UNSICHTBAREN Im Theaterhaus EIN FILM VON LOUIS-JULIEN PETIT
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493-19-10 s Oktober 2019 www.strandgut.de für Frankfurt und Rhein-Main D A S K U L T U R M A G A Z I N ELEMIAH PRÄSENTIERT »EIN STRAHLENDER FILM, KOMISCH UND ZU TRÄNEN RÜHREND« LA DEPECHE »WERDEN DIESE FRAUEN SIE ZUM LACHEN BRINGEN? – JA, UND NICHT ZU KNAPP!« 20 MINUTES »DIESER FILM ERZÄHLT VOR ALLEM VON WÜRDE.« FOTOGRAMAS Audrey Corinne Noémie Déborah >> Film Gelobt sei Gott LAMY MASIERO LVOVSKY LUKUMUENA ab 26. September im Kino >> Tanz Romeo ø Julia im Gallus Theater >> Theater Tyll im Staatstheater Wiesbaden >> Kunst Meisterstücke im Historischen Museum DER GLANZ DER >> Familie Frühlings Erwachen UNSICHTBAREN im Theaterhaus EIN FILM VON LOUIS-JULIEN PETIT PREMIERE SO | 6. OKT | 20.30 UHR MIT REGISSEUR LOUIS-JULIEN PETIT IM CINEMA SARAH SUCOAB 10. OKTOBER IM KINO PABLO PAULY ImmoTrumpf – endlich schneller rein ins Eigenheim. 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Durch uns ausgestellt – objektunabhängig – noch vor der Besichtigung. frankfurter-sparkasse.de/immotrumpf INHALT Film 4 Gelobt sei Gott von François Ozon » KLUG UND 5 Born in Evin « von Maryam Zaree EINDRUCKSVOLL 3SAT KULTURZEIT 6 Der Glanz der Unsichtbaren von Louis-Julien Petit 6 abgedreht » 8 Diego Maradona MÖGLICHERWEISE Born in Evin von Asif Kapadia OZONS BESTER FILM« 9 Filmstarts FRANKFURTER RUNDSCHAU 14 Zwei Filmausstellungen »AUFRICHTIG Theater UND MUTIG« 15 Tanztheater EPD FILM in Frankfurt, Wiesbaden Schuld des Einzelnen und Ludwigshafen und des Systems 15 vorgeführt Barstow, California »Gelobt sei Gott« von François Ozon 17 Stücke aus Norwegen » SO AKTUELL IST im Schauspiel Frankfurt Der Film beginnt mit einem DAS KINO SELTEN« 18 One FlewOvertheCuckoo‘sNest 4 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG im English Theatre fast surrealen Bild: Der Kardinal 19 Stücke zu KI steht auf der Brüstung der Basilika im Theater Landungsbrücken und segnet die Stadt. Es ist, wenn » STARK UND und im Mousonturm man Bescheid weiß, eine Geste, die 20 Tyll AUFWÜHLEND« im Staatstheater Wiesbaden jedes Jahr in Lyon stattfindet. Und BERLINER MORGENPOST 21 Szenen eines wenn man noch mehr Bescheid Parasite, © Koch Film Gesamtkunstwerks weiß, dann müsste bei diesem Ritual im Gallus Theater 22 Neue Produktionen auch der politische Führungsstab 22 Premieren der Stadt daneben stehen. Aber die- 24 Festspiele Ludwigshafen ser Kardinal Barbarin steht da ganz 25 Die Unvollendete allein. Ein gespenstisches Ritual. im Titania 26 Cum-Ex / Othello Naxoshalle/Staatstheater DA B3: Pferde stehlen Musik 26 Offenbach in Offenbach 27 Klassik 34 Live-Musik-Termine Kunst 28 Neue Ausstellungen Romeo ø Julia, © Pawlica 28 Norwegen in Museen 29 Meisterstücke im Historischen Museum 30 Poetische Perlen im Goethehaus 30 Ansichtssachen Starke Frauen am Rande »Der Glanz der Unsichtbaren« Literatur von Louis-Julien Petit 32 Tante Martl Auf Alle wichtigen Papiere von Ursula März Trilogie, © Eric Berg 6 sind in Plastikumschlägen vor 33 Blutige Ernte MELVIL DENIS SWANN A. Mayer über Max Annas Regen geschützt. Das ist das erste, POUPAUD MÉNOCHET ARLAUD was man in Louis-Julien Petits Tra- gikomödie »Der Glanz der Unsicht- Familie baren« über Wohnsitzlose erfährt. GELOBT 44 Frühlingserwachen im Theaterhaus Denn in L’Envol, einer Tagesstätte für 45 Veranstaltungstipps obdachlose Frauen im nördlichen Frankreich, sind zum morgendlichen SEI GOTT 46 Sagt der Walfisch zum ... Die Unvollendete, © FSE im Titania Einlass nur umhüllte Dokumente zu EIN FILM VON sehen.. FRANÇOIS OZON Notizen 47 Altern für Anfänger Weitere Kritiken, Ankündigungen und Termine finden Sie unter www.strandgut.de Service 44 Kleinanzeigen AB 26. SEPTEMBER 47 Top Five (Werbehighlights) IM KINO Offenbach, © formdusche.de JOG Strandgut 10/2019 | 3 FILM tatsächlichen Unterdrückens nur seine Zähigkeit und Konsequenz entgegenzusetzen, so wie die ande- ren ihr Temperament und ihre Wut. Das System will die Biographien überdecken, und Zeit ist dabei das entscheidende Medium. Noch ein- mal wird dies deutlich in der Szene, in der der Kardinal auf das berühm- te Foto von dem verängstigten Kind hinweist, dass von SS-Leuten drangsaliert und gezwungen wird, die Hände zu erheben. Nicht nur wird hier auf eine andere Form der Schuld hingewiesen, die nur immer »bewahrt«, aber nicht bearbeitet wird, sondern auch auf eine Form der Kontinuität des nichtwis- senden Wissens, des wissenden Nichtwissens. So bleiben auch die Konsequenzen äußerlich; kein Kind soll mehr mit einem Priester bei der Beichte und beim Unterricht allein sein. Sehr zu Recht wendet Alexandre ein, dass damit ja alle Priester in Verruf gebracht werden Schuld des Einzelnen und des Systems und umgekehrt wieder die Schuld »Gelobt sei Gott« von François Ozon des einzelnen verschleiert wird. In Szenen wie dieser wird sehr deut- Der Film beginnt mit einem fast surrealen Bild: Der Kardinal steht auf der Brüstung der Basilika und lich, welche komplexen Probleme segnet die Stadt. Es ist eine Geste, die jedes Jahr in Lyon stattfindet. Und wenn man Bescheid weiß, sich auftun, je genauer man hin- dann müsste bei diesem Ritual auch der politische Führungsstab der Stadt daneben stehen. Aber sieht: Die Schuld der Einzelnen ist das eine, die Schuld eines Systems, dieser Kardinal Barbarin steht da ganz allein. Die Stadt ist sozusagen in seiner Hand. Und doch hat das von der Amtskirche bis in die sich etwas geändert. Auch wenn man nicht Bescheid weiß: Ein gespenstisches Ritual. Schweigespiralen der Familien und des Umfelds der Opfer reichen schleierung, fintenreiche Hinhal- des Films selber: Neben der Stadt Im Off-Kommentar stellt sich ein eine zweite. »Man muss Licht in die tungstaktiken. Mehr und mehr wird Lyon, die vielleicht mehr als exem- Mann vor, der eigentlich nicht schreckliche Finsternis der Kirche klar, dass nicht allein der pädophile plarisch für die Verschmelzung von zum großen Gegenspieler dieser bringen«, das verlangt Alexandre. Priester, sondern auch das System, Religion, Politik und Gesellschaft Macht bestimmt scheint: Alexand- Diese schreckliche Finsternis zeigt das ihn schützt, der Anklage bedarf, steht, spielt die Zeit eine Hauptrol- re, gut verdienender Banker mit Ozons Film in seinen streng kom- verkörpert in jemandem wie dem le in Ozons Film, der oft verharrt, glücklicher Familie, Vater von fünf ponierten Bildern ganz direkt. »Sie