Deutscher – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012 25789

(A) Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): sen. Der Anwendungsbereich dieses Gesetzes ist sehr (C) Die wirtschaftliche Betätigung von Kommunen ist groß. Alle Unternehmen privaten Rechts, an denen ein elementarer Bestandteil des Wirtschaftslebens in Kommunen direkt oder indirekt mit mehr als 25 Pro- Deutschland. Die Kommunalwirtschaft steht für Stabi- zent beteiligt sind, fallen unter die Regelungen des Ge- lität, regionale Wertschöpfung und eine sichere Da- setzentwurfes. Unter Beachtung dieses Anwendungs- seinsvorsorge. Allerdings hat der Privatisierungswille bereiches sind viele Vorschläge zu weitreichend. von Schwarz-Gelb oder auch der ökonomische Druck In die richtige Richtung gehen die Änderungen zur in den letzten Jahren zu einer Reihe von Ausgründun- Öffentlichkeit von Aufsichtsratssitzungen und zur Be- gen geführt. Viele Aufgaben der Daseinsvorsorge von freiung von Verschwiegenheitspflichten der Aufsichts- der Wasserversorgung bis zur Abfallbeseitigung ha- räte. Die Amtszeit und die Abberufung von Aufsichts- ben die Städte und Gemeinden in den letzten Jahren in räten an den kommunalen Wahlturnus auszurichten, Gesellschaften privaten Rechts überführt. Von den greift hingegen stark in die Organisation von Unter- 1 400 Mitgliedsunternehmen im VKU sind über 50 Pro- nehmen ein. Gerade bei kommunalen Minderheitsbe- zent GmbHs oder AGs. Gern werden dann die unter- teiligungen ist dieser Eingriff sehr weitreichend. Auch schiedlichen Gesellschaften unter einem Holdingdach die starke Ausweitung der kommunalen Weisungsbe- organisiert. fugnis ist schwierig. Warum sollte nur einem Anteils- So werben die Potsdamer Stadtwerke mit ihrem An- eigner erlaubt sein, das Abstimmungsverhalten der ei- gebot: „Täglich greifen die Potsdamerinnen und Pots- genen Aufsichtsräte zu bestimmen? damer auf Leistungen der Stadtwerke zurück. Beim Wirklich kritisch ist § 6. Ziel der Norm ist, „dass Anschalten eines elektrischen Gerätes, beim Öffnen auch unwirtschaftliche Geschäftsführungsmaßnahmen des Wasserhahns, beim Gang zur Mülltonne, bei der durchgeführt werden können, wenn dies für die Errei- Fahrt mit Bus und Bahn, nachts auf dem Weg nach chung des mit der Gesellschaft verfolgten öffentlichen Hause oder beim gemütlichen Bahnenziehen in der Zwecks erforderlich ist.“ Was heißt das? Hier sollten Schwimmhalle oder im Freibad.“ Die Stadt Potsdam Sie in den Ausschussberatungen einmal erläutern, was hält 100 Prozent an den Stadtwerken. Diese sind zu das bedeuten kann. Laut Begründung des Gesetzent- 100 Prozent Eigentümer der Bäderlandschaft, des wurfes geht diese Norm in erster Linie „zulasten der Fuhrparks, der Stadtbeleuchtung GmbH und des Ver- privaten Gesellschafter“. Erreicht wird dieses Ziel kehrsbetriebs. Mehrheitsbeteiligungen haben die Stadt- durch die Aufhebung von Anfechtungsrechten und werke an der Stadtreinigung und an der Energie und Schadenersatzforderungen der Gesellschafter. Es führt Wasser GmbH. das aktuelle Recht ad absurdum. Der Schutz des Ei- (B) gentums ist hoch. Vorgesehen sind weitreichende Mit- (D) Wie wirkt sich ein solcher Umbau der Kommunal- bestimmungs-, insbesondere Sperrungsmöglichkeiten verwaltung auf die Demokratie in der Gemeinde aus? schon ab einem Anteil von mehr als 25 Prozent. Unter Ein tragender Grundsatz der Kommunalpolitik ist die anderem können Kapitalerhöhungen, Fusionen oder Öffentlichkeit der Sitzungen von Ausschüssen und Rat. Vermögensübertragungen an die öffentliche Hand ver- Genau diese Möglichkeit zur Information und letztlich hindert werden. zur Bürgerbeteiligung ist eines der wesentlichen In- strumente zur Kontrolle der Verwaltung. Eine ähnliche Der Gesetzentwurf ist nicht ausgereift und wird in öffentliche Kontrolle gibt es bei kommunalen Gesell- den Fachausschussberatungen intensiv zu diskutieren schaften mit Verweis auf das Aktiengesetz grundsätz- sein. lich nicht. Die Öffentlichkeit fällt aus. Der Gesetzentwurf der Linksfraktion greift zu Recht Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: diese fehlende Balance zwischen wirtschaftlicher Be- Interfraktionell wird Überweisung des Gesetzent- triebsführung und öffentlichen Informations- und wurfs auf Drucksache 17/11587 an die Ausschüsse vor- Teilhabeansprüchen auf. Wir teilen die Sorge um den geschlagen, die Sie in der Tagesordnung finden. – Dazu Verlust von Auskunfts- und Weisungsrechten der kom- gibt es keine anderweitigen Vorschläge. Dann ist das so munalen Parlamente. Deshalb ist eine Auseinander- beschlossen. setzung mit zentralen Punkten des vorliegenden Ge- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 14 auf: setzentwurfs wichtig und richtig. Auch sind wir für öffentliche Aufsichtsratssitzungen und für die Be- Beratung des Antrags der Abgeordneten schränkung der Verschwiegenheitspflicht von Auf- Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Karin Evers- sichtsratsmitgliedern. Hier besteht auch aus grüner Meyer, , Cornelia Behm, Serkan Sicht unbedingt Handlungsbedarf. Tören und weiterer Abgeordneter Ähnlich wie bei den gesetzlichen Grenzen für kom- 20 Jahre Zeichnung der Europäischen Charta munales Wirtschaften ist aber auch bei Vorschriften der Regional- oder Minderheitensprachen zur Sicherung von Transparenz und Weisungsbefugnis- – Drucksache 17/11638 – sen in kommunalen Unternehmen eine Abwägung zwi- schen privaten und öffentlichen Interessen notwendig. Hierzu ist verabredet, eine halbe Stunde zu debattie- Eine solche Abwägung lässt der Gesetzentwurf vermis- ren. 25790 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012

Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (A) Ich eröffne die Aussprache und gebe das Wort dem Un ohne Grund unner de Fööt verleert so manch een de (C) Kollegen Wolfgang Börnsen für die CDU/CSU- Wegwieser för sien Leben. Dat much uns gut gefallen, Fraktion. wenn uns nüe Präsident ok en Hand un Woort för de lüt- ten Spraken hebben deit. Un dat hett he, uns Präsident. (Beifall bei der CDU/CSU) Schön is dat.

Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Leve Fru Vörsitter! Leve Liddmaten! Vör Dag un SES 90/DIE GRÜNEN) Dau kreeg ik düsse feine Breef vun een grote Persönlich- keit ut uns Land. Der Deutsche Bundestag bekennt sich mit dieser Debatte zur Sprachenvielfalt in unserem Land. Spra- ( [CDU/CSU]: Nu gifft dat chen, gleich welcher Art, sind ein kultureller sowie ein Erschwernistolage!) gesellschaftlicher Reichtum. Das gilt für die traditionel- De schreef: len regionalen Sprachen und die Minderheitensprachen genauso wie für über 160 verschiedene Sprachen der Sehr geehrter Herr Abgeordneter, Migranten und Zuwanderer. ick heff mi bannig högt öwer den plattdütschen Breif mit de goden Würd un de Glückwünsch. Wir wollen, dass auch Kleinsprachen geachtet, ge- Disse Breif hett ja een „Alleinstellungsmerkmal“, schützt und gefördert werden. Wir wollen, dass es einen denn ward ik mi upphangen. bunten, vielfältigen, möglichst blühenden Sprachen- garten in Deutschland gibt. Ausgangspunkt der heutigen Besten Dank ok, min leev Heer Börnsen, seggt Se Sprachendebatte ist der 20. Jahrestag der Zeichnung der ehr … Europäischen Sprachencharta, einer Art Magna Charta Na, wer weer dat wohl? für die kleinen Sprachen. Dieses einzigartige Dokument kennzeichnet die (Zuruf von der FDP: Weet nich! Sech moal! – Bedeutung, aber zugleich auch die Bedrohung der Klein- Kirsten Lühmann [SPD]: Jürgen! – Weitere sprachen auf unserem Kontinent. Waren 1992 bereits Zurufe) 50 Sprachen in ihrem Bestand gefährdet, sind es heute, – Immer noch nich. Nee, de heet Joachim Gauck. 20 Jahre später, bereits 75. Dabei geht es um Sprachen mit einer mehrtausendjährigen Geschichte, die in unse- (Maria Michalk [CDU/CSU]: Donnerwetter! – rem Land gewachsen sind: Sorbisch und Friesisch, Zurufe: Oh!) Niederdeutsch, Dänisch und das Romani gehören bei (B) (D) Dat har ik nich dacht. Ik heff ehm schreven to sien Wahl: uns dazu. Verehrter Herr Bundespräsident, leve Joachim Fast alle diese Sprachminderheiten waren in ihrer Gauck, Vergangenheit auch Verachtung, Verfolgung und anhal- tender Diskriminierung ausgesetzt. Heute gehört wenn dat todrapen deit, wat de Lüüd vertelln doon, Sprachtoleranz zum Selbstverständnis unserer Gesell- denn hemm wi mit de Präsident een Staatskaiser an schaft. Trotzdem klagen Angehörige von Sprachminder- de Spitz vun uns Republik, de plattdüütsch snacken heiten – ob von autochthonen oder allochthonen – immer deit. noch über einen Mangel an Respekt und Verständnis. Dat is groff gut! Ich begrüße es deshalb als Sprecher unserer Initiative, dass sich der Deutsche Bundestag zum dritten Mal in Man, fast 3 Millionen Lüüd snackt noch de Spraak, 20 Jahren solidarisch an die Seite der Kleinsprachen de in de Hansetiet in Nordeuropa de „Weltspraak“ stellt und ihnen eine Bühne zu mehr Beachtung und weer. mehr Anerkennung bietet. Hartliche Gratulation to de Wahl mit dat imposante (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Resultat. Wi Plattdüütschen hemm uns bannig freut. sowie bei Abgeordneten der SPD) Dat gelt uk för mien Mackers in de Düütsche Bun- desdag. Zugleich stärken wir damit auch die Sprachminder- heiten in aller Welt. Das gilt auch für die deutschen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Sprachminderheiten, ob in Slowenien, Moldawien, der FDP) Lettland oder Kasachstan – immerhin 1,4 Millionen Vör Johrestied hemm wi Plattdüütschen en Bündnis Deutsche leben in Sprachminderheiten außerhalb unse- buut för de Tokunft vun den lütten Spraken. Wat res Landes. Dazu gehören auch 20 000 Plattsnacker in Sorbisch, Freesch, Romanes, dat Dänische un uk den Vereinigten Staaten und 60 000 Plattsnacker allein dat Plattdüütsche angahn deit, dat sall plegt un för- in Paraguay. dert warrn. Auch für sie, die in unserer Sprache ihre Heimat Sönnerjüsk, leve Ingwer, ok. De Spraak – un dat is mi haben, tragen wir eine Mitverantwortung, indem wir ganz eernst –, dat is de Mensch sien Heimat. beispielgebend handeln. Aussprachen und Beschlüsse zum Thema „Sprache“ sind nicht nur ein Thema für uns, (Torsten Staffeldt [FDP]: Dat seggt wi ok!) für die Bundesberatung. Sie sollten viel häufiger auch in Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012 25791

Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (A) den Länderparlamenten praktiziert werden; denn Spra- Schleswig-Holsteen und Neddersassen aflevert. As Te- (C) chenförderung gehört zu deren eigentlicher hoheitlicher ken för de Sprakencharta. De Lüüd, de ehrn Naam op Aufgabe. disse List sett harrn, wussen genau: Plattdüütsch is ehr Moderspraak und ganz bestimmt en egen Spraak. Un dat (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der weer ok för se kloor: De Platt-Snackers wullen nicht FDP) mehr ankeken warrn as Döösbarthels, de nix anners Sprache ist der Schlüssel zum Weltverstehen. Sprache köönt as appeldwatsch hoochdüütsch snacken. ist die Basis für Partizipation, für Integration und für so- (Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des zialen Aufstieg. Mehrsprachigkeit ist das Gebot der BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Stunde. Die Muttersprache gilt als Kern für kulturelle und persönliche Identität. Für viele Bürger von Minder- Nee, se wullen sik insetten för de Spraak, de as keen an- heitensprachen ist ihre Volksgruppensprache zugleich ner dat Leven, de Kultur un de Geschicht van dat nöörd- Muttersprache. Für sie wie für uns alle gilt das Recht auf liche Drüttel vun Düütschland ehr Stempel opdrückt sprachliche Selbstbestimmung. Es ist ein Bürger- und hett. Un se wollen wiesen: Platt hett heel veel mit Ideni- ein Menschenrecht. tät to doon. Der Anspruch wird jedoch fragwürdig, wenn die