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[t]akte Das Bärenreiter-Magazin

Lebendige Denkmäler der Operngeschichte Francesco Cavallis „Il “und „L’Artemisia“ 1I2010 Ortloser Ort, zeitlose Zeit Informationen für Beat Furrers Musiktheater „Wüstenbuch“ Bühne und Orchester Ozeanische Abgründe Philipp Maintz und seine Oper „Maldoror“ [t]akte

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^ Lebendige Denkmäler „Hamlet“ mit Das Weib^ und das Wasser Himmelsbäume der Operngeschichte glücklichem Ausgang Leos Janáceks Sinfonie Neue Kompositionen von Francesco Cavallis „Il Giasone“ Ambroise Thomas und seine „Die Donau“ Miroslav Srnka und „L’Artemisia“ Shakespeare-Oper

Francesco Cavalli war einer der 200 Jahre nach der Geburt von Aus dem kompositorischen Drei neue kammermusikali-

^ berühmtesten Komponisten Ambroise Thomas erscheint Umfeld von „Katja Kabanova“^ sche Werke von Miroslav Srnka des 17. Jahrhunderts. Bald vier seine Oper „Hamlet“ in der stammt Leos Janáceks Frag- erleben im Frühjahr ihre Jahrhunderte später beginnt Reihe „L’Opéra français“. Damit ment einer Sinfonie „Die Do- Uraufführung: „Coronae“ für sich die Opernwelt wieder für wird eins der wertvollsten Wer- nau“. Nicht um eine musika- Solohorn, „Tree of Heaven“ für den venezianischen Komponis- ke der französischen Oper auf lisch-pittoreske Ausmalung Streichtrio bei den Wittener ten zu interessieren. Neuaus- verlässlicher editorischer einer Flusslandschaft geht es Tagen für neue Kammermusik gaben von „Il Giasone“ und Grundlage verfügbar, Anreiz dem Komponisten hier, son- und „Escape Routines“ für Kla- „L’Artemisia“ bei Bärenreiter für eine Renaissance der fran- dern um die mythische Verbin- rinette, Streichtrio und Harfe unterstützen die einsetzende zösischen Shakespeare-Adapti- dung von Frauenschicksalen beim Prager Frühling. Renaissance. on. und Wasser.

Oper / Operette Orchester / Oratorium Neue Musik Neue Musik

Lebendige Denkmäler der Alterssünde. Rossinis „Petite Das Wichtigste ist die Melodie. Überschreibungen. Operngeschichte. Messe Solennelle“ in der Erinnerung an Giselher Klebe Neue Kompositionen von Francesco Cavallis „Il Giasone“ ursprünglichen Fassung 8 (1925–2009) 12 Manfred Trojahn 22 und „L’Artemisia“ 4 Das Weib und das Wasser. Himmelsbäume. Thomas Adès und Colin „Hamlet“ mit glücklichem Leoš Janáčeks Sinfonie Neue Kompositionen von Matthews. Neue Musik von Ausgang. Ambroise Thomas „Die Donau“ 11 Miroslav Srnka 13 der Insel 23 und seine Shakespeare-Oper 6 Die Rettung des Streich- Salomos Garten. Frédéric Durieux und Methusalem liebt Pulcinella. orchesters. Das neue Kinder- Matthias Pintschers neue Clemens Gadenstätter. Die turbulente Operette stück „Ali Baba“ und die Werke 18 Neu beim italienischen „Prinz Methusalem“ von vierzig Streicher von Musikverlag RAI Trade 25 Johann Strauss 9 Andreas N. Tarkmann und Wendepunkt. Dieter Ammann Franz-Georg Stähling 26 beim Lucerne Festival 20 In neuem Licht. Tschaikowskys „Pique Dame“ erstmals in Charlotte Seither – aktuell 21 einer kritischen Ausgabe 10

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Ortloser Ort, zeitlose Zeit Ozeanische Abgründe Salomos Garten Wendepunkt Beat Furrers Musiktheater Der Dichter des Bösen: Philipp Matthias Pintschers neue Dieter Ammann beim Lucerne „Wüstenbuch“ für Basel Maintz und seine Oper„Maldoror“ Werke Festival

Die Wüste steht im gedank- Mit den „Chants de Maldoror“ In „Songs from Solomon’s gar- Dieter Ammann ist Composer lichen Brennpunkt von Beat schuf Isidore Ducasse alias den“ vertont Matthias Pint- in residence des diesjährigen Furrers neuem Musiktheater- Lautréamont eine Figur des scher erneut einen Gesang aus Lucerne Festival. Dabei wird Pi- projekt, das am 15. März in absolut Bösen. Ins Zentrum sei- dem „shir ha-shirim“, dem erre Boulez die Uraufführung Basel uraufgeführt wurde – die ner Oper „Maldoror“ für die Hohelied Salomos. „Occul- von Ammanns Orchesterkom- Wüste als Ort des vollkommen Münchner Biennale stellt Phi- tation“, den dritten Teil des position „Turn“ dirigieren, die Fremden, des Nicht-Seins, der lipp Maintz den Konflikt zwi- Zyklus „sonic eclipse“, führt zusammen mit „Boost“ und Erinnerungslosigkeit, des To- schen dem Dichter und dem das Klangforum Wien bei den „Core“ ein Triptychon bildet. des. Beat Furrer öffnet Fenster von ihm selbst geschaffenen Wittener Tagen für neue Kam- Weitere Konzerte mit Werken zu diesem „ortlosen Ort“. Ungeheuer. mermusik auf. Ammanns kommen hinzu.

[Premiere] (Deutsche Erstaufführung) -> [[Uraufführung]] ]

Neues Musiktheater Publikationen Termine / Impressum Titelbild: Beat Furrers Ortloser Ort, zeitlose Zeit. Neue Bücher 30 Festspielsaison 2010 28 Musiktheater „Begehren“ Beat Furrers Musiktheater am 12.2.2010 beim Festival „Wüstenbuch“ für Basel 14 Neue CDs und DVDs 32 Termine (Auswahl) 33 „Eclat“ in Stuttgart, Dar- steller: Sibylle Canonica, Ozeanische Abgründe. Impressum 36 Stefan Hunstein, Petra Der Dichter des Bösen. Hoffmann (Sopran), Philipp Maintz und seine Torsten Müller (Stimme), Oper „Maldoror“ 16 Ensemble Modern, SWR- Vokalensemble Stuttgart, Gegenwärtigkeit und Abwe- Musikalische Leitung: Beat senheit. Michael Jarrells „Le Furrer, Regie: Thierry Père“ nach Heiner Müller für Bruehl, Lichtinstallation die Schwetzinger Festspiele 24 und Raum: rosalie (Foto: Wolf-Dieter Gericke)

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Francesco Cavalli war einer der berühmtesten Kom- ponisten des 17. Jahrhunderts. Bald vier Jahrhunder- Lebendige Denkmäler te später beginnt sich die Opernwelt wieder für den venezianischen Komponisten zu interessieren. Neu- der Operngeschichte ausgaben von „Il Giasone“ und „L’Artemisia“ bei Francesco Cavallis „Il Giasone“ und „L’Artemisia“ Bärenreiter unterstützen die einsetzende Renaissance.

Il Giasone angestiftet, insgesamt fünf, die viele der Standard-Cha- raktere verkörpern: die Kammerfrau (Alinda), die selbst Il Giasone von Francesco Cavalli (1602–1676) nach einem dem Liebeswerben frönt, der geile Edelmann (Orestes), Libretto von Giacinto Andrea Cicognini (1606–1650) war der sich, Leporello-ähnlich, über seine Dienerschaft be- wohl die erfolgreichste Oper des gesamten 17. Jahrhun- klagt, der Mitwisser und Handlanger (Bessus), die der- derts. Ihre Premiere fand Karneval 1649 in Venedig am be, alte Amme, die ihrer verlorenen Jugend nachtrauert Teatro San Cassiano statt, dem ältesten der vier aktiven (Delpha) und der stotternde Bucklige (Demos, Tenor). Opernhäuser der Stadt. Zu jener Zeit waren in Venedig Dadurch, dass antike Momente mit rührenden Sze- die öffentlichen Opernaufführungen bereits seit über nen kombiniert werden, ermöglicht die große und le- einem Jahrzehnt ein gut laufendes Geschäft. 1637 hatte bendige Besetzung jede nur denkbare Komplikation, die eine kleine reisende Gruppe im Umfeld der Karnevals- in der Handlung einer Auflösung entgegen steht. Den feiern eine Oper in San Cassiano produziert, die für die- Zuschauern werden viele Szenen- und Arientypen ge- sen Anlass von der Eigentümerfamilie von einem Pro- boten, die sie erwarten: eine Beschwörung, verschiede- sastück zu einem „theatro de musica“ umgearbeitet ne Lamenti, drei verschiedene Schlafszenen, eine Wahn- worden war. 1639 wurde ein zweites Opernhaus eröff- sinnsszene sowie einige Bühnenlieder. net, dann ein drittes (1640) und ein viertes (1641). Inner- Vielleicht ist die musikalisch-dramatische Überzeu- halb weniger Jahre war die Oper zu einem regelmäßi- gung das bemerkenswerteste Merkmal von Giasone, die gen Ereignis im Karneval geworden. Weitere Theater Balance, die das Werk zwischen Rezitativen und Arien kamen hinzu, so dass am Ende des Jahrhunderts erreicht, zwischen Gesprochenem und Gesang, Aktion insgesamt neun Opernhäuser bespielt wurden. und Gedanke. In diesem Werk machen Rezitative vor Von 1639 an steuerte Cavalli in jeder Saison regelmä- allem dann Arien Platz, wenn die Handlung dies erfor- ßig Opernpartituren bei. Als er schließlich 1668 seine dert. Tatsächlich ist Il Giasone eines der letzten Werke Theateraktivitäten beendete, hatte er über 30 Opern für des späten 17. Jahrhunderts, das jene Art der Verbindung fünf verschiedene Theater komponiert und einige davon von Musik und Drama darstellt, die die erfolgreichsten auch selbst geleitet. Dabei hatte er mit über einem Dut- Monumente der Operngeschichte auszeichnet. zend verschiedener Librettisten zusammengearbeitet. Ellen Rosand Cavallis Opern hatten seinen Ruhm weit über Venedig (Übersetzung: Jutta Weis) hinaus verbreitet. Von all seinen Opern war Il Giasone, die zehnte, die sicherlich erfolgreichste. Tatsächlich war sie so erfolg- L’Artemisia reich, dass das Libretto allein in der ersten Saison fünf verschiedene Ausgaben erfuhr; eine Wiederaufnahme „Ich habe mich um nichts anderes bemüht, als euch die war für das Frühjahr geplant. Bezeichnenderweise reis- Eigenschaften der menschlichen Leidenschaften auf na- te diese Oper im darauf folgenden Jahrzehnt die italie- türliche Weise darzubieten“: Dies schrieb Cavallis Lib- nische Halbinsel herauf und herunter und wurde ir- rettist Nicolò Minato im Vorwort zu L’Artemisia an das gendwann nach 1651 vielleicht sogar in Wien aufgeführt. Theaterpublikum, um dann den Wunsch anzuschließen, In unterschiedlichen Fassungen konnte sie auch noch in den 1660er- und 70er-Jahren gehört werden. Eine Wiederaufnahme in Brescia 1690 unter dem Titel Me- Francesco Cavalli dea in Colco war die letzte bekannte Produktion einer Il Giasone. Dramma musicale Cavalli-Oper im 17. Jahrhundert. In der zweiten Hälfte Libretto von Giacinto Andrea Cicognini. des Jahrhunderts hielt die Öffentlichkeit Giasone für das Hrsg. von Ellen Rosand Beste, was die venezianische Oper zu bieten hatte. Erstaufführung nach der Neuausgabe: 24.4.2010 Das Libretto bezieht seinen historischen Hintergrund Chicago Theater, Musikalische Leitung: von den Ereignissen um Jasons sagenumwobener Su- Christian Curnyn, Inszenierung: Justin Way che nach dem Goldenen Vlies, die mit neu ausgedach- Personen: Sole (Sopran), Amore (Sopran), Giasone ten Sachverhalten und Charakteren erweitert wurde, (Alt), Ercole (Bass), Besso (Bass), Isifile (Sopran), um die Fülle an Intrigen und das Happy End zu liefern, Oreste (Bass), Alinda (Sopran), Medea (Sopran), das vom venezianischen Publikum erwartet wurde. Der Delfa (Alt), Rosmina (Sopran), Egeo (Tenor), Demo dem üblichen Standard folgende Handlungsstrang kon- (Tenor), Giove (Bass), Eolo (Alt), Zeffiro (Sopran) zentriert sich auf zwei Paare adliger Liebender – Giaso- Chor: Götter, Argonauten, Soldaten, Schiffer ne/Isifile und Medea/Aegeus –, die aufgrund verschie- Instrumente: Streicher (3-st., im Prolog 5-st.), Basso dener Verwicklungen voneinander getrennt, aber continuo schließlich wieder vereint werden. Die Liebenden wer- Verlag: Bärenreiter. Aufführungsmaterial leihweise den von einer Schar komischer Diener unterstützt und

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das Publikum möge die Oper doch lieber auf der Bühne sehen, anstatt nur das Libretto zu lesen. Diesem Wunsch wird das Publikum um so lieber Fol- ge geleistet haben, als die Musik der Oper von keinem Geringeren als von dem seinerzeit berühmtesten und beliebtesten Opernkomponist überhaupt stammte. Francesco Cavalli war überdies besonders an der Dar- stellung der Leidenschaften, wie überhaupt der Charak- teristika seiner Figuren interessiert; und so erwies er sich in der Tat als idealer Partner Minatos in der Vertonung der Oper. Mit Artemisia hatten die beiden ohnehin eine überaus geeignete Person für ihre Vorstellungen ge- wählt, galt sie doch im 17. Jahrhundert als Emblem ei- ner starken und unabhängigen, dabei ihrem Gatten Venedig, Vedute von Canaletto Mausolos besonders treuen Frau, die diesem auch nach seinem Tod noch so ergeben blieb, dass sie sogar seine unzuverlässigen Dienern und ihrer verlorenen Jugend Asche getrunken haben soll, um weiterhin mit ihm ver- nachtrauernden Ammen, das Cavalli und Minato auf ori- bunden zu bleiben. ginelle Weise in die Handlung einzuweben wissen. Was nun, so fragten sich Cavalli und Minato, wenn Dabei sind, ähnlich wie in den Komödien Shakespeares, sich eine solche Frau mit einer neuen Liebe konfrontiert ernste Themen stets humorvoll, komische Szenen sieht, noch dazu zu einem sozial tieferstehenden Mann? immer auch mit einem gewissen Ernst vorgetragen, so Und wenn sich dieser Mann dazu noch als derjenige dass das Publikum gleichermaßen unterhalten und ge- entpuppte, der ihren Ehemann umgebracht hat? Vor die- rührt wird. se Probleme gestellt, muss sie sich mit ihrem Selbstbild Dies geschieht musikalisch in Cavallis ausdrucksstar- und mit ihrer Rolle als Königin auseinandersetzen, was ker Tonsprache, die mit kleinsten Mitteln größte Effek- Cavalli meisterhaft dazu nutzt, die inneren Konflikte te zu erzielen vermag. Die Vielfalt der Leidenschaften und ihren Persönlichkeitswandel musikalisch darzustel- und insbesondere deren Wechsel wird in der Musik von len. Am Ende steht dann die Erkenntnis „Vergib meinen der Reichhaltigkeit der Ausdrucksformen gespiegelt, die Feinden“; Kriege werden abgesagt, Gegner beschwich- zwischen trockenstem Rezitativ und großer Arie eine tigt und – schließlich ist man im Barock – Ehen geschlos- Bandbreite an Möglichkeiten bereithält, wie sie in der sen. Operngeschichte wohl einmalig ist. Gegenüber den Die Handlung wird belebt durch das ganze barocke heutzutage üblicherweise aufgeführten früheren Opern Personal aus eifersüchtigen Liebhaberinnen und Lieb- Cavallis (wie etwa La , Giasone oder ) habern, lautstark auftretenden und dann wieder klein- zeichnet sich Artemisia vor allem durch eine noch grö- mütigen Generälen, einem Gespenst, aufsässigen und ßere Souveränität in der Gestaltung und dem Gebrauch von Arien aus, die der Komponist dazu nutzt, Personen und Situationen liebevoll und genau darzustellen. Die- Francesco Cavalli se eher reflektierende Funktion seiner Arien weiß er L’Artemisia. Dramma per musica di Nicolò Minato allerdings geschickt in den Handlungsstrang zu inte- Hrsg. von Hendrik Schulze. grieren, so dass zwischen Arie und Rezitativ keinerlei Erstaufführung nach der Neuausgabe: 26.6.2010 inhaltliche Brüche zu erkennen sind. So stehen auch gro- Hannover-Herrenhausen (Festwochen), La Vene- ße Arien nicht für sich, sondern sind Teil des Ganzen – xiana, Leitung: Claudio Cavina, Inszenierung: wie etwa auch die Arie „Ardo, sospiro, e piango“, die Paolo Reggiani; Französische Erstaufführung: durch Raymond Leppards vielbeachtete Calisto-Auffüh- 24.7.2010 Montpellier (Festival de Radio France) rung in Glydebourne im Jahr 1970 und gesungen von Personen: Artemisia, Königin von Caria (Sopran), Dame Janet Baker bekannt geworden ist. Meraspe, Prinz von Kappadokien (Alt), Oronta, L’Artemisia wurde im Januar 1657 in Venedig urauf- Prinzessin von Zypern (Sopran), Alindo, Prinz von geführt und erwies sich – nach allem, was wir wissen – Bitinia (Alt), Artemia (Sopran), Ramiro (Sopran), als ein großer Erfolg. Die moderne Erstaufführung wird Eurillo (Sopran), Niso (Alt), Erisbe (Tenor), Indamo- am 26. Juni 2010 beim Festival in Hannover-Herrenhau- ro (Basso), Der Schatten des Mausolos (Bass), Echo I sen durch Claudio Cavina und La Venexiana stattfinden. (Sopran), Echo II (Sopran) Sie liegt nun erstmals in moderner Edition vor. Instrumente: 2 Violinen, [Viola], Basso continuo Hendrik Schulze Verlag: Bärenreiter. Aufführungsmaterial leihweise

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200 Jahre nach der Geburt von Ambroise Thomas erscheint seine Oper „Hamlet“ in der Reihe „L’Opéra „Hamlet“ mit français“. Damit wird eins der wertvollsten Werke der französischen Oper auf verlässlicher editorischer glücklichem Ausgang Grundlage verfügbar, Anreiz für eine Renaissance Ambroise Thomas und seine Shakespeare-Oper der französischen Shakespeare-Adaption.

