DMG · Leopold!
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LEOPOLD! 300 Jahre Leopold Mozart · Jubiläumsmagazin der Deutschen Mozart-Gesellschaft HEIMAT AUGSBURG DER NETZWERKER SEINE MUSIK DIE VIOLINSCHULE LEOPOLD DURCH DIE BRILLE DER NACHWELT MIT KONZERT-TIPPS: JubiLeo! Deutsches Mozartfest 11. — 26. Mai 2019 EDITORIAL Liebe Mitglieder der DMG, liebe Augsburgerinnen und Augsburger, Anlässlich des 300. Geburtstags von Leopold Mozart Vieles in den Geschichten rund um Leopold führt hat es sich die Deutsche Mozart-Gesellschaft mit die- uns auch immer wieder zurück zu seinen Augsburger sem Jubiläumsmagazin zur Aufgabe gemacht, die viel- Wurzeln – dahin, wo er die geistigen Grundlagen sei- seitige Persönlichkeit des Augsburger Bürgersohnes nes späteren Wirkens erhalten haben muss. Angesichts neu zu beleuchten. Wie bei einem Kaleidoskop fokus- der Bedeutung, die nicht nur musikgeschichtlich, son- sieren die Autoren dabei aus einem jeweils anderen dern auch kulturgeschichtlich dem Augsburger Leopold Blickwinkel heraus den Menschen, Musiker, Erzieher, Mozart beizumessen ist, kommt seiner Würdigung mehr Komponisten, Reisenden und Schrift steller und es ent- als nur eine lokale Dimension zu. Das JubiLeo! bietet die steht das facetten reiche Bild eines Mannes, ohne des- Möglichkeit, seine in der Memoria der Stadt fest ver- sen Wirken die Musikgeschichte ein Stück weit anders ankerte Persönlichkeit nicht nur mit diesem Magazin, verlaufen wäre. sondern auch mit einer Reihe von hochkarätigen Ver- anstaltungen – vom Deutschen Mozartfest bis hin zum Bislang ist Leopold Mozart eher nur im Kontext der Internationalen Violinwettbewerb – in das Rampenlicht Wunderkindgeschichte um Wolfgang Amadé wahr- einer breiteren Öffentlichkeit zu stellen und einer Neu- genommen worden. Folgt man aber seinen Lebens- bewertung zu unterziehen. stationen, entsteht doch das Bild eines selbstbewussten Selfmademan und Allrounders, der selbst über eine Eine erhellende Lektüre wünscht Ihnen Ihr hohe Begabung in allen Wissensgebieten seiner Zeit verfügt haben muss. Leopold dabei auf nur eine Rolle, etwa die des mittelmäßigen Komponisten oder des ehr- geizigen Vaters, zu reduzieren, wird seinem eigenen, durchaus modernen und individualistischen Lebens- THOMAS WEITZEL, entwurf nicht gerecht. Präsident der Deutschen Mozart-Gesellschaft FUNDSTÜCK Familienalbum Grafische Kabinette sind Wunderkam- Augsburger Familie Gignoux ist so ein Vorläufer heutiger Poesiealben, ist ein mern der zweiten Dimension. Flachware Blickewerfer. Die Gignoux waren ver- Quodlibet, eine zweidimensionale Augen- nennen Ausstellungsmacher despektier- mögende und kultivierte Kattundrucker, täuschung, die vorgibt ein ganzer Papier- lich alles das, was unter Glas und Passe- sie veredelten Baumwollstoffe zu kleinen stapel zu sein. Die bunte Mischung zeigt partout gehört: Zeichnungen, Stiche, starkfarbigen Kunstwerken für Westen Gignouxs Heimatstadt Augsburg von Aquarelle. Dabei erlauben die kleinen und Roben. Anton Christoph Gignoux ganz weit oben, eingespannt in die Fluss- G22560 Inv.