Bamberger Symphoniker

2018 2019

Symphonische Erzählungen Bamberg, ein Juwel im Herzen Europas und Bamberg in Bavaria is a perfect jewel of a city Weltkulturerbe der UNESCO, bietet in tausend- in the very heart of Europe. A UNESCO World jähriger Geschichte überwältigende Architektur, Heritage city, in its 1,000-year history Bamberg ein Heiliges Kaiserpaar, einen Papst – und ein has produced stunning architecture, a Holy Orchester von Weltrang! Mit ihrem charakte- Roman Emperor, a Pope … and a world-class ristisch dunklen, runden und strahlenden Klang orchestra. Admired for its characteristic deep, begeistern die Bamberger Symphoniker ihr rich yet brilliant sound, the Bamberg Symphony Publikum weltweit mit klassischer und romanti- thrills audiences all over the world from the scher Symphonik ebenso wie mit Wegbereitern US to Japan, performing both the great classical der Moderne und mit zeitgenössischer Musik. repertoire and cutting-edge modern and Ein wahrlich außergewöhnliches Orchester in contemporary music. Truly an extraordinary einer außergewöhnlichen Stadt. orchestra from an extraordinary city.

Eine außergewöhnliche Stadt – mit einem außergewöhnlichen Orchester. In den mehr als siebzig Jahren ihrer Existenz haben die Bamberger Symphoniker weit über 7.000 Konzerte in 63 Ländern und mehr als 520 Städten gegeben – und können damit als das deutsche Reiseorchester gelten. Diese Rolle als Kulturbotschafter Bayerns war zu Beginn der Orchestergeschichte durchaus nicht abzusehen.

Die Umstände ihrer Gründung machen die Bamberger Symphoniker zu einem Spiegel der deutschen Geschichte. 1946 trafen ehemalige Mitglieder des Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag auf Musikerkollegen, die ebenfalls aus ihrer Heimat hatten fliehen müssen. In Bamberg gründeten sie das »Bamberger Tonkünstlerorchester«, kurze Zeit später umbenannt in Bamberger Symphoniker. Ausgehend von dem Prager Orchester lassen sich Traditionslinien bis ins 19. und 18. Jahrhundert ziehen. Die Wurzeln der Bamberger Symphoniker reichen somit zurück bis zu Mahler und Mozart. 8 Vorworte

12 Das Orchester

16 Jakub Hrůša im Dialog

28 Die Ehrendirigenten

37 Der Portraitkünstler

42 Die Orgel

52 Die Nachwuchsförderung

58 Die Freunde und Förderer

60 Das Buch

68 Das Motto An extraordinary city – with an extraordinary orchestra. 75 Konzertkalender With over 7,000 concerts in 63 countries, the Bambergers are ’s top tourers. Their forebears played for 141 Stiftung, Intendanz und Gremien

Mozart and Mahler in Prague but were exiled by war. 159 Termine, Vorverkauf und Preise 10 Vorwort Intendant E ‘Once upon a time …’ We treasure childhood stories – words can’t. From the arch-Romantic , to Marcus Rudolf Axt and stories have inspired composers to create musical narra- our Portrait Artist Martin Fröst, clarinettist and story-teller, our tives, from heroic epics to inner monologues expressing what season is rich in imaginative and poetic ‘Symphonic Stories’!

Liebe Musikfreunde! kleiner ? »Es war einmal …« So beginnen die Geschichten, an die wir uns von Kindheit an gerne erinnern. Geschichten, die auch Komponisten in allen Epochen inspiriert haben, Erzählungen in Töne zu setzen. Darunter offene, direkte Vertonungen bekannter Geschichten, aber auch innere Monologe, die von Erlebtem berichten wollen und bei denen die Musik das aussagt, was die Worte nicht fassen können.

Davon wollen wir Ihnen in dieser Saison erzählen. Unser Orchester ist vielsprachig, mehrstimmig und redegewandt – wir spielen Werke von Abrahamsen über Bach und Chopin bis Weber, vom Barock bis ins 21. Jahrhundert, von Armenien bis Amerika.

Eine besondere symphonische Erzählung ist Smetanas Epos »Má vlast«: Jakub Hrůšas »Visitenkarte« gehört mittlerweile auch, neben Mahler, Dvořák, Brahms und Bruckner, zum Kernrepertoire der Bamberger Symphoniker. Dieses Werk werden wir in Baden-Baden, Innsbruck, Hamburg, Lugano, Prag und in Zürich aufführen.

Wir freuen uns auf Martin Fröst als Portraitkünstler, der mit seiner Klarinette nicht nur Noten interpretiert, sondern als großer Erzählkünstler ganze Programme thematisch konzipiert, die das übliche Konzertritual aufbrechen und neu denken.

Eine ganze Reihe an Konzerten unseres Orchesters kreisen symphonisch, aber auch kammermusikalisch um den Komponisten, der als Inbegriff des Romantikers gilt und dessen Werke sich oft auf Märchen, Gedichte, Literatur beziehen: Robert Schumann. Seine Kompositionen stehen für eine sich in die Un- wirklichkeit öffnende Phantasie, für romantische Sehnsucht, die aus der Realität hinausträgt.

Lassen Sie sich in Ihre eigene Phantasie entführen, öffnen Sie sich für symphonische Erzählungen aus allen Jahrhunderten und seien Sie neugierig auf eine märchenhafte Saison mit dem Orchester, dessen Geschichte selbst wie ein Märchen anmutet und dem Sie die 230-jährige böhmische Klang- tradition immer noch anhören können!

Wir freuen uns auf Sie!

12 Vorwort Bayerische Staatsministerin E The Bamberg Symphony is globally popular, this season re- Festival – all on top of its acclaimed outreach work, stunning au- Prof. Dr. Marion Kiechle für Wissenschaft und Kunst visiting Scandinavia and Scotland among many destinations. It also dience figures and recent award for “Best Concert Series of 2017”: has new invitations, not least the honour of opening Prague’s Spring bravo to ‘Bavaria’s Cultural Ambassador to the World’!

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde!

Auch in der Spielzeit 2018/19 werden die Bamberger Symphoniker und ihr Chefdirigent Jakub Hrůša an zahlreichen internationalen Spielstätten zu er- leben sein und so einmal mehr als Bayerische Staatsphilharmonie und damit als Kulturbotschafter des Freistaats in der Welt unterwegs sein und über- regionale Aufmerksamkeit erhalten.

Nach seiner bereits 15. Japan-Tournee ist das Orchester erneut beim Edin- burgh International Festival sowie erstmals beim Grafenegg Festival zu Gast. Konzertreisen führen das Ensemble ferner nach Skandinavien, in die neue Pariser Philharmonie und nach Tschechien zur Eröffnung des Musikfestivals Prager Frühling. Weitere Auftritte absolviert der begehrte Klangkörper darüber hinaus in vielen bedeutenden Konzerthäusern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.

Es freut mich, dass neben der intensiven Reisetätigkeit auch der Kultur- auftrag der Musikvermittlung eine herausragende Rolle spielt. Das zeigt insbesondere die Auszeichnung für das »Programm des Jahres 2017« in eindrucksvoller Weise. Zu dieser verdienten Anerkennung ebenso wie zu den stets fulminanten Besucher- und Abonnentenzahlen gratuliere ich dem gesamten Orchester, Chefdirigent Jakub Hrůša und Intendant Marcus Rudolf Axt von Herzen. Den Bamberger Symphonikern wünsche ich für die Spielzeit 2018/19 alles erdenklich Gute und großen Erfolg. 14 Das Orchester The Orchestra

Chefdirigent 1. Violine Hansjörg Krämer Kontrabass Horn Orchestervorstand Jakub Hrůša Bart Vandenbogaerde, Quinten de Roos Stefan Adelmann, Solo Christoph Eß, Solo Luuk Godwaldt 1. Konzertmeister Michaela Reichel Silva Georg Kekeisen, Solo Andreas Kreuzhuber, Solo Markus Mayers Ilian Garnetz, Vladislav Popyalkovsky Orçun Mumcuoglu, stv. Solo Peter Müseler Christoph Müller Ehrendirigenten 1. Konzertmeister Julia Fortuna Christian Hellwich, Elisabeth Kulenkampff Berthold Opower Herbert Blomstedt Harald Strauss-Orlovsky, Boris-Alexander Jusa Vorspieler Swantje Vesper Martin Timphus Christoph Eschenbach 2. Konzertmeister Minkyung Sul Luuk Godwaldt William Tuttle Aki Sunahara, Mátyás Németh Wolfgang Braun 2. Konzertmeisterin Tim Wunram Hasko Kröger educationTeam Mayra Budagjan, Viola Jakub Fortuna Martin Timphus 2. Konzertmeisterin Lois Landsverk, Solo Jan Rosenkranz Heiko Triebener Brigitte Gerlinghaus, N.N., Solo Trompete Swantje Vesper Vorspielerin Branko Kabadaić, stv. Solo Lutz Randow, Solo Andreas Lucke Katharina Cürlis, Vorspielerin Flöte Markus Mester, Solo Boguslaw Lewandowski Raphael Lambacher Ulrich Biersack, Solo Thomas Forstner Kammermusik-Vorstand Alfred Gschwind Martin Timphus Daniela Koch, Solo Till Fabian Weser Christof Kuen Birgit Hablitzel Mechthild Schlaud Timea Acsai Johannes Trunk Indrek Leivategija Sabine Lier Zazie Lewandowski Ursula Haeggblom Christoph Müller Thomas Jahnel Christof Kuen Michael Hamann Wolfgang Rings Posaune Dagmar Puttkammer Christine Jahnel Oboe Johann Voithofer, Solo Sandra Marttunen Yumi Nishimura Barbara Bode, Solo Angelos Kritikos, Solo Berthold Opower Wolfram Hauser Andrey Godik, Solo Stefan Lüghausen May-Britt Trunk Paulina Riquelme Díaz Yumi Kurihara Christoph Weber Angela Stangorra Wakana Ono Zsófia Magyar Volker Hensiek Jueyoung Yang N. N. Violoncello Klarinette Tuba Matthias Ranft, Solo Günther Forstmaier, Solo Heiko Triebener 2. Violine Ulrich Witteler, Solo Christoph Müller, Solo Raúl Teo Arias, Stimmführer Indrek Leivategija, stv. Solo Michael Storath Melina Kim-Guez, Stimmführerin Nikola Jovanović, Vorspieler Christian Linz Pauken Geworg Budagjan, Achim Melzer Robert Cürlis, Solo stv. Stimmführer Markus Mayers Holger Brust, Solo Miloš Petrović, Vorspieler Eduard Resatsch Fagott Christian Dibbern Katja Kuen Alexei Tkachuk, Solo Jochen Hehl Verena Obermayer N.N., Solo Schlagzeug Julie Wandres-Zeyer Lucie de Roos Chih-Ti Wang Jens Herz, 1. Schlagzeuger Marek Pychal Tobias Tauber Ulrich Kircheis Johann Michael Winkler Dorothee Klatt Marius Urba Barbara Wittenberg 16 Förderer Credits Danksagung Sponsors

Die Stiftung Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie wird finanziert durch Zuwendungen des Freistaats Bayern, der Stadt Bamberg, des Bezirks Oberfranken und des Landkreises Bamberg.

Wir danken unseren Zuschussgebern, die die Existenz und Mäzene bei zahlreichen Sonderprojekten und un- unseres Orchesters garantieren und so eine kontinuier- serer intensiven Nachwuchsförderung unterstützen. liche künstlerische Arbeit ermöglichen. Unser Dank gilt Schließlich danken wir unseren Medienpartnern, die auch den Sponsoren, die sich – Global Players wie wir – durch eine zum Teil jahrzehntelange Partnerschaft das unserer Region verpflichtet fühlen und unser Orchester Wirken der Bamberger Symphoniker einem breiten, zusammen mit einer Vielzahl weiterer privater Förderer internationalen Medienpublikum zugänglich machen. 18 Jakub Hrůša im Dialog »Ich will, dass die Leute glücklich sind«

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Jakub Hrůša im Dialog Jakub Hrůša und Christian Dibbern trennen im Konzert- und verlassen. Vor Beginn der Spielzeit mit dem Motto »Symphoni- A chat with Probenalltag nur wenige Meter: Der eine beginnt am Dirigenten- sche Erzählungen« treffen sich beide im Intendantenbüro – zum Jakub Hrůša pult seine dritte Saison als Chefdirigent, der andere wird die Austausch von Erzählungen über das Orchester. Den Dialog Bamberger Symphoniker nach 40 Jahren in der Zweiten Violine moderierte Florian Zinnecker.

Herr Dibbern, bevor gleich Jakub Hrůša zu uns das Live-Erlebnis stark einlassen kann. Ich Tatsächlich? Jedes Konzert ein Unikat? Immer liegt, als ich zum Probespiel hierherkam. Dann stößt: Welches Konzert in ihren 40 Saisons könnte auch sagen, ich ziehe die Dienste ein- noch, nach 40 Jahren? sah ich, wie schön es hier ist. Meine Kinder bei den Bamberger Symphonikern war das fach professionell durch – aber ich brauche, CD Ich habe die Noten zur Vierten Brahms konnten wunderbar aufwachsen, die heile Welt schönste? bei aller Vernunft, auch das Seelenbad im aufgeschlagen und dachte: Ach, können wir existiert hier noch ein bisschen. Ich kann hier CD Das ist so ähnlich wie mit dem Lieb- Konzert. Das ist es doch, was unseren Beruf nicht lieber was machen, was ich noch gar gut leben, ich vermisse nichts – und dadurch, lingskomponisten: Es ändert sich ständig. Es so toll macht. (Denkt nach) Das ist übrigens nicht kenne? Heute bin ich froh darum, weil dass wir als Orchester so viel in der Welt her- gab aber sicher ein ein paar herausragende etwas, das Jakub Hrůša sehr gut beherrscht: es für mich wie eine echte Neuentdeckung umkommen, können wir der Enge, falls sie uns Momente. Er kann analytisch klar proben, und im Konzert war. Natürlich gibt es Stücke, die ich zigmal doch mal zu viel wird, ganz locker entkommen. ist er dann in der Lage, sich große Freiheiten gespielt habe, unter verschiedenen Dirigen- Es gibt auch Kollegen, denen ist die Nähe un- Und die wären? zu nehmen, weil die Vorbereitungen so akkurat ten – nehmen Sie nur die Neunte von Dvořák, tereinander auch zu viel – man kann hier ein- CD Gleich am Anfang habe ich hier meine waren. eines der populärsten Werke im klassischen fach nicht am Samstagmorgen durch die Stadt erste Zweite Mahler gespielt – damals im Dom Zum Beispiel bei der Vierten von Brahms, die Repertoire –, das Orchester beherrscht das laufen, ohne drei, vier Kollegen zu begegnen. von Würzburg, weil wir hier in Bamberg für so wir vergangene Saison gespielt und aufge- nahezu blind. Da können Sie theoretisch auch Ich finde das wunderbar und gradezu familiär. eine Riesenbesetzung gar keinen Platz hatten. nommen haben – wir haben akribisch geprobt einen Dirigenten hinstellen, der gar keine ei- Die Akustik im Dom ist sehr hallig, es klang und den Schluss in fünf Konzerten fünfmal an- gene Äußerung dazu hat – auch dann kommt Duzen Sie sich untereinander? also ziemlich schrecklich, aber das Erlebnis ders gespielt. Das ist ja auch ein Risiko für ihn – zwar vielleicht keine neue Interpretation dabei CD Als ich anfing, herrschte das »Sie«. Heu- für mich war grandios. Und ich erinnere mich aber wahrscheinlich geht große Musik nicht heraus, aber immer noch schöne Musik. Wenn te duzen sich praktisch alle. Die Kollegen aus an eine Achte Bruckner mit Eugen Jochum ohne Risiko. Das sind meine glücklichen Mo- ich ein passiver Mitspieler wäre, wäre das für den Gründerjahren sind noch mit Anzug und in Tokio. Das Konzert wurde fürs japanische mente – und auch die Rechtfertigung, warum mich sicher ein viel größeres Problem. Natür- Krawatte zur Probe erschienen, wir kommen Fernsehen aufgezeichnet – vieles würde man es unseren Beruf überhaupt noch gibt: dass lich wiederholt sich viel im Leben. Und dann heute eher in Jeans. heute anders machen, aber wenn man sich die wir in der Lage sind, etwas Altbekanntes im- kommt schon wieder ein junger neuer Dirigent Aufzeichnung ansieht, merkt man heute noch, mer wieder neu und anders zu machen. Jedes und will die Welt neu entdecken, manchmal Wenn Sie dem Christian Dibbern aus Ihrem was das für ein unglaublich tolles Konzert war. Konzert ist ein Unikat. Und das muss es auch schmunzelt man da auch ein bisschen, das ist ersten Jahr einen Rat geben könnten: Welcher sein, sonst kommt schnell das Gefühl: Ich weiß vollkommen okay, ich war ja auch nicht anders. wäre das? Ausgehend von 40 Jahren Erfahrung: Wie oft schon, wie es geht. Aber manchmal kommt dann eben ein außer- CD Vielleicht: mich in der Welt umzuschauen, glückt ein herausragendes Konzert? gewöhnlicher Dirigent, der es schafft, etwas um früher zu merken, wie gut wir es hier haben. CD Gar nicht so selten. Es kommt vor, dass Neues aus der Musik herauszukitzeln – in sol- Die Bamberger Symphoniker sind Platzhirsch, ich glücklich von der Bühne komme und die E Jakub Hrůša is about to chen Momenten unterscheidet sich dann die wir haben im weiten Umkreis keine Konkurrenz. Kollegen neben mir sagen: Was war das heute start his third season as the Kunst vom Durchschnitt. Das ist manchmal schwierig, da brät man leicht für ein Mist. Manchmal passiert es auch, dass Bamberg Symphony’s Principal im eigenen Saft. Die Wahrheit ist aber: Wir ar- das Publikum vor Begeisterung tobt und ich Conductor; Christian Dibbern Wenn Sie zurückblicken: Ist es ein gutes Leben beiten hier unter phänomenalen Bedingungen, völlig demoralisiert nach Hause gehe. Aber is soon to retire from the gewesen, als Geiger in Bamberg? wir haben eine Halle, die praktisch nur von uns dann, wenn wir überwiegend einig darin sind, Orchestra after 40 years as CD Ich sag’s mal andersherum: Es gab bespielt wird, wir spielen hier jede Probe, jedes dass es gut lief – dann ist es ein gutes Zeichen second violinist. Yet, in Bam- immer wieder Kollegen, für die es undenkbar Konzert. Davon können andere Orchester nur (lacht). berg age doesn’t matter: gewesen wäre, hier über Jahrzehnte zu blei- träumen. Und natürlich gilt das auch fürs Große what matters is making music ben – weil sie an dem Kleinen und – ich meine und Ganze: Um uns herum bricht diese desta- Gehen Sie häufig mit guter Laune oder together as equals, as a family, das sehr liebevoll – Provinziellen hier geschei- bilisierte Welt ab und zu fast zusammen, und wir schlechter vom Podium? listening out for each other tert wären. Ich bin ein anderer Typ, vielleicht spielen hier Mahler und Beethoven. Ich meine, CD Eher mit guter Laune, das ist aber auch and to each other. auch erst geworden: Ich bin in der Großstadt mit Verlaub: Das ist ein Glückszustand, den uns eine Typ-Frage. Ich bin jemand, der sich auf aufgewachsen, wusste gar nicht, wo Bamberg die Gesellschaft zugesteht. 22 Jakub Hrůša A chat with im Dialog Jakub Hrůša

Haben Sie sich verändert? Orchester ist. Dass es irgendwie funktio­nieren CD Ich bin viel gelassener geworden. Das würde, solange ich keinen Unsinn mache, heißt nicht, dass mir die Dinge egaler sind, im wusste ich schon. Aber nicht, wie schön es Gegenteil. Ich kann besser schätzen, wie wich- sein würde. tig ein guter Umgang mit den Kollegen am Ar- CD Für uns im Orchester ist das eine Frage beitsplatz ist. der Professionalität – einem Dirigenten zu er- (Jakub Hrůša betritt den Raum) möglichen, seine Vorstellung zu realisieren, ob Wir arbeiten einfach sehr dicht zusammen, von man sie nun toll findet oder nicht. Das muss den Kollegen um mich herum weiß ich alles: man ihm zugestehen. ihre Stärken, ihre Schwächen, wie sie riechen – und sie umgekehrt auch von mir. Wenn sich Herr Dibbern, träumen Sie manchmal davon, da Spannungen aufbauen, strahlt das sofort in auch am Dirigentenpult zu stehen? die Musik ab. CD Ich träume eigentlich immer dasselbe: dass ich meinen Frack nicht finde und dass Herr Hrůša, wussten Sie schon, dass Sie Chef- keine Saiten auf der Geige sind. Neulich hat dirigent in Bamberg werden wollen, als Sie hier mich morgens beim Aufwachen sogar mei- zum ersten Mal dirigierten? ne Frau gefragt: Hast du heute Nacht deinen JH Ich ahnte, dass das Orchester einen Frack gefunden (lacht)? Dirigent wollte ich nicht neuen Chef sucht. Das war vor knapp fünf sein. Natürlich habe ich manchmal das Bedürf- Jahren. Aber ich habe mir den Gedanken ver- nis, Musik so zu machen, wie ich es für richtig boten, ich wollte die Musik genießen, sonst halte – das geht im Orchester nur als Dirigent. nichts. Ich habe einen Stimmführer, dessen Anwei- CD Aber warst du nicht vorher schon mal sungen ich befolgen muss, ich habe einen als Zuhörer da? Dirigenten, dessen Anweisungen ich befolgen JH Ja, stimmt, bei einem Konzert mit ei- muss, und muss meine Vorstellungen hinten nem sehr ähnlichen Programm, mit Krszystof anstellen, um dem großen Ganzen zum Erfolg Urbański. Das war interessant, weil ich wuss- zu verhelfen. Aber ich hätte Angst vor so einer te, dass ich etwa ein halbes Jahr später mit Position, auch vor dem eigenen Unvermögen. denselben Stücken wiederkomme – und ich Es gibt Leute, die zieht es da hin, mich nicht. wusste auch, dass ich sie ganz anders ma- chen werde. Und wie fühlt es sich an, am Pult zu stehen und zu wissen: Egal, wie gut meine musikalischen Schon während des Konzerts? Ideen sind – ich habe keine Chance, wenn die JH Ja, Krszystof und ich schätzen uns sehr, Musiker nicht umsetzen, was ich denke? aber wir sind komplett unterschiedliche Typen. JH Es ist nicht so, dass sie machen müs- Und nun war die Frage: Geht das Orchester mit? sen, was ich denke. Wenn ich zur ersten Probe Ich kannte die Bamberger nur von Auf­­nahmen, komme, gibt es viele Punkte, die noch offen ich hatte das Gefühl, dass sie mit Krszystof sind. Natürlich, ich habe eine starke Vorstel- sehr gut zusammengearbeitet haben – jetzt lung davon, wie Stücke klingen sollen. Ich kann würde sich also zeigen, wie offen flexibel das letztlich aber nur erklären, was hinter meiner 24 Jakub Hrůša A chat with im Dialog Jakub Hrůša

Idee steckt, der Rest muss dann vom Orches- nur ich, weil mein Name auf dem Plakat oder Wie hat sich das Orchester verändert, seit Sie bar die Reise zu den 80 Prozent war. Dann ter kommen. Ich hasse es, wenn ich das Or- im CD-Booklet steht. Ich will, dass die Leute, da sind? nehmen es die Musiker als Motivation, sich chester zwingen muss, das zu tun, was ich will, die ich leite, glücklich sind. JH Wir sind noch dabei, uns kennen zu noch weiter zu entwickeln. Wenn ich sage: So einfach nur, weil jemand entscheiden muss. lernen – das geht den Musikern mit mir sicher noch nicht, geht die Energie zurück. Sage ich CD Das ist auch deine große Stärke – du War das eine bewusste Entscheidung? Gab auch so (Dibbern nickt). Aber ich merke, dass aber: Die Richtung ist wunderbar, kommen wir hast nichts Diktatorisches, du schaffst es, die es einen Moment, in dem Sie das beschlossen wir besser verbunden sind als am Anfang. Die fast von allein zu 100 Prozent. Musiker mitzunehmen. Und du bist offen dafür, haben? Kommunikation ist einfacher, auch ohne Worte. was das Orchester von sich aus anbietet. Bei JH Es gab nicht einen Auslöser. Aber ich Gibt es Kollegen, die lieber mit harter Hand ge- solchen Großrepertoirestücken wie der Vierten habe gemerkt, dass die Qualität nicht schlech- Wie meinen Sie das? führt werden würden – »lauter, schneller, mehr Brahms oder der Neunten Dvořák bewundere ter war, wenn ich eine Probe ein bisschen ent- JH Das Orchester war an andere Bewegun- üben«? ich das umso mehr. Die sind überfrachtet mit spannter laufen ließ. Am Anfang war ich extrem gen gewöhnt, jeder Dirigent ist ja individuell. CD Das ist wirklich wieder eine Genera- zwanzig verschiedenen Interpretationen der selbstbewusst, hatte großen Ehrgeiz und ein Ich finde, der Dirigent muss nicht viel zeigen, tionenfrage. Es ist natürlich einfacher für den letzten Jahrzehnte, manches steht sogar noch riesiges Ego – aber das hat niemanden glück- aber wenn, dann sollte es funktionieren. Jede einzelnen, wenn vorne einer steht und sagt, in den Noten. Das ist dann eine richtige Fein- lich gemacht. Geste muss Sinn haben, sonst ist es Come- was sein muss, und ich nicht nachzudenken putzarbeit. dy. In den ersten Proben klappte die Reaktion brauche, wenn ich nicht unbedingt will. Aber vor allem dann, wenn ich es mit Worten erklärt das gibt es praktisch nicht mehr. Die Frage ist Wie reiht sich Jakub Hrůša mit dieser Haltung E Christian Dibbern: I grew habe. Das ist jetzt schon viel, viel besser. doch: Was wollen wir? Wir wollen gemeinsam in die Riege der Bamberger Chefdirigenten up in the big city, I didn’t know CD Dass wir Jakub so sehr schätzen, liegt Musik machen, auf sehr hohem Niveau, für ein ein? where Bamberg was before auch daran, dass er selbst auch hinterfragt, Publikum. Und die Frage ist: Welcher Weg zu CD Auch das ist eine Generationenfrage. I came for my audition. Then was er tut. Er zeigt etwas, es funktioniert nicht – diesem Ziel ist der beste? Das war früher anders, deutlich hierarchischer. I saw how lovely it is. Our working dann ist es für ihn auch eine Option, dass nicht Ich habe noch unter Dirigenten gespielt, vor Vielleicht wäre Jakub vor 40 Jahren nicht so conditions are phenomenal – die Musiker geschlafen haben, sondern dass denen man Angst hatte. Unter solchen Bedin- möglich gewesen, vielleicht hätte man gesagt, and because we travel so much er nicht klar war. Dann sagt er: Nochmal, ich gungen lässt es sich nur sehr begrenzt Musik er hat zu wenig Durchsetzungskraft. with the Orchestra, it’s easy to probiere es mal anders – und vielleicht geht es machen. Das würde auch nicht dem Stand un- JH Es gibt auch heute noch Kritiker und get away. I’ve become far more dann. Das ist auch psychologisch toll: Sobald serer Gesellschaft entsprechen – und ich muss Musikologen, die das Diktatorische gewohnt relaxed here. But I’m also aware ich einmal sage, es könnte auch an mir liegen, sagen: zum Glück. Der Musik hat es nicht ge- sind und verlangen – und wenn jemand nicht how important good working erreiche ich eine unglaubliche Offenheit – und schadet, im Gegenteil. so arbeitet, nehmen sie es als Schwäche. relationships are. alle sind bereit, sich umso mehr anzustrengen. Dabei hat es mit Schwäche nichts zu tun, ich JH Der nächste Schritt, den ich aber wirk- Wenn man als Mitarbeiter einen jungen Chef glaube sogar, man muss stärker sein und viel- lich noch lernen muss – ich versuche das gera- hat und als Chef Mitarbeiter, die viel älter sind – leicht auch klüger. Frühere Dirigenten haben de bei meinen Kindern, das ist ähnlich sensibel ist das hier ein Thema? viele Musiker komplett kaputtgemacht, mit wie beim Orchester: so viel wie möglich positiv CD Für mich nicht. Wir sind 110 Musiker, ihrem Ego und mit Kämpfen – und die Orches- zu kommunizieren. In unserer Branche läuft zu neulich haben wir einen Kollegen engagiert, ter sicher auch viele Dirigenten. Ich hasse sol- viel über Sätze wie: zu laut, zu spät, nicht so, der 20 ist, ich bin 65, unsere Altersstruktur ist che Kämpfe, aber natürlich will ich als Dirigent nicht gut genug. Fast alles lässt sich auch um- gut ausgeglichen, sodass es keine abrupten trotzdem Qualität erreichen, ich will den Klang gekehrt sagen: Ich habe eine bestimmte Vor- Wechsel gibt. Die einen haben mehr Erfahrung, nach meiner Vorstellung formen, und ich ver- stellung, wie eine Phrase klingen soll; wir ha- die anderen wollen noch mehr bewegen – lange Disziplin. Das alles aber in guter Atmo- ben lange daran gearbeitet und sind jetzt bei das ein großes und positives Konglomerat. sphäre und auf eine Weise, mit der die Musiker 80 Prozent – dann kann ich sagen: Noch nicht im Orchester auch gllücklich sind – und nicht gut genug. Oder ich kann loben, wie wunder- 26 lorem ipsum dolorem lorem ipsum 28 Jakub Hrůša A chat with im Dialog Jakub Hrůša

Und für Sie, Herr Hrůša? JH Nein, nicht mehr. Bei meinem ersten Posten als Chefdirigent in Zlín in Mähren war ich 23, musikalisch lief es gut, aber ich musste auch Entscheidungen über die Karrieren von Musikern treffen – und es ist schwer, mit 23 zu entscheiden, ob ein Bläser, der vielleicht 49 oder 50 ist, im Orchester bleiben soll oder lieber nicht. Hier in Bamberg muss ich solche Entscheidungen zum Glück nicht treffen. CD Das ist es, was ich vorhin mit dem gu- ten Umgang meinte. Natürlich kann es vor- kommen, dass bei Kollegen im Alter eventuell mal die Feinmotorik schwächer wird oder der Ansatz Probleme macht. Und natürlich gibt es auch manchmal Kollegen, die in einer Krise stecken. Dann bin ich angewiesen auf jeman- den, der mich stützt und mir Vertrauen gibt, dass die Musik wieder kommt. Wenn ich Druck ausübe, kommt es sicher nicht mehr. JH All das ist ja eigentlich nur menschlich. Und unser großer Vorteil ist: Es kostet zwar vielleicht mehr Energie. Aber wir müssen diese Energie nicht erst herstellen, wir können sie aus der Musik ziehen, mit der wir jeden Tag arbeiten. Das hilft mir auch selbst: Es kommt vor, dass ich morgens vor der Probe schlechte Laune habe – aber nie besonders lange, weil ich mir denke: Was für ein Recht E Jakub Hrůša: There are habe ich dazu, wenn ich den ganzen Tag mit still critics who expect dicta- so viel Schönheit zu tun habe – mit diesen tol- torial behaviour – for them, len Musikern in diesem Saal. Und ich möchte anything else is weakness. In auch nicht übertreiben: Natürlich ist es ein Ge- the past, conductors destroyed schenk, Musik zu machen, ein lebenslanges. players with their egos. I can’t Aber deshalb werden andere Dinge im Leben stand that kind of aggression. nicht unwichtig. As a conductor I still want quality, and I demand discipline. But I want all that plus a good ambience. I want the people I’m conducting to be happy. Baumeister einer musikalischen Enzyklopädie. Die

r besitzt keine feste Position, nicht einmal ein Ehrenamt. Pflichten oder besondere Aufgaben gibt es für ihn auch Ehrendirigenten nicht. Selbst Gotteslohn – wie für ein gemeinnütziges En- gagement – darf er nicht erwarten. Und doch ist es die E Krönung für einen Orchesterchef. »Ehrendirigent« ist eine Auszeichnung. Sie gilt als so kostbar, dass sich manches Ensemble scheut, den Titel überhaupt zu vergeben. Die- jenigen, denen er angetragen wird, befinden sich deshalb auch in einer kleinen, feinen Gesellschaft, die Außergewöhnliches geleistet, ein Orchester geprägt, künstlerisch hörbar vorangebracht, kontinuierlich be- gleitet, in schwierigen Zeiten unterstützt und ihm buchstäblich in allen Fällen die Treue gehalten hat. Keine Frage, so etwas hat Folgen.

Wenn von charakteristischen Eigenschaften eines bedeutenden Klang- körpers die Rede ist, einer ästhetischen Physiognomie, die das Orchester von anderen Ensembles unterscheidet, dann stößt man bei den Urhebern solcher Prägungen naturgemäß auf jene Handvoll Künstler, denen – meist nach ihrem festen Engagement, nicht unbedingt jedoch am Ende der Zu- 30 sammenarbeit – ein solcher Titel verliehen wurde. In den Annalen eines Orchesters gebührt den Ehrendirigenten zu Recht ein Sonderplatz. Denn nicht selten stehen sie für eine ganze Ära, die über die reale Amtszeit hin- aus Wirkung zeigt – als Image und guter Ruf, gelegentlich sogar mit gene- tischem Befund.