1859 komponierte Gounod eine Oper nach Goethes ben, drei von ihnen waren sogar sehr erfolgreich und Faust, 1866 schrieb Thomas Mignon nach Wilhelm Meis- gipfelten in Mignon (1866), der beliebtesten leichten ter; Gounod vollendete Romeo und Julia (1867), also Oper in Paris am Ende des Jahrhunderts. schrieb Ambroise Thomas Hamlet (1868). Alle vier Opern Thomas hätte sich nicht damit zufriedengegeben, basieren auf Libretti von Jules Barbier und Michel Car- dass die Nachwelt ihn nur der Scherze der Opéra-co- ré, den seinerzeit erfolgreichsten mique wegen in Erinnerung behalten würde, auch wenn Librettisten, und alle vier dominier- die Vielfalt dieser Gattung – nicht zuletzt dank seiner ten die französischen Bühnen am eigenen Anstrengungen – stark zunahm. Er strebte nach Ende des 19. Jahrhunderts und wa- ernsthafterer Anerkennung; ohne Zweifel angetrieben ren überall auf der Welt wohlbe- durch die Erinnerung an sein Scheitern 25 Jahre zuvor. kannt. Im 20. Jahrhundert verblass- Hamlet sollte ein prächtiger Erfolg im Hinblick auf das te ihre Beliebtheit ein wenig, aber Ziel sein, die Opéra mit einem fünfaktigen Werk zu ver- keine verlor je ihren Charme und sorgen, das seinen Sängern und Zuhörern Erfolg und Reiz. Erfüllung für viele Jahre geben sollte. Ambroise Thomas widmete Für die Opéra zu komponieren brachte eigene Regeln der Komposition seines Hamlet und Traditionen mit sich. Das Libretto musste vom Ma- mindestens sechs Jahre, er fühlte nagement und der offiziellen Zensur befürwortet wer- zweifellos die gewaltige Aufgabe, den, wobei man immer empfindlich auf Entthronung die das neue Werk darstellte. Aber von Königen und Ermordung von Hochstaplern reagier- nicht die Aufgabe, Shakespeares te. Das Werk musste fünfaktig angelegt werden, über Meisterwerk in Musik umzusetzen, ein Libretto in Versform verfügen und durchgehend ge- sondern die Pariser Opéra selbst in sungen werden. Szenisch sollte es abwechslungsreich Ambroise Thomas (1811–1896) der anerkannten Welthauptstadt und prachtvoll sein. Reichlich Chöre, Ballett und Orches- der Oper war die Herausforderung. ter waren selbstverständlich, und die Musik musste zu Das Werk war für Thomas nicht die erste künstlerische den Sängern passen, die den Rollen zugeteilt wurden. Begegnung mit der Opéra: Nach frühreifen Erfolgen als Darüber hinaus musste ein angemessenes Gleichge- Student – er gewann 1832 im Alter von 21 Jahren den Prix wicht zwischen Solo-Airs, Duetten und größeren En- de Rome – schuf er zwischen 1839 und 1842 ein Ballett sembles herrschen. Das Werk musste, wenn möglich, und zwei kurze Opern, aber sie wurden Misserfolge, so den Kritikern, den Snobs und den Rängen gefallen – kurz dass er sich der Opéra-comique zuwandte. Seine folgen- allen auf einmal. Es musste nicht seinen literarischen den zwölf Opern wurden alle für dieses Haus geschrie- Wurzeln treu bleiben. Wie sehr entsprach Hamlet diesem Modell einer gu- ten Oper? Die Librettisten, Jules Barbier und Michel Car- ré, waren geschickte Anwender literarischer Klassiker Ambroise Thomas von Ovid bis Goethe und flinke Lieferanten gereimter Hamlet. Opéra en cinq actes Verse dieser Art: Libretto von Michel Carré und Jules Barbier Hrsg. von Sarah Plummer-Hanrahan und Hugh Voici la riante saison, Macdonald. Reihe „L’Opéra français“ Le doux mois des nids et des roses! Personen: Claudius, König von Dänemark (Bass), Le soleil brille à l’horizon, Königin Gertrude (Mezzosopran), Hamlet Et nos portes ne sont plus closes! (Bariton), Polonius (Bass), Ophélie (Sopran), Laertes (Tenor), Horatio (Bass), Marcellus (Tenor), Zusammen schrieben sie über 30 Opernlibretti. Für Der Schatten des verstorbenen Königs (Bass), Hamlet verwendeten sie Ducis’ bekannte Shakespeare- 1. Totengräber (Tenor), 2. Totengräber (Bariton) – Übersetzung als Ausgangspunkt. Die dramatische Chor und Ballett Struktur ist deutlich und knapp und arbeitet die Haupt- Orchester: 3 (Picc),2 (2Eh), 2, BKlar, Sax (A), Sax stränge der Handlung gut heraus. Laertes, der einzige (Bar), 4 – 4, 2 Cornets à Piston, 2,3, BSaxHn – Pk, Tenor, hat nur einen sehr kleinen Part, und sein Vater Schlg – 2 Hfe – Str; Bühnenmusik: Fl, Klar, Hn, Polonius einen noch kleineren. Aber die verwobenen Be- 6 Trp, 4 Pos, BSaxHn, Schlg, 2 Hfe ziehungen von Hamlet, Claudius mit Königin Gertrude Verlag: Bärenreiter; Partitur käuflich (2013), und Ophelia werden sorgfältig und gründlich exponiert, Klavierauszug (2011), Aufführungsmaterial vor allem in den Duetten und Trios. Zuerst gibt es ein leihweise vorab erhältlich Duett für Hamlet und Ophelia, dann ein Duett für Clau- Erstaufführung nach der Neuausgabe: dius und die Königin, dann ein Trio für Hamlet, Ophelia Juni 2011, Opéra du Rhin Straßburg und die Königin, was zu einem Höhepunkt am Ende des

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dritten Aktes führt, mit dem großen diskursiven Duett zwischen Hamlet und der Königin. Der vierte Akt sorgt, wie so oft in der Pariser Oper, für etwas Unterhaltung und Entspannung von der dramatischen Handlung, während der fünfte Akt die Auflösung bringt: Ophelia ist tot, ertrunken in ihrer Umnachtung, der gewalttäti- ge König wurde von Hamlet auf Geheiß des Geistes ge- tötet, die heimtückische Königin wurde ins Kloster ver- bannt und Hamlet wird als König gefeiert. Es gab nichts in diesem Werk, was die Schutzherren der französischen Opéra hätte enttäuschen oder stören können. Die Partitur setzt Musiker mit großem musikalischen Können und Geschick voraus, vor allem in den für Eng- lischhorn, Klarinette, Flöte und Posaune geschriebenen Soli – und einem Solo für Saxophon. Für den Chor gibt es als Lords und Ladies, Soldaten, Schauspieler, Diener und dänische Bauern reichlich zu tun. Im vierten Akt gibt es eine größere Ballettszene von über 20 Minuten, die nichts zur dramatischen Entwicklung beiträgt – ge- nau das, was die Opéra verlangte. Kunstfertige Musik und ihre Möglichkeiten für verschiedene Tanzschritte, bunte Kostüme und szenisches Vergnügen passen ex- akt in die klar definierte französische Tradition. Es gibt prunkvolle Szenen am Beginn und im dritten Akt, wenn ein dänischer Marsch die Schauspielerszene vorbereitet, zudem Möglichkeiten für spezielle Bühneneffekte mit den Auftritten des Geistes in den Festungsmauern am Ende des ersten Aktes, am Ende des dritten Aktes und, ganz entscheidend, in der Schlussszene. Komödianti- sches, wie es vielleicht in der Totengräberszene durch- scheint, hält man sich streng vom Leib. Alles in allem war es eine vielfältige und ausgegli- chene Oper. Die Kritiker waren sowohl von der Auffüh- rung als auch von dem Werk selbst hingerissen. Das

Publikum verehrte sie. Bis 1914 wurde sie über 300-mal Eugène Delacroix: Hamlet und Horatio auf dem Friedhof (1839). Louvre, Paris allein in der Opéra aufgeführt und war 1938 noch immer im Repertoire. Für die Londoner Erstaufführung 1869 verfasste Thomas eine Schlussvariante: Als Tribut an die phische Grübeleien und eine gewisse Anzahl Leichen englische Empfindsamkeit lässt er Hamlet am Ende ster- zum Schluss akzeptieren. Wie das? Die Antwort liegt in ben. Die neue Ausgabe wird beide Schlussvarianten ent- der Musik, die von Beginn bis zum Ende so unglaublich halten. einfallsreich ist. Und Shakespeare? Thomas’ Publikum kannte die Eine Neuedition dieser bedeutenden Oper ist drin- Werke des Dichters Shakespeare und ließ sich durch die gend erforderlich, da alle vorhandenen Partituren auf lyrische Adaption nicht stören. Nach zwei Generationen das Jahr 1860 zurückgehen. Die gedruckten Quellen, eine geistigen Purismus’ können wir heute vielleicht wieder Partitur und ein Klavierauszug, stimmen weder unter- verstehen, dass die erste Verpflichtung einer Oper nicht einander noch mit dem Autograph überein, in beiden einem schon lange toten Dichter gebührt, sondern eher fehlen einzelne Szenen, darunter das alternative Fina- den Librettisten, dem Komponisten und dem modernen le, in dem Hamlet stirbt. Sowohl die umfangreichen Skiz- Zuschauer, der sie sich anhören muss. Wir erdulden zen und Entwürfe als auch die autographe Partitur, die vielleicht widerwillig 20 Minuten Ballettmusik, wenn in der Bibliothèque nationale de France und der Biblio- unsere Protagonisten psychologische Qualen erleiden, thèque-Musée de l’Opéra liegen, stellen weiteres Mate- wir können uns mit weniger zufrieden geben als mit rial bereit, das zuvor nicht verfügbar war. den Prachtkulissen, die noch 1868 erwartet wurden, und Hugh Macdonald wir können mit Sicherheit einen Hamlet ohne philoso- (Übersetzung: Jutta Weis)

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Nur wenige Werke komponierte Rossini noch in sei- nen letzten Lebensjahren. Dazu zählt die „Petite Mes- se Solennelle“, die er privat aufführen ließ. Diese Alterssünde kammermusikalische Fassung mit zwei Klavieren Rossinis „Petite Messe Solennelle“ in der und Harmonium ist in zwei Versionen überliefert. Sie ursprünglichen Fassung werden nun erstmals in einer Edition präsentiert.

Rossini komponierte die Petite öffnenden instrumentalen Zwischenmusiken und Messe Solennelle überwiegend Nachspiele zu vielen Abschnitten sind kürzer, und ein- 1863 in seiner Villa in Passy zelne Phrasen werden weniger stark betont. So fehlen (damals ein Vorort von Paris). Im beispielsweise die ersten sieben, hoch chromatischen Zusammenhang mit der Messe, Takte des „Qui tollis“ im „Gloria“: Die Musik beginnt dem wichtigsten Werk seiner spä- sofort mit der wichtigsten Begleitfigur. Ebenso fehlt das ten Pariser Jahre (1855–1868), 20-taktige instrumentale Nachspiel zum „Quoniam“, spricht er von seiner „letzten alters- mit seinen kunstvollen Modulationen in die Tonart des bedingten Todsünde“. Das autogra- „Cum sancto spiritu“: Stattdessen beschließen zwei Tak- phe Manuskript der Messe, das in te auf der Tonika diesen Abschnitt. Der instrumentale der Fondazione Rossini in Pesaro Schluss des Credo ist im Pillet-Will-Manuskript weniger aufbewahrt wird, enthält eine Wid- ausgedehnt und rhetorisch nicht so eindringlich. mung an Gräfin Louise Pillet-Will Kurzum, das Werk wurde im wahrsten Sinne mehr im sowie zwei weitere Aufschriften, Hinblick auf eine Aufführung als „Kammermusik“ ein- die sich direkt an Gott richten. gerichtet. Die neue Bärenreiter-Ausgabe enthält beide Diese Widmung lautet: Fassungen, wobei die Pillet-Will-Fassung zum ersten Gioachino Rossini Mal veröffentlicht wird. „Buon Dio, Eccola terminata questa po- Als Rossini sich entschloss, die Messe zu orchestrie- vera piccola Messa. Ho scritto Musica Sacra o piuttosto una Musica Maledetta? Ero nato per l’opera ren, nahm er Revisionen vor. Auch wenn er vielleicht comica, tu lo sai bene. Non molta scienza un po’ di cuore, bereits kurz nach der Uraufführung über eine Orches- tutto qui. Sia Tu dunque benedetto e concedimi il Paradi- terfassung nachgedacht haben mag, gibt es keine Be- so.“ weise dafür, dass er diese Arbeit vor 1866 aufgenommen „Gütiger Gott. Hier ist sie, vollendet, diese ärmliche, kleine hat. Im April 1867 war das Werk vollendet. Nachdem er Messe. Habe ich Geistliche Musik geschrieben oder eher diese Mühen auf sich genommen hatte, wollte er sicher- Verdammte Musik? Ich wurde geboren, um komische Opern stellen, dass kein anderer eine weitere Orchesterfassung zu schreiben, du weißt es nur zu gut! Nicht viel Wissen- schaft, ein kleines Herz, das ist alles. Sei gesegnet und ge- erstellen würde. So ließ der Komponist die autographen währ mir einen Platz im Paradies.“ Manuskripte beider Versionen der Petite Messe Solenn- elle verschwinden: die Version für zwei Klaviere und Für zwölf Stimmen angelegt (vier Solisten, die auch Harmonium (in der Form, die vermutlich der Orches- gemeinsam mit dem Chor singen, und acht zusätzliche trierung zugrunde lag) und die Version mit großem Or- Chorsänger) und für zwei Klaviere und Harmonium ge- chester. Zu Lebzeiten erlaubte er keine weiteren Auffüh- setzt, wurde die Messe mit einem geringfügig größeren rungen dieser beiden Versionen. Chor am 14. März 1864 vor geladenem Publikum urauf- Die Musik, die er ursprünglich für die Pillet-Wills geführt. Hiermit wurde die Einweihung des prächtigen, komponierte, ist heutigen Interpreten nun wieder zu- neuen Heims des Grafen und der Gräfin Alexis und Lou- gänglich. Philip Gossett ise Pillet-Will in der Rue de Moncey 12 gefeiert. Rossini (Übersetzung: Jutta Weis) wohnte dieser halböffentlichen Aufführung nicht bei, nahm aber am Nachmittag zuvor an der Generalprobe vor einem kleineren Publikum teil. Die Petite Messe Solennelle wurde im nächsten Jahr Gioachino Rossini noch einmal im Haus der Pillet-Wills aufgeführt. Die Petite Messe Solennelle. Fassungen für zwei Generalprobe wurde wieder an einem Sonntagnachmit- Klaviere und Harmonium tag abgehalten, Rossini war anwesend. Die eigentliche Hrsg. von Patricia B. Brauner und Philip Gossett Aufführung fand am nächsten Abend, dem 24. April Works of Gioachino Rossini, Band 2. 1865, statt. Vokalsolisten, Instrumentalisten und Diri- Bärenreiter-Verlag. Partitur Leinen, Kritischer gent waren dieselben wie 1864. Bericht (bereits erschienen); Dirigierpartitur, Dank des kürzlich entdeckten und sich immer noch Klavierauszug und Stimmen erscheinen im im Besitz der Pillet-Will-Familie befindlichen Manus- Mai 2010. kripts, wird nun deutlich, dass sich die Musik, die 1864 und 1865 aufgeführt wurde, in vielerlei Hinsicht von der Works of Gioachino Rossini: Die nächsten Bände: Musik unterscheidet, die wir heute von Rossinis auto- – Music for Band (Ende 2010) grapher Handschrift in der Fassung für zwei Klaviere – La cambiale di matrimonio (2011) und Harmonium kennen. Nicht nur, dass darin das So- – Songs for voice and piano (2011) pransolo „O Salutaris“ nicht enthalten ist, auch die er-

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Methusalem Ende April wird „Prinz Methusalem“ an der Staats- operette Dresden Premiere haben. Es ist die erste liebt Pulcinella Aufführung nach der Neuedition aus der Neuen Die turbulente Operette „Prinz Methusalem“ Johann Strauss Gesamtausgabe. Mit ihr ist die cha- von Johann Strauss otische Quellenlage geklärt.

Prinz Methusalem ist Strauss’ fünfte Operette, kompo- eigenen Wünsche durchzu- niert 1876 im Anschluss an die großen Erfolge der Fle- setzen. Und die sehen völlig dermaus und des Cagliostro in Wien. anders aus als die Pläne der Nachdem eine Aufführung der Fledermaus in Paris Väter. Als dann auch noch am Widerstand der Textdichter Meilhac und Halévy ge- in beiden Ländern die Be- scheitert war, konnte Johann Strauss nur mit La Reine völkerung revoltiert, kom- Indigo, der von Wildér und Delacour verfassten franzö- men die beiden Herrscher sischen Fassung seines Operettenerstlings, an der Sei- in eine missliche Lage … ne reussieren. Diesen Erfolg erhoffte er, mit Prinz Me- Die wenigen erhaltenen thusalem zu steigern. Die neue Operette sollte in fran- Seiten von Strauss autogra- zösischer Sprache komponiert und in Paris zur Urauf- pher Partitur spiegeln die führung gebracht werden. Das Wiener Carltheater woll- chaotische Planung wider. te das Stück nachspielen. Zu einer Aufführung in Paris Einen Teil der Nummern sollte es allerdings nie kommen. Das Stück wurde da- komponierte Strauss auf her eiligst ins Deutsche übersetzt und am 3. Jänner 1877 die französischen Verse. Wo am Carltheater herausgebracht. die Librettisten mit der Lie- Zum Inhalt: Eigentlich ist für die beiden Herrscher ferung des Textes säumig von Rikarak und Trocadero alles ganz einfach: Prinz waren, trug Strauss ledig- Methusalem von Rikarak soll Pulcinella, Tochter des lich die als Violinstimme Fürsten von Trocadero, heiraten, die Länder werden ver- konzipierte Melodie ohne einigt und die Zukunft ist gesichert. Text in die Singstimmen Noch kein Methusalem: Johann Strauss Doch als ganz so einfach erweist sich die Realität ein. Zu guter Letzt wurde nicht: Methusalem und Pulcinella verlieben sich nicht das Ganze mit der deutschen Übersetzung unterlegt, die nur ineinander, sondern sie beginnen auch noch, ihre häufig nicht auf den Gestus der bereits komponierten Musik passte. Die mit der Abschrift der Partitur betrauten Kopisten Johann Strauss waren nicht in der Lage, diese Widersprüche zu lösen, Prinz Methusalem. Operette in 3 Akten von Victor was zu einer Unzahl von Ungereimtheiten in der einzi- van Wildér und Alfred Delacour gen vollständigen Partiturabschrift führte. Der Erst- Deutsch von Carl Treumann druck des Klavierauszuges interpretierte die Unklarhei- Hrsg. von Michael Rot. Neue Johann Strauss ten auf andere, ebenso widersprüchliche Weise und Gesamtausgabe trägt daher zur Klärung der Missverständnisse nicht bei. Erstaufführung nach der Neuausgabe: 23.4.2010 Dass an dem Werk bis zur Uraufführung und auch Staatsoperette Dresden, Musikalische Leitung: danach noch mehrere Umarbeitungen vorgenommen Ernst Theis, Inszenierung: Adriana Altaras wurden, erhöht die Komplexität der Probleme nochmals. Personen: Sigismund, Fürst von Trocadero (Tenor), Mit der kritischen Gesamtausgabe ist es nunmehr Pulcinella, seine Tochter (Sopran), Vulcanio, gelungen, die Widersprüche aufzulösen und die einzel- Zeremonienmeister (Tenor), Carbonazzi, Conceils- nen Fassungen als Fassung A, Fassung B und Fassung C Präsident (Bass), Cyprian, Herzog von Ricarac zu definieren, die in der für die Neue Johann Strauss Ge- (Bariton), Sophistika, seine Gattin (Mezzosopran), samtausgabe üblichen Form (siehe den in der Partitur Methusalem, deren Sohn (Tenor), Trombonius, abgedruckten Fassungsartikel) in der Partitur darge- Komponist (Tenor), Mandelbaum, Abgesandter stellt sind. Damit konnte eine bezaubernde Musik, aus von Ricarac (Bariton), Feuerstein, Abgesandter von der Strauss später solche Highlights wie den Banditen Ricarac (Bariton), Nachtwächter (Bariton), 4 Bravos Galopp RV 378 oder den Walzer O schöner Mai RV 375 (Banditen; 2 Tenöre / 2 Bässe), Gasparo, Wirt gestaltete, in quellenkritischer und zugleich spielbarer (Bariton), Spadi, Wachtmeister (Tenor) Form vorgelegt werden. Orchester: 2,2,2,2 – 4,2,3,0 – Pk, Schlg – Str Erschienen ist die Neuausgabe in Form von Partitur, Verlag: Strauss Edition Wien, Vertrieb: Alkor Klavierauszug und Orchesterstimmen in allen Fassun- gen des Werkes. Michael Rot

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In Michael Rots Neuausgabe von Peter Tschaikowkys Meisteroper „Pique Dame“ sind erstmals alle Fassun- In neuem Licht gen des Werks in einem Band zusammengeführt. Tschaikowskys „Pique Dame“ erstmals in einer Viele Details erscheinen in einem neuen Licht und kritischen Ausgabe ermöglichen so quellenbasierte Aufführungen.

