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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Göttinger Naturkundliche Schriften

Jahr/Year: 1994

Band/Volume: 3

Autor(en)/Author(s): Blanke Dietrich

Artikel/Article: Zur Fischfauna (Pisces) von kleinen Fließgewässern und Gräben zwischen Göttingen und Northeim (Südniedersachsen) 79-88 Göttinger Naturkundliche Schriften 3, 1994: 79-88 © 1994 Biologische Schutzgemeinschaft Gottingen

Zur Fischfauna (Pisces) von kleinen Fließgewässern und Gräben zwischen Göttingen und Northeim (Südnieder­ sachsen)

Contribution to the fish fauna (Pisces) of small running waters and ditches between Göttingen and Northeim (southern )

D ietrich B lanke

Data about the fish fauna of small tributaries of the river were collected during limnological excursions between Gottingen and Northeim from autumn 1987 till spring 1989. In all, 9 species of fish and the european brook lamprey (Lampetra planeri L.) were found to be present. 5 of these are considered to be endangered species according to the "Red List" for Lower Saxony. Among the species recorded was the ten-spined stickleback (Pungitius pungitius L.), which is found locally in the southern Lower Saxonian mountains. All species are described and their distribution is shown on maps.

1. Einleitung gischen Exkursionen im Leinetal zwi­ schen Göttingen und Northeim fanden Einen Überblick über die Verbreitung sich des öfteren auch Fische in den der Süßwasserfische in Niedersachsen Kescherfängen. Dies diente als Anreiz, geben M eyer et al. (1970) sowie bei weiteren Exkursionen besonders Gaumert (1981, 1986). Angaben zu auch auf die Fischfauna zu achten. angrenzenden Bundesländern finden Ziel dieses Beitrags ist vor allem eine sich u. a. für Nordrhein-Westfalen bei Situationsdarstellung der Fischfauna B orchard et al. (1986) und für Hessen kleiner und kleinster Fließgewässer und bei M einel et al. (1986). Für Südnie­ Gräben des landwirtschaftlich intensiv dersachsen liegen detailliertere Untersu­ genutzten Untersuchungsgebietes zwi­ chungen für die Landkreise Northeim schen Göttingen und Northeim, da diese (Bahlo 1988) und Göttingen (Mellin & Gewässer in besonders hohem Grade B üttner 1989) vor. Bei eigenen limnolo- anthropogenen Beeinträchtigungen aus-

Eingang des Manuskriptes: 14. März 1991 79 Abb. 1: Untersuchungsgebiet mit größeren Fließgewässern (Rwa. = Rauschenwasser) und bewaldeten Flächen gesetzt sind (u. a. Verfüllung, Ausbau, entlang des Leinetals einschließlich sei­ Unterhaltung, Grundwasserabsenkung, ner Randbereiche bis zum Nordwestrand Eutrophierung). Daneben sollen ergän­ von Northeim (Topographische Karten zende Angaben zur bisher bekannten 1:25000: 4225, 4325, 4425). Geprägt wird Fischfauna geliefert werden. es durch den bis zu mehrere Kilometer breiten Leinetal-Graben tertiären Ur­ 2. Untersuchungsgebiet und sprungs, der westlich von der Solling - Methoden und östlich von der Eichsfeld-Scholle begrenzt wird (Meyer 1987). Die Das Untersuchungsgebiet (Abb. 1) er­ Auelehmböden des ebenen Leinetal- streckt sich vom Norden Göttingens Grabens werden überwiegend ackerbau­

