Naturschutz Im Land Sachsen-Anhalt 2013

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Naturschutz Im Land Sachsen-Anhalt 2013 50. Jahrgang · Jahresheft 2013 ISSN 0940-6638 IM LAND SACHSEN-ANHALT Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. Jahresheft 2013 NATURSCHUTZ SACHSEN-ANHALT Landesamt für Umweltschutz Landesamt für Umweltschutz Oben: Kiesbank in einem der wenigen noch relativ naturnah erhaltenen Abschnitte der Helme bei Martinsrieth Vitale, blütenreiche Frauenschuh-Gruppe (Cypripedium calceolus) in einem Halbtrockenrasen im FFH-Gebiet „Gewässersystem der Helmeniederung“ (FFH0134LSA). Foto: G. Jarosz. im unteren Unstruttal. Foto: C. Hein. Unten: Quappe (Lota lota) in ihrem natürlichen Lebensraum. Foto: J. Porstendorfer (Aufn. nicht aus der Helme). Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 50. Jahrgang • 2013 • ISSN 0940-6638 Inhaltsverzeichnis Seite Aufsätze Studte, B., Leideck, S., Naturnahe Begrünungsmaßnahmen in Offenland- Jünger, G., Hefter, I. & lebensräumen – Aktuelle Situation, Methoden Tischew, S. und Ausblick für Sachsen-Anhalt ............................................................................... 3 Meysel, F. Die Orchideenarten des Anhanges II der FFH-Richtlinie in Sachsen-Anhalt Teil 2: Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus L.) ...................................................... 12 Pottgiesser, T., Altgewässertypologie – Ein Instrument zur naturnahen Ehlert, T. & Entwicklung potamaler Altgewässer der Elbe Jährling, K.-H. in Sachsen-Anhalt .................................................................................................... 24 Driechciarz, R. & E. Wildlebende Säugetiere auf dem Gelände und in der Umgebung des Zoologischen Gartens Magdeburg – Eine kommentierte Artenliste ............................... 39 Helm, H., Positionsbestimmung von Naturschutzbund und Ornithologen- Schönbrodt, M. & verband Sachsen-Anhalt zu Regulierungen an den Beständen Schulze, M. des Kormorans ......................................................................................................... 55 Zuppke, U. & Zur Bedeutung von Fischen und Rundmäulern im Naturschutz und Wüstemann, O. Handlungsempfehlungen zu praxisbezogenen Schutzmaßnahmen ................................ 66 Informationen Haslbeck, I. Übersicht der im Land Sachsen-Anhalt nach Naturschutzrecht geschützten Gebiete und Objekte ............................................................................... 75 Zuppke, U. Das Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings im FFH-Gebiet „Feuchtwiese bei Dobien“ (Landkreis Wittenberg) .................................... 78 Mitteilungen Ehrungen Nachruf für Wolfram Weiner (1942–2011) ................................................................... 80 Peter Ibe zum 65. Geburtstag ..................................................................................... 81 Dr. Lutz Reichhoff zum 65. Geburtstag ....................................................................... 83 Schrifttum . 88 Impressum . 96 SACHSEN-ANHALT Landesamt für Umweltschutz Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften des Landes Sachsen-Anhalt Zu den Abbildungen der 2. und 3. Umschlagseite Die Helme – Flusslandschaft des Jahres Der Frauenschuh – eine in Sachsen-Anhalt 2012/2013 stark gefährdete floristische Schönheit Mit der Helme erhielt erstmals auch ein Fluss in Sachsen- Im Gegensatz zu vielen einheimischen, eher unscheinbaren Anhalt und Thüringen auf Vorschlag der Naturfreunde Orchideenarten erinnert der Frauenschuh (Cypripedium cal- Deutschlands und des Deutschen Anglerverbandes das Prä- ceolus L.) mit seiner großen Blüte bereits stark an die Pracht dikat „Flusslandschaft des Jahres 2012/2013“ vom Bundesum- tropischer Orchideen und ihrer im Handel angebotenen weltministerium verliehen. vielfältigen Hybriden. Die Attraktivität wird der Art immer Mit der Proklamation einer Flusslandschaft werden besondere wieder zum Verhängnis und hat mit dazu beigetragen, dass landschaftliche Schönheiten sowie bisherige Leistungen im sie heute in weiten Teilen Sachsen-Anhalts ausgestorben ist. Naturschutz gewürdigt. Zielstellung ist es auch, auf die Pro- Dies kommt auch in ihrem Rote Liste-Status (2 – stark ge- bleme unserer Fließgewässer und Landschaften aufmerksam fährdet) zum Ausdruck. In der Altmark, im Harz und sei- zu machen. Damit ist der Titel zugleich Auszeichnung und nen nördlichen Vorländern sind alle Vorkommen bereits seit Verpflichtung. Durch Veranstaltungen, Aktionen und In- längerem erloschen. Aber auch am südlichen Harzrand und formationsmaterial soll die Bevölkerung für die natürlichen in den Muschelkalkgebieten des Saale-Unstrut-Triaslandes und kulturellen Schönheiten einzigartiger Flusslandschaften bestehen nur noch wenige individuenreiche und damit lang- sensibilisiert, über die Bedrohung der Ökosysteme aufgeklärt fristig überlebensfähige Populationen. Im Gegensatz zu