Gerd von der Gönna, Würzburg

BEATUS RHENANUS UND DIE DES

Von den Zeugnissen, die über die Entdeckung der Murbacher Handschrift des Vellerns Pater­ culus Aufschluß geben, haben bis in unser Jahrhundert nur die beiden Äußerungen Beach­ tung gefunden, die Beatus Rhenanus in der Editio princeps! und in einem Brief an Georg Spalatin2 getan hat. Im Jahre 1919 machte R. Sabbadini3 darauf aufmerksam, daß es noch einen dritten Hinweis von Rhenanus gibt, der fast sechs Jahre vor den beiden anderen liegt und es erlaubt, den Zeitpunkt der Auffindung der Handschrift ziemlich genau zu bestim­ men. Er findet sich in den Scholien zu Rhenanus' zweiter Ausgabe von Senecas Apokolo­ kyntosis. Die Apokolokyntosis war im Jahre 1513 in Rom von C. Sylvanus Germanicus erstmals im Druck herausgegeben worden. Die zweite Ausgabe dieser Schrift gab Rhenanus im März des Jahres 1515 bei Froben in heraus4. Die dritte Ausgabe des Ludus Senecae — und diese ist die zweite, die Beatus Rhenanus betreute — erschien innerhalb der Gesamtausgabe der Werke Senecas, die im August des Jahres 1515 bei Froben herausbrachte5. Diese Ausgabe enthält zum ersten Mal die beiden sich auf Vellerns Paterculus beziehenden Hinwei­ se, die Sabbadini anführt6, darunter den über die Auffindung des Murbacher Codex. Da die­ se beiden Stellen im Gegensatz zur Annahme Sabbadinis in der Ausgabe vom März 1515 noch fehlen, läßt sich auch seine Vermutung, Rhenanus müsse die Handschrift in den ersten drei Monaten des Jahres 1515 oder sogar schon 1514 gefunden haben, nicht mehr halten. Der Murbacher Fund fällt in den Zeitraum, der vom 31. März7 und dem Monat August des Jahres 1515 begrenzt wirdÖ.

1. P. Vellei Paterculi historiae Romanae duo volumina, ad M. Vinicium cos. progenerum Tiberii Caesaris, per Beatum Rhenanum Seiestadiensem ab interitu utcunque vindicata, Basel: Froben 1520. Die Ausgabe ist datiert MENSE N0­ VEMBRI. ANNO M.D.XX.,sie ist jedoch nachweislich erst im ersten Viertel des Jahres 1521 erschienen (vgl. S.238). Rhenanus' Äußerung findet sich in dem Widmungsbrief an den Kurfürsten von Sachsen, Friedrich III., den Weisen, auf Blatt A 2 verso der Ausgabe. 2. Brief vom 11. März 1521; in: Briefwechsel des Beatus Rhenanus (= BRhB), ges. und hrsg. v. A. Horawitz u. K. Hartfel­ der, Leipzig 1886 (ND Hildesheim 1966), Nr. 197, S. 269 f. 3. R. Sabbadini: II testo interpolato del Ludus di Seneca, RivFil 47, 1919, 338 ff. (speziell: Postiüa. La scoperta di Velleio Patercolo, S. 346 f.). 4. Ludus L. Annaei Senecae, De morte Claudij Caesaris ... cum Scholijs Beati Rhenani. Dieser Ausgabe sind zwei weitere Schriften beigefügt: Synesius Cyrenensis de laudibus Caluitij und Erasmi Roterodami Moriae Encomium. Es finden sich jedoch auch Exemplare dieses Sammelbandes, in welchen das Encomium Moriae fehlt. Sabbadini hatte offensicht­ lich nur von einem solchen unvollständigen Exemplar Kenntnis, worauf sein Hinweis schließen läßt: "il titolo da anche I' Encomium moriae di Erasmo, che fu omesso" (346). Aber auch dieses hat er — wie das Folgende zeigt — nicht selbst einsehen können. 5. Lucij Annaei Senecae ... lucubrationes omnes ... Erasmi Roterodami cura, Basel: Froben 1515. Das Titelblatt datiert die Ausgabe Mense lulio,das Kolophon Mense Augusto. 6. S. 610 und S. 626 der Ausgabe; vgl. Sabbadini 346. 7. Rhenanus widmet das in dem Sammelband vom März 1515 enthaltene "Lob der Kahlheit" dem Schlettstädter Martin Ergersheimer (Ergerinus) unter dem Datum: Basileae. Pridie Calendas Aprilis. AN. M.D.XV. — Der Widmungsbrief an Thomas Rapp, dem er den Ludus Senecae widmet, trägt das Datum des Vortages: Tertio Calendas Aprilis. 8. Die um die Epistoia apologetica Erasmi Roterodami ad Martinum Dorpium theologum erweiterte — nicht datierte — neue Auflage des Sammelbandes vom März 1515, die A. Horawitz (Des Beatus Rhenanus literarische Thätigkeit in den Jahren 1508 ­ 1531, SBB der Wiener Akad. d. Wiss. 71, 1872, 651) "unmittelbar nach dem Erscheinen der ersten Auf­ lage ... in demselben Jahre" ansetzt, steht dieser Datierung nicht entgegen. Diese Ausgabe, von der schon Allen (P.S.

231 Wenn man nicht annehmen will, daß sich Rhenanus aus dem Murbacher Codex zunächst nur ein paar Exzerpte gemacht hat, so muß er bereits vor der Drucklegung der Seneca­Ausgabe des Erasmus im Besitz einer Abschrift der Murbacher Handschrift gewesen sein, aus welcher er die beiden Zitate in die Scholien zur Apokolokyntosis einschob. Es wäre dies die Ab­ schrift, die der namentlich nicht genannte Freund (amicus quidam) für ihn vorgenommen hat. Das Urteil über die Leistung dieses Freundes (properanter ac infeliciter descriptum) fällt freilich erst am 8. Dezember 1520 im Widmungsbrief an den Kurfürsten von Sachsen, als Rhenanus diese Abschrift als Druckvorlage für die Setzer in Frobens Offizin bearbeitet hattet In der Mitte des Jahres 1515 stand dieses Urteil noch keineswegs fest. Somit ist auch nicht die mangelnde Qualität dieser Abschrift der Grund dafür, daß die Herausgabe des Vellerns verschoben wurde. Der Brief an Spalatin vom 11. März 1521 zeugt eher davon, daß Rhenanus mit der Vorbereitung der Edition schon begonnen hatte, als Spalatin ihn, nach­ dem er von der Entdeckung des Murbacher Codex erfahren hatte, um eine Abschrift für die Wittenberger Bibliothek bat. Nur wenn er davon überzeugt war, Spalatin in angemessener Frist den gedruckten Vellerns übersenden zu können, durfte er zu diesem Zeitpunkt dessen Wunsch die Erfüllung versagen. Der Grund für den Aufschub der Edition ist allein in der Nachricht zu sehen, die ihn inmitten seiner Vorarbeiten aus Italien erreichte: "Enimvero cum in hoc essem totus, ab amico mihi quodam nunciatum est in bibliotheca Galeacii, comi­ tis Mediolanensis, integrum extare Vellaeum, a Merula quondam cum multis aliis veterum monumentis repertum"10. Mit der bibliotheca Galeacii ist die Bibliothek der Visconti in Pavia und Mailand eindeutig zu identifizieren! 1, die Erwähnung von Giorgio Merula und der multa alia veterum monumenta, die er gefunden habe, weist hin auf den Bücherfund von Bobbio im Jahre 149312. Die Nachricht besagt also, unter den in Bobbio gefundenen Hand­ schriften habe sich auch eine Velleius­Handschrift befunden, die nun in Mailand13 in der Bibliothek der Visconti aufbewahrt werde. Die Suche nach dieser Handschrift hat niemals zu einem positiven Ergebnis geführt. Damit stellt sich die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Nachricht sowie nach der Person dessen, der Rhenanus informiert hat. Dieser Informant war sehr wahrscheinlich Francesco Giulio Calvo, der im Jahre 1516 Buch­ händler in Pavia war14. Seit Februar 1517 unterhielt er geschäftliche Beziehungen zum Hause Froben; vorher dürfte auch Rhenanus ihn nicht gekannt haben15. Calvo konnte Kenntnis haben von den Schwierigkeiten, denen sich Rhenanus bei der Emendation der aus dem Murbacher Codex gefertigten Abschrift gegenübersah, und auch wissen, daß dieser Codex den Vellerns nur fragmentarisch überlieferte. Die Nachricht von der Existenz einer vollständigen Velleius­Handschrift mußte Calvo für wichtig genug halten, um sie sofort an