80 lieh, z. T. aber auch in intensiver Grün­ im Rahmen limnologischer Exkursionen landwirtschaft, genutzt. Die lößbedeck­ abschnittsweise auf ihren ökologischen ten Randbereiche des Leinetal-Grabens Zustand untersucht. Beim Keschern in bestehen - von waldbedeckten Einzel­ den meist schmalen und flachen Ge­ erhebungen abgesehen - überwiegend wässern fanden sich dabei auch häufig aus Ackerflächen. Westlich und östlich Fische. Ergänzend konnten zahlreiche schließen sich allmählich größere be­ Sichtbeobachtungen gemacht werden waldete Erhebungen an. (langsames Umdrehen von Steinen, Holz­ Die Leine zwischen Göttingen und stücken u. ä., vorsichtiges Annähern in Northeim weist heute überwiegend die Brückenbereichen), wobei im folgenden Merkmale der Barben- und Brassenre­ nur eindeutig zuzuordnende Sichtbeob­ gion auf. Die ihr zufließenden größeren achtungen berücksichtigt sind. Einzelne Bäche (Beverbach, Espolde, Harste, Gewässerabschnitte wurden mehrfach Moore, Rodebach und Weende-Ober­ aufgesucht. lauf) sind der Forellenregion zuzuordnen (Bezirksregierung Hannover 1989). Sie 3. Ergebnisse und Diskussion weisen nährstoffreiches, kalkhaltiges Wasser auf. Daneben befinden sich Insgesamt konnten 9 Fischarten sowie insbesondere im Leinetal-Graben eine das zu den Rundmäulern (Cyclostomata) Reihe kleiner langsam fließender und zählende Bachneunauge festgestellt wer­ stehender Gräben, die im Sommer teil­ den. In Niedersachsen gelten 5 der nach­ weise trocken fallen. Die meisten der gewiesenen Arten als bedroht (Gaumert etwas größeren Fließgewässer im Unter­ 1981): Bachneunauge, Groppe, Elritze, suchungsgebiet sind mäßig oder kritisch Schmerle (stark gefährdet) und Bach­ belastet (Güteklassen II, II-III, Staat­ forelle (gefährdet). Im folgenden werden liches Amt für Wasser und Abfall die angetroffenen Arten behandelt. G öttingen 1989) und verlaufen gesäumt von einem lückigen Gehölzbestand oder Bachneunauge, nur wenigen Einzelgehölzen durch land­ Lampetra planeri (Bloch , 1784) wirtschaftlich intensiv genutzte Flächen. Nachweise erfolgten nur im Beverbach Alle Gewässer werden durch einen Kom­ kurz oberhalb des Untersuchungsge­ plex an Belastungen in unterschiedli­ bietes. Am 2.7.1987 wurde ca. 2 km chem Maße beeinträchtigt: Feinpartikel­ unterhalb von Sudershausen ein Laich­ einträge von Ackerflächen, Oberflächen­ platz mit 12 Bachneunaugen an einer wassereinleitungen, Massenentwicklun­ grobkiesigen, schnell überströmten Stel­ gen von Grünalgen infolge fehlender le festgestellt. Im Frühjahr 1989 konnten Beschattung durch Gehölze und Eutro­ in diesem Bereich mehrere tote Larven phierung, Ausbau- und Unterhaltungs­ (Querder) gefunden werden. Auch ober­ maßnahmen, Querverbauungen als Wan­ halb von Sudershausen kommt das derungsbarrieren u. a. Bachneunauge im Beverbach vor (Bahlo Vom Sommer 1987 bis zum Frühjahr 1988), was im Frühjahr 1989 nochmals 1989 wurden die in den Verbreitungs­ durch mehrere Larvenfunde ca. 1 km karten mit Minutenfeldraster (Abb. 2-5) oberhalb der Ortschaft bestätigt werden dargestellten Gewässer (ausgetrocknete konnte. Insgesamt handelt es sich um ein Gewässer wurden nicht berücksichtigt) isoliertes Einzelvorkommen dieser

