Kultur und Natur Mit dem Fahrrad von Kühnsdorf nach Bad Eisenkappel

Von Thomas Zeloth

Vorbemerkung: Der folgende Ausflugtipp versteht sich als Fortsetzung für den Ausflugtipp vom 16. Juli 2013 („Auf den Spuren des Kärntner Weins. Mit dem Rad von Kühnsdorf nach “) und kann mit diesem kombiniert werden. Dieser Ausflugtipp beginnt demnach mit der Fahrt von Sittersdorf in Richtung Bad Eisenkappel, die Wegbeschreibung ab dem Bahnhof Kühnsdorf. Ausgangspunkt: Bahnhof Kühnsdorf (der Bahnhof heißt offiziell „Völkermarkt-Kühnsdorf“) Ziel: Bad Eisenkappel, Pol. Bez. Völkermarkt Erreichbarkeit: Mit der Bahn (empfohlen): Mit dem Regionalexpress der ÖBB vom Hauptbahnhof oder anderen Bahnhöfen über Klagenfurt oder von Wolfsberg nach Kühnsdorf (Fahrplan unter fahrplan.oebb.at, Fahrradmitnahme möglich). Mit dem PKW: Aus dem Raum Klagenfurt: Von Klagenfurt über die Packer Bundesstraße bis Wabelsdorf, Abzweigung Richtung Tainach und St. Kanzian zum Klopeiner See bis Kühnsdorf. Aus dem Raum Oberkärnten: Über die A2-Südautobahn, Abfahrt Grafenstein, weiter wie oben. Aus dem Raum St. Veit: Über Klagenfurt, weiter wie oben, oder über Brückl auf der Seeberg-Bundesstraße über Völkermarkt nach Kühnsdorf. Aus dem Bezirk Wolfsberg: Über die A2-Südautobahn, Abfahrt Völkermarkt-Ost nach Völkermarkt und Kühnsdorf. Gratis Parkmöglichkeiten am Bahnhof Kühnsdorf-Völkermarkt. Dauer: Tagestour, reine Fahrzeit ohne Besichtigungen 3,5 Stunden oder 40 Kilometer hin und zurück. Schwierigkeitsgrad: asphaltierte Radwege (Seebergweg [R1E]) bzw. Nebenstraßen, Höhenunterschied Kühnsdorf – Bad Eisenkappel: rund 150 Meter. Die Varianten (siehe unten) nur für Konditionsstarke. Erfordernisse: Für längere Fahrten geeignete Fahrräder, Wetterschutz. Variante für Sportliche: Von Bad Eisenkappel weiter auf der Seebergbundesstraße ins Vellachtal bis zum St. Christophorus (Gemälde auf dem Fels neben der Straße) (rund 6 Kilometer mehr ab Kühnsdorf). Variante für besonders Sportliche: Vom St. Christophorus bis zur Abzweigung Paulitschsattel und von dort in die Vellacher Kotschna, Kärntens südlichster Talschluss, einsames Naturschutzgebiet Variante für extrem Sportliche: Bezwingung des Seebergsattels, Fahrt bis zur ehemaligen Grenzstation oder Fahrt auf den Paulitschsattel, Kärntens „jüngster“ Grenzübergang. Hinweise und Empfehlungen: Badesachen nicht vergessen. In der warmen Jahreszeit lockt der Gösselsdorfer See mit einem erfrischenden Bad. Als ständiger „Reisebegleiter“ ist der Kulturführer „Jauntaler Kulturwanderungen“ von Wilhelm Deuer zu empfehlen (siehe Literaturliste). Wegverlauf (Übersicht): Vom Bahnhof Kühnsdorf wenden wir uns nach Osten, erreichen die Seeberg- Bundesstraße und fahren in Richtung . In Kühnsdorf-Mitte beginnt der Radweg. Nach ca. 1,5 Kilometern zweigen wir nach Buchhalm ab und fahren auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße bis nach Eberndorf. In Eberndorf bleiben wir weiter auf der „alten“ Seeberg-Bundestraße und fahren nach Gösseldorf (Kreuzung „Billa-Markt“ Richtung „Rutar-Center“). In Gösselsdorf weiter Richtung Sittersdorf zur „neuen“ Seeberg-Bundesstraße. Dort treffen wir wieder auf den Radweg und radeln entlang des Gösselsdorfer Sees bis Sittersdorf. Von Sittersdorf führt der Radweg bis nach Miklauzhof und weiter am rechten Ufer der Vellach bis nach Bad Eisenkappel. Variante für den ersten Teil: Direkt gegenüber vom Bahnhof nehmen wir in südlicher Richtung die Straße, die uns zur Pfarrkirche Kühnsdorf bringt, biegen bei der Kirche rechts ein und fahren beim Schulzentrum vorbei bis nach Buchbrunn. Dort treffen wir auf den Radweg Klopeiner See – Eberndorf, der uns über Buchbrunn sehr idyllisch durch die Felder und über den Seebach direkt unter das Stift Eberndorf führt. Von Eberndorf weiter wie oben. Wir verlassen den Weiler Sittersdorf beim Kreisverkehr in südlicher Richtung und erreichen auf dem Radweg entlang der Seeberg-Bundesstraße nach zwei Kilometern Miklauzhof. Noch vor der Einmündung der Bundesstraße 85 aus Richtung Klagenfurt in die Seebergbundesstraße biegen wir vor der Brücke über die Vellach beim Bildstock in den Radweg durch das Vellachtal ein.