Allen, Opus Epistolarum Des. Erasmi Roterodami, denuo recognitum et auctum, Oxonii MCMVI ff. = Allen) behaup­ tet hat (Nr. 328, Anm. zu Zeile 48), "it was not actually undertaken tili 1516", ist mit ziemlicher Sicherheit erst im letzten Drittel (etwa Sept./Okt.) des Jahres 1516 erschienen. — Ich verdanke diesen Hinweis Frank Hieronymus, Basel, der auf Grund vergleichender Untersuchungen der Buchillustration mit überzeugenden Argumenten zu dieser Datie­ rung gelangt. 9. Welche Mühe er mit der Emendation des Textes hatte, bezeugt er in dem Nachwort auf S. 69 f. seiner Ausgabe. 10. Brief an Spalatin vom 11. März 1521; vgl. oben Anm. 2. 11. O.E. Schmidt: Die Visconti und ihre Bibliothek zu Pavia, in: Zeitschrift für Geschichte und Politik 5, 1888, 444 ff. 12. O. von Gebhardt: Ein Bücherfund in Bobbio, in: Centralblatt für Bibliothekswesen 5, 1888, 343 ff.; 383 ff.; 538. 13. Mailand ergibt sich aus dem Widmungsbrief an den Kurfürsten von Sachsen zu Beginn der Ed. pr.: "... donec melioris nobis codicis fieret copia, quem acceperam haberi Mediolani inuentum olim a Georgio Merula." 14. Zu Francesco Giulio Calvo: Dizionario biografico degli Italiani, Vol. 17, Rom 1974, 38 ff. 15. Calvo's Brief vom 17.2.1517 an J. Froben findet sich in Band II der Amerbachkorrespondenz (= AK), Basel 1943, 525 (Anhang Nr. 1). In der AK wird Calvo zu einem früheren Zeitpunkt nicht erwähnt. Im BRhB erscheint er zum ersten Mal in Rhenanus' Brief an Erasmus vom 10.5.1517 (BRhB Nr. 65; Allen Nr. 581).

232 Rhenanus weiterzuleiten. Allem Anschein nach wurde er jedoch das Opfer einer Verwechs­ lung. Unter den in Bobbio gefundenen Handschriften befand sich kein Velleius Paterculus, wohl aber ein Velius Longus16. Wenn die Cognomina Paterculus und Longus nicht ausdrück­ lich hinzugesetzt wurden, ließen sich die Gentilnamen Velleius und Velius leicht verwech­ seln, dies um so mehr, als beide Autoren zu Beginn des 16. Jahrhunderts nahezu unbekannt waren. Die Handschrift des Velius Longus wurde von Giorgio Galbiato, dem Amanuensis Merulas und eigentlichen Entdecker der Handschriften von Bobbio, zusammen mit den Schriften von fünf weiteren Autoren abgeschrieben, und diese Abschrift wurde nach Mailand in die Biblio­ thek der Visconti gebracht^. Im Jahre 1517, als Rhenanus die Nachricht von dem vollstän­ digen "Velleius", der sich in Mailand befinde, erhielt, war der Text des Velius Longus jeden­ falls noch nicht veröffentlicht^. Rhenanus' Reaktion auf die Nachricht aus Mailand findet sich in seinem Brief an Spalatin19. Die im ersten Impuls geplante Reise nach Mailand ließ sich nicht durchführen, briefliche Be­ mühungen führten zu keinem positiven Ergebnis, was ja — wenn wirklich eine Verwechslung vorlag — notwendigerweise so sein mußte. Daß Calvo es war, der Rhenanus die Information hatte zukommen lassen, läßt sich schlüssig freilich nicht beweisen, wenngleich die Chronologie gut stimmen würde20. Calvo war jedoch offensichtlich über den Fortgang der vorbereitenden Arbeiten für die Edition des Velleius auf dem Iaufenden21 , zu einer Zeit, da andere Freunde des Rhenanus darüber noch völlig im unklaren waren22. Er muß Rhenanus das negative Ergebnis seiner Bemühungen um die Mailänder Handschrift bereits vor dem 27. Januar 1519 mitgeteilt haben; denn ein unter die­ sem Datum von Rhenanus an ihn gerichteter Brief23 stellt die Frage nach dem Velleius nicht mehr24. Dies könnte nun sogar dafür sprechen, daß Calvo der Informant eben nicht war, gä­ be es nicht Rhenanus' Brief an Wilhelm Nesen aus dem Herbst des Jahres 1519, in welchem er diesem gegenüber ein recht unverblümtes Urteil über Calvo abgibt25: "Fr. Calvus narravit nescio ubi in Italia haberi26. Sed is de aliis quoque rebus multa narravit, quae nusquam com­ parent." Diese Äußerung könnte sich vorzüglich auf Calvos Versagen bei der Beschaffung der Velleius­Handschrift beziehen. Im Frühjahr 1519 hatten die vorbereitenden Arbeiten für die Drucklegung des Velleius ein Stadium erreicht, in welchem die Rhenanus vorliegende Abschrift der Murbacher Handschrift einen zumindest weitgehend lesbaren Text bot. Die endgültige Textgestaltung lag damit

