Auf den Spuren des Kärntner Weins. Mit dem Rad von Kühnsdorf nach

Von Thomas Zeloth

Ausgangspunkt: Bahnhof Kühnsdorf (der Bahnhof heißt offiziell „Völkermarkt-Kühnsdorf“) in der Marktgemeinde Eberndorf Ziel: Sittersdorf, Weinberg (Gemeinde Sittersdorf, Pol. Bez. Völkermarkt) Erreichbarkeit: Mit der Bahn (empfohlen): Mit dem Regionalexpress der ÖBB vom Hauptbahnhof oder von Wolfsberg nach Kühnsdorf (Fahrplan unter fahrplan.oebb.at, Fahrradmitnahme möglich) Mit dem PKW: Aus dem Raum Klagenfurt: von Klagenfurt über die Packer-Bundesstraße bis Wabelsdorf, Abzweigung Richtung Tainach und St. Kanzian zum Klopeiner See bis Kühnsdorf Aus dem Raum Oberkärnten: über die A2-Südautobahn, Abfahrt Grafenstein, weiter wie oben Aus dem Raum St. Veit: über Klagenfurt, weiter wie oben, oder über Brückl auf der Seeberg-Bundesstraße über Völkermarkt nach Kühnsdorf Aus dem Bezirk Wolfsberg: über die A2-Südautobahn, Abfahrt Völkermarkt-Ost nach Völkermarkt und Kühnsdorf Gratis Parkmöglichkeiten am Bahnhof Kühnsdorf-Völkermarkt Dauer: Reine Fahrzeit ohne Besichtigungen 1,5 Stunden Schwierigkeitsgrad: Asphaltierte Radwege bzw. Nebenstraßen, 20 Kilometer hin und zurück, Höhenunterschied Kühnsdorf–Sittersdorf: rund 40 Meter Erfordernisse: Für längere Fahrten geeignete Fahrräder, Wetterschutz. In mehreren Gasthäusern und Buschenschenken entlang der Wegstrecke wird für Speis und Trank gesorgt. Hinweise und Empfehlungen: Badesachen nicht vergessen. In der warmen Jahreszeit lockt der Gösselsdorfer See mit einem erfrischenden Bad. Als ständiger „Reisebegleiter“ ist der Kulturführer „Jauntaler Kulturwanderungen“ von Wilhelm Deuer zu empfehlen (siehe Literaturliste). Wenn man die Radtour hin und zurück auf derselben Strecke zurücklegt, kann man sich die hier beschriebenen Sehenswürdigkeiten aufteilen. Wegverlauf (Übersicht): Vom Bahnhof Kühnsdorf wenden wir uns nach Osten, erreichen die Seeberg- Bundesstraße und fahren in Richtung Eberndorf. In Kühnsdorf-Mitte beginnt der Radweg. Nach ca. 1,5 Kilometern zweigen wir nach Buchhalm ab und fahren auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße bis nach Eberndorf. In Eberndorf bleiben wir weiter auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße und fahren nach Gösseldorf (Kreuzung „Billa-Markt“ Richtung „Rutar-Center“). Von Gösselsdorf geht es weiter Richtung Sittersdorf zur „neuen“ Seeberg-Bundesstraße. Dort treffen wir wieder auf den Radweg und radeln entlang des Gösselsdorfer Sees bis nach Sittersdorf. Variante für den ersten Teil: Direkt gegenüber vom Bahnhof nehmen wir in südlicher Richtung die Straße, die uns zur Pfarrkirche Kühnsdorf bringt, biegen dann bei der Kirche rechts ein und fahren beim Schulzentrum vorbei bis nach Buchbrunn. Dort treffen wir auf den Radweg Klopeiner See–Eberndorf, der uns über Buchbrunn sehr idyllisch durch Felder und über den Seebach direkt unter das Stift Eberndorf führt. Von Eberndorf weiter wie oben.