81 Region (vgl. Bahlo 1988, M ellin & B üttner 1989).

Bachforelle, Salmo trutta f. fario Linnaeus, 1758 Bachforellen wurden in Beverbach, Dungbach, Espolde, Harste, Moore und einem ihrer Seitenbäche, Rau­ schenwasser, Rodebach, Weende so­ wie in einem kleinen Seitengraben zur Leine (zwei einsömmrige Ein­ zelexemplare) nachgewiesen (Abb. 2). Nach Bahlo (1988) sowie M ellin & B ü ttn er (1989) weisen Beverbach, Espolde, Harste, Moore, Rodebach und Weende reproduktive Bachfo­ rellenpopulationen auf, die z. T. aller­ dings Zugang durch Besatz erfahren (Mellin & B ü ttn er 1989). Möglicher­ weise findet eine Reproduktion auch in Abschnitten von Dungbach, Rau­ schenwasser und einem kleinen Sei­ tenbach der Moore statt, da hier ein­ sömmrige Exemplare bzw. mehrere Jahrgänge festgestellt wurden. Beim Dungbach handelt es sich um eine kleine Population eines kurzen Ab­ Abb. 2: schnitts. ■ Bachforelle (Salmo trutta f. fario L.) • Groppe [Cottus gobio L.) Regenbogenforelle, ♦ gemeinsames Vorkommen beider Arten Oncorhynchus mykiss Walbaum , 1836 Regenbogenforellen konnten sehr zahl­ arm, der als Hochwasserabschlag der reich im Mittellauf des Rodebaches im Leine dient, festgestellt werden (Abb. 3). Bereich einer größeren Forellenteichan­ Der Gründling wurde von M ellin & lage angetroffen werden (Länge i. d. R. B ü ttn er (1989) in Leine und Weende als 15-20 cm, Abb. 3). In weiteren Leine - bodenständig nachgewiesen. Seitenbächen dürfte diese nicht heimi­ sche Art jedoch durch Besatz oder ent­ Hasel, wichene Teichfische ebenfalls vorhan­ Leuciscus leuciscus (Lin n a eu s, 1758) den sein. Ein Jungfisch-Schwarm wurde im Herbst 1988 in einem breiteren Seiten­ Gründling, graben etwa 50 m oberhalb der Einmün­ Gobio gobio (Linnaeus, 1758) dung in den Weendeunterlauf angetrof­ Jungfische konnten am Nordrand des fen (Abb. 3). Sehr wahrscheinlich han­ Untersuchungsgebietes in einem Leine- delt es sich um einen aus der kurz

82 unterhalb liegenden Leine aufgestie­ genen Schwarm. M ellin & B ü ttn er (1989) führen die Leine als Repro­ duktionsgewässer auf.

Elritze, P hoxinus phoxinus (Linnaeus , 1758) Elritzen wurden in der Leine und in den Mündungsbereichen von Ne­ bengewässern angetroffen (Abb. 4). M ellin & B ü ttn er (1989) wiesen Elritzen ebenfalls in der Leine nach, nicht aber in weiter aufwärts gelegenen Seitengewässern. Bahlo (1988) konnte im Mittellauf der Espolde Jungfisch-Schwärme regi­ strieren. Die Untersuchungsergeb­ nisse sowie die Angaben von Bahlo (1988) und M ellin & B üttn er (1989) zeigen, daß die Elritze in Süd­ niedersachsen eher Gewässerzonen unterhalb der Forellenregion zuzu­ ordnen ist.