16. Vgl. O. von Gebhardt (oben Anm. 12) 350 f.; 357; 411 ff.; 430. 17. O. von Gebhardt 413. 18. Die erste Ausgabe des Velius Longus erschien erst 1587 in Rom, besorgt von Fulvius Ursinus. 19. Brief vom 11 . März 1521; vgl. oben Anm. 2. 20. Im Widmungsbrief der Ed. pr. schreibt Rhenanus am 8.12.1520: "... frustra iam treis annos expectamus...". 21. Vgl. Calvo's Brief an Rhenanus, anzusetzen zwischen Mitte März und Herbst 1519 (BRhB Nr. 120): "Puto ego Vel­ leium Paterculum, quantuscunque fit, maiorem quaestum Frobenio adlaturum ..." — Calvo weiß zu diesem Zeitpunkt bereits, daß die Veröffentlichung des Velleius bevorsteht, und — wie die Worte "quantuscunque fit" erkennen lassen — daß der Autor als Fragment veröffentlicht werden wird. 22. So z.B. Otto Brunfels. Dieser fragt am 5.2.1520 bei Rhenanus an: "Ubi Paterculus ille, quem nobis polliceris in scoliis Tacitinis? ... Quinquennium est, quo a te hoc expectamus." (BRhB Nr. 150). Der Zeitraum von fünf Jahren errechnet sich annähernd seit Rhenanus' erstem Hinweis auf Velleius im August 1515. Über die scolia Tacitina s. S.234 und unten Anm. 30. 23. Rhenanus' Brief vom 27.1.1519 an Calvo, der sich zu dieser Zeit in Pavia befand, ist abgedruckt in: Marquardi Gudii epistolae curante Petro Burmanno, ed. ultima, Hagae­Comitum 1714,151 f. Er fehlt im BRhB. 24. Auch in Rhenanus' Brief vom 9.2.1519 an Calvo (ebd. [oben Anm. 23] 151, nicht im BRhB) findet sich eine auf Velleius bezügliche Frage nicht. 25. BRhB Nr. 132. 26. Gemeint sind die ersten beiden Bücher des Curtius Rufus.

233 jedoch noch nicht vor, vielmehr scheint Rhenanus bis zum unmittelbaren Beginn der Druck­ arbeiten mit der Emendation des Textes beschäftigt gewesen zu sein. Zunächst erschien im Mai 1519 bei Froben in Basel eine Ausgabe der Germania desTacitus, deren Text — obwohl sein Name nicht genannt wird — von Rhenanus betreut worden ist27. Die Ausgabe enthält ferner einen Widmungsbrief Johann Frobens an Zwingli und einen 'Commentariolus uetusta Germaniae populorum uocabula paucis explicans, & obiter alia quaedam'28. Auch über den Verfasser dieses 'Commentariolus' gibt die Ausgabe keinen Hinweis29, doch hat sich in einem an Zwingli gerichteten Brief vom 24. Mai 1519 Rhenanus als Verfasser des 'Commentariolus' zu erkennen gegeben30. In diesen Kommentar hat Rhe­ nanus eine Reihe teils wörtlich, teils im Text gerafft oder auch nur sinngemäß wiedergegebe­ ner Zitate aus dem Werk des Vellerns aufgenommen. Diese Zitate erlauben es, die Textgestal­ tung der Editio princeps (P) gewissermaßen mit der Druckvorlage31, aus der sie herstammen müssen, für insgesamt sechzehn Textstellen zu vergleichen32. Der Vergleich ermöglicht einen Einblick in die Arbeitsweise des Rhenanus, der einerseits mit philologischer Akribie vorging, um den ihm vorliegenden Text, von dem er sagt, er sei prodigiose corruptus gewesen, wieder­ herzustellen bzw. lesbar zu machen, und der andererseits, wenn er zitierte, auf eine wortge­ treue Zitierweise nicht ebenso peinlich genau bedacht war. Größere Bedeutung gewinnt der Vergleich aber dort, wo die textliche Fassung der Zitate von der Textgestaltung der Editio princeps abweicht. In mehreren Fällen bieten die Zitate gegenüber P einen besseren Text. Mehrfach können Emendationen späterer Editoren diesen abgesprochen und bereits Rhena­ nus zugewiesen werden33. im folgenden wird der Text derjenigen Velleius­Stellen, die für die Textkritik relevant sind, in der Fassung angeführt, wie sie die Germania­Ausgabe bie­ tet 34;

II 12,5 ... citra alpeis in campo cui nomen erat Raudis, ipse COS. & Proconsul Q. Lutatius cum Cimbris fortunatissimo decertauere prelio. Caesa aut capta amplius .C. hominum milia. (zu G 37,4: 78) campis quibus AP Lutatius Catulus AP cum Cimbris om. AP, add. Rhen., Freud, (post Alpis) milia om. AP

27. Vgl. R.P. Robinson: The Germania of , a critical edition, Middletown, Connecticut 1935, 330. 28. Der Kommentar nimmt die Seiten 45­79 der Ausgabe ein. Auf der — nicht mehr paginierten — S. 80 findet sich das Kolophon. Durch ein Versehen der Setzer wurde S. 43 fehlerhaft als S. 34, S. 78 als S. 87, S. 79 als S. 97 paginiert. Daher gibt Robinson den Umfang der Ausgabe irrtümlich mit 98 S. an. (376 f.). 29. in dem an Zwingli gerichteten Widmungsbrief schreibt Froben nur: "commodum ex amicis nostris quidam commen­ tariolum nobis exhibuit" (S.43). 30. BRhB Nr. 113, S. 160: "Inscripsit tibi Frobenius nostrum in Taciti Germaniam commentariolum." — Diesen Kom­ mentar bezeichnet Otto Brunfels als die scoiia Tacitina (vgl. oben Anm. 22). 31. Als Druckvorlage wird die für Rhenanus gefertigte Abschrift der Murbacher Handschrift mit den von ihm seit Mitte 1515 vorgenommenen Emendationen und Konjekturen bezeichnet. Die Zitate geben an den entsprechenden Stellen den Zustand dieser Abschrift wieder, wie er sich im Frühjahr 1519 darbot. Die Vermutung Fechters (D.A. Fechter: Die Amerbachische Abschrift des Vellejus Paterculus und ihr Verhältniss zum Murbacher Codex und zur Editio prin­ ceps, Basel 1844, 67), Rhenanus' Exemplar söi "für den Gebrauch beim Drucke" nochmals abgeschrieben worden, ist zwar nicht abwegig, aber auch nicht beweisbar. Der Umstand, daß Rhenanus die Korrektoren in Frobens Offizin dazu anhielt, neben der Druckvorlage (exemplum) auch die Murbacher Handschrift (vetus exemplar), die sich zu dieser Zeit im Hause Froben befand, zur Korrektur des Druckes heranzuziehen (vgl. BRhB Nr. 197, S. 269 f.), spricht eher gegen Fechters Annahme. 32. Es handelt sich um folgende Stellen: II 8,3; 12,2; 12,5; 19,3; 38,2; 38,4; 39,1; 94,1­3; 95,1; 97,2­3; 106,2; 108,1 ­109,3; 109,5; 110,5; 117,1­3; 119,2­3. 33. Bei dem im folgenden durchgeführten textkritischen Vergleich der Zitate mit der Textfassung von P werden diese späteren Emendationen jeweils noch einmal gesondert hinzugesetzt. 34. Der Zusatz in Klammern am Ende jeder Textstelle weist hin auf die jeweilige Stelle in Tacitus' Germania (G), zu deren Erläuterung das entsprechende Velleius­Zitat in den Kommentar aufgenommen wurde. Die sich anschließende Ziffer bezeichnet die entsprechende Seite der Germania­Ausgabe vom Mai 1519, auf der das Zitat zu finden ist. ­ Der text­ kritische Apparat folgt der Ausgabe von C Stegmann von Pritzwald, Leipzig: Teubner 1933 (ND mit Addenda Stutt­ gart: Teubner 1965).

