inBaden-Baden

Highlights 1

Die 53. Wahl 3 Der VDS 5 Galerie 6–7 inBaden-Baden Leichtathletik 8–9 Schwimm-EM 10 Im nassen Element 12 Euro 2000 14–15 Ostwind 18 Glosse 20 Ass des Monats 22 Höhenflieger 24–26 Highlights Biathlon 28 In Heerenveen 30–31 Impressum Inhalt

Herausgeber und Redaktion Formel 1 32–33 Internationale Sport-Korrespondenz (ISK) Pedalerie 34–36 Interview 38–39 Rad statt Rollstuhl 40 Objektleitung 42–43 Beate Dobbratz, Thomas R. Wolf Juniorsportler 44 90er Jahre 46–48 Fotonachweis Rücktritte 50–51 dpa Bilderdienst, Horstmüller GmbH, Jahrhundert-Sportler 52–54 GE Sportfoto, Jürgen Burkhardt, Archiv Airport 58 Duo Otto/Wecker 60–61 Konzeption, Herstellung Vor 20 Jahren 62 PRC Werbe-GmbH, Filderstadt Wende +10 64–65 Ball-Impressionen 66–67 Weltsportler 68–69 Sponsoring, Anzeigen Goldplanche 70–71 Lifestyle Sport Marketing GmbH, Filderstadt Seit 1947 72–76 Children’s hour 78 Druck Ehrengäste 80–83 Klaus Enzig GmbH, Stuttgart 2000… 84 3

Finalissimo. Der Countdown für dieses Jahr/-hundert/ -tausend neigt sich unaufhörlich dem Ende entgegen. Zeit zum Feiern, in rot oder schwarz bilanzieren, planen, hoffen oder bangen...? Je nach Stimmung oder Gelegenheit. Die Gala Sportler des Jahres ermutigt alljährlich eher zu einem heiteren Ausklang. Nicht, dass beim „Familienfest“ kritische Töne unter- sagt sind, sondern weil sich das „German Sport-Team“ in Baden-Baden gerne ein paar Stündchen Wellness gönnt. Schon aufgrund der immer charmanten Atmosphäre im Kurhaus – und dem Rahmenprogramm, mit dem die Veranstalter die ZDF- Proklamation abrunden.

Get together

Ein Blick zurück offenbart die Besonderheiten. Zum Leserkontakte repräsentierend. Das Fachurteil, in fünf Jahrzehn- 53. Mal werden die Sportler des Jahres kurz vor Ultimo geehrt, ten gewachsen, diente den meisten internationalen Umfragen seit 1959 regelmäßig von den TV-Kameras ins richtige Bild dieses Genres als Beispiel. Unser Dank gilt deshalb den Presse- gerückt. Längst taugt der Titel bestens zu PR-Zwecken. Und Vertretern, die weitgehend unabhängig von Quoten, Geldrang- dass in unserer knapp bemessenen Zeit sich noch ein Termin listen und Sendeminuten, ihr profundes Urteil fällen. In einer für dieses außergewöhnliche Get Together findet, kann nur Epoche, da gemeinhin die Ausrede „von den Medien aufge- ermutigen. Die von ISK und VDS organisierte Wahl Sportler bauscht“ für viele Misstöne herhalten muss, schätzt sich die des Jahres samt Ehrung marschiert deshalb forschen Sportlerwahl glücklich ob des „recherchierten Presse-Urteils“. Schrittes ins nächste Millennium. Darauf stoßen die rund 750 Gäste im Benazétsaal an. Who is who im deutschen Sport? Die Wahl, 1947 lanciert, präsentiert mindestens die Hälfte aller „Jahrhundert- heroen“. Und ein Großteil schart sich nochmals unter die Gäste. Täve Schur, Harald Schmid, Kristin Otto, Eberhard Gienger. Zusammen mit den „Twens des Jahres“, ob Martin Schmitt, Charles Friedek oder Martina Zellner, ergibt dies das schönste Schlussbild ’99. Ein Gemälde, vor allem von der Journaille skizziert. 20 Redaktionen hatten 1947 ihre Stimmen abgegeben, viele hundert sind es heute, allein im Printbereich 35 Millionen Klaus J. Dobbratz 5

Bilanz eines Jahres

Ein Jahrhundert geht zu Ende. Der Sport war sicherlich Allen gemeinsam, egal aus welcher Sportart sie kom- nicht das Wichtigste in diesem 20. Jahrhundert, aber er hat sich men, ist die Tatsache, dass sie sich an die Regeln gehalten aus einem Randbereich ins Zentrum der Gesellschaft begeben. haben, Regeln, die der Sport sich selbst gegeben hat. Und eine Der Hochleistungs- und Profisport ist zum gesellschaftlichen der wichtigsten Regeln, auch wenn sie fast nirgendwo explizit Ereignis, zu einem Teil der Unterhaltungsbranche geworden. geschrieben steht, ist Fairness. Fairer Umfang mit dem Gegner, Der Sport ermöglicht Athleten sozialen Aufstieg, Karriere, dem Zuschauer, dem eigenen Körper. Eigentlich eine Selbstver- Ruhm und Wohlstand. Aber er fordert seinen Preis: Wenn der ständlichkeit, aber in Zeiten, in denen der Sport von Doping- Sport zum Beruf wird, wird der Erfolg zum Ziel; je größer die affären und Korruptionsskandalen erschüttert wird, muss man gesellschaftliche Bedeutung einer Sportart, je höher die Ver- ab und zu daran erinnern. dienstmöglichkeiten, desto größer der Erfolgsdruck für Sportler und deren Betreuer. In diesen Tagen des ausgehenden 20. Jahrhunderts kurz vor Weihnachten wird oft Bilanz gezogen, Bilanz eines Jahres, aber auch eines Jahrhunderts. Die Sportjournalisten haben sich entschieden; sie wählten Sportlerinnen und Sportler, die des- halb herausragen, weil sie nicht nur überragende Leistungen, sondern auch Charakter gezeigt haben. Persönlichkeiten des Sports. Erich Laaser VDS-Präsident 6 7

Emotionen des Jahres 1999 8 9

W as bleibt im Gedächtnis, nach einem

Leichtathletik-Sommer, der nicht nur

für Hitzerekorde sorgte?

Die unglaubliche Dominanz der afrikanischen Läufer auf Mittel- und Langstrecken, die Erfolge der DLV-Athleten in den

von Klaus J. Dobbratz technischen Disziplinen, der Zehnkampf-Weltrekord (durch Tomas Dvorak) so haarscharf an der Grenze von 9000 Punkten? Oder der teils heftig (von DLV-Präsident Prof. Digel zum Beispiel), teils lau (der IAAF, den Meeting-Machern) geführte Kampf gegen das Krebsgeschwür Doping? Der „Patient“ ist keineswegs geheilt. Immerhin: Die Welttitelkämpfe in einem nicht-olympischen Jahr ohne Fußball- EM oder -WM bildeten das sportliche Sahnehäubchen 1999. Monatelang fokussierte sich das Interesse der Sportwelt Rich- tung Sevilla -- selbst die sonst so überlagernden, weil lukrati- Sevilla Olé! Drei Jubel-Sprünge zum Gold: Charles Friedek Großer Wurf beim Comeback: Astrid Kumbernuss

ven, Sportfeste rückten in die Funktion von reinen Formtests. morgendlich, so gegen 1.30 Uhr, an die dicken Mauern des Marion Jones (vor ihrer Verletzung) verbreitet haben, doch die Der DLV reiste mit einem 88-köpfigen Athletenaufgebot DLV-WM-Clubs oberhalb der dampfenden Ebene des Guad- Athleten sind von besonderem Kaliber. Wer hätte vor Jahres- nach Andalusien. Im Gepäck vor allem die Vision, das Athener alquivir. Dort empfing Präsident Digel alle Weltmeister mit frist Jung-Mama Astrid Kumbernuß Gold zugetraut, als sie Ergebnis (10-mal Edelmetall) zu toppen. Deshalb traf die kurz- einem rund zehn Kilo schweren Jabugo – der delikateste aller eine langwierige Verletzung auf Weiten gerade über 12 Meter fristige Absage von Heike Drechsler gleich wie eine Keule. Fast guten spanischen Schinken. Zwischen den Ständen der Ver- (!) zurückwarf. Franka Dietzsch, die Trainingskollegin aus Neu- so umwerfend wie die Hitze. Eine Weltmeisterschaft in der bands-Sponsoren verflüchtigte sich die drückende Last im Nu. brandenburg, galt erst recht nicht als Siegertypin. Und dann zweiten August-Hälfte an den kontinentalen Hitzepol zu platzie- Charles Friedek, erster DLV-Weltmeister im Dreisprung, tanzte schleuderte die 31-Jährige, die halbtags in einer Bank arbei- ren, sorgte für manches Kopfschütteln. Vor allem, weil die Flamenco, Oliver Buder (153 kg) verkündete, der erste Kugel- tet, den Diskus auf Bestweite. Karsten Kobs hatte sich bei ersten Wettkampftage die Befürchtungen bestätigten und die stoß-Olympiasieger „mit einem Waschbrettbauch“ sein zu 12 Grad im Schwarzwald vorbereitet – um in Sevillas geneigten spanischen Fans, „Atletismo“ ohnehin weniger zu- wollen. Und nippte am überdimensionalen Bierhumpen. Backofen zu reüssieren. Dafür hüpfte er hinterher in den geneigt, an die – nahen – Strände abgereist waren. Viermal Gold für den DLV, insgesamt zwölf Medaillen dreckigen Wassergraben – eine der besten WM-Schauen über- Einmal kündete ein innenstädtischer Temperaturfühler und Platz 2 in der Nationenwertung, das konnte sich sehen haupt. Und „Känguru“ Friedek, vorher schon Weltcupsieger 45 Grad, eine Stunde vor Beginn der Nachmittag-Veranstaltun- lassen. Athen war übertroffen. In seiner Bilanz zollte der DLV- und Hallenchampion, bezwang sogar Dreispring-Legende gen im Olympiastadion. Viele Athleten meckerten (zu Recht), Chef den Technikern hohen Respekt, konstatierte aber gleich- Jonathan Edwards, der in der Pressekonferenz restlos sprach- die Besucher klebten auf ihren Plastiksitzen fest. Bis kurz vor zeitig, dass der Verband kein Overall-Player sein könne. Es los war – während Friedek druckreif drauflosplauderte. Dass Das war der Hammer: Kasten Kobs, frisch Mitternacht wurde gesportelt – dann hatte sich die Quecksil- fehlen Breite und Strukturen, um in allen Disziplinen passabel man ihn aufgrund seiner Hautfarbe nicht in Discos lasse, er „gebadet“, auf dem höchsten Podest bersäule auf knapp 30 Grad zusammengezogen. Und drunten Flagge zu zeigen. „Reduce to the maxx“ könnte in Abwandlung sich als „Asylant fühle“, wenn er im Trainingsanzug durch die in der sogenannten Mixed Zone, wo WM-Teilnehmer und eines gängigen Promotionspruches die DLV-Losung lauten. Stadt laufe... Diskus-Duo Schult/Riedel, Anja Rücker (400 m) und Nadine Reporter den Dialog pflegten, beschlug der Schweiß die Das goldene Quartett mag in gewisser Weise nicht den Typen mit Charakter und eisernem Willen, die fast Kleinert (Kugel), überwanden spätestens im DLV-Refugium Kameralinsen und tropfte auf Mikrofone und Menschen. Glanz der ganz grossen Sevilla-Matadores und -Mujeres, ob endlos für ihr Gelingen hatten schuften müssen, hievten den Tomares die kleine Depression. Wenn weit nach Mitternacht Das erste erträgliche Lüftchen schmiegte sich früh- Maurice Greene, Michael Johnson, Haile Gebrselassie oder DLV weit nach oben. Und die, die knapp scheiterten, wie das die sanfte Brise dem WM-Völkchen Luft zufechelte. 10

Im türkischen Bad von Istanbul fühlten

sich die DSV-Schwimmer pudelwohl.

von Peter Heß Fußballprofis und Schwimmer haben eines gemeinsam. Wenn ihnen für eine überraschende Erfolgsserie keine Erklärung einfällt, ziehen sie sich gerne auf den Standpunkt zurück: „Wenn’s läuft, dann läuft’s.“ Das konnte die deutsche National- So lachen Sieger: „Goldfisch“ Sandra Völker mannschaft bei den 24. Schwimm-Europameisterschaften in Istanbul getrost von sich behaupten. Zehn Titel gewannen die als auch die Italiener wurden wegen Fehlstarts disqualifiziert... Schwimmer, je einen die Kunst- und Turmspringer und die „So was habe ich noch nie erlebt“, meinte Männer-Bundestrai- Langstreckenschwimmer. ner Manfred Thiesmann... „Manchmal läuft’s eben.“ Den kuriosesten Triumph feierte die Männerstaffel über Das tat es im deutschen Team für viele. Vor allem für 4x200 m Freistil. Schlussmann Lars Kiedel schlug zwar nur als Sandra Völker, die erfolgreichste deutsche Starterin in Istanbul. Dritter an. Doch sowohl die überlegenen Niederländer mit dem Die 25 Jahre alte Hamburgerin wurde insgesamt dreimal Europa- sechsfachen Titelträger dieser EM, Pieter van den Hoogenband, meisterin, dabei verbesserte sie bei ihrem Sieg über 50 m Rücken ihren eigenen Weltrekord auf 28,71 Sekunden. Der erfreulichste Aspekt der sportlichen Bilanz der EM stellt der Türkisches Bad Verjüngungsprozess in der deutschen Mannschaft dar. Nicht nur „Alt-Stars“ wie Mark Warnecke, Ralf Braun, Kerstin Kielgaß, Katrin Meißner oder Cathleen Rund sammelten Plaketten. Es waren die Jungen, die die Ausbeute außer- gewöhnlich machten. Mit der 17-Jährigen Hannah Stockbauer hat der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) in der Freistillage wieder ein überragendes Talent für die Mittel- und Langstrecke. Die Schülerin aus Franken gewann sicher den Titel über 800 Meter und war mit der 4x200-m-Freistilstaffel erfolgreich. Stev Theloke beherrscht mit seinen 21 Jahren den Rückensprint in Europa. Und Janne Schäfer gelang mit 18 Jahren eine Leistung, die reif für das Guiness-Buch der Rekorde ist. Die Wolfsburgerin lernte erst im Alter von 13 Jahren das Schwimmen. Fünf Jahre später holte sie in Istanbul Bronze über 50 m Brust. Auch für Franziska van Almsick lohnte sich der sommer- liche Ausflug in die Türkei. Mit den beiden Freistil-Staffeln gewann sie Gold, über 100 m Freistil und 100 m Schmetterling qualifizierte sie sich jeweils für den Endlauf: „Ich bin auf dem richtigen Weg nach Sydney“, meinte die Berlinerin nach ihrem ersten großen Wettkampf nach langer Trainingspause. Ein weite- rer positiver Aspekt von Istanbul: Nach vielen Wettkämpfen voller Pannen, stießen Unterkunft, Verpflegung und Organisation auf einhellige Begeisterung. Mark Warnecke fasste zusammen: „Diesmal hat sich der DSV einen Orden verdient.“ Die 4x200-m-Staffel: Schafft’s der Schlussmann? 12

Zugegeben: Straßenfeger sind Ruder-

und Kanusport nicht. Dabei hat das

Wasser „goldenen Boden“.

Wer mag schon die fragil wirkenden Wasserkeile mit dem zehnten Platz (bei elf Booten) von St. Catharines. Dabei von Sven Heuer ihren, den meisten Menschen unbekannten Besatzungen über übersahen viele die großartigen Erfolge der kleineren Mann- den TV-Schirm gleiten sehen? Wenn die Olympiaringe Down schaften: Katrin Boron erkämpfte sich im Doppelzweier mit under im Sportfokus stehen, wird dem Konsumenten täglich Jana Thieme ihr neuntes WM-Gold, die Doppelvierer Männer ein Spiegel vorgehalten: der Medaillenspiegel. Und garantiert und Frauen waren ebenfalls erfolgreich. aufpoliert von den Athleten, die mächtig paddeln und sich kräftig Fleißig Edelmetall sammelten, wieder einmal, die Renn- in die Riemen legen. Kanuten. Cheftrainer Josef Capousek atmete auf, wusste er Je drei Gold- und Silbermedaillen fischten die Ruderer bei doch vor der Mailand-Reise, dass es einem Lapsus gleichen der Weltmeisterschaft in Kanada in den olympischen Bootsklas- würde, wenn auch nur eines der zwölf Boote die Olympia-Qualifi- sen aus dem Wasser. Bezeichnend aber, dass das Versagen der kation verpassen würde. Aber den hohen Ansprüchen wurden die Deutschland-Achter für hohen Seegang vor und hinter den Kulis- „Wasserratten“ gerecht, das Dutzend voll gemacht. Lutz Liwows- sen sorgte. Selbst Bundestrainer Ralf Holtmeyer war ratlos nach ki bleibt im 1 000-m-Kajak unschlagbar, die fünffache Olympia- W asserkeile

siegerin Birgit Fischer findet nach langer Verletzungspause allmählich ihre Form wieder. Und den „Oldies“ rückt junge Kon- kurrenz auf die Pelle, mit Ronald Rauhe, gerade 18 geworden, hat die DKV-Armada ein besonderes Talent im Boot: Dreimal Gold bei den Junioren, Bronze im „großen“ Kajak-Einer. Ohne Sporthilfe-Zuwendungen und (wenige) Sponsoren würden die Hightech-Boote glatt untergehen. Und ein Sieger- Abonnement gibt es nicht. Der Kanusport, hierzulande die größ- te sportliche Goldgrube der letzten Jahre, meisterte die Wieder- vereinigung bravourös: Zehn Olympiasiege in und . Dass hier, wie bei der Ruderflotte, keine Profis, sondern Studenten oder Berufstätige durchs Nass pflügen, und mit die- sem Sport kein Geld zu verdienen ist – wen interessiert’s? Hauptsache, der Blick in den „Spiegel“ lässt die Herzen der Sport-Leser und -Gucker höher schlagen...