Über die Darstellung der Fassungen hinaus führten eine grundlegende Analyse des Werkes und der Ver- gleich mit zugänglichen Handschriften anderer Werke des Komponisten zu einer Neubewertung seines Kom- positionsstils und den damit verbundenen Eigenheiten seiner Notation. Die daraus resultierenden Erkenntnis- se lassen viele Details der Partitur in neuem Licht er- scheinen. Dynamische Angaben und Phrasierung wur- den auf Basis der Analyse einer kritischen Revision un- terzogen, tradierte Schreib- und Druckfehler wurden korrigiert. Die kritische Neuausgabe von Pique Dame liegt als Partitur aller Fassungen mit kongruentem Klavieraus- zug und Orchesterstimmen vor. Partitur und Klavieraus- zug sind in russischer Originalsprache mit Transkrip- tion in deutscher Lautschrift gesetzt. Michael Rot Peter Tschaikowsky

Mit der kritischen Neuausgabe der Oper Pique Dame ist es gelungen, erstmals alle Fassungen des Werkes in ei- Peter Tschaikowsky nem Band schlüssig darzustellen. Da Tschaikowskys au- Pique Dame tographe Partitur derzeit nicht zugänglich ist, beruht Oper in drei Akten op. 68 (1890). Libretto: Modest diese Ausgabe auf den Erstdrucken der Partitur und des Tschaikowsky (nach Alexander Puschkins gleich- vom Komponisten selbst arrangierten Klavierauszuges, namiger Novelle von 1833). Hrsg. von Michael Rot beide erschienen 1891/92 im Verlag Jurgenson. Alle (Kritische Neuausgabe) bereits publizierten und damit bekannten Details der Personen: Gräfin (Mezzosopran), Lisa (Sopran), autographen Partitur wurden in die kritische Revision Paulina (Alt), Gouvernante (Alt), Mascha (Sopran), mit einbezogen. Hermann (Tenor), Graf Tomski (Bariton), Fürst Die dargestellten Unterschiede der Fassungen be- Jeletzki (Bariton), Tschekalinski (Tenor), Surin schränken sich nicht auf die bekannte Transposition von (Bass), Tschaplitski (Tenor), Narumov (Bass), Hermanns Arie im letzten Bild der Oper, sie umfassen Zeremonienmeister (Tenor); Chor/Statisterie: vielmehr vor allem Tschaikowskys Überarbeitung der Wärterinnen, Gouvernanten, Ammen, Spieler, Tempoangaben. Daneben konnte aber auch das eine Kinder, Ballett: Amor, Hymen, Schäferinnen, oder andere interessante Detail neu eruiert werden. Zu- Schäfer sätzlich wurden Abweichungen zwischen den Fassun- Orchester: 3(Picc),2(Eh),2,BKlar,2 – 4,2,3,1 – Pk,Schlg gen festgestellt. – Hfe – Klav – Str; Bühnenmusik: KinderTrp, Die abweichenden Fassungen sind, wie in der Ver- KinderTr,Trp,Tr lagsgruppe Hermann üblich, im selben Ablauf darge- Verlag: Musikverlag Hermann, Vertrieb: Alkor stellt und mit Sprungzeichen versehen.

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Aus dem kompositorischen Umfeld von „Katja Kabanova“ stammt Leoš Janáčeks Fragment einer Sinfonie „Die Donau“. Nicht um eine musikalisch- pittoreske Ausmalung einer Flusslandschaft geht es Das Weib und das Wasser dem Komponisten hier, sondern um die mythische Leoš Janáčeks Sinfonie „Die Donau“ Verbindung von Frauenschicksalen und Wasser.

„Lichtgrüne Wellen der Donau! Es sind ihrer so viele und eine neben der anderen. Sie halten sich ineinander ge- hakt. Sie wundern sich, wo sie hingeraten sind: an tsche- chisches Ufer! Sieh ihnen stromabwärts nach und du hast den Eindruck, dass sie in ihrer Eile nachlassen. Es gefällt ihnen hier. Hierauf stütze ich mich mit meiner Sinfonie.“ So beschreibt Leoš Janáček die Idee eines Kom- positionsprojekts, das ihn 1923/24 beschäftigte. Jedoch blieb es nach weiteren Arbeiten 1926 unvollendet lie- gen. Seine „Sinfonie“ mit dem Titel Die Donau ist als fort- laufend notiertes, viersätziges Skizzenkonvolut in Par- titurform überliefert. Sie gehörte zu den Werken, die ihn bis zu seinem Tod beschäftigten. Die nun publizierte kri- tische Rekonstruktion der beiden Brünner Komponisten Miloš Štědroň und Leoš Faltus orientiert sich eng am ur- sprünglichen Manuskript. Ein ganzes Konglomerat von Motiven steht hinter dem unvollendeten Werk: Was zunächst wie ein Gegenstück zu Smetanas Die Moldau wirkt, entpuppt sich eben nicht als ein musikalisches Bilderbuch der Donau. Vielmehr durchzieht die schicksalhafte Verbindung von Frauen- geschicken, Wasser und Tod die Motivwelt des Stücks. (Foto: rachel/www.photocase.com) Es scheint kein Zufall zu sein, dass Janáček im Um- kreis der Oper Katja Kabanova, in der die Wolga als tod- mente, kleine wellenartige Figuren im ersten Satz, mo- bringender Strom eine fast mythische Rolle spielt, eine torisch stampfende Bewegungen im dritten sind offen- Donau-Sinfonie plante und diese inhaltlich mit Frauen- kundige Evokationen von Wasser. Und auch die inhalt- schicksalen verband: In den Skizzen fanden sich zwei liche, die literarische Ebene lässt sich mühelos entde- Gedichte, die Anregung für mehrere Sätze der Sinfonie cken. Das „Tremolo der vier Pauken“, das zu Janáčeks gegeben haben. In die Partitur des zweiten Satzes ko- ersten Inspirationen zählte, bezieht sich auf den zwei- pierte er „Die Ertrunkene“ von Pavla Křičiková, worin ein ten Satz. Unschwer lässt sich darin das Geschick der er- Mädchen bemerkt, dass sie beim Baden in einem Teich trinkenden Badenden nachvollziehen. „Lamentoso“ von einem Mann beobachtet wird. Voller Scham springt setzt gegen Ende des Satzes die Oboe über tremolieren- die unbekleidete junge Frau ins Wasser und ertrinkt. Die den Pauken ein, ihre sinkende Figur wird von der Flöte, Ecksätze gehen ebenfalls auf das Poem einer tschechi- dann den hohen Streichern übernommen und abgrün- schen Dichterin zurück, „Lola“, von der unter dem Pseu- dig gesteigert. Das Motiv des Ertrinkens – Lolas Verzweif- donym Alexander Insarov publizierenden Sonja Špálo- lung – kehrt im vierten Satz in der Klarinette wieder, vá. Es handelt von einer Prostituierten, die sich wün- bevor das Werk schroff und dramatisch endet. schen darf, was ihr Herz begehrt: Sie bekommt einen Ein besonderer Effekt ist der Einsatz einer Sopran- Palast, muss sich dann aber auf eine lange Suche nach stimme im motorisch getriebenen dritten Satz, deren ihm machen und wird schließlich von niemandem mehr Vokalisen meist parallel mit der Solooboe geführt sind, begehrt. Sie leidet, friert und wünscht sich nur noch ei- aber auch in Dialog mit anderen Stimmen gesetzt wird, nen warmen Ofen. Janáček fügt dem offenen Schluss sowie der Viola d’amore, die Janáček in mehreren Spät- seinen Vermerk „sie springt in die Donau“ hinzu. werken als eine Art „Stimme der Liebe“ einsetzte. Zu diesen konkreten literarischen Vorlagen kommt Marie Luise Maintz die mündliche Überlieferung Adolf Veselýs, der berich- tet, der Komponist habe „in Dunaj das Weib mit all sei- Leoš Janáček nen Leidenschaften und Triebregungen“ porträtieren Die Donau. Sinfonie (1923–1928) wollen. Der dritte Satz soll die Stadt Wien in Gestalt ei- Hrsg. von Miloš Štědroň und Leoš Faltus. Complete ner Frau charakterisieren. Critical Edition of the Works of Leoš Janáček H/3 Offensichtlich ist, dass Janáček in seiner Kompositi- Besetzung: Solo-Sopran – 4,2,Eh,3,BKlar,2,Kfag – on keine naiven Naturlyrismen anstrebt. Der Fluss Do- 4,0,3,1 – Pk – Hfe – Str (mit Viola d’amore solo) nau ist im Slawischen männlichen Geschlechts – „ten Dauer: ca. 17 Minuten Dunaj“ – und hat im Volkstum eine beinahe mythische Verlag: Editio Bärenreiter Praha, Aufführungsma- Bedeutung, ja oft auch eine todbringende Rolle. Die vier terial leihweise Sätze sind motivisch konzipiert. Klangmalerische Ele-

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Klarheit und Einfachheit waren wichtige Leitlinien für Giselher Klebe, der im Oktober verstarb. Seine Das Wichtigste Arbeiten, im Zentrum die Opern, waren von einer undogmatischen, aber kritischen Weltsicht geprägt. ist die Melodie Als Lehrer war er hoch geschätzt. Eine Erinnerung Erinnerung an Giselher Klebe (1925–2009) an einen Großen des 20. Jahrhunderts.

Am 5. Oktober 2009 ist Giselher Klebe nach schwerer Krankheit in Detmold verstorben. Seit Mitte der 1960er- Jahre hatte er seine Werke dem Bärenreiter-Verlag zur Publikation anvertraut, eine nicht alltägliche, über vier Jahrzehnte andauernde Zusammenarbeit an einem rund 150 Opusnummern zählenden Œuvre, das neben 14 Opern und acht Sinfonien zahlreiche konzertante Werke sowie Kompositionen aller Gattungen umfasst. Giselher Klebe wurde 1925 in Mannheim geboren und studierte in bei Josef Rufer und Boris Blacher. 1950 gelang ihm mit dem Orchesterwerk Die Zwitscherma- schine nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee ein erster großer Erfolg bei den Donaueschinger Musikta- gen. Die Kritik stufte seine Oper Die Räuber nach Schil- lers Drama 1957 als „stilistisch konsequenteste und ori- ginellste Opernpartitur“ seit Bergs Wozzeck und Schön- Im Süden: Giselher Klebe (Foto: Sonja Klebe) bergs Moses und Aaron ein. Im gleichen Jahr wurde Kle- be als Nachfolger von Wolfgang Fortner Dozent und ab formuliert – ein klingender Vorgang, der vielleicht durch 1962 Professor für Komposition und Tonsatz an der beigefügte Texte zu dem wird, das wir als ,heiter‘, ,trau- Hochschule für Musik in Detmold. Dieser Stadt, deren rig‘ oder was auch immer bezeichnen. Warum es so ist, Ehrenbürger Klebe war, blieb er treu, wenngleich ihn vermag ich nicht zu beantworten, doch scheint es offen- seine Liebe zu Italien immer wieder gen Süden gezogen sichtlich leichter zu sein, ein elegisches, trauriges Stück hat. zu komponieren als ein heiteres. Das mag auch daran Als hoch geschätzter Lehrer hat er vielen erfolgrei- liegen, dass es nicht so viele komponierbare heitere Tex- chen Komponisten, darunter Matthias Pintscher, den er te gibt. Besonders hier muss man den gesungenen Text bereits als Jugendlichen in seine Meisterklasse aufge- Silbe für Silbe verstehen können. Es gehört mit zu den nommen hatte, das notwendige Handwerkszeug und schwersten Aufgaben, einen Text so zu komponieren, die produktive Verunsicherung des kritischen Gesprächs dass er auch gesungen verstanden werden kann.“ von Autor zu Autor mit auf den Weg gegeben. Im per- Am Ende jenes Gesprächs griff Klebe überraschend sönlichen Umgang zeichnete sich Klebe durch eine be- zu seinem Portemonnaie, um mit großer Vorsicht ein sondere Liebenswürdigkeit und Geradlinigkeit aus. schon leicht brüchig gewordenes Papier herauszufin- Klebe vertrat einen ausgesprochen undogmatischen gern. Auf dem Zettel, den Klebe ganz offensichtlich ästhetischen Standpunkt: „In meiner Musik kannte ich schon seit vielen Jahren bei sich getragen hatte, war eine nur eine Leidenschaft: die zur Klarheit, zu der mir größt- Maxime des Komponisten Darius Milhaud zu lesen: „Das möglichen Einfachheit. Im Zentrum meiner Arbeit steht Wichtigste ist das Vitale, die Melodie, die leicht zu be- die Oper, ausschließlich konzentriert auf die Form, in der halten sein, gesummt und auf der Straße gepfiffen wer- der singende Mensch im Mittelpunkt steht.“ Wie weit den muss. Ohne dieses fundamentale Element kann die die Gattung Oper für Klebe auf anderes ausstrahlt, geht Technik in der ganzen Welt nur ein toter Buchstabe aus einem Gespräch über das konzertante Genre hervor: sein.“ „Für mich ist ein Konzert immer – insofern spielt die In den letzten Monaten seines Lebens beschäftigte Oper auch dort hinein – von Anfang an ein dramatischer ihn – wenn es seine Krankheit zuließ – sein fragmenta- Dialog.“ risch hinterlassenes Opernprojekt nach Ödön von Hor- Ungefähr im gleichen Alter, in dem Verdi seinen Fal- váths Die Unbekannte aus der Seine. Bezeichnend sind staff schuf, schrieb Klebe 2007 den heiteren Dreiakter die letzten Worte, die Giselher Klebe vertont hat (es geht Chlestakows Wiederkehr nach Gogols Der Revisor, der um eine Rose, die die Unbekannte kaufen möchte). Die im Landestheater Detmold sehr erfolgreich das Licht der Unbekannte: „Nur eine. Bei uns draußen wächst das Welt erblickte. Am Ende singt das komplette Ensemble überall. Besonders ist da so ein schmaler Weg, der führt – ganz im Sinne Verdis – „Die ganze Welt ist ein Toll- zum Friedhof, wo die weißen Blumen blühen. haus!“ Manchmal sehne ich mich zurück.“ – „Nach dem Fried- Warum erst so spät eine heitere Oper? „An sich ist hof?“ Michael Töpel Musik weder heiter noch traurig, sie ist – ganz nüchtern

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Drei neue kammermusikalische Werke von Miroslav Srnka erleben im Frühjahr ihre Urauffüh- rung: „Coronae“ für Solohorn, „Tree of Heaven“ für Streichtrio bei den Wittener Tagen für neue Kam- Himmelsbäume mermusik und „Escape Routines“ für Klarinette, Neue Kompositionen von Miroslav Srnka Streichtrio und Harfe beim Prager Frühling.

Ein Horn, surreal und virtuos Wiederholungen in schleichendem Zerfall

Der Titel Coronae spielt mit dem Wortstamm des Instru- In Escape Routines für Klarinette, Harfe und Streichtrio, mentennamens „cor“ und suggeriert zugleich Bilder das Miroslav Srnka im Auftrag der Terezín Chamber vom schimmernden Gold einer Krone, vom Kranz einer Music Foundation für den Prager Frühling komponiert, Sonnenfinsternis – also einem fast unwirklichen Leuch- herrscht ebenfalls eine Dreierkonstellation: Die Vokali- ten in weiter Ferne. Miroslav Srnkas Komposition für tät der Klarinette, die Körperlichkeit des Streichtrios und Solohorn setzt mit verdeckten, weit entfernt klingenden die Fülle des Harmonieinstruments Harfe werden in ei- Linien ein. Das Tonmaterial der gesamten Komposition nen Ablauf eingebunden, in dem es um Rituale, Wieder- gewinnt Srnka aus den Obertönen der dritten Oktave, holungsstrukturen geht. „Dieses Stück handelt von der einer eigentümlichen Skala, die mit einer großen Sekun- Energie dessen, was wiederkehrt und doch nie das Glei- de beginnt und mit einer kleinen endet. Aus den Linien che ist. Und es geht schließlich um das Zerbrechen die- im vierfachen Pianissimo gehen stärker rhythmisierte ser Wiederkehr, die Erfüllung des Erwarteten oder auch Bewegungen hervor, tropfend wie Wasser – auch hier um die Überraschung“. Das Durchbrechen des Bekann- heißt die Anweisung „surreal“, bis dann virtuose Kas- ten ist ein Vorgang, der Katastrophe oder Aufbruch sein kaden das Geschehen in die Nähe holen. Srnka interes- kann. Mithin operiert Srnka hier mit Wiederholungen, sierte in diesem Stück die klangliche und stilistische die schleichend vom Zerfall unterminiert werden und „Freiheit“ des Instruments, im Sinne einer natürlichen schließlich in einen vollständigen Bruch führen: „Die Tongebung: „Unter den Blechinstrumenten ist das Horn Sicherheit des Verlässlichen geht verloren, und es wird das freieste oder natürlichste, da es im Klang am we- eine Freiheit gewonnen, die aus einem Zerbrechen von nigsten vom wuchtigen romantischen Instrumenten- Zwängen gewonnen wird und die anfangs nicht denk- bau belastet ist, so dass immer das Naturinstrument bar war. Mir geht es gerade um die Schönheit des Zer- durchscheint.“ Und so kombiniert Srnka die Obertonrei- falls.“ Marie Luise Maintz he über verschiedenen Fundamenttönen und in wech- selnden Registern für eine eigene, spannende Melodik, die fern ist von jeglicher bekannten Semantik, geheim- nisvoll wie ein Scheinen am fernen Himmel. Das Stück ist dem Andenken an Slavický gewidmet, den Miroslav Srnka – aktuell 2009 verstorbenen Lehrer Miroslav Srnkas. Im Rahmen eines Fellowships von Aldeburgh Music erarbeitet Srnka zusammen mit dem austra- Psychologie einer Dreierbeziehung lischen Regisseur Matt Lutton eine abendfüllende Kammer- „Das Wesentliche am Streichtrio ist für mich die Indivi- oper nach dem Sujet von Isabel dualität der jeweiligen Stimme, anders als im Streich- Coixets Film The Secret Life of quartett, das schon ein homogenes Ensemble bilden Wordsds. +++ Coronae für Solohorn kann“, sagt Srnka über die Besetzung seines neuen wurde von Saar Berger im Kon- Werks für Violine, Viola und Violoncello. Während es zert „30 Jahre Ensemble Modern“ ihm im Streichquartett und zuletzt in seinem Klavier- in der Alten Oper Frankfurt ur- quintett pouhou vlnou um einen Klangstrom ging, um aufgeführt (16.3.2010). +++ Für die die Homogenität des Gesamtklangs, macht er in Tree of Wittener Tage für neue Kammer- Heaven das solistische Prinzip zum Konzept: Die Wel- musik komponiert Miroslav Srn- ten dreier Personen treffen aufeinander und werden im ka das Streichtrio Tree of Hea- Klang abstrahiert, drei Individuen interagieren, jedes venen, das von Ernst Kovacic, Ste- hat seine Stimme. Mithin ist Tree of Heaven ein Stück ven Dann und Anssi Karttunen über die Psychologie einer Dreierbeziehung – ein Ge- gespielt wird (25.4.2010). +++ Als spräch von drei Charakteren mit einem spezifischen Auftrag der Terezín Chamber Spannungsverlauf. Und über diesen gibt der Titel Aus- Music Foundation und des Festi- kunft: „Es ist ein Baum, den es in China überall gibt. Ei- vals Prager Frühling 2010 komponiert Srnka Escape gentlich ist es paradox, dass der Himmelsbaum eine Routines für Klarinette, Violine, Viola, Violoncello Pflanze ist, die überall auf dem Land wächst. Etwas Fried- und Harfe. Die Uraufführung in Prag spielen Tho- liches, das sich anbietet, nur gesehen werden muss – und mas Martin (Klarinette), Si-Jing Hang (Violine), das die Instrumente in ihrem Gespräch lange nicht ,se- Mark Ludwig (Viola), Sato Knudsen (Violoncello) hen‘. Diese Bäume sind allgegenwärtig in Peking, wo ich und Kateřina Englichová (Harfe) (28.5.2010). am 4. Mai 2009 das Stück angefangen habe.“

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Die Wüste steht im gedanklichen Brennpunkt von Beat Furrers neuem Musiktheaterprojekt, das am 15. März in Basel uraufgeführt wurde – die Wüste als Ort des vollkommen Fremden, des Nicht-Seins, Ortloser Ort, zeitlose Zeit der Erinnerungslosigkeit, des Todes. Beat Furrer öff- Beat Furrers Musiktheater „Wüstenbuch“ für Basel net Fenster zu diesem „ortlosen Ort“.