Schmerle, Noemacheilus barbatulus (Linnaeus, 1758) Abb. 3: Die Schmerle wurde von M ellin & B üttn er (1989) in der Leine sowie in ■ Regenbogenforelle(Oncorhynchus mykiss • Gründling (Gobio gobio L.) W a l b a u m ) den Unterläufen von Rodebach und + Hasel (Leuciscus leuciscus L.) Weende nachgewiesen. Auch Bahlo (1988) gibt sie für den Unterlauf des Rodebachs an. Weitere Fundorte waren den, die vor allem individuenreiche der Unterlauf der Espolde, der Mün­ Jungfischbestände aufwiesen. Als einzige dungsbereich eines Seitengrabens zur Begleitfischart trat abschnittsweise der Weende, ein Leinearm, Ummelbach­ Dreistachlige Stichling auf. Das Gewäs­ oberlauf und Sunderngraben (Abb. 4). sersystem des Ummelbachs wurde bis­ Ummelbachoberlauf und Sunderngraben lang durch Abwässer der Ortschaften bieten das Bild kleiner langsam flie­ Thüdinghausen, Großenrode und Beh­ ßender Bäche von durchschnittlich 0,5 m rensen außerordentlich stark belastet - Breite innerhalb landwirtschaftlich in­ nach Bahlo (1988) fehlte zumindest in tensiv genutzter Flächen. Im Sundern­ M ittel- und Unterlauf ein Fischbestand. graben waren bei spätsommerlicher Unterhalb der o. g. Orte wurden zur Zeit Niedrigwasserführung streckenweise der Untersuchungen keine Schmerlen nur noch stehende Bereiche in tiefen angetroffen. Bei einer Verbesserung der Auskolkungen über Lößboden vorhan- Abwasserentsorgung ist mit einer bach-

83 abwärts gerichteten Wiederbesied­ lung durch Schmerlen zu rechnen. B runken (1989) traf die Schmerle in stärker belasteten Bachunterläufen (Gewässergüteklassen II und II-III) häufig an, stellenweise erreichte sie hier hohe Siedlungsdichten. Das Vor­ kommen in der Leine und im lang­ samer fließenden, stärker belasteten Ummelbach-System sowie ihr Feh­ len in schneller fließenden Gewäs­ sern der Forellenregion (vgl. auch Bahlo 1988, M ellin & B üttn er 1989) sprechen dafür, daß die Art weniger der Forellenregion, sondern mehr sich gewässerabwärts an­ schließenden Fischregionen zuzu­ ordnen ist. Die Schmerle stellt an die Wasserqualität nach den bisherigen Erkenntnissen keine besonderen An­ sprüche (Gaumert 1986). B runken (1989) traf sie bei Gewässergüte­ klassen von II bis hin zu III-IV an. Auch im Untersuchungsgebiet ist die Schmerle als Bioindikator für die Gewässergüte als ungeeignet anzu­ sehen. Abb. 4: Groppe, ■ Elritze (Phoxinus phoxinus L.) Cottus gobio Linnaeus , 1758 • Schmerle [Noemacheilus barbatulus L.) ♦ gemeinsames Vorkommen beider Arten Nach Bahlo (1988) und M ellin & B üttn er (1989) kommt die Groppe in Beverbach, Espolde, Harste, Moore, Rodebach, Weende und in der Leine vor. existiert unter ungünstigen Bedingungen Neben diesen Gewässern konnten Grop­ ein kleiner reproduktiver Groppenbe­ pen zusätzlich auch im Unterlauf des stand bis in den Mittellauf hinauf. Durch Rauschenwasser sowie in einzelnen einen bereits längere Zeit bestehenden Exemplaren in kleineren Zuläufen der unüberwindbaren Rohrdurchlaß im Mit­ Harste und Moore angetroffen werden tellauf der Krummei ist die isolierte (Abb. 2). Im Rodebach konnten Groppen kleine Population oberhalb davon als nur im untersten Abschnitt angetroffen stark bedroht anzusehen; nach einem werden. Zumindest oberhalb eines un­ Fischsterben durch eine Abwasserwelle überwindbaren Sohlabsturzes östlich könnte dieser Abschnitt nicht wiederbe­ von Nörten-Hardenberg scheint die siedelt werden. Hinzu kommt, daß nach Groppe völlig zu fehlen. In der Krummei dem Aufzehren der Dottervorräte und

