Michael Wobbe Als V-Mann »Rehkopf« Für Den Verfassungsschutz Tätig Und Lieferte Informationen Über Die »Nationalistische Front«
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H 8040 F ISSN 1619-1404 25. Jahrgang Nummer 150 September | Oktober 2014 3,50 Euro NAZI S p i t z e l der rechterand magazin von und für antifaschistInnen Der erste Nazi V-Mann 4 Verfassungsschutz seit den 1990er Jahren 6 editorial & inhalt »System V-Leute außer Kontrolle« 8 Antifa-Republik Deutschland 10 »Versagen mit System« 12 Alles so gewollt, alles so geplant 14 VS-Einsatz: NPD 16 Porträts V-Leute Andree Zimmermann 17 Achim Schmid 18 Marcel Degner 20 Juliane Walther 21 Michael See 22 Liebe Leserinnen und liebe Leser! Klaus Blome 24 Peter Klose 25 Seit 25 Jahren erscheint »der rechte rand« alle zwei Monate. Mittlerweile Didier Magnien 26 liegen 150 Ausgaben vor. Darin haben wir den rechten Rand der Gesell- Michael Wobbe 27 schaft kritisch in den Blick genommen – und wir werden es weiter tun. Wir berichten über rechte Parteien, Kameradschaften, rechte Thinktanks, Norbert Weidner 29 Webportale, Magazine und Verlage, Musikbands und Labels, Aufmärsche Sandra Franke 30 und Tagungen, Themen und Kampagnen – in der Bundesrepublik sowie Andreas Rachhausen 31 international. Fundierte und prägnante Recherchen und Analysen lenken Holger Szymanski 32 die Aufmerksamkeit auch auf vernachlässigte oder ausgeblendete Aspek- te. Das Magazin zeigt, wie der rechte Rand gesellschaftlich verankert ist Manfred Reich 33 und an Themen der gesellschaftlichen ›Mitte‹ anknüpft. Für unser Maga- Tino Brandt 34 zin schreiben ehrenamtlich Aktive aus antifaschistischen Gruppen, Jour- Thomas Richter 36 nalistInnen und WissenschaftlerInnen. Unsere AutorInnen beobachten Kai-Uwe Trinkaus 37 Aufmärsche aus der Nähe, berichten aus geschlossenen Veranstaltun- gen der rechten Szene, werten Flugblätter und Zeitschriften aus. Unsere Kai Dalek 38 AutorInnen sind ExpertInnen und beschäftigten sich seit Jahren mit dem Matthias Meier 39 Thema – und das nicht nur dann, wenn es Konjunktur hat. Carsten Szczepanski 40 Langjährige Leserinnen und Leser unserer Zeitschrift werden sich noch Mirko Hesse 41 an die Anfangszeiten erinnern. Der Impuls für die Gründung des Maga- zins 1989 waren die plötzlichen und erschreckende Wahlerfolge der Par- Sebastian Seemann 42 tei »Die Republikaner«. Rechtes Denken und rassistische Parolen hatten Ralf Marschner 43 sich lautstark zurückgemeldet. Tot waren sie zwar nie, doch nach den Udo Holtmann 45 kurzfristigen Erfolgen der NPD bei Landtagswahlen in den 1960er Jah- Toni Stadler 46 ren hatte keine Partei rechts der CDU/CSU mehr Wahlerfolge einfahren können. Das Magazin war Teil des antifaschistischen Widerstands gegen Thomas Starke 47 die Erfolge der REP, gegen den Aufschwung rechten Denkens, gegen die Bernd Schmitt 48 Ideologie der Ungleichheit der Menschen. Mittlerweile sind die REP seit Thomas Dienel 49 vielen Jahren in der Bedeutungslosigkeit versunken. Andere Parteien, an- Kurzporträts 50 dere »Kader« der Szene und andere Organisations- und Aktionsformen kamen – und gingen zum Teil wieder. Statements zum Verfassungsschutz 52 Konstant geblieben sind jedoch die Bestrebungen der extremen Rechten in ihren verschiedensten Ausprägungen, Einfluss und Macht zu gewinnen. NSU Selbstverständlich steht keine »Machtübernahme« an, auch eine NPD- Verschweigen. Vertuschen. Vernichten. 