Die Wüste – Fluchtpunkt und Projektionsfläche manprojekts Todesarten. Darin werden die „Fälle“ von Frauen aufgerollt, die im scheinbaren Schutz einer Ehe Alles ist anwesend. Das Drama ist bereits passiert. Mit oder Beziehung von ihren Partnern zerstört werden. dramatischen Konzeptionen der Gleichzeitigkeit arbei- Bachmann reiste als Kranke, Versehrte, in der Folge des tet Furrer seit dem Musiktheater Begehren (2003). Die Bruchs mit Max Frisch gedemütigte und beinahe zer- Vorstellung der auf einen Moment komprimierten Er- störte Frau. Ihre Reise in die Wüste hatte Züge einer Läu- zählung wird musikalisch in einer komplexen Matrix terung und Rückkehr ins Leben. Das dokumentieren Sze- komponiert, die gleichsam in Raum und Zeit projiziert nen wie ihre Reise nach Wadi Halfa im Sudan, unmit- wird, Linienfiguren und Bewegungsmodelle, die über- telbar bevor die Stadt für den Assuan-Staudamm geflu- einander gelagert und durch Filter hervorgeholt oder tet wurde, wo ihr elementare Erfahrungen wie Hunger, ausgeblendet werden. Ein poetisches Bild dafür wurde Durst, ein schweigendes Essen mit anonymen Wohltä- in Fama (2005) titelgebend: das Bild der mythischen Fi- tern ihre Lebendigkeit bewusst machten. Vor allem aber gur, in deren Haus alle Geschichten der Welt widerklin- war ihre Reise eine Begegnung mit Phantomen und gen, ist eine Metapher für das Komponieren und form- Opfern: Die als Leichenschändung empfundene Ausstel- gebend für die Konstruktion des musikalischen Erzäh- lung von Mumien im Ägyptischen Museum, die Schil- lens. Mit Wüstenbuch erhält dieses gleichzeitig Anwe- derung einer wahnsinnigen Frau, die wie ein Tier am sende allen Geschehens, man könnte auch sagen: Ewi- Strick an ihren eigenen Haaren durch die Stadt gezogen ge, das Beat Furrer im Übereinanderlegen von textlichen wird, die Begegnung mit dem Phantom am Schwarzen und klanglichen Schichten komponiert, eine neue Meer: „Ägypten ist voll zerbrochener Gottesvorstellun- Bildlichkeit. Die Wüste ist Symbol für alles, was nicht gen …“ ist, eine negative Projektionsfläche und ein Fluchtpunkt gleichermaßen. In Wüstenbuch setzt sich die Erzählung einer Reise Nahtstelle zwischen Diesseits und Jenseits in die Wüste aus verschiedenen Textschichten zusam- men: Szenen aus Ingeborg Bachmanns gleichnamigem Eine weitere Folie von Wüstenbuch ist ein Libretto, das Fragment, verschränkt mit einem Text und Szenario von von Händl Klaus ausdrücklich als „Geröllhalde“ für Beat Händl Klaus und weiteren Texten von Lukrez, Macha- Furrer geschaffen wurde. Die Äußerungen finden, so do, Valente, Apuleius und dem Papyrus Berlin 3024. Händl Klaus, gedanklich „an einer Membran zwischen Keimzelle für Furrers Arbeit an Wüstenbuch waren alt- Dies- und Jenseits“ statt, in stets größter Bedrohung, Ge- ägyptische Texte, auf die der Ägyptologe Jan Assmann fährdung, hoch gespannt und in gleißender Hitze emp- den Komponisten aufmerksam machte. In die Kompo- funden. „An dieser Nahtstelle zwischen Diesseits und sition eingeflossen ist schließlich der berühmte Papy- Jenseits ergibt sich unbedingte Kommunikation – die rus Berlin 3024, das „Gespräch eines Mannes mit seinem Seele ist ‚wesentlich‘ geworden, man ist in einen ‚ent- Ba“. Die diesseitige Seele, Ba, die den Menschen zu Leb- zündlichen Zustand‘ geraten. Und so ist auch die Spra- zeiten begleitet und ihn im Tod verlässt, diskutiert mit che von diesem Empfinden des Drüben an die ‚Grenze‘ ihrem „Ich“, das in größter Verzweiflung von seiner Ein- getrieben, durchlässig.“ Die Dialoge sind ein stark rhyth- samkeit berichtet, und versöhnt es mit der Vorstellung misiertes Ineinander von Sätzen oder Satzfragmenten. vom Tod. Das Gespräch mündet in eine hochpoetische Die Sprecherinnen nehmen einander das Wort aus dem Vision vom Tod als Heimkehr. „Der Tod steht heute vor Mund. Die Sätze der Männerstimme sind syntaktisch mir, wie wenn ein Kranker gesund wird …“ Die Frage verschraubt wie ausformulierte Gedankenwindungen. nach dem Tod, der für die Ägypter gleichbedeutend mit Die Temperatur der Texte ist hoch, sie sprechen von der dem Vergessen ist, und dem ganz Fremden ist eine der Gefahr, verwundet zu werden, und von extremen Sin- Schichten der Komposition. Die Angst vor dem Verges- nesempfindungen: „Mein Gesicht liegt wund, mein sen ließ jene Hochkultur entstehen, deren Monumente Mund öffnet sich nicht mehr …“ (Szene VIII). heute noch für uns sichtbar sind – das Reich des Todes, „Auf der Suche nach dem Fremden, das es eigentlich von den Ägyptern auf der westlichen Seite des Nils an- nicht mehr gibt“, so umreißt Beat Furrer das Thema von gesiedelt. Wüstenbuch. „Der Nächste ist der Fremde, der neben Dir Ingeborg Bachmann stellte in einem „Wüstenbuch“ wohnt. Aber den Fremden im Sinne von einem Bewoh- betitelten Konvolut Szenen einer 1964 unternommenen ner des anderen Raumes gibt es nicht mehr. Die Wüste Reise nach Ägypten zusammen und plante, diese mit ist der Zerfall dieser Struktur, der Nicht-Ort. Der Ort wird Eindrücken aus der Großstadtwüste zu ver- aufgelöst durch das ständige Reisen heute. Für diese schränken. In weiteren Fassungen werden die Erlebnis- Ortlosigkeit ist die Wüste eine Metapher, für die Auflö- se immer wieder neu ausgearbeitet, etwa einem „Ägyp- sung sozialer Strukturen. Es war schon bei den Alten so, tische Finsternis“ überschriebenen Kapitel des Frag- dass sie den Nicht-Ort, den Tod, auf der anderen Seite ments Der Fall Franza, und sind Teil ihres großen Ro- des Nils in der Wüste gesehen haben. Für uns ist es das

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absolute Vergessen sozialer Verantwortung und Struk- turen, die Zerstörung des Raumes. … Immer wieder die Versuche, sich zu erinnern. In dieser Wüste gibt es eini- ge Fragmente einer vergangenen stabilen Kultur, die diese Raserei und Geschwindigkeit noch nicht gekannt hat. Das sind nur noch Fragmente, die wir versuchen, zu entziffern. Die Protagonisten versuchen, etwas zu ent- ziffern, zu lesen, was nicht mehr lesbar ist.“ Als eine Art inneres Szenario von Wüstenbuch kann man eine Reise in zwölf Etappen sehen. Menschen auf der Suche nach dem Fremden, nach den Ursprüngen der Kultur, begegnen den Fantasmen der Vergangenheit. Die Komposition vollzieht sich als eine Entwicklung hin zum äußersten Vergessen: Sie gipfelt im Ausgesetztsein in der Wüste und dem Verlust jeglicher Erinnerung und im Zerfall des Identitätsgefühls. Das Subjekt ist ausgelöscht, Teil eines abstrakten Kosmos, in dem physikalische Teil- chen einen Tanz von Anziehung und Abstoßung voll- ziehen. Im Abgesang scheint die ferne Utopie von einem Die Zeit wird zum Raum. Szenenfoto aus der Basler Uraufführungs- bloßen Miteinander, Menschsein auf. inszenierung von Beat Furrers „Wüstenbuch“ (Foto: Judith Schlosser) Doppelgängerfiguren, Phantome gehören zum Per- sonal von Wüstenbuch, musikalisch thematisiert im Spannungsfeld von Gesangs- und Sprechstimme. Mu- Beat Furrer – aktuell sikalischer Prozess ist eine Entwicklung vom Gesproche- nen und dem instrumentierten Gesungenen, also der Beat Furrers neues Musiktheater Wüstenbuch nach Abwesenheit der Stimme, über die Kombination vielfäl- Texten von Händl Klaus, Ingeborg Bachmann u. a. tiger vokaler Formen bis hin zum reinen solistischen wurde am Theater Basel in der Regie von Christoph Gesang. Impliziert das Bild der Reise in die Wüste eine Marthaler uraufgeführt (15.3.2010). Bei Maerzmusik formale Prozessualität, so wirken die Szenen doch wie Berlin fand die deutsche Erstaufführung statt. (27./ Fenster, die sich auf ein Geschehen öffnen. Zeit, das 28.3.2010) +++ Bei den Wittener Tagen für neue Nacheinander von Ereignissen wird gleichsam verräum- Kammermusik 2010 werden Xenos-Szenen für licht. Insofern ist der Blick in ein Haus oder Hotel, das Chor und Ensemble durch das Klangforum Wien die Uraufführungsinszenierung von Christoph Martha- anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums aufgeführt ler eröffnet, ein kongeniales Bild. (25.4.2010). +++ Das Ensemble Contre-champs spielt beim Festival Acanthes in Metz „Lotófagos“-Szenen für zwei Soprane und Ensemble (3.7.2010). +++ „Xenos III“: Versuch über das Fremde Beim Musikfest Berlin wird Begehren in einer kon- zertanten Fassung mit dem Ensemble Modern und Im Zentrum des kompositorischen Interesses von Beat der Schola Heidelberg aufgeführt (7.9.2010). +++ Die Furrer steht „der Weg vom Sprechen zum Singen, der Alte Oper Frankfurt veranstaltet bei ihrem Festival Raum zwischen Sprache und Stimme“. In Xenos III für „Auftakt 2010“ ein Komponistenporträt Beat Furrer. Streicher und Schlagzeug, das vom Ensemble Resonanz Die Junge Deutsche Philharmonie bringt dabei ein in Wien uraufgeführt wurde, komponiert Furrer die „In- Neues Werk für Orchester zur Uraufführung, das strumentierung“ eines Textes von Händl Klaus, ein Er- Ensemble Modern spielt BegehrenBegehren. Unter Leitung gebnis von Sprachanalysen. Die klangliche Gestalt des von Hans-Klans Jungheinrich findet „Stimmen im Textes, der in sich rhythmisiert eine eigene Art von Me- Raum. Ein Symposion für und mit Beat Furrer“ statt lodie schafft, fließt in die Komposition ein. Der Strei- (17.–26.9.2010). +++ Bei Kairos Music ist eine CD mit chersatz ist in einzelne Stimmen aufgefächert, das so- Furrers Streichquartett Nr. 3 mit dem KNM Berlin listische Schlagzeug, die Pauke, wird zum „Sprecher“ und erschienen. ihre Resonanzen gleichsam zu einer eigenen Aura für den in sich verschränkten Satz. Ein weiterer Versuch über das „Fremde“, wie die Übersetzung des griechi- schen Worts „Xenos“ lautet. Marie Luise Maintz

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Mit den „Chants de Maldoror“ schuf Isidore Ducasse alias Lautréamont eine Figur des absolut Bösen. Ins Zentrum seiner Oper „Maldoror“ für die Münchner Ozeanische Abgründe Biennale stellt Philipp Maintz den Konflikt zwischen Der Dichter des Bösen: Philipp Maintz und seine dem Dichter und dem von ihm selbst geschaffenen Oper„Maldoror“ Ungeheuer.

„Seine Seele brannte. Er entdeckte die Hölle in uns, die herkommen. Das war in meiner Vorstellung nur in einem Hölle, die wir sind, die Hölle der Existentialisten. Vor ihm abstrakt-artifiziellen Rahmen möglich“ (Philipp Maintz). war die Hölle der Literaten eine außermenschlich un- Wie lässt sich ein Stoff, der in überbordender Bilder- terweltlich lokalisierte Bühne, aus Kulissen des Schre- fülle Grässliches, Abstoßendes schildert, auf die Bühne ckens errichtet. (…) Lautréamonts Hölle war nicht hypo- bringen, noch zudem in der „schönen“ Kunstform Oper? thetisch, sie brauchte die Kulisse nicht, sie war sein Sein, sein Leben und war der uferlose Ozean seines Denkens und seiner Wortmächtigkeit“ (Wolfgang Koeppen). Das Böse auf der Bühne Isidore Ducasse, der 1846 in Montevideo geboren wurde und als Siebzehnjähriger nach Paris kam, gilt als „Groß- Philipp Maintz und sein Librettist Thomas Fiedler schaf- vater des Surrealismus“. Völlig abgeschnitten vom öf- fen eine spannungsreiche Konstellation: der Dichter fentlichen literarischen Leben schuf der junge Mann Lautréamont (der ja wiederum eine Erfindung von Du- unter dem Pseudonym Lautréamont fünf Jahre lang sei- casse ist) gebiert mit Maldoror eine Figur, die das abso- ne Chants de Maldoror, einen Roman oszillierender Bil- lut Böse verkörpert. Maldoror trägt Züge von Mephisto, derfülle, deren groteske Gedankenwelt ihresgleichen Erlkönig oder anderen Gestalten, die als Dämonen, Ver- sucht, und die vom Haiweibchen, mit dem Maldoror ko- führer, Zerstörer in der Literatur existieren. Lautréamont puliert, bis zum Haar Gottes reicht, das in einem Bordell wird von seiner Figur zunehmend vereinnahmt und gefunden wird. Dem Autor brachten sie erst im 20. Jahr- schließlich zerstört. In dem Moment, wo er sich von hundert Ruhm, als „schwarzer, zerschmetterter Erzen- Maldoror befreien will, bringt dieser ihn um. gel von unsagbarer Schönheit“ (Maurice Maeterlinck). Eine erzählende Instanz ist in den Maldoror-Gesän- „Für mich war von Anfang an klar, dass diese Oper gen vorhanden, die Fiedler und Maintz in einer „voix de ein hoch artifizielles Gebilde sein muss und eine gewis- soprano“ personifizieren. Sie schwebt in ihrer Vorstel- se Hermetik hat. Bei der Arbeit an der Musik herrschte lung „auf einer Schaukel, wie auf einem Gemälde von in meiner Empfindung eine kühl bläuliche Farbe vor. Es Hieronymus Bosch, über der Szenerie “ und kommen- lag natürlich ein großer Reiz darin, eine Form für die tiert letztlich innerlich unbeteiligt die Handlung. Sie ist Inhalte zu finden, die eine kaum zu überbietende Bru- es auch, die jenen zentralen Ozeangesang formuliert, in talität haben, aber sprachlich unglaublich elegant da- dem das Geschehen vorgezeichnet wird: Der Ozean als abgründige ewige Instanz wird der menschlichen Na- Philipp Maintz – aktuell tur entgegengesetzt. Das Bild von zwei Liebenden, die sich aufgrund einer Nichtigkeit entzweien, nimmt das Philipp Maintz ist vom Beauftragten der Bundes- Spiel von Anziehung und Abstoßung zwischen Lautréa- regierung für Kultur und Medien mit dem Stipen- mont und Maldoror vorweg. „Der Ozeangesang ist die dium der Deutschen Akademie Rom Villa Massi- Trägerschicht, wie der Urschlamm, aus dem die Figuren mo für 2010 ausgezeichnet worden. Zudem war er entsteigen“, so der Librettist Thomas Fiedler. Der Haupt- 2009 Stipendiat der Akademie Solitude in Stutt- handlung setzt er in Binnenszenen die Erzählung von gart. +++ Philipp Maintz’ jüngstes Orchesterwerk einer Familie entgegen, an der das Böse sich exemplifi- archipel wird bei ars musica in Brüssel vom Or- ziert: Ein Kind im Tuilerien-Park wird von Maldoror erst chestre Philharmonique du Luxembourg unter Ar- heimgesucht und zu Hause schließlich – unbemerkt von turo Tamayo aufgeführt (28.3.2010). +++ Bei der seinen ins Gebet versunkenen Eltern – umgebracht. „In Münchner Biennale wird die Oper Maldoror nach dieser Handlung wird das dem ganzen Stoff zugrunde- Lautréamont uraufgeführt. Die musikalische Lei- liegende Thema der Moralität, das in letzter Konsequenz tung hat Marcus R. Bosch, die Inszenierung verant- auf die Frage nach der Theodizee zielt, anhand einer Er- wortet Georges Delnon (27.4.2010). Am Theater Aa- zählung verdeutlicht, die in höchst empfindlicher Wei- chen ist die Oper ab 8.5.und am Theater Basel ab se die Begegnung mit dem Bösen schildert. Es gibt kaum 14.10.2010 zu erleben. +++ Das Ensemble Alter- ein größeres Verbrechen als das an der Unschuld eines nance spielt im Goethe-Institut Paris die Urauffüh- Kindes“ (Thomas Fiedler) . rung eines Neuen Werks für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier (27.5.2010). Die Deutsche Erstaufführung ist am 5.6.2010 in Bre- Klare Zeichen men. +++ Das Fontana Mix Trio spielt die italieni- sche Erstaufführung von tourbillon. musik für Die Oper begegnet der Bilderfülle und offenen Gestal- violine, violoncello und klavier (2008) im Goethe- tung des Romans mit einer stringent konzipierten Form Zentrum Bologna, und anschließend in der Villa und nachvollziehbaren Geschichte. Auch die musikali- Romana Florenz (3./4.10.2010). sche Gestaltung zielt auf klare Zeichnung. Nachdem das erste Bild dem Entstehen der Doppelfigur Lautréamont/

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(Foto: princessa/www.photocase.de)

Maldoror gewidmet ist, illustrieren die Bilder 3 und 5 das den wurde. Er hatte, im Anschluss an sein Werk über das Ineinander von Faszination und Machtkampf der bei- Böse, eine Dichtung über das Gute begonnen, in dem „die den Figuren, das im siebten und letzten Bild im Mord Schwermut durch den Mut, der Zweifel durch die Gewiss- an Lautréamont gipfelt. Diese Bilder sind musikalisch heit, die Verzweiflung durch die Hoffnung, die Bosheit auf Klangsinnlichkeit und Fülle angelegt, im Unter- durch das Gute, die Klagen durch die Pflicht, die Skepsis grund des Orchesters bildet sich die Weite und Tiefe des durch den Glauben, die Sophismen durch kühlen Gleich- Ozeans ab. Lautréamonts Partie beginnt gesprochen. mut und der Hochmut durch die Bescheidenheit“ ersetzt „Gesprochenes hat in der Oper den Ton des Unberühr- werden sollte. Irgendwann im 20. Jahrhundert tauchte ten. Lautréamonts Rolle geht erst allmählich in Gesang dann die Theorie auf, der Dichter sei von seiner Figur über, in dem Maße, wie er in seine Geschichte selbst ein- getötet worden. „Und von Lautréamont ist“, wie Fiedler steigt, Teil der Welt wird, die er geschaffen hat, und die ausführt, „ja tatsächlich genau dies übrig geblieben: Sei- sich in den Wahnsinn hineinschraubt. Auch die Partie ne Figur des Maldoror, die zeigt, dass das Gute unmög- des Kindes ist fast ausschließlich gesprochen“ (Maintz). lich ist.“ Marie Luise Maintz Die Binnenerzählung von der heimgesuchten Fami- lie, die Philipp Maintz sich „klaustrophobisch, wie eine Philipp Maintz Idylle im Goldrahmen“ vorstellt, ist kammermusikalisch Maldoror. Oper in sieben Bildern gehalten, Bild 4 beginnt gar a cappella, bis sich Maldoror Uraufführung: 27.4.2010 München (Biennale für dem Kind nähert. Ebenso bewegen sich die Stimmen der Neues Musiktheater) Eltern in einem engen Rahmen, sind formelhaft, fast Sinfonieorchester Aachen, Musikal. Leitung: gespenstisch eng. Die einzige Gesangsstelle des Kindes Marcus R. Bosch, Inszenierung: Georges Delnon ist von perfider Doppelbödigkeit. Es singt in aller Un- Weitere Aufführungen: 29. und 30.4.2010; schuld das Kinderlied von der Alouette, der Lerche, de- Theater Aachen: 8., 11., 15., 23., 27., 30.5.2010; ren Kopf, Federn, Schnabel ausgerupft werden. Theater Basel: Premiere: 14.10.2010 All das wird von den Kommentaren der „voix de sop- Personen: La voix de soprano (Sopran), Maldoror rano“ begleitet, einer extremen Partie bis zum dreige- (Bariton), Lautréamont (Bass-Bariton), La mère strichen Fis, die jedoch „unaufgeregt, immer elegant (Mezzosopran), Le père (Tenor), L’enfant (Kinder- singt, sich nicht aus der Ruhe bringen lässt“. Die Stim- stimme) me bleibt, der Dichter stirbt, die literarische Figur des Orchester: 2 (2 Picc), 2 (Eh), 2 BKlar, 2 (Kfag) – 2,2,2 Bösen überdauert – anspielungsreich greift der offene (TPos, BPos),1 – Schlg (3) – Hfe – Klav (Flügel) – Str Schluss das rätselhafte Ende des tatsächlichen Dichters Verlag: Bärenreiter, Aufführungsmaterial leihweise Ducasse auf, der 1876 tot in seinem Zimmer aufgefun-

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In „Songs from Solomon’s garden“ vertont Matthias Pintscher erneut einen Gesang aus dem „shir ha- shirim“, dem Hohelied Salomos. „Occultation“, den dritten Teil des Zyklus „sonic eclipse“, führt das Salomos Garten Klangforum Wien bei den Wittener Tagen für neue Matthias Pintschers neue Werke Kammermusik auf.

