Regionale Wertschöpfung Aus Erneuerbaren Energien Am Beispiel Des Rhein-Hunsrück-Kreises
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Regionale Wertschöpfung aus erneuerbaren Energien am Beispiel des Rhein-Hunsrück-Kreises „Wir wandeln 290 Millionen Euro jährliche Energieimportkosten durch Energieeffizienz und Erneuerbare Energien Zug-um-Zug in regionale Arbeitsplätze und Wertschöpfung um!“ Landrat Dr. Marlon Bröhr und Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle Editorial „Das Geld des Dorfes dem Dorfe.“ Dieser 150 Die Energieagentur Rheinland-Pfalz initiiert, Jahre alte Satz von Friedrich Wilhelm Raiffeisen unterstützt und begleitet Projekte dieser Art. Die ist vor dem Hintergrund des so genannten Vernetzung von Klimaschutz, Energiewende und „demografischen Faktors“ in den ländlichen regionaler Wertschöpfung ist dabei ein zentrales Regionen aktueller denn je. Wer den Szenarien Anliegen. von Landflucht und wegbrechender Infra- struktur abseits der Ballungsräume wirksam Mit Beispielen wie den nachfolgend begegnen will, braucht neben guten Ideen auch dokumentierten, möchten wir auf die vielfältigen die wirtschaftliche Kraft zum Handeln. Synergien und Nutzeneffekte aufmerksam machen, Zukunftsträchtige Investitionen setzen eigene die sich auf lokaler und regionaler Ebene durch Finanzmittel voraus. integrierte und partizipative Ansätze bieten. Sie sollen dazu beitragen, dass gute Ideen und Gelungene Beispiele, die regionale Wert- erfolgreiche Projekte der Energiewende im Land schöpfung mit der dringend gebotenen multipliziert werden - und möglichst auch darüber Energiewende verbinden, finden Sie auf den hinaus. folgenden Seiten: von eher kleinen Anfängen, aus denen weitreichende Bewegungen entstehen, bis zum „großen Wurf“ auf Thomas Pensel, Kreisebene. Allen ist gemeinsam, dass sie Geschäftsführer der neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch das Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH Bewusstsein für die Energiewende und den Klimaschutz in der Bevölkerung geschärft und das Dorfleben zusätzlich aktiviert haben. Design: Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH Redaktion und Text: Frank-Michael Uhle/ Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis Anja Folz und Axel Bernatzki/ Energieagentur Rheinland-Pfalz GmbH Fotos: Sonja Schwarz/ Copyright Energieagentur Rheinland-Pfalz Stand: Oktober 2017 Anmerkung: Die Daten der Wertschöpfungsberechnung und CO2-Einsparung sind den Berichten durch die Kreisverwaltung des Rhein-Hunsrück-Kreises entnommen bzw. basieren auf Zwischenbilanzen der lokalen Projektinitiatoren. „Vor Ort profitieren von der Energiewende“: Praxisbeispiel Rhein-Hunsrück-Kreis Angesichts des fortschreitenden Klimawandels Ausschöpfung der lokal vorhandenen Energie- und seinen längst auch in Rheinland-Pfalz einsparmöglichkeiten und regenerativen Energie- spürbaren Effekten ist keine Zeit zu verlieren, erzeugungspotenziale aus Biomasse, Sonne und um Klimaschutz und Energiewende voran zu Wind. bringen. Dass mit der dezentralen Energie- wende zudem vielfältigste Nutzeneffekte für die Davon profitieren Wirtschaft und Klimaschutz lokale Entwicklung einhergehen, dies gleichermaßen: demonstriert der Rhein-Hunsrück-Kreis. • Bereits im Jahr 2018 wird der