Jahrbuch Oberaargau 2018.Pdf
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Jahrbuch des Oberaargaus 2018 61. Jahrgang Herausgeber: Jahrbuch des Oberaargaus mit Unterstützung der Gemeinden Umschlag: Max Hari, Langenthal Geschäftsstelle: Oberaargauer Buchzentrum OBZ Oschwandstrasse 18, 3475 Riedtwil Telefon 062 922 18 18 www.jahrbuch-oberaargau.ch Satz: Oberaargauer Buchzentrum OBZ Druck: Merkur Druck AG, Langenthal Ältere Jahrbücher als PDF im Internet: www.digibern.ch/katalog/jahrbuch-des-oberaargaus Inhaltsverzeichnis Vorwort . 6 Ärztlicher Hausbesuch – ein Schwanengesang? Entwicklung (Andreas Greub, Lotzwil) der Hausbesuchskultur im Oberaargau . 114 (Christoph Blum, Langenthal) Am forellenfarbenen Fluss . 8 (Urs Mannhart, Iffwil) 1968 . 124 (Johann Aeschlimann, Lotzwil) Bilder einer Ausstellung. In memoriam Gerhard Meier (1917-2008). Zum 10. Todestag am 22. Juni 2018 . 14 75 Jahre Gewerbeverein Gondiswil . 148 (Jürg Rettenmund, Huttwil) (Richard Kölliker, Schaffhausen) Zu neuem Leben erweckt. Das wiedererstandene «Kreuz» Erster und letzter Tag. Ein Jahr in Langenthal . 26 Herzogenbuchsee und das Erbe des Frauenvereins . 184 (Werner Rohrer, Langenthal) (Hans Kaspar Schiesser, Herzogenbuchsee) In 80 Tagen um den Napf – 20 Jahre danach. 28 Oberaargauer Pioniergeist. Die Geschichte der Pfegelinie Suissessences . 206 (Menel Rachdi, Auswil, und Ueli Reinmann, Wolfsberg) (Bettina Riser, Walden ob Niederbipp) b.st.l. 52 Neuerscheinungen . 220 (Max Hari, Langenthal) Autorinnen und Autoren 2018, Redaktion . 228 Heimorgeln, aus Leidenschaft gebaut . 72 (Hannes Kuert, Obersteckholz) Gasthof Zum weissen Rössli in Hermiswil. 80 (Therese Rentsch-Senn, Worb) Wie gewonnen – so zerronnen. Auf den Spuren der Familie Roth von Sonderband . 232 Wangen an der Aare in Wiedlisbach . 98 Die Huttwiler Bahnen . 235 (Gottlieb Holzer, Wiedlisbach) Der Septemberstreik . 238 Die spanische Grippe . 252 Triumph des Unsinns. Vor 75 Jahren, am 2. September 1943 in «Die Nation» gedruckt. 108 Die Huttwiler Eisenbahner im Landesstreik . 260 (Peter Surava †, Text, und Paul Senn †, Fotos) Die Wehrmänner-Gedenkstätte bei der Kirche Huttwil . 275 Vorwort zum 61. Jahrbuch wieder bewegt und beeindruckt. Als Du mir dann mitteiltest, Du möch- test im diesjährigen Folio einen Einblick in Deine Wandtafelzeichnungen geben, war ich sofort begeistert. «b.st.l.» lautet der Titel Deines Beitrags. Lieber Max! «Bitte stehen lassen» bedeutet das Kürzel, das jeweils an der guten alten Es ist ein Privileg, den redaktionellen Teil «Kultur und Kunst» im Jahrbuch Wandtafel stand, um der jeweiligen Zeichnung oder Anschrift noch etwas zu betreuen, sich mit den schönen Künsten zu beschäftigen. Steigern Aufschub vor der Auslöschung durch den Schwamm zu gewähren. Wäh- lässt sich dies noch, wenn der zuständige Redaktor im Vorwort darauf rend Monaten hast Du im Atelier auf eine alte Wandtafel gezeichnet und hinweisen und seinem Bereich Platz einräumen darf. einzelne Zustände fotografert. Was für eine vortreffiche Idee, hat Dich Dass ich den grössten Teil dieses Platzes Deiner Person widme, hat gute als Lehrperson die Wandtafel doch Jahrzehnte begleitet. Ich – und jeder Gründe. Du hast das Folio und den Buchumschlag dieses Buches