Exis- Vörher hebbt se de Minschen vele Johren lang de tenzgefährdung der Sprache zunimmt. So sagt eine ak- plattdüütsche Spraak utdreven. Vun Amts wegen verba- tuelle UNESCO-Analyse: Jede Woche stirbt bei uns auf den weer Platt nich. Man in de Scholen un in de Behör- der Welt eine Sprache. Noch haben wir 6 000 Sprachen; den – also bi allens, wat offiziell weer, wat de Staat in 50 Jahren werden 2 400 Sprachen nicht mehr auf un- weer –, dor hett dat heten: Plattdüütsch blifft buten. So serer Welt sein. Nordfriesisch wie Saterfriesisch gehören hebbt sik de meisten Platt-Snackers ganz lütt föhlt – ehr dazu. Das Romani der Sinti und Roma ist gefährdet. Das Spraak weer nix weert. Ik weet noch, mien Grootöllern, Sorbische ist bedroht. Auf der Roten Liste befindet sich de snacken ünner’nanner platt. Mien Öllern kunnen dat jetzt auch die plattdeutsche Sprache. Alle diese Sprachen ok noch. Aber miene Grootöllern dröffen bloß mit mi haben an Vitalität eingebüßt. Platt snacken. Mien Öllern snacken immer hochdüütsch mit mi, weil de Plattdüütschen ja doof weern, oder dat maal mindestens doof. Also dat weer ganz vull mit vör- Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: ardeel. För düsse Lüüd weer de Sprakencharta en grote Herr Kollege. Schangs. Siet de Tiet is veel in Gang kamen. Kollege Börnsen Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): hett dat wirklich wunnebor vertellt. Bund un Länder Ich merke schon hinter mir: Die Präsidentin rührt sich (B) hebbt Plichten övernahmen. Plichten, dat se wat doot för (D) bereits. dat Plattdüütsche. Wi kennt de Staatenberichten, wo Leve Präsidentin, ik werd ok zum Afschluss kommen Bund un 8 Länner rinschrievt, wat se denn nu daan hebbt doon. De Düütsche Bundesdag hett Masse doon för de for de Minderheitssprachen: bi de Bildung, Justiz, Ver- lütten Spraken. Wi hebbt en Staatssekretär, de is dorför waltung, Medien, Kultur und dat soziale Leven. tostännig. Wi hebbt en egen. Man mit disse Berichten is dat ja en ganz egen Saak. Man weet nee: Nu güng dat nich mehr üm de Fraag: Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Doot wi nix – oder dot wi gor nix. Nee, nu müss sik ja Herr Kollege. wat bewegen. Wat hebbt wi för de Spraak in de Hand nahmen, wo hebbt wi wat maakt, un wat is dorbi rutka- Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (CDU/CSU): men? Mi dücht: Mit de Charta stüert wi den richtigen Un wi hebben ok en Gremium. Un ik much schon Kurs. Man ik weet ok, dat ok de Europarat to en Barg hopen, dat wi all tosamen mehr doon för de lütten Punkten seggt: „Dat langt nich. Wenn ji de Spraak Spraken. De hebben dat verdeent. eernsthaftig Stütt un Stöhn geven wüllt, denn mööt ji mehr doon.“ Danke. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: (Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und dem Dat möten wie!) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab- geordneten der SPD und der LINKEN) Ick segg: Uns Schipp maakt noch nich längst noog Fohrt. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Ik will dat an en Bispeel verkloren: Siet 2008 gifft de Karin Evers-Meyer hat jetzt das Wort für die SPD- Beopdragte för Kultur un Medien in’t Johr 50 000 Euro Fraktion. an dat Institut för nedderdüütsche Spraak – dat is för Projekten för de 2,5 Millionen Platt-Snackers in us Land jüst nich veel. Karin Evers-Meyer (SPD): Geacht Frau Präsidentin! Leve Maten! Dat is goot (Dr. [DIE LINKE]: Ich möchte die 15 Johr her, dor hebbt de Platt-Snackers över 20 000 Ün- Reden mit Untertiteln!) nerschriften sammelt. Dat weer de eerste grote Börger- Hoochnödig is dat op jeden Fall. bewegung för Platt. De Ünnerschriften hebbt se in Kiel un in Hannover bi de Präsidenten vun de Landdag in (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) 25792 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012

Karin Evers-Meyer (A) Man ok dat is wohr: 2011 hebbt de Länner, de Geld an dat Snacken un Verstahn. Hier geiht dat üm kognitive un (C) dat Institut geevt – dat sünd Schleswig-Holsteen, Ned- soziale Kompetenzen. dersassen, Hamborg und Bremen –, de hebbt festleggt: (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Wi spoort bi dat Institut 22 000 Euro in. Dat sünd 8 Per- Junge, Junge!) zent vun den Huusholt. Nee, Lüüd, so geiht dat nich na vörn. Un üm regionalkulturelle Kompetenzen. Und wenn ich das hier so auf Hochdeutsch sage, dann merkt man, wie De Staatenbericht van der Ländersiet is ok unvollstän- schön und einfach Platt eigentlich ist. dig. De Informationen sind nicht systematisch to- hoopstellt un man hett de Vertreter vun de enkelten (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der SPD, Spraakgruppen nich na ehr Menen fraagt. Wat en groten der CDU/CSU und der FDP) Fehler is. De Länder müssen endlich dorför sorgen, dat Man, vun de 8 Länner sünd 7 noch nich so wiet. Wi de tostännigen Ministerien ene Person benöömt, de sik hebbt noch en langen Weg vör us. De Snackers vun Platt, üm dat Flach kümmert un Informationen nach wissen- Freesch, Sorbisch, Däänsch und Romaans – se all schüllt schaftlichen Kriterien sammelt, damit de Staatenberichte weten, dat de Düütsche Bunnsdag sik för ehr Spraken un toverlässiger ward un se miteenanner to verglieken sünd. ehr Kultur insetten deit. Dorüm segg ik: Stellt Se sik Denn weet wi ok würklich genau, wat los is. achter uns Andrag. Un stimmt Se för us Forderungen. Wat de Plattdüütschen in Neddersassen, Schleswig- Bavenan steiht mit Punkt 8: Mehr Platt in de Bildung. Holsteen, Mecklenborg-Vorpommern, Hamborg un Bre- Dorför bruukt wi frische Konzepte för dat Sprakenleh- men – ick meen also up Bundesebene – dringend bruukt, ren. Un de fallt nich vun’n Heven – vom Himmel