Erfahrung Ist Zukunft – Newsletter 02/2014
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NEWSLETTER 02/2014 www.erfahrung-ist-zukunft.de © Foto: Karsten Thormaehlen Horst Preisler ist 78 Jahre alt und Ansichtssache Alter Ultramarathonläufer. Fotograf Karsten Thormaehlen hat ihn für seine Serie „Silver Heroes“ fotografiert. Liebe Leserinnen und Leser, ältere Menschen, die modeln, und Supersportler, die die 70 schon lange überschritten Inhalt haben: Das Alter ist heute erstaunlich bunt und vielseitig. Doch in den Bildern, die wir im Kopf haben, überwiegen nicht selten die Stereotype vom gebrechlichen Alten auf der Neue Bilder vom Alter Parkbank. Karsten Thormaehlen fotografiert gegen diese Stereotypen an – und zeigt Seite 2 uns, wie viel Esprit und Würde das Alter haben kann (Seite 2 und 3). Mathe und Physik zum Anfassen Kindern Mathematik und Naturwissenschaften näherzubringen, ist das Ziel von Experi- Seite 4 minta. Das von älteren Ehrenamtlichen gegründete Frankfurter Science Center setzt dabei Rente in Europa: auf Exponate, die zum Anfassen und Ausprobieren einladen. Eine Idee, die offensichtlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede überzeugt: Im Jahr 2013 wurde Experiminta – wie übrigens auch Karsten Thor maeh len – Seite 6 für den Deutschen Alterspreis der Robert Bosch Stiftung nominiert (Seite 4 und 5). Lebenswerte Regionen für jedes Alter: Was verschiedene europäische Rentenmodelle gemeinsam haben, wo die Unterschiede Modellprojekte gestartet liegen, erfahren Sie auf Seite 6 dieses Newsletters. Über regionale Modellprojekte zum Seite 7 demografischen Wandel schreiben wir auf Seite 7 und von wichtigen Änderungen zum Jahresbeginn 2014 berichten wir auf Seite 8. Termine Seite 7 Viel Spaß beim Weiterlesen! Änderungen zum Jahresbeginn 2014 Ihr EiZ-Team Seite 8 MEDIEN UND TECHNIK + Neue Bilder vom Alter Viel ist in jüngster Zeit von Altersbildern die Rede und davon, dass wir diese revidieren müssen. Die Bilder, die wir von älteren und alten Menschen in unseren Köpfen haben, stimmen eben oft nicht mehr mit der Realität überein. Senioren sind zum Großteil längst nicht mehr die gebrechlichen, hinter den Ofen zurückgezogenen Menschen, die wir als Stereotypen mit uns herumtragen. Das Bild vom Alter – man kann es als abstrakte Vor- stellung begreifen, das sich eine Gesellschaft von ihren Alten macht. Und man kann den Begriff ganz konkret auffassen – so wie Karsten Thormaehlen. Der Fotograf nähert sich dem Thema mit den Mitteln seiner Kunst: In seinem Projekt „Jahrhundertmensch“ porträtiert er Hundertjährige, in seinem zweiten Projekt „Silver Heroes“ fotografiert er ältere Sportler. Wir haben mit ihm gesprochen, um zu erfahren, warum er sich fotogra- fisch so intensiv mit Senioren beschäftigt und was das Besondere an der Arbeit mit ihnen war. „Erfahrung ist Zukunft“ (EiZ): Herr Thormaehlen, „Jahr- lung gesagt haben: „Das ist ja meine eigene Zukunft in 40, hundertmensch“ und „Silver Heroes“ – Sie haben sich in 50 Jahren! Wenn ich demnächst in Rente gehe, wie halte ich zwei Fotoprojekten intensiv mit älteren Menschen mich dann fit, was mache ich dann, bis ich so alt wie die beschäftigt. Worum ging es? Menschen auf den Fotos bin?