November 2005 Putsch 1946 29

Rob Roemen Als die Regierung ihre Kritiker einsperren ließ

Stellen Sie sich einmal vor, während der zum Teil sehr heftigen Auseinandersetzung um das Mitte dieses Jahres abgehaltene Referendum wäre es kurzerhand zur Verhaftung von Gegnern der durchaus umstrittenen Europäischen Verfassung gekommen. Was hätten Sie, auch wenn Sie ein glühender Bejaher der Referendumsfrage gewesen wären, davon gehalten, wenn denn, etwa auf Geheiß von Premier Juncker oder auch seines Adjunkten, Justiz-, Armee- und Polizeiminister Frieden, aufmüpfige Leute wie Änder Hoffmann, Gaston Vogel oder Aly Jaerling und ihre Anhänger weggesperrt worden wären, mit der einzigen Begründung, diesen manchen Politikern lästigen Zeitgenossen sei eine gegen die Regierung gerichtete Aufwiegelei anzulasten? Ein Hirngespinst? In der Tat ein unvorstellbarer Vorgang, der allen Prinzipien eines demokratischen Rechtsstaates Hohn sprechen würde!

Und doch! Vor 60 Jahren, knapp zwei Von der Regierung im Stich Simon und seinen braunen Vollzugsge- Jahre nach Ende des Zweiten Welt- gelassen sellen gelungen war, sowie Zwangsre- kriegs, der unser Land unter die Knecht- krutierte, die zu den westlichen Alliier- schaft der Nazis gestellt hatte, wurden Da die parteipolitische Tätigkeit im ten übergelaufen waren. Von vornher- hierzulande in den frühen Morgen- Großherzogtum während der Kriegs- ein hielten diese mit ihrer Kritik an der stunden eines heißen Sommertags vier jahre ruhte, hatten eigentlich nur die Exilregierung nicht hinter dem Berg und junge Offiziere und ein Lehrer von der Exilminister (, Joseph warfen den Ministern unverhohlen Ver- Geheimpolizei verhaftet. Sie galten alle Bech, Pierre Krier und rat an den Landsleuten vor. als Kritiker der Exilminister, was sie – Nicolas Margue war 1940 die Flucht wohl auch waren, genau so wie unzäh- misslungen) politischen Einfluss. Sie Staatsminister Pierre Dupong versuchte, lige andere Mitbürger auch. waren wegen ihrer Haltung gegenüber die Vereinigung einzuschüchtern, indem vielen Zuflucht suchenden Luxembur- er zunächst Mac Schleich vom Posten des Den fünf Festgenommenen wurde vor- ger Widerstandskämpfern sehr umstrit- Sekretärs und schließlich auch als BBC- geworfen, ein Komplott gegen die Regie- ten; ihre undurchsichtige Rolle ist indes Sprecher verscheuchen wollte. Dies miss­ rung zu schmieden. Doch weder gab es bis heute nicht vollständig geklärt. lang jedoch. Auch sein Versuch, eine im damals einen Beweis für diese Beschul- Hyde Park-Hotel veranstaltete patrioti- digung, noch konnten späterhin stich- Das Verhalten der Exilregierung bewegte sche Kundgebung zu boykottieren, die bis haltige Argumente beigebracht werden, den Widerstandskämpfer Henri Koch- auf den letzten Platz besetzt war, schei- die die hanebüchenen Unterstellungen Kent und den Sprecher des luxemburgi- terte kläglich. Interessanterweise hatte hätten untermauern können. Den Kri- schen BBC-Programms in London, Mac der Privatsekretär von Prinz Felix, Albert tikern wurde ganz einfach ein Maul- Schleich, dazu, in der britischen Haupt- Stoltz, diese als Calvaire du korb verpasst – nicht einmal zehn Jahre, stadt die Association des Luxembourgeois angekündigte Veranstaltung eröffnet. nachdem mit dem auf den- en Grande-Bretagne zu gründen. Die Rob Roemen war bis Juli 2005 Chefredakteur des Lëtze- selben Namen getauften unrühmlichen Vereinigung zählte bald 300 Mitglieder, buerger Journal. 1995 erschien sein Buch Aus Liebe zur Gesetz Schiffbruch erlitten hatte.1 Leute, denen die Flucht vor Gauleiter Freiheit über die Geschichte des Liberalismus in Luxemburg . 30 Dossier forum 251

Die von den Regierungsvertretern im Auch Albert Wingert, ein Schifflinger sie halte sich weiter zur Verfügung der Stich gelassenen Luxemburger in Lon- Schullehrer, der nach dem Krieg in bera- Alliierten, um Ordnung und Sicherheit don hatten lediglich durch die Radiosen- tender Funktion im Arbeitsministerium im Lande aufrecht zu halten. dungen des Journalisten Mac Schleich wirkte, hatte (trotz seiner sozialistischen und die guten Beziehungen des Wider- Parteizugehörigkeit) lange Zeit heftigste standskämpfers Henri Koch-Kent Kon- Kritik an der Exilregierung geübt und Vergiftete Atmosphäre in der takt zu ihren Angehörigen in der Hei- Remedur verlangt. Er hatte sich als Lei- Assemblée consultative mat. Hatten die Exilpolitiker es bereits ter der