84 dem anschließenden Verlassen der Bruthöhle junge Groppen sehr stark der Drift unterliegen. In späteren Stadien kann diese Abdrift an un­ überwindbaren Querverbauungen nicht mehr kompensiert werden. Als besonders gefährdet durch diesen Ausdünnungseffekt bei den Jugend­ stadien sind kleine Populationen oberhalb von Querverbauungen an­ zusehen, die nicht durch Zuwan­ derungen ergänzt werden können (Bless 1990). In der Harste ist die Gewässersohle unterhalb der Ort­ schaft Harste streckenweise ver- sintert. Travertinschichten und Kalk­ tuffablagerungen füllen zu einem beträchtlichen Teil das Lückensystem ehemals dem Gewässergrund hohl aufliegender Steine aus und haben zu einer Verfestigung der Gewäs­ sersohle geführt. Durch den dadurch bewirkten Mangel an Reproduk- tions- und Versteckplätzen wurden an solchen Abschnitten Verhältnis mäßig wenige Groppen angetroffen. Abb. 5: Dreistachliger Stichling, Gasterosteus aculeatus ■ Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus L.) Linnaeus, 1758 • Neunstachliger Stichling Der Dreistachlige Stichling ist an (Pungitius pungitius L.) eine Lebensweise in unterschied­ ♦ gemeinsames Vorkommen beider Arten lichsten Gewässern angepaßt und weist in Niedersachsen eine weite wurde er - von Einzelexemplaren abge­ Verbreitung auf (Gaumert 1981, 1986). sehen - nicht angetroffen. Ausnahmen Auch im Untersuchungsgebiet werden stellen in diesen Tälern jedoch langsam die verschiedensten Gewässertypen be­ fließende, verschlammte Seitengewässer, siedelt (Abb. 5). Einen Schwerpunkt stel­ Mühlengräben u. ä. dar. Hier fand sich len dabei kleine, nicht zu stark zuge­ oftmals auf kurzem Abschnitt eine in­ wachsene Gräben sowie kleinere Fließ­ dividuenreiche Population. Während der gewässer mit nicht zu hoher Strömung Neunstachlige Stichling außerhalb des und schlammigem bis feinkiesigem Leinetal-Grabens nicht nachgewiesen Substrat dar. In schnell fließenden, grob- wurde, zeigt der Dreistachlige Stichling schotterigen Forellenbächen (z. B. Bever- eine weitere Verbreitung und besiedelt bach, Espolde, Harste, Moore, Rodebach) auch die Täler von Leineseitenbächen.

