Kultur und Natur Mit dem Fahrrad von Kühnsdorf nach Bad Eisenkappel Von Thomas Zeloth Vorbemerkung: Der folgende Ausflugtipp versteht sich als Fortsetzung für den Ausflugtipp vom 16. Juli 2013 („Auf den Spuren des Kärntner Weins. Mit dem Rad von Kühnsdorf nach Sittersdorf“) und kann mit diesem kombiniert werden. Dieser Ausflugtipp beginnt demnach mit der Fahrt von Sittersdorf in Richtung Bad Eisenkappel, die Wegbeschreibung ab dem Bahnhof Kühnsdorf. Ausgangspunkt: Bahnhof Kühnsdorf (der Bahnhof heißt offiziell „Völkermarkt-Kühnsdorf“) Ziel: Bad Eisenkappel, Pol. Bez. Völkermarkt Erreichbarkeit: Mit der Bahn (empfohlen): Mit dem Regionalexpress der ÖBB vom Hauptbahnhof Klagenfurt oder anderen Bahnhöfen über Klagenfurt oder von Wolfsberg nach Kühnsdorf (Fahrplan unter fahrplan.oebb.at, Fahrradmitnahme möglich). Mit dem PKW: Aus dem Raum Klagenfurt: Von Klagenfurt über die Packer Bundesstraße bis Wabelsdorf, Abzweigung Richtung Tainach und St. Kanzian zum Klopeiner See bis Kühnsdorf. Aus dem Raum Oberkärnten: Über die A2-Südautobahn, Abfahrt Grafenstein, weiter wie oben. Aus dem Raum St. Veit: Über Klagenfurt, weiter wie oben, oder über Brückl auf der Seeberg-Bundesstraße über Völkermarkt nach Kühnsdorf. Aus dem Bezirk Wolfsberg: Über die A2-Südautobahn, Abfahrt Völkermarkt-Ost nach Völkermarkt und Kühnsdorf. Gratis Parkmöglichkeiten am Bahnhof Kühnsdorf-Völkermarkt. Dauer: Tagestour, reine Fahrzeit ohne Besichtigungen 3,5 Stunden oder 40 Kilometer hin und zurück. Schwierigkeitsgrad: asphaltierte Radwege (Seebergweg [R1E]) bzw. Nebenstraßen, Höhenunterschied Kühnsdorf – Bad Eisenkappel: rund 150 Meter. Die Varianten (siehe unten) nur für Konditionsstarke. Erfordernisse: Für längere Fahrten geeignete Fahrräder, Wetterschutz. Variante für Sportliche: Von Bad Eisenkappel weiter auf der Seebergbundesstraße ins Vellachtal bis zum St. Christophorus (Gemälde auf dem Fels neben der Straße) (rund 6 Kilometer mehr ab Kühnsdorf). Variante für besonders Sportliche: Vom St. Christophorus bis zur Abzweigung Paulitschsattel und von dort in die Vellacher Kotschna, Kärntens südlichster Talschluss, einsames Naturschutzgebiet Variante für extrem Sportliche: Bezwingung des Seebergsattels, Fahrt bis zur ehemaligen Grenzstation oder Fahrt auf den Paulitschsattel, Kärntens „jüngster“ Grenzübergang. Hinweise und Empfehlungen: Badesachen nicht vergessen. In der warmen Jahreszeit lockt der Gösselsdorfer See mit einem erfrischenden Bad. Als ständiger „Reisebegleiter“ ist der Kulturführer „Jauntaler Kulturwanderungen“ von Wilhelm Deuer zu empfehlen (siehe Literaturliste). Wegverlauf (Übersicht): Vom Bahnhof Kühnsdorf wenden wir uns nach Osten, erreichen die Seeberg- Bundesstraße und fahren in Richtung Eberndorf. In Kühnsdorf-Mitte beginnt der Radweg. Nach ca. 1,5 Kilometern zweigen wir nach Buchhalm ab und fahren auf der „alten“ Seeberg-Bundesstraße bis nach Eberndorf. In Eberndorf bleiben wir weiter auf der „alten“ Seeberg-Bundestraße und fahren nach Gösseldorf (Kreuzung „Billa-Markt“ Richtung „Rutar-Center“). In Gösselsdorf weiter Richtung Sittersdorf zur „neuen“ Seeberg-Bundesstraße. Dort treffen wir wieder auf den Radweg und radeln entlang des Gösselsdorfer Sees bis Sittersdorf. Von