In dieser Hinsicht gebührt zwei Orchestern und ihren Ehrendirigenten Herbert eine besondere Erwähnung: den Philharmonikern aus St. Petersburg, dem ältesten russischen Orchester, sowie dem Philadelphia Orchestra. Ein hal- bes Jahrhundert – von 1938 bis zu seinem Tod im Jahr 1988 – hat Jewgenij Mrawinsky die Philharmoniker seiner Vaterstadt geleitet und zum führenden Blomstedt symphonischen Ensemble der Sowjetunion geformt. Eine so lange ununter- brochene Verbindung eines Dirigenten zu einem einzigen Orchester hat es wohl in der Musikgeschichte nicht noch einmal gegeben. Aus gutem Grund und wurden die Philharmoniker deshalb – man könnte auch sagen: erbgutmäßig korrekt – als Mrawinsky-Orchester bezeichnet. Oder als Schostakowitschs Symphoniker. Denn kein anderer Komponist hat mehr von der unangestreng- ten Autorität des Chefdirigenten Mrawinsky und dem künstlerischen Niveau Christoph des St. Petersburger Orchesters profitiert als Dmitri Schostakowitsch, des- sen fünfte, sechste, achte, neunte und zehnte Symphonie in der Stadt an der Eschenbach Newa uraufgeführt wurden. 32 Die Ehrendirigenten The Honorary Conductors Herbert Blomstedt und Christoph Eschenbach Herbert Blomstedt and Christoph Eschenbach

Etwas Ähnliches lässt sich auch für das Philadelphia Orchestra sagen. Dass So etwas könnte man auch von Christoph Eschenbach erwarten, einem es seinen typisch brillanten Breitwandklang so lange bewahren konnte, hängt Ehrendirigenten der ganz besonderen Art bei den Bamberger Symphonikern. sicherlich damit zusammen, dass ihm in seiner nunmehr fast hundertzwanzig- Denn Eschenbach, ein Dirigent und Orchestererzieher von außerordentlichem jährigen Geschichte nur acht Chefdirigenten vorgestanden haben. Der dritte Rang, im Übrigen selbst wiederum Nachfolger von Wolfgang Sawallisch beim und vierte von ihnen, Leopold Stokowski und Eugene Ormandy, polnisch-iri- Philadelphia Orchestra, gilt als ebenso versierter Pianist, Kammermusiker und scher Abstammung der eine, ungarischer der andere – und selbstverständlich Pädagoge. Bisweilen kann man durchaus bedauern, dass der viel beschäftigte beides Ehrendirigenten des Ensembles –, haben das permanente Mitglied in Mann am Pult so wenig Zeit findet, seine anderen musikalischen Talente ent- den »Big Five« unter Amerikas Symphonieorchestern zusammen nicht weniger sprechend auszuleben. In jedem Fall aber dürfte ihm nicht schwerfallen, sein als siebzig Jahre lang geleitet. In seinen letzten Jahren wird Ormandy vermut- Publikum solistisch mit Chopin’schen Nocturnes, mit Mozart-Arien oder Lie- lich nur noch geblinzelt haben, und die Musiker dern von Aribert Reimann zu erfreuen. Und das nicht nur zur Überbrückung wussten, worum es sich bei diesem Zeichen E The Honorary Conductor unfreiwilliger Konzertverzögerungen bei Verkehrsstau, der in Bamberg aller- handelte und wann sie einzusetzen hatten. has no job, no duties. Yet it’s the dings weit weniger zu befürchten ist als in amerikanischen Metropolen. ultimate accolade, bestowed only Als der italienische Dirigent Riccardo Muti on maestros who have nurtured Als Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker ist Christoph Eschenbach im Jahr 1980 von Eugene Ormandy die Lei- and moulded orchestras over many zudem ein Sonderfall. Denn er war – das verbindet ihn auch mit Herbert Blom- tung des Orchesters übernahm, wird er wohl years. The Bamberg Symphony stedt – nie Chefdirigent des Orchesters. Aber die Zusammenarbeit mit den instinktiv erkannt haben, dass man hier nicht has two exceptional Honorary Symphonikern begann für den Pianisten Eschenbach schon im Oktober 1965, einfach zur musikalischen Tagesordnung über- Conductors: Christoph Eschenbach, sein Einstand als Dirigent folgte dann im Jahr 1977. Seither hat er das Orchester gehen darf. Als er die Garderobe seines Vor- renaissance man and musical ency- nicht nur kontinuierlich in Bamberg dirigiert, sondern mit ihm höchst erfolgreich gängers in der Academy of Music bezog, dem clopaedist; and Herbert Blomstedt, Tourneen in die Vereinigten Staaten, nach Südamerika, Japan, Frankreich, alten Haus des Ensembles zur damaligen Zeit born in the era of podium tyrants, Österreich, Ungarn, ins Baltikum und 2016 unter anderem in den Oman un- an der Locust Street, da ließ er – so zumin- but the very opposite of a tyrant ternommen. Nahezu zweihundert Mal stand er in diesem halben Jahrhundert dest die nicht verbürgte, gleichwohl hartnäckig himself. am Pult des Orchesters, mit dem ihn wahrlich eine große Künstlerfreundschaft sich haltende Legende – das Namensschild verbindet. So ist es nur konsequent, dass Eschenbach vor zwei Jahren, als ihm Ormandys an der Tür nicht austauschen. Muti der ebenso renommierte wie hoch dotierte Ernst-von-Siemens-Musikpreis ver- wollte wohl die vierundvierzig Jahre ungebrochener Tradition nicht einmal liehen wurde, im Münchener Herkulessaal mit den Bamberger Symphonikern durch diesen simplen Schilderwechsel an der Tür stören. konzertierte.

Es gibt unzählige solcher Geschichten von Dirigenten, die in langen Jahren zu Die lange Zusammenarbeit mit Christoph Eschenbach hat für die Bamberger prägenden Gestalten ihrer Ensembles wurden – als Orchestererzieher, Klang- Symphoniker in vielerlei Hinsicht Früchte getragen und das Ensemble geprägt. former und nicht zuletzt als Symbolfiguren einer ästhetischen Haltung für die Sicherlich hat das Orchester dabei von der außergewöhnlichen Karriere profi- Öffentlichkeit. Beim Philadelphia Orchestra hat auch Wolfgang Sawallisch, der tiert, die der 1940 in Breslau geborene Pianist und Dirigent – gefördert von Her- Nachfolger Riccardo Mutis, mit seiner künstlerischen Souveränität, gepaart mit bert von Karajan und George Szell – in der deutschen Provinz begann und in einem landesüblich hoch geschätzten Pragmatismus, großen Eindruck hinter- unterschiedlichsten Zentren der musikalischen Welt zur Meisterschaft brachte: lassen. In Erinnerung blieb vor allem ein Konzert, das auszufallen drohte, weil von Houston, Chicago, Philadelphia und Washington bis London, Zürich, Paris, einige Orchestermusiker im wetterbedingten Verkehrsstau der Stadt stecken Hamburg, Mailand und demnächst als Chefdirigent des Konzerthauses von geblieben waren. Sawallisch hielt sein Publikum bei Laune, indem er sich zur Berlin. Vor allem aber hat man in Bamberg viel von dem Universalisten Eschen- Überbrückung der Wartezeit kurzerhand ans Klavier setzte und Sänger mit bach profitiert, dem die Musik des achtzehnten Jahrhunderts so vertraut ist Opernarien begleitete. und so am Herzen liegt wie die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. 34 Die Ehrendirigenten The Honorary Conductors Herbert Blomstedt und Christoph Eschenbach Herbert Blomstedt and Christoph Eschenbach

Die Frage, ob man Musik der Avantgarde gespielt haben muss, um auch die Musik der Vergangenheit besser interpretieren zu können, hat Pierre Boulez, der es wissen musste, einmal bejaht. Wer die Klangbalance von Ligeti und die Rhythmik von Stockhausen beherrsche, sei auch für Klassik besser gerüstet. Für diese These kann man auch Christoph Eschenbach in den Zeugenstand rufen. Vor allem bei viel gespielten Werken von Klassik und Romantik hat man hier stets das Gefühl, die Strukturanalysen der zeitgenössischen Musik hätten sich segensreich auf die ältere Musik ausgewirkt, etwa bei Schumanns Sym- phonien, die man selten so klar, transparent und klangschön zu hören bekommt, wie wenn sie von Eschenbach interpretiert werden. Die Gesamteinspielung aller Symphonien gehört da sicherlich zu den herausragenden Ereignissen in der Zu- sammenarbeit zwischen Eschenbach und den Bamberger Symphonikern.

Mittlerweile aber ist fast schon so etwas wie eine virtuelle musikalische Enzyklopädie zusammengekommen, die mit dem Orchester erarbeitet wurde; angefangen von den Mozart-Konzerten, die Eschenbach vom Flügel aus leitete, über Beethoven, Schubert, Brahms und Bruckner bis zu Gustav Mahler und weit in die Musik der Zukunft. Zu den Sternstunden gehören sicherlich auch die Cellokonzerte von Schostakowitsch und Lutosławski mit Heinrich Schiff als Solisten oder Alfred Schnittkes fünftes Concerto grosso mit dem Geiger Gidon Kremer. Es spricht einiges dafür, dass diese Enzyklopädie künftig noch schnel- ler wachsen wird. Denn Christoph Eschenbach hat nach dreißig Jahren als Musikdirektor bedeutender amerikanischer Orchester den Schwerpunkt seiner Aktivitäten wieder nach Europa verlegt. Da darf sich auch Bamberg auf noch mehr künstlerische Nähe zu Eschenbach schon vorfreuen.

E Pierre Boulez thought one must perform avant garde music, the better to interpret classic repertoire – and as evidence, one need only point to Christoph Eschenbach. Listening to him conduct Classical and Romantic music, one feels the beneficial effect of his analyses of contemporary works – Eschenbach’s recording of Schumann’s Symphonies ranks among his outstanding achieve- ments with the Bamberg Symphony. 36 Die Ehrendirigenten The Honorary Conductors Herbert Blomstedt und Christoph Eschenbach Herbert Blomstedt and Christoph Eschenbach

Die Beziehung zu Christoph Eschenbach ist eine feste Größe in Geschichte und Gegenwart der Bamberger Symphoniker. Eine ähnliche Konstante bildet die Beziehung zu einem anderen großen Dirigenten, der wie Eschenbach ho- hes Ansehen bei allen Orchestern von Rang in der gesamten musikalischen Welt genießt.

Herbert Blomstedt, in Amerika geborener Schwede des Jahrgangs 1927 und damit der heute älteste noch aktive Dirigent weltweit, hat in seiner langen Karriere seit 1954 – wo auch immer er tätig gewesen ist, selbst als regelmäßig engagierter Gast – bleibenden Eindruck als eminenter Orchestererzieher hin- terlassen.

Seine Nachfolger, etwa Michael Tilson Thomas beim San Francisco Sym- phony Orchestra bis heute oder Riccardo Chailly beim Gewandhausorchester in Leipzig, fanden stets ein bestens trainiertes und hoch motiviertes Orchester vor. Kein Wunder, dass Blomstedt den Titel eines Ehrendirigenten fast von jedem Orchester erhielt, mit dem er länger zusammengearbeitet hat: in Tokio und San Francisco, dort im Übrigen als erster Dirigent überhaupt, in Stock- holm, Kopenhagen, Dresden, Leipzig, schließlich 2006 von den Bamberger Symphonikern, wo er 1982 erstmals am Pult erschienen war und mit denen er mittlerweile ebenso wie Christoph Eschenbach an die zweihundert Konzerte, auch bei zahlreichen Auslandsgastspielen, gegeben hat.

Die hohe Wertschätzung bei Symphonieorchestern weltweit hat selbstver- ständlich in erster Linie künstlerische Gründe. Blomstedt ist ein akribischer mu- sikalischer Exeget, der nie im Klangrausch versinkt, seine Ohren vor allem auf eine klar erkennbare Struktur ausrichtet, was nicht zuletzt auch orchestralen Großformen wie den Symphonien Anton Bruckners oder den schier vegetativ wuchernden Organismen in den Werken von Jean Sibelius zugutekommt. Fast hat es den Anschein, als würde Bruckners »Projektion der symphonischen Idee ins Monumentale« allein durch die Perfektion des Zusammenklangs und die Ökonomie der Schlagtechnik Blomstedts gebändigt. Bei allem aber, was Blom- stedt mit einem Orchester wie den Bamberger Symphonikern gelingt, wird sein unbedingter Ausdruckswille spürbar, hinter dem sich ein strenges Arbeitsethos verbirgt.

Das eigentlich Erstaunliche ist freilich, dass Blomstedt außergewöhnliche musikalische Leistungen auszulösen vermag, ohne jenes Verhalten an den Tag zu legen oder all jene Eigenschaften zu besitzen, von denen die Öffentlich- keit glaubt, sie seien für einen Dirigenten grundlegend. Vermutlich möchten 38 Portraitkünstler manche einen prototypischen Dirigenten nicht einmal mit einer Eigenschaft in Verbindung bringen, wofür er sinnbildlich steht: dass er taktvoll ist. Dirigenten, große zumal, stellt man sich unerbittlich vor, exzentrisch, extrovertiert sowieso, mit sichtbarer Kraftentfaltung. Sie dürfen preußisch sein, Strategen, Türme in irgendwelchen musikalischen Schlachten. Herbert Blomstedt aber ist all das nicht, was möglicherweise zum oberflächlichen Image seines Berufsstandes gehört, vielmehr das genaue Gegenteil, ein untheatralischer, uneitler, sachbe- zogener Anwalt der Komponisten, ein freundlicher, liebenswerter Zeitgenosse zudem. Und ein großer Künstler. Wer in Bamberg wüsste das nicht und rech- nete nicht auch in Zukunft mit ihm!

Wolfgang Sandner

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E Herbert Blomstedt, the world’s oldest active conductor, is also among its greatest orches- tral trainers, one reason he has been made Honorary Conductor of almost every orchestra he has worked with, including the Bam- berg Symphony. Of course, other reasons are his strong expressive drive, strict work ethos, inter- pretative clarity, respect for the composer, and complete lack of the clichéd attributes of the power-mad conductor. Martin Fröst 40 Martin Fröst Portraitkünstler Martin Fröst Portrait Artist

eine Namenswitze! Aber dieser gar nicht so kühle Blonde aus dem hohen Norden heizt seinen Hörern regelmäßig gehörig ein. Und das nicht erst seit gestern. Klarinettenvä- terchen Frost alias Martin Fröst ist schon ziemlich lange im K Blasgeschäft. Und er hat längst schon die Rohrblattpfade der Konvention verlassen. Dass er etwa, nach einer gefühl- ten Exklusivvertragsewigkeit bei dem kleinen, aber feinen skandinavischen Boutique-Label BIS, beim Branchenrie- sen und Global Player Sony angeheuert hat und dort gleich mit seiner ersten Crossover-CD startete, war also kein Zufall. Und so ist er längst auch für eine weit größere Gemeinde als nur für die Kammermusikspezialisten interessant geworden. Was Martin Fröst in der kommenden Saison auch in seiner schwe- dischen Vielfalt als »Portraitkünstler« bei den Bamberger Symphonikern unter Beweis stellen will und wird. Geboren wurde Martin Fröst 1970 im schwedischen Sundsvall. Mit sechs Jahren begann er, Geige zu spielen, fand zu dieser Zeit allerdings Fuß- und Basketball weitaus interessanter. Mit neun wechselte er zur Klarinette, die dann sein Instrument wurde – für dessen intensivere Bespielung er sogar mit 15 Jah- ren zum Studium nach Stockholm, dann auch noch nach Hannover zog. Heute gilt der schmale Schwede international als einer der besten Solisten auf seinem Instrument. Wovon seine weltweiten Auftritte, aber auch seine CDs mit Mo- zarts, Nielsens, Ahos und Webers Klarinettenkonzerten, Werken von Hindemith und Arnold sowie Kammermusik mit dem Pianisten Roland Pöntinen zeugen.

Als »Close Ups« hat Martin Fröst Musik für Klarinette und Schlagzeug zusammengespannt. Er hat ebenso selbstverständlich die Klangwelten von Schumann und Brahms ausgeschritten – und das längst nicht nur mit Origi- nalwerken für sein Instrument. Auf der CD »Dances to a Black Pipe« hat er Coplands Klarinettenkonzert mit Musik von Lutosławski, Anders Hillborg und Piazzolla gekoppelt, auf »Fröst & Friends« gibt es in Zugaben und Transkripti- onen vom »Ave Maria« bis zum »Hummelflug« Sopran und im Beipack. Er hat Opernarien und die Benny Goodman gewidmeten Werke gespielt – und sogar »French Beauties & Swedish Beasts« als eklektische Klangfolge zum Tö- nen gebracht. 2006-2009 war Martin Fröst Künstler der Reihe »Junge Wilde« am Konzert­ haus Dortmund, 2014 wurde er mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausge- zeichnet. Regelmäßig konzertiert er mit Künstlern wie Sol Gabetta, Janine Jan- sen, Yuja Wang, Leif Ove Andsnes, Maxim Rysanov und Antoine Tamestit. Und längst schon reicht es ihm nicht mehr, nur für seine »exorbitante Virtuosität und Musikalität« (»New York Times«) gefeiert zu werden. Was schließlich 2013 in 42 Martin Fröst Portraitkünstler Martin Fröst Portrait Artist

dem ersten, gemeinsam mit dem Konzerthaus Stockholm konzipierten, abend- Klarinettentrio waren ebenfalls mit von der multiklanglichen Konzertpartie. In füllend die Genregrenzen sprengenden Projekt »Dollhouse« manifest wurde. welche viel anmachende Folklore, Tango und andere Tänze verwoben wa- »Damals ging es mir besonders um Kommunikation – mit dem Publikum, aber ren, aber das Publikum auch begeistert diverse größere Happen von Witold auch mit meinen Musikern«, erzählt Fröst, dem sich später »mit ›Roots‹ die für Lutosławski und Olivier Messiaen genossen hat. mich folgerichtige Fortsetzung anschloss – die Entstehung und Entwicklung Sein Ansatz? »Ich wollte ein wenig Genesis veranstalten, etwas über die von Tanz- und Folkloremusik, von Musik als heiliges Lobpreisritual sowie von Herkunft von Musik erzählen, aber auch über überraschende Gemeinsamkei- Unterhaltungsmusik.« ten«, führt Fröst aus. »Deshalb lasse ich die Werke, anders als in einer klassi- Für Fröst sind diese nun schon seit ein paar Jahren in schöner schwedi- schen Konzertsituation mit ihrer vorhersehbaren Abfolge, ineinanderfließen und scher One-Man-Show-Tradition stehenden, eher experimentellen Auftritte wie kontrastieren. Man ist dann so oft erstaunt über die unterschiedliche Herkunft ein reinigendes Repertoire-Gewitter: »Ich habe eigentlich so gut wie alles ge- von Musik. Interessant finde ich auch die Übergänge zwischen dem Heiligen spielt, was für die Klarinette recht und gut ist. Spätestens als ich das Klarinet- und dem Profanen: etwa Gregorianischer Gesang der Mönche, der parallel zur tenkonzert von Mozart, neben Webers Solowerken halt die ewige Visitenkarte, Musik und den Spottversen der Narren entwickelt wurde, die auf den Kloster- aber auch die Altersversicherung meiner Zunft, zum zweiten Mal aufgenommen mauern thronten.« habe, war mit klar, es muss auch noch etwas anderes kommen. Ich stellte mir Einer, der nicht stehen bleiben, sich stetig weiterentwickeln möchte. Im immer vor, ich bin 85 Jahre alt und nicht sehr stolz, dass ich 1500 Auftritte mit Mai 2017 wurde bekannt gegeben, dass Martin Fröst ab der Saison 2019/2020 Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert absolviert habe. Eine Horrorvision! Chefdirigent des Swedish Chamber Orchestra sein wird. Weiterhin arbeitet er Also hab ich mir Gedanken gemacht und mich nach zwanzig Jahren Karriere mit dem Saint Paul Chamber und den Royal Stockholm Philharmonic Orchestra ein wenig auf die wilde side eingelassen.« an besonderen Projekten. In der Spielzeit 2017/2018 war Martin Fröst als Artist in Residence im Auditiori in Barcelona beim Orquestra Simfònica de Barcelona Was sind diese multikulturellen, mit Kostüm, Licht, Farbe, Akustik spie- I Nacional de Catalunya. Diese Position folgte seinem Erfahrungen in den lenden Abende für ihn? »Eine Art Gang nicht nur zu den Klarinetten-Müttern, letzten Jahren als Artist-in-Residence im Amsterdamer Concertgebouw, beim sondern zu den Ursprüngen der Musik, als Göteborg Symphony und in der Londoner Wigmore Hall. ziemlich multikulturelles Ein-Mann-Gesamt- E After twenty-years at the kunstwerk aus Musik, Talk und Tanz, Licht top, clarinettist Martin Fröst, this In Bamberg wird der »Portraitkünstler« Martin Fröst 2018/2019 in insge- und Klangeffekten.« Und das scheint an- season’s ‘Portrait Artist’, decided samt drei Programmen zu erleben sein. Seinen Crossover-Projekten an- zukommen. Denn in Stockholm tobte der ‘I can cross over to the wild side.’ genähert, freilich nicht so aufwändig wird sein erster Abend an der Regnitz jeweils ausverkaufte Saal. Zu erleben war He now devises genre-busting, sein: Im November fungiert er als Gestalter eines komplettes Programmes als nämlich ein spillerig blonder Klarinettenso- concert-length projects mixing Solist wie Dirigent unter dem Titel »Retrotopia«, bei dem er neben Musik von list als intelligenter, nicht nur Charlie Chaplin music, text and dance, lighting Mozart, Beethoven, Borisova und Nordin auch eigene Texte vortragen wird. Im nonchalant zitierender Entertainer, clever, and sound effects. In Bamberg Dezember spielt er in einem Kammerkonzert mit dem Quatuor Ébène Brahms klug, charmant und sehr, sehr gut wie auch Fröst presents ‘Retrotopia’, and und Klezmer-Musik. Mit Jakub Hrůša führt Martin Fröst schließlich im Januar gewitzt auf seinem Instrument. also plays Brahms, klezmer and das Copland-Klarinettenkonzert auf. Kühn schlug der aus der Dunkelheit Copland’s clarinet concerto in Manuel Brug auftauchende Martin Fröst, in kragenlos concert. blauer Nehru-Jacke auf dem Podium her- umtänzelnd, den Bogen von altgriechischen Hymnen, vermischt mit Hildegard von Bingen, hin zu Telemanns Barock- geschunkel und Klezmer. Das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, von ihm selbst zudem auch dirigiert, lieferte die große, aber niemals nur im Hintergrund schillernde Backgroundfolie, ein begeisternder Kinderchor und ein weiteres The Organ Queen of the Concert Hall Orgel

ie Orgel ist nicht allein ein Kircheninstrument. Zwar nimmt man die Königin der Instrumente heute und natürlich auch im katholischen Bamberg zuallererst in sakralem Kontext wahr, doch entspricht das nur der Hälfte der Wahrheit. Ent- wicklungsgeschichtlich war die Orgel für den weltlichen Gebrauch bestimmt. D In der griechischen, noch eindeutiger in der römischen Antike wurde das aus dem alten Ägypten stammende Instrument bei Veranstaltungen im Amphi- theater eingesetzt, bei Wagenrennen und bei Wettkämpfen, dies oft zusammen mit Hörnern und Trompeten. Auch bei Aufführungen von Schauspielen war sie im Einsatz; in dem einst römisch besiedelten Moseltal fand sich ein Mosaik aus dem 3. Jahrhundert, das neben einem Hornisten einen Organisten an dem mit Wasser betriebenen Hydraulos zeigt. Nach der Teilung des Römischen Reichs 395 n.Chr. wurde die Orgel in Byzanz dann zunehmend zum Huldigungs- instrument und zum Statussymbol der Herrscher.

Über diese Funktion kam die Orgel in die Kirche – dies grob gesagt vom 9. Jahrhundert an. Karl der Große wurde von einer Delegation aus Byzanz mit Hilfe einer im Reisegepäck mitgeführten Orgel gefeiert. Beim Versuch, das vorgeführte Instrument nachzubauen, musste auf die besonders gut ausgebildeten Handwerker aus Klöstern zurückgegriffen werden, und so fand die Orgel den Weg in den geistlichen Bereich, wo ihre Entwicklung im Bautechnischen wie in der funktionalen Verwendung entschieden vor- 44 angetrieben wurde – bis hin zu den klangvollen Kirchenorgeln der Barockzeit, die nach entsprechender Literatur riefen, weshalb sich die Komposition von Orgelmusik stark erweiterte. Einen späten Ausläufer fand die Orgelkunst in der Romantik und vor allem der Spätromantik. Die Instrumente wurden groß und größer, in Deutschland und Frankreich bildeten sich zwei ganz unterschiedliche, stark profilierte Schulen von Orgelbau, Orgelmusik und Orgelspiel aus.

Es gab aber auch eine Zeit, da die Orgel in bestimmten Gegenden aus dem sakralen Raum verbannt war. In Zürich verbot der Reformator Huldrych Zwingli, musikalisch alles andere als ein Kostverächter, den Gebrauch von Musikinstrumenten in der Kirche, weshalb 1527 die erst zwei Jahr- zehnte zuvor erbaute, prächtige Orgel im Grossmünster demontiert wurde; erst 350 Jahre später erhielt die Zürcher Hauptkirche wieder eine Orgel. Auch in anderen reformierten Gegenden geschah das – doch die Orgel verlor darob nicht den Boden, sie kehrte dorthin zurück, woher sie gekommen war. Die aus den Kirchen entfernten Instrumente fanden fortan Platz und Verwendung in weltlicher Umgebung. Weltliche Orgelmusik begann sich zu verbreiten, davon zeugen Orgeltabulaturen aus dem 16. Jahrhundert, im Barockzeitalter die Orgelkonzerte – wie überhaupt die Orgel, in der Form des Positivs, mithin in kleinerer, mobiler Ausführung, als Generalbassinstrument sich im Konzertsaal, ja sogar in der Oper verbreitete.

Und dann, ein gutes Jahrhundert später: der große Auftritt der Orgel im Konzertsaal, wie ihn etwa Die Königin die Symphonie Nr. 3 in c-Moll von Camille Saint-Saëns, die sogenannte Orgelsymphonie aus dem Jahre 1886 vorführt. Munter und spritzig, mit angemessener Beruhigung zwischendurch, entwickelt sich der zweite Satz – bis er sich mit einem Mal ganz eigenartig auflöst, sich auf einer Fermate niederlässt im Konzert und schließlich in das Schweigen einer Generalpause verfällt. Das ist der Moment, den die Orgel beim 46 Orgel Die Königin The Organ Queen of the Concert Hall im Konzert

Schopf ergreift: mit einem gewaltig donnernden C-Dur-Akkord im vollen Werk. Erschrocken setzt das Orchester mit jenem Motiv ein, mit dem es geendet hat, doch greift die Orgel ein zweites Mal ein, jetzt auf der Dominante. Das Spiel wiederholt sich, und die Orgel markiert einen Schlusspunkt, diesmal wieder auf der Tonika. Der Wettstreit ist eröffnet, die Königin inszeniert sich als zweites Orchester – besonders in den zwei letzten Takten, in denen die Orgel den bekannten C-Dur-Akkord voll durchhält, im ersten begleitet von der Pauke, die das finale Ritardando herbeiführt, im zweiten mit dem Tutti des Orchesters. Hier ist sie: die große Konzertorgel im Musiksaal des 19. und 20. Jahrhunderts.

Wie es dazu kam? Schuld ist wohl, so stellt es der Musikwissenschaftler Klaus Wolfgang Nie- möller dar, Bartholdy. Im Rahmen seiner Reisen auf die britischen Inseln ab 1829 spielte Mendelssohn, ein begeisterter Virtuose auf dem Instrument, die Orgel in der Londoner St Paul’s Cathedral und jene in der Town Hall von Birmingham. Zugleich lernte er die Tradition der Aufführungen von Oratorien Händels kennen – Aufführungen mit an die achtzig Orchestermusikern, zwei- bis dreihundert Chorsängern sowie mit einer Orgel, die, wie Händel in einer seiner Partituren anmerkte, »organo pieno, come stà in parti« klingen sollte, also mit vollem Werk die Singstimmen mitspielen sollte. Diese Aufführungspraxis hat Mendelssohn nach Deutschland gebracht, als er zwi- schen 1833 und 1846 die Niederrheinischen Musikfeste leitete. Als wichtigste Neuerung hat er dafür gesorgt, dass die Oratorien Händels, die einen festen Platz in den Programmen einnahmen, nicht länger in den bearbeitenden Instrumentationen von Mozart und anderen aufgeführt wurden, sondern dass vielmehr die originalen Partituren Händels zur Verwendung kamen.

Und dass eine Orgel eingesetzt wurde. Für Mendelssohn war die Mitwirkung der Orgel in den Oratorien Händels so zentral, dass er bei jeder von ihm geleiteten Aufführung die Bereitstellung eines adäquaten Instruments verlangte. Man muss sich das konkret vorstellen. Als Mendelssohn 1835 für das Musikfest in Köln engagiert wurde, verfügte der Gürzenich noch über keine Orgel. Deshalb wurde dort auf Wunsch des Dirigenten eigens eine Orgel aufgestellt – ein Instrument mit zwei Manualen und Pedal, das eigens aus einer Kirche entfernt worden war und nun zu neuem Gebrauch kam.