fallen is en hauptamtlichen Stöhnpahl. die nicht. Hier mööt de Länner sik tohoopsetten. Un vil- licht kann de Bund dat Afstimmen in de Hand nehmen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- Wi bruukt en Plaan för all 8 Länner, wi bruukt en Plaan, wie der Abg. Cornelia Behm [BÜNDNIS 90/ de dorför sorgt, dat jeedeen Platt ok in’n Kinnergoorn un DIE GRÜNEN]) in de School lehren kann. Dat gifft woll den Bundesraat für Nedderdüütsch, man Denn dat is man kloor: Een vun de besten Opgaven de arbeit blots ehrenamtlich. vun uns Volksvertreters, dat is: dat wi uns üm de Saken kümmert, de de Minschen an’t Hart liggt. Dat is nich Mi dücht: In de Amtsstuven sitt noch jümmers to blots de Arbeitsplatz un dat Geld in de Knipp. Dat is ok vele, för de Platt keen Bildungs- und Kultur-Opdrag is, de Qualität vun dat Leven dor, wo man to Huus is, won mehr so’n beten folkloristischen Speelkraam. ik mi utkenn un wo ik kloor mien Menung segg. Platt is (B) Dat is de eerste wichtige Punkt: Wi all, un dat sünd Alldagsleven: Dor föhl ik mi wohl. Un ik denk, wi (D) nich blots de Politikers in de Länner, nee, dat is ok de schullen hier en Bidrag leisten, dat sik de Minschen wie- Düütsche Bundesdag, wi mööt mithelpen bi’t Ümden- ter in ehre Regional- un Minnerheitenspraken wohlföh- ken. Blots so kriegt wi dat hen, de Sprakencharta leben- len köönt. nig to gestalten un Platt för de Tokunft fit to maken. Velen Dank. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der FDP und (Beifall im ganzen Hause) dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) De twete Punkt aver is de, op den dat ünner’n Streek Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: ankamen deit. Un dat is: Platt mutt wedder mehr lehrt Torsten Staffeldt hat das Wort für die FDP-Fraktion. warrn. De Familien schafft dat allen nich. Verene un Ver- (Beifall bei der FDP sowie der Abg. Maria bänn överall in’t Land mit vele, vele Ehrenamtlers sünd Michalk [CDU/CSU]) ünnerwegens in Scholen un Kinnergoorns, dat Platt wed- der mehr Togo p kummt. Op lange Sicht mööt aver ganz richtige Pädagogen ran. Noch jedenfalls hett Platt sien Torsten Staffeldt (FDP): Platz in de Bildung nich funnen. Noch schrievt de meis- Moin, verehrte Frau Präsidentin! ten Länner in den Staatenbericht för de Spraakencharta (Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP) rin: En Ünnerrichtsfach Plattdüütsch – dat wüllt wi nich. Un liekers: ok hier beweegt sik wat. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Moin, moin. Un dat is richtig so!) In Neddersassen gifft dat siet 2011 en Erlass, wo binnen- Torsten Staffeldt (FDP): steiht: To de Opgaven vun de School höört ok dat Platt- Hier kommt noch en Plattsnacker. Lehren mit to. En Stück wieder sünd se in Hamborg. Dor (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: hebbt wi siet 2010 en School-Fach Platt. So vull sünd wi nich!) Wat hier heel un deel nee is un wat ok mi Ümdenken Leve Maten vun den Bunnsdag, Mannslüe und Frons- to doon hett: Hier geiht dat um dat Lehren vun de Spraak lüe, ik beed Se, wenn Se wat to ropen wüllt oder Fragen un nicht mehr üm dat Bemöten – Sprachbegegnung stellen wüllt, dat Se dat blots in Plattdüütsch maken hebbt wi op Hooch dor to seggt. Nee, hier geiht dat üm doot. Velen Dank. Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012 25793

Torsten Staffeldt (A) Man seggt, dat de besten Plattsnackers in Sleswig- Kooplüüd över de Hannelskamer wiest vundagen noch (C) Holsteen leevt. darop hen: „Buten un binnen, wagen un winnen“. (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und Platt is en Tiefwurzler, miene Damen un Heren. Dat dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) heet, de Spraak hett Blädder laten, as en Boom in’n Storm. Se hett aver ok, just so as de annern Spraken, de De Wolfgang Börsen hat uns das nu zeigt. Dor gifft dat wi vundagen hier to hören kriegt, depe Wutteln un över- 24 Perzent vun de Lüüdde in Sleswig-Holsteen seggt, leevt siet Johrhunnerten. dat se goot Plattsnacken köönt. In Sassen-Anholt blots 4 Perzent un in Bayern keeneen. So, nun hebb ik nich mehr ganz so veel Tiet. (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der (Heiterkeit – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/ CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD CSU]: Ach, hol noch mal Luft!) und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Da mutt ik dat mal en beten körten. – Dor gifft dat en Da seechst du det Bildungsgefälle!) ganze Menge an schöne Saken in Plattdüütsch. Dor gifft dat Wettbewarbe in Dütschland, över 30 utloovt Priesen Un Bremen und Mecklenborg-Vörpommern hefft enbe- för de nedderdüütsche Kultur. Dor heeb ik noch en poor ten wat gemeen: Dor snackt 19 Perzent Platt. Ann düsse Bispill dorför, aber dat laat ik mal. Allens gode Saken. Tallen seht se, leve Maten, dat de Spraakbruuk länger besteiht as de Muur us Düütsche deelt hett. Aber kennt Se Plattsounds? Dat is en Wettstriet för Muskanten un Bands ut Neddersassen un Noordütsch- „Die Sprache eines Volkes ist seine Seele“, schreev land. Johann Gottlieb Fichte. (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Un dat gifft noch Ina Müller!) Un Recht hett er dormit!) Bands as „Fettes Brot“ un „de Fofftig Penns“ hebbt Un Ernst Moritz Arndt seggt: „Wer sich der Sprache sei- wiest, dat Plattdüütsch un moderne Musik goot tohoop nes Volkes entfremdet, entfremdet sich seines Volkes passen doot. selbst.