DRV-Jubel für Men & Women in Kanada 14 15

Europas Ball-Nationen stolperten förm-

lich Richtung EM 2000. Die deutsche

Nationalelf hatte zumindest zwei

Schutzengel: Bierhoff und Matthäus.

Beim Endspiel der Euro 2000 könnte Lothar Matthäus engel“, wie ein osmanisches Blatt nach dem 0:0-Gezitter des absolvierte sechs Begegnungen – und war mindestens so von Hans Bleyle gut und gerne über 150 Länderspiele auf dem Buckel haben. EM-Titelverteidigers, am 9. Oktober in München vor 63 000 wertvoll wie Bierhoff. Als „Weltrekordler“ wohl unantastbar für eine ziemlich lange Zuschauern, kommentierte. Die andere Realität: 12,48 Millio- Während sich die deutschen Fans mit dem – unge- Zeit. Ob am Ende wirklich alle Wünsche und Pläne des fränki- nen Menschen vor den Bildschirmen hatten mitgefiebert. Auch wohnten – Gedanken vertraut machen müssen, dass die Bun- schen Ausnahmefußballers in Erfüllung gehen? Ein cooles eine glanzlose Nationalelf elektrisiert die Massen. desliga längst nicht mehr als „stärkste Liga der Welt“ automa- Leben im Big Apple mit Blick auf den Central Park, dazwischen Darauf (und auf Matthäus) lässt sich im Hinblick auf tisch das Reservoir für Superstars wie einst darstellt, mussten mancher Soccer-Kick mit den MetroStars von New York – und die Europameisterschaft 2000 bauen. Es muss ja nicht immer auch Tifosi oder Supporters lange bangen. Italiens Minimali- eben einige Spritztouren zu Sir Erich und den Seinen. Denn auf das Finale (in Rotterdam) das Maß aller Dinge sein... 28 sten zum Beispiel kamen beim Schlussdurchgang ebenfalls seinen 38-Jährigen Abwehrchef kann und will der DFB nicht Akteure hatten Erich Ribbeck und Uli Stielike eingesetzt, nur nicht über ein 0:0 (in Weißrussland) hinaus, die Auftritte der verzichten. Zu ungelenk waren die Mannen über manche Hür- Oliver Bierhoff bestritt alle Partien. Gottseidank: der „Mailän- Squadra Azzurra stehen im krassen Missverhältnis zu den den der Euro-Qualifikation für das Turnier in Holland und der“ erzielte 7 der 20 Quali-Treffer. Lothar Matthäus („wir Gagen der Serie A. Die Engländer benötigten gar das Hintertür- So ist’s richtig – das Runde ins Eckige. Belgien gestolpert. Am Ende „hatten die Panzer einen Schutz- haben das Image des deutschen Fußballs wieder aufpoliert“) chen der Relegation (2:0/0:1 gegen Schottland). Trotzdem Bierhoffs drittes Tor beim 6:1 gegen Moldawien Euro 2000 mit Matthäus und Co.

posaunt Coach Kevin Keegan in alle Welt hinaus, man könne könnte das Tricolore-Trikot tragen. Nicolas Anelka machte bei das Turnier 2000 gewinnen. Real Madrid im blütenweißen Trikot mit der Nummer 19 oft Von den 14 Qualifikanten (die beiden Gastgeber waren eine traurige Figur, weil die Last des 70 Millionen-Deals die gesetzt) imponierte Vize-Europameister Tschechien mit 10 zarten Schultern eines 22-Jährigen zu zerquetschen drohte. Siegen in 10 Partien. Stark wie Wikinger auch Schweden Das blaue Leibchen (Nr. 12) passt ihm besser. Auch Patrick (düpierte England) und Norwegen. Hecht im Karpfenteich sind Vieira (23), Premier-League-gestählt, wirkt als ideale Ergänzung die Nobodies aus Slowenien, die verhinderten, dass die EM- zum WM-Gerippe um Kapitän Didier Deschamps, für das die Bühne das nächste Parkett zur Selbstinszenierung für Young- Euro 2000 der letzte große internationale Auftritt darstellt. ster Schewtschenko (Ukraine und Milan) wird. Ob dies auch für den ewig jungen Neu-New Yorker Et les Bleus? Der amtierende Weltmeister resp. dessen Lothar Matthäus zutrifft? in alle Winde verstreuten Kicker, tänzelte selten, wankte ziem- lich und wirkte zwischendurch eher als heißere Krähe denn stolzer gallischer Hahn. In Bedrängnis, aber besann sich der Club France unter dem zunächst nur zögernd akzeptierten Trainer Roger Lemerre wieder seiner Verpflichtung. Acht Siege, zwei Remis und eine Niederlage (erste Schlappe seit März 1998) gegen Russland in diesem Jahr. Thuram, Zidane, Desail- ly zaubern wieder – und gelten schon heute als Favoriten für das Turnier in Lüttich, Eindhoven, Arnheim, Charleroi, Rotter- dam, Brüssel, Amsterdam, Brügge, vom 10. Juni bis 2. Juli 2000. Und auch der künftige Star des jungen Jahrtausends Gewohntes Bild: Oliver Bierhoff dreht jubelnd ab Verdienter Feierabend: Lothar Matthäus 18

Sorgt Cottbus, an der polnischen Grenze,

für den Kontrapunkt beim Westruck des

deutschen Fußballs? Die 1. Liga gastiert

vielleicht bald in der Niederlausitz.

Noch vor einem Jahr lag der ostdeutsche Profi-Fußball zu diesem Thema verhalten, aber manches spricht für den von Heiko Faber am Boden. Der FC Hansa Rostock schlitterte in den Abstiegs- „Ernstfall“. Energie Cottbus wäre dann der östlichste Verein im strudel, bei Zweitligist FC Energie Cottbus sah es nicht besser Oberhaus. aus. Doch die Hanseaten überstanden, wenn auch mit viel Die Euphorie im Umfeld ist groß. Denn außer Fußball hat Glück, die Saison im Oberhaus, und auch Cottbus entging dem dieser Landstrich sportlich nicht mehr viel zu bieten. Die ehema- Absturz. Seit dieser Saison sind mit dem Chemnitzer FC sogar lige Eishockey-Hochburg im 30 Kilometer entfernten Weißwas- drei Mannschaften aus den neuen Bundesländern im bezahlten ser, aus der die Hälfte aller DDR-Nationalspieler kam, hat eben- Fußball präsent. so abgebaut wie der Cottbuser Radsport mit Olympiasieger und Für Furore aus diesem Trio sorgt nun Cottbus, der DFB- Weltmeister aus der Vorwendezeit. Pokalfinalist von 1997. In ihrem dritten Zweitligajahr greifen die Und so pilgern die Fans aus einem großen Einzugsgebiet Lausitzer sogar nach den Sternen – dem Aufstieg in die höchste ins Cottbuser Stadion: vom Süden bis zum Dresdner Spielklasse. Noch zeigt man sich bei dem Brandenburger Verein Raum, von Leipzig bis zur polnischen Grenze. Mit durchschnitt- lich 10 000 Besuchern hat Cottbus für ostdeutsche Verhältnisse eine ausgezeichnete Heimresonanz. Ostwärts Die Arena, für 21 500 Plätzen ausgelegt, genügt durch- aus Erstliga-Ansprüchen, auch wenn derzeit nur 4 500 Sitzplätze überdacht sind. In Unterhaching und Ulm ist das auch nicht viel anders. Geplant zudem: eine Gegentribüne für 8 000 Fans, wofür allerdings noch die nötigen Mittel fehlen. Der Höhenflug des Vereins, am 31. Januar 1966 als Betriebssportgemeinschaft (BSG) gegründet und am 1. Juli 1990 in FC Energie Cottbus umbekannt, ist wesentlich mit Trainer Eduard Geyer verbunden. Der heute 55-Jährige Dresdner leitet die Geschicke seit fünf Jahren von der Bank. Der letzte Auswahltrainer der DDR-Nationalmannschaft gilt als sehr eigen- willig, hart in der Kritik und mehr als sparsam im Umgang mit Lob. Vielleicht ist gerade dies sein Erfolgskonzept. „Ede“ hat Spieler aus elf Nationen im Kader und daraus ein eingespieltes Team geformt. Und das mit einem kleinlichen Etat von elf Millio- nen Mark. Berühmt in Deutschland wurde Geyer im Herbst 1973, als Dynamo Dresden im Europacup der Landesmeister dem FC Bayern (3:4 in München und 3:3 in Dresden) Paroli bot. Kurios: sechs Tore gegen die Lattek-Elf mit Maier, Becken- bauer, Müller und Co. reichten nicht. Das Ausscheiden wurde besonders Eduard Geyer angelastet. Vielleicht kann er sich schon in der nächsten Saison im Duell gegen den Meister revanchieren. Cottbus: Fußballfurore in „Fernost“ 20

Eine englische Woche vor dem Bild- Mittwoch. Kühlschrank auffüllen, Kartoffelchips, ein Sechserpack Hofbräu. Die Bayern kicken in Trondheim, doch schirm. Oder: Lieber Lens als Chanel. mitten hinein kommt Frau B. auf das Versprechen von gestern zurück und forscht mit wippender Hüfte und betörender Miene: „Locken wir die Mumie aus ihrer Gruft?“ Als ich ihr sage, dass gegen Mitternacht auch noch Kiew gegen Real kommt, entfährt ihr im Affekt fast das Wort Bettflasche. Donnerstag. Dicke Luft. Nach Lens – Kaiserslautern und Lyon – Bremen flüchtet Frau B. in die Kneipe um die Ecke, kehrt Unser Außenminister gilt als extrem ballverliebt. Joschka aber rasch wieder heim. War nichts geboten? „Glasgow gegen von Oskar Beck Fischer gibt sich im Gras selbst gern die Kugel und hat seine Dortmund", sagt sie reichlich angesengt und nächtigt erstmals Leidenschaft einmal mit dem wunderbaren Satz definiert: „Fuß- im Kinderzimmer. ball ist des Mannes zweitgrößtes Glück.“ Auch das größte Freitag. Frau B. wird giftig: Im Anschluss an das Bundes- beginnt vorne mit F: Fernsehen. liga-Topspiel in Premiere schiebt sie provokativ und ohne zu Fußball im Fernsehen – könnte es etwas Schöneres fragen die Kassette mit dem „Rosenkrieg“ in den Videorecorder geben? Besonders schön sind die englischen Wochen mit – eine Ehetragödie, in der Kathleen Turner ihren Gatten Michael Champions League und Uefa-Cup. In Selbsthilfegruppen üben Douglas dermaßen zur Weißglut treibt, dass er ihr in der Küche inzwischen immer mehr Fans schon Tage vorher das fachgerech- über die Forelle pinkelt. te Flach- und Abliegen vor dem Bildschirm. Samstag. Endlich, schrittweise Rückkehr zur Harmonie. Das Problem ist in diesen Wochen halt immer: wohin mit Frau B. akzeptiert mein Friedensangebot, einen Topzuschlag dem Weib? Ringelnatz hatte jedenfalls einen schwachen Tag, als aufs Taschengeld, geht Shopping, lässt mich dafür das letzte W ohin mit dem Weib?

er einst dichtend vermutete, der deutsche Mann stürze sich im Topspiel der Woche noch in Ruhe genießen und duftet abends Kickwahn vollends auf alles, was rund ist – wir zitieren: „Selbst erstmals wieder nach Chanel No.5. „Na?“, wackelt sie ver- vor dem Podex und den Brüsten der Frau ergriff ihn ein Gelü- heißungsvoll mit den Ohren – ohne Rücksicht auf die ungefähr sten.“ Irrtum. In Wahrheit fordert der TV- und Tempofußball von fünfzehn Stunden Fußball, die ich in den Knochen habe. heute den ganzen Mann – und große familiäre Opfer. Man(n) geht für sein größtes Glück weißgott ans Limit in Denken wir nur an folgende Herbstwoche. so einer englischen Woche. Montag. Das DSF gönnt uns den Zweitligaknüller Chemnitz – Köln. Netterweise erkennt Frau B., dass ich dieses Spiel schon immer mal live und in voller Länge sehen wollte, trifft sich des- halb mit ihrem Kaffeekränzchen und bastelt Christbaumschmuck. Dienstag. 16 Uhr: Leverkusen in Udine. 18 Uhr: Wolfsburg gegen Atletico. 20 Uhr: Frau B. schwebt im Neglige zur Tür herein, um gewis- se Rechte zu reklamieren. „Na?“, säuselt sie, umwölkt von Chanel No.5. Mit dieser Duftnote hat schon Steffi ihren Agassi rumgekriegt – aber ausgerechnet jetzt, wo die Hertha gleich gegen Barca loszaubert? Mit einer furchtbaren Notlüge („Morgen, Schatz...“) rette ich mir den Abend. 22

Ass des Monats… Auszeichnung nicht

nur für Superstars.

Sportler des Jahres, Athlet des Jahrhunderts, ASS des Monats. Wann immer Sportler ausgezeichnet werden, stehen herausragende Leistungen, die Vorbildfunktion für andere, oft auch eine besondere Ausprägung von fair play im Mittelpunkt. Für die Auszeichnung ASS des Monats, die seit Januar 1997 im ZDF-SPORTstudio durch Zuschauer-Abstimmung verge- ben wird, spielt noch ein weiteres Kriterium eine wichtige Rolle: die Möglichkeit, durch diesen Preis auch solche Athleten würdi- gen zu können, deren Sportart selten oder nie im Rampenlicht stehen – im Vergleich zu Fußball, Tennis, Formel1. Bestes Beispiel dürften die beiden Behindertensportler Frank Höfle und Heinz Frei sein. Frank Höfle wurde als erfolg- reichster deutscher Teilnehmer der Winter-Paralympics zum ASS des Monats (März 1998) gewählt, der Schweizer Heinz Frei erhielt diese Auszeichnung (September 1998) für seinen 11. Sieg in Folge beim -Marathon der Rollstuhlfahrer. 1997 1998 1999 Das ASS des Monats im Überblick Januar G. Hackl D. Hase V. Maigurow Die erfolgreichsten Sportler: Erik Zabel, Katja Seizinger, Jan Ullrich und Sandra Völker wurden Februar Th. Häßler K. Seizinger R. Heß jeweils zweimal zum ASS des Monats gewählt. März E. Zabel F. Höfle G. Niemann-St.

Die extremsten Gewinner: April S. Völker THW Kiel M. Huster Jan Ullrich (Juli 1997) wurde nach seinem Tour de France-Sieg mit 98% aller abgegebenen Stimmen gewählt. Der Basketball Mai O. Hitzfeld J. Heynckes M. Schumacher spieler Dirk Nowitzki (Juni 1998) erhielt als Sieger 38 % und Juni G. Elber D. Nowitzki S. Graf damit nur 2 Prozent Stimmen mehr als der Zweitplazierte Man- fred Burgsmüller. Juli J. Ullrich R. Aldag E. Zabel

August 4x400 m F(LA) N. Schumann Ch. Friedek Die erfolgreichsten Sportarten: 5 x wurden Radsportler gewählt, 5 x Fußballprofis/Trainer, September A. Kumbernuss H. Frei J. Ullrich 4 x Leichtathleten, 3 x Skispringer. Oktober 1.FC K’lautern J. Roßkopf H.-H. Frentzen

November D. Thoma M. Schmitt NN

Dezember K. Seizinger S. Volker NN 24

Mädchen, Medien, Manager: ne Konstellation aus Talent, Trainingsfleiß und vor allem „einem guten Kopf“. Behutsam aufgebaut und im Skiinternat Furtwan- Alle machen Jagd auf Martin. gen bis zum Abi systematisch gefördert, macht der Junior Schmitt jedoch anders als die „frühreifen“ Nykänen, Nieminen oder auch Thoma kaum von sich reden, bis im Jahr eins nach Jens Weißflog für die WM in Trondheim ein vierter Mann gesucht... und mit dem damals Neunzehnjährigen gefunden wird. Im Windschatten anderer erfüllt Martin die Erwartungen, „Es hat sich wirklich viel verändert, ich mich aber nicht.“ erspringt mit der Mannschaft Bronze, ein Jahr später bei Olym- Nüchterne Bilanz und Selbsteinschätzung eines jungen Mannes, pia in Nagano sogar Silber. Erste Signale. Aber zum Saisonende der im Verbund mit Trainerstab und Teamkollegen in nur vier 97/98 steht als bestes Einzelresultat lediglich ein achter Rang Monaten die Welt der Skispringer aufmischte und unglaubliche beim Weltcup in Zakopane zu Buche. Von wegen Überflieger, von Hans-Reinhard Scheu Emotionen entfachte: Martin Schmitt. aber Martin geht beharrlich seinen Weg. Wie ein Schwamm Mädchen, Medien und Manager prügeln sich um einen saugt er alles auf, was die Älteren vorgeben. Und er setzt also 21-Jährigen, Sponsoren stehen Schlange, ein Volk vereinnahmt Erfahrenes dank verbesserter Athletik und Technik Sprung für seinen neuen Botschafter wie dazumal Boris Becker. Und alles Sprung in Leistung um, siehe Platz drei im Sommer-Grand-Prix kam so plötzlich und unvorhersehbar. ’98, sein erstes Vorzeigeresultat als Solist. So was gibt Selbst- Nein, nicht für die Trainer, die Kameraden und die Kon- vertrauen: Im skandinavischen Frühwinter steigert Martin sein kurrenz. Schon Ewald Roscher, der Skisprungprofessor, hatte Leistungsvermögen derart, dass erst die Mannschaftskamera- früh das Außergewöhnliche von Martin ausgemacht, diese selte- den, dann die ausländischen Mitstreiter staunend zurückblei- Höhenflieger

ben. „Ihr werdet euch wundern, wir haben einen neuen Sieg- springer“, frohlockt Co-Trainer Steiert schon vor dem ersten Vergleich im Rampenlicht der Öffentlichkeit. So ist für Insider logisch, was die Medien noch als Sen- sation werten: 1. Saisonwettbewerb in Lillehammer, 1. Weltcup- sieg für Martin Schmitt. Und so weiter, denn der Tannheimer fliegt noch vor Weihnachten bei fünf Starts dreimal allen davon – immer von neuem spitzbübisch in die Mikrofone rätselnd, warum schon wieder er... und wo denn die anderen abgeblieben... „Macht mir den Jungen nicht kaputt“, fleht Heß die wach- sende Medienmeute vor dem Jahreswende-Spektakel Vierschan- zen-Tournee an. Doch niemand bremst die landesweite Eupho- rie, erst recht nicht der neue Star selbst, der so gar keiner sein will: Martin gewinnt Oberstdorf, Martin gewinnt Garmisch-Parten- kirchen... Martin muss natürlich auch die Tournee gewinnen. Tut er nicht, weil – wie schon in Oberhof – auch in Innsbruck die Schanze zu klein wird für seine große Form: Im Widerstreit der Interessen – wenig Speed für den Vorflieger oder langer Anlauf für den „Rest“, Schutz für einen oder Schützenhilfe für die ande- ren – verliert ein aufgebrachter Martin Schmitt Gelassenheit und Unbekümmertheit, und damit Konzentration und Siegchance. Quotenkönige: Ralf Schumacher & Martin Schmitt 26