Die Kölner Aufführung von Händels »Salomon« geriet nicht nur grandios, sie war auch von enor- mer Breitenwirkung. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht von dem aufsehenerregenden Erfolg; in manchen Städten gab es danach Bestrebungen, die bestehenden Konzertsäle mit Orgeln zu versehen. Hamburg, Wuppertal und Düsseldorf folgten, in den Wiener Musikverein und die Tonhalle Zürich wurden Orgeln eingebaut. Heute gehört in einem Konzertsaal, der seiner Bezeichnung würdig sein will, eine Orgel zum Standard. Und nicht irgendeine Orgel, sondern eine, die etwas hergibt. Das war in Bamberg so wie einige Jahre zuvor eröffneten in der Kölner Philharmonie. Und dass der Große Saal der 2017 eröffneten Hamburger Elbphilharmonie eine sehr große Orgel erhielt, verstand sich ebenso von selbst wie bei den neuen Konzertsälen in Dresden, Paris und Brüssel. Im Wiener Musikverein wurde die alte Orgel 2011 ersetzt, auch die Zürcher Tonhalle soll, wenn die Renovation 2020 abgeschlossen sein wird, mit einem neuen Instrument versehen sein. 48 Orgel Die Königin The Organ Queen of the Concert Hall im Konzert

Tatsächlich geht es nicht ohne Orgel. Breit ist das Spektrum der Verwendungsmöglichkeiten. Auf Die Orgel im Joseph-Keilberth-Saal in Bamberg ist zwar nicht ganz so groß wie jene in der Jahr- der einen Seite stehen die reinen Orgelabende im Konzertsaal – in Bamberg nun seit 25 Jahren mit hunderthalle Breslau mit ihren 187 Registern auf fünf Manualen und Pedal, doch hat sie es durchaus in jährlich vier bis fünf Abenden, lange Zeit kuratiert von Edgar Krapp, seit nunmehr vier Jahren von sich. Das 1993 von Orgelbau Jann erbaute Instrument verfügt über 74 Register auf vier Manualen und Christian Schmitt –, auf der anderen die Chorkonzerte, bei denen die Orgel begleitend eingesetzt Pedal; erblickt man die Orgel vom Saal aus, kann man die verschiedenen Werke gut erkennen – und in wird, sowie die Aufführungen barocker Musik mit Generalbass. Dazwischen liegt ein weites Reper- der Größe die Klangkraft erahnen. Die braucht es tatsächlich, etwa in einem Werk wie der »Symphonie toire. Da sind etwa die Orgelkonzerte, seien sie der Feder Händels entsprungen, stammten sie aus der Tausend«, der Achten Gustav Mahlers, wo der Einsatz der Orgel, wie die Aufführung der Sinfonie neuerer Zeit: von Francis Poulenc, Jean Langlais oder Thierry Escaich. Da sind aber auch die groß- zur Einweihung des Bamberger Konzertsaals im September 1993 und ihre erneute Wiedergabe im formatigen Werke, die der Orgel spezielle Funktionen zuweisen. Von Saint-Saëns war bereits die Rede, Sommer 2012 erwiesen, von umwerfender Wirkung ist. bemerkenswert sind auch die Tondichtungen von , aus denen »Also sprach Zarathustra« von 1896 E So what is an organ doing Unterstützt wird die Klangkraft der Bamberger Konzertsaalorgel durch ein prachtvoll ausgebautes herausragt. In den durch die Verwendung in Stanley in the Joseph Keilberth Hall? Pedal mit zwei 32-Fuß-Registern: mit Pfeifen, die zwei Oktaven tiefer klingen als die Taste, die der Kubricks Film »2001 – A Space Odyssey« weitherum be- Actually, the organ was originally Organist anschlägt. Für einen kräftigen Bass ist also gesorgt. Indessen geht es keineswegs um die kannt gewordenen Einleitungstakten spielt die Orgel eine secular – invented in Egypt, it Klangkraft allein, vielmehr soll die Disposition einer modernen Konzertorgel auch eine möglichst breite mächtige Rolle – die noch dadurch unterstrichen wird, played in Greek and Roman the- Auswahl an Klangfarben umfassen. Das wird von der Bamberger Disposition vorbildlich eingelöst. dass auf dem ersten Höhepunkt des Geschehens die Or- atres and amphitheatres, and Die der deutschen Tradition verbundenen Werke Max Regers, die wohl einen Höhepunkt an klang- gel ihren Akkord etwas länger aushält als das Orchester. became a fixture in churches farblicher Variation einfordern, lassen sich auf diesem Instrument gewiss optimal darstellen. Zugleich Auf der Bamberger Orgel gelangten unter vielen ande- late in its history. Mendelssohn aber bietet die Auswahl an ganz unterschiedlichen grundtönigen Registern auch die Möglichkeit zu ren Werke des in Bamberg geborenen Komponisten Karl reclaimed it for secular use, and idiomatischer Interpretation der großen Stücke aus dem Bereich der französischen Spätromantik – von Höller zur Aufführung, bereits zweimal erklang György the later 19th century gave it Komponisten wie César Franck, Charles-Marie Widor, Louis Vierne, Marcel Dupré oder Olivier Messiaen. Ligetis gewaltiges Opus »Volumina«. Die Einspielung der colour and power, making it the Auch für das unübertroffene Orgelwerk Johann Sebastian Bachs ist alles vorhanden. Und wer den Symphonie für Orgel und Orchester op. 42 von Charles queen of instruments. ganz besonderen Effekt sucht, kann das zur Orgel gehörige Glockenspiel in Gang setzen. So erstaunt Marie Widor mit Christian Schmitt und den Bamberger nicht, dass sich in Bamberg eine ganz eigene Tradition der Orgelmusik im Konzertsaal herausgebildet Symphonikern wurde 2013 mit dem ECHO KLASSIK-Preis ausgezeichnet, und erst jüngst wurde hat. Dass das Instrument jetzt gründlich überholt und in Stand gesetzt werden kann, ist denn auch das ein von den Bamberger Symphonikern in Auftrag gegebenes Orgelkonzert von Toshio Hosokawa einzig Richtige und ein großes Glück – die Orgel hat es verdient, unser »Principal Organist« Christian unter der Leitung von Chefdirigent Jakub Hrůša und mit Christian Schmitt als Solist uraufgeführt. Schmitt, der in diesem Jahr bereits dreimal solistisch in der Elbphilharmonie konzertiert, ebenso und ihr Publikum ohnehin. Das Instrument sollte ans Licht treten und hörbar werden: aus Gründen des klanglichen Reizes, Peter Hagmann aber auch um des bürgerlich-gründerzeitlichen Prestiges wegen. Man ist wer, man vermag sich eine Orgel im Konzertsaal zu leisten und repräsentiert sich im Instrument – ganz so, wie es die Kaiser der Antike und des frühen Mittelalters getan haben. Die Unterschiedlichkeit in den Verwendungszwecken schlägt durch auf die Beschaffenheit der Instrumente, vorab auf ihre Klanglichkeit, wie sie die Disposi- tion vorgibt. Die Orgel besteht ja aus einer Vielzahl an Pfeifen, die mit Hilfe von Luftdruck zum Klingen gebracht werden. Diese Pfeifen sind in Gruppen zusammengefasst, den Registern. Die Register wie- derum sind auf verschiedene Werke aufgeteilt, von denen jedes durch eine eigene Klaviatur sowie das Pedal angespielt werden. Die Zusammenstellung all dieser Informationen erfolgt in der Disposition, Die Jann-Orgel im Joseph-Keilberth-Saal der Konzerthalle Bamberg: deren Auflistung dem Organisten eine Vorstellung von der Beschaffenheit des Instruments vermittelt. 74 Register, verteilt auf 4 Manuale und Pedal – 2 Spieltische – 5830 Pfeifen – Schon damals, als die Orgel den Konzertsaal betrat, wurde das Bedürfnis nach klanglich vielfältigen Höhe der größten Pfeife 10 m – Höhe der größten sichtbaren Pfeife 6,40 m mit und kräftigen, mithin großen Instrumenten artikuliert. Zudem sollte die Disposition so gestaltet sein, einem Gewicht von 112 kg – Breite der Orgel 12,70 m – Höhe der Orgel 10 m – dass möglichst viele Arten an Orgelmusik in adäquater Klanglichkeit vorgetragen werden konnten. So Tiefe der Orgel 4,80 m in der Mitte, 3,20 außen m – verbaut wurden 20 cbm wurden die Konzertsaalorgeln rasch größer. amerikanische Roteiche – insgesamt 22.000 Arbeitsstunden

52 Die Orgel in der Termine »Principal Organist« Christian Schmitt Saison 2018/2019

Die Orgel in der Saison 2018/2019 »Principal Organist« Christian Schmitt

SA, 13. OKT, 20.00 UHR SO, 4. NOV, 17.00 UHR EINWEIHUNGSKONZERT Thierry Mechler DER ORGEL NACH IHRER »TRANSKRIPTION UND IMPROVISATION« GENERALSANIERUNG Werke von Jean-Philippe Rameau, Gabriel Fauré, Maurice Ravel, Erik Satie u.a. »Ad nos, ad salutarem undam« für Orgel SO, 23. DEZ, 17.00 UHR und Orchester (Bearbeitung: Marcel Dupré) Cameron Carpenter Daniel Roth Werke von und Uraufführung einer Auftragskomposition der Howard Hansons Bamberger Symphoniker für Orgel solo SO, 17. FEB, 17.00 UHR Bamberger Symphoniker Christian Schmitt und Kristin Merscher Martin Haselböck »ORGEL UND KLAVIER« Dirigent Werke von César Franck, Charles-Marie Widor, Christian Schmitt Frédéric Chopin, Johann Sebastian Bach u.a. Orgel SO, 12. MAI, 17.00 UHR Christian Bischof und Daniel Beckmann »JUNGE ELITE« Werke von Robert Schumann, Max Reger, Johann Sebastian Bach u.a. Als einer der gefragtesten Organisten seiner Generation ist Christian Schmitt ein erfolgreicher Gast auf inter- nationalen Podien und Emporen. Er konzertierte bereits mehrmals in der Elbphilharmonie Hamburg, im Wiener Musikverein, im Shanghai Oriental Art Center, beim Rheingau und beim Schleswig-Holstein Musik Festival mit Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Manfred Honeck, Philippe Herreweghe oder Jakub Hrůša. Seine CD mit Orgel- symphonien Charles-Marie Widors mit unserem Orchester erhielt 2013 den ECHO Klassik – eine Auszeichnung, die Christian Schmitt geradezu prädestiniert für das Amt des »Principal Organist« der Bamberger Symphoniker.

Seit mittlerweile vier Spielzeiten kuratiert er unsere Orgel-Konzertreihe und holt dafür immer wieder die Großen seines Fachs, Solisten des Orchesters sowie vielversprechende Jung-Organisten nach Bamberg. Seine Repertoi- re-Neugier demonstriert Christian Schmitt in Bamberg aber nicht nur als künstlerischer Leiter unserer Orgelreihe, sondern auch selbst musizierend. Dabei steht ihm und seinen Gästen im Joseph-Keilberth-Saal unserer Konzert- halle eine Orgel aus dem Hause Georg Jann zur Verfügung, die in all ihrer facettenreichen Pracht einen Höhepunkt in der fränkischen Orgellandschaft darstellt. Sie besitzt eine eindrucksvolle Palette romantischer Farben und ver- fügt über eine gewaltige dynamische Bandbreite – von zarten Registern bis hin zur Strahlkraft des Tutti. Education and From the Heart Education Music Outreach

amberg ist zweigeteilt. Eine Bahnlinie durchtrennt die Stadt. Auf der einen Seite die weltberühmte Altstadt, bürgerlich ge- und sattelt. Auf der anderen Seite sozialer Wohnungsbau, in dem viele Ausländer leben. Für Bamberg markiert dieses Vier- B tel einen sozialen Brennpunkt. Hier befindet sich auch die Heidelsteig-Schule, und sie spiegelt exemplarisch das Vier- Musikvermittlung tel wider. Über 40 Nationen sind an der Schule vertreten. Der Migrantenanteil unter den Schülern beläuft sich auf über 66 Prozent. Auch Marissa kommt aus einer Familie mit »Migrationshintergrund«. Die Mutter ist zwar Bambergerin, aber der Vater stammt von den Philippinen. Er spricht nicht sehr gut Deutsch, deswegen sprechen sie zuvörderst Englisch. Marissa skatet gerne, aber sonst hält sie nicht viel von Sport. Die Musik hat es ihr angetan, zumal die Klassik, und das liegt an den Bamberger Symphonikern. »Durch das Orchester habe ich mehr Kontakt zu dieser Musik bekommen. Ich in- teressiere mich jetzt viel mehr für Klassik als vorher.« Damit meint Marissa die um- fangreiche Kooperation der Bamberger Symphoniker mit der Heidelsteig-Schule. Erste Kontakte gehen auf das Jahr 2010 zurück. Die treibende Kraft von 54 Schulseite war Rektorin Ursula Lyda-Fischer. Ihr ist es auch zu verdanken, dass sich die Einrichtung inzwischen »Kulturschule« nennen darf: als erste in Bayern. Eine tragende Säule ist die Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern. Sie besteht aus mehreren Bausteinen samt lehrplanartiger Staffelung für jede Stufe. Die Schüler besuchen die Bamberger Symphoniker, werden durch den Backstage-Bereich geführt und schnuppern in Proben hinein. Auf Einladung der Bamberger Symphoniker werden zudem besondere Kon- zerte besucht, wobei die Buskosten komplett übernommen werden: vom Freun- deskreis des Orchesters. Auch die Musiker kommen ihrerseits zur Schule, um sich und ihre Instrumente ausführlich vorzustellen: »Musik zum Anfassen« eben. Und es wird gemeinsam ein Werk einstudiert, was dann auf einem Kulturschul-Fest zur großen Aufführung gelangt. Für die Schüler ist das ein ganz besonderes, prä- gendes, unvergessliches Ereignis. »Mit Stolz schauen sie darauf zurück«, berichtet Lehrerin Ute Stieler. »Sie selbst haben das gemacht, und das ist ein tolles Gefühl.« Für Rektorin Lyda-Fischer steht fest, dass diese Projekte den Zusammenhalt der Schul- gemeinschaft stärken. »Das aktive Mitmachen befördert eine interkulturelle Teamarbeit, und die Schüler lernen Toleranz gegenüber anderen.« Genau dieses Zusammenführen von Menschen unterschiedlicher sozialer, nationaler und kultu- reller Herkunft ist das zentrale Anliegen der Bamberger Symphoniker. »Was können wir an die Gesellschaft zurückgeben? Diese Frage und Ver- Mit viel Herzblut antwortung treibt uns an«, sagt Intendant Marcus Rudolf Axt. Wie ernst es den 56 Education und Mit viel Herzblut Education and From the Heart Musikvermittlung Music Outreach

Bamberger Symphonikern damit ist, zeigt schon allein die Tatsache, dass Educa- denen selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum tion und Musikvermittlung ein integraler Teil der Aktivitäten ist. Sie kommen über- vorgetragen werden. Das Publikum entscheidet über Tops und Flops. dies aus dem Orchester selbst, zumal in Gestalt eines dreiköpfigen Gremiums Mit ihrer »Slam Symphony« reagieren die Bamberger Symphoniker auf diese aus Musikern sowie einer Beauftragten für diesen Bereich. Bei den Bamberger Szene, um ihrerseits das Angebot ganz eigen zu bereichern. Zu den Konzerten Symphonikern hat dieses Engagement eine lange Tradition. werden Slammer eingeladen, darunter bayerische und deutsche Meister, die im Tatsächlich geht das Education-Programm auf die 1950er Jahre zurück. Die Vorfeld zu dem jeweiligen Werk eigene Texte verfassen. Das Orchester beginnt Jugendkonzerte, samt Abonnement zu speziellen Bedingungen, markierten den mit einem Ausschnitt aus dem Werk, ein Slammer trägt den ersten Text vor, bis Beginn. Noch dazu hat sich das Orchester bereits frühzeitig um den Musiker- und am Ende das gesamte Stück erklingt. Sodann entscheidet das Publikum über Dirigentennachwuchs gekümmert: intensiv und nachhaltig. Schon früh haben die den schönsten Text. Rund die Hälfte dieser Konzertbesucher kommt wegen der Bamberger Symphoniker die Jugend und den Nachwuchs gefördert, und das zu Texte und hat kaum oder gar keinen Bezug zur Klassik. einem Zeitpunkt, als dies im Orchesterleben mehrheitlich noch ein Fremdwort Umso begeisterter reagieren sie auf die Musik, auch weil die Auswahl war: nicht nur im deutschen Sprachraum. der Stücke klug gewählt ist. »Romeo und Julia«, die »Alpensymphonie«, der Auch sonst zählen die Bamberger Symphoniker zu den Pionieren von Educa- »Rosenkavalier« oder die »Symphonie fantastique«: Liebe und Triebe, Natur und tion und Musikvermittlung. Mit den Probenbesuchen, den Studentenkonzerten Weltschmerz. Mit diesen Themen sind junge Erwachsene sehr gut vertraut. Das sowie den Besuchen von Musikern an Schulen und in Kindergärten ging es Konzept geht auf, zumal die Qualität stimmt. Auch Chefdirigent Jakub Hrůša hat bereits zur Jahrtausendwende los, und die Angebote erfreuen sich allergrößter schon eine »Slam Symphony« geleitet, mit der »Symphonie fantastique«. »Für Beliebtheit. So genießen die Studentenkonzerte Kultstatus, werden mittlerweile mich ist es besonders schön, wenn die Musik dort einkehrt, wo die Menschen mit dreimal im Jahr gestemmt und sind stets restlos ausverkauft. Die Studenten zele- ihr vielleicht noch nicht so sehr vertraut sind.« brieren die Konzertbesuche, um hinterher in die Clubs weiterzuziehen. Gerade in solchen Situationen lasse sich »viel weiterent- Hinter diesen verschiedenen Initiativen und Projekten steht der unbedingte E “What can we give wickeln. Das ist spannend. Musik als Kommunikation ver- Wille des Klangkörpers, mit Heranwachsenden in Kontakt zu treten: nachhaltig back to society? Answering standen kennt per se keine Barrieren, weil sie ohne Worte ist. und dauerhaft. Wenn die jungen Erwachsenen beruflich durchstarten, werden sie this question is what drives Sie kann direkter kommunizieren als jede Sprache. Nichts vielleicht weniger Zeit haben für musische Kultur, aber: Im reiferen Alter erinnern us”, says Marcus Rudolf ist wirkungsvoller als der direkte Kontakt mit dem Klang ei- sie sich wieder an »ihr Orchester«. Um diese Identifikation mit dem Klangkörper Axt, General Manager of nes Orchesters«, und genau dies offenbart auch die Koope- bereits frühzeitig und umfassend zu bilden, werden für jede Altersgruppe ganz the Bamberg Symphony. ration mit der Heidelsteig-Schule. »Von Probe zu Probe wird besondere Angebote geschnürt. Eben schon im Kindergarten, und dies mit Since the 1950s, the Or- die Stimmung gespannter«, berichtet Lehrerin Ute Stieler. echter Liebe für die Projekte. chestra has reached out Das große »Aha-Erlebnis« für die Schüler ist jedoch die erste Wer etwa schon erlebt hat, wie Heiko Triebener den Youngsters im Kinderhaus beyond its traditional au- Probe mit den Bamberger Symphonikern und natürlich das Elisabeth in Frensdorf seine Tuba präsentiert, der vergisst nicht so schnell die Re- dience: starting with chil- große gemeinsame Konzert. aktionen. Er baut seine Tuba auseinander und setzt sie wieder zusammen, erklärt dren’s concerts, its mis- »Da spürt man eine unglaubliche Energie«, berich- sein Instrument, macht lustige Geräusche mit dem Mundstück, klappert mit den sion has grown to include tet Marissa. Mit den Bamberger Symphonikern haben Ventilen, pustet durch das Rohr. Sekundenschnell verfliegt die anfängliche Scheu kindergarten visits, school die Schüler zuletzt den »Heidelsteig-Cup-Song« aufge- der Kinder. Ihre Augen werden größer, ihr Lachen lauter. Und wenn am Ende ein partnerships and ‘Slam führt. »Wir haben den auch schon alleine gesungen, aber Kinderlied erklingt, wird lautstark mitgesungen. Die Bamberger brennen für dieses Symphonies’ – giving back mit dem Orchester war das ganz anders. Das klang viel Engagement, und das gilt für alle Projekte: so auch für die »Slam Symphony«. to everyone, from the heart. schöner und hatte mehr Power.« Was sie im Rahmen der Diese Initiative spricht die 16- bis 21-Jährigen an. Mit der »Slam Symphony« Kooperation noch gerne machen würde? »Ich bin wunschlos zufrieden«, erwi- haben die Bamberger Symphoniker zudem ein Format kreiert, das geradezu dert sie, ohne groß nachzudenken. »Jedes Mal freue ich mich total darauf.« Die maßgeschneidert ist, und zwar auf die Stadt insgesamt. Denn »Bamberg ist Slam- Bamberger Symphoniker machen eben nicht einfach Education und Musikver- berg«, lautet seit 2001 ein Motto: eine führende »Poetry-Slam-City« im deutschen mittlung, sondern leben sie: mit sehr viel Engagement und noch mehr Herzblut! Sprachraum eben. Dahinter verbergen sich literarische Vortragswettbewerbe, bei Marco Frei 58 Joseph-Keilberth- Nachwuchsförderung Bamberg’s Orchestra Academy Orchesterakademie

Die Joseph-Keilberth-Orchesterakademie Eine besondere Selbstverständlichkeit

Fast wie selbstverständlich gehört Multitasking – nur ein Stichwort aus dem hohen sie mittlerweile zu einem Werdegang als Anforderungsprofil eines Berufsmusikers. Hinzu Berufsmusiker dazu: eine Akademiestelle kommen die nahezu perfekte Beherrschung in einem Symphonieorchester. Warum, des Instruments, Musikalität, Disziplin, geistige ist schnell erklärt: In einer Akademie wird und körperliche Fitness und die Fähigkeit, blitz- das gemeinsame Musizieren in einem schnell zu reagieren, falls im Konzert irgendeine großen Orchester geschult – die perfekte Unwägbarkeit eintritt. Aber all diese Anforde- Ergänzung zur fachlich-musikalischen rungen lassen sich nicht in einem Blockseminar Ausbildung an den Musikhochschulen »Orchesterspielen« mit PowerPoint-Präsenta- im In- und Ausland. Aber: Kann man das tion und Thesenpapier beibringen. Daher heißt gemeinsame Musizieren wirklich erlernen, es in Bamberg: Übung macht den Meister! so wie das kleine Einmaleins? Seit 2010 Mit ihren Pultnachbarn erarbeiten die jungen widmen sich die Bamberger Symphoniker Nachwuchsmusiker das jeweilige Programm mit der Joseph-Keilberth-Orchester- und ergänzen diese Arbeit durch Einzelunter- akademie dieser Aufgabe, um jungen richtsstunden bei Stimmführern des Orchesters, Musikerinnen und Musikern den Einstieg Workshops im Bereich mentales Training oder in das Leben als Berufsmusiker zu erleich- Körperarbeit sowie Probespieltrainings. Einen tern. Das Besondere der Akademie weiteren Höhepunkt stellt das gemeinsame in Bamberg ist ihre Ausrichtung: Konzert- Kammerkonzert dar, bei dem die Akademisten projekte mit namhaften Solisten und mit Musikern aus den Reihen des Orchesters Dirigenten, Rundfunkaufnahmen und eigene Programme erarbeiten. Das Vertrauen CD-Produktionen oder sogar eine Orches- auf und das tatsächliche Abrufen der eigenen Die Joseph-Keilberth-Orchesterakademie wird ermöglicht durch die großzügige Unterstützung von tertournee – die Akademisten sollen in ihrer Leistung im richtigen Moment will gelernt sein. Herrn Michael Stoschek. maximal zweijährigen »Lehrzeit« in Bamberg darauf vorbereitet werden, was es bedeutet, »Was Orchesterspielen tatsächlich be- Für die Übernahme von Patenschaften danken wir Herrn Bernhard und Frau Doris Müller-Menrad, ein vielseitiger Orchestermusiker zu sein. deutet, was wirklich schwierig ist, das Herrn Hartmut Paulsen und Frau Gabriele Witzeck-Paulsen, Herrn Werner und Frau Brigitte Rupp habe ich erst hier kennengelernt.« sowie Herrn Hanno Wentzler und Frau Susanne Wentzler-Christ. »Die Kollegen erfassen Situationen Johanna Stier, Akademistin Oboe (2014 - 2016) so schnell. Sie können gleichzeitig Die LfA Förderbank Bayern ist Förderer der Joseph-Keilberth-Orchesterakademie. das lesen, was in den Noten steht, Die böhmische Klangtradition des Orchesters zum Dirigenten und Konzertmeister an die nachfolgende Generation weiterzugeben schauen und allen anderen zuhören. – auch das bedeutet Orchesterspielen in Bam- Das finde ich wirklich faszinierend berg. Und so ist das Besondere einer Akade- E Founded in 2010, Bamberg’s Orchestra Academy has been named und davor habe ich allerhöchsten mie am Ende vielleicht genau dieser Austausch: after Joseph Keilberth, our first Chief Conductor, who helped shape the Respekt.« zwischen universitärer Lehre und Arbeitsalltag, ‘Bohemian sound’ we’re famous for and which we hand on, over two years Lukas Richter, Akademist Kontrabass zwischen Jung und Alt, zwischen Musikerinnen of rigorous, on-the-job training, to tomorrow’s premier orchestral players. (2015 - 2016) und Musikern innerhalb eines Klangkörpers. 60 Freunde und Förderer Friends and Supporters

Unsere Freunde und Förderer E Over 1,200 strong and one of Bavaria’s biggest arts sponsors, the Friends of the Bamberg Symphony finances special projects such as the triannual Mahler Conducting Competition. Karl Valentin meinte, Kunst sei schön, heute der überwiegende Teil an Kulturins- mache aber viel Arbeit. Er sagte nicht, titutionen zusätzlich Geld besorgen, wenn It is complemented by the Supporters’ Kunst sei schön, koste aber viel Geld. auch nicht in einem solchen Ausmaß. Aber Foundation, which enables Bamberg’s tours Offenbar hörte beim Geld der Spaß für kluge und großzügige Bürger haben die and orchestra academy. Members enjoy den dialektischen Humoristen auf. Viel- Initiative ergriffen und Vereine gegründet, benefits – so join us for music’s future! leicht dachte er auch, wenn es um Kultur die finanziell unterstützend eingreifen und und Geld gehe, müsse – zumindest in meist Sonderprojekte oder Dinge absi- Deutschland – ein Symposion organisiert chern, die der knappe Haushalt oft nicht werden, um erst einmal alles gründlich zu mehr hergibt. diskutieren. Im pragmatischen Amerika unbedingt aus Bamberg selbst stammend, tigungen wie regelmäßige Jahresgaben, war das schon immer viel einfacher. Dort Auch in Bamberg etablierte sich schon die ein Netzwerk für internationale vorab Eintrittskarten für Konzerte außer- war jedem klar, Kultur braucht Geld, und in den 1980-er Jahren ein solcher Verein, Aktivitäten gebildet haben, um so auch halb der Abonnements, Konzertbegleit- wer es nicht hat, muss es sich besorgen. »Freunde der Bamberger Symphoniker«, im Ausland die segensreiche Verflech- reisen im Zusammenhang mit Tourneen Durch Fundraising zum Beispiel. der mittlerweile über 1.200 Mitglieder zählt tung von Kultur und Wirtschaft – beides des Orchesters oder die Teilnahme an und einer der größten Kulturförderer in sozusagen mit dem Gütesiegel »Made in bestimmten Generalproben. Als Unter- Hierzulande waren lange Zeit die fürst- Bayern ist. Die Spenden, die er generiert, Germany« versehen – zu verkörpern. Die- stützer der Förderstiftung kann man liche Residenz oder die Kirche die Versor- finanzieren bestimmte Projekte, etwa den se Förderstiftung, die nicht in Konkurrenz außerdem Pate eines Nachwuchs- ger der Künste. Später kamen die Bürger alle drei Jahre stattfindenden Dirigenten- zum Freundeskreis agiert, vielmehr deren künstlers werden und so ganz direkt mit ihrem Sinn fürs kulturelle Allgemein- wettbewerb »The Mahler Competition« so- Aktivitäten ergänzt, etwa auch kostspieli- und persönlich Karrieren fördern. wohl dafür auf, bisweilen, wie in der Freien wie außergewöhnliche Veröffentlichungen ge Auslandstourneen mit trägt, finanziert Reichsstadt , weit mehr als am wie zum 70-jährigen Orchesterjubiläum beispielsweise auch die Orchesteraka- Sitz eines gekrönten Hauptes. Legendär ist eine Box mit 17 CDs bei der Deutschen demie der Bamberger Symphoniker mit, der Ausspruch Kaiser Wilhelms I. als Gast Grammophon, die den musikalischen Wer- jene Einrichtung, wie sie viele interna- bei der Einweihung des mit bürgerlichem degang der Bamberger dokumentiert, oder tionale Orchester als Förderung des Geld errichteten Opernhauses in Frank- »bamberg symphony«, die Buchpublikation musikalischen Nachwuchses betreiben. furt: So etwas Pompöses könne er sich in von Nora Gomringer und Andreas Herzau, Solche Einrichtungen sorgen unter ande- Berlin nicht leisten. die im Verlag Hatje Cantz erschienen ist. rem dafür, das Ansehen der Bamberger Symphoniker in der Welt zu festigen. Heute tragen die Bürger mit ihren Steu- Im Grunde ist es eine höchst erfreuliche Sie gehören buchstäblich mit zum ergeldern die kulturellen Einrichtungen, kulturelle Bürgerbewegung, die vor einigen »guten Ton« der Symphoniker. die sie haben wollen. Dass diese Mittel Jahren durch einen Beirat ergänzt wurde, ausreichen, um alles zu finanzieren, was der sich jetzt Förder­stiftung nennt, getra- Für alle, die Mitglied der Freunde der man kulturell für wichtig hält, können gen von Honoratioren, die mit ihren guten Bamberger Symphoniker sind oder zu allerdings nur sehr wenige Glückliche von Namen der Einrichtung Glanz verleihen, den Unterstützern der Förderstiftung sich behaupten. Wie in Amerika muss sich aber auch von Geschäftsleuten, nicht gehören, gibt es eine Reihe von Vergüns- Kann man die Faszination von Musik in Text und Bild ausdrücken? Dieser Frage gehen die Lyrikerin Nora Gomringer und der Fotokünstler Andreas Herzau nach und tauchen ein in den Kosmos der Bamberger Symphoniker. Das Ergebnis ist ein Buch, in dem Lyrik und Fotografie einen gemeinsamen Ton finden, um das Unsichtbare, die Musik, sichtbar zu machen!

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Can the fascination for music be expressed in words and pictures? The poet Nora Gomringer and the photo artist Andreas Herzau pursue

this question by plunging into the cosmos of Symphony Bamberg Herzau Gomringer Großgestalten Martin Schüngel, von Gestaltung Gomringer, Nora von Texte Herzau, Andreas von Fotografien Deutsch, Englisch, 152 2016. Seiten, 93 Abb., Leinen m. Schutzumschlag, 325 243 x mm, ISBN 978-3-7757-4112-5 the Bamberg Symphony. The result is a book in which poetry and photography act in concert for the purpose of making the invisible, the music, visible! 64 Nora Gomringer & Andreas Herzau Bamberg Symphony 66 Nora Gomringer & Andreas Herzau Bamberg Symphony 68 Nora Gomringer & Andreas Herzau Bamberg Symphony

D »Dieses Orchester klingt karamellfarben, nach Sahnebonbon und ist im Lustzentrum des Gehirns, doch durchaus salzige Lakritze, ist malewitschig, schwarzquadratisch, Zitronen- falter, Aperol Spritz und ein frischer, kühler Silvaner.«

»Das Reisen mit einem Orchester ist ein ungewöhnliches Privileg. Man reist mit einer Schwarmintelligenz. Wie oft habe ich in den vergangenen Monaten an Fischschulen gedacht, an Bienenstöcke, an ganze Völker, um mir Vergleiche zu schaffen. Und doch bleibt es ohne Vergleich: das Reisen mit einem Orchester.«

»Die Dinge aus Metall wie die Wesen aus Federn, die Dinge aus Holz wie die Wesen aus Fell. Ein Musiker erzählte mir: ,Mein Instrument ist so lange schon mein Begleiter. Länger als meine Frau. Ich besitze mehrere. Ich frage: ›Frauen?‹ Er lächelt: ›Geigen.‹ «

E ‘The orchestra sounds caramelesque, toffee-like, and yet unfolds a decidedly salty, lico- rice taste in the brain’s pleasure center. It is Malevich-like, black squarish. It resembles a brimstone butterfly, Aperol spritz, and the delectability of a fresh, cool Frankonian Silvaner.’

‘Traveling with an orchestra is an extraordinary privilege. One travels in a collective intelli- gence. I can hardly count the times I inadvertently thought of schools of fish, beehives, or even entire tribes in searching for comparisons. And yet it is beyond comparison: traveling with an orchestra.’

‘The things made of metal like the creatures made of feathers; the things made of wood like the creatures made of fur. A musician tells me: “My instrument has been my companion for such a long time. Longer even than my wife. I own multiple ones.” I ask: “Women?” He smiles: “Violins.” ’ ‘Symphonic Die Spielzeit Stories’ 2018 / 2019

Siebenundneunzig dumpftönende Unken, dreihundert- vierundvierzig hellquakende Wasserfrösche und zwei- 2018 / 2019 tausendzweihundertundzweiundzwanzig hochzirpende » Grillen gebrauchten ihre ausreichenden Stimmittel und emsigen Kunstgelenke zum Vortrage einer symphonischen Dichtung. Ein hohler Weidenbaum mit seinen zwei unteren Seitenästen dirigierte. Sein künstlerischer Chignon wehte im Winde der Begeisterung. Die Sache war langwierig; aber schließlich ging ih- nen doch der Faden aus, und das bisher nur mit Mühe unterdrückte Bedürfnis des Beifalls konnte sich Luft machen.« So karikiert Wilhelm Buschs Erzählung »Eduards Traum« die Musikwelt seiner Zeit. Märchen, Legenden und andere phantasievolle Geschichten blühten zu kaum einer anderen Zeit vielfältiger als im 19. Jahrhundert – und viele Komponisten machten sie zum Thema ihrer Werke. Der diesjährige Streifzug der Bamberger Symphoniker beleuchtet wie in einem Bilderbuch schlaglichtartig die facettenreiche Welt der »Symphonischen Erzählungen«.