Diese Radtour führt durch einen landschaftlich reizvollen Teil des Jauntals bis an den Fuß der Vorberge der östlichen Karawanken. Geographisch reicht das Jauntal vom Freibachgraben westlich des Hochobirs bis an die Drau. Diese bildet die Grenze zum Klagenfurter Becken, im Bereich von Völkermarkt reicht das Jauntal aber ostwärts über die Drau hinaus. Im Osten wird das Jauntal dann wieder von der Drau und den gegen Slowenien die Grenze bildenden Mittelgebirgslandschaften umrahmt. Die südliche Grenze bilden die Karawanken bzw. ihre Vorberge. Das Jauntal umfasst so mit Ausnahme der Mittelgebirgslandschaften im Norden und Süden den größten Teil des politischen Bezirkes Völkermarkt.

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten Kühnsdorf, der Ausgangspunkt unserer Reise, wird im Rechberger Urbar im Jahre 1267/68 erstmals urkundlich erwähnt. Kühnsdorf, gelegen an der Kreuzung der früher wichtigen Straßen von St. Veit und Völkermarkt auf den Seebergsattel und von über die Möchlinger Draubrücke nach Klagenfurt, war bis zur Eröffnung der Kärntner Bahn im Jahre 1863 ein kleiner, von ländlichen Lebenszusammenhängen geprägter Ort. Die Kärntner Bahn, die von Marburg/Maribor nach Klagenfurt gebaute Nebenbahn der Südbahn, machte aus Kühnsdorf ab dem Jahre 1883 durch die Ansiedlung des holzverarbeitenden Betriebes Leitgeb einen Industrieort. Die Firma Leitgeb wurde Anfang der 1980er-Jahre zunächst ebenso wie die Firma Funder Teil der Constantia-Holding und schließlich im Jahre 1998 mit Funder fusioniert. Der Betrieb, der seit den 1940er-Jahren zwischen 500 und 600 Menschen Arbeit gab, wurde im Jahre 2006 mit einem Beschäftigtenstand von 39 Personen endgültig geschlossen. Das Betriebsareal wird heute von einem Kunststoff-Recycling- Unternehmen genutzt. Mit dem steten Bevölkerungswachstum bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Kühnsdorf in ein Nebenzentrum des Hauptortes Eberndorf mit Volks- und Hauptschule, eigener Pfarre und zahlreichen Handels- und Gewerbebetrieben. Noch heute ist Kühnsdorf der mit Abstand größte Ort der Marktgemeinde Eberndorf. Der Ortsname Kühnsdorf leitet sich vom slowenischen Namen „Sinča Vas“ ab (in der alten Form „Sinča Ves“, das ist das „Dorf des Sinek, des Söhnleins“); es müsste eigentlich „Kindsdorf“ heißen.

Eisenbahnnostalgiker sollten sich, in Kühnsdorf angekommen, kurz Zeit für das Bahnhofsgebäude nehmen. Wenngleich architektonisch nicht besonders interessant, wurden die ehemaligen Stationsgebäude der Südbahn aus historischen Überlegungen unter Denkmalschutz gestellt. Im Gebäude befindet sich in der Kassenhalle eine Schautafel zur Geschichte der Schmalspurbahn Kühnsdorf–Eisenkappel. Diese 17,5 Kilometer lange Lokalbahn wurde in den Jahren 1901 bis 1902 auf private Initiative hin errichtet und diente zunächst vor allem dem Transport von Forstprodukten, von Erzeugnissen der Papier- und Zellulosefabrik Rechberg und von Bergbauprodukten des Bleibergbaus am Obir. Im Oktober 1902 wurde der Fracht- und Personentransport aufgenommen. In der Folge rankten sich um den liebevoll „Vike“ genannten Dampfzug zahlreiche Geschichten und Schnurren. Der Zug fuhr angeblich so langsam, dass man während der Fahrt vorne aussteigen und hinten wieder einsteigen konnte. Auch das Aussteigen und Blumenpflücken während der Fahrt sei verboten gewesen. Die letzte Personenfahrt fand am 17. Jänner 1965 statt, am 22. Mai 1971 wurde schließlich auch der Güterverkehr eingestellt.

