Berliner Pop- und Subkulturarchiv Inhalt

Berliner Pop- und Subkulturarchiv...... 3

Skiffle, Beat, Kraut und Bluesrock...... 6

Punk, New Wave, Skinhead und Fanzine...... 10

Techno und Clubkultur...... 15

Hip Hop...... 21

Hausbesetzer*innen...... 24

Graffiti und Street Art...... 27

Zines und Zinefeste...... 32

Andere Archive...... 35

Impressum...... 39

www.popundsub.jugendkulturen.de Berliner Pop- und Subkulturarchiv

b Technoclubs oder Opern- es heute immer weniger. Um zu ver- häuser, staatliche Museen hindern, dass die vielfältigen Zeug- O oder alternative Kulturzent- nisse und Spuren dieser Szenen ren, die kulturelle Landschaft der verschwinden und in Vergessenheit Stadt ist groß und vielfältig. geraten, braucht es einen Ort, an Ein Grund hierfür ist die besonde- dem sie bewahrt werden können – re Geschichte der Stadt, die Berlin ein Archiv für die Subkulturen Ber- auch für subkulturelle Szenen at- lins. Mit dem von der LOTTO-Stiftung traktiv gemacht hat. Sowohl wäh- Berlin geförderten Projekt Berliner rend der Teilung als auch in Pop- und Subkulturarchiv hat das Ar- der Zeit nach dem Fall der Mauer chiv der Jugendkulturen e. V. (AdJ) war Berlin ein Reservat für Kultur einen solchen Ort geschaffen. Die- jenseits des Mainstreams und der ses „Archiv im Archiv“ legt seinen sogenannten Hochkultur. Punk und Fokus auf die Bereiche der Samm- New Wave auf der „Insel Westber- lung des AdJ, in denen Quellen aus lin“ der 1980er Jahre, der DDR- und über die subkulturellen Szenen Untergrund im Prenzlauer Berg, die Berlins enthalten sind. Im Rahmen nach dem Mauerfall aufblühende des Projektes blicken wir dabei Berliner Technoszene und Club- auf diese auch als Jugendkulturen kultur oder die in Berlin besonders bezeichneten Strömungen – z. B. aktive Graffiti- und Street-Art-Szene Punk, Techno, Hip Hop oder Graffiti sind hier nur einige der bekannte- – aus einer Perspektive, in der nicht ren Beispiele. Sie haben der Stadt Jugend und Jugendlichkeit zentral ein kulturelles Erbe vermacht, von sind. Denn nicht alles, was solche dem Berlin bis heute zehrt. Dieses Szenen ausmacht, lässt sich auf die Erbe trägt dazu bei, dass die Stadt Jugendlichkeit der Akteur*innen zu- weiterhin Kulturschaffende aus dem rückführen, und viele der in solchen In- und Ausland anzieht und immer Szenen aktiven Menschen sind kei- noch ein Zentrum verschiedener ne Jugendlichen (mehr). Der Be- subkultureller Strömungen ist. stand des AdJ enthält viele Quellen, etwa Fanzines oder Zeitschriften, Der stetige Wandel der Stadt lässt die weder von Jugendlichen, noch zwar immer wieder Neues entste- (ausschließlich) für Jugendliche hen, es verschwindet aber auch das produziert werden. Alte. Freiräume und Nischen, die für die Existenz und Entwicklung sub- Deshalb nutzen wir im Rahmen des kultureller Szenen wichtig sind, gibt Projektes statt Jugendkultur die

Berliner Pop- und Subkulturarchiv 3 Begriffe Popkultur und Subkultur. hilfe für Nutzer*innen des Archivs Sie dienen uns in folgender Weise gedacht und enthält Hintergründe als Arbeitsbegriffe: Popkultur meint zur Geschichte der einzelnen -Sze den kulturellen Mainstream und die nen sowie Informationen zu den populären Ausprägungen einzelner im AdJ gesammelten Materialien. Szenen, gleichzeitig aber auch den Unser Anspruch ist es nicht, einen feuilletonistischen und akademi- vollständigen Überblick über alle schen Popkulturdiskurs. Subkultur in Berlin aktiven Szenen zu bie- bezeichnet dagegen Kultur abseits ten, sondern wir konzentrieren uns des Mainstreams und kann als auf eine im Rahmen des Projektes Verweis auf unabhängige Struktu- relevante Auswahl. Der Schwer- ren, alternative Wege der kulturel- punkt liegt auf Szenen, die für die len Produktion und widerständige kulturelle Landschaft Berlins prä- Praktiken verstanden werden. Fast gend waren oder sind. Besonders alle Szenen bewegen sich im Span- ausführlich werden Punk, Techno nungsfeld von „Pop“ und „Sub“, ei- und Graffiti / Street Art behandelt, nem Spannungsfeld, das noch um da diese Szenen in Berlin bis heu- weitere Dimensionen wie Avantgar- te außergewöhnlich produktiv und de, Kunst, Mode oder Hochkultur vielfältig sind und das AdJ zu ihnen ergänzt werden kann. Die Szenen jeweils umfangreiche und einzig- sind vielfältig und widersprüchlich, artige Bestände an Fanzines, Zeit- sie sind keine geschlossenen, klar schriften, Flyern und anderen inte- definierbaren Gebilde, sondern ressanten Materialien besitzt. Ein Bündel von Subszenen, die sich in weiteres Thema ist die große und ästhetischer, politischer oder sozia- heterogene Hip-Hop-Szene Berlins, ler Hinsicht voneinander unterschei- zu der es nur einen vergleichsweise den können: Es gibt kommerziel- kleinen, aber nicht weniger span- len, eher unpolitischen Techno und nenden Bestand in unserer Samm- linksradikalen, antikapitalistischen lung gibt. Durch die Übernahme Techno. Es gibt Punk, der sich als des ehemaligen Berliner Rock- und radikale Untergrundmusik versteht Poparchivs beherbergt das AdJ au- genauso wie Punk, der sich als ßerdem eine große Sammlung zur Kunstform mit Anknüpfungspunkten Berliner Skiffle-, Beat- und Rock- an die sogenannte Hochkultur posi- musik-Szene ab Ende der 1950er tioniert. Jahre, die im ersten Teil der Bro- schüre behandelt wird. Ein weiterer Mit der vorliegenden Broschüre Text beschäftigt sich mit der Berli- wollen wir einen Einblick in die Welt ner Hausbesetzer*innen-Szene, da der Berliner Pop- und Subkultur diese immer wieder großen Einfluss bieten. Sie ist als Orientierungs- auf andere subkulturelle Entwick-

4 Berliner Pop- und Subkulturarchiv lungen hatte und das AdJ auch terialien aus dem Archiv ergänzt. hierzu aufschlussreiche Materiali- Außerdem sind wir stets daran inte- en besitzt. Als letztes werden Zinesressiert, weitere Sammlungen und und Zinefeste vorgestellt – hier gehtEinzelstücke in unser Archiv aufzu- es um eine eher kleine, produktivenehmen, um den Bestand zu erwei- Szene von Zinemacher*innen, häu- tern, Lücken zu füllen und die Quel- fig aus queeren Kontexten, derenlen für die Nachwelt zu bewahren. Erzeugnisse im AdJ gesammelt Wir freuen uns über Interesse und werden. Besuch – auf unserer Homepage und vor Ort im Archiv. Die vom Archiv der Jugendkultu- ren bewahrten Quellen zur Ber- liner Pop- und Subkultur, aber auch zu jugend-, pop- und - sub kulturellen Phänomenen und Ent- wicklungen im Allgemeinen, sind öffentlich zugänglich und nutzbar. Unsere Fachbibliothek und die -ein zigartigen Sammlungen dienen Stu- dierenden, Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und weiteren Inte- ressierten aus dem In- und Ausland zur Recherche. Außerdem verleihen wir Materialien für die Präsentation in Ausstellungen. Um die Recherche in den rund 40.000 Fanzines und Zeitschriften, dem Bestand unserer Bibliothek und den anderen im AdJ gesammelten Quellen zu erleichtern gibt es nun eine über die Webseite des AdJ erreichbare Datenbank. Sie enthält nicht nur Bestandsnachwei- se, sondern die erfassten Materiali- en sind auch inhaltlich erschlossen. So ist es möglich, gezielt nach Ma- terial zu einzelnen Künstler*innen, Bands, Clubs oder szenetypischen Themen zu suchen. Unsere Daten- bank wird fortlaufend um neue und ältere, bisher unerschlossene Ma-