Songs from Solomon’s garden

„Ausgangspunkt der Komposition ist der Text: Aura, Archaik und Intensität der Lieder in ihrer Verdichtung. Die Sprache ist so ausdrucksvoll, weil sie so komprimiert ist. Die Wörter sind Inseln von Ausdruck, sie kreisen in sich selbst und sind so gehaltvoll, dass jedes Wort zum nächsten strahlt. Es ist so viel Platz für Klang darin, für Musik. Der Text erlaubt anderen Parametern, dem Klang, sich dazuzugesellen, ohne die Autonomie der Worte zu korrumpieren“ (Matthias Pintscher). In ihrer Schönheit, Rätselhaftigkeit und Vieldeutigkeit hat kaum eine Dichtung in der abendländischen Kultur über mehr als zwei Jahrtausende hinweg eine solch un- gebrochene Faszination ausgeübt – genuine Liebesdich- tung für die einen, bildreiche Metapher für die Bezie- hung Gottes zu seinem auserwählten Volk für die ande- ren. Das shir ha-shirim, das „Lied der Lieder“ ist ein fa- cettenreicher Gesang an die Liebe selbst, ihr hoher Ton scheint doch ganz irdisch alle Tiefen der Leidenschaft zu kennen. Matthias Pintscher vertonte zunächst 2008 den fünften Gesang in she-cholat ahava ani (Wie liebes- krank ich bin) für gemischten Chor a cappella und nun mit Songs from Solomon’s garden für Bariton und Kam- merorchester den zweiten Gesang, der zu den hellsten der acht Lieder gehört. Und ist der Text voll Frohlocken, Ausrufen und Beschwörungen, so enthält er doch ebenfalls jenen Satz – „wie liebeskrank bin ich“ – der davon erzählt, dass die Liebe auch Leiden kennt und dass derjenige, der hier singt, auch einen Zustand ohne Lie- be erfahren hat. Dieses „ki cholat ahava ani“ ist die ein- zige Textstelle, die Pintscher in seiner Komposition wie- derholen lässt, wie ein Ausrufungszeichen hinter einer zentralen Formel. Im Text sind mehrere Sprecher erkennbar, ein Mann König Salomo in seinem Garten. Persischer Meister des 16. Jahr- und eine Frau, ein ständig mäanderndes Wechseln der hunderts. British Library London Perspektive, das nahelegt, dass der Text selbst die Be- gegnung ist. Dieses Spiel der Rollen wird in Pintschers Komposition in den Dialog zwischen Baritonstimme pression vollziehen, in orchestrale Fortführungen – zwei und Orchester gelegt, das sich wie eine Projektionsflä- Zwischenspiele und ein Epilog –, die das Gesagte unter- che um den Text herumschmiegt. „Die hebräische Spra- streichen, Bilder fortführen. „So viel sei verraten: Wenn che gibt rhythmische und gestische Patterns vor, die für das letzte Wort gesprochen ist, öffnet sich eine Vision mich bisher unerschlossene musikalische Gesten evo- vom fruchtbaren Garten Salomos, die etwas von mei- zieren. Und diese spiegeln sich dann im Orchester, das ner Erinnerung daran widerspiegelt, wie ich das Land ein gleichwertiger Dialogpartner der Solostimme ist. Der Israel erlebt habe. Aleatorische Elemente, kleine Parti- gesungene und der instrumentale Text kommunizieren kel, unabhängige Stimmen verbinden sich zu einem ve- und kommentieren einander. Der Sänger etwa projiziert getativen Mikrokosmos, der sich perspektivisch zum Ho- Gesten in den Klangraum des Ensembles hinein, das sie rizont öffnet. Der Schluss ist einfach ein Bild, als ob man wie in einer Antiphonie aufnimmt, verwandelt, färbt, durch ein Fenster in die Ferne schaut, und da ist eben verlängert oder verkürzt. Das Orchester ist wie ein Ver- das bewegte Land mit seiner Fruchtbarkeit, seiner größerungsglas dessen, was im Klang des Wortes steckt, Schönheit, seinem Reichtum.“ wie ein Prisma, das den Ausdrucksgehalt in verschiede- Die Uraufführung von Songs from Solomon’s garden ne Richtungen streut.“ findet am 16. April in New York mit Thomas Hampson Dreimal mündet der Dialog von Gesang und Instru- und dem New York Philharmonic unter Leitung von menten, die eine immer zunehmende Intensität der Ex- Alan Gilbert statt. Zweiter Auftraggeber der Kompositi-

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on ist das hr-Sinfonieorchester, das am 23. April die Deut- sche Erstaufführung in Frankfurt mit Dietrich Henschel Matthias Pintscher – aktuell unter Matthias Pintscher spielt. Mit Thomas Hampson als Solist wird das New York Sonic eclipse Philharmonic unter Leitung von Alan Gilbert Songs from Solomon’s garden für Bariton und Kammer- Occultation heißt der dritte Teil von Sonic eclipse, Pint- orchester uraufführen. (16.4.2010). Die schers Triptychon für Ensemble, dessen erste beiden deutsche Erstaufführung wird Dietrich Teile, celestial object I and II, vom Scharoun Ensemble Henschel mit dem hr-Sinfonieorchester uraufgeführt wurden. Gemeint ist der Moment der Ver- unter Matthias Pintscher darbieten dunkelung, in dem sich bei einer Sonnenfinsternis die (23.4.2010). +++ Matthias Pintscher ist Himmelskörper übereinanderschieben. In Occultation 2010 wieder künstlerischer Leiter des wird das musikalische Material aus den ersten beiden Heidelberger Ateliers im Heidelberger Teilen des Zyklus, wie Pintscher beschreibt, „verdichtet Frühling, bei dem u. a. celestial object I und übereinandergelegt. Wie in einer Engführung wer- und Study IV for Treatise on the Veil den die beiden Repertoires kombiniert, verschmolzen, aufgeführt werden (ab 26.3.2010) +++ ausgetauscht. Sie kommen einander so nahe, dass sie Bei den Wittener Tagen für neue Kam- sich fast deckungsgleich übereinanderlegen.“ In seles- mermusik 2010 wird Occultationon, der tial object I and II sind es die beiden Solopartien von dritte Teil des Zyklus sonic eclipsepse, Horn und Trompete, die in konträrer Weise behandelt durch das Klangforum Wien anlässlich Matthias Pintscher werden: die Trompete „leichter, flüssiger, mehr giocoso seines 25-jährigen Jubiläums uraufge- con brio, mit Fiorituren, Girlanden“. Das Horn in celestial (Foto: Andreas Medici führt (24.4.2010). +++ Vladimir Jurowski Baci&Baci Studi NY NY) object II demgegenüber agiert in großen melodiösen dirigiert towards Osiris beim Sympho- Linien. Das Repertoire reicht vom untersten dynami- nieorchester des Bayerischen Rundfunks (13./14.5. schen Bereich, über verschiedene Spieltechniken wie 2010). +++ In der Reihe „Hear and Now“ des BBC Scot- Flatterzunge, gestopft, tonlosem Blasen, bis zum großen tish Symphony Orchestra in Glasgow ist ein Kom- expressiven Bogen. Demgegenüber agiert die Trompete ponistenporträt geplant, bei dem Matthias Pint- experimenteller, virtuoser. Und diese beiden Gegensät- scher celestial object I for solo trumpet and en- ze sind es dann, die in Occultation zueinandergeführt semble und Transir für Flöte und Kammerorches- werden. Die charakteristischen Konturen werden so ter dirigieren wird. Solisten sind Mark O’Keeffe, miteinander kombiniert, „ dass schließlich das Horn ei- Trompete, und Sebastian Wittiber, Flöte (15.5.2010). nen virtuosen Gestus, die Trompete einen linienbeton- +++ Beim Cleveland Orchestra wird Matthias Pint- ten hat. In diesen Prozess der Verschmelzung wird das scher with lilies white dirigieren (5.6.2010). Ensemble einbezogen bis zu einem Kulminationspunkt, wo das ganze Ensemble aufbricht“. Trotz vielfältiger Far- bigkeit geht es in Sonic eclipse nicht um eine klangli- nommenen Duktus statt, vom Prinzip der Verschleie- che Entgrenzung, wie sie der Umgang mit den Streich- rung, das in den Studies for Treatise on the Veil noch instrumenten im Zyklus Treatise on the Veil bis zu den programmatisch in den Titel geschrieben stand. Grenzen der Auflösung betrieb – sondern um haptische, Das Klangforum Wien spielt den gesamten Zyklus griffige Konturen. Pintscher sieht in seiner komposito- am 24. April unter Leitung von Beat Furrer bei den Wit- rischen Entwicklung einen Schritt zur Unmittelbarkeit tener Tagen für neue Kammermusik. Die österreichische des Ausdrucks der Musik, die sich nicht mehr auf die Erstaufführung ist am 26. April in Wien. Bildhaftigkeit von Malerei oder Dichtung bezieht. Und Marie Luise Maintz es findet eine Ablösung vom filigranen und zurückge-

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Dieter Ammann ist Composer in residence des dies- jährigen Lucerne Festival. Dabei wird Pierre Boulez die Uraufführung von Ammanns Orchester- komposition „Turn“ dirigieren, die zusammen mit Wendepunkt „Boost“ und „Core“ ein Triptychon bildet. Weitere Dieter Ammann beim Lucerne Festival Konzerte mit Werken Ammanns kommen hinzu.

Der Titel Turn bezeichnet ein formales Konzept – was schlagartig eine neue Atmosphäre schaffen.“ Statisch, für Dieter Ammann alleine schon einen singulären Vor- wie aus der Ferne grundieren zeitlupenartig Leersaiten- gang bei der Komposition seines neuen Orchesterstücks klänge, die mikrointervallisch verzerrt sind, eine stoisch darstellt, denn normalerweise entwickelt der Kompo- aufsteigende Skalenbewegung der Bläser. „Von dort aus nist seine Werke ohne eine vorher abgesteckte Formidee. will sich die Musik noch einmal befreien und möchte Die Auftragskomposition für das Lucerne Festival, Turn zurück. Fragmentarisch taucht frühere Akkordik noch für Orchester, bildet das Mittelstück zu Ammanns Or- einmal auf, aber der Bruch bleibt bis zum Schluss wirk- chesterwerken Boost (2000/2001) und Core (2002) und sam.“ ist als Adagio konzipiert. „Ich habe ein formales Konzept Turn steht als Einzelkomposition für sich, ist in ih- entwickelt, das eine bewusste Überfrachtung des Or- rem Adagio-Charakter jedoch für eine Aufführung zu- chestersatzes exponiert, um so eine musikalische Aura sammen mit Boost und Core konzipiert. Die beiden frü- zu schaffen, die in der Folge dann einer grundlegenden heren Orchesterkompositionen ihrerseits haben jene Veränderung unterzogen bzw. völlig gebrochen wird. Ammann eigene federnde Spannkraft und explodieren- Gleichzeitig habe ich der Vertikalen eine starke Bedeu- de Klanglichkeit, die einen spannungsreichen Rahmen tung zugemessen.“ Ein Adagio also, das im ruhigen Tem- um den „Wendepunkt“ in der Mitte legen. Dabei ist Core, po ein dichtes Geschehen organisiert und tonal auf Zen- wie der Komponist erläutert, „etwas klangmassiver, ro- traltöne fixiert ist, die oft als Basstöne auch den Satz buster gegenüber dem grazileren, beweglicheren Boost“. grundieren. Nach und nach verdichtet sich die Musik zu Die Gelegenheit für eine erstmalige, gemeinsame Auf- einem Pulsieren, sie mündet in eine heftige, homorhyth- führung der drei Orchesterwerke ergriff Dieter Am- mische Pendelbewegung. „Genau dort, wo die Musik für mann, als das Lucerne Festival ihn um Vorschläge für den Hörer ganz eindeutig, leicht fasslich wird, passiert eine Komponistenresidenz und das Konzert mit Pierre der Turn, ein Wendepunkt, an dem die vorherige Klang- Boulez und dem Lucerne Festival Academy Orchestra lichkeit völlig implodiert und abrupt in ein anderes fragte. Klangbild umschlägt. Das ist vergleichbar mit einer Sze- Im Festival werden außer den Orchesterstücken wei- nerie auf einer Bühne, wo Beleuchtung und Technik tere zentrale Werke Ammanns präsentiert. Das En- semble Intercontemporain unter Leitung von Susanna Mälkki führt Violation für Violoncello und Ensemble (1999) sowie pRESTO sOSTINATO für großes Ensemble (2006) auf, das zum 100. Geburtstag von Paul Sacher entstand. In einem Konzert mit dem Casal Quartett er- klingen beide Streichquartette Nr. 1 „Geborstener Satz“ (2003) und Nr. 2 „Distanzenquartett“ (2009) zum ersten Mal zusammen – Stücke sehr unterschiedlichen Charak- ters: „Das erste ist für mich ein ausgesprochenes Sturm- und-Drang-Stück, es ist quasi atemlos. Das zweite hat einen ruhigeren Atem“, sagt Ammann. Die „andere Seite“ des Komponisten Dieter Ammann, die des improvisierenden Jazz-Musikers, wird in zwei Konzerten präsentiert: „in einem völlig frei improvisie- renden Ensemble, das aus lauter Komponisten besteht, und einmal mit einer Band, die ich für ein Nachtkon- zert reaktivieren werde.“ Im Rahmen des Schweizerischen Tonkünstlerfestes und in Zusammenarbeit mit der Luzerner Musikhoch- schule, wo Ammann als Kompositionsprofessor wirkt, wird Venite a dire. Raummusik. 2 Stücke für 12 Stimmen zu Cavalieris „Anima e corpo“ zur Aufführung kommen, zwei Madrigale für Chor nach Texten aus Werken von Cavalieri, Bach und Monteverdi. Eines der Stücke arbei- tet mit einer räumlichen Anordnung von drei Vokal- quartetten, das andere geht im Ausdrucksgehalt weit in Bereiche, die rein lautmalerisch sind und wo sich Spra- che in rhythmische Strukturen auflöst. Doch: „wie immer in meinen Stücken suche ich die extremen Gegensätze Wendepunkt (Foto: ig3l/www.photocase.com) zur Synthese zu führen.“ Marie Luise Maintz

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Dieter Ammann beim Lucerne Festival 2010

15.8.2010 Luzerner Saal „Violation“ für Violoncello und Ensemble (1999); pRESTO sOSTINATO für großes Ensemble (2006) N. N., Violoncello, Ensemble Intercontemporain Paris, Leitung: Susanna Mällki

25.8.2010 Konzertsaal Core, Turn (Uraufführung), Boost Orchester der Lucerne Festival Academy, Leitung: Pierre Boulez

28.8.2010 Lukaskirche Streichquartett Nr. 1 „Geborstener Satz“ (2003), Streichquartett Nr. 2 „Distanzenquartett“ (2009) Casal Quartett

11.9.2010 Südpol 1. Improvisation mit 5 Musikern 2. Donkey Kong’s Multiscream (Groove – Free Funk) Dieter Ammann (Trompete, Synthesizer und E-Bass), Roland Philipp, Saxophone, Chris Muzik (E-Gitarre), Thomy Jordi (E-Bass), Andy Brugger (Schlagzeug), Andi Pupato (Perkussion)

12.9.2010 Jesuitenkirche Venite a dire. Raummusik. 2 Stücke für 12 Stimmen zu Cavalieris „Anima e corpo“ Collegium Vocale, Leitung: Peter Siegwart Blickrichtung Luzern: Dieter Ammann

Charlotte Seither – aktuell

Charlotte Seither erhält den Praetorius Musikpreis bewerb 2010 nominiert wor- Niedersachsen 2010 für Komposition. Die Jury nennt den. +++ Im Jubiläumskonzert in ihrer Begründung für die Vergabe des höchsten Mu- „20 Jahre Akademie Schloss sikpreises des Landes Niedersachsen Charlotte Sei- Solitude“ wird das Ensemble thers unkonventionellen Umgang mit Klangtexturen, Ascolta Waiting for T für die wegen ihrer „Geheimnisstruktur“ einen aufmerk- Trompete, Posaune, Violoncel- samen Hörer fordern. +++ Beim Warschauer „Genera- lo und Schlagzeug in Stuttgart tionen“-Festival erlebt Flow mit dem Modern Art Sex- zur Uraufführung bringen tet Berlin seine polnische Erstaufführung (29.3.2010). (17.7.2010). +++ Zum Kleist-Jahr +++ Nach der erfolgreichen UK-Premiere von 2011 Heilbronn komponiert All’aperto 2008 bringen die BBC Singers London nun Charlotte Seither ein Auf- auch Charlotte Seithers Ricordanza für 15 Stimmen tragswerk für Sopran und Kammerorchester, das zur Aufführung. Die Leitung hat Nicholas Kok vom Württembergischen Kammerorchester unter Lei- (17.4.2010). +++ Vom Deutschen Musikrat ist Charlot- tung von Ruben Gazarian uraufgeführt werden wird te Seither als Jurorin für den Deutschen Musikwett- (15.12.2010).

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Ein Magnificat komponierte Manfred Trojahn zur Wiedereröffnung des Kaiserdoms Königslutter im April. Kurz zuvor wird bei „musica viva“ in München „Moderato, Sinfonischer Satz, Überschreibung II. Überschreibungen Zustand“ uraufgeführt, dessen kompositorisches Neue Kompositionen von Manfred Trojahn Thema die musikalische Beschleunigung ist.

Klang-Raum-Marien-Musik neue Kompositionsweise „Anlass, neue Techniken aus- zuprobieren. Bisher habe ich immer ein Stück vom Be- Eine spezifische Klangvorstellung, ginn zum Schluss entwickelt, nun lege ich Material von angeregt durch die Akustik der ro- früheren Stücken einer neuen Komposition zugrunde. manischen Basilika des Kaiser- Ich arbeite in eine bestehende Partitur hinein wie in ein doms Königslutter, war Grundlage Bild, das beispielsweise bisher nur Umrisse hatte, aber für die Komposition des Magnifi- nun mit Farbe versehen wird, um Dinge zu verdeutli- cat, des Gebets Marias nach der Ver- chen.“ Es entsteht eine Komposition, die schon eine Vor- kündigung: Zwei hohe Soprane, de- zeichnung hatte, aber nun völlig neue Dimensionen ren figurativer Gesang sich inein- annimmt. ander verschlingt, und das Orches- Moderato ist kein charakterisierender Titel, sondern ter hüllen den Raum in ein Klang- bezeichnet eine bloße Gangart, in der Trojahn zahlrei- geschehen, in dem die Zeit aufge- che Werke angehen lässt. Doch wird dieses Tempo im hoben wird. „Das Magnificat ist Lauf des Stücks aufgehoben. Der Satz ist als ein konti- vornehmlich ein Klangstück. Die nuierliches Accelerando konzipiert. Zugrunde liegt Ma- Idee war, einen Raumklang herzu- terial aus der fünften Szene seiner Oper La Grande Ma- stellen. Die Soprane sind letztlich gia und zweier Sätze aus La tomba di Paganini. Die Idee, wie eine Stimme behandelt, die über einen langen Zeitraum die Musik zu beschleuni- über die Akustik mit dem Orches- gen, wird radikalisiert: Das Stück führt in eine heftige ter zusammenläuft. Eine spannen- Bewegung, die den Titel Moderato geradezu konterka- Raum als Instrument: Der Kaiserdom de Raumsituation war Ausgangs- riert. Moderato, Sinfonischer Satz, Überschreibung II. von Königslutter (Foto: Stiftung punkt dafür, angeregt durch diesen Zustand wird am 23. April 2010 bei „musica viva“ Mün- Braunschweigischer Kulturbesitz) Kirchenraum, zu dem ich seit mei- chen durch das Symphonieorchester des Bayerischen ner Kinderzeit eine besondere Be- Rundfunks unter Leitung von Emilio Pomarico uraufge- ziehung habe. Wobei dieser Raum mitgedacht, aber nicht führt. Marie Luise Maintz zwingend für die Aufführung ist.“ Zwei bewegliche Stimmen werden von weichen Klangfeldern wie eine Aura eingehüllt. Am Schluss wird in einer tonalen, aber reibungsvollen Harmonik über C-Dur das Metrische Manfred Trojahn – aktuell aufgehoben, in Akkordblöcken, die schwere Taktzeiten vermeiden. „Eine Musik, die das Zeitlich-metrische ab- Bei musica viva München wird Moderato, Sinfoni- gibt in die Räumlichkeit. Die Komposition bekommt eine scher Satz, Überschreibung II. Zustand durch das Unbestimmtheit, eine Geschichte, die fast andauern Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks könnte.“ Im solistischen Wiedererklingen der Sopranfi- unter Leitung von Emilio Pomarico uraufgeführt gurationen endet die Komposition. Am 25. April 2010 (23.4.2010). +++ Trojahns Magnificat für zwei So- wird Trojahn die Uraufführung im Konzert zur Wieder- prane und Orchester wird am 25. April 2010 in ei- eröffnung des restaurierten Doms dirigieren. nem Konzert zur Wiedereröffnung des Kaiserdoms Königslutter nach seiner Restaurierung uraufge- führt. Das Konzert mit dem Staatsorchester Braun- Kontinuierliches Accelerando schweig wird der Komponist selbst dirigieren. +++ Trojahns Danse pour clarinette ist auf der CD „Sha- „Zweiter Zustand“ – ein Terminus aus der bildenden ron Kam – pour Clarinette“ (Label: CAvi) enthalten. Kunst wird zum Signet einer neuen Arbeitsweise, die Die Interpreten sind Sharon Kam (Klarinette) und Manfred Trojahn in Moderato, Sinfonischer Satz, Über- Paul Rivinius (Klavier). +++ Das Thomas Christian schreibung II. Zustand anwendet. Zustände bezeichnen Ensemble hat Trojahns Johann-Strauss-Bearbei- Arbeitsstufen an Drucken oder Lithographien, deren tungen Vergnügungszug, Polka op. 281 und Ge- Platten nach dem Abziehen weiterbearbeitet werden. schichten aus dem Wienerwald op. 325 für das La- Eine Begegnung mit den jüngsten Werken von David bel MDG eingespielt. +++ Die Vier Goethelieder Hockney war ein Impuls für die neue Kompositionswei- sind von dem Tenor Daniel Behle, der auch Wid- se Trojahns: Der britische Künstler setzt Einzelgemälde mungsträger der Lieder ist, und Oliver Schnyder zu monumentalen Bildern zusammen, Landschaften (Klavier) beim Label Phoenix Edition eingespielt und Bäumen, deren Details er über das Jahr hinweg worden. +++ Das Henschel-Quartett produziert an- immer wieder malt. Er überträgt eine Technik, die er frü- lässlich Manfred Trojahns 60. Geburtstag eine CD her mit Polaroids auf quasi kubistische Weise geschaf- mit den Streichquartetten Nr. 1, 3 und 4 (NEO5). fen hat, nun auf die Malerei. Für Trojahn war Hockneys