Resistenzlergruppe ALWERAJE Für den 6. Dezember 1944 wurde erst- unterlassen, die jüdischen Mitbürger besonders verdient gemacht.3 mals eine Parlamentssitzung einberufen, am 10. Mai 1940 zu warnen und sie doch war die Kammer nicht beschluss­ zur Flucht aufzurufen, so überließen sie Resistenzler kündigen Zusammen- fähig, weil von den 55 früheren Abge- nun die politischen Flüchtlinge ihrem ordneten lediglich 25 erschienen waren. Schicksal. arbeit mit Regierung auf Einige waren im Krieg umgekommen, Den erst im September 1944 aus dem andere waren verschleppt worden. Wie die Offiziere in Ungnade Londoner Exil zurückgekehrten Minis­ Auch sollte die Ardennenoffensive von tern von Rechtspartei und Sozialisten Dezember 1944 es der nationalen Politik fielen wurde große Skepsis entgegengebracht. vorläufig nicht erlauben, wieder die Ver- Die Resistenzler in Luxemburg hat- Dennoch waren sie nicht zur Demission antwortung zu übernehmen. ten damals noch keine Kenntnis von bereit, mit der Begründung, sie wollten Unterlassungen, die massiv von den in die Rückkehr der Großherzogin abwar- Auf Drängen der Unio’n verfügte die London harrenden Luxemburger Wider- ten. In der britischen Tageszeitung Regierung am 22. Februar 1945 die standskämpfern angeprangert wurden. Daily Telegraph stand hierzu zu lesen: Einsetzung einer Consultative nach fran- Diese warfen den Exilministern immer „Unter den alliierten Regierungen, die zösischem Muster. Diese provisorische wieder vor, das Volk im Stich gelassen in London sitzen, ist die Luxemburger Abgeordnetenkammer (Assemblée con- und den vielen jungen Luxemburger Regierung die einzige, die so räsoniert, sultative) nahm im März 1945 – einige Flüchtlingen die Unterstützung versagt was nicht mit den demokratischen Zie- Tage nur, nachdem die drei letzten zu haben. Zu ihnen gehörte (der spätere len der Bevölkerung dieses kleinen Lan- Luxemburger Dörfer, im Kanton Ech- liberale Minister) Emile Krieps, der in des in Einklang ist.“ ternach, befreit worden waren – ihre den Diensten der Alliierten stand. Er Arbeiten auf. sollte, wie die anderen Kampfgefährten Durch Regierungsbeschluss vom 12. aus dem Widerstand, denen das Fehlver- Den Kritikern wurde ganz März 1945 wurden die Mandate von halten der Regierung nicht entgangen 37 bisherigen, vor dem Krieg gewähl- war, späterhin die Rache der in ihrem einfach ein Maulkorb verpasst ten Deputierten verlängert, während fragwürdigen Tun aufgescheuchten – nicht einmal zehn Jahre, 30 neue Mitglieder (hauptsächlich aus Minister zu spüren bekommen. nachdem Joseph Bech mit dem Resistenzlerkreisen) ernannt wurden, so Dies trifft zweifellos auch für den spä- auf denselben Namen getauften dass die Zahl der Mandate im Parlament teren Armeechef Robert Winter zu. unrühmlichen Gesetz Schiffbruch auf 67 anstieg. Zu den vordringlichen Aufgaben der Versammlung gehörte Ihn hatte kurz vor der Befreiung ein erlitten hatte. Telegramm von Außenminister Joseph die Legitimierung der seit 1940 im Exil Bech in Holland erreicht, wo ein Teil weilenden und inzwischen erweiterten der Luxemburger Kriegsfreiwilligen die Regierung. belgischen (und englischen) Truppen Eine zweite, von keinem Parlament Während Minister Dupong im Verlauf unterstützte. Bech verlangte, dass einer abgesegnete Regierungserweiterung der äußerst heftigen Debatten in der der drei in Holland weilenden Luxem- (die Nominierung von Assemblée consultative in einem Bericht burger Offiziere (Juttel, Jacoby, Winter) bei der ersten Erweiterung, im Novem- die Flucht der Regierung während der ihn in Brüssel aufsuchen sollte, wozu ber 1944, hatten die Resistenzlerorga­ Kriegsjahre rechtfertigte, klangen von sich Winter auch bereit erklärte. Als er nisationen gebilligt), die im Februar Oppositionsseite harsche Vorwürfe an. mit seinem Motorrad in der belgischen 1945 erfolgte (mit der Einsetzung von Es wurde immerfort betont, eine neue Hauptstadt ankam, wollte Bech ihn Robert Als als Innenminister und von Regierung nationaldemokratischer Prä- dazu bewegen, die 200 bis 300 Luxem- Guill Konsbrück als Wirtschafts- und gung müsse her, die besser über den burger Soldaten, die unter englischer Landwirtschaftsminister sowie Joseph Zustand von Land und Leuten im Bilde bzw. belgischer Fahne dienten, als Schroeder als Gewerkschaftskommis- sei als die Exilregierung, der jeder Kon- Begleitschutz der Regierung bei ihrer sar für die