Berliner Pop- und Subkulturarchiv 5 Skiffle, Beat, Kraut und Bluesrock

ach dem Zweiten Weltkrieg sammen, die Musik in der Tradition wird wieder mehr US-ameri- US-amerikanischer Folk-, Blues- N kanische Musik in Deutsch- und Countrybands spielen. Der Stil land gehört. Jazz und Swing laufen kommt über Großbritannien nach in den Clubs, in den 1950er Jahren Deutschland und ist beliebt, da es folgt der Rock’n’Roll, der zusam- relativ einfach und kostengünstig men mit amerikanischen Filmen ist eine Skiffle-Band zu gründen. den Beginn der Verbreitung mo- Die jungen Musiker*innen benutzen derner amerikanischer Popkultur in selbst hergestellte und gefundene Deutschland markiert. Eine wichtige Musikinstrumente wie Kistenbass Quelle hierfür ist die 1956 gegründe- und Waschbrett. Bekannte Treff- te Zeitschrift BRAVO, von der im AdJ punkte und Auftrittsorte in West- ein Großteil aller bis heute erschie- Berlin sind die Eierschale, die Ba- nen Ausgaben gesammelt ist. Der dewanne und die Dachluke. Es gibt Rock’n’Roll bildet die Grundlage für Wettbewerbe, z. B. den umDas Gol- die erste neue jugendliche Subkul- dene Waschbrett, der vom Berliner tur im Nachkriegsdeutschland: die Senat ausgerichtet wird. 1961 treten Halbstarken. Es gibt sie in Ost- wie hier 52 Berliner Skifflebands an, es Westdeutschland, sie sind zumeist gewinnen die Skiffle Lords. männliche Jugendliche aus der Ar- beiterklasse. Da die innerdeutsche Mit dem Erfolg der Beatles Anfang Grenze noch offen ist, können sich der 1960er Jahre wird Beat populär die Jugendlichen in Berlin problem- und aus manchen der Skiffle-Bands los untereinander austauschen. So werden Beat-Formationen – die Skif- rebellieren die Halbstarken in Ost fle Lords nennen sich in The Lords und West gegen ihre Elterngenera- um und gewinnen 1964 einen bun- tion und die deutsche Nachkriegsge- desweiten Wettbewerb im Ham- sellschaft, haben aber keine explizit burger Star Club, bei dem sie zu politischen Anliegen, sondern ma- Deutschlands Beatband Nr. 1 gekürt chen vor allem durch Krawalle von werden. West-Berliner Beatfans tref- sich reden, beispielsweise während fen sich zu Tanz und Livemusik etwa oder nach Konzerten – wie 1958 im 1959 eröffneten Riverboat oder nach dem Auftritt von Bill Haley im im Sloopy in Reinickendorf. Auch Berliner Sportpalast. in Ost-Berlin bilden sich Anfang der 1960er Jahre viele Beatbands. Die Ende der 1950er Jahre finden sich offizielle DDR-Politik versucht al- Jugendliche in Skifflebands zu- lerdings zunehmend die Einflüsse

6 Skiffle, Beat, Kraut und Bluesrock 7 westlicher Popmusik zurückzudrän- native Lebensstile gewinnen an Be- gen, da diese „gesellschaftswidriges“ deutung. Ab 1967 bildet sich um den und „negativ-dekadentes“ Verhalten Kreuzberger Club Zodiak Free Arts fördern würden, bis dann 1965 Beat Lab eine weniger politische, aber verboten wird. Bands brauchen von für die Berliner Popmusikgeschich- nun an eine offizielle Spielerlaubnis, te bedeutsame, Szene. Im Zodiak um auftreten zu können. Ihre Texte Free Arts Lab wird von Psychedelic werden kontrolliert und zensiert. Rock, Freejazz und Musique con- crète beeinflusste experimentelle Die Berliner Skiffle- und Beat-Szene Live-Musik gespielt. Diese bildet die ab 1958, vor allem im Westteil der Grundlage für das, was später als Stadt, bildet einen der Schwerpunk- die Berliner Schule des deutschen te der Sammlung des 1983 gegrün- Krautrocks bezeichnet wird. Diese deten Berliner Rock- und Poparchivs musikalisch experimentelle Szene (BRPA), welches nach der Auflösung mit Bands und Projekten wie Agita- des dazugehörigen Vereins 2011 in tion Free, Ashra Tempel oder Tan- den Besitz des AdJ übergegangen gerine Dream stellt einen weiteren ist. Hier finden sich Materialien - so Schwerpunkt des BRPA dar. wohl zu den bekannten als auch vie- len unbekannteren Berliner Bands In den 1970er Jahren gründen sich und zu den für die Szene relevanten in Ost- und West-Berlin außerdem Veranstaltungsorten. Insgesamt sind viele eher bodenständig musizie- in der Sammlung des BRPA rund rende Bluesrockbands, beeinflusst 4.000 Tonträger, 750 Plakate und- In von Bands und Künstler*innen wie formationen zu mehr als 2.000 Ber- den Rolling Stones, Jimi Hendrix, liner Bands und Musiker*innen bis Janis Joplin oder The Doors. In zum Jahr 2010, mit Schwerpunkt aufder DDR liberalisiert sich ab 1971 die Zeit bis 1989, enthalten. die Kulturpolitik wieder ein wenig und es entstehen Freiräume für an Neben Beat verbreiten sich in Rockmusik interessierte Jugendli- den 1960er Jahren in Deutsch- che. Die Behörden versuchen aller- land weitere Musikstile, wie der dings weiterhin jede Art von Popmu- Blues- und Psychedelic Rock, - au sik zu kontrollieren, beispielsweise ßerdem erfreut sich die Hippiebe- durch offizielle Ausbildungswege für wegung wachsender Beliebtheit. Musiker*innen. Ost-Berlin wird ein Zudem kommt es zur Politisie- Zentrum der DDR-Bluesrockszene, rung eines Teils der Jugendlichen mit Bands wieMonokel , Freygang und jungen Erwachsenen. West- oder Jonathan Blues Band. Es ent- Berlin wird zu einem Zentrum derwickelt sich eine eigene, nur in der Student*innenbewegung, und alter- DDR existierende, jugendkulturelle

8 Skiffle, Beat, Kraut und Bluesrock Subkultur, die Blueser*innenszene. Im BRPA sind, bis auf wenige Aus- Neben der Rockmusik ist auch hier nahmen, keine Zeitschriften enthal- die Hippiekultur ein wichtiger Ein- ten, nur Ausschnitte aus Zeitungen fluss, die Szene ist ansonsten divers und Magazinen zu den in diesem und nur teilweise explizit politisch Archiv gesammelten Bands. Das eingestellt. Während in FDJ-Jugend- AdJ besitzt in seinem Bestand an clubs und bei Tanzveranstaltungen Musikzeitschriften jedoch eine um- etwa im Palast der Republik oder fangreiche, bis in die 1960er Jah- dem Ahornblatt auf der Fischerin- re zurückreichende, Sammlung an sel die von staatlicher Seite aner- Titeln aus der BRD, z. B. Musikex- kannten Bands auftreten, sind klei- press, Sounds, Spex und der DDR, ne Clubs und Kneipen, später auch z. B. Melodie und Rhythmus. Auch Kirchen, wichtige Auftrittsorte der Bestände aus anderen Ländern sind oppositionell ausgerichteten Bands in der Sammlung enthalten, u. a. die – ab 1979 finden Bluesmessen z. B. britischen Musikzeitungen NME und in der Samariterkirche oder der Er- Melody Maker ab Ende der 1960er löserkirche statt. Das BPRA enthält Jahre. In den deutschen Magazinen, nur vereinzelt Material zur Ost-Ber- vereinzelt auch in den Heften aus liner Szene, der Schwerpunkt liegt Großbritannien, finden sich vielfälti- auch beim Bluesrock auf der West- ge Informationen zu den bekannte- Berliner Szene und auf Bands wie ren Berliner Bands und den Entwick- Interzone oder Bel Ami sowie den lungen der Berliner Szene. musikalisch zum Bluesrock zählen- den West-Berliner Politrockbands wie Ton Steine Scherben oder Loko- motive Kreuzberg.

In West-Berlin beginnt der Senat 1979 mit der offiziellen Förderung von Rockmusik – es gibt einen Rock- beauftragten und einen jährlich statt- findenden Senatsrockwettbewerb, der bis 1991 ausgerichtet wird. Ein Großteil der bis 1989 eingereichten Demotapes (ca. 1.500 Stück) und Hintergrundinformationen zu den Wettbewerben befinden sich als Dau- erleihgaben der Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten im Be- stand des BRPA.

Skiffle, Beat, Kraut und Bluesrock 9 Punk, New Wave, Skinhead und Fanzines

ls sich Punk gegen Ende der dene Strömungen aus. Als populäre 1970er Jahre von England Spielart etabliert sich in Deutschland A aus verbreitet, entsteht auch vor allem der sogenannte Fun-Punk, in Berlin eine Punkszene – zuerst im dessen erfolgreichste Vertreter die Westen, wo sich ab 1977 mit PVC 1982 in Berlin gegründete Band Die und den Ffurs zwei der ersten deut- Ärzte sind. Punk als subkulturelle schen Punkbands formieren, und Strömung wird in Westdeutschland kurz darauf auch im Osten der Stadt. gleichzeitig zur bestimmenden Musik Deutsche Punkbands orientieren im Kontext autonomer Zentren – in sich zuerst an britischen Vorbildern Berlin z. B. im Drugstore oder dem wie den Sex Pistols oder The Clash. Tommy-Weisbecker-Haus – und in Punk – als neue Form der Popmusik, der linken Hausbesetzer*innenszene. über die etwa die BRAVO berichtet Dieser Anarcho-Punk ist eine Ge- – ist in dieser ersten Phase auch im genkultur zum bürgerlichen, konser- Mainstream erfolgreich. Bald diffe- vativen Establishment, wendet sich renziert sich Punk aber in verschie- gegen Rassismus und stereotype Geschlechterrollen und propagiert antikapitalistische und antiautoritäre Ideen. Neben diesem explizit poli- tischen Teil der Punkszene gibt es