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Die heutige Ortschaft Miklauzhof bestand Jahrhunderte lang eigentlich aus dem namen- gebenden Bauernhof. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb der Agrar- unternehmer Karl Pogantsch das Anwesen und machte daraus in den 1860er-Jahren einen Gutshof mit Brauerei und Brennerei, später kamen ein Beherbergungsbetrieb und ein Ausflugsgasthaus dazu. Zwar schien der „Ort“ noch Jahrzehnte später in keinem Ortsverzeichnis auf (die Ortschaft hieß eigentlich Rain), hatte dafür aber seit 1869 eine Post- und seit 1876 eine Tele- graphenstation und ab 1902 eine eigene Ein ansehnlicher Gutshof: Der Miklauzhof Bahnhaltestelle und war Begegnungsbahnhof (Foto: Thomas Zeloth) für die Eisenbahn Kühnsdorf–Eisenkappel.

Der Gutshof ist ein Ensemble verschiedener Zeit- und Stilepochen. Das mit 1867 bezeichnete Haupthaus ist ein Biedermeier-Spätling, während das fast zeitgleich entstandene ehemalige Gasthaus schon gründerzeitlich angelegt ist. Das Extrazimmer im Gasthaus ließ sich der Besitznachfolger, der im Kärntner Abwehrkampf und während der Kärntner Volksabstimmung bekannt gewordene Dr. Hans Steinacher, der das Gut im Jahre 1929 erwarb, von Switbert Lobisser im Jahre 1932 mit Szenen aus dem Abwehrkampf ausmalen. Das Wirtschaftsgebäude mit Ziergitteröffnungen stammt aus dem Jahre 1811.

Gleich nach der Ortschaft Miklauzhof lässt der tiefe Einschnitt des Vellachtals kaum noch Platz für den Fluss und die Straße. Während das Vellachtal die Karawanken ziemlich exakt von Nord nach Süd durchschneidet, bilden die weiter im Süden gelegenen, nach West und Ost abgehenden Längstäler (Ebriach im Westen, Lobnig, Leppen, Remschenig im Osten) und ihre Höhenrücken das Verbindende zwischen dem westlicheren Teil der Karawanken und ihrer Untergruppe im Osten. Der dem Tal den Namen gebende Fluss entspringt am Fuße der

Steiner Alpen, im Naturschutzgebiet der Vellacher Bei der Einfahrt ins Vellachtal Kotschna (slow. für „Hüttengegend“). (Foto: Thomas Zeloth)

Auf ihrem 30 Kilometer langen Lauf überwindet die Vellach (von slowenisch Bela – „die Weiße“) bis zur Einmündung in die Drau zwischen und Möchling rund 670 Höhenmeter. Jahrzehnte auf Grund der Abwässer der Papierfabrik Rechberg im Unterlauf bis zur Einmündung in die Drau quasi ökologisch tot, ist die Vellach heute vor allem im Oberlauf ein Fliegenfischerparadies mit vielfältiger Fauna und Flora. Im Unterlauf laden viele Stellen zum Baden ein (etwa bei der Brücke bei Müllnern im Jauntal). Fast der gesamte Verlauf der Vellach und ihre Zubringer Ebriach-, Remschenig- und Leppenbach gehören heute zur Gewässergüteklasse 1. Besonders die ersten Kilometer des Radweges führen durch eine wildromantische Schlucht. Neben dem Radweg laden ein Picknickplatz und ein Informationshaus zum Verweilen ein. Ursprünglich führte die Straße auf den Seebergpass über Rechberg/Rebrca und so ließ schon Herzog Bernhard im Jahre 1236 rund 100 Höhenmeter über der Vellach eine Burg errichten, an die sich eine Burgsiedlung anschloss, die im Rechberger Urbar von 1267/68 sogar als „Markt“ bezeichnet wird. (Wer dem Ort mit Burgruine, Kirche, Schloss [„Kommende“] und Karner einen