Blick von Buchbrunn zum Stift Eberndorf, im Hintergrund die Petzen (Foto: Thomas Zeloth)

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten Die Trasse der Schmalspurbahn ist heute kaum noch zu erahnen. Sie verlief zunächst im rechten Winkel zur Kärntnerbahn südlich durch den Ortsteil Kühnsdorf/Wasserhofen nach Eberndorf und von dort, landschaftlich sehr reizvoll, entlang des Gösselsdorfer Sees und durch das Vellachtal nach Bad Eisenkappel. Das Heizhaus, westlich des Bahnhofes Kühnsdorf, wurde als letztes Relikt der Bahn im Jahre 2005 abgerissen. Weitere Sehenswürdigkeiten in Kühnsdorf sind die dem hl. Aegidius geweihte kleine Pfarrkirche und der von Switbert Lobisser, Benediktinermönch, Maler und Holzschneider, im Jahre 1937 gestaltete so genannte Lobisserbildstock, der in den Jahren 1979/80 in Gedenken an Valentin Leitgeb (im gleichnamigen Park) restauriert wurde.

Vom Ortszentrum Kühnsdorf (Parkanlage) fahren wir nun entweder am Radweg entlang der Seeberg-Bundesstraße und dann weiter auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße durch die Ortschaft Buchhalm nach Eberndorf, oder wir wenden uns nach Westen und fahren am Schulzentrum vorbei bis nach Buchbrunn, wo wir auf den Radweg, der vom Klopeiner See nach Eberndorf führt, treffen. Diesem folgen wir in südliche Richtung nach Eberndorf. (Besichtigungsmöglichkeit des Stiftes: Eine ausführliche Beschreibung der Kirche und des Stiftes entnehmen Sie dem empfohlenen Jauntal-Führer von Wilhelm Deuer, den Schautafeln im Durchgang zum Stift oder dem zahlreich zur freien Entnahme aufliegendem Informationsmaterial.) Nach kurzer Fahrt von Eberndorf auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße erreichen wir den kleinen Weiler Gösselsdorf.

Der Ort wurde 995–1005 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname (slowenisch „Goselna Vas“) leitet sich vom Personennamen „Gozzili“ ab. Die im Jahre 1154 erstmals erwähnte, im Kern spätgotische Filialkirche, mit romanischen Mauerwerksresten sowie barocker Sakristei und Turm, befindet sich etwas erhöht über dem Ortskern. Diese Filialkirche der Pfarre Eberndorf ist den hll. Anton und Lambert geweiht. Die ursprünglich romanische Kirche wurde in der Spätgotik umgebaut und erhielt damals den heutigen Westturm. Die beiden Wandbilder, der leidende Jesus („Schmerzensmann“) und die leidende Maria („Schmerzensmutter“) im Chor erinnern an eine Stiftung des Jahres 1673. Der barocke, im 19. Jahrhundert umgestaltete Hochalter und die beiden spätbarocken Wandaltäre geben einen Eindruck von der doch recht gediegenen Ausstattung einer kleinen Filialkirche. Die Filialkirche ist meist versperrt. Allerdings kann man hier öfters an Samstagvormittagen die Messnerin antreffen, oder die Kirche an Sonntagen nach der Messe besichtigen. (Abzweigung beim Gasthaus „Wallerwirt“, Rückkehr zur Route auf dem selben Weg)

Die Kirche in Gösselsdorf, Blick in den Chor mit barockem Hochalter mit den beiden Wandmalereien im Hinter- grund (Fotos: Thomas Zeloth)

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten Von Gösselsdorf geht es daraufhin zunächst weiter auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße, bis wir schließlich wieder auf den Radweg treffen, der uns nun entlang der Bundesstraße und des Gösselsdorfer Sees nach Sittersdorf führt.

