Samstag, 4. November 2017 SPORT SEITE 35 Von Hanau über Lautern nach Riad Reinhard Stumpf feierte als Spieler und Trainer Meisterschaften – Heute profitieren saudische Talente von seiner Erfahrung

Von Philipp Swierzy Abenteuer Saudi-Arabien. Dort übernahm er zunächst FUSSBALL ½ Bei Hanau 93 und bei Al-Hilal Riad eine Stelle den Offenbacher Kickers be- als Assistenztrainer unter Ge- gann Reinhard Stumpfs Karrie- rets, bevor er Chefcoach der re als Fußballer, in der er unter U21 von Al-Hilal wurde. anderem mit dem 1. FC Kai- „Ich wollte einen moderne- serslautern deutscher Meister ren Weg gehen, als ich ihn und Pokalsieger wurde. In der bei all meinen Stationen als Türkei feierte Stumpf mit Gala- Spieler erlebt habe“, erklärt tasaray Istanbul ebenfalls das Stumpf. Seine Motivation, Double aus Meisterschaft und Trainer zu werden, ergab sich Pokal. Der einst beinharte Ver- damals vor allem daraus, dass teidiger ist heute 55 Jahre alt er Spieler verbessern wollte. und weiterhin im Fußballge- „Man kann sich natürlich schäft tätig. Die vergangenen eine Mannschaft zusammen- sieben Jahre verbrachte er als kaufen oder man entwickelt Trainer in Saudi-Arabien. In Be- seine Spieler und dadurch zug auf die Entwicklungsmög- seine Mannschaft“, so lichkeiten der Spieler, die ein Stumpf. „Jeder junge Spieler“ Fußballtrainer dort habe, sei habe das „Potenzial, sich bis das Land „ein Paradies“, wie zu einem bestimmen Punkt Stumpf im Gespräch mit unse- weiterzuentwickeln“. Das be- rer Zeitung berichtet. deute unter anderem, den Spielern „speziell auf ihre Reinhard Stumpf ist mitt- Schwächen abgestimmte lerweile ein alter Hase im Trainingseinheiten zu wid- Trainergeschäft. In Saudi- men“. Dass seine Trainer ihn Arabien stürzte er sich nach so selten auf Schwachstellen einigen Trainerstationen in aufmerksam gemacht hät- Deutschland ten, sei ein Beweggrund für und der Tür- Stumpfs Berufswahl. Er woll- kei in ein neu- te „es besser machen“. Der es Abenteuer. 1,90 Meter große Verteidiger Paradiesisch sah bei sich selbst viel Luft sei das reiche nach oben: „Für meine Größe Land am Per- hätte ich im Offensiv-Kopf- sischen Golf, „weil es so viele ball besser sein müssen“, Spieler und Mannschaften doch „meine Trainer haben mit Entwicklungspotenzial“ mir nicht dabei geholfen, gäbe, schwärmt Stumpf. Reinhard Stumpf grätscht im DFB-Pokalfinale 1990 gegen Dieter Eilts von Werder Bremen. Der mich im Offensivbereich, Bei Al-Hilal und Al-Shabab Ex-Profi, der in der Jugend für Hanau 93 und in der unter anderem für den 1. FC Kai- beispielsweise bei Stan- in der Hauptstadt Riad sowie serslautern spielte, war kürzlich in der Soccerhalle seiner Schwägerin in Kilianstädten zu Besuch. dards, weiterzuentwi- bei Al-Etiffaq in Dammam ½ Archivfoto: Imago, Foto: Swierzy ckeln“. hat er seine Erfahrungen im Daher habe er sich bis- saudischen Fußball gesam- weiteren Stationen in Saudi- nen richtigen Weg gibt, und Stumpf bezeichnet sich her bei jeder Trainersta- melt. Mit der U21 von Al-Hilal Arabien „änderten sich die zwar den eigenen“. Heute selbst als „geradlinigen, ehr- tion als Ziel gesetzt, sei- wurde der in Gründau-Lieb- Ziele des Vereins teilweise wisse er jedoch, dass es wich- lichen und professionellen ne „Spieler zu verbes- los geborene Stumpf