„Papa“ Heß zieht, das Saisonziel Weltmeisterschaft höher einstufend als den Weltcup, die Reißleine und nimmt Martin vorübergehend aus dem Wettkampf, aus der Schusslinie und macht wieder mal alles richtig. Denn Japan und das Skifest von Willingen avancieren zum Katapult für die WM in Österreich. Nur einer kann Martin Schmitt das Wasser reichen auf der Großschanze in Bischofshofen, und der kommt aus dem eigenen Lager – Sven Hannawald. Nach dem ersten Durchgang führt Hanni, im Finale fliegt Martin mit Bestweite und Bestnoten noch vorbei. Gold und Silber für den DSV, der erste Doppelsieg seit über zwei Jahrzehnten! Der Teamwettbewerb am 23. Februar schlägt an Drama- tik alles, was bisher da war, inklusive des Superwettkampfs von Nagano. Wieder heftige Schneefälle, wieder großartige Leistun- gen und wieder sind Topnationen wie Österreich, Norwegen und Finnland nur bessere Staffage für den Kampf der Giganten aus dem schwarzen Walde und Fernost. Zum Auftakt stürzt Hanna- wald bei 132,5 Metern ob der Bremswirkung im Neuschnee. Das Aus aller Hoffnungen? Nein, Kasai versagt, Duffi ziiieht auf 126 m hinunter, Dieter Thoma fliegt mit 136 Metern Best- weite und Martin Schmitt distanziert den enttäuschenden und enttäuschten Funaki um zwölf Meter – Deutschland führt, aber Es schneite Goldmedaillen in der Ramsau. DSV- nichts ist entschieden! Finaldurchgang: Hannawald fliegt mit Boygroup voll im Trend (v.l. Dieter Thoma, den Fingerspitzen im Schnee Schanzenrekord, Duffner lässt sich Christof Duffner, Martin Schmitt, Sven Hannawald mitreißen, springt, landet und jubelt... zu früh! Er stürzt, weil für einen Sekundenbruchteil die Emotionen die Konzentration schluckte. Das war’s dann wohl, aus der Medaillentraum. Von einer langen, kräftezehrenden Saison. Martin meistert sie mit wegen! Dieter Thoma hält Harada ein zweites Mal auf Distanz, Bravour. Er gewinnt mit Weltrekord am ersten Tag (10. Saison- Martin Schmitt legt Funaki stolze 124,5 Meter vor, prompt ver- sieg, noch ein Rekord!), am zweiten wird er Zweiter und am sagen dessen Nerven. Es reicht, Gold für Deutschland trotz dritten Dritter – selbst in der Luft noch eiskalt abwägend zwi- zweieinhalb Stürzen! Unglaublich, aber wahr! schen der Notwendigkeit, optimal zu punkten und dem Risiko, Tränen fließen – vor allem, als Heß Dieter Thoma in die bei Sturz zu „nullen“. Maßarbeit, „M.S.-Enterprise“ holt tatsäch- Arme schließt, den „Matchwinner“, den Besten in der Einzelwer- lich nebst Skiflug-Weltcup auch noch den Gesamtweltcup vor tung, der all seinen Saisonfrust über die fehlenden Podestplätze Ahonen, drei Japanern und Hannawald, dem Meister an Bestän- in den gemeinsamen Erfolg investiert, seine verletzungsreiche digkeit. Die Titelsammlung des Winters ist komplett, die Skiwelt und dennoch außergewöhnliche Karriere in den zwei Disziplinen verneigt sich vor dem „Herrn der Lüfte“. Die Medien schwelgen, Parallel und Vau mit dem letzten Titel krönt. die Profis analysieren: „Alle Eckdaten und Parameter des Mar- Zwei Wettbewerbe, zweimal Gold und einmal Silber – was tin Schmitt sind fast deckungsgleich mit dem, was kritische Wunder, dass auf der ungeliebten kleinen Schanze in Ramsau Wissenschaftler unter Idealdaten verstehen“ (Prof. Mroß, Uni die Luft raus ist, die Japaner alle Medaillen abstauben. Kaum ist Leipzig). die WM in tausend Interviews bewältigte Vergangenheit, da Das Team hat im Sommer Dieter Thoma verloren. Ge- schlägt Martin Schmitt schon wieder zu: Er gewinnt Kuopio sundheit, Familie und Beruf mussten irgendwann mehr zählen und macht damit trotz 250 Punkten Rückstand auf den Non- als noch ein Erfolgserlebnis. Wieviel der „Feuerkopf“ als Vorbild stop-Starter Ahonen auch in Sachen Weltcup noch mal mobil. und Schutzschild wert war, werden alle noch erfahren. Doch Es kommt zum großen Finale auf der Flugschanze von Trainertrio und Betreuer wie (Seelen-) Masseur Rudi Lorenz Planica. Drei Wettkämpfe in drei Tagen auf dieser Riesenanlage stehen für Konstanz, Führungsqualität, Maß, Spaß und Moti- in den Julischen Alpen: Die ultimative Herausforderung nach vation. 28 29

Duplizität der Ereignisse: Halb Ski- Sparkassen-Fair-Play-Preis 1999

Europa suchte nach Schnee – und

machte sich auf nach Finnland.

Dort verschwanden sie unter Tage. Anzeige

Was hat das mit der Erfolgsgeschichte der deutschen von Siggi Müller Biathleten zu tun, die in der abgelaufenen Saison nahezu nach Belieben siegten? Viel, wenn nicht gar alles. Denn ein 1,2 km langes unterirdisches Tunnelsystem mit Anstiegen, einer ange- schlossenen bestens präparierten Schanze und ein integrierter Schießstand machen aus Vuokatti das Trainings-Eldorado der nordischen Skisportler. Gewusst wo und gewusst wie: Diese „optimalen Bedin- gungen“, so Bundestrainer Frank Ullrich, der seine Erfolge als Super-Biathlet der ehemaligen DDR nun auch als Trainer topp- te, nutzte das deutsche Team zur Vorbereitung auf die „goldig- ste Saison“ aller Zeiten. Ski-Jäger: Sven Fischer lief der Konkurrenz davon Gold am Ende des Tunnels

Fazit des „Tunnel-Tricks“: 6 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze bei der 100:1-Favoriten, versagt. Trotz den Gold- und Silber-Erfolgen Der mehrmalige Weltmeister Majgurov erhielt den Spar- Kälte-WM in Kontiolahti (sowie in Oslo), Gewinn des Nationen- von Ricco Gross (Verfolgung, 20 km) und Frank Luck (Sprint, kassen-Fair-Play-Preis 1999 für seine uneigennützige Hilfe beim Cups bei Damen und Herren, Staffel-Weltcup bei den Herren, Verfolgung) sowie einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer Weltcup Staffelrennen der Biathleten in Antholz. Er eilte dem Gewinn des 15 km Einzelweltcup von Uschi Disl und Gewinn beim 1-2-3 von Gross, Luck und Fischer in der Verfolgung – in deutschen Schlussläufer Frank Luck mit einem Ski der russi- von Einzel- und Sprint-Weltcup durch Sven Fischer. Allein der der Staffel hatten sie am Schießstand an den Medaillen vorbei- schen Mannschaft zur Hilfe, als Luck die Skibindung brach. ehemalige Leichtathlet aus Schmalkalden (Thüringen), der geschossen: Platz vier hinter Weißrussland, Russland und Nor- Ohne diesen „Leihski“ hätte der Oberhofer Olympiasieger die seinen dreifachen „Weltschmerz“ – Pech in Nagano, Pech in wegen. Staffel an diesem Tag nicht zum Sieg führen können. der Liebe und Neid bei den Kollegen – überwunden hatte, räum- Und jetzt? Nach dem „Sechser im Lotto“, wie Frank Der Sparkassen-Fair-Play-Preis wird jedes Jahr für echtes te bei der WM mit zwei Titeln (20 km, Massenstart 15 km) und Ullrich kurz und knapp die Erfolge bilanzierte, kommt der Druck Fair Play im Sport vergeben, damit sich besonders die Nach- einer Bronzemedaille (Verfolgung 12,5 km) gnadenlos ab, auf die Millennium-Saison 2000 mit der WM im neuen Biathlon- wuchssportler an entsprechenden Vorbildern orientieren können. genauso wie seine Kollegin Martina Zellner. stadion am Holmenkollen. „Wir hatten mit unserem Training in Mit dem ausgeprägten Engagement im Breiten- und Spitzensport Die 25jährige aus Schleching, die zuvor noch nie ein der Langlauf-Röhre bei den Finnen einfach Glück gehabt und die nehmen die Sparkassen ihre besondere gesellschaftliche Ver- Rennen gegen die Weltelite als Solistin gewonnen hatte, sorgte Gegner auf dem falschen Fuß erwischt – jetzt müssen wir mit antwortung wahr und tragen so zu einem attraktiven Lebens- in dem wegen grosser Kälte sechs Mal verschobenen Auftakt- dem Druck leben.“ Und der Tatsache, dass das Erfolgsgeheim- umfeld in den Regionen bei. rennen im Sprint (7,5 km) für das erste Gold, sicherte der nis von Vuokatti keines mehr ist. Wie sagte der Trainer der Staffel Gold und lief dann in der Verfolgung (10 km) „wie auf deutschen Skispringer, Reinhard Heß: „Da müssen wir um Flügeln“. Bis zur letzten Runde, dann musste sie den Siegen sechs Uhr aufstehen und in Schichten trainieren.“ zuvor Tribut zollen: Ihr blieb aber Bronze. Der einzige Wermutstropfen der gesamten Saison? Was die Damen Disl, Zellner, Katrin Apel und Simone Greiner-Petter- Memm mit dem Staffelgold schafften, blieb den Herren, den 30 31

Einzigartiges Heerenveen:

Auch unser Autor bekam Gänsehaut…

Ich war dabei – und wenn ich’s nicht selbst gesehen Sie ist Perfektionistin, und ich habe mich und sie oft von 30 Jahren – auf dem bekannt schnellen Eis von Calgary und gehört hätte, ich hätte es auch nicht geglaubt: So an die gefragt, was es neben dem Professionalismus, mit dem sie noch zwei Weltrekorde lief (1000 m und im Kleinen Vier- 13 000 Menschen summen die deutsche Nationalhymne mit. ihren Sport betreibt, und dem Ehrgeiz ist, das sie immer wie- kampf) und am Ende auch den Weltcup über ihre Spezial- Nichts Ungewöhnliches werden Sie sagen, stünde die Halle der antreibt, das ihr verbietet, mal ein Päuschen einzulegen. strecke 1000 m gewann. Sie hat das Gefühl fürs Eis zurück- von Wolf-Dieter Poschmann von Wolf-Dieter nicht in Heerenveen, das liegt in Friesland und ist eine Provinz Nicht mal nach dem erfolgreichen Olympiajahr hat sie sich gewonnen, ein langwieriger Prozess nach beruflichen und in den Niederlanden. eines gegönnt. Die alchemistische Formel ihres Erfolges habe privaten Wirren, nach Kufen-, Trainer- und Vereinswechseln. Die Zuschauer in dieser Halle, die man das „Wimble- ich nie erfahren, die Wurzel der Besessenheit, mit der sie ihre Fazit: Es gibt nicht so viele Sportarten, in denen die don der Eisschnellläufer“ nennt, sind ebenso fachkundige wie Ziele verfolgt, ihre Operationen, Verletzungen und Erkrankun- deutschen Damen in allen Disziplinen absolute Weltklasse begeisterte Anhänger dieser Sportart und der Grund, warum gen wegsteckt und u.a. auch ihre schmerzhaften Niederlagen sind. Das stellt sich bei den Herren durchweg anders dar: die sie Ressentiments und die üblichen Vorbehalte gegen den nach Stürzen und anderen Rückschlägen; die zunächst Nachfolger von Uwe-Jens Mey, Olaf Zinke etc. sind noch lange Nachbarn vergessen, ist Respekt. Respekt vor einer Athletin, beschwerliche Umstellung auf die neuen Klappschlittschuhe nicht gefunden, obschon möglicherweise gesichtet. Christian die gerade eben oben auf dem Siegertreppchen ihren Stamm- bleiben dem Außenstehenden verborgen. Breuer klopft seit drei Jahren schon, erst vorsichtig, nun doch schon deutlich vernehmlich an die Tür zur Weltspitze – bei ihm wartet man förmlich auf den befreienden Knall, den Coup bei W ie auf Schienen einer internationalen Meisterschaft. Nicht nur sein Weltrekord – spät in der Saison und deshalb von wenigen nur beachtet – lässt für diese Saison den Sprung aufs Treppchen vermuten, platz eingenommen hat. Und drüben, auf der Gegengeraden, Hinter der Erfolgsbilanz einer Gunda Niemann-Stirne- aber auch Michael Künzels Leistungen machen Hoffnung für hält eine Gruppe orangefarben angemalter Fans ein Plakat mann müssen andere Höchstleistungen an Glanz verlieren, die Zukunft. hoch „Nieman kann, wat Niemann kann!“ obwohl sie mehr als nur respektabel sind. Die Beharrlichkeit, Mehr Respekt für seine Leistungen hätte eigentlich Sie haben’s auf den Punkt gebracht: Gunda Niemann- mit der Claudia Pechstein versucht, der übermächtigen Frank Dittrich verdient, seit Jahren einer der zuverlässigsten Stirnemann hat Einzigartiges geleistet in ihrer Sportart: seit Erfurterin Paroli zu bieten, dokumentiert sich in der Anzahl Langstreckler, besonders dann, wenn’s um Medaillen geht bei 10 Jahren Weltklasse – sie ist die erfolgreichste deutsche der 2. Plätze: 2. im Weltcup über 1500 m und auf der Lang- internationalen Meisterschaften. Auch diesmal wieder: Bronze Wintersportlerin aller Zeiten, man hat ihr zweimal den Eis- strecke, 2. bei den Mehrkampf-Europa- und -Weltmeisterschaf- über 10 000 m bei den Einzelstrecken-Weltmeisterschaften. Oskar verliehen. Und als Krönung vieler Auszeichnungen und ten, 2. bei den Weltmeisterschaften über 3 000 und 5 000 m. Und wenn jetzt noch die Verantwortlichen dem Verband einen Ehrungen als „Eisschnelläuferin des Jahrhunderts“ neben Eric Die Dritte im Erfolgsbunde – Anni Friesinger – musste verlet- wahrnehmbaren Schliff verleihen, dann braucht sich die Deut- Heiden gewählt. Aber ich könnte wetten, während sie dort zungsbedingt eine Pause einlegen. Dass mit ihr wieder ernst- sche Eisschnellauf-Gemeinschaft hinter den populären Winter- oben steht im März dieses Jahres und Blumen und Medaille haft zu rechnen ist, zeigte sie vor vier Wochen, als sie die sportarten nicht länger zu verstecken. Es muss ja nicht gleich entgegennimmt für ihren 16. Weltmeister-Titel, denkt sie nicht gesamte Weltelite im 1500 m-Weltcup-Rennen in Heerenveen die „Formel 1 des Winters“ angepeilt werden ... an diese beispiellose Karriere. In Gedanken ist sie schon besiegte, auch die beiden oben genannten. beim nächsten Rennen: jetzt schnell ein paar Interviews, Vergleichbar den Langstrecklerinnen präsentiert sich dann auslaufen und zurück ins Hotel: morgen wird sie’s noch die Situation bei den Sprinterinnen, wobei Sabine Völker den einmal über 1500 m versuchen. Und am Ende der Saison hat Pechstein-Part übernahm. Mit dritten bzw. vierten und sech- sie auch wieder die Weltcup-Gesamtwertungen gewonnen, die sten Plätzen bei der Sprint-WM und der Einzelstrecken-WM über die Langstrecken sowieso, aber auch die über die 1500 trieb sie Monique Garbrecht zur erfolgreichsten Saison seit m. Ein einziges Mal hat sie den Sieg in einem der Rennen sieben Jahren. einer Konkurrentin überlassen müssen – wetten, dass sie’s Auch damals hatte die Berlinerin die Weltmeister- wurmt! schaft im Sprint gewonnen, nur dass sie diesmal – im Alter „We are the champions“ – Gunda und Claudia 32 33

Der neue Frentzen ist der alte Frentzen.