Sittersdorf führt der Radweg bis nach Miklauzhof und weiter am rechten Ufer der Vellach bis nach Bad Eisenkappel. Variante für den ersten Teil: Direkt gegenüber vom Bahnhof nehmen wir in südlicher Richtung die Straße, die uns zur Pfarrkirche Kühnsdorf bringt, biegen bei der Kirche rechts ein und fahren beim Schulzentrum vorbei bis nach Buchbrunn. Dort treffen wir auf den Radweg Klopeiner See – Eberndorf, der uns über Buchbrunn sehr idyllisch durch die Felder und über den Seebach direkt unter das Stift Eberndorf führt. Von Eberndorf weiter wie oben. Wir verlassen den Weiler Sittersdorf beim Kreisverkehr in südlicher Richtung und erreichen auf dem Radweg entlang der Seeberg-Bundesstraße nach zwei Kilometern Miklauzhof. Noch vor der Einmündung der Bundesstraße 85 aus Richtung Klagenfurt in die Seebergbundesstraße biegen wir vor der Brücke über die Vellach beim Bildstock in den Radweg durch das Vellachtal ein. Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Die heutige Ortschaft Miklauzhof bestand Jahrhunderte lang eigentlich aus dem namen- gebenden Bauernhof. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb der Agrar- unternehmer Karl Pogantsch das Anwesen und machte daraus in den 1860er-Jahren einen Gutshof mit Brauerei und Brennerei, später kamen ein Beherbergungsbetrieb und ein Ausflugsgasthaus dazu. Zwar schien der „Ort“ noch Jahrzehnte später in keinem Ortsverzeichnis auf (die Ortschaft hieß eigentlich Rain), hatte dafür aber seit 1869 eine Post- und seit 1876 eine Tele- graphenstation und ab 1902 eine eigene Ein ansehnlicher Gutshof: Der Miklauzhof Bahnhaltestelle und war Begegnungsbahnhof (Foto: Thomas Zeloth) für die Eisenbahn Kühnsdorf–Eisenkappel. Der Gutshof ist ein Ensemble verschiedener Zeit- und Stilepochen. Das mit 1867 bezeichnete Haupthaus ist ein Biedermeier-Spätling, während das fast zeitgleich entstandene ehemalige Gasthaus schon gründerzeitlich angelegt ist. Das Extrazimmer im Gasthaus ließ sich der Besitznachfolger, der im Kärntner Abwehrkampf und während der Kärntner Volksabstimmung bekannt gewordene Dr. Hans Steinacher, der das Gut im Jahre 1929 erwarb, von Switbert Lobisser im Jahre 1932 mit Szenen aus dem Abwehrkampf ausmalen. Das Wirtschaftsgebäude mit Ziergitteröffnungen stammt aus dem Jahre 1811. Gleich nach der Ortschaft Miklauzhof lässt der tiefe Einschnitt des Vellachtals kaum noch Platz für den Fluss und die Straße. Während das Vellachtal die Karawanken ziemlich exakt von Nord nach Süd durchschneidet, bilden die weiter im Süden gelegenen, nach West und Ost abgehenden Längstäler (Ebriach im Westen, Lobnig, Leppen, Remschenig im Osten) und ihre Höhenrücken das Verbindende zwischen dem westlicheren Teil der Karawanken und ihrer Untergruppe im Osten. Der dem Tal den Namen gebende Fluss entspringt am Fuße der Steiner Alpen, im Naturschutzgebiet der Vellacher Bei der Einfahrt ins Vellachtal Kotschna (slow. für „Hüttengegend“). (Foto: Thomas Zeloth) Auf ihrem 30 Kilometer langen Lauf überwindet die Vellach (von slowenisch Bela – „die Weiße“) bis zur Einmündung in die Drau zwischen Gallizien und Möchling rund 670 Höhenmeter. Jahrzehnte auf Grund der Abwässer der Papierfabrik Rechberg im Unterlauf bis zur Einmündung in die Drau quasi