10 eine Menge Punks, die den nihilisti- ner besonders in politischer Hinsicht schen No-Future-Gedanken der Sex heterogenen Skinheadszene. Ne- Pistols exzessiv auslebt. Destruk- ben unpolitischen Skinheads sowie tives Verhalten und eine allumfas- mit der linken Punkszene verbunde- sende Verweigerungshaltung sind nen Redskins entwickelt sich auch kulturelle Ausdrucksformen dieser eine rechtsextreme Skinheadszene, Variante, zu der auch obdachlose die im Laufe der Zeit einen großen Straßenpunks gezählt werden kön- Teil der Subkultur dominiert – und nen. Eine weitere Ausprägung von sich immer deutlicher von den Punks Punk ist der sich häufig als unpoli- abgrenzt. tisch verstehende und tendenziell eher konservative Oi!-Punk. Er hat Parallel zu Punk etabliert sich der seine Wurzeln stärker als andere Begriff New Wave, der zuerst syn- Spielarten des Punk in der britischen onym zu Punk benutzt wird, aber Arbeiterklasse. In den Songtexten bald ein eigenes Genre bezeichnet. geht es häufig um Fußball, Sex und Dieses Genre zeichnet sich u. a. Alkohol, musikalisch ist Oi!-Punk von durch den zusätzlichen Einsatz von Ska und Pubrock beeinflusst. Oi! ist elektronischen Soundfragmenten außerdem eng mit der Skinhead- aus und ist stilistisch experimen- Kultur verbunden, die ebenfalls ihren tierfreudiger. In Deutschland wird ab Ursprung in der britischen Arbeiter- 1979 auch die Bezeichnung „Neue klasse hat, wo sie schon Ende der Deutsche Welle“ benutzt, zuerst in 1960er Jahre entsteht, sich aber der Musikzeitschrift Sounds als Sam- erst im Kontext von Punk auch in melbezeichnung für deutschspra- Deutschland verbreitet. Berlin wird in chige New-Wave- und Punkbands den 1980er Jahren zum Zentrum ei- wie beispielsweise die West-Berliner Bands Einstürzende Neubauten, Die Tödliche Doris und Mania D / Mala- ria!, bevor NDW aufgrund der gro- ßen Erfolge von Nena und anderen vor allem als Mainstream-Pop wahr- genommen wird. West-Berlin ent- wickelt sich neben Düsseldorf und Hamburg zum wichtigsten Zentrum dieser Strömung und beheimatet eine vielfältige performative Kunst- und Musikszene, die sich in Clubs wie dem SO 36, dem Dschungel oder dem Risiko trifft. 1981 findet im Berliner Tempodrom das Festival

11 Genialer Dilletanten statt, bei dem Eisengrau und Stechapfel Produkti- nicht nur Bands und Künstler*innen on. Diese Labels sind in der Regel aus der Berliner New-Wave-Szene eng mit anderen Institutionen der das erste Mal zusammen auftreten, Szene verbunden – in Berlin z.B. mit sondern auch spätere Techno-DJs Plattenläden wie Zensor, Vinyl Boo- wie WestBam oder Dr. Motte als -Mitgie oder Scheissladen. glieder verschiedener Punkbands auf der Bühne stehen. Ein anderesDie ersten ausführlichen Berichte Festival in diesem Kontext ist dasAto - über Punk und New Wave in West- nal im SO 36, das 1982 das erste Mal deutschland erscheinen in der etab- stattfindet und vom späteren Gründer lierten Musikzeitschrift Sounds. Bald des Technoclubs Tresor, Dimitri He- werden allerdings Fanzines als Al- gemann, organisiert wird. Aufgrund ternative zu den Mainstreammedien seiner Nähe zur bildenden Kunst – zum zentralen Kommunikationsmit- z.B. wird das SO 36 Ende der 1970er tel der Punkszene. Fanzines – der Jahre eine Zeitlang vom Künstler Mar- Begriff setzt sich aus den Wörtern tin Kippenberger mitbetrieben – wird fan und magazine zusammen und dieser Teil der Berliner Szene von den stammt aus der Science-Fiction- Anarcho-Punks angefeindet und als Fanszene – sind im Sinne des DIY elitär und kommerziell kritisiert. selbstgemachte, unprofessionelle und häufig in nur geringer Auflage Durch Punk verbreitet sich eine und unregelmäßig erscheinende Idee, die bis heute in verschiedenen Zeitschriften. Sie werden meist foto- Jugend- und Subkulturen eine wich- kopiert und zirkulieren in der Regel tige Rolle spielt: Das Konzept des nur innerhalb der jeweiligen Szene, Do It Yourself (DIY), des Selberma- enthalten u. a. Konzertberichte, Plat- chens. DIY ist nicht nur die Grundla- tenrezensionen und Szeneneuigkei- ge dafür, dass jede*r Musik machen ten. 1977 erscheint mitThe Ostrich kann, auch ohne das Spielen eines aus Düsseldorf das erste deutsche Instruments gelernt zu haben, son- Punkfanzine, in den darauffolgen- dern auch für die Gründung unab- den Jahren werden es immer mehr. hängiger Labels und szeneeigener In der Sammlung des AdJ befinden Publikationen sowie den Aufbau ei- sich rund 1.400 Titel aus Deutsch- gener Strukturen wie Vertriebe und land mit über 4.000 Einzelheften aus Geschäfte. Zu den ersten unabhän- den Bereichen Punk, New Wave und gigen Plattenlabels in Deutschland Hardcore. Darunter sind über 100 Ti- gehören Zick Zack in Hamburg und tel allein aus Berlin, z. B.Assasin, Ata Tak in Düsseldorf, in BerlinAg- Die Berliner Ghettoratte, Bonzen, gressive Rockproduktionen und Po- Die Katastrophe, Reuters oder T4. gar oder auch Kassettenlabels wie Auch in der Skinhead-Szene gibt

12 Punk, New Wave, Skinhead und Fanzines es Fanzines, hier finden sich knapp Kommunikationsmittel. Sie werden 400 Titel bzw. 1.300 Einzelhefte in auch heute noch genutzt, allerdings der Sammlung, darunter allerdings aufgrund der modernen Kommunika- auch viele von Neonazi-Skins. Die tionstechnologien deutlich seltener Fanzines spiegeln die Ausdifferen- als in den 1980er und 1990er Jahren. zierung der verschiedenen Szenen wider, sei es in die diversen Sub- In Ost-Berlin und dem Rest der DDR szenen von Punk und New Wave gibt es in den 1980er Jahren weniger oder, besonders deutlich im Falle der Möglichkeiten, unabhängige Struk- Skinhead-Fanzines, in politisch sehr turen aufzubauen. Trotzdem entste- unterschiedliche Richtungen. Auch in hen sie, in Nischen wie der Kunst- anderen Szenen, wie dem aus Punk szene, in Privatwohnungen oder im entstandenen Hardcore oder dem In- Kontext der Kirche – so finden im die-Rock, sind Fanzines ein wichtiges Osten der Stadt Punkkonzerte in der Erlöserkirche und der Zionskirche statt. Treffpunkte sind außerdem Proberäume wie beispielsweise der Raum der Ost-Berliner Punkband Fee- ling B, aus deren Umfeld später die Band Ramm- stein hervorgeht. Die Staatsmacht der DDR verfolgt Punks und Skin- heads. Um 1984 kommt es zu einer Kriminalisierungs- und Verhaftungs- welle, Songtexte werden als Be- weismittel be- schlagnahmt und

Assasin #5, 1983

Punk, New Wave, Skinhead und Fanzines 13 Musiker*innen und andere Szenean- wie etwa den aus dem Kontext der gehörige werden bestraft, manche Kirche von Unten stammenden und sogar zu Gefängnisstrafen verurteilt. u. a. die Punkszene thematisieren- Punk bedeutet in der DDR etwas den mOAning star (2005 komplett anderes als in Westdeutschland, die von der Robert-Havemann-Gesell- Songtexte drehen sich stärker um schaft wiederveröffentlicht). Viele die Suche nach Freiräumen und um Quellen werden erst nach der Wie- Selbstbehauptung, außerdem sind dervereinigung zugänglich und die mehr Frauen als in Westdeutsch- Aufarbeitung der Geschichte von land in Punkbands aktiv. Die Sze- Punk in der DDR in Form von Buch- nelandschaft differenziert sich aber veröffentlichungen und Ausstellun- ganz ähnlich aus wie im Westen, gen beginnt. Nach 1989 kann sich und auch in der DDR gibt es Ausein- die Punkszene in Ostdeutschland andersetzungen zwischen verschie- frei entfalten und es erscheinen in- denen Szenen, beispielsweise über- nerhalb kurzer Zeit viele neue Fan- fallen 1987 rechte Ost-Berliner Skins zines. Ost- und West-Berliner Punks das Konzert der West-Berliner Band nutzen die Freiräume im Ostteil der Element of Crime in der Zionskirche. Stadt und es entstehen durch die Besetzung leerstehender Gebäude In der DDR werden fast keine Fanzi- neue Veranstaltungsorte wie der nes publiziert, u. a. fehlt es an tech- Schokoladen, der Eimer oder die nischen Möglichkeiten, die Hefte zu Køpi. Durch den Wandel der Stadt kopieren. Außerdem macht es die werden im Laufe der Jahre viele Überwachung durch die Staatssi- Freiräume wieder beschnitten, man- cherheit äußerst riskant, ungeneh- che sozialen und kulturellen Zentren migte Untergrundzeitschiften zu der Punkszene wie dasSO 36, die veröffentlichen. Die wenigen Publi- Køpi und der Schokoladen existie- kationen dieser Art, die entstehen, ren aber bis heute. werden meist mit aus der BRD ein- geschmuggelten Matrizendruckern vervielfältigt, denn frei verfügbare Kopierer gibt es keine. Dafür zirkulie- ren in der Szene Fanzines aus dem Westen, in denen auch Informati- onen von Punks aus der DDR und Berichte von westdeutschen Punks über die ostdeutsche Punkszene veröffentlicht werden. Das AdJ hat bisher keine Original-Fanzines aus der DDR, nur wenige Nachdrucke