234 II 38,2 Marcellus Claudiusprimus deuicit Africam, Regulus ... (zu G 37,3: 74) deuicit om. AP Die Konjektur ist angesichts der vernichtenden Regulus-Niederlage nicht zu halten; möglich wäreintravit (cf. II 39,1). Nach Berichtigung der Inter­ punktion könnte der Text lauten: ... Marcellus Claudius. Primus intravit Africam Regulus ...35

II 39,1 Ga/Iias primum a Domitio Fabio nepote Pauli, qui Allobrogicus dictus est,... (zu G 37,3: 74) a om. AP, hoc loco suppl. Rhen., in P rursusdel., (a) Dom. Aid., sed cf. 63,1; 96,2 Allobrogicus uocatus est AP

II 94,1­2 Tiberius Nero coelestium praeceptorum disciplinis innutritus iuuenis, genere ... (zu G 37,4: 79) Titus Claudius Nero AP, corr. Rhen., 77. Gel. innutritus coelestium prae­ ceptorum disciplinis: iuuenis genere AP qui protinus quantus est sperari poterat, ... (ebd.) est, sperari po tuera t A P

II 95,1 ... intra Augusti penates enixa fuit Liuia. (zu G 37,4: 78) intra Caesaris penates AP enixa erat AP

II 106,2 ... Semnonum Hermundurorumque fines ... (zu G 39,1: 66) Senonum Hermundorumque AP, corr. Rhen., Semnonum em. Put., Hermundurorumque em. Mill. Romanus cum signis productus exercitus. (ebd.) perductus AP

II 108,1 atque in inferiora refugiens, ... in margine: Forsan legendum in in­ teriora. (zu G 42,1: 67) inferiora AP, interiora coni. Rhen., em. Gel.

II 108,2 statuit auocata procul a Romanis gente sua progredi: ubi cum poten­ tiora arma refugisset, ... (zu G 42,2: 69) eo progredi AP propter potentiora AP, propter hoc loco del. Rhen., in P rursus suppl.,propter del. Madv.

II 109,1 ut neque bello nos lacesseret, sed tarnen Ostenderet si lacesseretur, superessesibi uim ac uoluntatem resistendi. (zu G 42,2: 70) ut neque bello nos lacesseretur süperesse sibi uim ac uoluntatem resistendi AP ut neque bello nos lacesseret. at si lacesseretur süperesse sibi uim ac uoluntatem resistendi dec/araret. P (in marg.), coni. Rhen, et si lacessere­ tur Gel. resistendi ostenderet Burm., lacunula in M teste Rhenano

35. So Drechsler; vgl. Ed. Stegmann v. P., ND 1965, S. 174 zu S. 52 Z. 26; und S. IX.

235 II 109,2 ...,exercitumque quem LXX mWUum, quatuor equitum fecerat,... (ebd.)

.LXX. M (eraso X posteriore) LX. AP milium peditum AP

II 109,5 ut per Catthos excisis continentibus Hercyniae syluis legiones Boiohoe- mum (id regioni quam incolebat Ma\roboduus nomen est) duceret. (zu G28,2: 61/62)

ut duceret legiones Boiohemum, id regioni quam incolebat Marobo- duus nomen est. (zu G 42,1: 68)

duceret om. AP, suppl. hoc loco Rhen. Boiohaemum duceret Lips. nomen est) duceret post Lipsium editores mutato verborum ordine

11 110,5 & fami/iaris erat animorum exercitatio. (zu G 1,1: 54)

animorum erat AP

II 117,1 funestae ex Germania epistolae caesi Vari trucidatarumque legionum trium, totidem alarum & sex cohortium, adlatae sunt, (zu G 37,4: 76)

totidemque AP adlatae sunt om. AP, suppl. Rhen, epistulae nuntium attulere Halm sex cohortium nuntium attulere alii

II 117,2 moribus quietus, & corpore &animo immobi/ior, ... (ebd.)

ut corpore & animo AP, em. hoc loco Rhen, et corpore et animo Buer, et Kritz

II 119,3 Fuit autem duci plus animi ad moriendum quam ad pugnandum. quippe paterni auitique successor exempli se ipse transfixit. (zu G 37,4: 77)

Duci plus ad moriendum quam ad pugnandum animi fuit. AP auiq. MA auitique P exempli successor MP successor exempli A36

36. Diese Stelle widerlegt EIiis' These, A sei unmittelbar von M abgeschrieben (vgl. Vellei Paterculi ad M. Vinicium libri duo ex Amerbachii praeeipue apographo ed. et em. R. Ellis, Oxonii 1898, S. XVII ff.). Sie beweist vielmehr, daß A aus der von dem amicus quidam für Rhenanus gefertigten Kopie von M abgeschrieben worden sein muß. Damit stellt A ursprünglich nichts anderes dar als den Zustand dieser Kopie vom August 1516. In der Folgezeit wurde jedoch der in A und seiner Vorlage zunächst übereinstimmende Text durch Emendationen und Konjekturen teils übereinstim­ mend, zum größeren Teil aber unterschiedlich fortentwickelt. M bietet die Lesart auique exempli successor. Der amicus quidam schreibt 1515 M für Rhenanus ab und vertauscht versehentlich die Reihenfolge der Worte exempli und successor, so daß die Lesart nun lautet auique successor exempli. Bonifacius Amerbach schreibt 1516 die für Rhenanus gefertigte Kopie ab, weshalb A den gleichen Wortlaut bietet wie seine Vorlage: auique successor exempli. Bis zum Frühjahr 1519 hat Rhenanus in seiner Kopie aus sachlichen Gründen auique in auitique korrigiert. Daher bietet das Zitat der Stelle im Germania­Kommentar die Lesart auitique successor exempli. Vor der Drucklegung des Velleius konnte Rhenanus aber M selbst einsehen, weil sich die Hand­ schrift 1520 in Frobens Haus in Basel befand (vgl. Burers Vorwort zu seiner Nachkollation auf der nicht paginierten S. 73 der Ed. pr.). Erst jetzt konnte Rhenanus die ursprüngliche Wortfolge von M wiederherstellen, so daß P die Lesart auitique exempli successor aufweist. — Fechter zufolge (s. oben Anm. 31, S. 45 f.) habe Rhenanus von der "Unzulänglichkeit seiner benützten Copie" erst aus Burers Brief vom 18.12.1520 (BRhB Nr. 188) erfahren, obwohl sein Urteil über die Qualität der für ihn gefertig­ ten Abschrift (properanter ac infeliciter descriptum) schon vom 8.12.1520 datiert ist. Fechter hält dies Urteil für ein Einschiebsel in die Vorrede, die erst 1521 gedruckt worden sei. Diese Hypothese ist unnötig, wenn Rhenanus in der Tat für eine letzte Revision der Druckvorlage vor Beginn der Druckarbeiten Einblick in die Murbacher Handschrift ge­ nommen hat. Dies aber macht die hier behandelte Stelle in hohem Maße wahrscheinlich. Und damit gelangte Rhena­ nus zu seinem Urteil über die Abschrift auch zu einem früheren Zeitpunkt. Der Textteil der Ed. pr. lag jedenfalls am 26.11.1520 ausgedruckt vor (vgl. Burers Brief an Rhenanus vom 26.11.1520 ­ BRhB Nr. 185).