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Besuch abstatten will, sollte auf der Höhe von Rechberg vom Radweg über die Brücke über die Vellach auf die Bundesstraße übersetzen. Nach kurzer Fahrtstrecke auf der Bundesstraße in Richtung Bad Eisenkappel geht es scharf rechts zurück, sehr steil, nach Rechberg).

Vor dem Austritt ins Jauntal präsentiert sich die Vellach noch Informations- und Kneippmöglichkeit einmal als rauschender Wildbach (Foto: Thomas Zeloth) am Radweg (Foto: Thomas Zeloth)

Nun weitet sich das Vellachtal wieder. Der Platz wurde schon früh für ein Hammerwerk genutzt, dass mindestens seit dem 16. Jahrhundert, vielleicht auch schon seit dem 15. Jahrhundert, bestand und wie der Nachfolgebetrieb nach der nahen Siedlung Rechberg benannt war. Die Fahrt führt uns vorbei an den letzten Resten der Industrieruine der ehemaligen Papier- und Zellulosefabrik Rechberg-Obir. Sie wurde von Eduard Engländer im Jahre 1891 als Nachfolgebetrieb für das Hammerwerk gegründet und nach wechselvoller Betriebsgeschichte von mehreren Unternehmen erworben. Im Jahre 1979 ging das Unternehmen in einem jugoslawisch-österreichischen Konsortium auf und wurde als „Zellstofffabrik Obir“ wiedereröffnet. Im Jahre 1989 musste der Betrieb stillgelegt werden. Von der einstigen Fabrik steht nur noch das Elektrizitätswerk. Auch der in den Jahren 1948/49 errichtete Laugenturm, der als bedeutendes, an die Kühltürme des Fernheizwerkes in Klagenfurt erinnerndes Industriedenkmal Aufnahme in den Atlas „Der Baudenkmäler der Industrie und Technik“ fand, wurde abgetragen.

Wo der Radweg wieder die Seebergbundesstraße berührt, erblicken wir den zum Trafohäuschen „profanierten“ Hunger- turm. Von den Gefängniszellen des Landgerichts konnte man früher einen Blick auf den Gerichtsplatz mit dem Galgen werfen. Danach passiert man eine der sportlichsten Klettersteiganlagen in Kärnten, die am linken Vellachufer in die so genannten Trobewände führt. An den Wochenenden kann man vom Radweg aus die schwindelerregenden Kletterkünste der Bergsportler in den fast senkrechten Wänden beobachten. Noch bevor man den Markt Eisenkappel erreicht, werden an der Vellach Mauerreste sichtbar und rund 100 Meter über dem Straßenniveau, ebenfalls auf der linken Vellachseite, befindet sich die so genannte Türkenschanze.

Abb. links: Der Hungerturm vor dem Markt Eisenkappel (Foto: Thomas Zeloth)

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Kärnten wurde Ende des 15. Jahrhunderts mehrmals von streifenden türkischen Heerscharen heimgesucht, wie der Chronist dieser Ereignisse, der Techelsberger Pfarrer Jakob Unrest in seiner bekannten „Österreichischen Chronik“ am Ende des 15. Jahrhunderts berichtete. Im Jahre 1473 erreichen die Türken von Krain aus kommend den Seebergsattel und „chumen in die Cappel unwisentlich“. Eine Sperre des Vellachtals durch die Bürger überwanden sie und zogen mehrere Tage durch Mittel- und Unterkärnten bis sie nach großen Verheerungen das Land wieder bei über Slovenij Gradec/Windischgrätz verließen. In Folge dieser Ereignisse wurde an der Engstelle des Tales vor Eisenkappel eine Sperrmauer mit zwei turmartigen Gebäuden zum Schutz gegen ein Eindringen der Türken aus dem Jauntal errichtet, wahrscheinlich einige Zeit nach den Ereignissen. Die Überreste am Berg sind zeitlich später anzusetzen. Sie bestehen aus einer dreieckigen Mauer mit Schießscharten und Fensteröffnungen, die für die Verwendung von Geschützen geeignet waren und gehen auf das 16. Jahrhundert zurück. Die Türkenschanze ist zu Fuß über den mit der Nummer 6 bezeichneten Wanderweg erreichbar.