Ebenso zäh, nur erfolgreicher.

Mika Häkkinen ist der würdige, sportliche Weltmeister der Leistung her den Titel gewinnen mussten. Beide hatten Gesamtplatz sechs in der WM-Wertung hinter seinem Bruder einer Formel-1-Saison voller Kapriolen. Um die Rolle des morali- ganz sicher nicht die Autos, um im Titelrennen ein Wörtchen Michael die zweite teutonische Überraschung des Rennjahres. von Elmar Brümmer schen Champions müssten sich eigentlich zwei deutsche Renn- mitzureden, aber als Fahrer sind sie in meinen Augen die Ent- Spätes Glück heißt im Falle Frentzen dennoch auch fahrer streiten: Zum einen Michael Schumacher, dessen Bein- deckungen des Jahres.“ junges Glück: Zwischen den beiden letzten WM-Läufen gab er bruch von Silverstone die Schlagzeilen bestimmt hatte, wie wohl Die Formel Chaos, die trotz der aerodynamisch beding- ganz spontan seiner Lebensgefährtin Tanja auf der Badeinsel noch nie zuvor eine Verletzung; und zum anderen Heinz-Harald ten Überholmisere durch ihre Unberechenbarkeit eine ganze Bali das Ja-Wort. Frau Frentzen erwartet zu Beginn der Formel-1- Frentzen, der als Dritter der Gesamtwertung bester Deutscher Menge spannender Rennen produziert hat, wurde dann in Suzu- Saison 2000 das erste Kind. Verkündet hatte der Vater die in der Königsklasse wurde – und neben Schumis Genesung zwei ka doch noch auf der Straße entschieden. Der Sport hat sicher frohe Botschaft nach seinem Triumph beim Großen Preis von Rennen vor Saisonschluss das eigentliche große Comeback der gesiegt, die Gerechtigkeit nach der leidigen Windabweiser- Italien in Monza nach dem Motto: Der Papa wird’s schon rich- Saison hingelegt hat. Geschichte und den vielen Spekulationen und Interpretationen ten... Schumacher bilanziert daher so: „Wenn man ehrlich ist, vielleicht auch. Halbe-halbe haben die großen zwei der Formel Gar nicht gern hört Heinz-Harald Frentzen, dass er erst muss man sagen, dass Heinz-Harald oder mein Bruder Ralf von eins gemacht, wobei McLaren-Mercedes mit Häkkinens erfolg- bei Eddie Jordan (für den er schon zu Formel-3000-Zeiten Formel Chaos Papa Frentzen

reicher Titelverteidigung zufriedener sein kann. Der Konstruk- gestartet war) die nötige Nestwärme entgegengebracht bekom- als Schumi-Ersatz zuzuschreiben. Er will nicht verglichen wer- teurstitel für Ferrari ist, wie Vize-Weltmeister Eddie Irvine ahnt, men habe, die er zum Erfolg brauche. Vielleicht befürchtet der den, weil die beiden nicht zu vergleichen sind. nur „ein Trostpreis“. große Analytiker unter den Formel-1-Fahrern, dass er sonst Ob Heinz-Harald Frentzen gespürt hat, dass die Men- Bis kurz vor knapp konnte Heinz-Harald Frentzen im wieder in der Schublade „Softie" abgelegt werde. Die Sorge ist schen 1999 anders auf ihn reagiert haben? Er muss nicht lange Titelkampf die Rolle eines David gegen zwei Goliathe spielen. unbegründet. Seinen ersten Saisonsieg fuhr er im Regenchaos überlegen: „Ich bin jetzt in einer anderen Situation. Die Leute Frentzen, im letzten Herbst bei Williams fast am Ende seiner von Magny-Cours trotz eines Haarrisses im Schienbeinkopf haben ein gutes Recht, mich anders zu sehen.“ Genugtuung Karriere angelangt, wurde mit frischem Wind bei Jordan in sei- heraus, den er sich zuvor bei einem dramatischen Crash beim allerdings verspüre er keine, dass es Überläufer aus der Schu- ner sechsten Formel-1-Saison zur Zuverlässigkeit in Person, und Großen Preis von Kanada zugezogen hatte. Jede Bodenwelle macher-Fraktion gibt: „Ich bin nicht kleinlich. Die Fans sind flexi- hätte ihn nicht ausgerechnet beim Heimspiel auf dem Nürburg- malträtierte das Bein, aber zu bremsen war der 32-Jährige bel, das gehört dazu.“ Wieder dieses schelmische Grinsen. ring die Elektronik des Jordan-Rennwagens im Stich gelassen, nicht. Zweifelsohne liegt Frentzen aber das gelbe Band der Dass muss auf der Stelle geklärt werden: Herr Frentzen, Sie wer weiß... Sympathie, dass den Jordan-Rennstall ganz allgemein umhüllt, scheinen ja nur noch zu strahlen... Strahlende Antwort: „Dieses Überheblichkeit ist nicht sein Ding. Auch nach zwei Sai- mehr als die geschäftsmäßige Kühle früher bei Williams. Er Grinsen ist mir angeboren.“ sonsiegen und zehn Platzierungen in den Punkterängen bleibt drückt es so aus: „Die Chemie stimmt.“ Der Erfolg heilt viele Warum seine Art manchmal missverstanden werde, Frentzen dabei: „Ich befinde mich immer noch in der Lernpha- Wunden. Frentzen sieht es so: „Neue Liebe, neues Glück.“ Eilig erklärt Heinz-Harald Frentzen sich so: „Ich wirke manchmal se.“ Dabei hat er selbst – heimlich, schnell und weise – die löste Teamchef Eddie Jordan zur Saisonmitte die Option auf vielleicht lockerer, als ich tatsächlich bin. In schlechten Zeiten Kollegen das Fürchten gelehrt. Und gezeigt, dass ein vermeint- sein neues Ass ein, zu verbesserten Bezügen. heißt es dann: Der ist zu locker, um erfolgreich zu sein. Wenn lich technisch unterlegenes Auto mit der richtigen Abstimmung Nachdem Michael Schumacher, der in der ersten Sai- es klappt, sagen die Leute: der ist erfolgreich, weil er ganz (und ergo dem richtigen Fahrer) durchaus nicht abgeschlagen sonhälfte der wahre Herausforderer von McLaren-Mercedes und locker ist.“ Der neue Frentzen, der es künftig durch Nick Heid- ist. Ralf Schumacher, mit dem er im Ringtausch vor der Saison Mika Häkkinen war, lange krankgeschrieben werden musste, feld (beim Prost-Team) mit einem echten Mönchengladbacher das Cockpit gewechselt hatte, orientierte sich ebenfalls an wurde „Hein“ automatisch mehr Aufmerksamkeit entgegenge- Lokalrivalen zu tun bekommen wird, ist nämlich der alte Frent- dieser Theorie, ist mit elf Fahrten in die Punkteränge und bracht. Aber es wäre unfair, die neue Popularität nur der Rolle zen. Ebenso zäh, nur erfolgreicher. Dieses Grinsen ist Heinz-Harald Frentzen „angeboren“ 34

Olaf Ludwig, Sportler des Jahres der DDR

(1986 und 88), heute Multi-Funktionär,

hatte den angeblichen deutschen Velo-Boom

immer etwas argwöhnisch betrachtet. Jan Ullrich saß zum Saisonende wieder fest im Sattel. Im BDR-Trikot auf WM-Kurs im Veneto.

„Weil wir nunmal keine Radsportnation sind!“ Bestätigt fand sich der mehrfache Sieger der Friedensfahrt und Telekom- Sprinter in diesem Sommer. Jan Ullrich war bei der neugegründe- von Klaus J. Dobbratz ten Deutschland-Rundfahrt schwer gestürzt und musste auf „seine“ Tour de France (zweimal Zweiter, 1997 Erster) ver- zichten. Die Pedalerie geriet sofort wieder ins Stocken. Und einzig Erik Zabel, zum vierten Mal Gewinner des Grünen Punktetrikots der Tour, verhinderte den vollständigen Blackout. Für Ludwig (39) eine Lehre. „Ist doch egal, ob es ein wirklicher Boom oder nur ein Ullrich-Boom ist. Wir müssen ihn nutzen. Und zwar jetzt. In fünf Jahren ist es zu spät.“ Anzeichen für das Interesse von Publikum und Wirtschaft Pedalnation?

allerdings gibt es. Drei Beispiele. Die neue Tour d’Allemagne kam bei den Fans gut an, lief organisatorisch routiniert ab, es fehlte lediglich die Würze topografischer Schwierigkeiten. Der kurze Anstieg zum Hermannsdenkmal und ähnliche Rampen trennt die Spreu vom Weizen eben nicht. Am Henninger Turm (Sieger Zabel) herrschte Klassiker-Begeisterung – und die Coca- Cola-Trophy mausert sich zu einem propperen Innenstadt-Festi- val vorwiegend im Süddeutschen. Das Paarzeitfahren (Breitling Cup) in Karlsruhe verdient internationale Beachtung. Ein bisschen, aber nicht genügend Wind entfachte die Sippschaft der GS2-Mannschaften. An der Spitze die Gerolstei- ner, dahinter Agro-Adler Brandenburg und Nürnberger. Dennoch klaffen noch Welten zwischen den jungen Wilden und dem T-Establishment. Mal sehen, ob die Kluft im Jahr 2000 kleiner wird. Auguren jedoch prophezeien, dass die Einfahrt ins neue Jahrhundert sowieso zur Via triumphalis der alten und neuen Zweirad-Helden wird und alle übrigen Tretbewegungen wieder (zu) ruhig ablaufen. Jan Ullrich is back. Mit seinem – unerwarte- ten – Sieg bei der knüppelschweren Spanien-Rundfahrt, dem starken WM-Auftritt in Treviso und Verona (Zeitfahr-Weltmeister, 36

Erik Zabel

stärkster Mann im 260 km-Rennen) meldete sich der 25-Jährige Rostocker eindrucksvoll zurück. Hinter dem „Sportler des Jah- res“ von 1997 aber liegen regelrechte Abgründe. Selbstzweifel einerseits und beißende Kritik, die ihn schon zur „Eintagsfliege“ abstempelte. Rudy Pevenage weiß am besten, was geschehen ist: Der junge Mann hat sich am eigenen Schopf aus der Malaise gezo- gen. „Er ist fast 26 – da muss nicht immer jemand stundenlang auf ihn einreden. Jan selbst ist zurückgekehrt.“ Nun darf man spekulieren, ob der Wahl-Badener aus Merdingen für die Heraus- forderung mehrerer Starts bei den Frühjahrs-Klassikern und vor allem den Tour-Showdown mit dem Amerikaner Lance Armstrong Gegen den Trend kurbeln

gewappnet ist. Pevenage, ebenso väterlich wie realistisch: „Man muss in Deutschland verstehen, dass Jan einfach ein Rennfah- rer mit Stärken und Schwächen ist.“ Um Ullrich herum wird zunächst die Telekom-Truppe erweitert. 22 Pedaleure umfasst die Magenta-Delegation künf- tig. Und die Ziele skizziert Pevenage (mit verschmitzter Miene): „Erik Zabel soll Mailand – San Remo gewinnen. Jan die Tour. Einer von den beiden Olympiasieger werden, egal wer...“ Würde sich dann im Sog die Velo-Begeisterung so zementieren, dass Olaf Ludwig sich doch noch revidieren müs- ste? Vielleicht auch durch den zusätzlichen Aufwind durch die flotten Bahnspezialisten um Weltmeister Jens Fiedler, auf dem Berliner Velodrom zweitstärkste Nation – nach Frankreich. Verfol- ger Robert Bartko (zwei Titel) und Jens Fiedler (Gold und Silber) gelten schon heute als Hoffnungsträger für Sydney. Und die gesamte Rundendreher-Spezies kurbelte gegen den Trend, dass „durch die Macht der Fernsehbilder der Straßenrennsport ein- deutig den Vorrang hat“ (F.A.Z.). Vor allem die Renaissance der 4x4000 m-Verfolgung macht Appetit auf mehr. Goldvierer, das war zu Kilians und späteren Zeiten ein Wertbegriff in unserem Sport wie „Deutschland-Achter“. Jens Fiedler 38 39

Interview mit dem Präsidenten des

Nationalen Olympischen Komitees für

Deutschland, Prof. Walther Tröger.

Welche Erwartungen haben Sie für die Olympischen Spiele 2000? Wie schätzen Sie die Bereitschaft von Bund und Sponsoren ein, den, die dem Interesse der aktiven Teilnehmer an Olympischen Wird Sydney die deutschen Erfolge von Atlanta übertreffen kön- die Vorbereitung der deutschen Athleten weiter finanziell zu Spielen gerecht geworden sind. Ich hoffe, dass es so bleiben wird. von Manfred Neuber nen? fördern? Ich bin sicher, dass die Bereitschaft der Bundesregierung Können Olympiasieger heute noch Vorbilder für die Jugend sein Die Ergebnisse der letzten Jahre und vor allem der vor- fortbesteht, sich an der Gemeinschaftsaufgabe der Vorbereitung oder dienen sie bald vorwiegend zur Profitmaximierung im Sport? olympischen Saison berechtigen zu der Erwartung, dass die Erfol- und Entsendung der deutschen Olympia-Mannschaften zu beteili- ge der deutschen Olympia-Mannschaft von Atlanta in etwa wieder- gen. Auch die Sponsoren zeigen erkennbar positiv Flagge. Wenn Der Begriff Profitmaximierung gefällt mir nicht. In der über- holt werden können. Ob sie übertroffen werden, hängt auch wir endgültig die internen Auseinandersetzungen in diesem wiegenden Zahl der Aktivitäten und Zuständigkeiten im Sport geht wesentlich von den Leistungen der bemerkenswert erstarkten Zusammenhang beenden, wozu es beispielsweise zwischen NOK es um die Gewinnung von Mitteln für die Unterstützung eines Australier bei ihren Heimspielen ab. und Stiftung Deutsche Sporthilfe auch im Hinblick auf die Vermark- gemeinnützigen Anliegens. Die Sportler und vor allem die Olympia- tung die besten Voraussetzungen gibt, sollten wir gute Ergebnisse sieger entscheiden selbst, inwieweit sie dieser Aussage folgen erzielen können. können und sich zur Verfügung stellen. Vorbilder für die Jugend T röger: „Unsere Olympiasieger sind V orbilder“

Reicht die jüngste Initiative des IOC dazu aus, dass Down Under sind sie allemal – von wenigen Ausnahmen abgesehen, die es in Chancengleichheit herrscht und Doping keine Schlagzeilen allen Bereichen gibt. abgibt? Sieht man von Ausnahmen (wie ein Gymnasium in Bonn) ab, wird Das IOC kann den Kampf gegen Doping gar nicht allein die olympische Idee an deutschen Schulen angemessen verbrei- führen, weil es die Mitwirkung der internationalen Verbände und tet? vor allem der NOKs und anderer nationaler Organisationen dazu Gewiss kann man zur Verbreitung der olympischen Idee, braucht. Dem IOC allein die Verantwortung zu überlassen, die es das heißt der Idee von den Werten des Sports, an deutschen außerhalb der Olympischen Spiele freiwillig übernommen hat, Schulen noch mehr tun. Das NOK hat sich dieser Aufgabe seit im Sportressort sachkundig und dem Sport gegenüber aufge- wäre falsch und fahrlässig. Schon wegen der mangelnden Bereit- vielen Jahren intensiv und auch flächendeckend angenommen, schlossen sind, ist die Unterbringung innerhalb des Hauses nicht schaft und auch Möglichkeit, den Kampf gegen Doping und das was leider von der Öffentlichkeit und den Medien noch nicht ange- von Belang. Kontrollverfahren weltweit einheitlich zu gestalten, kann es auch messen wahrgenommen und gewürdigt wird. für Sydney keine Garantie für unbelastete Spiele geben. Halten Sie bei der Wahl der „Sportler des Jahres“ die Olympioni- Was war Ihre erste Reaktion, als der Bundesminister des Innern ken gegenüber Idolen von populären TV-Sportarten eher benach- Werden sich Athleten und Veranstalter in Sydney im Ablauf der den Sport in ein Ressort mit Aussiedlern und Osteuropa-Hilfe teiligt? Wettbewerbe noch mehr dem Diktat des Fernsehens beugen steckte? müssen? Zu dieser Frage kann ich keine pauschale Antwort geben. Ich habe mit dieser neuen Ressortierung der Unterabtei- Eine grundsätzliche Benachteiligung vemag ich nicht zu erkennen. Schon bisher haben sich Athleten und weitgehend auch lung Sport beim Bundesminister des Innern keinerlei Probleme. Die Popularität, die zum Erfolg bei solchen Wahlen führt, hängt Veranstalter einem Diktat des Fernsehens nicht beugen müssen, Sie ist ausschließlich amtstechnisch begründet. Solange der immer noch weitgehend vom persönlichen Erscheinungsbild und sondern in Verhandlungen wurden gemeinsame Lösungen gefun- Bundesminister selbst, seine Staatssekretäre und die Beamten dem Auftreten des betreffenden Sportlers ab. 40