Noch bei der Anlegung des Franziszeischen Katasters im Jahre 1828 umfasste der Gösselsdorfer See eine Fläche von rund einem Quadratkilometer. Landgewinnung, Eutrophierung und Anlandungen setzten der Seefläche in der Folge jedoch so zu, dass er zum am stärksten verlandeten See Unterkärntens wurde. Heute hat er nur mehr eine Fläche von rund 30 Hektar. Mit drei Metern maximaler Seetiefe gehört er zu den typischen Moorseen Kärntens. Er wird hauptsächlich vom Grundwasser gespeist. An den See grenzen im Süden und Norden breite Schilfbestände. Nur die Flächen mit größerem Badebetrieb bleiben im Sommer frei von See- und Teichrosen sowie Unterwasserpflanzen. Huminsäure, die in den moorigen Böden gebildet wird, verleiht dem See die braune Farbe. Die ungiftige Säure ist ein wichtiger Stickstoffbinder. Zahlreiche Vogelarten brüten im Schilf, für Zugvögel ist der See ein wichtiger Rastplatz nach der Überquerung der Frühsommeridylle am Gösselsdorfer Karawanken. See (Foto: Thomas Zeloth)

Der Gösselsdorfer See gehört zum 476 ha großen, gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet. Im Süden des Sees wurde 1986 ein 23,4 ha großes Gebiet (Gösselsdorfer See Süd) unter Naturschutz gestellt. An seinem Ost- und Westufer lockt der See mit angenehmen Badetemperaturen. Das Baden am Ostufer ist kostenlos, schattige Plätzchen unter den Bäumen laden zur Rast ein, ehe die Fahrt weiter nach Sittersdorf geht.

Wir setzen die Fahrt Richtung Süden entlang des Gösselsdorfer Sees fort und erreichen den Sittersdorfer Weinberg.

In den letzten Jahren wird von Seiten der Gemeinde und aus privater Initiative versucht, den früher intensiven Weinbau am Sittersdorfer Weinberg wieder zu beleben. Die letzten verbliebenen, aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden kleinen Weinkeller wurden revitalisiert, am Weinberg ein Schauweingarten und ein moderner Weinkeller errichtet. Alljährlich findet im September das Sittersdorfer Weinfest statt, bei dem man die, zugegeben zum Teil recht rabiaten, heimischen Tropfen verkosten kann. Wein wurde im Jauntal schon im 10. Jahrhundert gezogen. Wahrscheinlich im 14. Jahrhundert begann das Stift Eberndorf mit dem Weinbau am Sittersdorfer Weinberg. Erstmals urkundlich erwähnt wird er aber erst im Jahre 1441. Im 15. Jahrhundert erreichte der Weinbau seine erste Blüte. Wahrscheinlich war der gesamte nach Süden ausgerichtete Teil des Weinberges mit den typischen Weingartenstreifen (langen schlanken Parzellen) mit Weingärten bedeckt. Die Zahl der Weingartenbesitzer und Weingärten nahm in der Folge beständig zu. Anfang des 16. Jahrhunderts waren ca. 70 verzeichnet, 1540 waren es 119, 1564 bereits 137 und 1680 225 Personen, die insgesamt mehr als 230 Weingärten besaßen. Alles in allem dürften rund 25 Hektar Weingärten bestanden haben. Im 17. Jahrhundert geriet der Weinbau in Sittersdorf, im Gleichschritt mit dem gesamtösterreichischen, in eine Krise, konnte sich aber noch halten. Sittersdorf war um 1830 das Zentrum des Unterkärntner Weinbaus. Auf einer Fläche von 11,5 ha wurde Wein angebaut. Die Zwischenblüte am Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts, angeregt durch das Buschenschankwesen, führte in Sittersdorf zwischen 1901 und 1902 noch einmal zur Anlegung eines Musterweingartens mit verschiedenen Weinsorten. Allerdings machten wohl die Klimaverhältnisse mit einer Reihe von schweren Wintern den Bemühungen ein Ende. Wahrscheinlich überlebte der Weinbau die Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre nicht. Als Ausdruck

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten dieser Weinbaugeschichte trägt die Gemeinde Sittersdorf als einzige in Kärnten eine auf rotem Grund in Silber gehaltene Weintraube im Wappen, das im Jahre 1961 verliehen wurde. Seit dem in den 1970er-Jahren einige Hobbywinzer wieder mit dem Weinbau begonnen haben, bemühen sich Gemeinde und der „Verein zur Förderung des Weinbaues in Sittersdorf“ um den Weinbau. Alljährlich wird im September das Weinfest „Mythos Wein“ abgehalten.