Schon Beethoven mahnte: »Man sei stets darauf bedacht, nicht durch 70 toten Regelkram die quellende Phantasie zu ersticken, vielmehr der freien und selbständigen Entfaltung der angeborenen Kräfte vollen Spielraum zu las- sen.« Gerade nach ihm entdeckten weitere Komponisten die poetische Welt, um sie in Instrumentaldramen festzuhalten. Liszt forderte die »Erneuerung der Musik durch ihre innigere Verbindung mit der Dichtkunst, welche eine freiere Entwicklung der Kunst ermöglicht«. Immer enger wurden die Wechselbezie- hungen zwischen den Künsten. Außermusikalische Themen hielten Einzug in die Kunstmusik. Es entstand die Programmmusik: Handlungen, Situationen, Bilder, Gedanken wurden zum Thema. Die Vielfalt der Programme schien keine Grenzen mehr zu kennen – ebenso wie der stetig wachsende Orchester- apparat, mit dem schließlich Figuren wie Till Eulenspiegel ihr launig-lustiges Un- wesen bei Richard Strauss trieben, welcher der festen Überzeugung war: »Was ein richtiger Musiker sein will, der muss auch eine Speisekarte komponieren können.«

Zahllose literarische Abenteuer haben die romantischen Symphoniker in Töne gesetzt. Der Begriff Romantik ist schon wortverwandt mit »Roman« und weist – im Sinne von fiktiv, geheimnisvoll – auf das »Romanhafte«. Doch »Symphonische auch wenn wir heutzutage die großen »Symphonischen Erzählungen« weitge- hend mit dieser Epoche verbinden, gab es die Tonmalerei schon viel früher, beispielsweise in Vivaldis »Vier Jahreszeiten«. Akustische Imitationen oder Erzählungen« musikalische Analogien visueller Sinneseindrücke wurden hier bereits mit Tönen 72 »Symphonische ‘Symphonic Erzählungen« 2018 / 2019 Stories’ 2018 / 2019

nachgeahmt – zu einer Zeit, in der es eigentlich noch galt, »absolute Musik« zu Klassiker der Weltliteratur sind auch die orientalischen »Märchen aus 1001 schreiben: Musik, die nichts anderes mitteilen will und soll als Musik. Eine Mathe- Nacht«. Über viele Jahrhunderte wurden diese Volksmärchen aus verschiedenen matik in Tönen, durchkonstruiert bis ins kleinste Detail. Aber dennoch finden sich Sprachen, Ländern und Kulturkreisen durch professionelle Märchenerzähler in zahlreichen Werken etwa von Johann Sebastian Bach Passagen, welche die mündlich weitergegeben. Schließlich wurden sie schriftlich fixiert. Hat nicht fast Phantasie des Hörers in eine ganz bestimmte Richtung lenken. Albert Schweitzer jeder noch die eine oder andere Lieblingsgestalt oder -geschichte aus die- bemerkte in Bezug auf die Werke Bachs: »Der Drang, dichterische und bildliche sem beliebten Meisterwerk orientalischer Erzählkunst im Gedächtnis? Seien Gedanken auszudrücken, gehört zum Wesen der Musik.« es die phantastischen Abenteuer von Sindbad, dem Seefahrer, von Ali Baba und seinen 40 Räubern oder von Aladin und seiner magischen Wunderlampe. Im 19. Jahrhundert schufen allerdings besonders die immer größer wer- Viele Dichter, Denker und Komponisten wurden von den Erzählungen inspiriert. denden Berufsorchester für außermusikalische Vorgänge vielfältigere Möglich- Besonders die Romantiker fühlten sich von den fremden Welten des Orients keiten. Fleißig wurde mit Instrumenten- und Klangfarben experimentiert. Da- magisch angezogen. Oft brachen sie zu Reisen in die exotischen Länder auf. raus entwickelte sich auch eine neue Bedeutung der Instrumentalmusik: Sie Rimski-Korsakow und Ravel etwa schrieben mit ihren Tondichtungen über die wurde zum Modell einer absoluten Sprache, die eine höhere Wahrheit jenseits verführerische Märchenerzählerin Scheherazade faszinierende Meisterwerke. der Worte ausdrückt. Das Genre der Programmmusik hatte unweigerlich auch Einfluss auf die Entwicklung der Symphonie, die nun ebenfalls neue Wege be- Ein weiterer Aspekt ist beim diesjährigen Motto »Symphonische Erzählun- schritt. Oft suchte sich nun der Inhalt die Form. Und die Gattung der Sym- gen« zu beleuchten: Denn schreibt nicht eigentlich das Leben die schönsten phonischen Dichtung eignete sich ideal für die damals entstehenden National- Geschichten? Viele Werke erzählen daher aus dem Leben der Komponisten. Es musiken, die auf ihr Volksgut zurückgriffen und Heroisches in Töne umsetzten. sind Autobiografien in Tönen. Bei Berlioz etwa: Die in Musik gefassten Träume In Norwegen war es etwa Edward Grieg, der sich »Peer Gynt« vornahm. In eines rauschgiftkonsumierenden Künstlers in der »Symphonie fantastique« sind Tschechien schuf Bedřich Smetana mit »Mein Vaterland« ein Paradebeispiel eine gigantomanisch-subjektive Programmmusik. Der Komponist wurde zum dafür, wie man mit rein instrumentaler Musik ein riesenhaftes Epos aus alten tönenden Subjekt seiner eigenen Schauer-Roman-Existenz und baute mit der Sagen schaffen kann. Mythen und ihre musikalische Umformungen finden sich »Idée fixe« einen Leitfaden ein. Berlioz verkörperte damit einen neuenKünstler- auch bei vielen russischen Komponisten, etwa in den Werken von Igor Strawinski, typus, der die eigene Person zum Teil des Werkes werden ließ. Er beherrschte wenn er tonmalerisch vom Feuervogel oder Petruschka erzählt. virtuos das Spiel mit Fiktionen und Realitäten, in dem Leben und Kunst un- unterscheidbar zu werden scheinen. Und: Berlioz hatte die symphonische »Es war einmal …« – in dieser Saison erzählen wir Ihnen einige Märchen in- Musik psychologisiert. Noch vor Mahler verwandelte er die traditionelle Sym- strumental. Denn gerade sie sind ein unendlicher Fundus, wie es der Lyriker phonie in ein instrumentales Drama und erweiterte sie radikal, besonders Franz Fühmann beschrieb: »Nie sind die Märchen zu Ende gelesen, weil das durch die klanglichen Wirkungen seiner genialen Instrumentationskunst. Leben immer wieder beginnt. Und zerfallen der bösen Hexen Besen, raunt noch immer der gute Wind. Und sind alle Schlachten geschlagen, die Helden haben Manche Künstlerbiografie liest sich auch wie ein Roman. Doch nicht selten nicht Ruh. Sie wandern den klaren Tagen, dem Morgen ohne Abend zu. Siehst haben dazu wohlwollende Freunde oder solche, die meinten, einen Einblick zu du am Rand unsrer Mühen wie Gewesene und Kommende stehn? Es ist Winter – haben, blumige Geschichten und Anekdoten eingefügt, die wir heute nicht mehr und Rosen blühen … es werden noch tausend Märchen geschehn.« Eine reiche nachprüfen können und die unser Bild eines Mozart zum Beispiel in eine ganz Inspirationsquelle für die Komponisten boten die Märchen der Gebrüder Grimm bestimmte Richtung lenken wollen. War er wirklich das allumjubelte Wunder- oder die von Wilhelm Hauff – ebenso die böhmischen Märchenwelten: Eine be- kind, ein Draufgänger, immer zu Scherzen aufgelegt? Oder doch eher der deutende Balladensammlung stammt etwa von Karel Jaromír Erben. Dvořák hat Künstlertypus, der sich irgendwann von der strengen Erziehung seines Vaters sie für zahlreiche Werke als Vorlage gewählt: Legenden und Märchen werden losreißen musste, um sich dann mehr schlecht als recht als Komponist und hier durch Musik erzählt – und auch, dass diese bekanntlich durchaus grausam Musiker durchzuschlagen – und letztlich auch völlig vereinsamt und verarmt sein können und nicht mit der verklärt-glücklichen Schlussphrase enden: »Und starb? Und auch wenn er noch musikwissenschaftlich korrekt »absolute Musik« wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.« schrieb, kommt man etwa beim späteren Beinamen der »Jupiter-Symphonie« 74 »Symphonische ‘Symphonic Erzählungen« 2018 / 2019 Stories’ 2018 / 2019

doch ins Grübeln, ob er nicht bei der Komposition die Götterwelt vor Augen im Kopf jedes einzelnen Zuhörers andere Bilder auslösen kann – und es hatte. Er meinte jedenfalls einmal: »Ich kann nicht poetisch schreiben: ich bin manchmal gar nicht hilfreich ist, ihm ein Programm an die Seite zu stellen. Nicht kein Dichter. Ich kann die Redensarten nicht so künstlich einteilen, dass sie wenige Komponisten haben daher ihre zunächst formulierten Hinweise zurück- Schatten und Licht geben: ich bin kein Maler. Ich kann sogar durchs Deuten gezogen, um das Publikum in keine bestimmte Richtung zu lenken. und durch Pantomime meine Gesinnungen und Gedanken nicht ausdrücken: ich bin kein Tänzer. Ich kann es aber durch Töne: ich bin ein Musikus.« Die Stelle in Buschs »Eduards Traum« endet nach der erlebten musika- lischen Erzählung übrigens mit diesen Worten: »Entzückt und befriedigt Im Ausdruck der Musik spiegelt sich auch ein momentanes oder sogar ge- raschelten die Rosen mit den Blättern und dufteten sogar, was die wilden sonst nerelles Lebensgefühl mancher Komponisten wider. Vielfache Spuren haben kaum zu tun pflegen. ›Brrravo!‹ quakten, wie aus einem Munde, fünf dicke grüne etwa Krankheiten oder Schwermut hinterlassen. Robert Schumann ist ein Laubfrösche. ›Brravo! Geschmackvoll! Geschmackvoll!!‹ Und sieben alte graue großes Beispiel dafür, wie sehr sich Leben und Schaffen überblenden kön- Käuze, die im Hinterteil einer morschen Erle ihre Logenplätze hatten, quiek- nen, wie das künstlerische Werk zum Spiegelbild der Biografie wird. Er lebte ten maßgebend über alle hinweg: ›Manjifiek! Manjifiek!‹ Ich meinerseits, um in der romantischen Ideenwelt, einer Welt zwischen Traum und Realität – und doch auch ein hohes Verständnis zu zeigen, suchte mein schönstes falsches litt oft unter seelischen Qualen. Immer wollte er ein komplexes Ganzes aus Pathos hervor und brüllte, wie laut oder wie leise, das weiß ich nicht mehr: Literatur und Musik schaffen. Er hat selbst ein großes schriftstellerisches Werk ›Offenbaarrung!Musikalische Offenbaaarrrung!‹ « Die Bamberger Symphoniker hinterlassen und entwarf für seine Kritikertätigkeit eine phantasievolle Palette werden in dieser Saison mit faszinierenden »Symphonischen Erzählungen« für an Masken, um immer wieder in andere Rollen zu schlüpfen: So flüchtete er zahlreiche musikalische Offenbarungen sorgen, getreu der Aussage von E.T.A. sich oft in seine fiktiven Welten rund um den empfindsamen Eusebius und den Hoffmann: »Das ist das wunderbarste Geheimnis der Tonkunst, dass sie da, leidenschaftlichen Florestan – seine beiden »Alter ego«, die er beispielsweise wo die arme Rede versiegt, erst eine unerschöpfliche Quelle der Ausdrucks- sagen ließ: »Dem Maler wird das Gedicht zum Bild, der Musiker setzt die Ge- mittel öffnet.« mälde in Töne um. – E[usebius]. Die Ästhetik der einen Kunst ist die der andern; Heidi Rogge nur das Material ist verschieden. – Fl[orestan].« Hier schnitt er das Thema der Synästhesie an, um die es auch anderen Komponisten ging: das Verbinden zweier Sinneswahrnehmungen, gleichzeitiges Hören und Sehen.

Eduard Hanslick war überzeugt: »Nur solche Musik wird vollen künstle- rischen Genuß bieten, welche das geistige Nachfolgen, das ganz eigentlich ein Nachdenken der Phantasie genannt werden könnte, hervorruft und lohnt. Ohne geistige Tätigkeit gibt es überhaupt keinen ästhetischen Genuß.« Viele E Fairy tales and fantastical Werke erzählen auch von phantastischen Erlebnissen in und mit der Natur – bei stories, and even private lives, have Beet­hoven, Mahler, Bruckner oder Brahms. Stimmungen und Empfindungen inspired many composers, especially werden wiedergegeben. Aber nicht nur konkret greifbare Ereignisse werden Romantics like Hector Berlioz and mit Musik erzählt, sondern auch andere Ebenen wie das Philosophische Robert Schumann. The Bamberg oder Metaphysische – bei Mahler etwa, für den feststand: »Das Wichtigste in Symphony’s season of ‘Symphonic der Musik steht nicht in den Noten.« Dennoch geht es in vielen programma- Stories’ also ranges east, to the ‘1001 tischen Werken auch oft um Liebesbeziehungen, um Weltgeschehnisse – oder Nights’, back in time to the Baroque es sind schlichtweg nur Phantasieprodukte, ob wahr oder erfunden. Zudem pictorialism of Vivaldi and Bach, and wird häufig in Werke etwas hineininterpretiert, was der Komponist möglicher- inwards to the imagination itself, where weise so gar nicht darstellen wollte. Aber genau das ist auch ein Phänomen musical narratives evoke different von »Symphonischen Erzählungen«: dass die Instrumentalmusik beim Hören images and emotions in each of us. Konzertkalender

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»Symphonische Erzählungen« 78 Programm 2018 / 2019

August August 21 24

Edinburgh, Usher Hall Jakub Hrůša Grafenegg, Wolkenturm, Open Air DI, 21. AUG, 20.00 UHR Dirigent FR, 24. AUG, 19.30 UHR Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77 EDINBURGH INTERNATIONAL FESTIVAL Eva Hornyáková GRAFENEGG FESTIVAL Bedřich Smetana Sopran »Má vlast« (»Mein Vaterland«), daraus: Václava Krejčí Housková Vyšehrad Mezzosopran Jakub Hrůša Vltava (Die Moldau) Pavel Černoch Dirigent Šárka Tenor Nikolaj Znaider Z českých luhů a hájů Jan Martiník Violine (Aus Böhmens Hain und Flur) Bass Edinburgh Festival Chorus

Antonín Dvořák Requiem op. 89

Bereits im Jahr 2003 gaben die Bamberger Symphoniker Society ernannte ihn sogar zu ihrem Ehrenmitglied. Wie sagte doch der Philosoph Aurelius Augustinus: Wörthersee und äußerte gegenüber Eduard Hanslick ihr Debüt beim Edinburgh International Festival und Dvořák war tief beeindruckt von der Hauptstadt des »Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine einmal, in Kärnten flögen die Melodien nur so herum, traten dort auch 2005 und 2011 als »Orchestra in Resi- englischen Weltreichs, die mehr Einwohner zählte als Seite davon!« Zum ersten Mal sind wir in Grafenegg dass man sich hüten müsse, keine zu zertreten. Schon dence« in umjubelten Konzerten auf. Erstmals sind »die gesamte tschechische Einwohnerschaft von Böh- zu Gast: Unter der künstlerischen Leitung von Rudolf die ersten Kritiker empfanden in seinem Violinkonzert wir nun mit unserem Chefdirigenten Jakub Hrůša in men«, wie er seinem Vater schrieb. Und die Briten ver- Buchbinder findet dort eines der bedeutendsten Or- »Momente von höchster poetischer Schönheit«. Im der schottischen Hauptstadt, um gemeinsam mit dem fügten über eine große Chortradition und waren stets chesterfestivals Europas statt – in einer atemberau- Gepäck haben wir außerdem Auszüge aus »Mein Va- Edinburgh Festival Chorus und einer Riege renom- begeistert von neuen geistlichen Werken. Den Auftrag, benden Atmosphäre mit jahrhundertealten Bäumen, terland« von Smetana, für den immer feststand: »Mu- mierter Vokal-Solisten wieder ein Konzert zu bestreiten. ein oratorisches Werk für das berühmte Musikfest in verschlungenen Wegen, dem romantischen Schloss sik sagt das Unsagbare.« Sein musikalisches Epos Im Gepäck haben wir ein ergreifendes Werk, mit dem Birmingham zu schreiben, erfüllte Dvořák mit seinem und spektakulären Spielstätten. Grafenegg ist ein spannt den Bogen von der böhmischen Geschichte mit wir den Zuhörern aus unserer böhmischen Heimat er- Requiem, einer äußerst emotionalen Totenmesse mit Idyll der Sinnlichkeit – und ein Paradies für die Musik: ihren Höhepunkten und Niederlagen über die heimi- zählen wollen: das Requiem von Dvořák, der einmal großer kompositorischer Fantasie. Durch ein Leitmotiv Klang trifft Kulisse, Natur und Architektur verschmel- sche Sagenwelt bis hin zu großartigen Landschaftspor- als »Prophet der tschechischen Kunst« bezeichnet wird die Bilderfolge des Requiems zusammengehalten: zen zu einem Gesamtkunstwerk. Wir spielen mit un- traits – ein tönendes Denkmal in poesievollen Bildern wurde. Schon zu seinen Lebzeiten liebten die Men- ein schmerzlicher Seufzer, der abgewandelt in Tonart, serem Chefdirigenten am Pult auf der preisgekrönten und ein überragender Zyklus an »Symphonischen Er- schen in Großbritannien seine Musik. Seit 1884 war Rhythmus, Taktart, Klangfarbe, ob instrumental oder Open-Air-Bühne im Schlosspark mit dem märchen- zählungen«! Dvořák mehrmals nach England gereist und hatte vokal, weit über einhundert Mal vorkommt – bei einer haften Namen »Wolkenturm«. Nikolaj Znaider wird den äußerst erfolgreiche Konzerte gegeben. Man nannte ihn Aufführungsdauer von knapp 100 Minuten! virtuosen Zauber von Brahms’ Violinkonzert entfalten – den »böhmischen Brahms« und pries ihn als »Löwen dessen Großteil sogar in Österreich entstand: Der der heurigen Musiksaison«. Die London Philharmonic gebürtige Hamburger verbrachte viele Urlaube am September 23

Bamberg, Konzerthalle Bamberger Symphoniker SO, 23. SEP, AB 15.00 UHR Symphonisches Jugendorchester Bamberg »25 JAHRE KONZERTHALLE BAMBERG« Collegium Musicum Bamberg SONDERKONZERT BlueTrainOrchestra BRAHMS – DVOŘÁK und weitere Mitwirkende BAMBERGER SYMPHONIKER JAKUB HRŮŠA

»Eine musikalische Bestandsaufnahme in Bay- Und dieser Saal, der Joseph-Keilberth-Saal ern fängt man am besten mit den Bamberger der Konzerthalle Bamberg, wird nun 25 Jahre Symphonikern an. Weil dort etwas gelungen alt. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, wofür der Freistaat in der Musikwelt be- ist! Wir begehen dieses Jubiläum mit Antonín Dvořák Johannes Brahms Symphony No. 9 neidet wird.« So stand es im Februar 2015 in einem bunten Überraschungsprogramm: Symphony No. 4 »From the New World« der Süddeutschen Zeitung. Und weiter heißt Neben den Bamberger Symphonikern es: »Das aber ist nicht die einzige Sonderrolle, unter Leitung von Chefdirigent Jakub die den Bambergern zukommt. Würden die Be- Hrůša werden das Symphonische Jugend- wohner dieser Stadt zu Häme neigen, könnte orchester Bamberg (Leitung: Martin Erzfeld), das die Münchner Konzertsaaldebatte für Erheite- Collegium Musicum Bamberg (Leitung: Gunther rung sorgen. Gesucht wird nach einem mittel- Pohl) und das BlueTrainOrchestra (Leitung: großen Konzertsaal, möglichst in ansehnlicher Sebastian Strempel) zu hören sein. Auch ambi- Bestell-Nr. 1744 (2 CDs) – erscheint im Sommer 2018 Hülle und am liebsten in einer spektakulären tionierte Amateurmusiker aus der Region wer- Umgebung gelegen, in dem man Mahler-Sym- den die Gelegenheit erhalten, sich an diesem phonien in einer Qualität hören kann, wie sich Jubiläumsprogramm gemeinsam mit unserem das für ein anständiges Konzerthaus gehört? Orchester zu beteiligen. Genaue Programm- Ja, da gibt es einen Saal in Bayern. Und zwar details werden wir rechtzeitig in den lokalen in Bamberg.« Medien veröffentlichen. Seien Sie gespannt! 82 Programm 2018 / 2019

September September 27 28 – 30

Bamberg, Konzerthalle Antonín Dvořák Bamberg, Konzerthalle György Ligeti Do, 27. SEP, 20.00 UHR »Das goldene Spinnrad« FR, 28. SEP, 20.00 UHR »Atmosphères« für Orchester ABONNEMENT B Symphonische Dichtung op. 109 ABONNEMENT A Bohuslav Martinů Aufzeichnung & Sendung Bohuslav Martinů Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 Deutschlandfunk Kultur Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 Leoš Janáček und BR KLASSIK Johannes Brahms Frankfurt, Alte Oper Große Suite aus der Oper »Das schlaue Füchslein«, Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 SO, 30. SEP, 19.00 UHR Uraufführung einer Zusammenstellung von Jakub Hrůša Jakub Hrůša Dirigent Jakub Hrůša Frank Peter Zimmermann Dirigent Violine Frank Peter Zimmermann Violine

Brahms, der ewige Junggeselle, fühlte sich in der großen allerdings warnte Brahms, dass es auch einen düsteren Janáčeks spätromantische Oper »Das schlaue Füchs- Klangfarbenmusik auch vor der Pause: György Ligetis Familie Dvořáks wohl und soll ihn sogar einmal aufge- Unterton gebe: »Ich habe noch nie etwas so Trauriges, lein« ist eine wunderbare Erzählung über die Geheim- »Atmosphères« hat 1961 in der Musik eine Revolution fordert haben, ganz nach Wien überzusiedeln. Doch Molliges geschrieben.« Frank Peter Zimmermann inter- nisse und Sehnsüchte des Lebens. Sie basiert auf des Hörens eingeleitet. Wie bei einer Wolkenformation obwohl Brahms ihn unterstützte, wo er konnte, blieb pretiert mit dem tief empfundenen Violinkonzert von einer Bildergeschichte aus der Brünner Tageszeitung: gibt es hier schwebende Klänge in wechselnden Farben. Dvořák immer eng seiner böhmischen Heimat ver- Martinů ein Werk der tschechischen Moderne. Geboren Der Förster fängt im Wald das junge Füchslein Schlau- Stanley Kubrick diente diese symphonische Bilder- bunden – egal, wo er sich gerade aufhielt. Für seine und aufgewachsen ist Martinů in einem Glockenturm einer kopf und nimmt es mit nach Hause. Doch mit dem Hof- welt in seinem Science-Fiction-Film »2001 – A Space Klangwelten wurde er als »dichtender Symphonist« Kirche der Kleinstadt Polička, dessen Aussicht einen dackel und den Försterskindern gibt es ständig Streit. Odyssey« zur Schaffung einer Weltraum-Atmosphäre. bezeichnet. Die balladeske Vertonung des Märchens nachhaltigen Eindruck bei ihm hinterließ. Seine leiden- Nachdem die junge Füchsin im Hühnerstall gewildert Schließlich stellt uns Frank Peter Zimmermann, seit »Das goldene Spinnrad« basiert auf einer recht gruse- schaftliche Sehnsucht nach der Heimat hört man dem hat, soll es ihr selbst an den Kragen gehen. Doch ihr langem treuer Gastsolist unseres Orchesters, Martinůs ligen Vorlage des Lyrikers Karel Jaromír Erben: Ein Violinkonzert an, welches er 1932/33 während einer gelingt die Flucht zurück in den Wald. Dort verliebt sie erstes Violinkonzert vor, ein bedeutendes Werk von König verliebt sich im Wald in ein junges Mädchen und aufregenden Zeit in Paris schrieb. Für ihn stand fest: sich in einen Fuchs. Die beiden heiraten und haben 1932/33, das nur darauf wartet, von einem größeren will sie heiraten. Die Stiefmutter macht ihm aber einen »Musik sollte immer voller Freude sein, auch wenn sie viele Kinder. Immer wieder stellt der Jäger der Publikum entdeckt zu werden. Trotz neoklassizis- (grausamen) Strich durch die Rechnung und präsen- tragisch ist.« schmerzlich vermissten Füchsin nach – ohne Erfolg. tischer Züge besticht es durch sein farbenreiches tiert stattdessen als Braut ihre eigene Tochter – doch Aus den Naturlauten der Tiere wie aus der Melodik der Stimmengeflecht in schillernd-virtuoser Erzählwelt. mithilfe des Spinnrads finden die Liebenden letztlich menschlichen Sprache gewann Janáček die musika- wieder zueinander. Dazu passt Brahms’ zweite Sym- lische Substanz dieses »mährischen Sommernachts- phonie – in der zwar die ganze Lieblichkeit seines Som- traums«. Jakub Hrůša hat aus der Oper druckfrisch merurlaubes in Kärnten eingefangen zu sein scheint, eine neue Suite zusammengestellt. Berauschende 84 Programm 2018 / 2019

Oktober Oktober 02 – 03 13

Kopenhagen, DR Koncerthuset Jakub Hrůša Bamberg, Konzerthalle Wolfgang Amadeus Mozart DI, 02. OKT, 19.30 UHR Dirigent SA, 13. OKT, 20.00 UHR Vier Sonaten für Orgel und Orchester Frank Peter Zimmermann ABONNEMENT A Göteborg, Konserthuset Violine Konzert für Klavier und Orchester MI, 03. OKT, 19.30 UHR Nr. 4 G-Dur op. 58 Martin Haselböck Franz Liszt Antonín Dvořák Dirigent und Orgel »Orpheus«, Symphonische Dichtung Nr. 4 »Das goldene Spinnrad« Christian Schmitt Daniel Roth Symphonische Dichtung op. 109 Orgel Uraufführung einer Auftragskomposition Bohuslav Martinů Margarita Höhenrieder der Bamberger Symphoniker für Orgel solo Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 Klavier Franz Liszt Johannes Brahms »Ad nos, ad salutarem undam« für Orgel Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 und Orchester (Bearbeitung: Marcel Dupré)

Wie reimte doch Wilhelm Busch: »Viel zu spät begreifen Vermögen steht zu ihrer Verfügung.« Und über die Dieses Konzert zieht alle Register! 25 Jahre ist unsere Tongemälde, welches das Bild der idyllischen Vorzeit viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit Musik des Freundes schwärmte er: »Das Beste, was Orgel nun alt. Nach einer Generalsanierung wird sie an heraufbeschwört – in einer gewaltigen Hymne an die der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, ein Musiker haben muß, hat Dvořák.« Stets verarbei- diesem Abend feierlich wieder eingeweiht und erklingt Musik mit einem durchgehenden Strom von wohlklin- Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, tete der böhmische Komponist die Folklore in seinen in neuem Glanz. Los geht es mit reiz­vollen Miniaturen genden Melodien und Har­monien. Er sprach selbst reise!« Das Reisen rund um den Globus ist als Gegen- Werken. Eine märchenhafte Klangwelt ließ Dvořák bei von Mozart: Schon als junger Knabe von sechs Jahren von »elysischen Lüften« sowie »Weihrauchwolken« und pol zum spannenden Alltag in unserer fränkischen der Vertonung von Karel Jaromír Erbens »Das goldene hat er sich »an der Orgel herum­getummelt«. Von da meinte zudem, ihm schwebte »die Orpheus-Gestalt Heimat seit jeher eines unserer unverzichtbaren Spinnrad« entstehen. Außerdem spielen wir Brahms’ an gehörte das Orgelspiel in das Repertoire seiner einer Etruskervase vor Augen, jenes Bild, wie der Lieder- Markenzeichen. Bereits im Jahr 1956 waren wir erst- zweite Symphonie – ein insgesamt freundliches Reiseprogramme und von 1779 bis 1781 war er sogar sänger mit seiner Laute und seinem Gesang sogar mals zu Gast in Dänemark, Finnland und Schweden. Werk, das die Atmosphäre einer glücklichen Zeit am besoldeter Hoforganist in Salzburg. Seine Improvisa- die Steine rührt«. 1855 erklang bei der Einweihung Nun füllen wir unser orchestrales Reisetagebuch erneut Wörthersee atmet. In den musikalischen Landschaften tionsfreude hört man den prägnanten­ Kirchensonaten der neuen Orgel im Merseburger Dom erstmals Liszts mit einem Abstecher in den hohen Norden Europas – unserer tschechischen Heimat schwelgt Martinůs an. Margarita Höhenrieder interpretiert Beethovens kolossale Orgelfantasie: Sie basiert auf dem Wieder- und besuchen die Länder der großen Sagenwelten, erstes Violinkonzert. Komponiert 1932/33, war es Klavierkonzert Nr. 4: Bei der Komposition des hoch- täufer-Choral »Ad nos, ad salutarem undam« aus der verträumten Seen, endlosen Wälder und beein- lange verschollen und erlebte seine Uraufführung erst dramatischen zweiten Satzes soll er an Orpheus ge- Meyerbeers Oper »Le Prophète«, der sich jedem Hörer druckenden Metropolen. In den Konzerten rücken wir 1973. Für diese schillernd-virtuose Erzählwelt begleitet dacht haben, der die Furien der Unterwelt bändigt. unauslöschlich ein­prägt. Außerdem gibt es als Zugabe die lebenslange Freundschaft zwischen Brahms und uns Frank Peter Zimmermann auf unsere Reise nach Manches Rätselraten begann daraufhin, ob das Kon- noch die Uraufführung eines virtuosen Auftragswerkes Dvořák in den Fokus. Brahms sagte einmal: »Sehen Skandinavien. zert eine Musik mit einem gehei­men Programm über mit Verwen­dung des Glockenspiels – geschrieben Sie, Dvořák. Sie haben viele Kinder, und ich habe fast den legendären ersten Dichtermusiker sei. Liszt wid- vom französischen Komponisten und hochkarätigen niemanden mehr. Wenn Sie etwas brauchen, mein mete Orpheus 1854 sogar ein ganzes symphonisches Organisten Daniel Roth. 86 Programm 2018 / 2019

Oktober Oktober 14 19 – 21

Bamberg, Konzerthalle Heinrich Molbe Schweinfurt, Theater Juanjo Mena SO, 14. OKT, 17.00 UHR »Air arabe« für Oboe, Horn und Klavier op. 77 FR, 19. OKT, 19.30 UHR Dirigent KAMMERKONZERT Carl Reinecke Vadim Gluzman Notturno für Horn und Klavier op. 112 Bamberg, Konzerthalle Violine Andrey Godik Carl Reinecke SA, 20. OKT, 20.00 UHR Andrey Godik Oboe Trio für Oboe, Horn und Klavier op. 188 ABONNEMENT D Oboe Swantje Vesper Francis Poulenc Kimiko Imani Horn Sonate für Oboe und Klavier Bamberg, Konzerthalle Klavier Gleb Koroleff Jean-Michel Damase SO, 21. OKT, 17.00 UHR Klavier als Gast Trio für Oboe, Horn und Klavier ABONNEMENT E Johannes Brahms Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 77 Robert Schumann Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 Robert Schumann Symphonie Nr. 4 d-Moll op. 120

Ein Trio aus Oboe, Horn und Klavier ist eine spannen- eine besonders elegische Atmosphäre – und sein »Wir leben in einem kolossalen Roman.« Auf Robert auch von der Freundschaft der Familie Schumann de Klangmischung für suggestive Werke. Gleich zu Trio op. 188, ein groß angelegtes Spätwerk, erreicht Schumann trifft dieses Zitat von Novalis besonders mit Brahms – von Lebensgeschichten, die eng mit- Beginn lässt die »Air arabe« Träume aus den »Märchen eine unglaubliche Dichte und Intensität. Über Francis gut zu: Er lebte in der romantischen Ideenwelt, einer einander verwoben waren: Schumann unterstützte aus 1001 Nacht« wach werden: Der Komponist zählte Poulenc, der in den 1920er-Jahren Mitglied der Welt zwischen Traum und Realität. Ständig kämpfte den blutjungen Komponisten aus Hamburg, aber er als Jurist und Anwalt zur k.u.k.-Prominenz in Wien, »Groupe des Six« war, hieß es: »In Poulenc wohnen er mit schwankenden Gemütszuständen. Halt gab muss ihm auch ein Dorn im Auge gewesen sein. Denn hieß mit richtigem Namen eigentlich Freiherr Heinrich zwei Seelen – die eines Mönchs und die eines Laus- ihm oft nur seine geliebte Frau Clara. Seine vierte Brahms, der nie heiraten sollte, hatte sich in Clara ver- von Bach und veröffentlichte seine 300 Komposi- buben.« Die Sonate für Oboe und Klavier aus dem Jahr Symphonie skizzierte er 1841 in einem Taumel der liebt. Sie bezeichnete Brahms gelegentlich als »meine tionen unter dem Pseudonym Heinrich Molbe. In 1962 war eines seiner letzten Werke: Er schrieb sie Glückseligkeit, nachdem er Clara nach langen Streitig- Johannespassion«. Nach Schumanns Tod unter- den Salons des spätbürgerlichen Wien erklang seine im Andenken an Prokofjew, dessen Stil besonders im keiten mit ihrem Vater endlich hatte heiraten dürfen. stützte dann er Clara und die sieben Kinder. Zudem Air: eine gekonnte Mischung aus Orientalismus und heiter-bewegten Scherzo durchscheint. An Poulencs Er hielt fest: »Meine nächste Symphonie soll ›Clara‹ berieten sie sich gegenseitig in künstlerischen Fragen. Spätromantik – und natürlich im Dreiviertel-Takt. Etwas Unbekümmertheit in der Verarbeitung von melo- heißen und ich will sie darin abmalen.« So schuf Über Brahms’ Violinkonzert aus dem Jahr 1879 europäischer, aber nicht weniger romantisch gibt dischen Einfällen knüpft auch das unterhaltsame Trio er ein Werk mit jeder Menge Beziehungszauber. schwärmte Clara, es sei ein Konzert, »wo sich das sich das poetische Notturno von Carl Reinecke, der des 2013 gestorbenen Komponisten Jean-Michel Ähnlich verhält es sich bei den Romanzen op. 94, Orchester mit dem Spieler ganz und gar verschmilzt«. 1824 in Altona geboren wurde. 35 Jahre leitete er die Damase an – auch wenn das 1991 für die International die unser Solo-Oboist Andrey Godik und die Pia­nistin Bei uns interpretiert es der rund um den Globus gefrag- Leipziger Gewandhauskonzerte und wusste daher die Horn Society geschriebene Auftragswerk spieltech- Kimiko Imani interpretieren werden: Schumann schrieb te Vadim Gluzman auf seiner Stradivari. Am Dirigen- klanglichen Möglichkeiten der Orchesterinstrumente nische Höchstleistungen von den Musikern fordert. diese sanglich-intimen Werke 1849 als Weihnachts­ tenpult begrüßen wir erstmals Juanjo Mena, der einst sehr gut einzusetzen. Die Wärme des Horns und der geschenk für Clara und sprach selbst von »zarten, Schüler von Sergiu Celibidache war. Belcanto der Oboe verbreiten in diesem Nachtstück duftenden Blumen«. Wir erzählen in diesem Konzert 88 Programm 2018 / 2019