Noch vor dem Eingang zum his- torischen Markt trifft man auf den beliebten Unterkärntner Marien-Wall- fahrtsort, die Kirche Maria Dorn. Die gedeckte Treppenanlage mit 83 Stufen ist meist bereits am Fuße gesperrt, die Kirche erreicht man über den sehens- werten Friedhof, der wie ein Amphi- theater angelegt ist. Die wahrscheinlich urkundlich Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals und im Jahre 1386 wieder (?) genannte Kirche ist eine Filialkirche der Pfarre St. Michael in Eisenkappel. Vom Gebäude her ist sie ein spätgotischer Bau des späten 15. Jahrhunderts, in dem

Die Kirche Maria Dorn thront über dem Tal noch Mauerreste aus dem 14. Jahr- (Foto: Thomas Zeloth) hundert vorhanden sind.

Am Südportal finden sich spätgotische Fresken aus der Bauzeit mit typischen Marienmotiven, wie die Be- weinung Christi und der Marientod, die hl. Anna selbdritt (Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben) und Veit (Daniel?). Das fast quadratische Langhaus wirkt durch einen barocken Em- poreneinbau querrechteckig. Ein einzelner Pfeiler trägt die Sterngewölbe. Im Norden wurde eine spätbarocke Annenkapelle angebaut. Die Kircheneinrichtung ist spätbarock, nur eine „Schöne Madonna“ des weichen Stils um 1410 zeugt noch von der früheren Einrichtung.

Abb. links: Fresken am Südportal der Kirche Maria Dorn (Foto: Thomas Zeloth) In der Kirche waren früher zahlreiche Bilder und Weihgaben vorhanden. Als auf kaiserlichen Befehl im Jahre 1786 die Mariengestalt entkleidet und die Votivtafeln entfernt werden sollten, kam es in den Jahren 1787 und 1788 zu bedeutenden Unruhen, die die Behörden zum Zurückweichen vor dem religiösen Volk und zur Rücknahme der Weisungen zwangen.

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Auch der alljährlich am Vorabend von Maria Lichtmess (1. Februar) abgehaltente Volksbrauch des „Kirchleintragens“ („Ante pante populore“) als Erinnerung an eine Überschwemmungskatastrophe nimmt an der Kirche Maria Dorn seinen Ausgang.

Der Markt Bad Eisenkappel (slow. Železna Kapla) ist ein typischer kleiner Straßenmarkt entlang der im Mittelalter für den Salz- und Eisentransport wichtigen Straße über den Seebergsattel. Derselbe Chazelin, der auch für das Stift Eberndorf mit seiner Besitzstiftung den Grundstein legte, besaß dort eine Eigenkirche und eine Villa (Gutshof), die er um 1065 dem Bistum Brixen schenkte. Um diese „Villa que dicitur capella“ (Kappel genannt) entstand die Siedlung Kappel (so hieß der Ort noch bis zur Wende zum 20. Jahrhundert), die sich so gut entwickelte, dass sie im Rechberger Urbar von 1267/68 bereits Der Markt Bad Eisenkappel in Richtung Süden als „forum“ bezeichnet wurde. (Foto: Thomas Zeloth)

Über die Heunburger und deren Erben kam Eisenkappel an die Auffensteiner, die im Aufstand gegen die Herzöge aus dem Hause Habsburg am Ende des 14. Jahrhunderts ihren reichen Grundbesitz in Kärnten verloren. Eisenkappel, nun im Besitz der Habsburger und an Bestandnehmer verpfändet, profitierte in der Folge vom Handel mit Blei, Eisen und vor allem Meersalz. Bergbau und Eisenindustrie gaben dem Ort zusätzlich Bedeutung. Der Ausbau der Straße über den Loibl im 18. Jahrhundert ließ den Handel immer weiter zurückgehen. Spielte die Grenze zu Krain bis 1918 keine Rolle, wurde Eisenkappel in Folge der Entstehung des SHS-Staates zum Grenzort. Der Rückgang der Industrie, die Auflassung des Bergbaus am Obir und der stete Bevölkerungsverlust durch Abwanderung bestimmen seither die wirtschaftliche und soziale Geschichte des Ortes. Daran änderten auch die Hinwendung zum Sommerfrische- und Badetourismus, die Vereinigung der Landgemeinde Vellach mit der Marktgemeinde Eisenkappel zur „Bürgermeisterei“ Eisenkappel im Jahre 1939 nichts. Die Bevölkerung der Gemeinde Eisenkappel-Vellach beträgt im Jahre 2012 nur noch rund 60 Prozent der ersten Zählung im Jahre 1869. Die Gemeinde und private Initiativen versuchen den Bevölkerungsverlust von rund 300 Personen alle zehn Jahre durch kulturelle Aktivitäten, Anstrengungen im Tourismus und grenzüberschreitende, EU-geförderte Kooperationen zu stoppen bzw. abzuschwächen.