14 Punk, New Wave, Skinhead und Fanzines Techno und Clubkultur

ls Hochburg subkultureller Loveparade unter dem Motto Frie- Szenen hat Berlin schon vor de, Freude, Eierkuchen stattfindet, A dem Aufstieg von Techno tanzen nur etwa 150 Menschen auf ein blühendes Nachtleben, auch dem Kurfürstendamm. Initiiert wird weil es hier keine Sperrstunde gibt. die Loveparde von der Künstlerin So existiert etwa eine lebendige Danielle de Picciotto und dem DJ Club- und Partykultur im Kontext Dr. Motte, die die Veranstaltung als der (Post-)Punk- und New-Wave- politische Demonstration anmel- Szene sowie der Lesben- und den. Im Ostteil der Stadt gibt es Schwulenszene rund um den Nol- vor dem Mauerfall kaum Möglich- lendorfplatz, wo sich seit 1978 keiten, Partys mit elektronischer das Metropol befindet, einer der Musik zu veranstalten. Trotzdem bekanntesten Clubs West-Berlins. existiert schon eine kleine Szene, Auch von US-amerikanischen Sol- die Techno und House durch Ra- daten besuchte Diskotheken wie diosendungen aus West-Berlin wie Chic oder La Belle, in denen Funk, Monika Dietls SFBeat (SFB 2) ken- Disco und R&B gespielt werden, nengelernt hat. Der West-Berliner tragen seit Ende der 1970er Jah- DJ WestBam wird im Sommer 1989 re zur Etablierung einer modernen nach Ost-Berlin eingeladen, um bei Partykultur bei. einem Event der FDJ in der Werner- Seelenbinder-Halle aufzulegen. In Folge der zunehmenden Verbrei- tung von Musiktechnologie wie Syn- Der Mauerfall im November 1989 thesizern und Rhythmusmaschinen ist für die Technoszene Berlins entstehen in den 1980er Jahren von großer Bedeutung, da in Folge verschiedene Spielarten elektroni- dessen leerstehende Gebäude im scher Musik wie Elektropop, New Ostteil der Stadt als Clubräume ge - Wave, Italo-Disco oder Elektrofunk. nutzt werden können. 1991 eröffnet House aus Chicago erreicht Euro- der Tresor im ehemaligen Tresor- pa etwa Mitte der 1980er Jahre, es raum des Wertheim-Kaufhauses in folgt Ende der 1980er Techno aus der Nähe des Potsdamer Platzes. Detroit. Der erste Club in West- Der Tresor ist einer der einfluss- Berlin, in dem ausschließlich solche reichsten Berliner Clubs der 1990er Musik läuft, ist das 1988 eröffnete Jahre. Es existiert ein gleichna- UFO in Kreuzberg. Die Technosze- miges Plattenlabel, auf dem auch ne ist zu diesem Zeitpunkt noch Technoproduzent*innen aus Det- sehr klein. Als im Juli 1989 die erste roit ihre Musik veröffentlichen. So

Techno und Clubkultur 15 entsteht eine enge Verbindung der zentralen Konflikte in der -Tech zwischen den Technoszenen Ber- noszene der 1990er Jahre: Akteu- lins und Detroits. Detroiter DJs wie re wie WestBam und Jürgen Laar- Robert Hood oder Jeff Mills spielen mann rufen die Raving Society aus regelmäßig im Tresor und tragen und setzen sich dafür ein, mit Tech- zusammen mit Berliner DJs wie Ta- no möglichst viele Menschen zu nith oder Rok dazu bei, dass sich erreichen. Andere Teile der Szene dort ein harter und minimaler Tech- wehren sich gegen die damit ein- nosound etabliert. Eine weitere Ver- hergehende kommerzielle Ausrich- bindung zur Detroiter Technoszene tung und auf Massenkompatibilität gibt es über den 1989 von Mark Er- angelegte Musik. Vor allem ist es nestus gegründeten und bis heute die Loveparade, die kritisiert wird. existierenden Plattenladen Hard Sie wird im Laufe der 1990er Jahre Wax, der als einer der ersten Plat- zu einem Massenspektakel mit bis tenläden in Europa Technoplatten zu 1,5 Millionen Teilnehmer*innen, direkt aus den USA importiert. gleichzeitig wenden sich viele Protagonist*innen der Techno- Weitere bekannte Technoclubs szene von ihr ab. Es bilden sich in Ost-Berlin sind der Planet (ab verschiedene Subszenen mit un- 1991) und dessen Nachfolgerclub terschiedlichen Ausrichtungen E-Werk (1993 – 1997), in denen im aus. Ein Beispiel für eine antikom- Vergleich zum Tresor weniger har- merziell ausgerichtet Subszene ter Techno und mehr House und ist die -Bewegung. Sie Trance gespielt werden. Um Tech- geht auf den aus der britischen no zu hören, kann man in Berlin Hausbesetzer*innenszene stam- auch in den Bunker, ins WMF, das menden Spiral Tribe zurück. Viele Elektro, die Maria am Ostbahnhof Mitglieder des Spiral Tribe siedeln oder den KitKatClub gehen, um 1992 für einige Jahre nach Berlin nur einige der Clubs zu nennen.über, da aufgrund der Kriminalisie- Ab 1990 gibt es die ersten nicht rungan illegaler in Großbritan- einen festen Ort gebundenen Tech- nien ihr dortiges Betätigungsfeld nogroßveranstaltungen, die Raves: massiv eingeschränkt worden ist, zuerst die Tekknozid-Partys und in Berlin solche Partys aber wei- später die Mayday, die ab 1992 testgehend geduldet werden. Die auch in anderen deutschen Städ- Gruppe wohnt zeitweise in einer ten stattfindet und zehntausendeBauwagensiedlung an der East von Besucher*innen anzieht. An Side Gallery und ist im Club Eimer dieser Art der Party und der Idee,aktiv, der sich in einem besetzten Techno zu einer Massenbewegung Haus befindet. Aus ähnlichen sub- zu machen, entzündet sich einerkulturellen Zusammenhängen kom-

16 Techno und Clubkultur 17 mend findet 1997 die Hateparade, stellung Chromapark (1995 bis 1997 ab 1998 die Fuckparade statt, die im E-Werk) in seinem Nachlass. als Gegenveranstaltung zur Love- parade gedacht ist. Auf dieser De- Die meisten der nach dem Mauer- monstration werden extrem harte fall entstandenen Clubs sind zur Spielarten von Techno gespielt und Jahrtausendwende verschwun- es wird gegen die Kommerzialisie- den, im Stadtzentrum ist die Zeit rung von Techno protestiert. der Zwischennutzung vorbei. Als einer der letzten schließt 2005 der Um die Organisation der Lovepa- Tresor. Allerdings gelingt es eine rade abzusichern, werden 1996 die neue Unterkunft zu finden, 2007 Loveparade GmbH und die Planet- eröffnet der neue Tresor in einem com GmbH gegründet. Den Status ehemaligen Heizkraftwerk. In dem als Demonstration verliert dieLove - riesigen Gebäudekomplex ist nicht parde 2001, wodurch die Kosten nur der Tresor untergebracht, son- steigen, während gleichzeitig die dern es finden auch Ausstellungen, Teilnehmer*innenzahlen sinken. Konzerte und Opernaufführungen Nachdem 2004 nicht genügend statt. Ein anderes ehemaliges Heiz- Sponsoren gefunden werden kön- kraftwerk beheimatet seit 2004 den nen, fällt die Veranstaltung aus. Erst Club Berghain, den Nachfolgeclub durch den Einstieg der Fitnesskette des Ostguts (1998 – 2003). Der McFit 2006 kann sie noch ein letz- Club wird im Laufe der 2000er Jah- tes Mal in Berlin stattfinden, bevor re zum bekanntesten Club Berlins. sie ein Jahr später ins Ruhrgebiet Das Berghain ist u. a. für seine Dar- übersiedelt. Nachdem es 2010 in krooms bekannt, außerdem gibt es Duisburg zu einem Unglück mit 21 einen separaten Club für schwule Toten und mehr als 500 Verletzten Fetischparties. Gleichzeitig hat es kommt, wird die Loveparade nicht sich als Kultureinrichtung auch ab- mehr fortgeführt. ImAdJ lagert der seits der Clubkultur etabliert. Es gibt Nachlass des 2011 verstorbenen Zusammenarbeiten mit dem Staats- ehemaligen Geschäftsführers der ballett, Künstler*innen stellen ihre Planetcom, Ralf Regitz. Darin sind Werke aus und es finden Konzerte Planungsunterlagen zu allenLove - statt. Ein anderes Beispiel für die parades bis 2003, Flyersammlun- Hinwendung von Techno zu anderen gen, Plakate und Fotos enthalten. kulturellen Bereichen ist das jährlich Da Regitz auch an den Technoclubs stattfindende Festival CTM, das UFO, Planet und E-Werk beteiligt 1999 als musikalische Begleitveran- war, findet sich auch Material aus staltung zur transmediale beginnt. der Anfangszeit der Szene sowie Das Festival für experimentelle Mu- Material zu der Techno-Kunstaus- sik und Kunst beginnt im Kontext

18 Techno und Clubkultur verschiedener Technoclubs, heute sich u. a. an dort regelmäßig statt- finden CTM-Veranstaltungen aber findenden politischen Veranstal- auch in Theatern wie dem HAU, tungen und Solipartys zeigt. 2013 dem Heimathafen Neukölln und der und 2015 findet hier dasPerspec - Volksbühne statt. Ausstellungen, tives Festival statt, organisiert von Workshops und Podiumsdiskussio- female:pressure, einem internatio- nen gehören zum festen Programm. nalen Netzwerk von DJs, Musikerin- Im AdJ sind Materialien zur CTM nen und Künstlerinnen, das sich für seit 1999 gesammelt. eine größere Sichtbarkeit von Frau- en in der Technoszene und anderen Eine Ausnahmeerscheinung un- Bereichen der elektronischen Musik ter den Berliner Technoclubs ist einsetzt. Die Berliner Clubs, neben das about blank mit seiner engen den genannten z. B. der Open-Air- Verbindung zur linken Szene, die Club Bar 25 am Spreeufer (2004 – 2010), die Wilde Renate oder das Watergate prägen weiterhin den Ruf Berlins als Haupt- stadt einer weltwei- ten Technokultur. Die Clublandschaft Berlins stellt - mitt lerweile einen - be deutenden Wirt- schaftsfaktor dar und ist ein - Touris tenmagnet gewor- den. In den 2000er Jahren wird der Be- griff „Easyjetraver“ geprägt, mit dem Clubbesucher*innen gemeint sind, die übers Wochenende mit Billigfliegern in die Stadt kommen, um hier zu feiern.