Oktober November 25 – 30 01 – 03

Dresden, Kulturpalast Jakub Hrůša Bamberg, Konzerthalle Jakub Hrůša DO, 25. OKT, 20.00 UHR Dirigent DO, 01. NOV, 20.00 UHR Dirigent Barbara Hannigan ABONNEMENT C Barbara Hannigan Köln, Philharmonie Sopran Sopran SO, 28. OKT, 18.00 UHR Wien, Konzerthaus SA, 03. NOV, 20.00 UHR Dortmund, Konzerthaus Hans Abrahamsen Hans Abrahamsen DI, 30. OKT, 20.00 UHR »let me tell you«, Liederzyklus für Sopran und Orchester »let me tell you« Liederzyklus für Sopran und Orchester Anton Bruckner Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 Es-Dur »Romantische« Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 (Fassung 1888)

»Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen kombinieren diese betörenden Orchesterlieder mit »Ich weiß, Du bist da. Ich weiß, ich werde Dich finden. Herzogenberg schnell davon ab. Sie schrieb an ihn: Welt, die überall und nirgends ist.« (Novalis) Es gibt viele einer großen »Symphonischen Erzählung«: Bruckners Lass mich Dir erzählen …« In Abrahamsens fesselndem »Was würde aus Deinen wunderbaren Sommerur­ traumhafte Konzerthäuser, die mittlerweile auch so »Romantische« ist ein Werk von gewaltigen Dimen- Liederzyklus »let me tell you« aus dem Jahr 2013 wird lauben. Dein geliebtes Pörtschach mit seinem See, etwas wie unsere Heimat sind – darunter die Kölner sionen, in dem das verklärte Mittelalter aufzuerstehen sehr viel erzählt – davon, wie es war, wie es heute ist und aus dessen Wellen D-Dur-Symphonien und Violinkon- Philharmonie, in der wir seit ihrer Eröffnung im Jahr scheint, auch wenn Bruckner zum letzten Satz sagte: wie es in Zukunft sein könnte. Es geht um Liebe, Hoff- zerte aufsteigen, so schön wie eine schaumgeborene 1986 regelmäßig gastieren. Auch das Konzerthaus »Ja da woaß i’ selber nimmer, was i’ mir dabei denkt nung, Verzweiflung und Tod. Der DichterPaul Griffiths Göttin!« Die angesprochene Symphonie entstand zum Dortmund zählt zu den häufigen Stationen unserer hab!« Dennoch finden sich außermusikalische Assozia- hat die Worte Ophelias aus Shakespeares »Hamlet« Großteil 1877 im unbeschwerten Urlaub am Wörther- Tourneen – und den neu eröffneten Kulturpalast in tionen in der beliebten Symphonie: Da bläst das Horn zu einem dramatischen Monolog der unglücklichen see. Brahms war ein sehr naturverbundener Mensch. Dresden gibt es nun zu entdecken. Auf unserer Reise zum Anbruch des Tages, eine Kohlmeise zirpt. Es gibt Geliebten zusammengestellt. Vertont sind die Seelen- Er nutzte die Sommerfrische und ausgedehnte Spa- präsentieren wir zusammen mit der wunderbaren laut Bruckner einen »verliebten Bub, der Fensterln zustände mit einer faszinierend gläsernen und sinnlich- ziergänge als Quelle der Inspiration. Allerdings titu- Barbara Hannigan den außergewöhnlichen Zyklus geht«, dazu einen Trauermarsch und launiges Jagd- intensiven Klangsprache. Hans Abrahamsen hat seine lierte er die Symphonie einmal als »neues, liebliches »let me tell you«, den der dänische Komponist Hans geschehen. Orchesterlieder der fantastischen Barbara Hannigan Ungeheuer« – gab aber auch zu, sie sei »so heiter«, Abrahamsen 2013 für sie geschrieben hat. Alles dreht auf den Leib geschrieben, die auch im Konzert zur be- als sei sie »extra für ein jungvermähltes Paar« kompo- sich hier um die verzweifelte Geschichte von Ophe- törenden Narrateurin wird. Brahms’ zweite Sympho- niert. Und der befreundete Chirurg Theodor Billroth lia, der tragischen Figur in Shakespeares »Hamlet«. nie ist eine pastoral gefärbte »Symphonische Erzäh- schwärmte: »Das ist ja lauter blauer Himmel, Quellen- Mit hypnotisch-flirrenden Klangfarben wird von der lung«. Als Brahms einmal mit dem Gedanken spielte, rieseln, Sonnenschein und kühler grüner Schatten!« explosiven Kraft der Liebe erzählt, Bilder über Bilder in Bachs Fußstapfen als Thomaskantor in Leipzig zu werden hörbar in dieser leidenschaftlichen Musik. Wir treten, brachte ihn seine enge Vertraute Elisabeth von November Musik braucht gute Freunde. 04

Als Institution unseres Kulturlebens haben die Bamberger Symphoniker einen Stellenwert, Bamberg, Konzerthalle Maurice Ravel der internationale Spitzenklasse verkörpert. Dieses Orchester zu sichern, es mit guten und SO, 04. NOV, 17.00 UHR Prélude und Fugue aus »Le Tombeau de Couperin« stabilen Rahmenbedingungen auszustatten und die bestmöglichen Voraussetzungen für ORGELKONZERT Erik Satie eine erfolgreiche Weiterentwicklung zu schaffen, ist jede Anstrengung wert. »TRANSKRIPTIONEN UND IMPROVISATION« »Prière des orgues« Francis Poulenc Dazu brauchen wir Ihre Unterstützung. Fördern Sie das Orchester als Thierry Mechler Toccata Mitglied bei den »Freunden der Bamberger Symphoniker e.V.«. Orgel Claude Debussy »Hommage à Rameau« aus »Images« (Band 1) Für unsere Mitglieder bieten wir einige interessante Vergünstigungen: So können die »Freun- Jean-Philippe Rameau Henri Dutilleux de« zum Beispiel Eintrittskarten für Konzerte außerhalb der Abonnements vorab erwerben, »Les Sauvages« »Improvisation« bevor sie in den allgemeinen Verkauf gehen. Die Mitglieder erhalten ferner regelmäßig eine »L’Enharmonique« »Hommage à Bach« Jahresgabe, meist in Form einer neuen CD-Produktion der Bamberger Symphoniker. Üblich »Le Rappel des oiseaux« Jean-Louis Florentz sind in gewissen Abständen auch Konzertbegleitreisen im Zusammenhang mit Tourneen des »Tambourin« »Chant des Fleurs« aus »Laudes« op. 5 Orchesters in das In- und Ausland sowie die Teilnahme an ausgewählten Generalproben. Gabriel Fauré Thierry Mechler »Improvisation« Improvisation über Themen von Claude Debussy Der Mitgliedsbeitrag ist aufgrund der Gemeinnützigkeit des Vereins, ebenso wie zusätzliche Spenden, steuerlich abzugsfähig.

Geben Sie also Ihrem Herzen einen Stoß und nehmen Sie Kontakt Einen guten musikalischen Einfall in verschiedenen Werk von Erik Satie entfaltet ein klingendes Gebet auf mit uns auf – wir freuen uns darauf. Besetzungen präsentieren – das war für den Barock- der Orgel, welches er für seine »Messe de Pauvres« meister Jean-Philippe Rameau eine Selbstverständ- (»Armenmesse«) schrieb. Poulencs Toccata ist eine Der Vorstand: Heinrich Kemmer, Stephan Kirchner, Dr. Jens Eue lichkeit. So erklingt sein prachtvolles Tanzstück »Les äußerst wirkungsvolle Komposition – improvisatorisch, Freunde der Bamberger Symphoniker e.V., Postfach 14 45, 96005 Bamberg Sauvages« (»Die Wilden«), das er 1728 zuerst für virtuos und mit witzigen Überraschungen gespickt. Telefon 0951/55895, E-Mail: [email protected] Clavecin und später für eine große Opernbesetzung Weitere Klangfenster in die Barockzeit bieten die www.bamberger-symphoniker.de/freunde.html schrieb, in diesem Konzert auf der Orgel – ebenso wie Werke von Dutilleux und Debussy: Die »Hommage à IBAN DE26 7705 0000 0578 0011 66 das poetische Charakterstück »L’Enharmonique« und Bach« von Dutilleux ist ein sehr sehnsüchtiges »Lied das atemberaubende Werk »Le Rappel des Oiseaux« ohne Worte« mit faszinierenden Figurationen. Mit mit seiner suggestiven Klangsprache. Die meisterhafte Debussys feierlicher »Hommage à Rameau« knüpft der Ausführung der Stücke aus seiner französischen bunte Bilderbogen dieses Orgelkonzertes wieder an Heimat garantiert der Orgelvirtuose Thierry Mechler. den Anfang an: Sie ist »im Stil einer Sarabande zu Faurés Improvisation verlangt feinste Nuancierun- spielen, aber nicht sklavisch diesen nachahmend«. gen und Ravels Rückbesinnung auf Couperin ist ein Der Titularorganist der Kölner Philharmonie ist bekannt Stück voller Spielfreude, dem man den traurigen An- für seine außergewöhnlichen Interpretationen. lass der Entstehung nicht anhören kann – verarbeitete Ravel doch 1917 in diesem Tombeau den Verlust von Freunden, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Das 92 Programm 2018 / 2019

November November 11 15 – 18

Bamberg, Konzerthalle Robert Schumann / Fürth, Stadttheater Andrea Marcon SO, 11. NOV, 17.00 UHR Joseph von Eichendorff DO, 15. NOV, 19.30 UHR Dirigent KAMMERKONZERT Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1 Andrey Godik von Robert Schumann, dazu Gedichte Schweinfurt, Theater Oboe von Joseph von Eichendorff FR, 16. NOV, 19.30 UHR BERGANZA-QUARTETT Aki Sunahara Joseph von Eichendorff / Bamberg, Konzerthalle Wolfgang Amadeus Mozart Violine Felix Mendelssohn Bartholdy SA, 17. NOV, 20.00 Uhr Symphonie Nr. 36 C-Dur KV 425 »Linzer Symphonie« Sabine Lier Romantisches Märchen »Die Zauberei ABONNEMENT A Joseph Haydn Violine im Herbste« von Joseph von Eichendorff Konzert für Oboe und Orchester C-Dur Hob. VIIg:C1 Christof Kuen mit Auszügen aus Felix Mendelssohn Bamberg Konzerthalle Ludwig van Beethoven Viola Bartholdys Streichquartett a-Moll op. 13 SO, 18 NOV, 17.00 UHR Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Katja Kuen ABONNEMENT B Violoncello Martin Neubauer Rezitation als Gast

Joseph von Eichendorff dichtete einmal: »Bist du Streichquartett, nachdem er die Werke Mendelssohns »Zuerst war er sehr beethövlich, doch schnell wurde Esterházy, für ihn ein »Feenreich« mitten in der Pro- manchmal auch verstimmt, / Drück dich zärtlich an gehört hatte. Die Quartette des Opus 41 entstanden er mozärtlich …« So beginnt die Erzählung eines be- vinz, wo er auch gerne der Jagd und dem Fischfang mein Herze, / Daß mir’s fast den Atem nimmt, / Streich 1842 und sind auch dem geschätzten Freund »in in- kannten Musikerwitzes. Wir berichten aus dem Leben frönte. Ob das Oboenkonzert aber wirklich von Haydn und kneif in süßem Scherze, / Wie ein rechter Liebes­- niger Verehrung« gewidmet. Als dieser sie das erste des Dreigestirns der Klassik und begrüßen dafür mit stammt, ist nicht erwiesen – dennoch atmet es mit tor / Lehn ich sanft an dich die Wange / Und du singst Mal hörte, meinte er, dass ihm »deren erstes […] ganz dem Italiener Andrea Marcon einen international aner- seinem sprühenden Einfallsreichtum den Geist der mir fein ins Ohr. / Wohl im Hofe bei dem Klange / Katze außerordentlich wohl gefiel« – was möglicherweise kannten Experten dieser Epoche. Los geht es mit einer Wiener Klassik. Ein wahrhaftes Klangfeuerwerk zün- miaut, Hund heult und bellt, / Nachbar schimpft mit daran lag, dass das a-Moll-Quartett trotz aller Lyrik an Symphonie, die von Mozarts Reisen geprägt ist – auf den wir dann mit Beethovens leidenschaftlichster wilder Miene – / Doch was kümmert uns die Welt, / einigen Stellen die koboldhafte Leichtigkeit des »Som- denen er in der Kutsche selbst gerne als Zeitvertreib Symphonie, der Siebten. Er vollendete sie 1812 in Süße, traute Violine!« Dieses Kammerkonzert führt uns mernachtstraums« heraufbeschwört. Mendelssohns Witze erfand oder an neuen Werken komponierte. Die jener Zeit, als auch der verzweifelte Brief an die »un- mitten in das Herz der Romantik. Sehnsucht, Traum eigenes Quartett op. 13 entstand 1827 im »Beethoven- C-Dur-Symphonie entstand 1783 »über hals und kopf« sterbliche Geliebte« entstand, der für ihn den endgülti- und Naturverbundenheit waren die Grundmelodien Fieber« kurz nach dessen Tod. Er meinte selbst darüber, für ein spontanes Konzert im oberösterreichischen gen Verzicht auf persönliches Liebesglück bedeu­tete. bei Eichendorff. Davon zeugt auch seine märchenhafte es sei »zum Weinen sentimental«. Das darin enthal- Linz. Sie ist seine erste Symphonie mit einer majestäti- Außerdem schritt seine Taubheit immer mehr fort. Erzählung »Die Zauberei im Herbste«, die sich um einen tene Motiv »Ist es wahr?« entnahm er seinem kurz zuvor schen langsamen Einleitung und besticht durch Spiel- Doch trotz dieser miserablen Lage komponierte er im Wald hausenden und dem Wahn verfallenen Einsied- geschriebenen Lied »Frage«. Es bestimmt die ganze witz und eine reiche Klangfarbenpalette. Unser Solo- ein Paradebeispiel für Lebensbejahung in der Musik – ler dreht. Eichendorffs Worte werden mit zwei ebenso musikalische Struktur des leidenschaftlichen Werkes – Oboist Andrey Godik wird den elegischen Part von das zahlreiche programmatische Deutungen erhielt: romantischen Musikwelten verwoben, die beide als getreu den Worten von Eichendorff: »Schläft ein Lied Haydns Oboenkonzert übernehmen. Viele Solokon- Sie reichen von der Darstellung eines »antiken Reben- Reflex auf Beethoven entstanden. Schumann traute in allen Dingen, die da träumen fort und fort ...« zerte schrieb Haydn als Gelegenheitskompositionen – festes« bis hin zu einer »Apotheose des Tanzes« – und sich erst an die für ihn schwierig erscheinende Gattung gerade in jenen Jahrzehnten am Hofe der Fürsten das Finale wurde sogar als »Saufgelage« interpretiert. November 23 – 24

Bamberg, Konzerthalle »RETROTOPIA« FR, 23. NOV, 19.00 UHR Wolfgang Amadeus Mozart STUDENTENKONZERT Ouvertüre zur Oper »Le nozze di Figaro« Ludwig van Beethoven Bamberg, Konzerthalle Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60 SA, 24. NOV, 20.00 UHR Victoria Borisova-Ollas ABONNEMENT C »Exodus: Departure« für Klarinette und Orchester Göran und Martin Fröst »Nomadia« für Klarinette und Orchester Martin Fröst Jesper Nordin Dirigent und Klarinette »Emerge« für Klarinette und Orchester

Foto Fröst

»Den Barden und Troubadouren der Vergangenheit des Exodus und wartet mit jeder Menge Bildkraft auf. gleich, die mit ihren Geschichten und Liedern durch Das emotionale Stück »Emerge« des Schweden Jesper die Lande zogen, begibt sich Fröst auf eine musika- Nordin ist für ein revolutionäres Instrument geschrieben, lische Forschungsreise durch Länder und Zeiten.« Neue das computergesteuerte und wundersame »Gestru- Wege ergründen und dabei gegensätzliche musikali- ment«. Außerdem erklingt mit »Nomadia« eine Kompo- sche Welten verbinden – das ist das Ziel des Klarinet- sition, die Martin Fröst zusammen mit seinem jüngeren tisten und Dirigenten Martin Fröst in seinen internatio- Bruder Göran geschrieben hat und welche die akus- nal umjubelten Programmen, die durch thematische tischen Möglichkeiten der Klarinette ausreizt. Der Titel Fäden zusammengehalten werden. In seinem Projekt suggeriert zudem das Nomadenleben – und passt »RETROTOPIA« weitet er erneut die Grenzen des daher hervorragend zu unserem diesjährigen Portrait- Repertoires aus. Das bewährt Traditionelle trifft hier auf künstler, ist er doch als internationaler Star stets rund Zeitgenössisches, die klassische Musik auf Technolo- um die Welt unterwegs. Eine spannende musikalische gie. Martin Fröst präsentiert zunächst zusammen mit Reise ist an diesem Abend garantiert – ein Abend, an unserem Orchester Mozarts unverwüstliche Ouver- dem viel erzählt wird und jede Menge zu entdecken ist! türe zur Oper »Le nozze di Figaro« und Beethovens freundliche vierte Symphonie, die in einer Phase der Verliebtheit entstand. Das Werk von Victoria Borisova- Ollas bezieht sich auf die biblische Geschichte 96 Programm 2018 / 2019

Dezember Dezember 01 – 02 03

Bamberg, Konzerthalle Marie Henriette Reinhold Bamberg, Konzerthalle Martin Fröst SA, 01. DEZ, 20.00 UHR Alt MO, 03. DEZ, 20.00 UHR Klarinette ABONNEMENT D Christian Elsner SONDER-KAMMERKONZERT Quatuor Ébène Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Tenor in Zusammenarbeit mit dem Streichquartett Philharmonischer Chor München Musikverein Bamberg e. V., Bamberg, Konzerthalle Andreas Herrmann (Einstudierung) Vorverkauf ab sofort beim SO, 02. DEZ, 17.00 UHR bvd Kartenservice Johannes Brahms ABONNEMENT A Edvard Grieg Streichquartett c-Moll op. 51 Nr. 1, Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Auszüge aus der Schauspielmusik zu »Peer Gynt« Ungarische Tänze für Klarinette und Igor Strawinski Streichquartett (Auswahl), Divertimento aus »Le Baiser de la fée« Klarinettenquintett h-Moll op. 115 Michael Schønwandt (»Der Kuss der Fee«) Martin Fröst Dirigent Niels Wilhelm Gade Klezmer Dances Dénise Beck »Elverskud« (»Erlkönigs Tochter«), Ballade nach däni- Sopran schen Volkssagen für Soli, Chor und Orchester op. 30

Die Werke dieser Konzerte quellen geradezu über, Andersen zugrunde: Eine Fee gibt einem Knaben einen Als versierter Geschichtenerzähler auf seinem Instrument denn Brahms teilte 1890 seinem Verleger mit: »Es ist wenn es um Bilder geht, die ganz konkret hörbar wer- Kuss, mit dem sie ihn zu ihrem späteren Bräutigam be- begibt sich unser diesjähriger Portraitkünstler Martin sicherlich Zeit zu gehen.« Sein Testament hatte er den: Wir tauchen ein in die nordische Sagenwelt, die stimmt. Die märchenhafte Vorlage verwandelte Stra- Fröst in diesem Kammerkonzert auf eine schillernde auch schon gemacht. Doch ein Jahr später war er geprägt ist von Geschichten aus längst vergessenen winski zu einem wohlklingenden Werk mit eingestreu- musikalische Reise mit wechselnden Gefühlslagen. An in Meiningen tief beeindruckt von dem Spiel Richard Zeiten, Gedichten und Balladen sowie mythischen ten Tschaikowski-Melodien. Niels Wilhelm Gade schuf seiner Seite gastiert das renommierte Quatuor Ébène. Mühlfelds, dem Klarinettisten der dortigen Hof- Figuren. Der Norweger Edvard Grieg liebte das Land seine ebenso berührende Ballade nach dänischen Zunächst heißt es in verschiedenen Stimmungsbil- kapelle – und schrieb daraufhin mehrere Klarinetten- der Fjorde. Oft arbeitete er in efeuumrankten Hütten Volkssagen: Es geht um die Tochter des Erlkönigs und dern: Brahms pur! Es erklingt das erste Streichquar- werke, darunter das Quintett mit seinem tiefsinnigen, wie seinem einsamen Sommerhaus »Troldhaugen« ihren betörenden und zugleich tödlichen Elfenzauber. tett, welches dieser 1873 komponierte – nachdem er »wie in dunkles Abendrot getauchten« Adagio. Aber (»Hügel der Trolle«). Die Musik zu »Peer Gynt« ist sein Im Mondschein bezirzt sie den jungen Oluf, der am lange aus Ehrfurcht vor den Werken Beethovens an nicht nur die Klassik entdeckte die große Rolle der Kla- Meisterwerk. Henrik Ibsen schrieb das dramatische Abend vor seiner Hochzeit von Sehnsucht getrieben der Gattung gefeilt hatte. Wahre Ohrwürmer sind seine rinette als mal freches, mal wehmütiges Instrument. Gedicht auf Vorlage norwegischer Märchen: Es ist auf die Erlenhöhe reitet – und damit auch in sein Ver- zahlreichen »Ungarischen Tänze«: Viele dieser geselli- Gerade der facettenreiche Klezmer, die jiddische die Geschichte eines Träumers, der sich mit fantas- derben. Mit verschwimmenden Klängen neben schil- gen Kompositionen basieren auf dem »Csárdás« – dem Volksmusiktradition, ist ohne ihren spezifischen Klang tischen Lügengeschichten an der Realität vorbeimo- lernden Farben, mit volksliedhaften Melodien und ungarischen Nationaltanz, der übersetzt einen »Wirts- nicht denkbar. Martin Fröst wird an diesem Abend gelt und erst spät erkennt, dass nur die Liebe ihn ret- meisterhafter Instrumentation hauchte Gade der Ge- haustanz« meint. Ein Biograf schwärmte darüber: »Die jedenfalls eindrücklich zur Schau stellen, was schon ten kann. Grieg erzählt mit musikalischen Bildern von schichte Leben ein. Am Dirigentenpult begrüßen wir ungarischen Amethysten und Topase wären bunte Christian Friedrich David Schubart 1784 sagte: »Wer wild-romantischer Fantastik diesen Weg des »Faust einen Experten des skandinavischen Nationalkolorits: Kiesel geblieben, wenn Brahms sie nicht geschliffen die Klarinette seelenvoll bläst, scheint der ganzen des Nordens«. Strawinskis Werk hingegen liegt die Er- Der Däne Michael Schønwandt wird uns durch diese und gefasst hätte.« Auch das bedeutende Klarinet- Welt, den himmlischen Wesen selbst, eine Liebes- zählung von der Eisjungfrau des Dänen Hans Christian wunderbar romantischen Erzählwelten leiten. tenquintett wäre möglicherweise gar nicht entstanden, erklärung zu machen.« 98 Programm 2018 / 2019

Dezember Dezember 07 – 09 08

Bamberg, Konzerthalle Anatoli Liadow Bamberg, Konzerthalle Malte Arkona FR, 07. DEZ, 20.00 UHR »Der verzauberte See«, Märchenbild für Orchester op. 62 SA, 08. DEZ, 11.00 UHR Erzähler ABONNEMENT B Maurice Ravel SA, 08. DEZ, 15.00 UHR Ludovic Morlot »Ma mère l’oye« (»Mutter Gans«), Suite für Orchester FAMILIENKONZERTE Dirigent Schweinfurt Theater Anatoli Liadow für große und kleine Menschen SO, 09. DEZ, 19.30 UHR »Kikimora«, Legende für Orchester op. 63 ab 5 Jahren Anatoli Liadow Maurice Ravel »Baba Yaga«, Symphonische Dichtung op. 56 »Ma mère l’oye« (»Mutter Gans«) Ludovic Morlot Aram Chatschaturjan Suite für Orchester Dirigent Konzert für Violine und Orchester d-Moll Sergey Khachatryan Violine

Dieses Konzert wird wahrlich märchenhaft! Adorno ist eine Szene aus einem Feenmärchen. Der populäre »Es war einmal …« Wer kennt nicht die Mär- nannte Ravel den »Meister von klingenden Masken«. Stoff des Volksmärchens von der bizarren Hexe »Baba chen von Dornröschen, vom kleinen Däumling Mit seinem schillernden Zyklus »Ma mère l’oye«, der Yaga«, die durch die Lüfte fliegt und in einer Hütte auf oder von der Schönen und dem Biest? Inspi- auf alten französischen Märchensammlungen basiert, Hühnerfüßen lebt, wird mit satten plastischen Klang- riert von diesen und anderen Geschichten wollte Ravel »die Poesie der Kindheit« wachrufen. farben geschildert. »Kikimora« erzählt in einem skurrilen komponierte Maurice Ravel für die Kinder von Übersetzt heißt der Titel »Meine Mutter, die Gans« – Scherzo mit zahlreichen Effekten von einer winzigen Freunden das Werk »Ma mère l’oye«. doch eine Gans kommt gar nicht vor. Dafür werden kleinen Hexe und ihren dämonischen Aktivitäten. Der In diesem Familienkonzert hören wir, wie hintereinander fünf verschiedene Märchen erzählt: begnadete armenische Geiger Sergey Khachatryan Maurice Ravel die Stimmung der Märchen vom schlafenden Dornröschen, dem kleinen Däum- spielt außerdem das Violinkonzert seines Namens- in Musik übertragen hat. KiKA-Moderator ling, der Kaiserin der Pagoden, der Schönen und vetters und Landsmannes Aram Chatschaturjan: Malte Arkona entführt uns in eine Fantasie- dem Biest sowie einem Zaubergarten. Was in diesen Es schwelgt sowohl in sehnsüchtig-nostalgischer welt, in der wir Dornröschen, der Schönen und Geschichten alles Magisches passiert, werden Traumstimmung als auch in orgiastischen Fantasie- dem Biest, dem Däumling sowie der Kaiserin wir zusammen mit dem französischen Dirigenten bildern. Chatschaturjan schrieb es in der beschau- der Pagoden begegnen und schließlich einen Ludovic Morlot musikalisch hervorzaubern. Wir tau- lichen Atmosphäre seiner Datscha am waldigen Ufer märchenhaften Feengarten betreten. Lasst chen außerdem in die Legendenwelt Russlands ein: der Moskwa in einem beflügelten »Freudenzustand«: Euch in die Märchenwelt entführen und von Die Märchenstücke von Anatoli Liadow sind prägnante »Ich arbeitete ohne Anstrengung, manchmal liefen Ravels Musik verzaubern! Miniaturen, die durch Gestik und Farbigkeit bestechen. meine Gedanken und Vorstellungen der Hand davon, Das irisierende Klanggebilde vom »Verzauberten See« die sie auf dem Notenblatt fixieren sollte.« 100 Programm 2018 / 2019

Dezember Dezember 15 – 16 21 – 22

Bamberg, Konzerthalle Damen des Tschechischen Bamberg, Konzerthalle Richard Strauss SA, 15. DEZ, 20.00 UHR Philharmonischen Chors Brünn FR, 21. DEZ, 20.00 UHR »Till Eulenspiegels lustige Streiche«, ABONNEMENT D Petr Fiala (Einstudierung) ABONNEMENT A Tondichtung op. 28 Kinder des Bamberger Domchors Sergei Rachmaninow Bamberg, Konzerthalle Werner Pees (Einstudierung) München, Philharmonie am Gasteig »Rhapsodie über ein Thema von Paganini« op. 43 SO, 16. DEZ, 17.00 UHR SA, 22. DEZ, 20.00 UHR (Bearbeitung für Orgel und Orchester: ABONNEMENT E Cameron Carpenter) Gustav Mahler Francis Poulenc Symphonie Nr. 3 d-Moll Christoph Eschenbach Konzert für Orgel, Streicher und Pauken Jakub Hrůša Dirigent (nur am 21.12.) Dirigent Cameron Carpenter Robert Schumann Bernarda Fink Orgel Symphonie Nr. 2 C-Dur op. 61 Alt

Jakub Hrůša hat es sich zum Ziel gesetzt, die große entfaltet sich eine imposante Welt – auskomponiert in Richard Strauss konnte genial Geschichten in Musik welches auf Paganinis berühmter a-Moll-Caprice mit Mahler-Tradition unseres Orchesters über die nächs- einem Kosmos von Klängen, die so nie zuvor im Ge- fassen. 1894 nahm er sich Till Eulenspiegel vor, den ihrem teuflisch-tänzerischen Ohrwurm-Thema basiert – ten Jahre hindurch chronologisch fortzusetzen. So ist häuse einer Symphonie Platz gefunden hatten, darunter komödiantischen Helden alter Volkssagen. An welche und solistische Höchstleistungen fordert. Denn die es klar, dass in seinem dritten Jahr als Chefdirigent Volks- und Kinderlieder, derbe Märsche, Salonmusik Streiche er allerdings bei der Komposition konkret ge- Variationen steigern sich sowohl emotional als auch die große »Symphonische Erzählung« der dritten sowie zahlreiche Naturlaute. Entstanden ist sie in den dacht hat, gab er vor der Kölner Uraufführung nicht virtuos. Ebenso fulminant ist das Konzert von Poulenc, Symphonie auf dem Programm steht. »Was mir die Sommerferien der Jahre 1895 und 1896 im Salz- preis; die Hörer sollten lieber »erraten, was ihnen ein welches Cameron Carpenter auf unserer Orgel spielt. Blumen auf der Wiese erzählen« – so der heimliche kammergut. Mahler ließ sich auf größeren Spazier- Schelm für musikalischen Schabernack angetan hat.« Das sympathische Werk entstand 1938 als Hommage Titel des zweiten Satzes, und auch die weiteren Sätze gängen inspirieren und kehrte dann in sein speziell für Noch im Alter meinte er: »Ich wollte nur, dass die Leute an Johann Sebastian Bach und wartet mit beein- hatten ursprünglich poetisierende Überschriften, ihn errichtetes »Komponierhäusl« am Attersee zurück, im Konzertsaal einmal richtig lachen«. Später nannte druckenden Klangeffekten auf. Zum Abschluss lenkt die von allerlei Ereignissen handeln, mal skurril, mal »um die Ernte in die Scheune zu bringen«. Als Bruno er dann doch ein paar Details und charakterisierte sei- uns Christoph Eschenbach durch Schumanns Sym- sehr innig: Es dreht sich um Tiere wie Kuckuck und Walter ihn im Juli 1896 dort besuchte und auf das nen Titelhelden als »Weltverächter, der die Menschen phonienwelt: Die zweite Symphonie skizzierte dieser Esel, die Menschen und die Engel – bis hin zur Liebe Höllengebirge im Hintergrund blickte, sagte Mahler zu verachtet, weil er sie im Grunde liebt«. Aber auch ohne innerhalb von 16 Tagen, allerdings »psychisch sehr lei- als höchste Stufe der Weltsicht. Ungewöhnlich ist die ihm: »Sie brauchen gar nicht mehr hinzusehen – das diese Hinweise ist die Musik so plastisch, dass einzelne dend«. Während der Ausarbeitung fühlte er sich jedoch Anzahl von sechs Sätzen, überdimensional die Aus- habe ich schon alles wegkomponiert!« Wie elegisch Szenen aus dem Schalktreiben erkennbar sind. Nach »zunehmend wohler«. Die Stimmungsschwankungen arbeitung: Mahler verlangt rund 200 Mitwirkende. und pantheistisch das klingt, werden wir zusammen dieser augenzwinkernden Bilderfolge begrüßen wir mit haben ihre Spuren hinterlassen – in einem Werk, in Aber wie meinte er doch einmal: »Symphonie heißt mir mit unserem Chefdirigenten und einer renommierten Cameron Carpenter einen Weltstar der Klassik-Szene. dem Schumann auf wunderbare Weise die Musik aus eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Vokalriege in den Bamberger Konzertsaal projizieren. Er hat Rachmaninows »Paganini-Rhapsodie« für seine dem Geiste Bachs und Beethovens mit der neuen Sub- Welt aufbauen.« Besonders in der dritten Symphonie »International Touring Organ« bearbeitet: ein Werk, jektivität des romantischen Zeitgeistes verband. 102 Programm 2018 / 2019

Dezember Dezember 23 31

Bamberg, Konzerthalle Johann Sebastian Bach Bamberg, Konzerthalle Gioachino Rossini SO, 23. DEZ, 17.00 UHR Werke für Orgel solo MO, 31. DEZ, 17.00 UHR Ouvertüre und Tänze aus der Oper »Wilhelm Tell« ORGELKONZERT Howard Hanson SONDERKONZERT ZU SILVESTER Piotr I. Tschaikowski Symphonie Nr. 2 »Romantische« Variationen über ein Rokoko-Thema für (Bearbeitung für Orgel: Cameron Carpenter) Violoncello und Orchester op. 33 Cameron Carpenter Michele Mariotti Richard Wagner Orgel Dirigent Ouvertüre zur Oper »Der fliegende Holländer« Mischa Maisky Piotr I. Tschaikowski Violoncello »Der Nussknacker«, Suite op. 71a