Warum Michael Teuber trotz vier EM-

T iteln eine eigene PR-Mappe benötigt…

„Projekt Gold, Sydney 2000“ prangt auf der PR-Mappe dritte Lendenwirbel gebrochen. Die meisten Ärzte prognostizier- von Michael Teuber. Zwölf Jahre nach seinem schweren Autoun- ten ihm ein Leben im Rollstuhl. Aber Michael Teuber spürte noch

von Wolfgang Fischer von Wolfgang fall mit Querschnittslähmung von der Hüfte abwärts hat der etwas „Leben“ im rechten Oberschenkel: einer der zwölf Mus- 31jährige, behinderte Radsportler ein großes Ziel vor Augen. Der keln, die von der Hüfte abwärts führen, reagierte – entsprechend Optimismus ist berechtigt: 1998 war er IPC-Weltmeister auf der unablässig trainiert der Rekonvaleszent in der Murnauer Rehabi- Straße; in diesem Jahr pedalierte er bei den Europameister- litationsklinik. Die Spezialisten blieben skeptisch – und waren schaften fünfmal zur Siegerehrung. zwei Jahre nach dem Unfall sprachlos. Teuber verließ den Roll- Michael Teuber (31) aus Odelzhausen bei München – stuhl, um mit Gehhilfen wieder auf seinen zwei Beinen den Weg war als Jugendlicher ein begeisterter Surfer. Bei einer Urlaubs- zurück auch zu seinem geliebten Sport zu beginnen. fahrt an die Atlantikküste in Portugal geschah nahe der französi- Für Teuber, heute Doktorand der Betriebswirtschaft, schen Stadt Limoges der Autounfall: Der Wagen prallte frontal blieben Fun- und Surfsport, die ihn als Gymnasiast faszinierten, gegen ein Betonrohr. Teuber war am schwersten verletzt, der zwar tabu, aber der Radsport bot eine Chance. Mit Bruder Chri- Bike statt Rollstuhl

stian entwarf er u.a. ein Spezialpedal für Mountainbikes oder auch einen Fahrradträger für den Autoinnenraum. Daraus ent- stand im übrigen eine Serienproduktion im Familienbetrieb Teu- ber. Sogar auf ein Snowboard stieg der Sportnarr, bis ein Bän- derriss den Ausflug in den Wintersport stoppte. Der Wille blieb ungebrochen und kann eben viel bewegen, Berge versetzen. 1994 bestritt er sein erstes Mountainbike-Weltcupren- nen und landete 1996 als einziger Behinderter unter den besten 100 der Weltmeisterschaft. Und ziemlich genau zehn Jahre nach dem Unfall regnete es Medaillen für den unermüdlichen Sport- ler. Der MTB-Crack gab bei Bahn und Straßenrennen Gas, gewann 1998 in Colorado Springs an fünf Tagen fünf Medaillen: im Einzelzeitfahren und beim Straßenrennen (jeweils Platz 1), in der 4 000-m-Verfolgung (Platz 2), im 1000-m-Zeitfahren sowie im Olympischen Sprint Bronze. In diesem Jahr räumte Teuber bei der Europameisterschaft im französischen Blois – vier Siege bei vier Starts in den Einzelwettbewerben – alles ab. Seine Erfolge erheben ihn zu einem Ausnahmesportler des Jahres. Nicht nur wegen der Medaillensammlung in diesem und den vergangenen Jahren, sondern auch der mentalen Stärke wider dem Schicksal und dem körperlichen Handicap. Michael Teuber machte Ärzte sprachlos. 42 43

Der Ameisenigel und das Schnabeltier und Fackelträger 1956 beklagt den zu sehr durchs Stadion pfeifenden Wind, der einige Wettbewerbe beeinflussen könnte. grüßen: Sydney ist olympiabereit. Sydney -- die Sportstadt. Down under und dennoch weit oben. Viel mehr als Opernhaus und Harbour Bridge. Flächen- mäßig fünfmal größer als Berlin. Wunderschöne Strände, nur zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, von Deutschland allerdings 16 000 Kilometer. Sydney – das heißt multikulturell „Outdoor-Action“. Segeln, Surfen, Schwimmen, Tauchen -- statt Bus und Metro mit der Fähre zur Ian Thorpe ist das Thema, Teenieschwarm, Schuhgröße Arbeit oder zum Rugbyspiel der Sharks. Die olympischen 52, ein Schwimm-Weltrekord nach dem anderen. Er soll’s „events“ werden komplett im Stadtgebiet stattfinden – mit Aus- von Michael Dittrich medaillenmäßig richten, im hochmodernen Aquatic-Center von nahme einiger Fußballspiele in Melbourne, Adelaide und Brisba- Sydney. 1956 in Melbourne war’s auch ein junger Schwimmer, ne. Über 10 000 Athletinnen und Athleten werden erwartet. Das der die Australier begeisterte – Murray Rose, den seine Mutter Herzstück der Millenniums-Spiele ist Homebush City, der Olym- immer mit Seetang fütterte und der ungeheuer schnell war: piapark, etwa 30 Minuten westlich der City. Wer sich noch kurz- dreimal Gold. Rose sitzt mittlerweile im olympischen Komitee fristig für eine Sportart qualifizieren möchte, dem sei Segeln und zeigt sich optimistisch: Die besten Spiele aller Zeiten könn- angeraten. Die Regatta-Strecke liegt mitten in der Stadt, quasi ten es werden... Schmuckstück – das Olympiastadion mit neben der Oper: Rushcutters Bay -- hier willste sofort ins Boot. 110 000 Plätzen, die größte Arena, die je für Olympische Spiele Und wer noch auf Mountainbike umsatteln möchte – auch ’ne gebaut wurde. gute Idee. Die olympischen Biker gehen mitten im Busch auf die Allerdings Ron Clarke, 19facher Langlauf-Weltrekordler Piste. Landleben pur auf der Fairfield City Farm, wo sonst Kühe Endstation Sehnsucht – Sydney ist das Ziel Architektonisches Juwel mit 110 000 Plätzen

V or der Opernhaus-Kulisse werden nächstes Jahr Das Event 2000 No worries in Sydney olympische Segel gesetzt.

gemolken, Schafe geschoren und Koalas gezeigt werden. Der sein, dass der Korruptionsskandal reichlich Sponsorengelder Auch die Aborigines, die australischen Ureinwohner, die absolut kuscheligste Olympia-Platz. gekostet hat. ein Prozent der australischen Bevölkerung ausmachen, schauen Sportbegeistert ja, doch nicht in jeder Disziplin. Die Syd- Dennoch – „we are more than ready“, „mehr als fertig“, ganz genau in Richtung September 2000 und wollen Olympia als neysider, so heißen die 3,6 Millionen Einwohner, haben Nachhol- lassen die Organisatoren verlaufen. Sydney vermarktet die Spie- weltweite Plattform für Proteste nutzen. Gegen ihre unterprivile- bedarf. Beim Handball zum Beispiel herrschen grundsätzliche le mit Hilfe von drei Maskottchen – am Start Ameisenigel Millie, gierte Stellung in der australischen Gesellschaft. Rein sportlich Lücken. Nicht wenige glauben, es handle sich dabei um eine Ollie der lachende Eisvogel und Syd das Schnabeltier. Als Mas- halten sie „ihrer“ zweimaligen 400-Meter-Weltmeisterin Cathy Sportart, in der ein Ball per Hand möglichst wuchtig gegen eine kottchen der Paralympics wurde die Kragenechse namens Freeman die Daumen. Wand geknallt wird. Knapp daneben, doch die Zeitungen geben „Chlamydosaurus“ ausgewählt -- allesamt sportliche Vertreter Wer übrigens jetzt schon die Reise „nach unten“ plant, sich alle Mühe. Regelkunde regelmäßig. der australischen Fauna. Die Koala-Bären waren schon in der dem sei gesagt – Pullover nicht vergessen. Sydney liegt nur Gerüchteweise wollen jedoch viele die Stadt vor den Vorrunde ausgeschieden, mangels Bewegungsfreude. 2 000 Kilometer von der Treibeisgrenze der Antarktis entfernt. olympischen Sommerspielen verlassen. Nichts wie weg, zwi- Die Idee, erstmals auch „grüne Spiele“ zu organisieren, Im September herrscht zwar Frühling, doch 14 Grad sind vormit- schen dem 15. September und dem 1. Oktober 2000. Wegen war einer der Punkte für die erfolgreiche Bewerbung Sydneys tags nichts Ungewöhnliches. Könnte frisch werden, in der Bay des Trubels und des befürchteten Verkehrschaos. Doch die 1993. Doch genau da, wo die Athleten der Welt sich recken und vor der Oper, wenn am 16. September die erste Goldmedaille Organisatoren sind sich sicher, dass die Sydneysider bleiben strecken wollten, befand sich ein riesiges Industriegebiet, wo vergeben wird. Im Triathlon der Frauen. und die Olympia-Tickets wie warme Semmeln weggehen. hochgiftige Abfälle versenkt worden waren. Mehr Dioxin als im Doch unabhängig von Geld und Wetter – Sydney ist stolz Bekannt geworden ist allerdings, dass unter der Hand beson- italienischen Seveso. Nach dem „big clean up“ für runde 140 auf den neuen olympischen „Fertig-Rekord“. Alles steht. Die ders begehrte Karten zu stark überhöhten Preisen an reiche Millionen Dollar ist derzeit alles sauber. Giftstoffe wurden zer- Flamme kann kommen – nicht morgen, aber übermorgen. Und Personen und Vereine angeboten und verkauft wurden. Über- setzt, dem als abenteuerlustig bekannten Freund Glockenfrosch egal was sich in den nächsten Monaten tut, das australische haupt das Geld -- hier liegen die größten Sorgen. Dem Organisa- mit Tunneln und Zäunen der rechte Pfad gewiesen. Greenpeace Motto bleibt unverändert: „No worries“ – „mach’ die keine Sor- tionskomitee fehlen immer noch rund 168 Millionen Mark. Die und weitere Organisationen wachen strengstens über die Einhal- gen...“ Olympia-Planer hoffen zwar auf weitere Einnahmen, kann aber tung der Umweltrichtlinien. 44

Um den Nachwuchs muss nicht bange auf den verbrieften Satz „Ich bin den Leibesübungen nicht abgeneigt“ beschränkt. sein. Siehe: die Juniorsportlerin ’99. Die Auszeichnung der Stiftung Deutsche Sporthilfe wird – seit 1978 – alljährlich an hoffnungsvolle Talente mit glänzenden Perspektiven vergeben. Deren weitere Schritte sollen durch ein Berufsstipendium erleichtert werden. Welches gute Näschen die Juroren stets besaßen, zeigt ein Blick auf die Vorgänger von Sina Schielke. Ringer Martin Knosp machte einst den Anfang, es folgten unter vielen anderen Biathlet Peter Angerer, die Schwim- Ein paar hundert Besucher in der europäischen Kultur- mer Michael Groß und Franziska van Almsick, Fechterin Anja Hauptstadt Weimar huldigten nicht nur Johann Wolfgang Fichtel oder Katja Seizinger. Goethe anlässlich des 250. Geburtstags des Dichters, son- Sina Schielke erhält eine Ausbildungsbeihilfe von 12 000 von Ulrich Blankenhorn dern staunten über eine 18-Jährige. Sina Schielke heißt die Mark, gesponsert von der Dresdner Bank AG. Ein guter (An)- Junior Sportlerin des Jahres 1999, gewählt von einer namhaf- Schub für das Jahr 2000, in dem die Sprinterin der LG Olympia ten Jury unter Leitung von DSB-Präsident Manfred von Richt- Dortmund auf die Junioren-WM und einen Staffeleinsatz in hofen – und ausgezeichnet am 12. November in Thüringen. Sydney spekuliert. Dreimal Gold bei der Junioren-EM, die Blondine beendete die Knapp wie im 100-m-Sprint verlief die Punktevergabe. Titelkämpfe in Lettland als erfolgreichste Teilnehmerin über- Mit 91:88 verwies Sina Ronald Rauhe auf Platz 2. Der Berliner haupt. Und über 100 Meter steht die Westfälin bereits an DLV- Kanute war letztes Jahr Preisträger, nun „tröstete“ ihn ein Position 3 bei den „Älteren“. Das hätte vielleicht auch dem 9 000-DM-Stipendium. Bei der Junioren-WM holte Rauhe drei alten Geheimrat imponiert, dessen Verhältnis zum Sport sich Titel und hatte auch bei den „Großen“ einen paddelstarken V on Goethe bis Sina

Auftritt, verhalf dem K2 zur Olympia-Qualifikation und holte Bron- ze im Einerkajak über 200 m. Der dritte Preis, 6 000 DM, ging an den Schwimmer Steffen Driesen (Krefeld), fünffacher Junio- ren-Europameister. Die Teamwertung ging an die Ski-Langlauf- staffel des DSV, die bei der Junioren-WM in der Besetzung Jens Filbrich, René Reißhauser, Axel Teichmann und Ron Spauth, die alle dem Landesverband Thüringen angehören, Gold erlief. Gegen die gesamte skandinavisch-russische Phalanx! Seit über 20 Jahren wurden fast 1,4 Mio. DM für die Aktion „Junior Sportler“ an 539 Talente vergeben. Insgesamt förderte die Stiftung Deutsche Sporthilfe seit 1967 30 449 Athleten mit über 466 Millionen Mark. Viel Geld, das seinen Aufwand gelohnt hat... Rund 3 700 Sportlerinnen und Sportler sowie fast 800 Schülerinnen und Schüler in den Sportinternaten zählen aktuell auf die Unterstützung der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Da würde selbst der alte Rat Goethe einigermaßen zufrieden nicken.

Juniorsportlerin: Sina Schielke 46

Das Sportjahrzehnt im Zeitraffer – 1992: Heike Henkel springt mit 2,07 m Hallen-Weltrekord. Olympische die „Neunziger“ konnten sich wahrlich Winterspiele in Albertville: Deutschland mit zehn Gold-, zehn Silber- und sechs sehen lassen. Bronzemedaillen erfolgreichste Nation. Deutschland wird nach einer 0:2-Final- niederlage gegen Dänemark Vize-Europ- ameister im Fußball. 33-mal Gold, 21-mal Silber und 28-mal Bronze für deutsches Olympiateam in Barcelo- 1990: Dieter Thoma dominiert die Vierschanzen- na. Boris Becker wird in Frankfurt/Main zum zweiten Mal ATP- von Johann Eibl tournee und die Skiflug-WM, Georg Hackl wird Europa- und Weltmeister. Weltmeister im Rodeln. Lothar Matthäus und Co. gewinnen mit Glück und Geschick die Fußball-WM in Italien, Franz Beckenbauer beendet seine Tätigkeit 1993: Alpine Ski-WM in Morio- als Teamchef. Letztes offizielles Län- ka/Japan: Katja Seizinger gewinnt Gold derspiel der DDR: Matthias Sammer im Super-G. Boxprofi Henry Maske wird schießt die Tore zum 2:0-Sieg in Belgi- IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht. en. Verschiedene Sportverbände in Grandiose Leichtathletik-Gala in Stutt- den neuen und alten Bundesländern gart: Heike Drechsler siegt im Weit- schließen sich nach dem Fall der sprung, Lars Riedel im Diskuswerfen, Mauer zusammen. Katrin Krabbe mit alle Zuschauer sind Weltmeister. Bern- Das waren die 90er

dreimal Gold erfolgreichste Teilnehmerin an der Leichtathletik- hard Langer gewinnt zum zweiten Mal das US-Masters der Golf- EM in Split. profis. Deutsche Dressurmannschaft zum 15. Mal in Folge Euro- pameister. Uta Pippig gewinnt den 24. New York-Marathon. 1991: Nun beherrscht Jens Lothar Matthäus Deutschlands neuer Rekordnationalspieler im Weißflog die Springertournee. Boris Fußball. Michael Stich wird Tennis-Weltmeister und führt das Becker gewinnt die Australian Open und deutsche Daviscupteam zum Triumph. wird Nummer eins der Weltrangliste. Tho- mas Bach zieht als 21. Deutscher in das IOC ein. Tennisturnier in Wimbledon: 1994: Bei den Winterspielen im Steffi Graf gewinnt zum dritten Mal, im Skidorado Lillehammer wird Deutschland ersten deutschen Endspiel behält Michael mit neun Gold, sieben Silber- und acht Stich die Oberhand gegen Boris Becker. TSV Milbertshofen holt Bronzemedaillen Dritter in der Nationen- den Handball-Europacup der Pokalsieger. Leichtathletik-WM in wertung. Kathrin Dörre zum dritten Mal in Tokio: Gold für Katrin Krabbe (100 und 200 m), Sabine Braun Folge Siegerin beim London-Marathon. (Siebenkampf), Heike Henkel (Hochsprung) und Lars Riedel Deutschlands Springreiter werden erst- (Diskus). mals Weltmeister. Leichtathletik-EM in : Gold für Dieter Baumann (5 000 m), 4x100 m Staffel der Frauen, Heike Drechsler (Weitsprung), Sabine Braun (Sieben- kampf) und Ilke Wyludda (Diskus). Michael Schumacher als erster Deutscher Formel 1-Weltmeister. 48

1995: Mandy Wötzel/Ingo Steuer werden Europameister 1998: Franziska van Almsick, Dagmar Hase, Silvia Szalai im Eiskunstlauf. Dank Christoph Langen (Zweier) und Wolfgang und Kerstin Kielgaß werden Weltmeister über 4x200 m Freistil. Hoppe (Vierer) gewinnt mit Deutschland erstmals eine Nation Deutschland wird zur Großmacht in Schnee und Eis: 29 Medail- alle vier Bob-Titel (WM und EM) in einem len bei den Olympischen Spielen in Nagano, davon zwölf in Gold. Winter. Franziska van Almsick fischt in Katja Seizinger sichert sich Platz eins im Wien fünfmal EM-Gold aus der Donau, Gesamtweltcup. Dariusz Michalczewski Steffi Graf triumphiert zum sechsten Mal verteidigt den WBO-Titel zum zwölften Mal. in Wimbledon. Astrid Kumbernuß (Kugel) Dreimal Gold für Deutschland bei der und Lars Riedel (Diskus) heißen die Tischtennis-EM durch Elke Schall und Jörg deutschen Leichtathletik-Weltmeister Roßkopf (Einzel und Doppel). DLV-Team 1995 in Göteborg. holt in 23 EM-Medaillen (8–7–8).