56 Landesregierung wird es beispielsweise auf absehbare Zeit nicht geben. Doch der aktuelle Flirt einiger Unions-PolitikerInnen mit der rechtspopu- Ein Untersuchungsausschuss reicht nicht 57 listischen »Alternative für Deutschland« oder die fast vergessene Ham- Untersuchungsausschuss Sachsen 58 burger Koalition mit der rechten »Schill-Partei« zeigen: Die Bereitschaft, Untersuchungsausschuss Thüringen 61 sich mit dem rechten Rand einzulassen, ist vorhanden – bedingt durch Untersuchungsausschuss NRW 63 ideologische Nähe oder unbedingten Willen zum Machterhalt. Und ein Blick in andere Länder zeigt, die Vergangenheit scheint dort eine Zukunft Untersuchungsausschuss Hessen 64 zu haben: Die Rechtsregierung in Ungarn, Silvio Berlusconis scheinbar unendliche Geschichte in Italien oder der aktuelle Aufstieg des französi- Rezensionen schen »Front National« machen klar: Nationalismus, Chauvinismus, Anti- semitismus und Rassismus sind nach wie vor politische Optionen. Heimatschutz 65 Anlässlich unseres Doppel-Jubiläums nehmen wir mit einem extra-di- Geheimsache NSU 66 cken Sonderheft ein Thema ins Visier, das das Auffliegen des »National- Von Mauerfall bis Nagelbombe 66 sozialistischen Untergrunds« (NSU) vor fast drei Jahren wieder einmal 2 der rechte rand 150/2014 ins Bewusstsein rief: Die enge Verknüpfung von Geheimdiensten und der sistische Gewalt stemmen, gerieten grundlos in Verdacht. Die einzigen, extrem-rechten Szene in Deutschland. Mit teils horrenden Honoraren ge- die von diesem Klima der Verdächtigung profitierten, war die gesamte päppelt und offenbar vor Strafverfolgung beschützt, haben V-Leute als Szene rechts von der Union. Aufbauhelfer der Szene gedient. Es gibt wahrlich genug Gründe, sich mit der Wechselwirkung zwischen 25 Jahre Recherche und Aufklärung bedeuten auch, dass manche The- den Inlandsgeheimdiensten der Bundesrepublik und der extremen Rech- men und Personen immer wiederkehren. Einige begleiten wir schon seit ten zu beschäftigen. Darauf, dass der Geheimdienst politisch instrumen- Anbeginn oder über viele Jahre, manche tauchen plötzlich wieder auf talisiert wird, in diesem Fall von der damaligen Bundesregierung unter – andere kehren als Tote zurück. So berichteten wir beispielsweise in Helmut Kohl (CDU), wies in unserer Ausgabe vom Februar 1990 der der Ausgabe 85 vom November 2003 in unserem damaligen Schwer- Mitbegründer unseres Magazins Jürgen Trittin hin. Angesichts der deut- punkt über »Rechte Terrorstrukturen«: »Im Februar 1998 wurden [...] schen Vereinigung, des nationalen Taumels und des teils skeptischen in Jena Rohrbomben und ein Bombenlabor gefunden. Beate Zschäpe Blicks des europäischen Auslands auf die Entwicklungen in Deutschland (23), Uwe Böhnhardt (20) und Uwe Mundlos (24) wurden steckbrieflich konnte die regierende CDU/CSU keine Konkurrenz am rechten Rand wegen Sprengstoffanschlag und Waffenbesitz gesucht. Die Mitglieder der gebrauchen. Das »Bundesamt für Verfassungsschutz« (BfV) beschloss Kameradschaft Jena waren nach der Razzia trotz Observation durch Poli- daraufhin, die REP als verfassungsfeindlich zu charakterisieren und eine zeikräfte bis heute untergetaucht. Inzwischen ist die Tat verjährt und die geheimdienstliche Beobachtung zu veranlassen. Für diese Erkenntnis drei können nicht mehr belangt werden.