GEDENK KONZERT 70 Jahre Ende Des Zweiten Weltkrieges
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GEDENK KONZERT 70 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges PROGRAMMHEFT Sonntag, 12. April 2015, 16 Uhr Mit freundlicher Unterstüzung durch: Rudolf Mauersberger: „Dresdner Requiem“ (RMWV 10) Trauermotette (RMWV 4/1) nach Worten der Bibel und des „Wie liegt die Stadt so wüst“ Gesangbuches zerstörtes Dresden Einführung Es war in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges: am Ernennung Hitlers zum Reichskanzler fand auch in Dres- 13. Februar 1945 wurde die Kunst- und Kulturstadt Dres- den unter den meisten Offi zieren begeisterte Zustimmung. den, eine der weltweit schönsten Städte, durch verheerende Dresden war während der dreißiger Jahre eine der größten alliierte Luft angriff e in Schutt und Asche gebombt. In fünf Garnisonstädte in Deutschland. Die etwa 4000 Offi ziere, die Angriff swellen entfachten die alliierten Bomberverbände in Dresden eine spezifi sche Ausbildung erhielten, bildeten einen Feuersturm über der Stadt. Das, was die deutsche die militärische Elite der faschistischen Aggressionsarmee. Luft waff e an Coventry, Rotterdam und Guernica einer Zu Kriegsbeginn standen etwa 20.000 Soldaten in den erschütterten Welt vorexerziert hatte, kam nun in einer Dresdner Garnisonen, deren Divisionen bei den Überfällen Mischung aus Hass, Rache und Vergeltung in grausamster auf die Tschechoslowakei und Polen, später bis zum Kriegs- Form auf die deutschen Städte zurück. Leidtragende war ende an den Verbrechen in der Sowjetunion beteiligt waren. die Zivilbevölkerung. Auch die Zerstörung Dresdens war Ergebnis einer Kriegs- planung, wenngleich nun als Antwort auf das Coventrieren Die Angriff e der Royal Air Force (RAF) auf deutsche Städte der deutschen Luft waff e. begannen mit dem Angriff auf Mönchengladbach am 12. Mai 1940. Das erste großfl ächige Bombardement auf eine Schreibt man von der Zerstörung Dresdens, muss man deutsche Großstadt erfolgte einen Tag später auf Duisburg. an die Zerstörung Coventrys erinnern. Am 14. November Ab 1943 ging die RAF dazu über, nachts große Bomber- 1940 fl og die deutsche Luft waff e einen schweren strategi- schwärme mit bis zu 1.000 Maschinen nach Deutschland zu schen Bombenangriff auf Coventry mit dem Ziel der Zer- schicken, um die Städte großfl ächig zu zerstören. Ziel war störung der Flugzeugmotorenproduktion. Bei dem Angriff es, sowohl Militär, Infrastruktur und Industrien zu vernich- wurde neben großen Teilen der Stadt auch die mittelalterli- ten als auch die Moral der Bevölkerung zu brechen. Mehre- che Kathedrale von Coventry zerstört, zahlreiche Menschen re Großstädte wie zum Beispiel Köln und zahlreiche Städte getötet, Häuser zerstört. Dieser Angriff forderte die meisten des Ruhrgebiets, aber auch Hamburg, Braunschweig, Heil- Todesopfer aller deutschen Luft angriff e in England. Propa- bronn, Kassel, Koblenz, Magdeburg, Pforzheim, Nürnberg, gandaminister Joseph Goebbels prägte den Begriff des „Co- Schweinfurt, Wuppertal und Würzburg wurden großfl ächig ventrierens“ als Ausdruck einer Zerstörung einer Stadt aus zerstört, wobei Zehntausende Zivilisten verbrannten, er- der Luft . Am 8. April 1941 wurde Coventry abermals Ziel stickten oder unter den Trümmern begraben wurden. der deutschen Luft waff e. Trotz der großen Zerstörungen in der Stadt rief der damalige Propst der Kathedrale Howard Jedes geschichtliche Ereignis, auch der 13. Februar 1945 in in einer von der BBC direkt aus den Ruinen der Kathedrale Dresden, hat sein Davor und sein Danach. Zum Davor der übertragenen Weihnachtsmesse zur Versöhnung und der militärisch sinnlosen Zerstörung Dresdens gehört, daß die- Verbannung jeglicher Hass- und Rachegedanken auf. Diese se Stadt in besonderem Maße Ort der Kriegsplanung und Einstellung führte 1959 auch zur ersten Städtepartnerschaft Kriegsvorbereitung war. Schon in der Weimarer Zeit wurde mit Dresden, als Verbindung zweier von Luft angriff en in Dresden die illegale Aufrüstung, die den Bestimmungen schwer gezeichneter Städte. Zum Vermächtnis der Zerstö- des Versailler Vertrages widersprach, forciert, vor allem bei rung Dresdens und Coventrys gehört der Wille beider Städ- der Luft waff e. Hitler traf auf einen bestellten Acker. Die te, zur Versöhnung beizutragen. 