1996: Mit mehr als 40 Punkten Vorsprung gewinnt Jens Weißflog die 1999: A star is born! Martin Schmitt gewinnt den Sprin- Springertournee. Uschi Disl, Simone ger-Weltcup sowie die WM auf der Großschanze und zusammen Greiner-Petter-Memm, Katrin Apel und mit Sven Hannawald, Dieter Thoma, Christof Duffner und Hans- Petra Behle gewinnen bei der Biathlon-WM jörg Jaekle holt er noch Team-Gold. Gunda Niemann-Stirnemann, in Ruhpolding zweimal Gold (Team und „Eisschnellläuferin des Jahrhunderts“, wird zum 16. Mal Welt- Staffel). Christoph Langen sichert sich meisterin. Nach Rückschlägen wird Jan Ullrich Weltmeister im alle vier Bob-Titel. Der Gesamt-Weltcup Zeitfahren, vorher holt Erik Zabel zum vierten Mal das „Grüne Zwölfmal Gold in Nagano

und der Weltcup im Super-G gehen an Katja Seizinger. Steffi Trikot“ der Tour de France. Aus dem Graf bejubelt ihre Erfolge in und in Wimbledon. Deutsche heißen Sevilla bringen Astrid Kumbernuß Olympiamannschaft gewinnt bei den unterkühlt-kommerziellen (Kugel), Franka Dietzsch (Diskus), Charles Centennial Games in Atlanta 20-mal Gold, 18-mal Silber und 27- Friedek (Dreisprung) und Karsten Kobs mal Bronze. Oliver Bierhoff schießt Deutschland mit dem Golden (Hammer) WM-Titel mit, die Fechter um Goal zur Fußball-Europameisterschaft. Henry Maske unterliegt Arnd Schmitt und melden sich Virgil Hill nach Punkten und beendet seine Boxkarriere. in als Klingen-Macht zurück. Die Sportwelt rätselt über Zahnpasta von Dieter Baumann. 1997: Schalke 04 gewinnt gegen Inter Mailand den UEFA- Cup, Borussia Dortmund feiert gegen Juventus den Triumph in der Champion’s League. Dariusz Michalczewski schlägt Virgil Hill und wird Boxweltmeister der Verbände IBF, WBO und WBA. Fünf WM-Titel für die Leichtathleten: Riedel (Diskus), Weis (Hammer), Kumbernuß (Kugel), Braun (Siebenkampf) und 4x400 m Frauen. Historische Taten: erster deut- scher Tour-Triumph dank Jan Ullrich, erster deutscher Sieg beim Ironman auf Hawaii durch Thomas Hellriegel -- vor den Lands- leuten Jürgen Zäck und Thomas Leder. 50 51

W ar 1999 ein tristes Jahr für die

deutsche Sportszene? Unter einem

gewissen Aspekt durchaus.

Denn gleich mehrere Asse beendeten ihre Karrieren. Ihnen weinen die Fans mehr als nur eine Träne nach. Wer erinnert sich nicht gerne an Milchbubi Boris Becker, der mit jung-frei-fröhlichen Sieger-Interviews 40:0 Sympathie- punkte sammelte? Oder Steffi, der man anfangs am liebsten beim Pokal-Stemmen geholfen hätte, wenn sie auf den Centre Courts dieser Welt erste riesige Trophäen entgegennahm? Unsere Skisport-Geschichte wäre ärmer ohne Dieter Thoma und Katja Seizinger. Stuttgart erlebte noch mal Jürgen Klinsmanns Torriecher im Abschiedsspiel, Mike „The Bike“ Kluge stand für viele Jahre Spitzenradsport über Stock und Stein. Und Boxer Axel Schulz begeisterte – auch in den USA – im Seilgeviert mit schlagkräftigen Argumenten. Stars sagen Servus 52

Stefanie Graf und Max Schmeling heißen

die Sieger der von der ISK organisierten

Millenniumswahl der besten deutschen

Sportler des Jahrhunderts.

Bei den Damen sind die Erfolge „der Gräfin“ auf den Centre Courts noch frisch in Erinnerung, denn die 30-Jährige Brühlerin vereinigte mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich von Ulrich Blankenhorn (250). Ziemlich zusammengerückt folgt ein Damen-Quartett, das in den letzten drei Jahrzehnten den Ton angegeben hatte – in der Leichtathletik, im Schnee und auf dem Eis: Ulrike Meyfarth (18), „Gold-Rosi“ Mittermaier (16), Katarina Witt (15) und Heide Rosendahl (13). Die einzigen noch aktiven Sportlerinnen unter den Top Ten sind „Speed-Queen“ Gunda Niemann-Stirnemann und Kanutin Birgit Fischer gemeinsam auf Platz sechs. Bei den Herren rangiert nur ein aktueller Sportler unter den Top Ten, nämlich Länderspiel-Weltrekordler Lothar Täve Schur Unvergessene Sportler des Jahrhunderts

Matthäus, der sich mit den Schwimmern Michael Groß und Roland Matthes Platz acht teilt. Mit 18 Zählern Vorsprung wählten die Journalisten Box- Legende Max Schmeling (101), heute 94 Jahre, auf Platz eins. Dessen Werbung für Boxen, für den Sport allgemein und für seine Heimat bleibt unvergessen. Mit Franz Beckenbauer (83 Punkte) und Boris Becker (61) folgen Ausnahmesportler auf den Plätzen zwei und drei, die in ihrer Karriere auch das Bild des Deutschen weltweit prägten. Auch Fritz Walter, Täve Schur, Rudolf Harbig und Armin Hary auf den Plätzen vier bis sieben sind Idole des deutschen Sports, die seine Geschichte mitgeschrieben haben. Mit 53 Sportlern und 36 Damen war das Spektrum der Gewählten sehr groß. Viele Medien-Vertreter begründeten ihr Votum kompetent. Zum Beispiel das häufig genannte Tennis- Doppel Graf/Becker: „Sie haben aus dem Elite-Sport Tennis den populärsten Volkssport gemacht und Deutschland in aller Welt bestens repräsentiert.“ Zur Sieger-Kombination Graf/Schmeling gibt es nur Lob und Anerkennung: „Deutschlands beste Sportbotschafter aller Zeiten...“, „Höchstleistungen über Jahre hinweg, erstklassiges Franz Beckenbauer 54

Christel Cranz Max Schmeling

Auftreten und Sympathie-Werbung für unser Land.“ Max Schme- Zum Abschluss Wintersport. Ski-Olympiasiegerin Katja ling dient dabei den Menschen insbesondere für die Zeit nach Seizinger „hat mit 24 Jahren alles erreicht und dazu das BWL- seiner Karriere als das leuchtende Vorbild schlechthin: „Später Studium absolviert – für die Jugend ein tadelloses Vorbild.“ überzeugte er durch seine Hilfsbereitschaft. Kein Sportler ist Zu ihrer Vorgängerin vor sechs Jahrzehnten Christel Cranz: über viele Jahrzehnte so populär und bescheiden geblieben.“ „Gewann in den 30er Jahren in den alpinen Disziplinen alles – In der Lobes-Liste findet Rudolf Harbig viel Beachtung. und das mit Material, über das heute schallend gelacht wird.“ „Er war der überragende Athlet über viele Jahre und hätte die Zu Ulrich Wehling: „Er war dreimal Olympiasieger in der Nordi- 400 und 800 m ohne Krieg noch länger beherrscht. Und er war schen Kombination, das ist einmalig.“ Eine Laudatio auf Sprin- ein vorbildlicher, fairer Sportfreund.“ Oder: „Harbig war seiner ger-Floh Jens Weißflog: „Bei ihm stand die Kommerzialisierung Zeit um 20 Jahre voraus.“ Über Ehrenspielführer Fritz Walter: noch nicht im Mittelpunkt der sportlichen Karriere.“ „Er ist ein noch größeres Fußball-Genie als Beckenbauer, der in der Nachkriegszeit unter ungleich ungünstigeren Voraussetz- W ahlergebnis Jahrhundertsportler: ungen (Training, Betreuung, Ernährung) spielen und trainieren musste.“ Beim Thema Fritz Walter darf auch der „Chef“ Sepp Damen Pkt. Herren Pkt. Herberger nicht fehlen: „Er hat als Verantwortlicher für das 1. Stefanie Graf Tennis 250 1. Max Schmeling Boxen 101 Wunder von Bern einer Nation das Selbstbewusstsein zurück- 2. Ulrike Meyfarth Leichtathletik 18 2. Franz Beckenbauer Fußball 83 gegeben.“ 3. Rosi Mittermaier Ski alpin 16 3. Boris Becker Tennis 61 Ein weiterer legendärer Trainer sammelte Punkte: Gustav 4. Katarina Witt Eiskunstlauf 15 4. Fritz Walter Fußball 15 Kilian. „Der inzwischen 91-Jährige war nicht nur als Sportler und 5. Heide Rosendahl Leichtathletik 13 5. Täve Schur Radsport 12 Trainer (beispielhaft sein Umgang mit jungen Menschen), son- 6. Gunda Niemann Eisschnelllauf 12 6. Rudolf Harbig Leichtathletik 7 dern auch als vitaler Rentner ein Vorbild.“ In der Leichtathletik 6. Birgit Fischer Kanu 12 7. Armin Hary Leichtathletik 6 fanden die Weltrekordler Armin Hary (100 m) und Martin Lauer 8. Katja Seizinger Ski alpin 9 8. Michael Groß Schwimmen 4 (110 m Hürden) ihre Bewunderer. Über Hary: „Er hat eine Schall- 9. Marita Koch Leichtathletik 7 8. Lothar Matthäus Fußball 4 mauer durchbrochen.“ Über Lauer: „Enorm vielseitig, ein großes 10. Kristin Otto Schwimmen 6 8. Roland Matthes Schwimmen 4 Vorbild.“ 8. Hans-G. Winkler Reiten 4 58

Der Flughafen der Sportlerwahl –

nur einen Steinwurf vom Kurhaus

Baden-Baden entfernt. Anzeige

Der First-Class-Service hat sich bewährt, und die Partner- Baden-Airport und die ausgesuchten Destinationen zunutze schaft ebenfalls: Auch bei der 53. Sportlerwahl fungiert Baden- machten, so wird der Höhenflieger der deutschen Regionalflug- Airport, der Senkrechtstarter der deutschen Regionalflughäfen, häfen mit 120 000 Passagieren in 1999 sogar eine Verdoppe- als Partner der Veranstaltung. lung der Vorjahreszahl erreichen. Die zahlreichen Gäste, VIPs aus der Wirtschaft ebenso Dies gilt als ein Beweis dafür, dass die Akzeptanz des wie Sportler, nutzten 1998 die optimal gelegene Anbindung an Baden-Airport mehr und mehr zunimmt. Zum Dienst am Kunden die große weite Welt und kamen so direkt nach Baden-Baden zählen aber auch die auf den Bedarf zugeschnittenen Destina- zum familiären Stelldichein des deutschen Sports. Dieser Servi- tionen: Mit Beginn des Winterflugplanes kommen zu den bereits ce wird auch in diesem Jahr geboten. bekannten Zielen wie , die Dominikanische Überboten hat der Regionalflughafen seine Erwartungen Republik, Fuerteventura, Gran Canaria und Teneriffa neue attrak- um das Vielfache: Waren es von September 1996 bis Mai 1999 tive Verbindungen nach Lanzarote, La Palma und Hurghada insgesamt 100 000 Passagiere, die sich die zentrale Lage des hinzu. Destination Baden-Airport für die freundliche Unterstützung: Als Renner hat sich auch der Direktflug nach Berlin Dankeschön erwiesen, der seit diesem Frühjahr besteht: Dreimal täglich von Montag bis Freitag und einmal sonntags fliegt Baden-Air in die deutsche Hauptstadt, und zurück. Klar, dass zum Service des Baden-Airport mit der indivi-

duellen Note auch die Infrastruktur gehört: Die zentrale Lage ...... nahe der A5, mehr als 800 kostenlose Kurz- und Langzeit-Park- ...... plätze und eine familiäre Atmosphäre. Deshalb ist das Ziel des Baden-Airport zum Millennium kaum zu hoch gegriffen: 160 000 Passagiere werden zum Jahr 2000 angepeilt. Wenn Sie dieses Ziel mitverfolgen und Auskünf- te wollen – die Verbindung steht: Unter der Telefonnummer SÜDTIROL (0 72 29) 66 20 00 landen Sie direkt im Terminal. Außerdem Südtirol Tourismus Werbung im Internet: www.baden-airport.de oder per e-mail: info@baden- WIFI Südtiroler Äpfel airport.de.

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Im Jahr der Wende hießen die letzten Die Ringe wieder fest im Griff: Andreas Wecker

DDR-Sportler des Jahres Kristin Otto

und Andreas Wecker. Sie erinnern sich…

Kristin Otto musste ihr Tagebuch aus 1989 bemühen: ren“, gibt er heute unumwunden zu. Otto gestand ebenso, dass Die Sportpresse würdigte vor zehn Jahren Weckers War da was im Spätherbst vor zehn Jahren? Ja, Kristin! Die sie nachdenken musste, wer neben ihr damals an erster Stelle fantastischen Auftritt bei der Turn-Weltmeisterschaft in Stutt- von Wolfgang Fischer von Wolfgang Schwimmerin war die letzte separat in der DDR gewählte gestanden hatte. Der Turner und die Schwimmerin werden in der gart. Mit der Mannschaft, am Pferd und an den Ringen hatte Sportlerin des Jahres. Ein Jahr später gab es nur noch eine Tat nur Zeitungsausschnitte über das Wahlergebnis finden. Das er schon Silber gewonnen. Dann kam das Reck-Finale. In große, gemeinsame Wahl – die Wiedervereinigung der ehemals traditionelle Fest mit Ehrung, Verleihung der Urkunden und einer einem großen Zweikampf gegen Andreas Aguilar wurde er mit zwei deutschen Staaten vollzog sich auch in der Proklamation anschließenden langen Nacht in Ostberlin fand nicht mehr statt. einem Minimalunterschied erneut nur Zweiter. Noch heute „Sportler des Jahres“. In Baden-Baden. Mit dem Fall der Mauer am 9. November waren die politischen spricht die Turner-Welt kontrovers über die Jury-Wertung. „Wir Andreas Wecker hat die gleiche Erinnerungslücke – keine und Verwaltungsstrukturen der DDR aufgelöst. Einige Athleten hätten beide den ersten Platz verdient gehabt. Aguilar schrieb Urkunde, keine Medaille, kein Dokument erinnert ihn an seine hatten auch andere Probleme – Existenzangst, „wie geht es in mir einige Zeit später und war der gleichen Meinung. Er ent- Wahl 1989 – „Ich werd’ Mama fragen, die sammelt alles, was der neuen Freiheit mit dem Leistungssport weiter?“ schuldigte sich für die Entscheidung. Ich fand sein Verhalten sie über mich in den Zeitungen findet. Dass Kristin mit mir Die weltverändernden Stunden der Maueröffnung hatte ganz toll!“ Sportlerin des Jahres war, habe ich erst einige Zeit später erfah- Wecker in der Sportschule Kienbaum „verschlafen“. Erst am Zehn Jahre später – 1999 – sorgte der Berliner wieder Im Spätherbst vor 10 Jahren

nächsten Morgen sprach sich das Ereignis im Trainingslager für Schlagzeilen. Nach dreijähriger Abwesenheit von Welt- Europameistertitel. Die letzte Ehrerbietung gab es 1993 mit herum und vier Tage später nutzte er die Grenzöffnung, feierte meisterschaften durch Verletzungen (1997) und einer ein- der Aufnahme in die legendäre „Hall of Fame“ von Fort Lauder- ein Wiedersehen mit den Eltern und Verwandten in West-Berlin. jährigen Karrierepause (bis April 98) hatte er in Tianjin (China) dale (Florida). Sie wollte doch eigentlich nie ein Star sein. Otto hat einen markanteren Erinnerungspunkt: Sie war kurz nach das Einzelfinale am Seitpferd erreicht und den fünften Platz Ihr Beruf führt sie ständig mit der neuen Generation dem 9. 11. bei einer Sport-Gala in Stuttgart und bildete in die- belegt – „Das ist deswegen bemerkenswert, weil du bei von Sportgrößen zusammen. Fast alle, die sie bemerkenswert sem Event mit dem Ex-Fußball-Nationaltorwart Sepp Maier Kampfrichtern nach so einer langen Unterbrechung schlechte findet, hatte sie schon vor der Kamera und dem Mikrofon. Am (FC Bayern München) ein Team. Karten hast, dich hinten anstellen musst, bist du gute Noten liebsten erinnert sie sich an ein Interview mit Steffi Graf 1998 Kristin Otto und Andreas Wecker hatten in den Tagen bekommst.“ beim Turnier in Leipzig – eine Talkrunde unter zwei sportlichen der Wende grundverschiedene Perspektiven. Die erfolgreichste Er schaffte die Kurve nach oben. So ist er natürlich mit Königinnen. Die Tennis-Queen bestritt nach langer Verletzungs- Schwimmerin aller Zeiten – und das gilt noch heute – beendete diesem Jahr zufrieden. Den Motor für den Rücktritt vom Rück- pause wieder ihre ersten Matches „und plauderte noch nie so im Sommer nach der Europameisterschaft in Bonn ihre Karrie- tritt zündete seine neue Lebenspartnerin Antje. Gemeinsam locker, wie damals, sagten die TV-Kollegen“. Einen Wunsch- re. Sie volontierte bereits beim Rundfunksender in Leipzig als wollen sie den Turbo für einen erfolgreichen Auftritt bei den Interviewpartner gibt es noch für Otto: Boris Becker. Sportjournalistin. Und auch dieser Weg sollte erfolgreich wer- Olympischen Spielen in Sydney zünden. den. Seit 1993 ist die Sportredakteurin bei ZDF/3Sat in Mainz. „Ich war überrascht 89, als Sportlerin des Jahres Mit ihrem Beruf, ihrem Leben ist die heute 33-Jährige glücklich. gewählt worden zu sein, denn es war kein besonderes Jahr“, Wecker stand dagegen 1989 am Anfang seiner Sportkarriere – erzählt Otto noch heute mit Verwunderung. Bei der EM hatte zehn Jahre später gilt er als erfolgreichster deutscher Turner, sie „nur“ zwei Gold- und eine Bronzemedaille gewonnen. Ein der sich noch ein letztes großes Ziel gesetzt hat: „The Little big Jahr vorher, 1988, bei den Olympischen Spielen, waren es man, will in Sydney seine vierten Olympischen Spiele bestrei- sechs Goldmedaillen. Die „Königin von Seoul“ wurde vom IOC ten. Der 29-Jährige ist nicht minder ein Ausnahmeathlet, so wie als beste Olympionikin ausgezeichnet. Ihr Karrierekonto von es Otto war. 1981 bis 89 umfasst weitere sieben Weltmeister- und neun Kristin Otto ist auch vor der Kamera erfolgreich 62