Flyer der ersten Mayday, 1991

Techno und Clubkultur 19 In der Anfangsphase von Techno Datacide mit einer geringen Anzahl Ende der 1980er Jahre ist die zen- an Ausgaben zu finden. trale Rolle Berlins innerhalb dieser Kultur noch nicht absehbar. Auch Als wichtigstes Kommunikations- am Main ist ein bedeu- mittel der Technoszene etablieren tendes Zentrum, hier erscheinen sich Flyer, auf denen Technopartys ab 1989 die ersten Technozeit- angekündigt werden und die in gro- schriften: Frontpage und Groove. ßer Anzahl in der Szene zirkulieren. Die Frontpage entsteht im Umfeld 1994 wird das Flyer-Magazin ge- des Frankfurter Technoclubs, einer gründet, das die Veranstaltungen seit 1986 stattfindenden Partyrei- in Berlin zusammenfasst und im he für elektronische Musik. Mit der DIN A6-Format erscheint. Im Laufe Trennung vom Technoclub und dem der Jahre entstehen Ableger in ver- Umzug nach Berlin 1992 wird die schiedenen Städten Deutschlands Frontpage bis zum Konkurs 1997 und auch in anderen Ländern. Im zum wichtigsten Sprachrohr der AdJ sind zehntausende von Flyern eher kommerziell ausgerichteten und hunderte Plakate zu Techno- Szene um Low Spirit, Mayday und clubs und Veranstaltungen ab 1988 die Loveparade. Die Groove be- gesammelt. Außerdem finden sich ginnt als Magazin für Veranstaltun- rund 2.500 verschiedene Ausga- gen im Frankfurter Raum, entwickeltben des Flyer und ähnlicher Hefte sich Anfang der 1990er zu einemin der Sammlung. Technomusikmagazin und existiert als eines der wenigen MagazineDie Historisierung der Technosze- aus der Technoszene auch heutene nimmt vor dem Hintergrund der noch. 2001 zieht die Redaktion der25-jährigen Jubiläen von Mauerfall Groove ebenfalls nach Berlin. Imund Wiedervereinigung spürbar zu. AdJ finden sich neben diesen auchEs finden zahlreiche Veranstaltun- alle weiteren bisher in Deutschlandgen statt, Dokumentarfilme werden erschienen Technozeitschriften, da- gedreht, Stadtführungen zur Club- runter De:bug und Raveline. Alle kultur angeboten und Techno in Aus- Technozeitschriften sind zumindest stellungen wie Alltag Einheit (2015) in ihrer Anfangszeit kostenlose -Pu im Deutschen Historischen Museum blikationen, die sich über Werbe- thematisiert, einer Ausstellung, in einnahmen finanzieren. Subkultu- der auch Material aus dem Bestand rell und antikommerziell orientierte des AdJ gezeigt wird. Fanzines gibt es im Vergleich zu- an deren Szenen nur sehr wenige, in der Sammlung des Archivs sind nur eine Handvoll Titel wieVirus oder

20 Techno und Clubkultur Hip Hop

it der ersten Hip-Hop-Welle DDR ist Hip Hop bei Jugendlichen zu Beginn der 1980er Jah- beliebt und findet in Ost-Berlin u. M re erreicht diese Subkultur a. im Rahmen von offiziellen, von auch Deutschland. Filme wie Wild der FDJ organisierten Breakdance- Style (1983), Style Wars (1983) Workshops und -Wettbewerben im und Beat Street (1984) machen Haus der jungen Talente statt. Hip Hop – damals noch als aus den Elementen Rap, DJing, Graffiti undDie ersten deutschen Hip-Hop- Breakdance bestehend definiert Formationen – rappen auf Englisch, populär. Die Filme sind nicht nur darunterin beispielsweise die West- Westdeutschland zu sehen,Beat Berliner Gruppe Rock Da Mo$t, die Street läuft auch in den ostdeut- 1989 die erste westdeutsche Hip- schen Kinos. Im Westen, vor allem Hop-Platte veröffentlicht. Im glei- in Süddeutschland und West-Berlin, chen Jahr erscheint in der DDR bei tragen außerdem die dort statio- der staatlichen PlattenfirmaAMIGA nierten US-amerikanischen Solda- die erste ostdeutsche Hip-Hop-Platte ten zur Verbreitung von Hip Hop bei der Ost-Berliner Formation Electric und die Musik wird in GI-Diskothe- Beat Crew. Deutschsprachige Hip- ken und -Radiostationen gespielt. Hop-Platten werden erst ab Anfang der 1990er Jahre veröffentlicht. Ab Mitte der 1980er Jahre werden Zeitgleich existiert eine deutsch- die ersten Hip-Hop-Jams in West- türkische Hip-Hop-Szene, in der auf Berliner Jugendklubs wie der Türkisch und Deutsch gerappt wird. Naunynritze oder dem Kinder- und Die schon 1986 gegründete Berli- Jugendhaus Lichtenrade veran- ner Gruppe Islamic Force aus dem staltet. Hierbei treten verschiedeneUmfeld der Naunynritze gehört hier Crews und Künstler*innen – nicht zunur den ersten aktiven Crews. Die Rapper*innen, sondern beispiels- erfolgreichste Formation aus dieser weise auch Breakdancer*innen –Szene ist Mitte der 1990er Jahre gegeneinander an. Es entstehendas zum Teil aus Berliner Rappern deutschlandweite Netzwerke und imbestehende Projekt Cartel. Auch in ganzen Bundesgebiet werden Jamsder Türkei wird Cartel rezipiert und veranstaltet. Die Berliner Crewsist dort sogar erfolgreicher als in nehmen in den 1980er Jahren- Deutschland. hie ran allerdings eher selten teil und fallen außerdem durch ihr meist- Nachag der Wiedervereinigung wächst gressives Auftreten auf. Auch in derder Hip-Hop-Untergrund in ganz

Hip Hop 21 22 Deutschland, im Osten Berlins sind Berlin der von Markus Staiger orga- nun auch Crews wie die SWAT-Posse nisierte Royal Bunker, ein informeller aktiv und Jams finden an Orten wie Club für Freestyle- und Battlerap-Ver- der Insel der Jugend oder dem Ju- anstaltungen. Auch wenn der Club gendzentrum ALL (all eins e. V.) statt. nur rund ein Jahr lang existiert, gilt er Es erscheinen erste Fanzines, in Ber- als Keimzelle dessen, was ab 2001 lin beispielsweise Enterprise, Mik’s mit der Gründung des Independent- X-S.I.D.E.-News (später MK Zwo), Labels Aggro Berlin und Rappern wie Storm oder dasSWAT-Inzine . In die- Bushido, Sido oder Fler als Berliner sen Heften geht es häufig nicht nur Gangsta-Rap bekannt wird. Aufgrund um Musik, sondern auch um Graffi- der gewaltverherrlichenden und se- ti und Breakdance. Im Vergleich zu xistischen Texte sorgt dieser Stil für anderen Szenen bleibt die Anzahl große Aufregung, ist kommerziell solcher Publikationen aber gering. erfolgreich und etabliert eine neue Dementsprechend ist im AdJ nur Härte im deutschen Hip Hop. Staiger eine Handvoll solcher Hefte vorhan- selbst führt Royal Bunker bis 2007 als den, den Großteil des Bestandes Plattenlabel weiter, dessen bekann - bilden Kioskzeitschriften wie Juice tester Act K.I.Z. eine eher satirische oder Backspin. Darüber hinaus be- Variante des Battleraps pflegt. sitzt das AdJ mehrere Sammlungen von Hip-Hop-Aufklebern. Aufkleber Berliner Hip Hop lässt sich nicht auf werden seit den 1990er Jahren in Battle- und Gangsta-Rap reduzie - der Hip-Hop-Szene als Werbeträger ren, sondern zeichnet sich durch für Plattenveröffentlichungen und Vielfältigkeit aus. Ein aktuelles Bei - Mixtapes eingesetzt und oft gezielt spiel dafür ist die relativ bekannte in der gesamten Innenstadt geklebt. Rapperin Sookee, die sich gegen Sexismus und Homofeindlichkeit im Im deutschen Mainstream spielt Hip deutschen Rap engagiert. Sie ist Teil Hop aus Berlin in den 1990er Jahren einer Szene sich politisch links ver - kaum eine Rolle, die erfolgreichsten ortender Rapper*innen, deren Musik Künstler*innen stammen in dieser auch unter dem Begriff Zeckenrap Zeit aus westdeutschen Städten wie bekannt ist. Zeckenrap spielt zwar in Stuttgart und Hamburg. In Berlin ge- der restlichen Hip-Hop-Szene kaum winnt ab Mitte der 1990er der Batt- eine Rolle, ist aber beispielsweise in lerap aus dem Umfeld von M.O.R. queeren und antifaschistischen Kon - und Westberlin Maskulin an Bedeu- texten populär. tung. Dieser Rapstil zeichnet sich durch eine, im deutschen Rap zuvor unübliche, hohe Aggressivität und harte Wortwahl aus. 1997 eröffnet in

