaltungs- 52.470 124.280 124.280 124.280 124.280 124.280 673.870 kosten

Bei den eingetragenen Werten für 2016-2020 ff handelt es sich um grobe Schät- zungen, denen eine Aufteilung nach Handlungsfeldern und eine (vorerst) mög- lichst gleichmäßige Verteilung nach Jahren zu Grunde liegen. Die Höhe der Sum- men pro Jahr und Handlungsfeld wird jährlich entsprechend der Fortschreibung angepasst. Kooperationsprojekte werden separat, handlungsfeldunabhängig, betrachtet, da für diese ein eigenes Budget vorgesehen ist und (Teil-)Projekte der Mittel für Kooperationsprojekte Kooperationsprojekte mehreren Handlungsfeldern zugeordnet werden können. Entsprechend des aktuellen Planungsstands sind für Kooperationsprojekte rund 126.600 € vorgesehen.

Für die Fortschreibung der RES sowie Evaluierung und Monitoring sind circa 19.650 € vorgesehen.

In der folgenden indikativen Finanztabelle ist das zu erwartenden Mittelvolumen (3 Millionen Euro), aufgeteilt auf Handlungsfelder und Jahre, dargestellt. Ebenso sind die Kosten der geplanten Startprojekte sowie die laufenden Kosten der Regi- onalen Aktionsgruppe, inklusive Kosten für das Regionalmanagement und Kosten Tabelle 19 - Indikative Finanz- für Sensibilisierung, aufgeführt. Entsprechend des aktuellen Planungsstands, sind tabelle die notwendigen Mittelansätze für Kooperationsprojekte separat und handlungs- (Seite 84-85) feldunabhängig, aufgeführt.

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