Beatus Rhenanus
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Collegium Beatus Rhenanus EUCOR-Newsletter 1/1998 Neuer EUCOR-Verbund in Altertumswissenschaften Das Collegium Beatus Rhenanus Die Ebene des Oberrheins als einheitlichen der deutschen Frühzeit von vorrömischer Zeit der Forscherinnen und Forscher gegenseitig zu Kulturraum können wir wohl bis in die Zeit bis ins 11. Jahrhundert, in der auch die Topo- nutzen, die Lancierung und Durchführung der Kelten zurückverfolgen. Der Name der nationaler und grenzüberschreitender Rauriker mag dafür symbolisch stehen; viel- Forschungsprojekte zu unterstützen, Struktu- leicht auch die Berggipfel von Belchen und ren zur internationalen Verbreitung der For- Blauen in Jura, Schwarzwald und Vogesen. Ein- schungsergebnisse zu schaffen.” heitlich geprägt wurde er auch als Bestandteil Das ist zunächst sehr allgemein formuliert und des Imperium Romanum im Rahmen der rö- unterscheidet sich damit nicht sonderlich von mischen Provinz Germania Superior. Fortsetzung siehe S. 2 Der Namenspatron Beatus Rhenanus In ganz besonderem Masse aber durchzog ihn in der Zeit des Humanismus ein dichtes Ge- Inhaltsverzeichnis flecht persönlicher und wissenschaftlicher Be- ziehungen. Viele kamen von fernher, wie Eras- Einführung Seite 1 mus von Rotterdam, der seinen Wohnsitz ab- wechselnd in Basel und Freiburg im Breisgau Das Collegium Beatus Rhenanus nahm. Ein Sohn des Landes aber war der Namens- Forschung Seiten 2-11 patron unseres Collegiums, Beatus Rhenanus, Plutarchs Parallelbiographien dessen Lebensstationen unseren Raum abmes- Der Basler Professor Jürgen von Ungern- L‘invention des grands hommes de la sen. Im Jahre 1485 wurde er in Schlettstadt/ Sternberg, Präsident des Collegium Beatus Rome antique Sélestat geboren und besuchte dort die hervor- Rhenanus ragende Lateinschule, der Basel auch die Aus- Archäologische Forschungen in bildung der Amerbachs zu danken hat. Nach graphie des ehemals römisch besiedelten Süd- Oedenburg (Biesheim/Kunheim, F) Strassburg wiederum wiesen ihn seine Mit- westdeutschlands erforscht wurde. In Die Neuedititon der „Griechischen schüler Jakob Wimpfeling und Martin Bucer. Schlettstadt setzte er sich durch die Stiftung Culturgeschichte von Jacob Burckhardt In Paris schloss Beatus Rhenanus seine Studi- seiner bedeutenden Bibliothek bis heute selbst Identitäten und Alteritäten en (1503-1507) als Magister ab, danach betä- das würdigste Denkmal. tigte er sich in Strassburg als Herausgeber von Die Wiederentdeckung einer antiken Schriften italienischer Humanisten (1507- Der Forschungsverbund Stadtlandschaft 1511). Im Jahre 1511 wollte er seine Grie- Die Vita des Beatus Rhenanus symbolisiert, Coercition, privation de liberteé et chischkenntnisse bei dem Nürnberger Domi- worum es auch uns geht, uns: das meint einen frontières du monde carcéral dans nikaner Cuno in Basel erweitern. Bald wurde Verbund altertumswissenschaftlicher Institu- l‘Antiquité romaine te der Universitäten Basel, Freiburg i.Br., er aber Herausgeber und Korrektor in der Quellen zur Geschichte der Nabatäer Amerbach-Frobenschen Offizin und zugleich Mulhouse und Strasbourg mit den fachlichen ein enger Freund des Erasmus, dessen Werke Schwerpunkten in römischer Geschichte und Aktivitäten Seite 11 er zum Druck brachte. Bis 1528 weilte Beatus provinzialrömischer Archäologie: “In der Ab- Rhenanus in Basel, dazwischen aber immer sicht, die Zusammenarbeit im Bereich der Al- Out of Rome: Augusta Raurica - Aquincum: Das Leben in zwei wieder in seiner Vaterstadt Schlettstadt. Dort ten Geschichte und der Regionalen Archäolo- römischen Provinzstädten lebte er auch in seinen letzten zwanzig Lebens- gie auf eine dauerhafte Basis zu stellen und jahren (bis 1547), und machte nur einzelne insbesondere das Lehrangebot für die Studie- Werkstatt/Kalender Seite 12 Reisen, vor allem nach Augsburg 1530. In die- renden zu verbreitern, den Austausch und die ser Epoche erschien sein grosses Werk der ‘Res Weiterbildung auf Postgraduierten-Ebene zu Werkstattseminar Germanicae’ in drei Bänden, eine Geschichte fördern, die Kompetenzen und Erkenntnisse 2 Collegium Beatus Rhenanus Forschung 1/1998 Die Persönlichkeit im antiken Denken Plutarchs Parallelbiographien und die Geschichtsschreibung: Forschung in Basel, Strasbourg, Mulhouse Zwei Fragestellungen stehen im Zentrum des phischen Darstellung und über die griechi- menarbeit zwischen SNF und CNRS – einen Projekts: die Konstruktion der Einzelperson schen und römischen Einflüsse auf die Form Beitrag zur internationalen Vernetzung der in Plutarchs Parallelbiographien und die Be- der Beschreibung von Helden. schweizerischen althistorischen Forschung zu ziehung zwischen Biographie und Der zweite Teil des Projektes baut auf diesen leisten. Die textanalytische Vorgehensweise Historiographie. Ausgangspunkt des