Er ist eine schillernde Ausnahmeerscheinung in der Johann Sebastian Bachs 333. Geburtstag interpre- Bevor wir 2019 ein neues Kapitel aufschlagen, kommt wir an diesem Silvesterabend noch mehrere Werke Klassikszene und seine Auftritte sind spektakulär: Der tiert der Tastenvirtuose an diesem Abend legendäre zum Jahreswechsel wahrlich Freude auf: Zusammen aus der Wundertüte der »Symphonischen Erzählun- amerikanische Organist Cameron Carpenter erzählt Werke des Barockmeisters. Außerdem steht eine mit dem Italiener Michele Mariotti am Dirigentenpult gen« – von denen es quer durch die Musikgeschich- wahrlich Geschichten auf der Königin der Instrumente. »Symphonische Erzählung« auf dem Programm: laden wir zu einem abwechslungsreichen Abend voller te jede Menge gibt: Rossinis »Wilhelm Tell« etwa mit Er hat sich dafür extra eine eigene mobile Orgel mit Cameron Carpenter hat die zweite Symphonie des Ohrwürmer ein. Außerdem begrüßen wir einen legen- der Vertonung des legendären Apfelschusses. Piotr jeder Menge Technik bauen lassen, mit der er rund um Amerikaners Howard Hanson eigens für sein Instru- dären Solisten auf unserem Podium: Mischa Maisky Tschaikowskis zauberhafte »Nussknacker«-Suite ent- den Globus tourt. Prominent ist dieser riesige digitale ment transkribiert. Und das funktioniert bestens, reizt zählt zu den führenden Cellisten der Gegenwart und hält den beliebten »Blumenwalzer«. Wagner vertonte Spieltisch wie ein Cockpit eines Flugzeugs mitten auf er doch wie ein ganzes Orchester die Farbenvielfalt wird weltweit für seine Auftritte umjubelt. Er liebt es, die sagenumwobene Geschichte vom »Fliegenden dem Podium platziert – und so ist für das Publikum von feinsten Klängen bis zur äußersten Klanggewalt romantische Geschichten auf seinem Instrument Holländer«. Weitere musikalische Überraschungen hautnah sichtbar, wie dieser musikalische Zauber- aus. Hanson schrieb die Symphonie 1930: Sie trägt zu erzählen – und sagte in einem Interview: »Wenn lassen fast im wörtlichen Sinne die Korken knal- künstler mit seinen glitzernden Bühnenoutfits an den den Titel »Romantische« und ist wirklich ein schwel- man das Herz der Menschen erreichen will, muss es len. Mit diesen Kompositionen von spritzig-erzähle- unzähligen bunten Registerknöpfen, auf den Tasten der gendes Werk, überbordend emotional und ton- auch selbst von Herzen kommen. Es genügt nicht, rischer Leuchtkraft verabschieden wir uns mit unserem fünf Manuale und den Fußpedalen agiert. Die Elektri- malerisch – kein Wunder also, dass das Seitenthema mit dem Kopf oder den Händen zu musizieren.« Bei Publikum von 2018 und freuen uns auf den Beginn des fizierung der Orgel schafft neue musikalische Möglich- aus dem Kopfsatz als Musik im Science-Fiction-Film uns interpretiert er neben weiteren Schmankerln Piotr kommenden Jahres – wie meinte doch der italienische keiten und insbesondere die Phalanx an Lautsprecher- »Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Tschaikowskis emotionsgeladene »Rokoko-Varia- Schriftsteller Cesare Pavese einmal: »Erzählen ist wie türmen erzeugt mehr Klangkraft. Leidenschaftlich Welt« verwendet wurde. tionen«: Sie entführen in eine Welt, in der scheinbar alles Tanzen. Im Rhythmus eines Tanzenden bewegt sich stellt Cameron Carpenter die Traditionen der Orgelwelt in Ordnung war – die Welt der Puderperücken und der Erzähler auf die Wirklichkeit zu.« in Frage, er diskutiert und experimentiert. Im Jahr von großen Tanzfeste. Zum feierlichen Anlass präsentieren 104 Künstler 2018 / 2019 R1 Nikolaj Znaider, Violine, 24. August; Frank Peter Zimmermann, Violine, R4 Andrea Marcon, Dirigent, 15.-18. November; Michael Schønwandt, Dirigent, 27. September - 6. Oktober; Martin Haselböck, Dirigent und Orgel, 13. Oktober 1.-2. Dezember; Dénise Beck, Sopran, 1.-2. Dezember R2 Christian Schmitt, Orgel, 13. Oktober und 17. Februar; Margarita Höhenrieder, R5 Marie Henriette Reinhold, Alt, 1.-2. Dezember; Christian Elsner, Tenor, Klavier, 13. Oktober; Juanjo Mena, Dirigent, 19.-21. Oktober 1.-2. Dezember; Ludovic Morlot, Dirigent, 7.-9. Dezember R3 Vadim Gluzman, Violine, 19.-21. Oktober; Andrey Godik, Oboe, 19.-21. Oktober R6 Sergey Khachatryan, Violine, 7.-9. Dezember; Bernarda Fink, Alt, 15.-16. Dezember und 15.-18. November; Barbara Hannigan, Sopran, 25. Oktober - 3. November und 13.-15. Februar; Cameron Carpenter, Orgel, 21.-23. Dezember 106 Künstler R1 Michele Mariotti, Dirigent, 31. Dezember; Mischa Maisky, Violoncello, R4 Manfred Honeck, Dirigent, 2.-3. März; , Dirigent, 16.-17. März; 31. Dezember; Juraj Valćuha, Dirigent, 10.-13. Januar Nikolai Lugansky, Klavier, 16.-17. März R2 Vilde Frang, Violine, 10.-13. Januar; Ivo Kahánek, Klavier, 18.-19. Januar; R5 Rafael Payare, Dirigent, 29.-31. März; Denis Kozhukhin, Klavier, 29.-31. März; Serge Zimmermann, Violine, 2.-5. Januar Constantinos Carydis, Dirigent, 12.-14. April R3 Antonello Manacorda, Dirigent, 21.-24. Februar; Szymon Nehring, Klavier, R6 Myrtò Papatanasiu, Sopran, 12.-14. April; Heiko Triebener, Tuba, 3.-4. Mai; 21.-24. Februar; Ulrich Witteler, Violoncello, 21.-24. Februar Albrecht Mayer, Oboe, 28. Mai 108 Programm 2018 / 2019

Januar Januar 12 – 13 18 – 19

Bamberg, Konzerthalle Juraj Valčuha Bamberg, Konzerthalle Jakub Hrůša SA, 12. JAN, 20.00 UHR Dirigent FR, 18. JAN, 20.00 UHR Dirigent ABONNEMENT D Vilde Frang ABONNEMENT C Martin Fröst Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Violine Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Klarinette Ivo Kahánek Bamberg, Konzerthalle Bamberg, Konzerthalle Klavier SO, 13. JAN, 17.00 UHR Sergei Prokofjew SA, 19. JAN, 20.00 UHR ABONNEMENT E »Die Liebe zu den drei Orangen«, Suite op. 33b ABONNEMENT A Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Erich Wolfgang Korngold Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Aaron Copland Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 Konzert für Klarinette und Orchester Igor Strawinski Bohuslav Martinů »Der Feuervogel«, Suite für Orchester (Fassung 1945) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 »Incantation« Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter«

»Keine andere Dichtung versteht dem menschlichen tätigen Feder wieder freilässt. Im mondbeschienenen Wir begrüßen zwei beachtenswerte Solisten als virtu- Zauberformeln ferne Welten herauf. Von Martinů ist Herzen so feine Dinge zu sagen wie das Märchen«, for- Park tanzen Prinzessinnen. Mit Hilfe der Feder ver- ose Erzähler! Unser diesjähriger Portraitkünstler auch dieses Zitat überliefert: »Mir ist’s absolut klar, mulierte Johann Gottfried Herder. Aber was haben bei mag Iwan die Macht des Zauberers zu brechen – und Martin Fröst spielt das Klarinettenkonzert von Aaron was unserer heutigen Musik mangelt: ein Mozart!« Die Prokofjew die Orangen mit Liebe zu tun? »Nur ein amü- eine der Prinzessinnen zu heiraten. Die beiden russi- Copland: eine Schlüsselfigur der amerikanischen Wiener Klassik würdigen wir zum Abschluss: Mozart santes Werk« nannte der Komponist seine Märchen- schen Erzählungen rahmen ein hochromantisches Musik, die stets von »universalen Dingen spricht«. schrieb seine drei letzten Symphonien in der unfassbar oper über einen Prinzen, der nicht mehr lachen kann, Schmuckstück von Korngold ein, der ebenfalls genial Dass er auch zahlreiche Filmmusiken verfasste, hört kurzen Zeit von knapp zehn Wochen – in einer Phase, die Fee Fata Morgana sowie andere Mächte und Son- Bilderwelten heraufbeschwören konnte – schrieb er man dem schwelgenden Konzert an, welches für den in der er mit erheblichen Geldproblemen zu kämpfen derlinge – und drei bewachte Orangen. Der Prinz wird doch im Exil in Hollywood zahlreiche Filmmusiken. legendären Klarinettisten Benny Goodman entstand hatte. Von Verzweiflung ist aber in den Werken weit- verdammt, sie zu finden und sich in sie zu verlieben. Und so hat er auch in sein Violinkonzert Themen aus – und daher auch kongenial Jazzelemente mit sym- gehend nichts zu spüren und die »Jupiter-Symphonie« Froschkönig einmal anders – denn aus einer der lecke- diesen schwelgenden Partituren eingearbeitet – da- phonischen Mitteln verbindet. Für den Tschechen wurde sogar als »höchster Triumph der Instrumental- ren Südfrüchte entspringt eine niedliche Prinzessin. Das runter aus »The Prince and the Pauper«, einer turbu- Martinů stand in Bezug auf sein viertes Klavierkon- komposition« gelobt. Woher allerdings ihre spätere märchenhaft-fantastische Element ließ auch Strawins- lenten Verwechslungskomödie nach Mark Twain. Die zert fest: »Der Künstler ist immer auf der Suche nach Betitelung kommt, weiß niemand genau. Ein Biograf ki in seinem berühmten »Feuervogel« hervortreten: Das Violine wird in diesem konzertanten Kinoabenteuer auf dem Sinn des Lebens, seines eigenen und dessen meinte dazu: »Ein ausgezeichneter Literat, vielleicht ursprünglich als Tanzpoem komponierte Stück beruht eine nostalgische Reise durch die schönsten Szenen der Menschheit, auf der Suche nach Wahrheit.« Das sogar ein Journalist, mag ihr den Namen gegeben auf der russischen Legende vom jungen Zarewitsch der zitierten Filme geschickt. Als Gastdirigent be- farbenprächtige Werk, bei uns von Ivo Kahánek inter- haben, in dem selbstverständlich kein ›Programm‹ Iwan, der im magischen Garten des bösen Zauberer- grüßen wir den Slowaken Juraj Valčuha, und Star- pretiert, schrieb Martinů 1956 im amerikanischen Exil. lag, wohl aber eine Charakteristik. Aber warum soll es fürsten Kaschtschei den glitzernden Feuervogel ein- geigerin Vilde Frang ist als virtuose Geschichten- Es trägt den Beinamen »Incantation« und beschwört nicht uns erlaubt sein, beim Betreten dieser Tonland- fängt – und ihn gegen Überlassung einer wunder­ erzählerin zu erleben! in seiner eindrucksvollen Dramatik mit magischen schaft an ein Antiken-Haupt zu denken?« 110 Programm 2018 / 2019

Januar Januar 27 29 – 30

Bamberg, Konzerthalle Jacques Ibert Bamberg, Konzerthalle Jakub Hrůša SO, 27. JAN, 17.00 UHR Trois pièces brèves DI, 29. JAN, 19.00 UHR Dirigent KAMMERKONZERT Samuel Barber STUDENTENKONZERT Martin Fröst »Summer Music« op. 31 Klarinette Malcolm Arnold Berlin, Konzerthaus Daniela Koch »Three Shanties« op. 4 MI, 30. JAN, 20.00 UHR Flöte Luciano Berio NEUJAHRSKONZERT DER Wolfgang Amadeus Mozart Andrey Godik »Opus Number Zoo: Children’s Play« BAYERISCHEN VERTRETUNG Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter« Oboe Ludwig van Beethoven IN BERLIN Aaron Copland Christoph Müller Variationen über »Là ci darem la mano« Konzert für Klarinette und Orchester Klarinette aus W. A. Mozarts »Don Giovanni« Igor Strawinski Pierre Martens für Oboe, Klarinette und Fagott »Petruschka« (Fassung 1947) Fagott (Arrangement: Stéphane Egeling) Christoph Eß Antonín Dvořák Horn Bläserquintett F-Dur nach dem »Amerikanischen Quartett« op. 96 (Arrangement: David Walter)

Die Kammermusik für Bläser ist ein faszinierendes der romantischen Atmosphäre englischer Seemanns­ Wir starten das Konzert mit einem orchestralen Intellekt vereinigen. Der in Brooklyn geborene Kom- Sammelbecken für verschiedenste Besetzungen. Die lieder verpflichtet. Luciano Berio hat mit seinem Gassenhauer: In Mozarts letzter Symphonie dreht sich ponist ging ähnlich wie Strawinski als »junger Wilder« Komponisten mehrerer Epochen haben das feine, ironischen­ »Opus Number Zoo« die Reihe musika­ alles um den griechischen Göttervater »Jupiter«. Es ist in den 1920er-Jahren nach Paris, wo er wichtige Im- manchmal auch recht komische Potenzial für sich zu lischer Tierschilderungen um ein augenzwinkern- ein strahlendes Werk mit einer ganzen Skala musikalisch pulse erhielt. Zurück in Amerika, arbeitete er auch für nutzen verstanden – und hinreißende Werke der ge- des Exemplar erweitert: Da tanzt ein Huhn mit objektivierter Empfindungen, von konzentrierter Inner- die Filmindustrie. Das hinreißende Klarinettenkonzert hobenen Unterhaltung geschaffen, voller Spielwitz einem Fuchs, eine Maus sinniert über die Ver- lichkeit über leidenschaftliche und schmerzliche Trauer mit seinen ausgedehnten Kadenzen schrieb er für die und Leichtigkeit. In diesem kurzweiligen Konzert de- gänglichkeit und zwei Katzen streiten sich erbit- bis zum Erhabenen und Feierlichen in der gewaltigen Jazzlegende Benny Goodman. Hier ist zu vernehmen, monstrieren wir den Klangfarbenreichtum des Bläser- tert. Zu opernhaften Gesten kommt es in Beet- Schlussfuge. Außerdem inszenieren wir mit Strawinskis worum sich Copland stets bemühte: um eine Musik, quintetts – einer Gattung, die sich um 1800 nicht zu- hovens reizvollen Variationen über das eingängige »Petruschka« ein symphonisches Marionettentheater. »die sofort als amerikanisch in ihrem Wesen erkannt letzt aufgrund der technischen Entwicklung der Blas- Duett »Reich mir die Hand, mein Leben« aus Mozarts Durch die Flöte eines Zauberers wird die bei allen russi- werden muss«. Und so kombinierte er kongenial Jazz instrumente etablierte. Jacques Iberts charmante Oper über die Liebesabenteuer des großen Frauen- schen Kindern geläufige Puppe zum Leben erweckt: und Symphonik – und im ausdrucksvollen Kopfsatz »Trois pièces brèves« warten mit Anklängen an die verführers Don Giovanni. Eine Hommage an den spezi- zu einem Dasein, in dem Petruschka liebt, leidet und lässt er zudem eine Melodie einfließen, die er ursprüng- Tanzmusik der 1930er-Jahre auf. Die »Summer fisch böhmischen Klang der Bamberger Symphoniker stirbt – als wäre er eben keine leblose Puppe, son- lich für den Dokumentarfilm »The Cummington Story« Music« von Samuel Barber aus dem Jahr 1955 ver­ ist das Bläserquintett nach Dvořáks »Amerikanischem dern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Zwischen den geschrieben hatte, einer Geschichte über osteuro- strömt eine Aura von Melancholie und sommerlicher Quartett«: Er schrieb es 1893 als sehnsüchtigen Gruß beiden »Symphonischen Erzählungen« interpretiert päische Flüchtlinge, die vorübergehend in einer ameri- Farbenpracht – mitsamt einer an den amerikanischen an seine Heimat – und sagte selbst über das freundlich- Martin Fröst das bedeutende Klarinettenkonzert von kanischen Kleinstadt unterkommen. Square Dance gemahnenden Episode. Die virtuosen pastorale Werk, er wollte »einmal etwas recht Melo- Aaron Copland, in dessen Werken sich stets Instinkt, »Shanties« aus der Feder von Malcom Arnold sind diöses und Einfaches schreiben«. Sinn für Wirkung und Lust am Experiment mit hohem 112 Programm 2018 / 2019 »CLUB SYMPHONY« Hochkultur trifft Clubkultur Februar Februar 02 – 05 07

Bamberg, Konzerthalle Wiesbaden, Kurhaus Bamberg, »Live-Club« Sven Weisemann SA, 02. FEB, 20.00 UHR MO, 04. FEB, 20.00 UHR DO, 07. FEB, 20.00 Uhr DJ ABONNEMENT C Erlangen, Heinrich-Lades-Halle SONDERKONZERT Vladislav Popyalkovsky DI, 05. FEB, 20.00 UHR »CLUB SYMPHONY« Violine Marius Urba Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart Violoncello Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550 Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550 Modest Mussorgski Holger Brust Felix Mendelssohn Bartholdy Felix Mendelssohn Bartholdy »Bilder einer Ausstellung« Pauke Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 (Bearbeitung für Klaviertrio Jens Herz Igor Strawinski Wolfgang Amadeus Mozart von Grigory Gruzman) Schlagzeug »Petruschka« (Fassung 1947) Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter« Dmitri Schostakowitsch N.N. Symphonie Nr. 15 (Bearbeitung Schlagzeug für Klaviertrio und drei Schlagzeuger Vita Kan Jakub Hrůša Serge Zimmermann von Victor Derevianko) Klavier als Gast Dirigent Violine

Wunderbarer Zauber des Feenreichs! Mendelssohn Symphonien von Mozart, die wie im Rausch in einer TRaus aus dem Konzertsaal – rein in die Atmo- sagte während der Komposition seines bedeutenden Zeit großer Nöte entstanden. Doch trotz aller Widrig- sphäre vom »Live-Club« in der Sandstraße. Violinkonzertes: »Ich fühle, dass ich mit jedem Stück keiten schuf er Meilensteine und ein »göttliches Erbe« Bei der »Club Symphony« trifft Klassik mehr dahin komme, ganz so zu schreiben, wie mir’s für alle Nachfolger. Musikalisch zur Sprache kommen auf Clubkultur. Präsentiert wird klassische um’s Herz ist.« Schon bald wurde es als »immergrünes zahlreiche Affekte – darunter Unruhe, leidenschaft- Musik in einem anderen Rahmen. Wo normaler- Konzert« bezeichnet: Es entstand 1844 während eines liche Erregung, Klage und Verzweiflung. Zusammen weise ausgelassen getanzt und geschwoft glücklichen Sommerurlaubs in Bad Soden im Taunus. mit unserem Chefdirigenten katapultieren wir außer- wird, erklingen an diesem Abend völlig In Briefen schwärmte Mendelssohn von den vielen dem eine berühmte Kasperle-Figur des russischen untanzbare Kammermusikwerke von Modest Blumen, von unglaublichen Birnen- und Apfelbäumen Volkstheaters auf die Konzertbühne: Strawinski nahm Mussorgski und Dmitri Schostakowitsch. und hundertjährigen Eichen. Entstanden ist ein Werk die tragikomische Geschichte von Petruschka mit mit zahlreichen magischen Melodien und einem funken- ihrem »schrecklichen Wirrwarr« als Vorlage für ein Dazu legt der DJ Sven Weisemann genreüber- sprühenden Geschehen mitsamt Elfenromantik. Der Ballett mit zahlreichen stilisierten Folkloremelo- greifend zwischen Electronica, Klassik und Widmungsträger Ferdinand David hatte Mendelssohn dien, jeder Menge Ironie und einem genialen Klang- Dubstep auf – elegant verbunden durch raffi- versprochen, das Konzert »so einzuüben, dass sich raffinement – und auch die Suite ist ein wahres sympho- nierte Übergänge. Der Höhepunkt des Abends die Engel im Himmel freuen sollen«. Mit Serge Zimmer- nisches »Schauspiel vom ewig unglücklichen Helden ist der Live-Auftritt unserer Musiker. mann ist eine meisterhafte Interpretation garantiert – der Jahrmärkte«! da werden sich nicht nur die Engel freuen! Kombiniert wird es in unseren Konzerten mit den populären letzten 114 Programm 2018 / 2019

Februar Februar 09 – 10 13 – 15

Schweinfurt, Theater Wolfgang Amadeus Mozart Bamberg, Konzerthalle Damen des Tschechischen SA, 09. FEB, 19.30 UHR Symphonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 MI, 13. FEB, 20.00 UHR Philharmonischen Chors Brünn Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550 ABONNEMENT B Petr Fiala (Einstudierung) Bamberg, Konzerthalle Symphonie Nr. 41 C-Dur KV 551 »Jupiter« Kinder des Bamberger Domchors SO, 10. FEB, 17.00 UHR Werner Pees (Einstudierung) ABONNEMENT E Paris, Philharmonie Damen und Kinder des FR, 15. FEB, 20.30 UHR Chors des Orchestre de Paris Jakub Hrůša Lionel Sow (Einstudierung) Dirigent

Jakub Hrůša Gustav Mahler Dirigent Symphonie Nr. 3 d-Moll Bernarda Fink Alt

Mozarts Leben mutet in vielen Aspekten wie eine von seinen Auftraggebern. Aber seine 1788 innerhalb An Anna von Mildenburg, mit der Gustav Mahler 1896 eine halbe Stunde aus – was einen Wiener Kritiker ent- wundersame Erzählung an. Bereits mit fünf Jahren von zwei Monaten entstandenen drei Symphonien eine leidenschaftliche Liebesbeziehung hatte, berich- setzt schreiben ließ: »Für so was verdient der Mann ein spielte er hervorragend Klavier, gerne auch mal als be- schrieb er ohne erkennbaren äußeren Anlass und tete der Komponist, er arbeite an einem Werk, das paar Jahre Gefängnis.« Aber Mahler war eben ein ge- sondere Attraktion mit verbundenen Augen. Und quasi auch ohne Aussicht auf eine Aufführung – in einer Zeit, »die ganze Welt spiegeln« solle: »Man ist sozusagen nialer Schöpfer von musikalischen Bildern – und seine am laufenden Band komponierte er, manchmal »über da sein frisch erworbener Ruhm in Wien schon wie- nur das Instrument, auf dem das Universum spielt.« dritte Symphonie ist ein wunderbares Beispiel dafür. hals und kopf« – sei es in der Kutsche oder beim Es- der zu verblassen begann und er sich mehr schlecht Nach den Konzerten im Dezember setzen wir seine Er selbst bekannte: »Die ganze Natur bekommt darin sen. In seinem kurzen Leben von nur 35 Jahren hinter- als recht als freischaffender Künstler durchschlug. Mit dritte Symphonie erneut auf unser Programm und eine Stimme und erzählt so tief Geheimes, das man ließ er über 600 Kompositionen – und verbrauchte diesen drei letzten Gattungsbeiträgen erreichte er den nehmen sie auch mit zu unserem Gastspiel in der vielleicht im Traume ahnt!« Und Mahler hatte die Fähig- dafür mehr als acht Kilometer Notenpapier. Unser Höhepunkt seines symphonischen Schaffens. Bei der Pariser Philharmonie. Sie ist ein Meisterwerk der keit, sich in diese Traumwelten mit ihren Irrungen und diesjähriges Mozart-Projekt gipfelt in der Präsentation Aufführung dieser Meilensteine greifen wir eine Idee »Symphonischen Erzählung«. Nach Ansicht von Wirrungen zu verlieren, um sie dann an die musika- seiner drei letzten Symphonien an einem Abend, die des großen Mozart-Dirigenten Nikolaus Harnoncourt Theodor W. Adorno komponierte Mahler musikalische lische Oberfläche zu katapultieren – mitsamt einem vielen als Inbegriff von Mozarts Welt gelten. Denn er auf, der diese Symphonien als Einheit betrachtete Romane. Die dritte Symphonie ist eine Art musika- riesigen Orchesterapparat und durch den zusätzlichen beseelte sie, gab ihnen Ausdruck durch individuelle und alle drei, quasi wie eine große Symphonie von lische Evolutions-Geschichte: Ausgehend von der Einsatz von Gesangsstimmen. Wir begeben uns auf Instrumentation und melodische Erfindungen. Für ihn Bruckner’schen Ausmaßen, hintereinander ohne ursprünglichen Natur gipfelt die Entwicklung schließ- eine musikalische Reise durch dieses Panoptikum des war seine Arbeit eine ganz normale Arbeit eines Bür- Pause aufgeführt hat. Hören Sie also genau hin: Be- lich im großen Gesang von der Liebe. Und das Ganze Lebens und der Natur! gers: »Man muß fleißig sein, Leistung zeigen, um von ginnt nicht die Symphonie Nr. 40 so leise und geheim- dauert über 100 Minuten – eine Länge, die es bis dato den Abhängigkeiten loszukommen.« Und das gelang nisvoll wie ein langsamer Mittelsatz bei Bruckner? noch nicht gab. Allein der Kopfsatz, in dem Mahler Pan ihm im Laufe seines Lebens: Lange war er abhängig und den Sommer erwachen lässt, breitet sich über 116 Programm 2018 / 2019

Februar Februar 17 21 – 24

Bamberg, Konzerthalle César Franck Erlangen, Heinrich-Lades-Halle Antonello Manacorda SO, 17. FEB, 17.00 UHR Prélude, Fugue et Variation op. 18 für Klavier und Orgel DO, 21. FEB, 20.00 UHR Dirigent ORGELKONZERT Charles-Marie Widor Szymon Nehring »KLAVIER UND ORGEL« Toccata, Adagio und Finale Bamberg, Konzerthalle Klavier aus der Symphonie op. 13 Nr. 4 für Orgel FR, 22. FEB, 20.00 UHR Ulrich Witteler Frédéric Chopin ABONNEMENT A Violoncello Christian Schmitt Ballade Nr. 1 g-Moll op. 23 für Klavier Orgel Johann Sebastian Bach Schweinfurt, Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Kristin Merscher Fuge Es-Dur BWV 552 für Orgel SA, 23. FEB, 19.30 UHR »Das Märchen von der schönen Melusine«, Klavier Robert Schumann Ouvertüre op. 32 Fuge Nr. 1 B-Dur aus den »Sechs Fugen Fürth, Stadttheater Frédéric Chopin über den Namen BACH« op. 60 für Orgel SO, 24. FEB, 19.30 UHR Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 f-Moll op. 21 Wolfgang Amadeus Mozart Robert Schumann Fantasie c-Moll KV 475 für Klavier Fantasiestücke für Violoncello und Klavier op. 73 Franz Liszt Robert Schumann »Les Préludes« für Klavier und Orgel Symphonie Nr. 1 B-Dur op. 38 »Frühlingssymphonie«

»Mon orgue? – C’est un orchestre!« Als Organist in Schumanns Fugen über das BACH-Thema zeugen »Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn gefangen diesen »Liedern ohne Worte« eine stimmungsvolle Paris war César Franck mit allen Klangmöglichkeiten von seiner großen Verehrung für den Barockmeister. hält, wundervolle Märchenwelt, steig auf in der alten Geschichte erzählen. Ulrich Witteler wird die Klang­ des Instrumentes bestens vertraut. Das grandiose Sie sind ausdrucksstarke Charakterfugen, an denen Pracht!« (Ludwig Tieck) In einer tief empfundenen Pro- träumereien mit seinem Cello zum Klingen bringen. Werk »Prélude, Fugue et Variation« widmete er dem er lange feilte und darüber meinte: »Eine Arbeit, von grammmusik mit blühenden Melodien ließ Mendels- Romantik pur versprüht auch das 1829/30 entstande- befreundeten Kollegen Camille Saint-Saëns. Francks der ich glaube, dass sie meine anderen vielleicht am sohn 1833 das »Märchen von der schönen Melusine« ne zweite Klavierkonzert von Frédéric Chopin, gespielt Motto von der Orgel als ganzem Orchester war auch längsten überleben wird.« Mozarts c-Moll-Fantasie wieder auferstehen: Alles dreht sich hier um das von Szymon Nehring. Das zentrale Larghetto ist eine für Charles-Marie Widor, der ebenfalls in Paris Orga- ist ein großartiges Dokument seiner außergewöhnli- Schicksal der verführerischen Meerjungfrau, die sich inbrünstige Liebeserklärung: Chopin war damals in nist war, die Grundlage vieler Kompositionen. In seiner chen Improvisationskunst und ein regelrechtes instru- in Menschengestalt in einen jungen Ritter verliebt, der eine junge Sängerin verliebt – aber zu schüchtern, es vierten Orgelsymphonie durchmisst er alle Register mentales Drama. Liszt stellte seiner Symphonischen ihr aber versprechen muss, sie nie nach ihrer Herkunft ihr zu gestehen. Zum Abschluss leitet uns Antonello vom polyphonen Barockorchester bis zum Klang- Dichtung »Les Préludes« als Motto einen Satz von zu fragen – doch ihr Glück ist zum Scheitern verur- Manacorda durch die optimistische »Frühlingssym- rausch Wagners. Ganz andere Töne schlägt Chopins Alphonse de Lamartine voran: »Was ist unser Leben teilt. Robert Schumann lobte die Ouvertüre in den phonie«. Frisch verheiratet mit seiner Clara skizzierte g-Moll-Ballade für Klavier an. Sie basiert auf einem anderes als eine Reihe von Präludien zu jenem unbe- höchs­ten Tönen, als er von »schießenden Fischen mit Schumann sie 1841 innerhalb von nur vier Tagen – und Gedicht von Adam Mickiewicz und ist ein Werk mit kannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Goldschuppen, Perlen in offenen Muscheln« sprach. sagte, sie sei »in feuriger Stunde geboren« sowie »in sehnsüchtigen Melodien und einer dramatischen Ent- Tod anstimmt?« Die angesprochenen Lebensphasen Schumann hatte einen Draht für derartige Poetik und jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in wicklung. Nach diesem romantisch frei erzählenden sind Kämpfe und Stürme, Liebesglück und Schmerz, erfand gerne selbst fiktive Charaktere. Seine ele- das höchste Alter hinauf und in jedem Jahr von neuem Stück folgt Bachs monumentale Es-Dur-Fuge: Sie ist Trost und Erleben der Natur – doch trotz dieser Stim- gischen Fantasiestücke entstanden 1849. Die drei überfällt. Schildern, malen wollte ich nicht; dass aber fünfstimmig und ein meisterhaftes Beispiel einer Tripel- mungsgegensätze zeichnet sich das Werk durch eine Kleinode sind durch harmonische und motivische eben die Zeit, in der die Symphonie entstand, auf ihre fuge mit drei eng miteinander verzahnten Themen. bemerkenswerte Geschlossenheit aus. Bezüge miteinander verklammert – als wollte er mit Gestaltung […] eingewirkt hat, glaube ich wohl.« 118 Programm 2018 / 2019

Februar März 23 02 – 03

Bamberg, Konzerthalle Schweinfurt, Theater Johann Strauß (Sohn) SA, 23. FEB, 20.00 UHR SA, 02. MÄRZ, 17.00 UHR »Die Fledermaus«, Operette in drei Akten, KAMMERKONZERT konzertante Aufführung (außerhalb des Abonnements) Bamberg, Konzerthalle SO, 03. MÄRZ, 17.00 UHR SONDERKONZERT Martin Fröst Klarinette Mitglieder der Manfred Honeck Bamberger Symphoniker Dirigent

Gesangssolisten und Chor

»In diesem gesanglichen Instrumente liegen die Wir erzählen am Faschingssonntag vom Leben und Badeort in der Nähe einer großen Stadt«. Hier gilt mannigfaltigsten Effecte, ja, bey seelenvollem Vortrage Lieben in Wien. »Ich schreibe Tag und Nacht, arbeite nur derjenige, der es nicht nötig hat, zu arbeiten. Das ein wirklich hinreißender Zauber.« So beschrieb 1790 wie ein Fiakerroß«, schrieb der »Walzerkönig« Johann Ganze beginnt mit einer Art Konversationskomödie, ein Musiktheoretiker die Faszination der Klarinette. Wie Strauß einmal. Auf den großen Bällen fungierte er als die im Haus des Privatiers Eisenstein spielt. Nach und viele andere große Solisten pflegt auch unser dies- Hofballdirektor, während auf dem Parkett die Paa- nach verabschieden sich die Gäste unter einem Vor- jähriger Portraitkünstler Martin Fröst seit längerer Zeit re in die eine oder andere Richtung kreisten. Immer wand – denn alle wollen auf das Fest des russischen enge persönliche Kontakte zu einzelnen Mitgliedern wieder warnten Mediziner vor den angeblich »lebens- Fürsten Orlofsky. Im Mittelpunkt der Operette steht der Bamberger Symphoniker. Daraus entstand der gefährlichen Drehungen«. Dennoch: Wien versank das bunte Treiben dieses Maskenballs mit seinen aber- Wunsch, einmal gemeinsam als Kammermusikpartner damals im 3/4-Takt. Strauß sagte dazu: »Wenn ich witzigen Verwechslungen. Sein und Schein: Im Strudel alle musikalischen Register zu ziehen. Wir freuen uns, geige, tanzen selbst die Küken in den Eiern mit!« Er- von Walzer und Galopp, im Rausch von Küssen und Martin Fröst und eine Reihe unserer Orchestermusiker staunlich ist, dass er zunächst nicht so recht Operet- Champagner vergisst jeder seine angestammte Rol- nun zusammen auf dem Podium erleben zu können. ten komponieren wollte. Aber seine Frau Jetty hatte le für ein trügerisches Miteinander. Die finale Wiener Erst im Herbst wird das detaillierte Programm enthüllt: mehr Ehrgeiz. »Schani«, wie er genannt wurde, musste Posse führt zum nüchternen Alltag zurück – und ent- Fest steht aber, dass an diesem Abend in verschie- ans Theater! Es gab erste Erfolge, aber auch ein paar hüllt, dass der Glanz der vornehmen Welt deutliche denen Instrumentenkombinationen faszinierende Flops – und dann kam 1874 der Durchbruch mit der Kratzer aufweist. Strauß schuf ein Werk mit einer mit- Stimmungsbilder in Töne gesetzt werden – von herrlich urwienerischen »Fledermaus«. Sie geht auf das Stück reißenden Musik, über die ein Zeitgenosse schwärm- schwärmerisch bis verlockend innig! »Das Gefängnis« zurück – einer Gesellschaftsposse te: »Ihre Rhythmen fegten die Ereignisse in alle Winde, mit ironischen Untertönen, angesiedelt »in einem dass sie in der Luft herumtanzten.« 120 Programm 2018 / 2019