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Thomas Adès und Colin Matthews Neue Musik von der Insel

Unerhörte Schönheiten „The Tempest“ von Thomas Adès in Frankfurt

Unbefangen betrachtet, ist Adès‘ Oper ein prachtvolles Meisterwerk und eine höchst ambitionierte Shakespe- are-Neuinterpretation. … Ruhe, Beschaulichkeit, Opu- lenz haben neben gekonntem Furor und effektvoller Chaosmusik ihren Platz. Shakespeares „Sturm“ vermittelt Gefühle des Schlin- gerns und der Verunsicherung; unbestimmt pendelt die Handlung zwischen ernst und heiter, hohem und ordi- närem Stil, Zauberei und Realismus. All das gibt Anlass zu kräftigem, beherztem kompositorischen Eklektizis- mus, und so kann keiner Adès die Shakespeare-Treue und das „Sturm“-Feeling absprechen. … Viel entschei- Adrian Eröd als Prospero in Frankfurt (Foto: Monika Rittershaus) dender ist aber wohl der Eindruck, dass Adès mit nacht- wandlerischer Sicherheit die Facetten des Dramas er- kennt, kommentiert, ausleuchtet, zu musikalischem Le- Thomas Adès ben erweckt. Diese Kongruenz zwischen Handlung und The Tempest. Oper in drei Akten op. 22 (2003). Musik lässt die Frage nach Adès persönlicher Hand- Libretto: Meredith Oakes (engl., nach William schrift kaum aufkommen. Die Tonsprache verliert sich Shakespeares gleichnamiger Komödie von 1611) nicht im kurzatmig Textnahen oder Illustrativen, son- Deutsche Erstaufführung: 10.1.2010 Oper Frank- dern tendiert immer wieder zu geschlossenen Formen furt, Musikalische Leitung: Johannes Debus, und polyphonen Satztechniken. Das Instrumentalkolo- Inszenierung: Keith Warner; 12.3.2010 Oper Lübeck, rit berücksichtigt grelle Effekte ebenso wie feinziselier- Musikalische Leitung: Philippe Bach, Regie: Reto te, gelegentlich auch nach „unerhörten“ Schönheiten Nickler strebende Momente. Nicht zuletzt schreibt Adès brillant Verlag: Faber Music, Vertrieb: Alkor-Edition für die menschliche Stimme. Weitere Informationen: www.takte-online.de H.-Kl. Jungheinrich / Frankfurter Rundschau 12.1.2010

Exquisitely coloured on in the richest sense, going far beyond the confines of the piano texture to produce a stunning new work. Colin Matthews orchestriert Debussys Préludes The virtuosic Ce qu’a vu le Vent d’Ouest received es- pecially extravagant treatment …The result was so ef- Claude Debussy fective it is only surprising that Debussy did not think Préludes. Orchestriert von Colin Matthews of it first. The Guardian 13.10.2001 Ce qu’a vu le Vent d’Ouest; Feuilles mortes; Feux d’artifice Canope; Les tierces alternées; Hommage à S. Pickwick Esq. P.P.M.P.C; La danse de Puck; Minstrels; In the first performance of his exquisitely coloured La puerta del vino; Des pas sur la neige; Les fées sont scoring of three of Debussy’s piano Préludes, d’exquises danseuses; La Sérenade interrompue; Ge- Matthews’s own voice manages to be evident in neral Lavine; Danseuses de Delphes; Ondine Brouil- these immaculately crafted miniatures with their elu- lards; Les sons et les parfums tournent dans l’air du sive, understated qualities and extraordinary orches- soir; Le vent dans la plaine; La fille aux cheveux de tral sonorities. The Independent 17.10.2001 lin; Bruyères; Les Collines d’Anacapri; La terrasse des audiences du clair de lune; La Cathédrale engloutie; Far more than simple transcriptions, they boldly Voiles; Postlude – M. Croche re-imagine Debussy’s piano writing as a swirling Verlag: Faber Music, Vertrieb: Alkor-Edition soundworld that hovers convincingly between Debussy’s age and our own. The Times 15.3.2002 Colin Matthews’s orchestration of three Debussy Pré- ludes – here receiving its world premiere – was won- They are all brilliantly realised miniatures … remar- derful, beautifully played … This was an orchestrati- kable achievements. The Guardian 16.3.2007

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Gegenwärtigkeit Die Gewaltanwendung des Staates gegen seine Bür- ger ist das Thema von Michael Jarrells Musikthea- und Abwesenheit ter „Le Père“ nach einer Episode von Heiner Müller. Michael Jarrells „Le Père“ nach Heiner Müller für Die Uraufführung findet am 3. Juni bei den Schwet- die Schwetzinger Festspiele zinger Festspielen statt.

Michael Jarrels Musiktheaterwerk Le Père entstand nach Der gleiche Aspekt des Erinnerns und das gleiche dem Text Der Vater aus Heiner Müllers Germania Tod Thema der staatlichen Gewalt finden sich in Le Père für in Berlin und stellt einen Brennpunkt der musikalischen Schlagzeug, Singstimmen und, zu ihrer Verstärkung, und poetischen Themen dar, mit denen sich der Kom- Elektronik (Ausführung durch das Institut de recherche ponist immer wieder intensiv aus- et coordination acoustique/musique Ircam). Heiner einandersetzt. In Müllers kurzem, Müllers Text handelt von der Vergangenheit. Der Erzäh- aus fünf Teilen bestehendem Text ler, erwachsen geworden, blickt auf den Vorfall zurück, erzählt ein Kind von seinem aus po- und in analoger Weise spielt der Komponist mit dem litischen Gründen verhafteten Va- Gedächtnis des Zuhörers, indem er einmal präsentier- ter. Mit der Verhaftung im Jahre tes musikalisches Material in modifizierter Form immer 1933 beginnt der Text und endet mit wieder aufnimmt. der Freilassung des Vaters 1934. Außerdem stellt Müllers Text zwei einfache Begriffe Diese Erfahrung macht den Vater heraus: Gegenwärtigket und Abwesenheit. Die Gegen- zu einem gebrochenen, traumati- wart des abwesenden Vaters ist durch den gesproche- sierten Mann, sein fünf Jahre alter nen Text gegeben. Die Vorstellung, dass ein Wesen weg- Sohn und seine Frau werden nicht geht und nicht mehr da ist, liegt zahlreichen Werken von weniger schwer getroffen. Jarrell zugrunde: …mais les images restent… für Klavier Die Episode ereignet sich in ei- (2003), …some leaves… und …some leaves II… (1998/99) ner Zeit der Gewaltanwendung des für Violoncello bzw. Bratsche, …more leaves… für Brat- Staates gegen seine eigenen Bür- sche, fünf Instrumente und Elektronik (2000), …paysa- ger: Er befindet sich dadurch ges avec figures absentes… (Nachlese IV) für Violine und Michael Jarrell gewissermaßen in einem Ausnah- Ensemble (2009), Abschied und Abschied II für Klavier mezustand, einem kriegsähnli- und Orchester bzw. Klavier und Ensemble (2001 bzw. chen Zustand (oder einem Zustand hin zu einem Krieg). 2004). Die kompositorische Arbeit dreht sich bei Michael Ein solcher Kriegszustand gibt auch den Hintergrund für Jarrell in entscheidendem Maße um Spuren und auch Jarrells Cassandre ab, das kürzlich bei Kairos auf CD er- darum, wie die Musik die Wahrnehmung prägt. Den ers- schienen ist und mit Fanny Ardant in der Titelrolle in ten der drei miteinander verbundenen Teile von Le Père Prag zur Aufführung kam. Wie der Komponist darlegt, beschreibt der Komponist folgendermaßen: „Nicht chro- hat nicht nur der Trojanische Krieg, um den es in die- nologisch ablaufender Teil der tastenden Versuche; von sem Werk geht, sondern auch der erste Irakkrieg in der musikalischen, zuweilen von der Realität losgelösten Arbeit an Cassandre (1993/94) seinen besonderen Nach- Bildern von Bruchstücken; von Wörtern, die in uns Spu- hall gefunden. Auf der Suche nach Worten, in die seine ren hinterlassen, von Zeichen, denen wir in der Folge Vorstellungen zu fassen wären, stieß Jarrell in Un Bal- wieder begegnen werden.“ con en forêt (1958) von Julien Gracq auf …un long fracas Es geht hier, zusammenfassend gesagt, um ein für die somptueux de rapide céleste…: Der französische Autor Bühne geschriebenes Werk, in dem Gewalt und die Er- beschreibt damit die Unmenschlichkeit einer abgefeu- innerung an Gewalt dramatisiert werden. Die Stimmen erten Kanone im Ersten Weltkrieg. verkörpern den Affekt. Der Vater ist nicht abwesend: Er Das Thema des Krieges findet seine Entsprechung in ist auf der Bühne, dargestellt von einem Schauspieler. den musikalischen Formen von Jarrells Kompositionen. Das Nebeneinander der verschiedenen gelesenen Texte So beginnt das Werk …un long fracas somptueux de ra- dieses Vaters verschafft uns das Vergnügen einer von pide céleste… (1998/2001) für Schlagzeug und Orchester Musik umrahmten Erzählung. Benoît Walther mit einem orchestralen Knall, unmittelbar gefolgt vom Übersetzung: Irene Weber-Froboese solistischen Schlagzeug. In Cassandre sehen sich die handelnden Personen von dem (angekündigten) Schre- cken der Ereignisse überwältigt, und der Komponist Michael Jarrell lässt eine Dramaturgie erkennen, die der streng akade- Le Père misch gebauten Musik eigen ist. In …denn alles muss Uraufführung: 3.6.2010 Schwetzinger Festspiele in Nichts zerfallen… (2005) errichtet Jarrell ein regelrech- Gilles Privat (Der Vater), Mitglieder der Neuen tes Denkmal der Gräuel des Zweiten Weltkriegs und der Vocalsolisten Stuttgart, Les Percussions de Deportationen, indem er Klänge und Texte ineinander Strasbourg, Inszenierung: André Wilms; verschachtelt. Immer wieder ist es ein Kriegszustand, weitere Aufführungen: 4. und 5.6.2010 der das dichterische Thema vorgibt, hier unter dem Ge- Verlag: Editions Henry Lemoine, Vertrieb: Alkor sichtswinkel der Erinnerung: Man bewahre die Erinne- Weitere Informationen: www.michaeljarrell.com, rung an die Katastrophe, auf dass diese sich nicht wie- www.henry-lemoine.com derhole.

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Frédéric Durieux und Clemens Gadenstätter Neu beim italienischen Musikverlag RAI Trade

Clemens Gadenstätter (*1966) studierte Komposition bei Erich Urbanner und Helmut Lachenmann und Flöte an der Musikhochschule Wien. Seine bisherigen Werke entstanden u. a. im Auftrag folgender Veranstalter und Ensembles: Musikbiennale Berlin, Donaueschinger Musiktage 2001 und 2005, Neue Vokalsolisten und Musik der Jahrhunderte Stuttgart, Konzerthaus Berlin, Wien Modern, Klangforum Wien, Ensemble Re- cherche, Salzburger Festspiele, Stei- rischer Herbst, Ensemble Modern. Mit weiteren Klangkörpern arbei- tete er zusammen: den Rundfunk- Frédéric Durieux orchestern in Wien, Freiburg/Ba- den-Baden und Berlin (RSB), Hilver- Frédéric Durieux (*1959) studierte in Paris am Conser- sum Kamerorkest, Kammeren- vatoire National Supérieur de Musique, wo er 1984 den semble Neue Musik Berlin, En- ersten Preis in Analyse und 1988 den ersten in Kompo- semble Ascolta Stuttgart, Trio Ac- sition gewann. Von 1985 bis 1986 schloss er seine Studi- canto Freiburg. Peter Eötvös, Arturo en am dortigen IRCAM in Paris ab, gefolgt von einem Tamayo, Peter Hirsch, Johannes Aufenthalt als Stipendiat der Villa Medici Rom von 1987 Kalitzke u. a. dirigierten seine bis 1989. Seit 1985 erhielt er zahlreiche Kompositions- Werke. aufträge und arbeitete u. a. mit folgenden Ensembles Er erhielt diverse Preise und Sti- Clemens Gadenstätter zusammen: Ensemble Intercontemporain, L’Itinéraire, pendien, zuletzt: den Kompositi- l’IRCAM, Remix, KammarEnsembleN, dem Orchestre onspreis der Erste Bank, das Stipen- Philharmonique de Radio France und dem Quatuor Di- dium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und otima. Zu den Dirigenten seiner Werke gehören u. a. den Würdigungspreis der Stadt Wien. Pierre Boulez, Peter Eötvös, Franck Ollu und Myung- 1990 gründete er (gemeinsam mit Florian Müller) das Whun Chung. Von 1990 bis 2001 unterrichtete Durieux ensemble neue musik – wien. Von 1995 bis 2000 war Ga- Analyse am Conservatoire, seit 2001 ist er dort Professor denstätter Herausgeber der Musikzeitschrift ton der für Komposition. Er wurde zum Officier des Arts & Lett- ISCM-Sektion Österreich. Seit 1992 erarbeitete er ver- res ernannt und erhielt 2005 für sein Orchesterwerk Tra- schiedene Projekte in Zusammenarbeit mit anderen verses den Preis der Fondation Prince Pierre de Monaco. Künstlern, darunter der Videokünstler Joseph Santarro- RAI Trade mana, die Tänzerin und Choreografin Rose Breuss, die Autorin Lisa Spalt und der Videokünstler Toni Kay. Seit dem Wintersemester 2003/04 ist Gadenstätter Werke bei RAI Trade Professor an der Musikuniversität Graz für Musiktheo- rie und Analyse und unterrichtet dort auch Kompositi- 3 pour 2 für Ensemble (17 Musiker). Konzertfas- on. RAI Trade sung Alexis Gesang für Violoncello solo Here, not there – a tribute to Barnett Newman Werke bei RAI Trade (Quartett I) für Streichquartett und Elektronik Übersicht Ia für Baritonsaxophon Semantical Investigations I für Violine und Übersicht Ib für Tenorsaxophon Ensemble Ouvrir für Violine solo Semantical Investigations II für 11 Instrumente Ritt für Violine solo Madrigale für sechs Solostimmen Placer/Déplacer. Miniatur Nr. 1 für Violine und Figure – Iconosonics I für Klarinette, Streichtrio Klavier) (2009) und Klavier Souffler/Frapper für Fagott und Schlagzeug Fluchten/Agorasonie für Solisten, Orchester und Raum Information: www.raitrade.it (Music – Contemporary) 4 Szenen nach Francisco de Goya für Stimme und Gitarre

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Die Rettung des Sandstürme, Banditen und eine hilfsbereite Schlan- ge: Im Kinderstück „Ali Baba und die 40 Streicher“ Streichorchesters ist viel los. Sogar ein Walzer erklingt im fernen Ara- Das neue Kinderorchesterstück „Ali Baba und die bien. Am Ende dürfen die Streicher zusammen mit 40 Streicher“ von Tarkmann und Stähling den Bläsern wieder für den Großwesir spielen.

Was ist eigentlich aus Ali Baba geworden, dem Helden Mit Hilfe dieses musikalischen Reptils können sie des berühmten Märchens um eine sagenhafte Schatz- schließlich auch das geheimnisvolle Eingangstor der höhle, nachdem er all die Reichtümer gefunden hatte? Schatzhöhle öffnen, da Ali Baba leider das Zauberwort Dieser Frage geht das neue Konzertmärchen von Jörg vergessen hat. Unter den Schätzen findet sich zunächst Schade und Franz-Georg Stähling nach. kein fliegender Teppich, doch nachdem das Orchester Tatsächlich weiß der Märchenerzähler Muraf zu er- ein letztes trauriges Abschiedskonzert gegeben hat, of- zählen, dass der orientalische Held Ali Baba nun als Kla- fenbart sich ein kleiner Teppichläufer, der die ganze Zeit rinettist am Hofe des Großwesirs Abdul Ben Demhach- unter dem Schlagzeug ruhte, als ein Vertreter der flie- mat dient. Der musikliebende Herrscher lässt sich all- genden Teppiche. In letzter Minute kann Ali Baba den morgendlich von seinem hofeigenen Streichorchester Palast erreichen und da er die erforderlichen Geldmit- aus dem Schlaf musizieren. Doch auf inniges Bitten sei- tel für zwei Orchester aus der Schatzhöhle gleich mit- ner neuen Frau – Suleika, der Anmutigen – müssen die bringt, haben von nun an das Streichorchester und das Streicher für ein Blasorchester Platz machen, dessen Blasorchester als vereinigter Klangkörper für das wohl- markante Töne der neuen Herrscherin viel besser gefal- klingende Wecken aller Palastbewohner zu sorgen. len. Schweren Herzens schickt der Großwesir seine Strei- Die Musik zu diesem Konzertmärchen hat Andreas cher in die Wüste. Doch ein kleiner Hoffnungsschimmer N. Tarkmann komponiert. Dem arrivierten Komponis- bleibt dem wackeren Orchester: Gelingt es den Musikern ten zahlreicher erfolgreicher Orchesterstücke für Kinder- innerhalb kürzester Zeit, einen fliegenden Teppich her- und Familienkonzerte, darunter Der Mistkäfer, „Na war- beizuschaffen, sollen sie am Hofe wieder geduldet sein. te, sagte Schwarte“, Die Prinzessin auf der Erbse und Die Also machen sich Geigen, Violoncelli, Bratschen und verlorene Melodie (alle über die Alkor-Edition lieferbar), Kontrabässe gemeinsam mit Ali Baba und dem Schlag- ist wieder eine farbige, brillant instrumentierte Musik zeuger Jossi auf den beschwerlichen Weg durch die Wüs- gelungen, die bei der Uraufführung in der Düsseldorfer te, denn in der Schatzhöhle, die Ali Baba einst entdeck- Tonhalle große Begeisterung auslöste. Das besondere te, glaubt er unter all den Schätzen auch einen fliegen- Konzept dieser Partitur ist die Einbindung zweier Klang- den Teppich gesehen zu haben. körper: Neben dem professionellen Orchester (mit nur Doch bei dieser abenteuerlichen Reise der Orchester- zwei Bläsern, Schlagzeug und Streichern) wirkt auch karawane müssen die geplagten Musiker allerlei Gefah- eine Blaskapelle mit, die durchaus von guten Laien (etwa ren trotzen. Sie müssen Sandstürme überstehen, eine einem Jugendblasorchester) gespielt werden kann. Ganz wilde Banditenbande mit Walzerklängen besänftigen der Geschichte folgend, spielen beide Orchester erst am und einer einsamen Schlange ein Ständchen bringen. Schluss zusammen – als dramatischer und musikali- scher Höhepunkt. Die Musik Tarkmanns verdeutlicht auf das Anschaulichste die Geschichte von Ali Baba und den 40 Streichern. Neben hauptsächlich eigenen Kom- positionen finden auch zwei Sätze aus der Janitscharen- musik zu Mozarts Entführung Verwendung, sowie der Ägyptische Marsch von Johann Strauss jr. Dieser Marsch ist auch die Vorlage zu einem Lied von Schade und Tark- mann („Der Marsch durch die Wüste“), in das alle mit einstimmen dürfen. FGS

Ali Baba und die 40 Streicher Ein Konzertmärchen von Jörg Schade und Franz- Georg Stähling (Geschichte und Text) und Andreas N. Tarkmann (Musik). Uraufführung: 10.1.2010 in Düsseldorf, Jörg Schade (Erzähler), Düsseldorfer Symphoniker, Jugendsin- fonieorchester der Tonhalle Düsseldorf, Leitung: Ernst von Marschall Besetzung: Solo: Klar – Orchester: Fl – Schlg – Str; Blasorchester: Picc, Fl, 2 Ob, 2 Klar, 2 Fag, 2 Hn, Schlg (3–5) Aufführungsdauer: ca. 65 Minuten Verlag: Cecilia Music Concept, Köln, Vertrieb: Alkor Maxfield Parrish: Ali Baba (1909)

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»Eine Fülle von Informationen weit über den Kernbereich der Händel-Opern hinaus, verständlich auf den Punkt gebracht.« (Fono Forum)

Silke Leopold Händel. Die Opern

Silke Leopold geht der Frage nach, wie Händels Opern in damaliger Zeit wahrgenommen wurden und warum diese Werke das heutige Publikum so begeistern. Die Autorin behandelt Händels Musik und seine Fähigkeit, den handelnden Personen in ihren Arien und Ensembles einen unverwechsel- baren Charakter zu verleihen, sie als Menschen, nicht als typisierte Figuren erscheinen zu lassen. Er entlockt ihnen ihre Geheimnisse, ohne sie zu denunzieren. Das Buch enthält außerdem ein Lexikon aller Händel-Opern mit ausführlichen Angaben zur Besetzung, zur Stoffgeschichte und zum Inhalt.