85 Neunstachliger Stichling, er als einzige Fischart oder oft nur mit Pungitius pungitius Linnaeus , 1758 dem Dreistachligen Stichling verge­ sellschaftet auftrat. In Grabensystemen, Für Südniedersachsen und den näheren in denen beide Stichlingsarten neben­ Bereich angrenzender Bundesländer lie­ einander vorkamen, zeigte der Neun­ gen nur wenige Angaben zu dieser Art stachlige Stichling eine weitere Ver­ vor (Rikus 1976, Feldmann 1980, breitung in die flachen, pflanzenreichen B orchard et al. 1986, G aumert 1986, Oberläufe hinein. Nachweise in grö­ M einel et al. 1986, Bahlo 1988, M ellin ßeren Fließgewässern beschränken sich 1989). Bahlo (1988) wies den Neun­ auf strömungsarme Buchten mit Flach­ stachligen Stichling in Gräben des Lei­ wasserbereichen der Leine sowie auf netals südlich von Salzderhelden und den 2 -3 m breiten M ittel- und Un­ nördlich von Nörten-Hardenberg sowie terlauf der Weende. In schnellfließenden in der Rhume in Northeim nach. M ellin und größeren Zuflüssen zur Leine wurde & B üttner (1989) führen drei Nachweise der Neunstachlige Stichling nicht an­ für den Landkreis Göttingen auf: Unter­ getroffen, wohl aber vereinzelt der lauf der Weende, Seitengraben zur Dreistachlige Stichling. Im Unterschied Rhume bei sowie die zu den anderen größeren Seitenge­ Nathe. Ein weiterer Nachweis liegt für wässern der Leine weisen M ittel- und einen Tümpel im Leinetal bei Erzhausen Unterlauf der Weende eine verhält­ am Nordrand des Kreises Northeim vor nismäßig geringe Fließgeschwindigkeit (Drescher mdl.). R ikus (1976) gibt die sowie eine reiche submerse Vegetation Art für das Diemeltal bei Trendelburg bei überwiegend sandig-schlammigem an, nach D örfer (mdl.) tritt sie auch im Untergrund auf. Dieser Unterschied be­ Tal der Oberweser auf. Roth (1989) führt ruht auf einem langen Parallelverlauf als eigentliche südliche Verbreitungs­ mit der Leine bei nur geringem Gefälle. grenze das Kasseler Becken auf, Insgesamt ähnelt das Verbreitungsbild F eldmann (1980) für Westfalen die beider Stichlingsarten sehr den Befun­ nördliche Mittelgebirgsschwelle. den von Feldmann (1980) für Westfalen: Innerhalb des Untersuchungsgebietes An zahlreichen Fundstellen treten die konnte der Neunstachlige Stichling in beiden Arten gemeinsam im gleichen zahlreichen, oft kleinsten und im Spät­ Lebensraum auf, es gibt jedoch auch sommer abschnittsweise austrocknenden eine Reihe von Habitaten, die nur von Gräben des Leinetal-Grabens nachge­ einer Art besiedelt werden. So zeigt nach wiesen werden (Abb. 5). Hier lagen die Feldmann (1980) der Neunstachlige Fundorte zwischen 110 und 140 m ü.NN. Stichling eine stärkere Vorliebe für Feldmann (1980) fand ihn in Westfalen kleine, warme, pflanzenreiche und ste­ in wenigen Fällen bis zu 155 m ü. NN, hende Gewässer als der Dreistachlige die meisten Fundorte lagen jedoch unter Stichling. Dagegen werden rasch flie­ 100 m ü. NN. Der besiedelte Gewäs­ ßende, größere, kühlere und vege­ sertyp deckt sich gut mit den allge­ tationsärmere Gewässer, in denen der meinen Angaben zur Ökologie dieser Art Dreistachlige Stichling durchaus noch von Paepke (1983). Zumeist handelte es anzutreffen ist, selten vom Neun­ sich um pflanzenreiche, stehende oder stachligen Stichling besiedelt. Diese nur langsam fließende Gräben, in denen Tendenzen treffen auch zwischen

86 Göttingen und Northeim auf das Leinetal Bless, R., (1990): Die Bedeutung von mit seinen Zuflüssen zu. gewässerbaulichen Hindernissen im Raum- Zeit-System der Groppe (Cottus gobio L.). - Im Untersuchungsgebiet ergibt sich Nat. Landsch. 65 (12): 581-585. eine Gefährdung des Neunstachligen Stichlings durch eine Isolierung der BORCHARD, B., T. BRENNER & L. STEINBERG (1986): Fische in Nordrhein-Westfalen. zumeist nur kurzen Gräben von anderen (Hrsg.: Minist. Umwelt, Raumordnung u. Gewässern. Isolierte Abschnitte können Landwirtsch. NRW), 127 S. - Düsseldorf. nach einem Austrocknen in nieder­ Brunken , H., (1989): Lebensraumansprüche schlagsarmen Jahren bei einer fehlenden und Verbreitungsmuster der Bachschmerle Anbindung zu Hochwasserzeiten an Noemacheilus barbatulus (Linnaeus , 1758). - andere Gräben oder die Leine nicht Fischökologie 1 (1): 29-45 wiederbesiedelt werden. Weitere Gefähr­ Feldmann , R., (1980): Zur Verbreitung und dungsursachen sind in direkter Besei­ Ökologie des Dreistachligen Stichlings und tigung solcher Kleingewässer, allmähli­ des Zwergstichlings in Westfalen. - Natur cher Verlandung kleiner Gräben und in und Heimat (Münster, Westf.) 40: 99-109.