Meister. über Nacht“, klagt Stumpf tig ist, „andere auf diesen Menschen“. Seine Jahre als sern, damit die Mann- „Mehr als zehn Spieler“ aus über die Schnelllebigkeit des Weg mitzunehmen und nicht Weltenbummler auf diversen schaft stärker wird“. Ihm Stumpfs Mannschaft von Al- dortigen Fußballgeschäfts. So sein Ding durchzuziehen, oh- Trainerbänken haben ihn in sei „nie angst und bange Hilal „spielen heute in der wurde aus einem gemeinsam ne rechts und links zu schau- der Wichtigkeit dieser Cha- gewesen, dass seine Mann- ersten saudischen Liga“, der beschlossenen Ziel, wie der en“. Es ginge immer darum, rakterzüge bestärkt, aber schaft nicht mal irgend- Saudi Professional League, er- „Entwicklung ei- Kompromisse nicht zwangsläufig geschult. wann anfange, guten Fuß- zählt er nicht ohne Stolz. Die- ner Mannschaft“, Rehhagel machte zu finden und Denn Stumpf war bereits vor ball zu spielen“, aber, so weiß se Aussagen zeigen aber schnell eine völ- die Kommuni- seiner Zeit als Trainer im Aus- Stumpf, „dafür braucht man auch, dass Stumpf sich im- lig andere Vorga- Stumpf zu seinem kation zu su- land ein Mensch mit Prinzi- natürlich Zeit“. Diese Zeit mer noch für die Entwick- be. „Plötzlich Co-Trainer chen. „Der Weg pien. Ins Trainergeschäft ist werde „einem im Profifuß- lung seiner einstigen Wegge- sollten wir Meis- sollte also nicht Stumpf im Jahr 1997 unter de Rehhagel gar mehr ball selten gegeben“. Er weiß, fährten interessiert. ter werden“, so Stumpf. Diese zu schmal sein“, sodass „an- Mentor beim entlassen. Das hat- als die Position dass sich viele „den Erfolg „Allerdings ticken die Uh- Arbeitsweise sieht Stumpf dere Leute mit dir den Weg 1. FC Kaiserslautern einge- te auch Konsequenzen für des Assistenztrainers“. Es von heute auf morgen wün- ren da unten ein bisschen an- nach wie vor kritisch, denn er gehen können“. Das sei eine stiegen. Er hatte damals nicht Stumpf. Er wurde gefragt, ob kam jedoch anders. Die Zu- schen“. Doch als Trainer habe ders“, verrät er. Die Professio- hat eine langfristige Philoso- Einstellung, die er sich im viel Zeit zu überlegen und er den Cheftrainer-Posten sammenarbeit mit Gerets „man immer Entwicklungs- nalität der Verantwortlichen phie: „Wenn ich ein Projekt Lauf der Jahre angeeignet ha- übernahm die Funktion als übernehmen würde, gemein- verlief glänzend, sodass auf arbeit, selbst auf höchstem in den saudischen Vereinen beginne, bringe ich es auch be. Heute ist er überzeugt: Co-Trainer direkt nach dem sam mit als das Engagement in Kaisers- Niveau“. Es gehe darum, sei eines der Hauptprobleme. zu Ende.“ „Nur gemeinsam kann man Ende seiner Spielerkarriere. Teamchef, doch es war eine lautern drei weitere Statio- „Spieler auf ein System und In dieser Hinsicht gäbe es „im Und er hat viel gelernt aus zu einem Endziel kommen.