236 Die Frage, warum die von Rhenanus für diese in den Germania­Kommentar aufgenommenen Textstellen vorgeschlagenen Emendationen nicht auch alle Eingang in die Editio princeps ge­ funden haben, läßt sich kaum eindeutig beantworten. Die mehrfach festzustellende freie Zi­ tierweise könnte zu dem Schluß verleiten, Rhenanus habe den Text dieser Zitate ausschließ­ lich für deren Verwendung im Germania­Kommentar emendiert. Dies erscheint jedoch kaum glaubhaft. Die unterschiedliche Emendation von II 109,1 im Germania­Kommentar und in der Editio princeps weist eher hin auf eine nach dem Erscheinen der Germania vorgenom­ mene nochmalige kritische Überarbeitung der Druckvorlage für die Editio princeps, bei der Rhenanus bewußt auf zu weitgehende Eingriffe in den überlieferten Text verzichtete37. Für den Zeitraum seit dem Erscheinen der Germania­Ausgabe im Mai 1519 bis zum Erschei­ nen der Velleius­Ausgabe selbst liefern die Quellen vor allem aus dem Spätjahr 1520 eine Reihe von Hinweisen, die sich auf die in Vorbereitung befindliche Edition beziehen. Ein Vel­ leius­Zitat, das einen schon sehr hohen Grad von Vertrautheit mit dem Text des Autors of­ fenbart, findet sich am Anfang eines Briefes an Peter Aegidius aus dem Jahre 151938. Rhenanus zitiert hier sinngemäß und ganz offensichtlich aus dem Gedächtnis II 3,439. Ein Beispiel dafür, daß Rhenanus zur Herausgabe des Historikers gedrängt wurde — er beklagt sich darüber in dem Widmungsbrief an Friedrich den Weisen — mag der bereits angeführte Brief vom 5. Februar 1520 sein, den er von Otto Brunfels empfinget). Am 8. November 1520 teilt Rhenanus in einem an Bonifacius Amerbach gerichteten Brief mit, daß die "Vellei fragmenta" sich im Druck befinden41. Wenige Tage später erfährt Bonifacius Amerbach, der sich zu dieser Zeit in Avignon aufhält, dieselbe Nachricht aus einem Schreiben Johann Fro­ bens42. Rhenanus' Schlußbrief an den Leser in der Editio princeps (S. 69 f.) trägt das Da­ tum vom 15. November 1520. Unmittelbar darauf scheint Rhenanus Basel verlassen zu ha­ ben, um an das Krankenlager seines Vaters nach Schlettstadt zu eilen. Dieser stirbt am 21. November 152043. Fünf Tage später, am 26. November, fügt Albert Burer seinem Kondo­ lenzbrief an Rhenanus die Ternionen des Vellerns bei44. Der reine Textteil der Ausgabe lag somit ausgedruckt vor45. Aber noch fehlten das Titelblatt, der Widmungsbrief, die Vita des Vellerns und der Index. Den Widmungsbrfef verfaßt Rhenanus am 8. Dezember, die Vita des Vellerns am 13. Dezember 1520. Zu diesem Zeitpunkt hält er sich noch immer in Schlett­ stadt auf. Dort erreicht ihn Albert Burers Brief vom 18. Dezember, in welchem ihn dieser auf die Notwendigkeit einer Nachkollation des gedruckten Textes mit der Murbacher Hand­ schrift hinweist46. Rhenanus scheint sehr bald nach dem Empfang dieses Briefes nach Basel

37. Dies erklärt freilich noch nicht, warum die so eindeutige Emendation in II 106,2 Semnonum Hermundurorumque in P nicht aufgenommen wurde. Denkbar wäre, daß bereits die Setzer sich in der mit Korrekturen übersäten Druckvor­ lage nicht mehr zurechtfanden und Einsicht nahmen in M. Dann mußten sie auf die fehlerhafte Lesart Senonum Her- mundorumque stoßen. — Die Korrektoren hätten zumindest den falsch gebildeten Gen. Hermundorumque richtig­ stellen müssen, zumal sich der Nom. Hermunduri als Lemma auf dem inneren Rand des Textes findet. Nach Rhenanus' Zeugnis arbeiteten die Korrektoren jedoch recht oberflächlich, "magis curantes, utquamprimum labore defungerentur, quam ut über bene haberet" (BRhB Nr. 197, S. 270). 38. BRhB Nr. 426. 39. Nicht 11 82,4, wie in BRhB Nr. 426 Anm. 2 angenommen wird. 40. Vgl. oben Anm. 22. 41. BRhB Nr. 181; AK Nr. 749. 42. Brief vom 13.11.1520 (AK Nr. 752): "Wist, das ich truck Velleium Paterculum, Tertullianum, pannegyricos vnd sust allerley." 43. Das Datum ergibt sich aus der von Rhenanus für seinen Großvater und Vater verfaßten Grabschrift (vgl. Ph. And. Grandidier: Oeuvres historiques inedites VI, Colmar 1867, S. 343 u. 356; und BRhB S. 621 Nr. 9). 44. BRhB Nr. 185: "Thoracem undulatum mitto, sudariola quattuor, capitiola nocturna duo, Vellei terniones, pectines et ea omnia pallio convoluto." 45. Burer übersandte die Ternionen a ­ f, d.h. S. (1), 2­70 (71 72) der Ausgabe. 46. BRhB Nr. 188.

237 zurückgekehrt zu sein; der Brief Johann Frobens an Bonifacius Amerbach vom 13. Januar 152147 gibt die Dauer seines Aufenthaltes in Schlettstadt mit einem Monat an. Derselbe Brief bezeugt, daß die Velleius­Ausgabe Mitte Januar 1521 noch nicht ausgeliefert werden konnte48. Burers Nachkollation und die Erstellung des Index, für welchen die Ergebnisse

der Nachkollation bereits berücksichtigt werden49f sowie der Druck dieser Teile und damit die Fertigstellung der Ausgabe fallen in den Zeitraum zwischen dem 18. Dezember 1520 und

dem 11. März 1521. Von diesem Tag datiert Rhenanus' Brief an Spalatin50f der zusammen mit einem Exemplar der Ausgabe dem zu diesem Zeitpunkt auf dem Reichstag zu Worms weilenden Spalatin von offenbar persönlich übergeben wurde51. Rhenanus' Interesse für den von ihm entdeckten Autor war mit dem Erscheinen der Ausgabe keineswegs erloschen. Auch in dem folgenden Jahrzehnt von 1521 ­ 1531 lassen sich Spu­ ren seiner Beschäftigung mit dem Text des Vellerns nachweisen. Inder Bibliotheque Huma­ niste in Selestat (Schlettstadt), die die aus dem Besitz des Beatus Rhenanus stammenden Bü­ cher nahezu vollständig aufbewahrt, befindet sich auch Rhenanus Exemplar der Editio princeps des Velleius Paterculus52. Dieses Exemplar enthält eine Reihe handschriftlicher Eintragungen von der Hand des Rhenanus, die — wie es scheint — bis zum Jahre 1529 vor­ genommen worden sind53. Soweit es sich bei diesen handschriftlichen Marginalien nur um die Ergebnisse von Burers Nachkollation und deren Hinzuschreibung zu der entsprechenden Stelle im Textteil han­

delt54/ braucht auf sie nicht näher eingegangen zu werden. Dies gilt auch für diejenigen Stel­ len, an denen Rhenanus Fehler durch Unterstreichungen zwar markiert, aber nicht korri­ giert55. Unberücksichtigt bleiben ferner reine Druckfehlerberichtigungen56. Anders verhält