Die Helden der Mannschaft des Jahres Jugend in Mainaschaff und coacht sie jetzt auch in der Bezirksli- ga der Herren. Ansonsten fungiert Hofmann als Immobilienleiter 1979: Klühspies und Co. blieben dem in einer Sparkasse. Manfred Freisler muss regelmäßig in den Knast, aber nicht weil er sich was zu Schulden hat kommen Handball treu. lassen, sondern als Bewährungshelfer. Gelegentlich kommt er auch mit Gefangenen zum Handball. Der Sport als Mittel zur Resozialisierung. Uli Gnau trainiert in Darmstadt ein Bezirksliga- team, Polizist Claus Hormel hat in Münster eine Oberliga-Mann- schaft unter seinen Fittichen. Aus Volker Lang ist ein Berufs-

von Johann Eibl Damals waren sie Spitze. In deutschen Hallen wie auch schullehrer geworden, Udo Klenk gehört ein Bauunternehmen auf europäischem Parkett. Als die Handballer des TV Großwall- und Thomas Sinsel ist beim Bundesausschuss für Leistungs- stadt im Mai 1979 den Europapokal der Landesmeister (gegen sport in Frankfurt/Main für die Ressorts Radsport, Basketball Empor Rostock) holten, da standen sie auf dem Gipfel. Eine und – natürlich – Handball zuständig. Klaus Seufert, seinerzeit Supersaison, die im Dezember mit der Wahl zur Mannschaft des die Nummer zwei im Kasten, betreut beim TVG die Schüler und Jahres ihre Würdigung fand. 20 Jahre sind seither vergangen – arbeitet für einen Nähmaschinenfabrik als Kundenbetreuer. was ist geworden aus jenem Meisterteam? Zwei Jahre nach jenem Triumph ’79 stieß Sigi Roch als Wer damals den Siegersekt schlürfen durfte, der hat Keeper zu diesem Team. Heute arbeitet er als Manager für den auch im Berufsleben seinen Weg gefunden. Kein einziger ent- Verein. Sein Blick zurück: „Früher war mehr Spaß. Da ging’s wickelte sich zum Problemfall, der mit dem Abschied von der nicht nur ums Geld.“ Glitzerwelt des Spitzensports nicht fertig geworden wäre. Die meisten sind dem Handball nach wie vor eng verbunden. Der „Früher war mehr Spaß“

Zusammenhalt in dieser Truppe ist auch nach zwei Jahrzehnten erstaunlich gut. Gelegentlich greifen die Oldboys auch selber noch zum Ball und versuchen sich in einem Traditionsteam. Gelegentlich reisen sie auch gemeinsam in den Urlaub. Welche Namen fallen dem Handballfreund an der Schwelle zum zweiten Jahrtausend auf Anhieb ein, wenn die Rede auf den TVG anno 1979 kommt? Natürlich Kurt Klühspies, der ein Jahr zuvor bereits Weltmeister geworden war. Der blonde Linkshänder hat sich bei Adidas hochgedient. Heute betreut er Großkunden wie Karstadt. In der Unterfrankenhalle in Aschaffen- burg zählt Klühspies nach wie vor zu den Stammgästen. Falls nötig, hilft er auch mal in der Organisation mit, wenn es etwa um ein Golfturnier geht. Auf zwei Hochzeiten tanzt Peter Meisinger. Der ehemalige Kreisläufer trainiert die Bundesligamannschaft des TV Großwallstadt mit beachtlichen Erfolgen, wie sich an der Tabelle unschwer ablesen lässt. Außerdem ist der 67-fache Internationale als Reisebürokaufmann tätig. Mit zu den überra- genden Handballern vor 20 Jahren zählte Manfred Hofmann, jener Keeper, der im Qualifikationsspiel gegen die DDR den entscheidenden Siebenmeter parierte und dem DHB-Team die Olympiateilnahme 1976 sicherte. Er trainierte die Oberliga- Ehrung in Sindelfingen: TV Großwallstadt 1979 64 65

Zwischenbilanz zehn Jahre nach der Vereinter Jubel der 4x400-m-Frauen

W ende: 1+1 ergab zwar häufig weniger

als 1, doch die Einheit ging im Sport

zügiger über die Bühne als anderswo.

Die Zahl der Blumensträuße stimmte ebenso wie die der zum vierzehnten Mal wurden an jenem Abend die Sportler des Leider breitete sich das Clondike-Fieber wie eine Epide- Pokale. Alles bestens vorbereitet. Aber was wird aus den Haupt- Jahres im Bezirk Magdeburg geehrt. Schwimmerin Kathleen mie zwischen Fichtelberg und Kap Arkona aus. Nur wenige hat- von Peter Skubowius personen? Kommen sie pünktlich heran? War das eine Aufre- Nord, FCM-Torhüter Dirk Heyne und die Handballer des SC Mag- ten den Mut, es auch künftig in der Heimat zu versuchen. Sollte gung! 30 Minuten vor der Ehrung der Sportler des Jahres wusste deburg standen damals übrigens in der Gunst der Leser dieser man andererseits wieder Ressentiments einführen, wo gerade niemand, ob alle da sein werden, das Orchester spielen kann. Region im Herzen Deutschlands ganz oben. die Freizügigkeit gesiegt hatte? Verstopft die Straßen, dicht die Autobahn. Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man So gesehen ist es nicht hoch genug zu bewerten, dass – Geschehen so zu Magdeburg am 11. November 1989. vorausschauen, sagte einst Churchill und gibt die Vorlage, um man verzeihe mir die private regionale Offerte – ein Verein wie 48 Stunden nachdem Günter Schabowski mit seinem „Ich den- den Bogen nach Baden-Baden zu spannen. Kaum zu glauben, der SC Magdeburg die Wende-Klippen erfolgreich umschiffte und ke ab sofort“ über die neuen Reisemöglichkeiten ein Volk in aber zum zehnten Mal werden die Sportler des vereinten heute das Image des Vorzeige-Modells genießt. Nichts Außerge- Bewegung gesetzt hatte. Deutschland gekürt. Was die Frage erlaubt, wie er denn so war wöhnliches, wenn seit Jahren Talente und prominente Sportler Auch wenn der Saal nicht ganz voll wurde und einige in all den Jahren, der vereinte deutsche Sport? an die Elbe wechseln. Wie die Schwimmerinnen Dagmar Hase tatsächlich auf der Rückfahrt aus Helmstedt stecken blieben, Erfolgreich? Ja. Mit Problemen behaftet? Keine Frage. oder Antje Buschschulte, wie die Leichtathleten Grit Breuer oder Eine Erfolgsgeschichte mit Beigeschmack

Unterhaltend, manchmal belastend, fordernd, nach wie vor aber Heike Meißner, wie die Kanuten Ingo Spelly oder Ulrich Papke dings, alle Erfolge des DDR-Sports in die Doping-Ecke schieben förderungswürdig. Schade, dass seinerzeit mathematische oder Handballer Stefan Kretzschmar. zu wollen. Da sträubt sich auch beim aufgeschlossensten Jour- Regeln ausgehebelt wurden und die Addition von 1+1 unterm Seit jener Episode vom Magdeburger Sportlerball anno nalisten die Feder. Strich zu häufig weniger als 1 ergab. 1989 ist eine Menge Wasser elbab geflossen. Verändert hat Weihnachten steht vor der Tür. Was liegt da näher, als Der deutsche Sport hat dennoch die historische Chance sich seitdem viel. Es gibt in Magdeburg einen Handball-Tempel, für den deutschen Sport einen Wunschzettel abzugeben. Ich beim Schopf gepackt. Auf keinem Gebiet der Gesellschaft voll- von dem Generationen zuvor nur träumen konnten. Es gibt neue wünsche mir nämlich, dass die Verantwortlichen für den Sport zog sich die Einheit so zügig und problemlos wie beim Sport. Ja, Kunstrasenplätze, neue Sporthallen. 157 Millionen Mark Förder- endlich zu ihren Beteuerungen stehen und die anerkannt positi- das ist schon eine Erfolgsgeschichte. Arm in Arm zogen Läuferin mittel wurden in diesen zehn Jahren allein in Sachsen-Anhalt zur ven Seiten des DDR-Sports (Sichtung, Auswahl, Sportschulen Gabriele Lippe und Kugelstoßer Ulf Timmermann im September Modernisierung und zum Neubau von Sportstätten ausgegeben. etc.) übernehmen. Weil ich mir einfach wünsche, dass es auch 1990 zum Abschluss der Leichtathletik-Europameisterschaft mit Das klingt gewaltig, war aber letztendlich nur ein Tropfen auf bei den Olympischen Sommerspielen 2012 oder den Winterspie- den beiden deutschen Fahnen durchs Stadion von Split. Kein dem sprichwörtlich heißen Stein. len 2014 noch deutsche Medaillengewinner geben soll. Und Jahr später startete bei der Weltmeisterschaft eine deutsche Vieles blieb nämlich unverändert. Unverändert schlecht. dann wünsche ich mir, dass der katastrophalen Sportstätten- Mannschaft. Dabei war es Musik in den Ohren eines jeden Sporttreibenden, situation in den neuen Ländern vehement zu Leibe gerückt wird. Ebenso rasant ging es bei den Fußballern zu, wo im als vom „Goldenen Plan Ost“ geschwelgt wurde. Wie grausam Man kann schließlich weiter vorausschauen, je weiter Sommer 1991 sage und schreibe acht Mannschaften der kann doch manchmal die Realität sein. Der „Goldene Plan“ man zurückschaut. DDR-Oberliga in die 1. und 2. Bundesliga einzogen. Dummer- wurde zur Machbarkeitsstudie degradiert. weise war „mein“ 1. FC Magdeburg nicht darunter. Dafür Dirk Zehn Jahre deutscher Sport sind auch eine ständige Heyne, der als frischgekürter Sportler des Jahres aus Magde- Auseinandersetzung mit der Geißel Doping. Wenn 10 000 DDR- burg auf den Bökelberg zu Borussia Mönchengladbach wech- Sportler damit in Berührung kamen, muss man sich mit jenen selte. Die Goldgräber-Mentalität hatte eh Hochkonjunktur in auseinandersetzen, die die Verantwortung tragen. Und vor allem diesen Zeiten. mit jenen, die Minderjährige einbezogen. Fatal wäre es aller- Magdeburger Handball-„Import“ Stefan Kretzschmar 66 67

Impressionen aus dem Vorjahr 68 69

Und wer sind die Besten auf dem Frauen Männer gesamten Erdball? Noch druckfrisch 1. Gabriela Szabo 1. Lance Armstrong Leichtathletik ROM Rad USA die World-Results ’99. 2. Martina Hingis 2. Michael Johnson Tennis SUI Leichtathletik USA 3. Penelope Heyns 3. Maurice Greene Schwimmen RSA Leichtathletik USA 4. Mia Hamm 4. Mika Häkkinen Fußball USA Formel 1 FIN Ihm gelang unbestreitlich das Comeback des Jahres – beteiligten sich an der von der Stuttgarter Agentur ISK durch- 5. Alexandra Meissnitzer 5. Haile Gebrselassie und er schubste eine Randsportart in den USA ins helle Ram- geführten Abstimmung. Drei Athleten einer Nationalität auf Ski alpin AUT Leichtathletik ETH 6. Tegla Laroupe 6. Rivaldo penlicht. Lance Armstrong, krebsgeheilter Radprofi, gewann dem „Treppchen“ – das ist neu. Hinter dem Cycling/Atletics- Leichtathletik KEN Fußball BRA die Tour de France und nun die traditionelle Wahl zum Welt- Duo belegte 100-m-Weltrekordler Maurice Greene Rang 3. 7. Eunice Barber 7. David Beckham sportler ’99 -- eine Reifenstärke vor seinem Landsmann, 400-m- Dass der zweifache Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen mit Leichtathletik FRA Fußball GBR Weltmeister (und Weltrekordler) Michael Johnson. Ebenfalls als dem eher ungewohnten 4. Rang vorlieb nehmen muss, ver- 8. 8. Ian Thorpe Skilanglauf ITA Schwimmen AUS Erste über die Ziellinie stürmte die Rumänin Gabriela Szabo, deutlicht das massive Angebot an Mega-Stars im Jahr vor 9. Gunda Niemann 9. Andre Agassi Golddame über 5 000 m von Sevilla und Weltcupsiegerin. Die Olympia. Wunderläufer Haile Gebrselassie an Position 5 ist Eisschnelllauf GER Tennis USA Nummer 1 der Tennisszene belegt Platz 2: Martina Hingis aus auch nicht alltäglich. 10. Larissa Lazutina 10. Pete Sampras der Schweiz. Sportarten-Vielfalt dokumentiert das Votum bei den Skilanglauf RUS Tennis USA Seit 1947 bildet die Umfrage nach den Weltsportlern Frauen. Hinter Leichtathletik und Tennis rangieren Schwimmen, des Jahres den Schlusspunkt: Redaktionen aus 60 Ländern durch die südafrikanische Nixe Penelope Heynes, Soccer (!) in …Gabriela Szabo Die Besten aus der W elt des Sports

1947 Alex Jany FRA 1973 Jackie Stewart GB Heike Drechsler DDR Person von „Weltmeisterin“ Mia Hamm (USA) und der alpine 1948 Fanny Blankers-Koen NDL Kornelia Ender DDR 1987 Ben Johnson CAN Skisport: Die Schussfahrten der österreichischen Allrounderin 1949 Emil Zatopek CSSR 1974 Eddy Merckx BEL Jackie Joyner-Kersee USA 1950 Bob Mathias USA Irina Szewinska POL 1988 Matt Biondi USA Alexandra Meissnitzer beeindruckten offenbar selbst auf den 1951 Emil Zatopek CSSR 1975 Muhammad Ali USA Florence Griffith-Joyner USA Cook-Islands und Ghana. 1952 Emil Zatopek CSSR Kornelia Ender DDR 1989 Greg Lemond USA Vor 25 Jahren gewann Eddy Merckx die Weltwahl, vor 1953 Fausto Coppi ITA 1976 Alberto Juantorena CUB Stefanie Graf GER 10 Jahren Greg Lemond, Miguel Indurain war der letzte Peda- 1954 Roger Bannister GB Nadia Comaneci ROM 1990 Lothar Matthäus GER 1955 Sandor Iharos HUN 1977 Niki Lauda AUT Merlene Ottey JAM leur (1995) auf dem Olymp – allerdings benötigte der Spanier 1956 Wladimir Kuz URS Rosemarie Ackermann DDR 1991 Carl Lewis USA fünf Siege bei der Tour de France. Armstrong triumphierte erst- 1957 Wladimir Kuz URS 1978 Henry Rono KEN Katrin Krabbe GER mals, aber er überwand auch seine Krankheit. Mittlerweile 1958 Herbert Elliot AUS Tracy Caulkins USA 1992 Dream Team USA Vater eines Sohnes, blieb der 28-Jährige nach seinem Triumph 1959 Wassilij Kusnezow URS 1979 Sebastian Coe GB Monica Seles YUG 1960 Wilma Rudolph USA Marita Koch DDR 1993 Linford Christie GB mit beiden Beinen auf dem Boden. „Es gibt Wichtigeres als 1961 Valerij Brumel URS 1980 Björn Borg SWE Merlene Ottey JAM Sport“ lautet seine Devise. Beim Mountainbike reihte er sich 1962 Valerij Brumel URS Tatjana Kasankina URS 1994 Romario BRA zuletzt in die hinteren Platzierungen ein. Aber Niederlagen 1963 Valerij Brumel URS 1981 Sebastian Coe GB Arantxa Sanchez-Vicario ESP haben ihn stark gemacht. 1964 Don Schollander USA Evelyn Ashford USA 1995 Miguel Indurain ESP 1965 Ron Clarke AUS 1982 Daley Thompson GB Gwen Torrance USA Während Armstrong seinen Everest längst erklommen 1966 Jim Ryun USA Marita Koch DDR 1996 Michael Johnson USA hat, blickt Gabriela Szabo den höchsten sportlichen Weihen 1967 Jim Ryun USA 1983 Carl Lewis USA Marie-José Pérec FRA noch entgegen. Die 42 Kilo leichte Blondine aus Transsylva- 1968 Bob Beamon USA Martina Navratilova USA 1997 Wilson Kipketer DEN 1969 Eddy Merckx BEL 1984 Carl Lewis USA Martina Hingis SUI nien hat – nach Silber in Atlanta – nun den Olympiasieg in 1970 Pelé BRA Martina Navratilova USA 1998 Zinedine Zidane FRA Sydney im Visier. 1971 Eddy Merckx BEL 1985 Sergej Bubka URS Marion Jones USA 1972 Mark Spitz USA Marita Koch DDR 1999 Lance Armstrong USA W eltsportler: Lance Armstrong und… Shane Gould USA 1986 Diego Maradona ARG Gabriela Szabo ROM 70 71