-Nr. Sammlung, Grafische Augsburg, und Museen © Kunstsammlungen zweidimensionalen Schätze oft einen leitete das Collegium musicum, mit dem landschaft von Lech und Wertach, hinter- tiefen Blick in die Geschichte oder einen Leopold Mozart seine Schlittenfahrt legt von allerlei Musikalien: Notenblatt, weiten Blick über komplexe Themen. Ein und die Bauernhochzeit einstudierte. Ein Violine und Trommel – eine Stadt hat sich kleines Blatt aus dem Stammbuch der Blatt aus seinem Stammbuch, dem edlen ganz der Musik verschrieben. 2 Leopold! Jubiläumsmagazin der Deutschen Mozart-Gesellschaft INHALT LEOPOLD! MOZART-ORT AUGSBURG ❙ »Man muß sich nicht so klein machen« 04 Augsburgs Leopold ❙ Ein ganzer Leopold 12 Das Mozarthaus wird neu gedacht ❙ Auf Leopolds Spuren 14 … in der Musik- und Verlagsstadt Augsburg ❙ Zeittafel und Zeitgenossen Leopolds 16 DEUTSCHES MOZARTFEST 2019 ❙ Welche Gesichter zeigt Leopold beim Mozartfest? 17 JubiLeo! in Schlaglichtern ❙ KlingKlangGloria! 34 INSZENIERUNG ❙ »Il Sogno di Scipione« von W. A. Mozart in Venedig 20 SALZBURG ❙ Auf Dienstreise: Musiker-Mobilität im 18. Jahrhundert 22 ❙ »Potz plunder! Das spritzt.« 24 Leopold Mozart: Der Netzwerker © Kunsthistorisches Museum Wien Museum © Kunsthistorisches VIOLINSCHULE Die Geige Leopold Mozarts, ❙ »Information und Ausdruck sind keine Feinde« 10 gefertigt von Simon Johann Havelka Der Geiger Christian Tetzlaff über die Violinschulen von (2. Hälfte des 18. Jh.). Elfenbeinwirbel, Leopold Mozart und Joseph Joachim Griffbrett und Saitenhalter wurden erst ❙ Ein Lehrwerk als Celebrity 30 im 19. Jahrhundert hinzugefügt. Ausstellung über die Violinschule in Salzburg LEBEN UND WERK ❙ Editorial 02 ❙ »Ein Mann von vielen Witz und Klugheit« 06 Silke Leopold im Gespräch ❙ Fundstück 02 ❙ Nebenberuf: Komponist 08 Reinhard Goebel über Leopold Mozart ❙ CD-Empfehlungen 32 NACHWELT UND HEUTE ❙ Buch-Empfehlungen 33 ❙ »So schwankt ein Bild in der Geschichte« 26 ❙ Buchvorstellung 34 Vater Mozart im Lichte der Nachwelt ❙ Musikvermittlung: Leopold-Preis für Musik-Apps 28 ❙ Impressum 34 Leopold! Jubiläumsmagazin 3 der Deutschen Mozart-Gesellschaft MOZART-ORT AUGSBURG »Man muß sich nicht so klein machen« Leopold Mozart an seinen Sohn Wolfgang Amadé, 7.10.1777 von Johannes Hoyer © Ulrich Heiß © Ulrich Dem Augsburger Leopold Mozart zum 300. Geburtstag dort wohnte die Familie im Seminarhaus seit 1722. Als noch 300 Jahre werden am 14. November 2019 vergangen sein, dass nicht fünfjähriges Wunderkind steht Leopold in einer kleinen Leopold Mozart als Sohn des Buchbindermeisters Johann Georg Rolle erstmals auf der Bühne des jesuitischen Schultheaters; Mozart und der Webertochter Anna Maria Sulzer im Augsburger auch die folgenden Jahre wirkt er als Schauspieler oder Musiker Domviertel zur Welt kam. Wir sind es gewohnt, Leopold Mozart mit, bis zum selbst gewählten Ende der Schulzeit im Sommer vor allem im Hintergrund seines ungleich berühmteren Sohns 1736 – der Vater war wenige Monate zuvor verstorben. Im Wolfgang Amadé zu sehen und so gilt sein obiger Rat auch für Herbst 1737 geht Leopold Mozart zum Philosophie-Studium uns: wir müssen ihn nicht so klein machen. Oft zeichnen die an die Benediktineruniversität in Salzburg, wird dort am fürst- von der öffentlichen Meinung und von Filmen wie Amadeus ge- bischöflichen Hof als Musiker sesshaft werden – nach Augsburg prägten Leopold-Mozart-Bilder