Landkreis Mit 102.000 Einwohnern auf 991 km² Fläche ist bilanzieller Null-Emissions-Kreis in den Sektoren der Rhein-Hunsrück-Kreis eine sehr ländlich Wärme, Mobilität, Strom und Abfall, was für geprägte Region. Die Verteilung der Einwohner einen deutschen Binnenlandkreis einmalig sein auf 137 Städte und Ortsgemeinden resultiert dürfte. aus einer kleinteiligen Siedlungsstruktur; 75% • Die Investitionen in EEG-Anlagen bis 2015 der Gemeinden haben weniger als 500 belaufen sich auf ca. 1,2 Milliarden €; davon rund Einwohner. 102 Millionen € Auftragsvolumen für die Ähnlich wie andere ländliche Regionen in heimische Wirtschaft. Rheinland-Pfalz hat die Region mit dem • Die jährliche regionale Wertschöpfung aus dem demographischen Wandel vielfältigen Betrieb der Anlagen beträgt ca. 43,5 Millionen €. Herausforderungen zu begegnen – von der Bereitstellung einer funktionstüchtigen Nachfolgende Praxisbeispiele demonstrieren Infrastruktur bis hin zum Erhalt eines beispielhaft, wie im Hunsrück die Verbindung lokaler attraktiven, vitalen Lebens auf dem Land. Klimaschutzmaßnahmen mit regionaler Wertschöpfung, Daseinsvorsorge, Wirtschafts- und Doch im Hunsrück hat man die Chancen früh Tourismusförderung sowie Bürgerpartizipation und erkannt. Auf Grundlage eines im Dezember Integration gelang. Viele weitere Aktivitäten im 2011 im Kreistag einstimmig beschlossenen Kreis lassen sich ergänzen und zahlen auf diese Klimaschutzkonzepts setzt man auf die Entwicklung ein. Horn überzeugt mit seinem Beleuchtungskonzept, spart Energie und steigert die Eigenversorgung Das 356 Einwohner zählende Dorf Horn im „Wir haben unseren Traum verwirklicht: Hunsrück hat mit viel Engagement die Kopplung von zum Ortsbild passender zukunftsweisende Infrastrukturen geschaffen. Photovoltaik auf dem Gemeindehaus mit einem Batteriespeicher zur Versorgung der Die Sanierung des Gemeindehauses bot den LED-Straßenbeleuchtung im kompletten Anlass, ein bereits länger angedachtes Ort!“ Energiekonzept umzusetzen. Auf dem Dach des Gemeindehauses im Ortskern wurde eine in die Bürgermeister Volker Härter Schieferdachdeckung gut integrierte PV-Anlage mit 28,8 kWp Leistung installiert, gekoppelt an Und das Modell rechnet sich. Die Investitions- fünf Batteriespeicher mit insgesamt 30 kWh kosten von rund 70.000 € (allein 30.000 € Kapazität und 24 kW Leistung. entfallen auf die Batteriespeicher) amortisieren sich insbesondere über den Wegfall der Bereits im Vorfeld wurde die Straßenbeleuch- ehemals hohen jährlichen Kosten für die tung auf sparsame LED-Leuchten umgestellt, Straßenbeleuchtung. Außerdem erhöht die die das Straßenbild mit einer ästhetisch Kommune Selbstversorgung und Eigen- ansprechenden Beleuchtung aufwertet. ständigkeit auf eine Eigenverbrauchsquote von Das Besondere am „Horner Modell“ ist: Der rund 47% (der bilanzielle Autarkiegrad liegt Strombedarf für die komplette LED-Straßen- damit bei 63%) - das trägt zur zukunftsweisen- beleuchtung im Ort wird von der PV-Anlage und den Daseinsvorsorge und mehr Unabhängigkeit dem Batteriespeicher im Gemeindehaus vor Ort bei. Klima und Umwelt profitieren von bereitgestellt. Auch das Gemeindehaus selbst zirka 6 Tonnen CO2-Einsparung pro Jahr. Das wird mit Sonnenstrom versorgt; überschüssige Konzept könnte in Richtung Elektromobilität