Rekonstruktion), war nicht takt zur Bevölkerung fehle. Rückkehr nach Luxemburg einzusetzen. dazu angetan, die Wogen zu glätten. Die Winter lehnte ab, mit der Begründung, Resistenzlervereinigung d’Unio’n war Insgesamt schien das Klima in der Assem- dass er und seine Freunde als Kriegsfrei- in Rage: „Mir brauche keng Regirong blée consultative nicht das beste gewesen willige der Luxemburger Regierung zu vun 6 oder 8 Ministeren. Drei oder ve’er zu sein. Ein Zeitzeuge, der ehemalige nichts verpflichtet seien, weil sie in den gin dur“, wurde gemeint. Am Tag der Groupement-Abgeordnete Néckel Kremer Diensten der Alliierten stünden. „Vun Erweiterung kündigte die bis dahin sehr aus Differdingen, schreibt dazu: „Vu gud- deem Dag un war ech beim Här Bech aktive Vereinigung jede Zusammenar- der Zesummenaarbecht a Versteesde- erleedegt“, sagte Robert Winter.2 beit mit der Regierung auf, betonte aber, mech am Sein vun der Assemblée consul- November 2005 Putsch 1946 31

tative ka keng Ried sin. Verdächtegungen an Attacken wore keng Seelenheet an et huet ee gemengt, datt déi deemoleg ver- gëften Atmosphär sech bis eran an dat héicht Haus geschlach hätt.“4

Wieder verfassungsrechtliche Verhältnisse Am 16. August 1945, nach 18 Tagungen, waren die Arbeiten der Assemblée con- sultative abgeschlossen, und tags darauf trat die legislative Kammer wiederum in ihre Rechte. Lediglich 38 Mitglieder fanden sich am 5. September ein, um sich einer Anpassung der sich aus den Kriegswirren ergebenden verfassungs- rechtlichen Verhältnisse zu widmen. Bis dahin hatten hitzige Debatten über Epu- rationsfragen, über die Mitgliedschaft in der VDB (Volksdeutsche Bewegung) und verständlicherweise auch über die parlamentarische Verantwortung in den ersten Monaten der Besatzungszeit stattgefunden. Sehr zum Leidwesen der Regierung kam auch das patrio- tische Verhalten jener Volksvertreter, Verwaltungsbeamten, Juristen, Geistli- chen u.a.m. zur Sprache, die 1940 einen vom Gauleiter abgefangenen Brief an Hitler unterzeichnet hatten, worin sie sich mutig für die staatliche Autonomie unter dem „Zepter unserer angestamm- ten Dynastie“ ausgesprochen hatten.5 Die Regierungsvertreter atmeten auf, als die Konsultativversammlung aufgelöst war, hatte sich daraus doch nicht jenes von ihnen erhoffte bequeme Instrument entwickelt, das sie nach Belieben hätten beeinflussen können. So hält denn auch der Historiker Christian Calmes fest: « Contrairement aux espoirs du Gouver- nement de trouver un écho de l’opinion 28. Juni 1945: Leutnant Robert Winter wird von Großherzogin Charlotte ausgezeichnet publique et un forum d’idées, il y trou- Links im Bild: Emile Krieps. vera plutôt un haut parleur pour les critiques oppositionnelles et souvent Auch wurde schon sehr früh deutlich, sozialpolitischen Fragen gleichzeitig 6 contradictoires. » … dass das Fehlen einer parlamentarischen eine Oppositionsrolle übernahmen. So Opposition Sand im demokratischen stimmten CSV und Groupement in der Das turbulente Jahr 1946 Getriebe war. Es lag denn auch auf Index-Frage am 10. Januar 1946 für eine der Hand, dass sich in dieser Situation Neuregelung, während Arbeiterpartei Die Allparteien-Regierung der Nationa- behände eine außerparlamentarische und Kommunisten sich enthielten.8 len Union, die nunmehr auf die Beine Opposition bildete, die sich im wachsen- gestellt wurde, kam im politisch tur- den Missfallen der Bevölkerung äußerte, Der Gomand-Prozess bulenten Jahr 1946 sogleich stark in ausgelöst durch „das schlürfende Getue, Bedrängnis, zunächst anlässlich ver- das vornehmerische Gehabe, die über- Wie viele andere Luxemburger auch, schiedener Eisenbahn-Debatten, dann hebliche Geheimnistuerei der Regie- hatten die Luxemburger Resistenzler vor allem aber infolge der im Verlauf rung“, wie Henri Koch-Kent schreibt.7 Norbert Gomand, Raymond Dupont des Gomand-Prozesses und der von und Léon Thoss immer wieder heftige verschiedenen Regierungsmitgliedern Zudem verlegten sich Sozialisten und Vorwürfe an die Adresse der Luxem- konstruierten Putsch-Affäre wieder auf- Kommunisten auf ein Doppelspiel, burger Exilregierung gerichtet. Weil wallenden Kritik an den Exilministern. indem sie in publikumswirksamen diese Kritik aber in der 1945 gegrün- 32 Dossier forum 251