Die Kellergasse, von der man sich in Sittersdorf rühmt, die „älteste in Österreich“ zu sein, weil die Keller abseits von Bauern- und Bürger- häusern in Sittersdorf früher entstanden sind, als etwa in Niederösterreich und im Burgenland, erreicht man, indem man noch vor dem Kreisverkehr nach dem Gasthaus „Rose“ beim Bildstock rechts abbiegt. Hinweistafeln führen durch den „Sittersdorfer Kellergassen-Wein- rundweg“. Bei den Weinkellern handelt sich zum Teil um die für diese Region typischen kleinen Gebäude mit gemauertem Keller und gezimmerter Weinhauerstube, zum Teil auch Am Weg in die Kellergasse um durchgängig gemauerte Gebäude, zum Teil (Foto: Thomas Zeloth) um richtige Weinzierlein (Weinhauerhäuschen).

Ein typischer Vertreter der Jauntaler Variante der Weinkeller ist der, leider wenig gepflegte, „Gotscheba-Keller“ am westlichen Ende der Kellergasse. Am Fuße des Schauweingartens wurde ein nach dem neuesten Standard geplanter neuer Weinkeller errichtet. Die Idee ist es, Trauben aus dem Jauntal zu sammeln, um dort daraus einen „Jauntaler Cuvee“ zu pressen. Im Schauweingarten werden die wichtigsten Traubensorten beschrieben. Über dem Garten wurde eine kleine Aussichtsplattform angelegt, die einen schönen Überblick bietet. Im einzigen Betrieb, der sich der Initiative „Wein aus Kärnten“ angeschlossen hat, betreibt die Familie Hren in Weinberg Nr. 45 auf 0,8 Hektar Bioweinbau. Die Familie lädt zum Ab-Hof- Weinverkauf (Fr. und Sa. 13.00–18.00) ein, gegen Voranmeldung kann man sich im Weingarten über den Weinbau informieren und den Wein verkosten. Bei weiteren Weinbauern kann man vor Ort den Sittersdorfer Wein erstehen (Hinweistafeln beachten).

Beispiele für die alten Keller (links) und der neue Keller als Beton-Glas-Holz-Konstruktion (Fotos: Thomas Zeloth)

Etwas über dem neuen Gemeindezentrum, rund 500 Meter entfernt, liegt der kleine Weiler Sittersdorf mit der Kirche St. Helena. Am schönsten nähert man sich der Kirche, wenn man nach dem Kreisverkehr bei der Firma „Albiro“ links abbiegt, den Hügel hinauffährt und durch den Pfarrhof auf die Kirche zugeht. Eine umlaufende Friedhofsmauer, die leicht erhöhte Lage und die Brücke zwischen Kirche und Pfarrhof geben dem Ensemble ein wehrhaftes Aussehen. Der

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten ursprüngliche Kirchenbau stammt aus der Romanik. In der Spätgotik wurde der Chor in halbrunder (polygoner) Ausführung angefügt und die Kirche (vielleicht im Jahre 1690, wie der Inschrift am Westturm zu entnehmen ist) dreischiffig erweitert. An das Südschiff wurden die Sakristei und darüber ein Oratorium (Gebetssaal) angebaut. Vom spätgotischen Bau sind im Chor die Netzrippen erhalten geblieben. Im Mittelschiffgewölbe und an den Emporenbrüstungen sind Wandmalereien des italienischen Wanderkünstlers Jacob Brollo, bezeichnet mit dem Jahre 1891, zu finden.