Mengen werden in das Netz eingespeist. erweitert werden, für die Eigenversorgung eines kommunalen Fahrzeugs oder eines Car- Sharing-Dorfautos, so die weiteren Pläne des Gemeinderates. Jährliche CO2-Einsparung ca. 6 t Jährlich vermiedene Strombezugskosten ca. 2.500 € Durchschnittliche jährliche Einnahmen ca. 1.400 € Initiatoren: Gemeinderat Horn Anlass: Sanierung Gemeindehaus Ziel: Eigenversorgung mit PV-Strom der neuen, energieeffizienten Straßenbeleuchtung und des Gemeindehauses Konzept Umgesetzter Energieverbund aus Photovoltaik-Dachanlage, Batteriespeicher und LED-Straßenbeleuchtung Technische Daten: > PV-Dachanlage mit 28,8 kWp; verbaute Modultechnik: Monokristallin 300 W; errechneter jährl. Stromertrag: 21.500 kWh/a > 5 Batteriespeicher à 6 kWh (insg. 30 kWh) > Eigenstromverbrauch: 10.000 kWh/a > Netzeinspeisung: 11.500 kWh/a Umsetzung: 6.6.2017 (Inbetriebnahme) Nutzen- und Synergieeffekte: Ökologische Effekte (Umwelt- und CO2-Reduzierung von ca. 6 t/ a Klimaschutz) Verringerung der Lichtemissionen Ökonomische Effekte: Jährliche Kosteneinsparung von ca. 2.500 € durch vermiedene Strombezugskosten (Straßenbeleuchtung und Gemeindehaus), Jährliche Einnahmen durch Stromeinspeisung von ca. 1.400 € (EEG-Einspeisung) Immobilienaufwertung (Gemeindehaus) rd. 70.000 € Auftragsvolumen für das heimische Handwerk Gesellschaftliche Effekte: Gemeinschaftsprojekt des Gemeinderats Knowhow-Aufbau Bürgeraufmerksamkeit/ Wahrnehmung der Gemeinde als Vorbild Sonstiger Beitrag zur Ortsentwicklung: Beitrag zur Daseinsvorsorge und Unabhängigkeit mit Eigenverbrauchsquote von 47% Ästhetische Aufwertung des Straßenbildes Imageverbesserung und öffentliche Aufmerksamkeit Basis für weitere Entwicklungsoptionen, z.B. Elektromobilität Entscheidend für den Erfolg war: Gute Zusammenarbeit im Gemeinderat Ganzheitliches Ansetzen, um Synergieeffekte zum Wohl der Gemeinde zu nutzen Kompetente Beratung bei der Erarbeitung des Energiekonzepts Volker Härter, Bürgermeister der Ortsgemeinde Horn Gemeinde Schnorbach setzt neuen Maßstab beim gemeinsamen Energiesparen Zum Bau von zwei Windenergieanlagen auf Gleichzeitig setzt die Gemeinde auf um- gemeindeeigenen Grundstücken gab der fassende Information. Vorbild sind die Gemeinderat 2014 seine Zustimmung. Bereits Landkreis-Kampagnen wie „Wer besitzt den zu diesem Zeitpunkt waren sich die ältesten Kühlschrank?“, „Wer besitzt die älteste kommunalen Entscheidungsträger einig: Die Heizungspumpe? Wir schenken Ihnen eine Pachteinnahmen sollten für die Entwicklung vor Neue!“. Solche Aktionen laden zum Mitmachen Ort eingesetzt und ein Teil unmittelbar für ein und helfen den „Trägheitspunkt“ zu Energiesparmaßnahmen in den rund 95 überwinden. Allein an einem LED-Tauschtag der Haushalten vor Ort genutzt werden. Der Gemeinde beteiligten sich 60 Haushalte. Viele Grundstein war gelegt für das Schnorbacher Maßnahmen werden jedoch unmittelbar von Modell, eine ganzheitliche kommunale Bürgern angestoßen. Energiesparrichtlinie mit kommunalen Förderbeträgen, gestaffelt nach Maßnahmen- „Das Schnorbacher Modell ist der Ansatz, umfang. Die Richtlinie mit ihrem ganzheitlichen auf einfache Weise ein gemeinsames Level Ansatz gilt als landesweit einmalig und dient beim Energiesparen zu erreichen.“ inzwischen vielen weiteren Gemeinden