März März 03 16 – 17

Bamberg, Konzerthalle Bamberg, Konzerthalle Robert Schumann SO, 03. MÄRZ, 11.00 UHR SA, 16. MÄRZ, 20.00 UHR Ouvertüre zu »Manfred« op. 115 FASCHINGSKONZERT FÜR KINDER ABONNEMENT A Sergei Rachmaninow Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 fis-Moll op. 1 Bamberg, Konzerthalle Robert Schumann »KARNEVAL DER TIERE« SO, 17. MÄRZ, 17.00 UHR Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 nach Camille Saint-Saëns ABONNEMENT E »Rheinische Symphonie«

Meike Hess Marek Janowski Erzählerin Dirigent Nikolai Lugansky Klavier

Im Wald versammeln sich alle Tiere, um mit- »Die Musik eines Komponisten sollte sein Geburtsland Selbstportrait, handelt es doch von inneren Seelen- einander zu feiern. Elefanten, Affen, Löwen, ausdrücken, seine Liebesaffären, seine Religion, die qualen einer Figur, die mit sich und der Welt hadert. Der Kängurus, schillernde Fischschwärme, Esel, Bücher, welche ihn beeinflusst haben, die Bilder, die er Titelheld hat ein Verhältnis mit seiner Halbschwester, Hühner, Schildkröten … alle sind sie da und liebt.« Das war Rachmaninows Credo. In seinen Kom- wird verflucht und irrt in den Bergen umher, bis er aus laden ein zum »Karneval der Tiere«. Hier hört positionen begab er sich als Spätromantiker auf die Verzweiflung stirbt. Mit traumwandlerischer Sicherheit man ein »I-ah« des Esels und dort ist der Ruf »Suche nach der verlorenen Zeit«. Doch stets zweifelte wird uns Marek Janowski auch durch Schumanns des Kuckucks zu erkennen. Doch wie hört sich er an der Qualität seiner Arbeit. Das betraf schon sein berühmteste »Symphonische Erzählung« leiten, die eigentlich ein Aquarium an und wie hüpft ein erstes Klavierkonzert, welches er mit 16 Jahren kurz mit dem Rheinland zu tun hat – dem Schauplatz von Känguru musikalisch? Unsere Musikerinnen vor Abschluss seines Musikstudiums begann. Lange Sagen, Geschichte und Dichtung. Schumann schrieb und Musiker erwecken auch dieses Mal wieder Zeit blieb es ungespielt. Bereits in diesem jugendlich die dritte Symphonie 1850 in Düsseldorf, wo er als mit ihren Instrumenten große und kleine Tiere frischen Opus 1 zeigen sich die für Rachmaninow Musikdirektor tätig war. Sie hat wohl etwas mit dem zum Leben. Im Wechsel mit dem Orchester typischen melodischen Qualitäten und die üppige majestätischen Eindruck des (damals noch längst führt Meike Hess durch das Konzert und prä- Melancholie. Mit Nikolai Lugansky übernimmt bei nicht zu Ende gebauten) Kölner Doms zu tun – und ob- sentiert ihre Texte. uns ein herausragender Rachmaninow-Interpret den wohl dem introvertierten Komponisten ansonsten die höchst virtuosen Solopart. Außerdem schwelgen wir temperamentvolle rheinische Mentalität völlig fremd Ein tierisches Vergnügen für Jung und Alt, bei in der romantischen Ideenwelt von Robert Schumann: war, gab er zu, dass das volkstümlich gespickte Stim- dem Verkleiden für Groß und Klein ausdrück- Mit der Vertonung des dramatischen Gedichts »Man- mungsbild »ein Stück Leben widerspiegelt.« lich erwünscht ist! fred« von Lord Byron schuf er quasi ein musikalisches 122 Programm 2018 / 2019

März März 22 – 23 24

Bamberg, Konzerthalle Herbert Blomstedt Bamberg, Konzerthalle FR, 22. MÄRZ, 20.00 UHR Dirigent SO, 24. MÄRZ, AB 17.00 UHR ABONNEMENT C SONDERKONZERT Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Franz Berwald »DIE LANGE SCHUMANN-NACHT« Bamberg, Konzerthalle Symphonie Nr. 3 C-Dur »Symphonie singulière« SA, 23. MÄRZ, 20.00 UHR Hector Berlioz Solisten und Ensembles der ABONNEMENT D Symphonie fantastique op. 14 Bamberger Symphoniker Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK

Beim diesjährigen Motto »Symphonische Erzäh- der Tradition von Beethoven und Mendelssohn, konnte Nach dem großen Erfolg der »Langen Bach-Nacht« lungen« darf ein legendäres Werk nicht fehlen: die aber seinen Lebensunterhalt nicht dauerhaft aus den widmen wir auch in dieser Saison einem Komponisten »Symphonie fantastique« von Berlioz. Sie ist die Pro- Einkünften als Künstler bestreiten. Daher arbeitete er einen ganzen Abend. In einem bunten Kaleidoskop grammsymphonie schlechthin, ein autobiografisches lange als Gymnastiklehrer und als Geschäftsmann: In dreht sich alles um Robert Schumann, der so wunder- Werk, das es so in der Musikgeschichte bis dahin Berlin betrieb er erfolgreich ein orthopädisches Institut bar zu unserem diesjährigen Motto passt – verlor er nicht gegeben hatte. Berlioz hatte eine »fixe Idee«, und in Schweden eine Glasfabrik, eine Ziegelei sowie sich doch oft in Traumwelten. Ebenso musikalisch die 1830 in der Vertonung von Seelenzuständen ihre eine Holzfällerei. Als Musiker war er ein experimentier- wie literarisch veranlagt, notierte der große Roman- Spuren hinterließ. Der blutjunge Komponist war ver- freudiger Lebenskünstler, was auch in seinen Kompo- tiker einmal: »Musik ist die höhere Potenz der Poesie; liebt in die für ihn unerreichbare Schauspielerin Harriet sitionen zu spüren ist. Seine »Symphonie singulière« die Engel müssen in Tönen reden, Geister in Worten Smithson. Und so schrieb er eine Symphonie aus dem entstand 1845 und ist gemäß ihres Titels wahrlich der Poesie. Ton ist überhaupt komponiertes Wort.« Leben eines Künstlers, der er natürlich selbst war: »einzigartig«: originell in ihrem strukturellen Aufbau Kongenial konnte er sich in seinen Kompositionen in die Geschichte einer verzehrenden Leidenschaft, von mit zahlreichen Stimmungswechseln und motivischen Fantasien verlieren, hinter Masken verstecken, in ver- Hölle, Opium und Wahnsinn. Die fast obsessiv Ange- Verknüpfungen sowie gespickt mit nordischem Melos. schiedene Rollen schlüpfen und märchenhafte Szene- himmelte ist Wunsch- und Zerrbild in einem und im Damit hinterließ Berwald eine unüberhörbare Note in rien heraufbeschwören – nicht nur in seinen sympho- Leitmotiv der »Idée fixe« fast alptraumhaft immer prä- der Geschichte der Symphonik – ein wirklich »singulä- nischen Werken, sondern auch in faszinierender sent. Unser Ehrendirigent wird uns ebenso souverän res« Werk, das wohl niemand so gut kennt wie Herbert Kammermusik wie den »Fantasiestücken« oder durch eine faszinierende Symphonie seines Heimat- Blomstedt, der die Partitur im Rahmen der Kritischen »Märchenerzählungen«. Das wird wahrlich ein poesie- landes Schweden leiten: Franz Berwald komponierte in Gesamtausgabe herausgegeben hat. voller Abend! 124 Programm 2018 / 2019

März April 30 – 31 06

Bamberg, Konzerthalle Hector Berlioz Bamberg, Konzerthalle SA, 30. MÄRZ, 20.00 UHR »Le romain«, Ouvertüre op. 9 SA, 06. APRIL, 11.00 UHR ABONNEMENT B Anton Rubinstein SA, 06. APRIL, 15.00 UHR Konzert für Klavier und Orchester FAMILIENKONZERTE Schweinfurt, Theater Nr. 4 d-Moll op. 70 für große und kleine Menschen SO, 31. MÄRZ, 19.30 UHR Jean Sibelius ab 5 Jahren Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 43

Rafael Payare Sergei Prokofjew Dirigent Uraufführung einer Zugabe »Peter und der Wolf« – ein musikalisches Denis Kozhukhin von Duncan Ward Märchen für Sprecher und Orchester op. 67 Klavier

Juri Tetzlaff Erzähler

»Die Pianisten betrachten mich als Komponisten, die sei. Seine zweite Symphonie wurde durch eine Italien- Ein kleiner Junge, ein Großvater, ein Vogel, Für das Publikum gibt es eine Menge mitzu- Komponisten als Pianisten.« Als einer der berühm- reise inspiriert und erhielt daher einmal den Titel »Lyri- eine Katze, eine Ente und ein Wolf – wer machen und mitzulachen. Und ganz nebenbei testen Virtuosen seiner Zeit tourte Anton Rubinstein sche«. Allerdings kämpfte Sibelius während der Kom- kennt es nicht, das Märchen von Peter und führt das musikalische Märchen auf spiele- rund um den Globus. »Van II«, wie er wegen seiner position mit einer Krise, nannte die Symphonie sogar dem Wolf? Peter, der mit seinem Großvater rische Weise in die Welt der Orchestermusik äußeren Ähnlichkeit mit Beethoven genannt wurde, sein »Schmerzenskind« und eine »Seelenbeichte«. und seinen Tieren am Rande des Waldes lebt ein und verbreitet eine ganze Menge Spaß und war aber eben auch ein bedeutender Komponist: Sein Überliefert ist, dass er in Italien eine Don-Juan-Vision und mit List und Tücke die Ente, den Vogel Freude für Jung und Alt. viertes Klavierkonzert von 1864 ist mit all den Gesten hatte, in der er mit dem Tod an einem Tisch saß. und die Katze vor dem gefährlichen Wolf der großen romantischen Klaviermusik versehen: mit An den Widmungsträger, den Baron Axel Carpelan, retten will. Donnerrollen von Akkorden und Passagen so schnell schrieb er aber dann nach Vollendung der Symphonie: wie Blitze, doch ebenso mit wunderbaren melo- »Nun sehe ich wieder klar und fahre mit vollen Segeln.« Zusammen mit dem KiKA-Moderator Juri dischen Inseln. Bei uns brilliert Denis Kozhukhin mit die- Die Kurve zum insgesamt sonnendurchfluteten Tonfall Tetzlaff begeben wir uns auf eine musikalische sem Werk. Es wird umrahmt von Berlioz’ »Le Carnaval hat er also noch gekriegt. Rafael Payare leitet unser Entdeckungstour: So wird die Querflöte zum romain« aus dem Jahr 1844: Die virtuose Masken- Orchester durch die Klangwelten dieser beliebten Vogel, die Oboe zur Ente, das Fagott zum Groß- spielerei zelebriert ausgelassene Karnevalstage im »Symphonischen Erzählungen« – und auch die Urauf- vater, die Hörner zum Wolf und die Streich- Leben des Renaissance-Malers Benvenuto Cellini. führung eines brandneuen Werkes von Duncan Ward, instrumente zum kleinen Peter. Außerdem geht es hinein in die skandinavische Musik- der international Aufsehen erregt, kann mit Spannung welt von Sibelius – der seinem Tagebuch anvertraute, erwartet werden! dass für ihn »eine Symphonie ein Glaubensbekenntnis« 126 Programm 2018 / 2019

April April 07 12 – 14

Bamberg, Konzerthalle Richard Strauss Schweinfurt, Theater Luigi Cherubini SO, 07. APRIL, 17.00 UHR »Metamorphosen« FR, 12. APRIL, 19.30 UHR Ouvertüre zur Oper »Ali Baba« KAMMERKONZERT (Rekonstruktion der Urfassung für Maurice Ravel Streichsextett und Kontrabass: Bamberg, Konzerthalle »Shéhérazade« für Sopran und Orchester Rudolf Leopold) SA, 13. APRIL, 20.00 UHR nach drei Gedichten von Tristan Klingsor Mayra Budagjan und Arnold Schönberg ABONNEMENT C Carl Maria von Weber Quinten de Roos »Verklärte Nacht« op. 4 Ouvertüre zur Oper »Abu Hassan« Violine (Urfassung für Streichsextett) Bamberg, Konzerthalle Nikolai Rimski-Korsakow Yumi Nishimura und SO, 14. APRIL, 17.00 UHR »Scheherazade«, Symphonische Dichtung op. 35 Paulina Riquelme Díaz ABONNEMENT E Viola Indrek Leivategija und Lucie de Roos Constantinos Carydis Violoncello Dirigent Luuk Godwaldt Myrtò Papatanasiu Kontrabass Sopran

Richard Strauss war ein Meister darin, außermusika- denn Strauss plante das Werk zunächst für sieben In- »In der Jugend unseres Herzens, in der Einsamkeit un- dem Erzählen der Märchen die einzige Möglichkeit, ihr lische Inhalte in Musik einzufangen. Im Jahr 1945, mitt- strumente. Außerdem tauchen wir in die ebenso spät- serer Seele fanden wir uns in einer sehr großen Stadt, Leben zu retten. Denn der grimmige Sultan Schahriar lerweile 81 Jahre alt, blickte er zurück – auf ein triumph- romantische Klangwelt des Streichsextetts »Verklärte die geheimnisvoll und drohend und verlockend war. hat die Hinrichtung jeder seiner Frauen am Morgen reiches Leben, das nun von Krankheit und Sorgen Nacht« von Arnold Schönberg ein. »Zwei Menschen Wie glichen wir diesen weit von der Heimat verirrten nach der ersten Nacht befohlen, um sich gegen Un- überschattet war. Er war zudem erschüttert von den gehn durch kahlen, kalten Hain; der Mond läuft mit, sie Prinzen, diesen Kaufmannssöhnen, die sich den Ver- treue abzusichern. Doch Scheherazades geschickt tragischen Folgen des Krieges: »Ich bin in verzweifelter schaun hinein …« – so beginnt das Gedicht von Richard führungen des Lebens preisgeben!« Mit diesen Worten ineinander geflochtene Märchen nehmen seine Fan- Stimmung! […] Mein schönes Dresden – Weimar – Dehmel, auf dem das 1899 komponierte Werk basiert. brachte Hugo von Hofmannsthal 1906 die Faszination tasie stark gefangen: Im Morgengrauen ist stets die München, alles dahin!« Mit den »Metamorphosen« Hier fand Schönberg eine poetische Sprache, die sich der Märchensammlung »1001 Nacht« zum Ausdruck. spannendste Stelle erreicht, so dass er am folgenden schrieb er einen wehmütigen Abschied von seinem mit seiner ästhetischen Haltung deckte – und eine »Sesam, öffne dich!«, lautet das Losungswort aus »Ali Abend unbedingt die Fortsetzung hören will. Dadurch Schaffen und der zusammengebrochenen Welt – und Liebesgeschichte, die sich über alle damaligen Moral- Baba und die vierzig Räuber« – und öffnet auch unse- wird Scheherazade von der grausamen Tat ver- damit auch von einer Kulturepoche. Das eindringliche vorstellungen hinwegsetzte: Eine Frau gesteht ihrem re musikalische Schatzkiste: Es erklingt die Ouvertüre schont. In der 1001. Nacht hebt der Sultan schließlich Werk ist ein musikalisches Gewebe, das aus schein- Mann, von einem anderen ein Kind zu erwarten. Doch aus Cherubinis »Ali Baba«-Oper, außerdem die Ouver- seinen Befehl ganz auf und wird mit ihr glücklich. Ravel bar unendlichen Variationen und Weiterentwick- statt sich wütend abzuwenden, möchte er das Kind an- türe aus Webers Singspiel »Abu Hassan« – beides und Rimski-Korsakow haben einige der fabelhaften lungen besteht. Zudem klingt in den Schlusstakten nehmen. Mit dichten motivischen Verflechtungen und gewitzte Geschichten über Verwandlungen und Über- Geschichten dieser charmanten Märchenerzählerin in dieser Hör-Reise der tieftraurige Trauermarsch aus Beet- expressionistischen Klangkombinationen schuf Schön- raschungen. Dem Reiz des Exotischen verfielen auch Klängen eingefangen. hovens »Eroica« an – wird aber von Strauss in eine se- berg mit der »Verklärten Nacht« eine außergewöhnliche Ravel und Rimski-Korsakow: Der Titel ihrer Werke be- lige Engelsweise verwandelt. Wir spielen nicht die be- Komposition, die sich zu einer seiner beliebtesten zieht sich auf die Rahmenhandlung der »Märchen aus kannte Version für 23 Streicher, sondern die Urfassung, Kammermusiken entwickelte. 1001 Nacht«: Für die junge Scheherazade besteht mit 128 Programm 2018 / 2019

April 27

Bamberg, Konzerthalle Jakub Hrůša SA, 27. APRIL, 20.00 UHR Dirigent BENEFIZKONZERT ZUGUNSTEN DER Olga Peretyatko-Mariotti STIFTUNG WELTKULTURERBE BAMBERG Sopran in Zusammenarbeit mit »Lied & Lyrik« – Rolando Villazón Bayerische Akademie der Schönen Künste Tenor

»Romeo, Julia und Don Quixote« – Arien und Duette nach literarischen Vorlagen

Schon im November 2012 musste die Kirche von St. Michael geschlossen werden und die Bamberger seitdem auf ihre beliebte Hochzeitskirche verzichten. Weder der wunderbare Himmelsgarten im Decken- gewölbe der Kirche noch das Ottograb und die anderen Kirchenschätze können bewundert werden. Auch die historische Orgel von St. Michael ist seitdem verstummt und muss wie vieles in und an der ehemaligen Kloster- kirche restauriert werden.

Der Erlös aus diesem Benefizkonzert fließt zur Unter- stützung der Kirchensanierung St. Michael an die Stiftung Weltkulturerbe Bamberg.

Erleben Sie ein hervorragendes Konzert für einen guten Zweck und helfen Sie mit, ein Bamberger Juwel zu erhalten! 130 Programm 2018 / 2019

Mai Mai 03 – 04 12 – 22

Bamberg, Konzerthalle Antonín Dvořák Prag, Smetana-Saal Jakub Hrůša FR, 03. MAI, 20.00 UHR »Die Waldtaube«, Symphonische Dichtung op. 110 SO, 12. MAI, 20.00 UHR / MO, 13. MAI, 20.00 UHR Dirigent ABONNEMENT A Torbjörn Iwan Lundquist Eröffnungskonzerte des Festivals »Prager Frühling«, Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK »Landscape« für Tuba und Streicher Live-Übertragungen in Rundfunk und Fernsehen Johannes Brahms Bedřich Smetana Bamberg, Konzerthalle Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73 Baden-Baden, Festspielhaus »Má vlast« (»Mein Vaterland«) SA, 04. MAI, 20.00 UHR SA, 18. MAI, 20.00 UHR ABONNEMENT D Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK »Allegro furibondo«, Zürich, Tonhalle Maag Uraufführung einer Zugabe von Detlev Glanert SO, 19. MAI, 20.00 UHR

Jakub Hrůša Innsbruck, Congress Innsbruck Dirigent MO, 20. MAI, 20.00 UHR Heiko Triebener Tuba Lugano, LAC Lugano Arte e Cultura MI, 22. MAI, 20.00 UHR

Nicht jede Erzählung endet positiv! Dvořák wählte für Blechblasinstrumente wird in seinem Tubakonzert auf »Eine gut erzählte Geschichte macht aus den Ohren Schicksals in »Mein Vaterland« auf faszinierende Weise seine Tondichtung einen Stoff aus der Balladensamm- faszinierende und virtuose Weise ausgelotet. Die Idee Augen.« Wir blättern zusammen mit unserem Chefdiri- die sagenerfüllte Geschichte seines Volkes herauf. Da- lung »Kytice« seines Landsmannes Karel Jaromír dazu kam Lundquist an der Westküste Schwedens: genten Jakub Hrůša auf unserer Gastspielreise in dem bei entstehen die einzelnen Szenen der sechs »Sym- Erben: Der »Waldtaube« liegt die altböhmische Sage »Der Titel ist […] eine Anspielung auf den Idealzustand bekanntesten musikalischen Bilderbuch aus unserer phonischen Erzählungen« plastisch vor den Augen der von der geheuchelten Trauer einer Frau zugrunde. Sie der Natur oder einer Landschaft, bevor das ökolo- böhmischen Heimat: Der Zyklus »Mein Vaterland« ist Zuhörer: die von einem Barden besungene Erinne- hat ihren Mann ermordet, um ihren Geliebten zu heira- gische Gleichgewicht gestört wird – und das gilt in ein Nationalepos aus der Feder von Smetana – dessen rung an die glorreiche Zeit der Königsburg Vyšehrad, ten. Als Gewissensstimme klagt der Gesang der Taube übertragenem Sinn auch für die innere ›Landschaft‹ Leben ein Leben voller Kampf, Leid und Schmerz war. das Rauschen der böhmischen Wälder und die er- sie unablässig an, bis sie aus Verzweiflung Selbstmord des Menschen.« Auch die zweite Symphonie von Denn ihm widerfuhr mit seiner völligen Ertaubung der greifende Schönheit des weiten Landes. Legendäre begeht. Ein Trauermarsch prägt das gesamte Werk – Brahms ist von einem Naturerlebnis geprägt: Am schwerste Schlag, der einem Musiker widerfahren kann. Gestalten werden zum Leben erweckt: die wütende das Dvořák aber versöhnlich abschließen lässt. Da- Wörthersee skizziert, wird sie gelegentlich als seine Verzweifelt äußerte er darüber, dass er weder »Spre- Amazone Šárka, die unerschrockenen Hussiten und nach bekommt ein selten im Mittelpunkt stehendes »Pastorale« bezeichnet. Sie wirkt an vielen Stellen son- chen noch Spielen noch Singen höre«: »Der innerliche das vom Heiligen Wenzel geführte Ritterheer, das in Instrument seinen großen Auftritt: Unser Orchester- nendurchflutet wie die Gegend, in der sie entstand – Apparat – diese wunderbare Klaviatur unseres inneren dem sagenhaften Berg Blaník schlummert. Die Moldau tubist Heiko Triebener interpretiert das facettenreiche doch der Komponist warnte einen Freund auch: »Du Organismus – ist gestört, verstimmt, die Hämmer- strömt beginnend von den Quellen in den Bergen frei Konzert »Landscape« von Torbjörn Iwan Lundquist. hast noch nichts Weltschmerzlicheres gehört.« Zum chen klemmen, und kein Stimmer hat diese Klaviatur dahin, am Nixenreigen in stiller Mondnacht und einer In seinen Werken ging es dem schwedischen Kom- Abschluss gibt es ein brandneues Werk des Klang- bis jetzt reparieren können.« Konzertieren konnte er dörflichen Hochzeit vorbei, dann an den Türmen und ponisten immer um »das Wesen des Lebens; nicht magiers Detlev Glanert, der stets ergreifende Musik seitdem nicht mehr, dafür aber noch komponieren, da Brücken von Prag – bis sie sich in der Tiefebene ver- darum, der Realität zu entfliehen, sondern sie wieder schreibt. Die Uraufführung seines »wütenden« Allegro er sich die »Töne im Geiste« vorstellte und »innerlich liert. Dieses Meisterwerk Smetanas macht wahrlich einzusetzen«. Der spezifische Klang des tiefsten aller kann also mit Spannung erwartet werden! wie im Traume« hörte. Und so beschwor er trotz dieses »aus den Ohren Augen«! 132 Programm 2018 / 2019

Mai Mai 12 28

Bamberg, Konzerthalle Hamburg, Elbphilharmonie SO, 12. MAI, 17.00 UHR DI, 28. MAI, 20.00 UHR ORGELKONZERT – »JUNGE ELITE« Kartenvorverkauf voraussichtlich ab November 2018 Christian Bischof Orgel Daniel Beckmann Orgel

Anonymus Johann Sebastian Bach Jakub Hrůša Batalha de 6. Tom Präludium und Fuge a-Moll BWV 543 Dirigent Johann Ulrich Steigleder Robert Schumann Albrecht Mayer Aus dem Tabulaturbuch »Darinnen daß Vatter unser«: Aus »Sechs Fugen über den Namen BACH« op. 60 Oboe Variation 4 »Coral im Discant« Johann Sebastian Bach Variation 40 »Auff Toccata Manier« Choral »Nun danket alle Gott« BWV 192 Robert Schumann Choral »Jesus bleibet meine Freude« BWV 147 Richard Strauss Aus »Skizzen für den Pedalflügel« op. 58: Nr. 3 & 4 Sinfonia aus der Ratswahlkantate BWV 29 Konzert für Oboe und kleines Orchester Max Reger Gaston Litaize Bedřich Smetana Choralfantasie »Straf’ mich nicht in deinem Zorn« Prélude et danse fuguée »Má vlast« (»Mein Vaterland«)

Wir begrüßen die »junge Elite« der Orgelvirtuosen: selbst machte das sogar zu Hause auf dem in Mode Im Dezember 2017 gastierten wir erstmals in der Elb- darstellt: Eigentlich sah er das Solokonzert als alt- Christian Bischof, gebürtiger Bamberger, ist Kirchen- gekommenen Pedalflügel – für den er auch etliche Wer- philharmonie – mit einer fulminanten konzertanten Auf- modische Gattung an, die zu sehr an das Zeitalter des musiker an der großen Stadtpfarrkirche St. Margaret ke komponierte. Über seine Choralfantasie sagte Max führung des gesamten »Don Giovanni«, über die ein »eitlen Virtuosenzirkus« gebunden war. Dennoch ge- in München und Daniel Beckmann wirkt als einer der Reger: »Es ist ein miserabel schweres Stück Musik! Kritiker berichtete: »Da atmet und pulsiert jeder Takt. lang ihm ein spannendes und hoch virtuoses Werk. Er jüngsten Domorganisten in Mainz. Beide pflegen zu- Allein bei meiner Neigung zur Mystik konnte es nicht Um sich an einen musikalisch ähnlich beglückenden schrieb es kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und laut dem eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland. gut ›leichter‹ ausfallen.« Ausführlich benutzt Reger Mozart-Opernabend in Hamburg zu erinnern, muss einer Legende auf Anregung eines amerikanischen Unser Orgelkonzert beginnt mit einer »Battaglia« – also hier Leitmotivtechnik. Klassiker von Bach sind das man wahrscheinlich eher Jahrzehnte als Jahre zurück- Soldaten – und bezeichnete es ironisch als »Handge- einer »Schlacht« auf der Orgel: Diese musikalische Dar- Präludium und die Fuge in a-Moll mit ihrer ausgewo- denken.« Wir freuen uns über die erneute Einladung lenksübung«: »Um die Langeweile müßiger Stunden zu stellung des Kampfes zwischen Gut und Böse hatte genen Mischung aus rezitativisch-improvisatorischem und haben dieses Mal unser großes Referenzwerk im vertreiben, da man nicht den ganzen Tag Skat spielen im Portugal des 17. Jahrhunderts eine reiche Tradition. und solistisch-konzertantem Stil. Nach Schumanns Gepäck: Smetanas »Mein Vaterland« – das musika­ kann.« Zudem sagte er während der Komposition: »Ich Triumphale Signale bestimmen das Tongemälde. ausdrucksvollen »Fugen über den Namen BACH« lische Bilderbuch aus unserer tschechischen Heimat, arbeite nicht, ich amüsiere mich!« Entstanden ist ein Katechismus-Lieder zu variieren, war beim Kirchen- folgen drei Transkriptionen aus Bachs reichem Chor- das vor Tonmalerei strotzt und daher wunderbar zu un- genialer Wurf: Eine Szene folgt hier auf die nächste – dienst der protestantischen Organisten unentbehrlich. und Kantatenschaffen. Ein Klangerlebnis der beson- serem Motto »Symphonische Erzählungen« passt. Al- und die Oboe schlüpft wie in einem Maskenspiel von Mit seinen Variationen hat der frühbarocke Komponist deren Art ist das »Prélude et danse fuguée«, welches brecht Mayer, der einige Jahre unser Solo-Oboist war einer Rolle in die andere! Johann Ulrich Steigleder einige der kunstvollsten Bei- der von Geburt an blinde Organist Gaston Litaize 1964 und nun international begeistert, begleitet uns auf der spiele dafür geschaffen. Schumann schrieb in seinen komponierte – ein Werk, das formal an die barocke Reise in die Elbmetropole. Er interpretiert das Oboen- »Musikalischen Haus- und Lebensregeln«: »Versäume Toccata erinnert, stilistisch jedoch vieles aus dem Jazz konzert von Richard Strauss, das eine Rarität im keine Gelegenheit, dich auf der Orgel zu üben.« Er anklingen lässt. Œuvre des Meisters der Symphonischen Dichtungen 134 Programm 2018 / 2019

Juni Juni 01 02

Würzburg, Dom Anton Bruckner Bamberg, Konzerthalle Marco Uccellini SA, 01. JUNI, 20.00 UHR Symphonie Nr. 4 Es-Dur SO, 02. JUNI, 17.00 UHR »Die Hochzeit der Henne und des Kuckucks« MOZARTFEST WÜRZBURG »Romantische« (Fassung 1888) KAMMERKONZERT für zwei Violinen und Basso continuo Nicola Matteis der Jüngere Harald Strauss-Orlovsky Ballettmusik aus der Oper »Don Chisciotte Jakub Hrůša und Michael Hamann in Sierra Morena« von Francesco Conti Dirigent Barockvioline Antonio Vivaldi Paulina Riquelme Díaz Triosonate d-Moll »La Follia« RV 63 Barockviola Georg Philipp Telemann Tobias Tauber Burleske »Don Quichotte« Barockvioloncello Henry Purcell Georg Kekeisen Suite aus »Dido und Aeneas« Violone »Fantasy upon One Note« F-Dur Susanne Strauss »Cold Genius Song« aus »King Arthur« Cembalo als Gast Suite aus »The Fairy Queen« Sabine Lutzenberger Mezzosopran als Gast

Rund 200 Mal sind die Bamberger Symphoniker be- lassen. Wir spielen Bruckners ergreifenden vierten Dieses Kammerkonzert entführt das Publikum in die mit den Windmühlen ist zu vernehmen, Liebesseuf- reits beim renommierten Mozartfest aufgetreten. Nun Klangkosmos, der 1874 entstand. Wie viele seiner märchenhafte Epoche des Barock – in eine Zeit, als zer für die Prinzessin Dulcinea und auch der holprige schlagen wir, erstmals mit Jakub Hrůša, ein neues Werke war diese Symphonie für ihn ein regelrech- die Welt weiß gepudert war und die Lust am Tanzen Galopp seiner Rosinante, neben dem der Esel sei- Kapitel der Reihe »Bruckner im Dom« auf. Der öster- tes »Pflegekind« und er arbeitete sie mehrmals um. groß. »Die Hochzeit der Henne und des Kuckucks« nes Weggefährten Sancho Pansa dahin trottet. Die reichische Romantiker galt durch seine sphärischen Der Beiname »Romantische« deutet den Gestus an: von Marco Uccellini sorgt für einen heiteren Einstieg, Liebe zwischen Dido und Aeneas, die durch finstere Werke für viele als Kirchenmusiker des Konzertsaals. Hier geht es um eine grandiose »Symphonische Er- denn die beiden Tierstimmen sind in dem drolligen Mächte verhindert wird, hat Henry Purcell meisterhaft Seine neunte Symphonie widmete er ja sogar dem lie- zählung« mit außermusikalischen Einflüssen, auf die Stück deutlich zu vernehmen. Der Großmeister Vivaldi als ein innerseelisches Geschehen auskomponiert. ben Gott, »wenn er sie nehmen mag« – wie er dazu Bruckner nachträglich selbst hingewiesen hat und schrieb ebenfalls zahlreiche Werke mit Tonmalerei, da- In der »Fantasy upon One Note« spielt ein Instrument sagte. Geprägt durch seine Erziehung im Stift Sankt damit die Spekulationen um Programmmusik for- runter die Triosonate d-Moll über die seinerzeit europa- während des ganzen Stücks lediglich einen Ton – Florian, war er tief gläubig, betete täglich und meinte: cierte. Das Horn dient als Weckruf am Morgen und weit beliebte »Follia«-Weise. Dieser Tanz wurde in während sich die anderen die Motive wie Bälle zu- »Wie stünde ich vor unserem Herrgott da, wenn ich den es entsteht ein mittelalterliches Stimmungsgemälde, den Gassen ständig dargeboten, ob gesungen, ge- werfen. Sabine Lutzenberger interpretiert die berühm- andern folgte und nicht ihm.« Und dass er auf Kirch- Vögel zwitschern, ein Trauermarsch macht sich breit. pfiffen oder gestampft. Bei Vivaldi kommt es zu einem te Arie aus der dramatischen Oper »King Arthur«: Der türme stieg, um zu überprüfen, ob das Kreuz höher Das berühmte Scherzo ist von schmetterndem Jagd- wahren Schlagabtausch der Streicher. Der barocke »Cold Genius Song« setzt mit einer vor Unterkühlung stand als der Blitzableiter, dürfte kaum mehr erstau- hörnerschall und einer Ländlermelodie erfüllt und das Bilderbogen enthält zudem zwei Werke, die sich mit viel zitternden Stimme das Bild einer im Eis erstarrten nen. Aber es brodelte auch anderes ihn ihm: So litt Finale entpuppt sich als wirbelnder Sturm über den Humor um die Fantasiewelt von Don Quixote drehen. Winterlandschaft um. Und in »The Fairy Queen«, der er etwa sein Leben lang darunter, dass keine Frau Wald hinweg mit seinen Geheimnissen und Gefahren – Sowohl Telemanns Burleske als auch das Werk von fantasievollen Vertonung von Shakespeares »Som­- etwas von ihm wissen wollte. Alle diese Gemütszu- daher wurde die »Romantische« auch einmal »Sym- Nicola Matteis erzählen rein instrumental Episoden mernachtstraum«, meint man förmlich, Feen und Elfen stände haben Spuren in seinen Kompositionen hinter- phonie des Waldes« genannt. aus dem Leben des legendären Ritters: Der Kampf in der Musik herumflirren zu hören. 136 Programm 2018 / 2019

Juni Juni 06 – 07 15 – 16

Bamberg, Konzerthalle Bas Böttcher, David Friedrich, Würzburg, Kaisersaal der Residenz Nikolai Rimski-Korsakow DO, 06. JUNI, 19.00 UHR Max Kennel und Dalibor Marković MOZARTFEST WÜRZBURG »Mozart und Salieri«, Oper in einem Akt, STUDENTENKONZERT Poetry Slammer (6. Juni) SA, 15. JUNI, 20.00 UHR konzertante Aufführung »SLAM SYMPHONY« Christian Ritter SO, 16. JUNI, 20.00 UHR Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Moderation (6. Juni) Weitere Werke werden noch bekannt gegeben.