Grundwasserabsenkungen, die auch Gaumert, D., (1981): Süßwasserfische in Feldmann (1980) für beide Stichlings­ Niedersachsen, Arten und Verbreitung als arten als Ursachen von Arealverlusten Grundlage für den Fischartenschutz. (Hrsg.: und Populationsverringerungen aufführt, Niedersächs. Minist. Ernährung, Landwirtsch. u. Forsten), 134 S. - Hannover. zu sehen. Gaumert, D., (1986): Kleinfische in Nie­ dersachsen, Hinweise zum Artenschutz. - 4. Zusammenfassung Mitt. Niedersächs. Landesamt Wasserwirtsch. 4, 71 S. - Hildesheim. Zwischen Göttingen und Northeim wurden ab Herbst 1987 bis zum Frühjahr 1989 im Meinel , W, H.-G. Pieper, M. Barlas, A. Lelek Rahmen limnologischer Exkursionen zahl­ & G. R. Pelz (1986): Fische, Fischarten­ reiche Daten zur Fischfauna kleiner Neben­ kataster. Das Vorkommen der Fische in gewässer der Leine gesammelt. Insgesamt Fließgewässern des Landes Hessen. (Hrsg.: konnten 9 Fischarten sowie das zu den Hess. Min. Landwirtsch. u. Forsten), 72 S., - Rundmäulern zählende Bachneunauge nach­ Wiesbaden. gewiesen werden, von denen in Nieder­ Mellin , A., & V. Büttner (1989): Verbreitung sachsen 5 Arten in unterschiedlichem Grade und Gefährdung der Fischfauna im Landkreis gefährdet sind. Unter den angetroffenen Göttingen (Süd-Niedersachsen). - Göttinger Arten befand sich auch der Neunstachlige Naturkd. Sehr. 1: 145-188. Stichling, der im südniedersächsischen Berg­ land nur lokal vorkommt. Neben Verbrei­ Meyer, R. H., (1987): Streifzüge durch die tungskarten werden Anmerkungen zu den Erd- und Landschaftsgeschichte des Flecken einzelnen Arten gemacht. . (Hrsg.: Flecken Bovenden), - Göttingen.

5. Literatur Meyer, D., G. Kluge , E. W ulf, H. Aulich & F. Steiniger (1970): Grundlagen einer Fisch­ Ba h lo , K., (1988): Die Fischfauna kleiner fauna von Niedersachsen. - Natur, Kultur u. Fließgewässer im Landkreis Northeim (Süd- Jagd. - Beitr. Naturkd. Nieders. 22: 32-66. niedersachsen) mit Anmerkungen zu ihrer Gefährdung. - Braunschw. naturkd. Sehr. 3: Paepke, H.-J., (1983): Die Stichlinge. - A. 121-135. Ziemsen: Wittenberg Lutherstadt. 144 S.

B ezirksregierung H annover (1989, Hrsg.): Rikus, N. (1976): Fischartenverzeichnis des Bewirtschaftungsplan Leine - Entwurf. - Kreises Höxter. - Mitt. d. Kreisheimatpflege 490 S. + 16 Karten. Kreis Höxter, Jg. 6 (12): 4-16.

87 Roth , J., (1989): Fischartenkartierung im Landkreis Offenbach - südlichster Nachweis des Neunstachligen Stichlings. - Fisch­ ökologie Aktuell 1 (1): 9.

Staatliches Amt für Wasser und Abfall Göttingen (Hrsg.) (1989): Gewässergüte­ bericht 1989. - Göttingen. 85 S. + 37 S. Anhang + 1 Karte.

Dietrich Blanke Mühlenweg 5 D -31073 Delligsen-Kaierde

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