gestal- Jahrbuchlesende – könnten dazu Geschichten erzählen. Geschichten, tet, bist aber gleichzeitig auch Miterfnder dieses Buchteils, des Folios denen heute etwas Sentimentales anhaftet, ist die Wandtafel doch bald eben. Nicht vom Begriff her, stammt dieser doch aus längst vergangenen einmal ein Relikt aus alter Zeit. Zeiten des Buchbindens, als Tierhäute und später Papiere, gefaltet aus einem Bogen, mehrere Blätter ergaben. Aber als langjähriges Redakti- Vor hundert Jahren, der Erste Weltkrieg war noch in Gang, bewegten im onsmitglied des Jahrbuchs hast Du damals diesen besonderen Buchteil Oberaargau zwei Themen die Gemüter: der Streik der Huttwiler Eisen- redaktionell begleitet. Schöne Beiträge, auf mehreren Blättern eben, sind bahner und die Spanische Grippe. Eindrücklich beschreibt Jürg Retten- entstanden. Wie jener über das Stopp-Lisi vor dem Theater, fotografert mund die Ereignisse und Zusammenhänge hinten im Buch im eingeleg- von Fabian Unternährer, mit einem Text von Urs Mannhart. Fast zehn ten Sonderband. Seit ich seinen Artikel gelesen habe, fahre ich mit einer Jahre ist das her. Seither ist das Folio ein fester Bestandteil des Jahrbuchs anderen Optik mit dem Zug «vo Lotzbu uf Langetu». Nicht vorstellbar, (und Urs Mannhart hat in diesem Buch übrigens auch wieder einen Text dass die Kontrolleure der heute kursierenden BLS-Züge wie der damalige geschrieben). Zug- und Streikführer Johann Gosteli den Dienst verweigern würden. Jahrzehnte hast Du am Langenthaler Semer und Gymer das Bildnerische Denn die Zugführer sind wie die Wandtafel, ein Relikt aus alter Zeit. Muss Gestalten gelehrt. Ist man mit Dir in Langenthal unterwegs, zum Beispiel der Fahrgast heute doch alles selber machen und dafür auch noch einen im Restaurant «à la cArte» bei einem Kaffee, so dauert es für gewöhnlich stolzen Preis bezahlen. Da wäre doch längst mal wieder ein Streik fällig! nur wenige Minuten, bis die erste ehemalige Schülerin erscheint und sich, Oder nicht? immer noch sichtlich von Dir angetan, nach Deinem Wohlbefnden er- Herzlich Res! kundigt. Als ich Dich gefragt habe, ob Du das diesjährige Folio gestalten (Andreas Greub) würdest, hast Du Dich etwas geziert. Es gäbe da doch noch andere, welche sollten und könnten. Mich dünkte es aber gerade der richtige Zeitpunkt. Du bist ein wirklich grossartiger Maler, Max! Unterschätzt, wie viele gute Maler zu Lebzeiten. Ich sage das nicht, weil wir schon viele Jahrbuch-Redaktion Jahre gute Freunde sind, sondern weil ich ein sehr gutes Urteilsvermögen Daniel Gaberell, Riedtwil, Präsident Herbert Rentsch, Herzogenbuchsee habe. Bis vor kurzem hätte ich mich nicht getraut, so etwas zu sagen, Martin Fischer, Leissigen Jürg Rettenmund, Huttwil geschweige denn zu schreiben. Heute weiss ich aber, dass es stimmt, Andreas Greub, Lotzwil Bettina Riser, Walden ob Niederbipp basta! Viele Male habe ich Dich in Deinem Atelier in Aarwangen besucht, Simon Kuert, Langenthal Fredi Salvisberg, Subingen viel geredet, viel nachgedacht über Deine Kunst, welche mich immer Ueli Reinmann, Wolfsberg Esther Siegrist, Langenthal 6 7 Am forellenfarbenen Fluss Jazz-Konzerte in privaten Stuben, Kino-Abende in einer umgebauten Innenstadt, wilde Tänze im Chrämerhuus, öffentliche