Bamberg, Konzerthalle Ainārs Rubiķis FR, 07. JUNI, 20.00 UHR Josef Suk Dirigent ABONNEMENT B »Ein Sommermärchen« Julian Prégardien Aufzeichnung & Sendung BR KLASSIK Symphonische Dichtung op. 29 Tenor Antonín Dvořák Thomas E. Bauer Symphonie Nr. 7 d-Moll op. 70 (nur am 7. Juni) Bariton Jakub Hrůša Dirigent

Dvořáks größter Wunsch war, dass seine siebte Sym- sein »Sommermärchen«: Es ist keine naiv-fröhliche, Wir bringen beim Mozartfest eine Kriminalkomödie aus haus heimtückisch Gift in seinen Wein mischt und phonie »die Welt bewegen muß«. Im Gegensatz zu den sondern eine tiefernste Auseinandersetzung mit Tod dem Bereich der Mythen und hartnäckigen Legenden das Genie für immer zum Schweigen bringt. Rimski- vorherigen heiteren Symphonien zeichnete er mit der und Leben. Eine Musik der seelischen Erschütterung. auf die Bühne! Denn die Gerüchteküche brodelte nach Korsakow liebte solche märchenhaften Stoffe und 1885 vollendeten Siebten ein düster-leidenschaftliches Das Werk entstand 1907, um allmählich das Trauma Mozarts Tod: Starb er auf natürliche Weise – oder wurde schuf seine 1898 in Moskau uraufgeführte Oper nach Panorama, das nur gelegentlich aufgehellt wird. Wie zweier Schicksalsschläge zu überwinden: Denn 1904 er etwa von seinem eifersüchtigen Konkurrenten Salieri Puschkins Vorlage: Der Einakter ist ein wahres Kleinod Wellen, die ans Ufer schlagen, folgt ein Höhepunkt starb Dvořák, 14 Monate später dann auch noch Otilie vergiftet? Alexander Puschkin hat diese unglaubliche an Witz und stilistischer Eleganz – aber auch mit eini- auf den anderen – und besonders das Adagio ist ein mit nur 27 Jahren. Die Tondichtung ist eine fantas­ Spekulation 1830 aufgegriffen und daraus ein tiefgrün- gen dramatischen Szenen versehen. Eingeflochten Juwel in Dvořáks Œuvre, ein pausenloser Appell an tische Rauscherfahrung eines Sommertages, in fünf diges Versdrama unter dem ursprünglichen Namen sind Motive aus Mozarts Oper »Don Giovanni« und die Gefühlswelt. Josef Suk, der Dvořáks Schüler war Impressionen sehr eigenwillig und mit Klangmalerei »Neid« gemacht, das er in seine Sammlung von Ein- aus seinem Requiem. Julian Prégardien ist in der Rolle und später durch die Heirat mit dessen Tochter Otilie dargestellt. Da quält die Mittagshitze, Geister erschei- aktern mit dem ironischen Titel »Kleine Tragödien« von Mozart zu erleben und Thomas E. Bauer in der auch sein Schwiegersohn wurde, meinte einmal über nen wie Trugbilder, bis die Nacht endlich für Seelen- aufnahm: Mozart flüchtet (möglicherweise aus Todes- Rolle von Salieri. Ainārs Rubiķis, der seit dieser Saison den schöpferischen Künstler im Allgemeinen: »Sehr frieden sorgt. ahnung oder doch vor seinen Gläubigern) zu seinem Generalmusikdirektor der Komischen Oper Berlin ist, oft leidet er Not – körperlich und geistig.« Ähnlich wie Vertrauten Salieri. Er kommt in Begleitung eines alten leitet unser Orchester durch die Erzählwelten dieser Dvořák wollte auch Suk immer mit »reiner Musik aus- blinden Straßenmusikers – und ist trotz aller Sorgen faszinierenden Oper – die außerdem noch von weite- drücken, wessen die Seele voll war«. Seine bedeuten- stets zu Scherzen aufgelegt. Salieri nimmt diese ver- ren Werken flankiert wird. den Symphonischen Dichtungen warten mit reichen bissen hin und geht auf Mozarts Probleme ein – ist Orchesterfarben auf und spiegeln auf bewegende aber so zerfressen vor Neid auf dessen Ruhm, dass Weise autobiografische Erfahrungen wider – so auch er dem begnadeten Komponisten in einem Gast- 138 Programm 2018 / 2019

Juni Juni 22 – 23 30

Bamberg, Konzerthalle Ludwig van Beethoven Bamberg, Konzerthalle SA, 22. JUNI, 20.00 UHR Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« SO, 30. JUNI, 17.00 UHR Thema und Variationen aus dem ABONNEMENT A Richard Strauss KAMMERKONZERT »Forellenquintett« op. post. 114 A-Dur »Tod und Verklärung«, Tondichtung op. 24 Johann Nepomuk Hummel Bamberg, Konzerthalle Richard Wagner Klavierquintett op. 87 es-Moll SO, 23. JUNI, 17.00 UHR Ouvertüre zur Oper »Tannhäuser und der Sängerkrieg Melina Kim-Guez Ralph Vaughan Williams ABONNEMENT E auf Wartburg« Violine Klavierquintett c-Moll Wolfram Hauser Viola Herbert Blomstedt Ulrich Witteler Dirigent Violoncello Luuk Godwaldt Kontrabass Hisako Kawamura Klavier als Gast

Mit großen Instrumentaldramen blättern wir in einem Fantasieprodukt« sprach. Als er aber 1949 im Sterben »In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil’ Variationen über seine eigene Vertonung des köst- historischen Kapitel der Kulturgeschichte. Unser Ehren- lag, sagte er: »Merkwürdig […], das mit dem Sterben ist die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil …« Franz lichen »Forellen«-Gedichtes von Christian Friedrich dirigent Herbert Blomstedt hat das Programm als genauso, wie ich’s in ›Tod und Verklärung‹ komponiert Schubert wurde für sein spritziges Werk im Sommer Daniel Schubart: Das Forellen-Thema durchläuft hier Hommage an den großen Arthur Nikisch konzipiert – hab’.« Erzählt wird die »Todesstunde eines Menschen« – 1819 auf dem Landsitz von Sylvester Paumgartner im zahlreiche Metamorphosen, gespickt mit instrumen- der im Jahr 1916 die erste Auslandstournee des mit symphonischen Herzschlägen und Fieberträumen oberösterreichischen Steyr inspiriert. Die Atmosphäre taler Erzählkunst über die zwar launische, aber arme Gewandhausorchesters mit genau dieser unüblichen bis zur hymnischen Verklärung. Das Eröffnungswerk ist war glücklich und entspannt, die Gegend »himmlisch« Forelle, da sie vom Angler letztendlich ausgetrickst wird. Zusammenstellung gestaltete: große Symphonie zu ebenso kongenial: Beethovens mythenumrankte Sym- und die Mädchen »beynahe alle hübsch. Du siehst, Auch der Engländer Vaughan Williams, der ein großer Beginn, »wo das Publikum noch frisch ist«, und die phonie von 1803 gilt als das erste instrumentale Ideen- daß man zu thun hat«, schrieb Schubert an seinen Bewunderer von Schubert war, hat viele Jahrzehnte Ouvertüre am Schluss! Wagners Oper »Tannhäuser« kunstwerk der Musikgeschichte. Möglich, dass er außer Bruder. Der Gastgeber wünschte sich ein Werk von später in sein c-Moll-Klavierquintett ein Gedicht einge- ist die Fabel eines Außenseiters und seines Konflikts Napoleon einen anderen Helden wie etwa Prometheus dem jungen Komponisten – und gab auch gleich an, flochten: Das zentrale Andante basiert auf einer sehn- mit der Gesellschaft, samt sündiger Sinneslust, Ver- im Sinn hatte. Und vielleicht ist es ja auch er selbst, der was ihm vorschwebte: Als ambitionierter Amateurcel- suchtsvollen Melodie, die der Komponist in seinem be- dammung zur Pilgerreise und erlösendem Tod. hier sein Ringen um den Sieg über ein nahezu über- list war er damals begeistert von Johann Nepomuk liebten Lied »Silent Noon« erstmals benutzt hatte – und Charles Baudelaire fand bei Wagners Musik »schwin- mächtiges Schicksal in Töne fasste, litt er doch damals Hummels Werken. Wir spielen in diesem Konzert welches die traumhafte Atmosphäre eines Sommer- delerregende Opium-Vorstellungen auf den Grund der unter dem Trauma der zunehmenden Ertaubung. Dass das beeindruckende Klavierquintett op. 87, welches tages heraufbeschwört. Wie sagte Vaughan Williams Finsternis gemalt«. Ebenso eindringlich wirkt »Tod die Symphonie jedenfalls besser zu Beginn eines Kon- mit einigen frühromantischen Gesten aufwartet. doch gerne mit den Worten von Shakespeare: »Wir und Verklärung« von Strauss. Viel wurde über autobio- zertes gespielt wird, war sein eigener Rat: »Sie würde Schubert wählte für sein »Forellenquintett« die glei­ sind aus solchem Zeug wie das der Träume und dies grafische Hintergründe spekuliert – auch wenn der sonst, wenn der Zuhörer von dem Vorhergegangenen che Besetzung und schuf eines seiner berühmtesten kleine Leben umfasst ein Schlaf.« damals 24-Jährige nonchalant von einem »reinen bereits ermüdet ist, von ihrer Wirkung verlieren.« und auch ungewöhnlichsten Werke – denn es enthält ERFOLGREICHE MEDIEN- PARTNERSCHAFT

Regelmäßig stattfindende Konzertmitschnitte und Studioproduktionen haben die Namen Bamberger Symphoniker und Bayerischer Rundfunk zum beidseitigen Gewinn auch auf internationaler Ebene zu einer festen Größe zusammenwachsen lassen. Die Konzertmitschnitte mit herausragenden Dirigenten und Solisten sind Schmuckstücke im Programm von BR-KLASSIK.

Auch in dieser Saison zeichnet BR-KLASSIK sechs Konzerte der Bamberger Symphoniker auf, die im Radio gesendet werden. Darunter sind wieder mehrere Konzerte mit dem Chefdirigenten Jakub Hrůša. Manche dieser Aufnahmen bilden auch die Grundlage für eine spätere CD-Veröffentlichung.

Der Schwerpunkt liegt derzeit auf dem tschechischen Repertoire. So entsteht für das CD-Label Tudor eine spannende Gegenüberstellung der Symphonien von Dvořák und Brahms – ein Projekt, das über mehrere Jahre hinweg angelegt ist und auch das Konzertprogramm wie ein roter Faden durchziehen wird. Durch die Kombination von Konzertaufführungen und CD-Produktionen können die Konzertspannung und der Livecharakter auch für CD eingefangen und damit die wunderbar konzentrierte Bamberger Konzertatmosphäre hinaus in die Welt getragen werden. Zusätzlich entstehen Aufnahmen exklusiv für BR-KLASSIK, bei denen der Fokus auf eher selten zu hörenden Werken liegt. So werden zum Beispiel mit dem Dirigenten Daniel Meyer zwei Symphonien des amerikanischen Komponisten Howard Hanson aufgenommen, die hierzulande wenig aufgeführt werden. Hinzu kommt eine Symphonie des Amerikaners David Diamond, eines 2005 verstorbenen Schülers von Nadia Boulanger. Mit besonderer Spannung erwartet wird die Ersteinspielung der Symphonischen Dichtung „Zrinyi“ von Karl Goldmark: Das Manuskript entdeckte ein Musikbibliothekar des BR in einer Budapester Bibliothek.

BR-KLASSIK ist stolz, in den Bamberger Symphonikern einen Partner zu haben, der bereit ist, sich immer wieder souverän abseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen.

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BR_AZ_Partnerschaft_340x240_2018_RZ.indd 2 12.03.18 11:14 Stiftung

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Intendanz Gremien Anzeige_Keilberth_Icon_KORRIG_2_X3.indd 1 10.04.18 11:38 144 Stiftung Bamberger Symphoniker – Intendanz und Bayerische Staatsphilharmonie Orchesterbüro

Stiftungsvorstand Marcus Rudolf Axt Intendant Marcus Rudolf Axt Intendant Christian Schmölder Betriebsdirektor

Stiftungsrat Markus Karl Stratmann Orchestermanager Prof. Dr. Marion Kiechle Bayerische Staatsministerin für Wolfgang Liehr Wissenschaft und Kunst – Vorsitzende Orchesterdisponent

Franziska Burr Dr. Tobias Haumer Persönliche Referentin des Intendanten Ministerialrat im Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat Sabrina Henz Referentin für Education und Sonderprojekte (in Elternzeit)

Andreas Starke Ronja Günther Oberbürgermeister der Stadt Bamberg Referentin für Education und Assistentin des Orchestermanagers

Jutta Friedrich Dr. Günther Denzler Uschi Weiß Bezirkstagspräsident des Bezirks Oberfranken Sachbearbeitung

Rosemarie Bachsteffel Heidrun Piwernetz Karin Wiltschke Regierungspräsidentin von Oberfranken Buchhaltung

Thomas Luck Johann Kalb Heinz Neuwirth Landrat des Landkreises Bamberg Notenwarte

Lothar Balik Thomas Albrecht Orchesterwarte 146 Förderstiftung Impressum

Peter Gartiser Herausgeber Vorsitzender des Stiftungsvorstands Stiftung Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie Dr. Max Medrisch Stiftungsvorstand und Intendant: Stiftungsvorstand Marcus Rudolf Axt Vorsitzende des Stiftungsrats: Marcus Rudolf Axt Staatsministerin Prof. Dr. Marion Kiechle Vorsitzender des Stiftungsrats Konzerthalle Bamberg Mußstraße 1, D-96047 Bamberg Postanschrift: Kuratorium Postfach 1101 46, D-96029 Bamberg Telefon +49(0)951/9647-100 Prof. Dr. Gustavo Möller-Hergt Telefax +49(0)951/9647-123 Bernhard Müller-Menrad [email protected] Hartmut Paulsen www.bamberger-symphoniker.de Caspar Seemann www.bambergsymphony.com Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg Michael Stoschek Dr. Hanno D. Wentzler Redaktion und Text Prof. Dr. Bertram Wiedenmann Redaktion: Christian Schmölder Kurztexte: Heidi Rogge Englische Kurztexte: Dr. Nick Morgan

Redaktionsschluss: 23. März 2018 Heinrich Kemmer Änderungen vorbehalten! Vorsitzender

Stephan Kirchner Design Dr. Jens Eue PETER SCHMIDT, BELLIERO & ZANDÉE, Hamburg Vorstände

Herstellung Druckerei & Verlag K. Urlaub GmbH, Bamberg 148 Bildrechte

Bei mehreren Fotos auf einer Denise Beck: Ditte Capion; Urheber, die nicht ermittelt wer- Altstadt von Bamberg Seite wird das Copyright der Marie Henriette Reinhold: den konnten, werden bezüglich UNESCO - Welterbe seit 1993 Bildreihenfolge entsprechend privat; Christian Elsner: Detlef einer nachträglichen Rechteab- von links nach rechts und von Kurth; Ludovic Morlot: Brandon geltung um Nachricht gebeten. oben nach unten genannt. Patoc; Sergey Khachatryan: Marco Borggreve; Bernarda S. 4/5: Andreas Herzau Fink: Julia Wesely; Cameron S. 8: Marian Lenhard; Carpenter: Heiko Laschitzki S. 10: Bay. Staats­ministerium S. 104: Michele Mariotti: Rocco für Wissenschaft und Kunst Casaluci; Mischa Maisky: Bergstadt S. 16: Andreas Herzau Hideki Shiozawa; Juraj Valcuha: S. 20: Matthias Krug (Fotograf nicht bekannt); S. 24/25: Andreas Herzau Vilde Frang: Marco Borggreve; S. 26: Andreas Herzau Ivo Kahánek: Dusan Martincek; S. 27: Andreas Herzau Serge Zimmermann: Marie C S. 33: Andreas Herzau Staggat; Antonello Manacorda: M S. 34: Andreas Herzau Nikolaj Lund; Szymon Nehring: Y S. 38: Mats Backer Bruno Fidrych; Ulrich Witteler: CM S. 44: Marian Lenhard Marian Lenhard Inselstadt MY S. 48/49: Peter Eberts S. 105: Manfred Honeck:

CY S. 51: Marian Lenhard Felix Broede; Marek Janowksi: S. 56: Marian Lenhard Felix Broede; Nikolai Lugansky: CMY S. 60-66: Andreas Herzau Marco Borggreve; Rafael K S. 74: Micheal Trippel Payare: Henry Fair; Denis S. 88: Andreas Herzau Kozhuhkin: Marco Borggreve; S. 92: Martin Bäcker Constantinos Carydis: Thomas © Sony Music Entertainment Brill; Myrtò Papatanasiu: S. 102: Nikolaj Znaider: Lars Figetakis Peter; Heiko Triebener: Gärtnerstadt Gundersen; Frank Peter Zim- Marian Lenhard; Albrecht mermann: Harald Hoffmann; Mayer: Matt Dine Martin Haselböck: Meinrad S. 126: Olga Peretyatko- Hofer; Christian Schmitt: Uwe Mariotti: Ali Khan; Arens; Margarita Höhenrieder: Rolando Villazón: Mat Hennek; Juanjo Mena: Dario Acosta Michal Novak; Vadim Gluzman: S. 127: Stadt Bamberg Marco Borggreve; Andrey Go- S. 138: Paul Yates dik: Marian Lenhard; Barbara S. 140: Joseph Keilberth: www.welterbe.bamberg.de Hannigan: Elmer de Haas Bamberger Symphoniker www.Facebook.com/zentrumwelterbebamberg S. 103: Andrea Marcon: Marco S. 148: Andreas Herzau Borggreve; Michael Schøn- S. 158: Horst Stein: wandt: Hans van der Woerd; Bamberger Symphoniker Allegro auf BR-KLASSIK Kultur ist mehr…

... als nur Freizeitgestaltung oder ein schöner Abend. Kultur ist Ausdruck und Motor wichtiger gesellschaftlicher Werte. Dazu zählen Aufgeschlossenheit, Engagement und ein klarer Qualitätsanspruch.

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SAMSTAGS- SONNTAGS- A ABO B ABO C ABO D ABO E ABO

Freitag, 28.9.2018 Samstag, 19.1.2019 Donnerstag, 27.9.2018 Donnerstag, 1.11.2018 Samstag, 20.10.2018 Sonntag, 21.10.2018 Hrůša F. P. Zimmermann Hrůša Fröst Kahánek Hrůša F. P. Zimmermann Hrůša Hannigan Mena Gluzman Godik Mena Gluzman Godik Ligeti, Martinů, Janáček Copland, Martinů, Mozart Dvořák, Martinů, Brahms Abrahamsen, Brahms Brahms, Schumann Brahms, Schumann

Samstag, 13.10.2018 Freitag, 22.2.2019 Sonntag, 18.11.2018 Samstag, 24.11.2018 Samstag, 1.12.2018 Sonntag, 16.12.2018 Haselböck Schmitt Manacorda Nehring Witteler Marcon Godik Fröst Schønwandt Vokalsolisten Hrůša Fink Chöre Höhenrieder Mendelssohn, Chopin, Mozart, Haydn, Beethoven Mozart, Beethoven, Borisova, Chor Mahler Mozart, Beethoven, Liszt Schumann Fröst, Nordin Grieg, Strawinski, Gade Freitag, 7.12.2018 Sonntag, 13.1.2019 Samstag, 17.11.2018 Samstag, 16.3.2019 Morlot Khachatryan Freitag 18.1.2019 Samstag, 15.12.2018 Valćuha Frang Marcon Godik Janowski Lugansky Liadow, Ravel, Chatschaturjan Hrůša Fröst Kahánek Hrůša Fink Chöre Prokofjew, Korngold, Strawinski Mozart, Haydn, Beethoven Schumann, Rachmaninow, Copland, Martinů, Mozart Mahler Schumann Mittwoch, 13.2.2019 Sonntag, 10.2.2019 (optional) Sonntag, 2.12.2018 Hrůša Fink Chöre Samstag, 2.2.2019 Samstag, 12.1.2019 Hrůša Schønwandt Vokalsolisten Freitag, 3.5.2019 Mahler Hrůša S. Zimmermann Valćuha Frang Mozart Chor Hrůša Triebener Mozart, Mendelssohn, Prokofjew, Korngold, Strawinski Grieg, Strawinski, Gade Dvořák, Lundquist, Brahms Samstag, 30.3.2019 Strawinski Sonntag, 17.3.2019 Payare Kozhukhin Samstag, 23.3.2019 Janowski Lugansky Freitag, 21.12.2018 Samstag 22.6.2019 Berlioz, Rubinstein, Sibelius Freitag, 22.3.2019 Blomstedt Schumann, Rachmaninow, Eschenbach Carpenter Blomstedt Blomstedt Berwald, Berlioz Schumann Strauss, Rachmaninow, Beethoven, Strauss, Wagner Freitag, 7. Juni 2019 Berwald, Berlioz Poulenc, Schumann Hrůša Samstag, 4.5.2019 Sonntag, 14.4.2019 Suk, Dvořák Samstag, 13.4.2019 Hrůša Triebener Carydis Papatanasiu Carydis Papatanasiu Dvořák, Lundquist, Brahms Cherubini, Ravel, Weber, Cherubini, Ravel, Weber, Rimski-Korsakow Rimski-Korsakow Sonntag, 23.6.2019 Blomstedt Beethoven, Strauss, Wagner 164 Die Konzertreihen Concert series 2018 – 2019 2018 – 2019

SONDERKONZERTE JUGEND- UND SCHÜLER ABO FAMILIENKONZERTE KAMMERKONZERTE ORGELKONZERTE STUDENTEN- KONZERTE

Montag, 31.12.2018 Freitag, 23.11.2018 Freitag, 28.9.2018 Samstag, 8.12.2018 Sonntag, 14.10.2018 Sonntag, 4.11.2018 Mariotti Maisky Fröst Hrůša F. P. Zimmermann Arkona Morlot Bläser und Klavier Mechler Rossini, Tschaikowski, Mozart, Beethoven, Borisova, Ligeti, Martinů, Janáček »Es war einmal ...« Molbe, Reinecke, Rameau, Fauré, Ravel, Satie, Wagner Fröst, Nordin Poulenc, Damase Poulenc u.a. Samstag, 13.10.2018 Sonntag, 3.3.2019 Sonntag, 10.2.2019 Dienstag, 29.1.2019 Haselböck Schmitt Faschingskonzert für Kinder Sonntag, 11.11.2018 Sonntag, 23.12.2018 Hrůša Hrůša Fröst Höhenrieder Streichquartett Carpenter Mozart Strawinski, Copland, Mozart Mozart, Beethoven, Liszt Samstag, 6.4.2019 Schumann, Eichendorff Bach, Hansons Tetzlaff Sonntag, 3.3.2019 Donnerstag, 6.6.2019 Sonntag, 2.12.2018 »Peter und der Wolf« Sonntag, 27.1.2019 Sonntag, 17.2.2019 Honeck »Slam Symphony« Schønwandt Vokalsolisten Bläser Schmitt Merscher Gesangssolisten Chor Hrůša Chor Ibert, Barber, Arnold, Berio, Franck, Widor, Chopin, Bach, J. Strauss (Sohn) Suk Grieg, Strawinski, Gade Beethoven, Dvořák Schumann u.a.

Sonntag, 24.3.2019 Freitag, 22.2.2019 Samstag, 23.2.2019 Sonntag, 12.5.2019 »Lange Schumann-Nacht« Manacorda Nehring Witteler (außerhalb des Abonnements) Bischof Beckmann Mendelssohn, Chopin, Martin Fröst und Mitglieder der Steigleder, Schumann, Reger, Samstag, 27.4.2019 Schumann Bamberger Symphoniker Bach, Schumann u.a. Benefizkonzert zugunsten der Welterbestiftung Freitag, 3.5.2019 Sonntag, 7.4.2019 Hrůša Hrůša Triebener Streichsextett Peretyatko-Mariotti Villazón Dvořák, Lundquist, Brahms Strauss, Schönberg

Sonntag, 2.6.2019 Streicher Uccellini, Mattheis, Vivaldi, Telemann, Purcell

Sonntag, 30.6.2019 Streicher Klavier Schubert, Hummel, Vaughan Williams 166 Vorverkauf und Allgemeine Hinweise Abonnements

Abonnementbüro Abonnements Soweit nichts anders ange- Ermäßigungen gelten für Schü- Konzertbusse und Vorverkaufsstelle geben, finden alle Konzerte ler, Auszubildende, Studenten, Abonnenten sparen im im Joseph-Keilberth-Saal Behinderte (mehr als 60%) und 15 Minuten nach Ende der Vergleich zu den Preisen für der Konzerthalle Bamberg, sozial Schwache (ausgewiesen Orchesterkonzerte – auch bvd Kartenservice Einzelkarten bis zu 25%. Muß­str. 1, 96047 Bamberg, durch GEZ-Befreiung o.ä.). Ein an Silvester, ausgenommen Im Abbuchungsverfahren statt. gültiger Ausweis ist bei Erwerb jedoch Jugend-, Familien- und Lange Str. 39 / 41, ist die Zahlung in zwei Raten und Eintritt vorzulegen. Kinder Studentenkonzerte – fährt ein 96047 Bamberg möglich. Programm-, Termin- und und Jugendliche unter 18 Jah- Konzertbus von der Bushalte- Telefon 0951 / 98082-20 Besetzungsänderungen sind ren, Schüler sowie Studenten stelle vor der Konzerthalle über Telefax 0951/98082-30 Bei Verhinderung können nicht beabsichtigt, bleiben aber erhalten für Abonnementkon- die Tiefgarage Georgendamm [email protected] Abonnenten ihren Platz für eine vorbehalten. Ein Anspruch auf zerte der Bamberger Sympho- und den ZOB zum Bahnhof. www.bvd-ticket.de Bearbeitungsgebühr von € 3,- Rücknahme von Karten oder niker an der Einlasskasse Kar- Die Benutzung ist für Konzert- gegen einen Platz in einem Entschädigung erwächst ten ab € 10,-, soweit verfügbar besucher kostenfrei. Geschäftszeiten anderen Konzert tauschen, da­raus jedoch nicht. (gilt nicht an Silvester). Montag bis Freitag rechtzeitige Anmeldung und Zusätzlich fahren vor und nach 9.00-18.00 Uhr Verfügbarkeit vorausgesetzt. Im Interesse ungestörter Auf- Kartenreservierungen für die diesen Konzerten Shuttle-Busse Samstag führungen können verspätete Abendkasse gelten bis jeweils zwischen der Konzerthalle und 9.00-13.00 Uhr Auf Wunsch erhalten Abonnen- Konzertbesucher grundsätzlich 30 Minuten vor Konzertbeginn. der Tiefgarage Georgendamm. ten die Programmhefte zum nur nach abgeschlossenen Bis dahin nicht abgeholte Kar- jeweiligen Konzert einige Tage Werken oder in der Konzert- ten werden in den freien Verkauf Vorverkauf von vorher gegen eine Kosten- pause eingelassen werden, bei gegeben. Einzelkarten beteiligung von € 35,- (Abo A) Konzerten mit nur einem Werk bzw. € 23,- (Abos B, C, D und ist verspäteter Einlass gänzlich Die Bamberger Symphoniker ab 21. Juli: E) per Post zugesandt. ausgeschlossen. behalten sich vor, bei Veran- Abonnementkonzerte staltungen Ton-, Foto- und und Sonder­konzerte am Die Verlängerung bestehender Bitte beachten Sie, dass Foto- Filmaufnahmen­ zu Dokumen- 10. Februar 2019 (Mozart), und die Buchung neuer und Filmaufnahmen während tationszwecken erstellen zu 03. März 2019 (»Fledermaus«), Abonnements sind ab sofort unserer Konzerte grundsätzlich lassen oder Rundfunk- und 27. April 2019 (Benefizkonzert) möglich. Bis zum 16. Juni 2018 nicht gestattet sind. Fernsehanstalten solche nicht verlängerte Abonnements Aufzeichnungen und Übertra- ab 29. September: werden anderweitig vergeben. Alle Preise beinhalten Vorver- gungen zu gestatten. Mit dem Silvesterkonzert Abonnements verlängern sich kaufs- und Ticketgebühren Besuch in unserem Hause automatisch auch für die Spiel- sowie gesetzliche Steuern. erklären Sie sich hiermit einver- zeit 2019 / 2020, wenn sie nicht Zusendung bestellter Karten standen. Einlasskasse bis zum 15. April 2019 beim zuzüglich € 3,- Versandkosten- Verkauf von Restkarten bvd Kartenservice gekündigt pauschale. ab 1 Stunde vor werden. Veranstaltungsbeginn Telefon 0951/9647-145 168 Preise für Abonnements Sitzplan des und Einzelkarten Joseph-Keilberth-Saals

Abonnements 1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz

Abonnement A, 10 Konzerte 385,- 340,- 275,- 210,- ermäßigt 200,- 160,-

Abonnements B und C, je 6 Konzerte 235,- 210,- 170,- 130,- ermäßigt 125,- 100,-

Abonnement D 6 Konzerte 260,- 225,- 180,- 140,- ermäßigt 135,- 110,-

Abonnement E, 6 Konzerte (keine Ermäßigung) 260,- 225,- 180,- 140,-

Schüler-Abo, 5 Konzerte 30,-

Orgelkonzerte, 4 Konzerte – freie Platzwahl 60,-

Kammerkonzerte, 6 Konzerte – freie Platzwahl 90,- ermäßigt 50,-

Einzelkarten

Abo-Reihen A - E und Konzert am 10.2.2019 50,- 44,- 35,- 27,- ermäßigt 25,- 20,-

Sonderkonzert an Silvester (keine Ermäßigung) 65,- 55,- 45,-

Sonderkonzert am 3.3.2019 (»Fledermaus«) 75,- 60,- 45,- 30,- ermäßigt 20,-

Benefizkonzert am 27.4.2019 120,- 95,- 70,- 35,- ermäßigt 20,-

Kammerkonzerte, Orgelkonzerte, Jugend- 20,- und Studentenkonzerte – freie Platzwahl ermäßigt 10,- Bei Abonnementkonzerten: 1. Platz 2. Platz 3. Platz 4. Platz

Familienkonzerte – freie Platzwahl 10,- ermäßigt 5,- 170 Kontakt

Konzerthalle Bamberg, Mußstraße 1, D-96047 Bamberg Telefon 0951/9647-100, Telefax 0951/9647-123 [email protected]

www.bamberger-symphoniker.de www.bambergsymphony.com

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Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft wurde 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.