Vorha- Ergebnissen auf, um die Frage nach der Be- führt die historische Plutarchforschung weg bens ist das Forschungsprogramm «Die Kon- deutung der einzelnen Figur in Biographie von einer rein quellenkritischen Problemstel- struktion der grossen Männer Altroms», sie- und Historiographie zu stellen: Das Korpus lung; die zu erwartenden Erkenntnisse zur he S. 3. der Untersuchung sind Plutarchs acht Bio- Bedeutung der exemplarischen Figur und ih- graphien von Römern des 1. Jh. v. Chr. sowie rer Konstruktion in Biographie und SNF-Forschungsprojekt historiographische Texte zur selben Epoche Historiographie werden zum Verständnis der Es handelt sich um ein Forschungsprojekt des (Appian, Cassius Dio, Sallust). Sowohl die Regeln, welche das antike Schreiben von Ge- Schweizerischen Nationalfonds zur Förde- biographische wie die historiographische schichte bestimmen, beitragen. Damit legt rung der wissenschaftlichen Forschung, Mit Textserie wird nach den textanalytischen Me- das Projekt auch eine Reflexion über die der Laufzeit 1997-2001. Es leistet mit der thoden, die im ersten Teil des Projekts erprobt Rückkehr der aktuellen Geschichtsschrei- Analyse von Plutarchs Biographien des und auf dieser Grundlage modifiziert werden, bung zur Biographie und über den erzählen- Coriolan und des Camillus in seinem ersten untersucht. Der Vergleich der Textserien rich- den Charakter von Geschichte vor. Teil einen Beitrag zum genannten tet sich aus auf die Auswahl der Erzähl- Thomas Späth Forschungsprogramm: Die Biographien wer- elemente in Biographie und Historiographie den auf die den Akteuren zugeschriebenen und auf die unterschiedliche Darstellung und Handlungen, die Argumentationsstrukturen Bedeutung der Einzelperson; weitere Zielset- Mitarbeitende und Adressen und die Erzählsituation hin untersucht zungen sind die Einsicht in die argumentati- (Aktanzanalyse); die Ergebnisse dieser Ana- ven Konzepte und deren kulturellen Hinter- Leiter lyse werden in den Zusammenhang des ge- grund und die Erkenntnis der diachronischen Prof. Dr. Jürgen von Ungern-Sternberg, samten Korpus der Quellen gestellt, in denen Entwicklung der Bilder der Figuren. Auf die- Seminar für Alte Geschichte der die beiden Figuren Erwähnung finden (Ana- ser Grundlage wird die Frage nach der Exi- Universität Basel lyse der narrativen Sequenzen). Als Ergebnis stenz eines Konzeptes von Individualität und Die Persönlichkeit im antiken Denken dessen Definition eine Antwort finden. angestrebt sind Erkenntnisse über die histo- Bearbeiter rische Entwicklung der Figuren und die Be- Forschungslücke füllen Dr. Thomas Späth, Oetlingerstr. 18, dingungen der Herausbildung einer kanoni- Das Projekt stellt sich die Aufgabe, eine CH-4057 Basel, schen Version ihres Bildes, über die Unter- Forschungslücke im deutschsprachigen Tel./Fax +41-61/693 03 40 schiede der historiographischen und biogra- Raum zu schliessen und – durch die Zusam- Fortsetzung von Seite 1 der EUCOR-Vereinbarung vom 19. Oktober CNRS-Forschungsprogramms zur literari- Genug der Andeutungen. Genaueres findet 1989, in deren Rahmen wir uns ohnehin be- schen Konstruktion des Bildes ‘grosser Män- sich in diesem ersten ‘Newsletter’, der die be- wegen. Wenn wir uns am 27. November 1997 ner’ im frühen Rom. Das Programm wird sei- teiligten Institutionen kurz vorstellen und als Collegium Beatus Rhenanus speziell en- nen Höhepunkt in einer gemeinsamen Ta- durch einige grössere Forschungsprojekte der ger zusammengeschlossen haben, so handelt gung (mit prominenten Gästen) in der Rö- letzten Zeit auch näher charakterisieren soll. es sich nicht um Zukunftsmusik, sondern um mer-Stiftung Dr. René Clavel in Augst im Sep- In einem nächsten Newsletter, wie in den spä- den organisatorischen Nachvollzug bereits tember 1999 finden und dann in einem von teren, werden dann die Publikationen und die gemeinsamer Praxis. der Universität Strasbourg herausgegebenen Forschungsvorhaben der in den beteiligten Erwähnt seien eine gemeinsame Exkursion Band literarisch ‘verewigt’ werden. Gemein- Institutionen tätigen Wissenschaftlerinnen, nach Attika der althistorischen Seminare Ba- same Grabungstätigkeit in Biesheim- Wissenschaftler und Studierenden aufgeführt sel und Freiburg und die Lehrtätigkeit eines Künheim soll die Spezialisten der Provinzial- werden. Basler Dozenten in Mulhouse. Seit zwei Jah- archäologie der beteiligten Universitäten zu- Weiteres wird die Zukunft lehren. Der Un- ren schon treffen sich Forscherinnen und sammenführen. Die Ergebnisse werden die terzeichnete neigt zu ‘grenzenlosem’ Optimis- Forscher aus Basel, Mulhouse und Strasbourg Kenntnisse der uns verbindenden römischen mus. (Freiburg ist durch eine italienische Dokto- Geschichte vermutlich auf eine neue Basis Jürgen v. Ungern-Sternberg randin repräsentiert!) im Rahmen eines stellen, zumindest sehr fördern. (Präsident