2 EINFÜHRUNG Paul Oestreicher, geboren 1931 in Meiningen und von 1985 verhinderte weitere Löschaktionen, so dass sich die zahlrei- bis 1997 Domkapitular und Leiter des Internationalen Ver- chen Einzelfeuer rasch zu einem orkanartigen Feuersturm söhnungszentrums der Kathedrale von Coventry förderte vereinten. Dieser zerstörte ganze Straßenzüge; in der extre- die Beziehungen u.a. zu den Kirchen in der ehemaligen men Hitze schmolzen Glas und Metall. Der starke Luftsog DDR und hatte einen entscheidenden Anteil an der Ost- wirbelte auch größere Gegenstände und Menschen umher West-Versöhnung im Kalten Krieg und als Vereinsgründer oder zog sie ins Feuer hinein. Sie verbrannten, starben der „Dresden Trust“, die den britischen Anteil zum Wie- durch Hitzeschock und Luftdruck oder erstickten in den deraufbau der Frauenkirche in Dresden beisteuerte. Nach Luftschutzkellern an Brandgasen. Wer sich ins Freie retten dem Angriff auf Coventry wurde aus Zimmermannsnägeln konnte, war auch dort dem Feuersturm und detonierenden der Deckenbalken der Kathedrale das Nagelkreuz zusam- Bomben ausgesetzt. Am Morgen des 15. Februar stürzte mengefügt. Es gilt als Zeichen der Versöhnung und des auch die ausgeglühte Kuppel der Frauenkirche in sich zu- Friedens. Nagelkreuze befinden sich in über 160 Kirchen- sammen. Von den rund 950.000 Menschen, die sich damals gemeinden weltweit, die zusammen die Nagelkreuzgemein- in Dresden aufhielten, kamen in der Bombennacht nach schaft bilden und zu der die Dresdener Kreuzkirche gehört. offiziellen Angaben mehr als 25.000 ums Leben, Unzählige Die Gemeinde der Herderkirche Weimar bemüht sich der- wurden verletzt und mindestens 350.000 obdachlos. Die zeit, Mitglied der Nagelkreuzgemeinde zu werden. bis dahin weitgehend von Luftangriffen verschonte Altstadt glich einer Steinwüste. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Dresden mit 642.143 Einwohnern die siebtgrößte deutsche Stadt. Das Stadtgebiet Das Leid ist dieser Stadt nicht vorbehalten. Viele mussten es blieb bis zum August 1944 von Luftangriffen verschont. Im erleben, für alle war es sinnlos. Es ist müßig danach zu fra- Herbst 1944 war Dresden neben Breslau der letzte größere gen, ob Dresden durch die, wie es Erich Kästner nennt, ein- unbeschädigte Industrie-, Wirtschafts- und Verwaltungss- zige Handbewegung der Vernichtung am Ende des bereits tandort und Verkehrsknotenpunkt des Deutschen Reiches. verlorenen Krieges eine Sonderstellung im Kriegsgesche- Transporte von Truppen und Material an die Front und von hen einnimmt. Im Angesicht von Vernichtung und Zerstö- Gefangenen in die Vernichtungslager wurden über Dresden rung im gesamten zweiten Weltkrieg muss die Bewertung, abgewickelt. Aus dem Osten strömten Millionen Flüchtlin- dass es sich hier um eine der schönsten Städte handele, in ge vor allem nach Mitteldeutschland. Als Ende 1944 immer den Hintergrund rücken. Dresden reiht sich ein die Leid- mehr Menschen aus dem Osten flohen, war Dresden, für erfahrung aller Kriege. Auch das Erinnern ist der Stadt das ein Zuzugsverbot galt, für sie Durchgangsstation. Dresden nicht vorbehalten. Der 13. Februar steht für das Entsetzen des gesamten Krieges. Die Menschen der Stadt Der Glaube an eine Verschonung der Kunststadt trotz Flä- Dresden haben aber eine Erinnerungskultur entwickelt, chenbombardements deutscher Großstädte hielt sich hart- die über das Erinnern an das selbst Erlebte hinausgeht. Ehe näckig in Dresden. In der Nacht von Karneval auf Ascher- die Demokratie auch in Ostdeutschland Fuß fassen konnte, mittwoch zwischen dem 13. und 15. Februar 1945, wurde hatten der 13. Februar und das Dresdner Requiem über- diesem Glauben ein jähes Ende gesetzt. In den 15 Minu- dies Gewicht als stiller Protest gegen Gewaltherrschaft und ten der ersten Angriffswelle um 22.03 Uhr wurde bereits Diktatur - weit über die Grenzen Dresdens. Schon lange eine Fläche von etwa drei Vierteln der Dresdner Altstadt vor dem Fall der Mauer trugen die Bürger Dresdens nach in Brand gesetzt. Ein Bombenteppich sollte die gesamte der Aufführung des Requiems brennende Kerzen von der Innenstadt großflächig zerstören. Die Flammen der bren- Kreuzkirche zur Ruine Frauenkirche, hier trafen sich die nenden Innenstadt nach der ersten Angriffswelle waren im Friedensbewegungen der Kirchen der DDR, hier bekam die weiten Umkreis am Himmel zu sehen. Manche Brände lo- Maxime „Schwerter zu Pflugscharen“ jährlich neue Kraft. derten noch vier Tage. Um 1.23 Uhr begann die zweite An- Diese Tradition bedurfte keiner Erklärung in der Öffent- griffswelle mit britischen Bombern sowie der kanadischen lichkeit. Sie sprach für sich und sie wirkte trotz der allge- Luftwaffe. Die von der ersten Angriffswelle verursachten genwärtigen Beobachtung durch den SED-Machtapparat in Brände dienten nach Augenzeugenberichten britischer den Herzen der Menschen weiter. So wurde diese Dresdner Fliegerbesatzungen zur Orientierung für die nachfolgen- Lichterprozession mehr und mehr auch zum Zeichen der den Bomber. Ihre Bomben trafen auch die Elbwiesen und Freiheit und ist bis heute ein stiller Protest gegen alles, was den Großen Garten, wohin viele Dresdner nach der ersten den Frieden bedroht. Seit 1945 läuten am jedem 13. Februar Welle geflüchtet waren, und beschädigten auch Kliniken um 22.03 Uhr alle Glocken der Stadt. Um diese Zeit begann schwer. Beide Bombardements betrafen ein Stadtgebiet der erste der verheerenden Angriffe, an deren Ende diese von etwa