deten Wochenzeitung L’Indépendant qu’il est de mon devoir de me porter reich in seinen „Dreckskeller“ aufge- nachzulesen stand, strengten die Minis­ garant de l’attitude patriotique de M. nommen habe, wenn sie die Sonntags- ter Pierre Dupong, Joseph Bech (beide Troeller. » messe besuchten. Dieser Abbé, der als Rechtspartei, spätere CSV) und Victor Zeuge der Regierung auftrat, sagte u.a. Bodson (Sozialist) nun ein Gerichtsver- Die Luxemburger Regierung nahm es aus, er habe Gomand drei Monate lang 9 fahren an. Der Prozess, der hauptsäch- Gordian Troeller , dem aufrichtigen in seinem Centre d’Accueil Unterschlupf lich gegen Norbert Gomand gerichtet Widerstandskämpfer, offenbar übel, gewährt. Aufgebracht unterbrach war und nach dem Herausgeber des dass er Protestant war. Auch wurde er Gomand den Abbé und stellte klar, diese L’Indépendant benannt wurde, begann von Justizminister Bodson angegrif- Behauptung sei unwahr, der Abbé sei Anfang 1946. Während Monaten wur- fen, weil er eine Deutsche geheiratet ein Lügner. Dies brachte Gomand eine den insgesamt 114 Zeugen gehört. Viele hatte, eine vor den Nazis geflüchtete Strafe wegen Prozessstörung ein. Tags von ihnen bestätigten, dass die Exilre- Jüdin (Tochter von Dr. Kahn), die bei darauf gab der Abbé zu, dass er sich gierung es an jeglicher Unterstützung Kriegsausbruch bei luxemburgischen geirrt hatte: nicht Gomand sei bei ihm hatte fehlen lassen. Freunden Unterschlupf gefunden hatte. aufgenommen worden. Dennoch wurde Gomand die Strafe (15 Tage Haft) nicht Um das Ausmaß der Verfehlungen erlassen. anschaulich zu machen, die den Exilmi- Sicher scheint allemal, dass die nistern angelastet wurden, hier eine Zeuge Emile Krieps sagt ferner aus, dass Zusammenfassung der Aussagen des sich fernab des unterdrückten Albert Ungeheuer das erste Opfer von ersten Zeugen, dem damaligen Ober- Landes in Sicherheit befindende 15 gewesen sei, das den Deutschen in leutnant Emile Krieps, der zur zweiten Regierung in den Kriegsjahren die Hände fiel, weil die Regierung nichts Prozesstagung am 5. April 1946 vorgela- große Schuld auf sich geladen unternommen habe, um den Flücht- den war. Er hatte darauf gehalten, dem hat, wofür sie niemals zur lingen so schnell wie möglich zur Pas- Gericht mitzuteilen, dass er sich tags Rechenschaft gezogen wurde. sage nach England zu verhelfen. „I.K.H. darauf wegen der Veröffentlichung eines Prinz Felix habe sich einmal geäußert, Artikels in der Zeitung L’Indépendant es komme nicht auf das Geld an, son- vor dem Disziplinarrat zu verantwor- dern auf den Mann, eine Meinung, die ten habe, wo ihm der Ausschluss aus Vor Gericht sagte Emile Krieps, laut die Regierung anscheinend nicht teilte.“ der Armee drohen könnte. In der Tat Bericht der Zeitung d’Unio’n, aus: „Viele war es den Armeeangehörigen unter- Luxemburger haben das Land verlassen Emile Krieps warf der Regierung vor, sagt, den L’Indépendant, dessen Erschei- wollen, um in den alliierten Armeen zu glatt versagt zu haben, weil sie nieman- nen während Monaten von der Regie- dienen, nicht aber um in Südfrankreich dem geholfen habe, worüber die Resis­ rung verboten worden war, zu lesen während der Dauer des Krieges zu leben tenzler sehr empört gewesen seien. Wie oder darin Artikel zu veröffentlichen. oder gar um in die Fremdenlegion zu andere Luxemburger habe er sich selbst Obwohl Emile Krieps mit schlimmen gehen. (...) Wenn Luxemburger nur nach länger im Camp von Miranda aufhal- Konsequenzen rechnen musste, hatte Südfrankreich kamen, wo sie ‚liegen ten müssen, weil Justizminister Bodson er eine Leserzuschrift verfasst, die am blieben‘ und nicht nach England weiter- in einem Brief an das belgische Kon- 6. September 1945 veröffentlicht worden reisen konnten, so ist das der Regierung sulat erklärt habe, es handele sich bei war. Der Wortlaut war hoch brisant: zuzuschreiben, die sich nicht um sie den Luxemburgern lediglich um jeunes kümmerte.