Trotz Abwanderung und wirtschaftlicher Probleme ist Bad Eisenkappel, belebt durch die Kurgäste, ein netter Marktflecken geblieben. Samstags vormittags kann man am Marktplatz einen Kaffee genießen und bäuerliche Direktvermarkter aus Eisenkappel und Slowenien bieten am kleinen Markt ihre Produkte an. In der als Verein geführten Galerie Vorspann finden jedes Jahr Ausstellungen bekannter Kärntner Künstler statt (Mi, Do, Sa 10–12 Uhr, 15–18 Uhr / Fr, So 17–20 Uhr). Der Verein betreibt auch ein „Wanderkino im ländlichen Raum“. Eisenkappel eignet sich sehr gut als Ausgangspunkt für leichtere und schwerere Wanderungen in der Umgebung und ist Startpunkt für die Besichtigung der Obir- Tropfsteinhöhlen.

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Scheinen die Ortsein- und -ausfahrt wenig einladend und weisen typische Bausünden der vergangenen Jahrzehnte auf, so blieb die geschlossene Verbauung am trichter- förmigen Hauptplatz erhalten. Die zwei bis dreigeschossigen Häuser, denen man vor allem in den gewölbten Erdgeschossen ihre spätmittelalterliche Entstehung ansieht, stammen in der Regel aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Fassaden wurden zwar im 20. Jahrhundert den geltenden Moden angepasst, die Bausubstanz im historischen Kern blieb weitgehend erhalten. Die Pfarrkirche St. Michael schließt den

Der „Hauptplatz“ des Marktes, im Hintergrund die Pfarrkirche Hauptplatz nach Süden ab und schafft St. Michael (Foto: Thomas Zeloth) gleichzeitig eine Lücke in Richtung Westen.

Eine Kirche wird zwischen 1050 und 1060 urkundlich erwähnt. Entweder bereits um 1106 oder erst im 13. Jahrhundert wurde die Kirche zur Pfarre erhoben. Nach der Zerstörung durch die Türken im Jahre 1473 wurde der heutige Bau im späten 15. Jahrhundert als dreischiffige Halle mit Stern- und Netzgewölben errichtet, wobei der Turm und der Chor wohl ein Jahrhundert älter sind. Die wie die äußere Gestalt der Kirche aus dem 19. Jahrhundert stammenden Fenster enthalten im Langhaus reliefierte Glasscheiben des Kärntner Künstlers Valentin Oman (2000). Die Ausstattung der Kirche ist Barock und bietet am Hochaltar das typische Figurenprogramm mit hl. Michael, Petrus, Paulus und hl. Dreifaltigkeit, in der Mensa fällt die im Jauntal öfters verehrte liegende Figur der hl. Rosalia auf.

Einzige Ausnahme zur Verbauung im Zentrum mit älterer Bausubstanz bildet das zentrumnahe Hotel Obir. Im früheren Jugoslawien sind die Bauten des real existierenden Sozialismus längst verschwunden und modernen, meist genauso hässlichen Einkaufszentren oder Hotelneubauten gewichen. In Bad Eisenkappel kann man einen Vertreter, einen Spätling jugoslawischer Architektur, noch immer bewundern. Das im Jahre 1976 eröffnete Hotel Obir erinnert frappant an die Einkaufszentren im früheren Jugoslawien („Nama“). Architekt des Hotel Obir ist der aus Serbien stammende Ilija Arnautović (1924–2009). Arnautović studierte in Ljubljana/Laibach und Prag Architektur und realisierte vor allem riesige Wohnbauten in Slowenien, Serbien und Kroatien.