“ „Rehhagel war ein Trainer, „turbulente Zeit“, die schnell nen als Co-Trainer unter Ge- aufeinander abzustimmen“. Vergleich zum europäischen seiner Zeit als Trainer in Sau- Gerade ein Trainer brauche der nicht jeden miteinbezo- zur eigenen Entlassung führ- rets folgten. Beim VfL Wolfs- Selbst Topspieler müssten „in Fußball keinerlei Deckungs- di-Arabien. Stumpf vertritt „den Rückhalt vieler Mitstrei- gen hätte“, weiß Stumpf das te. burg und bei Galatasaray Is- der Mannschaft weiterentwi- gleichheit“. Bei seinen beiden die Meinung, dass es „nur ei- ter“. damalige Angebot eines der Kurz darauf heuerte tanbul konnten Stumpf und ckelt werden“. „größten deutschen Trainer“ Stumpf jedoch erneut als As- Gerets zwischen 2004 und Stumpfs genaue Vorstel- nach wie vor zu würdigen. sistenzcoach bei 2007 einige Er- lungen beweisen, wie sehr er Stumpf habe sich durch seine den Roten Teu- Große Erfolge folge feiern. als Trainer denkt. Und sie er- Zur Person: ehrliche Art eine „vertrau- feln an – dies- Titel gab es al- klären auch seine Zukunfts- Alter: 55 Erfolge als Spieler: deutscher Saudi Club, U21 Al-Hilal Sau- ensvolle Beziehung“ zu Reh- mal allerdings mit Kaiserslautern lerdings nur bei pläne. Er möchte „versuchen Geburtsort: Gründau-Lieblos Meister 1991 mit Kaiserslautern, di Club, Club Sportif Sfaxien, hagel aufgebaut. Dass unter Führung und Galatasaray Galatasaray. In wieder etwas in Deutschland Stationen als Spieler: FC Ha- DFB-Pokalsieger 1990 mit Kaisers- Wacker Burghausen, U23 von Stumpf seine Fußballschuhe des belgischen der Saison zu bekommen“, denn „die Er- nau 93 und lautern, türkischer Meister 1993 Al-Hilal Saudi Club dann relativ zügig an den Na- Cheftrainers . 2005/2006 gewannen sie die fahrungen in Saudi-Arabien“ (Jugend), SpVgg. Dietesheim, Ki- und 1994 mit Galatasaray, türki- Erfolge als Trainer: saudischer gel hing, um als Assistenz- Stumpfs „Loyalität und Ar- türkische Meisterschaft. Das haben ihn, was ein Auslands- ckers Offenbach, Karlsruher SC, scher Pokalsieger 1993 Meister 2010 mit Al-Hilal, trainer zu arbeiten, bereue er beitsweise“ sei bei Gerets gut war eine „großartige Zeit“, engagement betrifft, auch Kickers Offenbach, 1. FC Kai- Stationen als Trainer: Co- und Crown-Prince-Cup-Sieger 2010, deshalb nicht. angekommen, vermutet doch Stumpf hatte auch den „nachdenklich gestimmt“, serslautern, Galatasaray Istan- Cheftrainer 1. FC Kaiserslautern, türkischer Meister 2006 mit Ga- Nach guter Zusammenar- Stumpf. „Vielleicht sogar zu „Wunsch, als Cheftrainer zu vor allem aufgrund der teils bul, 1. FC Köln, Brummel Sendai Co-Trainer VfL Wolfsburg, Co-Trai- latasaray, deutscher Meister beit und zwei erfolgreichen gut“, denn der Posten als Lei- arbeiten“. Bei Gençlerbirligi fehlenden Professionalität. (2. japanische Liga), Hannover ner Galatasaray Istanbul, Gençler- 1998 mit Kaiserslautern als Co- Jahren, die unter anderem ter des Lauterer Leistungs- Ankara übernahm er für kur- Stumpf sei deshalb „auf dem 96 birligi Ankara, Co-Trainer Al-Hilal Trainer bei Otto Rehhagel ½ tj den Gewinn der deutschen zentrums hatte ihn damals ze Zeit diesen Posten. Dann Weg, die Zelte in Saudi-Ara- Meisterschaft brachten, wur- auch gereizt, „vielleicht so- allerdings packte ihn das bien abzubauen“.

Große Show beendet das TGH-Camp ROPE-SKIPPING ½ · Zum Ab- schluss des fünftägigen Trai- ningscamps, das die Jumping Swans der TG Hanau ausgerich- tet hatten, fand in der Hessen- Homburg-Halle eine Abschluss- show unter Mitwirkung aller Teilnehmer statt. Die Trainer aus Belgien, Ungarn, Frankreich und Deutschland zeigten ebenfalls ein paar Tricks (rechtes Foto). Heute ab 10 Uhr richtet die TGH dann die Gaumeisterschaften der Rope-Skipper in der Sport- halle der Pestalozzischule aus. ½ tj/Fotos: Kalle