Dampfbäder auf Urs Mannhart dem Wuhrplatz, literarische Führungen im Kunsthaus – dass derartige Perlen tatsächlich glänzen dürfen, ist nicht selten dem Engagement einzelner Personen zu verdanken, und während anderswo, in den so In der Mitte des Dorfes, gleich vor dem Bahnhof, steht eine schlanke genannten Städten, unendlich grosse Firmen wie Red Bull oder Swisscom Platane, die, obwohl ihre Äste den halben Bahnhofsplatz überdachen, ihre absurden Werbebudgets für anonyme Anlässe verbraten, fnden insgesamt vollkommen unscheinbar bleibt. Womöglich bedeutet dies, sich in der Region Langenthal immer wieder grossherzige Firmenchefs dass es sich bei dieser Platane um eine veritable Langenthalerin handelt: und rücksichtslos tolle Frauen, die auch ihre private Kasse plündern, um Die Leute hier sind ja nicht besonders gut angezogen, sie versuchen nicht, Dinge zu ermöglichen, die uns weit über den betonschweren Alltag mehr zu sein, als sie sind, alle tragen graue, nebeldichte Kleider, alle herausheben. gehen pfichtschuldig einer Arbeit nach, und wenn der Staat sie fragt, ob sie ein bedingungsloses Grundeinkommen erhalten möchten, lehnen Mein Verhältnis zu diesem Dorf? Das hat, wie so Vieles im Leben eines sie entschieden ab, sagen sie alle Nein, danke!, so etwas wäre deutlich Mannes, mit einer Frau zu tun. In meinem Fall gar mit einer segensreichen zu extravagant, das passt farblich nicht zu einer nebeldichten Kleidung. Theologin von intensivem Blick. Langenthal gefällt mir, weil es sehr zentral liegt, schön in der Mitte zwi- In den Siebzigerjahren, vielleicht erinnern Sie sich, bestand Langenthal schen Wien und Paris, zwischen Rom und Berlin, ich weiß nicht, weswe- vor allem aus der unerhört grosszügigen Treppe der Papeterie Kurt. gen Langenthal nicht längst als Hauptstadt Europas gilt. Bahnhof, Bären, Chrämerhuus, Kunsthaus – das gab es in den 70er- Die Bewohnerinnen und Bewohner Langenthals sprechen vierundzwan- Jahren alles noch nicht. Es gab einfach die Papeterie Kurt und die Hand zig verschiedene Sprachen, in mindestens achtundvierzig Dialekten. Be- meiner Mutter, die mich in dieses Lokal führte. Andere Kinder quengelten wege ich mich zu Fuss durch das Grossdorf, verstehe ich meistens nur in der Ecke mit den Spielsachen. Ich war restlos beschäftigt damit, die Bahnhof, hin und wieder verstehe ich immerhin Eisstadion. Tatsache zu bestaunen, dass sich hier ein Laden den Luxus leistete, sich Langenthal schmeisst meine Sehnsüchte in einen Topf und stellt ihn auf über zwei Stockwerke hin auszudehnen. den Herd, bis es köchelt; wenn ich hier bin, will ich so rasch als möglich Als Pubertierender hatte ich wenig mit Langenthal zu tun. Ich interessierte weg – und doch führt mich jede Reise wieder zurück. mich weder für Mädchen noch für Marlboros, sondern für Rennräder, Natürlich ist Langenthal, Hand aufs Herz, auch ein himmeltraurig verlo- und weil ich spät erst begriff, dass es nicht möglich sein würde, den Rest renes Kaff, in welchem regelmässig die zahnlosesten Hunde verlocht des Lebens in der Kleindietwiler Sekundarschule zu sitzen, waren sämt- werden. Es ist ein, Hand aufs Herz, himmeltraurig verlorenes Kaff, wie liche Lehrstellen im längeren Thal schon belegt. Mit betörend langsamen