“ étourdis und aventuriers. Daraufhin habe « Au mois de janvier 1943, M. Victor der belgische Konsul die Interessen der Bodson se trouvait au Portugal, chargé Zu den Luxemburgern, die sich in Luxemburger nicht mehr vertreten. In de la mission de faire sortir les ressortis- Frankreich für Landsleute auf der Flucht der Gerichtsverhandlung vom 15. Mai sants luxembourgeois du fameux camps einsetzten, zählte Emile Krieps u.a. den 1946 sagte Krieps – laut L’Indépendant de concentration de Miranda-de-Ebro. Beschuldigten Norbert Gomand, den – Folgendes aus: Le 2 juin de la même année, M. Charles amtierenden kommunistischen Minister Gordian Troeller battait tous les records Dr. Marx und den Direktor des bischöf- „Durch die Kriegserklärung Luxemburgs en évacuant clandestinement de Madrid lichen Konvikts, Jos. Reckinger. Laut an Deutschland – ohne gleichzeitige au Portugal une trentaine de jeunes gens, d’Unio’n sagte Krieps weiter aus: „(...) Einführung der allgemeinen Wehrpflicht parmi lesquels je me trouvais. Par cette die luxemburgische Regierung hätte sich – versetzte die Exilregierung unsere opération splendide, une des nombreuses für die Evakuierung früher und intensi- Refraktäre in eine missliche Lage. Da performées par M. Troeller, j’arrivais ver einsetzen müssen, als sie es getan sie nicht einer nationalen Wehrpflicht en Angleterre bien avant que je l’eusse habe. Herr Antoine Funck und Herr unterworfen waren, die deutsche Wehr- espéré. Nothumb hätten den Luxemburgern in pflicht jedoch später durch Gauleiter Frankreich falsche Pässe ausstellen müs- Simon vielleicht gerade deswegen ein- Quant aux efforts de M. Bodson, il sen, um das Leben vieler Luxemburger geführt wurde, wurden die Refraktäre n’était pas difficile de battre ce record, zu retten. Wenn sie keine Instruktionen nicht als kriegsgefangene Soldaten, parce qu’il n’a jamais réussi à évacuer von der Regierung gehabt hätten, so sei sondern als Freiwild, bzw. Deserteure personne. Je profite de cette occasion das ein Fehler der Regierung gewesen.“ der deutschen Wehrmacht behandelt. pour remercier de tout coeur M. Troeller Dies wäre ggf. nicht der Fall gewesen, pour tout ce qu’il a fait pour la cause Krieps ging auch in scharfen Worten wenn unsere Regierung gleichzeitig mit alliée et devant toutes les habituelles auf die Tätigkeit des Abbé Majerus ein, der Kriegserklärung an Deutschland die calomnies de M. Bodson, je considère der ausschließlich Flüchtlinge in Frank- Wehrpflicht unserer Jugend proklamiert November 2005 Putsch 1946 33

hätte, sie mithin zu Soldaten einer regu- lären Armee gemacht hätte.“

« Cessez tout secours aux Luxembourgeois. » Über die Zeugenvernehmung des Offiziers Robert Winter im Gomand- Prozess berichtete die Zeitung D’Unio’n am 31. Mai 1946 in bezug auf ein Kreuzverhör u.a.: „Die Zivilpartei: ‚Wie wurde der Zeuge von der Luxemburger Regierung in London aufgenommen?‘ – Der Zeuge: ,Sehr schlecht‘. – Der Prä- sident: ,In welchem Sinn?‘ – Der Zeuge: ,In dem Sinn, dass nichts für uns getan wurde. Wir schlugen der Regierung vor, den noch in Frankreich und Spanien weilenden Luxemburgern zu helfen‘. – Der Präsident: ,An wen hatten Sie sich in London gewandt?‘ – Der Zeuge: ,An Herrn Minister Bech. Herr Bech fand die Überführung nach London zu teuer. Er glaubte, sie hätten auch vielleicht nicht das Bedürfnis nach London zu kom- men; im übrigen seien sie besser dort‘. – Der Präsident: ,Kannte die Regierung die Situation der Luxemburger in Frank- reich und Spanien? Wollten die noch in Frankreich und Spanien zurückgebliebe- nen Luxemburger nach England gehen?‘ – Der Zeuge: ,All diejenigen, die sich um einen Pass bemüht hatten, wollten England erreichen. Das waren fast alle‘. – Der Präsident: ,Gab Herr Bech Ihnen Während der Gerichtsverhandlung wur­ nicht wegen des Inhalts seiner Artikel, auch dieselbe obige Antwort, als Sie ­de der Regierung u.a. die Hauptverant- sondern einzig wegen deren Form. ihm die ganze Lage geschildert hatten?‘ wortung für die Erschießung Luxembur- – Der Zeuge: ,Ja‘.“ ger Patrioten vorgeworfen, weil sie es unterlassen hatte, diesen Menschen bei Der „Putsch“ Auch der Anfang Mai 1940 vor den ihrer Flucht vor den Nazis zu helfen. Nach dem Gomand-Prozess geriet der Nazis geflüchtete Eugène Simon, Fahrer von gewissen Kreisen als so genannter Auch die Denunziation von 15 belgischen bei RTL, sagte in dem Prozess aus. Er Staatsstreich dargestellte angebliche Resistenzlern durch den von Justizmi- war von dem Luxemburger Geschäfts- Putsch der Offiziere zum politischen nister Bodson angeheuerten „Monsieur träger in Vichy und dem in Frankreich Hauptereignis von 1946. In diese Affäre, Pierre“ figurierte in den Anklagen. tätigen Generaldelegierten des Luxem- die in direktem Zusammenhang mit Zudem wurde immer wieder von der burger Roten Kreuzes im Stich gelas- dem Gomand-Prozeß stand, wurden Vergeudung von Staatsgeldern durch die sen worden, mit der Begründung, eine ausschließlich verdienstvolle Wider- Exilminister