Hip Hop 23 Hausbesetzer*innen

esetzte Häuser spielen in Ber- schlachten mit der Polizei zum Trotz lin immer wieder eine wichtige steigt die Zahl der Besetzungen in B Rolle für subkulturelle Szenen. den folgenden Jahren an, auch au- In den frühen 1970er Jahren ver- ßerhalb Kreuzbergs. An den Beset- suchen Jugendliche, insbesondere zungen beteiligen sich Gruppen aus marginalisierte Gruppen wie Heim- verschiedenen Szenen, z. B. aus kinder und obdachlose Jugendliche, der Autonomen Szene, der Frauen- sich im Rahmen der Jugendzent- bewegung und der Punkszene. Sie rumsbewegung selbstorganisierte alle sind auf der Suche nach Freiräu- Räume zu schaffen. Zu den ersten men für alternative Lebensformen. dauerhaft besetzten Häusern in Bis heute bestehende Einrichtungen West-Berlin gehören das Georg- wie das Frauenzentrum Schokofa- von-Rauch-Haus (1971) und das brik oder das sozio-kulturelle Zen- Tommy-Weisbecker-Haus (1973) in trum Regenbogenfabrik entstehen Kreuzberg. Flugblätter, Protokolle in dieser Zeit. 1981 entwickelt der und Manifeste aus dem Kontext die- Senat die Berliner Linie der Ver- ser Berliner Jugendzentren sind im nunft, die besagt, dass neu besetzte AdJ gesammelt. Häuser innerhalb von 24 Stunden durch die Polizei geräumt werden. Eine zweite Welle der Besetzungen Die Zahl der Neubesetzungen geht beginnt Ende der 1970er Jahre. Sie zurück und nach 1984 scheitern alle ist eine Reaktion auf die Mitte der Versuche, Häuser langfristig zu - be 1960er Jahre beschlossenen Flä- setzen. Von den bis dahin rund 200 chensanierungspläne West-Berlins, besetzten Häusern wird etwa die die den Abriss einer großen Zahl Hälfte legalisiert, alle anderen wer- an Altbauten und den Neubau mo- den geräumt. Diese Entwicklungen derner Wohnblöcke vorsehen. Trotz sind nicht nur anhand der AdJ im akuten Wohnraummangels stehen gesammelten Zeitschriften aus der viele zum Abriss freigegebene Häu- Besetzer*innen-Szene wie der In- ser seit Jahren leer, weshalb der stand-Besetzer-Post, sondern auch Protest gegen die Abrisspläne im- anhand der Berliner Punkfanzines mer lauter wird. 1977 wird die Bür- nachvollziehbar. gerinitiative SO 36 gegründet, die für ihre Aktionen den Begriff „Instand - Auch in der DDR besteht Mangel besetzung“ prägt und 1979 beginnt, an Wohnraum und es kommt zu leerstehende Häuser in Kreuzberg Besetzungen, meist von einzelnen zu besetzen. Schweren Straßen- Wohnungen. Allein in Ost-Berlin

24 Hausbesetzer*innen 25 gibt es Ende der 1980er Jahre weit in Ost-Berlin. In der Mainzer Straße über 1.000 besetzte Wohnungen. in Friedrichshain entsteht in dreizehn Dieses sogenannte „Schwarzwoh- Häusern ein Zentrum der linksradika- nen“ wird in der Regel von den Be- len Szene. Diese werden im Novem- hörden geduldet, da es häufig rein ber 1990 von der Polizei geräumt, es pragmatische Gründe hat und die kommt zu schweren Ausschreitun- Besetzer*innen keine politischen gen. Ein Großteil der anderen in der Forderungen formulieren. Allerdings Nachwendezeit besetzten Häuser gibt es auch subkulturelle und oppo- wird in den darauffolgenden Jahren sitionelle Gruppen, die Besetzungen legalisiert. Das Thema der Legalisie- als Möglichkeit nutzen, um Freiräu- rung, damit einhergehend die Frage me zu schaffen. Der Ost-Berliner nach der Bereitschaft zu Verhand- Bezirk Prenzlauer Berg gilt als Zent- lungen, ist ein zentraler Streitpunkt rum dieser Szene, hier gibt es auch in der Besetzer*innenszene. Außer- einige komplett besetzte Häuser, in dem gibt es Konflikte z. B. zwischen denen politische Gruppen aktiv sind ost- und westdeutschen Gruppen und ostdeutsche Punk- und Unter- oder zwischen Autonomen und grund-Rockbands wie Feeling B Punks. In den frühen 1990er Jahren oder Freygang proben. kommt es regelmäßig zu Angriffen und Brandanschlägen auf Hauspro- In der chaotischen Zeit nach dem jekte durch Neonazis. Aus dieser Mauerfall kommt es im Ostteil der Zeit stammt die in der Sammlung Stadt aufgrund eines hohen Leer- des AdJ zu findende BZ – Beset- standes und ungeklärter Besitzver- zerInnenzeitung, ein Infoblatt, das hältnisse massenhaft zu neuen Haus- die Bewohner*innen verschiedener besetzungen. Hier sind überwiegend Hausprojekte herausbringen. ostdeutsche Jugendliche aktiv, die sich aus dem Untergrund kennen. Nach 1990 werden weitere Beset- Hinzu kommen Zugezogene aus zungen in der Regel verhindert und Westdeutschland und anderen Län- im Laufe der Jahre werden viele dern, darunter viele Kulturschaffende der in der Wendezeit entstandenen und Künstler*innen. Eine Vielzahl an Projekte verdrängt. Trotzdem sind Technoclubs, Bars und Galerien er- einige der damals entstandenen öffnet und es entsteht eine breite sub- subkulturellen Strukturen bis heute kulturelle Szene. Internationale Be- erhalten geblieben. Eine der weni- kanntheit erlangt das 2012 geräumte gen erfolgreichen neuen Besetzun- Kunsthaus Tacheles in Mitte. gen der letzten Jahre ist die 2012 von Geflüchteten besetzteGerhard- Auch die West-Berliner Autonome Hauptmann-Schule in Kreuzberg. Szene beteiligt sich an Besetzungen

26 Hausbesetzer*innen Graffiti und Street Art

as Beschreiben und Bemalen nommen wurde und Literatur zur öffentlicher Flächen gibt es Kulturgeschichte der Wandmalerei- D schon viel länger als die rela- en enthält. tiv jungen subkulturellen Phänome- ne Graffiti und Street Art. Eingriffe Als subkulturelle Ausdrucksform in den öffentlichen Raum werden wird Graffiti in den 1970er Jahren in unterschiedlichen kulturellen, in den USA im Kontext der ent- politischen und künstlerischen stehenden Hip-Hop-Kultur popu- Kontexten als Gestaltungs- und lär und verbreitet sich ab Anfang Kommunikationsmittel genutzt. An der 1980er durch Filme über die Hauswände gemalte oder gesprüh- New Yorker Hip-Hop-Szene wie te politische Parolen gehören seit Wild Style (1983) auch in Euro- jeher zu politischen Bewegungen, pa. In dieser Zeit werden auch die nicht erst seit der westdeutschen ersten Graffiti in Berlin gesprüht. Hausbesetzer*innen-Bewegung der Im Laufe der 1980er Jahre entste- 1970er und 1980er Jahre, die die- hen in allen West-Berliner Bezir- ses Ausdrucksmittel intensiv nutzt. ken informelle Zusammenschlüs- In der DDR werden ebenfalls po- se von Sprüher*innen: Crews, die litische Parolen gemalt, in der Re- gemeinsam Sprühen gehen. Die gel jedoch von der Staatssicherheit Sprüher*innen schreiben ihren - ei umgehend entfernt. In West-Berlin genen Sprüher*innennamen (z.B. bietet sich die Berliner Mauer als Amok, Kaos, Shek oder Maxim) riesige Leinwand an, auf die ab den oder den Namen ihrer Crew, meist 1970er Jahren politische Slogans, eine Abkürzung (z. B.TDC fürThe Wandmalereien und später Graffiti Denots Crew oder TCF für The Co- gemalt und gesprüht werden. Nach mic Freezers) auf Wände und an- dem Fall der Mauer wird auch die dere Oberflächen, weshalb diese Ostseite genutzt. Ein Teil davon ist Art von Graffiti „Writing“ genannt heute als East Side Gallery erhalten wird. Auch West-Berliner Jugend- und steht unter Denkmalschutz. Zu gangs, z. B. die bis Mitte der 1990er diesen und anderen Arten der Ge - Jahre aktiven 36 Boys aus Kreuz- staltung des öffentlichen Raumes berg, markieren auf diese Weise finden sich in der Sammlung des ihren Bewegungsraum. In der DDR AdJ vielfältige Materialien. Hervor- herrscht ein Mangel an Sprühdo- zuheben ist das Kassler Archiv für sen, weshalb sich die ostdeutschen Graffiti-Forschung von Axel Thiel, Jugendlichen mit Wandfarbe und das als Nachlass vom AdJ über- Schuhcrememarkern behelfen.

Graffiti und Street Art 27 Klassisches Writing kommt entwe- des von derAkademie der Künste der in Form von Tags – eher kleinen, organisierten Festivals X94 – Junge schnell mit Stift oder Sprühfarbe ge- Kunst und Kultur die erste Writing- schriebenen Namen oder Kürzeln Ausstellung in Berlin statt. In dem an möglichst vielen Stellen im öffent- zur Ausstellung erschienenen Buch lichen Raum – oder in Form von auf- Spray City – Graffiti in Berlin werden wendigen Style Writings vor. Beim nicht nur Sprüher*innen und Crews Style Writing werden der Name, an- aus verschiedenen Berliner Bezir- dere Wörter und Sprüche in großen, ken vorgestellt, sondern auch aktu- aufwendig gestalteten Buchstaben elle Diskurse über Writing aus der möglichst kunstvoll und in einem Perspektive der Sprüher*innen ei- eigenen Stil auf Wände gesprüht, nem breiteren Publikum zugänglich häufig an weithin sichtbaren Stellen. gemacht. Gleichzeitig wird Graffiti Eine besonders beliebte Disziplin ist ab 1994 in vielen Bevölkerungstei- das Besprühen von U-Bahnen und anderen Zügen, auf denen die Moti- ve dann quer durch die Stadt gefah- ren werden.