47. AK Nr. 764; das Datum des Briefes ist erschlossen. 48. Ebd.: "Auch wist, das Velleius noch nith vß ist, dann ich hab in müssen lossen ligen ein zitt lang, dann meister Beatus vater ist gestorben, vnd must er hin heim ein monat lang." 49. So bietet P im Textteil an der Stelle II 78,3 die Lesart lubillium, an der Stelle II 106,2 die Lesart Longobardi. Der Index gibt auf Grund der Nachkollation Burers diese Eigennamen als Vibillius und Langobardi in der korrekten Über­ lieferung von M wieder. 50. Vgl. oben Anm. 2. 51. Dies ergeben die ersten Zeilen von Spalatins Dankschreiben vom 24.3.1521 an Rhenanus (BRhB Nr. 198). 52. Es handelt sich um das bei J. Walter (Cataiogue General de la Bibliotheque Municipale [de la] Ville de Selestat. Incu­ nables & XVIme siede, Colmar 1929 = Walter) unter der Kataiognummer 1994 verzeichnete, lediglich mit dem Hin­ weis "Double du precedent" versehene Exemplar. Es ist eingebunden in einen Sammelband, der die Bibliothekssignatur 857 trägt. Dieser enthält folgende Schriften: P. Cornelii Taciti eq. Ro. historia Augusta actionum diurnalium Basel: Froben August 1519 ^Walter Nr. 2291); die Editio princeps des Velleius; lohannes Huttichius: Collectanea antiquita­ tum in urbe, atque agro Moguntino repertarum, Mainz: lo. Schoeffer März 1520 (Walter Nr. 1590); zwei Einblatt­ drucke: Sie enthalten — der eine in lateinischer, der andere in deutscher Sprache — die hier noch mit Korrekturen ver­ sehenen Vorstufen zu den endgültigen Fassungen der von Rhenanus verfaßten Inschriften mit dem Urteil gegen Hansiacob Schütz von Troubach (vgl. BRnB Nr. 240 u. S. 624 Nr. 18, sowie B. Rhenanus: Rerum Germanicarum libri tres, Basel:' Froben 1531, S. 157 ff.) vom Dezember 1524 (bei Walter fälschlich als Bestandteil von Nr. 1590 angege­ ben); Chalcidij ... Timaei Piatonis traductio, .... Paris: lodocus Badius Ascensius Juni 1520 (Walter Nr. 2045). — Der Sammelband trägt auf dem Titelblatt der Tacitus­Ausgabe den Besitzeintrag "Sum Beati Rhenani. An. M.D.XXIX."; dieser bezieht sich ohne Zweifel auf alle hier vereinigten Teile, die offenbar in dem angegebenen Jahr 1529 zusammen­ gebunden wurden. 53. Der Eintrag auf dem inneren Rand von S. 62 kann nur vor dem Binden erfolgt sein. 54. Dies ist der Fall an folgenden Stellen (die in Klammern hinzugesetzte Ziffer bezeichnet die entsprechende Seite in der Ed. pr.): II 34,4 metu consularis imperi (27); II 36,3 princeps carminum Vergilius (27); II 80,2 totam uictoriam (45); II 86,3 dictum memorabile: namque ... partibus eius se miscuisset (48); 11 87,1 Proximo deinde anno Antonium- que Alexandream, ... aspide, in morsu (48); II 102,3 Massiliae decessisset (55); II 106,2 Fracti Langobardi ­ Korrek­ tur im Text, am Rand bleibt das Lemma Longobardi versehentlich unkorrigiert stehen (56); II 107,2 Data petenti facultas (57); II 108,2 ex uoluntate parentium (57); II 113,3 regressus Sistiam ­ Rhen, schreibt als Lemma an den Rand Siscia (60). 55. Es handelt sich dabei um die Stellen II 78,3 nomine lubillium ­ Rhen, streicht den Fehler an, korrigiert ihn jedoch nicht, obwohl Burer die korrekte Schreibweise in M Vibillium verzeichnet (45); Ii 85,2 M. Lario ... Adruntio (47); II 119,2 paludis insidijs (63). 56. II 106,2 Hermundurorumque fines (Hermundorumque P) (56); II 109,3 Pannoniam ad dextram (dexrram P) (57); die in P gedruckte Marginalie zu II 110,5 Pannoniorum laus (Pannoniarum P) (58).

238 es sich mit Textemendationen des Rhenanus, die —wenn sie bisher nicht gänzlich unbekannt waren — als Emendationen späterer Editoren gelten. Diese werden im folgenden dargebo­ ten57:

I 4,1 Asiam ac Nesiam p i. marg.: Moesiam P (3) in Asia Mag nesiam em. Rhen.

II 35,3 Hic Trib. Pleb. designatus, adhuc admodum adulescens, cum...? (27) designatus est MA Rhenanus verbessert zunächst: forte et adhuc ad. — Diese Verbesserung gibt er — indem er sie streicht — zugunsten der Über­ lieferung von M wieder auf und schlägt nun folgende Lesart vor: Hic (Trib. Pleb. designatus est adhuc admodum adulescens) cum... designatus et Vossius (so wie zunächst schon Rhenanus)

II 35,4 ita consilij uirtutem ... P (27) consilis M consilii A consulis em. Rhen.

11 35,5 At Cati/ina non segnius uota obijt... P (27) nota M uota A vita abijt Rhen.

11 80,2 ut inutilis alienae uictoriae comes, quam diu moratus erat,... P (45) inutilis in alienae uictoriae MA inutilis in aliena victoria Burerio assent. Rhen, quam per errorem del. et rursus suppl. Rhen.

II 84,1 ... specie & terribilior. P i. marg.: fort, erat terri. P (47) specie et A specie terribilior Rhen.

II 85,2 ... Pulico Laesosioque ... ? (47) Pulico Laesosioq A Publicolae Sosioque em. Rhen.

11 85,6 ... functum officio, uidebit e suo, an Cleopatrae arbitrio uictoriam tempe- raturus fuerat,... P i. marg.: Viderit. P (48) uidebitis ne A ut dubites suo ne Burer forte vide ut e s Rhen, fuerat A fuerit em. Rhen.

II 88,2 ... contentus, nec minora consequi potuit, sed non tarn concupiuit. P i. marg.: fort. leg. nec maiora consequi non potuit. P (49) nec minora A nec minora consequi potuit, maiora non potuit Rhen, suppl. suam coniecturam in ed. pr. margine oblatam

57. Dargestellt werden für jede hier behandelte Textstelle die Lesart in P und gegebenenfalls die zu der Stelle im Druck hinzugefügte Marginalie in P — die folgende in Klammern stehende Ziffer bezeichnet die entsprechende Seitenzahl in P —, ferner die Überlieferung von M und A, soweit jeweils möglich, und Rhenanus'hs. Emendation.