gesprochen, u.v.m. finanzielle Unterstützung, auf die die standskämpfer hineingezerrt: Major Flüchtlinge angewiesen waren, käme Es würde zu weit führen, an dieser Stelle Rudy Ensch, die Leutnants Jean Juttel, „nur für Intellektuelle“ in Frage. Simon den gesamten Verlauf des Gomand- Emile Krieps und Robert Winter sowie legte auch das skandalöse Telegramm Prozesses zu schildern. Sicher scheint der Schifflinger Lehrer Albert Wingert, von Joseph Bech an die holländische allemal, dass die sich fernab des unter- der als Regierungsattaché im Arbeitsmi- Legation in Madrid vor, das die Worte drückten Landes in Sicherheit befin- nisterium tätig war. Diese Episode ver- beinhaltete: « Cessez tout secours aux dende Regierung in den Kriegsjahren anschaulicht, wie stark die demokrati- Luxembourgeois. » große Schuld auf sich geladen hat, schen Grundregeln im Großherzogtum wofür sie niemals zur Rechenschaft zu jener Zeit in Mitleidenschaft gezo- Die Aussagen von Emile Krieps, Eugène gezogen wurde. gen waren. Simon und Robert Winter wurden in den Berichten von Luxemburger Wort und Der Gomand-Prozess endete am Es war am frühen Morgen des 2. August Tageblatt unterschlagen. Auch andere 29. März 1947 mit der Verurteilung des 1946, als die Geheimpolizei Emile Krieps Zeugenaussagen kamen in den beiden beschuldigten Zeitungsherausgebers zu kurzerhand verhaftete. Etwa gleichzei- größten Zeitungen zu kurz. einer hohen Geldstrafe, dies allerdings tig wurden die Offiziere Rudy Ensch, 34 Dossier forum 251

Jean Juttel und Robert Winter festge- waren, tickerte Koch-Kent eiligst über tionen zu meiner Kenntnis. Ich erfuhr nommen. Ihnen, ebenso wie dem Lehrer die Nachrichtenagentur AP: „Man kennt von vertrauenswürdigen Leuten, dass und Resistenzler Albert Wingert, wurde nicht die Hintergründe dieser Affäre, die in geheimen Zusammenkünften ein vorgeworfen, ein Komplott gegen die der Ausdruck eines politischen Unbeha- Komplott geschmiedet wurde, dessen Regierung Dupong zu schmieden. Der gens zu sein scheint stop Gewisse Kreise Ziel es war, gewisse Regierungsmitglie- anfängliche Versuch, die Festnahmen machen der Luxemburger Obrigkeit den der verschwinden zu lassen, wenn sie geheim zu halten, schlug fehl, weil Vorwurf, Verhaftungen vorgenommen auch später wieder freigelassen werden Henri Koch-Kent die Nachrichtenagen- zu haben, die dazu angetan sind, dem sollten; es war aber auch beschlossen tur Associated Press flugs mit Depeschen Ruf des Großherzogtums Luxemburg zu worden, ,datt der 2 oder 3 ëmgeluecht eindeckte, so dass die Story im Nu in schaden stop.“ sollte gin, wa si sollte Widerstand alle Welt verbreitet wurde. leeschten‘.“10 Außenminister Joseph Bech, vermut- Außenminister Joseph Bech, Es ging Dupong (und Bech!) darum, lich der eigentliche Drahtzieher die- vermutlich der eigentliche den Eindruck zu erwecken, als hätten ser unrühmlichen Affäre, sprach vor Drahtzieher dieser unrühmlichen sich „Leute, die zu Gewalt bereit sind, Mitgliedern des diplomatischen Korps um ihren Meinungen zur Vorherrschaft von einer „Bande umstürzlerischer Affäre, sprach vor Mitgliedern zu verhelfen“, an die verhafteten und Elemente“, wobei er „umstürzlerisch“ des diplomatischen Korps von wieder freigelassenen Beschuldigten gleichbedeutend mit „kommunistisch“ einer „Bande umstürzlerischer herangemacht, „um die Mithilfe eines setzte. Joseph Bech, der schon vor Elemente“, wobei er Teils der Armee oder der Polizeikräfte dem Krieg überall kommunistische „umstürzlerisch“ gleichbedeutend zu bekommen“. Der Staatsminister Maulwürfe ausgemacht hatte, bevor sprach von einem „Versuch, Offiziere zu er sein „Maulkorbgesetz“ durchzuset- mit „kommunistisch“ setzte. verführen.“ zen suchte, schien diesmal aufs Ganze gehen zu wollen. Dupong setzte seinen grundlosen Einer der Verhafteten wurde länger in Beschuldigungen die Krone auf, als er Als einzige Luxemburger Zeitung Gewahrsam gehalten: Albert Wingert, behauptete, was bislang in dieser Affäre brachte das Tageblatt am 2. August 1946 der vier Jahre lang in deutschen Kon- herausgekommen sei, sei „ein Anlauf eine (Kurz-)Meldung: „Wie wir verneh- zentrationslagern verbracht hatte. Er des faschistischen Geistes.