Abb. links: Verfällt langsam – das ehemalige Hotel „Obir“ (Foto: Thomas Zeloth)

Aus dem ursprünglich kleiner geplanten Bau wurde ein 48 Zimmer und 112 Betten fassender Hotelkomplex, das weitaus größte Gebäude der Marktgemeinde. Im Jahre 2003 wurde das Hotel geschlossen und wartet seither auf einen Investor und die Wiedereröffnung. Im Jahre 2013 wurde das ehemalige Hotel als Galerie und mit künstlerischen Projekten bespielt, in der Hoffnung, dass dies den Impuls für eine Neuaufnahme des Hotelbetriebs geben könnte.

Verlässt man Bad Eisenkappel in Richtung Süden kann man noch vor den Kuranlagen einen Blick auf Schloss Hagenegg werfen. Das Schloss ist in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Seinen Namen hat es von der Familie Hagen, die seit dem 14. Jahrhundert bis 1636

Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Träger landesfürstlicher Ämter in Eisenkappel war. Das Schloss kam 1643 an Johann Andreas von Rosenberg, hatte später die verschiedensten Besitzer, u. a. im 18. Jahrhundert die Familie Christallnigg, und gehört seit 1887 der Familie Thurn-Valsassina. Das heutige Schloss ist ein zweigeschossiger, siebenachsiger Bau aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit Vorgängerbauten aus dem 15. und 16. Jahrhundert durch Seitenflügel verbunden. Das Schloss wird von einem englischen Garten eingefasst.

Schloss Hagenegg Die Kurbadanlagen in Bad Eisenkappel (Foto: Thomas Zeloth) (Foto: Thomas Zeloth)

Der größte Tourismusbetrieb in Bad Eisenkappel ist das Kurzentrum. Schon im Jahre 1777 von Heinrich Johann von Crantz in seinem Buch über die Gesundbrunnen der österreichischen Monarchie wurden drei Mineralquellen im Vellachtal beschrieben. Sie wurden zuerst in Vellach (1821), dann im Jahre 1879 in Eisenkappel genutzt. Die „-Quelle“ ein alkalisch- muriatischer Säuerling (kohlensaures Natron mit Chlornatrium) wurde in den 1880er-Jahren gefasst und in den 1890er-Jahren eine Abfüllanlage für häusliche Kuren errichtet. In der Zwischenkriegszeit entstand ein kleiner Kurbetrieb mit jährlich rund 100 Kurgästen. Der Flaschenversand wurde hingegen eingestellt, nach 1945 statt des Badebetriebs aber wieder aufgenommen. In den 1960er- Jahren wurden die Heilquellen in Eisenkappel und Vellach zusammengeschlossen und ein Badebetrieb errichtet, im Jahr 1987 das moderne Kurhaus. Die amtliche Anerkennung als Kur- und Luftkurort (als einziger Ort in Kärnten, der beide Auszeichnungen trägt) erfolgte durch die Kärntner Landesregierung im Jahre 1981. Vom Kurhaus bis zur Abzweigung der Straße nach Ebriach kann man auch über den Kneippwanderweg entlang der Vellach gelangen. Von dort erreicht man wieder die Seebergbundesstraße.

Wer noch weiter ins Vellachtal radeln will, findet einen Rastplatz mit Blick auf den Hallerfelsen mit dem im Jahre 1861 von Primus Haberl geschaffenen, rund 12 Meter hohen Fresko des Christophorus, dem Schutzpatron der Reisenden (ca. sechs Kilometer ab dem Kurzentrum, bergauf!). Kurz bevor die eigentliche Auffahrt auf den in 1218 Meter Seehöhe befindlichen Seebergsattel beginnt, befinden sich die Reste des seit 1945 stillgelegten Kurbades Vellach, ein gründerzeitliches Hotelensemble. Um 1830 ließ sich der illyrische Gouverneur Joseph Camillo von Schmidburg in der Nähe ein Biedermeier-Sommerhaus errichten.

Literatur/Weiterführende Informationen: Wilhelm Deuer, Burgen und Schlösser in Kärnten. Klagenfurt 2008. Wilhelm Deuer, Jauntaler Kulturwanderungen. Ein kunstgeschichtlicher Begleiter durch den Bezirk Völkermarkt. Klagenfurt 2001. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Kärntens, 3. erweiterte und verbesserte Auflage bearbeitet von Gabriele Russwurm-Biró. Wien 2001.

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