Studentenverbindungen Gestern Und Heute. Göttingen, 2017
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Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät (Hg.) Studentenverbindungen gestern und heute. Kritische Perspektiven auf Korporationen in Göttingen und Deutschland Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät (Hg.) Studentenverbindungen gestern und heute. Kritische Perspektiven auf Korporationen in Göttingen und Deutschland IMPRESSUM Herausgeber: Fachschaftsrat der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen, Goßlerstraße 16a, 37073 Göttingen, mit finanzieller Unterstützung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) der Universität Göttingen Redaktionsteam: Eric Angermann, Lena Glöckler Layout: Dalia Salamah (Peace and Quiet Berlin) Druck: AktivDruck & Verlag GmbH Druckerei, Schmaligweg 8, 37079 Göttingen- Holtensen Auflage: 3000 Illustrationen: Titelbild und Ein Blick zurück: Marleen Böcker Design & Illustration Einleitung und Autor*innenverzeichnis: Jean-Claude Püree Einblicke: Jan Hülpüsch, Schein Berlin Ein Blick nach rechts: James DIN Bildnachweis: Nds. Hochschul-Zeitung, 29. 5. 1934 Alle Artikel geben nur die Meinung der Autor*innen wieder. Die Bildrechte liegen bei den Illustrator*innen. Göttingen, Januar 2017. ISBN: 978-3-00-055720-0 Inhalt 1. Einleitung Eric Angermann / Lena Glöckler Editorial: Warum diese Publikation? 8 Lena Glöckler / Eric Angermann Fuchs? Mensur? Convent? Ein Glossar 17 Eric Angermann / Lena Glöckler Die maßgeblichen Verbindungstypen und ihre Verbreitung in Göttingen 24 2. Ein Blick zurück Eric Angermann / Lena Glöckler Die Geschichte der Korporationen in der Moderne. Ein Abriss 38 Emma Naumann Zwischen Ständeherrschaft und Klassengesellschaft 50 Steffen Hölscher Gesellschaften, Orden, Landsmannschaften: Studentische Zusammenschlüsse im 18. Jahrhundert 58 Pablo Schmelzer / Miriam Rürup Jüdische Studentenverbindungen in Deutschland und in Göttingen 61 Frauke Klinge „Mit Bundesgruß und Heil Hitler!“ Göttinger Korporationen in der NS-Zeit 68 Frauke Klinge Die Universität Göttingen im Nationalsozialismus 74 Eva Klay Zwischen Lebensbund und „neuem Staat“. Göttinger Burschenschaften im Nationalsozialismus 75 3. Einblicke Stephan Peters Elite sein – Ziel korporationsstudentischer Erziehung 84 Lena Glöckler / Eric Angermann „Und das soll dich dein ganzes Studium begleiten?“ Interview mit einem ehemaligen Fuchs der AV Palatia 89 Gruppe sub*way Der Männerbund. Überlegungen zur Bedeutung der Kritik an Studentenverbindungen und Burschenschaften für eine feministische Gesellschaftskritik 102 Simon Volpers StudentINNENverbindungen – Überblick und Kritik. Nachlese zur Veranstaltung „Damenverbindungen“ 111 Claire Blanchard „Mein Papa ist schwul und wir mögen Frauen sehr“. Männerbündische Studentenverbindungen als Emanzipationsbremse 118 4. Ein Blick nach rechts Basisdemokratische Linke Göttinger Studentenverbindungen und die Extreme Rechte — Eine Chronologie 126 Basisdemokratische Linke Die Geschichte der Deutschen Burschenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Göttinger Verbindungen 132 Rune Wiedener Gildenschafter als neurechte Vorreiter: Die Deutsche Gildenschaft und ihr Göttinger Ableger 147 5. Anhang Autor*innenverzeichnis 155 1. Einleitung 8 Eric Angermann / Lena Glöckler Editorial: Warum diese Publikation? Göttingen, Frühjahr 2016: Lokal und überregional häufen sich die Meldungen über Auseinandersetzungen zwischen Korporierten und ihren politischen Gegner*innen.1 Die Polizei Göttingen richtet wegen Anschlägen auf Verbindungshäuser und „Angriffe[n] auf Verbindungsstudenten“ eine Ermittlungsgruppe gegen „linke Gewalt“ ein; ein wegen Körperverletzung mehrfach verurteilter (und zu diesem Zeitpunkt gerade Ex-) Landsmannschafter meldet Kundgebungen für eine neonazistische Gruppierung an, welche die Region Göttingen unsicher machen möchte; ein Burschenschafter und AfD- Funktionär tritt wegen seiner Teilnahme an Aufmärschen der extrem rechten Identitären Bewegung in Erscheinung, auch er erlebt regelmäßig antifaschistischen Gegenwind. Was in der Auseinandersetzung mit diesen Vorkommnissen und der Berichterstattung darüber jedoch zu kurz kommt, ist eine ganz grundlegende Frage: Welche Kritik gibt es eigentlich an Studentenverbindungen? Mit dieser Publikation möchten wir versuchen, auf diese Frage möglichst fundierte Antworten zu geben. Wir haben uns darum bemüht, das Verbindungswesen einer kritischen Beurteilung aus verschiedenen Blickwinkeln zu unterziehen. Nicht Polemik, sondern Argumente stehen hierbei im Vordergrund. Zu diesem Zweck haben wir verschiedene Personen und Akteur*innen eingeladen, ihre Erkenntnisse zu verschiedenen Aspekten des Korporationswesens darzulegen. Die Autor*innen kommen aus dem wissenschaftlichen Bereich, haben bereits journalistisch zu der Thematik gearbeitet oder als antifaschistische und feministische Organisierungen aus einer linken Perspektive Kritik an Verbindungen geübt. Alle Beiträge stehen für sich, sie spiegeln nicht unbedingt in allen Punkten die Meinung des Redaktionsteams oder des Herausgebers wider. Hierdurch möchten wir eine breit gefächerte Darstellung des studentischen Verbindungswesens ermöglichen – von seinem historischen Entstehen über die Spezifika von Verbindungen als soziale Gemeinschaften bis hin zu ihren unterschiedlichen Ausformungen, die es in der Vergangenheit gab und gegenwärtig gibt. Die Texte sollen aufklären, zur Diskussion anregen und eine weitere Beschäftigung mit der Thematik initiieren. 