Kardinal Barbarin, der seine Politik sich auf die Wege, das Warten, die Kindern, katholisch, gläubig, die wollen einen Mann verurteilen der Vertuschung hinter großen Suche nach den richtigen Worten Ehefrau arbeitet in einer kirchlichen und ich eine Institution“, sagt einer Worten, geschliffenen Texten und einlässt, den Rhythmus der Riten Lehreinrichtung, und der Kirchgang der Betroffenen, bei dem die Tat leeren Gesten verbirgt. und Gesten aufnimmt. Bei genaue- gehört zu den selbstverständlichen noch nicht verjährt ist, zum Polizei- François Ozon, eigentlich eher für rem Hinsehen hat Ozon auch hier Dingen wie die Feier christlicher Kommissar. Ein wenig erklärt der leichthändiges cineastisches Spiel wieder einen genialen Trick gefun- Feste und die entsprechenden Film, wie das eine mit dem anderen bekannt, folgt diesem System des den, seine Geschichte nicht in der Symbole und Riten. Aber Alexandre zusammenhängt. Verschweigens bis in seine Ver- Formel von Realismus = Psychologie gehört zu den Opfern des pädo- Er folgt dem Prozess von Erinnern, ästelungen hinein. Der Kampf der plus Moral aufgehen zu lassen. philen Priesters Bernard Preynat, Verdrängen und Verschleiern, er Opfer-Organisation mit dem sehr Es ist, als würden wir wirklich von und nachdem dieser wieder in der zeigt die verschiedenen Menschen treffenden Namen »La Parole Libe- einer glänzenden Oberfläche, der Stadt als Seelsorger für Jugendliche und Milieus, die der undurchdring- rée« wird als zäher, schmerzhafter schönen Seite von Lyon, ins finstere eingesetzt wird, bricht er das jah- lichen Finsternis gegenüber stehen, und oft absurder Prozess sichtbar, Herz einer Institution gelangen, die relange Schweigen, nicht zuletzt als das Geflecht von Schuld, Mit- der manche der Betroffenen an den vor allem damit beschäftigt ist, hin- aus Sorge um die eigenen Kinder. schuld, Mitwissen und Verschwei- Rand der psychischen und sozialen ter Worten und Gesten ihre eigenen Er verlangt ein Treffen mit Preynat, gen, aus dem zu befreien es einer Belastbarkeit führt. Der Film nimmt Verfehlungen und Versäumnisse der seine Verfehlungen gar nicht ungeheuren Anstrengung bedarf. auch bei den Opfern Bezug auf re- zu verbergen. Und da taucht dann leugnet, nur dass er sich nicht als Aber er zeigt auch, dass Mut, Solida- ale Personen, einige von ihnen sind doch oft auch der sarkastische Hu- verantwortlicher Täter sondern rität und Offenheit am Ende nicht allerdings aus mehreren solcher mor des François Ozon wieder auf, selber als Opfer seiner »Krankheit« chancenlos sind. Und diese verhal- Vorbilder zusammengesetzt. Noch etwa wenn der Kardinal den gerade sieht und es nicht einmal über sich tene Feier des Aufbegehrens geht genauer wird er bei der Darstel- firmierten Söhnen Alexandres, die bringt, Alexandre um Verzeihung zu dann doch über die (notwendige) lung der Klerus-Vertreter. Es ist ein auf Aufklärung im Namen ihres bitten. Mit dieser höchst beklem- filmische Reflexion des konkreten verbürgter Ausspruch des Kardi- Vaters drängen, ein signiertes Ex- menden Konfrontation beginnt ein Falles hinaus. langer Kampf. nals Barbarin, der dem Film den emplar seines Buches »Dieu, est-il Georg Seeßlen Nach und nach treffen die