“ Das hat mich neugierig gemacht und ich habe mich auf die Suche nach Sportlern, Karsten Thormaehlen: Also in dem ersten Projekt mit den Unternehmern, Künstlern jenseits der 70 begeben. Bei den Hundertjährigen habe ich versucht, mit der Kamera tief in Sportlern haben sich in kürzester Zeit die meisten bereit Augen zu blicken, die 100 Jahre Geschichte gesehen und erklärt, sich von mir porträtieren zu lassen, und so beschloss erlebt haben. Sobald man anfängt, darüber nachzudenken, ich, mich erst einmal auf diese Gruppe zu konzentrieren. ist das ja faszinierend: In unserer schnelllebigen Zeit wird Einen ersten Test zu diesem Projekt habe ich in Amerika man medial zugeschüttet mit allem Möglichen, aber nicht gemacht – mit einer achtzigjährigen Nonne, die Triathlon mit Erfahrungen von Leuten, die Sachen erlebt haben, die macht. Wir hatten beim Shooting so einen Spaß, es war so 50 Jahre und mehr vor der eigenen Zeit stattfanden. Ich toll, mit ihr zu arbeiten, dass ich gesagt habe: Okay, jetzt habe über eine Bekannte eine Hundertjährige getroffen und gucken wir mal, was hier in Europa so los ist. Ich hatte ruck, habe sie fotografiert. Mich hat dabei beeindruckt, dass mir zuck 25 Leute zusammen, die wieder eine Ausstellung und jemand gegenübersaß, der mehr als doppelt so alt war wie einen Bildband ergeben haben. ich, mit dem man sich aber auf Augenhöhe unterhalten konnte – über zeitgemäße Dinge, aber auch über Ereignisse, EiZ: Was lief anders bei den Fotoshootings mit Hundert- die eben tatsächlich 90 Jahre zurücklagen! Das hat mich jährigen und älteren Sportlern? Worin unterschieden sie dazu bewegt, weitere Hundertjährige zu suchen. Nach eini- sich von Aufnahmen für die Werbung? gen Monaten hatte ich eine Serie zusammen, die eine Wan- derausstellung und ein erstes Buch ergab. Karsten Thormaehlen: In der kommerziellen Fotografie haben Sie natürlich einen Stab von Leuten, die Ihnen sagen: Das Projekt „Silver Heroes“ kam danach zustande – und So und so wollen wir es haben, so und so muss es aussehen. zwar, weil einige Besucher der Hundertjährigen-Ausstel- Hier war ich nun frei zu überlegen: Was macht am meisten Sinn, wie fotografiert man Hundertjäh- rige am besten? Es lief dann auf diesen eher strengen Porträtaufbau hinaus. Der schien mir am geeignetsten, weil einige der Hundertjährigen nur schwer oder nur mit Gehhilfe laufen, andere nicht längere Zeit stehen konnten. Dass man sie jetzt wie junge Models hätte eine halbe Stunde hinstellen und in der Totale fotografieren können – das wäre gar nicht gegangen. Was interessant war: Ich habe vor dem Shooting mit den Hundertjährigen, wenn überhaupt, nur ein Bild von ihnen gese- hen, ich wusste also kaum, was mich erwartet. 2 © Foto: Karsten Thormaehlen Erfahrung ist Zukunft Newsletter 02/2014 MEHR ZUM Noch etwas war besonders: Einige der Hundertjährigen, THEMA aber auch der Sportler waren ein wenig eitel, andere etwas Karsten Thormaehlen, 48 Jahre alt, arbeitet ungeduldig. Wenn ich denen erzählt habe: Ein professio- in Wiesbaden als freiberuflicher Fotograf. nelles Beauty-Model muss vor dem Shooting erst einmal Mit älteren Menschen hat er sich zum ersten Mal vier Stunden geschminkt werden, dann drehten alle intensiver beschäftigt, als er in einem Altenheim Zivil schon am Rad, bevor