Nach dem Mauerfall gibt es einen Graffiti-Boom in Berlin, da es vor allem entlang des ehemaligen Mau- erstreifens viele freie Wandflächen gibt und aufgrund der unübersicht- lichen rechtlichen Situation vor der Wiedervereinigung kaum Strafver- folgung im Ostteil der Stadt zu - be fürchten ist. Die Szene wächst wei- ter, da nun auch die Jugendlichen aus dem Ostteil der Stadt Zugang zu Sprühdosen haben. Außerdem bilden sich erste rein weibliche Crews wie KSB oder TMC, u. a. weil viele Sprüherinnen schlechte Erfahrungen mit mackerhaftem Ver- halten männlicher Sprüher machen. Es entwickelt sich eine Infrastruktur mit Spezialläden für Graffitibedarf wie Mad Flavor, Downstairs oder Wildstyle. 1994 findet im Rahmen

28 len zunehmend als Vandalismus ein. Besprühte Züge werden sofort wahrgenommen und massiv krimi- gereinigt und Sprüher*innen straf- nalisiert. Der Senat ruft die Gemein- und zivilrechtlich verfolgt. Trotz die- same Ermittlungsgruppe Graffiti ser Maßnahmen hat Berlin weiterhin in Berlin ins Leben, die zahlreiche eine der aktivsten Graffitiszenen Eu- Razzien durchführt. Zusätzlich wird ropas, was sich in der Omnipräsenz der Verein Nofitti e.V. gegründet, der von Graffiti im Stadtbild zeigt. Writing sich die „Rettung des Berliner Stadt- bildes“ zu Aufgabe gemacht hat, und die BVG führt eine Nulltoleranzpolitik

29 hat sich zudem als Ausdrucksform Im Laufe der 1990er Jahre diversifi- anderer subkultureller Szenen wie ziert sich Graffiti zunehmend. Nicht der Fußballfan- und Ultraszene eta- nur löst sich die subkulturelle Kunst- bliert, und ist nicht mehr ausschließ- form von ihren Wurzeln im Hip Hop, lich Teil der Hip-Hop-Szene. es werden neben dem klassischen Writing auch neue Techniken und Sti- Sprüher*innen und Fans der Szene le genutzt, teilweise im Rückgriff auf begegnen der Vergänglichkeit von Techniken aus der Wandmalerei der Graffiti, indem sie diese in Form 1970er Jahre. Beispielsweise wird von Fotografien dokumentieren mit Wandfarbe gemalt, mit Hilfe von und auf Webseiten wie streetfiles. Schablonen gesprüht und es werden org sammeln oder in Magazinen Cut-Outs und Plakate geklebt. Außer- und Bildbänden abdrucken. Das dem erweitert sich die Palette der Aus- Graffitiarchiv des AdJ enthält eine drucksformen um Skulpturen, Lichtin- umfassende Sammlung von Pub- stallationen, Urban Gardening, Urban likationen, die die Aktivitäten der Knitting und Adbusting. 2003 findet die deutschen Graffitiszene ab den frü- erste Backjumps-Ausstellung in Berlin hen 1990er Jahren dokumentiert. statt, die eine internationale Auswahl Dazu gehören Hip-Hop-Fanzines an Künstler*innen nach Berlin holt und und reine Graffitimagazine wie die dazu beiträgt, dass sich der Begriff in Berlin veröffentlichten Overkill und Backjumps. Diese Hefte haben zuerst noch den Charakter kopier- ter Fanzines, schon bald werden aber auch die Möglichkeiten des Offsetdrucks genutzt, um die Foto- grafien besser zur Geltung zu brin- gen, und die Hefte entwickeln sich zu professionell gemachten Hoch- glanzmagazinen. In den letzten Jahren ermöglicht der kostengüns- tige Digitaldruck außerdem das Erscheinen von in kleiner Auflage produzierten und häufig anonym veröffentlichten Bildbänden von ein- zelnen Künstler*innen oder spezia- lisierten Graffitifotograf*innen. Auch diese werden im AdJ gesammelt.

Overkill #4, 1993

30 Graffiti und Street Art „Street Art“ für die neuen Techniken bis hin zur Vereinnahmung von und Stile etabliert und Street Art viele Street Art durch das Berliner Stadt- Nachahmer*innen findet. Die Kunst- Marketing. Heute werden bekannte werke, darunter Arbeiten von späte- Künstler*innen von Wohnungsbau- ren Stars wie Banksy, Shepard Fairey gesellschaften engagiert, um Wän- oder Swoon, werden im Künstlerhaus de von Wohnhäusern zu gestalten. Bethanien ausgestellt. Gleichzeitig Auch die Werbeindustrie hat die bringen die Künstler*innen ihre Kunst durch die Subkultur entwickelten im Stadtgebiet an. Techniken für sich entdeckt. Über diese Entwicklungen wird in der Viele Berliner Künstler*innen nut- Graffiti- und Street-Art-Szene inzwi- zen die offene Siebdruckwerkstatt schen viel diskutiert. Dabei geht es Fleischerei (2001 – 2009) am Ro- auch darum, welche Verantwortung senthaler Platz, um hier Plakate und die Künstler*innen im Kontext von Aufkleber zu drucken. Das AdJ hat Kommerzialisierung, Gentrifizierung eine Sammlung an in geringer Auf- und dem Verschwinden von Freiräu- lage produzierten Siebdruckplaka- men tragen. In subkultureller Weise ten und -alben mit Artwork diverser und als kreative politische Protest- Künstler*innen aus dem Umfeld der form, die kommerzielle Vereinnah- Fleischerei und der 2009 eröffne- mung verweigernd, wird Street Art ten Siebdruckwerkstatt Czentrifu- etwa von der Recht-auf-Stadt-Bewe- ga, die die Entwicklung der Berliner gung genutzt. Andere Künstler*innen Street-Art-Szene vor allem in ihrer reagieren mit Verweigerung, wie Anfangsphase zeigt. Im Laufe der der Street-Art-Künstler Blu, der sei- Jahre eröffnen auch andere Sieb- ne bekannte Wandmalerei an der druckwerkstätten. Ein Zentrum Kreuzberger Cuvry-Brache 2014 der Szene ist seit 2012 das Urban nach der Räumung des ehemals Spree an der Revaler Straße, wo besetzten Geländes schwarz über- es nicht nur eine Siebdruckwerk- malen lässt. Zu diesen, z. T. gegen- statt gibt, sondern wo auch diverse läufigen, Entwicklungen finden sich Künstler*innen ihre Ateliers haben Materialien im dem AdJ überlasse- und Ausstellungen und Festivals nen Archiv von ReclaimYourCity.net, stattfinden. einem Netzwerk von Künstler*innen und Aktivist*innen, das sich mit der Street Art wird nach dem Hype zu Schnittstelle von Graffiti, Street Art Beginn der 2000er Jahre von der und Politik beschäftigt. Darin ent- klassischen Kunstszene entdeckt halten sind u. a. Artwork, Plakate, und eine Vielzahl an Galerien eröff- Aufkleber und Broschüren aus den net. Die Akzeptanz dieser Form der letzten Jahren. Kunst im öffentlichen Raum steigt,

Graffiti und Street Art 31 Zines und Zinefeste

anzines haben als Informati- der Hefte zeigt. Zum anderen ha- onsträger für viele Szenen an ben viele Hefte einen queeren / F Bedeutung verloren, was sich queer-feministischen Hintergrund, beispielsweise daran zeigt, dass viele kommen aus dem Kontext es heute deutlich weniger Punkfan- der LGBTI*-Community. In die- zines gibt als noch in den 1990er sen Zines geht es oft um sexuelle Jahren. Wenn es um Konzertbe- Selbstbestimmung. Sie behandeln richte, Plattenkritiken und Szene- Themen wie Sexismus, Rassis- diskurse geht, bieten sich heute u. mus, Homo- und Transfeindlichkeit a. Blogs als Alternative an. Nichts- in der Gesellschaft, Konsum- und destotrotz existiert weiterhin eine Kapitalismuskritik, Liebe und Be- lebendige und vielfältige Zinesze- ziehungen, psychische Gesund- ne. „Zine“ hat sich als Oberbegriff heit, Körper und Identität, aber für selbstgemachte Zeitschriften auch pop- und subkulturelle The- etabliert, da die Fanperspektive men. Die Zines können ganz un- nur noch in Ausnahmefällen eine terschiedliche Textarten enthalten Rolle spielt, der DIY-Gedanke im – von Essays über persönliche Er- Sinne eines kritischen Verhältnis- fahrungsberichte bis hin zu literari- ses zu Konsum und Produktion schen Texten, auch Comics, Kunst, hingegen weiterhin im Vordergrund Collagen und Fotografie kommen steht. Zinemacher*innen treffen vor. Die Bedeutung queer-feminis- sich regelmäßig bei Zinefesten. tischer Themen für die Zineszene Das Zinefest Berlin findet seit 2011 ist auch daran zu erkennen, dass jedes Jahr statt. Das Spektrum der es in Berlin mehrmals im Jahr klei- dort angebotenen Hefte ist breit ne Mini-Queer-Zine-Feste gibt, bei- gefächert. Klassische Musikfan- spielsweise im f.a.q. Infoladen in zines gehören zwar auch dazu, Berlin-Neukölln. sind aber eher die Ausnahme, die thematischen Schwerpunkte vie- Beim Zinefest Berlin 2015 in den ler Hefte liegen in anderen Berei- Kreuzberger Mehringhöfen bieten chen. Zum einen gibt es eine große über 60 Zinemacher*innen ihre Bandbreite an Zines aus den Be- Hefte an. Die Teilnehmenden kom- reichen Kunst, Grafikdesign und men nicht nur aus Berlin und dem Comic. Hier steht die ästhetische restlichen Bundesgebiet, sondern Qualität im Vordergrund, was sich auch aus dem europäischen Aus- an der häufig aufwendigen Gestal- land und Nordamerika, die Szene tung und handwerklichen Qualität ist international sehr gut vernetzt.