ökologisch tot, ist die Vellach heute vor allem im Oberlauf ein Fliegenfischerparadies mit vielfältiger Fauna und Flora. Im Unterlauf laden viele Stellen zum Baden ein (etwa bei der Brücke bei Müllnern im Jauntal). Fast der gesamte Verlauf der Vellach und ihre Zubringer Ebriach-, Remschenig- und Leppenbach gehören heute zur Gewässergüteklasse 1. Besonders die ersten Kilometer des Radweges führen durch eine wildromantische Schlucht. Neben dem Radweg laden ein Picknickplatz und ein Informationshaus zum Verweilen ein. Ursprünglich führte die Straße auf den Seebergpass über Rechberg/Rebrca und so ließ schon Herzog Bernhard im Jahre 1236 rund 100 Höhenmeter über der Vellach eine Burg errichten, an die sich eine Burgsiedlung anschloss, die im Rechberger Urbar von 1267/68 sogar als „Markt“ bezeichnet wird. (Wer dem Ort mit Burgruine, Kirche, Schloss [„Kommende“] und Karner einen Newsletter Nr. 9/2014 © Geschichtsverein für Kärnten Besuch abstatten will, sollte auf der Höhe von Rechberg vom Radweg über die Brücke über die Vellach auf die Bundesstraße übersetzen. Nach kurzer Fahrtstrecke auf der Bundesstraße in Richtung Bad Eisenkappel geht es scharf rechts zurück, sehr steil, nach Rechberg). Vor dem Austritt ins Jauntal präsentiert sich die Vellach noch Informations- und Kneippmöglichkeit einmal als rauschender Wildbach (Foto: Thomas Zeloth) am Radweg (Foto: Thomas Zeloth) Nun weitet sich das Vellachtal wieder. Der Platz wurde schon früh für ein Hammerwerk genutzt, dass mindestens seit dem 16. Jahrhundert, vielleicht auch schon seit dem 15. Jahrhundert, bestand und wie der Nachfolgebetrieb nach der nahen Siedlung Rechberg benannt war. Die Fahrt führt uns vorbei an den letzten Resten der Industrieruine der ehemaligen Papier- und Zellulosefabrik Rechberg-Obir. Sie wurde von Eduard Engländer im Jahre 1891 als Nachfolgebetrieb für das Hammerwerk gegründet und nach wechselvoller Betriebsgeschichte von mehreren Unternehmen erworben. Im Jahre 1979 ging das Unternehmen in einem jugoslawisch-österreichischen Konsortium auf und wurde als „Zellstofffabrik Obir“ wiedereröffnet. Im Jahre 1989 musste der Betrieb stillgelegt werden. Von der einstigen Fabrik steht nur noch das Elektrizitätswerk. Auch der in den Jahren 1948/49 errichtete Laugenturm, der als bedeutendes, an die Kühltürme des Fernheizwerkes in Klagenfurt erinnerndes Industriedenkmal Aufnahme in den Atlas „Der Baudenkmäler der Industrie und Technik“ fand, wurde abgetragen. Wo der Radweg wieder die Seebergbundesstraße berührt, erblicken wir den zum Trafohäuschen „profanierten“ Hunger- turm. Von den Gefängniszellen des Landgerichts konnte man früher einen Blick auf den Gerichtsplatz mit dem Galgen werfen. Danach passiert man eine der sportlichsten Klettersteiganlagen in Kärnten, die am linken Vellachufer in die so genannten Trobewände führt. An den Wochenenden kann man vom Radweg aus die schwindelerregenden Kletterkünste der Bergsportler in den fast senkrechten Wänden beobachten. Noch bevor man den Markt Eisenkappel erreicht, werden an der Vellach Mauerreste sichtbar und rund 100 Meter über dem Straßenniveau, ebenfalls auf der linken Vellachseite, befindet sich die so genannte
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