den und zur Mitwirkung mobilisiert werden. anhaltenden Rückgängen steht die Fähigkeit der Art, verschie- Die Bewerbung für diesen Titel erfolgte durch den Kreisang- dene Biotoptypen über unterschiedlichen geologischen Aus- lerverein Sangerhausen e. V., der Mitglied im als Naturschutz- gangssubstraten zu besiedeln. So tritt der Frauenschuh außer verband anerkannten Landesanglerverband ist und auf eine in verschiedenen Waldgesellschaften auch in trocken-warmen lange erfolgreiche Naturschutzarbeit zurückblicken kann. Gebüschen und Halbtrockenrasen auf. Die Böden müssen Bereits vor der Wende aktiv engagiert gegen den massiven einen Mindest-Basengehalt aufweisen, aber nicht zwingend Ausbau und die Begradigungen der Helme und ihrer Neben- kalkführend sein. Der Belichtung am Fundort kommt eine flüsse, waren und sind die Angler der Region Sangerhausen wohl ausschlaggebende Bedeutung zu: Eine mäßige Beschat- auch aktive „Beschützer“ von Gewässerlebensräumen mit dem tung verhindert eine zu starke Austrocknung und eine üppige Ziel einer nachhaltigen Nutzung. Nach der Wende wurde die Entwicklung der Konkurrenzvegetation. Bei unzureichendem Naturschutzarbeit forciert. Es gab viele Initiativen zur Ver- Lichtzutritt hingegen nimmt die Blühfähigkeit und somit besserung der Wasserqualität und zur Durchführung von die Möglichkeit einer generativen Vermehrung ab. Aktuelle Renaturierungsprojekten. Untersuchungen in Sachsen-Anhalt belegen, dass auch die Der Umsetzung von Projekten des Landesbetriebes für Hoch- Samenkeimung und somit die Etablierung von Jungpflanzen wasserschutz und Wasserwirtschaft sowie des Unterhaltungs- licht- und wärmeabhängig ist. Dies wird verständlich, wenn verbandes „Helme“ in den letzten 15 Jahren ist es zu verdan- die komplizierte, von Mykorrhizapilzen abhängige Keimungs- ken, dass die Helme in Sachsen-Anhalt wieder ökologisch biologie des Frauenschuhs betrachtet wird. Im Rahmen der re- durchgängig ist und sich die Wasserqualität erheblich verbes- gulären Waldbewirtschaftung, aber auch durch das Zulassen sert hat. In den letzten zwölf Jahren erfolgten außerdem um- einer ungesteuerten Sukzession kann daher den lichtökologi- fangreiche wissenschaftliche Untersuchungen der Fischfauna. schen Ansprüchen von Cypripedium calceolus nicht Rechnung Dabei tauchen seit Jahrzehnten verschollene Fischarten, wie getragen werden. Vielmehr sind gezielte Auflichtungen der die Quappe (siehe Abb.) oder das Bachneunauge, wieder auf. häufig zu dichten Strauchschicht an vielen Fundstellen erfor- Allerdings verschwanden in den letzten Jahren auch Fischarten derlich. Diese Maßnahmen müssen von einer standardisierten bzw. stehen kurz vor dem Zusammenbruch, wie die Äsche und Erfolgskontrolle begleitet werden, um Fehlentwicklungen zu die Barbe, insbesondere durch den Einfluss des Kormorans so- vermeiden. Seit einigen Jahren wird dieses im Rahmen eines wie als Auswirkungen der massiven Begradigung des Flusses vom Land Sachsen-Anhalt und der EU geförderten Manage- in den 1960er Jahren und der damit verbundenen Vernichtung mentprojektes umgesetzt und lässt die Hoffnung zu, dass der von Fischunterständen sowie Laich- bzw. Aufwuchshabitaten. Frauenschuh auch künftigen Generationen erhalten bleibt. Frank Gabriel Frank Meysel (ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kreisanglervereins Sangerhausen) 2 Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 50. Jahrgang • 2013: 3–11 Naturnahe Begrünungsmaßnahmen in Offenlandlebensräumen – Aktuelle Situation, Methoden und Ausblick für Sachsen-Anhalt Beatrice Studte, Sabine Leideck, Gerd Jünger, Ines Hefter & Sabine Tischew 1 Einleitung und aufzuwerten, als auch bei der Neuanlage im Rahmen Hintergrundinformationen von Naturschutz- und Kompensationsmaßnahmen fachlich hohe Standards anzusetzen. Artenreiche Grünlandflächen sind in unserer Kultur- Bislang werden bei der Neuanlage von Grünland inner- landschaft selten geworden. Gründe hierfür sind ins- halb von Infrastrukturmaßnahmen (z. B. im Straßen- besondere Nutzungsaufgabe oder -änderung wie z. B. und Deichbau), bei der Rekultivierung von Abbauge- durch Intensivierung, Unternutzung, Melioration oder bieten und Kompensationsmaßnahmen überwiegend Grünlandumbruch. Im Jahr 2012 gab es in Deutschland Einsaaten mit Regelsaatgutmischungen (RSM nach FLL noch 4,63 Millionen Hektar Dauergrünland, vorläu- 2013) verwendet. Diese enthalten auf landwirtschaft- fige Ergebnisse zeigen bereits einen Rückgang auf 4,6 liche, gärtnerische oder ingenieurbiologische Ziele ver- Millionen Hektar (Statistisches Bundesamt 2013a, änderte Zuchtsorten heimischer Pflanzenarten gebiets- Tab. 1). fremder Herkünfte und nichtheimische Arten. Nur 25 Prozent dieser Grünlandflächen können als ar- Wesentliche Nachteile dieser konventionellen Methode tenreich eingestuft werden Poschlod( & Schumacher sind: 1998, Schumacher 2005). • Gefahr einer großflächigen
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