“ (Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Torfrock!) (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Dat is ok de Grund, worüm dat bi Plattsounds all Mu- Junge, Junge!) sikrichten gifft, vun Hip-Hop, Elektro, Rock, Indie, Me- (B) Dat weer also heer richtig un wichtig, dat Düütschland tal, Punk bit Reggae. Mit Reggae hebb ik en beten Pro- (D) 1992 in Straßburg as een vun de eersten Verdragslüüd de bleme mit, aber – na ja. Europäische Charta der Regional- oder Minderheiten- Wi sünd Afordente, miene Damen un Heren, un wi sprachen ünnerschreven hett. Se is siet 1998 in Kraft. mööt dorför sorgen, dat man solke Verdrääg as de Euro- Dat Teel is, Regional oder Minderheitenspraken as en päische Charta der Regional- oder Minderheitenspra- Stück europääisch Kultur zu schützen. chen ünnerschrievt. Vele Minschen sünd freewillig Spraak is en geistig un kulturelle Heimat. Lengen un dorbi, düsse Charta Leven to geven un se an’t Leven to Bangen, Hopen, Drööm un Troer, jo ok dat Dagdääg- holen. Düsse Minschen stütten und föddern dormit jeden liche spegelt sik in de Spraak wedder. Veel kann op Dag Toleranz. Se sünd de Grundlaag, dat Spraken be- Plattdüütsch klor un ohn Snörkeln seggt werrn. Als Bi- stahn blievt, wiel se in en Minnerheitenspraak snackt. spiel: Das ist illusorisch. – Dor ward nix vun. Dorüm schüllt wi düsse Minschen nich blots an een Dag as hüüt Dank seggen, denn ehr Engagement is grootor- (Heiterkeit bei der FDP sowie bei Abgeordneten tig. der CDU/CSU) (Beifall bei der FDP und der CDU/CSU) Hau ab! – Maak dat du den Dreih kriggst! Und dat Beste: Keine Angst! – Wat ik noch seggen will: Kinner, de neven Düütsch noch een anner Spraak as Modderspraak lehren, hebbt (Ingbert Liebing [CDU/CSU]: Schietinnebüx!) dat lichter, en Frömdspraak to lehren. – Ik heff dat sehn, Schiet di man nich inne Büx! nich?

(Heiterkeit) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Sprache is identitätsstiftend. In de Tiet vun de Hanse Fein! weer Nedderdüütsch de allgemene Spraak in Noord- (Heiterkeit bei der FDP) düütschland. Se weer Hannelsspraak an de Küst vun Oost- un Noordsee. De Lüüd spreken nich blots Platt- düütsch, nee, Plattdüütsch wurr ok schreven, in de Justiz, Torsten Staffeldt (FDP): de Verwalten, de Wirtschopp von Noordeuropa. Twü- De Stütt vun de Spraak is eenzig un alleen de Opgaav schen London, Bergen, Danzig, Riga und Nowgorod vun de Länner un liggt in ehre Hannen. Sleswig Hol- spreken de Kooplüüd un Kaptaine Platt; ok de Verdrääg steen stütt dat Plattsnacken mehr as to’n Bispill de Bre- hett man op Platt maakt. De Sinnspröök vun de Bremer mer Senat. 25794 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012

(A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: die vor nunmehr 20 Jahren vom Europarat zur Zeich- (C) Herr Kollege. nung aufgelegt wurde. Dass der vorliegende fraktions- übergreifende Antrag dies würdigt, ist auch aus Sicht der Torsten Staffeldt (FDP): Linken ausdrücklich zu begrüßen. Ik bin gleich sowiet. – Ok dat is en Grund för mi as Oft ist jedoch nicht entscheidend, was man sagt, son- Bremer Afordenter, Beauftrafter für die nedderdüütsche dern das, was man nicht sagt. So richtig die Ziele sind, Spraak in miene Fraktion to sien. zu denen Deutschland sich mit der Unterzeichnung der (Heiterkeit und Beifall bei der FDP und der Europäischen Sprachencharta verpflichtet hat, so unzu- CDU/CSU) reichend ist immer noch der Stand der Umsetzung. Man- che der in den vier Kontrollberichten aufgezeigten Defi- zite lassen sich mit zusätzlichen Anstrengungen und mit Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: zusätzlichem Geld beheben. Andere Probleme sind Herr Kollege! strukturell. Wenn wir hier zu entscheidenden Verbesse- rungen kommen wollen, müssen wir auch diese struktu- Torsten Staffeldt (FDP): rellen Mängel ansprechen und bereit sein, sie grundle- Ich bin sofort fertig. Da kommt nur noch ein Snack. gend zu verändern. Ich will das an drei Beispielen deutlich machen: Dat wi dorto mehr Geld bruukt, dat is ok kloor. In Bremen hefft wi en Spröök, de heet: Erstens. Der Minderheitenbegriff muss weiter ge- dacht werden. Derzeit bezieht die Sprachencharta sich Bin en lütten König nur auf nationale und autochthone Minderheiten. Es gibt giff mi nich so wenig in Deutschland aber noch weitere Minderheiten, deren laat mi nich so lange stohn Sprache gefährdet ist, die aber noch keinen Schutz ge- denn ik mutt noch wietergohn nießen. Die Überlegung, auch die Sprache anderer Grup- Halli Halli Hallo pen mit jüngerem Migrationshintergrund zu schützen, So geiht‘t in Bremen to … mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Dank di. Wenn wir aber wissen, dass in Tschechien rund 60 000 eingewanderte sogenannte Gastarbeiter aus Vietnam als (Beifall bei der FDP, der CDU/CSU und dem nationale Minderheit geschützt werden, dann ist die BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab- Idee, sich aktiv für den Schutz und die Förderung der geordneten der SPD) Sprache von über 800 000 in Deutschland lebenden Kur- dinnen und Kurden einzusetzen, ganz sicher nicht mehr (B) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: so abwegig. (D) Raju Sharma hat jetzt das Wort für die Fraktion Die (Beifall bei der LINKEN) Linke. Zweitens. Keine Sprache ohne Sprecherinnen und (Beifall bei der LINKEN) Sprecher. Wenn – wie in der Lausitz – infolge des Braunkohleabbaus viele Menschen ihre Heimat und ihre Raju Sharma (DIE LINKE): Arbeit verlieren, ist nicht nur die Region vom Ausster- Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Das is ja ben bedroht, sondern auch die sorbische Minderheit. man een Fest för de Tohörer un Tokiekers, wenn een so Wenn sorbische Dörfer umgesiedelt und abgebaggert Plattdütsch schnackt as de Kollege Börnsen; un so werden, werden auch die Kultur und die Sprache der klook! Sorben zurückgedrängt. Minderheitenschutz bedeutet hier ganz konkret, dass die Wirtschaftsregion