1 In dieser Publikation verwenden wir in den Beiträgen des Redaktionsteams verschiedene Arten, um Gender (also das gesellschaftlich konstruierte Geschlecht) anzuzeigen: Zum einen das Sternchen im Wort (z.B. „Autor*innen“): Der Gender-Stern soll darauf aufmerksam machen, dass es mehr Geschlechteridentitäten gibt als es unsere Gesellschaft und ihre Sprache vorgeben. Dahinter steht die Annahme, dass es nicht nur „Mann“ und „Frau“ gibt, sondern weitere Geschlechtsidentitäten. Viele Menschen, z. B. Trans*- und Inter*-Personen, finden sich in der Zweigeschlechtlichkeit nicht wieder. Zum anderen das Binnen-I (z.B. „GildenschafterInnen“): Das große I im Wort zeigt an, dass wir sowohl Männer* als auch Frauen* meinen. Wir benutzen es nur, wenn wir über Rechte oder andere Konservative sprechen, in deren Ideologie Menschen jenseits der zweigeschlechtlichen Norm nicht zugelassen sind. Deshalb gehen wir z.B. davon aus, dass sich Mitglieder von als besonders konservativ oder gar extrem rechts geltenden Verbindungen einem der beiden vorherrschenden Geschlechter zuordnen und lassen das Gendersternchen weg. Den weiteren Autor*innen in dieser Publikation haben wir es selbst überlassen, in welcher Form sie Gendern möchten. Editorial: Warum diese Publikation? 9 Die Beiträge Auf ein einführendes Kapitel, welches ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen aus dem Verbindungsmilieu und eine Auflistung der maßgeblichen Verbindungstypen samt ihrer Verbreitung in Göttingen beinhaltet, folgen drei große Themenblöcke: Ein Blick zurück beinhaltet eine historische Rückschau. Zunächst präsentieren wir euch mit dem Text Die Geschichte der Korporationen in der Moderne. Ein Abriss einen generellen Überblick über die geschichtliche Entwicklung von Studentenverbindungen von der Moderne bis in die jüngste Vergangenheit. Eine ebenfalls historische Übersicht bietet der Beitrag Zwischen Ständeherrschaft und Klassengesellschaft von Emma Naumann, vertieft allerdings wichtige Aspekte wie die Herausbildung einer bestimmten (männerbündischen) Vorstellung von Männlichkeit oder die partielle Verharrung von Studentenverbindungen in vormodernen,2 ständischen Gepflogenheiten. Im Anschluss daran werden einige historische Besonderheiten thematisiert, die in einer breiter angelegten Auseinandersetzung mit Korporationen im deutschsprachigen Raum zu selten berücksichtigt werden. So verweist der Beitrag von Steffen Hölscher mit dem Titel Gesellschaften, Orden, Landsmannschaften: Studentische Zusammenschlüsse im 18. Jahrhundert auf die historischen Vorläufer von Korporationen in der Frühen Neuzeit. Pablo Schmelzer und Miriam Rürup wiederum stellen mit Jüdische Studentenverbindungen in Deutschland und in Göttingen die Geschichte dieser besonderen korporativen Zusammenschlüsse dar und zeigen auf, warum die Gründung jüdischer Studentenverbindungen in Zeiten eines – gerade im Verbindungsmilieu – weit verbreiteten Antisemitismus erfolgte. Die weiteren Beiträge des Themenblocks widmen sich der sehr kontrovers diskutierten Frage nach der Rolle von Studentenverbindungen in der Zeit des Nationalsozialismus. Während Studentenverbindungen heute eine meist einseitige Opferrolle einnehmen oder sich gar als „Widerständler“ gerieren, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass nationalsozialistisches und korporiertes Milieu nicht selten eng miteinander verflochten waren. Frauke Klinge mit „Mit Bundesgruß und Heil Hitler!“ Göttinger Korporationen in der NS-Zeit und Eva Klay mit Zwischen Lebensbund und „neuem Staat“. Göttinger Burschenschaften im Nationalsozialismus beschäftigen sich in unterschiedlicher Herangehensweise mit dieser Thematik. Während Klinge generell die Verstrickungsgeschichte der Göttinger Korporationen mit der örtlichen nationalsozialistischen Bewegung und den späteren NS-Institutionen erläutert und hierbei auch auf die Spannungen zwischen einzelnen Verbindungen und NS-Organisationen eingeht, veranschaulicht Klay diese Spannungen am Beispiel zweier Burschenschaften mit dem Hinweis auf die „emotionalen Aspekte einer Burschenschaft.“ Eine kurze Skizzierung der NS-Geschichte der Universität Göttingen, ebenfalls verfasst von Frauke Klinge, ergänzt den Blick auf diese Zeit. 2 Geschichtswissenschaftliche Begriffe