324 S.; geb. mit Schutzumschlag ISBN 978-3-7618-1991-3 · € 39,95 / CHF 71.90

»Ihre Kommentare sind frisch und belebend. Sie analy- siert und interpretiert die dramatische Rolle der dazu- gehörenden Musik. Das alles in einer lustvoll geschrie- benen Sprache, die Wissenscha lichkeit und spannende Lektüre glänzend zu verbinden versteht. So verführt Leopolds Arbeit gerade dazu, mehr als ein traditioneller Opernführer, sich vergnüglich und erhellend Händels Opera-Opus zu nähern.« (nmz)

»Man möchte es jedem Regisseur in die Hand drücken, der sich an eine Händel-Oper wagt. Und sei’s nur, um ihm die Arbeit zu erleichtern.« (Opernwelt)

»… unterhaltsame Lektüre für jeden begeisterten Eine Leseprobe und das Inhaltsverzeichnis Opernfreund.« (Das Opernglas) fi nden Sie im Internet: www.baerenreiter.com »Eines wird Leopolds Lektüre nie: trocken und wissen- scha lich, denn sie ist eine wunderbare Schreiberin.« (Mannheimer Morgen)

»Das Handbuch ... ist glänzend geschrieben, bestechend argumentiert, die Ästhetik der Opera seria Bärenreiter meisterha rekonstruierend.« (ZEIT Literatur) www.baerenreiter.com [t]akte

Festspielsaison 2010

Münchener Biennale Musikal. Leitung: Riccardo Muti Musikal. Leitung: Mark Tatlow Händel-Festspiele Halle Philipp Maintz: Maldoror Inszenierung: Marco Gandini Inszenierung: Johanna Garpe Georg Friedrich Händel: (Uraufführung) 21./23. Mai 2010 ab 31. Juli 2010 Händelfestspielorchester Halle Musikal. Leitung: Marcus R. Bosch Musikal. Leitung: Bernhard Forck Inszenierung: Georges Delnon Baden-Baden, Pfingst-Festspiele Garsington Opera Inszenierung: Nicola Hümpel ab 27. April 2010 Georges Bizet: Carmen Wolfgang Amadeus Mozart: ab 4. Juni 2010 Musikal. Leitung: Teodor Le nozze di Figaro Göttinger Händel-Festspiele Currentzis Musikal. Leitung: Douglas Boyd Georg Friedrich Händel: Georg Friedrich Händel: Inszenierung: Philippe Arlaud Inszenierung: John Cox Messiah 22./24./26. Mai 2010 ab 2. Juni 2010 Tölzer Knabenchor, l’arte del Musikal. Leitung: Nicholas mondo McGegan Drottningholm, Opera Festival Schwetzinger Festspiele Leitung: Werner Ehrhardt Inszenierung: Johanna Garpe Wolfgang Amadeus Mozart: Michael Jarrell: 5. Juni 2010 ab 14. Mai 2010 Le Père (Uraufführung) Musikal. Leitung: Mark Tatlow Mitglieder der Neuen Vokal- Georg Friedrich Händel: Salzburger Pfingstfestspiele Inszenierung: Per-Erik Öhrn solisten Stuttgart, Les Percus- Il Wolfgang Amadeus Mozart: ab 30. Mai 2010 sions de Strasbourg Musikalische Leitung: Betulia liberata Inszenierung: André Wilms Christopher Moulds Orchestra Giovanile Luigi Wolfgang Amadeus Mozart: ab 3. Juni 2010 Inszenierung: Vincent Boussard Cherubini 9. Juni 2010

Zürcher Festspiele Georges Bizet: Carmen Musikal. Leitung: Zsolt Hamar Inszenierung: Matthias Hart- mann ab 26. Juni 2010

Hannover, KunstFestSpiele Herrenhausen Francesco Cavalli: L’Artemisia (halbszenisch) La Venexiana Musikal. Leitung: Claudio Cavina Inszenierung: Paolo Reggiani 26. Juni 2010 auch 24. Juli 2010 Montpellier, Festival de Radio France et Montpellier (konz.)

Münchner Opernfestspiele Lucia Ronchetti: Narrenschiffe (Uraufführung) Musikalischer Umzug für Solisten, Blasorchester, Herren- chor und Passanten ab 29. Juni 2010

Paris, Festival de Saint-Denis Wolfgang Amadeus Mozart: Thamos, König in Ägypten Les Eléments, Le Cercle de l’Harmonie Leitung: Jérémie Rhorer 1. Juli 2010, auch 3. Juli 2010, Beaune, Festival International d’Opéra Baroque „Floridante“ bei den Händelfestspielen Halle 2009, Wiederaufnahme im Juni 2010 (Foto: Gert Kiermeyer)

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Festival d’Aix-en-Provence Wolfgang Amadeus Mozart: Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni Don Giovanni Wiener Philharmoniker Freiburger Barockorchester Musikal. Leitung: Yannick Nézet- Musikal. Leitung: Louis Langrée Séguin Inszenierung: Dmitri Inszenierung: Claus Guth Tcherniakov ab 9. August 2010 ab 1. Juli 2010 Kammeroper Schloss Rheinsberg Christoph Willibald Gluck: Wolfgang Amadeus Mozart: Alceste Don Giovanni Freiburger Barockorchester Musikal. Leitung: Ekkehard Musikal. Leitung: Ivor Bolton Klemm Inszenierung: Christof Loy Inszenierung: Martin Schüler ab 2. Juli 2010 ab 6. August 2010

Bad Lauchstädt, Theatersommer Lucerne Festival : Ludwig van Beethoven: Der misslungene Brautwechsel Fidelio (konz.) oder Richardus I Arnold Schoenberg Chor, Mahler Musikal. Leitung: Michael Chamber Orchestra, Lucerne Schönheit Festival Orchestra Inszenierung: Andreas Baumann Leitung: Claudio Abbado 10./11. Juli 2010 12./15. August 2010

Wolfgang Amadeus Mozart: Dieter Ammann: Violation Die Hochzeit des Figaro für Violoncello und Ensemble; Musikal. Leitung: Harald Knauff pRESTO sOSTINATO für großes Inszenierung: Michael McCaffery Ensemble Koproduktion mit der Oper Halle Ensemble Intercontemporain, ab 28. August 2010 Leitung: Susanna Mälkki 15. August 2010 Bad Aibling Wolfgang Amadeus Mozart: Dieter Ammann: Ascanio in Alba Turn (Uraufführung); Core; Boost Musikal. Leitung: Richard van Orchester der Lucerne Festival Schoor Academy, Leitung: Pierre Boulez Inszenierung: Armin Stockerer 25. August 2010 ab 17. Juli 2010 Vesselina Kasarova als Carmen bei den Zürcher Opernfestspielen Dieter Ammann Nürnberg, 3. Internationale (Foto: Susanne Schwiertz) Streichquartett Nr. 1 „Geborste- Gluck-Opern-Festspiele ner Satz“, Streichquartett Nr. 3 Christoph Willibald Gluck: Isny-Oper Festival Savonlinna, Opera Festival „Distanzenquartett“ Iphigénie en Tauride Jean-Philippe Rameau: Wolfgang Amadeus Mozart: Casal Quartett Nürnberger Philharmoniker, Hippolyte et Aricie Le nozze di Figaro 28. August 2010 Musikal. Leitung: Guido Rum- Musikal. Leitung und Inszenie- Musikal. Leitung: Stefan Klingele stadt rung: Hans-Christian Hauser Inszenierung: Ole Anders Erfurt, DomStufen-Festspiele Inszenierung: Claus Guth ab 20. Juli 2010 Tandberg Georg Friedrich Händel/ ab 18. Juli 2010 ab 27. Juli 2010 Wolfgang Amadeus Mozart: Bregenzer Festspiele Der Messias Christoph Willibald Gluck / Jorge E. López: Salzburger Festspiele Musikal. Leitung: Samuel Bächli Hector Berlioz: Orphée (konz.) Traumzeit / Traumdeutung Christoph Willibald Gluck: Inszenierung: Rosamund Nürnberg Symphoniker, Leitung: Sinfonische Aktion für Instru- Orfeo ed Euridice Gilmore Roy Goodman mentalisten im Bergraum Wiener Philharmoniker ab 14. August 2010 ab 21. Juli 2010 Collegium Novum Zürich, Musikal. Leitung: Riccardo Muti Leitung: Michael Wendeberg Inszenierung: Dieter Dorn 24. Juli 2010 (am Butzensee bei ab 31. Juli 2010 Lech am Arlberg)

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Neue Bücher

Christoph Wolff: . Messe in h-Moll. Wohlbefinden von Frau und Tochter. Zugleich erfährt Bärenreiter Werkeinführungen. 2009. 146 Seiten mit No- man zahlreiche interessante Details über die Hinter- tenbeispielen. € 14,95 / CHF 26.90. gründe des Schaffensprozesses und bemerkt die unbän- Der renommierte Bach-Forscher Christoph Wolff zeich- dige Freude über die endlich einsetzende Anerkennung net in dieser Werkeinführung zunächst die Entstehung als Komponist in Prag. der h-Moll-Messe nach und beschreibt die Strategien, mit denen Bach seine Kompositionen vor dem Schick- Kai Köpp: Handbuch historische Orchesterpraxis. Barock sal des Vergessens bewahrte. Im zweiten Teil des Buches – Klassik – Romantik. Bärenreiter-Verlag 2009. 378 Sei- geht der Autor auf die musikalische Gestaltung der ein- ten. € 34,95 / CHF 62.90. zelnen Werkteile und Sätze ein. Die leicht verständliche Während die historische Orchesterpraxis bislang vor Einführung wendet sich an alle, die sich praktisch oder allem aus der Außenperspektive beschrieben wurde (Be- wissenschaftlich mit der Messe beschäftigen wollen. setzung, Aufstellung, Orchesterleitung), steht hier die Frage nach der Spielpraxis im Zentrum. Eine Schlüssel- Brahms-Handbuch. Hrsg. von Wolfgang Sandberger. rolle spielen Vortragsnormen, die nicht Bestandteil des Bärenreiter-Verlag / J. B. Metzler 2009. 662 Seiten. € 64,95 Notentextes waren und sich teilweise auch der exakten / CHF 100.00. Notation entziehen. Vierzehn kommentierte Fallbei- Das Brahms-Handbuch ist das umfassendste und aktu- spiele aus Barock, Klassik und Romantik von Lully über ellste Kompendium zu Leben, Werk und Rezeption die- Gluck und Mozart bis zu Weber und Spohr eröffnen die ses Komponisten. Es verbindet die positiven Aspekte Möglichkeit, die Informationen des Handbuches prak- eines Nachschlagewerkes mit den Vorzügen eines ver- tisch zu erschließen. Das praxisorientierte Handbuch ständlichen, gut geschriebenen Lesebuches. Renom- richtet sich an alle, die sich mit der Interpretation von mierte Autoren der Brahms-Forschung haben sich an Orchesterwerken beschäftigen: Musiker, Dirigenten, dem Handbuch beteiligt. Zahlreiche Abbildungen aus Musikwissenschaftler, Herausgeber sowie interessier- den einzigartigen Beständen des Brahms-Instituts an te Laien. der Musikhochschule Lübeck, eine Zeittafel, ein Werk- verzeichnis sowie Namen- und Werkregister runden die- Thomas Schipperges: Musik und Bibel. 111 Figuren und se Gesamtdarstellung ab. Motive, Themen und Texte. Bärenreiter Basiswissen. Band 1: Altes Testament. 146 Seiten; Band 2: Neues Tes- Mahler-Handbuch. Hrsg. von Bernd Sponheuer und tament. 144 Seiten. Je € 12,95 / CHF 23.30. Wolfram Steinbeck. Bärenreiter-Verlag / J. B. Metzler Die beiden neuen Bände der Reihe „Bärenreiter Basis- 2010. ca. 456 Seiten ca. € 64,95 / CHF 100.00 (April 2010). wissen“ richten sich an Schüler, Studierende, Liebhaber Das Mahler-Handbuch entwirft eine aktuelle Darstel- geistlicher Musik, Musiker, Theologen und Journalisten. lung der Persönlichkeit und des Werks Gustav Mahlers Sie stellen die uns heute oft nicht mehr vertrauten Per- – ohne den Ehrgeiz, ein neues Mahler-Bild zu entwickeln, sonen, Motive, Themen, die in der Vokalmusik immer aber nicht ohne innovative Sichtweisen im Einzelnen. wieder erscheinen, in 111 jeweils zweiseitigen, anschau- Im Zentrum steht die ausführliche Darstellung der Wer- lichen Einzelporträts vor. Handlich wie ein Nachschla- ke. Auch die vielfältige Mahler-Rezeption wird ausführ- gewerk aufgebaut, folgen die Porträts von der Schöpfung lich präsentiert. Zeittafel, Bibliographie, Werkverzeich- bis zur Apokalypse der Reihenfolge der biblischen Bü- nis und Register ergänzen das Handbuch. cher.

Leoš Janáček. Thema con variazioni. Briefwechsel mit Pascal Gallois: Die Spieltechnik des Fagotts (deutsch, seiner Frau Zdenka und seiner Tochter Olga. Übersetzt englisch, französisch). Bärenreiter-Verlag 2009. 126 Sei- von Pamela Zurkirch. Ausgewählt von Jakob Knaus. ten mit zwei CDs. € 49,95 / CHF 89.90. Hrsg. von der Leoš-Janáček-Gesellschaft. Bärenreiter- Pascal Gallois ist einer der international renommiertes- Verlag 2009. 380 Seiten. € 39,95 / CHF 71.90. ten Fagottisten. Sein Buch erläutert erstmals sämtliche 459 Briefe aus dem Briefwechsel von Leoš Janáček mit spiel- und klangtechnischen Möglichkeiten des Fagotts seiner Frau Zdenka und seiner Tochter Olga, geschrie- in systematischer Form und zeigt den Instrumentalis- ben zwischen 1893 und 1928, sind in diesem Band ver- ten anhand instruktiver Anleitungen den Weg zur Be- sammelt. Die neuen Einblicke in die private Korrespon- herrschung dieser Techniken auf und informiert denz sind als Ergänzung der frühen Briefe an Zdenka gleichermaßen Komponisten über die Klangmöglich- aus Leipzig und Wien (1879/80) zu sehen und rücken das keiten wie auch über die Besonderheiten der Notation. durch Zdenkas Memoiren entstandene einseitig nega- Dem Buch liegen zwei von Pascal Gallois eingespielte tive Bild des Komponisten zurecht. Janáček zeigt sich in CDs zur Klangkontrolle und Information bei. diesen Briefen rührend und zutiefst besorgt um das

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Nachrichten

Als Fortsetzung der „Neuen Bach-Ausgabe“ kündigen das Bach-Archiv Leipzig und der Bärenreiter-Verlag an: Johann Sebastian Bach: Neue Ausgabe sämtlicher Wer- ke. Revidierte Edition (NBArev). In den nächsten Jahren werden etwa 15 Bände erscheinen, die auf Basis neues- ter musikwissenschaftlicher Erkenntnisse und Bewer- tungen zentrale Werke Bachs für Wissenschaft und Pra- xis bereitstellen. Eröffnet wird die NBArev mit Uwe Wolfs Neuausgabe der h-Moll-Messe. Sie erscheint Mitte 2010.

Das Packard Humanities Institute und die Internatio- nale Stiftung Mozarteum haben die Faksimile-Edition der handschriftlichen Partituren von Wolfgang Amade- us Mozarts Meisteropern Idomeneo, Die Entführung aus dem Serail, Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Così fan tutte, Die Zauberflöte und La clemenza di Tito abge- Der Tod: ein Meister aus Portugal? Szenenfoto aus der Uraufführung schlossen. Damit werden erstmals alle sieben Partitu- von Scartazzinis „WUT“ 2006 in Erfurt ren in Mozarts Handschrift Musikern, Forschern und Liebhabern zugänglich gemacht. Die jeweils aus zwei Andrea Lorenzo Scartazzinis Oper WUT wird am 10. Sep- oder drei Faksimilebänden und einem Textband beste- tember 2010 am Stadttheater Bern seine Schweizer Erst- henden Sets, die in Fotographie, Druck und Ausstattung aufführung erleben (Musikal. Leitung: Dorian Keilhack, Maßstäbe setzen, sind über den Bärenreiter-Verlag er- Inszenierung: Dieter Kaegi). Aus der alten portugiesi- hältlich. Jedes Opernset kostet € 248/CHF 446.–. schen Geschichte vom Kronprinzen Pedro, der seine er- mordete Geliebte exhumieren und zur Königin krönen Emmanuel Chabriers „L’Etoile“ ist auf dem Weg ins Re- lässt, haben der Schweizer Komponist und sein Libret- pertoire. Nach zwei erfolgreichen Inszenierungen am tist Christian Martin Fuchs ein packendes Musikthea- Grand Théâtre de Génève (4.11.2009, Musikal. Leitung: terwerk gestaltet. „Bilder von packender Kraft“, urteilte Jean-Yves Ossonce, Inszenierung: Jérome Savary) und Reinhard Schulz in der Süddeutschen Zeitung, und der am Theater Bielefeld (7.11.2009, Musikal. Leitung: Peter Kritiker von Musik & Theater schrieb: „Die Partitur Kuhn, Inszenierung: Robert Lehmeier) plant die Staats- leuchtet tief in menschliche Abgründe“. oper Unter den Linden Berlin am 16.5.2010 eine Neupro- duktion. Am Pult steht Sir Simon Rattle, es inszeniert Im nächsten Jahr wird Franz Liszts gedacht. Der Kom- Dale Duesing. Alle drei Häuser verwenden das neue ponist wurde vor 200 Jahren geboren. Sein Oratorium Aufführungsmaterial auf der Basis des Bandes in der Christus ist 2008 in einer Urtext-Ausgabe bei Bärenrei- Reihe „L’Opéra français“ (Bärenreiter-Verlag). Weitere In- ter erschienen (Partitur und Klavierauszug käuflich, fos: [t]akte 2/2009 und www.takte-online.de Aufführungsmaterial leihweise). Christus fügt sich in seiner Absicht, das Leben Jesu von der Geburt über die Passion bis zur Auferste- hung musikalisch zu erfassen, nahtlos in die Tradition der am Bibelwort orientier- ten Oratorien nach Händel ein. Dabei geht es Liszt trotz der vertrauten Sujets weni- ger um die Darstellung des Wirkens Jesu als um die meditative Wirkung, zu deren Zweck er auf die ganze Breite musikali- scher Mittel zurückgreift: Symphonische Klanggestaltung neben schlichtem Kir- chenliedstil, modal geprägte Harmonik neben kühner Chromatik, unterschiedli- che Vokal- und Instrumentalbesetzungen bis hin zu rein instrumentaler Meditati- on prägen die gesamte Komposition mit starken Kontrasten. Das Liszt-Jahr 2011 bietet Gelegenheit, das Werk wiederzu- Stern aus Frankreich: „L’Etoile“ am Grand Théatre de Génève entdecken.

