DER SPIEGEL 2006.32 O.W
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN Hausmitteilung 7. August 2006 Betr.: Titel, Updike-Gespräch, SPIEGEL-Buch is heute streiten die Historiker, ob das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Bdas 1806 nach fast tausend Jahren unterging, mehr Segen oder Unglück über das Land gebracht hat. Gewiss aber hat es die Deutschen geprägt, etwa durch Födera- lismus, Kultur und Rechtsstaatlichkeit. 200 Jahre nach seiner Auflösung erinnern zahlreiche Museen an das erste deutsche Reich. Die Titelautoren Georg Bönisch, 57, und Klaus Wiegrefe, 41, sprachen aus diesem Anlass mit Ausstel- lungsmachern und Historikern, recherchierten in Museen und Ar- chiven. Sie stießen dabei auf das wohl merkwürdigste Imperium der Weltgeschichte, das Hunder- te Staaten und staatenähnliche Mini-Territorien umfasste. An der Spitze stand ein Kaiser, der in weiten Teilen seines Reiches nichts zu sagen hatte. Der Mon- arch wurde gewählt – so legte / VISUM LEISSL MARTIN es die „Goldene Bulle“ von 1356 Wiegrefe, Matthäus fest, das Grundgesetz des Alten Reiches. Ein Exemplar dieses kostbaren Dokuments liegt in der schwergesicherten Privilegienkammer im ehemaligen Karmeliterkloster in Frankfurt am Main. Stadt- archivar Michael Matthäus gewährte Wiegrefe einen Einblick. Der SPIEGEL-Mann war überrascht vom geringen Gewicht des an dem Dokument befestigten Siegels, von dem man landläufig glaubt, es sei aus massivem Gold. In Wahrheit, so Wiegrefe, ist es „aus Goldblech, innen drinnen ist nur Wachs“ (Seite 46). anchmal gibt es zwischen Dichtung und wirklichem Leben seltsame Parallelen. MIn John Updikes neuem Roman „Terrorist“, der Ende August auf Deutsch er- scheint, geht es um einen jungen Amerikaner arabischer Herkunft, der einen Anschlag im New Yorker Lincoln Tunnel vorbereitet; der Plot wurde kürzlich von der Realität eingeholt, als das FBI ein geplantes Sprengstoffattentat im Holland Tunnel zwischen Manhattan und New Jersey aufdeckte.
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