32 Zines und Zinefeste 33 Neben dem Verkauf und Tausch und Materialien zu Ladyfesten und von Zines gibt es Workshops und Girls*-Rock-Camps. Vorträge und die Veranstaltung bietet die Gelegenheit zum Aus- Neben Zinefesten sind unabhängi- tausch. ge Vertriebe, auch Distros genannt, für die Verbreitung von Zines und für Die Wurzeln der Zinefeste liegen die internationale Vernetzung der u. a. in der feministischen Jugend- Macher*innen wichtig, da sich Zines kultur der Riot Grrrls, die Anfang als subkulturelles Medium abseits der 1990er Jahre in der US-ame- des Mainstreams und außerhalb rikanischen Punk- und Hardcore- der Vertriebswege von Kioskzeit- Szene entsteht, und in der Zines schriften bewegen. Im queer-femi- und andere Aspekte der DIY-Kultur nistischen Bereich ist hier das Hea- wie der Aufbau eigener Strukturen vy Mental Zine Distro aus Berlin zu eine wichtige Rolle spielen. Riot nennen, das eine große Auswahl Grrrl übt Kritik am Sexismus und an deutschsprachigen und interna- den sexistischen Strukturen in der tionalen Zines anbietet. Bekannte Gesellschaft. Der Fokus liegt dabei aktuelle queer-feministische Zines auf der Situation in der männlich aus Berlin sind u. a. 15 ¾ Stories, dominierten Punk- und Hardcore- Brav_a, Ethical Sloth, Grrrls in Sub- szene. Deshalb ist Vernetzung und culture, La Moustache, Trouble X Empowerment der in der Subkul- oder Wer A sagt, muss nicht B sa- tur aktiven Mädchen, Frauen und gen. All diese Zines und viele wei- Transgender ein zentrales Anliegen tere Hefte aus den letzten Jahren, dieser Bewegung. Aus dem Kon- nicht nur mit queer-feministischem text der (Post-)Riot Grrrls kommen Hintergrund, sind in der Sammlung auch die Ladyfeste und die Girls*-des AdJ zu finden. Rock-Camps, die als eines der Vor- bilder der Zinefeste gesehen wer- den können. Die meist mehrtägigen Ladyfeste bestehen in der Regel – ähnlich wie heutige Zinefeste – aus einem vielfältigen Angebot an Workshops, Konzerten, Diskussi- onsveranstaltungen, Ausstellungen und Partys. 2003 finden in Berlin (female up!), Leipzig und Hamburg die ersten Ladyfeste Deutschlands statt. Das AdJ besitzt eine klei- ne Sammlung an Riot-Grrrl-Zines

34 Zines und Zinefeste Andere Archive

Das Archiv der Jugendkulturen ist nicht das einzige Archiv in Berlin, in dem Quellen aus und über Berliner Subkulturen und zu angrenzenden Themenbe- reichen gesammelt sind. Einige der wichtigsten und interessantesten Archive wollen wir an dieser Stelle kurz vorstellen. apabiz Archiv für Alternativkultur Das Antifaschistische Pressearchiv und Als Nachlass des Literarischen Infor- Bildungszentrum sammelt Primärquel- mationszentrums Josef Wintjes ist das len aus der rechten Szene, darunter Archiv 1995 der Humboldt-Universität auch Material aus rechten Jugend- und gestiftet worden und befindet sich im Subkulturen. Es gibt ein Pressearchiv Institut für Europäische Ethnologie. und eine Präsenzbibliothek mit antifa - Schwerpunkt dieses Archivs sind lite- schistischen Publikationen. Außerdem rarische, künstlerische und politische ist das apabiz im Bereich der politi- Quellen der Neuen Sozialen Bewegun- schen Bildung aktiv und publiziert übergen und der alternativen Szene ab den die extreme Rechte. 1960er Jahren.

Lausitzer Straße 10 Mohrenstraße 41 10999 Berlin 10117 Berlin 030 – 611 62 49 030 – 209 337 19 www.apabiz.de fis-kultur.net/alternativkultur

APO-Archiv Comicbibliothek Renate Das an das Universitätsarchiv der Frei- Die einzige Bibliothek für Comics in en Universität Berlin angegliederte Deutschland besitzt eine umfangreiche Archiv besitzt Material u. a. zur- Sammlung außer an Comics und Sekundär- parlamentarischen Opposition und derliteratur zu Comics, außerdem gibt es Student*innenbewegung, vor allem auseinen Zinebestand und einen Archivbe- den 1950er bis 1970er Jahren. reich. Der Großteil des Bestandes kann ausgeliehen werden. Die Renate bietet Malteser Straße 74-100 außerdem Comiczeichenkurse an. 12249 Berlin-Lankwitz 030 – 838 70 505 Tucholskystraße 32 web.fu-berlin.de/APO-archiv 10117 Berlin 030 – 521 35 807 www.renatecomics.de

Andere Archive 35 36 FFBIZ Weserstraße 171 Das feministische Archiv FFBIZ ist ein 12045 Berlin Dokumentations- und Informations- www.lili-elbe-archive.org zentrum mit Sammelschwerpunkt auf der zweiten Welle der internationalen Frauenbewegung ab den 1970er Jah- Papiertiger ren. Es dokumentiert außerdem aktu- Als Archiv und Bibliothek sammelt elle (queer-)feministische Diskurse. der Papiertiger Quellen aus den westdeutschen sozialen Bewegun- Eldenaer Straße 35 III gen und der linken Szene seit den 10247 Berlin 1960er Jahren. Unter anderem gehö- 030 – 956 126 78 ren linke Jugendbewegungen und die www.ffbiz.de Hausbesetzer*innenszene zum Sam- melgebiet.

FHXB Cuvrystraße 25 Das FHXB Museum ist das lokalge- 10997 Berlin schichtliche Museum der Berliner Be- 030 – 618 30 51 zirke Friedrichshain und Kreuzberg. In www.archivtiger.de seinem Archiv finden sich Materialien zur Kultur und Geschichte der Bezirke, z. B. zur Stadtentwicklung und Migrati- Robert-Havemann-Gesellschaft onsgeschichte. Die 1990 als politischer Bildungsver- ein gegründete RHG besitzt das um- Adalbertstraße 95A fangreichste Archiv zu den Aktivitä- 10999 Berlin ten der DDR-Opposition überhaupt. 030 – 505 852 33 Neben dem Robert-Havemann-Ar- www.fhxb-museum.de chiv gehören auch die Bestände der Umwelt-Bibliothek und des Archivs Grauzone der DDR-Frauenbewe- Lili-Elbe-Archiv gung zur Sammlung. Darin enthal- Die Forschungsstätte zur Inter, Trans ten ist u. a. auch Material zu subkul- und Queer Geschichte e. V. betreibt turellen Gruppen in Ostdeutschland das einzige Archiv zur Geschichte vor 1989. nicht-normativer Geschlechtlichkei- ten in Deutschland, insbesondere zu Schliemannstraße 23 Trans- und Intersexualität. Daneben ist 10437 Berlin der Verein im Bereich von Bildung und030 – 447 108 13 Forschung aktiv. www.havemann-gesellschaft.de

Andere Archive 37 Schwules Museum* SUBstitut Neben den Ausstellungsräumen gibt Das SUBstitut sammelt Materialien zu es im Schwulen Museum* eine Prä- Subkulturen in der DDR, mit Schwer- senzbibliothek und ein Archiv. Dort punkt auf der ostdeutschen Punksze- werden nicht nur Zeugnisse der ne. Das privat betriebene Archiv besitzt Schwulenbewegung und Materialien vor allem Fotos, Flyer, Plakate und an- zu schwuler (Sub)Kultur gesammelt, dere Objekte. sondern auch zu weiblicher Homose- xualität und Transgender. Lychenerstraße 18 10437 Berlin Lützowstraße 73 030 – 526 684 17 10785 Berlin www.substitut.net 030 – 695 990 50 www.schwulesmuseum.de Umbruch Bildarchiv Das Archiv sammelt Fotos, Videos Spinnboden und Plakate zu politischen und sozia- Das Berliner Lesbenarchiv besitzt die len Bewegungen ab Ende der 1970er größte Sammlung an Material zu les- Jahre mit Schwerpunkt auf Berlin. bischen Themen in Europa. Außerdem Darunter findet sich auch Material zu betreibt es eine Spezialbibliothek mit jugend- und subkulturellen Szenen. Ausleihmöglichkeit. Lausitzer Straße 10 Anklamer Straße 38 10999 Berlin 10115 Berlin 030 – 612 30 37 030 – 448 58 48 www.umbruch-bildarchiv.de www.spinnboden.de

38 Andere Archive Impressum

Das Archiv der Jugendkulturen e. V. ist ein Informations- und Kompetenzzentrum für Jugend-, Pop- und Subkulturen. Es sammelt, erforscht und vermittelt seit 1998 Kenntnisse zu Jugendkulturen und jugendlichen Lebenswelten.

Zu diesem Zweck betreiben wir eine Präsenzbibliothek in Berlin, publizieren zu -Ju gendkulturen, beraten Ministerien und andere Organisationen, setzen Workshops mit Szeneangehörigen für Kinder und Jugendliche zu Musik, Kunst, Tanz oder Mode um und widmen uns intensiv der politischen und kulturellen Bildung von benachtei- ligten Jugendlichen.

Kontakt Öffnungszeiten der Bibliothek Archiv der Jugendkulturen e. V. Dienstag – Donnerstag, Fidicinstraße 3 | Haus D 12 – 18h oder nach Vereinbarung. 10965 Berlin Die Nutzung der Bibliothek ist Tel.: 030 – 694 29 34 kostenlos. Fax: 030 – 691 30 16 [email protected] [email protected] www.popundsub.jugendkulturen.de www.jugendkulturen.de

Projektleitung Daniel Schneider [email protected] Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen Tanja Ehmann, Nicola Wolf Bibliothekar Peter Auge Lorenz Logo, Layout und Illustrationen Tine Fetz www.tinefetz.net Redaktion der Broschüre Pascal Bovée Konzeptionelle Beratung Christina Weber Weitere Mitarbeiter*innen Katharina Baresch, Holger Hinterseher, Svenja Ide, Hannes Kirchhoff, Tobias Morawski, Jimi Niemeyer, Saskia Vinueza, Rike Wegner V.i.S.d.P. Gabriele Rohmann (Vorstandsvorsitzende)

© 2016 Archiv der Jugendkulturen e. V., Berlin

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