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Neue CDs und DVDs

CDs Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 8 Beat Furrer: recitativo / Ernst Krenek: Philharmonisches Staats- Jonathan Harvey: Sprechgesang Kehraus um St. Stephan Georg Friedrich Händel: orchester Hamburg, Leitung: Salome Kammer (Stimme), Symphonieorchester Vorarlberg, Arie italiane per basso Simone Young Peter Veale (Oboe, Englisch Produktion der Bregenzer Ildebrando D’Arcangelo, Modo Oehms Horn), musikFabrik, Leitung: Beat Festspiele, Musikal. Leitung: John antiquo, Leitung: Federico Maria Furrer, Peter Rundel Axelrod, Inszenierung: Michael Sardelli Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 9 WERGO Scheidl Deutsche Grammophon hr-Sinfonieorchester, Leitung: Capriccio Paavo Järvi Bach: Violin and Voice Sony RCA DVDs Francesco Cavalli: darauf: Johann Sebastian Bach, Produktion der Nederlandse Bearb. Felix Mendelssohn- Antonín Dvořák: Čert a Kača Wolfgang Amadeus Mozart: Opera Bartholdy: Erbarme Dich (Die Teufelskäthe) Idomeneo Concerto Köln, Musikal. Leitung: Christine Schäfer (Sopran), Hilary WDR Rundfunkchor und Produktion der Styriarte Graz Ivor Bolton, Inszenierung: David Hahn (Violine), Münchner Sinfonieorchester Köln, Leitung: Arnold Schoenberg Chor, Alden Kammerorchester, Leitung: Gerd Albrecht Concentus Musicus Wien, Opus Arte Alexander Liebreich Orfeo Musikal. Leitung: Nikolaus Deutsche Grammophon Harnoncourt, Inszenierung: Antonín Dvořák: Karneval Nikolaus & Philipp Harnoncourt Haydn-Arias Radio-Sinfonieorchester des Styriarte Festival Edition Simone Saturova (Sopran), SWR, Leitung: Roger Norrington NDR Radiophilharmonie, Hänssler Hector Berlioz: Benvenuto Cellini Leitung: Alessandro di Marchi Produktion der Salzburger Orfeo Bohuslav Martinů: Incantation; Festspiele Konzert 4 für Klavier und Wiener Philharmoniker, Musikal. Hector Berlioz: Symphonie Orchester Leitung: Valery Gergiev, Inszenie- fantastique / Le Carnaval romain Robert Kolinsky (Klavier), rung: Philipp Stölzl Anima Eterna, Leitung: Jos van Sinfonieorchester Basel, Leitung: Naxos Immerseel Vladimir Ashkenazy ZigZag Ondine Jacques Offenbach: Les contes d’Hoffmann Jacques Offenbach: Peter Michael Hamel: Produktion des Grand Les contes d’Hoffmann Miniaturen für Harfe Théâtre de Genève Wiener Philharmoniker, Leitung: Margit-Anna Süß (Harfe) Orchestre de la Suisse James Levine Campanella Musica / BR Klassik Romande, Musikal. Orfeo Festspieldokumente Leitung: Patrick Davin, Beat Furrer: Streichquartett Nr. 3 Inszenierung: Olivier Py Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 6 KNM Berlin Bel Air Aachener Sinfonieorchester, Kairos/WDR 3 0013132KAI Marcus R. Bosch Coviello

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Termine (Auswahl) April 2010 April 2010 April 2010 April 2010

1.4.2010 Bern (Premiere) 16.4.2010 Istanbul 23.4.2010 München (musica viva) 25.4.2010 Witten (Tage für neue Wolfgang Amadeus Mozart: Beat Furrer: XENOS (Türkische –> Manfred Trojahn: Moderato, Kammermusik) La finta giardiniera Erstaufführung) Sinfonischer Satz, Überschrei- Beat Furrer: Xenos-Szenen Musikal. Leitung: Dorian Ensemble Modern, Leitung: Alejo bung II. Zustand (Uraufführung) für Chor und Ensemble Keilhack, Inszenierung: Anna Pérez Symponieorchester des Baye- Vokalensemble Nova, Klang- Dirckinck-Homfeld rischen Rundfunks, Leitung: forum Wien, Leitung: Beat Furrer 16.4.2010 Detmold (Premiere) Emilio Pomárico (auch 26.4. Wien, Österr. 1.4.2010 Amsterdam Georg Friedrich Händel: Orlando Erstaufführung) Beat Furrer: XENOS III für Musikal. Leitung: Jörg Pitsch- 23.4.2010 Frankfurt Schlagzeug und Streicher; mann, Inszenierung: Ute M. Matthias Pintscher: 25.4.2010 Königslutter (Wieder- antichesis Engelhardt Songs from Solomon’s garden eröffnung des Kaiserdoms) Dirk Rothbrust (Schlagwerk), (Europäische Erstaufführung) –> Manfred Trojahn: Ensemble Resonanz, Leitung: 16./17.4.2010 New York Dietrich Henschel (Bariton), Magnificat für zwei Soprane und Beat Furrer –> Matthias Pintscher: hr-Sinfonieorchester, Leitung: Orchester (Uraufführung) Songs from Solomon’s garden Matthias Pintscher N. N., N. N. (Sopran), Staats- 1.4.2010 Brüssel (Uraufführung) orchester Braunschweig, Jean Philippe Rameau: Platée Thomas Hampson (Bariton), 24.4.2010 Witten (Tage für neue Leitung: Manfred Trojahn (konz.) New York Philharmonic, Leitung: Kammermusik) Les Talens Lyriques, Leitung: Alan Gilbert –> Matthias Pintscher: Sonic eclipse 25.4.2010 Karlsruhe Christophe Rousset I–III, neu Nr. III: Occultation Leoš Janáček: Tagebuch eines 17.4.2010 Leipzig (Premiere) Klangforum Wien, Leitung: Beat Verschollenen (halbszenisch) 4.4.2010 Amsterdam (Premiere) Christoph Willibald Gluck: Furrer Musikal. Leitung und Klavier: Hector Berlioz: Les Troyens Alceste („Occultation“ auch 26.4. Wien, Justin Brown, Inszenierung: Musikal. Leitung: John Nelson, Musikal. Leitung: Paolo Konzerthaus, Österr. Erstauffüh- Achim Thorwald Inszenierung: Pierre Audi Carignani, Inszenierung: Peter rung) Konwitschny 27.4.2010 Athen 10.4.2010 Brugge 24.4.2010 Chicago Opera Theater Theodore Antoniou: Beat Furrer: Aria 17.4.2010 London, BBC Studios (Premiere) Nenikimamen Emilie De Voght (Sopran), Nadar Maida Vale –> Francesco Cavalli: Il Giasone Ensemble, Leitung: Daan Matthias Pintscher: she-cholat (Erstaufführung der Neuaus- 30.4.2010 Washington Janssens ahavah ani (Shir hashirim V); gabe) Matthias Pintscher: auch 11.4.2010 Sint-Niklaas Charlotte Seither: Ricordanza; Musikal. Leitung: Christian Study IV for Treatise on the Veil Beat Furrer: enigma Curnyn, Inszenierung: Justin Jack Quartet 12.4.2010 Barcelona (Premiere) (UK-Erstaufführungen) Way Wolfgang Amadeus Mozart: BBC Singers, Leitung: Nicholas 30.4.2010 Rennes (Premiere) Die Entführung aus dem Serail Kok 24.4.2010 Dessau (Premiere) Wolfgang Amadeus Mozart: Musikal. Leitung: Ivor Bolton, Daniel-Francois-Esprit Auber: Lucio Silla Inszenierung: Christof Loy 17.4.2010 Radebeul (Premiere) Die Stumme von Portici Musikal. Leitung: Claude Peter Tschaikowski: Schwanensee Musikal. Leitung: Antony Schnitzler, Inszenierung: 13.4.2010 Tel Aviv (Premiere) Musikal. Leitung: Hans-Peter Hermus, Inszenierung: André Emmanuelle Bastet Fromental Halévy: La Juive Preu, Choreographie: Reiner Bücker Musikal. Leitung: Daniel Oren, Feistel Inszenierung: David Pountney 24.4.2010 Bilbao (Premiere) 22.4.2010 Wien, Theater an der Wolfgang Amadeus Mozart: 13.4.2010 Genf (Premiere) Wien Le nozze di Figaro Francesco Cavalli: La Calisto Georg Friedrich Händel: Musikal. Leitung: Eduardo López- Musikal. Leitung: Andreas Stoehr Giove in Argo (konz.) Banzo, Inszenierung: Emilio Sagi Inszenierung: Philipp Himmel- Il Complesso barocco, Leitung: mann Alan Curtis 25.4.2010 Witten (Tage für neue Kammermusik) 14.4.2010 Solingen (Premiere) 23.4.2010 Dresden, Staats- –> Miroslav Srnka: Tree of Heaven Jacques Offenbach: operette (Premiere) (Uraufführung) Les contes d’Hoffmann –> Johann Strauss: Zebra Trio (Ernst Kovacic, Violine; Bergische Symphoniker Prinz Methusalem (Erstauffüh- Steven Dann, Viola; Anssi Musikal. Leitung: Stephan Wehr, rung der kritischen Neuausgabe) Karttunen, Violoncello) Inszenierung: Igor Folwill Musikal. Leitung: Ernst Theis, Inszenierung: Adriana Altaras

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Termine (Auswahl) Mai 2010 Mai 2010Mai / Juni 2010 Juni 2010

8.5.2010 Aachen (Premiere) 14.5.2010 Berlin (Philharmonie) 30.5.2010 Zürich (Premiere) 13.6.2010 Frankfurt (Premiere) Philipp Maintz: Maldoror Hector Berlioz: Le roi des Aulnes Antonín Dvořák: Rusalka Hector Berlioz: La damnation de Musikal. Leitung: Markus Bosch, Jonas Kaufmann (Tenor), Musikal. Leitung: Vladimir Faust Inszenierung: Georges Delnon Berliner Philharmoniker, Leitung: Fedoseyev, Inszenierung: Musikal. Leitung: Julia Jones, Claudio Abbado Matthias Hartmann Inszenierung: Harry Kupfer 8.5.2010 Trento auch 15./16.5.2010 Matthias Pintscher: On a clear day 30.5.2010 Dortmund (Premiere) 15.6.2010 Liège (Premiere) Emanuele Torquati (Klavier) 15.5.2010 Glasgow Christoph Willibald Gluck: Modest Mussorgski: Matthias Pintscher: celestial Orphée et Euridice Boris Godunow 8.5.2010 Kassel (Premiere) object I for solo trumpet and Musikal. Leitung: Jac van Steen, Musikal. Leitung: Paolo Wolfgang Amadeus Mozart/ ensemble; Transir für Flöte und Inszenierung: Christine Mielitz Arrivabeni, Inszenierung: Petrika Manfred Trojahn: Kammerorchester Ionesco La clemenza di Tito Mark O’Keeffe (Trompete), 4.6.2010 Schloss Wolfenbüttel Musikal. Leitung: Alexander Sebastian Wittiber (Flöte), (Premiere) 19.6.2010 Würzburg (Premiere) Hannemann, Inszenierung: BBC Scottish Symphony Orchestra, Wolfgang Amadeus Mozart: Zaide Wolfgang Amadeus Mozart: Johannes Schütz Leitung: Matthias Pintscher Produktion des Staatstheaters Le nozze di Figaro Braunschweig, Musikal. Leitung: Musikal. Leitung: Jonathan Sears, 9.5.2010 Ronco s/Ascona (CH) 16.5.2010 Berlin, Deutsche Sebastian Beckedorf, Inszenie- Regie: Marcus Lobbes Dieter Ammann: Staatsoper (Premiere) rung: Rebekka Stanzel Gehörte Form – Hommages Emmanuel Chabrier: L’Etoile 19.6.2010 Kassel (Premiere) Mondrian Ensemble Musikal. Leitung: Sir Simon 5.6.2010 Kiel (Premiere) Charles Gounod: Faust Rattle, Inszenierung: Dale Charles Gounod: Margarete Musikal. Leitung: Marco Comin, 9.5.2010 Annaberg (Premiere) Duesing Musikal. Leitung: Mariano Rivas, Inszenierung: Nadja Loschky Georges Bizet: Carmen Inszenierung: Georg Köhl Musikal. Leitung: Dieter Klug, 20./21.5.2010 Karlsruhe, ZKM 19.6.2010 Mainz (Premiere) Inszenierung: Hans-Hermann Matthias Pintscher: she-cholat 5./6.6.2010 Wien (Musikverein) Bedřich Smetana: Krug ahavah ani (Shir hashirim V) Wolfgang Amadeus Mozart: Die verkaufte Braut SWR Vokalensemble, Leitung: Il sogno di Scipione Musikal. Leitung: Catherine 13./14.5.2010 München David Jones Concentus Musicus Wien, Rückwardt, Inszenierung: Matthias Pintscher: Leitung: Nikolaus Harnoncourt Tatjana Gürbaca towards Osiris 21.5.2010 Basel (Premiere) Symphonieorchester des Francesco Cavalli: La Calisto 7.6.2010 Göttingen 20.6.2010 Delft Bayerischen Rundfunks, Leitung: Musikal. Leitung: Andrea –> Rudolf Kelterborn: Bohuslav Martinů: Vladimir Jurowsky Marcon, Inszenierung: Jan Bosse Fünf kleine Stücke für 8 Cellisten Rhapsody-Concerto (Uraufführung) Delfts Symphonie Orkest, 13.5.2010 Leipzig 22.5.2010 Baden-Baden (Premiere) Violoncellisten des Göttinger Leitung: Peter Gaasterland Leoš Janáček: Georges Bizet: Carmen Symphonie Orchesters auch 26.6.2010 Den Haag Glagolitische Messe Musikalische Leitung: Teodor Solisten und Chor der Oper Currentzis, Regie: Philippe 8.6.2010 Berlin (BKA-Theater – 24.6.2010 Paris, Atelier Lyrique Leipzig, Gewandhausorchester Arlaud „Unerhörte Musik“) (Premiere) Leitung: Ulf Schirmer Charlotte Seither: Echoes, edges Bohuslav Martinů: Mirandolina 27.5.2010 Paris (Goethe-Institut) Fabio Grasso (Klavier) (Franz. Erstaufführung) 13.5.2010 Beijing –> Philipp Maintz: Neues Werk für Musikal. Leitung: Marius Georges Bizet: Carmen Flöte, Klarinette, Violine, 11.6.2010 Paris (Cité de la Musique) Stieghorst, Inszenierung: Musikal. Leitung: Chen Violoncello und Klavier (Urauf- Matthias Pintscher: Stephen Taylor Zuohuang führung); Klaus Huber: Askese Verzeichnete Spur für Kontra- Inszenierung: N. N. Ensemble Alternance bass, drei Violoncelli, Instrumen- 26.6.2010 Freiburg, Hochschule te und Live-Elektronik (Franz. für Musik (Premiere) 14.5.2010 Beijing 28.5.2010 Prag (Prager Frühling) Erstaufführung) Joseph Haydn: Rudolf Kelterborn: –> Miroslav Srnka: Ensemble Intercontemporain, La fedeltà premiata –> Fantasien und Flashes für 13 Escape Routines (Uraufführung) Leitung: Ludovic Morlot Musikal. Leitung: Scott Sandmeier Streicher (Uraufführung) Thomas Martin (Klarinette), Si- Festival Strings Lucerne Jing Hang (Violine), Mark Ludwig 12.6.2010 Wien, Volksoper 30.6.2010 Graz, Kunstuniversität Leitung: Achim Fiedler (Viola), Sato Knudsen (Violoncel- (Premiere) Beat Furrer: Apon; FAMA, Szene 1 lo), Kateřina Englichová (Harfe) Wolfgang Amadeus Mozart: Klangforum Wien Die Entführung aus dem Serail Leitung: Emilio Pomárico Musikal. Leitung: Sascha Goetzel, Inszenierung: Igor Bauersima

34 [t]akte 1I2010 Mozarts große Opern Packard Humanities Institute (Los Altos, Kalifornien) und die Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg präsentieren die Handschriften der sieben großen Mozart-Opern

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Mozarts sieben große Opern, der geniale ­ Die Faksimiles Beitrag zum Musiktheater und kulturelles ­ • Zusammenführung der an unterschiedlichen Welterbe, sind ohnegleichen an menschlicher Orten aufbewahrten Handschriften Mozarts Tiefe und musikalischem Ausdruck. • Höchster Grad an präziser Wiedergabe Durch glückliche Umstände sind alle sieben und Farbechtheit durch Einsatz modernster Opern-Partituren fast vollständig in Mozarts Technik Handschrift erhalten.

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Termine (Auswahl) Juni / Juli 2010 Juli /August 2010September 2010 September 2010

2./3.7.2010 Gotha (Ekhof-Theater) 15.7.2010 Santiago de Chile 10.9.2010 Bern (Premiere) 25.9.2010 Lübeck (Premiere) Georg Philipp Telemann: (Premiere) Andrea Scartazzini: WUT Jacques Offenbach: Richardus I Georg Friedrich Händel: (Schweizer Erstaufführung) Les contes d’Hoffmann Musikal. Leitung: Michael Musikal. Leitung: Federico Maria Musikal. Leitung: Dorian Musikal. Leitung: Urs-Michael Schönheit, Regie: Andreas Sardelli, Inszenierung: Enrique Keilhack, Inszenierung: Dieter Theus, Inszenierung: N. N. Baumann Bordolini Kaegi 26.9.2010 Frankfurt, Alte Oper 3.7.2010 Metz (Festival 18.7.2010 Schwetzingen (Premiere) 10.9.2010 Biel (Premiere) („Auftakt“) „Acanthes“) Wolfgang Amadeus Mozart: Wolfgang Amadeus Mozart: –> Beat Furrer: Neues Werk Beat Furrer: „Lotófagos“-Szenen La clemenza di Tito Così fan tutte (Uraufführung) für zwei Soprane und Ensemble Chor und Orchester des Natio- Musikal. Leitung: Franco Trinca, Junge Deutsche Philharmonie, (Franz. Erstaufführung) naltheaters Mannheim Inszenierung: Wolfram Mehring Leitung: Peter Rundel N. N., N. N. (Sopran), Ensemble Musikal. Leitung: Dan Ettinger, Contrechamps Inszenierung: Günter Krämer 17.9.2010 Frankfurt, Alte Oper 30.9.2010 Berlin (Philharmonie) („Auftakt“) Bohuslav Martin : Juliette. 9.7.2010 Würzburg, Hochschule 24.7.2010 Kuala Lumpur Beat Furrer: Begehren (konz.) Drei Fragmente aus der Oper für Musik (Premiere) Hector Berlioz: La damnation de Petra Hoffmann (Stimme), Berliner Philharmoniker, Leitung: Domenico Cimarosa: Faust Ensemble Modern, Schola Charles Mackerras Der Operndirektor Malaysian Philharmonic Heidelberg, Leitung: Beat Furrer Orchestra, Leitung: Claus Peter 10.7.2010 Metz Flor 17.9.2010 Hof (Premiere) Matthias Pintscher: Study IV for Bed ich Smetana: Treatise on the Veil for string 5.8.2010 Burg Gallenstein bei Die verkaufte Braut quartet (Frz. Erstaufführung) St. Gallen/Gesäuse, Österreich Musikal. Leitung: N. N., Inszenie- Quatuor Diotima (Arcana. Festival für Neue Musik) rung: N. N. Beat Furrer: Xenos II für En- 14.7.2010 Saarbrücken, Hoch- semble (Österr. Erstaufführung) 18.9.2010 Braunschweig (Premiere) schule für Musik (Premiere) Kammerensemble Neue Musik Georges Bizet: Carmen Wolfgang Amadeus Mozart: Berlin Musikal. Leitung: Alexander Joel, Così fan tutte Inszenierung: Joël Lauwers Musikal. Leitung: Richard van 7.8.2010 Burg Gallenstein bei Schoor, Inszenierung: Armin St. Gallen/Gesäuse, Österreich Stockerer (Arcana. Festival für Neue Musik) –> Beat Furrer: Ferne Landschaft für Streichtrio und Klarinette (Uraufführung) Trio Zebra, Ernesto Molinari (Klarinette)

Impressum Internet Tel.: 0561 / 3105-288/289 Promotion: www.takte-online.com Fax: 0561 / 3 77 55 [t]akte [email protected] Dr. Ulrich Etscheit Das Bärenreiter-Magazin Graphik-Design: www.alkor-edition.com Leitung Promotion Bühne take off – media services und Orchester Redaktion: christowzik + scheuch Editio Bärenreiter Praha Tel.: 0561 / 3105-290 Johannes Mundry www.takeoff-ks.de Jana Urbanová Fax: 0561 / 318 06 82 Bärenreiter-Verlag [email protected] etscheit.alkor@ Heinrich-Schütz-Allee 35 Miroslav Srnka baerenreiter.com D - 34131 Kassel Kontakt [email protected] Dr. Marie Luise Maintz Tel.: 0561 / 3105-154 Tel.: ++420 274 0019 11 Projektleitung Neue Musik Fax: 0561 / 3105-310 Bestellungen Leihmaterial: www.sheetmusic.cz Tel.: 0561 / 3105-139 [email protected] Alkor-Edition Fax: 0561 / 3105-310 Erscheinen: 2 x jährlich Heinrich-Schütz-Allee 35 maintz@ kostenlos D - 34131 Kassel baerenreiter.com

(SPA 51/08)

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