ihn eher als pedantischen, gries- kommt er danach nur noch wenige Male zurück. grämigen Vater, gar als skrupellosen Vermarkter seiner Kinder, Die Bühne und Rollenspiele zum einen, zum andern die Schär- oder auch nur als mittelmäßigen Komponisten. Dabei haben fung des Verstands und des Willens im jesuitischen Geist formen in den vergangenen 70 Jahren gerade die in Augsburg wirken- den jungen Leopold Mozart zum späteren virtuosen Beherrscher den großen (auch Leopold-)Mozartforscher Ernst Fritz Schmid, verschiedener Lebensrollen und -strategien, die ihn unter ande- Wolfgang Plath und Josef Mančal, die Internationale Leopold- rem als Lehrer, Unternehmer, Impresario, Gelehrten, Wunder- Mozart- Gesellschaft und die universitäre musikwissenschaftliche kindvater und Musiker/Komponist zeigen und durch halb Euro- Forschung mit Marianne Danckwardt und den Brüdern Christian pa bis aufs Parkett von Königen und Kaiserinnen führen. und Erich Broy ein überaus beeindruckendes und facettenreiches Insbesondere der Musikunterricht am Seminar der Jesuiten und Bild entworfen, das in der 2019 erscheinenden, ersten umfas- die häufige Musikpraxis in Gottesdiensten, Schule und Stadt senden Biographie von Silke Leopold gebündelt wird, und das schaffen die Grundlagen für sein später dokumentiertes ausge- Leopold Mozart als eine der interessantesten Persönlichkeiten zeichnetes Spiel auf Violine und Tasteninstrumenten. Leopold des 18. Jahrhunderts weit über den Musiker und Wunderkind- Mozarts an jesuitischer Logik und Propaganda geschärften vater hinaus zeigt. Zukünftig sollten die Rollen zwischen Vater Lebens- und Karrierestrategien, seine vielseitigen Interessen und Sohn etwas anders gewichtet werden: Ohne den Vater wäre und Fähigkeiten (u. a. Beherrschung mehrerer Sprachen) zeigen Wolfgang trotz seiner herausragenden Ver anlagungen kaum ihn als Mensch am Aufbruch in ein neues Zeitalter der Vernunft zum einzigartigen Genius »Amadeus« geworden. und bürgerlichen Selbstbestimmung. Naturwissenschaften, Und ohne Augsburg als prägendes Fundament in der Kindheit Literatur und Theater bleiben spannend für Leopold Mozart bis und Jugend hätte Leopold Mozart nicht in so vielseitiger und zum Lebens ende. Der Umgang von Kindesbeinen an mit Künst- heraus ragender Weise wirken können, sei es für seine Kinder lergrößen wie Johann Georg Bergmüller legen die Fundamente und Schüler, sei es für den Salzburger fürstbischöflichen Hof für eine lebenslange Kunstbegeisterung, sogar den Notenstich oder die zahlreichen Abnehmer und Auftraggeber seiner Kom- beherrscht er. positionen in Kirche, Adel und Bürgertum, sei es im geschäftli- chen, gelehrt-diskursiven oder freundschaftlichen Verkehr mit Die Augsburger Heimat, eine bedeutende seinen Partnern, Bekannten und Freunden. Handels- und Kulturmetropole In Augsburg kann er über die Musikpflege bei den Jesuiten Umfassende Bildung im Geist der Jesuiten hinaus die vielfältige Kirchenmusik an Stiften wie Hl. Kreuz, Leopold Mozarts Hochbegabung wurde vermutlich in frühester am Dom oder im Kloster St. Ulrich und Afra erfahren, auch als Kindheit erkannt. Um diese zu fördern und um spätere beruf- Singknabe. St. Anna als Zentrum evangelisch geprägter Mu- liche Perspektiven jenseits