Jacob Brollo, geboren 1834 in Gemona del Friuli, wo er im Jahre 1918 auch starb, studierte in Venedig Malerei. Von 1861 bis 1896 haben er und weitere Maler aus dem Friaul in Krain, der Untersteiermark, Kroatien und in Kärnten die Innenräume von rund 50 Kirchen im Sinne der Wiederbelebung des Malstils des Barocks und des Rokokos gestaltet, in Kärnten außer in Sittersdorf noch in der Filialkirche hl. Martin in Freu- Signatur von Jacob Brollo im rechten Seitenschiff der Kirche denberg und in der Filialkirche hl. (Foto: Thomas Zeloth) Laurentinus in St. Lorenzen (Ge- meinde Magdalensberg).

In dem im Rokoko geschaffenen Hochalter finden sich die Schnitzfiguren der hll. Helena (Mitte), Margarethe und Katharina (seitlich), auf den Opfergangsportalen links der hl. Blasius und rechts der hl. Erasmus. Die Kirche besitzt weitere Figuren, besonders be- achtenswert ist die sitzende Muttergottes am rechten Seitenaltar aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und die spätgotische Figur des hl. Oswald, der gemeinsam mit der hl. Helena das Patrozinium der Kirche bildet. In der Vorhalle des Westturms steht ein Rundmedaillon mit der Porträtbüste eines Mannes aus einem römerzeitlichen Grabbau. Der romanische Rundkarner aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, zu Zeiten des Chronisten der Unter- kärntner Kirchengeschichte, Stephan Singer, noch eine „Rumpelkammer“ (1938), dient heute wieder als Aufbahrungshalle.

Links: Ein schöner Platz zum Verweilen. Die Kirche Sittersdorf, vom Pfarrhof aus gesehen (Foto: Thomas Zeloth)

Für die Rückfahrt nach Kühnsdorf bieten sich drei Möglichkeiten an: Man kann entweder den Hinweg zurückradeln, oder man nimmt beim Kreisverkehr in Sittersdorf die verkehrsarme Landesstraße in Richtung Müllnern (Westen), erreicht über eine Steilstufe den Turner See und fährt daraufhin in Richtung Norden durch ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet. Die Route führt über den Klopeiner See, Unterburg und Wasserhofen zurück zum Bahnhof Kühnsdorf-Völkermarkt (Tipp für heiße Sommertage: In Müllnern wendet man sich zunächst nach Süden Richtung Goritschach und die Rosental-Bundesstraße. Bei der Müllner Brücke über die Vellach laden einige Badestellen [Gumpen] zum erfrischenden Bad in der Vellach ein [650 Meter nach der Abzweigung]). Man kann

Newsletter Nr. 7/2013 © Geschichtsverein für Kärnten aber auch in Sittersdorf auf der Seeberg-Bundesstraße zunächst wieder ein kurzes Stück in Richtung Kühnsdorf zurückfahren, um sich dann gegen Osten Richtung Bleiburg zu wenden und am Sonnegger See vorbei zu radeln. In Sonnegg biegt man vor dem „Schloss“ nach Norden in Richtung Gösselsdorf ab, radelt am Fuße des Burgberges der einst riesigen, heute vollkommen verfallenen Burg Sonnegg dahin und erreicht schließlich Gösselsdorf. Von dort geht es wie am Hinweg beschrieben zurück nach Kühnsdorf.

Literatur/Weiterführende Informationen:

Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Kärntens, 3. erweiterte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Gabriele Russwurm-Biró. Wien 2001. Wilhelm Deuer, Jauntaler Kulturwanderungen. Ein kunstgeschichtlicher Begleiter durch den Bezirk Völkermarkt. Klagenfurt 2001. Horst Knely, Die Entstehung und Beschaffenheit der „Localbahn Kühnsdorf-Eisenkappel“, in: 195 (2005), S. 403–418. Stephan Singer, Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales. Dekanat Eberndorf. Kappel 1938. Thomas Zeloth, Weinbau am Sittersdorfer Weinberg, in: Carinthia I 197 (2007), S. 319–349.

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