“ Niemand men, sind im Laufe der Nacht einige Ver- blieb 10 Tage in Isolationshaft, weil protestierte, vielmehr eiferten Politiker haftungen vorgenommen worden. Die- der Geheimpolizist Wictor (ein Protegé auf allen Bänken dem Staatsminister selben sollen im Zusammenhang stehen von Minister Bodson, der während der nach. Die Blamage war deshalb auch für mit einem Versuch, der die gewaltsame Nazibesatzung eine zwielichtige Rolle alle perfekt, als sich die Haltlosigkeit der Beseitigung der Regierung zum Zweck spielte) ihn in einem abenteuerlich Dupong-Bech-Beschuldigungen heraus- hatte. Einzelheiten stehen noch aus.“ konstruierten Bericht schwer belastete. stellte, wofür allerdings niemand jemals Doch stellten sich alle Beschuldigungen Das Justizministerium (zuständiger zur Rechenschaft gezogen wurde. als haltlos heraus. Minister: Sozialist Bodson) ließ am dar- auffolgenden 3. August ein Kommuni- Die Presseberichte variierten: Das Die Kronzeugen sollten mundtot qué mit folgendem Inhalt verbreiten: Tageblatt stellte fest: „Ein gravierendes gemacht werden „Im Zusammenhang mit angeblichen Unbehagen beunruhigt das Land“; das Vorbereitungen eines bewaffneten Put- Luxemburger Wort schrieb über „Ver- In der kritischen Wochenschrift L’Indé­ sches wurden am 2. August verschiedene schwörer“, die sich „über die Milde pendant, die weiterhin mit beispielloser Personen dem Untersuchungsrichter der Maßnahmen, die gegen Kollabo- Härte und ohne jede Scheu den Mit- vorgeführt. Über das Bestreben und die rateure und Verräter angewandt wer- gliedern der Exilregierung wegen ihrer eventuellen Ausmaße des Putsches sind den“, beklagt hätten, während die KPL- Unterlassungen in den Kriegsjahren die Erhebungen noch nicht abgeschlos- Zeitung mutmaßte, es gehe darum, am Zeug flickte, ließ Direktor Norbert sen. Zur Richtigstellung von wilden „einen Teil der Resistenz in die Falle zu Gomand durchblicken, Staatsminister Gerüchten und Übertreibungen erklärt locken, um sie zu liquidieren.“ Dupong habe den so genannten Putsch das Justizministerium, dass die gericht- selbst eingefädelt. Das Blatt korrigierte liche Untersuchung mit der größtmög- Einige Tage später wurde das Parlament dann seine Beschuldigungen mit Hin- lichen Beschleunigung durchgeführt eingeschaltet. Staatsminister Dupong weis auf die wahren Hintergründe: wird, und keine der vorgeführten Per- behauptete im Plenum: „Ich wurde „Dieser ,Putsch‘ war keineswegs impro- sonen auch nur eine Minute länger vor ein erstes Mal benachrichtigt – es visiert, sondern sorgfältig einstudiert. dem Untersuchungsrichter zurückge- sind schon mindestens sechs Monate Diese Tatsache führte uns auf eine halten wird, als die zu tätigenden Erhe- her –, dass sich ein Gewaltstreich vor- andere Fährte, die des Joseph Bech. Nur bungen dies unbedingt erfordern.“ bereitete. Später haben Kollegen, die er versteht es, eine Sache fein einzufä- um mich sitzen, von Zeit zu Zeit von deln. Diesmal tat er es durch einen Brief Gerüchten geredet, die sie gehört haben. an die Staatsanwaltschaft.“11 „Versuch, Offiziere zu verführen“ Alle, die hier in der Kammer sitzen, Nachdem die von Untersuchungsrich- haben von ähnlichen Gerüchten gehört; Diese unglaublich klingende Darstel­ ter Delaporte vernommenen Offiziere sie wissen, um was es geht. Vor vier- lung wurde später von Zeugen be­ wieder auf freien Fuß gesetzt worden zehn Tagen kamen genauere Informa- stätigt. Der Bech-Brief, den es gemäß November 2005 Putsch 1946 35

Laut Aussage von P. Dupong im Parla- z.B. Geschichtsforscher Gilbert Trausch ment, handelte es sich „um einige Per- (erstaunlicherweise) die Frage offen, ob sonen, die illuminiert oder überspannt das „Komplott“ von August 1946 ledig- seien, oder um solche, die noch niemals lich eine Bech-Erfindung war.14 vor das Forum der Öffentlichkeit kamen und dem freien Geist Luxemburgs nicht Als Ende der 50er Jahre der damalige treu sind“, was auch immer der Staats- Armeeminister Eugène Schaus Robert minister mit diesem verschnörkelten Winter zum Generalstabschef und Emile Satz ausdrücken wollte. Krieps zum Direktor der technischen Dienste der Armee ernannte, machte Im Groupement-Organ d’Unio’n hieß es: der einflussreiche christlich-soziale Poli- „Wenn wir nochmals auf die von der tiker Pierre Grégoire dem amtierenden Regierung so groß aufgebauschte ,Putsch­ Regierungschef auf einem affäre‘ zurückkommen, dann tun wir CSV-Kongress Vorhaltungen, die Armee das nur, um unseren Lesern mitzuteilen, werde „in die Hände der Putschisten dass die Untersuchung beendet ist und Winter und Krieps“ gegeben. dass das Verfahren gegen