erhalten (Heiterkeit im ganzen Hause) bleiben und gefördert werden muss. Mit dem geltenden Das Problem ist aber, dass wir so viele Sprachen ha- Bergrecht ist das kaum möglich. ben, über die wir reden. Danske doli, und wenn ich jetzt (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- mit Sorbisch oder mit Friesisch anfange, dann versteht NIS 90/DIE GRÜNEN) sowieso keiner etwas. Ich versuche es mal auf Hoch- deutsch: Drittens. Minderheitenschutz ist auch Sache des Bun- des. Viele der Verpflichtungen, die Deutschland mit der „Sprache ist eine Waffe“, schrieb der Pazifist Kurt Unterzeichnung der Europäischen Sprachencharta einge- Tucholsky, und das ist zweifellos richtig. Sprache kann gangen ist, müssen aufgrund unseres föderalen Aufbaus aber auch eine Brücke und eine Grundlage für eine ge- von den Ländern umgesetzt werden. Minderheiten und lungene Verständigung sein. Sprache schafft Identität. ihre Kultur sind aber eine Bereicherung für die ganze Wenn wir unsere Sprache verlieren, geht auch ein Stück Gesellschaft. Deshalb sollte sich der Bund auch ange- unserer Identität verloren. Das gilt ganz besonders für messen an den damit verbundenen Kosten beteiligen. Minderheiten. Sie zu schützen und damit einen Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung zu leisten, ist ein Als die frühere schleswig-holsteinische Landesregie- wesentliches Anliegen der Europäischen Charta für Re- rung entgegen der mit den Bonn-Kopenhagener Erklärun- gional- oder Minderheitensprachen, gen eingegangenen Verpflichtungen die Zuschüsse für die Schulen der dänischen Minderheit massiv gekürzt hat, (Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]) (Zuruf von der CDU/CSU: Na, na!) Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012 25795

Raju Sharma (A) ist es Regierung und Opposition auf Bundesebene gelun- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (C) gen, durch gemeinsame Anstrengungen und viel Kreati- sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und vität die gravierendsten Folgen dieser Eingriffe abzu- der SPD) wenden. Sprache zu bewahren und weiterzuentwickeln, ist je- (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: doch nicht nur eine Angelegenheit der jeweiligen Siehst mol, wie düchtig de sünd!) Sprachgemeinschaft, sondern auch eine Sache der Poli- tik. Sprachenpolitik ist insbesondere dort gefragt, wo Das war im Einzelfall gut und richtig. Anstelle von Not- Sprache gefährdet ist und verloren zu gehen droht. Des- lösungen benötigen wir aber Regelungen, die den Bund halb gehört eine Sprachendebatte auch ins Parlament. dauerhaft in die Lage versetzen, seiner Verantwortung zum Schutz der Minderheiten gerecht zu werden. Mit unserer Kollegin Michalk wird eine Vertreterin der sorbischen/wendischen Minderheit aus Sachsen in Wenn das mit der Föderalismusreform eingeführte dieser Debatte reden. Kooperationsverbot einem wirksamen Schutz der Min- derheiten im Wege steht, so sollten wir das Koopera- (Beifall des Abg. Robert Hochbaum [CDU/ tionsverbot beseitigen und nicht den Minderheiten- CSU]) schutz. Im Gegensatz zum sächsischen Teil der Lausitz wird in (Beifall bei der LINKEN und dem BÜND- meiner Heimat, im brandenburgischen Teil, Niedersor- NIS 90/DIE GRÜNEN) bisch gesprochen. Niedersorbisch wurde 2008 vom Eu- roparat als eine der bedrohtesten Sprachen Europas ein- Am guten Willen der Länder sollte dies nicht scheitern. gestuft. Vor allem infolge von Sprachverboten, Während der Schleswig-Holsteinische Landtag als erstes fehlendem Sorbischunterricht und der kohlebergbaube- Parlament mit den Stimmen aller Fraktionen einen An- dingten Umsiedlung ist etwa ab 1930 ein Sprachwechsel spruch der Sinti und Roma auf Schutz und Förderung in vom Niedersorbischen zum Deutschen eingetreten. der Landesverfassung verankert hat, hat der Verfas- Heute sprechen nur noch die älteren sorbischen/wendi- sungsminister des Bundes eine Debatte über einen an- schen Menschen und einige wenige Jüngere das Nieder- geblichen Asylmissbrauch von Sinti und Roma aus Ser- sorbische auf muttersprachlichem Niveau. Eine fami- bien und Mazedonien angestoßen. Hier kann der Kollege liäre Weitergabe der Sprache ist so kaum möglich. Friedrich von seinen Parteifreunden im Norden noch ei- niges lernen. Damit aber die Kinder aller sorbischen/wendischen Familien ihre Muttersprache erlernen können, gibt es das (B) (Beifall bei der LINKEN) sprachliche Revitalisierungsprogramm WITAJ – „Witaj“ (D) heißt Willkommen – für Kinder in Kitas und Schulen. Minderheiten sind eine Bereicherung für das ganze Für die Ausbildung der Lehrkräfte aber, die auch für Land. Deshalb braucht es eine Minderheitenpolitik, die Volkshochschulkurse und außerschulische Angebote Sprachen und Traditionen von Minderheiten als Teil ei- dringend gebraucht werden, fehlt das Geld. Hier erwarte nes Ganzen und als Bereicherung im Zusammenleben ich vom Land Brandenburg mehr Engagement. Ein Kurs von Menschen begreift, fördert und schützt. Die Euro- für fünf Erzieherinnen beispielsweise würde etwa päische Sprachencharta hat hierzu einen wichtigen Bei- 10 000 Euro kosten. Das sollte auch bei klammen Kas- trag geleistet. Dies zu würdigen, ist gut. Sie umzusetzen, sen zu realisieren sein. wäre noch besser. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der LINKEN, der SPD und dem Lassen Sie mich noch über eine andere Sprachge- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Ab- meinschaft sprechen: die Sinti und Roma. Sie sind in geordneten der FDP) vielen Ländern Europas beheimatet. In Deutschland le- ben geschätzt etwa 70 000, und das seit etwa 600 Jahren. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Die Bundesrepublik Deutschland hat 1995 die auf ihrem Territorium lebenden deutschen Sinti und Roma als au- Cornelia Behm hat jetzt das Wort für Bündnis 90/Die tochthone nationale Minderheit anerkannt. Ihre Sprache, Grünen. das deutsche Romanes, hat viele regionale Dialekte. Es (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: wird mündlich weitergegeben. Lehrbücher gibt es nicht. Jetzt kümmt Cornelia!) Für die Sprache Romanes gilt im Allgemeinen die Ma- xime: nur von Sinti für Sinti. Auch das hat historische Hintergründe, waren die Sinti und Roma doch in der Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vergangenheit schlimmster Verfolgung ausgesetzt. Im Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Nationalsozialismus wurden sie ausspioniert, deportiert Kollegen! Ich bekam dieser Tage diese Karte mit dem und in Vernichtungslagern umgebracht. Seither achten Satz: „Nutze deine Zunge nicht nur zum Küssen!“ zuge- sie streng darauf, dass alle das deutsche Romanes betref- schickt. Das ist eine witzige Aufforderung, die Sprache fenden Angelegenheiten, also auch die Weitergabe der als Ausdruck kultureller und nationaler Identität leben- Sprache, nur innerhalb der Sprachgemeinschaft geregelt dig zu halten, und zwar durch Sprechen. werden. 25796 Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012

Cornelia Behm (A) Dennoch ist die Politik gefragt. Nach Art. 11 der Gleichzeitig kommt der Mehrsprachigkeit in unserer (C) Charta verpflichten sich die Vertragsparteien, sicherzu- offenen Welt mehr und mehr Bedeutung zu; ich denke, stellen, dass die Interessen der Sprecher von Regional- auch das müssen wir in dieser Sprachendebatte erwäh- oder Minderheitensprachen innerhalb der Gremien, die nen. Damit Sie sich ein bisschen in die sorbische Spra- für die Gewährleistung von Freiheit und Pluralismus der che hineinhören können, will ich Ihnen einen kleinen Medien verantwortlich sind, vertreten oder berücksich- Teil meiner Rede in sorbischer Sprache vortragen. tigt werden. Doch die Beteiligung von Sinti und Roma in Rundfunkräten und Landesmedienanstalten ist bisher (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der nur in Rheinland-Pfalz geregelt. Eine entsprechende Ini- SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE tiative auf Bundesebene wurde bisher lediglich für die GRÜNEN) Deutsche Welle in Aussicht gestellt, jedoch nicht für ei- Moja maüeršüina, moja maüerna rČþ je serbšüina. nen bestimmten Zeitpunkt. Dabei wäre es außerordent- TĜeüi raz rČþu tu w Zwjazkowym sejmje serbsce. lich wichtig, dass Sinti und Roma hier vertreten wären; denn gerade diese Minderheit leidet heute erneut unter (Zuruf von der CDU/CSU: Genau!) Ausgrenzung und Ablehnung. BČchmy pĜed 100 lČtami, jako so Domowina – Zwjazk àužiskich Serbow zaáoži, po liþbje wjetši a wjetši lud. Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: (Beifall bei der FDP) Frau Kollegin. Ale pĜeco zaso so naši prjedownicy wo wuwiüe Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): serbskosüe prócowachu a dĨensa sej kóždy z nas sam Einen Absatz bitte noch, Frau Präsidentin. wuwČdomi, kajka bohatosü naša maüeršüina, naša serbšüina je a kajke lČpšiny kóždemu dwurČþnosü (Heiterkeit) pĜinjese. Das stellte jüngst bei der Eröffnung des Mahnmals für Jako serbski lud pĜeco hišüe eksistujemy. Bohu dĨak! die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Wosebje wotewrjenosü našich máodostnych k serbskej auch die Kanzlerin fest. Schleswig-Holstein hat jetzt ein kulturje a serbskim sáowam mje we wiziji skruüi, zo tež Zeichen für eine bessere Politik gegenüber den Sinti- w pĜichodĨe jako maáy lud w Europje wobstaü budĨemy. und Roma-Minderheiten in ganz Europa gesetzt. Erst- BČchmy, smy a budĨemy! mals wurde der Anspruch auf Schutz und Förderung für die Sinti und Roma in einer Verfassung verankert. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (B) GRÜNEN) (D) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Wir waren, wir sind und wir werden bleiben – das ist in Frau Kollegin. Zeiten, in denen der Wind dem sorbischen Volk so rich- tig ins Gesicht blies, sehr oft unser Motto gewesen. Cornelia Behm (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): In der Lausitz, der Heimat der Sorben, heißt der Will- Dem sollten die anderen deutschen Bundesländer kommensgruß „Witaj“; Frau Behm hat es schon gesagt. baldmöglichst folgen. Sie sollten diesen Verfassungs- Seit 14 Jahren ist „WITAJ“ auch die Bezeichnung für ein auftrag wie auch die Sprachencharta mit Leben erfüllen. Projekt, das den frühkindlichen Erwerb der sorbischen und deutschen Sprache forciert. „WITAJ“ legt den (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grundstein für eine komplexe mehrsprachige Bildung sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der von der Kinderkrippe bis zur Universität. „WITAJ“ ist SPD und der FDP) das Eintauchen in ein sorbisches Sprachbad nach der be- währten Immersionsmethode. Sprache ist an Personen Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: gebunden. Deshalb spricht die eine Kindergärtnerin nur Die Kollegin Maria Michalk hat jetzt das Wort für die Sorbisch mit den Kindern und die andere nur Deutsch CDU/CSU-Fraktion. mit den Kindern. Es ist bewundernswert, was sich daraus (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP) entwickelt hat; in den entsprechenden Berichten kann man das nachlesen. Daran müssen wir weiter arbeiten. Maria Michalk (CDU/CSU): (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kol- SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE legen! Ich sage es in meiner Muttersprache: Dobry GRÜNEN – Wolfgang Börnsen [Bönstrup] wjeþor! Das heißt: Schönen guten Abend! [CDU/CSU]: Das gilt auch für die anderen Sprachen!) Die Muttersprache ist für jeden Menschen ein wert- volles Gut und von besonderer Bedeutung. Das haben Ich will an die vorangegangenen Sprachendebatten in wir heute schon sehr oft gehört, und man kann es nicht diesem Hohen Haus erinnern. Beim letzten Mal, 2009, oft genug wiederholen; denn sie ist aus der Historie he- haben wir gefordert, einen Sprachenkongress durchzu- raus kulturelle Identität. Sie ist für jeden ein tief im Inne- führen. Wir wissen heute, dass sich dieser Kongress ren verwurzeltes Gefühl von Heimat. Sie ist eine feste mittlerweile in der Vorbereitungsphase befindet. Es ist Bindung an die eigene Sprachgemeinschaft. doch interessant, zu erfahren, welche Rahmenbedingun- Deutscher Bundestag – 17. Wahlperiode – 211. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 29. November 2012 25797

Maria Michalk (A) gen Minderheiten beim Erlernen ihrer Sprache vorfin- Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag, (C) den, zum Beispiel die Deutschen in Polen und die Sor- den Sie auf Drucksache 17/11638 finden. Noch einmal ben in Deutschland. Ich unterstütze das Vorhaben, einen der Titel: „20 Jahre Zeichnung der Europäischen Charta Sprachenkongress durchzuführen, der ein wichtiger der Regional- und Minderheitensprachen“. Wer stimmt Baustein für das Haus Europa sein kann, ausdrücklich. für diesen Antrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun- gen? – Der Antrag ist angenommen. Enthalten hat sich (Beifall der Abg. Karin Evers-Meyer [SPD]) überwiegend die Fraktion Die Linke, zugestimmt haben ein Abgeordneter der Fraktion Die Linke Ich will auf einen anderen Aspekt hinweisen: eigene Sprache, eigene Schriftzeichen. Die Muttersprache in (Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: Das war ich!) Wort und Schrift in der Lausitz zu verwenden, ist kein und das gesamte übrige Haus. Damit ist der Antrag an- Problem; alles ist da. Hat man es aber mit Institutionen genommen. außerhalb dieses Gebietes zu tun – das ist zum Beispiel dann notwendig, wenn es um die Eintragung in ein Ver- (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: einsregister geht –, ist das ein Problem. Die Vorsitzenden Sehr gut!) unserer Vereine tragen nämlich häufig sorbische Namen Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf: – wir definieren uns ja nicht über die Territorialautono- mie, sondern über die Kulturautonomie –, und ihre Na- Beratung des Antrags der Abgeordneten Daniela men müssen in Sorbisch in das Vereinsregister eingetra- Wagner, , Dr. , gen werden. Zurzeit geht das aber noch nicht, weil in weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜND- dem Vereinsportal, das modernerweise für ganz NIS 90/DIE GRÜNEN Deutschland eingerichtet worden ist, damit jeder Ver- Energiewende im Gebäudebestand sozial ge- einsvorsitzende von seinem Schreibtisch zu Hause das recht, umweltfreundlich, wirtschaftlich und Vereinsregister einsehen kann, noch keine sorbischen zukunftsweisend umsetzen Zeichen zur Verfügung stehen. Hier erleben wir ein Bei- spiel dafür, dass uns moderne Kommunikationstechnolo- – Drucksache 17/11664 – gien und Tradition immer wieder vor neue Herausforde- Überweisungsvorschlag: Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (f) rungen stellen. Ich bitte Sie ausdrücklich, uns dabei zu Ausschuss für Wirtschaft und Technologie unterstützen, dass wir im Rahmen des Programms Re- Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und gisStar die Buchstaben bekommen, die für die osteuro- Verbraucherschutz päische Sprachengemeinschaft und damit auch für Sor- Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuss für Bildung, Forschung und bisch wichtig sind. Technikfolgenabschätzung (B) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Hier wird vorgeschlagen, die Reden zu Protokoll zu (D) SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE geben. – Hierzu sehe ich keinen Widerspruch. Dann ist GRÜNEN) das so beschlossen.2) Ich will auf einen Punkt hinweisen, der mir ganz Interfraktionell wird Überweisung der Vorlage auf wichtig ist. Ich sage es erst einmal auf Sorbisch: Wulke Drucksache 17/11664 an die in der Tagesordnung aufge- wjerški, bohate nazhonjenja a wjesoáa zhromadnosü führten Ausschüsse vorgeschlagen. – Damit sind Sie ein- lČtušeje EUROPEADY we àužicy su Serbam znowa po- verstanden. Dann ist so beschlossen. kazali, kajka wulka swójba europske mjeĔšiny su a zo je Ich rufe die Tagesordnungspunkte 16 a und 16 b auf: sebjewČdomje za rjanu serbsku rČþ samozrozumliwa a) Zweite Beratung und Schlussabstimmung des wČc. von der Bundesregierung eingebrachten Ent- Das heißt: Die Europiade in diesem Jahr in der Lau- wurfs eines Gesetzes zu den Änderungen sitz, wo die Minderheiten Europas ein kleines Fußball- vom 10. und 11. Juni 2010 des Römischen turnier gespielt haben, hat gezeigt, wie wichtig es ist, Statuts des Internationalen Strafgerichts- dass sich die Minderheiten untereinander begegnen, in hofs vom 17. Juli 1998 fröhlicher Gemeinschaft ihre Kultur pflegen und ihr – Drucksache 17/10975 – Selbstbewusstsein stärken, Beschlussempfehlung und Bericht des Aus- (Wolfgang Börnsen [Bönstrup] [CDU/CSU]: Rich- schusses für Menschenrechte und Humanitäre tig! Du bist ein gutes Beispiel dafür!) Hilfe (17. Ausschuss) – Drucksache 17/11583 – das wir brauchen, um weiter zu existieren. Berichterstattung: Ich danke Ihnen ganz herzlich, dass Sie mir zugehört Abgeordnete  haben. Wutrobny dĨak. Christoph Strässer  (Beifall im ganzen Hause)  (Köln) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt: Unser Kollege Serkan Tören gibt seine Rede zu Pro- 1) Anlage 5 tokoll.1) 2) Anlage 7