239 II 90,1 ... Reip. membris & cor am aliero, quae tarn longa armorum series la- cerauerat:... P (49) et coram aliero A forte leg. et coa/uere quae tarn I. a. s. I. Rhen.

II 105,3 ... ad caput luliae fluminis,... P i. marg.: lulia. P (56) luliae A forte Lupiae coni. Rhen., quam coniecturam postea delevit et ed. pr. lectionem defendit his verbis: lulia (duae vel tres litterae mutilae) vi (?) f luvius est in Cheruscis

II 110,4 ... duobus Batonibus ac Pinneti ducibus ... P i. marg.: Batones. Pinnetes. P (58) duobus Batonibus A duobus Batoni[bus] i. marg.: Baton[es] Rhen. Eam lectionem Rhenanus iam in ed. pr. pagina 70 proposuerat.

In einigen Fällen bieten Rhenanus' handschriftliche Eintragungen in sein Exemplar der Editio princeps keine Emendationen, sondern Erläuterungen zum Text. So zieht er an der Stelle II 106,1 die Worte Cauchorum nationes aus dem Text heraus und schreibt sie als Lemma an den Rand (56). Im folgenden nimmt er darauf Bezug; denn zu II 106,2: Fracti Longobardi ... — was Rhenanus im Text handschriftlich in Langobardi verbessert (vgl. Anm. 54) — notiert er an den Rand: 'Langobardi Cauchis vicini' (56). Der Stelle II 117,3: Is cum exercitui, qui erat in Germania, praeesset, ... — gemeint ist Varus — fügt Rhenanus am Rand die handschriftliche Bemerkung bei: 'forte ad caput luliae fluminis' (62). Er greift damit auf seine handschriftliche Notiz zu II 105,3 zurück. Ein weiterer Eintrag präzisiert den Velleius­ Text der Stelle II 119,5: caput eius abscisum, latumque ad Maroboduum, & ab eo missum ad Caesarem. Rhenanus setzt hier hinzu: 'Maroboduus caput Vari Quintilij ad Tiberium Romam misit' (63). — Diese den Velleius­Text kommentierenden Eintragungen bieten über ihre bloße inhaltliche Aussage hinaus noch mehr; sie erlauben es, die Frage, was Rhenanus bewogen haben mochte, sich mit dem Text des von ihm entdeckten Autors, auch nachdem dieser nun gedruckt vorlag, aufs neue zu beschäftigen, einigermaßen schlüssig zu beantwor­ ten. Hätte es sich darum gehandelt, eine zweite Auflage des Vellerns vorzubereiten, erklärte sich eine solche Revision der ersten Auflage von selbst. Ein derartiger Plan bestand jedoch nicht. Hingegen spricht eine Reihe von Indizien dafür, daß die Revision des Velleius­Textes in Zusammenhang mit der Abfassung des Geschichtswerkes "Rerum Germanicarum libri tres" vorgenommen wurde, welches Rhenanus im Jahre 1531 bei Froben in Basel veröffent­ lichte. Wenn auch die Tatsache, daß Rhenanus an insgesamt vierzehn Stellen in dieses Werk wört­ liche oder sinngemäße Zitate aus Vellerns übernimmt oder — wo er nicht ausdrücklich zi­ tiert — Vellerns auch nur als Gewährsmann nennt58# für sich allein noch nichts beweist, so

58. In den "Res Germanicae" wird auf folgende Velleius­Stellen Bezug genommen: II 8,3 (22); 12,2­5 (22); 39,3 (18); 95,1­2(16); 106,2 (71); 106,2 (109); 108,1 (125); 108,2(125); 109,3(125); 109,5(68); 109,5(80); 109,5 (125); 110,5 (110); 120,4 (175). Die in Klammern hinzugesetzten Seitenzahlen der "Res Germanicae" beziehen sich auf deren erste Ausgabe von 1531. Die zweite Ausgabe von 1551 erschien zwar erst vier Jahre nach Rhenanus' Tod, war aber nach Ausweis des Titelblattes vom Autor selbst sorgfältig revidiert und verbessert worden. Für die Vellerns betreffenden Stellen weist die zweite Ausgabe gegenüber der ersten jedoch keinerlei Veränderungen auf. — Insgesamt zehn dieser für die "Res Germanicae" verwendeten Velleius­Stellen hatte Rhenanus bereits in den Kom­ mentar zur "Germania"­Ausgabe vom Mai 1519 aufgenommen, nämlich: 11 8,3; 12,2; 12,5; 95,1; 106,2; 108,1; 108,2; 109,3; 109,5; 110,5.­ Die in die "Res Germanicae" aufgenommenen Velleius­Zitate weisen an folgenden Stellen gegenüber dem Wortlaut der Editio princeps Veränderungen auf: 240 erhärten doch die handschriftlichen Eintragungen im Exemplar der Editio princeps des Vel­ lerns im Vergleich mit den entsprechenden Stellen in den "Res Germanicae" die geäußerte Vermutung. Zu Vellerns II 106,2 hatte sich Rhenanus an den Rand seines Exemplars die Worte notiert: 'Langobardi Cauchis vicini'. Diese Notiz wird in den "Res Germanicae" zweimal verwendet, im I. Buch auf S. /1 im Kapitel "Langobardi in Pannoniam et dein in Italiam", wo er schreibt: "Vellerns Germana feritate ferociores esse scribit, nec ita procul ponit a Chaucis eis Albim, ..." und ­ noch deutlicher ­ im II. Buch auf S. 109 im Kapitel "Langobardi Germa­ nica lingua usi". Die Stelle lautet: "... attestante Velleio, qui eis Albim positosdocet Lango­ bardos a Rheno uenienti, Chaucisque uicinos facit." Das Kapitel über Aliso im III. Buch der "Res Germanicae" (S. 174 f.) enthält nicht nur ein wörtliches Zitat aus Vellerns, nämlich die Stelle II 120,4, es wird zudem eingeleitet mit den Worten: "Aliso ueteris Germaniae castellum est,...". In der Editio princeps des Vellerns hat­ te Rhenanus zu II 120,4, wo der Text noch die Lesart a Lisone bietet, seine Emendation be­ reits im Druck hinzugefügt. Die Marginalie lautet: 'al's Alisone. est loci nomen. Nam extat hodieque oppidulum Altzheim prope Vangionas. Meminit eius et Tacitus.' In dieser Erläu­ terung hat nun Rhenanus den Namen 'Altzheim' gestrichen und durch die handschriftlichen Worte 'in veteri Germania' ersetzt. — Der letzte hier zu behandelnde Eintrag, den Rhenanus in seinem Exemplar der Editio princeps des Velieius vorgenommen hat, scheint die Annah­ me, das Werk des Velieius sei in Hinblick auf die Abfassung der "Res Germanicae"durchge­ sehen worden, in besonderem Maße zu stützen. In einem Zusatz zu II 120,3 — Velieius wür­ digt an dieser Stelle die Leistung des L. Asprenas — erläutert Rhenanus den Wortlaut ma- tureque ad inferiora hyberna descendendo uacillantium ... gentium animos confirmauit mit folgender Bemerkung: 'Inferiora hyberna. Fortassis luhonem intelligit' (64). Der Schlüssel für diese sich dem Verständnis zunächst entziehende Vermutung findet sich in den "Res Germanicae", in deren III. Buch (S. 122 f.) Rhenanus ein eigenes Kapitel aufge­ nommen hat, das die Überschrift trägt: "luhonum civitas apud Tacitum". In diesem Kapitel hat Rhenanus die Annalen­Stelle 13,57,3 in folgendem Wortlaut zitiert: Sed ciuitas luhonum socia nobis malo improuiso afflicta est. Aus dem Namen des'Stammes' luhones hat er folglich für den Zusatz zu Velieius II 120,3 den 'Ortsnamen' luho abgeleitet. In dasselbe Kapitel der "Res Germanicae" hat jedoch noch eine zweite Annalen­Stelle Ein­ gang gefunden. Diese — ann. 2,26,1: Reductus inde Inhiona miles — hat Rhenanus schon hier dazu veranlaßt, die Lesart civitas Inhionum auch für ann. 13,57,3 als die wahrscheinli­ chere anzusehen59. In seiner Tacitus­Ausgabe von 1533 lautet der Text der Annalen­Stelle