überhaupt das erste Foto gemacht dienst leistete. Seine Erfahrungen damals bezeichnet er wurde. (lacht) als eine der Wurzeln seiner beiden Fotoprojekte „Jahr hundertmensch“ und „Silver Heroes“. Die Idee zu „Jahr EiZ: Was haben Sie denn von den Projekten für sich als hundertmensch“ hat Karsten Thormaehlen im Sommer Privatmensch mitgenommen? urlaub 2006. Das Medienecho auf seine ersten Aufnah men ist zunächst nicht sonderlich groß, aber Freunde Karsten Thormaehlen: Also, was mir gut gefallen hat: ermuntern den Fotografen weiterzumachen. Und als er Man bekam ein unheimlich positives und sympathisches einen Artikel über just die Menschen liest, die er bereits Feedback. Obwohl alles recht schnell gehen musste, war fotografiert hat, kommt 2008 der Durchbruch: Thor die Atmosphäre immer freundlich und entspannt. Die maehlen nimmt Kontakt zur Autorin des Artikels, Spie Ergebnisse waren äußerst befriedigend, und auch der gel Redakteurin Barbara Hardinghaus, auf. Mit Zitaten ganze Nachhall. Da steht keiner und hält die Hand auf und aus ihrem Bericht untermalt, entsteht eine erste Instal fragt: Wann kriege ich mein Honorar, und wo wird das lation (siehe Foto links). Zu den ursprünglichen Fotos gedruckt? Die Leute bekamen ihr Belegfoto, einen Bild- kommen weitere hinzu, Thormaehlen hat bald Menschen band und die Angehörigen Einladungen zu den Ausstel- aus der ganzen Bundesrepublik vor der Kamera. Die lungen. Alle freuten sich. Fotos werden im Rahmen einer Wanderausstellung in Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt und in Zu den Sportlern: Man kennt aus dem Fernsehen fast nur Form der beiden Bildbände „Jahrhundertmensch“ (2008) Megasportereignisse. Da kämpfen junge, hochbezahlte und „Mit hundert hat man noch Träume / Happy at Leistungssportler gegeneinander und es ist oft etwas lang- Hundred“ (2011) veröffentlicht. 2009 kommt zum ersten weilig, weil immer dieselben gewinnen. Bei den älteren ein zweites Projekt hinzu. Inhaltlich unabhängig von die Sportlern ist mir aufgefallen, dass das meistens Leute sind, sem, aber mehr oder weniger zeitgleich mit dem Film die gegen sich selbst kämpfen, gegen den „inneren Schwei- „Herbstgold“, der die Vorbereitungen von fünf Europä nehund“. Und das schafft natürlich so eine Atmosphäre ... ern für die LeichtathletikWeltmeisterschaften der Seni das macht die Charaktere irgendwie interessant. Diese Art oren in Finnland dokumentiert, entsteht eine Fotoserie Mensch, das habe ich gemerkt, ist mir unheimlich sympa- über Seniorsportler. Sie ist unter dem Titel „Silver thisch. Dieser Charakterzug motiviert auch sehr, weil man Heroes“ als Buch erschienen. nicht das Gefühl hat: Wenn ich jetzt selbst mit Sport anfange, dann werde ich nie mehr auf einen grünen Zweig kommen. Andersherum: Wenn man diesen Wettkampfge- sen Band mit selbst verfassten Gedichten veröffentlicht – danken ablegt und sagt: Okay, das musst du ja auch gar und eine Gymnastik-DVD, auf der er selbst vorturnt. Sen- nicht, du musst nur dabei sein, dann reicht das schon, sationell! Was auffällig war – auch in Sardinien –, war die dann ist der Tag schon gut gewesen. Einbindung aller Generationen ins Familienbusiness. Das ist äußerst bemerkenswert. Das Gefühl, gebraucht zu wer- EiZ: Sie haben