Wingert und Die CSV-Intrigen wurden erst eingestellt, Der Staatsmann Joseph Bech bei der Unterzeichnung die Offiziere eingestellt wurde. Es hat des Nordatlantikpaktes im April 1949 sich nach gründlichster Untersuchung nachdem der schon früh in Ungnade herausgestellt, dass eine staatsfeind- gefallene Colonel Winter 1966 als Gene- ralstabschef gestürzt und die Armee- Zeugenaussagen tatsächlich gegeben liche Verschwörung überhaupt nicht bestand. Wir beglückwünschen unsere spitze durch politische Freunde der hatte, verschwand zwar (wie manch Konservativen besetzt worden war … anderer Beleg auch) aus den Dossiers. Freunde Wingert, Dominique, Ensch, Dass Bech die Fäden zog, daran besteht Juttel, Krieps und Winter, die jetzt ihre aber längst kein Zweifel mehr. Stellen wieder antreten können.“ Die dreimonatige Dauer der Untersuchung Victor Bodson, damaliger Justizminis­ wertete d’Unio’n als „ein Zeichen, dass 1 ter – auf ein Gespräch mit dem dama- sie gründlich gemacht wurde“.13 Die wesentlichen Angaben dieses Beitrags wurden dem Buch von Rob Roemen: Aus Liebe zur Freiheit, ligen Generalstaatsanwalt Félix Welter 100 Jahre Liberalismus in Luxemburg, entnommen angesprochen –, gab einige Jahrzehnte – Imprimerie Centrale (1995) Nachwehen später in einem Interview zu: „Das war 2 „Als die Regierung gegen den Armeechef putschte“ kein Putsch. Wenn es ein Putsch gewe- Die Urheber, die ja hauptsächlich an der – Lëtzebuerger Journal, 29. Februar 1992 sen wäre, hätten die vier in Frage kom- Spitze der Rechtspartei (die heute CSV 3 Marc Limpach/Marc Kayser: Wir glauben an die menden Offiziere ihn gemacht.“ Bodson heißt) auszumachen waren, durften Demokratie – Albert Wingert, Resistenzler – Editions meinte, es sei „dommt Geschwätz“ hin- weiterhin ihren Hirngespinsten frönen. d’Lëtzebuerger Land (2004) terbracht worden. Welter habe in seiner So wurde denn lange Jahre danach noch 4 Néckel Kremer hat seine Erinnerungen an die (Bodsons) Abwesenheit von Bech den immer das unsinnige Gerücht aufrecht Kriegswirren und die direkten Nachkriegsgescheh­ nisse in acht Büchern nieder geschrieben. Auftrag bekommen, die Verhaftungen erhalten, dass da einige junge Offiziere 5 vorzunehmen („mä da setzt se emol und ein Schullehrer einen politischen Parlamentsbericht über die außerordentliche Kammersession 1945 an“).12 Umsturz im Sinne gehabt hätten. 6 Christian Calmes/Danielle Boffaert: Histoire Das Verfahren gegen Albert Wingert, Weil die wahren Hintergründe der contemporaine du Luxembourg – Volume 13., Imprimerie St. Paul (1995) Jean Juttel, Emile Krieps und Robert Skandalstory niemals aufgeklärt wur- Winter wurde am 30. Oktober 1946 ein- den, gerieten die Betroffenen selber 7 Henri Koch-Kent: Putsch in Luxemburg ? – Ein gestellt. Die Offiziere Krieps, Juttel und immer wieder in Misskredit. So lässt Schildbürgerstreich . – Imprimerie Victor Buck (1980) Winter waren – wie es in Pressekom- 8 Die automatische Indexanpassung war 1921 für die mentaren hieß – „Kronzeugen“ gegen Eisenbahner und die Staatsbeamten eingeführt, am 15. Februar 1945 suspendiert und 1946 schrittweise die Regierung im Gomand-Prozeß. Das Joseph Bech – Gründungsvater der Europäischen wieder eingeführt worden. scheint zunächst eine Erklärung für die Union und CSV-Ikone. 9 Henri Koch-Kent: Halte à la falsification de l’histoire dubiose Hexenjagd gewesen zu sein. (le procès Gomand), Imprimerie Herrmann (1998) – Gordian Troeller, der 2003 starb, hatte sich in den Die grundlos Beschuldigten waren außer­ vergangenen Jahrzehnten international einen Namen dem, wie ihre Freunde Jules Dominique als Filmemacher gemacht. und Rudy Ensch (zwei andere Offiziere, 10 Henri Koch-Kent: Putsch in Luxemburg? – Ein die nicht verhaftet worden waren), Schildbürgerstreich . – Imprimerie Victor Buck (1980) Anhänger des Groupement, der heute 11 L’Indépendant, 19.09.1946 als Vorläufer der DP angesehen wird. 12 John Blaschette: La relance de la vie politique Wingert war Sozialist, er war aber wegen au Grand-Duché de Luxemourg après la Deuxième seines allgemein kritischen Auftretens Guerre Mondiale (Mémoire, 1976) längst bei der Arbeiterpartei-Obrigkeit 13 Gilbert Trausch in: Joseph Bech – Un homme dans in Ungnade gefallen. Zwischen ihm und son siècle . 50 années d’histoire luxembourgeoise den verhafteten Offizieren bestand kei- (1914-1964), Luxembourg,1978 nerlei Verbindung. 14 d’Unio’n, 5.11.1946