« brauchte das BfV sage und schreibe drei Jahre – obwohl die REP aus Über all die Jahre gab es in schöner Regelmäßigkeit Skandale und Skan- ihrer Gesinnung schon seit Jahren kein Hehl gemacht hatten. dälchen rund um die diversen »Verfassungsschutzämter« und deren In der vorliegenden Ausgabe starten wir mit einem Blick in die Geschich- »Arbeit«. Dabei ist – und das wissen wir heute besser als je zuvor – in te. Den wenigsten dürfte bekannt sein, dass sich Adolf Hitler seine ersten den Geheimdiensten nicht der Skandal skandalös, sondern schon der politischen Sporen als Spitzel und bezahlter Propagandist der Reichs- Normalbetrieb ein Skandal. Nahezu unkontrolliert hat sich eine Paral- wehr verdiente. Wir beleuchten das Verhältnis zwischen Geheimdiensten, lelwelt entwickelt, die bedingt durch ihr System und ihre Intransparenz deren V-Leuten und der extremen Rechten aus verschiedenen Perspek- gegen demokratische Vorstellungen verstößt. Neben dem noch nicht bis tiven. Auch der Stand der Aufklärung in Sachen NSU beschäftigt uns in alle Details geklärten Wirken in der Causa NSU, ist in diesem Zusam- umfangreich. Der Forderung von Professor Hajo Funke in diesem Heft menhang vor allem das gescheiterte Verbotsverfahren gegen die NPD in nach einem neuen Untersuchungsausschuss im Bundestag können wir Erinnerung geblieben. Spätestens da hatte sich gezeigt, dass der »Verfas- uns nur anschließen. sungsschutz« nicht die extreme Rechte bekämpft, sondern in diesem Fall Wir danken zudem den AutorInnen aus Wissenschaft, antifaschistischen sogar durch den Einsatz von V-Leuten in führenden Positionen der NPD Initiativen und Politik, die uns kurz & knapp ihre Bedenken und ihren das Überleben garantiert hat. Der Fakt ist unstrittig; zu klären ist nur, ob Blick auf die Arbeit der deutschen Verfassungsschutzbehörden aufge- aus Absicht, Konkurrenzgebaren der Behörden oder Dummheit. Doch schrieben haben. Ein Kern unseres Heftes sind aber 28 Porträts promi- ungeachtet aller Skandale wurde der Aufgabenbereich der Geheimdiens- nenter V-Leute aus der Szene. Hier zeigt sich die enge Begleitung dieser te erweitert. Die Ämter drängen sich erfolgreich auch zum Beispiel in Verfassungsfeinde durch den »Verfassungsschutz«. Dabei wird deutlich, die Bildungsarbeit: Vorträge, Broschüren und Ausstellungen werden an dass zumeist Führungsfiguren der Szene angeworben wurden, oder sich Schulen vermarktet. Die finanziell gut ausgestatteten Geheimdienste, de- Spitzel während ihrer Zeit im Sold des Staates zu führenden Aktivisten ren Analysen die extrem rechten Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft entwickelten. oft ausblenden und rechte Gewalt und Terror nicht erfassten, treten damit Das Magazin »der rechte rand« würde es ohne unsere LeserInnen und in Konkurrenz zu anderen Bildungsträgern, die ihre Erfahrung und Sach- AutorInnen nicht geben. Aber, und das muss an dieser Stelle hervor- kompetenz in die Waagschale werfen müssen. Das Herangehen und die gehoben werden: Ohne die Solidarität und Unterstützung von Initiativen Analysen dieser Bildungsträger blenden die gesellschaftlichen Kontexte