II 12,3 (22): Rhenanus läßt die Worte quo anno ... populus crearet aus; in II 12,4 (22) fehlt nach den Worten amplius CL.M das Wort hostium. II 95,1 (16) verändert Rhenanus bewußt den Wortlaut ...,quem intra Caesaris penates enixa erat Liuia, indem er penates durch parietes ersetzt. Schließlich nimmt er in II 108,1 (125) die Lesart in interiora nun in den Text auf, was er bei der Zitierung derselben Stelle im "Germania"­Kommentar in einer Marginalnote bereits in Erwägung gezogen hatte. 59. Codex Med. 68,1 überliefert ann. 2,26,1: Reductus Inde In hiona miles. Der Autor der in der Handschrift bereits als Marginalie hinzugefügten Emendation hyberna für hiona läßt sich namentlich nicht ermitteln. Die Schrift scheint dem 16. Jahrhundert zuzugehören (Freundliche Auskunft der Biblioteca Laurenziana, Florenz). Die Emendation hyber­ na wird jedoch Beroaldus zugeschrieben, in dessen Tacitus­Ausgabe (Rom 1515) sie mit folgendem Wortlaut aufge­ nommen ist: 'IN HIONA corrigeres fortasse non inepte in Hiberna'. Ob Beroaldus die Emendation in der Handschrift bereits vorfand oder diese für seine Ausgabe selbst vornahm, läßt sich nicht ausmachen. — Codex Med. 68,2 überlie­ fert ann. 13,57,3: ciuitas uibonum mit einer Marginalie vibonum. Die Lesarten luhonum (13,57,3) und Inhiona (2,26,1) gehen letztlich zurück auf Beroaldus' Ausgabe, wenngleich dort in Hiona zu finden ist. Sie wurden übernommen in die bei Froben erschienene Tacitus­Ausgabe des Alciatus (Basel 1519), woher sie Rhenanus bekannt geworden sein dürften. In seinem eigenen Exemplar dieser Ausgabe (Walter Nr. 2291) hat er sich zur Stelle 13,57,3 notiert: 'Ciuitas luhonum in Hermunduris'. Daß er auch Beroaldus' Ausgabe ge­ kannt hat, ergibt sich aus einer Erläuterung auf S. 174 seiner eigenen Tacitus­Ausgabe von 1533. Die von Beroaldus vorgeschlagene Emendation in Hiberna für in Hiona verzeichnet Rhenanus zwar, schließt sich ihr in den "Res Germanicae" jedoch noch nicht an.

241 2,26,1 indessen so: Reductus inde luhiona mifes. Am Rand des Textes sind im Druck die Worte luhionum ciuitas als Lemma herausgehoben60. Die im Jahre 1544 erschienene zwei­ te von Rhenanus betreute Tacitus­Ausgabe bietet für diese Stelle wieder den ursprünglichen Wortlaut in HionaGl. Für ann. 13,57,3 ist Rhenanus nun aber zu einem gänzlich anderen Er­ gebnis gelangt. Hier läßt er nun folgenden Wortlaut drucken: Sedciuitas Bibonum ...62. Civitas luhonum — Inhionum — luhionum — Bibonum: Über ein und ein halbes Jahrzehnt läßt sich Rhenanus' Ringen um eine Deutung dieses Namens verfolgen. Die Lösung blieb ihm versagt. Die Emendation civitas Ubiorum gelang dem französischen Juristen Claude Chifflet (1541­1580), der in den Jahren zwischen 1570 und 1580 an einem Tacitus­Kom­ mentar gearbeitet hat, welcher jedoch unveröffentlicht geblieben ist63. Der handschriftliche Eintrag zu II 120,3: 'Fortassis luhonem mtelligit' in seinem Exemplar der Editio princeps des Vellerns zeigt indessen, daß Rhenanus, als er sein Material für die "Res Germanicae" sammelte, auch die Annalen des Tacitus für diesen Zweck nicht nur eben­ falls durchgesehen hatte, sondern daß er mit deren Inhalt auch in hohem Maße vertraut sein mußte, wenn er bei der Durchsicht des Vellerns, die aus demselben Grunde erfolgte, zu dieser Stelle die Annalen­Stelle 13,57,3 assoziierte; und dies zu einem Zeitpunkt, von dem an wohl noch mehr als fünf Jahre verstrichen, bis die erste eigene Tacitus­Edition im Jahre 1533 verwirklicht werden konnte.

60. Für ann. 13,57,3 hält er noch an der Lesart ciuitas luhonum fest. Eine Erläuterung dazu findet sich im Abschnitt IN LIB XIII CASTIGATIONES BEATI RHEN, auf S. 174 der Ausgabe: 'Arbitror Frisijs & mari Germanico proximam fuisse eam ciuitatem'. 61. Am Textrand läßt er nun hinzusetzen: 'forte, in hiberna' und zieht damit Beroaldus' Vorschlag in Erwägung. 62. Für die Ausgabe von 1544 hat Rhenanus sein eigenes Exemplar seiner Ausgabe von 1533 überarbeitet . Dieses ist er­ halten (Walter Nr. 2293). Das Lemma zur Annalen­Stelle 13,57,3 ist dort handschriftlich folgendermaßen korrigiert: 'Ciuitas Bibonum, qui et Bibenses dicuntur'. Die Erläuterung in den CASTIGATIONES (S. 174) ist getilgt und durch folgenden Text ersetzt: 'Scripsimus, sed ciuitas Bibonum, argumento uetustissimae inscriptionis ad Sanduuetzerum, DI IS — VICANI BIBENSES D.S.P. Arbitror ad Nicrum sitos esse versus Decumates agros eqs. Rhenanus hatte Kenntnis erhalten von der Inschrift aus Sandweier (CIL XIII 2,1 Nr. 6315): DI IS QVADRVBIS VICANI BIBIENSES (sie) DSP. 63. Bis in die Mitte unseres Jahrhunderts galt civitas Ubiorum als Emendation von Heinsius. Der Nachweis, daß es sich um eine Konjektur von Claude Chifflet handelt, findet sich bei Jose Ruysschaert: Juste Lipse et les Annales de Tacite, Louvain 1949, 52 Anm. 2. ­ Auf diese Untersuchung von Ruysschaert machte mich freundlicherweise Franz Römer, Wien, aufmerksam.

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