Ein Ereignis des Jahres: Das hieb- und wiederholten sie jene Medaillen, die sie bereits vor elf Jahren errungen hatten. Sabine mit Silber im Einzel und Gold in der stichfeste Comeback der Fechter. Mannschaft, Arnd mit Gold im Einzel und Silber im Team. Was für ein „Pas de Deux“ für die Ärztin aus Tauber- bischofsheim und den Zahnarzt aus Leverkusen. Beide voll im Beruf engagiert, räumten sie im Alter von 30 bzw. 34 Jahren nochmals ab. Und beide verblüfften ihre Trainer Lajos Somodi bzw. Dr. Gabor Salomon. Insgeheim hatten diese ihren Schützlingen ja manches zugetraut, aber solch eine „Explosion“ übertraf ihre In der 12-Millionen-Metropole Seoul jagten sich die Ereig- kühnsten Erwartungen. Sabine und Arnd hatten wahrlich Fecht- nisse Tag für Tag, eilten die deutschen Fechter von Erfolg zu geschichte geschrieben. von Guido Dobbratz Erfolg. Am Ende hatten sie sechs Medaillen auf ihrem Konto, Seoul gestern und heute! Hatte Degenfechter Arnd jeweils zwei in Gold, Silber und Bronze. Wie schon 1988 bei den Schmitt 1988 den letzten Treffer gegen den Franzosen Philippe Olympischen Spielen an gleicher Stelle standen erneut Arnd Riboud gesetzt, so düpierte er nun im Finale 99 den Schweden Schmitt und Sabine Bau im Blickpunkt der Ovationen als strahlen- Peter Canky. Jetzt hatte der gebürtige Heidenheimer endlich jenen de Helden im fernen Korea. Der deutsche Fechtsport hatte eine Titel eines Einzelweltmeisters, der ihm in seiner reichhaltigen Renaissance gefeiert, war ein Jahr vor Sydney 2000 in den Kreis Sammlung noch fehlte. Und mit Hilfe des Arztes Dr. Jürgen Hehn der großen Fechtnationen zurückgekehrt. sowie der Physiotherapeuten brachte er auch noch die Kraft auf, All das hatte sich erstmals ohne die Anwesenheit von um mit der Mannschaft und seinen Kameraden Marc-Konstantin Fecht-Guru vollzogen. Der war nach den Querelen um Steifensand, Jörg Fiedler und Elmar Borrmann das Silber zu holen. seine Person zuhause in Deutschland geblieben, verfolgte quasi Nach elf Jahren wieder auf dem Thron: Arnd Schmitt Gerade umgekehrt erging es Sabine Bau. Sie, die Assi- stenzärztin an der Orthopädischen Klinik in Würzburg, hatte ihre Kolleginnen Monica Weber, Simone Bauer und Rita König auf der Goldplanche in Seoul Fechtbahn mitgerissen, aussichtslose Kämpfe umgebogen und führte das Florett-Team zum Gold. Im Einzel scheiterte sie – wie einst gegen – an der Italienerin . aus dem Schmollwinkel die Geschehnisse. In Seoul mobilisierte Seoul gestern und heute! Das waren doch zwei unter- Betreuer Matthias Behr die Asse aus den Zentren Bonn, Heiden- schiedliche Welten, besonderes für die reiselustige Sabine Bau. heim, Koblenz und , sorgte für ein neues „Wir- War sie 1988 zumeist im olympischen Dorf kaserniert und hatte Gefühl“. Stolz beobachtete Präsidentin Erika Dienstl diesen neuen kaum einen Blick für die Außenwelt, so nützte sie nun die Freiheit Teamgeist, registrierte die gegenseitige Unterstützung voller Hoch- bei zahlreichen Exkursionen. Sie bummelte über den Karak-Gemü- achtung. semarkt mit den scharfen Gewürzen, betätigte sich beim „Foto- Erstes und oberstes Ziel der „Dienstreise“ nach Korea war Shooting“ im Tempel der Han-Sun-Festung und tanzte ausgelas- ursprünglich die Olympiaqualifikation in den Disziplinen Frauen- sen zu den Discoklängen im Vergnügungsviertel It’aewon. Und und Herrendegen, Frauen- und Herrenflorett sowie im Herrensäbel mit Arnd Schmitt erinnerte sie sich im olympischen Museum von gewesen. Als aber die „Pflicht“ mit Bravour gemeistert und ein Seoul an die Großtaten von 1988. Der Kreis hatte sich für zwei Platz unter den besten acht Nationen gesichert war, folgte die Ausnahmesportler geschlossen! „Kür“ in Form lukrativer Medaillen. Das Damendegen-Team (Imke Duplitzer, Claudia Bokel, Katja Nassa, Kristina Ophardt) zeichnete sich dabei genauso aus wie der tüchtige Florettfechter Wolfgang Wienand. Für die „goldenen“ und „silbernen“ Tage von Seoul sorg- ten zwei, die schon vor elf Jahren Glanzlichter setzten: Sabine Bau und Arnd Schmitt. Sie schienen wie in Trance auf der Planche zu kämpfen, ließen sich vom fernöstlichen Reiz auf ihre Weise inspi- rieren und hinterließen im Einzel wie in der Mannschaft ihre „Duft- marken“. Und Duplizität der Ereignisse zu Seoul 88: auf den Punkt Sabine Bau: Höhenflug nach der „Kür“ 72

Sportler des Jahres seit 1947

1947 Gottfried von Cramm Tennis Waldemar Cierpinski Leichtathletik 1948 Gottfried von Cramm Tennis 1977 Dietrich Thurau Radsport 1949 Georg Meier Motorrad Rolf Beilschmidt Leichtathletik 1950 Herbert Klein Schwimmen 1978 Eberhard Gienger Turnen 1951 Ehepaar Falk Eiskunstlauf Udo Beyer Leichtathletik 1952 Karl Kling Motorsport 1979 Harald Schmid Leichtathletik 1953 Werner Haas Motorrad Bernd Drogan Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1980 Guido Kratschmer Leichtathletik 1954 Heinz Fütterer Leichtathletik Waldemar Cierpinski Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1981 Toni Mang Motorrad 1955 Hans Günter Winkler Reitsport Lothar Thoms Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1982 Michael Groß Schwimmen 1956 Hans Günter Winkler Reitsport Bernd Drogan Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1983 Michael Groß Schwimmen 1957 Manfred Germar Leichtathletik Uwe Raab Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1984 Michael Groß Schwimmen 1958 Fritz Thiedemann Reitsport Uwe Hohn Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1985 Boris Becker Tennis 1959 Martin Lauer Leichtathletik Jens Weißflog Skispringen Gustav-Adolf Schur Radsport 1986 Boris Becker Tennis 1960 Skisport Olaf Ludwig Radsport Gustav-Adolf Schur Radsport 1987 Harald Schmid Leichtathletik 1961 Graf Berghe von Trips Motorsport Torsten Voss Leichtathletik Gustav-Adolf Schur Radsport 1969 Hans Faßnacht Schwimmen 1988 Michael Groß Schwimmen 1962 Gerhard Hetz Schwimmen Roland Matthes Schwimmen Olaf Ludwig Radsport Skisport 1970 Hans Faßnacht Schwimmen 1989 Boris Becker Tennis 1963 Gerhard Hetz Schwimmen Roland Matthes Schwimmen Andreas Wecker Turnen Klaus Ampler Radsport 1971 Hans Faßnacht Schwimmen 1990 Boris Becker Tennis 1964 Willi Holdorf Leichtathletik Roland Matthes Schwimmen 1991 Michael Stich Tennis Klaus Urbanczyk Fußball 1972 Klaus Wolfermann Leichtathletik 1992 Dieter Baumann Leichtathletik 1965 Hans-Joachim Klein Schwimmen Wolfgang Nordwig Leichtathletik 1993 Henry Maske Boxen Jürgen May Leichtathletik 1973 Klaus Wolfermann Leichtathletik 1994 Markus Wasmeier Ski alpin 1966 Rudi Altig Radsport Roland Matthes Schwimmen 1995 Michael Schumacher Motorsport Frank Wiegand Schwimmen 1974 Eberhard Gienger Turnen 1996 Frank Busemann Leichtathletik 1967 Kurt Bendlin Leichtathletik Hans-Georg Aschenbach Skisport 1997 Jan Ullrich Radsport Roland Matthes Schwimmen 1975 Peter-Michael Kolbe Rudersport 1998 Georg Hackl Rodeln 1968 Skisport Roland Matthes Schwimmen 1999 Roland Matthes Schwimmen 1976 Gregor Braun Radsport 74

Sportlerinnen in Ost und West

1947 Marga Petersen Leichtathletik 1979 Christa Kinshofer Ski alpin 1948 Mirl Buchner-Fischer Ski alpin Marita Koch Leichtathletik 1949 Lena Stumpf Leichtathletik 1980 Irene Epple Ski alpin 1950 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Maxi Gnauck Turnen 1951 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf 1981 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1952 Ria Baran-Falk Eiskunstlauf Ute Geweniger Schwimmen 1953 Christa Seliger Leichtathletik 1982 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1954 Ursel Happe Schwimmen Marita Koch Leichtathletik 1955 Helene Kienzle Rollkunstlauf 1983 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1956 Ursel Happe Schwimmen Marita Koch Leichtathletik 1957 Wiltrud Urselmann Schwimmen 1984 Ulrike Meyfarth Leichtathletik 1958 Marianne Werner Leichtathletik Katarina Witt Eiskunstlauf Karin Beyer Schwimmen 1985 Fechten 1959 Marika Kilius Eiskunstlauf Marita Koch Leichtathletik Gisela Birkemeyer Leichtathletik 1986 Steffi Graf Tennis 1960 Ingrid Krämer Kunstspringen Heike Drechsler Leichtathletik Ingrid Krämer Wasserspringen 1987 Steffi Graf Tennis 1961 Fechten Silke Möller Leichtathletik Ute Starke Turnen 1988 Steffi Graf Tennis 1962 Jutta Heine Leichtathletik Kristin Otto Schwimmen Ingrid Krämer Wasserspringen 1989 Steffi Graf Tennis 1963 Ursel Brunner Schwimmen Kristin Otto Schwimmen Ingrid Krämer Wasserspringen 1990 Katrin Krabbe Leichtathletik 1964 Zimmermann/Esser Kanusport Karin Balzer Leichtathletik 1991 Katrin Krabbe Leichtathletik Ingrid Krämer Wasserspringen 1972 Heide Rosendahl Leichtathletik 1992 Heike Henkel Leichtathletik 1965 Helga Hoffmann Leichtathletik Karin Janz Turnen 1993 Franziska v. Almsick Schwimmen Hannelore Suppe Leichtathletik 1973 Uta Schorn Turnen 1994 Katja Seizinger Ski alpin 1966 H. Hoffmann/K. Frisch Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1995 Franziska v. Almsick Schwimmen Gabriele Seyfert Eiskunstlauf 1974 Christel Justen Schwimmen 1996 Katja Seizinger Ski alpin 1967 Liesel Westermann Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1997 Astrid Kumbernuß Leichtathletik Karin Janz Turnen 1975 Ellen Wellmann Leichtathletik 1998 Katja Seizinger Ski alpin 1968 Ingrid Becker Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen 1999 Margitta Gummel Leichtathletik 1976 Rosi Mittermaier Ski alpin 1969 Liesel Westermann Leichtathletik Kornelia Ender Schwimmen Petra Vogt Leichtathletik 1977 Eva Wilms Leichtathletik 1970 Heide Rosendahl Leichtathletik Rosemarie Ackermann Leichtathletik Erika Zuchold Turnen 1978 Maria Epple Ski alpin 1971 Ingrid Mickler-Becker Leichtathletik Marita Koch Leichtathletik 76

Mannschaften aus dem Lehrbuch

1957 Borussia Dortmund 1977 Florett-Fechter 1958 Leichtathletik-Nationalmannschaft Welt-/Europacup-Team Leichtathleten 1959 Deutschland-Achter 1978 Handball-Nationalmannschaft Handball-Nationalmannschaft Ruder-Achter 1960 Deutschland-Achter 1979 TV Großwallstadt Friedensfahrt-Mannschaft Straßenrad-Vierer 1961 1. FC Nürnberg 1980 Fußball-Nationalmannschaft SC Empor Rostock (Fußball) Handball-Nationalmannschaft 1962 Ratzeburger Ruder-Achter 1981 Wasserball-Nationalmannschaft 4x100 m-Lagenstaffel, Frauen SC Magdeburg (Handball) 1963 Hockey-Nationalmannschaft 1982 Leichtathletik-Staffel 4x400 m Fußball-Nationalmannschaft Friedensfahrt-Mannschaft 1964 Berliner Ruder-Vierer 1983 VfL Gummersbach Fußball-Olympia-Auswahl Volleyball-Nationalteam, Frauen 1965 Leichtathletik-Nationalmannschaft 1984 Degenfechter Fußball-Nationalmannschaft Viererbob-Team 1966 Fußball-Nationalmannschaft 1985 Daviscup-Team Fußball-Nationalmannschaft Leichtathletik-Nationalteam, Frauen 1967 FC Bayern München 1986 Degenfechter Trophy-Motorrad-Team Fußball-Junioren-Auswahl 1968 Deutschland-Achter 1987 Federationscup Team Vierer ohne Steuermann Volleyball-Nationalmannschaft, Frauen 1969 Springreiter-Equipe 1988 Deutschland-Achter Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Straßenrad-Vierer 1970 Fußball-Nationalmannschaft 1989 Deutschland-Achter Volleyball-Nationalmannschaft, Männer Straßenrad-Vierer 1971 Borussia Mönchengladbach 1990 Fußball-Nationalmannschaft 4x400 m-Staffel, Frauen 1991 1. FC Kaiserslautern 1972 Hockey-Nationalmannschaft 1992 Hockey-Nationalteam 4x400 m-Staffel, Frauen 1993 Basketball-Nationalmannschaft 1973 Bahnrad-Vierer 1994 Skispringer-Nationalmannschaft Dynamo Dresden 1995 Borussia Dortmund 1974 Fußball-Nationalmannschaft 1996 Fußball-Nationalmannschaft 1. FC Magdeburg 1997 Team Deutsche Telekom 1975 Borussia Mönchengladbach 1998 1. FC Kaiserslautern Europacup-Mannschaft Leichtathletinnen 1999 1976 Bahnrad-Vierer Fußball-Olympia-Auswahl 84

Nächstes Jahr gibt es keine sportlichen

Ruhepausen. Und die Olympischen Spiele

sind nur eines von mehreren Highlights.

Ausblicke auf das nächste Sportjahrzehnt fallen selbst und Pfingstmontag legen... Oder nach den Sommerspielen ausgewiesenen Experten schwer. Mit absoluter Treffsicherheit Down under verweilen, die eventuell attraktivere Alternative. jedoch lässt sich vorhersagen, dass der Sport im Jahr 2000 Erst am 15. September steigt die Eröffnungsfeier im boomen wird. Die Fußball-Europameisterschaft, die Tour de Olympiastadion, aber schon heute sind die Flüge zu den Antipoden France mit einem symbadischen Freiburg-Abstecher. In der fast ausgebucht. Ob das am „Deutschen Haus“ liegt, das die Formel 1 geben nun gleich vier PS-Germanen Gas. Michael Deutsche Sport-Marketing GmbH für die Zeit der Spiele anmietet? Schumachers Ferrari soll diesmal angeblich mehr Power als Durchaus möglich: Fünfringe-Experten schwärmen noch die McLaren-Mercedes entwickeln. Und dann natürlich als Giga- heute vom „Ententeich Atlantas", Leichtathletik-Kenner verknüp- Highlight die ersten Olympische Spiele des dritten Millenniums. fen Erinnerungen an die Hacienda von Tomares mit Olé!-Rufen. Sydney welcomes us! Ob Games oder Leichtathletik-WM: die Treffpunkte für Athleten, Fest steht: Medien-Vertreter zum Beispiel sollten ihren Medien und Wirtschaft erfreuen sich stets größter Beliebtheit. Jahresurlaub mal gleich auf die Zeit zwischen Pfingstsonntag Weil derartige „Kommunikations-Inseln“ bei bisweilen unüber- Kein Urlaub 2000

Das „Deutsche Haus“ in Sydney sichtlich-ausladenen Mammut-Events unentbehrlich geworden sind. Wie DSM-Geschäftsführer Axel Achten betont, soll das „Deutsche Haus“ in Sydney, direkt am Olympiapark gelegen, mit Blick auf das Olympiastadion, den zentralen Treffpunkt 16 000 Kilometer von der Heimat entfernt, darstellen. Hier sollen Medaillen gefeiert, Tragödien verkraftet werden – und sich Part- ner der Wirtschaft aufgrund erweitertem Marketing-Konzept einbringen können. Das gemeinsam mit der Messe Düsseldorf konzipierte „Deutsche Haus“ beherbergt die Pressekonferenzen des NOK, dient ZDF und ARD als Subzentrum – bietet den Akti- ven „Ruheräume“ vor und nach den Wettkämpfen. Vom deut- schen Bier ganz zu schweigen... Und sonst 2000? Die Eisschnellläufer haben sich den Lake Michigan (Milwaukee) für Kufenspeed ausgesucht. Die weitesten Skisprünge wird die Riesenschanze von Vikersund/ Norwegen erleben. Die Biathleten treffen sich im nordischen Mekka Holmenkollen zum weltmeisterlichen Zweikampf. Die schönsten Pirouetten sollten eigentlich in Brisbane gedreht werden. Nun bittet Nizza zur Eiskunstlauf-Gala – hoffentlich kein schlechtes Omen für Australien 2000... inBaden-Baden

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